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Konzeption <strong>de</strong>s Films nachzuzeichnen 1 ,<br />
aus religionspädagogischer Perspektive<br />
sei an dieser Stelle aber noch Folgen<strong>de</strong>s<br />
angemerkt: Den Film im Ganzen<br />
im Unterricht einzusetzen, setzt ein<br />
interessiertes und aufnahmefähiges Publikum<br />
voraus. Der eher meditative<br />
<strong>de</strong>nn dramatische Charakter <strong>de</strong>s Films<br />
erfor<strong>de</strong>rt schon eine <strong>de</strong>utliche Bereitschaft,<br />
sich auf eine bildstarke, aber<br />
handlungsarme Konzeption einzulassen.<br />
Für eine Erarbeitung <strong>de</strong>r theologischen<br />
Fragen ist <strong>de</strong>r Film aber m.E.<br />
sehr gut geeignet. Dies wird wohl nur<br />
in <strong>de</strong>r Sek II zu leisten sein. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Seite scheint es mir aber auch gut<br />
möglich, <strong>de</strong>n Film nur in einzelnen Abschnitten<br />
einzusetzen. Durch seine im<br />
Kern klare Glie<strong>de</strong>rung (Schöpfung –<br />
Paradies – Kain und Abel – Noah) und<br />
<strong>de</strong>n weitgehen<strong>de</strong>n Verzicht auf durchgängige<br />
Figuren und <strong>de</strong>ren Psychologisierung<br />
kann man auch mit solchen<br />
„Bruchstücken“ im RU arbeiten. Dies<br />
wird wahrscheinlich sogar auch im Bereich<br />
<strong>de</strong>r Primarstufe möglich sein, wo<br />
die Schönheit <strong>de</strong>r Film-Bil<strong>de</strong>r noch<br />
einmal eine ganz eigene Wirkung entfalten<br />
kann.<br />
3. Die Bibel <strong>als</strong> Folie für die<br />
Filmerzählung –<br />
NAZARIN von Luis Buñuel<br />
Filme dieser Kategorie sind sicher<br />
keine „Bibelfilme“ im engeren Sinn.<br />
Hier geht es nicht darum, eine biblische<br />
Erzählung in eine dramatische Filmhandlung<br />
umzusetzen, son<strong>de</strong>rn die Verbindung<br />
zwischen Film und Text ist<br />
wesentlich indirekter. Nicht selten bedarf<br />
es beim Zuschauer mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />
umfangreicher Bibelkenntnisse,<br />
um eine solche Verbindung überhaupt<br />
herzustellen. In diese Kategorie gehören<br />
etwa Filme wie JESUS VON MONTREAL<br />
(Kan. 1989) von Denys Arcand, DIE<br />
LETZTE VERSUCHUNG CHRISTI (USA<br />
1988) von Martin Scorsese, THE GAR-<br />
DEN (GB/BRD 1989) von Derek Jarman,<br />
MARIA UND JOSEF (F 1985) von<br />
Jean-Luc Godard, <strong>de</strong>r DEKALOG-FILM-<br />
ZYKLUS (Pol./BRD 1988) von Krzysztof<br />
Kieslowski und nicht zuletzt auch<br />
Monty Pythons DAS LEBEN DES BRIAN<br />
(GB 1970) von Terry Jones, <strong>de</strong>r wie<br />
auch Scorseses Verfilmung <strong>de</strong>s Katzantzakis-Romans<br />
häufig <strong>als</strong> Bibelfilm<br />
missverstan<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>.<br />
Filme dieser Kategorie liefern m. E.<br />
die mit Abstand interessantesten Ansatzpunkte<br />
für <strong>de</strong>n Religionsunterricht.<br />
Dabei sollte man sich <strong>als</strong> Religionslehrer<br />
allerdings eine Frage ganz zu Beginn<br />
<strong>de</strong>r Vorbereitung stellen: Ist das<br />
Verhältnis Film/Bibel ein eher affirmatives<br />
o<strong>de</strong>r ein adversatives? An<strong>de</strong>rs gesagt:<br />
Eröffnet <strong>de</strong>r Film für Zuschauer/<br />
-innen/die Schüler/-innen Zugänge zur<br />
biblischen Botschaft, o<strong>de</strong>r steht <strong>de</strong>r<br />
Film in Kontrast zur christlichen Deutung<br />
<strong>de</strong>r Texte bzw. kann er <strong>als</strong> Kritik<br />
an ihr verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n? Damit soll<br />
jedoch nicht suggeriert wer<strong>de</strong>n, dass eine<br />
Zuordnung zur zweiten Gruppe gegen<br />
einen Einsatz im Unterricht spricht,<br />
wohl aber, dass mit einem solchen Film<br />
an<strong>de</strong>rs im Unterricht gearbeitet wer<strong>de</strong>n<br />
muss. Auch sollte man sich in <strong>de</strong>r Beantwortung<br />
dieser Frage nicht vorschnell<br />
am Urteil einer Kritik orientieren,<br />
die ausschließlich <strong>de</strong>ssen dogmatische<br />
o<strong>de</strong>r historische „Korrektheit“ beurteilt.<br />
Ein Film wie MARIA UND JOSEF,<br />
heftig angefein<strong>de</strong>t ob seiner vermeintlich<br />
blasphemischen Darstellung einer<br />
nackten Maria, ist we<strong>de</strong>r obszön noch<br />
blasphemisch, son<strong>de</strong>rn eine sensible<br />
und virtuose Meditation über das Geheimnis<br />
<strong>de</strong>r Schöpfung und <strong>de</strong>s Lebens<br />
wie <strong>de</strong>r Liebe, die <strong>de</strong>r biblischen Botschaft<br />
allemal näher ist <strong>als</strong> <strong>de</strong>r Bibelkitsch<br />
mancher unverdächtiger Filme.<br />
Eine Romanverfilmung wie DIE LETZTE<br />
VERSUCHUNG CHRISTI, auch diese heftig<br />
kritisiert wegen einer nicht züchtig<br />
verhüllten Maria und <strong>de</strong>r so ganz „unbiblischen“<br />
Versuchungsvision <strong>de</strong>s sterben<strong>de</strong>n<br />
Christus am Kreuz, ist – bei allen<br />
Schwächen – vielleicht näher und<br />
allemal konkreter am Geheimnis <strong>de</strong>s<br />
„wahren Menschenseins Jesu Christi“<br />
<strong>als</strong> die entrückten und aseptischen Jesusdarstellungen<br />
an<strong>de</strong>rer Filme. Und<br />
nicht zuletzt: Selbst ein Film wie Monty<br />
Pythons DAS LEBEN DES BRIAN, bei<br />
<strong>de</strong>m ich <strong>de</strong>n Vorwurf <strong>de</strong>r Blasphemie<br />
zwar nicht teilen, wohl aber noch am<br />
ehesten nachvollziehen kann, liefert in<br />
seinen stärksten Momenten eine Kritik<br />
an bestimmten Erscheinungsformen <strong>de</strong>r<br />
Religion, die auch <strong>de</strong>r dogmatisch geschulte<br />
Christ nachvollziehen und nachsprechen<br />
kann.<br />
Aus dieser zweiten Abteilung – Filme,<br />
die biblische Texte in (religions-)<br />
kritischer Absicht aufgreifen – sei nun<br />
einer etwas ausführlicher vorgestellt,<br />
<strong>de</strong>r m.E. zu ganz verschie<strong>de</strong>nen Themen<br />
<strong>de</strong>s RU sinnvoll eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
kann und <strong>de</strong>r vermutlich wenig be-<br />
Nazarin © Cinetext<br />
INFORMATIONEN 32 2/2003<br />
UNTERRICHTSPRAXIS<br />
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