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BEITRÄGE<br />
88<br />
<strong>de</strong>rum aus Liebe für die Rettung und<br />
Versöhnung <strong>de</strong>r Menschen sein Leben<br />
hingibt (Gal 2,20; vgl. Joh 3,16) und so<br />
die Einsetzung in die „Sohnschaft“ ermöglicht<br />
(Gal 3,26; 4,4-7; Röm 8,14-<br />
17) bzw. die Gotteskindschaft <strong>de</strong>r Menschen<br />
erneuert (Phil 2,15).<br />
(b) Nach biblischer Überzeugung ist<br />
Gottes Gerechtigkeit eng mit seinem<br />
richten<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>ln gegenüber <strong>de</strong>n<br />
Menschen in <strong>de</strong>r Geschichte wie am<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zeit verknüpft (Ps 9,5-6; 96,13;<br />
98,9; Apg 17,31). Gott ist <strong>de</strong>r „gerechte<br />
Gott“ schlechthin (Röm 3,26; Joh 17,25;<br />
1 Joh 1,9; Offb 16,5). Im Horizont dieses<br />
alttestamentlich-jüdischen Verständnisses<br />
spricht Paulus von <strong>de</strong>r Gerechtigkeit<br />
Gottes <strong>als</strong> seiner Gemeinschafts-<br />
bzw. Bun<strong>de</strong>streue gegenüber<br />
seinem erwählten Volk. Gottes Gerechtigkeit<br />
wird so zum Ausdruck seines<br />
Heilshan<strong>de</strong>lns und seiner Heilsgabe<br />
(2 Kor 5,21: „Gerechtigkeit Gottes wer<strong>de</strong>n<br />
in ihm“; Röm 5,17; 9,30), die allein<br />
menschliche Gerechtigkeit (<strong>als</strong> Glaubensgerechtigkeit)<br />
zu begrün<strong>de</strong>n vermag<br />
(Röm 4,5-6; 5,19; Phil 3,9). Für<br />
Paulus offenbart sich die Gerechtigkeit<br />
Gottes im Evangelium <strong>als</strong> „Kraft Gottes<br />
zum Heil für je<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r glaubt“<br />
(Röm 1,16). Die die Sün<strong>de</strong> aller Menschen<br />
richten<strong>de</strong> und zugleich <strong>de</strong>n glauben<strong>de</strong>n<br />
Menschen zuteilwer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>, ihn<br />
erlösen<strong>de</strong> und heilen<strong>de</strong> Gerechtigkeit<br />
Gottes im stellvertreten<strong>de</strong>n Sühnetod<br />
Jesu Christi (Röm 3,21-26) ist das Zentrum<br />
<strong>de</strong>r paulinischen Lehre von <strong>de</strong>r<br />
Rechtfertigung. Sie hat ihren Grund in<br />
<strong>de</strong>r Liebe Gottes (Röm 5,8).<br />
(c) Die im biblischen Kontext vertraute<br />
Re<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Güte Gottes wird im Neuen<br />
Testament durch sein Heilshan<strong>de</strong>ln<br />
in Jesus Christus neu qualifiziert: Von<br />
<strong>de</strong>r Güte Gottes auch gegenüber <strong>de</strong>n<br />
Undankbaren und Bösen spricht Jesus<br />
<strong>als</strong> Begründung für sein Gebot <strong>de</strong>r<br />
Fein<strong>de</strong>sliebe (Lk 6,35; vgl. Mt 20,25).<br />
Die zuvorkommen<strong>de</strong>, überfließen<strong>de</strong> Güte<br />
Gottes sprengt alles rechnen<strong>de</strong>, auf<br />
Gegenseitigkeit angelegtes Denken und<br />
Verhalten (Lk 6,38). Nach Paulus will<br />
Gottes Güte zur Umkehr führen. „Der<br />
INFORMATIONEN 32 2/2003<br />
Reichtum <strong>de</strong>r Güte, <strong>de</strong>r Geduld und <strong>de</strong>s<br />
Großmutes“ Gottes bewirkt, dass er seinen<br />
legitimen Zorn zurückhält, um <strong>de</strong>n<br />
Sün<strong>de</strong>rn Zeit zur Umkehr vor <strong>de</strong>m drohen<strong>de</strong>n<br />
Zorngericht nach <strong>de</strong>n Werken<br />
einzuräumen (Röm 2,4-6). Der erwiesenen<br />
und im Glauben angenommenen<br />
Güte Gottes gilt es im Glaubens- und<br />
Lebensvollzug zu entsprechen, um nicht<br />
die <strong>de</strong>r Güte entgegengesetzte, ihr <strong>de</strong>nnoch<br />
zugehörige „Strenge“ Gottes erfahren<br />
zu müssen (Röm 11,22).<br />
(d) Gottes Treue und Wahrheit beziehen<br />
sich im NT auf die Zuverlässigkeit<br />
und Unwi<strong>de</strong>rruflichkeit seiner gna<strong>de</strong>nvollen<br />
Zuwendung zu <strong>de</strong>n Menschen.<br />
Im Unterschied zum Menschen ist Gottes<br />
Treue unwi<strong>de</strong>rruflich (Röm 3,3; 2<br />
Tim 2,13). Gott han<strong>de</strong>lt gegenüber seinem<br />
Volk mit beständiger Treue (Röm<br />
3,3-7; 11,29; 15,8; vgl. Gal 2,5). Letztgültig<br />
gegeben und verwirklicht sieht<br />
Paulus die wirkliche und wirksame<br />
Wahrheit Gottes im Evangelium (2 Kor<br />
4,2; 11,10; 13,8; Gal 5,7). Die johanneische<br />
Theologie sieht in Jesus Christus<br />
die personalisierte Wahrheit Gottes<br />
(Joh 1,17; 4,24-26; 14,6; 17,17-19;<br />
18,37): Jesus Christus selbst ist <strong>de</strong>r geschichtlich-personale<br />
Ort <strong>de</strong>r Offenbarung<br />
<strong>de</strong>r Wahrheit Gottes. Die Johannesoffenbarung<br />
verbin<strong>de</strong>t das biblische<br />
Zeugnis für die Wahrheit bzw. Wahrhaftigkeit<br />
Gottes sehr eng mit seiner<br />
Gerechtigkeit und Heiligkeit (Offb<br />
6,10; 15,3; 16,7; 19,2).<br />
(e) Paulus führt Gottes endzeitliches<br />
Han<strong>de</strong>ln in Jesus Christus, sein retten<strong>de</strong>s<br />
Eingreifen für Ju<strong>de</strong>n und Christen<br />
auf seine frei gewährte Barmherzigkeit<br />
bzw. sein Erbarmen zurück, die Gottes<br />
Auserwählten zuteil wird (Röm 9,15-18<br />
[Ex 33,19]; 11,28-32; 15,9). Barmherzigkeit<br />
wird hier in großer sachlicher<br />
Nähe zu Gna<strong>de</strong> verwen<strong>de</strong>t. Aus <strong>de</strong>r erwiesenen,<br />
unvergleichlich großen Barmherzigkeit<br />
Gottes leitet sich die For<strong>de</strong>rung<br />
an die Menschen ab, selbst auch<br />
barmherzig zu han<strong>de</strong>ln (Mt 5,7; 9,13<br />
[Hos 6,6]; 12,7; 18,21-35; 23,23; Lk<br />
10,25-37). Gottes Barmherzigkeit und<br />
Gna<strong>de</strong> erweisen sich für seine Auser-<br />
wählten <strong>als</strong> unwi<strong>de</strong>rruflich und unbereubar<br />
(11,29; vgl. Num 23,19; Jes 40,8),<br />
auch sein Zorn kann um seines Erbarmens<br />
willen umgestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />
(f) Weniger oft <strong>als</strong> im Alten Testament,<br />
das Gottes Eifer(-sucht), genauer übersetzt:<br />
seine „Eiferheiligkeit“, vielfältig<br />
betont, spricht das NT nur selten vom<br />
Eifer Gottes (vgl. 2 Kor 11,2: Paulus<br />
„eifert“ um seine Gemein<strong>de</strong> „mit <strong>de</strong>m<br />
Eifer Gottes“). Das weitaus häufiger<br />
begegnen<strong>de</strong> Motiv <strong>de</strong>r Rache bzw. <strong>de</strong>s<br />
Zornes Gottes wird im NT ebenfalls<br />
aus <strong>de</strong>m AT übernommen (vgl. das<br />
ausdrückliche Zitat von Dtn 32,35 in<br />
Röm 12,19 und Hebr 10,30). Wie Johannes<br />
<strong>de</strong>r Täufer und Jesus spricht<br />
auch Paulus vom „Zorn(-gericht)“<br />
Gottes: Für ihn ist die „Offenbarung<br />
<strong>de</strong>s Zornes Gottes vom Himmel gegen<br />
je<strong>de</strong> Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit<br />
von Menschen“ (Röm 1,18) die<br />
Kehrseite seiner Botschaft von „<strong>de</strong>r<br />
Offenbarung <strong>de</strong>r Gerechtigkeit Gottes“<br />
(Röm 1,16-17), die aus <strong>de</strong>m Zorngericht<br />
Gottes befreit (1 Thess 1,10;<br />
5,9; Röm 5,9). Gottes Zorn gegen die<br />
Sün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Menschen wirkt in die Gegenwart<br />
hinein (Röm 3,5; 4,15; 13,4-<br />
5), fin<strong>de</strong>t sein Ziel jedoch am „Tag <strong>de</strong>s<br />
Zornes“ (Röm 2,5; vgl. 2,8; 9,22; 1<br />
Thess 1,10; 5,9). Grundlegend gilt für<br />
das gesamte biblische Zeugnis, dass<br />
die Momente <strong>de</strong>r göttlichen Vergeltung<br />
bzw. Rache im Gericht darauf zielen,<br />
seinem Volk, <strong>de</strong>n Bedrängten und<br />
Armen Recht und Gerechtigkeit zu<br />
schaffen (u.a. Dtn 32,36; Ps 10,17-18;<br />
26,1; Mi 7,9; Lk 18,1-8; Apg 7,24). So<br />
sind Gottes Zorn und Eifer <strong>als</strong> Ausdruck<br />
seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit<br />
zu verstehen. 16<br />
Da das Gericht und damit auch die<br />
Rache Gott, <strong>de</strong>m endzeitlichen Richter,<br />
allein vorbehalten ist (Lk 21,22), wird<br />
alles zwischenmenschliche Richten und<br />
Rächen untersagt (1 Thess 5,15; Röm<br />
12,17-21; 14,4-13; 1 Kor 4,5; Jak 2,4-13;<br />
5,9)! Im Gegenteil: Die Botschaft Jesu<br />
for<strong>de</strong>rt zur kreativen Überwindung <strong>de</strong>s<br />
gegenseitig aufrechnen<strong>de</strong>n Verhaltens<br />
bis hin zur Fein<strong>de</strong>sliebe auf (Mt 5,38-48;