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UNTERRICHTSPRAXIS<br />

98<br />

Ist <strong>de</strong>r Mond ein Gott?<br />

Daniel und Jakob sitzen auf <strong>de</strong>n<br />

Stufen <strong>de</strong>s prachtvollen Tempels und<br />

schauen auf das bunte Treiben <strong>de</strong>r vielen<br />

Menschen in <strong>de</strong>r riesigen Stadt Babylon.<br />

Der Tempel ist <strong>de</strong>m Gott Marduk<br />

geweiht. Marduk gilt bei <strong>de</strong>n Babyloniern<br />

<strong>als</strong> <strong>de</strong>r König von <strong>de</strong>n vielen<br />

Göttern, die von <strong>de</strong>n Babyloniern verehrt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Daniel und Jakob sind keine Babylonier;<br />

sie sind Ju<strong>de</strong>n aus Jerusalem.<br />

Vor zehn Jahren hatte <strong>de</strong>r mächtige König<br />

von Babylon die Stadt Jerusalem<br />

erobert und die meisten Bewohner <strong>als</strong><br />

Gefangene in das Land <strong>de</strong>r Babylonier<br />

verschleppt. Und nun lebten sie hier in<br />

<strong>de</strong>r Frem<strong>de</strong>, fern von ihrer Heimat, unter<br />

frem<strong>de</strong>n Menschen, die an<strong>de</strong>re Götter<br />

anbeteten. Sie sind traurig und sehnen<br />

sich zurück nach Jerusalem und<br />

<strong>de</strong>m Tempel Jahwes. Doch auch <strong>de</strong>r ist<br />

zerstört. Die Ju<strong>de</strong>n in Babylon treffen<br />

sich immer wie<strong>de</strong>r am Sabbat zum Gottesdienst.<br />

Auch Daniel und Jakob kommen<br />

an je<strong>de</strong>m Sabbat. Der Sabbat war<br />

<strong>de</strong>r Tag, <strong>de</strong>r Jahwe, <strong>de</strong>m Gott Israels,<br />

geweiht ist. Er soll an <strong>de</strong>n Bund erinnern,<br />

<strong>de</strong>n das Volk Israel mit Gott hat.<br />

Ein Priester predigt: „Wir sind selber<br />

schuld, dass so großes Unheil über unser<br />

Volk gekommen ist. Denn wir haben<br />

uns nicht an <strong>de</strong>n Bund gehalten,<br />

<strong>de</strong>n wir mit Gott hatten. Wir haben <strong>de</strong>n<br />

Bund gebrochen, weil wir nicht auf<br />

Jahwe gehört haben.“<br />

Das haben die Ju<strong>de</strong>n inzwischen<br />

eingesehen, wenigstens die meisten.<br />

Doch, wie soll es weitergehen? Wird<br />

INFORMATIONEN 32 2/2003<br />

das Unheil bleiben? Die Priester trösten<br />

die Ju<strong>de</strong>n: „Gott wird uns nicht fallen<br />

lassen. Er wird uns retten; <strong>de</strong>nn er<br />

ist barmherzig. Doch wir müssen uns<br />

bessern. Wir müssen umkehren. Wir<br />

müssen Gottes Gebote halten. Ganz<br />

genau. Und vor allem: Wir müssen <strong>de</strong>m<br />

Gott Israels treu bleiben und dürfen<br />

nicht anfangen, die Götter <strong>de</strong>r Babylonier<br />

zu verehren. Nur Jahwe ist Gott,<br />

er allein.“<br />

Nach <strong>de</strong>m Gottesdienst treffen Daniel<br />

und Jakob <strong>de</strong>n Priester Esdras. Sie<br />

kennen ihn gut und unterhalten sich oft<br />

mit ihm. „Du hast recht mit <strong>de</strong>m, was<br />

du eben im Gottesdienst gesagt hast“,<br />

sagen sie zu ihm. „Wir waren heute<br />

morgen am Marduktempel und haben<br />

beobachtet, dass auch einige von uns<br />

Ju<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Tempel gingen, um Marduk<br />

anzubeten.“ „Das ist schlimm“,<br />

sagt <strong>de</strong>r Priester. „Sie meinen, Marduk<br />

wür<strong>de</strong> ihnen helfen, weil er <strong>als</strong> so<br />

mächtig gilt.“ Jakob unterbricht ihn:<br />

„Ja, das stimmt. Die Babylonier erzählen,<br />

dass Marduk die Meeresgöttin Tiamat<br />

erschlagen und aus ihrem Körper<br />

<strong>de</strong>n Himmel erschaffen hat. Und Marduk<br />

soll auch <strong>de</strong>n bösen Gott Kingu erschlagen<br />

haben und aus seinem Blut<br />

die Menschen erschaffen haben. Deshalb<br />

sind die Menschen so böse.“<br />

„Und?“, <strong>de</strong>r Priester schaut ihn fragend<br />

an: „Glaubst du so etwas auch? Du<br />

weißt doch, dass nur Jahwe Gott ist und<br />

dass alles von ihm kommt. Nicht Marduk,<br />

son<strong>de</strong>rn Jahwe hat <strong>de</strong>n Himmel<br />

und die Er<strong>de</strong>, die Sonne, <strong>de</strong>n Mond und<br />

die Sterne und das Meer und die Berge<br />

erschaffen.“<br />

Jakob überlegt: „Die Babylonier sagen<br />

aber, dass Sonne, Mond und Sterne<br />

göttliche Mächte sind. Ist <strong>de</strong>r Mond<br />

wirklich ein Gott?“ „Nun <strong>de</strong>nke doch<br />

einmal genau nach!“, antwortet <strong>de</strong>r<br />

Priester, „Wie kann <strong>de</strong>r Mond ein Gott<br />

sein? Der Mond ist nichts weiter <strong>als</strong> eine<br />

Lampe am Himmel, genau wie die<br />

Sonne. Die Sonne ist für <strong>de</strong>n Tag da;<br />

und <strong>de</strong>r Mond soll uns Menschen in <strong>de</strong>r<br />

Nacht leuchten. Es sind Dinge, die Gott<br />

für uns geschaffen hat. Mehr nicht!<br />

Gott hat sie uns gegeben; sie sind für<br />

uns da. Aber sie sind keine Götter. Sie<br />

sind Geschöpfe Gottes.“ Daniel hat<br />

aufmerksam zugehört, <strong>als</strong> <strong>de</strong>r Priester<br />

das erklärte. „So gut wie du“, sagt er<br />

bewun<strong>de</strong>rnd, „hat mir das noch keiner<br />

erklärt. Jetzt verstehe ich das alles viel<br />

besser. Das solltet ihr Priester auch <strong>de</strong>n<br />

an<strong>de</strong>ren Ju<strong>de</strong>n aus unserer Gemein<strong>de</strong><br />

einmal so erklären. Dann wer<strong>de</strong>n sie<br />

unserem Gott besser treu bleiben“. Jakob<br />

nickt: „Ja, vielleicht könnt ihr<br />

Priester einmal aufschreiben, was Jahwe<br />

alles erschaffen hat: die Sonne, <strong>de</strong>n<br />

Mond, die Berge, die Wasser in <strong>de</strong>n<br />

Wolken, die Wasser im Meer, die Fische,<br />

die Tiere auf <strong>de</strong>m Feld. Vielleicht<br />

könnt ihr ein Gedicht daraus machen<br />

o<strong>de</strong>r ein Loblied!“<br />

Jakob hat sich in Begeisterung gere<strong>de</strong>t,<br />

Daniel bremst ihn etwas ab:<br />

„Das gäbe aber ein langes Gedicht mit<br />

vielen hun<strong>de</strong>rt Strophen.“ Der Priester<br />

<strong>de</strong>nkt nach. „Das ist ein guter Vorschlag.<br />

Wir können ja ein Lied mit sieben<br />

Strophen machen; genau so viele<br />

Strophen wie die Woche Tage hat. Und<br />

wenn wir das Lied gemeinsam am Sabbat<br />

singen, dann wer<strong>de</strong>n auch alle daran<br />

erinnert, dass wir sechs Tage arbeiten<br />

sollen, am siebenten Tag aber ruhen<br />

sollen. So hat es Gott befohlen. Ich<br />

wer<strong>de</strong> einmal mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Priestern<br />

darüber sprechen.“<br />

Aus: Günther Weber: Wie wir Menschen leben 4. Ein<br />

Religionsbuch für das vierte Schuljahr. – Freiburg.<br />

4. Auflage. 1992. S. 66-67. © Verlag Her<strong>de</strong>r

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