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Hier wirkt Wilckens wohltuend konservativ und<br />
„katholisch“, d.h. allgemeinchristlich und für alle<br />
Konfessionen akzeptierbar. – Danach folgt die Behandlung<br />
<strong>de</strong>s Passionsberichts, <strong>de</strong>r <strong>als</strong> zusammenhängen<strong>de</strong><br />
Erzählung die Geschehnisse einer einzigen<br />
Woche, nachher von Stun<strong>de</strong>n, wie<strong>de</strong>rgibt<br />
(54-107): Einzug in Jerusalem, Salbung in Bethanien,<br />
Tempelreinigung, das Abendmahl mit <strong>de</strong>r<br />
Deutung Jesu, die er darin seinem Tod gibt („das<br />
Blut <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s, vergossen für die vielen“), Gefangennahme,<br />
Verhandlung vor <strong>de</strong>m Hohen Rat<br />
und Prozess vor Pilatus wer<strong>de</strong>n ausführlich <strong>als</strong><br />
historisch glaubwürdig und „auf konkreter Erinnerung<br />
beruhend“ (87) erwiesen. Demnach sind<br />
nicht die galiläischen Konflikte um das Sabbatgebot,<br />
son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Einzug in Jerusalem <strong>als</strong> Messias,<br />
die Ankündigung <strong>de</strong>r Zerstörung <strong>de</strong>s Tempels<br />
und die provozieren<strong>de</strong> Tempelreinigung Anlass<br />
für das To<strong>de</strong>surteil <strong>de</strong>s Hohenpriesters (90.93).<br />
Vor Pilatus wird er <strong>als</strong> politischer Königspräten<strong>de</strong>nt<br />
verklagt und verurteilt. Dann folgt „<strong>de</strong>r Bericht<br />
über die Kreuzigung Jesu, <strong>de</strong>r ebenso realistisch<br />
wie schriftnah formuliert ist“ (103). Ähnlich<br />
wie bei <strong>de</strong>n eingangs zitierten Abendmahlsworten<br />
stellt sich Wilckens auch beim Auferstehungsbericht<br />
Mk 16,1-6 gegen die „nahezu einhellige<br />
Auffassung <strong>de</strong>r Forschung“, dass die Worte <strong>de</strong>s<br />
Engels: „er ist auferweckt wor<strong>de</strong>n“ <strong>de</strong>m urchristlichen<br />
Credo 1 Kor 15,3-5 nachgebil<strong>de</strong>t, <strong>als</strong>o unecht<br />
seien (110-112). Sie gehören vielmehr sachlich<br />
und sprachlich zum ursprünglichen Passionsbericht,<br />
auf <strong>de</strong>n dieser seit Mk 8,31; 9,31 zuläuft.<br />
Es folgen Erörterungen über die Geschichtlichkeit<br />
<strong>de</strong>s leeren Grabes und in Kap.XI über die unbestreitbare<br />
Geschichtlichkeit <strong>de</strong>r Erscheinungen<br />
<strong>de</strong>s Auferstan<strong>de</strong>nen anhand <strong>de</strong>r alten Glaubensformel<br />
1 Kor 15,5ff. Allerdings folgt Wilckens<br />
dann Mk 16,7 und Mt 28,7.16, dass sie alle in Galiläa<br />
stattgefun<strong>de</strong>n haben, <strong>de</strong>mentsprechend seien<br />
Joh 20 und Lk 24 ungeschichtlich: Hier „argumentiert<br />
<strong>de</strong>r Erzähler“ (149). Worte <strong>de</strong>s Auferstan<strong>de</strong>nen<br />
seien aber niem<strong>als</strong> „frei erfun<strong>de</strong>n“<br />
(138.142). Er ist nicht ins irdische Leben zurückgekehrt,<br />
son<strong>de</strong>rn lebt <strong>als</strong> erster im „endzeitlich<br />
vollkommenen Leben“ (136f.151). Drei Kapitel<br />
über die Apostelgeschichte schließen sich an: Urgemein<strong>de</strong>,<br />
Entstehung <strong>de</strong>r Evangelienliteratur (2-<br />
Quellen-Theorie), Kirche aus Ju<strong>de</strong>n und Hei<strong>de</strong>n.<br />
Vieles kann hier nur ange<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n. Das<br />
Buch ersetzt <strong>de</strong>m gestressten Religionslehrer viele<br />
Bücher, weil es sie zusammenfasst und beurteilt.<br />
In ihm spricht nicht nur ein Wissenschaftler,<br />
son<strong>de</strong>rn ein Glauben<strong>de</strong>r und ein Seelsorger.<br />
Heinz-Jürgen Vogels<br />
Klaus Berger<br />
SSiinndd ddiiee BBeerriicchhttee<br />
d<strong>de</strong>ess NNeeuueenn TTeessttaa-mmeennttss<br />
wwaahhrr??<br />
Ein Weg zum Verstehen <strong>de</strong>r Bibel – Gütersloh:<br />
Kaiser, Gütersloher Verlagshaus. 2002. 213 S.,<br />
€ 19.95 (ISBN 3-579-05193-8)<br />
Der Hei<strong>de</strong>lberger Neutestamentler Klaus Berger<br />
ist ein Quer<strong>de</strong>nker. Etablierte Forschungsthe-<br />
sen und eingefahrene Denkwege wer<strong>de</strong>n von ihm<br />
mit Vorliebe kritisch hinterfragt und auf ihre Plausibilität<br />
hin überprüft. So auch in seinem neuesten<br />
Buch. Hinter <strong>de</strong>ssen Titel („Sind die Berichte <strong>de</strong>s<br />
Neuen Testaments wahr?”) verbirgt sich eine eingehen<strong>de</strong><br />
Revision <strong>de</strong>r liberalen Bibelhermeneutik,<br />
die bis heute von vielen Exegeten bei <strong>de</strong>r Auslegung<br />
<strong>de</strong>s Neuen Testaments angewen<strong>de</strong>t wird.<br />
Im ersten Kapitel <strong>de</strong>s Buches zeigt Berger beispielhaft<br />
an David Friedrich Strauss, William<br />
Wre<strong>de</strong>, Wilhelm Bousset und Rudolf Bultmann<br />
auf, wie sich die liberale Hermeneutik entwickelte<br />
und wie durch sie die historische Glaubwürdigkeit<br />
<strong>de</strong>r Evangelien im Laufe <strong>de</strong>r Zeit immer<br />
stärker erschüttert wur<strong>de</strong>. Ausgehend vom mo<strong>de</strong>rnen<br />
Realitätsempfin<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n die meisten neutestamentlichen<br />
Berichte von Erscheinungen und<br />
Wun<strong>de</strong>rn Jesu <strong>als</strong> legendarisch beurteilt, womit zugleich<br />
die historische Glaubwürdigkeit dieser Berichte<br />
grundsätzlich in Frage gestellt war. Der historische<br />
Gehalt <strong>de</strong>r Evangelien schwand im Licht<br />
<strong>de</strong>r liberalen Bibelhermeneutik auf ein Minimum.<br />
Klaus Berger steht <strong>de</strong>r liberalen Bibelhermeneutik<br />
skeptisch gegenüber, <strong>de</strong>nn er verdächtigt<br />
ihre Anwen<strong>de</strong>r, allzu leichtfertig und ohne <strong>de</strong>utliche<br />
Kriterien zwischen Legen<strong>de</strong> und historisch<br />
verlässlichen Informationen zu trennen. Die<br />
Leichtfertigkeit im Urteil gegenüber <strong>de</strong>n biblischen<br />
Texten ist seiner Ansicht nach „nur mit<br />
Gleichgültigkeit gegenüber <strong>de</strong>r Geschichte erklärbar<br />
und aus <strong>de</strong>m Interesse, das Anstößige, Unbequeme,<br />
so recht im intellektuellen Diskurs nicht<br />
Vorzeigbare zu eliminieren” (S. 22). Die Aporien<br />
und f<strong>als</strong>chen Plausibilitäten <strong>de</strong>r liberalen Bibelhermeneutik<br />
aufzuweisen, ist eines von zwei Zielen,<br />
die Berger in seinem Buch verfolgt. Das<br />
zweite Ziel ist die Entwicklung einer wissenschaftlich<br />
überzeugen<strong>de</strong>n Alternative zu dieser<br />
Art von Hermeneutik.<br />
Das ambitionierte Vorhaben beginnt Berger mit<br />
einer Prüfung verschie<strong>de</strong>ner Prämissen <strong>de</strong>r historisch-kritischen<br />
Exegese. Er setzt sich z.B. mit<br />
<strong>de</strong>n konkurrieren<strong>de</strong>n Überlieferungen zu Jesu<br />
To<strong>de</strong>sdatum auseinan<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r prüft die Kriterien<br />
zur Unterscheidung zwischen echten und unechten<br />
Jesusworten. Dabei möchte er zum einen <strong>de</strong>n<br />
Blick dafür öffnen, dass sich bei einer erneuten<br />
historischen Prüfung neutestamentlicher Befun<strong>de</strong><br />
durchaus noch neue Einsichten gewinnen lassen,<br />
zum an<strong>de</strong>ren will er aufweisen, dass die in<br />
<strong>de</strong>r Exegese üblichen Unterscheidungen zwischen<br />
„echt” und „unecht” bzw. zwischen „vorösterlich”<br />
und „nachösterlich” streng genommen nicht<br />
begründbar sind, weil es keine Unterscheidungskriterien<br />
gibt, die einer wissenschaftlichen Prüfung<br />
standhalten.<br />
Mit einer Erörterung <strong>de</strong>s biblischen Wahrheitsbegriffs<br />
leitet Berger über auf das Problem,<br />
<strong>de</strong>m sein Hauptinteresse gilt, <strong>de</strong>r Frage, welcher<br />
Realitätsgehalt <strong>de</strong>n neutestamentlichen Berichten<br />
über die Engelerscheinungen, die Verklärung<br />
und Himmelfahrt Jesu, die Auferweckung <strong>de</strong>s Lazarus<br />
und die Auferstehung Jesu zukommt. Während<br />
die Vertreter <strong>de</strong>r liberalen Hermeneutik in<br />
<strong>de</strong>r Regel Berichte dieser Art in das Reich <strong>de</strong>r<br />
Mythen und Legen<strong>de</strong>n verweisen, versucht Berger<br />
zu begrün<strong>de</strong>n, dass sie ein tatsächliches Geschehen<br />
(„mystisches Faktum”) beschreiben. Um<br />
zu vermei<strong>de</strong>n in die bibelfundamentalistische<br />
Ecke gestellt zu wer<strong>de</strong>n, versucht Berger seine<br />
These mit philosophischen Theorien von Nikolaus<br />
Cusanus, Alvin Plantinga und Kurt Hübner<br />
wissenschaftlich zu begrün<strong>de</strong>n. Wenn Berger etwa<br />
die Verklärung Jesu <strong>als</strong> ein mystisches Faktum<br />
begreift, so tut er dies unter <strong>de</strong>r Voraussetzung,<br />
dass es mehrere Bereiche von Wirklichkeit gibt.<br />
Der Theorie nach wird nur einer dieser Bereiche<br />
von <strong>de</strong>r Wissenschaft erfasst; <strong>de</strong>r Bereich <strong>de</strong>r<br />
mystischen Wirklichkeit (<strong>de</strong>m Ereignisse wie die<br />
Verklärung Jesu zuzuordnen wären) dagegen<br />
kann nur auf <strong>de</strong>m Wege <strong>de</strong>r Mystik erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />
Alles, was im Neuen Testament mit Gott,<br />
<strong>de</strong>m Teufel und <strong>de</strong>n Engeln in Verbindung gesehen<br />
wird, <strong>als</strong>o alles Übersinnliche und mit <strong>de</strong>r<br />
mo<strong>de</strong>rnen Rationalität nicht Erklärliche, weist<br />
Berger <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r mystischen Wirklichkeit<br />
zu. Vor diesem Hintergrund sieht er dann z.B.<br />
nicht mehr die Notwendigkeit, ein Ereignis wie<br />
die Verklärung Jesu <strong>als</strong> eine Erzählung nachösterlichen<br />
Ursprungs begreifen zu müssen. Seiner Ansicht<br />
nach han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>r Verklärungserzählung<br />
vielmehr um die Beschreibung einer<br />
mystischen Erfahrung, welche die Jünger bereits<br />
zu Jesu Lebzeiten machten, wobei ihnen ein zentraler<br />
Gehalt von Jesu göttlichem Wesen offenbart<br />
wor<strong>de</strong>n sei. Berger geht es <strong>als</strong>o auch hier darum,<br />
die klassische Differenzierung zwischen vor- und<br />
nachösterlichen Erzählungen aufzubrechen und<br />
<strong>als</strong> wissenschaftlich nicht haltbar zu erweisen.<br />
Das neue Buch von Klaus Berger ist ein anregen<strong>de</strong>s<br />
Werk mit einer ganzen Reihe von originellen<br />
und erwägenswerten Gedanken. Auch wenn<br />
nicht je<strong>de</strong>r von Bergers Gedanken sofort zu überzeugen<br />
vermag, so gelingt es <strong>de</strong>m Autor doch,<br />
dass man nach <strong>de</strong>r Lektüre <strong>de</strong>s Buches die althergebrachten<br />
historisch-kritischen Auslegungsprinzipien<br />
nicht mehr ganz so unkritisch anwen<strong>de</strong>t,<br />
wie man das bislang getan hat. Das Buch empfiehlt<br />
sich in erster Linie für Leserinnen und Leser,<br />
die über eine soli<strong>de</strong> exegetische Vorbildung<br />
verfügen. Christian Nanz<br />
Haag, Herbert<br />
BBiibblliisscchheess<br />
WWöörrtteerrbbuucchh<br />
– Freiburg u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 1994/2003. 448 S.<br />
m. 46 Abb. und Karten, € 14.90 (ISBN 3-451-<br />
28008-6)<br />
In einer preiswerten Son<strong>de</strong>rausgabe wird das<br />
1994 letztm<strong>als</strong> überarbeitete „Biblische Wörterbuch“<br />
<strong>de</strong>s 2001 verstorbenen em. Professors für<br />
alttestamentliche Exegese an <strong>de</strong>r Universität Tübingen<br />
jetzt einem breiteren Interessentenkreis<br />
zugänglich gemacht.<br />
In über 800 Stichwörtern von Aaron bis Zyrene<br />
bietet <strong>de</strong>r Band präzise Informationen zu Personen,<br />
Orten und Dingen, die in <strong>de</strong>r Bibel vorkommen<br />
o<strong>de</strong>r mit ihr in Verbindung stehen. <strong>Diese</strong>s<br />
Basiswissen wird durch Abbildungen, Übersichten<br />
und Karten ergänzt. Haag spart dabei bewusst,<br />
wie er in seinem Vorwort erwähnt, bibeltheologische<br />
Fragen und Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />
INFORMATIONEN 32 2/2003<br />
LITERATUR & MEDIEN<br />
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