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UNTERRICHTSPRAXIS<br />
124<br />
Faktoren, die laut Pisa wie auch laut<br />
IGLU die Lesefertigkeit ausmachen,<br />
im Zentrum <strong>de</strong>r Unterrichtsprozesse.<br />
Religiöse und biblische Texte sind dabei<br />
von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung, <strong>de</strong>nn<br />
sie sind per se so angelegt, dass sie die<br />
Schüler/-innen zur Reflexion, zum Hinein<strong>de</strong>nken<br />
und -fühlen in frem<strong>de</strong> Personen,<br />
zum Überschreiten ihrer Erfahrungsräume<br />
sowie zum Innewer<strong>de</strong>n, zur<br />
Beziehung auf sich selbst herausfor<strong>de</strong>rn.<br />
Es kommt nun darauf an, bei <strong>de</strong>n<br />
Grundschulkin<strong>de</strong>rn das Interesse an<br />
Bibeltexten zu wecken und ihre Motivation<br />
zum Lesen <strong>de</strong>r biblischen Texte<br />
zu för<strong>de</strong>rn. Als eine vielversprechen<strong>de</strong><br />
Möglichkeit bietet sich hier das szenische<br />
Lesen von Bibeltexten an.<br />
2. Szenisches Lesen von Bibeltexten<br />
– Ablauf<br />
Das szenische Lesen ist eine beson<strong>de</strong>re<br />
Form von rollenverteiltem Lesen.<br />
In<strong>de</strong>m es <strong>de</strong>n Text im wörtlichen Sinn<br />
vor Augen stellt, macht es sehr gut<br />
Textzusammenhänge, die Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r Erzählung und vor allem die Beziehungen<br />
<strong>de</strong>r Personen sichtbar.<br />
2.1.Vorstufe: rollenverteiltes Lesen von<br />
Bibeltexten<br />
Um biblische Erzählungen mit<br />
Grundschulkin<strong>de</strong>rn szenisch zu lesen,<br />
ist es notwendig, bei <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>r<br />
Metho<strong>de</strong> in mehreren Schritten vorzugehen:<br />
Eine Vorstufe ist das rollenverteilte<br />
Lesen <strong>de</strong>r biblischen Texte. Ein Erzähltext,<br />
in <strong>de</strong>m mehrere Personen auftreten<br />
und zu Wort kommen, wird von<br />
mehreren Schülern bzw. Schülerinnen<br />
gelesen.<br />
Zunächst wer<strong>de</strong>n die Rollen verteilt.<br />
Ein Schüler bzw. eine Schülerin<br />
liest <strong>de</strong>n Erzähler. Die wörtlichen Re<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>njenigen gelesen,<br />
die die entsprechen<strong>de</strong> biblische Person<br />
„verkörpern“. Personengruppen können<br />
von zwei bis drei Schülern gleichzeitig<br />
gelesen wer<strong>de</strong>n.<br />
INFORMATIONEN 32 2/2003<br />
Wichtig ist, dass die Schüler/-innen<br />
<strong>de</strong>n Text (in einer altersgemäßen Sprache)<br />
gut geglie<strong>de</strong>rt erhalten, am besten<br />
auf einem Textblatt, und dass die wörtlichen<br />
Re<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlich herausgestellt<br />
sind (z.B. Beginn einer neuen Zeile –<br />
einrücken).<br />
Beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>r<br />
Metho<strong>de</strong>, vor allem, wenn diese Art <strong>de</strong>s<br />
Lesens von biblischen Erzählungen<br />
<strong>de</strong>n Grundschulkin<strong>de</strong>rn noch wenig<br />
vertraut ist, ist es hilfreich, wenn <strong>de</strong>r<br />
Lehrer, die Lehrerin die Äußerungen<br />
<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Personen auf <strong>de</strong>n<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Textblättern jeweils<br />
markiert und diese Textblätter dann an<br />
die Schüler/-innen verteilt, die die jeweilige<br />
Rolle lesen.<br />
<strong>Diese</strong> Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Lesens von biblischen<br />
Erzählungen bietet mehrere<br />
Vorteile gegenüber <strong>de</strong>m herkömmlichen<br />
Lesen: Der Text wird lebendiger<br />
aufgenommen, die Dialoge wer<strong>de</strong>n<br />
„sicht“barer, die Charaktere treten<br />
<strong>de</strong>utlicher hervor. Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n die<br />
Schüler/-innen zu einer eigenen Stellungnahme<br />
motiviert. Durch das Verkörpern<br />
einer <strong>de</strong>r biblischen Personen<br />
wird die I<strong>de</strong>ntifikation bzw. die persönliche<br />
Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit dieser<br />
Person erleichtert.<br />
2.2.Durchführung <strong>de</strong>s szenischen<br />
Lesens<br />
1. Schritt: Rollenverteiltes Lesen <strong>de</strong>s<br />
Bibeltextes (s.o.)<br />
2. Schritt: In die Rolle hineinfin<strong>de</strong>n<br />
Nach<strong>de</strong>m die biblische Erzählung<br />
ein erstes Mal gelesen wur<strong>de</strong>, tragen<br />
die Schüler/-innen die dort genannten<br />
Personen sowie einige Merkmale von<br />
diesen zusammen, die ihnen während<br />
<strong>de</strong>s Lesens aufgefallen sind. Der Lehrer,<br />
die Lehrerin hält die Äußerungen<br />
stichpunktartig an <strong>de</strong>r Tafel bzw. am<br />
OHP fest und ergänzt sie ggf.<br />
Anschließend wer<strong>de</strong>n die Schüler/-innen,<br />
die eine <strong>de</strong>r biblischen Personen<br />
verkörpern, durch gezielte Impulse<br />
angeleitet, sich in die genannten<br />
Personen bzw. in eine dieser Personen<br />
hineinzuversetzen (z.B. „Überlege,<br />
wie Du N.N. beschreiben wür<strong>de</strong>st.<br />
Versuche, dich so hinzustellen, wie du<br />
meinst, dass N.N. stehen wür<strong>de</strong> ...“).<br />
Es empfiehlt sich, dass dazu alle Schüler/-innen<br />
für ca. 2-3 Minuten ruhig<br />
wer<strong>de</strong>n und evtl. die Augen schließen.<br />
3. Schritt: Rollenverteiltes Lesen <strong>de</strong>s<br />
Bibeltextes mit Gesten und Bewegungen<br />
– Szenisches Lesen<br />
Wie beim rollenverteilten Lesen<br />
wird <strong>de</strong>r Bibeltext beim szenischen Lesen<br />
in verschie<strong>de</strong>nen Rollen gelesen.<br />
Zusätzlich drücken die Schüler/-innen,<br />
die die Äußerungen <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />
Personen lesen, alle nachvollziehbaren<br />
Gesten und Bewegungen <strong>de</strong>s Textes<br />
mit Gesten bzw. durch Körperhaltung<br />
o<strong>de</strong>r Bewegungen aus (z.B. oben – unten,<br />
Distanz – Nähe, Aggression – Zuwendung).<br />
Der Bibeltext wird so im<br />
Körperausdruck, in Haltungen, Gesten<br />
und Raumbewegungen sichtbar.<br />
Wichtig ist, dass <strong>de</strong>r Lehrer/die<br />
Lehrerin <strong>de</strong>n Schülern/-innen vor Beginn<br />
<strong>de</strong>s Szenischen Lesens einige<br />
Hinweise gibt, dass diese Form <strong>de</strong>s<br />
Textlesens gewählt wird, um ihnen zu<br />
erleichtern, die biblische Erzählung<br />
besser zu verstehen. Es soll nicht darum<br />
gehen, „eine Show abzuziehen“<br />
o<strong>de</strong>r sich über an<strong>de</strong>re zu amüsieren.<br />
Es empfiehlt sich, dass zunächst <strong>de</strong>r<br />
Lehrer, die Lehrerin die Rolle <strong>de</strong>s Erzählers<br />
übernimmt. So kann während<br />
<strong>de</strong>s Lesens etwas Regie geführt wer<strong>de</strong>n,<br />
in<strong>de</strong>m bestimmte Bewegungsanweisungen<br />
im Text betont bzw. gegebenenfalls<br />
nochm<strong>als</strong> wie<strong>de</strong>rholt (z.B.:<br />
„da drehte Maria sich um“; „da wen<strong>de</strong>te<br />
Jesus sich ihm/ihr zu“) wer<strong>de</strong>n.<br />
Am besten sitzen alle Schüler/-innen<br />
in einem großen Halbkreis. Die<br />
agieren<strong>de</strong>n Schülerinnen und Schüler<br />
stehen an verschie<strong>de</strong>nen Orten vor <strong>de</strong>r<br />
Klasse, so dass alle einen guten Blick<br />
auf das Textgeschehen haben. Die<br />
Schülerinnen und Schüler, die keine<br />
Rolle übernommen haben, lesen nicht<br />
selbst im Text mit, son<strong>de</strong>rn sehen und<br />
hören genau hin, wo und wie sich das<br />
Textgeschehen vollzieht.