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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Kooperierende Fachgesellschaften und Verbände<br />

G Aktion Psychisch Kranke (APK)<br />

R. Schmidt-Zadel, Rat<strong>in</strong>gen<br />

G Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft für Neuropsychopharmakologie<br />

und Pharmakopsychiatrie (AGNP)<br />

R. Rupprecht, München<br />

G Arbeitskreis <strong>der</strong> Chefärzt<strong>in</strong>nen und Chefärzte <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>iken<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie an Allgeme<strong>in</strong>krankenhäusern<br />

<strong>in</strong> Deutschland (ACKPA)<br />

K.-H. Be<strong>in</strong>e, Hamm<br />

G Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN)<br />

F. Bergmann, Aachen<br />

G Berufsverband Deutscher Psychiater (BVDP)<br />

C. Roth-Sacken heim, An<strong>der</strong>nach<br />

G Bundesärztekammer (BÄK)<br />

C. Goesmann, Hannover<br />

G Bundesdirektorenkonferenz (Konferenz <strong>der</strong> ärztlichen<br />

Leiter und Leiter<strong>in</strong>nen deutscher Kl<strong>in</strong>iken für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie)<br />

I. Hauth, Berl<strong>in</strong><br />

G Bundespsychotherapeutenkammer<br />

R. Richter, Hamburg<br />

G Deutsche Ärztliche Gesellschaft für Verhaltenstherapie<br />

(DÄVT) S. Sulz, München<br />

G Deutsche Gesellschaft für Biologische Psychiatrie<br />

(DGBP)<br />

P. Falkai, Gött<strong>in</strong>gen<br />

G Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und<br />

­psycho therapie (DGGPP)<br />

H. Gutzmann, Berl<strong>in</strong><br />

G Deutsche Gesellschaft für K<strong>in</strong><strong>der</strong>­ und Jugendpsychiatrie,<br />

Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP)<br />

J. Hebebrand, Essen<br />

G Deutsche Gesellschaft für Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie<br />

(DGMP)<br />

R. De<strong>in</strong>zer, Gießen<br />

Programmkomitee<br />

K.­H. Be<strong>in</strong>e, Hamm<br />

F. Bergmann, Aachen<br />

F. M. Böcker, Naumburg­Saale<br />

P. Falkai, Gött<strong>in</strong>gen<br />

J. Fritze, Pulheim<br />

W. Gaebel, Düsseldorf<br />

S. Gerber, Freiburg<br />

M. Gröz<strong>in</strong>ger, Aachen<br />

I. Hauth, Berl<strong>in</strong><br />

A. He<strong>in</strong>z, Berl<strong>in</strong><br />

S. Herpertz, Heidelberg<br />

F. Hohagen, Lübeck<br />

W. Maier, Bonn<br />

T. Nesseler, Berl<strong>in</strong><br />

C. Roth­Sackenheim, An<strong>der</strong>nach<br />

S. Rudolf, Lübeck<br />

H. Sauer, Jena<br />

T. Schläpfer, Bonn<br />

F. Schnei<strong>der</strong>, Aachen (Vorsitz )<br />

U. Vo<strong>der</strong>holzer, Freiburg<br />

J. Zielasek, Düsseldorf<br />

G Deutsche Gesellschaft für Mediz<strong>in</strong>ische Soziologie<br />

(DGMS)<br />

H. Pfaff, Köln<br />

G Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN)<br />

H. Reichmann, Dresden<br />

G Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)<br />

U. Stau d<strong>in</strong> ger, Bremen<br />

G Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Mediz<strong>in</strong><br />

und Ärztliche Psychotherapie (DGPM)<br />

W. Senf, Essen<br />

G Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und<br />

Suchtthe rapie (DG­Sucht)<br />

K. Mann, Mannheim<br />

G Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS)<br />

J. Bön<strong>in</strong>g, Würzburg<br />

G Deutscher Hausärzteverband<br />

U. Weigeldt, Bremen<br />

G European Psychiatric Association (EPA)<br />

H.-J. Möller, München<br />

G Neurowissenschaftliche Gesellschaft (NWG)<br />

S. Korsch<strong>in</strong>g, Köln<br />

G Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie und<br />

Psychotherapie (ÖGPP)<br />

M. Musalek, Wien<br />

G Schweizerische Gesellschaft für Psychiatrie und<br />

Psycho the rapie (SGPP)<br />

H. Kurt, Bern<br />

G Ständige Konferenz <strong>der</strong> Lehrstuhl<strong>in</strong>haber für<br />

Psychia trie und Psy chotherapie an den deutschen<br />

Universitäten<br />

A. He<strong>in</strong>z, Berl<strong>in</strong><br />

G World Psychiatric Association (WPA)<br />

M. Maj, Neapel, Italien


Inhalt / Content<br />

Topic: 1 Organische psychische Störungen, Demenz, F0<br />

Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0 8<br />

Topic: 2 <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1<br />

Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1 36<br />

Topic: 3 Psychotische Störungen, F2<br />

Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2 67<br />

Topic: 4 Affektive Störungen, F3<br />

Affective disor<strong>der</strong>s, F3 116<br />

Topic: 5 Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4<br />

Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4 163<br />

Topic: 6 Essstörungen, Schlafstörungen und an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Kate gorie F5<br />

Eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s, sleep disor<strong>der</strong>s and others of category F5 182<br />

Topic: 7 Persönlichkeitsstörungen, F6<br />

Personality disor<strong>der</strong>s, F6 194<br />

Topic: 8 Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9<br />

Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence, F7-9 208<br />

Topic: 9 Komorbidität von psychischen und somatischen Störungen, Psychosomatik<br />

Comorbidity of psychotic and somatic disor<strong>der</strong>s, psychosomatics 235<br />

Topic: 10 Gerontopsychiatrie<br />

Gerontopsychiatry 250<br />

Topic: 11 Weitere <strong>Erkrankungen</strong><br />

Other disor<strong>der</strong>s 264<br />

Topic: 12 Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie<br />

Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology 266<br />

Topic: 13 Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie<br />

Neurobiology, neurogenetics, epidemiology 314<br />

Topic: 14 Psychotherapie<br />

Psychotherapy 331<br />

Topic: 15 Pharmakotherapie<br />

Pharmacotherapy 360<br />

Topic: 16 An<strong>der</strong>e psychiatrische Therapieformen<br />

Other psychiatric therapies 385<br />

Topic: 17 Forensische Psychiatrie<br />

Forensic psychiatry 393<br />

Topic: 18 Sozialpsychiatrie<br />

Social psychiatry 411<br />

Topic: 19 Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik<br />

Health services research and health care policy 426<br />

Topic: 20 Prävention<br />

Prevention 453<br />

Topic: 21 Nachwuchs und Ausbildung<br />

Young psychiatrists and academic tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g 461<br />

Topic: 22 Philosophie, Geschichte und Ethik<br />

Philosophy, history and ethics 468<br />

Topic: 23 Suizidalität<br />

Suicidality 487<br />

Topic: 24 Diagnostik und Klassifikation<br />

Diagnostics and classification 495<br />

Topic: 25 Weitere Themen<br />

Other topics 500<br />

Autorenverzeichnis<br />

Author <strong>in</strong>dex 524<br />

5


Vorwort<br />

Sehr geehrte Frau Kolleg<strong>in</strong>, sehr geehrter Herr Kollege,<br />

<strong>der</strong> jährliche <strong>DGPPN</strong> Kongress wird immer größer. Das verdanken wir <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e den 1500 aktiven<br />

Teilnehmern, die ihr Wissen für 580 E<strong>in</strong>zelveranstaltungen aufbereiten, es darstellen und weitergeben.<br />

Diese Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen haben Kurzfassungen ihrer Beiträge für diesen Band zur Verfügung<br />

gestellt. Dafür bedanken wir uns im Namen aller Teilnehmer sehr. Die Abstracts bieten vor, während<br />

und nach dem Kongress entscheidende Hilfestellungen bei <strong>der</strong> Auswahl, <strong>der</strong> E<strong>in</strong>ordnung und <strong>der</strong><br />

Vertiefung <strong>der</strong> Angebote.<br />

Der <strong>DGPPN</strong> Kongress wächst und mit ihm die Vielfalt <strong>der</strong> Beiträge und Beitragenden. Die wachsende<br />

Quantität hat ihren Preis: alle formalen Fehler und Unregelmäßigkeiten im Abstractband zu ver bessern,<br />

hätte Lektoren über Wochen und Monate beschäftigt und das Werk unerschw<strong>in</strong>glich teuer werden<br />

lassen. Wir haben uns deshalb entschlossen, alle Zusammenfassungen <strong>der</strong> Referenten unkorrigiert zu<br />

übernehmen. Das hat sicher Nachteile. Vielleicht spornt es uns aber auch alle zu noch mehr Sorgfalt an.<br />

Sie werden vielleicht überrascht se<strong>in</strong> über den großen Anteil an englischsprachigen Texten. Zwar soll<br />

<strong>der</strong> <strong>DGPPN</strong> Kongress schwerpunktmäßig e<strong>in</strong> deutscher Kongress bleiben, an<strong>der</strong>erseits können wir<br />

nicht außer Acht lassen, dass wir im Zentrum von Europa leben und auf das Engste mit unseren Nachbarn<br />

verbunden s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e deutsche Psychiatrie ist immer auch e<strong>in</strong>e europäische und e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale<br />

Psychiatrie.<br />

Der <strong>DGPPN</strong> Kongress 2009 zum Thema „Psychiatrische <strong>Erkrankungen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebensspanne</strong>“ ist nicht<br />

denkbar, ohne zwei Nachbardiszipl<strong>in</strong>en unseres Faches <strong>in</strong>tensiv e<strong>in</strong>zubeziehen: die K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie<br />

auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en und die Gerontopsychiatrie auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite. Wir können psychiatrische<br />

<strong>Erkrankungen</strong> von Erwachsenen nur verstehen, wenn wir die Vorläufer dieser Störungen vom Beg<strong>in</strong>n<br />

<strong>der</strong> Hirnentwicklung an begreifen. Im höheren Lebensalter werden die Krankheitspro zesse vermehrt<br />

von Umweltfaktoren geprägt, <strong>der</strong>en Beson<strong>der</strong>heiten spezielle Kenntnisse voraussetzen. Sie werden deshalb<br />

<strong>in</strong> diesem Band auffällig viele Beiträge über Themen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsy chiatrie und <strong>der</strong><br />

Gerontopsychiatrie f<strong>in</strong>den. Wir danken <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die fruchtbare Kooperation mit den Kollegen<br />

aus diesen Nachbarfächern, unseren „Premiumpartnern“ des Kongresses <strong>in</strong> diesem Jahr.<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund des zentralen Themas „<strong>Lebensspanne</strong>“ werden die folgenden weiteren Aspekte<br />

während des Kongresses vertieft und prägen den Abstractband:<br />

n Prävention psychischer <strong>Erkrankungen</strong><br />

n Psychosoziale und biologische E<strong>in</strong>flüsse<br />

n <strong>Psychische</strong> Erkrankung am Übergang von <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit zum Erwachsenenalter<br />

n Psychotherapie und Pharmakotherapie<br />

n Bedarfsgerechte Versorgung<br />

n Qualitätssicherung<br />

n Honorierung ärztlicher Tätigkeiten<br />

Wir s<strong>in</strong>d fest davon überzeugt, dass es uns allen auch <strong>in</strong> diesem Jahr gelungen ist, e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes und<br />

vielfältiges Programm zusammenzutragen, welches <strong>in</strong> diesem Band se<strong>in</strong>en Ausdruck f<strong>in</strong>det.<br />

Prof. Dr. med. Dr. rer. soc. Frank Schnei<strong>der</strong> PD Dr. Michael Gröz<strong>in</strong>ger<br />

Präsident <strong>DGPPN</strong> Schriftführer <strong>DGPPN</strong><br />

6


Foreword<br />

Dear colleagues,<br />

The annual Congress of the <strong>DGPPN</strong> is gett<strong>in</strong>g larger from year to year. We owe this <strong>in</strong> particular the<br />

1,500 active participants who prepare, present and pass on their knowledge dur<strong>in</strong>g 580 different presentations.<br />

These colleagues have provided abstracts for this compilation. On behalf of all participants,<br />

we would like to thank them very much for their contribution. These abstracts may provide decisive<br />

support before, dur<strong>in</strong>g and after the congress to select, classify and consolidate the presentations on offer.<br />

The <strong>DGPPN</strong> Congress is grow<strong>in</strong>g, just as its variety of contributions and contributors. But the grow<strong>in</strong>g<br />

quantity has its price: to correct all formal errors and irregularities <strong>in</strong> the abstract-compilation would<br />

have engaged lectors and editors for weeks and months and would have led to an exorbitant <strong>in</strong>crease of<br />

costs. Therefore we decided to accept all summaries of the referents without correct<strong>in</strong>g them. This<br />

surely has its cons. Or perhaps it may encourage us to even more accuracy.<br />

You might perhaps be surprised about the consi<strong>der</strong>able amount of English texts. Although the <strong>DGPPN</strong><br />

Congress shall primarily rema<strong>in</strong> to be a German congress, we cannot disregard the fact that we are<br />

liv<strong>in</strong>g <strong>in</strong> the centre of Europe and closely connected to our neighbours. German psychiatry will always<br />

also be European and <strong>in</strong>ternational psychiatry.<br />

The <strong>DGPPN</strong> Congress 2009 with the topic „Psychiatric Disor<strong>der</strong>s dur<strong>in</strong>g Lifespan“ would be <strong>in</strong>conceivable<br />

without tak<strong>in</strong>g <strong>in</strong>to account two neighbour<strong>in</strong>g discipl<strong>in</strong>es: these are Child and Adolescent<br />

Psychiatry on the one hand and Gerontopsychiatry on the other hand. We are only able to un<strong>der</strong>stand<br />

psychiatric disor<strong>der</strong>s of adults if we comprehend the precursors of these disor<strong>der</strong>s from the beg<strong>in</strong>n<strong>in</strong>gs<br />

of cerebral development. At greater age, disease processes are more and more <strong>in</strong>fluenced by environmental<br />

factors, whose particularities require specific knowledge. Thus you will f<strong>in</strong>d a noticeably large<br />

number of articles deal<strong>in</strong>g with topics of Child and Adolescent Psychiatry as well as Gerontopsychiatry.<br />

We would like to express our best thanks for the fruitful co-operation to our colleagues from these<br />

neighbour<strong>in</strong>g discipl<strong>in</strong>es, our „premium partners“ of this year’s congress.<br />

Aga<strong>in</strong>st the background of the central topic „Lifespan“, the follow<strong>in</strong>g aspects will further be discussed<br />

and <strong>in</strong>tensified dur<strong>in</strong>g the congress:<br />

n Prevention of psychiatric disor<strong>der</strong>s<br />

n Psychosocial and biological <strong>in</strong>fluence<br />

n Psychiatric disor<strong>der</strong>s <strong>in</strong> children on the verge to adulthood<br />

n Psychotherapy and pharmakotherapy<br />

n Care suited to demand<br />

n Quality assurance / management<br />

n Honoration, payment, reward of medical services<br />

We are conv<strong>in</strong>ced that this year aga<strong>in</strong>, we all succeeded <strong>in</strong> creat<strong>in</strong>g an <strong>in</strong>terest<strong>in</strong>g and varied programme<br />

for this congress, which is represented <strong>in</strong> this compilation.<br />

Prof. Dr. med. Dr. rer. soc. Frank Schnei<strong>der</strong> PD Dr. Michael Gröz<strong>in</strong>ger<br />

President <strong>DGPPN</strong> Secretary <strong>DGPPN</strong><br />

7


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

Topic: 1 Organische psychische Störungen, Demenz, F0<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Sydney<br />

HS-007 Hauptsymposium<br />

Prävention psychischer <strong>Erkrankungen</strong><br />

Vorsitz: J. Klosterkötter (Köln), W. Maier (Bonn)<br />

001<br />

Die Präventionsprogrammatik bei psychischen <strong>Erkrankungen</strong> –<br />

aktueller Stand und Perspektiven am Beispiel psychotischer Störungen<br />

Joachim Klosterkötter (Universität zu Köln, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die WHO hat die Prävention mentaler Störungen zu<br />

e<strong>in</strong>er ihrer primären Zielsetzungen für die nächsten Jahre und<br />

Jahrzehnte erklärt. Parallel dazu wurden <strong>in</strong> Staatengeme<strong>in</strong>schaften<br />

wie <strong>der</strong> Europäischen Union und e<strong>in</strong>zelnen Län<strong>der</strong>n wie <strong>der</strong> BRD<br />

Deutschland großangelegte Aktivitäten <strong>in</strong> Gang gesetzt, die <strong>der</strong><br />

Entwicklung von Gesamtstrategien zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> seelischen<br />

Gesundheit dienen.<br />

Methode: Der Beitrag gibt e<strong>in</strong>e selektive Literaturübersicht zum<br />

aktuellen Stand und den Perspektiven dieser Präventionsprogrammatik<br />

und stellt dabei die psychotischen Störungen beispielhaft <strong>in</strong><br />

den Mittelpunkt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei <strong>der</strong> Ausarbeitung systematischer<br />

Empfehlungen für die Prävention psychischer <strong>Erkrankungen</strong> wurden<br />

3 Ansätze zur Absenkung <strong>der</strong> Neuerkrankungsrate vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

unterschieden. Der universale Ansatz bezieht sich auf die Bevölkerung<br />

<strong>in</strong>sgesamt, <strong>der</strong> selektive auf Gesunde mit erhöhtem<br />

Erkrankungsrisiko und <strong>der</strong> <strong>in</strong>dizierte auf Personen, die auch schon<br />

behandlungsbedürftige Risikosymptome („at-risk-mental-states;<br />

ARMS“) bieten. Der Ansatz <strong>der</strong> <strong>in</strong>dizierten Prävention ist bisher<br />

am besten durch Studienergebnisse abgesichert und verfolgt bei<br />

den psychotischen Störungen die drei Zielsetzungen <strong>der</strong> Verbesserung<br />

<strong>der</strong> aktuell belastenden Prodromalsymptomatik (1), <strong>der</strong> Vermeidung<br />

o<strong>der</strong> doch Verzögerung sich abzeichnen<strong>der</strong> psychosozialer<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen (2) und vor allem <strong>der</strong> Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung o<strong>der</strong><br />

doch zum<strong>in</strong>dest Verzögerung und Abschwächung drohen<strong>der</strong><br />

Ersterkrankungen (3). Die Erreichbarkeit <strong>der</strong> Ziele 1 – 3 wurde<br />

bisher <strong>in</strong>ternational mit 5 randomisierten kontrollierten Früh<strong>in</strong>terventionsstudien<br />

überprüft und sowohl für psycho- als auch pharmakotherapeutische<br />

Interventionsstrategien belegt. Wenn die Entwicklung<br />

auf diesem <strong>in</strong>novativen Gebiet weiter so rasant<br />

voranschritte wie bisher, ließen sich schon <strong>in</strong> den nächsten Jahren<br />

Evidenz-basierte Ergebnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Versorgungspraxis umsetzen<br />

und möglichst jedem Ratsuchenden mit Frühwarnzeichen auf<br />

die <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnisse zugeschnittene Präventionsangebote<br />

unterbreiten.<br />

002<br />

Prävention bei Bipolarer Störung<br />

Michael Bauer (Unikl<strong>in</strong>ikum Dresden, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

K. Leopold, A. Pfennig<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Gegensatz zur Früherkennung schizophrener Störungen,<br />

welche seit vielen Jahren <strong>in</strong>tensiv wissenschaftlich erforscht<br />

wird und für die im Ergebnis spezialisierte kl<strong>in</strong>ische Zentren etabliert<br />

wurden, steckt dieses Thema für bipolare Störungen noch <strong>in</strong><br />

den Anfängen. Aus Beobachtungsstudien mehren sich H<strong>in</strong>weise,<br />

dass das Erkennen von Frühphasen bipolarer Störungen möglich<br />

ist. Durch Befragungen von erst vor kurzem erkrankten Personen<br />

und <strong>der</strong>en Angehörigen zu bemerkten Symptomen vor <strong>der</strong> ersten<br />

8<br />

Episode konnten Risikofaktoren für die Erkrankung identifiziert<br />

werden.<br />

Methode: Bipolare Störungen manifestieren sich häufig bereits vor<br />

dem 18. Lebensjahr. Die Diagnosestellung ist vielfach schwierig;<br />

e<strong>in</strong>e verzögerte Diagnosestellung kann zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>adäquaten Behandlung<br />

mit e<strong>in</strong>er potentiellen Gefährdung des Betroffenen führen.<br />

Selbst bei richtiger Diagnose <strong>der</strong> Erkrankung ist die Behandlung<br />

im Versorgungsalltag häufig nicht optimal. Das bestehende<br />

Risiko von gravierenden E<strong>in</strong>schränkungen <strong>der</strong> psychosozialen<br />

Funk tionsfähigkeit im Langzeitverlauf wird dadurch zusätzlich<br />

erhöht. Das möglichst frühzeitige Erkennen und die richtige Diagnosestellung<br />

ist die Basis für e<strong>in</strong>e von Beg<strong>in</strong>n an optimale Behandlung.<br />

Je eher die Patienten und ggf. Angehörigen über die Erkrankung<br />

<strong>in</strong>formiert werden und geme<strong>in</strong>sam mit den Professionellen<br />

die weiteren Schritte planen können, desto günstiger wird sich <strong>der</strong><br />

Erkrankungsverlauf gestalten. So kann das Risiko für Komplikationen<br />

gesenkt und <strong>der</strong> weitere Krankheitsverlauf positiv bee<strong>in</strong>flusst<br />

werden. Spezialisierte Behandlungszentren s<strong>in</strong>d dr<strong>in</strong>gend notwendig<br />

um den Betroffenen und ihren Angehörigen adäquate Hilfe zukommen<br />

zu lassen.<br />

003<br />

Früherkennung und Primärprävention von Angsterkrankungen<br />

Rosel<strong>in</strong>d Lieb (Universität Basel, Fakultät für Psychologie)<br />

Angststörungen gehören zu den häufigsten auftretenden psychischen<br />

Störungen, die sich typischerweise erstmalig während <strong>der</strong><br />

ersten beiden Lebensdekaden manifestieren. Oftmals zeigen die<br />

Betroffenen bereits während <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit Auffälligkeiten, wie z.B.<br />

Behavioral Inhibition o<strong>der</strong> Angst <strong>in</strong> Trennungssituationen, die mit<br />

e<strong>in</strong>em erhöhten Risiko für die spätere Entwicklung e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>ischen<br />

Angststörung verbunden s<strong>in</strong>d. Je später Angststörungen behandelt<br />

werden, umso eher entwickelt sich e<strong>in</strong> ungünstiger Verlauf. Frühzeitige<br />

effiziente Prävantionsmassnahmen s<strong>in</strong>d somit nötig, um<br />

ungünstige Krankheitsverläufe verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu können. Der Vortrag<br />

gibt zuerst e<strong>in</strong>en Überblick über den Verlauf von Angststörungen<br />

über die <strong>Lebensspanne</strong> sowie über Merkmale und Risikofaktoren,<br />

die nach dem heutigen Wissensstand auf die spätere Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>ischen Angststörung verweisen. Diskutiert werden soll<br />

die Vorhersagesicherheit und Spezifität nachgewiesener früher Indikatoren<br />

und <strong>der</strong>en Bedeutung für die Früherkennung. Hierauf<br />

basierend folgt e<strong>in</strong> Überblick über <strong>der</strong>zeit bestehende Präventionsmassnahmen<br />

und diesbezüglich vorliegende Evaluationsergeb nisse.<br />

004<br />

Prävention <strong>der</strong> Demenz – Was ist heute möglich? Was ist zu erwarten?<br />

Wolfgang Maier (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal 7<br />

HS-013 Hauptsymposium<br />

Patient oriented research <strong>in</strong> dementia and health service<br />

research<br />

Vorsitz: W. Maier (Bonn), P. Nicotera (Bonn)<br />

001<br />

Medical care for dementia patients <strong>in</strong> Germany: present state and<br />

needs<br />

Lutz Frölich (ZI für Seelische Gesundheit, Gerontopsychiatrie, Mannheim)


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

002<br />

Treatment of behavioral symptomes: current state<br />

Frank Jessen (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

003<br />

Challeng<strong>in</strong>g behaviour: comprehension and <strong>in</strong>tervention <strong>in</strong> nurs<strong>in</strong>g<br />

Sab<strong>in</strong>e Bartholomeyczik (Inst. für Pflegewissenschaft, Fakultät für<br />

Mediz<strong>in</strong>, Witten)<br />

004<br />

Integrated dementia care to face the challenges of demographic<br />

change<br />

Stefan Teipel (Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik, Rostock)<br />

W. Hoffmann, G. Doblhammer<br />

Introduction: With an <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g number of people over the age of<br />

70, an ever <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g number of patients with dementia will require<br />

professional care service. This will dramatically <strong>in</strong>crease the<br />

direct costs of dementia care. Today, Mecklenburg-Western Pomerania<br />

(MV) is already fac<strong>in</strong>g the demographic problems that will<br />

challenge wide areas of Germany <strong>in</strong> 10 to 30 years:<br />

• Rapidly ag<strong>in</strong>g population<br />

• High mobility of the work<strong>in</strong>g population lead<strong>in</strong>g to <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g<br />

numbers of functional s<strong>in</strong>gle person households<br />

• Decl<strong>in</strong><strong>in</strong>g number of General Practitioners (GP)<br />

• Long supply l<strong>in</strong>es due to low population density<br />

Method: One key challenge for future support networks <strong>in</strong> demographic<br />

focus regions will be to <strong>in</strong>crease the rate of early diagnosis<br />

without exhaust<strong>in</strong>g the capacity of the medical service. The support<br />

network has to strengthen the role of the GPs: diagnostic guidel<strong>in</strong>es<br />

need to give criteria at which level of qualification an <strong>in</strong>dividual<br />

diagnosis can be reached. The network has to offer qualification for<br />

GPs to implement these guidel<strong>in</strong>es <strong>in</strong> daily practice. Regional neuropsychological<br />

test<strong>in</strong>g service will relieve pressure on specialists<br />

and allow a subgroup of patients with dementia to be diagnosed<br />

already at the GP level. This will facilitate access to specialists for<br />

patients with specific demands. But <strong>in</strong>tegrated dementia care can<br />

not stop here. It has to provide resources to the GPs and specialists<br />

to cope with the consequences of <strong>in</strong>creased rates of dementia diagnosis:<br />

qualified dementia care managers will provide consult<strong>in</strong>g<br />

and tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g for optimal medical and social care for patients and<br />

their caregivers at home. They will serve as <strong>in</strong>terface between medical<br />

and nurs<strong>in</strong>g care services.<br />

Discussion / Results: The German Center for Neurodegenerative<br />

Disor<strong>der</strong>s will implement and evaluate <strong>in</strong>tegrated dementia care for<br />

people with dementia and their families <strong>in</strong> a population based study<br />

<strong>in</strong> the demographic focus region MV through its partner center<br />

Rostock / Greifswald.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 7<br />

HS-019 Hauptsymposium<br />

Translational research <strong>in</strong> dementia: From bench to bedside<br />

Vorsitz: F. Schnei<strong>der</strong> (Aachen), P. Nicotera (Bonn)<br />

001<br />

Basic pr<strong>in</strong>ciples for the development of new substances<br />

Michael T. Heneka (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Bonn, Kl<strong>in</strong>ik und Polikl<strong>in</strong>ik<br />

für Neurologie)<br />

002<br />

Blood and CSF based biomarkers for the early diagnosis of dementias<br />

Jens Wiltfang (Universität Duisburg-Essen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Future disease-modify<strong>in</strong>g therapies of dementias, e. g. Alzheimer‘s<br />

dementia (AD), call for improved early and possibly predictive dementia<br />

diagnostics s<strong>in</strong>ce the molecular pathophysiology of irreversible<br />

neurodegeneration is already at work years before cl<strong>in</strong>ical<br />

manifestation of the dementia syndrome. In this respect novel promis<strong>in</strong>g<br />

diagnostic approaches are offered by cerebrosp<strong>in</strong>al fluidbased<br />

neurochemical dementia diagnostics (CSF-NDD). For CSF-<br />

NDD the dementia biomarkers total-Tau, phosho-Tau and beta<br />

amyloid peptide 1-42 have been validated <strong>in</strong> numerous <strong>in</strong>ternational<br />

multicenter studies, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g autopsy controlled <strong>in</strong>vestigations.<br />

This expla<strong>in</strong>s why CSF-NDD does currently enter worldwide diagnostic<br />

guidel<strong>in</strong>es for dementia diagnostics. The diagnostic specificity<br />

of phospho-Tau is superior to total-Tau and that of the<br />

Abeta peptide ratio 42 / 40 superior to the sole determ<strong>in</strong>ation of<br />

Abeta1-42. Accord<strong>in</strong>g to meta-analysis multiparametric CSF-NDD<br />

offers for the early diagnostics of AD a specificity and sensitivity <strong>in</strong><br />

the range of 80 – 90 % and strong evidence supports a predictive<br />

diagnosis of <strong>in</strong>cipient AD <strong>in</strong> patients with<strong>in</strong> the prodromal state of<br />

mild cognitive impairment. This approach does offer positive and<br />

negative predictive values close to 90 %. However, there is a strong<br />

need for additional CSF dementia markers which will allow:<br />

(i) identification of therapy respon<strong>der</strong>s, (ii) prediction of the speed<br />

of disease progression, (iii) improv<strong>in</strong>g the differential diagnostic<br />

accuracy with<strong>in</strong> the group of primary neurodegenerative dementias.<br />

S<strong>in</strong>ce CSF-NDD is currently enter<strong>in</strong>g rout<strong>in</strong>e cl<strong>in</strong>ical neurochemistry<br />

<strong>in</strong> expert centers measures of quality control become<br />

<strong>in</strong> creas<strong>in</strong>gly important and meanwhile <strong>in</strong>ternational quality surveys<br />

have been launched <strong>in</strong> Europe and the USA. Due to rapid method<br />

development <strong>in</strong> the field of cl<strong>in</strong>ical neuroproteomics also first<br />

promis<strong>in</strong>g biomarkers for blood-based neurochemical dementia<br />

diagnostics (blood-NDD) have been <strong>in</strong>troduced. Accord<strong>in</strong>g to these<br />

data a blood-NDD (screen assays) seems to be feasible with<strong>in</strong> the<br />

near future, however, currently these assays do not allow reliable<br />

dementia diagnostics for the s<strong>in</strong>gle patient.<br />

003<br />

Neurodegenerative disor<strong>der</strong>s: New strategies to study the dynamics<br />

of structural changes<br />

Katr<strong>in</strong> Amunts (Forschungszentrum Jülich, INB-3 Mediz<strong>in</strong>)<br />

P. Pieperhoff, W. Huber, M. Südmeyer, A. Schnitzler, K. Zilles<br />

Local volume changes visible <strong>in</strong> MR images of patients with of neurodegenerative<br />

disor<strong>der</strong>s are common signatures of un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g<br />

pathological processes. These changes, however, are often only apparent<br />

at late stages of the disease. They are detectable <strong>in</strong> large samples<br />

of cross-sectional studies, but do not allow conclusions about<br />

an <strong>in</strong>dividual bra<strong>in</strong>. Here, we discuss first results of longitud<strong>in</strong>al<br />

studies based on MR images of patients suffer<strong>in</strong>g from Park<strong>in</strong>son‘s<br />

disease (PD), corticobasal degeneration (CBD) and primary progressive<br />

aphasia (PPA). MR images were repeatedly acquired <strong>in</strong><br />

each patient with <strong>in</strong>tervals between few months and 2 years. The<br />

images were analysed us<strong>in</strong>g deformation-field morphometry<br />

(DFM), which is a novel and a highly sensitive technique for the<br />

analysis of structural MR images on a voxel level without the need<br />

to predef<strong>in</strong>e regions of <strong>in</strong>terest. Progressive volume decreases were<br />

found <strong>in</strong> the cortical grey matter, basal ganglia, mesencephalon and<br />

bra<strong>in</strong> stem of PD patients. Volume decrease was more mo<strong>der</strong>ate<br />

than that observed <strong>in</strong> the bra<strong>in</strong>s of PPA patients. Volume loss <strong>in</strong><br />

CBD patients was focused to the superior frontal, central and parietal<br />

regions of the bra<strong>in</strong>; the cortex as well as the white matter was<br />

affected. Thus, the pattern of morphological changes and the com-<br />

9


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

partments of nervous tissue clearly differed between diseases. The<br />

analysis of cl<strong>in</strong>ical measures showed that high UPDRS and MMSE<br />

were associated with high volume loss (and vice versa). However,<br />

changes <strong>in</strong> UPDRS and volume loss were not necessarily synchronized,<br />

and the dynamics of tissue volume loss differed between <strong>in</strong>dividuals.<br />

The comb<strong>in</strong>ation of highly sensitive bra<strong>in</strong> morphometry<br />

<strong>in</strong> a longitud<strong>in</strong>al study design with cl<strong>in</strong>ical, behavioural measures<br />

and genotyp<strong>in</strong>g may contribute to a better un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g of the<br />

pathogenesis of neurodegenerative disor<strong>der</strong>s, an improved differentiation<br />

between syndromes and the development of statistically<br />

significant strategies to predict the further course of the disease.<br />

004<br />

Human molecular genetics: Estimation of disease risk and identification<br />

of novel therapeutic targets<br />

Andreas Papassotiropoulos (Universität Basel, Molekularpsychologie)<br />

Recent advances <strong>in</strong> the development of high-density genotyp<strong>in</strong>g<br />

platforms now allow for high-resolution genome-wide association<br />

studies for such polygenic phenotypes as dementia, thereby giv<strong>in</strong>g<br />

rise to the identification of new important molecules and therapeutic<br />

targets for the pathways of <strong>in</strong>terest. Mo<strong>der</strong>n genetic analyses can<br />

also lead to improved biological characterization of the risk for the<br />

development of dementia, response to medication and of the risk of<br />

side-effects, all of which are polygenic phenotypes. New genomic<br />

and bio<strong>in</strong>formatic methods are be<strong>in</strong>g currently developed and pave<br />

the way towards identification of new therapies and estimation of<br />

disease risk, response probability and risk of the occurrence of side<br />

effects. The scope of this lecture is to highlight these excit<strong>in</strong>g new<br />

developments and to un<strong>der</strong>score the advantages but also the<br />

caveats of the new field of personalized medic<strong>in</strong>e.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Stockholm 3<br />

ST-003 State-of-the-Art-Symposium<br />

Demenzen<br />

Vorsitz: L. Frölich (Mannheim), H. Hampel (Dubl<strong>in</strong>, Irland)<br />

001<br />

Diagnostik und Differenzialdiagnostik dementieller Syndrome<br />

Lutz Frölich (ZI für Seelische Gesundheit, Gerontopsychiatrie, Mannheim)<br />

Demenz ist e<strong>in</strong>e Syndromdiagnose und soll mit anerkannten Kriterien<br />

gestellt werden (ICD-10). Davor kommt es häufig zu e<strong>in</strong>er<br />

leichten kognitiven Störung (MCI), e<strong>in</strong>em heterogenen Syndrom<br />

mit subjektiven kognitiven E<strong>in</strong>bußen, Defiziten <strong>in</strong> Tests des episodischen<br />

Gedächtnisses o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en kognitiven Domänen und<br />

höchstens m<strong>in</strong>imalen E<strong>in</strong>bußen <strong>der</strong> Alltagskompetenz. Demenz<br />

und MCI müssen frühzeitig und ausführlich diagnostisch differenziert<br />

werden, da erst die ätiologische Zuordnung e<strong>in</strong>e fundierte<br />

Aussage über Verlauf und Behandlung erlaubt. Neben neurologischem<br />

und psychopathologischem Befund ist immer e<strong>in</strong>e Quantifizierung<br />

<strong>der</strong> kognitiven Ausfälle mit e<strong>in</strong>em Kurztest erfor<strong>der</strong>lich,<br />

bei Bedarf e<strong>in</strong>e ausführliche neuropsychologische Abklärung.<br />

Immer werden e<strong>in</strong>e Reihe von Rout<strong>in</strong>e-Serum- bzw. Plasmauntersuchungen<br />

empfohlen, im Falle kl<strong>in</strong>isch unklarer Situationen o<strong>der</strong><br />

bei spezifischen Verdachtsdiagnosen gezielte weitergehende Laboruntersuchungen.<br />

E<strong>in</strong> regelhaftes EEG wird nicht empfohlen, e<strong>in</strong>e<br />

konventionelle cCT o<strong>der</strong> cMRT gehört aber zum Standard e<strong>in</strong>er<br />

Basis-Demenzdiagnostik. E<strong>in</strong>e Atrophie im Bereich des medialen<br />

Temporallappens und des Kortex ist e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf das Vorliegen<br />

e<strong>in</strong>er Alzheimer Krankheit. Das Ausmaß und die Lokalisation von<br />

10<br />

vaskulären Läsionen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit Anamnese, kl<strong>in</strong>ischem<br />

Befund und neuropsychologischem Profil wesentlich für die<br />

Differenzierung zwischen vaskulärer und neurodegenerativer Demenz.<br />

FDG-PET und HMPAO-SPECT können bei unklaren Situationen,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühphase <strong>der</strong> Demenz zur ätiologischen<br />

Differentialdiagnose beitragen, Amyloid-Imag<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong><br />

Forschungs<strong>in</strong>strument. FP-CIT SPECT ist <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>isch unklaren<br />

Fällen für die Differentialdiagnose DLB vs. non-DLB Demenz hilfreich<br />

und zu empfehlen. In <strong>der</strong> ätiologischen Erstdiagnostik soll bei<br />

kl<strong>in</strong>ischen H<strong>in</strong>weisen e<strong>in</strong>e Liquordiagnostik zum Ausschluss e<strong>in</strong>er<br />

akuten o<strong>der</strong> chronischen entzündlichen Gehirnerkrankung durchgeführt<br />

werden. Die liquor-basierte neurochemische Demenzdiagnostik<br />

unterstützt bei unklarer kl<strong>in</strong>ischer Situation die Differenzierung<br />

zwischen Frühstadien neurodegenerativer Demenzen und<br />

an<strong>der</strong>en Ursachen und wird deshalb empfohlen. Hier s<strong>in</strong>d beta-<br />

Amyloid 1-42 und Gesamt-Tau bzw. Phospho-Tau geme<strong>in</strong>sam <strong>der</strong><br />

Bestimmung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen Parameters überlegen und werden<br />

daher empfohlen. Die Komplexität und Schwierigkeit <strong>der</strong> Differenzialdiagnostik<br />

nimmt mit zunehmenden Schweregrad ab, so dass<br />

e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Aufteilung zwischen fach- und allgeme<strong>in</strong>ärztlichen<br />

Aufgaben anzustreben ist.<br />

002<br />

Therapie demenzieller Syndrome<br />

Harald Hampel (Discipl<strong>in</strong>e of Psychiatry, Tr<strong>in</strong>ity Center for Health<br />

Sci., Dubl<strong>in</strong>, Irland)<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Sydney<br />

S-007 Symposium<br />

Störungen des Erlebens und Verhaltens bei Demenz<br />

Vorsitz: U. Preuss (Halle), H. Förstl (München)<br />

001<br />

Psychiatrische Komorbiditäten bei Demenzen: Ergebnisse aus <strong>der</strong><br />

NIS (National Inpatient Sample) Stichprobe<br />

Ulrich Preuss (Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität, Psychiatrie, Halle)<br />

S. Watzke, J. Choi<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Alzheimerdemenz (ALZ-D) zählt zu den häufigsten<br />

<strong>Erkrankungen</strong> von Personen im Alter von über 65 Jahren. E<strong>in</strong>e<br />

Reihe von psychischen und somatischen <strong>Erkrankungen</strong> wurde mit<br />

dieser Demenzform <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht. Das Ziel dieser Auswertung<br />

<strong>der</strong> NIS (National Inpatient Sample) Stichprobe ist es,<br />

diag nostische Korrelate <strong>der</strong> ALZ-D bei Personen im Alter über<br />

60 Jahren zu identifizieren.<br />

Methode: Von den 800,457 <strong>in</strong>patient subjects (etwa 2 % aller stationär<br />

behandelten Personen 2004) waren 315,244 im Alter über<br />

60 Jahren. Aus dieser Personengruppe wiesen 9,572 (3.03 %) die<br />

Diagnose e<strong>in</strong>er ALZ-D auf, während 33,367 (10.59 %) Personen an<br />

e<strong>in</strong>er Osteoarthritis litten (OA), die als Vergleichsstichprobe herangezogen<br />

wurden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Uni- und multivariate Statistik zeigte,<br />

dass ALZ-D Patienten überdurchschnittlich häufig an <strong>Erkrankungen</strong><br />

des vaskulären Systems sowie psychischen <strong>Erkrankungen</strong> wie<br />

Psychosen und affektiven Störungen leiden, nach Kontrolle von<br />

Alter und Geschlecht. Zunehmendes Alter und männliches Geschlecht<br />

waren darüber h<strong>in</strong>aus mit dem Risiko für die ALZ-D assoziiert.<br />

E<strong>in</strong>e Reihe von somatischen Diagnosen wie auch affektive<br />

und psychotische waren <strong>in</strong> ähnlich signifikanter Weise mit <strong>der</strong> Alzheimer<br />

Erkrankung assoziiert. Diese Querschnittsstudie erlaubt<br />

allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e Erforschung von Kausalzusammenhängen, die <strong>in</strong>


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

prospektiven Studien untersucht werden müssen.<br />

002<br />

Neurobiologische Grundlagen von Störungen des Erlebens und<br />

Verhaltens bei Demenzen<br />

Hans Förstl (TUM, Kl<strong>in</strong>ikum rechts <strong>der</strong> Isar, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

München)<br />

003<br />

Therapie von Störungen des Erlebens und Verhaltens bei Demenzen<br />

Lutz M. Drach (HELIOS Kl<strong>in</strong>iken Schwer<strong>in</strong> GmbH, Kl<strong>in</strong>ik für Alterspsychiatrie)<br />

004<br />

Störungen des Erlebens und Verhaltens bei Demenzen und stationär-psychiatrische<br />

Behandlungen<br />

Tilman Wetterl<strong>in</strong>g (Vivantes, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Störungen des Erlebens und Verhaltens Verhaltensauffälligkeiten<br />

(wie z. B. Aggressivität, Apathie, Depression, Flüssigkeits-<br />

und Nahrungsverweigerung) treten bei Dementen sehr häufig<br />

auf und bereiten den sie betreuenden Personen große Probleme.<br />

Ziel: In <strong>der</strong> GePsy-B-Studie wurde untersucht, welche Gründe zur<br />

E<strong>in</strong>weisung von älteren Patienten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik<br />

(Versorgungsgebiet: 250.000 E<strong>in</strong>wohner) geführt haben. Methodik:<br />

Zu diesem Zweck wurden die Aufnahmedokumentationen prospektiv<br />

über 3 Jahre aller Aufnahmen ausgewertet. Ergebnisse: In<br />

dem Untersuchungszeitraum wurden 511 über 64 Jahre alte Demenzkranke<br />

671 mal aufgenommen. Die häufigsten E<strong>in</strong>weisungs- /<br />

Aufnahmegründe waren mit 40,5 % Verwirrtheitszustand, Desorientiertheit<br />

o<strong>der</strong> Delir; 24,1 % Aggressivität o<strong>der</strong> Erregungszustand,<br />

18,5 % Nahrungs- / Flüssigkeitsverweigerung, 18 % Halluz<strong>in</strong>ationen<br />

und / o<strong>der</strong> Wahn, 17,9 % Fehlhandlungen, 17,3 % Unruhe, 9,1 % Depression<br />

und 9,1 % Suizidalität/ Suizidversuch. Bei 73,5 % <strong>der</strong> Patienten<br />

war e<strong>in</strong> selbstgefährdendes Verhalten und bei 24 % fremdgefährdendes<br />

Verhalten wesentlicher Grund für die E<strong>in</strong>weisung.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass bei e<strong>in</strong>em ganz überwiegenden Teil <strong>der</strong><br />

dementen Patienten e<strong>in</strong> akut selbst- o<strong>der</strong> fremdgefährdendes Verhalten<br />

zur stationären E<strong>in</strong>weisung führte.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Stockholm 1<br />

S-030 Symposium<br />

Therapie nicht-kognitiver Störungen bei Demenz<br />

Vorsitz: A. Fellgiebel (Ma<strong>in</strong>z), M. Hüll (Freiburg)<br />

001<br />

Medikamentöse Therapie von Depression und Apathie<br />

Andreas Fellgiebel (Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie)<br />

002<br />

Pharmakologische Optionen bei Agitation, Aggressivität und Halluz<strong>in</strong>ationen<br />

Michael Hüll (Universitätskl<strong>in</strong>ik Freiburg, ZGGF)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Außerhalb <strong>der</strong> Kognition liegende Symptombereiche<br />

wie Agitation und Halluz<strong>in</strong>ationen werden bei Demenzerkrankung<br />

mit unterschiedlichen Begriffen wie akzessorische Symptome,<br />

nicht-kognitive Symptome, psychotische Symptome im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er Demenz, herausfor<strong>der</strong>ndes Verhalten o<strong>der</strong> im angloamerikanischen<br />

Sprachgebrauch „Behavioural and Psychological Symptoms<br />

of Dementia“ (BPSD) bezeichnet. Diese Symptome s<strong>in</strong>d we-<br />

sentlich für die Lebensqualität des Erkrankten und <strong>der</strong> Angehörigen<br />

sowie für die Möglichkeit e<strong>in</strong>es Verbleibens <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Häuslichkeit.<br />

Methode: Für nichtpharmakologische Ansätze wurden <strong>in</strong> Deutschland<br />

Empfehlungen für den Umgang mit herausfor<strong>der</strong>ndem Verhalten<br />

gegeben. Für die pharmakologischen Interventionen existiert<br />

die generelle Empfehlung, nur bei schweren aggressiven Verhaltensweisen<br />

Medikamente e<strong>in</strong>zusetzen. Diese Zurückhaltung beruht<br />

zum e<strong>in</strong>en auf <strong>der</strong> erhöhten Nebenwirkungsempf<strong>in</strong>dlichkeit älterer<br />

Menschen gegenüber typischen und atypischen Neuroleptika. An<strong>der</strong>erseits<br />

zeigen randomisierte Studien aber auch e<strong>in</strong> ernüchterndes<br />

Bild bzgl. <strong>der</strong> Wirksamkeit von Neuroleptika. So zeigte <strong>der</strong><br />

„Cl<strong>in</strong>ical Antipsychotic Trials of Intervention Effectiveness-Alzheimer<br />

Disease“ (CATIE-AD) letztendliche ke<strong>in</strong>e überzeugende Wirksamkeit<br />

von atypischen o<strong>der</strong> typischen Neuroleptika.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Aufgrund <strong>der</strong> häufig bestehenden Notwendigkeit<br />

e<strong>in</strong>er pharmakologischen Behandlung von aggressivem<br />

Verhalten wurden auch verschiedene an<strong>der</strong>e Interventionen (Antidementiva,<br />

Antiepileptika, Benzodiazep<strong>in</strong>e etc) bzgl. ihrer Effekte<br />

auf akzessorische Symptome im Rahmen e<strong>in</strong>er Demenz untersucht.<br />

Die bisher vorliegenden Daten s<strong>in</strong>d aber bei weitem nicht ausreichend.<br />

003<br />

Wirkfaktoren <strong>der</strong> nicht-medikamentösen Behandlung bei Demenz<br />

Arm<strong>in</strong> Scheurich (Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die medikamentösen Behandlungsoptionen bei Demenz<br />

s<strong>in</strong>d auch heute lei<strong>der</strong> sehr begrenzt, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Bezug<br />

auf die nicht-kognitiven Symptome, die den Verlauf <strong>der</strong> Erkrankung<br />

gewöhnlich bestimmen. Demgegenüber gibt es <strong>der</strong>zeit auch<br />

nur wenig überprüfte Evidenz für nicht-medikamentöse Behandlungsansätze.<br />

Methode: Der Vortrag gibt e<strong>in</strong>en Überblick über die Interventionen<br />

und ihre Wirkfaktoren. Es werden die Daten und Ergebnisse<br />

aktueller Reviews und Studien dargestellt und zusammengefasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Für die demenzspezifischen Behandlungsansätze<br />

wie Validation, Rem<strong>in</strong>iszenztherapie und Realitätsorientierung<br />

liegen negative und gemischte Studienergebnisse vor.<br />

Da diese komplexen Ansätze jedoch verschiedene E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>terventionen<br />

<strong>in</strong>tegrieren, ist die Entdeckung wirksamer E<strong>in</strong>zelfaktoren erschwert.<br />

In dem Beitrag werden die empirisch abgesicherten nichtmedikamentösen<br />

Interventionen als Wirkfaktoren und Bauste<strong>in</strong>e<br />

für neue <strong>in</strong>tegrierte Behandlungsansätze wie bspw. die Selbsterhaltungstherapie<br />

vorgestellt. Es zeichnet sich empirische Unterstützung<br />

für den antidepressiven Aktivitätenaufbau, die Psychoedukation<br />

<strong>der</strong> pflegenden Angehörigen und die kognitive Stimulation ab.<br />

Situativ und kurzfristig kann über adäquate Zuwendung, multisensorische<br />

Stimulation, Reduktion unangenehmer Zustände und<br />

Schmerzen das Verhalten und Erleben <strong>der</strong> Patienten positiv bee<strong>in</strong>flusst<br />

werden. Für leicht betroffene Patienten mit beg<strong>in</strong>nen<strong>der</strong><br />

Demenz wirkt Gruppentherapie entlastend und aktivierend. Im<br />

weiteren Verlauf, bei mittelschwerer und schwerer Symptomatik,<br />

s<strong>in</strong>d auch verhaltenstherapeutische Interventionen erfolgreich, die<br />

über die Verstärkung und die E<strong>in</strong>übung positiver Verhaltensweisen<br />

direkt auf Verhaltensdefizite o<strong>der</strong> problematisches Verhalten e<strong>in</strong>wirken.<br />

Für die Verbesserung <strong>der</strong> nicht-medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten<br />

müssen kl<strong>in</strong>ische Studien sowohl systematisch<br />

die Effektivität <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Wirkfaktoren isolieren, als auch die<br />

wirksamsten Komb<strong>in</strong>ationen erschließen.<br />

11


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

004<br />

Selbsterhaltungstherapie (SET): Individuelle Ressourcenför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Rehabilitation und Betreuung von Menschen mit Demenz<br />

Barbara Romero (Neurologische Kl<strong>in</strong>ik, Alzheimer-Therapiezentrum,<br />

Bad Aibl<strong>in</strong>g)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bei fortschreitend verlaufenden Demenzen können<br />

e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung und e<strong>in</strong>e Verschlimmerung nicht vollständig<br />

und dauerhaft abgewandt und auch nicht beseitigt werden. Angestrebt<br />

werden kann und soll e<strong>in</strong>e optimale Anpassung des Niveaus<br />

von Aktivitäten und Teilhabe an die jeweiligen, noch erhaltenen<br />

Kompetenzen <strong>der</strong> Betroffenen. Das ressourcenorientierte Konzept<br />

<strong>der</strong> Selbsterhaltungstherapie stellt die Hilfe zur Adaptation an die<br />

sich verän<strong>der</strong>nden Lebensbed<strong>in</strong>gungen als die zentrale Aufgabe<br />

psychosozialer Unterstützungsmaßnahmen heraus. Programmen<br />

zur Nutzung von <strong>in</strong>dividuellen Ressourcen <strong>der</strong> Betroffenen werden<br />

systematisch erhobene Erkenntnisse zu <strong>der</strong>en Kompetenzen und<br />

Bedürfnissen zu Grunde gelegt.<br />

Methode: Zentrale Elemente <strong>der</strong> SET: • Anpassung <strong>der</strong> Kommunikation<br />

• Anpassung <strong>der</strong> Alltagsgestaltung, Betreuung und Beschäftigungen<br />

• Er<strong>in</strong>nerungsarbeit Anwendungsbereiche: • Zeitlich<br />

limi tierte, familienorientierte Behandlungsprogramme (z. B. Alzheimer<br />

Therapiezentrum Bad Aibl<strong>in</strong>g, ATZ) • Tagesstätten • Wohnbereich<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die bisherigen Ergebnisse zur unmittelbaren<br />

Wirkung <strong>der</strong> multimodalen ATZ-Behandlung zeigen e<strong>in</strong>e<br />

Reduktion <strong>der</strong> Depressivität und <strong>der</strong> Belastung bei den betreuenden<br />

Angehörigen, wie auch e<strong>in</strong>e Abnahme <strong>der</strong> Depressivität und<br />

an<strong>der</strong>er psychopathologischer Störungen bei gleichzeitiger Zunahme<br />

alltagsrelevanter Kompetenzen bei den Kranken (Romero,<br />

2004). Auch die Bereitschaft, entlastende externe Hilfen <strong>in</strong> Anspruch<br />

zu nehmen, nahm nach <strong>der</strong> ATZ-Behandlung bedeutend zu<br />

(Romero et al., 2007). Es werden neue Ergebnisse <strong>der</strong> aktuell laufenden<br />

Studie präsentiert, bei <strong>der</strong> die Nachhaltigkeit <strong>der</strong> Wirkung<br />

<strong>der</strong> ATZ-Behandlung untersucht wird. Die Studie „SKEPSIS“ ist<br />

durch das BMBF im Rahmen <strong>der</strong> „Leuchtturmprojekte“ geför<strong>der</strong>t<br />

(För<strong>der</strong>kennzeichen LTDEMENZ-44-061).<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 6<br />

S-042 Symposium<br />

Los<strong>in</strong>g your self – Neural correlates of frontotemporal dementia<br />

Vorsitz: M. Schroeter (Leipzig), H. Förstl (München)<br />

001<br />

Frontotemporal Dementia – Basic Concept and Diagnostic Criteria<br />

Hans Förstl (TUM, Kl<strong>in</strong>ikum rechts <strong>der</strong> Isar, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

München)<br />

002<br />

Neural Correlates of Social Cognition<br />

Kirst<strong>in</strong> Volz (MPI Neurologische Forschung, Köln)<br />

Introduction: Recently, the anterior prefrontal cortex (aPFC) became<br />

a major area of <strong>in</strong>terest. Neuroscientific studies aimed at elucidat<strong>in</strong>g<br />

the area‘s specific function. Although the role of the aPFC<br />

<strong>in</strong> sub-serv<strong>in</strong>g higher-or<strong>der</strong> cognitive functions is unchallenged, it<br />

is so far not clear <strong>in</strong> what way and where different functions may be<br />

distributed <strong>in</strong> this large area. In aim<strong>in</strong>g at more detailed and coherent<br />

theoretical account, researchers took up a meta-position by <strong>in</strong>tegrat<strong>in</strong>g<br />

the corpus of f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs from recent imag<strong>in</strong>g studies on the<br />

aPFC. In do<strong>in</strong>g so, reviews and meta-analytic approaches suggested<br />

12<br />

various subdivisions. For example, the lateral aPFC, primarily encompass<strong>in</strong>g<br />

Brodmann area 10, was suggested to sub-serve the coord<strong>in</strong>ation<br />

of <strong>in</strong>formation process<strong>in</strong>g and the <strong>in</strong>formation transfer<br />

between two or more cognitive operations and multiple task coord<strong>in</strong>ation<br />

respectively. In contrast, the medial aPFC was proposed to<br />

sub-serve mental state attribution (<strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g theory of m<strong>in</strong>d) <strong>in</strong><br />

general. The utilized meta-analytic approaches, whose results constitute<br />

the basis for most of the mentioned theoretical accounts, still<br />

most commonly consist of plott<strong>in</strong>g all activation foci <strong>in</strong>to a s<strong>in</strong>gle<br />

figure. The common procedure is then to use visual <strong>in</strong>spection as a<br />

scientific tool so as to identify functional sub-regions. Yet, the<br />

method of visual <strong>in</strong>spection affects adversely the objectivity and<br />

reliability of the <strong>in</strong>terpretation of the f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs.<br />

Method: Recent developments of meta-analysis techniques facilitate<br />

more objective approaches, some of which were adopted for the<br />

present work. The comb<strong>in</strong>ation of Activation Likelihood Estimation<br />

(Turkeltaub et al., 2002), model-based cluster<strong>in</strong>g and replicator<br />

dynamics (Neumann et al., 2006) is ideally suited to address the<br />

question of functionally different sub-regions with<strong>in</strong> the aPFC.<br />

Discussion / Results: The replicator process revealed three dissociable<br />

clusters with<strong>in</strong> the median aPFC, i. e., these three clusters<br />

could be differentiated based on the <strong>in</strong>formation about co-activated<br />

regions. Moreover, the activation foci of the network of the lateral<br />

aPFC were entirely different from those of the median aPFC.<br />

003<br />

Neural Correlates of Frontotemporal Dementia – In vivo<br />

Matthias Schroeter (MPI, Kognitive Neurologie, Leipzig)<br />

Introduction: Frontotemporal dementia (FTD) is the most common<br />

form of frontotemporal lobar degeneration. It is characterized<br />

by deep alterations <strong>in</strong> behavior and personality. We conducted a<br />

systematic and quantitative meta-analysis to exam<strong>in</strong>e its neural<br />

correlates and place the disease <strong>in</strong> a framework of cognitive<br />

neuropsy chiatry.<br />

Method: MedL<strong>in</strong>e and Current Contents search eng<strong>in</strong>es were used<br />

to identify imag<strong>in</strong>g studies <strong>in</strong>vestigat<strong>in</strong>g FTD. N<strong>in</strong>e studies were<br />

identified report<strong>in</strong>g either atrophy or decreases <strong>in</strong> glucose utilization.<br />

F<strong>in</strong>ally, the analysis <strong>in</strong>volved 132 patients and 166 controls. A<br />

quantitative meta-analysis was performed. Maxima of the studies<br />

resulted <strong>in</strong> anatomical likelihood estimates. This meta-analytic method<br />

is consi<strong>der</strong>ed as the most sophisticated, and well-validated of<br />

coord<strong>in</strong>ate-based voxel-wise meta-analyses.<br />

Diskussion / Results: The meta-analysis revealed a particularly frontomedian<br />

network impaired <strong>in</strong> FTD. Additionally, right anterior<br />

<strong>in</strong>sula, and medial thalamus were identified. The study specifies<br />

FTD as the frontomedian variant of frontotemporal lobar degeneration.<br />

The disease affects neural networks enabl<strong>in</strong>g self-monitor<strong>in</strong>g,<br />

theory of m<strong>in</strong>d capabilities, perception of emotions, and susta<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

personality and self. Our study suggests that FTD is a<br />

prototypical disor<strong>der</strong> of a specific human ability, social cognition.<br />

Moreover, we contrast our results with other meta-analytic studies<br />

apply<strong>in</strong>g the same method. Here, we can show that the neural correlates<br />

of FTD are specific <strong>in</strong> comparison to the other subtypes of<br />

frontotemporal lobar degeneration, semantic dementia and progressive<br />

non-fluent aphasia, and Alzheimer‘s disease. In conclu sion,<br />

the study contributes to plac<strong>in</strong>g FTD <strong>in</strong> cognitive neuropsychiatry<br />

and to the development of new diagnostic (imag<strong>in</strong>g) criteria for<br />

dementia disor<strong>der</strong>s. References Schroeter et al (2007) Towards a<br />

nosology for frontotemporal lobar degenerations – A meta-analysis<br />

<strong>in</strong>volv<strong>in</strong>g 267 subjects. Neuroimage 36:497-510. Schroeter et al<br />

(2008) Neural networks <strong>in</strong> frontotemporal dementia – A metaanalysis.<br />

Neurobiol Ag<strong>in</strong>g 29:418-26. Schroeter et al (2009) Neural<br />

correlates of Alzheimer‘s disease and mild cognitive impairment: A<br />

systematic and quantitative meta-analysis <strong>in</strong>volv<strong>in</strong>g 1351 patients.<br />

Neuroimage: published onl<strong>in</strong>e.


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

004<br />

Neural Correlates of frontotemporal Dementia – Post mortem<br />

William W. Seeley (UCSF School of Medic<strong>in</strong>e, Memory; Ag<strong>in</strong>g Center,<br />

San Francisco, USA)<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal VIP 2<br />

S-047 Symposium<br />

Evidenzbasierte Ergotherapie bei Demenz<br />

Vorsitz: A. Dör<strong>in</strong>g (Bochum), J. Fritze (Pulheim)<br />

001<br />

Interventionsprogramm und Design <strong>der</strong> WHEDA-Studie<br />

Sebastian Voigt-Radloff (Universitätskl<strong>in</strong>ikum, Geriatrie und Gerontologie,<br />

Freiburg)<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong> nie<strong>der</strong>ländisches Ergotherapie-Programm erwies<br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er randomisierten Studie bei Demenzerkrankten als hoch<br />

wirksam und kosteneffektiv (Graff et al. 2006, 2007, 2008). Im Rahmen<br />

<strong>der</strong> BMG-geför<strong>der</strong>ten Leuchtturmprojekte führt das Zentrum<br />

für Geriatrie und Gerontologie Freiburg e<strong>in</strong>e multi-zentrische randomisiert<br />

kontrollierte Studie zur Wirksamkeit des nie<strong>der</strong>ländischen<br />

Programms im deutschen Versorgungskontext durch. Design<br />

und erste Erfahrungen <strong>der</strong> WHEDA-Studie werden vorgestellt.<br />

Methode: Die Interventionsstudie vergleicht die Effekte e<strong>in</strong>es häuslichen<br />

manualisierten Ergotherapieprogramms mit dem e<strong>in</strong>es<br />

häuslichen ergotherapeutischen Beratungsbesuches auf die Ausführung<br />

von Alltagsaktivitäten und Lebensqualität von Menschen<br />

mit leichter bis mittelgradiger Demenzerkrankung, auf die Lebensqualität<br />

und Kompetenzüberzeugung des primären Angehörigen<br />

und auf die Gesundheitskosten. Design: E<strong>in</strong>fach bl<strong>in</strong>de randomisert<br />

kontrollierte Studie mit sieben Prüfzentren, 5 Wochen Intervention,<br />

prä-post Assessment und Follow-Up Untersuchung <strong>in</strong><br />

Woche 16, 26 und 52. Teilnehmer: Menschen mit leichter bis mittelgradiger<br />

Demenzerkrankung, die zu Hause leben und von dem<br />

primären Angehörigen m<strong>in</strong>destens zweimal pro Woche versorgt<br />

werden. E<strong>in</strong>schlusskriterien: Demenz vom Typ Alzheimer o<strong>der</strong><br />

gemischt (ICD-10-F00), M<strong>in</strong>imental State Exam<strong>in</strong>ation Wert zwischen<br />

14 und 24. Ausschlusskriterien: Geriatric Depression Scale<br />

(30 Items) Score: > 12, Pflegestufe 2 o<strong>der</strong> höher, mediz<strong>in</strong>ische Instabilität<br />

o<strong>der</strong> schwere Verhaltensauffälligkeiten. Interventionen:<br />

10 Hausbesuche e<strong>in</strong>es geschulten Ergotherapeuten mit dem Ziel,<br />

die erfolgreiche Durchführung bedeutungsvoller Alltagsaktivitäten<br />

des Patienten und Angehörigen zu unterstützen versus die häusliche<br />

Beratung e<strong>in</strong>es geschulten Ergotherapeuten mit Material, das<br />

auf Informationen <strong>der</strong> Alzheimer Gesellschaft basiert, mit dem<br />

Ziel, Angehörige und Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nutzung kommunaler Ressourcen<br />

zu unterstützen. Ergebnismessung: Durchführung <strong>der</strong> Alltagsaktivitäten<br />

<strong>der</strong> Patienten, Lebensqualität von Angehörigen und<br />

Patienten, Kompetenzüberzeugung <strong>der</strong> Angehörigen, Akzeptanz<br />

<strong>der</strong> Intervention bei Angehörigen und Patienten, Ressourcennutzung<br />

von Patienten und Angehörigen, Betreuungsaufwand durch<br />

primären Angehörigen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Da die Follow-Up Erhebungen noch<br />

nicht abgeschlossen s<strong>in</strong>d, werden als erste Ergebnisse das durchgeführte<br />

Behandlungsprogramm, das Studiensample und die Erfahrungen<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>volvierten Ergotherapeuten bei <strong>der</strong> Durchfürhung<br />

<strong>der</strong> Therapie und Kontroll<strong>in</strong>tervention vorgestellt.<br />

002<br />

Interventionsprogramm „Ergotherapie im häuslichen Umfeld bei<br />

Demenz“<br />

Wiebke Flotho (HAWK, Fachhochschule Hildesheim / Holzm<strong>in</strong>den /<br />

Gött<strong>in</strong>gen)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ergotherapie im häuslichen Umfeld von Demenzkranken<br />

und ihren Pflegenden Angehörigen (PA) kann e<strong>in</strong>en wichtigen<br />

Beitrag <strong>in</strong> <strong>der</strong> ambulanten Versorgungskette leisten. Vor diesem<br />

H<strong>in</strong>tergrund wurde e<strong>in</strong> Interventionsprogramm entwickelt, welches<br />

Klientenzentrierung und bedeutungsvolle Alltagsaktivitäten des<br />

Klienten <strong>in</strong>nerhalb des ergotherapeutischen Behandlungsprozesses<br />

systematisiert. In Anlehnung an die Studien von Graff et al. (2006<br />

– 2008), die u. a. die Kosteneffektivität solcher Programme <strong>in</strong> den<br />

Nie<strong>der</strong>landen nachgewiesen haben, entstehen erste deutsche Ansätze<br />

zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Evidenzbasierung ergotherapeutischer Leistungen.<br />

Das Programm baut auf den Erfahrungen <strong>der</strong> fortlaufenden<br />

Differenzierung des CMOP / COPM-Zertifizierungskurses<br />

(CMOP = Canadian Model of Occupational Performance, COPM<br />

= Canadian Occupational Performance Measure) auf. Der Zertifizierungskurs<br />

ist e<strong>in</strong>e Schulung für praktizierende Ergotherapeuten,<br />

die e<strong>in</strong>e Form <strong>der</strong> Systematisierung des therapeutischen Prozesses<br />

für die deutsche Ergotherapie bereit hält und grundsätzliche an<br />

akademischen Standards orientierte theoretische wie praktische<br />

Kompetenzen vermittelt.<br />

Methode: Merkmale des ergotherapeutischen Interventionsprogrammes<br />

s<strong>in</strong>d: • Klientenzentrierte Grundhaltung im gesamten<br />

therapeutischen Prozess • Betätigungsorientierung mit Alltagsrelevanz<br />

für die Klienten • Durchführung des Interviews COPM mit<br />

Betroffenem und PA zu Beg<strong>in</strong>n und am Ende <strong>der</strong> Intervention<br />

• Nutzung e<strong>in</strong>es Betätigungsprotokolls, Durchführung von Betätigungsanalysen,<br />

Systematisierung <strong>der</strong> Zielformulierungen • Überprüfung<br />

<strong>der</strong> Wohnsicherheit, sowie Erfassung des Optimierungsbedarfs<br />

im häuslichen Umfeld • Wohnraum- und Umfeldberatung<br />

• Anwendung geeigneter ergotherapeutischer Methoden<br />

Strukturelle Merkmale des Interventionsprogrammes s<strong>in</strong>d: • Interventionsdauer<br />

pro Klient 6 Wochen mit je zwei Behandlungen pro<br />

Woche • Ergotherapie f<strong>in</strong>det im häuslichen Kontext des Klienten<br />

statt • E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen (PA) und Demenzkranken<br />

<strong>in</strong> Befun<strong>der</strong>hebung, Zielformulierung und Entscheidungsf<strong>in</strong>dung<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Interventionsprogramm wird mittels<br />

e<strong>in</strong>er Schulung tra<strong>in</strong>iert, bestehend aus 3 Modulen, die sich <strong>in</strong><br />

jeweils 2 – 3 Fortbildungstage aufteilen. Die Schulung umfasst<br />

110 Lehre<strong>in</strong>heiten, die 60 E<strong>in</strong>heiten Präsenzlehre und 50 E<strong>in</strong>heiten<br />

Eigenarbeit be<strong>in</strong>halten. Obwohl es <strong>der</strong>zeitig noch nicht überprüft<br />

ist, stellt es e<strong>in</strong>en vielversprechenden ersten Schritt <strong>in</strong> Richtung<br />

kosteneffizienter und evidenzbasierter Ergotherapie dar. E<strong>in</strong>e Studie<br />

zur Evaluation des Interventionsprogrammes wäre wünschenswert.<br />

003<br />

Effektivität e<strong>in</strong>er optimierten Ergotherapie bei Demenz im häuslichen<br />

Sett<strong>in</strong>g (ERGODEM)<br />

Luisa Jurjanz (Universitätskl<strong>in</strong>ik Dresden, Kl<strong>in</strong>ik und Polikl<strong>in</strong>ik für<br />

Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Nichtmedikamentöse Behandlungsmaßnahmen bei<br />

Demenzerkrankungen s<strong>in</strong>d Bestandteil e<strong>in</strong>er leitl<strong>in</strong>iengerechten<br />

Therapie. Gegenüber den pharmakologischen Behandlungsoptionen<br />

verweist die gegenwärtige Studienlage jedoch auf e<strong>in</strong>e deutlich<br />

ger<strong>in</strong>gere Evidenzbasierung für nichtpharmakologische Interventionen.<br />

Mit Blick auf den deutschen Versorgungskontext wird deutlich,<br />

dass bislang ke<strong>in</strong>e randomisierten kontrollierten Studien<br />

vorliegen, so dass sich Empfehlungen im nichtmedikamentösen<br />

Behandlungsbereich eher auf e<strong>in</strong>zelne Untersuchungen und generelle<br />

Konsensusempfehlungen stützen. Die BMG-geför<strong>der</strong>te<br />

13


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

ERGODEM-Studie versucht e<strong>in</strong>en Beitrag zu leisten, diese Lücke<br />

zu schließen, <strong>in</strong>dem sie die Wirksamkeit e<strong>in</strong>er häuslichen Ergotherapie<br />

bei leicht bis mittelgradiger Demenz unter Verwendung e<strong>in</strong>es<br />

randomisierten kontrollierten Designs untersucht.<br />

Methode: ERGODEM ist als multizentrische Studie mit drei Prüfzentren<br />

konzipiert. In die Studie werden <strong>in</strong>sgesamt 200 Patienten<br />

mit e<strong>in</strong>er leicht- bis mittelgradigen Demenz (Alter ≥ 55 Jahre) e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Alle Patienten erhalten e<strong>in</strong>e leitl<strong>in</strong>iengerechte pharmakotherapeutische<br />

Behandlung (DGN, <strong>DGPPN</strong>). Die Interventionsgruppe<br />

erhält zusätzlich e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles, an den Bedürfnissen<br />

des Patienten ausgerichtetes Behandlungsprogramm über e<strong>in</strong>en Zeitraum<br />

von 6 Wochen. Dabei werden geme<strong>in</strong>sam mit dem Patienten<br />

für ihn bedeutsame Betätigungen identifiziert und e<strong>in</strong>e Zielhierarchie<br />

erstellt. Die Intervention umfasst 12 Sitzungen. Die Angehörigen<br />

werden <strong>in</strong> die Behandlung e<strong>in</strong>bezogen. Alle Studienteilnehmer<br />

werden zu vier Messzeitpunkten untersucht. Neben <strong>der</strong> Bewältigung<br />

von Alltagsaufgaben als primäre Outcome-Variable <strong>in</strong>teressieren<br />

die kognitive Leistungsfähigkeit, Aspekte <strong>der</strong> Lebenszufriedenheit,<br />

das Belastungserleben seitens <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen<br />

sowie die Behandlungskosten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es wird erwartet, dass die Aktivitäten des<br />

täglichen Lebens bei den Patienten <strong>der</strong> Interventionsgruppe im<br />

Vergleich zur Kontrollgruppe länger eigenständig bewältigt werden<br />

können. Zudem nehmen wir e<strong>in</strong>en positiven Effekt auf die Lebensqualität<br />

<strong>der</strong> Betroffenen sowie <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen an. Da<br />

die Datenerhebung weiterh<strong>in</strong> andauert, werden das Design sowie<br />

erste Erfahrungen <strong>der</strong> Ergotherapeuten bei <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong><br />

Intervention berichtet.<br />

004<br />

Zu Stand und Zielen <strong>der</strong> Akademisierung <strong>der</strong> deutschen Ergotherapie<br />

Ulrike Marotzki (HAWK, Fachhochschule Hildesheim / Holzm<strong>in</strong>den /<br />

Gött<strong>in</strong>gen)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ergotherapie gehört zu den noch jungen Therapieberufen<br />

<strong>in</strong> Deutschland. Erste Ausbildungsstätten wurden nach dem<br />

zweiten Weltkrieg gegründet. Gut 10 Jahre nach <strong>der</strong> Pflege hat nun<br />

mit diesem Jahrzehnt die Akademisierung <strong>der</strong> Gesundheitsfachberufe<br />

begonnen, nämlich <strong>der</strong> Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie.<br />

Deutschland schließt sich hiermit als letztes europäisches<br />

Land e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternationalen Trend zu e<strong>in</strong>er wissenschaftlich fundierten<br />

Ausbildung <strong>in</strong> den Therapieberufen an. In den <strong>der</strong>zeit bestehenden<br />

sechs deutschen Bachelor-Studiengängen werden <strong>in</strong> den<br />

meist dualen Studiengängen die berufsfachschulische und hochschulische<br />

Ausbildung <strong>in</strong>tegriert. In e<strong>in</strong>er im Vergleich zum Ausland<br />

längeren Gesamtausbildungszeit von rd. 8 bis 10 Semestern<br />

wird <strong>der</strong> Abschluss ‚Bachelor of Science‘ erreicht. Seit 2005 wurden<br />

zudem erste konsekutive Master-Studiengänge eröffnet. Mit ihrem<br />

Blick für die Funktionalität und erlebte Qualität von Alltagsbetätigungen<br />

ihrer Klientel stellt die mo<strong>der</strong>ne Ergotherapie e<strong>in</strong>en klaren<br />

Bezug zur Aktivitäts- und Teilhabe-Dimension funktionaler Gesundheit<br />

(Internationale Klassifikation <strong>der</strong> Funktionsfähigkeit, Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

und Gesundheit) her. Der Erfolg ihrer therapeutischen<br />

Interventionen misst sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> beobachtbaren v. a. aber vom Klienten<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er vertrauten Umwelt erfahrenen Qualität se<strong>in</strong>er Alltagsaktivitäten.<br />

Mit diesem komplexen Konstrukt, dessen theoretischer<br />

Fundierung und Operationalisierung <strong>in</strong> Form von<br />

Outcome-Kriterien, gezielten Interventionen und Erhebungs<strong>in</strong>strumenten,<br />

beschäftigt sich die <strong>in</strong>ternational verfügbare wissenschaftliche<br />

Literatur <strong>der</strong> Ergotherapie. Aus den konzeptionellen<br />

Entwicklungsbedarfen <strong>der</strong> praktischen ergotherapeutischen Tätigkeit<br />

(bspw. Indikationen, Cl<strong>in</strong>ical Reason<strong>in</strong>g, Outcome), den <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Ansätzen <strong>in</strong> den Versorgungsbereichen und <strong>der</strong> eigenen<br />

<strong>in</strong>ternationalen wissenschaftlichen Literatur ergibt sich für<br />

e<strong>in</strong>e wissenschaftliche Fundierung <strong>der</strong> deutschen Ergotherapie e<strong>in</strong><br />

14<br />

umfangreiches Programm. Dieses sollte von den Hochschulen ausgehen,<br />

auf koord<strong>in</strong>ierte Aktivitäten zwischen den ergotherapeutischen<br />

Studiengängen aufbauen, im <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Diskurs und<br />

<strong>in</strong> Projekten zwischen Hochschulen und regionalen Versorgungse<strong>in</strong>richtungen<br />

umgesetzt werden. Anfänge hierzu s<strong>in</strong>d gemacht.<br />

Methode: Der Vortrag gibt erstens e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> Zielsetzungen<br />

und Inhalte von Bachelor- und Master-Studiengängen. Zweitens<br />

werden die Entwicklungsbedarfe und Stärken ergotherapeutischer<br />

Praxis im psychiatrischen Bereich skizziert und drittens wird auf<br />

die Forschungsagenda e<strong>in</strong>gegangen, die im Kern auf e<strong>in</strong>e stärkere<br />

Evidenzbasierung ergotherapeutischer Praxis zielt.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Raum 42<br />

S-066 Symposium<br />

Successful research fund<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Germany: Innovative studies on<br />

schizophrenia and dementia from the cl<strong>in</strong>ical trials program of the<br />

BMBF and DFG<br />

Vorsitz: F. Jessen (Bonn), P. Falkai (Gött<strong>in</strong>gen)<br />

001<br />

Limitations of research by the pharmaceutical <strong>in</strong>dustry and regulatory<br />

agencies and presentation of the cl<strong>in</strong>ical trial on the treatment<br />

of apathy <strong>in</strong> dementia with Bupropion (Apa-AD)<br />

Frank Jessen (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

The research <strong>in</strong>terest of the pharmaceutical <strong>in</strong>dustry focuses on<br />

conditions that enable licenc<strong>in</strong>g by the regulatory agencies such as<br />

the EMEA and the FDA. These agencies license drug for diseases<br />

only, but not for symptoms related to diseases. In the case of dementia,<br />

symptoms, such as neuropsychiatry disturbances are frequently<br />

the ma<strong>in</strong> predictor for burden of patients and caregivers.<br />

Thus, there is a major gap between <strong>in</strong>dustry led research, guided by<br />

regulators and the need for effective treatment <strong>in</strong> many cl<strong>in</strong>ical<br />

fields. Public fund<strong>in</strong>g, <strong>in</strong> Germany by the DFG and the BMBF,<br />

targets this gap by fund<strong>in</strong>g high quality trials <strong>in</strong> areas that represent<br />

major cl<strong>in</strong>ical needs, but are not <strong>in</strong> the focus of the <strong>in</strong>dustry. In the<br />

case of Alzheimer‘s Dementia (AD), apathy is the most common<br />

neuropsychiatric syndrome. It is associated with more rapid disease<br />

progression, <strong>in</strong>creased mortality and <strong>in</strong>creased caregivers‘ burden.<br />

There are no studies of sufficient quality on the treatment of apathy<br />

<strong>in</strong> AD. Basic and cl<strong>in</strong>ical research provides evidence that the dopam<strong>in</strong>ergic<br />

system is crucial <strong>in</strong> motivated behaviour and that disturbance<br />

of dopam<strong>in</strong>ergic transmission is associated with apathy <strong>in</strong><br />

bra<strong>in</strong> diseases. The antidepressant Bupropion is a dopam<strong>in</strong>e and<br />

norep<strong>in</strong>ephr<strong>in</strong>e reuptake <strong>in</strong>hibitor. Small case series have provided<br />

first evidence for potential efficacy of Bupropion on apathy <strong>in</strong> subjects<br />

with various organic bra<strong>in</strong> disor<strong>der</strong>s. Funded by the BMBF,<br />

a multicenter randomized placebo-controlled cl<strong>in</strong>ical trial on the<br />

efficacy of Bupropion <strong>in</strong> the treatment of apathy <strong>in</strong> AD will be conducted.<br />

The design of the study will be presented.<br />

002<br />

Prävention <strong>der</strong> Alzheimer Demenz durch Stat<strong>in</strong>e: Facts and Fiction<br />

Isabella Heuser (Charité Berl<strong>in</strong>, CBF, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

003<br />

High frequency repetitive transcranial magnetic stimulation for<br />

the treatment of negative symptoms <strong>in</strong> schizophrenia – a DFG funded<br />

multicenter study<br />

Thomas Wobrock (Universitätsmediz<strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen, Psychiatrie)<br />

B. Guse, J. Cordes, G. W<strong>in</strong>terer, W. Wölwer, B. Langguth, M. Landgrebe,<br />

G. Hajak, C. Ohmann, M. Rietschel, P. Falkai<br />

Introduction: Recent meta-analysis of sham controlled and uncontrolled<br />

studies revealed small, but significant effects of rTMS on<br />

negative symptoms. However, trials to date have been small and results<br />

are mixed. There is a need for further controlled, multi-center<br />

trials to assess the cl<strong>in</strong>ical efficacy of rTMS on negative symptoms<br />

<strong>in</strong> schizophrenia <strong>in</strong> a larger sample of patients.<br />

Method: The primary objective of the multi-centre randomized,<br />

sham-controlled, rater- and patient-bl<strong>in</strong>d cl<strong>in</strong>ical trial is to <strong>in</strong>vestigate<br />

the efficacy of 3 week 10Hz high-frequency rTMS (add-on to<br />

antipsychotic therapy, 15 sessions / 3 weeks, 1000 stimuli per session,<br />

stimulation <strong>in</strong>tensity 110 % of the <strong>in</strong>dividual motor threshold)<br />

of left dorso-lateral prefrontal cortex <strong>in</strong> the treatment of negative<br />

symptoms <strong>in</strong> schizophrenia and to evaluate the effect dur<strong>in</strong>g a 12<br />

weeks follow-up period. The primary efficacy endpo<strong>in</strong>t is the<br />

change <strong>in</strong> negative symptoms of schizophrenia as assessed with the<br />

PANSS negative sum score (Basel<strong>in</strong>e vs. day 21). A sample size of<br />

63 <strong>in</strong> each group will have 80 % power to detect an effect size of<br />

0.50. Data analysis will be based on the <strong>in</strong>tention- to- treat population.<br />

The study will be conducted at 3 university hospitals <strong>in</strong> Germany<br />

(Gött<strong>in</strong>gen, Düsseldorf, Regensburg).<br />

Discussion / Results: First results of good tolerability and re cruitment<br />

suggest that this study will provide important <strong>in</strong>forma tion<br />

about the efficacy of rTMS <strong>in</strong> the treatment of negative symptoms.<br />

In addition to psychopathology other outcome measures such as<br />

neurocognition, social function<strong>in</strong>g, and quality of life and neurobiological<br />

parameters will be assessed to <strong>in</strong>vestigate the basic mechanisms<br />

of rTMS <strong>in</strong> schizophrenia. Ma<strong>in</strong> limitations of the<br />

trial are the potential <strong>in</strong>fluence of antipsychotic dosage changes<br />

and to ensure adequate bl<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g. Trial registration: Cl<strong>in</strong>icalTrials.<br />

gov NCT00783120.<br />

004<br />

PREVENT: A second generation <strong>in</strong>tervention trial <strong>in</strong> subjects at risk<br />

of develop<strong>in</strong>g first episode psychosis evaluat<strong>in</strong>g CBT, aripiprazole<br />

and placebo for the prevention of psychosis.<br />

Andreas Bechdolf (Unikl<strong>in</strong>ik Köln, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

J. Klosterkötter<br />

Introduction: Recently CBT as well as antipsychotics (AP) have<br />

been found to at least delay the onset of first episode psychosis <strong>in</strong><br />

people at risk. However, so far only one study has explored the differential<br />

treatment effects of CBT and AP, although this question<br />

has far reach <strong>in</strong>g ethical, acceptance and compliance implications.<br />

PREVENT is designed to address a superior hypothesis for specific<br />

<strong>in</strong>terventions as compared to a control <strong>in</strong>terventions and a non<strong>in</strong>feriority<br />

hypothesis as regards CBT compared to AP.<br />

Method: 380 help seek<strong>in</strong>g clients will be recruited <strong>in</strong>to the trial to<br />

receive either 30 sessions of CBT, or cl<strong>in</strong>ical management comb<strong>in</strong>ed<br />

with up to 15 mg aripirazole or placebo over 12 months. The study<br />

will address the recent issue of a drop <strong>in</strong> transitions rates <strong>in</strong> the<br />

UHR population by comb<strong>in</strong><strong>in</strong>g UHR with highly predictive basic<br />

symptom criteria. PREVENT will have a high methodological standard<br />

<strong>in</strong>volv<strong>in</strong>g bl<strong>in</strong>d rat<strong>in</strong>gs, monitor<strong>in</strong>g of CBT and CM adherence<br />

and competence, tolerability and safety documentation. Moreover<br />

a number of Add-On studies will allow to assess the biological, psychological<br />

and social <strong>in</strong>teractions <strong>in</strong>volved <strong>in</strong> the conversion process<br />

like neuropsychological function<strong>in</strong>g, MRT scans, stress cortisol<br />

levels, oxidative stress, genetics and EEG function<strong>in</strong>g.<br />

Discussion / Results: The presentation will give the rationale and<br />

design of the study and report first experiences with the recruitment<br />

and sample characteristics.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Salon 13/14<br />

S-085 Symposium<br />

From phenotype oriented exclusion diagnostics of manifest<br />

demen tia syndromes to specific diagnostics of neurodegenerative<br />

dis eases with<strong>in</strong> pre-dementia stages<br />

Vorsitz: A. Fellgiebel (Ma<strong>in</strong>z), H. Hampel (Dubl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Neuropsychology: Mandatory screen<strong>in</strong>g methods and <strong>in</strong>dications<br />

of additional assessments<br />

Ingrid Schermuly (Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie)<br />

Neuropsychological assessment contributes greatly to the diagnosis<br />

of dementia diseases. It allows the documentation of significant<br />

cog nitive decl<strong>in</strong>e and po<strong>in</strong>ts out patterns of cognitive dysfunction<br />

due to the type of dementia. S<strong>in</strong>ce neurodegeneration is estimated<br />

to start 20 – 30 years before cl<strong>in</strong>ical onset, there is a long precl<strong>in</strong>ical<br />

phase and no bright l<strong>in</strong>e divid<strong>in</strong>g normal ag<strong>in</strong>g from dementia.<br />

The transitional (predemential) state between normal ag<strong>in</strong>g and<br />

dementia is called Mild Cognitive Impairment (MCI) and is def<strong>in</strong>ed<br />

as cognitive decl<strong>in</strong>e greater than expected for an <strong>in</strong>dividual’s<br />

age and education level but not <strong>in</strong>terfer<strong>in</strong>g notably with activities of<br />

daily life. Thus, besides the diagnostic of manifest dementia diseases<br />

a central focus of neuropsychological assessment and research<br />

lies on the reliable and valid detection of precl<strong>in</strong>ical and predemential<br />

stages. Concern<strong>in</strong>g manifest dementia syndromes screen<strong>in</strong>g<br />

tools, e. g. the M<strong>in</strong>i Mental State Exam<strong>in</strong>ation, can be used for a first<br />

clarification, to support a cl<strong>in</strong>ical diagnosis of dementia or to monitor<br />

the course of the disease. However, for the early detection of<br />

predemential stages as well as for differential diagnostic issues<br />

detailed neuropsychological test<strong>in</strong>g is recommended. More sophisticated<br />

neuropsychological assessment such as the CERAD neuropsychological<br />

battery allows the discrim<strong>in</strong>ation between beg<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g<br />

dementia, the preced<strong>in</strong>g stages and normal ag<strong>in</strong>g. There is evidence<br />

suggest<strong>in</strong>g that asymmetries of cognitive functions as well as subjective<br />

cognitive compla<strong>in</strong>ts occur already <strong>in</strong> the precl<strong>in</strong>ical period<br />

of dementia. In particular performance on sophisticated cognitive<br />

tests of verbal memory, e.g. paired associates learn<strong>in</strong>g tasks or the<br />

Free and Cued Selective Rem<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g Test, seem to be sensitive markers<br />

at this precl<strong>in</strong>ical stage.<br />

002<br />

Structural bra<strong>in</strong> imag<strong>in</strong>g: What is necessary today and what will<br />

be the future?<br />

Andreas Fellgiebel (Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie)<br />

003<br />

PET <strong>in</strong> dementia: Current <strong>in</strong>dications and future perspectives<br />

Peter Bartenste<strong>in</strong> (LMU München, Kl<strong>in</strong>ik für Nuklearmediz<strong>in</strong>)<br />

004<br />

From phenotype oriented dementia diagnostics to the pre-symptomatic<br />

screen<strong>in</strong>g of neurodegenerative diseases<br />

Harald Hampel (Discipl<strong>in</strong>e of Psychiatry, Tr<strong>in</strong>ity Center for Health<br />

Sci., Dubl<strong>in</strong>, Irland)<br />

Introduction: The pathophysiologic processes lead<strong>in</strong>g to neurodegeneration<br />

are thought to beg<strong>in</strong> long before cl<strong>in</strong>ical symptoms develop.<br />

There is a critical need for biomarkers that aid early pre-<br />

15


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

dementia and pre-symptomatic detection.<br />

Method: Currently the cl<strong>in</strong>ical syndrome of dementia and the criteria<br />

for its severity are def<strong>in</strong>ed <strong>in</strong> the Diagnostic and Statistical<br />

Manual of Mental Disor<strong>der</strong>s (DSM-IV-TR of the American Psychiatric<br />

Association (APA) and <strong>in</strong> the ICD-10 (F00-F03) of the World<br />

Health Organisation (WHO). For the effective and consistent evaluation<br />

of patients a stable diagnostic framework must be followed.<br />

After a rigorous exclusion of other diagnosable causes of dementia<br />

the establishment of a cl<strong>in</strong>ical AD subtype classification can be<br />

further specified by us<strong>in</strong>g the NINCDS-ADRDA criteria. Knowledge<br />

of neurodegenerative disor<strong>der</strong>s such as AD is rapidly advanc<strong>in</strong>g,<br />

thus the diagnostic criteria currently used may need revision<br />

and updat<strong>in</strong>g. Whereas sensitivity has been shown very good to excellent,<br />

specificity has been much lower. Revised criteria are be<strong>in</strong>g<br />

suggested by the field and discussed <strong>in</strong> the APA DSM-V and WHO<br />

ICD-11 work<strong>in</strong>g groups. Recently, new revised diagnostic criteria<br />

of AD have been proposed us<strong>in</strong>g an early mono-symptomatic approach<br />

that may aid an earlier and more accurate characterisation<br />

of AD patients. This development seems to pave the way to future<br />

pre-symptomatic screen<strong>in</strong>g and diagnostic tools.<br />

Discussion / Results: In this presentation core feasible <strong>in</strong> vivo imag<strong>in</strong>g<br />

and neurochemistry techniques, at matured stages of large-<br />

scale <strong>in</strong>ternational multi-center diagnostic validation, which can<br />

reliably assess key aspects of neurodegeneration and un<strong>der</strong> ly<strong>in</strong>g<br />

physiology, pathology, chemistry, and which hold the greatest promise<br />

to provide effective biological markers will be reviewed and<br />

discussed. As a perspective a future multi-dimensional diagnostic<br />

flow-model of AD will be proposed. References 1. Blennow K &<br />

Hampel H. CSF markers for <strong>in</strong>cipient Alzheimer‘s dis ease. Lancet<br />

Neurology, 2003. 2. Hampel H et al.Core candidate neurochemical<br />

and imag<strong>in</strong>g biomarkers of Alzheimer‘s disease.Alzheimer‘s & Dementia,<br />

2008.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Salon 17/18<br />

S-087 Symposium<br />

Lebens- und Versorgungssituation Demenzkranker <strong>in</strong> Pflegeheimen<br />

Vorsitz: M. Rapp (Berl<strong>in</strong>), J. Pantel (Frankfurt)<br />

001<br />

Lebens- und Versorgungssituation Demenzkranker <strong>in</strong> Pflegeheimen:<br />

E<strong>in</strong> Vergleich zwischen spezieller und traditioneller Betreuung<br />

Siegfried Weyerer (ZI für Seelische Gesundheit, AG Psychiatr. Epidemiologie<br />

und Demographischer Wandel, Mannheim)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Etwa zwei Drittel <strong>der</strong> Bewohner <strong>in</strong> deutschen Altenpflegeheimen<br />

leiden an e<strong>in</strong>er Demenz. Überwiegend werden diese<br />

traditionell <strong>in</strong>tegrativ versorgt, d.h. sie leben im gleichen Wohnbereich<br />

mit kognitiv unbee<strong>in</strong>trächtigten Bewohnern. Neben den<br />

kognitiven E<strong>in</strong>bußen treten bei Demenzkranken häufig Verhaltensauffälligkeiten<br />

auf, die die Lebensqualität <strong>der</strong> Betroffenen, ihrer<br />

Mitbewohner und des Pflegepersonals erheblich bee<strong>in</strong>trächtigen<br />

können. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund dieser Probleme wurden beispielsweise<br />

im Rahmen <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Dementenbetreuung <strong>in</strong> Hamburg<br />

neue Versorgungskonzepte entwickelt. Im Rahmen e<strong>in</strong>er umfassenden<br />

Evaluationsstudie untersuchten wir, ob Demenzkranke<br />

<strong>in</strong> Hamburger Modelle<strong>in</strong>richtungen (spezielle segregative und teilsegregative<br />

Dementenbetreuung) im Vergleich zu Demenzkranken<br />

<strong>in</strong> traditionellen Altenpflegeheimen e<strong>in</strong>e bessere Lebensqualität<br />

aufweisen.<br />

16<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er Querschnitts- und Verlaufsstudie (Follow-up<br />

nach sechs Monaten) sollten möglichst alle Bewohner (n=744) des<br />

Hamburger Modellprogramms (Aufnahmekriterium: verhaltensauffällige,<br />

mobile Demenzkranke) untersucht und mit e<strong>in</strong>er traditionell<br />

<strong>in</strong>tegrativ versorgten Gruppe von demenzkranken Heimbewohnern<br />

<strong>in</strong> Mannheim verglichen werden. Zentrale Merkmale wie<br />

Verhaltensauffälligkeiten und E<strong>in</strong>schränkungen <strong>der</strong> Alltagsaktivitäten<br />

wurden durch das qualifizierte Pflegepersonal e<strong>in</strong>geschätzt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es fanden sich bei Demenzkranken <strong>in</strong><br />

den Hamburger Modelle<strong>in</strong>richtungen im Vergleich zur Referenzgruppe<br />

e<strong>in</strong>e stärkere E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Ehrenamtlichen, mehr Sozialkontakte<br />

zum Personal, seltener freiheitse<strong>in</strong>schränkende Maßnahmen,<br />

e<strong>in</strong>e stärkere Beteiligung an Heimaktivitäten und e<strong>in</strong>e<br />

häufigere psychiatrische Behandlung. Bewohner <strong>in</strong> <strong>der</strong> traditionellen<br />

Dementenversorgung wurden signifikant häufiger mit Neuroleptika<br />

und wesentlich seltener mit Antidepressiva behandelt. Diskussion:<br />

Im Vergleich zur traditionellen stationären Pflege können<br />

sich beson<strong>der</strong>e Betreuungsformen vorteilhaft auf Demenzkranke<br />

auswirken, wobei noch unklar ist, welche Komponenten zu dieser<br />

Wirkung beitragen. Weitere Studien zur Klärung <strong>der</strong> Wirkfaktoren<br />

und zur differentiellen Indikation s<strong>in</strong>d erfor<strong>der</strong>lich.<br />

002<br />

Wirksamkeit <strong>der</strong> Serial Trial Intervention zur Reduktion von herausfor<strong>der</strong>ndem<br />

Verhalten bei Menschen mit Demenz (STI-D)<br />

Adelheid Kuhlmey (Charite, Mediz<strong>in</strong>ische Soziologie, Berl<strong>in</strong>)<br />

T. Fischer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Herausfor<strong>der</strong>nde Verhaltensweisen als Teil <strong>der</strong> verhaltensbezogenen<br />

und psychologischen Symptome <strong>der</strong> Demenz<br />

(BPSD) s<strong>in</strong>d bei Menschen mit Demenz häufig. Sie s<strong>in</strong>d sowohl für<br />

den Betroffenen als auch für Angehörige und Pflegende belastend.<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund des the Need-Driven Dementia Compromised<br />

Behaviour (NDB) Model wird davon ausgegangen, das herausfor<strong>der</strong>ndes<br />

Verhalten auf nicht befriedigte Bedürfnisse zurück<br />

geht, die <strong>der</strong> Betroffene we<strong>der</strong> selbst befriedigen noch angemessen<br />

kommunizieren kann. Um diese möglichen Ursachen abzuklären,<br />

gibt die „Serial Trial Intervention (STI)“, e<strong>in</strong> <strong>in</strong> den USA entwickeltes<br />

Verfahren, e<strong>in</strong>en strukturierten Rahmen für Pflegefachkräfte<br />

vor. STI erwies sich <strong>in</strong> Studien als vorteilhaft h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Reduktion<br />

herausfor<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Verhaltensweisen und an<strong>der</strong>er Parameter,<br />

verglichen mit <strong>der</strong> Standardversorgung.<br />

Methode: E<strong>in</strong>e deutsche Fassung <strong>der</strong> STI wurde mit Experten entwickelt.<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>er clusterrandomisierten, kontrollierten<br />

Studie (ISRCTN 6139 7797) mit drei Messzeitpunkten wird geprüft,<br />

ob STI-D geeignet ist, herausfor<strong>der</strong>ndes Verhalten bei Pflegeheimbewohnern<br />

unter Alltagsbed<strong>in</strong>gungen (efficacy) stärker zu reduzieren<br />

als die Regelversorgung. Als primäre Outcomevariable wird das<br />

Auftreten von BPSD betrachtet, erhoben mittels NPI-NH. Sekundäre<br />

Outcomevariablen s<strong>in</strong>d: Lebensqualität, Schmerz, Verschreibungshäufigkeit<br />

von Analgetika und Psychopharmaka und Häufigkeit<br />

von Assessments und Interventionen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Pflegende <strong>der</strong> teilnehmenden Pflegeheime<br />

wurden erfolgreich für die Anwendung von STI-D geschult und<br />

setzten das Verfahren kl<strong>in</strong>isch e<strong>in</strong>. Erste Ergebnisse <strong>der</strong> Studie werden<br />

vorgestellt.<br />

003<br />

OPTIMAL – E<strong>in</strong>e Interventionsstudie zur Verbesserung <strong>der</strong> Psychopharmakversorgung<br />

von psychisch kranken Pflegeheimbewohnern<br />

Johannes Pantel (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Frankfurt, Psychiatrie und<br />

Psychosomatik)<br />

A. Diehm, B. Schmitt, I. Ebsen<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ziel <strong>der</strong> Untersuchung war es, e<strong>in</strong> möglichst praxisnahes<br />

Interventionsprogramm zur Optimierung <strong>der</strong> Psychopharmakatherapie<br />

im Altenpflegeheim zu entwickeln, durchzuführen und


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

wissenschaftlich zu evaluieren.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er ausgewählten E<strong>in</strong>richtung <strong>der</strong> stationären Altenhilfe<br />

wurde e<strong>in</strong> Interventionsprogramm implementiert, das gezielt<br />

auf zentrale Aspekte des <strong>in</strong> <strong>der</strong> Studie „Psychopharmaka im Altenpflegeheim“<br />

formulierten Handlungsmodells E<strong>in</strong>fluss nimmt. Im<br />

Mittelpunkt <strong>der</strong> Intervention stehen dabei <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Qualifizierungsmaßnahmen<br />

für Pflegende zur Verbesserung <strong>der</strong> Kommunikation<br />

mit psychisch kranken Heimbewohnern und im Umgang<br />

mit Verhaltensauffälligkeiten, Maßnahmen zur Verbesserung <strong>der</strong><br />

Kommunikation zwischen Pflegekräften bzw. Heim und behandelnden<br />

Ärzten, Maßnahmen zur Bewältigung von juristischen<br />

Konfliktsituationen sowie Maßnahmen zur Verbesserung <strong>der</strong> psychopharmakarelevanten<br />

Dokumentation. Die Wirksamkeit des Interventionsprogrammes<br />

wurde im Rahmen e<strong>in</strong>es nicht-randomisierten<br />

kontrollierten Studiendesigns anhand def<strong>in</strong>ierter Zielgrößen<br />

(Art und Menge <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Psychopharmaka, mediz<strong>in</strong>ische<br />

und juristische Kriterien für adäquaten bzw. <strong>in</strong>adäquaten E<strong>in</strong>satz,<br />

Verhaltensauffälligkeiten auf Bewohnerebene etc.) unter E<strong>in</strong>schluss<br />

von 162 Bewohnern überprüft. Ergebnisse: Sowohl h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

ärztlichen als auch <strong>der</strong> pflegerischen Versorgung ließ sich die Versorgung<br />

mit Psychopharmaka im Interventionsheim <strong>in</strong> Teilbereichen<br />

<strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen und juristischen Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>e<br />

optimale Versorgung signifikant verbessern. Dies betraf u. a. die<br />

Verträglichkeit von Psychopharmakaverordnungen, die Reduzierung<br />

pharmakologischer Polypragmasie, die Reduzierung potenziell<br />

schädlicher Wechselwirkungen mit an<strong>der</strong>en Medikamentenverordnungen,<br />

die Qualität <strong>der</strong> Dokumentation <strong>der</strong> pflegerischen<br />

und ärztlichen Psychopharmakaanordnungen. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

nahmen die psychopathologischen Auffälligkeiten bei den Bewohnern<br />

im Interventionsheim – nicht jedoch im Kontrollheim – nach<br />

<strong>der</strong> Intervention ab und es fanden sich weniger H<strong>in</strong>weise für potenzielle<br />

Rechtsverstöße bei <strong>der</strong> Psychopharmakaversorgung <strong>der</strong><br />

Heimbewohner.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Interventionsprogramm führte zu<br />

e<strong>in</strong>er Verbesserung <strong>der</strong> Handlungskompetenzen <strong>der</strong> Pflegekräfte<br />

im Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten <strong>der</strong> Heimbewohner und<br />

bei ihren Aufgaben im Rahmen <strong>der</strong> Psychopharmakaversorgung.<br />

Um die Effektivität dieser Maßnahme weiter zu verbessern, ist jedoch<br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> verschreibenden Ärzte <strong>in</strong> Qualifizierungsmaßnahmen<br />

unerlässlich.<br />

004<br />

VIDEANT – Determ<strong>in</strong>anten <strong>der</strong> Psychopharmakaversorgung <strong>in</strong><br />

Pflegeheimen<br />

Michael Rapp (Gerontopsychiatrisches Zentrum, Charité Campus<br />

Mitte, Berl<strong>in</strong>)<br />

T. Majic, H. Gurtzmann, A. He<strong>in</strong>z<br />

E<strong>in</strong>leitung: Verhaltenssymptome bei Demenz wie Aggressivität<br />

und Unruhe, Depression und Apathie führen zu häufigen Verschreibungen<br />

von Psychopharmaka, vermehrten Krankenhausaufenthalten<br />

und e<strong>in</strong>er erhöhten Belastung des Gesundheitssystems.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e Neuroleptika können schwere unerwünschte Wirkungen<br />

entfalten und s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>er erhöhten Mortalität assoziiert.<br />

Internationale Leitl<strong>in</strong>ien schlagen hier e<strong>in</strong>e differenzierte, syndromspezifische<br />

Pharmakotherapie vor. In <strong>der</strong> vorliegenden Studie<br />

wurde untersucht, <strong>in</strong>wieweit die Verschreibungspraxis <strong>in</strong> den Heimen<br />

syndromspezifisch und leitl<strong>in</strong>iengerecht erfolgt.<br />

Methode: Querschnittserhebung <strong>in</strong> 18 Berl<strong>in</strong>er Seniorenwohnheimen,<br />

bei <strong>der</strong> mit syndromspezifischen Skalen die Prävalenz von<br />

Apathie, Depression und Aggressivität, sowie die Psychopharmakagabe<br />

<strong>in</strong> def<strong>in</strong>ierten Tagesdosen (DDD) bei 326 demenzkranken<br />

Bewohnern erfasst wurde.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Über 90 % <strong>der</strong> demenzkranken Bewohner<br />

litten an Verhaltenssymptomen, am häufigsten an Apathie<br />

(80 % <strong>der</strong> Bewohner). 52,1 % <strong>der</strong> demenzkranken Bewohner erhiel-<br />

ten Neuroleptika, 29,4 % Antidepressiva, und 16,6 % Antidementiva.<br />

Demenzpatienten mit Depression und Apathie wurden genauso<br />

häufig mit Neuroleptika behandelt wie Demenzpatienten mit Aggressivität<br />

(p = .68).Bei <strong>der</strong> Behandlung von Verhaltenssymptomen<br />

bei Demenz werden differenzialtherapeutische Aspekte offenbar<br />

wenig beachtet. Die nicht <strong>in</strong>dikationsgerechte Verschreibung von<br />

Neuroleptika kann Patienten e<strong>in</strong>em erhöhten Risiko schwerer unerwünschter<br />

Wirkungen und e<strong>in</strong>er erhöhten Mortalität aussetzen.<br />

Leitl<strong>in</strong>ien für die Behandlung von Verhaltensstörungen s<strong>in</strong>d im<br />

deutschsprachigen Raum <strong>in</strong> Vorbereitung; ihre Implementierung<br />

im kl<strong>in</strong>ischen Alltag ersche<strong>in</strong>t angesichts <strong>der</strong> hier vorgestellten<br />

Datenlage notwendig.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 2<br />

S-089 Symposium<br />

Versorgung und Kosten <strong>der</strong> Demenz<br />

Vorsitz: H. van den Bussche (Hamburg), W. Maier (Bonn)<br />

001<br />

Lebens- und Betreuungsqualität <strong>in</strong> deutschen Pflegeheimen: Empirische<br />

Ergebnisse<br />

Mart<strong>in</strong>a Schäufele (ZI für Seelische Gesundheit, Arbeitsgruppe Psychogeriatrie,<br />

Mannheim)<br />

L. Köhler, S. Weyerer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Bild von Pflegeheimen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit ist von<br />

Unterversorgung und Betreuungsmissständen geprägt. Ohne auf<br />

e<strong>in</strong>e breitere empirische Datenbasis zu rekurrieren zu können, bezieht<br />

sich die mediale Berichterstattung meistens auf E<strong>in</strong>zelfälle.<br />

Ziele: Ziel war es, erstmals <strong>in</strong> Deutschland auf <strong>der</strong> Grundlage e<strong>in</strong>er<br />

repräsentativen Stichprobe Indikatoren <strong>der</strong> Lebens- und Betreuungsqualität<br />

<strong>der</strong> Pflegeheimbewohnerschaft zu untersuchen, wobei<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf Menschen mit Demenz fokussiert werden sollte.<br />

Methode: Die Studie war Teil des Forschungsverbundes Möglichkeiten<br />

und Grenzen selbständiger Lebensführung <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>der</strong> Altenhilfe (MuG IV). Die Untersuchungsstichprobe wurde mittels<br />

e<strong>in</strong>es mehrstufigen Zufallsverfahrens aus e<strong>in</strong>er bundesweiten<br />

Repräsentativstichprobe von 609 vollstationären Pflegeheimen<br />

(Erhebung durch TNS Infratest Sozialforschung) gezogen. Hauptuntersuchungs<strong>in</strong>strument<br />

war e<strong>in</strong> standardisiertes bewohnerbezogenes<br />

Pflege- und Verhaltensassessment (PVA), das durch qualifizierte<br />

Pflegekräfte bearbeitet wurde. Das PVA umfasst u. a. e<strong>in</strong><br />

Screen<strong>in</strong>g für Demenz, Aspekte <strong>der</strong> ärztlichen Versorgung und Indikatoren<br />

<strong>der</strong> Lebensqualität – QOL (freiheitse<strong>in</strong>schränkende<br />

Maßnahmen- FEM, positive Aktivitäten und Gefühlsausdruck).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Von <strong>der</strong> Bewohnerschaft <strong>in</strong> den 58 untersuchten<br />

Pflegeheimen (N= 4481, Durchschnittsalter: 82,6 Jahre,<br />

78 % Frauen) waren dem Screen<strong>in</strong>g nach 68,6 % (95 % CI:<br />

67,2-70,0) von e<strong>in</strong>em Demenzsyndrom betroffen. Insgesamt war<br />

für nur rund 56 % <strong>der</strong> im Screen<strong>in</strong>g positiven Personen e<strong>in</strong>e ärztliche<br />

Demenzdiagnose dokumentiert. Nur rund e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Demenzkranken<br />

wurde durch e<strong>in</strong>en Psychiater / Neurologen behandelt<br />

(11 % nahmen Antidementiva e<strong>in</strong>; 65 % Psychopharmaka bzw.<br />

Hypnotika und Sedativa). Die Ergebnisse weisen <strong>in</strong>sgesamt auf<br />

Defizite <strong>in</strong> <strong>der</strong> fachärztlichen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Palliativersorgung <strong>der</strong><br />

Demenzkranken h<strong>in</strong>. Demenz und neuropsychiatrische Symptome<br />

waren mit e<strong>in</strong>er signifikant verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Lebensqualität assoziiert<br />

(höhere Rate von FEM, weniger positive Aktivitäten und Gefühlsausdruck).<br />

Mehrebenenanalysen zufolge waren auch <strong>in</strong>stitutionelle<br />

Merkmale (gerontopsychiatrische Qualifikation des Personals, spezielle<br />

Demenzwohnbereiche) mit e<strong>in</strong>er höheren QOL verknüpft.<br />

17


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse ergaben im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

Lebens- und Betreuungsqualität <strong>der</strong> Bewohnerschaft mit Demenz<br />

e<strong>in</strong>e große Varianz zwischen den Heimen und weisen auf Maßnahmen<br />

h<strong>in</strong>, durch die diese Qualitätskomponenten geför<strong>der</strong>t werden<br />

können.<br />

002<br />

Inanspruchnahme ambulanter Gesundheitsleistungen demenziell<br />

Erkrankter im Jahr vor und nach Diagnosestellung<br />

Hendrik van den Bussche (UKE, Institut für Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>,<br />

Hamburg)<br />

003<br />

Stadienspezifische Kosten <strong>der</strong> Demenz: E<strong>in</strong> systematischer Literaturüberblick<br />

Hans-Helmut König (Universität Leipzig, Gesundheitsökonomie)<br />

W. Quent<strong>in</strong>, M. Luppa, A. Rudolph, S. G. Riedel-Heller<br />

E<strong>in</strong>leitung: In diesem systematischen Literaturreview wurden<br />

Krankheitskostenstudien aus Europa und Nordamerika analysiert,<br />

<strong>in</strong> denen die Kosten von Demenzerkrankungen pro Patient <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Krankheitsstadien berichtet wurden.<br />

Methode: Es wurde e<strong>in</strong>e systematische Literaturrecherche <strong>in</strong> elektronischen<br />

Datenbanken durchgeführt. Die identifizierten Studien<br />

wurden nach verschiedenen Kostendeterm<strong>in</strong>anten klassifiziert. Die<br />

Ergebnisse wurden <strong>in</strong> USD-Kaufkraftparitäten (2006) umgerechnet<br />

und differenziert nach Kosten <strong>der</strong> formellen und <strong>in</strong>formellen<br />

Versorgung <strong>in</strong> den Krankheitsstadien <strong>der</strong> leichten, mäßigen und<br />

schweren Demenz dargestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es wurden 28 Studien analysiert, die e<strong>in</strong><br />

breites Methodenspektrum aufweisen. Für das Stadium <strong>der</strong> schweren<br />

Demenz wurden mehr als doppelt so hohe Kosten angegeben<br />

wie für die leichte Demenz. Die Struktur und Höhe <strong>der</strong> berechneten<br />

Kosten s<strong>in</strong>d primär abhängig von den Studienzielen (Gesamtkostenansatz<br />

vs. Inkrementalkostenansatz), <strong>der</strong> Wohnsituation <strong>der</strong><br />

Patienten (zu Hause vs. <strong>in</strong> Pflegee<strong>in</strong>richtungen lebend) und <strong>der</strong> Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>formellen Versorgung. Zusammenfassend<br />

kann festgestellt werden, dass die Schwere <strong>der</strong> Erkrankung e<strong>in</strong>en<br />

bedeutenden E<strong>in</strong>fluss auf die Krankheitskosten hat. Dennoch müssen<br />

bei <strong>der</strong> Ergebnisbeurteilung die <strong>in</strong>dividuellen Charakteristika<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Studien sorgfältig <strong>in</strong> Betracht gezogen werden.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 13 / 14<br />

S-107 Symposium<br />

KNDD-Symposium: Epidemiologie und Risikofaktoren <strong>der</strong> Demenz<br />

– Ergebnisse <strong>der</strong> German Study on Age<strong>in</strong>g, Cognition and<br />

Dementia <strong>in</strong> Primary Care Patients (AgeCoDe)<br />

Vorsitz: H. Kaduszkiewicz (Hamburg), F. Jessen (Bonn)<br />

001<br />

Risiko- und Protektionsfaktoren <strong>der</strong> Demenz<br />

Horst Bickel (TU München, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die frühzeitige Identifikation von Risikogruppen für<br />

Demenzerkrankungen kann gezielte Interventionsmaßnahmen ermöglichen.<br />

Ziel <strong>der</strong> Studie war es, e<strong>in</strong>fach zu erhebende Früh<strong>in</strong>dikatoren<br />

für die Entwicklung von Demenzen zu ermitteln und die<br />

prognostische Validität e<strong>in</strong>es daraus gebildeten Risikoscores zu bestimmen.<br />

Methode: In sechs großstädtischen Zentren Deutschlands wurde<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt 138 Allgeme<strong>in</strong>praxen e<strong>in</strong>e Zufallsstichprobe von über<br />

75jährigen Patienten gezogen. Die Patienten wurden <strong>in</strong>itial und<br />

18<br />

zweimal im Abstand von jeweils 18 Monaten mit e<strong>in</strong>em umfangreichen<br />

strukturierten Forschungs<strong>in</strong>terview untersucht. Das Interview<br />

schloss u. a. e<strong>in</strong>e kognitive Testbatterie und Fragen zur subjektiven<br />

Gedächtnisbee<strong>in</strong>trächtigung e<strong>in</strong>. Der Hausarzt schätzte den<br />

Grad <strong>der</strong> kognitiven Bee<strong>in</strong>trächtigung anhand <strong>der</strong> Global Deterioration<br />

Scale e<strong>in</strong>, dokumentierte die Vorerkrankungen und entnahm<br />

e<strong>in</strong>e Blutprobe zur Bestimmung genetischer Risikofaktoren. Demenzen<br />

wurden nach den Kriterien von DSM-IV diagnostiziert.<br />

Aus den demographischen Merkmalen und den präkl<strong>in</strong>ischen<br />

kognitiven Leistungsvariablen wurde mittels Cox-Regression e<strong>in</strong><br />

Risikoscore für <strong>in</strong>zidente Demenz gebildet. Zusätzlich wurde geprüft,<br />

ob <strong>der</strong> APOE-Genotyp und die dem Hausarzt bekannten<br />

Vorerkrankungen nach Adjustierung für den Risikoscore unabhängig<br />

zur Vorhersage e<strong>in</strong>er Demenz beitragen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Stichprobe bestand aus 3.202 <strong>in</strong>itial<br />

nicht-dementen Teilnehmern. Innerhalb von 8.665 Personenjahren<br />

unter Risiko entwickelten sich 217 neue Fälle von Demenz. Die<br />

jährliche Inzidenzrate betrug 2,5 %. Der Risikoscore setzte sich aus<br />

dem Alter, dem Bildungsstand, <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en kognitiven Leistung,<br />

dem verzögerten Abruf beim Wortlistenlernen, <strong>der</strong> verbalen<br />

Flüssigkeit, <strong>der</strong> subjektiven Gedächtnisbee<strong>in</strong>trächtigung und <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> kognitiven Leistungsfähigkeit durch den Hausarzt<br />

zusammen. In den ersten drei Quartilen des Risikoscores belief<br />

sich die über 36 Monate kumulierte Inzidenz von Demenzen auf<br />

Werte zwischen 0,7 und 3,5 %, während sie im vierten Quartil 23 %<br />

betrug. Der APOE-Polymorphismus und e<strong>in</strong>ige vorbestehende <strong>Erkrankungen</strong><br />

(Diabetes mellitus, Lebererkrankung, Nieren<strong>in</strong>suffizienz<br />

und Schlaganfall) erwiesen sich als unabhängige Risikofaktoren,<br />

die das Demenzrisikos zusätzlich erhöhten. Die Resultate<br />

zeigen, dass mit relativ e<strong>in</strong>fach zu erhebenden Merkmalen ältere<br />

Allgeme<strong>in</strong>praxispatienten mit hohem und mit ger<strong>in</strong>gem Demenzrisiko<br />

vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgegrenzt werden können.<br />

002<br />

Subjektive Gedächtnisstörungen als Prädiktor e<strong>in</strong>er Demenz<br />

Frank Jessen (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das subjektive Gefühl <strong>der</strong> Gedächtnisverschlechterung<br />

bei <strong>in</strong>takter kognitiver Leistung gew<strong>in</strong>nt zunehmend an Bedeutung<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Früherkennungs- und Risikofaktor Forschung von<br />

Demenzerkrankungen.<br />

Methode: Im Rahmen <strong>der</strong> AgeCoDe Studie wurde die Prädiktion<br />

von Demenz und den Subtypen Alzheimer Demenz und vaskuläre<br />

Demenz durch subjektive Gedächtnisstörungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Allgeme<strong>in</strong>arzt<br />

Kohorte über 75 Jahren über e<strong>in</strong>en Zeitraum von drei<br />

Jahren untersucht. Es wurden <strong>in</strong>sgesamt 2.423 Personen mit kognitiver<br />

Normleistung e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Subjektive Gedächtnisstörungen zur Basel<strong>in</strong>e<br />

waren mit e<strong>in</strong>em erhöhten Risiko (HR:1.8) für e<strong>in</strong>e Demenz<br />

und im speziellen e<strong>in</strong>er Alzheimer Demenz (HR:3.0) im Verlauf<br />

assoziiert. Diese Risiken verdoppelte sich, wenn die Gedächtnisbeschwerden<br />

dem Probanden Sorgen bereiteten. Das Risiko für e<strong>in</strong>e<br />

Demenz bzw. e<strong>in</strong>e Alzheimer Demenz wurde weiterh<strong>in</strong> deutlich<br />

erhöht, wenn e<strong>in</strong>er subjektiven Störung bei Basel<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e leichte<br />

kognitive Störung bei <strong>der</strong> ersten Verlaufsuntersuchung folgte. E<strong>in</strong>e<br />

subjektive Gedächtnisstörung bei Basel<strong>in</strong>e gefolgt von e<strong>in</strong>er amnestischen<br />

leichten kognitiven Störung bei <strong>der</strong> ersten Verlaufsuntersuchung<br />

war mit e<strong>in</strong>er hohen Risiko (OR: 60.3) für e<strong>in</strong>e Alzheimer<br />

Demenz bei Verlaufsuntersuchung 2 assoziiert. Die longitud<strong>in</strong>ale<br />

Def<strong>in</strong>ition von subjektiven und objektiven Gedächtnisstörungen<br />

erhöht die Voraussagekraft bzgl. Demenz deutlich im Vergleich zu<br />

e<strong>in</strong>er querschnittlichen Def<strong>in</strong>ition.


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

003<br />

Leichte kognitive Bee<strong>in</strong>trächtigungen: Prävalenz, Inzidenz und<br />

Risikofaktoren<br />

Steffi G. Riedel-Heller (Universität Leipzig, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie<br />

Public Health)<br />

T. Luck, S. Weyerer, H. Bickel, H.-H. Abholz, H. van den Bussche,<br />

B. Wiese, W. Maier<br />

E<strong>in</strong>leitung: Personen mit leichten kognitiven Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

(Mild Cognitive Impairment, MCI) haben e<strong>in</strong>e erhöhtes Risiko an<br />

e<strong>in</strong>er Demenz zu erkranken. Da meisten älteren Menschen <strong>in</strong><br />

Deutschland s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> hausärztlicher Behandlung, kommt Hausärzten<br />

e<strong>in</strong>e Schlüsselposition bei <strong>der</strong> Früherkennung und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>leitung<br />

von Interventionen zu. Die vorliegende Arbeit berichtet über<br />

Prävalenz, Inzidenz und Risikofaktoren von MCI <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er großen<br />

prospektiven multizentrischen Hausarztkohorte.<br />

Methode: Die Datenerhebung erfolgte im Rahmen <strong>der</strong> Basel<strong>in</strong>e-<br />

und den ersten beiden Follow-up-Untersuchungen (nach 1,5 und<br />

3 Jahren) <strong>der</strong> German Study on Age<strong>in</strong>g, Cognition and Dementia<br />

<strong>in</strong> Primary Care Patients (AgeCoDe). Zu den Erhebungszeitpunkten<br />

wurden mit 3.327 Hausarztpatienten im Alter von m<strong>in</strong>destens<br />

75 Jahren strukturierte kl<strong>in</strong>ische Interviews im häuslichen Sett<strong>in</strong>g<br />

durchgeführt. Die ermittelten Prävalenzraten basieren auf dem<br />

prozentualen Anteil kognitiv leicht bee<strong>in</strong>trächtigter Personen unter<br />

allen nicht dementen Studienteilnehmern zu Basel<strong>in</strong>e. Die Berechnung<br />

<strong>der</strong> Inzidenz erfolgte bezogen auf die Personenjahre unter<br />

Risiko. Mögliche Risikofaktoren wurden mittels multivariater logistischer<br />

Regressionsmodelle identifiziert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Leichte kognitive Bee<strong>in</strong>trächtigungen s<strong>in</strong>d<br />

unter älteren Hausarztpatienten häufig. Die Prävalenz von MCI zur<br />

Basel<strong>in</strong>e betrug 15,4 % (95 %-KI = 14,1 – 16,6). Von den zur Basel<strong>in</strong>e<br />

kognitiv unbee<strong>in</strong>trächtigten Hausarztpatienten entwickelten<br />

im Follow-up-Zeitraum 350 e<strong>in</strong>e MCI (Personenjahre = 6.198,20).<br />

Die entsprechende Inzidenz pro 1.000 Personenjahren betrug 56,5<br />

(95 %-KI = 50,7 – 62,7). Höheres Alter (85+ Jahre), das Vorhandense<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>es ApoE ε4 Allels, vaskuläre <strong>Erkrankungen</strong> sowie die subjektive<br />

Angabe von Gedächtnisbee<strong>in</strong>trächtigungen wurden als<br />

Risikofaktoren für <strong>in</strong>zidente MCI identifiziert. Die Relevanz von<br />

vaskulären Risikofaktoren unterstreicht die Notwendigkeit und<br />

Möglichkeit präventiver Interventionen <strong>in</strong> diesem Bereich.<br />

004<br />

Motivationale und kognitive Reservekapazität als Risikofaktor <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>er leichten kognitiven Bee<strong>in</strong>trächtigung und<br />

Alzheimer-Demenz<br />

Simon Forstmeier (Universität Zürich, Psychologisches Institut)<br />

A. Maercker, W. Maier, H. van den Bussche, S. Riedel-Heller, H.<br />

Kaduszkiewicz, M. Pentzek, S. Weyerer, H. Bickel, B. Wiese, M. Wagner<br />

E<strong>in</strong>leitung: Motivationale Fähigkeiten im mittleren Lebensalter<br />

s<strong>in</strong>d mit psychischer und körperlicher Gesundheit assoziiert. Ihr<br />

Zusammenhang mit dem Risiko e<strong>in</strong>er leichten kognitiven Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

(MCI) und Alzheimer-Demenz (AD) wurde jedoch<br />

bisher noch nicht untersucht.<br />

Methode: Die Beziehung zwischen motivationalen Fähigkeiten und<br />

MCI- bzw. AD-Risiko wurde mit Daten <strong>der</strong> AgeCoDe-Studie untersucht.<br />

Insgesamt 3327 nicht-demente Personen über 75 Jahren<br />

wurden über Hausärzte rekrutiert und zweimal wie<strong>der</strong> untersucht<br />

(Follow-up nach 1,5 und 3 Jahren). Motivationale Fähigkeiten des<br />

mittleren Lebensalters wurden auf <strong>der</strong> Basis des Hauptberufes und<br />

unter Benutzung <strong>der</strong> Datenbank des Occupational Information<br />

Network (O*NET) geschätzt, welche detaillierte Informationen<br />

über Fähigkeiten <strong>in</strong> jedem Beruf enthält. Cox Proportional- Hazard-<br />

Modelle wurden verwendet, um das relative Risiko e<strong>in</strong>er MCI und<br />

AD zu bestimmen. E<strong>in</strong>e Vielzahl von weiteren potentiellen Risikofaktoren<br />

wurde kontrolliert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bis zum Follow-up II entwickelten 313 Per-<br />

sonen e<strong>in</strong>e MCI und 71 e<strong>in</strong>e AD. Motivationale Fähigkeiten s<strong>in</strong>d<br />

mit e<strong>in</strong>em reduzierten MCI-Risiko verbunden (Hazard Risiko<br />

[HR], 0.78; 95 % CI, 0.65 – 0.93), auch wenn alle weiteren potentiellen<br />

Risikofaktoren kontrolliert werden. Die Beziehung zwischen<br />

motivationalen Fähigkeiten und <strong>der</strong> Inzidenz von AD ist weniger<br />

e<strong>in</strong>deutig. Nur <strong>in</strong> ApoE4-Trägern zeigen sich motivationale Fähigkeiten<br />

als Prädiktoren e<strong>in</strong>es reduzierten AD-Risikos (HR, 0.48; CI,<br />

0.25 – 0.91), nicht jedoch <strong>in</strong> Nicht-Trägern (HR, 0.99; CI, 0.65 – 1.53).<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Salon 21<br />

S-138 Symposium<br />

Kl<strong>in</strong>ische Studien bei <strong>der</strong> Alzheimer Demenz: Aktuelle Diskussion<br />

und Innovationen<br />

Vorsitz: F. Jessen (Bonn), H. Hampel (Dubl<strong>in</strong>, Irland)<br />

001<br />

Was s<strong>in</strong>d patienten- und nutzenrelevante Endpunkte <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen<br />

Studien zur Alzheimer Demenz ?<br />

Michael Hüll (Universitätskl<strong>in</strong>ik Freiburg, ZGGF)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Nutzen ist <strong>der</strong> subjektiv erfahrbare Wert e<strong>in</strong>er Intervention<br />

– und somit e<strong>in</strong> Werturteil, welches von vielen Voraussetzungen<br />

abhängt. Verschiedenste Endpunkte werden <strong>in</strong> Studien zur<br />

Alzheimer Demenz erhoben. Sogenannte Surrogatmarker, zum<br />

Beispiel die Hirnatrophie mittels Kernsp<strong>in</strong>tomographie gemessen<br />

o<strong>der</strong> das Amyloidprote<strong>in</strong> im Liquor, lassen sich technisch leicht objektiv<br />

quantifizieren. Obwohl diese Marker extrem wichtig für die<br />

Entwicklung von Therapien im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es „Proof of Pr<strong>in</strong>ciple“<br />

s<strong>in</strong>d, kann aus diesen Endpunkten nicht auf den Nutzen geschlossen<br />

werden. Drei kl<strong>in</strong>ische Endpunkte, Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Kognition,<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Aktivitäten des täglichen Lebens und Verbesserung<br />

des kl<strong>in</strong>ischen E<strong>in</strong>drucks werden zumeist <strong>in</strong> Studien zur<br />

Alzheimer Demenz <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit den For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Zulassungsbehörden European Medic<strong>in</strong>es Agency (EMEA, für<br />

Europa) und Food and Drug Adm<strong>in</strong>istration (FDA, für die USA)<br />

erhoben.<br />

Methode: Mit Blick auf den Patientennutzen hob von diesen drei<br />

Endpunkten das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen<br />

(IQWIG) die alltagspraktischen Fähigkeiten ganz<br />

<strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund, während es den kl<strong>in</strong>ischen E<strong>in</strong>druck nur als<br />

zusätzliche Information wertete. Dies folgt <strong>der</strong> Wahrnehmung von<br />

Betroffenen und Angehörigen, die e<strong>in</strong>en Erhalt <strong>der</strong> Fähigkeiten als<br />

hohen Nutzen sehen. Der Nutzen e<strong>in</strong>er Therapie kann sich auch<br />

für verschiedene Krankheitsstadien <strong>der</strong> Alzheimer Demenz an<strong>der</strong>s<br />

darstellen. Während <strong>in</strong> den mittleren Phasen, den Phasen <strong>in</strong> denen<br />

die meisten Zulassungsstudien durchgeführt wurden, sicherlich die<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> alltagspraktischen Fähigkeiten die größte Rolle<br />

spielen, können <strong>in</strong> frühen Phasen kognitive Effekte und <strong>in</strong> späteren<br />

Phasen Effekte auf Agitation und Aggression e<strong>in</strong>e höhere Priorität<br />

haben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die krankheitsbezogene Lebensqualität<br />

wird bei verschiedenen <strong>Erkrankungen</strong> als wichtigste nutzenrelevanten<br />

Kennzahl ermittelt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> betroffene Patient basierend<br />

auf vielen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> unterschiedlichen Teilaspekten se<strong>in</strong><br />

Werturteil abgibt. Da aufgrund <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Alzheimer Demenz<br />

e<strong>in</strong>e Befragung <strong>der</strong> Patienten zu ihrer Lebensqualität sehr erschwert<br />

ist, müssen entsprechende Instrumente noch demenzstadiengerecht<br />

entwickelt werden.<br />

19


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

002<br />

Biomarker- und Surrogatemarker <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen Studien bei Alzheimer<br />

Demenz: Unter welchen Umständen können sie aus Sicht<br />

<strong>der</strong> Regulatoren kl<strong>in</strong>ische Endpunkte ersetzen?<br />

Karl Broich (BfArM, Bonn)<br />

L. Rems<br />

Für e<strong>in</strong>e Vielzahl von <strong>Erkrankungen</strong> werden kl<strong>in</strong>ische Prüfungen<br />

zum Nachweis <strong>der</strong> Wirksamkeit und Unbedenklichkeit e<strong>in</strong>es Arzneimittels<br />

durchgeführt, die e<strong>in</strong>e große Anzahl von Patienten und<br />

oft e<strong>in</strong>e sehr lange Beobachtungszeit erfor<strong>der</strong>n bis die präspezifizierten<br />

harten kl<strong>in</strong>ischen Studienendpunkte e<strong>in</strong>e abschliessende<br />

Nutzen-Schaden-Bewertung aus regulatorischer Sicht ermöglichen.<br />

Diesen methodischen Anfor<strong>der</strong>ungen steht das Bemühen gegenüber,<br />

den Patienten möglichst frühzeitig neue Therapieoptionen zu<br />

eröffnen, dies gilt gerade auch bei <strong>der</strong> Alzheimer-Demenz. In den<br />

letzten Jahren ist dadurch das Interesse bei allen an <strong>der</strong> Arzneimittelentwicklung<br />

beteiligten Akteuren gestiegen, durch den breiteren<br />

E<strong>in</strong>satz von Biomarkern die Arzneimittelentwicklung und die Zeit<br />

bis zur Zulassung zu verkürzen. Der E<strong>in</strong>satz von Biomarkern und<br />

die Bewertung so gewonnener Studienergebnisse im Rahmen <strong>der</strong><br />

Arzneimittelentwicklung ist dabei für Regulatoren nicht neu, sie<br />

werden schon heute z. B. zur besseren Charakterisierung von Studienpopulationen,<br />

<strong>in</strong> „proof of concept“-Studien o<strong>der</strong> zur Dosisf<strong>in</strong>dung<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. In konfirmatorisch angelegten Studien zum<br />

Nachweis von Wirksamkeit und Sicherheit e<strong>in</strong>es Arzneimittels<br />

gründen Zulassungsbehörden ihre Bewertung aber wenn möglich<br />

grundsätzlich auf kl<strong>in</strong>isch etablierte und für die Behandlung e<strong>in</strong>es<br />

Patienten relevante Studienendpunkte, wenn dies mit e<strong>in</strong>em vertretbaren<br />

Aufwand möglich und erreichbar ist. E<strong>in</strong>e Arzneimittelzulassung<br />

basierend auf e<strong>in</strong>em Biomarker als Surrogatendpunkt<br />

für den harten kl<strong>in</strong>ischen Endpunkt stellt daher zwar weiterh<strong>in</strong><br />

eher die Ausnahme dar, an<strong>der</strong>erseits unterstützen aber auch die<br />

Zulassungsbehörden Aktivitäten, die erfor<strong>der</strong>lichen methodischen<br />

Fortschritte zu <strong>in</strong>itiieren und Biomarker als mögliche Surrogatendpunkte<br />

für konfirmatorisch angelegte kl<strong>in</strong>ische Prüfungen weiterzuentwickeln<br />

(z. B. „<strong>in</strong>novative drug development activities“ <strong>der</strong><br />

EMEA-Th<strong>in</strong>k-Tank Group; „critical path <strong>in</strong>itiative“ <strong>der</strong> FDA). Der<br />

regulatorische Kontext zum E<strong>in</strong>satz von Biomarkern als Surrogatendpunkt<br />

<strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen Prüfungen, <strong>der</strong>en Def<strong>in</strong>ition und <strong>der</strong>en<br />

mögliche Vor- und Nachteile wird speziell am Beispiel <strong>der</strong> Alzheimer-Demenz<br />

dargelegt.<br />

003<br />

Biologische Blut und Liquor-Marker für die Alzheimer Krankheit:<br />

Anwendung <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen Studien / Alzheimer’s disease biomarkers<br />

from blood and CSF: implementation <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical treatment trials<br />

Harald Hampel (Discipl<strong>in</strong>e of Psychiatry, Tr<strong>in</strong>ity Center for Health<br />

Sci., Dubl<strong>in</strong>, Irland)<br />

Introduction: The pathophysiologic process of Alzheimer‘s disease<br />

(AD) is thought to beg<strong>in</strong> long before symptoms develop. Exist<strong>in</strong>g<br />

therapeutics improve symptoms, but <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g efforts are be<strong>in</strong>g<br />

directed toward the development of therapies to impede the pathologic<br />

progression. Although these medications must ultimately demonstrate<br />

efficacy <strong>in</strong> slow<strong>in</strong>g cl<strong>in</strong>ical decl<strong>in</strong>e, there is a critical need<br />

for biomarkers that will aid early precl<strong>in</strong>ical and cl<strong>in</strong>ical detection<br />

and patient characterisation, stratify pre-cl<strong>in</strong>ical and cl<strong>in</strong>ical patient<br />

populations for trials, <strong>in</strong>dicate whether a candidate diseasemodify<strong>in</strong>g<br />

therapeutic agent is actually alter<strong>in</strong>g the un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g degenerative<br />

process. Knowledge of AD is rapidly advanc<strong>in</strong>g, thus the<br />

NINCDS-ADRDA criteria diagnostic criteria currently used may<br />

need revision and updat<strong>in</strong>g. Whereas sensitivity has been shown<br />

very good to excellent, specificity has been much lower. Revised<br />

criteria are be<strong>in</strong>g suggested by the field and discussed <strong>in</strong> the APA<br />

DSM-V and WHO ICD-11 work<strong>in</strong>g groups. In particular, the implementation<br />

of neurobiological criteria to the classical descriptive<br />

20<br />

symptomatic criteria may aid to earlier and more accurate characterisation<br />

of AD patients.<br />

Discussion / Results: Neurobiological measures <strong>der</strong>ived from blood,<br />

plasma and CSF closely related to pathophysiological, neuropathological<br />

and cl<strong>in</strong>ical data, such as microvasculature regulat <strong>in</strong>g prote<strong>in</strong><br />

dysbalance, hyperphosphorylation of tau prote<strong>in</strong>, the amyloidogenic<br />

pathway will be discussed with emphasis on their current<br />

implementation <strong>in</strong> AD treatment trials. As this work has consi<strong>der</strong>ably<br />

matured, it has become clear that biomarkers may serve a<br />

variety of cl<strong>in</strong>ical functions <strong>in</strong> an early cl<strong>in</strong>ical, pre-cl<strong>in</strong>ical, presymptomatic<br />

detection of patients. There is an urgent need for a<br />

harmonized collaborative effort between stakehol<strong>der</strong>s <strong>in</strong> academic<br />

research, <strong>in</strong>dustry and regulatory authorities for the establishment<br />

of worldwide standards and networks for the identification and validation<br />

of biomarker candidates. Qualified biomarkers <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical<br />

trials are needed to monitor safety, enrich the population of respon<strong>der</strong>s<br />

and provide pre-symptomatic surrogate and efficacy measures<br />

for label<strong>in</strong>g as „disease modifiers“.<br />

004<br />

Neue Bildgebungsverfahren zum Therapiemonitor<strong>in</strong>g und Responsprädiktion<br />

bei Alzheimer Demenz<br />

Frank Jessen (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong> Surrogatemarker im Rahmen <strong>der</strong> Therapieentwicklung <strong>der</strong><br />

Alzheimer Krankheit sollte mit <strong>der</strong> durch die Therapie erreichten<br />

kl<strong>in</strong>ischen Verän<strong>der</strong>ung korrelieren und den Behandlungserfolg<br />

voraussagen. Aus dem Bereich <strong>der</strong> bildgebenden Verfahren s<strong>in</strong>d<br />

die strukturelle MRT, FDG-PET und Amyloid-PET Kandidaten für<br />

Surrogatemarker. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d biochemische Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

gemessen mit <strong>der</strong> MR-Spektroskopie und Blutflussverän<strong>der</strong>ungen<br />

gemessen mit <strong>der</strong> Arterial Sp<strong>in</strong> Label<strong>in</strong>g (ASL) MRT sensitiv<br />

für Behandlungseffekte. In dem Beitrag wird e<strong>in</strong> Überblick über<br />

den aktuellen Stand <strong>der</strong> <strong>der</strong> genannten Verfahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapieforschung<br />

zur Alzheimer Demenz gegeben.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Hong Kong<br />

S-142 Symposium<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Langzeitbeobachtungen von Diagnostik- und Therapiestudien<br />

Vorsitz: I. Heuser (Berl<strong>in</strong>), J. Kornhuber (Erlangen)<br />

001<br />

Neurochemische Frühdiagnostik kognitiver Störungen im Liquor<br />

Jens Wiltfang (Universität Duisburg-Essen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Für die Entwicklung dr<strong>in</strong>gend benötigter krankheitsmodifizierenden<br />

Ansätze für die Therapie <strong>der</strong> Alzheimer Demenz (AD), gew<strong>in</strong>nt<br />

e<strong>in</strong>e präkl<strong>in</strong>ische Positivdiagnostik <strong>der</strong> drohenden AD zunehmend<br />

an Bedeutung. Bei entsprechend früher Behandlung<br />

könnten sich die Therapieerfolge <strong>der</strong> AD, die mehrere Jahre vor<br />

Auftreten des vollen demenziellen Syndroms bereits präkl<strong>in</strong>isch<br />

molekular-diagnostisch nachweisbar ist, entscheidend verbessern.<br />

In diesen frühen präkl<strong>in</strong>ischen Stadien ist <strong>der</strong> irreversible Neuronenverlust<br />

noch vergleichsweise ger<strong>in</strong>g. Neurochemische Korrelate<br />

<strong>der</strong> molekularen Pathophysiologie <strong>der</strong> AD s<strong>in</strong>d erhöhte Konzentrationen<br />

von Tau und se<strong>in</strong>en phosphorylierten Formen (p-tau) sowie<br />

erniedrigte Aβ1-42 Konzentration im lumbalen Liquor, die <strong>in</strong> zahlreichen<br />

multizentrischen Studien bei mehreren tausend Patienten<br />

die Diagnosestellung <strong>der</strong> AD signifikant unterstützen konnten, wo-


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

bei Sensitivitäten und Spezifitäten von 80 % – 90 % erreicht wurden.<br />

Entsprechend wurden die Liquorkonzentrationen dieser Biomarker<br />

zwischenzeitlich als supportives Merkmal für die kl<strong>in</strong>ischen<br />

Forschungskriterien <strong>der</strong> AD vorgeschlagen. Auch zeichnen sich<br />

erste Ansätze e<strong>in</strong>er Blut-basierten neurochemischen Demenzdiagnostik<br />

ab, die allerd<strong>in</strong>gs erst <strong>in</strong> unabhängigen Multizenter-Studien<br />

validiert werden müssen. Die Liquor-basierte Neurochemische<br />

Demenzdiagnostik (CSF-NDD) kann bereits heute e<strong>in</strong>en entscheidenden<br />

Beitrag zur prädiktiven Diagnose prodromaler Stadien <strong>der</strong><br />

AD leisten. Insbeson<strong>der</strong>e bei Patienten im Stadium e<strong>in</strong>er Leichten<br />

Kognitiven Störung (Mild Cognitive Impairment, MCI) kann das<br />

Vorliegen e<strong>in</strong>er AD m<strong>in</strong>destens 4 – 6 Jahre vor Manifestation des<br />

vollen Demenzsyndroms durch e<strong>in</strong>e entsprechende Biomarkerkonstellation<br />

im Liquor angezeigt werden. Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er präkl<strong>in</strong>ischen<br />

Diagnose können hier MCI-Patienten identifiziert werden,<br />

die e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko haben, im weiteren Verlauf e<strong>in</strong>e Demenz zu<br />

entwickeln. Ab-Peptidspezies und Tauprote<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d aber mehr molekulare<br />

„trait marker“ <strong>der</strong> Alzheimer-Krankheit als „state marker“<br />

<strong>der</strong> Alzheimer-Demenz. Entsprechend fehlen neurochemische Demenzmarker,<br />

die gut mit dem Schweregrad <strong>der</strong> Demenzerkrankung<br />

korrelieren, und daher auch für e<strong>in</strong> Monitor<strong>in</strong>g von neuroprotektiven<br />

Therapieansätzen e<strong>in</strong>setzbar wären.<br />

002<br />

MR-Spektroskopie für die Verlaufsprädiktion von MCI und Demenz<br />

Frank Jessen (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Mit MR-Spektroskopie können neurochemische Metaboliten bei<br />

Menschen gemessen werden. Im Rahmen des Kompetenznetzes<br />

Demenzen wurde erstmalig e<strong>in</strong>e große Multizenterstudie mit diesem<br />

Verfahren bei Patienten mit MCI und Demenz durchgeführt.<br />

Es werden hieraus Daten zur Querschnittsuntersuchung, zur Assoziation<br />

mit CSF Markern für die Alzheimer Demenz sowie zu Verlaufsmonitor<strong>in</strong>g<br />

und prädiktion vorgestellt.<br />

003<br />

MR-Volumetrie für die Verlaufsprädiktion von MCI und Demenz<br />

Stefan Teipel (Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik, Rostock)<br />

T. Me<strong>in</strong>dl, W. Koch, H. Hampel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Derzeit stehen symptomatische Therapieansätze für<br />

die Behandlung demenzieller <strong>Erkrankungen</strong> zur Verfügung. Für<br />

Medikamente zur Prävention des Auftretens e<strong>in</strong>er Demenz bei kl<strong>in</strong>ischen<br />

Risikopersonen mit leichter kognitiver Störung (MCI) liegen<br />

<strong>der</strong>zeit ke<strong>in</strong>e Wirksamkeitsnachweise vor. Biologische Marker<br />

werden <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />

krankheitsmodifizieren<strong>der</strong> und präventiver medikamentöser Therapieverfahren<br />

spielen. Bereits heute dienen strukturelle Marker<br />

wie Gesamthirnvolumen o<strong>der</strong> Volumen des Hippocampus als sekundäre<br />

Endpunkte <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen Studien.<br />

Methode: Neben Verfahren <strong>der</strong> Messung e<strong>in</strong>zelner Parameter wie<br />

Gesamthirnvolumen o<strong>der</strong> Hippocampusvolumen werden <strong>in</strong> Zukunft<br />

multivariate Analysen von hochdimensionalen Datensätzen<br />

e<strong>in</strong>e zunehmende Rolle bei <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> Krankheitsprogression<br />

und bei <strong>der</strong> Abbildung von Therapieeffekten e<strong>in</strong>nehmen.<br />

Hierzu gehören Verfahren des deformationsbasierten Morphometrie<br />

<strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit dimensionsreduzierenden Verfahren aus<br />

dem Bereich <strong>der</strong> Hauptkomponentenanalyse o<strong>der</strong> selbstlernen<strong>der</strong><br />

neuronaler Netze. Ergänzend zur volumetrischen MRT kann das<br />

Diffusionstensor-Imag<strong>in</strong>g (DTI) die Integrität <strong>der</strong> <strong>in</strong>trakortikalen<br />

Faserverb<strong>in</strong>dungen als wesentliche Determ<strong>in</strong>ante kortikaler Konnektivität<br />

abbilden. Erste Daten deuten auf e<strong>in</strong>en möglichen Nutzen<br />

<strong>der</strong> DTI für die Darstellung von Krankheitsprogression und<br />

Behandlungseffekten bei <strong>der</strong> Alzheimer Krankheit h<strong>in</strong>.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bereits <strong>in</strong> naher Zukunft wird <strong>der</strong> MRT<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Rolle bei <strong>der</strong> Darstellung sekundärer Endpunkte und<br />

Surogatendpunkte für die Unterscheidung symptomatischer und<br />

krankheitsmodifizieren<strong>der</strong> Therapieeffekte im Rahmen kl<strong>in</strong>ischer<br />

Studien zukommen. E<strong>in</strong>e Anwendung <strong>der</strong> Verlaufs-MRT im Rahmen<br />

<strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Rout<strong>in</strong>euntersuchung ersche<strong>in</strong>t demgegenüber<br />

gegenwärtig noch nicht etabliert. Diese Anwendung würde aber<br />

dann von großer Relevanz se<strong>in</strong>, wenn zukünftig krankheitsmodifizierende<br />

Therapieeffekte zur Verfügung stehen, <strong>der</strong>en Wirksamkeit<br />

aber auch Nebenwirkungen <strong>in</strong>dividuell überprüft werden müssen.<br />

004<br />

Komb<strong>in</strong>ierte antidementive Therapie bei MCI und Alzheimer<br />

Demenz<br />

Oliver Peters (Charité Berl<strong>in</strong>, CBF, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

Für die auf die Verbesserung kognitiver Fähigkeiten abzielende,<br />

symptomatische Behandlung <strong>der</strong> Alzheimer Erkrankung stehen<br />

gegenwärtig zwei Substanzklassen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen<br />

zur Verfügung: Die Acetylchol<strong>in</strong>esterase-Hemmer<br />

(AChE-Inh.) und <strong>der</strong> NMDA-Rez. Antagonist Memant<strong>in</strong>e. In zwei<br />

randomisierten, multizentrischen Studien hat die Therapieplattform<br />

des Kompetenznetzes Demenzen untersucht, ob bei zuvor<br />

unbehandelten Patienten <strong>der</strong> gleichzeitige E<strong>in</strong>satz von Galantam<strong>in</strong><br />

(Rem<strong>in</strong>yl) und Memant<strong>in</strong>e (Axura) e<strong>in</strong>er Monotherapie mit Galantam<strong>in</strong><br />

überlegen ist. Behandelt wurden Alzheimer Patienten (AD-<br />

Kombi Studie) und Probanden mit e<strong>in</strong>er leichten kognitiven Störung<br />

(MCI, mild cognitive impairment) die e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko<br />

haben an Alzheimer zu erkranken (MCI-Kombi Studie). Der Vortrag<br />

faßt die umfangreichen Ergebnisse aus beiden Studien zusammen.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal Prag<br />

WSy-012 Weiterbildungssymposium<br />

Demenzen<br />

Vorsitz: H. Förstl (München), J. Wiltfang (Essen)<br />

001<br />

Demenzdiagnostik<br />

Jens Wiltfang (Universität Duisburg-Essen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Mit Blick auf die Entwicklung erster kausal orientierter<br />

Behandlungsverfahren für die Alzheimer Demenz (AD) gew<strong>in</strong>nt<br />

die differentielle und frühzeitige Diagnose verschiedener Demenzsyndrome<br />

zunehmend an Bedeutung. Nach aktuell revidierten<br />

Leitl<strong>in</strong>ien kann die Diagnose <strong>der</strong> AD durch e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation aus<br />

kl<strong>in</strong>ischer Untersuchung, neuropsychologischer Testung sowie<br />

Biomarkern im Liquor o<strong>der</strong> struktureller bzw. funktioneller Bildgebung<br />

anhand typischer Befunde gestellt werden.<br />

Methode: Diagnostisch e<strong>in</strong>gesetzt wird hier zur Demenzdiagnostik<br />

die Bestimmung von Tau, p-tau und Aβ42 im lumbalen Liquor.<br />

Nach e<strong>in</strong>er Autopsie-kontrollierten Studie ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die diagnostische<br />

Aussagekraft <strong>der</strong> Biomarker p-tau und Aβ42 für AD im<br />

Liquor als alle<strong>in</strong>iges Kriterium m<strong>in</strong>destens ebenso hoch e<strong>in</strong>zuschätzen,<br />

wie die Komb<strong>in</strong>ation aus kl<strong>in</strong>ischer Beurteilung nach<br />

diag nostischen Leitl<strong>in</strong>ien und cranialer Bildgebung mittels MRT.<br />

Das gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die Frühdiagnose.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Hier bieten krankheitstypische Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Biomarker p-tau und Aβ42 bei Patienten im prodromalen<br />

Stadium <strong>der</strong> Leichten Kognitiven Störung (Mild cognitive impairment,<br />

MCI) die Möglichkeit, die Demenzentwicklung 4 – 6 Jahre<br />

vorherzusagen. Dadurch ist es möglich Patienten mit MCI zu iden-<br />

21


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

tifizieren, die e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s hohes Risiko tragen, im Verlauf e<strong>in</strong>e<br />

AD zu entwickeln. Behandlungsansätze im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Sekundäprävention<br />

<strong>der</strong> Demenzentwicklung bei <strong>der</strong> Alzheimer Krankheit<br />

können somit wesentlich zielgerechter geprüft werden, als bisher.<br />

Zusätzlich existieren <strong>in</strong>zwischen Befunde über krankheitsspezifische<br />

Verteilungsmuster verschiedener Formen von Aβ Peptiden im<br />

Liquor, die auf e<strong>in</strong>e Frühdiagnose auch an<strong>der</strong>er Demenzsyndrome<br />

anhand spezifischer Biomarker im Liquor hoffen lassen.<br />

002<br />

Nichtpharmakologische Interventionen<br />

Bernhard Müller (Rhe<strong>in</strong>ische Kl<strong>in</strong>ken Essen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Neben <strong>der</strong> Entwicklung pharmakologischer Interventionen bei Demenzen<br />

gew<strong>in</strong>nen nicht-pharmakologische Ansätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterstützung<br />

von Patienten mit Demenzen zunehmend an Bedeutung.<br />

Hier soll e<strong>in</strong> Überblick über nicht-pharmakologische Interventionsansätze<br />

gegeben werden. E<strong>in</strong>erseits werden kognitiv Übende<br />

und die Patienten allgeme<strong>in</strong> unterstützende verhaltenstherapeutische<br />

Ansätzen vorgestellt, an<strong>der</strong>erseits sollen hier beson<strong>der</strong>s die<br />

Perspektiven von Interventionsprogrammen aufgezeigt werden,<br />

die ihren Schwerpunkt auf kognitive Anregung und körperliche<br />

Aktivität setzen. Daten aus tierexperimentellen Studien, H<strong>in</strong>weise<br />

aus retrospektiven Analysen und <strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> Wissenschaft zu<br />

prospektiven kl<strong>in</strong>ischen Studien geben vielversprechende H<strong>in</strong>weise<br />

auf e<strong>in</strong>e kl<strong>in</strong>ische Wirksamkeit dieser nicht-pharmakologischen<br />

Interventionen. Anhand des vom Bundesm<strong>in</strong>isterium für Gesundheit<br />

geför<strong>der</strong>ten Leuchtturmprojektes Sport&Cog wird die Umsetzung<br />

e<strong>in</strong>er multimodalen altersgerechten Bewegungs<strong>in</strong>tervention<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er aktuell laufenden Multicenterstudie vorgestellt.<br />

003<br />

Aktuelle Pharmakotherapie<br />

Hans Förstl (TUM, Kl<strong>in</strong>ikum rechts <strong>der</strong> Isar, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

München)<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 3<br />

DF-009 Diskussionsforum<br />

S3-Leitl<strong>in</strong>ie Demenz<br />

Vorsitz: W. Maier (Bonn), G. Deuschl (Kiel)<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Salon 11/12<br />

FV-007 Sitzung Freier Vorträge<br />

Demenz, kognitive Defizite<br />

Vorsitz: H. Förstl (München), J. Schrö<strong>der</strong> (Heidelberg)<br />

001<br />

Delir bei Demenz: Strukturelle Störung <strong>der</strong> chol<strong>in</strong>ergen Innervation?<br />

E<strong>in</strong>e Diffusions-Tensor Studie<br />

Stefan Kreisel (Evangelisches Krankenhaus, Bielefeld Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

M. Röwekamp, M. Toepper, F. Wörmann, C. Thomas<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Entstehung e<strong>in</strong>es Delirs bei Patienten mit Demenz<br />

ist multifaktoriell. Als geme<strong>in</strong>same pathophysiologische „Endstrecke“<br />

wird e<strong>in</strong>e Störung <strong>der</strong> chol<strong>in</strong>ergen Neurotransmission e<strong>in</strong>e<br />

22<br />

wesentliche Rolle zugeschrieben. Die chol<strong>in</strong>erge Innervation hat<br />

ihren Ursprung u.a. <strong>in</strong> medio-basalen Anteilen des Frontalhirns,<br />

mit Verb<strong>in</strong>dungen zu distanten kortikalen Strukturen. Diese Verb<strong>in</strong>dungen<br />

zeigen sich histochemisch nicht diffus, son<strong>der</strong>n anhand<br />

umschriebener Faserbündel. Mittels Diffusions-Tensor Bildgebung<br />

(DTI) untersuchten wir, ob Verän<strong>der</strong>ungen dieser Faserbündel bei<br />

Patienten mit Delir bei Alzheimer-Demenz vorliegen, im Vergleich<br />

zu Alzheimer-Patienten ohne e<strong>in</strong> Delir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorgeschichte.<br />

Methode: 10 stationär wegen e<strong>in</strong>es Delirs behandelte Patienten<br />

mit e<strong>in</strong>er zusätzlichen Alzheimer-Demenz (AD+D) wurden mit<br />

10 Alzheimer-Patienten (AD) verglichen, die ke<strong>in</strong> Delir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorgeschichte<br />

aufgewiesen hatten. Die Diagnose e<strong>in</strong>es Delirs wurde<br />

kl<strong>in</strong>isch nach DSM-IV Kriterien gestellt. Es bestanden ke<strong>in</strong>e Unterschiede<br />

zwischen den Gruppen h<strong>in</strong>sichtlich kl<strong>in</strong>ischer Parameter<br />

wie <strong>der</strong> Demenzdauer o<strong>der</strong> –schwere. Die DTI Daten wurden mittels<br />

„tract-based spatial statistics“ (software: FSL; FMRIB, Oxford)<br />

im Gruppenvergleich untersucht. Entsprechend histochemischer<br />

Daten, wurde die Untersuchungsregion auf das Volumen beschränkt<br />

welches chol<strong>in</strong>erge Faserbündel aufweist. Die Untersuchung<br />

wurde durch e<strong>in</strong>e voxel-basierte Morphometrie <strong>der</strong> grauen<br />

Substanz und durch e<strong>in</strong>e Messung des Hirnvolumens ergänzt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der fronto-basale Aspekt des Fasciculus<br />

unc<strong>in</strong>atus bilateral, rechts deutlicher als l<strong>in</strong>ks, zeigte e<strong>in</strong>e signifikant<br />

niedrigere FA (p


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

<strong>der</strong>en Anteil <strong>in</strong> β-Amyloidplaques im Verlauf <strong>der</strong> Erkrankung zunimmt.<br />

Außerdem werfen diese Befunde die Frage auf, <strong>in</strong>wieweit<br />

Verschiebungen <strong>der</strong> Anteile e<strong>in</strong>zelner Aβ-Peptidvarianten zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

für die Entstehung von β-Amyloid von Bedeutung s<strong>in</strong>d.<br />

003<br />

Die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> cerebralen Amyloid-Ablagerungen im<br />

Verlauf bei Patienten mit Alzheimer-Demenz<br />

Timo Grimmer (Technische Universität München, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

H. Förstl, A. Kurz, A. Drzezga<br />

E<strong>in</strong>leitung: Pittsburgh Compound B (PiB) ist e<strong>in</strong> Radiopharmakon,<br />

das spezifisch cerebrale Amyloid-Ablagerungen misst. Alzheimer-Plaques<br />

bestehen überwiegend aus Amyloid und s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />

neuropathologisches Kriterium <strong>der</strong> sicheren Alzheimer-Krankheit<br />

(AK).<br />

Methode: 24 Patienten mit leicht- bis mittelgradiger Alzheimer-<br />

Demenz erhielten im Abstand von 25 Monaten zwei PiB-Positronen-Emissions-Tomographien<br />

(PET). Die regionalen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

im zeitlichen Verlauf und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss von Risikofaktoren auf<br />

diese Verän<strong>der</strong>ungen wurden mit Zielregionen-basierten (ROI)<br />

und mit parametrischen (SPM8) Verfahren untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Neocortex nehmen die cerebralen<br />

Amyloid-Ablagerungen im Mittel um 9 % zu, während <strong>in</strong> älteren<br />

Hirnstrukturen ke<strong>in</strong>e Zunahme zu beobachten ist. Der Apolipoprote<strong>in</strong><br />

E-Genotyp moduliert die Geschw<strong>in</strong>digkeit. In mit Kognition<br />

assoziierten Hirnregionen korreliert die Amyloid-Zunahme<br />

mit <strong>der</strong> Zunahme des dementiellen Syndroms.<br />

Schlussfolgerung: Mit <strong>der</strong> PiB-PET ist die Entwicklung <strong>der</strong> Amyloid-Pathologie<br />

bei Patienten mit AK <strong>in</strong>-vivo messbar. Die objektive<br />

Messung des Verlaufs e<strong>in</strong>es wesentlichen neuropathologischen<br />

Aspekts <strong>der</strong> AK ermöglicht die Evaluation neuer Therapiestrategien,<br />

die gegen Amyloid gerichtet s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Diagnose <strong>der</strong> AK <strong>in</strong><br />

frühen, möglicherweise sogar asymptomatischen Stadien und e<strong>in</strong>e<br />

bessere Prognose des kl<strong>in</strong>ischen Verlaufs, ersche<strong>in</strong>t denkbar.<br />

004<br />

Demenzscreen<strong>in</strong>g bei Hochaltrigen<br />

Gabriela Stoppe (UPK, Basel)<br />

K. Buss, G. Stiens, S. Wolf, L. Maeck<br />

E<strong>in</strong>leitung: Es gibt e<strong>in</strong>e Reihe etablierter Screen<strong>in</strong>g-Instrumente<br />

für (Alzheimer-)Demenzen. Sie wurden jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht<br />

bei hochaltrigen und nur selten direkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> hausärztlichen Versorgung<br />

untersucht. Die vorliegende Studie sollte e<strong>in</strong>erseits diese Forschungslücke<br />

schliessen, an<strong>der</strong>erseits optimale Elemente für e<strong>in</strong><br />

Screen<strong>in</strong>g dieser Population identifizieren.<br />

Methode: Wir stellten e<strong>in</strong>e Screen<strong>in</strong>gbatterie aus allen Elementen<br />

<strong>der</strong> bekannten Tests MMSE, TFDD, DEMTECT, Uhren-Test …)<br />

zusammen. Neun Hausarztpraxen kooperierten. Die Praxisassistenten<br />

wurden tra<strong>in</strong>iert, alle PatientInnen über 75 Jahre anzusprechen.<br />

Ausnahmen waren Personen mit Sprachproblemen und bereits<br />

als dement diagnostizierte. Bei E<strong>in</strong>verständnis wurde das<br />

Screen<strong>in</strong>g durchgeführt. Innerhalb <strong>der</strong> nächsten Tage erfolgte e<strong>in</strong>e<br />

unabhängige neuropsychologische Untersuchung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gedächtnissprechstunde<br />

Gött<strong>in</strong>gen. Dies umfasste etablierte Tests (CE-<br />

RAD-NP, WMS-R, TMT..) und Skalen (NPI, CDR..). Alle Patienten<br />

mit CDR=0.5 wurden 1,5 Jahre später telefonisch kontaktiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: N=90 Patienten (25M, 65F) nahmen teil.<br />

Von N=54 mit CDR=0.5 konnten nur N=14 nach 1,5 Jahren noch<br />

erreicht werden, jedoch erreichte dann ke<strong>in</strong>er CDR=0. Es fanden<br />

sich e<strong>in</strong>ige Korrelationen zu Bildung und Demenzschwere. Alle<br />

etablierten Tests zeigten e<strong>in</strong>e gute Effektstärke von >0.70 (MMSE,<br />

DEMTECT, TFDD, RDST).<br />

005<br />

Die Korrelation <strong>der</strong> Gedächtnisleistung mit dem lokalen cerebralen<br />

Glucosestoffwechsel und <strong>der</strong> lokalen Dichte <strong>der</strong> grauen Substanz<br />

bei Patienten mit leichter kognitiver Störung (MCI)<br />

Stefan Poljansky (Unikl<strong>in</strong>ik Regensburg, Psychiatrie)<br />

T. Schmidt-Wilke, J. Marienhagen, P. Männer, J. Hauser, G. Hajak,<br />

B. Ibach<br />

E<strong>in</strong>leitung: Patienten mit leichter kognitiver Störung (mild cognitive<br />

impairment, MCI) weisen kl<strong>in</strong>isch ger<strong>in</strong>ge kognitive E<strong>in</strong>schränkungen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er o<strong>der</strong> <strong>in</strong> mehreren kognitiven Domänen auf,<br />

jedoch ohne dass e<strong>in</strong> dementielles Syndrom vorliegt. Ziel <strong>der</strong> Studie<br />

war es, entsprechende Korrelate dieser leichten kognitiven E<strong>in</strong>schränkungen<br />

auf funktioneller und struktureller cerebraler Ebene<br />

aufzuzeigen. Dazu wurden charakteristische Verän<strong>der</strong>ungen des<br />

physiologischen Hirnmetabolismus mittels Positronen-Emissions-<br />

Tomographie (PET) und korrespondierende Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Hirnmorphologie mittels cerebraler Magnet-Resonanz-Tomographie<br />

(MRT) dargestellt.<br />

Methode: Bei 18 Patienten mit MCI und bei 18 alters- und geschlechtsangepassten<br />

gesunden Probanden wurde neben e<strong>in</strong>er ausführlichen<br />

neuropsychologischen Testung e<strong>in</strong>e cerebrale MRT<br />

durchgeführt. Alle Patienten mit MCI wurden entsprechend <strong>der</strong><br />

Kriterien von W<strong>in</strong>blad et al. (2004) klassifiziert. Der cerebrale<br />

Glucosestoffwechsel wurde bei 13 <strong>der</strong> MCI-Patienten mittels 18F-<br />

Fluorodesoxyglucose-PET untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Gruppe <strong>der</strong> MCI wies im Vergleich<br />

zu den Kontrollpersonen e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Dichte <strong>der</strong> grauen Substanz<br />

bilateral im medialen Temporallappen und im Gyrus temporalis<br />

<strong>in</strong>ferior auf (Schmidt-Wilcke et al., Neuroimage, 2009). Die<br />

MRT-Regressionsanalyse zeigte e<strong>in</strong>e Korrelation zwischen dem unmittelbaren<br />

Abruf verbaler Gedächtnis<strong>in</strong>halte und <strong>der</strong> Dichte <strong>der</strong><br />

grauen Substanz im l<strong>in</strong>ken perirh<strong>in</strong>alen / entorh<strong>in</strong>alen Cortex, sowie<br />

e<strong>in</strong>e Korrelation zwischen dem verzögerten Abruf verbaler Gedächtnis<strong>in</strong>halte<br />

und <strong>der</strong> Dichte <strong>der</strong> grauen Substanz im Hippocampus.<br />

Das Ausmaß e<strong>in</strong>es zusätzlichen Informationsgew<strong>in</strong>ns durch<br />

die PET-Untersuchung wird diskutiert.<br />

006<br />

Korrelation zerebraler makro- und mikrostruktureller Verän<strong>der</strong>ungen<br />

mit neuropsychologischer Performanz bei Patienten mit<br />

schwerer Alkoholabhängigkeit<br />

Andreas Konrad (Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

G. Vucurevic, M. Lorschei<strong>der</strong>, N. Bernow, M. Thuemmel, C. Chai,<br />

K. Lieb, P. Stoeter, C. Fehr<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bildgebende Verfahren tragen entscheidend zur Charakterisierung<br />

<strong>der</strong> mit Alkoholabhängigkeit verbundenen pathophysiologischen<br />

Prozesse und neuranatomischen Korrelate bei.<br />

Anhand hochauflösen<strong>der</strong> Magnetresonanztomographie (MRT)<br />

und Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI) konnten wir bereits ausgeprägte<br />

(mikro-)strukturelle Auffälligkeiten bei alkoholabhängigen<br />

Patienten im Vergleich zu gesunden Probanden darstellen. In<br />

<strong>der</strong> vorliegenden Studie soll gezeigt werden, <strong>in</strong>wieweit die zerebrale<br />

Mikro- und Makrostruktur bei alkoholabhängigen Patienten mit<br />

den Leistungen <strong>in</strong> neuropsychologischen Tests korrelieren.<br />

Methode: Wir untersuchten N = 24 (Alter: 48.5 ± 8.6 J.) männliche<br />

Patienten mit langjähriger schwerer Alkoholabhängigkeit und<br />

N = 23 gesunde männliche Probanden (Alter: 47.4 ± 7.2 J.). Es wurde<br />

e<strong>in</strong>e umfangreiche neuropsychologische Testbatterie durchgeführt.<br />

An e<strong>in</strong>em 1,5 T Kernsp<strong>in</strong>tomographen wurden MPRAGE-<br />

Sequenzen für die strukturelle MRT und EPI-Sequenzen für die<br />

DTI akquiriert. Die strukturellen MRT Datensätze wurden anhand<br />

<strong>der</strong> voxelbasierten Morphometrie (VBM) normalisiert, automatisiert<br />

<strong>in</strong> graue (GM) und weisse Substanz (WM) segmentiert und<br />

geglättet. Zur DTI Datenanalyse wurden zunächst Karten <strong>der</strong> frak-<br />

23


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

tionalen Anisotropie (FA) berechnet, anhand <strong>der</strong> Methode Tract-<br />

Based Spatial Statistics (TBSS) erfolgte dann die non-l<strong>in</strong>eare Registrierung<br />

<strong>der</strong> FA-Datensätze und folgende Projektion auf e<strong>in</strong> „mean<br />

FA-Skeleton“. Die VBM- und FA-Datensätze wurden dann voxelweise<br />

mit neuropsychologischen Parametern korreliert. Als Signifikanzschwelle<br />

für alle Analysen wurde p < 0.05 (korrigiert mittels<br />

false discovery rate, FDR) gewählt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> alkoholabhängigen Patienten<br />

ergab sich e<strong>in</strong>e signifikante Korrelation (peak voxel: t = -9.1)<br />

zwischen FA und Performanz im Trail-Mak<strong>in</strong>g-Test (TMT-A und<br />

TMT-B) <strong>in</strong> präzentralen Arealen l<strong>in</strong>ks. Diese Korrelation ließ<br />

sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> gesunden Probanden nicht darstellen. In<br />

ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> beiden Gruppen fanden sich signifikante Korrelationen<br />

(p < 0.05, FDR) zwischen regionalem Hirnvolumen und Performanz<br />

<strong>in</strong> den verschiedenen neuropsychologischen Tests. Der vorliegende<br />

Befund zeigt, dass mikrostrukturelle Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Präzentralregion bei alkoholabhängigen Patienten mit Leistungen<br />

psychomotorischer Performanz und Exekutivfunktionen korreliert.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-001 Posterpräsentation<br />

Alzheimer<br />

Vorsitz: A. Fellgiebel (Ma<strong>in</strong>z)<br />

001<br />

Untersuchung genetischer Depressionsmarker bei Alzheimer<br />

Patienten<br />

Sönke Arlt (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Eppendorf, Psychiatrie und Psychotherapie<br />

Kl<strong>in</strong>ik für Psychitarie, Hamburg)<br />

O. Geisel, B. Tharun, J. Lehmbeck, M. W. Eichenlaub, H. Jahn<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Alzheimer Demenz ist häufig mit e<strong>in</strong>em depressiven<br />

Syndrom assoziiert, das zu jedem Zeitpunkt während des Verlaufes<br />

<strong>der</strong> Erkrankung e<strong>in</strong>setzen kann. Die Ätiologie <strong>der</strong> Depressivität<br />

bei <strong>der</strong> Alzheimer Demenz ist bisher nicht aufgeklärt, aber<br />

e<strong>in</strong>e biologisch-organische Komponente, die durch genetische<br />

Risikofaktoren bee<strong>in</strong>flusste wird, ersche<strong>in</strong>t plausibel.<br />

Methode: Um e<strong>in</strong>en möglichen Zusammenhang zwischen genetischem<br />

Risiko und Depressivität bei <strong>der</strong> Alzheimer Demenz aufzuklären,<br />

haben wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Querschnittsuntersuchung acht genetische<br />

Polymorphismen (MAO-A VNTR, ACE, 5-HTT, COMT,<br />

BDNF, TPH-1 A218C, 5HTR2a, P2RX7, FKBP5 und CRHR1), für<br />

die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur e<strong>in</strong>e Assoziation mit depressiver Symptomatik<br />

beschrieben wird, an e<strong>in</strong>em Gesamtkollektiv von n=246 Patienten<br />

(89 männlich, 157 weiblich) mit kl<strong>in</strong>isch gesicherter Alzheimer<br />

Demenz bestimmt und <strong>in</strong> Relation zum Vorliegen e<strong>in</strong>er Major Depression<br />

nach DSM-IV untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es ergab sich <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> Vorliegen e<strong>in</strong>er<br />

Major Depression bei 17,8 % <strong>der</strong> Patienten (16,8 % männlich,<br />

18,4 % weiblich). Im Gesamtkollektiv fand sich ke<strong>in</strong> signifikanter<br />

Zusammenhang zwischen den verschiedenen genetischen Markern<br />

und dem Vorliegen e<strong>in</strong>er depressiven Störung. Bei e<strong>in</strong>er nach Geschlecht<br />

getrennten Auswertung fand sich bei Frauen e<strong>in</strong> Zusammenhang<br />

zwischen dem häufigeren Auftreten des MAO-A VNTR<br />

Low Activity-Allels und Depressivität (p= 0,04) und e<strong>in</strong>em häufigeren<br />

Vorkommen des TPH-1 A218C C-Allels im Vergleich zum<br />

Auftreten des A-Allels (p=0,008) bei depressiven Patient<strong>in</strong>nen,<br />

während dieser Zusammenhang bei Männern nicht zu f<strong>in</strong>den war.<br />

Nach den Ergebnissen dieser Untersuchung zeigte sich e<strong>in</strong> möglicher<br />

E<strong>in</strong>fluss von zwei genetischen Polymorphismen auf Depressi-<br />

24<br />

vität bei Alzheimer Patienten bei Frauen, wobei bei dem negativen<br />

Ergebnis für die Männer die niedrigere Fallzahl zu berücksichtigen<br />

ist. Weitere Untersuchungen an größeren Kollektiven zu genetischen<br />

Risikofaktoren <strong>der</strong> Depressivität bei Alzheimer Patienten<br />

ersche<strong>in</strong>en viel versprechend.<br />

002<br />

Bewertung nicht e<strong>in</strong>deutiger Befundkonstellationen von tTau,<br />

pTau und Aß42 im Liquor von Alzheimer-Erkrankten<br />

M. W. Eichenlaub (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Hamburg, Psychiatrie)<br />

P. Kämpf, S. Arlt, H. Jahn<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Demenzdiagnostik s<strong>in</strong>d Liquorparameter<br />

etabliert. E<strong>in</strong> Wert des Tau-Prote<strong>in</strong>s (tTau) > 200 pg / ml und<br />

e<strong>in</strong> Amyloid Beta 1-42-Wert (Aß42) < dem Cut-off (nach Rösler et<br />

al. 2002) sprechen mit hoher Sensitivität und Spezifität für das Vorliegen<br />

e<strong>in</strong>er Alzheimer-Erkrankung (AD). E<strong>in</strong>e nicht e<strong>in</strong>deutige<br />

Befundkonstellation dieser Liquorparameter kann die Diagnosestellung<br />

erschweren. Phosphoryliertes Tau181 (pTau) > 61 pg / ml<br />

stützt die Diagnose.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er retrospektiven Studie wurden von 100 ambulanten<br />

Patienten unserer Memory Cl<strong>in</strong>ic (Altersdurchschnitt 73 Jahre),<br />

bei denen nach den NINCDS-ADRDA-Kriterien e<strong>in</strong>e AD diagnostiziert<br />

wurde, die Messwerte ausgewertet und auf Konsistenz<br />

untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei tTau < 200 pg / ml fanden sich überwiegend<br />

niedrige Aß42-Werte bei den Patienten mit AD. Je höher<br />

<strong>der</strong> tTau-Wert lag, desto stärker war <strong>der</strong> Wert des Aß42 gegenüber<br />

dem Cut-off bei abnehmen<strong>der</strong> Varianz verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Auch pTau war<br />

dann oft auffällig. Oberhalb e<strong>in</strong>es tTau von 350 pg / ml gab es kaum<br />

wi<strong>der</strong>sprüchliche Messwerte bei Patienten mit AD. Une<strong>in</strong>deutige<br />

Befundkonstellationen fanden sich primär bei tTau-Werten im Bereich<br />

> 200 und < 350 pg / ml. Bei e<strong>in</strong>em Teil dieser Fälle war pTau<br />

e<strong>in</strong>deutig erhöht. Bei nicht erhöhtem pTau wäre gegebenenfalls<br />

e<strong>in</strong>e zusätzliche Bestimmung des Quotienten aus Aß42 / Aß40 hilfreich<br />

gewesen, da es sich <strong>in</strong> unserem Kollektiv bei diesen Patienten<br />

um jene mit e<strong>in</strong>em hohen Amyloid-Load im Liquor gehandelt hat.<br />

Fazit: In unserem Kollektiv traten Aß42-Werte oberhalb des Cutoff<br />

nur bei tTau-Werten unterhalb von 350 pg / ml auf. E<strong>in</strong>e Bestimmung<br />

des pTau-Prote<strong>in</strong>s klärte hier nur e<strong>in</strong>en Teil <strong>der</strong> Fälle. Hier<br />

wäre die Bestimmung des Quotienten aus Aß42 / Aß40 s<strong>in</strong>nvoll.<br />

Je höher <strong>der</strong> tTau-Wert lag, desto e<strong>in</strong>deutiger war die Befundkonstellation<br />

mit Aß42 und pTau.<br />

003<br />

Die Konzentration von Thrombozyten-assoziierten Signalprote<strong>in</strong>en<br />

im Plasma und Liquor cerebrosp<strong>in</strong>alis bei Alzheimer-Patienten<br />

und gesunden Kontrollen<br />

Christoph Laske (Univ.-Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Tüb<strong>in</strong>gen)<br />

T. Leyhe, G. Straten, G. Eschweiler, T. Trunk, E. Stransky, N. Hoffmann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Alzheimer-Demenz (AD) ist e<strong>in</strong>e primäre Erkrankung<br />

des Gehirns, die durch Ablagerung von Amyloid-Plaques und<br />

Neurofibrillärer Bündel charakterisiert ist. Nach aktuellen Untersuchungsergebnissen<br />

weisen Alzheimer-Patienten auch e<strong>in</strong>e Dysregulation<br />

von Signalprote<strong>in</strong>en (sog. „Chemok<strong>in</strong>e“) im peripheren<br />

Blut sowie e<strong>in</strong>e gestörte Thrombozytenfunktion auf. Das Ziel <strong>der</strong><br />

vorliegenden Studie war es, die mit <strong>der</strong> Thrombozytenfunktion assoziierten<br />

9 Signalprote<strong>in</strong>e ANG-2, CCL5, CCL22, EGF, G-CSF,<br />

ICAM-1, M-CSF, PDGF-BB und TNF-alpha bei 45 Alzheimer-<br />

Patienten und 30 gesunden Kontrollen im Blut und Liquor cerebrosp<strong>in</strong>alis<br />

zu vergleichen und ihre diagnostische Sensitivität zu evaluieren.<br />

Methode: Die Alzheimer-Patienten wurden <strong>in</strong> zwei Subgruppen<br />

unterteilt: solche im Frühstadium mit leichter Demenz und solche<br />

im fortgeschrittenen Stadium mit mittel-schwergradiger Demenz.


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

Die Messung <strong>der</strong> Blutspiegel erfolgte mittels ELISA. Die statistische<br />

Berechnung <strong>der</strong> Daten wurde mit SPSS 14.0 durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In e<strong>in</strong>er Diskrim<strong>in</strong>anz-Analyse erlaubten<br />

die im Blut untersuchten 9 Signalprote<strong>in</strong>e <strong>in</strong> 69 % <strong>der</strong> Fälle e<strong>in</strong>e<br />

korrekte Zuordnung zur Gruppe <strong>der</strong> Alzheimer-Patienten o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

gesunden Kontrollen. Von den untersuchten 9 Signalprote<strong>in</strong>en<br />

zeigte sich nur für CCL5 im Plasma e<strong>in</strong> signifikanter Unterschied<br />

zwischen den Alzheimer-Patienten mit leichter bzw. mittelschwergradiger<br />

Demenz und den gesunden Kontrollen. Im Liquor<br />

cerebrosp<strong>in</strong>alis fanden sich bei den Alzheimer-Patienten signifikant<br />

erhöhte M-CSF- und ANG-2-Konzentrationen im Vergleich<br />

zu 30 Patienten mit an<strong>der</strong>en neurologischen <strong>Erkrankungen</strong>. Weitere<br />

Untersuchungen auf diesem Gebiet könnten unser pathogenetisches<br />

Verständnis <strong>der</strong> Alzheimer-Demenz erweitern und neue<br />

Therapieansätze liefern.<br />

004<br />

E<strong>in</strong>fluss von Anosognosie und globaler kognitiver Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

auf die Reliabilität und Validität von Patientenselbste<strong>in</strong>schätzungen<br />

<strong>der</strong> gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Mild<br />

Cognitive Impairment und <strong>der</strong> Alzheimererkrankung<br />

Mart<strong>in</strong> Berwig (Mediz<strong>in</strong>ische Fakultät, Unikl<strong>in</strong>ik Leipzig Gedächtnisambulanz)<br />

H. Leicht, H.-J. Gertz<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die vorliegende Arbeit untersucht den Effekt von Anosognosie<br />

(E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die eigene Erkrankung) und kognitiver Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

auf die Reliabilität und Validität <strong>der</strong> Selbste<strong>in</strong>schätzung<br />

von Lebensqualität (LQ) bei Mild Cognitive Impairment (MCI)<br />

und Alzheimer‘s Disease<br />

Methode: Design: Querschnittsuntersuchung. Sett<strong>in</strong>g: Querschnittsuntersuchung<br />

an e<strong>in</strong>er konsekutiven Patientenstichprobe e<strong>in</strong>er Gedächtnissprechstunde<br />

<strong>in</strong> Leipzig (Germany). Versuchsteilnehmer:<br />

27 Patienten im Alter von 65 bis 85 Jahren mit <strong>der</strong> Diagnose MCI<br />

(N=12) und AD (N=15). Die Patienten nahmen jeweils zusammen<br />

mit e<strong>in</strong>er Betreuungsperson an <strong>der</strong> Studie teil. Mess<strong>in</strong>strumente:<br />

Die LQ <strong>der</strong> Patienten wurde mit Hilfe des Verfahrens <strong>der</strong> Selbst-<br />

und Fremde<strong>in</strong>schätzung des Dementia Quality of Life Fragebogens<br />

(DEMQoL und DEMQoLproxy; Smith et al. 2006) gemessen. Der<br />

Schweregrad <strong>der</strong> Anososognsie wurde nach Durchführung <strong>der</strong> Cl<strong>in</strong>ical<br />

Insight Rat<strong>in</strong>g Scale (CIR; Ott und Fogel, 1992) e<strong>in</strong>geschätzt.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus wurden die Verfahren M<strong>in</strong>i-Mental-State-Exam<strong>in</strong>ation<br />

(MMSE; Folste<strong>in</strong> et al. 1975) und die Bayer Activities of Daily<br />

Liv<strong>in</strong>g Scale (B-ADL; H<strong>in</strong>dmarch et al. 1998) durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigte sich <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit<br />

den Daten von Ready et al.(2006), dass Patienten mit e<strong>in</strong>geschränkter<br />

E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> ihre Erkrankung ihre LQ weniger reliabel e<strong>in</strong>schätzen<br />

können als Patienten mit <strong>in</strong>takter E<strong>in</strong>sicht. Die Validität (Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

zwischen Selbst- und Fremde<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> LQ)<br />

wird durch die kognitive Bee<strong>in</strong>trächtigung, Ano sognosie und die<br />

Interaktion von beiden Faktoren bee<strong>in</strong>flusst.<br />

005<br />

Consangu<strong>in</strong>ity and Posterior Cortical Atrophy<br />

Christ<strong>in</strong>a Maria Köck (Universität Regensburg, BKH, Psychiatrie)<br />

M. Stadlober-Degwerth, W. Fronhöfer, H. Wurster, G. Hajak, H. Klünemann<br />

Introduction: The aim of this study was to detect a possible genealogical<br />

relationship between seem<strong>in</strong>gly sporadic cases of Alzheimer‘s<br />

disease (AD).<br />

Method: In cooperation with the Catholic Diocese Passau, whose<br />

archive adm<strong>in</strong>isters all sacramental registers of the entire diocese<br />

and hence all population data s<strong>in</strong>ce the late sixteenth century, we<br />

reconstructed pedigrees of all patients from this region down to the<br />

tenth generation and analyzed them <strong>in</strong> or<strong>der</strong> to f<strong>in</strong>d possible relationships.<br />

Discussion / Results: Our <strong>in</strong>dex patient (K) presented with Posterior<br />

Cortical Atrophy (PCA), a variant of Alzheimer´s disease. We<br />

analyzed 196 of K‘s 512 possible ancestors and found an overlap<br />

with three more patients with congruence from 9.2 % up to 24.5 %.<br />

Patient K´s genealogy showed a dist<strong>in</strong>ct form of “pedigree collapse”<br />

typical of consangu<strong>in</strong>ity. Conclusions: Consangu<strong>in</strong>ity between parents<br />

<strong>in</strong>creases the risk for disor<strong>der</strong>s of complex <strong>in</strong>heritance <strong>in</strong> the<br />

offspr<strong>in</strong>g. Patient K‘s PCA seems to be closely associated with the<br />

high rate of consangu<strong>in</strong>ity between his ancestors. Based upon the<br />

patient‘s pedigree an autosomal dom<strong>in</strong>ant form of the disor<strong>der</strong><br />

seems to be unlikely.<br />

006<br />

Kl<strong>in</strong>ische Subtypen des Mild Cognitive Impairment und kardiovaskuläre<br />

Risikofaktoren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Düsseldorfer MCI-Kohorte<br />

Christian Lange-Asschenfeldt (LVR, Düsseldorf)<br />

J. Szpak, T. Supprian, B. Höft<br />

E<strong>in</strong>leitung: Mild Cognitive Impairment (MCI) gilt als mögliches<br />

Übergangsstadium v.a. zur Alzheimer-Demenz (AD), fasst jedoch<br />

als diagnostische Entität e<strong>in</strong>e sehr heterogene Population zusammen.<br />

Es werden 4 Subtypen unterschieden, abhängig von Art (amnestic<br />

vs. nonamnestic) und Anzahl (s<strong>in</strong>gle vs. multiple) betroffener<br />

kognitiver Domänen. Kardiovaskuläre Risikofaktoren (CVRF)<br />

sche<strong>in</strong>en die Manifestation von MCI und AD erheblich zu begünstigen.<br />

Es wurden kardiovaskuläre Risikoprofile verschiedener MCI-<br />

Subtypen analysiert.<br />

Methode: Individuen mit MCI ohne psychiatrische Komorbidität<br />

wurden anhand von Anamnese, Fremdanamnese, neuropsychologischer<br />

(CERAD-Plus, VLMT, Rey Figure, BADS) sowie bildgeben<strong>der</strong><br />

und laborchemischer Befunde identifiziert und klassifiziert <strong>in</strong><br />

die Subtypen s<strong>in</strong>gle doma<strong>in</strong>-amnestic (sdaMCI), multiple doma<strong>in</strong>amnestic<br />

(mdaMCI), s<strong>in</strong>gle doma<strong>in</strong>-nonamnestic (sdnaMCI),<br />

multiple doma<strong>in</strong>-nonamnestic (mdnaMCI). Folgende CVRF wurden<br />

erfasst: Hypertonie, Diabetes mellitus, Hypercholester<strong>in</strong>ämie,<br />

Nikot<strong>in</strong>konsum, koronare Herzerkrankung, Anamnese mit cerebraler<br />

Ischämie o<strong>der</strong> Myokard<strong>in</strong>farkt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: N=51 MCI-Fälle wurden charakterisiert.<br />

Individuen mit vielen CVRF (4. vs. 1. Quartil) waren älter (73,3 ±<br />

10,4 vs. 64,8 ± 10,6 Jahre; p


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

den Abgleich von Fragebögen zur Selbst- und Fremde<strong>in</strong>schätzung<br />

von Defiziten, sowie den Abgleich von Selbste<strong>in</strong>schätzung und<br />

Testleistung des Patienten. Zur Übere<strong>in</strong>stimmung dieser Methoden<br />

liegen nur wenige Befunde vor. Bei <strong>der</strong> Erfassung von Anosognosie<br />

durch Fragebogenabgleiche ist zudem <strong>der</strong> Grad des Defizites (nach<br />

Angehörigenurteil) maßgeblich dafür, <strong>in</strong> welchem Maße Anosognosie<br />

als Diskrepanz zwischen Selbst- und Angehörigene<strong>in</strong>schätzung<br />

von Defiziten auftreten kann, d. h. es besteht e<strong>in</strong>e Konfundierung<br />

des Diskrepanzmaßes durch den Defizitgrad. Mehrere Studien<br />

haben domänenspezifische Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anosognosie bei<br />

Alzheimer-Demenz aufgrund von Fragebogendiskrepanzen berichtet,<br />

ohne näher auf diese Konfundierung e<strong>in</strong>zugehen.<br />

Methode: An <strong>der</strong> vorliegenden Studie nahmen 30 Patienten mit<br />

leichter Alzheimer-Demenz und <strong>der</strong>en Angehörige teil. Ziel <strong>der</strong><br />

Untersuchung war zum e<strong>in</strong>en, durch den E<strong>in</strong>satz von parallelen<br />

Fragebögen zur Selbst- und Fremde<strong>in</strong>schätzung für mehrere kognitive<br />

und nicht-kognitive Domänen unter Berücksichtigung des<br />

jeweiligen Defizitniveaus zu untersuchen, ob sich e<strong>in</strong> verstärktes<br />

Auftreten von Anosognosie <strong>in</strong> bestimmten Bereichen belegen lässt.<br />

Gleichzeitig wurde durch die Verwendung dreier Erfassungsmethoden<br />

für Anosognosie (kl<strong>in</strong>isches Urteil, Diskrepanzen zwischen<br />

Selbst- und Fremde<strong>in</strong>schätzung sowie Diskrepanzen zwischen Testleistung<br />

und Selbste<strong>in</strong>schätzung) untersucht, <strong>in</strong>wieweit diese<br />

Methoden übere<strong>in</strong>stimmende Ergebnisse liefern.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigt sich, dass kl<strong>in</strong>isches Urteil und<br />

Fragebogendiskrepanzen als Maße für Anosognosie deutlich mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

korrelieren, während die Diskrepanzen zwischen Selbste<strong>in</strong>schätzung<br />

und Testleistung e<strong>in</strong>e schwächer ausgeprägte Korrelation<br />

mit dem kl<strong>in</strong>ischen Urteil, aber ke<strong>in</strong>en Zusammenhang mit<br />

den Fragebogendiskrepanzen aufweisen. Die Fragebogendiskrepanzen<br />

für unterschiedliche Domänen fallen unterschiedlich aus.<br />

Dieses Ergebnis wird <strong>in</strong>beson<strong>der</strong>e im H<strong>in</strong>blick daraufh<strong>in</strong> diskutiert,<br />

ob Unterschiede im Grad <strong>der</strong> Anosognosie zwischen verschiedenen<br />

Funktionsbereichen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf Unterschiede im<br />

Funktionsniveau bei gleichbleiben<strong>der</strong> Selbste<strong>in</strong>schätzung zurückgeführt<br />

werden können, wie es manche bisherige Befunde nahelegen.<br />

008<br />

Neural Correlates of Alzheimer’s Disease and Mild Cognitive<br />

Impairment: A Systematic and Quantitative Meta-Analysis <strong>in</strong>volv<strong>in</strong>g<br />

1351 Patients<br />

Matthias Schroeter (MPI, Kognitive Neurologie, Leipzig)<br />

T. Ste<strong>in</strong>, N. Maslowski, J. Neumann<br />

Introduction: Alzheimer‘s disease is the most common form of<br />

dementia. Its prodromal stage amnestic mild cognitive impairment<br />

is characterized by deficits of anterograde episodic memory. The<br />

development of standardized imag<strong>in</strong>g <strong>in</strong>clusion criteria has to be<br />

regarded as a prerequisite for future diagnostic systems. Moreover,<br />

successful treatment requires isolat<strong>in</strong>g imag<strong>in</strong>g markers predict<strong>in</strong>g<br />

the disease.<br />

Method: Accord<strong>in</strong>gly, we conducted a systematic and quantitative<br />

meta-analysis to reveal the prototypical neural correlates of<br />

Alzheimer‘s disease and its prodromal stage. To prevent any a priori<br />

assumptions and enable a data-driven approach only studies apply<strong>in</strong>g<br />

quantitative automated whole bra<strong>in</strong> analysis were <strong>in</strong>cluded.<br />

F<strong>in</strong>ally, 40 studies were identified <strong>in</strong>volv<strong>in</strong>g 1351 patients and<br />

1097 healthy control subjects report<strong>in</strong>g either atrophy or decreases<br />

<strong>in</strong> glucose utilization and perfusion. The currently most sophisticated<br />

and best-validated of coord<strong>in</strong>ate-based voxel-wise meta-<br />

analyses was applied (anatomical likelihood estimates, ALE).<br />

Discussion / Results: The meta-analysis revealed that early Alzheimer‘s<br />

disease affects structurally the (trans-)entorh<strong>in</strong>al and hippocampal<br />

region, functionally the <strong>in</strong>ferior parietal lobules and precuneus.<br />

Atrophy <strong>in</strong> the (trans-)entorh<strong>in</strong>al area / hippocampus and<br />

26<br />

hypometabolism / hypoperfusion <strong>in</strong> the <strong>in</strong>ferior parietal lob ules<br />

predicted most reliably the progression from amnestic mild cognitive<br />

impairment to Alzheimer‘s disease, whereas changes<br />

<strong>in</strong> the posterior c<strong>in</strong>gulate cortex and precuneus were unspecific.<br />

Fully developed Alzheimer‘s disease <strong>in</strong>volved additionally a frontomedian-thalamic<br />

network. The study characterizes the prototypical<br />

neural substrates of Alzheimer‘s disease and its prodromal stage<br />

amnestic mild cognitive impairment. By isolat<strong>in</strong>g predictive markers<br />

it enables successful treatment strategies <strong>in</strong> the future and contributes<br />

to standardized imag<strong>in</strong>g <strong>in</strong>clusion criteria for Alzheimer‘s<br />

disease as suggested for future diagnostic systems.<br />

009<br />

E<strong>in</strong>fluss des APOE-Genotyps auf die kognitiven Funktionen bei<br />

mil<strong>der</strong> Alzheimer-Demenz<br />

Gabriela Stoppe (UPK, Basel)<br />

A. Saake, S. Wolf, G. Stiens<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Apolipoprote<strong>in</strong> E Allele ε4 ist e<strong>in</strong> etablierter Risikofaktor<br />

für die Alzheimer-Demenz (AD). Es bee<strong>in</strong>flusst auch das<br />

Risiko an<strong>der</strong>er Faktoren, ebenso wie die Konversionsrate von leichter<br />

kognitiver Beee<strong>in</strong>trächtigung (MCI) zur AD. Es ist noch nicht<br />

klar, wieweit auch die kl<strong>in</strong>ische Symptomatik <strong>der</strong> AD dadurch modifiziert<br />

wird.<br />

Methode: Patienten <strong>der</strong> Gedächtnissprechstunde Gött<strong>in</strong>gen wurden<br />

aufgenommen, wenn sie die Aufnahmekriterien erfüllten:<br />

(sehr) milde AD nach den NINCDS-ADRDA Kriterien, MMSE 20-<br />

30, wenigstens 2 <strong>der</strong> 3 typischen Befunde (Hippocampusatrophie<br />

im MRT, bilaterale temporo-parietale Hypoperfusion im Neurolite-<br />

SPET, niedirges Aβ1-42 und hohes tau im Liquor). Intensive neuropsychologische<br />

Untersuchung und Nachuntersuchung nach e<strong>in</strong>em<br />

Jahr. Die lokale Ethikkommission genehmigte das Protokoll.<br />

Diskussion / Ergebnisse: N=74 Patienten (38M, 36F; mittleres<br />

Alter 68.1 J.; MMSE 25.9 ± 2.8) und N=28 gematchte Kontrollen<br />

(nach Alter, Geschlecht, Bildung)wurden e<strong>in</strong>geschlossen. N=36 Patienten<br />

hatten 1(N=20) o<strong>der</strong> 2(N=16) APOE -ε4-Allele. 53 <strong>der</strong><br />

57 Liquoruntersuchgen ergaben AD-typische Befunde, 64 von<br />

74 kraniellen MRT ergaben e<strong>in</strong>e bilaterale Hippocampus und / o<strong>der</strong><br />

globale Atrophie und 42 von 64 Neurolite-SPETs waren AD- typisch.<br />

Die Resultate von nicht-Gedächtnis-Tests (Sprache, Aufmerksamkeit,<br />

visuospatiale Kompetenz) zeigten ke<strong>in</strong>en Unterschied abhängig<br />

vom APOE-Genotype. 2 Gedächtnistests und e<strong>in</strong> Komposit-<br />

Score waren signifikant schlechter <strong>in</strong> <strong>der</strong> APOE -ε4-positiven<br />

Gruppe und beson<strong>der</strong>s bei den homozygoten.<br />

010<br />

Intensität kortikaler Aktivierung beim Uhrenablesen als quadratische<br />

Funktion des kognitiven Status bei Patienten mit leichter<br />

kognitiver Störung and Alzheimer-Demenz<br />

Ralf Saur (Universität Tüb<strong>in</strong>gen, Psychiatrie)<br />

M. Milian, M. Erb, G. Eschweiler, W. Grodd, T. Leyhe<br />

E<strong>in</strong>leitung: Während bei Patienten mit Alzheimer-Demenz (AD)<br />

<strong>in</strong> Studien mit funktioneller Bildgebung e<strong>in</strong>e reduzierte Hirnaktivität<br />

nachgewiesen wurde, konnte bei Patienten mit leichter kognitiver<br />

Störung (LKS) wie<strong>der</strong>holt erhöhte Aktivität <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Hirnregionen gezeigt werden. Es wird angenommen, dass<br />

die zerebrale Hyperaktivität zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Erkrankung Ausdruck<br />

<strong>der</strong> Kompensation neurodegenerativer Prozesse ist, die im weiteren<br />

Verlauf <strong>der</strong> dementiellen Entwicklung <strong>in</strong> Hypoaktivität umschlägt.<br />

Methode: Wir untersuchten mit funktioneller Magnetresonanztomograhie<br />

(fMRI) den Zusammenhang zwischen kognitivem Status<br />

und kortikaler Aktivitierung bei e<strong>in</strong>er Uhrenablese- und e<strong>in</strong>er<br />

räumlichen Kontrollaufgabe bei Patienten mit AD und LKS sowie<br />

gesunden Probanden. Der Zusammenhang zwischen Hirnaktivität<br />

und kognitivem Status wurde mit e<strong>in</strong>em l<strong>in</strong>earen und e<strong>in</strong>em quadratischen<br />

Regressionsmodell getestet.


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es konnte gezeigt werden, dass die Uhrenableseaufgabe<br />

stärker Hirnregionen als die Kontrollaufgabe aktiviert,<br />

die bei <strong>der</strong> konzeptuellen Verarbeitung und dem räumlichen<br />

Vorstellungsvermögen <strong>in</strong>volviert s<strong>in</strong>d. Die Korrelation zwischen<br />

Hirnaktivität und kognitivem Status folgte <strong>in</strong> verschiedenen kortikalen<br />

Regionen nicht e<strong>in</strong>er l<strong>in</strong>earen Funktion, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>er quadratischen<br />

Funktion (Abbildung). Die stärkste Aktivität konnte<br />

dabei bei Patienten gemessen werden, die sich im Übergangstadium<br />

von LKS und AD bef<strong>in</strong>den. Dieser Befund unterstützt die<br />

Hypothese, dass Patienten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em frühen Erkrankungsstadium<br />

die neuronalen Schädigungen durch die Aktivität zusätzlicher neuronaler<br />

Ressourcen kompensieren. Später umfassen die neurodegenerative<br />

Prozesse weite Teile des Kortex, e<strong>in</strong>e Kompensation ist<br />

nicht mehr möglich, es kommt zu e<strong>in</strong>em merklichen Verlust <strong>der</strong><br />

kognitiven Leistung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bildgebung zeigt sich e<strong>in</strong>e signifikant<br />

reduzierte Hirnaktivität. Abbildung: Aktivitätskarte, die die kortikalen<br />

Regionen zeigt, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kontrollgruppe signifikant höher<br />

bei <strong>der</strong> Uhrenableseaufgabe aktivieren als bei <strong>der</strong> räumlichen Kontrollaufgabe.<br />

Die Streudiagramme bilden den Zusammenhang zwischen<br />

kognitivem Status (MMSE) und funktionaler Aktivität beim<br />

Uhrenablesen ab.<br />

011<br />

Subcortical fiber tract <strong>in</strong>tegrity un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g neuropsychological<br />

performance <strong>in</strong> patients with Alzheimer‘s disease<br />

Maximilian Wagner (Kl<strong>in</strong>ikum <strong>der</strong> LMU München, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

T. Me<strong>in</strong>dl, G. Alexan<strong>der</strong>, K. Hennig-Fast, J. Benn<strong>in</strong>ghoff, K. Bürger,<br />

R. Engel, M. Reiser, H.-J. Möller, H. Hampel, S. Teipel<br />

Introduction: Dementia <strong>in</strong> Alzheimer’s disease (AD) is characterized<br />

by a specific pattern of cognitive changes that is believed to<br />

result from the loss of <strong>in</strong>tracortical project<strong>in</strong>g fiber tracts and their<br />

synaptic contacts. Diffusion Tensor Imag<strong>in</strong>g (DTI) visualizes the<br />

<strong>in</strong>tegrity of subcortical fiber tracts <strong>in</strong> vivo. Our aim was to discover<br />

dist<strong>in</strong>ct bra<strong>in</strong> regions whose functional disconnection dur<strong>in</strong>g the<br />

disease process of AD causes decl<strong>in</strong>e <strong>in</strong> specific cognitive doma<strong>in</strong>s.<br />

Method: 21 patients fulfill<strong>in</strong>g the NINCDS-ADRDA criteria for<br />

probable AD un<strong>der</strong>went DTI. Cognitive functions were assessed<br />

us<strong>in</strong>g the CERAD neuropsychological battery. We employed a multivariate<br />

network analysis of fractional anisotropy (FA) maps to <strong>in</strong>vestigate<br />

the correlation between performance <strong>in</strong> CERAD subtest<br />

scores and fiber tract <strong>in</strong>tegrity throughout the cerebral white matter.<br />

Discussion / Results: We found a significant spatial pattern of altered<br />

white matter microstructure un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g doma<strong>in</strong> specific cognitive<br />

impairments <strong>in</strong> patients with AD. Our results suggest that<br />

fiber connections between several key regions are <strong>in</strong>volved <strong>in</strong> cognitive<br />

decl<strong>in</strong>e dur<strong>in</strong>g the disease process of AD. As the detected<br />

neuronal networks show partial overlap between cognitive doma<strong>in</strong>s,<br />

especially white matter areas of the c<strong>in</strong>gulate gyrus, they<br />

may be recover<strong>in</strong>g two major components of bra<strong>in</strong> organization:<br />

First, a common neuronal network as basis for <strong>in</strong>tegrated cognitive<br />

function, maybe reflect<strong>in</strong>g the default mode network. Second, additional<br />

bra<strong>in</strong> areas that are <strong>in</strong>volved <strong>in</strong> specific cognitive functions.<br />

As the first study <strong>in</strong>vestigat<strong>in</strong>g fiber tract <strong>in</strong>tegrity across the entire<br />

bra<strong>in</strong> un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g cognitive function, our data may guide future<br />

studies to determ<strong>in</strong>e the <strong>in</strong>teraction between cognition, functional<br />

connectivity, and un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g white matter microstructure.<br />

012<br />

Stimulation mit Lipopolysacharid und Phagozytose führen zu<br />

unterschiedlichen Aß-Peptid Sekretionsmustern bei humanen<br />

mononukleären Phagozyten<br />

Philipp Spitzer (LVR-Kl<strong>in</strong>ikum Essen, Labor für mol. Neurobiologie)<br />

H.-W. Klafki, H. Kamrowski-Kruck, J. Wiltfang, J. M. Maler<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Gehirn von Patienten mit e<strong>in</strong>er Alzheimerdemenz<br />

f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> direkter Umgebung <strong>der</strong> neuritischen Aβ-Peptid<br />

Plaques e<strong>in</strong>e hohe Zahl aktivierter Mikroglia. Ob Mikroglia – als<br />

Teil <strong>der</strong> angeborenen Immunabwehr und des mononukleären Phagozytosesystems<br />

– durch Sekretion von Aβ-Peptiden o<strong>der</strong> durch<br />

gestörte Phagozytose von Aβ zur Entstehung <strong>der</strong> Plaques beiträgt,<br />

ist umstritten.<br />

Methode: Als Modell für Mikroglia wurden humane Monozyten,<br />

welche ebenfalls dem mononukleären Phagozytosesystem angehören,<br />

aus dem Blut freiwilliger, gesun<strong>der</strong> Spen<strong>der</strong> isoliert und <strong>in</strong><br />

Suspensionskultur mit Lipopolysacharid o<strong>der</strong> Polystyrolpartikeln<br />

stimuliert. Die von den Zellen sezernierten Aβ-Peptide wurden<br />

mittels e<strong>in</strong>- und zweidimensionaler Aβ-SDS-Polyacrylamid Gelelektrophorese<br />

und anschließendem Immunoblot aufgetrennt und<br />

dargestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Humane mononukleäre Phagozyten, welche<br />

<strong>in</strong> Suspension kultiviert wurden sezernierten unter Ruhebed<strong>in</strong>gungen<br />

e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Menge an Aβ-Peptiden. Unter <strong>in</strong>flammatorischen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen, (i.e. Nach Stimulation mit Lipopolysacharid),<br />

stieg die Menge an freigesetzten Aβ-Peptiden auf mehr als das<br />

Doppelte an. E<strong>in</strong> Anstieg <strong>der</strong> Aβ-Sekretion ließ sich ebenfalls nachweisen,<br />

wenn den Zellen Polystyrolpartikel zur Phagozytose angeboten<br />

wurden. Auffällig war dabei, dass nach Stimulation mit Polystyrolpartikeln,<br />

neben <strong>der</strong> gesteigerten Sekretion von gesamt Aβ,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Anteil N-term<strong>in</strong>al verkürzter Varianten überproportional<br />

stark zunahm. N-term<strong>in</strong>al verkürzte Aβ-Peptide entstehen<br />

dabei offenbar nicht durch extrazellulär wirkende Proteasen<br />

son<strong>der</strong>n als Folge <strong>in</strong>trazellulärer Regulationsmechanismen. In diesem<br />

Zellkulturmodell wurde die Sekretion von Aβ-Peptiden durch<br />

Stimulation des LPS-Rezeptors sowie von Scavenger Rezeptoren<br />

<strong>in</strong>duziert. Von diesen Rezeptoren ist bekannt, dass sie ebenfalls fibrilläres<br />

Aβ b<strong>in</strong>den können. (Liu et al., 2005; Paresce et al., 1996) Auf<br />

diese Weise könnte e<strong>in</strong> Kreislauf <strong>in</strong> Gang kommen, <strong>der</strong> <strong>in</strong> vivo zu<br />

e<strong>in</strong>er sich selbst verstärkenden Produktion und daraus folgenden<br />

Akkumulation von N-term<strong>in</strong>al verkürzten Aβ-Peptiden <strong>in</strong> Plaques<br />

führt. Die durch <strong>in</strong>flammatorische Stimuli <strong>in</strong>duzierbare Sekretion<br />

von Aβ-Peptiden durch humane mononukleäre Phagozyten könnte<br />

darüber h<strong>in</strong>aus im Umfeld <strong>der</strong> aktuell diskutierten Hypothese,<br />

Aβ-Peptide hätten immunologische Aufgaben, (Campbell, 2001;<br />

Moir, 2009) von Interesse se<strong>in</strong>.<br />

013<br />

Zur Assoziation von Traumatisierung <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dheit und Jugend und<br />

m<strong>in</strong><strong>der</strong>jähriger Mutterschaft – Ergebnisse aus dem Rostocker Projekt<br />

„Bed<strong>in</strong>gungen und Folgen m<strong>in</strong><strong>der</strong>jähriger Mutterschaft“<br />

Constanze Veigel-Maruschke (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Rostock, K<strong>in</strong><strong>der</strong>-<br />

und Jugendpsychiatrie)<br />

O. Reis, F. Häßler, S. Bohne-Suraj<br />

E<strong>in</strong>leitung: Für die Hochrisikogruppe jugendlicher Mütter ist bekannt,<br />

dass sie häufiger Opfer körperlicher und sexueller Gewalt<br />

27


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

sowie emotionalen Missbrauchs / Vernachlässigung s<strong>in</strong>d. Der<br />

Zusammenhang zwischen diesen Traumatisierungen und m<strong>in</strong><strong>der</strong>jähriger<br />

Schwanger- und Mutterschaft wird vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> angloamerikanischen<br />

Fachliteratur diskutiert. E<strong>in</strong>e direkte Übertragbarkeit<br />

dieser Forschungsergebnisse auf hiesige gesellschaftliche<br />

Verhältnisse ist fragwürdig. Zudem ist die transgenerationelle Weitergabe<br />

<strong>der</strong> Traumatisierung bei m<strong>in</strong><strong>der</strong>jähriger Mutterschaft <strong>in</strong><br />

Deutschland wenig untersucht.<br />

Methode: Vorgestellt werden vorläufige Ergebnisse e<strong>in</strong>er Querschnittsstudie,<br />

die die Bed<strong>in</strong>gungen und Auswirkungen sehr früher<br />

Mutterschaft beschreibt. Hierfür wurden alle m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen sowie<br />

die jeweils direkt darauf folgenden volljährigen Erstgebärenden <strong>der</strong><br />

Universitätsfrauenkl<strong>in</strong>ik Rostock am Kl<strong>in</strong>ikum Süd <strong>der</strong> Jahre 1993<br />

bis 2009 um ihre Mitarbeit gebeten. Mütter, die sich bereit erklärt<br />

hatten, an <strong>der</strong> Studie teilzunehmen (Ziel: n = 200, n (m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährig)<br />

= 100) nahmen an e<strong>in</strong>em semistrukturierten Interview teil und<br />

füllten verschiedene Fragebögen aus. In dieser Präsentation werden<br />

vorläufige Resultate von zunächst n = 145 Proband<strong>in</strong>nen vorgestellt.<br />

E<strong>in</strong>gegangen wird hier auf <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dheit und Jugend erlebte<br />

Traumata <strong>der</strong> Mutter und des erstgeborenen K<strong>in</strong>des. Es werden die<br />

Angaben <strong>in</strong> Interview und Fragebogen (Childhood Trauma Questionnaire)<br />

verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Vorläufige statistische Analysen legen<br />

nahe, dass junge Mütter prozentual häufiger von Vernachlässigung,<br />

Misshandlung und Missbrauch betroffen s<strong>in</strong>d. Der Unterschied zur<br />

Kontrollgruppe ist für emotionalen Missbrauch, sexuellen Missbrauch<br />

und emotionale Vernachlässigung signifikant. Weiterh<strong>in</strong><br />

wurde e<strong>in</strong>e signifikant höhere Traumatisierung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen Mütter im Vergleich mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>der</strong> volljährigen<br />

Mütter festgestellt. Schlussfolgerung: In weiteren Untersuchungen<br />

müssen die Ursachen <strong>der</strong> höheren Rate an Traumatisierungen<br />

<strong>der</strong> nächsten Generation herausgearbeitet werden. Es wird<br />

von e<strong>in</strong>em multifaktoriellen Modell ausgegangen, <strong>in</strong> dem sowohl<br />

die emotionale Reife und Erziehungskompetenz <strong>der</strong> Mutter als<br />

auch die eigenen unverarbeiteten Traumatisierungen vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

belasten<strong>der</strong> psychosozialer Umstände e<strong>in</strong>e Rolle spielen.<br />

014<br />

Homocyste<strong>in</strong>-Stoffwechsel und Liquormarker für Alzheimer-<br />

Pathologie<br />

Julius Popp (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Bonn, Psychiatrie)<br />

P. Lewczuk, M. L<strong>in</strong>nebank, F. Jessen<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Störung des Homocyste<strong>in</strong>-Stoffwechsels gilt als<br />

e<strong>in</strong> unabhängiger Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit<br />

(Alzheimer‘s Disease, AD). Sowohl die damit e<strong>in</strong>hergehende erhöhte<br />

Produktion von ß-Amyloid (Aß) als auch die vermehrte Bildung<br />

von hyperphosphoryliertem Tau (P-tau) werden als zugrunde<br />

liegende pathophysiologische Mechanismen diskutiert.<br />

Methode: Die Liquor-Konzentrationen von Homozyste<strong>in</strong> (Hcys),<br />

S-adenosylmethion<strong>in</strong> (SAM), S-adenosylhomozyste<strong>in</strong> (SAH) und<br />

5-methyltetrahydrofolat (5-MTHF) sowie <strong>der</strong> Marker für AD-assoziierten<br />

neuropathologischen Verän<strong>der</strong>ungen Aß1-42 and P-tau181<br />

wurden bei 98 kognitiv gesunden Studienteilnehmern (Alter: 16 –<br />

81 Jahre) und 54 Teilnehmern mit AD bestimmt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In multivariaten Regressionstests mit Alter,<br />

Geschlecht, Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong> und das Vorhandense<strong>in</strong> des APOEε4-<br />

Allels als Kovariablen war P-tau181 mit den Konzentrationen von<br />

SAH (ß=0.490; p


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

ausfor<strong>der</strong>ung. Die unterschiedlichen phenomenologischen Charakteristika<br />

bei Delirium und Demenz im Vergleich zu den Nichtdementen<br />

s<strong>in</strong>d nicht bekannt und könnten dazu beitragen, Delirium<br />

bei Demenzerkrankten genauer zu diagnostizieren.<br />

Methode: Wir sammelten soziodemographische Daten, dokumentierten<br />

den Behandlungsverlauf, die Delirium<strong>in</strong>tensität mit <strong>der</strong> Memorial<br />

Delirium Assessment Scale (MDAS) und e<strong>in</strong>e Funktionalitätsskala<br />

(Karnofsky Scale of Performance Status) von 100 Patienten<br />

mit Delirium am Memorial Sloan Ketter<strong>in</strong>g Cancer Center <strong>in</strong> New<br />

York.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Von 100 Patienten mit e<strong>in</strong>er Deliriumsdiagnose<br />

hatten 18 Patienten zusätzlich e<strong>in</strong>e Demenzdiagnose<br />

(DD) und 82 Patienten ke<strong>in</strong>e Demenz (ND). Es bestand e<strong>in</strong> signifikanter<br />

Unterschied beim Alter <strong>der</strong> Patienten. Das Durchschnittsalter<br />

bei DD war 67 Jahre und bei ND 56 Jahre. In <strong>der</strong> DD-Gruppe<br />

wurden zu gleichen Anteilen hypoaktives und hyperaktives Delirium<br />

diagnostiziert, während <strong>in</strong> <strong>der</strong> ND-Gruppe hypoaktives Delirium<br />

mit 54 % gegenüber hyperaktivem Delirium mit 46 % überwogen.<br />

Die MDAS-Werte unterschieden sich signifikant zwischen<br />

den Gruppen mit 21.8 (DD) und 18.6 (ND). Statistisch signifikante<br />

Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Phenomenologie lagen bei dem Grad <strong>der</strong><br />

Bewusstse<strong>in</strong>strübung, <strong>der</strong> Orientierung, Kurzzeitgedächtnis, Aufmerksamkeit<br />

und im formalen Gedankengang. Schwerwiegende<br />

Symptome waren häufiger <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewusstse<strong>in</strong>strübung und kognitiven<br />

Domäne <strong>in</strong> <strong>der</strong> DD-Gruppe. Es bestanden ke<strong>in</strong>e signifikanten<br />

Unterschiede h<strong>in</strong>sichtlich Halluz<strong>in</strong>ationen, Wahn<strong>in</strong>halte, psychomotorischem<br />

Verhalten und Schlaf-Wachrhythmus. Zusammenfassung:<br />

Es bestehen phenomenologische Unterschiede <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> Deliriumpräsentation bei Demenz und Nichtdementen. Die<br />

Bewusstse<strong>in</strong>strübung und die kognitive Störung s<strong>in</strong>d stärker ausgeprägt,<br />

während es ke<strong>in</strong>e Unterschiede <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Bereichen gibt.<br />

Die Interpretation <strong>der</strong> Daten wird diskutiert werden.<br />

003<br />

Phenomenologische Charakteristika des Delirium und se<strong>in</strong>er Subtypen<br />

Soenke Boettger (Berl<strong>in</strong>)<br />

S. Passik, W. Breitbart<br />

E<strong>in</strong>leitung: Untersuchungen zur Phenomenologie des Delirium<br />

s<strong>in</strong>d selten und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Phenomenologie<br />

<strong>der</strong> Deliriumsubtypen, dem hypoaktivem und hyperaktivem Delirium<br />

s<strong>in</strong>d unbekannt. E<strong>in</strong> besseres Verständnis <strong>der</strong> Deliriumphenomenologie,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Subtypen, kann die Erkennung<br />

des Delirium begünstigen.<br />

Methode: Wir sammelten soziodemographische Daten, dokumentierten<br />

den Behandlungsverlauf, die Delirium<strong>in</strong>tensität mit <strong>der</strong> Memorial<br />

Delirium Assessment Scale (MDAS) und e<strong>in</strong>e Funktionalitätsskala<br />

(Karnofsky Scale of Performance Status) von 100 Patienten<br />

mit Delirium am Memorial Sloan Ketter<strong>in</strong>g Cancer Center <strong>in</strong> New<br />

York.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Durchschnittsalter <strong>der</strong> 100 Patienten<br />

mit Delirium war 58 Jahre. Die kognitive Funktion war am stärksten<br />

bee<strong>in</strong>trächtigt, es folgten psychomotorische Auffälligkeiten,<br />

Schlafwach-Rhythmusstörungen und die Bewusstse<strong>in</strong>strübung.<br />

Wahrnehmungsstörungen und Wahn<strong>in</strong>halte waren am ger<strong>in</strong>gsten<br />

ausgeprägt. Hypoaktives Delirium wurde bei 53 % <strong>der</strong> Patienten<br />

und hyperaktives Delirium bei 47 % gefunden. Es bestand ke<strong>in</strong> signifikanter<br />

Altersunterschied o<strong>der</strong> Unterschied <strong>in</strong> <strong>der</strong> Delirium<strong>in</strong>tensität.<br />

Es bestanden signifikante Unterschiede h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

Intensität <strong>der</strong> Wahrnehmungsstörung und des Wahn<strong>in</strong>halts. Wahrnehmungsstörungen<br />

wurden bei 50.9 % mit hypoaktivem Delirium<br />

und 70.2 % mit hyperaktivem Delirium gefunden, Wahn<strong>in</strong>halte bei<br />

43.4 % und 78.7 %. Das Vorkommen von Wahrnehmungsstörungen<br />

und Wahn<strong>in</strong>halten war unabhängig von <strong>der</strong> Delirium<strong>in</strong>tensität.<br />

Zusammenfassung: Delirium ist e<strong>in</strong>e Störung des Bewusstse<strong>in</strong>s,<br />

<strong>der</strong> Kognition und des Schlafwachrhythmus. Dabei ist die kognitive<br />

Stlörung am ausgeprägtesten. Wahrnehmungsstörungen und<br />

Wahn<strong>in</strong>halte kommen <strong>in</strong> hypoaktivem und hyperaktivem Delirium<br />

vor und s<strong>in</strong>d unabhängig von <strong>der</strong> Delirium<strong>in</strong>tensität. Weitere<br />

Ergebnisse werden diskutiert.<br />

004<br />

Therapy of delirium due to a general medical condition – Treatment<br />

approaches <strong>in</strong> the Consultation – Liaison psychiatry sett<strong>in</strong>g<br />

of the University of Medic<strong>in</strong>e of Graz<br />

Hans-Bernd Rothenhäusler (Mediz<strong>in</strong>ische Universität Graz, Univ.-<br />

Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Österreich)<br />

Introduction: Delirium due to a general medical condition is one<br />

of the ma<strong>in</strong> psychiatric problems <strong>in</strong> general hospital <strong>in</strong>patients.<br />

Method: Almost 3.000 consultations are performed by the Graz<br />

psychiatry consultation - liaison service each year. Delirium consistently<br />

accounts for almost 19 % of all new referrals. They are treated<br />

accord<strong>in</strong>g the Graz protocol.<br />

Discussion / Results: Graz protocol: Mild hyperactive delirium &<br />

mild, mo<strong>der</strong>ate, or severe hypoactive delirium <strong>in</strong> patients with out<br />

withdrawal syndromes, Park<strong>in</strong>son‘s disease, Lewy body dementia,<br />

HIV-<strong>in</strong>duced dementia • Initial dose: Adm<strong>in</strong>ister risperidone<br />

quicklet 0.5 mg, alternatively, adm<strong>in</strong>ister haloperidol liquid 5 drops<br />

• Control of target symptoms: Increase dosage of risperidone quicklet<br />

up to 2 mg / d or haloperidol liquid up to 20 drops / d Mo<strong>der</strong>ate<br />

hyperactive delirium <strong>in</strong> patients without withdrawal syndromes,<br />

Park<strong>in</strong>son‘s disease, Lewy body dementia, HIV-<strong>in</strong>duced dementia<br />

• Initial dose: Adm<strong>in</strong>ister haloperidol 2.5 mg mixed <strong>in</strong> 250 ml 5%<br />

glucose as slow <strong>in</strong>travenous <strong>in</strong>fusion • Control of target symptoms:<br />

Increase dosage of haloperidol as slow <strong>in</strong>travenous <strong>in</strong>fusion up to<br />

5 mg / d • Use of prothipendyl as an adjunct for sedation <strong>in</strong>duction<br />

and agitation control. The dose may range from 40 mg to 160 mg / d.<br />

Severe hyperactive delirium <strong>in</strong> patients without withdrawal syndromes,<br />

Park<strong>in</strong>son‘s disease, Lewy body dementia, HIV-<strong>in</strong>duced<br />

dementia • Initial dose: Adm<strong>in</strong>ister haloperidol 5 mg mixed <strong>in</strong><br />

250 ml 5 % glucose as slow <strong>in</strong>travenous <strong>in</strong>-fusion • Control of target<br />

symptoms: Increase dosage of haloperidol as slow <strong>in</strong>travenous <strong>in</strong>fusion<br />

up to 60 mg / d. • Use of prothipendyl as an adjunct for sedation<br />

<strong>in</strong>duction and agitation control. Adm<strong>in</strong>ister prothipendyl<br />

40 mg mixed <strong>in</strong> either 5 % glucose or 0.9 % sodium chloride as slow<br />

<strong>in</strong>travenous <strong>in</strong>fusion. The dose may be <strong>in</strong>creased to 40 mg prothipendyl<br />

IV 3 times per day.<br />

005<br />

Die Bayer ADL-Skala: E<strong>in</strong> reliables und valides Instrument zur<br />

Schweregrad- und Verlaufsbeurteilung bei Demenzerkrankungen<br />

Hartmut Lehfeld (Kl<strong>in</strong>ikum Nürnberg, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und<br />

Psy)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Bayer ADL-Skala (B-ADL) ist e<strong>in</strong> 1998 publiziertes<br />

Fremdbeurteilungsverfahren zur Erfassung <strong>der</strong> <strong>in</strong>strumentellen<br />

Alltagsaktivitäten von MCI- und Demenzpatienten mit leichter bis<br />

mittelschwerer Symptomausprägung. Auf e<strong>in</strong>er umfangreichen<br />

Datenbasis wurden verschiedene Aspekte <strong>der</strong> Reliabilität und Validität<br />

untersucht.<br />

Methode: Die B-ADL enthält 25 Items, auf denen e<strong>in</strong> Angehöriger<br />

das Zurechtkommen des Patienten mit verschiedenen Alltagsaktivitäten<br />

auf e<strong>in</strong>er 10-Punkt-Skala beurteilen muss. Querschnitts daten<br />

standen für e<strong>in</strong>e gepoolte Stichprobe mit 709 Personen zur Verfügung,<br />

die das Schweregradspektrum von „kognitiv unbee<strong>in</strong>trächtigt“<br />

bis zur mittelschweren Demenz abdeckte. Der Schweregrad<br />

<strong>der</strong> kognitiven E<strong>in</strong>bußen wurde anhand <strong>der</strong> Global Deterioration<br />

Scale (GDS) nach Reisberg operationalisiert. Für die Berechnung<br />

von Test-Retest-Reliabilitäten sowie <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungssensitivität<br />

lagen Verlaufsdaten aus <strong>der</strong> Nürnberger Gedächtnissprechstunde<br />

nach 6, 12 und 24 Monaten über MCI- und Demenzpatienten vor<br />

29


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

(n = 153, 128 bzw. 67).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei guter Trennschärfe (Indices für sämtliche<br />

Items >.70) und <strong>in</strong>terner Konsistenz (Cronbachs alpha >.97)<br />

zeigt die B-ADL nach 6 Monaten <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten Verlaufsstichprobe<br />

e<strong>in</strong>e Test-Retest-Reliabilität von .76, bei MCI-Patienten sogar<br />

von .84. Die B-ADL-Ergebnisse benachbarter GDS-Schweregrade<br />

unterschieden sich jeweils signifikant vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> (p < .000), zwischen<br />

den 95 %-Konfidenz<strong>in</strong>tervallen <strong>der</strong> Mittelwerte waren ke<strong>in</strong>erlei<br />

Überschneidungen zu beobachten. Die 1- und 2-Jahres-Verlaufsdaten<br />

zeigen, dass Patienten mit progredienter Symptomatik pro<br />

Jahr etwas mehr als 1 Skalenpunkt verlieren, während kl<strong>in</strong>isch stabile<br />

Patienten auch nach zwei Jahren im Mittel um weniger als 1<br />

Skalenpunkt gegegenüber Basel<strong>in</strong>e nachgelassen haben. Insgesamt<br />

weisen die Ergebnisse die B-ADL als e<strong>in</strong> Untersuchungs<strong>in</strong>strument<br />

aus, das h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er Gütekriterien psychometrischen Vergleichs<strong>in</strong>strumenten<br />

(MMSE und SKT) nicht nachsteht.<br />

006<br />

Die Validierung <strong>der</strong> deutschen Version <strong>der</strong> Confusion Assessment<br />

Method for Intensive Care Units (CAM-ICU)<br />

Julius Popp (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Bonn, Psychiatrie)<br />

U. Günther, L. Köcher, C. Putensen<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Auftreten e<strong>in</strong>es Delirs verlängert die Verweildauer<br />

auf Intensivstation und erhöht Behandlungskosten und Sterblichkeit<br />

nach Entlassung. Die „Confusion Assessment Method for Intensive<br />

Care Units“ (CAM-ICU) ist e<strong>in</strong> Screen<strong>in</strong>g-Instrument zur<br />

Delirdiagnostik auf Intensivstation, das auch bei beatmeten Patienten<br />

zum E<strong>in</strong>satz kommen kann und im angelsächsischen Raum<br />

häufig verwendeten wird.<br />

Methode: E<strong>in</strong>e praktische Kurzversion („Harvard Flowsheet“) <strong>der</strong><br />

CAM-ICU wurde gemäß <strong>der</strong> „Pr<strong>in</strong>ciples of Good Practice for the<br />

Translation and Cultural Adaptation Process for Patient-Reported<br />

Outcomes Measures“ <strong>in</strong> die deutsche Sprache übersetzt. Von Mai<br />

bis August 2008 wurde je<strong>der</strong> Patient <strong>der</strong> 31-Betten Intensivstation<br />

durch e<strong>in</strong>en Psychiater (Referenzuntersuchung, DSM-IV-Kriterien)<br />

sowie von zwei an<strong>der</strong>en CAM-ICU h<strong>in</strong>sichtlich des Vorliegens<br />

e<strong>in</strong>es Delirs untersucht. Die E<strong>in</strong>teilung des Delirs <strong>in</strong> psychomotorische<br />

Subgruppen (hyperaktiv, hypoaktiv) erfolgte anhand <strong>der</strong><br />

„Richmond Agitation Sedation Scale“ (RASS).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Von 102 untersuchten Patienten wurden<br />

48 vor <strong>der</strong> Untersuchung aufgrund von Anästhesieüberhang, Koma,<br />

akuten zerebralen Insult, mangelnde Deutschkenntnisse o<strong>der</strong> mangelnde<br />

Kooperativität ausgeschlossen. Bei 46 % <strong>der</strong> Patienten<br />

(n=25) fand <strong>der</strong> Referenzuntersucher e<strong>in</strong> Delir, 16 % (n=4) waren<br />

mechanisch beatmet. Nur 9 % <strong>der</strong> Patienten hatten e<strong>in</strong> hyperaktives,<br />

37 % e<strong>in</strong> hypoaktives Delir. Die Sensitivät <strong>der</strong> CAM-ICU-<br />

Untersucher, verglichen zum Referenzuntersucher, lag bei 88 %<br />

bzw. 92 % und die Spezifität bei je 100 %. Die Interrater- Reliabilität<br />

war sehr hoch (Cohen‘s kappa, 0,96 (0,77-1,22 [95 %-Konfidenz<strong>in</strong>tervall]).<br />

Bei drei Patienten wurden falsch negative Befunde erhoben:<br />

Zwei Patienten wurden vom Referenzuntersucher als<br />

delirant e<strong>in</strong>geschätzt, zeigten aber bei <strong>der</strong> CAM-ICU ke<strong>in</strong>e Aufmerksamkeitsstörung.<br />

E<strong>in</strong> weiterer wurde durch e<strong>in</strong>en CAM-ICU<br />

Untersucher als nicht-delirant, durch den zweiten aber als delirant<br />

getestet. Die Kurzform <strong>der</strong> deutschen CAM-ICU ist e<strong>in</strong> reliables<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anwendung e<strong>in</strong>faches Screen<strong>in</strong>g-Instrument, das die<br />

operationalisierte Diagnose hypoaktiver und hyperaktiver Delirformen<br />

auf Intensivstation ermöglicht.<br />

30<br />

007<br />

Evaluation <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsstörung bei Delir und Demenz im<br />

Alter<br />

Christ<strong>in</strong>e Thomas (Evangelisches Krankenhaus, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Bielefeld)<br />

S. Kreisel, T. Stober, M. Toepper, T. Beblo, P. Oster, M. Driessen<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im psychiatrischen Konsiliardienst Älterer stellen organische<br />

Störungen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Verwirrtheitszustände, die größte<br />

Diagnosengruppe dar. Delirdiagnostik und -therapie ist angesichts<br />

<strong>der</strong> schlechten Prognose bei Älteren von großer Wichtigkeit.<br />

Die Aufmerksamkeitsstörung ist neben dem akuten Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong><br />

Kernkriterium des Delirs. Gerade bei Älteren differenziert das Ausmaß<br />

dieser Aufmerksamkeitsstörung e<strong>in</strong> Delir von e<strong>in</strong>er (häufig<br />

vorbestehenden) Demenz. Die rasche Erfassung und Quantifizierung<br />

e<strong>in</strong>er Aufmerksamkeitsstörung gel<strong>in</strong>gt im kl<strong>in</strong>ischen Alltag<br />

oft nicht. Auch ist die Interrater-Reliabilität des Delirscreen<strong>in</strong>gs<br />

(deutscher CAM, siehe Hestermann / Thomas 2009) bei <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsstörung<br />

ungenügend; e<strong>in</strong>e verbesserte Operationalisierung<br />

ist daher wünschenswert. Verschiedene neuropsychologische<br />

Methoden ermöglichen e<strong>in</strong>e rasche Erfassung aufmerksamkeitsbezogener<br />

Leistungen. Als Screen<strong>in</strong>gs werden häufig die Wortmerkspanne<br />

und das Rückwärtsbuchstabieren aus dem MMST sowie<br />

die Zahlenmerkspannen vorwärts und rückwärts (ZSv /ZSr)<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Seltener f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Kurzform des Letter Cancellation-<br />

Tests (LCT) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Trail-Mak<strong>in</strong>g-Test (TMT-A) Anwendung.<br />

Ziel <strong>der</strong> hier vorgestellten Studien ist <strong>der</strong> Vergleich verschiedener<br />

Aufmerksamkeitskurztests h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Trennschärfe bezüglich<br />

des Delirs bei älteren Akuterkrankten mit und ohne Demenz.<br />

Methode: 133 geriatrische Akutaufnahmen (Alter 80,2 +/- 8J, 70 –<br />

100 J., 70 % weiblich) wurden nach DSM-IV-Kriterien (konsensusüberprüft)<br />

den Diagnosen Demenz (D, n=70), Demenz+Delir (DD,<br />

n=23) und kognitiv Unauffällige (KU, n=38) zugeteilt. Zur Aufmerksamkeitserfassung<br />

wurden Wortmerkspanne und Rückwärtsbuchstabieren<br />

(MMST) und die Zahlenmerkspannen vorwärts und<br />

rückwärts verglichen. In e<strong>in</strong>er Pilotstudie (n=15) wurden zusätzlich<br />

noch LCT und TMT-A herangezogen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: MMST-Gesamtscore und E<strong>in</strong>zelfaktoren<br />

(außer <strong>der</strong> Wortmerkspanne!) sowie Zahlenmerkspannen trennten<br />

KU gut von D und DD (p


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

praktische (ADL-Activities of Daily Liv<strong>in</strong>g) und kognitive Fähigkeiten<br />

von Menschen mit Demenz im Pflegeheim soll im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er sechsmonatigen Verlaufsstudie im Prä(t0)-Post(t1)-Vergleich<br />

untersucht werden.<br />

Methode: Die primäre Hypothese besagt, dass die multimodale<br />

Aktivierungstherapie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beobachtungszeitraum von sechs<br />

Monaten zu signifikant besseren alltagspraktischen und kognitiven<br />

Fähigkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe<br />

führt und zwar dah<strong>in</strong>gehend, dass die Fähigkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Interventionsgruppe im Durchschnitt konstant bleiben, während<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Begleitgruppe die Fähigkeiten entsprechend dem chronisch<br />

progredienten Krankheitsverlauf weiter abnehmen. Bis jetzt (Juni<br />

2009) liegen t0 und t1-Daten von 81 Bewohnern aus fünf Pflegeheimen<br />

vor. Alle Teilnehmer haben e<strong>in</strong>e Demenz laut Arzturteil<br />

und e<strong>in</strong>en MMST


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-005 Posterpräsentation<br />

Diagnostik / Therapie (F0)<br />

Vorsitz: I. Neuner (Aachen)<br />

001<br />

Resuscitat<strong>in</strong>g the Heart but Los<strong>in</strong>g the Bra<strong>in</strong> – Bra<strong>in</strong> Tissue Loss<br />

<strong>in</strong> the Aftermath of Cardiac Arrest<br />

Matthias Schroeter (MPI, Kognitive Neurologie, Leipzig)<br />

A. Horstmann, S. Frisch, T. Jentzsch, K. Mueller, A. Villr<strong>in</strong>ger<br />

Introduction: Myocardial <strong>in</strong>farction and cardiac arrest are serious<br />

and frequent health threats. Many survivors of cardiac arrest are left<br />

with consi<strong>der</strong>able long-term impairments due to a transient hypoxic<br />

state of the bra<strong>in</strong>. Traditionally, these patients are known to suffer<br />

most prom<strong>in</strong>ently from an amnesic syndrome. But a close look<br />

to the literature reveals that impairments may encompass a large<br />

number of additional neuropsychological deficits, as for example<br />

behavioural (esp. apathy) and executive deficits. To date, there is no<br />

complete and unbiased documentation of the affected bra<strong>in</strong> areas<br />

<strong>in</strong> humans <strong>in</strong> vivo. We explored the pattern of structural changes <strong>in</strong><br />

gray matter follow<strong>in</strong>g cardiac arrest to <strong>in</strong>vestigate the neural basis<br />

of neuropsychological deficits.<br />

Method: Us<strong>in</strong>g voxel based morphometry of T1-weighted structural<br />

magnetic resonance images of the whole bra<strong>in</strong> we analyzed gray<br />

matter loss <strong>in</strong> a sample of 12 patients which encountered cardiac<br />

arrest with subsequent resuscitation. Data from the patient group<br />

were compared to an age- and sex-matched control group. Additionally,<br />

gray matter values were correlated with neuropsychological<br />

scores of the patients to ensure specificity of identified gray matter<br />

loss.<br />

Discussion / Results: We found extensive lower gray matter density<br />

<strong>in</strong> the anterior, medial and posterior c<strong>in</strong>gulate cortex, the precuneus,<br />

the <strong>in</strong>sular cortex, the posterior hippocampus and the dorsomedial<br />

thalamus with<strong>in</strong> the patient group. Memory impairment<br />

scores correlated best with gray matter loss <strong>in</strong> the <strong>in</strong>ferior precuneus,<br />

apathy scores correlated best with tissue loss <strong>in</strong> the anterior<br />

c<strong>in</strong>gulate cortex. The study contributes to the un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g of<br />

neuropsychological impairments <strong>in</strong> patients after cardiac arrest.<br />

002<br />

Kognitiv-verhaltenstherapeutische ressourcenorientierte Therapie<br />

früher Demenzen im Alltag – Die KORDIAL-Studie<br />

Alexan<strong>der</strong> Kurz (Kl<strong>in</strong>ikum rechts <strong>der</strong> Isar, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und<br />

Psyotherapie, München)<br />

B. Cramer, S. Egert, L. Frölich, H.-J. Gertz, C. Knorr, A. Thöne-Otto,<br />

S. Wagenpfeil, K. Werheid<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die wachsende öffentliche Aufmerksamkeit gegenüber<br />

kognitiven Störungen im Alter und die Verbesserung <strong>der</strong> diagnostischen<br />

Techniken haben dazu geführt, dass die Alzheimer-Krankheit<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em frühen kl<strong>in</strong>ischen Stadium identifiziert werden kann.<br />

Am Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Demenz s<strong>in</strong>d Krankheitse<strong>in</strong>sicht, Lernfähigkeit<br />

und Anpassungsvermögen <strong>der</strong> Betroffenen zum<strong>in</strong>dest teilweise erhalten.<br />

Daher setzen sich die Patienten mit emotionsbezogenen<br />

und problembezogenen Strategien mit ihren E<strong>in</strong>schränkungen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />

was häufig zu depressiver Verstimmungen führt. Die erhaltenen<br />

Fähigkeiten werden jedoch bislang für e<strong>in</strong>e positive<br />

Krankheitsbewältigung nur unzureichend genutzt.<br />

Methode: Wir haben e<strong>in</strong> neuropsychologisch begründetes verhaltenstherapeutisches<br />

Programm entwickelt, das auf die Bedürfnisse<br />

und Fähigkeiten von Patienten mit beg<strong>in</strong>nen<strong>der</strong> Demenz zugeschnitten<br />

ist. Es umfasst 12 <strong>in</strong>dividuelle Therapiesitzungen, 6 davon<br />

unter Teilnahme <strong>der</strong> Bezugspersonen. Schwerpunkte <strong>der</strong> Interven-<br />

32<br />

tion s<strong>in</strong>d Etablierung von Verhaltensrout<strong>in</strong>en, Verwendung von<br />

externen Gedächtnishilfen, Stärkung von Identität und Selbstwert<br />

sowie Aufbau angenehmer Tätigkeiten. Die KORDIAL-Studie ist<br />

e<strong>in</strong>e multizentrische, randomisierte, kontrollierte, e<strong>in</strong>fach-bl<strong>in</strong>de<br />

Parallelgruppen-Studie zur Evaluation <strong>der</strong> Wirksamkeit dieses Programms<br />

im Vergleich zur Standardbehandlung. Als primäre Zielgröße<br />

wurde die Funktionsfähigkeit im Alltag gewählt, sekundäre<br />

Zielgrößen s<strong>in</strong>d Lebensqualität und Stimmung <strong>der</strong> Patienten. Die<br />

Datenerhebung f<strong>in</strong>det durch unabhängige Beobachter vor <strong>der</strong> Therapie,<br />

nach <strong>der</strong> Therapie, sowie nach weiteren 6 Monaten statt. Zusätzlich<br />

werden Patienten, Angehörige und Therapeuten nach Abschluss<br />

<strong>der</strong> Therapie zu ihrer E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Module<br />

befragt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 201 Patienten mit leichtgradiger Demenz<br />

bei Alzheimer-Krankheit (mittleres Alter 75 Jahre, mittlerer<br />

MMST-Wert 25 Punkte) nahmen an <strong>der</strong> Studie teil. Das Therapieprogramm<br />

wurde sowohl von den Patienten als auch von ihren<br />

Bezugspersonen sehr positiv aufgenommen, die Zahl vorzeitiger<br />

Studienabbrüche war aussergewöhnlich ger<strong>in</strong>g. Die <strong>in</strong>dividuelle<br />

Relevanz <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Programmkomponenten zeigte e<strong>in</strong>en Zusammenhang<br />

mit dem Alter <strong>der</strong> Patienten sowie mit <strong>der</strong> Krankheitse<strong>in</strong>sicht,<br />

nicht jedoch mit dem Schweregrad <strong>der</strong> kognitiven<br />

Defizite. Die ersten Ergebnisse <strong>der</strong> KORDIAL-Studie im H<strong>in</strong>blick<br />

auf die primären und sekundären Zielgrößen werden vorgestellt<br />

und diskutiert.<br />

003<br />

Anzahl <strong>der</strong> Komedikationen am Therapiebeg<strong>in</strong>n bei ambulant<br />

behandelten Patienten mit Alzheimer-Demenz<br />

Georg Adler (ISPG, Mannheim)<br />

Y. Ko-Inoshishi, P. Franz, H. Marschner, C. Müller, F. Re<strong>in</strong>hard,<br />

J. Schulz<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zahlreiche pharmakologische Eigenschaften (z. B. Enzymhemmung,<br />

Selektivität für AChE- Isoformen, Plasma-Halbwertszeiten,<br />

Metabolismus, Toleranzentwicklung) <strong>der</strong> Chol<strong>in</strong>esterase-Hemmer<br />

<strong>der</strong> zweiten Generation (Donepezil, Rivastigm<strong>in</strong>,<br />

Galantam<strong>in</strong>) haben e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Sicherheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Demenzen. E<strong>in</strong> wichtiger Faktor für die<br />

Sicher heit <strong>der</strong> Demenzmedikation ist das Interaktionspotential<br />

durch die bereits zu Therapiebeg<strong>in</strong>n vorliegende Komedikation <strong>der</strong><br />

häufig multimorbiden Alzheimer Patienten. Durch e<strong>in</strong>e Erhebung<br />

im nie<strong>der</strong>gelassenen Facharztbereich sollte geklärt werden, wie viele<br />

verschiedene Medikamente Alzheimer-Patienten bereits vor dem<br />

Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Demenztherapie e<strong>in</strong>nehmen.<br />

Methode: In sechs Facharztpraxen wurden die Daten von 80 Patienten<br />

mit leichter bis mittelschwerer Demenz vom Alzheimer-<br />

Typ (MMST zwischen 10 und 26 Punkten) erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nur e<strong>in</strong> Patient von 80 Befragten nahm<br />

vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Demenztherapie ke<strong>in</strong>e Medikamente e<strong>in</strong>. 19 % <strong>der</strong><br />

Patienten hatten 1 – 2 Medikamente, 67 % <strong>der</strong> Befragten hatten 3 –<br />

5 Medikamente, 10 % <strong>der</strong> Befragten hatten 6 – 8 Medikamente, 3 %<br />

<strong>der</strong> Befragten hatten sogar 9 – 10 Medikamente, ke<strong>in</strong> Patient hatte<br />

mehr als 10 Medikamente zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Demenztherapie.<br />

004<br />

Erwartungen von Demenzpatienten und Angehörigen an e<strong>in</strong>e<br />

Demenztherapie mit trans<strong>der</strong>maler Applikationsform<br />

Georg Adler (ISPG, Mannheim)<br />

Y. Ko-Inoshishi, P. Franz, H. Marschner, C. Müller, F. Re<strong>in</strong>hard,<br />

G. Schmidt, J. Schulz<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bis 2008 standen zur Therapie <strong>der</strong> Alzheimer-Demenz<br />

mit Chol<strong>in</strong>esterase-Hemmern nur orale Applikationsformen zur<br />

Verfügung (Tacr<strong>in</strong> seit 1993, Donepezil seit 1997, Rivastigm<strong>in</strong> seit<br />

1998, Galantam<strong>in</strong> seit 2000). Seit Ende 2007 hat sich das Spektrum<br />

um e<strong>in</strong>e trans<strong>der</strong>male Applikationsform, das Exelon®-Pflaster


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

erweitert. In e<strong>in</strong>er strukturierten Befragung sollte geklärt werden,<br />

wie oft bei Demenzpatienten im nie<strong>der</strong>gelassenen Facharztbereich<br />

bisher bereits <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Krankheits<strong>in</strong>dikationen e<strong>in</strong>e trans<strong>der</strong>male<br />

Applikationsform zur Anwendung gekommen war. Weiterh<strong>in</strong><br />

sollte erhoben werden, welche Darreichungsform (oral vs. trans<strong>der</strong>mal)<br />

Demenzpatienten und ihre Angehörigen für die Therapie<br />

<strong>der</strong> Alzheimer- Demenz bevorzugen.<br />

Methode: 81 Alzheimer Patienten mit <strong>der</strong> Diagnose e<strong>in</strong>er leichten<br />

und mittelschweren Demenz vom Alzheimer Typ (MMST zwischen<br />

10 und 26 Punkten) und ihre Betreuungspersonen wurden <strong>in</strong><br />

sieben Facharztpraxen <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er strukturierten Erhebung befragt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Von den 81 befragten Demenzpatienten<br />

waren 13 schon e<strong>in</strong>mal mit e<strong>in</strong>er trans<strong>der</strong>malen Medikation behandelt<br />

worden. Für 67 Patienten war die Applikation des Medikamentes<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Pflasters neu. Bei e<strong>in</strong>em Patient lagen ke<strong>in</strong>e<br />

Informationen vor. Bei <strong>der</strong> Befragung zur Notwendigkeit von<br />

Überzeugungsarbeit bei <strong>der</strong> Anwendung des Exelon®-Pflasters vs.<br />

bei <strong>der</strong> oralen E<strong>in</strong>nahme des Medikaments glaubten 22 von 81 befragten<br />

Angehörigen, dass bei dem Pflaster ke<strong>in</strong>e Überzeugungsarbeit<br />

notwendig sei, woh<strong>in</strong>gegen dies nur 16 für die E<strong>in</strong>nahme <strong>der</strong><br />

Kapsel annahmen. Die Angehörigen von 31 <strong>der</strong> 81 Patienten nahmen<br />

an, dass sie meistens o<strong>der</strong> immer die orale E<strong>in</strong>nahme unterstützen<br />

müssten, woh<strong>in</strong>gegen dies nur 11 für die trans<strong>der</strong>male Applikationsform<br />

annahmen. Dementsprechend waren die Daten zur<br />

E<strong>in</strong>fachheit <strong>der</strong> Anwendung. Hier gaben 61 <strong>der</strong> 81 Befragten an,<br />

dass sie die Pflasterapplikation als sehr e<strong>in</strong>fach o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fach ansahen.<br />

Dies war bei <strong>der</strong> oralen Applikation nur bei 36 <strong>der</strong> Befragten<br />

<strong>der</strong> Fall. Als sehr schwierig wurde die E<strong>in</strong>nahme des Medikamentes<br />

<strong>in</strong> 14 Fällen bei <strong>der</strong> oralen Gabe e<strong>in</strong>gestuft, woh<strong>in</strong>gegen ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong><br />

Befragten dies für das Pflaster angab. Die Ergebnisse <strong>der</strong> strukturierten<br />

Befragung zeigen die positiven Erwartungen <strong>der</strong> Patienten<br />

und Angehörigen h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er trans<strong>der</strong>malen Medikamentengabe,<br />

obwohl sie bislang wenig Erfahrung mit dieser Applikationsform<br />

hatten.<br />

005<br />

Acute onset of sCJD (sporadic Creutzfeld-Jakob Disease) mimics<br />

post-traumatic reaction after bomb<strong>in</strong>g attack: A case report<br />

Agorastos Agorastos (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Hamburg, Psychiatrie<br />

und Psychotherapie)<br />

C. Muhtz, M. Kellner<br />

Introduction: The differentiation of organic and psychogenic stupor<br />

is of major relevance <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical practice. Mutistic stupor is a<br />

cl<strong>in</strong>ical manifestation of many psychiatric disor<strong>der</strong>s, where the basal<br />

ganglia, frontal lobes and limbic system are <strong>in</strong>volved.<br />

Method: We report an unusual case of sCJD with mutistic stupor<br />

and exaggerated startle, <strong>in</strong>itially suspected as a post-traumatic dissociative<br />

reaction.<br />

Discussion / Results: The reported case demonstrates that symptoms<br />

caused by sCJD-onset may mimic post-traumatic symptoms.<br />

The extensively observed psychiatric symptoms especially <strong>in</strong> the<br />

early beg<strong>in</strong> of sCJD contribute to common erroneous cl<strong>in</strong>ical diagnoses<br />

and thereby subsequent admission to psychiatric cl<strong>in</strong>ics.<br />

Exaggerated startle response and mutistic stupor after severe traumatic<br />

experiences sometimes have non-trauma-related etiopathogenesis<br />

and require a careful differential diagnostic procedure.<br />

006<br />

Prädiktion <strong>der</strong> Wirksamkeit von Rivastigm<strong>in</strong> bei Patienten mit<br />

Park<strong>in</strong>son-Demenz<br />

Miriam Bektas (ISPG, Mannheim)<br />

Y. Ko-Inoshishi, Y. Lembach, S. Becker, A. Kupsch, E. Scholz, A. Lankow,<br />

G. Adler<br />

E<strong>in</strong>leitung: Rivastigm<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> pseudo-irreversibler Hemmer <strong>der</strong><br />

Acetyl chol<strong>in</strong>esterase, ist wirksam bei <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>son-Demenz<br />

(PD). Das chol<strong>in</strong>erge Defizit ist bei <strong>der</strong> PD stärker<br />

ausgeprägt als bei <strong>der</strong> Alzheimer-Demenz (AD). Auf neuropsychologischer<br />

Ebene entsprechen dem chol<strong>in</strong>ergen Defizit am ehesten<br />

Störungen von Aufmerksamkeit und Kurzzeitgedächtnis und das<br />

Auftreten von visuellen Halluz<strong>in</strong>ationen. Auf elektrophysiologischer<br />

Ebene wird das chol<strong>in</strong>erge Defizit durch e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong><br />

Theta-Aktivität im EEG abgebildet. Bei Patienten mit AD hat sich<br />

gezeigt, dass e<strong>in</strong>e Abnahme <strong>der</strong> Theta-Aktivität im EEG nach zweiwöchiger<br />

Behandlung mit Rivastigm<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e gute längerfristige<br />

Wirksamkeit dieses Medikaments prädiziert. Daher kann erwartet<br />

werden, dass sich die therapeutische Wirksamkeit von Rivastigm<strong>in</strong><br />

bei Patienten mit PD auch durch kl<strong>in</strong>ische Anzeichen des chol<strong>in</strong>ergen<br />

Defizits und durch die Abnahme e<strong>in</strong>er erhöhten Theta-Aktivität<br />

im EEG prädizieren lässt.<br />

Methode: Im Rahmen <strong>der</strong> RIVAPARK-Studie untersuchen wir die<br />

Zusammenhänge zwischen verschiedenen Indikatoren e<strong>in</strong>es chol<strong>in</strong>ergen<br />

Defizits und <strong>der</strong> therapeutischen Wirksamkeit von Rivastigm<strong>in</strong><br />

bei 150 ambulant behandelten Patienten mit PD. Diese Indikatoren<br />

des chol<strong>in</strong>ergen Defizits, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Störungen <strong>der</strong><br />

Aufmerksamkeit und des Kurzzeitgedächtnisses, visuelle Halluz<strong>in</strong>ationen<br />

und EEG-Theta-Aktivität werden vor Behandlungsbeg<strong>in</strong>n<br />

und nach zweiwöchiger Behandlung mit Rivastigm<strong>in</strong> untersucht.<br />

Das Behandlungsergebnis wird sechs und zwölf Monate nach Behandlungsbeg<strong>in</strong>n<br />

erhoben. Als Behandlungserfolg wird e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />

o<strong>der</strong> Stabilisierung von kognitiver Leistungsfähigkeit<br />

und Alltagsfunktion verstanden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bislang wurden Daten von 23 Patienten<br />

mit PD ausgewertet. Es s<strong>in</strong>d 14 Männer und 9 Frauen im Alter zwischen<br />

61 und 83 Jahren (Mittel: 75,3 Jahre). Die M<strong>in</strong>i Mental State-<br />

Scores lagen zwischen 15 und 27 (Mittel: 23,7). Nach zweiwöchiger<br />

Behandlung mit Rivastigm<strong>in</strong> zeigten sich signifikante Verbesserungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsleistung (Alterskonzentrationstest,<br />

AKT) und im verbalen Kurzzeitgedächtnis und die Theta-Leistung<br />

im EEG hatte abgenommen. Bereits unter kurzfristiger Behandlung<br />

mit Rivastigm<strong>in</strong> zeigen sich neuropsychologische und elektrophysiologische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen, die wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>in</strong> Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> chol<strong>in</strong>ergen Wirkung von Rivastigm<strong>in</strong> stehen. Es ist zu erwarten,<br />

dass diese Parameter für e<strong>in</strong>e Prädiktion <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />

von Rivastigm<strong>in</strong> geeignet s<strong>in</strong>d.<br />

007<br />

Active amyloid-ß 1-42 immunization impairs cognition <strong>in</strong><br />

healthy mice through TLR 2 / 4-dependent activation of the <strong>in</strong>nate<br />

immune system<br />

Patrick Vollmar (Kl<strong>in</strong>ikum rechts <strong>der</strong> Isar, Neurologie, München)<br />

J. Kullmann, B. Thilo, M. Claussen, H. Jacobi, S. R. Kalluri, H.-P.<br />

Hartung, S. Nessler, B. Hemmer<br />

Introduction: Active immunization with amyloid-ß 1-42 (Aß) was<br />

shown to remove amyloid plaques <strong>in</strong> the CNS. However, immunization<br />

with Aß 1-42 may cause men<strong>in</strong>goencephalitis <strong>in</strong> humans or<br />

an experimental autoimmune encephalomyelitis (EAE)-like disease<br />

<strong>in</strong> mice. In the present study, we <strong>in</strong>vestigated the cognitive and immunological<br />

phenotype of healthy C57 / BL6 mice challenged with<br />

active Aß immunization.<br />

Method: Healthy C57 / BL6 wild-type and toll-like receptor 2 / 4<br />

(TLR 2/4) deficient mice were actively immunized with Aß 1-42<br />

peptide. Control mice were challenged with myel<strong>in</strong> oligodendrocyte<br />

glycoprote<strong>in</strong> (Mog) 35-55 immunization or with adjuvant alone.<br />

Behavioral phenotype, habituational learn<strong>in</strong>g and visuospatial object<br />

recognition was determ<strong>in</strong>ed <strong>in</strong> the open field paradigm. Immunohistochemistry<br />

and gene expression analysis were performed to<br />

characterize the histopathological phenotype.<br />

Discussion / Results: Immunization significantly altered the behavioral<br />

phenotype of mice compared to control mice. Aß mice re-<br />

33


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

vealed decreased locomotor activity, reduced habituational learn<strong>in</strong>g<br />

and highly deficient spatial-learn<strong>in</strong>g abilities <strong>in</strong> an object<br />

recog nition task. Immunohistochemistry and gene expression analysis<br />

revealed strong recruitment of macrophages and microglia<br />

cells to the CNS accompanied by severe reactive gliosis <strong>in</strong> the cerebrum<br />

and bra<strong>in</strong>stem. Active immunization of TLR 2 / 4 - / - mice<br />

did not cause the behavioral phenotype observed <strong>in</strong> wild-type animals.<br />

We conclude that the behavioral abnormalities of Aß immunization<br />

are ma<strong>in</strong>ly mediated by the TLR 2 / 4 dependent activation<br />

of macrophages. These results further demonstrate the pro<strong>in</strong>flammatory<br />

properties of Aß and un<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e the danger of immunization<br />

with autoantigens.<br />

008<br />

Zwanghafte Suizidgedanken unter Tiefenhirnstimulation bei<br />

M. Park<strong>in</strong>son<br />

Saadet Arda (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Ulm, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

N. Osterfeld, M. Kölle, R. Freudenmann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Tiefenhirnstimulation (deep bra<strong>in</strong> stimulation,<br />

DBS) im Bereich des Ncl. subthalamicus (STN, DBS) wurde weltweit<br />

bei mehr bei mehr als 20.000 Patienten mit fortgeschrittenem<br />

Morbus Park<strong>in</strong>son etabliert und f<strong>in</strong>det weitere Anwendungen. Es<br />

mehren sich allerd<strong>in</strong>gs H<strong>in</strong>weise für postoperative psychopathologische<br />

Auffälligkeiten mit affektiven Störungen (vor allem Depression)<br />

und Enthemmungsphänomenen (z. B. pathologisches Spielen,<br />

Hypersexualität), zudem fanden retrospektive Studien Suizidversuche<br />

und Suiziden bei bis zu 3 % <strong>der</strong> Patienten unter DBS (Soulas<br />

et al. 2008, Voon et al. 2008). Umgekehrt wurde die DBS <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Psychiatrie erfolgreich bei e<strong>in</strong>zelnen Patienten mit therapieresistenten<br />

Depressionen (anteriores C<strong>in</strong>gulum) und Zwangsstörungen<br />

(ventrales Striatum, Commissura anterior) e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Methode: Wir berichten den Fall e<strong>in</strong>er 65-jährigen Patient<strong>in</strong> mit<br />

e<strong>in</strong>em therapierefraktären M. Park<strong>in</strong>son. DBS des STN hatte zu e<strong>in</strong>er<br />

erheblichen Besserung von Beweglichkeit, Gehstrecke und<br />

Lebensqualität geführt, die Elektrodenfunktion und -lokalisation<br />

war optimal und die Park<strong>in</strong>sonmedikation konnte auf Pramipexol<br />

reduziert werden. Vier Monate postoperativ aber entwickelten sich<br />

bei ihr repetitive, ich-dystone, nicht e<strong>in</strong>gegebene Gedanken sich<br />

töten zu müssen. Psychopathologisch handelte es sich um Zwangsgedanken<br />

mit suizidalem Inhalt, welche seit knapp e<strong>in</strong>er Woche<br />

bestanden. Bemerkenswert war das vollkommene Fehlen depressiver<br />

Symptomatik. Es gab auch ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis für psychotisches<br />

Erleben (unter Dopam<strong>in</strong>ergika). Unter e<strong>in</strong>er vergleichsweise niedrigen,<br />

altersadaptierten SSRI-Dosis von Sertral<strong>in</strong> (50 mg) sistierten<br />

die suizidalen Intrusionen. Die E<strong>in</strong>stellungen <strong>der</strong> Stimulationse<strong>in</strong>heit<br />

waren nicht verän<strong>der</strong>t worden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im vorliegenden Fall entwickelten sich<br />

unter DBS des STN zwanghafte Suizidgedanken ohne manifeste depressive<br />

Symptomatik. Sie sprachen auf e<strong>in</strong>e Behandlung mit e<strong>in</strong>em<br />

SSRI an. Angesichts <strong>der</strong> stark zunehmenden Verbreitung <strong>der</strong> DBSsche<strong>in</strong>en<br />

postoperative fachpsychiatrische Statuserhebungen s<strong>in</strong>nvoll,<br />

bis prospektive Studien das Risiko für Suizide und die Vielzahl<br />

an<strong>der</strong>er psychopathologischer Auffälligkeiten unter dieser Technik<br />

geklärt haben. Neben Impulsivität und affektiven Störungen ist dabei<br />

auch auf Zwangsphänomene zu achten.<br />

34<br />

009<br />

Projekt IDA – Diagnostik und Therapie von Demenzpatienten im<br />

Stadt-Land-Vergleich<br />

Carol<strong>in</strong> Donath (Universitätskl<strong>in</strong>ik Erlangen, Psychiatrie – Med. Psychologie)<br />

M. Großfeld-Schmitz, S. Kunz, J. Lauterberg, S. Wun<strong>der</strong>, H. Mehlig,<br />

C. Haag, R. Holle, E. Gräßel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Optimierungsmöglichkeiten <strong>der</strong> kooperativen Versorgung<br />

von <strong>in</strong> häuslicher Umgebung lebenden Demenzpatienten<br />

durch ihre Angehörigen und das primärärztliche Sett<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d bisher<br />

kaum erforscht. Deswegen wird das Projekt IDA (Initiative<br />

Demenzversorgung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>), e<strong>in</strong>e dreiarmige<br />

cluster-randomisierte kontrollierte Studie, im Hausarztsett<strong>in</strong>g <strong>der</strong><br />

Region Mittelfranken durchgeführt. Ziel: E<strong>in</strong>e Beschreibung <strong>der</strong><br />

Diagnostik, <strong>der</strong> medikamentösen und nichtmedikamentösen Versorgung<br />

durch die Hausärzte sowie die Verbreitung des E<strong>in</strong>beziehens<br />

von Fachärzten für Psychiatrie zur Diagnose abklärung soll im<br />

Stadt-Land-Vergleich erstellt werden.<br />

Methode: Insgesamt wurden 390, m<strong>in</strong>destens 65 Jahre alte, Patienten<br />

mit leichter bis mittlerer Demenz nach ICD-10 Kriterien von<br />

129 Allgeme<strong>in</strong>ärzten im Zeitraum 07 / 05 bis 12 / 06 für die Studie<br />

rekrutiert. Die kognitive Leistungsfähigkeit wurde mit dem MMST<br />

erfasst. E<strong>in</strong>geschlossen wurden Patienten mit e<strong>in</strong>em MMST-Wert<br />

von 10 – 24 Punkten. Die Hausärzte wurden zur medikamentösen<br />

und nichtmedikamentösen Versorgung und Abklärung <strong>der</strong> Diagnose<br />

bei Studienaufnahme befragt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Versorgung h<strong>in</strong>sichtlich kl<strong>in</strong>ischer<br />

Diagnostik, Überweisung zum Facharzt und Therapie unterscheidet<br />

sich nicht zwischen städtischen und ländlichen Praxen. Es zeigten<br />

sich lediglich signifikante Unterschiede im E<strong>in</strong>satz von Bildgebung<br />

zwischen Stadt (57,9 %) und Land (42,7 %). Insgesamt<br />

54,1 % <strong>der</strong> Patienten (N = 211) s<strong>in</strong>d schon vor Studienbeg<strong>in</strong>n an<br />

e<strong>in</strong>en Facharzt wegen Demenz überwiesen worden. Bei den Patienten,<br />

wo dies nicht erfolgte (N = 173), wurde bei N = 15 (3,8 %) e<strong>in</strong>e<br />

Überweisung aktuell veranlasst. 18,7 % (N = 73) <strong>der</strong> Patienten bekommen<br />

Antidementiva (Chol<strong>in</strong>esterasehemmer bzw. Glutamatmodulatoren)<br />

verordnet. Nichtmedikamentöse Therapien werden<br />

von 13,3 % (N = 52) <strong>der</strong> Stichprobe <strong>in</strong> Anspruch genommen.<br />

010<br />

Pflegeaufwand im Heim: Validierung des RUD-FOR Time (Resource<br />

Utilization <strong>in</strong> Dementia – FORmal Carers’ TIME use) im Rahmen des<br />

Leuchtturmprojekts MAKS-aktiv!<br />

Kathar<strong>in</strong>a Luttenberger (Psychiatrische Unikl<strong>in</strong>ik, Med. Psychologie/<br />

Soziologie, Erlangen)<br />

E. Gräßel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Neben mediz<strong>in</strong>ischen Kosten spielt bei <strong>der</strong> Versorgung<br />

von Menschen mit Demenz auch die Pflegezeit e<strong>in</strong>e große Rolle.<br />

Das gilt auch dann, wenn die Betroffenen, wie dies bei e<strong>in</strong>em Drittel<br />

aller Demenzpatienten <strong>in</strong> Deutschland <strong>der</strong> Fall ist, im Heim versorgt<br />

werden. Zur Erfassung <strong>der</strong> direkten Pflegezeit im Heim gibt<br />

es noch ke<strong>in</strong>en standardisierten Erhebungsbogen. Ziel dieser Arbeit<br />

ist die Validierung des von uns entwickelten „RUD FOR Time“<br />

auf <strong>der</strong> Basis des „RUD lite“ von Wimo 2003.<br />

Methode: Im Leuchtturmprojekt MAKS-aktiv! zur Evaluation<br />

nicht-medikamentöser Therapie im Pflegeheim, geför<strong>der</strong>t vom<br />

BMG, wurden bis zum jetzigen Zeitpunkt (Juni 2009) 151 Bewohner<br />

<strong>in</strong> Bezug auf ihre kognitiven (ADAS-kog) und alltagspraktischen<br />

(E-ADL) Fähigkeiten und auf ihre Selbstständigkeit im Alltag<br />

(NOSGER, Barthel) untersucht. Mit dem an die spezifische<br />

Situation im Pflegeheim angepassten RUD-FOR Time wurde die<br />

Zeit, die von Pflegekräften für e<strong>in</strong>e bestimmte Person aufgewendet<br />

wird, erfasst. Wichtigste Neuerung ist die Erstellung e<strong>in</strong>es Zeitplanes,<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Woche lang exemplarisch die aufgewendete Zeit<br />

über alle Pflegedienst-Schichten erfasst. Mittels Korrelationsanaly-


Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />

sen wird die Konstrukt- und kriterienbezogene Validität des RUD<br />

FOR-Time überprüft.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Projekt bef<strong>in</strong>det sich noch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Auswertungsphase (Stand Juni 09). Aktuelle Ergebnisse werden<br />

vorgetragen.<br />

011<br />

Comparison of Global and Cerebellar Normalization <strong>in</strong> FDG-PET<br />

Studies with regard to Detection and Differentiation of Dementia<br />

Jürgen Dukart (Max-Planck-Institut, NMR Unit und Neurowissenschaften,<br />

Leipzig)<br />

K. Mueller, A. Horstmann, B. Vogt, S. Frisch, H. Barthel, G. Becker,<br />

H. E. Moeller, A. Villr<strong>in</strong>ger, O. Sabri, M. L. Schroeter<br />

Introduction: FDG-PET ([18F]fluorodeoxyglucose positron emission<br />

tomography) is frequently used to improve the differential diagnosis<br />

of dementia. However, a fundamental methodological issue<br />

of the reference area for the <strong>in</strong>tensity normalization procedure is<br />

still unsolved. Here, we systematically compared the two most<br />

commonly used normalization methods to the cerebral and to the<br />

cerebellar metabolic rate for glucose with regard to detection and<br />

differentiation of dementia syndromes.<br />

Method: FDG-PET imag<strong>in</strong>g was performed on 19 subjects with<br />

early Alzheimer‘s disease, 13 subjects with early frontotemporal lobar<br />

degeneration and 10 subjects compla<strong>in</strong><strong>in</strong>g of memory impairment,<br />

which had not been confirmed by comprehensive cl<strong>in</strong>ical<br />

test<strong>in</strong>g. Images were normalized to either the cerebral or the cerebellar<br />

metabolic rate for glucose. Differences <strong>in</strong> relative regional<br />

glucose metabolism were assessed by voxelwise comparison.<br />

Discussion / Results: Analysis us<strong>in</strong>g the two normalization procedures<br />

revealed remarkable differential effects. Whereas cerebellar<br />

normalization was superior <strong>in</strong> identify<strong>in</strong>g dementia patients <strong>in</strong><br />

comparison to control subjects, cerebral normalization showed better<br />

results for differential diagnosis between types of dementia.<br />

These effects were shown for both, Alzheimer‘s disease and frontotemporal<br />

lobar degeneration. Relative hypermetabolism <strong>in</strong> comparison<br />

to the control group was only detected <strong>in</strong> both k<strong>in</strong>ds of<br />

dementia us<strong>in</strong>g global normalization. The results <strong>in</strong>dicate that normalization<br />

has a decisive impact on diagnostic accuracy <strong>in</strong> dementia.<br />

While cerebellar normalization seems to be more sensitive for<br />

early diagnosis, cerebral global normalization might be superior for<br />

differential diagnostic purposes <strong>in</strong> dementia syndromes.<br />

012<br />

Religiöser Wahn – e<strong>in</strong> seltenes Symptom bei Multipler Sklerose<br />

Godehard Weniger (Psychiatrische Unikl<strong>in</strong>ik, Kl<strong>in</strong>ik West, Zürich)<br />

C. Schell, Ö. Yaldizli<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Prävalenz psychiatrischer Symptome bei Multipler<br />

Sklerose (MS) beträgt bis zu 50 % (1). Am häufigsten kommen affektive<br />

Störungen und neurokognitive Defizite vor. Berichte von<br />

Psychosen bei MS-Patienten s<strong>in</strong>d anekdotisch, noch seltener s<strong>in</strong>d<br />

psychotische Symptome.<br />

Methode: Im psychopathologischen Befund dom<strong>in</strong>ierte e<strong>in</strong> umständliches<br />

und ideenflüchtiges Denken sowie e<strong>in</strong> Beziehungswahn<br />

mit religiösen Wahngedanken. Im Liquor waren 9 Zellen / µl, oligoklonale<br />

Banden nachweisbar. Die kranielle Kernsp<strong>in</strong>tomographie<br />

zeigte dissem<strong>in</strong>ierte, mehr als 9 demyel<strong>in</strong>isierende Läsionen, ohne<br />

Kontrastmittelaufnahme. Die motorisch evozierten Potenziale<br />

zeigten e<strong>in</strong>e verlängerte zentral motorische Latenz zum l<strong>in</strong>ken<br />

Be<strong>in</strong>. Die kernsp<strong>in</strong>tomographische Verlaufskontrolle nach 3 Monaten<br />

zeigte e<strong>in</strong>e weitere neue demyel<strong>in</strong>isierende Läsion periventrikulär<br />

l<strong>in</strong>ks.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nach den revidierten McDonald Kriterien<br />

(2005) ist die Diagnose e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>isch sicheren MS zu stellen.<br />

Wir <strong>in</strong>terpretieren die subakute Entwicklung des religiösen Wahns<br />

als zweiten Schub <strong>der</strong> MS, wenngleich <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen MS-Studien<br />

psychiatrische Symptome e<strong>in</strong>schließlich Fatigue operationalisiert<br />

nicht als Schub gewertet werden. Differenzialdiagnostisch kommt<br />

e<strong>in</strong>e zufällige Ko<strong>in</strong>zidenz von psychotischer Episode und MS <strong>in</strong><br />

Frage, was durch die fehlende Hirnschrankenstörung im MRI gestützt<br />

würde. Für e<strong>in</strong>en kausalen Zusammenhang könnte aber sprechen,<br />

dass neuropsychiatrische Auffälligkeiten bei MS-Patienten <strong>in</strong><br />

bis zu 50 % <strong>der</strong> Fälle auftreten, unser Patient e<strong>in</strong>e hohe Läsionslast<br />

aufwies und die Läsionen wie für MS-Patienten mit psychotischen<br />

Symptomen typisch (2 – 5) vorwiegend temporal sowie frontoparietal<br />

lokalisiert waren. Auf <strong>der</strong> Basis weiterer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur verfügbaren<br />

E<strong>in</strong>zelfälle und vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Jasper‘schen<br />

Schichtenregel wird die Frage e<strong>in</strong>er psychiatrischen Symptomatik<br />

e<strong>in</strong>er MS diskutiert.<br />

35


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

Topic: 2 <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Istanbul<br />

HS-014 Hauptsymposium<br />

Suchtgenetik: Aktuelle Marker von Erkrankungsrisiko und Therapieverlauf<br />

Vorsitz: F. Kiefer (Mannheim), G. W<strong>in</strong>terer (Düsseldorf)<br />

001<br />

Genetik <strong>der</strong> Nikot<strong>in</strong>abhängigkeit: Befunde aktueller Assoziationsstudien<br />

Georg W<strong>in</strong>terer (He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Düsseldorf)<br />

002<br />

GABA-A Rezeptor assoziierte Risikogene <strong>der</strong> Alkoholabhängigkeit<br />

Michael Soyka (Privatkl<strong>in</strong>ik Meir<strong>in</strong>gen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

G. Koller, B. Bondy, P. Zill, U. Preuss<br />

Akuter und chronischer Alkoholkonsum bee<strong>in</strong>flussen e<strong>in</strong>e Reihe<br />

von Neurotransmitter-systemen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e GABA. Seit langem<br />

ist bekannt, dass akuter Alkoholkonsum die GABAerge-Neurotransmission<br />

verstärkt, entsprechend den kl<strong>in</strong>ischen Effekten Sedation<br />

und Anxiolyse. US-amerikanische Untersuchungen <strong>der</strong><br />

COGA-Gruppe legen nahe, dass genetische Varianten des GABA-<br />

A-Rezeptors Alpha 2 Untere<strong>in</strong>heit mit Alkoholabhängigkeit assoziiert<br />

se<strong>in</strong> könnte. Diese Befunde wurden <strong>in</strong> eigenen (Soyka et al<br />

2008) und an-<strong>der</strong>en Stichproben versucht zu replizieren. Eigene<br />

Untersuchungen <strong>der</strong> Münchener Genbank legen nahe, dass e<strong>in</strong>e<br />

<strong>der</strong> Haplotypen (T-C-A-C-A-T-C) signifikant mit Alkoholabhängigkeit<br />

und an<strong>der</strong>en Merkmalen <strong>der</strong> Alkoholkrankheit assoziiert<br />

se<strong>in</strong> könnte. Daneben sche<strong>in</strong>en auch an<strong>der</strong>e Risikogene für die<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>er Alkoholabhängigkeit von Bedeutung zu se<strong>in</strong><br />

(Treutle<strong>in</strong> et al 2008). Aktuelle Befunde werden diskutiert.<br />

003<br />

Genetik des Opiatentzugs<br />

Bodo Lieb (LVR-Kl<strong>in</strong>ikum Essen, Uni Duisburg-Essen Abt. Verhalten<br />

u. Suchtmediz<strong>in</strong>)<br />

U. Bonnet, M. Specka, S. Augener, H. S. Bachmann, W. Siffert, N.<br />

Scherbaum<br />

E<strong>in</strong>leitung: Substanzkonsum zur Vermeidung aversiver Entzugssymptome<br />

stellt e<strong>in</strong>en wichtigen Teilaspekt <strong>der</strong> Aufrechterhaltung<br />

<strong>der</strong> Opiatabhängigkeit dar. Das Opiatentzugssyndrom äußert sich<br />

<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Sympathikus-vermittelten Reaktionen (u. a.<br />

Tachy kardie, Hypertonie, <strong>in</strong>nere Unruhe). Kl<strong>in</strong>ische Studien am<br />

Menschen zur Genetik des Opiatentzugs s<strong>in</strong>d bis dato rar. Der<br />

C825T-Polymorphismus <strong>der</strong> ß3-Untere<strong>in</strong>heit des heterotrimeren<br />

G-Prote<strong>in</strong>s hat e<strong>in</strong>en starken E<strong>in</strong>fluss auf die Aktivität des sympathischen<br />

Nervensystems. Im Vortrag soll anhand e<strong>in</strong>er eigenen Untersuchung<br />

<strong>der</strong> Frage nachgegangen werden, ob sich das 825T-Allel<br />

als Prädiktor <strong>der</strong> Schwere des Entzugssyndroms eignet.<br />

Methode: 33 monovalent Opiatabhängige aus e<strong>in</strong>er stationären<br />

Opiatentzugsbehandlung wurden untersucht. Die Entgiftung wurde<br />

mit stufenweiser Reduktion e<strong>in</strong>er vorgegebenen <strong>in</strong>dividuellen<br />

Methadondosis durchgeführt. Entzugsbeschwerden wurden mit<br />

psychotroper Begleitmedikation behandelt, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e mit Clonid<strong>in</strong>.<br />

Der Hauptparameter für sympathische Aktivität war die<br />

Pulsrate <strong>der</strong> Patienten <strong>in</strong> den ersten 3 Tagen nach Beendigung <strong>der</strong><br />

Methadongabe.<br />

36<br />

Diskussion / Ergebnisse: Ergebnisse: 22 von 33 Patienten waren<br />

Träger des 825T-Allels. An den ersten 2 Tagen nach Beendigung<br />

<strong>der</strong> Methadonmedikation zeigte sich die Pulsrate <strong>in</strong> <strong>der</strong> T-Allel-<br />

Gruppe (n=22) signifikant (p < 0,05) gegenüber <strong>der</strong> C-Allel-Gruppe<br />

(n=11) erhöht (Tag1: 88,1 vs. 74,6 bpm; Tag2: 90,4 vs. 77,8 bpm).<br />

In <strong>der</strong> T-Allel-Gruppe erhielten 6 (Tag1) bzw. 7 Patienten (Tag2)<br />

Clonid<strong>in</strong>-Medikation, <strong>in</strong> <strong>der</strong> CC-Allel-Gruppe 1 Patient. Diskussion:<br />

Die Anwesenheit des T-Allels des GNB3-Gens hat e<strong>in</strong>en starken<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die Pulsrate im Opiatentzug. E<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> T-<br />

Allel-Träger erhielt Clonid<strong>in</strong> zur Reduktion <strong>der</strong> sympathischen<br />

Hyperaktivität. Ohne diese Intervention wäre <strong>der</strong> Effekt ggf. noch<br />

ausgeprägter gewesen. In <strong>der</strong> Summe sche<strong>in</strong>t das GNB3-Gen e<strong>in</strong><br />

vielversprechen<strong>der</strong> Prädiktor <strong>der</strong> zu erwartenden Entzugssymptomatik<br />

von Opiatabhängigen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entgiftungsbehandlung zu se<strong>in</strong>.<br />

Literatur: Lieb B, Bonnet U, Specka M, Augener S, Bachmann HS,<br />

Siffert W, Scherbaum N. Intensity of opiate withdrawal <strong>in</strong> relation<br />

to the C825T-polymorphism of the G prote<strong>in</strong> beta 3 subunit gene.<br />

Prog Neuropsychopharmacol Biol Psychiatry 2009; 33(4): 663-667.<br />

004<br />

Pharmakogenetik <strong>der</strong> Alkoholabhängigkeit: Rückfallprädiktion<br />

und Therapieresonse<br />

Falk Kiefer (ZI für Seelische Gesundheit, Suchtkl<strong>in</strong>ik, Mannheim)<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 6<br />

BS-002 Symposium<br />

Süchtiges Verhalten am Übergang vom K<strong>in</strong>des- zum Jugendalter<br />

(DHS und DGKJP)<br />

Vorsitz: J. Bön<strong>in</strong>g (Höchberg), R. Schepker (Ravensburg)<br />

001<br />

Süchtiges Verhalten am Übergang vom K<strong>in</strong>des- zum Jugendalter:<br />

Aktuelle epidemiologische Datenlage<br />

Ulrike Ravens-Sieberer (UKE Hamburg-Eppendorf, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- / Jugendpsychosomatik)<br />

M. Erhart<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der regelmäßige Konsum psychoaktiver Substanzen<br />

wie Tabak, Alkohol, Cannabis o<strong>der</strong> Ecstasy stellt e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> wichtigsten<br />

vermeidbaren Krankheitsrisiken dar. Doch obwohl viele gesundheitsschädliche<br />

Konsequenzen h<strong>in</strong>reichend bekannt s<strong>in</strong>d konsumiert<br />

immer noch e<strong>in</strong> bedeutsamer Anteil <strong>der</strong> Bevölkerung diese<br />

Substanzen. Auch K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen gehören zu den Betroffenen.<br />

In dieser Arbeit werden aktuelle Befunde zur Verbreitung<br />

von Tabak, Alkohol, Cannabis- und Ecstasy bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

berichtet.<br />

Methode: Im deutschen Teil <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Studie „Health<br />

Behaviour <strong>in</strong> School-aged Children (HBSC) 2005/2006“ zur Gesundheit<br />

und Gesundheitsverhalten von Schüler<strong>in</strong>nen füllten über<br />

7000 11-, 13- und 15-jährigen Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern e<strong>in</strong>en<br />

Selbstausfüllfragebogen aus und berichteten Tabak, Alkohol und<br />

Cannabis Konsum. Im Rahmen des BELLA Studienmoduls zur psychischen<br />

Gesundheit des bundesweiten K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendgesundheitssurveys<br />

(KiGGS) wurden über 2800 K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

zwischen 11 und 17 Jahren telefonisch und per Fragebogen zu<br />

ihrem Substanzmittelkonsum befragt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Etwa 1 % (0,6 %) <strong>der</strong> 11-jährigen Jungen<br />

(Mädchen) rauchen wöchentlich. Von den 15-jährigen Jungen<br />

(Mädchen) s<strong>in</strong>d es 16,9 % (22,4 %). Bereits 2,2 % (0,6 %) <strong>der</strong> 11-<br />

Jährigen Jungen (Mädchen) konsumieren jede Woche Alkohol. Mit<br />

15-Jahren s<strong>in</strong>d es 24,6 % (14,9 %) <strong>der</strong> Jungen (Mädchen). Von den


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

11-Jährigen Jungen (Mädchen) waren 6,6 % (2,2 %) e<strong>in</strong>- o<strong>der</strong> mehrmals<br />

<strong>in</strong> den letzten 12 Monaten betrunken. Mit 15-Jahren s<strong>in</strong>d es<br />

bereits 47 % (46,9 %) <strong>der</strong> Jungen (Mädchen). K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche,<br />

die regelmäßig Tabak und Cannabis konsumieren, Alkohol<br />

tr<strong>in</strong>ken sowie bereits mehrere Alkoholräusche erlebt haben, berichten<br />

2- bis 3-mal so häufig e<strong>in</strong>en schlechteren Gesundheitszustand<br />

und vermehrtes Auftreten von psychosomatischen Beschwerden<br />

als Gleichaltrige mit eher ausnahmsweise Konsum<br />

psychoaktiver Substanzen. Wie<strong>der</strong>holter Konsum von Marijuana,<br />

Ecstasy, Amphetam<strong>in</strong>en, Klebstoffschnüffeln o<strong>der</strong> Medikamentenmissbrauch<br />

berichten 4,8 % <strong>der</strong> 11 bis 17-Jährigen Jungen (Mädchen).<br />

Etwa e<strong>in</strong> Drittel von Ihnen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrem alltäglichen Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

und Funktionieren bee<strong>in</strong>trächtigt . Die Befunde deuten<br />

auch ohne genauen Nachweis <strong>der</strong> kausalen E<strong>in</strong>flussrichtungen auf<br />

die Bedeutung und Notwendigkeit frühzeitige präventiver Maßnahmen<br />

zur E<strong>in</strong>dämmung des Substanzmittelkonsums h<strong>in</strong>.<br />

002<br />

Untersuchungen zum E<strong>in</strong>fluss zielgruppenorientierter Werbestrategien<br />

auf die Initiierung des Substanzkonsums im Jugendalter<br />

Ra<strong>in</strong>er Hanew<strong>in</strong>kel (Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung<br />

(IFT-Nord), Kiel)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Untersucht wird die Frage, ob e<strong>in</strong> kausaler Zusammenhang<br />

zwischen <strong>der</strong> Werbung für legale Drogen und <strong>der</strong> Initiierung<br />

des Substanzkonsums im Jugendalter angenommen werden kann.<br />

Methode: Methodisch hochwertige longitud<strong>in</strong>ale Studien werden<br />

vorgestellt. Die Ergebnisse e<strong>in</strong>er Kohortenstudie mit 3.415 Schülern<br />

aus den Bundeslän<strong>der</strong>n Brandenburg, Hamburg und Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

werden ausführlicher dargestellt. Das <strong>in</strong> dieser Untersuchung<br />

herangezogene Werbematerial war „maskiert“, d.h. alle<br />

H<strong>in</strong>weise auf Marken- o<strong>der</strong> Produktnamen waren durch vorherige<br />

Bildbearbeitung gelöscht. Exposition mit Alkohol- und Tabakwerbung<br />

wurde erfasst über Wie<strong>der</strong>erkennung <strong>der</strong> Werbung und über<br />

korrekte Markenzuweisung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigt sich, dass (1) e<strong>in</strong> robuster empirischer<br />

Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Exposition mit Werbung und<br />

dem Konsum legaler Drogen besteht, (2) <strong>der</strong> Effekt bei erhöhtem<br />

Kontakt größer ist, (3) Jugendliche <strong>der</strong> Werbung ausgesetzt s<strong>in</strong>d,<br />

bevor sie mit dem Konsum legaler Drogen beg<strong>in</strong>nen, (4) <strong>der</strong> Zusammenhang<br />

wissenschaftlich plausibel erklärt werden und (5)<br />

ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Erklärung außer <strong>der</strong> e<strong>in</strong>es kausalen Zusammenhangs<br />

die Befunde plausibel erklären kann. Zukünftige Forschungsstrategien<br />

und präventive Implikationen dieser Forschungsergebnisse<br />

werden diskutiert.<br />

003<br />

Entwicklungspsychologische, soziale und biologische Schutz- und<br />

Risikofaktoren<br />

Ra<strong>in</strong>er Thomasius (UKE Hamburg-Eppendorf, DZSKJ Psychosoziales<br />

Zentrum)<br />

M. Stolle<br />

E<strong>in</strong>leitung: Substanzkonsum und substanzbezogene Störungen im<br />

K<strong>in</strong>des- und Jugendalter werden durch e<strong>in</strong> multifaktorielles biopsychosoziales<br />

Modell anhand verschiedener Schutz- und Risikofaktoren<br />

beschrieben. Diese beziehen sich auf die Person und das<br />

soziale Umfeld des Jugendlichen sowie gesellschaftliche Rahmenbed<strong>in</strong>gen.<br />

Um präventive Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit beurteilen<br />

und möglichst spezifisch e<strong>in</strong>setzen zu können, ist die Kenntnis<br />

entsprechen<strong>der</strong> Schutz- und Risikofaktoren obligat.<br />

Methode: Selektive Literaturrecherche unter Zuhilfenahme entsprechen<strong>der</strong><br />

mediz<strong>in</strong>ischer, psychologischer und sozialwissenschaftlicher<br />

Datenbanken.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> Literatur wird e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

spezifischen Schutz- und Risikofaktoren <strong>in</strong> Bezug auf die Entwicklung<br />

von substanzbezogenen Störungen berichtet, die jedoch nicht<br />

immer repliziert wurden. Die Befundlage ist darüber h<strong>in</strong>aus heterogen<br />

und die Wechselwirkungen verschiedener Schutz- und Risikofaktoren<br />

s<strong>in</strong>d weitest gehend unklar. Die besten Prädiktoren für<br />

k<strong>in</strong>dlichen bzw. jugendlichen Substanzkonsum s<strong>in</strong>d bestimmte<br />

Personen-, Eltern- und Familienmerkmale im K<strong>in</strong>desalter, woh<strong>in</strong>gegen<br />

im Jugendlichenalter Peer- und sozioökonomische Merkmale<br />

an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen. Der Beg<strong>in</strong>n des Konsums sche<strong>in</strong>t<br />

von den Umfeldbed<strong>in</strong>gungen bestimmt zu werden, demgegenüber<br />

wird die Entwicklung substanzbezogener Störungen (schädlicher<br />

Gebrauch und Abhängigkeit) stark durch genetische Voraussetzungen<br />

bee<strong>in</strong>flusst. Maßnahmen <strong>der</strong> Verhaltensprävention sollten spezifisch<br />

an relevanten Prädiktoren ansetzen. Grundsätzlich gilt, dass<br />

viele Präventionsprogramme noch nicht ausreichend auf ihre<br />

Wirksamkeit überprüft wurden. Evidenz gibt es für komb<strong>in</strong>ierte<br />

Familientra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Präadoleszenz und frühen<br />

Adoleszenz, für <strong>in</strong>teraktive, die Lebenskompetenz aufbauende Programme<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule (alle Altersgruppen) sowie für selektive Präventionsmaßnahmen<br />

für def<strong>in</strong>ierte Risikopopulationen.<br />

004<br />

Behandlungsergebnisse substanzabhängiger K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlicher<br />

<strong>in</strong> stationärer Behandlung – e<strong>in</strong>e Katamneseuntersuchung<br />

Lutz Wartberg (UKE Hamburg-Eppendorf, Dt. Zentrum für Suchtfragen<br />

des K<strong>in</strong>des und Jugendalters)<br />

P. M. Sack, E. Thoms, R. Thomasius<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zur Effektivität von k<strong>in</strong><strong>der</strong>- und jugendpsychiatrischen<br />

und psychotherapeutischen Behandlungen auf Spezialstationen für<br />

substanzmissbrauchende K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche mit zusätzlichen<br />

psychischen Störungen lagen bisher im deutschsprachigen Raum<br />

ke<strong>in</strong>e Forschungsbefunde vor.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er Längsschnittstudie mit vier Messzeitpunkten<br />

(Aufnahme, Entlassung, sechs und zwölf Monate nach Behandlungsende)<br />

wurden 71 Patienten <strong>in</strong> zwei Zentren bezüglich ihres<br />

Substanzkonsums und ihrer psychopathologischen Belastung mit<br />

standardisierten Methoden untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Patienten wiesen zum ersten Messzeitpunkt<br />

häufig komorbide psychiatrische Störungen auf. Im<br />

Zeitverlauf ergaben sich bei den Patienten zu den Katamnesezeitpunkten<br />

signifikant niedrigere Konsumprävalenzen vor allem für<br />

Cannabis, Methamphetam<strong>in</strong>, Koka<strong>in</strong> und Hero<strong>in</strong>. Die Patienten<br />

wiesen sowohl nach E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Eltern als auch im Selbsturteil<br />

zum vierten Messzeitpunkt e<strong>in</strong>e signifikant niedrigere psychopathologische<br />

Belastung als zum Aufnahmezeitpunkt auf. Die<br />

Ergebnisse sprechen für die Effektivität von k<strong>in</strong><strong>der</strong>- und jugendpsychiatrischen<br />

und psychotherapeutischen Behandlungen auf<br />

Spezialstationen für substanzmissbrauchende K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

sowohl bezüglich e<strong>in</strong>er Reduktion des Substanzkonsums als<br />

auch zur Behandlung <strong>der</strong> psychopathologischen Belastung.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal VIP 1<br />

BS-005 Symposium<br />

Suchtmittelpolitik, Gesundheit und Ökonomie (DHS e. V.)<br />

Vorsitz: J. Bön<strong>in</strong>g (Höchberg), H. Fleischmann (Regensburg)<br />

001<br />

Epidemiologische Daten als Grundlage rationaler Suchtpolitik<br />

Gabriele Bartsch (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V., Westernwall<br />

4, Hamm)<br />

Legaler und illegaler Suchtmittelkonsum stellt europaweit e<strong>in</strong> wesentliches<br />

Risiko für schlechte Gesundheit und vermeidbare Todes-<br />

37


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

fälle dar. In Deutschland zeichnet sich für die letzten 10 Jahre e<strong>in</strong><br />

zaghafter Trend zu e<strong>in</strong>em niedrigeren Konsum, sowohl legaler, als<br />

auch illegaler Substanzen ab, wenn auch nicht für jede Substanz<br />

und jede Altersgruppe. Der <strong>in</strong>sgesamt dennoch sehr hohe Gebrauch<br />

schädlicher Substanzen hat gravierenden Folgen für die <strong>in</strong>dividuelle<br />

Gesundheit wie auch bevölkerungsbezogene negative<br />

Konsequenzen. E<strong>in</strong>e rationale Suchtpolitik benötigt Daten, auf <strong>der</strong>en<br />

Grundlage sie Strategien und Interventionsmöglichkeiten entwickeln<br />

kann, um Verän<strong>der</strong>ungen zu bewirken. Sie beg<strong>in</strong>nt mit<br />

Erkenntnissen (Forschung), wird fortgesetzt mit <strong>der</strong> Kommunikation<br />

dieser Erkenntnisse (Berichterstattung, Information, Aufklärung),<br />

entwickelt Ziele und vere<strong>in</strong>bart Prioritäten (Politik, Öffentlichkeit,<br />

Interessenvertreter). Sie mündet bestenfalls <strong>in</strong> die<br />

Umsetzung Evidenz basierter Interventionen (Politik, Verbände,<br />

Mediz<strong>in</strong> u.a.). Der Vortrag gibt e<strong>in</strong>en Überblick über die Entwicklung<br />

suchtmittelbezogener epidemiologischer Daten <strong>in</strong> Deutschland<br />

und verdeutlicht anhand von Beispielen, wie rationale Suchtmittelpolitik<br />

umgesetzt werden kann.<br />

002<br />

Werbestrategien und Lobbyarbeit <strong>der</strong> Suchtmittel<strong>in</strong>dustrie<br />

Hans-Jürgen Rumpf (Universität Lübeck, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Ziel: Tabak- und Alkoholkonsum werden umfänglich beworben,<br />

um Umsätze zu steigern o<strong>der</strong> zu halten. Die Suchtmittel<strong>in</strong>dustrie<br />

bedient sich dabei spezifischer Methoden, um Zielgruppen anzusprechen.<br />

Ziel des Beitrages ist es, diese Herangehensweisen an<br />

Beispielen aufzuzeigen und <strong>der</strong>en Auswirkung zu verdeutlichen.<br />

Methode: Literaturübersicht, Sichtung von Werbemaßnahmen.<br />

Ergebnisse: Die Werbestrategien <strong>der</strong> Alkohol und Tabak<strong>in</strong>dustrie<br />

haben das Ziel, das Image ihrer Produkte zu för<strong>der</strong>n. Dabei bedienen<br />

sie sich Verb<strong>in</strong>dungen zu Sport, Lifestyle und Sexualität. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

wird angestrebt junge Zielgruppen anzusprechen. Das<br />

Beispiel Alkopops verdeutlicht dieses Vorgehen sehr klar. Die Wirkung<br />

solcher Werbemaßnahmen wird aus wissenschaftlicher Sicht<br />

beschrieben. Schlussfolgerung: Die Suchtmittel<strong>in</strong>dustrie wi<strong>der</strong>setzt<br />

sich Bestrebungen zur E<strong>in</strong>schränkung des Konsums und nutzt spezifische<br />

Methoden <strong>der</strong> Werbung. Politische Maßnahmen stellen e<strong>in</strong><br />

wichtiges Instrument dar, um e<strong>in</strong>e Reduktion von Konsum und<br />

Folgeschäden zu bewirken.<br />

003<br />

Die Kosten von Substanz- und Glücksspielabhängigkeit<br />

Michael Adams (Universität Hamburg, Institut für Rescht <strong>der</strong> Wirtschaft)<br />

I. Fiedler<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Volkskrankheiten des starken Alkohol- und Tabakkonsums<br />

führen jährlich zu gesellschaftlichen Folgekosten im hohen<br />

zweistelligen Milliardenbereich. Das pathologische Glücksspiel<br />

führt ersten Studien zufolge zu ähnlichen pro Kopf Kosten wie <strong>der</strong><br />

Tabakkonsum, ist aber weniger stark verbreitet.<br />

Methode: Die bisherigen Kostenangaben basieren alle auf <strong>der</strong> Annahme<br />

„rationaler Sucht“ und klammern daher private (vornehmlich<br />

<strong>in</strong>tangible) Kosten <strong>der</strong> Betroffenen und ihrer Familien aus.<br />

Wird diese fragwürdige Annahme fallen gelassen, so erhöhen sich<br />

die gesellschaftlichen Kosten um m<strong>in</strong>destens um 50 %.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Problematik von Substanz- und<br />

Glücksspielabhängigkeit wird <strong>der</strong>zeit stark unterschätzt und e<strong>in</strong>e<br />

Reduzierung des Schadens ist dr<strong>in</strong>gend geboten. Drei äußerst wirksame<br />

Maßnahmen s<strong>in</strong>d: 1) Angleichung <strong>der</strong> Alkoholsteuern an den<br />

EU-Durchschnitt, 2) Erhebung e<strong>in</strong>er Steuer auf von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n gerauchten<br />

Zigaretten, 3) Verbot von Glücksspielautomaten.<br />

38<br />

004<br />

Im Spannungsfeld zwischen Suchtpolitik und Wirtschaftspolitik –<br />

wo bleibt die Ethik <strong>der</strong> Gesundheitsökonomie<br />

Jobst Bön<strong>in</strong>g (Höchberg)<br />

Gesellschaftliche E<strong>in</strong>stellungsverän<strong>der</strong>ungen und erlebnisorientierte<br />

postmo<strong>der</strong>ne Konsumhaltungen mit „life-style“-optimierter<br />

Attacke auf das hedonistische Ego treffen auf e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tensiv beworbenen<br />

wirtschaftlichen Suchtmittelmarkt. Trotz se<strong>in</strong>es hohen gesundheitsschädigenden<br />

Risikopotentials mit enormen volkswirtschaftlichen<br />

Folgekosten für die Geme<strong>in</strong>schaft gelten hier bislang<br />

noch weitgehend gew<strong>in</strong>norientierte marktwirtschaftliche Wettbewerbsregeln.<br />

Die viel beschworenen „Freiheits<strong>in</strong>teressen“ des angeblich<br />

„mündigen“(?) Bürgers wie die marktradikalen Interessen<br />

<strong>der</strong> Suchtmittel produzierenden Industrie samt weiterer gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gen<strong>der</strong><br />

„Erlebnismärkte“ berühren sich hier aufs engste und<br />

ergänzen e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> verhängnisvoller Weise. Dabei stehen <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuelle<br />

Schaden sowie die f<strong>in</strong>anzielle Ressourcenverschwendung<br />

durch e<strong>in</strong>e sich kontraproduktiv neutralisierende Gesundheits-<br />

bzw. Wirtschafts / F<strong>in</strong>anzpolitik e<strong>in</strong>er verantwortungsethischen Ökonomie<br />

des Solidarhaushalts entgegen. Wenn beispielsweise 1/3 aller<br />

Alkoholika von schwer schädlich konsumierend Kranken e<strong>in</strong>en<br />

unverantwortlich hohen Marktanteil ausmachen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> fiskalische<br />

Gew<strong>in</strong>n aus dem Glücksspielmarkt zu etwa 40 % zu Lasten <strong>der</strong><br />

meist zudem noch verschuldeten Glücksspielsüchtigen geht, dann<br />

verkehrt sich hier freie (unsoziale) Marktwirtschaft <strong>in</strong> Ausbeutung<br />

an Menschen <strong>in</strong> Not. Zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d auch die 2,65 Millionen<br />

<strong>in</strong> suchtaff<strong>in</strong>en Familienverhältnissen mit erhöhtem Risiko<br />

aufwachsenden K<strong>in</strong><strong>der</strong> und e<strong>in</strong>e hohe Zahl sozial des<strong>in</strong>tegrierter<br />

Jugendlicher, die als benachteiligte und vernachlässigte Hoffnungsträger<br />

unserer Gesellschaft zwischen dem wirtschaftsprosperierenden<br />

Markt <strong>der</strong> Suchtmittel<strong>in</strong>dustrie und <strong>in</strong>teressensgeleiteten Medienunternehmen<br />

zerrieben werden. Diese jungen Menschen s<strong>in</strong>d<br />

Objekte e<strong>in</strong>er mangelhaft gesteuerten Ordnungs - und Gesundheitspolitik<br />

und gleichzeitig Opfer e<strong>in</strong>er verantwortungslosen<br />

Sucht - b.z.w. Suchtmittelpolitik und damit beklagenswerte Subjekte<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „suchtfreundlichen“ Gesellschaft. Überlebenshilfe <strong>der</strong><br />

Solidargeme<strong>in</strong>schaft darf sich hier nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher „Reparatur“<br />

erschöpfen, son<strong>der</strong>n echte Solidarität muß zukünftig als strukturierendes<br />

Pr<strong>in</strong>zip des menschlichen Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>s gerade auch im<br />

ökonomischen Bereich verstanden werden.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 3<br />

BS-009 Symposium<br />

Mo<strong>der</strong>ne Suchttherapie<br />

(Symposium <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie)<br />

Vorsitz: K. Mann (Mannheim), E. Hoch (Dresden)<br />

001<br />

Spielsucht<br />

Klaus Wölfl<strong>in</strong>g (Universitätskl<strong>in</strong>ik Ma<strong>in</strong>z, Psychosomatische Mediz<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Substanzungebundene Abhängigkeitserkrankungen<br />

(Verhaltenssüchte), wie Pathologisches Glücksspiel und Computerspielsucht<br />

bzw. Onl<strong>in</strong>esucht, stehen verstärkt im Fokus des wissenschaftlichen<br />

und öffentlichen Interesses. Der hohen Zahl an hilfesuchenden<br />

Betroffenen, steht <strong>der</strong>zeit noch e<strong>in</strong>e vergleichsweise<br />

ger<strong>in</strong>ge Anzahl fundierter wissenschaftlicher Studien zu Pathologischem<br />

Glücksspiel und Computerspielsucht gegenüber. Die Spielsucht<br />

<strong>in</strong> ihren kl<strong>in</strong>isch auftretenden Formen wie klassische Glücksspielsucht,<br />

Onl<strong>in</strong>e-Glücksspielsucht und Computerspielsucht weist


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

immer auch e<strong>in</strong>e hohe Komorbidität mit an<strong>der</strong>en psychiatrischen<br />

Störungen auf.<br />

Methode: Anfang 2008 starteten im Rahmen <strong>der</strong> Eröffnung <strong>der</strong><br />

‚Ambulanz für Spielsucht‘ an <strong>der</strong> Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z Gruppentherapien<br />

zur Behandlung <strong>der</strong> Spielsucht für Jugendliche und<br />

Erwachsene. Im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Psychotherapie steht die <strong>in</strong>dividuelle<br />

Analyse des Problemverhaltens und se<strong>in</strong>er aufrechterhaltenden<br />

Bed<strong>in</strong>gungen. Das therapeutische Vorgehen lehnt sich dabei an<br />

kognitiv-behaviorale Ansätze zur Behandlung <strong>der</strong> Internetsucht<br />

an. So werden gedankliche, emotionale, körperliche und verhaltensbezogene<br />

Aspekte des Spielverhaltens <strong>der</strong> Betroffenen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

„sekundengenauen“ Analyse beleuchtet. Hauptziel <strong>der</strong> Behandlung<br />

ist die Erreichung <strong>der</strong> Abst<strong>in</strong>enz von dysfunktionalen, onl<strong>in</strong>ebezogenen<br />

Verhaltensweisen und ausuferndem Glücksspiel. Parallel<br />

dazu soll alternatives Verhalten (wie<strong>der</strong>-) erlernt werden, wie<br />

z. B. zuvor vernachlässigte Aktivitäten bzw. Hobbys, und die Aufnahme<br />

(realer) sozialer Kontakte geför<strong>der</strong>t werden. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

stellt die Vermittlung funktionaler Stressbewältigungsstrate gien<br />

e<strong>in</strong>en zentralen Bestandteil des therapeutischen Angebots dar. Die<br />

Therapien setzen auf e<strong>in</strong> ambulantes Behandlungskonzept, da die<br />

Konfrontation mit den häuslichen Lebensbed<strong>in</strong>gungen und auch<br />

das Erleben von Misserfolgserlebnissen (wie z. B. Rückfälle) direkt<br />

<strong>in</strong> den therapeutischen Prozess mit e<strong>in</strong>bezogen werden können.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der Vortrag soll e<strong>in</strong>en Überblick über<br />

erste empirische Daten zur Evaluation <strong>der</strong> Intervention bei Glücksspiel-<br />

und Computerspielsucht im Rahmen <strong>der</strong> Ambulanz für<br />

Spielsucht geben. Dabei sollen Daten e<strong>in</strong>er mehrdimensionalen<br />

Analyse von <strong>in</strong>terventionsbed<strong>in</strong>gten Verän<strong>der</strong>ungen unter H<strong>in</strong>blick<br />

auf die E<strong>in</strong>gangs-, Ausgangsuntersuchungen <strong>der</strong> behandelten<br />

Patienten Aufschluss über Wechselbeziehungen zwischen dem<br />

onl<strong>in</strong>ebed<strong>in</strong>gten Syndrom und <strong>der</strong> psychischen H<strong>in</strong>tergrundsymptomatik<br />

geben.<br />

002<br />

Tabakentwöhnung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Anil Batra (Eberhard Karls Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Tüb<strong>in</strong>gen)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Raucheranteil von Patienten mit e<strong>in</strong>er psychiatrischen<br />

Störung ist signifikant höher als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e Patienten mit an<strong>der</strong>en Suchterkrankungen<br />

(Alkohol- o<strong>der</strong> Drogenabhängigkeit), schizophrenen Störungen<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er depressiven Erkrankung weisen nicht nur e<strong>in</strong>e höhere<br />

Prävalenz des Rauchens, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiveres Rauchverhalten<br />

auf. Die Tabakentwöhnung gestaltet sich häufig schwierig,<br />

da die <strong>in</strong>dividuelle Funktionalität des Rauchens bei diesen Störungsbil<strong>der</strong>n<br />

die Aufrechrerhaltung <strong>der</strong> Abst<strong>in</strong>enz erschwert.<br />

Methode: Dargestellt werden Daten aus aktuellen Meta-Analysen<br />

zu verfügbaren Raucherentwöhnungsstrategien. Zusätzlich werden<br />

Ergebnisse e<strong>in</strong>er prospektiven Raucherentwöhnungsstudie an Patienten,<br />

die e<strong>in</strong> 6-wöchiges stationäres Alkoholentwöhnungsprogramm<br />

durchliefen, vorgestellt. Erfasst wurden dabei soziodemographische,<br />

rauchanamnestische und psychometrische Daten zur<br />

psychiatrischen Komorbidität dieser Patienten sowie die kurz- und<br />

mittelfristige Alkohol- und Tabakabst<strong>in</strong>enz.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Jüngere Studien Analysen belegen die Effektivität<br />

<strong>der</strong> Tabakentwöhnung auch bei Patienten mit e<strong>in</strong>er psychiatrischen<br />

Störung. Die langfristigen Abst<strong>in</strong>enzquoten (nach 6 –<br />

12 Monaten) liegen zwischen 10 – 25 %, <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong><br />

Intensität des Programms und dem zugrunde liegenden psychiatrischen<br />

Störungsbild. In <strong>der</strong> eigenen Untersuchung zur Behandlung<br />

<strong>der</strong> alkoholabhängigen Raucher konnten 41 % <strong>der</strong> Raucher e<strong>in</strong>es<br />

Behandlungsjahrgangs zur Raucherentwöhnungsbehandlung motiviert<br />

werden. Davon wurden 26 % <strong>der</strong> Teilnehmer im Rahmen <strong>der</strong><br />

Therapie abst<strong>in</strong>ent. Diskussion: Verschiedene aktuelle Studien und<br />

auch die eigene Untersuchung zeigen, dass e<strong>in</strong> Behandlungspro-<br />

gramm zur Tabakentwöhnung bei psychiatrischen Patienten <strong>in</strong>teressiert<br />

aufgenommen wird und bei psychiatrisch bzgl. <strong>der</strong> Grun<strong>der</strong>krankung<br />

stabilen Patienten erfolgreich durchgeführt werden<br />

kann. Die Abst<strong>in</strong>enzquoten s<strong>in</strong>d verglichen mit an<strong>der</strong>en Studien<br />

eher ger<strong>in</strong>ger anzusetzen, jedoch motivierend für die Implementierung<br />

e<strong>in</strong>es Tabakentwöhnungsprogramms <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen<br />

Versorgung.<br />

003<br />

Früh<strong>in</strong>tervention Medikamentenabhängigkeit<br />

Hans-Jürgen Rumpf (Universität Lübeck, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

004<br />

Cannabis und psychische Comorbidität<br />

Eva Hoch (Technische Universität Dresden, Psychologie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Epidemiologische Studien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung<br />

belegen e<strong>in</strong>e hohe Komorbidität von Cannabisstörungen und<br />

an<strong>der</strong>en psychischen Störungen. In diesem Beitrag soll untersucht<br />

werden: 1.) Welche psychiatrische Diagnosen liegen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>ischen<br />

Stichprobe von Patienten mit Cannabisstörungen vor?<br />

2.) Wie verän<strong>der</strong>t sich die Komorbidität im Rahmen e<strong>in</strong>er cannabisspezifischen<br />

Kurzzeittherapie?<br />

Methode: Basierend auf den Daten <strong>der</strong> randomisiert-kontrollierten<br />

CANDIS-Studie wurden n=122 Patienten (Alter: 16 bis 42 Jahre) <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Basiserhebung und zu Therapieende mittels e<strong>in</strong>es standardisierten,<br />

computerisierten Interviews (M-CIDI; Wittchen und Pfister,<br />

1997) zu dem Vorliegen psychischer Störungen (DSM-IV) befragt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> untersuchten Klientel lagen vor<br />

Therapiebeg<strong>in</strong>n zusätzlich zur Cannabisstörung drei weitere psychische<br />

Störungen vor. Am häufigsten traten auf: Nikot<strong>in</strong>abhängigkeit<br />

(58,2 %), Alkoholmissbrauch o<strong>der</strong> -abhängigkeit: (38,5 %), Missbrauch<br />

o<strong>der</strong> Abhängigkeit von an<strong>der</strong>en illegalen Drogen (37,7 %),<br />

Angststörungen (42,6 %), Affektive Störungen (36,9 %) und Somatoforme<br />

Störungen (11,5 %). Im Therapieverlauf reduzierte sich die<br />

Anzahl <strong>der</strong> psychischen Störungen signifikant um die Hälfte. In<br />

ke<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Fall traten neue psychische Störungen auf. H<strong>in</strong>weise<br />

für e<strong>in</strong>e Verlagerung <strong>der</strong> Suchtproblematik konnten nicht<br />

gefunden werden.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal Prag<br />

ST-008 State-of-the-Art-Symposium<br />

Drogenabhängigkeit<br />

Vorsitz: E. Gouzoulis-Mayfrank (Köln), N. Scherbaum (Essen)<br />

001<br />

Behandlung <strong>der</strong> Opiat- und <strong>der</strong> Koka<strong>in</strong>abhängigkeit<br />

Norbert Scherbaum (Rhe<strong>in</strong>ische Kl<strong>in</strong>iken Essen, Suchtkl<strong>in</strong>ik)<br />

Die Abhängigkeit von Opiaten bzw. von Koka<strong>in</strong> wird nach den<br />

suchtmittelübergreifenden Kriterien für das Abhängigkeitssyndrom<br />

nach ICD-10 diagnostiziert. Bei leichtem Anstieg <strong>in</strong> den 90er<br />

Jahren beträgt die Zahl <strong>der</strong> Opiatabhängigen <strong>in</strong> Deutschland aktuell<br />

ca. 180.000. Hero<strong>in</strong> ist das am meisten <strong>in</strong> Deutschland illegal<br />

konsumierte Opiat bei <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>in</strong>travenöser Applikation. Die<br />

Mehrheit <strong>der</strong> Opiatabhängigen leidet unter komorbiden suchtmittelbezogenen,<br />

psychiatrischen und somatischen Störungen<br />

sowie unter zahlreichen psychosozialen Belastungen. Im State-ofthe-Art-Symposium<br />

werden medikamentöse und psychotherapeutische<br />

Strategien zur Behandlung <strong>der</strong> Opiatabhängigkeit dargestellt.<br />

39


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

Insbeson<strong>der</strong>e the-matisiert werden medikamentöse Strategien <strong>der</strong><br />

Opiatentzugsbehandlung, die Opiatblocker-Behandlung (Naltrexonbehandlung),<br />

die Substitutionsbehandlung (Differential<strong>in</strong>dikation<br />

<strong>der</strong> Substitute, Dosierung etc.) sowie die ärztliche Hero<strong>in</strong>verschreibung.<br />

Trotz e<strong>in</strong>er verbreiteten therapeutischen Skepsis ist<br />

festzuhalten, dass viele Elemente <strong>der</strong> Behandlung Opiatabhängiger,<br />

z. B. die Reduktion des Hero<strong>in</strong>konsums <strong>in</strong> Substitutionsbehandlung,<br />

als wirksam belegt s<strong>in</strong>d. Bei <strong>der</strong> Differential<strong>in</strong>dikation zwischen<br />

therapeutischen Strategien, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Wahl<br />

zwischen primär abst<strong>in</strong>enzorientierter Behandlung und Substitutionsbehandlung,<br />

erfolgt die Entscheidung jedoch nach kl<strong>in</strong>ischem<br />

Ermessen im E<strong>in</strong>zelfall und letztlich nach Motivation und Präferenz<br />

des Patienten. Koka<strong>in</strong>abhängige (jenseits <strong>der</strong> komorbiden<br />

Koka<strong>in</strong>abhängigkeit bei Opiatabhängigkeit) s<strong>in</strong>d im deutschen<br />

Hilfesystem deutlich schwächer vertreten als Opiatabhängige.<br />

Entsprechend s<strong>in</strong>d auch systematische Behandlungsevaluationen<br />

selten. Die Behandlungspr<strong>in</strong>zipien s<strong>in</strong>d denjenigen <strong>der</strong> abst<strong>in</strong>enzorientierten<br />

Behandlung Opiatabhängiger analog. Trotz zahlreicher<br />

Evaluationen (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den USA) ist bis-lang ke<strong>in</strong>e Medikation<br />

zur Reduktion des Koka<strong>in</strong>konsums etabliert.<br />

002<br />

Substanzbezogene Störungen bei Cannabis- und Stimulanzienkonsum<br />

Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank (LVR-Kl<strong>in</strong>ik Köln, Allgeme<strong>in</strong>e Psychiatrie<br />

II)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ca. 40 % <strong>der</strong> 18- bis 20-jährigen <strong>in</strong> Deutschland berichten<br />

über e<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>malige Erfahrung mit Cannabis,<br />

und bei e<strong>in</strong>er Untergruppe von täglichen o<strong>der</strong> fast-täglichen Konsumenten<br />

treten kl<strong>in</strong>isch relevante Konsummuster e<strong>in</strong>es schädlichen<br />

Gebrauchs (bei ca. 8 – 9 %) o<strong>der</strong> gar e<strong>in</strong>er Abhängigkeit (bei<br />

ca. 4 – 7 % <strong>der</strong> Konsumenten) auf. Im Vergleich zu Cannabis s<strong>in</strong>d<br />

Amphetam<strong>in</strong>e, Ecstasy und Halluz<strong>in</strong>ogene <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung<br />

deutlich weniger, aber <strong>in</strong> bestimmten Szenen bzw. Subpopulationen<br />

stark verbreitet (Partydrogen). Unter diesen Partydrogen<br />

haben Amphetam<strong>in</strong>e das stärkste Abhängigkeitspotential.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d die verschiedenen Substanzen durch e<strong>in</strong> unterschiedliches<br />

Wirkungs- und Komplikationsspektrum gekennzeichnet.<br />

Methode: In diesem Beitrag werden die neurobiologischen Mechanismen<br />

<strong>der</strong> Substanzen, die diagnostischen Kriterien und die Differentialdiagnose<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Störungen sowie die pharmako-<br />

und psychotherapeutischen Möglichkeiten zusammengefaßt und<br />

diskutiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Komorbide Störungen müssen mittels<br />

Verlaufsbeobachtung von drogen<strong>in</strong>duzierten Störungen abgegrenzt<br />

werden. Unzureichend gesichert ersche<strong>in</strong>t die Validität <strong>der</strong> Entität<br />

„amotivationales Syndrom“ durch Cannabis. Sie muss gegen e<strong>in</strong>en<br />

chronischen Intoxikationszustand, das Negativsyndrom e<strong>in</strong>er Schizophrenie,<br />

sowie depressive und schwere Persönlichkeitsstörungen<br />

mit Suchtkomorbidität abgegrenzt werden. H<strong>in</strong>gegen wird das propsychotische<br />

Potenzial von Cannabis, vor allem bei frühem und<br />

ausgeprägtem Konsum, durch aktuelle Studien deutlich gestützt.<br />

Die <strong>in</strong> vielen Studien nachgewiesenen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel subtilen kognitiven<br />

Defizite von Ecstasy- und Amphetam<strong>in</strong>konsumenten könnten<br />

mit dem im Tierversuch nachgewiesenen neurotoxischen<br />

Potenzial dieser Drogen zusammenhängen. H<strong>in</strong>sichtlich dieser<br />

Gefahr verdichten sich die H<strong>in</strong>weise aus Längsschnitt- und prospektiven<br />

Studien mit Ecstasykonsumenten. Bei den Therapieempfehlungen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich Störungen durch Cannabis und Partydrogen<br />

liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong> relativ schwaches Evidenzniveau vor. Immerh<strong>in</strong><br />

liegen aber <strong>in</strong>zwischen kontrollierte Studien und Therapieverlaufsstudien<br />

vor, die e<strong>in</strong>e Effektivität psychotherapeutischer Interventionen<br />

bei <strong>der</strong> Cannabisabhängigkeit belegen.<br />

40<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 - 18.45 Uhr, Saal 3<br />

ST-015 State-of-the-Art-Symposium<br />

Alkoholabhängigkeit<br />

Vorsitz: K. Mann (Mannheim), A. He<strong>in</strong>z (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Neurobiologie <strong>der</strong> Alkoholabhängigkeit – neue Erkenntnisse und<br />

therapeutische Implikationen<br />

Andreas He<strong>in</strong>z (Charité Campus Mitte, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

J. Wrase<br />

In den letzten Jahren konnten wichtige Fortschritte bei <strong>der</strong> Erforschung<br />

<strong>der</strong> neurobiologischen Grundlagen alkoholbed<strong>in</strong>gter<br />

Störungen verzeichnet werden. Sehr gut untersucht s<strong>in</strong>d die Auswirkungen<br />

von Alkohol auf die Neurotransmittersysteme. E<strong>in</strong>e dopam<strong>in</strong>erge<br />

und GABAerge Bahnung trägt maßgeblich zu den Stimulationseffekten<br />

ger<strong>in</strong>gerer Dosen Ethanols bei, höhere Dosen<br />

vermitteln über e<strong>in</strong>e glutamaterge Hemmung viele <strong>der</strong> negativen<br />

Wirkungen. Genetische Untersuchungen im Tiermodell und beim<br />

Menschen weisen darauf h<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong> verän<strong>der</strong>ter Glutamatumsatz<br />

zur Alkoholabhängigkeit disponieren kann. Zahlreiche Ergebnisse<br />

belegen zudem, dass e<strong>in</strong> verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Seroton<strong>in</strong>stoffwechsel e<strong>in</strong>en<br />

Risikofaktor für die Entwicklung e<strong>in</strong>er Alkoholabhängigkeit darstellt,<br />

da er mit e<strong>in</strong>er verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Ausprägung akuter Alkoholwirkungen<br />

verbunden ist. Den Betroffenen fehlt so e<strong>in</strong> Warnzeichen<br />

exzessiven Alkoholkonsums. Chronische Alkohole<strong>in</strong>nahme ist von<br />

e<strong>in</strong>er verän<strong>der</strong>ten Zusammensetzung <strong>der</strong> GABA-A Rezeptoren mit<br />

Än<strong>der</strong>ungen ihrer Sensitivität begleitet, die zur Toleranzentwicklung<br />

beiträgt. Bildgebende Studien wiesen zudem e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Rolle des Belohnungssystems bei alkoholbed<strong>in</strong>gten Störungen<br />

nach, die dazu führen kann, dass die Patienten vermehrt auf die<br />

unmittelbare, Alkohol assoziierte Belohnung auf Kosten <strong>der</strong> Erwartung<br />

an<strong>der</strong>er sozialer Verstärker reagieren und Schwierigkeiten<br />

haben, neue Verhaltensweisen zu erlernen. Störungen <strong>der</strong> Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenr<strong>in</strong>den-Achse<br />

s<strong>in</strong>d ebenfalls<br />

bei e<strong>in</strong>er Alkoholabhängigkeit nachweisbar und tragen offenbar<br />

zum Alkoholverlangen bei. Ob das <strong>der</strong>zeit zur Rückfallprävention<br />

zugelassene Medikament Acamprosat vor allem bei Patienten wirkt,<br />

die unter Stressbelastung o<strong>der</strong> bei negativer Stimmung Alkohol<br />

konsumieren, wird <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen Studien untersucht.<br />

002<br />

Neue Ansätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung von Alkoholproblemen<br />

Karl Mann (ZI für Seelische Gesundheit, Kl<strong>in</strong>ik f. Abhängiges Verhalten,<br />

Mannheim)<br />

F. Kiefer<br />

Die psychiatrische und psychotherapeutische Betreuung von Patienten<br />

mit Alkoholproblemen bietet neue Chancen für nie<strong>der</strong>gelassene<br />

Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen. Angesichts <strong>der</strong> Prävalenzzahlen<br />

mit ca. 2 Mio. Abhängigen und weiteren 2 Mio. Betroffenen mit<br />

„schädlichem Gebrauch“ ist <strong>der</strong> Beratungs- und Behandlungsbedarf<br />

enorm hoch und kaum gedeckt. Da sich zugleich die Therapiemöglichkeiten<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren entscheidend erweitert haben<br />

(Mann et al., 2006; Kienast et al. 2007) bietet sich unserem Fachgebiet<br />

e<strong>in</strong> fasz<strong>in</strong>ierendes Feld. Es werden Literaturreviews und eigene<br />

Studiendaten vorgestellt. Aufbauend auf den neurobiologischen<br />

Befunden <strong>in</strong> Zusammenhang mit dem Rückfallgeschehen lassen<br />

sich Therapiestrategien für die Pharmakotherapie und für die Psychotherapie<br />

ableiten. Der sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Postentzugsphase wie auch<br />

<strong>in</strong> Prärezidiv-Phasen zu beobachtende hyperglutamaterge Zu stand<br />

ist mit Hilfe von Acamprosat erfolgreich zu behandeln. Von<br />

20 <strong>in</strong>ternational durchgeführten randomisierten, doppelbl<strong>in</strong>den,


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

placebo-kontrollierten Studien zeigten 16 e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>deutigen Effekt<br />

gegenüber <strong>der</strong> Placebo-Behandlung. Sollte Acamprosat nicht zum<br />

Ziel führen so bietet sich e<strong>in</strong>e Off-label-Behandlung mit Naltrexon<br />

o<strong>der</strong> evtl. e<strong>in</strong>em weiteren potentiellen Anticrav<strong>in</strong>gmittel an. Neueste<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> PREDICT-Studie erlauben auf <strong>der</strong> Basis genetischer<br />

und neurobiologischer Verfahren e<strong>in</strong>en zielgenaueren E<strong>in</strong>satz<br />

von Naltrexon bzw. Acamprosat (Mann et al. 2009). Die<br />

Psychotherapie stützt sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf die „motivierende Gesprächsführung“.<br />

Dabei wird <strong>der</strong> häufig vorhandene Ambivalenzkonflikt<br />

des Patienten aufgegriffen mit dem Ziel e<strong>in</strong>er Verhaltensän<strong>der</strong>ung.<br />

Auch hier liegen kontrollierte Studien und Metaanalysen<br />

vor. Psychotherapieverfahren wie das Reizexpositionstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g o<strong>der</strong><br />

die kognitive Verhaltenstherapie zeigen positive Effekte zum<strong>in</strong>dest<br />

<strong>in</strong> Untergruppen <strong>der</strong> Patienten. Mit <strong>der</strong> neu konzipierten „alkoholismusspezifischen<br />

Psychotherapie“ (ASP) steht e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrales Verfahren<br />

zur Verfügung, <strong>in</strong> dem die wesentlichen Elemente <strong>der</strong> motivierenden<br />

Gesprächsführung, <strong>der</strong> kognitiven Verhaltenstherapie<br />

und des 12-Stufen-Programms <strong>der</strong> Anonymen Alkoholiker zusammengefasst<br />

wurde. Das Manual zur Behandlung wurde kürzlich<br />

publiziert (Brück & Mann, 2006). Literatur: Brueck, G. & Mann, K.<br />

(2006): Alkoholismusspezifische Psychotherapie: Manual mit Behandlungsmodulen.<br />

Deutscher Ärzteverlag. Kienast, T., L<strong>in</strong>denmeyer,<br />

J., Loeb, M., Loeber, S. & He<strong>in</strong>z, A. (2007): Alkoholabhängigkeit<br />

– E<strong>in</strong> Leitfaden zur Gruppentherapie. Stuttgart: W.<br />

Kohl-hammer. Mann, K., Diehl, A., He<strong>in</strong>, J. & He<strong>in</strong>z, A. Alkoholabhängigkeit<br />

(ICD-10 F1). In: Vor<strong>der</strong>holzer U, Hohagen F (Hrsg.)<br />

Therapie psychischer <strong>Erkrankungen</strong>. State of the Art, München,<br />

Jena: Urban & Fischer, 2009, 4. Auflage. Mann, K., Kiefer, F., Smolka,<br />

M., Gann, H., Wellek, S. & He<strong>in</strong>z, A. (2009): Search<strong>in</strong>g for Respon<strong>der</strong>s<br />

to Acamprosate and Naltrexone <strong>in</strong> Alcoholism Treatment:<br />

Rationale and Design of the Predict Study. Alcoholism: Cl<strong>in</strong> Exp.<br />

Res. Vol. 33,4, 674-683 Mann, K., Loeber, S., Croissant, B. & Kiefer,<br />

F. (2006b): Die qualifizierte Entzugsbehandlung von Alkoholabhängigen:<br />

Psychotherapeutische und pharmakologische Strategien.<br />

Deutscher Ärzte Verlag.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Sydney<br />

S-041 Symposium<br />

Psychiatric comorbidity <strong>in</strong> cannabis use disor<strong>der</strong>s<br />

Vorsitz: U. Preuss (Halle), E. Gouzoulis-Mayfrank (Köln)<br />

001<br />

Cannabis and Depression – Results from randomized-controlled<br />

CANDIS-Study<br />

Eva Hoch (Technische Universität Dresden, Psychologie)<br />

S. Wagner, A. Schwartz<br />

Introduction: Affective disor<strong>der</strong>s are frequent among adolescents<br />

and adults with cannabis use disor<strong>der</strong>s (CUD). The aim of this presentation<br />

is to analyze the course of comorbid affective disor<strong>der</strong>s<br />

before, dur<strong>in</strong>g and after a cannabis-specific <strong>in</strong>tervention.<br />

Method: N=122 subjects with cannabis abuse or dependence<br />

(aged 16 to 44 years) participated <strong>in</strong> the longitud<strong>in</strong>al, randomizedcontrolled<br />

<strong>in</strong>tervention study CANDIS. Cannabis use disor<strong>der</strong>s,<br />

affective disor<strong>der</strong>s and other DSM-IV mental disor<strong>der</strong>s were assessed<br />

with the computerized Composite International Diagnostic<br />

Interview (M-CIDI) at basel<strong>in</strong>e and after treatment completion.<br />

The Beck-Depression-Inventary (BDI) was adm<strong>in</strong>istered at basel<strong>in</strong>e,<br />

after treatment completion and <strong>in</strong> a 3-month and 6-month<br />

follow-up. Active treatment (AT) consisted of 10 sessions manualized<br />

therapy, subjects <strong>in</strong> a delayed treatment control group (DTC)<br />

started treatment after a wait<strong>in</strong>g period of 8 weeks.<br />

Discussion / Results: About one third (23 %) of the subjects <strong>in</strong> the<br />

present samle met the criteria of a lifetime major depression, 16 %<br />

of dysthymia. In the past four weeks prior to the basel<strong>in</strong>e assessment,<br />

affective disor<strong>der</strong>s were less frequent (major depression: 6 %;<br />

dysthymia: 11 %). 13 % were cl<strong>in</strong>ically depressive as measured by<br />

the BDI. From pre to post treatment asessment no change occured<br />

among subjects with a mayor depression diagnosis. In the same period<br />

the number of subjects with dysthymia significantly decl<strong>in</strong>ed<br />

(remission <strong>in</strong> 8 out of 10 cases). Pre-treatment dysthymia and high<br />

depressiveness rates (BDI) are both associated with a higher risk of<br />

relapse dur<strong>in</strong>g therapy. High depressiveness rates (BDI) are also associated<br />

with decreased abst<strong>in</strong>ence rates after treatment completion.<br />

002<br />

Cannabis use, cognition and psychosis: recent evidence and implications<br />

for the treatment of comorbid patients<br />

Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank (LVR-Kl<strong>in</strong>ik Köln, Allgeme<strong>in</strong>e Psychiatrie<br />

II)<br />

T. Schnell<br />

Introduction: Cognitive deficits are commonly found both <strong>in</strong> patients<br />

with schizophrenia (SCH) and <strong>in</strong> people with cannabis use<br />

disor<strong>der</strong>s (CUD). Surpris<strong>in</strong>gly, some small recent studies reported<br />

better cognitive performance <strong>in</strong> SCH patients with comorbid cannabis<br />

use disor<strong>der</strong>s (SCH+CUD) compared to other SCH patients.<br />

The aim of the present study was to <strong>in</strong>vestigate the residual impact<br />

of CUD and specific patterns of consumption on cognition <strong>in</strong> a larger<br />

sample of SCH+CUD patients.<br />

Method: We adm<strong>in</strong>istered a cognitive test battery to 34 SCH and 35<br />

currently abst<strong>in</strong>ent SCH+CUD patients. We explored the association<br />

between patterns of cannabis consumption and cognitive<br />

performance. Potential confounds with <strong>in</strong>fluence on cognitive ability<br />

were assessed and controlled for.<br />

Discussion / Results: SCH+CUD patients had poorer academic<br />

achievements and lower vocabulary scores, but they performed<br />

better <strong>in</strong> tests of verbal and work<strong>in</strong>g memory, visuomotor speed<br />

and executive function (p


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

the SSAGA (Semi-Structured Assessment on Genetics <strong>in</strong> Alcoholism)<br />

while personality traits <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g impulsivity were assessed<br />

us<strong>in</strong>g the TPQ (Tridimensional Personality Questionnaire).<br />

Discussion / Results: Most important predictors of suicide at tempts<br />

dur<strong>in</strong>g the 5-year follow-up were depressive episodes and history of<br />

previous suicidal behaviors. Furthermore, <strong>in</strong> suicidal cannabis-dependent<br />

<strong>in</strong>dividuals, the onset of several psychiatric disor<strong>der</strong> cumulate<br />

with<strong>in</strong> three years before the first attempt. Depression and<br />

history of suicidal behavior significantly <strong>in</strong>crease the risk for suicide<br />

attempts <strong>in</strong> cannabis-dependent subjects. This f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g parallels<br />

risk profiles for suicidal behaviors <strong>in</strong> other samples with alcohol-<br />

and other substance use disor<strong>der</strong>s beside cannabis. The accumulation<br />

of various psychiatric disor<strong>der</strong>s with<strong>in</strong> 3 years before first suicide<br />

attempts <strong>in</strong>dicates a possible treatment <strong>in</strong>tervention to prevent<br />

subsequent suicide attempts.<br />

004<br />

Personality disor<strong>der</strong>s <strong>in</strong> a cl<strong>in</strong>ical sample of cannabis dependent<br />

young adults<br />

Anna Watzke (Ev. Krankenhaus Bethanien, Fachkl<strong>in</strong>ik Gristower<br />

Wiek, Gristow)<br />

C. O. Schmidt, J. Zimmermann, U. Preuss<br />

Method: In total 99 adolescents and young adults, aged 16 – 36<br />

years, diagnosed with a cannabis dependence accord<strong>in</strong>g to DSM IV<br />

(SCID I), were <strong>in</strong>vestigated dur<strong>in</strong>g their detoxification treatment <strong>in</strong><br />

an addiction treatment ward. Subjects were excluded if concomitant<br />

alcohol- or other substance dependences were diagnosed. Furthermore,<br />

subjects with other current DSM-IV Axis I diagnosis, or<br />

severe somatic or neurological disor<strong>der</strong>s were excluded. Personality<br />

disor<strong>der</strong>s were assessed with the SCID II screen<strong>in</strong>g <strong>in</strong>terview.<br />

Discussion / Results: There is evidence of PDs <strong>in</strong> the vast majority<br />

of the cannabis-dependent young <strong>in</strong>patients. Almost 90 % of the<br />

subjects fulfilled the screen<strong>in</strong>g criteria of an antisocial PD, more<br />

than half had a paranoid PD and more than a third reported a Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e<br />

PD. More than one third of the sample fulfilled the screen<strong>in</strong>g<br />

criteria of three or more PDs. There was no consistent relationships<br />

between PDs and concurrent consumption of other drugs,<br />

severity of drug addiction or del<strong>in</strong>quencies. Diagnosis and treatment<br />

of these subjects has to provide not only addiction-specific<br />

approaches but also strategies to improve dysfunctional behavior<br />

caused by personality disor<strong>der</strong> characteristics.<br />

Cannabis addiction is commonly associated with the presence of<br />

personality disor<strong>der</strong>s (PDs). However, most previous studies focussed<br />

on s<strong>in</strong>gular disor<strong>der</strong>s like Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e or Antisocial PDs.<br />

There is little data available on the full range of PDs among cannabis<br />

addicted subjects. Even less is known about the prevalence of<br />

PDs among cannabis dependent adolescents and young adults <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>patient sett<strong>in</strong>gs. This issue has been addressed with the present<br />

study.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Riga<br />

S-044 Symposium<br />

Neuropsychotherapie <strong>der</strong> Sucht<br />

Vorsitz: J. Wrase (Berl<strong>in</strong>), F. Kiefer (Mannheim)<br />

001<br />

Cue reactivity bei Rauchern – überraschende fMRT Ergebnisse und<br />

mögliche Behandlungskonsequenzen<br />

Mira Bühler (ZI Mannheim, Suchtkl<strong>in</strong>ik)<br />

Introduction: Drug addiction is characterized by an unhealthy pri-<br />

42<br />

ority for drug consumption with a compulsive, uncontrolled drug<strong>in</strong>take<br />

pattern due to a disturbed motivational system. However,<br />

only some <strong>in</strong>dividuals get addicted while others ma<strong>in</strong>ta<strong>in</strong> a regular<br />

but controlled drug use. Whether or not the transition occurs,<br />

might dependent on how <strong>in</strong>dividuals process drug-related stimuli<br />

(drug cues) relative to non-drug related stimuli (non-drug cues).<br />

Method: To assess cue-elicited mesocorticolimbic bra<strong>in</strong> activation<br />

<strong>in</strong> the context of nicot<strong>in</strong>e dependence, we conducted several functional<br />

magnetic resonance imag<strong>in</strong>g studies. In these imag<strong>in</strong>g studies<br />

we assessed process<strong>in</strong>g of drug cues (smok<strong>in</strong>g-related stimuli,<br />

tobacco advertis<strong>in</strong>g) and non-drug reward cues (monetary cues,<br />

erotic stimuli, control advertis<strong>in</strong>g) <strong>in</strong> non-smokers, non-dependent<br />

occasional smokers and nicot<strong>in</strong>e dependent smokers.<br />

Discussion / Results: The results of these different imag<strong>in</strong>g studies<br />

all po<strong>in</strong>ted <strong>in</strong> a similar direction: surpris<strong>in</strong>gly, we found similar or<br />

even less activation <strong>in</strong> the mesocorticolimbic reward system <strong>in</strong> response<br />

to smok<strong>in</strong>g cues <strong>in</strong> severe dependent smokers compared to<br />

non-dependent occasional smokers. Furthermore, dependent smokers<br />

showed less reactivity of the reward system to non-drug cues<br />

such as monetary cues, control advertis<strong>in</strong>g and erotic stimuli than<br />

occasional or non-smokers. Our results are <strong>in</strong> l<strong>in</strong>e with pre vious<br />

f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs suggest<strong>in</strong>g that the mesocorticolimbic system is hypoactive<br />

<strong>in</strong> drug addiction. In addition, our data provide evidence that<br />

cue-reactivity might be a general feature of drug use rather than<br />

be<strong>in</strong>g specific to drug addiction. This could also expla<strong>in</strong> the lack of<br />

predictive power of cue-elicited crav<strong>in</strong>g on relapse rates. Our results<br />

<strong>in</strong>dicate that reduc<strong>in</strong>g cue-reactivity could be a suboptimal<br />

strategy <strong>in</strong> treat<strong>in</strong>g nicot<strong>in</strong>e dependence. Implications of this f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g<br />

on treatment strategies are outl<strong>in</strong>ed and potential alter native<br />

preventive approaches and therapeutic treatments are discussed.<br />

002<br />

Störung des verbalen und visuellen Lernen bei Patienten mit Alkoholabhängigkeit<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> frühen Abst<strong>in</strong>enz<br />

Thorsten Kienast (PUK Charité im SHK, Berl<strong>in</strong>)<br />

003<br />

E<strong>in</strong>fluss von Verlangen und Motivation auf die neuronale cue reactivity<br />

und Konsequenzen für die Therapie<br />

Tagrid Lemenager (Zi-Mannheim, Suchtforschung)<br />

Introduction: The functional imag<strong>in</strong>g literature on alcohol associated<br />

cue-reactivity <strong>in</strong> alcoholics shows a high heterogeneity of<br />

study results. We <strong>in</strong>vestigated whether the <strong>in</strong>fluence of context- and<br />

emo tion-related crav<strong>in</strong>g <strong>in</strong> alcohol dependent patients is able to<br />

expla<strong>in</strong> some of these heterogeneous results. In or<strong>der</strong> to do so,<br />

we dist<strong>in</strong> guished different dimensions of „alcohol temptation“<br />

(crav<strong>in</strong>g) and assess the relationship to bra<strong>in</strong> activity.<br />

Method: 53 abst<strong>in</strong>ent alcoholics un<strong>der</strong>went fMRI while watch<strong>in</strong>g<br />

alcohol associated, abstract and neutral stimuli. Contrasts were<br />

created to get evidence on different levels of activation <strong>in</strong> association<br />

with alcohol-related stimuli compared to stimuli of neutral<br />

valence. Different context- and emotion-related crav<strong>in</strong>g was assessed<br />

with four extracted components of the alcohol abst<strong>in</strong>ence<br />

self efficacy (AASE) „temptation“-scale (reward, relief, test<strong>in</strong>g personal<br />

control, psychological or physical needs), whose 20 items<br />

were previously subjected to a pr<strong>in</strong>ciple component analysis. Image<br />

process<strong>in</strong>g and statistical analysis were performed us<strong>in</strong>g SPM5.<br />

The <strong>in</strong>fluence of the four components on neural cue-reactivity was<br />

assessed by us<strong>in</strong>g a multiple l<strong>in</strong>ear regression analysis.<br />

Discussion / Results: The results <strong>in</strong>dicate that different motivationrelated<br />

crav<strong>in</strong>g is able to expla<strong>in</strong> some of the heterogeneous study<br />

results <strong>in</strong> neural cue-reactivity. Individualized psychotherapeutic<br />

<strong>in</strong>terventions based on these results will be discussed.


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

004<br />

Implikationen von Neurobiologischen Theorien für die Behandlung<br />

von Abhängigkeitserkrankungen<br />

Jana Wrase (Charité Berl<strong>in</strong>, Psychiatrie, CCM)<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Salon 13/14<br />

S-120 Symposium<br />

Migration und Sucht – Unterscheiden sich Gruppen mit und ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> suchtrelevanten Faktoren?<br />

Vorsitz: M. Odenwald (Konstanz), W. Höcker (Reichenau)<br />

001<br />

Erklärungsmuster süchtigen Verhaltens bei deutschen, russlanddeutschen<br />

und türkischen Jugendlichen<br />

Andreas He<strong>in</strong>z (Charité Campus Mitte, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

S. Penka, M. Schouler-Ocak, U. Kluge, H. Heimann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Unterschiedliche Auffassungen <strong>in</strong> Bezug auf die Entstehung,<br />

Def<strong>in</strong>ition und Behandlung von <strong>Erkrankungen</strong> werden als<br />

„Erklärungsmodelle“ bezeichnet und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuell wie kulturell<br />

geprägt. Neben Erfahrungen von Diskrim<strong>in</strong>ierung und Informationsdefiziten<br />

können unterschiedliche Erklärungsmodelle für Abhängigkeitserkrankungen<br />

e<strong>in</strong>e wesentliche Zugangsbarriere zum<br />

Suchthilfesystem darstellen. Bedeutsam ist, dass Therapeuten und<br />

Patienten dieselben Wörter benutzen können, dass diese aber je<br />

nach Kontext bzw. „Erklärungsmodell“ etwas an<strong>der</strong>es bezeichnen.<br />

Unterschiede <strong>in</strong> den Erklärungsmodellen können deshalb je nach<br />

kultureller und sozialer Prägung die Kommunikation zwischen Migranten<br />

und deutschen Professionellen im Gesundheitssystem erheblich<br />

erschweren.<br />

Methode: Wir untersuchten solche Unterschiede im Verständnis<br />

von psychischen und Sucht-<strong>Erkrankungen</strong> bei türkisch-stämmigen,<br />

russlanddeutschen und deutschen Jugendlichen. Dazu wurden<br />

die e<strong>in</strong>schlägigen Begriffe im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er freien Nennung (Free<br />

list<strong>in</strong>g) bei über 200 Jugendlichen erfragt und die jeweils 50 häufigsten<br />

Begriffe anschließend bei jeweils 20 Personen pro Gruppe mittels<br />

des „Pile Sort“ Verfahrens <strong>in</strong>dividuellen Krankheitskonzepten<br />

zugeordnet. Zudem wurden qualitative Interviews durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass Migranten<br />

aus <strong>der</strong> ehemaligen Sowjetunion mehr noch als deutsche Jugendliche<br />

e<strong>in</strong>e Stigmatisierung und soziale Marg<strong>in</strong>alisierung fürchten,<br />

wenn sie psychiatrische o<strong>der</strong> psychotherapeutische E<strong>in</strong>richtungen<br />

aufsuchen. Deutsche und russlanddeutsche Jugendliche sahen gerade<br />

Ess-Störungen als beson<strong>der</strong>s „pe<strong>in</strong>lich“ und stigmatisierend<br />

an, was bei türkisch-stämmigen Jugendlichen nicht <strong>der</strong> Fall war.<br />

Informationen über mo<strong>der</strong>ne Krankheitskonzepte und ihre Therapieoptionen,<br />

die Arbeitsweisen <strong>der</strong> Therapeuten und die ärztliche<br />

Schweigepflicht ersche<strong>in</strong>en hier beson<strong>der</strong>s wichtig. Die Beschäftigung<br />

des Gesundheitssystems mit transkulturellen Aspekten kann<br />

die Erfahrungen <strong>der</strong> Migranten produktiv <strong>in</strong> das therapeutische<br />

Sett<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>beziehen und die Wahrnehmung gesellschaftlicher, kultureller<br />

und <strong>in</strong>dividueller Unterschiede erleichtern.<br />

002<br />

Stationäre und ambulante Suchtpatienten mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

im Landkreis Konstanz – wie unterscheiden sie sich von Patienten<br />

ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund? E<strong>in</strong>e kontrollierte Studie<br />

Michael Odenwald (Universität Konstanz, Fachbereich Psychologie)<br />

W. Höcker, R. Hoffmann, S. Knüppel, C. Becker, B. Rockstroh, T. Elbert<br />

E<strong>in</strong>leitung: In Deutschland leben 6,7 Mio. Auslän<strong>der</strong> und 15,3 Mio.<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Baden-Württemberg hat im<br />

Bundesvergleich die zweithöchste Rate von Auslän<strong>der</strong>n (11,9 %)<br />

und Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (25 %). Obgleich Experten<br />

davon ausgehen, dass diese Gruppen <strong>der</strong> Bevölkerung m<strong>in</strong>destens<br />

gleich häufig von Suchtproblemen betroffen s<strong>in</strong>d, f<strong>in</strong>det<br />

sich e<strong>in</strong>e Unterrepräsentanz unter den Klienten von ambulanten<br />

und stationären Suchthilfee<strong>in</strong>richtungen, auch im Landkreis Konstanz.<br />

Man geht daher von Zugangsbarrieren dieser Personengruppe<br />

zur Suchthilfe aus. Wir berichten hier von e<strong>in</strong>er laufenden<br />

Gruppenvergleichsstudie im Landkreis Konstanz, welche relevante<br />

Unterschiede zwischen deutschen und nichtdeutschen Suchtpatienten<br />

aufdecken soll.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>em „matched pair design“ werden <strong>in</strong> verschiedenen<br />

stationären Behandlungse<strong>in</strong>richtungen jeweils e<strong>in</strong> vergleichbarer<br />

Suchtpatient aus <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Deutschen ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />

<strong>der</strong> (Spät-)Aussiedler und Nicht-EU-Auslän<strong>der</strong><br />

rekrutiert. Mittels des Addiction Severity Index und an<strong>der</strong>en standardisierten<br />

Instrumenten werden sowohl prädisponierende Variablen,<br />

als auch die Eckpunkte <strong>der</strong> Suchtentwicklung, die Motivation<br />

zur Teilnahme an <strong>der</strong> Therapie und die aktuelle Psychopathologie<br />

erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Erste Ergebnisse deuten darauf h<strong>in</strong>, dass<br />

vor allem zwischen den Nicht-EU-Auslän<strong>der</strong>n und die an<strong>der</strong>en<br />

beiden Gruppen Unterschiede angetroffen werden. Die Ergebnisse<br />

werden im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Fragestellung diskutiert, wie im<br />

kommunalen Suchthilfeverbund die Patientengruppe mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

besser <strong>in</strong> die Suchthilfestrukturen <strong>in</strong>tegriert werden<br />

kann.<br />

003<br />

Werden Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund an<strong>der</strong>s pharmakotherapiert?<br />

Marc Ziegenbe<strong>in</strong> (Med. Hochschule Hannover, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Sowohl biologische als auch kultur- und migrationsspezifische<br />

Faktoren ebenso wie das Integrationsniveau mit dem<br />

vorherrschenden Akkulturationsstil determ<strong>in</strong>ieren das Spannungsfeld,<br />

<strong>in</strong> dem sich Diagnostik und Therapie bei psychischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

von Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund bewegen.<br />

Methode: Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass es große kulturelle<br />

Unterschiede im H<strong>in</strong>blick auf die Anwendung, Dosierungen und<br />

Nebenwirkungsprofile von Psychopharmaka gibt, was alle Substanzklassen<br />

von Antipsychotika bis h<strong>in</strong> zu Antidepressiva betrifft.<br />

Nahezu alle Psychopharmaka wurden <strong>in</strong> Nord Amerika sowie West<br />

Europa entwickelt und <strong>in</strong> Studien getestet, wobei es sich bei den<br />

Probanden <strong>in</strong> den Zulassungsstudien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel um „young,<br />

white males“ handelt. Diese Punkte sollen im Rahmen des Vortrages<br />

kritisch diskutiert werden. Zudem s<strong>in</strong>d Kenntnisse über pharmakogenetische<br />

Beson<strong>der</strong>heiten bei Menschen aus fremden Kulturen<br />

<strong>in</strong> diesem Zusammenhang unerlässlich. Nach Darstellung <strong>der</strong><br />

Grundlagen <strong>der</strong> metabolischen Elim<strong>in</strong>ation von Psychopharmaka<br />

und Beschreibung <strong>der</strong> grundsätzlichen pharmakologischen und<br />

kl<strong>in</strong>ischen Effekte bei sehr langsamen Metabolisierern und extrem<br />

schnellen Metabolisierern, werden die kl<strong>in</strong>ischen und praktischen<br />

Therapiekonsequenzen aus den <strong>der</strong>zeitig zur Verfügung stehenden<br />

Untersuchungen über die Genetischen Polymorphismen vorgestellt.<br />

43


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

Diskussion / Ergebnisse: Insbeson<strong>der</strong>e vor dem H<strong>in</strong>tergrund dieser<br />

biologischen- und soziokulturellen Faktoren stellt sich die Frage<br />

nach <strong>der</strong> Notwendigkeit e<strong>in</strong>er kultursensiblen Psychopharmakotherapie.<br />

004<br />

Del<strong>in</strong>quenzmuster und E<strong>in</strong>fluss von Substanzkonsum bei Straftätern<br />

mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

Jérôme Endrass (Amt für Justizvollzug Zürich, PPD, Schweiz)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Gefängnis-Insassen im Kanton<br />

Zürich hat e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Offizielle Rückfallstatistiken<br />

werden grundsätzlich nur für Schweizer Straftäter ausgewiesen,<br />

da Gewalt- und Sexualstraftäter mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

nach <strong>der</strong> Strafverbüssung häufig ihr Aufenthaltsrecht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

verlieren.<br />

Methode: Seit 2000 läuft im Kanton Zürich e<strong>in</strong>e longitud<strong>in</strong>al angelegte<br />

Untersuchung mit e<strong>in</strong>er repräsentativen Stichprobe von Gewalt-<br />

und Sexualstraftätern (N=469). Nach <strong>der</strong> e<strong>in</strong>maligen Erhebung<br />

soziodemographischer, deliktspezifischer und psychiatrischer<br />

Merkmale wird die Legalbewährung periodisch überprüft.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 44 % <strong>der</strong> im Kanton Zürich adm<strong>in</strong>istrierten<br />

Gewalt- und Sexualstraftäter weisen e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

auf. Die Prävalenz von Straftätern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

unterscheidet sich jedoch stark <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Deliktgruppen. Gleiches gilt für die Prävalenz des Missbrauchs illegaler<br />

Substanzen. Multivariable Analysen weisen darauf h<strong>in</strong>, dass<br />

sich Straftäter mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund durch e<strong>in</strong>e Reihe von<br />

Merkmalen von Schweizer Straftätern unterscheiden. Neben e<strong>in</strong>er<br />

Häufung von Gewaltdel<strong>in</strong>quenz (gegenüber Sexualdel<strong>in</strong>quenz)<br />

kann bei Straftätern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund gegenüber Schweizer<br />

Straftätern e<strong>in</strong>e höhere Prävalenz e<strong>in</strong>es Missbrauchs illegaler<br />

Substanzen dokumentiert werden. Dieser Zusammenhang hält<br />

auch e<strong>in</strong>er statistischen Überprüfung mit multivariablen Modellen<br />

stand. Neben den Deliktmustern von Straftätern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

wird auch die Schwierigkeit <strong>der</strong> Überprüfung <strong>der</strong><br />

Legalbewährung bei Migranten diskutiert.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Istanbul<br />

WSy-010 Weiterbildungssymposium<br />

Akutbehandlung <strong>der</strong> Alkoholabhängigkeit<br />

Vorsitz: C. Fehr (Ma<strong>in</strong>z), I. Vernaleken (Aachen)<br />

001<br />

Symptomorientierte Alkoholentzugsbehandlung<br />

Christoph Fehr (Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

D. Sommerlad, M. Lorschei<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Akutbehandlung alkoholabhängiger Patienten<br />

zählt mit e<strong>in</strong>er Häufigkeit von ca. 35 % aller Behandlungsfälle zu<br />

den häufigsten Aufgaben <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Pflichtversorgung teilnehmenden<br />

Psychiatrischen Kl<strong>in</strong>iken und Abteilungen. E<strong>in</strong> großer Anteil<br />

notfällig aufgenommenen alkoholabhängigen Patienten entwickelt<br />

<strong>in</strong>nerhalb weniger Stunden e<strong>in</strong> überwachungs- und behandlungsbedürftiges<br />

Alkoholentzugssyndrom. Dem Management und <strong>der</strong><br />

pharmakologischen Behandlung e<strong>in</strong>es Alkoholentzugsyndroms<br />

kommt daher im kl<strong>in</strong>isch-psychiatrischem Alltag e<strong>in</strong>e wichtige Bedeutung<br />

zu.<br />

Methode: Die Evidenzlage <strong>der</strong> Alkoholentzugsbehandlung wurde<br />

durch e<strong>in</strong>e systematische Literaturrecherche mit den Begriffen<br />

„alcohol withdrawal“, „treatment“, and „review“ ausgewertet. Relevante<br />

Orig<strong>in</strong>alarbeiten wurde durch ergänzende Recherchen mit<br />

44<br />

den Begriffen „alcohol withdrawal“ und „cl<strong>in</strong>ical trial“ identifiziert.<br />

Die zentralen Ergebnisse <strong>der</strong> wichtigsten Studien werden durch kl<strong>in</strong>ische<br />

Fallbeispiele anschaulich gemacht werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die symptomorientierte Behandlung des<br />

Alkoholentzugssyndroms kann gegenüber e<strong>in</strong>er fest dosierten<br />

Behandlung als effektivere, verträglichere und sichere Methode gelten.<br />

Hierzu sollte e<strong>in</strong> standardisierter Fragebogen, wie z. B. <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

Ma<strong>in</strong>z entwickelte Alkohol-Entzugs-Symptombogen (AESB) e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden. Langwirksame Benzodiazep<strong>in</strong>e stellen nach den<br />

Ergebnissen nordamerikanischer Studien die sichersten und wirksamsten<br />

Substanzen zur Behandlung e<strong>in</strong>es Alkoholentzugssyndroms<br />

dar. Für den E<strong>in</strong>satz von Clomethiazol sprechen umfangreiche<br />

kl<strong>in</strong>ische Erfahrungen <strong>in</strong> Deutschland; die Evidenzlage ist<br />

jedoch weniger befriedigend. Antiepileptika, wie Carbamazep<strong>in</strong>,<br />

Levetiracetam o<strong>der</strong> Valproat können e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Alternative für<br />

die Alkoholentgiftung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> ambulanten Behandlungssituation<br />

darstellen.<br />

002<br />

Behandlung des Alkoholentzugsdelirs<br />

Ingo Vernaleken (RWTH Aachen, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Patienten mit e<strong>in</strong>er Alkoholabhängigkeitserkrankung s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e <strong>der</strong><br />

größten Patientengruppen <strong>in</strong> psychiatrischen Kl<strong>in</strong>iken, ob sie nun<br />

primär wegen <strong>der</strong> Suchterkrankung o<strong>der</strong> wegen <strong>der</strong> häufig komorbiden<br />

psychischen <strong>Erkrankungen</strong> aufgenommen werden. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d Alkoholabhängigkeitserkrankungen zu e<strong>in</strong>em beträchtlichen<br />

Anteil auf somatischen Stationen zu f<strong>in</strong>den. Die konsiliarische<br />

Betreuung dieser Patienten stellt den Psychiater zusätzlich<br />

vor praktische Behandlungs- aber auch Infrastrukturprobleme.<br />

Dies ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e beim bereits beg<strong>in</strong>nenden o<strong>der</strong> vorhandenen<br />

Delir gültig. In aller Regel ist unabhängig von den Komorbiditäten<br />

bzw. den primären Behandlungszielen des Patienten e<strong>in</strong> professioneller<br />

Umgang mit <strong>der</strong> Entzugssymptomatik notwendig. Obgleich<br />

diese Situation zu den häufigsten psychiatrischen Behandlungsleistungen<br />

zählt und an<strong>der</strong>erseits e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>adäquate Versorgung zur<br />

Gefährdung des Patienten (Krampfgeschehen, Delir) führen kann,<br />

f<strong>in</strong>den sich häufig kl<strong>in</strong>ik<strong>in</strong>tern ke<strong>in</strong>e klaren o<strong>der</strong> aber wenig taugliche<br />

Prozeduren zur Entzugsbehandlung. Im Falle e<strong>in</strong>es Delirs gilt<br />

dies im verstärkten Maße. In dieser Fortbildungsveranstaltung sollen<br />

zunächst verschiedene standardisierte Verfahren zur Entzugsbehandlung<br />

vorgestellt werden und kl<strong>in</strong>isch-praktische Ergebnisse<br />

präsentiert werden, die sich auf die Vermeidung von deliranten Zuständen<br />

beziehen. Insbeson<strong>der</strong>e soll aber <strong>in</strong> dieser Fortbildung auf<br />

Kl<strong>in</strong>ik, Verlauf und Behandlung des Alkoholentzugs-Delirs abgehoben<br />

werden. Auch kl<strong>in</strong>isch relevante Probleme und Komplikationen<br />

durch Komorbiditäten und / o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Konsiliarsituation<br />

werden thematisiert.<br />

003<br />

Evidenzbasierte Behandlung des Wernicke Korsakow Syndroms<br />

Daniel Sommerlad (Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z, und Psychotherapie<br />

Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Wernicke-Korsakow-Syndrom (WKS) ist e<strong>in</strong>e<br />

neurologisch-psychiatrische Spektrumserkrankung, die pathophysiologisch<br />

auf e<strong>in</strong>en Vitam<strong>in</strong> B1-Mangel zurück geführt werden<br />

kann. Ätiologisch s<strong>in</strong>d häufig alkoholabhängigen Patienten betroffen,<br />

das Syndrom kann jedoch auch i. R. schwerer körperlich konsumieren<strong>der</strong><br />

<strong>Erkrankungen</strong> o<strong>der</strong> bei Malnutrition auftreten.<br />

Methode: Der Vortrag präsentiert die Ergebnisse e<strong>in</strong>er systematischen<br />

Medl<strong>in</strong>e-Recherche, sowie die Analyse e<strong>in</strong>es vorhandenen<br />

Cochrane-Reviews. Ziel ist die Erarbeitung e<strong>in</strong>es evidenzbasierten,<br />

kl<strong>in</strong>isch praktikablen Vorgehens zur Vitam<strong>in</strong>substitution bei Patienten<br />

mit drohendem, vermutetem o<strong>der</strong> nachgewiesenen WKS.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das WKS ist e<strong>in</strong> kl<strong>in</strong>isch unterdiagnosti-


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

ziertes, vielgestaltiges Krankheitsbild, das von mono- o<strong>der</strong> oligosymptomatischem<br />

Beschwerden bis h<strong>in</strong> zu schweren Verläufen mit<br />

Todesfolge reichen kann. Bei <strong>in</strong>sgesamt schlechter Datenlage bezüglich<br />

Applikationsform und Dosierung ersche<strong>in</strong>t die Evidenz zur<br />

Behandlung e<strong>in</strong>es manifesten WKS mittels hochdosierter <strong>in</strong>travenöser<br />

Gabe am besten validiert, während die Prophylaxe <strong>in</strong> Tablettenform<br />

erfolgen kann.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal VIP 2<br />

FW-005 Forschungsworkshop<br />

Nikot<strong>in</strong>abhängigkeit: E<strong>in</strong>flussfaktoren auf den Verlauf über die<br />

<strong>Lebensspanne</strong> und aktuelle Therapieansätze<br />

Vorsitz: B. Schnei<strong>der</strong> (Frankfurt am Ma<strong>in</strong>), T. Bronisch (München)<br />

001<br />

Rauchen sagt Suizidideen und Suizidversuche voraus. Ergebnisse<br />

e<strong>in</strong>er epidemiologischen prospektiven Studie von Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen über 10 Jahre<br />

Thomas Bronisch (Max-Planck-Institut, Psychiatrie, München)<br />

M. Höfler, R. Lieb, P. Zimmermann, H. Pfister, M. Is<strong>in</strong>g<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die zeitliche Beziehung zwischen Rauchen und Suizidalität<br />

ist nicht klar. Unsere Studie befasst sich mit den Assoziationen<br />

zwischen Rauchen und Suizidalität und ihrer zeitlichen Abfolge.<br />

Methode: Basel<strong>in</strong>e, vier Jahres- und zehn Jahres-Daten <strong>der</strong> „Early<br />

Developmental Stages of Psychopathology (EDSP) study“ werden<br />

präsentiert, e<strong>in</strong>er prospektiven longitud<strong>in</strong>alen Studie von Adoleszenten<br />

und jungen Erwachsenen aus München. Wir erfassten Rauchen<br />

(gelegentlich und regulär), Nikot<strong>in</strong>abhängigkeit, Suizidideen<br />

und Suizidversuche mit dem standardisierten Munich-Composite<br />

International Diagnostic Interview (M-CIDI).<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> vier Jahres Katamnese waren Suizid<br />

ideen und Suizidversuche streng assoziiert mit gelegentlichem<br />

und regulärem Rauchen und Nikot<strong>in</strong>abhängigkeit zur Basel<strong>in</strong>e<br />

(Odds ratios [OR] 1.4 bis 16.4). In den prospektiven Analysen erhöhte<br />

vorhergehendes gelegentliches und reguläres Rauchen und<br />

Nikot<strong>in</strong>abhängigkeit das Risiko für neues Auftreten von Suizidideen<br />

(OR 1.5 bis 2.7) und vorhergehendes reguläres Rauchen und<br />

Nikot<strong>in</strong>abhängigkeit erhöhte das Risiko für neu auftretende Suizidversuche<br />

(OR 3.1 bis 4.5). Vorher bestehende Suizidalität zeigte<br />

h<strong>in</strong>gegen ke<strong>in</strong>e Assoziation mit nachfolgendem Rauchen o<strong>der</strong> Nikot<strong>in</strong>abhängigkeit.<br />

Die Assoziationen blieben stabil, auch wenn die<br />

Probanden, die die DSM-IV-Kriterien für e<strong>in</strong>e Major depression<br />

erfüllten, ausgeschlossen wurden. Die Ergebnisse <strong>der</strong> 10 Jahres Katamnese<br />

zeigen e<strong>in</strong>e Dosisi-Abhängigkeit, d. h. je länger das Rauchen<br />

andauert desto höher ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für Suizideen<br />

und Suizidversuche, woh<strong>in</strong>gegen Raucherstopp <strong>in</strong>nerhalb von 4<br />

Jahren zu ke<strong>in</strong>em erhöhten Risko für Suizidideen <strong>in</strong> <strong>der</strong> 10 Jahreskatamnese<br />

führen. Das untersuchte Sample ist begrenzt auf e<strong>in</strong>e<br />

Alterskohorte von 14 bis 24 Jahre. Suizide konnten im Zehnjahreszeitraum<br />

nicht beobachtet werden. Das Vorhandense<strong>in</strong> von Assoziationen<br />

zwischen vorhergehendem Rauchen and nachfolgen<strong>der</strong><br />

Suizidalität, im Kontext e<strong>in</strong>er fehlenden Assoziation zwischen vorgehen<strong>der</strong><br />

Suizidalität und nachfolgendem Rauchen, lässt die Annahme<br />

zu, dass e<strong>in</strong>e eigenständige Entwicklung von Rauchen zur<br />

Suizidalität besteht.<br />

002<br />

Zusammenhang zwischen Nikot<strong>in</strong>- und Alkoholkonsum und Suizidmortalität<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung: Ergebnisse aus <strong>der</strong><br />

MONICA / KORA-Augsburg Kohortenstudie<br />

Barbara Schnei<strong>der</strong> (Goethe-Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>)<br />

J. Baumert, A. Schnei<strong>der</strong>, B. Marten-Mittag, C. Meis<strong>in</strong>ger, N. Erazo,<br />

K.-H. Ladwig, f. t. KORA Investigators<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zusammenhänge zwischen Rauchen und risikoreichem<br />

Alkoholkonsum e<strong>in</strong>erseits und Suizidmortalität an<strong>der</strong>erseits<br />

wurden wie<strong>der</strong>holt nachgewiesen. Jedoch gibt es bisher kaum Untersuchungen<br />

über das Ausmaß des Zusammenhangs zwischen<br />

risikoreichem Alkoholkonsum und Rauchen und Suizidmortalität<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er prospektiven bevölkerungsbezogenen Kohortenstudie,<br />

die auf drei unabhängigen bevölkerungsbezogenen Querschnittsstudien<br />

basiert, wurden 12888 Personen (6456 Männer,<br />

6432 Frauen; Alter zwischen 25 und 74 Jahren bei <strong>der</strong> Erstuntersuchung)<br />

bis zum 31.12.2002 nachuntersucht. Standardisierte<br />

Sterblichkeitsverhältnisse (SMR) wurden für alle Todesursachen<br />

und für Suizid berechnet. Mittels Cox proportional hazard Regressionsanalyse<br />

wurden Hazardratios (HRs) zur Berechung von relativen<br />

Risiken für Tod <strong>in</strong>folge Suizids bei ‚Rauchen‘ und ‚Alkoholkonsum‘<br />

bestimmt. ‚Rauchen‘ wurde kategorisiert <strong>in</strong> ‚gegenwärtig<br />

regelmäßiges Rauchen‘ vs. ‚gegenwärtig nicht regelmäßiges Rauchen‘<br />

und ‚Alkoholkonsum‘ <strong>in</strong> ‚wenigstens risikoreicher Alkoholkonsum<br />

[Männer: > 60 g / die, Frauen: > 40 g / die]’ und ‚weniger‘.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nach e<strong>in</strong>er mittleren Nachbeobachtungszeit<br />

von 12,0 +/- 4,4 Jahren [Mittelwert +/- SD] and 154275 Personenjahren<br />

waren 1449 Personen verstorben, davon 38 durch Suizid.<br />

Verglichen mit <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung war die Suizidmortalität<br />

für risikoreichen Alkoholkonsum (SMR = 2,23, 95 % CI 1,07 – 4,09)<br />

und für Rauchen (SMR = 2,14, 95 % CI 1,27 – 3,38), beson<strong>der</strong>s<br />

stark jedoch beim gleichzeitigem Vorliegen von Rauchen und risikoreichem<br />

Alkoholkonsum erhöht (SMR = 4,52; 95 % CI 1,95 –<br />

8,90). Beim <strong>in</strong>ternen Vergleich prädizierten Rauchen und risikoreicher<br />

Alkoholkonsum ebenfalls Suizid (Rauchen: HR = 2,51, 95 %<br />

CI 1,31 – 4,83, risikoreicher Alkoholkonsum: HR = 2,30, 95 % CI<br />

1,10 – 4,80), auch nach Adjustierung für an<strong>der</strong>e Variablen und<br />

<strong>in</strong> multivariaten Analysen. ‚Komorbidität’ von risikoreichem Alkoholkonsum<br />

und Rauchen erhöhte weiter das Suizidrisiko (HR =<br />

5,40, 95 % CI 2,28 – 12,75). Obwohl die Mechanismen, die <strong>der</strong> Beziehung<br />

zwischen Rauchen, Alkoholkonsum und Suizid zugrunde<br />

liegen, nicht geklärt s<strong>in</strong>d, konnten <strong>in</strong> dieser großen, repräsentativen<br />

Studie die bekannten Zusammenhänge zwischen Alkoholkonsum,<br />

Rauchen und Suizid bestätigt werden.<br />

003<br />

Risikoprofile für suizidales Verhalten bei Alkoholabhängigen und<br />

gewohnheitsmäßigem Tabakkonsum<br />

Ulrich Preuss (Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität, Psychiatrie, Halle)<br />

M. Hesselborck, V. Hesselbrock<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Alkoholabhängigkeit und gewohnheitsmäßiges<br />

Rauchen treten sehr häufig geme<strong>in</strong>sam auf und erhöhen möglicherweise<br />

beide das Risiko für suizidales Verhalten. Ziel dieser<br />

Auswertung <strong>der</strong> COGA (Collaborative Study on Genetics <strong>in</strong> Alcoholism)<br />

Stichprobe ist es, den E<strong>in</strong>fluss bei<strong>der</strong> Störungsbil<strong>der</strong> auf<br />

suizidale Verhaltensweisen und psychiatrische Komorbidität retro-<br />

und prospektiv über 5 Jahre zu untersuchen.<br />

Methode: Eigenschaften des Rauch- und Tr<strong>in</strong>kverhaltens sowie<br />

psychiatrischer Komorbidität und Suizidalität wurden mittels e<strong>in</strong>es<br />

strukturierten Interviews (Semi-Structured Assessment on Genetics<br />

on Alcoholism) erfasst. Die Stichprobe wurde h<strong>in</strong>sichtlich Alkoholabhängigkeit<br />

und gewohnheitsmäßigem Rauchen und nur<br />

h<strong>in</strong>sichtlich ihres Rauchverhaltens alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong> jeweils 4 Gruppen<br />

45


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

unterteilt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In Analyse 1 wurden n = 3907 und <strong>in</strong><br />

Analyse 2 n = 7332 Personen e<strong>in</strong>bezogen. Beide Diagnosen waren<br />

signifikant mit suizidalen Verhaltensweisen und erhöhter Suizidalität<br />

assoziiert während die Komb<strong>in</strong>ation von Alkoholabhängigkeit<br />

und gewohnheitsmäßigem Tabakkonsum das Risiko für Suizidversuche<br />

gegenüber <strong>der</strong> Alkoholabhängigkeit alle<strong>in</strong>e nicht signifikant<br />

erhöhte. Beide Störungsbil<strong>der</strong> erhöhen das Risiko für suizidale<br />

Verhaltensweisen <strong>in</strong> retro- und prospektiven Auswertungen <strong>der</strong><br />

COGA-Stichprobe. Da zusätzliches Rauchen bei Alkoholabhängigen<br />

ke<strong>in</strong>en signifikanten Effekt aufwies, ist zu vermuten, dass beide<br />

Störungen auf e<strong>in</strong>em jeweils unterschiedlichen Weg signifikanten<br />

E<strong>in</strong>fluss auf suizidale Verhaltensweisen ausüben.<br />

004<br />

Angepasste Entwöhnungstherapien für unterschiedliche Rauchersubtypen:<br />

E<strong>in</strong>e randomisierte kontrollierte Studie<br />

Anil Batra (Eberhard Karls Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Tüb<strong>in</strong>gen)<br />

S. E. Coll<strong>in</strong>s, M. Schröter, I. Torchalla, G. Buchkremer, S. Eck<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Stärke <strong>der</strong> Tabakabhängigkeit (FTND), soziodemographische<br />

Faktoren o<strong>der</strong> die E<strong>in</strong>stellung zum Tabakverzicht wurden<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur als Abst<strong>in</strong>enzprädiktoren beschrieben. In e<strong>in</strong>er<br />

Studie zur Identifikation potentieller Rückfallprädiktoren nach<br />

e<strong>in</strong>er leitl<strong>in</strong>iengerechten Behandlung abst<strong>in</strong>enzwilliger Raucher<br />

waren subkl<strong>in</strong>ische psychopathologische Auffälligkeiten, u. a. im<br />

S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er subkl<strong>in</strong>ischen Depressivität als Rückfallprädiktoren<br />

identifiziert worden (Batra et al, 2008) Ziel: In <strong>der</strong> Folgestudie sollte<br />

e<strong>in</strong>e Ergänzung <strong>der</strong> Standardtherapie um Therapiebauste<strong>in</strong>e vorgenommen<br />

werden, die sich an den Merkmalen <strong>der</strong> identifizierten<br />

Subgruppen („stark abhängige Raucher“, „depressive Raucher“,<br />

„Raucher mit erhöhten Werten für novelty seek<strong>in</strong>g u. a. psychopathologischen<br />

Merkmalen“ orientierten. Beispielsweise wurde die<br />

Therapie <strong>der</strong> Gruppe, die aufgrund von Merkmalen e<strong>in</strong>er subkl<strong>in</strong>ischen<br />

depressiven Symptomatik als „depressive Raucher“ bezeichnet<br />

wurde, um medikamentöse und kognitiv-psychotherapeutische<br />

Behandlungsmodule ergänzt. Diese sollten e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong><br />

Emotionsregulation über die E<strong>in</strong>führung angenehmer Tätigkeiten<br />

sowie die Vermittlung kognitiven Techniken zur Verbesserung <strong>der</strong><br />

Wahrnehmung und Kontrolle depressiver Kognitionen bewirken.<br />

Die Effektivität <strong>der</strong> subgruppenadaptierten Entwöhnungsbehandlung<br />

wurde im randomisierten Vergleich zur leitl<strong>in</strong>iengerechten<br />

Standardtherapie überprüft.<br />

Methode: Patienten und Methode: N = 193 Raucher (Durchschnittsalter<br />

TeilnehmerInnen: 45.97 J., SD = 10.51 Frauen: 54,4 %)<br />

wurden randomisiert e<strong>in</strong>er Standard- o<strong>der</strong> risikogruppenspezifisch<br />

modifizierten Gruppentherapie zugewiesen. Bestimmt wurden die<br />

selbstberichtete 7-Tages- und kont<strong>in</strong>uierliche Abst<strong>in</strong>enz am Ende<br />

und 1, 6 und 12 Monate nach Therapie (Batra et al. 2008).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die modifizierte Therapie führte bei <strong>der</strong><br />

Gruppe depressiver Patienten zu e<strong>in</strong>er signifikanten Erhöhung <strong>der</strong><br />

Abst<strong>in</strong>enzraten, sie erreichten <strong>in</strong> <strong>der</strong> modifizierten Therapie ungefähr<br />

3mal höhere Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten als die depressive Raucher<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Standardtherapie (29 % vs.12 % kont<strong>in</strong>uierliche Abst<strong>in</strong>enz;<br />

PP: OR = 2.92, p = .03; KA: OR = 3.35, p = .02). Für die depressive<br />

Gruppe waren diese Raten über die 12-monatige Katamnese stabil<br />

und zeigte ke<strong>in</strong>e signifikante Än<strong>der</strong>ung (ps > .05). Diskussion: Für<br />

die Teilgruppe <strong>der</strong> depressiven Patienten konnte bestätigt werden,<br />

dass subgruppenspezifische psychotherapeutische Vorgehensweisen<br />

bei psychopathologischen Auffälligkeiten das Potential für e<strong>in</strong>e<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Erfolgsaussichten nach Abschluss e<strong>in</strong>er Tabakentwöhnungsbehandlung<br />

bieten.<br />

46<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Salon 21<br />

FW-008 Forschungsworkshop<br />

Die tiefe Hirnstimulation als <strong>in</strong>novative Behandlungsoption therapieresistenter<br />

stoffgebundener Abhängigkeiten?<br />

Vorsitz: U. J. Müller (Magdeburg), J. Kuhn (Köln)<br />

001<br />

Zigarettenkonsum als e<strong>in</strong> Beispiel für stoffgebundene Abhängigkeit<br />

und <strong>der</strong>en Modulierbarkeit durch Tiefe Hirnstimulation des<br />

Nucleus Accumbens<br />

Jens Kuhn (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Köln, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

W. Huff, J. Klosterkötter, D. Lenartz, E.-H. Kim, R. Bauer, V. Sturm<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Tiefe Hirnstimulation (THS) ist als Therapieoption<br />

bei Bewegungsstörungen etabliert. Erfolgreiche Behandlungen von<br />

Patientengruppen mit therapieresistenten Depressionen, Zwangsstörungen<br />

sowie dem Tourette-Syndrom lassen e<strong>in</strong>e zukünftige Indikationserweiterung<br />

erwarten. Neuerd<strong>in</strong>gs wird auch e<strong>in</strong> Nutzen<br />

<strong>der</strong> THS bei Abhängigkeitserkrankungen für möglich gehalten. So<br />

könnte die elektrische Modulation des Ncl. Accumbens, die Schlüsselstruktur<br />

des sog. Belohnungssystem, zur Abst<strong>in</strong>enzerhaltung<br />

beitragen.<br />

Methode: Die Erstbeobachtung e<strong>in</strong>es Patienten mit Alkoholabhängigkeit,<br />

<strong>der</strong> durch THS des Ncl. Accumbens se<strong>in</strong> Suchtverhalten<br />

verän<strong>der</strong>te, veranlasste uns, den Behandlungsverlauf von 10 Patienten<br />

mit Nikot<strong>in</strong>abhängigkeit retrospektiv zu erfassen. Da diese<br />

Patienten ebenfalls mittels dieser <strong>in</strong>novativen Behandlungsmethode<br />

jedoch bei differenten primären psychischen Störungen (z. B.<br />

Tourette-Syndrom, Zwangsstörung) therapiert wurden, erhoben<br />

wir ihr momentanes Rauchverhalten und retrospektiv ihr Rauchverhalten<br />

vor <strong>der</strong> Initiierung <strong>der</strong> tiefen Hirnstimulation. Zur Anwendung<br />

kamen <strong>der</strong> Fagerström Test für Nikot<strong>in</strong>abhängigkeit und<br />

zusätzliche e<strong>in</strong>fache Fragen zur Abst<strong>in</strong>enzmotivation.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Drei männlichen Patienten gelang es, ihren<br />

Konsum nach <strong>der</strong> THS des NAc beim ersten Abst<strong>in</strong>enzversuch<br />

und ohne weitere Unterstützung zu beenden. Frühere diesbezügliche<br />

Versuche waren stets rasch gescheitert. Diese 30 % Abst<strong>in</strong>enzrate<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en Studiengruppe liegt deutlich über <strong>der</strong><br />

allgeme<strong>in</strong>en Abst<strong>in</strong>enzrate. Die genauere Analyse ergab u. a. dass<br />

diese drei Patienten e<strong>in</strong>en höheren Motivationsgrad aufwiesen als<br />

<strong>der</strong> Rest <strong>der</strong> Probanden. Die erzielten Resultate waren zwar aufgrund<br />

<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en Patientengruppe nicht signifikant, unterstreichen<br />

aber unter Berücksichtigung an<strong>der</strong>er erster kasuistischer<br />

Behandlungsergebnisse von Alkoholabhängigkeit mit THS den potentiellen<br />

Nutzen dieser Methodik im Kontext von stoffgebundenen<br />

Abhängigkeiten. Insbeson<strong>der</strong>e rechtfertigen die angeführten<br />

kl<strong>in</strong>ischen Ergebnisse die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er wissenschaftlichen<br />

Erforschung <strong>der</strong> THS des NAc zur Behandlung von Abhängigkeiten.<br />

002<br />

Lokale Feldpotentiale störungsspezifischer Funktionen des Nucleus<br />

accumbens bei Alkoholsucht<br />

Marcus Heldmann (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Magdeburg, Neurologie)<br />

H. J. He<strong>in</strong>ze, B. Bogerts, J. Voges<br />

Neurobiologische Modelle zum Erwerb und zur Aufrechterhaltung<br />

von Substanzabhängigkeit messen dem Nucleus accumbens (NAcc)<br />

e<strong>in</strong>e zentrale Bedeutung bei (A. E. Kelley, 2004; J. Everitt und T. W.<br />

Robb<strong>in</strong>s, 2005). Entsprechend ist dieser Kern des ventralen Striatums<br />

bei dem Ansatz, Alkoholsucht mit Hilfe <strong>der</strong> tiefen Hirnstimulation<br />

zu therapieren, bevorzugte Zielregion. E<strong>in</strong> operantlerntheoretischer<br />

Ansatz zur Erklärung des Erwerbs und <strong>der</strong><br />

Aufrechterhaltung von Substanzabhängigkeit ist das Modell <strong>der</strong>


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

Anreizsalienz von Everitt und Robb<strong>in</strong>s (1993, 2003, 2008). Wesentliche<br />

Voraussetzung bei diesem Modell ist die Beteiligung des NAcc<br />

an <strong>der</strong> Kontrolle von Handlung, <strong>der</strong> Antizipation von Belohnungsreizen<br />

und <strong>der</strong> Verarbeitung substanzspezifischer H<strong>in</strong>weisreize. Es<br />

sollen die Ergebnisse von 3 Patienten vorgestellt werden, bei denen<br />

im Zuge <strong>der</strong> Implantation von Elektroden zur Tiefen Hirnstimulation<br />

(THS) bei therapieresistenter Alkoholsucht <strong>in</strong> den Tagen 2 – 5<br />

postoperativ externalisierte Elektroden verwendet werden konnten,<br />

um die Beteiligung des NAcc an verschiedenen kognitiven Mechanismen<br />

zu untersuchen. Die stimulus- und reaktionsbezogene<br />

Mittelung lokaler Feldpotentiale (LFP) zeigt e<strong>in</strong>e differentielle Beteiligung<br />

des NAcc an den postulierten kognitiven Mechanismen.<br />

Diese Effekte sollen h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>es kognitiv orientierten Erklärungsansatzes<br />

für die Wirkmechanismen <strong>der</strong> THS bei therapieresistenter<br />

Alkoholsucht diskutiert werden.<br />

003<br />

Tiefe Hirnstimulation bei Abhängigkeitserkrankungen – Erfahrungen<br />

und Perspektiven aus Sicht <strong>der</strong> funktionellen Neurochirurgie<br />

Volker Sturm (Kl<strong>in</strong>ikum Universität zu Köln, Kl<strong>in</strong>ik für Stereotaxie<br />

und Funktionelle Neurochirurgie)<br />

004<br />

Kl<strong>in</strong>ische Erfahrungen und Wirksamkeit <strong>der</strong> tiefen Hirnstimulation<br />

bei therapieresistenter Alkoholabhängigkeit – Ergebnisse <strong>der</strong><br />

ersten fünf Patienten mit bis zu zwei Jahren Stimulationszeit<br />

Ulf Joachim Müller (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Magdeburg, Psychiatrie)<br />

B. Bogerts, J. Voges, H.-J. He<strong>in</strong>ze, I. Galazky, M. Heldmann, V.<br />

Sturm<br />

E<strong>in</strong>leitung: Nur knapp <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Patienten mit Alkoholabhängigkeit<br />

gel<strong>in</strong>gt es, langfristig abst<strong>in</strong>ent zu bleiben. E<strong>in</strong> dsyfunktionales<br />

Belohnungssystem des Gehirns, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Dysfunktionen<br />

des Nucleus Accumbens sche<strong>in</strong>en bei <strong>der</strong> Therapieresistenz e<strong>in</strong>e<br />

zentrale Rolle zu spielen. Jüngst wurde berichtet, dass es nach Tiefenhirnstimulation<br />

(THS) des Nuclues Accumbens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung<br />

e<strong>in</strong>er schwersten Angststörung zu e<strong>in</strong>er unerwarteten und<br />

völligen Remission <strong>der</strong> sekundären Alkoholabhängigkeit gekommen<br />

war. Basierend auf diesem Bericht sowie den Erkenntnissen<br />

über die Bedeutung des Nucleus Accumbens bei Alkoholabhängigkeit<br />

wurden an unserer Kl<strong>in</strong>ik seit September 2007 bisher fünf<br />

Patienten auf <strong>der</strong> Grundlage e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuellen Heilversuches operiert<br />

und e<strong>in</strong>e Behandlung mittels THS des Nucleus Accumbens<br />

durchgeführt.<br />

Methode: E<strong>in</strong>geschlossen wurden 5 männliche Patienten mit e<strong>in</strong>er<br />

langjährigen therapieresistenten Alkoholabhängigkeit. Die stereotaktische<br />

Operation mit bilateraler Implantation <strong>der</strong> Elektroden <strong>in</strong><br />

den Nucleus Accumbens erfolgte <strong>in</strong> Vollnarkose.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Beitragse<strong>in</strong>reichung<br />

liegen follow-up Ergebnisse von bis zu 22 Monaten vor. Vier <strong>der</strong><br />

Fünf Patienten s<strong>in</strong>d seit Operation abst<strong>in</strong>ent. Der fünfte Patient<br />

weist e<strong>in</strong>e deutliche Reduktion <strong>der</strong> Tr<strong>in</strong>ktage und Tr<strong>in</strong>kmenge auf.<br />

Neben <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> angeführten kl<strong>in</strong>ischen Ergebnisse wird<br />

im Vortrag vor allem auf die unmittelbaren und anhaltenden positiven<br />

Effekte <strong>der</strong> THS auf das Crav<strong>in</strong>g-Verhalten e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Diese Auswirkungen werden auch anhand von Situationsbeschreibungen<br />

präsentiert, um – losgelöst vom kl<strong>in</strong>ischen Alttag und Rat<strong>in</strong>gskalen<br />

– die Auswirkungen <strong>der</strong> THS im Alltag aus Sicht <strong>der</strong><br />

Patienten verständlich darzustellen. Zusätzlich werden die Auswirkungen<br />

<strong>der</strong> THS auf das private und berufliche Leben <strong>der</strong> Patienten<br />

vorgestellt. Basierend auf diesen Ergebnissen und Erfahrungen sollen<br />

die ursprünglichen E<strong>in</strong>- und Ausschlusskriterien des <strong>in</strong>dividuellen<br />

Heilversuches kritisch betrachtet werden und h<strong>in</strong>sichtlich<br />

zukünftiger kl<strong>in</strong>ischer Studien mit den Teilnehmern diskutiert<br />

werden.<br />

005<br />

DBS bei Alkoholabhängigkeit: Wann ist es ethisch vertretbar?<br />

Matthis Synofzik (Universität Tüb<strong>in</strong>gen, Hertie-Institute)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die tiefe Hirnstimulation (deep bra<strong>in</strong> stimulation,<br />

DBS) hat sich bei verschiedenen neurologischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

(z. B. Morbus Park<strong>in</strong>son, essentieller Tremor o<strong>der</strong> segmentale Dystonie)<br />

und neuerd<strong>in</strong>gs auch bei e<strong>in</strong>igen psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

(z. B. Major Depression o<strong>der</strong> Zwangserkrankungen) als <strong>in</strong>novative<br />

Behandlungsoption erwiesen. Bereits bei <strong>der</strong> Anwendung<br />

bei neurologischen <strong>Erkrankungen</strong> treten jedoch ethische Probleme<br />

auf, die bislang nur <strong>in</strong> Ansätzen systematisch ethisch reflektiert<br />

wurden, z.B. die <strong>in</strong>dividuelle Güterabwägung zwischen DBS-<strong>in</strong>duzierten<br />

Nutzeffekten und DBS-<strong>in</strong>duzierten physischen o<strong>der</strong> psychischen<br />

Schädigungen, o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e potentielle Fehlfokussierung auf<br />

die Verbesserung motorischer Parameter unter Missachtung <strong>der</strong><br />

Lebensqualität und des psychosozialen Gesamtbef<strong>in</strong>dens des Patienten.<br />

Diesen ethischen Problemen kommt bei <strong>der</strong> Anwendung<br />

von DBS bei psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong> noch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />

Gewichtung zu.<br />

Methode: Im Rahmen e<strong>in</strong>er komb<strong>in</strong>ierten ethisch-konzeptuellen<br />

und empirischen Analyse wird hier exemplarisch die Anwendung<br />

von DBS bei Alkoholabhängigkeit und an<strong>der</strong>en stoffgebundenen<br />

Abhängigkeiten untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Durch e<strong>in</strong>e Analyse und Extrapolation<br />

<strong>der</strong> ethischen Probleme von DBS bei M. Park<strong>in</strong>son, Depression<br />

und Zwangserkrankungen lassen sich grundlegende ethische Probleme<br />

bei diesem neuen DBS-Anwendungsfeld bereits antizipieren<br />

und strukturieren. Hierzu werden ethische Kriterien und e<strong>in</strong> Entscheidungsalgorithmus<br />

vorgeschlagen, die e<strong>in</strong>e spezifische Diskussion<br />

<strong>der</strong> jeweiligen ethischen Probleme bei e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>dividuellen<br />

Patienten erleichtern könnten. Auch könnten sie e<strong>in</strong>e ethisch fundierte<br />

Entscheidungsf<strong>in</strong>dung ermöglichen, welche die sich kont<strong>in</strong>uierlich<br />

verän<strong>der</strong>nde Evidenzlage für DBS bei Abhängigkeiten zu<br />

berücksichtigen vermag.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-002 Posterpräsentation<br />

Alkoholabhängigkeit 2<br />

Vorsitz: F. Kiefer (Mannheim)<br />

001<br />

Aktivität <strong>der</strong> sezernierten Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase bei Patienten mit<br />

Alkoholabhängigkeit<br />

Johannes Beck (Psychiatrische Unikl<strong>in</strong>ik, Molekulare Neurobiologie,<br />

Erlangen)<br />

M. Reichel, C. Mühle, S. Bleich, J. Kornhuber<br />

E<strong>in</strong>leitung: Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>asen katalysieren die Hydrolyse des<br />

Plasmalipids Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong> und stellen somit Schlüsselenzyme bei<br />

<strong>der</strong> Regulation <strong>der</strong> kritischen Ceramid-Konzentration dar. Erhöhte<br />

Enzymaktivitäten wurden für die saure Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase (acid<br />

Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase, ASM), die neutrale Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase (nSMase)<br />

sowie für die sezernierte Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase (sSMase) auch im Zusammenhang<br />

mit psychiatrischen und neurologischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

berichtet. Mehrere <strong>in</strong> vitro Untersuchungen legen zudem den<br />

Verdacht nahe, dass Alkohol zu e<strong>in</strong>er Aktivierung <strong>der</strong> ASM und<br />

<strong>der</strong> nSMase führen kann. Ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise gibt es bislang auf e<strong>in</strong>e<br />

alkohol-<strong>in</strong>duzierte Erhöhung <strong>der</strong> sSMase-Aktivität. Wir haben <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er ersten Arbeit die Aktivität <strong>der</strong> ASM <strong>in</strong> den Blutzellen von alkoholkranken<br />

Patienten untersucht und gefunden, dass die Enzym-<br />

Aktivität bei akuter Intoxikation signifikant erhöht ist und während<br />

47


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

<strong>der</strong> frühen Abst<strong>in</strong>enz abnimmt. In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt soll nun<br />

die Aktivität <strong>der</strong> sSMAse bestimmt werden. Obwohl beide Enzyme<br />

durch das gleiche Gen kodiert werden und sich nur aufgrund <strong>der</strong><br />

post-translationalen Regulation <strong>in</strong> ihrer Lokalisation unterscheiden<br />

(ASM: Lysosom; sSMAse: Extrazellularraum), gibt es bislang<br />

ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong> vivo Daten zum Verhältnis <strong>der</strong> beiden Enzymaktivitäten<br />

o<strong>der</strong> H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e Ko-Regulation. Die Untersuchung soll die<br />

Hypothese untersuchen, dass lang anhalten<strong>der</strong> Alkoholmissbrauch<br />

zu e<strong>in</strong>er Verän<strong>der</strong>ung des Sph<strong>in</strong>golipid-Stoffwechsels führt und<br />

dass die psychiatrischen Konsequenzen <strong>der</strong> Krankheit zum Teil auf<br />

diese Verän<strong>der</strong>ungen zurückzuführen s<strong>in</strong>d. Die Bestimmung <strong>der</strong><br />

Enzym-Aktivität aus Plasma stellt dabei e<strong>in</strong>e wesentliche Erleichterung<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Anwendbarkeit und Durchführbarkeit solcher<br />

Untersuchungen dar.<br />

Methode: Die Aktivität <strong>der</strong> sSMase wurde aus dem Plasma von<br />

27 Patienten mit Alkoholkrankheit während des kl<strong>in</strong>ischen Entzugs<br />

mittels e<strong>in</strong>es fluoreszenz-basierten Verfahrens bestimmt.<br />

Blutentnahmen erfolgten am Tag <strong>der</strong> stationäre Aufnahme (Tag 0),<br />

an den ersten beiden Tagen des Entzugs (Tag 1, Tag 2) sowie nach<br />

Abschluss des kl<strong>in</strong>ischen Aufenthaltes (zwischen Tag 7 und 10).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Erste Ergebnisse deuten darauf h<strong>in</strong>, dass<br />

die Aktivität <strong>der</strong> sSMase bei Patienten mit Alkoholkrankheit zu Beg<strong>in</strong>n<br />

des kl<strong>in</strong>ischen Entzugs deutlich erhöht ist und im Laufe <strong>der</strong><br />

Therapie abfällt.<br />

002<br />

Belohnungslernen bei B<strong>in</strong>ge-Tr<strong>in</strong>kern und Alkoholabhängigen<br />

Yvonne Paelecke-Habermann (Institut für Psychologie, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie<br />

und Psychotherapie, Halle (Saale))<br />

E<strong>in</strong>leitung: Chronischer und abhängiger Alkoholkonsum gehen<br />

mit charakteristischen Verän<strong>der</strong>ungen des Dopam<strong>in</strong>-(DA)-Stoffwechsels<br />

im Belohnungssystem (BRS) e<strong>in</strong>her (Volkow et al., 2002).<br />

Die drogentypisch sensitisierte DA-Reaktion im Nucleus accumbens<br />

(NAc) führt zu e<strong>in</strong>er erhöhten Erregbarkeit des BRS bezüglich<br />

aller Alkoholcues. Gleichzeitig kommt es zu e<strong>in</strong>er Reduktion <strong>der</strong><br />

DA-Transmission <strong>in</strong> weiteren Strukturen des BRS (z. B. Striatum,<br />

orbitofrontaler Kortex, OFC). Dies bewirkt e<strong>in</strong>e reduzierte Ansprechbarkeit<br />

des BRS auf substanzunabhängige Belohnungscues.<br />

Folglich sollten alkoholabhängige Patienten Defizite im impliziten<br />

und expliziten Belohnungslernen zeigen. E<strong>in</strong>e offene Frage ist außerdem,<br />

ob sich diese Defizite auch bei sog. B<strong>in</strong>ge-Tr<strong>in</strong>kern f<strong>in</strong>den.<br />

Methode: 24 Alkoholabhängige (DSM-IV), 35 B<strong>in</strong>ge-Tr<strong>in</strong>ker (> 6<br />

Monate m<strong>in</strong>d. 2x monatl. > 4 alk. Getränke / 2h) und 50 nach WHO<br />

unauffällige Konsumenten. AVs: E<strong>in</strong> substanzbezogener Aufmerksamkeitsbias<br />

wurde über e<strong>in</strong>e Emotionale Stroop-Aufgabe erfasst.<br />

Zur Erfassung des impliziten Belohnungslernens wurde e<strong>in</strong>e probabilistische<br />

Klassifikationsaufgabe ohne Lernanweisung mit monetärem<br />

Feedback (nach Knowlton et al., 1996) e<strong>in</strong>gesetzt. Das explizite<br />

Belohnungslernen wurde über e<strong>in</strong> go / no go-Kartenspiel mit<br />

expliziter Lernanweisung und Feedback via Belohnung und Bestrafung<br />

operationalisiert. KV: Über das SKID werden komorbide<br />

Achse-I-Störungen ausgeschlossen. Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnisleistungen,<br />

Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen werden<br />

umfassend neuropsychologisch getestet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen deutliche Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

im impliziten und expliziten Belohnungslernen bei<br />

Alkoholabhängigen sowie e<strong>in</strong>en Aufmerksamkeitsbias für Alkoholcues.<br />

Auch die B<strong>in</strong>ge-Tr<strong>in</strong>ker weisen tendenzielle Defizite im<br />

impliziten Belohnungslernen auf, d. h. dass B<strong>in</strong>ge-Tr<strong>in</strong>ken als e<strong>in</strong><br />

Risikofaktor für die Entwicklung e<strong>in</strong>er Abhängigkeit zu betrachten<br />

ist.<br />

48<br />

003<br />

Low D2 / D3-receptor availability <strong>in</strong> detoxified patients with<br />

alcohol addiction compared to healthy subjects – PET study with<br />

[18F] fallypride<br />

Michael Paulzen (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

K. Spreckelmeyer, J. Van Waesberghe, M. Zalewski, T. Baltus, M.<br />

Raptis, F. Rösch, I. Vernaleken, W. Schäfer, G. Grün<strong>der</strong><br />

Introduction: Chronic alcohol <strong>in</strong>take seems to be associated with<br />

changes <strong>in</strong> central DA D2-receptor availability. Aim of the present<br />

study was to quantify striatal and extrastriatal D2/3 receptor availability<br />

<strong>in</strong> detoxified patients with alcohol addiction and healthy<br />

controls.<br />

Discussion / Results: Prelim<strong>in</strong>ary analysis of basel<strong>in</strong>e-data from 12<br />

patients and 12 controls revealed a statistically significant decrease<br />

<strong>in</strong> D2/3 receptor availability <strong>in</strong> patients with alcohol addiction. The<br />

prelim<strong>in</strong>ary analysis shows that the reported reduction <strong>in</strong> D2/3 receptors<br />

is not restricted to the (ventral) striatum, but comprises<br />

extrastriatal bra<strong>in</strong> regions such as the thalamus and cortex as well.<br />

This suggests a more general dysfunction of dopam<strong>in</strong>ergic systems<br />

<strong>in</strong> alcoholism than previously thought.<br />

Method: [18F]fallypride positron emission tomography (PET) was<br />

used to compare 12 detoxified male patients with alcohol addiction<br />

and 12 healthy controls. All subjects un<strong>der</strong>went two dynamic PET<br />

scans whereas the first scan comprised a basel<strong>in</strong>e assessment of<br />

D2/3 receptor availability.<br />

004<br />

Fähigkeit zur Erzeugung konstanter Blutalkoholspiegel während<br />

Computer-assistierter Selbst<strong>in</strong>fusion von Ethanol (CASE): E<strong>in</strong> Marker<br />

für ger<strong>in</strong>ges Suchtrisiko?<br />

Inge Maria Mick (Unikl<strong>in</strong>ikum Dresden, Psychiatrie)<br />

S. O´Connor, V. Vitvitsky, P. W<strong>in</strong>iecki, K. Mann, U. S. Zimmermann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Experimente mit oraler Selbstverabreichung von Alkohol<br />

erbrachten aufgrund <strong>der</strong> hohen Variabilität <strong>der</strong> Blutalkoholkonzentration<br />

(BAK) häufig ke<strong>in</strong>e positiven Ergebnisse. CASE umgeht<br />

die hierfür ursächlichen <strong>in</strong>ter<strong>in</strong>dividuellen Unterschiede <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Absorptions- und Elim<strong>in</strong>ationsphase des Alkohols und es ist<br />

daher möglich, genauere Aussagen über das Selbstverabreichungsverhalten<br />

<strong>der</strong> Probanden zu treffen.<br />

Methode: Es wurden 23 gesunde junge Erwachsene (Alter zwischen<br />

20 und 21 Jahren; positive o<strong>der</strong> negative Familienanamnese)<br />

e<strong>in</strong>geschlossen. CASE steuert die <strong>in</strong>travenöse Verabreichung e<strong>in</strong>er<br />

6 %igen Alkohollösung auf <strong>der</strong> Grundlage e<strong>in</strong>es pharmakok<strong>in</strong>etischen<br />

Modells über zwei Infusionspumpen. Die Verän<strong>der</strong>ung im<br />

Blutalkohol sowie <strong>der</strong>en zeitlicher Verlauf s<strong>in</strong>d bei jedem Probanden<br />

exakt gleich (Anstieg von 0,075‰ <strong>in</strong>nerhalb von 2,5m<strong>in</strong> nach<br />

je<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Anfor<strong>der</strong>ung durch die Probanden). So lange die<br />

Versuchsteilnehmer ke<strong>in</strong>en Alkohol anfor<strong>der</strong>n, wird die Infusion<br />

so gesteuert, dass <strong>der</strong> Blutalkohol kont<strong>in</strong>uierlich um 0,01‰ / m<strong>in</strong><br />

abfällt. Die bisher zur Auswertung genutzten Ergebnisvariablen<br />

waren die Mittel- und Maximalwerte <strong>der</strong> BAK und die Anzahl <strong>der</strong><br />

Alkoholanfor<strong>der</strong>ungen, welche eng mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> korrelieren. Wir<br />

werteten die Daten zusätzlich h<strong>in</strong>sichtlich Phasen stabiler BAK<br />

(Plateaus) aus, um zu prüfen, ob die Probanden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage waren,<br />

während <strong>der</strong> Selbstverabreichungsphase e<strong>in</strong>e stabile Alkoholexposition<br />

zu erreichen und aufrecht zu erhalten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Während 33 von 46 Experimenten erreichten<br />

die Probanden e<strong>in</strong> stabiles Plateau und hielten dieses für<br />

m<strong>in</strong>destens 30 M<strong>in</strong>uten während <strong>der</strong> Selbstverabreichungszeit aufrecht.<br />

Weil BAK nach je<strong>der</strong> Alkoholanfor<strong>der</strong>ung schnell ansteigt<br />

und schnell wie<strong>der</strong> abfällt, solange ke<strong>in</strong>e weitere getätigt wird, ist<br />

dies nur möglich, wenn die Probanden die entstehenden Alkoholwirkungen<br />

subjektiv deutlich wahrnehmen. Probanden mit e<strong>in</strong>er<br />

positiven Familienanamnese gelang es deutlich schlechter, e<strong>in</strong> Pla-


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

teau aufrecht zu erhalten als denjenigen mit e<strong>in</strong>er negativen Familienanamnese.<br />

Phasen mit stabiler BAK können nur mit <strong>der</strong> CASE<br />

Software gut nachgewiesen werden und zeigen wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong><br />

ger<strong>in</strong>ges Suchtrisiko an.<br />

005<br />

Schwere zerebrale und extrazerebrale Alkoholfolgen bei e<strong>in</strong>er<br />

jungen Patient<strong>in</strong>: Asymptomatische pont<strong>in</strong>e Myel<strong>in</strong>olyse und Pankreas<strong>in</strong>suffizienz<br />

Nad<strong>in</strong>e Osterfeld (Universitätskl<strong>in</strong>ik Ulm, Psychiatrie III)<br />

M. Kölle, S. Arda, R. Freudenmann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Konsummuster bei Suchterkrankungen unterliegen<br />

e<strong>in</strong>em häufigen Wandel. Im Bereich des Alkohols etwa werden<br />

die Kriterien des schädlichen Gebrauchs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Abhängigkeit<br />

von immer jüngeren Patienten und gerade jungen Frauen erfüllt.<br />

Problematisch s<strong>in</strong>d „Modeersche<strong>in</strong>ungen“ wie das B<strong>in</strong>ge-dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g<br />

o<strong>der</strong> Flatrate-Parties. Es kommt bei bisher nicht-typischen Patientengruppen<br />

wie jüngeren Frauen immer häufiger zu ausgeprägten<br />

Alkoholfolgeerkrankungen. Dies soll hier anhand e<strong>in</strong>es Fallberichts<br />

veranschaulicht werden.<br />

Methode: Wir berichten den Fall e<strong>in</strong>er 30-jährigen Patient<strong>in</strong> mit<br />

e<strong>in</strong>er schweren nur 8-monatigen Alkoholabhängigkeit. Die aus<br />

Moldawien stammende Patient<strong>in</strong> hatte bei starkem Heimweh begonnen<br />

täglich ca. 250 – 500ml Wodka bzw. an<strong>der</strong>e hochprozentige<br />

Getränke zu konsumieren. Innerhalb von 6 Monaten kam es zu e<strong>in</strong>er<br />

schweren akuten Pankreatitis mit Entwicklung e<strong>in</strong>es pankreopriven<br />

Diabetes mellitus. Nach ca. 1,5 Monate Abst<strong>in</strong>enz kam es zu<br />

e<strong>in</strong>em Rückfall und sie stellte sich <strong>in</strong> unserer Kl<strong>in</strong>ik zur qualifizierten<br />

Entzugsbehandlung vor. In <strong>der</strong> organischen Diagnostik zeigte<br />

sich zusätzlich e<strong>in</strong>e exokr<strong>in</strong>e Pankreas<strong>in</strong>suffizienz (Elastase im<br />

Stuhl unter <strong>der</strong> Nachweisgrenze) und überraschend e<strong>in</strong>e ausgeprägte<br />

Pont<strong>in</strong>e Myel<strong>in</strong>olyse (Grösse 1,9 x 1,6 x 2,1 cm). Diese war<br />

vermutlich zuvor im Rahmen <strong>der</strong> Pankreatitis vermittelt durch e<strong>in</strong>e<br />

Hyponatriämie von 126 mmol / l erworben worden (entzündliche<br />

und an<strong>der</strong>e typische Ursachen wurden ausgeschlossen). Dieser Befund<br />

war bemerkenswert, weil die Patienten ke<strong>in</strong>erlei neurologische<br />

Symptomatik hatte.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der vorliegende Fall zeigt, dass sich<br />

schwere zerebrale und extrazerebrale Alkoholfolgeschäden schon<br />

bei jungen Frauen ohne körperliche Symptomatik und nach vergleichsweise<br />

ger<strong>in</strong>gen Alkoholmengen entwickeln können. H<strong>in</strong>tergrund<br />

dafür ist vermutlich die ger<strong>in</strong>gere Detoxifikationskapazität<br />

<strong>der</strong> hepatischen Alkohol-Dehydrogenase, während über e<strong>in</strong>e erhöhte<br />

neuronale Vulnerabilität wenig bekannt ist. Aller Voraussicht<br />

nach wird die Anzahl <strong>der</strong> schweren Folgeerkrankungen bei Frauen<br />

steigen. Die als riskant angesehenen Alkoholmengen am Tag werden<br />

ständig nach unten korrigiert, so dass e<strong>in</strong>e effizientere Prävention<br />

wünschenswert ist. Wir empfehlen vor diesem H<strong>in</strong>tergrund<br />

bei jungen Frauen mit e<strong>in</strong>er Alkoholanamnese e<strong>in</strong>e gezielte, aber<br />

angemessene Abklärung auf Alkoholfolgeerkrankungen stärker <strong>in</strong><br />

Betracht zu ziehen.<br />

006<br />

Geschlechtsunterschiede bei Alkoholabhängigkeit: Stress und<br />

Cop<strong>in</strong>g vor und nach Entzugsbehandlung<br />

Ursula Bayer (UPK, Basel, Schweiz)<br />

U. Gerhard, G. Wiesbeck, M. Walter<br />

E<strong>in</strong>leitung: Weibliche und männliche Alkoholabhängige bilden<br />

ke<strong>in</strong>e homogene Gruppe h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Entwicklung <strong>der</strong> Abhängigkeit<br />

und des Rückfalls. Sowohl Stress als auch Stressverarbeitung<br />

stellen wichtige prädiktive Faktoren für den späteren Verlauf<br />

<strong>der</strong> Alkoholerkrankung dar.<br />

Methode: Soziale Daten, Daten zum Tr<strong>in</strong>kverhalten, Stress-cop<strong>in</strong>g<br />

Mechanismen und Cortisol-Konzentrationen im Plasma und Liquor<br />

wurden bei <strong>in</strong>sgesamt 130 Alkoholpatienten (F35 und M95)<br />

vor und nach abgeschlossener Entzugsbehandlung erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Weibliche Alkoholabhängige s<strong>in</strong>d signifikant<br />

älter bei Erstdiagnose und konsumieren signifikant weniger<br />

Alkohol als männliche Alkoholabhängige im Vergleich. Sie s<strong>in</strong>d zudem<br />

häufiger <strong>in</strong> die K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung e<strong>in</strong>gebunden und wohnen<br />

seltener alle<strong>in</strong>e. Während sich die Cortisolkonzentrationrn zwischen<br />

weiblichen und männlichen Patienten vor und nach Entzugsbehandlung<br />

nicht unterscheiden, zeigten die weiblichen Alkoholabhängigen<br />

nach <strong>der</strong> Entzugsbehandlung signifikant höhere<br />

Werte für negative Stress-Cop<strong>in</strong>g-Mechanismen.<br />

007<br />

Die Ausprägung von Schuld- und Schamgefühlen und bee<strong>in</strong>flussende<br />

Faktoren bei alkoholabhängigen Frauen und Männern<br />

Rigo Brueck (Encitas, CA)<br />

B. Abberger, D. Riemann, M. Hornyak<br />

E<strong>in</strong>leitung: Obwohl die Bedeutung von Scham- und Schuldgefühlen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> therapeutischen Arbeit mit Alkoholkranken offensichtlich<br />

ist, gab es bisher ke<strong>in</strong>e Untersuchungen zu diesem Thema mit<br />

kl<strong>in</strong>isch relevanten Stichproben. Unsere Studie beschäftigte sich<br />

mit 3 Fragen: Unterscheiden sich alkoholabhängige Patienten von<br />

gesunden Vergleichspersonen <strong>in</strong> ihrem Scham- und Schul<strong>der</strong>leben?<br />

Unterscheiden sich männliche und weibliche Alkoholabhängige<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausprägung ihrer Scham- und Schuldgefühle? Welche<br />

Faktoren nehmen E<strong>in</strong>fluss auf Scham und Schuld bei Alkoholabhängigkeit?<br />

Methode: 60 alkoholabhängige Patienten (Diagnose nach ICD-10;<br />

30 Männer und 30 Frauen) und 60 gesunde, nach Geschlecht, Alter<br />

und Schuldbildung gematchte Vergleichspersonen beantworteten<br />

den Test of Self-Conscious Affect (TOSCA-3), den Personal Feel<strong>in</strong>gs<br />

Questionnaire (PFQ-2) und die Experiential Shame Scale<br />

(ESS). Mit weiteren Fragebögen wurde die Schwere des Alkoholkonsums<br />

(AUDIT, Alcohol Use Disor<strong>der</strong>s IdentificationTest), des<br />

Alkoholverlangens (OCDS-G, Obsessive Compulsive Dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g<br />

Scale), die Symptomschwere komorbi<strong>der</strong> Störungen (STAI, State<br />

Anxiety Questionnaire; BDI, Beck Depressions Inventar; WURS-k,<br />

Wen<strong>der</strong> Utah Rat<strong>in</strong>g Scale-Kurzform; P(T)DS (Teil 3), Posttraumatic<br />

Stress Diagnostic Scale; CTQ-SF, Childhood Trauma Questionnaire)<br />

sowie deskriptive Daten erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die alkoholabhängigen Patienten zeigen<br />

deutlich höhere Scham- und nicht-adaptive Schuldwerte als die gesunde<br />

Vergleichsgruppe. Alkoholabhängige Männer unterscheiden<br />

sich von alkoholabhängigen Frauen nur <strong>in</strong> adaptiver Schuld; die bei<br />

den Frauen wesentlich höher ist. Statistisch signifikante Korrelationen<br />

zeigen sich zwischen Scham- und Schul<strong>der</strong>leben, <strong>der</strong> Symptomschwere<br />

komorbi<strong>der</strong> Störungen, <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> bisherigen<br />

Therapien, e<strong>in</strong>er komorbiden Depression und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>nahme von<br />

Psychopharmaka. E<strong>in</strong> deutlicher Zusammenhang zeigt sich auch<br />

zwischen Scham bzw. Schuld und <strong>der</strong> Ausprägung von Angst.<br />

008<br />

Ergebnisqualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation<br />

alkoholabhängiger Spätaussiedler<br />

Peter Missel (AHG Kl<strong>in</strong>ken Daun)<br />

I. Malissova, V. Belous, N. Bergemann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Nach den Empfehlungen des Drogen- und Suchtrates<br />

(2008) weisen Spätaussiedler e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko für Alkoholmissbrauch<br />

und Alkoholabhängigkeit auf, zudem werde e<strong>in</strong>e Behandlung<br />

häufig durch schlechte deutsche Sprachkenntnisse erschwert.<br />

Daher seien spezifische Angebote <strong>der</strong> Prävention und Behandlung<br />

für diese Patientengruppe zu entwickeln.<br />

Methode: In den AHG Kl<strong>in</strong>iken Daun Am Rosenberg wird seit<br />

mehr als zehn Jahren e<strong>in</strong> Behandlungsangebot für weibliche und<br />

männliche Patienten ab 18 Jahren mit e<strong>in</strong>em Alkoholabhängigkeitssyndrom<br />

und Migrationsh<strong>in</strong>tergrund als Aussiedler als Ziel-<br />

49


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

gruppenkonzept durchgeführt. Beson<strong>der</strong>heiten des Programms<br />

s<strong>in</strong>d u. a. die Behandlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweisprachigen Behandlungsteam<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em deutschsprachigen Kl<strong>in</strong>iksett<strong>in</strong>g, die Abhängigkeitsbehandlung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er russischsprachigen o<strong>der</strong> deutschsprachigen<br />

Bezugsgruppe, die <strong>in</strong>tensive und forcierte För<strong>der</strong>ung deutscher<br />

Sprachkenntnisse und die Beachtung von <strong>in</strong>terkulturellen Behandlungsaspekten.<br />

In den Jahren 2003 bis 2007 wurden 156 Spätaussiedler<br />

behandelt. Der Beitrag geht <strong>der</strong> Frage nach, wie sich diese<br />

Teilstichprobe h<strong>in</strong>sichtlich Patienten- und Behandlungsmerkmalen<br />

sowie h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> katamnestischen Erfolgsquoten von im<br />

selben Zeitraum behandelten übrigen Klientel unterscheiden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass Spätaussiedler<br />

während <strong>der</strong> Rehabilitation vergleichsweise häufiger rückfällig<br />

werden, ihre Behandlung aber genau so häufig planmäßig wie die<br />

an<strong>der</strong>en Patienten beenden. Obgleich Spätaussiedler e<strong>in</strong>en belastenden<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund aufweisen und signifikant häufiger<br />

arbeitslos s<strong>in</strong>d, zeigen sich <strong>in</strong> den katamnestischen Erfolgsquoten<br />

während e<strong>in</strong>es poststationären 1-Jahres-Zeitraumes nur vergleichsweise<br />

ger<strong>in</strong>gfügig erniedrigte Behandlungserfolge.<br />

009<br />

Intelligenz und Persönlichkeit als Prädiktoren des Alkoholkonsums<br />

nach qualifizierter Entzugsbehandlung<br />

Gerd Weithmann (ZfP Südwürttemberg, Versorgungsforschung,<br />

Ravensburg)<br />

M. Hoffmann, E. Flammer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Mit zunehmendem zeitlichen Abstand zu e<strong>in</strong>er abgeschlossenen<br />

Entzugsbehandlung dürfte <strong>der</strong> unmittelbare Effekt <strong>der</strong><br />

Therapie nachlassen und Faktoren, die die Remission (Abst<strong>in</strong>enz<br />

o<strong>der</strong> reduzierter Konsum) aufrechterhalten, entsprechend wichtiger<br />

werden. Für die Aufrechterhaltung e<strong>in</strong>er Remission ist zum<br />

Beispiel soziale Unterstützung (z. B. durch Partner, Familie, Selbsthilfegruppen)<br />

vorteilhaft. Da bei <strong>der</strong> Stabilisierung <strong>der</strong> Remission<br />

auch kognitive Bewertungsprozesse e<strong>in</strong>e Rolle spielen, untersuchten<br />

wir den Zusammenhang von Intelligenz- und Persönlichkeitsmaßen<br />

mit dem Alkoholkonsum zu verschiedenen Zeitabschnitten<br />

nach e<strong>in</strong>er Enzugsbehandlung.<br />

Methode: Der Katamnesezeitraum betrug zwei Jahre. Die kognitive<br />

Leistungsfähigkeit wurde während <strong>der</strong> Entzugsbehandlung<br />

mittels Untertests des Hamburg-Wechsler Intelligenztest für Erwachsene<br />

(HAWIE) erfasst, Persönlichkeitsfaktoren mit dem NEO-<br />

Fünf-Faktoren-Inventar (NEO-FFI). Die Stichprobe bestand aus<br />

N =106 alkoholabhängigen Patienten, darunter 19 Frauen (17,9 %).<br />

Das Durchschnittsalter lag bei 44,0 Jahren, (sd = 9,10, Md = 43,0;<br />

Range 26 – 72 Jahre). Die durchschnittliche Behandlungsdauer betrug<br />

25,0 Tage (sd = 5,9), die Dropout-Rate 2,8 %. Durchgängig abst<strong>in</strong>ent<br />

im Katamnesezeitraum waren 22 Patienten (20,8 %). Der<br />

Alkoholkonsum wurde alle 3 Monate <strong>in</strong> face-to-face Interviews erhoben<br />

und durch Angaben von Vertrauenspersonen validiert. Als<br />

Maß des Konsums wurde <strong>der</strong> Prozentanteil abst<strong>in</strong>enter Tage verwendet<br />

(PDA: percent days abst<strong>in</strong>ent).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Mit zunehmen<strong>der</strong> Katamnesedauer wurde<br />

<strong>der</strong> Zusammenhang zwischen den Testwerten des HAWIE-Subtests<br />

„Bil<strong>der</strong>ergänzen“ und dem Alkoholkonsum enger. Für das<br />

zweite Jahr nach <strong>der</strong> Entzugsbehandlung ergab sich e<strong>in</strong> hochsignifikanter<br />

Zusammenhang. Teilnehmern mit besseren HAWIE-BE<br />

Scores hatten stabilere Remissionsverläufe. Auch e<strong>in</strong>e Skala des<br />

NEO-FFI (Neurotizismus) zeigte <strong>in</strong> den ersten Monaten nach <strong>der</strong><br />

Behandlung ke<strong>in</strong>en, dann e<strong>in</strong>en zunehmend engeren Zusammenhang<br />

mit dem Konsumverhalten. Während für kurzfristige Therapieeffekte<br />

kognitive Funktionen und Persönlichkeitsfaktoren offensichtlich<br />

weniger relevant s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d sie möglicherweise bedeutsam<br />

für die längerfristige Aufrechterhaltung erreichter Besserungen.<br />

50<br />

010<br />

Postakute Behandlung alkoholabhängiger Patienten: Therapiebauste<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>er Suchtambulanz<br />

N<strong>in</strong>a Bernow (Universitätsmediz<strong>in</strong>, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Ma<strong>in</strong>z)<br />

B. Hachgenei, K. Lieb, C. Fehr<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Alkoholabhängigkeit stellt westlichen Län<strong>der</strong>n<br />

weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> häufigsten Ursachen von Tod und vorzeitiger<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung dar. Der Behandlungsweg alkoholabhängiger Patienten<br />

ist oft von Zufällen und Therapieabbrüchen gekennzeichnet.<br />

Gleichzeitig zählen alkoholabhängige Patienten zu den häufigsten<br />

Nutzern e<strong>in</strong>er stationären psychiatrischen Versorgung. Zur verbesserten<br />

Betreuung suchtkranker Patienten und zur verbesserten<br />

Steuerung <strong>der</strong> vorhandenen Behandlungsressourcen wurde an <strong>der</strong><br />

Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherapie <strong>der</strong> Universitätsmediz<strong>in</strong><br />

Ma<strong>in</strong>z e<strong>in</strong>e Ambulanz für suchtkranke Patienten e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

Neben Beratungsgesprächen, Kurz<strong>in</strong>terventionen und sozialarbeiterischen<br />

Gesprächen f<strong>in</strong>den E<strong>in</strong>zel- und Gruppenpsychotherapie<br />

statt.<br />

Methode: Im Rahmen des Vortrags werden das Konzept, die Nutzer<br />

und die Therapiebauste<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Suchtambulanz vorgestellt werden.<br />

Die E<strong>in</strong>zel- und Gruppenpsychotherapie orientieren sich an<br />

<strong>der</strong> Alkoholspezifischen Psychotherapie (Brueck and Mann 2006).<br />

Dabei werden Behandlungselemente wie die Komb<strong>in</strong>ation von<br />

motivieren<strong>der</strong> Gesprächsführung, kognitiv-behavioralen Interventionen<br />

beim Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g von Fertigkeiten und die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Teilnahme<br />

an Selbsthilfegruppen komb<strong>in</strong>iert. Primäres Ziel <strong>der</strong> ergänzenden<br />

offenen Psychotherapiegruppe ist e<strong>in</strong>e Verbesserung des<br />

Umgangs mit Alkohol. Spezifische Verfahren zum Umgang mit<br />

Tr<strong>in</strong>kdruck, mit negativen Stimmungen und negativen Gedanken<br />

werden erarbeitet. Außerdem tra<strong>in</strong>ieren die Patienten <strong>in</strong> Rollenspielen<br />

Ablehnungssituationen und lernen mit Rückfällen umzugehen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Erste Daten zur Inanspruchnahme, zum<br />

Patientenkollektiv, zur Zufriedenheit und Symptomverbesserung<br />

werden vorgestellt. Wir erwarten, dass die Patienten von <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zel-<br />

und Gruppenpsychotherapie profitieren, die Tr<strong>in</strong>kmengen reduzieren<br />

können und ihre allgeme<strong>in</strong>e Lebenszufriedenheit steigt.<br />

011<br />

Nimmt Alkohol-Crav<strong>in</strong>g im Alter ab?<br />

Annelie H<strong>in</strong>tzen (MHH, Psychiatrie, Hannover)<br />

J. Cramer, D. Karagülle, S. Bleich, T. Hillemacher<br />

E<strong>in</strong>leitung: Langzeituntersuchungen an Patienten mit impulsivem<br />

Verhalten, wie Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung o<strong>der</strong> Zwangserkrankungen,<br />

zeigen e<strong>in</strong>e Abnahme impulsiver Verhaltensweisen<br />

bei zunehmendem Alter <strong>der</strong> Patienten. Crav<strong>in</strong>g bei Alkoholabhängigkeit<br />

hat zahlreiche psychopathologische Ähnlichkeiten mit<br />

zwanghaft-impulsiven Verhaltensmustern. Ziel <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Analyse war H<strong>in</strong>weise für e<strong>in</strong>e mögliche Abnahme des Crav<strong>in</strong>g im<br />

Alter bei alkoholabhängigen Patienten im Rahmen e<strong>in</strong>er Querschnittsuntersuchung<br />

zu eruieren.<br />

Methode: Insgesamt 198 alkoholabhängige Patienten (159 Männer,<br />

39 Frauen) wurden zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Entzugsbehandlung e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>es standardisierten Interviews wurden demografische<br />

Charakteristika sowie das Ausmaß des Crav<strong>in</strong>g mittels<br />

OCDS (Obsessive Compulsive Dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g Scale) am Tag <strong>der</strong> Aufnahme<br />

sowie nach e<strong>in</strong>er Woche erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> l<strong>in</strong>earen Regressionsanalyse (abhängige<br />

Variable: OCDS, e<strong>in</strong>geschlossene Variablen: Alter, Geschlecht,<br />

Dauer <strong>der</strong> Abhängigkeit <strong>in</strong> Jahren, tägliche Alkohol-Aufnahme<br />

<strong>in</strong> Gramm) zeigte sich für den Tag <strong>der</strong> Aufnahme ke<strong>in</strong><br />

signifikanter Zusammenhang. Für das Crav<strong>in</strong>g nach Ende <strong>der</strong> Entzugsbehandlung<br />

(Tag 7) zeigte sich e<strong>in</strong>e hochsignifikante, negative<br />

Assoziation mit dem Alter <strong>der</strong> Patienten (B = -0.279, T = -4.427,


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

p


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

entwöhnungstherapien angeboten. Dies ist <strong>in</strong>sofern schwer nachvollziehbar<br />

als bereits ausgearbeitete Programme für diesen Bereich<br />

vorliegen und die empirische Befundlage zeigt, dass Tabakentwöhnung<br />

unter psychiatrischen Patienten nicht wesentlich weniger erfolgreich<br />

ist als unter psychisch gesunden Personen. Gerade die<br />

Tatsache, dass es beim Nikot<strong>in</strong>entzug bspw. bei Depressionen auch<br />

zu schweren Exazerbationen und Rückfällen kommen kann, spricht<br />

für die Durchführung von Tabakentwöhnungsbehandlungen unter<br />

stationärer ärztlicher Kontrolle. Dabei s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e spezifische<br />

verhaltenstherapeutische Tabakentwöhnungsprogramme für<br />

psychiatrische Patienten <strong>in</strong> stationären und ambulanten Sett<strong>in</strong>gs<br />

evidenzbasiert wirksam, auch <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit medikamentöser<br />

Entzugsbehandlung.<br />

002<br />

Nikot<strong>in</strong>abhängige Raucher: Zusammenhang von Raucherstatus,<br />

Geschlecht und ADHS<br />

Bernadette Hachgenei (Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

S. Driess, K. Lieb, C. Fehr<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Rahmen e<strong>in</strong>er groß angelegten bevölkerungsrepräsentativen<br />

Untersuchung <strong>der</strong> Genetik von nikot<strong>in</strong>abhängigen Rauchern<br />

wurden ebenfalls Daten zum Vorliegen e<strong>in</strong>er möglichen<br />

Aufmerksamkeitsdefizit /-Hyperaktivitätsaktivitätsstörung (ADHS)<br />

<strong>der</strong> Probanden erhoben. Hier soll <strong>der</strong> Frage nachgegangen werden,<br />

<strong>in</strong> welcher H<strong>in</strong>sicht sich nikot<strong>in</strong>abhängige Raucher von Niemalsrauchern<br />

<strong>in</strong> dieser Symptomatik unterscheiden.<br />

Methode: Bei <strong>in</strong>sgesamt 241 Studienteilnehmern (davon 104 nikot<strong>in</strong>abhängige<br />

Raucher und 137 Niemalsraucher; 106 Männer und<br />

135 Frauen) wurde e<strong>in</strong>e mögliche Aufmerksamkeitsdefizit /-Hyperaktivitätsstörung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit retrospektiv mit <strong>der</strong> „Wen<strong>der</strong><br />

Utah Rat<strong>in</strong>g Scale Kurzform (WURS-k)“ (Retz-Jung<strong>in</strong>ger et al.,<br />

2002) erfasst. Es wurden neben dem Gesamtscore <strong>der</strong> WURS-k<br />

auch fünf, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Faktorenanalyse bestätigte, Faktoren <strong>der</strong> Skala<br />

betrachtet (Retz-Jung<strong>in</strong>ger et al., 2002).<br />

Diskussion / Ergebnisse: In e<strong>in</strong>er univariaten Varianzanalyse zeigte<br />

sich e<strong>in</strong> signifikanter E<strong>in</strong>fluss (p < 0,0001) sowohl des Raucherstatus<br />

als auch des Geschlechts auf den Summenwert <strong>der</strong> WURS-k.<br />

Nikot<strong>in</strong>abhängige Männer wiesen die höchsten Werte im Summenscore<br />

auf (M: 28,33 SD: 15,50) gefolgt von nikot<strong>in</strong>abhängigen<br />

Frauen (M: 21,96 SD: 12,82), niemalsrauchenden Männern<br />

(M:19,94 SD: 12,62) und niemalsrauchenden Frauen (M:14,55<br />

SD:10,12). Dasselbe Muster zeigte sich auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Betrachtung von<br />

vier <strong>der</strong> fünf Faktoren, „Aufmerksamkeitsstörung und Überaktivität“,<br />

„Impulsivität“, „Protestverhalten“ und „Störung <strong>der</strong> sozialen<br />

Adaption“, jedoch nicht bei dem Faktor „Ängstlich – depressive<br />

Symptomatik“. Die Symptome e<strong>in</strong>er k<strong>in</strong>dlichen Aufmerksamkeitsdefizit<br />

/-Hyperaktivitätsaktivitätsstörung werden <strong>in</strong> ihrem<br />

Ausprägungsgrad somit von Geschlecht und Raucherstatus bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Beide Faktoren s<strong>in</strong>d jedoch von e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unabhängig, e<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>teraktionaler Zusammenhang war nicht nachweisbar.<br />

003<br />

Gestörte Schlafqualität bei Rauchern: Ergebnisse aus dem DFG-<br />

Schwerpunktprogramm Nikot<strong>in</strong><br />

Stefan Cohrs (Charite, Physiologie, Berl<strong>in</strong>)<br />

A. Rodenbeck, D. Riemann, B. Szagun, T. Wienker, N. Dahmen,<br />

N. Thuerauf, F. Kiefer, J. Gall<strong>in</strong>at, G. W<strong>in</strong>terer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zigarettenkonsum ist e<strong>in</strong> schwerwiegendes Gesundheitsproblem.<br />

Raucher berichten gehäuft über Schlafstörungen, die<br />

wie<strong>der</strong>um häufiges Symptom psychiatrischer <strong>Erkrankungen</strong> und<br />

auch e<strong>in</strong> Risikofaktor für das spätere Auftreten dieser Störungen<br />

s<strong>in</strong>d. Bisher liegen für Deutschland ke<strong>in</strong>e Daten zur Häufigkeit von<br />

Schlafstörungen bei Rauchern und <strong>der</strong>en Modulation durch psychosoziodemographische<br />

Variablen vor.<br />

52<br />

Methode: Insgesamt wurde 2087 Probanden (963 Raucher und<br />

1124 Nichtraucher) e<strong>in</strong>er repräsentativen Fall-Kontroll-Stichprobe<br />

<strong>in</strong> Deutschland h<strong>in</strong>sichtlich ihres Rauchverhaltens und e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />

weiterer kl<strong>in</strong>ischer Variablen im Rahmen des Schwerpunktprogramms<br />

Nikot<strong>in</strong> <strong>der</strong> DFG untersucht. Die Schlafqualität <strong>der</strong><br />

Studienteilnehmer wurde mittels des Pittsburgh Sleep Quality<br />

Index (PSQI) bestimmt. Dabei handelt es sich um e<strong>in</strong>en von den<br />

Probanden ausgefüllten Fragebogen, <strong>der</strong> neben dem Gesamtscore<br />

sieben weitere Komponentenscores beschreibt. E<strong>in</strong> Gesamtscore<br />

von über 5 gilt dabei als gestörter Schlaf.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Signifikant mehr Raucher als Nichtraucher<br />

(27,7 % vs 18,3 %; p ≤ 0,0001) weisen e<strong>in</strong>e gestörte Schlafqualität<br />

mit e<strong>in</strong>em PSQI Gesamtscore von über 5 auf. Auf E<strong>in</strong>zelkomponentenebene<br />

(jeweils Komponentenwert ≥ 2) weisen Raucher<br />

häufiger e<strong>in</strong>e subjektiv schlechte Schlafqualität (15,6 % vs 10, %;<br />

p ≤ 0,001), e<strong>in</strong>e gestörte Schlaflatenz (22,2 % vs 14,7 %; p ≤ 0,001),<br />

e<strong>in</strong>e verkürzte Schlafdauer von weniger als 6 Stunden (16,4 % vs<br />

7,1 %; p ≤ 0,001) sowie etwas mehr Tagesschläfrigkeit (11,6 % vs<br />

10,1 %; p ≤ 0,005) auf. Ferner zeigt sich e<strong>in</strong> Trend zu mehr Schlafstörungen<br />

(PSQI Komponente 5) bei Rauchern (7,6 % vs 5,2 %).<br />

Ke<strong>in</strong> signifikanter Unterschied f<strong>in</strong>det sich h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Schlafeffizienz<br />

und des Schlafmittelkonsums. Diskussion: Erstmals liegen<br />

hiermit für Deutschland umfangreiche Daten zur erhöhten Prävalenz<br />

von Schlafstörungen bei Rauchern <strong>in</strong> Deutschland vor. In<br />

weiterer Analyse wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss verschiedener soziodemographischer<br />

Variablen, des Schweregrades <strong>der</strong> Nikot<strong>in</strong>abhängigkeit,<br />

<strong>der</strong> Depressivität (BDI), Ängstlichkeit (STAI), des Alkoholkonsums<br />

und <strong>der</strong> ADHD-Symptomatik untersucht werden.<br />

004<br />

Wie verän<strong>der</strong>n sich Schlaf und neuroendokr<strong>in</strong>ologische Parameter<br />

von Nichtrauchern durch Nikot<strong>in</strong>gabe? Ergebnisse aus dem DFG-<br />

Schwerpunktprogramm Nikot<strong>in</strong><br />

Andreas Jähne (Unikl<strong>in</strong>ik Freiburg, Psychiatrie)<br />

A. Rodenbeck, S. Cohrs, T. Unbehaun, B. Feige, D. Riemann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Nikot<strong>in</strong> kann über die Bee<strong>in</strong>flussung schlafsteuern<strong>der</strong><br />

Neurotransmitter (wie Noradreanl<strong>in</strong>, Seroton<strong>in</strong>und Acetylchol<strong>in</strong>)<br />

<strong>in</strong> die Schlafregulation e<strong>in</strong>greifen. Untersuchungen zur Schlafsarchitektur<br />

können somit e<strong>in</strong>en Beitrag zum Verständnis <strong>der</strong> Nikot<strong>in</strong>wirkung<br />

auf neuroendokr<strong>in</strong>e Mechanismen und <strong>der</strong>en physiologische<br />

Auswirkungen leisten. Es soll geprüft werden, ob bei<br />

gesunden Nichtrauchern spezifische Schlafstörungen durch Nikot<strong>in</strong><br />

auslösbar s<strong>in</strong>d und wie sich neuroendokr<strong>in</strong>e Marker im Ur<strong>in</strong><br />

verhalten.<br />

Methode: Es wurden 66 gesunde nicht rauchende Probanden<br />

(


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

<strong>der</strong> gesundheitlichen Folgen des gestörten Schlafes gesehen werden.<br />

005<br />

Polysomnografischer Vergleich des Schlafes von Rauchern und<br />

Nichtrauchern<br />

Thomas Unbehaun (Universitätskl<strong>in</strong>ik Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

A. Jähne, D. Riemann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Schlafstörungen führen unter an<strong>der</strong>em zu vielen ultrakurzen<br />

Wachperioden (micro-arousals), die die Tagesbef<strong>in</strong>dlichkeit<br />

reduzieren: Insomnien s<strong>in</strong>d langfristig mit e<strong>in</strong>em erhöhten Risiko<br />

für Depression und verschiedene Abhängigkeitserkrankungen verknüpft.<br />

Es liegen bisher nur begrenzte Erkenntnisse über den<br />

Zusammenhang zwischen periodischen Be<strong>in</strong>bewegungen und<br />

Symptomen e<strong>in</strong>es Restless-Legs-Syndroms als weiterer Ursache reduzierter<br />

Schlafqualität und dem Nikot<strong>in</strong>konsum als Stimulans des<br />

zentralnervösen Dopam<strong>in</strong>systems vor. Es soll geprüft werden, ob<br />

sich die polysomnographisch gemessene Schlafqualität von Rauchern<br />

und Nicht-Rauchern unterscheidet.<br />

Methode: Nach e<strong>in</strong>er Adaptationsnacht gewonnene polysomnographische<br />

(PSG) Daten von 44 Rauchern (28 Männern und<br />

14 Frauen), die im Mittel 28,5 (18 – 53) Jahre alt waren, seit 10,6<br />

(2 – 35) Jahren täglich rauchten und 19,9 (6 – 45) Zigaretten / Tag<br />

bei e<strong>in</strong>em Fagerströmscore von 6,1 (4 – 9) konsumierten, wurden<br />

mit PSG-Daten von alters- und geschlechtsentsprechenden nichtrauchenden<br />

Kontrollprobanden verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Raucher wiesen somit im Vergleich<br />

zu Nichtrauchern e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Schlafzeit, längere E<strong>in</strong>schlafzeit,<br />

höhere REM-Dichte und e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Schlafeffizienz auf.<br />

Im gesamten Verlauf <strong>der</strong> Nacht zeigten Raucher mehr Apnoen,<br />

Arousals und Myoklonien als Nichtraucher. Wir fanden e<strong>in</strong>e alterseffektbere<strong>in</strong>igte<br />

Korrelation <strong>der</strong> Dauer des Tabakkonsums mit <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>schlafzeit, <strong>der</strong> Höhe des Myoklonie<strong>in</strong>dex und des Apnoe /<br />

Hypopnoe<strong>in</strong>dex. Die Anzahl <strong>der</strong> täglich gerauchten Zigaretten korrelierte<br />

positiv mit <strong>der</strong> Höhe des Apnoe / Hypopnoe<strong>in</strong>dex und <strong>in</strong>vers<br />

mit dem Tiefschlafanteil. Raucher zeigten im Vergleich zu gesunden<br />

Nichtrauchern e<strong>in</strong>e deutliche Schlafbee<strong>in</strong>trächtigung mit<br />

<strong>in</strong>somnischen Charakteristika, die über e<strong>in</strong>e erhöhte Aktivierung<br />

<strong>der</strong> hypothalamisch / hypophysären Hormonachse E<strong>in</strong>fluss auf an<strong>der</strong>e<br />

kl<strong>in</strong>ische Parameter, wie vegetative Funktionen, nehmen<br />

könnte. Interessant war <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen Be<strong>in</strong>bewegungen<br />

und Atmungsstörungen mit <strong>der</strong> Dauer des Tabakkonsums.<br />

Möglicherweise spielen längerfristige Adaptationsprozesse bei <strong>der</strong><br />

Ausbildung o<strong>der</strong> Bewältigung von Schlafstörungen als Folge des<br />

Nikot<strong>in</strong>konsums e<strong>in</strong>e Rolle. Inwieweit die Schlafbee<strong>in</strong>trächtigung<br />

E<strong>in</strong>fluss auf Affektivität und Abst<strong>in</strong>enzerwartung nach Tabakentwöhnung<br />

hat, wird <strong>in</strong> weiterführenden Studien geprüft werden.<br />

006<br />

WIN – Workplace Intervention for Nicot<strong>in</strong>e Dependence: E<strong>in</strong> <strong>in</strong>teraktives<br />

Selbstmanagement-Programm zur computergestützten<br />

Raucherentwöhnung am Arbeitsplatz<br />

Marion Clepce (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Erlangen, Sensorik Psychiatrische<br />

Kl<strong>in</strong>ik)<br />

K. Reich, A. Alberti, B. Bieber, J. Alberti, A. Goßler, K. Glaser,<br />

N. Thürauf<br />

E<strong>in</strong>leitung: Mit den neueren gesetzlichen Entwicklungen zum<br />

Nichtraucherschutz am Arbeitsplatz ist das Thema Rauchen im Berufsalltag<br />

stärker <strong>in</strong>s öffentliche Bewusstse<strong>in</strong> getreten. Unter wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten ist es für Arbeitgeber <strong>in</strong>teressant,<br />

sich mit dem Rauchverhalten <strong>der</strong> eigenen Mitarbeiter zu beschäftigen.<br />

So zeigen Studien zum Beispiel, dass Raucher mehr Fehlzeiten<br />

aufweisen und weniger produktiv s<strong>in</strong>d als Nichtraucher. Aus <strong>der</strong><br />

Perspektive <strong>der</strong> öffentlichen Gesundheitsför<strong>der</strong>ung ersche<strong>in</strong>en ar-<br />

beitsplatz-basierte Ansätze erfolg versprechend, da so e<strong>in</strong>e große<br />

Anzahl an Personen erreicht werden kann, zudem durch den E<strong>in</strong>satz<br />

von Computern beson<strong>der</strong>s ökonomisch.<br />

Methode: Beim Projekt WIN g<strong>in</strong>g es um die Konzipierung und<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>teraktiven, computerbasierten Selbstmanagementprogramms<br />

zur Raucherentwöhnung für die Implementierung<br />

im Intranet von Betrieben. Das Behandlungskonzept beruht<br />

auf e<strong>in</strong>em bestehenden, verhaltenstherapeutischen Gruppenprogramm<br />

zur Raucherentwöhnung nach Thürauf et al.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt ist es gelungen, alle wesentlichen<br />

Aspekte e<strong>in</strong>er verhaltenstherapeutischen Raucherentwöhnungsbehandlung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teraktives Intranet-Programm<br />

umzusetzen. WIN ist an den Kriterien e<strong>in</strong>er evidenzbasierten Raucherentwöhnung<br />

orientiert, <strong>in</strong>teraktiv und <strong>in</strong>dividualisiert. Das<br />

Programm nimmt pro-aktiv regelmäßig von sich aus Kontakt zum<br />

User auf. WIN ist für Raucher und angehende Nichtraucher <strong>in</strong> allen<br />

Stadien <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungsmotivation und des Verän<strong>der</strong>ungsprozesses<br />

geeignet. Im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> aktuellen suchtmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Perspektive werden User nach e<strong>in</strong>em Rückfall aufgefangen und<br />

wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> das Programm <strong>in</strong>tegriert. Grafisch und sprachlich ist<br />

WIN ansprechend und humorvoll gestaltet, um die Compliance<br />

<strong>der</strong> User zu verbessern. Für die Interaktion mit dem User kommen<br />

verschiedene Kennfiguren zum E<strong>in</strong>satz. Hauptakteur ist e<strong>in</strong> persönlicher<br />

Rauchercoach, <strong>der</strong> den User humorvoll und kompetent<br />

<strong>in</strong> die Rauchfreiheit begleitet. Gegenpart ist das Suchtmonster<br />

Nicomo als Personifikation <strong>der</strong> Ambivalenzen des angehenden<br />

Nichtrauchers. Figuren verschiedener ehemaliger Raucher vermitteln<br />

Tipps und Tricks zur Rauchfreiheit, ohne beim User Reaktanz<br />

auszulösen.<br />

007<br />

Rivastigm<strong>in</strong>e reduces tobacco crav<strong>in</strong>g <strong>in</strong> alcohol dependent<br />

smokers<br />

Alexan<strong>der</strong> Diehl (Städt. Kl<strong>in</strong>ikum Braunschweig, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

H. Nakovics, J. Mutschler, D. Hermann, F. Kiefer<br />

Introduction: Although alcohol-dependent smokers represent an<br />

important group for apply<strong>in</strong>g smok<strong>in</strong>g <strong>in</strong>terventions, sufficient<br />

pharmacotherapy has not been established <strong>in</strong> this high-risk group<br />

so far.<br />

Method: In or<strong>der</strong> to exam<strong>in</strong>e the effect of the acetylchol<strong>in</strong>esterase<br />

<strong>in</strong>hibitor rivastigm<strong>in</strong>e on tobacco dependence, we performed a<br />

12-week, randomized, placebo-controlled trial. 26 alcohol dependent<br />

smokers were randomized to rivastigm<strong>in</strong>e 6 mg / day (n=14)<br />

or placebo (n=12). Assessments on addictive behavior <strong>in</strong>cluded<br />

carbon monoxide (CO), severity of tobacco dependence (FTND),<br />

daily smoked cigarettes (diaries), and crav<strong>in</strong>g for tobacco (QSU)<br />

and alcohol (AUQ).<br />

Discussion / Results: ANOVA revealed a significant treatment-bytime<br />

<strong>in</strong>teraction for tobacco consumption and tobacco crav<strong>in</strong>g<br />

(each p


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

008<br />

Reward learn<strong>in</strong>g, chronic and occasional nicot<strong>in</strong>e use<br />

Yvonne Paelecke-Habermann (Institut für Psychologie, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie<br />

und Psychotherapie, Halle (Saale))<br />

Introduction: Chronic tobacco consume leads to specific neurobiological<br />

alterations <strong>in</strong> dopam<strong>in</strong>ergic reward system; a pattern that<br />

Blum et al. (2000) termed a reward deficiency syndrome. While the<br />

response to primary and secondary re<strong>in</strong>forcers is strongly attenuated,<br />

the reward system simultaneously overresponds to substance<br />

associated cues (Volkow, 2002).<br />

Method: The purpose of our studies was to exam<strong>in</strong>e the behavior al<br />

effects of these neurobiological alterations on reward learn<strong>in</strong>g and<br />

decision mak<strong>in</strong>g. We carried out two behavioral studies with<strong>in</strong><br />

chronic, occasional, and non-smokers. Study one aimed to test for<br />

differences between dependent and occasional smokers. Study two<br />

aimed to test for differences between abst<strong>in</strong>ent and saturated smokers.<br />

Discussion / Results: Short-term nicot<strong>in</strong>e withdrawal <strong>in</strong> tobacco<br />

dependence was associated with a deficit <strong>in</strong> reward learn<strong>in</strong>g and<br />

dysfunctional decision mak<strong>in</strong>g. Nicot<strong>in</strong>e saturation reduced impairments<br />

<strong>in</strong> decision mak<strong>in</strong>g, but deficits <strong>in</strong> reward learn<strong>in</strong>g rema<strong>in</strong>ed.<br />

Even occasional tobacco consumption was associated with<br />

a reward learn<strong>in</strong>g deficit. Our results are <strong>in</strong> l<strong>in</strong>e with a behavior<br />

related reward deficiency syndrome.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-006 Posterpräsentation<br />

Opiate und an<strong>der</strong>e Suchtmittel<br />

Vorsitz: G. Wiesbeck (Basel, Schweiz)<br />

001<br />

Die missbräuchliche Verwendung von Substitutionsmitteln<br />

Jens Reimer (Psychiatrie Psychotherapie, Unikl<strong>in</strong>ik Hamburg)<br />

C. Wickert, K. Thane, C. Haasen<br />

E<strong>in</strong>leitung: Seit nunmehr über zwei Jahrzehnten hat sich die Substitution<br />

opiatabhängiger Menschen <strong>in</strong> Deutschland als e<strong>in</strong> fester<br />

Bestandteil <strong>der</strong> suchtmediz<strong>in</strong>ischen Versorgung etabliert. Mit <strong>der</strong><br />

ärztlich kontrollierten Abgabe <strong>der</strong> Ersatzstoffe wird zum e<strong>in</strong>en die<br />

gesundheitliche, psychische und soziale Stabilisierung <strong>der</strong> Abhängigen<br />

bezweckt; zum an<strong>der</strong>en zielt diese Behandlung auf die Senkung<br />

<strong>der</strong> gesellschaftlichen Kosten ab, die z. B. durch suchtbed<strong>in</strong>gte<br />

Unfähigkeit e<strong>in</strong>er geregelten Arbeit nachzugehen o<strong>der</strong> Beschaffungskrim<strong>in</strong>alität<br />

entstehen. Der mediz<strong>in</strong>ische Erfolg und Nutzen<br />

<strong>der</strong> Substitutionsbehandlung wurde <strong>in</strong> vielen Untersuchungen belegt<br />

(vgl. z. B. Cost-Benefit and Risk Appraisal of Substitution Treatments,<br />

Wittchen at al. 2008), zugleich wird <strong>der</strong> Missbrauch von<br />

Substitutionsmitteln immer wie<strong>der</strong> als Grund für e<strong>in</strong>e restriktivere<br />

Handhabung <strong>der</strong> Vergaberichtl<strong>in</strong>ien angeführt.<br />

Methode: Multimethodische Studie mit a) Konsumentenbefragung,<br />

b) Analyse polizeilicher / staatsanwaltlicher Ermittlungsakten<br />

bezüglich BTM-Vergehen, c) Todesfallanalyse, d) Integration von<br />

Statistiken und Literatur zur Frage des Umfangs von Substitutionsmittelmissbrauchs.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigt sich, dass über Zweidrittel <strong>der</strong><br />

Zugehörigen <strong>der</strong> Offenen Drogenszenen Erfahrungen im Umgang<br />

mit nicht-verschriebenen Substitutionsmitteln haben (LTP: 66,9 %).<br />

Je<strong>der</strong> zehnte Befragte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Methadon- / Polamidon-Behandlung<br />

und je<strong>der</strong> Dreizehnte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Behandlung mit Subutex berichtet<br />

von e<strong>in</strong>em zusätzlichen Konsum nicht-verschriebener Substitutionsmittel.<br />

Die Verbreitung und Verfügbarkeit von Substitutions-<br />

54<br />

mitteln auf dem Schwarzmarkt wird allgeme<strong>in</strong> als hoch e<strong>in</strong>geschätzt.<br />

Die Ergebnisse e<strong>in</strong>er Fallanalyse methadonassoziierter<br />

Drogentodesfälle <strong>in</strong> Hamburg zeigen, dass das größte gesundheitliche<br />

Risiko von e<strong>in</strong>er Misch<strong>in</strong>toxikation von Methadon und an<strong>der</strong>en<br />

psychotropen Substanzen (vor allem Benzodiazep<strong>in</strong>en)<br />

ausgeht. Die Substitutionsbehandlung erweist sich als gesundheitsprotektiver<br />

Faktor. Drogentodesfälle im Zusammenhang mit Methadon<br />

treten am ehesten zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Substitutionsbehandlung<br />

o<strong>der</strong> kurz nach Behandlungsende e<strong>in</strong>. Die Ergebnisse aus <strong>der</strong> Analyse<br />

<strong>der</strong> Daten <strong>der</strong> Strafverfolgungsbehörden legen den Schluss<br />

nahe, dass die Anzahl regional registrierter strafrechtlicher Verstöße<br />

im Zusammenhang <strong>der</strong> missbräuchlichen Verwendung von<br />

Substitutionsmitteln <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em erkennbaren Zusammenhang mit<br />

<strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Substituierten e<strong>in</strong>es Bundeslandes stehen. Als e<strong>in</strong><br />

klassisches Kontrolldelikt stehen die Verstöße <strong>in</strong>des <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em starken<br />

Zusammenhang mit <strong>der</strong> Intensität polizeilichen Verfolgungsdrucks.<br />

002<br />

LSD heute: E<strong>in</strong> aktueller Überblick<br />

Annelie H<strong>in</strong>tzen (MHH, Psychiatrie, Hannover)<br />

T. Passie<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Pharmakologie von LSD (Lysergsäurediäthylamid)<br />

ist komplex und im Bezug auf die psychischen Wirkungen bis heute<br />

nicht abschließend aufgeklärt. LSD wurde vor 70 Jahren entdeckt<br />

und vielfältig <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen und neurobiologischen Forschung<br />

wie auch zur Unterstützung von Psychotherapien angewendet.<br />

Der <strong>in</strong> den 1960er Jahren stark zunehmende Gebrauch durch<br />

Laien führte zu e<strong>in</strong>er Illegalisierung <strong>der</strong> Substanz, was zur Unterb<strong>in</strong>dung<br />

weiterer wissenschaftlicher Forschungen führte. Der subkulturelle<br />

Gebrauch besteht bis heute <strong>in</strong> erheblichem Ausmaß fort,<br />

führt aber (durch die jahrzehntelange Assimilation von Erfahrungswissen<br />

bei den Benutzern) nur noch sehr selten zu kl<strong>in</strong>isch<br />

bedeutsamen Komplikationen. Bee<strong>in</strong>druckend ist das Maß <strong>der</strong><br />

sachlichen Unformiertheit selbst <strong>der</strong> Fachöffentlichkeit über die<br />

Wirkungen und möglichen Gefahren von LSD. Aktuell wird LSD<br />

wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychotherapie, <strong>der</strong> Hirnforschung und bei <strong>der</strong> Behandlung<br />

von Cluster-Kopfschmerz angewendet.<br />

Methode: Die Autoren führten e<strong>in</strong>e sehr umfangreiche systematische<br />

Literaturrecherche zur Pharmakologie und Psychopharmakologie<br />

sowie <strong>der</strong> aktuellen Epidemiologie von LSD durch (ca. 2.000<br />

Literaturstellen) und fassen die Ergebnisse dieser Recherche im<br />

H<strong>in</strong>blick auf kl<strong>in</strong>ische Relevanz und mögliche Gefahren zusammen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: LSD ist e<strong>in</strong>e praktisch untoxische Substanz,<br />

die bei sachgemäßer Anwendung e<strong>in</strong> nur ger<strong>in</strong>ges Gefahrenpotential<br />

birgt. Das Ausmaß des (illegalen) Gebrauchs von LSD<br />

tritt zwar <strong>in</strong> aktuellen Statistiken (vermutlich aufgrund <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen<br />

Komplikationshäufigkeit) praktisch nicht <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung, er<br />

besteht jedoch nachweislich <strong>in</strong> erheblichem Ausmaß bis heute fort.<br />

Der Gebrauch von LSD kann aufgrund <strong>der</strong> extremen Toleranzentwicklung<br />

praktisch nicht zu e<strong>in</strong>em regelmäßigen Missbrauch o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>er Abhängigkeit führen. Zwar kann e<strong>in</strong>e vorbestehende psychotische<br />

Erkrankung durch LSD-E<strong>in</strong>nahme exazerbieren, aber e<strong>in</strong>e<br />

de-novo-Induktion von Psychosen durch LSD ist nicht belegt. Die<br />

selten auftretende Panikreaktion (sog. „bad trip“) nach LSD-E<strong>in</strong>nahme<br />

ist nur temporär und kann medikamentös behandelt werden<br />

(Benzodiazep<strong>in</strong>e). Die aktuellen Forschungen mit LSD <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Psychotherapie und bei <strong>der</strong> Behandlung von Cluster-Kopfschmerzen<br />

ersche<strong>in</strong>en vielversprechend.


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

003<br />

Verläufe e<strong>in</strong>er erfolgreichen Opiatentgiftung – erste Daten e<strong>in</strong>er<br />

Katamneseerhebung bei Patienten mit Opiatabhängigkeit<br />

Franziska Schober (Universitätskl<strong>in</strong>ik Tüb<strong>in</strong>gen, Psychiatrie)<br />

G. Schell, V. Schnei<strong>der</strong>, J. Baumtrog, K. T. Cao-Xuan, A. Batra<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Rahmen <strong>der</strong> Tüb<strong>in</strong>ger Studie zur Behandlungscompliance<br />

opiatabhängiger Patienten wurde e<strong>in</strong>en Monat nach Entlassung<br />

e<strong>in</strong>e schriftliche Katamneseerhebung durchgeführt. Hierbei<br />

wurden neben <strong>der</strong> Erfassung soziodemografischer Daten, Rückfälligkeit<br />

und Antreten weiterer therapeutischer Maßnahmen auch<br />

Instrumente zur spezifischen und generalisierten Selbstwirksamkeitsüberzeugung<br />

und zu Grundannahmen zu Suchtmitteln und<br />

Crav<strong>in</strong>g ausgegeben. Untersucht werden soll, ob erfolgreich entgiftete<br />

Patienten e<strong>in</strong>en positiven Verlauf aufweisen.<br />

Methode: Die schlechte Compliance von drogenabhängigen Patienten<br />

bei Katamneseuntersuchungen lässt bei Auswahl <strong>der</strong> Patienten,<br />

die komplett und erfolgreich entgiftet haben, nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Fallzahl<br />

von n=8 zu. Ausgewertet wurden die Mess<strong>in</strong>strumente SWE,<br />

HEISA-16, BASA und CBQ, jeweils mit Unterskalen. Anhand von<br />

t-Tests wurden die Daten bei Entlassung und zum Katamnesezeitpunkt<br />

auf signifikante Unterschiede untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Sieben <strong>der</strong> Patienten befanden sich zum<br />

Katamnesezeitpunkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er therapeutischen Maßnahme, dieselbe<br />

Anzahl war von Opiaten abst<strong>in</strong>ent. Aufgrund <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen Fallzahl<br />

ergaben sich ke<strong>in</strong>e signifikanten Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Skalenwerte<br />

über die Zeitpunkte. Allerd<strong>in</strong>gs lassen sich folgende Tendenzen<br />

festhalten: Die generalisierte SWÜ steigt an (MW t2=30,1, MW<br />

t3=36,5, p=,39). Risikosituationen, die im HEISA-16 erfasst werden,<br />

werden realistischer e<strong>in</strong>geschätzt (Skala1: MW t2=74,4,<br />

MW t3=61,3, p=,36; Skala2: MW t2=75,6, MW t3=60,0, p=,34;<br />

Skala3: MW t2=69,4, MW t3=59,4, p=,51; Skala4: MW t2=86,3,<br />

MW t3=70,6, p=,3). Bei den Grundannahmen zu Suchtmitteln<br />

(MW t2=47,9, MW t3=47,1, p=,89) und Crav<strong>in</strong>g (Skala1: MW<br />

t2=23, MW t3=24,8, p=,64; Skala2: MW t2=4,6, MW t3=4,8, p=,91;<br />

Skala3: MW t2=8,1, MW t3=8,6, p=,8) än<strong>der</strong>n sich die Angaben<br />

kaum, was dem Konstrukt <strong>der</strong> Stabilität von Grundannahmen entspricht.<br />

Die Werte <strong>der</strong> Skalen sche<strong>in</strong>en positive Erfahrungen mit<br />

<strong>der</strong> Abst<strong>in</strong>enz darzustellen. Es bleibt zu prüfen, ob sich bei größerer<br />

Stichprobe signifikante Verän<strong>der</strong>ungen abbilden.<br />

004<br />

Immediate changes <strong>in</strong> drug crav<strong>in</strong>g and appetite-regulat<strong>in</strong>g<br />

hormones such as ghrel<strong>in</strong>, lept<strong>in</strong>, adiponect<strong>in</strong>, resist<strong>in</strong> and <strong>in</strong>sul<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> a sample of opiate dependent patient <strong>in</strong> opioid ma<strong>in</strong>tenance<br />

therapy<br />

Ottokar Stundner (Christian-Doppler-Kl<strong>in</strong>ik, Psychiatrie II, Salzburg,<br />

Österreich)<br />

N. Thon, E. Haschke-Becher, S. Afazel-Saeedi, F. Wurst<br />

Introduction: Crav<strong>in</strong>g is consi<strong>der</strong>ed to be a major <strong>in</strong>citement for<br />

drug seek<strong>in</strong>g, consumption and relapse. Several modulators – hormones,<br />

paracr<strong>in</strong>es and neural structures – have been reported to<br />

un<strong>der</strong>ly the complex biochemical response, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g appetite-<br />

regulat<strong>in</strong>g hormones such as ghrel<strong>in</strong>, lept<strong>in</strong>, adiponect<strong>in</strong>, resist<strong>in</strong><br />

and Insul<strong>in</strong>. Our study focuses on short term regulation of crav<strong>in</strong>g<br />

and hormone levels <strong>in</strong> the context of an opioid ma<strong>in</strong>tenance therapy<br />

(OMT) sett<strong>in</strong>g.<br />

Method: A total of of 17 patients <strong>in</strong> OMT (4 f, 13 m; median age: 30<br />

years) consented to participate <strong>in</strong> this study. Crav<strong>in</strong>g was assessed<br />

us<strong>in</strong>g the general crav<strong>in</strong>g scale (GCS) and hero<strong>in</strong> crav<strong>in</strong>g questionnaire<br />

(HCQ). Hormone levels were determ<strong>in</strong>ed us<strong>in</strong>g commercially<br />

available test kits (Mediagnost Inc, Germany) Crav <strong>in</strong>g scores and<br />

blood hormone levels were determ<strong>in</strong>ed before and three hours after<br />

adm<strong>in</strong>istration of the substitution substance.<br />

Discussion / Results: All psychological crav<strong>in</strong>g scores showed a<br />

highly significant decrease (r = 0,885; p < 0,01) after <strong>in</strong>take of the<br />

substitution opioid. Lept<strong>in</strong> levels also decreased significantly between<br />

the two time po<strong>in</strong>ts (r = 0,989; p < 0,05). Inititially, Insul<strong>in</strong><br />

levels and crav<strong>in</strong>g for hero<strong>in</strong> showed a marked negative correlation<br />

(r = -0,535; p < 0,05). Ghrel<strong>in</strong> and Resist<strong>in</strong> exhibited a clear, yet not<br />

significant trend to <strong>in</strong>versely correlate with all crav<strong>in</strong>g scores both<br />

before and after substitution. Regard<strong>in</strong>g psychiatric comorbidities,<br />

70 % of the participants (4 female, 8 male) had a score > 11 <strong>in</strong> the<br />

Beck Depression Inventory (BDI). Conclusion: Our results support<br />

the assumption, that opioid substitution decreases crav<strong>in</strong>g for illicit<br />

drugs, even over a very short course of time. Pathways regulat<strong>in</strong>g<br />

hunger (Insul<strong>in</strong>, Ghrel<strong>in</strong>, Lept<strong>in</strong>) apparently seem to be <strong>in</strong>volved<br />

005<br />

Assessment of alcohol use among patients <strong>in</strong> hero<strong>in</strong> ma<strong>in</strong>tenance<br />

treatment by direct ethanol metabolites and self-reports<br />

Friedrich Wurst (Christian-Doppler-Kl<strong>in</strong>ik, Psychiatrie II, Salzburg,<br />

Österreich)<br />

N. Thon, V. Auwärter, B. Laskowska, M. Yegles, C. Halter, W. We<strong>in</strong>mann,<br />

G. Wiesbeck, K. Dürsteler-MacFarland<br />

Introduction: Heavy alcohol use may accelerate the progression of<br />

Hepatitis C (HCV)-related liver disease and / or may limit efforts at<br />

antiviral treatment. S<strong>in</strong>ce most of the patients <strong>in</strong> hero<strong>in</strong> ma<strong>in</strong>tenance<br />

treatment suffer from Hepatitis C <strong>in</strong>fection, this study was<br />

conducted to identify alcohol <strong>in</strong>take among these patients at a Swiss<br />

Psychiatric University Cl<strong>in</strong>ic.<br />

Method: A convenience sample of 54 patients (16 female, 38 male,<br />

median age 39.5 years) consented to participate <strong>in</strong> this study.<br />

The Alcohol Use Disor<strong>der</strong>s Identification Test (AUDIT) and selfreported<br />

ethanol <strong>in</strong>take dur<strong>in</strong>g the previous 7 days were assessed.<br />

In addition, <strong>in</strong> ur<strong>in</strong>e and hair ethyl glucuronide (EtG) were determ<strong>in</strong>ed<br />

us<strong>in</strong>g LC-MS/MS and GC/MS.<br />

Discussion / Results: Of a total of 54 patients, 26 reported abst<strong>in</strong>ence<br />

from alcohol for the previous 7 days. AUDIT scores were<br />

>8 <strong>in</strong> 16 male and >5 <strong>in</strong> 2 female participants. Direct ethanol metabolites<br />

were as follows (median, m<strong>in</strong>, max, standard deviation):<br />

UEtG (26 positives; 10, 0.10, 39, 11.65 mg / L); HEtG (12.1, 0, 142,<br />

36.14 pg / mg), no HEtG- data available from 1 participant, 21 participants<br />

were abst<strong>in</strong>ent (up to 7 pg / mg), 16 were social dr<strong>in</strong>kers<br />

(up to 50 g / day) and 16 were excessive users (>50 / 60g /d)). Of the<br />

26 participants report<strong>in</strong>g no alcohol <strong>in</strong>take dur<strong>in</strong>g the previous<br />

7 days, 2 were UEtG-positive. Significant correlations were found<br />

for: HEtG and AUDIT (r=0.614, p


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

cularis oculi („Bl<strong>in</strong>kreflex“). Es ist bekannt, dass angenehme Reize<br />

die Startle Amplitude erniedrigen, und unangenehme die Startle<br />

Amplitude erhöhen.<br />

Methode: Die Studie untersucht den affektiv-modulierten Startle-<br />

Reflex bei hero<strong>in</strong>abhängigen Patienten mit und ohne antisoziale<br />

Persönlichkeitsstörung im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen.<br />

60 Personen (20 antisoziale Hero<strong>in</strong>abhängige, 20 nicht-antisoziale<br />

Hero<strong>in</strong>abhängige, 20 Gesunde) wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em affektiv-modulierten<br />

Startle-Reflex Experiment untersucht. Der Startle-Reflex<br />

wurde nach e<strong>in</strong>em plötzlichen akustischen Reiz abgeleitet (50 ms,<br />

105 dB), gleichzeitig wurden neutrale, angenehme, unangenehme<br />

und Drogen bezogene Bil<strong>der</strong> den Versuchspersonen präsentiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Beide hero<strong>in</strong>abhängige Gruppen zeigten<br />

e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Amplitude des Startle-Reflexes auf alle Stimuli als<br />

die gesunden Personen (p


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

010<br />

Aktuelle Datenlage zu Verhaltenssüchten<br />

Bernhard Croissant (Kl<strong>in</strong>iken Landkreis Sigmar<strong>in</strong>gen, Psychiatrie,<br />

Psychotherapie)<br />

D. Croissant, J. Lorenz, G. Längle<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Spektrum <strong>der</strong> Störungsbil<strong>der</strong>, die unter dem Begriff<br />

„Verhaltenssüchte“ zusammengefasst werden, ist groß. Experten<br />

zählen vor allem Glücksspielsucht, Kaufsucht, Mediensucht,<br />

Arbeitssucht, Sportsucht und Sexsucht zu diesen exzessiven belohnenden<br />

Verhaltensweisen. Die Ursache von süchtigem Verhalten<br />

kann nicht durch e<strong>in</strong>en alle<strong>in</strong>igen Faktor erklärt werden. Es spielen<br />

sowohl genetische, neurobiologische, psychische als auch soziale<br />

und anthropologische Ursachen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.<br />

Methode: Die Therapie <strong>der</strong> Verhaltenssucht sollte immer multimodal<br />

ablaufen. Verhaltenstherapeutische und kognitive Ansätze sollten<br />

dabei komb<strong>in</strong>iert werden. Im Gegensatz zur Substanzabhängigkeit<br />

ist nicht die vollkommene Abst<strong>in</strong>enz das Ziel e<strong>in</strong>er Therapie,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> kontrollierte Umgang mit den Tätigkeiten. Zudem<br />

sollten Übungen zur Stimuluskontrolle sowie alternative funktionale<br />

Stressverarbeitungsstrategien entwickelt werden, zu denen<br />

u. a. systematische Entspannungsverfahren gehören.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In diesem Poster werden die Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />

<strong>der</strong> Störungsbil<strong>der</strong> und <strong>der</strong>en Klassifikation näher beleuchtet<br />

und verschiedene Erklärungsansätze lerntheoretischer,<br />

psychobiologischer und kognitiver Art vorgestellt, sowie spezielle<br />

Aspekte <strong>der</strong> Therapie entsprechend dem aktuellen Stand <strong>der</strong> Literatur<br />

dargestellt.<br />

011<br />

Verbesserte Langzeitgedächtnisleistung durch verstärkte belohnungsanzeigende<br />

Stimuli – E<strong>in</strong>e Pilotstudie<br />

Katr<strong>in</strong> Charlet (Charité Berl<strong>in</strong>-CCM-Psychiatrie, AG Emotional<br />

Neuroscience)<br />

T. Wüstenberg, H. Schnei<strong>der</strong>-Hassloff, M. Kensche, B. H. Schott,<br />

J. Wrase, A. He<strong>in</strong>z<br />

E<strong>in</strong>leitung: Nach heutigem Wissen wird die Konsolidierung von<br />

Gedächtnis<strong>in</strong>halten, die mit hippokampaler Aktivierung assoziiert<br />

ist, moduliert durch die dopam<strong>in</strong>erge Innervation mesolimbischer<br />

Hirnareale und <strong>der</strong>en präfrontaler, glutamaterger Kontroll<strong>in</strong>stanzen.<br />

Die Präsentation belohnungsprädizieren<strong>der</strong> Stimuli bed<strong>in</strong>gt<br />

dabei e<strong>in</strong>e nachhaltigere Enkodierung. Derselbe Mechanismus<br />

wird auch für sucht-assoziierte Stimuli bei alkoholabhängigen Patienten<br />

vermutet, da diese e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Salienz im Vergleich zu<br />

gewöhnlichen Verstärkerreize, wie z. B. Nahrung, Sexualität, Geld,<br />

haben.<br />

Methode: 12 gesunde Probanden wurden mit e<strong>in</strong>em Belohnungs-<br />

Antizipations-Paradigma auf implizite Gedächtniseffekte h<strong>in</strong> untersucht.<br />

Als belohnungsprädizierende Reize wurden Bil<strong>der</strong> von<br />

60 Außen- und 60 Innenszenen gezeigt, auf denen zu 50 % alkoholische<br />

Getränke bzw. Softdr<strong>in</strong>ks abgebildet waren. Bei rechtzeitiger<br />

und korrekter Lösung e<strong>in</strong>er nachfolgenden Zahlenzuordnungsaufgabe<br />

konnten die Probanden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Belohnungsbed<strong>in</strong>gung 0,5 € je<br />

Durchgang gew<strong>in</strong>nen (adaptive Erfolgsratenadjustierung auf 66 %).<br />

Nach 24 Stunden schätzten die Probanden e<strong>in</strong>, wie sicher sie die<br />

Bil<strong>der</strong> aus dem fMRT-Experiment er<strong>in</strong>nerten (4AFC recognition<br />

task). Die bekannten 120 Bil<strong>der</strong> wurden dazu mit 120 unbekannten<br />

Bil<strong>der</strong>n gemischt. Die Datenanalyse erfolgte mit SPM8 und SPSS<br />

14.0.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Für die Er<strong>in</strong>nerungsleitung war auf <strong>der</strong><br />

Verhaltensebene ke<strong>in</strong> signifikanter Bed<strong>in</strong>gungseffekt nachweisbar<br />

(Wilcoxon z=-.44, p=.66). Innerhalb <strong>der</strong> Belohnungsbed<strong>in</strong>gung jedoch<br />

wurden die verstärkten Bil<strong>der</strong> (erfolgreicher Gew<strong>in</strong>ndurchgang)<br />

signifikant besser er<strong>in</strong>nert als die nicht verstärkten Bil<strong>der</strong><br />

(Wilcoxon z = +3.06, p = .002). Die BOLD-Response im ventralen,<br />

anterioren Z<strong>in</strong>gulum und dem l<strong>in</strong>ken Nucleus accumbens zeigte<br />

e<strong>in</strong>en signifikanten Belohnungseffekt (belohnungsprädizierende<br />

Reize > neutrale Reize, p=10 voxel).<br />

Weiterh<strong>in</strong> konnte e<strong>in</strong>e signifikante Korrelation zwischen <strong>der</strong><br />

Er<strong>in</strong>nerungsleistung und <strong>der</strong> BOLD-Effektstärke im l<strong>in</strong>ken Hippocampus<br />

(Cornu ammonis, r2=0.67, p


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-007 Posterpräsentation<br />

Alkoholabhängigkeit 1<br />

Vorsitz: I. Vernaleken (Aachen)<br />

001<br />

DAT-Methylierung im Alkoholentzug<br />

Krist<strong>in</strong>a Bayerle<strong>in</strong> (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Erlangen, Psychiatrie)<br />

J. Kornhuber, S. Bleich, T. Biermann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Epigenetische Regulierung des Dopam<strong>in</strong>-Transporter-Gens<br />

(DAT) durch Promotor-spezifische DNA-Methylierung<br />

bee<strong>in</strong>flusst wahrsche<strong>in</strong>lich die dopam<strong>in</strong>erge Transmission im<br />

Alkoholentzug.<br />

Methode: Ziel <strong>der</strong> Studie war es, epigenetische Mechanismen <strong>der</strong><br />

DAT-Regulierung während des Alkoholentzuges <strong>in</strong> Bezug auf<br />

Crav<strong>in</strong>g (Suchtdruck) und Schwere <strong>der</strong> Entzugssymptome zu untersuchen.<br />

Kl<strong>in</strong>ischer Anhaltspunkt für die Schwere des Entzuges<br />

war das Ausmaß des Clomethiazol-Bedarfs. Die DNA-Methylierung<br />

von 32 männlichen alkoholabhängigen Patienten wurde durch<br />

die Bisulfit-Sequenzierung e<strong>in</strong>es Teils des DAT-Promotors zu zwei<br />

verschiedenen Zeitpunkten während des Alkoholentzuges (Tag 0<br />

und 7) untersucht. Das Ausmaß des Crav<strong>in</strong>gs wurde durch die<br />

Obsessive Compulsive Dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g Scale (OCDS; Deutsche Version)<br />

erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es ergab sich e<strong>in</strong>e signifikante Assoziation<br />

<strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Dosis von Clomethiazol mit dem Methylierungsstatus<br />

e<strong>in</strong>es Clusters von 7/31 CPG-Sites <strong>in</strong>nerhalb des analysierten<br />

Fragmentes des DAT-Promotors. Weiterh<strong>in</strong> konnte e<strong>in</strong>e<br />

positive Korrelation des OCDS-Gesamtwertes mit <strong>der</strong> Methylierung<br />

dieses Clusters nachgewiesen werden. Die Ergebnisse zeigen,<br />

dass die epigenetische Regulierung des Dopam<strong>in</strong>transporters von<br />

Patienten im Alkoholentzug verän<strong>der</strong>t ist. Weiterh<strong>in</strong> ergab sich e<strong>in</strong><br />

Zusammenhang mit dem Ausmaß von Crav<strong>in</strong>g und <strong>der</strong> Schwere<br />

<strong>der</strong> Alkoholentzugssymptome.<br />

002<br />

Die zerebrovaskuläre Autoregulation im Alkoholentzug und <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>fluss von Clomethiazol<br />

Karl-Juergen Bär (Bochum)<br />

T. Jochum, M. Re<strong>in</strong>hard<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die zerebrale Autoregulation (ZAR) hat die Aufgabe,<br />

die konstante Durchblutung des Gehirnes bei systemischen Blutdruckschwankungen<br />

zu gewährleisten.<br />

Methode: Zur nicht-<strong>in</strong>vasiven Erfassung <strong>der</strong> ZAR wurden so genannte<br />

dynamische Testverfahren etabliert. Neben <strong>der</strong> Kreuzspektralanalyse<br />

spontaner Blutdruckschwankungen und ihrer Äquivalente<br />

im cerebralen Blutfluss, aus <strong>der</strong> die beiden Parameter Phase<br />

und Ga<strong>in</strong> resultieren, wurden die Korrelationskoeffizienten-Indices<br />

Mx und Dx angewendet.Wir untersuchten 20 Patienten im akuten<br />

Alkoholentzug und 24 h nach <strong>der</strong> ersten Gabe von Clomethiazol<br />

sowie gesunde altersentsprechende Kontrollpersonen. Die ZAR<br />

wurde ermittelt, <strong>in</strong>dem die Zunahme des zerebralen Blutflusses<br />

nach e<strong>in</strong>er CO2-Inhalation gemessen wurde. 24 h nach <strong>der</strong> ersten<br />

E<strong>in</strong>nahme von Clomethiazol wurde diese Messung wie<strong>der</strong>holt, um<br />

den E<strong>in</strong>fluss dieses Medikamentes auf die cerebrale Autoregulation<br />

zu untersuchen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen signifikante Gruppenunterschiede<br />

<strong>der</strong> Patienten im Alkoholentzug <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Para-meter <strong>der</strong> ZVR gegenüber gesunden Kontrollpersonen. Die<br />

Verabreichung von Clomethiazol führt zu e<strong>in</strong>er Re-duktion dieser<br />

pathologischen Verän<strong>der</strong>ungen beschreiben. Dementsprechend<br />

lässt sich schlussfolgern, dass die Gabe von Clomethiazol zur Re-<br />

58<br />

duktion des Risikos beiträgt, während e<strong>in</strong>es Alkoholentzuges e<strong>in</strong>en<br />

Schlaganfall zu erleiten.<br />

003<br />

Homocyste<strong>in</strong> und CDT als Prädiktoren für Alkoholentzugsanfälle<br />

bei anhängigen Patienten<br />

Julia Cramer (Med. Hochschule Hannover, Zentrum für Seelische Gesundheit)<br />

A. H<strong>in</strong>tzen, D. Karagülle, H. Friel<strong>in</strong>g, S. Bleich, T. Hillemacher<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Rahmen <strong>der</strong> Alkoholentgiftung bei alkoholabhängigen<br />

Patienten treten Alkoholentzugsanfälle häufig auf und zählen<br />

hier zu den mediz<strong>in</strong>isch wichtigsten, teilweise auch lebensbedrohlichen<br />

Komplikation. Antikonvulsive Medikamente werden zur<br />

Anfallsprophylaxe e<strong>in</strong>gesetzt und senken so das Risiko e<strong>in</strong>es Alkoholentzugsanfalls<br />

drastisch. In aktuellen Studien konnte e<strong>in</strong>e Assoziation<br />

zwischen erhöhten Homocyste<strong>in</strong>spiegeln und dem <strong>in</strong>dividuellen<br />

Risiko für Alkoholentzugsanfälle gezeigt werden. CDT<br />

(carbohydrate deficient transferr<strong>in</strong>) war <strong>in</strong> Untersuchungen ebenfalls<br />

mit dem Anfallsrisiko assoziiert. Ziel <strong>der</strong> Untersuchung war es,<br />

beide Parameter bei e<strong>in</strong>er Patientenpopulation bezüglich <strong>der</strong> Vorhersagequalität<br />

zu untersuchen.<br />

Methode: 190 alkoholabhängige Patienten, davon 154 Männer und<br />

36 Frauen, wurden zum Zeitpunkt des Beg<strong>in</strong>ns <strong>der</strong> Entzugsbehandlung<br />

<strong>in</strong> die Untersuchung e<strong>in</strong>geschlossen. Vor <strong>der</strong> Untersuchung<br />

wurde für jeden Patienten das <strong>in</strong>dividuelle Anfallsrisiko,<br />

bestimmt durch das Auftreten von Entzugsanfällen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorgeschichte<br />

ermittelt. Homocyste<strong>in</strong> und CDT wurden als relevante<br />

Parameter bei Aufnahme zur Entgiftungsbehandlung gemessen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> logistischen Regres sion (abhängige<br />

Variable: Auftreten von Anfällen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorgeschichte, Methode:<br />

E<strong>in</strong>schluss) zeigte sich für beide untersuchten Parameter e<strong>in</strong> signifikantes<br />

Ergebnis (CDT: B= 0.113, p=0.016, OR=1.119; Homocyste<strong>in</strong>:<br />

B=0.047, p


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

symptoms, improve quality of sleep, avoid deterioration of safety<br />

variables and decrease nicot<strong>in</strong>e addiction.<br />

Discussion / Results: Our pilot study is designed to provide evidence<br />

for the efficacy of Quetiap<strong>in</strong>e <strong>in</strong> alcohol relapse preven tion.<br />

Alcohol dependent patients after withdrawal should display a decrease<br />

<strong>in</strong> persistant crav<strong>in</strong>g and should be less afflicted by sleep disor<strong>der</strong>s,<br />

excitement or symptoms of depression or anxiety. The poster<br />

provides the rational for conduct<strong>in</strong>g this study and describes the<br />

study protocol <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g the subject‘s characteristics.<br />

005<br />

Why is disulfiram superior to acamprosate <strong>in</strong> the rout<strong>in</strong>e<br />

cl<strong>in</strong>ical sett<strong>in</strong>g? A retrospective long term study <strong>in</strong> 353 alcohol<br />

dependent patients<br />

Alexan<strong>der</strong> Diehl (Städt. Kl<strong>in</strong>ikum Braunschweig, Psychiatrische<br />

Kl<strong>in</strong>ik)<br />

L. Ulmer, J. Mutschler, H. Herre, B. Krumm, B. Croissant, K. Mann<br />

Introduction: To compare the long-term effectiveness of acamprosate<br />

(ACP) and disulfiram (DSF) <strong>in</strong> the treatment of alcohol dependence<br />

<strong>in</strong> regard to differences <strong>in</strong> the patients‘ characteristics with<strong>in</strong><br />

a naturalistic outpatient treatment sett<strong>in</strong>g.<br />

Method: Retrospective data refers to N=353 alcohol dependent<br />

subjects, be<strong>in</strong>g <strong>in</strong> outpatient aftercare from 2002 to 2007, who received<br />

DSF or ACP follow<strong>in</strong>g an <strong>in</strong>patient alcohol detoxification<br />

treatment. Abst<strong>in</strong>ence was assessed by alcohol breathalyzer, physicians‘<br />

rat<strong>in</strong>g, patients‘ self report as well as ur<strong>in</strong>e and serum analyses.<br />

Discussion / Results: Basel<strong>in</strong>e data <strong>in</strong> terms of current addictive<br />

behaviour and course of disease differed between both groups to<br />

the disadvantage of the DSF group: Compared to the ACP group<br />

subjects treated with DSF showed a longer duration of alcohol dependence,<br />

higher amounts of daily alcohol consumption and more<br />

alcohol detoxification treatments <strong>in</strong> their history. Kaplan Meier<br />

survival analyses revealed highly significant differences between<br />

both groups <strong>in</strong> the primary and secondary measures of outcome<br />

(p always


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

zu Tag 14. An Tag 14 fanden wir e<strong>in</strong>e signifikante Erhöhung<br />

<strong>der</strong> VEGF-A Serumspiegel im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen<br />

(p


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

Diskussion / Ergebnisse: In beiden Gruppen zeigte sich e<strong>in</strong>e negative<br />

Korrelation <strong>der</strong> Schmerzsensitivität mit dem im AUDIT score<br />

erfassten Alkoholkonsum. Die PET-Messung ergab e<strong>in</strong>e positive<br />

Korrelation zwischen <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Schwelle für Druckschmerz<br />

und <strong>der</strong> D2/3-Rezeptor-Verfügbarkeit im Thalamus und im Striatum.<br />

Die Ergebnisse weisen auf e<strong>in</strong>en direkten Zusammenhang<br />

zwischen Alkoholkonsum und Schmerzwahrnehmung h<strong>in</strong>. Die<br />

Rolle von Dopam<strong>in</strong> als Mediator von Schmerz-Regulation wird<br />

durch die Ergebnisse bestätigt.<br />

011<br />

Zusammenhänge zwischen erhöhtem Endorph<strong>in</strong>spiegel im Entzug,<br />

frühen Traumatisierungen und PTSD bei alkoholabhängigen<br />

Patienten<br />

Daniel Lüdecke (Institut für Mediz<strong>in</strong>soziologie, UK Hamburg-<br />

Eppendorf)<br />

H. Menger, K. Homann, J. Schulze-Thüs<strong>in</strong>g, L. Teske, J. Reimer,<br />

J. Hissbach, K. Wiedemann, I. Schäfer<br />

E<strong>in</strong>leitung: β-Endorph<strong>in</strong> wird mit den Verstärkereffekten von Alkohol<br />

und an<strong>der</strong>en Suchtmitteln sowie mit Symptomen von Ängstlichkeit<br />

und Depression bei alkoholabhängigen Patienten im Entzug<br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht. Darüber h<strong>in</strong>aus wurden erhöhte<br />

β-Endorph<strong>in</strong>spiegel bei Patienten mit Posttraumatischer Belastungsstörung<br />

(PTSD) gefunden. Trotz <strong>der</strong> hohen Raten von Traumatisierungen<br />

und Posttraumatischen Störungen bei alkoholabhängigen<br />

Patienten wurden mögliche Zusammenhänge mit<br />

β-Endorph<strong>in</strong> bei dieser Diagnosegruppe bislang nicht untersucht.<br />

Methode: Bei N=26 Patienten e<strong>in</strong>er Alkoholentzugsstation (27 %<br />

weiblich, 73 % männlich) wurde an Tag 2 (t1) und Tag 14 (t2) ihres<br />

Aufenthaltes β-Endorph<strong>in</strong> im Plasma bestimmt. Neben Symptomen<br />

von Angst (STAI), Depression (BDI) und Posttraumatischem<br />

Stress (PDS) wurden Charakteristika <strong>der</strong> Alkoholabhängigkeit<br />

(OCDS-d, EuropASI) und frühe Traumatisierungen (CTQ) erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Patienten mit frühen Traumatisierungen<br />

(46 %) zeigten im akuten Entzug (t1) signifikant höhere<br />

β-Endorph<strong>in</strong>spiegel als nicht traumatisierte Patienten (M=78,1 pg/<br />

ml vs. 56,2 pg/ml; t24=5.07, p


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

chische Probleme und Substanzmissbrauch <strong>der</strong> Eltern) anhand<br />

standardisierter Instrumente erhoben. Verlauf und aktuelle Symptomatik<br />

wurden anhand von BDI und EuropASI erfasst. Die Auswertung<br />

erfolgte mittels deskriptiver Verfahren und Varianzanalyse.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nur N=12 (7 %) <strong>der</strong> Patienten berichteten<br />

ke<strong>in</strong>en <strong>der</strong> untersuchten belastenden Faktoren <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit.<br />

N=76 (47 %) berichteten 1 – 3 Faktoren, N=47 (29 %) 4 – 6 und<br />

N=27 Patienten (17 %) 7 – 9 belastende Faktoren. Frauen wiesen im<br />

Durchschnitt mehr belastende Faktoren auf (M=3,28 vs. F=4,43;<br />

t=-2,85; df=160; p


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

Methode: Deskriptive Expertenbefragung zur Versorgungssituation<br />

Substituierter <strong>in</strong> Deutschland mittels Fokusgruppenansatz anhand<br />

e<strong>in</strong>es strukturierten, anonymen Fragebogens, <strong>der</strong> im Rahmen<br />

des 17. Kongresses <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Suchtmediz<strong>in</strong><br />

(DGS) e.V. ausgeteilt wurde. Weiteren DGS-Mitglie<strong>der</strong>n, die nicht<br />

am Kongress teilnahmen, wurde <strong>der</strong> Fragebogen postalisch zugesandt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die fehlende Resonanz sehen die 150 <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Substitution tätige Befragten <strong>in</strong> den rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Unverhältnismäßigkeit zwischen f<strong>in</strong>anzieller Vergütung<br />

und Aufwand sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> mangelnden <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Kooperation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung von Begleiterkrankungen begründet.<br />

Strukturelle Verbesserungsvorschläge zielen entsprechend auf<br />

e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> adm<strong>in</strong>istrativen und juristischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

(23,8 %), e<strong>in</strong>e bessere f<strong>in</strong>anzielle Honorierung (21,3 %),<br />

e<strong>in</strong>e bessere Vernetzung zwischen den an <strong>der</strong> Substitutionsbehandlung<br />

beteiligten Fachgruppen und auf e<strong>in</strong>en quantitativen Ausbau<br />

<strong>der</strong> psycho-sozialen Betreuung (jeweils 11 %) ab. Die <strong>in</strong>fektiologische<br />

Versorgung wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Großteil <strong>der</strong> Praxen selbstständig<br />

durchgeführt, Präventionsmaßnahmen zu drogenassoziierten Infektionskrankheiten<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen Praxen fester Bestandteil <strong>der</strong> Substitution.<br />

Diskussion: Die strukturellen Hemmnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Versorgung Substituierter s<strong>in</strong>d identifiziert und erfor<strong>der</strong>n<br />

e<strong>in</strong>e Anpassung <strong>der</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und Anreizsysteme, um<br />

diese für die Zukunft sicherzustellen.<br />

002<br />

Gen<strong>der</strong>spezifische Aspekte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung Medikamentenabhängiger<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er speziellen Therapiegruppe<br />

Arnold Wieczorek (AHG Kl<strong>in</strong>iken Daun, Kl<strong>in</strong>ik Thommener Höhe,<br />

Darscheid)<br />

R. Schulz, N. Bergemann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Schätzungen gehen <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> Deutschland von 1,4 bis<br />

1,9 Millionen medikamentenabhängigen Personen aus, wovon ca.<br />

1,1 Millionen abhängig von Benzodiazep<strong>in</strong><strong>der</strong>ivaten und 500.000<br />

abhängig von Schmerzmitteln se<strong>in</strong> sollen (ähnlich hohe Zahl wie<br />

Alkoholabhängige). Insbeson<strong>der</strong>e Frauen nehmen bis zu zweimal<br />

häufiger als Männer psychotrope Medikamente, wie z. B. Beruhigungs-<br />

und Schlafmittel, Antidepressiva, Schmerzmittel und Medikamente<br />

zur Gewichtsreduktion e<strong>in</strong>. Aufgrund <strong>der</strong> <strong>in</strong> vielen Fällen<br />

wesentlichen Unterschiede <strong>der</strong> Entwicklungsfaktoren e<strong>in</strong>er Medikamentenabhängigkeit,<br />

<strong>der</strong> zugrunde liegenden Risikofaktoren,<br />

<strong>der</strong> geschlechts- und altersspezifischen Unterschiede, <strong>der</strong> zusätzlich<br />

voliegenden komorbiden psychischen Störungen wird suchtmediz<strong>in</strong>isch<br />

schon lange die Entwicklung und Implementierung<br />

spezifischer Rehabilitationsangebote für medikamentenabhängige<br />

Personen gefor<strong>der</strong>t, die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e gesplechtsspezifische Unterschiede<br />

<strong>in</strong>nerhalb dieser Gruppe angemessen berücksichtigt.<br />

Methode: Auf <strong>der</strong> Grundlage unserer Basisdokumentation Sucht<br />

werden suchtspezifische, biographische, soziodemographische und<br />

psychosoziale Patientenmerkmale von medikamentenabhängigen<br />

Frauen und Männern <strong>der</strong> Entlassjahrgänge 2007 und 2008 mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

und <strong>in</strong> Bezug auf die Gesamtstichprobe aller behandelten<br />

Patienten verglichen und geschlechtsspezifische Unterschiede herausgestellt.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus erfolgt e<strong>in</strong>e geschlechtsspezifische Auswertung<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Abhängigkeitsdiagnosen und weiterer komorbi<strong>der</strong><br />

psychischer Störungen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Aufgrund <strong>der</strong> <strong>in</strong> vielen Fällen wesentlichen<br />

Unterschiede • <strong>der</strong> Entwicklungsfaktoren e<strong>in</strong>er Medikamentenabhängigkeit<br />

• <strong>der</strong> substanzbezogenen Unterschiede • <strong>der</strong><br />

zugrunde liegenden Risikofaktoren • <strong>der</strong> geschlechts- und altersspezifischen<br />

Unterschiede • und zusätzlich vorliegenden komorbiden<br />

psychischen Störungen ist e<strong>in</strong> spezifisches Rehabilitationsangebot<br />

für Medikamentenabhängige erfor<strong>der</strong>lich, das auch<br />

geschlechtsspezifische Aspekte angemessen berücksichtigt. Das<br />

rehabilitationsspezifische Angebot für Medikamentenabhängige <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er speziellen Therapiegruppe bietet e<strong>in</strong>e wirksame Behandlung<br />

für Medikamentenabhängige.<br />

003<br />

Traumatherapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären Suchttherapie – erste Ergebnisse<br />

e<strong>in</strong>es Forschungsprojekts<br />

Mart<strong>in</strong> Zobel (Psychologische Praxis, Koblenz)<br />

P. Missel, C. Qu<strong>in</strong>ten, M. Vogelgesang, N. Bergemann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Menschen mit Suchtproblemen berichten überzufällig<br />

häufig von Gewalt- und Missbrauchserfahrungen <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dheit,<br />

Jugend und im Erwachsenenalter. EMDR (Eye Movement Desensitization<br />

and Reprocess<strong>in</strong>g) hat sich als e<strong>in</strong> therapeutisches Verfahren<br />

gezeigt, das sich <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>e Weise zur Behandlung von psychischen<br />

Traumata eignet. Die kontrollierte Studie soll zeigen, ob<br />

e<strong>in</strong>e traumafokussierte Behandlung mit EMDR im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

Entwöhnungsbehandlung an<strong>der</strong>en Verfahren gleichwertig o<strong>der</strong><br />

überlegen ist.<br />

Methode: Die Patienten <strong>der</strong> Behandlungsgruppe erhalten das Angebot<br />

e<strong>in</strong>er traumafokussierten Behandlung mit Schwerpunkt auf<br />

<strong>der</strong> EMDR-Methode, die Patienten <strong>der</strong> Kontrollgruppe erhalten<br />

an<strong>der</strong>e traumatherapeutische Verfahren. Erhoben werden u. a. typische<br />

Traumasymptome mittels SKID, Impact of Event Scale (IES)<br />

sowie die aktuelle subjektive Belastung durch das Ereignis. In e<strong>in</strong>em<br />

Prä-Post-Design sollen Gruppenunterschiede vor und nach<br />

sowie e<strong>in</strong> Jahr nach <strong>der</strong> Traumabehandlung gemessen werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> bisherigen Laufzeit des von <strong>der</strong><br />

DRV-Bund geför<strong>der</strong>ten Projekts wurden <strong>in</strong>sgesamt 65 Patientenbehandlungen<br />

durchgeführt. Insgesamt zeigen die bisherigen Daten,<br />

dass e<strong>in</strong>e traumafokussierte Behandlung <strong>in</strong> beiden Behandlungsgruppen<br />

messbare positive Verän<strong>der</strong>ungen h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Belastung<br />

durch e<strong>in</strong> traumatisches Ereignis ergab. Bezüglich <strong>der</strong> Prä-<br />

Post-Differenzen zeigten Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> EMDR-Gruppe e<strong>in</strong>e<br />

höhere Abnahme <strong>der</strong> Traumafolgesymptome. Die Ergebnisse zeigen,<br />

dass auch im Rahmen e<strong>in</strong>er stationären Entwöhnungsbehandlung<br />

e<strong>in</strong>e effektive Traumabehandlung durchgeführt werden kann.<br />

Die EMDR-Methode erweist sich dabei nach den bisher vorliegenden<br />

Daten als effektiver als an<strong>der</strong>e traumatherapeutische Verfahren.<br />

004<br />

Multimodales Neuroimag<strong>in</strong>g und antipsychotische Therapie mit<br />

Aripiprazol bei substanz<strong>in</strong>duziertem Dermatozoenwahn<br />

Markus Kölle (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Ulm, Psychiatrie III)<br />

A. Huwe, M. Luster, S. N. Reske, M. Spitzer, N. Osterfeld, C. Schönfeldt-Lecuona,<br />

R. Freudenmann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Dermatozoenwahn kann als isolierte psychische Störung,<br />

als Folge e<strong>in</strong>er gehirnorganischen Verän<strong>der</strong>ung, beispielsweise<br />

e<strong>in</strong>er vaskulären Encephalopathie, o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er substanz<strong>in</strong>duzierten<br />

psychotischen Störung auftreten. Die Pathophysiologie<br />

des Syndroms ist bislang unbekannt. Aktuelle Therapierichtl<strong>in</strong>ien<br />

existieren nicht. Zur Therapie <strong>der</strong> Störung mit atypischen Antipsychotika<br />

existieren E<strong>in</strong>zelfallberichte.<br />

Methode: Wir berichten den Fall e<strong>in</strong>er 27-jährigen Patient<strong>in</strong>, die<br />

nach e<strong>in</strong>er etwa e<strong>in</strong> halbes Jahr dauernden Episode des Konsums<br />

von Amphetam<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>en Dermatozoenwahn entwickelt hatte.<br />

cMRT, EEG und Liquordiagnostik zeigten Normalbefunde. F-DO-<br />

PA-PET, FP-CIT-SPECT, FDG-PET, und IBZM-SPECT vor Beg<strong>in</strong>n<br />

e<strong>in</strong>er antipsychotischen Therapie bei nachgewiesener Amphetam<strong>in</strong>-Abst<strong>in</strong>enz<br />

zeigten e<strong>in</strong>e gem<strong>in</strong><strong>der</strong>te DOPA-Aufnahme <strong>in</strong> präsynaptische<br />

dopam<strong>in</strong>erge Neurone sowie e<strong>in</strong>e asymmetrische Belegung<br />

<strong>in</strong> Striatum und Thalamus (Nucl. caudatus rechtsbetont,<br />

Putamen und Pallidum l<strong>in</strong>ksbetont, Thalamus l<strong>in</strong>ksbetont) bei normalem<br />

Anreicherungsverhalten an Dopam<strong>in</strong>-Transportern präsynäptisch<br />

und D2-Rezeptoren postsynaptisch. Die Therapie mit<br />

63


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

Aripiprazol wurde begonnen. E<strong>in</strong>e Verlaufskontrolle nach zwei<br />

Wochen Therapie zeigte bei e<strong>in</strong>em Aripiprazol-Spiegel im therapeutisch<br />

üblichen Bereich e<strong>in</strong>e deutliche kl<strong>in</strong>ische Besserung. E<strong>in</strong>e<br />

IBZM-SPECT zeigte nun erwartungsgemäß e<strong>in</strong>e deutlich reduzierte<br />

B<strong>in</strong>dung an D2-Rezeptoren. E<strong>in</strong>e FDG-PET zeigte e<strong>in</strong>e jetzt<br />

symmetrische und stärkere Belegung des Nucleus caudatus, e<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />

etwa konstante Belegung des Putamen und Pallidum im Vergleich<br />

zur Voruntersuchung sowie e<strong>in</strong>e Umkehrung <strong>der</strong> asymmetrischen<br />

Belegung des Thalamus mit jetzt rechtsbetonter Anreicherung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der Fallbericht beschreibt erstmals mittels<br />

FDG-PET gemessene Alterationen des Glukosemetabolismus<br />

<strong>in</strong> dopam<strong>in</strong>ergen Zielgebieten bei substanz<strong>in</strong>duziertem Dermatozoenwahn<br />

sowie <strong>der</strong>en Verän<strong>der</strong>ung unter antipsychotischer Therapie.<br />

Der Fall liefert somit erstmals auf <strong>der</strong> Basis funktioneller<br />

Neuroimag<strong>in</strong>g-Untersuchungen H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e gestörte Funktion<br />

von Thalamus und Striatum als mögliche Ursache <strong>der</strong> pathophysiologisch<br />

bislang nicht verstandenen Störung. Ebenso wird<br />

erstmals die erfolgreiche Therapie e<strong>in</strong>es substanz<strong>in</strong>duzierten Dermatozoenwahns<br />

mit Aripiprazol beschrieben.<br />

005<br />

„Assoziationsspaltung“ e<strong>in</strong>e neue Technik zur Reduktion des<br />

Suchtverlangens<br />

Birgit Hottenrott (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Hamburg, Psychiatrie,<br />

Neuropsychologie)<br />

L. Jel<strong>in</strong>ek, R. Veckenstedt, S. Moritz<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Technik „Assoziationsspaltung“ wurde ursprünglich<br />

für Menschen mit e<strong>in</strong>er Zwangsstörung entwickelt. Hier zeigten<br />

sich <strong>in</strong> ersten Studien vielversprechende Ergebnisse (z. B. Symptomreduktion,<br />

subjektive Bewertung <strong>der</strong> Maßnahme). Ähnlich wie<br />

bei <strong>der</strong> Zwangsstörung, stellen auch bei <strong>der</strong> Alkoholkrankheit wie<strong>der</strong>holte,<br />

quälende <strong>in</strong>trusive Gedanken, das sogenannte Suchtverlangen<br />

o<strong>der</strong> Crav<strong>in</strong>g, Kernmerkmale <strong>der</strong> Störung dar, welche auf<br />

Standard<strong>in</strong>terventionen oft nur unzureichend ansprechen. Um<br />

dem daraus abgeleiteten Bedarf an alternativen Therapien nachzukommen,<br />

wurde die Technik „Assoziationsspaltung“ nunmehr für<br />

die Alkoholkrankheit angepasst. Assoziationsspaltung basiert auf<br />

Netzwerkmodellen, und bedient sich des kognitiven Pr<strong>in</strong>zips <strong>der</strong><br />

Assoziationsauffächerung. Die Methode zielt auf die Schwächung<br />

Alkohol-bezogener Assoziationen (z. B. Korn – tr<strong>in</strong>ken o<strong>der</strong><br />

Schnaps – Entspannung) durch die Ausbildung und Stärkung neutraler<br />

Assoziationen (z. B. Korn – Getreide o<strong>der</strong> Schnaps – Schnappschuss).<br />

Methode: Die Technik wurde im Rahmen e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternetbasierten<br />

Machbarkeitsstudie <strong>in</strong> Selbstanwendung über 4 Wochen an 31 Alkoholabhängigen<br />

evaluiert. Die Probanden wurden über Selbsthilfeforen<br />

rekrutiert. Als Outcome-Parameter dienten die Selbstrat<strong>in</strong>gs<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Obsessive Compulsive Dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g Scale (OCDS) zum prä-<br />

und post-Zeitpunkt sowie e<strong>in</strong>e subjektive Bewertung <strong>der</strong> Technik.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nach dem Interventionszeitraums von<br />

4 Wochen gaben 39 % (<strong>in</strong>tention-to-treat Auswertung) bzw. 60 %<br />

(per protocol Auswertung) <strong>der</strong> Teilnehmer an, von <strong>der</strong> Maßnahme<br />

profitiert zu haben (mittlerer Symptomrückgang von 32 % im<br />

OCDS-Score). Für Probanden, die ke<strong>in</strong>en Effekt durch die Intervention<br />

registrierten, ergab sich h<strong>in</strong>gegen nur e<strong>in</strong> Rückgang im<br />

OCDS-Score von 5 %. Es wird die Notwendigkeit neuer, niedrigschwelliger<br />

Therapieangebote (Selbsthilfetechnik) sowie <strong>der</strong> mögliche<br />

Vorteil e<strong>in</strong>er therapeutengestützten Anwendung <strong>der</strong> Technik<br />

diskutiert. Zudem wird e<strong>in</strong> Ausblick auf e<strong>in</strong>e laufende Studie gegeben,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> die Methode als Gruppen<strong>in</strong>tervention bei stationären<br />

Patienten angeboten wird und <strong>in</strong> ihrer Effektivität e<strong>in</strong>er Kontrollbed<strong>in</strong>gung<br />

gegenüber gestellt wird.<br />

64<br />

006<br />

CAN Stop – Entwicklung und Evaluation e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dizierten Präventionskonzepts<br />

für Jugendliche und junge Erwachsene mit problematischem<br />

Cannabiskonsum<br />

N<strong>in</strong>a Weymann (UKE, DZSKJ, Hamburg)<br />

C. Baldus, A. Miranda, K. Moré, O. Reis, R. Thomasius<br />

E<strong>in</strong>leitung: Cannabis ist die von jungen Menschen <strong>in</strong> Deutschland<br />

am häufigsten konsumierte illegale Droge. E<strong>in</strong> junges Erstkonsumalter<br />

birgt e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko für kognitive, soziale und psychische<br />

Probleme. Um entsprechende Entwicklungen zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n bzw.<br />

aufzuhalten, bedarf es e<strong>in</strong>es niedrigschwelligen <strong>in</strong>dizierten Präventionsangebots,<br />

das die Jugendlichen flächendeckend <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Sett<strong>in</strong>gs (Jugend- und Suchthilfe, mediz<strong>in</strong>isches Hilfesystem,<br />

Jugendstrafvollzug) erreicht. E<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er solchen Intervention besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> großen Bandbreite<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong> diesen Kontexten zu erreichenden Jugendlichen sowie<br />

<strong>der</strong> den unterschiedlichen Erfahrungs- und Ausbildungsh<strong>in</strong>tergründen<br />

<strong>der</strong> Personen, die dort mit den Jugendlichen arbeiten.<br />

Methode: Wir entwickelten mit CAN Stop e<strong>in</strong>e eng manualisierte<br />

Gruppen<strong>in</strong>tervention über 8 Sitzungen. Inhalte s<strong>in</strong>d Psychoedukation,<br />

Selbstbeobachtung, Verbesserung <strong>der</strong> Selbstwirksamkeit,<br />

Umgang mit Stress und Gefühlen, Abgrenzung gegenüber Peers<br />

und Rückfallprophylaxe. Die e<strong>in</strong>zelnen Sitzungen s<strong>in</strong>d klar strukturiert<br />

und primär auf durchführende Tra<strong>in</strong>er ohne therapeutische<br />

Ausbildung o<strong>der</strong> Gruppenerfahrung zugeschnitten. Nach e<strong>in</strong>er<br />

Pilotstudie begann im April 2009 die Datenerhebung <strong>der</strong> Hauptstudie.<br />

238 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis<br />

21 Jahren werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em randomisierten kontrollierten Prä-postfollow-up-Design<br />

untersucht. Die Teilnehmer berichten soziodemographische<br />

Daten, Drogenanamnese, psychosoziale Probleme<br />

(YSR, YASR), Familien- und Peerbeziehungen, Phasen <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungsmotivation,<br />

Behandlungszufriedenheit, Abhängigkeitssymptome,<br />

Konsumerwartungen, Selbstwirksamkeit und Peer resistance.<br />

Die Tra<strong>in</strong>er geben Auskunft über ihren beruflichen<br />

H<strong>in</strong>tergrund, ihre E<strong>in</strong>stellung zu Cannabis, ihre Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsziele,<br />

füllen e<strong>in</strong>en kurzen Persönlichkeitsfragebogen aus und berichten<br />

über ihre Zufriedenheit mit dem Gruppenverlauf. Strukturdaten<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen werden erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Poster stellt den gegenwärtigen Stand<br />

des Projekts vor. Das Studiendesign und die Intervention werden<br />

präsentiert und Ergebnisse <strong>der</strong> Pilotstudie berichtet. Individuelle<br />

Verläufe <strong>der</strong> Pilotteilnehmer über die drei Messzeitpunkte (prä,<br />

post und 6 Monats-Katamnese) werden nachgezeichnet.<br />

007<br />

Aspekte <strong>der</strong> Implementierung des CAN Stop Gruppentra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs für<br />

junge Cannabiskonsumenten <strong>in</strong> vier verschiedenen Behandlungssett<strong>in</strong>gs<br />

Alejandra Miranda (UKE Hamburg-Eppendorf, DZSKJ)<br />

C. Baldus, K. Moré, O. Reis, N. Weymann, R. Thomasius<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das CAN Stop Gruppentra<strong>in</strong><strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong> niedrigschwelliges<br />

Programm für Jugendliche und junge Erwachsene mit problematischem<br />

Cannabiskonsum, das <strong>in</strong> vier verschiedenen Behandlungssett<strong>in</strong>gs<br />

– <strong>der</strong> ambulanten Jugend- und Suchthilfe, dem<br />

stationären und dem ambulanten mediz<strong>in</strong>ischen Sett<strong>in</strong>g sowie <strong>in</strong><br />

Jugendstrafanstalten – etabliert werden soll. Strukturierte und störungsspezifische<br />

Manuale s<strong>in</strong>d bisher hauptsächlich <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen Sett<strong>in</strong>gs, also im ambulanten o<strong>der</strong> stationären Bereich,<br />

evaluiert worden. Die Erfahrungen bei <strong>der</strong> Implementierung<br />

<strong>in</strong> den vier unterschiedlichen Behandlungsarmen sollen im Folgenden<br />

erläutert werden.<br />

Methode: Zur Rekrutierung <strong>der</strong> Kooperationspartner aus dem gesamten<br />

norddeutschen Raum wurden im September 2008 275 potentielle<br />

Kooperationse<strong>in</strong>richtungen aus <strong>der</strong> Jungend- und Suchthilfe,<br />

78 E<strong>in</strong>richtungen aus dem ambulanten und 103 aus dem


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

stationären mediz<strong>in</strong>ischen Sett<strong>in</strong>g angeschrieben. Zu 7 Jugendstrafanstalten<br />

wurde persönlich Kontakt aufgenommen. Mit allen<br />

E<strong>in</strong>richtungen, die ihr Interesse bekundeten, wurde e<strong>in</strong> persönlicher<br />

Term<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>bart, um die Möglichkeiten <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

genauer zu erläutern und e<strong>in</strong>e Kooperation zu etablieren. Die<br />

Rückmeldungen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung bezüglich <strong>der</strong> Implementierung<br />

wurden auf qualitativer Ebene gesammelt und werden auf dem<br />

Poster vorgestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der Justizvollzug und die ambulante mediz<strong>in</strong>ische<br />

Versorgung zeigten das höchste Interesse und die höchste<br />

Rücklaufquote <strong>in</strong> Bezug auf das Zustandekommen e<strong>in</strong>es Kooperationsvertrages.<br />

Die hohe Resonanz im Justizvollzug ist zum e<strong>in</strong>en<br />

damit erklärbar, dass es für diesen Bereich kaum strukturierte Angebote<br />

gibt, <strong>der</strong> Bedarf jedoch da ist. Zum an<strong>der</strong>en ermöglichen die<br />

Gegebenheiten des Vollzugs, nämlich die regelmäßige Anwesenheit<br />

<strong>der</strong> Teilnehmer, e<strong>in</strong>e optimale Durchführung des Gruppentra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs.<br />

Die eher ger<strong>in</strong>ge Rücklaufquote (5 %) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugend- und<br />

Suchthilfe sowie im stationären mediz<strong>in</strong>ischen Sett<strong>in</strong>g ist auf e<strong>in</strong>e<br />

Vielzahl an alternativen Angeboten <strong>in</strong> Bezug auf strukturierte, störungsspezifische<br />

Manuale <strong>in</strong> diesem Bereich zurückzuführen. Des<br />

Weiteren ist e<strong>in</strong>e Implementierung im stationären Bereich aufgrund<br />

<strong>der</strong> hohen Fluktuation <strong>der</strong> Patienten und des bereits stark<br />

strukturierten Behandlungssett<strong>in</strong>gs mit beson<strong>der</strong>en Schwierigkeiten<br />

verbunden.<br />

008<br />

PFIFF – Projekt für Intervention und Früherkennung alkoholbezogener<br />

Störungen <strong>in</strong> Freiburg – e<strong>in</strong>e Prä-Post Studie zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Vernetzung von Hausarztpraxis und Suchtberatung<br />

Jeanette Röhrig (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

S. Flaig, S. Wahl, D. Ruf, K. Frick, M. Berner<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> Vergangenheit wurde vor allem die „Versäulung“<br />

unterschiedlicher Sektoren des Suchthilfesystems als wesentliches<br />

H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis für e<strong>in</strong>e effektivere und frühzeitige Sekundärprävention<br />

alkoholbezogener Störungen benannt. Das vorliegende Projekt des<br />

AK Suchthilfe Freiburg untersucht im Rahmen e<strong>in</strong>er Prä-Post-<br />

Messung prospektiv die Effekte e<strong>in</strong>es Angebots zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Schnittstelle Hausarztpraxis – Suchtberatung.<br />

Methode: Die vier aktiven Freiburger Suchtberatungsstellen zeichneten<br />

von November 2007 bis April 2008 die Zugangswege ihrer<br />

Erstgesprächsklienten und <strong>der</strong>en Patientencharakteristika auf<br />

(Basel<strong>in</strong>ephase, B). Im April 2008 wurden alle Hausärzte <strong>in</strong> Freiburg<br />

(n=231) e<strong>in</strong>geladen, sich an dem Projekt zu beteiligen. Dieses<br />

umfasste Zugang zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternetbasierten Leitl<strong>in</strong>ie, rasche direkte<br />

Term<strong>in</strong>vergabe für an die Suchtberatungsstellen überwiesenen Patienten<br />

und strukturierte Rückmeldung <strong>der</strong> Beratungsstellen an die<br />

Hausärzte. Die Teilnahmequote betrug n=23 (10,0 %). Anschließend<br />

wurden wie<strong>der</strong>um über 6 Monate (Mai bis Oktober 2008) die<br />

Erstgespräche <strong>der</strong> Suchtberatungsstellen dokumentiert (Interventionsphase,<br />

I) und die Projektärzte regelmäßig kontaktiert und zur<br />

Überweisung von Patienten motiviert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Anzahl <strong>der</strong> Erstgespräche betrug 186<br />

(B) bzw. 156 (I). Der Anteil <strong>der</strong> überwiesenen Patienten war dabei<br />

<strong>in</strong>sgesamt 17,3 % (B:10,8 %, n=20, I:25,0 %, n=39, OR 2,8, p=0,001).<br />

Der Anteil <strong>der</strong> durch Projektärzte überwiesenen Patienten stieg dabei<br />

von 10 % (B) auf 33,3 % (I). Von den Projektärzten überwiesen<br />

15 ke<strong>in</strong>en Patienten. Der Anteil <strong>der</strong> Erstkontakte zum Hilfesystem<br />

stieg von 36 % (B) auf 44 % (I). Bei den von Projektärzten überwiesenen<br />

Patienten hatten 9 von 13 (69,2 %) e<strong>in</strong>en Erstkontakt zum<br />

Hilfesystem. In beiden Phasen handelte es sich <strong>in</strong> rund 85 % <strong>der</strong><br />

Fälle um abhängige Patienten. Die Teilnahmequote <strong>der</strong> Ärzte war<br />

sehr ger<strong>in</strong>g. Auch von den Projektärzten war nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>erer Teil<br />

aktiv. Der Anteil überwiesener Patienten stieg <strong>in</strong> <strong>der</strong> Interventionsphase<br />

deutlich. E<strong>in</strong>e höhere Überweisungsrate von missbräuchlich<br />

o<strong>der</strong> riskant konsumierenden Patienten konnte nicht erreicht werden.<br />

Insgesamt konnte durch vergleichsweise wenig Aufwand e<strong>in</strong>e<br />

verbesserte Vernetzung erzielt werden, wobei unspezifische Effekte<br />

nicht auszuschließen s<strong>in</strong>d.<br />

009<br />

Grenzüberschreitendes Netzwerk <strong>in</strong> <strong>der</strong> Suchtvorbeugung für die<br />

Euroregion Pomerania – Projektphase III 2009-2012<br />

Jens Langosch (Ev. Krankenhaus Bethanien, Chefarzt, Greifswald)<br />

V. Hausch, J. Niemann, C. Junge<br />

E<strong>in</strong>leitung: Vor dem H<strong>in</strong>tergrund zunehmen<strong>der</strong> sozialer Probleme<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>der</strong> Grenzgebiete, konkret <strong>in</strong> den Regionen<br />

Greifswald, Szczec<strong>in</strong> und Kolobrzeg haben sich mehrere Projektpartner<br />

entschlossen, im Bereich <strong>der</strong> primären Suchtvorbeugung<br />

als Gegenmaßnahme grenzüberschreitende und koord<strong>in</strong>ierte Netzwerke<br />

aufzubauen. Zielgruppe <strong>der</strong> ersten beiden Projektphasen<br />

waren Schüler <strong>der</strong> 5. – 6. Klassen sowie <strong>der</strong> 7. – 9. Klassen bei<strong>der</strong><br />

Län<strong>der</strong>. Aus den Befragungen hat sich u. a. ergeben, dass das E<strong>in</strong>stiegsalter<br />

für den Substanzkonsum <strong>in</strong>sgesamt s<strong>in</strong>kt. Entsprechende<br />

E<strong>in</strong>stellungen bilden sich schon erhebliche Zeit vor dem ersten<br />

direkten Substanzkontakt aus. Die Zielgruppe dieser Projektphase<br />

s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong><strong>der</strong> im oberen K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenalter (Vorschule) und im jüngeren<br />

Schulalter (Grundschule). Die konkrete Präventionsarbeit<br />

wird sowohl soziale Faktoren, wie auch familiäre und psychische<br />

Faktoren berücksichtigen.<br />

Methode: Parallel zur Erstellung konkreter Modul<strong>in</strong>halte des Projektes,<br />

die von verschiedenen Projektpartnern umgesetzt werden,<br />

ist das Ev. Krankenhaus Bethanien für die wissenschaftliche Begleitung<br />

zuständig. Die Evaluation erfolgt longitud<strong>in</strong>al und <strong>in</strong> Parallelgruppen<br />

mit und ohne Intervention. Geplant s<strong>in</strong>d drei Erhebungszeitpunkte<br />

(Okt. 2009, Okt. 2010, Okt. 2011). Die Befragungen<br />

richten sich bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenk<strong>in</strong><strong>der</strong>n an die Erzieher und die<br />

Eltern, im Grundschulbereich werden neben den Lehrern und<br />

Eltern ebenfalls die Schüler befragt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> vorherigen Projektphase zeigte<br />

sich nach Auswertung <strong>der</strong> Daten, dass bereits e<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong><br />

14-jährigen Kontakt zu Nikot<strong>in</strong> und Alkohol hatte. Positive Alkoholwirksamkeitserwartungen<br />

wurden deutlich überbewertet, negative<br />

Wirksamkeitserwartungen verharmlost. Zudem zeigte je<strong>der</strong><br />

zehnte Jugendliche e<strong>in</strong> riskantes Alkoholkonsummuster, so dass<br />

langfristig e<strong>in</strong>e deutliche Suchtgefährdung besteht. Um diese Entwicklung<br />

zu bremsen, sollen bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n über strukturierte<br />

Module protektive Faktoren wie z. B. Frustrationstoleranz und Empathiefähigkeit<br />

gestärkt werden. Zudem soll die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> die Schule und e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Freizeitgestaltung geför<strong>der</strong>t<br />

werden. Gleichzeitig sollen die Eltern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umsetzung erarbeiteter<br />

Kompetenzen geschult werden. Die Projekt<strong>in</strong>halte werden unter<br />

wissenschaftlicher Begleitung sowohl <strong>in</strong> Deutschland als auch<br />

<strong>in</strong> Polen umgesetzt.<br />

010<br />

Trends <strong>in</strong> the utilisation of the Cyprus addiction services<br />

Agorastos Agorastos (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Hamburg, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

H. Zurhold, U. Verthe<strong>in</strong>, P. Degkwitz, C. Haasen<br />

Introduction: Dur<strong>in</strong>g the last 20 years there is a clear tendency towards<br />

community-<strong>in</strong>tegrated care <strong>in</strong> Cyprus. The <strong>in</strong>creased availability<br />

of differentiated drug treatment services resulted <strong>in</strong> a grow<strong>in</strong>g<br />

number of drug users enter<strong>in</strong>g treatment.<br />

Method: This evaluation is part of a tw<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g project between<br />

Cyprus and Germany, aimed at evaluat<strong>in</strong>g the governmental drug<br />

services <strong>in</strong> Cyprus and promot<strong>in</strong>g the improvement and <strong>in</strong>troduction<br />

of new drug treatment services, <strong>in</strong> or<strong>der</strong> to assist the new<br />

Member State <strong>in</strong> the implementation and harmonisation with the<br />

European Community‘s legislation.<br />

65


Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

Discussion / Results: The available data show that opiates were of<br />

all clients the substance primary used. Thus, hero<strong>in</strong> users represent<br />

the ma<strong>in</strong> client group request<strong>in</strong>g for drug treatment. Cannabis<br />

users are the second ma<strong>in</strong> client group account<strong>in</strong>g for one fourths<br />

of all clients, followed by coca<strong>in</strong>e users. Drug users <strong>in</strong> need for<br />

treatment predom<strong>in</strong>ately request for outpatient psychosocial <strong>in</strong>terventions,<br />

while almost half of the clients entered treatment for their<br />

fist time. From 2004 to 2007 the overall number of treatment clients<br />

<strong>in</strong>creased by 75 %. Dur<strong>in</strong>g this period the number of news clients<br />

with primary use of cannabis or coca<strong>in</strong>e <strong>in</strong>creased significantly. At<br />

the same time there is a consi<strong>der</strong>able decrease of opiate users demand<strong>in</strong>g<br />

for treatment the first time. If the drug services will be<br />

further developed and diversified – <strong>in</strong> particular as regards the <strong>in</strong>troduction<br />

of substitution treatment, low-threshold services and<br />

specialized treatment options – the number of clients request<strong>in</strong>g<br />

treatment might further <strong>in</strong>crease.<br />

011<br />

Ergebniserwartung als Konstrukt zur Erklärung <strong>der</strong> fehlenden<br />

psychischen Abhängigkeit bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>nahme von Barbituraten<br />

und Clobazam als Antiepileptika<br />

Carmen Uhlmann (ZfP Südwürttemberg, Versorgungsforschung,<br />

Ravensburg)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Thema Abhängigkeit von Antiepileptika wurde<br />

bisher nicht systematisch erforscht, trotz <strong>der</strong> Tatsache, dass zum<strong>in</strong>dest<br />

Barbiturate und Benzodiazep<strong>in</strong>e e<strong>in</strong> potentielles Suchtrisiko<br />

bergen. Wir nehmen an, dass es aufgrund <strong>der</strong> Ergebniserwartungen<br />

kaum zu psychischer Substanzabhängigkeit (Kontrollverlust<br />

und „crav<strong>in</strong>g“) bei Epilepsiepatienten kommt. Ergebniserwartungen<br />

s<strong>in</strong>d seit Marlatt (1985) Gegenstand <strong>der</strong> Suchtforschung. Ziel<br />

<strong>der</strong> Studie war, Epilepsiepatienten im H<strong>in</strong>blick auf Substanzabhängigkeit<br />

und Ergebniserwartung <strong>der</strong> Medikamentene<strong>in</strong>nahme zu<br />

untersuchen.<br />

Methode: Es wurden 100 stationäre Epilepsiepatienten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

strukturierten Interview über Erfahrungen und E<strong>in</strong>stellungen zu<br />

ihrer Antiepileptikae<strong>in</strong>nahme <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf psychische und<br />

körperliche Abhängigkeitskriterien sowie im H<strong>in</strong>blick auf Ergebniserwartungen<br />

befragt. Nach <strong>der</strong> Befragung wurden die Patienten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e „high-risk“-Gruppe (E<strong>in</strong>nahme von Barbituraten und Clobazam<br />

aktuell o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorgeschichte) und e<strong>in</strong>e „low-risk“-<br />

Gruppe (zu ke<strong>in</strong>em Zeitpunkt E<strong>in</strong>nahme von Barbituraten und<br />

Clobazam) e<strong>in</strong>geteilt, um mögliche Unterschiede <strong>in</strong> den Abhängigkeitskriterien<br />

und den Ergebniserwartungen zwischen den Gruppen<br />

zu erfassen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt berichteten ungefähr 50 % <strong>der</strong><br />

Epilepsiepatienten von Entzugssymptomen und e<strong>in</strong>er Toleranzentwicklung,<br />

dagegen bemerkten nur 7 % e<strong>in</strong>en Kontrollverlust und<br />

3 % „crav<strong>in</strong>g“. In <strong>der</strong> „high-risk“-Gruppe war e<strong>in</strong> signifikant höherer<br />

Anteil an Patienten mit körperlicher Abhängigkeitssymptomatik<br />

als <strong>in</strong> <strong>der</strong> „low-risk“-Gruppe, bei den psychischen Abhängigkeitskriterien<br />

ergab sich ke<strong>in</strong> Unterschied zwischen den beiden<br />

Gruppen. Die Ergebniserwartung <strong>der</strong> Medikamentene<strong>in</strong>nahme bezog<br />

sich e<strong>in</strong>deutig auf e<strong>in</strong>e mögliche Anfallsreduktion und kaum<br />

auf psychotrope Effekte. Auch hierbei ergab sich ke<strong>in</strong> Unterschied<br />

zwischen <strong>der</strong> high-risk“-Gruppe und <strong>der</strong> „low-risk“-Gruppe. Die<br />

66<br />

Studie zeigt, dass physiologische Variablen <strong>der</strong> Abhängigkeit bei<br />

Epilepsiepatienten häufig vorhanden s<strong>in</strong>d, psychologische Variablen<br />

aber nur bei wenigen. Diese Ergebnisse bestätigen unsere<br />

Hypothese, dass Substanzabhängigkeit bei Epilepsiepatienten ke<strong>in</strong><br />

übergeordnetes Problem darstellt, auch nicht bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>name von<br />

Clobazam o<strong>der</strong> Barbituraten, da Ergebniserwartungen klar auf antikonvulsive<br />

und nicht auf psychotrope Effekte bezogen werden.<br />

E<strong>in</strong> Model zur Erklärung des Zusammenhangs von Abhängigkeit<br />

und Ergebniserwartung bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>nahme von Antiepileptika wird<br />

vorgestellt.<br />

012<br />

Follow-up-Befragung zur Patientenzufriedenheit auf e<strong>in</strong>er Spezialstation<br />

zur Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen<br />

Karel Frasch (BKH Günzburg)<br />

A. Häfele, R. Kilian, A. Hellberg, H. Jahn<br />

E<strong>in</strong>leitung: Um Aufschluss über Stärken und Schwächen unseres<br />

Therapieangebotes aus Patientensicht unter Längsschnittaspekten<br />

zu erhalten, wie<strong>der</strong>holten wir e<strong>in</strong>e bereits <strong>in</strong> 2004 durchgeführte<br />

Umfrage (Häfele, Kilian, Frasch. Psych Pflege 2007; 13: 154-158)<br />

dah<strong>in</strong>gehend, ob bestimmte Aspekte <strong>der</strong> Behandlung als defizitär<br />

wahrgenommen werden und ob die Beurteilung <strong>der</strong> Behandlungsqualität<br />

durch die Patienten von <strong>in</strong>dividuellen Merkmalen bee<strong>in</strong>flusst<br />

wird.<br />

Methode: Analog <strong>der</strong> Erstbefragung (n=100) wurden diesmal<br />

40 Patienten freiwillig und anonym befragt, wobei <strong>der</strong> Tüb<strong>in</strong>ger<br />

Fragebogen zur Behandlungszufriedenheit TüBB (Längle et al. Psychiatr<br />

Prax 2002; 29: 83-89) verwendet wurde. Die statistische<br />

Datenanalyse erfolgte mit Hilfe l<strong>in</strong>earer Regressionsmodelle.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bis auf signifikante Unterschiede h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Geschlechterverteilung (Erstbefragung: 82 % Männer,<br />

Follow-up: 57 % Männer) waren die beiden Gruppen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

wesentlicher E<strong>in</strong>flussgrößen vergleichbar. Die Regressionsmodelle<br />

für den E<strong>in</strong>fluss <strong>in</strong>dividueller Merkmale auf die Beurteilung <strong>der</strong><br />

verschiedenen Dimensionen <strong>der</strong> Behandlung (Atmosphäre, Behandlungsqualität,<br />

Autonomie) erbrachten wie bei <strong>der</strong> Voruntersuchung<br />

ke<strong>in</strong>erlei H<strong>in</strong>weise darauf, dass <strong>in</strong>dividuelle Merkmale (Geschlecht,<br />

Familienstand, Berufstätigkeit, vornehmlich konsumiertes<br />

Suchtmittel) die Beurteilung <strong>der</strong> Behandlung bee<strong>in</strong>flussen. Im Vergleich<br />

zwischen den beiden Gruppen zeigte sich, dass die Patienten<br />

trotz zahlreicher im Gefolge <strong>der</strong> Erstbefragung durchgeführter organisatorischer<br />

Verän<strong>der</strong>ungen auf <strong>der</strong> Station die Situation beim<br />

Follow-up nicht signifikant an<strong>der</strong>s beurteilten als bei <strong>der</strong> Erstbefragung,<br />

nämlich bezüglich <strong>der</strong> Dimensionen „Atmosphäre“ und „Behandlungsqualität“<br />

<strong>in</strong> etwa auf Höhe des Skalenmittelpunktes und<br />

bezüglich <strong>der</strong> Dimension „Autonomie“ eher <strong>in</strong> Richtung „Unzufriedenheit“.<br />

Es sollte also noch e<strong>in</strong>mal über die durchgeführten<br />

bzw. weitere Verbesserungsmaßnahmen nachgedacht werden. Wir<br />

danken Lea Kilian für die E<strong>in</strong>gabe <strong>der</strong> Daten.


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

Topic: 3 Psychotische Störungen, F2<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Madrid<br />

HS-006 Hauptsymposium<br />

Funktionelle Bildgebung emotionaler, motivationaler und kognitiver<br />

Prozesse bei <strong>der</strong> Schizophrenie<br />

Vorsitz: G. Juckel (Bochum), A. He<strong>in</strong>z (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Reward prediction error und Wahnbildung<br />

Andreas He<strong>in</strong>z (Charité Campus Mitte, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

A. Beck, U. Lang, J. Wrase, J. Gall<strong>in</strong>at, F. Schlagenhauf<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zuschreibung von Bedeutung zu ansonsten irrelevanten<br />

Reizen könnte e<strong>in</strong> entscheiden<strong>der</strong> Mechanismus <strong>der</strong> Wahnentstehung<br />

se<strong>in</strong>, <strong>der</strong> sich durch e<strong>in</strong>e chaotische o<strong>der</strong> stress-abhängige<br />

Aktivierung des dopam<strong>in</strong>ergen Systems bei schizophrenen Psychosen<br />

erklären lässt (He<strong>in</strong>z, Eur Psychiatry 2002; Kapur, Am J Psychiatry<br />

2002).<br />

Methode: Wir untersuchten unmedizierte schizophrene Patienten<br />

und altersgematchte Kontrollpersonen (n=30) mittels funktioneller<br />

Kernsp<strong>in</strong>tomographie und e<strong>in</strong>em Gew<strong>in</strong>nspiel, bei dem man durch<br />

rasche Reaktionen Geld gew<strong>in</strong>nen bzw. Geldverlust vermeiden<br />

kann.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Schizophrene Patienten zeigten e<strong>in</strong>e verstärkte<br />

Aktivierung im medialen präfrontalen Kortex bei unerwartetem<br />

Geldverlust und e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Aktivierung im ventralen<br />

Striatum, wenn Geldverlust erfolgreich (versus erfolglos) vermieden<br />

werden konnte. Schizophrene Patienten reagierten also jeweils<br />

verstärkt auf negative Ereignisse und verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t auf die erfolgreiche<br />

Abwehr aversiver Ereignisse. Zudem war die Konnektivität<br />

zwischen dem medialen präfrontalen Kortex und dem ventralen<br />

Striatum bei schizophrenen Patienten verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Bei diesen akut<br />

psychotischen und unmedizierten Patienten korrelierte e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />

Aktivierung im medialen präfrontalen Kortex bei erfolgreicher<br />

(versus erfolgloser) Vermeidung e<strong>in</strong>es drohenden Geldverlustes<br />

mit erhöhter Wahnbildung. Schizophrene Patienten zeigten<br />

also e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Differenz zwischen <strong>der</strong> neuronalen Aktivierung<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit vom Erfolg ihres Verhaltens bei drohenden<br />

negativen Konsequenzen. Diese Beobachtung passt zu <strong>der</strong> Annahme<br />

e<strong>in</strong>er dysfunktionalen, neuronal kodierten „Bedeutungszuschreibung“<br />

(<strong>in</strong>centive salience) bei schizophrenen Patienten <strong>in</strong><br />

Hirnregionen, die direkt vom dopam<strong>in</strong>ergen Neurotransmittersystem<br />

moduliert werden. Sie zeigen darüber h<strong>in</strong>aus, dass – an<strong>der</strong>s<br />

als von J. Hughl<strong>in</strong>gs Jackson im Konzept <strong>der</strong> Positivsymptomatik<br />

vor über 100 Jahren postuliert – Wahnbildung nicht immer mit<br />

e<strong>in</strong>er Störung evolutionär alter, subkortikaler Hirnregionen assoziiert<br />

se<strong>in</strong> muss, son<strong>der</strong>n vielmehr mit e<strong>in</strong>er Störung evolutionär<br />

komplexer, präfrontaler Hirnregionen verbunden se<strong>in</strong> kann.<br />

002<br />

Pathophysiologie von Sprach- und Denkstörungen bei Patienten<br />

mit Schizophrenie<br />

Tilo Kircher (Universität Marburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Die funktionelle Magnetresonanztomografie (FMRT) ist e<strong>in</strong> wichtiges<br />

Instrument zur Erforschung <strong>der</strong> neuronalen Grundlagen schizophrener<br />

Störungen. E<strong>in</strong> Problem ist die Heterogenität <strong>der</strong> Störung<br />

<strong>in</strong> Ätiologie, Verlauf und Psychopathologie. E<strong>in</strong> möglicher<br />

Ansatz ist daher die Untersuchung von Patientenkollektiven mit<br />

homogener Psychopathologie o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Korrelation von Verhaltendaten<br />

mit Ergebnissen aus <strong>der</strong> Bildgebung. In dem Vortrag wird e<strong>in</strong><br />

Überblick über den aktuellen Stand des Forschungsfeldes und e<strong>in</strong><br />

Ausblick auf mögliche Entwicklungen gegeben werden. Zukunftsweisend<br />

s<strong>in</strong>d Ansätze zur Integration von morphologischen Strukturen<br />

(Diffusionsbildgebung), funktionellen Aktivierungen, Genetik<br />

und Verhaltensdaten aus Phänomenolgie und Testpsychologie.<br />

003<br />

Neuronale Korrelate von emotionalen und sozialen Interaktionen<br />

Klaus Mathiak (UK Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Störungen <strong>der</strong> Hirnfunktion wie bei Schizophrenie und Epilepsie<br />

führen auch zu Störungen von sozialen Funktionen. Diese können<br />

die Lebensqualität mehr bee<strong>in</strong>trächtigen als die augenfälligen kl<strong>in</strong>ischen<br />

Symptome. Bei epileptischen Erregungsstörungen fanden<br />

wir lokalisierte Effekte auf psychosoziale Funktionen, aber wissen<br />

noch wenig über die Komplexität <strong>der</strong> Netzwerke, die das Sozialverhalten<br />

steuern. Die funktionelle Bildgebung kann genutzt werden<br />

um die neuralen Korrelate von Sozialverhalten zu analysieren. Zunächst<br />

wurden VR-Stimuli bei Gesunden und Patienten validiert.<br />

Wir nahmen fMRI während <strong>der</strong> Interaktion mit Computersimulationen<br />

o<strong>der</strong> dargestellten Sozialpartnern auf und erfassten das subjektive<br />

Erleben. Korrelationen zwischen BOLD-Signal und<br />

beobachtetem(virtuellen) Verhalten sowie <strong>der</strong> subjektiven Bewertung<br />

wurden errechnet. Virtual reality reproduziert Emotionenserkennung-Defizite<br />

bei Schizophrenie und kann auch zur Untersuchung<br />

sozialer Interaktionen genutzt werden. In virtuellen sozialen<br />

Interaktionen wie Erfolg o<strong>der</strong> Versagen reagierten limbische Areale<br />

(ACC, Mandelkerne, Hippocampus, …). Die subjektive Verarbeitung<br />

dieser Ereignisse sche<strong>in</strong>t an höhere und neokortikale Strukturen,<br />

wie orbito-frontaler und rechts temporo-polarer Kortex, gebunden<br />

zu se<strong>in</strong>, letzterer z. B. sche<strong>in</strong>t die negative Verarbeitung von<br />

Versagen zu hemmen und könnte gestörtes Sozialverhalen bei<br />

rechts-hemisphärischen Funktionsstörung miterklären.<br />

004<br />

Mentalisierung bei Schizophrenien – fMRT-Befunde zu unterschiedlichen<br />

Entwicklungsstadien<br />

Mart<strong>in</strong> Brüne (LWL Universitätskl<strong>in</strong>ik, Psychiatrie, Bochum)<br />

S. Özgürdal, N. Ansorge, V. Nicolas, M. Tegenthoff, G. Juckel, S. Lissek<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zahlreiche Studien haben belegt, dass Patienten mit<br />

Schizophrenien Störungen <strong>der</strong> Mentalisierung, d.h., <strong>der</strong> Fähigkeit,<br />

sich <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Personen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zu versetzen, haben. Ob <strong>der</strong>artige<br />

Defizite bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühphase <strong>der</strong> Erkrankung bzw im Prodromalstadium<br />

vorliegen, ist bislang kaum untersucht worden.<br />

Methode: 30 Patienten mit Schizophrenien <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Erkrankungsstadien wurden mittels e<strong>in</strong>es fMRT Paradigmas zur<br />

Mentalisierung untersucht. 10 Patienten hatten schizophrene Prodromalstadien,<br />

10 Erstmanifestationen und 10 chronische Verläufe.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Aktivierungsmuster zwischen den<br />

Prodromalpatienten und erstmanifestierten Patienten unterschieden<br />

sich von denen <strong>der</strong> chronischen Patienten, nicht aber untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

Die Ergebnisse legen die Schlussfolgerung nahe, dass sich<br />

bereits im schizophrenen Prodrom Aktivierungsän<strong>der</strong>ungen ergeben,<br />

die auf e<strong>in</strong>e Fehlfunktion des Mentalisierungs„moduls“<br />

h<strong>in</strong>deuten.<br />

67


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal 7<br />

HS-022 Hauptsymposium<br />

Neurobiologische Determ<strong>in</strong>anten des Langzeitverlaufs schizophrener<br />

Psychosen<br />

Vorsitz: P. Falkai (Gött<strong>in</strong>gen), T. G. Schulze (Bethesda)<br />

001<br />

Parameter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bildgebung und ihre Bedeutung für den Verlauf<br />

Gerhard Grün<strong>der</strong> (Universität Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

002<br />

Neuropsychologische und psychopathologische Prädiktoren des<br />

frühen Verlaufs<br />

Michael Wagner (Universität Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

I. Fromann, R. Hurlemann, A. Bechdolf, S. Ruhrmann, R. Pukrop,<br />

J. Klosterkötter, J. Br<strong>in</strong>kmeyer, W. Wölwer, W. Gaebel, H.-J. Möller,<br />

K. Maurer, H. Häfner, W. Maier<br />

Prospektive Studien haben zahlreiche Risikofaktoren identifiziert,<br />

die mit dem späteren Auftreten e<strong>in</strong>er schizophrenen Psychose assoziiert<br />

s<strong>in</strong>d. Genetische und umweltbezogene Ursachenfaktoren bewirken<br />

frühe kognitive, Verhaltens- und Erlebnisän<strong>der</strong>ungen bei<br />

später Erkrankenden, die im K<strong>in</strong>desalter meist diskret und diagnostisch<br />

unspezifisch s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sogenannten Prodromalphase<br />

aber an Intensität zunehmen und sich auch qualitativ verän<strong>der</strong>n<br />

mit dem Auftreten erster positiver psychopathologischer Symptome.<br />

Nach e<strong>in</strong>em kurzen Überblick über neuropsychologische und<br />

psychopathologische Risikofaktoren <strong>in</strong> verschiedenen Altersabschnitten<br />

wird <strong>der</strong> Symposiumsbeitrag Ergebnisse aus dem Früherkennungs-<br />

und Früh<strong>in</strong>terventionsprojekt des Kompentenznetzes<br />

Schizophrenie darstellen und die Frage diskutieren, welche <strong>in</strong>dividuellen<br />

Faktoren e<strong>in</strong>e kl<strong>in</strong>ische Prädiktion des weiteren Verlaufs<br />

ermöglichen. Im Rahmen des Kompetenznetzes Schizophrenie<br />

wurden Rat suchende Patienten anhand psychopathologischer<br />

Symptome klassifiziert als (hypothetisch) psychoseferne Prodrome<br />

(die z. B. Wahrnehmungsverän<strong>der</strong>ungen und Antriebsstörungen<br />

aufweisen) bzw. psychosenahe Prodrome (z. B. bei zeitlich begrenzten<br />

halluz<strong>in</strong>atorische Erlebnissen) und mit e<strong>in</strong>er neuropsychologischen<br />

Testbatterie, teilweise auch mit bildgebenden Verfahren<br />

untersucht. Normabweichungen <strong>in</strong> diesen Verfahren sowie psychopathologische<br />

Symptome wurden <strong>in</strong> Regressionsanalysen als Prädiktoren<br />

e<strong>in</strong>er späteren Erkrankung analysiert. Wie erwartet, prädiziert<br />

ist die <strong>in</strong>itiale Ausprägung von positiver und auch von<br />

desorganisierter Symptomatik (SOPS, Scale for the Assessment of<br />

Prodromal Symptoms) e<strong>in</strong> erhöhtes Erkrankungsrisiko <strong>in</strong> den<br />

nachfolgenden 24 Monaten. Auch neuropsychologische Bee<strong>in</strong>trächtigungen,<br />

vor allem im Bereich des Gedächtnisses, leisten e<strong>in</strong>en<br />

signifikanten Beitrag zur Vorhersage, <strong>der</strong> aber nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe<br />

<strong>der</strong> psychosefernen Prodrome unabhängig von <strong>der</strong> Prädiktion<br />

durch psychopathologische Merkmale ist. Kl<strong>in</strong>isch ist dies <strong>in</strong>sofern<br />

bedeutsam, als die diagnostische und prognostische Unsicherheit<br />

bei psychosefernen Prodromen hoch ist (nur etwa 10 % erkranken<br />

<strong>in</strong>enrhalb von 24 Monaten) und durch die H<strong>in</strong>zunahme neuropsychologischer<br />

Befunde verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden kann. Neurobiologisch<br />

lässt sich vermuten, dass e<strong>in</strong>e mediotemporale Dysfunktion <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

frühen Prodromalphase zunächst noch kompensiert werden kann,<br />

und dass <strong>der</strong> Zusammenbruch dieser funktionellen Kompensation<br />

den nahenden Beg<strong>in</strong>n psychotischen Erlebens markiert.<br />

68<br />

003<br />

Strategien zur Identifikation genetischer Prädiktoren des Psychoseverlaufs<br />

(Strategies for the identification of genetic predictors<br />

of the course of psychosis)<br />

Thomas G. Schulze (NIMH, Genetic Basis of Mood and Anxiety Disor<strong>der</strong>s,<br />

Bethesda, USA)<br />

Introduction: Research <strong>in</strong>to the molecular biological basis of psychosis<br />

(schizophrenia and bipolar disor<strong>der</strong>) has reached an important<br />

po<strong>in</strong>t <strong>in</strong> time. Genome-wide association studies (GWAS) have<br />

been performed, encompass<strong>in</strong>g several thousands of samples,<br />

which are analyzed jo<strong>in</strong>tly <strong>in</strong> meta- and megaanalyses. GWAS have<br />

identified several novel susceptibility genes for schizophrenia (SZ)<br />

and bipolar disor<strong>der</strong> (BD). However, variants so far identified account<br />

only for a fraction of disease liability. Thus, GWAS based on<br />

s<strong>in</strong>gle nu cleotide polymorphisms (SNPs) have to be embedded <strong>in</strong> a<br />

framework of complementary approaches, the study of candidate<br />

genes and of other sources of variation (e. g. copy number variations)<br />

as well as of gene-environment <strong>in</strong>teractions, pharmacogenetics,<br />

epi genomics, imag<strong>in</strong>g, neurobiology, and statistical model<strong>in</strong>g.<br />

Method: One largely untraveled avenue so far is the study of longitud<strong>in</strong>al<br />

phenotypes. Until now, world-wide efforts have focused on<br />

cross-sectional samples of categorical cl<strong>in</strong>ical diagnoses of<br />

ICD-10 or DSM-IV-def<strong>in</strong>ed SZ or BD, although it is common cl<strong>in</strong>ical<br />

knowledge that patients differ widely <strong>in</strong> several aspects of the<br />

course of their illness. These <strong>in</strong>clude <strong>in</strong>dividual patterns of relapse,<br />

rega<strong>in</strong> of function<strong>in</strong>g after an acute episode of illness, level of disability,<br />

cognitive function<strong>in</strong>g <strong>in</strong> relation to the duration of illness<br />

among others.<br />

Discussion / Results: A framework is presented that aims at<br />

accommodat<strong>in</strong>g the aforementioned approaches.<br />

004<br />

Similarities and Differences Between Bipolar Disor<strong>der</strong> and<br />

Schizophrenia with Emphasis on the Early Phases of the Illness<br />

Michael Bauer (Unikl<strong>in</strong>ikum Dresden, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

A. Pfennig<br />

Introduction: Schizophrenia and bipolar disor<strong>der</strong> belong to the<br />

most severe mental disor<strong>der</strong>s that share many similarities, e. g. a<br />

lifetime prevalence of about 1 %. Both disor<strong>der</strong>s are associated with<br />

a recurrent, chronic course, <strong>in</strong>sufficient cl<strong>in</strong>ical response, and functional<br />

disability <strong>in</strong> a substantial number of patients. Furthermore,<br />

both disor<strong>der</strong>s have their typical onset early <strong>in</strong> life (>50 % of patients<br />

report their illness onset prior age of 19) and there is empirical<br />

evidence for a long undetected early course. A lag between symptom<br />

onset and first diagnosis and treatment lasts typically several<br />

years, therefore, a significant functional impairment ren<strong>der</strong>s early<br />

identification and <strong>in</strong>tervention a vital role.


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

Method: The early recognition of mental disor<strong>der</strong>s is a burn<strong>in</strong>g issue<br />

<strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical research. This is particularly important for bipolar<br />

disor<strong>der</strong>s as they are often diagnosed only years after the onset of<br />

the illness. In schizophrenia, development of specific rat<strong>in</strong>g tools <strong>in</strong><br />

the cl<strong>in</strong>ical prodrome of schizophrenia yielded encourag<strong>in</strong>g results<br />

regard<strong>in</strong>g the potential to reduce pre-illness symptom manifestations<br />

and progression to full disor<strong>der</strong>. Rates of conversion from<br />

prodromal to full psychotic states range from 15 – 40 % over 1 –<br />

2 years. Specific <strong>in</strong>terventions <strong>in</strong> people at very high risk for development<br />

of psychosis have resulted <strong>in</strong> improvement of attenuated<br />

psychotic symptoms and reduced conversion to psychosis. In contrast<br />

to schizophrenia where emerg<strong>in</strong>g data support the benefits of<br />

treatment before full psychotic symptoms have emerged, there has<br />

been relatively little research towards early cl<strong>in</strong>ical identification<br />

and <strong>in</strong>tervention <strong>in</strong> BPD. This general lack of such efforts can be<br />

expla<strong>in</strong>ed by the fact that, different from psychosis research, the<br />

presence of a mania prodrome has not been generally accepted or<br />

recognized hav<strong>in</strong>g h<strong>in</strong><strong>der</strong>ed the development of early symptom detection<br />

programs.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Prag<br />

HS-025 Ma<strong>in</strong> Symposium<br />

The second-hit hypothesis of schizophrenia: Validation throughout<br />

life span<br />

Vorsitz: H. Ehrenreich (Gött<strong>in</strong>gen), P. Falkai (Gött<strong>in</strong>gen)<br />

001<br />

Prenatal stress and childhood trauma <strong>in</strong> psychosis<br />

Inez My<strong>in</strong>-Germeys (Universität Maastricht, Psychiatry and Psychotherapy,<br />

The Netherlands)<br />

M. Lard<strong>in</strong>ois, T. Lataster, J. van Os<br />

Introduction: It has been suggested that <strong>in</strong>fluences operat<strong>in</strong>g early<br />

<strong>in</strong> life may affect the risk of postpubertal psychosis outcomes. These<br />

factors <strong>in</strong>clude both factors that play before and around birth, but<br />

also stress factors <strong>in</strong> the early ages of childhood. This paper will<br />

<strong>in</strong>vestigate 1) whether maternal prenatal behaviour <strong>in</strong>creased the<br />

risk of psychosis; 2) whether childhood trauma <strong>in</strong>creases the risk<br />

for psychosis; and 3) what the un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g mechanism may be.<br />

Method: Two different data sets were used. For the first question, a<br />

longitud<strong>in</strong>al, population-based cohort study of 963 adolescents<br />

aged 15 – 20 years and their parents were assessed with the Munichcomposite<br />

International diagnostic <strong>in</strong>terview. For the second question,<br />

270 patients with psychosis, 350 of their sibl<strong>in</strong>gs and 200<br />

healthy controls were assessed with the Youth Trauma Questionnaire<br />

and the PANSS (cl<strong>in</strong>ical symptoms) or CAPE (sub-cl<strong>in</strong>ical<br />

symptoms). For the third question, a subsample of 60 patients,<br />

60 sib<strong>in</strong>gs and 60 controls were assessed with a structured diary,<br />

the Experience Sampl<strong>in</strong>g Method, to assess their current stress-<br />

reactivity <strong>in</strong> daily life.<br />

Discussion / Results: Stress dur<strong>in</strong>g the pregnancy, <strong>in</strong>conven ience<br />

of the pregnancy and smok<strong>in</strong>g dur<strong>in</strong>g pregnancy were significantly<br />

associated with <strong>in</strong>creased levels of psychotic experiences <strong>in</strong> the offspr<strong>in</strong>g,<br />

<strong>in</strong>dependent of confoun<strong>der</strong>s. Childhood trauma, and specifically<br />

childhood abuse, was significantly more prevalent <strong>in</strong> the<br />

patients with psychosis, compared to relatives and controls, who<br />

did not differ from each other. In addition, experiences of trauma <strong>in</strong><br />

childhood were significantly associated with <strong>in</strong>creased reactivity to<br />

stress <strong>in</strong> adult life. Experiences early <strong>in</strong> life may shape vulnerability<br />

for post-pubertal psychosis possibly by sensitiz<strong>in</strong>g people to the<br />

stresses of normal life result<strong>in</strong>g <strong>in</strong> stronger emotional and psychotic<br />

reactions to stress. Sensitization, both at the psychological and biological<br />

level, may thus be a central mechanism un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g the association<br />

between stress and psychosis.<br />

002<br />

Molecular mechanisms of decreased Reel<strong>in</strong> expression <strong>in</strong> schizophrenia<br />

Michael Frotscher (Universität Freiburg, Abt. für Neuroanatomie,<br />

Freiburg im Breisgau)<br />

Introduction: Expression of the glycoprote<strong>in</strong> Reel<strong>in</strong> is significantly<br />

decreased <strong>in</strong> schizophrenia. Reel<strong>in</strong> is important for neuronal migration<br />

and layer formation dur<strong>in</strong>g development. Does this imply<br />

that schizophrenia always has a developmental component? Does<br />

Reel<strong>in</strong> deficiency dur<strong>in</strong>g development result <strong>in</strong> malformation of the<br />

neuronal network, eventually lead<strong>in</strong>g to disease?<br />

Method: We have recently shown that block<strong>in</strong>g Reel<strong>in</strong> function <strong>in</strong><br />

the adult <strong>in</strong>duces reposition<strong>in</strong>g of fully differentiated neurons, suggest<strong>in</strong>g<br />

a stabiliz<strong>in</strong>g effect of Reel<strong>in</strong> on mature cortical architecture.<br />

Here, we studied a role of Reel<strong>in</strong> <strong>in</strong> stabiliz<strong>in</strong>g the act<strong>in</strong> cytoskeleton.<br />

Discussion / Results: We discovered that Reel<strong>in</strong> stabilizes the act<strong>in</strong><br />

cytoskeleton by phosphorylat<strong>in</strong>g cofil<strong>in</strong>, an act<strong>in</strong>-associated prote<strong>in</strong>.<br />

We hypothesize that decreased Reel<strong>in</strong> expression <strong>in</strong> the adult<br />

bra<strong>in</strong> causes destabilization of neurons and their processes, lead<strong>in</strong>g<br />

to aberrant neuronal reposition<strong>in</strong>g and rewir<strong>in</strong>g, thus contribut<strong>in</strong>g<br />

to disease. (Supported by DFG and Hertie Foundation)<br />

003<br />

Cannabis use and the onset of psychosis<br />

Rob<strong>in</strong> Murray (K<strong>in</strong>g‘s College, Institute of Psychiatry, London, UK)<br />

There is widespread evidence that people diagnosed as hav<strong>in</strong>g schizophrenia-like<br />

psychoses are more likely to use illicit drugs than the<br />

populations from which they are drawn. Two types of drugs have<br />

been particularly implicated, the amphetam<strong>in</strong>es and cannabis, the<br />

former particularly <strong>in</strong> Asia and the latter everywhere else. Cannabis<br />

is the most widely abused illicit drug <strong>in</strong> the world, and has been<br />

caus<strong>in</strong>g some concern because of a) the general <strong>in</strong>crease <strong>in</strong> consumption<br />

over the last 25 years, b) <strong>in</strong>creased potency of street preparations<br />

available <strong>in</strong> many countries, and c) decreas<strong>in</strong>g age of first<br />

use. Among those with established psychosis, its consumption results<br />

<strong>in</strong> a worse outcome. In addition, over the past 7 years, a series<br />

of cohort studies have produced evidence that regular use of cannabis<br />

<strong>in</strong>creases the risk of schizophrenia <strong>in</strong> a dose related manner.<br />

Several factors have been suggested as <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g vulnerability<br />

i) variation at the COMT locus ii) hav<strong>in</strong>g a psychosis prone personality<br />

iii) frequent use of skunk and other high potency types. There<br />

are also some, not always confirmed, suggestions that <strong>in</strong>itiat<strong>in</strong>g<br />

use <strong>in</strong> early adolescence may carry more risk. This presentation will<br />

address these issues and discuss both cl<strong>in</strong>ical and experimental evidence.<br />

004<br />

Determ<strong>in</strong>ants of psychotic disor<strong>der</strong>s <strong>in</strong> old age<br />

Hans Förstl (TUM, Kl<strong>in</strong>ikum rechts <strong>der</strong> Isar, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

München)<br />

69


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Dachgarten<br />

ST-001 State-of-the-Art-Symposium<br />

70<br />

Pharmacotherapy of schizophrenia<br />

Vorsitz: D. Naber (Hamburg), W. W. Fleischhacker (Innsbruck,<br />

Österreich)<br />

001<br />

Therapeutic effects<br />

Dieter Naber (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Eppendorf, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Hamburg)<br />

002<br />

Adverse reactions<br />

W. Wolfgang Fleischhacker (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Innsbruck, Biologische<br />

Psychiatrie, Österreich)<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 7<br />

ST-007 State-of-the-Art-Symposium<br />

Therapieresistente Schizophrenie<br />

Vorsitz: J. Klosterkötter (Köln), S. Leucht (München)<br />

001<br />

Behandlung <strong>der</strong> therapieresistenten Schizophrenie – just the evidence-based<br />

facts<br />

Stefan Leucht (Kl<strong>in</strong>ikum rechts <strong>der</strong> Isar, TU-München Psychiatrie<br />

und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Therapieresistenz ist e<strong>in</strong> häufiges Phänomen <strong>der</strong> Schizophreniebehandlung.<br />

Obwohl Häufigkeitsangaben aufgrund <strong>der</strong><br />

unterschiedlichen verwendeten Def<strong>in</strong>itionen schwierig s<strong>in</strong>d, gehen<br />

Guidel<strong>in</strong>es davon aus, dass etwa 30 % <strong>der</strong> Patienten nicht genügend<br />

auf e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>itiale Behandlung ansprechen.<br />

Methode: In diesem Kontext geht <strong>der</strong> state-of-the-art Vortrag auf<br />

folgende Punkte e<strong>in</strong>: 1. Wie lässt sich Therapieresistenz def<strong>in</strong>ieren?<br />

2. Welche Faktoren müssen ausgeschlossen werden, bevor man von<br />

Therapieresistenz ausgehen kann? Welche Rolle spielen hierbei<br />

Serumspiegelbestimmungen und schnelle Metabolisierer? 3. Wie<br />

lange sollte man e<strong>in</strong> Antipsychotikum geben, bevor man von Unwirksamkeit<br />

ausgeht und die Medikation umstellt? 4. Was ist die<br />

beste Strategie bei <strong>in</strong>itialer Non-Response – Dosiserhöhung o<strong>der</strong><br />

Substanzwechsel? 5. Gibt es Wirksamkeitsunterschiede zwischen<br />

den verschiedenen Antipsychotika? 6. Was ist <strong>der</strong> Stellenwert von<br />

Clozap<strong>in</strong>? 7. Welche Evidenz gibt es für verschiedene Augmentierungsstrategien<br />

(Benzodiazep<strong>in</strong>e, Mood-stabiliser, Antidepressiva,<br />

EKT)? 8. Was ist die Datenlage über die Effektivität von Antipsychotikakomb<strong>in</strong>ationen<br />

und welche Komb<strong>in</strong>ationen s<strong>in</strong>d am ehesten<br />

geeignet?<br />

Diskussion / Ergebnisse: Am Ende des Symposium werden die<br />

Teilnehmer mit dem aktuellen Stand <strong>der</strong> Evidenz vertraut se<strong>in</strong>.<br />

002<br />

Def<strong>in</strong>ition, Ursachen und Überw<strong>in</strong>dungsstrategien <strong>der</strong> Therapieresistenz<br />

Joachim Klosterkötter (Universität zu Köln, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Resistenz gegenüber den uns heute zur Verfügung stehenden<br />

Behandlungsmöglichkeiten stellt gerade bei schizophrenen<br />

Störungen weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e gewichtige Problematik dar. Dement-<br />

sprechend gehen auch alle gut fundierten Leitl<strong>in</strong>ien zur Schizophrenie-Behandlung<br />

national und <strong>in</strong>ternational auf die damit<br />

verbundenen Schwierigkeiten e<strong>in</strong> und unterbreiten anhand <strong>der</strong> aktuellen<br />

Studienlage jeweils Evidenz-basierte Vorschläge zum Umgang<br />

mit diesem Problem. Interessanterweise wird dabei zumeist<br />

nicht, wie man dies im H<strong>in</strong>blick auf die typischen Verläufe <strong>der</strong><br />

Erkrankung vermuten könnte, auf die Langzeittherapie Bezug<br />

genommen. Es ist vielmehr die Akuttherapie, die sowohl <strong>in</strong> den kl<strong>in</strong>ischen<br />

Studien als auch <strong>in</strong> den darauf gestützten Leitl<strong>in</strong>ienempfehlungen<br />

im Vor<strong>der</strong>grund steht.<br />

Methode: Zunächst werden <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Akutbehandlung sowie<br />

das darauf bezogene Konzept <strong>der</strong> Therapieresistenz nach den geltenden<br />

Kriterien def<strong>in</strong>iert. In dem sich anbietenden dreiteiligen<br />

Stufenplan zum Umgang mit diesem Problem geht es im ersten<br />

Schritt darum, echte Therapieresistenz erst e<strong>in</strong>mal festzustellen.<br />

Das setzt die Identifikation und anschließend auch Beherrschung<br />

möglicher kontam<strong>in</strong>ieren<strong>der</strong> Faktoren wie mangelnde Compliance,<br />

fehlerhafte Diagnostik, störende Komorbidität, nicht tragfähige<br />

Therapiebündnisse u. a. voraus. Im nächsten Schritt steht bei Kriterien-gerecht<br />

festgestellter Therapieresistenz <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Clozap<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> ausreichen<strong>der</strong> Dosierung und über genügend lange Zeiträume<br />

im Mittelpunkt. Versagen die durch die heutige Studienlage<br />

noch gut fundierten Maßnahmen <strong>der</strong> zweiten Stufe, kann man im<br />

dritten Schritt nur noch auf sehr viel weniger Evidenz-basierte<br />

Strategien zurückgreifen. Die auf dieser Stufe <strong>in</strong> Betracht kommenden<br />

Komb<strong>in</strong>ationstherapien werden <strong>in</strong> kritischer Bewertung detailliert<br />

präsentiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt zeigt sich, dass Therapieresistenz<br />

auch unter den heutigen Behandlungsbed<strong>in</strong>gungen weiterh<strong>in</strong><br />

häufig vorkommt und noch viel gravieren<strong>der</strong> <strong>in</strong>s Gewicht fallen<br />

würde, wenn man nicht nur psychotische Symptome, son<strong>der</strong>n auch<br />

Negativsymptomatik, kognitive und soziale Funktionse<strong>in</strong>bußen <strong>in</strong><br />

das Konzept mit aufnähme. Auch die Ergänzung des Zielkriteriums<br />

Symptom-Remission durch „recovery“ würde uns die Problemlage<br />

noch ungleich schärfer vor Augen führen. Gleichwohl besteht ke<strong>in</strong><br />

Anlass zu therapeutischem Nihilismus, weil sich das Ausmaß <strong>der</strong><br />

Resistenzproblematik sicherlich schon alle<strong>in</strong>e durch e<strong>in</strong>e sorgfältige<br />

und vor allem Individuums-zentrierte Handhabung solcher<br />

Stufenpläne reduzieren ließe.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Raum 43<br />

S-067 Symposium<br />

The relationship between the different psychomotor symptoms<br />

<strong>in</strong> schizophrenia<br />

Vorsitz: B. Sabbe (Wilrijk, Belgien), M. Morrens (Wilrijk, Belgien)<br />

001<br />

The relationship between the different psychomotor symptom<br />

clusters <strong>in</strong> schizophrenia<br />

Manuel Morrens (CAPRI, Wilrijk, Belgien)<br />

002<br />

Psychomotor slow<strong>in</strong>g and motor fluency deficits <strong>in</strong> schizophrenia:<br />

A common problem <strong>in</strong> the allocation of attention for motor plann<strong>in</strong>g<br />

Yvonne Delevoye-Turrell (Univ. Lille Nord de France, Laboratoire<br />

URECA, Frankreich)<br />

Introduction: Psychomotor slow<strong>in</strong>g (PS) is a cluster of symptoms<br />

that was already recognized <strong>in</strong> schizophrenia at the beg<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g of<br />

the 20th century. Nevertheless, few studies have been dedicated to


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

the clarification of the nature and the functional orig<strong>in</strong>s of the phenomenon.<br />

AIM: Test the hypothesis that PS <strong>in</strong> schizophrenic patients<br />

is correlated to the degree of fluency deficits <strong>in</strong> motor sequenc<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> patients with schizophrenia. These motor impairments were<br />

then contrasted to the patients‘ capacity to allocate endogenous attention<br />

for the creation of a vivid representation of motor goals.<br />

Method: The Symbol Digit Substitution Test (SDST) was used as an<br />

<strong>in</strong>dicator of PS. Motor fluency was measured <strong>in</strong> a sequential tapp<strong>in</strong>g<br />

task us<strong>in</strong>g a tactile screen (ELoTouch). Here, the subjects‘ task<br />

was to tap a series of 6 visual targets (placed around a circle) <strong>in</strong><br />

rhythm with an alternat<strong>in</strong>g (350 / 650ms) rhythmic pattern. Follow<strong>in</strong>g<br />

Gestalt rules, grey l<strong>in</strong>es were used to group the visual targets<br />

two by two, except for the neutral condition for which no l<strong>in</strong>es were<br />

presented. Visual group<strong>in</strong>g could be congruent or not to the auditory<br />

group<strong>in</strong>g.<br />

Discussion / Results: PS and motor fluency (tap duration) were<br />

correlated <strong>in</strong> both groups. Performance level <strong>in</strong> the tapp<strong>in</strong>g task<br />

was similar <strong>in</strong> controls and patients <strong>in</strong> the neutral condition only.<br />

Controls revealed an <strong>in</strong>crease <strong>in</strong> performance on congruent trials<br />

and a decrease on non-congruent trials. Patients revealed similar<br />

levels of performance throughout. Conclusion: Results suggest that<br />

schizophrenia is not associated to a simple deficit <strong>in</strong> process<strong>in</strong>g<br />

speed or <strong>in</strong> produc<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>gle <strong>in</strong>dependent actions as <strong>in</strong> neutral conditions,<br />

performance levels were normalised. Nevertheless, results<br />

suggest a plann<strong>in</strong>g deficit for actions that require vivid motor representations<br />

for fluent control. This may be associated to a dysfunctional<br />

mechanism for the endogenous allocation of attention for<br />

motor plann<strong>in</strong>g.<br />

003<br />

Action monitor<strong>in</strong>g <strong>in</strong> depression<br />

Didier Schrijvers (CAPRI, Wilrijk, Belgien)<br />

W. Hulstijn, B. Sabbe<br />

Major depressive disor<strong>der</strong> (MDD) is characterized by disturbances<br />

of mood and affect, but also by a dist<strong>in</strong>ct pattern of psychomotor<br />

and cognitive deficits such as motor retardation and impaired executive<br />

function<strong>in</strong>g. An important aspect of executive function<strong>in</strong>g is<br />

action or performance monitor<strong>in</strong>g, i. e. a cognitive control process<br />

that <strong>in</strong>volves the cont<strong>in</strong>uous evaluation and adjustment of ongo<strong>in</strong>g<br />

actions. A well-known marker for action monitor<strong>in</strong>g is the errornegativity<br />

(Ne) or error-related negativity (ERN), an event-related<br />

potential component generated <strong>in</strong> the anterior c<strong>in</strong>gulate cortex<br />

follow<strong>in</strong>g erroneous responses. We conducted two experimental<br />

studies <strong>in</strong> which the <strong>in</strong>tegrity of the action monitor<strong>in</strong>g process was<br />

<strong>in</strong>vestigated <strong>in</strong> MDD. The Ne / ERN was measured <strong>in</strong> a large sample<br />

of severely depressed patients us<strong>in</strong>g a speeded two-choice reaction<br />

task and compared with a sample of healthy controls. In the first<br />

study, the Ne / ERN was measured dur<strong>in</strong>g the early stages of a depressive<br />

episode. In addition, it was <strong>in</strong>vestigated whether there is a<br />

relationship between this action monitor<strong>in</strong>g and the psychomotor<br />

performance (measured by means of a computerized copy<strong>in</strong>g-task<br />

method) <strong>in</strong> MDD. In the second study, the impact of depressive<br />

symptom reduction on the Ne / ERN was explored, by measur<strong>in</strong>g<br />

the Ne / ERN dur<strong>in</strong>g the early stages of a depressive episode and<br />

aga<strong>in</strong> after 7 weeks of treatment. The f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs of both studies will<br />

be presented, discussed and compared with other studies <strong>in</strong> this<br />

research doma<strong>in</strong>. References: D. Schrijvers, ERA. De Bruijn, Y.<br />

Maas, C. De Grave, BGC. Sabbe, W. Hulstijn (2008). Action Monitor<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> Major Depressive Disor<strong>der</strong> with Psychomotor Retardation.<br />

Cortex, 44, 569-579. D. Schrijvers, ERA. De Bruijn, Y. Maas, P.<br />

Vancoillie, W. Hulstijn, BGC. Sabbe (2009). Action monitor<strong>in</strong>g and<br />

depressive symptom reduction <strong>in</strong> major depressive disor<strong>der</strong>. International<br />

Journal of Psychophysiology, 71, 218-224.<br />

004<br />

A social neuroscience perspective on action monitor<strong>in</strong>g and its implications<br />

for cognitive neuropsychiatry<br />

Ellen Debruijn (CAPRI, Wilrijk, Belgien)<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Salon 21<br />

S-088 Symposium<br />

Mikro- und makrostrukturelle zerebrale Anomalien bei schizophrenen<br />

Patienten<br />

Vorsitz: T. Nickl-Jockschat (Aachen), O. Gruber (Gött<strong>in</strong>gen)<br />

001<br />

Funktionell-bildgebende Untersuchungen zur Dyskonnektivitäts-<br />

Hypothese <strong>der</strong> Schizophrenie<br />

Oliver Gruber (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Gött<strong>in</strong>gen, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Dyskonnektivitäts-Hypothese ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> zentralen<br />

Modellvorstellungen zur Pathophysiologie <strong>der</strong> Schizophrenie.<br />

Neben möglichen strukturellen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Integrität<br />

<strong>der</strong> weißen Substanz stellen Störungen <strong>der</strong> Dynamik von funktionellen<br />

Interaktionen zwischen Hirnregionen e<strong>in</strong>e zweite mögliche<br />

Ursache für e<strong>in</strong>e gestörte zerebrale Konnektivität bei <strong>der</strong> Schizophrenie<br />

dar.<br />

Methode: In den letzten Jahren wurden verschiedenste Methoden<br />

zur Analyse von funktioneller bzw. effektiver Konnektivität im<br />

Rahmen funktionell-bildgeben<strong>der</strong> Studien des Gehirns e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Hierzu gehören u. a. Pfadanalysen mittels Strukturgleichungsmodellen,<br />

Analysen psychophysiologischer Interaktionen sowie l<strong>in</strong>eares<br />

und nicht-l<strong>in</strong>eares dynamisch-kausales Modellieren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Resultate solcher Studien bei schizophrenen<br />

Patienten stellen sich aktuell noch eher heterogen dar, wofür<br />

u. a. die Abhängigkeit <strong>der</strong> Ergebnisse von <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> experimentellen<br />

Interventionen (Aktivierungsaufgaben) verantwortlich<br />

se<strong>in</strong> dürfte. Es ergaben sich beispielsweise H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e gesteigerte<br />

Konnektivität zwischen Thalamus und präfrontalem Kortex<br />

sowie auf e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Konnektivität zwischen präfrontalem<br />

Kortex und Cerebellum. An<strong>der</strong>e Resultate können wie<strong>der</strong>um im<br />

S<strong>in</strong>ne gestörter Interaktionen zwischen präfrontalen und temporalen<br />

Arealen gedeutet werden. Trotz <strong>der</strong> Heterogenität <strong>der</strong> Befunde<br />

eröffnen diese kognitiv-neurowissenschaftlichen Methoden erfolgversprechende<br />

Perspektiven für die Erforschung <strong>der</strong> neurobiologischen<br />

Grundlagen schizophrener Psychosen.<br />

002<br />

Der E<strong>in</strong>satz von cytoarchitektonischen Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitskarten<br />

und DTI <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schizophrenie-Forschung<br />

Thomas Nickl-Jockschat (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Kl<strong>in</strong>ik für<br />

Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Strukturelle kernsp<strong>in</strong>tomographische (sMRI) Forschungsansätze<br />

konnten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit zahlreiche wichtige<br />

Beiträge auf dem Gebiet <strong>der</strong> Schizophrenie-Forschung leisten. Vorzüge<br />

von sMRI-Studien gegenüber etwa histopathologischen Untersuchungen<br />

s<strong>in</strong>d z. B. die Möglichkeiten zur Durchführung prospektiver<br />

und longitud<strong>in</strong>aler Studien, die wichtige E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die<br />

Dynamik hirnstruktureller Verän<strong>der</strong>ungen im Krankheitsverlauf<br />

bieten können. Allerd<strong>in</strong>gs erlaubt die begrenzte Auflösung konventioneller<br />

sMRI-Verfahren ohne Anwendung spezieller Methoden<br />

nur sehr begrenzt Rückschlüsse auf die den gemessenen grobmorphologischen<br />

Anomalien zugrunde liegenden mikrostrukturellen<br />

Pathologien.<br />

71


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

Methode: Im Rahmen dieses Vortrages sollen zwei Methoden<br />

vorge stellt werden, die e<strong>in</strong>e Integration mikro- und makrostruktureller<br />

Untersuchungen im Bereich <strong>der</strong> Schizophrenie-Forschung<br />

ermöglichen können. Cytoarchitektonische Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitskarten<br />

ermöglichen die anatomische Zuordnung e<strong>in</strong>es bestimmten<br />

Voxels zu dem cytoarchitektonischen Areal, dem dieser am wahrsche<strong>in</strong>lichsten<br />

zugehört. Entsprechend können so <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

grauen Substanz makroskopische Daten, wie sie etwa im Rahmen<br />

von sMRI-Studien gewonnen werden, histologisch def<strong>in</strong>ierten Arealen<br />

zugeordnet werden. Demgegenüber ermöglicht die Technik <strong>der</strong><br />

Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI) die Darstellung von Faserbahnen<br />

<strong>der</strong> weißen Substanz.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Diese Methoden und ihr E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schizophrenie-Forschung werden anhand von Ergebnissen e<strong>in</strong>er<br />

Metaanalyse, sowie e<strong>in</strong>er Genomic-Imag<strong>in</strong>g-Studie im Rahmen<br />

dieses Vortrags vorgestellt.<br />

003<br />

Stereologische Untersuchungen am Hippocampus bei Schizophrenie-Patienten<br />

Andrea Schmitt (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Gött<strong>in</strong>gen, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

C. Steyskal, H.-G. Bernste<strong>in</strong>, C. Schmitz, B. Bogerts, P. Falkai<br />

E<strong>in</strong>leitung: Strukturelle Magnet-Resonanz-Tomographie Untersuchungen<br />

und post-mortem Studien zeigen e<strong>in</strong>en Volumenverlust<br />

des Hippocampus, beson<strong>der</strong>s des posterioren Teils, von bei Patienten<br />

mit Schizophrenie. Dies ist e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> am besten replizierten Befunde,<br />

die zugrundeliegenden Ursachen s<strong>in</strong>d jedoch unklar und<br />

könnten mit Verän<strong>der</strong>ungen zellulärer Subfraktionen zusammenhängen.<br />

Methode: Um dies näher zu untersuchen, führten wir e<strong>in</strong>e stereologische<br />

post-mortem Studie des posterioren Hippocampus bei<br />

10 schizophrenen Patienten und 10 gesunden Kontrollprobanden<br />

durch. Dabei wurde neben dem Gesamt-Volumen auch die Zellzahl<br />

von Neuronen, Oligodendroglia und Astroglia <strong>in</strong> den Subfel<strong>der</strong>n<br />

des Cornu Ammonis (CA) 1,2-3, 4 und Subiculum ermittelt.<br />

Dabei bedienten wir uns e<strong>in</strong>es Stereologie-Equipments und systematischer<br />

Untersuchung von 20 µm dicken, Cresyl-Violett gefärbten<br />

Gesamthirnschnitten mit e<strong>in</strong>em Abstand von 1 mm.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Schizophrene Patienten zeigten e<strong>in</strong>e signifikante<br />

Abnahme <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Oligodendrozyten <strong>in</strong> CA4 beidseits,<br />

während die absolute Anzahl von Neuronen und Astrozyten<br />

nicht verän<strong>der</strong>t war. Die Anzahl <strong>der</strong> Astrozyten korrelierte mit dem<br />

Alter <strong>in</strong> beiden Gruppen. Unsere Ergebnisse stützen die Hypothese<br />

e<strong>in</strong>er gestörten Makrokonnektivität <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Subfeld des Hippocampus,<br />

das Verb<strong>in</strong>dungen von granulären Zellen des Gyrus dentatus<br />

erhält. Weitere Abnahmen <strong>der</strong> Anzahl an Oligodendrozyten<br />

wurden <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Studien im präfrontalen Cortex schizophrener<br />

Patienten gefunden und weisen zusammen mit Genexpressionsbefunden<br />

auf e<strong>in</strong> Defizit <strong>der</strong> Myel<strong>in</strong>isierung von Neuronen h<strong>in</strong>.<br />

Weitere Studien im anterioren Hippocampus werden <strong>der</strong>zeit durchgeführt<br />

und können die Befundlage ergänzen.<br />

004<br />

Störungen des Glutamatsystems im Verlauf <strong>der</strong> schizophrenen<br />

<strong>Erkrankungen</strong><br />

Jürgen Gall<strong>in</strong>at (Charité Campus Mitte, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Berl<strong>in</strong>)<br />

F. Schubert<br />

Die Glutamathypothese ist e<strong>in</strong> wichtiger Erklärungsrahmen für das<br />

Entstehen schizophrener Psychopathologie sowie funktioneller<br />

und struktureller zerebraler Störungen bei dieser Erkrankung. Der<br />

Vortrag charakterisiert die Störungen des Glutamatsystems im Verlauf<br />

<strong>der</strong> schizophrenen Psychose, die Bee<strong>in</strong>flussung durch psychotrope<br />

Medikation sowie die Rolle verschiedener Kandidatengene<br />

<strong>der</strong> Schizophrenie.<br />

72<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 6<br />

S-094 Symposium<br />

Früherkennung von Psychosen im K<strong>in</strong>des- und Jugendalter:<br />

Möglichkeiten und Grenzen <strong>der</strong> Erfassung subjektiver Defizite<br />

Vorsitz: J. Klosterkötter (Köln), F. Resch (Heidelberg)<br />

001<br />

Das Schizophrenia Proneness Instrument, Child and Youth version<br />

(SPI-CY)<br />

Frauke Schultze-Lutter (Universitäre Psychiatrische, Dienste Bern<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

E. Koch, F. Resch<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bemühungen um e<strong>in</strong>e Prävention von Psychosen machen<br />

aufgrund des frühen Erkrankungsgipfels e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>bezug von<br />

Adoleszenten unumgänglich; dies umso mehr, als dass erste Ergebnisse<br />

darauf h<strong>in</strong>weisen, dass <strong>der</strong> verme<strong>in</strong>tlich negativere Verlauf<br />

von ‚early-onset’-Psychosen möglicherweise durch e<strong>in</strong>e längere<br />

Dauer <strong>der</strong> unbehandelten Psychose vermittelt ist. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

gaben erste Studien <strong>der</strong> ‚ultra-high risk’-Kriterien <strong>in</strong> adoleszenten<br />

Stichproben H<strong>in</strong>weise auf Beson<strong>der</strong>heiten <strong>in</strong> dieser Altersgruppe.<br />

Derzeit existieren aber we<strong>der</strong> Risikokriterien, die um e<strong>in</strong>e Berücksichtigung<br />

alters- bzw. entwicklungsbezogener Aspekte <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Früherkennung bemüht s<strong>in</strong>d, noch war bisher e<strong>in</strong> spezifisches Instrument<br />

für die Früherkennung von Psychosen im K<strong>in</strong>des- und<br />

Jugendalter entwickelt worden.<br />

Methode: Dabei ist für die bisher zur Erfassung von UHR-Kriterien<br />

vorgeschlagenen Instrumente e<strong>in</strong>e Überprüfung ihrer Tauglichkeit<br />

<strong>in</strong> adoleszenten Stichproben problematisch, da ihre Entwicklung<br />

vorrangig konzeptionell geleitet war und sie nicht auf <strong>der</strong><br />

Grundlage von empirischen Daten generiert wurden. E<strong>in</strong>e Ausnahme<br />

repräsentiert das Schizophrenia Proneness Instrument, Adult<br />

version (SPI-A), dessen Subskalen bzw. Dimensionen auf <strong>der</strong><br />

Grundlage von Längs- und Querschnittsdaten von adulten Stichproben<br />

generiert und validiert wurden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong>e entsprechende Überprüfung <strong>der</strong> Dimensionen<br />

<strong>der</strong> SPI-A anhand von Querschnittdaten von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen mit Schizophrenie (N=32) und an<strong>der</strong>en nichtpsychotischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong> diesen Alters (N=76) hatte jedoch<br />

ke<strong>in</strong>e Replikation <strong>der</strong> dimensionalen Struktur und mit s<strong>in</strong>kendem<br />

Alter deutlich signifikante Alterseffekte <strong>in</strong> logistischen Regressionsanalysen<br />

ergeben. Daher ist <strong>in</strong> methodisch gleicher Weise wie bei<br />

<strong>der</strong> SPI-A e<strong>in</strong>e 54 Items <strong>in</strong> vier Subskalenumfassende empirisch<br />

basierte K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendversion mit Hilfe <strong>der</strong> Faceted Smallest<br />

Space Analysis konstruiert worden, die den Beson<strong>der</strong>heiten <strong>in</strong> dieser<br />

Altersgruppe Rechnung tragen soll. Des Weiteren sprach für die<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>es eigenständigen Instrumentes für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

die Tatsache, dass im K<strong>in</strong>des- und Jugendalter die differentialdiagnostische<br />

Symptomabgrenzung gegenüber oftmals ganz<br />

an<strong>der</strong>en Syndromen und Krankheitsbil<strong>der</strong>n als bei Erwachsenen<br />

erfolgen muss. Darüber h<strong>in</strong>aus ergab sich für jüngere K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Wunsch nach <strong>der</strong> Möglichkeit e<strong>in</strong>er Integration von Eltern<strong>in</strong>formationen,<br />

zum<strong>in</strong>dest soweit dies bei <strong>der</strong> jeweiligen Symptomdef<strong>in</strong>ition<br />

s<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>t.<br />

002<br />

Identifizierung von adoleszenten Risikogruppen für psychotische<br />

Merkmale: Erste Anwendungserfahrungen mit <strong>der</strong> SPI-CY<br />

Petra Walger (Universität zu Köln, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

F. Schultze-Lutter<br />

E<strong>in</strong>leitung: Basissymptome werden als e<strong>in</strong>e Alternative o<strong>der</strong> Addition<br />

zu UHR Kriterien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Früherkennung schizophrener Psychosen<br />

im Erwachsenen- und Jugendlichenalter betrachtet. Erste


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

Studien zeigten bei jugendlichen Probanden mit <strong>der</strong> Bonn Scale for<br />

the Assessment of Basic Symptoms (BSABS) Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

dimensionalen Struktur und Anzahl von Basissymptomen im<br />

Jugendalter unter 16 Jahren. Deshalb ist e<strong>in</strong> eigenes Instrument,<br />

das Schizophrenia Proneness Instrument – Child & Youth version<br />

(SPI-CY) entwickelt und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>ischen Stichprobe evaluiert<br />

worden.<br />

Methode: 20 nach Alter und Geschlecht gematchte Jugendliche mit<br />

psychosenahen Symptomen (at-risk) wurden mit <strong>der</strong> SPI-CY und<br />

SIPS untersucht (mean age 15.9; SD=1.5 yrs., 61 % male) und mit<br />

21 stationär behandelten Patienten mit e<strong>in</strong>er nichtpsychotischen<br />

Störung und 20 gesunden Schülern verglichen. 65 % <strong>der</strong> at-risk<br />

Gruppe erfüllten die Kriterien von attenuierten psychotischen<br />

Symptomen, 5 % berichteten über kurze <strong>in</strong>termittierende psychotische<br />

Symptome, 70 % von kognitiv-perzeptiven Symptomen und<br />

20 % kognitiven Störungen. 10 % erfüllten ultra-high risk Kriterien<br />

und an<strong>der</strong>e Kriterien.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die drei Gruppen unterschieden sich signifikant<br />

auf allen Subskalen <strong>der</strong> SPI-CY und SIPS (Kruskal-Wallis,<br />

df=2, p ≤.001). Post-hoc Paarvergleiche zeigten hoch signifikant<br />

niedrigere Werte von Schülern auf allen Subskalen verglichen mit<br />

beiden kl<strong>in</strong>ischen Gruppen (Mann-Whitney, p ≤.008), Vergleiche<br />

<strong>der</strong> zwei kl<strong>in</strong>ischen Gruppe zeigten, dass nur die positiven Kriterien<br />

<strong>der</strong> SIPS, aber aller SPI-CY Subskalen bedeutsam höhere Werte<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> at-risk Gruppe (Mann-Whitney, p ≤.004) erreichten. Diskussion:<br />

Die SPI-CY ist e<strong>in</strong> hilfreiches Instrument zur Erkennung<br />

und E<strong>in</strong>schätzung spezifischer Auffälligkeiten aus dem Spektrum<br />

psychotischer Störungen. Es wird sehr gut von den Jugendlichen<br />

angenommen und muss im Weiteren auf die prädiktive Stärke aller<br />

Subskalen (Adynamia, Wahrnehmungsverän<strong>der</strong>ungen, Neurotizismus,<br />

Denk- und Handlungsstörungen) <strong>in</strong> verschiedenen Altersgruppen<br />

<strong>in</strong> Längsschnittstudien untersucht werden.<br />

003<br />

Basissymptome bei ‚Early Onset‘-Psychosen<br />

Eg<strong>in</strong>hard Koch (Universität Heidelberg, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

004<br />

Prävalenz von Basissymptomen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gesunden Adoleszentenstichprobe<br />

Benno Graf Schimmelmann (Bern, Schweiz)<br />

H. Meng, F. Resch, E. Koch<br />

E<strong>in</strong>leitung: Kognitiv-perzeptive ‚Basissymptome‘ werden zunehmend<br />

komplementär zu den ‚Ultra-High-Risk‘ Kriterien zur Prädiktion<br />

von Psychosen <strong>in</strong> <strong>der</strong> prä-psychotischen Phase e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Ziel <strong>der</strong> präsentierten Studie war die Erfassung <strong>der</strong> Prävalenz von<br />

Basissymptomen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er repräsentativen Stichprobe Adoleszenter<br />

aus <strong>der</strong> Normalbevölkerung (N=96) sowie <strong>in</strong> Adoleszenten mit<br />

Psychosen (N=87) und nicht-psychotischen psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

(N=137)<br />

Methode: Die Bonner Skala zur Beurteilung von Basissymptomen<br />

(BSABS) kam hierfür zum E<strong>in</strong>satz. Die drei Gruppen wurden verglichen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Prävalenz von m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>em Basissymptom<br />

und <strong>der</strong> mittleren Anzahl von Basissymptomen <strong>in</strong> den<br />

BSABS-Kategorien. Die prädiktive Stärke von BSABS-Subskalen<br />

für die Gruppenzugehörigkeit wurde mittels logistischen Regressionsanalysen<br />

überprüft sowie Risk Ratios e<strong>in</strong>zelner Basissymptome<br />

zur Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>der</strong> Gruppen berechnet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: M<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Basissymptom fand sich<br />

<strong>in</strong> 30.2 % <strong>der</strong> Normalpopulation, 81 % <strong>der</strong> nicht-psychotischen psychiatrischen<br />

und 96.5 % <strong>der</strong> psychotischen Jugendlichen. BSABS-<br />

Subskalen diskrim<strong>in</strong>ierten gut zwischen psychiatrischen (psychotisch<br />

und nicht-psychotischen) und nicht-kl<strong>in</strong>ischen Jugendlichen<br />

sowie zwischen psychotischen und nicht-psychotischen psychiatri-<br />

schen Jugendlichen. Auf E<strong>in</strong>zelsymptomebene diskrim<strong>in</strong>ierten dabei<br />

e<strong>in</strong>zelne kognitive Basissymptome die Gruppen am besten und<br />

werden daher für prospektive Früherkennungsstudien an Jugendlichen<br />

empfohlen.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Raum 43<br />

S-104 Symposium<br />

Early <strong>in</strong>dicators of a favourable treatment course <strong>in</strong> schizophrenia:<br />

Recent results from the German Research Network on<br />

Schizo phrenia<br />

Vorsitz: W. Gaebel (Düsseldorf), H.-J. Möller (München)<br />

001<br />

Response <strong>in</strong> acute treatment <strong>in</strong> first-episode schizophrenia and<br />

early <strong>in</strong>dicators<br />

Michael Riedel (Ludwig-Maximilians-Universität, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie, München)<br />

R. Schennach-Wolff, A. Mayr, F. Seemüller, M. Jäger, H.-J. Möller<br />

Introduction: Aim was to evaluate response and its early <strong>in</strong>dicators<br />

<strong>in</strong> acute treatment <strong>in</strong> patients suffer<strong>in</strong>g from first-episode schizophrenia<br />

treated with risperidone or haloperidol.<br />

Method: 229 first-episode schizophrenia patients were exam<strong>in</strong>ed<br />

with<strong>in</strong> a double-bl<strong>in</strong>d controlled 8-weeks trial of the German Study<br />

Group on first-episode schizophrenia with biweekly PANSS rat<strong>in</strong>gs.<br />

At discharge response was def<strong>in</strong>ed accord<strong>in</strong>g to the def<strong>in</strong>ition by<br />

Lieberman et al. <strong>in</strong> 2003 (PANSS score of ≤3 <strong>in</strong> PANSS items 1 – 3,<br />

5,6; a 30 % reduction <strong>in</strong> the PANSS total score from admission to<br />

discharge, CGI severity score of ≤4); early response was def<strong>in</strong>ed as<br />

a 20 % reduction at week 2. Sociodemographic, psychopathological<br />

and functional variables as well as the treatment applied were evaluated<br />

regard<strong>in</strong>g their potential predictive validity for acute treatment<br />

response. Univariate tests, logistic regression and CART-analyses<br />

were consulted as statistical methods.<br />

Discussion / Results: At discharge, 126 patients (55 %) were treatment<br />

respon<strong>der</strong>, 103 (45 %) did not fulfil response criteria with no<br />

significant differences between the risperidone (51 %) and haloperidol<br />

(49 %) treated patients. Patients with response scored significantly<br />

lower on the basel<strong>in</strong>e Hamilton-Depression-Scale (HAMD)<br />

and achieved early response criteria significantly more often. Early<br />

treatment response, a lower PANSS positive and global subscore<br />

and a lower HAMD total score at admission, furthermore better<br />

function<strong>in</strong>g at admission as well as a shorter duration of untreated<br />

psychosis were revealed to be significant predictors for response <strong>in</strong><br />

acute treatment. The significant <strong>in</strong>fluence of early response regard<strong>in</strong>g<br />

subsequent outcome is highlighted. Depressive symptoms did<br />

not differ between patients treated with risperidone or haloperidol<br />

and should be radically treated as they were among the strongest<br />

<strong>in</strong>fluenc<strong>in</strong>g factors of acute treatment response. This study was perfromed<br />

with<strong>in</strong> the German Research Network on Schizophrenia.<br />

002<br />

Remission <strong>in</strong> long-term treatment <strong>in</strong> first-episode schizophrenia<br />

and early <strong>in</strong>dicators<br />

Mathias Riesbeck (He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Düsseldorf)<br />

Introduction: Treatment response and symptom decl<strong>in</strong>e is frequent<br />

<strong>in</strong> the acute treatment of the first episode <strong>in</strong> schizophrenia.<br />

One major aim <strong>in</strong> the subsequent long-term phase <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g ma<strong>in</strong>ta<strong>in</strong>ed<br />

drug treatment is further symptom reduction preferably up<br />

to a complete symptom remission. Based on standardized remissi-<br />

73


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

on criteria recently established by an <strong>in</strong>ternational work<strong>in</strong>g group<br />

(Andreasen et al. 2005) data on frequency of remission <strong>in</strong> first-<br />

episode schizophrenia will be provided. In addition, predictors for<br />

remission already at the beg<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g of the long-term treatment will<br />

be identified.<br />

Method: A prospective randomized controlled trial on different<br />

long-term treatment strategies <strong>in</strong> first-episode patients was conducted<br />

with<strong>in</strong> the German Research Network on Schizophrenia<br />

(GRNS). After the acute phase the randomly assigned drug treatment<br />

with risperidone or low-dose haloperidol was ma<strong>in</strong>ta<strong>in</strong>ed for<br />

a further 12 months. Rates of Remission accord<strong>in</strong>g to the standardized<br />

remission criteria were assessed. Based on logistic and Coxregression<br />

analysis predictors for remission were identified.<br />

Discussion / Results: Complete remission (<strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g a 6 month<br />

time criterion) was observable <strong>in</strong> (only) about 40 %, ma<strong>in</strong>ly due to<br />

a very high drop-out rate <strong>in</strong> the first post acute year. Accord<strong>in</strong>gly,<br />

complete symptom remission over a shorter period of at least<br />

4 weeks occurred <strong>in</strong> about 70 %. Identified predictors for remission<br />

<strong>in</strong>clude <strong>in</strong> particularly a favorable treatment response <strong>in</strong> the preced<strong>in</strong>g<br />

acute treatment and different treatment characteristics<br />

(compliance, participation <strong>in</strong> a trial with psychological <strong>in</strong>terventions).<br />

First episode patients cont<strong>in</strong>u<strong>in</strong>g effective drug treatment of<br />

the acute phase are likely to reach complete symptom remission.<br />

On the other side, non-adherence is a major obstacle for accomplish<strong>in</strong>g<br />

a favorable illness course.<br />

003<br />

Def<strong>in</strong>ition and prediction of functional treatment outcome<br />

Rebecca Schennach-Wolff (Ludwig-Maximilians-Universität, Psychiatrie<br />

und Psychotherapie, München)<br />

M. Jäger, F. Seemüller, M. Obermeier, H.-J. Möller, M. Riedel<br />

Introduction: To assess criteria and to identify predictive factors<br />

for functional outcome. The criteria should cover all doma<strong>in</strong>s proposed<br />

by the Remission <strong>in</strong> Schizophrenia Work<strong>in</strong>g Group.<br />

Method: PANSS-rat<strong>in</strong>gs were used to evaluate the symptomatic<br />

treatment outcome of 262 <strong>in</strong>patients with schizophrenia spectrum<br />

disor<strong>der</strong>s with<strong>in</strong> a naturalistic multicenter trial. Functional remission<br />

was def<strong>in</strong>ed as a GAF score >61 (Global Assessment of Function<strong>in</strong>g<br />

Scale), SOFAS score >61 (Social and Occupational Function<strong>in</strong>g<br />

Scale) and a SF-36 mental health subscore >40 (Medical<br />

Outcomes Study-Short Form Health Survey). Multivariate logistic<br />

regression and CART analyses were used to determ<strong>in</strong>e valid cl<strong>in</strong>ical<br />

and sociodemographic predictors.<br />

Discussion / Results: In total, 52 patients (20 %) fulfilled the criteria<br />

for functional remission, 125 patients (48 %) achieved symptomatic<br />

remission and when criteria for functional and symptomatic<br />

remission were comb<strong>in</strong>ed 33 patients (13 %) achieved complete remission.<br />

Younger age, employment, a shorter duration of illness, a<br />

shorter length of current episode, less suicidality, and a lower<br />

PANSS negative and global subscore at admission were predictive<br />

for functional remission. The regression model showed a predictive<br />

value of more than 80 %. A significant association was found between<br />

functional and symptomatic remission, <strong>in</strong>dicat<strong>in</strong>g reasonable<br />

validity of the proposed def<strong>in</strong>ition for functional outcome. The revealed<br />

predictors for functional treatment outcome emphasize the<br />

need for psychosocial and vocational rehabilitation <strong>in</strong> schizophrenic<br />

patients. This study was performed with<strong>in</strong> the German Research<br />

Network on Schizophrenia.<br />

74<br />

004<br />

Pharmacogenetic <strong>in</strong>dicators for treatment outcome <strong>in</strong> schizophrenia<br />

Ra<strong>in</strong>ald Mössner (Rhe<strong>in</strong>.Friedrich-Wilhelms-Univ., Psychiatrie und<br />

Psychotherapie, Bonn)<br />

Introduction: Elucidation of the factors determ<strong>in</strong><strong>in</strong>g the cl<strong>in</strong>ical<br />

response to antipsychotics is of great <strong>in</strong>terest.<br />

Method: We show <strong>in</strong> two <strong>in</strong>dependent schizophrenia patient<br />

samples that seroton<strong>in</strong> receptors have a pharmacogenetic role. We<br />

found an <strong>in</strong>fluence of the functional C-1019G variant of the<br />

5-HT1A receptor on the response of negative schizophrenia symptoms<br />

to atypical antipsychotics. Taken together, our study, a study<br />

by Reynolds et al. (Am J Psychiatry 2006), and a risperidone study<br />

from Ch<strong>in</strong>a (Wang et al., J Psychopharmacol 2008) provide excellent<br />

evidence for the importance of the C-1019G variant <strong>in</strong> the<br />

antipsychotic treatment response <strong>in</strong> four <strong>in</strong>dependent patient samples.<br />

Discussion / Results: Our robust f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs may thus aid the design<br />

of tailor-made drug regimens <strong>in</strong> the future with the long-term aim<br />

of a rational pharmacogenetic drug therapy of schizophrenia.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal Riga<br />

S-125 Symposium<br />

Neuroimag<strong>in</strong>g of early psychosis: From basic science to cl<strong>in</strong>ical<br />

applications<br />

Vorsitz: N. Koutsouleris (München), S. Borgwardt (Basel)<br />

001<br />

Longitud<strong>in</strong>al trajectory of cortical fold<strong>in</strong>g and thickness <strong>in</strong> subjects<br />

at high-risk of psychosis due to familial reasons: Relations to<br />

cognitive, behavioural and cl<strong>in</strong>ical outcome<br />

Bill Moorhead (Ed<strong>in</strong>burgh, Kennedy Tower, UK)<br />

H. C. Whalley, A. M. McIntosh, D. G. Owens, E. C. Johnstone, S. Lawrie<br />

Introduction: The aim of this study is to exam<strong>in</strong>e the volumetric<br />

changes over time <strong>in</strong> the frontal and temporal lobes of 162 High<br />

Risk (HR) adults with a family history of schizophrenia, and<br />

36 healthy controls (HC) with no family history of psychosis. The<br />

study lasted 8 years with five sMRI scans taken at 2 yearly <strong>in</strong>tervals.<br />

At first scan the HR were aged 21.2 (2.9) years and the HC were<br />

aged 21.4 (3.7) years. Dur<strong>in</strong>g the study 17 HR subjects developed<br />

schizophrenia and all HC rema<strong>in</strong>ed well.<br />

Method: We have developed accurate and repeatable mach<strong>in</strong>e methods<br />

that detect the subtle changes <strong>in</strong> bra<strong>in</strong> structure that occur<br />

dur<strong>in</strong>g early adult-life. Us<strong>in</strong>g these methods we report differences<br />

<strong>in</strong> lobar volumes overtime <strong>in</strong> comparisons of HC subjects with HR<br />

subjects and <strong>in</strong> comparisons of HR who rema<strong>in</strong> well (HRW) with<br />

those who subsequently become ill (HRI).<br />

Discussion / Results: Comparisons of region of <strong>in</strong>terest (ROI) hand<br />

trac<strong>in</strong>g and mach<strong>in</strong>e methods for pre-frontal and temporal lobes<br />

gave ICC >0.84. Comparisons of volumes between time po<strong>in</strong>ts<br />

us<strong>in</strong>g the mach<strong>in</strong>e methods for pre-frontal and temporal lobes gave<br />

ICC >0.97. The Mixed Model found a significant Group*Time <strong>in</strong>teraction<br />

for left and right temporal lobes, with greater reductions<br />

<strong>in</strong> the high risk subjects compared to controls. We also found a significant<br />

Group*Time <strong>in</strong>teraction for HRW versus HRI, with greater<br />

reductions <strong>in</strong> the left and right pre-frontal lobes of high risk subjects<br />

who subsequently became unwell. Conclusion Our results<br />

<strong>in</strong>dicate that subjects with <strong>in</strong>creased genetic risk of develop<strong>in</strong>g<br />

schizophrenia exhibit over time neuro-developmental differences<br />

which are not found <strong>in</strong> subjects who are not at risk. Our results also


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

<strong>in</strong>dicate that with<strong>in</strong> the at-risk group those who go on to develop<br />

schizophrenia exhibit prior to onset of illness neuro-developmental<br />

changes not evident <strong>in</strong> the at-risk subjects who rema<strong>in</strong> well.<br />

002<br />

Radiological and gray matter abnormalities <strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuals at highrisk<br />

of psychosis – cross-sectional and longitud<strong>in</strong>al results<br />

Stefan Borgwardt (Universitätsspital Basel, Psychiatrische Polikl<strong>in</strong>ik,<br />

Schweiz)<br />

003<br />

Multivariate neurodiagnostic procedures may facilitate the early<br />

recognition of the at-risk mental state of psychosis and predict an<br />

ultimate disease transition<br />

Nikolaos Koutsouleris (Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik, LMU, München)<br />

Introduction: Biological markers of the at-risk mental state for<br />

psychosis (ARMS) are crucial for early recognition and therapeutic<br />

<strong>in</strong>tervention <strong>in</strong> ultra-high risk <strong>in</strong>dividuals. In this regard, previous<br />

studies showed that the ARMS is associated with subtle neuroanatomical<br />

abnormalities found <strong>in</strong> similar bra<strong>in</strong> regions as <strong>in</strong> the established<br />

disor<strong>der</strong>. We employed multivariate analysis techniques <strong>in</strong><br />

or<strong>der</strong> to <strong>in</strong>vestigate whether different ARMS for psychosis and their<br />

cl<strong>in</strong>ical outcomes could be reliably diagnosed on the <strong>in</strong>dividual<br />

level based on structural bra<strong>in</strong> alterations.<br />

Method: First, a multivariate, multi-group support-vector mach<strong>in</strong>e<br />

(SVM) classification analysis was performed on the structural magnetic<br />

resonance imag<strong>in</strong>g (MRI) data of <strong>in</strong>dividuals <strong>in</strong> early (n=24),<br />

late (n=27) ARMS of psychosis and healthy controls (HC, n=25).<br />

Then, the method’s ability <strong>in</strong> predict<strong>in</strong>g subsequent transitions to<br />

psychosis based on the basel<strong>in</strong>e MRI data was evaluated <strong>in</strong> a subgroup<br />

of the ARMS population with available cl<strong>in</strong>ical follow-up<br />

<strong>in</strong>formation (transitions: n=16, non-transitions: n=18) compared<br />

to HC (n=17). The specificity, sensitivity, accuracy, significance and<br />

generalizability of the methodology were evaluated by means of<br />

permutation analysis and five-fold cross-validation.<br />

Discussion / Results: The 3-group, cross-validated classification accuracies<br />

of the first analysis were 86 % (HC vs the rest), 91 % (early<br />

at-risk <strong>in</strong>dividuals vs the rest), and 86 % (late at-risk <strong>in</strong>dividuals vs<br />

the rest). The accuracies <strong>in</strong> the second analysis were 90 % (HC vs<br />

the rest), 88 % (<strong>in</strong>dividuals with transition vs the rest), and 86 %<br />

(<strong>in</strong>dividuals without transition vs the rest). These f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs suggest<br />

that different ARMS and their cl<strong>in</strong>ical outcomes may be reliably<br />

identified on an <strong>in</strong>dividual basis by assess<strong>in</strong>g patterns of wholebra<strong>in</strong><br />

neuroanatomical abnormalities.<br />

004<br />

Abnormal prefrontal activation is directly related to pre-synaptic<br />

striatal dopam<strong>in</strong>e dysfunction <strong>in</strong> people at cl<strong>in</strong>ical risk for psychosis<br />

Paolo Fusar-Poli (Insitute of Psychiatry, London)<br />

The pathophysiology of schizophrenia is <strong>in</strong>completely un<strong>der</strong>stood,<br />

but two of the most robust abnormalities are elevated striatal dopam<strong>in</strong>e<br />

activity and prefrontal cortical dysfunction. To <strong>in</strong>vestigate the<br />

relationship between these abnormalities <strong>in</strong> the prodromal phase of<br />

the illness, we comb<strong>in</strong>ed functional Magnetic Resonance Imag<strong>in</strong>g<br />

and 18F-Dopa Positron Emission Tomography. When perform<strong>in</strong>g<br />

a verbal fluency task, subjects with an At Risk Mental State showed<br />

greater activation <strong>in</strong> the <strong>in</strong>ferior frontal cortex than controls. Striatal<br />

dopam<strong>in</strong>e function was greater <strong>in</strong> the At Risk group than <strong>in</strong> controls.<br />

With<strong>in</strong> the At Risk group, but not the control group, there was<br />

a direct correlation between the degree of left <strong>in</strong>ferior frontal activation<br />

and the level of striatal dopam<strong>in</strong>e function. The key f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g<br />

from the present study is that <strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuals at very high risk of<br />

schizophrenia, altered prefrontal activation dur<strong>in</strong>g a task of executive<br />

function was directly related to striatal hyperdopam<strong>in</strong>ergia.<br />

This provides <strong>in</strong> vivo evidence of a l<strong>in</strong>k between dopam<strong>in</strong>e dys-<br />

function and the perturbed prefrontal function which may un<strong>der</strong>lie<br />

the deficits <strong>in</strong> executive process<strong>in</strong>g evident <strong>in</strong> people with prodromal<br />

symptoms of psychosis. These abnormalities reflect an <strong>in</strong>creased<br />

vulnerability to psychosis and predate the first episode of<br />

frank psychosis.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 2<br />

S-139 Symposium<br />

Der Übergang vom Prodrom zur Psychose: Risiko- und Schutzfaktoren<br />

Vorsitz: J. Klosterkötter (Köln), W. Maier (Bonn)<br />

001<br />

Persönlichkeitsfaktoren und psychopathologische Frühsymptome<br />

Frauke Schultze-Lutter (Universitäre Psychiatrische, Dienste Bern<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

K. W<strong>in</strong>kler, J. Klosterkötter, S. Ruhrmann<br />

Introduction: Schizophrenie-Spektrums-Störungen – Cluster A- Persön<br />

lichkeitsstörungen (PS) nach DSM-IV und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die<br />

schizotypische PS – fanden sich gehäuft bei Personen mit e<strong>in</strong>em<br />

erhöhten symptomatisch def<strong>in</strong>ierten Risiko für die Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er ersten psychotischen Episode. Dies überrascht zunächst aufgrund<br />

des phänomenologischen Überschneidungsbereichs <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> attenuierten psychotischen Symptome (APS) <strong>der</strong><br />

‚ultra-high risk’-Kriterien mit Kriterien zur Diagnose <strong>der</strong> schizotypischen<br />

PS nicht.<br />

Methode: Zur Klärung, ob Persönlichkeitsakzentuierungen (PA)<br />

o<strong>der</strong> auch PS geeignet se<strong>in</strong> können, zwischen kl<strong>in</strong>isch def<strong>in</strong>ierten<br />

Risikopersonen mit (N=50) und ohne zwischenzeitlichen Übergang<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Psychose (N=50) zu unterscheiden, wurden diese anhand<br />

e<strong>in</strong>er Selbstbeurteilungsskala für PS verglichen. Die Gruppen<br />

waren h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Risikokriterien (psychosefernes und psychosenahes<br />

Prodrom) sowie Geschlecht und Alter parallelisiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt berichteten Personen mit späterer<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>er Psychose tendenziell mehr PS und ausgeprägtere<br />

PA. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> <strong>in</strong>sgesamt seltenen PS wurde nur die<br />

depressive subaffektive PS nach DSM-IV signifikant; sie fand sich<br />

bei 58 % <strong>der</strong> Patienten mit und 34 % <strong>der</strong>er ohne Psychoseentwicklung.<br />

Zudem zeigte sich e<strong>in</strong> Trend für e<strong>in</strong>e häufigeres Auftreten<br />

m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Cluster-A-PS <strong>in</strong> den ‚echten Prodromen’ (20 % vs.<br />

8 %). E<strong>in</strong> Vergleich <strong>der</strong> PA zeigte entsprechend signifikant höhere<br />

Ausprägungen <strong>der</strong> Personen mit Übergang auf <strong>der</strong> depressiven und<br />

Cluster-A sowie <strong>der</strong> schizoiden Dimension und zudem e<strong>in</strong>en statistischen<br />

Trend für die schizotypische und asthenische Dimension.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Betrachtung <strong>der</strong> PA ergab, dass dabei ausschließlich<br />

die schizoide PA als möglicher Prädiktor e<strong>in</strong>er Psychoseentwicklung<br />

bei Risikopersonen <strong>in</strong> Frage zu kommen sche<strong>in</strong>t. Die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

ausgeprägteren Selbste<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Personen mit Psychoseentwicklung<br />

im Beobachtungszeitraum auf <strong>der</strong> schizoiden Dimension<br />

zutrage tretende schlechtere soziale E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung wird gestützt von<br />

Befunden <strong>der</strong> genetischen Hochrisikoforschung zu bereits prämorbid<br />

bestehenden sozialen Defiziten bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit schizophrenem<br />

Elternteil und unterstreicht auch noch e<strong>in</strong>mal den Stellenwert e<strong>in</strong>er<br />

guten sozialen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung als potentiellen Schutzfaktor.<br />

75


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

002<br />

Neuropsychologische Risiko- und Schutzfaktoren<br />

Michael Wagner (Universität Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

I. Fromann, A. Bechdolf, S. Ruhrmann, R. Pukrop, J. Klosterkötter,<br />

W. Gaebel, W. Wölwer, J. Gaebel, H.-J. Möller, K. Maurer, H. Häfner,<br />

W. Maier<br />

Leistungse<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> Ausbildung und Beruf, Depressivität<br />

und abgeschwächte Positivsymptome gehen häufig <strong>der</strong> ersten akuten<br />

Phase e<strong>in</strong>er schizophrenen Psychose voraus. Prospektive Untersuchungen<br />

zeigen, dass kognitive E<strong>in</strong>schränkungen bei später<br />

Erkrankten früh auftreten und somit Risikofaktoren darstellen.<br />

Kognitive E<strong>in</strong>schränkungen könnten bei Personen <strong>in</strong> fraglichen<br />

Prodromalstadien prognostisch bedeutsam se<strong>in</strong>. Im Rahmen des<br />

BMBF-geför<strong>der</strong>ten Kompetenznetzes Schizophrenie wurden Rat<br />

suchende Patienten mit bestimmten Symptomen klassifiziert als<br />

(hypothetisch) psychoseferne Prodrome (die z. B. Wahrnehmungsverän<strong>der</strong>ungen<br />

und Antriebsstörungen aufweisen) bzw. psychosenahe<br />

Prodrome (z. B. bei zeitlich begrenzten halluz<strong>in</strong>atorische Erlebnissen)<br />

und mit e<strong>in</strong>er neuropsychologischen Testbatterie und<br />

psychophysiologischen Paradigmen (u. a. P300, Antisakkaden) untersucht.<br />

Normabweichungen <strong>in</strong> diesen Verfahren wurden mit<br />

Parametern des späteren kl<strong>in</strong>ischen Verlaufs (z. B. Psychotische Erkrankung<br />

im Follow-Up) korreliert. Verglichen mit parallelisierten<br />

gesunden Kontrollen zeigt sich, dass Personen mit e<strong>in</strong>em psychosefernen<br />

Prodrom (n = 116) im Durchschnitt etwas schlechtere Leistungen<br />

(~ 0.4 Standardabweichungen) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neuropsychologischen<br />

Testbatterie erzielen, mit dem deutlichsten Defizit im Bereich<br />

<strong>der</strong> Visomotorik. Noch deutlicher bee<strong>in</strong>trächtigt s<strong>in</strong>d Personen mit<br />

e<strong>in</strong>em psychosenahen Prodrom (~ 0.8 Standardabweichungen, n =<br />

89). Beson<strong>der</strong>s die Bereiche Arbeitsgedächtnis, Langzeitgedächtnis<br />

sowie Visomotorik erwiesen sich hier als gestört. Vor allem bei frühen<br />

Prodromen waren Gedächtnisdefizite prädiktiv für e<strong>in</strong>e spätere<br />

Erkrankung, ferner weisen später manifest Erkrankende <strong>in</strong>itial<br />

e<strong>in</strong>e gem<strong>in</strong><strong>der</strong>te P300 Amplitude auf. Gute mnestische und exekutive<br />

Funktionen können somit, zum<strong>in</strong>dest im frühen Prodromalstadium,<br />

als Schutzfaktoren gegen e<strong>in</strong>e Progression des Krankheitsprozesses<br />

gelten.<br />

003<br />

Neurophysiologische Risiko- und Schutzfaktoren<br />

Georg Juckel (Ruhr-Universität, Psychiatrie, Bochum)<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e erhöhte zentralnervöse serotonerge Aktivität wird<br />

als Risikofaktor <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathogenese <strong>der</strong> Schizophrenie diskutiert.<br />

Dabei stellt sich die Frage, ob bereits im Prodromalstadium <strong>der</strong><br />

Erstmanifestation e<strong>in</strong>e erhöhte serotonerge Neurotransmission<br />

vorliegt o<strong>der</strong> nicht. Die Möglichkeiten <strong>der</strong> Überprüfung dieser<br />

Hypothese s<strong>in</strong>d jedoch limitiert, da es an validen Indikatoren zur<br />

Bestimmung zentraler serotonerger Aktivität mangelt. Die Lautstärkeabhängigkeit<br />

<strong>der</strong> N1/P2-Komponente akustisch evozierter<br />

Potentiale (LAAEP) ist e<strong>in</strong> Maß für die Tonlautstärke-abhängige<br />

Aktivität des akustischen Kortex und wird im wesentlichen durch<br />

das serotonerge System moduliert, wobei e<strong>in</strong>e schwache LAAEP<br />

mit erhöhter serotonerger Neurotransmission korreliert und umgekehrt.<br />

Methode: Die LAAEP von schizophrenen Prodromalpatienten,<br />

Patienten mit schizophrener Erstmanifestation, mehrfach manifestierte<br />

Patienten und 24 gesunde Kontrollprobanden wurde mittels<br />

33 Elektroden (32 Kanäle) abgeleitet. Jeweils 70 S<strong>in</strong>ustöne <strong>in</strong> fünf<br />

verschiedenen Lautstärken (79, 87,5 , 96, 104,5 und 111 dB ) wurden<br />

b<strong>in</strong>aural über Kopfhörer dargeboten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die LAAEP <strong>der</strong> Prodromalpatienten war<br />

signifikant niedriger als die <strong>der</strong> gesunden Kontrollen (0.13 µV/dB<br />

vs. 0.18µV/dB, p=0.001), unterschied sich jedoch nicht von den<br />

Gruppen <strong>der</strong> erstmanifestierten und chronifizierten Patienten mit<br />

e<strong>in</strong>er schizophrenen Störung (0.14 µV/dB, bzw. 0.12µV/dB). Dies<br />

76<br />

kann als erster H<strong>in</strong>weis angesehen werden, dass die serotonerge<br />

Neurotransmission bereits im Prodromalstadium vergleichbar erhöht<br />

ist wie bei vollmanifestierten schizophrenen Patienten und<br />

muß als e<strong>in</strong>e Risikokonstellation zur Ausbildung e<strong>in</strong>er manifesten-<br />

Schizophrenie angesehen werden. E<strong>in</strong>e frühzeitige atypische Medikation<br />

mit E<strong>in</strong>fluß auf das serotonerge System wäre als Schutz stäkrer<br />

bei Prodromalpatienten zu diskutieren.<br />

004<br />

Identifikation von Risikofaktoren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mehrebenenansatz<br />

Anita Riecher-Rössler (Universitätsspital Basel, Psychiatrische Polikl<strong>in</strong>ik,<br />

Schweiz)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Trotz grosser Forschungsanstrengungen zur Frühdiagnose<br />

beg<strong>in</strong>nen<strong>der</strong> Psychosen ist die Methodik zur Identifikation<br />

von Risiko<strong>in</strong>dividuen und zur Prädiktion ihres Übergangs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Psychose noch nicht sehr zuverlässig. Auch gibt es noch kaum Daten<br />

zur Langzeitprädiktion. Wir haben deshalb <strong>in</strong> Basel im Rahmen<br />

<strong>der</strong> FePsy-Studie (Früherkennung von Psychosen) Individuen mit<br />

e<strong>in</strong>em Risikostatus für Psychosen identifiziert und untersucht, welche<br />

kl<strong>in</strong>ischen, neuropsychologischen, neurophysiologischen und<br />

Neuroimag<strong>in</strong>g-Auffälligkeiten die spätere Transition <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Psychose<br />

vorhersagen.<br />

Methode: 64 Risiko-Individuen wurden vom 01. 03. 2000 –<br />

29. 02. 2004 <strong>in</strong> unserer Früherkennungssprechstunde mit Hilfe des<br />

Basel Screen<strong>in</strong>g Instruments für Psychosen, BSIP (Riecher-Rössler<br />

et al. 2008) nach den Kriterien von Yung et al. (1998) identifiziert.<br />

53 (83 %) konnten bis zu 7 (im Mittel 5,4) Jahre lang regelmässig<br />

nachuntersucht werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 21 <strong>der</strong> 53 Individuen entwickelten tatsächlich<br />

e<strong>in</strong>e Psychose (Transitionsrate nach Kaplan-Meier 0.34) –<br />

im Mittel nach 10 Monaten (Varianz 1 – 55). Bei 6 (29 %) <strong>der</strong> Patienten<br />

erfolgte die Dekompensation erst nach dem 12. Monat. Die<br />

besten Prädiktoren <strong>der</strong> psychotischen Dekompensation <strong>in</strong>nerhalb<br />

dieser Hochrisikopopulation waren bestimmte „attenuierte“ psychotische<br />

Symptome (vor allem Misstrauen), negative Symptome<br />

(vor allem Anhedonie / Asozialität) und kognitive Defizite (vor<br />

allem e<strong>in</strong>e reduzierte Geschw<strong>in</strong>digkeit bei <strong>der</strong> Informationsverarbeitung).<br />

Unter E<strong>in</strong>bezug dieser Prädiktoren konnte die prädiktive<br />

Genauigkeit auf 80,9 % gesteigert werden (Sensitivität 83,3 %, Spezifität<br />

79,3 %). E<strong>in</strong>e weitere Erhöhung <strong>der</strong> Spezifität konnte durch<br />

EEG-Analysen erreicht werden. Neuroimag<strong>in</strong>g-Analysen zeigten<br />

ebenfalls signifikante Unterschiede zwischen Patienten mit und<br />

ohne späterer psychotischer Dekompensation. Schlussfolgerungen<br />

1. Individuen mit e<strong>in</strong>em Risiko für Psychose sollten über mehr als<br />

12 Monate beobachtet werden. 2. Die Früherkennung von Psychosen<br />

kann durch e<strong>in</strong>en schrittweisen Abklärungsprozess verbessert<br />

werden, <strong>der</strong> zunächst nur e<strong>in</strong> Screen<strong>in</strong>g, im Falle e<strong>in</strong>es Risikos aber<br />

auch weitere Untersuchungsebenen umfassen sollte. Riecher-Rössler<br />

et al. (2008): Das Basel Screen<strong>in</strong>g Instrument für Psychosen<br />

(BSIP). Fortschr Neurol Psychiatr. 76(4): 207-16 Yung et al. (1998):<br />

Prediction of Psychosis. Br J Psychiatry Suppl 172: 14-20.


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 9<br />

S-143 Symposium<br />

Früherkennung und Früh<strong>in</strong>tervention bei schizophrenen Störungen:<br />

Entwicklungsstand und Anwendungsperspektiven<br />

Vorsitz: H. Häfner (Mannheim), J. Klosterkötter (Köln)<br />

001<br />

Die Erfassung des Psychoserisikos mit dem Früherkennungs<strong>in</strong>ventar<br />

ERIraos. Prodromalsymptome und Risikofaktoren als Indikatoren<br />

des frühen Verlaufs <strong>der</strong> Schizophrenie<br />

Franziska Rausch (ZI für Seelische Gesundheit, Schizophrenieforschung,<br />

Mannheim)<br />

K. Maurer, A. Bechdolf, S. Ruhrmann, F. Schultze-Lutter, M. Wagner,<br />

J. Klosterkötter, W. Maier, H. Häfner<br />

E<strong>in</strong>leitung: Auf Basis <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Mannheimer ABC-Schizophrenie-Studie<br />

(Age, Beg<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g and Course) und <strong>der</strong> Kölner Früherkennungsstudie<br />

(CER-Studie) zum Frühverlauf <strong>der</strong> Schizophrenie<br />

entwickelten wir e<strong>in</strong> Früherkennungs<strong>in</strong>strument (ERIraos).<br />

Dieses zweistufige Instrument besteht aus e<strong>in</strong>er Checkliste als<br />

Screen<strong>in</strong>g<strong>in</strong>strument und e<strong>in</strong>er Symptomliste. Erfasst werden Prodromalsymptome<br />

mit leicht erhöhtem Psychoserisiko im Screen<strong>in</strong>gverfahren.<br />

Nach Überweisung <strong>in</strong> fachärztliche Kompetenz<br />

werden mit <strong>der</strong> ERIraos-Symptomliste auch die Symptome des psychotischen<br />

Vorstadiums bis zur Entwicklung <strong>der</strong> Psychose erfasst.<br />

Zusätzlich werden mit sechs Modulen dispositionelle Faktoren,<br />

etwa familiäre Belastung, und Auslösefaktoren, etwa Cannabismissbrauch,<br />

registriert. Ziel <strong>der</strong> Anwendung von ERIraos ist die<br />

Identifikation von Personen mit e<strong>in</strong>er drohenden Psychose, d. h.<br />

mit e<strong>in</strong>em hohen Risiko zum Übergang <strong>in</strong> die erste psychotische<br />

Episode. Beide Instrumente erfassen den Trend Zu- o<strong>der</strong> Abnahme<br />

<strong>der</strong> Symptome. ERIraos wurde unter Berücksichtigung von Testgütekriterien<br />

und <strong>der</strong> Praktikabilität revidiert.<br />

Methode: Mit e<strong>in</strong>er Logistischen Regression wurden die ERIraos<br />

Items mit Vorhersagekraft identifiziert. E<strong>in</strong>e Faktoranalyse wurde<br />

berechnet um die Symptomdimensionen zu zeigen, welche e<strong>in</strong> Prodrom<br />

charakterisieren. Die Itemauswahl basiert auf den Effizienz<strong>in</strong>dices<br />

(Sensitivität, Spezifität, Odds Ratios) <strong>der</strong> Symptome. Die<br />

f<strong>in</strong>ale Version be<strong>in</strong>haltet die prädiktivsten Symptome für e<strong>in</strong>en<br />

Übergang <strong>in</strong> die Psychose.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Für beide Teil<strong>in</strong>strumente – Checkliste<br />

(15 Items) und Symptomliste (50 Items) – erbrachten Faktoranalysen<br />

Faktorenlösungen mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>fachstruktur, die ca. 50 % <strong>der</strong><br />

Varianz erklären. E<strong>in</strong> Vergleich <strong>der</strong> Symptomprävalenz <strong>in</strong> <strong>der</strong> präpsychotischen<br />

Prodromalgruppe und <strong>der</strong> psychotischen Prodromalgruppe<br />

und <strong>in</strong> den Subgruppen mit und ohne Übergänge unterstützte<br />

unsere Itemauswahl. 36 % <strong>der</strong> ausgewählten Symptome<br />

zeigten signifikante Chi²-Werte mit <strong>der</strong> Übergangsvariable, 74 %<br />

hatten Odds Ratios >2.00. Die f<strong>in</strong>ale Version wurde e<strong>in</strong>er Expertenevaluation<br />

unterzogen, um <strong>der</strong>en Durchführbarkeit zu untersuchen.<br />

Auf Grundlage dieser Ergebnisse stellen wir nun e<strong>in</strong> Instrument<br />

bereit, das für die Anwendung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis geeignet ist und<br />

e<strong>in</strong>e gute Vorhersagekraft besitzt. Dieses Instrument liefert e<strong>in</strong>en<br />

wichtigen Beitrag um die Diagnose und die Indikation für e<strong>in</strong>e<br />

Früh<strong>in</strong>tervention zu stellen.<br />

002<br />

Hirnstrukturelle und kognitive Defizite im Prodromalstadium <strong>der</strong><br />

Schizophrenie<br />

René Hurlemann (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Viele Patienten mit manifester Schizophrenie leiden an<br />

kognitiven Defiziten, die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das verbale Lernen und Ge-<br />

dächtnis betreffen und mit e<strong>in</strong>er Volumenm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des Hippokampus<br />

korrelieren. Es stellt sich die Frage, ob <strong>in</strong>terkorrelierte<br />

strukturelle und funktionelle Defizite des Hippokampus als Folge<br />

<strong>der</strong> Schizophrenie <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung treten o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erstmanifestation<br />

<strong>der</strong> Erkrankung vorausgehen und damit bereits im Prodromalstadium<br />

nachweisbar se<strong>in</strong> sollten.<br />

Methode: Wir komb<strong>in</strong>ierten Hirnvolumenmessungen mit dem<br />

Verbalen Lern- und Merkfähigkeitstest (VLMT), um bei 36 Antipsychotika-naiven<br />

Probanden mit kl<strong>in</strong>ischen Symptomen e<strong>in</strong>es<br />

psychosefernen o<strong>der</strong> psychosenahen Prodroms Struktur und Funktion<br />

des Hippokampus im Vergleich zu 30 gesunden Kontrollprobanden<br />

zu beurteilen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Unsere Daten belegen e<strong>in</strong>e beidseitige<br />

Volumenm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des Hippokampus bei Probanden mit kl<strong>in</strong>ischen<br />

Prodromalsymptomen, und zwar unabhängig davon, ob es<br />

sich um e<strong>in</strong> psychosefernes o<strong>der</strong> psychosenahes Prodrom handelt.<br />

Bei Probanden mit psychosenahem Prodrom, nicht aber bei Probanden<br />

mit psychosefernem Prodrom, korrelierte das hippokampale<br />

Volumen mit e<strong>in</strong>er Leistungsm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung im Gedächtnisabruf.<br />

Unsere Befunde implizieren e<strong>in</strong>en Progress struktureller und funktioneller<br />

Defizite des Hippokampus entlang e<strong>in</strong>er Zunahme <strong>der</strong><br />

kl<strong>in</strong>ischen Symptomlast im Prodromalstadium <strong>der</strong> Schizophrenie.<br />

Da die Größenordnung kognitiver Defizite mit den sozialen und<br />

beruflichen Kompetenzen von Patienten mit manifester Schizophrenie<br />

<strong>in</strong>vers korreliert, könnte kognitives Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g mit Beg<strong>in</strong>n im<br />

Prodromalstadium <strong>der</strong> Schizophrenie präventive Behandlungsprogramme<br />

möglicherweise s<strong>in</strong>nvoll ergänzen.<br />

003<br />

Psychologische Behandlungsansätze bei Personen mit erhöhtem<br />

Psychoserisiko<br />

Andreas Bechdolf (Unikl<strong>in</strong>ik Köln, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

Der vorliegende Beitrag gibt e<strong>in</strong>e Übersicht über den empirischen<br />

Stand präventiver psychologischer Interventionen bei Personen<br />

mit erhöhtem Psychoserisiko unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtung <strong>der</strong><br />

Studien zur Evaluation Kognitiver Verhaltenstherapie (KVT), die<br />

im Rahmen des Kompetenznetzes Schizophrenie (KNS) durchgeführt<br />

wurde. Ausserdem werden Fallbeispiele dargestellt, die die<br />

Anwendung von Früh<strong>in</strong>terventionsstrategien verdeutlichen sollen.<br />

004<br />

Pharmakotherapeutische Ansätze bei kl<strong>in</strong>isch erhöhtem Risiko für<br />

die Entwicklung psychotischer Störungen<br />

Stephan Ruhrmann (Universität zu Köln, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

J. Klosterkötter<br />

E<strong>in</strong>leitung: Trotz aller Fortschritte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung von Psychosen<br />

s<strong>in</strong>d die therapeutischen Optionen vor allem bezogen auf den<br />

langfristigen Verlauf nach wie vor unzureichend. Maßnahmen zur<br />

Senkung <strong>der</strong> Inzidenz und hierunter vor allem die <strong>in</strong>dizierte Prävention<br />

gelten daher als zur Zeit erfolgversprechendste Strategie.<br />

Die aktuell <strong>in</strong>ternational verwendeten Kriterien zur kl<strong>in</strong>ischen Prädiktion<br />

von Psychosen werden als ausreichend effizient angesehen,<br />

um kontrollierte pharmakologische Präventionsstudien <strong>in</strong> diesem<br />

Bereich zu rechtfertigen.<br />

Methode: Die Publikationen zu den verfügbaren pharmakologischen<br />

Studien bei kl<strong>in</strong>isch erhöhtem Psychoserisiko wurden zusammengestellt<br />

und e<strong>in</strong>er kritischen methodischen Analyse unterzogen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Zahl <strong>der</strong> Präventionsstudien ist nach<br />

wie vor kle<strong>in</strong>, was auch daran liegt, dass solche Studien nur mit e<strong>in</strong>em<br />

sehr hohen Zeitaufwand von mehreren Jahren durchführbar<br />

s<strong>in</strong>d, mit entsprechenden Implikationen auch für die Kosten. Initial<br />

überlegen ersche<strong>in</strong>ende Effekte <strong>der</strong> pharmakologischen (wie auch<br />

<strong>der</strong> kognitiv-behavioralen) Interventionen traten <strong>in</strong> <strong>in</strong>zwischen<br />

77


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

vorliegenden Folgeuntersuchungen zum Langzeitverlauf weniger<br />

deutlich zu Tage. Allerd<strong>in</strong>gs beruhten diese Studien bereits <strong>in</strong>itial<br />

auf relativ kle<strong>in</strong>en Stichproben. Die daraus resultierenden E<strong>in</strong>schränkungen<br />

<strong>der</strong> statistischen Aussagekraft wurden durch unvollständige<br />

Nachuntersuchungen noch weiter verschärft. Trotz verschiedener<br />

Limitationen deuten die verfügbaren Ergebnisse darauf<br />

h<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e frühzeitige pharmakologische Intervention sowohl<br />

symptomatisch als auch präventiv wirksam werden kann. Die Studiendesigns<br />

müssen aber <strong>in</strong> methodischer H<strong>in</strong>sicht weiterentwickelt<br />

werden. Neben biometrisch angemessenen Stichprobengrößen<br />

bedarf es auch verbesserter Strategien zur Risikoanreicherung.<br />

Der im Kompetenznetz Schizophrenie erstmals verfolgte risikoadaptierte<br />

Interventionsansatz sollte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er weiteren Differenzierung<br />

<strong>der</strong> Präventionsmaßnahmen und damit e<strong>in</strong>er verbesserten<br />

Kosten-Nutzen-Relation für die Betroffenen ebenfalls<br />

<strong>in</strong>tensiv weiterentwickelt werden. Die gegenwärtig allenthalben<br />

verfolgte Strategie, die von e<strong>in</strong>er zeitlich begrenzten Intervention<br />

über das Ende dieser Intervention andauernde, langfristige Präventionseffekte<br />

erwartet, muss revidiert werden. Ansätze, wie sie zur<br />

Rückfallprophylaxe von Psychosen o<strong>der</strong> bei chronischen Risikokonstellationen<br />

etwa <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Mediz<strong>in</strong> angewendet werden,<br />

könnten auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prävention von Psychosen zu e<strong>in</strong>er langfristigen<br />

Aufrechterhaltung <strong>der</strong> günstigen Interventionseffekte führen.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal VIP 1<br />

S-146 Symposium<br />

Genetic determ<strong>in</strong>ants of cognitive dysfunction <strong>in</strong> schizophrenia<br />

Vorsitz: H. Ehrenreich (Gött<strong>in</strong>gen), P. Falkai (Gött<strong>in</strong>gen)<br />

001<br />

Complex<strong>in</strong>es<br />

Hannelore Ehrenreich (MPI für experimentelle Mediz<strong>in</strong>, Kl<strong>in</strong>ische<br />

Neurowissenschaften, Gött<strong>in</strong>gen)<br />

002<br />

Modulation of cognition and schizophrenia psychopathology by<br />

the BDNF genotype<br />

Thomas Wobrock (Universitätsmediz<strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen, Psychiatrie)<br />

T. Schnei<strong>der</strong>-Axmann, P. Falkai<br />

Introduction: Cognitive dysfunction is a strong predictor of outcome<br />

<strong>in</strong> schizophrenia regard<strong>in</strong>g social function<strong>in</strong>g and life quality.<br />

There is grow<strong>in</strong>g knowledge that the neurotroph<strong>in</strong> bra<strong>in</strong>-<strong>der</strong>ived<br />

neurotrophic factor (BDNF) has a major role for neuronal survival<br />

and differentiation <strong>in</strong> the develop<strong>in</strong>g nervous system as well as <strong>in</strong><br />

neuroregeneration and learn<strong>in</strong>g. The BDNF Val66Met Polymorphism,<br />

relatively common <strong>in</strong> the Caucasian population, seems to<br />

mediate cognitive function and bra<strong>in</strong> morphometry <strong>in</strong> healthy subjects<br />

as well as <strong>in</strong> schizophrenia patients.<br />

Method: 43 first-episode patients (FE-SZ) and 27 healthy control<br />

subjects (HC) were recruited between 2003 and 2006 un<strong>der</strong>go<strong>in</strong>g<br />

standardized psychopathological rat<strong>in</strong>gs (e.g. PANSS), neucognitive<br />

assessment (e.g. VLMT) and genotyp<strong>in</strong>g regard<strong>in</strong>g the BDNF<br />

Val66Met polymorphism. In 22 FE-SZ psychopathological rat<strong>in</strong>g<br />

was repeated at one year follow-up to determ<strong>in</strong>e the course of schizophrenia.<br />

Discussion / Results: FE-SZ with Val / Met genotype showed significantly<br />

lower performance on verbal learn<strong>in</strong>g memory (-17 %,<br />

VLMT, sum of trials 1 – 5) than FE-SZ carry<strong>in</strong>g the Val /Val variant.<br />

The difference <strong>in</strong> healthy control subjects between BDNF Val66Met<br />

78<br />

variants regard<strong>in</strong>g cognition was not significant. Further more dur<strong>in</strong>g<br />

the one year follow-up patients carry<strong>in</strong>g the Val / Met variant<br />

showed less improved psychopathology (e. g. PANSS negative sum<br />

score). In conclusion, the BDNF Val66Met polymorphism had <strong>in</strong>fluenced<br />

cognition, psychopathology and course <strong>in</strong> our sample of<br />

first-episode patients, which may be l<strong>in</strong>ked to impaired neuroplasticity<br />

<strong>in</strong> Met carriers.<br />

003<br />

Genetic disruption of NCAM polysialylation causes pathological<br />

bra<strong>in</strong> development and may lead to schizophrenia<br />

Herbert Hildebrandt (MHH Hannover, Institut für Zelluläre Chemie)<br />

Introduction: The neural cell adhesion molecule NCAM is a cellsurface<br />

glycoprote<strong>in</strong> that is uniquely modified by the carbohydrate<br />

polysialic acid (polySia), which is added to NCAM by two polysialyltransferase<br />

enzymes. Abnormal levels of NCAM or polySia as well<br />

as polymorphisms <strong>in</strong> NCAM and one of the polysialyltransferase<br />

genes have been related to schizophrenia. As shown <strong>in</strong> mice most,<br />

if not all, NCAM carries polySia dur<strong>in</strong>g bra<strong>in</strong> development. A complete<br />

loss of polySia by simultaneous deletion of both polysialyltransferases<br />

causes a severe malformation of major bra<strong>in</strong> axon tracts<br />

like anterior commissure, corpus callosum and <strong>in</strong>ternal capsule.<br />

Method: By different comb<strong>in</strong>ations of wild-type and mutant Ncam<br />

and polysialyltransferase alleles we obta<strong>in</strong>ed a range of mice with<br />

varied levels of total and polySia-free NCAM.<br />

Discussion / Results: Morphometric analyses revealed that the extent<br />

of the axon tract deficiencies <strong>in</strong> these mouse l<strong>in</strong>es correlated<br />

strictly with the level of NCAM erroneously devoid of polySia dur<strong>in</strong>g<br />

bra<strong>in</strong> development. S<strong>in</strong>ce polySia is also present dur<strong>in</strong>g <strong>in</strong>terneuron<br />

migration and maturation, we comparatively analyzed the<br />

composition of selected <strong>in</strong>terneuron populations <strong>in</strong> the prefrontal<br />

cortex and the hippocampus of the different polysialyltransferasedeficient<br />

mouse l<strong>in</strong>es. Immunofluorescence and co-localization<br />

studies of major <strong>in</strong>terneuron markers revealed pronounced alterations<br />

of different GABAergic <strong>in</strong>terneuron subtypes <strong>in</strong> the prefrontal<br />

cortex of mice with reduced polySia levels. Alterations of GABAergic<br />

<strong>in</strong>terneuron populations as well as disturbed cortical connections<br />

<strong>in</strong> mice with <strong>in</strong>complete polysialylation of NCAM resemble<br />

those seen <strong>in</strong> schizophrenic patients. Our study therefore highlights<br />

the importance of this unique glycosylation for proper bra<strong>in</strong> development<br />

and proposes a mechanism how genetic <strong>in</strong>terference with<br />

the complex coord<strong>in</strong>ation of NCAM polysialylation may lead to a<br />

neurodevelopmental predisposition to schizophrenia.<br />

004<br />

Catechol-O-methyltransferase (COMT)<br />

Andreas Meyer-L<strong>in</strong>denberg (ZI für Seelische Gesundheit, Mannheim)<br />

Introduction: Genetic variation <strong>in</strong> Catechol-O-methyltransferase<br />

(COMT) has been studied extensively us<strong>in</strong>g both behavioural and<br />

neuroimag<strong>in</strong>g methods. S<strong>in</strong>ce dopam<strong>in</strong>e transporters are scarce <strong>in</strong><br />

prefrontal cortex, COMT is a critical determ<strong>in</strong>ant of prefrontal dopam<strong>in</strong>e<br />

flux. COMT has been proposed as a schizophrenia susceptibility<br />

gene. The COMT gene is located at 22q11.2, a region that<br />

has been implicated <strong>in</strong> schizophrenia by l<strong>in</strong>kage. In behaviour, pleiotropic<br />

action of a functional Val158Met (rs4680) polymorphism<br />

on executive cognition and emotional stability has been described<br />

and proposed to be of evolutionary significance (the “warrior /<br />

worrier”-hypothesis).<br />

Method: We use multimodal neuroimag<strong>in</strong>g to <strong>in</strong>vestigate the effects<br />

of genetic variation <strong>in</strong> COMT on neural sytems for executive<br />

cognition and meta-analytic techniques to assess effect sizes for<br />

genetic variation across studies.<br />

Discussion / Results: Convergent evidence shows abnormal


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

signal-to-noise <strong>in</strong> prefrontal cortex <strong>in</strong> carriers of COMT risk alleles<br />

and haplotypes that follow an <strong>in</strong>verted-u-shape, and changes <strong>in</strong><br />

midbra<strong>in</strong> dopam<strong>in</strong>e synthesis. A similar phenomenon, regionally<br />

differentiated, is observed <strong>in</strong> bra<strong>in</strong> structure. Interactions with<br />

other risk alleles, both dopam<strong>in</strong>ergic (AKT1) and glutamatergic<br />

(GRM3) can be demonstrated. Meta-analytically, we demonstrate<br />

significant association between the COMT genotype and prefrontal<br />

activation, with large (d=0.73) effect size without evidence for publication<br />

bias. Strong and oppos<strong>in</strong>g effects were found for executive<br />

cognition paradigms and emotional paradigms, provid<strong>in</strong>g metaanalytical<br />

evidence for a neural substrate for the pleiotropic behavioural<br />

effects of COMT. Therapeutic trials can target genetic variations<br />

<strong>in</strong> COMT <strong>in</strong> a personalized medic<strong>in</strong>e approach towards<br />

precognitive therapy <strong>in</strong> schizophrenia. COMT rema<strong>in</strong>s one of the<br />

best-studied functional genetic variants l<strong>in</strong>ked to schizophrenia<br />

and cognitive function. Further work should exploit these results <strong>in</strong><br />

controlled cl<strong>in</strong>ical trials, and further elucidate mechanisms of epistasis<br />

and gene-environment <strong>in</strong>teraction.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Raum 44<br />

WSy-001 Weiterbildungssymposium<br />

Leitl<strong>in</strong>ienentwicklung bei psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

Vorsitz: P. Falkai (Gött<strong>in</strong>gen), W. Gaebel (Düsseldorf)<br />

001<br />

S3 Leitl<strong>in</strong>ie Persönlichkeitsstörungen: E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrative Aufgabe<br />

Sab<strong>in</strong>e C. Herpertz (Kl<strong>in</strong>ik für Allgem. Psychiatrie, <strong>der</strong> Universität<br />

Heidelberg)<br />

In e<strong>in</strong>er Kooperation <strong>der</strong> Fachgesellschaften <strong>DGPPN</strong>, DKPM,<br />

DGPM, DGP und DGKJP wurden neue S2-Leitl<strong>in</strong>ien zur Behandlung<br />

von Persönlichkeitsstörungen erstellt. Ziel <strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ien war<br />

die Beschreibung des aktuellen Stands <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diagnostik und Behandlung<br />

von Patient<strong>in</strong>nen und Patienten mit Persönlichkeitsstörungen.<br />

Um psychotherapeutisch arbeitenden Kollegen nicht<br />

unterschiedliche Behandlungsmodelle ohne didaktische Aufarbeitung<br />

von Geme<strong>in</strong>samkeiten und Unterschieden für anstehende<br />

therapeutische Entscheidungen zur Verfügung stellen zu müssen,<br />

war es Zielsetzung unseres Expertengremiums, zunächst über die<br />

Therapieschulen h<strong>in</strong>weg, empirisch begründete o<strong>der</strong> – wo fehlend<br />

– im Konsensusprozess entwickelte therapeutische Interventionen<br />

darzustellen. Im E<strong>in</strong>zelnen wurden die wichtigsten Elemente <strong>der</strong><br />

Therapieplanung, die therapeutische Beziehungsgestaltung, das Behandlungssett<strong>in</strong>g,<br />

die Behandlungsziele sowie spezifische Behandlungsfoci<br />

diskutiert und mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verglichen. Daran schloss<br />

sich die Erläuterung schulenspezifischer Verän<strong>der</strong>ungsstrategien<br />

unter Festlegung des Evidenzgrades nach Sichtung <strong>der</strong> gesamten<br />

Studienlage an. In diesem Symposium wird <strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ienentwicklung<br />

dargestellt und exemplarisch auf die Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e<br />

Persönlichkeitsstörung e<strong>in</strong>gegangen.<br />

002<br />

S3 Leitl<strong>in</strong>ie Demenz: E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrative Leistung zwischen Neurologie<br />

und Psychiatrie<br />

Frank Jessen (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Leitl<strong>in</strong>ien s<strong>in</strong>d wesentlich für die Qualitätssicherung <strong>der</strong> Patientenversorgung.<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie<br />

und Nervenheilkunde (<strong>DGPPN</strong>) hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt<br />

mit <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Neurologie<br />

(DGN) Leitl<strong>in</strong>ien zur Diagnostik, Therapie und Prävention von<br />

Demenzen entwickelt. Nach <strong>der</strong> Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft wissenschaftlicher<br />

Fachgesellschaften (AWMF) gibt es e<strong>in</strong> gestuftes System <strong>der</strong><br />

Qualität von Leitl<strong>in</strong>ien. Die Leitl<strong>in</strong>ie <strong>der</strong> <strong>DGPPN</strong> und <strong>der</strong> DGN zu<br />

Demenzen entspricht <strong>der</strong> höchsten Stufe, die mit S3 bezeichnet<br />

wird. Diese Stufe be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e systematische Evidenzrecherche<br />

als Grundlage <strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ienaussagen sowie e<strong>in</strong>en formalen Konsensprozess<br />

über die Leitl<strong>in</strong>ienaussagen und die Empfehlungsstärken<br />

durch alle Gesellschaften und Verbände, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung<br />

und Betreuung von Demenzkranken aktiv s<strong>in</strong>d. Das Entwicklungsverfahren<br />

<strong>der</strong> vorliegenden Leitl<strong>in</strong>ie erfolgte unter E<strong>in</strong>haltung dieser<br />

formalen Prozesse und unter E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> für die Thematik<br />

relevanten ärztlichen und nicht-ärztlichen Gesellschaften und Berufsverbände<br />

sowie <strong>der</strong> Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Der<br />

Entwicklungsprozess und Inhalte <strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ie werden vorgestellt.<br />

003<br />

S3 Leitl<strong>in</strong>ie Schizophrenie: Wenn die Atypika nicht wären<br />

Thomas Wobrock (Universitätsmediz<strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen, Psychiatrie)<br />

P. Falkai<br />

E<strong>in</strong>leitung: Nach <strong>der</strong> Behandlungsleitl<strong>in</strong>ie Schizophrenie <strong>der</strong><br />

<strong>DGPPN</strong> auf dem Entwicklungsniveau <strong>der</strong> ersten Stufe (S1) <strong>der</strong><br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Wissenschaftliche Mediz<strong>in</strong>ischen Fachgesellschaften<br />

(AWMF) aus dem Jahr 1998 wurde versucht, mit <strong>der</strong><br />

S3-Therapieleitl<strong>in</strong>ie 2006 e<strong>in</strong>e höhere Evidenzbasierung bei E<strong>in</strong>haltung<br />

e<strong>in</strong>es aufwändigen formalen Konsensusverfahrens zu erreichen.<br />

In <strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ie nimmt die Pharmakotherapie e<strong>in</strong>en breiten<br />

Raum e<strong>in</strong> (1).<br />

Methode: Die Entwicklung <strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ie wird dargestellt und die<br />

damalige Evidenz für die Empfehlung von Antipsychotika <strong>der</strong><br />

zweiten Generation versus Neuroleptika <strong>der</strong> ersten Generation dargelegt<br />

(„Atypika versus Typika“). Unter Berücksichtigung neuerer<br />

Studien wird versucht, die damaligen Empfehlungen kritisch zu<br />

h<strong>in</strong>terfragen und zu diskutieren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die überwiegende Anzahl <strong>der</strong> Empfehlungen<br />

lässt sich auch im Jahr 2009 aufrechterhalten, wobei h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Empfehlungen <strong>der</strong> Bevorzugung atypischer Neuroleptika<br />

e<strong>in</strong>e noch differenziertere Bewertung angebracht ist,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e was die Überlegenheit <strong>in</strong> Bezug auf Negativsymptomatik<br />

und kognitive Symptome anbelangt. Die Grenzen von Leitl<strong>in</strong>ien<br />

werden hier dezidiert aufgezeigt. Literatur: 1: Deutsche<br />

Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde<br />

(<strong>DGPPN</strong>) (Hrsg.) S3 – Praxisleitl<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> Psychiatrie und Psychotherapie.<br />

Band 1, Behandlungsleitl<strong>in</strong>ie Schizophrenie. Leitl<strong>in</strong>ienprojektgruppe:<br />

W. Gaebel (fe<strong>der</strong>führend), P. Falkai, S. We<strong>in</strong>mann,<br />

T. Wobrock. Ste<strong>in</strong>kopff-Verlag, Darmstadt, 2006<br />

004<br />

S3 Leitl<strong>in</strong>ie Depression: Grenzen und Möglichkeiten e<strong>in</strong>er multidiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Leitl<strong>in</strong>ie<br />

Mathias Berger (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Depressive Störungen zählen mit e<strong>in</strong>er Lebenszeitprävalenz<br />

von 16 – 20 %, e<strong>in</strong>er hohen Rezidiv- und Chronifizierungsneigung<br />

sowie e<strong>in</strong>er hohen Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> Lebensqualität<br />

zu den epidemio-logisch und gesundheitspolitisch relevantesten<br />

<strong>Erkrankungen</strong>. Zugleich stehen e<strong>in</strong>e Reihe wirksamer Therapieverfahren<br />

zur Verfügung. Evidenzbasierte Behandlungsleitl<strong>in</strong>ien<br />

geben Praktikern Hilfestellungen bei <strong>der</strong> Indikationsstellung und<br />

prognostischen Beurteilung e<strong>in</strong>er Therapiemethode.<br />

Methode: 2005-2009 koord<strong>in</strong>ierte die <strong>DGPPN</strong>, geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong><br />

AWMF und dem ÄZQ, die Erstellung ei-ner S3- und e<strong>in</strong>er Nationalen<br />

VersorgungsLeitl<strong>in</strong>ie zur Diagnostik und Therapie <strong>der</strong> unipolaren<br />

depressiven Störung. Nationale und <strong>in</strong>ternationale evidenzbasierte<br />

Leitl<strong>in</strong>ien wurden über Synopsen <strong>in</strong>haltlich zusammengeführt,<br />

wobei die Guidel<strong>in</strong>e des National Institute for Cl<strong>in</strong>ical Excellence<br />

79


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

(GB) als zentrale Quellleitl<strong>in</strong>ie diente. Nach „Kreuzvalidierung“<br />

mit weiteren Leitl<strong>in</strong>ien, <strong>der</strong> Analyse systematischer Übersichtsarbeiten<br />

/ Metaanalysen wurden die Empfehlungen für Deutschland<br />

durch Experten aus 31 Berufsgesellschaften und Fachgesellschaften<br />

konsentiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong>e transnationale Übertragung von Empfehlungen<br />

sowie <strong>der</strong>en strikte Evidenzbasierung s<strong>in</strong>d nicht ohne<br />

weiteres möglich. Unterschiedliche Evidenzbasierungsgrade e<strong>in</strong>zelner<br />

diagnostischer und therapeutischer Verfahren und Versorgungssystemspezifische<br />

Faktoren erschweren die Konsentierung.<br />

Aufgrund häufig diskutierter Probleme, z. B. fehlende Akzeptanz<br />

durch Leistungserbr<strong>in</strong>ger o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> „Therapiefreiheit“,<br />

dürfen Leitl<strong>in</strong>ien nicht als Richtl<strong>in</strong>ien für therapeutisches<br />

Handeln mit entsprechenden gesundheitspolitischen und juristischen<br />

Konsequenzen verstanden werden. Vielmehr müssen therapeutische<br />

wie auch patientenrelevante Faktoren und soziokulturelle<br />

Aspekte bei Diagnose- und Therapieentscheidungen berücksichtigt<br />

werden. Das Ungleichgewicht h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Verfügbarkeit von<br />

guten Studien <strong>in</strong> unterschiedlichen Bereichen <strong>der</strong> Depressionsbehandlung,<br />

kann zudem zu e<strong>in</strong>er Übergewichtung e<strong>in</strong>zelner Bereiche<br />

gegenüber an<strong>der</strong>en Ansätzen (z. B. pharmakotherapeutische<br />

vs. psychotherapeutische und soziotherapeutische Ansätze; stätionäre<br />

vs. ambulante Versorgung) führen. Die verfügbare Evidenz<br />

belegt die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit <strong>der</strong> Depressionsbehandlung.<br />

Leitl<strong>in</strong>ien s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> geeignetes Instrument, die Wirksamkeit<br />

e<strong>in</strong>zelner Ansätze über explizite Therapieempfehlungen transparent<br />

zu machen und so die Evidenzbasierung <strong>der</strong> Versorgung zu<br />

verbessern. E<strong>in</strong>e zukünftige Aufgabe ist es, die Leitl<strong>in</strong>ien zur Diagnostik<br />

und Behandlung von Depressionen regelhaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Versorgung<br />

zu verankern.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 13/14<br />

FV-002 Research Workshop<br />

80<br />

Schizophrenia and dementia<br />

Vorsitz: T. Schläpfer (Bonn), F.-G. Pajonk (Liebenburg)<br />

001<br />

The relevance of doses for compar<strong>in</strong>g Haloperidol, Risperidone<br />

and Olanzap<strong>in</strong>e<br />

David Fischer-Barnicol (UPK-Basel, Allgeme<strong>in</strong>e Psychiatrie, Schweiz)<br />

H. Koch, S. Lanquillon, E. Haen, S. Leucht, G. Stoppe<br />

Introduction: When test<strong>in</strong>g the effectiveness of different Anti psycho<br />

tics <strong>in</strong> terms of their block<strong>in</strong>g Dopam<strong>in</strong>-D2-Rezeptor <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical<br />

studies it would be of high practical relevance to know which doses<br />

of the drugs tested would result <strong>in</strong> equivalent block<strong>in</strong>g of Dopam<strong>in</strong>-D2-Rezeptor.<br />

The study aimed to f<strong>in</strong>d cl<strong>in</strong>ically applicable<br />

dose equivalents for Haloperidol, Risperidone and Olanzap<strong>in</strong>e.<br />

Method: As the occurrence of EPS correlates closely with a blockade<br />

of about 80 % or more of Dopam<strong>in</strong>-D2-Rezeptor the proportion<br />

of patients develop<strong>in</strong>g EPS <strong>in</strong> relation to various doses of<br />

either Haloperidol (n=5252), Risperidone (n=5017) or Olanzap<strong>in</strong>e<br />

(n =5029) was calculated. The retrospective, observational study<br />

<strong>in</strong>cluded 20.252 <strong>in</strong>patients from 20 hospitals with a diagnosis of<br />

Schizophrenia, Schizoaffective or Delusional Disor<strong>der</strong> (ICD10 F20-<br />

25). The prescription of antichol<strong>in</strong>ergic medication aga<strong>in</strong>st EPS was<br />

utilized as surrogate parameter for the occurrence of EPS. OR, RR<br />

and NNH un<strong>der</strong> different doses of AP were calculated and data<br />

entered <strong>in</strong>to a probit model to predict the risk of EPS over a cont<strong>in</strong>uous<br />

dose range. For filter<strong>in</strong>g the data ToscanaJ (FBA) was used.<br />

Discussion / Results: 1.) Same doses of Risperidone and Halo-<br />

peridol <strong>in</strong>duced the same proportion of EPS, reflected <strong>in</strong> a constant<br />

dose ratio of both drugs of ~ 1:1 over the whole dose range. 2.) Over<br />

whole dose range was no l<strong>in</strong>ear relation between Olanzap<strong>in</strong>e on<br />

one hand and haloperidol and risperidone on the other hand.<br />

3.) The results were corroborated by the probit analysis. Conclusions:<br />

Previous cl<strong>in</strong>ical trials compar<strong>in</strong>g Olanzap<strong>in</strong>e, Risperidone<br />

and Haloperidol found higher risks of EPS for Haloperidol. As these<br />

trial compared Haloperidol and Risperidone at a dose ratio of<br />

2.5:1 the differences of EPS risks appear to have been largely due to<br />

dos<strong>in</strong>g artefacts but do not reflect genu<strong>in</strong>e pharmacological differences<br />

of D2R block<strong>in</strong>g properties. We propose a new model to<br />

calculate dose equivalents for the EPS-risks of Antipsychotics.<br />

002<br />

ASPM haplotype <strong>in</strong>volved <strong>in</strong> human evolution is associated with<br />

schizophrenia<br />

Micha Gawlik (Universität Würzburg, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

M. Knapp, B. Pfuhlmann, G. Stöber<br />

Introduction: Evolution of mo<strong>der</strong>n humans was driven by a strong<br />

enlargement of bra<strong>in</strong> size yield<strong>in</strong>g to an extension of cognitive performance.<br />

A central regulator of neural stem cell proliferation and<br />

cerebral neurodevelopment is ASPM (abnormal sp<strong>in</strong>dle-like, microcephaly-associated)<br />

with two major haplogroups (called D and<br />

non-D), where haplogroup D is thought to be positively selected<br />

<strong>in</strong> mo<strong>der</strong>n human evolution. At the ASPM gene locus haplogroup<br />

D and non-D are discrim<strong>in</strong>ated by allele nt44871A/ G (cod<strong>in</strong>g for<br />

S2562G) and the close-by nt45126C /A (rs3762271; L2647I).<br />

Method: The family-based association study <strong>in</strong>cluded 241 <strong>in</strong>dex<br />

cases with ICD 10 schizophrenia and their biological parents. All<br />

<strong>in</strong>dex cases were unrelated and of German Caucasian descent. To<br />

asses the normal distribution of ASPM alleles <strong>in</strong> a non-selected<br />

European population, we <strong>in</strong>cluded 188 German volunteers (56 %<br />

males) from the blood donor centre at the University of Würzburg.<br />

Allelic discrim<strong>in</strong>ation was performed with TaqMan® SNP genotyp<strong>in</strong>g<br />

assay.<br />

Discussion / Results: In the total sample no transmission distortion<br />

was apparent, but analysis by gen<strong>der</strong> revealed that haplo group<br />

non-D (nt44871A) was significantly over-transmitted to male cases<br />

(p= 0.020; Table 1). Heterozygous parents passed haplogroup non-<br />

D preferentially to males and haplogroup D to females (heterogeneity<br />

χ² = 4.41, p=0.036). Furthermore, hap-logroup non-D was<br />

significantly over-transmitted from heterozygous mothers to male<br />

off-spr<strong>in</strong>g, <strong>in</strong>dicat<strong>in</strong>g impr<strong>in</strong>t<strong>in</strong>g effects (p= 0.033). The genotype<br />

relative risk was OR 1.16 at a bi-allelic marker locus un<strong>der</strong> the<br />

presumption of a multiplicative model of transmitted alleles among<br />

heterozygous parents.In conclusion, outside the context of microcephalic<br />

states dist<strong>in</strong>ct ASPM haplogroups may account for subtle<br />

effects <strong>in</strong> the early neurodevelopmental delays of <strong>in</strong>dividuals at risk<br />

for schizophrenia, particularly among males.<br />

003<br />

Suicidality <strong>in</strong> first-episode schizophrenia<br />

Eva Ceskova (Masaryk University, Dep. of Psychiatry, Brno, Tschechien)<br />

R. Prikryl, T. Kasparek, M. Vecerova<br />

Introduction: The suicide rate <strong>in</strong> schizophrenia is high, with the<br />

risk be<strong>in</strong>g highest early <strong>in</strong> the course. S<strong>in</strong>ce 1996 we have recorded<br />

<strong>in</strong> our database more than 160 males with first-episode schizophrenia<br />

who have been observed longitud<strong>in</strong>ally from the first <strong>in</strong>dex<br />

hospitalization. The aim of the study was to evaluate suicidality <strong>in</strong><br />

this special subpopulation.<br />

Method: Males, consecutively hospitalized with the first-episode<br />

schizophrenia (accord<strong>in</strong>g to ICD10), who were reassessed up to<br />

10 years after the first hospitalization for the first episode schizophrenia<br />

were <strong>in</strong>cluded. We evaluated psychopathology us<strong>in</strong>g


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

PANSS and potential markers of the disease (neuropsychological<br />

profile, neuroendocr<strong>in</strong>ological parameters, neurological soft signs,<br />

data from structural and functional bra<strong>in</strong> imag<strong>in</strong>g). We have focused<br />

on an analysis of available data <strong>in</strong> patients who committed<br />

suicide, especially on psychopathology.<br />

Discussion / Results: 7 / 162 (4.3 %) of patients <strong>in</strong>cluded up till now<br />

<strong>in</strong> our database committed suicide. 3 patients with<strong>in</strong> 1 year, 2 with<strong>in</strong><br />

4 years, 1 with<strong>in</strong> 5 year and 1 with<strong>in</strong> 9 years after the <strong>in</strong>dex hospitalization.<br />

The patients committed suicide by hang<strong>in</strong>g (n=4), shoot<strong>in</strong>g<br />

themselves (n=1) jump<strong>in</strong>g from height (n=1), drown<strong>in</strong>g (n=1).<br />

In all patients the suicide was related to symptoms (mostly negative<br />

ones), <strong>in</strong> both cont<strong>in</strong>u<strong>in</strong>g symptoms from the <strong>in</strong>dex hospitalization<br />

or relapses dur<strong>in</strong>g the course of illness. In 1 case the course was<br />

more like as a schizoaffective disor<strong>der</strong> with predom<strong>in</strong>ant manic<br />

symptoms and drug abuse. In 2 cases previous suicidal ideas and<br />

<strong>in</strong>tents were observed. CONCLUSION: Most of com pleted suicides<br />

<strong>in</strong> first-episode schizophrenia are associated with <strong>in</strong>sufficient symptoms<br />

control which may <strong>in</strong>duce hopelessness, the important risk<br />

factor for suicide across diagnoses. Prevention of suicide <strong>in</strong> first<br />

episode schizophrenia is likely to result from early aggressive treatment<br />

of symptoms. Grant provided by MSMT Czech Republic:<br />

(MSM0021622404)<br />

004<br />

Pre-morbid motivational abilities and apathy and depression:<br />

Predictive of the progression of dementia?<br />

Moyra Mortby (Universität Zürich, Psychologisches Institut, Schweiz)<br />

A. Maercker, S. Forstmeier<br />

Introduction: Predictors of conversion rates from Mild Cognitive<br />

Impairment (MCI) to Alzheimer’s disease (AD) have been <strong>in</strong>dependently<br />

associated with pre-morbid motivational abilities and<br />

apathy and / or depression presence. To date, mo<strong>der</strong>at<strong>in</strong>g effects of<br />

pre-morbid motivational abilities on apathy and depression for the<br />

progression of cognitive impairment have not been established.<br />

Forstmeier and Maercker (2007, 2008, 2009) proposed that high<br />

motivational abilities (motivational reserve (MR): Motivational Reserve<br />

Model) attenuate cognitive impairment through later onset<br />

and more rapid AD progression. Pre-morbid motivational abilities<br />

can be estimated through <strong>in</strong>dividual occupational history us<strong>in</strong>g the<br />

Occupational Information Network (O*NET) database which provides<br />

detailed <strong>in</strong>formation on worker characteristics.<br />

Method: The current research used the Ag<strong>in</strong>g, Demographics, and<br />

Memory Study (ADAMS) a subsample (N = 856) of the US-representative<br />

Health and Retirement study (HRS) above the age of 70.<br />

ADAMS participants were screened <strong>in</strong>to one of 3 groups: normal<br />

cognition, cognitive impairment but not demented, or dementia<br />

(and subtype) based on dementia screen<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> 2001 and 2003<br />

(Time 1). Follow-up assessments were collected <strong>in</strong> 2003 and 2005<br />

(Time 2) (N = 252). Us<strong>in</strong>g this sample, the current research consi<strong>der</strong>ed<br />

the mo<strong>der</strong>at<strong>in</strong>g effects of MR on levels of apathy and / or<br />

depression <strong>in</strong> the progression of cognitive impairment.<br />

Discussion / Results: The follow<strong>in</strong>g questions were exam<strong>in</strong>ed:<br />

1) Does MR differ amongst the 3 groups at time 1? 2) Do the groups<br />

differ <strong>in</strong> terms of presence of apathy and/or depression at time 1<br />

and time 2? 3) How do the groups change between time 1 and 2 for<br />

cognitive level, apathy and depression? 4) Does the differential<br />

change <strong>in</strong> cognition <strong>in</strong> the 3 groups relate to apathy and / or depression<br />

and MR? In accordance with the conceptual model of MR,<br />

high MR was expected to mo<strong>der</strong>ate both cognitive decl<strong>in</strong>e and the<br />

relationship between apathy and/or depression and cognitive decl<strong>in</strong>e<br />

after controll<strong>in</strong>g for age, gen<strong>der</strong> and education.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 21<br />

FV-003 Sitzung Freier Vorträge<br />

Psychotische <strong>Erkrankungen</strong> 3<br />

Vorsitz: R. Rupprecht (München), L. Tebartz van Elst (Freiburg)<br />

001<br />

Quetiap<strong>in</strong> bei schizophrenen Störungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebensspanne</strong>:<br />

Optimierung durch therapeutisches Drug Monitor<strong>in</strong>g?<br />

Matthias J. Müller (Vitos Gießen-Marburg, KPP Gießen und Marburg)<br />

C. Hiemke<br />

E<strong>in</strong>leitung: Quetiap<strong>in</strong> wird häufig auch bei älteren Menschen<br />

mit psychotischen Störungen e<strong>in</strong>gesetzt. Pharmakodynamik und<br />

-k<strong>in</strong>etik können sich mit höherem Lebensalter ungünstig verän<strong>der</strong>n<br />

und zur Verstärkung von unerwünschten Wirkungen (z. B.<br />

Sedierung) und Interaktionen führen. In e<strong>in</strong>er naturalistischen<br />

Studie wurde bei Patienten schizophrenen Störungen die Altersabhängigkeit<br />

von dosisbezogenen Quetiap<strong>in</strong>serumspiegeln und die<br />

Beziehung zu kl<strong>in</strong>ischen Wirkungen untersucht.<br />

Methode: Während <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Rout<strong>in</strong>ebehandlung wurden bei<br />

143 Patienten mit schizophrener Störung (ICD-10) unter Therapie<br />

mit Quetiap<strong>in</strong> (antipsychotische Monotherapie, nicht retardierte<br />

Formulierung) und steady-state-Bed<strong>in</strong>gungen) Serumkonzentrationen<br />

bestimmt (HPLC-Methode). Zur kl<strong>in</strong>ischen Beurteilung<br />

wurden CGI (Besserung unter Therapie, 1 – 5) und UKU (Nebenwirkungen,<br />

0 – 3) durch den behandelnden Arzt erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das mittlere Alter (N=143, 61 % Frauen)<br />

betrug 39+/-15 Jahre (18 – 85, 13 % >60J.); 57 % <strong>der</strong> Patienten erhielten<br />

e<strong>in</strong>e Komedikation (u. a. 34 % Antidepressiva, Valpro<strong>in</strong>säure<br />

14 %, Benzodiazep<strong>in</strong>e 20 %). Die mittlere Quetiap<strong>in</strong>tagesdosis<br />

betrug 497+/-253mg (50 – 1200mg), die Serumkonzentrationen<br />

lagen bei 133+/-125ng/ml (Range 11 – 844; therapeutischer Bereich<br />

70 –170; Dosis-Spiegel-Korrelation r=0.46, P60 J. war signifikant (P


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

wurde. Der partielle Dopam<strong>in</strong>agonist Aripiprazol führte <strong>in</strong> tierexperimentellen<br />

Studien zu e<strong>in</strong>er Erhöhung <strong>der</strong> frontalen Dopam<strong>in</strong>konzentration.<br />

Der E<strong>in</strong>fluss von Aripiprazol auf die frontale Hirnaktivierung<br />

bei schizophrenen Patienten wurde allerd<strong>in</strong>gs bisher<br />

nicht untersucht.<br />

Methode: Die BOLD-Antwort während e<strong>in</strong>er Arbeitsgedächtnisaufgabe<br />

(„n-back“) wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er longitud<strong>in</strong>alen fMRT-Studie bei<br />

elf Patienten mit Schizophrenie vor und nach Umstellung von typischen<br />

Antipsychotika auf Aripiprazol gemessen. E<strong>in</strong>e gesunde<br />

Kontrollgruppe wurde zu korrespondierenden Zeitpunkten untersucht.<br />

Den Probanden wurde dabei e<strong>in</strong>e Reihe von Stimuli präsentiert,<br />

wobei sie angeben mussten, ob <strong>der</strong> gerade präsentierte Stimulus<br />

identisch ist mit dem Stimulus, <strong>der</strong> n-Schritte zuvor <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Sequenz gezeigt wurde. Die Daten wurde mit SPM 5 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

2 x 2 x 2 Design (Gruppe x Messzeitpunkt x 2-back vs. 0-back) ausgewertet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Patienten zeigten weniger richtige<br />

Antworten verglichen mit den Kontrollen beim ersten Messzeitpunkt<br />

und e<strong>in</strong>e trendweise Normalisierung beim zweiten Messzeitpunkt.<br />

Die gesamte Gruppe wies signifikanten Aktivierungen <strong>in</strong><br />

fronto-parietalen Bereichen für den Kontraste ‘2-back > 0-back Bed<strong>in</strong>gung‘<br />

auf. Am ersten Messzeitpunkt wiesen die Patienten mit<br />

Typika e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong><strong>der</strong>aktivierung im dorsalen anterioren C<strong>in</strong>gulum<br />

(dACC) auf, welche nach Umstellung auf Aripiprazol nicht mehr<br />

bestand. Dies war durch e<strong>in</strong>e signifikante Aktivitätszunahme <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Patientengruppe bed<strong>in</strong>gt, woh<strong>in</strong>gegen die Gesunden ke<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ungen<br />

zeigten, was sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er signifikanten Interaktion zwischen<br />

Gruppe und Messzeitpunkt ausdrückte. Diese Studie zeigt<br />

erstmalig, dass <strong>der</strong> partielle Dopam<strong>in</strong>agonist Aripiprazol zu e<strong>in</strong>er<br />

Aktivitätszunahme im kognitiven Anteil des ACC bei Patienten mit<br />

Schizophrenie führt, was e<strong>in</strong> Korrelat für se<strong>in</strong>e postulierten günstigen<br />

Wirkung auf kognitive Defizite darstellen könnte.<br />

003<br />

Integrierte Neurokognitive Therapie (INT) für schizophren Erkrankte:<br />

Katamneseergebnisse e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Multicenterstudie<br />

Daniel R. Mueller (Universität Bern, Universitätskl<strong>in</strong>ik UPD Bern,<br />

Schweiz)<br />

V. Ro<strong>der</strong>, S. J. Schmidt<br />

E<strong>in</strong>leitung: Kognitive Funktionsdefizite schizophren Erkrankter<br />

s<strong>in</strong>d heute als e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> zentralen pharmakologischen und psychotherapeutischen<br />

Interventionsziele anerkannt. Die NIMH-<br />

MATRICS-Initiative hat konsensorientiert sechs neurokognitive<br />

und fünf sozialkognitive Funktionsbereiche def<strong>in</strong>iert, die zur Behandlung<br />

schizophren Erkrankter relevant ersche<strong>in</strong>en. E<strong>in</strong>e konsequente<br />

Umsetzung dieser kognitiven Funktionsbereiche <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

umfassendes Psychotherapiekonzept ist bislang ausstehend. Vor<br />

diesem H<strong>in</strong>tergrund haben wir als Weiterentwicklung <strong>der</strong> kognitiven<br />

Unterprogramme des Integrierten Psychologischen Therapieprogramms<br />

(IPT) e<strong>in</strong>en neuen kognitiv-behavioralen Gruppentherapieansatz<br />

entwickelt, die Integrierte Neurokognitive Therapie<br />

(INT). Das ressourcenorientierte Vorgehen <strong>der</strong> INT be<strong>in</strong>halten<br />

motivationsför<strong>der</strong>nde edukative Elemente, PC-gestützte Restitution<br />

und das Etablieren von Kompensationsstrategien zur Optimierung<br />

des kognitiven Funktionsniveaus <strong>in</strong> allen MATRICS-<br />

Dimensionen. Mit dem str<strong>in</strong>genten E<strong>in</strong>bezug des <strong>in</strong>dividuellen<br />

Alltagserlebens wird e<strong>in</strong>e Generaliserung <strong>der</strong> Effekte über die Therapie<br />

h<strong>in</strong>aus im sozialen Kontext angestrebt.<br />

Methode: Die Evaluation <strong>der</strong> INT erfolgt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er randomisierten<br />

<strong>in</strong>ternationalen Multicenterstudie mit ambulanten o<strong>der</strong> teilstationären<br />

Patienten mit e<strong>in</strong>er Schizophreniediagnose nach DSM-<br />

IV-TR. Als Kontrollbed<strong>in</strong>gung dient die Standardbehandlung<br />

(TAU). Die Therapiephase dauert 30 Sitzungen (à 90 M<strong>in</strong>.) während<br />

4 Monaten. Die Testbatterie umfasst die Primärbereiche Neu-<br />

82<br />

rokognition und soziale Kognition, sowie zusätzlich Symptomatik,<br />

Lebensqualität, psychosoziales Funktionsniveau und Selbstwirksamkeitserwartung.<br />

Testerhebungen erfolgen vor und nach <strong>der</strong> Behandlungsphase<br />

sowie nach e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>jahreskatamnese.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt liegen die Daten von 152 Patienten<br />

vor. Die ger<strong>in</strong>ge Anzahl von Studienabbrechern von 9 %<br />

sowie die sehr hohe Teilnahmefrequenz an den Sitzungen weist auf<br />

e<strong>in</strong>e hohe Therapieakzeptanz seitens <strong>der</strong> Patienten h<strong>in</strong>. Die INT-<br />

Gruppe konnte die im Vergleich zu TAU während <strong>der</strong> Therapiephase<br />

erzielten positiven Effekte während <strong>der</strong> E<strong>in</strong>jahreskatmnese<br />

aufrechterhalten o<strong>der</strong> zusätzlich verbessern: signifikante Katamneseergebnisse<br />

konnten <strong>in</strong> den neurokognitiven Bereichen Aufmerksamkeit,<br />

verbales Gedächtnis und Problemlösen, sowie <strong>in</strong> den sozialkognitiven<br />

Bereichen Emotionswahrnehmung und soziale<br />

Attribution nachgewiesen werden. Diese positiven Testergebnisse<br />

wurden durch die signifikante Verbesserung <strong>der</strong> durch die INT-<br />

Patienten selbste<strong>in</strong>geschätzten kognitiven Leistungsfähigkeit im<br />

Alltag bestätigt. Zusätzlich zeigten sich signifikant überlegene INT-<br />

Effekte <strong>in</strong> den Sekundärbereichen Negativsymptomatik, psychosoziales<br />

Funktionsniveau und Selbstkonzept.<br />

004<br />

Kognitive Mechanismen psychotischer Symptome<br />

Anne-Kathr<strong>in</strong> Fett (Universität Maastricht, Psychiatrie & Neuropsycholgie,<br />

Nie<strong>der</strong>lande)<br />

L. Krabbendam, J. van Os<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Entstehung und Aufrechterhaltung von psychotischen<br />

Symptomen wird unterschiedlichen kognitiven Domänen<br />

zugeschrieben. Soziale Kognition wird überwiegend mit positiven<br />

Symptomen, Neurokognition mit negativen und desorganisierten<br />

Symptomen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht. Die Zusammenhänge zwischen<br />

Kognition und psychotischen Symptomen s<strong>in</strong>d jedoch überwiegend<br />

mo<strong>der</strong>at, was eher auf zwei unabhängige Konzepte schließen<br />

lässt. Die jetzige Studie untersucht den Zusammenhang<br />

zwischen kognitiven Defiziten und psychotischen Symptomen und<br />

ermittelt ob dieser auch <strong>in</strong> gesunden Individuen mit genetischem<br />

Risiko für psychotische <strong>Erkrankungen</strong> vorliegt.<br />

Methode: 949 Patienten mit nicht-affektiver psychotischer Störung,<br />

985 Geschwister von Patienten und 576 gesunde Probanden wurden<br />

im Rahmen <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>ländischen GROUP Studie rekrutiert.<br />

Kognitive Funktionen wurden mittels e<strong>in</strong>er umfangreichen Testbatterie<br />

(IQ, verbales Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Mentalisieren,<br />

Emotionserkennung) gemessen. Psychotische Symptome wurden<br />

anhand <strong>der</strong> PANSS erhoben. Die Zusammenhänge zwischen psychotischen<br />

Symptomen und kognitiver Performanz wurden mit<br />

l<strong>in</strong>earen multilevel Regressionsanalysen analysiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In den Resultaten zeigte sich, dass sich<br />

die Gruppen signifikant <strong>in</strong> IQ unterschieden. An<strong>der</strong>e kognitive<br />

Tests ergaben ke<strong>in</strong>e weiteren Leistungsunterschiede zwischen Geschwistern<br />

und Kontrollen, beide Gruppen erzielten jedoch signifikant<br />

bessere Testergebnisse als Patienten. In <strong>der</strong> Patientengruppe<br />

fanden sich signifikante Zusammenhänge zwischen negativen und<br />

desorganisierten Symptomen und IQ, Aufmerksamkeit und Mentalisieren<br />

(beta = .07 bis .31, p


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

zialer Kognition und positiver Symptomatik o<strong>der</strong> Neurokognition<br />

und negativer/desorganisierter Symptomatik. In <strong>der</strong> Geschwistergruppe<br />

wurden Zusammenhänge zwischen Kognition und subkl<strong>in</strong>ischer<br />

Symptomatik gefunden, welche auf potentielle Endophaenotypen<br />

deuten können.<br />

005<br />

Cop<strong>in</strong>gstrategien bei wahnhaftem Erleben: Diagnostik und Behandlung<br />

– Ergebnisse e<strong>in</strong>er multizentrischen Studie<br />

Sarah Crist<strong>in</strong>a Zanghell<strong>in</strong>i Rückl (Universitätskl<strong>in</strong>ik Heidelberg)<br />

N. Gentner, L. Büche, A. von Bock, A. Barthel, H. Ved<strong>der</strong>, M. Bürgy,<br />

K.-T. Kronmüller<br />

E<strong>in</strong>leitung: Cop<strong>in</strong>gstrategien besitzen gerade bei chronischem<br />

Wahn e<strong>in</strong>e hohe Bedeutung für die Behandlung aber auch für die<br />

Chronifizierung <strong>der</strong> Symptomatik. Bislang existieren nur wenige<br />

Instrumente zur standardisierten Erfassung von Cop<strong>in</strong>gstrategien<br />

bei psychotischen Störungen. Ziel <strong>der</strong> Studie war die Ermittlung<br />

<strong>der</strong> zentralen Cop<strong>in</strong>gdimensionen beim Wahn, sowie die Untersuchung<br />

des Zusammenhangs von Cop<strong>in</strong>g und Wahnsymptomatik.<br />

Methode: Multizentrisch wurde e<strong>in</strong>e Stichprobe von N=200 wahnhaften<br />

Patienten aus dem schizophrenen und affektiven Spektrum<br />

erhoben. 33 unterschiedliche Cop<strong>in</strong>gstrategien wurden bezüglich<br />

Vorkommen und Intensität von geschulten Experten e<strong>in</strong>geschätzt.<br />

Damit können globale Indizes <strong>der</strong> Breite des Cop<strong>in</strong>grepertoires<br />

aber auch <strong>der</strong> Intensität ihres E<strong>in</strong>satzes gebildet werden. Zudem<br />

wurden zahlreiche psychopathologische Fremdrat<strong>in</strong>gs zur Abbildung<br />

<strong>der</strong> psychischen Symptomatik angewendet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Auf <strong>der</strong> Grundlage von 33 Cop<strong>in</strong>gstrategien<br />

konnten faktorenanalytisch 6 zentrale Cop<strong>in</strong>gdimensionen<br />

identifiziert werden: mediz<strong>in</strong>ische Inanspruchnahme, Ablenkung,<br />

ressourcenorientiertes Cop<strong>in</strong>g, kognitives Cop<strong>in</strong>g, depressives<br />

Cop<strong>in</strong>g und symptomatisches Cop<strong>in</strong>g. Das Instrument zeigte gute<br />

psychometrische Kennwerte für Reliabilität und Validität. Es fanden<br />

sich für die Cop<strong>in</strong>gstile Unterschiede zwischen den Geschlechtern<br />

und zwischen den e<strong>in</strong>zelnen psychiatrischen Diagnosen. Je<br />

stärker <strong>der</strong> Wahn ausgeprägt war, umso weniger Cop<strong>in</strong>gstrategien<br />

wurden von den Patienten angewendet. Es ergaben sich zudem<br />

signifikante Unterschiede <strong>in</strong> den Cop<strong>in</strong>gdimensionen zwischen<br />

den verschiedenen Wahnthemen. Insgesamt sprechen die Ergebnisse<br />

dafür, dass Cop<strong>in</strong>g bei Wahn e<strong>in</strong>en vielversprechenden Forschungsbereich<br />

darstellt, <strong>der</strong> sowohl mit kl<strong>in</strong>ischen als auch mit<br />

psychometrischen Fragestellungen weiter untersucht werden sollte.<br />

Die ermittelten Cop<strong>in</strong>gdimensionen stellen dabei auch e<strong>in</strong>e Grundlage<br />

dar, therapeutische Ansätze <strong>in</strong> diesem Bereich weiter zu entwickeln<br />

und zu differenzieren und die Prognose gerade von chronisch<br />

wahnkranken Patienten weiter zu verbessern.<br />

006<br />

Soziale und kl<strong>in</strong>ische Prädiktoren für die stationäre Wie<strong>der</strong>aufnahme<br />

<strong>in</strong> die Psychiatrie bei Patienten mit chronischer Schizophrenie:<br />

E<strong>in</strong>e Langzeitanalyse<br />

Ingeborg Warnke (PUK Zürich, Public Mental Health, Schweiz)<br />

C. Nordt, V. Ajdacic-Gross, A. Haug, H.-J. Salize, W. Rössler<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten Jahren ist <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong> deutlicher<br />

Anstieg <strong>der</strong> stationären Aufnahmen <strong>in</strong> die Psychiatrie festzustellen.<br />

Dies ist zu e<strong>in</strong>em grossen Teil auf Wie<strong>der</strong>aufnahmen zurückzuführen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e Patienten mit schwerer psychischer Störung haben<br />

e<strong>in</strong> hohes Wie<strong>der</strong>aufnahmerisiko. Aufgrund des Kostendrucks<br />

im Gesundheitswesen ist es erfor<strong>der</strong>lich, vermeidbare Wie<strong>der</strong>aufnahmen<br />

zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n und die betroffenen Patienten im Rahmen<br />

von ausserstationären Angeboten zu versorgen. Dies setzt umfassendes<br />

Wissen über die Prädiktoren von Wie<strong>der</strong>aufnahmen voraus.<br />

Ziel dieser Studie ist es, mögliche kl<strong>in</strong>ische und soziale E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />

auf die Wie<strong>der</strong>aufnahme zu untersuchen.<br />

Methode: Über e<strong>in</strong>en Zeitraum von 12 Monaten nach Kl<strong>in</strong>ikent-<br />

lassung wurden die Daten von 103 Patienten mit chronischer Schizophrenie<br />

erhoben. Das Untersuchungsgebiet war die Stadt Mannheim.<br />

Mögliche Prädiktoren <strong>der</strong> Zeit bis zur nächsten stationären<br />

Aufnahme <strong>in</strong> die Psychiatrie wurden mit dem statistischen Verfahren<br />

„time hazards model“ (Survivalanalyse) untersucht. Es wurden<br />

zeitabhängige und zeitunabhängige Variablen <strong>in</strong> die Analysen e<strong>in</strong>bezogen<br />

(z. B. auch <strong>der</strong> Versorgungsbedarf, <strong>der</strong> mit dem “MRC<br />

Needs for Care Assessment (NCA)“ gemessen wurde).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Knapp 50 % <strong>der</strong> Patienten hatten e<strong>in</strong>e<br />

Wie<strong>der</strong>aufnahme im Untersuchungszeitraum. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den<br />

ersten Wochen nach Kl<strong>in</strong>ikentlassung bestand e<strong>in</strong> hohes Wie<strong>der</strong>aufnahmerisiko<br />

<strong>in</strong> die Psychiatrie. Vorhandener Versorgungsbedarf<br />

erhöhte das Wie<strong>der</strong>aufnahmerisiko, während Medikamentencompliance<br />

das Risiko deutlich reduzierte. Weiterh<strong>in</strong> zeigte sich e<strong>in</strong><br />

Interaktionseffekt <strong>der</strong> Variablen Zeit und soziale Unterstützung.<br />

Das Risiko e<strong>in</strong>er Wie<strong>der</strong>aufnahme reduzierte sich bei Patienten mit<br />

viel sozialer Unterstützung im Laufe <strong>der</strong> Zeit. Damit tragen kl<strong>in</strong>ische<br />

und soziale Faktoren zur Wie<strong>der</strong>aufnahme bei und liefern<br />

H<strong>in</strong>weise für präventive Massnahmen.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 20<br />

FV-008 Sitzung Freier Vorträge<br />

Psychotische <strong>Erkrankungen</strong> 1<br />

Vorsitz: I.-G. Anghelescu (Berl<strong>in</strong>), C. Mulert (München)<br />

001<br />

Der COMT Val108 / 158Met Polymorphismus und Volum<strong>in</strong>a im<br />

medialen Temporallappen bei Patienten mit Schizophrenie und<br />

gesunden Kontrollen<br />

Stefan Ehrlich (Harvard Medical School, Massachusetts General Hospital<br />

Charité – Universitätsmediz<strong>in</strong>, Charlestown, Massachusetts, USA)<br />

E. Morrow, J. Roffman, A. Lundquist, B.-C. Ho, T. White, V. Calhoun,<br />

R. Gollub, D. Holt<br />

E<strong>in</strong>leitung: Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Anatomie und Physiologie des<br />

Hippocampus und <strong>der</strong> Amygdala bei Patienten mit Schizophrenia<br />

korrelieren mit Defiziten bei <strong>der</strong> Emotionsverarbeitung. Möglicherweise<br />

handelt es sich bei <strong>der</strong> fortschreitenden Atrophie von<br />

Hippocampus und Amygdala um e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> wichtigsten pathophysiologischen<br />

Prozesse bei Schizophrenie. Der funktionell relevante<br />

Val108 / 158Met Polymorphismus, im Catechol-O-methyltransferase<br />

(COMT) Gen hat ebenfalls e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Funktion<br />

<strong>der</strong> o.g. Hirnregionen. Auswirkungen auf die Hirnstruktur dagegen<br />

s<strong>in</strong>d weitesgehend unklar. In <strong>der</strong> vorliegenden multizentrischen<br />

Studie wurde <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss des COMT Val108 / 158Met Polymorphismus<br />

auf Volum<strong>in</strong>a von Amygdala und Hippocampus bei Patienten<br />

mit Schizophrenie und gesunden Kontrollen gemessen.<br />

Methode: Bei 98 Patienten mit Schizophrenie und 114 gesunden<br />

Kontrollen wuden T1-gewichtete MRT und Genotyp-Daten erhoben.<br />

Die Volum<strong>in</strong>a von Amygdala und Hippocampus wurden mit<br />

e<strong>in</strong>er atlas-basierten Software (Freesurfer) automatisch bestimmt.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> COMT met Allele wurde als additiver Effekt modelliert<br />

und Alter, Geschlecht, <strong>in</strong>trakranielles Volumen und<br />

Studien zentrum dienten als Kontrollvariablen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigte sich e<strong>in</strong> robuster l<strong>in</strong>earer Zusammenhang<br />

zwischen dem COMT Val108 / 158Met Polymorphismus<br />

und Amygdala- sowie Hippocampus-Volum<strong>in</strong>a. Nach Ergebnissen<br />

des statistischen Modells war das Met-Allel jeweils mit e<strong>in</strong>em<br />

44.4 mm 3 höherem Volumen <strong>der</strong> rechten Amygdala, 64.6 mm 3<br />

höherem Volumen <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Amygdala und 93.0 mm 3 höherem<br />

Volumen des rechten Hippocampus signifikant assozziert. E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>-<br />

83


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

fluss auf das Volumen des gesamten Gehirns o<strong>der</strong> präfrontaler<br />

Regionen bestand dagegen nicht. Diese Assoziationen zeigten sich<br />

sowohl bei Patienten als auch bei gesunden Kontrollen. Möglicherweise<br />

führen e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere COMT Aktivität (Met Allel) und die<br />

daraus resultierenden erniedrigten extrazellulären Dopam<strong>in</strong>spiegel<br />

zu Verän<strong>der</strong>ungen während <strong>der</strong> Hirnentwicklung und -reifung.<br />

002<br />

Oberflächenbasierte Detektion und Quantifizierung <strong>der</strong> kortikalen<br />

Ausdünnung bei ersterkrankten Patienten mit Schizophrenie<br />

und Bezüge zur Ausprägung <strong>der</strong> Negativsymptomatik<br />

C. Christoph Schultz (Friedrich-Schiller-Universität, Universtiätskl<strong>in</strong>ik<br />

für Psychiatrie, Jena)<br />

K. Koch, G. Wagner, M. Roebel, I. Nenadic, C. Schachtzabel, H. Sauer,<br />

R. Schlösser<br />

E<strong>in</strong>leitung: Oberflächenbasierte MRT-Studien zeigen, dass Patienten<br />

mit Schizophrenie <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e fronto-temporal e<strong>in</strong>e kortikale<br />

Ausdünnung gegenüber gesunden Kontrollprobanden aufweisen.<br />

Studien zur kortikalen Ausdünnung bei ersterkrankten Patienten<br />

mit Schizophrenie nutzen überwiegend ROI basierte Auswertestrategien<br />

und nur vere<strong>in</strong>zelt Analysen, die den gesamten kortikalen<br />

Mantel abdecken. Bisher gibt es zudem ke<strong>in</strong>e Studien die bei Ersterkrankten<br />

die kortikale Ausdünnung automatisiert, d. h. ohne manuelles<br />

Trac<strong>in</strong>g exakt quantifizieren und daher e<strong>in</strong> genaues Abbild<br />

liefern, wie stark die unterschiedlichen Hirnregionen von <strong>der</strong> kortikalen<br />

Ausdünnung betroffen s<strong>in</strong>d. Darüberh<strong>in</strong>aus ist es unklar,<br />

<strong>in</strong>wieweit die kortikale Ausdünnung bei Ersterkrankten <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit <strong>der</strong> Ausprägung <strong>der</strong> Psychopathologie steht.<br />

Methode: Wir untersuchten 54 Patienten, die erstmalig an e<strong>in</strong>er<br />

Schizophrenie erkrankt waren und 54 gesunde Kontrollen (nach<br />

Alter und Geschlecht gematched) mittels 1,5 T hochauflösen<strong>der</strong><br />

MRT. Die kortikale Dicke wurde als kürzeste Distanz zwischen <strong>der</strong><br />

Grenze graue / weiße Substanz und <strong>der</strong> pialen Oberfläche automatisiert<br />

(FreeSurfer software) berechnet. Kortikale statistische Maps<br />

wurden erstellt, um signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen<br />

darstellen zu können. Wir führten e<strong>in</strong> automatisches Cluster<strong>in</strong>g<br />

durch, um die kortikale Ausdünnung exakt und ohne manuelles<br />

Trac<strong>in</strong>g errechnen zu können. Zusätzlich teilten wir die<br />

Patientengruppe <strong>in</strong> zwei Subgruppen auf, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stärke <strong>der</strong><br />

Negativsymptomatik signifkant unterschieden (median split).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Erstkrankte wiesen im Vergleich zu den<br />

gesunden Kontrollen e<strong>in</strong>e kortikale Ausdünnung <strong>in</strong> mehreren Hirnarealen<br />

auf: ventrolateral, dorsolateral präfrontal, orbitofrontal, anteriores<br />

C<strong>in</strong>gulum, temporaler und <strong>in</strong>ferior parietaler Cortex. Die<br />

stärkste kortikale Ausdünnung zeigte sich orbitofrontal (7,1 %),<br />

während die an<strong>der</strong>en Hirnregionen e<strong>in</strong>e Ausdünnung zwischen<br />

4,4 % und 5,7 % aufwiesen. Im Vergleich <strong>der</strong> beiden Subgruppen<br />

<strong>der</strong> Patienten mit Schizophrenie, zeigten die Patienten mit stärkerer<br />

Negativsymptomatik e<strong>in</strong>en dünneren ventrolateralen und orbitofrontalen<br />

Cortex. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß sich<br />

e<strong>in</strong>e signifikante kortikale Ausdünnung <strong>in</strong> verschiedenen Hirnregionen<br />

bereits bei Ersterkrankten feststellen läßt. Zudem zeigt sich<br />

e<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> kortikalen Ausdünnung und <strong>der</strong><br />

Stärke <strong>der</strong> Negativsymptomatik. Kortikale Ausdünnung sche<strong>in</strong>t<br />

somit nicht Ausdruck von Krankheitsprogression o<strong>der</strong> Artefakt<br />

neuroleptischer Medikation zu se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> genu<strong>in</strong>er L<strong>in</strong>k zu<br />

neuropathologischen Prozessen <strong>der</strong> Schizophrenie.<br />

003<br />

Die periodische Katatonie: Identifizierung neuer Loci <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er genomweiten<br />

Assoziationsstudie mit DNA-Pool<strong>in</strong>g<br />

Gerald Stöber (Universität Würzburg, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

D. Schanze, A. Ekici, S. Uebe, M. Gawlik, B. Pfuhlmann, A. Reis<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Krankheitsbild <strong>der</strong> periodischen Katatonie (MIM<br />

605419) zeigt e<strong>in</strong>en schubförmigen Verlauf mit psychomotorischen<br />

84<br />

Erregungen mit grimassierenden Gesichtsbewegungen, Parak<strong>in</strong>esen<br />

sowie ak<strong>in</strong>etischen Zustandbil<strong>der</strong>n mit steifer, maskenartiger<br />

Mimik, motorischen Iterationen und Stereotypien. In genomweiten<br />

Kopplungsstudien hatten wir <strong>in</strong> Mehrgenerationenfamilien e<strong>in</strong>e<br />

signifikante Kopplung auf Chromosom 15q15 aufdecken können,<br />

bei Evidenz für genetische Heterogenität. In <strong>der</strong> 10Mbp großen<br />

Kandidatenregion hatten wir krankheitsassoziierte Punktmutationen<br />

we<strong>der</strong> <strong>in</strong> kodierenden Regionen noch hoch-konservierten<br />

Bereichen f<strong>in</strong>den können. In e<strong>in</strong>em nächsten Schritt führten wir<br />

e<strong>in</strong>e genomweite Assoziationsstudie mit E<strong>in</strong>zelmarker-(SNP)-<br />

Microarray und DNA pool<strong>in</strong>g (SNP-MaP) mit 500K SNP Affymetrix<br />

Arrays durch.<br />

Methode: In drei biologischen Replikaten poolten wir DNA von<br />

245 Fällen (n= 84, 84, 77) und 217 Kontrollen <strong>in</strong> zwei Replikationssätzen<br />

(n= 108, 108). Ebenso wurden für jeden Pool technische Replikate<br />

durchgeführt. Die Daten <strong>der</strong> Arrays wurden mit e<strong>in</strong>er modifizierten<br />

Version von GenePool (Pearson et al. 2007) ausgewertet<br />

und mit dem Graphikprogramm GPGraphics (Uebe et al. 2009)<br />

visualisiert. Die Mittelwerte <strong>der</strong> relativen Allelsignalwerte aus den<br />

technischen Replikaten wurden jeweils zwischen Fallpool und<br />

Kontrollpool verglichen. Mit e<strong>in</strong>em 5-SNP Slid<strong>in</strong>g W<strong>in</strong>dow-Verfahren<br />

wurden Cluster potentieller assoziierter Loci def<strong>in</strong>iert, wenn<br />

sie sich <strong>in</strong> allen biologischen Replikaten nachweisen ließen. Die<br />

Daten aus dem SNP-MaP wurden <strong>in</strong> potentiell assoziierten Loci<br />

nachfolgend mit SNP-Analyse mit TaqMan Assays verifiziert. In<br />

e<strong>in</strong>er erweiterten Stichprobe (344 Fälle; 585 Kontrollen) wurden<br />

fünf ausgewählte Loci untersucht, <strong>in</strong> zwei Loci fanden sich signifikante<br />

Assoziationen auf dem E<strong>in</strong>zelmarkerniveau (p= 0.0002) und<br />

Haplotypniveau (P= 0042), auch nach Korrektur mit Permutationsanalyse<br />

(Pc= 0.0007; Pc= 0.023).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Studie zeigte zum e<strong>in</strong>en die Reliabilität<br />

des DNA-Pool<strong>in</strong>g Ansatzes für genomweite Assoziationsanalysen<br />

(GWAS) und zum an<strong>der</strong>en die Möglichkeit, mit DNA-Pool<strong>in</strong>g<br />

und genomweiten SNP-Microarray Analysen genetische Loci auch<br />

bei komplexen Krankheiten zu detektieren. Die mit periodischer<br />

Katatonie assoziierten Loci aus <strong>der</strong> GWAS werden <strong>der</strong>zeit weiter<br />

analysiert.<br />

004<br />

Faszilitierte synaptische Plastizität an subikulären Synapsen im<br />

MK-801 Modell <strong>der</strong> Psychose<br />

Julia Bartsch (Charité Universitätsmediz<strong>in</strong>, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie, Berl<strong>in</strong>)<br />

J. Behr<br />

E<strong>in</strong>leitung: Wegen <strong>der</strong> guten Wirksamkeit von Dopam<strong>in</strong>rezeptor-<br />

Antagonisten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Schizophrenie wurde über<br />

Jahrzehnte e<strong>in</strong>e Überfunktion des Dopam<strong>in</strong>systems für die Symptome<br />

<strong>der</strong> Erkrankung verantwortlich gemacht. Aufgrund kl<strong>in</strong>ischer<br />

und experimenteller Daten wird allerd<strong>in</strong>gs zunehmend e<strong>in</strong>e Unterfunktion<br />

<strong>der</strong> glutamatergen NMDA-Rezeptoren als weitere mögliche<br />

Ursache <strong>der</strong> Schizophrenie gesehen. Dementsprechend versuchen<br />

neuere Schizophreniemodelle beide Konzepte zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Die Applikation des NMDA-Rezeptorantagonisten Phencyclid<strong>in</strong><br />

(PCP) verursacht beim gesunden Menschen e<strong>in</strong>e Vielzahl an schizophrenieähnlichen<br />

Symptomen und führt bei Patienten mit Schizophrenie<br />

zu e<strong>in</strong>er Exazerbation <strong>der</strong> Erkrankung. Da die Applikation<br />

von PCP sowie des verwandten Rezeptorliganden MK-801<br />

z. T. vergleichbare Symptome beim Tier verursachen, dienen PCP-<br />

und MK-801-behandelte Tiere als valide Tiermodelle <strong>der</strong> Schizophrenie.<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Studie untersuchten wir, ob diese im<br />

Tiermodell beobachtbaren Symptome mit Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> synaptischen<br />

Plastizität im Hippokampus e<strong>in</strong>hergehen. 3 bis 6 Wochen<br />

alten Wistar-Ratten wurde e<strong>in</strong>malig <strong>in</strong>traperitoneal MK-801<br />

(5mg pro kg Körpergewicht) appliziert. 24 Stunden später wurden


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

an hippokampalen Hirnschnitten E<strong>in</strong>zelzellableitungen durchgeführt.<br />

In allen Regionen des Hippokampus untersuchten wir die<br />

Induktion von synaptischer Langzeitpotenzierung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die mit MK-801 behandelten Ratten<br />

zeigten Verhaltensauffälligkeiten, die <strong>in</strong>nerhalb von 24 Stunden<br />

rückläufig waren. Auf zellulärer Ebene beobachteten wir selektiv im<br />

Subikulum, nicht aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Area dentata, <strong>der</strong> Area CA3 und CA1<br />

e<strong>in</strong>e D1 / D5-dopam<strong>in</strong>rezeptorabhängige faszilitierte synaptische<br />

Plastizität, die mit e<strong>in</strong>er Aktivierung <strong>der</strong> cAMP-Prote<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase<br />

A-Signalkaskade e<strong>in</strong>herg<strong>in</strong>g. Das Subikulum ist die wesentliche<br />

Ausgangsstruktur des Hippokampus und nimmt e<strong>in</strong>e Schlüsselfunktion<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Informationsverarbeitung vom Hippokampus zur<br />

ventralen tegmentalen Area (VTA) e<strong>in</strong>. Es aktiviert die dopam<strong>in</strong>erge<br />

Schleife, woraufh<strong>in</strong> unter Freisetzung von Dopam<strong>in</strong> selektiv im<br />

Bereich <strong>der</strong> CA1-Subikulum Synapse e<strong>in</strong>e Potenzierung des hippokampalen<br />

Ausgangs möglich ist. Die von uns im MK-801 Modell<br />

gesehene faszilitierte synaptische Plastizität könnte somit zu Symptomen<br />

<strong>der</strong> Schizophrenie beitragen, die mit Störungen im Hippokampus-VTA-Regelkreis<br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht werden.<br />

005<br />

Psychose als Resultat e<strong>in</strong>er Gen-Umwelt<strong>in</strong>teraktion des COMT<br />

Val158Met Polymorphismus und Stress: E<strong>in</strong>e Experience Sampl<strong>in</strong>g<br />

Studie<br />

D<strong>in</strong>a Collip (Eschweiler)<br />

R. van W<strong>in</strong>kel, O. Peerbooms, J. van Os, I. My<strong>in</strong>-Germeys<br />

E<strong>in</strong>leitung: Verschiedene Studien ergaben H<strong>in</strong>weise auf Gen-Umwelt<strong>in</strong>teraktionen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Entstehung von psychotischen Störungen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Cathechol-O-Methyltransferase Val158Met Polymorphismus<br />

(COMT) ist e<strong>in</strong> vielversprechen<strong>der</strong> Kandidat, <strong>der</strong> die<br />

genetischen Effekte von Stress auf Psychose zu mo<strong>der</strong>ieren sche<strong>in</strong>t.<br />

In Bezug auf die Richtung des Effekts von COMT Val158Met ergeben<br />

sich jedoch wi<strong>der</strong>sprüchliche Resultate. Während diverse Studien<br />

Val/Val Genotypen e<strong>in</strong> gesteigertes Psychoserisiko zuordnen,<br />

zeigen Ergebnisse aus an<strong>der</strong>en Studien, dass Met/Met Genotypen<br />

e<strong>in</strong>e höhere Stress-Psychosereaktivität besitzen. Die jetzige Studie<br />

versucht diese Gen-Umwelt-Interaktion im Kontext des alltäglichen<br />

Lebens, und <strong>der</strong>en dynamische Effekte, aufzudecken.<br />

Methode: Bei 89 Patienten mit nicht-affektiver psychotischer Störung<br />

und 127 gesunden Probanden wurde an 6 aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folgenden<br />

Tagen die Experience Sampl<strong>in</strong>g Methode (ESM) angewandt.<br />

Mit dieser strukturierten Tagebuchmethode wurden Stress und sowohl<br />

emotionale, als auch psychotische Erfahrungen des täglichen<br />

Lebens ermittelt. Mit l<strong>in</strong>earen multilevel Regressionsanalysen wurden<br />

Mo<strong>der</strong>ationen von stress<strong>in</strong>duzierten psychotischen Phänomenen<br />

durch den COMT Val158Met Genotypen geprüft.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> Patientengruppe zeigte sich e<strong>in</strong>e<br />

signifikante Interaktion zwischen COMT Val158Met Genotype<br />

und Stress (χ2 (2) = 9.41, p


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

Methode: Ziel dieser Studie war es, mittels <strong>der</strong> Anwendung von<br />

Strukturgleichungsmodellen (SEM) zunächst zu untersuchen, ob<br />

Neuro- und soziale Kognition besser als zwei getrennte Konstrukte<br />

o<strong>der</strong> als e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>-Faktoren-Modell modelliert werden sollten. Im<br />

nächsten Schritt wurde sowohl im Quer- als auch im Längsschnittmodell<br />

die Hypothese geprüft, dass es sich bei <strong>der</strong> sozialen Kognition<br />

um e<strong>in</strong>e Mediatorvariable <strong>der</strong> Beziehung zwischen Neurokognition<br />

und psychosozialem Funktionsniveau handelt. Im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Multicenterstudie wurde dafür e<strong>in</strong>e umfangreiche<br />

neuro- und sozialkognitive Testbatterie erhoben. Für die<br />

Auswertungen gelang es e<strong>in</strong>e große Stichprobe von 141 (Querschnitt)<br />

bzw. 61 (Längsschnitt) ambulanten o<strong>der</strong> teilstationären<br />

Patienten mit <strong>der</strong> Diagnose e<strong>in</strong>er Schizophrenie nach DSM-IV-TR<br />

o<strong>der</strong> ICD-10 zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Konfirmatorische Faktorenanalysen führten<br />

zu dem Ergebnis, dass e<strong>in</strong> Zwei-Faktoren-Modell e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>-<br />

Faktorenmodell aufgrund des besseren Modellfits und <strong>der</strong> günstigeren<br />

Fit-Indizes vorzuziehen ist. Evidenz fand sich zudem für die<br />

Funktion <strong>der</strong> sozialen Kognition als Mediatorvariable. So wies das<br />

Mediatormodell e<strong>in</strong>e gute Passung mit den Daten durch den <strong>in</strong>signifikanten<br />

χ²-Tests und gute Fit-Indizes auf. Der vorher signifikante<br />

und direkte Effekt <strong>der</strong> latenten Variable Neurokognition auf das<br />

psychosoziale Funktionsniveau wurde im Mediatormodell vollständig<br />

durch die soziale Kognition vermittelt und erreichte nicht<br />

mehr das Signifikanzniveau. Dies war sowohl für das gegenwärtige<br />

als auch das prospektive Funktionsniveau nach 15 Wochen zutreffend.<br />

Aus diesen Ergebnissen lassen sich kl<strong>in</strong>ische Implikationen<br />

für die therapeutische Umsetzung <strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrierte Ansätze, die neuro-<br />

und sozialkognitive Defizite und Ressourcen anzielen, ableiten.<br />

002<br />

Videobasierte Erfassung von motorischem Ausdrucksverhalten<br />

und Psychopathologie bei schizophrenen Störungen<br />

Zeno Kupper (Universitätskl<strong>in</strong>ik, und Polikl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Bern,<br />

Schweiz)<br />

F. Ramseyer, S. Kalbermatten, H. Hoffmann, W. Tschacher<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das motorische Ausdrucksverhalten ist durch schizophrene<br />

Störungen deutlich betroffen. Auffälligkeiten im nonverbalen<br />

Verhalten wurden seit jeher als diagnostisch wichtig e<strong>in</strong>gestuft.<br />

Sie weisen deutliche Beziehungen zu negativen Symptomen und zu<br />

E<strong>in</strong>schränkungen im Funktionsniveau auf. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d traditionelle<br />

Methoden zur Bewegungsmessung teuer, zeitaufwändig<br />

und außerhalb von experimentellen Sett<strong>in</strong>gs oft nicht anwendbar.<br />

Obwohl nonverbales Verhalten und die Motorik allgeme<strong>in</strong> als kl<strong>in</strong>isch<br />

und theoretisch wichtig e<strong>in</strong>gestuft wurden, waren daher empirische<br />

Zugänge meist auf e<strong>in</strong>schätzungsbasierte Verfahren beschränkt.<br />

Methode: Die Motion Energy Analyse (MEA) bezieht sich auf e<strong>in</strong>e<br />

neuartige Methode, durch die Körperbewegungen objektiv aufgrund<br />

gewöhnlicher Videoaufnahmen quantifiziert werden können.<br />

In <strong>der</strong> vorliegenden Studie wurden kurze Rollenspielsequenzen<br />

mit 30 stabilisierten Patienten mit schizophrenen Störungen<br />

analysiert. Korrelationen zwischen den Bewegungsparametern<br />

(prozentualer Anteil <strong>der</strong> Zeit mit Bewegung und Bewegungsgeschw<strong>in</strong>digkeit)<br />

und Symptome<strong>in</strong>schätzungen aus unabhängigen<br />

PANSS-Interviews wurden berechnet. Die Bewegungsarameter erwiesen<br />

sich als ausgesprochen reliabel über 14 Szenen pro Patient.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Sowohl reduzierte Bewegung als auch<br />

reduzierte Bewegungsgeschw<strong>in</strong>digkeit korrelierten mit negativen<br />

Symptomen und mit bestimmten allgeme<strong>in</strong>en Symptomen, z. B.<br />

Depression und motorischer Verlangsamung. Patienten die <strong>in</strong> weniger<br />

als 20 % <strong>der</strong> Zeit Bewegung zeigten, wiesen mit e<strong>in</strong>er hohen<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit Negativsymptome auf. Misstrauen korrelierte<br />

mit e<strong>in</strong>geschränkten Kopfbewegungen, während <strong>der</strong> Ausdruck von<br />

ungewöhnlichen Denk<strong>in</strong>halten mit verstärkter Ausdrucksmotorik<br />

86<br />

korrelierte. Insgesamt fand sich e<strong>in</strong>e deutliche und theoretisch<br />

s<strong>in</strong>nvolle Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen den objektiven Bewegungsparametern<br />

und den Symptomprofilen. Die MEA-Methode ermöglicht<br />

die Quantifizierung nonverbalen Verhaltens und von<br />

Körperbewegungen allgeme<strong>in</strong> basierend auf gewöhnlichen Videoaufnahmen.<br />

Motorisches Ausdrucksverhalten sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> vielversprechen<strong>der</strong><br />

Marker für die Ausprägung von Symptomen schizophrener<br />

Störungen zu se<strong>in</strong>.<br />

003<br />

Störung kortikaler Mechanismen langsamer Augenfolgebewegungen<br />

bei schizophrenen Patienten. E<strong>in</strong>e event related fMRT-Studie<br />

Matthias Nagel (Universität Lübeck, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

A. Sprenger, F. B<strong>in</strong>kofski, R. Lencer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Störung <strong>der</strong> langsamen Augenfolgebewegungen<br />

stellt e<strong>in</strong> häufiges neurophysiologisches Defizit bei schizophrenen<br />

Patienten dar. Die Patienten zeigen verlangsamte Augenfolgegeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

und vermehrt Aufholsakkaden im Vergleich zu<br />

Normalprobanden. Ziel <strong>der</strong> Studie war es, die kortikalen geschw<strong>in</strong>digkeitsabhängigen<br />

Pathomechanismen dieses Defizits zu untersuchen.<br />

Methode: E<strong>in</strong>geschlossen wurden 20 männliche Normalprobanden<br />

und 19 Patienten mit <strong>der</strong> Diagnose e<strong>in</strong>er Schizophrenie nach DSM-<br />

IV. Die Patienten waren auf e<strong>in</strong>e Dauermedikation bestehend aus:<br />

Quetiap<strong>in</strong> (7), Amisulprid (5), Olanzap<strong>in</strong> (4), Ziprasidon (2), Abilify<br />

(1) e<strong>in</strong>gestellt. Ausschlusskriterium war die E<strong>in</strong>nahme von Risperidon,<br />

Clozap<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Lithium. Das Paradigma bestand aus e<strong>in</strong>em<br />

Zielpunkt, <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>kel von 40° horizontal von rechts<br />

nach l<strong>in</strong>ks bewegte (Richtung: balanciert). Der Zielpunkt wurde<br />

mit vier verschiedenen Geschw<strong>in</strong>digkeiten präsentiert (5, 10, 15,<br />

20°/s). Die Probanden hatten die Aufgabe, dem Zielpunkt mit den<br />

Augen kont<strong>in</strong>uierlich zu folgen. Wir wählten e<strong>in</strong> event related design<br />

und die Auswertung <strong>der</strong> Bildgebungsdaten erfolgte mit SPM2.<br />

Die Augenbewegungen wurden im MRT aufgezeichnet. Bei <strong>der</strong><br />

Auswertung wurde die Geschw<strong>in</strong>digkeit des Zielpunktes mit <strong>der</strong><br />

Aktivierung <strong>der</strong> kortikalen Areale korreliert. (MRT: 3Tesla, 38 x<br />

3 mm, 158 Volumes *4 sessions, TR 2,62) .<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei beiden Gruppen war das frontale<br />

Augenfeld (FEF), <strong>der</strong> <strong>in</strong>traparietale sulcus (IPS) und V1 sowie V5<br />

aktiviert gleichermaßen aktiviert, was gegen e<strong>in</strong> Perzeptionsdefizit<br />

<strong>in</strong> diesen Arealen spricht. Beim Vergleich bei<strong>der</strong> Gruppen war das<br />

Putamen (Abb. 2) und das supplementäre Augenfeld (SEF) und das<br />

Cerebellum (Abb. 3) bei den Normalprobanden stärker aktiviert als<br />

bei den Patienten. Die verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te SEF Aktivierung bei den Patienten<br />

lässt auf e<strong>in</strong>e frontale Dysfunktion e<strong>in</strong>schließlich Prädiktion<br />

und Lernen schließen. Die M<strong>in</strong><strong>der</strong>aktivierung des Putamens könnte<br />

dafür sprechen, dass bei den Patienten e<strong>in</strong>e Defizit im Bereich<br />

<strong>der</strong> Feedback- Schleife zwischen vom FEF e Putamen e Thalamus<br />

e FEF besteht. Die M<strong>in</strong><strong>der</strong>aktivierung im Cerebllum spricht für<br />

das Konstrukt <strong>der</strong> kognitiven Dysmetrie von Adreasen.<br />

004<br />

Selbstwahrnehmung, Emotion und Gedächtnis bei Schizophrenie<br />

Kathar<strong>in</strong>a Pauly (RWTH Aachen Universität, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

T. Kircher, J. Weber, F. Schnei<strong>der</strong>, U. Habel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der „Selbstreferenz-Effekt“ umschreibt die Tatsache,<br />

dass Informationen, welche man zuvor auf die eigene Person bezogen<br />

hat, besser er<strong>in</strong>nert werden können. Bei Patienten mit Schizophrenie<br />

kann es zu e<strong>in</strong>er verän<strong>der</strong>ten Selbstzuschreibung eigener<br />

Gedanken und Handlungen kommen. Dies könnte sich auch abträglich<br />

auf den Selbstreferenzeffekt auswirken. E<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss<br />

kann aber auch die emotionale Konnotation des Materials haben.<br />

Die neuralen Korrelate solcher potentiellen Effekte s<strong>in</strong>d bisher<br />

nicht h<strong>in</strong>reichend geklärt.


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

Methode: 15 Patienten mit Schizophrenie sowie 15 gesunde Kontrollen<br />

mussten <strong>in</strong> zwei Bed<strong>in</strong>gungen angeben, ob gewisse positive<br />

o<strong>der</strong> negative Persönlichkeitseigenschaften auf sie zutrafen o<strong>der</strong><br />

nicht bzw. ob dies für e<strong>in</strong>e nahestehende Person <strong>der</strong> Fall war. E<strong>in</strong>e<br />

lexikalische Aufgabe diente als Kontrollbed<strong>in</strong>gung. E<strong>in</strong>e nicht angekündigte<br />

Wie<strong>der</strong>erkennungsaufgabe schloss an das Paradigma<br />

an. Mittels ANCOVAs wurde <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Faktoren Gruppe,<br />

Emotion und Referenz untersucht. Die Symptomausprägung <strong>der</strong><br />

Ich-Störungen wurde korreliert mit dem Anteil an korrekt wie<strong>der</strong>erkannten<br />

zuvor selbstbezogener Wörtern. Jeweils 12 weitere Patienten<br />

und Gesunde führten das Experiment <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 1,5 T Kernsp<strong>in</strong>tomographen<br />

durch.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Verglichen mit Gesunden zeigten Patienten<br />

mit Schizophrenie e<strong>in</strong>en negativen Bias bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung<br />

ihrer eigenen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er nahestehenden Person. Adjektive konnten<br />

nach vorhergehendem Bezug auf e<strong>in</strong>e Person (Selbst, An<strong>der</strong>er) besser<br />

er<strong>in</strong>nert werden als lexikalisch verarbeitete Wörter, was für e<strong>in</strong>e<br />

höhere Verarbeitungstiefe spricht. Die Patienten gaben bei <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>erkennungsaufgabe weniger korrekte Antworten und das<br />

Ausmaß <strong>der</strong> Ich-Störung korrelierte negativ mit dem Prozentsatz<br />

richtig er<strong>in</strong>nerter zuvor selbstbezogener negativer Persönlichkeitseigenschaften.<br />

Symptome, die sich abträglich auf die Selbstzuschreibung<br />

selbst-generierter Gedanken o<strong>der</strong> Handlungen auswirken,<br />

bee<strong>in</strong>trächtigen somit auch das selbstreferentielle Gedächtnis.<br />

Die Ergebnisse aus <strong>der</strong> assoziierten fMRT-Untersuchung legen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te medial präfrontale Aktivierungen bei schizophrenen<br />

Patienten nahe, während <strong>der</strong> Präsentation zuvor auf<br />

sich selbst bezogener Stimuli. Danksagung: Unterstützt vom<br />

START-Nachwuchsprogramm <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>ischen Fakultät <strong>der</strong><br />

RWTH Aachen University (112 / 05) und <strong>der</strong> DFG (IRTG 1328,<br />

KFO 112).<br />

005<br />

Die Mismatch Negativity bei Patienten mit Erstmanifestation e<strong>in</strong>er<br />

Schizophrenie und Personen mit kl<strong>in</strong>isch erhöhtem Psychoserisiko<br />

Mitja Bodatsch (Universität zu Köln, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

S. Ruhrmann, M. Wagner, J. Br<strong>in</strong>kmeyer, I. Frommann, F. Schultze-<br />

Lutter, R. Müller, W. Wölwer, J. Klosterkötter, A. Brockhaus-Dumke<br />

E<strong>in</strong>leitung: Störungen kognitiver Funktionen lassen sich vor und<br />

nach Erstmanifestation <strong>der</strong> Schizophrenie nachweisen, wobei sowohl<br />

höhere kognitive Fähigkeiten als auch frühe sensorische Verarbeitungsprozesse<br />

verän<strong>der</strong>t s<strong>in</strong>d. Die Elektroenzephalographie<br />

(EEG) erlaubt über Ereignis-korrelierte Potenziale (EKP) e<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die frühe sensorische Prozessierung. Die sog. Mismatch<br />

Negativity (MMN) wird als Ausdruck <strong>der</strong> präattentiven Reizverarbeitung<br />

verstanden und als e<strong>in</strong> Indikator <strong>der</strong> automatischen, kontext-abhängigen<br />

Informationsverarbeitung und des auditorischen<br />

sensorischen Gedächtnisses konzeptualisiert. An <strong>der</strong> Generation<br />

<strong>der</strong> MMN sollen primäre auditorische und frontale Kortizes beteiligt<br />

se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Beteiligung des Glutamat- / N-Methyl-D-Aspartat-<br />

(glu / NMDA)Systems wird hypostasiert.<br />

Methode: Die MMN bei Personen mit Verdacht auf e<strong>in</strong> frühes<br />

(EIPS, n=23) o<strong>der</strong> spätes (LIPS, n=45) Prodromalstadium für die<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>er psychotischen Störung (gemäß den Kriterien<br />

des Kompetenznetzes Schizophrenie) sowie bei unmedizierten<br />

ersterkrankten Patienten mit e<strong>in</strong>er Schizophrenie (n=26) wurde<br />

mit <strong>der</strong> MMN bei gesunden Kontrollprobanden (n=52) verglichen.<br />

Die Risikopersonen (n=47) wurden über 2 Jahre nachverfolgt. Zur<br />

Untersuchung wurde e<strong>in</strong> auditorisches odd-ball-Paradigma verwendet.<br />

Die EEG-Aufzeichnung erfolgte mit Cz als Referenzelektrode<br />

bei e<strong>in</strong>er Aufzeichnungsrate von 250 Hz (Impedanz


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-008 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Psychotische Störungen 2 (Symptome / Komorbidität)<br />

Vorsitz: F.-G. Pajonk (Liebenburg)<br />

001<br />

Kardio- respiratorische Kopplung kennzeichnet e<strong>in</strong>e Suppression<br />

<strong>der</strong> vagalen Aktivität <strong>in</strong> <strong>der</strong> akuten Schizophrenie<br />

Sandy Berger (Unikl<strong>in</strong>ik Jena, Psychiatrie)<br />

J. Peupelmann, T. Rachow, V. Yeragani, K.-J. Bär<br />

E<strong>in</strong>leitung: Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Amygdala-Aktivität bei Patienten<br />

mit Schizophrenie können Atmungsmuster und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge auch<br />

kardiovaskuläre Parameter bee<strong>in</strong>flussen. Daher war das Ziel unserer<br />

Studie, die Atmung und die Herzfrequenzkomplexität sowie die<br />

Kopplung zwischen beiden Signalen zu untersuchen.<br />

Methode: Wir schlossen 25 unmedizierte Patienten mit e<strong>in</strong>er paranoiden<br />

Schizophrenie sowie 25 gesunde Kontrollprobanden <strong>in</strong><br />

unsere Studie e<strong>in</strong>. Bei den Teilnehmern bei<strong>der</strong> Gruppen führten<br />

wir e<strong>in</strong> EKG durch und erhoben die Atmungssignale. ApEn (approximate<br />

entropy) wurde sowohl für die Herzfrequenz (ApEnRR) als<br />

auch für die Atemfrequenz (ApEnResp) berechnet. Anschließend<br />

wurde cross-ApEn berechnet, welcher als nicht-l<strong>in</strong>earer Parameter<br />

die Kopplung zwischen diesen beiden Signalen wi<strong>der</strong>spiegelt. Zusätzlich<br />

korrelierten wir die autonomen Parameter mit psychopathologischen<br />

Items aus SAPS (scale for the assessment of positive<br />

symptoms), SANS (scale for the assessment of negative symptoms)<br />

sowie PANSS (positive and negative syndrome scale).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Sowohl die Herz- als auch die Atemfrequenz<br />

war <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> schizophrenen Patienten gegenüber<br />

den Kontrollprobanden signifikant erhöht. Dagegen fanden wir <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Patientengruppe e<strong>in</strong>en signifikant verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten ApEnRR sowie<br />

e<strong>in</strong>en signifikant reduzierten cross-ApEn. Signifikante Korrelationen<br />

konnten zwischen Negativsymptomen und ApEnRR sowie<br />

ApEnResp und zwischen ApEnResp und Positivsymptomen gefunden<br />

werden. Diese Ergebnisse weisen auf e<strong>in</strong>e reduzierte Kopplung<br />

zwischen Herzfrequenz und Atmung bei akut schizophrenen Patienten<br />

h<strong>in</strong>. Wir nehmen an, dass e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te vagale Aktivität<br />

im Hirnstamm dafür verantwortlich se<strong>in</strong> könnte. Außerdem zeigen<br />

sie e<strong>in</strong>en signifikanten Zusammenhang zwischen Positivsymptomen<br />

und <strong>der</strong> Regelmäßigkeit <strong>der</strong> Atmung, repräsentiert durch<br />

ApEnResp, was eventuell e<strong>in</strong>en direkten E<strong>in</strong>fluss von höheren Gehirnregionen<br />

auf die Regulierung <strong>der</strong> Atmung im Hirnstamm<br />

wi<strong>der</strong>spiegelt. Unsere Ergebnisse repräsentieren somit e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />

Inhibition <strong>der</strong> Kontrolle über den Hirnstamm während<br />

<strong>der</strong> akuten Phase <strong>der</strong> Schizophrenie.<br />

002<br />

Verzerrter Attributionsstil bei Menschen mit Schizophrenie: Eigenschafts-<br />

o<strong>der</strong> Episodenmarker?<br />

Sarah Randjbar (Universitätskl<strong>in</strong>ik Hamburg UKE, Kl<strong>in</strong>ische Neuropsychologie<br />

W37)<br />

R. Veckenstedt, F. Vitzthum, D. Roesch-Ely, U. Pfüller, S. Moritz<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zahlreiche Studien können e<strong>in</strong>en verän<strong>der</strong>ten Attributionsstil<br />

bei Menschen mit Schizophrenie bestätigen. Mehrfach<br />

wurde gefunden, dass Menschen mit paranoi<strong>der</strong> Schizophrenie<br />

dazu neigen, an<strong>der</strong>e Personen für negative Ereignisse verantwortlich<br />

zu machen und teilweise positive Ereignisse verstärkt sich<br />

selbst zuschreiben (sog. selbstdienlicher Zuschreibungsstil). Dem<br />

gegenüber mehren sich H<strong>in</strong>weise, die auf e<strong>in</strong> Gefühl des Kontrollverlustes<br />

bei akut paranoid wahnhaften Patienten deuten, d. h. e<strong>in</strong>e<br />

Tendenz positive wie negative Ereignisse external (an<strong>der</strong>e Personen<br />

/ Umstände) zu attribuieren. Im Rahmen <strong>der</strong> kognitiven Wahn-<br />

88<br />

forschung wird verzerrten Attributionsstilen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle<br />

bei <strong>der</strong> Entstehung und Aufrechterhaltung von Verfolgungswahn<br />

zugesprochen. Allerd<strong>in</strong>gs ist die bisherige Studienlage noch sehr<br />

une<strong>in</strong>heitlich und die Frage, ob solche Verän<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong> überdauerndes<br />

Merkmal (sog. Vulnerabilitäts<strong>in</strong>dikator) o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Episodenmarker<br />

darstellen, ist noch nicht abschließend geklärt, ebenso<br />

wenig wie die Spezifität für Verfolgungs- vs. an<strong>der</strong>e Wahnideen.<br />

Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Studie ist, den Attributionsstil im H<strong>in</strong>blick<br />

auf die verän<strong>der</strong>te Wahnsymptomatik longitud<strong>in</strong>al zu betrachten.<br />

Zudem soll <strong>der</strong> Zusammenhang verschiedener Attributionsstile<br />

und <strong>der</strong> akuten schizophrenen (Positiv-)Symptomatik sowie unterschiedlichen<br />

Wahnthemen genauer beleuchtet werden.<br />

Methode: Zur Beantwortung <strong>der</strong> Fragestellung wurden 76 Patienten<br />

mit e<strong>in</strong>er Störung aus dem schizophrenen Formenkreis und<br />

30 gesunden Kontrollen e<strong>in</strong>e modifizierte Version des Internal,<br />

Personal and Situational Attributions Questionnaire (IPSAQ) zu<br />

drei Untersuchungszeitpunkten (t0 = basel<strong>in</strong>e, t1 = nach 4 Wochen,<br />

t2 = nach 6 Monaten) vorgelegt. Die aktuelle Symptomatik <strong>der</strong><br />

Patienten wurde mit <strong>der</strong> Positive and Negative Syndrom Scale<br />

(PANSS) sowie den Psychotic Symptom Rat<strong>in</strong>g Scales (PSYRATS)<br />

erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der Zusammenhang zwischen dem Attributionsstil<br />

und <strong>der</strong> akuten Wahnsymptomatik wird sowohl im<br />

Querschnitt als auch im Längsschnitt analysiert. Die Ergebnisse<br />

werden dargestellt und therapeutische Implikationen für die Behandlung<br />

werden abgeleitet.<br />

003<br />

Voreiliges Schlussfolgern bei Schizophrenie: E<strong>in</strong>e Untersuchung<br />

<strong>der</strong> „liberal acceptance (LA)“- Hypothese mit e<strong>in</strong>er neuartigen<br />

Variante des Kugelparadigmas<br />

Florian Scheu (Psychiatrische Unikl<strong>in</strong>ik HD, Sektion Exp. Psychopathologie,<br />

Heidelberg)<br />

S. Moritz, J. Aghotor, R. Veckenstedt, U. Schweiss, V. Woerner,<br />

U. Köther, M. Hoelzel, M. Weisbrod, D. Roesch-Ely, U. Pfüller<br />

E<strong>in</strong>leitung: In e<strong>in</strong>er Vielzahl empirischer Studien mit dem probabilistischen<br />

Kugelparadigma („beads task“) wurde nachgewiesen,<br />

dass schizophrene Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollen<br />

weniger Informationen heranziehen, um sich für e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> vorgegebenen<br />

Antwortalternativen zu entscheiden. Diesem sog. „jump<strong>in</strong>g<br />

to conclusions (JTC)“-Bias (Tendenz zu voreiligem Schlussfolgern)<br />

wird im Rahmen kognitiver Theorien e<strong>in</strong>e bedeutsame Rolle bei<br />

<strong>der</strong> Entstehung und Aufrechterhaltung von Wahn zugeschrieben.<br />

Die genauen Ursachen dieser kognitiven Verzerrung s<strong>in</strong>d jedoch<br />

bis heute unklar. E<strong>in</strong>e von unserer Arbeitsgruppe vorgeschlagene<br />

Hypothese erklärt den JTC-Bias mit <strong>der</strong> Existenz e<strong>in</strong>er liberaleren<br />

Akzeptanzschwelle (LA). Nach dieser Hypothese genügt schizophrenen<br />

Patienten e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere subjektive Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit,<br />

um bestimmte Erklärungen als plausibel zu betrachten und zu<br />

akzeptieren. Die LA-Hypothese trifft weiterh<strong>in</strong> die Vorhersage,<br />

dass schizophrene Patienten den JTC-Bias nicht generell zeigen,<br />

son<strong>der</strong>n nur unter beson<strong>der</strong>en Aufgabenbed<strong>in</strong>gungen. Während<br />

schnelle Entscheidungen nur unter ger<strong>in</strong>ger Ambiguität erwartet<br />

werden, können bei hoher Ambiguität h<strong>in</strong>gegen mehrere Antwortalternativen<br />

die liberale Akzeptanzschwelle überschreiten und dadurch<br />

e<strong>in</strong>e frühe Entscheidung verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Methode: Um die Vorhersagen <strong>der</strong> LA-Hypothese zu überprüfen,<br />

wurde e<strong>in</strong>e neuartige und ökologisch vali<strong>der</strong>e Variante des klassischen<br />

Kugeltests entwickelt (Schafe-Test). Der Schafe-Test ermöglicht<br />

e<strong>in</strong>en systematischen Vergleich des Entscheidungsverhaltens<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit zweier Ambiguitätsdimensionen (Diskrepanz vs.<br />

Anzahl <strong>der</strong> Antwortalternativen) und Ambiguitätsgrade (ger<strong>in</strong>g vs.<br />

hoch). Mit dem Schafetest wurden 64 Patienten mit e<strong>in</strong>er schizophrenen<br />

Spektrumsstörung (ICD-10: F2x) sowie 30 gesunde Kontrollprobanden<br />

untersucht.


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei e<strong>in</strong>er Zwischenauswertung e<strong>in</strong>er Substichprobe<br />

von N=30 Schizophrenen und N=15 Gesunden zeigten<br />

die vorläufigen Ergebnisse e<strong>in</strong>e gegenüber den Gesunden signifikant<br />

erniedrigte Akzeptanzschwelle für schizophrene Patienten.<br />

Ebenfalls hypothesenkonform war bei Schizophrenen e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere<br />

Akzeptanzschwelle mit schnelleren Entscheidungen und hohe<br />

Ambiguität mit zögerlicherem Entscheidungsverhalten assoziiert.<br />

Endgültige Ergebnisse werden auf dem Poster präsentiert.<br />

004<br />

Non-literal Language Comprehension <strong>in</strong> Schizophrenia: A review<br />

of articles published between 1977 and 2009<br />

Phöbe Schmierer (Stuttgart)<br />

A. M. Rapp<br />

Introduction: Deficits <strong>in</strong> the comprehension of non-literal language<br />

(i. e. proverbs, metaphors, irony, sarcasm, and metonymies)<br />

are a hallmark symptom of schizophrenia. The purpose of this study<br />

was to review articles on non-literal language comprehension <strong>in</strong><br />

schizophrenic patients. The reported data is part of a larger review<br />

that exam<strong>in</strong>es published articles s<strong>in</strong>ce 1931.<br />

Method: The databases PubMed and PsychINFO were searched<br />

systematically for articles report<strong>in</strong>g data on the comprehension of<br />

non-literal language <strong>in</strong> schizophrenic patients.<br />

Discussion / Results: 68 articles published between 1977 and 2009<br />

were located. The reviewed studies comprise samples from 14 countries.<br />

Most samples (35) are from the USA. 28 samples are European,<br />

4 Asian, and 1 is Australian. The majority of the studies (57 %)<br />

exam<strong>in</strong>ed English native speakers. 15 % exam<strong>in</strong>ed German native<br />

speakers. 44 studies used proverbs as stimuli, 16 studies metaphors,<br />

11 irony, 4 idioms, 2 sarcasm, and 1 metonymies. 9 studies (13 % )<br />

assessed the comprehension of more than one type of non-literal<br />

language <strong>in</strong> their samples. Discussion: Despite decades of research<br />

on non-literal language comprehension <strong>in</strong> schizophrenic patients,<br />

there is still a severe lack of data. Most studies have focused on proverb<br />

comprehension <strong>in</strong> English or German speak<strong>in</strong>g subjects. For<br />

example we didn‘t f<strong>in</strong>d any studies on African or South American<br />

patients and almost no studies on idiom, sarcasm or metonymy<br />

comprehension. In addition to fill<strong>in</strong>g these gaps, future research<br />

should adopt a longitud<strong>in</strong>al perspective and <strong>in</strong>vestigate non-literal<br />

language comprehension over the course of the subjects‘ premorbid,<br />

acute and post-acute phases. Furthermore, the results are discussed<br />

<strong>in</strong> the context of recent studies on the function al neuroanatomy<br />

of non-literal language comprehension. Newer research<br />

suggests that different types of non-literal language <strong>in</strong> volve different<br />

cognitive processes and have dist<strong>in</strong>ct neural correlates. Therefore,<br />

more studies that <strong>in</strong>vestigate different types of non-liter al<br />

language comprehension <strong>in</strong> the same sample are needed.<br />

005<br />

Aggression und Suizidalität bei schizophrenen Patienten mit komorbiden<br />

substanzbezogenen Störungen<br />

Florian Gal (HSK, Psychiatrie Evangelische Stiftung, Hamburg)<br />

U. Verthe<strong>in</strong>, J. Reimer, A. Karow, I. Schäfer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bei Patienten mit schizophrenen Störungen f<strong>in</strong>den sich<br />

hohe Raten komorbi<strong>der</strong> substanzbezogener Störungen. Zahlreiche<br />

Studien belegen, dass Patienten mit dieser Doppeldiagnose zusätzliche<br />

kl<strong>in</strong>ische Probleme aufweisen, etwa e<strong>in</strong>e schwerere Symptomatik<br />

und mehr suizidale Verhaltensweisen. Auch e<strong>in</strong> höheres<br />

Ausmaß an Fremdaggression wurde wie<strong>der</strong>holt für Patienten mit<br />

komorbi<strong>der</strong> Substanzproblematik berichtet. Allerd<strong>in</strong>gs wurden<br />

entsprechende Studien häufig im forensischen Kontext durchgeführt<br />

und erfassten gravierende, strafrechtlich relevante Verhaltensweisen.<br />

Ziel dieser Untersuchung war es deshalb, neben Suizidalität<br />

auch mil<strong>der</strong>e Formen aggressiven Verhaltens, die im<br />

kl<strong>in</strong>ischen Alltag häufiger anzutreffen s<strong>in</strong>d, bei Patienten mit und<br />

ohne komorbide Suchtproblematik zu untersuchen.<br />

Methode: N=247 stationär behandelte schizophrene Patienten<br />

(n=174 mit und n=73 ohne komorbide substanzbezogene Störungen<br />

nach ICD-10) wurden anhand e<strong>in</strong>es strukturierten kl<strong>in</strong>ischen<br />

Interviews zu fremdaggressivem und suizidalem Verhalten befragt.<br />

Der Substanzmissbrauch stellte sich wie folgt dar: Alkohol (47,7 %),<br />

Cannabis (26,4 %), polyvalent (17,2 %), sonstiger (8,7 %). Zur<br />

Fremdbeurteilung aggressiven Verhaltens wurden zudem Teile <strong>der</strong><br />

„Brief Psychiatric Rat<strong>in</strong>g Scale“ (BPRS) und die „Nurses‘ Observation<br />

Scale for Inpatient Evaluation“ (NOSIE) e<strong>in</strong>gesetzt. Beide<br />

Gruppen wurden <strong>in</strong> Bezug auf fremdaggressives Verhalten und<br />

Suizidalität mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Während sich bezüglich fremdaggressiven<br />

Verhaltens anhand <strong>der</strong> verschiedenen Instrumente ke<strong>in</strong>e Unterschiede<br />

zwischen Patienten mit und ohne komorbide substanzbezogene<br />

Störung zeigten, waren <strong>in</strong> Bezug auf Suizidalität deutliche<br />

Unterschiede festzustellen. Unter den Doppeldiagnosepatienten<br />

fanden sich auf <strong>der</strong> Grundlage des kl<strong>in</strong>ischen Interviews signifikant<br />

häufiger Suizidgedanken (χ²=7.0, df=2, p=0.03), Suizidpläne<br />

(χ²=10.97, df=2, p=0.004) und Suizidversuche (χ²=6.75, df=2.00,<br />

p=0.03) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit. Die Ergebnisse weisen darauf h<strong>in</strong>,<br />

dass aggressive Verhaltensweisen, wie sie im kl<strong>in</strong>ischen Alltag anzutreffen<br />

s<strong>in</strong>d, bei Doppeldiagnosepatienten überschätzt werden<br />

könnten. Autoaggression im S<strong>in</strong>ne von Suizidgedanken, -plänen<br />

und -versuchen sche<strong>in</strong>t h<strong>in</strong>gegen bei Doppeldiagnosepatienten<br />

weitaus stärker ausgeprägt zu se<strong>in</strong> und sollte bei dieser Patientengruppe<br />

beson<strong>der</strong>s sorgfältig berücksichtigt werden.<br />

006<br />

Emotionswahrnehmung und -erleben bei schizophrenen und depressiven<br />

PatientInnen<br />

Helmut Schöggl (Mediz<strong>in</strong>ische Universität Graz, Österreich)<br />

A. Drekonja, B. Tschiggerl, R. Ille, H.-P. Kapfhammer, A. Schienle<br />

E<strong>in</strong>leitung: PatientInnen mit schizophrenen und depressiven <strong>Erkrankungen</strong><br />

zeigen vielfach Bee<strong>in</strong>trächtigungen bei <strong>der</strong> Interpretation<br />

emotionaler Gesichtsausdrücke sowie dem Emotionserleben,<br />

z. B. weniger <strong>in</strong>tensives Emotionserleben und Defizite bei <strong>der</strong> Kategorisierung<br />

von Basisemotionen. Bei beiden psychischen Störungen<br />

wurde e<strong>in</strong> erhöhter Angst- und Ärgerlevel nachgewiesen, bei<br />

schizophrenen PatientInnen auch erhöhte Ekelempf<strong>in</strong>dlichkeit.<br />

Methode: Untersucht wurden 12 PatientInnen mit <strong>der</strong> Diagnose<br />

e<strong>in</strong>er paranoiden Schizophrenie, 12 PatientInnen mit depressiver<br />

Episode sowie 12 psychisch gesunde Kontrollproband Innen (KG)<br />

mit vergleichbarem Alter, Geschlechterverteilung und sozioökonomischem<br />

H<strong>in</strong>tergrund. Als Stimulusmaterial wurden Bil<strong>der</strong> mit<br />

affektiver Mimik (Basisemotionen: Angst, Ekel, Ärger, Traurigkeit,<br />

Freude, Überraschung) und affektiv neutrale Gesichter sowie emotionsrelevante<br />

Szenen (Angst, Ekel, Freude) und affektiv neutrale<br />

Bil<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>em Computerbildschirm präsentiert. Die erlebte bzw.<br />

bei den Gesichtern wahrgenommene Intensität <strong>der</strong> sechs Basisemotionen<br />

wurde auf visuellen Analogskalen bewertet. Zusätzlich<br />

wurde e<strong>in</strong>e Fragebogenbatterie zur Erfassung von Ekelempf<strong>in</strong>dlichkeit,<br />

Ekelsensitivität, Ängstlichkeit, Angstsensitivität, Eigenschaftsärger,<br />

Ärgerausdruck und Depressivität vorgegeben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Schizophrene und depressive PatientInnen<br />

gaben höhere Ängstlichkeit, Angstsensitivität, Ekelsensitivität<br />

und Depressivität an als Personen <strong>der</strong> KG. Depressive PatientInnen<br />

erreichten außerdem höhere Werte beim Eigenschaftsärger, Ärgerausdruck<br />

und <strong>der</strong> Ekelempf<strong>in</strong>dlichkeit. Alle Gruppen bewerteten<br />

die Zielemotionen bei affektiven Gesichtern gleich <strong>in</strong>tensiv, Freude<br />

wurde aber <strong>in</strong>tensiver wahrgenommen als negative Emotionen.<br />

Depressive bewerteten glückliche Gesichter als weniger glücklich<br />

als die KG, ärgerliche, angeekelte und traurige Gesichter wurden als<br />

<strong>in</strong>tensiver und ängstlicher wahrgenommen. Neutrale Gesichter<br />

wurden von Depressiven als ärgerlicher und stärker angeekelt <strong>in</strong>-<br />

89


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

terpretiert. PatientInnen bei<strong>der</strong> Gruppen erlebten die affektiven<br />

und neutralen Szenen <strong>in</strong>tensiver als die KG. Depressive erlebten bei<br />

angstauslösenden Szenen Angst stärker und bei neutralen Szenen<br />

alle negativen Emotionen <strong>in</strong>tensiver als Schizophrene und Personen<br />

<strong>der</strong> KG. Bei beiden PatientInnengruppen lösten angst- und<br />

ekel<strong>in</strong>duzierende Szenen <strong>in</strong>tensivere negative Emotionen aus als<br />

bei <strong>der</strong> KG. Depressive und <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer Ausprägung auch schizophrene<br />

PatientInnen nahmen Emotionen affektiver Mimiken als<br />

<strong>in</strong>tensiver wahr und erlebten affektive Szenen <strong>in</strong>tensiver. Dies resultiert<br />

aus <strong>in</strong>tensiverer Wahrnehmung und <strong>in</strong>tensiverem Erleben<br />

negativer Emotionen.<br />

007<br />

The importance of Self and Object representations <strong>in</strong> development<br />

of the SCH process-case report<br />

Jelena Kostic (Cl<strong>in</strong>ical Centre Nish, Child & Adolescent Psychiatry,<br />

Serbia)<br />

D. Krasic, L. Milosavljevic<br />

Introduction: If we start from the standpo<strong>in</strong>t that the primary deficit<br />

<strong>in</strong> schizophrenia is the deficit <strong>in</strong> the form<strong>in</strong>g and ma<strong>in</strong>ta<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

of the Self and Object representations, then we clear the path to<br />

observ<strong>in</strong>g the process of Sch. through specific structural terms-<br />

specific models and shapes of the <strong>in</strong>ternalization deficit and consequential<br />

structural variability.<br />

Method: We tried to display the specific <strong>in</strong>fluence of the developmental<br />

deficit on the Sch. process by present<strong>in</strong>g the case of a 17 year<br />

old female patient diagnosed with hebephrenic schizophrenia. By<br />

observ<strong>in</strong>g the patient‘s life history, we <strong>in</strong>terpreted her psychological<br />

development through early <strong>in</strong>trojective configurations, the identification<br />

process, the phase of form<strong>in</strong>g realistic im ages of the self and<br />

the outer world and the form<strong>in</strong>g of the Ego identity. The current<br />

state is expla<strong>in</strong>ed through deficit Ego disfunctions.<br />

Discussion / Results: The patient‘s grow<strong>in</strong>g up <strong>in</strong> an unstable and<br />

disturb<strong>in</strong>g primary family group, with a mother suffer<strong>in</strong>g from Sch.<br />

psychosis and a grandmother addicted to alchoco, as well as her<br />

liv<strong>in</strong>g <strong>in</strong> different foster families for several years, caused pathological<br />

modifications <strong>in</strong> the <strong>in</strong>trojective process and form<strong>in</strong>g of a confused<br />

Ego identity. Fragility, non-differentia tion and polarisational<br />

exclusiveness of mental representations (conditioned by the characteristics<br />

of the primary object relations) form an <strong>in</strong>secure mental<br />

structure which the patient uses to shape her perception of herself<br />

and the world. This can be phenomenologically recognised <strong>in</strong> the<br />

direct and <strong>in</strong>ner presentation of the devil and god as clear and utterly<br />

sharp opposites. CONCLUSION: The shizophrenic process is<br />

connected to the developmental deficit which is conditioned by the<br />

failure to organize and <strong>in</strong>tegrate the <strong>in</strong>herent structures form<strong>in</strong>g<br />

the core of <strong>in</strong>dividual self-organiza tion. This essentially directs development<br />

toward the shizophrenic process. It also unstabilizes and<br />

specifically alters the <strong>in</strong>tegration and organisation of both the perceptual-conceptual<br />

functions and cognitive and affective functions.<br />

Thus, the Sch. process causes disorganisation on all the three basel<strong>in</strong>e<br />

levels of psychological organization.<br />

008<br />

Autobiographische Gedächtnisdefizite bei chronisch schizophrenen<br />

Patienten <strong>in</strong> höherem Lebensalter<br />

Marc Montgomery Lässer (Universitäts-Kl<strong>in</strong>ik für, Allgeme<strong>in</strong>e Psychiatrie<br />

Sek. Gerontopsychiatrie, Heidelberg)<br />

U. Seidl, L. Schmid, C. Herold, J. Schrö<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung: Gedächtnisdefizite gehören zu den auffälligsten neuropsychologischen<br />

Begleitsymptomen schizophrener <strong>Erkrankungen</strong>.<br />

Im Zentrum unseres Forschungsprojektes steht das autobiographische<br />

Gedächtnis. Das autobiographische Gedächtnis stellt das<br />

höchst entwickelte Gedächtnissystem des Menschen dar und trägt<br />

Wesentliches zu unserer Persönlichkeitsentwicklung und zur Stär-<br />

90<br />

kung unserer Ichstrukur bei. E<strong>in</strong>e Reihe von Befunden bestätigen<br />

ausgeprägte Defizite schizophrener Patienten beim Er<strong>in</strong>nern autobiographischer<br />

Gedächtnis<strong>in</strong>halte. Es gibt aber nur wenige Erkenntnisse<br />

zu autobiographischen Gedächtnisdefiziten und <strong>der</strong>en<br />

neurokognitiven Grundlagen bei chronisch schizophrenen Patienten<br />

<strong>in</strong> höherem Lebensalter. Grundlegend neue Erkenntnisse hierzu<br />

sollen mit diesem Forschungsprojekt gewonnen werden.<br />

Methode: Aktuell wurden je 30 chronisch schizophrene Patienten,<br />

gesunde Kontrollen und depressive Kontrollprobanden untersucht.<br />

Zentrales Instrument unseres Projektes stellt das Bielefel<strong>der</strong> autobiographische<br />

Gedächtnis<strong>in</strong>terview (BAGI) dar, welches durch<br />

Verfahren zur Erfassung wesentlicher neurokognitiver Leistungsbereiche<br />

ergänzt wird. Das BAGI erlaubt es sowohl semantische als<br />

auch episodische Gedächtnisleistungen über fünf Lebensabschnitte<br />

h<strong>in</strong>weg zu erfassen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Erste Ergebnisse zeigen e<strong>in</strong>e im Vergleich<br />

zu den beiden Kontrollgruppen deutlich verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te autobiographische<br />

Gedächtnisleistung <strong>der</strong> chronisch schizophrenen Patientengruppe.<br />

Werden Ereignisse er<strong>in</strong>nert s<strong>in</strong>d diese sowohl unspezifischer,<br />

als auch detailärmer als bei den Vergleichsgruppen. Im<br />

Gegensatz zu diesen episodischen Gedächtnis<strong>in</strong>halten zeigen sich<br />

persönliche semantische Gedächtnis<strong>in</strong>halte von <strong>der</strong> Erkrankung<br />

nur relativ mo<strong>der</strong>at betroffen. Zusammenhänge zwischen autobiographischen<br />

Gedächtnisleistungen und neurokognitiven Parametern<br />

zeichnen sich vor<strong>der</strong>gründig <strong>in</strong> exekutiven und metakognitiven<br />

Leistungsbereichen ab. Im Allgeme<strong>in</strong>en zeigt die chronisch<br />

schizophrene Patientengruppe e<strong>in</strong> deutlich bee<strong>in</strong>trächtigtes neurokognitives<br />

Leistungsprofil mit Schwerpunkten beim verbalen Gedächtnis<br />

und <strong>in</strong> frontal-exekutiven Leistungsbereichen. In unserem<br />

laufenden Forschungsprojekt soll nun die Stichprobe auch auf junge<br />

Patienten ausgedehnt und mit dem E<strong>in</strong>satz bildgeben<strong>der</strong> Verfahren<br />

strukturelle Korrelate autobiographischer Gedächtnisleistungen<br />

bei schizophrenen Patienten identifiziert werden.<br />

009<br />

Vergleich kognitiver Dysfunktionen bei schizophren Ersterkrankten<br />

mit und ohne komorbidem Cannabismissbrauch<br />

Berend Malchow (Universitätsmediz<strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

P. Falkai, O. Gruber, T. Schnei<strong>der</strong>-Axmann, T. Wobrock<br />

E<strong>in</strong>leitung: Kognitive Defizite werden bereits bei ersterkrankten<br />

schizophrenen Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen<br />

beschrieben. Gleichzeitig weisen ersterkrankte schizophrene<br />

Patienten (FE-SZ) e<strong>in</strong>e hohe Komorbidität mit e<strong>in</strong>em Substanzmissbrauch<br />

(15 – 65 %), darunter <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Cannabis, auf. Ob<br />

kognitive Dysfunktionen zwischen ersterkrankten schizophrenen<br />

Patienten mit und ohne Cannabiskonsum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorgeschichte unterschiedlich<br />

ausgeprägt s<strong>in</strong>d, ist nur wenig untersucht worden.<br />

Methode: 51 FE-SZ und 52 gesunde Kontrollen wurden mit e<strong>in</strong>er<br />

standardisierten neuropsychologischen Testbatterie (WST, RWT,<br />

VLMT, SOPT, WCST, TOL, TAP, ZVT) untersucht. Die FE-SZ wurden<br />

dann <strong>in</strong> die Subgruppe <strong>der</strong> Patienten mit (SZ-SUD, N = 22)<br />

und ohne Cannabismissbrauch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorgeschichte (SZ non-SUD,<br />

N = 29) unterteilt und die neuropsychologische Leistung verglichen<br />

(ANOVA, bzw. Mann-Whitney-U Test).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigte sich auch nach Bonferroni-Korrektur<br />

<strong>in</strong> fast allen neuropsychologischen Variablen e<strong>in</strong> signifikant<br />

schlechteres Abschneiden <strong>der</strong> FE-SZ im Vergleich zu den Kontrollprobanden,<br />

die neuropsychologische Leistung <strong>der</strong> FE-SZ mit und<br />

ohne Cannabismissbrauch war nicht unterschiedlich. E<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>holung<br />

<strong>der</strong> Analyse mit e<strong>in</strong>em für Alter und Geschlecht gematchten<br />

Sample führte zu den gleichen Ergebnissen. Damit führt Cannabismissbrauch<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorgeschichte nicht zu ausgeprägteren<br />

kognitiven Defiziten bei schizophren Ersterkrankten.


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

010<br />

Gegen die Wand? Voreiliges Schlussfolgern und Unkorrigierbarkeit<br />

bei Schizophrenie: E<strong>in</strong>e Längsschnittuntersuchung<br />

Ruth Veckenstedt (Unikl<strong>in</strong>ik Hamburg Eppendorf, AG Kl<strong>in</strong>ische Neuropsychologie)<br />

S. Randjbar, F. Vitzthum, D. Roesch-Ely, U. Pfüller, S. Moritz<br />

E<strong>in</strong>leitung: Angefangen mit den <strong>in</strong>zwischen häufig replizierten<br />

Befunden zum voreiligen Schlussfolgern (jump<strong>in</strong>g to conclusions<br />

bias, JTC-Bias) wurden bei schizophrenen Patienten <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren zahlreiche weitere Denkverzerrungen festgestellt und mit<br />

<strong>der</strong> Entstehung und Aufrechterhaltung von Wahnideen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

gebracht. Dazu zählt auch e<strong>in</strong>e mangelnde Korrigierbarkeit<br />

von (Fehl-) Urteilen bei bestehenden Gegenbeweisen (bias aga<strong>in</strong>st<br />

disconfirmatory evidence, BADE). Bis heute gibt es e<strong>in</strong>e une<strong>in</strong>heitliche<br />

Befundlage bezüglich <strong>der</strong> Frage, ob die gefundenen kognitiven<br />

Auffälligkeiten e<strong>in</strong>en Episodenmarker darstellen, <strong>der</strong> nur o<strong>der</strong><br />

akzentuiert bei aktuellem Wahnerleben o<strong>der</strong> aber e<strong>in</strong>en Eigenschaftsmarker,<br />

d.h. e<strong>in</strong>e die psychotische Episode überdauernde<br />

Neigung. Erste Längsschnittuntersuchungen konnten H<strong>in</strong>weise auf<br />

verän<strong>der</strong>tes Schlussfolgern auch <strong>in</strong> Remission f<strong>in</strong>den (Peters &<br />

Gartey, 2006). Zur mangelnden Korrigierbarkeit liegen bis heute<br />

ke<strong>in</strong>e longitud<strong>in</strong>alen Daten vor. Ziel <strong>der</strong> aktuellen Studie ist es, die<br />

beschriebenen kognitiven Verzerrungen longitud<strong>in</strong>al zu untersuchen,<br />

um mögliche Zusammenhänge untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> sowie mit <strong>der</strong><br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> schizophrenen Symptomatik (v. a. Wahn) festzustellen.<br />

Methode: Es wurden 76 Patienten mit e<strong>in</strong>er Störung aus dem schizophrenen<br />

Formenkreis mithilfe e<strong>in</strong>es BADE Paradigmas zu drei<br />

Zeitpunkten untersucht (t0 = basel<strong>in</strong>e, t1 = nach 4 Wochen, t2 =<br />

nach 6 Monaten). Darüber h<strong>in</strong>aus wurden Daten von 30 gesunden<br />

Kontrollprobanden zum Zeitpunkt t0 und t1 erhoben. Das BADE-<br />

Paradigma ermöglichte die Messung <strong>der</strong> Unkorrigierbarkeit<br />

(BADE) und des voreiligen Schlussfolgerns (JTC-Bias). Zur Diagnosesicherung<br />

wurde das M<strong>in</strong>i International Neuropsychiatric Interview<br />

(MINI) verwendet. Die aktuelle Symptomatik <strong>der</strong> Patienten<br />

wurde mit <strong>der</strong> Positive and Negative Syndrom Scale (PANSS)<br />

sowie den Psychotic Symptom Rat<strong>in</strong>g Scales (PSYRATS) erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Ergebnisse zum voreiligen Schlussfolgern<br />

und zur Unkorrigierbarkeit werden sowohl im Querschnitt (im<br />

Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe) als auch im Längsschnitt<br />

(Zusammenhang zur Entwicklung <strong>der</strong> Wahnsymptomatik) berichtet.<br />

Die Ergebnisse werden diskutiert und etwaige therapeutische<br />

Implikationen für die Behandlung schizophrener Patienten abgeleitet.<br />

011<br />

Motorische und kognitive Leistungsmerkmale schizophrener Patienten<br />

Simon Eickhoff (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

S. Behrw<strong>in</strong>d, M. Dafotakis<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Kl<strong>in</strong>ik schizophrener Patienten ist außer durch<br />

produktiv-psychotisches Erleben stark durch die als Negativsymptome<br />

zusammengefassten Krankheitsfolgen bestimmt. Diese psychomotorischen<br />

und kognitiven E<strong>in</strong>bußen zeigen oft e<strong>in</strong>e stetige<br />

Progredienz, welche e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle für die sozio-ökonomische<br />

Prognose spielt. Das Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Studie ist e<strong>in</strong>e weitere<br />

Differenzierung psychomotorischer und kognitiver Komponenten<br />

<strong>der</strong> schizophrenen Negativsymptomatik.<br />

Methode: E<strong>in</strong>geschlossen wurden bisher 18 stationäre Patienten<br />

(mittleres Alter: 36 ± 12 Jahre) mit remittierter chronischer paranoid-halluz<strong>in</strong>atorischer<br />

Schizophrenie (F20.0), sowie e<strong>in</strong>e Gruppe<br />

alters- und geschlechtsentsprechen<strong>der</strong> gesun<strong>der</strong> Kontrollprobanden.<br />

Alle Patienten wurden mit atypischen Neuroleptika behandelt,<br />

waren frei psychischer Komorbidität und für m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> halbes<br />

Jahr abst<strong>in</strong>ent von illegalen Drogen. Patienten und Kontrollen<br />

führten e<strong>in</strong>e Testbatterie durch, welche sowohl aus Aufgaben zur<br />

handmotorischen Grundschnelligkeit (F<strong>in</strong>gertappen) und Koord<strong>in</strong>ation<br />

(zehnmaliges abwechselndes Antippen 30 cm entfernt liegen<strong>der</strong><br />

Punkte) als auch aus kognitiven Leistungstests (Trailmark<strong>in</strong>g-Test,<br />

HAWIE-R Zahlentest, Mehrfachworttest-B) bestand.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Patienten und Kontrollen unterschieden<br />

sich nicht im Alter (p>0.64), <strong>der</strong> eigenen (p>0.41) o<strong>der</strong> elterlichen<br />

(p>0.60) Schulbildung. In <strong>der</strong> handmotorischen Grundschnelligkeit<br />

zeigten Patienten und Kontrollen ebenfalls ke<strong>in</strong>e signifikanten<br />

Unterschiede (p>0.76). Für die Bewältigung <strong>der</strong> motorischen<br />

Schnelligkeits-Koord<strong>in</strong>ationsaufgabe brauchten die Patienten jedoch<br />

signifikant länger (p


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

für die Warm- (p=0,001) und Kaltschwelle (p=0,008) zu den Patienten<br />

mit e<strong>in</strong>em Negativsyndrom (Typ II). Diese Ergebnisse bleiben<br />

unverän<strong>der</strong>t, wenn man die Patienten <strong>in</strong> die Untergruppen mit<br />

und ohne antipsychotische Medikation unterteilt, jeweils bestehen<br />

wie<strong>der</strong>um nur Unterschiede für die Warm- und Kaltschwelle für<br />

Patienten mit e<strong>in</strong>em Negativsyndrom. Ebenso bestehen die gleichen<br />

Unterschiede zwischen den Patienten mit e<strong>in</strong>em Positiv- und<br />

Negativsyndrom. Zusammengefasst kann man feststellen, dass Patienten<br />

mit e<strong>in</strong>em Negativsyndrom e<strong>in</strong>e im Vergleich zu Gesunden<br />

und zu Schizophrenen mit e<strong>in</strong>em Positivsyndrom verän<strong>der</strong>te Temperatursensitivität,<br />

nicht jedoch Schmerzsensitivität haben.<br />

013<br />

Prädiktoren des metabolischen Syndroms bei Patienten mit Schizophrenie<br />

– Ergebnisse aus e<strong>in</strong>er deutschen Beobachtungsstudie<br />

Susanne Kraemer (Lilly Deutschland, Mediz<strong>in</strong>ische Abteilung, Bad<br />

Homburg)<br />

A. M<strong>in</strong>arzyk, C. Beal, H.-P. Hundemer, T. Forst, D. Kopf<br />

E<strong>in</strong>leitung: Verschiedene Studien haben erhöhte Prävalenzen kardiovaskulärer<br />

Risikofaktoren bei Patienten unter Antipsychotikatherapie<br />

beschrieben. In dieser Beobachtungsstudie wurden bei<br />

unterschiedlich medizierten Schizophreniepatienten die Prävalenz<br />

des Metabolischen Syndroms (MetS) an Basel<strong>in</strong>e sowie nach 3 Monaten<br />

erfasst und prognostische Faktoren für die Entwicklung des<br />

MetS untersucht.<br />

Methode: Dokumentiert wurden erwachsene Schizophreniepatienten,<br />

die entwe<strong>der</strong> erstmalig e<strong>in</strong>- o<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Medikament<br />

umgestellt wurden. Zur Diagnose des MetS (gemäß National Cholesterol<br />

Education Program) wurden kl<strong>in</strong>ische und Laborpara meter<br />

erhoben. Patienten mit vollständigen Daten für e<strong>in</strong>e MetS-Diagnose<br />

an beiden Visiten (476 von 642) wurden deskriptiv analysiert.<br />

Danach wurde die Prävalenz des MetS <strong>in</strong>klusive <strong>der</strong> 95 % Konf<strong>in</strong>denz<strong>in</strong>tervalle<br />

(KI) <strong>in</strong> den folgenden Behandlungskohorten berechnet:<br />

Olanzap<strong>in</strong> (Olz, N=206, Risperidon (Risp, N=69), Quetiap<strong>in</strong><br />

(Quet, N=33), sonstige Atypika-Monotherapie (Atyp, N=72),<br />

Typika (Typ, N=16) und Komb<strong>in</strong>ationstherapie (Komb, N=80).<br />

Mögliche prädiktive Faktoren für MetS wurden durch logistische<br />

Regression mit schrittweisem E<strong>in</strong>schluss <strong>der</strong> Kovariablen ermittelt<br />

und unter Angabe von p-Werten und Odds-Ratio (OR) berichtet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt lag die Prävalenz des MetS an<br />

Basel<strong>in</strong>e bei 40,3 % [KI 35,90; 44,90], nach 3 Monaten bei 42,7 %<br />

[KI 38,16; 47,23] und unterschied sich somit nicht signifikant. In<br />

den Behandlungskohorten lagen die Raten an Basel<strong>in</strong>e zwischen<br />

30,4 % [KI 19,92; 42,69] (Risp) und 68,8 % [KI 41,34; 88,98] (Typ)<br />

und nach 3 Monaten zwischen 38,4 % [KI 31,68; 45,36] (Olz) und<br />

68,8 % [KI 41,34; 88,98] (Typ). An Basel<strong>in</strong>e signifikant mit MetS<br />

assoziiert waren die Faktoren somatische Begleiterkrankung<br />

(p


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

016<br />

Prävalenz und zeitliche Entwicklung von Persönlichkeitsstörungen<br />

bei Patienten mit <strong>Erkrankungen</strong> aus dem schizophrenen Formenkreis<br />

Katr<strong>in</strong> Schroe<strong>der</strong> (UKE, Psychiatrie, Hamburg)<br />

A. Hoppe, B. Andresen, C. G. Huber<br />

E<strong>in</strong>leitung: Während bei Patienten mit <strong>Erkrankungen</strong> aus dem<br />

schizophrenen Formenkreis den maladaptiven Persönlichkeitsdimensionen<br />

traditionell wenig Relevanz zugemessen wurde, wächst<br />

<strong>in</strong> letzter Zeit das Interesse an komorbiden Achse-II-Störungen bei<br />

diesem Patientenklientel (Newton-Howes et al. 2007). Dabei s<strong>in</strong>d<br />

die Angaben zur Prävalenz von Persönlichkeitsstörungen mit 4,5 %<br />

bis 100 % sehr heterogen. Bezüglich des zeitlichen Verlaufs <strong>der</strong><br />

Ausprägung von Persönlichkeitsstörungen liegen Arbeiten <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen<br />

(Shea et al, 2002; Zanar<strong>in</strong>i et al, 2003; Grilo et al, 2004) und<br />

<strong>in</strong> nicht-kl<strong>in</strong>ischen (Lenzenweger, 1999, Johnson et al, 2000) Populationen<br />

vor, die e<strong>in</strong>e Besserung <strong>der</strong> Persönlichkeitsstörungssymptomatik<br />

zeigen. Ziel dieser Arbeit war, Prävalenz und Verlauf von<br />

maladaptiven Persönlichkeitszügen bei Patienten mit e<strong>in</strong>er Erkrankung<br />

aus dem schizophrenen Formenkreis zu untersuchen.<br />

Methode: E<strong>in</strong>schlusskriterien waren das Vorliegen e<strong>in</strong>er schizophrenen<br />

o<strong>der</strong> schizoaffektiven Störung nach DSM-IV-TR mit mehr<br />

als e<strong>in</strong>er Krankheitsepisode, e<strong>in</strong> Fehlen von Akutsymptomatik (alle<br />

PANSS-Items ≤ 4, maximal 5 Items = 4) und e<strong>in</strong> Alter von 18 bis<br />

65 Jahren. Persönlichkeitsmerkmale wurden mit Hilfe des SKID-<br />

II–Interviews erhoben. Zusätzlich zum aktuellen Status wurden die<br />

Patienten retrospektiv zu ihrer E<strong>in</strong>schätzung des prämorbiden<br />

Zustandes vor Auftreten <strong>der</strong> Achse-I-Störung befragt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 45 Patienten (18 Frauen) mit e<strong>in</strong>em Durchschnittsalter<br />

von 37 Jahren wurden untersucht. Nach kategorialer<br />

Auswertung des SKID-II zeigte sich e<strong>in</strong>e Prävalenz von 17,7 % für<br />

alle Persönlichkeitsstörungen. Der Vergleich <strong>der</strong> Persönlichkeitsstörungs-Traits<br />

zwischen prämorbidem und aktuellem Zustand<br />

ergab für alle Persönlichkeitsstörungen e<strong>in</strong>e hochsignifikante Zunahme<br />

<strong>der</strong> Symptomatik im Erkrankungsverlauf (p


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

fragt wurden. Zum Entlasszeitpunkt füllten sie das CSRI-E aus, bei<br />

den Katamnesen jeweils das CSRI-K. Die psychometrischen Eigenschaften<br />

jedes Instruments wurden per Item- und Faktorenanalysen<br />

bestimmt und Zusammenhänge mit weiteren behandlungs-<br />

und krankheitsrelevanten Merkmalen untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Faktorenanalyse mit den Items des<br />

CSRI-E ergab e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Faktor. Die Itemanalyse zeigte e<strong>in</strong>e<br />

gute <strong>in</strong>terne Konsistenz. Der Summenscore des CSRI-E korreliert<br />

z.B. mit Item g12 <strong>der</strong> PANSS (Mangel an Urteilsfähigkeit und E<strong>in</strong>sicht)<br />

und mit <strong>der</strong> Medication Adherence Rat<strong>in</strong>g Scale. Zudem unterschieden<br />

sich regulär und entgegen ärztlichem Rat Entlassene<br />

signifikant h<strong>in</strong>sichtlich ihres zuvor erzielten Scores. Die Faktorenanalyse<br />

mit den Items des CSRI-K bei <strong>der</strong> 6-Monats-Katamnese<br />

ergab zwei Faktoren, die als Compliance-Verhalten und Freiwilligkeit<br />

<strong>der</strong> Behandlung <strong>in</strong>terpretiert werden konnten. Die <strong>in</strong>terne<br />

Konsistenz bei<strong>der</strong> Subskalen erwies sich als ausreichend. Zwischen<br />

den Summenscores <strong>der</strong> 8 spiegelgleichen Items von CSRI-E und<br />

CSRI-K zu E<strong>in</strong>stellungen h<strong>in</strong>sichtlich gesundheitsför<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Lebensführung<br />

bei Entlassung und zum Handeln entsprechend dieser<br />

E<strong>in</strong>sichten im Laufe <strong>der</strong> kommenden 6 Monate zeigte sich e<strong>in</strong> positiver<br />

Zusammenhang.<br />

003<br />

Therapieziele <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schizophreniebehandlung – Wichtigkeit aus<br />

Sicht von Ärzten, Patienten, Angehörigen und Kostenträgern<br />

Olaf Kuhnigk (UKE, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Hamburg)<br />

L. Slawik, A. Schmed<strong>in</strong>g<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zwischen <strong>der</strong> Patientenakzeptanz für Depotmedikationen<br />

und Verschreibungsraten besteht <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e Lücke.<br />

Basierend auf dem Therapieansatz des „shared-decision-mak<strong>in</strong>g“,<br />

Auswirkungen e<strong>in</strong>er Erkrankung auf Ange hörige und Kosten /<br />

Nutzen-Abwägungen bei bekanntermaßen ger<strong>in</strong>geren Rehospitalisierungsrate<br />

bei Depotmedikation ist die Kenntnis <strong>der</strong> Wichtigkeit<br />

<strong>der</strong> Therapieziele aus Sicht von Ärzten, Patienten, Angehörigen sowie<br />

Kostenträgern unseres Gesundheitssystems sowohl für die <strong>in</strong>dividuelle<br />

Therapieplanung, als auch gesundheitspolitisch von Bedeutung.<br />

Zielstellung: Aufbauend auf vorliegenden Ergebnissen zur<br />

Wichtigkeit von Therapiezielen von Ärzten und Patienten verfolgt<br />

die Folgestudie das Ziel, Beurteilungen von Angehörigen und Kostenträgern<br />

(Vertreter von Krankenkassen und Kassenärztlichen<br />

Vere<strong>in</strong>igungen) zur präferierten Verabreichungsform, priorisierten<br />

Therapiezielen und <strong>der</strong>en Erfüllungsgrad zu erfassen. Die Ergebnisse<br />

aller 4 Gruppen werden mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vergleichen.<br />

Methode: 345 Teilnehmer (nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte / Kl<strong>in</strong>ikärzte:<br />

n=160; Schizophreniepatienten: n=105; Angehörige: n=50; Kostenträger:<br />

n=30) wurden anhand e<strong>in</strong>es dreiteiligen Fragebogens telefonisch<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> persönlichen E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>terviews befragt: 1. zur präferierten<br />

Verabreichungsform aus Patientensicht; 2. zur Priorisierung<br />

von 20 Therapiezielen e<strong>in</strong>em Rank<strong>in</strong>g und e<strong>in</strong>er Gewichtungsaufgabe<br />

(5-Punkte-Likert-Skala); 3. zur Bewertung <strong>der</strong> Erreichungsgrade<br />

aller Therapieziele (5-Punkte-Likert-Skala). Berechnet wurden<br />

Häufigkeitsverteilungen, Mittelwerte, Standardabweichungen,<br />

und t-Tests.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 41 % <strong>der</strong> Patienten würden e<strong>in</strong> Depot<br />

gegenüber e<strong>in</strong>er oralen Medikation präferieren, Ärzte schätzen diesen<br />

Anteil als signifikant ger<strong>in</strong>ger e<strong>in</strong> (18 %, p < 0.05). , Angehörige<br />

me<strong>in</strong>en daß 28 % e<strong>in</strong> Depot bevorzugen würden, Kostenträger nehmen<br />

23 % an. Für alle 4 Gruppen gehören Verr<strong>in</strong>gerung krankheitsbezogener<br />

Symptome und Verbesserung kognitiver Leistungen<br />

zu den fünf wichtigsten Therapiezielen. Gefragt nach nach dem<br />

Erreichungsgrad <strong>der</strong> Therapieziele weisen Angehörige die größte<br />

Variabilität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewertung auf. Kostenträger beurteilen den Erreichungsgrad<br />

über alle Therapieziele im Mittel kritischer als an<strong>der</strong>e<br />

Gruppen. Schlussfolgerungen: Vorliegende Ergebnisse zeigen,<br />

dass Ärzte, Angehörige und Kostenträger die Präferenz e<strong>in</strong>er neu-<br />

94<br />

roleptischen Depotmedikation von Patienten unterschätzen. Trotz<br />

Geme<strong>in</strong>samkeiten weisen die Beurteilungen <strong>der</strong> 4 Gruppen unterschiedliche<br />

Wichtigkeiten <strong>in</strong> den Behandlungszielen auf. Diese<br />

Kenntnis sollte unter Beteiligung aller aufgegriffen werden, um die<br />

Entwicklung neuer Versorgungskonzepte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schizophreniebehandlung<br />

zu unterstützen.<br />

004<br />

Cl<strong>in</strong>ical Analysis of the Treatment of Schizophrenia (CATS):<br />

Erfassung von Sexueller Funktion<br />

Marion Lautenschlager (Charité, Psychiatrie, Psychoseambulanz,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

M. Deuschle, N. Bergemann, T. Dembler, M. Franz, J. Kammerer-<br />

Ciernioch, F. Le<strong>der</strong>bogen, M. Weisbrod<br />

In <strong>der</strong> Behandlung und Therapie von schizophrenen Psychosen<br />

wird <strong>der</strong> Erfassung und Diskussion von Störungen <strong>der</strong> sexuellen<br />

Funktion bisher selten viel Zeit e<strong>in</strong>geräumt. Den sexuellen Funktionsstörungen<br />

kommt sowohl e<strong>in</strong>e Bedeutung als Symptom <strong>der</strong> Erkrankung<br />

zu, als auch als häufige pharmakologische Nebenwirkung<br />

und damit e<strong>in</strong>e Bedeutung für die Adherence und Compliance des<br />

Patienten mit <strong>der</strong> Therapieform. Im Rahmen <strong>der</strong> pharmakoepidemiologischen<br />

Studie CATS wird bei Patienten mit Psychosen auf<br />

freiwilliger Basis e<strong>in</strong>e Erfassung <strong>der</strong> sexuellen Funktion und Zufriedenheit<br />

durchgeführt. In <strong>der</strong> hier vorgestellten ersten Zwischenauswertung<br />

hatten von 690 e<strong>in</strong>geschlossenen Patienten 431 an<br />

zwei Zeitpunkten <strong>der</strong> Befragung teilgenommen (davon hatten 308<br />

(71 %) die Diagnose Schizophrenie ( ICD10 F20), 116 weiblich / 192<br />

männlich). Von diesen Patienten machten 112 (25,9 %) Angaben<br />

im ASEX-Fragebogen, <strong>der</strong> fünf generelle Basisfunktionen sexuellen<br />

Erlebens erfasst. Den ausführlicheren Fragebogen von Derogatis<br />

mit 25 Fragen zu verschiedenen Domänen sexuellen Erlebens (von<br />

sexuellen Gedanken und Fantasien, Erregung, Erfahrungen, über<br />

Orgasmusfähigkeit bis h<strong>in</strong> zu Verlangen und Partnerschaft) beantworteten<br />

66 (15,3 %). E<strong>in</strong>en weiteren Fragebogen zur detaillierten<br />

Erhebung <strong>der</strong> Sexualanamnese beantworteten 119 (27,6 %). Diese<br />

Auswertung <strong>der</strong> ersten Stichprobe korreliert e<strong>in</strong>e Reihe von Parametern<br />

aus dem Bereich <strong>der</strong> sexuellen Funktion (Alter <strong>der</strong> ersten<br />

Erfahrungen, traumatische Erlebnisse, aktuelle Zufriedenheit, Interesse<br />

an Sex, Zufriedenheit mit <strong>der</strong> aktuellen Partnerschaft) mit<br />

Parametern <strong>der</strong> Erkrankung (Diagnose, BPRS, GAF, CGI ) und Parametern<br />

des Erlebens <strong>der</strong> Patienten (Lebensqualität, Nebenwirkungen).<br />

Diskutiert werden die Randbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Durchführbarkeit<br />

e<strong>in</strong>er detaillierten Sexualanamnese im kl<strong>in</strong>ischen Alltag<br />

und ihre Bedeutung für e<strong>in</strong>e Bewertung <strong>der</strong> aktuellen Symptomatik<br />

als auch <strong>der</strong> gewählten Therapieform.<br />

005<br />

Umsetzung neuropsychologischer Befunde <strong>der</strong> Schizophrenie <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Praxis am Beispiel von Psychoedukation bei akut psychotischen<br />

Menschen<br />

Daniel Nischk (ZP Reichenau, Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie)<br />

J. Rusch<br />

Die neuropsychologische Forschung hat das Wissen über die Genese<br />

<strong>der</strong> Schizophrenien nachhaltig erweitert und zur Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er Vielzahl spezifischer Interventionen geführt. Die Umsetzung<br />

neuropsychologischer Befunde <strong>in</strong> den stationären Alltag stellt h<strong>in</strong>gegen<br />

e<strong>in</strong> bislang vernachlässigtes Forschungsgebiet dar. In diesem<br />

Beitrag wird zunächst aus <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> Defizite im Sprachverständnis<br />

schizophrener Menschen die Notwendigkeit <strong>der</strong> Anpassung<br />

<strong>der</strong> Kommunikation an die Defizite schizophrener Menschen<br />

als grundlegende Voraussetzung für effektives zielorientiertes therapeutisches<br />

Handeln abgeleitet. Danach wird exemplarisch anhand<br />

psychoedukativer Maßnahmen erläutert, auf welche Weise<br />

solche Gruppen<strong>in</strong>terventionen an die neuropsychologischen Defizite<br />

akut psychotischer Menschen angepasst und so erfolgreich


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

durchgeführt werden können. Dargestellt werden darüber h<strong>in</strong>aus<br />

die Ergebnisse e<strong>in</strong>er Studie, die die Effektivität e<strong>in</strong>es modifizierten<br />

psychoedukativen Gruppenprogramms für Menschen mit akuten<br />

Psychosen untersucht hat.<br />

006<br />

Cl<strong>in</strong>ical Analysis of Treatment of Schizophrenia (CATS): Modul<br />

Kognition – Erfassung von exekutiven Kontrollfunktionen<br />

Daniela Roesch-Ely (Unikl<strong>in</strong>ik Heidelberg, Allgeme<strong>in</strong>e Psychiatrie<br />

Exp. Psychopathologie)<br />

K. Rodewald, M. Deuschle, F. Le<strong>der</strong>bogen, J. Kammerer-Ciernioch,<br />

N. Bergemann, M. Lautenschlager, M. Franz, J. Gross, M. Brosz, M.<br />

Weisbrod<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Fokus <strong>der</strong> Diagnostik und Behandlung schizophrener<br />

Psychosen liegt auf Positivsymptomen wie Wahn, Halluz<strong>in</strong>ationen<br />

und psychomotorische Erregung, die das kl<strong>in</strong>ische Bild<br />

bestimmen. Bei <strong>der</strong> Behandlung dieser sogenannten Positivsymptome<br />

wurden <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten, nicht zuletzt durch die<br />

medikamentöse Behandlung mit Antipsychotika <strong>der</strong> ersten und<br />

zweiten Generation, bedeutsame Fortschritte erzielt. Kognitive Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

s<strong>in</strong>d zunächst weniger e<strong>in</strong>drücklich, f<strong>in</strong>den sich<br />

aber bei <strong>der</strong> überwiegende Mehrheit <strong>der</strong> Erkrankten <strong>in</strong> erheblicher<br />

und bee<strong>in</strong>trächtigen<strong>der</strong> Ausprägung. In den letzten Jahren wurde<br />

erkannt, dass kognitive Störungen von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung<br />

für den Verlauf und die Prognose <strong>der</strong> Erkrankung s<strong>in</strong>d, daher wurde<br />

ihnen im kl<strong>in</strong>ischen Alltag zunehmend Aufmerksamkeit zuteil.<br />

Methode: CATS bietet die Möglichkeit, an e<strong>in</strong>er umfangreichen<br />

und unausgelesenen Gruppe von Patienten, die an e<strong>in</strong>er schizophrenen<br />

Psychose leiden, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em naturalistischen Ansatz die Bedeutung<br />

kognitiver Defizite für das Ansprechen auf die Behandlung<br />

zu untersuchen. Das Kognitionsmodul von CATS erfasst die für<br />

Alltagsfunktionen beson<strong>der</strong>s relevanten exekutiven Leistungen wie<br />

Arbeitsgedächtnis (phonologisch), kognitive Flexibilität (Konzeptwechsel-TMT-B)<br />

und geteilte Aufmerksamkeit (Dual Task). Die<br />

Entwicklung <strong>der</strong> kognitiven Testbatterie für CATS zielte auf e<strong>in</strong>e<br />

unkomplizierte Handhabung und e<strong>in</strong>e kurze Bearbeitungszeit. Untersuchungsverfahren<br />

wurden an den Palm adaptiert und, wenn<br />

möglich, die automatisierte Auswertung implementiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Rahmen <strong>der</strong> CATS- Studie wurden<br />

bisher über 400 Patient / <strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>geschlossen. Ziel <strong>der</strong> Kognitions-<br />

Modul ist die miterhobenen Variabeln wie Psychopathologie, Art<br />

<strong>der</strong> Medikation, Nebenwirkungsprofil, Krankheitsdauer, Bildung<br />

u. a. mit kognitiven Leistungen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung zu setzten.<br />

007<br />

Neuroplastcity-Based Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g may improve Verbal Process<strong>in</strong>g<br />

and normalize Sensory Gat<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Schizophrenia<br />

Brigitte Rockstroh (Universität Konstanz, Abtl. Psycholgie)<br />

T. Popov, T. Jordanov, T. Elbert, M. Merzenich<br />

Introduction: The present study exam<strong>in</strong>ed effects of computerbased<br />

cognitive exercises (CE, Posit Science, SF), which emphasizes<br />

auditory discrim<strong>in</strong>ation and verbal memory with<strong>in</strong> a tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g sett<strong>in</strong>g<br />

consi<strong>der</strong><strong>in</strong>g pr<strong>in</strong>ciples of neuroplasticity with the aim of improv<strong>in</strong>g<br />

signal-to-noise ratio of auditory/verbal process<strong>in</strong>g <strong>in</strong> schizophrenia.<br />

Effects of CE were compared to a standardized German<br />

cognitive tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (CogPack, Markersoftware).<br />

Method: In an ongo<strong>in</strong>g study, to date 15 patients (F20.0 ICD-<br />

diagnoses) completed CE (20 sessions with<strong>in</strong> 4 weeks), 10 patients<br />

Cogpack (12 sessions with<strong>in</strong> 4 weeks). Before and after tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

performance <strong>in</strong> word memory (VMLT) and fluency (RWT) were<br />

assessed, and auditory sensory gat<strong>in</strong>g (P50 ratio <strong>in</strong> paired-click<br />

task) was determ<strong>in</strong>ed from magnetoencephalography).<br />

Discussion / Results: Sensory gat<strong>in</strong>g ratio (SGR), which was abnormal<br />

prior to tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs <strong>in</strong> patients (n=27) relative to matched<br />

controls (n=24, p< .01) and did not differ between patient groups<br />

before tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (F .5, p< .05) Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs did<br />

not affect psychopathology (BPRS, BDI, GAF) or word fluency. Results<br />

<strong>in</strong>dicate the possibility of tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g-<strong>in</strong>duced neural reorganisation<br />

<strong>in</strong> schizophrenia with an impact on auditory / verbal process<strong>in</strong>g.<br />

008<br />

Kurz- und mittelfristige psychopathologische Entwicklung bei<br />

schizophrenen Patienten mit hohen vs. niedrigen Selbstmanagementfähigkeiten<br />

und Ressourcen<br />

Julia Aghotor (Universitätskl<strong>in</strong>ik Heidelberg, ZPM)<br />

S. Moritz, U. Pfüller, V. Wörner, R. Veckenstedt, M. Weisbrod, D.<br />

Roesch-Ely<br />

E<strong>in</strong>leitung: Es gibt e<strong>in</strong>e Vielzahl an möglichen Gründen dafür, ob<br />

e<strong>in</strong>e Behandlung für e<strong>in</strong>en Patienten erfolgreich ist o<strong>der</strong> nicht. E<strong>in</strong>e<br />

große Bedeutung kommt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychotherapieforschung dabei<br />

den persönlichen Ressourcen <strong>der</strong> Patienten zu. Im Allgeme<strong>in</strong>en bezeichnen<br />

Ressourcen das positive Potential e<strong>in</strong>es Patienten, das für<br />

die Lebensbewältigung zur Verfügung steht, also Persönlichkeitsfaktoren,<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten, aber auch Aspekte <strong>der</strong> Lebenssituation<br />

(z. B. soziale Unterstützung). Werden sie aktiviert,<br />

entwickelt bzw. erweitert sich die Selbstmanagementfähigkeit. In<br />

<strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Praxis ergibt sich aus <strong>der</strong> Interaktion von Therapie<br />

und Patientenressourcen <strong>der</strong> Spielraum, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>e Behandlung<br />

wirksam werden kann. Der Fragebogen zur Erfassung von Ressourcen<br />

und Selbstmanagementfähigkeiten (FERUS) von Jack, M.<br />

(2007) basiert auf dem salutogenetischen Modell nach Antonovsky<br />

(1987) sowie dem Selbstmanagementkonzept von Kanfer, Re<strong>in</strong>ecker<br />

und Schmelzer (1996) und berücksichtigt weitere Theorien<br />

aus <strong>der</strong> Psychotherapieforschung. Neben <strong>der</strong> Erfassung <strong>der</strong> Ressourcen<br />

„Verän<strong>der</strong>ungsmotivation“, „Selbstverbalisation“ und „soziale<br />

Unterstützung“ be<strong>in</strong>haltet <strong>der</strong> FERUS e<strong>in</strong>e Skala zur Selbstmanagementfähigkeit<br />

(Subskalen „Cop<strong>in</strong>g“, „Selbstbeobachtung“,<br />

„Selbstwirksamkeit“ und „Hoffnung“). Der Fragebogen liefert mit<br />

se<strong>in</strong>er dimensionalen Struktur nicht nur diagnostische, son<strong>der</strong>n<br />

auch verlaufsrelevante Informationen für den Behandlungsprozess.<br />

Ziele: Es soll überprüft werden, ob e<strong>in</strong>e differentiell stärkere Ausprägung<br />

von Selbstmanagementfähigkeit und Ressourcen mit e<strong>in</strong>em<br />

schnelleren bzw. stärkeren Rückgang psychopathologischer<br />

Symptome bei schizophrenen Patienten e<strong>in</strong>hergeht als bei Personen<br />

mit e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gen Ausprägung. Weiterh<strong>in</strong> soll die Entwicklung<br />

dieser Fähigkeiten und Ressourcen über e<strong>in</strong>en Zeitraum von<br />

sieben Monaten untersucht werden.<br />

Methode: Seit zwei Jahren werden <strong>in</strong> unseren E<strong>in</strong>richtungen Patienten<br />

mit e<strong>in</strong>er schizophrenen Spektrumsstörung untersucht:<br />

Über e<strong>in</strong>en Zeitraum von sieben Monaten werden zu drei Testzeitpunkten<br />

neben neuropsychologischen Daten (d2, TMT etc.), vor<br />

allem psychopathologische Verän<strong>der</strong>ungen (PANSS, PSYRATS)<br />

erhoben. Die Erfassung <strong>der</strong> Selbstmanagementfähigkeiten und<br />

Ressourcen erfolgt über e<strong>in</strong>e Kurzform des FERUS mit 38 Items.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Erste Daten und vorläufige Ergebnisse<br />

werden präsentiert.<br />

009<br />

Individuelle Nachbereitung des Metakog<strong>in</strong>itiven Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs (MKT+)<br />

für Menschen mit Schizophrenie: e<strong>in</strong> Fallbericht<br />

Francesca Vitzthum (Hamburg)<br />

R. Veckenstedt, S. Moritz<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Goldstandard <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung von Schizophrenie<br />

ist weiterh<strong>in</strong> die psychopharmakologische Therapie mit Neuroleptika,<br />

welche bei vielen Patienten Effekte bezüglich <strong>der</strong> Positiv-<br />

95


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

symptomatik erzielt. Studien konnten allerd<strong>in</strong>gs belegen, dass<br />

psychotherapeutische Verfahren über die Gabe von Medikamenten<br />

h<strong>in</strong>aus positive Auswirkungen auf die Symptomatik haben. Das<br />

von unserer Arbeitsgruppe entwickelte Metakognitive Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

(MKT) stellt e<strong>in</strong>en neuen Ansatz dar. Das Gruppentra<strong>in</strong><strong>in</strong>g setzt<br />

bei spezifischen Denkverzerrungen an, welche die Entstehung und<br />

Aufrechterhaltung von Wahnideen begünstigen können. E<strong>in</strong>e Weiterentwicklung<br />

des MKT, das so genannte Metakognitive Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

+ (MKT+) konzentriert sich im E<strong>in</strong>zelsett<strong>in</strong>g noch stärker auf die<br />

<strong>in</strong>dividuelle Symptomatik e<strong>in</strong>es Patienten, um <strong>in</strong>dividuelle Wahnideen<br />

zu bearbeiten und noch effektiver e<strong>in</strong>em Rückfall entgegenzuwirken.<br />

MKT und MKT+ formen e<strong>in</strong> aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmtes<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gspaket.<br />

Methode: Der Fallbericht fand im Rahmen e<strong>in</strong>er verbl<strong>in</strong>deten, randomisierten<br />

Therapiestudie (MKT vs. Kontroll<strong>in</strong>tervention Cog-<br />

Pack) statt. Er handelt von e<strong>in</strong>em 44-jährigen Patienten, <strong>der</strong> aufgrund<br />

e<strong>in</strong>er akuten psychotischen Episode stationär aufgenommen<br />

wurde, wobei es sich um die vierte Episode seit <strong>der</strong> Diagnose vor<br />

acht Jahren handelte. Der Patient nahm über e<strong>in</strong>en Zeitraum von<br />

vier Wochen, 2-mal wöchentlich an allen acht möglichen MKT-<br />

Gruppensitzungen teil. E<strong>in</strong>e Sitzung dauerte ca. 50 M<strong>in</strong>uten. Nach<br />

je<strong>der</strong> Gruppensitzung, fand e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelgespräch mit e<strong>in</strong>em Therapeuten<br />

mit gleichem zeitlichen Umfang statt. Zur Erfassung <strong>der</strong><br />

Symptomatik dienten zum Prä- und Postzeitpunkt die Positive and<br />

Negative Syndrome Scale (PANSS) und die Psychotic Symptom<br />

Rat<strong>in</strong>g Scales (PSYRATS).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der Patient zeigte e<strong>in</strong>e deutliche Reduktion<br />

<strong>der</strong> schizophrenen Symptomatik zum Postzeitpunkt um m<strong>in</strong>destens<br />

4 Punkte auf allen fünf Faktoren nach van <strong>der</strong> Gaag <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

PANSS, sowie e<strong>in</strong>en kompletten Rückgang <strong>der</strong> Wahnüberzeugung<br />

auf 0 % <strong>in</strong> den PSYRATS. Diese E<strong>in</strong>zellfalldaten geben e<strong>in</strong>en ersten<br />

H<strong>in</strong>weis auf die Wirksamkeit <strong>der</strong> neuen psychologischen Intervention<br />

MKT+, die zu e<strong>in</strong>er Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität, sowie<br />

e<strong>in</strong>er Reduktion <strong>der</strong> Rückfallquote führen soll. An<strong>der</strong>seits weisen<br />

sie erneut darauf h<strong>in</strong>, wie unverzichtbar die Verb<strong>in</strong>dung von psychopharmakologischer<br />

und psychologischer Therapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> zeitgemäßen<br />

Behandlung von Schizophrenie ist.<br />

010<br />

Individualisiertes Metakognitives Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (MKT+) für schizophrene<br />

Patienten: Erfahrungen zu Machbarkeit und Wirksamkeit<br />

Steffen Moritz (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Hamburg, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

R. Veckenstedt, S. Randjbar, F. Vitzthum<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Individualisierte Metakognitive Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (MKT+)<br />

für schizophrene Patienten stellt e<strong>in</strong>e Ergänzung und Weiterentwicklung<br />

des von unserer Arbeitsgruppe entwickelten Metakognitiven<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs (MKT) dar (www.uke.uni-hamburg.de/mkt.de).<br />

Das MKT+ richtet sich vorrangig an Psychologen und Psychiater<br />

und dient <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Nachbereitung <strong>der</strong> MKT-Gruppenmodule.<br />

Wie das Gruppen-MKT setzt das MKT+ bei dysfunktionalen<br />

Denkverzerrungen an (cognitive biases), die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grundlagenforschung<br />

mit schizophrenen Symptomen, v. a. Wahnideen, <strong>in</strong> Zusammenhang<br />

gebracht werden (v. a. monokausale Attribution, voreiliges<br />

Schlussfolgern, Defizite <strong>der</strong> sozialen E<strong>in</strong>fühlung). Das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

ist theoretisch fundiert und erleichtert durch den hohen Grad von<br />

Strukturiertheit die Vorbereitung, Durchführung und Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Therapie. Das MKT+ geht im Unterschied zum Gruppentra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

auf <strong>in</strong>dividuelle Wahnideen und an<strong>der</strong>e Positivsymptome <strong>der</strong><br />

Betroffenen e<strong>in</strong> und greift hierbei auch bewährte Techniken <strong>der</strong> kognitiven<br />

Verhaltenstherapie auf. Negativsymptome und Depression<br />

f<strong>in</strong>den ebenfalls Berücksichtigung. Durch Arbeitsblätter, Hausaufgaben<br />

und e<strong>in</strong>e Abschlussmappe, welche die wichtigsten Folien<br />

bündelt, soll erreicht werden, dass die Patienten die Lernziele über<br />

die Therapiestunden h<strong>in</strong>aus ver<strong>in</strong>nerlichen.<br />

96<br />

Methode: Im Rahmen e<strong>in</strong>er randomisierten, kontrollierten Studie<br />

werden 60 Patienten entwe<strong>der</strong> dem MKT / MKT+ o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kontroll<strong>in</strong>tervention<br />

CogPack zugewiesen. Das Assessment ist verbl<strong>in</strong>det.<br />

Erhoben werden Psychopathologie (PANSS, PSYRATS),<br />

kognitive Verzerrungen (u. a. voreiliges Schlussfolgern mit dem<br />

Kugeltest, Attributionsstil mit dem IPSAQ) und neuropsychologische<br />

Parameter. Wahnideen stellen den primären Zielparameter<br />

des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs dar. Die Nacherhebung f<strong>in</strong>det vier Wochen später<br />

statt (maximal jeweils 8 Gruppen- und E<strong>in</strong>zelsitzungen). Die Auswertung<br />

erfolgt über <strong>in</strong>tention-to-treat Analysen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nach vorläufigen Ergebnissen an bislang<br />

40 Patienten kommt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> MKT/MKT+ Gruppe zu e<strong>in</strong>er substantiellen<br />

Reduktion <strong>der</strong> PANSS Wahnsymptomatik (d = .52), <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

von Größenideen (d = .82), sowie e<strong>in</strong>er Reduktion <strong>der</strong><br />

PSYRATS-Wahnüberzeugung (d = .78) im Vergleich zur CogPack-<br />

Gruppe. Das CogPack Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g zeigte ke<strong>in</strong>e Überlegenheit bezüglich<br />

kognitiver Funktionsparameter wie Exekutivfunktionen und<br />

Aufmerksamkeit.<br />

011<br />

Kont<strong>in</strong>uität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychotherapie bei schizophrenen Störungen<br />

mit Positivsymptomatik<br />

Ute Jakobi (Universitätskl<strong>in</strong>ik, Allgeme<strong>in</strong>e Psychiatrie, Tüb<strong>in</strong>gen)<br />

A. Wittorf, S. Kl<strong>in</strong>gberg<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Rahmen <strong>der</strong> BMBF-geför<strong>der</strong>ten POSITIVE-Studie<br />

(Kl<strong>in</strong>gberg et al.), e<strong>in</strong>er laufenden randomisierten multizentrischen<br />

Studie zur Behandlung <strong>der</strong> Positivsymptomatik mit entwe<strong>der</strong> kognitiver<br />

Verhaltenstherapie o<strong>der</strong> supportiver Therapie bei schizophrenen<br />

Störungen sollen für n=167 abgeschlossene Therapien<br />

Prädiktoren für den Therapieabbruch bzw. den Verlauf <strong>der</strong> Therapie<br />

gefunden werden. Für diese Patienten liegen unten beschriebene<br />

Messungen komplett vor.<br />

Methode: Basierend auf den Basel<strong>in</strong>e-Messungen <strong>der</strong> Symptomatik<br />

(PANSS), <strong>der</strong> demographischen Variablen, <strong>der</strong> Compliance-<br />

E<strong>in</strong>schätzung und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> therapeutischen Beziehung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Sitzung mit e<strong>in</strong>em Stundenbogen werden auf<br />

<strong>der</strong> Grundlage e<strong>in</strong>er logistischen Regression Prädiktoren für den<br />

Therapieabbruch und den Verlauf <strong>der</strong> Therapie untersucht. Die abhängige<br />

Variable ist operationalisiert als die Anzahl <strong>der</strong> abgeschlossenen<br />

Sitzungen, erfasst über die vom Therapeuten nach je<strong>der</strong> Therapiesitzung<br />

ausgefüllten Stundenprotokolle. Acht Prädiktoren<br />

(drei PANSS-Werte, Geschlecht und Familienstatus (s<strong>in</strong>gle o<strong>der</strong><br />

geschieden vs verheiratet, mit Partner), <strong>der</strong> Compliancewert <strong>in</strong> Bezug<br />

auf die Medikamentene<strong>in</strong>nahme, und die E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong><br />

therapeutischen Beziehung aus Patienten- und Therapeutensicht <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> ersten Sitzung sollen die zu prädizierende Variable Anzahl <strong>der</strong><br />

abgeschlossenen Therapiesitzungen vorhersagen. Bei e<strong>in</strong>er mittleren<br />

erwarteten Effektstärke, e<strong>in</strong>em Alphaniveau von .05, e<strong>in</strong>em<br />

Betafehler von .20 und acht unabhängigen Variablen müssen m<strong>in</strong>destens<br />

112 Fälle <strong>in</strong> die Untersuchung e<strong>in</strong>gehen, um den Beitrag<br />

zum Modell für jede unabhängige Variablen bestimmen zu können.<br />

Bei e<strong>in</strong>em N von 167 kann diese Bed<strong>in</strong>gung als erfüllt angesehen<br />

werden. Die oben genannten Prädiktoren wurden bis auf die<br />

E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> therapeutischen Beziehung <strong>in</strong> bisherigen Studien<br />

bei schizophrenen Patienten als Prädiktoren für Therapieabbrecher<br />

bestätigt. Die E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> therapeutischen Beziehung hat sich<br />

h<strong>in</strong>gegen als Prädiktor für das Outcome erwiesen. Der prädiktive<br />

Wert für die Anzahl abgeschlossener Sitzungen bzw. Therapieabbrüche<br />

ist h<strong>in</strong>gegen weitgehend ungeklärt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Daten liegen vor und werden bis zur<br />

Kongresseröffnung als Poster e<strong>in</strong>gereicht werden.


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

012<br />

Cl<strong>in</strong>ical Analyses of Treatment of Schizophrenia (CATS): Kosten<br />

<strong>der</strong> Versorgung<br />

Hans-Joachim Salize (ZI für Seelische Gesundheit, Versorgungsforschung,<br />

Mannheim)<br />

S. Kief, B. Nils, M. Deuschle, M. Brosz, M. Franz, G. Jan, J. Kammerer-Ciernioch,<br />

M. Lautenschlager, F. Le<strong>der</strong>bogen, M. Weisbrod<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Kosten <strong>der</strong> Versorgung von Patienten mit Schizophrenie<br />

zählen trotz <strong>der</strong> anhaltenden Kostendebatte im Gesundheitswesen<br />

immer noch zu den selten erfassten und analysierten<br />

Komponenten <strong>der</strong> Schizophreniebehandlung. Aus den wenigen<br />

deutschsprachigen Kostenstudien ist bekannt, dass die Pro-Kopf<br />

Versorgungskosten <strong>der</strong> Schizophrenie neben denen <strong>der</strong> demenzieller<br />

<strong>Erkrankungen</strong> zu den höchsten <strong>in</strong>nerhalb des psychiatrischen<br />

Störungsspektrums zu zählen s<strong>in</strong>d. Während die mittleren direkten<br />

Kosten pro Patient und Jahr sich bis auf ca. 18.000 € summieren<br />

können, ist die Schwankungsbreite <strong>der</strong> Durchschnittskosten jedoch<br />

aufgrund des episodischen und hoch<strong>in</strong>dividuellen Verlaufs <strong>der</strong><br />

Schizophrenie ausgesprochen groß. Individuelle Kostenvorhersagen<br />

s<strong>in</strong>d daher auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> bisher publizierten Datenbasis<br />

kaum möglich.<br />

Methode: Die vorliegende pharmakoepidemiologische Studie CATS<br />

hat zum Ziel anhand e<strong>in</strong>er vorläufigen Stichprobengröße (n > 400),<br />

die weit über den bisher im deutschsprachigen Raum durchgeführten<br />

Kostenstudien liegt, die direkten Kosten <strong>der</strong> Versorgung (stationär,<br />

ambulant, rehabilitativ-komplementär) von Patienten mit<br />

Störungsbil<strong>der</strong>n aus dem schizophrenen Formenkreis, die sich <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Regelversorgung von bundesweit mehr als 54 Zentren bef<strong>in</strong>den,<br />

zu bestimmen. Die Kostendaten werden anhand von kl<strong>in</strong>ischen,<br />

psychopathologischen, soziodemographischen und weiten<br />

Kontextvariablen unterschieden und mit weiteren Zielkriterien <strong>der</strong><br />

CATS-Studie korreliert<br />

Diskussion / Ergebnisse: Durch die Stichprobengröße, das breite<br />

E<strong>in</strong>zugsgebiet und das naturalistische Design bilden die Daten die<br />

bundesdeutsche Versorgungsrealität von Patienten mit Schizophrenie<br />

weit deutlicher ab, als die selektiven und von regionalen Versorgungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

und -beson<strong>der</strong>heiten geprägten Kostenstudien,<br />

die bisher vorgelegt worden s<strong>in</strong>d, und tragen so zu e<strong>in</strong>er erheblichen<br />

Erweiterung <strong>der</strong> gesundheitsökonomischen Evidenz im Bereich<br />

<strong>der</strong> Schizophrenie bei.<br />

013<br />

Response <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären Regelversorgung von Patienten mit<br />

<strong>der</strong> Diagnose Schizophrenie<br />

Arne Wolter (Johanna-Odebrecht-Stiftung, Ev. Krankenhaus Bethanien,<br />

Greifswald)<br />

J. Zimmermann, J. Langosch, N. R. Krischke<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Begriff Response wird vornehmlich <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen<br />

Studien verwendet und betrifft die Abnahme <strong>der</strong> Zielsymptomatik<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es vordef<strong>in</strong>ierten Zeitraums. Leucht et al. (Psychopharmacol<br />

2006,39:161-70) empfehlen, die Höhe <strong>der</strong> Reduktion<br />

<strong>der</strong> Psychopathologie, welche zwischen 20 % und 50 % liegen kann,<br />

an den Chronifizierungsgrad <strong>der</strong> Stichprobe anzupassen. So reiche<br />

für stärker chronische Patientenstichproben bereits e<strong>in</strong>e Symptomreduktion<br />

von 20 % als Responsedef<strong>in</strong>ition aus, während für Stichproben<br />

akut kranker, nicht-therapierefraktärer Patienten e<strong>in</strong>e<br />

50 %-Reduktion empfehlenswerter sei. In <strong>der</strong> vorliegenden Studie<br />

soll die Häufigkeit von Response <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären Regelversorgung<br />

untersucht werden, um sie mit den Ergebnissen kl<strong>in</strong>ischer<br />

Studien zu vergleichen.<br />

Methode: In die Analyse wurden 183 Patienten e<strong>in</strong>bezogen. Als<br />

Responsedef<strong>in</strong>itionen wurden die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur gängigen Def<strong>in</strong>itionen<br />

e<strong>in</strong>er Abnahme <strong>der</strong> Zielsymptomatik (PANSS) um 20 %,<br />

30 %, 40 % und 50 % verwendet, da die Stichprobe aus <strong>der</strong> stationären<br />

Regelversorgung stammt und somit sowohl Patienten mit chro-<br />

nischen Verläufen als auch mit Erstmanifestationen und nicht-<br />

therapierefraktären Symptombil<strong>der</strong>n enthält. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

wurden die e<strong>in</strong>zelnen auf Faktorenanalysen basierenden PANSS-<br />

Syndrome „Positivsyndrom“, „Negativsyndrom“, „Kognitives Syndrom“,<br />

„Fe<strong>in</strong>dseligkeitssyndrom“ und „Depressives Syndrom“ untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Häufigkeiten von Response <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

PANSS-Gesamtscore liegen für die 20 %-Def<strong>in</strong>ition bei 44.8 %, für<br />

die 30 %-Def. bei 23.5 %, für die 40 %-Def. bei 11.5 % und für die<br />

50 %-Def. bei 2.7 %. Die höchsten Raten an Response werden im<br />

Positivsyndrom erzielt und die niedrigsten im Negativsyndrom.<br />

Dennoch liegt <strong>der</strong> Anteil von Respon<strong>der</strong>n auch im Positivsyndrom<br />

nur knapp über 50 % und verr<strong>in</strong>gert sich bis h<strong>in</strong> zur 50 %-Def. auf<br />

gut 20 %. Damit s<strong>in</strong>d die Häufigkeiten von Response erheblich<br />

ger<strong>in</strong>ger als die <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen Studien aufgeführten Raten von 50 %<br />

– 80 %. Beson<strong>der</strong>s stark fallen diese Unterschiede bei zunehmen<strong>der</strong><br />

Enge <strong>der</strong> Responsedef<strong>in</strong>ition aus.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-011 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Psychotische Störungen 1<br />

Vorsitz: W. Wölwer (Düsseldorf)<br />

001<br />

Antisocial behaviour, excitement, and treatment outcome <strong>in</strong> a<br />

prospective cohort of 52 first-episode patients with early-onset<br />

and adult-onset psychosis followed-up for 12 months<br />

Christian G. Huber (UKE Hamburg, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

K. Meister, D. Schöttle, K. Schroe<strong>der</strong>, D. Naber, B. G. Schimmelmann,<br />

M. Lambert<br />

Introduction: Antisocial behaviour and aggression are <strong>in</strong>creased<br />

<strong>in</strong> patients with psychotic disor<strong>der</strong>s. There is recent evidence that<br />

earlier age at onset may be associated with childhood antisocial behaviour<br />

<strong>in</strong> bipolar I disor<strong>der</strong>. However, there are currently no published<br />

data concern<strong>in</strong>g the relationship of age at onset, antisocial<br />

behaviour and the cl<strong>in</strong>ical course <strong>in</strong> first-episode non-affective psychosis.<br />

Method: The current study assessed the association of age at onset<br />

with pre-treatment antisocial behaviour and its risk factors, as well<br />

as its <strong>in</strong>fluence on basel<strong>in</strong>e values and course of cl<strong>in</strong>ical parameters<br />

<strong>in</strong> a prospective sample of 52 first-episode patients with early-onset<br />

and adult-onset psychosis followed up for 12 months.<br />

Discussion / Results: 26 patients conformed to the criteria of earlyonset<br />

psychosis. Early age at onset was associated with pre-morbid<br />

antisocial personality traits (p=.004), a history of legal <strong>in</strong>volvement<br />

(p=.005), higher rates of lifetime substance use disor<strong>der</strong> (SUD;<br />

p=.002) and a lower pre-morbid level of social function<strong>in</strong>g (p=.024).<br />

Early-onset patients had significantly higher levels of excitement as<br />

measured by PANSS-EC over the course of observation (p = .005;<br />

hp2 = .178), and these differences rema<strong>in</strong>ed significant after remission.<br />

PANSS-EC was significantly correlated to pre-morbid antisocial<br />

personality traits, <strong>in</strong>voluntary treatment, lifetime SUD, and<br />

low pre-morbid psychosocial function<strong>in</strong>g. PANNS-EC at 12 months<br />

significantly predicted level of function<strong>in</strong>g at 12 months follow-up<br />

(p < .001). Excitement has to be consi<strong>der</strong>ed a trait variable that is<br />

more prom<strong>in</strong>ent <strong>in</strong> early-onset psychosis. This study provides evidence<br />

that pre-morbid personality is an important factor for functional<br />

outcome <strong>in</strong> first-episode psychosis, and that special ized services<br />

for first-episode psychosis should also target cop<strong>in</strong>g with<br />

antisocial behaviour and substance abuse.<br />

97


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

002<br />

Suicide <strong>in</strong> a prospective cohort of patients with schizophrenia<br />

treated with sert<strong>in</strong>dole or risperidone<br />

Dieter Naber (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Eppendorf, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie, Hamburg)<br />

M.-A. Crocq, M. H. La<strong>der</strong>, A. Mittoux, P. Tanghoj, F. Thibaut, J. Peuskens,<br />

B. Everitt, R. D. Mann, N. D. Moore<br />

Introduction: Death by suicide and suicide attempts was analyzed<br />

<strong>in</strong> treated patients with schizophrenia who were randomly assigned<br />

to treatment with sert<strong>in</strong>dole (4,905 patients) or risperidone (4,904<br />

patients) <strong>in</strong> a randomized, prospective parallel-group open-label<br />

study with bl<strong>in</strong>ded classification of outcomes (SCoP study). The exposure<br />

was 6,978 and 7,975 patient-years (mean number of days:<br />

489.6 and 564.0) <strong>in</strong> the sert<strong>in</strong>dole and risperidone groups, respectively.<br />

Suicide mortality rate <strong>in</strong> the study was fairly low (0.14 and<br />

0.26 / 100 patients / year with sert<strong>in</strong>dole and risperidone as only<br />

randomized treatment (ORT)).<br />

Method: A small number of patients received additional antipsychotic<br />

as add-on therapy (whole randomized treatment + 30 days<br />

(WRT+30d) (361 [7.3 %] <strong>in</strong> sert<strong>in</strong>dole group, 424 [8.6 %] <strong>in</strong> risperidone<br />

group)).When these were <strong>in</strong>cluded the suicide mortality<br />

rates were 0.19 and 0.26 / 100 patients / year with sert<strong>in</strong>dole and risperidone<br />

respectively.<br />

Discussion / Results: There was a tendency for sert<strong>in</strong>dole-<br />

treated patients to have a lower risk of death by suicide than risperidone-treated<br />

patients (ORT: HR [95 %CI]: 0.50[0.22-1.10],<br />

p=0.09; WRT+30d: HR [95 %CI]: 0.66[0.33-1.32], p=0.24). Suicide<br />

attempts were reported by psychiatrists. Cox‘s proportional hazards<br />

model analysis of time to first suicide attempt showed a significantly<br />

lower risk of suicide attempt for sert<strong>in</strong>dole-treated patients than<br />

for risperidone-treated patients (ORT: HR [95 %CI]: 0.62[0.40-<br />

0.96], p=0.03, WRT+30d: (HR [95 %CI]: 0.67[0.45-0.99], p=0.04).<br />

This cl<strong>in</strong>ically relevant reduction <strong>in</strong> the risk of fatal plus non-fatal<br />

suicide attempts with sert<strong>in</strong>dole is more pronounced <strong>in</strong> high-risk<br />

patients‘ effect and early on, dur<strong>in</strong>g the first 12 months of treatment.<br />

The mechanism of protection from suicide is unknown, but<br />

may be due to sert<strong>in</strong>dole‘s specific pharmacology profile.<br />

003<br />

Outcome of the Sert<strong>in</strong>dole Cohort Prospective (SCoP) Study:<br />

All-Cause Mortality<br />

Dieter Naber (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Eppendorf, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Hamburg)<br />

J. Peuskens, P. Tanghoj, A. Mittoux<br />

Introduction: Sert<strong>in</strong>dole is an efficacious atypical antipsychotic<br />

with good tolerability. Known dose-dependent QT-prolongation<br />

gave rise to cardiac safety concerns, and therefore, a post-market<strong>in</strong>g<br />

surveillance study, SCoP (Sert<strong>in</strong>dole Cohort Prospective), was <strong>in</strong>itiated<br />

to confirm that un<strong>der</strong> normal conditions of use, sert<strong>in</strong>dole is<br />

not associated with excess mortality rate compared to that of other<br />

atypical antipsychotics.<br />

Method: This was a prospective, randomised (1:1), partially bl<strong>in</strong>ded,<br />

active-controlled, mult<strong>in</strong>ational study, conducted un<strong>der</strong> normal<br />

conditions of use. Primary endpo<strong>in</strong>t was all-cause mortality. Inclusion<br />

criteria were deliberately broad to ensure high external validity.<br />

For sert<strong>in</strong>dole and risperidone, titration and ma<strong>in</strong>tenance<br />

dosages and patient management was left to discretion of <strong>in</strong>vestigators,<br />

<strong>in</strong> accordance with national SPCs. An Independent Safety<br />

Committee classified the events, us<strong>in</strong>g bl<strong>in</strong>ded data, and provid<strong>in</strong>g<br />

advice to the Independent Management Committee oversee<strong>in</strong>g the<br />

study. Patients <strong>in</strong>clusion criteria were diagnosis of schizophrenia,<br />

≥18 years of age, based on patient‘s cl<strong>in</strong>ical status, a new or a change<br />

<strong>in</strong> antipsychotic treatment was <strong>in</strong>dicated and met all other criteria<br />

set out <strong>in</strong> national SPCs for both sert<strong>in</strong>dole and risperidone. Addon<br />

antipsychotic therapy was allowed. Patients were monitored for<br />

98<br />

entire study duration, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g after they started add-on therapy<br />

or discont<strong>in</strong>ued study drug.<br />

Discussion / Results: SCoP study is one of the largest post-market<strong>in</strong>g<br />

surveillance studies ever conducted <strong>in</strong> schizophrenia research.<br />

A total of 9809 patients were treated and accrued approximately<br />

15,000 patient years of exposure (PYE) at 594 sites <strong>in</strong> 38 countries.<br />

The all-cause mortality rate for all patients <strong>in</strong> the study was very low<br />

(0.8/100 PYE) and the estimated mortality ratio, was MR = 1.081<br />

<strong>in</strong>dicat<strong>in</strong>g that sert<strong>in</strong>dole is not associated with excess mortality<br />

when compared with risperidone. Withdrawal due to serious adverse<br />

events (2 % and 1 %, respectively) and lack of efficacy (8 %)<br />

were low for both sert<strong>in</strong>dole and risperidone. In conclusion, sert<strong>in</strong>dole<br />

offers a safe and efficacious alternative to other atypical antipsychotics.<br />

004<br />

Zusammenhänge zwischen Neurokognition und Social Outcome<br />

bei Ersterkrankten Schizophrenen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er 15-Jahre-Katamnese-<br />

Studie<br />

Susanne Pechler (Isar-Amper-Kl<strong>in</strong>ikum, Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie, München-Haar)<br />

M. Albus, T. von Tiedemann, W. Hubmann, F. Mohr, P. H<strong>in</strong>terberger-<br />

Weber<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> Verlaufsbeobachtung <strong>der</strong> neuropsychologischen<br />

Defizite bei Patienten mit <strong>Erkrankungen</strong> aus dem Spektrum <strong>der</strong><br />

Schizophrenien können Zusammenhänge zwischen neurokognitiven<br />

Defiziten und dem social outcome dieser Patientengruppe<br />

gezogen werden.<br />

Methode: Im Rahmen <strong>der</strong> 15-Jahre Katamnese-Studie im matchedpair<br />

Design wurden zum Indexzeitpunkt, t5 und t15 Daten des social<br />

outcome erhoben <strong>in</strong> den Bereichen Arbeit, Wohnen, Beziehung<br />

und Lebensqualität. Als Skalen des social outcome wurden u. a.<br />

die Multi Dimensional Scale of Independent Function<strong>in</strong>g (MSIF),<br />

die Münchner Lebensqualitätdimensionenliste (MLDL) sowie die<br />

Strauss Carpenter Scale verwandt. Die neuropsychologische Testbatterie<br />

umfasste die Bereiche Verbale Intelligenz (VBI), Räum liche<br />

Orientierung (SPT), Wortflüssigkeit (VBF), Semantisches Gedächtnis<br />

(SEM), Visuelles Gedächtnis (VIM), Behaltensrate (DEL), Kurzzeitgedächtnis<br />

(STM), Visuomotorische Verarbeitung und Aufmerksamkeit<br />

(VSM), Verbales Lernen (VBL) sowie Abstraktion /<br />

Flexibilität (ABS).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bereits <strong>in</strong> den Daten <strong>der</strong> 15-Jahre-<br />

Katamnese konnte dargestellt werden, dass 2 / 3 <strong>der</strong> Patienten bezüglich<br />

des social outcome deutliche Defizite aufwiesen. Auch <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> neuropsychologischen Testung wurde zum Zeitpunkt t5 e<strong>in</strong>e<br />

signifikant schlechtere Testleistung bei an Schizophrenie erkrankten<br />

erzielt als <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesunden Kontrollgruppe. Betrachtet man die<br />

bisher erhobene Teilstichprobe zum Zeitpunkt t15 so zeigt sich <strong>in</strong>sgesamt<br />

bezüglich <strong>der</strong> neuropsychologischen Ergebnisse sowie <strong>der</strong><br />

social outcome Kriterien ke<strong>in</strong>e signifikante Verschlechterung gegenüber<br />

t5. Zu beiden Erhebungszeitpunkten besteht unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> laufenden Datenerhebung e<strong>in</strong> signifikanter Zusammenhang<br />

zwischen social outcome und neurokognitiven<br />

Leistungen.<br />

005<br />

Persönlichkeitsdiagnostische Merkmale von Patienten mit anhaltenden<br />

wahnhafte Störungen<br />

Frank Pillmann (Mart<strong>in</strong>-Luther-Univ. Halle, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

T. Wustmann, A. Marneros<br />

E<strong>in</strong>leitung: Unter anhaltenden wahnhaften Störungen wird e<strong>in</strong>e<br />

Gruppe von psychotischen <strong>Erkrankungen</strong> verstanden, die durch<br />

die Entwicklung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel meist chronisch verlaufenden<br />

Wahns charakterisiert ist. Bei <strong>der</strong> Genese des Wahns spielen biologische,<br />

kognitive und affektive Faktoren e<strong>in</strong>e Rolle, oft aber auch


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

biographische und Persönlichkeitsaspekte.<br />

Methode: E<strong>in</strong>e Gruppe von 34 stationär behandelten Patienten mit<br />

anhaltenden wahnhaften Störungen wurde im Mittel ca. 10 Jahre<br />

nach Beg<strong>in</strong>n des Wahns nachuntersucht. Aspekte <strong>der</strong> Persönlichkeit<br />

wurden mit Hilfe e<strong>in</strong>es halbstrukturierten Interviews erfasst,<br />

aber auch mit standardisierten Selbstbeurteilungs<strong>in</strong>strumenten,<br />

u. a. mit dem NEO-Fünf-Faktoren-Inventar, dem Inventar Kl<strong>in</strong>ischer<br />

Persönlichkeitsakzentuierungen und dem Attributionsstilfragebogen<br />

für Erwachsene.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es ergab sich <strong>in</strong> den verwendeten Instrumenten<br />

e<strong>in</strong> relativ konsistentes Persönlichkeitsbild. Bei unauffälligen<br />

Werten im H<strong>in</strong>blick auf emotionale Stabilität waren die Patienten<br />

im Vergleich zu Normkollektiven <strong>in</strong>trovertierter und weniger<br />

offen. Schizoide und zwanghafte Persönlichkeitszüge dom<strong>in</strong>ierten.<br />

Es fanden sich H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>en globalen Attributionsstil. Im<br />

Unterschied zu <strong>der</strong> Mehrzahl psychiatrischer Störungsbil<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d<br />

anhaltende wahnhafte Störungen somit nicht mit erhöhten Neurotizismuswerten<br />

assoziiert. Erhöhte Introversion und zwanghafte<br />

bzw. schizoide Persönlichkeitszüge können als teilweise Bestätigung<br />

klassischer Konzepte <strong>der</strong> Wahnentwickung diskutiert werden,<br />

<strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e charakterogene Disposition zur Wahnbildung postuliert<br />

wurde.<br />

006<br />

Functional outcomes of naturalistically treated patients with<br />

schizophrenia<br />

Ilja Spellmann (Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik <strong>der</strong> LMU, Ambulanz, München)<br />

R. Schennach-Wolff, M. Obermeier, M. Jäger, H.-J. Möller, M. Riedel<br />

Introduction: Despite its rais<strong>in</strong>g attention <strong>in</strong> the literature and obvious<br />

implications for research and cl<strong>in</strong>ical practice the development<br />

of remission criteria for functional disability <strong>in</strong> schizophrenia<br />

rema<strong>in</strong>s elusive. However, studies with a more naturalistic design<br />

may constitute a better tool for the evaluation of functional outcome<br />

and might help to further def<strong>in</strong>e thresholds <strong>in</strong> terms of remission<br />

and recovery than randomized controlled trials (RCT‘s).<br />

Therefore, aims of this analysis with<strong>in</strong> a multicenter naturalistic<br />

trial were <strong>in</strong> particular to exam<strong>in</strong>e what proportion of patients<br />

achieve functional outcome criteria and to identify cl<strong>in</strong>ical and<br />

sociodemographic predictive factors for functional remission.<br />

Method: Multicenter trial conducted <strong>in</strong> 12 psychiatric hospitals <strong>in</strong><br />

Germany. Patients (n=400) met DSM-IV criteria for schizophrenia.<br />

The GAF and SOFAS scales were evaluated with respect to functional<br />

outcome, whereas PANSS scores were rated as cl<strong>in</strong>ical outcome<br />

measures. All rat<strong>in</strong>g scales were adm<strong>in</strong>istered at admission, discharge<br />

and after a time period of one year as follow-up visit. The<br />

aim was to def<strong>in</strong>e functional remission accord<strong>in</strong>g to the components<br />

of „functional outcome“ by the Remission <strong>in</strong> Schizophrenia<br />

Work<strong>in</strong>g Group. Functional remission thresholds were def<strong>in</strong>ed<br />

accord<strong>in</strong>g to a GAF score of ≥ 61 po<strong>in</strong>ts and a SOFAS score<br />

≥ 61 po<strong>in</strong>ts.<br />

Discussion / Results: At the one-year follow-up-visit 130 pa tients<br />

were left for analysis accord<strong>in</strong>g to both functional remission consi<strong>der</strong>ed<br />

rat<strong>in</strong>g-scales (GAF and SOFAS). Of these 70 patients (53.9 %)<br />

fulfilled criteria for functional remission at discharge and 81 patients<br />

(62.3 %) at the one-year follow-up visit. The strongest predictors<br />

for functional remission were: low PANSS negative (p


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

rate und mehr stationäre Behandlungstage, schlechtere neuropsychologische<br />

Leistungen und s<strong>in</strong>d kürzer erwerbstätig als Patienten<br />

ohne Defizitsymptomatik. Ke<strong>in</strong> Zusammenhang konnte zwischen<br />

<strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Rückfälle und neuropsychologischen Leistungen<br />

gefunden werden.<br />

009<br />

Elterlicher Erziehungsstil bei psychiatrischen Patienten – e<strong>in</strong> Vergleich<br />

zwischen Patienten mit Alkoholabhängigkeit und Schizophrenie<br />

Ir<strong>in</strong>a Leichsenr<strong>in</strong>g (Hamburg)<br />

S. Gusmann, M. Albert, A. Karow, I. Schäfer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zur Bedeutung des elterlichen Erziehungsstils für psychiatrische<br />

<strong>Erkrankungen</strong> liegen <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>e Vielzahl von Befunden<br />

vor. Dabei s<strong>in</strong>d Unterschiede h<strong>in</strong>sichtlich des er<strong>in</strong>nerten<br />

elterlichen Erziehungsstils zwischen verschiedenen Diagnosegruppen<br />

zu vermuten. Nur wenige Studien stellen allerd<strong>in</strong>gs direkte<br />

Vergleiche zwischen Patienten mit unterschiedlichen psychiatrischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong> an. Ziel dieser Untersuchung war es deshalb,<br />

Patienten mit zwei unterschiedlichen Störungsbil<strong>der</strong>n, Alkoholabhängigkeit<br />

(A) und Schizophrenie (S), h<strong>in</strong>sichtlich des er<strong>in</strong>nerten<br />

elterlichen Erziehungsstils zu vergleichen und dabei weitere potenzielle<br />

E<strong>in</strong>flussgrößen, wie Geschlecht, Alter und Bildungsstand, zu<br />

kontrollieren.<br />

Methode: N=156 stationär behandelte Patienten mit e<strong>in</strong>er Alkoholabhängigkeit<br />

nach ICD-10 (70 % männlich, 30 % weiblich) und<br />

N=140 stationär behandelte Patienten mit e<strong>in</strong>er Schizophrenie<br />

nach ICD-10 (66 % männlich, 34 % weiblich) wurden anhand des<br />

„Parental Bond<strong>in</strong>g Instruments“ (Parker et al., 1979) untersucht.<br />

Die Ergebnisse für die beiden Fragebogenskalen „Fürsorge“ und<br />

„Kontrolle“ wurden mit den üblichen cut-off-Werten verglichen<br />

und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss weiterer Variablen untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Beide Störungsgruppen er<strong>in</strong>nerten suboptimale<br />

Erziehungsstile. E<strong>in</strong>heitlich wurde von beiden Stichproben<br />

e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge väterliche (AB: M=18,64; AV: M=18,94;<br />

SB: M=19,68; SV: M=17,86) wie mütterliche (AB: M=25,23;<br />

AV: M=17,87; SB: M=24,66; SV: M=17,36) Fürsorglichkeit angegeben.<br />

Dabei fiel auf, dass die Mütter von beiden weiblichen Stichproben<br />

als signifikant weniger fürsorglich beschrieben wurden als von<br />

den beiden männlichen Stichproben. Es fanden sich allerd<strong>in</strong>gs auch<br />

störungs- und geschlechtsspezifische Unterschiede: Männliche<br />

Alkoholiker beschrieben ihre Mütter eher als unterkontrollierend<br />

im Vergleich zu <strong>der</strong> männlichen schizophrenen Stichprobe. Für die<br />

weiblichen Stichproben fand sich die statistische Tendenz, dass die<br />

Mütter <strong>der</strong> schizophrenen Stichprobe eher überkontrollierend im<br />

Vergleich zu eher „normal“ kontrollierenden Alkoholiker-Müttern<br />

erlebt wurden.<br />

010<br />

Recovery Style von PatientInnen mit e<strong>in</strong>er Psychose<br />

Ingrid Sibitz (Mediz<strong>in</strong>ische Universität Wien, Universitätskl<strong>in</strong>ik für<br />

Psychiatrie und Psychotherapie, Österreich)<br />

A. Unger, B. Schrank, M. Amer<strong>in</strong>g<br />

E<strong>in</strong>leitung: Recovery als e<strong>in</strong> Prozess <strong>der</strong> Genesung und Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

rückte <strong>in</strong> den letzten Jahren zunehmend <strong>in</strong>s Zentrum<br />

<strong>der</strong> Therapie <strong>der</strong> Schizophrenie. Ziel <strong>der</strong> Studie war es, den Genesungsstils<br />

von PatientInnen mit e<strong>in</strong>er Psychose aus dem schizophrenen<br />

Formenkreis zu erfassen und Zusammenhänge mit an<strong>der</strong>en<br />

Konstrukten darzustellen.<br />

Methode: 144 PatientInnen füllten e<strong>in</strong> Fragebogenset aus. Neben<br />

soziodemographischen und kl<strong>in</strong>ischen Variablen wurden Daten zu<br />

Krankheitskonzept, E<strong>in</strong>sicht, Wissen, Empowerment, Selbstwert,<br />

Lebensqualität und Stigma erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die meisten Befragten wiesen e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tegrativen<br />

Genesungsstil auf. E<strong>in</strong>e Faktorenanalyse bestätigte die<br />

100<br />

E<strong>in</strong>teilung des Fragebogens zum Recovery Style (RSQ) <strong>in</strong> 13 Subskalen<br />

während die psychometrischen Eigenschaften <strong>der</strong> Gesamtskala<br />

wenig zufrieden stellend waren. E<strong>in</strong> größerer Freundeskreis,<br />

höhere Bildung und e<strong>in</strong> jüngeres Erkrankungsalter sowie e<strong>in</strong> jüngeres<br />

Alter bei <strong>der</strong> ersten stationären Behandlung waren prädiktiv<br />

für e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tegrativen Genesungsstil. Die Erfassung des Ausmaßes<br />

an Integration <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> 13 Subskalen ist von therapeutischer<br />

Relevanz. E<strong>in</strong>e wie<strong>der</strong>holte Anwendung des RSQ im Therapieverlauf<br />

könnte dazu beitragen, Recovery bei Personen mit Schizophrenie<br />

gezielt zu för<strong>der</strong>n.<br />

011<br />

Recovery bei ehemals stationären Patienten mit Schizophrenie im<br />

2-Jahres-Follow-up<br />

Jörg Zimmermann (Karl-Jaspers-Kl<strong>in</strong>ik, Allgeme<strong>in</strong>spsychiatrie, Bad<br />

Zwischenahn)<br />

A. Wolter, J. Langosch, N. R. Krischke<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Begriff Recovery ist neben Remission <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren zunehmend stark <strong>in</strong> den Fokus <strong>der</strong> Schizophrenieforschung<br />

geraten. Dabei wird er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel als Outcome aufgefasst,<br />

<strong>der</strong> sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> zeitlichen Dimension als auch bezüglich <strong>der</strong> Berücksichtigung<br />

weiterer Funktionsbereiche, über Remission h<strong>in</strong>ausgeht.<br />

Diese bezieht sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> gängigsten Def<strong>in</strong>ition von Andreasen<br />

et al. (AJP 2005, 162:441-9) ausschließlich auf die psychotische<br />

Kernsymptomatik. In <strong>der</strong> vorliegenden Studie soll die Häufigkeit<br />

von Recovery <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er naturalistischen Stichprobe ehemals stationärer<br />

Patienten dargestellt werden und <strong>in</strong> Anlehnung an Lambert<br />

el al. (J Cl<strong>in</strong> Psychiatry 2006,67:1690-7) h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Bestandteile<br />

– Remission <strong>der</strong> Symptomatik, Funktionalität und Lebenszufriedenheit<br />

– differenziert analysiert werden.<br />

Methode: In die Analyse wurden 77 Patienten e<strong>in</strong>bezogen. Die Ausschöpfung<br />

betrug 69 %. Die Patienten wurden bei Entlassung,<br />

1- und 2-Jahreskatamnese untersucht. Zur Anwendung kamen dabei<br />

die PANSS, die GAF-Skala und <strong>der</strong> SWN-K. Hierbei handelt es<br />

sich um e<strong>in</strong>en Fragebogen mit 20 Items zur Erfassung des subjektiven<br />

Wohlbef<strong>in</strong>dens unter Neuroleptikabehandlung. Symptomatische<br />

Remission wurde entsprechend den Vorgaben von Andreasen<br />

et al. anhand <strong>der</strong> PANSS operationalisiert, Funktionelle Remission<br />

mithilfe e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur zu f<strong>in</strong>denden Cut-Off-Werts von 61<br />

und höher <strong>in</strong> <strong>der</strong> GAF. E<strong>in</strong>e Remission <strong>der</strong> Lebenszufriedenheit<br />

trat <strong>in</strong> Anlehnung an Lambert et al. bei e<strong>in</strong>em Gesamtwert von 80<br />

o<strong>der</strong> höher im SWN-K auf. Recovery lag dann vor, wenn e<strong>in</strong> Patient<br />

<strong>in</strong> allen drei Bereichen zu allen drei Zeitpunkten remittiert<br />

war.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zu allen Zeitpunkten remittierten nur<br />

jeweils gut 10 % <strong>der</strong> Patienten symptomatisch und funktionell. E<strong>in</strong><br />

Drittel <strong>der</strong> Patienten remittierte demgegenüber h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

Lebenszufriedenheit. Ke<strong>in</strong> Patient erfüllte die Recovery-Kriterien.<br />

Im Vergleich zur Literatur, <strong>in</strong> welcher die Häufigkeiten stichproben-<br />

und def<strong>in</strong>itionsabhängig zwischen 0 % und 40 % (Lauronen et<br />

al., J Cl<strong>in</strong> Psychiatry 2005,66:375-83), liegt unser Ergebnis im untersten<br />

Bereich. Dies dürfte e<strong>in</strong>erseits auf die Negativauswahl von<br />

Patienten <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> stationären Versorgung zurückzuführen<br />

se<strong>in</strong> und an<strong>der</strong>erseits auf die vergleichsweise relativ enge Def<strong>in</strong>ition<br />

von Recovery.


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-012 Posterpräsentation<br />

Pharmakotherapie 2 (F2)<br />

Vorsitz: K.-U. Kühn (Bonn)<br />

001<br />

Predictors for treatment response <strong>in</strong> patients with acute<br />

schizophrenia<br />

Cor<strong>in</strong>na Pick (Janssen-Cilag GmbH, Mediz<strong>in</strong> & Forschung, Neuss)<br />

A. Schre<strong>in</strong>er, M. Blanc, L. Bidzan, D. Hoeben, L. Hargarter, M.<br />

Lahaye, G. M. Badescu, M. Schmauss, M. Kotler<br />

Introduction: To explore predictors and explanatory variables for<br />

treatment response and dos<strong>in</strong>g of antipsychotic medication <strong>in</strong> patients<br />

with schizophrenia suffer<strong>in</strong>g from an acute episode.<br />

Method: Six-week prospective <strong>in</strong>ternational, open-label flexible<br />

dose study (PALSCH3018) with oral paliperidone ER <strong>in</strong> acutely<br />

exacerbated schizophrenia patients. For analysis stepwise logistic<br />

regression was used, tak<strong>in</strong>g <strong>in</strong>to account country, age, sex, BMI,<br />

diagnosis, duration of schizophrenia, prior hospitalizations, psychotic<br />

symptoms (Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS)),<br />

disease severity (Cl<strong>in</strong>ical Global Impression-Severity Scale<br />

(CGI-S)), and patient function<strong>in</strong>g at basel<strong>in</strong>e.<br />

Discussion / Results: 294 patients were analyzed (53 % male, mean<br />

age 40.3 ± 12.4 years). 80 % of patients completed the study. The<br />

mean dose of paliperidone ER was 7.5 ± 2.1 mg / day. Total PANSS<br />

score improved from 100.2 ± 17.2 (basel<strong>in</strong>e) to 72.7 ± 20.3 (endpo<strong>in</strong>t)<br />

(p


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

004<br />

Plasmakonzentration-Dosis-Quotient und Psychopatholgie schizophren-Erkrankter<br />

bei <strong>der</strong> Behandlung mit Olanzap<strong>in</strong> und Clozap<strong>in</strong><br />

Christian Schmidt-Kraepel<strong>in</strong> (LVR-Kl<strong>in</strong>ikum Düsseldorf, Allgeme<strong>in</strong>e<br />

Psychiatrie 2)<br />

A. Klimke, R. W. Dittmann, D. Naber, M. Lambert, G. Regenbrecht,<br />

J. Cordes<br />

E<strong>in</strong>leitung: Assoziiert mit verschiedenen Faktoren – wie genetische<br />

Disposition, Zigaretten Rauchen o<strong>der</strong> Begleitmedikation –<br />

zeigt sich unter e<strong>in</strong>er Behandlung mit Olanzap<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e hohe Variabilität<br />

des Plasmakonzentration-Dosis-Quotienten (C/D-Quotient).<br />

Daher ist „Therapeutisches Drug Monitor<strong>in</strong>g“ zur Optimierung <strong>der</strong><br />

Pharmakotherapie und Verbesserung des Therapierfolges bei Schizophrenie<br />

<strong>in</strong> bestimmten Fällen angezeigt. Wir berichten über den<br />

Zusammenhang von C/D-Quotienten und Psychopathologie aus<br />

e<strong>in</strong>er Subanalyse e<strong>in</strong>er randomisierten, doppelbl<strong>in</strong>den Vergleichsstudie<br />

mit Olanzap<strong>in</strong> und Clozap<strong>in</strong> (26-wöchig).<br />

Methode: Die Plasmakonzentrationen von Olanzap<strong>in</strong> und Clozap<strong>in</strong><br />

wurden während <strong>der</strong> 2., 4., 6., 10., 14., 18., 22. und 26. Behandlungswoche<br />

erfasst. Die Positive and Negative Symptom Scale<br />

(PANSS) wurde vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Behandlung und während <strong>der</strong> Visiten<br />

nach 4,6,14,22 und 26 Wochen erhoben. Der Zusammenhang<br />

zwischen Tagesdosis und Plasmakonzentration sowie C/D-Quotient<br />

und Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> PANSS Positiv- und Negativsubskala wurde<br />

durch e<strong>in</strong>e Korrelationsanalyse nach Pearson berechnet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der Zusammenhang zwischen Plasmakonzentration<br />

und Dosis ist <strong>in</strong> dieser Studie bei Olanzap<strong>in</strong> (3/7 Visiten;<br />

0,075 bis 0,572; p = 0,675 bis 0,016) ger<strong>in</strong>ger ausgeprägt als<br />

bei Clozap<strong>in</strong> (7/7 Visiten; 0,457 bis 0,588; p 0,032 bis 0,001). Für die<br />

Korrelation zwischen C/D-Quotient und Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> PANSS-<br />

Positivsubskala waren für Clozap<strong>in</strong> bei 2 von 5 Visiten, für Olanzap<strong>in</strong><br />

ke<strong>in</strong>e signifikanten Korrelationen vorhanden. Durchgängige<br />

Zusammenhänge ergaben sich lediglich bei <strong>der</strong> PANSS-Negativsubskala<br />

für Clozap<strong>in</strong> (5/5 Visiten), die bei Olanzap<strong>in</strong> nicht vorhanden<br />

waren (0/5 Visiten). Die Ergebnisse reproduzieren die zuvor<br />

beschriebene erhöhte Variabilität des C/D-Quotienten von<br />

Olanzap<strong>in</strong> im Vergleich zu Clozap<strong>in</strong>. Trotz dieser erhöhten Variabilität<br />

ergaben sich bei Olanzap<strong>in</strong> weniger Zusammenhänge des<br />

C/D-Quotienten mit dem kl<strong>in</strong>ischem Ergebnis als bei Clozap<strong>in</strong>,<br />

was e<strong>in</strong>e gezielte Indikationsstellung für TDM bei Olanzap<strong>in</strong> befürwortet.<br />

005<br />

Safety, tolerability and efficacy of flexible doses of paliperidone<br />

ER <strong>in</strong> non-acute patients with schizophrenia<br />

Andreas Schre<strong>in</strong>er (Janssen-Cilag EMEA, Neuss)<br />

L. Hargarter, M. Franco, D. Buccom<strong>in</strong>o, E. Lara, F. Kühn, T. Tzotzoras,<br />

D. Hoeben, B. Millet<br />

Introduction: To explore tolerability, safety and efficacy of flexible<br />

doses of oral paliperidone ER <strong>in</strong> adult non-acute patients with<br />

schizophrenia requir<strong>in</strong>g a change <strong>in</strong> their medication due to lack of<br />

efficacy with their previous oral antipsychotic.<br />

Method: Interim analysis of a prospective 6-month, open-label,<br />

<strong>in</strong>ternational study (PAL-SCH-3017). Patients complet<strong>in</strong>g the first<br />

3 months of this study were analyzed. Endpo<strong>in</strong>ts were the change <strong>in</strong><br />

the Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) from basel<strong>in</strong>e<br />

to endpo<strong>in</strong>t, Cl<strong>in</strong>ical Global Impression-Severity Scale (CGI-S),<br />

weight change and adverse events (AEs).<br />

Discussion / Results: 81 patients were <strong>in</strong>cluded (57 % male, mean<br />

age 41.3 ± 13.6 years, 85 % paranoid schizophrenia). 89 % of the<br />

81 patients completed the first 3 months of the study. Reasons for<br />

early discont<strong>in</strong>uation were lack of efficacy (3.7 %), subject choice<br />

(2.5 %), loss to follow-up (2.5 %) and AE (1.2 %). The mean mode<br />

dose of paliperidone ER was 6 mg / day. Mean total PANSS decreased<br />

from 82.8 ± 16.0 at basel<strong>in</strong>e to 69.2 ± 19.1 at endpo<strong>in</strong>t<br />

102<br />

(mean change -13.6 ± 15.6; 95 % confidence <strong>in</strong>terval [CI]-17.0;-<br />

10.1, p


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

mean dose of paliperidone ER was 7.5 ± 2.1 mg / day. 211 (71.8 %)<br />

patients temporarily received a BZD dur<strong>in</strong>g the study, of which 190<br />

(90 %) were newly <strong>in</strong>itiated after enrolment. The most frequently<br />

used BZDs were diazepam (47.4 %) and lorazepam (44.5 %). The<br />

mean daily BZD dose <strong>in</strong> diazepam equivalents was 14.4 mg (range<br />

1 – 39 mg / day) and the mean duration of BZD treatment was 14.3<br />

days (range 1 – 46 days). There were differences between countries<br />

<strong>in</strong> terms of BZD use, with higher percentages <strong>in</strong> Italy (100 %) Croatia<br />

(82.6 %) and France (80 %), and a lower proportion <strong>in</strong> Germany<br />

(62.8 %) and Poland (61 %). After stepwise regression, the only<br />

significant predictor for BZD use was a higher disease severity at<br />

basel<strong>in</strong>e as measured by the Cl<strong>in</strong>ical Global Impression-Severity<br />

Scale (Chi-Square 17.89; p


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

Weitere Faktoren, wie z. B. <strong>der</strong> erhöhte Zeitaufwand o<strong>der</strong> das häufigere<br />

Auftreten von Nebenwirkungen, spielten e<strong>in</strong>e untergeordnete<br />

Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entscheidung.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-013 Posterpräsentation<br />

Psychotische Störungen 4 (Pathophysiologie)<br />

Vorsitz: S. Ruhrmann (Köln)<br />

001<br />

Metabolic parameters <strong>in</strong> the short- and long-term treatment<br />

with sert<strong>in</strong>dole or risperidone <strong>in</strong> patients with schizophrenia<br />

(subset of sert<strong>in</strong>dole cohort prospective – SCoP-study)<br />

Wibke Flürenbrock (Lundbeck GmbH, Scientific Unit, Hamburg)<br />

M. de Hert, A. Mittoux, Y. He, J. Peuskens<br />

Introduction: The presence of the metabolic syndrome is an important<br />

risk factor for cardiovascular disease and diabetes. Only<br />

limit ed data is available on the metabolic safety of sert<strong>in</strong>dole.<br />

Method: Study of the short and long term metabolic safety of sert<strong>in</strong>dole<br />

<strong>in</strong> a randomized study compared to risperidone. In a subset<br />

of patients enrolled <strong>in</strong> the sert<strong>in</strong>dole cohort prospective (SCoP)<br />

study, prevalence and <strong>in</strong>cidence of metabolic syndrome (accord<strong>in</strong>g<br />

to International-Diabetes-Fe<strong>der</strong>ation-criteria, IDF) were evaluated.<br />

Discussion / Results: In 261 randomised patients, there were mo<strong>der</strong>ate<br />

<strong>in</strong>creases <strong>in</strong> mean weight, BMI, and waist circumference<br />

dur <strong>in</strong>g treatment with either sert<strong>in</strong>dole or risperidone; after 12<br />

weeks, <strong>in</strong>crease <strong>in</strong> weight was 1.3 kg and 1.1 kg, respectively, after<br />

48 weeks it was 3.0 kg and 2.3 kg respectively. Comparable weight<br />

change from basel<strong>in</strong>e to last assessment was reported <strong>in</strong> each treatment<br />

group 1.8 kg and 1.7 kg (up to 60 weeks). Similar proportions<br />

of patients (sert<strong>in</strong>dole: 17 % versus risperidone: 16 %) had weight<br />

<strong>in</strong>creases ≥7 % from basel<strong>in</strong>e to last assessment. Mean changes<br />

from basel<strong>in</strong>e to each assessment <strong>in</strong> triglycerides, total cholesterol,<br />

HDL-cholesterol, LDL-cholesterol, plasma glucose and blood pressure<br />

were small and not cl<strong>in</strong>ically relevant <strong>in</strong> both treatment groups.<br />

No patient <strong>in</strong> either group met criteria for diabetes type-2 dur<strong>in</strong>g<br />

the course of the study. At last assessment the prevalence of metabolic<br />

syndrome was 17 % <strong>in</strong> the sert<strong>in</strong>dole group and 26 % <strong>in</strong> the<br />

risperidone group. The <strong>in</strong>cidence of metabolic syndrome (<strong>in</strong> patients<br />

without metabolic syndrome at basel<strong>in</strong>e) was 7.1 % <strong>in</strong> the<br />

sert<strong>in</strong>dole group and 10.5 % <strong>in</strong> the risperidone group. Conclusion:<br />

Treatment with either sert<strong>in</strong>dole or risperidone up to 12 months<br />

did not appear to be associated with a difference <strong>in</strong> risk of develop<strong>in</strong>g<br />

metabolic syndrome as def<strong>in</strong>ed by IDF. In general metabolic<br />

effects of sert<strong>in</strong>dole and risperidone were similar: both treatments<br />

were associated with modest weight ga<strong>in</strong>, and a correspond<strong>in</strong>g <strong>in</strong>crease<br />

<strong>in</strong> BMI and <strong>in</strong> waist circumference.<br />

002<br />

Attentive Modulation <strong>der</strong> Präpuls<strong>in</strong>hibition (PPI) bei schizophrenen<br />

Patienten<br />

Karsten Heekeren (Universitätskl<strong>in</strong>ik Zürich, Psychiatrie)<br />

S. Metzler, A. Theodoridou<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Befund, dass die präattentive Präpuls<strong>in</strong>hibition<br />

(PPI) des Startlereflexes bei schizophrenen Patienten verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

ist, wird durch e<strong>in</strong>e Vielzahl von Studien belegt. Jedoch lässt sich<br />

e<strong>in</strong> präattentives PPI-Defizit nicht bei allen schizophrenen Patienten<br />

nachweisen. Außerdem ist die PPI auch ke<strong>in</strong> re<strong>in</strong> präattentiver<br />

Prozess, son<strong>der</strong>n kann bei längeren Präpuls-Puls-Intervallen durch<br />

gerichtete Aufmerksamkeit moduliert werden. Interessanterweise<br />

104<br />

konnte bei schizophrenen Patienten, die e<strong>in</strong>e reguläre präattentive<br />

PPI aufweisen, dennoch e<strong>in</strong>e pathologische Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> attentiven<br />

Modulation <strong>der</strong> PPI gefunden werden.<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung wurden erstmanifeste<br />

und chronische Patienten mit e<strong>in</strong>er schizophrenen Erkrankung<br />

und gesunde Kontrollprobanden untersucht. Im Gegensatz zu früheren<br />

Untersuchungen wurde e<strong>in</strong> modifiziertes Startle-Paradigma<br />

genutzt, bei dem die Aufmerksamkeit bereits vor dem Auftreten<br />

des Präpulses moduliert und nicht nur auf den Präpuls alle<strong>in</strong>e, son<strong>der</strong>n<br />

auch auf den reflexauslösenden Stimulus gelenkt wird.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Während <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesunden Kontrollgruppe<br />

die Fokussierung <strong>der</strong> Aufmerksamkeit auf die Stimuli bei e<strong>in</strong>em<br />

langen Präpuls-Puls-Intervall (240 ms) zu e<strong>in</strong>er verstärkten PPI<br />

führte, zeigte sich dieser Effekt <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsmodulation<br />

we<strong>der</strong> bei den Ersterkrankten noch bei den chronischen schizophrenen<br />

Patienten. Die gestörte attentive Modulation <strong>der</strong> PPI<br />

sche<strong>in</strong>t somit bereits früh im Erkrankungsverlauf schizophrener<br />

Psychosen nachweisbar zu se<strong>in</strong>. Es wäre daher wünschenswert, die<br />

Untersuchung <strong>der</strong> attentiven Modulation des Startlereflexes auch <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Diagnostik e<strong>in</strong>zusetzen. Es muss jedoch bedacht<br />

werden, dass es sich bei dieser Messgröße nicht um e<strong>in</strong>en Biomarker<br />

<strong>der</strong> Schizophrenie handelt, da e<strong>in</strong> PPI-Defizit auch bei an<strong>der</strong>en<br />

psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong> nachgewiesen werden konnte. Dennoch<br />

kann – unter Beachtung dieser E<strong>in</strong>schränkung – e<strong>in</strong>e gestörte<br />

attentive Modulation <strong>der</strong> PPI e<strong>in</strong>e zusätzliche Information für den<br />

diagnostischen Prozess bieten.<br />

003<br />

Heritability aspects of endocannab<strong>in</strong>oid function<strong>in</strong>g <strong>in</strong> schizophrenia<br />

Carol<strong>in</strong> Hoyer (ZI Mannheim, Psychiatrie / Psychotherapie)<br />

L. Kranaster, D. Koethe, F. Pahlisch, M. Hellmich, A. Giuffrida,<br />

A. Meyer-L<strong>in</strong>denberg, E. Torrey, D. Piomellli, F. M. Leweke<br />

Introduction: Epidemiological and experimental evidence suggests<br />

a role for the human endocannab<strong>in</strong>oid system <strong>in</strong> the<br />

pathophysio logy of schizophrenia, un<strong>der</strong>p<strong>in</strong>ned by the fact that<br />

cannabis use is associated with a twofold <strong>in</strong>crease <strong>in</strong> the risk to suffer<br />

from this dis ease. Moreover, the major psychoactive phytocannab<strong>in</strong>oid<br />

delta-9-tetrahydrocannab<strong>in</strong>ol <strong>in</strong>duces psychotic symptoms<br />

<strong>in</strong> healthy volunteers and schizophrenia patients. In recent<br />

years, we were able to detect an elevation of the endocannab<strong>in</strong>oid<br />

anandamide <strong>in</strong> cerebrosp<strong>in</strong>al fluid of acutely schizophrenic patients,<br />

which was <strong>in</strong>versely correlated to psychopathology. In addition,<br />

cerebrosp<strong>in</strong>al anandamide is negatively affected by cannabis<br />

use <strong>in</strong> these patients. However, it rema<strong>in</strong>s conjectural whether anandamide<br />

is also modified <strong>in</strong> relatives of schizophrenic patients.<br />

Method: We <strong>in</strong>vestigated levels of anandamide, 2-arachidonoylglycerol<br />

(2-AG), palmitoylethanolamide and oleoylethanolamide<br />

<strong>in</strong> the plasma of 31 tw<strong>in</strong> pairs discordant for schizophrenia as well<br />

as 8 concordant healthy pairs of tw<strong>in</strong>s by LC/MS as previously described.<br />

Discussion / Results: There was no significant difference of all <strong>in</strong>vestigated<br />

eicosanoids with<strong>in</strong> the group of discordant “schizophrenia“<br />

tw<strong>in</strong>s. This was also the case for the healthy tw<strong>in</strong> pairs. In contrast,<br />

“schizophrenia“ tw<strong>in</strong>s showed significantly higher levels of<br />

anandamide and palmitoylethanolamide <strong>in</strong> plasma when compared<br />

to healthy tw<strong>in</strong>s (p


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

004<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> postischämischen raktiven Hyperämie <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

akuten Schizoprenie<br />

Anna-Karol<strong>in</strong>e Israel (Jena)<br />

T. Rachow, S. Berger, S. Koch, A. Voss, K.-J. Bär<br />

E<strong>in</strong>leitung: Schizophrene zeigen im Vergleich zur gesunden Bevölkerung<br />

e<strong>in</strong> zwei- bis dreifach erhöhtes Mortalitätsrisiko. Neben<br />

ungesunden Lebensgewohnheiten, zum Beispiel Rauchen gibt es<br />

H<strong>in</strong>weise, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schizophrenie e<strong>in</strong>e autonome Dysregulation<br />

auftritt, die mit e<strong>in</strong>er erhöhten kardialen Mortalität verbunden ist.<br />

In vergangenen Studien konnte gezeigt werden, dass schizophrene<br />

Patienten e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te vagale Aktivität besitzen. Die Endothelfunktion<br />

wurde bei Patienten mit Herzerkrankungen als herausragen<strong>der</strong><br />

Parameter zur Risikostratifizierung identifiziert. Ziel unserer<br />

Studie war es, die postischämische reaktive Hyperämie (PORH)<br />

als Marker <strong>der</strong> Endothelfunktion <strong>in</strong> <strong>der</strong> akuten Schizophrenie zu<br />

analysieren.<br />

Methode: Wir untersuchten 20 Patienten (12 Männer, 8 Frauen,<br />

mittleres Alter 31,2 Jahre) mit e<strong>in</strong>er paranoiden Schizophrenie sowie<br />

20 gesunde Kontrollprobanden (age and gen<strong>der</strong> matched) mit<br />

<strong>der</strong> LDF-Methode (Laser-Doppler Flowmetrie). Dabei wurde beson<strong>der</strong>s<br />

<strong>der</strong> Nikot<strong>in</strong>konsum kontrolliert, da Rauchen die PORH<br />

bee<strong>in</strong>flusst. Die lokale Durchblutung am rechten Unterarm wurde<br />

vor, während (3 m<strong>in</strong> lang) und nach Kompression <strong>der</strong> A. brachiales<br />

gemessen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Schizophrenen war<br />

die maximale postischämische Hyperämie (PORHmax) signifikant<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Die Zeit bis zur maximalen Hyperämie (Tp) war signifikant<br />

verkürzt. Die Flussgeschw<strong>in</strong>digkeit vor Ischämie war <strong>in</strong><br />

beiden Gruppen gleich. Schlussfolgerungen: Die verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />

PORHmax weist auf e<strong>in</strong> deutlich erhöhtes kardiales Risikoprofil<br />

junger Patienten mit Schizophrenie h<strong>in</strong>. Hierbei wird erstmals Bezug<br />

auf die Mikrozirkulation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erkrankung genommen. Um<br />

e<strong>in</strong>e kardiale Risikoratifizierung für die Schizophrenie durchzuführen,<br />

sollten prospektive Studien diese Methode verwenden.<br />

005<br />

Elevated S100B levels <strong>in</strong> schizophrenia are associated with <strong>in</strong>sul<strong>in</strong><br />

resistance<br />

Johann Ste<strong>in</strong>er (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Magdeburg, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

M. Walter, A. M. My<strong>in</strong>t, K. Schiltz, B. Panteli, M. Brauner, H.-G.<br />

Bernste<strong>in</strong>, M. L. Schroeter, S. Bahn, M. J. Schwarz, B. Bogerts<br />

Introduction: Elevated blood levels of S100B <strong>in</strong> schizophrenia have<br />

so far been ma<strong>in</strong>ly attributed to glial pathology. However, <strong>in</strong>creases<br />

or dysfunction of adipose tissue may be alternatively responsible.<br />

Such explanations would be supported by the <strong>in</strong>creased prevalence<br />

of obesity <strong>in</strong> schizophrenia but need to be discerned from side effects<br />

of antipsychotic medication.<br />

Method: Our study thus assessed S100B <strong>in</strong> both medicated and<br />

drug free schizophrenic patients along with the body mass <strong>in</strong>dex<br />

(BMI), measures of glucose utilization and adipok<strong>in</strong>e levels. Acutely<br />

ill schizophrenic subjects showed elevated S100B levels (P=0.012)<br />

and <strong>in</strong>dications of <strong>in</strong>sul<strong>in</strong> <strong>in</strong>sensitivity as revealed by <strong>in</strong>creased glucose<br />

(P


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

score: r= -0.415, P=0.035; total score: r= -0.395, P=0.046). Our results<br />

provide support for a reduction of S100B levels dur<strong>in</strong>g reconvalescence<br />

from acute paranoid schizophrenia that is regulated by<br />

its scavenger sRAGE. This mechanism could provide novel treatment<br />

strategies.<br />

007<br />

Effekte antichol<strong>in</strong>erger Stimulation auf die Psychopathologie bei<br />

unmedizierten Patienten mit schizophrenen Störungen und bei<br />

gesunden Probanden<br />

Tanja Vesel<strong>in</strong>ovic (UK Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

M. Komp, H. Janouschek, K. Spreckelmeyer, I. Vernaleken, G. Grün<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung: Die große Vielfalt <strong>der</strong> Symptome bei Patienten mit<br />

schizophrenen Störungen lässt sich nicht ausschließlich durch die<br />

Dopam<strong>in</strong> Hypothese erklären. Insbeson<strong>der</strong>e die neurobiologischen<br />

Grundlagen <strong>der</strong> Negativsymptomatik und <strong>der</strong> kognitiven Störungen<br />

s<strong>in</strong>d bis heute noch weitgehend unklar. Zahlreiche Untersuchungen<br />

sprechen für e<strong>in</strong>e Mitbeteiligung an<strong>der</strong>er neurotransmitter<br />

Systeme, unter an<strong>der</strong>em auch des chol<strong>in</strong>ergen Systems. E<strong>in</strong><br />

Erklärungsmodell, etabliert von Tandon, betrachtet e<strong>in</strong> dopam<strong>in</strong>erg<br />

/ chol<strong>in</strong>erges Ungleichgewicht als Grundlage für die Heterogenität<br />

<strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Symptome. Dabei wird e<strong>in</strong>e verstärkte<br />

chol<strong>in</strong>erge Aktivität für die Negativsymptomatik mitverantwortlich<br />

gemacht. Ziel dieser Studie ist es die Bedeutung des chol<strong>in</strong>ergen<br />

Systems <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathophysiologie <strong>der</strong> Schizophrenie näher zu untersuchen.<br />

Methode: Bisher wurden zehn unmedizierte Patienten mit e<strong>in</strong>er<br />

schizophrenen Störung (medikati-onsfreies Intervall m<strong>in</strong>destens<br />

6 Monate) und 11 gesunde Probanden untersucht. Die Psychopathologie<br />

wurde mittels des standardisierten PANSS Interviews zu<br />

zwei Zeitpunkten erfasst: das erste mal ohne jeglicher medikamentöser<br />

Intervention und das zweite mal nach <strong>in</strong>travenöser Gabe von<br />

5 mg des subtyp-unselektiven Antichol<strong>in</strong>ergicums Biperiden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die antichol<strong>in</strong>erge Intervention verursachte<br />

so wohl bei den Patienten wie auch bei den gesunden Probanden<br />

e<strong>in</strong>en signifikanten Anstieg <strong>der</strong> PANSS Werte (Patienten:<br />

von 71,3 ± 19,8 auf 96.9 ± 19.6; p


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

ist es den Zusammenhängen psychopathologischer Syndrome mit<br />

neurokognitiven Parametern an e<strong>in</strong>er solchen Stichprobe nachzugehen.<br />

Methode: In unserem Forschungsprojekt s<strong>in</strong>d bereits 50 chronisch<br />

schizophrene Patienten im Alter von durchschnittlich 55 Jahren<br />

und langer Krankheitsdauer erhoben. Neben <strong>der</strong> Scale for the<br />

assessment of positive Symptoms (SAPS) und <strong>der</strong> Scale for the assessment<br />

of negative Symptoms (SANS) wird e<strong>in</strong>e umfangreiche<br />

neuropsychologische Testbatterie e<strong>in</strong>gesetzt um relevante neurokognitive<br />

Domänen zu erfassen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong>e mit Hilfe <strong>der</strong> psychopathologischen<br />

Parameter durchgeführte Faktorenanalyse bestätigt die Ergebnisse<br />

früherer Studien, die drei Faktoren (negativ, positiv, desorganisiert)<br />

extrahiert haben. Die mittels Clusteranalyse <strong>in</strong> vier Gruppen (negativ,<br />

positiv, desorganisiert, remittiert) aufgeteilte Patientenstichprobe<br />

zeigt signifikante Unterschiede h<strong>in</strong>sichtlich verschiedenster<br />

neurokognitiver Parameter. Während Patienten mit vorwiegend<br />

positiver Symptomatik ger<strong>in</strong>ge neurokognitive Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

zeigen, haben Patienten mit negativer und desorganisierter Symptomatik<br />

verstärkte Defizite. Dies gibt e<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis darauf, dass<br />

den verschiedenen Symptomdimensionen unterschiedliche pathologische<br />

Prozesse zugrunde liegen. In näherer Zukunft soll die vorhandene<br />

Stichprobe vergrößert sowie e<strong>in</strong>e weitere Stichprobe mit<br />

jungen, ersterkrankten Patienten erhoben werden, um mögliche<br />

Unterschiede zwischen den Profilen dieser beiden Krankheitsgruppen<br />

zu analysieren.<br />

010<br />

Die zentrale serotonerge Funktion bei schizophrener Negativsymptomatik<br />

Idun Uhl (LWL-Universitätskl<strong>in</strong>ik Bochum, Psychiatrie)<br />

A. Kulik, P. Roser, C. Norra, W. Kawohl, A. Theodoridou, M. Brüne,<br />

G. Juckel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die verschiedenen Symptome <strong>der</strong> Schizophrenie, bei<br />

denen e<strong>in</strong>e Beteiligung zahlreicher Neurotransmittersysteme, v. a.<br />

aber des dopam<strong>in</strong>ergen und des serotonergen, beobachtet werden<br />

kann, verlangen bessere Kenntnis über ihre Ursache. Die Lautstärkeabhängigkeit<br />

akustisch evozierter Potentiale (LAAEP) konnte<br />

mittlerweile als gut validierte Messmethode für die zentrale serotonerge<br />

Funktion etabliert werden. Dabei zeigt e<strong>in</strong>e hohe LAAEP<br />

e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge serotonerge Aktivität an und umgekehrt. In <strong>der</strong> hier<br />

vorliegenden Studie sollte bei schizophrenen Patienten die serotonerge<br />

Aktivität mit Hilfe <strong>der</strong> LAAEP bestimmt und diese mit verschiedenen<br />

psychometrischen Testverfahren <strong>in</strong>s Verhältnis gesetzt<br />

werden. Patienten mit e<strong>in</strong>er ausgeprägten Negativsymptomatik<br />

sollten e<strong>in</strong>e erhöhte LAAEP i. S. e<strong>in</strong>es verr<strong>in</strong>gerten serotonergen<br />

Niveaus zeigen.<br />

Methode: 30 Schizophrene und 30 gesunde Kontrollprobanden,<br />

gematcht nach Alter und Geschlecht, wurden untersucht. Die<br />

LAAEP wurde über e<strong>in</strong> spezielles Paradigma gemessen. Bei den<br />

gesunden Kontrollprobanden wurde <strong>der</strong> M<strong>in</strong>i-SCID für gesunde<br />

Probanden, Beck Depression Inventory (BDI) und Hamilton Depression<br />

Rat<strong>in</strong>g Scale (HAMD) erhoben. Schizophrene wurden<br />

mittels Positive and Negative Symptom Scale (PANSS), Scale for<br />

Assessment of Negative Symptomes (SANS), Calgary Depression<br />

Scale for Schizophrenia (CDSS-G), BDI, HAMD, Bech Rafaelsen<br />

Melancholie Skala (BRMS) sowie Brief Symptom Inventory (BSI)<br />

untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigte sich e<strong>in</strong> Trend h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er<br />

erhöhten serotonergen Aktivität bei Schizophrenen im Verhältnis<br />

zu Kontrollen (p=0.051). Schizophrene Patienten wiesen e<strong>in</strong>e negative<br />

Korrelation <strong>der</strong> Skala <strong>der</strong> Negativsymptome des PANSS<br />

(rs=-0.423, p=0.020) und des SANS (rs=-0.373, p=0.042) zur<br />

LAAEP auf. Zu den an<strong>der</strong>en Untergruppen des PANSS, CDSS-G,<br />

BDI, HAMD, BRMS und BSI zeigte sich ke<strong>in</strong>erlei Korrelation. Die-<br />

se Befunde legen nahe, dass e<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen serotonerger<br />

Aktivität und Negativsymptomatik besteht. Daraus kann<br />

geschlussfolgert werden, dass das serotonerge System speziell bei<br />

<strong>der</strong> Genese <strong>der</strong> Negativsymptomatik e<strong>in</strong>en bedeutenden Stellenwert<br />

e<strong>in</strong>nimmt. Mit Hilfe <strong>der</strong> hier vorliegenden Erkenntnisse dazu,<br />

dass die Negativsymptomatik v. a. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dysfunktion des serotonergen<br />

Systems begründet zu liegen sche<strong>in</strong>t, zeichnet sich ab,<br />

dass auf diesem Wege zielgerichtete therapeutische Interventionen<br />

und genauere Diagnostik möglich se<strong>in</strong> könnten.<br />

011<br />

Gap-Junction-Prote<strong>in</strong>e Pannex<strong>in</strong> 1-3: Kandidatengene für schizophrene<br />

Psychosen?<br />

Micha Gawlik (Universität Würzburg, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

M. Knapp, B. Pfuhlmann, G. Stöber<br />

E<strong>in</strong>leitung: Pannex<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d Mitglie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er neuen Familie von<br />

Gap-Junction Prote<strong>in</strong>e. Diese phylogenetisch hochkonservierten,<br />

hirnexprimierten Gene s<strong>in</strong>d nach neueren Untersuchungen aufgrund<br />

ihrer postulierten Funktionsweise als elektrische Synapsen<br />

im ZNS möglicherweise von wesentlicher Bedeutung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entstehung<br />

schizophrener Psychosen. Die Gene liegen darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong><br />

Kandidatenregionen für schizophrene Psychosen auf Chromosom<br />

22q13 (Pannex<strong>in</strong> 2) und Chromosom 11q21-24 (Pannex<strong>in</strong> 1 und<br />

3). Diese Regionen s<strong>in</strong>d durch genomweite Kopplungsstudien als<br />

Suszeptibilitätsloci für schizophrene Psychosen seit längerem bekannt.<br />

Methode: Wir untersuchten fünf S<strong>in</strong>gle-Nukleotid-Polymorphismen<br />

(SNPs) die sich über die chromosomalen Loci auf Chromosom<br />

11q und 22q verteilen: rs1070 und rs 1138800 auf Pannex<strong>in</strong> 1,<br />

rs4838858 und rs7292533 auf Pannex<strong>in</strong> 2 sowie rs5771206 auf Pannex<strong>in</strong><br />

3 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fall-Kontroll Studie mit 387 Probanden mit schizophrenen<br />

Psychosen sowie 288 Kontrollen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Allel- und Genotypverteilung zeigten<br />

ke<strong>in</strong>en signifikanten Unterschied zwischen Fällen und Kontrollen.<br />

Wir können daher e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag <strong>der</strong> Pannex<strong>in</strong>e zur<br />

Krankheitsentstehung schizophrener Psychosen mit unserer Studie<br />

nicht bestätigen.<br />

012<br />

The biological basis of a psychotic disease a case report<br />

Dragana Krasic (Mental Health Cl<strong>in</strong>ic, Child & Adolescent Psychiatry,<br />

Nish, Serbia)<br />

N. Ilic, M. Mitic, N. Klidonas<br />

Introduction: Def<strong>in</strong>ition: Psychosis represents a profound disor<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> personality development and organization which results <strong>in</strong><br />

chang<strong>in</strong>g or los<strong>in</strong>g contact with reality, emotional and cognitive deprivation,<br />

chang<strong>in</strong>g or los<strong>in</strong>g contact with objects (people or<br />

th<strong>in</strong>gs), <strong>in</strong>sufficient or biased <strong>in</strong>vestment <strong>in</strong> objects and activities,<br />

as well as perception, thought, attention, will, mobility and speech<br />

impediment. Objective: Genetics‘ part <strong>in</strong> the onset of a psychosis,<br />

s<strong>in</strong>ce the grandmother of tw<strong>in</strong>s ill with psychosis also had Schizophrenia.<br />

Method: A display of 15 year old, male tw<strong>in</strong>s, who showed psy-<br />

107


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

chotic symptoms, one after the other, (the younger tw<strong>in</strong> showed<br />

psychotic symptoms one week after releas<strong>in</strong>g the ol<strong>der</strong> one from<br />

the hospital.)<br />

Discussion / Results: Presence of a psychotic disease <strong>in</strong> the family<br />

gave a biological possibility of its further occurrence, which <strong>in</strong>deed<br />

manifested <strong>in</strong> an early onset of psychosis <strong>in</strong> both tw<strong>in</strong> grandsons of<br />

the ill subject. Patients were bizygotic tw<strong>in</strong>s, with lower <strong>in</strong>tellectual<br />

capacities, lower Ego-potentials, and low levels of psycho-social<br />

maturity. Symptoms of depersonalization, cognitive and perceptive<br />

alterations, as well as <strong>in</strong>tense fear, social withdrawal, loss of <strong>in</strong>terest,<br />

and alienation from the outside world were ob served. After apply<strong>in</strong>g<br />

neuroleptic therapy, the psychotic symptoms were reduced and<br />

remission was enabled. Conclusion: The biological basis of a psychotic<br />

disease is unquestionable <strong>in</strong> this example of an early onset of<br />

psychosis, <strong>in</strong> adolescence. Due to the fact that there was no etiological<br />

background of psychosis <strong>in</strong> the environmental factors, further<br />

to the fact that good family relations and a good f<strong>in</strong>ancial situation<br />

were present <strong>in</strong> this case, it can be stated that this is a clear evidence<br />

of a genetically conditioned psychosis, presented <strong>in</strong> the example of<br />

tw<strong>in</strong>s.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-015 Posterpräsentation<br />

Pharmakotherapie 1 (F2)<br />

Vorsitz: I.-G. Anghelescu (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Clozap<strong>in</strong> Blutspiegelverlauf <strong>in</strong> <strong>der</strong> ambulanten Langzeittherapie<br />

Viktoria Tatusch (Psychiatrie, Neurochemisches Labor Universität<br />

Ma<strong>in</strong>z)<br />

H. Saglam, C. Hiemke<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Therapie von schizophrenen <strong>Erkrankungen</strong> hat <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit zur Krankheitsphase unterschiedliche Ziele und<br />

Strategien. Es wurde bereits gezeigt, dass <strong>der</strong> Erfolg e<strong>in</strong>er Langzeittherapie<br />

zum großen Teil von <strong>der</strong> konsequenten E<strong>in</strong>nahme <strong>der</strong> antipsychotischen<br />

Medikation abhängig ist (Gilbert et al.1995). Trotz<br />

Pharmakotherapie, aber auch aufgrund mangeln<strong>der</strong> Therapieadhärenz<br />

werden 30 – 40 % <strong>der</strong> ambulanten Patienten <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />

Jahres nach Entlassung rückfällig (Davis et al. 1975, Hogarty et al.<br />

1979, Hogarty et al. 1998). Diese Studie untersucht Unterschiede<br />

zwischen rückfälligen und nicht rückfälligen Patienten, die das<br />

frühzeitige Erkennen e<strong>in</strong>es Risikopatienten ermöglichen sollen.<br />

Methode: Die Studie untersuchte ambulante Patienten mit e<strong>in</strong>er<br />

F20 Diagnose (nach ICD-10), die im Zeitraum Januar 2007 bis September<br />

2008 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrischen Institutsambulanz Ma<strong>in</strong>z mit<br />

Clozap<strong>in</strong> behandelt wurden. Verglichen wurden u. a. Blutspiegelparameter<br />

wie Mittelwert und Variationskoeffizient von Patienten, die<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Studienzeit wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik aufgenommen<br />

werden mussten (=Rückfallgruppe) und Patienten ohne Rückfall.<br />

Es wurde e<strong>in</strong> Schwellenwert ermittelt, <strong>der</strong> rückfällige von<br />

nicht-rückfälligen Patienten trennt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Fünf <strong>der</strong> 23 e<strong>in</strong>geschlossenen Patienten<br />

wurden im Studienzeitraum rückfällig (Rückfallrate: 26 %). Beim<br />

Vergleich <strong>der</strong> jeweils ersten drei Blutspiegel e<strong>in</strong>es Patienten zeigten<br />

sich signifikante Unterschiede <strong>in</strong> den Variationskoeffizienten <strong>der</strong><br />

beiden Gruppen. Bei Patienten, die wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Kl<strong>in</strong>ik aufgenommen<br />

werden mussten, schwankte <strong>der</strong> Spiegel mit 37 % deutlich stärker<br />

als <strong>in</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gruppe mit 13 % (p=0,012). Mit <strong>der</strong> ROC-<br />

Analyse ergab sich e<strong>in</strong> Schwellenwert von 19,8 % (Sensitivität=100 %,<br />

Spezifität=70,6 %), <strong>der</strong> rückfällige Patienten von nicht-rückfälligen<br />

108<br />

trennt. Zusätzlich ermöglicht die Beurteilung des Mittelwerts <strong>der</strong><br />

ersten drei Spiegel bezüglich des therapeutisch empfohlenen Bereichs<br />

(350 – 600 ng / ml) <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em Variationskoeffizient<br />

von unter 19,8 % e<strong>in</strong>e noch deutlichere E<strong>in</strong>stufung des<br />

patientenspezifischen Rückfallrisikos (p=0,003). Der behandelnde<br />

Arzt kann demnach e<strong>in</strong>en Clozap<strong>in</strong> Patienten durch Messung von<br />

nur drei Blutspiegeln schnell e<strong>in</strong>schätzen. E<strong>in</strong> Patient <strong>der</strong> stärkere<br />

Blutspiegelschwankungen als 19,8 % aufweist und dessen Spiegelmittelwert<br />

nicht im therapeutischen Bereich liegt hat e<strong>in</strong> höheres<br />

Risiko <strong>in</strong> den nächsten zwei Jahren e<strong>in</strong>en Rückfall zu erleiden.<br />

002<br />

Bupropion und die Herausfor<strong>der</strong>ung des dopam<strong>in</strong>ergen Paradigmas:<br />

E<strong>in</strong> Pharmakon zwischen Psychose<strong>in</strong>duktion und antidepressiver<br />

Therapie bei komorbi<strong>der</strong> Psychose.<br />

Susanne Englisch (ZI für Seelische Gesundheit, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Mannheim)<br />

A. Eßer, M. Z<strong>in</strong>k<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bupropion, e<strong>in</strong> selektiver Dopam<strong>in</strong>- und Noradrenal<strong>in</strong>-Wie<strong>der</strong>aufnahmehemmer,<br />

f<strong>in</strong>det seit 1989 Anwendung als atypisches<br />

Antidepressivum und als Nikot<strong>in</strong>rezeptor-Antagonist als<br />

Mittel zur Rauchentwöhnung. Da schizophrene Patienten überdurchschnittlich<br />

häufig rauchen, an depressiven Symptomen sowie<br />

e<strong>in</strong>er Antriebsm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung im Rahmen des schizophrenen Defizitsyndroms<br />

leiden, ersche<strong>in</strong>t Bupropion geradezu prädest<strong>in</strong>iert zur<br />

Therapie dieser Patienten. Dennoch wird es aufgrund se<strong>in</strong>es dopam<strong>in</strong>ergen<br />

Wirkmechanismus und hiermit assoziierter Berichte zur<br />

Psychose<strong>in</strong>duktion kaum zur antidepressiven Therapie im schizophrenen<br />

Patientenkollektiv angewandt.<br />

Methode: Anhand e<strong>in</strong>er systematischen Literaturrecherche via<br />

Medl<strong>in</strong>e (OVID), PubMed und Google mit den Suchbegriffen „bupropion“,<br />

„elontril“, „wellbutr<strong>in</strong>“, „zyban“, „schizophrenia“ und<br />

„psychosis“ evaluierten wir die bis <strong>in</strong>cl. 05/2009 verfügbaren Informationen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich Bupropion-assoziierter psychotischer Symptome<br />

e<strong>in</strong>erseits und erfolgreicher Anwendung <strong>der</strong> Substanz <strong>in</strong> Patienten<br />

mit schizophrener Grun<strong>der</strong>krankung an<strong>der</strong>erseits. Mehr<br />

als 40 Arbeiten und die Verläufe von mehr als 1000 Patienten konnten<br />

ausgewertet werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Hierbei zeigte sich, dass <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

nach Markte<strong>in</strong>führung Fälle psychotischer Manifestationen publiziert<br />

wurden, welche vorzugsweise bei entsprechend vulnerablen<br />

Individuen dosisabhängige Beschwerden i. S. e<strong>in</strong>er organischen<br />

Psychose hervorriefen. Nach Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>er Maximaldosis wurden<br />

Fälle psychotischen Erlebens <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Zusammenhang<br />

mit suizidal-<strong>in</strong>tendierten Intoxikationen mit Bupropion <strong>in</strong> höherer<br />

Dosierung beschrieben. Im Rahmen mehrerer doppelbl<strong>in</strong><strong>der</strong>, placebokontrollierter<br />

Studien zur Rauchentwöhnung von Patienten<br />

mit schizophrener Grun<strong>der</strong>krankung zeigte Bupropion e<strong>in</strong>e gute<br />

Wirksamkeit, ohne bestehende psychotische Symptome zu aggravieren<br />

o<strong>der</strong> solche auszulösen. Gleichzeitig stellte sich bei diesen<br />

Studien als sekundärer Endpunkt e<strong>in</strong>e signifikante Verbesserung<br />

des psychotischen Negativsyndroms sowie potentiell vorhandener<br />

depressiver Beschwerden e<strong>in</strong>. Die Risiken für e<strong>in</strong>en Stimmungsumschwung<br />

<strong>in</strong> die Manie sowie für Störungen <strong>der</strong> Sexualfunktion<br />

ersche<strong>in</strong>en eher ger<strong>in</strong>g, und erste kl<strong>in</strong>ische Anwendungsbeobachtungen<br />

deuten auch bei primär antidepressiver Behandlungs<strong>in</strong>dikation<br />

auf e<strong>in</strong>e gute Wirksam- und Verträglichkeit von Bupropion<br />

bei schizophrenen Patienten h<strong>in</strong>. Zusammenfassend ersche<strong>in</strong>t Bupropion<br />

als Antidepressivum auch bei schizophrener Grun<strong>der</strong>krankung<br />

bei gleichzeitiger antipsychotischer Pharmakotherapie<br />

effektiv und sicher zu se<strong>in</strong>, jedoch s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Zukunft weiterführende<br />

und kontrollierte Studien notwendig, um Differential<strong>in</strong>dikationen<br />

zu erarbeiten.


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

003<br />

Bupropion zur Behandlung therapierefraktärer Depressionen <strong>in</strong><br />

schizophrenen Patienten<br />

Susanne Englisch (ZI für Seelische Gesundheit, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Mannheim)<br />

D. Inta, A. Eßer, M. Z<strong>in</strong>k<br />

E<strong>in</strong>leitung: Katecholam<strong>in</strong>erge Neurotransmission spielt e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung depressiver Affektauslenkungen, und<br />

Bupropion, e<strong>in</strong> dualer Dopam<strong>in</strong>- und Noradrenal<strong>in</strong>-Wie<strong>der</strong>aufnahmehemmer<br />

(SDNRI), ist e<strong>in</strong> potentes Antidepressivum. Bei<br />

dopam<strong>in</strong>ergem Wirkmechanismus und wegen Berichten über psychotische<br />

Symptome unter Bupropion-Therapie f<strong>in</strong>det es bei Patienten<br />

mit schizophrenen Psychosen jedoch kaum Anwendung.<br />

Methode: Die vorliegende Untersuchung dokumentiert e<strong>in</strong>e Fallserie<br />

von fünf Patienten mit schizophrener Grun<strong>der</strong>krankung,<br />

welche wir aufgrund an<strong>der</strong>weitig therapierefraktärer depressiver<br />

Symptome zusätzlich zu ihrer vorbestehenden antipsychotischen<br />

Medikation mit Bupropion <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tagesdosis zwischen 150 und<br />

300 mg behandelten. Die Evaluation psychometrischer Daten erfolgte<br />

regelmäßig mittels etablierter Instrumente. Hierzu wurden<br />

depressive Symptome mittels HAMD (Hamilton Depression Scale)<br />

und CDSS (Calgary Depression Scale for Schizophrenie) erfasst.<br />

Schizophrene Negativsymptome wurden mit <strong>der</strong> SANS (Scale for<br />

the Assessment of Negative Symptoms) quantifiziert, und psychotische<br />

Symptome bildeten wir mittels PANSS (Positive and Negative<br />

Symptoms Scale) ab. Außerdem wurden Nebenwirkungen erfragt<br />

und mithilfe regelmäßiger Labor-Screen<strong>in</strong>gs und EEG-Untersuchungen<br />

evaluiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Während e<strong>in</strong>es Beobachtungszeitraums<br />

von 6 Wochen erfuhren sämtliche Probanden e<strong>in</strong>e signifikante L<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

ihrer depressiven Symptomatik, woh<strong>in</strong>gegen es bei ke<strong>in</strong>em<br />

<strong>der</strong> Patienten zu e<strong>in</strong>er Aggravation ihrer Psychose kam und sich<br />

statt dessen e<strong>in</strong>e relevante Verbesserung <strong>der</strong> globalen Psychopathologie<br />

und des Negativsyndroms e<strong>in</strong>stellte. Das Nebenwirkungsspektrum<br />

war <strong>in</strong>sgesamt ger<strong>in</strong>g, jedoch zeigten sich ger<strong>in</strong>gfügige<br />

EEG-Alterationen, welche weiterer Beobachtung bedürfen. Angesichts<br />

<strong>der</strong> erfreulichen Wirksamkeit h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Zielsymptome<br />

Depression und Negativsymptomatik sche<strong>in</strong>en prospektive Studien<br />

mit größerer Fallzahl <strong>in</strong>diziert, um die Verträglichkeit von Bupropion<br />

bei Patienten mit Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis<br />

zu evaluieren.<br />

004<br />

Olanzap<strong>in</strong>-Depot<strong>in</strong>jektion zur Erhaltungstherapie bei Patienten<br />

mit Schizophrenie: Ergebnisse e<strong>in</strong>er 24-wöchigen, randomisierten<br />

Doppelbl<strong>in</strong>dstudie<br />

Holland Detke (Lilly Research Laboratories, Indianapolis, USA)<br />

D. McDonnell, J. Kane, D. Naber, G. Sethuraman, S. Kraemer, D. L<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung: Untersucht wurden Wirksamkeit und Sicherheit <strong>der</strong><br />

Olanzap<strong>in</strong>-Depot<strong>in</strong>jektion (OLAI) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erhaltungstherapie bei<br />

Patienten mit Schizophrenie.<br />

Methode: Erwachsene ambulante Patienten, die mit oralem<br />

Olanzap<strong>in</strong> (OrOlz, 10, 15 o<strong>der</strong> 20mg / Tag) über 4 – 6 Wochen stabil<br />

waren, erhielten über 24 Wochen randomisiert und doppelbl<strong>in</strong>d<br />

entwe<strong>der</strong> OLAI <strong>in</strong> den Dosierungen 150mg / 2 Wochen (N=140),<br />

405mg / 4 Wochen (N=318) o<strong>der</strong> 300mg / 2 Wochen (N=141); o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e unterschwellige Dosierung von 45mg/4 Wochen (N=144);<br />

o<strong>der</strong> OrOlz <strong>in</strong> <strong>der</strong> bisherigen Dosis (N=322). Kumulative Rückfallraten<br />

und Zeit bis zum Rückfall wurden mittels Kaplan-Meier-<br />

Analyse ermittelt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nach 24 Wochen waren 93 % <strong>der</strong> mit<br />

OrOlz behandelten Patienten ohne Rückfall, bei den mit OLAI behandelten<br />

Patienten lag die Rate bei 95 % (300 mg / 2 Wochen),<br />

90 % (405 mg / 4 Wochen), 84 % (150 mg / 2 Wochen) und 69 % (45<br />

mg / 4 Wochen), wobei die Dosis 405 mg / 4 Wochen und beide<br />

2-Wochen-Dosen (gepoolt) Nichtunterlegenheit sowohl gegenüber<br />

OrOlz als auch untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zeigten. Alle 3 höheren OLAI Dosen<br />

waren bezüglich <strong>der</strong> Zeit bis zum Rückfall <strong>der</strong> 45 mg / 4 Wochen-<br />

Dosis überlegen (alle p


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

and Negative Syndrome Scale (PANSS), Cl<strong>in</strong>ical Global Impression-Severity<br />

Scale (CGI-S), patient satisfaction, adverse events<br />

(AEs), extrapyramidal symptoms (Extrapyramidal Symptom Rat<strong>in</strong>g<br />

Scale; ESRS) and weight change.<br />

Discussion / Results: 81 patients were <strong>in</strong>cluded (52 % female, mean<br />

age 39.8 ± 12.9 years, 74 % paranoid schizophrenia). 84 % of the<br />

patients completed the 6-month study. Reasons for early discont<strong>in</strong>uation<br />

were lack of efficacy (8.6 %), lack of efficacy plus AE (3.7 %),<br />

loss to follow-up, patient choice and AE (1.2 % each). The median<br />

mode dose of paliperidone ER was 6 mg/day. 64.2 % of patients had<br />

a ≥20 % improvement <strong>in</strong> total PANSS at endpo<strong>in</strong>t. Mean total<br />

PANSS decreased statistically significantly from 82.7 ± 18.1 at basel<strong>in</strong>e<br />

to 70.9 ± 25.4 at endpo<strong>in</strong>t (mean change -11.8 ± 19.6; 95 %<br />

confidence <strong>in</strong>terval -16.1;-7.5, p


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

Umstellungsstrategien randomisiert: Titration <strong>in</strong> aufsteigen<strong>der</strong><br />

Dosierung (5 mg / Tag bis 15 mg / Tag) o<strong>der</strong> Umstellung auf e<strong>in</strong>e<br />

fixe Dosis (15 mg / Tag). Ab <strong>der</strong> 6. Woche konnte jeweils e<strong>in</strong>e Dosisanpassung<br />

im Rahmen von 10 – 30 mg / Tag vorgenommen werden.<br />

Die mittleren Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> GEOPTE- sowie <strong>der</strong> PANSS-<br />

Subskala-Scores wurden unter Anwendung deskriptiver statistischer<br />

Methoden (95 % Konfidenz<strong>in</strong>tervalle) ausgewertet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die GEOPTE-Skala besteht aus 15 Items.<br />

Sie erfasst Defizite, die von den Patienten o<strong>der</strong> den betreuenden<br />

Personen wahrgenommen werden. E<strong>in</strong>e negative Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Scores bedeutet e<strong>in</strong>e Verbesserung. GEOPTE-Summenscores und<br />

PANSS-Kognitionssubskalen-Scores nahmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> 4. und 12. Woche<br />

unabhängig von <strong>der</strong> Umstellungsstrategie ab (LOC). Die Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> GEOPTE-Summenscores <strong>in</strong> <strong>der</strong> 12. Woche gegenüber<br />

<strong>der</strong> Basel<strong>in</strong>e betrugen gemäß <strong>der</strong> Patientene<strong>in</strong>schätzung bei<br />

Dosistitrations- bzw. Fixdosis-Umstellungsstrategie -5,27 (n=194)<br />

bzw. -6,12 (n=191) und -4,17 (n=98) bzw. -7,19 (n=95) gemäß Bewertung<br />

durch die Betreuenden. Aripiprazol wurde gut vertragen,<br />

am häufigsten wurde über Schlaflosigkeit als Nebenwirkung berichtet<br />

(8,5 %, n=34/399).<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-017 Posterpräsentation<br />

Bildgebung, Physiologie, Diagnostik (F2)<br />

Vorsitz: A. Sartorius (Mannheim)<br />

001<br />

„Theory of M<strong>in</strong>d“ bei Schizophrenie: E<strong>in</strong>e fMRI-Studie zur Attribution<br />

von Überzeugungen<br />

Katr<strong>in</strong> Arnold (BKR Regensburg, Forschung und Lehre)<br />

M. Sommer, B. Sodian, M. Ziolkowska, K. Eichenmüller, K. Döhnel,<br />

C. Rothmayr, G. Hajak<br />

E<strong>in</strong>leitung: „Theory of M<strong>in</strong>d“ (ToM) bezieht sich auf die Fähigkeit,<br />

sich selbst und an<strong>der</strong>en mentale Zustände wie Wahrnehmungen,<br />

Wünsche, Intentionen, Emotionen und Überzeugungen zuzuschreiben.<br />

Diese Fähigkeit ist bei Schizophreniepatienten bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />

Neben Verhaltensdefiziten zeigen Schizophrene verän<strong>der</strong>te<br />

neuronale Aktivierungen h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> an <strong>der</strong> ToM<br />

beteiligten Gehirnarealen, v. a. <strong>in</strong> präfrontalen Regionen. Bislang<br />

ist ungeklärt, welche ToM-Komponenten betroffen s<strong>in</strong>d. Die vorliegende<br />

Studie fokussiert e<strong>in</strong>e spezifische ToM-Komponente, die<br />

Zuschreibung von Überzeugungen.<br />

Methode: Die Fähigkeit, mentale Zustände an<strong>der</strong>er Menschen zu<br />

verstehen, <strong>der</strong>en Überzeugungen nicht mit <strong>der</strong> Realität übere<strong>in</strong>stimmen,<br />

wurde anhand von ToM-Bil<strong>der</strong>geschichten getestet. Mittels<br />

funktioneller Magnetresonaztomographie (fMRT) wurden die<br />

neuronalen Korrelate <strong>der</strong> Überzeugungsattribution bei 13 Schizophreniepatienten<br />

im Vergleich zu 13 gesunden Kontrollprobanden<br />

untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Verhaltensdaten ergaben<br />

sich ke<strong>in</strong>e Unterschiede zwischen Patienten und Kontrollen. Auf<br />

neuronaler Ebene zeigten die Schizophrenen e<strong>in</strong> verän<strong>der</strong>tes Aktivierungsmuster.<br />

Erwartungsgemäß aktivierten die gesunden<br />

Probanden die zu den klassischen ToM-Arealen zählenden medialpräfrontalen<br />

Regionen (BA 10, 6, 8) sowie e<strong>in</strong>en Bereich im<br />

temporoparietalen Kortex (BA 40). Bei den Schizophrenen fehlten<br />

entsprechende Aktivierungen. Sie aktivierten dagegen <strong>in</strong>feriorfrontale<br />

Regionen (BA 44, 45, 47), laterale Anteile des superiorfrontalen<br />

Kortex (BA 6) sowie laterale Anteile des dorsalen Präfrontalkortex<br />

(BA 9). Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf<br />

h<strong>in</strong>, dass schizophrene Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, durch e<strong>in</strong>en<br />

Kompensationsmechanismus, <strong>der</strong> durch e<strong>in</strong> verän<strong>der</strong>tes neuronales<br />

Aktivierungsmuster zum Ausdruck kommt, e<strong>in</strong>fache ToM-Aufgaben<br />

zu lösen. Dabei sche<strong>in</strong>en Arbeitsgedächtnis sowie <strong>in</strong>hibitorische<br />

Kontrollfunktionen stärker beansprucht zu werden als bei<br />

Gesunden. Vorhergehende Untersuchungen haben gezeigt, dass <strong>der</strong>artige<br />

Kompensationsstrategien bei komplexeren ToM-Aufgaben<br />

nicht mehr erfolgreich s<strong>in</strong>d. Wie durch therapeutische Interventionen<br />

die ToM-Fähigkeit und damit verbundene soziale Kompetenzen<br />

verbessert werden können, sollte Gegenstand weiterer Forschung<br />

se<strong>in</strong>.<br />

002<br />

Self monitor<strong>in</strong>g deficit might be related to shorten<strong>in</strong>g of microstate<br />

D – A rest<strong>in</strong>g state EEG study <strong>in</strong> auditory verbal halluc<strong>in</strong>ations<br />

Jochen K<strong>in</strong>dler (Universitätskl<strong>in</strong>ik Bern, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Schweiz)<br />

D. Hubl, W. Strik, T. Dierks, T. König<br />

Introduction: All subjective experiences and eventually result<strong>in</strong>g<br />

overt behaviour result from an <strong>in</strong>teraction of the subject‘s <strong>in</strong>ternal<br />

bra<strong>in</strong> state with environmental stimuli. This is true <strong>in</strong> normal bra<strong>in</strong><br />

processes, but also applies to pathological processes. Us<strong>in</strong>g EEG,<br />

this study <strong>in</strong>vestigated whether abnormal perceptions and cognitions<br />

<strong>in</strong> schizophrenia might be related to abnormal rest<strong>in</strong>g states<br />

of the bra<strong>in</strong>. Previous research has shown that a specific class (class<br />

D) of sub-second bra<strong>in</strong> states (so-called EEG microstates) is consistently<br />

shorter <strong>in</strong> productive schizophrenic patients and that the<br />

shorten<strong>in</strong>g was correlated to positive psychotic symptoms. The aim<br />

of the present study was to relate microstate class D duration to<br />

spontaneous with<strong>in</strong>-subject fluctuations of auditory halluc<strong>in</strong>atory<br />

experiences. The hypothesis was that state D is shorter dur<strong>in</strong>g halluc<strong>in</strong>ations<br />

than <strong>in</strong> the absence of halluc<strong>in</strong>ations.<br />

Method: EEGs of n<strong>in</strong>e right handed schizophrenic subjects with<br />

acute auditory verbal halluc<strong>in</strong>ations (AVH) were recorded. Subjects<br />

were <strong>in</strong>structed to listen and attend to their voices and to <strong>in</strong>dicate<br />

the beg<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g and end<strong>in</strong>g of them each by a button press. Off l<strong>in</strong>e,<br />

EEG was divided <strong>in</strong>to periods with and without AVH. Microstates<br />

were analysed separately for each period. Mean microstate duration,<br />

mean number of microstates per second and percentage of total<br />

analysis time occupied <strong>in</strong> that state were computed follow<strong>in</strong>g our<br />

standard procedure.<br />

Discussion / Results: Four microstate classes (A, B, C, and D) accounted<br />

for 79.1 % of the data variance. Duration of microstate D<br />

was significantly shorter (p=0.046) <strong>in</strong> periods with AVH compared<br />

to periods without AVH. For AVH, the common hypotheses suggested<br />

deficient self monitor<strong>in</strong>g lead<strong>in</strong>g to a misattribution of <strong>in</strong>ternal<br />

and external stimuli. We hypothesize that microstate D has<br />

relevant self-monitor<strong>in</strong>g functions and its premature term<strong>in</strong>ation<br />

may contribute to the erroneous conclusion <strong>in</strong> AVH that self-generated<br />

<strong>in</strong>ner speech comes from an external source. The reduced<br />

stability of rest<strong>in</strong>g state networks fits well with the disconnection<br />

syndrome hypothesis of schizophrenia.<br />

003<br />

Urteilssicherheit für emotionale Erkennungsprozesse bei schizophrenen<br />

Menschen<br />

Ulf Köther (Unikl<strong>in</strong>ik Hamburg Eppendorf, AG Kl<strong>in</strong>ische Neuropsychologie)<br />

F. Vitzthum, R. Veckenstedt, B. Hottenrott, S. Randjbar, L. Jel<strong>in</strong>ek,<br />

S. Moritz<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Konzept <strong>der</strong> ‚theory of m<strong>in</strong>d‘ (ToM) hat <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Psychologie große Bedeutung erlangt und ist als die Fähigkeit def<strong>in</strong>iert,<br />

sich die eigenen Gedanken, Gefühle und Intentionen sowie<br />

die an<strong>der</strong>er Personen zu vergegenwärtigen (Koelkebeck, Abdel-<br />

111


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

Hamid, Ohrmann, & Brüne, 2008). Die starken sozialen und beruflichen<br />

E<strong>in</strong>bußen, denen schizophrene Patienten oft ihr Leben lang<br />

unterliegen, s<strong>in</strong>d eventuell auch durch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkung des sozialen<br />

E<strong>in</strong>fühlungsvermögens bed<strong>in</strong>gt und verstärken sich möglicherweise<br />

wechselseitig mit schizophrenen Symptomen. In Studien<br />

zum Gedächtnis schizophrener Probanden haben Patienten Fehler<br />

mit e<strong>in</strong>er erhöhten Urteilssicherheit belegt. Richtige Er<strong>in</strong>nerungen<br />

wurden dagegen im Vergleich zu Gesunden mit ger<strong>in</strong>geren Urteilssicherheiten<br />

versehen. Dadurch können Fehler und richtige E<strong>in</strong>schätzungen<br />

schlechter aufgrund <strong>der</strong> Urteilssicherheit vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

unterschieden werden. Dieses Phänomen wird als reduzierte Konfidenzkluft<br />

(‚confidence gap‘) bezeichnet. Um die Rolle <strong>der</strong> ‚theory<br />

of m<strong>in</strong>d‘ bezüglich <strong>der</strong> Wahnentstehung und –aufrechterhaltung<br />

besser zu verstehen, wurde neben <strong>der</strong> Fähigkeit des sozialen E<strong>in</strong>fühlungsvermögens<br />

erstmals auch die Urteilssicherheit <strong>der</strong> Patienten<br />

bezüglich ihrer E<strong>in</strong>schätzung untersucht.<br />

Methode: Es wurden 66 Patienten mit <strong>Erkrankungen</strong> aus dem schizophrenen<br />

Formenkreis und 30 gesunde Kontrollprobanden mit<br />

dem ‚Eyes-Test Revised‘ untersucht. Die Probanden mussten dem<br />

abgebildeten Augenpaar e<strong>in</strong>er Person e<strong>in</strong>e Gefühlslage zuordnen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus sollten die Probanden angeben, wie sicher sie sich<br />

mit ihrer jeweiligen Entscheidung waren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es konnten grundlegende Defizite <strong>der</strong><br />

schizophrenen Patienten für die Affekterkennung bestätigt werden.<br />

Die schizophrenen Patienten wiesen signifikant schlechtere Leistungen<br />

im ‚Eyes-Test‘ auf. Weiterh<strong>in</strong> zeigten sich, abhängig von<br />

<strong>der</strong> Gruppenzugehörigkeit, unterschiedliche Urteilssicherheiten<br />

bezüglich korrekter und <strong>in</strong>korrekter Antworten: Die schizophrenen<br />

Patienten unterschieden sich von den gesunden Probanden<br />

dah<strong>in</strong>gehend, dass sie mehr falsche Antworten gaben, die sie mit<br />

e<strong>in</strong>er hohen Urteilssicherheit belegten. Gleichzeitig war die Sicherheit<br />

für korrekte Urteile etwas verr<strong>in</strong>gert. Sie zeigten also e<strong>in</strong>en<br />

deutlich verr<strong>in</strong>gerten ‚confidence gap‘, wie er auch im ‚falsememory‘-Paradigma<br />

wie<strong>der</strong>holt berichtet wurde (z. B. Moritz,<br />

Woodward, & Rodriguez-Raecke, 2006). Damit konnte das erste<br />

Mal e<strong>in</strong> verr<strong>in</strong>gerter ‚confidence gap‘ auch für nicht gedächtnisbezogene<br />

soziale Funktionen nachgewiesen werden.<br />

004<br />

Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te frühe auditorisch evozierte Gamma-Band-Antwort<br />

bei Patienten mit Schizophrenie<br />

Gregor Leicht (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Funktionelle Bildgebung, München)<br />

S. Karch, I. Giegl<strong>in</strong>g, V. Kirsch, I. Hantschk, H.-J. Möller, O. Pogarell,<br />

U. Hegerl, D. Rujescu, C. Mulert<br />

Introduction: There is grow<strong>in</strong>g evidence for abnormalities of certa<strong>in</strong><br />

GABAergic <strong>in</strong>terneurons and their <strong>in</strong>teraction with glutamatergic<br />

pyramidal cells <strong>in</strong> schizophrenia. These <strong>in</strong>terneurons are critically<br />

<strong>in</strong>volved <strong>in</strong> generat<strong>in</strong>g neural activity <strong>in</strong> the gamma band (30<br />

– 100 Hz) of the electroencephalogram (EEG). One example of<br />

such gamma oscillations is the early auditory evoked gamma band<br />

re sponse (GBR). Although auditory process<strong>in</strong>g is obviously disturbed<br />

<strong>in</strong> schizophrenia, there is no direct evidence provid<strong>in</strong>g a reduced<br />

early auditory evoked GBR so far. We addressed two questions:<br />

(1) Is the early auditory evoked GBR decreased regard<strong>in</strong>g power<br />

and phase lock<strong>in</strong>g <strong>in</strong> schizophrenic patients? (2) Is this possible decrease<br />

a result of reduced activity <strong>in</strong> the auditory cortex and / or the<br />

anterior c<strong>in</strong>gulate cortex (ACC) which were identified as sources of<br />

the GBR previously?<br />

Method: We <strong>in</strong>vestigated the early auditory evoked GBR and its<br />

sources <strong>in</strong> the ACC and the auditory cortex <strong>in</strong> 90 medicated p atients<br />

with schizophrenia and <strong>in</strong> age-, gen<strong>der</strong>- and education-matched<br />

healthy controls us<strong>in</strong>g an auditory reaction task.<br />

Discussion / Results: Patients with schizophrenia showed a significant<br />

reduction of power and phase lock<strong>in</strong>g of the early auditory<br />

112<br />

evoked GBR. This effect was due to a reduced activity <strong>in</strong> the auditory<br />

cortex and the ACC / medial frontal gyrus region (LORETA analysis).<br />

Generally, these f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs are <strong>in</strong> l<strong>in</strong>e with earlier reports on<br />

the impaired ability of schizophrenic patients <strong>in</strong> generat<strong>in</strong>g gamma<br />

activity. In addition, this is the first study to demonstrate disturbance<br />

of gamma activity <strong>in</strong> auditory process<strong>in</strong>g as assessed by the<br />

early auditory GBR power.<br />

005<br />

Spatial heterogeneity of fMRI <strong>in</strong>dices of dorsolateral prefrontal<br />

cortex activation evoked by a work<strong>in</strong>g memory task: a comparison<br />

of patients with schizophrenia and healthy controls<br />

Antonia Lundquist (Massachusetts General Hospital, Psychiatry<br />

Mart<strong>in</strong>os Center, USA, St-Legier, Schweiz)<br />

S. Ehrlich, A. Yendiki, S. Wallace, M. Vangel, R. Gollub<br />

Introduction: Recent studies have shown <strong>in</strong>efficiency of prefrontal<br />

neural activity <strong>in</strong> patient with schizophrenia dur<strong>in</strong>g work<strong>in</strong>g memory<br />

(WM) tasks. Patients show higher activation as demonstrated<br />

by functional Magnetic Resonance Imag<strong>in</strong>g (fMRI). However, studies<br />

us<strong>in</strong>g certa<strong>in</strong> group-based analysis methods were unable to<br />

replicate this f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g and have at times suggested hypoactivation <strong>in</strong><br />

the dorsolateral prefrontal cortex (DLPFC). A possible explanation<br />

for this discrepancy might be spatially more heterogeneous <strong>in</strong>dices<br />

of activation <strong>in</strong> patients with schizophrenia.<br />

Method: The cohort consisted of demographically matched schizophrenia<br />

patients and healthy controls. fMRI data was acquired to<br />

study the activation evoked by a modified Sternberg Item Recognition<br />

Paradigm (SIRP) known to <strong>in</strong>duce robust activation of the<br />

bra<strong>in</strong> areas subserv<strong>in</strong>g WM (e. g. the DLPFC, the <strong>in</strong>traparietal sulcus,<br />

the <strong>in</strong>sula and the primary motor cortex). The fMRI data was<br />

analyzed with the FMRIB Software Library (FSL). We limited the<br />

analysis to the DLPFC by filter<strong>in</strong>g the data with a region of <strong>in</strong>terest<br />

(ROI) <strong>in</strong>dividually def<strong>in</strong>ed for each subject based on its own bra<strong>in</strong><br />

anatomy and conservative Talairach coord<strong>in</strong>ates. For study<strong>in</strong>g the<br />

spatial heterogeneity, we used the centers of gravity (COG) of activation<br />

clusters; i. e. a 3 dimensional coord<strong>in</strong>ate (x, y, z) computed<br />

based on the z-values of all voxels constitut<strong>in</strong>g a cluster.<br />

Discussion / Results: The paradigm <strong>in</strong>duced activation <strong>in</strong> the bra<strong>in</strong><br />

areas known to be <strong>in</strong>volved <strong>in</strong> WM. In the left hemisphere the<br />

COGs of the activation clusters <strong>in</strong> the DLPFC had a significantly<br />

greater spatial heterogeneity <strong>in</strong> patients compared to controls. The<br />

right hemisphere did not show any significant difference between<br />

the two groups. The results were obta<strong>in</strong>ed on a subset (47 subjects)<br />

of a 312-subject dataset. The rest of the cohort will be analyzed and<br />

complete f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs will be presented at the meet<strong>in</strong>g.<br />

006<br />

Zeitverlauf und Aktivierung während präreflektiver und reflektiver<br />

Selbst-Referenz bei schizophrenen Patienten.<br />

Sibylle Metzler (Universitätskl<strong>in</strong>ik Zürich, Psychiatrie, Schweiz)<br />

K. Heekeren, A. Theodoridou<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e Störung des bewussten Selbsterlebens, wie z. B.<br />

<strong>der</strong> Verlust des Gefühls <strong>der</strong> Autorenschaft über eigene Gedanken<br />

und Handlungen, ist e<strong>in</strong> Kernsymptom <strong>der</strong> Schizophrenie. Für<br />

handlungsbasiertes Fremdbee<strong>in</strong>flussungserleben werden verschiedene<br />

zugrundeliegende Mechanismen vermutet. E<strong>in</strong>e dysfunktionale<br />

Repräsentation o<strong>der</strong> Markierung von Handlung und Gedanken<br />

im parietalen Cortex o<strong>der</strong> <strong>in</strong> frontalen Arealen zum Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> Generation kann zum Beispiel zu nicht- o<strong>der</strong> falschattribuierten<br />

Handlungen führen. Erst wenig untersucht ist, ob die gleichen<br />

Mechanismen für sprachliche Phänomene wie Gedankene<strong>in</strong>gebung<br />

o<strong>der</strong> -entzug gelten. Für die vorliegende EEG Studie wurde<br />

e<strong>in</strong> sprachliches Design entwickelt, welches erlaubt, präreflektive<br />

und reflektive Aspekte e<strong>in</strong>er Selbst-Referenz (SR) elektrophysiologisch<br />

abzubilden. Die Aufdeckung subtiler Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> sub-


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

jektiven Selbstwahrnehmung kann im diagnostischen Prozess <strong>der</strong><br />

Früherkennung von Psychosen wichtige H<strong>in</strong>weise liefern, da Störungen<br />

<strong>der</strong> Ich-Funktion e<strong>in</strong>en hohen prädiktiven Vorhersagewert<br />

be<strong>in</strong>halten.<br />

Methode: Untersucht wurden rechtshändige Patienten, welche die<br />

Kriterien für e<strong>in</strong>e paranoide Schizophrenie nach DSM-IV erfüllen,<br />

sowie gesunde Kontrollen. Die Probanden lasen Personalpronomen<br />

und evaluierten Eigenschaftswörter <strong>in</strong> Bezug zu sich selbst<br />

(Selbst-Referenz, SR) und zu e<strong>in</strong>er ihnen nahestehenden Person<br />

(An<strong>der</strong>e-Referenz, AR). Abgeleitet wurde e<strong>in</strong> 32-Kanal EEG, wobei<br />

später evozierte Potentiale (EVP) von 800ms Dauer nach Reizdarbietung<br />

<strong>der</strong> SR und AR berechnet wurden. Die statistische Auswertung<br />

und Quellenlokalisation erfolgte mit Low-resolution bra<strong>in</strong><br />

electromagnetic tomography (LORETA).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die präreflektive SR führte bei den gesunden<br />

Kontrollen zu e<strong>in</strong>er frühen Aktivierung <strong>in</strong> medialen und<br />

orbitalen Bereichen des Präfrontalkortex sowie zu e<strong>in</strong>er späteren<br />

Aktivierung von rechts parietalen Strukturen, welche bei den schizophrenen<br />

Patienten nicht zu sehen war. Im Vergleich zu den Gesunden<br />

zeigten Patienten mit deutlichen Ich-Störungen bei <strong>der</strong><br />

reflektiven AR e<strong>in</strong>e signifikant stärkere Aktivierung rechts temporoparietal.<br />

Über die gesamte Dauer des EVP von 800ms zeigte sich,<br />

dass die schizophrenen Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> präreflektiven wie <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

reflektiven SR signifikant weniger die l<strong>in</strong>ke Hemisphäre aktivierten<br />

als die Gesunden.<br />

007<br />

Oszillatorische Korrelate visuomotorischer Integration bei Gesunden<br />

und Patienten mit Schizophrenie<br />

Christian Plewnia (Universitätskl<strong>in</strong>ik Tüb<strong>in</strong>gen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

S. Soekadar, A. Rilk<br />

E<strong>in</strong>leitung: Effektive Verhaltenssteuerung basiert auf <strong>der</strong> Integration<br />

sowohl lokaler als auch weit distribuierter Neuronenverbände.<br />

E<strong>in</strong>e wesentliche neurophysiologische Signatur stellt wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

die lokale und <strong>in</strong>terregionale Synchronizität oszillatorische Aktivität<br />

dar, die anhand aufgabenspezifischer Power (TrPow) und<br />

Kohärenz (TrCoh) quantifiziert werden kann. Diskutiert wird, dass<br />

<strong>der</strong> Schizophrenie e<strong>in</strong>e Störung <strong>der</strong> neuronalen Konnektivität zugrunde<br />

liegt. Es wird e<strong>in</strong>e EEG-Studie an Patienten mit Schizophrenie<br />

und gesunden Probanden vorgestellt, bei <strong>der</strong> oszillatorische<br />

Korrelate <strong>der</strong> Bewältigung e<strong>in</strong>er visuo-motorischen Integrationsaufgabe<br />

untersucht wurden.<br />

Methode: 9 Patienten mit Schizophrenie und 9 gesunde Versuchspersonen<br />

führten e<strong>in</strong>e visuomotorische Integrationsaufgabe durch,<br />

bei <strong>der</strong> mittels Druck auf e<strong>in</strong>en Kraftaufnehmer e<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>em Bildschirm<br />

dargebotener variieren<strong>der</strong> Istwert kont<strong>in</strong>uierlich an e<strong>in</strong>en<br />

Sollwert angeglichen wird. Die visuomotorische Integrationsleistung<br />

wurde anhand <strong>der</strong> Abweichung zwischen dem Soll- und Ist-<br />

Wert bestimmt. Währenddessen wurde e<strong>in</strong> 28-Kanal EEG abgeleitet.<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> EEG-Daten erfolgte h<strong>in</strong>sichtlich Power<br />

und Kohärenz im alpha-, unteren beta-, und oberen beta-Band.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die visuo-motorische Integrationsleistung<br />

<strong>der</strong> untersuchten Patienten mit Schizophrenie unterschied sich im<br />

Mittel nicht von <strong>der</strong> <strong>der</strong> gesunden Kontrollgruppe. Während <strong>der</strong><br />

Durchführung <strong>der</strong> Aufgabe fand sich erwartungsgemäß <strong>in</strong> beiden<br />

Gruppen e<strong>in</strong>e negative alpha-TrPow <strong>in</strong> zentralen und occipitalen<br />

Arealen (Task-Related Desynchronization, TRD). Die globale TRD<br />

war bei Patienten mit Schizophrenie ger<strong>in</strong>ger als bei Gesunden und<br />

korrelierte positiv mit <strong>der</strong> Leistung <strong>in</strong> <strong>der</strong> visuomotorischen Aufgabe.<br />

Die topographische Analyse zeigte bei den Patienten e<strong>in</strong>e aufgabenbezogene<br />

Steigerung <strong>der</strong> Synchronisation im rechten dorsolateralen<br />

Präfrontalkortex (DLPFC) welche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtgruppe<br />

negativ mit <strong>der</strong> visuomotorischen Integrationsleistung korreliert<br />

war. Die kortiko-kortikale Kohärenz erhöhte sich <strong>in</strong> zentralen und<br />

frontozentralen Arealen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e kontralateral. Bei Patienten<br />

mit Schizophrenie fand sich sowohl e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer Anstieg <strong>der</strong> Kohärenz<br />

während <strong>der</strong> visuo-motorischen Intgrationsaufgabe, als<br />

auch e<strong>in</strong>e deutlich schlechtere Fokussierung <strong>der</strong> Topographie des<br />

Anstiegs auf zentralmotorische Bereiche. Diese Befunde geben<br />

neue H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e funktionell relevante, dysfunktionale Synchronisation<br />

im Bereich des DLPFC und unterstützen die Hypothese<br />

gestörter Konnektivität bei Schizophrenie.<br />

008<br />

Reduziertes Volumen des orbitofrontalen Kortex bei ersterkrankten<br />

schizophrenen Patienten mit familiärer Belastung – e<strong>in</strong>e MRvolumetrische<br />

Studie<br />

Katr<strong>in</strong> Radenbach (Universitätsmediz<strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

P. Falkai, K. Meyer, O. Gruber, W. Reith, T. Schnei<strong>der</strong>-Axmann, T.<br />

Wobrock<br />

E<strong>in</strong>leitung: Volumenreduktionen des präfrontalen Kortex s<strong>in</strong>d bei<br />

schizophrenen Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen<br />

bereits mehrfach beschrieben worden. Der orbitofrontale Kortex<br />

(OFC) als Teil des präfrontalen Kortex ist über den vor<strong>der</strong>en<br />

Schenkel <strong>der</strong> Capsula <strong>in</strong>terna mit Teilen des temporalen Kortex<br />

bzw. des limbischen Systems verbunden. Bisher gibt es nur wenige<br />

MR-volumetrische Untersuchungen zum OFC bei ersterkrankten<br />

schizophrenen Patienten (FE-SZ).<br />

Methode: 23 FE-SZ und 23 gematchte gesunde Kontrollen wurden<br />

MR-tomografisch untersucht (1.5 Tesla, MPRAGE, 1 cmm3 Voxel).<br />

Die Volumentrie erfolgte mit MRICroN (Ansatz <strong>der</strong> Region of Interest,<br />

ROI), die Intraraterreliabilität war >0.90. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

wurden standardisiert demografische Variablen und Psychopathologie<br />

(PANSS, CGI, GAF) erhoben. Es wurden e<strong>in</strong> Gruppenvergleich<br />

für Gesamthirnvolumen, für absolutes und relatives OFC-<br />

Volumen durchgeführt (ANCOVA, bzw. Mann-Whitney-U Test).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigte sich ke<strong>in</strong> signifikanter Volumenunterschied<br />

zwischen FE-SZ und gesunden Kontrollen bezüglich<br />

des absoluten und relativen OFC. Allerd<strong>in</strong>gs ergab sich e<strong>in</strong>e signifikante<br />

Volumenm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des rechten OFC bei den FE-SZ mit familiärer<br />

Belastung (e<strong>in</strong>em erst- o<strong>der</strong> zweitgradigen Angehörigen<br />

mit Schizophrenie) im Vergleich zu den FE-SZ ohne familiäre Belastung<br />

(absolutes Volumen: p=0.018; Trend für relatives Volumen:<br />

p=0.062). Damit ergibt sich u. a. e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf die Relevanz familiärer<br />

bzw. genetischer E<strong>in</strong>flüsse auf das OFC-Volumen bei schizophren<br />

Erkrankten.<br />

009<br />

Kausalitätswahrnehmung: e<strong>in</strong>e kontrollierte Studie zur Neurokognition<br />

bei schizophrenen Patienten<br />

Wolfgang Tschacher (Universitätskl<strong>in</strong>ik Psychiatrie, Abt. für Psychotherapie,<br />

Bern, Schweiz)<br />

Z. Kupper<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Verlauf <strong>der</strong> Erkrankung än<strong>der</strong>t sich die Kausalitätse<strong>in</strong>schätzung<br />

von Schizophreniespektrum-Patienten oft <strong>in</strong> charakteristischer<br />

Weise, dies abhängig von Positivsymptomatik und<br />

Symptomen kognitiver Desorganisation. Die Wahrnehmung von<br />

Kausalbeziehungen steht <strong>in</strong> Zusammenhang mit wahnhaften Kognitionen<br />

(z. B. Beziehungswahn) und mit <strong>der</strong> Fähigkeit zur Mentalisierung<br />

(‚Theory of M<strong>in</strong>d‘, ToM). In dieser Studie wurde Kausalitätswahrnehmung<br />

als e<strong>in</strong> prä-attentionaler Prozess untersucht, <strong>der</strong><br />

Analogien zur Gestaltwahrnehmung aufweist.<br />

Methode: 31 Patienten (mittleres Alter 27,7 J., 24 Männer) und<br />

31 gesunde parallelisierte Probanden wurden e<strong>in</strong>geschlossen. E<strong>in</strong><br />

neuropsychologisches Computerparadigma wurde entwickelt, bei<br />

dem zwei identische Scheiben sich vom Rand des Bildschirms mit<br />

konstanter Geschw<strong>in</strong>digkeit aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zubewegen, sich überdekken<br />

und danach wie<strong>der</strong> vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> entfernen. Die Überdeckung<br />

113


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

erzeugt e<strong>in</strong> bistabiles Perzept (die Scheiben werden entwe<strong>der</strong> als<br />

‚vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abprallend‘ o<strong>der</strong> als ‚sich gegenseitig durchdr<strong>in</strong>gend‘<br />

wahrgenommen). Die Abprallwahrnehmung, also wahrgenommene<br />

Kausalität, wird verstärkt, wenn gleichzeitig zur Überdeckung<br />

e<strong>in</strong> akustischer Reiz dargeboten wird (<strong>in</strong>tersensorische Integration).<br />

Wir schätzten die Psychopathologie <strong>der</strong> Patienten mit Hilfe<br />

<strong>der</strong> Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) e<strong>in</strong>; bei Probanden<br />

<strong>der</strong> Kontrollgruppe wurde e<strong>in</strong> Persönlichkeits<strong>in</strong>ventar e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Positivsymptome waren signifikant mit<br />

erhöhter wahrgenommener Kausalität verknüpft, Desorganisation<br />

mit e<strong>in</strong>er Reduktion von wahrgenommener Kausalität (46 % erklärte<br />

Varianz, p


Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

013<br />

Self monitor<strong>in</strong>g <strong>in</strong> auditory verbal halluc<strong>in</strong>ations and ego<br />

disturbances<br />

Philipp Homan (Universität Bern, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Bern,<br />

Schweiz)<br />

J. K<strong>in</strong>dler, T. König, M. Kottlow, D. Hubl<br />

Introduction: Self monitor<strong>in</strong>g is the ability to ma<strong>in</strong>ta<strong>in</strong> accurate<br />

and coherent self-referential process<strong>in</strong>g over time. Thus, <strong>in</strong>tact self<br />

monitor<strong>in</strong>g guarantees dist<strong>in</strong>guish<strong>in</strong>g self generated from externally<br />

perceived <strong>in</strong>formation. Deficits <strong>in</strong> self monitor<strong>in</strong>g might lead<br />

to psychotic symptoms like auditory verbal halluc<strong>in</strong>ations (AVH;<br />

voices argu<strong>in</strong>g and comment<strong>in</strong>g) as well as ego disturbances (ED;<br />

audible thoughts, thought <strong>in</strong>sertion and thought withdrawal). AVH<br />

consist of two components: an alien and an audible component. In<br />

ED however, the case is more sophisticated: <strong>in</strong> audible thoughts<br />

(AT), patients hear their own thoughts aloud – know<strong>in</strong>g these are<br />

their own thoughts. In thought <strong>in</strong>sertion and withdrawal (TI-W),<br />

patients have the feel<strong>in</strong>g of alien <strong>in</strong>fluence without an auditory<br />

component, <strong>in</strong>dicat<strong>in</strong>g a deficit <strong>in</strong> self monitor<strong>in</strong>g that is not the<br />

case <strong>in</strong> AT.<br />

Method: In a retrospective case study all records of the year 2002<br />

and 2007 of the university hospital of psychiatry Bern have been<br />

exam<strong>in</strong>ed <strong>in</strong> respect of the occurrence of AVH and ED. Prevalence<br />

of AVH and ED has been evaluated <strong>in</strong> patients with acute (F23) and<br />

chronic psychosis (F20, F25).<br />

Discussion / Results: A total of 655 records (49 % women) has been<br />

exam<strong>in</strong>ed. 424 patients suffered from chronic psychosis, 109 patients<br />

were diagnosed with acute psychosis. In the collapsed group<br />

of all patients, 37 % reported AVH; 21.5 % of them expressed ED.<br />

Both symptoms have been found <strong>in</strong> 12.5. %. In the differential analysis<br />

of the ED we found AT <strong>in</strong> 2.1 % and TI-W <strong>in</strong> 7.5 %.<br />

Co-ocurrence of AVH and AT was 1,2 %, whereas AVH and TI-W<br />

together were found <strong>in</strong> 4,9 %.<br />

014<br />

Verlaufsdokumentation psychotischer Symptome. Evaluation <strong>der</strong><br />

Kurzform des Eppendorfer Schizophrenie-Inventars (ESI-K)<br />

Re<strong>in</strong>hard Maß (ZSG Marienheide, Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie)<br />

P. E. Burek, K. Wolf<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Eppendorfer Schizophrenie-Inventar (ESI) ist e<strong>in</strong><br />

Selbstbeurteilungsverfahren, das auf spezifische subjektiv erlebte<br />

Zeichen und Symptome schizophrener Patienten zielt. Die diagnostische<br />

Validität des ESI wurde wie<strong>der</strong>holt bestätigt. Weniger<br />

bekannt ist die Kurzform ESI-K (20 Items, Beurteilungszeitraum:<br />

die letzten sieben Tage), die speziell zur Verlaufsbeschreibung entwickelt<br />

wurde. Kasuistische H<strong>in</strong>weise weisen auf e<strong>in</strong>e hohe Sensitivität<br />

und Spezifität des ESI-K für Än<strong>der</strong>ungen de psychotischen<br />

Symptomatik h<strong>in</strong>. Mit <strong>der</strong> hier dargestellten Studie sollten Validität,<br />

Reliabilität und Än<strong>der</strong>ungssensitivität des ESI-K systematisch im<br />

Sett<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>er psychiatrischen Rout<strong>in</strong>ebehandlung untersucht werden.<br />

Methode: Es wurden 31 schizophrene Patienten <strong>in</strong> akut-psychiatrischer<br />

stationärer Behandlung untersucht (21 Männer und 10<br />

Frauen, Durchschnittsalter: 35.9 Jahre, Median Krankheitsdauer:<br />

4.0 Jahre, Median Dauer des Aufenthalts bei T1: 13.5 Tage). Alle<br />

Patienten wurden mit Neuroleptika behandelt. Die Patienten füllten<br />

das ESI-K viermal mit e<strong>in</strong>em Abstand von jeweils e<strong>in</strong>er Woche<br />

aus (T1 bis T4). Zusätzlich wurden die Positive and Negative Syndrome<br />

Scale (PANSS) und die Cl<strong>in</strong>ical Global Impressions (CGI)<br />

zum Vergleich e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Reliabilität des ESI-K (Cronbach Alpha:<br />

.87-.91) liegt zu allen vier Testzeitpunkten leicht über <strong>der</strong> Reliabilität<br />

<strong>der</strong> PANSS (.83-.90). Der Symptomrückgang ist bei allen<br />

drei Instrumenten statistisch signifikant. Prozentual ist die Verän<strong>der</strong>ung<br />

beim ESI-K am stärksten (-36.0 %), gefolgt von <strong>der</strong> PANSS<br />

(-20.7 %) und dem CGI Schweregrad (-8.4 %). Das ESI-K zeigt zu allen<br />

Zeitpunkten signifikante Zusammenhänge mit PANSS und CGI.<br />

115


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

Topic: 4 Affektive Störungen, F3<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Istanbul<br />

HS-004 Hauptsymposium<br />

Wirklatenz antidepressiver Therapien: Grundlagen und Mechanismen<br />

Vorsitz: J. Kornhuber (Erlangen), U. Hegerl (Leipzig)<br />

001<br />

Zeitverlauf am Beg<strong>in</strong>n und Ende depressiver Phase<br />

Ulrich Hegerl (Unikl<strong>in</strong>ikum Leipzig, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

R. Mergl, M. Strauß, P. Schönknecht<br />

Während bei manchen depressiv Erkrankten sich das Vollbild <strong>der</strong><br />

depressiven Symptomatik sehr rasch, zum Teil <strong>in</strong>nerhalb von<br />

24 Stunden entwickelt, ist bei an<strong>der</strong>en e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>schleichen über Wochen<br />

und Monate zu beobachten. Zur Erfassung dieses bisher nicht<br />

systematisch untersuchten Zeitaspektes des Beg<strong>in</strong>ns depressiver<br />

Episoden wurde das Onset of Depression Inventory (ODI)1 entwickelt.<br />

Die Untersuchung von Patienten mit uni- und bipolaren<br />

affektiven Störungen ergab, dass e<strong>in</strong> rascher Depressionsbeg<strong>in</strong>n<br />

von weniger als e<strong>in</strong>er Woche bei 58 % <strong>der</strong> Patienten mit bipolarer<br />

Störung, jedoch nur bei 7,4 % <strong>der</strong> Patienten mit unipolarer depressiver<br />

Erkrankung zu beobachten war. Diese enge Assoziation zwischen<br />

raschem Erkrankungsbeg<strong>in</strong>n und bipolarer Depression wurde<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Replikationsstudie bestätigt. Zudem wiesen auch, im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er dritten Untersuchung, Patienten mit unipolaren affektiven<br />

Störungen mit raschem Erkrankungsbeg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>e doppelt<br />

so hohe Rate von Suizidversuchen <strong>in</strong> den vorhergehenden 12 Monaten<br />

auf als Patienten, bei denen sich die depressive Episode langsam<br />

e<strong>in</strong>schleichend entwickelte. Fazit für die Kl<strong>in</strong>ik: Bei Patienten,<br />

bei denen sich das Vollbild <strong>der</strong> depressiven Episode ohne vorhergehendes<br />

akutes Lebensereignis <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Woche ausbildet, ist<br />

damit zu rechnen, dass e<strong>in</strong>e bisher vielleicht nicht manifest gewordenen<br />

bipolare Depression vorliegt. 1 Hegerl et al. 2008: J Cl<strong>in</strong> Psychiatry<br />

69: 1075-1080.<br />

002<br />

Pharmakok<strong>in</strong>etische Ursachen <strong>der</strong> Wirklatenz<br />

Johannes Kornhuber (Unikl<strong>in</strong>ikum Erlangen, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

P. Tripal, M. Reichel<br />

Die Ursache <strong>der</strong> Wirklatenz <strong>der</strong> Antidepressiva ist e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Fragestellung <strong>der</strong> biologischen Psychiatrie und Psychopharmakologie.<br />

Dazu existieren zwei sich ergänzende Hypothesen. Die<br />

Hypothese <strong>der</strong> Neuroplastizität geht von langsamen Antidepressiva-<strong>in</strong>duzierten<br />

neuronalen biochemischen und strukturellen Än<strong>der</strong>ungen<br />

aus. In dem Vortrag wird die zweite Hypothese, die pharmakok<strong>in</strong>etische<br />

Hypothese, fokussiert: Viele Antidepressiva haben<br />

ähnliche physikochemische Eigenschaften; sie s<strong>in</strong>d lipophil und<br />

schwach basisch. Dies erklärt die hohe Gewebeb<strong>in</strong>dung solcher<br />

Substanzen. Antidepressiva kumulieren dabei <strong>in</strong> lipophilen und<br />

sauren <strong>in</strong>trazellulären Strukturen wie den Lysosomen. Für e<strong>in</strong>ige<br />

Antidepressiva (Fluvoxam<strong>in</strong>, Fluoxet<strong>in</strong>) konnte die zeitliche Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Gehirnkonzentration nach Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Medikation<br />

mit Antidepressiva beim Menschen <strong>in</strong> vivo mit <strong>der</strong> Magnetresonanzspektroskopie<br />

nachgewiesen werden. Dabei zeigte sich e<strong>in</strong>e<br />

20fach höhere Konzentrationen im Hirngewebe verglichen mit<br />

dem Blut. Antidepressiva kumulieren langsam und erreichen Plateaukonzentrationen<br />

erst nach Wochen bis Monaten unter konstanter<br />

antidepressiver Therapie. Diese langsame Kumulation kann<br />

Mitursache <strong>der</strong> Wirklatenz se<strong>in</strong>.<br />

116<br />

003<br />

Antidepressive Medikation und Nervenwachstumsfaktoren<br />

Andrea Rotter-Neubert (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Erlangen, Psychiatrische<br />

Kl<strong>in</strong>ik)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zur Behandlung <strong>der</strong> Depression werden seit Jahrzehnten<br />

verschiedene Klassen von Antidepressiva e<strong>in</strong>gesetzt, über <strong>der</strong>en<br />

Wirkmechanismus jedoch wenig bekannt ist. E<strong>in</strong>en Erklärungsansatz<br />

stellt die Plastizitätshypothese dar, bei <strong>der</strong> e<strong>in</strong> Mangel an<br />

neurotrophen Faktoren zur Depressionsentstehung führt. Wir verfolgten<br />

die Hypothese, dass die antidepressive Therapie Wachstumsfaktoren<br />

moduliert.<br />

Methode: Die neuronale Zellreihe SH-SY5Y wurde mit 16 nM<br />

PMA (phorbol 12-myristate 13-acetate) für 10 Tage behandelt, um<br />

e<strong>in</strong>e Differenzierung zu am<strong>in</strong>ergen Neuronen zu erreichen. Danach<br />

wurde das jeweilige Antidepressivum <strong>in</strong> gelöster Form zum Medium<br />

gegeben. Die Zellen wurden nach 2, 7 und 14 Tagen Inkubation<br />

geerntet, die mRNA wurde aus den Zellen isoliert, <strong>in</strong> cDNA umgeschrieben<br />

und schließlich die Transkription von human BDNF,<br />

CNTF, NGF, bFGF, GDNF, NT-3, Lept<strong>in</strong> und Creb durch die rt-<br />

PCR analysiert. Als <strong>in</strong>terner Standard wurde β-Act<strong>in</strong> verwendet.<br />

Alle PCR-Analysen wurden <strong>in</strong> Doppelbestimmung durchgeführt,<br />

die mRNA-Vervielfältigungen wurden mit <strong>der</strong> folgenden Formel<br />

berechnet: mRNA = 2-ΔCT.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Transkription <strong>der</strong> Neurotroph<strong>in</strong>e<br />

NGF, NT-3, GDNF, Lept<strong>in</strong> und BDNF wurde durch PMA-Behandlung<br />

während <strong>der</strong> vierzehntägigen Behandlung kont<strong>in</strong>uierlich gesteigert,<br />

während die Expression von bFGF, CNTF und Creb reduziert<br />

wurden. Diese Verän<strong>der</strong>ungen wurden durch die Behandlung<br />

durch Antidepressiva kompensatorisch moduliert. Die Neurotroph<strong>in</strong>e<br />

NGF, GDNF, NT-3 und BDNF, die zuvor <strong>in</strong> <strong>der</strong> PMA-<br />

behandelten Kontrolle den stärksten Anstieg gezeigt hatten, wurden<br />

durch antidepressive Therapie herunterreguliert, woh<strong>in</strong> gegen<br />

bFGF und CNTF, die zuvor <strong>in</strong> ihrer Expression reduziert wurden,<br />

nun <strong>in</strong> ihrer Expression gesteigert wurden. Creb und Lept<strong>in</strong> wurden<br />

durch Antidepressiva vorübergehend moduliert. Tendenziell<br />

haben alle getesteten Antidepressivaklassen e<strong>in</strong>e antagonistische<br />

Regulation auf die Neurotroph<strong>in</strong>expression verglichen mit <strong>der</strong><br />

Kontrolle. Diskussion: Unsere Ergebnisse legen die Schlussfolgerung<br />

nahe, dass Antidepressiva jeweils spezifische Neurotroph<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong> ihre Expression bee<strong>in</strong>flussen und e<strong>in</strong>en regulierenden Effekt auf<br />

zuvor dysregulierten Neurotroph<strong>in</strong>expression haben. Diese normalisierende<br />

Regulation lässt e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zur Plastizitätshypothese<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich werden, bei eventuell nicht nur e<strong>in</strong> Mangel<br />

an neurotrophen Substanzen zur Depressionsentstehung führt,<br />

son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong> dysregulierter Neurotroph<strong>in</strong>haushalt vorliegt.<br />

004<br />

Kann die Neurogenese die Wirklatenz erklären?<br />

Barbara Vollmayr (ZI Mannheim, AG Verhaltensbiologie)<br />

Lebenslang werden bei Säugern und auch beim Menschen im<br />

Gyrus Dentatus des Hippocampus neue Neurone gebildet. Diese<br />

reifen <strong>in</strong>nerhalb weniger Wochen und werden <strong>in</strong> die bestehenden<br />

neuronalen Netze <strong>in</strong>tegriert. Die Funktion dieser neu gebildeten<br />

Neurone ist noch nicht geklärt, möglicherweise übernehmen<br />

sie e<strong>in</strong>e Rolle im episodischen Gedächtnis und <strong>in</strong> <strong>der</strong> affektiven<br />

Bewertung von Situationen. Antidepressive Behandlung z. B.<br />

mit Seroton<strong>in</strong>wie<strong>der</strong>aufnahmehemmern, Trizyklika o<strong>der</strong> MAO-<br />

Hemmern aber auch nicht-medikamentöse Verfahren wie Elektrokrampftherapie<br />

stimulieren die Zellproliferation und die Neurogenese.<br />

E<strong>in</strong>ige tierexperimentelle Arbeiten belegen darüber h<strong>in</strong>aus<br />

sogar die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er Stimulation <strong>der</strong> Neurogenese für<br />

e<strong>in</strong>e antidepressive Wirkung, sodass die Hypothese nahelag, <strong>der</strong><br />

antidepressiven Wirkung liege e<strong>in</strong>e Stimulation <strong>der</strong> Neurgenese zugrunde<br />

und die Latenz bis zum Wirke<strong>in</strong>tritt <strong>der</strong> Antidepressiva erkläre<br />

sich durch die Reifungszeit <strong>der</strong> neu gebildeten Neurone.


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

Jedoch wurden <strong>in</strong> den letzten Jahren auch Studien veröffentlicht,<br />

die e<strong>in</strong>e Entkopplung <strong>der</strong> Neurogenese von <strong>der</strong> antidepressiven<br />

Wirkung berichten. Außerdem ersche<strong>in</strong>t die Zeit von Wochen bis<br />

Monaten, bis e<strong>in</strong>e nennenswerte Kohorte von neuen Neuronen<br />

Funktionen übernimmt, länger als die Wirklatenz <strong>der</strong> Antidepressiva,<br />

sodass e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Zusammenhang zwischen Neurogenese<br />

und antidepressiver Wirkung verworfen wurde. Dennoch ergeben<br />

sich aus dem Verständnis <strong>der</strong> Mechanismen, mit denen antidepressive<br />

Behandlung die Neurogenese stimuliert und <strong>der</strong> Funktion, die<br />

die neu gebildeten Zellen übernehmen, Ansätze zur Entwicklung<br />

neuer antidepressiver Therapien.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Dachgarten<br />

HS-021 Hauptsymposium<br />

CBASP – kl<strong>in</strong>ische Anwendung und neurobiologische Grundlagen<br />

<strong>der</strong> Psychotherapie chronischer Depression<br />

Vorsitz: F. Hohagen (Lübeck), M. Colla (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Aktueller Stand <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Therapieforschung bei CBASP<br />

Elisabeth Schramm (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

002<br />

Evaluation des multidiszipl<strong>in</strong>ären stationären CBASP-Behandlungskonzeptes<br />

für chronisch depressive Patienten: Erste Ergebnisse<br />

Eva-Lotta Brakemeier (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie<br />

und Psychotherapie)<br />

V. Engel, T. Schmidt, M. Hautz<strong>in</strong>ger, E. Schramm, C. Normann<br />

E<strong>in</strong>leitung: CBASP (Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy;<br />

McCullough, 2000) ist die erste speziell für chronisch<br />

depressive Patienten konzipierte ambulante Psychotherapieform,<br />

die sich <strong>in</strong> Studien im ambulanten Kontext als wirksam erwiesen<br />

hat. Da sich chronisch depressive Patienten jedoch <strong>in</strong> Deutschland<br />

auch häufig <strong>in</strong> stationärer Behandlung bef<strong>in</strong>den und dort durch<br />

komplizierte Verläufe e<strong>in</strong>hergehend mit langen Behandlungsdauern,<br />

hohen Kosten und Frustrationserlebnissen bei Patienten und<br />

Behandlern auffallen, wurde CBASP <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abteilung für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie des Universitätskl<strong>in</strong>ikums Freiburg als<br />

multidiszipl<strong>in</strong>äres stationäres Behandlungsprogramm modifiziert<br />

(CBASP@5).<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er ersten Pilotphase wird sowohl e<strong>in</strong>e Patientenevaluation<br />

(N = 10) als auch e<strong>in</strong>e Teambefragung durchgeführt.<br />

Die Patientenevaluation erfolgt <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Prä- (Kl<strong>in</strong>ikaufnahme),<br />

Prozess- (nach 8 Behandlungswochen) und Post-Messung<br />

(nach 12 Behandlungswochen), wobei die depressive und kl<strong>in</strong>ische<br />

Symptomatik als auch CBASP-spezifische Fragebögen und psycholo<br />

gische Konstrukte wie die die Lebensqualität und Schemamodi<br />

erfasst werden. E<strong>in</strong>e historische Kontrollgruppe bestehend aus<br />

chronisch depressiven Patienten, die mit <strong>der</strong> Interpersonellen Psychotherapie<br />

modifiziert für den stationären Kontext behandelt<br />

wurden (Schramm et al., 2008), dient als Vergleichsgruppe. Die<br />

Teamevaluation be<strong>in</strong>haltet Fragebögen zur Arbeitszufriedenheit,<br />

Burnout, Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen, dem Kenntnisstand zu CBASP,<br />

sowie Erwartungen und Erfahrungen mit dem CBASP-Konzept.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zum jetzigen Zeitpunkt bef<strong>in</strong>den sich<br />

beide Evaluationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Durchführung, wobei Ergebnisse im November<br />

2009 vorliegen werden. Erwartet wird e<strong>in</strong>e nachweisliche<br />

Effektivität <strong>der</strong> stationären CBASP-Behandlung anhand e<strong>in</strong>er sig-<br />

nifikanten Überlegenheit h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Responseraten <strong>der</strong><br />

CBASP-Patienten im Vergleich mit den IPT-Patienten. Zudem wird<br />

postuliert, dass sich die Arbeitszufriedenheit im Team verbessert<br />

sowie das Burn-Out Level verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Ab November 2009 wird <strong>in</strong><br />

Form e<strong>in</strong>er prospektiven randomisiert kontrollierten Studie die<br />

Effektivitätä <strong>der</strong> CBASP-Programms weiter untersucht. Das Ziel<br />

<strong>der</strong> Entwicklung und Evaluation von CBASP@5 besteht dar<strong>in</strong>, die<br />

stationäre Behandlung durch CBASP zu optimieren und die begrenzten<br />

störungsspezifischen Behandlungsmöglichkeiten chronisch<br />

depressiver Patienten zu erweitern, so dass letztlich die Patienten,<br />

die Behandler aber auch das Gesundheitssastem durch<br />

Senkung <strong>der</strong> Behandlungskosten profitieren werden.<br />

003<br />

Wahrnehmung <strong>in</strong>teraktioneller Funktionalität: E<strong>in</strong> neurobiologisches<br />

Modell zur Ätiologie und Therapie chronischer Depressionen<br />

Knut Schnell (Unikl<strong>in</strong>ik Bonn, Psychiatrie/med. Psychologie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e grundlegende Annahme <strong>der</strong> Theorie von CBASP<br />

ist, dass Patienten mit chronischen Depressionen die kausale Auswirkung<br />

ihres eigenen Verhaltens auf die Reaktionen an<strong>der</strong>er Menschen<br />

nur e<strong>in</strong>geschränkt erkennen können (perceived functionality).<br />

Wesentliche Techniken des CBASP zielen daher darauf ab, für<br />

Patienten die eigene Wirkung sowohl auf das Verhalten des Therapeuten<br />

als auch <strong>in</strong> sozialen Interaktionen außerhalb des Therapiekontextes<br />

erkennbar zu machen. Die vorgestellten Studien sollen<br />

mit Hilfe von fMRT-Experimenten untersuchen, ob sich e<strong>in</strong> funktionelles<br />

Modell für die Regulation eigener Affekte durch die wahrgenommene<br />

Bee<strong>in</strong>flussbarkeit emotionaler Reaktionen an<strong>der</strong>er<br />

Menschen beschreiben lässt. Es soll untersucht werden, wie e<strong>in</strong><br />

kortikales System zur Vorhersage affektiver Reaktionen an<strong>der</strong>er<br />

Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialen Interaktion tatsächlich die Aktivierung<br />

des limbischen Systems bzw. entsprechen<strong>der</strong> neuronaler Systeme<br />

eigener affektiver Reaktionen moduliert d. h. die Aktivierung von<br />

Amygdala und ventralem Striatum bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Methode: Es wurde zunächst e<strong>in</strong>e grundlegende Studie durchgeführt,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> gesunde Probanden mit vorhersagbaren und unvorhersagbaren<br />

Partnern <strong>in</strong>teragierten. Hierbei sollten bei jeweils drei<br />

verschiedenen Interaktionspartnern freudige und ärgerliche Reaktionen<br />

auf eigene Aussagen vorhergesagt werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es ließ sich tatsächlich zeigen, dass die<br />

funktionelle Aktivierung von Amygdala und ventralem Striatum<br />

durch aversive bzw. freundliche Reaktionen von Interaktionspartnern<br />

grundsätzlich sowohl durch die Erwartung e<strong>in</strong>er bestimmten<br />

Reaktion als auch durch die Sicherheit <strong>der</strong> Vorhersage <strong>der</strong> Reaktion<br />

des Gegenübers moduliert wird. Es läßt sich somit e<strong>in</strong> therapeutisch<br />

relevantes neurobiologisches Modell <strong>der</strong> Emotionsregulation<br />

durch Wahrnehmung <strong>in</strong>terpersoneller Kausalität formulieren. Dieses<br />

Modell wurde weiter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vergleichenden Studie von chronisch<br />

depressiven Patienten und gesunden Kontrollen untersucht,<br />

<strong>der</strong>en Ergebnisse ebenfalls vorgestellt werden.<br />

004<br />

Die Emotionen unter Kontrolle br<strong>in</strong>gen: Neurofunktionelle Befunde<br />

zur Emotionsverarbeitung bei chronischer Depression<br />

Philipp Kle<strong>in</strong> (Charité – CBF, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

H. R. Heekeren, L. Bazarty, C. Scheibe, M. Colla<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Cognitive Behavioural Analysis System of Psychotherapy<br />

(CBASP) von James P. McCullough ist das erste spezialisierte<br />

Psychotherapieverfahren zur Behandlung chronischer Depression.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Grundannahmen von CBASP ist, dass Patienten<br />

mit chronischer Depression aufgrund früherer Lernerfahrungen<br />

beson<strong>der</strong>e Schwierigkeiten haben, emotionale Signale ihrer Mitmenschen<br />

zu <strong>in</strong>terpretieren und angemessen darauf zu reagieren.<br />

117


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

In e<strong>in</strong>er vom BMBF geför<strong>der</strong>ten Studie untersuchten wir dieses<br />

Phänomen mit e<strong>in</strong>em Emotionsverarbeitungsparadigma.<br />

Methode: Wir behandelten 12 Patienten mit chronischer Depression<br />

über e<strong>in</strong>en Zeitraum von 12 Wochen mit CBASP. Zu Beg<strong>in</strong>n<br />

und am Ende <strong>der</strong> Behandlung erhoben wir Verhaltensdaten und<br />

Daten mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT).<br />

Parallel dazu untersuchten wir 12 gematchte Kontrollprobanden.<br />

Allen Teilnehmern wurden Filme emotionaler Gesichtsausdrücke<br />

(glücklich, neutral, ängstlich, traurig) präsentiert. Die Aufgabe <strong>der</strong><br />

Versuchsteilnehmer bestand dar<strong>in</strong>, im MRT-Scanner abwechselnd<br />

das Geschlecht o<strong>der</strong> die Valenz <strong>der</strong> dargestellten Emotion e<strong>in</strong>zuordnen.<br />

Direkt im Anschluss und ausserhalb des Scanners wurden<br />

die Teilnehmer dann gebeten, das Arousal und die Valenz <strong>der</strong> Emotionen<br />

zu bewerten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Auf <strong>der</strong> Verhaltensebene fanden wir <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Vorstudie H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te Verarbeitung <strong>der</strong><br />

emotionalen Gesichter: chronisch depressive Patienten schätzten<br />

die glücklichen Gesichter als weniger positiv und die ängstlichen<br />

und traurigen als weniger negativ e<strong>in</strong>. Im fMRT fanden wir darüber<br />

h<strong>in</strong>aus Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Aktivität <strong>in</strong> kortikolimbischen Schleifen,<br />

die mit <strong>der</strong> Verarbeitung emotionaler Gesichter assoziiert<br />

waren. Zusammengefasst fanden wir bei chronisch depressiven<br />

Pa tienten charakteristische Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> emotionalen Urteilsverarbeitung,<br />

welche sich möglicherweise durch CBASP gezielt<br />

modifizieren lassen.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal Oslo<br />

ST-016 State-of-the-Art-Symposium<br />

Bipolare Störungen<br />

Vorsitz: T. Schläpfer (Bonn), W. Greil (Kilchberg)<br />

001<br />

Neurobiologische Grundlagen bipolarer Störungen<br />

Thomas Schläpfer (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Die nach ICD-10 klare Abgrenzung e<strong>in</strong>zelner Störungskategorien<br />

affektiver <strong>Erkrankungen</strong> entspricht <strong>in</strong> neurobiologischer H<strong>in</strong>sicht<br />

nicht <strong>der</strong> Realität. E<strong>in</strong>e dimensionale Beschreibung <strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />

Störung e<strong>in</strong>hergehenden Dysre gulationen des Verhaltens, <strong>der</strong> Kognition<br />

und <strong>der</strong> Emotionen, o<strong>der</strong> aber e<strong>in</strong>e Beschreibung <strong>der</strong><br />

Bee<strong>in</strong>trächti gungen auf biologischer Ebene kann zusätzlich wichtige<br />

Infor mation liefern. Aus biologischer Sicht s<strong>in</strong>d psychische Störungen<br />

charakterisiert durch Be e<strong>in</strong>trächtigungen auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong><br />

Neurotransmission, <strong>der</strong> Konnektivität o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Prote<strong>in</strong>synthese.<br />

Heute wird e<strong>in</strong>e multifaktorielle Ätiopathogenese affektiver <strong>Erkrankungen</strong><br />

angenommen, bei <strong>der</strong> sowohl genetische, wie auch<br />

biologische und psychosoziale Faktoren <strong>in</strong>teragieren und je nach<br />

<strong>in</strong>dividueller Disposition zur Ausprägung von Krankheitssymptomen<br />

führen. Die uniforme Prävalenzrate <strong>in</strong> unterschiedlichen Kulturkreisen,<br />

das familiär gehäufte Auftreten und das relativ niedrige<br />

Erstmanifestationsalter bipolarer Störungen im Vergleich zur unipolaren<br />

Depression weisen auf e<strong>in</strong>e starke genetische Disposition<br />

und relativ ger<strong>in</strong>gere Modulierbarkeit durch äußere Stressoren h<strong>in</strong>.<br />

Bipolare Störungen gehen mit strukturellen Verän<strong>der</strong>ungen des<br />

Gehirns e<strong>in</strong>her. Bei bipolaren affektiven Störungen werden Auffälligkeiten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten Kaskade <strong>der</strong> neuralen Signaltransmission<br />

– von Neurotransmittern und Neuromodulatoren über rezeptorgekoppelte<br />

<strong>in</strong>trazelluläre Signaltransduktion bis h<strong>in</strong> zur Genexpression<br />

– beobachtet. E<strong>in</strong>e adäquate Behandlung führt nicht nur<br />

zu e<strong>in</strong>er Verbesserung <strong>der</strong> Symptomatik affektiver Störungen, son-<br />

118<br />

<strong>der</strong>n kann auch mit e<strong>in</strong>er Normalisierung dieser Verän<strong>der</strong>ungen<br />

e<strong>in</strong>hergehen. E<strong>in</strong>e antidepressive Behandlung erhöht die Anzahl<br />

neu gebildeter Zellen im Gyrus dentatus des Hippokampus. Sowohl<br />

die Anwendung von Elektrokrampftherapie als auch von mehreren<br />

antidepressiven Medikamentenklassen, nicht aber von non-antidepressiven<br />

Wirkstoffen (Haloperidol) zur Erhöhung <strong>der</strong> Anzahl neu<br />

gebildeter Neuronen; diese Wirkung ist also e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same und.<br />

spezifische Eigenschaft antidepressiver Therapien. Dieser Effekt<br />

wurde nur nach e<strong>in</strong>er chronischen, nicht jedoch nach e<strong>in</strong>er akuten<br />

antidepressiven Behandlung beobachtet, was mit <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Erfahrung<br />

zum Zeitverlauf <strong>der</strong> Wirkung von Antidepressiva vere<strong>in</strong>bar<br />

ist. Lang anhaltende unbehandelte affektive Störungen können<br />

mit strukturellen Verän<strong>der</strong>ungen und funktionellen Störungen des<br />

Gehirns e<strong>in</strong>hergehen. Das Ziel e<strong>in</strong>er Behandlung besteht dar<strong>in</strong>,<br />

diese Verän<strong>der</strong>ungen rückgängig zu machen. Dieser Prozess kann<br />

langwierig se<strong>in</strong>, weshalb e<strong>in</strong>e Langzeitbehandlung unumgänglich<br />

ist.<br />

002<br />

Aktueller Forschungsstand <strong>der</strong> Akut- und Langzeitbehandlung<br />

bipolarer Störungen<br />

Waldemar Greil (Sanatorium Kilchberg, Schweiz)<br />

I. von Stralendorff<br />

Die vorgestellte Übersicht orientiert sich an <strong>in</strong>ternationalen<br />

Leit l<strong>in</strong>ien (CANMAT / ISBD 2009). Zur Behandlung <strong>der</strong> Bipolare<br />

Depression s<strong>in</strong>d weiter Mittel <strong>der</strong> ersten Wahl die Monotherapie<br />

mit Lithium, Quetiap<strong>in</strong> und Lamotrig<strong>in</strong>. Für Lamotrig<strong>in</strong> liegen jedoch<br />

mehrere Negativbefunde vor. Antidepressiva s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong><br />

umstritten, am ehesten werden SSRI <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit stimmungsstabilisierenden<br />

/ antimanischen Medikamenten (Lithium,<br />

Antikonvulsiva, Atypika) empfohlen. Zur Maniebehandlung s<strong>in</strong>d<br />

Komb<strong>in</strong>ationen von stimmunsstabiliserenden Medikamenten (Lithium,<br />

Antikonvulsiva) mit atypischen Antipsychotika üblich und<br />

wirksam. Monotherapie wäre aber zu bevorzugen. Zur Rezidivprophylaxe<br />

werden als Mittel <strong>der</strong> ersten Wahl Lithium, die Antikonvulsiva<br />

Carbamazep<strong>in</strong>, Valproat und Lamotrig<strong>in</strong> (letzere Substanz<br />

nur zur Prävention von Depressionen) sowie die atypischen Antipsychotika<br />

Olanzap<strong>in</strong>, Quetiap<strong>in</strong>, Risperidon Depot<strong>in</strong>jektionen<br />

und Aripiprazol (letztere Substanz nur Prävention von Manien) angeraten.<br />

Die Arzt-Compliance bzgl. <strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ien erwies sich als<br />

günstig für den Verlauf <strong>der</strong> Erkrankung, erfahrene Ärzte halten<br />

sich jedoch seltener an Leitl<strong>in</strong>ien als weniger erfahrne Ärzte. Fazit:<br />

Lithium ist weiter „Goldstandard“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Manie,<br />

<strong>der</strong> bipolaren Depression und <strong>der</strong> Langzeitbehandlung bipolarer<br />

Störungen. Auch atypische Antipsychotika kommen als Mittel <strong>der</strong><br />

ersten Wahl bei <strong>der</strong> Manie, <strong>der</strong> bipolaren Depression und <strong>der</strong> Langzeitbehandlung<br />

<strong>in</strong> Frage (das gilt vor allem für Olanzap<strong>in</strong> und<br />

Quetiap<strong>in</strong>). Antikonvulsiva weisen differenzielle Wirksamkeit auf<br />

den manischen und depressiven Pol auf: antimanische Wirkung<br />

von Valproat, depressionsverhütende Wirkung von Lamotrig<strong>in</strong>.<br />

Vorsicht mit Antidepressiva, vor allem bei Patienten mit „frequent<br />

cycl<strong>in</strong>g“. Neben <strong>der</strong> medikamentösen Behandlung s<strong>in</strong>d Psychoedukation<br />

(auch für die Angehörigen <strong>der</strong> Patienten), Ernährungsberatung,<br />

Sport, Life-Style-Coach<strong>in</strong>g und Psychotherapie hilfreich.


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Sydney<br />

ST-021 State-of-the-Art-Symposium<br />

Unipolare Depressionen<br />

Vorsitz: M. Berger (Freiburg), M. Schmauß (Augsburg)<br />

001<br />

Psychotherapie <strong>der</strong> unipolaren Depression<br />

Mathias Berger (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Störungsspezifische Psychotherapieformen zur Behandlung unipolarer<br />

Depressionen wurden <strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e als<br />

Augmentation zur Pharmakotherapie o<strong>der</strong> – wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> umfassenden<br />

STAR-D* Studie – als „second l<strong>in</strong>e treatment“ (im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />

Augmentations- o<strong>der</strong> switch-Strategie) untersucht. Dabei schnitten<br />

depressionsspezifische Ansätze wie die Kognitive Verhaltenstherapie<br />

und die Interpersonelle Psychotherapie ungefähr gleich gut ab<br />

wie medikamentöse Behandlungsstrategien, allerd<strong>in</strong>gs mit <strong>der</strong> zu<br />

erwartenden zeitlich später e<strong>in</strong>tretenden Wirkung (Thase et al.,<br />

2007). Die Remissionsraten <strong>in</strong> diesen ambulanten Studien s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht zufriedenstellend, so dass wie<strong>der</strong> mehr über den<br />

Nutzen stationärer Komb<strong>in</strong>ationsbehandlungen nachgedacht werden<br />

muss. In e<strong>in</strong>er eigenen Untersuchung ließen sich kurz- und<br />

langfristige Vorteile e<strong>in</strong>er zusätzlich zur Pharmakotherapie erfolgten<br />

akuten Psychotherapie im Vergleich zu e<strong>in</strong>er psychiatrischen<br />

Standardbehandlung im stationären Kontext belegen (Schramm et<br />

al., 2007). Als Erhaltungstherapie hat sich – unabhängig von <strong>der</strong><br />

Frequenz <strong>der</strong> Sitzungen – die Fortsetzung <strong>der</strong> Therapieform bewährt,<br />

die für den Patienten schon akut wirksam war (Frank et al.,<br />

2007). In diesem Beitrag wird <strong>der</strong> neuste Stand <strong>der</strong> Depressionsforschung<br />

so dargestellt dass e<strong>in</strong> Transfer <strong>der</strong> Erkenntnisse <strong>in</strong> den<br />

Praxisalltag möglich ist.<br />

002<br />

Pharmakotherapie <strong>der</strong> unipolaren Depression<br />

Max Schmauß (Bezirkskrankenhaus Augsburg)<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Prag<br />

ST-022 State-of-the-Art-Symposium<br />

Chronische und therapieresistente Depressionen<br />

Vorsitz: E. Schramm (Freiburg), M. Bauer (Dresden)<br />

001<br />

Psychotherapie chronisch therapieresistenter Depressionen<br />

Elisabeth Schramm (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

002<br />

Pharmakotherapie chronisch therapieresistenter Depressionen<br />

Michael Bauer (Unikl<strong>in</strong>ikum Dresden, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Therapieresistenz auf Antidepressiva und an<strong>der</strong>e therapeutische<br />

Optionen wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur heute nach wie vor<br />

nicht e<strong>in</strong>heitlich def<strong>in</strong>iert. So erschwert etwa das Problem <strong>in</strong>homogener<br />

Patientenstichproben die Durchführung von aussagekräftigen<br />

Studien zur Therapieresistenz wie auch die Interpretation <strong>der</strong><br />

erhobenen Befunde. Trotz aller Fortschritte <strong>in</strong> den Therapiemöglichkeiten,<br />

erreichen heute nicht alle behandelten Patienten e<strong>in</strong>e<br />

ausreichende Besserung. Etwa 60 % aller depressiven Patienten er-<br />

reichen während <strong>der</strong> Akuttherapie mit e<strong>in</strong>em spezifischen Antidepressivum<br />

über 8 Wochen ke<strong>in</strong>e vollständige Remission, ohne dass<br />

vorab H<strong>in</strong>weise auf Therapieresistenz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anamnese erkennbar<br />

s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> Grund für diese Stagnation liegt dar<strong>in</strong>, dass sich die<br />

grundlegenden Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> Pharmakotherapie mit Antidepressiva<br />

<strong>in</strong> den vergangenen Jahren nicht geän<strong>der</strong>t haben.<br />

Methode: Es stehen verschiedene medikamentöse Behandlungsstrategien<br />

bei Teil- o<strong>der</strong> Nonresponse auf e<strong>in</strong>en adäquat durchgeführten<br />

ersten Versuch mit e<strong>in</strong>em Antidepressivum zur Verfügung:<br />

(1) Wechsel zu e<strong>in</strong>em neuen Antidepressivum aus e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en<br />

pharmakologischen Klasse, (2) Wechsel zu e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Antidepressivum<br />

aus <strong>der</strong>selben Klasse, (3) Komb<strong>in</strong>ation zweier Antidepressiva<br />

aus unterschiedlichen Klassen, (4) Augmentation des<br />

Antidepressivums mit an<strong>der</strong>en Wirkstoffen (z. B. Lithium, Schilddrüsenhormone,<br />

atypische Antipsychotika) um die antidepressive<br />

Wirkung zu verstärken und (5) Komb<strong>in</strong>ation des Antidepressivums<br />

mit Psychotherapie. Diese Strategien wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

mit verschiedenen Wirkstoffen und Komb<strong>in</strong>ationen angewandt,<br />

aber die meisten wurden nicht streng wissenschaftlich untersucht<br />

o<strong>der</strong> umfassten nur kle<strong>in</strong>e Studiengruppen. Gegenwärtig gibt es<br />

ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Me<strong>in</strong>ung, welche Strategie bei Non-Respon<strong>der</strong>n<br />

bevorzugt werden sollte. Unter den Augmentationsbehandlungen<br />

ist die Lithium-Augmentation die am besten dokumentierte Strategie.<br />

In jüngerer Vergangenheit s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Reihe grösserer plazebokontrollierter<br />

Studien mit atypischen Antipsychotika (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

Aripiprazol und Quetiap<strong>in</strong>) mit überwiegend positivem Ausgang<br />

publiziert worden. Zahlreiche an<strong>der</strong>e Augmentationsstrategien mit<br />

unterschiedlichen pharmakologischen Profilen und Zielsetzungen<br />

wurden geprüft, unter an<strong>der</strong>em Metyrapone und Modaf<strong>in</strong>il. Für<br />

die meisten dieser Strategien fehlen allerd<strong>in</strong>gs plazebokontrollierte<br />

Studien bei behandlungsresistenten depressiven Patienten. Trotz<br />

ger<strong>in</strong>ger Evidenz für die Wirksamkeit, kann aber im E<strong>in</strong>zelfall die<br />

Anwendung e<strong>in</strong>er dieser Strategien bei Vorliegen von Therapieresistenz<br />

erfolgreich se<strong>in</strong>.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 6<br />

PC-005 Pro-Con-Debatte<br />

Lithium versus neue Stimmungsstabilisierer<br />

Vorsitz: M. Härter (Hamburg)<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 4<br />

S-013 Symposium<br />

Die Neuroplastizitätshypothese <strong>der</strong> Depression<br />

Vorsitz: C. Nissen (Freiburg), C. Normann (Freiburg)<br />

001<br />

Synaptische Plastizität und Depression – von Mäusen und Menschen<br />

Claus Normann (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Abtl. Psychiatrie<br />

und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Synaptische Langzeitplastizität dient zur Anpassung<br />

<strong>der</strong> Funktion des Gehirns an Umweltbed<strong>in</strong>gungen. Durch Erhöhung<br />

(LTP) o<strong>der</strong> Abschwächung (LTD) <strong>der</strong> synaptischen Übertragungsstärke<br />

wird die Funktion neuronaler Netzwerke moduliert.<br />

Synaptische Langzeitplastizität wird als molekulares Korrelat von<br />

119


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

Lernen und Gedächtnis angesehen. Stress reguliert die synaptische<br />

Plastizität herunter.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Verschiedene Befunde legen nahe, dass<br />

e<strong>in</strong>e Störung <strong>der</strong> synaptischen Plastizität e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Pathophysiologie <strong>der</strong> Depression spielen könnte. So konnten wir<br />

zeigen, dass SSRI-Antidepressiva die LTD über e<strong>in</strong>e Inhibition neuronaler<br />

Calcium-Kanäle hemmen. Lithium blockiert die LTD durch<br />

e<strong>in</strong>e Hemmung <strong>der</strong> Phospholipase C / Prote<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase C-Kaskade.<br />

Nach chronic mild stress, e<strong>in</strong>em validen Tiermodell <strong>der</strong> Depression,<br />

kommt es zu e<strong>in</strong>er Faszilitierung <strong>der</strong> LTD, die durch Gabe von<br />

Antidepressiva verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden kann. Early Deprivation ist e<strong>in</strong><br />

Tiermodell früher Traumatisierungen. Dies führt zu e<strong>in</strong>er vorübergehenden<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung morphologischer Plastizitätsformen<br />

(Neuroneogenese, Hippocampus-Volumen), jedoch zu e<strong>in</strong>er bis <strong>in</strong>s<br />

Erwachsenenalter anhaltenden Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> funktionellen<br />

Plastizität mit e<strong>in</strong>er Abschwächung <strong>der</strong> LTP und e<strong>in</strong>er verlängerten<br />

Immobilität im forced swimm<strong>in</strong>g Test. Beim Menschen konnten<br />

wir zeigen, dass Antidepressiva und die depressive Erkrankung<br />

e<strong>in</strong>e LTP-ähnliche Form <strong>der</strong> Plastizität im visuellen System gegensätzlich<br />

bee<strong>in</strong>flussen. E<strong>in</strong>e Störung <strong>der</strong> synaptischen Plastizität ist<br />

e<strong>in</strong> attraktiver Erklärungsansatz für die Pathophysiologie affektiver<br />

<strong>Erkrankungen</strong> und könnte neue Ansatzpunkte für Erforschung<br />

und Therapie dieser <strong>Erkrankungen</strong> liefern.<br />

002<br />

Schlafbezogene Methoden zur Messung von Plastizität am Menschen<br />

Reto Huber (K<strong>in</strong><strong>der</strong>spital <strong>der</strong> Universität, Zürich, Schweiz)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Es gibt gute H<strong>in</strong>weise für e<strong>in</strong>en engen Zusammenhang<br />

zwischen kortikalen plastischen Verän<strong>der</strong>ungen und Schlaf. So<br />

konnten wir zum Beispiel zeigen, dass e<strong>in</strong>e visuomotorische Lernaufgabe<br />

(Huber et al., 2004) als auch hochfrequente Transkranielle<br />

Magnetstimulation (Huber et al., 2007) zu e<strong>in</strong>er lokalen Vertiefung<br />

des Schlafes <strong>in</strong> den beanspruchten Hirnregionen führte.<br />

Methode: Neue quantitative Analysen des Schlaf-Elektroenzephalogramms<br />

(EEG) ermöglichen e<strong>in</strong>e detaillierte Erfassung von Än<strong>der</strong>ungen<br />

kortikaler Verb<strong>in</strong>dungen und <strong>der</strong>en Erregbarkeit – beides<br />

grundsächliche Faktoren <strong>der</strong> Plastizität. Zu diesen Analysen<br />

zählen die Beschreibung <strong>der</strong> langsamen EEG-Wellen im Schlaf als<br />

‚wan<strong>der</strong>nde Wellen‘, welche im Tiefschlaf <strong>in</strong> regelmässigen Zeitabständen<br />

entlang den Hauptverb<strong>in</strong>dungen des Kortex rasen<br />

(Massim<strong>in</strong>i et al., 2005; Murphy et al., 2009), o<strong>der</strong> die Etablierung<br />

<strong>der</strong> Steilheit dieser langsamen Wellen als Mass <strong>der</strong> Stärke kortikaler<br />

Verb<strong>in</strong>dungen (Riedner et al., 2007). Grundsätzlich bieten die<br />

Messungen von Plastizität während des Schlafes entscheidende<br />

Vorteile: Neben <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen Erhebung großer Datenmengen<br />

ohne Ermüdungsersche<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> Versuchspersonen, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

die Unabhängigkeit <strong>der</strong> Daten von <strong>der</strong> momentanen<br />

kognitiven Aktivität und dem Motivationszustand <strong>der</strong> Probanden<br />

hervorzuheben. Diese Vorteile kommen beson<strong>der</strong>s bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Patienten zum tragen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Dementsprechend ist e<strong>in</strong>e mögliche Anwendung<br />

die Erfassung von plastischen Verän<strong>der</strong>ungen während<br />

<strong>der</strong> k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung. Wir haben Nacht EEG Ableitungen<br />

mit 128 Elektroden bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen durchgeführt (2-<br />

20 Jahren, n=48). Auffallend ist <strong>der</strong> zeitliche Verlauf <strong>der</strong> Amplitude<br />

<strong>der</strong> langsamen Wellen, welcher bis h<strong>in</strong> zur Pubertät zunimmt um<br />

danach bis <strong>in</strong>s Erwachsenenalter abzunehmen. Gleichzeitig verschiebt<br />

sich das maximale Auftreten dieser langsamen Wellen von<br />

okzipitalen zu frontalen Kortexregionen. Diese Befunde sche<strong>in</strong>en<br />

den zeitlichen Verlauf <strong>der</strong> kortikalen Verb<strong>in</strong>dungsdichte und die<br />

zeitlich unterschiedliche Reifung verschiedner Kortexregionen zu<br />

wi<strong>der</strong>spiegeln (Yurgelun-Todd, 2007). Wertvolle H<strong>in</strong>weise für diese<br />

Hypothese bieten uns die Auswertungen von anatomischen Magnetresonanztomographien.<br />

120<br />

003<br />

Lernen als Modell neuronaler Plastizität bei Depression<br />

Christoph Nissen (Unikl<strong>in</strong>ik Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

J. Holz, C. Normann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Plastizitätshypothese <strong>der</strong> Depression postuliert,<br />

dass die kl<strong>in</strong>ischen Symptome <strong>der</strong> Erkrankung auf e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />

neurobiologische Endstrecke zurückzuführen s<strong>in</strong>d, die Dysfunktion<br />

neuronaler Plastizität. Bei Depression könnte synaptische<br />

Plastizität <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ventral-emotionalen System, welches die Amygdala<br />

e<strong>in</strong>schließt, überaktiviert und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dorsal-exekutiven System,<br />

welches den Hippocampus e<strong>in</strong>schließt, sowie <strong>in</strong> weiten Teilen<br />

des Kortex unteraktiviert se<strong>in</strong>.<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Studie wurde deklaratives Lernen<br />

(Wortpaar Lernen) als Modell hippocampaler Plastizität, visuellperzeptives<br />

Lernen (Texture Discrim<strong>in</strong>ation Task, TDT) als Modell<br />

lokaler kortikaler synaptischer Plastizität, und Furchtkonditionierung<br />

als Modell synaptischer Plastizität <strong>der</strong> Amygdala bei 18 stationären<br />

Patienten mit unipolarer schwerer depressiver Episode und<br />

25 nach Alter, Geschlecht und IQ abgeglichenen gesunden Probanden<br />

untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d konsistent mit <strong>der</strong><br />

Hypothese e<strong>in</strong>er gem<strong>in</strong><strong>der</strong>ten hippocampalen Plastizität (gem<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />

deklarative Gedächtniskonsolidierung) und e<strong>in</strong>er gesteigerten<br />

Amygdala abhängigen Plastizität (gesteigerte Furchtkonditionierung)<br />

bei Patienten mit Depression im Vergleich zu gesunden<br />

Probanden. Anhand <strong>der</strong> Daten kann ke<strong>in</strong>e Aussage bezüglich kortikaler<br />

synaptischer Plastizität bei Patienten mit Depression getroffen<br />

werden (aufmerksamkeitsabhängige Basel<strong>in</strong>edefizite <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

TDT Performance bei Patienten mit Depression). Die weitere<br />

Übertragung des aus Tierexperimenten bekannten Plastizitätskonzepts<br />

auf depressive <strong>Erkrankungen</strong> könnte zu e<strong>in</strong>em besseren Verständnis<br />

<strong>der</strong> Pathophysiologie <strong>der</strong> Depression und zur Entwicklung<br />

neuer Therapieansätze beitragen.<br />

004<br />

rTMS und tDCS: Intermittierende Stimulation und Neuroplastizität<br />

Frank Padberg (Psychiatrie und Psychotherapie, LMU München)<br />

D. Keeser, U. Palm, M. Holzer, C. Mulert, M. Riedel, H.-J. Möller,<br />

O. Pogarell<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die repetitive transkranielle Magnetstimulation<br />

(rTMS) und transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) zeigen<br />

am Motorkortex über die akute Stimulation h<strong>in</strong>aus anhaltende<br />

Effekte auf die kortikale Exzitabilität, die abhängig vom jeweiligen<br />

Stimulationsprotokoll über M<strong>in</strong>uten bis Stunden verlängert werden<br />

können. In den letzten Jahren wurden diese Post-Stimulationseffekte<br />

als Paradigma für kurzzeitige neuroplastische Verän<strong>der</strong>ungen<br />

angesehen und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong>en Modulation durch Substanzen<br />

untersucht, die <strong>in</strong> die dopam<strong>in</strong>erge o<strong>der</strong> glutamaterge<br />

Neurotransmission e<strong>in</strong>greifen. Für nicht-motorische Regionen,<br />

v. a. den präfrontalen Kortex (PFC), als Zielregion für therapeutische<br />

Anwendungen von rTMS und tDCS bei Depressionen, fehlen<br />

solche Paradigmen weitgehend und es liegen erst vere<strong>in</strong>zelte Untersuchungen<br />

zu neuroplastischen Prozessen nach rTMS o<strong>der</strong> tDCS<br />

vor.<br />

Methode: Zunächst soll anhand <strong>der</strong> Untersuchungen am Motorkortex<br />

e<strong>in</strong> Überblick über Dauer und Modulation von Poststimulationseffekten<br />

nach rTMS und tDCS gegeben werden. Anschließend<br />

sollen die bisherigen Befunde nach Stimulation nicht<br />

motorischer Areale <strong>in</strong> diesen Kon-text e<strong>in</strong>geordnet werden, um<br />

zum Schluss Perspektiven für die Entwicklung <strong>der</strong> rTMS und tDCS<br />

zu e<strong>in</strong>er wirksamen Intervention bei Depressionen zu diskutieren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Am Motorkortex konnte gezeigt werden,<br />

dass die Poststimulationseffekte stark von den verwendeten Stimu-


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

lationsprotokollen abhängen und psychopharmakologisch moduliert<br />

werden können. Für den PFC fanden sich <strong>in</strong> EEG-Untersuchungen<br />

(Grosshe<strong>in</strong>rich et al. Biological Psychiatry 2009; Keeser et<br />

al. submitted 2009) nach Theta Burst rTMS und nach tDCS über bis<br />

zu e<strong>in</strong>er Stunde anhaltende Post-Stimulationseffekte. Nach präfrontaler<br />

tDCS zeigten Gesunde und depressive Patienten z.T. divergente<br />

Verän<strong>der</strong>ungen sowohl h<strong>in</strong>sichtlich des EEG-Spektrums als<br />

auch ihrer Lokalisation (sLORETA). Zu länger anhaltenden neuroplastischen<br />

Prozessen nach rTMS und tDCS liegen nur vere<strong>in</strong>zelt<br />

Studien vor, systematische Untersu-chungen zur Entwicklung dieser<br />

Verän<strong>der</strong>ungen über die Zeit fehlen bislang. Die Entstehung<br />

und Dynamik neuroplastischer Prozesse nach rTMS und tDCS ist<br />

bislang nur <strong>in</strong> Ansätzen verstanden, besitzt aber vermutlich e<strong>in</strong>e<br />

große Bedeutung für die therapeutische Anwendung bei<strong>der</strong> Verfahren<br />

bei Depressionen. Insbeson<strong>der</strong>e die Interaktion zwischen<br />

rTMS- und tDCS-<strong>in</strong>duzierter Neuroplastizität und spezifischen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen von Hirnstruktur und Neuroplastizit bei Depressionen<br />

sollte Gegenstand weiterer Forschung se<strong>in</strong>.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 - 17.00 Uhr, Salon 11/12<br />

S-031 Symposium<br />

Remitted depression: neurobiological and neuropsychological<br />

factors<br />

Vorsitz: D. E. Dietrich (Hannover), M. Rothermundt (Münster)<br />

001<br />

HPA system activity and remission of depression<br />

Michael Deuschle (ZI für Seelische Gesundheit, Mannheim)<br />

Introduction: Depend<strong>in</strong>g on the antidepressant and remission,<br />

HPA system activity usually decl<strong>in</strong>es dur<strong>in</strong>g the course of antidepressant<br />

treatment. HPA system activiy as assessed by the comb<strong>in</strong>ed<br />

Dex /CRH test has been shown to be related to the risk for relapse.<br />

However, HPA system activity has rarely been measured <strong>in</strong> the<br />

long-term course of treatment.<br />

Method: We measured nighttime ur<strong>in</strong>e excretion of cortisol for<br />

6 months <strong>in</strong> a group of depressed patients after discharge from <strong>in</strong>patient<br />

treatment. Moreover, we assessed stress response <strong>in</strong> patients<br />

<strong>in</strong> long-term remission.<br />

Discussion / Results: In the aftermath of <strong>in</strong>patient treatment, we<br />

found cortisol excretion still to decl<strong>in</strong>e, both <strong>in</strong> patients with favorable<br />

and unfavorable course. Also, patients <strong>in</strong> long-term remission<br />

had low basel<strong>in</strong>e HPA system activity, when compared to healthy<br />

controls. It may be concluded that HPA system activity ameloriates<br />

<strong>in</strong> the aftermath of an acute episode.<br />

002<br />

Serum markers as <strong>in</strong>dicators of remission<br />

Matthias Rothermundt (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Münster, Psychiatrie<br />

und Psychotherapie)<br />

Introduction: Depression is associated with a volume reduction <strong>in</strong><br />

various bra<strong>in</strong> regions positively correlated with <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g duration<br />

of depression. This volume loss is caused by a decrease of glia cell<br />

amount and reduction of neuronal cell size, but not by a decl<strong>in</strong>e of<br />

neuronal cell numbers. Glial and neuronal markers might be useful<br />

to <strong>in</strong>dicate cellular changes <strong>in</strong> a cl<strong>in</strong>ical sett<strong>in</strong>g.<br />

Method: BDNF as neuronal and S100B as glial cell marker are evaluated<br />

regard<strong>in</strong>g their potential contribution to evaluate the stage of<br />

disease <strong>in</strong> major depression.<br />

Discussion / Results: BDNF is decreased <strong>in</strong> unmedicated pa tients<br />

with major depression and normalizes after successful antidepressi-<br />

ve treatment. S100B concentration is elevated <strong>in</strong> acute major depression<br />

especially <strong>in</strong> patients with the melancholic subtype of depression.<br />

The S100B concentration at onset predicts the therapeutic<br />

outcome. Discussion: Serum markers <strong>in</strong>dicat<strong>in</strong>g neuronal and glial<br />

function can contribute to the assessment of the stage of major depression.<br />

They might even be helpful as prognostic markers. However,<br />

more studies are needed to f<strong>in</strong>ally evaluate the chances and<br />

limitations of these markers.<br />

003<br />

Neurophysiological changes of cognitive function and S100B <strong>in</strong><br />

remitted depression<br />

Detlef E. Dietrich (Mediz<strong>in</strong>. Hochschule Hannover, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

Y. Zhang, M. Rothermundt<br />

Introduction: Memory and attentional processes have been shown<br />

to be impaired <strong>in</strong> depressed patients and may partly even persist <strong>in</strong><br />

the remitted state. Part of this variability might be expla<strong>in</strong>ed by biological<br />

factors: S100B is an astroglial calcium-b<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g prote<strong>in</strong> with<br />

neuroplastic properties and has been shown to be <strong>in</strong>creased <strong>in</strong> a<br />

subgroup of depressive patients. Its pathophysiologic role <strong>in</strong> depression,<br />

however, is not yet sufficiently un<strong>der</strong>stood. Electrophysiological<br />

techniques, e.g. event-related potentials (ERPs), may be<br />

used to substantiate a possible <strong>in</strong>fluence of S100B on cognitive processes.<br />

Method: In the presented <strong>in</strong>vestigations, ERPs recorded <strong>in</strong> a visual<br />

cont<strong>in</strong>uous word recognition paradigm and a target evaluation /<br />

response <strong>in</strong>hibition experiment were therefore <strong>in</strong>vestigated <strong>in</strong> patients<br />

with remitted major depression <strong>in</strong> relation to serum levels of<br />

S100B.<br />

Discussion / Results: Patients with <strong>in</strong>creased S100B serum levels<br />

showed a normal old / new effect <strong>in</strong> the recognition memory paradigm<br />

and a normal N2- and P3-amplitude <strong>in</strong> the target evaluation<br />

experiment <strong>in</strong> contrast to a reduced old / new effect and a re duced<br />

N2- and P3-amplitude <strong>in</strong> the patients with lower S100B levels compared<br />

to aged matched control groups. The f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs provide evidence<br />

of a correlation between S100B levels and cognitive process<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> patients with recurrent depression and further substantiate<br />

S100B’s role as a marker <strong>in</strong> the course of affective disor<strong>der</strong>s.<br />

004<br />

The impact of fate and the neuropsychology of depression<br />

H<strong>in</strong><strong>der</strong>k M. Emrich (Mediz<strong>in</strong>. Hochschule Hannover, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Salon 13/14<br />

S-032 Symposium<br />

Treatment-resistant depression: Neural modes of action of<br />

up- to-date treatment strategies from psychotherapy to neuromodu<br />

l ati on<br />

Vorsitz: K. Schnell (Bonn), T. Schläpfer (Bonn)<br />

001<br />

Neuronale Plastizität im Verlauf kognitiv-behavioraler Psychotherapieverfahren<br />

bei chronischer Depression<br />

Henrik Walter (Zentrum für Nervenheilkunde, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie, Bonn)<br />

121


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

002<br />

Psychoanalytische Behandlung <strong>der</strong> chronischen Depression und<br />

ihre neuronalen Korrelate: E<strong>in</strong>e Verlaufstudie mit <strong>der</strong> fMRT<br />

Henrik Kessler (Universitätskl<strong>in</strong>ik Ulm, Kl<strong>in</strong>ik für Psychosomatik)<br />

003<br />

Treatment-resistant depression (TRD): current pharmacological<br />

treatment options<br />

Mazda Adli (Charité Campus Mitte, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

Although the neurobiological basis of depression is far from be<strong>in</strong>g<br />

sufficiently un<strong>der</strong>stood thorough consi<strong>der</strong>able progress has been<br />

achieved <strong>in</strong> the recent years to un<strong>der</strong>stand important mechanisms<br />

on genetic, endocr<strong>in</strong>ological and cellular levels which open up potential<br />

novel and more specific treatment approaches. However,<br />

today strategies for the treatment of depression comprise a confus<strong>in</strong>g<br />

variety of options. About 30 antidepressants are currently on<br />

the market which ma<strong>in</strong>ly differ with regard to their side effect profiles.<br />

All biological treatment strategies (except for sleep deprivation)<br />

show a latency of onset of several weeks and a non-response<br />

rate of about 30 to 50 %. Therefore, <strong>in</strong> daily rout<strong>in</strong>e it has been<br />

shown useful to follow a stepwise sequence of therapeutic strategies<br />

and to perform a standardized evaluation of response at critical decision<br />

po<strong>in</strong>ts to avoid or to overcome TRD. Innovative pharmacological<br />

and personalized treatment approaches carry the promise of<br />

shorten<strong>in</strong>g treatment duration and <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g response rates <strong>in</strong> the<br />

near future. As of today, depressive disor<strong>der</strong>s show a good prognosis<br />

if the treatment options cover all available strategies and the response<br />

to a particular treatment is evaluated based on systematic<br />

treatment algorithms.<br />

004<br />

Deep Bra<strong>in</strong> Stimulation as a putative treatment for treatment-<br />

resistant depression<br />

Thomas Schläpfer (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Introduction: A substantial number of patients suffer<strong>in</strong>g from severe<br />

neuropsychiatric disor<strong>der</strong>s do not respond to conventional<br />

therapeutic approaches. Results from functional neuroimag<strong>in</strong>g research<br />

and the development of neuromodulatory treatments lead to<br />

novel putative strategies.<br />

Method: Recently, one of those methods, deep bra<strong>in</strong> stimulation<br />

(DBS) has been applied <strong>in</strong> selected patient with major depression<br />

and obsessive-compulsive disor<strong>der</strong> and major depression.<br />

Discussion / Results: Different targets have been chosen <strong>in</strong> a hypothesis-guided<br />

way and first results have demonstrated that DBS<br />

might be able to modulate dysfunctional neural networks <strong>in</strong> both<br />

major depression and OCD. Although DBS is a unique and promis<strong>in</strong>g<br />

method for otherwise treatment resistant psychiatric patients,<br />

mandatory treatment standards have to be applied for patient and<br />

target selection.<br />

122<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 7<br />

S-037 Symposium<br />

Genetic predisposition and stressors – who will become depressed?<br />

(Referat Neurobiologie und Genetik)<br />

Vorsitz: H. Grabe (Stralsund), M. Rietschel (Mannheim)<br />

001<br />

Depression and Genetic F<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Genome-wide Analyses<br />

Susanne Lucae (MPI für Psychiatrie, München)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Heritabilität <strong>der</strong> unipolaren Depression wird auf<br />

35 – 40 % geschätzt, allerd<strong>in</strong>gs blieb die Suche nach den ursächlich<br />

beteiligten Genen mit Hilfe von Kandidatengen-Analysen bisher<br />

weitgehend erfolglos. Seit wenigen Jahren s<strong>in</strong>d nun genomweite<br />

Analysen technisch möglich.<br />

Methode: Am Max-Planck-Institut für Psychiatrie führten wir e<strong>in</strong>e<br />

genomweite Assoziationsstudie zur unipolaren Depression mit<br />

zwei anschließenden Replikationsstudien durch. In funktionellen<br />

Analysen (mRNA-Expression, Mausmodell) konnte e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes<br />

Kandidatengen weiter untersucht und validiert werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es wurden bereits e<strong>in</strong>ige wenige genomweite<br />

Studien zur unipolaren Depression publiziert, an<strong>der</strong>e s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

Vorbereitung. Es wird die genomweite Analyse zur unipolaren Depression<br />

vorgestellt, die am Max-Planck-Institut für Psychiatrie<br />

durchgeführt wurde. Außerdem werden bereits publizierte genomweiten<br />

Studien zusammengefasst und diskutiert.<br />

002<br />

Corticosteroid Receptor Gene Variants and Experimental Stress<br />

Reactivity: Implications for the Development of Depressive Disor<strong>der</strong>s<br />

Stefan Wüst (ZI Mannheim, Genetische Epidemiologie)<br />

003<br />

Genetic F<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Personality as Risk Factors for Affective Disor<strong>der</strong>s<br />

Andreas Reif (Universität Würzburg, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

T. Nguyen, A. Strobel, C. Jacob, K.-P. Lesch<br />

Introduction: Neuroticism and related personality dimensions are<br />

etiologically heterogeneous traits with complex genetics. Def<strong>in</strong>ition<br />

of cl<strong>in</strong>ical phenotypes are not rooted <strong>in</strong> their neurobiology and respective<br />

animal models have consi<strong>der</strong>able limitations. Even more<br />

so, depression is a complex behavior with equally diverse un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g<br />

neurobiological un<strong>der</strong>p<strong>in</strong>n<strong>in</strong>gs not readily expla<strong>in</strong>ed by simplistic<br />

models. Formal genetic studies however have consistently<br />

argued for the notion that high levels of Neuroticism as well as<br />

Cluster C personality disor<strong>der</strong>s are risk factors for later-life depression,<br />

especially <strong>in</strong> the presence of adverse life events.<br />

Discussion / Results: Although research on the neurobiology of<br />

those behaviors is still <strong>in</strong> its <strong>in</strong>fancy, several milestones have already<br />

been reached: Variation <strong>in</strong> gene expression were confirmed to play<br />

a predom<strong>in</strong>ant role <strong>in</strong> <strong>in</strong>dividual differences <strong>in</strong> complex traits <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g<br />

personality and behavior; gene x environment <strong>in</strong>teraction<br />

were established <strong>in</strong> humans and the nonhuman primate model;<br />

gene-phenotype correlations were substantiated by func tional neuroimag<strong>in</strong>g;<br />

as well as the notion that both genes and environmental<br />

factor impact on bra<strong>in</strong> development and thus set the stage for the<br />

susceptibility to depression is <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>gly appreciated. Investigation<br />

of subtle alterations <strong>in</strong> the expression of genes of the serotonergic<br />

pathway, such as the seroton<strong>in</strong> transporter (5HTT), of correlations<br />

between 5HTT genotype and bra<strong>in</strong> activity, and of environmental<br />

variables <strong>in</strong>teract<strong>in</strong>g with 5HTT variants currently strengthen re-


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

search on the genetics of depression. This is especially noteworthy<br />

as 5HTT as well as other encod<strong>in</strong>g components of the 5HT system,<br />

such as TPH2, are also l<strong>in</strong>ked to Neuroticism and Cluster C personality<br />

disor<strong>der</strong>s, suggest<strong>in</strong>g a developmental trajectory from <strong>in</strong>creased<br />

Neuroticism over anxious-fearful personality disor<strong>der</strong>s eventually<br />

lead<strong>in</strong>g to cl<strong>in</strong>ically relevant major depression. This development<br />

might well be shaped and accelerated by adverse life events To date<br />

however, there are almost no studies which specifically test this hypothesis,<br />

as pert<strong>in</strong>ent longitud<strong>in</strong>al studies are a daunt<strong>in</strong>g task which<br />

nevertheless will be accomplished <strong>in</strong> the near future.<br />

004<br />

Childhood Adversities and Adult Depression – which Genes<br />

Mediate the Risk?<br />

Hans Grabe (Universität Greifswald, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Stralsund)<br />

H. J. Freyberger, C. Schwahn, H. Völzke, J. Mahler, A. Schulz, C. Spitzer,<br />

K. Appel, S. Barnow, A. Teumer<br />

Introduction: Depressive disor<strong>der</strong>s represent a major socioeconomic<br />

and therapeutic challenge and are associated with a high degree<br />

of <strong>in</strong>dividual burden and distress. The heritability of depression has<br />

been estimated to be 37 %. Previous studies have implicated dysregulations<br />

of the HPA-axis <strong>in</strong> the pathogenesis of depressive disor<strong>der</strong>s.<br />

Recently, an <strong>in</strong>teraction between childhood abuse and polymorphisms<br />

with<strong>in</strong> the Corticotrop<strong>in</strong>-Releas<strong>in</strong>g Hormone Receptor<br />

Gene (CRHR1) was reported, connect<strong>in</strong>g early life stress and genetic<br />

susceptibility to adult depression. We tested the hypothesis of an<br />

<strong>in</strong>teraction of childhood maltreatment and neglect with polymorphisms<br />

and haplotypes with<strong>in</strong> the CRHR1 gene <strong>in</strong> a general population<br />

sample.<br />

Method: All participants (n=1638) were Caucasian subjects from<br />

Study of Health <strong>in</strong> Pomerania (SHIP). The gene by environment<br />

<strong>in</strong>teractions between 34 s<strong>in</strong>gle nucleotide polymorphisms (SNP) at<br />

the CRHR1 locus and measures of child abuse and neglect (Childhood<br />

Trauma Questionnaire) on adult depressive symptoms were<br />

<strong>in</strong>vestigated.<br />

Discussion / Results: Physical neglect showed significant (p


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

das fetale Gehirn beson<strong>der</strong>s empf<strong>in</strong>dlich gegenüber Umwelte<strong>in</strong>flüssen.<br />

Das endogene Glukokortikoid Kortisol ist maßgeblich an se<strong>in</strong>er<br />

Reifung beteiligt. Während kritischer Entwicklungsphasen des<br />

Gehirns können dessen Ausbildung und Funktion langfristig modifiziert<br />

werden. Aus <strong>der</strong> Literatur ist bekannt, dass pränatale exogene<br />

Glukokortikoidgaben o<strong>der</strong> pränataler Stress, vermittelt über<br />

e<strong>in</strong>e erhöhte Exposition gegenüber mütterlichem Kortisol, die Entwicklung<br />

des fetalen Gehirns pathologisch bee<strong>in</strong>flussen können.<br />

Verknüpfungen mit e<strong>in</strong>er gestörten Hypothalamus- Hypophysen-<br />

Nebennierenr<strong>in</strong>den-Achsen-Regulation, Verhaltensstörungen o<strong>der</strong><br />

kognitiven Bee<strong>in</strong>trächtigungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit werden diskutiert.<br />

Die Befundlage ist allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>konsistent. Im Humanbereich s<strong>in</strong>d<br />

Untersuchungen zu pränatalen Glukokortikoidgaben oft mit Frühgeborenen<br />

durchgeführt wurden, was immer mit e<strong>in</strong>er Konfundierung<br />

von bereits bekannten Entwicklungsschwierigkeiten bei unreifen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n verbunden ist. Ebenso existiert ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches<br />

Bild, wie lange o<strong>der</strong> <strong>in</strong>tensiv e<strong>in</strong> pränataler Stressor wirken muss,<br />

um Entwicklungsbee<strong>in</strong>trächtigungen hervorzurufen. In diesem<br />

Projekt wurden Daten von 6 – 10 jährigen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n erhoben, welche<br />

reif geboren wurden und pränatal Glukokortikoide erhielten<br />

(N = 54) und K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, welche pränatal ke<strong>in</strong>e Glukokortikoide erhielten<br />

(N = 53). Die Untersuchung befasste sich mit <strong>der</strong> Frage, ob<br />

Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung, dem Verhalten, <strong>der</strong> kognitiven<br />

Leistungsfähigkeit, <strong>der</strong> Konzentration o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stressreaktivität<br />

vorliegen.<br />

Methode: Neben <strong>der</strong> Durchführung verschiedener psychologischer<br />

Testverfahren, wie Intelligenz-, Gedächtnis-, Konzentrations-<br />

o<strong>der</strong> Stresstests, wurden schwangerschaftsbezogene, per<strong>in</strong>atale und<br />

aktuelle pädiatrische Daten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> mittels mediz<strong>in</strong>ischer Unterlagen<br />

erfasst. Zudem wurden mit Hilfe e<strong>in</strong>es standardisierten<br />

Eltern<strong>in</strong>terviews die Informationen zum möglichen vorliegen pränataler<br />

Stressoren, <strong>der</strong> k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung und dem familiären<br />

Umfeld vervollständigt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es kann erstmals gezeigt werden, dass<br />

sich pränataler Stress bei reifgeborenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n langfristig auf kognitive<br />

Fähigkeiten auswirkt, nicht aber auf die Stressreaktivität<br />

o<strong>der</strong> das Verhalten. Die Ergebnisse werden im Vortrag vollständig<br />

dargestellt und diskutiert.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Sydney<br />

S-093 Symposium<br />

Stimulationsverfahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Akut- und Erhaltungstherapie von<br />

affektiven Störungen<br />

Vorsitz: E.-L. Brakemeier (Freiburg), M. Bajbouj (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Antidepressive und kognitive E<strong>in</strong>flüsse 3 verschiedener Stimulations<strong>in</strong>tensitäten<br />

und Ultrakurz-Stimuli bei rechts unilateraler<br />

EKT: e<strong>in</strong>e randomisierte, doppelbl<strong>in</strong>de Studie<br />

Arnim Quante (Charité Campus BF, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

A. Merkl, E.-L. Brakemeier, F. van Hall, A. Luborzewski, M. Bajbouj<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Effektivität und die kognitiven Nebenwirkungen<br />

durch EKT hängen von <strong>der</strong> Elektrodenposition, Frequenz und <strong>der</strong><br />

Stimulus<strong>in</strong>tensität ab. E<strong>in</strong>e hoch dosierte rechts unilaterale EKT<br />

geht mit besseren antidepressiven Effekten e<strong>in</strong>her. Nur wenige Studien<br />

haben bisher verschiedene Stimulations<strong>in</strong>tensitäten, vor allen<br />

D<strong>in</strong>gen sehr hohe, also über das 6-fache <strong>der</strong> Krampfschwelle h<strong>in</strong>ausgehende<br />

Intensitäten, untersucht. In dieser prospektiven Studie<br />

wurden die antidepressiven und kognitiven Effekte von 3 verschie-<br />

124<br />

denen Stimulus<strong>in</strong>tensitäten untersucht (4-fach, 7-fach o<strong>der</strong> 10-fach<br />

oberhalb <strong>der</strong> Krampfschwelle).<br />

Methode: Vorwiegend therapieresistente depressive Patienten, die<br />

e<strong>in</strong>e EKT bekommen sollten, wurden e<strong>in</strong>geschlossen. Nach Bestimmung<br />

<strong>der</strong> Krampfschwelle erfolgte die Randomisierung <strong>der</strong><br />

Patienten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> 3 Stimulus<strong>in</strong>tensitäten. Untersucht wurde<br />

über e<strong>in</strong>en Zeitraum von 9 EKT-Sitzungen. Zur Evaluierung <strong>der</strong><br />

depressiven Symptomatik und <strong>der</strong> kognitiven Effekte wurden Depressionsskalen<br />

(HAMD-28, BDI) sowie e<strong>in</strong>e neuropsychologische<br />

Testbatterie (VLMT, Wortflüssigkeit) vor <strong>der</strong> 1. und nach <strong>der</strong> 9.<br />

EKT angewendet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt wurden 49 Patienten e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Die Response-Rate nach 9 EKT-Sitzungen lag <strong>in</strong>sgesamt<br />

bei 48 %. Bezüglich <strong>der</strong> antidepressiven Effekte und kognitiven<br />

Nebenwirkungen fanden sich ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiede bei<br />

den 3 verschiedenen Stimulus<strong>in</strong>tensitäten. Die Studienergebnisse<br />

werden vorgestellt und diskutiert.<br />

002<br />

Der E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> psychotropen Begleitmedikation auf die Anfallsgüte<br />

<strong>der</strong> Akut-EKT<br />

Alexan<strong>der</strong> Sartorius (ZI Seelische Gesundheit, Mannheim)<br />

B. Bundy, W. Hewer<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e schwierige Fragestellung bei <strong>der</strong> Durchführung<br />

<strong>der</strong> EKT ist die <strong>der</strong> psychotropen Begleitmedikation. Benzodiazep<strong>in</strong>e,<br />

Phasenprophylaktika (ausser Lithium) und Barbiturate (zur<br />

Narkose<strong>in</strong>duktion) wirken antikonvulsiv, Antidepressiva und Antipsychotika,<br />

sowie Lithium prokonvulsiv.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er prospektiven Untersuchung wurde <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss<br />

dieser heterogenen Begleitmedikation auf die Anfallsgüte an 41 Patienten<br />

untersucht. Zur Bestimmung <strong>der</strong> Anfallsgüte wurden die<br />

motorische Anfallsdauer, die EEG-Anfallsdauer, die iktale Amplitude,<br />

<strong>der</strong> Anfallsenergie-Index, die postiktale Suppression, die<br />

Konkordanz und die Kohärenz des Anfalls, sowie die maximale<br />

Herzfrequenz herangezogen. Die durchschnittliche Äquivalenzdosis<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> letzten 24 h vor e<strong>in</strong>er EKT betrug 11 mg Diazepam,<br />

166 mg Amitriptyl<strong>in</strong> und 274 mg Chlorpromaz<strong>in</strong>. Die Daten<br />

wurden mittels e<strong>in</strong>er multivariaten Regressionsanalyse mit Messwie<strong>der</strong>holung<br />

ausgewertet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die bereits bekannten und <strong>in</strong> die Analyse<br />

kovariat e<strong>in</strong>gerechneten Parameter Alter, Stimulationsenergie und<br />

Narkosetiefe zeigten e<strong>in</strong>en signifikanten E<strong>in</strong>fluss auf die iktalen<br />

Anfallsgütekriterien. Post hoc erwies sich die Gabe atypische Antipsychotika<br />

als günstig für e<strong>in</strong>e hohe postiktale Suppression. Hauptergebnis<br />

<strong>der</strong> Studie ist e<strong>in</strong> fehlen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss sämtlicher psychotroper<br />

Begleitmedikation auf die Anfallsgüte.<br />

003<br />

Effektivität drei verschiedener Erhaltungstherapien nach Akut-<br />

EKT bei schweren Depressionen<br />

Eva-Lotta Brakemeier (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie<br />

und Psychotherapie)<br />

A. Merkl, A. Quante, N. Kathmann, M. Bajbouj<br />

Introduction: While electroconvulsive therapy (ECT) <strong>in</strong> major depression<br />

is effective, high relapse rates and cognitive side effects<br />

limit its long-term use. Protocolized cont<strong>in</strong>uation treatment after<br />

acute ECT with comb<strong>in</strong>ations of C-ECT or psychotherapy and medication<br />

may decrease relapse rates and long-term cognitive side<br />

effects.<br />

Method: In a prospective, controlled, long-term study 60 depressed<br />

ECT respon<strong>der</strong>s are randomly assigned either to antidepressant<br />

treatment alone, or C-ECT plus medication, or cognitive behavioural<br />

group therapy plus medication. Depressive symptoms and cognition<br />

are also assessed before, dur<strong>in</strong>g, immediately after acute ECT<br />

and two, four, six, and 12 months dur<strong>in</strong>g cont<strong>in</strong>uation therapy.


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

Discussion / Results: First results of the ongo<strong>in</strong>g study (N=55)<br />

confirm the high response rates of acute ultrabrief unilateral ECT<br />

<strong>in</strong> severely depressed patients (67 %). In addition, the use of protocolized<br />

cont<strong>in</strong>uation therapies markedly reduces relapse rates (25 %<br />

relapse overall) while the two comb<strong>in</strong>ation groups have sig<strong>in</strong>ificantly<br />

lower relapse rates than the antidepressant treatment-alone<br />

group. Concern<strong>in</strong>g cognition, analyses compar<strong>in</strong>g cognitive performance<br />

dur<strong>in</strong>g cont<strong>in</strong>uation treatment <strong>in</strong>dicate that verbal and<br />

visual short- and long-term memory are either not impaired or<br />

even improved <strong>in</strong> all three cont<strong>in</strong>uation groups. Regard<strong>in</strong>g autobiographical<br />

memory, the C-ECT group performances even better<br />

than the two other groups po<strong>in</strong>t<strong>in</strong>g out that there might be no cumulative<br />

cognitive deficits follow<strong>in</strong>g C-ECT. Although these are<br />

only prelim<strong>in</strong>ary results, it seems that comb<strong>in</strong><strong>in</strong>g antidepressant<br />

treatment with either C-ECT or C-CBT <strong>in</strong> the cont<strong>in</strong>uation phase<br />

are highly successful to prevent relapse <strong>in</strong> ECT respon<strong>der</strong>s.<br />

004<br />

Intermittierende transkranielle Kortexstimulation (rTMS und<br />

tDCS) für die Akut- und Langzeittherapie von Depressionen<br />

Frank Padberg (Psychiatrie und Psychotherapie, LMU München)<br />

M. Holzer, D. Keeser, U. Palm, M. Riedel, H.-J. Möller, O. Pogarell<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Gegensatz zur tiefen Hirnstimulation e<strong>in</strong>erseits,<br />

bzw. e<strong>in</strong>er pharmakologischen Stimulation zeichnen sich transkranielle<br />

Kortexstimulationsverfahren (repetitive transkranielle Magnetstimulation<br />

– rTMS und transkranielle Gleichstromstimulation<br />

– tDCS) und auch die Elekt-rokonvulsionstherapie (EKT) durch<br />

die <strong>in</strong>termittierende Stimulationsform aus. Deshalb s<strong>in</strong>d die Dauer<br />

<strong>der</strong> Post-Stimulationseffekte, ihre Summation über die Zeit und Interferenz<br />

zwischen e<strong>in</strong>zelnen Stimulationsserien von beson<strong>der</strong>er<br />

Bedeutung, allerd<strong>in</strong>gs noch wenig unter-sucht. Erste Anhaltspunkte<br />

können hier die kl<strong>in</strong>ischen Erfahrungen zu Dauer und Abkl<strong>in</strong>gen<br />

<strong>der</strong> Behandlungseffekte, aber auch Untersuchungen zur Erhaltungstherapie<br />

geben.<br />

Methode: Ausgehend von Studien zur Dauer <strong>der</strong> Post-Stimulationseffekte<br />

bei rTMS und tDCS und zu neuroplastischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

nach transkranieller Kortexstimulation sollen die bisherigen<br />

Erfahrungen mit rTMS und tDCS <strong>in</strong> <strong>der</strong> Akut- und<br />

Langzeittherapie von Depressionen disku-tiert werden. Dies geschieht<br />

zum e<strong>in</strong>en anhand e<strong>in</strong>es Literaturüberblicks, zum an<strong>der</strong>en<br />

auf <strong>der</strong> Basis eigener kasuistischer Erfahrungen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bislang fehlen noch größere systematische<br />

Untersuchungen zum Aufbau und zur Stabilität antidepressiver<br />

Effekte über die Zeit sowie zu Erhaltungstherapieansätzen,<br />

zumeist liegen Kasuistiken, kle<strong>in</strong>ere Fallserien und Follow-Up-<br />

Untersuchungen zu größeren placebokontrollierten Akutstudien<br />

vor. Die bisherigen Daten sprechen dafür, dass die Effekte <strong>der</strong><br />

Akutbe-handlung mit TMS und tDCS vorübergehend s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong>nerhalb<br />

weniger Wochen abkl<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong>e wie<strong>der</strong>holte Anwendung<br />

von Stimulationssequenzen im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Erhaltungstherapie –<br />

analog zur Erhaltungs-EKT – ersche<strong>in</strong>t auf <strong>der</strong> Basis erster Erfahrungen<br />

durchaus vielver-sprechend. Von beson<strong>der</strong>em Interesse<br />

s<strong>in</strong>d jedoch methodische Weiterentwicklungen, z. B. die sog. Theta-<br />

Burst-Stimulation (TBS) mit dem Ziel, die Post-Stimulationseffekte<br />

zu verlängern, um so e<strong>in</strong>e Optimierung <strong>der</strong> Wirkung über die Zeit<br />

zu erreichen.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 5<br />

S-101 Symposium<br />

Mood disor<strong>der</strong>s as glial disor<strong>der</strong>s<br />

Vorsitz: M. Schroeter (Leipzig), P. Falkai (Gött<strong>in</strong>gen)<br />

001<br />

Glial Pathology <strong>in</strong> Mood Disor<strong>der</strong>s – Serum Markers<br />

Matthias Schroeter (MPI, Kognitive Neurologie, Leipzig)<br />

Introduction: Recently, it was shown by histopathological studies<br />

that mood disor<strong>der</strong>s are characterized by disease-specific glial<br />

patho logy.<br />

Method: To validate this hypothesis <strong>in</strong> vivo we measured serum<br />

levels of the neuronal marker neuron-specific enolase and S100B, a<br />

prote<strong>in</strong> expressed <strong>in</strong> astro- and oligodendroglia <strong>in</strong> the human bra<strong>in</strong>,<br />

<strong>in</strong> patients with major depressive disor<strong>der</strong> and age- and gen<strong>der</strong>matched<br />

control subjects. Furthermore, we conducted a systematic,<br />

quantitative meta-analysis of all published studies on S100B <strong>in</strong>volv<strong>in</strong>g<br />

193 patients suffer<strong>in</strong>g from mood disor<strong>der</strong>s and 132 healthy<br />

control subjects by calculat<strong>in</strong>g effect sizes.<br />

Discussion / Results: S100B was elevated at admission and discharge<br />

<strong>in</strong> the patients with major depression compared with control<br />

subjects, whereas there were no significant differences for neuron-specific<br />

enolase. Dur<strong>in</strong>g treatment S100B decreased slightly,<br />

although this effect was not significant. It had no significant impact<br />

on neuron-specific enolase. The meta-analysis revealed that serum<br />

levels of S100B are consistently elevated <strong>in</strong> mood disor<strong>der</strong>s dur<strong>in</strong>g<br />

acute major depressive or manic episodes. Additionally, it demonstrated<br />

that serum S100B decreases dur<strong>in</strong>g antidepressive treatment<br />

reliably if cl<strong>in</strong>ical improvement is sufficient. In conclusion, S100B<br />

may represent a biomarker for mood disor<strong>der</strong>s, particularly major<br />

depression, and their treatment. Together with unaltered levels of<br />

neuron-specific enolase, our results support <strong>in</strong> vivo the histopathologically<br />

generated hypothesis of disease-specific glial pathology <strong>in</strong><br />

mood disor<strong>der</strong>s. References Schroeter et al. (2009) Psychiatry Res<br />

167:66-72. Schroeter & Ste<strong>in</strong>er (2009) Mol Psychiatry 14:235-7.<br />

002<br />

Glial Pathology <strong>in</strong> Mood Disor<strong>der</strong>s – Cell Culture Models and Post<br />

Mortem Studies<br />

Johann Ste<strong>in</strong>er (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Magdeburg, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

H.-G. Bernste<strong>in</strong>, G. Keilhoff, B. Bogerts<br />

Introduction: As recently reviewed (Rajkowska G & Miguel-<br />

Hidalgo JJ; 2007), a decreased density of GFAP+ astrocytes has<br />

been ob served <strong>in</strong> the prefrontal cortex and hippocampus of younger<br />

(≤ 45 years old) depressed subjects. Moreover, a dim<strong>in</strong>ished expression<br />

of other astrocyte-related prote<strong>in</strong>s (glial glutamate transporter<br />

/ glutam<strong>in</strong>e synthetase) and a reduced density of oligodendrocytes<br />

were observed. These f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs may be related to an altered<br />

expression of S100B by glial cells, s<strong>in</strong>ce elevated levels of this prote<strong>in</strong><br />

have been observed <strong>in</strong> previous serum studies (meta-analysis:<br />

Schroeter ML & Ste<strong>in</strong>er J; 2009).<br />

Method: The density of S100B-immunopositive astrocytes and<br />

oligodendrocytes was assessed <strong>in</strong> the hippocampus of 17 depressed<br />

patients and 16 matched healthy controls from the Magdeburg<br />

bra<strong>in</strong> collection. In addition, synthesis and release of S100B were<br />

analyzed <strong>in</strong> C6 and OLN-93 cell cultures with particular focus on<br />

the <strong>in</strong>fluence of glucose supply.<br />

Discussion / Results: The density of S100B-positive astrocytes was<br />

reduced <strong>in</strong> the hippocampus of depressed patients. Synthesis and<br />

release of S100B was <strong>in</strong>creased by deficient energy supply of glial<br />

cells (Ste<strong>in</strong>er J et al.; 2008). This f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g is discussed <strong>in</strong> the context<br />

125


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

of alterations <strong>in</strong> glutamatergic neurotransmission and disturbances<br />

<strong>in</strong> cerebral glucose utilization <strong>in</strong> affective disor<strong>der</strong>s (tripartite synapse,<br />

energy-dependent glutamate recycl<strong>in</strong>g, <strong>in</strong>volvement of<br />

S100B+ astrocytes).<br />

003<br />

Glial Pathology <strong>in</strong> Mood Disor<strong>der</strong>s – Pathomechanisms<br />

Matthias Rothermundt (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Münster, Psychiatrie<br />

und Psychotherapie)<br />

Introduction: In major depression a reduction of glial cells and a<br />

change <strong>in</strong> the activation status of astrocytes has been shown recently.<br />

This presentation focuses on the potential impact of these<br />

alterations for the pathogenesis of depressive disor<strong>der</strong>s.<br />

Method: Various pathomechanisms relevant for the development<br />

of major depression are assessed with respect to the <strong>in</strong>volvement of<br />

glial cells.<br />

Discussion / Results: Increased levels of <strong>in</strong>flammatory mediators<br />

as demonstrated <strong>in</strong> major depression <strong>in</strong>duce microglial activation<br />

<strong>in</strong>terfer<strong>in</strong>g with excitatory am<strong>in</strong>o acid metabolism. The loss of astroglia<br />

disturbs the balance of anti- and pro-<strong>in</strong>flammatory substances<br />

and further impairs the removal of excitatory am<strong>in</strong>o acids.<br />

This ultimately leads to a disruption of the balance between neuroprotective<br />

and neurotoxic factors what might eventually lead to depression.<br />

In addition, a change <strong>in</strong> astrocyte function also <strong>in</strong>terferes<br />

with the kynuren<strong>in</strong>e pathway result<strong>in</strong>g <strong>in</strong> an excess of qu<strong>in</strong>ol<strong>in</strong>ic<br />

acid which is consi<strong>der</strong>ed neurotoxic. Furthermore, the kynuren<strong>in</strong>e<br />

pathway is closely l<strong>in</strong>ked to seroton<strong>in</strong> which is regarded as a pert<strong>in</strong>ent<br />

transmitter for depression, and to the <strong>in</strong>flammatory system.<br />

There is <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g evidence that glial dysfunction might be <strong>in</strong>volved<br />

<strong>in</strong> the pathogenesis of depression.<br />

004<br />

Glial Pathology <strong>in</strong> Mood Disor<strong>der</strong>s – fMRI and MR Spectroscopy In<br />

vivo.<br />

Mart<strong>in</strong> Walter (Otto-von-Guericke-Universtität, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Magdeburg)<br />

Introduction: Recent imag<strong>in</strong>g studies <strong>in</strong> major depressive disor<strong>der</strong><br />

have po<strong>in</strong>ted out regionally specific disturbances <strong>in</strong> bra<strong>in</strong> function,<br />

with spatial and functional specificity that exceedes most histological<br />

post mortem studies, which normally focus on parts of bra<strong>in</strong><br />

specimen. The latter methods however provide a more direct <strong>in</strong>sight<br />

<strong>in</strong> impaired cellular and molecular systems, that normally rema<strong>in</strong>s<br />

<strong>in</strong>visible to non <strong>in</strong>vasive MR methods.<br />

Method: Multimodal MR studies us<strong>in</strong>g task based functional and<br />

rest<strong>in</strong>g state MRI and molecular profil<strong>in</strong>g as done with MR spectroscopy<br />

is proposed to l<strong>in</strong>k observables from both approaches and<br />

comb<strong>in</strong>e evidences from histological and MR studies.<br />

Discussion / Results: It will be shown how comb<strong>in</strong>ed MRS-fMRI<br />

studies are usefull <strong>in</strong> provid<strong>in</strong>g a new <strong>in</strong>tegrative framework for<br />

molecular hypothesis test<strong>in</strong>g and how specific transmitter systems<br />

may be <strong>in</strong>volved <strong>in</strong> commonly observed deviant (bra<strong>in</strong>) functions<br />

<strong>in</strong> MDD.<br />

005<br />

Glial Pathology <strong>in</strong> Schizophrenia – Degenerative or Adaptive Processes?<br />

Peter Falkai (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Gött<strong>in</strong>gen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Patients with schizophrenia reveal <strong>in</strong> vivo and post mortem studies<br />

typical pattern of subcortical atrophy with a focus <strong>in</strong> frontal-temporal<br />

regions <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g the hippocampus. In a systematic stereological<br />

<strong>in</strong>vestigation of the posterior hippocampus no change <strong>in</strong> the<br />

numbers of macroneurons, <strong>in</strong>terneurons and astroglia were found.<br />

However, the circumscribed reduction of oligodendroglia <strong>in</strong> the<br />

CA4-region was detected. This is <strong>in</strong> accordance with the published<br />

126<br />

literature demonstrat<strong>in</strong>g, that schizophrenia is not a classical neurodegenerative<br />

process show<strong>in</strong>g an <strong>in</strong>crease of astroglia. There is<br />

however some evidence for a subtle <strong>in</strong>crease <strong>in</strong> microglia which is<br />

however unspecific and can be due to several adverse events. A circumscribed<br />

reduction of oligodendroglia would well fit to the hypothesis<br />

of reduced neuroregenerative capacities <strong>in</strong> schizophrenia<br />

lead<strong>in</strong>g to a functional neuronal network. Reference: Schmitt A,<br />

Steyskal C, Bernste<strong>in</strong> HG, Schnei<strong>der</strong>-Axmann T, Parlapani E, Schaeffer<br />

EL, Gattaz WF, Bogerts B, Schmitz C, Falkai P (2009). Stereologic<br />

<strong>in</strong>vestigation of the posterior part of the hippocampus <strong>in</strong> schizophrenia.<br />

Acta Neuropathol 117(4): 395-407<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal VIP 2<br />

S-116 Symposium<br />

Bedeutung von Früherkennung und Früh<strong>in</strong>tervention für den<br />

Krankheitsverlauf Bipolarer Störungen (Symposium mit <strong>der</strong><br />

Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen e. V.)<br />

Vorsitz: M. Bauer (Dresden), G. Juckel (Bochum)<br />

001<br />

5 Jahre Psychosen Ersterkennungs- und Behandlungsprojekt (PEB):<br />

Was haben wir gelernt?<br />

Mart<strong>in</strong> Lambert (UKE Hamburg-Eppendorf, AB Psychosen)<br />

002<br />

Symptomatische Phasen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung bipolarer Störungen<br />

– Gibt es mehr als e<strong>in</strong> Prodrom?<br />

Andrea Pfennig (Unikl<strong>in</strong>ikum Dresden, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

003<br />

Hirnmorphologische Verän<strong>der</strong>ungen vor manischen Ersterkrankungen<br />

Andreas Bechdolf (Unikl<strong>in</strong>ik Köln, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

S. Wood, C. Pantelis, P. D. McGorry<br />

Introduction: There is now numerous reports of neuroanatomical<br />

abnormalities <strong>in</strong> people with bipolar disor<strong>der</strong>. However, it rema<strong>in</strong>s<br />

unclear whether those abnormalities predate the onset of bipolar<br />

disor<strong>der</strong>.<br />

Objective: To determ<strong>in</strong>e whether neuroanatomical abnormalities<br />

<strong>in</strong> key bra<strong>in</strong> regions predate the onset bipolar disor<strong>der</strong>. Design:<br />

Cross-sectional magnetic resonance imag<strong>in</strong>g study prior to the<br />

onset of bipolar disor<strong>der</strong> and prior to the prescription of mood stabilizers<br />

or antipsychotics.<br />

Methods: Youth-focussed psychiatric service and university medical<br />

sett<strong>in</strong>g. Participants: 11 young people cl<strong>in</strong>ically at ultra highrisk<br />

of development of psychosis (UHR), who all developed bi -<br />

polar I or II disor<strong>der</strong> at follow-up (median time to onset 328 days<br />

– UHR-BP), 11 matched UHR participants, who had no psychiatric<br />

diagnosis after at least 12 months follow-up (UHR-Well) and<br />

11 matched healthy controls (HC).<br />

Discussion / Results: Amygdala, hippocampus, <strong>in</strong>sula, lateral ventricular<br />

and whole bra<strong>in</strong> volumes. Results: Amygdala and <strong>in</strong>sula<br />

volume reductions were more pronounced <strong>in</strong> the UHR-BP than <strong>in</strong><br />

the UHR-well and HC group. Lateral ventricle, whole-bra<strong>in</strong> and<br />

hippocampal volumes did not differ between groups. Conclusions:<br />

If these f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs are confirmed, they suggest that imag<strong>in</strong>g <strong>in</strong>vestigations<br />

could help to dist<strong>in</strong>guish people who will subsequently<br />

de velop fisrt episode mania from those who will not, at least <strong>in</strong><br />

symptomatically en riched samples.


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

004<br />

Differentialdiagnose bipolarer Störungen bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen:<br />

Was sagt uns die Forschung für die Praxis?<br />

Mart<strong>in</strong> Holtmann (ZI Mannheim, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Obwohl erste Kranheitszeichen sich bei e<strong>in</strong>em Großteil<br />

<strong>der</strong> Patienten bereits zwischen dem 15. und 19 Lebensjahr manifestieren,<br />

werden bipolare Störungen häufig erst viel später als solche<br />

richtig diagnostiziert. Für den K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiater stellt<br />

die differenzialdiagnostische Abgrenzung daher e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung dar.<br />

Methode: Der Vortrag gibt auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> verfügbaren Forschungsbefunde<br />

e<strong>in</strong>en Überblick über aktuelle Entwicklungen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Differentialdiagnose bipolarer Störungen bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen. Dargestellt werden Daten zu möglichen Vorläufer-<br />

<strong>Erkrankungen</strong>, Überlappungen mit / Unterschieden zu an<strong>der</strong>en<br />

Störungen, Genetik, Komorbidität und Langzeitverlauf.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In Deutschland werden bipolare Störungen<br />

vor <strong>der</strong> Adoleszenz praktisch kaum diagnostiziert, während die<br />

Zahlen bipolarer M<strong>in</strong><strong>der</strong>jähriger <strong>in</strong> den USA rasant steigen. Umstritten<br />

ist, ob Irritabilität, schwere Dysregulation von Affekt und<br />

Verhalten („severe mood dysregulation“) und zyklothymes Temperament<br />

im K<strong>in</strong>des- und Jugendalter e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko für den<br />

Übergang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bipolare Störung und damit geeignete Indikatoren<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Früherkennung darstellen. E<strong>in</strong>e Schlüsselrolle kommt<br />

dem Erkennen hypomaner Symptome als mögliche Vorläufer bipolarer<br />

Störungen zu, die bei Jugendlichen mit depressiver Erkrankung<br />

aber auch bei externalisierenden Störungen viel zu oft unerkannt<br />

bleiben. Eigene Ergebnisse unterstreichen zudem den engen<br />

Zusammenhang von Substanzmissbrauch mit hypomanen Phasen<br />

bei Adoleszenten. Populationsbasierte genetische Studien zeigen<br />

e<strong>in</strong>e Überlappung genetischer Determ<strong>in</strong>anten von bipolaren Störungen,<br />

ADHS und Schizophrenie. Frühsymptome bipolarer Störungen<br />

und ihre Geme<strong>in</strong>samkeiten und Beson<strong>der</strong>heiten im Vergleich<br />

mit schizophrenen Prodromi bedürfen daher verstärkter<br />

Beachtung. Bei <strong>der</strong> Diagnostik bipolarer Störungen bei Jugendlichen<br />

und K<strong>in</strong><strong>der</strong>n sollte weiterh<strong>in</strong> vorrangig auf das Auftreten von<br />

abgrenzbaren Episoden mit e<strong>in</strong>deutigen Stimmungsän<strong>der</strong>ungen<br />

und begleitenden Verän<strong>der</strong>ungen von Kognition und Verhalten geachtet<br />

werden, die am ehesten e<strong>in</strong>e Unterscheidung von ADHS,<br />

depressiven Episoden und schizophrenen Störungen erlauben.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal 9<br />

S-126 Symposium<br />

Cl<strong>in</strong>ical and neurobiological <strong>in</strong>dicators of psycho- and pharmacotherapeutic<br />

<strong>in</strong>terventions <strong>in</strong> depression<br />

Vorsitz: R. Schlösser (Jena), U. Stangier (Frankfurt am Ma<strong>in</strong>)<br />

001<br />

M<strong>in</strong>dfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT) for relapse prevention<br />

of depression: Results from a therapy evaluation study<br />

Mart<strong>in</strong> Hautz<strong>in</strong>ger (Universität Tüb<strong>in</strong>gen, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

002<br />

Differential effects of serotonergic and noradrenergic antidepressants<br />

on affective and cognitive control processes <strong>in</strong> patients with<br />

depression: an fMRI study<br />

Gerd Wagner (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Jena, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

K. Koch, C. Schachtzabel, H. Sauer, R. Schlösser<br />

Introduction: Precise specification of neural mechanisms of antidepressant<br />

medication <strong>in</strong> treatment of Major Depressive Disor<strong>der</strong><br />

(MDD) and search<strong>in</strong>g for neurobiological markers for treatment<br />

outcome are both relevant for better un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g and improvement<br />

of treatment algorithms. Us<strong>in</strong>g fMRI differential effects of<br />

serotonergic and noradrenergic antidepressants on bra<strong>in</strong> activation<br />

were <strong>in</strong>vestigated dur<strong>in</strong>g a cognitive control task. Functional bra<strong>in</strong><br />

parameters were obta<strong>in</strong>ed to predict treatment response particularly<br />

with regard to the pretreatment hyperactivity <strong>in</strong> the rostral anterior<br />

c<strong>in</strong>gulate cortex (rACC).<br />

Method: Twenty patients un<strong>der</strong>went a naturalistic open-label cl<strong>in</strong>ical<br />

treatment with either the serotonergic antidepressant citalopram<br />

(n=12) or the noradrenergic antidepressant rebox-et<strong>in</strong>e<br />

(n=8). FMRI was performed at basel<strong>in</strong>e and after 6 weeks of the<br />

cl<strong>in</strong>ical treatment course.<br />

Discussion / Results: There were no significant differences <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical<br />

characteristics, treatment outcome and <strong>in</strong> basel<strong>in</strong>e fMRI activation<br />

between both medication groups. GROUP by TIME <strong>in</strong>teraction<br />

revealed significant voxels <strong>in</strong> the right amygdala-hippocampus<br />

complex <strong>in</strong>dicat<strong>in</strong>g a strong BOLD signal decrease <strong>in</strong> the citalopram<br />

group after treatment. No significant relationship was detected<br />

between pretreatment rACC hyperactivity and relative symptom<br />

improvements. These results strongly <strong>in</strong>dicate that serotonergic<br />

and noradrenergic antidepressants have a differential effect on<br />

bra<strong>in</strong> activity, especially on amygdala-hippocampus activity.<br />

003<br />

Cognitive Behavioral Ma<strong>in</strong>tenance Therapy (CBMT) vs. Manualized<br />

Psychoeducation (MAPE) for relapse prevention of depression:<br />

A multi-center study<br />

Ulrich Stangier (Wolfgang v. Goethe Universität, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie<br />

und Psychotherapie, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>)<br />

M. Hautz<strong>in</strong>ger, A. Barocka, R. Schlösser, T. Heidenreich, C. Ruckes,<br />

R. Serfl<strong>in</strong>g, T. Sobanski, R. Erkwoh, H. Berger, J. Röschke, K. Maurer,<br />

A. Stirn, S. Volk, M. Hambrecht, A. K. Risch, C. Hill<strong>in</strong>g<br />

Introduction: The efficacy of different pharmacological ma<strong>in</strong>tenance<br />

therapies <strong>in</strong> reduc<strong>in</strong>g recurrences has been widely documented.<br />

However, <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical practice, long-term pharmacotherapy<br />

might be associated with prolonged side effects and discont<strong>in</strong>uation<br />

of medication which un<strong>der</strong>m<strong>in</strong>e its effectiveness. Whereas<br />

pharmacological treatments aim at reduc<strong>in</strong>g depressive symptoms<br />

on a biological level, cognitive behavior therapy aims at chang<strong>in</strong>g<br />

psychosocial vulnerabilities that trigger recurrence of depressive<br />

episodes, such as dysfunctional cognitive styles and rum<strong>in</strong>at<strong>in</strong>g.<br />

Although the benefit of cognitive behavior therapy appears plausible,<br />

only few studies have <strong>in</strong>vestigated its efficacy <strong>in</strong> recurrent depression<br />

until now.<br />

Method: The major goal of the multi-centre, controlled, randomised<br />

trial is to compare the long-term outcome of cognitive-behavioural<br />

ma<strong>in</strong>tenance therapy (CBMT) plus pharmacological cont<strong>in</strong>uation/ma<strong>in</strong>tenance<br />

treatment (treatment as usual, TAU) versus<br />

manualized psychoeducation (MAPE) plus TAU for out-patients<br />

with recurrent depression. Patients meet<strong>in</strong>g the diagnosis of recurrent<br />

depressive disor<strong>der</strong> (³ 3 major depressive episodes, MDE), currently<br />

<strong>in</strong> remission and exclusion criteria were randomly assigned<br />

to one of the two conditions (CBMT plus TAU or MAPE plus TAU).<br />

186 patients have been recruited from 14 outpatient cl<strong>in</strong>ics of psychiatric<br />

hospitals and psychological departments <strong>in</strong> the Rh<strong>in</strong>e-<br />

Ma<strong>in</strong> region and Thur<strong>in</strong>gia. The primary outcome measure is time<br />

to first relapse/recurrence, assessed by the LIFE / SCID (Longitud<strong>in</strong>al<br />

Interval Follow-up Evaluation). This will by analyzed us<strong>in</strong>g a<br />

Cox proportional hazards regression model us<strong>in</strong>g <strong>in</strong>tervention<br />

group and severity of <strong>in</strong>dex MDE as predictors.<br />

Discussion / Results: Data are currently analysed and will be presented<br />

on the congress.<br />

127


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

004<br />

Gene-environment <strong>in</strong>teractions and their effects on the central<br />

nervous system <strong>in</strong> depression<br />

Eva Meisenzahl (Universität München, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Stockholm 1<br />

S-149 Symposium<br />

Chronotherapeutische Behandlungen <strong>der</strong> Depression<br />

Vorsitz: A. Wirz-Justice (Basel, Schweiz), D. Riemann (Freiburg)<br />

001<br />

Wie wirksam s<strong>in</strong>d unsere Antidepressiva wirklich?<br />

Ion-George Anghelescu (Charité Berl<strong>in</strong>, CBF, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

Die Wirksamkeit von Antidepressiva wird im wissenschaftlichen<br />

Kontext als Verum-Plazebo-Differenz <strong>in</strong> randomisierten, plazebokontrollierten,<br />

prospektiven Studien gemessen, d.h. anhand des<br />

prozentualen Anteiles <strong>der</strong> Patienten, die unter Antidepressiva ansprechen<br />

m<strong>in</strong>us dem prozentualen Anteil <strong>der</strong> Patienten, die unter<br />

Plazebo ansprechen. Das Ansprechen (Response) ist als m<strong>in</strong>destens<br />

50 %ige Reduktion e<strong>in</strong>es Summenwertes (nicht e<strong>in</strong>zelner Symptome)<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schweregradskala def<strong>in</strong>iert. Außerdem kann die Wirksamkeit<br />

anhand <strong>der</strong> Rate an vollständiger Besserung (Remission)<br />

festgestellt werden. Da die Plazebo-Response-Rate <strong>in</strong> den letzten<br />

50 Jahren ca. 7 % pro Jahrzehnt im Durchschnitt zugenommen hat,<br />

nimmt die Anzahl <strong>der</strong> Negativstudien unter Antidepressiva zu, die<br />

jedoch nicht alle publiziert werden. Außerdem spielt <strong>der</strong> Schweregrad<br />

<strong>der</strong> Depression e<strong>in</strong>e Rolle für die Wirksamkeit von medikamentösen<br />

antidepressiven Behandlungsstrategien, die bei leichten<br />

Depressionen ger<strong>in</strong>ger ersche<strong>in</strong>t, was <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e an <strong>der</strong> guten<br />

Plazebo-Wirkung bei diesen Patienten liegt, die <strong>in</strong> manchen<br />

Stu dien bei 50 % <strong>der</strong> mit Plazebo behandelten Patienten zu f<strong>in</strong>den<br />

ist. Wirksamkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlungspraxis schließt jedoch die<br />

Plazebo-Response mit e<strong>in</strong>. Dennoch erreichen im Durchschnitt<br />

nur ca. 30 % <strong>der</strong> Patienten unter dem ersten e<strong>in</strong>gesetzten Antidepressivum<br />

e<strong>in</strong>e Remission. Ob spezifische Wirkmechanismen<br />

<strong>der</strong> Antidepressiva, die z. B. chronobiologische Zielparameter bee<strong>in</strong>flussen,<br />

bei bestimmten Patientenmerkmalen und depressiven<br />

Symptomen gegenüber an<strong>der</strong>en vorteilhaft s<strong>in</strong>d, kann gegenwärtig<br />

nicht e<strong>in</strong>deutig beantwortet werden.<br />

002<br />

Die heutigen Anwendungen <strong>der</strong> Lichttherapie: Wie, bei wem, wie<br />

viel und wielange?<br />

Jürgen Staedt (Vivantes Kl<strong>in</strong>ikum, Tageskl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie Memory<br />

Cl<strong>in</strong>ic, Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Störungen des Schlaf / Wach-Rhythmus und <strong>der</strong> circadianen<br />

Synchronisation s<strong>in</strong>d uns aus <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Arbeit mit depressiven<br />

Patienten vertraut. In diesem Zusammenhang wissen wir<br />

seit vielen Jahren, dass wir mit chronotherapeutischen Maßnahmen,<br />

nämlich <strong>der</strong> Lichttherapie sehr erfolgreich saisonale Depressionen<br />

behandeln können. Auch bei nicht-saisonalen Depressionen<br />

zeigt sich durch das add-on von Lichttherapie e<strong>in</strong> Benefit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Therapie. Zusätzlich stellt sich die Frage, ob im Kl<strong>in</strong>ikalltag durch<br />

verbesserte Beleuchtungbed<strong>in</strong>gungen auf Station die Gesundung<br />

von depressiven Patienten geför<strong>der</strong>t werden kann.<br />

Methode: Zielsetzung war die Überprüfung <strong>der</strong> Frage, ob es nach<br />

dem Umzug <strong>der</strong> Spandauer Psychiatrischen Kl<strong>in</strong>ik durch die<br />

Ausstattung <strong>der</strong> neuen Räumlichkeiten mit circadian beson<strong>der</strong>s<br />

wirksamen Osram LUMILUX Skywhite® Leuchtmitteln, zu e<strong>in</strong>er<br />

128<br />

Verkürzung <strong>der</strong> Liegedauer kommt. Wir entschlossen uns, alle<br />

Patienten mit e<strong>in</strong>er schweren nicht rezidivierenden depressiven<br />

Episode ohne psychotische Symptome (ICD 10, F 32.2) <strong>in</strong> die retrospektive<br />

Analyse e<strong>in</strong>zubeziehen. Patienten, die sich weniger als fünf<br />

Tage <strong>in</strong> stationärer Behandlung befanden wurden von <strong>der</strong> Analyse<br />

ausgeschlossen. Es wurden <strong>in</strong>sgesamt die Daten von 391 Patienten<br />

untersucht, hiervon entfielen 137 auf den Zeitraum von April bis<br />

Dezember 2006 und 254 Patienten auf den Zeitraum von April bis<br />

Dezember 2007.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wir fanden bei unseren depressiven Patienten<br />

unter den neuen Beleuchtungsbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>e signifikante<br />

Verkürzung <strong>der</strong> Verweildauer. Allerd<strong>in</strong>gs war diese Verkürzung<br />

<strong>der</strong> Verweildauer unter Berücksichtigung des Alterseffektes nicht<br />

mehr signifikant (p = 0,083), und kann nur im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Trends<br />

<strong>in</strong>terpretiert werden. Zusammenfassend deuten diese aus dem kl<strong>in</strong>ischen<br />

Alltag gewonnenen Daten zum<strong>in</strong>dest trendmäßig an, dass<br />

die Erhöhung <strong>der</strong> Umgebungslicht<strong>in</strong>tensität sich positiv auf die stationäre<br />

Verweildauer auswirken können. Diese Ergebnisse zeigen,<br />

dass es s<strong>in</strong>nvoll ist, lichttherapeutische Interventionen auch <strong>in</strong> die<br />

Behandlungskonzepte <strong>der</strong> nicht-saisonalen Depression zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Wichtig für die Wirksamkeit <strong>der</strong> morgendlichen Lichttherapie<br />

ist aber, das <strong>in</strong>nere circadiane Tim<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Betreffenden zu berücksichtigen.<br />

Denn bei Frühaufstehern und Morgenmuffeln gibt es e<strong>in</strong><br />

jeweils unterschiedliches zeitliches Fenster <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Lichttherapie<br />

beson<strong>der</strong>s wirksam ist.<br />

003<br />

Schlafentzug (‚Wachtherapie’), Schlafphasen-vorverschiebung:<br />

wie, bei wem, wie oft<br />

Dieter Riemann (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die therapeutische Behandlung mit Schlafentzug wurde<br />

vor mehr als 40 Jahren erstmalig von den deutschen Psychiatern<br />

Schulte und Tölle beschrieben. Inzwischen konnte weltweit an Tausenden<br />

von Patienten belegt werden, dass <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e melancholische<br />

Patienten mit Morgentief gut von dieser Form von Behandlung<br />

profitieren. Kritisch anzumerken bleibt, dass die Effekte des<br />

Schlafentzugs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nur während und am Tag nach Schlafentzug<br />

nachzuweisen s<strong>in</strong>d und dass beim Gros <strong>der</strong> Patienten nach<br />

<strong>der</strong> nächsten durchschlafenenen Nacht e<strong>in</strong> Rückfall <strong>in</strong> die Depression<br />

erfolgt. Insofern eignet sich dieses Behandlungsverfahren nur<br />

als Adjuvans zu den Standardbehandlungen depressiver <strong>Erkrankungen</strong>.<br />

Das schnelle E<strong>in</strong>treten <strong>der</strong> Stimmungsaufhellung und letztendlich<br />

<strong>der</strong> paradoxe Charakter dieses Verfahrens machen es jedoch<br />

so <strong>in</strong>teressant.<br />

Methode: Wir analysierten die relevante Literatur im H<strong>in</strong>blick auf<br />

verschiedene Formen des therapeutischen Schlafentzugs und <strong>in</strong><br />

Komb<strong>in</strong>ation mit <strong>der</strong> sogenannten Schlafphasenverschiebung.<br />

Hierbei wird nach Schlafentzug <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Schlafrhythmus<br />

„nach vorne“, d. h. <strong>in</strong> die Nachmittagsstunden verlegt und dann<br />

graduell wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die übliche nächtliche Phasenposition zurückverlegt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Etwa zwei Drittel aller Patienten mit<br />

Major Depression zeigen e<strong>in</strong>e kurzfristige Stimmungsaufhellung<br />

nach totalem Schlafentzug, die bei mehr als 80 % <strong>der</strong> Patienten<br />

nach <strong>der</strong> nächsten durchschlafenen Nacht rückläufig ist. Der partielle<br />

Schlafentzug <strong>der</strong> 2. Nachthälfte liefert fast gleichwertige Ergebnisse,<br />

während Schlafentzug <strong>in</strong> <strong>der</strong> 1. Nachthälfte wenig wirksam<br />

ist. Die Komb<strong>in</strong>ation von totalem Schlafentzug mit e<strong>in</strong>er Schlafphasenvorverlagerung<br />

kann die positiven Schlafentzugseffekte bei<br />

etwa 60 % <strong>der</strong> Respon<strong>der</strong> über e<strong>in</strong>e Woche stabilisieren. Dies gelang<br />

auch mit e<strong>in</strong>er kurzfristigen Vorverlagerung <strong>der</strong> Schlafphase<br />

über nur drei Tage. Die theoretischen und therapeutischen Implikationen<br />

dieser Befunde für die Depressionsbehandlung werden<br />

diskutiert.


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

004<br />

Chronotherapien <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation – als Adjuvans o<strong>der</strong> alle<strong>in</strong> – e<strong>in</strong>e<br />

Antidepressivawirkung <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Woche<br />

Anna Wirz-Justice (UPK Basel, Zentrum für Chronobiologie)<br />

Schlafentzug als Antidepressivum ist vor fast 40 Jahren <strong>in</strong> Deutschland<br />

entdeckt worden, wird aber immer noch nicht als Standardtherapie<br />

überall <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis <strong>in</strong>tegriert. Warum nicht? Vielleicht<br />

weil – obwohl 60 % von Patienten auf Wachtherapie <strong>in</strong>nerhalb<br />

Stunden reagieren – sie oft e<strong>in</strong> Rückfall nach Erholungsschlaf erleiden.<br />

Neue Studien dokumentieren, dass verschiedene Adjuvantien<br />

– SSRI, Lichttherapie, Schlafphasenvorverschiebung (frühe Bett-<br />

und Wachzeit) diese Rückfall nach Erholungsschlaf vorbeugen<br />

können. Lichttherapie ist als Therapie <strong>der</strong> Wahl für die W<strong>in</strong>terdepression<br />

(SAD) anerkannt. Licht wirkt aber auch antidepressiv<br />

bei nicht-saisonale Depressionen (uni- und bipolare), meist als<br />

Adjuvanz aber auch als Monotherapie. Wir schlagen vor, alle<br />

Kom b<strong>in</strong>ationen von e<strong>in</strong>- bis mehrfacher Wachtherapie, 3-Tage<br />

Schlafphasenvorverschiebung, sowie optimal getimter Lichttherapie<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>e Woche zu verabreichen1. So angewandt erfüllen<br />

chronotherapeutische Behandlungen mit Licht und Wachtherapie<br />

die Bedürfnisse nach schnell wirksamen und nebenwirkungsarmen<br />

Depressionsbehandlungsstrategien. Insbeson<strong>der</strong>e für Patienten, die<br />

Antidepressivabehandlungen ablehnen o<strong>der</strong> nicht vertragen, stellen<br />

Chronotherapien e<strong>in</strong>e echte Alternative dar. Nebenwirkungen<br />

s<strong>in</strong>d kaum zu erwarten, die Behandlung ist Kosteneffektiv, und<br />

kann die Hospitalisationsdauer verkürzen. Es ist s<strong>in</strong>nvoll diese<br />

Methoden im psychiatrischen Alltag zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Madrid<br />

WSy-013 Weiterbildungssymposium<br />

Therapie <strong>der</strong> postpartalen Depression (Referat Gen<strong>der</strong>)<br />

Vorsitz: A. Kerst<strong>in</strong>g (Münster), I. Hauth (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Psychotherapie <strong>der</strong> Postpartalen Depression<br />

Anette Kerst<strong>in</strong>g (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Münster)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die postpartale Depression gehört zu den häufigsten<br />

psychischen Störungen bei jungen Müttern. Epidemiologische<br />

Studien aus dem angloamerikanischen Sprachraum zeigen, dass ca.<br />

10 % <strong>der</strong> schwangeren Frauen an e<strong>in</strong>er postpartalen Depression erkranken.<br />

Postpartale Depressionen gehen häufig mit Mutter-K<strong>in</strong>d-<br />

B<strong>in</strong>dungsstörungen e<strong>in</strong>her, die, ebenso wie die typische depressive<br />

Symptomatik, über e<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>trächtigte Mutter-K<strong>in</strong>d-Interaktion<br />

die körperliche und die psychische Entwicklung des K<strong>in</strong>des bee<strong>in</strong>trächtigen<br />

können. Zur Behandlung <strong>der</strong> postpartalen Depression<br />

wurden spezifische Psychotherapiekonzepte entwickelt, <strong>der</strong>en Wirksamkeit<br />

empirisch nachgewiesen wurde.<br />

Methode: Vor dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>er ausführlichen Literatursuche<br />

werden psychotherapeutische Behandlungskonzepte zur<br />

postpartalen Depression unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Behandlung<br />

<strong>der</strong> Mutter-K<strong>in</strong>d-Interaktion und <strong>der</strong> empirisch nachgewiesenen<br />

Wirksamkeit dargestellt und kritisch diskutiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Spezifische, zur Behandlung <strong>der</strong> postpartalen<br />

Depression entwickelte Psychotherapiekonzepte basieren auf<br />

Methoden <strong>der</strong> psychodynamischen Psychotherapie, <strong>der</strong> <strong>in</strong>terpersonellen<br />

Psychotherapie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> kognitiven Verhaltenstherapie<br />

und fokussieren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel die Behandlung <strong>der</strong> Mutter. Die Therapiebauste<strong>in</strong>e<br />

spezifischer Psychotherapien zur Behandlung postpartaler<br />

Störungen betreffen darüber h<strong>in</strong>aus neben psychoedukativen<br />

Behandlungselementen Methoden des Stressmanagements<br />

sowie die Unterstützung <strong>der</strong> mütterlichen Kompetenzen, die Bearbeitung<br />

des Rollenwechsels und den Übergang zur Mutterschaft,<br />

<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Reaktualisierung unbewusster nicht bewältigter Konflikte<br />

e<strong>in</strong>her-gehen kann. E<strong>in</strong>ige Therapiekonzepte komb<strong>in</strong>ieren<br />

die gängigen Psychotherapieverfahren mit e<strong>in</strong>er videogestützten<br />

Mutter-K<strong>in</strong>d-Therapie, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die spezifische Situation <strong>der</strong> Mutter-<br />

K<strong>in</strong>d-Interaktion bearbeitet werden kann. Bisher wurde e<strong>in</strong>e empirische<br />

Wirksamkeit nur für wenige dieser Psychotherapiekonzepte<br />

nachgewiesen.<br />

002<br />

Psychopharmaka <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft und Postpartalzeit<br />

Niels Bergemann (AHG Kl<strong>in</strong>iken Daun)<br />

Viele junge Mütter leiden nach <strong>der</strong> Geburt e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des unter psychischen<br />

Beschwerden. Während fast die Hälfte aller Mütter <strong>in</strong> den<br />

ersten Tagen nach <strong>der</strong> Geburt an e<strong>in</strong>er kurzdauernden depressiven<br />

Verstimmung, dem sogenannten postpartalen Blues, leiden, entwickelt<br />

etwa 10 bis15 % <strong>der</strong> Mütter <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> ersten 6 Monate<br />

nach <strong>der</strong> Geburt e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des e<strong>in</strong>e länger anhaltende Depression.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs kommt es nicht erst postpartal, son<strong>der</strong>n häufig bereits <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Schwangerschaft zu depressiven Störungen. Die Erkrankungsrate<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft liegt bei etwa 12 bis 13 %. Dies macht<br />

nicht selten e<strong>in</strong>e medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft erfor<strong>der</strong>lich. Nach e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> peripartalen depressiven Störungen wird ihre<br />

psychopharmakologische Behandlung dargestellt. Es zeigt sich,<br />

dass zahlreiche Antidepressiva auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft mit e<strong>in</strong>em<br />

relativ ger<strong>in</strong>gen Risiko e<strong>in</strong>gesetzt werden könnten. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist die Verordnung von Antidepressiva <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />

immer e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Risiko-Nutzen-Abwägung zwischen <strong>der</strong><br />

möglichen Gefährdung des K<strong>in</strong>des durch Reproduktions- o<strong>der</strong><br />

fetotoxische Medikamenteneigenschaften und <strong>der</strong> Gefährdung von<br />

Mutter und K<strong>in</strong>d durch Nichtbehandlung e<strong>in</strong>er depressiven Erkrankung,<br />

die auch mit Suizidalität und Mangelernährung e<strong>in</strong>hergehen<br />

kann. Bei e<strong>in</strong>er depressiven Störung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er bestehenden Rezidivprophylaxe bzw. e<strong>in</strong>er vorangegangenen<br />

postpartaler Depressionen ist aufgrund e<strong>in</strong>es hohen Rückfallrisikos<br />

die Fortsetzung <strong>der</strong> antidepressiven Behandlung postpartal<br />

<strong>in</strong>diziert. Hier stellt sich nicht selten die Frage, ob unter e<strong>in</strong>er<br />

psychopharmakologischen Behandlung gleichzeitig gestillt werden<br />

kann. Auch hier gilt e<strong>in</strong>e vorsichtige Risiko-Nutzen-Abwägung –<br />

jedoch mit dem Unterschied, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft die werdende<br />

Mutter mit dem ungeborenen K<strong>in</strong>d unzertrennbar verbunden<br />

ist, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stillzeit h<strong>in</strong>gegen können Mutter und Neugeborenes<br />

durch Abstillen ernährungsphysiologisch getrennt werden. Zwar<br />

gibt es mit e<strong>in</strong>er Reihe von Antidepressiva langjährige praktische<br />

Erfahrungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stillzeit, allerd<strong>in</strong>gs ist die Anzahl <strong>der</strong> dokumentierten<br />

Fälle für unterschiedliche Antidepressiva noch immer ger<strong>in</strong>g.<br />

Es werden <strong>in</strong> diesem Beitrag die physiologischen Grundlagen<br />

erläutert und e<strong>in</strong>e rationale antidepressive Psychopharmakotherapie<br />

<strong>in</strong> Schwangerschaft und Stillzeit umrissen.<br />

003<br />

Die Rolle <strong>der</strong> männlichen Partner bei peripartalen psychiatrischen<br />

Störungen<br />

Michael Grube (Städt. Kl<strong>in</strong>iken Frankfurt, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Es existieren e<strong>in</strong>erseits H<strong>in</strong>weise auf die erhöhte Belastung<br />

und Verunsicherung männlicher Partner von peripartal psychisch<br />

dekompensierten Frauen, an<strong>der</strong>erseits s<strong>in</strong>d die männlichen<br />

Partner auch wichtige Bezugspersonen, die zur Stabilität peripartal<br />

erkrankter Frauen beitragen können. Die Frage, wor<strong>in</strong> und wie<br />

männliche Partner von Frauen, die vor kurzem entbunden haben,<br />

selbst zu unterstützen s<strong>in</strong>d, wenn sich e<strong>in</strong>e peripartale Erkrankung<br />

<strong>der</strong> Partner<strong>in</strong> e<strong>in</strong>stellt, ist bislang wenig bearbeitet worden.<br />

129


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

Methode: Konkrete Behandlungssituationen und die praktischen<br />

therapeutischen Erfor<strong>der</strong>nisse werden aus e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>ischen Perspektive<br />

fokussiert dargestellt. Die meisten Beobachtungen entstammen<br />

stationären Mutter-K<strong>in</strong>d Behandlungen. Es kommen sowohl<br />

nomothetische als auch ideographische Betrachtungen zur Geltung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Schwerpunktmäßig soll auf folgende<br />

Fragen e<strong>in</strong>gegangen werden: Welche Faktoren verunsichern die betroffenen<br />

Männer <strong>in</strong> ihrer Vater- und Partnerrolle? Gibt es bei den<br />

betroffenen Männern eigene psychiatrische Vulnerabilitäten? Wo<br />

wirken sich potentielle kommunikative Defizite auf die Interaktion<br />

zwischen den Männern und <strong>der</strong>en Frauen respektive K<strong>in</strong><strong>der</strong>n aus?<br />

Wie sollten Therapeuten mit den betroffenen Männern umgehen?<br />

Welche therapeutischen Angebote s<strong>in</strong>d s<strong>in</strong>nvoll?<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Raum 44<br />

FW-009 Forschungsworkshop<br />

Neue Behandlungsansätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Depressionstherapie<br />

Vorsitz: C. Otte (Hamburg), M. Deuschle (Mannheim)<br />

001<br />

Meta-kognitives Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g bei depressiven Patienten<br />

Lena Jel<strong>in</strong>ek (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Hamburg, Psychiatrie)<br />

M. Hauschildt, C. Otte, S. Moritz<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e Reihe dysfunktionaler Denkverzerrungen und<br />

-strategien gelten bei Depressionen als gesichert. Diese beziehen<br />

sich zum e<strong>in</strong>en auf die <strong>in</strong> <strong>der</strong> kognitiven Verhaltenstherapie konzeptionalisierten<br />

Denkfehler, aber auch auf Verzerrungen die im<br />

Rahmen neuropsychologischer Grundlagenforschung untersucht<br />

werden (z. B. erhöhte Fehler<strong>in</strong>nerungen speziell für negatives Material).<br />

Methode: Das Metakognitive Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g bei Depression (D-MKT)<br />

versteht sich als e<strong>in</strong>e Variante <strong>der</strong> kognitiven Therapie. Im Fokus<br />

steht dabei die Modifikation <strong>der</strong> dysfunktionalen Denkmuster aus<br />

e<strong>in</strong>er metakognitiven Perspektive. Das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g soll den Patienten<br />

ermöglichen, die Denkmuster zu erkennen und zu korrigieren. Zu<br />

diesem Zweck wird versucht, den Teilnehmern Informationen über<br />

die depressiogenen Denkmuster spielerisch zu vermitteln und an<br />

e<strong>in</strong>er Reihe von Beispielen zu veranschaulichen und so praktisch<br />

erfahrbar zu machen. Darüber h<strong>in</strong>aus stehen dysfunktionale Annahmen<br />

über typische depressive Strategien (z. B. „Grübeln hilft<br />

mir Probleme zu lösen“, „<strong>in</strong> dem ich darüber nachdenke, tue ich ja<br />

was“) sowie die dysfunktionale Strategien selbst (z. B. Grübeln) im<br />

Fokus des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Vortrag werden wir e<strong>in</strong>en Überblick<br />

über die acht Module des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs geben sowie erste Pilotdaten<br />

und Erfahrungen mit e<strong>in</strong>er ambulanten D-MKT Gruppe <strong>in</strong> Hamburg<br />

vorstellen.<br />

002<br />

Das Glutamatsystem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Depression<br />

Michael Deuschle (ZI für Seelische Gesundheit, Mannheim)<br />

G. Paslakis<br />

E<strong>in</strong>leitung: Intravenös verabreichtes Ketam<strong>in</strong> <strong>in</strong> subanästhetischer<br />

Dosis hat e<strong>in</strong>en raschen und anhaltenden antidepressiven Effekt.<br />

Wir untersuchten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Fallserie die Sicherheit, Wirkung<br />

und Wirklatenz von oral verabreichtem S-Ketam<strong>in</strong> als add-on zu<br />

Venlafax<strong>in</strong>.<br />

Methode: Vier Patienten erhielten für 2 Wochen zusätzlich zu e<strong>in</strong>er<br />

Behandlung mit Venlafax<strong>in</strong> 1.25 mg / kg S-Ketam<strong>in</strong> oral als add-on<br />

130<br />

Therapie. Die Tagesdosis wurde auf drei E<strong>in</strong>zeldosen verteilt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: S-Ketam<strong>in</strong> wurde gut vertragen. Zwei Patienten<br />

mit Depression mit somatischem Syndrom sprachen rasch<br />

und anhaltend auf die Behandlung an, während zwei Patienten<br />

nicht ansprachen.<br />

003<br />

Antidepressive Interventionsstrategien <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> HPA-Achse:<br />

Übersicht und neue Ergebnisse<br />

Christian Otte (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Hamburg, Psychiatrie)<br />

K. H<strong>in</strong>kelmann, S. Moritz, A. Yassouridis, K. Wiedemann, M. Kellner<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bisherige antidepressive Interventionen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenr<strong>in</strong>den-Achse be<strong>in</strong>halteten<br />

den E<strong>in</strong>satz von 1) Glucocorticoid-Rezeptor (GR) Antagonisten,<br />

2) Corticotrop<strong>in</strong>-Releas<strong>in</strong>g Hormon (CRH)-Antagonisten<br />

o<strong>der</strong> 3) Steroidsynthese-Inhibitoren. Darüber h<strong>in</strong>aus legten präkl<strong>in</strong>ische<br />

und kl<strong>in</strong>ische Studien auch e<strong>in</strong>e Rolle des M<strong>in</strong>eralocorticoid-Rezeptors<br />

(MR) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirkung verschiedener Antidepressiva<br />

nahe.<br />

Methode: Wir untersuchten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er doppel-bl<strong>in</strong>den, randomisierten<br />

Placebo-kontrollierten „proof-of-concept“-Studie mit 64 depressiven<br />

Patienten, ob die zusätzliche Gabe von Fludrocortison<br />

(MR-Agonist) o<strong>der</strong> Spironolacton (MR-Antagonist) während <strong>der</strong><br />

ersten drei Wochen <strong>der</strong> Behandlung den Wirkungse<strong>in</strong>tritt e<strong>in</strong>es<br />

Selektiven-Seroton<strong>in</strong>-Wie<strong>der</strong>aufnahme-Hemmers (Escitalopram)<br />

beschleunigt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Mehr Patienten, die zusätzlich mit Fludrocortison<br />

behandelt wurden, respondierten nach 7 Tagen verglichen<br />

mit <strong>der</strong> Spironolacton- und Placebo-Gruppe. Innerhalb <strong>der</strong><br />

Gruppe <strong>der</strong> Respon<strong>der</strong> zeigte e<strong>in</strong>e Survival-Analyse ebenfalls e<strong>in</strong>en<br />

schnelleren Wirkungse<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fludrocortison-Gruppe. Plasma<br />

Cortisolwerte sanken unter Fludrocortison, stiegen jedoch<br />

unter Spironolacton. In <strong>der</strong> Fludrocortison-Gruppe zeigten Non-<br />

Respon<strong>der</strong> durchgehend höhere Cortisolkonzentrationen als Respon<strong>der</strong>.<br />

Stimulierung von M<strong>in</strong>eralocorticoidrezeptoren durch<br />

Flu drocortison sche<strong>in</strong>t den Wirkungse<strong>in</strong>tritt von Escitalopram zu<br />

beschleunigen.<br />

004<br />

Tiefe Hirnstimulation bei depressiven Patienten<br />

Alexan<strong>der</strong> Sartorius (ZI Seelische Gesundheit, Mannheim)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Trotz zahlreicher Fortschritte psychopharmokologischer<br />

Therapien schwerer depressiver Episoden bleiben die Ansprechraten<br />

mit 60 – 70 % letztendlich verbesserungswürdig. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

ist e<strong>in</strong> signifikanter Prozentsatz an schwer depressiven<br />

Patienten zu berücksichtigen, die auf ke<strong>in</strong>e <strong>der</strong> bekannten Therapien<br />

(<strong>in</strong>lusive e<strong>in</strong>er Elektrokrampftherapie) e<strong>in</strong>e stabile Response<br />

(bzw. Remission) zeigen.<br />

Methode: Bei diesen Patienten kann unter bestimmten Umständen<br />

e<strong>in</strong>e tiefe Hirnstimulation erwogen werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die tiefe Hirnstimulation wird mittlerweile<br />

beim bestimmten Formen des Morbus Park<strong>in</strong>son als Therapie<br />

<strong>der</strong> Wahl e<strong>in</strong>gesetzt, da sich Subsyndrome oft dramatisch verbessern<br />

lassen und die mit <strong>der</strong> Operation verbundene Morbidität<br />

(0.5 – 5 %) e<strong>in</strong> vertretbares Nutzen-Risiko-Profil darstellt. Unter<br />

dieser Voraussetzung wurden bereits kle<strong>in</strong>ere Studien an therapieresistenten,<br />

schwer depressiven Patienten durchgeführt. Die beiden<br />

wichtigsten Stimulationsorte waren hierbei das subgenuale C<strong>in</strong>gulum<br />

und <strong>der</strong> Bereich zwischen ventraler Kapsel und dem ventralen<br />

Striatum. Die beiden Stimulationsorte leiten sich aus den Ergebnissen<br />

umfangreicher funktioneller Bildgebungsstudien her. Bisher<br />

wurden für das C<strong>in</strong>gulum e<strong>in</strong>e Responserate von 12/20 Patienten<br />

und e<strong>in</strong>e Remissionrate von 7/20 Patienten nach 6 Monaten Stimulation<br />

berichtet. Für den Bereich ventrale Kapsel / ventrales Striatum<br />

lagen die entsprechenden Verbesserungs- / Heilungsraten bei


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

6/15, bzw. 3/15 Patienten ebenfalls nach e<strong>in</strong>em halben Jahr. E<strong>in</strong>zelne<br />

Patienten sprachen jedoch deutlich schneller auf die Stimulation<br />

an. Wie sich aus zahlreichen kl<strong>in</strong>ischen und präkl<strong>in</strong>ischen Studien<br />

ableiten lässt, könnten auch an<strong>der</strong>e Stimulationsorte wie die Region<br />

<strong>der</strong> lateralen Habenula <strong>in</strong> künftigen Studien e<strong>in</strong>e wichtige Rolle<br />

spielen.<br />

005<br />

Off-label E<strong>in</strong>satz von Psychopharmaka bei Depression<br />

Ion-George Anghelescu (Charité Berl<strong>in</strong>, CBF, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

Der Off-label E<strong>in</strong>satz von Psychopharmaka spielt gerade im Bereich<br />

depressiver Störungen e<strong>in</strong>e große Rolle, da dies <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />

häufig geschieht. Off-label E<strong>in</strong>satz be<strong>in</strong>haltet juristische, ökonomische,<br />

aufklärungsrelevante und wissenschaftliche Aspekte. Sich<br />

außerhalb <strong>der</strong> offiziellen Indikation bei <strong>der</strong> Behandlung von Depressionen<br />

zu bewegen, bedeutet nicht automatisch, ke<strong>in</strong>e evidenzbasierte<br />

Therapie durchzuführen, jedoch sollte e<strong>in</strong>e willkürliche<br />

Polypragmasie vermieden werden. Off-label Verordnungen betreffen<br />

<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Komb<strong>in</strong>ationsbehandlungen bei unzureichen<strong>der</strong><br />

monotherapeutischer Wirkung als Augmentation, aber auch bei<br />

spezifischen Subtypen depressiver <strong>Erkrankungen</strong> e<strong>in</strong>schließlich<br />

bestimmter, im E<strong>in</strong>zelfall prom<strong>in</strong>enter Symptome. Hierbei kommen<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Antipsychotika und Antiepileptika zum E<strong>in</strong>satz,<br />

aber auch Lithium und nicht-psychopharmakologische Arzneien<br />

wie Schilddrüsen-Hormone. Die Wirkstärke <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Präparate<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er augmentativen Medikamentenklasse unterscheidet<br />

sich möglicherweise, was bislang jedoch nicht sicher belegt<br />

ist. Von Seiten <strong>der</strong> Nebenwirkungsprofile gibt es aber ke<strong>in</strong>en<br />

Zweifel an Unterschieden zwischen den verschiedenen, off-label<br />

e<strong>in</strong>gesetzten Medikamenten. Somit kann <strong>der</strong> Off-label E<strong>in</strong>satz von<br />

Psychopharmaka bei Depression, sofern er vorsichtig und kompetent<br />

durchgeführt wird, e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuell zugeschnittene Therapie<br />

erleichtern, um das Ziel e<strong>in</strong>er Remission zu erreichen.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Salon 21<br />

FW-013 Forschungsworkshop<br />

Hirnstruktur und zelluläre Plastizität als neurobiologische Perspektiven<br />

für affektive Störungen<br />

Vorsitz: G. Kronenberg (Berl<strong>in</strong>), M. Colla (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Mausmodell für ‚poststroke depression‘<br />

Matthias Endres (Charité Universitätsmediz<strong>in</strong>, Kl<strong>in</strong>ik für Neurologie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die ‚poststroke‘ Depression (PSD) ist die häufigste<br />

neuropsychiatrische Komplikation des Schlaganfalls. Sie besitzt<br />

hohe Relevanz für Morbidität und Letalität nach e<strong>in</strong>em ischämischen<br />

Hirn<strong>in</strong>farkt. Trotz ihrer großen kl<strong>in</strong>ischen Bedeutung steht<br />

die wissenschaftliche Beschäftigung mit <strong>der</strong> PSD erst am Anfang,<br />

nicht zuletzt, weil entsprechende Tiermodelle bislang nicht zur<br />

Verfügung stehen. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund wurde hier unser etabliertes<br />

Mausmodell <strong>der</strong> milden cerebralen Ischämie h<strong>in</strong>sichtlich<br />

des Auftretens von affektiven Auffälligkeiten sowie diesen zugrundeliegenden<br />

pathogenetischen Mechanismen evaluiert und Behandlungseffekte<br />

des selektiven Seroton<strong>in</strong>-wie<strong>der</strong>aufnahmehemmers<br />

Citalopram untersucht.<br />

Methode: 129/SV Mäuse wurden e<strong>in</strong>er 30 m<strong>in</strong> Okklusion <strong>der</strong> Arteria<br />

cerebri media (MCAo) mit anschließen<strong>der</strong> Reperfusion unterzogen.<br />

E<strong>in</strong>e Gruppe <strong>der</strong> Tiere wurde ab Tag 7 nach MCAo kont<strong>in</strong>uierlich<br />

bis Versuchsende zum Zeitpunkt 16 Wochen nach<br />

MCAo mit Citalopram behandelt. Die behaviorale Phänotypisierung<br />

erfolgte ab Woche 14 nach MCAo.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nach l<strong>in</strong>kkseitiger MCAo ließ sich reliabel<br />

e<strong>in</strong> ‚affektiver Phänotyp‘ nachweisen (‚despair-like‘ sowie<br />

anhedonisches Verhalten). Durch die subakute Gabe des Antidepressivums<br />

konnte die Ausbildung dieser depressiven Verhaltensmerkmale<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden (Behandlungs-‚validität‘ des<br />

Modells). Die Citaloprambehandlung führte gleichzeitig zu e<strong>in</strong>er<br />

Verr<strong>in</strong>gerung des primären Läsionsareals. Über alle Versuchsgruppen<br />

fanden wir e<strong>in</strong>e signifikante negative Korrelation zwischen den<br />

Dopam<strong>in</strong>konzentrationen im l<strong>in</strong>ken Striatum und <strong>der</strong> Latenz bis<br />

zum Aufgeben im Porsolt Test. Gleichzeitig fand sich e<strong>in</strong>e positive<br />

Korrelation zwischen den l<strong>in</strong>ksstriatalen Dopam<strong>in</strong>spiegeln und <strong>der</strong><br />

Latenz bis zur Nahrungsaufnahme im sogenannten ‚Novelty-suppressed<br />

feed<strong>in</strong>g‘ Paradigma. Die MCAo führte zu e<strong>in</strong>er signifikanten<br />

Abnahme <strong>der</strong> Dopam<strong>in</strong>spiegel im ischämischen Striatum und<br />

zum Verlust ipsilateraler Tyros<strong>in</strong>hydroxylase + Neurone im Mittelhirn.<br />

Die subakute Behandlung mit Citalopram schwächte diese<br />

Effekte ab. Zusammenfassend eignet sich das untersuchte Ischämieparadigma<br />

zur Durchführung experimenteller Untersuchungen<br />

zur PSD. Die bisherigen Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung<br />

des mesolimbischen dopam<strong>in</strong>ergen Systems für die Entwicklung<br />

affektiver Stigmata. Die subakute antidepressive Behandlung führte<br />

nicht nur zu e<strong>in</strong>er Besserung auf <strong>der</strong> Verhaltensebene, son<strong>der</strong>n<br />

auch zu e<strong>in</strong>em verr<strong>in</strong>gerten primären Läsionsvolumen und verr<strong>in</strong>gerter<br />

exofokaler Neurodegeneration im Mittelhirn.<br />

002<br />

Neuroimag<strong>in</strong>g-Befunde zur Rolle <strong>der</strong> Amygdala bei affektiven<br />

Störungen<br />

Ludger Tebartz van Elst (Unikl<strong>in</strong>ik Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

003<br />

Mäuse mit Mutationen des Glucocorticoidrezeptors als Depressionsmodelle<br />

Peter Gass (ZI Mannheim, AG Verhaltensbiologie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Präkl<strong>in</strong>ische Tiermodelle für psychiatrische Störungen<br />

zeigen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle von Glucocorticoidrezeptoren für emotionales<br />

Verhalten. E<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te Signaltransduktion des Glucocorticoidrezeptors<br />

wird auch für die Pathogenese / Pathophysiologie<br />

<strong>der</strong> Depression diskutiert. Dies passt gut zu <strong>der</strong> Tatsache, dass<br />

Glucocorticoidrezeptoren molekulare Mechanismen von physiologischen<br />

und pathophysiologischen Stressreaktionen steuern.<br />

Methode: Vorgestellt werden Verhaltensdaten und molekulare /<br />

neurochemische Verän<strong>der</strong>ungen bei Mausstämmen, die den Glucocorticoidrezeptor<br />

unter- o<strong>der</strong> überexprimieren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Mäuse mit gezielter Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Expression<br />

von Glucocorticoidrezeptoren zeigen charakteristische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen des HPA-Systems, die Aufschluss über die komplexen<br />

Regulationsmechanismen dieses Regelkreises geben. Mäuse<br />

mit e<strong>in</strong>er Unterexpression des Glucocorticoidrezeptors zeigen ähnliche<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im DEX / CRH-Test wie schwer depressive<br />

Patienten. Darüberh<strong>in</strong>aus zeigen Mäuse mit Unter- o<strong>der</strong> Überexpression<br />

von Glucocorticoidrezeptoren charakteristische Verhaltensverän<strong>der</strong>ungen,<br />

die sie als Modelle für affektive Störungen<br />

beim Menschen geeignet ersche<strong>in</strong>en lassen. Mäuse mit e<strong>in</strong>er Unterexpression<br />

des Glucocorticoidrezeptors s<strong>in</strong>d stressempf<strong>in</strong>dlich<br />

und haben e<strong>in</strong>e Prädisposition für die Entwicklung e<strong>in</strong>er „erlernten<br />

Hilflosigkeit“, e<strong>in</strong>em wichtigen Paradigma für depressive Verän<strong>der</strong>ungen<br />

sowohl im Tier- wie im Humanbereich. Mäuse mit e<strong>in</strong>er<br />

Überexpression des Glucocorticoidrezeptors erweisen sich dagegen<br />

als stressresistent und haben e<strong>in</strong>en Schutz gegenüber depressiogenen<br />

Umwelte<strong>in</strong>flüssen. Die vorgestellten Mausmodelle eignen<br />

sich außerdem, um Glucocorticoidrezeptor-gesteuerte molekulare /<br />

131


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

biochemische Prozesse zu studieren, die Korrelate für pathophysiologische<br />

Mechanismen depressiver Störungen darstellen konnten.<br />

Als e<strong>in</strong> wichtiges Steuermolekül, das <strong>in</strong> Glucocorticoidrezeptormutanten<br />

Mäusen dysreguliert ist, konnten wir das Neurotroph<strong>in</strong><br />

BDNF identifizieren.<br />

004<br />

Hippokampale Glutamatspektroskopie bei bipolaren Patienten:<br />

Zusammenhang mit diurnalem Cortisol und Lithiumtherapie<br />

Michael Colla (Charité – CBF, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Berl<strong>in</strong>)<br />

F. Schubert, G. Kronenberg<br />

E<strong>in</strong>leitung: Nach mehr als 50 Jahren Verwendung <strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen<br />

Psychiatrie stellen Lithiumsalze weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s effektive<br />

und verbreitete prophylaktische Behandlungsform <strong>der</strong> bipolaren<br />

affektiven Störung dar. Lithium <strong>in</strong>duziert im Gehirn die Expression<br />

antiapoptotischer und neuroprotektiver Moleküle und för<strong>der</strong>t im<br />

adulten Gyrus dentatus die Neubildung neuer Nervenzellen. Dagegen<br />

werden erhöhte Glucocorticoidspiegel mit Dendritenatrophie,<br />

Exzitotoxizität und verm<strong>in</strong><strong>der</strong>tem Hippokampusvolumen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

gebracht. Störungen <strong>der</strong> Hypothalamus-Hypophysen-<br />

Nebennieren (HPA)-Achse s<strong>in</strong>d bei Patienten mit bipolarer Störung<br />

gut belegt.<br />

Methode: Hier wurden 21 stabil remittierte bipolare Patienten mit<br />

langjähriger Lithiumbehandlung mit 19 sorgfältig gematchten Kontrollprobanden<br />

mittels 3T 1H-Magnetresonanzspektroskopie des<br />

l<strong>in</strong>ken und rechten Hippokampus verglichen. Die Aktivität des<br />

HPA-Systems wurde anhand von Speichelcortisolmessungen im<br />

Tagesverlauf charakterisiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die absoluten Konzentrationen von<br />

N-Acetylaspartat (NAA), Chol<strong>in</strong>-enthaltenden Verb<strong>in</strong>dungen und<br />

Creat<strong>in</strong> unterschieden sich nicht zwischen <strong>der</strong> Patienten- und <strong>der</strong><br />

Kontrollgruppe. Dagegen fand sich e<strong>in</strong>e erhöhte Glutamatkonzentration<br />

als Effekt des Patientenstatus (Patienten > Kontrollprobanden)<br />

sowie <strong>der</strong> Lateralität (l<strong>in</strong>ker > rechter Hippokampus). Insgesamt<br />

zeigten die hippokampalen Glutamatkonzentrationen e<strong>in</strong>e<br />

starke Korrelation mit den NAA-Spiegeln. Sowohl über beide Studiengruppen<br />

gerechnet als auch speziell <strong>in</strong> <strong>der</strong> Patientengruppe<br />

fand sich e<strong>in</strong>e signifikante negative Korrelation zwischen diurnalen<br />

Cortisolspiegeln und hippokampalen Glutamatkonzentrationen.<br />

Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung hippokampaler Plastizität<br />

für die bipolare Störung und weisen Glutamat als e<strong>in</strong>en spektroskopischen<br />

Marker des zellulären Strukturstoffwechsels aus, <strong>der</strong><br />

unter gegens<strong>in</strong>nigen E<strong>in</strong>flüssen des Stressystems sowie von Lithium<br />

steht.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 2<br />

DF-002 Diskussionsforum<br />

S3-Leitl<strong>in</strong>ie/Nationale Versorgungsleitl<strong>in</strong>ie Unipolare Depression<br />

Vorsitz: M. Berger (Freiburg), G. Ollenschläger (Berl<strong>in</strong>)<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 8<br />

FV-001 Sitzung Freier Vorträge<br />

Affektive <strong>Erkrankungen</strong> 1<br />

Vorsitz: G. Hajak (Regensburg), C. Krüger (Berl<strong>in</strong>)<br />

132<br />

001<br />

Neuronale Korrelate <strong>der</strong> Humorverarbeitung bei depressiven Patienten<br />

Nils Kohn (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Aachen)<br />

I. Falkenberg, T. Kellermann, V. Markov, J. Wilbers, U. Habel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Anhedonie und nie<strong>der</strong>gedrückte Stimmung s<strong>in</strong>d als<br />

zentrale Merkmale <strong>der</strong> Depression charakteristisch. Diese Symptomatik<br />

hat neben <strong>der</strong> Bee<strong>in</strong>trächtigung des alltäglichen Lebens auch<br />

E<strong>in</strong>flüße auf die Verarbeitung komplexer Situationen, wie beispielsweise<br />

kognitive Defizite bei <strong>der</strong> Humorverarbeitung zeigen (Ükermann<br />

et al., 2008). Neuronale Korrelate dieser Defizite s<strong>in</strong>d jedoch<br />

bislang nicht untersucht worden.<br />

Methode: Die Verarbeitung humorvoller Stimuli wurde bei 12 depressiven<br />

Patienten und 32 gesunden Kontrollprobanden mittels<br />

3T-fMRT untersucht. Hierzu wurden schwarz-weiß Cartoons und<br />

ähnlich gehaltene neutrale Bil<strong>der</strong> gezeigt. Diese mussten während<br />

<strong>der</strong> Scans auf e<strong>in</strong>er 5-Punkte Skala h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> subjektiv empfundenen<br />

Lustigkeit bewertet werden. Neben dem Kontrast von<br />

Cartoons gegen neutrale Bil<strong>der</strong>, wurde die empfundene Lustigkeit<br />

<strong>in</strong> Beziehung zur Hirnaktivierung gesetzt, um die Areale zu ermitteln,<br />

die mit Lustigkeit kovariieren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Unsere Ergebnisse zeigen auf Verhaltensebene<br />

ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lustigkeitsbewertung<br />

<strong>der</strong> Cartoons zwischen depressiven Patienten und gesunden<br />

Kontrollprobanden. Bei gesunden Probanden f<strong>in</strong>den sich stärkere<br />

Aktivierungen <strong>in</strong> <strong>in</strong>ferior frontalen und parietalen Arealen, die für<br />

die Humorverarbeitung e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen. Diese M<strong>in</strong><strong>der</strong>aktivierung<br />

bei Patienten könnte die berichteten kognitiven Defizite<br />

erklären. Patienten zeigen gleichzeitig auch stärkere Aktierungen<br />

<strong>in</strong> posterioren und anterioren c<strong>in</strong>gulären Arealen, <strong>in</strong> superior frontalen<br />

Arealen und weiteren emotionsassoziierten Arealen, <strong>in</strong> denen<br />

gerade bei emotionalen Aufgaben häufig verän<strong>der</strong>te Aktivierungsmuster<br />

bei depressiven Patienten gefunden wurden. In e<strong>in</strong>em weiteren<br />

Schritt soll die Auswirkung e<strong>in</strong>es Humortra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs auf die<br />

neuronalen Korrelate <strong>der</strong> Humorverarbeitung untersucht werden.<br />

002<br />

Major Depression im Alter: E<strong>in</strong>fluss von Dauer <strong>der</strong> letzten depressiven<br />

Episode auf Verän<strong>der</strong>ungen im Hippocampus und kognitive<br />

Funktionen – Unterschiede zwischen frühem und spätem Krankheitsbeg<strong>in</strong><br />

Mart<strong>in</strong>a Ballmaier (Charité, Psychiatrie und Psychotherapie, Berl<strong>in</strong>)<br />

A. Kumar, E. M. Craciun, A. He<strong>in</strong>z, A. Toga<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bei älteren Menschen mit Major Depression ist <strong>der</strong><br />

mögliche E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Krankheitsdauer auf die Struktur des Hippocampus<br />

bereits untersucht worden. Ungeklärt bleibt jedoch die<br />

Frage, <strong>in</strong> wie weit die Dauer <strong>der</strong> letzten depressiven Episode zu regional<br />

spezifischen Anomalien und kognitiven Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

führt.<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Studie haben wir 24 Patienten mit<br />

frühem Krankheitsbeg<strong>in</strong>n, 22 Patienten mit spätem Krankheitsbeg<strong>in</strong>n<br />

(nach dem 60. Lebensjahr) und 34 Kontrollpersonen mit<br />

struktureller Bildgebung untersucht und e<strong>in</strong>e neu entwickelte computerisierte<br />

Methode „mesh-based geometrical model<strong>in</strong>g“ angewandt,<br />

um die untersuchten Korrelationen auf hochauflösenden<br />

statistischen „Mappen“ darzustellen. Zusätzlich wurde e<strong>in</strong>e traditionelle<br />

volumetrische Analyse durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Für die gesamte Patientengruppe zeigte<br />

sich e<strong>in</strong>e signifikante positive Korrelation zwischen <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong><br />

letzten depressiven Episode und regionalen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> spezifischen<br />

Subregionen des Hippocampus, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e CA2-CA3<br />

und Subiculum. Diese Korrelation zeigte sich sowohl bei Patienten<br />

mit frühem als auch mit spätem Krankheitsbeg<strong>in</strong>n, wobei <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

letzteren Gruppe die strukturellen Anomalien deutlich ausgeprägter<br />

waren (Bild 1). Ganzvolumenmessungen des Hippocampus be-


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

stätigten diese Ergebnisse für die gesamte Patientengruppe und die<br />

Untergruppe mit spätem Krankheitsbeg<strong>in</strong>n, nicht aber für Patienten<br />

mit frühem Krankheitsbeg<strong>in</strong>n. Trotz <strong>in</strong>sgesamt kürzerem<br />

Krankheitsverlauf, korrelierte zudem bei Patienten mit spätem<br />

Krankheitsbeg<strong>in</strong>n die Dauer <strong>der</strong> letzten depressiven Episode positiv<br />

mit <strong>der</strong> Schwere von Aufmerksamkeits- und Gedächtnisfunktionen.<br />

Dies zeigte sich nicht bei Patienten mit frühem Krankheitsbeg<strong>in</strong>n.<br />

Unsere Ergebnisse unterstreichen die mögliche Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> letzten depressiven Episode als kritisches Zeitfenster,<br />

um die unterschiedliche Vulnerabilität des Hippocampus sowie die<br />

Ausprägung von Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen abhängig<br />

vom Krankheitsbeg<strong>in</strong>n differenzieren und Risikoprofile wie<br />

auch Therapieoptionen besser def<strong>in</strong>ieren zu können. Ballmaier M,<br />

El<strong>der</strong>k<strong>in</strong>-Thompson V, Narr KL, Zoli M, Toga AW, He<strong>in</strong>z A, Kumar<br />

A. Index episode duration and regional hippocampal morphology<br />

<strong>in</strong> el<strong>der</strong>ly depression (submitted). Ballmaier M, Narr KL, Toga AW,<br />

El<strong>der</strong>k<strong>in</strong>-Thompson V, Thompson PM, Hamilton L, Haroon E,<br />

Pham D, He<strong>in</strong>z A, Kumar A. Hippocampal morphology and dist<strong>in</strong>guish<strong>in</strong>g<br />

late-onset from early-onset el<strong>der</strong>ly depression. (2008) Am<br />

J Psychiatry 165:229-237.<br />

003<br />

Die Prävalenz depressiver Beschwerden bei Älteren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland – Welche Rolle spielen methodische Aspekte<br />

für die identifizierten Prävalenzen<br />

Elmar Brähler (Universität Leipzig, Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

T. Gunzelmann, H. Glaesmer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Depressive Beschwerden treten auch bei <strong>der</strong> älteren<br />

Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung häufig auf. Die Prävalenzraten variieren unter<br />

an<strong>der</strong>em <strong>in</strong> Abhängigkeit von den methodischen Aspekten <strong>der</strong><br />

zu Grunde liegenden Studien zwischen 8 % und 16 %. Es ist außerdem<br />

nicht geklärt, ob depressive Beschwerden bei Älteren über die<br />

Altersgruppen zunehmen.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er repräsentativen deutschen Bevölkerungsstichprobe<br />

ab 50jähriger (n=1.156) wurden depressive Beschwerden mit<br />

<strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>en Depressionsskala (ADS) und dem 2-Item-Kurzscreener<br />

des Patient Health Questionnaire (PHQ-2) mittels Faceto-Face-Befragung<br />

erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 15,9 % <strong>der</strong> untersuchten Personen wurden<br />

anhand <strong>der</strong> ADS, aber 9,6 % mit dem PHQ-2 als depressiv klassifiziert.<br />

Die Prävalenzen nehmen über die Altersgruppen kont<strong>in</strong>uierlich<br />

zu. In logistischen Regressionen fanden sich für die ADS<br />

lediglich e<strong>in</strong> signifikanter Unterschied zwischen die Gruppe <strong>der</strong><br />

50 – 59-Jährigen und <strong>der</strong> 70 – 79-Jährigen (OR=1,548, p=0,035),<br />

für den PHQ-2 zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen <strong>der</strong><br />

Gruppe <strong>der</strong> 50 – 59-Jährigen und den 70 – 79-Jährigen (OR=1,762;<br />

p=0,031) bzw. den 80-Jährigen und älteren (OR=2,625, p=,009).<br />

Die Mittelwerte von ADS und PHQ-2 korrelieren lediglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

mittleren positiven Wert (r = 0,52). Die ADS f<strong>in</strong>det deutlich<br />

höhere Prävalenzen als <strong>der</strong> PHQ-2. Dennoch werden je nach<br />

Altersgruppe zwischen 3,6 % und 7,8 % <strong>der</strong> Stichprobe nur vom<br />

PHQ-2 und zwischen 9,0 % und 14,9 % nur von <strong>der</strong> ADS als depressiv<br />

identifiziert. Die gefundenen Prävalenzen depressiver Beschwerden<br />

bei Älteren werden <strong>in</strong> die vorhandene Befundlage e<strong>in</strong>geordnet<br />

und die Bedeutung methodischer Aspekte, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Instrumentenwahl,<br />

kritisch diskutiert.<br />

004<br />

Exekutive Funktionen bei jugendlichen Patienten mit Affektiven<br />

Störungen<br />

Lea Woldt (Charité, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- u. Jugendpsychiatrie, Berl<strong>in</strong>)<br />

N. Schnei<strong>der</strong>, A. Korte, J. Bott<strong>in</strong>, E. Pfeiffer, U. Lehmkuhl, H. Salbach-<br />

Andrae<br />

E<strong>in</strong>leitung: Flexibles Verhalten, das Erlernen und das Umlernen<br />

belohnungsassoziierter Stimuli s<strong>in</strong>d vor allem im sozialen Kontext<br />

essentiell. Neuropsychologisch wird versucht, dies u. a. über „object<br />

reversal tasks“ zu erfassen. Diesen Untersuchungen liegen Annahmen<br />

zur Bedeutung von Dopam<strong>in</strong> als zentralem Neurotransmitter<br />

für Lernprozesse, Belohnungsvorhersage und Kognitionen zugrunde<br />

(u. a. Kr<strong>in</strong>gelbach, 2004; Kle<strong>in</strong> et al., 2007). Bisherige Studien<br />

konnten für Patienten mit Affektiven Störungen (AS) Defizite bezüglich<br />

des Umlernens belohnungsassoziierter Stimuli aufzeigen<br />

(z. B. Gorr<strong>in</strong>do et al., 2005). Ziel unserer Untersuchung ist die<br />

Überprüfung belohnungsassoziierten Lernens bei jugendlichen<br />

Patienten mit AS.<br />

Methode: Bis dato g<strong>in</strong>gen 51 PatientInnen (17 weibliche und<br />

9 männliche Patienten mit AS (MAlter = 15.9 ± 1.1) sowie 15 weibliche<br />

und 10 männliche Kontrollpersonen (MAlter = 15.7 ± 1.4)) <strong>in</strong><br />

unsere Studie e<strong>in</strong>. Alle Probanden führten den probabilistischen<br />

Object Reversal Task (pORT; Reischies, 1998) sowie e<strong>in</strong>e neuropsychologische<br />

Testbatterie durch.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Mittelwertsvergleiche (t-Tests) ergaben<br />

signifikante Unterschiede zwischen Kontroll- und Experimentalgruppe<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Depressivität (AS > KG; T = 5.5, p < .001),<br />

jedoch ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiede bezüglich <strong>der</strong> erhobenen<br />

Variablen im pORT o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgeschw<strong>in</strong>digkeit.<br />

005<br />

„Heaven meets hell“: Untersuchung <strong>der</strong> neuronalen Korrelate<br />

affektiver Assoziationen mittels semantischem Prim<strong>in</strong>g<br />

Kathar<strong>in</strong>a Saß (RWTH Aachen, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

I. Re<strong>in</strong>hardt, S. Eskens, S. Gauggel, T. Kircher<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Wissensorganisation im Rahmen e<strong>in</strong>es semantischen<br />

Netzwerks gilt als etabliertes Konzept. Die neuronalen Grundlagen<br />

dieses Netzwerks s<strong>in</strong>d jedoch erst <strong>in</strong> Ansätzen verstanden.<br />

Ziele <strong>der</strong> vorliegenden Studie s<strong>in</strong>d die Untersuchung (a) des E<strong>in</strong>flusses<br />

von emotionalen Assoziationen auf das semantische Netzwerk<br />

und (b) <strong>der</strong> neuronalen Korrelate von affektiven Assoziationen.<br />

Weiterführend sollen Panik- und Depressionspatienten<br />

untersucht werden, die e<strong>in</strong>e unterschiedliche Verarbeitung emotionaler<br />

Informationen aufweisen.<br />

Methode: Im Rahmen e<strong>in</strong>es semantischen Prim<strong>in</strong>g Paradigmas<br />

(SOA = 200 ms) wurden 16 gesunde Probanden an e<strong>in</strong>em 3T-Kernsp<strong>in</strong>tomographen<br />

untersucht. Folgende Bed<strong>in</strong>gungen wurden präsentiert:<br />

(a) positiv, (b) negativ und (c) neutral verbundene Wortpaare,<br />

sowie (d) emotional o<strong>der</strong> (e) neutral unverbundene<br />

Wortpaare und e<strong>in</strong>e (f) Pseudowort-Bed<strong>in</strong>gung.<br />

133


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

Diskussion / Ergebnisse: Auf Verhaltensebene ließ sich e<strong>in</strong> Prim<strong>in</strong>geffekt<br />

für positive und neutrale Wortpaare nachweisen, währenddessen<br />

negative Wortpaare nur unter spezifischen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

e<strong>in</strong>en Prim<strong>in</strong>geffekt zeigten. Auf neuronaler Ebene verursachten<br />

die positiven Wörter Signalverän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> rechts fronto-temporalen<br />

Regionen (<strong>in</strong>kl. Hippocampus). Die negativen Wortpaare<br />

führten zu weitläufigen bilateral fronto-parieto-occipitalen Aktierungen.<br />

Die neutralen Wortpaare verursachten Aktivierungen <strong>in</strong><br />

bilateral fronto-parietalen Regionen. Der Vergleich <strong>der</strong> emotionalen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen zeigte e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Aktivierung im Bereich<br />

des l<strong>in</strong>ken mittleren temporalen Gyrus, sowie des Precuneus. Geme<strong>in</strong>same<br />

Deaktivierungen für alle Bed<strong>in</strong>gungen fanden sich im<br />

rechten <strong>in</strong>ferior und l<strong>in</strong>ken superior frontalen Gyrus. Die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> aktuellen Studie zeigen, dass emotionale Assoziationen<br />

e<strong>in</strong>e relevante Rolle im semantischen Netzwerk spielen. Während<br />

positive Assoziationen zu rechtshemisphärischen Aktivierungen<br />

führten, verursachten die negativen Verb<strong>in</strong>dungen weitläufige bilaterale<br />

Aktivierungen, was dafür spricht, dass diese „schwieriger“ zu<br />

verarbeiten s<strong>in</strong>d, d. h. negative Assoziationen <strong>in</strong>hibieren die Optimierung<br />

<strong>der</strong> Wortverarbeitung und benötigen daher mehr Zeit um<br />

verarbeitet zu werden. Geme<strong>in</strong>same Aktivierungen ließen sich<br />

trotz allem <strong>in</strong> bilateral frontalen Regionen nachweisen, was dafür<br />

spricht, dass alle Beziehungen e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames semantisches Netzwerk<br />

ansprechen. Für Patienten mit Panikstörung und Depression<br />

erwarten wir h<strong>in</strong>gegen unterschiedliche Aktivierungsmuster vor<br />

allem im Rahmen <strong>der</strong> emotionalen Stimuli, die mit e<strong>in</strong>er verstärkten<br />

Verarbeitung von negativen Wortpaaren e<strong>in</strong>hergehen könnte.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 17/18<br />

FV-004 Sitzung Freier Vorträge<br />

Affektive <strong>Erkrankungen</strong> 2<br />

Vorsitz: A. Szegedi (New Jersey), D. Riemann (Freiburg)<br />

001<br />

Anhedonie, Fatigue und depressive Verstimmung als Screen<strong>in</strong>gsymptome<br />

für Depression bei körperlich Kranken<br />

Ingrid Sibitz (Mediz<strong>in</strong>ische Universität Wien, Universitätskl<strong>in</strong>ik für<br />

Psychiatrie und Psychotherapie, Österreich)<br />

P. Berger, M. Freidl, A. Topitz, M. Krautgartner, W. Spiegel, H.<br />

Katschnig<br />

E<strong>in</strong>leitung: In dieser Studie wurde die Bedeutung von Anhedonie,<br />

Fatigue und depressive Verstimmung, <strong>der</strong> drei Kernsymptome <strong>der</strong><br />

Depression, für die Erfassung e<strong>in</strong>er Depression bei körperlich<br />

Kranken im Allgeme<strong>in</strong>krankenhaus erhoben. Auch wurde untersucht,<br />

ob Fälle von Depression übersehen worden wären, hätte man<br />

Fatigue nicht erfasst o<strong>der</strong> wenn man depressive Verstimmung für<br />

e<strong>in</strong> positives Screen<strong>in</strong>g vorausgesetzt hätte.<br />

Methode: Die Symptome wurden mitttels e<strong>in</strong>er modifizierten Version<br />

des Patientenfragebogens von Spitzer et al erfasst und im Anschluss<br />

daran wurden die PatientInnen mit dem CIDI (Composite<br />

International Diagnostic Interview) zur Erhebung von ICD-10<br />

Diagnosen <strong>in</strong>terviewt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Von den <strong>in</strong>sgesamt 290 PatientInnen<br />

litten 63 (21.7 %) unter e<strong>in</strong>er depressiven Episode. Wurden das<br />

Vorhandense<strong>in</strong> von m<strong>in</strong>destens zwei <strong>der</strong> drei Kernsymptome gefor<strong>der</strong>t<br />

(ICD-10 Algorithmus), so fand sich e<strong>in</strong>e Sensitivität von<br />

93.2 % und e<strong>in</strong>e Spezifität von 72.7 %. Bei Anwendung des e<strong>in</strong>facheren<br />

DSM-IV Algorithmus – Anhedonie o<strong>der</strong> depressive Verstimmung<br />

müssen vorhanden se<strong>in</strong> – zeigte sich e<strong>in</strong>e etwas höhere<br />

Sensitivität von 95.2 % und e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gfügig niedrigere Spezifität<br />

134<br />

(66.5 %). E<strong>in</strong>e von fünf Personen mit e<strong>in</strong>er depressiven Episode gab<br />

ke<strong>in</strong>e depressive Verstimmung im Screen<strong>in</strong>g an. Die Ergebnisse legen<br />

nahe, dass im Screen<strong>in</strong>g auf Depression bei körperlich Kranken<br />

neben dem Symptom <strong>der</strong> depressiven Verstimmung die Anhedonie<br />

<strong>in</strong>kludiert werden soll, während Fatigue ignoriert werden kann. Da<br />

bei e<strong>in</strong>em nicht unerheblichen Teil aller PatientInnen mit Depression<br />

die depressive Verstimmung jedoch nicht gegeben ist, ist es<br />

von beson<strong>der</strong>er Bedeutung, vor allem nicht psychiatrisch tätige<br />

ÄrztInnen dar<strong>in</strong> zu schulen, ihre PatientInnen auf das weniger<br />

offensichtliche Symptom <strong>der</strong> Anhedonie zu screenen.<br />

002<br />

Stimmungsbeurteilung am Computer – die Hell-Dunkel-Skala<br />

Bernhard Weber (Kl<strong>in</strong>ikum Goethe Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Frankfurt)<br />

N. Helb<strong>in</strong>g, P. Fey, J. Fritze, B. Schnei<strong>der</strong>, T. Wetterl<strong>in</strong>g<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Hell-Dunkel-Skala (HDS) soll depressiven Patienten<br />

die Möglichkeit eröffnen, auf e<strong>in</strong>em konventionellen PC-Monitor<br />

ihre aktuelle Stimmung durch Regulierung <strong>der</strong> Helligkeit e<strong>in</strong>es<br />

Skalenfeldes <strong>in</strong>tuitiv zu beurteilen. Validität, Reliabilität und Tauglichkeit<br />

<strong>der</strong> HDS wurden untersucht.<br />

Methode: 128 depressive Patienten wurden neben <strong>der</strong> HDS mit <strong>der</strong><br />

Hamilton Depression Rat<strong>in</strong>g Scale (HDRS), den Cl<strong>in</strong>ical Global<br />

Impressions (CGI), dem Beck-Depressions-Inventar (BDI), den<br />

Profile of Mood States (POMS) mit den Subskalen ,Nie<strong>der</strong>geschlagenheit‘<br />

(N), ,Mutlosigkeit‘ (MU), ,Tatendrang‘ (T) und ,Missmut‘<br />

(MI) sowie e<strong>in</strong>er Visuellen Analog (Stimmungs-)Skala (VAS) untersucht.<br />

Bei 52 Patienten erfolgte e<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>holungsunter suchung<br />

nach 15 M<strong>in</strong>uten zur Prüfung <strong>der</strong> Retest-Reliabilität und bei 87 Patienten<br />

e<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>holungsuntersuchung nach vier Wochen zur<br />

Bestimmung <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ungssensitivität.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Hochsignifikante Korrelationen zwischen<br />

HDS e<strong>in</strong>erseits und BDI (R=0,61), POMS-Subskalen (N: R=0,71;<br />

MU: R=0,53; T: R=-0,57; MI: R=0,44) sowie <strong>der</strong> VAS (R=0,81) an<strong>der</strong>erseits<br />

belegen die Validität <strong>der</strong> Skala. Mit den Fremdbeurteilungen<br />

HDRS (R=0,44) und CGI (R=0,30) korrelierte die HDS<br />

ebenfalls hochsignifikant, aber erwartungsgemäß mit niedrigeren<br />

Koeffizienten. Für Retest-Reliabilität (R=0,83) und Än<strong>der</strong>ungssensitivität<br />

(R=0,44) ergaben sich zufriedenstellende Ergebnisse. E<strong>in</strong>e<br />

Kontrolluntersuchung an 96 gesunden Probanden ergab signifikant<br />

niedrigere Werte als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Patientengruppe (14,7 ± 15,6 vs. 43,8 ±<br />

23,3; Z=8,95; p


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

Methode: Retrospektive Analyse e<strong>in</strong>er prospektiven multizentrischen<br />

Follow-Up Studie, die im Rahmen des Kompetenznetzes für<br />

Depression an 1014 depressiven stationären Patienten durchgeführt<br />

wurde. Alle Patienten erfüllten ICD-10 und DSM-IV Kriterien<br />

für e<strong>in</strong>e Major Depression. Die Patienten wurden psychopathologisch<br />

2-wöchentlich bis zur Entlassung untersucht. Mit Hilfe <strong>der</strong><br />

gebräuchlichsten E<strong>in</strong> und Ausschlusskriterien wurden 2 Gruppen<br />

gebildet: (1) Patienten die ke<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Ausschlusskriterien erfüllen<br />

und somit theoretisch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e randomisierte, Plazebo kontrollierte<br />

Antidepressiva Studie e<strong>in</strong>schließbar wären (Efficacy-Gruppe). (2)<br />

Patienten, die e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> mehr Ausschlusskriterien erfüllen und nicht<br />

e<strong>in</strong>geschlossen werden könnten (Non-efficacy Gruppe). Die Efficacy<br />

Gruppe wurde mit <strong>der</strong> Non-Efficacy Gruppe im H<strong>in</strong>blick auf<br />

therapeutisches Ansprechen (Response, Remission, Time to Response,<br />

Time to Remission etc.) sowie im H<strong>in</strong>blick auf verschiede<br />

soziodemographische und kl<strong>in</strong>ische Variablen verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Efficacy-Gruppe waren<br />

älter, wurden häufiger <strong>in</strong> Universitätskl<strong>in</strong>iken behandelt und wiesen<br />

e<strong>in</strong>em signifikant höheren GAF bei Entlassung auf. Es gab ke<strong>in</strong>e<br />

Unterschiede bezüglich Response- und Remissionsraten, Länge<br />

<strong>der</strong> Aufenthaltsdauer, HAMD-17 bei Entlassung, Time to Response<br />

bzw. Time to Remission. Möglicherweise s<strong>in</strong>d Ergebnisse aus dopplebl<strong>in</strong>den<br />

Plazebo kontrollierten randomisierten „Efficacy“ Studien<br />

besser generalisierbar als bisher angenommen.<br />

004<br />

Antidepressive wirkung von Magnetkrampftherapie versus Elektrokrampftherapie<br />

Sarah Kayser (Universitätskl<strong>in</strong>ik, Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

T. E. Schlaepfer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Seit fast 70 Jahren wird die Elektrokrampftherapie<br />

(EKT) bei Patienten mit therapieresistenten Depressionen (TRD)<br />

angewandt. Trotz ständiger technischer Verbesserungen hat die<br />

EKT zwei grundlegende Nachteile wie e<strong>in</strong>e hohe Rückfallsquote<br />

und teilweise ausgeprägte kognitive Nebenwirkungen. Obschon<br />

<strong>der</strong> Wirkmechanismus <strong>der</strong> EKT noch nicht abschließend geklärt<br />

ist, ist <strong>der</strong>en gute antidepressive Wirksamkeit unumstritten. E<strong>in</strong>e<br />

Weiterentwicklung aus <strong>der</strong> transcraniellen Magnetstimulation<br />

(TMS) ist die Magnetkrampftherapie (MKT). Die Grundidee <strong>der</strong><br />

Entwicklung <strong>der</strong> MKT ist die Hypothese, dass durch e<strong>in</strong> lokales,<br />

exakt kontrollierbares Auslösen des generalisierten Krampfes solche<br />

Nebenwirkungen vermieden werden könnten.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>ischen Studie an <strong>der</strong> Universität Bonn s<strong>in</strong>d<br />

mittlerer weile zehn Patienten, die an e<strong>in</strong>er TRD litten, mit <strong>der</strong><br />

MKT behandelt worden und mit e<strong>in</strong>er Vergleichsgruppe von zehn<br />

Patienten, die mit EKT behandelt worden, verglichen worden. Die<br />

Schwere und <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> depressiven Symptome wurden mittels<br />

Depressionsrat<strong>in</strong>gs wie <strong>der</strong> Montgomery-Åsberg Depression<br />

Rat<strong>in</strong>g Scale (MADRS) und dem Hamilton Depressions Rat<strong>in</strong>gscore<br />

(HRDS28) gemessen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die antidepressive Wirksamkeit <strong>der</strong> MKT<br />

und EKT war gleich gut und signifikant mit dem Vorteil <strong>der</strong> MKT<br />

<strong>der</strong> wenigeren kognitiven Nebenwirkungen und e<strong>in</strong>er schnelleren<br />

Reorientierungsphase nach dem Krampfanfall. Die E<strong>in</strong>schränkung<br />

besteht dar<strong>in</strong>, dass bisher nur e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Anzahl von Patienten mit<br />

MKT behandelt worden ist.<br />

005<br />

Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Schlafqualität bei kardiovaskulär erkrankten Patienten:<br />

E<strong>in</strong> Prognosemaß für depressive Symptome<br />

Christ<strong>in</strong>e Norra (Ruhr-Universität Bochum, Psychiatrie Psychotherapie)<br />

M. Böcker, J. Kummer, M. Arndt, E. Skobel, P. Schauerte, S. Gauggel,<br />

T. Forkmann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Schlafstörungen und Herzerkrankungen stehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

direkten, bislang nicht e<strong>in</strong>deutig geklärten Zusammenhang<br />

(S<strong>in</strong>ha et al., JACC 2004). Zunehmend f<strong>in</strong>den komorbide depressive<br />

Störungsbil<strong>der</strong> aufgrund erhöhter kardialer Mortalität Beachtung<br />

wie z. B. bei <strong>der</strong> Herz<strong>in</strong>suffizienz (Norra et al., Int J Cardiol<br />

2008). Obwohl Schlafstörungen bei Patienten mit Depression regelhaft<br />

auftreten, ist offen, <strong>in</strong>wieweit sie auch bei kardiovaskulär<br />

erkrankten Patienten mit depressiven Symptomen e<strong>in</strong>hergehen.<br />

Methode: 204 stationäre Patienten (91f, 113m) wurden konsekutiv<br />

rekrutiert, davon 94 mit unterschiedlichen kardiovaskulären <strong>Erkrankungen</strong><br />

und 110 Patienten, die wegen e<strong>in</strong>er Depression behandelt<br />

wurden. Die ICD-10-Diagnose e<strong>in</strong>er depressiven Episode wurde<br />

anhand <strong>der</strong> Internationalen Diagnostischen Checkliste (IDCL)<br />

gesichert. Alle Teilnehmer erhielten Selbstbeurteilungs<strong>in</strong>strumente<br />

zur E<strong>in</strong>schätzung ihrer Schlafqualität (PSQI) sowie depressiver Beschwerden<br />

(BDI).<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong>e reduzierte Schlafqualität (PSQI>5)<br />

wurde bei 86,4 % <strong>der</strong> psychiatrischen Patienten mit Depression<br />

ermittelt (Mw+/-Std.: PSQI=11,76+/-4,77, BDI=27,11+/-10,54),<br />

ebenso aber bei 60 % <strong>der</strong> 80 Kardio-Patienten ohne (PSQI=5,59+/<br />

-3,73, BDI 4,47+/-3,07) und allen übrigen 14 Kardio-Patienten mit<br />

komorbi<strong>der</strong> Depressionsdiagnose (PSQI=12,00+/-3,53, BDI=17,86+/<br />

-4,28); letztere beschrieben ähnlich wie die primär depressiven psychiatrischen<br />

Patienten e<strong>in</strong> <strong>in</strong> allen Komponenten verschlechtertes<br />

Schlafprofil. In <strong>der</strong> Gesamtgruppe <strong>der</strong> Kardio-Patienten prädizieren<br />

die Schlafkomponenten „subjektive Schlafqualität“ und „Tagesmüdigkeit“<br />

(r=0,40 bzw. r=0,34) hochsignifikant erhöhte BDI-<br />

Depressionssyndrome. Schlafstörungsprofile bei Herzpatienten<br />

belegen mehrheitlich deutliche Schlafqualitätse<strong>in</strong>bußen, sehr ausgeprägt<br />

bei zeitgleicher depressiver Episode. Insbeson<strong>der</strong>e die subjektive<br />

Schlafqualität und Tagesmüdigkeit könnten Vorhersagema-<br />

135


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

ße für (sub)kl<strong>in</strong>ische, depressive Beschwerden darstellen – allerd<strong>in</strong>gs<br />

können nur schlafpolygraphischen Daten e<strong>in</strong>e Aussage über ggf.<br />

zugrunde liegende schlafbezogene Atmungsstörungen treffen, die<br />

hier ebenfalls zu Depressivität und Tagesmüdigkeit führen können<br />

(Skobel et al., Eur J Heart Fail 2005). Daher sollten Schlafqualitätserhebungen<br />

im kardio-pneumologischen Sett<strong>in</strong>g auch als erstes<br />

Screen<strong>in</strong>g auf potentielle komorbide und therapiewürdige Depressionen<br />

mit angesehen werden.<br />

006<br />

Der E<strong>in</strong>fluss von Alter, Geschlecht, Rauchen und Komedikation auf<br />

die Serumkonzentrationen von Venlafax<strong>in</strong> und O-desmethylvenlafax<strong>in</strong><br />

unter naturalistischen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

Bruno Pfuhlmann (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Würzburg, Psychiatrische<br />

Kl<strong>in</strong>ik)<br />

C. Gre<strong>in</strong>er, E. Haen, C. Hiemke<br />

E<strong>in</strong>leitung: Therapeutisches Drug Monitor<strong>in</strong>g (TDM) ist als Methode<br />

zur Optimierung e<strong>in</strong>er antidepressiven Therapie mit Venlafax<strong>in</strong>,<br />

e<strong>in</strong>em breit e<strong>in</strong>gesetzten mo<strong>der</strong>nen Antidepressivum, das als<br />

selektiver Seroton<strong>in</strong>- und Noradrenal<strong>in</strong>-Wie<strong>der</strong>aufnahmehemmer<br />

wirkt, etabliert. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss pharmakok<strong>in</strong>etischer<br />

Faktoren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie lässt sich mittels TDM kontrollieren. Ziel<br />

dieser Untersuchung war es, den Effekt von Alter, Geschlecht,<br />

Rauchen und verabreichter psychotroper Komedikation auf die<br />

Pharmakok<strong>in</strong>etik von Venlafax<strong>in</strong> und se<strong>in</strong>es Hauptmetaboliten<br />

O-desmethylvenlafax<strong>in</strong> unter kl<strong>in</strong>ischen Alltagsbed<strong>in</strong>gungen näher<br />

zu beleuchten.<br />

Methode: Alle TDM-Analysen von Venlafax<strong>in</strong>, die während <strong>der</strong><br />

Jahre 2004-2006 bei e<strong>in</strong>em unselektierten Kollektiv von Patienten<br />

<strong>in</strong> den psychiatrischen Universitätskl<strong>in</strong>iken Ma<strong>in</strong>z, Regensburg<br />

und Würzburg durchgeführt wurden, wurden retrospektiv ausgewertet.<br />

Die Bestimmung <strong>der</strong> Serumspiegel von Venlafax<strong>in</strong> und<br />

O-desmethylvenlafax<strong>in</strong> erfolgte <strong>in</strong> den TDM-Laboratorien <strong>der</strong> drei<br />

beteiligten Kl<strong>in</strong>iken mittels e<strong>in</strong>er nahezu identischen Hochlei -<br />

stungs-Flüssigkeitschromatographie (HPLC)- Methode. Pro Patient<br />

wurde nur e<strong>in</strong>e Bestimmung <strong>in</strong> die Auswertung e<strong>in</strong>bezogen, um<br />

e<strong>in</strong>e Verzerrung <strong>der</strong> Resultate durch multiplen E<strong>in</strong>schluss <strong>der</strong>selben<br />

Individuen zu vermeiden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt wurden 478 Bestimmungen<br />

ausgewertet (304 Frauen, 174 Männer). Die bei den e<strong>in</strong>zelnen Dosierungsstufen<br />

resultierenden Serumkonzentrationen variierten<br />

<strong>in</strong>ter<strong>in</strong>dividuell erheblich. Verglichen wurden jeweils dosiskorrigierte<br />

Serumspiegel. Frauen wiesen signifikant höhere Spiegel als<br />

Männer auf und Patienten über 60 Jahre höhere Spiegel als jüngere<br />

Patienten. Bei Rauchern wurden dagegen signifikant niedrigere Serumkonzentrationen<br />

beobachtet als bei Nichtrauchern. Nur e<strong>in</strong>e<br />

M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit von 45 Patienten (9 %) erhielt Venlafax<strong>in</strong> <strong>in</strong> Monotherapie.<br />

E<strong>in</strong>e Komedikation mit an<strong>der</strong>en Antidepressiva, Antipsychotika<br />

o<strong>der</strong> Stimmungsstabilisierern war generell assoziiert mit e<strong>in</strong>er<br />

im Vergleich zu monotherapeutisch behandelten Patienten niedrigeren<br />

O-desmethylvenlafax<strong>in</strong>/Venlafax<strong>in</strong>-Ratio, was auf e<strong>in</strong>en unter<br />

diesen Bed<strong>in</strong>gungen verlangsamten Metabolismus via CYP2D6<br />

h<strong>in</strong>weist. Die O-desmethylvenlafax<strong>in</strong>/Venlafax<strong>in</strong>-Ratio verr<strong>in</strong>gerte<br />

sich auch mit zunehmen<strong>der</strong> Anzahl von verabreichten psychotropen<br />

Komedikamenten. Insgesamt bekräftigen unsere Ergebnisse,<br />

dass TDM e<strong>in</strong> wichtiges Instrument zur Kontrolle pharmakok<strong>in</strong>etischer<br />

Faktoren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er antidepressiven Therapie mit Venlafax<strong>in</strong><br />

darstellt und sowohl zur Vermeidung <strong>in</strong>adäquater Dosierungen als<br />

auch zur Erkennung potentiell problematischer Medikamenten<strong>in</strong>teraktionen<br />

hilfreich se<strong>in</strong> kann.<br />

136<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-014 Posterpräsentation<br />

Affektive Störungen 2 (Symptome, Komorbidität)<br />

Vorsitz: H. Himmerich (Leipzig)<br />

001<br />

Das metabolische Syndrom: E<strong>in</strong>e Verlaufsstudie über akut depressive,<br />

stationäre Patienten<br />

Hans-Jörg Assion (GPZ Lippe, Fachkl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Detmold)<br />

N. Richter, G. Juckel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Studien über depressive Störungen zeigen, dass die<br />

Rate e<strong>in</strong>es metabolischen Syndroms bei diesen <strong>Erkrankungen</strong><br />

höher ist. Bisher gibt es nur wenige Untersuchungen über die Assoziation<br />

mit dem Schweregrad <strong>der</strong> Depression und bestimmten<br />

Laborparametern.<br />

Methode: Es wurden 60 Patienten mit e<strong>in</strong>er akuten depressiven<br />

Episode untersucht und e<strong>in</strong>er psychometrischen Testung (HAMD,<br />

BDI, GAF, CGI) unterzogen. Es wurde e<strong>in</strong> Screen<strong>in</strong>g gemäß<br />

NCEP-ATP-III durchgeführt und es erfolgten Laboruntersuchungen<br />

(CRP, Cholester<strong>in</strong>, HDL-Cholester<strong>in</strong>, Nüchtern-Glukose, Triglyeride,<br />

Lept<strong>in</strong>e). Nach <strong>der</strong> (Teil)Remission wurden die Patienten<br />

nachuntersucht (n=42).<br />

Diskussion / Ergebnisse: 25 % <strong>der</strong> Patienten erfüllten die Kriterien<br />

e<strong>in</strong>es metabolischen Syndroms. In dieser Gruppe bestand e<strong>in</strong>e positive<br />

Korrelation zwischen den Triglycerid-Werten und <strong>der</strong> Schwere<br />

<strong>der</strong> Depression. Diese Gruppe <strong>der</strong> Patienten dürfte von e<strong>in</strong>er<br />

antidepressiven Therapie auch h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> metabolischen Situation<br />

profitieren.<br />

002<br />

Persistierende nonverbale Gedächtnisbee<strong>in</strong>trächtigungen bei remittierter<br />

unipolarer Depression – verursacht durch Enkodierungsdefizite?<br />

Andreas Behnken (Universitätkl<strong>in</strong>ikum Münster, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

S. Schön<strong>in</strong>g, J. Gerß, K. Carsten, R. de Jong-Meyer, Z. Peter, V. Arolt<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bei remittierten depressiven Patienten liegen H<strong>in</strong>weise<br />

für anhaltende kognitive Bee<strong>in</strong>trächtigungen <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Domänen vor (Aust<strong>in</strong> et al., 2001). Allerd<strong>in</strong>gs wurde <strong>in</strong> bisherigen<br />

Studien nur partiell zwischen unterschiedlichen Gedächtnisfunktionen<br />

– Arbeitsgedächtnis, episodisches Gedächtnis, semantisches,<br />

verbales o<strong>der</strong> nonverbales Gedächtnis – differenziert. Nach<br />

Deckersbach und Kollegen (2004) s<strong>in</strong>d Organisationsstrategien<br />

während des Enkodierungsprozesses wichtige Voraussetzungen für<br />

spätere Gedächtnisleistungen. Wir untersuchten im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

größeren Gesamtprojektes den E<strong>in</strong>fluss von Organisationsstrategien<br />

während <strong>der</strong> Enkodierung auf nonverbale Gedächtnisleistungen<br />

bei remittierten unipolar depressiven Patienten und Kontrollprobanden.<br />

Methode: E<strong>in</strong>geschlossen wurden 30 remittierte unipolar depressive<br />

Patienten (HAMD < 8) und 30 gesunde, <strong>in</strong> Alter, Geschlecht und<br />

Bildungsstand vergleichbare Kontrollprobanden. Die nonverbale<br />

Gedächtnisleistung wurde mit dem Rey-Osterrieth-Complex-<br />

Figure-Test erfasst, die Organisationsstrategien mit dem Savage<br />

Organizational Score (Savage et al., 1999). Der E<strong>in</strong>fluss von Organisationsstrategien<br />

auf nonverbale Gedächtnisleistungen wurde<br />

mittels multipler Regressionsanalysen und des Sobel Tests (Sobel,<br />

1982) geprüft.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Vergleich zu gesunden Kontrollen<br />

zeigten remittierte depressive Patienten E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

nonverbalen Gedächtnisleistung (p = 0,01). Darüber h<strong>in</strong>aus wiesen<br />

Patienten verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Organisationsstrategien während des Lern-


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

vorgangs auf (p = 0,001). Demgegenüber konnten ke<strong>in</strong>e räumlichkonstruktiven<br />

Defizite beim unmittelbaren Kopieren <strong>der</strong> Vorlage<br />

festgestellt werden. Die vorliegende Untersuchung gibt H<strong>in</strong>weise<br />

darauf, dass Patienten mit remittierter unipolarer Depression persistierende<br />

nonverbale Gedächtnisbee<strong>in</strong>trächtigungen zeigen, die<br />

durch die Anwendung defizitärer Organisationsstrategien während<br />

<strong>der</strong> Enkodierungsphase moduliert werden. Entsprechend könnten<br />

diese „sekundären“ Gedächtnisdefizite eher Enkodierungsschwierigkeiten<br />

als Retentionsschwächen reflektieren (Sh<strong>in</strong> et al., 2004).<br />

Persistierende neuropsychologische Defizite können den Rehabilitationsprozess<br />

bee<strong>in</strong>flussen und damit e<strong>in</strong>e mögliche Barriere für<br />

die soziale Re<strong>in</strong>tegration darstellen. Unsere Ergebnisse lassen den<br />

E<strong>in</strong>satz zusätzlicher therapeutischer Maßnahmen, z. B. Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />

zur Verbesserung <strong>der</strong> Organisations- und Gedächtnisfunktionen,<br />

als s<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>en.<br />

003<br />

Spontane und <strong>in</strong>duzierte Rum<strong>in</strong>ation im Alltag<br />

Silke Huffziger (ZI Mannheim, AG Verlaufsforschung)<br />

T. Dünkel, U. W. Ebner-Priemer, C. Kühner<br />

E<strong>in</strong>leitung: Rum<strong>in</strong>ation gilt als wichtiger kognitiver Vulnerabilitätsfaktor<br />

<strong>der</strong> Depression. Bisherige Forschungsansätze umfassen<br />

experimentelle Laborstudien, sowie quer- und längsschnittliche<br />

Beobachtungsstudien. Studien, die die Effekte von spontaner und<br />

<strong>in</strong>duzierter Rum<strong>in</strong>ation im Alltag erfassen und damit die ökologische<br />

Validität des Konzepts bestätigen, fehlen bislang. Die vorliegende<br />

Studie verwendet die Methode des Ambulanten Assessments,<br />

um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>destichprobe junger Erwachsener spontane<br />

Rum<strong>in</strong>ation und die Effekte <strong>in</strong>duzierter Rum<strong>in</strong>ation im Alltag zu<br />

untersuchen.<br />

Methode: 40 junge Erwachsene (50 % Männer; 18 – 25 Jahre) erhielten<br />

für zwei Tage (Induktionstag und Nicht<strong>in</strong>duktionstag) e<strong>in</strong>en<br />

Palm, auf dem sie 10 Mal pro Tag spontane Rum<strong>in</strong>ation und<br />

Stimmung (Valence, Calmness, Energetic Arousal) e<strong>in</strong>schätzen<br />

sollten. Am Induktionstag erfolgte zusätzlich e<strong>in</strong>e dreim<strong>in</strong>ütige<br />

Induktion e<strong>in</strong>es rum<strong>in</strong>ativen Aufmerksamkeitsfokus mit anschließend<br />

erneuter E<strong>in</strong>schätzung von Rum<strong>in</strong>ation und Stimmung (AB /<br />

BA-Crossover-Design). Habituelle Rum<strong>in</strong>ation sowie Depressivität<br />

wurden über Fragebögen erfasst (RSQ-D, BDI-II). Analysen erfolgten<br />

u. a. mit hierarchisch l<strong>in</strong>earen Modellen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Aggregierte spontane Rum<strong>in</strong>ation war<br />

signifikant positiv mit habitueller selbstbezogener Rum<strong>in</strong>ation und<br />

Depressivität korreliert. Spontane Rum<strong>in</strong>ation war außerdem hochsignifikant<br />

mit schlechteren spontanen Stimmungswerten (Valence,<br />

Calmness) korreliert, auch unter Kontrolle <strong>der</strong> Depressivität. Die<br />

Induktion e<strong>in</strong>es rum<strong>in</strong>ativen Aufmerksamkeitsfokus führte zu<br />

e<strong>in</strong>er signifikanten prä-post Zunahme von spontaner Rum<strong>in</strong>ation<br />

und e<strong>in</strong>er signifikanten Stimmungsverschlechterung (Reduktion<br />

von Valence und Calmness), diese Effekte wurden nicht durch Depressivität<br />

mo<strong>der</strong>iert. Wir identifizierten zudem e<strong>in</strong> höheres durchschnittliches<br />

Ausmaß an spontaner Rum<strong>in</strong>ation und ger<strong>in</strong>gere<br />

Energetic Arousal Werte am Induktionstag als am Nicht-Induktionstag.<br />

Diskussion: In e<strong>in</strong>er Stichprobe junger Erwachsener konnten<br />

wir zeigen, dass spontane Rum<strong>in</strong>ation im Alltag mit habitueller<br />

selbstbezogner Rum<strong>in</strong>ation, mehr Depressivität und schlechteren<br />

spontanen Stimmungswerten assoziiert war. Die Induktion e<strong>in</strong>es<br />

rum<strong>in</strong>ativen Grübelfokus mehrmals am Tag führte zu unmittelbar<br />

höheren spontanen Rum<strong>in</strong>ations- und schlechteren Stimmungswerten<br />

und resultierte <strong>in</strong> durchschnittlich schlechterer Stimmung<br />

im Vergleich zu e<strong>in</strong>em Tag ohne Rum<strong>in</strong>ations<strong>in</strong>duktion. Die Ergebnisse<br />

bestätigen die ökologische Validität des Rum<strong>in</strong>ationskonstrukts.<br />

004<br />

Defizite <strong>der</strong> expliziten Erkennung und impliziten Wahrnehmung<br />

positiver Stimuli bei Patienten mit uni- und bipolarer Depression<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Stimulusmodalität<br />

Andrea Knorr (Magdeburg)<br />

B. Wendt, G. Szycik, D. Horn, A. Osoba, C. Metzger, J. Ste<strong>in</strong>er,<br />

B. Bogerts, M. Walter<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e gestörte Verarbeitung emotional salienter Stimuli<br />

ist für Patienten mit affektiven Störungen gut belegt. Die beschriebenen<br />

Abweichungen betreffen hierbei nicht nur die Bewertung<br />

<strong>der</strong> eigenen Emotionen son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Emotionen an<strong>der</strong>er sowie<br />

ferner die Zuordnung emotionaler Wertigkeit <strong>in</strong> sozialen Kontextsituationen.<br />

Neben dieser primär evaluativen Funktion gibt es<br />

jedoch zahlreiche H<strong>in</strong>weise über e<strong>in</strong>e basale Störung bereits während<br />

<strong>der</strong> Wahrnehmung von Emotionen sowie <strong>der</strong> Reagibilität auf<br />

affektive Reize. Hierbei ist vor allem e<strong>in</strong> verm<strong>in</strong><strong>der</strong>tes Ansprechen<br />

auf positive Reize und e<strong>in</strong>e Hypereagibilität bei negativen, vor allem<br />

angstauslösenden Reizen dokumentiert. Während die neurobiologischen<br />

Korrelate dieser Störungen umfassend untersucht<br />

wurden, ist e<strong>in</strong>e modalitätsspezifische Untersuchung e<strong>in</strong>es affektiven<br />

Wahrnehmungsdefizites für unterschiedliche sensorische<br />

S<strong>in</strong>neskanäle bislang nicht erfolgt. Ebensowenig wurde bislang untersucht,<br />

<strong>in</strong>wiefern die Defizite <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung und Bewertung<br />

für unterschiedliche Emotionen auf die gleiche sensorische<br />

Dysfunktion zurückzuführen ist, o<strong>der</strong> ob hierfür dimensions- und<br />

modalitätsspezifische Defizite isoliert werden können.<br />

Methode: 20 Patienten mit uni- und bipolarer Depression und<br />

20 gesunde Vergleichsprobanden wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er psychologischen<br />

Testbatterie zur emotionalen Verarbeitung untersucht. Es wurden<br />

sowohl explizit sujektive Bewertungen <strong>der</strong> Emotionen Trauer,<br />

Freude und Angst erfasst und verglichen als auch <strong>der</strong>en implizite<br />

Wirkung als Distraktoren <strong>in</strong> Reaktionszeitexperimenten. E<strong>in</strong> emotionaler<br />

und e<strong>in</strong>e modalitätsabhängiger Bias wurde durch e<strong>in</strong>e Inkongruenzsituation<br />

überprüft. Es wurden akkustische und visuelle<br />

Reize des Magdeburger Prosodiekorpus sowie des International<br />

Affektive Picture Systems (IAPS) verwendet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigte sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Validierung e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er<br />

Salienzeffekt bei gesunden für die Emotion Freude, jedoch<br />

nur bei visuellen Stimuli. Bei Patienten ist dieser Interaktionseffekt<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Depressive Patienten geben an, dass sie freudige Bil<strong>der</strong><br />

als weniger positiv empf<strong>in</strong>den. Dieser subjektive Unterschied zeigt<br />

sich ebenfalls <strong>in</strong> <strong>der</strong> behavioralen Erfassung <strong>der</strong> impliziten emotionalen<br />

Salienz positiver Bil<strong>der</strong>. Diskussion Es konnte gezeigt werden,<br />

dass für die gestörte emotionalen Bewertung von Ereignissen<br />

durch depressive Patienten auch e<strong>in</strong> sensorisches Defizit, vor allem<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> visuellen Modalität, zugrunde liegt.<br />

005<br />

Affektive Störungen <strong>in</strong> Remission: H<strong>in</strong>weise für Zusammenhänge<br />

persistieren<strong>der</strong> neuropsychologischer Auffälligkeiten mit HPA-<br />

Achsen Dysregulation?<br />

Jan-Philipp Symanczik (Marl)<br />

A. Behnken, M. Zavorotnyy, V. Arolt, P. Zwanzger<br />

E<strong>in</strong>leitung: Mit e<strong>in</strong>er Prävalenz von bis zu 15 % zählen affektive<br />

Störungen zu den häufigsten psychischen <strong>Erkrankungen</strong>. Zur Symptomatik<br />

<strong>der</strong> affektiven Störungen gehören Konzentrations- und<br />

Gedächtnisstörungen (Beblo & Herrmann, 2000). Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

liegt bei bis zu 60 % akut depressiver Patienten e<strong>in</strong>e Hochregulation<br />

<strong>der</strong> HPA-Achse vor (Ströhle & Hols-boer, 2003). Kognitive Defizite<br />

sche<strong>in</strong>en partiell über die postdepressive Episode h<strong>in</strong>aus zu persistieren<br />

(Behnken et al., 2009). Hypercortisolismus als Folge von<br />

chronischem Stresserleben wirkt möglicherweise neurotoxisch und<br />

wurde bei depressiven Patienten assoziiert mit kognitiven Dysfunktionen,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Gedächtnisstörungen, beobachtet (Egeland<br />

et al., 2005). In <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung wurde auf den<br />

137


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

bekannten Zusammenhang zwischen neuroendokr<strong>in</strong>ologischen<br />

Parametern und neurokognitivem Leistungsvermögen bei Patienten<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im remittierten Zustand fokussiert. Die Erhebung<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Alter, Geschlecht und Ausbildung gematchten Kontrollgruppe<br />

steht kurz vor dem Abschluss.<br />

Methode: Untersucht wurden 30 remittierte unipolar depressiv erkrankte<br />

Patienten im Alter zwischen 18 und 55 Jahren. Obwohl<br />

subjektiv kl<strong>in</strong>isch remittiert, erfüllten 21 Patienten das Remissionskriterium<br />

(HRDS ≤ 8). Die Untersuchung <strong>der</strong> neuroendokr<strong>in</strong>ologischen<br />

Parameter erfolgte mittels DEX / CRH-Tests (Holsboer et al.,<br />

1987). Das kognitive Leistungsvermögen wurde durch den E<strong>in</strong>satz<br />

e<strong>in</strong>er neuropsychologischen Testbatterie (FAS, LPS, MWT-B, RCFT,<br />

TMT, VLMT, ZN) überprüft. Die Darstellung des zeitlichen Verlaufs<br />

<strong>der</strong> Cortisol-sekretion erfolgte über die Basel<strong>in</strong>e-korrigierte<br />

AUC. Korrelationen wurden mit dem Pearson-Koeffizienten bestimmt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Kl<strong>in</strong>isch remittierte Patienten wiesen<br />

nach e<strong>in</strong>em Zeitraum von m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>em halben Jahr nach stationärer<br />

Behandlung signifikante Korrelationen zwischen neuropsychologischen<br />

Leistungswerten, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die kognitive Verarbeitungsgeschw<strong>in</strong>digkeit,<br />

das verbale Gedächtnis und die<br />

Fähigkeit, Regeln zur erkennen (<strong>in</strong>duktives Denken) betreffend<br />

und neuroendokr<strong>in</strong>ologischer Achse auf. Unsere Ergebnisse deuten<br />

auf e<strong>in</strong>en möglichen prädiktiven Wert <strong>der</strong> HPA-Achsen Verän<strong>der</strong>ung<br />

bei Patienten mit affektiven Störungen als H<strong>in</strong>weis auf persistierende<br />

kognitive Defizite <strong>in</strong> stabiler Remission h<strong>in</strong>.<br />

006<br />

Komorbide Substanzstörungen bei bipolaren Patienten – aktueller<br />

Forschungsstand zu H<strong>in</strong>tergründen und Therapieansätzen<br />

Stephan Mühlig (Technische Universität, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie,<br />

Chemnitz)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bipolare Störungen s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong>e hohe Komorbidität<br />

mit Substanzstörungen charakterisiert. Komorbide Substanzstörungen<br />

bei bipolaren Patienten weisen e<strong>in</strong>e Lebenszeitprävalenz<br />

von 40 – 60 % auf. Die Ursachen, Kauslalitäten und therapeutischen<br />

Implikationen dieser Doppeldiagnose s<strong>in</strong>d noch nicht ausreichend<br />

geklärt.<br />

Methode: Überblick über Prävalenz, Ätiologie und Therapieansätze<br />

<strong>der</strong> Doppeldiagnosen. Systematische Aufbereitung des aktuellen<br />

Forschungsstandes auf Basis e<strong>in</strong>er umfassenden Evidenzrecherche<br />

(Datenbankrecherche: PsycArticles, PsycINFO, Cochrane, Medl<strong>in</strong>e,<br />

Embase, Web of Science; Handsearch) zu epidemiolo gischen,<br />

ätiologischen, diagnostischen und therapeutischen Aspekten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Komorbide Substanzstörungen bei bipolaren<br />

Patienten s<strong>in</strong>d assoziiert mit ungünstigen Verläufen, schwereren<br />

und häufigeren Episoden, mehr Hospitalisationen, niedrigerer<br />

Medikamenten-Compliance und schlechteren Therapieergebnissen,<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Lebensqualität und e<strong>in</strong>er erhöhten Suizidrate.<br />

Erste <strong>in</strong>tegrierte Therapieangebote zur Behandlung bei<strong>der</strong> Störungen<br />

liegen vor, konnten aber noch ke<strong>in</strong>e zufriedenstellende Wirksamkeit<br />

nachweisen. Schlussfolgerungen: Die ungünstige Langzeitprognose<br />

<strong>der</strong> Doppeldiagnose von bipolarer und Substanzstörung<br />

erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e gezielte Diagnostik und <strong>in</strong>tegrative Synchronbehandlung<br />

bei<strong>der</strong> Störungen. Da erste spezifische Therapieprogramme<br />

bislang nur mäßig überzeugende Ergebnisse lieferten, bedarf<br />

weiterer konzeptueller und Forschungsbemühungen zur Fortentwicklung<br />

multimodaler Synchrontherapieansätze.<br />

138<br />

007<br />

Soziale Kognitionen depressiver Patienten<br />

Larissa Wolkenste<strong>in</strong> (Psychologisches Institut, Kl<strong>in</strong>ische und Entwicklungspsych.,<br />

Tüb<strong>in</strong>gen)<br />

M. Schönenberg, M. Hautz<strong>in</strong>ger<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die kognitive Verhaltenstherapie geht davon aus, dass<br />

affektiven Störungen verzerrte Kognitionen zugrunde liegen. Mit<br />

Ansätzen <strong>der</strong> dritten Welle <strong>der</strong> Verhaltenstherapie (z. B. CBASP)<br />

rücken nun neben den Emotionen auch die <strong>in</strong>terpersonellen<br />

Schwierigkeiten depressiver Menschen erneut <strong>in</strong> den Fokus <strong>der</strong><br />

Aufmerksamkeit. Es ist bekannt, dass <strong>in</strong>terpersonelle Schwierigkeiten<br />

Auswirkungen auf die Ätiologie und den Verlauf unipolar<br />

affektiver Störungen ausüben können. Darüber h<strong>in</strong>aus ist bekannt,<br />

dass das Verhalten Betroffener zu <strong>in</strong>terpersonellen Konflikten führen<br />

kann. Das Ziel dieser Arbeit bestand dar<strong>in</strong>, zu untersuchen,<br />

<strong>in</strong>wiefern depressive Patienten <strong>in</strong> ihren sozialen Kognitionen – die<br />

für die Gestaltung zufriedenstellen<strong>der</strong> Interaktionen vonnöten s<strong>in</strong>d<br />

– bee<strong>in</strong>trächtigt s<strong>in</strong>d.<br />

Methode: 20 akut depressive Patienten wurden bezüglich ihrer Fähigkeiten,<br />

Emotionen aus <strong>der</strong> Mimik an<strong>der</strong>er Menschen zu erkennen,<br />

sowie bezüglich ihrer Theory of M<strong>in</strong>d mit gesunden Kontrollprobanden<br />

verglichen, die bezüglich des Alters, des Geschlechts<br />

und des Bildungsstandes gematched wurden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse werden Vorort präsentiert<br />

und diskutiert.<br />

008<br />

Depression und A<strong>der</strong>lass – E<strong>in</strong> Fallbericht<br />

Sab<strong>in</strong>e Marek (Evangelische Kl<strong>in</strong>iken, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Gelsenkirchen)<br />

H. Ullrich, E. Papadimou, E. Bö<strong>in</strong>g, E. Klieser, E. Klieser junior<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die hereditäre Hämochromatose (HH) ist mit e<strong>in</strong>er<br />

Prävalenz von 3 bis 5 pro Tausend die häufigste genetisch bed<strong>in</strong>gte<br />

Stoffwechselstörung <strong>in</strong> Populationen europäischen Ursprungs.<br />

Screen<strong>in</strong>g bei psychiatrischen Patienten ergibt e<strong>in</strong>e Prävalenz non<br />

1 %, wobei 80 % <strong>der</strong> hier Betroffenen an e<strong>in</strong>er affektiven Erkrankung<br />

leiden. Wir berichten über den Fall e<strong>in</strong>er 69jährigen Patient<strong>in</strong>,<br />

bei <strong>der</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Rout<strong>in</strong>ediagnostik bei Erstmanifestation<br />

e<strong>in</strong>er schweren depressiven Episode e<strong>in</strong>e Hämochromatose<br />

festgestellt wurde, unter <strong>der</strong>en Behandlung die psychische Erkrankung<br />

remittierte.<br />

Methode: Die stationär-psychiatrische Aufnahme erfolgte unter<br />

dem Vollbild e<strong>in</strong>er schweren depressiven Episode. An weiteren<br />

Symptomen berichtete die Patient<strong>in</strong> über seit e<strong>in</strong>em Jahr bestehende<br />

Übelkeit. Im Rout<strong>in</strong>elabor zeigten sich folgende Auffälligkeiten:<br />

GOT 44,40 U/l, GPT 38,10 U/l, CK 179 U/l, LDH 277 U/l,<br />

FT3 1,93 pg / ml, Triglyzeride 209,90 mg / dl, Cholester<strong>in</strong> 291 mg /<br />

dl, HDL-Cholester<strong>in</strong> 53 mg / dl, LDL-Cholester<strong>in</strong> 197 mg / dl. Die<br />

daraufh<strong>in</strong> durchgeführte Oberbauchsonographie zeigte drei echoreiche<br />

Leberherdbefunde, das Abdomen-CT zeigte mehrere, unscharf<br />

abgrenzbare kaum vom übrigen Parenchym abgrenzbare<br />

Läsionen. Im MRT-Abdomen fanden sich H<strong>in</strong>weiszeichen auf verstärkte<br />

Eisenablagerungen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Unter verschiedenen psychopharmakologischen<br />

Optionen besserte sich die depressive Symptomatik nur<br />

unzureichend. Die gleichzeitig durchgeführte Somatodiagnostik<br />

erbrachte e<strong>in</strong> deutlich erhöhtes Ferrit<strong>in</strong> mit 987,30 µg / l, Eisen lag<br />

bei 104 µg / dl, Transferr<strong>in</strong> bei 157 mg / dl. Der Histopathologische<br />

Befund <strong>der</strong> Leberpunktion zeigte e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ggradige Leberzellverfettung<br />

und um e<strong>in</strong>e deutliche Hämosi<strong>der</strong>ose. Die weitere Diagnostik<br />

<strong>in</strong>kl. Liquor und MRT-Schädel war unauffällig. Die humangenetische<br />

Diagnostik zeigte e<strong>in</strong>e homozygote Mutation für C282Y,<br />

die als nahezu beweisend für das Vorliegen <strong>der</strong> Anlage e<strong>in</strong>er Hämochromatose<br />

gilt. Unter wöchentlich durchgeführter A<strong>der</strong>lasstherapie<br />

besserten sich nicht nur die Laborwerte son<strong>der</strong>n die affek-


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

tive Symptomatik remittierte komplett. Die nach <strong>der</strong> Entlassung<br />

stattf<strong>in</strong>denden familiären Kontakte gaben Anlass zu weiterer Diagnostik<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Familie, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sich dann drei betroffene Blutsverwandte<br />

als homozygote Merkmalsträger<strong>in</strong>nen mit Verän<strong>der</strong>ungen<br />

des Eisenstoffwechsels fanden, die bislang kl<strong>in</strong>isch unauffällig<br />

waren.<br />

009<br />

Selbstwirksamkeitserwartung und kognitive Leistungsfähigkeit<br />

depressiver Patienten<br />

Ingrid Schermuly (Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie)<br />

N. C. Schumann-Hahn, H. Bellhäuser, A. Fellgiebel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Kognitive Defizite stellen e<strong>in</strong> häufiges Symptom depressiver<br />

<strong>Erkrankungen</strong> dar und werden bei bis zu 50 % <strong>der</strong> Patienten<br />

beobachtet. Bis heute ist unklar, ob diese Defizite auf e<strong>in</strong>e direkte<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> kognitiven Funktionen o<strong>der</strong> auf den<br />

E<strong>in</strong>fluss dritter Variablen zurückzuführen s<strong>in</strong>d. So stellen mangelndes<br />

Vertrauen <strong>in</strong> die eigenen Fähigkeiten sowie e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Selbstwert<br />

häufige Symptome e<strong>in</strong>er Depression dar. Scheurich et al.<br />

(2008) konnten zeigen, dass die generelle Selbstwirksamkeitserwartung<br />

(G-SWE), d. h. die Überzeugung <strong>in</strong> bestimmten Situationen<br />

adäquate Leistungen erbr<strong>in</strong>gen zu können, bei Depression<br />

reduziert ist, jedoch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Zusammenhang mit kognitiver<br />

Leistungsfähigkeit stand. Unklar bleibt h<strong>in</strong>gegen, ob die aufgabenspezifische<br />

Selbstwirksamkeitserwartung (A-SWE), welche sich auf<br />

die aktuelle Leistungssituation bezieht, <strong>in</strong> Zusammenhang mit den<br />

erbrachten Leistungen steht.<br />

Methode: 21 Patienten mit Depression wurden mit 15 nach Alter,<br />

Bildung und Geschlecht gematchten gesunden Kontrollen verglichen.<br />

G-SWE sowie A-SWE wurden mit Hilfe von Fragebogenverfahren<br />

erhoben. Der Zusammenhang zwischen Selbstwirksamkeitserwartung,<br />

Gedächtnis (AVLT, WMS-R), Aufmerksamkeit (TAP),<br />

Psychomotorik (Hand-Auge-Koord<strong>in</strong>ation, TMT) und Exekutivfunktionen<br />

(TvL) wurde untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Depressive Patienten zeigten im Vergleich<br />

zu gesunden Probanden e<strong>in</strong>e signifikant reduzierte G-SWE<br />

(p.05). H<strong>in</strong>gegen zeigte sich bei Patienten e<strong>in</strong> bedeutsamer Zusammenhang<br />

zwischen A-SWE, verbaler Gedächtnisleistung (r=.662;<br />

p=.001) und Aufmerksamkeits<strong>in</strong>tensität (r=-.662; p=.001), welcher<br />

signifikant stärker ausgeprägt war als bei Probanden (Gedächtnis:<br />

p=.041; Aufmerksamkeit: p=.048). Depressive Patienten zeigten <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> aktuellen Untersuchung e<strong>in</strong>e signifikant reduzierte generelle<br />

sowie aufgabenspezifische Selbstwirksamkeitserwartung. Die bei<br />

depressiven Patienten reduzierte A-SWE bzgl. <strong>der</strong> Leistung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Testsituation, jedoch nicht die reduzierte G-SWE, g<strong>in</strong>g mit bedeutsam<br />

niedrigeren Gedächtnis- sowie Aufmerksamkeitsleistungen e<strong>in</strong>her.<br />

Diese Daten zeigen erstmals, dass die bei depressiven Patienten<br />

reduzierte aufgabenspezifische Selbstwirksamkeitserwartung mit<br />

e<strong>in</strong>er Leistungsm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>hergeht und stellen e<strong>in</strong>en bedeutsamen<br />

Beitrag bzgl. <strong>der</strong> Ätiologie kognitiver Störungen bei Depression<br />

dar.<br />

010<br />

Verarbeitung unbewusster emotionaler Information bei Patienten<br />

mit majorer Depression<br />

Philipp Sterzer (Charité Campus Mitte, Psychiatrie, Berl<strong>in</strong>)<br />

T. Hilgenfeldt, P. Freudenberg, M. Adli<br />

E<strong>in</strong>leitung: Depressive Patienten nehmen sich selbst und ihre<br />

Umwelt verän<strong>der</strong>t war. So ist depressive Wahrnehmung etwa durch<br />

stimmungskongruente Interpretation und gestörtes Erkennen<br />

emotionaler Reize gekennzeichnet. Solche Wahrnehmungsverän-<br />

<strong>der</strong>ungen werden oft als Folge depressiver Kognitionen <strong>in</strong>terpretiert.<br />

Diese Studie untersucht die Verarbeitung emotionaler Reize<br />

bei depressiven Patienten unabhängig von kognitiven Prozessen.<br />

Methode: 20 Patienten mit majorer Depression und 20 alters- und<br />

geschlechtsgematchte Kontrollprobanden nahmen an <strong>der</strong> Studie<br />

teil. Durch e<strong>in</strong> Spiegelstereoskop wurden visuelle Reize dichoptisch<br />

präsentiert: Dem e<strong>in</strong>en Auge wurden schnell wechselnde (10 Hz)<br />

kontrastreiche Muster gezeigt, während auf dem an<strong>der</strong>en Auge e<strong>in</strong><br />

Gesicht mit neutralem, ängstlichem, traurigem o<strong>der</strong> fröhlichem<br />

Ausdruck e<strong>in</strong>geblendet wurde. Durch die perzeptuelle Dom<strong>in</strong>anz<br />

<strong>der</strong> kontrastreichen Muster auf dem kontralateralen Auge bleiben<br />

die Gesichter dabei zunächst unsichtbar („cont<strong>in</strong>uous flash suppression“)<br />

und werden erst nach e<strong>in</strong>igen Sekunden bewusst wahrgenommen.<br />

Diese Wahrnehmungslatenz kann als Maß für die Stärke<br />

<strong>der</strong> unbewussten Verarbeitung e<strong>in</strong>es perzeptuell unterdrückten<br />

Reizes herangezogen werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei gesunden Probanden wurden neutrale<br />

und ängstliche Gesichter am schnellsten bewusst, während die<br />

Wahrnehmungslatenz für fröhliche Gesichter deutlich länger und<br />

für traurige Gesichter am längsten war. Diese Unterschiede waren<br />

bei depressiven Patienten signifikant ger<strong>in</strong>ger ausgeprägt (Interaktion<br />

Gruppe x Emotion, p


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

tion zwischen FSKL Score und realer Leistung. Bei den depressiven<br />

Patienten korrelierte h<strong>in</strong>gegen die subjektive Beurteilung signifikant<br />

mit verschiedenen Testleistungen. Betroffen waren überwiegend<br />

exekutive Funktionen wie <strong>der</strong> Subtest Intra / Extra Dimensional<br />

Set-Shift <strong>der</strong> Cambridge Neuropsychological Test Automated<br />

Battery (CANTAB; R=0,28; p=0,005), Reaktionsflexibilität (NoGo-<br />

Paradigma; R=0,34; p=0,0006), sensomotorische Interferenz<br />

(R=0,21; p=0,04) und visuomotorisches Pursuit Track<strong>in</strong>g (R=0,27;<br />

p=0,006) aber auch die Daueraufmerksamkeitsleistung (-Paradigma;<br />

R=0,21; p=0,03). Die Profile von subjektiver Leistungse<strong>in</strong>schränkung<br />

und tatsächlicher Testergebnissen ließen sich bezüglich<br />

<strong>der</strong> betroffenen Leistungsbereiche nicht überzeugend zur<br />

Deckung br<strong>in</strong>gen. Auch aus diesem Grund muss offen bleiben, ob<br />

die sensible depressive Selbstwahrnehmung lediglich leichte und<br />

statistisch im Gruppenvergleich nicht e<strong>in</strong>deutig nachweisbare kognitive<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigungen registriert, o<strong>der</strong> ob die Korrelationen<br />

durch e<strong>in</strong>en hemmenden E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> negativen Leistungserwartung<br />

auf die (exekutive) Testleistung. Weitere Untersuchungen s<strong>in</strong>d<br />

erfor<strong>der</strong>lich, um diese Frage zu klären.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-016 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Affektive Störungen 3 (Pathophysiologie, -genese)<br />

Vorsitz: S. Rudolf (Lübeck)<br />

001<br />

Pharmacogenetics of depression: The role of norep<strong>in</strong>ephr<strong>in</strong>e<br />

and seroton<strong>in</strong> transporter gene variants<br />

Anna Baffa Sc<strong>in</strong>elli (Münster)<br />

C. Hohoff, B. Baune, V. Arolt, C. Freitag, J. Deckert, K. Domschke<br />

Introduction: The norep<strong>in</strong>ephr<strong>in</strong>e (NET) and seroton<strong>in</strong> (5-HTT)<br />

transporter genes constitute promis<strong>in</strong>g candidate genes <strong>in</strong> Major<br />

Depression. A comprehensive set of tagg<strong>in</strong>g SNPs cover<strong>in</strong>g the<br />

NET gene region as well as 5-HTTLPR and 5-HTT rs25531 polymorphisms<br />

were analyzed with respect to antidepressant treatment<br />

response with particular attention gen<strong>der</strong>-effects and subtypes of<br />

melancholic or anxious depression.<br />

Method: 252 unrelated Caucasian patients (f=142; m=110) with<br />

Major Depression were genotyped for NET and 5-HTT polymorphisms.<br />

Genotype effects on HAM-D change scores over six weeks<br />

of antidepressant treatment were analyzed us<strong>in</strong>g ANOVA with<br />

repeated measures. There was no effect of any of the <strong>in</strong>vestigated<br />

eight NET or two 5-HTT polymorphisms on overall treatment response.<br />

However, stratification for anxious versus non-anxious depression<br />

revealed a significantly detrimental effect of the less active<br />

5-HTTLPR S allele (p=0.007) and 5-HTTLPR / 5-HTT rs25531<br />

haplotypes on treatment response <strong>in</strong> patients with anxious depression.<br />

Discussion / Results: The present f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs do not support a major<br />

impact of NET and 5-HTT genes on antidepressant treatment response<br />

<strong>in</strong> Major Depression per se. The observed significant <strong>in</strong>fluence<br />

of 5-HTT gene variation on antidepressant treatment <strong>in</strong><br />

anxious depression, however, po<strong>in</strong>ts to anxious depression as a potential<br />

diagnostic entity of its own requir<strong>in</strong>g specific diagnostic and<br />

therapeutic attention.<br />

140<br />

002<br />

Pa<strong>in</strong> sensitivity <strong>in</strong> major depression and its relationship to central<br />

seroton<strong>in</strong>ergic function as reflected by the neuroendocr<strong>in</strong>e<br />

re sponse to clomipram<strong>in</strong>e<br />

Bernd Kun<strong>der</strong>mann (Philipps Universität Marburg, Zentrum für<br />

Nervenheilkunde Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

J. Hemmeter-Spernal, S. Gebhardt, M. T. Huber, J.-C. Krieg, S.<br />

Lautenbacher<br />

Introduction: Several studies reported a decreased pa<strong>in</strong> sensitivity<br />

<strong>in</strong> patients with depression, but the un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g neurobiological mechanisms<br />

of this phenomenon are unclear. While there is extensive<br />

evidence that the seroton<strong>in</strong>ergic system plays a key role <strong>in</strong> pa<strong>in</strong> modulation,<br />

especially <strong>in</strong> pa<strong>in</strong> <strong>in</strong>hibitory mechanisms via descend<strong>in</strong>g<br />

pathways, as well as <strong>in</strong> the pathophysiology of depression, no study<br />

so far has exam<strong>in</strong>ed its potential relevance <strong>in</strong> mediat<strong>in</strong>g the alteration<br />

of pa<strong>in</strong> process<strong>in</strong>g. The present study addresses the question of<br />

whether <strong>in</strong>dices of seroton<strong>in</strong>ergic dysfunction, as <strong>in</strong>vestigated by a<br />

neuroendroc<strong>in</strong>e challenge paradigm, are related to pa<strong>in</strong> sensitivity.<br />

Method: N<strong>in</strong>eteen drug-free <strong>in</strong>patients with unipolar major depression<br />

un<strong>der</strong>went a neuroendocr<strong>in</strong>e challenge test by measur<strong>in</strong>g<br />

cortisol and prolact<strong>in</strong> <strong>in</strong> response to <strong>in</strong>travenously adm<strong>in</strong>istered<br />

clomipram<strong>in</strong>e (12.5 mg). Heat / cold pa<strong>in</strong> thresholds, warmth / cold<br />

detection thresholds, measures of current pa<strong>in</strong> compla<strong>in</strong>ts and<br />

mood were assessed the day before and three day after challenge<br />

procedure.<br />

Discussion / Results: When patients were classified <strong>in</strong> subgroups<br />

based on a median split of their cortisol response values, the lowresponsive<br />

group showed significantly elevated heat pa<strong>in</strong> thresholds<br />

and nearly significantly elevated cold pa<strong>in</strong> thresholds compared to<br />

the high-responsive group. No such group differences were found<br />

with regard to somatosensory thresholds, measures of pa<strong>in</strong> compla<strong>in</strong>ts<br />

and mood. Subgroup<strong>in</strong>g on the basis of prolact<strong>in</strong> responsiveness<br />

did not reveal significant differences <strong>in</strong> any parameter. In summary,<br />

a decreased pa<strong>in</strong> sensitivity was demonstrated <strong>in</strong> patients<br />

characterized by a reduced neuroendocr<strong>in</strong>e responsiveness to clomipram<strong>in</strong>e,<br />

suggest<strong>in</strong>g an <strong>in</strong>volvement of seroton<strong>in</strong>ergic dysfunction<br />

un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g altered pa<strong>in</strong> perception <strong>in</strong> depression.<br />

003<br />

Hyper- o<strong>der</strong> Hypoaktivität präfrontaler Kortizes bei bipolaren affektiven<br />

Störungen? E<strong>in</strong>e Metaanalyse mit „activation likelihood<br />

estimation“<br />

Mirjana Lewandowski (Gött<strong>in</strong>gen)<br />

E. K. Diekhof, O. Gruber<br />

E<strong>in</strong>leitung: Funktionell-magnetresonanztomographische (fMRT)<br />

Untersuchungen von Patienten mit bipolar affektiver Störung zeigten<br />

konsistent e<strong>in</strong>e Hyperaktivität von Hirnarealen, die affektiven<br />

Verarbeitungsprozessen zugrunde liegen. Im Gegensatz dazu ist die<br />

Literatur <strong>in</strong> Bezug auf verän<strong>der</strong>te Aktivierungsmuster <strong>in</strong> den präfrontalen<br />

Kortizes weniger e<strong>in</strong>heitlich.<br />

Methode: Um Klarheit über mögliche Fehlfunktionen <strong>in</strong> Subregionen<br />

des präfrontalen Kortex zu erlangen, führten wir e<strong>in</strong>e Metaanalyse<br />

mit „activation likelihood estimation“ (ALE) durch. Dazu<br />

wurden im „Web of Science“ und <strong>in</strong> „MEDLINE“ fMRT-Studien<br />

mit bipolaren Patienten recherchiert. Alle Studien, die signifikante<br />

Aktivitätsunterschiede <strong>in</strong> präfrontalen Kortizes bipolarer Patienten<br />

<strong>in</strong> Talairach- o<strong>der</strong> MNI-Koord<strong>in</strong>aten angaben, wurden e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> ALE-Metaanalyse zeigten sich signifikante<br />

Hyperaktivität im Broca-Areal und im anterioren Anteil<br />

des rechten Gyrus frontalis medius sowie signifikante Hypoaktivität<br />

bilateral im orbitofrontalen Kortex. E<strong>in</strong>e weitere Analyse <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>geschlossenen Studien ergab, dass die lateral-präfrontale Hyperaktivität<br />

ausschließlich während Arbeitsgedächtnis- und Verbalisierungsaufgaben<br />

auftrat, woh<strong>in</strong>gegen die orbitofrontale Hypo-


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

aktivität e<strong>in</strong>zig während emotionaler und / o<strong>der</strong> Stroop-Aufgaben<br />

zu beobachten war. Diese Ergebnisse wi<strong>der</strong>sprechen <strong>der</strong> von e<strong>in</strong>igen<br />

Autoren propagierten „Ventral-dorsal-Hypothese, da sie im lateralen<br />

präfrontalen Kortex eher Hyper- als Hypoaktivität, im orbitofrontalen<br />

Kortex dagegen eher Hypo- als Hyperaktivität zeigen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus hängt das Auftreten dieser regional spezifischen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im präfrontalen Aktivierungsmuster bei bipolaren<br />

Patienten <strong>in</strong> hohem Maße von <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> verwendeten experimentellen<br />

Aufgabe ab, was die Generalisierbarkeit von Ergebnissen<br />

e<strong>in</strong>zelner fMRT-Studien, <strong>in</strong> denen jeweils nur e<strong>in</strong> experimentelles<br />

Paradigma Anwendung f<strong>in</strong>det, e<strong>in</strong>schränkt.<br />

004<br />

Seroton<strong>in</strong>-Transporter-Verfügbarkeit bei Patienten mit depressiver<br />

Ersterkrankung und rezidivieren<strong>der</strong> depressiver Episode<br />

Peter Schönknecht (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Leipzig, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

K. Nägler, S. Hesse, A. Bresch, E. Hammerste<strong>in</strong>, O. Sabri, U. Hegerl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ausgehend von bisherige Studien zur Seroton<strong>in</strong>-Transporter<br />

(SERT)-Verfügbarkeit bei Patienten mit depressiven Sörungen<br />

stellt sich die Frage nach dem Zusammenhang von SERT-<br />

Verfügbarkeit und Erkrankungsphase Patienten mit affektiven<br />

Störungen. In <strong>der</strong> vorliegenden Studie wurde daher bei Patienten<br />

mit erster depressiver Episode sowie rezidivieren<strong>der</strong> depressiver<br />

Episode die SERT-Verfügbarkeit unter Verwendung von C-II-DASB<br />

Positronen-Emissions-Tomographie (PET) untersucht und mit gesunden<br />

Kontrollpersonen verglichen.<br />

Methode: In die Studie wurden 14 Patienten mit leichter / mittelschwerer<br />

depressiver Störung (Alter 35 ± 14 Jahre) sowie 10 gesunde<br />

Kontrollpersonen (Alter 37 ± 10 Jahre) e<strong>in</strong>geschlossen. Bei<br />

9 Patienten bestand e<strong>in</strong>e erste depressive Episode. Angewandt<br />

wurden das Beck-Depression-Inventar (BDl) sowie die Hamilton-<br />

Depressions-Skala (HDRS) sowie e<strong>in</strong>e dynamische PET (460 MBq<br />

C-II-DASB). Die SERT-Verteilungsvolum<strong>in</strong>a (DVR) wurden voxelbasiert<br />

(SPM2) sowie unter Verwendung von volume-of-<strong>in</strong>terest<br />

(VOI) analysiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das DVR war bei Patienten mit rezidivieren<strong>der</strong><br />

depressiver Episode gegen den Kontrollen signifikant<br />

(p


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

007<br />

Evidence for a reduced numerical density of S100B-positive astrocytes<br />

<strong>in</strong> depression<br />

Johann Ste<strong>in</strong>er (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Magdeburg, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

W. Lessel, G. Meyer-Lotz, M. L. Schroeter, H. Dobrowolny, H.-G.<br />

Bernste<strong>in</strong>, T. Gos, B. Bogerts<br />

Introduction: Several very consistent cl<strong>in</strong>ical studies observed<br />

<strong>in</strong> creased levels of S100B <strong>in</strong> affective disor<strong>der</strong>s, as reviewed by<br />

Schroeter ML and Ste<strong>in</strong>er J (2009). These elevations of S100B have<br />

been attributed to astrocytic dysfunction. However, histological<br />

data on human post mortem tissue have not been published yet.<br />

Method: To clarify this question, astrocytic and oligodendrocytic<br />

S100B-expression was analyzed by immunohistochemistry <strong>in</strong> the<br />

pyramidal layer / alveus of the hippocampus, the mediodorsal thalamic<br />

nucleus and the superior temporal cortex of 17 depressed<br />

patients and 16 controls from the Magdeburg Bra<strong>in</strong> Collection.<br />

Discussion / Results: The density of S100B-positive astrocytes was<br />

reduced <strong>in</strong> the pyramidal layer of the hippocampus and the superior<br />

temporal cortex of depressed patients (p < 0.05), but not <strong>in</strong> the<br />

mediodorsal thalamus. No significant diagnosis related changes<br />

were detected regard<strong>in</strong>g S100B-positive oligodendrocytes. Our histological<br />

data provide <strong>in</strong>deed evidence for a numeral reduction of<br />

S100B-positive astrocytes <strong>in</strong> depression. This is <strong>in</strong> l<strong>in</strong>e with observations<br />

by Rajkowska G and Miguel-Hidalgo JJ (2007), who reported<br />

reduced densities of GFAP-positive astrocytes <strong>in</strong> fronto-limbic<br />

bra<strong>in</strong> regions <strong>in</strong> major depression and bipolar disor<strong>der</strong>s.<br />

008<br />

E<strong>in</strong>fluss des Blut-Hirn-Schranke Transporters P-Glykoprote<strong>in</strong> auf<br />

das HHN-System und die Bedeutung für neuroendokr<strong>in</strong>e Mechanismen<br />

affektiver Störungen anhand des mdr1ab(-/-) Mausmodells<br />

Yvonne Schönfel<strong>der</strong> (Psychiatrie und Psychotherapie, Neurochemisches<br />

Labor, Ma<strong>in</strong>z)<br />

C. Hiemke, U. Schmitt<br />

E<strong>in</strong>leitung: P-Glykoprote<strong>in</strong> (P-gp, MDR1) zeichnet sich durch se<strong>in</strong>e<br />

große Vielzahl an Substraten als e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> wichtigsten Effluxtransporter<br />

<strong>der</strong> Blut-Hirn-Schranke aus und dient hierdurch dem<br />

Schutz des Gehirns vor Intoxikation und <strong>der</strong> Aufrechterhaltung <strong>der</strong><br />

Homöostase. Neben dem bereits gut untersuchten Arzneimitteltransport<br />

durch das Prote<strong>in</strong> wird jedoch auch <strong>der</strong> E<strong>in</strong>tritt endogener<br />

Substrate <strong>in</strong> das Gehirn durch P-gp kontrolliert, so auch <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Glucocorticoide. Folglich kann die P-gp Effizienz e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf<br />

die hormonelle Regulation <strong>der</strong> Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenr<strong>in</strong>den-<br />

(HHN-) Achse haben.<br />

Methode: Anhand des von A. Sch<strong>in</strong>kel generierten mdr1ab(-/-)<br />

Mausmodells wurde das Verhalten im Vergleich zu wildtypischen<br />

FVB / N Mäuse <strong>in</strong> verschiedenen ethologischen Paradigmen untersucht<br />

(Aktivität – Open field, Novelty – Enriched Open field, Stress<br />

– Forced swim Test, Ängstlichkeit – Elevated Plus maze, Lokomotion<br />

– RotaRod). Der Forced swim Test wurde außerdem unter<br />

Verabreichung von Corticosteron und dem Corticosteron-Synthese<br />

Inhibitor Metyrapone durchgeführt, sowie nach akutem Stress <strong>in</strong><br />

Form des Restra<strong>in</strong>t Stress. Weiterh<strong>in</strong> wurden die Corticosteronlevel<br />

basal und nach Stress <strong>in</strong> Gehirn und Blut <strong>der</strong> Mäuse quantifiziert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Während Sch<strong>in</strong>kel die Knock-out Mäuse<br />

als physiologisch normal, ohne auffälligen Phänotyp beschrieb,<br />

fanden wir h<strong>in</strong>gegen deutliche Verhaltensunterschiede im Open<br />

field und Forced swim Test, die auf e<strong>in</strong>en Stress- und Novelty-bezogenen<br />

Phänotyp <strong>der</strong> P-gp Knock-out Mäuse h<strong>in</strong>deuten. Die Quantifizierung<br />

<strong>der</strong> Corticosteronlevel sowie Verhaltensuntersuchungen<br />

unter Verabreichung von Corticosteron und Metyrapone unterstützen<br />

die Annahme e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>flusses von P-gp auf das Stressver-<br />

142<br />

halten. Akuter Stress führte im Forced swim Test zu e<strong>in</strong>er stärkeren<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Immobilitätsdauer <strong>der</strong> Knock-out Mäuse verglichen<br />

mit wildtypischen Mäusen, was <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit erhöhten Corticosteronleveln<br />

steht. E<strong>in</strong>e Störung des HHN-Systems sowie erhöhte<br />

Cortisolspiegel stellen darüber h<strong>in</strong>aus neuroendokr<strong>in</strong>ologische<br />

Befunde bei affektiven Störungen dar. Der mdr1ab(-/-) Mausstamm<br />

könnte daher aufgrund se<strong>in</strong>es stresssensiblen Phänotyps e<strong>in</strong><br />

„neues“ Mausmodell für depressionsähnliche Symptome darstellen.<br />

009<br />

Do genetic polymorphisms of known candidate genes predict<br />

re sponse to treatment/remission <strong>in</strong> patients with major depression?<br />

– data from a naturalistic study on a large sample of <strong>in</strong>patients<br />

with major depression<br />

Richard Musil (Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik <strong>der</strong> LMU, Psychopharmakologie,<br />

München)<br />

M. Riedel, M. Obermeier, P. Zill, B. Bondy, F. Seemüller, H.-J. Möller<br />

Introduction: Although the majority of patients improve un<strong>der</strong><br />

antidepressant treatment, still a substantial proportion of depressed<br />

patients do only partially benefit from antidepressant treatment.<br />

Sev eral cl<strong>in</strong>ical and genetic factors have been identified as possible<br />

predictors for response and remission. Results from pharmacogenetic<br />

studies have established polymorphisms <strong>in</strong> the bra<strong>in</strong>-<strong>der</strong>ived<br />

neurothrophic factor gene (BDNF), the tryptophan hydroxylase<br />

gene (TPH) and the seroton<strong>in</strong> transporter gene (SERT; SLC6A4) as<br />

related to response to therapy. Our objective was to test, if these<br />

candidate genes would be confirmed as predictors of response / remission<br />

<strong>in</strong> a naturalistic study on a sample of <strong>in</strong>patients with major<br />

depression.<br />

Method: From 270 patients (110 male, mean age 44.89 ± 12.40 y)<br />

be<strong>in</strong>g participants of a larger naturalistic prospective study genetic<br />

material was available. The patients were hospitalized and met<br />

DSM-IV criteria for major depression. Response was def<strong>in</strong>ed as<br />

50 % improvement of the total basel<strong>in</strong>e Hamilton Depression scale<br />

(HAMD-21) score and remission as a score of


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-018 Posterpräsentation<br />

Therapie 2 (F3)<br />

Vorsitz: G. Hajak (Regensburg)<br />

001<br />

Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie <strong>der</strong> Depression (MBCT)<br />

– E<strong>in</strong>e Prozessstudie<br />

Zeno Kupper (Universitätskl<strong>in</strong>ik, und Polikl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Bern,<br />

Schweiz)<br />

E. Aschwanden, C. Bergomi, W. Tschacher<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie <strong>der</strong> Depression<br />

(M<strong>in</strong>dfulness Based Cognitive Therapie for Depression,<br />

MBCT, Segal et al. 2001) hat sich <strong>in</strong> kontrollierten Studien als e<strong>in</strong>e<br />

wirksame Intervention zur Rückfallprophylaxe erwiesen. Bei<br />

P atienten mit drei o<strong>der</strong> mehr depressiven Episoden hat MBCT die<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>es depressiven Rückfall halbiert. Die Erforschung<br />

von Wirkmechanismen und Verän<strong>der</strong>ungsprozessen wurde<br />

bisher jedoch vernachlässigt.<br />

Methode: In dieser Studie wurden Verän<strong>der</strong>ungsprozesse während<br />

MBCT aufgezeichnet und analysiert. E<strong>in</strong> neu entwickelter Fragebogen<br />

wurde von den Patienten täglich während den 50 Tagen <strong>der</strong><br />

MBCT beantwortet. Diese 50 Tagesprotokolle enthielten die Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Stimmung, Fragen zur Achtsamkeit, Fragen zum Erreichen<br />

persönlicher Ziele sowie qualitative Fragen zum Tag und<br />

zu den täglichen Achtsamkeitsübungen. Zusätzlich erfolgte e<strong>in</strong>e<br />

ausführliche Anfangs- und Schlusserhebung. 25 Patienten aus<br />

MBCT-Gruppen sowie 25 Kontrollpersonen konnten e<strong>in</strong>geschlossen<br />

werden. Das Vorgehen erlaubte sowohl E<strong>in</strong>zellfallstudien mit<br />

Zeitreihenanalysen als auch zusammenfassende Analysen auf<br />

Gruppenebene.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Vorläufige Ergebnisse aus E<strong>in</strong>zelfallstudien<br />

weisen darauf h<strong>in</strong>, dass die quantitativen und qualitative<br />

Masse übere<strong>in</strong>stimmende Verän<strong>der</strong>ungen anzeigten. Die Analysen<br />

erlaubten die Identifikation von typischen Verän<strong>der</strong>ungsmustern<br />

während MBCT. Es fanden sich sowohl unspezifische Verän<strong>der</strong>ungen<br />

(z. B. verbesserte Stimmungswerte) als auch spezifisch erwartete<br />

Verän<strong>der</strong>ungen. Es zeigten sich H<strong>in</strong>weise auch e<strong>in</strong>e Reduktion<br />

von Rum<strong>in</strong>ation, auf die Abnahme von depressionstypischen kognitiven<br />

Mustern und e<strong>in</strong>e Stabilisierung <strong>der</strong> Stimmungslage. Häufig<br />

erlebten die Patienten sowohl e<strong>in</strong>e vermehrte Akzeptanz ihres Erlebens<br />

als auch vermehrte Möglichkeiten Erfahrungen und Lebenssituationen<br />

konstruktiv zu bee<strong>in</strong>flussen. Das neue Fragenbogen<strong>in</strong>strument<br />

ist als Tagesprotokoll <strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Anwendung <strong>der</strong><br />

MBCT gut e<strong>in</strong>setzbar und ermöglicht mit den hier verwendeten<br />

Auswertungsstrategien e<strong>in</strong> genaueres Verständnis <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungsprozesse<br />

während <strong>der</strong> MBCT. Diese Ergebnisse können zu<br />

e<strong>in</strong>er verbesserten Indikationsstellung und zu e<strong>in</strong>er Weitentwicklung<br />

des Therapieansatzes beitragen.<br />

002<br />

Behandlungsergebnisse stationärer Psychotherapie bei Patienten<br />

mit chronischen Depressionen<br />

Robert Mestel (HELIOS Kl<strong>in</strong>ik Bad Grönenbach, Qualitätssicherung-<br />

Forschung)<br />

J. von Wahlert, H. Oberdieck<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Literatur kontrollierter Therapiestudien bei Depressionen<br />

deutet schlechtere Behandlungsergebnisse bei Patienten<br />

mit chronischen im Gegensatz zu akuten depressiven Störungen<br />

an.<br />

Methode: Analysiert wurden die Daten von 5.612 Patienten, welche<br />

sich von 1993 – 2009 <strong>in</strong> stationärer psychosomatischer Behand-<br />

lung befanden (10,5 % akut; 89,5 % Reha). Diese Patienten wiesen<br />

alle e<strong>in</strong>e unipolare depressive Störung als Hauptdiagnose auf, 17,6<br />

e<strong>in</strong>e akute Depression, die kürzer als zwei Jahre andauerte und<br />

82,4 % e<strong>in</strong>e chronische Depression von m<strong>in</strong>destens zwei Jahren<br />

Dauer (Untergruppen: 20 % e<strong>in</strong>phasig F32, 51,4 % rezidivierend<br />

F33 und 11 % Dysthymia). 68,3 % waren weiblich, 42,4 % ledig,<br />

31,3 % verheiratet und das mittlere Alter betrug 42 Jahre (SD: 10).<br />

Die psychotherapeutische Behandlung war <strong>in</strong>tegrativ (psychodynamisch-humanistisch).<br />

73,3 % erhielten ke<strong>in</strong>e antidepressive Medikation,<br />

bei 3,9 % wurden Antidepressiva neu angesetzt, bei 15 %<br />

aufrecht erhalten, bei 2,2 % reduziert, bei 1,1 % erhöht und bei 3,7 %<br />

abgesetzt. 90,9 % beendeten die Behandlung regulär. Für die chronisch<br />

Depressiven betrug die mittlere Behandlungsdauer 54,6 Tage,<br />

für die akut Depressiven 51 Tage (p< .05; SD jeweils 20,5).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im VEV-K (Verän<strong>der</strong>ung des Erlebens<br />

und Verhaltens) verbesserten sich die dysthymen Patienten signifikant<br />

weniger als die akut Depressiven und die e<strong>in</strong>phasigen chronisch<br />

Depressiven. Bei allen vier Vergleichsgruppen zeigte sich e<strong>in</strong><br />

gleich starker Rückgang <strong>der</strong> Depressivität (BDI) während <strong>der</strong> Behandlung.<br />

Die Schwere <strong>der</strong> Depression reduzierte sich während <strong>der</strong><br />

Behandlung <strong>in</strong> allen Gruppen um etwa 50 % bezogen auf die BDI<br />

Ausgangswerte, die Effektstärken lagen alle um 1 (großer Effekt).<br />

Auf dem GSI (SCL-90-R Breitbandsymptomatik) verbesserten sich<br />

die dysthymen Patienten signifikant weniger als die an<strong>der</strong>en Gruppen<br />

(p< .05). Die durch die Therapeuten e<strong>in</strong>geschätzte Bee<strong>in</strong>trächtigungsschwere<br />

reduzierte sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> chronischen<br />

re zidivierenden depressiven Störungen signifikant weniger als bei<br />

den Akut Depressiven und den e<strong>in</strong>phasig chronisch Depressiven.<br />

Schlussfolgerungen: Aus naturalistischen Daten kann im Gegensatz<br />

zu e<strong>in</strong>igen kontrollierten Studien nicht herausgelesen werden,<br />

dass chronisch Depressive weniger von stationärer Psychotherapie<br />

profitieren als akut Depressive.<br />

003<br />

Behandlung von Patienten mit atypischer Depression <strong>in</strong> <strong>der</strong> Primärversorgung:<br />

Post-hoc Analyse e<strong>in</strong>er randomisierten, kontrollierten<br />

Studie zur Wirksamkeit von Sertral<strong>in</strong> und kognitiver Verhaltenstherapie<br />

Antje-Kathr<strong>in</strong> Allgaier (Kl<strong>in</strong>ikum <strong>der</strong> Univ. München, Kl<strong>in</strong>ik für<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

V. Henkel, R. Mergl, M. Hautz<strong>in</strong>ger, R. Kohnen, J. C. Coyne, H.-J.<br />

Möller, U. Hegerl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Obwohl atypische Symptome bei Patienten aus <strong>der</strong><br />

Primärversorgung häufig zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, gibt es nur wenige kl<strong>in</strong>ische<br />

Studien, die die Wirksamkeit von pharmakotherapeutischen<br />

und / o<strong>der</strong> psychotherapeutischen Behandlungsansätzen zum Gegenstand<br />

haben. Im Rahmen dieser Studie wird die Wirksamkeit<br />

von Sertral<strong>in</strong> und kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) bei Patienten<br />

mit atypischen Depressionssymptomen untersucht.<br />

Methode: Die Analysen be<strong>in</strong>halten e<strong>in</strong>en doppelbl<strong>in</strong>den Vergleich<br />

von Sertral<strong>in</strong> und Placebo und e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>fach verbl<strong>in</strong>deten Vergleich<br />

von KVT und e<strong>in</strong>er unspezifischen Gruppenpsychotherapie.<br />

Primäre Outcome-Maße s<strong>in</strong>d das Inventar Depressiver Symptome<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Fremdbeurteilungsversion (IDSC) und die Hamilton Depressionsskala<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> 17-Item Form (HAMD-17).<br />

Diskussion / Ergebnisse: In Intent-to-treat-Analysen erreichte die<br />

KVT-Gruppe e<strong>in</strong>e signifikant größere Symptomabnahme auf <strong>der</strong><br />

IDSC-Skala (und HAMD-17-Skala) als die Gruppe, die unspezifische<br />

Therapie erhalten hatte: p=0.01 (HAMD-17: p=0.01). Der Unterschied<br />

zwischen Sertral<strong>in</strong> und Placebo h<strong>in</strong>gegen erwies sich als<br />

nicht signifikant: p=0.22 (HAMD-17: p=0.36). KVT könnte für Patienten<br />

mit eher milden, atypischen Depressionssymptomen e<strong>in</strong>e<br />

wirkungsvolle Alternative zu unspezifischer Gruppenpsychotherapie<br />

se<strong>in</strong>. Auch wenn sich für Sertral<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e Überlegenheit gegenüber<br />

Placebo gezeigt hat, wäre <strong>der</strong> Schluss verfrüht, Antidepressiva<br />

143


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

aus <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> selektiven Seroton<strong>in</strong>-Wie<strong>der</strong>aufnahme-Hemmer<br />

als wirksame Behandlungsform für atypische Depression auszuschließen.<br />

004<br />

Prädiktoren des Behandlungserfolgs bei rezidivieren<strong>der</strong> Depression<br />

nach kognitiv-behavioraler Erhaltungstherapie vs. manualisierter<br />

Psychoedukation<br />

Anne Katr<strong>in</strong> Risch (Universität Jena, Kl<strong>in</strong>.-Psycholog. Intervention)<br />

U. Stangier, T. Heidenreich, M. Hautz<strong>in</strong>ger, A. Barocka, R. Schlösser<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die unipolare Depression ist nach Schätzung <strong>der</strong> Weltgesundheitsorganisation<br />

die häufigste psychische Störung im Erwachsenalter<br />

und gehört zu den Hauptursachen für durch Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

bee<strong>in</strong>trächtigte Lebensjahre (WHO, 2004). E<strong>in</strong>e Ursache<br />

dafür ist <strong>der</strong> meist rezidivierenden Verlauf <strong>der</strong> Störung. Trotz erfolgreicher<br />

pharmakologischer und psychotherapeutischer Erhaltungstherapien<br />

s<strong>in</strong>d die Rückfallraten hoch. Bisher ist wenig über<br />

die differentielle Wirksamkeit verschiedener Behandlungsformen<br />

bei bestimmten Patientengruppen bekannt.<br />

Methode: Im Rahmen e<strong>in</strong>er multizentrischen, kontrollierten randomisierten<br />

Studie zur Langzeitwirkung von kognitiv-behavioraler<br />

Erhaltungstherapie (Cognitive-behavioural Ma<strong>in</strong>tenance Therapy,<br />

CBMT) vs. Psychoedukation (Manualized Psychoeducation, MAPE),<br />

wurde daher <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss kl<strong>in</strong>ischer (z. B. Anzahl Rezidive, Ersterkrankungsalter)<br />

und psychologischer (z. B. dysfunktionale Kognitionen,<br />

psychologisches Wohlbef<strong>in</strong>den) Risiko- und Schutzfaktoren<br />

auf das Rückfallgeschehen untersucht. E<strong>in</strong>schlusskriterien für<br />

die Studie waren die Diagnose e<strong>in</strong>er remittierten rezidivierenden<br />

Depression (ICD-10 F33.4) und m<strong>in</strong>destens 3 depressive Episoden<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorgeschichte. Ausschlusskriterien waren organische psychische<br />

Störungen, psychische und Verhaltensstörungen durch<br />

psychotrope Substanzen, Schizophrenie, schizotype und wahnhafte<br />

Störungen; biploare Störungen; geistige Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung; akute Suizidalität;<br />

schwere komorbide organmediz<strong>in</strong>ische <strong>Erkrankungen</strong>. Alle<br />

Patienten erhielten e<strong>in</strong>e psychiatrische Rout<strong>in</strong>ebehandlung und,<br />

randomisiert zugewiesen, entwe<strong>der</strong> CMBT o<strong>der</strong> MAPE. Depressive<br />

Rückfälle wurden mit dem LIFE/SCID (Keller, 1987) erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse <strong>der</strong> Prädiktoranalysen für<br />

den Zeitraum bis zum 1-Jahres-Follow-up werden bis zum Zeitpunkt<br />

des Kongresses vorliegen.<br />

005<br />

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Patienten mit Bipolaren<br />

Manien <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären psychiatrischen Versorgung<br />

Rahul Sarkar (Vivantes Humboldt-Kl<strong>in</strong>ikum, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

M. de Groot, S. Effenberger, P. Bräunig<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Datenlage bezüglich geschlechtsspezifischer Unterschiede<br />

bei <strong>der</strong> bipolaren affektiven Störung zeigt, dass es signifikante<br />

Differenzen zwischen Männern und Frauen im kl<strong>in</strong>ischen<br />

Bild, <strong>der</strong> Prävalenz und des Verlaufes <strong>der</strong> Erkrankung gibt. Studienergebnisse<br />

legen dar, dass Frauen mehr depressive Symptome<br />

während <strong>der</strong> ersten bipolaren Episode aufweisen, häufiger an Mischzuständen<br />

leiden, die Dauer zwischen dem ersten Auftreten e<strong>in</strong>er<br />

depressiven Episode und dem ersten Auftreten e<strong>in</strong>er manischen<br />

o<strong>der</strong> hypomanischen Episode im Vergleich zu Männern größer ist,<br />

dass die Prävalenz von „rapid cycl<strong>in</strong>g“ Verläufen bei Frauen erhöht<br />

ist und das Frauen häufiger komorbide Achse-I Störungen aufweisen.<br />

Nicht e<strong>in</strong>deutig h<strong>in</strong>gegen ist die Datenlage ob Frauen mehr<br />

depressive und weniger manische Phasen erleben als Männer und<br />

bezüglich demographischer Variablen.<br />

Methode: Auf Basis e<strong>in</strong>er Kohorte manischer Patienten aus <strong>der</strong><br />

stationären Versorgung werden bisherige Erkenntnisse zu Geschlechtsunterschieden<br />

Bipolarer Störungen überprüft. In die Untersuchung<br />

werden 82 manische Patienten aus e<strong>in</strong>er psychiatri-<br />

144<br />

schen Kl<strong>in</strong>ik mit regionalem Versorgungsauftrag e<strong>in</strong>bezogen. Die<br />

retro spektive Analyse verfolgt das Ziel demografische Variablen<br />

(Alter, Familienstand, Wohnsituation, Arbeitssituation) und kl<strong>in</strong>ische<br />

Merkmale (Diagnose, Komorbidität, Liegedauer, Rechtstatus<br />

<strong>in</strong>kl. Fixierung) manischer Patienten auf Geschlechtsunterschiede<br />

zu untersuchen. Es werden nur Patienten mit Manie aus 2 Jahren<br />

(2006 – 2008) berücksichtigt. Die psychiatrische Diagnostik erfolgt<br />

nach den Kriterien <strong>der</strong> ICD-10.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Verhältnis von Männern und Frauen<br />

beträgt 2:1 (65,4 % vs. 35,6 %) und kann durch die höhere Prävalenz<br />

von manischen Episoden bei männlichen Bipolaren Patienten erklärt<br />

werden. Im Gegensatz zur Annahme Bipolare Frauen leiden<br />

häufiger an psychiatrischen Komorbiditäten, weisen Männer im<br />

Vergleich zu Frauen signifikant häufiger komorbide psychiatrische<br />

Störungen auf (χ2=6.170, p=.013, Cramer‘s V=.28, OR=3.3).<br />

Männer s<strong>in</strong>d ebenfalls häufiger mehrfach psychiatrisch komorbid<br />

(def<strong>in</strong>iert als bipolare Manie und ≥ 2 weitere psychiatrische Diagnosen;<br />

χ2=4.190, p=.041, Cramer‘s V=.23, OR=3.5) und weisen<br />

e<strong>in</strong>e deutlich längere Liegedauer <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären Versorgung auf<br />

(t=-2.398, df=79, p=.019, d=0.56). Es gibt ke<strong>in</strong>e Geschlechtsunterschiede<br />

h<strong>in</strong>sichtlich Alter, Wohnsituation, Rechtsstatus, Fixierung<br />

und Unterbr<strong>in</strong>gung.<br />

006<br />

Unerfahrenheit im Umgang mit Computern bei Depression – e<strong>in</strong>e<br />

mo<strong>der</strong>ne Variante <strong>der</strong> sozialen Stigmatisierung?<br />

Bernhard Weber (Kl<strong>in</strong>ikum Goethe Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Frankfurt)<br />

V. Gapp, N. Helb<strong>in</strong>g, B. Schnei<strong>der</strong>, T. Wetterl<strong>in</strong>g, J. Fritze<br />

E<strong>in</strong>leitung: Computernutzung ist <strong>in</strong> vielen Berufen unabd<strong>in</strong>gbar<br />

und durch das Internet haben Computer <strong>in</strong>zwischen auch e<strong>in</strong>en<br />

wichtigen Stellenwert für die <strong>in</strong>formelle und gesellschaftliche<br />

Teilhabe. Obwohl E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> diesem Bereich für psychiatrisch<br />

Kranke gravierende Konsequenzen haben können, gibt es<br />

hierzu kaum Daten.<br />

Methode: Im Rahmen e<strong>in</strong>er Studie zur Akzeptanz computerisierter<br />

Tests wurden 73 Patienten mit rezidivieren<strong>der</strong> depressiver Störung<br />

(ICD-10: F33) und 73 nach Alter und Geschlecht gematchte gesunde<br />

Kontrollen mit Instrumenten zur Erfassung <strong>der</strong> Patient-<br />

Computer-Interaktion untersucht. Es handelte sich <strong>in</strong> beiden<br />

Gruppen um 46 Frauen und 27 Männer mit e<strong>in</strong>em mittleren Alter<br />

von 49,3 ± 13,5 Jahren. Erfasst wurde die Computererfahrung mit<br />

dem Demographischen Fragebogen zum Umgang mit Computern<br />

(DF, Weil & Rosen, 1995). Zur Messung <strong>der</strong> Computere<strong>in</strong>stellung<br />

wurde die deutsche Übersetzung <strong>der</strong> Gron<strong>in</strong>gen Computer Attitude<br />

Scale (GCAS, Bouman et al., 1989) verwendet. Da zur Messung<br />

<strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Testsituation ke<strong>in</strong> etabliertes Verfahren<br />

vorliegt, wurde e<strong>in</strong> Patient Computer Questionnaire (PCQ)<br />

selbst entwickelt und validiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Von den gesunden Kontrollen besaßen<br />

nur 14 % ke<strong>in</strong>en Computer, bei den depressiven Patienten war es<br />

h<strong>in</strong>gegen fast e<strong>in</strong> Drittel (31 %; Chi2=5,99, p=0,01). Sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Computererfahrung (DF; Z=3,26; p=0,001) wie auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Computere<strong>in</strong>stellung<br />

(GCAS; Z=2,96; p=0,003) und dem Computererleben<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Testsituation (PCQ; Z=4,75; p=0,000002) schnitten die<br />

depressiven Patienten im Vergleich mit den gesunden Kontrollen<br />

signifikant schlechter ab. Der Befund, dass depressive Patienten im<br />

Vergleich zu alters- und geschlechts-gematchten Kontrollpersonen<br />

weniger Computererfahrung haben und seltener e<strong>in</strong>en Computer<br />

besitzen, wurde bisher nicht berichtet. Die hohe Krankheitsbürde<br />

<strong>der</strong> Depression (Yach et al., 2004) führt offenbar auch dazu, dass die<br />

Patienten weniger Zugang zu computerunterstützten Technologien<br />

haben. Dem sollte im Rahmen therapeutischer Maßnahmen entgegengewirkt<br />

werden.


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

007<br />

Dimensionen von langfristigem Therapieerfolg <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären<br />

Depressionsbehandlung<br />

Alessa von Wolff (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

L. Kriston, L. Hölzel, M. Härter, H. L<strong>in</strong>ster<br />

E<strong>in</strong>leitung: Unipolare Depressionen gehören zu den häufigsten<br />

<strong>Erkrankungen</strong> und s<strong>in</strong>d mit schwerwiegenden persönlichen und<br />

volkswirtschaftlichen Folgen verbunden. Wichtig bei <strong>der</strong> Betrachtung<br />

verschiedener Prädiktoren für den Erfolg von stationären Behandlungen<br />

ist, dass <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen untersuchten<br />

Variablen und späterem Behandlungserfolg stark davon abhängt,<br />

wie Therapieerfolg def<strong>in</strong>iert (operationalisiert) wird. Ziel <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Arbeit war es zu untersuchen, welche Dimensionen von<br />

Therapieerfolg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Katamneseerhebung e<strong>in</strong> Jahr nach <strong>der</strong> Entlassung<br />

aus <strong>der</strong> stationären Depressionsbehandlung ermitteln werden<br />

können.<br />

Methode: Die Untersuchung wurde anhand von rout<strong>in</strong>emäßig erhobenen<br />

Daten des Universitätskl<strong>in</strong>ikums Freiburg durchgeführt.<br />

Stationär behandelte Patienten mit e<strong>in</strong>er unipolaren o<strong>der</strong> rezidivierenden<br />

Depression wurden e<strong>in</strong>geschlossen. Es wurden explorative<br />

und konfirmatorische Faktorenanalysen berechnet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei e<strong>in</strong>er Stichprobe von 124 stationären<br />

Patienten mit <strong>der</strong> Diagnose e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen depressiven Episode<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er rezidivierenden depressiven Störung konnten drei Faktoren<br />

von Therapieerfolg ermittelt werden, die sich bezüglich <strong>der</strong><br />

Art <strong>der</strong> Kriterienbildung unterscheiden. Dabei handelt es sich um<br />

die Faktoren Grad <strong>der</strong> Zielerreichung (z. B. Remission), Differenz<br />

zwischen Anfangs- und Abschlusszustand (z. B. Response) und<br />

Grad <strong>der</strong> (Patienten-)Zufriedenheit. Zudem implizierten die mittleren<br />

Korrelationen zwischen diesen Faktoren, dass e<strong>in</strong> übergeordnetes<br />

Konstrukt Therapieerfolg def<strong>in</strong>iert werden kann. Langfristiger<br />

Therapieerfolg kann als übergeordnetes Konstrukt mit drei<br />

untergeordneten Dimensionen betrachtet werden, die sich durch<br />

die Art <strong>der</strong> Kriterienbildung unterscheiden. Je nach Def<strong>in</strong>ition<br />

können unterschiedliche Aussagen über den Erfolg e<strong>in</strong>er Behandlung<br />

zustande kommen.<br />

008<br />

Vorhersage von langfristigem Therapieerfolg <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären<br />

Depressionsbehandlung<br />

Alessa von Wolff (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

L. Hölzel, L. Kriston, H. L<strong>in</strong>ster, M. Härter<br />

E<strong>in</strong>leitung: Unipolare Depressionen gehören zu den häufigsten<br />

<strong>Erkrankungen</strong> und s<strong>in</strong>d mit schwerwiegenden persönlichen und<br />

volkswirtschaftlichen Folgen verbunden. Dank e<strong>in</strong>em breiten Spektrum<br />

psychotherapeutischer und pharmakologischer Interventionen<br />

ist die stationäre Behandlung von Depressionen bereits sehr<br />

effektiv. E<strong>in</strong>e weitere Optimierung, gerade was den langfristigen<br />

Therapieerfolg betrifft, ist dennoch wünschenswert. Dazu ist es<br />

wichtig, Prädiktoren für den langfristigen Erfolg e<strong>in</strong>er Behandlung<br />

zu ermitteln. Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit war es, für drei verschiedene<br />

Def<strong>in</strong>itionen vom langfristigen Therapieerfolg (Katamneseerhebung<br />

e<strong>in</strong> Jahr nach <strong>der</strong> Entlassung aus <strong>der</strong> stationären Behandlung)<br />

Prädiktoren zu identifizieren. Als mögliche Prädiktoren<br />

wurden soziodemographische und kl<strong>in</strong>ische Patientenmerkmals,<br />

sowie behandlungsbezogene Variablen verwendet. Bei den Therapieerfolgskriterien<br />

handelte es sich um die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Depressivität<br />

zwischen Aufnahme und Katamnese (BDI), die Lebensqualität<br />

zum Katamnesezeitpunkt (WHOQOL-BREF) sowie die<br />

globale Beurteilung <strong>der</strong> Behandlung durch die Patienten.<br />

Methode: Die Untersuchung wurde anhand von rout<strong>in</strong>emäßig erhobenen<br />

Behandlungs- und Katamnesedaten des Universitätskl<strong>in</strong>ikums<br />

Freiburg durchgeführt. Stationäre behandelte Patienten mit<br />

e<strong>in</strong>er unipolaren o<strong>der</strong> rezidivierenden Depression wurden e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Für die Vorhersagen wurden Allgeme<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>eare Modelle<br />

berechnet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei e<strong>in</strong>er Stichprobe von 124 stationären<br />

Patienten konnten für die Vorhersage <strong>der</strong> drei Therapieerfolgskriterien<br />

jeweils unterschiedliche Prädiktoren identifiziert werden. Für<br />

alle Therapieerfolgskriterien ließen sich Modelle zur Vorhersage<br />

identifizieren, die e<strong>in</strong>en Großteil <strong>der</strong> Varianz <strong>in</strong> dem Zielkriterium<br />

aufklärten (40,8 % bis 64,7 %). Bei den Prädiktoren handelte es sich<br />

vorwiegend um soziodemografische sowie kl<strong>in</strong>ische Patientenmerkmale,<br />

woh<strong>in</strong>gegen Merkmale <strong>der</strong> Behandlung nur unzureichend<br />

zur Vorhersage des langfristigen Therapieerfolgs geeignet<br />

waren. Der Zusammenhang zwischen Prädiktoren und späterem<br />

Behandlungserfolg wird stark von <strong>der</strong> Operationalisierung des<br />

Therapieerfolg bee<strong>in</strong>flusst. Konsequenzen für e<strong>in</strong>e weitere Optimierung<br />

<strong>der</strong> stationären Depressionsbehandlung werden diskutiert.<br />

009<br />

Sekundärprävention affektiver Störungen bei Älteren mittels<br />

normobarer Oxigenierung o<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>atem Ausdauertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

(SALOME-Studie)<br />

Gerhard Eschweiler (UKPP Tüb<strong>in</strong>gen, Geriatrisches Zentrum)<br />

C. Laske, G. Straten, S. Bosch, J. E. Schaefer, B. Ludescher, A. Hipp,<br />

A. Niess, A. Fritsche, J. Machann, F. Schick<br />

E<strong>in</strong>leitung: Angesichts <strong>der</strong> wachsenden Zahl depressiver älterer<br />

Menschen und wachsen<strong>der</strong> Kenntnisse über metabolische und an<strong>der</strong>e<br />

somatische Komorbiditäten bei depressiven Störungen s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong>novative Präventionsstrategien erfor<strong>der</strong>lich. Diese nicht-pharmakologische<br />

randomisierte, prospektive Studie <strong>in</strong> Kooperation mit<br />

<strong>der</strong> Sportmediz<strong>in</strong>, Diabetologie und Radiologie stellt die Frage:<br />

Bietet angeleitete körperliche Aktivität bei rezidivieren<strong>der</strong> depressiver<br />

Störung e<strong>in</strong>e bessere Rezidivprävention im Vergleich zu e<strong>in</strong>er<br />

Sche<strong>in</strong><strong>in</strong>tervention (Sauerstoff<strong>in</strong>halationstherapie)?<br />

Methode: Von 2006 bis 2008 konnten 146 Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrischen<br />

Kl<strong>in</strong>ik Tüb<strong>in</strong>gen gescreent werden. 61 wurden randomisiert<br />

und <strong>in</strong> die Studie aufgenommen. Die an<strong>der</strong>en 85 nicht e<strong>in</strong>geschlossenen<br />

Patienten wiesen verschiedene Ausschlußkriterien auf<br />

bzw. lehnten ab. Die Patienten waren im Mittel 62 Jahre alt, wie erwartet<br />

überwiegend weiblich und wiesen e<strong>in</strong>e monopolar rezidivierende<br />

Depression <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorgeschichte auf. Die meisten Patienten<br />

erhielten e<strong>in</strong> Antidepressivum und teilweise auch Stimmungsstabilisierer.<br />

Die Patienten erhielten dreimal pro Woche e<strong>in</strong>e Bewegungs<strong>in</strong>tervention<br />

(Nordic Walk<strong>in</strong>g) o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e passive Sauerstoff<strong>in</strong>halation<br />

jeweils <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Während <strong>der</strong> Studie traten nur wenige<br />

Zwischenfälle mit anschließendem Drop-out auf, die ke<strong>in</strong>en ursächlichen<br />

Zusammenhang mit <strong>der</strong> Bewegungstherapie bzw. <strong>der</strong><br />

Sauerstofftherapie aufwiesen. Es traten 3 Rezidive (Relapse) <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Sauerstoffgruppe (11 %) und 1 <strong>in</strong> Bewegungsgruppe (4,5 %) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

erneute Depression <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> ersten 6 Monate auf. Somit gab es<br />

ke<strong>in</strong>en signifikanten Unterschied im primären Outcome. Die Zeit<br />

bis T1 (6 Monate) ersche<strong>in</strong>t noch zu kurz für e<strong>in</strong>e endgültige<br />

Aussage. Der HAMD besserte sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewegungsgruppe um<br />

2 Punkte, während er sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sauerstoffgruppe um 1 Punkt abnahm.<br />

Als Fazit ist festzuhalten, dass die älteren Patienten nach e<strong>in</strong>er<br />

Depression <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Gruppen tra<strong>in</strong>ierbar s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong>e hohe<br />

Therapieb<strong>in</strong>dung aufweisen. Es ist zu hoffen, dass bei Entbl<strong>in</strong>dung<br />

<strong>der</strong> 12 Monatsdaten im Herbst 2009 und beim Follow-up nach<br />

24 –36 Monaten e<strong>in</strong> signifikant besserer psychopathologischer Zustand<br />

<strong>der</strong> Patienten erreicht werden kann. Wir danken <strong>der</strong> Landesstiftung<br />

Baden-Württemberg gGmbH für die großzügige För<strong>der</strong>ung<br />

des Projekts.<br />

145


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

010<br />

Prävention von Depression im Jugendalter: Entwicklung und Evaluation<br />

e<strong>in</strong>er Aufklärungsbroschüre. Ergebnisse e<strong>in</strong>er Pilotstudie<br />

Antje-Kathr<strong>in</strong> Allgaier (Kl<strong>in</strong>ikum <strong>der</strong> Univ. München, Kl<strong>in</strong>ik für<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

Y. Schiller, B. Saravo, G. Schulte-Körne<br />

E<strong>in</strong>leitung: Etwa 50 % <strong>der</strong> depressiven Störungen beg<strong>in</strong>nen bereits<br />

im K<strong>in</strong>des- und Jugendalter. Da die ersten Symptome meist unspezifisch<br />

s<strong>in</strong>d, werden sie von den Betroffenen selbst und ihren Eltern<br />

oft nicht als mögliche Anzeichen e<strong>in</strong>er beg<strong>in</strong>nenden depressiven<br />

Erkrankung erkannt. Wissenslücken, aber auch Angst vor Stigmatisierung<br />

führen dazu, dass Betroffene häufig ke<strong>in</strong>e Hilfe <strong>in</strong> Anspruch<br />

nehmen o<strong>der</strong> sich erst spät <strong>in</strong> Behandlung begeben. Die<br />

positive Wirkung von Aufklärungskampagnen für die Versorgungssituation<br />

erwachsener Depressiver zeigt, dass Betroffene früher die<br />

Behandlungsbedürftigkeit ihrer Symptomatik erkennen und professionelle<br />

Hilfe suchen. Entsprechende Initiativen, die speziell auf<br />

die Altersgruppe <strong>der</strong> Jugendlichen abzielen, fehlen jedoch bislang.<br />

Methode: Als erster Schritt zu e<strong>in</strong>er vergleichbaren Initiative für<br />

das K<strong>in</strong>des- und Jugendalter wird im Rahmen unseres Projekts e<strong>in</strong>e<br />

Aufklärungsbroschüre zu depressiven Störungen entwickelt, die explizit<br />

an Jugendliche adressiert ist. Die Broschüre richtet sich sowohl<br />

an Betroffene im S<strong>in</strong>ne sekundär- und tertiärpräventiver Ansätze<br />

als auch primärpräventiv an nicht betroffene Jugendliche.<br />

Ziele s<strong>in</strong>d Wissensvermittlung und E<strong>in</strong>stellungsän<strong>der</strong>ung im S<strong>in</strong>ne<br />

e<strong>in</strong>es Abbaus von Vorurteilen. Die Broschüre wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Pilotphase<br />

an e<strong>in</strong>er Stichprobe von 100 Münchner Hauptschülern,<br />

Realschülern und Gymnasiasten h<strong>in</strong>sichtlich Wissenszuwachs,<br />

Verständlichkeit und Akzeptanz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Prä-Post-Design mittels<br />

Fragebögen untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Broschüre wird <strong>der</strong>zeit konzipiert<br />

und soll auf dem Kongress vorgestellt und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Expertenrunde<br />

diskutiert werden. Erste Ergebnisse <strong>der</strong> Pilotstudie werden berichtet.<br />

Dabei werden zum e<strong>in</strong>en Daten zu Vorwissen und E<strong>in</strong>stellung<br />

zu Depression sowie die Evaluationsergebnisse zum Wissenszuwachs<br />

präsentiert. Zum an<strong>der</strong>en werden die Fragebogendaten zur<br />

Bewertung <strong>der</strong> Broschüre durch die Zielgruppe dargestellt. Ausblick:<br />

Aufbauend auf den Ergebnissen <strong>der</strong> Pilotstudie und den<br />

Diskussionsbeiträgen <strong>der</strong> Kongressteilnehmer wird die Broschüre<br />

weiter überarbeitet und an e<strong>in</strong>er repräsentativen Stichprobe von<br />

500 Hauptschülern, Realschülern und Gymnasiasten aus München<br />

Stadt und Land <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Prä-, Post-, Follow-up-Design evaluiert.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-019 Posterpräsentation<br />

Affektive Störungen 1<br />

Vorsitz: T. Schläpfer (Bonn)<br />

001<br />

Depressive Störungen: Gibt es mo<strong>der</strong>ierende Effekte durch adulte<br />

Lebensereignisse bei traumatischen K<strong>in</strong>dheitserfahrungen?<br />

Katja Appel (Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Greifswald)<br />

J. Mahler, A. Schulz, H. Völzke, C. Spitzer, H. J. Freyberger, H. Grabe<br />

E<strong>in</strong>leitung: Frühk<strong>in</strong>dliche traumatische Erfahrungen stellen e<strong>in</strong>en<br />

bedeutsamen Risikofaktor für das Auftreten späterer psychischer<br />

<strong>Erkrankungen</strong> dar. Interessant ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang die<br />

Frage, <strong>in</strong>wiefern diese Assoziation durch das Auftreten adulter belasten<strong>der</strong><br />

Lebensereignisse mo<strong>der</strong>iert wird. In <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Arbeit wird die Interaktion zwischen traumatischen Erlebnissen im<br />

146<br />

K<strong>in</strong>desalter und Lebensereignissen im Erwachsenenalter auf die<br />

aktuelle Depressivität e<strong>in</strong>er Allgeme<strong>in</strong>bevölkerungsstichprobe untersucht.<br />

Methode: In <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit laufenden Studie SHIP-LEGENDE (Life-<br />

Events and Gene-Environment-Interaction <strong>in</strong> Depression) wurden<br />

bei n=1322 Probanden (Stand Juni 2009) (Durchschnittsalter 56,5)<br />

frühk<strong>in</strong>dliche Traumata mit dem Childhood Trauma Questionnaire<br />

(CTQ), adulte Lebensereignisse lifetime, <strong>der</strong> letzten 12 Monate<br />

und 5 Jahre mit <strong>der</strong> Stralsun<strong>der</strong> Ereignisliste (SEL) und aktuelle<br />

Depressivität mit dem Beck-Depressions-Inventar (BDI-II, revidierte<br />

Form) erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In prelim<strong>in</strong>ären Analysen zeigte sich die<br />

Assoziation von frühk<strong>in</strong>dlichen Stressoren und aktueller Depressivität<br />

als hochsignifikant (p


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

als Screen<strong>in</strong>g<strong>in</strong>strument verwendet, die weitere Diagnostik erfolgte<br />

mit <strong>der</strong> deutschen Version des Bermond-Vorst-Alexithymia-<br />

Questionnaire (BVAQ). Zum Ausschluss psychischer Störungen<br />

kam das MINI International Interview zum E<strong>in</strong>satz.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigt sich e<strong>in</strong> signifikanter Zusammenhang<br />

zwischen Alexithymie und dem Erleben früher emotionaler<br />

Traumata (CTQ-Subskala „emotionale Vernachlässigung“).<br />

E<strong>in</strong> den Zusammenhang mo<strong>der</strong>ieren<strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss psychischer Störungen<br />

kann aufgrund <strong>der</strong> psychopathologischen Diagnostik ausgeschlossen<br />

werden. Im Wi<strong>der</strong>spruch zu bisherigen kl<strong>in</strong>ischen Untersuchungen<br />

zeigt sich ke<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen Alexithymie<br />

und körperlichen o<strong>der</strong> sexuellen Traumata. Hochalexithyme mit<br />

positiver Traumaanamnese unterscheiden sich signifikant von<br />

Hochalexithymen ohne Trauma h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> kognitiven Alexithymie-Dimension<br />

„Identifizieren“ und <strong>der</strong> emotionalen Alexithymie-Dimension<br />

„Fantasieren“ sowie h<strong>in</strong>sichtlich des BVAQ-<br />

Gesamtwertes. Die Variable „Trauma“ sche<strong>in</strong>t sich somit als<br />

Differenzierungsparameter für Alexithymie zu eignen. Als Konsequenz<br />

dieser Befunde werden neurobiologische Korrelate <strong>der</strong> Emotionsverarbeitung<br />

bei Alexithymie <strong>in</strong> Abhängigkeit von frühen<br />

traumatischen Lebensereignissen mittels funktioneller Magnetresonanztomographie<br />

(fMRT) untersucht.<br />

003<br />

Interaktion zwischen 5-HTTLPR-Polymorphismen und frühen Traumatisierungen<br />

bei depressiven Störungen im Erwachsenenalter<br />

Jessie Mahler (Universität Greifswald, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

K. Appel, A. Schulz, D. Rosskopf, H. J. Freyberger, H. J. Grabe<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Ergebnisse verschiedener Forschungsbemühungen<br />

lassen e<strong>in</strong>e Interaktion von funktionellen Polymorphismen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Promoterregion des Seroton<strong>in</strong>transportergens (5-HTTLPR) und<br />

dem Risiko e<strong>in</strong>er Major Depression <strong>in</strong>folge belasten<strong>der</strong> Lebensereignisse<br />

vermuten. Insbeson<strong>der</strong>e Traumatisierungen im K<strong>in</strong>des-<br />

und Jugendalter stellen e<strong>in</strong>en Risikofaktor für die Ausprägung<br />

e<strong>in</strong>er Major Depression im Erwachsenenalter dar. Jedoch s<strong>in</strong>d die<br />

bisherigen Befunde nicht ganz e<strong>in</strong>deutig. Angesichts <strong>der</strong> Befundlage<br />

geht die vorliegende Arbeit <strong>der</strong> Frage nach, <strong>in</strong>wiefern funktionelle<br />

5-HTTLPR-Polymorphismen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Interaktion mit aversiven<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen und Traumatisierungen im K<strong>in</strong>des- und Jugendalter<br />

die depressive Symptomatik im Erwachsenenalter mo<strong>der</strong>ieren.<br />

Methode: Für n = 1536 Probanden (Stand Juni 2009) <strong>der</strong> prospektiven,<br />

epidemiologischen Allgeme<strong>in</strong>bevölkerungsstudie Study of<br />

Health <strong>in</strong> Pomerania (SHIP) wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit laufenden assoziierten,<br />

DFG-geför<strong>der</strong>ten Studie SHIP-LEGENDE (Life-Events<br />

and Gene-Environment-Interaction <strong>in</strong> Depression) psychische Störungen<br />

(DIA-X-Interview nach DSM-IV), k<strong>in</strong>dliche Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />

(CTQ, Childhood Trauma Questionnaire) und aktuelle<br />

Depressivität (BDI-II, Beck-Depressions-Inventar, revidierte Form)<br />

erfasst. Alle Probanden wurden bezüglich des 5-HTTLPR (s-,<br />

l-Allele) und des A/G-Polymorphismus des SLC6A4 genotypisiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Signifikante Zusammenhänge zwischen<br />

adulter Depressivität und Missbrauch (emotional: p < .01; körperlich:<br />

p < .01; sexuell: p < .01) sowie Vernachlässigung (körperlich:<br />

p < .01; emotional: p < .01) im K<strong>in</strong>des- und Jugendalter können <strong>in</strong><br />

varianzanalytischen Überprüfungen gezeigt werden. Interaktionsanalysen<br />

zwischen frühk<strong>in</strong>dlich emotionalem sowie sexuellem<br />

Missbrauch und dem 5-HTTLPR-Polymorphismus auf Depressivität<br />

im Erwachsenenalter ergeben e<strong>in</strong>en signifikanten Effekt<br />

(p < .01, adjustiert für Geschlecht und Alter). Hierbei weisen die<br />

Träger des l-Allels e<strong>in</strong>e höhere Symptombelastung auf. Für körperlichen<br />

Missbrauch sowie emotionale o<strong>der</strong> körperliche Vernachlässigung<br />

können ke<strong>in</strong>e signifikanten Interaktionseffekte nachgewiesen<br />

werden. Inwieweit Zufallseffekte an den Ergebnissen beteiligt<br />

s<strong>in</strong>d, muss kritisch diskutiert werden. Die Analyse <strong>der</strong> DSM-IV<br />

Diagnosen e<strong>in</strong>er „lifetime depression“ steht noch aus.<br />

004<br />

Die Assoziation zwischen frühk<strong>in</strong>dlichen traumatischen Lebensereignissen<br />

und Depressivität – e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>bevölkerungsbasierte<br />

Studie<br />

Andrea Schulz (Universität Greifswald, FB Psychiatrie Unikl<strong>in</strong>ikum)<br />

K. Appel, J. Mahler, C. Spitzer, H. Völzke, H. J. Freyberger, H. J. Grabe<br />

E<strong>in</strong>leitung: Beson<strong>der</strong>s frühk<strong>in</strong>dliche kritische Lebensereignisse<br />

werden für e<strong>in</strong>e lebenslang erhöhte Vulnerabilität für psychische<br />

<strong>Erkrankungen</strong> verantwortlich gemacht. Die vorliegende prälim<strong>in</strong>äre<br />

Analyse untersucht den Zusammenhang zwischen dem Erleben<br />

k<strong>in</strong>dlicher Traumata und dem Auftreten depressiver Störungen im<br />

Erwachsenenalter. Es wird angenommen, dass das Erleben frühk<strong>in</strong>dlicher<br />

traumatischer Erfahrungen die Vulnerabilität für depressive<br />

Störungen erhöht. Mit dem „Childhood Trauma Questionnaire“<br />

(CTQ) werden retrospektiv emotionale und körperliche<br />

Vernachlässigung sowie emotionaler, körperlicher und sexueller<br />

Missbrauch erfasst.<br />

Methode: 1619 Probanden (Stand Juni 2009) (29 – 89 Jahre) <strong>der</strong><br />

epidemiologischen Allgeme<strong>in</strong>bevölkerungsstudie Study of Health<br />

<strong>in</strong> Pomerania (SHIP) wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Studie SHIP-LEGENDE<br />

(Life-Events and Gene-Environment Interaction <strong>in</strong> Depression)<br />

h<strong>in</strong>sichtlich psychischer Störungen (DIA-X), traumatischer Erfahrungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit (CTQ) und aktueller Depressivität (Beck-<br />

Depressions-Inventar; BDI-II) erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die prälim<strong>in</strong>ären Analysen ergaben, dass<br />

Personen mit traumatischen Erfahrungen im K<strong>in</strong>desalter signifikant<br />

höhere Werte aktueller depressiver Symptomatik aufweisen als<br />

die Kontrollgruppe (für alle CTQ-Kategorien p < .000). Es zeigt<br />

sich, dass die Assoziation zwischen k<strong>in</strong>dlichen Traumata und Depressivität<br />

zusätzlich durch Alter und Geschlecht bee<strong>in</strong>flusst wird.<br />

Frauen berichten über signifikant mehr aktuelle Depressivität sowie<br />

über mehr emotionalen (p < .000) und sexuellen (p < .000)<br />

Missbrauch, während Männer mehr körperlichen Missbrauch (p =<br />

.002) und körperliche Vernachlässigung (p = .002) schil<strong>der</strong>n. Die<br />

Zusammenhänge zwischen k<strong>in</strong>dlichen Traumata und Depressivität<br />

bei jüngeren Personen (bis 56 Jahre) s<strong>in</strong>d hoch signifikant (p < .000),<br />

während bei älteren Männer <strong>der</strong> Zusammenhang nur beim CTQ-<br />

Gesamtwert (r = .108, p = .029) und bei körperlicher Vernachlässigung<br />

(r = 150, p = .003) gilt. Bei älteren Frauen lassen sich die beschriebenen<br />

signifikanten Zusammenhänge ebenfalls nachzuweisen<br />

(Ausnahme: sexueller Missbrauch). Die teststatistische Überprüfung<br />

<strong>der</strong> DSM-IV Diagnose e<strong>in</strong>er „lifetime depression“ stehen noch<br />

aus. Traumatische Erfahrungen im K<strong>in</strong>desalter s<strong>in</strong>d mit Auftreten<br />

und Schweregrad depressiver Symptomatik im Erwachsenenalter<br />

assoziiert. Darüber h<strong>in</strong>aus deuten die Ergebnisse an, dass bei<br />

e<strong>in</strong>zelnen Traumakategorien (z. B. körperlicher Missbrauch) Geschlecht<br />

und Alter <strong>in</strong> Interaktion e<strong>in</strong>en differenziellen E<strong>in</strong>fluss auf<br />

das Wirken von k<strong>in</strong>dlichen Traumata auf Depressivität haben.<br />

005<br />

Depressive Störungen: Gibt es <strong>in</strong>teraktive Effekte zwischen negativen<br />

Lebensereignissen und Resilienz?<br />

Andrea Schulz (Universität Greifswald, FB Psychiatrie Unikl<strong>in</strong>ikum)<br />

K. Appel, J. Mahler, C. Spitzer, H. Völzke, H. J. Freyberger, H. J.<br />

Grabe<br />

E<strong>in</strong>leitung: Aus <strong>der</strong> Life-Event-Forschung ist bekannt, dass kritische<br />

Lebensereignisse von großer Relevanz für das Auftreten e<strong>in</strong>er<br />

Depression s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs erkrankt nur e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> von kritischen<br />

Lebensereignissen betroffenen Menschen an e<strong>in</strong>er depressiven Störung.<br />

Protektiven Faktoren kommen hierbei e<strong>in</strong>e entscheidende<br />

Rolle zu. Als protektiver Faktor wird das Persönlichkeitsmerkmal<br />

Resilienz vermutet. Resilienz beschreibt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere psychische<br />

Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit, die dazu führt, dass e<strong>in</strong>ige Personen trotz<br />

147


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

ausgeprägter Belastungen und Risiken gesund und unbelastet bleiben.<br />

Untersucht wird, ob e<strong>in</strong>e hohe Resilienz protektive Effekte<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Wirkung negativer Lebensereignisse auf depressive<br />

<strong>Erkrankungen</strong> im Erwachsenenalter hat.<br />

Methode: 1619 Probanden (Stand Juni 2009) (29 – 89 Jahre) <strong>der</strong><br />

Allgeme<strong>in</strong>bevölkerungsstudie Study of Health <strong>in</strong> Pomerania (SHIP)<br />

wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Studie SHIP-LEGENDE (Life-Events and Gene-<br />

Environment Interaction <strong>in</strong> Depression) h<strong>in</strong>sichtlich psychischer<br />

Störungen (DIA-X), belasten<strong>der</strong> Lebensereignisse (Stralsun<strong>der</strong> Ereignisliste;<br />

SEL), Resilienz (Resilienzskala-25) und aktueller Depressivität<br />

(Beck-Depressions-Inventar; BDI-II) erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die prälim<strong>in</strong>ären Analysen ergaben,<br />

dass kritische Lebensereignisse (F = 51,870, p = .000) und Resilienz<br />

(F = 135,634, p = .000) als Haupt- und Interaktionseffekt (F =<br />

14.202, p = .000) signifikant auf den aktuellen Depressionswert wirken.<br />

Personen mit e<strong>in</strong>er Vielzahl negativer Lebensereignisse weisen<br />

höhere aktuelle Depressionswerte (BDI-Wert) auf als Personen mit<br />

wenigen. Darüber h<strong>in</strong>aus zeigte sich, dass Personen, die e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

negativer Lebensereignisse angaben und zusätzlich über e<strong>in</strong>e<br />

hohe Resilienz verfügen, niedrigere Depressionswerte aufweisen<br />

als Personen ohne diesen protektiven Faktor. Die Untersuchung<br />

<strong>der</strong> DSM-IV-Diagnose e<strong>in</strong>er „lifetime depression“, <strong>der</strong> aktuellen<br />

Lebensereignisse und Alters- und Geschlechtseffekte werden diskutiert.<br />

Kritische Lebensereignisse als auch das Persönlichkeitsmerkmal<br />

Resilienz s<strong>in</strong>d mit dem Auftreten depressiver Symptomatik<br />

im Erwachsenenalter assoziiert. Es bestehen H<strong>in</strong>weise, dass<br />

zwar viele kritische Lebensereignisse das Auftreten e<strong>in</strong>er depressiven<br />

Symptomatik im Erwachsenenalter wahrsche<strong>in</strong>lich machen,<br />

dass aber erst das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gen Resilienz diese<br />

Effekte h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Depressionsschwere verstärken.<br />

006<br />

Reproduktive Auffälligkeiten bei Frauen mit bipolarer Erkrankung<br />

vor Therapie mit Phasenprophylaxe<br />

Stephanie Krüger (Charite Berl<strong>in</strong>, Psychiatrie)<br />

N. Schoofs, F. Chen, R. Pietsch, P. Bräunig<br />

E<strong>in</strong>leitung: Reproduktive Auffälligkeiten bei Frauen mit bipolarer<br />

Erkrankung werden häufig ursächlich auf die medikamentöse Therapie<br />

<strong>der</strong> bipolaren Erkrankung zurückgeführt. Kaum bekannt ist,<br />

ob Frauen mit bipolaren <strong>Erkrankungen</strong> per se e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko<br />

für hormonelle Störungen aufweisen und Psychopharmaka dieses<br />

lediglich verstärken.<br />

Methode: 52 Frauen mit bipolarer Erkrankung im gebärfähigen<br />

Alter und ohne psychopharmakogene Medikation wurden <strong>in</strong> die<br />

Studie e<strong>in</strong>geschlossen. Die mediz<strong>in</strong>ische, psychiatrische und reproduktive<br />

(<strong>in</strong>klusive Premenstruelle Dysphorische Störung, PMDS)<br />

Krankengeschichte wurde erhoben. Blutproben zur Ermittlung <strong>der</strong><br />

Sexualhormonspiegel wurden entnommen. E<strong>in</strong> gynäkologischer<br />

Ultraschall wurde durchgeführt, um die Diagnose des Polyzystischen<br />

Ovar Syndroms, PCOS, stellen zu können. Der aktuelle und<br />

vor Erstmanifestation <strong>der</strong> Erkrankung bestehende BMI wurde<br />

berechnet. Daten zur B<strong>in</strong>ge-Eat<strong>in</strong>g-Störung wurden erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: PCOS konnte bei 6 (12,5 %)<strong>der</strong> Frauen<br />

diagnostiziert werden. In 10 (23,3 %) Fällen konnte <strong>in</strong> den Blutproben<br />

e<strong>in</strong>e Hyperandrogenämie festgestellt werden. Die Kriterien für<br />

B<strong>in</strong>ge-Eat<strong>in</strong>g erfüllten 15 (28,8 %) <strong>der</strong> Frauen, 3 (5,8 %) litten unter<br />

partiellem B<strong>in</strong>ge-Eat<strong>in</strong>g. Aktuell lag <strong>der</strong> durchschnittliche BMI<br />

bei 25 (SD 5,0), während er vor Manifestation <strong>der</strong> Erkrankung bei<br />

22,7 (SD 4,3) lag. 37 (71,2 %)Frauen litten an e<strong>in</strong>er o<strong>der</strong> mehreren<br />

Zyklusunregelmäßigkeiten. Von e<strong>in</strong>em stark ausgeprägten PMDS<br />

waren 14 (26,9 %) betroffen.<br />

148<br />

007<br />

Prävalenz depressiver <strong>Erkrankungen</strong> bei Patient<strong>in</strong>nen mit Endometriose<br />

Stephanie Krüger (Charite Berl<strong>in</strong>, Psychiatrie)<br />

L. Schute, A. Ebert, P. Bräun<strong>in</strong>g<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Endometriose stellt mit e<strong>in</strong>er geschätzten Prävalenz<br />

von 10 – 15 % e<strong>in</strong>e häufige Erkrankung von Frauen im reproduktionsfähigen<br />

Alter dar. Die hohe Morbidität und die funktionellen<br />

und qualitativen E<strong>in</strong>schränkungen, die sich aus <strong>der</strong> Erkrankung<br />

ergeben, legen nahe, dass die Prävalenz seelischer Auffälligkeiten <strong>in</strong><br />

dieser Patientengruppe hoch ist. Unsere Studie soll zur Klärung <strong>der</strong><br />

Prävalenz von depressiven Symptomen bei Patient<strong>in</strong>nen mit Endometriose<br />

beitragen.<br />

Methode: 150 Patient<strong>in</strong>nen des Endometriosezentrums Stufe III<br />

im Vivantes Humboldt- Kl<strong>in</strong>ikum <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Lehrkrankenhaus <strong>der</strong><br />

Charité, mit laparoskopisch diagnostizierter Endometriose, wurden<br />

mittels Depressionsskalen (BDI, HAMDS) nach depressiver<br />

Symptomatik befragt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der Mittelwert für den BDI lag bei 11,4<br />

(Standardabweichung 9,1), und für die HAMDS bei 10,6 (SD 8,1).<br />

Gemäß BDI hatten 47 (31 %) bzw. 25 (17 %) Patient<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e<br />

leichte (BDI 11-17) bzw. kl<strong>in</strong>isch relevante (BDI >18) Depression.<br />

Nach <strong>der</strong> Schweregrade<strong>in</strong>teilung mit <strong>der</strong> HAMDS litten 56 (37,3 %)<br />

Patient<strong>in</strong>nen unter e<strong>in</strong>er leichten Depression (HAMDS 10 – 20), 12<br />

(8 %) unter e<strong>in</strong>er mittelschweren Depression (HAMDS 20 – 30)<br />

und 6 (4 %) unter e<strong>in</strong>er schweren Depression (HAMDS >30). Die<br />

Prävalenz von Depression liegt damit für Endometriosepatient<strong>in</strong>nen<br />

über dem Schnitt <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung von 10 – 15 %.<br />

Die regelmäßige pharmakologische und psychologische Therapie<br />

dieser Patient<strong>in</strong>nen hat <strong>in</strong> das Versorgungssystem bisher jedoch<br />

ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>gang gefunden.<br />

008<br />

Psychiatrische Versorgung von psychisch erkrankten Frauen <strong>in</strong><br />

Schwangerschaft und Stillzeit: Therapieangebote e<strong>in</strong>er Spezialsprechstunde<br />

und Beschreibung <strong>der</strong> Stichprobe<br />

Kar<strong>in</strong> Metz (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Dresden, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

S. Schnoor, J. Junge-Hoffmeister, K. Weidner, J. Sasse<br />

E<strong>in</strong>leitung: 15 % <strong>der</strong> Frauen leiden peripartal an e<strong>in</strong>er behandlungsbedürftigen<br />

psychischen Erkrankung. Die Versorgungslage<br />

dieser Frauen ist bislang unzureichend, nicht zuletzt aufgrund des<br />

unzureichenden Wissens über die Erkrankungsbil<strong>der</strong> sowie e<strong>in</strong>er<br />

zurückhaltenden E<strong>in</strong>stellung bzgl. e<strong>in</strong>er pharmakologischen Behandlung<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Schwangerschaft und Stillzeit.<br />

Methode: Ziele des Beitrags s<strong>in</strong>d (1) die Beschreibung <strong>der</strong> Patientengruppe,<br />

die am Universitätskl<strong>in</strong>ikum Dresden die Spezialsprechstunde<br />

„Behandlung psychischer <strong>Erkrankungen</strong> <strong>in</strong> Schwangerschaft<br />

und Stillzeit“ <strong>in</strong> Anspruch nimmt, sowie (2) die Vorstellung<br />

<strong>der</strong> pharmakologischen und psychotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten.<br />

Zu (1): Im Rahmen e<strong>in</strong>er Querschnittserhebung<br />

werden mithilfe e<strong>in</strong>er standardisierten Fragebogenbatterie im Zeitraum<br />

von April bis August 2009 alle Frauen <strong>der</strong> Spezialsprechstunde<br />

(N=50) h<strong>in</strong>sichtlich soziodemographischer und symptomspezifischer<br />

Variablen sowie h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Behandlungsmethoden<br />

erfasst und deskriptiv ausgewertet. Zu (2): Unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> aktuellen Literatur wird e<strong>in</strong> Überblick über den Wissenstand<br />

<strong>der</strong> Behandlung psychisch erkrankter Schwangeren und Mütter gegeben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zu (1): Daten zu Alter, Familienstand,<br />

Geburts- und Schwangerschaftsanamnese, Krankheitsgeschichte,<br />

Störungsbild, Partnerschaft, etc. werden vorgestellt, ebenso wie<br />

Daten zur Art <strong>der</strong> Medikation und an<strong>der</strong>en Therapiemethoden. Zu<br />

(2): Es erfolgt e<strong>in</strong>e Darstellung des s<strong>in</strong>nvollen E<strong>in</strong>satzes psychotroper<br />

Substanzen <strong>in</strong> diesem beson<strong>der</strong>en Lebensabschnitt sowie die


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

damit verbundene Nutzen- Risiko- Abwägung. Psychologische Interventionen<br />

und <strong>der</strong>en Effektivität werden erläutert. E<strong>in</strong> aktuell<br />

beg<strong>in</strong>nendes Forschungsprojekt zur Verbesserung <strong>der</strong> Versorgungslage<br />

psychisch erkrankter Frauen <strong>in</strong> Schwangerschaft und Stillzeit<br />

wird vorgestellt.<br />

009<br />

Interdiszipl<strong>in</strong>äre Behandlung bei schweren psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft: Zwei Kasuistiken<br />

Torsten Grüttert (Krankenhaus Maria-Hilf Krefeld, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

R. Bodden-Heidrich, G. Rogmans, N. He<strong>in</strong>zel, A. Horn<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zwei Kasuistiken Rezidivierte schwere depressive Episode<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft Emotional <strong>in</strong>stabile Persönlichkeitsstörung<br />

und Schwangerschaft<br />

Methode: Die 37 jährige IV Gravida III. Para stellte sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

12. Schwangerschaftswoche mit schwerer Depression und hoher<br />

Ambivalenz zur Schwangerschaft vor. In den drei vorangegangenen<br />

Schwangerschaften hatte sie jeweils schwere Depressionen jedoch<br />

ohne Behandlung gehabt, wor<strong>in</strong> die hohe Ambivalenz mit Erwägung<br />

e<strong>in</strong>er Abruptio bestand. Wir behandelten die Patient<strong>in</strong> stationär<br />

mit täglich stützend supportiver Psychotherapie unter E<strong>in</strong>bezug<br />

<strong>der</strong> Seelsorge sowie konsiliar fortgesetzter Behandlung bei <strong>der</strong><br />

Frauenärzt<strong>in</strong>. Ab <strong>der</strong> 15. SSW stellten wir sie auf Sertral<strong>in</strong> e<strong>in</strong>, wegen<br />

<strong>der</strong> kl<strong>in</strong>isch schweren Symptomatik erhöhten wir die Dosis bis<br />

100 mg. Zur Entb<strong>in</strong>dung reduzierten wir Sertral<strong>in</strong> und bezogen<br />

auch die zukünftige Hebamme sowie den K<strong>in</strong><strong>der</strong>arzt im H<strong>in</strong>blick<br />

auf die Planung des Stillens mit e<strong>in</strong>. In <strong>der</strong> 38. SSW kam es zur<br />

komplikationslosen Spontanentb<strong>in</strong>dung von e<strong>in</strong>em Mädchen. Der<br />

postpartale Verlauf erwies sich bei fortgesetzter Betreuung von <strong>der</strong><br />

Frauenärzt<strong>in</strong> und Psychiater<strong>in</strong> im Wochenbett als unauffällig.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die 28 jährige III Gravida II Para wurde<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> 13. SSW bei dekompensierter Affektlabilität bei bekannter<br />

emotional <strong>in</strong>stabiler Persönlichkeitsstörung nach Absetzen <strong>der</strong><br />

Psychopharmaka (SSRI + Peraz<strong>in</strong> <strong>in</strong> auswärtiger Behandlung) stationär<br />

aufgenommen. Es erfolgte e<strong>in</strong>e hochfrequente psychiatrische<br />

Behandlung unter E<strong>in</strong>bezug e<strong>in</strong>es Fertigkeitentra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (Skills),<br />

E<strong>in</strong>zelpsychotherapie und sozialpädagogischer Betreuung. Die<br />

Patient<strong>in</strong> wurde nach 12 Wochen <strong>in</strong> die ambulante Behandlung unserer<br />

Kl<strong>in</strong>ik entlassen und wohnt unterdessen <strong>in</strong> unmittelbarer<br />

Nähe <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik, so dass e<strong>in</strong> hochfrequenter und spontaner Kontakt<br />

möglich ist. In beiden Fällen wurde im Rahmen <strong>der</strong> geburtshilfl<br />

ichen Betreuung e<strong>in</strong>e pränatale Diagnostik nach Degum II<br />

vor genommen sowie regelmäßige hochfrequente geburtshilfliche<br />

Schwangerschaftsbetreuung.<br />

010<br />

Risikofaktoren für chronische Depression: e<strong>in</strong>e systematische<br />

Übersichtsarbeit<br />

Levente Kriston (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Hamburg, Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

L. Hölzel, C. Reese, M. Härter<br />

E<strong>in</strong>leitung: Es wird geschätzt, dass bei jedem fünften bis sechsten<br />

Patienten mit e<strong>in</strong>er akuten depressiven Episode auch nach zwei<br />

Jahren noch ke<strong>in</strong>e relevante Besserung <strong>der</strong> Symptomatik e<strong>in</strong>tritt<br />

und sich <strong>in</strong> Folge dessen e<strong>in</strong>e chronische Depression entwickelt.<br />

Zahlreiche Befunde belegen die negativen Auswirkungen, die e<strong>in</strong>e<br />

chronische Depression auf die Betroffenen, die Angehörigen und<br />

die Gesellschaft hat. Die Risikofaktoren für chronische Depression<br />

wurden <strong>in</strong> mehreren Studien untersucht, wobei die Ergebnisse dieser<br />

Studien <strong>in</strong> vielen Fallen heterogen und teilweise wi<strong>der</strong>sprüchlich<br />

ausfallen.<br />

Methode: Es wurde e<strong>in</strong>e systematische Übersichtsarbeit zu Risikofaktoren<br />

für chronische Depressionen erstellt, um die vorhandenen<br />

E<strong>in</strong>zelbefunde zu strukturieren und zu <strong>in</strong>tegrieren. Aktuelle Ver-<br />

fahren für die Metaanalyse für Beobachtungsstudien wurden verwendet.<br />

Die Datenauswertung wurde mittels Vote-Count<strong>in</strong>g durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es wurden 25 relevante Primarstudien<br />

mit <strong>in</strong>sgesamt 5192 Studienteilnehmern identifiziert und <strong>in</strong> die systematische<br />

Übersichtsarbeit e<strong>in</strong>geschlossen. Die Studien wiesen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> untersuchten Studienpopulationen, <strong>der</strong> Studiendesigns,<br />

<strong>der</strong> methodischen Qualität, <strong>der</strong> untersuchten Risikofaktoren<br />

und <strong>der</strong> Ergebnisse e<strong>in</strong>e große Heterogenität auf. Es konnte für folgende<br />

Risikofaktoren empirische Evidenz bestimmt werden: das<br />

Vorkommen von affektiven Störungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familiengeschichte,<br />

jüngeres Ersterkrankungsalter und längere Dauer <strong>der</strong> depressiven<br />

Episode. Folgende Faktoren traten gehäuft <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit chronischer<br />

Depression auf: psychische Komorbidität <strong>in</strong> Form von<br />

Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen, Substanzabusus, ger<strong>in</strong>ge<br />

soziale Integration, negative soziale Interaktion und e<strong>in</strong>e schwächere<br />

depressive Symptomatik. Dabei blieb die Richtung des kausalen<br />

Zusammenhangs aufgrund des Querschnittdesigns dieser<br />

Studien unklar. Die Ergebnisse <strong>der</strong> durchgeführten systematischen<br />

Übersichtsarbeit belegen die Relevanz e<strong>in</strong>er frühzeitigen Diagnostik<br />

und Therapie von Depressionen, da e<strong>in</strong>e längere Dauer <strong>der</strong> depressiven<br />

Episode die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für e<strong>in</strong>e Chronifizierung<br />

<strong>der</strong> Depression erhöht. Weitere Forschung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Form<br />

prospektiver Kohortenstudien (die die Überprüfung von kausalen<br />

Zusammenhängen ermöglichen) ist nötig, um aussagekräftige empirische<br />

Evidenz für die Risikofaktoren für chronische Depression<br />

zu erhalten.<br />

011<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im autonomen Nervensystem bei Angehörigen<br />

ersten Grades depressiver Patienten<br />

Sandy Berger (Unikl<strong>in</strong>ik Jena, Psychiatrie)<br />

C. Kletta, S. Schulz, A. Voss, K.-J. Bär<br />

E<strong>in</strong>leitung: Es ist bekannt, dass depressive Patienten e<strong>in</strong> erhöhtes<br />

Risiko für kardiovaskuläre <strong>Erkrankungen</strong> besitzen. Dabei konnte<br />

e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e Reduktion <strong>der</strong> Herzratenvariabilität und e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />

Baroreflexsensitivität, aber auch e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> sympathischen<br />

QT-Variabilität gezeigt werden. Ziel dieser Studie war<br />

die Untersuchung erstgradiger Angehöriger depressiver Patienten,<br />

um zu erfassen, ob diese ähnliche Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> autonomen<br />

Parameter aufweisen.<br />

Methode: Wir schlossen 30 Angehörige ersten Grades (Geschwister<br />

und K<strong>in</strong><strong>der</strong>) von depressiven Patienten <strong>in</strong> unsere Studie e<strong>in</strong><br />

und verglichen die Ergebnisse mit denen von 30 gesunden Kontrollpersonen.<br />

Für die Teilnehmer bei<strong>der</strong> Gruppen wurde e<strong>in</strong>e<br />

sensitive autonome Analyse unternommen (Task Force Monitor®,<br />

Austria). Die erhobenen kardiovaskulären Parameter umfassten<br />

die Herzratenvariabilität,die Blutdruckvariabilität sowie die Baroreflexsensitivität<br />

und den QTVi (QT variability <strong>in</strong>dex).<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Angehörigen konnten<br />

wir e<strong>in</strong>e signifikant erhöhte Herzfrequenz sowie e<strong>in</strong>en erhöhten<br />

QTVi zeigen. Außerdem war <strong>der</strong> RMSSD (Root Mean Squared of<br />

Successive Difference) <strong>der</strong> Herzratenvariabilität sowie <strong>der</strong> RMSSD<br />

des diastolischen Blutdrucks <strong>in</strong> <strong>der</strong> Angehörigengruppe signifikant<br />

reduziert. E<strong>in</strong> Trend konnte für die Komplexität <strong>der</strong> Herzratenvariabilität<br />

erhoben werden, welche bei den Angehörigen signifikant<br />

niedriger als bei den Kontrollen war. Diese Ergebnisse spiegeln e<strong>in</strong>e<br />

Dysfunktion <strong>der</strong> kardiovaskulären Regulation bei Angehörigen<br />

ersten Grades depressiver Patienten wi<strong>der</strong>. Insbeson<strong>der</strong>e sche<strong>in</strong>en<br />

Parameter <strong>der</strong> Blutdruckvariabilität Unterschiede wi<strong>der</strong>zuspiegeln.<br />

Daneben waren die Herzfrequenz sowie <strong>der</strong> QTVi als sympathischer<br />

Parameter gegenüber <strong>der</strong> Kontrollgruppe deutlich erhöht.<br />

Diese Daten lassen vermuten, dass die kardiovaskuläre Dysfunktion<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Depression e<strong>in</strong>em genetischen E<strong>in</strong>fluss unterliegt.<br />

149


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

012<br />

Belastungen und Cop<strong>in</strong>gstrategien bei Angehörigen von Patienten<br />

mit bipolarer Störung<br />

Sab<strong>in</strong>e Demelbauer (Gießhübl bei Wien, Österreich)<br />

A. Berg, B. Breit-Gabauer, G. Lenz, I. Stampfer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Rahmen <strong>der</strong> Wiener Studie zur Kognitiven Verhaltenstherapie<br />

(KVT) bei bipolarer Störung an <strong>der</strong> Verhaltenstherapie-Ambulanz<br />

<strong>der</strong> Universitätskl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie Wien wurden<br />

100 manisch-depressive Patienten randomisiert entwe<strong>der</strong> mit KVT<br />

(14 Wochen, 1x wö) o<strong>der</strong> mit 3x Psychoedukation (PE) zusätzlich<br />

zu e<strong>in</strong>er laufenden Phasenprophylaxe behandelt.<br />

Methode: 95 Angehörige erhielten entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e eigene 8 Std PE-<br />

Gruppe o<strong>der</strong> nahmen an <strong>der</strong> PE-Gruppe <strong>der</strong> Patienten teil. Die vorliegende<br />

Untersuchung befasst sich ausschließlich mit den Angehörigen,<br />

<strong>der</strong>en Belastungen und Cop<strong>in</strong>gstrategien zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />

Studie und drei Monate nach Intervention. Hierfür wurde e<strong>in</strong><br />

Angehörigen-Interview zur Erkennung von Frühwarnsymptomen<br />

bei den Patienten und zu den eigenen Cop<strong>in</strong>gstrategien entwickelt<br />

(Urteilerübere<strong>in</strong>stimmung (Cohen‘s κ) zwischen Orig<strong>in</strong>al- und<br />

Kontrollauswertung sehr zufriedenstellend (alle Werte > ,70); Itemschwierigkeits<strong>in</strong>dizes<br />

(Maximalwert ,25); Reliabilitäten zwischen<br />

-,096 und +,568)).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigt sich für die Gesamtgruppe <strong>der</strong><br />

Angehörigen, dass durch die E<strong>in</strong>beziehung <strong>in</strong> den Therapieprozess<br />

die Belastungswerte <strong>der</strong> Angehörigen signifikant abnehmen (Multivariate<br />

Varianzanalyse, p=,032). Teilweise zeigt sich KVT überlegen<br />

zu PE: Angehörige <strong>der</strong> KVT Gruppe gel<strong>in</strong>gt es signifikant<br />

häufiger die Frühwarnsymptome von Manie zu lernen (Χ² : p=,006),<br />

für Frühwarnsymptome <strong>der</strong> Depression ist diese Tendenz beobachtbar,<br />

aber nicht signifikant (p=,386). Die Angehörigen <strong>der</strong> KVT<br />

verfügen weiters nach drei Monaten über signifikant mehr positive<br />

Cop<strong>in</strong>gstrategien zum Umgang mit Depression beim Patienten<br />

(Multivariate Varianzanalyse für abhängige Stichproben, p=,000).<br />

Bei den Cop<strong>in</strong>gstrategien zum Umgang mit Manie bei den Patienten<br />

profitieren beide Gruppen <strong>in</strong> gleicher Weise von <strong>der</strong> Intervention<br />

und es zeigen sich tendenzelle Zeiteffekte (Multivariate Varianzanalyse<br />

für abhängige Stichproben (p=,098). Die Ergebnisse<br />

sprechen dafür, dass es von großer Bedeutung ist Angehörige <strong>in</strong><br />

den Therapieprozess des Patienten mit e<strong>in</strong>zubeziehen und dass die<br />

Wirksamkeit von KVT <strong>der</strong> von PE <strong>in</strong> den untersuchten Bereichen<br />

überlegen ist.<br />

013<br />

Belastungsempf<strong>in</strong>den von Angehörigen bipolarer Patienten.<br />

Zwischenergebnisse <strong>der</strong> Multizenterstudie des Arbeitskreises Junge<br />

Wissenschaftler <strong>der</strong> DGBS e.V.<br />

Rita Schmid (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Versorgungsforschung, Regensburg)<br />

M. Schm<strong>in</strong>k, A. Pfennig, H. Spießl, M. Bauer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Nachhaltig wirksame und effiziente Unterstützung<br />

setzt Kenntnis <strong>der</strong> spezifischen Belastungen <strong>der</strong> Angehörigen psychisch<br />

Kranker voraus. Während im Bereich <strong>der</strong> schizophrenen<br />

Störungen systematische diagnosenspezifische Untersuchungen<br />

zum Belastungsempf<strong>in</strong>den und zu Möglichkeiten <strong>der</strong> Belastungsreduktion<br />

<strong>der</strong> Angehörigen vorliegen, fehlen im deutschsprachigen<br />

Raum Untersuchungen zum Belastungsempf<strong>in</strong>den von Angehörigen<br />

von Patienten mit bipolaren Störungen. Erste angloamerikanische<br />

Studien weisen jedoch auf e<strong>in</strong>e spezifische und beson<strong>der</strong>s<br />

hohe Betroffenheit dieser Angehörigen h<strong>in</strong>. Ebenso gibt es bisher<br />

noch kaum Untersuchungen und Therapiemanuale bzgl. <strong>der</strong> Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Belastungsreduktion dieser Angehörigenklientel.<br />

Methode: Auf <strong>der</strong> Grundlage e<strong>in</strong>er qualitativen Studie (Schmid et<br />

al. 2007) über die spezifischen Belastungen von Angehörigen von<br />

Patienten mit bipolaren affektiven Störungen sowie e<strong>in</strong>er Sichtung<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternational am häufigsten e<strong>in</strong>gesetzten Belastungsfragebö-<br />

150<br />

gen, wurde e<strong>in</strong> Fragebogen entwickelt, <strong>der</strong> die Belastungen von Angehörigen<br />

bipolar Erkrankter erfasst. Dieser Fragebogen wird <strong>in</strong><br />

Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen<br />

(DGBS e.V.) seit Dezember 2008 im Rahmen e<strong>in</strong>er Multizenterstudie<br />

bundesweit an zwölf psychiatrischen Universitätskl<strong>in</strong>iken<br />

und Fachkl<strong>in</strong>iken e<strong>in</strong>gesetzt. Die Rekrutierung geschieht <strong>in</strong><br />

drei Subgruppen: (1) Rekrutierung von Angehörigen, welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Selbsthilfegruppe organisiert und bei <strong>der</strong> DGBS e.V. gemeldet<br />

s<strong>in</strong>d, (2) Angehörige, die an e<strong>in</strong>er (psychoedukativen) Angehörigengruppe<br />

an e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> zwölf kooperierenden Kl<strong>in</strong>iken teilnehmen<br />

und (3) über Patienten auf den Stationen und Ambulanzen <strong>der</strong><br />

Studienzentren und somit Angehörige, die we<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Selbst-<br />

noch Angehörigengruppe partizipieren. E<strong>in</strong>e Stichprobengröße<br />

von m<strong>in</strong>destens 500 Angehörigen wird angestrebt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Ergebnisse <strong>der</strong> 9-Monats-Zwischenauswertung<br />

werden vorgestellt und diskutiert. Ziel des Forschungsvorhaben<br />

ist e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong> umfassendes deutschsprachiges Instrument<br />

zur Erhebung <strong>der</strong> Belastungssituation dieser Angehörigengruppe<br />

zu generieren und an<strong>der</strong>erseits „Hoch-Risiko-Angehörige“ identifizieren<br />

zu können, welche <strong>in</strong>folge ihrer Überlastung ggf. selbst<br />

gefährdet s<strong>in</strong>d, psychisch zu erkranken. Ferner sollen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

zweiten Schritt aus den erhobenen Belastungsfaktoren konkrete<br />

Handlungsbedarfe und mögliche Interventionen zur Belastungsreduktion<br />

<strong>der</strong> Angehörigen von bipolar erkrankten Patienten abgeleitet<br />

und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er nachfolgenden kontrollierten Multizenterstudie<br />

auf ihre Effektivität und Effizienz h<strong>in</strong> überprüft werden.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-020 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Pharmakotherapie (F3)<br />

Vorsitz: G. Laux (Wasserburg)<br />

001<br />

Metaanalyse placebokontrollierter kl<strong>in</strong>ischer Studien mit Escitalopram<br />

und Agomelat<strong>in</strong><br />

Thomas Messer (Bezirkskrankenhaus Augsburg, Psychiatrie II)<br />

J. Schnitker, M. Friede<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bisher liegen ke<strong>in</strong>e direkten Vergleichsstudien zwischen<br />

Escitalopram und Agomelat<strong>in</strong> vor. Um die Wirksamkeit und<br />

Verträglichkeit bei<strong>der</strong> Antidepressiva zu vergleichen, wurde e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>direkte Meta-Analyse placebokontrollierter Studien durchgeführt.<br />

Methode: Mittels Literaturrecherche und des EMEA-Reports zu<br />

Agomelat<strong>in</strong> wurden placebokontrollierte Akutstudien von Escitalopram<br />

(ESC) und Agomelat<strong>in</strong> (AGO) recherchiert. Metaanalytisch<br />

wurde die Wirksamkeit mittels standardisierter mittlerer Differenzen<br />

(SMD)gegenüber Placebo kalkuliert. Die Verträglichkeit wurde<br />

mittels Abbruchraten wegen unerwünschter Ereignisse analysiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 1. 5 bzw. 6 placebo-kontrollierte kl<strong>in</strong>ische<br />

Studien mit ESC bzw. AGO wurden ausgewertet. 2. Die Designs <strong>der</strong><br />

Studien unterschieden sich nicht. 3. Auswertung quantitativer Endpunkte<br />

(MADRS, HAM-D) bei niedriger Dosierung (ESC: 10mg/d;<br />

AGO: 25mg/d)<br />

Wirkstoff_________SMD______95-CI _________ p-Wert<br />

Escitalopram ______0.319___0.19-0.45 ______< 0.0001<br />

Agomelat<strong>in</strong>________0.242___0.04-0.27______= 0.0098<br />

Der Vergleich ESC und AGO ist statistisch signifikant (p=0.041).<br />

4. Auswertung quantitativer Endpunkte (MADRS, HAM-D) bei<br />

hoher Dosierung (ESC: 20mg/d; AGO: 50mg/d)


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

Wirkstoff_________SMD_______95-CI_________p-Wert<br />

Escitalopram_____0.459 ____0.32–0.60______< 0.0001<br />

Agomelat<strong>in</strong>_______ 0.242___-0.09–0.57______= 0.1488<br />

Der Vergleich ESC und AGO ist stati stisch signifikant (p= 0.016).<br />

5. Die Analyse <strong>der</strong> Abbruchraten wegen unerwünschter Ereignisse<br />

zeigte<br />

Wirkstoff__________ OR ______95-CI_______p-Wert<br />

Escitalopram______2.90____ 1.28–6.54____= 0.0104<br />

Agomelat<strong>in</strong>________1.34____0.69–2.63____= 0.3893<br />

Der Unterschied ist nicht signifikant (p= 0.154). Fazit: Diese <strong>in</strong>direkte<br />

Meta-Analyse zeigt im primären Zielkriterium <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen<br />

Studien, dass die Effektstärke beim Escitalopram gegenüber Placebo<br />

statistisch signifikant <strong>der</strong> von Agomelat<strong>in</strong> versus Placebo überlegen<br />

ist. Die Verträglichkeit erwies sich als gleich gut.<br />

002<br />

Neuroendokr<strong>in</strong>ologische Wirkungen von Lithium auf den Cortisol-<br />

Regelkreis von depressiv Erkrankten<br />

Patricia Rowena W<strong>in</strong>kelmann (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Dresden, Kl<strong>in</strong>ik<br />

für Psychiatrie)<br />

U. Lewitzka, D. Ritter, S. Erbe, T. Bschor<br />

E<strong>in</strong>leitung: Da die medikamentös antidepressive Behandlung<br />

zur Remission <strong>der</strong> pathologischen Überstimulierbarkeit des<br />

Hypo thalamus-Hypophysen-Nebennierenr<strong>in</strong>den-Regelkreises<br />

(HPA-Achse) im komb<strong>in</strong>ierten Dex / CRH-Test führt, wurde e<strong>in</strong>e<br />

direkte E<strong>in</strong>wirkung von Antidepressiva auf die HPA-Achse postuliert.<br />

Analog sollte geklärt werden, ob die für die Lithiumaugmentation<br />

gezeigte Stimulierbarkeit <strong>der</strong> HPA-Achse auch bei Lithiummonotherapie<br />

feststellbar ist.<br />

Methode: Patienten mit Major Depression (unipolar) (SKID I-gesichert)<br />

wurden 28 Tage mit Lithiummonotherapie (Serumspiegel<br />

0,6 – 0,8 mmol / l) behandelt. An den Tagen 0 und 28 erfolgte e<strong>in</strong><br />

komb<strong>in</strong>ierter Dex / CRH-Test. Als Response wurde e<strong>in</strong>e Reduktion<br />

des HAMD21 um m<strong>in</strong>destens 50 % def<strong>in</strong>iert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 30 Patienten mit Major Depression<br />

(15 Frauen, 15 Männer, Alter 45,97 ± 10,93) wurden e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

15 Patienten (8 Frauen, 7 Männer) respondierten. Bei 10 kam<br />

es zur Remission (HAMD21


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

005<br />

Wi<strong>der</strong>sprüchliche Evidenz auf höchster Ebene: Gibt es Unterschiede<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirksamkeit von neuen Antidepressiva? E<strong>in</strong>e systematische<br />

Gegenüberstellung zweier Metaanalysen<br />

Levente Kriston (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Hamburg, Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

L. Hölzel, A. von Wolff, M. Härter<br />

E<strong>in</strong>leitung: Kürzlich wurden zwei unabhängige Metaanalysen veröffentlicht,<br />

die die Wirksamkeit und Sicherheit neuer Antidepressiva<br />

vergleichend untersuchten. In den Annals of Internal Medic<strong>in</strong>e<br />

wurde Ende 2008 e<strong>in</strong> Beitrag publiziert, <strong>der</strong> zu <strong>der</strong> Schlussfolgerung<br />

kommt, dass die Wirksamkeit neuer Antidepressiva vergleichbar<br />

sei. Anfang 2009 folgerte dagegen e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Forschergruppe<br />

<strong>in</strong> The Lancet, dass Unterschiede zwischen den Präparaten existieren.<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Arbeit war zu untersuchen, wie die Unterschiede<br />

<strong>in</strong> den Schlussfolgerungen <strong>der</strong> beiden Metaanalysen erklärt werden<br />

können.<br />

Methode: Zwei unabhängigen Autoren verglichen die Metaanalysen<br />

mit Hilfe des Quality of Report<strong>in</strong>g of Meta-Analysis (QUO-<br />

ROM) Statements mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Dabei wurden die Arbeiten für<br />

jedes Item <strong>der</strong> QUOROM Checkliste beschrieben und e<strong>in</strong>e vergleichende<br />

Beurteilung getroffen. Die Ergebnise wurde im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er Gruppendiskussion aller Beteiligten konzertiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die vorliegende Untersuchung läuft bis<br />

September 2009. Zwischenergebnisse weisen darauf h<strong>in</strong>, dass beide<br />

Metaanalysen ähnliche Zielsetzungen formulierten und nur leicht<br />

abweichende statistische Methoden verwendeten. Unterschiede<br />

existieren bei <strong>der</strong> Literaturrecherche und Formulierung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>-<br />

und Ausschlusskriterien. Es macht sich jedoch vor Allem e<strong>in</strong> unterschiedlicher<br />

Fokus <strong>der</strong> beiden Metaanalysen bemerkbar. Dabei<br />

weist die e<strong>in</strong>e Arbeit e<strong>in</strong>en eher globalen und wissenschaftlich gesteuerten<br />

Charakter auf, während die an<strong>der</strong>e nach spezifischen und<br />

praxisnahen Empfehlungen suchte. Die Bewertung von Information<br />

aus qualitativ hochwertigen Metaanalysen setzt e<strong>in</strong>e Klärung<br />

<strong>der</strong> eigenen Annahmen, Theorien und Zielsetzungen voraus. Die<br />

Frage „Wer hat recht?“ kann ohne die Berücksichtigung vom Kontext<br />

<strong>der</strong> Fragestellung nicht beantwortet werden. Die Vorstellung<br />

e<strong>in</strong>er „allgeme<strong>in</strong>gültigen Evidenz“ ist aufgrund <strong>der</strong> Komplexität<br />

<strong>der</strong> Versorgungsrealität manchmal von ger<strong>in</strong>gem Nutzen.<br />

006<br />

Aripiprazol-Monotherapie <strong>der</strong> akuten Manie bei Bipolar-I-Störung:<br />

e<strong>in</strong>e randomisierte, Plazebo- und Haloperidol-kontrollierte Studie<br />

(CN138-162)<br />

Sab<strong>in</strong>e Marbach (Bristol-Myers Squibb, Neuroscience, München)<br />

M. Ebrecht, C. Werner, S. Modell, A. Dillenschnei<strong>der</strong>, R. Sanchez,<br />

R. D. McQuade, A. Torbeyns<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ziel dieser Studie war die Untersuchung von Wirksamkeit<br />

und Verträglichkeit e<strong>in</strong>er Monotherapie mit Aripiprazol im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Akut- und Erhaltungstherapie <strong>der</strong> Manie bei Bipolar-<br />

I-Störung.<br />

Methode: E<strong>in</strong>geschlossen wurden Patienten, die aufgrund e<strong>in</strong>er<br />

akuten manischen o<strong>der</strong> gemischt-affektiven Episode e<strong>in</strong>er Bipolar-<br />

I-Störung (Young Mania Rat<strong>in</strong>g-Skala [YMRS]-Gesamtscore ≥20)<br />

stationär aufgenommen wurden. Die Patienten erhielten doppelbl<strong>in</strong>d<br />

1:1:1 randomisiert Aripiprazol (15 o<strong>der</strong> 30 mg / Tag; n=167),<br />

Plazebo (n=153) o<strong>der</strong> Haloperidol (5 – 15 mg / Tag; n=165) über<br />

3 Wochen, und anschließend weitere 9 Wochen doppelbl<strong>in</strong>d Haloperidol<br />

o<strong>der</strong> Aripiprazol. Wirksamkeitsparameter waren die mittlere<br />

Verän<strong>der</strong>ung des YMRS-Gesamtscores gegenüber <strong>der</strong> Basel<strong>in</strong>e<br />

zur 3. (primärer Endpunkt) und 12. Behandlungswoche, die mittlere<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bipolar-Version <strong>der</strong> Cl<strong>in</strong>ical Global Impression<br />

Skala (CGI-BP), die Ansprechrate (≥50 % Verbesserung des YMRS-<br />

Gesamtscores) sowie die Remissionsrate (YMRS-Gesamtscore ≤12).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die mittlere Verän<strong>der</strong>ung des YMRS-<br />

152<br />

Gesamtscores war <strong>in</strong> <strong>der</strong> 3. Woche (LOCF) unter Aripiprazol<br />

(-12,0; p=0,039) und Haloperidol (-12,8; p=0,005) signifikant<br />

größer als unter Plazebo (-9,7); Verbesserungen wurden bis zur<br />

12. Woche mit Aripiprazol (-17,2) und Haloperidol (-17,8) aufrechterhalten.<br />

Der mittlere CGI-BP-Krankheitsschwerescore (Manie)<br />

verbesserte sich gegenüber <strong>der</strong> Basel<strong>in</strong>e bei mit Aripiprazol<br />

(-1,4; p=0,044) und Haloperidol (-1,6; p=0,004) behandelten Patienten<br />

<strong>in</strong> Woche 3 signifikant stärker als bei Plazebo (-1,2),und<br />

noch deutlicher <strong>in</strong> Woche 12 sowohl bei Aripiprazol (-1,2) als auch<br />

bei Haloperidol (-2,2). Die Ansprechraten waren <strong>in</strong> <strong>der</strong> 3. Woche<br />

unter Aripiprazol (47,0 %; p=0,145) und Haloperidol (49,7 %;<br />

p=0,069) numerisch höher als unter Plazebo (38,2 %) und stiegen<br />

bis zur 12. Woche unter Aripiprazol (72,3 %) und Haloperidol<br />

(73,9 %) an. Die Remissionsraten zeigten e<strong>in</strong> ähnliches Muster.<br />

Aripiprazol wurde gut vertragen. Extrapyramidale Nebenwirkungen<br />

traten unter Haloperidol häufiger als unter Aripiprazol auf<br />

(53,3 % vs. 23,5 %). Nach Woche 12 wurde bei 5,1 % <strong>der</strong> Patienten<br />

unter Aripiprazol und bei 5,8 % <strong>der</strong> Patienten unter Haloperidol<br />

e<strong>in</strong>e kl<strong>in</strong>isch relevante Gewichtszunahme beobachtet (n.s.). Ebenfalls<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> 12. Woche waren unter Aripiprazol weniger potentiell<br />

kl<strong>in</strong>isch relevante Verän<strong>der</strong>ungen des Prolakt<strong>in</strong>spiegels zu verzeichnen<br />

(22,4 %) als unter Haloperidol (66,2 %).<br />

007<br />

Hoch dosierter Johanniskrautextrakt STW 3-VI ist sicher und effektiv<br />

bei leichter Depression <strong>in</strong> allen Altersklassen – Ergebnis e<strong>in</strong>er<br />

Reanalyse<br />

Jürgen Müller (Steigerwald Arzneimittelwerk, KliFo, Darmstadt)<br />

C. Kolb, O. Kelber, D. Weiser<br />

E<strong>in</strong>leitung: In e<strong>in</strong>er früher durchgeführten Anwendungsbeobachtung<br />

mit hochdosiertem Johanniskrautextrakt (Laif® 900, Tagesdosis<br />

1x1 Tablette) <strong>in</strong> 783 hausärztlichen Praxen wurden 4188 Patienten<br />

mit den wesentlichen ICD-10 Störungsbil<strong>der</strong>n leichte<br />

Depression, mittelgradige Depression und Dysthymie über 12 Wochen<br />

behandelt. Die Hamilton-Depressionsskala (HAM-D) diente<br />

zur Schweregrad- und Verlaufsbeobachtung (Nervenheilkunde<br />

2004; 23:160-164). In dieser Reanalyse soll untersucht werden, ob<br />

STW 3-VI bei Patienten mit leichter Depression genauso wirksam<br />

ist wie bei Patienten mit mittelschwerer Depression. Dazu wird <strong>der</strong><br />

Verlauf des HAM-D-scores h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> ICD-10 Störungsbil<strong>der</strong><br />

und <strong>der</strong> Altersklassen untersucht.<br />

Methode: Es wurden Varianzanalysen mit Messwie<strong>der</strong>holung<br />

(SPSS15.0) teilweise mit Alter, BMI und Geschlecht als Kovariaten<br />

durchgeführt. Wie bei diesem Verfahren vorgesehen, g<strong>in</strong>gen nur<br />

die Patienten <strong>in</strong> die Reanalyse e<strong>in</strong>, für die vollständige Daten zu<br />

allen Messzeitpunkten (Beg<strong>in</strong>n, nach 4 Wochen, nach 12 Wochen)<br />

vorlagen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es g<strong>in</strong>gen 1701 Patienten mit leichter Depression,<br />

1433 Patienten mit mittelgradiger Depression und 194<br />

Patienten mit Dysthymie <strong>in</strong> die Reanalyse e<strong>in</strong> (913 Männer, 2415<br />

Frauen). In allen 3 Störungsbil<strong>der</strong>n zeigte sich e<strong>in</strong>e nahezu parallel<br />

verlaufende deutliche Besserung <strong>der</strong> depressiven Symptomatik,<br />

wobei die mittelgradige Depression und die Dysthymie nahezu<br />

identische Verläufe hatten (leichte Depression: HAM-D-Mittelwerte<br />

zu Beg<strong>in</strong>n 13,52, nach 12 Wochen 3,3; mittelgradige Depression:<br />

18,23 vs. 5,52). Geschlechtsunterschiede fanden sich ke<strong>in</strong>e. In e<strong>in</strong>er<br />

2. Analyse wurden alle Patienten <strong>in</strong> 7 Altersklassen e<strong>in</strong>geteilt (< 18<br />

Jahre, 18 – 29, 30 – 39, 40 – 49, 50 – 59, 60 – 65, > 65 Jahre) Auch<br />

hier zeigte sich <strong>der</strong> oben beschriebene gleichs<strong>in</strong>nige Therapieverlauf<br />

<strong>in</strong> allen Altersklassen. Zusammenfassung und Schlussfolgerung:<br />

Diese Reanalyse zeigt, dass es we<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss des<br />

ICD-10-Störungsbildes (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e leichte – mittelschwere Depression)<br />

noch <strong>der</strong> Altersklasse auf den Behandlungserfolg unter<br />

Johanniskrautextrakt STW 3-VI gibt und belegt somit die Wirksamkeit<br />

bei Patienten mit leichter Depression. Diese Untersuchung


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

unterstreicht e<strong>in</strong>mal mehr die aus zahlreichen randomisierten plazebokontrollierten<br />

Studien bekannte sehr gute Verträglichkeit und<br />

Wirksamkeit des Johanniskrautextrakts auch im Vergleich zu chemisch<br />

def<strong>in</strong>ierten Antidepressiva.<br />

008<br />

Augmentationstherapie mit Aripiprazol bei Patienten mit Major<br />

Depression: E<strong>in</strong>e Subgruppenanalyse gepoolter Daten zur Wirksamkeit<br />

Thomas Sickmann (Bristol-Meyers Squibb, Mediz<strong>in</strong>, Düsseldorf)<br />

M. Ebrecht, W. Christian, S. Modell, G. Rossella, R. McQuade,<br />

J.-Y. Loze, R. Owen, R. Berman<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ziel <strong>der</strong> Studie war es, e<strong>in</strong>e Subgruppenanalyse zur<br />

Wirksamkeit e<strong>in</strong>er Augmentationstherapie mit Aripiprazol bei Patienten<br />

mit Major Depression durchzuführen, die nicht ausreichend<br />

auf e<strong>in</strong>e antidepressive Standardtherapie (ADT) angesprochen hatten.<br />

Methode: In dieser Untersuchung wurden die Daten von drei<br />

doppelbl<strong>in</strong>den, Plazebo-kontrollierten Kurzzeitstudien identischen<br />

Designs (CN138139, CN138163, CN138165) geme<strong>in</strong>sam ausgewertet.<br />

Die Studien be<strong>in</strong>halteten e<strong>in</strong>e 8-wöchige Therapiephase, die<br />

aus <strong>der</strong> Gabe von Plazebo plus ADT bestand, sowie e<strong>in</strong>e 6-wöchige<br />

doppelbl<strong>in</strong>de Therapiephase, <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e ADT mit Plazebo o<strong>der</strong><br />

Aripiprazol verabreicht wurden. Nur Patienten mit Major Depression<br />

ohne psychotische Merkmale konnten <strong>in</strong> die Studie e<strong>in</strong>geschlossen<br />

werden. Die Charakteristika <strong>der</strong> Patienten zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />

drei Studien waren vergleichbar. Als primärer Endpunkt zur Wirksamkeit<br />

war die mittlere Verän<strong>der</strong>ung des Gesamtscores <strong>der</strong> Montgomery<br />

Asberg Depression Rat<strong>in</strong>g-Skala (MADRS) def<strong>in</strong>iert.<br />

Subgruppenanalysen des primären Endpunkts zur Wirksamkeit<br />

wurden für Alter, Geschlecht, Rasse, ethnische Zugehörigkeit,<br />

MADRS-Response, Anzahl und Auswahl <strong>der</strong> vorangegangenen<br />

ADT, Dauer <strong>der</strong> Episode und E<strong>in</strong>nahme selektiver Seroton<strong>in</strong>-<br />

Wie<strong>der</strong>aufnahmehemmer (SSRI) durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Vergleich zur Plazebogruppe wiesen<br />

die mit Aripiprazol behandelten Patienten <strong>in</strong> allen Subgruppen<br />

e<strong>in</strong>e stärkere Abnahme des MADRS-Gesamtscores auf. Statistisch<br />

signifikante Interaktionen zwischen Behandlung und Subgruppe<br />

wurden nicht beobachtet, außer <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf das Geschlecht<br />

(p=0,039). Dieser Unterschied beruht jedoch vor allem auf den Ergebnissen<br />

<strong>der</strong> CN138139-Studie, während sich hier <strong>in</strong> den Studien<br />

CN138163 und CN138165 ke<strong>in</strong>e Unterschiede zwischen den Geschlechtern<br />

nachweisen ließen. unterschiedlichen Subgruppen von<br />

Patienten h<strong>in</strong>, die unzureichend auf e<strong>in</strong>e ADT ansprechen.<br />

009<br />

Augmentationstherapie mit Aripiprazol bei Patienten mit Major<br />

Depression: E<strong>in</strong>e Subgruppenanalyse gepoolter Daten zur Sicherheit<br />

und Verträglichkeit<br />

Thomas Sickmann (Bristol-Meyers Squibb, Mediz<strong>in</strong>, Düsseldorf)<br />

M. Weiss, C. Werner, S. Modell, J.-Y. Loze, R. Gismondi, R. McQuade,<br />

W. Carson, R. Berman<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Ziel dieser Analyse war die Beurteilung <strong>der</strong> Sicherheit<br />

und Verträglichkeit von Aripiprazol als Augmentationstherapie<br />

bei Major Depression <strong>in</strong> unterschiedlichen Patienten-Subgruppen.<br />

Methode: In die Untersuchung flossen die Daten von drei multizentrischen,<br />

randomisierten, doppelbl<strong>in</strong>den, Plazebo-kontrollierten<br />

Studien (CN138139, CN138163 und CN138165) e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>geschlossen<br />

waren jeweils Patienten, die nicht ausreichend auf e<strong>in</strong>e<br />

8-wöchige antidepressive Standardtherapie (ADT) angesprochen<br />

hatten. Die Patienten erhielten im Anschluss zusätzlich zur ADT<br />

für weitere 6 Wochen randomisiert e<strong>in</strong>e adjunktive Therapie mit<br />

Aripiprazol o<strong>der</strong> Plazebo (n=540). Nur Patienten mit Major Depression<br />

ohne psychotische Merkmale wurden e<strong>in</strong>geschlossen. Um<br />

zu erfassen, ob sich die Nebenwirkungsprofile demographischer<br />

Subgruppen vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unterscheiden, wurden die Daten <strong>der</strong><br />

drei Studien zur Inzidenz unerwünschter Wirkungen (AE) nach<br />

Geschlecht, Alter und Rasse getrennt dargestellt. Unterschiede<br />

wurden anhand <strong>der</strong> Odds Ratio (OR) geschätzt und AEs mit e<strong>in</strong>er<br />

Inzidenz ≥5 % <strong>in</strong> gepoolten Daten <strong>der</strong> Aripiprazol-Gruppe mit<br />

Hilfe des Breslow-Day-Tests verglichen. Bezüglich des Alters<br />

wurde die AE-Inzidenz für die beiden Gruppen 18 – 50 und 51 – 65<br />

Jahre dargestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Aripiprazol- und Plazebo-Gruppen<br />

waren zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Studien bezüglich des Alters (45,4 Jahre vs.<br />

44,7 Jahre) sowie des Anteils an Frauen (69 % vs. 67 %) und Weißen<br />

(88 % vs. 89 %) vergleichbar. Insgesamt brachen 14,3 % <strong>der</strong> mit<br />

Aripiprazol und 12,5 % <strong>der</strong> mit Plazebo behandelten Patienten die<br />

Therapie ab. 65,4 % <strong>der</strong> mit Plazebo und 82,3 % <strong>der</strong> mit Aripiprazol<br />

behandelten Patienten berichteten über e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> mehrere behandlungsbed<strong>in</strong>gte<br />

AEs. Die meisten Aripiprazol-bezogenen Nebenwirkungen<br />

waren leicht bis mäßig ausgeprägt. Mit Ausnahme von Verschwommensehen,<br />

das nur bei weißen Patienten auftrat (p=0,002),<br />

gab es bei <strong>der</strong> Häufigkeit behandlungsbed<strong>in</strong>gter AEs zwischen den<br />

mit Aripiprazol und den mit Plazebo behandelten Gruppen ke<strong>in</strong>e<br />

signifikanten Unterschiede. Dies traf unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>sgesamt mit e<strong>in</strong>er Häufigkeit von ≥5 % vorkommenden AEs<br />

(Breslow-Day-Test) sowohl <strong>in</strong> Bezug auf Alter und Rasse als auch<br />

auf das Geschlecht zu.<br />

010<br />

Das Metabolische Syndrom als Prädiktor des Ansprechens auf e<strong>in</strong>e<br />

Therapie mit Aripiprazol bei Patienten mit bipolarer Störung<br />

(CN138-010)<br />

Andre Wiesch (Bristol-Myers Squibb, München)<br />

M. Ebrecht, C. Werner, S. Modell, D. Kemp, J. Eudicone, A. Pikalov,<br />

R. Whitehead, R. Baker, J. Chambers<br />

E<strong>in</strong>leitung: Patienten mit bipolarer Störung leiden häufig an den<br />

Folgen <strong>in</strong>ternistischer Begleiterkrankungen, wie z. B. dem metabolischen<br />

Syndrom (MetSyn). Da Übergewicht und Krankheiten des<br />

Hormon- und Stoffwechselsystems mit e<strong>in</strong>em schlechteren Outcome<br />

korrelieren, führten wir e<strong>in</strong>e Post-hoc-Analyse <strong>der</strong> Auswirkungen<br />

e<strong>in</strong>es MetSyn auf die Stabilisierung unter e<strong>in</strong>er Behandlung<br />

mit Aripiprazol bei Patienten mit Bipolar-I-Störung durch.<br />

Methode: Patienten mit Bipolar-I-Störung, die kurz zuvor e<strong>in</strong>e manische<br />

o<strong>der</strong> gemischt affektive Episode hatten, erhielten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stabilisierungsphase<br />

e<strong>in</strong>e offene Behandlung mit 15 o<strong>der</strong> 30 mg / Tag<br />

Aripiprazol (Startdosis 30 mg / Tag) über 6 – 18 Wochen. Patienten,<br />

die die Kriterien <strong>der</strong> Stabilisierung (YMRS ≤10 und MADRS ≤13<br />

über 6 aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folgende Wochen) erfüllten, wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

doppelbl<strong>in</strong>de Erhaltungstherapiephase e<strong>in</strong>geschlossen. Die Prävalenz<br />

des MetSyn, def<strong>in</strong>iert anhand modifizierter NCEP-III-Kriterien,<br />

wurde zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Stabilisierungsphase und am Studienendpunkt<br />

berechnet. Die prädiktive Aussagekraft des MetSyn auf die<br />

Stabilisierung während <strong>der</strong> Therapie mit Aripiprazol wurde anhand<br />

<strong>der</strong> LOCF und dem exakten Test nach Fisher beurteilt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Stabilisierung erfüllten<br />

45 % (62/139) <strong>der</strong> Patienten die Kriterien e<strong>in</strong>es MetSyn,<br />

während 55 % (77/139) die Kriterien nicht erfüllten. Am Ende <strong>der</strong><br />

Stabilisierungsphase erfüllten 33 % <strong>der</strong> beurteilbaren Patienten<br />

(46/138) die Kriterien e<strong>in</strong>es MetSyn, 67 % (92/138) jedoch nicht.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Patienten mit MetSyn reduzierte sich im Verlauf<br />

<strong>der</strong> Behandlung mit Aripiprazol signifikant (p=0,01). Am Ende <strong>der</strong><br />

Stabilisierungsphase bestand ke<strong>in</strong>e Korrelation zwischen dem Ausmaß<br />

<strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Stabilisierung und <strong>der</strong> Ausprägung des MetSyn<br />

(p>0,99). Darüber h<strong>in</strong>aus fanden sich ke<strong>in</strong>e Unterschiede bei den<br />

Raten des MetSyn zwischen Patienten, die e<strong>in</strong>e kl<strong>in</strong>ische Stabilisierung<br />

erreichten, und denjenigen, die ke<strong>in</strong>e Stabilisierung erreichten<br />

(p>0,99).<br />

153


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

011<br />

Modaf<strong>in</strong>il reduces microsleep dur<strong>in</strong>g partial sleep deprivation<br />

and improves antidepressant treatment outcome after two weeks<br />

Johannes Beck (UPK Basel, Depressionsforschung, Schweiz)<br />

U. Hemmeter, S. Brand, F. Muheim, M. Hatz<strong>in</strong>ger, E. Holsboer-<br />

Trachsler<br />

Introduction: Sleep deprivation (SD) can <strong>in</strong>duce a prompt decrease<br />

<strong>in</strong> depressive symptoms with<strong>in</strong> 24 hours. Recovery sleep,<br />

naps and even very short episodes of sleep [termed, microsleep<br />

(MS)] dur<strong>in</strong>g SD have been shown to provoke a rapid relapse <strong>in</strong>to<br />

depression. This study tested the hypothesis that modaf<strong>in</strong>il reduces<br />

MS dur<strong>in</strong>g SD and augments antidepressant treatment response.<br />

Method: 28 patients with a major depressive episode age 45.1 ±<br />

12.1 years (mean ± SD) were <strong>in</strong>vestigated <strong>in</strong> a double bl<strong>in</strong>d placebo<br />

controlled study design. All patients were treated with mirtazap<strong>in</strong>e.<br />

A partial SD (PSD) was performed after one week. Treatment with<br />

modaf<strong>in</strong>il vs. placebo started dur<strong>in</strong>g PSD and was ma<strong>in</strong>ta<strong>in</strong>ed over<br />

two weeks. Sleep EEG and MS episodes were recorded with a portable<br />

EEG. Depression severity was assessed us<strong>in</strong>g the Hamilton<br />

Depression Rat<strong>in</strong>g Scale (HDRS) dur<strong>in</strong>g and after PSD and at follow-ups<br />

after one and two weeks.<br />

Discussion / Results: Modaf<strong>in</strong>il treated patients showed significantly<br />

reduced MS dur<strong>in</strong>g PSD (11.63 ± 15.99 m<strong>in</strong>) compared to<br />

the placebo group (47.77 ± 65.31 m<strong>in</strong>). After two weeks of treatment,<br />

the modaf<strong>in</strong>il group showed a significant reduction <strong>in</strong> REM<br />

density, accompanied by a 6.4-fold higher chance to improve<br />

HDRS-scores with significant differences between groups X2(1)<br />

=4.25 p


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

standard Pavlovian-<strong>in</strong>strumental transfer task to assess the contribution<br />

of Pavlovian approach and withdrawal to valenced, <strong>in</strong>strumental,<br />

actions. The task admits a detailed, Bayesian, analysis, allow<strong>in</strong>g<br />

us a f<strong>in</strong>e-scaled view of any result<strong>in</strong>g <strong>in</strong>teractions.<br />

Discussion / Results: Prelim<strong>in</strong>ary data <strong>in</strong> healthy human subjects<br />

show conditioned suppression, i. e. aversive Pavlovian values <strong>in</strong>hibit<strong>in</strong>g<br />

appetitively valenced (approach) <strong>in</strong>strumental actions, as<br />

well as the classical PIT effect where positive Pavlovian expectations<br />

potentiate unrelated appetitive <strong>in</strong>strumental actions. Importantly,<br />

we additionally f<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> a subset of subjects of subjects, that<br />

aversive Pavlovian values potentiate aversively valenced (withdrawal)<br />

actions. These data will be compared with those of MDD<br />

patients and subgroups of MDD patients responsive to SSRIs. We<br />

hypothesize that an <strong>in</strong>hibitory deficit will be seen predom<strong>in</strong>antly <strong>in</strong><br />

those subjects respond<strong>in</strong>g to SSRI treatment, ultimately creat<strong>in</strong>g a<br />

f<strong>in</strong>e-scaled diagnostic criterion from a computational theory.<br />

004<br />

Korrelation zwischen Akkulturation und erfolgreicher stationärer<br />

Depressionsbehandlung bei Migrant<strong>in</strong>nen – Ergebnisse e<strong>in</strong>er Studie<br />

Hamit Ince (Kl<strong>in</strong>ikum Wahrendorff, Transkulturelles Zentrum, Hannover)<br />

F. Stepper<br />

E<strong>in</strong>leitung: Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund erfahren <strong>in</strong><br />

Deutschland oftmals ke<strong>in</strong>e adäquate Behandlung ihrer körperlichen<br />

und psychischen Leiden. Mit <strong>der</strong> Gründung des Transkulturellen<br />

Zentrums für Psychiatrie und Psychotherapie des Kl<strong>in</strong>ikum<br />

Wahrendorff wurde e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegratives Angebot geschaffen, welches<br />

versucht, den beson<strong>der</strong>en Bedürfnissen dieser Patientengruppe<br />

Rechnung zu tragen. Der Behandlungserfolg bei depressiv erkrankten<br />

MigrantInnen wurde <strong>in</strong> dieser Studie überprüft.<br />

Methode: Im Rahmen <strong>der</strong> Forschung sowie <strong>der</strong> Qualitätssicherung<br />

wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuellen Studie untersucht, <strong>in</strong>wieweit Depression<br />

und Akkulturation zusammenhängen. Zur Diagnostik wurden<br />

mittels BDI und FRAKK zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> vollstationären Behandlung<br />

und nach drei Wochen <strong>der</strong> Therapie Messwerte bei über 30 PatientInnen<br />

erhoben und korreliert, um Zusammenhänge zwischen<br />

den genannten Dimensionen zu f<strong>in</strong>den.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigen sich deutliche Signifikanzen <strong>in</strong><br />

Richtung e<strong>in</strong>er Korrelation zwischen Akkulturation und Behandlungserfolg.<br />

005<br />

Die transkutane Vagusnerv-Stimulation – Wirksamkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Depressions-Behandlung<br />

Thomas Kraus (Frankenalb-Kl<strong>in</strong>ik Engelthal, Psychiatrie und Psychosomatik)<br />

E. He<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung: In zwei unabhängige fMRI-Studien konnte e<strong>in</strong> BOLD-<br />

Effekt <strong>in</strong> zentralen Gehirnstrukturen durch e<strong>in</strong>e nicht-<strong>in</strong>vasive<br />

elektrische Reizung im äußeren Gehörgang nachgewiesen werden.<br />

Es ergaben sich H<strong>in</strong>weise auf die Möglichkeit e<strong>in</strong>er transkutanen<br />

Stimulierbarkeit des Vagusnervs. In e<strong>in</strong>er ersten randomisierten<br />

Pilotstudie zeigte sich e<strong>in</strong>e antidepressive Wirksamkeit bei depressiven<br />

Patienten.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fach-bl<strong>in</strong>den, randomisierten Placebo kontrollieren<br />

Bestätigungs-Studie werden nun 20 Patienten mit Major<br />

Depression nach e<strong>in</strong>er Phase <strong>der</strong> Diagnostik und medikamentösen<br />

E<strong>in</strong>stellung über 4 Wochen täglich über 16 m<strong>in</strong> stimuliert, hierzu<br />

wird das Gerät NET-2000 verwendet. Parallel dazu werden 20 Patienten<br />

untersucht, die sich mit Hilfe des Geräts NET-1000 täglich<br />

zweimal selbst stimulieren. BDI und HAMD werden 2-wöchentlich<br />

erhoben, tägliche Vorher-Nachher-Messungen erfolgen mit Hilfe<br />

von Analogskalen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Daten werden zum Kongress im November<br />

2009 statistisch ausgewertet se<strong>in</strong> und als Poster präsentiert<br />

werden. Aus <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse abzuleiten s<strong>in</strong>d dann<br />

weitere Vorgehensweisen bzgl. Vergleichs-Studien z. B. mit <strong>der</strong> TMS<br />

und größer angelegten, multi-zentrischen Beatätigungs-Studien.<br />

E<strong>in</strong> Wirksamkeitsnachweis könnte e<strong>in</strong>en großen Fortschritt für die<br />

zukünftige Depressionsbehandlung bedeuten und die aktuell verfügbaren<br />

nicht-<strong>in</strong>vasiven Behandlungs-Methoden s<strong>in</strong>nvoll ergänzen.<br />

006<br />

Wirksamkeit <strong>der</strong> Vagusnervstimulation (VNS) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung<br />

<strong>der</strong> persistierenden Depression mit komorbi<strong>der</strong> Persönlichkeitsstörung<br />

– e<strong>in</strong>e Fallserie<br />

Claus Wolff-Menzler (Universitätsmediz<strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen, Psychiatrie)<br />

P. Falkai, A. Hasan, T. Wobrock<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die VNS ist bisher das e<strong>in</strong>zige <strong>der</strong> neueren Stimulationsverfahren<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie, welches von <strong>der</strong> US-amerikanischen<br />

Zulassungsbehörde FDA 2005 als Therapiemethode bei therapieresistenten<br />

depressiven Episoden anerkannt worden ist. In <strong>der</strong><br />

europäischen Union ist die VNS zur Behandlung von chronischen<br />

o<strong>der</strong> rezidivierenden behandlungsrefraktären Depressionen o<strong>der</strong><br />

bei Patienten, welche e<strong>in</strong>e medikamentöse Behandlung nicht tolerieren,<br />

zugelassen (1). Bei <strong>der</strong> VNS wird durch 2 helikoidale Elektroden<br />

<strong>der</strong> l<strong>in</strong>ke Vagusnerv im Halsbereich stimuliert. E<strong>in</strong>e Stromstärke<br />

von 0,25 mA, e<strong>in</strong>e Frequenz von 20 – 30 Hz, e<strong>in</strong>e Pulsweite<br />

von 250 – 500 µs sowie e<strong>in</strong>e Stimulation während 30 Sekunden alle<br />

3 – 5 M<strong>in</strong>uten s<strong>in</strong>d die typischen Stimulationsparameter (2).<br />

Methode: 4 Patienten mit e<strong>in</strong>er schweren rez. depressiven Störung<br />

und komorbi<strong>der</strong> Persönlichkeitsstörung (siehe Tabelle) wurden vor<br />

und nach Implantation e<strong>in</strong>es VNS-Systems psychopathologisch<br />

(CGI, BDI, SDS, HAMD-7) untersucht. Allen geme<strong>in</strong>sam war zuvor<br />

e<strong>in</strong>e Teilresponse auf Elektrokrampftherapie.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Alle 4 Patienten verbesserten sich im Verlauf<br />

psychopathologisch, so dass sie <strong>in</strong>nerhalb von 3 Monaten nach<br />

Implantation aus dem vollstationären <strong>in</strong> e<strong>in</strong> ambulantes Sett<strong>in</strong>g<br />

überführt werden konnten. Psycho-ökonomische Daten (z. B. stationäre<br />

Aufnahmen vs. Ambulanzbesuche, Med.-Umstellungen)<br />

nach VNS werden noch nachuntersucht. Sollte sich <strong>der</strong> erste Trend<br />

bestätigen, so ist durch die VNS e<strong>in</strong>e positive Bee<strong>in</strong>flussung des<br />

Krankheitsverlaufs und e<strong>in</strong> deutlicher gesundheitsökonomischer<br />

Nutzen auch bei o.g. Patientenklientel anzunehmen. Literatur:<br />

1:Schläpfer TE. Hirnstimulationsverfahren bei Therapieresitstenz.<br />

Nervenarzt. 2007;78 Suppl 3: 575-81 2: Depression patients‘s manual,<br />

Cyberonics 2007<br />

007<br />

S<strong>in</strong>d Therapiepräferenzen relevant für das Ansprechen depressiver<br />

Patienten auf e<strong>in</strong>e Behandlung mit serotonergen Antidepressiva<br />

und kognitive Verhaltenstherapie? Befunde aus e<strong>in</strong>er randomisierten<br />

kontrollierten Studie mit e<strong>in</strong>em Passungsarm<br />

Roland Mergl (Universität Leipzig, Psychiatrie)<br />

V. Henkel, A.-K. Allgaier, M. Hautz<strong>in</strong>ger, R. Kohnen, J. Coyne,<br />

U. Hegerl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Über den E<strong>in</strong>fluss von Therapiepräferenzen auf den<br />

Therapieerfolg bei Patienten mit depressiven Störungen ist wenig<br />

bekannt. Wir untersuchten daher bei depressiven Patienten im<br />

Kontext <strong>der</strong> Primärversorgung, ob sie besser auf e<strong>in</strong>e Therapie ansprechen,<br />

wenn sie die von ihnen persönlich präferierte Behandlung<br />

erhalten.<br />

155


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

Methode: Im Kontext e<strong>in</strong>er randomisierten, placebo-kontrollierten,<br />

zehnwöchigen kl<strong>in</strong>ischen Studie mit fünf Armen (Sertral<strong>in</strong>;<br />

Placebo; kognitive Verhaltenstherapie <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen (KVT);<br />

unspezifische unterstützende Gruppentherapie als KVT-Kontrollbed<strong>in</strong>gung;<br />

freie Wahl zwischen Sertral<strong>in</strong> und KVT seitens <strong>der</strong> Patienten)<br />

wurden 146 Patienten mit milden bis mittelgradigen depressiven<br />

Störungen untersucht. Medikamentenvertrauen wurde<br />

beim Patientenscreen<strong>in</strong>g mittels <strong>der</strong> korrespondierenden Subskala<br />

e<strong>in</strong>er Krankheitskonzeptskala erfasst, (positive) E<strong>in</strong>stellungen gegenüber<br />

Psychotherapie mittels <strong>der</strong> e<strong>in</strong>schlägigen Subskala e<strong>in</strong>es<br />

Inventars zur Messung <strong>der</strong> Psychotherapiemotivation (FMP). Für<br />

die Messung des Behandlungserfolgs wurden die Post-Basel<strong>in</strong>e-<br />

Summenwerte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hamilton-Depressionsskala (HAMD-17) verwendet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Depressive Patienten, die die von ihnen<br />

präferierte Therapie (Sertral<strong>in</strong> o<strong>der</strong> KVT) bekamen (N=91), respondierten<br />

signifikant besser als Patienten, bei denen dies nicht<br />

<strong>der</strong> Fall war (N=55) (p = 0.011). Der entsprechende Unterschied<br />

zwischen diesen beiden Gruppen war sowohl im Falle <strong>der</strong> Psychopharmako-<br />

als auch im Falle <strong>der</strong> Psychotherapie kl<strong>in</strong>isch relevant.<br />

Dieses Ergebnis kann nicht durch Unterschiede im Schweregrad<br />

<strong>der</strong> Depression bei Studiene<strong>in</strong>schluss o<strong>der</strong> unterschiedliche Dropoutraten<br />

erklärt werden. Patientenpräferenzen für Pharmako- versus<br />

Psychotherapie sollten bei Behandlungsangeboten berücksichtigt<br />

werden, weil <strong>der</strong> Erhalt <strong>der</strong> präferierten Therapiemodalität<br />

e<strong>in</strong>en zusätzlichen und kl<strong>in</strong>isch relevanten Nutzen für den Therapieerfolg<br />

(HAMD-17: + 4 Punkte für Sertral<strong>in</strong>; + 2 Punkte für die<br />

KVT) mit sich br<strong>in</strong>gt.<br />

008<br />

Verkürzt e<strong>in</strong>e frühzeitige Elektrokrampftherapie bei schweren depressiven<br />

Episoden die weitere stationäre Bahandlungsdauer?<br />

Dirk Schwerthöffer (TU-München, Psychiatrie)<br />

F. Wolf, J. Bäuml<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Elektrokrampftherapie ist bei depressiven <strong>Erkrankungen</strong><br />

e<strong>in</strong>e effektive, schnell wirksame und gut verträgliche Behandlung.<br />

Trotzdem wird sie meistens nur bei Therapieresistenz<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Bei antidepressiven Therapien liegen H<strong>in</strong>weise für e<strong>in</strong>en<br />

Zusammenhang zwischen raschem Wirkungse<strong>in</strong>tritt und besserer<br />

Wirksamkeit vor. Wir untersuchten, ob sich durch den frühzeitigen<br />

E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>er EKT e<strong>in</strong>e Verkürzung <strong>der</strong> weiteren stationären Behandlungsdauer<br />

erzielen lässt.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er retrospektiven Analyse wurden die post<strong>in</strong>terventionellen<br />

stationären Behandlungszeiten und CGI-Verän<strong>der</strong>ungen<br />

von 34 depressiven Patienten mit frühzeitiger EKT-Anwendung<br />

mit den Daten von 19 Patienten, die nach langer stationärer Vorbehandlung<br />

<strong>in</strong> externen Kl<strong>in</strong>iken zur EKT zu verlegt wurden, verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Patienten, die frühzeitig e<strong>in</strong>e Elektrokrampfbehandlung<br />

erhalten hatten, konnten im Schnitt 57 Tage,<br />

die zu verlegten erst 100 Tage nach <strong>der</strong> 1. EKT entlassen werden.<br />

Die CGI-Verän<strong>der</strong>ungen waren <strong>in</strong> beiden Gruppen etwa gleich.<br />

009<br />

Magnetkrampfherapie versus Elektrokrampftherapie – antidepressive<br />

Wirkung<br />

Sarah Kayser (Universitätskl<strong>in</strong>ik, Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

B. H. Bewernick, B. Hadrysiewicz, C. Grubert, A. S. Koch, J. Große<br />

Bley, N. Axmacher, T. E. Schlaepfer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Magnetkrampftherapie (MKT) ist e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> repetitiven Transkraniellen Magnetstimulation (rTMS),<br />

um analog zur Elektrokrampftherapie (EKT) unter Vollnarkose<br />

und Muskelrelaxation generalisierte Krämpfe auszulösen. Das<br />

größte Problem <strong>der</strong> EKT s<strong>in</strong>d die kognitiven Nebenwirkungen. Die<br />

156<br />

Grundidee <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> MKT ist die Hypothese, dass durch<br />

e<strong>in</strong> lokales, exakt kontrollierbares Auslösen des generalisierten<br />

Krampfes solche Nebenwirkungen vermieden werden könnten.<br />

Vorläufige Studien wiesen bei e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Anzahl von Probanden<br />

auf e<strong>in</strong>e antidepressive Wirkung dieser Therapieform h<strong>in</strong> (Kayser<br />

et al. 2009). Die EKT ist weiterh<strong>in</strong> hoch effizient bei Patienten mit<br />

schwerer therapierestistenter Depression (TRD). In dieser Studie<br />

wurden die Depressionrat<strong>in</strong>gs Montgomery & Asberg Depressionsskala<br />

(MADRS) und Hamilton Rat<strong>in</strong>g of Depression (HRSD28)<br />

<strong>der</strong> TRD- Patienten analysiert und mit EKT verglichen.<br />

Methode: 20 Patienten, die an TRD litten, wurden randomisiert<br />

und e<strong>in</strong>em parallelen Studiendesign zugewiesen (je 10 MKT / EKT).<br />

Die Patienten waren bezüglich ihrer demographischen Daten und<br />

Krankheitscharakteristika vergleichbar. E<strong>in</strong>schlusskriterien waren<br />

unipolare und bipolar II Depression, Dauer ≥ 3 Monate, ≥ 2 adäquate<br />

Behandlungsversuche mit verschiedenen Antidepressiva<br />

und Psychotherapie. Folgende Stimulationsparametern bei MKT:<br />

Frequenz 100 Hz, Pulsrate 100 to 600, Amplitude 100 %, Stimulationsdauer<br />

1 bis 6 sek. 2 x pro Woche à 12 Behandlungen. Response<br />

war e<strong>in</strong>e Reduktion um ³ 50 % <strong>in</strong> <strong>der</strong> MADRS und HRSD28. Die<br />

prä wurden mit den post Werten verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Respon<strong>der</strong>raten für MKT s<strong>in</strong>d 60 % im<br />

MADRS und 50 % im HRDS28. Bei <strong>der</strong> EKT 40 % im MADRS und<br />

50 % im HRDS28. Die antidepressive Wirkung <strong>der</strong> MKT und EKT<br />

s<strong>in</strong>d gleich: signifikante Verbesserung im MADRS bei MKT und<br />

EKT (ANOVA, (F(1;18)=41.1, p


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

pressive-like behavior after completion of active or sham treatment.<br />

Punches of various bra<strong>in</strong> regions were taken for BDNF evaluation<br />

by ELISA.<br />

Discussion / Results: ECT and SCES of the ventral PLC (vPLC)<br />

and NAC, but not dorsal PLC (dPLC), significantly <strong>in</strong>creased sucrose<br />

preference <strong>in</strong> CMS animals. In the sexual behavior test the<br />

number of mounts <strong>in</strong> CMS animals was significantly lower than<br />

controls. SCES treatment of the NAC <strong>in</strong>creased the sexual drive. In<br />

a sexual partner preference test control animals preferred to mount<br />

more often the new stimulus female compared to their previous sexual<br />

partner while CMS did not show such preference. In the exploration<br />

test, CMS <strong>in</strong>duced a reduction <strong>in</strong> the number of center visits,<br />

while ECT (but not SCES) normalized this reduction. F<strong>in</strong>ally, ECT<br />

(but not SCES) <strong>in</strong>duced impairment <strong>in</strong> the learn<strong>in</strong>g and memory as<br />

<strong>in</strong>dicated by the Morris water maze. ECT and SCES <strong>in</strong>creased<br />

BDNF level <strong>in</strong> dPLC and <strong>in</strong> the striatum.This study implicates the<br />

ventral PLC and the NAC <strong>in</strong> the pathophysiology of depressive behavior<br />

and suggests that SCES of these regions can <strong>in</strong>duce an antidepressant<br />

effect similar to ECT, but without any cognitive impairment.<br />

In addition these results suggest that SCES of the NAC is an<br />

effective approach for treat<strong>in</strong>g reduced sexual drive <strong>in</strong>duced by<br />

chronic stress.<br />

011<br />

E<strong>in</strong> neues Depressionsmodell <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit IPT, CBASP und<br />

Komplementärmediz<strong>in</strong><br />

Benedict Wildeisen (Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik Zugersee, F6, Oberwil B.<br />

Zug, Schweiz)<br />

W. Komm<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bis ca. Mitte <strong>der</strong> 60er Jahre herrschte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Depressionsforschung<br />

das psychoanalytische Denken vor. In den 70er Jahren<br />

wurden vor allem l<strong>in</strong>eare Theorien aufgestellt, die experimentell<br />

untersucht wurden. Diese Modelle untersuchten meist korrelativ<br />

Wenn-Dann-Hypothesen. Erst <strong>in</strong> den 80er Jahren wurden e<strong>in</strong>dimensionale<br />

Hypothesen durch multifaktorielle, <strong>in</strong>tegrative Modelle<br />

ersetzt. Gängige Depressionsmodelle zeigen den Weg <strong>in</strong> die Depression<br />

– aber nicht den Weg aus <strong>der</strong> Depression. Häufig greifen<br />

diese Modelle nur e<strong>in</strong>en möglichen Aspekt heraus o<strong>der</strong> sie s<strong>in</strong>d zu<br />

allgeme<strong>in</strong> formuliert (Bsp.: Diathese-Stress-Modell). Die Synergetik<br />

wird nicht berücksichtigt und oft werden nur e<strong>in</strong>dimensionale<br />

Wenn-Dann-Erklärungen verwendet. Ausserdem wird Depression<br />

häufig als Variable des Systems und nicht als Zustand des Systems<br />

selbst behandelt.<br />

Methode: Im ersten Teil wird e<strong>in</strong> neues Depressionsmodell vorgestellt.<br />

Anhand dieses Modelles wird gesundes und depressives Verhalten,<br />

sowie <strong>der</strong> Weg <strong>in</strong> die Depression und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Weg<br />

aus <strong>der</strong> Depression im Computer simuliert. Auswirkungen verschiedener<br />

Therapiemöglichkeiten werden diskutiert. Auf die mathematische<br />

Formulierung des Modells, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf die Differentialgleichung<br />

<strong>der</strong> Depression wird kurz e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im zweiten Teil wird die Umsetzung dieses<br />

Modelles <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit IPT, CBASP und Komplementärmediz<strong>in</strong><br />

auf <strong>der</strong> Spezialstation für Depressionsbehandlung und<br />

Psychotherapie <strong>der</strong> Psychiatrischen Kl<strong>in</strong>ik Zugersee, Schweiz, vorgestellt<br />

und diskutiert. IPT als State-of-the-Art psychotherapeutischer<br />

Behandlung episodischer Depressionen und CBASP als<br />

State-of-the-Art psychotherapeutischer Behandlung chronischer<br />

Depressionen werden kurz vorgestellt. Komplementärmediz<strong>in</strong>ische<br />

Massnahmen bieten darüber h<strong>in</strong>aus Möglichkeiten <strong>der</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

positiven E<strong>in</strong>flussnahme auf das begleitende somatische<br />

Syndrom und Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität (QoL).<br />

012<br />

Treat<strong>in</strong>g depression and suicidal crises more effectively via<br />

screen<strong>in</strong>g patients for overexcitabilities and the „third factor“<br />

Raphaela Seubert (Schwe<strong>in</strong>furt)<br />

Introduction: This paper argues that gifted persons who suffer<br />

from depression or suicidal symptoms, should not be offered traditional<br />

therapeutic methods only. These methods may not be effective<br />

for these persons <strong>in</strong> the long run. Instead, these <strong>in</strong>dividuals<br />

should be provided with a treatment based on the Theory of Positive<br />

Dis<strong>in</strong>tegration (TPD), a theory of personality development<br />

devised by the Polish psychiatrist and psychologist Kazimierz<br />

Dabrowski (1902 – 1980).<br />

Method: The paper describes the TPD and draws implications for<br />

the treatment of gifted patients. Based on empirical observations,<br />

the TPD views depression and suicidal conflicts, if experienced by<br />

„gifted“ persons, not per se as an illness. Instead, it regards these<br />

symptoms as a necessary phase <strong>in</strong> which given socially / biologically<br />

determ<strong>in</strong>ed mental structures dis<strong>in</strong>tegrate, so that a more conscious<br />

and autonomous personality structure can develop. „Gifted“ means<br />

the respective person possesses (1) an <strong>in</strong>ner autonomous drive to<br />

develop one‘s own personality (called ‚third factor‘), (2) special abilities<br />

and talents and (3) overexcitabilities (psychomotor, sensual,<br />

<strong>in</strong>tellectual, imag<strong>in</strong>ational, emotional). The overexcitabilities make<br />

these people especially prone to dis<strong>in</strong>tegration. At the same time,<br />

their characteristics can enable these <strong>in</strong>dividuals to overcome their<br />

neurotic symptoms and to achieve ‚higher‘ levels of personality<br />

development, characterized by altruism, wisdom and contentment.<br />

Discussion / Results: The ma<strong>in</strong> therapeutic <strong>in</strong>tervention follow<strong>in</strong>g<br />

from the TPD is to help the clients reframe their <strong>in</strong>tense feel<strong>in</strong>gs<br />

and <strong>in</strong>ner conflicts as creative and developmental <strong>in</strong> nature, so that<br />

they can move ahead, not fall apart. In addition, autotherapy should<br />

be applied, which provides the clients with a long-term tool to deal<br />

with possible future symptoms of dis<strong>in</strong>tegration. By means of a selfassessment<br />

questionnaire, therapists can identify persons who exhibit<br />

high overexcitabilities and the „third factor“, and who may<br />

therefore profit from the TPD-approach. Moreover, the questionnaire<br />

provides a basis for empirically test<strong>in</strong>g the therapeutic<br />

effectiveness of the TPD-approach.<br />

013<br />

EEG basierte Vigilanzregulation bei Patienten mit Depressiver<br />

Störung vor und nach therapeutischem Schlafentzug<br />

Elisabeth Arendt (Universität Leipzig, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In kl<strong>in</strong>ischen Studien konnte gezeigt werden, dass<br />

Schlafentzug (SE) e<strong>in</strong>en antidepressiven Effekt bei Patienten mit<br />

depressiver Störung haben kann. Die Freisetzung von adrenergen<br />

Transmittern durch physische Aktivität während des SE könnte e<strong>in</strong>en<br />

wesentlichen E<strong>in</strong>fluss auf den therapeutischen Effekt darstellen.<br />

Bei Patienten mit MDD (Major Depressive Disor<strong>der</strong>) wurde<br />

e<strong>in</strong>e hyperstabile, rigide Vigilanzregulation, d.h. e<strong>in</strong> langes Verbleiben<br />

<strong>in</strong> hohen Vigilanzstadien (A-Stadien mit hoher Alpha-Power-<br />

Fraktion) beschrieben (Ulrich 1994). Ziel <strong>der</strong> Studie ist die Untersuchung<br />

möglicher Zusammenhänge zwischen <strong>der</strong> Stabilität <strong>der</strong><br />

Vigilanzregulation, körperlicher Aktivität und kl<strong>in</strong>ischen Ansprechen<br />

auf SE bei Patienten mit MDD. Angenommen wurde, dass e<strong>in</strong><br />

Ansprechen auf SE mit e<strong>in</strong>er hyperstabilieren Vigilanzregulation<br />

vor SE assoziiert ist, die sich SE stabilisiert.<br />

Methode: Bei 23 stationären Patienten mit MDD <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik und<br />

Polikl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie des UKL wurde e<strong>in</strong> partieller therapeutischer<br />

SE über 22 Stunden ab 01:00 Uhr durchgeführt. Es erfolgte<br />

e<strong>in</strong>e Bestimmung <strong>der</strong> Vigilanzregulation mittels Ruhe-EEG am<br />

Morgen vor SE, am Morgen nach SE und am nächsten Morgen<br />

nach Schlaf. Die körperliche Aktivität wurde mittels e<strong>in</strong>es Aktometers<br />

über die Gesamtdauer <strong>der</strong> drei Tage aufgezeichnet. E<strong>in</strong><br />

157


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

Fremdrat<strong>in</strong>g wurde täglich mittels Hamilton Depression Rat<strong>in</strong>g<br />

Scale (HDRS) durchgeführt. Response wurde def<strong>in</strong>iert als e<strong>in</strong><br />

Abfall des HRDS-Scores um m<strong>in</strong>destens 40 % im 21-item HRDS<br />

(ausgenommen item 4,5,6 und 16).<br />

Diskussion / Ergebnisse: 14 von 23 Patienten (60,8 %) mit MDD<br />

respondierten nach SE, gezeigt an e<strong>in</strong>em Abfall des Hamilton-<br />

Scores um m<strong>in</strong>destens 40 %. Bei den Patienten kam es nach SE zu<br />

e<strong>in</strong>em signifikanten Abfall (p


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

Ziel dieser Arbeit ist e<strong>in</strong>e Darstellung <strong>der</strong> Konnektivitäten zwischen<br />

kortikalen und subkortikalen Regionen, die e<strong>in</strong> besseres Verständnis<br />

<strong>der</strong> funktionellen Unterschiede <strong>der</strong> Zielregionen <strong>in</strong> funktioneller<br />

Aktivität und Konnektivität bei gesunden Probanden und<br />

depressiven Patienten ermöglichen soll.<br />

Methode: Die Untersuchungen wurden an 20 gesunden und 20 depressiven<br />

Probanden mithilfe <strong>der</strong> Diffusionsbildgebung (Diffusion<br />

Tensor Imag<strong>in</strong>g = DTI) und <strong>der</strong> Traktografie an e<strong>in</strong>em Siemens<br />

3 Tesla Magnetresonanztomographen durchgeführt. Die Projektionen<br />

zwischen bestimmten Zielregionen <strong>in</strong> kortikalen und subkortikalen<br />

Arealen wurden am Vorfeld anhand von funktionellen, anatomischen<br />

und diffusionsgewichteten Vorstudien festgelegt. Somit<br />

konnte <strong>der</strong> Vergleich <strong>der</strong> Daten <strong>der</strong> gesunden Probanden und <strong>der</strong><br />

depressiven Patienten erfolgen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Mithilfe dieser Messungen konnten Konnektivitäten<br />

mit verän<strong>der</strong>ter Aktivierung bei depressiven Patienten<br />

zwischen entscheidenden kortikalen und subkortikalen Arealen<br />

ermittelt werden. In Bezug auf die verän<strong>der</strong>te strukturelle kortikokortiale<br />

Konnektivität bei depressiven Patienten werden erste Ergebnisse<br />

dargestellt. Diese Untersuchung ermöglicht e<strong>in</strong>e umfassende<br />

Darstellung von Projektionen zwischen kortikalen und<br />

subkortikalen Arealen. Funktionelle Beobachtungen können dadurch<br />

auch anatomisch belegt werden. Über die Methode <strong>der</strong> Traktografie<br />

kann e<strong>in</strong> besseres Verständnis verän<strong>der</strong>ter Konnektivitäten<br />

zwischen e<strong>in</strong>zelnen Hirnarealen sowie gestörter Hirnprozesse resultieren.<br />

002<br />

EEG-based assessment of vigilance regulation <strong>in</strong> patients with<br />

depression, and healthy controls<br />

Kathr<strong>in</strong> Wilk (Universität Leipzig, Abt. für Psychiatrie)<br />

M. Trenner, K. Nägler, P. Schönknecht, U. Hegerl<br />

Introduction: A recently presented concept (Hegerl et al., 2009)<br />

suggested that manic behaviour could partly be <strong>in</strong>terpreted as an<br />

autoregulatory attempt to stabilize vigilance regulation, which was<br />

found to be unstable <strong>in</strong> manic patients. In depressed patients, a hyperstable<br />

vigilance regulation was reported, potentially expla<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

the typical withdrawal and sensation avoidance <strong>in</strong> depression. The<br />

aim of the study is to compare the vigilance regulation, i. e. the frequency<br />

and course of wakefulness stages <strong>in</strong> the electroencephalogram<br />

(EEG) of unmedicated patients with depression and healthy<br />

controls.<br />

Method: Unmedicated patients with depression (n=11; age: 33.1,<br />

SD 13.2) and age-, sex-, and education-matched healthy controls<br />

(n=11; age: 33.3, SD 13.3) are <strong>in</strong>cluded. Depressive symptoms, sleep<br />

quality and wakefulness are assessed (SCID-I, HAMD, BDI, MFI,<br />

SF-A, VAS). The awake rest<strong>in</strong>g EEGs are analyzed via an algorithm<br />

which classifies 2-second EEG segments <strong>in</strong>to different vigilance<br />

stages, based on the frequency and topographical distribution of<br />

the neuroelectric activity (Hegerl et al., 2008; Olbrich et al., 2009).<br />

Discussion / Results: Depressive Patients showed significantly<br />

more higher vigilance stages (A1 – A3) than healthy controls<br />

(p = 0.03). The lower vigilance stages B2/3 occurred <strong>in</strong> 72.7 % of the<br />

healthy controls, and <strong>in</strong> 36.4 % of the depressive patients. When<br />

B2/3 stages occurred <strong>in</strong> depressive patients, it was later than <strong>in</strong><br />

healthy controls (481.5 vs. 185.3 mean seconds). These prelim<strong>in</strong>ary<br />

results <strong>in</strong>dicate that depressive patients differ from healthy controls<br />

regard<strong>in</strong>g the vigilance regulation <strong>in</strong> show<strong>in</strong>g fewer and later decl<strong>in</strong>es<br />

to low vigilance levels. Confirmatory tests will be conducted, if<br />

the survey sample size reaches n=30 per group.<br />

003<br />

Magnetresonanztomographische Perfusionsbildgebung bei unipolaren<br />

depressiven Störungen<br />

Robert Christian Wolf (Universität Ulm, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie III)<br />

F. Sambataro, P. Neumann, N. Osterfeld, S. Arda, M. Kölle, M.<br />

Schmid, N. Vasic<br />

E<strong>in</strong>leitung: Nuklearmediz<strong>in</strong>ische Untersuchungen konnten bei<br />

Patienten mit e<strong>in</strong>er depressiven Störung wie<strong>der</strong>holt metabolische<br />

Defizite und regionale Blutflussunterschiede <strong>in</strong> präfrontalen und<br />

subkortikalen Regionen aufzeigen. Als Alternative zur Erfassung<br />

des regionalen zerebralen Blutflusses (rCBF) hat sich <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren die magnetresonanztomographische Perfusionsbildgebung<br />

(„arterial sp<strong>in</strong> label<strong>in</strong>g“, ASL) erwiesen. In dieser Studie<br />

wurde die Sensitivität dieser Methode bei depressiven Störungen<br />

evaluiert.<br />

Methode: Mit Hilfe e<strong>in</strong>er magnetresonanztomographischen „cont<strong>in</strong>uous-ASL“-Sequenz<br />

wurden unter Ruhebed<strong>in</strong>gungen 11 Patienten<br />

mit e<strong>in</strong>er rezidivierenden depressiven Störung und e<strong>in</strong>er<br />

kl<strong>in</strong>isch m<strong>in</strong>destens mittelgradigen depressiven Episode sowie<br />

11 gesunde Kontrollprobanden untersucht. Die Analyse räumlich /<br />

zeitlich maximal unabhängiger Blutflussmuster (funktionelle „Blutflussnetzwerke“)<br />

erfolgte mit Hilfe e<strong>in</strong>er „Independent Component<br />

Analysis“ (ICA). Dieses multivariate statistische Verfahren konnte<br />

12 unabhängige Komponenten aufzeigen, von denen 3 e<strong>in</strong>er weiteren<br />

Zwischengruppenanalyse unterzogen wurden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In beiden Gruppen zeigten sich differenzielle<br />

Blutflussmuster <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er medial präfrontoparietalen und lateral<br />

temporalen Komponente („default mode“ Netzwerk), e<strong>in</strong>er<br />

medial temporalen und anterioren c<strong>in</strong>gulären Komponente („limbisches“<br />

Netzwerk) und e<strong>in</strong>er bilateralen lateral präfrontalen und<br />

parietalen Komponente („kognitives“ Netzwerk). Innerhalb des<br />

„limbischen“ Netzwerks zeigten depressive Patienten im Vergleich<br />

zu gesunden Kontrollprobanden e<strong>in</strong>en erhöhten rCBF im bilateralen<br />

ventrolateralen präfrontalen Kortex (BA 47), im l<strong>in</strong>ken Putamen,<br />

im l<strong>in</strong>ken amgydalo-hippocampalen Komplex, im dorsalen<br />

c<strong>in</strong>gulären Kortex (p


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

(Basel<strong>in</strong>e). Dabei wurde e<strong>in</strong>e stärkere Aktivierung des sekundären<br />

akustischen Netzwerkes (BA22/41/42) sowie e<strong>in</strong>es Teiles des sekundären<br />

visuellen Systems (BA17/18) im Vergleich zu gesunden<br />

Probanden festgestellt (p=0,001). Dieses verän<strong>der</strong>te Aktivierungsmuster<br />

normalisierte sich im Laufe <strong>der</strong> antidepressiven Therapie<br />

nur teilweise und blieb trotz <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Remission persistent.<br />

Methode: In unserer Follow-Up-Studie wurden <strong>in</strong>sgesamt 20 Patienten<br />

nach im Mittel 4,5 Jahren (52,7 ± 2,9 Monate) erneut psychiatrisch<br />

untersucht. Bei 9 Teilnehmern konnten fMRT-Untersuchungen<br />

bei <strong>der</strong> gleichzeitigen Präsentation gepulster S<strong>in</strong>ustöne<br />

(ν = 5 Hz) durchgeführt werden. Diese Bildgebungsdaten wurden<br />

mit Daten aus <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> nach Alter und Geschlecht angeglichenenen<br />

gesunden Kontrollprobanden verglichen. Analyse <strong>der</strong><br />

kl<strong>in</strong>ischen, demografischen und fMRT-Daten erfolgte mittels<br />

SPSS16.0 und SPM5.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nach <strong>der</strong> akustischen Reizung zeigten die<br />

untersuchten Patienten beim Follow-up e<strong>in</strong> weiterh<strong>in</strong> abweichendes<br />

fMRT-Aktivierungsmuster. Die Intensität dieser Verän<strong>der</strong>ungen<br />

nahm zwar im Ablauf <strong>der</strong> Follow-Up-Periode ab, dennoch<br />

wurden – wie bei <strong>der</strong> Basel<strong>in</strong>emessung – die sekundären akustischen<br />

(BA22) und sekundären visuellen Systeme (BA17/18) aktiviert<br />

(p=0.001). Des Weiteren korrelierte die Anzahl <strong>der</strong> stationären<br />

Behandlungen während <strong>der</strong> Follow-Up-Periode und die<br />

Intensität <strong>der</strong> Cuneus(BA17)-Aktivierung bei <strong>der</strong> Basel<strong>in</strong>e positiv<br />

(r=0,525 p=0,017). Es wird diskutiert, dass die gemessenen Abweichungen<br />

<strong>der</strong> akustischen Verarbeitung e<strong>in</strong> Teil des Endophenotyps<br />

depressiver Störungen abbilden und als e<strong>in</strong> möglicher Trait-Marker<br />

<strong>der</strong> Major Depression gewertet se<strong>in</strong> könnten.<br />

005<br />

Neuronale Korrelate <strong>der</strong> kognitiven Kontrolle bei unipolarer Depression<br />

Annette Brühl (Psychiatrische Unikl<strong>in</strong>ik, Kl<strong>in</strong>ik für Soziale Psychiatrie,<br />

Zürich, Schweiz)<br />

M. Rufer, V. Baur, T. Kaffenberger, U. Herwig<br />

E<strong>in</strong>leitung: Kognitive Kontrolle von Emotionen durch Neubewertung<br />

(„reappraisal“) ist e<strong>in</strong>e wirksame Intervention zur Regulation<br />

von emotionaler Anspannung <strong>in</strong> belastenden Situationen und e<strong>in</strong><br />

wichtiger Aspekt <strong>der</strong> Psychotherapie von affektiven Störungen. In<br />

e<strong>in</strong>er vorangegangen Studie an Gesunden (Herwig et al. 2007, Neuroimage<br />

37:652-662) konnten wir zeigen, dass die Anwendung <strong>der</strong><br />

kognitiven Kontrolle während <strong>der</strong> Erwartung von negativen und<br />

unbekannten emotionalen Stimuli e<strong>in</strong>e Top-Down-Regulation e<strong>in</strong>e<br />

gesteigerte Aktivität im medialen präfrontalen Cortex (MPFC) und<br />

e<strong>in</strong>e Reduktion <strong>der</strong> Amygdala-Aktivität bewirkte. In <strong>der</strong> aktuellen<br />

Studie untersuchten wir, ob sich bei Patienten mit e<strong>in</strong>er depressiven<br />

Episode neuronale Korrelate von Defiziten <strong>der</strong> kognitiven Kontrolle<br />

zeigen.<br />

Methode: Zwanzig Patienten mit e<strong>in</strong>er depressiven Episode im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er unipolaren Depression und neunzehn gesunde<br />

Probanden führten während funktioneller Magnetresonanz-<br />

Tomographie e<strong>in</strong>e emotionale Erwartungsaufgabe durch, die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Anti zipation und Betrachtung von Bil<strong>der</strong>n mit entwe<strong>der</strong> zuvor<br />

angekündigter, also bekannter (positiv, negativ, neutral), o<strong>der</strong><br />

nicht explizit angekündigter, also unbekannter (randomisiert 50 %<br />

positiv / negativ) emotionaler Valenz bestand. Während <strong>der</strong> Erwartung<br />

von Stimuli mit negativem und unbekanntem emotionalem<br />

Inhalt wurde nach vorherigem Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g als kognitive Kontrollstrategie<br />

e<strong>in</strong>e Realitätsüberprüfung durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Depressive Patienten zeigten während<br />

<strong>der</strong> Bed<strong>in</strong>gungen mit kognitiver Kontrolle e<strong>in</strong>e erhöhte Aktivität<br />

im <strong>in</strong>traparietalen Sulcus rechts, woh<strong>in</strong>gegen die Kontrollprobanden<br />

e<strong>in</strong>e erhöhte Aktivität bilateral im temporo-occipitalen Cortex,<br />

amygdalär, präfrontal, im oberen Mittelhirn / Colliculi superiores<br />

sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> rechten anterioren Insel aufwiesen. Im Vergleich zu<br />

160<br />

gesunden Kontrollprobanden zeigten depressive Patienten e<strong>in</strong>e<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Aktivierungen <strong>in</strong> corticalen und subcorticalen Hirnarealen<br />

während kognitiver Kontrolle, jedoch e<strong>in</strong>e Aktivitätssteigerung<br />

rechts parietal. Während bei gesunden Probanden e<strong>in</strong>e Top-<br />

Down-Inhibition basaler emotionsverarbeiten<strong>der</strong> Regionen wie<br />

<strong>der</strong> Amygdala durch präfrontale Hirnregionen bekannt ist, sche<strong>in</strong>t<br />

bei depressiven Patienten <strong>in</strong> diesen Arealen e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Aktivität<br />

vorzuliegen.<br />

006<br />

Erfassung von Frühwarnsymptomen für Manie und Depression,<br />

sowie <strong>der</strong> vorhandenen Cop<strong>in</strong>gstrategien zu Manie und Depression<br />

bei Patienten mit „Bipolar affektiver Störung“(F 31.-)<br />

Beatrix Breit-Gabauer (Wien, Österreich)<br />

A. Berg, S. Demelbauer, G. Lenz, I. Stampfer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Aufgrund Ermangelung publizierter, d.h. für die praktische<br />

Anwendung verfügbarer, psychologisch-diagnostischer Erhebungs<strong>in</strong>strumente<br />

zur Erfassung <strong>der</strong> Frühwarnsymptome für<br />

Manie und Depression, sowie <strong>der</strong> Cop<strong>in</strong>gstrategien von Manie und<br />

Depression wurden im Rahmen <strong>der</strong> Wiener Studie zur kognitivpsychoedukativen<br />

Therapie bei bipolarer Störung an <strong>der</strong> Verhaltenstherapie-Ambulanz<br />

<strong>der</strong> Universitätskl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie<br />

Wien, mit 100 Patienten mit <strong>der</strong> Diagnose „Bipolare affektive Störung“<br />

(76 Bipolar I und 24 Bipolar II) strukturierte Interviews<br />

durchgeführt. Ziel war die breite und möglichst lückenlose Erfassung<br />

<strong>der</strong> von den Patienten wahrgenommenen Frühwarnsymptome<br />

bzw. angewendeten Cop<strong>in</strong>gstrategien.<br />

Methode: Die Befragung erfolgte ungestützt (freies Antwortformat).<br />

Die Antworten wurden protokolliert und im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

nach <strong>in</strong>haltlichen Kriterien kategorisiert. Diese neuen Antwortkategorien<br />

(„Items“) wurden im nächsten Schritt ebenfalls nach<br />

<strong>in</strong>haltlichen Kriterien Skalen zugeordnet. Die durchgeführte Kategorisierung<br />

wurde durch e<strong>in</strong>en zweiten Auswerter kreuzvalidiert.<br />

Der so entstandene umfangreiche Itempool (46 Items zu Frühwarnsymptomen<br />

<strong>der</strong> Manie, 40 Items zu Frühwarnsymptomen <strong>der</strong><br />

Depression, 29 Items zu Cop<strong>in</strong>gstrategien <strong>der</strong> Manie, 20 Items zu<br />

Cop<strong>in</strong>gstrategien <strong>der</strong> Depression), kann nun als Basis für die Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>es Fragebogens (im Multiple-Choice-Format o<strong>der</strong> per<br />

Analogskala) herangezogen werden. Nach Vorgabe dieses Fragebogens<br />

an e<strong>in</strong> weiteres Patientenkollektiv s<strong>in</strong>d die Analysen zu den<br />

Testgütekriterien zu wie<strong>der</strong>holen, und die Items ggfs. anzupassen.<br />

Danach ist e<strong>in</strong> praxistaugliches Erhebungs<strong>in</strong>strument zu erwarten,<br />

dessen Nutzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> ökonomischen Erfassung zweier bisher vernachlässigter<br />

Aspekte im Rahmen <strong>der</strong> Diagnostik von Bipolar Patienten<br />

liegt: Frühwarnsymptome und Cop<strong>in</strong>gstrategien.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es gelang die Identifikation von „Markeritems“,<br />

die skalenspezifisch beson<strong>der</strong>s typische Wahrnehmungen<br />

bzw. Verhaltensweisen <strong>der</strong> Patienten zeigen können. Für die Frühwarnsymptome<br />

gelang weiters die Strukturierung nach 10 bzw.<br />

8 Skalen, die Cop<strong>in</strong>gstrategien wurden nach positiven und negativen<br />

Strategien geglie<strong>der</strong>t. Die Interraterübere<strong>in</strong>stimmungen zwischen<br />

Orig<strong>in</strong>al- und Kontrollauswertung erwiesen sich als durchwegs<br />

sehr zufriedenstellend (alle Cohen‘s Κ waren >,70). Die<br />

Itemschwierigkeits<strong>in</strong>dizes und Reliabilitäten <strong>der</strong> Subskalen waren<br />

– verursacht durch das Antwortformat – erwartungsgemäß niedrig<br />

(α maximal ,53; 50 – 90 % aller Items hatten Schwieirigkeits<strong>in</strong>dex<br />


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

007<br />

Standardisiertes Ratertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für die Hamilton Depressions Skala<br />

(HAMD-17) und das Inventar Depressiver Symptome (IDS-C30)<br />

Isabella Helmreich (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Ma<strong>in</strong>z)<br />

D. Krannich, Ö. Baskaya, N. Dreimüller, S. Lorenz, A. Bernius,<br />

K. Lieb, A. Tadic, S. Wagner<br />

E<strong>in</strong>leitung: Trotz ihrer methodischen Mängel ist die Hamilton Depression<br />

Skala (HAMD) das weltweit am häufigsten genutzte Interviewverfahren<br />

zur Erfassung <strong>der</strong> Schwere depressiver Symptome.<br />

Das Inventar Depressiver Symptome (IDS) ist gemäß den Resultaten<br />

zahlreicher Studien methodisch deutlich besser geeignet, die<br />

Schwere depressiver Symptome und Än<strong>der</strong>ungen unter antidepressiver<br />

Therapie zu erheben als die HAMD, wird jedoch im deutschsprachigen<br />

Raum bisher kaum <strong>in</strong> Studien e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Methode: Zehn Teilnehmer e<strong>in</strong>es Ratertra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs (9 Frauen, 1 Mann)<br />

sowie 3 Experten haben anhand von 5 Videos von Patienten mit<br />

e<strong>in</strong>er Majoren Depression nach DSM-IV (4 Frauen, 1 Mann) die<br />

Schwere <strong>der</strong> depressiven Symptome mit dem HAMD-17 (bei 5 Patienten)<br />

und <strong>der</strong> IDS-C30 (bei 3 Patienten) e<strong>in</strong>geschätzt. Die<br />

HAMD-17 war den Teilnehmern aus <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Praxis bekannt,<br />

mit dem IDS-C30 hatten die Teilnehmer ke<strong>in</strong>e Erfahrung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Patienten hatten mittlere HAMD-17<br />

Summenwerte von 12 (± 2,1), 8 (± 2,2), 12 (± 2,1), 14 (± 2,8), 13 (±<br />

1,8) und 15 (± 0,8) und mittlere IDS-C30 Summenwerte von 25 (±<br />

2,8), 34 (± 4,4) und 32 (± 2,9). Die Beurteilerübere<strong>in</strong>stimmung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> HAMD-17 war von Beg<strong>in</strong>n an hoch (ķ = .994 im ersten Rat<strong>in</strong>g)<br />

und stieg auf ķ = .998 im fünften Rat<strong>in</strong>g. Die Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>zelwerte mit den Expertenrat<strong>in</strong>gs (± 1 Punkt) lag bei <strong>der</strong><br />

HAMD-17 bei 96 %. Bei <strong>der</strong> IDS-C30 erreichten die Teilnehmer<br />

e<strong>in</strong>e Beurteilerübere<strong>in</strong>stimmung von ķ = .997 im 1. Rat<strong>in</strong>g, ķ = .997<br />

im 2. Rat<strong>in</strong>g und ķ = .999 im 3. Rat<strong>in</strong>g. Die Übere<strong>in</strong>stimmung mit<br />

<strong>der</strong> Expertene<strong>in</strong>schätzung lag bei 97 %. Die Ergebnisse zeigen, dass<br />

die Anwendung <strong>der</strong> IDS-C30 für kl<strong>in</strong>ische Rater mit Kenntnis <strong>der</strong><br />

HAMD-17, jedoch ohne Vorerfahrung mit <strong>der</strong> IDS-C30 sehr<br />

schnell zu erlernen ist. Da sie methodisch besser ist als die HAMD,<br />

sollte sie <strong>in</strong> wissenschaftlichen Untersuchungen öfter zum E<strong>in</strong>satz<br />

kommen.<br />

008<br />

Die Bedeutung des H<strong>in</strong>tergrunde<strong>in</strong>flusses bei depressiven Patienten-E<strong>in</strong>e<br />

Untersuchung mit Hilfe des Stroop-Tests<br />

David Herzog (Unikl<strong>in</strong>ik Frankfurt, Psychosomatik)<br />

A. Thiel, S. Oddo, A. Stirn<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bei e<strong>in</strong>er Depression handelt es sich um e<strong>in</strong>e schwerwiegende<br />

Erkrankung, die mit Bee<strong>in</strong>trächtigungen von kognitiven<br />

und emotionalen Prozessen e<strong>in</strong>hergeht. Mit e<strong>in</strong>er Lebenszeitprävalenz<br />

von ca. 20 % zählt sie zu e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> häufigsten psychischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong>. In <strong>der</strong> Vergangenheit hat sich <strong>der</strong> Stroop-Test als<br />

sensitiv bezüglich <strong>der</strong> Erfassung kognitiver und emotionaler Defizite<br />

bei depressiven Patienten erwiesen. Es konnte gezeigt werden,<br />

dass <strong>der</strong> Stroop-Effekt von verschiedenen E<strong>in</strong>flüssen abhängig ist.<br />

Methode: Wir vermuten, dass Patienten mit e<strong>in</strong>er Depression sehr<br />

sensitiv für diese Variationen s<strong>in</strong>d. In <strong>der</strong> durchgeführten Arbeit<br />

wurde <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss des H<strong>in</strong>tergrundes beim Stroop-Test an depressiven<br />

Patienten untersucht. Sowohl die kognitive als auch die emotionalen<br />

Version des Stroop-Tests sollen angewendet werden. Wir<br />

vermuteten e<strong>in</strong>e längere Reaktionszeit bei depressiven Patienten<br />

bei dem Stroop-Test mit e<strong>in</strong>em schwarzen H<strong>in</strong>tergrund, nicht h<strong>in</strong>gegen<br />

bei e<strong>in</strong>em weißen H<strong>in</strong>tergrund. An dieser Studie nahmen<br />

zehn depressive Patienten sowie zehn alters- und geschlechtsparallelisierte<br />

Kontrollprobanden teil.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse bestätigten die Annahme,<br />

dass sich die Leistungen depressiver Patienten nicht von gesunden<br />

Kontrollprobanden bezüglich des Stroop-Tests mit weißem H<strong>in</strong>tergrund<br />

unterscheiden. Wird <strong>der</strong> H<strong>in</strong>tergrund jedoch schwarz<br />

dargestellt, so zeigen sich hochsignifikante Reaktionszeitverlangsamungen<br />

von depressiven Patienten gegenüber gesunden Kontrollprobanden.<br />

Die H<strong>in</strong>tergrundmodulation bei e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen Test<br />

wie dem Stroop sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>en nachhaltigen E<strong>in</strong>fluss auf die Leistungsfähigkeit<br />

depressiver Patienten auszuüben. Gerade depressive<br />

Patienten zeigen Tendenzen des sozialen Rückzugs mit Isolation<br />

und Dunkelheit, dem unseren Ergebnissen nach, therapeutisch<br />

entgegengewirkt werden sollte.<br />

009<br />

Die Erfassung <strong>der</strong> Geschw<strong>in</strong>digkeit des Depressionsbeg<strong>in</strong>ns mittels<br />

des „Onset-of-Depression Inventory (ODI)“<br />

Maria Strauß (Universität Leipzig, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

R. Mergl, C. San<strong>der</strong>, C. Merz, P. Schönknecht, U. Hegerl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Geschw<strong>in</strong>digkeit des Depressionsbeg<strong>in</strong>ns kann erheblich<br />

variieren. Die vollständige Ausbildung e<strong>in</strong>er depressiven<br />

Episode kann sehr schnell, <strong>in</strong> weniger als e<strong>in</strong>er Stunde, o<strong>der</strong> sehr<br />

langsam, über mehrere Wochen erfolgen. Obwohl diese kl<strong>in</strong>ische<br />

Beobachtung vermuten lässt, dass unterschiedliche neurobiologische<br />

Entstehungsmechanismen zugrunde liegen, existieren zu diesem<br />

kl<strong>in</strong>ischen Parameter depressiver Episoden kaum systematische<br />

Untersuchungen. Ziel dieser Studie ist es, die Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

des Depressionsbeg<strong>in</strong>ns bei Patienten mit unipolarer und bipolarer<br />

Depression zu analysieren.<br />

Methode: Mittels des strukturierten Patienten<strong>in</strong>terviews „Onsetof-Depression<br />

Inventory“ (ODI) wurde bislang e<strong>in</strong>e Gruppe von<br />

96 stationären Patienten konsekutiv untersucht. Bei 76 Patienten<br />

bestand e<strong>in</strong>e unipolare depressive Störung und bei 20 Patienten<br />

e<strong>in</strong>e bipolare depressive Störung. Patienten mit kritischen Lebensereignissen<br />

<strong>in</strong>nerhalb von 2 Wochen vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> aktuellen depressiven<br />

Symptomatik wurden ausgeschlossen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass<br />

e<strong>in</strong> signifikanter Unterschied <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschw<strong>in</strong>digkeit des Depressionsbeg<strong>in</strong>ns<br />

zwischen unipolarer und bipolarer Depression besteht<br />

(p


Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

Der Trail Mak<strong>in</strong>g Test (A/B, Reitan, 1979) ist e<strong>in</strong> weit verbreitetes<br />

Verfahren zur Erfassung <strong>der</strong> Exekutivfunktionen. Da für den TMT<br />

bisher ke<strong>in</strong>e Parallelversionen vorliegen, haben wir jeweils vier Paralleltestversionen<br />

des TMT-A und B entwickelt. Ziel <strong>der</strong> Studie ist<br />

es, zu prüfen, ob sich die mittlere Bearbeitungszeit <strong>der</strong> vier Parallelversionen<br />

signifikant vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unterschieden.<br />

Methode: Um die Parallelversionen zu validieren, werden 50 Patienten<br />

<strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherapie Ma<strong>in</strong>z mit<br />

e<strong>in</strong>er Majoren Depression mit den 4 Parallelversionen des TMT-A<br />

und B untersucht. Da viele Testleistungen <strong>in</strong>telligenzabhängig s<strong>in</strong>d,<br />

wird mit dem Mehrfach-Wortschatz-Test (MWT-B, Lehrl et al.,<br />

1989) das Intelligenzniveau erfasst. Die Schwere <strong>der</strong> depressiven<br />

Symptomatik wird mit dem Inventar Depressiver Symptome (IDS,<br />

Rush et al., 1986) erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Erste Ergebnisse zeigen, dass sich die Bearbeitungszeiten<br />

<strong>der</strong> vier Parallelversionen des TMT A und B nicht<br />

signifikant vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unterscheiden. Dies lässt den Schluss zu,<br />

dass die entwickelten Versionen für wie<strong>der</strong>holte Messungen und<br />

somit die Erfassung von Therapieeffekten geeignet s<strong>in</strong>d.<br />

162<br />

011<br />

Überblick und Beurteilung deutschsprachiger Instrumente zur<br />

dimensionalen Diagnostik bipolarer Störungen<br />

Stephan Mühlig (Technische Universität, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie,<br />

Chemnitz)<br />

S. Fuchs, D. Eva, D. W<strong>in</strong>kler<br />

E<strong>in</strong>leitung: Sowohl zur Therapieverlaufskontrolle als auch zur Therapieerfolgsbeurteilung<br />

ist es unerlässlich, den Schwergrad von<br />

Störungssymptomen mittels reliabler und vali<strong>der</strong> Mess<strong>in</strong>strumente.möglichst<br />

exakt und zuverlässig zu bestimmen. Aufgrund <strong>der</strong><br />

charakteristischen symptomatischen Schwankungen ist dies bei bipolaren<br />

Störungen von beson<strong>der</strong>er Bedeutung. E<strong>in</strong>e umfassende<br />

Übersicht und Bewertung <strong>der</strong> für jeweils spezifische Anwendungszwecke<br />

geeigneten deutschsprachigen Mess<strong>in</strong>strumente nach methodischen<br />

und pragmatischen Kriterien auf <strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>er systematischen<br />

Evidenzrecherche stand bislang noch aus.<br />

Methode: Überblick über deutschsprachige dimensionale Inventare<br />

und Fragebögen und kriteriengeleitete Beurteilung auf Basis<br />

e<strong>in</strong>er umfassenden systematischen Evidenzrecherche (Datenbankrecherche:<br />

PsycArticles, PsycINFO, Cochrane, Medl<strong>in</strong>e, Psyndex,<br />

Web of Science; Handsearch) für bipolare Störungen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es wurden <strong>in</strong>sgesamt 23 deutschsprachige<br />

psychometrische Erhebungs<strong>in</strong>strumente zur dimensionalen Erfassung<br />

manischer und depressiver Symptome identifiziert, davon<br />

16 für die Messung des Schweregrades von depressiven Symptomen,<br />

fünf für manische und zwei für die beide Symptomcluster.<br />

Diese Verfahren wurden dann anhand def<strong>in</strong>ierter Qualitätskriterien<br />

e<strong>in</strong>er differenzierten Beurteilung unterzogen: Auf <strong>der</strong> Basis verfügbarer<br />

Validierungsstudien wurde zunächst e<strong>in</strong>e Bewertung ihrer<br />

psychometrischen Güte vorgenommen. Zusätzlich wurden anwendungspragmatische<br />

Aspekte (u. a. Durchführungsdauer, Manualisierung<br />

und Etablierung <strong>in</strong> Praxis und Forschung) bei <strong>der</strong> Beurteilung<br />

berücksichtigt. Abschließend wurden Empfehlungen<br />

abgeleitet, welche Verfahren für welche Anwendungszwecke optimal<br />

geeignet s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong> welchen Fällen e<strong>in</strong>e multimodale und<br />

-perspektivische (Selbst- und Fremdbeurteilung) erfor<strong>der</strong>lich ist.


Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />

Topic: 5 Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen,<br />

F4<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal 6<br />

HS-024 Hauptsymposium<br />

Pharmakotherapie bei Panikstörung – welche Rolle spielen neurobiologische<br />

Mechanismen für den Therapieerfolg?<br />

Vorsitz: P. Zwanzger (Münster), B. Bandelow (Gött<strong>in</strong>gen)<br />

001<br />

Genetik und Pharmakogenetik von Angsterkrankungen<br />

Kathar<strong>in</strong>a Domschke (Universität Münster, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: An <strong>der</strong> Entstehung von Angsterkrankungen s<strong>in</strong>d neben<br />

psychosozialen auch genetische Faktoren beteiligt. Kl<strong>in</strong>ischgenetische<br />

Studien haben H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>en Beitrag genetischer<br />

Faktoren <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zur Entstehung <strong>der</strong> Panikstörung von ungefähr<br />

48 % erbracht.<br />

Methode: Aus molekulargenetischen Untersuchungen liegen Befunde<br />

zu mehreren Risiko-Loci und Genvarianten vor, die das genetische<br />

Risiko <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ätiologie <strong>der</strong> Panikstörung und an<strong>der</strong>er<br />

Angsterkrankungen zu konstituieren sche<strong>in</strong>en. Hierbei wird e<strong>in</strong><br />

komb<strong>in</strong>ierter E<strong>in</strong>fluss von multiplen Genen mit <strong>in</strong>dividuell unterschiedlichem,<br />

aber eher kle<strong>in</strong>em Effekt <strong>in</strong> Interaktion mit Umweltfaktoren<br />

angenommen. Diese Befunde betreffen unter an<strong>der</strong>em<br />

Gene des serotonergen (z.B. 5-HTT, 5-HT1A) und noradrenergen /<br />

dopam<strong>in</strong>ergen (z. B. COMT), jedoch – wie <strong>in</strong> jüngeren Studien gezeigt<br />

– auch des Neuropeptid Y (NPY) und Endocannab<strong>in</strong>oid<br />

(CNR1) Systems. Weiterh<strong>in</strong> existieren aus ‚imag<strong>in</strong>g genetics‘ Studien<br />

H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e mögliche funktionelle Relevanz dieser Risikovarianten<br />

im neuronalen Angstnetzwerk durch Modulation <strong>der</strong><br />

Aktivität von Amgydala und präfrontalem Kortex während <strong>der</strong><br />

emotionalen Reizverarbeitung. Schließlich liegen erste pharmakogenetische<br />

Studien vor, die e<strong>in</strong>en signifikanten E<strong>in</strong>fluß von Risikovarianten<br />

z. B. <strong>in</strong> Genen für 5-HTT, NPY und CNR1 auf die<br />

pharmakologische Therapie von Angsterkrankungen bzw. den <strong>in</strong>termediären<br />

Phänotyp <strong>der</strong> ängstlichen Depression (‚anxious depression‘)<br />

zeigen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Diese genetischen, ‚imag<strong>in</strong>g genetics’ und<br />

pharmakogenetischen Befunde s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sofern von erheblichem<br />

therapeutischen Potential, als sie zum Verständnis von pathobiochemischen<br />

Mechanismen bei Angsterkrankungen beitragen und<br />

damit möglicherweise richtungsweisend s<strong>in</strong>d für die Entwicklung<br />

neuer Therapieansätze. Weiterh<strong>in</strong> deuten erste pharmakogenetische<br />

Studien e<strong>in</strong>en vielversprechenden Ansatz für e<strong>in</strong>e zukünftig<br />

mögliche <strong>in</strong>dividualisiert Genotyp-basierte und damit potenziell<br />

effizientere und nebenwirkungsärmere Pharmakotherapie an.<br />

002<br />

Angriffspunkt GABA - Möglichkeiten selektiv GABAerger Pharmakotherapie<br />

Peter Zwanzger (Universität Münster, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Angsterkrankungen gehören zu den häufigsten psychiatrischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong>. E<strong>in</strong> mo<strong>der</strong>nes therapeutisches Konzept<br />

berücksichtigt heute je nach Schweregrad gleichermaßen verhaltenstherapeutische<br />

wie pharmakologische Ansätze. Zu den Pharmaka<br />

<strong>der</strong> ersten Wahl gehören mittlerweile die Antidepressiva und<br />

hier im beson<strong>der</strong>en die selektiven Seroton<strong>in</strong>-Wie<strong>der</strong>aufnahmehemmer<br />

(SSRIs). Für die Akutbehandlung von Angstzuständen<br />

s<strong>in</strong>d Benzodiazep<strong>in</strong>e am besten geeignet. Trotz <strong>der</strong> nachgewiesenen<br />

guten Wirksamkeit s<strong>in</strong>d beide Substanzgruppen aber auch mit<br />

Nachteilen behaftet. So sprechen etwa 25 % aller Patienten nicht auf<br />

e<strong>in</strong>e Therapie mit Antidepressiva an, zudem leiden e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong><br />

Patienten unter Nebenwirkungen.<br />

Methode: Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass e<strong>in</strong>e Dysfunktion<br />

des GABA Systems e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathogenese <strong>der</strong><br />

Panikstörung spielt. Neben Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> GABA-A-Rezeptor<br />

B<strong>in</strong>dungskapazität wird ursächlich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>e Reduktion<br />

<strong>der</strong> kortikalen GABA Konzentration vermutet. E<strong>in</strong> gezielter<br />

Agonismus am GABA-A-Rezeptor durch selektive Verstärkung <strong>der</strong><br />

GABAergen Neurotransmission könnte daher e<strong>in</strong> vielversprechen<strong>der</strong><br />

Ansatz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung neuer pharmakologischer Therapiestrategien<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Rahmen des Vortrags werden mögliche<br />

pharmakologisceh Angriffsmöglichkeiten GABAerger Pharmaka<br />

dargestellt. Der Stellenwert <strong>der</strong> Benzodiazep<strong>in</strong>e als <strong>der</strong>zeit effektivste<br />

Substanz zur raschen Anxiolyse wird ebenso beleuchtet wie<br />

die Problematik <strong>der</strong> Langzeittherapie. An<strong>der</strong>e Interventionsmöglichkeiten<br />

am GABA-A Rezeptor, wie beispielsweise die Therapie<br />

mit selektiv GABAergen Antikonvulsiva werden dargestellt und im<br />

Kontext eigener Untersuchungen diskutiert.<br />

003<br />

Die Rolle von Neurotroph<strong>in</strong>en bei Angsterkrankungen<br />

Andreas Ströhle (Campus Charité Mitte, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und<br />

Psychologie, Berl<strong>in</strong>)<br />

R. Hellweg<br />

Die Neurotroph<strong>in</strong>e bra<strong>in</strong>-<strong>der</strong>ived neurotrophic factor (BDNF) und<br />

nerve growth factor (NGF) spielen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regulation<br />

des Überlebens, Wachstums und <strong>der</strong> Differenzierung von<br />

Neuronen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung. Inzwischen weiß man auch, dass<br />

Neurotroph<strong>in</strong>e an aktivitätsabhängiger synaptischer Plastizität im<br />

erwachsenen Gehirn beteiligt s<strong>in</strong>d. Neurotroph<strong>in</strong>e und genetische<br />

Polymorphismen sche<strong>in</strong>en aber auch bei psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong>,<br />

wie z. B. Depression, Essstörungen, dementiellen <strong>Erkrankungen</strong><br />

aber auch bei Angsterkrankungen pathophysiologisch e<strong>in</strong>e<br />

Rolle zu spielen. Darüber h<strong>in</strong>aus werden die BDNF Konzentrationen<br />

im Gehirn aber auch im Serum durch verschiedene E<strong>in</strong>flüsse<br />

und Interventionen, wie Stress, Antidepressiva, körperliche Aktivität<br />

und Diät bee<strong>in</strong>flusst. Es erfolgt e<strong>in</strong>e Darstellung <strong>der</strong> aktuell verfügbaren<br />

Befunde zu Neurotroph<strong>in</strong>en bei Angsterkrankungen und<br />

<strong>der</strong>en Therapie.<br />

004<br />

Von <strong>der</strong> Neurobiologie zur Therapie – Implikationen für die Praxis<br />

<strong>der</strong> Angsttherapie<br />

Borw<strong>in</strong> Bandelow (Universität Gött<strong>in</strong>gen, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Dachgarten<br />

ST-004 State-of-the-Art-Symposium<br />

Angsterkrankungen<br />

Vorsitz: B. Bandelow (Gött<strong>in</strong>gen), M. L<strong>in</strong>den (Teltow)<br />

001<br />

Therapie <strong>der</strong> Angsterkrankungen: State of the Art<br />

Borw<strong>in</strong> Bandelow (Universität Gött<strong>in</strong>gen, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Angststörungen gehören zu den häufigsten psychiatrischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong>.<br />

Methode: Für die Behandlung von Angsterkrankungen liegen Leitl<strong>in</strong>ien<br />

vor, die von Expertengremien erarbeitet wurden.1-3 Die<br />

Empfehlungen basieren auf randomisierten Placebo- und Referenzvergleichen.<br />

163


Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />

Diskussion / Ergebnisse: Selektive Seroton<strong>in</strong>-Wie<strong>der</strong>aufnahmehemmer<br />

(SSRIs) und <strong>der</strong> selektive Seroton<strong>in</strong>-Noradrenal<strong>in</strong>-<br />

Wie<strong>der</strong>aufnahmehemmer (SNRI) Venlafax<strong>in</strong> stellen <strong>der</strong>zeit die<br />

Medikamente <strong>der</strong> ersten Wahl für die Panikstörung dar. Typische<br />

Antidepressiva (TZAs) s<strong>in</strong>d ebenso wirksam, werden aber weniger<br />

gut vertragen als SSRIs. Zur Überbrückung <strong>der</strong> Wirklatenz <strong>der</strong> Antidepressiva<br />

und <strong>in</strong> an<strong>der</strong>weitig therapieresistenten Fällen können<br />

Benzodiazep<strong>in</strong>e wie Alprazolam verwendet werden, wenn bei diesen<br />

Patienten ke<strong>in</strong>e Abhängigkeit o<strong>der</strong> Toleranz anamnestisch bekannt<br />

ist. Für die Behandlung <strong>der</strong> generalisierten Angststörung<br />

können SSRIs, SNRIs Venlafax<strong>in</strong> und Duloxet<strong>in</strong> sowie <strong>der</strong> Kalziummodulator<br />

Pregabal<strong>in</strong> empfohlen werden; alternativ kommt e<strong>in</strong>e<br />

Behandlung mit Buspiron und Imipram<strong>in</strong> <strong>in</strong>frage. E<strong>in</strong>e mögliche<br />

neue Therapieoption stellt Quetiap<strong>in</strong> dar. Für die soziale Angststörung<br />

werden SSRIs und SNRIs als Medikamente <strong>der</strong> ersten Wahl<br />

und MAOH, Moclobemid und Benzodiazep<strong>in</strong>e als Mittel <strong>der</strong> zweiten<br />

Wahl empfohlen. Die Zwangsstörung wird mit SSRIs und Clomipram<strong>in</strong><br />

behandelt. In therapieresistenten Fällen kann e<strong>in</strong> SSRI<br />

mit e<strong>in</strong>em atypischen Neuroleptikum komb<strong>in</strong>iert werden. Für alle<br />

Angststörungen liegen kontrollierte Untersuchungen vor, die e<strong>in</strong>e<br />

Wirksamkeit <strong>der</strong> Verhaltenstherapie belegen. In e<strong>in</strong>er Metaanalyse<br />

zeigte sich bei <strong>der</strong> Panikstörung e<strong>in</strong> Vorteil <strong>der</strong> Komb<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>er<br />

medikamentösen Therapie mit e<strong>in</strong>er Verhaltenstherapie gegenüber<br />

den jeweiligen Monotherapien, bei den an<strong>der</strong>en Angststörungen<br />

liegen noch ke<strong>in</strong>e ausreichenden Vergleichsdaten vor. 1 Bandelow,<br />

B., J. Zohar, E. Hollan<strong>der</strong>, et al. (2008). “World Fe<strong>der</strong>ation of Societies<br />

of Biological Psychiatry (WFSBP) guidel<strong>in</strong>es for the pharmacological<br />

treatment of anxiety, obsessive-compulsive and post-traumatic<br />

stress disor<strong>der</strong>s - first revision.” World J Biol Psychiatry 9(4):<br />

248-312. 2Baldw<strong>in</strong> DS, An<strong>der</strong>son IM, Nutt DJ, Bandelow B, Bond<br />

A, Davidson JR, den Boer JA, F<strong>in</strong>eberg NA, Knapp M, Scott J, Wittchen<br />

HU (2005). Evidence-based guidel<strong>in</strong>es for the pharmacological<br />

treatment of anxiety disor<strong>der</strong>s: recommendations from the British<br />

Association for Psychopharmacology. J Psychopharmacol 19:<br />

567-96 3Therapiempfehlungen <strong>der</strong> Arzneimittelkommission <strong>der</strong><br />

deutschen Ärzteschaft. Angst- und Zwangsstörungen.<br />

www.akdae.de<br />

002<br />

Sozialmediz<strong>in</strong>ische Aspekte und Arbeitsunfähigkeit bei Angsterkrankungen<br />

Michael L<strong>in</strong>den (Charité und Rehazentrum Seehof, FPR, Teltow)<br />

Arbeitsunfähigkeit ist e<strong>in</strong> sozialrechtlicher Status, <strong>der</strong> Patienten im<br />

Fall von Krankheit vor nachteiligen sozialen Konsequenzen und<br />

gesundheitlichen Folgeschäden absichern soll. Nach den AU-<br />

Richtl<strong>in</strong>ien des Bundesausschusses <strong>der</strong> Ärzte und Krankenkassen<br />

ist e<strong>in</strong>e Person dann als arbeitsunfähig anzusehen, wenn sie a) ihre<br />

„ausgeübte Tätigkeit nicht mehr“ o<strong>der</strong> b) „nur unter <strong>der</strong> Gefahr<br />

e<strong>in</strong>er Verschlimmerung e<strong>in</strong>er Erkrankung“ ausführen kann o<strong>der</strong><br />

c) wenn „aufgrund e<strong>in</strong>es bestimmten Krankheitszustandes, <strong>der</strong> für<br />

sich alle<strong>in</strong> noch ke<strong>in</strong>e Arbeitsunfähigkeit bed<strong>in</strong>gt, absehbar ist,<br />

dass aus <strong>der</strong> Ausübung <strong>der</strong> Tätigkeit für die Gesundheit o<strong>der</strong> die<br />

Gesundung abträgliche Folgen erwachsen, die Arbeitsunfähigkeit<br />

unmittelbar hervorrufen“, und d) wenn e<strong>in</strong> „kausaler Zusammenhang<br />

zwischen e<strong>in</strong>er Krankheit und <strong>der</strong> dadurch bed<strong>in</strong>gten Unfähigkeit<br />

zur Funktionsausübung“ besteht. Krankheit an sich begründet<br />

ke<strong>in</strong>e Arbeitsunfähigkeit son<strong>der</strong>n nur krankheitsbed<strong>in</strong>gte<br />

Fähigkeitsstörungen. Es geht fachlich also nicht um e<strong>in</strong>e „Krankschreibung“<br />

son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e „Unfähigkeitsfeststellung“. Diese Fähigkeitsbee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

können <strong>in</strong> Anlehnung an die Internationale<br />

Klassifikation <strong>der</strong> Funktionsfähigkeit, Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und<br />

Gesundheit, ICF, beschrieben werden und müssen <strong>in</strong> Bezug gestzt<br />

werden zu den Kontextfaktoren am Arbeitsplatz, d. h. den konkreten<br />

Arbeitsanfor<strong>der</strong>ungen. Erst wenn diese nicht <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

zu br<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d kommt es zu Partizipationsstörungen, d. h.<br />

164<br />

eventuell e<strong>in</strong>er Arbeitsunfähigkeit. Angsterkrankungen können je<br />

nach Art und Intensität zu e<strong>in</strong>er Arbeitsunfähigkeit führen o<strong>der</strong><br />

sogar auch zu e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren Arbeitsunfähigkeit, was e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelfallbeschreibung<br />

unerläßlich macht. Patienten mit Angsterkrankungen<br />

stellen sich des Weiteren auch nicht mit Angst als Primärklage<br />

vor, son<strong>der</strong>n mit sonstigen körperlichen Beschwerden. Bei<br />

allen nicht e<strong>in</strong>deutigen Beschwerdebil<strong>der</strong>n ist daher differentialdiagnostisch<br />

immer auch an e<strong>in</strong>e larvierte Angststörung zu denken.<br />

Die Feststellung e<strong>in</strong>er AU soll den Patienten schützen und e<strong>in</strong>e<br />

Heilung unterstützen. Sie kann aber auch negative Folgen haben<br />

und zu e<strong>in</strong>er Chronifizierung von Krankheit beitragen. Dies gilt<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei Angsterkrankungen, bei denen sich e<strong>in</strong>e Arbeitsunfähigkeit<br />

i. S. e<strong>in</strong>es Vermeidungsverhaltens negativ auf den<br />

Krankheitsverlauf auswirken und sogar zu e<strong>in</strong>er Arbeitsplatz phobie<br />

beitragen kann. Arbeitsunfähigkeitsbesche<strong>in</strong>igungen bei Angsterkrankungen<br />

bedürfen daher <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Weise e<strong>in</strong>er kritischen<br />

Therapeutischen Abwägung.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Oslo<br />

ST-005 State-of-the-Art-Symposium<br />

Zwangserkrankungen: Störungsorientierte Therapie<br />

Vorsitz: F. Hohagen (Lübeck), U. Vo<strong>der</strong>holzer (Freiburg)<br />

001<br />

Psychotherapie <strong>der</strong> Zwangsstörungen<br />

Fritz Hohagen (Universitätskl<strong>in</strong>ikum SH, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Lübeck)<br />

002<br />

Pharmakotherapie bei Zwangserkrankungen und Zwangsspektrumerkrankungen<br />

Ulrich Vo<strong>der</strong>holzer (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In dem Beitrag soll <strong>der</strong> gegenwärtige Kenntnisstand<br />

bezüglich <strong>der</strong> Akut- und Langzeiteffekte von Pharmaka und von<br />

Psychotherapie bei Zwangserkrankungen dargestellt werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bezüglich <strong>der</strong> Pharmakotherapie ist die<br />

Wirksamkeit von Clomipram<strong>in</strong> sowie <strong>der</strong> selektiven Seroton<strong>in</strong>-<br />

Wie<strong>der</strong>aufnahmehemmer (SSRI) Fluvoxam<strong>in</strong>, Fluoxet<strong>in</strong>, Paroxet<strong>in</strong>,<br />

Sertral<strong>in</strong>, Citalopram und Escitalopram durch Studien belegt<br />

(Übersicht bei 1). Drei Meta-Analysen ergaben, dass Clomipram<strong>in</strong><br />

etwas stärker wirksam ist als die SSRIs, allerd<strong>in</strong>gs bleibt nach wie<br />

vor unklar, ob dies auch dann zutrifft, wenn SSRIs <strong>in</strong> hohen Dosierungen<br />

verabreicht werden. Die Wirksamkeit <strong>der</strong> Pharmakotherapie<br />

alle<strong>in</strong> ist jedoch begrenzt, die Reduktion <strong>der</strong> Symptome, gemessen<br />

mit <strong>der</strong> Yale-Brown Obsessive compulsive scale (Y-Bocs),<br />

beträgt nach meist 2 – 3 monatiger Therapie nur etwa 20 – 40 % im<br />

Mittel. Das Ausmaß <strong>der</strong> Symptomreduktion ist damit ger<strong>in</strong>ger als<br />

bei e<strong>in</strong>er Verhaltenstherapie mit Reizkonfrontation. Dennoch kann<br />

auch e<strong>in</strong>e Symptombesserung dieser Größenordnung e<strong>in</strong>en erheblichen<br />

Zuwachs an Lebensqualität bedeuten. E<strong>in</strong>e Indikation für<br />

die Pharmakotherapie besteht bei im Vor<strong>der</strong>grund stehenden<br />

Zwangsgedanken und bei komorbiden schweren depressiven Episoden<br />

sowie bei sehr schweren Zwangsstörungen. Augmentationsstudien<br />

bei Therapieresistenz mit atypischen Neuroleptika zeigten<br />

gute Ergebnisse für Risperidon, Olanzap<strong>in</strong> und Quetiap<strong>in</strong>, für die<br />

an<strong>der</strong>en atypischen Neuroleptika liegen noch ke<strong>in</strong>e Ergebnisse <strong>in</strong><br />

randomisierten Studien vor. Insgesamt ist <strong>der</strong> Effekt atypischer<br />

Neuroleptika jedoch nur ger<strong>in</strong>g ausgeprägt. An<strong>der</strong>e Augmentationsstrategien,<br />

wie z. B. Lithium, haben sich als <strong>in</strong>effektiv erwiesen


Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />

(Übersicht bei 2). Auch bei sekundären Zwangsstörungen haben<br />

sich Seroton<strong>in</strong>-Wie<strong>der</strong>aufnahmehemmer als wirksam erwiesen,<br />

allerd<strong>in</strong>gs basiert die Evidenz bisher nur auf offenen Studien (2). 1.<br />

F<strong>in</strong>eberg NA. Gale TM. Evidence-based pharmacotherapy of obsessive-compulsive<br />

disor<strong>der</strong>. Int J of Neuropsychopharmacol 2005;<br />

8:107-29. 2. Denys D. Pharmacotherapy of obsessive-compulsive<br />

disor<strong>der</strong> and obsessive-compulsive spectrum disor<strong>der</strong>s. Psychiatric<br />

Cl<strong>in</strong>ics of North America 2006; 29: 553-84.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 4<br />

ST-006 State-of-the-Art-Symposium<br />

Somatoforme Störungen<br />

Vorsitz: V. Arolt (Münster), P. Henn<strong>in</strong>gsen (München)<br />

001<br />

Diagnostik und Klassifikation somatoformer Störungen<br />

Volker Arolt (Unikl<strong>in</strong>ik Münster)<br />

002<br />

Management somatoformer/ funktioneller Störungen<br />

Peter Henn<strong>in</strong>gsen (Kl<strong>in</strong>ikum rechts <strong>der</strong> Isar, TUM, Kl<strong>in</strong>ik für Psychosomatische<br />

Mediz<strong>in</strong> und Psychotherapie, München)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Management von Patienten mit Körperdistresssyndromen<br />

gilt traditionell als schwierig sowohl für primär somatisch<br />

wie für primär psychotherapeutisch tätige Behandler.<br />

Methode: State of the art-Übersicht, basierend auf umfassen<strong>der</strong><br />

Literaturrecherche und eigenen Studien.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Voraussetzung e<strong>in</strong>es guten Managements<br />

ist e<strong>in</strong>e klare diagnostische Zuordnung und e<strong>in</strong>e angemessene therapeutische<br />

Haltung des Ernstnehmens <strong>der</strong> Beschwerden und des<br />

Erklärungsmodells des Patienten. Dem Hausarzt und somatischen<br />

Fachärzten kommen wichtige sekundärpräventive Aufgaben zu<br />

(u. a. Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung iatrogener Chronifizierung). Studien zeigen<br />

mo<strong>der</strong>ate, aber e<strong>in</strong>deutig positive Effekte von kurzpsychotherapeutischen<br />

Interventionen auch bei chronifizierten Verläufen. Psychopharmakologische<br />

Ansätze, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e mit Antidepressiva, können<br />

ergänzend wichtig se<strong>in</strong>. Schlussfolgerung: das Management<br />

somatoformer / funktioneller Störungen kann ausreichend erfolgreich<br />

und auch befriedigend se<strong>in</strong>.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal 8<br />

ST-009 State-of-the-Art-Symposium<br />

Dissoziative Symptome und Dissoziative Störungen<br />

Vorsitz: C. Stiglmayr (Berl<strong>in</strong>), C. Schmahl (Mannheim)<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Oslo<br />

ST-010 State-of-the-Art-Symposium<br />

Posttraumatische Belastungsstörungen<br />

Vorsitz: U. Frommberger (Offenburg), A. Maercker (Zürich)<br />

001<br />

Begutachtung <strong>der</strong> Posttraumatischen Belastungsstörung<br />

Ulrich Frommberger (Medicl<strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>. a. d. L<strong>in</strong>denhöhe, Psychiatrie,<br />

PT und Psychosom., Offenburg)<br />

In sozialmediz<strong>in</strong>ischen Gutachten spielen Traumatisierungen e<strong>in</strong>e<br />

zunehmende Rolle, ebenso bei Berentungen. E<strong>in</strong> erheblicher Teil<br />

<strong>der</strong> Asylbewerber gilt als traumatisiert. Jedoch entwickelt nur e<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>erer Teil <strong>der</strong> Betroffenen nach Traumatisierungen langfristige<br />

psychische Störungen, von denen die PTBS nur e<strong>in</strong>e ist und mehrere<br />

Differenzialdiagnosen <strong>in</strong>frage kommen. Bei <strong>der</strong> Begutachtung<br />

steht daher immer auch die Frage nach e<strong>in</strong>er „Begehrensvorstellung“<br />

im Raum. Die Begutachtung von Traumafolgestörungen ist<br />

Gegenstand kontroverser Haltungen. Trotz <strong>der</strong> Beschreibungen <strong>in</strong><br />

ICD-10 und DSM-IV ist es z.B. immer wie<strong>der</strong> strittig, ob e<strong>in</strong> Ereignis<br />

als Trauma i. S. <strong>der</strong> PTBS zu werten ist. Für die gesetzliche Unfallversicherung<br />

hat das Bundessozialgericht 2006 e<strong>in</strong> grund -<br />

legendes Urteil gefällt mit Def<strong>in</strong>itionen und Festlegung <strong>der</strong><br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>e Beweisführung. Die Art <strong>der</strong> Exploration<br />

und damit Grundlage e<strong>in</strong>er Diagnosestellung variiert erheblich<br />

zwischen Gutachtern. Entsprechend unterschiedlich s<strong>in</strong>d auch die<br />

Ergebnisse. Von hoher Bedeutung für die Validität <strong>der</strong> Aussagen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> psychopathologische Querschnittsbefund und das Verhalten<br />

während <strong>der</strong> Exploration. E<strong>in</strong> strukturiertes Interview mit dem<br />

„Goldstandard“ CAPS kann die kl<strong>in</strong>ische Exploration wesentlich<br />

unterstützen und ergänzen. Aggravation und Simulation können <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> gutachterlichen Untersuchung auftreten, jedoch ist die Häufigkeit<br />

sehr umstritten. Foerster (2002) hat H<strong>in</strong>weise zum Erkennen<br />

von Aggravation und Simulation erstellt. Die E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong><br />

MdE/GdS differiert zwischen Gutachtern oft erheblich. Zur Orientierung<br />

wurden <strong>in</strong> den letzten Jahren Tabellen zur E<strong>in</strong>schätzung<br />

<strong>der</strong> Schädigungsfolgen <strong>in</strong> Bereichen mit verschiedenen rechtlichen<br />

Grundlagen erstellt, z.B. für die gesetzliche Unfallversicherung<br />

o<strong>der</strong> Dienstunfälle bei Polizeibeamten. Gesichertes Wissen, Grundlagen<br />

und Kontroversen werden dargestellt und Vorschläge zur<br />

Lösung aufgezeigt.<br />

002<br />

Differenzielle Psychotherapie-Strategien bei Traumafolgestörungen<br />

Andreas Maercker (Universtität Zürich, Psychologisches Institut Psychopathologie,<br />

Schweiz)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> Therapie von Traumafolgestörungen (Posttraumatische<br />

Belastungsstörung, sog. Komplexe PTBS, Komplizierte<br />

Trauer) gab es <strong>in</strong> den letzten Jahren grosse Fortschritte so dass bis<br />

über zwei Drittel erfolgreich psychotherapeutisch behandelt werden<br />

können.<br />

Methode: Da für chronifizierte Patienten weiterh<strong>in</strong> Therapieprobleme<br />

bestehen, wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em systematischen Vortrag aufgezeigt,<br />

welche verschiedenen Psychotherapie-Techniken zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Praktikern wird e<strong>in</strong> Überblick gegeben,<br />

welche Therapietechniken und -sett<strong>in</strong>gs (ambulant / stationär) sich<br />

für welche Patient<strong>in</strong>nen und Patienten eigenen.<br />

165


Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 10<br />

S-027 Symposium<br />

Dissoziation – Neurobiologische Mechanismen und therapeutische<br />

Implikationen<br />

Vorsitz: C. Schmahl (Mannheim), C. Spitzer (Hamburg)<br />

001<br />

Neurophysiologische Korrelate dissoziativer Zustände<br />

Petra Ludäscher (ZI für Seelische Gesundheit, Psychosomatik, Mannheim)<br />

C. Schmahl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Dissoziative Zustände s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> häufig auftretendes<br />

Symptom bei <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung und <strong>der</strong> Posttraumatischen<br />

Belastungsstörung. Das Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Studie<br />

war die Untersuchung psychologischer, sensorischer (Schmerzempf<strong>in</strong>den)<br />

und neuronaler Korrelate dissoziativer Zustände bei<br />

Patient<strong>in</strong>nen mit diesen Störungsbil<strong>der</strong>n.<br />

Methode: 15 unmedizierte weibliche Patient<strong>in</strong>nen mit e<strong>in</strong>er Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

wurden untersucht. 10 davon zeigten<br />

e<strong>in</strong>e komorbide PTSD. Wir wandten das Skript-driven Imagery<br />

Paradigma an. Dabei wurden den Teilnehmer<strong>in</strong>nen zwei Skripts<br />

während funktioneller Magnetresonanztomographie präsentiert:<br />

e<strong>in</strong>e autobiographisch Dissoziations-<strong>in</strong>duzierende Situation (DS)<br />

und e<strong>in</strong>e autobiographisch emotional neutrale Situation (NS).<br />

Außerdem wurde die Psychopathologie <strong>der</strong> Dissoziation und das<br />

Schmerzempf<strong>in</strong>den während <strong>der</strong> fMRT-Untersuchung erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die psychopathologische Ausprägung<br />

<strong>der</strong> Dissoziation war signifikant erhöht und das Schmerzempf<strong>in</strong>den<br />

reduziert während des DS im Vergleich zu dem NS. Funktionelle<br />

Ergebnisse zeigten e<strong>in</strong>e signifikante Aktivierung im l<strong>in</strong>ken<br />

Inferioren Gyrus während des DS im Vergleich zu dem NS. Regressionanalysen<br />

zeigten außerdem e<strong>in</strong>e positive Korrelation zwischen<br />

BOLD-Signal und Dissoziation im l<strong>in</strong>ken Superioren Frontalen<br />

Gyrus. In <strong>der</strong> PTSD-Subgruppe zeigte sich außerdem e<strong>in</strong>e signifikante<br />

Aktivierung im l<strong>in</strong>ken C<strong>in</strong>gulum während des DS im Vergleich<br />

zu dem NS, e<strong>in</strong>e positive Korrelation zwischen BOLD-Signal<br />

und Dissoziation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Insel und e<strong>in</strong>e negative Korrelation im<br />

rechten Parahippokampalen Gyrus.<br />

002<br />

Phänomenologie von Dissoziation und Bedeutung für die Psychotherapie<br />

Carsten Spitzer (UKE Hamburg-Eppendorf, Psychosomatik)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das psychophysiologische Konstrukt <strong>der</strong> Dissoziation<br />

umfasst e<strong>in</strong>e Vielzahl phänomenologisch heterogener Symptome.<br />

Mit Hilfe e<strong>in</strong>er kurzen historischen E<strong>in</strong>führung wird zunächst e<strong>in</strong>e<br />

Systematisierung vorgestellt, die auch neuere Konzeptualisierungen<br />

berücksichtigt, die noch ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die mo<strong>der</strong>nen Klassifikationsschemata<br />

gefunden haben. Weiterh<strong>in</strong> werden die kl<strong>in</strong>ischen<br />

Korrelate von Dissoziation präsentiert, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im<br />

Kontext <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund<br />

drängt sich die Frage auf, warum dissoziative Psychopathologie<br />

vergleichsweise wenig wissenschaftliche Aufmerksamkeit<br />

h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Bedeutung für den Therapieverlauf erfahren hat.<br />

Methode: E<strong>in</strong> Literaturrecherche ergab, dass bisher nur vier Publikationen<br />

vorliegen, die explizit die Rolle von Dissoziation als Prädiktor<br />

für das Behandlungsergebnis untersuchen. Diese Studien<br />

werden h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Ergebnisse und Methodik kritisch diskutiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Alle Untersuchungen kommen übere<strong>in</strong>stimmend<br />

zu dem Ergebnis, dass e<strong>in</strong> hohes Maß dissoziativer<br />

Phänomene zu Behandlungsbeg<strong>in</strong>n den Therapieerfolg nachteilig<br />

166<br />

bee<strong>in</strong>flusst. Interessanterweise stammen diese Befunde aus verschiedenen<br />

Sett<strong>in</strong>gs (ambulant und stationär) und verschiedenen<br />

Therapierichtungen (kognitiv-behavioral und psychodynamisch),<br />

was auf die Generalisierbarkeit <strong>der</strong> Ergebnisse verweist. Problematisch<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs, dass alle Studien nur kurze Untersuchungszeiträume<br />

umfassten und Langzeitkatamnesen ausstehen. Verschiedene<br />

Mechanismen, wie dissoziative Phänomene das<br />

Behandlungsergebnis negativ bee<strong>in</strong>flussen, werden diskutiert. Zum<br />

e<strong>in</strong>en ist denkbar, dass Dissoziation direkt mit Lernvorgängen <strong>in</strong>terferiert,<br />

wofür erste empirische Befunde sprechen. An<strong>der</strong>erseits<br />

könnte es se<strong>in</strong>, dass Dissoziation e<strong>in</strong>en kl<strong>in</strong>ischen Marker für biographisch<br />

frühe Beziehungstraumatisierungen darstellt, die sich<br />

ihrerseits negativ auf das B<strong>in</strong>dungsverhalten und damit die therapeutische<br />

Beziehung auswirken. Diagnostische und therapeutische<br />

Implikationen dieser Überlegungen werden abschließend erörtert.<br />

003<br />

Dissoziation und Dialektisch-Behaviorale Psychotherapie<br />

Nikolaus Kle<strong>in</strong>dienst (ZI für Seelische Gesundheit, Psychosomatik,<br />

Mannheim)<br />

004<br />

Psycho- und Pharmakotherapie von Dissoziation<br />

Stefan Röpke (Charité Universitätsmediz<strong>in</strong>, CBF, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Dissoziative Symptome treten im Rahmen verschiedener<br />

psychiatrischer Störungen auf (z. B. Persönlichkeitsstörungen<br />

und posttraumatische Belastungsstörung). Neurobiologische Korrelate<br />

und zugrundeliegende Mechanismen s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>zeit erst <strong>in</strong><br />

Ansätzen bekannt. Neben den wenigen empirischen Evidenzen für<br />

psychopharmakologische Wirkung auf dissoziative Symptome stellen<br />

psychotherapeutische Interventionen die aktuell wirkungsvollsten<br />

Ansätze zur Behandlung dar.<br />

Methode: Neben e<strong>in</strong>em aktuellen Literaturüberblick über neurobiologische<br />

Mechanismen dissoziativer Symptome werden psychopharmakologische<br />

und vor allem psychotherapeutische Strategien<br />

mittels Videobeispielen vorgestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Neben psychopharmakologischen Interventionen<br />

stellen psychotherapeutische Strategien die beste Möglichkeit<br />

zur Behandlung dissozialtiven Symptomen dar.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal 10<br />

S-078 Symposium<br />

Posttraumatische Belastungsstörung und an<strong>der</strong>e psychische<br />

Krankheiten bei Soldaten <strong>der</strong> Bundeswehr<br />

Vorsitz: J. Fritze (Pulheim), M. H. Lanczik (Bozen)<br />

001<br />

Posttraumatische Belastungsstörungen und an<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>satzbed<strong>in</strong>gte<br />

psychische <strong>Erkrankungen</strong> bei Soldaten <strong>der</strong> Bundeswehr,<br />

Epidemiologie und Ätiologie<br />

Karl-He<strong>in</strong>z Biesold (Bundeswehrkrankenhaus, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Hamburg)<br />

Seit dem Ende des „Kalten Krieges“ hat sich das Aufgabenspektrum<br />

<strong>der</strong> Bundeswehr grund-legend verän<strong>der</strong>t. Im Vor<strong>der</strong>grund steht<br />

jetzt die Transformation zu e<strong>in</strong>er Armee, die gerüstet se<strong>in</strong> muss für<br />

<strong>in</strong>ternationale E<strong>in</strong>sätze im Rahmen <strong>der</strong> UNO, NATO o<strong>der</strong> EU.<br />

Seit über 15 Jahren s<strong>in</strong>d Bundeswehrsoldaten mittlerweile kont<strong>in</strong>uierlich<br />

<strong>in</strong> Frieden schaffenden und erhaltenden E<strong>in</strong>sätzen tätig.<br />

Die beson<strong>der</strong>en Umstände <strong>der</strong> Bundeswehre<strong>in</strong>sätze stellen außer-


Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />

gewöhnliche Anfor<strong>der</strong>ungen an die Soldaten und ihre Familien.<br />

Schon die alltäglichen Gegebenheiten e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>satzes bergen zahlreiche<br />

Belastungen <strong>in</strong> sich. Treten zusätzlich kurzfristige o<strong>der</strong><br />

länger dauernde Extremsituationen (potentiell traumatisierende<br />

Ereignisse) auf, kann die Fähigkeit zur Belastungsverarbeitung<br />

überfor<strong>der</strong>t werden. Traumafolgestörungen (z. B. Posttraumatische<br />

Belastungsstörungen) treten nicht selten verzögert auf und entfalten<br />

ihre schädigende Wirkung oft erst, wenn <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz längst<br />

vorbei ist. Typische Symptome s<strong>in</strong>d u. a. wie<strong>der</strong>kehrende Bil<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

Flashbacks o<strong>der</strong> Alpträumen, e<strong>in</strong> erhöhtes Erregungsniveau mit<br />

extremen Schlafstörungen, Vermeidungsverhalten und an<strong>der</strong>e psychische<br />

Störungen, aber auch die Erschütterung des soldatischen<br />

Selbstverständnisses bis h<strong>in</strong> zum Motivationsverlust o<strong>der</strong> nachfolgen<strong>der</strong><br />

Dienstunfähigkeit.<br />

002<br />

Verfahren <strong>der</strong> Prävention e<strong>in</strong>satzbed<strong>in</strong>gter psychischer Störungen<br />

und Krisen<strong>in</strong>tervention <strong>in</strong> Auslandse<strong>in</strong>sätzen<br />

Roger Braas (Bundeswehrkrankenhaus, Abteilung VI b, Koblenz)<br />

003<br />

Verfahren <strong>der</strong> Therapie, Rehabilitation und Entschädigung von<br />

Posttraumatischen Belastungsstörungen bei Soldaten <strong>der</strong> Bundeswehr<br />

Peter Zimmermann (Bundeswehrkrankenhaus, Abteilung VI b,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

R. Meermann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Posttraumatische Belastungsstörungen spielen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

psychiatrischen Versorgung von Bundeswehrsoldaten e<strong>in</strong>e zunehmende<br />

Rolle.<br />

Methode: Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundeswehr angewandten therapeutischen<br />

Verfahren (EMDR, CBT und imag<strong>in</strong>ative Verfahren) werden exemplarisch<br />

an e<strong>in</strong>em Fallbeispiel dargestellt und militärspezifische<br />

Beson<strong>der</strong>heiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie herausgearbeitet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> Anwendung des Entschädigungsrechts<br />

werden Problematiken <strong>der</strong> Begutachtung aufgezeigt, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

im H<strong>in</strong>blick auf die Validierung anamnestischer Angaben,<br />

und e<strong>in</strong>e adaptierte Version <strong>der</strong> Bad Pyrmonter Klassifikation zur<br />

Begutachtung <strong>der</strong> PTBS vorgestellt.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Hong Kong<br />

S-091 Symposium<br />

Traumatisierungen bei Patienten mit schweren psychischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong><br />

Vorsitz: I. Schäfer (Hamburg), M. Driessen (Bielefeld)<br />

001<br />

Umgang mit frühk<strong>in</strong>dlicher Traumatisierung bei <strong>der</strong> Behandlung<br />

von Depressionen<br />

Mathias Berger (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E. Schramm<br />

E<strong>in</strong> hoher Prozentsatz depressiver Patienten erlitt <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit<br />

o<strong>der</strong> Jugend Traumatisierungen. Umgekehrt ist nachgewiesen, dass<br />

e<strong>in</strong> Missbrauch <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit verbunden ist mit früherem Beg<strong>in</strong>n<br />

und chronischem Verlauf von Depressionen. E<strong>in</strong> frühes Trauma<br />

geht e<strong>in</strong>her mit multiplen an<strong>der</strong>en psycho- und physiopathologischen<br />

Zuständen, die oft neben <strong>der</strong> Depression bestehen und durch<br />

Stress verschlimmert werden (Heim & Nemeroff 2001). Obwohl<br />

wegen <strong>der</strong> hohen Belastung mit frühk<strong>in</strong>dlicher Traumatisierung<br />

sich bei dieser Patientengruppe e<strong>in</strong>e psychotherapeutische Bearbeitung<br />

dieser Ereignisse bzw. <strong>der</strong> Konsequenzen davon anbietet,<br />

gibt es kaum speziell darauf zugeschnittene, überprüfte Verfahren.<br />

In e<strong>in</strong>er Studie von Nemeroff et al (2003) bei chronisch Depressiven<br />

fand man <strong>in</strong> <strong>der</strong> Subgruppe <strong>der</strong> Patienten mit e<strong>in</strong>em frühen<br />

K<strong>in</strong>dheitstrauma e<strong>in</strong>e überraschend hohe Wirksamkeit e<strong>in</strong>er speziell<br />

für diese Störung entwickelten Therapieform im Vergleich zu<br />

Medikation. Bei dieser Therapieform, dem Cognitive Behavioral<br />

Analysis System of Psychotherapy (CBASP) von James McCullough,<br />

handelt es sich um die e<strong>in</strong>zige Psychotherapiemethode, die spezifisch<br />

für die Behandlung chronisch depressiver Patienten ent wickelt<br />

wurde und mit speziellen <strong>in</strong>terpersonellen Strategien die Missbrauchsvorgeschichte<br />

des Patienten beson<strong>der</strong>s berücksichtigt. In<br />

e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>ischen Stichprobe von 97 stationär behandelten depressiven<br />

Patienten stellten wir frühk<strong>in</strong>dliche Traumatisierungen bei<br />

50 % <strong>der</strong> Patienten fest und diese hatten offenbar Mo<strong>der</strong>atorenfunktion.<br />

Traumatisierte Patienten sprachen bedeutsam besser auf<br />

e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation aus Pharmako- und Psychotherapie im Vergleich<br />

zu primär medikamentöser Behandlung an. In e<strong>in</strong>er weiteren Studie<br />

fanden wir, dass chronisch depressive Patienten mit frühem<br />

Beg<strong>in</strong>n, von denen 80 % frühe Traumatisierungen angaben, signifikant<br />

besser auf das CBASP im Vergleich zur Interpersonellen Psychotherapie<br />

ansprachen. Diese Ergebnisse rechfertigen e<strong>in</strong> rout<strong>in</strong>emäßiges<br />

Abklären von frühen Traumatisierungen sowie e<strong>in</strong>e<br />

differentielle Therapie<strong>in</strong>dikation von Psychotherapie mit o<strong>der</strong> ohne<br />

begleitende Medikation bei früh traumatisierten depressiven Patienten.<br />

002<br />

Trauma und PTBS bei Patienten mit Bipolarer Störung<br />

Hans-Jörg Assion (GPZ Lippe, Fachkl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Detmold)<br />

U. Frommberger<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bisher fehlen deutsche bzw. europäische Daten über<br />

posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) bei bipolaren Patienten.<br />

US-amerikanische Untersuchungen weisen auf e<strong>in</strong>e höhere<br />

Rate von Traumata und PTBS h<strong>in</strong>.<br />

Methode: Es wurden 74 euthyme Patienten (m=30; f=44) mit e<strong>in</strong>er<br />

Bipolar-I Störungen anhand e<strong>in</strong>es CAPS- und PDS-Interviews untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 37 Patienten (50 %) berichteten über ke<strong>in</strong>e<br />

traumatischen Ereignisse, 22 Patienten (29,7 %) hatten Trauma-<br />

Erfahrungen gemacht und bei 15 Patienten (20,3 %) wurde e<strong>in</strong>e<br />

komorbide PTBS diagnostiziert. Bei bipolaren PTBS-Patienten war<br />

die Rate an körperlicher Gewalterfahrung, Mißachtung durch die<br />

Eltern, Alkoholabhängigkeit durch die Eltern o<strong>der</strong> sexueller Übergriffe<br />

durch die Eltern o<strong>der</strong> von Bekannten höher. Signifikant höher<br />

war auch die Geschwisterzahl und die Werte <strong>in</strong> <strong>der</strong> HAMD und<br />

GAF waren höher. Komorbide traumatische Erlebnisse und die<br />

Diagnose e<strong>in</strong>er PTBS sollten bei bipolaren Patienten mehr Beachtung<br />

f<strong>in</strong>den.<br />

003<br />

Posttraumatische Störungen bei Patienten mit Abhängigkeit serkrankungen<br />

Mart<strong>in</strong> Driessen (EvKB Bielefeld, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In e<strong>in</strong>er multizentrischen Studie des Norddeutschen<br />

Suchtforschungsverbundes (www.nsfv.de) <strong>in</strong> Behandlungse<strong>in</strong>richtungen<br />

für Patienten mit Substanzabhängigkeit (SUD) wurden folgene<br />

Hypothesen überprüft: 1. Frühe aversive / traumatische Erfahrungen<br />

stellen e<strong>in</strong> Risikofaktor für e<strong>in</strong>e spätere Posttraumatische<br />

Belastungsstörung (PTSD) dar. 2. Patienten mit ke<strong>in</strong>en / ger<strong>in</strong>gen<br />

negativen Erfahrungen und ohne PTSD weisen gegenüber sochen<br />

mit mäßig / schweren frühen Traumatisierungen und PTSD e<strong>in</strong>en<br />

höheren Schweregrad und ungünstigeren Verlauf <strong>der</strong> Abhängigkeit<br />

auf sowie e<strong>in</strong>e höhere psychopathologische Belastung.<br />

167


Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />

Methode: Es nahmen 459 Patienten <strong>in</strong> 14 Zentren an <strong>der</strong> Studie<br />

teil. Angewendet wurden strukturierte und standardisierte Instrumente,<br />

u. a. die Internationalen Diagnosen Checklisten (IDCL), <strong>der</strong><br />

Addiction Severity Index (ASI), <strong>der</strong> Childhood Trauma Questionnaire<br />

(CTQ), die Posttraumatic Diagnostic Scale (PDS), die SCL-9-<br />

Kurzform.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 25,3 % <strong>der</strong> Teilnehmer zeigten e<strong>in</strong>e def<strong>in</strong>itive<br />

PTSD, 22,8 % e<strong>in</strong>e wahrsche<strong>in</strong>liche PTSD, 18,3 % erfüllten<br />

die DSM IV Trauma-Kriterien A1 und A2 ohne PTSD (Exposition).<br />

1. Es zeigt sich, dass frühe, mäßige bis schwere negative Erfahrungen<br />

(u. a. traumatischer Stress) unabhängig von Geschlecht<br />

und Substanz e<strong>in</strong>en Risikofaktor für e<strong>in</strong>e aktuelle PTSD darstellen.<br />

2. Patienten mit negativen frühen Erfahrungen und PTSD e<strong>in</strong>en<br />

beson<strong>der</strong>s ungünstigen Verlauf <strong>der</strong> Abhängigkeit mit frühem Beg<strong>in</strong>n<br />

(bei Alkoholabhängigkeit), höherem Schweregrad, schlechterer<br />

beruflicher Situation und ausgeprägterer Psychopathologie sowie<br />

ungünstigerer emotionaler Response aufweisen. Frühe negative<br />

(traumatische) Lebenserfahrungen und PTSD sche<strong>in</strong>en bei Abhängigkeitserkrankten<br />

häufig, mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> assoziiert und mit e<strong>in</strong>em<br />

beson<strong>der</strong>s ungünstigen Verlauf von assoziiert zu se<strong>in</strong>. Sie sollten<br />

daher häufiger als bisher üblich <strong>in</strong> Forschung und Kl<strong>in</strong>ik beachtetet<br />

werden.<br />

004<br />

Traumatisierungen bei schizophrenen Patienten: Zusammenhänge<br />

mit Symptomatik und Krankheitsverlauf<br />

Ingo Schäfer (Unikl<strong>in</strong>ik Hamburg-Eppendorf, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

F. Eiroa-Orosa, S. Gussmann, I. Leichsenr<strong>in</strong>g, A. Karow, V. A<strong>der</strong>hold<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bei Patienten mit Störungen aus dem schizophrenen<br />

Formenkreis f<strong>in</strong>den sich hohe Raten traumatischer Erfahrungen.<br />

Befunde aus den letzten Jahren weisen darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

frühe <strong>in</strong>terpersonelle Traumatisierungen e<strong>in</strong>e erhebliche Bedeutung<br />

für die Entstehung, den Verlauf und die Therapie <strong>der</strong> Erkrankung<br />

haben.<br />

Methode: Bei 145 stationär behandelten Patienten mit Psychosen<br />

aus dem schizophrenen Formenkreis (66 % männlich) wurden<br />

Traumatisierungen <strong>in</strong> verschiedenen Lebensabschnitten anhand<br />

des Strukturierten Trauma-Interview (STI) und des Childhood<br />

Trauma Questionnaire (CTQ) erhoben. Neben weiteren Instrumenten<br />

(SKID, PANSS, DES) wurde e<strong>in</strong> strukturiertes Interview zu<br />

kl<strong>in</strong>ischen Verlaufvariablen e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im STI berichteten 48 % <strong>der</strong> weiblichen<br />

und 34 % <strong>der</strong> männlichen Patienten entwe<strong>der</strong> sexuellen Missbrauch<br />

o<strong>der</strong> schwere körperliche Misshandlung <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit. Die höheren<br />

Raten bei Frauen waren dabei vor allem auf sexuelle Gewalt<br />

zurück zu führen (28 % vs. 13 %). Schwere emotionale Traumatisierungen<br />

wurden von 52 % <strong>der</strong> Frauen und 32 % <strong>der</strong> Männer berichtet.<br />

Im späteren Leben waren jeweils etwa die Hälfte <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong>nen<br />

und Patienten sexueller o<strong>der</strong> körperlicher Gewalt ausgesetzt<br />

(48 % bzw. 47 %). M<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e dieser Formen hatten im Laufe<br />

ihres Lebens zwei Drittel <strong>der</strong> Befragten erlebt (69 % bzw. 64 %).<br />

E<strong>in</strong>e hohe Belastung mit frühen Traumatisierungen war mit häufigeren<br />

Traumatisierungen <strong>in</strong> späteren Lebensphasen assoziiert. Patienten,<br />

die m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e Form früher Traumatisierungen berichteten,<br />

waren jünger beim ersten Auftreten von Positivsymptomen<br />

(M=23,8 vs. M=27,2 Jahre; p=.05), häufiger bis zum 25. Lebensjahr<br />

stationär behandelt worden (68 % vs. 45 %; p


Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />

dieser Beitrag mit <strong>der</strong> Frage, <strong>in</strong>wieweit Kriegsgewalt mit negativen<br />

Konsequenzen für das familiäre Zusammenleben besetzt ist und<br />

mit e<strong>in</strong>em erhöhten Auftreten von <strong>in</strong>nerfamiliärer Gewalt gegen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> zusammenhängt.<br />

Methode: Zwei epidemiologische Studien mit 287 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> Afghanistan<br />

und 296 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n im Nordosten Sri Lankas wurden mit<br />

dem Ziel durchgeführt, das Ausmaß und die Risikofaktoren <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Familie erlebten Gewalt zu bestimmen und Aussagen über mit<br />

den Kriegstraumata sowie <strong>der</strong> familiären Gewalt zusammenhängenden,<br />

psychischen Bee<strong>in</strong>trächtigungen bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu treffen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Anhand standardisierter kl<strong>in</strong>ischer Interviews,<br />

welche von geschulten, lokalen Counsellorn mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

durchgeführt wurden, zeigte sich, dass die Rate <strong>in</strong>nerfamiliärer<br />

körperlicher Gewaltanwendung <strong>in</strong> beiden Län<strong>der</strong>n höher lag als<br />

vergleichbare Zahlen für politisch stabilere westliche Län<strong>der</strong>. Entsprechend<br />

wurden deutliche Bee<strong>in</strong>trächtigungen <strong>der</strong> psychischen<br />

Gesundheit bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n festgestellt. Bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> Sri<br />

Lanka lag die PTBS-Rate bei 30,4 %, die <strong>der</strong> Depression bei 19,6 %,<br />

während e<strong>in</strong> Fünftel <strong>der</strong> untersuchten K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Kabul e<strong>in</strong>e PTBS-<br />

Diagnose aufwies. Bei beiden Stichproben konnte das Ausmaß belasten<strong>der</strong><br />

Kriegserfahrungen mit als zentraler Prädiktor für familiäre<br />

Gewalterfahrungen herausgestellt werden. Während <strong>in</strong> Sri<br />

Lanka <strong>der</strong> väterliche Alkoholkonsum sowie e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges familiäres<br />

E<strong>in</strong>kommen e<strong>in</strong>en deutlichen Zusammenhang mit dem Ausmaß<br />

<strong>der</strong> Misshandlungserfahrungen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> aufwiesen, zeigte sich<br />

bei den Mädchen <strong>in</strong> Afghanistan K<strong>in</strong><strong>der</strong>arbeit als signifikanter Prädiktor<br />

für die durch Familienmitglie<strong>der</strong> ausgeübte Gewalt. Diese<br />

Befunde weisen darauf h<strong>in</strong>, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Kriegsregionen über die<br />

direkten, kriegsbezogenen Traumata h<strong>in</strong>aus auch durch zusätzliche,<br />

aversive Erfahrungen betroffen s<strong>in</strong>d, die sowohl auf familiärer<br />

als auch auf gesellschaftlicher Ebene anzusiedeln s<strong>in</strong>d. Die vorliegenden<br />

Erkenntnisse werden mit Blick auf ihre Implikationen für<br />

gezielte psychotherapeutische Interventionen diskutiert, die über<br />

das traumatisierte Individuum h<strong>in</strong>ausgehen und den jeweils gegebenen<br />

familiären sowie gesellschaftspolitischen Kontext berücksichtigen<br />

sollten.<br />

003<br />

Kriegstrauma, Drogenkonsum und sexuelle Gewalt bei somalischen<br />

und kongolesischen Milizionären<br />

Michael Odenwald (Universität Konstanz, Fachbereich Psychologie)<br />

E. Schauer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Jahr 2007 haben alle<strong>in</strong> weltweit über e<strong>in</strong>e Million<br />

Ex-Kombattanten <strong>in</strong> über 20 Län<strong>der</strong>n and Entwaffnungs-, Demobilisierungs-<br />

und Re<strong>in</strong>tegrationsprogrammen teilgenommen. Diese<br />

Programme zielen darauf ab, die Spirale <strong>der</strong> Konfliktentstehung<br />

zu unterbrechen. Sie vernachlässigen konzeptuell aber bisher die<br />

Ebene <strong>der</strong> Individuen, wie z. B. psychische und Verhaltensstörungen.<br />

Methode: Aus zwei Län<strong>der</strong>n werden exemplarisch Daten aus Querschnittsbefragungen<br />

vorgestellt, welche die Komplexität <strong>der</strong> psychischen<br />

Phänomene aufzeigt, die man bei Ex-Kombattanten antrifft<br />

und welche oft mit Schwierigkeiten und dem Scheitern <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>dividuellen Re<strong>in</strong>tegration <strong>in</strong> die Zivilgesellschaft e<strong>in</strong>hergeht.<br />

Hierbei wurden mit Hilfe von tra<strong>in</strong>ierten Dolmetschern standardisierte<br />

Fragebögen und Interviewverfahren verwendet, z. B. zur<br />

Diag nose von Posttraumatischer Belastungsstörung, zur Erfassung<br />

von Drogenkonsum, psychotischen Symptomen und Geealt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wenngleich die Entstehung von Drogenkonsum<br />

unter Milizionären multifaktoriell bed<strong>in</strong>gt ist, zeigte sich<br />

<strong>in</strong> Somalia nach Ende <strong>der</strong> kriegerischen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen,<br />

dass e<strong>in</strong> funktioneller Anteil existiert: die Regulierung von Emotionen<br />

durch Substanzkonsum sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> weit verbreitetes Phänomen<br />

zu se<strong>in</strong>. Im Kongo konnten wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Studie selbstberichtete<br />

reaktive und <strong>in</strong>strumentelle Gewalt untersuchen. Diese Daten werden<br />

<strong>in</strong> dem Zusammenhang diskutiert, wie <strong>in</strong>ternationale Programme<br />

ihre Anstrengungen verbessern müssen, um die Integrationsfähigkeiten<br />

e<strong>in</strong>zelner Exkombattanten zu verbessern.<br />

004<br />

Besessenheitszustände und Aggressivität bei ehemaligen K<strong>in</strong><strong>der</strong>soldaten<br />

und ehemals Entführten <strong>in</strong> Norduganda<br />

Verena Ertl (Universität Bielefeld, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

A. Pfeiffer, E. Schauer, T. Elbert, F. Neuner<br />

E<strong>in</strong>leitung: Über 300.000 m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

kämpfen weltweit <strong>in</strong> bewaffneten Konflikten als Soldaten. Auf<br />

Grund des Konflikts zwischen <strong>der</strong> Rebellengruppe „Lord’s Resistance<br />

Army“ und den Truppen <strong>der</strong> Ugandischen Regierung wurden<br />

42,6 % <strong>der</strong> nordugandischen K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen entführt,<br />

etwa 30.000 wurden zu K<strong>in</strong><strong>der</strong>soldaten gemacht und nahezu<br />

die gesamte Bevölkerung zur Flucht <strong>in</strong> B<strong>in</strong>nenflüchtl<strong>in</strong>gslager gezwungen.<br />

Methode: Im Zuge e<strong>in</strong>er repräsentativen epidemiologischen Studie<br />

(n=1113) unter 12 – 25 Jährigen wurden neben soziodemographischen<br />

Indikatoren, traumatischen Erfahrungen, Störungen des<br />

Traumaspektrums und Funktionsfähigkeit im Alltag auch Besessenheitszustände,<br />

und Aggressivität erfasst. Sämtliche kl<strong>in</strong>ische Interviews<br />

und zusätzliche Fragebögen wurden von <strong>in</strong>tensiv geschulten<br />

lokalen Laientherapeuten durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 21,7 % <strong>der</strong> Untersuchten berichten von<br />

Besessenheitszuständen. Diese treten signifikant häufiger bei Mädchen<br />

(25,1 %) als bei Jungen (16,2 %) und ehemals Entführten<br />

(32,3 %) versus nicht Entführten (13,9 %) auf. Die Symptomatik <strong>der</strong><br />

Besessenheit ist vornehmlich mit Ereignissen erzwungener Täterschaft<br />

assoziiert (ρ=.34, p


Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />

50 %. Association with variants <strong>in</strong> candidate genes of the serotonergic<br />

and dopam<strong>in</strong>ergic system has repeatedly been reported <strong>in</strong> these<br />

disor<strong>der</strong>s. In or<strong>der</strong> to further elucidate the functional impact of<br />

these f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs, relevant genetic variants were <strong>in</strong>vestigated for association<br />

with neuronal activation correlates of emotional process<strong>in</strong>g<br />

as an <strong>in</strong>termediate phenotype of panic disor<strong>der</strong>.<br />

Method: Regional bra<strong>in</strong> activation upon presentation of fearful<br />

faces (Ekman and Friesen, 1976) was <strong>in</strong>vestigated <strong>in</strong> 20 patients<br />

with panic disor<strong>der</strong> by means of fMRI at 3T. Probands were genotyped<br />

for the functional 5-HT1A -1019C/G and COMT val158met<br />

polymorphisms.<br />

Discussion / Results: In response to fearful faces, higher activation<br />

<strong>in</strong> the right amygdala, the right fusiform gyrus and the left lateral<br />

orbitofrontal cortex was observed <strong>in</strong> patients carry<strong>in</strong>g at least one<br />

COMT 158val allele, while a significantly decreased activation of<br />

the right ventromedial prefrontal cortex was associated with the<br />

5-HT1A -1019G/G genotype. The present data provide prelim<strong>in</strong>ary<br />

evidence for a role of the functional 5-HT1A -1019C/G and COMT<br />

val158met polymorphisms <strong>in</strong> prefrontal cortex and limbic system<br />

activation <strong>in</strong> response to emotional faces <strong>in</strong> panic disor<strong>der</strong>. The <strong>in</strong>creased<br />

vulnerability to panic disor<strong>der</strong> <strong>in</strong> subjects carry<strong>in</strong>g the respective<br />

risk genotypes might be due to an altered serotonergic or<br />

dopam<strong>in</strong>ergic tonus <strong>in</strong> relevant bra<strong>in</strong> regions lead<strong>in</strong>g to impaired<br />

process<strong>in</strong>g of anxiety-related stimuli. This might be particularly<br />

conferred by a genetically determ<strong>in</strong>ed alteration of the corticolimbic<br />

<strong>in</strong>teraction with a lowered threshold of amygdala excitability<br />

along with an impaired <strong>in</strong>hibition of amygdala activation by the<br />

prefrontal cortex.<br />

002<br />

Assessment of bra<strong>in</strong> dysfunctions <strong>in</strong> anxiety disor<strong>der</strong>s with functional<br />

imag<strong>in</strong>g<br />

Andreas Fallgatter (Universität Würzburg, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

003<br />

Modulation of cortical function <strong>in</strong> anxiety disor<strong>der</strong>s by means of<br />

trancranial magnetic stimulation (TMS)<br />

Peter Zwanzger (Universität Münster, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

Introduction: In contrast to major depression, only few studies are<br />

available so far on the effects of repetitive transcranial magnetic stimulation<br />

(rTMS) <strong>in</strong> anxiety disor<strong>der</strong>s.<br />

Method: In or<strong>der</strong> to summarize available data concern<strong>in</strong>g the putative<br />

anxiolytic action of repetitive rTMS, the presentation will provide<br />

an overview over available data and own studies as well as the<br />

un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g pathophysiological mechanisms.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Although <strong>in</strong>terpretation of the results is<br />

difficult because of a large variety of used treatment protocols and<br />

the lack of a placebo controlled design <strong>in</strong> the majority of studies,<br />

there is evidence for anxiolytic action of rTMS both from precl<strong>in</strong>ical<br />

trials and studies <strong>in</strong> humans. Based on the idea of <strong>in</strong>terhemispheric<br />

imbalance and / or deficits <strong>in</strong> cortico-limbic control as a<br />

model for human anxiety, <strong>in</strong>hibitory rTMS of the prefrontal cortex<br />

has been shown to exert beneficial effects <strong>in</strong> a number of studies <strong>in</strong><br />

healthy subjects, patients with PTSD and panic disor<strong>der</strong>. However,<br />

to further elucidate the putative anxiolytic action of rTMS <strong>in</strong> patients<br />

with anxiety disor<strong>der</strong>s future studies have to be conducted<br />

address<strong>in</strong>g <strong>in</strong> particular the limitations of the studies mentioned<br />

above.<br />

004<br />

Psychotherapeutic modulation of corticolimbic functions <strong>in</strong> anxiety<br />

disor<strong>der</strong>s<br />

Jürgen Deckert (Universität Würzburg, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

The role of corticolimbic structures of the fear circuit <strong>in</strong> human anxiety<br />

disor<strong>der</strong>s has been demonstrated repeatedly <strong>in</strong> PET and fMRI<br />

170<br />

studies. In some studies genetic modulation was observed. More<br />

rare and <strong>in</strong> general from open pilot studies are reports about the<br />

modulation of corticolimbic structures by pharmacological and / or<br />

psychotherapeutic <strong>in</strong>terventions. In fact, most of these even relate<br />

not to <strong>in</strong>terventions <strong>in</strong> patients, but to <strong>in</strong>terventions <strong>in</strong> healthy human<br />

volunteers. Typically, <strong>in</strong> these healthy <strong>in</strong>dviduals an activation<br />

of corticolimbic structures, <strong>in</strong> particular the amygdala as measured<br />

by fMRI, is <strong>in</strong>duced by emotional stimuli or by classical condition<strong>in</strong>g<br />

experiments. Treatment with SSRI, D-cycloser<strong>in</strong>e or ext<strong>in</strong>ction<br />

both have been found associated with a decrease <strong>in</strong> amygdala<br />

activation. More recently, amygdala activation prior to treatment<br />

either with SNRI or CBT has been suggested to be associated with<br />

treatment response <strong>in</strong> generalized anxiety disor<strong>der</strong> and post-traumatic<br />

stress disor<strong>der</strong>. PET-studies <strong>in</strong> panic disor<strong>der</strong> and social anxiety<br />

disor<strong>der</strong> reported changes <strong>in</strong> corticolimbic activity dur<strong>in</strong>g<br />

antidepressant therapy as well as dur<strong>in</strong>g CBT. Two recent studies <strong>in</strong><br />

spi<strong>der</strong> phobia f<strong>in</strong>ally have shown a reduction <strong>in</strong> amygdala and an<br />

<strong>in</strong>crease <strong>in</strong> medial orbitofrontal activation to be associat ed with the<br />

treatment response to CBT. However as mentioned above, essentially<br />

all these studies are open pilot studies and their results therefore<br />

have to be consi<strong>der</strong>ed prelim<strong>in</strong>ary and explorative. Controlled<br />

and randomized double-bl<strong>in</strong>d studies are necessary. One such study<br />

is the current BMBF-funded multicenter CBT study <strong>in</strong> panic<br />

disor<strong>der</strong> (Panic-Net) which will address the questions if and how<br />

activation of corticolimbic structures are predict<strong>in</strong>g CBT response<br />

<strong>in</strong> panic disor<strong>der</strong> and if and how their activation is modulated by<br />

CBT.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 7<br />

WSy-002 Weiterbildungssymposium<br />

Psychotherapie traumaassoziierter Störungen<br />

Vorsitz: S. C. Herpertz (Heidelberg), R. Steil (Frankfurt am Ma<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Altersspezifische Psychotherapie-Strategien bei Traumafolgestörungen<br />

Andreas Maercker (Universtität Zürich, Psychologisches Institut Psychopathologie,<br />

Schweiz)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass das Traumatisierungsalter<br />

für die nachfolgende Symptomatik bzw. Störungen<br />

von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung s<strong>in</strong>d.<br />

Methode: Anhand vorliegen<strong>der</strong>, auch eigener Studien wird gezeigt,<br />

dass bestimmte Lebensphasen mit unterschiedlicher Symptomatik<br />

und Komorbidität e<strong>in</strong>hergehen kann.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Als prototypische Störung im K<strong>in</strong>des-<br />

und Jugendalter wird die „Entwicklungstrauma-Störung“ vorgestellt<br />

und von <strong>der</strong> sog. Komplexen PTBS sowie Bo<strong>der</strong>l<strong>in</strong>er-PS abgegrenzt.<br />

Für das Erachsenen- und höhere Lebensalter werden<br />

weitere typische Traumatfolgestörungen und therapeutischen Möglichkeiten<br />

präsentiert.<br />

002<br />

Dialektisch-Behaviorale Therapie <strong>der</strong> Posttraumatischen Belastungsstörung<br />

nach sexualisierter Gewalt <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit<br />

Reg<strong>in</strong>a Steil (Universität Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

A. Dyer, K. Priebe, A. Krüger, M. Bohus<br />

E<strong>in</strong>leitung: Gegenwärtig liegt ke<strong>in</strong> empirisch evaluiertes Standard-<br />

Behandlungprogramm für Patienten vor, die als Folge sexualisierter<br />

Gewalterfahrung <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit unter e<strong>in</strong>er schweren und<br />

chronifizierten Posttraumatischen Belastungsstörung plus komor-


Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />

biden Störungsbil<strong>der</strong>n (wie z. B. Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung,<br />

Essstörungen, schwerer Depression, dissoziativen Störungen etc.)<br />

leiden.<br />

Methode: Wir adaptierten e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation aus Interventionen<br />

<strong>der</strong> Dialektisch-Behavioralen Therapie, <strong>der</strong> Kognitiv-Behavioralen<br />

Therapie und neuen Behandlungselementen so, dass sie den spezifischen<br />

Bedürfnissen dieser Patienten mit schwerer emotionaler<br />

Dysregulation (wie immer wie<strong>der</strong>kehren<strong>der</strong> Suizidalität, Selbstverletzung,Substanzabusus<br />

etc.) gerecht werden. In e<strong>in</strong>er randomisierten<br />

kontrollierten Studie wurde die Wirksamkeit e<strong>in</strong>er dreimonatigen<br />

stationären Behandlung mit den Effekten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Wartelisten-Kontrollgruppe verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass die DBT-<br />

PTSD große Effektstärken erreicht und für die Patienten akzeptabel<br />

ist. Kern des Behandlungskonzeptes ist e<strong>in</strong>e dynamische Hierarchie<br />

<strong>der</strong> empfohlenen Abfolge von Therapiefoci und Intervention. Viele<br />

Interventionselemente wurden neu entwickelt, so z. B. behaviorale<br />

und kognitive Behandlungsmodule zur Reduktion von Ekelgefühlen,<br />

Gefühlen von Selbsthass und Scham. Im Vortrag wird das Konzept<br />

<strong>der</strong> Behandlung im Überblick dargestellt.<br />

003<br />

Stationäre traumazentrierte Psychotherapie für Patient<strong>in</strong>nen mit<br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörung und Posttraumatischer Belastungsstörung<br />

Ulrich Sachsse (Asklepios Fachkl<strong>in</strong>ik, Gött<strong>in</strong>gen)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Patient<strong>in</strong>nen mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

BPS und Childhood Sexual Abuse CSA haben nach den Ergebnissen<br />

<strong>der</strong> McLean Studie Boston von Zanar<strong>in</strong>i e<strong>in</strong>en schlechteren<br />

Entwicklungsverlauf als an<strong>der</strong>e Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Patient<strong>in</strong>nen. Sie bedürfen<br />

e<strong>in</strong>er spezifischen Behandlung, die sowohl <strong>der</strong> BPS als auch<br />

<strong>der</strong> PTBS gerecht wird.<br />

Methode: Das <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen angewandte Vorgehen e<strong>in</strong>er stationären<br />

Psychotherapie für Patient<strong>in</strong>nen mit BPS/PTBS auf e<strong>in</strong>er Spezialstation<br />

verb<strong>in</strong>det Stabilisierung durch PITT und DBT mit Traumaexposition<br />

durch EMDR. E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es kl<strong>in</strong>isches Problem<br />

s<strong>in</strong>d die Spontanregressionen <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> K<strong>in</strong>d-States.<br />

Hier auf wird bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> therapeutischen Beziehung<br />

und des Stationsmilieus beson<strong>der</strong>s geachtet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Vorgehen ist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Wirksamkeit<br />

durch e<strong>in</strong>e naturalistische Studie belegt: Sachsse U, Vogel C, Leichsenr<strong>in</strong>g<br />

F (2006) Results of psychodynamically oriented traumafocused<br />

<strong>in</strong>patient treatment for women with complex posttraumatic<br />

stress disor<strong>der</strong> (PTSD) and bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e personality disor<strong>der</strong><br />

(BPD) (Bullet<strong>in</strong> of the Menn<strong>in</strong>ger Cl<strong>in</strong>ic, 70[2], 125-144). Alle relevanten<br />

Parameter (GSI, FDS, BDI, BPI, GAF, GSI)bessern sich<br />

mit mittleren bis guten Effektstärken und bleiben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Besserung<br />

auch nach e<strong>in</strong>em Jahr noch stabil. Die Patient<strong>in</strong>nen brauchen überwiegend<br />

auch nach mehreren Jahren ke<strong>in</strong>e stationäre psychiatrische<br />

Therapie mehr.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 9<br />

WSy-004 Weiterbildungssymposium<br />

Zwangsstörung – die Projektgruppe <strong>der</strong> <strong>DGPPN</strong>-Leitl<strong>in</strong>ie berichtet<br />

Vorsitz: A. Kordon (Lübeck), K. Stengler (Leipzig)<br />

001<br />

Basisdiagnostik, Differentialdiagnose und Subgruppen <strong>der</strong><br />

Zwangsstörung<br />

Michael Zaudig (Psychosomatische Kl<strong>in</strong>ik, W<strong>in</strong>dach)<br />

002<br />

Behandlung therapieresistenter Zwangspatienten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er spezialisierten<br />

Ambulanz<br />

Katar<strong>in</strong>a Stengler (Universität Leipzig, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Trotz mo<strong>der</strong>ner und weitgehend evidenzbasierter<br />

pharmako- und psychotherapeutischer Strategien profitieren bis zu<br />

40 % aller behandelten Zwangserkrankten langfristig nicht von den<br />

therapeutischen Interventionen und gelten als „therapieresistent“<br />

o<strong>der</strong> „therapierefraktär“. Abgesehen von <strong>der</strong> Une<strong>in</strong>heitlichkeit <strong>der</strong><br />

verwendeten Term<strong>in</strong>i zur „Therapieresistenz“ ist auch wenig bekannt<br />

über den E<strong>in</strong>fluss von spezifischen Sett<strong>in</strong>gaspekten. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus werden erst seit jüngerer Zeit outcome-Kriterien wie etwa<br />

die subjektive Lebensqualität regelmäßig <strong>in</strong> Studien e<strong>in</strong>bezogen<br />

und können damit zur Beschreibung von Verlauf und Prognose <strong>der</strong><br />

Erkrankung herangezogen werden. Im vorliegenden Beitrag wird<br />

e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong> speziell auf die Bedürfnisse von Patienten mit chronisch,<br />

meist therapierefraktär verlaufenden Zwangserkrankungen<br />

und <strong>der</strong>en Angehörige zugeschnittenes ambulantes Behandlungsprogramm<br />

vorgestellt. Dabei werden Ergebnisse e<strong>in</strong>er Untersuchung<br />

zur subjektiven Lebensqualität dieser Patientenklientel diskutiert.<br />

Methode: Im Rahmen <strong>der</strong> Psychiatrischen Institutsambulanz <strong>der</strong><br />

Universität Leipzig konnte e<strong>in</strong> Stufenmodell zur Behandlung von<br />

Patienten mit chronifizierten und als „therapieresistent“ geltenden<br />

Zwangserkrankungen mit diagnosespezifischen und -übergreifenden<br />

Therapieelementen etabliert werden. Die subjektive Lebensqualität<br />

dieser Patientenklientel wurde mithilfe des WHOQOL-<br />

BREF erhoben und mit <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung und mit<br />

Patienten mit an<strong>der</strong>en schweren psychischen <strong>Erkrankungen</strong> verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Verglichen mit <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung<br />

und mit Patienten mit schizophrenen <strong>Erkrankungen</strong> haben<br />

Patienten mit Zwangserkrankungen e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Lebensqualität.<br />

Das vorgestellte ambulante Behandlungsmodell ist für Patienten<br />

mit schweren Zwangserkrankungen aufgrund spezifischer Sett<strong>in</strong>gaspekte<br />

e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle und erfolgversprechende Alternative zu bestehenden<br />

Therapieangeboten. Schlussfolgerung: Interventionen,<br />

die das psychosoziale Funktionsniveau erhöhen, sollten <strong>in</strong> die Behandlung<br />

von Zwangserkrankten verstärkt <strong>in</strong>tegriert werden. Kontrollierte<br />

Studien zur Untersuchung des E<strong>in</strong>flusses psychosozialer<br />

Interventionen auf die subjektive Lebensqualität von Patienten mit<br />

schweren Zwangserkrankungen s<strong>in</strong>d dr<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich.<br />

003<br />

Evidenzbasierte Therapie und neue Entwicklungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psycho-,<br />

Pharmako- und Somatotherapie <strong>der</strong> Zwangsstörung<br />

Andreas Kordon (Unikl<strong>in</strong>ik Schleswig-Holste<strong>in</strong>, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Lübeck)<br />

C. Muche-Burowski, W. Lotz-Rambaldi, B. Zurowski, K. Wahl, F.<br />

Hohagen<br />

E<strong>in</strong> Gruppe anerkannter Experten zum Thema „Zwangsstörungen“<br />

aus den verschiedensten Fachverbänden und Berufsgruppen erar-<br />

171


Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />

beitet unter Leitung <strong>der</strong> Lübecker Projektgruppe die S3-Leitl<strong>in</strong>ie.<br />

Als Ausgangsbasis wurde die britische NICE Leitl<strong>in</strong>ie (National<br />

Collaborat<strong>in</strong>g Centre for Mental Health, NICE, 2006) gewählt, da<br />

diese hohe methodische Standards setzt. An <strong>der</strong> Suchstrategie <strong>der</strong><br />

NICE-Leitl<strong>in</strong>ie orientiert, die um zusätzliche Suchbegriffe erweitert<br />

wurde, führten wir e<strong>in</strong>e systematische Literatursuche <strong>in</strong> allen relevanten<br />

mediz<strong>in</strong>ischen und psychologischen Datenbanken durch.<br />

Die gefundene wissenschaftliche Literatur wurde systematisch nach<br />

methodische Aspekten bewertet und fließt <strong>in</strong> den Entwicklungsprozess<br />

<strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>. Im Vortrag soll die Evidenz <strong>der</strong> Psycho-,<br />

Pharmako- und Somatotherapie dargestellt werden, auf <strong>der</strong>en<br />

Grundlagen die Empfehlungen <strong>der</strong> Therapie-Leitl<strong>in</strong>ien entstehen.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Stockholm 1<br />

FW-004 Forschungsworkshop<br />

Ungleichgewicht exzitatorischer und <strong>in</strong>hibitorischer Prozesse bei<br />

Angst<br />

Vorsitz: P. Zwanzger (Münster), R. Rupprecht (München)<br />

001<br />

Störung des GABA-Haushalts bei Panik und Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

pharmakologischen Modulation<br />

Peter Zwanzger (Universität Münster, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Gamma-Am<strong>in</strong>obuttersäure (GABA) ist <strong>der</strong> wichtigste<br />

<strong>in</strong>hibitorische Neurotransmitter im Zentralnervensystem (ZNS).<br />

GABA vermittelt se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>hibitorischen Effekte im ZNS über<br />

GABA-A-Rezeptoren, die zur Familie <strong>der</strong> ligandengesteuerten<br />

Ionenkanäle gehören. Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass<br />

e<strong>in</strong>e Dysfunktion des GABA Systems e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathogenese<br />

<strong>der</strong> Panikstörung spielt. Neben Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

GABA-A-Rezeptor B<strong>in</strong>dungskapazität wird ursächlich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

e<strong>in</strong>e Reduktion <strong>der</strong> kortikalen GABA Konzentration vermutet.<br />

Methode: E<strong>in</strong> gezielter Agonismus am GABA-A-Rezeptor durch<br />

selektive Verstärkung <strong>der</strong> GABAergen Neurotransmission ist daher<br />

e<strong>in</strong> vielversprechen<strong>der</strong> Ansatz bei <strong>der</strong> Entwicklung neuer pharmakologischer<br />

Therapiestrategien. Sowohl die Hemmung des Abbaus<br />

von GABA durch B<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> GABA-Transam<strong>in</strong>ase durch Vigabatr<strong>in</strong><br />

als auch die Blockade des GABA-Transporters GAT-I führen<br />

zur verstärkten Verfügbarkeit von GABA im synaptischen Spalt.<br />

Insofern s<strong>in</strong>d neben antikonvulsiven auch anxiolytische Effekte<br />

denkbar. Unsere Untersuchungen zeigen, dass selektiv GABAerge<br />

Antiepileptika anxiolytische Eigenschaften sowohl im Panik-Challenge-Paradigma<br />

mit Cholecystok<strong>in</strong><strong>in</strong>-Tetrapeptid (CCK-4) als<br />

auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Behandlung von Panikpatienten zeigen. Darüberh<strong>in</strong>aus<br />

zeigt sich, dass Tiagab<strong>in</strong> auch zu günstigen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Konzentrationen des GABA-A Rezeptor modulierenden<br />

neuroaktiven Steroids Tetrahydrodeoxycorticosterone (THDOC)<br />

führt. Im Gegensatz zur günstigen Wirkung auf Panikattacken zeigt<br />

sich ke<strong>in</strong>e signifikante Wirkung auf allgeme<strong>in</strong>es Angstgefühl.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Unsere Ergebnisse machen deutlich, dass<br />

die Strategie <strong>der</strong> selektiven Verstärkung <strong>der</strong> GABAergen Neurotransmission<br />

e<strong>in</strong>e mögliche neuartige Perspektive <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pharmakotherapie<br />

<strong>der</strong> Panikstörung darstellt.<br />

002<br />

Funktionelle Neuroanatomie experimentell <strong>in</strong>duzierter Panik und<br />

GABAerger Behandlungstrategien<br />

Daniela Eser (LMU München, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

G. Leicht, A. Länger, S. Karch, C. Mulert, R. Rupprecht<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die experimentelle Panikattackenprovokation bietet<br />

172<br />

die Möglichkeit, neurobiologische Ursachen <strong>der</strong> Panikstörung unter<br />

kontrollierten Bed<strong>in</strong>gungen zu untersuchen. Unter e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />

verfügbarer Provokationssubstanzen erfüllt Cholezystok<strong>in</strong><strong>in</strong>-<br />

Tetrapeptid (CCK-4) die Kriterien e<strong>in</strong>es idealen Panikogens.<br />

CCK-4 <strong>in</strong>duziert sowohl bei Patienten mit Panikstörung als auch<br />

bei gesunden Probanden Panikattacken und gilt heutzutage als zuverlässiges,<br />

valides und sicheres Modell zur Untersuchung pathophysiologischer<br />

Ursachen <strong>der</strong> Panikstörung. Die Untersuchung<br />

von <strong>der</strong> funktionellen Neuroanatomie CCK-4 <strong>in</strong>duzierter Paniksymptome<br />

kann dabei zu e<strong>in</strong>er weiteren Aufklärung <strong>der</strong> Entstehung<br />

von Angstattacken beitragen. In eigenen Vorarbeiten konnte gezeigt<br />

werden, dass CCK-4 <strong>in</strong>duzierte Panikattacken mit e<strong>in</strong>er signifikanten<br />

Aktivierungen angstrelevanter Gehirnregionen e<strong>in</strong>hergehen,<br />

wobei <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>e Interaktion zwischen anteriorem<br />

c<strong>in</strong>gulären Cortex (ACC) und Amygdala relevant ist. In e<strong>in</strong>em weiteren<br />

Projekt wurde <strong>der</strong> Frage nachgegangen, ob e<strong>in</strong>e Vorbehandlung<br />

mit Alprazolam zu e<strong>in</strong>er Reduktion <strong>der</strong> Auftretenswahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

und <strong>der</strong> Intensität experimentell mittels CCK-4<br />

<strong>in</strong>duzierter Panikattacken bei gesunden Probanden führt und mit<br />

e<strong>in</strong>er Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> CCK-4 <strong>in</strong>duzierten Aktivierungsmusters<br />

e<strong>in</strong>hergeht.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er doppelbl<strong>in</strong>den, randomisierten, placebo-kontrollierten<br />

Studie wurden 24 gesunden Probanden e<strong>in</strong>er Panikattackenprovokation<br />

mittels CCK-4 unterzogen und simultan<br />

fMRT-Daten erhoben. Bei 16 Probanden, die auf Verabreichung<br />

von CCK-4 mit e<strong>in</strong>er Panikattacke reagierten, wurde die Attackenprovokation<br />

nach 5 und 10 Tagen wie<strong>der</strong>holt und die experimentelle<br />

Paniksymptomatik durch vorausgehende, Behandlung mit<br />

Alprazolam moduliert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: CCK-4 führte zu e<strong>in</strong>em deutlichen Anstieg<br />

<strong>der</strong> Angstsymptomatik und zu e<strong>in</strong>em signifikanten Anstieg<br />

<strong>der</strong> Herzfrequenz. Nach Vorbehandlung mit Alprazolam konnte<br />

e<strong>in</strong>e Abnahme panikassozierter Aktivierungsmuster verzeichnet<br />

werden. Damit konnte erstmals funktionell <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss von Alprazolam<br />

auf CCK-4 <strong>in</strong>duzierte Aktivierungsmuster dargestellt werden,<br />

wobei diese Ergebnisse Aufschlüsse über die Entstehungsmechanismen<br />

von Angstattacken, sowie über die Wirkungsweise von<br />

Benzodiazep<strong>in</strong>en zu lassen.<br />

003<br />

Neurosteroid-Modulatoren als neue Anxiolytika<br />

Ra<strong>in</strong>er Rupprecht (LMU München, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

D. Eser, G. Rammes, T. Baghai, C. Schuele, K. Kucher<br />

Benzodiazep<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d rasch wirksame und effektive Anxiolytika. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

s<strong>in</strong>d bei längerfristiger Anwendung die Toleranzentwicklung<br />

sowie die Entwicklung e<strong>in</strong>er Entzugssymptomatik problematisch.<br />

Daher s<strong>in</strong>d mittlerweile Antidepressiva, z. B. SSRI o<strong>der</strong> SNRI,<br />

Mittel <strong>der</strong> Wahl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie von Angststörungen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

wirken diese erst nach mehreren Wochen anxiolytisch. Insofern<br />

s<strong>in</strong>d neue Anxiolytika mit raschem Wirkungse<strong>in</strong>tritt ohne die bekannten<br />

Nebenwirkungen <strong>der</strong> Benzodiazep<strong>in</strong>e wünschenswert.<br />

3α-reduzierte neuroaktive Steroide s<strong>in</strong>d starke positive allosterische<br />

Modulatoren von GABAA-Rezeptoren. Sie wirken im Tiermodell<br />

anxiolytisch. Ferner f<strong>in</strong>den sich erniedrigte Konzentrationen<br />

während experimentell <strong>in</strong>duzierter Angstattacken bei Patienten<br />

mir Panikstörung. XBD173 ist e<strong>in</strong> Ligand für das Translokator-<br />

Prote<strong>in</strong> 18 kDa. Wir konnten zeigen, dass dieser Ligand zu e<strong>in</strong>er<br />

Neusynthese von 3α-reduzierten neuroaktiven Steroiden führt und<br />

über diesen Mechanismus die GABAerge Neurotransmission im<br />

Cortexgewebe <strong>der</strong> Maus verbessert. XBD173 wirkte <strong>in</strong> Tiemodellen<br />

rasch anxiolytisch ohne Toleranzentwicklung. Ferner konnten wir<br />

zeigen, dass XBD173 auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage war, das durch Laktat und<br />

CCK-4 ausgelöste Angstverhalten bei <strong>der</strong> Ratte zu antagonisieren.<br />

In e<strong>in</strong>er ersten „proof of concept“ Studie anhand des CCK-4 Modells<br />

bei gesunden Probanden konnten wir erstmals e<strong>in</strong>e axiolyti-


Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />

sche Wirkung auch beim Menschen nach e<strong>in</strong>er 7-tägigen Behandlung<br />

mit XBD173 nachweisen. Im Gegensatz zur Vergleichssubstanz<br />

Alprazolam fand sich <strong>in</strong> dieser Studie ke<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis für Sedation<br />

und Entzugssymptomatik. Tranlokator-Prote<strong>in</strong> 18 kDa Liganden<br />

könnten somit e<strong>in</strong>e neue Klasse rasch wirksamer Anxiolytika ohne<br />

benzodiazap<strong>in</strong>ähnliche Nebenwirkungen darstellen. Rupprecht R,<br />

Rammes G, Eser D, Baghai TC, Schüle C, Nothdurfter C, Troxler T,<br />

Gentsch C, Kalkman HO, Chaperon F, Uzunov V, McAllister KH,<br />

Berta<strong>in</strong>a-Anglade V, Drieu La Rochelle C, Tuerck D, Floesser A,<br />

Kiese B, Schumacher M, Landgraf R, Holsboer F, Kucher K (2009)<br />

Translocator Prote<strong>in</strong> (18 kDa) as target for anxiolytics without benzodiazep<strong>in</strong>e-like<br />

side effects. Science 325: 490-493.<br />

004<br />

Störungen des GABAergen Systems bei Panikstörung - Befunde<br />

aus <strong>der</strong> Bildgebung<br />

Gregor Hasler (Universität Zürich, Psychiatrische Polikl<strong>in</strong>ik)<br />

E<strong>in</strong>leitung: GABA ist <strong>der</strong> wichtigste hemmende Botenstoff des<br />

menschlichen Gehirns. Die rasche anxiolytische Wirkung von Benzodiazep<strong>in</strong>en<br />

legt nahe, dass GABA e<strong>in</strong>e wichtige Funktion bei <strong>der</strong><br />

Verarbeitung von Angstreizen hat. Patienten mit Panik-Störung<br />

haben e<strong>in</strong>e reduzierte Fähigkeit, mit anhaltenden, unvorhersehbaren<br />

Angstreizen umzugehen. Die relativ hohe Benzodiazep<strong>in</strong>-<br />

Dosis, die Patienten mit Panik-Störung zur Anxiolyse benötigen,<br />

lässt vermuten, dass das GABAerge System bei <strong>der</strong> Panik-Störung<br />

gestört ist.<br />

Methode: Hasler et al führten e<strong>in</strong>e Serie von Studien durch, um das<br />

GABAerge System unter psychologischem Stress und bei Patienten<br />

mit Panik-Störung zu untersuchen. Blutfluss und GABA-Rezeptoren<br />

wurden mittels Positron-Emissions-Tomographie (PET) gemessen<br />

und die präfrontale GABA-Konzentration mittels Magnetresonanz-Spektroskopie<br />

(MRS) bestimmt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Blutfluss-Studie mittels PET zeigte,<br />

dass e<strong>in</strong>e anhaltende Bedrohungssituation den Hippocampus und<br />

den medialen präfrontalen Kortex <strong>in</strong>klusive anteriorem C<strong>in</strong>gulum<br />

aktivierte. In e<strong>in</strong>er weiterführenden Studie mittels MRS konnten<br />

Hasler et al nachweisen, dass e<strong>in</strong>e anhaltende Bedrohungssituation<br />

zu e<strong>in</strong>em Abfall von GABA im medialen präfrontalen Kortex führte;<br />

die Abnahme von GABA war mit <strong>der</strong> erlebten Angst<strong>in</strong>tensität<br />

korreliert. Mittels PET und [11C]Flumazenil konnten Hasler et al<br />

bei Patienten mit Panik-Störung zeigen, dass die Dichte des Benzodiazep<strong>in</strong>-Rezeptors<br />

im lateralen präfrontalen Kortex reduziert und<br />

im Hippocampus beidseits erhöht war. Die GABA-Konzentration<br />

im präfrontalen Kortex war bei Patienten mit Panik-Störung normal.<br />

In <strong>der</strong> Zusammenfassung wird e<strong>in</strong> neurobiologisches Modell<br />

<strong>der</strong> Panik-Störung vorgestellt, das erlaubt, die Befunde von verschiedenen<br />

bildgebenden Methoden zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Raum 42<br />

FW-006 Forschungsworkshop<br />

Funktionelle Bildgebung phobischer Störungen<br />

Vorsitz: A. Ströhle (Berl<strong>in</strong>), A. Hamm (Greifswald)<br />

001<br />

Grundlagen von Konditionierung Ext<strong>in</strong>ktion<br />

Raffael Kalisch (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Eppendorf, Inst. f. System.<br />

Neurowiss., Hamburg)<br />

Klassische Furchtkonditionierung entsteht durch die Paarung e<strong>in</strong>es<br />

neutralen Reizes (konditionierter Stimulus, CS) mit e<strong>in</strong>em aversiven<br />

Reiz (unkonitionierter Stimulus, UCS). Der CS wird dadurch<br />

zu e<strong>in</strong>em Signal für das Auftreten des UCS und löst antizipatorische<br />

Angst, verbunden mit e<strong>in</strong>er konditionierten Furchtreaktion<br />

(CR), aus. Durch wie<strong>der</strong>holte Darbietung des CS <strong>in</strong> Abwesenheit<br />

des UCS führt zu e<strong>in</strong>er Auslöschung (Ext<strong>in</strong>ktion) <strong>der</strong> CR. Konditionierung<br />

und Ext<strong>in</strong>ktion s<strong>in</strong>d aufschlussreiche Modelle für<br />

die Erforschung <strong>der</strong> Pathogenese von Angsterkrankungen und ihrer<br />

verhaltenstherapeutischen Behandlung. Der Vortrag referiert<br />

grundlegende Befunde aus dem Tier- und Humanbereich zu den<br />

neuronalen Schaltkreisen und molekularen Systemen, die an diesen<br />

beiden Lernprozessen beteiligt s<strong>in</strong>d. Insbeson<strong>der</strong>e wird versucht,<br />

die funktionelle Bedeutung <strong>der</strong> Areale des menschlichen<br />

Furchtnetzwerks h<strong>in</strong>ischtlich Ihrer Rolle <strong>in</strong> Lernen, Gedächtnisbildung,<br />

Wie<strong>der</strong>abruf, CR-Expression, bewusster Bewertung und<br />

automatischer und kontrollierter Furcht<strong>in</strong>hibition aufzuschlüsseln.<br />

002<br />

Neuronale Netzwerke bei spezifischer Phobie vom Tiertypus<br />

Alfons Hamm (Universität Greifswald, Inst. für Psychologie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zahlreiche Studien zur funktionellen Bildgebung belegen,<br />

dass es bei Phobikern während <strong>der</strong> Präsentation phobischer<br />

Reize zu e<strong>in</strong>er verstärkten Aktivierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Amygdala und im<br />

<strong>in</strong>sulären Kortex kommt. Die Frage ist jedoch, wie spezifisch ist<br />

diese Aktivierung für die Auslösung und Organisation von Furchtreaktionen.<br />

Methode: E<strong>in</strong>er Gruppe von 12 Phobikern wurden Bil<strong>der</strong> ihrer gefürchteten<br />

Objekte, aber neben neutralen Reizen auch an<strong>der</strong>e emotional<br />

bedeutsame Reize, sowohl positive als auch negative Reize<br />

präsentiert. Gleichzeitig wurde neben <strong>der</strong> BOLD-Response auch<br />

an<strong>der</strong>e physiologische Indikatoren <strong>der</strong> Furchtreaktion gemessen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Phobiker reagieren auf ihre gefürchteten<br />

Reize mit e<strong>in</strong>er deutlich stärkeren Aktivierung <strong>der</strong> Amygdala. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

unterscheidet sich die Intensität dieser Aktivierung nicht<br />

von <strong>der</strong>, welche durch an<strong>der</strong>e emotionale Reize ausgelöst wird. E<strong>in</strong>e<br />

größere Spezifität f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> dagegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Insel und vor allem<br />

bei den vegetativen Indikatoren. Zudem kommt es zu e<strong>in</strong>er deutlich<br />

stärkeren Potenzierung <strong>der</strong> Schreckreaktionen, welche durch<br />

den zentralen Kern <strong>der</strong> Amygdala moduliert wird. Somit sche<strong>in</strong>t<br />

die BOLD-response nicht so sehr die defensive Reaktionsmobilisierung<br />

durch die Amygdala abzubilden, son<strong>der</strong>n vielmehr die Reizenkondierung,<br />

welche eher im basolateralen Kern erfolgt.<br />

003<br />

Automatische Gehirnaktivierung bei phobischen Störungen<br />

Thomas Straube (Jena)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Basierend auf funktionellen Bildgebungsstudien s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>e Reihe von neuronalen Korrelaten bei<br />

Phobien beschrieben worden, die mit verschiedenen Komponenten<br />

abnormer Informationsverarbeitung bei Phobien assoziiert<br />

s<strong>in</strong>d. So konnten wir zeigen, das vor allem die Amygdala an <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>itialen und relativ automatischen Verarbeitung phobogener Stimuli<br />

beteiligt ist, während die Aktivierung an<strong>der</strong>e Areale, wie dem<br />

<strong>in</strong>sulären Kortex o<strong>der</strong> dem anterioren c<strong>in</strong>gulären Kortex, eher mit<br />

nachfolgenden Verarbeitungsstufen bzw. expliziter Stimulusverarbeitung<br />

e<strong>in</strong>hergeht. E<strong>in</strong>e gegenwärtige neurowissenschaftliche Debatte<br />

betrifft die Frage <strong>der</strong> Grenzen <strong>der</strong> automatischen neuronalen<br />

Aktivierung auf bedrohungsrelevante Stimuli.<br />

Methode: In aktuellen Studien nutzten wir die funktionelle Magnetresonanztomographie,<br />

um die automatische Aktivierung <strong>der</strong><br />

Amygdala auf visuelle phobogene Stimuli bei Personen mit Sp<strong>in</strong>nenphobie<br />

zu untersuchen. Dabei wurden sowohl das Ausmaß <strong>der</strong><br />

Ablenkung von den Stimuli als auch die Wahrnehmbarkeit <strong>der</strong><br />

Stimuli manipuliert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Phobierelevante Stimuli führten auch unter<br />

starker Aufmerksamkeitsablenkung o<strong>der</strong> bei sublim<strong>in</strong>aler Darbietung<br />

zur Aktivierung <strong>der</strong> Amygdala. E<strong>in</strong>e automatische Hyper-<br />

173


Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />

sensitivität <strong>der</strong> Amygdala sche<strong>in</strong>t für die Aufmerksamkeitslenkung<br />

und die Initiierung und Verstärkung nachfolgen<strong>der</strong> phobischer Reaktionen<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Basis darzustellen. Aufbauend auf diesen<br />

und weiteren Befunden wird e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegratives neurobiologisches<br />

Modell vorgestellt, dass verschiedene Komponenten <strong>der</strong> Informationsverarbeitung<br />

bei Phobien <strong>in</strong> Beziehung zu funktionellen neuroanatomischen<br />

Korrelaten setzt.<br />

004<br />

Das Westphal-Paradigma und neuronale Korrelate <strong>der</strong> Agoraphobie<br />

André Wittmann (Campus Charité Mitte, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Berl<strong>in</strong>)<br />

F. Schlagenhauf, A. Guhn, A. Siegmund, M. Stoy, I. Schulz, L. Fehm,<br />

T. Fydrich, H. Bruhn, A. Ströhle<br />

E<strong>in</strong>leitung: Carl Westphal beschrieb 1871 erstmals die Agoraphobie.<br />

Doch noch immer gibt es wenig Wissen über die neuronalen<br />

Korrelate dieser sehr häufig auftretenden und zugleich sozial und<br />

beruflich sehr bee<strong>in</strong>trächtigenden psychischen Erkrankung. Zur<br />

Charakterisierung neuronaler Dysfunktionen <strong>der</strong> Störung im Vergleich<br />

zu an<strong>der</strong>en Angsterkrankungen und zur weiterführenden<br />

Erforschung möglicher neuer Therapieansätze haben wir deshalb<br />

das erste fMRT-Paradigma entwickelt, das agoraphobiespezifische<br />

Stimuli enthält und vor und nach Therapien unterschiedlichster<br />

Art e<strong>in</strong>gesetzt werden kann.<br />

Methode: Nach <strong>der</strong> Evaluation <strong>der</strong> <strong>in</strong>sgesamt 96 Agoraphobiebil<strong>der</strong><br />

umfassenden Sets, etablierten die Autoren das Paradigma und<br />

die notwendigen Auswerterout<strong>in</strong>en für funktionelle Messungen an<br />

e<strong>in</strong>em 3-Tesla GE-Tomographen. Dabei werden nicht nur die neuronalen<br />

Aktivierungen <strong>der</strong> Patienten und gesunden Kontrollen <strong>in</strong><br />

Bezug auf die Bil<strong>der</strong>kategorien (agoraphobisch und neutral) und<br />

<strong>der</strong>en Ankündigung verglichen. Es werden auch parametrische<br />

Kontraste def<strong>in</strong>iert, <strong>in</strong>dem die <strong>in</strong>dividuellen Bil<strong>der</strong>bewertungen jedes<br />

Untersuchungsteilnehmers genutzt werden, um somit <strong>der</strong>en<br />

<strong>in</strong>dividuellen neuronalen Aktivierungen auf die Präsentationen <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>zelnen Bil<strong>der</strong> h<strong>in</strong>, noch besser abbilden zu können.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nachdem die behavioralen Daten die<br />

Validität des Paradigmas bestätigt haben, weisen nun auch erste Ergebnisse<br />

aus fMRT-Untersuchungen <strong>in</strong> diese Richtung. Somit ist zu<br />

erwarten, dass die bei Antizipation und Wahrnehmung von Agoraphobiebil<strong>der</strong>n<br />

bei Patienten vergleichsweise stärker aktivierten<br />

Areale des neuronalen Angstkreislaufes (u. a. Amygdala, Hippocampus,<br />

anteriores C<strong>in</strong>gulum und Insula) sich <strong>in</strong> ihren Aktivierungsmustern<br />

denen von gesunden Kontollpersonen annähern,<br />

nachdem sie mit kognitiv-behavioraler Verhaltenstherapie behandelt<br />

wurden. Die Ergebnisse die mit dem ersten fMRT-Paradigma<br />

mit störungsspezifischen agoraphobischen Stimuli erzielt wurden,<br />

deuten darauf h<strong>in</strong>, dass das Paradigma zur weiteren Untersuchung<br />

<strong>der</strong> funktionellen Neuroanatomie <strong>der</strong> Agoraphobie genutzt werden<br />

und sensitiv für Behandlungseffekte se<strong>in</strong> kann.<br />

174<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Salon 20<br />

FV-015 Sitzung Freier Vorträge / Oral Presentations<br />

Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen<br />

Vorsitz: U. Vo<strong>der</strong>holzer (Freiburg), F. Padberg (München)<br />

001<br />

Persönlichkeitsfaktoren und Soziale Angst: S<strong>in</strong>d Verhaltenshemmung<br />

und Schadensvermeidung spezifische Risikofaktoren für die<br />

Soziale Phobie?<br />

Susanne Knappe (Kl<strong>in</strong>ische Psychologie, TU Dresden)<br />

S. Krause, J. Hoyer, K. Beesdo, L. Fehm, R. Lieb, H.-U. Wittchen<br />

E<strong>in</strong>leitung: Aus <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Forschung und Praxis ist bekannt,<br />

dass Soziale Phobien (SP) mit Temperaments- und Persönlichkeitsfaktoren<br />

wie z. B. Verhaltenshemmung, Neurotizismus und Introversion<br />

e<strong>in</strong>hergehen. Offen ist, ob es sich hierbei um eher allgeme<strong>in</strong>e<br />

psychopathologische Merkmale o<strong>der</strong> SP-spezifische<br />

Charakteristika handelt. Es wurde daher untersucht (1) welche<br />

Temperaments- und Persönlichkeitsfaktoren mit <strong>der</strong> SP im Vergleich<br />

zu an<strong>der</strong>en Angst-, depressiven und Substanzstörungen e<strong>in</strong>hergehen,<br />

und (2) wie hoch <strong>der</strong> Erklärungsbeitrag <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Faktoren ist.<br />

Methode: In <strong>der</strong> prospektiv-longitud<strong>in</strong>alen Early Developmental<br />

Stages of Psychopathology-Study wurden 3,021 Jugendliche und<br />

junge Erwachsene e<strong>in</strong>er repräsentativen Bevölkerungsstichprobe<br />

im Alter von 14 bis 24 Jahren untersucht. Zur Erfassung von Temperaments-<br />

und Persönlichkeitsfaktoren wurden <strong>der</strong> Retrospective<br />

Self-Report of Inhibition (RSRI) und <strong>der</strong> Tridimensional Personality<br />

Questionnaire (TPQ) e<strong>in</strong>gesetzt. Diagnostische Informationen<br />

zur SP sowie zu Angst-, depressiven und Substanzstörungen wurden<br />

mittels des Munich-Composite Diagnostic Interview (DIA-<br />

X /M-CIDI) erhoben. Assoziationen von Temperaments- und Persönlichkeitsfaktoren<br />

mit SP und an<strong>der</strong>en Angst-, depressiven o<strong>der</strong><br />

Substanzstörungen wurden anhand e<strong>in</strong>facher logistischer Regressionen<br />

(Odds Ratios, OR) berechnet. Der relative Erklärungsbeitrag<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Faktoren wurde <strong>in</strong> multiplen logistischen Regressionen<br />

geprüft.<br />

Diskussion / Ergebnisse: RSRI und die TPQ-Skala Schadensvermeidung<br />

waren positiv mit SP, und auch mit an<strong>der</strong>en Angst- und<br />

depressiven Störungen assoziiert (OR zwischen 1.7 und 3.7,<br />

p


Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />

heute signifikante PTSD-Symptome aufweisen, könnte unter an<strong>der</strong>em<br />

auf Prozesse <strong>der</strong> posttraumatischen Reifung zurückgeführt<br />

werden.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er Stichprobe von 103 ehemaligen K<strong>in</strong><strong>der</strong>soldaten<br />

des 2. Weltkrieges wurden das Ausmass an posttraumatischer Reifung<br />

(PTGI) und als potentielle Prädiktoren soziale Anerkennung<br />

als Überleben<strong>der</strong> (SAQ), Kohärenzs<strong>in</strong>n (SOC), Traumaschwere<br />

und weitere Faktoren erhoben. Traumatische Erlebnisse und PTSD-<br />

Symptome wurden mit <strong>der</strong> Potsttraumatischen Diagnostik-Skala<br />

(PDS) erhoben; ausserdem Depression, Angst und Somatisierung<br />

mit dem Brief Symptom Inventory (BSI).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Anzahl <strong>der</strong> Traumata, Anerkennung<br />

durch nahe Personen und generelles Unverständnis als Facetten <strong>der</strong><br />

sozialen Anerkennung, sowie S<strong>in</strong>nhaftigkeit als Dimension des<br />

Kohärenzs<strong>in</strong>ns korrelierten signifikant mit posttraumatischer<br />

Reifung. In e<strong>in</strong>er multiplen hierarchischen Regressionsanalyse<br />

er wiesen sich die Anerkennung als Überleben<strong>der</strong> (SAQ) und S<strong>in</strong>nhaftigkeit<br />

(SOC) als e<strong>in</strong>zige signifikante Prädiktoren von posttraumatischer<br />

Reifung. Diskussion: Die Behandlung <strong>der</strong> PTSD <strong>in</strong><br />

Personen, die kürzlich o<strong>der</strong> lange Jahre zuvor Kriegstraumatisierungen<br />

erlebt haben, sollte das Überzeugungssystem sowie die Rolle<br />

<strong>der</strong> Familie und sozialer Unterstützung berücksichtigen.<br />

003<br />

Die Angst des Therapeuten vor Traumakonfrontation: Entstehung<br />

und Behandlung von Dissoziation als Traumafolgestörung<br />

Maggie Schauer (Universität Konstanz, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie, Reichenau)<br />

T. Elbert<br />

E<strong>in</strong>leitung: Dissoziation beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t traumabezogene Arbeit <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

bei komplex traumatisierten o<strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Patient<strong>in</strong>nen.<br />

Methode: Aufbauend auf Gedächtnistheorie e<strong>in</strong>erseits und Psychobiologie<br />

<strong>der</strong> Verteidigungskaskade an<strong>der</strong>erseits wird e<strong>in</strong> theoretisches<br />

Konzept zur Dissoziation entwickelt und es werden praktische<br />

therapeutische H<strong>in</strong>weise daraus erläutert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Peritraumatisch läuft abhängig von eigener<br />

körperlicher Disposition und <strong>der</strong> Art und Näherung <strong>der</strong> Bedrohung<br />

e<strong>in</strong>e Kaskade von Reaktionsdispositionen ab, die zunächst<br />

von starker sympathischer Erregung (Angst / Flucht o<strong>der</strong> Kampf /<br />

Ärger) gekennzeichnet ist, später aber von e<strong>in</strong>em Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong><br />

körperlichen und kognitiven Funktionen als Folge e<strong>in</strong>es vasovagalen<br />

Überhangs („Fright“ bzw. Schreckstarre bis Ohnmacht) dom<strong>in</strong>iert<br />

wird (Schauer & Elbert, 2008). E<strong>in</strong> Furchtnetzwerk des Traumas<br />

wird gebildet (Schauer et al., 2005), welches, wenn es später<br />

erneut aktiviert wird, dazu führt, dass <strong>der</strong> Organismus diejenige<br />

Sequenz von Verhaltensweisen wie<strong>der</strong> durchlebt, die er auch peritraumatisch<br />

gezeigt hat. Hier müssen im Wesentlichen diese zwei<br />

Typen unterschieden werden: Erlebnisse welche starke Aktivierung,<br />

Kampf und Flucht be<strong>in</strong>halteten und an<strong>der</strong>e, welche zur Erschlaffung<br />

und Ohnmacht („Totstellen“) führten. Wenn traumatische<br />

Erlebnisse unter Begleitemotionen von Hilflosigkeit und Angst<br />

folgen<strong>der</strong>maßen charakterisiert s<strong>in</strong>d, ist Dissoziation als Überlebensreaktion<br />

wahrsche<strong>in</strong>licher: bei Penetration <strong>der</strong> Körperöffnungen,<br />

angesichts von Blutverlust (o<strong>der</strong> scharfe Objekte auf <strong>der</strong> Haut),<br />

<strong>in</strong> Anwesenheit von Körperflüssigkeiten, bei starkem Grauen. All<br />

diese Events s<strong>in</strong>d durch Ekelreaktionen gekennzeichnet. Dissoziation<br />

me<strong>in</strong>t, dass auf Ebene des Thalamus e<strong>in</strong>e zunehmende funktionelle<br />

sensorische Deafferenzierung stattf<strong>in</strong>det bei gleichzeitiger<br />

Lähmung <strong>der</strong> Willkürmuskulatur und e<strong>in</strong>er Unfähigkeit Sprache<br />

angemessen zu produzieren sowie zu verarbeiten (Schauer & Elbert,<br />

2008). Damit können s<strong>in</strong>nliche Reize nicht mehr angemessen<br />

verarbeitet werden, nach e<strong>in</strong>er Phase tonischer Immobilität erschlafft<br />

<strong>der</strong> Körper und <strong>der</strong> Mensch reagiert nicht mehr auf <strong>in</strong>terne<br />

o<strong>der</strong> externe Reize. Es besteht sowohl Analgesie / Anästhesie als<br />

auch emotionale Taubheit <strong>in</strong> diesem Stadium. Alle Arten von<br />

Komplex-Traumata basieren auf diesem Vorgang. Um Traumaaufarbeitung<br />

dennoch zu ermöglichen, ist es daher von Bedeutung,<br />

Dissoziation zu begegnen. In <strong>der</strong> Folge remittieren nicht nur Traumasymptome,<br />

son<strong>der</strong>n auch dissoziative Symptome im Alltag. Der<br />

Vortrag erläutert die praktische Anwendung dieses theoretischen<br />

Modells <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychotherapie.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-024 Posterpräsentation<br />

Angst- und Zwangsstörungen<br />

Vorsitz: B. Bandelow (Gött<strong>in</strong>gen)<br />

001<br />

Religiosität, magisches Denken und paranormale Vorstellungen<br />

<strong>in</strong> Patienten mit Angst- und Zwangsstörungen<br />

Agorastos Agorastos (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Hamburg, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

L. Jel<strong>in</strong>ek, B. Hottenroth, F. Vitzthum, S. Randjbar, S. Moritz, M.<br />

Kellner<br />

Introduction: In the last two decades the number of scientific articles<br />

study<strong>in</strong>g the impact of religiosity on psychiatric disor<strong>der</strong>s and<br />

well-be<strong>in</strong>g has <strong>in</strong>creased rapidly. With respect to anxiety disor<strong>der</strong>s<br />

and obsessive-compulsive disor<strong>der</strong> (OCD), a literature review<br />

shows that the relation of anxiety and OCD to religiosity / spirituality<br />

is less extensively <strong>in</strong>vestigated than <strong>in</strong> other psychiatric disor<strong>der</strong>s<br />

and that the f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs are still unclear and controversial. There<br />

are also many f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs suggest<strong>in</strong>g that apart from religiosity and<br />

spirituality, magical ideation and paranormal beliefs also <strong>in</strong>fluence<br />

psychiatric disor<strong>der</strong>s. The objective of the study is to <strong>in</strong>vestigate the<br />

rela tion of spirituality, magical ideation and paranormal beliefs to<br />

anxiety disor<strong>der</strong>s <strong>in</strong> general and OCD <strong>in</strong> particular. The primary<br />

aim is to determ<strong>in</strong>e resilience and risk factors for the pathogenesis<br />

and treatment outcome of anxiety and obsessive-compulsive symptoms.<br />

In addition, the relation between, religion, religiosity, spirituality,<br />

paranormal beliefs and magical ideation can be systematically<br />

<strong>in</strong>vestigated.<br />

Method: The sample for this study has been recruited at the Department<br />

for Anxiety Spectrum Disor<strong>der</strong>s of the Cl<strong>in</strong>ic for Psychiatry<br />

and Psychotherapy <strong>in</strong> the University Medical Centre Hamburg-<br />

Eppendorf, Germany. Unselected <strong>in</strong>patient and outpatient samples<br />

with OCD and other anxiety disor<strong>der</strong>s are equally <strong>in</strong>terviewed and<br />

assessed at admission and discharge.<br />

Discussion / Results: Prelim<strong>in</strong>ary results of the project will be presented.<br />

002<br />

Ordnung ist das halbe Leben? Lebensqualität bei Zwang<br />

Marit Hauschildt (UKE Hamburg-Eppendorf, Kl<strong>in</strong>ische Neuropsychologie)<br />

L. Jel<strong>in</strong>ek, S. Moritz<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zahlreiche Studien bestätigen e<strong>in</strong>e herabgesetzte Lebensqualität<br />

(Quality of Life, QoL) bei Patienten mit e<strong>in</strong>er Zwangsstörung.<br />

Zudem gibt es H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>en Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

Symptomstärke. Bislang wurden fast ausschließlich Instrumente<br />

zur Erfassung <strong>der</strong> generischen QoL verwendet. Diese lassen spezifische<br />

Probleme von Zwangsgestörten jedoch weitgehend unberücksichtigt<br />

(z. B. Probleme durch E<strong>in</strong>bezug von Partner / Familie<br />

<strong>in</strong> Rituale). Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Studie war es, die allgeme<strong>in</strong>e QoL<br />

sowie zwangsspezifische Belange und <strong>der</strong>en Zusammenhang zur<br />

175


Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />

Psychopathologie zu explorieren.<br />

Methode: Im Rahmen e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternetgestützten Erhebung wurden<br />

123 Personen mit e<strong>in</strong>er Zwangsstörung h<strong>in</strong>sichtlich allgeme<strong>in</strong>er<br />

(WHOQOL-BREF) und störungsspezifischer (QoLOC) Aspekte<br />

ihrer QoL befragt. Anhand diagnostischer Standard<strong>in</strong>strumente<br />

wurden Zwangssymptomatik und Depression erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die allgeme<strong>in</strong>e QoL korrelierte negativ<br />

mit <strong>der</strong> Symptomstärke. Depressivität markierte den stärksten<br />

Prädiktor niedriger allgeme<strong>in</strong>er QoL. Darüber h<strong>in</strong>aus berichteten<br />

Betroffene von großem Leid aufgrund spezifisch auf die Zwangssymptomatik<br />

zurückgehen<strong>der</strong> Problembereiche. E<strong>in</strong>e Hauptkomponentenanalyse<br />

ermittelte vier Dimensionen <strong>der</strong> durch den<br />

QoLOC erfassten zwangsbed<strong>in</strong>gten Probleme: 1. Depressivität aufgrund<br />

<strong>der</strong> Zwänge, 2. E<strong>in</strong>schränkungen bei Aktivitäten aufgrund<br />

<strong>der</strong> Zwänge o<strong>der</strong> aufgrund von Vermeidung, 3. Probleme mit Partner<br />

/ Familie aufgrund <strong>der</strong> Zwänge, 4. Selbstkonzept / Umgang mit<br />

<strong>der</strong> eigenen Krankheit. Die vorliegenden Ergebnisse ergänzen Vorbefunde,<br />

die e<strong>in</strong>en Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en QoL<br />

und <strong>der</strong> Symptomstärke nachweisen konnten. Zwangsspezifische<br />

Problembereiche s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Maßen <strong>der</strong> generischen QoL kaum abbildbar.<br />

Da zwangsbed<strong>in</strong>gte Probleme aber nach unseren Ergebnissen<br />

für die Betroffenen hochrelevant und mit großem Leidensdruck<br />

verbunden s<strong>in</strong>d, sollten diese künftig <strong>in</strong> Forschung und Praxis e<strong>in</strong>e<br />

größere Aufmerksamkeit erfahren.<br />

003<br />

Traumer<strong>in</strong>nerung und Traum<strong>in</strong>halte bei Zwangserkrankungen vor<br />

und nach Reizkonfrontation – e<strong>in</strong>e Pilotstudie<br />

Anne Kathr<strong>in</strong> Külz (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

U. Stotz, N. Herbst, D. Riemann, G. Lucius-Hoene, M. Schredl, U.<br />

Vo<strong>der</strong>holzer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bislang ist kaum bekannt, ob sich Träume von Menschen<br />

mit Zwangserkrankungen von denen Gesun<strong>der</strong> unterscheiden.<br />

In <strong>der</strong> Behandlung von Zwangsstörungen hat sich Expositionstherapie<br />

als Methode <strong>der</strong> Wahl etabliert. Angesichts <strong>der</strong><br />

Diskussion um die psychische Belastung durch Expositionstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

ersche<strong>in</strong>t daher <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong>teressant, ob Expositionstherapie<br />

mit e<strong>in</strong>er Verän<strong>der</strong>ung des Traumgeschehens e<strong>in</strong>hergeht.<br />

Methode: Neun stationäre Patienten mit Zwangserkrankung protokollierten<br />

zu Behandlungsbeg<strong>in</strong>n sowie nach Durchführung <strong>der</strong><br />

ersten Expositionssitzungen über jeweils 5 Tage ihre Träume; zusätzlich<br />

nahmen sie an e<strong>in</strong>er umfangreichen psychometrischen<br />

Diagnostik teil. Die <strong>in</strong>sgesamt 40 Träume wurden <strong>in</strong>haltsanalytisch<br />

ausgewertet und mit den im gleichen Zeitraum erhobenen 84 Träumen<br />

10 gematchter Zwangspatienten ohne psychotherapeutische<br />

Behandlung sowie 63 Träumen 11 gesun<strong>der</strong> Kontrollprobanden<br />

verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Träume Gesun<strong>der</strong> wiesen signifikant<br />

mehr positiv getönte Inhalte auf als die Träume von Zwangspatienten;<br />

außerdem ergab sich e<strong>in</strong> negativer Zusammenhang zwischen<br />

Traumlänge und Schwere <strong>der</strong> Zwangssymptomatik (p=0,002). In<br />

den Träumen <strong>der</strong> stationär behandelten Patienten traten zu Behandlungsbeg<strong>in</strong>n<br />

tendenziell mehr Zwangs<strong>in</strong>halte auf. Im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Expositionsbehandlung wurde e<strong>in</strong>e signifikante Verr<strong>in</strong>gerung<br />

<strong>der</strong> Zwangsthemen im Traum beobachtet, außerdem nahmen auch<br />

Traumhäufigkeit, -länge, Komplexität und Affekt<strong>in</strong>tensität eher ab.<br />

Die gefundenen Unterschiede zwischen den Träumen Zwangserkrankter<br />

und gesun<strong>der</strong> Personen können i. S. <strong>der</strong> Kont<strong>in</strong>uitätshypothese<br />

als Fortsetzung <strong>der</strong> Tagesbelange im Traumgeschehen<br />

<strong>in</strong>terpretiert werden. Entgegen <strong>der</strong> Hypothese sche<strong>in</strong>t Exposition<br />

jedoch nicht mit e<strong>in</strong>er Intensivierung des Traumgeschehens e<strong>in</strong>herzugehen.<br />

Weitere Untersuchungen an größeren Stichproben<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>diziert, um das Traumverhalten von Zwangspatienten im<br />

Behandlungsverlauf näher zu untersuchen.<br />

176<br />

004<br />

Psychotisches Erleben und Dissoziation am Beispiel von Patienten<br />

<strong>in</strong> Krisensituationen<br />

Stefan Tschöke (ZfP Südwürttemberg, Psychiatrie I, Universität Ulm,<br />

Ravensburg)<br />

C. Uhlmann, T. Ste<strong>in</strong>ert<br />

E<strong>in</strong>leitung: Quasi-Psychotisches Erleben mit paranoidem Denken<br />

und halluz<strong>in</strong>atorischen Phänomenen ist auch bei Patienten ohne<br />

vorbekannte psychotische <strong>Erkrankungen</strong> e<strong>in</strong> relativ häufiges Phänomen<br />

<strong>in</strong> Belastungssituationen und für den Kl<strong>in</strong>iker diagnostisch<br />

teilweise schwer zuzuordnen. Es ist unklar, ob für solche Symptome<br />

e<strong>in</strong>e ähnliche Genese wie für psychotische Symptome z. B. bei Schizophrenie<br />

angenommen werden kann o<strong>der</strong> ob es sich um phänomenologisch<br />

ähnliche, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ätiologie aber verschiedene Symptome<br />

dissoziativer Genese handelt. Wir untersuchten die Ausprägung<br />

dissoziativer Symptome und psychotischen Erlebens an konsekutiv<br />

aufgenommenen Patienten mit nicht-psychotischen Störungen<br />

(ICD-10-Diagnosen F3, F4 und F6) unserer Krisen<strong>in</strong>terventionsstation.<br />

Methode: Das psychotische Erleben wurde mittels <strong>der</strong> Unterskalen<br />

Paranoides Denken und Psychotizismus <strong>der</strong> Symptom-Checkliste<br />

SCL-90-R (SCL-90-R) erfasst, die dissoziative Symptomatik mit<br />

dem Fragebogen für dissoziative Symptome (FDS). Insgesamt wurden<br />

172 Patienten untersucht, die wegen suizidaler Krisen zur Aufnahme<br />

gekommen waren. Bei 76 Patienten wurde die Diagnose e<strong>in</strong>er<br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e- o<strong>der</strong> komb<strong>in</strong>ierten Persönlichkeitsstörung gestellt.<br />

Die Vergleichsgruppe bestand vorwiegend aus Patienten mit e<strong>in</strong>er<br />

Anpassungsstörung o<strong>der</strong> depressiven Episode. 169 Patienten füllten<br />

die SCL-90-R am Anfang und am Ende des stationären Aufenthaltes<br />

aus. Der FDS wurde von <strong>in</strong>sgesamt 118 Patienten zu Beg<strong>in</strong>n<br />

des Aufenthaltes ausgefüllt. Es wurden Korrelationen zwischen<br />

dem Gesamtwert des FDS sowie dessen Unterskalen und den Ergebnissen<br />

im SCL-90-R (Paranoides Denken, Psychotizismus, GSI)<br />

gerechnet. Ebenso wurde untersucht, ob signifikante Unterschiede<br />

zwischen den beiden Patientengruppen bestehen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigten sich für beide Patientengruppen<br />

hoch signifikante Korrelationen zwischen den Skalen für Psychotizismus<br />

und Paranoides Erleben und dem Gesamt-FDS sowie<br />

dessen Subskalen. Im T-Test zeigte sich e<strong>in</strong> signifikanter Unterschied<br />

zwischen beiden Patientengruppen <strong>in</strong> allen gemessenen<br />

Skalen, außer für die Subskala Konversion im FDS. Der Unterschied<br />

im GSI war über die Behandlungszeit stabil und beide<br />

Gruppen besserten sich unter <strong>der</strong> Behandlung gleichermaßen. Die<br />

Ergebnisse s<strong>in</strong>d gut mit <strong>der</strong> Annahme vere<strong>in</strong>bar, dass e<strong>in</strong> Zusammenhang<br />

zwischen Dissoziation und psychotischem Erleben besteht.<br />

Kontrollierte Studien s<strong>in</strong>d notwendig, um diesen Zusammenhang<br />

zu untersuchen.<br />

005<br />

Neuronale Korrelate von Panik – Untersuchung von spontan auftretenden<br />

Panikattacken während e<strong>in</strong>er fMRT-Messung<br />

Thomas Dresler (Universitätskl<strong>in</strong>ik Würzburg, Psychophysiologie)<br />

M. Plichta, L. H. Ernst, S. Tupak, A.-C. Ehlis, T. Hahn, B. Warr<strong>in</strong>gs,<br />

J. Deckert, A. Fallgatter<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Untersuchung neuronaler Reaktionsmuster bei<br />

spontan auftretenden Panikattacken stellt im Bereich <strong>der</strong> Neurowissenschaften<br />

e<strong>in</strong> schwieriges Unterfangen dar. Bisherige Untersuchungen<br />

mit verschiedenen Provokationsmethoden (z. B. durch<br />

die Verabreichung von Laktat) im S<strong>in</strong>ne von Analogstudien bei gesunden<br />

Probanden geben zwar e<strong>in</strong>en besseren E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das Geschehen;<br />

solche künstlich ausgelösten Panikattacken s<strong>in</strong>d aber<br />

nicht unbed<strong>in</strong>gt mit spontanen Panikattacken gleichzusetzen, da<br />

die anfänglichen Erwartungen völlig an<strong>der</strong>e s<strong>in</strong>d. Bisher konnte <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen E<strong>in</strong>zelfallstudie an e<strong>in</strong>er Panikpatient<strong>in</strong> (Pflei<strong>der</strong>er<br />

et al., 2007) e<strong>in</strong>e spontane Panikattacke während e<strong>in</strong>es auditiven


Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />

Paradigmas untersucht werden, die mit e<strong>in</strong>er höheren Aktivität im<br />

Bereich <strong>der</strong> rechten Amygdala assoziiert war.<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit untersuchten wir zwei Patienten,<br />

die während unserer fMRT-Messungen spontan e<strong>in</strong>e Panikattacke<br />

bekamen und daraufh<strong>in</strong> die Messung abbrachen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Erste Analysen <strong>der</strong> neuronalen Aktivität<br />

bis zum Zeitpunkt des Messabbruchs zeigen bei e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> beiden<br />

Patienten e<strong>in</strong>en zeitlichen Verlauf <strong>in</strong> mit Angst und emotionaler<br />

Verarbeitung assoziierten Hirnarealen (Insula, Amygdala, präfrontaler<br />

Kortex), <strong>der</strong> sich mit <strong>der</strong> subjektiven Beschreibung des Patienten<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang br<strong>in</strong>gen lässt. Weitere Analysen werden genaueren<br />

Aufschluss über den zeitlichen Verlauf während spontaner Panikattacken<br />

erlauben.<br />

006<br />

Akute Tryptophandepletion bei Patienten mit Panikstörung und<br />

gesunden Probanden: E<strong>in</strong>fluss auf die Cortisolsekretion unter<br />

Ruhe- und Belastungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

Matthias J. Müller (Vitos Gießen-Marburg, KPP Gießen und Marburg)<br />

A. Scheurich, V. Scheurich, C. Fehr, J. Hennig, J. Kaltenegger<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bei Probanden führten e<strong>in</strong>e passagere Verr<strong>in</strong>gerung<br />

<strong>der</strong> zentralnervösen Seroton<strong>in</strong>verfügbarkeit durch akute Tryptophandepletion<br />

(ATD) und e<strong>in</strong> panikogener Stressor (35 % CO2-<br />

Inhalation) unabhängig zu e<strong>in</strong>er Cortisolerhöhung. Bei Panikstörungen<br />

wird e<strong>in</strong>e Seroton<strong>in</strong>dysregulation angenommen. Wir<br />

analysierten den E<strong>in</strong>fluss von ATD, CO2-Inhalation und weiteren<br />

Stressoren auf Speichelcortisolkonzentrationen bei Patienten mit<br />

Panikstörung und gesunden Probanden.<br />

Methode: 11 Patienten (36+/-15 Jahre, 5 Männer) mit akuter o<strong>der</strong><br />

remittierter Panikstörung (PD) (DSM-IV, seit >4W. unbehandelt,<br />

ke<strong>in</strong>e Depression) und 18 gesunde Probanden (KON, 37+/-11 Jahre,<br />

7 Männer, ke<strong>in</strong>e psychiatrische Störung-SKID) wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

doppel-bl<strong>in</strong>den, placebo-kontrollierten cross-over-Design<br />

mit ATD (tryptophanfreier Trunk) o<strong>der</strong> Placebo untersucht. Nach<br />

5 Stunden Ruhephase erfolgten CO2-Inhalation, Rechentest und<br />

Antizipation e<strong>in</strong>er freien Rede. Speichelproben wurden im Stundenabstand<br />

sowie vor und 15 m<strong>in</strong> nach den Stressoren (Abstand<br />

30 – 40 m<strong>in</strong>) gesammelt, die Untersuchungen erfolgten standardisiert<br />

von 9.00 –17.00Uhr. Cortisolkonzentrationen wurden mit Lum<strong>in</strong>eszenzimmunoassays<br />

bestimmt (VK


Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />

untersuchen. Unter Berücksichtigung aktuellster Forschungsergebnisse<br />

von Maercker et al. (2007), bezogen wir e<strong>in</strong> neues diagnostisches<br />

Konzept <strong>der</strong> Anpassungsstörungen als Stress-Reaktions-<br />

Syndrome <strong>in</strong> die Interpretation <strong>der</strong> Ergebnisse e<strong>in</strong>.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Von 37 PatientInnen wiesen 67,6 % (n =<br />

25) e<strong>in</strong> posttraumatisches Belastungssyndrom (PTBS) nach IES<br />

auf. Dieser hohe Anteil lässt sich bei Betrachtung <strong>der</strong> Symptome als<br />

Anpassungsstörung nach Maercker erklären. 14 Patienten (37,8 %)<br />

zeigten depressive Syndrome. Die Korrelation zwischen PTSS- und<br />

depressiver Symptomatologie war mit p = 0,01 signifikant. 27 % (n<br />

= 10) zeigten gemäß SKT kognitive Bee<strong>in</strong>trächtigungen: 8 hatten<br />

m<strong>in</strong>imale, 1 leichte und 1 mäßige kognitive Defizite. Im Vergleich<br />

zu HIV-PatientInnen ohne PTBS hatten HIV-PatientInnen mit<br />

PTBS signifikant ungünstigere Werte <strong>in</strong> den SF-36-Domänen allgeme<strong>in</strong>e<br />

Gesundheit (p = 0,003), Vitalität (p = 0,007), soziale Funktionsfähigkeit<br />

(p = 0,000), emotionale Rollenfunktion (p = 0,016)<br />

und psychische Gesundheit (p = 0,000), während die körperbezogenen<br />

Dimensionen ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiede aufwiesen.<br />

HIV-<strong>in</strong>fizierte PatientInnen zeigen e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko für Stress-<br />

Reaktions-Syndrome im S<strong>in</strong>ne von Anpassungsstörungen nach<br />

Maercker, depressive Begleitsyndrome und kognitive Bee<strong>in</strong>trächtigungen.<br />

Das Vorhandense<strong>in</strong> von Anpassungsstörungen nach<br />

Maercker ist bei ihnen mit signifikanten E<strong>in</strong>bußen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebensqualität<br />

assoziiert. Folglich raten wir frühzeitig nach HIV-Diagnosestellung<br />

zu e<strong>in</strong>er umfänglichen biopsychosozialen Diagnostik<br />

und Therapie von HIV-PatientInnen.<br />

009<br />

An extreme case of workplace bully<strong>in</strong>g with abuse and torture<br />

John Dudley (St. Joseph‘s Health Care, Psychiatry, Hamilton, Canada)<br />

Introduction: 1) to recognize forms of and psychological consequences<br />

of extreme workplace bully<strong>in</strong>g <strong>in</strong> a large mo<strong>der</strong>n corporation.<br />

2) to appreciate the cultural forces <strong>in</strong> an organization that can<br />

lead to the development and perpetuation of extreme workplace<br />

bully<strong>in</strong>g 3) to be able to identify <strong>in</strong>terventions for <strong>in</strong>dividual victims<br />

and strategies to prevent workplace bully<strong>in</strong>g at an organizational<br />

level.<br />

Method: Two <strong>in</strong>dividual victims and the perpetrator of extreme<br />

workplace bully<strong>in</strong>g are detailed. The corporate climate and context<br />

<strong>in</strong> which the prolonged bully<strong>in</strong>g occured are described along with<br />

proposed <strong>in</strong>terventions for the victims, perpetrator and corporate<br />

employer.<br />

010<br />

Arbeitsplatzängste und die Bedeutung verschiedener Dimensionen<br />

des Soziales Netzes<br />

Beate Muschalla (Rehazentrum Seehof und Charité, FG Psychosomatische<br />

Reha, Teltow)<br />

M. L<strong>in</strong>den<br />

E<strong>in</strong>leitung: Erlebter negativer Stress und psychische Bef<strong>in</strong>dlichkeitsstörungen<br />

am Arbeitsplatz wurden häufig im Zusammenhang<br />

mit ger<strong>in</strong>ger sozialer Unterstützung am Arbeitsplatz berichtet. Es<br />

stellt sich die Frage, <strong>in</strong>wieweit soziale Unterstützung <strong>in</strong> Lebensbereichen<br />

außerhalb <strong>der</strong> Arbeit e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss hat auf das Erleben<br />

spezifischer arbeitsplatzbezogener Ängste, sowie genereller psychischer<br />

Beschwerden.<br />

Methode: 154 berufstätige Patienten e<strong>in</strong>er psychosomatischen Rehabilitationskl<strong>in</strong>ik<br />

(70 % Frauen) wurden mittels Fragebogen untersucht.<br />

Erfasst wurden die selbste<strong>in</strong>geschätzte allgeme<strong>in</strong>e psychische<br />

Symptombelastung (SCL-90), Arbeitsplatzbezogene Ängste<br />

(Job-Angst-Skala), sowie die erlebte soziale Unterstützung <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Lebensbereichen (Arbeit, Haushalt, weitere Familie,<br />

Nachbarn, Freunde, Freizeitpartner).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Arbeitsplatzängste korrelierten signifi-<br />

178<br />

kant mit erlebter sozialer Unterstützung durch Kollegen. Dabei<br />

zeigten die Dimensionen „Kritik, Ablehnung, Überfor<strong>der</strong>ung“ sowie<br />

„Trost und Zuspruch“ engere Zusammenhänge mit Arbeitsplatzängsten<br />

als die Dimension <strong>der</strong> „Praktischen Unterstützung“.<br />

Es fanden sich ke<strong>in</strong>e bedeutsamen Zusammenhänge zwischen Arbeitsplatzängsten<br />

und Sozialer Unterstützung durch Haushaltsmitglie<strong>der</strong>,<br />

Freizeitpartner o<strong>der</strong> Nachbarn. Schlussfolgerungen Soziale<br />

Unterstützung ist bzgl. des Lebensbereichs Arbeit <strong>in</strong> spezifischer<br />

Weise bedeutsam. Arbeitsplatzängste s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> lebensbereichsspezifisches<br />

kl<strong>in</strong>isches Phänomen und unabhängig von erlebter sozialer<br />

Unterstützung außerhalb <strong>der</strong> Arbeit. Arbeitsplatzängste müssen<br />

unabhängig von allgeme<strong>in</strong>er psychischer Symptombelastung als<br />

eigenständiges kl<strong>in</strong>isches Phänomen verstanden werden.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-026 Posterpräsentation<br />

Somatoforme Störungen, Diagnostik, Therapie<br />

Vorsitz: S. Kl<strong>in</strong>gberg (Tüb<strong>in</strong>gen)<br />

001<br />

Diagnostik und Behandlung akut und chronisch traumatisierter<br />

Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrischen Institutsambulanz – e<strong>in</strong> Versorgungsmodell<br />

Gustav Wirtz (SRH Kl<strong>in</strong>ikum Karlsbad, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

N. Fleischmann, S. Stubenrauch, U. Esser, U. Frommberger<br />

E<strong>in</strong>leitung: Für die Versorgung psychisch traumatisierter Menschen<br />

stehen <strong>in</strong> Deutschland vielfältige Behandlungsmöglichkeiten<br />

zur Verfügung. Dazu zählen e<strong>in</strong>e Vielzahl von Traumaambulanzen.<br />

Dabei sche<strong>in</strong>t gerade den Traumaambulanzen die Rolle zu zu kommen,<br />

<strong>in</strong> akuten Krisensituationen rasch qualifizierte Behandlung<br />

zur Verfügung zu stellen. Trotz des vorhandenen Behandlungsangebotes<br />

bleibt unklar, welche Patientengruppen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>in</strong> Traumaambulanzen behandelt werden, ausserdem stellen Traumaambulanzen<br />

an Psychiatrischen Versorgungskrankenhäusern<br />

e<strong>in</strong>e Seltenheit dar. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Offenburger<br />

Traumaambulanz e<strong>in</strong> strukturiertes Programm zu Diagnose<br />

und Therapie traumatisierter Menschen entworfen.<br />

Methode: Der Versorgungsbedarf <strong>in</strong>nerhalb des Pflichtversorgungsbereiches<br />

sollte festgestellt werden. Es wurde e<strong>in</strong>e Testbatterie zusammengestellt<br />

und e<strong>in</strong> strukturiertes Vorgehen für Erstkontakte,<br />

Krisen<strong>in</strong>terventionen und e<strong>in</strong>e kognitiv-verhaltenstherapeutische<br />

Gruppentherapie für Patienten mit dissoziativen Störungen entworfen.<br />

Die Zuweisung <strong>in</strong> die Traumaambulanz erfolgte diagnoseunabhängig.<br />

Die Zuweisung konnte durch Hausärzte, Fachärzte<br />

jedes Fachgebietes, Angehörige, die Betroffenen selbst o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Institutionen erfolgen. Die diagnostischen Daten wurden deskriptiv<br />

statistisch ausgewertet, ebenso Verlaufsdaten <strong>der</strong> oben genannten<br />

Gruppentherapie.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Über e<strong>in</strong>en Zeitraum von 29 Monaten<br />

wurden <strong>in</strong>sgesamt 200 Patienten zugewiesen, bei 140 Patient<strong>in</strong>nen<br />

erfolgte e<strong>in</strong>e strukturierte Diagnostik. Die Akzeptanz bei allen Zuweisern<br />

war hoch. Quantitativ nahmen die Zuweisungen von Fachärzten<br />

den ger<strong>in</strong>gsten Teil e<strong>in</strong>, bei weitem überwogen Zuweisungen<br />

von Hausärzten und Organisationen <strong>der</strong> Opferhilfe. Am wertvollsten<br />

wurden die ger<strong>in</strong>ge Wartezeit, die niedrige Zugangsschwelle<br />

und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz des multiprofessionellen Teams bewertet. Insgesamt<br />

wurden Patienten <strong>in</strong> allen Stadien nach psychischen Traumatisierungen<br />

vorgestellt, bei e<strong>in</strong>em Anteil von ca. 20 % konnte ke<strong>in</strong>e<br />

Traumatisierung festgestellt werden, bei weiteren ca. 20 % konnte


Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />

trotz erlittenem Trauma ke<strong>in</strong>e Traumafolgestörung abgegrenzt<br />

werden, bei 90 % <strong>der</strong> vorgestellten Patienten konnte m<strong>in</strong>destens<br />

e<strong>in</strong>e behandlungsbedürftige psychische Erkrankung abgegrenzt<br />

werden. Die vorläufigen Ergebnisse des Gruppentherapieprogramms<br />

zeigen <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelfallanalyse e<strong>in</strong>e deutliche Symptomreduktion<br />

<strong>der</strong> Traumafolge- und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> dissoziativen<br />

Symptomatik. Somit kann geschlussfolgert werden, dass die Traumaambulanz<br />

nicht nur e<strong>in</strong>e Versorgungslücke schliesst, son<strong>der</strong>n<br />

auch zum besseren Verständnis des Erkrankungsh<strong>in</strong>tergrundes<br />

und damit zur besseren Therapieplanung <strong>der</strong> betroffenen Patienten<br />

beiträgt.<br />

002<br />

Somatoforme Schmerzstörungen aus Liaisonpsychiatrischer Sicht<br />

Michael Br<strong>in</strong>kers (Kl<strong>in</strong>ik für Anästhesiologie und, Schmerzambulanz,<br />

Magdeburg)<br />

T. Petz, A. Voigt, D. Hoffmeyer<br />

E<strong>in</strong>leitung: „Somatoform“ beschreibt e<strong>in</strong>e Klasse von psychischen<br />

Störungen, 1) <strong>der</strong>en wesentliche Charakteristika körperliche Symptome<br />

s<strong>in</strong>d. Die zu f<strong>in</strong>denden organischen Verän<strong>der</strong>ungen erklären<br />

das Beschwerdebild nicht h<strong>in</strong>reichend. 2) die nicht besser durch<br />

an<strong>der</strong>e psychische Störungen erklärbar s<strong>in</strong>d, d. h. psychische Störungen<br />

als mögliche Ursache sollten nicht vorhanden se<strong>in</strong>. 3) <strong>der</strong>en<br />

Unterform „somatoforme Schmerzstörung“ aufgrund <strong>der</strong> E<strong>in</strong>teilung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e akute und e<strong>in</strong>e chronische Form im DSM-IV oft im<br />

Zusammenhang mit chronischen Schmerzen genannt wird.<br />

Methode: Diese drei Kernpunkte <strong>der</strong> „somatoformen Schmerzstörung“<br />

wurden anhand <strong>der</strong> <strong>in</strong> unsere Schmerzambulanz zugewiesenen<br />

Patienten überprüft. E<strong>in</strong> Liaisonpsychiater hat bei Aufnahme<br />

die Schmerzanamnese, den somatischen Befund sowie e<strong>in</strong>en psychischen<br />

Befund erhoben und e<strong>in</strong>e psychiatrische Diagnose gestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nur bei 3/19 e<strong>in</strong>gewiesenen Patienten<br />

ließ sich die Diagnose „somatoforme Schmerzstörung“ replizieren<br />

003<br />

Psychoedukationsgruppe für chronische Schmerzpatienten: e<strong>in</strong>e<br />

Evaluation<br />

Bernhard Croissant (Kl<strong>in</strong>iken Landkreis Sigmar<strong>in</strong>gen, Psychiatrie,<br />

Psychotherapie)<br />

J. Böhler, E. Maurer, F. Konrad<br />

E<strong>in</strong>leitung: Untersuchung <strong>der</strong> Akzeptanz und Effektivität e<strong>in</strong>er<br />

multiprofessionell geleiteten psychoedukativen Schmerzgruppe für<br />

stationäre, teilstationäre und ambulante Schmerzpatienten<br />

Methode: Untersucht wurden 16 Patienten, die die diagnostischen<br />

Kriterien e<strong>in</strong>er chronischen Schmerzerkrankung erfüllten (m<strong>in</strong>destens<br />

6 Monate bestehen<strong>der</strong> Schmerz). Sie befanden sich im<br />

Chronifizierungsschema nach Gerbershagen <strong>in</strong> Stadium II o<strong>der</strong> III<br />

und wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 7 Module umfassenden, geschlossenen, verhaltenstherapeutisch<br />

orientierten Gruppenprogramm behandelt.<br />

E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Vorstellung bei e<strong>in</strong>em Schmerztherapeut war Voraussetzung.<br />

Depressivität wurde erhoben (BDI). Es fanden 14 tägige<br />

Gruppensitzungen von ca. 1,5 h Dauer statt. Themen waren Entspannungstechniken,<br />

Erkennen von psychischen E<strong>in</strong>flüssen auf<br />

Schmerzstärke, Stimmung und Lebensqualität. Mittels Austausch<br />

und Übungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe und im häuslichen Umfeld wurden<br />

Introspektionsfähigkeit, Autonomie, und positive Aktivitäten geför<strong>der</strong>t<br />

und dysfunktionale Kognitionen im Zusammenhang mit<br />

<strong>der</strong> Schmerzerkrankung modifiziert. E<strong>in</strong> Krisenplan wurde erarbeitet.<br />

Schmerzstärke, E<strong>in</strong>stellung zur Erkrankung und <strong>der</strong>en Behandlung<br />

sowie Aktivitätsän<strong>der</strong>ungen im Alltag nach Abschluss<br />

<strong>der</strong> Gruppe wurden erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Durchschnitt zeigten die Patienten zu<br />

Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Gruppe e<strong>in</strong>en Wert von 19,6 im BDI, was e<strong>in</strong>er leichten<br />

depressiven Episode zugeordnet werden kann. Mehr als 50 % <strong>der</strong><br />

Patienten erlebten e<strong>in</strong>e Besserung ihrer Schmerzstärke. Bei über<br />

65 % <strong>der</strong> Patienten kam es zu e<strong>in</strong>er Aktivitätssteigerung und die<br />

Pat. konnten durch erlernte Techniken zum<strong>in</strong>dest teilweise die<br />

Schmerzstärke modifizieren. Bei über 80 % <strong>der</strong> Pat. än<strong>der</strong>te sich die<br />

E<strong>in</strong>stellung zur Behandlung durch die Gruppenteilnahme positiv.<br />

Schlussfolgerungen: Chronische Schmerzpatienten sche<strong>in</strong>en von<br />

e<strong>in</strong>em psychoedukativen Gruppenangebot zu profitieren. Neben<br />

<strong>der</strong> Schmerzerkrankung liegen auch häufig psychische Komorbiditäten<br />

vor, die durch e<strong>in</strong>e verhaltenstherapeutische Behandlung gebessert<br />

werden können. Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Krankheitsakzeptanz<br />

und E<strong>in</strong>stellung zur Behandlung können zu verbesserter Aktivität<br />

und besserem Umgang mit <strong>der</strong> Schmerzerkrankung und <strong>in</strong>sgesamt<br />

höheren Lebensqualität führen.<br />

004<br />

Prospektive Untersuchung zu den Auswirkungen von aorto – koronaren<br />

Bypassoperationen auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität<br />

und das Auftreten posttraumatischer Belastungssymptome<br />

im 6-Monats-Verlauf<br />

Hans-Bernd Rothenhäusler (Mediz<strong>in</strong>ische Universität Graz, Univ.-<br />

Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Österreich)<br />

A. Stepan<br />

E<strong>in</strong>leitung: Aufgrund von <strong>in</strong>novativen Entwicklungen und kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

Verbesserungen auf den Gebieten <strong>der</strong> operativen Techniken,<br />

<strong>der</strong> extrakorporalen Zirkulation (EKZ) und <strong>der</strong> <strong>in</strong>tensivmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Behandlungsmaßnahmen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den vergangenen<br />

40 Jahren deutlich höhere Überlebensraten nach großen herzchirurgischen<br />

E<strong>in</strong>griffen mit EKZ wie <strong>der</strong> aorto – koronaren Bypassoperation<br />

(CABG: coronary artery bypass graft) erzielt worden.<br />

Ziel dieser Studie war es, Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> gesundheitsbezogenen<br />

Lebensqualität und <strong>der</strong> emotionalen Bef<strong>in</strong>dlichkeit nach e<strong>in</strong>er<br />

elektiv durchgeführten CABG im 6 – Monats – Verlauf zu evaluieren<br />

und Zusammenhänge zwischen posttraumatischen Stresssymptomen<br />

und <strong>der</strong> Lebensqualität zu untersuchen.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er prospektiv durchgeführten Studie konnten <strong>in</strong>sgesamt<br />

138 <strong>der</strong> ursprünglich 147 PatientInnen 6 Monate nach e<strong>in</strong>er<br />

elektiv durchgeführten CABG nachuntersucht werden. Sowohl<br />

präoperativ als auch 6 Monate nach dem E<strong>in</strong>griff wurde die gesundheitsbezogene<br />

Lebensqualität (SF – 36) evaluiert sowie das<br />

Vorliegen posttraumatischer Belastungssymptome (PTSS – 10) erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> präoperativen Diagnostik<br />

mittels PTSS-10 bestand bei 1 <strong>der</strong> 147 PatientInnen e<strong>in</strong>e<br />

posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). 6 Monate nach CABG<br />

war zwar bei immerh<strong>in</strong> 9 <strong>der</strong> 138 nach untersuchten PatientInnen<br />

(6,5 %) e<strong>in</strong>e PTBS zu diagnostizieren, aber die PTSS-10-Summenwerte<br />

sanken <strong>in</strong>sgesamt signifikant für die Gesamtgruppe <strong>der</strong> nachuntersuchten<br />

PatientInnen im 6-Monats-Verlauf (mittlerer präoperativer<br />

PTSS-10-Wert: 18,2 ± 6,7; mittlerer PTSS-10-Wert<br />

6 Monate postoperativ: 17,3 ± 8,0; p < 0.01). Im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

gesundheitsbezogene Lebensqualität war festzuhalten, dass sich<br />

6 Monate nach CABG die Lebensqualitätskennziffern <strong>in</strong> allen acht<br />

SF-Gesundheitskategorien signifikant im Vergleich zu den präoperativ<br />

erhobenen SF-36-Werten verbessert hatten. PatientInnen mit<br />

PTBS im Vergleich zu PatientInnen ohne PTBS zeigten signifikant<br />

ungünstigere SF-36-Lebensqualitätskennziffern <strong>in</strong> den Kategorien<br />

ER (p < 0.001), PW (p < 0.01), SF (p < 0.01), AG (p < 0.01),<br />

V (p < 0.05) und KS (p < 0.05).<br />

179


Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />

005<br />

Posttraumatische Stressreaktionen und HHNA-Verän<strong>der</strong>ungen im<br />

zeitlichen Verlauf bei Patienten mit akuter Rückenmarkverletzung<br />

Carol<strong>in</strong> Kühn (Universität Tüb<strong>in</strong>gen, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

A. Jusyte, M. Schönenberg<br />

E<strong>in</strong>leitung: Forschungsbefunde <strong>der</strong> letzten Jahre belegen akute<br />

und chronische Alterationen des endokr<strong>in</strong>ologischen Stresssystems<br />

bei <strong>der</strong> Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Ungeklärt<br />

bleiben aber die zugrundeliegende Pathogenese und <strong>der</strong> zeitliche<br />

Ablauf, folglich Entwicklung, Erstauftreten und Manifestation dieser<br />

Verän<strong>der</strong>ung. Die Heterogenität im Studiendesign und differierende<br />

Messmethoden bei überwiegend s<strong>in</strong>gulären Messungen <strong>in</strong><br />

Ur<strong>in</strong>, Plasma und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Saliva erschweren die Interpretation <strong>der</strong><br />

vorliegenden Daten. Um die komplexe Rolle <strong>der</strong> Hypothalamus-<br />

Hypophysen-Nebennieren Achse (HHNA) bei <strong>der</strong> Entstehung und<br />

Aufrechterhaltung e<strong>in</strong>er PTBS nach e<strong>in</strong>em traumatischen Stressereignis<br />

betrachten zu können s<strong>in</strong>d methodisch fundierte Längsschnittstudien<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Subgruppen von Betroffenen dr<strong>in</strong>gend<br />

erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Methode: Ziel <strong>der</strong> hier vorgestellten, laufenden Studie unserer<br />

Arbeitsgruppe ist es, an e<strong>in</strong>em homogenen Hochrisikokollektiv<br />

von Traumaopfern die HHNA-Aktivität erstmalig prospektiv im<br />

zeitlichen Verlauf abzubilden. Hierzu werden Patienten (N=20) mit<br />

e<strong>in</strong>er traumtischen Rückenmarkverletzung (Diagnose Tetra- / Paraplegie)<br />

aus zwei überregionalen Traumazentren konsekutiv rekrutiert.<br />

Über e<strong>in</strong> Messwie<strong>der</strong>holungsdesign werden zwei Monate<br />

nach dem Unfall <strong>der</strong> 24 Stunden Ur<strong>in</strong> über sechs Wochen jeweils<br />

e<strong>in</strong>mal an wechselnden Wochentagen gesammelt, analysiert und<br />

mit den berichteten posttraumatischen Belastungssymptomen <strong>in</strong><br />

Beziehung gesetzt. Diese zeitliche Abbildung stressachsenassoziierter<br />

endokr<strong>in</strong>er Kenngrößen (Cortisol, DHEA(S)) soll Aufschluss<br />

über den Verlauf stressbed<strong>in</strong>gter (möglicherweise störungsspezifischer)<br />

Alterationen <strong>der</strong> HHNA-Aktivität br<strong>in</strong>gen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Vorläufige Daten <strong>der</strong> sechswöchigen endokr<strong>in</strong>ologischen<br />

Erhebung <strong>in</strong> Abhängigkeit vom psychopathologischen<br />

Status werden präsentiert.<br />

006<br />

Erhöhung von DHEA und DHEA-S im Plasma bei Posttraumatischer<br />

Belastungsstörung mit k<strong>in</strong>dlicher Traumatisierung<br />

Christoph Muhtz (UKE, Psychiatrie und Psychotherapie, Hamburg)<br />

F. Peter, S. Dunker, K. Wiedemann, A. Yassouridis, M. Kellner<br />

E<strong>in</strong>leitung: Während umfangreichere Daten zu <strong>der</strong> Bedeutung von<br />

Cortisol bei Posttraumatischer Belastungsstörung (PTSD) vorliegen,<br />

ist wenig über das weitere adrenale Steroidhormon Dehydroepiandrosteron<br />

(DHEA) und se<strong>in</strong> Derivat Dehydroepiandrosteron-<br />

Sulfat (DHEA-S) bei dieser Erkrankung bekannt. Ziel unserer<br />

Studie war, den E<strong>in</strong>fluss von anamnestischer schwerer k<strong>in</strong>dlicher<br />

Traumatisierung bei Patienten / -<strong>in</strong>nen mit PTSD auf diese Steroidhormone<br />

h<strong>in</strong> zu untersuchen<br />

Methode: Bei 33 Patienten / -<strong>in</strong>nen mit chronischer PTSD (15 mit<br />

und 18 ohne sexuellen o<strong>der</strong> physischen Missbrauch im Alter bis<br />

zu 12 Jahren) wurde e<strong>in</strong> modifizierter Dexamethason / CRH-Test<br />

(0.5 mg Dexamethason um 23:00, 100 µg h-CRH um 15:00) durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Plasma-Spiegel von sowohl DHEA<br />

als auch DHEA-S nach Dexamethason-E<strong>in</strong>nahme und vor Gabe<br />

von CRH waren signifikant erhöht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong>jenigen mit<br />

k<strong>in</strong>dlicher Traumatisierung, weiterh<strong>in</strong> war das Verhältnis von Cortisol<br />

zu DHEA bzw. DHEA-S <strong>in</strong> dieser Gruppe signifikant erniedrigt.<br />

Unsere Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung <strong>der</strong> Beachtung<br />

von k<strong>in</strong>dlicher Traumatisierung bei <strong>der</strong> Beurteilung von<br />

DHEA- and DHEA-S-Spiegeln bei Patienten / -<strong>in</strong>nen mit PTSD.<br />

Durch weitere Studien sollte überprüft werden, ob DHEA und<br />

180<br />

DHEA-S als möglicher Biomarker für k<strong>in</strong>dliche Traumatisierung<br />

bei PTSD und an<strong>der</strong>en Stress-assoziierten <strong>Erkrankungen</strong> dienen<br />

können.<br />

007<br />

Buproprion br<strong>in</strong>gt ke<strong>in</strong>e Verbesserung des Therapieeffekts von<br />

niedrig-frequenter repetitiver transkranieller Magnetstimulation<br />

(rTMS) bei T<strong>in</strong>nitus<br />

Julia Burger (Bezirkskl<strong>in</strong>ikum Regensburg, Psychiatrie / TMS- Labor)<br />

E. Frank, T. Kle<strong>in</strong>jung, V. Vielsmeier, M. Landgrebe, G. Hajak, B.<br />

Langguth<br />

E<strong>in</strong>leitung: Funktionelle Bildgebung und neurophysiologische Daten<br />

haben gezeigt, dass chronischer T<strong>in</strong>nitus mit e<strong>in</strong>er hypermetabolischen<br />

Aktivität im primären auditorischen Kortex e<strong>in</strong>hergeht.<br />

Niedrig-frequente repetitive transkranielle Magnetstimulation<br />

(rTMS) des temporalen Kortex hat <strong>in</strong> mehreren Studien Wirksamkeit<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> T<strong>in</strong>nitusbehandlung gezeigt, jedoch s<strong>in</strong>d die Behandlungseffekte<br />

lediglich mäßig. In präkl<strong>in</strong>ischen Untersuchungen<br />

konnte gezeigt werden, dass durch dopam<strong>in</strong>erge Substanzen rTMS<br />

Effekte potenziert werden können. In dieser Studie setzten wir den<br />

Dopam<strong>in</strong>- und Noradrenal<strong>in</strong>-Reuptake-Hemmer Buproprion e<strong>in</strong><br />

mit dem Ziel die Wirkung <strong>der</strong> niedrig-frequenten rTMS <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

T<strong>in</strong>nitusbehandlung zu verbessern.<br />

Methode: 18 Patienten mit therapierefraktärem chronischen T<strong>in</strong>nitus<br />

erhielten 10 rTMS Behandlungen an 10 aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> folgenden<br />

Arbeitstagen. 4 Stunden vor je<strong>der</strong> rTMS Behandlung nahmen<br />

sie 150 mg Buproprion (Elontril) e<strong>in</strong>. Die rTMS Behandlung wurde<br />

mit e<strong>in</strong>em Medtronic System mit schmetterl<strong>in</strong>gsförmigen Spule<br />

durchgeführt. Diese Gruppe wurde mit e<strong>in</strong>er Kontrollgruppe aus<br />

103 Patienten verglichen, die die gleiche rTMS Behandlung lediglich<br />

ohne Medikation erhielten. In beiden Gruppen wurde über<br />

dem l<strong>in</strong>ken auditorischen Kortex ungeachtet e<strong>in</strong>er Recht- o<strong>der</strong><br />

L<strong>in</strong>kshändigkeit o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Lateralisation des T<strong>in</strong>nitus stimuliert<br />

(10 Sitzungen, 2000 Stimuli, 110 % <strong>der</strong> motorischen Reizschwelle,<br />

1 Hz). Der Schweregrad des T<strong>in</strong>nitus wurde vor Beg<strong>in</strong>n (Basel<strong>in</strong>e),<br />

am Ende (Tag 12) und 13 Wochen nach Abschluss <strong>der</strong> Behandlung<br />

(Tag 90) mittels T<strong>in</strong>nitusfragebogen (Goebel und Hiller, Hogrefe<br />

Testzentrale, Gött<strong>in</strong>gen) bestimmt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Für die Gesamtgruppe fand sich e<strong>in</strong>e<br />

signifikante Reduktion des T<strong>in</strong>nitusschweregrades (effect of time:<br />

p=0.036). Jedoch gab es bzgl. <strong>der</strong> 2 verschiedenen Behandlungspfade<br />

ke<strong>in</strong>en signifikanten Unterschied (p=0.199), es zeigte sich e<strong>in</strong><br />

leichter Trend für e<strong>in</strong>en besseren Effekt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kontrollgruppe. Zusammenfassend<br />

bestätigt diese Behandlungsstudie, dass niedrigfrequente<br />

rTMS e<strong>in</strong>en positiven Behandlungseffekt auf T<strong>in</strong>nitus<br />

hat. Dieser Effekt lässt sich jedoch durch die Gabe von 150 mg Buproprion<br />

vor je<strong>der</strong> TMS Sitzung nicht weiter verbessern.<br />

008<br />

rTMS zur Behandlung von Zwangsstörungen: e<strong>in</strong> Fallbericht<br />

Julia Burger (Bezirkskl<strong>in</strong>ikum Regensburg, Psychiatrie / TMS- Labor)<br />

E. Frank, M. Landgrebe, G. Hayak, B. Langguth<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS)<br />

ist e<strong>in</strong> seit über 10 Jahren e<strong>in</strong>gesetztes Instrument zur Behandlung<br />

neuropsychiatrischer <strong>Erkrankungen</strong> wie Depression, T<strong>in</strong>nitus o<strong>der</strong><br />

chron. Schmerzsyndromen. Nun wurde niedrigfrequente rTMS<br />

über dem supplementär motorischen Areal zur Behandlung von<br />

Zwangsstörungen vorgeschlagen (Mantovani_et_al_Int J Neuropsychopharmacol.<br />

2006 Feb;9(1):95-100. Epub 2005 Jun 28).<br />

Methode: E<strong>in</strong> Patient mit behandlungsresistenter Zwangsstörung<br />

wurde im Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuellen Heilversuches <strong>in</strong> 20 Sitzungen<br />

mit jeweils 1800 Stimuli, e<strong>in</strong>er Frequenz von 1 Hz und e<strong>in</strong>er<br />

Intensität von 100 % <strong>der</strong> Motorschwelle über dem supplementär<br />

motorischen Areal beidseits stimuliert. Behandlungseffekte wurden<br />

mit dem Hamburger Zwangs<strong>in</strong>ventar (HZI) erfasst.


Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />

Diskussion / Ergebnisse: Unter <strong>der</strong> Behandlung kam es zu e<strong>in</strong>er<br />

signifikanten Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des HZI von 40 (Basel<strong>in</strong>e) auf 27<br />

(Woche 2) und 26 (Woche 4). Auch subjektiv berichtete <strong>der</strong> Patient<br />

über e<strong>in</strong>e deutliche Besserung se<strong>in</strong>er Zwangssymptomatik. Der<br />

beschriebene Fall legt nahe, dass rTMS e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Option zur<br />

Behandlung von Zwangsstörungen darstellt. E<strong>in</strong>schränkend muß<br />

berücksichtigt werden, dass es sich lediglich um e<strong>in</strong>en Fallbericht<br />

e<strong>in</strong>er offenen Behandlung handelt und <strong>der</strong> Patient zusätzlich Pharmakotherapie,<br />

Verhaltenstherapie und e<strong>in</strong>e stationäre Behandlung<br />

erhielt. Daher s<strong>in</strong>d weitere placebo-kontrollierte Studien notwendig.<br />

009<br />

Die affekthalluz<strong>in</strong>atorische Dekompensation depressiver Anpassungsstörungen<br />

bei Migranten und die ICD-10 und DSM-IV-R<br />

Johann F. Spittler (Datteln)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> Renten- und GdB-Begutachtung f<strong>in</strong>den sich bei<br />

Migranten auffallend häufig psychische Störungen mit <strong>der</strong> Angabe<br />

meist akustischer, seltener auch optischer Halluz<strong>in</strong>ationen herabsetzenden<br />

o<strong>der</strong> beschuldigenden, eher wenig bedrohenden Inhalts.<br />

Die Symptomatik variiert von e<strong>in</strong>er eher nur belästigenden bis zu<br />

e<strong>in</strong>er schizophrenietypisch apophän trematypisch paranoiden<br />

Qualität und tritt typischerweise zur Zeit <strong>der</strong> def<strong>in</strong>itiven Realisation<br />

des beruflichen und sozialen Scheiterns auf. S<strong>in</strong>nvollerweise<br />

s<strong>in</strong>d sie daher als „Affekt-Halluz<strong>in</strong>ationen“ zu bezeichnen.<br />

Methode: Die eigenen <strong>in</strong> <strong>der</strong> knappschaftlichen und sozialgerichtlichen<br />

Begutachtung Tätigkeit erstellten Gutachten wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Datenbank erfasst: 1076 Untersuchungen von 925 verschiedenen<br />

Probanden, darunter 565 <strong>in</strong> <strong>der</strong> BRD geborene deutsch-stämmige<br />

(DTST), <strong>in</strong>sgesamt 269 fremd-stämmige (FRST) und 200 <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Türkei geborene türkisch- bzw. kurdisch-stämmige (TKST) Versicherte<br />

/ Kläger. Insbeson<strong>der</strong>e biographische Daten, psychopathologische<br />

Symptome und die Diagnosen wurden systematisch<br />

prospektiv erfasst. Die Trugwahrnehmungen wurden nach „pseudohalluz<strong>in</strong>atorischen<br />

Albträumen (pAlbT)“, „Affekthalluz<strong>in</strong>ationen<br />

(AffH)“ und “paranoiden Halluz<strong>in</strong>ationen (parH)” differenziert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In den unterschiedenen Gruppen fanden<br />

sich: TKST: pAlbT: 2,5 %, AffH: 27,5 %, parH: 4,5 %; FRST: pAlbT:<br />

1,9 %, AffH: 22,7 %, parH: 3,7 %; DTST: pAlbT: 1,1 %, AffH: 2,7 %,<br />

parH: 1,9 %. Je nach grundsätzlicher Auffassung und vor<strong>der</strong>gründiger<br />

Symptomatik wurden die Krankheitsbil<strong>der</strong> zuvor als Schizophrenien<br />

o<strong>der</strong> als Depressionen e<strong>in</strong>geordnet. Die Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> biographisch frühen soziokulturellen Prägungen legt nahe, diese<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong> unter dem Aspekt migrations-assoziierter Anpassungsstörungen<br />

zu betrachten. Soweit anhand mehrfacher eigener<br />

o<strong>der</strong> im Vergleich zu Vorbegutachtungen zu beurteilen, s<strong>in</strong>d<br />

auch kultur-konforme psychosomatische Reha-Verfahren kaum erfolgreich<br />

und die Prognose ist - zum<strong>in</strong>dest bei Verbleib <strong>in</strong> <strong>der</strong> BRD<br />

- ungünstig. Die diagnostische E<strong>in</strong>ordnung <strong>in</strong> ICD-10 o<strong>der</strong> DSM-<br />

IV-R ist problematisch und verleitet zu e<strong>in</strong>er Skotomisierung pathogenetischen<br />

Denkens. Die Unkenntnis dieses auffallenden<br />

Krankheitsbildes führt zu erratischen gutachtlichen Urteilen.<br />

010<br />

PISO – e<strong>in</strong>e manualisierte psychosomatische Intervention bei<br />

multisomatoformen Störungen<br />

Joram Ronel (Kl<strong>in</strong>ikum rechts <strong>der</strong> Isar, TUM, Kl<strong>in</strong>ik für psychosomatische<br />

Mediz<strong>in</strong>, München)<br />

H. Gündel, J. Kruse, C. Lahmann, M. Sack, H. Sattel, N. Sauer, G.<br />

Schnei<strong>der</strong>, P. Henn<strong>in</strong>gsen<br />

E<strong>in</strong>leitung: Somatisierung ist ebenso wie Angst und Depressivität<br />

e<strong>in</strong> im kl<strong>in</strong>ischen Alltag weit verbreitetes und gesundheitsökonomisch<br />

relevantes Phänomen. Die Behandlung von Patienten mit<br />

somatoformen Störungen – sei es im somatischen o<strong>der</strong> im psychi-<br />

schen Kontext – ist allerd<strong>in</strong>gs problematisch und oftmals wenig<br />

geliebt. Bislang fehlen manualisierte Therapieansätze, die es den<br />

Patienten ermöglichen, den prognostisch entscheidenden Schritt,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e fachspezifische psychosomatische o<strong>der</strong> psychiatrische Behandlung<br />

zu gehen und gleichsam Ärzten und Therapeuten e<strong>in</strong><br />

therapeutisches Instrumentarium an die Hand zu geben, um Patienten<br />

mit organisch nicht h<strong>in</strong>reichend erklärbaren Körperbeschwerden<br />

zu behandeln.<br />

Methode: Im Rahmen <strong>der</strong> multizentrischen von <strong>der</strong> DFG f<strong>in</strong>anzierten<br />

randomisiert-kontrollierten PISO-Studie wurde e<strong>in</strong>e psychodynamisch-<strong>in</strong>teraktionelle<br />

psychosomatische Kurz<strong>in</strong>tervention<br />

entwickelt und untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das hier vorgestellte PISO-Manual besteht<br />

aus 12 multimodal strukturierten E<strong>in</strong>zelsitzungen. Phasengeleitet<br />

werden symptomorientierte Exploration, Psychoedukation,<br />

Erweiterung des Krankheitsmodells, Klarifikation des <strong>in</strong>terpersonellen<br />

Kontextes und <strong>der</strong> begleitenden Emotionen sowie <strong>der</strong> Transfer<br />

<strong>in</strong> den Alltag bearbeitet.<br />

011<br />

Pflanzliches Komb<strong>in</strong>ationspräparat mit und ohne Pestwurz (Ze<br />

185) für die Behandlung von Patienten mit Somatisierungsstörungen:<br />

e<strong>in</strong>e randomisierte, placebo-kontrollierte pharmako-kl<strong>in</strong>ische<br />

Studie<br />

Jörg Melzer (Universitätsspital Zürich, Inst. für Naturheilkunde<br />

Departement Innere Mediz<strong>in</strong>, Schweiz)<br />

E. Schra<strong>der</strong>, A. Brattström, R. Schellenberg, R. Saller<br />

E<strong>in</strong>leitung: Pflanzliche Arznei- und Heilmittel, auch <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ationen,<br />

werden von Patienten mit psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

angewandt, aber die Evidenz ist oft limitiert. Ziel dieser Studie ist es<br />

daher am Beispiel e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> Schweiz auf dem Markt bef<strong>in</strong>dlichen<br />

pflanzlichen Komb<strong>in</strong>ationspräparats (Ze185, e<strong>in</strong>e 4-er Komb<strong>in</strong>ation)<br />

Aspekte <strong>der</strong> Wirksamkeit und Verträglichkeit <strong>der</strong> Pflanzenkomb<strong>in</strong>ation<br />

zu evaluieren.<br />

Methode: Für e<strong>in</strong>e pharmako-kl<strong>in</strong>ische Studie wurden 182 Patienten<br />

mit Somatisierungsstörungen (F45.0) und undifferentierten<br />

Somatisierungsstörungen (F45.1) für e<strong>in</strong>e 2-wöchige Behandlung<br />

<strong>in</strong> 3 Studiengruppen randomisiert (1.: Ze 185 = 4-er Komb<strong>in</strong>ation<br />

mit Pestwurz, 2. 3-er Komb<strong>in</strong>ation ohne Pestwurzextrakt, 3.: Placebo).<br />

Der Prä / -post-Vergleich <strong>der</strong> Symptome Angst (visual analogue<br />

scale – VAS) und Depression (Beck‘s Depression Inventory<br />

– BDI) diente als primäres Zielparameter, Cl<strong>in</strong>ical Global Impression<br />

(CGI) und Patientene<strong>in</strong>schätzung waren sekundäre Zielparameter.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die 4-er Komb<strong>in</strong>ation war <strong>der</strong> 3-er Komb<strong>in</strong>ation<br />

und Placebo <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reduktion <strong>der</strong> Scorewerte von VAS<br />

und BDI sowie h<strong>in</strong>sichtlich CGI und Patientene<strong>in</strong>schätzung signifikant<br />

überlegen (4-er Komb<strong>in</strong>ation > 3-er Komb<strong>in</strong>ation > Placebo).<br />

Es traten ke<strong>in</strong>e schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse<br />

auf. Die pflanzliche 4-er Komb<strong>in</strong>ation (Ze185) erwies sich wirksam<br />

und sicher <strong>in</strong> <strong>der</strong> kurzfristigen Behandlung von Patienten mit Somatisierungsstörungen.<br />

181


Topic 6 G Essstörungen, Schlafstörungen und an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Kategorie F5 // Eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s, sleep disor<strong>der</strong>s and others of category F5<br />

Topic: 6 Essstörungen, Schlafstörungen und an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Kategorie<br />

F5<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal 5<br />

B-010 Beson<strong>der</strong>e Veranstaltung<br />

Christ<strong>in</strong>a-Barz-Lecture<br />

Vorsitz: M. Fichter (Prien Am Chiemsee), M. Gastpar (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Krankheitsverleugnung und Wi<strong>der</strong>stand bei Essstörungen<br />

W. Van<strong>der</strong>eycken<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Istanbul<br />

ST-012 State-of-the-Art-Symposium<br />

182<br />

Sleep disor<strong>der</strong>s<br />

Vorsitz: G. Hajak (Regensburg), D. Riemann (Freiburg)<br />

001<br />

Insomnia – a disor<strong>der</strong> of hyperarousal?<br />

Dieter Riemann (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Introduction: Primary <strong>in</strong>somnia is def<strong>in</strong>ed as difficulties fall<strong>in</strong>g<br />

asleep, ma<strong>in</strong>ta<strong>in</strong><strong>in</strong>g sleep or non-restorative sleep accompanied by<br />

significantly impaired daytime function<strong>in</strong>g <strong>in</strong> the absence of a specific<br />

physical, mental or substance-related cause. The concept of<br />

Psychophysiological Insomnia is based on the assumption of a<br />

closely related <strong>in</strong>terplay between psychological and physiological<br />

factors be<strong>in</strong>g at the root of chronic <strong>in</strong>somnia.In our presentation we<br />

are go<strong>in</strong>g to review especially the physiological aspects of this model.<br />

Method: Summariz<strong>in</strong>g, the literature on physiological aspects of<br />

chronic <strong>in</strong>somnia provides substantial support for the concept that<br />

hyperarousal processes from the molecular to the higher system<br />

level play a keyrole <strong>in</strong> the pathophysiology of primary <strong>in</strong>somnia.<br />

Autonomous, neuroendocr<strong>in</strong>e, neuroimmnological, electrophysiological<br />

and neuroimag<strong>in</strong>g studies demonstrate <strong>in</strong>creased levels of<br />

arousal <strong>in</strong> primary <strong>in</strong>somnia dur<strong>in</strong>g both night and day time.<br />

Discussion / Results: In the light of neurobiological theories of<br />

sleep-wake regulation, primary <strong>in</strong>somnia may be conceptualized as<br />

a f<strong>in</strong>al common pathway result<strong>in</strong>g from the <strong>in</strong>terplay between a genetic<br />

vulnerability for an imbalance between arous<strong>in</strong>g and sleep<br />

<strong>in</strong>duc<strong>in</strong>g bra<strong>in</strong> activity, psychosocial / medical stressors and perpetuat<strong>in</strong>g<br />

mechanisms <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g dysfunctional sleep-related behavior,<br />

learned sleep prevent<strong>in</strong>g associations and other cognitive factors<br />

like tendency to worry / rum<strong>in</strong>ate.<br />

002<br />

Anti-<strong>in</strong>somnia drugs, sleep-enhancers and other <strong>in</strong>novations of<br />

sleep medic<strong>in</strong>e<br />

Göran Hajak (Universität Regensburg, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal Stockholm 3<br />

ST-018 State-of-the-Art-Symposium<br />

Schlafstörungen<br />

Vorsitz: G. Hajak (Regensburg), D. Riemann (Freiburg)<br />

001<br />

Insomnie – e<strong>in</strong>e Hyperarousal-Störung?<br />

Dieter Riemann (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Primäre Insomnie ist def<strong>in</strong>iert als E<strong>in</strong>schlaf- und /<br />

o<strong>der</strong> Durchschlafstörung mit nicht-erholsamem Schlaf und damit<br />

verbundenen Konsquenzen für die Tagesbef<strong>in</strong>dlichkeit wie Müdigkeit,<br />

Erschöpfung, Gereiztheit und vielen an<strong>der</strong>en psychosozialen<br />

Folgen. Im englischen Sprachraum wird diese Form von Insomnie<br />

auch als Psychophysiologische Insomnie bezeichnet. Dabei wird<br />

e<strong>in</strong> enges Wechselspiel zwischen psychologischen und physiologischen<br />

Faktoren jeweils im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>ens „Hyperarousals“ angenommen.<br />

In unserem Beitrag möchten wir das Hyperarousalkonzept,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im H<strong>in</strong>blick auf physiologische Parameter, e<strong>in</strong>er empirischen<br />

Prüfung unterziehen.<br />

Methode: Aus <strong>der</strong> Literaturanalyse und <strong>der</strong> Durchsicht eigener<br />

Daten ergeben sich viele Evidenzen für e<strong>in</strong> physiologisch messbares<br />

Hyperarousal bei Patienten mit chronischer Primärer Insomnie.<br />

Dies zeigte sich auf autonomer, neuroendokr<strong>in</strong>er und -immunologischer<br />

sowie zentralnervöser Ebene. Somit stützt dies Übersicht<br />

die Annahme e<strong>in</strong>es Hyperarousalprozesses von <strong>der</strong> molekularen<br />

bis zur zentralnervösen Ebene als relevanten Faktor <strong>der</strong> Pathophysiologie<br />

Primärer Insomnien.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Lichte mo<strong>der</strong>ner Theorien <strong>der</strong> Schlaf-<br />

Wach-Regulation möchten wir vorschlagen, dass Primäre Insomnien<br />

aus <strong>der</strong> Interaktion genetischer Suszeptibilitätsfaktoren mit<br />

psychsozialen Stressoren und e<strong>in</strong>er Imbalance zwischen <strong>der</strong> Aktivität<br />

von „arous<strong>in</strong>g“ und „de-arous<strong>in</strong>g“ Hirnregionen resultieren.<br />

Psychologisch-psychosozialen Variablen wie etwa erhöhter Grübelneigung<br />

und maladaptiven Verhaltenweisen (lange Bettzeiten)<br />

kommt dabei e<strong>in</strong> perpetuieren<strong>der</strong> Charakter zu.<br />

002<br />

Anti<strong>in</strong>somnika, Schlafverstärker, Schlafpromotoren und an<strong>der</strong>e<br />

Innovationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schlafmediz<strong>in</strong><br />

Göran Hajak (Universität Regensburg, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 3<br />

ST-020 State-of-the-Art-Symposium<br />

Essstörungen<br />

Vorsitz: M. de Zwaan (Erlangen), B. Herpertz-Dahlmann (Aachen)<br />

001<br />

Aktuelle Erkenntnisse zur Diagnostik und Therapie <strong>der</strong> Magersucht<br />

Beate Herpertz-Dahlmann (RWTH Aachen, KJPP)<br />

002<br />

Was gibt es Neues zur Diagnostik und Therapie <strong>der</strong> Bulimia nervosa<br />

und B<strong>in</strong>ge-Eat<strong>in</strong>g-Störung<br />

Mart<strong>in</strong>a de Zwaan (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Erlangen, Psychosomatik /<br />

Psychotherapie)


Topic 6 G Essstörungen, Schlafstörungen und an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Kategorie F5 // Eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s, sleep disor<strong>der</strong>s and others of category F5<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> Behandlung von Patient<strong>in</strong>nen mit Bulimia nervosa<br />

(BN) und B<strong>in</strong>ge-Eat<strong>in</strong>g-Störung (BES) liegt die meiste Evidenz<br />

für störungsorientierte kognitive Verhaltenstherapie vor. E<strong>in</strong>e<br />

Subgruppe kann gute Erfolge mit geleiteter Selbsthilfe erzielen. Als<br />

Medikamentengruppe <strong>der</strong> ersten Wahl gelten weiterh<strong>in</strong> selektive<br />

Seroton<strong>in</strong>-Wie<strong>der</strong>aufnahmehemmer. Bei <strong>der</strong> BES muss neben <strong>der</strong><br />

Essverhaltensstörung auch das meist bestehende Übergewicht <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Behandlung Berücksichtigung f<strong>in</strong>den.<br />

Methode: Im Rahmen <strong>der</strong> AWMF wurden von e<strong>in</strong>em multidiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Deutschen Konsortium S3 Leitl<strong>in</strong>ien zur Behandlung <strong>der</strong><br />

Essstörungen erstellt. Diesen liegen bei <strong>der</strong> BN und <strong>der</strong> BES neue<br />

Metaanalysen zugrunde.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Evidenz für die Behandlung <strong>der</strong> BN<br />

und BES ist als <strong>in</strong>sgesamt gut zu bezeichnen. Erfolgreiche Therapiestrategien<br />

müssen dissem<strong>in</strong>iert werden und den Behandlern und<br />

Behandler<strong>in</strong>nen betroffener Patient<strong>in</strong>nen bekannt gemacht werden.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Oslo<br />

S-003 Symposium<br />

Essstörungen über die <strong>Lebensspanne</strong><br />

Vorsitz: B. Herpertz-Dahlmann (Aachen), J. Hebebrand (Essen)<br />

001<br />

Behandlung und Prävention von k<strong>in</strong>dlicher Adipositas<br />

Johannes Hebebrand (Rhe<strong>in</strong>ische Kl<strong>in</strong>ken Essen, Kl<strong>in</strong>ik für K<strong>in</strong><strong>der</strong>-<br />

und Jugendpsychiatrie)<br />

002<br />

Verlauf k<strong>in</strong>dlicher und adoleszenter Essstörungen<br />

Beate Herpertz-Dahlmann (RWTH Aachen, KJPP)<br />

Der Verlauf von k<strong>in</strong>dlichen und adoleszenten als auch von anorektischen<br />

und bulimischen Essstörungen unterscheidet sich. Während<br />

k<strong>in</strong>dliche Essstörungen eher mit an<strong>der</strong>en <strong>in</strong>ternalisierenden<br />

und externalisierenden psychischen Störungen assoziiert s<strong>in</strong>d,<br />

be<strong>in</strong>halten Anorexia (AN) und Bulimia nervosa (BN) e<strong>in</strong>e hohe<br />

Chronifizierungsgefahr. Obwohl die Mortalität bei <strong>der</strong> AN <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren deutlich abgenommen hat, liegt die Häufigkeit e<strong>in</strong>er<br />

chronischen Erkrankung über alle Altersgruppen h<strong>in</strong>weg immer<br />

noch bei ca. 20 %. Der Vortrag wird <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e den Verlauf während<br />

stationärer Behandlung präsentieren und hierbei u. a. Wert<br />

auf neuropsychologische, neuroendokr<strong>in</strong>ologische sowie neuroanatomische<br />

Parameter legen. In e<strong>in</strong>er groß angelegten, durch das<br />

BMBF geför<strong>der</strong>ten Studie wurden hirnstrukturelle und -funktionelle<br />

Untersuchungen zu Beg<strong>in</strong>n und am Ende <strong>der</strong> stationären Behandlung<br />

bei adoleszenter Magersucht durchgeführt und mit endokr<strong>in</strong>ologischen<br />

Parametern, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e den Gonadotrop<strong>in</strong>en,<br />

Schilddrüsenhormonen und Lept<strong>in</strong> <strong>in</strong> Beziehung gesetzt. Die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Normalisierung des Hormonstatus steht <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang<br />

mit den Ergebnissen e<strong>in</strong>er mittlerweile 18-jährigen Längsschnittstudie,<br />

die aufzeigen konnte, dass die Normalisierung kognitiver<br />

Leistungen bei AN <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e vom Wie<strong>der</strong>erlangen <strong>der</strong> Menstruation<br />

abh<strong>in</strong>g. Zum Verlauf adoleszenter bulimischer Verläufe<br />

gibt es kaum Befunde. Insgesamt sche<strong>in</strong>t die Prognose aber etwas<br />

besser als bei <strong>der</strong> jugendlichen Magersucht zu se<strong>in</strong>. Weiterh<strong>in</strong> werden<br />

die Befunde bei übergewichtigen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er großen<br />

epidemiologischen Studie (BELLA-Studie) gewonnen wurden, vorgestellt.<br />

Bereits bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit e<strong>in</strong>em BMI zwischen <strong>der</strong> 50. und<br />

75. Perzentile zeigt sich e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e hohe Rate an Essstörungen verbunden<br />

mit e<strong>in</strong>er ausgeprägten psychischen Komorbidität. Diese<br />

Befunde machen deutlich, dass zukünftig nicht nur untergewichti-<br />

ge, son<strong>der</strong>n auch normal- und übergewichtige K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

mit Essstörungen e<strong>in</strong>er k<strong>in</strong><strong>der</strong>- und jugendpsychiatrischen<br />

Betreuung bedürfen.<br />

003<br />

Vergleich von fokaler, psychodynamischer, kognitiv-behavioraler<br />

Therapie und „treatment as usual“ bei ambulanten Patienten mit<br />

Anorexia nervosa – erste Ergebnisse e<strong>in</strong>er multizentrischen Studie<br />

Stephan Zipfel (Universität Tüb<strong>in</strong>gen)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Anorexia nervosa (AN) ist die psychische Erkrankung<br />

mit <strong>der</strong> höchsten Mortalität und Morbidität. In <strong>der</strong> Praxis<br />

existieren viele verschiedene Ansätze für die Behandlung <strong>der</strong> Anorexia<br />

nervosa (AN), gleichzeitig fehlen jedoch bis heute größere<br />

randomisierte kontrollierte Studien, die e<strong>in</strong>e angemessene Evaluation<br />

von Psychotherapieverfahren für diese Störung ermöglichen.<br />

Die sogenannte ANTOP-Studie (Anorexia Nervosa Treatment of<br />

OutPatients), die bisher größte multizentrische Untersuchung weltweit<br />

zur ambulanten Psychotherapie bei erwachsenen AN-Patient<strong>in</strong>nen,<br />

wird im Rahmend des EDNET-Verbundes vom BMBF f<strong>in</strong>anziert<br />

und soll diese Lücke schließen. Ziel <strong>der</strong> Studie ist es, die<br />

Wirksamkeit zweier spezifischer Psychotherapieverfahren, fokale<br />

psychodynamische Psychotherapie (FPT) und kognitive Verhaltenstherapie<br />

(KVT), im Vergleich zur bisher üblichen Standardbehandlung<br />

i. S. e<strong>in</strong>es „Treatment as usual“ (TAU) zu untersuchen.<br />

Primärer Endpunkt ist die Verän<strong>der</strong>ung des Gewichts im Behandlungsverlauf,<br />

erfasst werden außerdem Essstörungssymptomatik,<br />

psychische Begleitsymptomatik sowie Lebensqualität. E<strong>in</strong> weiterer<br />

Fokus stellt die Untersuchung von Therapieprozessvariablen dar.<br />

Außerdem werden genetische, epigenetische und endokrionologische<br />

Untersuchungen durchgeführt. Darüber h<strong>in</strong>aus werden gesundheitsökonomische<br />

Daten erfasst.<br />

Methode: Die Rekrutierungsphase konnte mit N=243 Patient<strong>in</strong>nen<br />

im April 2009 erfolgreich an den 10 deutschen universitären Zentren<br />

abgeschlossen werden. Die AN-Patient<strong>in</strong>nen wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

<strong>der</strong> 3 Gruppen randomisiert. FPT und KVT umfassen 40 ambulante<br />

E<strong>in</strong>zelsitzungen über e<strong>in</strong>en Zeitraum von 10 Monaten. Für die<br />

Durchführung wurden geme<strong>in</strong>sam mit <strong>in</strong>ternationalen Beratern<br />

spezifische Behandlungsmanuale entwickelt. Aufgrund <strong>der</strong> ethischen<br />

Probleme h<strong>in</strong>sichtlich Warte-Kontrollgruppen bei AN wurde<br />

als Kontrollbed<strong>in</strong>gung TAU gewählt, das die aktuelle Praxis <strong>der</strong><br />

ambulanten Versorgung gemäß Richtl<strong>in</strong>ienpsychotherapie bei AN<br />

wi<strong>der</strong>spiegelt. TAU-Patient<strong>in</strong>nen werden nicht am Zentrum behandelt,<br />

son<strong>der</strong>n bei ihrer Suche nach e<strong>in</strong>em ambulanten Therapieplatz<br />

unterstützt. Therapeutische Dosis und Behandlungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

werden systematisch erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Studiendesign, sowie zentrale Inhalte<br />

<strong>der</strong> spezifischen Therapiemanuale sollen erläutert werden. Deskriptive<br />

Daten des Studiensamples und aktuelle Dropoutanalysen werden<br />

berichtet. Die bisherigen Zwischenanalysen verweisen auf e<strong>in</strong>e<br />

vergleichsweise hohe Therapiecompliance und im Vergleich mit<br />

an<strong>der</strong>en bisherigen Studien ger<strong>in</strong>ge Drop-out Rate.<br />

004<br />

Erfolge und Risiken <strong>der</strong> Adipositas-Chirurgie<br />

Stephan Herpertz (Ruhr-Universität Bochum, LWL-Kl<strong>in</strong>ik Bochum<br />

Psychosomatische Mediz<strong>in</strong>, Dortmund)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die epidemische Zunahme <strong>der</strong> Adipositas und das<br />

Versagen konservativer Gewichtsreduktionsmaßnahmen machen<br />

chirurgische Verfahren zu e<strong>in</strong>er notwendigen Methode <strong>der</strong> Gewichtsreduktion<br />

bei Patienten mit Adipositas Grad 3 (BMI > 40 kg /<br />

m 2 ). Es stellt sich die Frage, ob sich neben <strong>der</strong> organischen Komorbidität<br />

auch die psychische Belastung <strong>in</strong> verschiedenen Bereichen<br />

reduziert werden und die Lebensqualität deutlich verbessert werden<br />

kann.<br />

183


Topic 6 G Essstörungen, Schlafstörungen und an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Kategorie F5 // Eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s, sleep disor<strong>der</strong>s and others of category F5<br />

Methode: Die prospektive Essen-Bochum-Obesity Treatment<br />

Study (EBOTS) untersucht den Langzeitverlauf von 128 adipösen<br />

Menschen (BMI: 51 kg / m 2 ) über die Zeitdauer von 9 Jahren u. a.<br />

im H<strong>in</strong>blick auf depressive Symptome (HADS)und Lebensqualität<br />

(SF-36). Die 4-Jahreskatamnese erbrachte e<strong>in</strong>e durchschnittliche<br />

Gewichtsreduktion von 34,5 kg, e<strong>in</strong>e signifikante Besserung <strong>der</strong> depressiven<br />

Symptomatik und <strong>der</strong> Lebensqualität.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Durch die erhebliche und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

persistierende Gewichtsreduktion nach Adipositaschirurgie zeigen<br />

sich die depressiven Symptome auch bei Patienten mit e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>isch<br />

relevanten depressiven Symptomatik rückläufig, was darauf<br />

schliessen lässt, dass depressive Symptome eher Folge als Ursache<br />

<strong>der</strong> Adipositas s<strong>in</strong>d.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Istanbul<br />

S-054 Symposium<br />

Therapie anorektischer und bulimischer Essstörungen<br />

(Referat Verhaltensmediz<strong>in</strong> und Konsiliarpsychiatrie und DGESS e.V.)<br />

Vorsitz: M. Fichter (Prien Am Chiemsee), W. Herzog (Heidelberg)<br />

001<br />

Therapie und Verlauf von Magersucht<br />

Wolfgang Herzog (Universitätskl<strong>in</strong>ik Heidelberg, Psychosomatik und<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Kl<strong>in</strong>ische Mediz<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Anorexia nervosa gehört auch heute noch zu den<br />

gefährlichsten und folgenreichsten <strong>Erkrankungen</strong> von Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen. (s. Zipfel S, Löwe B, Reas DL, Deter<br />

H-C, Herzog W (2000) Long-term prognosis <strong>in</strong> anorexia nervosa:<br />

Lessons from a 21-year follow-up study. The Lancet 355:721-722)<br />

Methode: Vor dem H<strong>in</strong>tergrund von Langzeitverlaufsuntersuchungen<br />

magersüchtiger Patient<strong>in</strong>nen über 2 Jahrzehnte werden zunächst<br />

Befunde zur Mortalität, somatischen und psychischen Komorbidität<br />

berichtet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund werden aktuelle<br />

Therapieempfehlungen gegeben. Weiterh<strong>in</strong> werden neuere ambulante<br />

Psychotherapieansätze dargestellt, wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> ANTOP-<br />

Studie (Leitung: S. Zipfel und W. Herzog) im Rahmen <strong>der</strong> aktuellen<br />

BMBF-Psychotherapieverbünde zur Anwendung kommen. (Wild<br />

B et al. 2009 The ANTOP study: focal psychodynamic psychotherapy,<br />

cognitive-behavioural therapy, and treatment-as-usual <strong>in</strong> outpatients<br />

with anorexia nervosa-a randomized controlled trial.<br />

Trials. 2009 Apr 23;10:23)<br />

002<br />

Die schwierige Patient<strong>in</strong>: Bulimie-Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

mit selbstverletzendem Verhalten<br />

Manfred Fichter (Kl<strong>in</strong>ik Roseneck, Prien Am Chiemsee)<br />

Anorektische und bulimische Essstörungen haben über die letzten<br />

Jahrzehnte beson<strong>der</strong>s bei jugendlichen Mädchen und jungen Frauen,<br />

<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerem Maße bei jungen Männern, e<strong>in</strong>e relativ weite<br />

Verbreitung erfahren. Die Punktprävalenz für Magersucht liegt bei<br />

0.4 %, für Bulimia nervosa bei 1.6 % und für die B<strong>in</strong>ge-Eat<strong>in</strong>g-<br />

Störung bei über 2.0 %. Selbstverletzendes Verhalten (SVV) tritt<br />

hierbei verstärkt auf. Die häufigsten SVV s<strong>in</strong>d 1.) Schneiden,<br />

Stechen, Kratzen (4. %), 2.) gefährliche Medikamentene<strong>in</strong>nahme<br />

(2.8 %), 3.) Schlagen (1.2 %) und 4.) Anbrennen, z B. mit Zigarette<br />

(0.7 % <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung) (Young et al., 2007). Gründe für SVV<br />

s<strong>in</strong>d (Rangfolge): Wut abzubauen (52.0 %), um etwas vergessen zu<br />

können (37 %), Angst abzubauen (27.0 %), sich selbst umzubr<strong>in</strong>gen<br />

(21.0 %), sich selbst zu bestrafen (12.0 %), Aufmerksamkeit zu er-<br />

184<br />

heischen (10.0 %), um an<strong>der</strong>e zu ärgern (4.0 %). SVV kann massiv<br />

und ergreifend se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> perfide selbstzerstörerisch. E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong><br />

Patient<strong>in</strong>nen mit SVV weisen e<strong>in</strong>e Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

(BPS) auf. Essgestörte mit SVV bzw. BPS s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie. Zanar<strong>in</strong>i et al. (2007) untersuchten den<br />

Langzeitverlauf von Patienten und Patient<strong>in</strong>nen mit BPS über e<strong>in</strong>en<br />

10-Jahres-Zeitraum. Akutes SVV und an<strong>der</strong>e Symptome, manipulative<br />

Suizidversuche, angestaute Wut sowie Intoleranz gegenüber<br />

Alle<strong>in</strong>se<strong>in</strong> nahmen über die Jahre kont<strong>in</strong>uierlich und deutlich<br />

ab. In e<strong>in</strong>er eigenen wissenschaftlichen Untersuchung verglichen<br />

wir 200 essgestörte Patient<strong>in</strong>nen mit bzw. ohne SVV. Patient<strong>in</strong>nen<br />

mit SVV zeigten höhere Werte für Impulsivität, Aggressivität und<br />

Suizidalität. In molekulargenetischen Untersuchungen fand sich<br />

für Essgestörte mit o<strong>der</strong> ohne SVV im Vergleich zu gesunden Kontrollen<br />

e<strong>in</strong>e Assoziation des Polymorphismus <strong>der</strong> Mono-Am<strong>in</strong>o-<br />

Oxidase A. Als Arzt o<strong>der</strong> Therapeut ist man sehr schnell emotional<br />

gefor<strong>der</strong>t, wenn Essgestörte sich mutwillig selbst verletzen. Schwierige<br />

Situationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie sowie Lösungsansätze dazu werden<br />

referiert und diskutiert.<br />

003<br />

Therapie anorektischer und bulimischer Essstörungen<br />

Stephan Herpertz (Ruhr-Universität Bochum, LWL-Kl<strong>in</strong>ik Bochum<br />

Psychosomatische Mediz<strong>in</strong>, Dortmund)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten vier Jahren wurden evidenzbasierte Leitl<strong>in</strong>ien<br />

(S3) für die Diagnostik und Therapie <strong>der</strong> Essstörungen <strong>in</strong><br />

Deutschland entwickelt, u. a. mit dem Ziel Behandlungsalgorithmen<br />

auf <strong>der</strong> Basis von Meta-Analysen von Studien zur Behandlung<br />

<strong>der</strong> Anorexia nervosa (AN) und Bulimia nervosa (BN) zu erstellen.<br />

Methode: E<strong>in</strong>e Metaanalyse von Therapiestudien zur BN wurde<br />

durchgeführt. Wegen <strong>der</strong> unzureichenden Studienlage konnte im<br />

H<strong>in</strong>blick auf die AN nur e<strong>in</strong> systematisches Review erstellt werden.<br />

Das systematische Review zur AN basiert auf 22 randomisierten,<br />

kontrollierten Studien (RCTs). Im H<strong>in</strong>blick auf die BN wurde e<strong>in</strong>e<br />

Meta-Analyse von <strong>in</strong>sgesamt 70 RCTs gerechnet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: AN: Es besteht e<strong>in</strong>e begrenzte Evidenz,<br />

dass e<strong>in</strong>e störungsorientierte e<strong>in</strong>er nicht störungsorientierten<br />

Behandlung überlegen ist. Ke<strong>in</strong>e Evidenz besteht für die Überlegenheit<br />

e<strong>in</strong>es Behandlungsverfahrens gegenüber e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en.<br />

Therapiestudien von störungsorientierten ambulanten Behandlungsverfahren<br />

zeigen nur ger<strong>in</strong>ge Effekte. Ebenso ger<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d die<br />

Effekte <strong>der</strong> Ernährungsberatung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Psychopharmakologie,<br />

so dass sie als Behandlungsstrategien nicht empfohlen werden<br />

können. Die Psychotherapie <strong>der</strong> BN ist hochwirksam. Zentrale<br />

Outcome-Kriterien <strong>der</strong> BN können deutlich gebessert werden, z. B.<br />

Reduktion <strong>der</strong> Häufigkeit von Kontrollverlusten bei <strong>der</strong> Nahrungsaufnahme<br />

(B<strong>in</strong>ge-Episoden) um 70 % und Erbrechen um 67 %.<br />

Zum Therapieende s<strong>in</strong>d 45 % bzw. 39 % <strong>der</strong> Patienten symptomfrei<br />

im H<strong>in</strong>blick auf die B<strong>in</strong>ge-Episoden bzw. das Erbrechen. Bezogen<br />

auf depressive Symptome bei Patienten mit BN ist die Psychotherapie<br />

<strong>der</strong> Pharmakologie und Selbsthilfegruppenstrategien überlegen.<br />

Mittel <strong>der</strong> Wahl bei <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> BN ist die kognitive<br />

Verhaltenstherapie. Auch bei an<strong>der</strong>en Therapieverfahren wie <strong>der</strong><br />

Interpersonellen Psychotherapie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Psychodynamischen<br />

Psychotherapie s<strong>in</strong>d Behandlungseffekte zu beobachten, allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist die Studienlage zu ger<strong>in</strong>g, um sie abschliessend beurteilen zu<br />

können.


Topic 6 G Essstörungen, Schlafstörungen und an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Kategorie F5 // Eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s, sleep disor<strong>der</strong>s and others of category F5<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal 9<br />

S-077 Symposium<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> Schlafmediz<strong>in</strong> für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

(Referat Schlaf)<br />

Vorsitz: D. Riemann (Freiburg), T. Pollmächer (Ingolstadt)<br />

001<br />

Ko-Morbide Insomnie – Fiktion o<strong>der</strong> Fakt?<br />

Christoph Lauer (Kl<strong>in</strong>ikum Ingolstadt, Zentrum für psych. Gesundheit)<br />

Zirka 90 % <strong>der</strong> an e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>isch relevanten depressiven Störung<br />

leidenden Patienten klagen über Störungen des Nachtschlafes, z. B.<br />

e<strong>in</strong>e verlängerte E<strong>in</strong>schlafzeit, häufige <strong>in</strong>termittierende Wachphasen<br />

mit e<strong>in</strong>er prolongierten Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>schlafdauer und / o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

morgendliches Früherwachen. Daher gilt das Bestehen e<strong>in</strong>er Insomnie<br />

als e<strong>in</strong> Kernsymptom <strong>der</strong> Depression und hat als solches<br />

E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> fast alle <strong>der</strong>zeit gültigen diagnostischen Klassifikationssysteme<br />

gefunden. Da depressive Patienten Schlafstörungen oftmals<br />

als das erste subjektiv erlebte Symptom beschreiben, gelten<br />

diese zudem als e<strong>in</strong> „Prodromal“-Symptom, als e<strong>in</strong> Warnzeichen<br />

für die Erstmanifestation, aber auch für e<strong>in</strong> erneutes Rezidiv <strong>der</strong><br />

Erkrankung. Bislang wird die Insomnie lediglich als e<strong>in</strong> Symptom<br />

<strong>der</strong> Depression angesehen, gilt somit als e<strong>in</strong> sekundäres Phänomen<br />

(„sekundäre Insomnie“), das möglicherweise e<strong>in</strong>er Mit-Behandlung<br />

bedarf. Vice versa ist bei Personen, welche über viele Jahre, ja<br />

Jahrzehnte lang an e<strong>in</strong>er chronischen Insomnie leiden, e<strong>in</strong> erhöhtes<br />

Lebenszeit-Risiko für die Manifestation e<strong>in</strong>er depressiven Störung<br />

nachgewiesen. E<strong>in</strong>e Insomnie könnte somit durchaus auch als e<strong>in</strong><br />

unabhängiger und eigenständiger Risikofaktor für solch e<strong>in</strong>e Erstmanifestation<br />

angesehen werden und daher nicht als e<strong>in</strong> sekundäres<br />

Phänomen, son<strong>der</strong>n als e<strong>in</strong>e Ko-Morbidität verstanden werden,<br />

welche e<strong>in</strong>er spezifischen Behandlung bedarf. Im Rahmen des Referates<br />

werden erste Studien vorgestellt, welche die Sichtweise <strong>der</strong><br />

Insomnie als Ko-Morbidität (nicht nur) bei depressiven Störungen<br />

stützen.<br />

002<br />

Insomnie und Depression<br />

Dieter Riemann (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Depressive <strong>Erkrankungen</strong> gehen fast immer mit e<strong>in</strong>er<br />

Störung des Schlafs e<strong>in</strong>her. Dabei handelt es sich um Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

<strong>der</strong> Schlafkont<strong>in</strong>uität (verzögertes E<strong>in</strong>schlafen, Durchschlafprobleme,<br />

frühmorgendliches Erwachen), reduzierte Tiefschlafanteile<br />

und e<strong>in</strong>e Des<strong>in</strong>hibition des REM-Schlafs zu Beg<strong>in</strong>n<br />

<strong>der</strong> Nacht. Darunter versteht man e<strong>in</strong>e verkürzte REM-Latenz (verfrühtes<br />

Auftreten von REM-Schlaf) und e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Augenbewegungsdichte<br />

(= REM-Dichte) im REM-Schlaf. Traditionell<br />

wurden dabei die Schlafverän<strong>der</strong>ungen als Symptom, d. h. Folge<br />

<strong>der</strong> Depression und nicht als <strong>der</strong>en mögliche Ursache angesehen.<br />

Epidemiologische Studien aus den letzten 20 Jahren wiesen jedoch<br />

daraufh<strong>in</strong>, dass möglicherweise <strong>in</strong>somnische Symptome / Störungen<br />

auch vice versa Risikofaktoren für das Auftreten depressiver<br />

<strong>Erkrankungen</strong> werden können.<br />

Methode: E<strong>in</strong>e kritische Sichtung longitud<strong>in</strong>aler epidemiologischer<br />

Studien wurde durchgeführt, um zu prüfen, <strong>in</strong>wiefern <strong>in</strong>somnische<br />

Symptome depressiven <strong>Erkrankungen</strong> langfristig vorausgehen können<br />

und somit e<strong>in</strong>en potentiellen Risikofaktor darstellen, depressiv<br />

zu erkranken.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es konnten 14 unabhängige Studien identifiziert<br />

werden, die e<strong>in</strong>en entsprechenden Ansatz verfolgten. Die<br />

Mehrzahl <strong>der</strong> Studien konnte belegen, dass <strong>in</strong>somnische Symptome<br />

mit e<strong>in</strong>em 2 – 4 fach erhöhten Risko verknüpft waren, <strong>in</strong> den<br />

nächsten Jahren zusätzlich depressiv zu erkranken. Darus ergibt<br />

sich die Frage, ob e<strong>in</strong>e frühe und adäquate Insomniebehandlung<br />

dazu dienen kann, depressive Folgeerkrankungen zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

003<br />

Übergewicht und Schlafapnoe bei psychiatrischen Patienten<br />

Thomas Pollmächer (Kl<strong>in</strong>ikum Ingolstadt, Zentrum für psychische<br />

Gesundheit)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Übergewicht ist vor allem bei chronisch psychisch<br />

kranken Patienten e<strong>in</strong> sehr häufiges Phänomen, das zum Teil <strong>in</strong><br />

Spezifika <strong>der</strong> jeweiligen Erkrankung wurzelt, zum Teil aber auch<br />

durch die medikamentöse Behandlung <strong>in</strong>duziert ist. Übergewicht<br />

erhöht deutlich das Riskio an e<strong>in</strong>em obstruktiven Schlafapnoesyndrom<br />

(OSAS) zu erkranken. Umgekehrt geht das OSAS häufig<br />

mit neuropsychiatrischen Symptomen e<strong>in</strong>her, die vor allem kognitive<br />

Funktionen und die Affektivität betreffen. Dennoch f<strong>in</strong>det bisher<br />

die Interaktion zwischen nächtlichen Atmungsstörungen und<br />

psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong> kl<strong>in</strong>isch kaum Beachtung.<br />

Methode: Es wird anhand e<strong>in</strong>er Literaturübersicht und anhand<br />

von Fallbeispielen dargestellt, wie häufig das OSAS bei psychiatrischen<br />

Patienten ist, wie es sich äußert, diagnostiziert und behandelt<br />

wird. Darüber h<strong>in</strong>aus wir das OSAS als Erkrankung diskutiert, die<br />

psychiatrische <strong>Erkrankungen</strong>, zum Beispiel e<strong>in</strong>e depressive Störung<br />

imitieren, beziehungsweise verschlimmern kann.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das obstruktive Schlafapnoesyndrom ist<br />

e<strong>in</strong>e häufige und lei<strong>der</strong> im psychiatrisch-kl<strong>in</strong>ischen Alltag kaum<br />

beachtete Erkrankung, die e<strong>in</strong>fach zu diagnostizieren ist. Die Behandlung<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs bei psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong> durch<br />

krankheits-immanente Faktoren oft deutlich erschwert und erfor<strong>der</strong>t<br />

deshalb beson<strong>der</strong>e schlafmediz<strong>in</strong>isch-psychiatrische Expertise.<br />

004<br />

Nächtliche Bewegungsstörungen bei psychiatrischen Patienten<br />

Thomas Wetter (MPI für Psychiatrie, München)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Nur sehr wenige Studien haben die Prävalenz nächtlicher<br />

Bewegungsstörungen bei psychiatrischen Patienten untersucht<br />

(Fulda et al., 2008). Gut belegt ist, dass motorische Störungen <strong>in</strong><br />

zeitlichem Zusammenhang mit e<strong>in</strong>er psychopharmakologischen<br />

Behandlung auftreten können. In e<strong>in</strong>er prospektiven Studie konnte<br />

gezeigt werden, dass Antidepressiva <strong>der</strong> zweiten Generation (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

Mirtazap<strong>in</strong>) e<strong>in</strong> Restless Legs Syndrom <strong>in</strong>duzieren bzw.<br />

verstärken können (Rottach et al., 2009) und SSRI bzw. SNRI mit<br />

dem Syndrom periodischer Gliedmaßenbewegungen (PLM) assoziiert<br />

se<strong>in</strong> können (Yang et al., 2004; Sal<strong>in</strong>-Pascual et al., 1997).<br />

Schlafbezogene Bewegungsstörungen wurden wie<strong>der</strong>holt auch unter<br />

Behandlung mit klassischen und vere<strong>in</strong>zelt auch atypischen<br />

Neuroleptika beschrieben (Übersicht: Cohrs et al., 2008). Das Auftreten<br />

von Parasomnien, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>er Arousalstörung und<br />

<strong>der</strong> Verhaltensstörung im REM-Schlaf, wurde ebenfalls im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>nahme von Psychopharmaka beobachtet. E<strong>in</strong><br />

erhöhter PLM-Index im Schlaf wurde bei Patienten mit ADHS gemessen<br />

(Philipsen et al., 2005).<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er eigenen Studie wurden polysomnographische<br />

Parameter von schizophrenen Patienten mit vs. ohne Neuroleptika<strong>in</strong>duziertes<br />

Park<strong>in</strong>son-Syndrom (NIPS) verglichen. Beide Gruppen<br />

unterschieden sich nicht <strong>in</strong> Bezug auf Alter, Geschlecht, Krankheitsdauer<br />

und Schweregrad <strong>der</strong> Psychose und waren mit e<strong>in</strong>er vergleichbaren<br />

Dosierung des klassischen Neuroleptikums Haloperidol<br />

behandelt. Der mittlere Grad <strong>der</strong> extrapyramidalmotorischen<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung war für die Patienten mit e<strong>in</strong>em NIPS signifikant<br />

höher als <strong>der</strong>jenige <strong>der</strong> Kontrollgruppe.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Ergebnis wiesen Patienten mit e<strong>in</strong>em<br />

185


Topic 6 G Essstörungen, Schlafstörungen und an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Kategorie F5 // Eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s, sleep disor<strong>der</strong>s and others of category F5<br />

NIPS e<strong>in</strong>e signifikant kürzere Schlafdauer, e<strong>in</strong>en erhöhten Anteil<br />

von Stadium Wach sowie e<strong>in</strong>en erhöhten PLM-Index im Schlaf auf.<br />

Daraus folgt, dass e<strong>in</strong> NIPS mit e<strong>in</strong>er erhöhten Anzahl von schlafbezogenen<br />

PLM e<strong>in</strong>hergeht und die Schlafstruktur zusätzlich zu<br />

den Verän<strong>der</strong>ungen im Rahmen e<strong>in</strong>er schizophrenen Psychose<br />

durch periodische Bewegungen <strong>der</strong> Be<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>trächtigt werden<br />

kann.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 8<br />

S-098 Symposium<br />

Innovative Therapieansätze bei Essstörungen<br />

Vorsitz: M. de Zwaan (Erlangen), M. Fichter (Prien Am Chiemsee)<br />

001<br />

Früh<strong>in</strong>terventionen bei Hochrisikogruppen<br />

Cor<strong>in</strong>na Jacobi (TU Dresden, Cl<strong>in</strong>ical Psychology)<br />

U. Völker<br />

E<strong>in</strong>leitung: In Anbetracht <strong>der</strong> e<strong>in</strong>geschränkten Effekte von Therapiemaßnahmen<br />

und <strong>der</strong> relativ schlechten Prognose von Essstörungen<br />

haben Früh<strong>in</strong>terventionen vor Ausbruch <strong>der</strong> vollständig<br />

ausgeprägten Störungen e<strong>in</strong>e große Bedeutung. Während universelle<br />

Präventionsmaßnahmen für Essstörungen eher ger<strong>in</strong>ge Effekte<br />

aufweisen, s<strong>in</strong>d diese deutlich höher, wenn sie auf Risikogruppen<br />

o<strong>der</strong> subkl<strong>in</strong>ische Essstörungen abzielen. Unsere Arbeitsgruppe hat<br />

seit vielen Jahren <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> Stanford University zielgerichtete,<br />

<strong>in</strong>ternet-gestützte Präventionsmaßnahmen entwickelt,<br />

evaluiert und für unterschiedliche Populationen adaptiert.<br />

Methode: Der Vortrag soll zunächst e<strong>in</strong>en Überblick über die vorhandenen<br />

Programme und Ergebnisse randomisierter, kontrollierter<br />

Studien mit dem <strong>in</strong>ternet-gestützten Präventionsprogramm<br />

Student Bodies geben. Im E<strong>in</strong>zelnen werden Studienergebnisse<br />

von jungen Frauen mit erhöhtem Risiko für Essstörungen (=hohen<br />

Figur- und Gewichtssorgen) sowie mit ersten Symptomen von Essstörungen<br />

(bzw. subkl<strong>in</strong>ischen Essstörungen) vorgestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Sowohl für Proband<strong>in</strong>nen mit erhöhtem<br />

Risiko für Essstörungen wie auch für solche mit subkl<strong>in</strong>ischen Störungen<br />

zeigen sich gute Effekte im H<strong>in</strong>blick auf die Reduktion zentraler<br />

essstörungsrelevanter E<strong>in</strong>stellungen und Verhaltensweisen<br />

(Figur- und Gewichtssorgen, Essanfälle etc.). Allerd<strong>in</strong>gs sche<strong>in</strong>en<br />

die bisherigen Präventionsprogramme primär für die Verän<strong>der</strong>ung<br />

bulimischer Symptome geeignet zu se<strong>in</strong>. In jüngster Zeit wurde<br />

daher e<strong>in</strong> Programm, das speziell zur Prävention anorektischer<br />

Störungen ausgerichtet ist, entwickelt. Die ersten Ergebnisse e<strong>in</strong>er<br />

Pilotstudie mit diesem <strong>in</strong>ternet-gestützten Programm für die<br />

Eltern junger Mädchen werden dargestellt, ebenso e<strong>in</strong> weiteres<br />

Programm für junge Frauen ab 18 Jahren mit subkl<strong>in</strong>schen AN-<br />

Störungen o<strong>der</strong> AN-Symptomen.<br />

002<br />

Geleitete (<strong>in</strong>ternetbasierte vs. biblio-therapeutische) Selbsthilfe <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Bulimia nervosa: e<strong>in</strong>e prospektive randomisiert-kontrollierte<br />

Studie<br />

Andreas Karwautz (Mediz<strong>in</strong>ische Universität Wien, Inst. für Neuropsychiatrie,<br />

Österreich)<br />

G. Wagner, A. Mayrhofer, M. Spitzer, J. Dolleschka, C. Wanner, G.<br />

Nobis, H. Imgart, T. Lam, C. Bittner<br />

E<strong>in</strong>leitung: Geleitete Selbsthilfe basierend auf kognitiv-verhaltenstherapeutischen<br />

Strategien hat sich als effektiv <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung<br />

<strong>der</strong> Bulimie erwiesen. Die Effektivität <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternet-vermittelten<br />

Therapie an größeren Populationen ist bisher allerd<strong>in</strong>gs noch zu<br />

186<br />

wenig erforscht, die Unterschiede <strong>der</strong> Effektivität <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Vermittlungsstrategien s<strong>in</strong>d gänzlich ungeklärt.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er randomisiert kontrollierten Studie behandelten<br />

wir 155 junge erwachsenen Frauen (mean age 24), die im Mittel<br />

8 Jahre erkrankt waren und von denen viele schon Vorbehandlungen<br />

ohne befriedigenden Erfolg h<strong>in</strong>ter sich hatten. Als <strong>in</strong>ternetbasierte<br />

Oberfläche wurde SALUT BN ) von Netunion, Universität<br />

Lausanne verwendet, bibliotherapeutisch wurde das Buch „Die Bulimie<br />

besiegen“ von Schmidt und Treasure e<strong>in</strong>gesetzt. Die Behandlung<br />

be<strong>in</strong>haltete Psychoeukation, wöchentlichen E-mail-support<br />

durch psychologisch-psychotherapeutisch geschulte Personen sowie<br />

3 – 4 face-to-face Kontakte <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er 4 – 7monatigen Behandlungsperiode.<br />

Motivationale Aspekte, Ernährungstagebücher,<br />

kognitive Restrukturierung und Selbstbehauptungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Beide Behandlungsarme erreichten Remission<br />

bzw. Symptomfreiheit <strong>in</strong> fast 50 % <strong>der</strong> Fällen ( 46.5 % Internet,<br />

48.6 % Bibliotherapie). E<strong>in</strong>e deutliche Verbesserung <strong>der</strong> b<strong>in</strong>gepurge<br />

Symptomatik wurde <strong>in</strong> den meisten Fällen erreicht. Zwischen<br />

Internet und Bibliotherapie fand sich ke<strong>in</strong>e wesentlicher Unterschied<br />

bezüglich Symptomreduktion. Internet-basierte und bibliotherapeutische<br />

Programme s<strong>in</strong>d zeiteffektiv und können als<br />

wesentliche wirksame Ergänzung des therapeutischen Methodenspektrums<br />

angesehen werden.<br />

003<br />

Stationäre versus teilstationäre Behandlung bei BN<br />

Almut Zeeck (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Abt. für Psychosomatische<br />

Mediz<strong>in</strong> und Psychotherapie, Freiburg im Breisgau)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Über die differentielle Wirksamkeit tageskl<strong>in</strong>ischer im<br />

Vergleich zur stationären Therapie ist bei Bulimia Nervosa noch<br />

wenig bekannt. Die Beson<strong>der</strong>heiten e<strong>in</strong>er Tageskl<strong>in</strong>ik besteht dabei<br />

<strong>in</strong> dem täglichen Wechsel zwischen Kl<strong>in</strong>ik und Alltag und das Spezifische<br />

e<strong>in</strong>er Station <strong>in</strong> <strong>der</strong> Distanz zum Alltag mit den Möglichkeiten<br />

durchgehen<strong>der</strong> Supervision des Essenverhaltens.<br />

Methode: 55 Patienten wurden zwischen beiden Behandlungssett<strong>in</strong>gs<br />

randomisiert. Die Behandlungen erfolgten über jeweils<br />

3 Monate und unterschieden sich nicht <strong>in</strong> Intensität o<strong>der</strong> Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> Therapiebauste<strong>in</strong>e. Die allgeme<strong>in</strong>e und spezifische<br />

Symptomatik wurde zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Therapie, bei Abschluss sowie<br />

3 Mo, 12 Mo und 36 Mo nach Entlassung erfasst (SKID-I+II, SIAB-<br />

Ex, EDI-2, SCL-90-R, IIP-C).<br />

Diskussion / Ergebnisse: 43 Patienten begannen die Behandlung.<br />

Es fand sich e<strong>in</strong>e signifikante Besserung <strong>der</strong> Symptomatik <strong>in</strong> beiden<br />

Sett<strong>in</strong>gs. Während sich zu den Katamnesezeitpunkten ke<strong>in</strong>e Unterschiede<br />

im Verlauf <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Psychopathologie zeigten<br />

(SCL-90-R), erwies sich die teilstationäre Behandlung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bee<strong>in</strong>flussung<br />

<strong>der</strong> bulimischen Symptomatik als überlegen (auch nach<br />

Kontrolle für Anschlusstherapie und Medikation; ITT und Completer-Analysen).<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> 3-Jahres-Katamnese werden<br />

voraussichtlich im Oktober 2009 vorliegen.<br />

004<br />

Internetgestützte Psychotherapie bei anorektischen Essstörungen:<br />

E<strong>in</strong> Zukunftsmodell?<br />

Manfred Fichter (Kl<strong>in</strong>ik Roseneck, Prien Am Chiemsee)<br />

K. Nisslmüller, N. Quadflieg<br />

Das Internet hat sich als Medium für Information und Kommunikation<br />

fast explosiv entwickelt und macht auch vor Psychotherapie<br />

nicht halt. Im Internet gibt es u. a. Möglichkeiten <strong>der</strong> Kommunikation,<br />

wie z. B. Internetzeitschriften, Internetforen, SMSs und<br />

E-Mails. E<strong>in</strong>zelne dieser Komponenten für sich o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />

– ggf. auch ergänzt durch Telefongespräche – wurden bereits<br />

<strong>in</strong> wissenschaftlichen Studien h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten<br />

von Internet für psychotherapeutische Interventionen untersucht.<br />

Der Ansatz ist beson<strong>der</strong>s hilfreich 1) bei weiten Distanzen


Topic 6 G Essstörungen, Schlafstörungen und an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Kategorie F5 // Eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s, sleep disor<strong>der</strong>s and others of category F5<br />

zwischen Therapiezentrum und Patient (z. B. Australien) und<br />

2) dort, wo Inhalte gut elektronisch übermittelbar und vermittelbar<br />

s<strong>in</strong>d. Das Internet hat bereits E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> Bereiche <strong>der</strong> Organmediz<strong>in</strong>,<br />

wie z. B. Kardiologie, gefunden. Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychotherapie<br />

wird das Internet künftig wichtiger werden. Wissenschaftliche Untersuchungen<br />

wurden u. a. durchgeführt bei Depressionen, Angststörungen,<br />

Phobien und Essstörungen. Das Internet kann zur<br />

Anwendung kommen für Prävention, Therapie, Ergänzung zur<br />

Therapie und zur Rückfallprophylaxe. Magersucht ist bei Frauen<br />

(15 – 35 J.) die psychische Erkrankung mit <strong>der</strong> höchsten Sterblichkeit.<br />

Möglichkeiten und Grenzen des E<strong>in</strong>satzes von Internet für<br />

Prävention, Therapie und Rückfallprophylaxe werden am Beispiel<br />

des vom BMBF geför<strong>der</strong>ten Projektes VIA bei Magersucht aufgezeigt.<br />

In diesem Projekt wurden 258 Magersüchtige bei Ende <strong>der</strong><br />

stationären Behandlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er psychosomatischen Kl<strong>in</strong>ik <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

von zwei Bed<strong>in</strong>gungen randomisiert: 1) E<strong>in</strong> Internet-Rückfall-<br />

Prophylaxe-Programm CBT-basiert (RPP) o<strong>der</strong> 2) Treatment As<br />

Usual (TAU). Erfahrungen zu diesem Projekt und e<strong>in</strong>ige erste Ergebnisse<br />

werden vorgestellt. Folgende Fragen werden diskutiert: 1)<br />

Wie hilfreich können <strong>in</strong>ternetbasierte Interventionen bei diesem<br />

Krankheitsbild (AN) se<strong>in</strong>? 2) Wie betrifft dies bestehende Versorgungssysteme<br />

(z. B. nie<strong>der</strong>gelassener Psychotherapeut, Ambulanzen)<br />

und 3) Was s<strong>in</strong>d die Grenzen <strong>in</strong>ternetbasierter Therapie bei<br />

Magersucht?<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Salon 15/16<br />

S-137 Symposium<br />

Neurobiologie von Adipositas und Essstörungen<br />

Vorsitz: J. Hebebrand (Essen), A. H<strong>in</strong>ney (Essen)<br />

001<br />

Die psychopathologische Relevanz von Stress bei <strong>der</strong> Bulimia<br />

Nervosa und <strong>der</strong> „B<strong>in</strong>ge-Eat<strong>in</strong>g“-Störung<br />

Andrea Hartmann (Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Psychologie)<br />

C. Vögele, B. Tuschen-Caffier, A. Hilbert, A. S. Hartmann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Stress ist bei Essstörungen psychopathologisch relevant.<br />

Bei Bulimia Nervosa (BN) und <strong>der</strong> „B<strong>in</strong>ge-Eat<strong>in</strong>g“-Störung<br />

(BED) bee<strong>in</strong>flusst Stress beispielsweise situatives Auftreten von<br />

Essanfällen. Befunde zur peripherphysiologischen Stressreaktivität<br />

s<strong>in</strong>d dagegen <strong>in</strong>konsistent, wofür unterschiedliche verwendete<br />

Stressoren verantwortlich se<strong>in</strong> könnten. Zudem wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss<br />

<strong>der</strong> tonischen Herzratenvariabilität auf die Stressreaktivität diskutiert.<br />

Der vorliegende Beitrag stellt den Forschungsstand zur<br />

Stressreaktivität bei BN und <strong>der</strong> BED dar. Beispielhaft werden die<br />

Ergebnisse e<strong>in</strong>er experimentellen Untersuchung zur psychophysiologischen<br />

Stressreaktivität auf subjektiv bedeutsamen Stress bei BN<br />

und <strong>der</strong> BED vorgestellt.<br />

Methode: An e<strong>in</strong>er experimentellen Studie, <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e imag<strong>in</strong>ative<br />

Konfrontation mit idiosynkratischem Stress durchgeführt wurde,<br />

nahmen 81 Frauen (je 27 mit BN, BED und gesunde Kontrollproband<strong>in</strong>nen<br />

(KG)) aus <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung teil. <strong>Psychische</strong><br />

(Stimmung, Hunger, Essensdrang, Cop<strong>in</strong>g-Strategien) und physiologische<br />

Variablen (Herzrate, Herzratenvariabilität (HRV), Blutdruck,<br />

Hautleitfähigkeit) wurden erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: BN und BED unterschieden sich unabhängig<br />

von <strong>der</strong> experimentellen Phase von <strong>der</strong> KG durch negativere<br />

Stimmung, stärkeren Hunger und Essensdrang. Zudem setzen<br />

sie mehr aktive und passive Cop<strong>in</strong>g-Strategien e<strong>in</strong>. Physiologische<br />

Parameter differenzierten nicht zwischen den Gruppen, während<br />

sich Blutdruck und Hautleitfähigkeit während <strong>der</strong> Stresskonfrontation<br />

und des Follow-up verän<strong>der</strong>ten. Post-hoc-Tests <strong>der</strong> signifikanten<br />

Interaktionseffekte ergaben e<strong>in</strong>e stärkere physiologische<br />

Aktivierung <strong>der</strong> KG während <strong>der</strong> Stresskonfrontation und e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere<br />

Erholung <strong>der</strong> BN und BED während des Follow-up (Hautleitfähigkeit,<br />

Blutdruck). Bei BN prädizierte die HRV die psychologische<br />

Stressreaktivität und die Erholung. Die Art des Stressors hat<br />

ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Stressreaktivität. Die Studie zeigt übere<strong>in</strong>stimmend<br />

mit dem aktuellen Forschungsstand, dass zwischen Personen<br />

mit BN o<strong>der</strong> BED und gesunden Personen Unterschiede <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Stressreaktivität und Erholung bestehen. Gemäß bisheriger<br />

Forschung führt die Destabilisierung <strong>der</strong> vagalen Aktivität bei BN<br />

aufgrund verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Sättigung zu vermehrten Essanfällen. Die<br />

vorliegende Studie zeigt, dass im Rahmen <strong>der</strong> BN <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss autonomer<br />

kardialer Kontrolle bedeutsam für das subjektive Stresserleben<br />

ist. Zudem sche<strong>in</strong>t nicht die Art son<strong>der</strong>n die subjektive Bedeutsamkeit<br />

des Stressors für die Reaktivität relevant.<br />

002<br />

Pathologische neuroendokr<strong>in</strong>e Mechanismen bei Patient<strong>in</strong>nen mit<br />

Anorexia nervosa<br />

Stefan Ehrlich (Harvard Medical School, Massachusetts General Hospital<br />

Charité – Universitätsmediz<strong>in</strong>, Charlestown, Massachusetts,<br />

USA)<br />

R. Burghardt, H. Salbach-Andrae, E. Pfeiffer, U. Lehmkuhl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bei Patient<strong>in</strong>nen mit Anorexia nervosa s<strong>in</strong>d spezifische<br />

periphere Hormonsignale stark verän<strong>der</strong>t und korrelieren mit typischen<br />

Symptomen <strong>der</strong> Erkrankung. Die Nahrungsaufnahme wird<br />

im <strong>in</strong>fundibulären Anteil des Hypothalamus durch die Interaktion<br />

e<strong>in</strong>er Vielzahl verschiedener Neuropeptide gesteuert. Dabei wirken<br />

Spaltpodukte des Propiomelanocort<strong>in</strong>s (POMC) und das Agoutirelated<br />

prote<strong>in</strong> (AGRP) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> entgegengesetzter Weise auf<br />

Hunger und Energieumsatz. Beide Systeme werden durch das Hormon<br />

Lept<strong>in</strong> aus dem Körperfettgewebe reguliert.<br />

Methode: Hier werden Ergebnisse zu pathophysiologisch relevanten<br />

neuroendokr<strong>in</strong>en Parametern bei Patient<strong>in</strong>nen mit akuter Anorexia<br />

nervosa, ehemaligen Patient<strong>in</strong>nen und gesunden Kontrollen<br />

verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Periphere Lept<strong>in</strong>spiegel s<strong>in</strong>d bei Patient<strong>in</strong>nen<br />

mit Anorexia nervosa stark supprimiert und korrelieren mit<br />

typischen Symptomen <strong>der</strong> Erkrankung. Abhängig vom Erkrankungsstadium<br />

lassen sich auch Verän<strong>der</strong>ung von POMC, AGRP<br />

und weiteren neuroendokr<strong>in</strong>en Mediatoren nachweisen. Die Unterscheidung<br />

zwischen ursächlichen (Trait-Marker) und Malnutritions-assozierten<br />

sekundären Verän<strong>der</strong>ungen (State-Marker) ist oft<br />

schwierig. Untersuchungen an ehemaligen gewichtsrehabilitierten<br />

Patient<strong>in</strong>nen sowie erste longitud<strong>in</strong>ale Daten können helfen, zwischen<br />

Trait- und State-Markern zu differenzieren.<br />

003<br />

Molekulare Genetik bei Essstörungen<br />

Anke H<strong>in</strong>ney (Universität Duisburg-Essen, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

S. Friedel, J. Hebebrand<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bei <strong>der</strong> Ausprägung von Essstörungen spielen genetische<br />

Faktoren e<strong>in</strong>e relevante Rolle, wie durch Zwill<strong>in</strong>gs- und Familienstudien<br />

gezeigt werden konnte. Kandidatengenanalysen fokussierten<br />

zunächst auf zentralen Neurotransmitter-Systemen und<br />

Genen, die an <strong>der</strong> Gewichtsregulation beteiligt s<strong>in</strong>d. Da Adipositas<br />

als Risikofaktor für die Entwicklung e<strong>in</strong>er Bulimia nervosa (BN)<br />

identifiziert wurde, könnten Genotypen die zu Adipositas prädisponieren<br />

auch gehäuft bei Patient<strong>in</strong>nen mit BN gefunden werden.<br />

Genomweite Kopplungsstudien wurden sowohl für BN als auch<br />

Anorexia nervosa (AN) durchgeführt. Die chromosomale Region,<br />

die für BN relevant zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t, war zuvor bei Adipositas detek-<br />

187


Topic 6 G Essstörungen, Schlafstörungen und an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Kategorie F5 // Eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s, sleep disor<strong>der</strong>s and others of category F5<br />

tiert worden. Derzeit s<strong>in</strong>d die Gene für MC4R (Melanocort<strong>in</strong>-4<br />

Rezeptor) FTO (‚Fat cell and obesity associated‘) und 15 weitere<br />

Polygene die relevantesten Adipositasgene.<br />

Methode: Genotypisierung von Kandidatengen SNPs bei Patienten<br />

mit AN o<strong>der</strong> BN und Kontrollen für Assoziationsstudien.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei 2 – 4 % <strong>der</strong> extrem adipösen Individuen<br />

haben Mutationen im MC4R e<strong>in</strong>en Hauptgeneffekt bei <strong>der</strong><br />

Adipositas-Entwicklung. E<strong>in</strong>e funktionell relevante Mutation im<br />

MC4R wurde bei e<strong>in</strong>er Patient<strong>in</strong> mit BN gefunden. Somit sche<strong>in</strong>en<br />

‘Adipositasgene’ für BN relevant zu se<strong>in</strong>. Varianten <strong>in</strong> FTO, nahe<br />

des MC4R und <strong>in</strong> 15 weiteren Regionen zeigten s<strong>in</strong>d bei genomweiten<br />

Assoziationsstudien als deutlich mit Adipositas assoziiert<br />

(polygener Effekt). Diese SNPs werden momentan bei Patient<strong>in</strong>nen<br />

mit Essstörungen (AN, BN) analysiert. Es wurden Haupt- und Polygene<br />

identifiziert, die für die Körpergewichtsregulation relevant<br />

s<strong>in</strong>d; m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>es davon ist, möglicherweise <strong>in</strong>direkt über e<strong>in</strong>e<br />

Prädisposition zu Adipositas, an <strong>der</strong> Entstehung von BN beteiligt.<br />

Demnächst werden genomweite Assoziationsstudien auch für Essstörungen<br />

durchgeführt.<br />

004<br />

Genetische Effekte bei Adipositas<br />

Johannes Hebebrand (Rhe<strong>in</strong>ische Kl<strong>in</strong>ken Essen, Kl<strong>in</strong>ik für K<strong>in</strong><strong>der</strong>-<br />

und Jugendpsychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Molekulargenetische Analysen zur Ätiologie <strong>der</strong> Adipositas<br />

haben bislang zur Identifikation e<strong>in</strong>er begrenzten Anzahl<br />

an bestätigten Genen mit e<strong>in</strong>em Hauptgeneffekt geführt. Während<br />

solche Hauptgene e<strong>in</strong>en klaren E<strong>in</strong>fluss auf die Entwicklung des<br />

Phänotyps haben, s<strong>in</strong>d die zugrunde liegenden Mutationen selten<br />

und daher von untergeordneter kl<strong>in</strong>ischer Bedeutung. Man geht<br />

daher davon aus, dass die genetische Prädisposition für Adipositas<br />

polygen bed<strong>in</strong>gt ist; d.h. e<strong>in</strong>e Anzahl solcher Varianten sollte häufiger<br />

bei Probanden mit Adipositas im Vergleich zu solchen mit<br />

Normal- o<strong>der</strong> Untergewicht zu f<strong>in</strong>den se<strong>in</strong>. Demzufolge können<br />

polygene Varianten (SNP) nur mittels statistischer Methoden identifiziert<br />

werden. Die relevantesten Adipositas-Polygene s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> -<br />

zeit die Gene für MC4R (Melanocort<strong>in</strong>-4 Rezeptor) und FTO<br />

(‚Fat mass and obesity associated‘): Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d gegenwärtig<br />

15 weitere Genorte bekannt; diese Zahl wird rasch ansteigen.<br />

Methode: Genotypisierung von Kandidatengen SNPs aus genomweiten<br />

Assoziationsstudien bei extrem adipösen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen und Kontrollen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Jedes Polygen leistet e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Beitrag<br />

zur Entstehung <strong>der</strong> Adipositas. Das 103I-Allel des V103I-Polymorphismus<br />

im MC4R-Gen war die erste bestätigte polygene Variante<br />

mit e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>fluss auf den BMI; <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er groß angelegten<br />

epidemiologischen Studie konnte gezeigt werden, dass <strong>der</strong> Effekt<br />

dieses Allels auf den mittleren BMI -0,5 kg / m² beträgt. Mittels <strong>der</strong><br />

ersten GWAS zu Adipositas konnte e<strong>in</strong> SNP stromaufwärts des<br />

Insul<strong>in</strong>-<strong>in</strong>duzierten-Gens 2 (INSIG2) identifiziert werden. Dieser<br />

Befund wurde <strong>in</strong> verschiedenen Kollektiven repliziert, <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

nicht. Verschiedene Varianten im ersten Intron des FTO-Gens und<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe des MC4R tragen zu den bisher relevantesten polygenen<br />

Effekten bei <strong>der</strong> Adipositas bei, die auch als e<strong>in</strong>deutig bestätigt<br />

gelten. Kürzlich wurden 15 weitere Adipositas-Genorte nachgewiesen,<br />

an <strong>der</strong>en Bestätigung <strong>der</strong>zeit gearbeitet wird.<br />

188<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal Stockholm 1<br />

WSy-011 Weiterbildungssymposium<br />

Gesun<strong>der</strong> und gestörter Schlaf <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebensspanne</strong><br />

(Referat Schlaf)<br />

Vorsitz: T. Pollmächer (Ingolstadt), E. Rüther (Feldaf<strong>in</strong>g)<br />

001<br />

Schlaf bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

Stefan Cohrs (Charite, Physiologie, Berl<strong>in</strong>)<br />

003<br />

Schlaf und Schlafstörungen im Alter<br />

Eckart Rüther (Feldaf<strong>in</strong>g)


Topic 6 G Essstörungen, Schlafstörungen und an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Kategorie F5 // Eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s, sleep disor<strong>der</strong>s and others of category F5<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-023 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Ess-, Schlaf- und sexuelle Störungen<br />

Vorsitz: D. Riemann (Freiburg)<br />

001<br />

Erste Indikatoren für das Refeed<strong>in</strong>g Syndrom bei Anorexia Nervosa<br />

– E<strong>in</strong>e Prospektive Studie<br />

Eugenia Maria Craciun (Charité Berl<strong>in</strong> CCM, Psychiatrie)<br />

L. Franke, B. Voigt, A. Riedl, S. Ehrlich, R. Kl<strong>in</strong>gebiel, M. Ballmaier<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Refeed<strong>in</strong>g Syndrom (RS) stellt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung<br />

von Patienten mit schwerer Anorexia nervosa (AN) nach wie vor<br />

e<strong>in</strong>e lebensbedrohliche Komplikation dar. Unsere prospektive Studie<br />

hat sich zum Ziel gesetzt, frühe Indikatoren für das RS zu identifizieren,<br />

mit beson<strong>der</strong>em Augenmerk auf Serumphosphat (PO),<br />

Leberwerte (AST, ALT) and Body Mass Index (BMI).<br />

Methode: Wir untersuchten bei 22 Patient<strong>in</strong>nen mit AN (BMI bei<br />

Aufnahme von 13.3 ± 2.0 kg / m²) während <strong>der</strong> ersten fünf Wochen<br />

<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>ernährung (T0-T5) Elektrolyte, Leberwerte und Blutbild.<br />

Zudem wurden bei allen Patient<strong>in</strong>nen Elektrokardiogramm,<br />

Echokardiogramm, Ultraschall des Abdomens und Magnetresonanztomographie<br />

des Kopfes im Verlauf durchgeführt. Abhängig<br />

vom BMI bei Aufnahme teilten wir die Patient<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> zwei Gruppen<br />

e<strong>in</strong> (Gruppe 1: BMI


Topic 6 G Essstörungen, Schlafstörungen und an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Kategorie F5 // Eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s, sleep disor<strong>der</strong>s and others of category F5<br />

E<strong>in</strong>e standardisierte Erfassung <strong>der</strong> AA-Kriterien ist bisher nicht<br />

möglich und das Konzept <strong>in</strong>sgesamt noch wenig praxisnah. Die<br />

Entwicklung entsprechen<strong>der</strong> diagnostischer Instrumente wäre<br />

wünschenswert.<br />

004<br />

The Comorbidity of Anorexia Nervosa and Personality Disor<strong>der</strong>s:<br />

A Meta-Analysis<br />

Phöbe Schmierer (Stuttgart)<br />

M. Mart<strong>in</strong>ussen, J. H. Rosenv<strong>in</strong>ge, O. Friborg, K. T. Øvergård, S. Kaiser,<br />

A.-L. Neunhoeffer<br />

Introduction: The comorbid conditions of eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s and<br />

personality disor<strong>der</strong>s may prolong treatment and <strong>in</strong>crease the risk<br />

of a poor treatment outcome. The purpose of this study was to use<br />

meta-analytic techniques to estimate the degree of comorbidity between<br />

anorexia nervosa and personality disor<strong>der</strong>s, and to exam<strong>in</strong>e<br />

if there were significant differences between studies that may be<br />

expla<strong>in</strong>ed by mo<strong>der</strong>ator variables. This study is part of a larger meta-analytic<br />

study exam<strong>in</strong><strong>in</strong>g the comorbidity between personality<br />

disor<strong>der</strong>s and several diagnostic categories, namely depressive disor<strong>der</strong>s,<br />

anxiety disor<strong>der</strong>s, and eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s<br />

Method: The databases PsycINFO and Medl<strong>in</strong>e were searched systematically<br />

for articles report<strong>in</strong>g quantitative <strong>in</strong>formation on the<br />

comorbidity between eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s and personality disor<strong>der</strong>s.<br />

For each of the 98 located articles, <strong>in</strong>formation about diagnostic<br />

methods, sample size, characteristics of the sample as well as the<br />

proportion of personality disor<strong>der</strong>s were entered <strong>in</strong>to the database.<br />

The software „Comprehensive Meta-analysis“ was used for all analyses.<br />

Discussion / Results: The 98 studies were published be tween 1988<br />

and 2008 and comprised samples from 16 countries. Approximately<br />

one third of the samples consisted of <strong>in</strong>-patients, one third consisted<br />

of out-patients and the rema<strong>in</strong><strong>in</strong>g were mixed samples. Of<br />

the total number of studies <strong>in</strong> the database, 29 reported results for<br />

patients with anorexia nervosa. The mean proportion of cluster A<br />

personality disor<strong>der</strong>s for patients with anorexia was 0.10, for cluster<br />

B 0.19, and for cluster C 0.42, us<strong>in</strong>g a random effects model. The<br />

tests of heterogeneity were significant for all clusters <strong>in</strong>dicat<strong>in</strong>g significant<br />

variations between studies. The results for the different<br />

subtypes of personality disor<strong>der</strong>s will also be presented as well as<br />

the results of the mo<strong>der</strong>ator analyses.<br />

005<br />

Allgeme<strong>in</strong>e und störungsspezifische Lebensqualität bei essgestörten<br />

Patient<strong>in</strong>nen im Verlauf e<strong>in</strong>er stationärer Behandlung<br />

Sandra Schlegl (Regensburg)<br />

W. Senf, S. Tagay<br />

E<strong>in</strong>leitung: Obwohl Essstörungen mit Bee<strong>in</strong>trächtigungen <strong>in</strong> all<br />

den für Lebensqualität relevanten Bereichen verbunden s<strong>in</strong>d (Padierna,<br />

2000) und oft chronisch verlaufen, hat das Konzept <strong>der</strong> gesundheitsbezogenen<br />

Lebensqualität (HRQOL) bisher zu wenig<br />

Berücksichtigung im Bereich <strong>der</strong> Essstörungsforschung gefunden<br />

(Engel et al., 2009). Bei <strong>der</strong> Messung des Therapie-Outcomes konzentrierte<br />

man sich traditionell auf Verän<strong>der</strong>ungen auf <strong>der</strong> Symptomebene<br />

(Adair et al., 2007). Mit dem Konzept <strong>der</strong> HRQOL wird<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> <strong>der</strong> Blick von <strong>der</strong> objektiven krankheits- und symptombezogenen<br />

Betrachtungsweise auf das subjektive Erleben <strong>der</strong><br />

Patienten erweitert. Da bisher jedoch ke<strong>in</strong> krankheitsspezifisches<br />

Mess<strong>in</strong>strument für essgestörte Patient<strong>in</strong>nen im deutschsprachigen<br />

Raum vorlag, welches es ermöglichen würde, die Verän<strong>der</strong>ungen<br />

des Erlebens und Verhaltens durch e<strong>in</strong>e Therapie möglichst nah am<br />

Erkrankungsbild zu erfassen, wurde <strong>der</strong> Eat<strong>in</strong>g Disor<strong>der</strong>s Quality<br />

of Life (EDQOL; Engel et al., 2006) übersetzt und validiert (Tagay,<br />

Schlegl & Senf, 2007).<br />

Methode: 49 Patient<strong>in</strong>nen (AN: n=21; BN: n=28) wurden vor und<br />

190<br />

nach e<strong>in</strong>er stationären multimodalen Behandlung sowohl mit dem<br />

SF-12 (Bull<strong>in</strong>ger & Kirchberger, 1998) als auch dem EDQOL<br />

(Tagay, Schlegl & Senf, 2007) getestet. 75.5 % <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong>nen beendeten<br />

die Behandlung regulär, die durchschnittliche Behandlungsdauer<br />

lag bei 11.17 Wochen (SD=8.29).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es fanden sich durchgehend gute bis sehr<br />

hohe Effektstärken (ES). Für die Skala EDQOL-Psychisch lag die<br />

Effektstärke bei ES=1.58, für EDQOL-Pysisch / Kognitiv bei<br />

ES=2.10, für EDQOL-F<strong>in</strong>anziell bei ES=0.40, für EDQOL-Arbeit /<br />

Schule bei ES=0.75 und für den EDQOL-Gesamtwert bei ES=1.74.<br />

Im Vergleich dazu wurden die Effektstärken <strong>der</strong> beiden Skalen des<br />

SF-12 berechnet. Auch hier fanden sich statistisch bedeutsame Verän<strong>der</strong>ungen<br />

und Effektstärken von ES=0.49 für die Körperliche<br />

Summenskala und ES=1.59 für die <strong>Psychische</strong> Summenskala. Die<br />

Therapieeffekte bezüglich <strong>der</strong> gesundheitsbezogene Lebensqualität<br />

waren <strong>in</strong> beiden Fragebögen (EDQOL und SF-12) auf dem<br />

1 %-Niveau signifikant.<br />

006<br />

Körperbildstörung bei Jugendlichen mit Essstörungen<br />

Lea Woldt (Charité, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- u. Jugendpsychiatrie, Berl<strong>in</strong>)<br />

N. Schnei<strong>der</strong>, E. Pfeiffer, U. Lehmkuhl, H. Salbach-Andrae<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Körperbildstörung stellt e<strong>in</strong>en bedeutsamen Faktor<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Genese und Aufrechterhaltung von Anorexia nervosa<br />

(AN) und Bulimia nervosa (BN) dar. E<strong>in</strong>e Möglichkeit <strong>der</strong> Erfassung<br />

bietet <strong>der</strong> so genannte „Seiltest“ (TEK-KJ; Schnei<strong>der</strong> et al.,<br />

2009). Bei diesem Instrument werden die Probanden gebeten, die<br />

eigenen Körperumfänge zu schätzen. Studien berichten häufig von<br />

Überschätzungen beim E<strong>in</strong>satz solcher Instrumente, auch bei gesunden<br />

Probanden (Skrzypek, Wehmeier & Remschmidt, 2001).<br />

Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Studie ist daher die Überprüfung des Zusammenhangs<br />

zwischen körperbezogenen und nicht-körperbezogenen<br />

E<strong>in</strong>schätzungen von Umfängen bei Patient<strong>in</strong>nen mit Essstörungen<br />

und gesunden Jugendlichen.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er Querschnittsuntersuchung führten 45 Patient<strong>in</strong>nen<br />

mit AN (MAlter = 16.1 + 1.7), 19 Patient<strong>in</strong>nen mit BN<br />

(MAlter = 16.8 + 1.7) sowie 263 gesunde Kontrollproband<strong>in</strong>nen<br />

(MAlter = 16.7 ± 1.4) den TEK-KJ durch. Zusätzlich wurden alle<br />

Probanden gebeten den Umfang e<strong>in</strong>es Eimers mit Hilfe e<strong>in</strong>es Seils<br />

sowie e<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ie von 30 Zentimetern abzuschätzen. Zur Analyse<br />

<strong>der</strong> Zusammenhänge wurden Interkorrelationskoeffizienten (ICC)<br />

berechnet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Für Patient<strong>in</strong>nen mit AN und Kontrollproband<strong>in</strong>nen<br />

ergaben sich ger<strong>in</strong>ge Zusammenhänge zwischen<br />

körperbezogener (TEK-KJ) und nicht-körperbezogener (Eimerumfang)<br />

E<strong>in</strong>schätzung von Umfängen: ICCAN = -.187, p = .901;<br />

ICCKG = .004; p = .471. Bei Patient<strong>in</strong>nen mit BN zeigte sich h<strong>in</strong>gegen<br />

e<strong>in</strong> deutlicher Zusammenhang zwischen beiden Schätzungen<br />

(ICC = .465; p < .05). Das Abschätzen e<strong>in</strong>er 30 cm langen L<strong>in</strong>ie<br />

ergab bei sämtlichen Probanden e<strong>in</strong>e signifikant stärkere Überschätzung<br />

als bei <strong>der</strong> Abschätzung des Körper- und Eimerumfanges<br />

(p < .001). Die Ergebnisse weisen <strong>in</strong>sgesamt darauf h<strong>in</strong>, dass die<br />

E<strong>in</strong>schätzung eigener Körperumfänge und somit e<strong>in</strong>e Körperbildstörung<br />

unabhängig zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t von <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Fähigkeit,<br />

nicht-körperbezogene Umfänge e<strong>in</strong>zuschätzen. Hierbei existieren<br />

jedoch Unterschiede zwischen verschiedenen Essstörungsformen.<br />

007<br />

Hyperhomocyste<strong>in</strong>ämie bei Patient<strong>in</strong>nen mit Essstörungen nur<br />

teilweise reversibel<br />

Julia Wilhelm (Mediz<strong>in</strong>ische Hochschule, Psychiatrie, Hannover)<br />

E. Müller, T. Hillemacher, M. de Zwaan, J. Kornhuber, S. Bleich,<br />

H. Friel<strong>in</strong>g<br />

E<strong>in</strong>leitung: Verschiedene Studien zeigten bei Patient<strong>in</strong>nen mit<br />

Anorexia nervosa (AN) erhöhte Homocyste<strong>in</strong>serumwerte (Friel<strong>in</strong>g


Topic 6 G Essstörungen, Schlafstörungen und an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Kategorie F5 // Eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s, sleep disor<strong>der</strong>s and others of category F5<br />

et al. 2005). Auch wurde e<strong>in</strong>e Assoziation zwischen depressiven<br />

Symptomen und erhöhten Homocyste<strong>in</strong>spiegeln bei Patient<strong>in</strong>nen<br />

mit Anorexia und Bulimia nervosa (BN) gefunden (Friel<strong>in</strong>g et al.<br />

2008).<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er prospektiven, longitud<strong>in</strong>alen Studie untersuchten<br />

wir die Homocyste<strong>in</strong>serumspiegel von 14 Patient<strong>in</strong>nen mit AN<br />

und 15 Patient<strong>in</strong>nen mit BN im Vergleich zu e<strong>in</strong>er gesunden Kontrollgruppe<br />

(N=18) und im Verlauf e<strong>in</strong>er stationären 12-wöchigen<br />

Behandlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Psychosomatischen Fachkl<strong>in</strong>ik. Die Blutentnahmen<br />

erfolgten am Aufnahmetag, nach 6 Wochen und nach<br />

12 Wochen stationärer Behandlung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Am Aufnahmetag zeigten sich signifikant<br />

höhere Homocyste<strong>in</strong>serumspiegel, sowohl bei Patient<strong>in</strong>nen mit<br />

AN als auch mit BN, verglichen mit dem gesunden Kontrollkollektiv<br />

(AN: 11.89 µmol/l; BN: 11.12 µmol / l; Kontrollen: 7.88 µmol / l;<br />

AN vs. Kontrollen: p=0.008; BN vs. Kontrollen: p=0.035; AN vs.<br />

BN nicht signifikant). Während erfolgreicher Behandlung mit signifikantem<br />

Anstieg des BMI zeigte sich e<strong>in</strong>e nicht-signifikante Senkung<br />

<strong>der</strong> Homocyste<strong>in</strong>serumspiegel bei den essgestörten Patient<strong>in</strong>nen<br />

(F=0.885, p=0.461, N=11). Auch nach 12 Wochen waren die<br />

Homocyste<strong>in</strong>spiegel <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong>nen signifikant erhöht im Vergleich<br />

zu den Werten <strong>der</strong> gesunden Kontrollen (p


Topic 6 G Essstörungen, Schlafstörungen und an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Kategorie F5 // Eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s, sleep disor<strong>der</strong>s and others of category F5<br />

und Spontanurteil durch den Patient erfasst. Mit Korrelationsanalyse<br />

wurde das Vorliegen von Zusammenhängen zwischen den Ergebnissen<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Erfassungsmethoden überprüft.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die mittlere Schlafeffizienz nahm <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> subjektiven Erfassungsmethoden mit steigen<strong>der</strong> Erfassungsgenauigkeit<br />

<strong>der</strong> Methode zu (Spontanurteil: 54,8 %, PSQI:<br />

61,1 %, Schlafprotokoll: 66,0 %). Bei objektiver Ermittlung <strong>der</strong><br />

Schlafeffizienz ergaben sich höhere mittlere Werte von 67,6 % <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> ersten Messnacht und 80,1 % <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Messnacht (im<br />

Mittel über beide Nächte: 74,0 %). Statistisch signifikante korrelative<br />

Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen aus objektiven und<br />

subjektiven Methoden fanden sich nicht. Statistische Signifikanz<br />

erreichten die Interkorrelationen aus den beiden Messnächten <strong>der</strong><br />

Polysomnographie und <strong>der</strong>en Mittelwert e<strong>in</strong>erseits als auch die<br />

Korrelation zwischen PSQI und Spontanurteil an<strong>der</strong>seits. Angesichts<br />

<strong>der</strong> fehlenden Zusammenhänge zwischen objektiven und<br />

subjektiven Erfassungsmethoden <strong>der</strong> Schlafeffizienz sollten <strong>der</strong>en<br />

Ergebnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Arbeit mit Insomniepatienten separat<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden. Die objektiven Ergebnisse aus <strong>der</strong> Polysomnographie<br />

können dabei als H<strong>in</strong>weis auf die Verän<strong>der</strong>barkeit <strong>der</strong><br />

Schlafqualität und die subjektiven Ergebnisse zur Würdigung des<br />

subjektiven Empf<strong>in</strong>dens dienen.<br />

011<br />

Wachtherapie o<strong>der</strong> Schlafdeprivation: Wie bee<strong>in</strong>flusst Schlafentzug<br />

die Stimmung und die emotionale Informationsverarbeitung<br />

bei depressiven Patienten?<br />

Roland Popp (Psychiatrische Unikl<strong>in</strong>ik, Schlafmediz<strong>in</strong>isches Zentrum<br />

Universität Regensburg)<br />

E. Freitag-Lange, P. Geisler, J. Zulley, G. Hajak<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Studie untersuchte den E<strong>in</strong>fluss von 24 Stunden<br />

ohne Schlaf auf Schläfrigkeit, Stimmung sowie auf die emotionale<br />

Informationsverarbeitung bei gesunden Probanden und depressiven<br />

Patienten.<br />

Methode: Im Rahmen e<strong>in</strong>es With<strong>in</strong>-Subject-Designs wurden die<br />

beiden Gruppen – depressive Patientengruppe (PG: 11 Frauen,<br />

5 Männer, Alter M ± SE: 26,3 ±2,6 Jahre) und Kontrollgruppe (KG:<br />

9 Frauen, 7 Männer, Alter M ± SE: 24,9 ±0,6 Jahre) – jeweils zweimal<br />

untersucht: (i) nach 24 Stunden totaler Schlafdeprivation (SD)<br />

und (ii) nach e<strong>in</strong>er Nacht mit ausreichend Schlaf (NSD). Die Wirksamkeit<br />

<strong>der</strong> Wachtherapie wurde bei den depressiven Patienten<br />

anhand kl<strong>in</strong>ischer Verfahren überprüft: Beck-Depression-Inventory<br />

(BDI) und Hamilton-Depression-Scale (HAMD). Schläfrigkeit<br />

wurde multidimensional anhand subjektiver und objektiver<br />

Parameter erfasst (Stanford-Sleep<strong>in</strong>ess-Scale SSS, Profile-of-Mood-<br />

States POMS, Daueraufmerksamkeitstest QM, Psychomotor Vigilance<br />

Task PVT). Zudem wurde getestet, <strong>in</strong>wieweit sich die Stimmung<br />

mittels IAPS-Bil<strong>der</strong> (International Affective Picture System)<br />

auslenken lässt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die 24h-Wachtherapie führte bei <strong>der</strong> Patientengruppe<br />

zu ke<strong>in</strong>er signifikanten Verbesserung <strong>der</strong> depressiven<br />

Symptomatik (BDI und HAMD) im Vergleich zur Kontrollbed<strong>in</strong>gung.<br />

Bei den gesunden Probanden verschlechterte sich die<br />

Stimmung nach Schlafdeprivation <strong>in</strong> allen 6 Subskalen <strong>der</strong> POMS,<br />

und die subjektive Schläfrigkeit (SSS) nahm ebenfalls signifikant<br />

zu. Im Gegensatz dazu zeigten sich bei den depressiven Patienten <strong>in</strong><br />

ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Skalen (POMS und SSS) signifikante Unterschiede. Bei<br />

allen Versuchsteilnehmern kam es nach Schlafentzug zu signifikanten<br />

Leistungse<strong>in</strong>bußen (QM und PVT). In beiden Gruppen ließ<br />

sich die Stimmung mittels IAPS-Bil<strong>der</strong> gleichermaßen positiv o<strong>der</strong><br />

negativ auslenken wie im ausgeruhten Zustand. Dies zeigt, dass<br />

auch bei depressiven Patienten e<strong>in</strong>e kurzfristige Stimmungs<strong>in</strong>duktion<br />

durch emotionale Bil<strong>der</strong> möglich war.<br />

192<br />

012<br />

Nächtliche Gedächtniskonsolidierung und EEG-Spektralanalyse<br />

bei Patienten mit primärer Insomnie<br />

Cor<strong>in</strong>na Kloepfer (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie u. Psychotherapie)<br />

B. Feige, C. Nissen, D. Riemann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass gesun<strong>der</strong><br />

Schlaf zur Gedächtniskonsolidierung beiträgt. Ziel <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Studie war es die Hypothese zu testen, dass anhaltende Hyperarousalprozesse<br />

während des Schlafs, erfasst durch Beta-Aktivität<br />

im EEG, <strong>in</strong> Zusammenhang mit früher gezeigten Defiziten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Gedächtniskonsolidierung bei Patienten mit primärer Insomnie<br />

stehen.<br />

Methode: Die vorliegende Auswertung umfasst 18 Patienten mit<br />

primärer Insomnie im Alter zwischen 40 und 60 Jahren (45.5 ± 4.5<br />

Jahre, 7 Männer) und 34 nach Alter, Geschlecht und IQ abgeglichene<br />

gesunde Kontrollprobanden. Neben allgeme<strong>in</strong>en neuropsychologischen<br />

Untersuchungen wurden vor bzw. nach e<strong>in</strong>er Untersuchungsnacht<br />

im Schlaflabor Lernaufgaben zur prozeduralen und<br />

deklarativen Gedächtniskonsolidierung durchgeführt (Mirror-<br />

Trac<strong>in</strong>g Task und Visueller und Verbaler Merkfähigkeitstest). EEG-<br />

Spektralanalyse wurde getrennt für REM und NREM-Schlaf durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Insomnie-Patienten zeigten e<strong>in</strong>e signifikant<br />

erhöhte Beta-Aktivität (16 – 32 Hz) im NREM-Schlaf und e<strong>in</strong>e<br />

signifikante Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>in</strong> <strong>der</strong> nächtlichen prozeduralen Gedächtniskonsolidierung<br />

(MANCOVA, p


Topic 6 G Essstörungen, Schlafstörungen und an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Kategorie F5 // Eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s, sleep disor<strong>der</strong>s and others of category F5<br />

<strong>der</strong> pharmacological treatment with stimulants and / or anticataplectic<br />

medication. They completed Beck Depression Inventory (BDI),<br />

Zung Self-rat<strong>in</strong>g Depression Scale (ZDS), Global Impression of Severity<br />

of Depression (GSD), Profile of Mood States (POMS) and<br />

Epworth Sleep<strong>in</strong>ess Scale (ESS).<br />

Discussion / Results: NC+ and NC- had significantly higher scores<br />

<strong>in</strong> BDI, ZDS and GSD than controls (p


Topic 7 G Persönlichkeitsstörungen, F6 // Personality disor<strong>der</strong>s F6<br />

wenn die Stichproben Diagnosen e<strong>in</strong>er sexuellen Dysfunktion nach<br />

ICD10/-9 o<strong>der</strong> DSM-IV/-III-R erfüllten, wenn e<strong>in</strong>e psychosoziale<br />

Intervention (alle<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit Pharmaka) untersucht<br />

wurde und wenn es sich um randomisierte kontrollierte o<strong>der</strong><br />

kontrollierte kl<strong>in</strong>ische Studien handelt. Voraussichtlich werden ca.<br />

30 – 50 Studien <strong>in</strong> die Analysen e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Meta-Analyse wird nach dem randomisierten<br />

Effekte-Modell durchgeführt. Heterogenität zwischen<br />

den Studien wird mittels Chi2-Test auf Signifikanz überprüft. Ergebnisse<br />

werden als Forest-Plots graphisch dargestellt. Des Weiteren<br />

f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Subgruppen-Analyse statt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> a priori def<strong>in</strong>ierte<br />

Subgruppen auf Unterschiedlichkeiten untersucht werden. Im Falle<br />

e<strong>in</strong>er deutlichen Heterogenität zwischen den Studienergebnissen,<br />

die mit Hilfe <strong>der</strong> def<strong>in</strong>ierten Subgruppen nicht erklärt werden<br />

kann, wird e<strong>in</strong>e Reihe von a posteriori Meta-Regressions-Analysen<br />

durchgeführt um Ursachen <strong>der</strong> Heterogenität herauszuf<strong>in</strong>den. Bisherige<br />

Übersichtsarbeiten über psychosoziale Interventionen bei<br />

sexuellen Funktionsstörungen bezogen sich ausschließlich auf e<strong>in</strong>zelne<br />

Störungen o<strong>der</strong> waren unsystematisch. Nach wie vor fehlt es<br />

an e<strong>in</strong>er systematischen Übersicht aller psychosozialen Behandlungsmöglichkeiten<br />

bei sexuellen Dysfunktionen. Daraus ergibt<br />

sich unter an<strong>der</strong>em die Gefahr e<strong>in</strong>er Wirksamkeitsüberschätzung<br />

pharmakologischer Behandlung. Die vorliegende Arbeit bietet als<br />

erste e<strong>in</strong>en systematischen, evidenz-basierten Anhaltspunkt für die<br />

psychosoziale Behandlung sexueller Funktionsstörungen.<br />

194<br />

Topic: 7 Persönlichkeitsstörungen, F6<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Sydney<br />

HS-017 Hauptsymposium<br />

Entwicklungen und Verläufe <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Störung über die<br />

<strong>Lebensspanne</strong><br />

Vorsitz: M. Bohus (Mannheim), F. Resch (Heidelberg)<br />

001<br />

Verän<strong>der</strong>t sich die Symptomatik <strong>der</strong> Bordelr<strong>in</strong>e-Störung mit dem<br />

Alter? Daten aus <strong>der</strong> Freiburg-Mannheimer Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Studie<br />

Mart<strong>in</strong> Bohus (ZI Mannheim, Psychosomatik)<br />

002<br />

Longterm Course of Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Personality Disor<strong>der</strong> <strong>in</strong> the<br />

USA<br />

Mary Zanar<strong>in</strong>i (Harvard Medical School, Psychiatry Department,<br />

Boston)<br />

003<br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-syndrom und selbstverletzendes Verhalten im Jugendalter<br />

Franz Resch (Universität Heidelberg, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

P. Parzer, J. Haffner, R. Brunner<br />

E<strong>in</strong>leitung: Selbstverletzendes Verhalten und Suizidalität stellen<br />

die häufigsten Leitsymptome für e<strong>in</strong>e akute Behandlungsnotwendigkeit<br />

bei Jugendlichen dar (Brunner & Resch, 2008). Bei Jugendlichen<br />

mit e<strong>in</strong>er gestörten Entwicklung <strong>der</strong> Persönlichkeit im S<strong>in</strong>ne<br />

e<strong>in</strong>er Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Störung f<strong>in</strong>den sich selbstverletzende Verhaltensweisen<br />

regelhaft <strong>in</strong> über 90 %. Dem gegenüber s<strong>in</strong>d selbstverletzende<br />

Verhaltensweisen unter epidemiologischen Gesichtspunkten <strong>in</strong><br />

bis zu 15 % anzutreffen, also um e<strong>in</strong> vielfaches häufiger als das Vollbild<br />

e<strong>in</strong>er umfassenden Persönlichkeitsstörung. Wor<strong>in</strong> liegen die<br />

Risikovehaltensweisen und -faktoren begründet, die zur umfassenden<br />

Persönlichkeitsstörung führen? Gibt es e<strong>in</strong>en Unterschied zwischen<br />

akzidentelle und chronifizierten Selbstverletzungstendenzen?<br />

Ist letztere die Risikogruppe für e<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörung?<br />

Methode: Die Befunde <strong>der</strong> Heidelberger Schulstudie zur Prävalenz<br />

von Risikoverhaltensweisen sollen dargestellt werden (Lit: Brunner<br />

et al., 2007, Arch Pediatr Adolesc Med). 6185 Schüler <strong>der</strong> 9. Schulstufe<br />

wurden befragt, davon konnten 5759 analysiert werden. Alter<br />

14,9 (SD 0,73), 49.8 % weiblich.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Vere<strong>in</strong>zelte Selbstverletzungen wurden<br />

von 10,9 % <strong>der</strong> Jugendlichen berichtet. Weitere 4 % zeigten repetitive<br />

Formen. 14,8 % <strong>der</strong> Jugendlichen mit gelegentlichen Selbstverletzung<br />

und 27,1 % mit repetitiven Formen standen <strong>in</strong> psychologischer<br />

Behandlung. Unterschiede zwischen akzidentelle und<br />

chronifizierten Selbstverletzungstendenzen sollen im H<strong>in</strong>blick<br />

auf familiäre Verhältnisse, Drogengebrauch, psychopathologische<br />

Symptome, Diätverhalten und Leistungsverhalten herausgearbeitet<br />

und mit entsprechenden Befunden bei Patienten mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-<br />

Persönlichkeitsstörungen verglichen.<br />

004<br />

Zur Rolle <strong>der</strong> Mutter bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörung<br />

Sven Barnow (Universität Heidelberg, Psychologisches Institut)<br />

E. Arens<br />

E<strong>in</strong>leitung: Forschungsbefunde zur Ätiologie <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörung<br />

(BPS) zeigen e<strong>in</strong>e familiäre Häufung dieser


Topic 7 G Persönlichkeitsstörungen, F6 // Personality disor<strong>der</strong>s F6<br />

Störung und deuten daraufh<strong>in</strong>, dass sowohl e<strong>in</strong>e genetische Vulnerabilität<br />

(z. B. Temperament) als auch belastende Umweltfaktoren<br />

(z. B. maladaptiver Erziehungsstil) an <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> BPS beteiligt<br />

s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs weisen viele dieser Untersuchungen erhebliche<br />

methodische Mängel auf (z. B. Querschnittanalysen, retrospektive<br />

Erhebungen). Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung war es<br />

durch e<strong>in</strong>e verbesserte Methodik e<strong>in</strong> erweitertes Verständnis von<br />

<strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> BPS zu erhalten.<br />

Methode: Auf <strong>der</strong> Basis prospektiver längsschnittlicher Daten aus<br />

e<strong>in</strong>er nicht-kl<strong>in</strong>ischen Familienstudie wurde die familiäre Aggregation<br />

<strong>der</strong> BPS bei Nachkommen von BPS-Müttern direkt untersucht<br />

und Prädiktoren <strong>der</strong> Störung identifiziert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der Vergleich zu gesunden und kl<strong>in</strong>ischen<br />

Kontrollgruppen zeigte e<strong>in</strong> deutlich gehäuftes Auftreten <strong>der</strong><br />

BPS bei Nachkommen von BPS-Müttern. Personen mit e<strong>in</strong>er BPS<br />

wiesen fünf Jahre vor <strong>der</strong> Diagnose stärkere emotionale und behaviorale<br />

Probleme, e<strong>in</strong> ängstlicheres Temperament auf und nahmen<br />

den Erziehungsstil ihrer Mütter als negativer wahr im Vergleich zu<br />

Gesunden und depressiven Personen. Als Prädiktoren e<strong>in</strong>er BPS<br />

Diagnose erwiesen sich emotionale Probleme während <strong>der</strong> Adoleszenz.<br />

Außerdem zeigte e<strong>in</strong> Interaktionseffekt, dass e<strong>in</strong> maladaptiver<br />

Erziehungsstil <strong>der</strong> Mutter das BPS-Risiko <strong>der</strong> Nachkommen<br />

erhöhen kann, allerd<strong>in</strong>gs nur wenn die Nachkommen e<strong>in</strong> eher<br />

ängstlich-vermeidendes Temperament aufweisen.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Prag<br />

BS-016 Symposium<br />

Research <strong>in</strong> personality disor<strong>der</strong>s<br />

(In cooperation with the Vlaamse Verenig<strong>in</strong>g voor Psychiatrie)<br />

Vorsitz: G. Pieters (Zemst, Belgien), P. Haake (Kortenberg, Belgien)<br />

001<br />

Overgeneral Memory <strong>in</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Personality Disor<strong>der</strong>s<br />

Kris Van den Broeck (UPC K.U. Leuven, Campus Kortenberg, Belgien)<br />

L. Claes, G. Pieters, F. Raes<br />

Overgeneral memory has been observed <strong>in</strong> traumatized and (previously)<br />

depressed patients, and correlates with poor problem solv<strong>in</strong>g<br />

skills, rum<strong>in</strong>ation, less non-suicidal self-<strong>in</strong>jury, poor treatment outcome<br />

and an avoidant style towards events, thoughts and emotions.<br />

A limited number of research teams exam<strong>in</strong>ed autobiographical<br />

memory specificity <strong>in</strong> patients diagnosed with bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e personality<br />

disor<strong>der</strong>. S<strong>in</strong>ce these patients often compla<strong>in</strong> about mood <strong>in</strong>stability<br />

and often experienced trauma(s) <strong>in</strong> their youth, a replication<br />

of the overgeneral memory bias was expected. However, evidence<br />

was not univocal. Our ongo<strong>in</strong>g l<strong>in</strong>e of research tries to test four<br />

hypotheses on why the evidence found so far is scattered. We will<br />

present our research project, its background and some prelim<strong>in</strong>ary<br />

results, as well as implications for treatment.<br />

002<br />

Comparison of bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e patients with and without non-suicidal<br />

self-<strong>in</strong>jury<br />

Laurence Claes (Catholic University, Faculty of Psychology, Leuven)<br />

P. Haake, F. Raes, K. Van den Broeck, G. Pieters<br />

Introduction: Non-suicidal self-<strong>in</strong>jury (NSSI) refers to direct and<br />

deliberate damage to one‘s own body tissue without suicidal <strong>in</strong>tent.<br />

NSSI occurs <strong>in</strong> 70 – 80 % of patients who meet DSM-IV criteria for<br />

bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e personality disor<strong>der</strong> (BPD). In the present study, we <strong>in</strong>vestigated<br />

trauma, psychopathology and avoidance cop<strong>in</strong>g <strong>in</strong> BPD<br />

patients „without NSSI“, „with one type of NSSI“ (e. g., cutt<strong>in</strong>g) and<br />

„with two or more types of NSSI” (e. g., cutt<strong>in</strong>g, burn<strong>in</strong>g, bit<strong>in</strong>g).<br />

Further, NSSI characteristics were compared between patients<br />

„with one type“ or „more than one type“ of NSSI.<br />

Method: We collected data of 54 patients admitted to a specialized<br />

treatment unit for BPD <strong>in</strong> a university psychiatric hospital <strong>in</strong> Belgium.<br />

Overall, 75.9 % of the BPD patients admitted NSSI dur<strong>in</strong>g<br />

life-time, of whom 27.8 % displayed one type of NSSI and 48.1 %<br />

more than one type of NSSI.<br />

Discussion / Results: The results clearly show a gradual <strong>in</strong> crease <strong>in</strong><br />

trauma, psychopathology (depression, suicidal ideation, dissociation)<br />

and avoidance cop<strong>in</strong>g, with an <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g number of NSSI.<br />

Further, mediation analyses suggest that avoidance cop<strong>in</strong>g mediates<br />

the relationship between trauma and NSSI; confirm<strong>in</strong>g the affect-regulation<br />

function of NSSI. F<strong>in</strong>ally, patients with more types<br />

of NSSI show different NSSI characteristics than patients with only<br />

one type of NSSI (e. g., more frequently NSSI / per day, less pa<strong>in</strong><br />

sensitivity, less wound care). Conclusion: The presence of different<br />

types of NSSI <strong>in</strong> BPD seems to be an <strong>in</strong>dicator of the severity of<br />

psychopathology. Cl<strong>in</strong>ical implications of these f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs will be discussed.<br />

003<br />

The operationalization and assessment of process variables <strong>in</strong><br />

psychodynamic oriented process-outcome research on personality<br />

disor<strong>der</strong>ed patients<br />

Benedicte Lowijk<br />

R. Vermote<br />

Introduction: A grow<strong>in</strong>g body of outcome studies supports the efficacy<br />

and effectiveness of psychodynamic treatment <strong>in</strong> treat<strong>in</strong>g<br />

PDs (e. g., Chiesa and Fonagy, 2007). Yet, little is known about the<br />

un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g processes expla<strong>in</strong><strong>in</strong>g this outcome (e. g., Kazd<strong>in</strong>, 2007).<br />

As has been recently emphasized, the un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g of this process<br />

and <strong>in</strong>vestigat<strong>in</strong>g the relationship between process and outcome is<br />

however by no means a trivial matter (Fonagy and Bateman, 2006;<br />

Levy, 2008).<br />

Method: This presentation will focus on the operationalization,<br />

conceptualization and assessment of process variables characteristic<br />

for psychodynamic psychotherapy of PDs, with the ma<strong>in</strong> focus<br />

on the concept of personality structure or organization (PO).<br />

Discussion / Results: First, operationalizations from different psychodynamic<br />

perspectives and various assessment tools (rang<strong>in</strong>g<br />

from <strong>in</strong>terview, projective and Q-sort methods to self-report methods)<br />

developed to measure PO will be discussed (e. g., Clark<strong>in</strong>,<br />

Caligor, Stern, & Kernberg, 2007; Diamond, Blatt, Stayner, &<br />

Kaslow, 1991). Second the implications of the operationalization<br />

and assessment of PO for research on PDs, and for psychodynamic<br />

process-outcome research <strong>in</strong> particular will be discussed.<br />

References Chiesa, M., & Fonagy, P. (2007). Prediction of mediumterm<br />

outcome <strong>in</strong> cluster B personality disor<strong>der</strong> follow<strong>in</strong>g residential<br />

and outpatient psychosocial treatment. Psychotheraoy and Psychosomatics,<br />

76, 347-353. Diamond, D., Blatt, S. J., Stayner, D., &<br />

Kaslow, N. (1992). Self-other differentiation of object representations.<br />

Yale University, USA: Unpublished research manual. Fonagy,<br />

P., & Bateman, A. (2006) Progress <strong>in</strong> treatment of bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e personality<br />

disor<strong>der</strong>. British Journal of Psychiatry, 188, 1-3. Kazd<strong>in</strong>, A. E.<br />

(2007). Mediators and mechanism of change <strong>in</strong> psychotherapy research.<br />

Annual Review of Cl<strong>in</strong>ical Psychology, 3, 1-7. Levy K. N.<br />

(2008). Psychotherapies and last<strong>in</strong>g change. American Journal of<br />

Psychiatry, 165: 556-559.<br />

195


Topic 7 G Persönlichkeitsstörungen, F6 // Personality disor<strong>der</strong>s F6<br />

004<br />

A Process-outcome study of PD patients <strong>in</strong> a hospitalisation-based<br />

treatment on psychoanalytic l<strong>in</strong>es: results and implications<br />

Rudi Vermote (UPC K.U. Leuven, Campus Kortenberg, Belgien)<br />

B. Lowijk<br />

Hospitalisation-based treatment on psychoanalytic l<strong>in</strong>es is an effective<br />

treatment for BPD (Bateman & Fonagy, 2006). The presentation<br />

focuses on a naturalistic study of a heterogeneous group of PD<br />

patients (N = 70) <strong>in</strong> such a treatment. Results show a significant<br />

decrease <strong>in</strong> symptoms (e. g., self-harm, depression, anxiety) and<br />

improvement <strong>in</strong> personality function<strong>in</strong>g dur<strong>in</strong>g treatment and at<br />

one year follow-up. Furthermore, results show different outcome<br />

patterns accord<strong>in</strong>g to patient pre-treatment characteristics (Vermote<br />

et al.,2009). To <strong>in</strong>vestigate whether these outcome results are related<br />

to psychic change dur<strong>in</strong>g the treatment, several model specific<br />

process measures were scored like the Differentiation Relatedness<br />

Scale, the Reflective Function<strong>in</strong>g Scale and a Scale of Felt Safety.<br />

The relationship between changes <strong>in</strong> these process measures and<br />

changes <strong>in</strong> symptom and personality outcome measures is discussed.<br />

F<strong>in</strong>ally we could identify different clusters of psychic process<br />

which also proved to be l<strong>in</strong>ked to pre-treatment patient characteristics.<br />

accord<strong>in</strong>g the anaclitic and <strong>in</strong>trojective dimension as<br />

described by Blatt (2008). Five year follow-up results will be presented.<br />

The implications of this study for adapt<strong>in</strong>g the treatment to the<br />

needs of the patients and for an on-go<strong>in</strong>g process-outcome study<br />

are discussed. Bateman, A. W. & Fonagy, P. (2006) Mentalization-<br />

Based Treatment for Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Personality Disor<strong>der</strong>: A Practical<br />

Guide Oxford University Press, Oxford. Blatt, S.J., (2008). Polarities<br />

of experience: Relatedness and self-def<strong>in</strong>ition <strong>in</strong> personality development,<br />

psychopathology, and the therapeutic process. Wash<strong>in</strong>gton,<br />

DC: American Psychological Association Press. Vermote, R.,<br />

Fonagy, P., Vertommen, H., Lowyck, B., Luyten P. e.a. (2009). Outcome<br />

and outcome trajectories of personality disor<strong>der</strong>ed patients<br />

dur<strong>in</strong>g and after a psychoanalytic hospitalization-based treatment.<br />

Journal of Personality Disor<strong>der</strong>s, 23, 293-306.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 7<br />

ST-011 State-of-the-Art-Symposium<br />

196<br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Personality Disor<strong>der</strong>s<br />

Vorsitz: M. Bohus (Mannheim), K. Lieb (Ma<strong>in</strong>z)<br />

001<br />

Epidemiology and Psychotherapy of Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Personality Disor<strong>der</strong>s<br />

Mart<strong>in</strong> Bohus (ZI Mannheim, Psychosomatik)<br />

002<br />

Neurobiology and Pharmacotherapy of Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Personality Disor<strong>der</strong>s<br />

Klaus Lieb (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Introduction: In this talk, the neurobiology and pharmacotherapy<br />

of Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Personality Disor<strong>der</strong> will be addressed.<br />

Method: Central to the neurobiology of Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Personality<br />

Disor<strong>der</strong> is a disturbance of affect regulation and impulsivity. This<br />

disturbance probably results from genetic factors (about 46 % of the<br />

variance is expla<strong>in</strong>ed by genetic factors) as well as early traumata. In<br />

this talk, the latest data from genetic, structural and functional<br />

bra<strong>in</strong> imag<strong>in</strong>g data are presented. In the second part of the talk, the<br />

latest evidence for the use of drugs to treat BPD is presented.<br />

Discussion / Results: It will be shown that relatively good evidence<br />

exists for the use of the second generation antipsychotic drugs such<br />

as aripiprazole, the mood stabilizers valproic acid, lamotrig<strong>in</strong>e and<br />

topiramate. Less evidence exists for the usefulness of olanzap<strong>in</strong>e.<br />

There is no evidence that antidepressants such as tricyclic antidepressants<br />

or SSRI are helpful <strong>in</strong> the treatment of BPD. At the end,<br />

cl<strong>in</strong>ical advices are given for the use of drugs <strong>in</strong> the treatment of<br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Personality Disor<strong>der</strong>.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Sydney<br />

ST-013 State-of-the-Art-Symposium<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

Vorsitz: S. Röpke (Berl<strong>in</strong>), P. Fiedler (Heidelberg)<br />

001<br />

Ätiologie und Behandlung <strong>der</strong> Persönlichkeitsstörungen: e<strong>in</strong>e<br />

neurobiologische Perspektive<br />

Stefan Röpke (Charité Universitätsmediz<strong>in</strong>, CBF, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

Persönlichkeitsstörungen (PS) treten häufig im ambulanten o<strong>der</strong><br />

stationären psychiatrischen Rahmen auf. PS s<strong>in</strong>d hierbei entwe<strong>der</strong><br />

die im Vor<strong>der</strong>grund stehende Diagnose, wie bei <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e PS,<br />

o<strong>der</strong> sie treten komorbid zu an<strong>der</strong>en psychiatrischen Störungen<br />

auf. Inhalt des State-of-the-Art-Symposium s<strong>in</strong>d die häufigsten Ersche<strong>in</strong>ungsformen,<br />

Komorbiditäten sowie Aspekte <strong>der</strong> Entstehung<br />

und Aufrechterhaltung von PS. E<strong>in</strong>en weiteren Schwerpunkt nehmen<br />

die Indikationen und Möglichkeiten <strong>der</strong> psychotherapeutischen<br />

und pharmakologischen Behandlung e<strong>in</strong>.<br />

002<br />

Ätiologie und Behandlung <strong>der</strong> Persönlichkeitsstörungen: e<strong>in</strong>e<br />

psychosoziale Perspektive<br />

Peter Fiedler (Universität Heidelberg, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

Zunächst werden unterschiedliche persönliche Risikobed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Persönlichkeitsstörungen vorgestellt werden.<br />

Gleichzeitig wird auf vorhandene empirische Befunde zu Entwicklungse<strong>in</strong>flüssen<br />

verwiesen: Erziehungsstile, kulturelle und subkulturelle<br />

E<strong>in</strong>flüsse, Migration und damit verbundene Faktoren. Weiter<br />

werden Möglichkeiten <strong>der</strong> Prävention und Früh<strong>in</strong>tervention<br />

diskutiert. Schließlich werden e<strong>in</strong>ige Grundsätze formuliert, die<br />

sich auf Grundlage <strong>der</strong> geschil<strong>der</strong>ten Ätiologieaspekte als s<strong>in</strong>nvolle<br />

Schwerpunktsetzungen e<strong>in</strong>er Behandlung erweisen können. Es<br />

s<strong>in</strong>d dies: (a) e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt ressourcenorientierte Grundausrichtung<br />

<strong>der</strong> Behandlung, (b) <strong>der</strong> Aufbau e<strong>in</strong>er tragfähigen Beziehung<br />

und Motivierungsstrategien, (c) die Verbesserung sozialer Kompetenzen,<br />

(d) die Beachtung und Strukturierung des sozialen Umfeldes,<br />

(e) Transfer therapeutischer Erfolge <strong>in</strong> den Alltag.


Topic 7 G Persönlichkeitsstörungen, F6 // Personality disor<strong>der</strong>s F6<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Prag<br />

S-008 Symposium<br />

New developments <strong>in</strong> Dialectical Behavior Therapy: Applications<br />

across disor<strong>der</strong>s and sett<strong>in</strong>gs<br />

Vorsitz: M. Bohus (Mannheim), T. Kienast (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Entwicklung und Evaluation <strong>der</strong> DBT für komorbide Suchterkrankungen<br />

Thorsten Kienast (PUK Charité im SHK, Berl<strong>in</strong>)<br />

002<br />

Dialectical Behavior Therapy for Eat<strong>in</strong>g Disor<strong>der</strong>s (DBT-E). Rationales<br />

and Development of a Treatment Manual.<br />

Ulrich Schweiger (Universität zu Lübeck, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

K. He<strong>in</strong>ecke, V. Sipos<br />

Dialectical behavior therapy (DBT) is one of the important methodological<br />

developments with<strong>in</strong> cognitive-behavioral therapy and<br />

has been shown to be highly effective <strong>in</strong> patients with bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e<br />

personality disor<strong>der</strong> and severe behavioral dysregulation. The application<br />

of the method is now extended to other mental disor<strong>der</strong>s.<br />

The central assumption for the application of DBT to eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s<br />

is that disturbed eat<strong>in</strong>g behavior is a natural consequence of<br />

adverse life events and traumatization, and that difficulties with<br />

emotion regulation are at the center of the ma<strong>in</strong>tenance of the eat<strong>in</strong>g<br />

disor<strong>der</strong>. DBT-E adapts core strategies of DBT (practic<strong>in</strong>g<br />

m<strong>in</strong>dfulness skills, distress tolerance skills, emotion regulation<br />

skills and <strong>in</strong>terpersonal skills) to the special needs of patients with<br />

eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s. The presentation gives an overview on the state of<br />

manual development and presents first results.<br />

003<br />

Evaluation <strong>der</strong> DBT im K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendbereich<br />

Krist<strong>in</strong> von Auer (Vorwerker Diakonie, Lübeck)<br />

004<br />

DBT für PTBS und schwere Störungen <strong>der</strong> Emotionsregulation<br />

Mart<strong>in</strong> Bohus (ZI Mannheim, Psychosomatik)<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Raum 43<br />

S-017 Symposium<br />

Shame and mental disor<strong>der</strong>s<br />

Vorsitz: C. Scheel (Freiburg), B. Renneberg (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

The construct of shame: development and validation of a questionnaire<br />

on three facets of shame<br />

Cor<strong>in</strong>na Scheel (Unikl<strong>in</strong>ik Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Introduction: Shame proneness of course differs <strong>in</strong>dividually, but<br />

some mental disor<strong>der</strong>s, such as Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Personality Disor<strong>der</strong><br />

(BPD), seem to go along with systematically higher shame-proneness.<br />

Based on the mean<strong>in</strong>g of shame on different mental disor<strong>der</strong>s a<br />

questionnaire was constructed to make several facets of shame<br />

measurable.<br />

Method: Affiliated from literature and <strong>in</strong>terviews with healthy controls<br />

and BPD patients a concept of shame was created. Re cord<strong>in</strong>g<br />

to this three subscales were operationalized; body related shame,<br />

cognitive shame and existential shame. This structure of factors was<br />

supported by item-analysis. At the moment the revised questionnaire<br />

is validated on a sample from the registration of address office<br />

(2000 addresses) and several cl<strong>in</strong>ical groups.<br />

Discussion / Results: As expected we seem to f<strong>in</strong>d more body related<br />

and cognitive shame <strong>in</strong> the control group, existential shame is<br />

<strong>in</strong>creased for BPD.<br />

002<br />

Shame and social rejection <strong>in</strong> bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e personality disor<strong>der</strong><br />

Babette Renneberg (FU Berl<strong>in</strong>, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

Introduction: Shame plays an important role <strong>in</strong> the development<br />

and ma<strong>in</strong>tenance of bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e personality disor<strong>der</strong>. In self-reports,<br />

patients with BPD consistently show very high levels of shame.<br />

However, research on the nonverbal expression of shame is largely<br />

lack<strong>in</strong>g. Aims of the study were twofold: a) to develop an <strong>in</strong>strument<br />

for the assessment of nonverbal shame expressions and b) to<br />

<strong>in</strong>vestigate the nonverbal shame reactions <strong>in</strong> an experimentally<br />

<strong>in</strong>duced situation of social exclusion.<br />

Method: Based on the emotional facial action cod<strong>in</strong>g system<br />

(EMFACS), a cod<strong>in</strong>g system for nonverbal reactions of shame was<br />

developed and used to analyse n=49 videotapes of BPD patients<br />

and control participants play<strong>in</strong>g Cyberball, a virtual ball toss<strong>in</strong>g<br />

game to experimentally <strong>in</strong>duce social exclusion.<br />

Discussion / Results: The cod<strong>in</strong>g system will be presented and described.<br />

Patients with BPD tended to show more nonverbal shame<br />

reactions than healthy controls. The potential and the limitations of<br />

the nonverbal assessment of shame will be discussed.<br />

003<br />

Shame-prone self-concept <strong>in</strong> Narcissistic Personality Disor<strong>der</strong><br />

Kathr<strong>in</strong> Ritter (Charité Berl<strong>in</strong>)<br />

A. Vater, A. Schütz, T. Fydrich, C.-H. Lammers, S. Roepke<br />

Introduction: Shame is consi<strong>der</strong>ed to be a central emotion <strong>in</strong> narcissistic<br />

personality disor<strong>der</strong> (NPD). However, shame-proneness <strong>in</strong><br />

NPD is based solely on cl<strong>in</strong>ical observation. Its level and impact on<br />

NPD are largely unknown, and empirical evaluation is scarce. The<br />

aim of this study was to empirically assess shame <strong>in</strong> patients with<br />

NPD.<br />

Method: Fifty-eight patients with NPD and 34 healthy controls<br />

were <strong>in</strong>cluded <strong>in</strong> the study. Thirty-one patients with bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e personality<br />

disor<strong>der</strong> (BPD) served as the cl<strong>in</strong>ical comparison group.<br />

Implicit shame-related self-concept (relative to anxiety) was assessed<br />

by the Implicit Association Test (IAT). Participants completed<br />

self-rat<strong>in</strong>g (explicit) measures of shame- and guilt-proneness,<br />

state shame, state anxiety, state and trait anger, self-esteem, selfconcept<br />

clarity, and cl<strong>in</strong>ical symptoms.<br />

Discussion / Results: The implicit self-concept (IAT) was more<br />

shame-prone (relative to anxiety-prone) <strong>in</strong> NPD than <strong>in</strong> healthy<br />

comparison subjects and patients with BPD. Individuals with NPD<br />

reported higher levels of shame-proneness, state shame, and anxiety<br />

than healthy controls, but lower levels on self-rated (explicit)<br />

shame measures than patients with BPD. NPD patients displayed<br />

higher scores on implicit shame compared to BPD patients, whereas<br />

explicit shame measures were lower <strong>in</strong> NPD patients compared<br />

to BPD patients. These discrepancies and cl<strong>in</strong>ical implications for<br />

psychotherapeutic approaches will be discussed.<br />

004<br />

Implicit shame and perceived legitimacy of discrim<strong>in</strong>ation: A longitud<strong>in</strong>al<br />

study among people with mental illness<br />

Nicolas Rüsch (Unikl<strong>in</strong>ik Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Introduction: Perceived legitimacy of discrim<strong>in</strong>ation is a key determ<strong>in</strong>ant<br />

of personal reactions to mental illness stigma among<br />

197


Topic 7 G Persönlichkeitsstörungen, F6 // Personality disor<strong>der</strong>s F6<br />

stigmatized <strong>in</strong>dividuals.<br />

Method: We assessed explicit and implicit/automatic shame-related<br />

reactions as predictors of change <strong>in</strong> perceived legitimacy of<br />

discrim<strong>in</strong>ation over six months among 75 people with mental illness.<br />

Implicit shame-related associations about mental illness were<br />

measured us<strong>in</strong>g the Brief Implicit Association Test, explicit beliefs<br />

via self-report.<br />

Discussion / Results: Controll<strong>in</strong>g for depression and perceived<br />

stigma, stronger basel<strong>in</strong>e shame-related implicit associations, but<br />

not explicit beliefs, predicted higher perceived legitimacy of discrim<strong>in</strong>ation<br />

after six months. Implicit associations thus may ren<strong>der</strong><br />

people with mental illness more vulnerable to stigma.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Stockholm 1<br />

S-065 Symposium<br />

Neue Untersuchungen zur Psychopathologie <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-<br />

Störung<br />

Vorsitz: M. Bohus (Mannheim), B. Renneberg (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Reaktionen auf soziale Zurückweisung bei Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörung<br />

Babette Renneberg (FU Berl<strong>in</strong>, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

K. Stäbler<br />

E<strong>in</strong>leitung: Probleme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beziehungsgestaltung s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> zentrales<br />

Thema bei <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörung (BPS). Patienten<br />

mit BPS fürchten abgelehnt o<strong>der</strong> verlassen zu werden. Ziel <strong>der</strong><br />

Studie ist die Untersuchung von subjektiv berichteten emotionalen<br />

Reaktionen sowie die Erfassung des mimischen emotionalen Ausdrucks<br />

auf e<strong>in</strong>e soziale Ausschlusssituation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em experimentellen<br />

Design.<br />

Methode: 35 Patient<strong>in</strong>nen mit BPS und 35 Kontrollversuchspersonen<br />

spielten e<strong>in</strong> virtuelles Ballspiel (Cyberball), bei dem sie zufällig<br />

e<strong>in</strong>er Ausschluss- bzw. e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schlusssituation zugewiesen<br />

worden. Vor und nach dem Spiel wurde die subjektive emotionale<br />

Bef<strong>in</strong>dlichkeit erfasst. Videoaufzeichnungen des Cyberball Spiels<br />

wurden mit dem Emotional Facial Action Cod<strong>in</strong>g System (EMFACS)<br />

analysiert, um die mimischen emotionalen Reaktionen auf E<strong>in</strong>schluss<br />

und Ausschluss zu erfassen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Beide Gruppen zeigten sowohl im subjektiven<br />

Bericht als auch nonverbal mehr negative emotionale Reaktionen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausschluss- als <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schlussbed<strong>in</strong>gung. Im<br />

Vergleich zur Kontrollgruppe zeigten Patienten mit BPS weniger<br />

positive und mehr negative Emotionsausdrücke. Nur bei BPS kam<br />

es zu gemischten Emotionsausdrücken.<br />

002<br />

Emotionale Empathie und soziale Kognition bei Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e<br />

Persönlichkeitsstörungen; Erste empirische Daten<br />

Stefan Röpke (Charité Universitätsmediz<strong>in</strong>, CBF, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Beziehungsstörung ist e<strong>in</strong> Kernmerkmal <strong>der</strong><br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e- (BPS) aber auch <strong>der</strong> Narzisstischen- (NPS) Persönlichkeitsstörung.<br />

Defizite <strong>in</strong> emotionaler und kognitiver Empathie<br />

(bzw. sozialer Kognition) könnten diesen sozialen Verhaltensauffälligkeiten<br />

zugrunde liegen. In <strong>der</strong> vorliegenden Studie sollten<br />

emotionale und kognitive Empathie bei Patienten mit BPS erfasst<br />

und mit e<strong>in</strong>er Gruppe von Patienten mit NPS verglichen werden.<br />

Zusätzlich sollten die neurobiologischen Korrelate von Empathie<br />

bei BPS mittels fMRT erfasst werden.<br />

198<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er ersten Studie wurden 27 Patienten mit BPS,<br />

47 Patienten mit NPS und 53 Kontrollen e<strong>in</strong>geschlossen. Emotionale<br />

und kognitive Empathie wurden mittels zweier neuer ökologisch<br />

vali<strong>der</strong> Tests (MET, MASC) erfasst. In e<strong>in</strong>er zweiten Studie<br />

wurden 30 Patienten mit BPS und 29 Kontrollen mit e<strong>in</strong>er Adaptation<br />

des MET mittels funktionellem MRT untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In unserem ersten Experiment zeigte<br />

sich, dass BPS Patienten signifikante E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> emotionaler<br />

und kognitiver Empathie aufzeigen. Beson<strong>der</strong>s komorbide<br />

PTBS und sexuelle Traumatisierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorgeschichte s<strong>in</strong>d negative<br />

Prädiktoren für kognitive Empathie bei BPS. Patienten mit<br />

NPS h<strong>in</strong>gegen zeigten lediglich E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> kognitiver<br />

Empathie. In unserem zweiten Experiment konnte e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />

Aktivierung im superioren temporalen Sulcuc festgestellt werden,<br />

die mit <strong>in</strong>trusiver Symptomatik korreliert. H<strong>in</strong>gegen zeigte<br />

sich bei BPS Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bed<strong>in</strong>gung für emotionale Empathie<br />

e<strong>in</strong>e Überaktivität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Inselregion. Diese Überaktivität korrelierte<br />

mit Arrousal, gemessen mittels Hautleitwi<strong>der</strong>stand.<br />

003<br />

Interpersonaler Bias bei <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Störung: Ich sehe was was<br />

Du nicht siehst!<br />

Sven Barnow (Universität Heidelberg, Psychologisches Institut)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Kognitive Theorie <strong>der</strong> Persönlichkeitsstörungen<br />

geht davon aus, dass die emotionale Dysregulation und <strong>in</strong>terpersonellen<br />

Probleme bei Personen mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Störungen (BPS),<br />

die zum<strong>in</strong>dest teilweise über dysfunktionale affektiv-kognitive<br />

Schemata vermittelt werden. Diese Schemata führen zu e<strong>in</strong>er fehlerhaften<br />

Evaluation von Umweltreizen und <strong>in</strong>terpersonellen Situationen.<br />

Methode: Die Studie untersucht den <strong>in</strong>terpersonellen Evaluations-<br />

Bias von Personen mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörungen, Depression<br />

und gesunden Kontrollen unter Verwendung <strong>der</strong> Th<strong>in</strong>-<br />

Slice-Methode. Die Studienteilnehmer wurden gebeten sechs<br />

Filmpersonen, die sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 10 Sekunden Film-Clip kurz sahen<br />

bezüglich verschiedener Persönlichkeitsmerkmale e<strong>in</strong>zuschätzen.<br />

Interpersonelle Probleme wurden zudem mit dem Inventar für Interpersonelle<br />

Probleme (IIP-C) untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Personen mit BPS bewerteten die Filmperson<br />

als negativer und aggressiver und weniger positiv im Vergleich<br />

zu den gesunden Kontrollpersonen und als stärker aggressiv<br />

im Vergleich zu den depressiven Patienten. Weiterh<strong>in</strong> zeigten Patienten<br />

mit BPS e<strong>in</strong>e Vielzahl von <strong>in</strong>terpersonellen Problemen.<br />

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse werden bezüglich ihrer Bedeutung<br />

für den therapeutischen Prozess diskutiert, wobei speziell<br />

Techniken zur Arbeit mit <strong>in</strong>terpersonellen Wahrnehmungsprozessen<br />

vorgeschlagen werden.<br />

004<br />

Neue Forschungen zur Schmerzverarbeitung bei Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-<br />

Patienten<br />

Petra Ludäscher (ZI für Seelische Gesundheit, Psychosomatik, Mannheim)<br />

I. Klossika, C. Schmahl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die reduzierte Schmerzwahrnehmung von Patienten<br />

mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist e<strong>in</strong> mehrfach replizierter<br />

Befund. Viele dieser Patienten verwenden darüber h<strong>in</strong>aus<br />

selbstverletzendes Verhalten zur Reduktion aversiver Anspannung,.<br />

Da diese Phänomene offenbar nicht auf e<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te sensorische<br />

Verarbeitung zurückzuführen s<strong>in</strong>d, wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren<br />

Schritt <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss kognitiver und emotionaler Prozesse auf die<br />

Schmerzverarbeitung bei BPS-Patienten untersucht. E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er<br />

Schwerpunkt lag dabei auf dem Mechanismus <strong>der</strong> Schmerzantizipation.<br />

Methode: Bei 29 unmedizierten BPS-Patienten und 32 gesunden


Topic 7 G Persönlichkeitsstörungen, F6 // Personality disor<strong>der</strong>s F6<br />

Kontrollprobanden wurden Hitze- und Kälteschmerzschwellen<br />

unter verschiedenen Bed<strong>in</strong>gungen (Basel<strong>in</strong>e, Schmerzantizipation,<br />

Emotions<strong>in</strong>duktion) erfasst. Neuronale Korrelate <strong>der</strong> Schmerzwahrnehmung<br />

(fMRT) unter vergleichbaren Bed<strong>in</strong>gungen wurden<br />

bei 20 BPS-Patienten und 25 gesunden Kontrollprobanden erhoben.<br />

Schmerzantizipation wurde durch die Ankündigung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tensiven<br />

Schmerzreizes erzeugt, für die Emotions<strong>in</strong>duktion wurden<br />

standardisierte IAPS-Bil<strong>der</strong> (International Affective Picture<br />

System) verwendet. Die Schmerzreize wurden mit e<strong>in</strong>er Kontaktthermode<br />

appliziert (MEDOC, 2001).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Antizipation e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tensiven Schmerzreizes<br />

erhöhte die Hitzeschmerzschwellen bei den BPS-Patienten,<br />

nicht aber bei den gesunden Kontrollprobanden. Zudem zeigte sich<br />

im fMRT nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Patientengruppe e<strong>in</strong>e Deaktivierung <strong>der</strong> rechten<br />

Amygdala <strong>in</strong> <strong>der</strong> Antizipationsbed<strong>in</strong>gung. Die Emotions<strong>in</strong>duktion<br />

bewirkte <strong>in</strong> beiden Gruppen e<strong>in</strong>e signifikante Steigerung <strong>der</strong><br />

Hitzeschmerzwellen, differentielle Effekte waren jedoch nicht zu<br />

beobachten.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal Madrid<br />

S-075 Symposium<br />

Impulskontrolle bei <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

Vorsitz: O. Tüscher (Freiburg), K. Lieb (Ma<strong>in</strong>z)<br />

001<br />

Impulsivität bei <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Störung: exekutive Dysfunktion<br />

o<strong>der</strong> motivationales Problem?<br />

Kathleen A. Völker (Universität Greifswald, Baltic Imag<strong>in</strong>g Center)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ausgeprägte Impulsivität und affektive Dysregulation<br />

bei Personen mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörung (BPS) geben<br />

H<strong>in</strong>weise auf mögliche neuropsychologische Defizite. Bisherige Befunde<br />

hierzu s<strong>in</strong>d jedoch <strong>in</strong>konsistent, unter an<strong>der</strong>em weil häufig<br />

nicht für komorbide Merkmale wie Impulsivität und Depressivität<br />

bzw. Medikation kontrolliert wurde. Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Studie<br />

war es, neuropsychologische Leistungen bei Patient<strong>in</strong>nen mit BPS<br />

<strong>in</strong> verschiedenen Bereichen unter Berücksichtigung von Impulsivität<br />

und im Vergleich zu e<strong>in</strong>er depressiven Kontrollgruppe zu untersuchen.<br />

Methode: Es wurden 24 unmedizierte BPS-Patient<strong>in</strong>nen und 24 h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Alter, Geschlecht und e<strong>in</strong>em Intelligenzkorrelat parallelisierte<br />

gesunde Kontrollproband<strong>in</strong>nen sowie 22 Patient<strong>in</strong>nen mit<br />

e<strong>in</strong>er depressiven Lebenszeitdiagnose untersucht. Alle Versuchsteilnehmer<br />

absolvierten e<strong>in</strong>e umfangreiche neuropsychologische<br />

Testbatterie.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigten sich ke<strong>in</strong>e grundsätzlichen,<br />

signifikanten Unterschiede zwischen <strong>der</strong> BPS-Gruppe und <strong>der</strong> gesunden<br />

bzw. depressiven Kontrollgruppe bezüglich neuropsychologischer<br />

Leistungsparameter. Allerd<strong>in</strong>gs wiesen Personen mit BPS<br />

erhebliche Defizite <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fähigkeit zum Belohnungsaufschub auf.<br />

Die Ergebnisse legen nahe, dass BPS-Patient<strong>in</strong>nen vorwiegend Defizite<br />

<strong>in</strong> Funktionsbereichen, die eher motivational bed<strong>in</strong>gt s<strong>in</strong>d,<br />

aufweisen, woh<strong>in</strong>gegen an<strong>der</strong>e neuropsychologische Funktionen<br />

nicht wesentlich e<strong>in</strong>geschränkt s<strong>in</strong>d.<br />

002<br />

Impulsivität bei <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeits-Störung: Selbste<strong>in</strong>schätzung<br />

versus Neuropsychologie<br />

Gitta Jacob (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

L. Gutz, K. Ba<strong>der</strong>, K. Lieb, O. Tüscher, C. Stahl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Impulsivität ist e<strong>in</strong> Kernsymptom <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-<br />

Persönlichkeitsstörung (BPS). Grundlagenstudien dazu erbrachten<br />

bisher gemischte Ergebnisse. In dieser Studie wurde Impulsivität<br />

mit Selbstberichten und kognitiven und behavioralen Tests untersucht.<br />

Methode: Fünfzehn Frauen mit BPS und 15 gematchte gesunde<br />

Teilnehmer<strong>in</strong>nen füllen die Barrett Impulsiveness Skala, das Eysenck<br />

Impulsivitäts Inventar sowie die UPPS aus und nahmen darüber<br />

h<strong>in</strong>aus teil an Tests zur kognitiven (Stroop Test) und behavioralen<br />

Impulsivität (Antisakkadentest, Stop Signal Test).<br />

Diskussion / Ergebnisse: BPS-Patient<strong>in</strong>nen berichteten signifikant<br />

erhöhte Impulsivität im Selbstbericht. In den behavioralen Tests<br />

dagegen zeigten sich ke<strong>in</strong>e Gruppenunterschiede. Bei BPS-Patienten<br />

war die Zahl von Fehlern <strong>in</strong> Verhaltenstests allerd<strong>in</strong>gs assoziiert<br />

mit <strong>in</strong>tensiveren emotionalen Zuständen.<br />

003<br />

Risiko und Entscheidungsf<strong>in</strong>dung bei impulsiven Straftätern mit<br />

und ohne Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

Krist<strong>in</strong> Prehn (Universität Rostock, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

F. Schlagenhauf, L. Schulze, C. Berger, K. Vohs, M. Fleischer, K. Hauenste<strong>in</strong>,<br />

P. Keiper, G. Domes, S. Herpertz<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ausgangspunkt dieser Studie ist die häufig geäußerte<br />

Kritik an <strong>der</strong> diagnostischen Kategorie <strong>der</strong> antisozialen Persönlichkeitsstörung<br />

nach DSM-IV. In diese Kategorie fallen Patienten, die<br />

zwar alle durch ihr antisoziales Verhalten auffallen, ansonsten aber<br />

sehr heterogen se<strong>in</strong> können. Ziel war daher e<strong>in</strong>e funktionelle Differenzierung<br />

dieser Patienten anhand basaler Persönlichkeitsmerkmale.<br />

Methode: 23 schwere Gewaltstraftäter und 13 gesunde Kontrollprobanden<br />

nahmen an e<strong>in</strong>er fMRT-Untersuchung teil und führten<br />

e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzielle Entscheidungsf<strong>in</strong>dungsaufgabe mit variablem<br />

Risiko durch. Die Straftäter wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> forensischen und <strong>der</strong><br />

psy chiatrischen Universitätskl<strong>in</strong>ik Rostock und verschiedenen<br />

Justizvollzugsanstalten rekrutiert. Alle hatten die Diagnose e<strong>in</strong>er<br />

antisozialer Persönlichkeitsstörung. 12 <strong>der</strong> 23 Straftäter hatten zusätzlich<br />

e<strong>in</strong>e Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung. Persönlichkeitsunterschiede<br />

wurden mittels TCI (Temperament and Character<br />

Inventory, Clononger et al., 1994) und FAF (Fragebogen zur Erfassung<br />

von Aggressivitätsfaktoren, Hampel & Selg, 1975) erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nur die Straftäter mit e<strong>in</strong>er Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-<br />

Persönlichkeitsstörung trafen mehr riskante Entscheidungen als<br />

die gesunden Kontrollprobanden. Alle Straftäter zeigten bei angepassten<br />

risiko-vermeidenden Entscheidungen e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te,<br />

bei risiko-suchenden Entscheidungen jedoch e<strong>in</strong>e vermehrte Aktivität<br />

im rechten <strong>in</strong>ferioren frontalen Gyrus (IFG). Die neuronale<br />

Aktivität im rechten IFG bei risiko-suchenden Entscheidungen kovarierte<br />

zudem positiv mit den Testwerten <strong>in</strong> den Persönlichkeitsskalen<br />

„Reizbarkeit“ und „Sensation seek<strong>in</strong>g“.<br />

004<br />

Emotionale Modulation <strong>der</strong> Impulskontrolle – neuronale Netz -<br />

werke<br />

Oliver Tüscher (Psychiatrie, Freiburg Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Impulsivität und affektive Instabilität (Störungen <strong>der</strong><br />

Emotionsregulation) s<strong>in</strong>d Kernmerkmale <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

(BPS). Hier sollen zwei Studien vorgestellt und<br />

diskutiert werden, die auf neurophysiologischer Ebene (funktionelle<br />

MRT) die Auswirkungen emotionaler Dysregulation auf die Impulskontrolle<br />

bei Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörung untersucht<br />

haben.<br />

Methode: In <strong>der</strong> ersten Studie wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em wortbasierten Go /<br />

NoGo-Paradigma die direkte, <strong>in</strong> Bezug zur Aufgabenstellung implizite,<br />

emotionale Modulation durch BPS-relevante negative, positive<br />

und neutrale Worte untersucht [Silbersweig 2007]. Hierbei<br />

199


Topic 7 G Persönlichkeitsstörungen, F6 // Personality disor<strong>der</strong>s F6<br />

zeigten BPS-Patientien e<strong>in</strong>e höhere Aktionsfehlerrate, die mit e<strong>in</strong>er<br />

Amygdalaüberaktivierung und e<strong>in</strong>er medialen prefrontalen (mPFC)<br />

Unteraktivierung e<strong>in</strong>her g<strong>in</strong>g, wobei die Amygdalaaktivierung positiv<br />

mit e<strong>in</strong>em kl<strong>in</strong>ischem Mass (Multidimensional Personality<br />

Questionnaire, MPQ) für negative Emotion und die mPFC-Aktivierung<br />

negativ mit <strong>der</strong> Fähigkeit, sich e<strong>in</strong>schränken zu können,<br />

korrelierte. In <strong>der</strong> zweiten Studie wurden die Auswirkungen e<strong>in</strong>er<br />

kl<strong>in</strong>isch und experimentell [Jacob 2008] beobachtbaren verlängerten<br />

Ärgerreaktion untersucht. Während sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> anschliessenden,<br />

neutralen buchstabenbasierten Go / NoGo-Aufgabe ke<strong>in</strong>e<br />

Verhaltensunterschiede zeigten, ergab sich e<strong>in</strong>e ärgerspezifische<br />

Unteraktivierung des ventrolateralen präfrontalen Kortex (vlPFC)<br />

sowie e<strong>in</strong>e relative Mehraktivierung subkortikaler Areale.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Anhand dieser Studien sollen zum e<strong>in</strong>en<br />

die behavioralen Bed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Emotion auf<br />

die Impulskontrolle bei BPS geme<strong>in</strong>sam mit den Ergebnissen <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Vorträge und zum an<strong>der</strong>en die unterschiedlichen neuronalen<br />

Netzwerk <strong>der</strong> Aufgaben-relevanten bzw. -irrelevanten Wirkungen<br />

von emotionaler Dysregulation auf die Impulskontrolle<br />

diskutiert werden.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal VIP 1<br />

S-115 Symposium<br />

Selbstverletzendes Verhalten im Jugend- und jungen Erwachsenenalter<br />

– Epidemiologie – Symptomatik – evidenzbasierte Behandlung<br />

Vorsitz: G. Libal (Basel, Schweiz), M. Schmid (Basel, Schweiz)<br />

001<br />

<strong>Psychische</strong> Auffälligkeiten und Verhaltensprobleme bei Jugendlichen<br />

mit selbstverletzenden Verhaltensweisen: Ergebnisse aus<br />

e<strong>in</strong>er repräsentativen Stichprobe von 5759 Schülern<br />

Romuald Brunner (Universitätskl<strong>in</strong>ik Heidelberg, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

P. Parzer, J. Haffner, R. Steen, J. Roos, M. Klett, R. Resch<br />

E<strong>in</strong>leitung: Epidemiologische Untersuchungen weisen auf e<strong>in</strong>e<br />

hohe Prävalenz selbstverletzenden Verhaltens (SVV) bei Jugendlichen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung h<strong>in</strong>. Die bisherigen Untersuchungen<br />

unterschieden jedoch nicht zwischen gelegentlichen und<br />

repetitiven Selbstverletzungen. Ziel <strong>der</strong> hier vorliegenden Studie<br />

war die Erhebung <strong>der</strong> Häufigkeiten dieser zwei unterschiedlichen<br />

Typen selbstverletzenden Verhaltens sowie assozierter emotionaler<br />

Probleme und Verhaltensauffälligkeiten.<br />

Methode: E<strong>in</strong>e repräsentative Stichprobe von Schülern <strong>der</strong> 9. Klassen<br />

(N= 5759; Durchschnittsalter=14.98, SD=0.73, 49,8 % weibliche<br />

Jugendliche) des Rhe<strong>in</strong>-Neckar-Kreises wurden untersucht<br />

(anonyme Fragebogenerhebung). Die Häufigkeit selbstverletzen<strong>der</strong><br />

Verhaltensweisen (sich schneiden, verbrennen etc.) sowie suizidaler<br />

Verhaltensweisen wurde mit Hilfe von Auszügen aus dem<br />

strukturierten kl<strong>in</strong>ischen Interview für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

(K-SADS; Delmo et al., 1999) erfasst. E<strong>in</strong> bis drei selbstverletzende<br />

Handlungen wurden als „gelegentliche SV“ def<strong>in</strong>iert, mehr als vier<br />

Handlungen pro Jahr als „repetitive SV“. Emotionale und Verhaltensprobleme<br />

wurden mit Hilfe <strong>der</strong> deutschsprachigen Version<br />

(Döpfner et al., 1998) des Youth Self-Report (YSR) erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Gelegentliche SV <strong>in</strong>nerhalb des vergangenen<br />

Jahres wurden von 10,9 % <strong>der</strong> Schüler berichtet; darüberh<strong>in</strong>aus<br />

weitere 4 % über repetitive SV. Suizidales Verhalten war beson<strong>der</strong>s<br />

ausgeprägt assoziiert mit repetitiven SV, jedoch auch mit<br />

gelegentlichen SV. Soziale H<strong>in</strong>tergrundfaktoren erschienen für die<br />

200<br />

Gruppe <strong>der</strong> „gelegentlichen SV“ deutlich bedeutsamer als für die<br />

Gruppe <strong>der</strong> „repetitiven SV“. Angst / Depression sowie del<strong>in</strong>quentes<br />

/ aggressives Verhalten war mit beiden Typen selbstverletzenden<br />

Verhaltens geschlechtsübergreifend assoziiert.<br />

002<br />

Funktionen selbstverletzenden Verhaltens bei Jugendlichen<br />

Paul Plener (Universitätskl<strong>in</strong>ik Ulm, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Selbstverletzende Verhaltensweisen bei Jugendlichen<br />

dienen häufig als Mittel zur Affektregulation. Daneben können<br />

selbstverletzende Handlungen auch an<strong>der</strong>e Funktionen haben und<br />

etwa für die Person selber, o<strong>der</strong> auch für Reaktionen aus dem sozialen<br />

positiv o<strong>der</strong> negativ verstärkend wirken können.<br />

Methode: Schulbasierte Erhebung <strong>in</strong> Ulm und dem Alb-Donau-<br />

Kreis mit dem Modifizierte Ottawa-Ulm-Selbstverletzungs-Inventar<br />

(MOUSI) an Schülern <strong>der</strong> 9. Klasse (n=665; Alter:14-17;<br />

M: 14.81 Jahre; SD: 0.66). Die Frage nach den Funktionen selbstverletzenden<br />

Verhaltens wurde von 180 betroffenen Jugendlichen<br />

beantwortet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Aversive affektive Zustände und Selbstbestrafungsgedanken<br />

wurden am häufigsten als Auslöser selbstverletzen<strong>der</strong><br />

Handlungen genannt. Mittels latenter Klassenanalyse (LCA)<br />

konnten drei Klassen identifiziert werden: 1.) e<strong>in</strong>e Klasse mit wenigen<br />

Funktionen selbstverletzenden Verhaltens und e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gen<br />

Anzahl an Selbstverletzungen <strong>in</strong> den letzten 6 Monaten, sowie weniger<br />

Suizidgedanken, 2.) e<strong>in</strong>e „mittlere“ Klasse mit mo<strong>der</strong>aten<br />

Häufigkeiten selbstverletzenden Verhaltens und erhöhten Depressionswerten,<br />

sowie 3.) e<strong>in</strong>e Klasse mit deutlich erhöhten Depressionswerten<br />

und häufigem selbstverletzenden Verhalten. Diskussion:<br />

Primär werden selbstverletzende Handlungen bei Jugendlichen e<strong>in</strong>gesetzt,<br />

um aversiv erlebte Stimmungslagen zu bee<strong>in</strong>flussen. Das<br />

Wissen um die <strong>in</strong>dividuellen Funktionen selbstverletzenden Verhaltens<br />

ist für die psychotherapeutische Praxis von großer Bedeutung.<br />

003<br />

Psychosoziale Interventionen für Adoleszente mit selbsverletzendem<br />

Verhalten<br />

Marc Schmid (Univ. Psych. Kl<strong>in</strong>iken Basel, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie,<br />

Schweiz)<br />

R. Rauber, B. Weizenegger, K. Schmeck<br />

In diesem Beitrag werden auf Grundlage e<strong>in</strong>er epidemiologischen<br />

Untersuchung im Kanton Basel Stadt, die beson<strong>der</strong>en Schwierigkeiten<br />

bei <strong>der</strong> nachhaltigen psychosozialen Versorgung von selbstverletzenden<br />

Jugendlichen erläutert. In diese Fragenbogenuntersuchung<br />

wurden 447 Schüler und Schüler<strong>in</strong>nen des neunten<br />

Schuljahres aus allen Basler Schultypen e<strong>in</strong>geschlossen. Die Ergebnissen<br />

zeigten, dass sich bei eíner Prävalenzrate von 4,5 % lediglich<br />

e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> repititiven Selbstverletzer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

psychiatrischen / psychotherapeutischen Behandlung befand. Die<br />

unzureichende Versorgungssituation von Selbstverletzern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Region mit sehr guten Versorgungsstrukturen zeigt, wie wichtig<br />

e<strong>in</strong>e frühe Identifikation, e<strong>in</strong>e nachgehende Behandlung und <strong>in</strong>tensive<br />

Kooperation <strong>der</strong> psychosozialen Hilfssysteme ist. Außerdem<br />

sollte man <strong>in</strong> Anbetracht <strong>der</strong> hohen Prävalenzzahlen des selbstverletzenden<br />

Verhaltens überlegen, ob es möglich ist Subgruppen von<br />

Jugendlichen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Jugendliche die vermutlich e<strong>in</strong> höheres<br />

Chronifizierungsrisiko aufweisen, anhand des Persönlichkeitsmodells<br />

von Cloniger zu identifizieren. Anhand <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

E<strong>in</strong>stellungen von Selbstverletzern zu Nicht- Selbstverletzern wird<br />

zudem deutlich, dass <strong>in</strong>terpersonelle Motive für selbstschädigende<br />

Handlungen von Selbstverletzern <strong>in</strong> Fragebögen selbst seltener<br />

angeben werden. Dies könnte untersteichen, wie wichtig es ist e<strong>in</strong>e<br />

Stigmatisierung von Selbstverletzern <strong>in</strong> (sozial-)pädagogischen<br />

Sett<strong>in</strong>gs zu vermeiden und diese für <strong>in</strong>trapersonelle Motive von<br />

selbstverletzendem Verhalten zu sensibilisieren.


Topic 7 G Persönlichkeitsstörungen, F6 // Personality disor<strong>der</strong>s F6<br />

004<br />

Evidenzbasierte Praxis und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Medikamenten bei<br />

selbstverletzendem Verhalten<br />

Gerhard Libal (Univ. Psych. Kl<strong>in</strong>iken Basel, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Evidenzbasierte Praxis (EbP) versucht aus Studien<br />

Schlussfolgerungen über die Wirksamkeit von Therapien für die<br />

kl<strong>in</strong>ische Praxis zu ziehen. Für die Therapie selbstverletzenden Verhaltens<br />

(SVV) gibt es vor allem von psychotherapeutischen Methoden<br />

Belege für e<strong>in</strong>en hohen Evidenzgrad. Für die Wirksamkeit von<br />

Medikamenten zur Behandlung des SVV im Jugendalter gibt es bislang<br />

noch ke<strong>in</strong>e entsprechende systematische E<strong>in</strong>teilung.<br />

Methode: Zur Bestimmung <strong>der</strong> gegenwärtig aus <strong>der</strong> Literatur zu<br />

gew<strong>in</strong>nenden Evidenz wurde e<strong>in</strong>e PubMed Suche durchgeführt,<br />

die die Literatur über die medikamentöse Behandlung von SVV <strong>der</strong><br />

letzten 10 Jahre e<strong>in</strong>schloss. Dabei wurden vorerst ohne Altersbeschränkung<br />

die verschiedenen Begriffe, die SVV beschreiben<br />

z. B. „Non-Suicidal Self-Injury“, „Deliberate Self Harm“, etc.), <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung mit Psychopharmaka verwendet. Studien, die entwicklungsverzögerte<br />

o<strong>der</strong> geriatrische Populationen beschreiben, wurden<br />

ausgeschlossen. Zusätzlich wurden auch Begriffe verwendet,<br />

die mit dem Verhalten häufig <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehen (z. B. Impulsivität).<br />

Die E<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> Evidenzgrade erfolgte nach Harbour und<br />

Miller (2001). Anschließend wurden die Ergebnisse für das Jugendalter<br />

getrennt ermittelt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> Literatur f<strong>in</strong>den sich bis auf wenige<br />

kontrollierte Studien vor allem Fallberichte. Die wenigen kontrollierten<br />

Studien wie<strong>der</strong>um beschränken sich meist auf das Erwachsenenalter,<br />

wobei <strong>der</strong> Evidenzgrad (nach Harbour und Miller, 2001)<br />

für psychopharmakologische Interventionen bei SVV im Erwachsenelalter<br />

niedrig und im Jugendalter sehr niedrig ist. Viele Studien<br />

lassen sich nicht auf die Patientenpopulation <strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Praxis<br />

übertragen, somit erreichen auch die Empfehlungen für die Praxis<br />

nur niedrige Empfehlungsgrade. Die empirische Basis für die<br />

medikamentöse Therapie von SVV ist weiterh<strong>in</strong> relativ schwach.<br />

Dennoch zeigt die kl<strong>in</strong>ische Praxis, dass <strong>in</strong> vielen Fällen die psychotherapeutische<br />

Behandlung durch den E<strong>in</strong>satz von Medikamenten<br />

unterstützt werden kann. Um Kl<strong>in</strong>iker bei <strong>in</strong>dividuellen<br />

Therapieentscheidungen zu unterstützen, wird e<strong>in</strong> im Konsensverfahren<br />

entwickelter Algorithmus für die medikamentöse Therapie<br />

des SVV vorgestellt.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 21<br />

S-156 Symposium<br />

Persönlichkeitsstörungen im Jugend- und Erwachsenenalter<br />

Vorsitz: K. Sevecke (Köln), R. Pukrop (Köln)<br />

001<br />

ADHS und Persönlichkeitsstörungen bei Jugendlichen<br />

Kathr<strong>in</strong> Sevecke (Unikl<strong>in</strong>ik Köln)<br />

G. Lehmkuhl, M. Krischer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Prävalenz und Komorbidität von Aufmerksamkeitsdefizit-<br />

/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und Persönlichkeitsstörungen<br />

(PS) bei Jugendlichen wurden <strong>in</strong> zwei verschiedenen<br />

Stichproben im Rahmen <strong>der</strong> Kölner GAP-Studie (Gewalt-Aggression-Persönlichkeit)<br />

untersucht; diese stammten aus e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>ischen<br />

(n=43) und e<strong>in</strong>er JVA-Stichprobe (n=217).<br />

Methode: Die ADHS-Symptomatik wurde sowohl retrospektiv <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit als auch aktuell im Jugendalter durch Selbste<strong>in</strong>schätzungsbögen<br />

erfasst. Die Persönlichkeitsstörungen wurden mit <strong>der</strong><br />

IPDE (kl<strong>in</strong>isches Interview) erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die ADHS-Prävalenz unterschied sich<br />

nicht zwischen JVA und Kl<strong>in</strong>ik. Jedoch zeigten signifikant mehr<br />

<strong>in</strong>haftierte Mädchen als Jungen e<strong>in</strong>e ADHS-Symptomatik. PS sowie<br />

komorbide PS kamen signifikant häufiger <strong>in</strong> <strong>der</strong> JVA-Stichprobe<br />

vor: Während die kl<strong>in</strong>ischen Jugendlichen häufiger die Kriterien<br />

für vermeidende und zwanghafte PS erfüllten, wiesen die Inhaftierten<br />

signifikant häufiger e<strong>in</strong>e antisoziale und/o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e narzisstische<br />

PS auf. Inhaftierte Jungen zeigten häufiger als Mädchen paranoide,<br />

narzisstische und antisoziale PS, Mädchen dagegen zeigten häufiger<br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-PS. Die <strong>in</strong>haftierten Jugendlichen mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-<br />

PS wiesen signifikant häufiger <strong>in</strong> ihrer K<strong>in</strong>dheit verschiedene<br />

ADHS-Symptome sowie im Jugendalter hyperaktives Verhalten<br />

auf. Von den Jugendlichen mit e<strong>in</strong>er antisozialen PS zeigten 63 %<br />

als K<strong>in</strong><strong>der</strong> hyperaktives Verhalten. Die Untersuchung belegt, dass<br />

ADHS und PS <strong>in</strong> jugendlichen Risikopopulationen häufige Krankheitsbil<strong>der</strong><br />

s<strong>in</strong>d, die e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e geschlechtsspezifisch sich unterscheiden<strong>der</strong><br />

Häufigkeitsverteilung zeigen, an<strong>der</strong>erseits deutliche<br />

Überschneidung aufweisen. Dieses Resultat fügt sich e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die<br />

Frage und Diskussion um den konzeptuellen Umgang bei<strong>der</strong> Diagnosebil<strong>der</strong><br />

auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> vorliegenden Klassifikationssysteme.<br />

002<br />

E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Bezugssystem für Persönlichkeitsstörungen im<br />

K<strong>in</strong>des-, Jugend- und Erwachsenenalter<br />

Ralf Pukrop (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Köln, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Die Unzulänglichkeiten <strong>der</strong> bestehenden kategorialen Klassifikationssysteme<br />

für Persönlichkeitsstörungen haben die maßgeblichen<br />

Planungsgremien zur Vorbereitung des DSM-V veranlasst, dimensional<br />

konzipierte alternative Repräsentationsformen für Persönlichkeitsstörungsmerkmale<br />

stärker zu berücksichtigen. Die dimensionalen<br />

Konzeptionen bieten unter diagnostischer, ätiologischer<br />

und ethischer Perspektive bessere Möglichkeiten, persönlichkeitsbed<strong>in</strong>gte<br />

Auffälligkeiten im K<strong>in</strong>des-, Jugend- und Erwachsenenalter<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen Bezugssystem zu klassifizieren. In den<br />

letzten Jahren zeichnet sich e<strong>in</strong>e Konvergenz <strong>der</strong> empirischen und<br />

theoretischen Bemühungen ab, die z. B. Merkmale wie Emotionale<br />

Dysregulation / Negativer Affekt, Verhaltenskontrolle / Impulsivität,<br />

Extraversion / Aktivität / Positiver Affekt und Dissozialität umfasst.<br />

Weniger klar ist die ätiologische Bedeutung untergeordneter und<br />

enger umgrenzter Traits. Damit stellt sich auch die Frage nach <strong>der</strong><br />

Stabilität und Verän<strong>der</strong>barkeit von Persönlichkeits(störungs)merkmalen<br />

und entsprechenden Vorläufern <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dheit und Jugend. In<br />

dem Beitrag werden die verhaltensgenetischen Befunde und die<br />

Ergebnisse aus entsprechenden Langzeitstudien <strong>in</strong>tegrativ zusammengetragen.<br />

Berücksichtigt man außerdem e<strong>in</strong>e endophänotypische<br />

Perspektive und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e neurowissenschaftliche Befunde<br />

von Patienten mit Persönlichkeitsstörungen und die Verb<strong>in</strong>dung<br />

von Persönlichkeitsstörungen und an<strong>der</strong>en psychiatrischen Syndromen,<br />

so lässt sich die Vision e<strong>in</strong>es genetisch und damit ätiologisch<br />

begründbaren Klassifikationssystems entwerfen, das die<br />

Schwächen e<strong>in</strong>es deskriptiven und kategorialen Ansatzes zum Teil<br />

kompensieren könnte. E<strong>in</strong>e <strong>der</strong>artiges heuristisch ausgerichtetes<br />

Klassifikationsmodell soll zum E<strong>in</strong>en (auch auf se<strong>in</strong>e Generalisierbarkeit<br />

auf Achse-I-Störungen) kritisch diskutiert werden und zum<br />

An<strong>der</strong>en den folgenden Beiträgen als begrifflicher Bezugsrahmen<br />

dienen.<br />

201


Topic 7 G Persönlichkeitsstörungen, F6 // Personality disor<strong>der</strong>s F6<br />

003<br />

Stabilität von Persönlichkeitspathologie bei ehemals <strong>in</strong>haftierten<br />

Jugendlichen<br />

Maya Krischer (Univeristätskl<strong>in</strong>kum Köln, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

R. Pukrop, K. Sevecke<br />

E<strong>in</strong>leitung: In dieser Follow-up-Studie wurde die Stabilität dimensional<br />

erfasster Persönlichkeitspathologie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stichprobe ehemals<br />

<strong>in</strong>haftierter weiblicher und männlicher Jugendlicher nach<br />

Ablauf e<strong>in</strong>es Jahres untersucht.<br />

Methode: Untersucht wurden <strong>in</strong>sgesamt 71 weibliche und männliche<br />

Jugendliche aus e<strong>in</strong>er Kohorte von 231 zuvor untersuchten<br />

Probanden, die zur Basel<strong>in</strong>e <strong>in</strong> verschiedenen Justizvollzugsanstalten<br />

<strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen <strong>in</strong>haftiert waren. Zwischen <strong>der</strong> Erstuntersuchung<br />

und <strong>der</strong> Follow-up-Untersuchung lagen im Mittel<br />

17,1 Monate. Der Altersdurchschnitt <strong>der</strong> nachuntersuchten Gesamtstichprobe<br />

lag bei 19,2 Jahren (SD=1,2; Altersrange 16-21).<br />

Für die vorliegende Follow-up-Untersuchung wurde e<strong>in</strong>e Kurzfassung<br />

des DAPP-BQ (Livesley et al., 1998) zur Dimensionalen Erfassung<br />

von Persönlichkeitspathologie benutzt. Neben e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternen<br />

Konsistenzanalyse zur Evaluation <strong>der</strong> Kurzfassung des DAPP-BQ<br />

wurde zur Klärung <strong>der</strong> Frage e<strong>in</strong>er signifikanten Mittelwertsverän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> DAPP-BQ-Skalen e<strong>in</strong>e univariate Varianzanalyse mit<br />

Messwie<strong>der</strong>holung berechnet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ausprägungen für die DAPP-Subskalen<br />

Kognitive Verzerrung, Affektive Labilität, Argwohn, Unsichere<br />

B<strong>in</strong>dung, Reizsuche und Hartherzigkeit über die beiden<br />

Messzeitpunkte h<strong>in</strong>weg waren stabil. Demgegenüber waren signifikante<br />

Mittelwertsverän<strong>der</strong>ungen bezüglich <strong>der</strong> DAPP-Skalen Identitätsprobleme,<br />

Oppositionalität, Selbstschädigung und Verhaltensprobleme<br />

auszumachen. Die vorliegenden Follow-Up-Resultate<br />

entsprachen den Ergebnissen mehrerer aktueller longitud<strong>in</strong>aler<br />

Studien aus dem Erwachsenenalter (Gun<strong>der</strong>son et al., 2000; Skodol<br />

et al., 2005). Als <strong>in</strong>stabil und verän<strong>der</strong>bar erwiesen sich auch im<br />

Jugendalter von an<strong>der</strong>en Autoren als „dysfunktionales Verhalten“<br />

o<strong>der</strong> als „akute Symptome“ beschriebene persönlichkeitspathologische<br />

Merkmale (Zanar<strong>in</strong>i et al., 2005), woh<strong>in</strong>gegen sich stabilere<br />

Resultate für so genannte „Temperamentssymptome“ o<strong>der</strong> Persönlichkeitstraits<br />

zeigten. Das bei den untersuchten del<strong>in</strong>quenten Jugendlichen<br />

gefundene und <strong>der</strong> Literatur entsprechende Stabilitätsmuster<br />

<strong>der</strong> DAPP-Subskalen deutet auf e<strong>in</strong>e gute Anwendbarkeit<br />

des DAPP-BQ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Adoleszenz h<strong>in</strong>.<br />

004<br />

ADHS und Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörungen im Erwachsenenalter<br />

Stefan Röpke (Charité Universitätsmediz<strong>in</strong>, CBF, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS)<br />

im Erwachsenenalter und Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung (BPS)<br />

zeigen hohe Komorbidität und Überlappung <strong>in</strong> den Symptomen.<br />

Beide Störungen s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong> zeitlich stabiles Muster von Verhaltensauffälligkeiten<br />

gekennzeichnet. Zugrundeliegende Persönlichkeitsmerkmale<br />

könnten für Geme<strong>in</strong>samkeiten und Unterschiede<br />

dieser typischen Verhaltensauffälligkeiten verantwortlich se<strong>in</strong>. Ziel<br />

<strong>der</strong> Studie ist <strong>der</strong> Vergleich von Persönlichkeitsmerkmalen bei<br />

ADHS im Erwachsenenalter und BPS.<br />

Methode: Persönlichkeitsmerkmale von 30 Patienten mit ADHS<br />

im Erwachsenenalter und 30 Patienten mit BPS wurden h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Faktorstruktur im 5-Faktoren Model (NEO-PI-R) und<br />

e<strong>in</strong>em dimensionalen Instrument zur Erfassung von Persönlichkeitspathologie<br />

(DAPP-BQ) erfasst und verglichen. Zusätzlich<br />

wurden Maße für allgeme<strong>in</strong>e Psychopathologie (SCL90-R),<br />

5-Faktoren Model und DAPP-BQ h<strong>in</strong>sichtlich Differenzierung<br />

zwischen BPS und ADHS im Erwachsenenalter h<strong>in</strong> untersucht.<br />

202<br />

Diskussion / Ergebnisse: Patienten mit ADHD im Erwachsenenalter<br />

und BPS Patienten zeigen spezifische Persönlichkeitsmuster.<br />

Der DAPP-BQ ist das beste Instrument um beide Störungen zu differenzieren.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 - 10.00 Uhr, Salon 15/16<br />

FV-009 Sitzung Freier Vorträge<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

Vorsitz: P. Fiedler (Heidelberg), C. Schmahl (Mannheim)<br />

001<br />

Störungen sozialer kognitiver Funktionen bei Patienten mit<br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

Nele Franzen (Marburg)<br />

M. Hagenhoff, G. Sammer, P. Kirsch, B. Gallhofer, S. Lis<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörungen (BPS) s<strong>in</strong>d durch<br />

schwere Bee<strong>in</strong>trächtigungen des sozialen Funktionsniveaus gekennzeichnet.<br />

Obwohl vermutlich Störungen sozialer Kognitionen<br />

die Basis für das Auftreten von Störungen <strong>in</strong> sozialen Interaktionen<br />

darstellen, existieren nur wenige Studien, die diese Prozesse h<strong>in</strong>sichtlich<br />

ihrer Funktionalität bei BPS untersuchten. Ziel <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Studie ist die Analyse des Verhaltens von Patienten mit BPS<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er virtuellen sozialen Interaktionssituation.<br />

Methode: 20 Patienten mit BPS und 20 gesunde Kontrollprobanden,<br />

nach Alter, Geschlecht und Ausbildung gematcht, wurden mit<br />

Hilfe e<strong>in</strong>er modifizierten Version des Vertrauensspiels untersucht.<br />

In 72 Spieldurchgängen transferierten die Probanden e<strong>in</strong>en variablen<br />

Teil e<strong>in</strong>es Guthabens an e<strong>in</strong>en von vier virtuellen Spielpartnern.<br />

Der Mitspieler konnte den Gew<strong>in</strong>n des Probanden vergrößern o<strong>der</strong><br />

verr<strong>in</strong>gern. Je zwei <strong>der</strong> virtuellen Mitspieler verhielten sich fair, die<br />

beiden an<strong>der</strong>en dagegen unfair. Bei jeweils e<strong>in</strong>em fairen und e<strong>in</strong>em<br />

unfairen Spieler ließ sich die zu erwartende Fairness <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Spieldurchgang<br />

durch Variationen des emotionalen Gesichtsausdruckes<br />

(Ärger bis Freude) vorhersagen. Die beiden an<strong>der</strong>en Spielpartner<br />

zeigten durchgängig e<strong>in</strong>en konstanten neutralen Gesichtsausdruck.<br />

Zusätzlich wurde <strong>in</strong> zwei weiteren Aufgaben die Emotionserkennung<br />

und Beurteilung <strong>der</strong> Gesamtfairness <strong>der</strong> virtuellen Mitspieler<br />

erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die gesunden Kontrollprobanden setzen<br />

bei unfairen Spielern nur dann e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren Betrag, wenn diese<br />

mit e<strong>in</strong>em neutralen Gesichtsausdruck spielten. Variierte <strong>der</strong> Emotionsausdruck<br />

<strong>der</strong> Spieler, passten sie den Spiele<strong>in</strong>satz an die Valenz<br />

und Intensität des Gesichtsausdruckes an. Dagegen reduzierten<br />

Patienten mit BPS ihren E<strong>in</strong>satz bei beiden unfairen Mitspielern.<br />

Es zeigte sich zwar, dass auch die Patienten mit BPS abhängig vom<br />

emotionalen Ausdruck e<strong>in</strong>en unterschiedlich hohen Betrag e<strong>in</strong>setzten,<br />

<strong>in</strong>sgesamt aber den Spiele<strong>in</strong>satz an <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Fairness<br />

im Verhalten ihres Spielpartners anpassten. We<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Emotionserkennungsaufgabe noch bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Fairness<br />

des Spielpartners liessen sich Unterschied zwischen den Gruppen<br />

nachweisen.<br />

002<br />

Explizite und implizite Verhaltenstendenzen bei Patienten mit<br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

Xenia Kobeleva (Aachen)<br />

S. Eva-Maria, C. Kohler, U. Habel, B. Derntl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Menschen mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörung (BPS)<br />

zeigen tiefgreifende Störungen unterschiedlicher emotionaler<br />

Kompetenzen (z. B. Emotionserkennung). Allerd<strong>in</strong>gs fehlen bislang


Topic 7 G Persönlichkeitsstörungen, F6 // Personality disor<strong>der</strong>s F6<br />

Studien, die mögliche Dysfunktionen dieser Patienten bezüglich<br />

<strong>der</strong> grundlegenden, menschlichen Verhaltenstendenzen – Annäherung<br />

vs. Vermeidung (Gray, 1982) – untersuchten. Während das<br />

Annäherungssystem durch Belohnung aktiviert wird und zu Verhaltensaktivierung<br />

und Annäherung an den Stimulus führt, besteht<br />

das Vermeidungssystem als Antwort auf Bestrafung <strong>in</strong> Unterdrückung<br />

von fortlaufendem Verhalten und Vermeidung. Welches<br />

Verhaltenssystem bei e<strong>in</strong>er Person dom<strong>in</strong>iert, hängt auch von ihren<br />

Persönlichkeits- und Charaktereigenschaften ab: Ängstlichkeit und<br />

negativer Affekt erhöhen die Aktivität des BIS, im Gegensatz dazu<br />

verstärken Impulsivität und Aggression das BAS. Diese Systeme<br />

s<strong>in</strong>d allesamt bei Menschen mit BPS vorhanden, daher ersche<strong>in</strong>t es<br />

notwendig zu untersuchen, welches Motivationssystem vorherrscht.<br />

Aufgrund des unangemessenen Ärgergefühls und <strong>der</strong> hohen Impulsivität<br />

<strong>der</strong> BPS-Patienten stellten wir die Hypothese auf, dass das<br />

BAS dom<strong>in</strong>iert und <strong>in</strong> gesteigerter Annäherung sowie enthemmtem<br />

Verhalten resultiert.<br />

Methode: 25 BPS-Patienten und 25 gesunde Kontrollpersonen<br />

nahmen an unserer Verhaltensstudie teil. Sie reagierten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er impliziten<br />

Aufgabe mit e<strong>in</strong>em Joystick auf emotionale Gesichtsausdrücke,<br />

konnten aber auch explizit auf e<strong>in</strong>er Skala ihre Verhaltenstendenzen<br />

<strong>in</strong> Bezug auf die Gesichter angeben. Zudem wurde die<br />

Emotionserkennungsleistung, sowie Impulsivität, gegenwärtiger<br />

Affekt und die BIS / BAS Sensitivität mittels Fragebogen erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Entgegen unseren Erwartungen zeigte<br />

die Patientengruppe e<strong>in</strong>e signifikant stärkere Vermeidungstendenz<br />

bei beiden Paradigmen, vor allem gegenüber freudigen und wütenden<br />

Stimuli. Diese erhöhte Vermeidungstendenz ließ sich auch anhand<br />

<strong>der</strong> Selbste<strong>in</strong>schätzungen bestätigen. Des Weiteren konnten<br />

wir bei den Patienten Defizite bei <strong>der</strong> Emotionserkennung feststellen.<br />

Generell dürfte das Ausmaß dieser emotionalen Dysfunktionen<br />

stark durch die vorherrschende Psychopathologie bee<strong>in</strong>flusst<br />

se<strong>in</strong>, wie Korrelationsanalysen mit kl<strong>in</strong>ischen Parametern deutlich<br />

machten. Zusammenfassend zeigen unsere Befunde, dass sich gestörte<br />

emotionale Handlungstendenzen <strong>der</strong> BPS-Patienten nicht<br />

nur anhand <strong>der</strong> Selbste<strong>in</strong>schätzungsfragebögen wie<strong>der</strong>f<strong>in</strong>den lassen,<br />

wie bisher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur beschrieben, son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong> bewussten<br />

und unbewussten Annäherungs- o<strong>der</strong> Vermeidungstendenzen<br />

an emotionale Reize zum Ausdruck kommen. Danksagung:<br />

unterstützt von <strong>der</strong> International Research and Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g Group<br />

„Schizophrenia and Autism“ (DFG, IRTG 1328).<br />

003<br />

Zwei-Jahres-Stabilität und -Variabilität <strong>der</strong> Narzisstischen Persönlichkeitsstörung<br />

Kathr<strong>in</strong> Ritter (Charité Berl<strong>in</strong>)<br />

S. Strunz, A. Vater, I. Heuser, C.-H. Lammers, S. Roepke<br />

E<strong>in</strong>leitung: Auch wenn Persönlichkeitsstörungen als überdauernde<br />

und unflexible Verhaltensmuster beschrieben s<strong>in</strong>d, konnten<br />

neuere Studien zeigen, dass Persönlichkeitsstörungen e<strong>in</strong>e hohe<br />

Remissionsrate aufweisen und im Gegensatz zu <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition im<br />

aktuellen Klassifikationssystem (DSM-IV-TR o<strong>der</strong> ICD-10) zeitlich<br />

nicht stabil s<strong>in</strong>d. Ziel <strong>der</strong> Studie war es, die Stabilität bzw. Variabilität<br />

<strong>der</strong> Diagnose e<strong>in</strong>er Narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS)<br />

über e<strong>in</strong>en Zeitraum von zwei Jahren unter Berücksichtigung e<strong>in</strong>es<br />

alternativen dimensionalen Diagnostikansatzes zu erfassen.<br />

Methode: 31 Patienten (= Rücklaufrate von 51,6 %), die zum ersten<br />

Messzeitpunkt die Diagnosekriterien für e<strong>in</strong>e NPS nach DSM-IV<br />

erfüllten, wurden <strong>in</strong> die Untersuchung e<strong>in</strong>geschlossen. Die Patienten<br />

wurden mit dem Strukturieren Kl<strong>in</strong>ischen Interview für<br />

DSM-IV für Persönlichkeitsstörungen (kategoriale Diagnostik)<br />

und verschiedenen Selbstbeurteilungs<strong>in</strong>strumenten (dimensionale<br />

Diagnostik: DAPP-BQ, NEO-PI-R) untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nach zwei Jahren zeigte sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> kategorialen<br />

Diagnostik für die Diagnose <strong>der</strong> NPS e<strong>in</strong>e Remissionsrate<br />

von 45 %. E<strong>in</strong>en signifikanten Rückgang auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

NPS-Kriterien zeigte sich nur für das Kriterium 5 (Anspruchshaltung).<br />

In <strong>der</strong> dimensionalen Diagnostik (Subskalen des DAPP-<br />

BQ und NEO-PI-R) zeigten sich ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiede<br />

<strong>in</strong> den Mittelwerten zwischen den beiden Messzeitpunkten. Die<br />

NPS zeigt e<strong>in</strong>e hohe Remissionsrate über e<strong>in</strong>en Zeitraum von zwei<br />

Jahren. Alternative dimensionale Ansätze zur Erfassung e<strong>in</strong>er NPS<br />

zeigen e<strong>in</strong>e höhere Symptomstabilität über diesen Zeitraum.<br />

004<br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung: Generelle o<strong>der</strong> spezifische<br />

emotionale Vulnerabilität? Psychophysiologische Verän<strong>der</strong>ungen<br />

bei <strong>der</strong> Imag<strong>in</strong>ation emotionaler Episoden<br />

Anke Limberg (Universität Greifswald, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie Institut<br />

für Psychologie)<br />

S. Barnow, H. J. Freyberger, A. O. Hamm<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ausgehend von L<strong>in</strong>ehan‘s Biosozialer Theorie ist die<br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung (BPS) vorwiegend e<strong>in</strong>e Störung<br />

<strong>der</strong> Emotionsregulation. Die affektive Dysregulation zeigt sich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er erhöhten Sensitivität gegenüber affektiven Reizen mit <strong>in</strong>tensiven<br />

und lang andauernden emotionalen Reaktionen.<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Studie wurde unter Verwendung<br />

von standardisierten und persönlichen Skripten e<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>ationsparadigma<br />

verwendet, um die Hypothese <strong>der</strong> affektiven Dysreguation<br />

zu prüfen. Bei 35 unmedizierten Patienten mit BPS und<br />

35 entsprechenden gesunden Kontrollprobanden wurden psychophysiologische<br />

Maße wie die Lidschlagreaktion auf e<strong>in</strong>en akustischen<br />

Schreckreiz und autonome Parameter erfasst, während die<br />

Probanden persönliche und standardisierte Skripte mit unangenehmen,<br />

neutralen und angenehmen Inhalten zuerst lasen und im<br />

Anschluss imag<strong>in</strong>ierten. Die Kategorie <strong>der</strong> unangenehmen Standardskripte<br />

umfasste sowohl störungsspezifische Texte zu den Themen<br />

„Verlassen werden“ und „Verletzung des Selbstwerts“ als auch<br />

unterschiedliche Bedrohungsszenarien.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Verglichen mit den gesunden Kontrollprobanden<br />

bewerteten die BPS-Patienten alle Skripte, auch die positiven,<br />

als unangenehmer und erregen<strong>der</strong>. In den psychophysiologischen<br />

Daten zeigte sich <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Patientengruppe jedoch<br />

nur bei den störungsspezifischen Skripten verglichen mit den neutralen<br />

Texten e<strong>in</strong>e gesteigerte emotionale Reaktivität, die sich beispielsweise<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er stärkeren Potenzierung <strong>der</strong> Lidschlagreaktion<br />

äußerte. Dieser Befund spricht für e<strong>in</strong>e spezifische emotionale Vulnerabilität<br />

bei Patienten mit BPS entgegen <strong>der</strong> bisherigen Annahme<br />

e<strong>in</strong>er generellen affektiven Hyperreagibilität.<br />

005<br />

Neurobiologie <strong>der</strong> Verarbeitung von positivem und negativem<br />

Feedback <strong>in</strong> antisozialer Persönlichkeitsstörung<br />

Birgit Vollm (University of Nott<strong>in</strong>gham, Forensic Sir Col<strong>in</strong> Campbell<br />

Build<strong>in</strong>g, UK)<br />

P. Richardson, S. McKie, R. Elliott, I. An<strong>der</strong>son, S. Williams, M. Dolan,<br />

B. Deak<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung: Personen mit antisozialer Persönlichkeitsstörung (APS)<br />

zeichnen sich durch Impulsivität, rücksichtsloses Verhalten, <strong>in</strong>kl.<br />

Krim<strong>in</strong>alität, sowie fehlende Empathie und Schuldfähigkeit aus.<br />

Patienten mit APS lernen ausserdem wenig von früheren Erfahrungen,<br />

z. B. durch positives o<strong>der</strong> negatives Feedback. Die Ätiologie<br />

<strong>der</strong> APS ist multifaktoriell, zunehmend werden auch neurobiologische<br />

Faktoren als (Teil-)ursache erforscht.<br />

Methode: Dieser Beitrag gibt e<strong>in</strong>en kurzem Überblick dieser Forschung<br />

mit beson<strong>der</strong>em Augenmerk auf Verarbeitung von Feedback.<br />

Zudem stellen wir e<strong>in</strong>e funktionelle MRT Studie an 25 Probanden<br />

mit APS und 32 Kontrollpersonen vor. Das Ziel <strong>der</strong> Studie<br />

war es neuronale Korrelate von Belohnungssignalen, <strong>der</strong>en Unterschiede<br />

zwischen den beiden Gruppen sowie den Effekt e<strong>in</strong>er sero-<br />

203


Topic 7 G Persönlichkeitsstörungen, F6 // Personality disor<strong>der</strong>s F6<br />

tonergen Intervention mit mCPP auf diese Korrelate zu untersuchen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Unsere Ergebnisse zeigen signifikante<br />

Unterschiede im MRT-Signal zwischen den beiden Gruppen; <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

konnten wir zeigen, dass mCPP <strong>in</strong> <strong>der</strong> APS Gruppe zu<br />

e<strong>in</strong>er signifikanten Verstärkung des MRT-Signals führte woh<strong>in</strong>gegen<br />

e<strong>in</strong> solcher Effekt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergleichsgruppe nicht beobachtet<br />

werden konnte.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 - 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-025 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

Vorsitz: V. Habermeyer (Zürich, Schweiz)<br />

001<br />

Die stationäre mediz<strong>in</strong>ische Rehabilitation pathologischer Spieler<br />

unter differentialpsychologischen Aspekten<br />

Dr. Dr. Niels Bergemann (AHG Kl<strong>in</strong>iken Daun)<br />

P. Missel, A. N<strong>in</strong>temann, F. Reger<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die kl<strong>in</strong>isch relevanten Merkmale e<strong>in</strong>es differentialpsychologischen<br />

Systems zur <strong>in</strong>dividuellen E<strong>in</strong>ordnung pathologischer<br />

Glücksspieler h<strong>in</strong>sichtlich Alter, Geschlecht, ethnischer Herkunft<br />

und Komorbidität s<strong>in</strong>d bekannt. Es besteht e<strong>in</strong>e bedeutsame<br />

Kovariabilität dieser Merkmale, ohne dass bereits allgeme<strong>in</strong> gültige<br />

o<strong>der</strong> kausale Zusammenhänge zwischen diesen Merkmalen abgeleitet<br />

werden können. Der differentialpsychologische Ansatz erfor<strong>der</strong>t<br />

aber e<strong>in</strong>e weitere Ausdifferenzierung <strong>der</strong> Versorgungsstruktur,<br />

um aus kl<strong>in</strong>ischen Erfahrungen generalisierbare Aussagen ableiten<br />

zu können. In dem Beitrag werden entsprechende Entwicklungsnotwendigkeiten<br />

für spezifische Behandlungsmodule begründet.<br />

Methode: In den Jahren 2004 bis 2008 wurden 90 pathologische<br />

Glücksspieler <strong>in</strong> den AHG Kl<strong>in</strong>iken Daun Am Rosenberg entwe<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Abhängigkeitsabteilung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Psychosomatischen Abteilung<br />

behandelt. Der Beitrag beschreibt diese Patientenstichprobe<br />

h<strong>in</strong>sichtlich Patienten- und Behandlungsmerkmalen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

auch unter differentialpsychologischen Gesichtspunkten und komorbiden<br />

<strong>Erkrankungen</strong>.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es besteht die Notwendigkeit zur Entwicklung<br />

spezifischer Behandlungsmodule, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für pathologische<br />

Glücksspieler mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, für weibliche Patienten,<br />

für Patienten mit komorbi<strong>der</strong> stoffgebundener Abhängigkeit<br />

und für Patienten mit weiterer psychiatrischer Ko- und Multimorbidität.<br />

002<br />

Emotionale und moralische Entscheidungsprozesse bei Patienten<br />

mit <strong>der</strong> Persönlichkeitsstörung <strong>der</strong> Psychopathie<br />

Monika Sommer (Universitätskl<strong>in</strong>ik, Psychiatrie, Regensburg)<br />

C. Rothmayr, J. Schwerdtner, K. Döhnel, J. Me<strong>in</strong>hardt, G. Hajak<br />

E<strong>in</strong>leitung: Patienten mit <strong>der</strong> Persönlichkeitsstörung <strong>der</strong> Psychopathie<br />

zeigen Defizite bei Entscheidungsprozessen, die auf emotionalem<br />

Verständnis o<strong>der</strong> moralischen Überlegungen gründen. Diese<br />

Defizite führen zu gravierenden <strong>in</strong>terpersonellen Schwierigkeiten<br />

und br<strong>in</strong>gen die Patienten häufig mit dem Gesetz <strong>in</strong> Konflikt.<br />

Methode: Vorgestellt werden bildgebende Studien, die sich mit den<br />

neuronalen Prozesse dieser defizitären Verarbeitung beschäftigt<br />

haben. Dazu wurde zum e<strong>in</strong>en die Fähigkeit psychopathischer Patienten<br />

untersucht, an<strong>der</strong>en Menschen Emotionen zuzuschreiben<br />

und zum an<strong>der</strong>en das Entscheidungsverhalten <strong>in</strong> Situationen, <strong>in</strong><br />

denen die Erfüllung e<strong>in</strong>er moralischen Regel <strong>der</strong> Erfüllung eigener<br />

204<br />

Bedürfnisse entgegensteht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: So konnten wir zeigen, dass psychopathische<br />

Patienten im Vergleich zu e<strong>in</strong>er forensischen Kontrollgruppe<br />

auf Verhaltensebene ke<strong>in</strong>e Defizite <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fähigkeit haben, an<strong>der</strong>en<br />

Personen Emotionen auf Grundlage von Wünschen zuzuschreiben.<br />

Auf neuronaler Ebene wird jedoch deutlich, dass im Gegensatz zu<br />

den forensischen Patienten, bei denen die Emotionszuschreibung<br />

mit e<strong>in</strong>er Aktivierung des Mirror-Neuron-Systems e<strong>in</strong>hergeht, psychopathische<br />

Patienten e<strong>in</strong>e Mehraktivierung outcome-assoziierter<br />

Gehirnareale zeigen, was für e<strong>in</strong>e rationalere, eher ergebnisorientierte<br />

Verarbeitungsstrategie spricht. Darüber h<strong>in</strong>aus wurde <strong>in</strong> Studien<br />

zu moralischen Entscheidungsprozessen deutlich, dass sich<br />

psychopathische Patienten häufiger unmoralisch entscheiden als<br />

forensische o<strong>der</strong> gesunde Kontrollprobanden. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d<br />

sie sich bei diesen Entscheidungen sicherer und geben positivere<br />

Gefühle an. Auf neuronaler Ebene gehen unmoralische Entscheidungen<br />

bei <strong>der</strong> Kontrollgruppe mit e<strong>in</strong>er Mehraktivierung <strong>der</strong><br />

Amygdala-Region e<strong>in</strong>her. Woh<strong>in</strong>gegen Patienten mit Psychopathie<br />

ke<strong>in</strong>e Aktivierung limbischer Areale bei unmoralischen Entscheidungen<br />

zeigen. Diese fehlende Aktivierung limbischer Areale zusammen<br />

mit den subjektiven Angaben <strong>der</strong> Patienten führen zu <strong>der</strong><br />

Annahme, dass psychoapthische Patienten bei unmoralischen Entscheidungen<br />

weniger Gefühle erleben, die bei nicht-psychopathischen<br />

Probanden mit e<strong>in</strong>em „schlechten Gewissen“ assoziiert s<strong>in</strong>d.<br />

Insgesamt bilden unsere Ergebnisse zu emotionalen und moralischen<br />

Entscheidungsprozessen das kl<strong>in</strong>ische Bild <strong>der</strong> Psychopathie<br />

gut ab. Darüber h<strong>in</strong>aus geben sie E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die zugrunde liegenden<br />

kognitiven Strategien <strong>der</strong> Patienten und helfen so, e<strong>in</strong> besseres<br />

Verständnis <strong>der</strong> <strong>Erkrankungen</strong> zu erlangen. Auch liefern sie wichtige<br />

Implikationen für die Behandlung dieser schwierigen Patientengruppe.<br />

003<br />

Soziodemographisches Profil von stationären Patienten mit<br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Störung<br />

Dorothee Maria Gescher (LVR-Kl<strong>in</strong>ikum Düsseldorf, Köln)<br />

B. Will, J. Malevani<br />

Die Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörung (BPS) bezeichnet e<strong>in</strong>e tiefgreifende<br />

psychische Erkrankung mit anhaltenden Schwierigkeiten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Affektstabilität und -regulation, <strong>der</strong> Impulskontrolle, <strong>der</strong><br />

Beziehungsgestaltung und des Selbstbildes. Kl<strong>in</strong>isch imponieren<br />

affektive Dysregulation, aggressiv-impulsives und selbstverletzendes<br />

Verhalten, chronische Suizidalität sowie stressabhängiges psychosenahes<br />

Erleben. Das Störungsbild kann zu vielfältigen Schwierigkeiten<br />

<strong>in</strong> fast allen Lebensbereichen führen, Folge davon s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong>termittierende psychosoziale Krisen mit teils massiven <strong>in</strong>terpersonellen<br />

Problemen. Schwere Selbstverletzungen bzw. Suizidversuche,<br />

die e<strong>in</strong>e stationäre Krisen<strong>in</strong>tervention notwendig machen,<br />

kommen häufig vor. Die Prävalenz <strong>der</strong> Erkrankung ist sehr hoch<br />

und wird <strong>der</strong>zeit mit 1,5 – 2 % angegeben, ca. 80 % <strong>der</strong> Patienten<br />

bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> psychiatrischer bzw. psychotherapeutischer Betreuung.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> früh e<strong>in</strong>setzenden und bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugend<br />

bzw. im frühen Erwachsenenalter manifesten Symptome können<br />

grundlegende Defizite <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebensgestaltung auftreten, die zu<br />

Abbrüchen <strong>der</strong> schulischen Ausbildung, Erschwernissen im Berufsleben<br />

und schließlich zur sozialen Des<strong>in</strong>tegration führen können.<br />

Die Betrachtung soziodemographischer Merkmale <strong>der</strong> BPS<br />

könnte daher wesentliche epidemiologische H<strong>in</strong>weise geben, die<br />

für die Abschätzung psychosozialer Risikofaktoren relevant s<strong>in</strong>d<br />

und sowohl prognostischen Wert haben als auch im S<strong>in</strong>ne relevanter<br />

Behandlungsaspekte mit berücksichtigt werden sollten. Basierend<br />

auf <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> <strong>DGPPN</strong>-BADO-Daten soll <strong>in</strong> dieser<br />

Arbeit das soziodemographische Profil von Patienten mit BPS dargestellt<br />

und diskutiert werden.


Topic 7 G Persönlichkeitsstörungen, F6 // Personality disor<strong>der</strong>s F6<br />

004<br />

Gene and environment <strong>in</strong>teraction <strong>in</strong> the development of<br />

Impul sivity and Impulsive Aggression <strong>in</strong> Patients with Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e<br />

Pers onality Disor<strong>der</strong><br />

Stefanie Wagner (Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

Ö. Baskaya, K. Lieb, N. Dahmen, A. Tadic<br />

Introduction: In the etiology of Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Personality Disor<strong>der</strong><br />

(BPD) and its key features impulsivity and impulsive aggression a<br />

general disease model of <strong>in</strong>teract<strong>in</strong>g genetic and environmental<br />

factors has been proposed. Regard<strong>in</strong>g environmental factors, serious<br />

life events (SLE) are of major importance <strong>in</strong> the development of<br />

BPD. Genetically, impulsivity has been l<strong>in</strong>ked to an over-representation<br />

of the short (S) allele of the seroton<strong>in</strong> transporter promoterl<strong>in</strong>ked<br />

polymorphic region polymorphism (5-HTTLPR), aggression<br />

to the COMT Val158Met polymorphism. The 5-HT dysfunction<br />

<strong>in</strong> stress-related disor<strong>der</strong>s like BPD could be the result of a decreased<br />

expression of BDNF <strong>in</strong> limbic regions.<br />

Method: 159 BPD patients from Germany were <strong>in</strong>cluded <strong>in</strong> the<br />

study. Impulsivity was assessed by the Barratt Impulsiveness Scale<br />

(BIS), impulsive aggression by the Buss-Durkee-Hostility Inventory<br />

(BDHI), SLEs by the PTSD-section <strong>in</strong>cluded <strong>in</strong> the Munich-<br />

Composite International Diagnostic Interview (M-CIDI). We analyzed<br />

1) the effects of SLEs on impulsivity and impulsive aggression;<br />

and 2) modulat<strong>in</strong>g effects of the 5-HTTLPR, the BDNF Val66Met<br />

and COMT Val158Met polymorphism on the association between<br />

SLEs, impulsivity and impulsive aggression.<br />

Discussion / Results: Regression analyses confirmed a de creas<strong>in</strong>g<br />

effect of childhood sexual abuse on BIS and BDHI sum score. Regard<strong>in</strong>g<br />

the 5-HTTLPR polymorphism, all SLEs except for rape<br />

were associated with a decrease of impulsivity <strong>in</strong> SS / SL but not <strong>in</strong><br />

LL carriers. In COMT Val / Val carriers, childhood sexual abuse expla<strong>in</strong>ed<br />

a 69.3 %, the cumulative number of SLEs a 60.3 % <strong>in</strong>crement<br />

<strong>in</strong> variance account of BDHI sum score. Furthermore, childhood<br />

sexual abuse had a decreas<strong>in</strong>g effect on BDHI sum score <strong>in</strong><br />

BDNF Val/Val carriers. This study analyz<strong>in</strong>g a specific gene x environment<br />

<strong>in</strong>teraction <strong>in</strong> BPD patients suggests an <strong>in</strong>teraction between<br />

SLEs and the 5-HTTLPR S / L, the BDNF Val66Met and the<br />

COMT Val158Met polymorphism <strong>in</strong> the development of impulsivity<br />

and impulsive aggression <strong>in</strong> BPD patients.<br />

005<br />

Exekutive Funktionen bei Personen mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung:<br />

Moduliert das Vorliegen e<strong>in</strong>er ADHS <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit<br />

die Ausprägung <strong>der</strong> kognitiven Defizite?<br />

Meike Hagenhoff (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Giessen, Zentrum für Psychiatrie)<br />

N. Franzen, N. Baer, S. Lis, G. Sammer, B. Gallhofer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Störungen kognitiver Prozesse bei Patienten mit e<strong>in</strong>er<br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung (BPS) wurden <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren <strong>in</strong> zahlreichen Studien untersucht. Bee<strong>in</strong>trächtigungen liessen<br />

sich dabei <strong>in</strong> verschiedenen Untersuchungsverfahren nachweisen.<br />

Jedoch s<strong>in</strong>d die Ergebnisse häufig <strong>in</strong>konsistent. E<strong>in</strong>e Ursache<br />

mag <strong>in</strong> <strong>der</strong> durch unterschiedlichste Komorbiditäten begründeten<br />

Heterogenität <strong>der</strong> untersuchten Stichproben liegen. Ziel <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Studie ist zu untersuchen, <strong>in</strong>wieweit sich die Ausprägung<br />

von Störungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen kognitiven Funktionen selektiv mit<br />

<strong>der</strong> Existenz e<strong>in</strong>er Aufmerksamkeitsdefizit / Hyperaktivitätsstörung<br />

(ADHS) <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit <strong>in</strong> Beziehung setzen lässt.<br />

Methode: 20 Patienten mit BPD (je 10 mit /ohne ADHS-Symptome<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit, WURS-K) und 20 alters-, geschlechts- und ausbildungs-gematchte<br />

gesunde Kontrollprobanden wurden mit e<strong>in</strong>er<br />

Batterie aus neun Aufgaben untersucht, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gestuften Vorgehen<br />

elementare kognitive Prozesse (Stimulusperzeption und –<br />

diskrim<strong>in</strong>ation, motorische Vorbereitungs- und Exekutionsprozesse<br />

sowie Stimulusdiskrim<strong>in</strong>ation und Responseselektion) sowie<br />

Arbeitsgedächtnisfunktionen und Prozesse <strong>der</strong> Reaktions<strong>in</strong>hibition<br />

erfasst. Als abhängige Variablen wurden Reaktionszeiten und<br />

Fehlerraten erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: BPS Patienten lösten alle Aufgaben <strong>in</strong><br />

vergleichbarem Ausmass schneller als gesunde Personen. Bei steigen<strong>der</strong><br />

Arbeitsgedächtnisbelastung liess sich bei den Patienten e<strong>in</strong><br />

Abs<strong>in</strong>ken <strong>in</strong> <strong>der</strong> Akkuratheit <strong>der</strong> Aufgabenbearbeitung beobachten.<br />

Mit s<strong>in</strong>ken<strong>der</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für das Auftreten e<strong>in</strong>er Go-<br />

Reaktion <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er GoNoGo-Aufgabe passten gesunde Personen<br />

ihre Verarbeitungsstrategie an die Aufgabenanfor<strong>der</strong>ungen an, <strong>in</strong>dem<br />

sie längere Zeit für e<strong>in</strong>e Reaktion benötigen. Diese Adaptation<br />

an die Aufgabe lässt sich bei BPS-Patienten nicht mehr beobachten,<br />

wenn NoGo-Reaktionen mit e<strong>in</strong>er höheren Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit gefor<strong>der</strong>t<br />

werden als Go-Reaktionen. Diese Alteration lässt sich jedoch<br />

nur bei den BPS-Patienten beobachten, bei denen ADHS<br />

Symptome <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit vorlagen.<br />

006<br />

Zwischen Liebe und Trennung: Emotionale Gratwan<strong>der</strong>ung von<br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Patienten. E<strong>in</strong>e fMRT-Studie<br />

Katja Hödl (Unikl<strong>in</strong>ikum Frankfurt am Ma<strong>in</strong>)<br />

S. Oddo, A. Thiel, J. Thiel, L. Prieto, N. Steis, A. Stirn<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung ist u. a. durch<br />

Schwierigkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Emotionsregulation gekennzeichnet. Dabei<br />

erleben die Patienten immer wie<strong>der</strong> Verlust- und Trennungsängste,<br />

die zu e<strong>in</strong>er starken emotionalen Anspannung führen, welche wie<strong>der</strong>um<br />

selbstverletzendes Verhalten auslösen kann. An<strong>der</strong>erseits<br />

empf<strong>in</strong>den gerade Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Patienten e<strong>in</strong> starkes Bedürfnis nach<br />

Nähe und Liebe, so dass sie sich oftmals <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Meer von wi<strong>der</strong>sprüchlichen<br />

Gefühlsausprägungen bef<strong>in</strong>den. Bisherige Studien<br />

haben zwar e<strong>in</strong> dysfunktionales Emotionsverarbeitungsnetzwerk<br />

aufgezeigt, jedoch nicht spezifisch die zwei gegensätzlichen Pole<br />

<strong>der</strong> emotionalen Erlebnisqualitäten Liebe und Trennung untersucht.<br />

Methode: Daher wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorliegenden Studie 11 Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-<br />

Patienten und 11 gesunde Kontrollprobanden mit Bil<strong>der</strong>n von<br />

Liebe und Trennung im MRT konfrontiert. Im Anschluss an die<br />

fMRT- Messung wurde im Rahmen e<strong>in</strong>es Fragebogens die emotionale<br />

Bedeutsamkeit und die Valenz <strong>der</strong> dargebotenen Bil<strong>der</strong> erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei <strong>der</strong> Konfrontation mit Liebesbil<strong>der</strong>n<br />

zeigt sich neuronal ke<strong>in</strong> Unterschied zwischen Patienten und Kontrollpersonen.<br />

Beide Gruppen aktivieren e<strong>in</strong> überwiegend bilaterales<br />

Netzwerk aus limbischen und thalamischen Strukturen. Auch<br />

die Bewertung <strong>der</strong> emotionalen Bedeutsamkeit unterscheidet sich<br />

nicht zwischen beiden Gruppen. H<strong>in</strong>gegen konnten bei <strong>der</strong> Konfrontation<br />

mit negativen Emotionen deutliche Unterschiede sowohl<br />

neuronal als auch auf <strong>der</strong> Verhaltensebene beobachtet werden. Die<br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Patienten zeigen hierbei e<strong>in</strong> stärker subkortikales Netzwerk<br />

mit Insula-Beteiligung. In <strong>der</strong> emotionalen Bewertung <strong>der</strong><br />

Trennungsbil<strong>der</strong> bestätigt sich die auf Gehirnebene sichtbar gewordene<br />

stärkere emotionale Beteiligung, da die Patienten die Bil<strong>der</strong><br />

bedeutsamer und negativer bewerten als die Kontrollen. Insgesamt<br />

deuten die Studienergebnisse darauf h<strong>in</strong>, dass das Liebesgefühl bei<br />

Patienten mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Erkrankung ähnlich verankert ist wie bei<br />

gesunden Kontrollen, jedoch Trennungsaspekte emotionaler und<br />

neuronal an<strong>der</strong>s verarbeitet werden. Damit liefern die Befunde e<strong>in</strong>e<br />

neue therapeutische Implikation für den Umgang mit negativen,<br />

speziell trennungsbezogenen Reizen.<br />

205


Topic 7 G Persönlichkeitsstörungen, F6 // Personality disor<strong>der</strong>s F6<br />

007<br />

Neuronale Korrelate von Empathie bei Patient<strong>in</strong>nen mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e<br />

Persönlichkeitsstörung<br />

Sandra Preißler (Charité, Persönlichkeitsstörung u. PTBS Psychiatrie<br />

und Psychotherapie, Berl<strong>in</strong>)<br />

I. Dziobek, H. R. Heekeren, S. Roepke<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e ausgeprägte Störung <strong>der</strong> sozialen Interaktion gilt<br />

als Kernmerkmal <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung (BPS).<br />

E<strong>in</strong>e gute Möglichkeit <strong>der</strong> empirischen Untersuchung dieses Merkmals<br />

bietet sich über das Konstrukt <strong>der</strong> Empathie.<br />

Methode: Mit Hilfe des foto-basierten, ökologisch validen Multifacetted<br />

Empathie Test (MET) kann Empathie erstmals separat <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>en emotionalen und kognitiven Teilkomponenten erfasst werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Patienten mit BPS zeigen im MET<br />

E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> sowohl emotionaler als auch kognitiver Empathie.<br />

Mittels e<strong>in</strong>er fMRT-Adaptation des MET fanden wir bei<br />

30 unmedizierten Patient<strong>in</strong>nen mit BPS weniger Aktivierungen im<br />

Superioren Temporalen Sulcus (STS) während e<strong>in</strong>er kognitiven<br />

Empathiebed<strong>in</strong>gung als bei alters- und IQ-parallelisierten Kontrollproband<strong>in</strong>nen.<br />

Die ger<strong>in</strong>gere Aktivierung des STS wurde hierbei<br />

vom Ausmaß vorhandener Intrusionen bei den Patient<strong>in</strong>nen<br />

mit BPS prädiziert. In e<strong>in</strong>er emotionalen Empathiebed<strong>in</strong>gung zeigten<br />

die Patient<strong>in</strong>nen erhöhte Aktivierungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Insula. Positive<br />

Assoziationen dieser Aktivierungen mit parallel im Scanner erhobenen<br />

Hautleitwerten deuten auf e<strong>in</strong> hohes Arousal als Korrelat<br />

<strong>der</strong> Insula-Aktivierung h<strong>in</strong>.<br />

008<br />

Neuronale Korrelate <strong>der</strong> Interferenzkontrolle bei Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörung:<br />

<strong>der</strong> Stroop-Test im fMRT<br />

N<strong>in</strong>a Rullkoetter (Ev. Krankenhaus Bielefeld, Forschungsabteilung<br />

Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

H. J. Markowitsch, M. Driessen<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörung (BPD) stellt<br />

e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> häufigsten psychischen <strong>Erkrankungen</strong> unserer Zeit dar, als<br />

<strong>der</strong>en Kernproblem die Dysfunktion <strong>der</strong> Emotionsregulation mit<br />

e<strong>in</strong>em hypoaktivierten präfrontalen Kontrollsystem und e<strong>in</strong>em hyperaktivierten<br />

limbischen Furchtsystems angenommen wird. Die<br />

Fähigkeit zur Interferenzkontrolle wird dabei als e<strong>in</strong> grundlegen<strong>der</strong><br />

Mechanismus <strong>der</strong> Emotionsregulation betrachtet, obgleich e<strong>in</strong>e<br />

Überprüfung neuronaler Korrelate zur Interferenzkontrolle bei<br />

BPD mittels bildgeben<strong>der</strong> Forschung noch <strong>in</strong> den Anfängen steht.<br />

Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit stellt folglich e<strong>in</strong>e Untersuchung <strong>der</strong><br />

Interferenzkontrolle bei BPD mittels des Stroop-Tests und funktioneller<br />

Magnetresonanztomographie (fMRT) dar.<br />

Methode: In dieser Studie wurden 20 stationäre BPD-Patienten<br />

(14 Frauen und 6 Männer) sowie 20, nach Alter, Geschlecht und<br />

Bildungsgrad gematchte, gesunde Kontrollprobanden (KG) untersucht<br />

(vgl. W<strong>in</strong>genfeld et al., 2009). Die Stroop-Testung be<strong>in</strong>haltete<br />

<strong>in</strong>sgesamt drei Versuchsdurchgänge mit e<strong>in</strong>em Wechsel e<strong>in</strong>es<br />

Stroop-Untersuchungsblocks und e<strong>in</strong>er kontrastierenden Ruhebed<strong>in</strong>gung.<br />

Die Auswertung erfolgte durch die Anwendung <strong>der</strong> Subtraktionsmethode<br />

(Kontrastierung von Stroop-Bed<strong>in</strong>gung m<strong>in</strong>us<br />

Ruhebed<strong>in</strong>gung und umgekehrt).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Behavioral zeigten die BPD-Patienten im<br />

Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe signifikant verlängerte<br />

Reaktionszeiten sowie bedeutsam erhöhte Fehlerzahlen. Neuronal<br />

präsentierten die Kontrollprobanden e<strong>in</strong> ausgeprägt rechtshemisphärisches<br />

fronto-parietales sowie occipitales Aktivierungsmuster<br />

mit e<strong>in</strong>em deutlichen Signalanstieg <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im dorsalen anterioren<br />

c<strong>in</strong>gulären Cortex (ACC). E<strong>in</strong>e Aktivierung dieser Region<br />

blieb h<strong>in</strong>gegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> BPD-Gruppe aus. In <strong>der</strong> Patientengruppe bestach<br />

dagegen e<strong>in</strong> ausgeprägt l<strong>in</strong>kshemisphärisches Aktivierungsmuster<br />

mit fronto-temporalen und limbischen Aktivierungen. Ins-<br />

206<br />

gesamt blieben die für den Stroop-Test erwartungskonformen<br />

Aktivierungen des ACC <strong>in</strong> <strong>der</strong> BPD-Patientengruppe aus. Im<br />

Gruppenvergleich BPD m<strong>in</strong>us KG imponierte e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>kshemisphärisch<br />

fronto-parietales Aktivierungsmuster, während für den umgekehrten<br />

Kontrast (KG m<strong>in</strong>us BPD) ke<strong>in</strong> signifikanter Signalanstieg<br />

bei p = .001 ermittelt werden konnte. Zusammengefasst weisen<br />

die vorliegenden Befunde auf e<strong>in</strong> Muster an Hyperaktivierungen<br />

bei BPD für die Bearbeitung <strong>der</strong> Interferenzaufgabe im Vergleich<br />

zu e<strong>in</strong>er gesunden Kontrollgruppe h<strong>in</strong>.<br />

009<br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung: Prä-, peri- und postnatale Traumatisierung<br />

Cornelia Schwarze (Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

B. Pallasch, G. Hoppe, M. Kurz, G. Jacob, D. F. Braus, R. Ste<strong>in</strong>berg,<br />

D. H. Hellhammer, K. Lieb<br />

Die ätiologischen Faktoren bei <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

s<strong>in</strong>d bis heute noch nicht vollständig aufgeklärt. Man geht von<br />

e<strong>in</strong>er multifaktoriellen Genese aus, <strong>in</strong> <strong>der</strong> genetische E<strong>in</strong>flüsse,<br />

neurobiologische Faktoren, Umweltfaktoren und psychosoziale<br />

Komponenten auf komplexe Weise mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong>teragieren. Traumatische<br />

Ereignisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit spielen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ätiopathogenese<br />

des Störungsbildes e<strong>in</strong>e bedeutsame Rolle: 70 % aller Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-<br />

Patient/<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d von sexuellem Missbrauch <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit betroffen,<br />

60 % erfuhren massive körperliche Gewalt und 40 % wuchsen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vernachlässigenden Umfeld auf. Bei <strong>der</strong> Erforschung<br />

ätiologischer Faktoren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathogenese körperlicher und psychischer<br />

Störungen rücken zunehmend auch pränatale E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />

<strong>in</strong> den Fokus <strong>der</strong> Aufmerksamkeit. Bereits <strong>in</strong>trauter<strong>in</strong>e Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />

können dauerhaft E<strong>in</strong>fluss auf die körperliche und<br />

psychische Entwicklung des K<strong>in</strong>des nehmen und im Erwachsenenalter<br />

zu e<strong>in</strong>er erhöhten Auftretenswahrsche<strong>in</strong>lichkeit bestimmter<br />

<strong>Erkrankungen</strong> führen. Man spricht <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

von „pränataler Programmierung“ (Egliston, McMahon & Aust<strong>in</strong>,<br />

2007). K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die im Mutterleib e<strong>in</strong>er übermäßigen Glucocorticoid-Exposition<br />

ausgesetzt waren, weisen e<strong>in</strong> signifikant erhöhtes<br />

Risiko auf, im Erwachsenenalter an kardiovaskulären <strong>Erkrankungen</strong>,<br />

Diabetes Typ2, Hypertonie o<strong>der</strong> dem metabolischen Syndrom<br />

zu erkranken (Seckl & Meaney, 2006). Auch steigt das Risiko für die<br />

Entwicklung bestimmter psychischer Störungen wie Angststörungen,<br />

Posttraumatischer Belastungsstörung (PTSD) und Depression.<br />

In <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung wird <strong>der</strong> Fokus deshalb verstärkt<br />

auf pränatale E<strong>in</strong>flussfaktoren gelegt, welche e<strong>in</strong> wichtiges Element<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufklärung <strong>der</strong> Pathogenese <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

darstellen könnten. An e<strong>in</strong>er Stichprobe von 100 Patient /<br />

<strong>in</strong>nen mit e<strong>in</strong>er Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung und 100 gesunden<br />

Kontrollprobanden wurden retrospektiv Daten über relevante<br />

Geburtsparameter (Geburtsgewicht, Geburtsgröße, Gestationsdauer),<br />

pränatale Bed<strong>in</strong>gungen (z. B. Stressoren o<strong>der</strong> Mangelernährung<br />

<strong>der</strong> Mutter während <strong>der</strong> Schwangerschaft) sowie Traumatisierungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit erhoben. Die frühen Traumatisierungserfahrungen<br />

wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorliegenden Studie mit epigenetischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht.


Topic 7 G Persönlichkeitsstörungen, F6 // Personality disor<strong>der</strong>s F6<br />

010<br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Patienten als Elternteile. Familiäre Problemlagen und<br />

Behandlungsmöglichkeiten<br />

Bernd Abendsche<strong>in</strong> (Psych. Zentrum Nordbaden, Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie<br />

II, Wiesloch)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Berichtet wird über Forschungsergebnisse zu den<br />

beson<strong>der</strong>en Schwierigkeiten und Problemlagen von Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-<br />

Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mutter- / Vaterrolle. Desweiteren wird e<strong>in</strong> spezieller<br />

allgeme<strong>in</strong>psychiatrischer, systemisch-familientherapeutische<br />

orientierter Eltern-K<strong>in</strong>d-Behandlungsansatz für Elternteile mit e<strong>in</strong>er<br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung vorgestellt.<br />

Methode: Es werden spezifische familiäre Charakteristika aus den<br />

Herkunftsfamilien von Elternteilen mit BPS, damit zusammenhängende<br />

Schwierigkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mutter- / Vaterrolle und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beziehunggestaltung<br />

zu den eigenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n beschrieben. Zusammenfassend<br />

zeigt sich vor dem H<strong>in</strong>tergrund häufig selbst erlebter<br />

emotional und / o<strong>der</strong> körperliche Mißhandlung / Vernachlässigung,<br />

e<strong>in</strong>es beziehungsarmes Verhältnis zu Eltern und e<strong>in</strong>es ger<strong>in</strong>gen<br />

familiärer Zusammenhalt im Ergebnis e<strong>in</strong> <strong>in</strong>validieren<strong>der</strong> Erziehungsstil<br />

mit aggressivem o<strong>der</strong> sehr ängstlich Verhalten <strong>in</strong> B<strong>in</strong>dungssituationen<br />

und Störungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Affektregulation <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong><br />

angst- und streßbesetzten Situationen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Innerhalb e<strong>in</strong>es speziellen stationär-<br />

allgeme<strong>in</strong>psychiatrischen Eltern-K<strong>in</strong>d-Therapiesett<strong>in</strong>gs können<br />

Elternteil mit BPS geme<strong>in</strong>sam mit ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n aufgenommen<br />

und sowohl die <strong>in</strong>dividuelle Problematik als auch die Beziehungs-<br />

und Interaktionsstörungen gezielt behandelt werden, hierbei erreicht<br />

<strong>der</strong> Ansatz wichtige präventive Funktion. Der Behandlungsansatz<br />

ist mittlerweile wissenschaftlich evaluiert, es zeigen sich<br />

signifikante Verän<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Symptombelastung und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Qualität <strong>der</strong> Eltern-K<strong>in</strong>d-Beziehung. Die entsprechenden Ergebnisse<br />

werden gleichfalls dargestellt.<br />

011<br />

Verschiedene Komponenten von Impulsivität bei Subgruppen von<br />

Patienten mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörung<br />

Annegret Krause (Heidelberg)<br />

C. Schmahl, E. Sobanski, B. Alm<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bisherige Studien zu Impulsivität bei BPS-Patienten<br />

erbrachten une<strong>in</strong>heitliche Befunde, wobei häufig nicht zwischen<br />

Trait- und State-Impulsivität differenziert wurde. Impulsivität lässt<br />

sich weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> impulsiven Antrieb und Impulskontrolle differenzieren<br />

(Herpertz & Sass, 1997). Aversive Anspannung ist e<strong>in</strong> Leitsymptom<br />

<strong>der</strong> BPS, das viele Symptombereiche bee<strong>in</strong>flusst; die Auswirkung<br />

auf impulsives Verhalten ist bisher jedoch ungeklärt.<br />

Aufgrund e<strong>in</strong>er hohen Komorbidität zwischen BPS und ADHS ersche<strong>in</strong>t<br />

außerdem e<strong>in</strong>e genauere Abgrenzung dieser beiden Störungsbil<strong>der</strong><br />

h<strong>in</strong>sichtlich verschiedener Impulsivitätskomponenten<br />

von Bedeutung.<br />

Methode: Impulsivität wurde als Trait und State bei BPS-Patienten<br />

mit und ohne ADHS, ADHS-Patienten und gesunden Probanden<br />

(HC) untersucht. Impulsiver Antrieb und Impulskontrolle wurden<br />

anhand subjektiver und objektiver Verfahren (Immediate and Delayed<br />

Memory Task, Dougherty & Marsh 2003) vor und nach e<strong>in</strong>er<br />

Anspannungs<strong>in</strong>duktion erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Auswertung ergab signifikant stärkere<br />

Ausprägungen <strong>der</strong> Trait-Impulsivität und des impulsiven Antriebs<br />

bei Patienten mit BPS und Patienten mit ADHS im Vergleich<br />

zu HC. BPS-Patienten mit komorbi<strong>der</strong> ADHS unterscheiden sich<br />

<strong>in</strong> ihrer Impulskontrolle nicht von Patienten mit ADHS, während<br />

sich BPS-Patienten ohne ADHS nicht von HC unterscheiden. Beide<br />

Subgruppen von BPS-Patienten zeigten e<strong>in</strong>en signifikanten Anstieg<br />

des impulsiven Antriebs unter Stress.<br />

207


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

Topic: 8 Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und<br />

Jugendalter, F7-9<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 12.30 – 13.15 Uhr, Saal 2<br />

B-008 Beson<strong>der</strong>e Veranstaltung / Special Presentation<br />

Plenumssitzung / Plenary Lecture:<br />

Bra<strong>in</strong> Development and Childhood Psychopathology<br />

Vorsitz: P. Falkai (Gött<strong>in</strong>gen)<br />

001<br />

Preisverleihung: <strong>DGPPN</strong>-Medienpreis für Wissenschaftsjournalismus<br />

Frank Schnei<strong>der</strong> (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

002<br />

Preisverleihung: <strong>DGPPN</strong>-Anti-Stigma-Preis<br />

Wolfgang Gaebel (He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Düsseldorf)<br />

003<br />

Bra<strong>in</strong> Development and Childhood Psychopathology<br />

Judith L. Rapoport (Child Psychiatry Branch, NIMH, Bethesda,<br />

USA)<br />

Many if not most psychiatric disor<strong>der</strong>s have now been hypothesized<br />

to be <strong>in</strong> part due to abnormalities <strong>in</strong> bra<strong>in</strong> development. The<br />

stability of the NIMH <strong>in</strong>tramural research program permits longterm<br />

bra<strong>in</strong> imag<strong>in</strong>g studies to establish norms, and relate abnormalities<br />

to diagnosis and cl<strong>in</strong>ical outcome. Over the past 20 years we<br />

have carried out a prospective longitud<strong>in</strong>al anatomic bra<strong>in</strong> MRI<br />

study of children and adolescents with Attention Deficit Hyperactivity<br />

Disor<strong>der</strong> (ADHD), Childhood Onset Schizophrenia (COS)<br />

and healthy controls (<strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g monozygotic and dyzygotic tw<strong>in</strong><br />

pairs) who returned for scans every two years across a 10 year period.<br />

The patients were followed cl<strong>in</strong>ically and took part <strong>in</strong> various<br />

treatment trials. In addition DNA was obta<strong>in</strong>ed from all subjects.<br />

The normative data <strong>in</strong>dicates the non-l<strong>in</strong>earity of cortical bra<strong>in</strong> development<br />

and marked sex differences <strong>in</strong> tim<strong>in</strong>g of developmental<br />

trajectories. Tw<strong>in</strong> data <strong>in</strong>dicates that heritability varies by bra<strong>in</strong> region<br />

and by developmental period. For example the cerebellum<br />

appears relative less heritable and is the last structure to reach adult<br />

volume. There is a „back to front wave“ of development of cortical<br />

thickness; delayed frontal development is associated with superior<br />

IQ. F<strong>in</strong>ally, bra<strong>in</strong> developmental trajectories have strong and diagnostically<br />

specific patterns for cl<strong>in</strong>ical disor<strong>der</strong>s. For example, cortical<br />

development <strong>in</strong> COS is marked by an accelerated rate of cortical<br />

„prun<strong>in</strong>g“ dur<strong>in</strong>g adolescence. For ADHD there is a delay <strong>in</strong> the<br />

rate of frontal cortical maturation (marked as age of peak cortical<br />

bra<strong>in</strong> thickness), which may be associated with good outcome. Similarly,<br />

the developmental trajectory for a parietal region <strong>in</strong> the<br />

„posterior attentional system“ is also associated with good outcome.<br />

Thus trajectories may identify genetic and cl<strong>in</strong>ical outcome groups<br />

and be useful <strong>in</strong>termediate phenotypes.<br />

208<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Oslo<br />

HS-002 Hauptsymposium<br />

Psychotherapie bei Adoleszenten und jungen Erwachsenen<br />

Vorsitz: S. C. Herpertz (Heidelberg), F. Resch (Heidelberg)<br />

001<br />

Wirksamkeit von Psychotherapie im K<strong>in</strong>des- und Jugendalter<br />

Günter Esser (Universität Potsdam, Institut für Psychologie, Potsdam<br />

OT Golm)<br />

002<br />

Psychotherapie bei Adoleszenten mit schizophrenen Psychosen<br />

Franz Resch (Universität Heidelberg, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

P. Parzer, E. Koch<br />

E<strong>in</strong>leitung: Wie <strong>in</strong> den Leitl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie<br />

beschrieben, gehören psychotherapeutische Interventionen bei<br />

jugendlichen Psychosen neben <strong>der</strong> Pharmakotherapie zum un<br />

verzichtbaren Basisrepertoire e<strong>in</strong>er Behandlung schizophrener <strong>Erkrankungen</strong>.<br />

Wirksamkeitsprüfungen von Psychotherapie bei früh<br />

beg<strong>in</strong>nenden (early onset, EO-) Psychosen mit e<strong>in</strong>em Beg<strong>in</strong>n vor<br />

dem vollendeten 18. Lebensjahr s<strong>in</strong>d jedoch rar und wegen <strong>der</strong> oftmals<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühphase noch unsicheren Diagnosestellung mit methodischen<br />

Problemen behaftet.<br />

Methode: Metaanalysen zur Wirksamkeit psychotherapeutischer<br />

Interventionen bei erwachsenen schizophrenen Patienten zeigen<br />

stabile Nachweise für Psychoedukation, kognitive Verhaltenstherapie<br />

und Familien<strong>in</strong>terventionen mit Angehörigenarbeit. Diese Verfahren<br />

können auch für die Altersgruppe <strong>der</strong> 13 – 18 jährigen<br />

fruchtbar gemacht werden. Komplexe Interventionsstrategien mit<br />

Komb<strong>in</strong>ationen unterschiedlicher Verfahren haben sich ebenfalls<br />

als wirksam erwiesen. Die Implementierung solcher Verfahren <strong>in</strong><br />

den therapeutischen Alltag mit Jugendlichen soll dargestellt und<br />

mit wissenschaftlichen Befunden untermauert werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Heidelberger Frühbehandlungszentrum<br />

stellt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrative Behandlungse<strong>in</strong>heit <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie und <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für Allgeme<strong>in</strong>e Psychiatrie<br />

im Zentrum für Psychosoziale Mediz<strong>in</strong> dar. Es erfasst Jugendliche<br />

und junge Erwachsene im Alter von 14 – 25 Jahren <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen Diagnostikprozess und bietet e<strong>in</strong> modular organisiertes<br />

Behandlungskonzept unter E<strong>in</strong>schluss von Pharmakotherapie,<br />

kognitiven Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsverfahren, psychotherapeutische<br />

Familien<strong>in</strong>terventionen, social skills Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs und <strong>in</strong>tegrierten sozialtherapeutischen<br />

Maßnahmen (Mobiles Bezugspersonensystem)<br />

an. Befunde zum Expressed-Emotion (EE-) Status und <strong>der</strong> Interaktion<br />

zwischen Jugendlichen und Eltern leiten über zur Diskussion<br />

<strong>der</strong> Bedeutung von Elternarbeit im Rahmen des therapeutischen<br />

Dreiecks: Patient – Arzt – Familie.<br />

003<br />

Junge Mütter mit Depressionen und beson<strong>der</strong>er Berücksichtung<br />

<strong>der</strong> Mutter-K<strong>in</strong>d-Interaktion<br />

Cor<strong>in</strong>na Reck (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Heidelber, Allgeme<strong>in</strong>e Psychiatrie,<br />

Heidelberg)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Mutter-K<strong>in</strong>d-Interaktion nimmt im Rahmen <strong>der</strong><br />

ambulanten und stationären Behandlung postpartal depressiver<br />

Mütter e<strong>in</strong>e zentrale Stellung e<strong>in</strong>. Es ist bekannt, dass Säugl<strong>in</strong>ge äußerst<br />

sensibel auf den emotionalen Zustand ihrer Mutter und an<strong>der</strong>er<br />

Bezugspersonen reagieren. Diese Sensitivität <strong>in</strong> den ersten Lebensmonaten<br />

ist grundlegend für das Verständnis des E<strong>in</strong>flusses<br />

mütterlicher psychiatrischer <strong>Erkrankungen</strong> auf die k<strong>in</strong>dliche Entwicklung.<br />

Der postpartalen Depression kommt als <strong>der</strong> häufigsten


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

psychischen Störung junger Mütter dabei e<strong>in</strong>e zentrale Bedeutung<br />

zu.<br />

Methode: Die beson<strong>der</strong>e Lebenssituation <strong>der</strong> jungen Mütter erfor<strong>der</strong>t<br />

e<strong>in</strong>e Anpassung des therapeutischen Angebotes an die Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> Patient<strong>in</strong>nen. Spezielle stationär-psychiatrische Behandlungsangebote<br />

wie die Heidelberger Mutter-K<strong>in</strong>d-Therapie<br />

ermöglichen psychisch erkrankten Müttern e<strong>in</strong>e adäquate Therapie,<br />

ohne dass sie sich dabei von ihrem K<strong>in</strong>d trennen müssen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Da sich psychische Störungen im Postpartalzeitraum<br />

ungünstig auf Mutter-K<strong>in</strong>d-Beziehung und die k<strong>in</strong>dliche<br />

Entwicklung auswirken können, werden dabei nicht nur die<br />

Erkrankung <strong>der</strong> Mutter, son<strong>der</strong>n auch die Mutter-K<strong>in</strong>d-Beziehung<br />

sowie eventuelle psychische Auffälligkeiten des K<strong>in</strong>des behandelt.<br />

Der <strong>in</strong>tegrative psychotherapeutische Ansatz <strong>der</strong> Heidelberger<br />

Mutter-K<strong>in</strong>d-E<strong>in</strong>heit sowie das Stationskonzept werden vorgestellt.<br />

004<br />

Präventive und therapeutische Implikationen <strong>der</strong> Disposition zur<br />

Alkoholabhängigkeit – Untersuchungen bei Jugendlichen<br />

Jakob He<strong>in</strong> (Charité Campus Mitte, Berl<strong>in</strong>)<br />

A. He<strong>in</strong>z, A. Beck, K. Mann, J. Wrase, A. H<strong>in</strong>ckers, M. Laucht<br />

E<strong>in</strong>leitung: Alkoholabhängigkeit ist zu etwa 50 % durch genetische<br />

Faktoren bed<strong>in</strong>gt, zu denen wesentlich die akute Reaktion auf<br />

Alkoholkonsum zählt, die durch den Zustand des serotonergen<br />

Systems und se<strong>in</strong>e Interaktion mit glutamaterger und GABAerger<br />

Neurotransmission z. B. im präfrontalen Kortex bee<strong>in</strong>flusst wird.<br />

Nach Befunden <strong>in</strong> Tiermodellen können frühe soziale Stresserfahrungen<br />

zu e<strong>in</strong>er ähnlichen Konstitution des serotonergen Systems<br />

führen, die dann ebenfalls mit e<strong>in</strong>er akut verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Reaktion<br />

auf Alkohol verbunden s<strong>in</strong>d und zu exzessivem Alkoholkonsum<br />

disponieren. Den Betroffenen fehlt dann offenbar e<strong>in</strong> Warnzeichen<br />

bei erhöhtem Alkoholkonsum.<br />

Methode: Bei 243 Jugendlichen wurde die genetische Konstitution<br />

des Seroton<strong>in</strong>transporters, soziale Variablen, Alkoholverträglichkeit<br />

und Tr<strong>in</strong>kmenge erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong>e hohe akute Alkoholverträglichkeit<br />

war teilweise durch die genetische Konstitution des Seroton<strong>in</strong>transporters<br />

bed<strong>in</strong>gt und korrelierte mit erhöhten Tr<strong>in</strong>kmengen. E<strong>in</strong>e<br />

hohe „Tr<strong>in</strong>kfestigkeit“ gilt bei Jugendlichen allerd<strong>in</strong>gs nicht als Risikofaktor,<br />

son<strong>der</strong>n als verme<strong>in</strong>tliche Stärke, die auch beim sogenannten<br />

„Komasaufen“ bewiesen wird und zur akuten wie eben<br />

chronischen Gefährdung <strong>der</strong> Jugendlichen beiträgt. In e<strong>in</strong>er präventiven<br />

Medien-Kampagne haben wir diese Zusammenhänge<br />

dargestellt und können erste Reaktionen darauf berichten.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Raum 43<br />

BS-013 Symposium<br />

Antisoziale Störung über die <strong>Lebensspanne</strong> (<strong>in</strong> Kooperation mit<br />

<strong>der</strong> DGKJP)<br />

Vorsitz: B. Herpertz-Dahlmann (Aachen), S. C. Herpertz (Heidelberg)<br />

001<br />

Subtypisierung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen mit Störung des<br />

Sozialverhaltens mit Hilfe neurobiologischer Marker – e<strong>in</strong> Wegweiser<br />

für die Therapie?<br />

Timo D. Vloet (RWTH Aachen, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

B. Herpertz-Dahlmann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Störungen des Sozialverhaltens zeigen im K<strong>in</strong>des- und<br />

Jugendalter e<strong>in</strong>en heterogenen Verlauf. Beson<strong>der</strong>s bei e<strong>in</strong>em frü-<br />

hen Beg<strong>in</strong>n und e<strong>in</strong>er ausgeprägten Symptomatik („early-starter“-<br />

Typus <strong>der</strong> Conduct disor<strong>der</strong> (CD) nach DSM-IV) besteht e<strong>in</strong>e hohe<br />

Gefahr für die Entwicklung e<strong>in</strong>er antisozialen Persönlichkeitsstörung.<br />

Verlauf und Symptomatik sche<strong>in</strong>en von <strong>der</strong> Aktivität und<br />

Reaktivität des autonomen Stresssystems mit bee<strong>in</strong>flusst zu se<strong>in</strong>.<br />

Ziel <strong>der</strong> Studie ist die detaillierte Charakterisierung betroffener<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlicher anhand psychometrischer und neurobiologischer<br />

Parameter.<br />

Methode: Mit Hilfe <strong>der</strong> Magnetresonanztomographie sowie psychophysiologischer<br />

und neuroendokr<strong>in</strong>er Untersuchungsmethoden<br />

sollen Jungen vom early-starter Typus <strong>der</strong> CD im Alter von 13<br />

– 17 Jahre im Vergleich zu gesunden Kontrollen untersucht werden<br />

(N=50). Die Gruppen sollen vergleichbar h<strong>in</strong>sichtlich Alter und<br />

Intelligenzquotient se<strong>in</strong>. Es wird e<strong>in</strong>e differenzierte psychometrische<br />

Untersuchung bei allen Probanden durchgeführt, die u. a.<br />

auch den vorherrschenden Aggressionstypus sowie psychopathische<br />

Merkmale umfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wir gehen davon aus, dass sich im Rahmen<br />

von Regressionsanalysen Korrelationen zwischen <strong>der</strong> Aktivität<br />

und Reaktivität des peripheren-vegetativen und neuroendokr<strong>in</strong>en<br />

Stresssystems sowie psychometrischen Eigenschaften und<br />

neuroanatomischen Verän<strong>der</strong>ungen bei den Probanden zeigen.<br />

Zudem nehmen wir Assoziationen zu komorbiden Störungen<br />

wie Angsterkrankungen und Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörungen<br />

an. Die zu erwartenden differenten psychometrischen<br />

und neurobiologischen Profile <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Probanden<br />

können möglicherweise helfen, <strong>der</strong>zeitige Therapieoptionen gezielter<br />

e<strong>in</strong>zusetzen. Erste Daten aus dem Projekt sollen im Rahmen des<br />

Kongresses vorgestellt und diskutiert werden.<br />

002<br />

Arbeitsgedächtnis und Psychopathy bei weiblichen del<strong>in</strong>quenten<br />

Jugendlichen<br />

Maya Krischer (Univeristätskl<strong>in</strong>kum Köln, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

K. Sevecke, R. Pukrop<br />

E<strong>in</strong>leitung: In dieser Studie wurde die Fragestellung untersucht, ob<br />

weibliche del<strong>in</strong>quente Jugendliche mit hoch ausgeprägter antisozialer<br />

Persönlichkeitspathologie ähnliche Funktionsbee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

im Arbeitsgedächtnis aufweisen, wie es von männlichen<br />

Del<strong>in</strong>quenten bekannt ist. Darüber h<strong>in</strong>aus wurde <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss visueller<br />

emotionaler Stimuli auf das Arbeitsgedächtnis bei persönlichkeitsauffälligen<br />

Mädchen analysiert.<br />

Methode: Es wurden weibliche <strong>in</strong>haftierte Jugendliche aus <strong>der</strong> Justizvollzugsanstalt<br />

Köln (n= 33) sowie e<strong>in</strong>e Kontrollstichprobe von<br />

Mädchen <strong>der</strong> Klassen 10 und 11 aus verschiedenen Kölner Gesamtschulen<br />

(20 Mädchen) untersucht. Der Subject Or<strong>der</strong>ed Po<strong>in</strong>t<strong>in</strong>g<br />

Task (SOPT, Petrides & Milner, 1982) wurde als Computerverfahren<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, wobei drei Versionen mit unterschiedlichen emotionalen<br />

Stimuli (neutral, Erotik, Schrecken) durchgeführt wurden.<br />

Außerdem kam die PCL:YV (Psychopathy Checklist: Youth Version,<br />

Forth et al., 2003) <strong>in</strong> ihrer deutschen Fassung (Sevecke & Krischer,<br />

<strong>in</strong> press) zur Anwendung. Neben Kovarianzanalysen und<br />

Korrelationsanalysen (nach Pearson) kam e<strong>in</strong>e Receiver Operat<strong>in</strong>g<br />

Characteristics (ROC)-Analyse zur Anwendung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der Vergleich <strong>der</strong> Zielstichprobe mit <strong>der</strong><br />

Kontrollgruppe erbrachte signifikante Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fehleranzahl<br />

bezüglich <strong>der</strong> neutralen Arbeitsgedächtnisleistung und<br />

<strong>der</strong> Schreckvariante. In <strong>der</strong> gesamten Untersuchungsgruppe aller<br />

Mädchen ließ sich e<strong>in</strong> positiver Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Fehleranzahl<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> neutralen SOPT-Version (Muster) mit dem Psychopathy-Gesamtwert<br />

sowie mit allen vier persönlichkeitspathologischen<br />

Faktoren <strong>der</strong> PCL:YV nachweisen. E<strong>in</strong>erseits bestätigten<br />

die vorliegenden Resultate e<strong>in</strong>e defizitäre Arbeitsgedächtnisleistung<br />

bei del<strong>in</strong>quenten Mädchen und damit ähnliche neurokogniti-<br />

209


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

ve Zusammenhänge mit Antisozialität, wie sie aus US-amerikanischen<br />

Arbeiten mit Jungen bekannt s<strong>in</strong>d (Giancola et al., 1998).<br />

An<strong>der</strong>erseits sprachen die Ergebnisse unter E<strong>in</strong>bezug emotionaler<br />

Stimuli für an<strong>der</strong>s gelagerte Abläufe bei del<strong>in</strong>quenten Mädchen als<br />

bei Jungen. Der signifikante Unterschied <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgedächtnisleistung<br />

<strong>der</strong> del<strong>in</strong>quenten Mädchen im Vergleich zur Kontrollgruppe<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schreckvariante ließ erkennen, dass sich beide Untersuchungsgruppen<br />

angesichts <strong>der</strong> Schreckbil<strong>der</strong> <strong>in</strong> ihrer Fehleranzahl<br />

verschlechterten, also <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reaktion <strong>der</strong> beiden Gruppen ke<strong>in</strong><br />

Unterschied <strong>in</strong>folge des emotionalen Stimulus war.<br />

003<br />

Persönlichkeitsstörungen und Aggressivität: e<strong>in</strong> Versuch zur Differentialtypologie<br />

Sab<strong>in</strong>e C. Herpertz (Kl<strong>in</strong>ik für Allgem. Psychiatrie, <strong>der</strong> Universität<br />

Heidelberg)<br />

K. Prehn<br />

Die diagnostische Kategorie <strong>der</strong> antisozialen Persönlichkeitsstörung<br />

wird wegen ihrer Heterogenität, ihrer mangelnden theoretischen<br />

Fundierung und vor allem ihrer ger<strong>in</strong>gen Implikationen für<br />

Therapie und Prognose breit kritisiert. Sie subsumiert Persönlichkeiten,<br />

die sich <strong>in</strong> basalen Persönlichkeitsdimensionen wie Affektregulation,<br />

Impulskontrolle, Ängstlichkeit o<strong>der</strong> Empathie grundsätzlich<br />

unterscheiden. Auch Unterschiede <strong>in</strong> neurobiologischen<br />

Korrelaten, wie sie <strong>in</strong> den letzten Jahren aus Neuro / Psychophysiologie,<br />

Psychoendokr<strong>in</strong>ologie und Bildgebung berichtet wurden,<br />

bestätigen die Annahme e<strong>in</strong>er heterogenen Kategorie. Dabei richteten<br />

sich neurobiologische Fragestellungen vor allem auf affektive<br />

und sozial-kognitive Funktionen e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> Fähigkeit, aus<br />

Gew<strong>in</strong>n und Verlust lernen zu können. In e<strong>in</strong>em Überblicksreferat<br />

werden Geme<strong>in</strong>samkeiten und Unterschiede sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychopathologischen<br />

Symptomatik als auch <strong>in</strong> ihren neurobiologischen<br />

Grundlagen dargestellt und Schlussfolgerungen für die Therapie<br />

gezogen.<br />

004<br />

Die Prognose zukünftiger Gewalt im Jugend- und Erwachsenenalter<br />

– Geme<strong>in</strong>samkeiten und Unterschiede<br />

Cornelis Stadtland (Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik <strong>der</strong> LMU, Forensische Psychiatrie,<br />

München)<br />

M. Rieger, N. Nedopil<br />

E<strong>in</strong>leitung: Gewalttätige Karrieren beg<strong>in</strong>nen häufig im Jugendalter.<br />

Bei <strong>der</strong> Prognosebeurteilung von Jugendlichen müssen somit<br />

sog. „Hochrisikotäter“ frühzeitig identifiziert werden, um sie spezifischen<br />

therapeutischen Maßnahmen zuzuführen. Fragen <strong>der</strong> Prognoseforschung<br />

s<strong>in</strong>d dabei: „Durch welche Faktoren unterscheiden<br />

sich die rückfällig werdenden jugendlichen Täter von jenen, die im<br />

Erwachsenenalter nicht mehr straffällig werden?“ und: „Hätte man<br />

straffällige Erwachsene bereits im Jugendalter identifizieren und<br />

ihre Defizite behandeln können?“<br />

Methode: Im Münchner Prognoseprojekt (MPP) wurden Prognose<strong>in</strong>strumente<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche (PCL-YV; SAVRY)<br />

und Erwachsene (z. B.: PCL-R; HCR-20; VRAG; ILRV) untersucht<br />

und empirisch validiert. Von 89 begutachteten jugendlichen Straftätern<br />

– Durchschnittsalter 16,5 (SD 1,8) Jahre – beg<strong>in</strong>gen nach<br />

e<strong>in</strong>er Beobachtungszeit von durchschnittlich 5,9 Jahren (SD 2,8<br />

Jahren) 71,1 % erneute allgeme<strong>in</strong>e Straftaten, 33,7 % ohne Gewalt,<br />

37,3 % mit Gewalt. ROC Analysen ergaben für die PCL:YV und<br />

den SAVRY e<strong>in</strong>e deutliche prädiktive Valididät. Von 401 erwachsenen<br />

männlichen Probanden wurden nach e<strong>in</strong>er durchschnittlichen<br />

Beobachtungszeit von 6 Jahren (SD 5 Jahren) etwa die Hälfte allgeme<strong>in</strong><br />

rückfällig, 30,4 % ohne und 18,5 % mit Gewalttaten. ROC<br />

Analysen ergaben für die PCL-R und die übrigen Instrumente<br />

ebenfalls e<strong>in</strong>e deutliche prädiktive Valididät.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die untersuchten Prognose<strong>in</strong>strumente<br />

210<br />

s<strong>in</strong>d sowohl bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen, als auch bei Erwachsenen<br />

mit guter prädiktiver Validität geeignet, Risikofaktoren aufzuzeigen.<br />

Geme<strong>in</strong>samkeiten: E<strong>in</strong> hoher PCL-YV Score bei K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und Jugendlichen bzw. PCL-R Score bei Erwachsen, ist e<strong>in</strong> erheblicher<br />

Risikofaktor für weitere Gewaltdel<strong>in</strong>quenz. Unterschiede: Resilienzbezogenen<br />

Faktoren kommt bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

großes Gewicht zu. Prognosen über junge Straftäter sollten neben<br />

Risikofaktoren (PCL-YV) empirisch validierte, protektive Faktoren<br />

(SAVRY) darstellen. Werden resilienzbezogene Faktoren geför<strong>der</strong>t<br />

kann <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss antisozialer Störungen bei e<strong>in</strong>igen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen abgeschwächt werden. Hohe Psychopathy Werte<br />

(PCL-YV/PCL-R) deuten auf hohe Risiken <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten <strong>Lebensspanne</strong><br />

h<strong>in</strong>. Der E<strong>in</strong>satz spezifischer Prognose<strong>in</strong>strumente wie<br />

dem SAVRY hilft, resilienzbezogene Faktoren nicht zu übersehen<br />

und Risiken therapeutisch zu bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal VIP 2<br />

ST-002 State-of-the-Art-Symposium<br />

ADHS im Erwachsenenalter (ICD-10 F90)<br />

Vorsitz: M. Rösler (Homburg), A. Philipsen (Freiburg)<br />

001<br />

Epidemiologie, Diagnostik und Neurobiologie<br />

Michael Rösler (Unikl<strong>in</strong>ikum des Saarlandes, Neurozentrum, Homburg)<br />

ADHS im Erwachsenenalter M. Rösler und A. Philipsen Die ADHS<br />

ist e<strong>in</strong>e häufige und chronische Erkrankung des K<strong>in</strong>des-, Jugend-<br />

und Erwachsenenalters. Die Diagnose beruht auf e<strong>in</strong>em kl<strong>in</strong>ischen<br />

Entscheidungsprozess. Die zentrale Symptomatik aus Aufmerksamkeitsstörungen,<br />

Impulsivität und Hyperaktivität ist mit geeigneten<br />

Rat<strong>in</strong>g Skalen h<strong>in</strong>reichend zuverlässig erfassbar. Letztlich ist<br />

für die Diagnose <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ische Nachweis <strong>der</strong> diagnostischen Kriterien<br />

nach DSM-IV und ICD-10 (Forschungsversion) erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Der Verlauf <strong>der</strong> ADHS im Erwachsenenalter ist mit e<strong>in</strong>er Fülle von<br />

gesundheitlichen Risiken, komorbiden Leiden und sozialen Gefährdungen<br />

belastet. Die Erforschung <strong>der</strong> Ursachen und pathogenetischen<br />

Abläufe hat gezeigt, dass es sich bei ADHS um e<strong>in</strong> Störungsmuster<br />

handelt, das auf dem Boden genetischer Risikofaktoren<br />

und <strong>in</strong> Interaktion mit Umweltrisiken zu Störungen <strong>der</strong> Neurotransmission<br />

mit prä- und postsynaptischen Auffälligkeiten führt.<br />

Strukturelle und funktionelle zerebrale Auffälligkeiten gelten als gesichert.<br />

Biologische Risikogrößen wie mütterlicher Nikot<strong>in</strong>konsum<br />

o<strong>der</strong> niedriges Geburtsgewicht spielen e<strong>in</strong>e nicht zu unterschätzende<br />

Rolle. Ungünstige Entwicklungsbed<strong>in</strong>gungen wie familiäre<br />

Instabilität, negative Eltern-K<strong>in</strong>d-Beziehung o<strong>der</strong> dysfunktionale<br />

Erziehung <strong>in</strong>teragieren vielfach mit genetischen Risikofaktoren.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> pharmakologischen Behandlung gilt Methylphenidat<br />

als Mittel <strong>der</strong> ersten Wahl, e<strong>in</strong>e Alternative ist Atomoxet<strong>in</strong>.<br />

Bei <strong>der</strong> psychotherapeutischen Behandlung haben sich manualisierte<br />

Behandlungsprogramme <strong>der</strong> dialektisch-behavioralen (DBT)<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> kognitiven Verhaltenstherapie (CBT) etabliert. Die Interventionsmöglichkeiten<br />

werden durch Psychoedukation und Coach<strong>in</strong>g<br />

abgerundet.<br />

002<br />

Pharmakotherapie und Psychotherapie<br />

Alexandra Philipsen (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Dachgarten<br />

ST-017 State-of-the-Art-Symposium<br />

Autismus <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebensspanne</strong><br />

Vorsitz: K. Vogeley (Köln), H. Remschmidt (Marburg)<br />

001<br />

Hochfunktionaler Autismus im Erwachsenenalter<br />

Kai Vogeley (Unikl<strong>in</strong>ik Köln, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Erst <strong>in</strong> den letzten wenigen Jahren entwickelt sich auch e<strong>in</strong> zunehmendes<br />

Interesse am Autismus im Erwachsenenalter, während <strong>der</strong><br />

Autismus im K<strong>in</strong>desalter e<strong>in</strong>e bekannte und bereits ausführlich untersuchte<br />

psychische Störung ist. Wesentliche diagnostische Kriterien<br />

<strong>in</strong> den operationalisierten diagnostischen Klassifikationssystemen<br />

(ICD10) umfassen Störungen <strong>der</strong> sozialen Interaktion,<br />

Störungen <strong>der</strong> Kommunikation sowie stereotypes, repetitives Verhalten<br />

und / o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e Interessen o<strong>der</strong> Aktivitäten. E<strong>in</strong>e Beson<strong>der</strong>heit<br />

im Erwachsenenalter ist, dass sich Erstdiagnosen fast<br />

ausschließlich auf den sogenannten hochfunktionalen Autismus<br />

e<strong>in</strong>schließlich des Asperger-Syndroms beziehen. In diesem Beitrag<br />

werden e<strong>in</strong>ige ausgewählte Aspekte des hochfunktionalen Autismus<br />

des Erwachsenenalters unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

Störungen <strong>der</strong> sozialen Kognition <strong>in</strong> den Blick genommen. Hier<br />

wird deutlich, dass den Kern <strong>der</strong> Störungen nonverbal vermittelte<br />

und <strong>in</strong>tuitiv bearbeitete Anteile sozialer Kognition ausmachen,<br />

während eher auf Stereotypisierung und Kategorisierung ausgerichtete,<br />

verbal vermittelte und <strong>in</strong>ferentielle bearbeitete Leistungsanteile<br />

zur Verfügung stehen.<br />

002<br />

Das Asperger-Syndrom: Von <strong>der</strong> Psychopathie zur tiefgreifenden<br />

Persönlichkeitsstörung<br />

Helmut Remschmidt (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Marburg, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und<br />

Jugendpsychiatrie)<br />

Unter <strong>der</strong> Bezeichnung „autistische Psychopathie“ beschrieb Hans<br />

Asperger im Jahre 1944 die heute nach ihm benannte Störung, die<br />

nunmehr als tiefgreifende Entwicklungsstörung zu den Autismus-<br />

Spektrum-Störungen gerechnet wird. Sie ist gekennzeichnet durch<br />

(1) qualitative Bee<strong>in</strong>trächtigungen <strong>der</strong> gegenseitigen sozialen Interaktionen<br />

(entsprechend den Kriterien des frühk<strong>in</strong>dlichen Autismus),<br />

(2) ungewöhnliche und sehr ausgeprägte umschriebene Interessen<br />

und stereotype Verhaltensmuster und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel (3) das<br />

Fehlen e<strong>in</strong>er Sprachentwicklungsverzögerung und e<strong>in</strong>er Verzögerung<br />

<strong>der</strong> kognitiven Entwicklung. Schon Hans Asperger vermutete<br />

e<strong>in</strong>e genetische Ursache <strong>der</strong> Störung, wofür es heute zahlreiche Anhaltspunkte<br />

gibt. Zum Verständnis <strong>der</strong> Störung tragen aber neuropsychologische<br />

Erkenntnisse <strong>der</strong>zeit mehr bei als die genetische<br />

Grundlagenforschung. Auffälligkeiten im Verstehen von Emotionen<br />

und Intentionen an<strong>der</strong>er Menschen (Theory of M<strong>in</strong>d-Defizite),<br />

Defizite <strong>der</strong> exekutiven Funktionen und <strong>der</strong> zentralen Kohärenz<br />

ebnen den Weg sowohl zum Verständnis <strong>der</strong> Störung als auch zu<br />

Behandlungs- und För<strong>der</strong>ansätzen. Dennoch ist die erfor<strong>der</strong>liche<br />

mehrdimensionale Behandlung schwierig, aufwändig und führt <strong>in</strong><br />

aller Regel nicht zur Beseitigung <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Störung assoziierten<br />

Schwierigkeiten. Sie kann aber sehr wohl die Integration <strong>der</strong> Betroffenen<br />

<strong>in</strong> Familie, Schule und Gesellschaft bedeutsam för<strong>der</strong>n<br />

und vor allem ihr Selbstbild und ihr Verhalten soweit modifizieren,<br />

dass sie mit ihren Schwierigkeiten besser umgehen können und<br />

auch mit ihrem Leben besser zurechtkommen.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Madrid<br />

S-006 Symposium<br />

Diagnostik und Therapie autistischer Störungen im K<strong>in</strong>des- und<br />

Erwachsenenalter<br />

Vorsitz: K. Vogeley (Köln), G. Lehmkuhl (Köln)<br />

001<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>es Screen<strong>in</strong>g-Instruments zur frühen Differentialdiagnostik<br />

von Autismus-Spektrum-Störungen und Aufmerksamkeitsdefizit-<br />

/ Hyperaktivitätsstörungen im Vorschul- und Grundschulalter<br />

Judith S<strong>in</strong>zig (Unikl<strong>in</strong>ik Köln, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

D. Morsch, H. Bell, N. Werner, G. Lehmkuhl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Autismus Spektrum <strong>Erkrankungen</strong> (ASE) treten <strong>in</strong><br />

früher K<strong>in</strong>dheit auf und wirken nachhaltig auf die gesamte Entwicklung<br />

<strong>der</strong> betroffenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Ungefähr 50 % dieser K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

weist gleichzeitig Defizite <strong>in</strong> Aufmerksamkeitsleitungen und exekutiven<br />

Funktionen auf – Auffälligkeiten, die ebenfalls bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

mit Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS) <strong>in</strong><br />

früher Entwicklungszeit auftreten. Gegenstand aktueller Forschung<br />

ist <strong>der</strong>zeit, ob es sich dabei um e<strong>in</strong>e komorbide ADHS handelt o<strong>der</strong><br />

ob die Symptomatik Teil des autistischen „Syndroms“ ist. Ziel <strong>der</strong><br />

Studie war es, anhand e<strong>in</strong>es Screen<strong>in</strong>g-Fragebogens Verhaltensweisen<br />

zu f<strong>in</strong>den bzw. zu beschreiben, die helfen, möglichst frühzeitig<br />

zwischen ASE und ADHS zu unterscheiden. Zum an<strong>der</strong>en sollen<br />

neuropsychologische Fähigkeiten bei beiden Patientengruppen untersucht<br />

werden, um H<strong>in</strong>weise h<strong>in</strong>sichtlich möglicher früher störungsspezifischer<br />

Auffälligkeiten zu erhalten.<br />

Methode: Es werden K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Alter von 4;0 bis 8;11 Jahre untersucht,<br />

die die Diagnose e<strong>in</strong>es ASE, e<strong>in</strong>es ADHS o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation<br />

<strong>der</strong> beiden Störungsbil<strong>der</strong> haben. Authyk umfasst die<br />

folgenden zwei Untersuchungsschwerpunkte: 1. e<strong>in</strong>e Fragebogenuntersuchung<br />

und 2. e<strong>in</strong>e neuropsychologische Untersuchung von<br />

exekutiven Funktionen. Der Screen<strong>in</strong>g-Fragebogen umfasst 86 Items,<br />

die nach Trennschärfekriterien aus bestehenden evaluierten Fragebogen<br />

(Marburger Beurteilungsskala zum Asperger Syndrom<br />

(MBAS), Fragebogen sozialer Kompetenz (FSK), Fragebogen hyperk<strong>in</strong>etischer<br />

Störungen (FBB-HKS) und dem Fragebogen für<br />

Störung des Sozialverhaltens (FBB-SSV)) ausgewählt wurden. Die<br />

neuropsychologische Untersuchung umfasste aus <strong>der</strong> Amsterdam<br />

Neuropsychological Tasks (ANT) drei Paradigmen (Inhibition,<br />

Reaktionswechsel und Daueraufmerksamkeit).<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> Fragebogenuntersuchung zeigte<br />

sich, dass sich die Gruppe <strong>der</strong> autistischen und <strong>der</strong> ADHS K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

signifikant <strong>in</strong> den Items des Fragebogens unterscheiden. Die neuropsychologische<br />

Untersuchung erbrachte bisher ke<strong>in</strong>e signifikanten<br />

Differenzen zwischen den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit ASE bzw. ADHS. Es zeigt<br />

sich, dass <strong>der</strong> entwickelte Fragebogen dazu beiträgt, Verhaltensweisen<br />

zu identifizieren, die bereits <strong>in</strong> jungem Alter ausreichend Unterschiede<br />

zwischen den Störungsgruppen ASE und ADHS beschreiben.<br />

Der Fragebogen kann folglich <strong>in</strong> k<strong>in</strong><strong>der</strong>ärztlichen<br />

Praxen, k<strong>in</strong><strong>der</strong>- und jugendpsychiatrischen Kl<strong>in</strong>iken und sozialpädiatrischen<br />

Zentren e<strong>in</strong>gesetzt werden, um so häufige frühe<br />

Fehl diagnosen und Fehlbehandlungen zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

211


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

002<br />

Bedeutung von Bildgebungsbefunden für die Diagnostik und Differentialdiagnostik<br />

bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen mit autistischer<br />

Spektrumsstörung<br />

Ellen Greimel (Kl<strong>in</strong>ik für KJP, Kl<strong>in</strong>ische Neuropsychologie Universitätskl<strong>in</strong>ikum<br />

<strong>der</strong> RWTH, Aachen)<br />

B. Herpertz-Dahlmann, K. Konrad<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten Jahren wurden bedeutsame Fortschritte<br />

erzielt, was das Verständnis <strong>der</strong> neurobiologischen Mechanismen<br />

autistischer <strong>Erkrankungen</strong> anbelangt.<br />

Methode: Speziell mittels Methoden <strong>der</strong> Bildgebung, die sowohl<br />

neuronale Strukturen als auch funktionelle Vorgänge im Gehirn<br />

abbilden, konnten wichtige Erkenntnisse zur Pathophysiologie <strong>der</strong><br />

Autismusspektrumstörung (ASS) gewonnen werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Bildgebungsforschung hat e<strong>in</strong>ige recht<br />

konsistente Befunde zu strukturellen Abweichungen und funktionellen<br />

Beson<strong>der</strong>heiten bei Personen mit ASS hervorgebracht, wie<br />

z.B. e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong><strong>der</strong>aktivierung des fusiformen Gyrus bei <strong>der</strong> Gesichtererkennung.<br />

Trotz <strong>in</strong>tensiver Forschungsbemühungen existiert<br />

bislang allerd<strong>in</strong>gs noch ke<strong>in</strong> umfassendes Modell zur Ätiologie <strong>der</strong><br />

ASS. Vor allem fehlt bis dato e<strong>in</strong> klar umrissener biologischer Marker,<br />

<strong>der</strong> für die Diagnostik autistischer Störungen von Nutzen wäre.<br />

Daher s<strong>in</strong>d Bildgebungsbefunde im Rahmen <strong>der</strong> Standarddiagnostik<br />

bislang kaum von Relevanz, auch wenn sie im E<strong>in</strong>zelfall differentialdiagnostisch<br />

durchaus bedeutsam ke<strong>in</strong> können. Im Rahmen<br />

des Symposiums soll neben diesen Grund<strong>in</strong>formationen dargestellt<br />

werden, weshalb vergleichbar konsistente Ergebnisse, die <strong>in</strong> Gruppenstudien<br />

mittels Bildgebungsmethoden gewonnen werden, momentan<br />

nur sehr begrenzt auf den E<strong>in</strong>zelfall übertragen werden<br />

können und daher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht <strong>in</strong> das diagnostische Proze<strong>der</strong>e<br />

e<strong>in</strong>fließen. Weiterh<strong>in</strong> soll e<strong>in</strong> Ausblick gegeben werden, wie zukünftige<br />

Entwicklungen auf dem Gebiet <strong>der</strong> Bildgebung dazu beitragen<br />

könnten, e<strong>in</strong>e erhöhte Vulnerabilität für e<strong>in</strong>e autistische<br />

Erkrankung bei bestimmten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n möglichst früh zu erkennen.<br />

Zudem soll diskutiert werden, <strong>in</strong>wieweit Befunde aus <strong>der</strong> Bildgebung<br />

auf lange Sicht prognostisch bedeutsam se<strong>in</strong> könnten und<br />

möglicherweise auch dazu beitragen können, den Erfolg gezielter<br />

therapeutischer Interventionen beim E<strong>in</strong>zelnen vorherzusagen.<br />

003<br />

Asperger-Syndrom im Erwachsenenalter. Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong><br />

kl<strong>in</strong>ischen Präsentation und Therapie<br />

Ludger Tebartz van Elst (Unikl<strong>in</strong>ik Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

004<br />

Die Entwicklung e<strong>in</strong>es bedarfsorientierten psychotherapeutischen<br />

Gruppentra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs für erwachsene Personen mit hochfunktionalem<br />

Autismus<br />

Astrid Gawronski (Unikl<strong>in</strong>ik Köln, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten Jahren mehren sich die Diagnosestellungen<br />

von Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) im Erwachsenenalter.<br />

Für diese Patientengruppe, die sich unter an<strong>der</strong>em durch e<strong>in</strong>e<br />

häufig bestehende überdurchschnittliche <strong>in</strong>tellektuelle Leistungsfähigkeit<br />

auszeichnet, existieren bis zum heutigen Zeitpunkt kaum<br />

geeignete psychotherapeutische Angebote. Ziel dieser Arbeit ist es,<br />

e<strong>in</strong> bedarfsorientiertes psychotherapeutisches Gruppentra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für<br />

erwachsene Personen mit ASS zu generieren.<br />

Methode: Im ersten Schritt wurden im Rahmen e<strong>in</strong>er zweistufigen<br />

Bedarfsanalyse die offen geschil<strong>der</strong>ten Bedürfnisse und Erwartungen<br />

von 33 Personen mit e<strong>in</strong>er sicher diagnostizierten ASS mittels<br />

<strong>der</strong> qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayr<strong>in</strong>g ausgewertet. Das entstandene<br />

Kategoriensystem bildete die Grundlage für den geschlossenen<br />

Fragebogen EPAS („Erwartungen Psychotherapie Autismus-<br />

Spektrum“), <strong>in</strong> dem die empirisch ermittelten vier Dimensionen<br />

212<br />

„Kernproblematik ASS“, „Assoziierte Problematik ASS“, „Nicht<br />

ASS-spezifische Problematik“ sowie „Erwartungen an den / die<br />

PsychotherapeutIn“ abgefragt wurden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse <strong>der</strong> sowohl qualitativen<br />

als auch quantitativen Befragung verdeutlichen, dass die Schwierigkeiten<br />

<strong>der</strong> erwachsenen Betroffenen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e mit den Kernsymptomen<br />

e<strong>in</strong>er ASS zusammenhängen. Die quantitative Befragung<br />

zeigt darüber h<strong>in</strong>aus, dass neben <strong>der</strong> sozialen Kompetenz und<br />

<strong>der</strong> Identitätsf<strong>in</strong>dung die fehlenden Möglichkeiten zur Stressbewältigung<br />

e<strong>in</strong>en immensen Belastungsfaktor darstellen. Dementsprechend<br />

sollte e<strong>in</strong> bedarfsorientiertes Therapiekonzept nicht nur die<br />

För<strong>der</strong>ung sozialkommunikativer Fähigkeiten be<strong>in</strong>halten, son<strong>der</strong>n<br />

auch den Umgang mit Stresssituationen im Alltag thematisieren<br />

sowie die Identitätsf<strong>in</strong>dung nach <strong>der</strong> Diagnosestellung unterstützen.<br />

Den Therapeutenvariablen wird <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> hoher Stellenwert<br />

e<strong>in</strong>geräumt, wobei sich das Anfor<strong>der</strong>ungsprofil nicht grundlegend<br />

von dem an<strong>der</strong>er Störungsgruppen unterscheidet.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal VIP 1<br />

S-029 Symposium<br />

Krankheitsentwicklungen im Übergang von K<strong>in</strong>dheit und Jugend<br />

zum Erwachsenenalter<br />

Vorsitz: J. Klosterkötter (Köln), F. Resch (Heidelberg)<br />

001<br />

Risikoverhaltensweisen bei Jugendlichen als Indikatoren für psychische<br />

<strong>Erkrankungen</strong><br />

Franz Resch (Universität Heidelberg, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

P. Parzer, J. Haffner, R. Steen, J. Roos, R. Brunner<br />

E<strong>in</strong>leitung: Risikoverhaltensweisen wie Alkohol- und Drogengebrauch,<br />

Rauchen, Diäten, exzessives Computerspielen, selbstdestruktive<br />

Beschädigungsmuster und suizidale Verhaltensweisen<br />

stellen jugendtypische Komplikationen des Entwicklungsverlaufs<br />

<strong>in</strong> das Erwachsenenalter dar. Sie dienen <strong>der</strong> adoleszenten Persönlichkeitsentwicklung<br />

für Selbstdef<strong>in</strong>ition und Selbstwert, sowie den<br />

emotionalen Turbulenzen und Spannungen bei Anpassungsproblemen<br />

als Ventil. Das Schädigungspotenzial von Risikoverhalten<br />

kann jedoch soziale Entwicklungsprozesse erschweren bis verunmöglichen<br />

und das Individuum noch tiefer <strong>in</strong> Konflikthafte und<br />

dysfunktionale Beziehungsmuster führen. <strong>Psychische</strong> und somatische<br />

Vulnerabilitäten können aufgedeckt werden (drogen<strong>in</strong>duzierte<br />

Depressionen, Horrortrips) und zu psychischen Störungen im<br />

engeren S<strong>in</strong>ne führen (z. B. Entwicklung e<strong>in</strong>er schizophrenen Psychose<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er „major depression“).<br />

Methode: Die Befunde <strong>der</strong> Heidelberger Schulstudie zur Prävalenz<br />

von Risikoverhaltensweisen sollen dargestellt werden (Lit: Brunner<br />

et al., 2007, Arch Pediatr Adolesc Med). 6185 Schüler <strong>der</strong> 9. Schulstufe<br />

wurden befragt, davon konnten 5759 analysiert werden. Alter<br />

14,9 (SD 0,73), 49.8 % weiblich.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Prävalenzzahlen von Risikoverhalten<br />

werden im Vergleich präsentiert: 10,9 % zeigten gelegentliche Selbstverletzungen,<br />

weitere 4 % repetitive Formen. 14,6 % zeigten e<strong>in</strong>en<br />

m<strong>in</strong>destens wöchentlichen Alkoholkonsum, 16 % rauchen täglich,<br />

3,4 % nehmen m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal wöchentlich Drogen, 15,7 % führen<br />

wie<strong>der</strong>holt Diäten zur Gewichtsreduktion durch. Fragen e<strong>in</strong>es<br />

Zusammenhangs von psychopathologischen Symptomen und Risikoverhalten<br />

sollen erörtert werden. Zusammenhänge zwischen<br />

Risikoverhalten und e<strong>in</strong>er psychologisch / psychiatrischen Behandlung<br />

werden diskutiert.


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

002<br />

Frühe Traumatisierung und psychische Erkrankung<br />

Gerd Lehmkuhl (Universitätskl<strong>in</strong>ik Köln, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

Auch wenn die Frühk<strong>in</strong>dheit nicht <strong>in</strong> jedem Fall die Weichen stellt,<br />

kommt schweren Traumatisierungen <strong>in</strong> dieser Zeit und im Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter<br />

e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Bedeutung für die weitere psychische Stabilität<br />

und Entwicklung zu. Verlusterlebnisse, sexueller und körperlicher<br />

Missbrauch und Gewalt erhöhen die Vulnerabilität und<br />

die Auftretenswahrsche<strong>in</strong>lichkeit für spätere psychische Störungen.<br />

Hierbei führt früher emotionaler Stress zu neuropsychologischen<br />

und neurobiologischen Verän<strong>der</strong>ungen, die ätiologisch psychiatrische<br />

Symptome und Persönlichkeitsstörungen bed<strong>in</strong>gen. In e<strong>in</strong>er<br />

Kohorte männlicher und weiblicher Jugendlicher mit del<strong>in</strong>quentem<br />

Verhalten wurden die differentiellen Effekte von frühen Erfahrungen<br />

körperlicher Gewalt, sexuellen Missbrauch und weiteren<br />

Traumatisierungen überprüft. Die Ergebnisse belegen e<strong>in</strong>drucksvoll<br />

den E<strong>in</strong>fluss dieser Faktoren auf die spätere Persönlichkeitsentwicklung<br />

und das B<strong>in</strong>dungsverhalten.<br />

003<br />

Psychopathologische und psychosoziale Früh<strong>in</strong>dikatoren depressiver<br />

<strong>Erkrankungen</strong><br />

Christoph Mundt (Universitätskl<strong>in</strong>ikum, Allgeme<strong>in</strong>e Psychiatrie,<br />

Heidelberg)<br />

K.-T. Kronmüller<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Literatur über potentielle Vorläufer-Symptome<br />

und Risikokonstellationen für depressive Syndrome im Erwachsenenalter<br />

umfasst e<strong>in</strong>e enorme Vielzahl von pathogenen Pfaden.<br />

Dazu gehören die frühen Störungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> B<strong>in</strong>dungssicherheit mit<br />

<strong>der</strong> lebenslangen endokr<strong>in</strong>en Sensibilisierung für Trennungsbelastungen;<br />

die vegetative Irritierbarkeit mit bee<strong>in</strong>trächtigter Affektregulation;<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorpubertät Ängstlichkeit, Rückzug o<strong>der</strong> aggressives<br />

Verhalten mit Schulproblemen und e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>geren<br />

Selbstwerterleben und niedrigem Sozialrang <strong>in</strong> Peergruppen.<br />

Methode: Die ab dem frühen Erwachsenenalter als Prädiktoren angesehenen<br />

depressiven Frühsymptome zeigen zwar e<strong>in</strong>e hohe Sensitivität,<br />

aber e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Spezifität (90/15 %), sodass e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

weiterer Faktoren helfen müssen, die Spezifität zu verbessern. Dazu<br />

gehören die aus <strong>der</strong> Erziehung übernommenen o<strong>der</strong> primär entwickelten<br />

depressiogenen kognitiven Schemata bei Sozialisation<br />

durch depressive Eltern, die für Vulnerabilität gegenüber belastenden<br />

Lebensereignissen disponieren und Partnerschaften mit dysfunktionalen<br />

Interaktions- und B<strong>in</strong>dungsstilen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es wird versucht, e<strong>in</strong> entwicklungspsychopathologisches<br />

Modell zu entwickeln bis zur Erstmanifestation<br />

<strong>der</strong> Erkrankung, die schließlich auch von <strong>der</strong> DUD (duration of<br />

untreated depression) und biologischen Faktoren wie dem l<strong>in</strong>ksseitigen<br />

Hippocampusvolumen bee<strong>in</strong>flusst wird.<br />

004<br />

Von welchem Lebensalter an lassen Risiko<strong>in</strong>dikatoren die Vorhersage<br />

schizophrener <strong>Erkrankungen</strong> zu?<br />

Joachim Klosterkötter (Universität zu Köln, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Wenn schizophrene <strong>Erkrankungen</strong> typischerweise<br />

erstmals im dritten Lebensjahrzehnt mit psychotischen Symptomen<br />

zum Ausbruch gelangen, reicht ihre Entwicklung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

bereits weit <strong>in</strong> Jugend und K<strong>in</strong>dheit zurück. Je früher man sie<br />

anhand von Risikofaktoren und / o<strong>der</strong> Risikosymptomen erfassen<br />

könnte, umso eher und wahrsche<strong>in</strong>lich auch zuverlässiger würde<br />

sich durch gezielte Früh<strong>in</strong>terventionen das weitere Fortschreiten<br />

abfangen lassen. Deshalb ist die Präventionsforschung auf diesem<br />

Gebiet stark an <strong>der</strong> Entwicklung von möglichst frühen Risikoerfassungsmöglichkeiten<br />

<strong>in</strong>teressiert.<br />

Methode: Der Beitrag gibt e<strong>in</strong>e Übersicht über den bisherigen Wissensstand<br />

zur Abschätzung des <strong>in</strong>dividuellen Erkrankungsrisikos<br />

bereits im K<strong>in</strong>des-und Jugendalter.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die heute bekannten neurobiologischen<br />

und psychosozialen Risikofaktoren besitzen noch ke<strong>in</strong>e Vorhersagekraft,<br />

die für selektive Präventionsmaßnahmen bei noch symptomfreien<br />

Dispositionsträgern ausreichend s<strong>in</strong>d. Sobald jedoch im<br />

5-jährigen Prodrom zunächst psychoseferne kognitive Risiko- und<br />

später psychosenahe Hochrisikosymptome h<strong>in</strong>zutreten, kann <strong>der</strong><br />

bevorstehende Erkrankungsausbruch mit hoher Treffsicherheit vorhergesagt<br />

und e<strong>in</strong>er differentiellen Strategie <strong>der</strong> <strong>in</strong>dizierten Prävention<br />

mit kognitiver Verhaltenstherapie, atypischen Antipsychotika<br />

<strong>in</strong> Niedrigdosierung sowie neuroprotektiven Substanzen zugänglich<br />

gemacht werden. Für e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternational gut e<strong>in</strong>geführten<br />

Früherkennungs<strong>in</strong>strumente, das Schizophrenia Proneness Instrument<br />

(SPI) gibt es auch bereits e<strong>in</strong>e Child and Youth version<br />

(SPI-CY), mit <strong>der</strong> prädiktive Risikosymptome bereits ab dem dreizehnten<br />

o<strong>der</strong> sogar ab dem achten Lebensjahr erhoben werden<br />

können.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Salon 19<br />

S-072 Symposium<br />

Relevance of psychiatric comorbidity <strong>in</strong> the treatment of ADHD<br />

<strong>in</strong> children, adolescents and adults<br />

Vorsitz: M.-A. Edel (Bochum), W. Retz (Homburg)<br />

001<br />

The impact of parental ADHD on the treatment of ADHD <strong>in</strong> children<br />

Thomas Jans (Kl<strong>in</strong>ikum Universität Würzburg, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

A. Philipsen, G. Erika, M. Gerlach, A. Warnke<br />

Introduction: The course of childhood ADHD is negatively affected<br />

by <strong>in</strong>consistent child rear<strong>in</strong>g practices and parent-child conflicts.<br />

Parental educational resources are frequently limited by parental<br />

stress and parental psychopathology. As a consequence of<br />

high heritability <strong>in</strong> ADHD, parents of ADHD children are often<br />

also affected by the disor<strong>der</strong>. Treatment strategies have to take <strong>in</strong>to<br />

account this problem of multi-generational ADHD: treatment<br />

should be offered to the parent and to the child as well. For the<br />

treatment of childhood ADHD behavioral parent tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g is well<br />

established. However, treatment effects may be sparse <strong>in</strong> the case of<br />

untreated parental ADHD.<br />

Method: An ongo<strong>in</strong>g randomized controlled multicentre trial on a<br />

comb<strong>in</strong>ed treatment of mothers and children (both affected by<br />

ADHD accord<strong>in</strong>g to DSM-IV criteria) will be outl<strong>in</strong>ed. Ma<strong>in</strong> objective<br />

of the study is to evaluate whether the treatment of maternal<br />

ADHD enhances the efficacy of parent tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g for children‘s<br />

ADHD. 144 mother-child-pairs are allocated to the trial. Mothers<br />

are randomized to the treatment group (cognitive-behavioral group<br />

psychotherapy <strong>in</strong> comb<strong>in</strong>ation with open methylphenidate treatment)<br />

or the control group (supportive counsel<strong>in</strong>g). For both<br />

groups, after 13 weeks of treatment <strong>in</strong>dividualized parent tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

will be adm<strong>in</strong>istered. Treatment comparisons of the primary endpo<strong>in</strong>t<br />

(externaliz<strong>in</strong>g symptoms <strong>in</strong> the children) will be performed<br />

with<strong>in</strong> a l<strong>in</strong>ear regression model.<br />

Discussion / Results: The cl<strong>in</strong>ical trial is still carried out. Therefore<br />

no cl<strong>in</strong>ical outcome data will be presented. The presentation will<br />

focus on the background of the trial and on the summary of the<br />

study protocol (source of foundation: BMBF, 01GV0605).<br />

213


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

002<br />

Role of affective disor<strong>der</strong> comorbidity <strong>in</strong> therapy for ADHD <strong>in</strong><br />

children and adolescents<br />

Christ<strong>in</strong>e Freitag (Universität Frankfurt, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

Introduction: Depressive and anxiety disor<strong>der</strong>s are the most frequent<br />

comorbid disor<strong>der</strong>s of ADHD <strong>in</strong> childhood and adolescence<br />

be sides oppositional defiant and conduct disor<strong>der</strong>. Many of the<br />

chil dren and adolescents with ADHD comorbid with anxiety or depression<br />

do not receive adequate therapy for their comorbid<br />

disor<strong>der</strong>s. The talk will give a thorough overview on medication<br />

and psychotherapy treatment studies <strong>in</strong> ADHD comorbid with depressive<br />

or anxiety disor<strong>der</strong>s <strong>in</strong> children and adolescents.<br />

Method: Estimation of the lifetime prevalence of comorbid anxiety<br />

and depressive disor<strong>der</strong>s <strong>in</strong> a cl<strong>in</strong>ical sample of 250 children with<br />

ADHD and assessment of specific risk factors. Selective literature<br />

search on randomised-controlled trials <strong>in</strong> children with ADHD comorbid<br />

with anxiety or depressive disor<strong>der</strong>s.<br />

Discussion / Results: The treatment of choice <strong>in</strong> ADHD is medication,<br />

especially with stimulants. Stimulants, however, can <strong>in</strong>crease<br />

anxious and depressive symptoms <strong>in</strong> children with ADHD. Therefore,<br />

additional behavioural therapy for the children and their families<br />

is the treatment of choice <strong>in</strong> children with ADHD comorbid<br />

with depression and anxiety disor<strong>der</strong>s. The use of antidepressants<br />

has not been evaluated systematically <strong>in</strong> ADHD comorbid with anxiety<br />

or depression. Three areas need to be addressed sy stematically<br />

by different forms of psychotherapy <strong>in</strong> children with ADHD comorbid<br />

with depressive or anxiety disor<strong>der</strong>s: (1) parent <strong>in</strong>g: establish<strong>in</strong>g<br />

a positive parent-child relationship, <strong>in</strong>crease of encourag<strong>in</strong>g<br />

parent<strong>in</strong>g behaviour; (2) school and homework (cave: school phobia,<br />

depressive symptoms); (3) peer group (cave: social phobia,<br />

avoid ance of contact). Similar to children with anxiety or depressive<br />

disor<strong>der</strong>s, children with ADHD comorbid with these disor<strong>der</strong>s<br />

need to experience self-confidence and self efficacy dur <strong>in</strong>g psychotherapy.<br />

003<br />

Change of ADHD associated psychopathology dur<strong>in</strong>g treatment<br />

with methylphenidate <strong>in</strong> adults<br />

Wolfgang Retz (Gerichtliche Psychiatrie, Neurozentrum UKS, Homburg)<br />

M. Rösler, P. Retz-Jung<strong>in</strong>ger<br />

Introduction: Pharmacological treatment studies <strong>in</strong> adults with<br />

ADHD preferentially have focused on changes of <strong>in</strong>attention, hyperactivity<br />

and impulsivity, the core psychopathology of this disor<strong>der</strong>.<br />

ADHD associated symptoms, like signs of emotional dysregulation<br />

and disorganisation, which are frequently present <strong>in</strong> adults<br />

with ADHD, were studied rarely.<br />

Method: Here we present results from a randomised, 24-week,<br />

double-bl<strong>in</strong>d, placebo-controlled methylphenidate extended-<br />

release (MPH-ER) treatment study <strong>in</strong> 363 adults with ADHD. The<br />

efficacy measures were a observer rated 10-item Emotional Dysregulation<br />

Scale (EDS) <strong>der</strong>ived from the Wen<strong>der</strong>-Reimherr Adult<br />

Attention Deficit Disor<strong>der</strong> Scale (WRAADDS)and a 6-item selfreport<br />

emotional lability scale extracted from the long version of<br />

the Conners Adult ADHD Self Report Scale (CAARS:S:L). In addition<br />

we used the WRAADDS disorganisation subscale and the<br />

SCL-90-R for the assessment of ADHD associated and comorbid<br />

psychopathology.<br />

Discussion / Results: MPH-ER was statistically superior to placebo<br />

<strong>in</strong> reduc<strong>in</strong>g the symptoms of emotional dysregulation and emotional<br />

lability as assessed by the EDS and the emotional lability scale.<br />

Disorganisation, obsessive-compulsive symptoms and those of problems<br />

with self-concept decl<strong>in</strong>ed until the end of the observation<br />

period. Symptoms of anxiety, depression, anger and hostility, pho-<br />

214<br />

bia, paranoid ideations and psychoticism were not improved by<br />

MPH-ER treatment. Thus, MPH-ER appears to be an efficacious<br />

treatment for symptoms of emotional dysregulation <strong>in</strong> adults with<br />

ADHD. Other ADHD associated symptoms e.g. dosorganisation,<br />

obsessesive compulsive symptoms and problems with self-concept<br />

seem to be affected positively.<br />

004<br />

Relevance of comorbid disor<strong>der</strong>s for psychotherapy <strong>in</strong> adults with<br />

ADHD<br />

Alexandra Philipsen (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Stockholm 1<br />

S-102 Symposium<br />

Autismus-Spektrum-Störungen entlang <strong>der</strong> <strong>Lebensspanne</strong>: Neues<br />

aus Kl<strong>in</strong>ik und Forschung<br />

Vorsitz: K. Becker (Marburg), K. Vogeley (Köln)<br />

001<br />

Kategoriale versus dimensionale Diagnosen von Autismus-Spektrum-Störungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebensspanne</strong>: Von <strong>der</strong> frühen K<strong>in</strong>dheit bis<br />

<strong>in</strong>s Erwachsenenalter<br />

Inge Kamp-Becker (Marburg)<br />

H. Remschmidt, K. Becker<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bei dem Konzept <strong>der</strong> „Autismus-Spek trum-Störung“<br />

wird davon ausgegangen, dass sich verschiedene autistische Störungen<br />

nicht kategorial differenzieren,, son<strong>der</strong>n dimensional.<br />

D. h. sie unterscheiden sich quantitativ, nicht jedoch qualitativ vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

Dennoch umfassen Autismus- Spektrum-Störungen e<strong>in</strong>e<br />

Vielzahl von Symptomen, e<strong>in</strong> weites Spektrum an kl<strong>in</strong>ischen Manifestationen<br />

und e<strong>in</strong>e große Variation <strong>in</strong> Ausprägungsgraden. So<br />

lässt sich beispielsweise <strong>der</strong> frühk<strong>in</strong>dliche Autismus auf hohem<br />

Funktionsniveau („High function<strong>in</strong>g Autismus“, HFA) lediglich <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> frühen K<strong>in</strong>dheit klar vom Asperger-Syndrom (AS) abgrenzen,<br />

ab dem Jugendalter ist e<strong>in</strong>e Unterscheidung zwischen beiden Störungen<br />

kaum mehr möglich. Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Studie ist es, die<br />

Cluster-Struktur von verschiedenen Symp tombereichen und neuropsychologischen<br />

Domänen bei Autismus-Spektrum-Störungen<br />

zu untersuchen, ohne dabei Vorannahmen bezüglich <strong>der</strong> diagnostischen<br />

Zuschreibung zu machen.<br />

Methode: 140 Probanden (davon sechs weibliche) wurden <strong>in</strong> mit<br />

Hilfe aufwendiger diagnostischer Verfahren untersucht. Dabei<br />

kamen zum E<strong>in</strong>en diagnoserelevante Untersuchungsverfahren zur<br />

Anwendung (Autism Diagnostic Observation Schedule- Generic /<br />

ADOS, Autism Diagnostic Interview – Revised / ADI-R), zum An<strong>der</strong>en<br />

wurde e<strong>in</strong>e umfangreiche neuropsychologische Testbatterie<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Außerdem wurde das adaptive Funktionsniveau <strong>der</strong><br />

Probanden anhand e<strong>in</strong>es standardisierten Verfahrens (V<strong>in</strong>eland<br />

Adaptive Behaviour Scales) erfasst. Das Altersspektrum reichte von<br />

sechs bis 24 Jahren, <strong>der</strong> IQ lag zwischen 70 und 139. 52 erhielten die<br />

Diagnose AS, 44 die Diagnose HFA und 8 atypischer Autismus<br />

(AA), 36 erfüllten nicht die Diagnosekriterien e<strong>in</strong>er autistischen<br />

Störung (non-autism). Zur Klärung <strong>der</strong> Frage, ob das Autismus-<br />

Spektrum durch abgrenzbare Phänotypen (AS, HFA, AA und nonautism)<br />

o<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong>e dimensionale Struktur charakterisiert werden<br />

kann, wurden hierarchische Cluster-Analysen durchgeführt.<br />

Ziel war es, homogene Untergruppen von Fällen zu identifizieren,<br />

durch das Zusammenfassen <strong>in</strong> Gruppen aufgrund ihrer Ähnlichkeit<br />

bzgl. <strong>der</strong> gemessenen Variablen (m<strong>in</strong>imale Varianz <strong>in</strong>nerhalb


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

<strong>der</strong> Gruppe und gleichzeitig größtmögliche Varianz zwischen den<br />

verschiedenen Gruppen).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es gelang nicht, mit Hilfe <strong>der</strong> erhobenen<br />

Variablen die Gruppen AS, HFA und AA vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abzugrenzen.<br />

Die dimensionale Struktur <strong>der</strong> Autismus-Spektrum-Störungen<br />

lässt sich beschreiben durch e<strong>in</strong>en Hauptfaktor, <strong>der</strong> durch kommunikatives<br />

und soziales Interaktionsverhalten gekennzeichnet ist.<br />

002<br />

Die „Diagnostische Beobachtungsskala für Autistische Störungen<br />

(ADOS)“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anwendung zur Diagnostik von Erwachsenen mit<br />

Verdacht auf Asperger-Syndrom<br />

Joachim Becker (Kl<strong>in</strong>ik für, Psychiatrie und Psychotherapie, Herborn)<br />

I. Kamp-Becker<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Diagnostik von autistischen Störungen im Erwachsenenalter<br />

hat <strong>in</strong> <strong>der</strong> letzten Zeit zunehmend an Relevanz gewonnen.<br />

Bezüglich e<strong>in</strong>er Erstdiagnose geht es dabei <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel um<br />

erwachsenen Menschen, bei denen im Verlauf <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

Verdacht auf Vorliegen e<strong>in</strong>es Asperger-Syndroms aufgetaucht ist.<br />

Lei<strong>der</strong> mangelt es noch an gut validierten diagno stischen Inventaren.<br />

Zur Verfügungen stehen neben Selbstbeur teilungsverfahren<br />

wie beispielsweise dem „Autismus-Quotient“ (AQ), auch e<strong>in</strong> standardisiertes<br />

Verhaltensbeobachtungsverfahren (ADOS), dass aber<br />

bisher eher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diagnostik von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen e<strong>in</strong>gesetzt<br />

wurde.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er „Asperger-Spezialsprechstunde“ e<strong>in</strong>er hessischen<br />

Landeskl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherapie meldeten<br />

sich 32 Erwachsene, die bei sich selbst die Diagnose „Asperger-<br />

Syndrom“ vermuteten. Bei diesen wurden kl<strong>in</strong>ische Interviews und<br />

die „Diagnostische Beobachtungsskala für Autistische Störungen“<br />

(ADOS, Modul 4) durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Erste Erfahrungen und Ergebnisse dieser<br />

Verhaltensbeobachtungen h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Brauchbarkeit<br />

und Nützlichkeit werden vorgestellt. Insgesamt stellt die Verhaltensbeobachtung<br />

e<strong>in</strong> hilfreiches und s<strong>in</strong>nvolles Instrument dar,<br />

um autistische Störungen im Erwachsenenalter von relevanten Differentialdiagnosen<br />

abzugrenzen.<br />

003<br />

Soziale Emotionen bei Autismus<br />

Sören Krach (Phillips Universität Marburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

B. Dietsche, F. Paulus, K. Becker, T. Kircher, I. Kamp-Becker<br />

Autismus-Spektrum-Störungen (ASD) gehören zu den tiefgreifenden<br />

Entwicklungs-störungen mit e<strong>in</strong>er deutlichen Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

<strong>der</strong> sozialen und kommunikativen Kompetenzen, sowie Auffälligkeiten<br />

im Bereich des repetitiven, stereotypen Verhaltens. Als<br />

Kard<strong>in</strong>alsymptom bei ASD gilt e<strong>in</strong> Defizit im <strong>in</strong>tuitiven Wahrnehmen,<br />

Verstehen und Vorhersagen von Gedanken, Emotionen und<br />

Absichten bei an<strong>der</strong>en Menschen aber auch bei sich selbst. E<strong>in</strong><br />

Hauptaugenmerk bei <strong>der</strong> Erforschung des Krankheitsbildes <strong>der</strong><br />

ASD liegt im Bereich <strong>der</strong> Verarbeitung und des Erlebens von Basisemotionen<br />

(z. B. Trauer, Freude etc.). Untersuchungen zur Verarbeitung,<br />

zum Empf<strong>in</strong>den o<strong>der</strong> Erkennen sozialer, selbstbewusster<br />

Emotionen, wie z. B. Scham, Pe<strong>in</strong>lichkeit o<strong>der</strong> Stolz s<strong>in</strong>d dagegen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> aktuellen Forschung deutlich unterrepräsentiert. In <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Studie wurde e<strong>in</strong>e hochselektive Gruppe von Patienten mit<br />

ASD (IQ>90; Diagnose nach ADI-R und ADOS-G; Alter: 17 – 30<br />

Jahre, männliche Teilnehmer) sowie <strong>der</strong>en Väter (im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es<br />

Broa<strong>der</strong>-Autism Phenotypes) zu vier verschiedenen Ebenen von<br />

Fremdscham bzw. Fremdpe<strong>in</strong>lichkeit (Krach et al., <strong>in</strong> prep) befragt.<br />

Dabei sollte für 60 Faux-Pas / normverletzende Situationen die<br />

Stärke e<strong>in</strong>es Fremdscham /- Fremdpe<strong>in</strong>lichkeitsgefühls für e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e<br />

Person / e<strong>in</strong>en Freund e<strong>in</strong>geschätzt werden. Ziel <strong>der</strong> Studie ist<br />

es komplexere sozialer Emotionen, bei denen Theory-of-M<strong>in</strong>d<br />

assoziierte Prozesse sowie Repräsentationen sozialer Normen relevant<br />

s<strong>in</strong>d, bei Patienten mit ASD zu untersuchen. Die noch vorläufigen<br />

Ergebnisse bzgl. des Fremdscham- / Fremdpe<strong>in</strong>lichkeitsempf<strong>in</strong>dens<br />

werden mit Empathie (E-Skala), Intelligenz (HAWIK)<br />

sowie <strong>der</strong> Eigenbeurteilung des Autismusschwergrades (AQ) <strong>in</strong> Beziehung<br />

gesetzt und geme<strong>in</strong>sam diskutiert.<br />

004<br />

Lebensqualität von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

mit Autismus-Spektrum-Störungen<br />

Christian Bachmann (Charité – Universitätsmediz<strong>in</strong>, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und<br />

Jugendpsychiatrie, Berl<strong>in</strong>)<br />

J. Schrö<strong>der</strong>, H. Remschmidt, I. Kamp-Becker<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bislang liegen zur Lebensqualität (LQ) von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n,<br />

Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Autismus-Spektrum-<br />

Störung (ASS) nur wenige Daten vor. In dieser ersten deutschen<br />

Studie wurde die LQ von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

mit diagnostizierter ASS (High function<strong>in</strong>g Autismus<br />

(HFA) und Asperger-Syndrom (AS)) per Selbst- und Fremdrat<strong>in</strong>g<br />

erfasst.<br />

Methode: A) K<strong>in</strong><strong>der</strong> / Jugendliche: Es wurden 97 K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

mit ASS und <strong>der</strong>en Eltern angeschrieben. Die LQ wurde<br />

mithilfe des ILK (Inventar zur Erfassung <strong>der</strong> Lebensqualität bei<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen) erfasst. B) Junge Erwachsene: Es wurden<br />

46 junge Erwachsene mit ASS angeschrieben. Zur Erfassung<br />

<strong>der</strong> LQ wurde <strong>der</strong> WHOQOL-BREF-Fragebogen verwendet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es konnten die Daten von 42 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n /<br />

Jugendlichen und von 26 jungen Erwachsenen ausgewertet werden.<br />

A) K<strong>in</strong><strong>der</strong> / Jugendliche: Der durchschnittliche ILK-Score war 20.4<br />

(SD ± 4.6) (Selbsturteil) bzw. 18.5 (SD ± 4.0) (Fremdurteil). Verglichen<br />

mit e<strong>in</strong>er gesunden Referenzpopulation lagen die Werte<br />

auf <strong>der</strong> 47. (Selbsturteil) bzw 33. (Fremdurteil) Perzentile, verglichen<br />

mit e<strong>in</strong>er psychiatrischen Referenzpopulation auf <strong>der</strong> 69.<br />

bzw. 67. Perzentile. B) Junge Erwachsene: Der mittlere globale<br />

WHOQOL-BREF-Wert betrug 60.6 (SD ± 26.1). Für die Subskalen<br />

waren die Werte 70.1 (± 19.1) (Physische Gesundheit), 61.5 (± 21.9)<br />

(<strong>Psychische</strong> Gesundheit), 53.8 (± 23.5) (Soziale Beziehungen) und<br />

67.9 (± 17.4) (Umwelt). Verglichen mit e<strong>in</strong>er gesunden Referenzpopulation<br />

lagen die Werte unserer Studie für drei von vier Subskalen<br />

e<strong>in</strong>e Standardabweichung niedriger, verglichen mit e<strong>in</strong>er<br />

psychiatrischen Referenzpopulation lagen die LQ-Scores unserer<br />

Stichprobe höher. In beiden Gruppen gab es ke<strong>in</strong>e Assoziation von<br />

LQ und Alter, IQ, ADOS- o<strong>der</strong> ADI-Score.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal 4<br />

S-131 Symposium<br />

Das adoleszente Gehirn<br />

Vorsitz: P. Uhlhaas (Frankfurt), F. Roux (Frankfurt am Ma<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Entwicklung <strong>der</strong> neuronalen Synchronisation: Evidenz für späte<br />

Reorganisation kortikaler Netzwerke <strong>in</strong> EEG und MEG<br />

Fre<strong>der</strong>ic Roux (MPI für Hirnforschung, Abteilung Neurophysiologie,<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>)<br />

P. Uhlhaas, W. S<strong>in</strong>ger, C. Haenschel, R. Sireteanu, E. Rodriguez<br />

Die Synchronisation oszillatorischer Aktivität repräsentiert e<strong>in</strong>en<br />

flexiblen Kode zur Koord<strong>in</strong>ierung verteilter neuronaler Aktivierung,<br />

die kognitiven und perzeptuellen Prozessen zu Grunde liegen<br />

könnte (S<strong>in</strong>ger,1999). Neben <strong>der</strong> Bedeutung für kognitive Funktio-<br />

215


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

nen könnte die neuronale Synchronisation auch e<strong>in</strong>e wichtige Rolle<br />

für die Entwicklung von kortikalen Netzwerken übernehmen. So<br />

ist das zeitgleiche E<strong>in</strong>treffen von postsynaptischen Potentialen bsw.<br />

für Langzeitpotenzierungsprozesse notwendig (S<strong>in</strong>ger, 1995). Um<br />

den Zusammenhang zwischen neuronaler Synchronisation und<br />

<strong>der</strong> Entwicklung von kortikalen Netzwerken zu untersuchen wurde<br />

e<strong>in</strong>e Stichprobe von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, Adoleszenten und Erwachsenen (n =<br />

69) im Alter zwischen 6 und 21 Jahren rekrutiert. EEG-Signale<br />

wurden während <strong>der</strong> Präsentation von Mooney-Faces aufgezeichnet<br />

und auf spektrale Aktivitätsunterschiede <strong>in</strong> <strong>in</strong>duzierten Oszillationen<br />

und Phasensynchronisation analysiert. Die Analyse <strong>der</strong> Verhaltensdaten<br />

ergaben e<strong>in</strong>e Reduzierung <strong>der</strong> Reaktionszeiten sowie<br />

e<strong>in</strong>e Zunahme <strong>der</strong> visuellen Integrationsfähigkeit mit <strong>der</strong> Entwicklung.<br />

In den EEG-Daten zeigte sich e<strong>in</strong>e signifikante Zunahme <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Amplitude und Synchronisation im Theta, Beta- und Gamma-<br />

Frequenzbereich, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Übergang von <strong>der</strong> Adoleszenz<br />

zum Erwachsenenalter. Die vorliegenden Befunde deuten auf e<strong>in</strong>en<br />

Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Entwicklung synchroner, oszillatorischer<br />

Aktivität und <strong>der</strong> Reifung kortikaler Netzwerke h<strong>in</strong>. Die<br />

Adoleszenz sche<strong>in</strong>t hierbei beson<strong>der</strong>s durch die Reorganisation<br />

kortikaler Netzwerke charakterisiert zu se<strong>in</strong>, welche e<strong>in</strong>e vulnerable<br />

Phase <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hirnentwicklung darstellen könnte.<br />

002<br />

Der E<strong>in</strong>fluss neurobiologischer Faktoren und Umweltvariablen auf<br />

geschlechtsspezifische Unterschiede <strong>in</strong> kognitiven Fähigkeiten<br />

während <strong>der</strong> Pubertät<br />

Krist<strong>in</strong> Müller (K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendpsychiatrie, Kl<strong>in</strong>ische Neuropsychologie,<br />

Aachen)<br />

K. Konrad, B. Herpertz-Dahlmann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Geschlechterforschung <strong>der</strong> letzten Jahrzehnte<br />

konnte zeigen, dass sich Frauen und Männer im Durchschnitt <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>igen ihrer kognitiven Fähigkeiten unterscheiden. Studienergebnisse<br />

deuten an, dass die kognitiven Geschlechtsunterschiede durch<br />

e<strong>in</strong> Zusammenspiel von biologischen, psychologischen und sozialen<br />

Faktoren bed<strong>in</strong>gt s<strong>in</strong>d und legen e<strong>in</strong>en psychobiosozialen Ansatz<br />

bei <strong>der</strong> Betrachtung dieser Unterschiede nahe. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

das Alter sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> entscheiden<strong>der</strong> Faktor bei <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong><br />

Geschlechterunterschiede zu se<strong>in</strong>. Es spricht viel dafür, dass die<br />

kognitiven Unterschiede zwischen Männern und Frauen durch<br />

hormonelle Faktoren bee<strong>in</strong>flusst werden. Zahlreiche Studien konnten<br />

belegen, dass sich bei Erwachsenen bei <strong>der</strong> Durchführung bestimmter<br />

kognitiver Aufgaben geschlechtsspezifische Unterschiede<br />

<strong>in</strong> den assoziierten neuronalen Netzwerken zeigen. Die empirische<br />

Befundlage zu <strong>der</strong> Frage, zu welchem Zeitpunkt <strong>der</strong> Entwicklung<br />

sich die behavioralen und neuronalen Geschlechtsunterschiede<br />

etablieren, ist dah<strong>in</strong>gegen weniger e<strong>in</strong>deutig. Hormon-Assoziationsstudien<br />

sprechen für e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steroidhormone, welcher<br />

die Überlegenheit <strong>der</strong> Geschlechter <strong>in</strong> bestimmten kognitiven Fähigkeiten<br />

nach <strong>der</strong> Pubertät begünstigen könnte.<br />

Methode: Im Rahmen des Vortrages soll e<strong>in</strong>e aktuelle Studie vorgestellt<br />

werden, <strong>in</strong> <strong>der</strong> wir mit Hilfe <strong>der</strong> funktionellen Magnetresonanztomographie<br />

(fMRT) untersuchen, ob Jungen und Mädchen<br />

prä- und postpubertär behaviorale und neuronale Geschlechtunterschiede<br />

<strong>in</strong> kognitiven und emotionalen Fähigkeiten aufweisen.<br />

Je 15 Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 12 Jahren sowie je<br />

15 Mädchen und Jungen im Alter von 14 – 17 Jahren nehmen an<br />

<strong>der</strong> Studie teil. Die Daten <strong>der</strong> Studie werden aktuell ausgewertet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Vorläufige Ergebnisse werden vorgestellt<br />

und Implikationen für zukünftige Forschungsvorhaben diskutiert.<br />

003<br />

Entwicklung synaptischer Plastizität <strong>in</strong> hemmenden Mikroschaltkreisen<br />

des Kortex während <strong>der</strong> Adoleszenz<br />

Jörg Geiger (MPI für Hirnforschung, Neurophysiologie, Frankfurt)<br />

216<br />

004<br />

Anatomische Untersuchungen kortikaler Netzwerke während <strong>der</strong><br />

Adoleszenz<br />

Peter Uhlhaas (MPI für Hirnforschung, Neurophysiologie, Frankfurt)<br />

H. Mohr, F. Roux, W. S<strong>in</strong>ger, D. Kle<strong>in</strong>, A. Rotarska-Jagiela<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Adoleszenz beschreibt die Entwicklungszeit zwischen<br />

dem K<strong>in</strong>desalter und dem Erwachsense<strong>in</strong>, die mit e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />

von tief greifenden psychologischen und biologischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

verbunden ist. Anatomische Studien zeigen z. B. e<strong>in</strong>e<br />

starke Abnahme <strong>der</strong> grauen Substanz sowie e<strong>in</strong>e späte Entwicklung<br />

von kortiko-kortikalen Verb<strong>in</strong>dungen. Die psychologischen und<br />

biologischen Verän<strong>der</strong>ungen s<strong>in</strong>d des Weiteren mit dem Auftreten<br />

von psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong>, wie z. B. <strong>der</strong> Schizophrenie,<br />

während <strong>der</strong> Adoleszenz verbunden. Diese Korrelation legt den<br />

Schluss nahe, dass die Adoleszenz e<strong>in</strong>e kritische Periode <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Hirnentwicklung darstellt.<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Studie wurde die Entwicklung <strong>der</strong><br />

grauen und weißen Substanz bei 50 Probanden im Alter von 12 –<br />

26 Jahren untersucht. MR-Daten wurden h<strong>in</strong>sichtlich kortikaler<br />

Dicke analysiert. Des Weiteren wurden Diffusions Tensor Imag<strong>in</strong>g<br />

(DTI)-Daten erhoben und mit Hilfe <strong>der</strong> TBSS-Toolbox <strong>in</strong> FSL analysiert.<br />

Regressionsanalysen zeigten e<strong>in</strong>en signifikanten Zusammenhang<br />

zwischen Alter und e<strong>in</strong>er Reduktion <strong>der</strong> grauen Substanz<br />

<strong>in</strong> frontalen, parietalen und temporalen Arealen. Die Abnahme <strong>der</strong><br />

kortikalen Dicke korrelierte mit erhöhter fraktioneller Anisotropie<br />

(FA) von Faserverb<strong>in</strong>dungen, die auf e<strong>in</strong>e verbesserte Ausrichtung<br />

kortiko-kortikaler Verb<strong>in</strong>dungen schließen lassen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Unsere Befunde zeigen, dass signifikante<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Organisation anatomischer Netzwerke <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Adoleszenz stattf<strong>in</strong>den, die vere<strong>in</strong>bar s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em Prun<strong>in</strong>g<br />

von synaptischen Verb<strong>in</strong>dungen sowie mit e<strong>in</strong>er verbesserten Myel<strong>in</strong>isierung<br />

von kortiko-kortikalen Verb<strong>in</strong>dungen. Diese Entwicklungsprozesse<br />

könnten e<strong>in</strong>en entscheidenen E<strong>in</strong>fluss auf die fortwährende<br />

Reifung von kognitiven Leistungen und Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> funktionellen Aktivitätsmustern während <strong>der</strong> Adoleszenz darstellen.<br />

005<br />

Intr<strong>in</strong>sische Hirnnetzwerke <strong>in</strong> <strong>der</strong> Adoleszenz: Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong><br />

Hirnstruktur und funktioneller Konnektivität<br />

Susanne Neufang (Kl<strong>in</strong>ikum Rechts <strong>der</strong> Isar, Abt. für Neuroradiologie,<br />

München)<br />

C. Sorg, K. Konrad, C. Zimmer, A. Wohlschläger<br />

Der Lebensabschnitt <strong>der</strong> Adoleszenz ist e<strong>in</strong>e entscheidende Phase<br />

nicht nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> körperlichen son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Persönlichkeitsentwicklung.<br />

Es wird angenommen, dass Pubertätshormone wie z. B.<br />

das Estradiol und Testosteron dabei e<strong>in</strong>e große Rolle spielen können.<br />

Zur Untersuchung des E<strong>in</strong>flusses von Pubertätshormonen auf<br />

das sich entwickelnde Gehirn führten wir e<strong>in</strong>e Studie an 30 gesunden<br />

Jungen und Mädchen im Alter von 8 – 15 Jahren durch. In e<strong>in</strong>er<br />

morphometrischen Analyse korrelierten wir Maße kortikalen<br />

Volumens mit Werten <strong>der</strong> im Blut zirkulierenden Hormone und<br />

fanden positive Assoziationen zwischen Estradiol und dem kortikalen<br />

Volumen <strong>der</strong> parahippokampalen Gyri sowie zwischen Testosteron<br />

und dienzephalen Strukturen. Weiterh<strong>in</strong> fanden wir negative<br />

Korrelationen zwischen Testosteron und l<strong>in</strong>ks parietalen Arealen<br />

(Precuneus und superiorer parietaler Gyrus). Neben <strong>der</strong> strukturellen<br />

Analyse untersuchten wir den E<strong>in</strong>fluss von Pubertät auf die<br />

Konnektivität von <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sischen Hirnnetzwerken. Wir fanden e<strong>in</strong>e<br />

altersbed<strong>in</strong>gte Zunahme von Kohärenz im Default Mode Netzwerk<br />

sowie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em aufmerksamkeits-assoziierten fronto-parietalen<br />

Netzwerk, <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er stärkeren Integration von parietalen Arealen<br />

(Precuneus im Default Mode Netzwerk, superior parietaler<br />

Gyrus <strong>in</strong> dem aufmerksamkeitassoziierten Netzwerk). E<strong>in</strong>en signi-


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

fikanten E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Hormone auf Konnektivitätsmaße h<strong>in</strong>gegen<br />

fanden wir nicht. Wir schlussfolgern daraus, dass Pubertätshormone<br />

e<strong>in</strong>e organisierenden Wirkung auf die Struktur des sich entwickelnden<br />

Gehirns haben könnten. Der E<strong>in</strong>fluss von Hormonen auf<br />

die Entwicklung von <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sischen Hirnnetzwerken h<strong>in</strong>gegen würden<br />

wir als eher ger<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>stufen.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Raum 44<br />

S-151 Symposium<br />

ADHS im Wandel - Zur Ausprägung e<strong>in</strong>es Krankheitsbildes vom<br />

Säugl<strong>in</strong>g zum Erwachsenen<br />

Vorsitz: M. Colla (Berl<strong>in</strong>), K. Becker (Marburg)<br />

001<br />

Von Regulationsstörungen im Säugl<strong>in</strong>gsalter bis zur ADHS <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong>dheit – Mo<strong>der</strong>atoreffekte des Dopam<strong>in</strong>-D4-Polymorphismus?<br />

Katja Becker (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Marburg, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

D. Blomeyer, M. El-Faddagh, G. Esser, T. Banaschewski, M. Laucht<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Identifikation von frühen Faktoren, die die Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er ADHS bee<strong>in</strong>flussen, ist von beson<strong>der</strong>em kl<strong>in</strong>ischem<br />

und wissenschaftlichem Interesse. Es soll untersucht werden, ob<br />

das Risiko von Säugl<strong>in</strong>gen mit frühk<strong>in</strong>dlichen Regulationsstörungen<br />

später e<strong>in</strong>e ADHS zu entwickeln, von genetischen Faktoren<br />

(Dopam<strong>in</strong> D4 Rezeptorgen (DRD4) Exon 3 VNTR Polymorphismus)<br />

abhängt.<br />

Methode: In <strong>der</strong> Mannheimer Risikok<strong>in</strong><strong>der</strong>studie wurden die Daten<br />

von 300 15-jährigen Jugendlichen <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf frühk<strong>in</strong>dliche<br />

Regulationsstörungen, DRD4 Genotyp, und ADHS <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dheit<br />

und Jugendalter analysiert. Es kamen l<strong>in</strong>eare und logistische Regressionen<br />

zum E<strong>in</strong>satz, um Mo<strong>der</strong>atoreffekte auf ADHS-Symptome<br />

und -diagnosen zu prüfen. Hierbei wurden zuerst Haupteffekte<br />

des DRD4-Genotyps (Träger vs. Nicht-Träger des 7r Allels)<br />

und früher Regulationsstörungen (vorhanden vs. nicht vorhanden)<br />

<strong>in</strong> das Modell e<strong>in</strong>geführt und anschließend <strong>der</strong> Interaktionsterm<br />

auf Signifikanz geprüft. Die Analysen wurden h<strong>in</strong>sichtlich Geschlecht,<br />

psychosozialer sowie biologischer Risikofaktoren statistisch<br />

kontrolliert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die nicht DRD4-7r-Allel-<br />

Träger waren, zeigte sich ke<strong>in</strong>e Assoziation zwischen frühk<strong>in</strong>dlichen<br />

Regulationsstörungen und e<strong>in</strong>er späteren ADHS. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

aber, die im Säugl<strong>in</strong>gsalter Regulationsstörungen gezeigt hatten<br />

und die zusätzlich das DRD4-7r Allel aufwiesen, hatten e<strong>in</strong> erhöhtes<br />

Risiko e<strong>in</strong>e ADHS im Verlauf zu entwickeln. Der DRD4-Genotyp<br />

sche<strong>in</strong>t den Zusammenhang zwischen frühk<strong>in</strong>dlichen Regulationsstörungen<br />

und späterer ADHS zu mo<strong>der</strong>ieren. Vor weiteren<br />

Hypothesen muss dieser Befund allerd<strong>in</strong>gs erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er unabhängigen<br />

Stichprobe repliziert werden.<br />

002<br />

Neurobiologische Aspekte <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung<br />

(ADHS) im Entwicklungsverlauf<br />

Tobias Banaschewski (ZI Mannheim, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

Als Ursachen <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung<br />

(ADHS) werden verschiedene neurobiologische und psychosoziale<br />

Risikofaktoren diskutiert. Familienstudien zeigen e<strong>in</strong>e familiäre<br />

Häufung <strong>der</strong> ADHS. Adoptions- und Zwill<strong>in</strong>gsstudien weisen auf<br />

genetische Faktoren h<strong>in</strong>. Biologische Eltern hyperk<strong>in</strong>etischer K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

s<strong>in</strong>d deutlich häufiger betroffen als Adoptiveltern. Nach den<br />

Ergebnissen von Zwill<strong>in</strong>gsstudien s<strong>in</strong>d etwa 80 % <strong>der</strong> Verhaltensvarianz<br />

auf genetische Faktoren zurückzuführen. Molekulargenetische<br />

Untersuchungen zeigen, dass wahrsche<strong>in</strong>lich mehrere Gene<br />

an <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> ADHS beteiligt s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>zelne Gene tragen<br />

aber nur <strong>in</strong> sehr begrenztem Maße zur Ätiologie <strong>der</strong> Störung bei.<br />

Als exogene Risikofaktoren werden u. a. Schwangerschafts- und<br />

Geburtskomplikationen, e<strong>in</strong> erniedrigtes Geburtsgewicht, Infektionen<br />

und Tox<strong>in</strong>e, z. B. pränatale Alkohol- und Nikot<strong>in</strong>exposition,<br />

sowie ungünstige psychosoziale Bed<strong>in</strong>gungen diskutiert. Die Beziehungen<br />

zwischen genetischen Komponenten und exogenen<br />

Faktoren s<strong>in</strong>d noch unklar. Neben additiven Effekten könnten auch<br />

komplexere Interaktionen bedeutsam se<strong>in</strong>, z. B. dass genetische<br />

Faktoren die Empf<strong>in</strong>dlichkeit gegenüber Umwelte<strong>in</strong>flüssen verän<strong>der</strong>n<br />

o<strong>der</strong> das Expositionsverhalten bee<strong>in</strong>flussen. Neuropsychologische,<br />

neurophysiologische, funktionellen und strukturelle bildgebende<br />

und biochemische Untersuchungen zu möglichen<br />

Entstehungsmechanismen <strong>der</strong> ADHS deuten darauf h<strong>in</strong>, dass die<br />

ADHS sehr wahrsche<strong>in</strong>lich pathophysiologisch e<strong>in</strong> heterogenes<br />

Störungsbild darstellt und <strong>der</strong> Symptomatik multiple Entwicklungsabweichungen<br />

cortico-striataler und cerebellärer Regelkreise,<br />

die an <strong>der</strong> Steuerung von Aufmerksamkeit, Motorik, Impulskontrolle<br />

und Motivation beteiligt s<strong>in</strong>d und durch katecholam<strong>in</strong>erge<br />

Neurotransmittersysteme reguliert werden, zugrunde liegen. Der<br />

Vortrag fasst den aktuellen Wissensstand <strong>der</strong> bisherigen Untersuchungen<br />

zusammen.<br />

003<br />

The Distracted M<strong>in</strong>d – Zur altersassoziierten Verän<strong>der</strong>ung kognitiver<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigungen bei ADHS<br />

Michael Colla (Charité – CBF, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Berl<strong>in</strong>)<br />

004<br />

Altersadaptierte Therapiestrategien bei ADHS – von <strong>der</strong> Verhaltens<strong>in</strong>tervention<br />

zur Verhaltenstherapie<br />

Alexandra Philipsen (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Raum 43<br />

FW-011 Forschungsworkshop<br />

Therapie des Tourette-Syndroms <strong>in</strong> <strong>der</strong> Spannbreite Medikamente<br />

– Tiefe Hirnstimulation<br />

Vorsitz: W. Kawohl (Zürich), I. Neuner (Aachen)<br />

001<br />

Aufmerksamkeitsfunktionen bei Patienten mit Tourette-Syndrom<br />

und komorbi<strong>der</strong> Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung<br />

Ellen Greimel (Kl<strong>in</strong>ik für KJP, Kl<strong>in</strong>ische Neuropsychologie Universitätskl<strong>in</strong>ikum<br />

<strong>der</strong> RWTH, Aachen)<br />

S. Wan<strong>der</strong>er, A. Rothenberger, B. Herpertz-Dahlmann, K. Konrad,<br />

V. Roessner, S. Wan<strong>der</strong>er<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bei <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung<br />

(ADHS) konnten Defizite <strong>in</strong> <strong>der</strong> exekutiven Aufmerksamkeit<br />

und zu e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>geren Maße <strong>in</strong> <strong>der</strong> Daueraufmerksamkeit robust<br />

nachgewiesen werden. Bei Tic-Störungen ist die Befundlage<br />

zu Defiziten <strong>in</strong> verschiedenen Aufmerksamkeitskomponenten sehr<br />

<strong>in</strong>konsistent, was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass<br />

bei e<strong>in</strong>igen <strong>der</strong> untersuchten Patienten komorbid e<strong>in</strong>e ADHS vorlag.<br />

In <strong>der</strong> vorliegenden Studie wurden daher verschiedene Aufmerksamkeitsfunktionen<br />

bei Patienten mit e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong>en ADHS und<br />

bei Patienten mit e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong>en Tic-Störung überprüft. Zudem wur-<br />

217


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

de untersucht, <strong>in</strong>wieweit das Aufmerksamkeitsprofil von Patienten<br />

mit ADHS und komorbi<strong>der</strong> Tic-Störung von dem Profil <strong>der</strong> Patienten<br />

mit e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong>en ADHS o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong>en Tic-Störung abweicht.<br />

Methode: Untersucht wurden je 20 K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche im<br />

Alter von 8 – 17 Jahren mit (1) ADHS, mit (2) e<strong>in</strong>er Tic-Störung<br />

(chronische Tic-Störung o<strong>der</strong> Tourette-Syndrom), mit (3) ADHS<br />

und komorbi<strong>der</strong> Tic-Störung sowie (4) e<strong>in</strong>e gesunde Kontrollgruppe.<br />

Die Probanden bearbeiteten Aufmerksamkeitsaufgaben am<br />

Computer, die aus standardisierten Testbatterien <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsprüfung<br />

entnommen wurden. Erfasst wurden Parameter <strong>der</strong><br />

Daueraufmerksamkeit, <strong>der</strong> selektiven und <strong>der</strong> exekutiven Aufmerksamkeit.<br />

Zudem wurden kl<strong>in</strong>ische Charakteristika mittels<br />

Fragebögen erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Daten werden momentan ausgewertet.<br />

Erste Ergebnisse werden im Rahmen des Symposiums präsentiert.<br />

Auf <strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>er vorläufigen Auswertung mit ger<strong>in</strong>gerer<br />

Stichprobengröße wird angenommen, dass Patienten mit re<strong>in</strong>er<br />

Tic-Störung vergleichbare Aufmerksamkeitsleistungen zeigen wie<br />

gesunde Kontrollprobanden. Weiter wird auf Grundlage e<strong>in</strong>er vorangegangenen<br />

Studie erwartet, dass die komorbide Gruppe ger<strong>in</strong>gere<br />

Aufmerksamkeitsdefizite aufweist als die ADHS-Gruppe.<br />

Ger<strong>in</strong>gere Defizite <strong>der</strong> komorbiden Gruppe im Vergleich zur re<strong>in</strong>en<br />

ADHS-Gruppe könnten möglicherweise auf Kompensationsmechanismen<br />

bei Patienten mit Tic-Störung h<strong>in</strong>weisen.<br />

002<br />

Atomoxet<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung des Tourette-Syndrom – mit und<br />

ohne Komorbiditäten?<br />

Andrea Ludolph (Universität Ulm, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

M. Allroggen, J. Kassubek, G. Libal, J. M. Fegert<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen mit Tourette-Syndrom<br />

(TS) ist die ADHS die häufigste komorbide Störung, die weltweit<br />

mit Psychostimulanzien und Atomoxet<strong>in</strong> behandelt wird. Die<br />

Pharmakotherapie des TS wird <strong>in</strong> verschiedenen Altersgruppen<br />

und verschiedenen Län<strong>der</strong>n sehr unterschiedlich gehandhabt. In<br />

Deutschland wird Tiaprid als Mittel <strong>der</strong> ersten Wahl bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen e<strong>in</strong>gesetzt (Leitl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> Dt. Gesellschaft für<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie, 2007), im Erwachsenenalter eher<br />

Sulpirid (Leitl<strong>in</strong><strong>in</strong>ien <strong>der</strong> Dt. Ges. für Neurologie, 2008). In den<br />

USA wird als Mittel <strong>der</strong> ersten Wahl niedrig dosiert Clonid<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

allen Altersgruppen empfohlen. Alle Medikationen außer Haloperidol<br />

erfolgen „off-label“. In kl<strong>in</strong>ischen Studien mit ADHS K<strong>in</strong><strong>der</strong>n,<br />

bei denen komorbid e<strong>in</strong>e Tic-Symptomatik vorlag, war diese unter<br />

Atomoxet<strong>in</strong>behandlung ebenfalls rückläufig (Spencer TJ, J Att Dis<br />

2008).<br />

Methode: Wir berichten von e<strong>in</strong>er Fallserie von sechs K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen mit chronischen Tic-Störungen und TS, bei denen<br />

e<strong>in</strong>e Atomoxet<strong>in</strong>therapie erfolgte. Nach ausführlicher Aufklärung<br />

über den off-label use und alternative Therapieoptionen wurde e<strong>in</strong>e<br />

Behandlung mit Atomoxet<strong>in</strong> bei sechs K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

im Alter von 9 – 17 Jahren mit ausgeprägter Tic-Symptomatik <strong>in</strong>itiiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Behandlungsergebnisse waren wi<strong>der</strong>sprüchlich.<br />

E<strong>in</strong> 17jähriger Jugendlicher mit ausgeprägter komorbi<strong>der</strong><br />

ADHS und Zwangsstörung profitierte auf allen Symptomskalen<br />

sehr e<strong>in</strong>drücklich von <strong>der</strong> Medikation, e<strong>in</strong> 9jähriges Mädchen mit<br />

komorbi<strong>der</strong> leichter Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität<br />

verlor nahezu schlagartig e<strong>in</strong>en über Jahre bestehenden Räusper-<br />

Tic und ihre leichteren motorischen Tics. E<strong>in</strong> 11jähriger Junge mit<br />

allenfalls diskreter Aufmerksamkeitsstörung und deutlich ausgeprägtem<br />

oppositionellem Verhalten verbesserte sich plötzlich dramatisch<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en schulischen Leistungen bei gleichzeitiger Zunahme<br />

<strong>der</strong> Tic-Symptomatik. Bei e<strong>in</strong>em 10jährigen Jungen ohne ADHS<br />

Symptome kam es zu e<strong>in</strong>er Exazerbation <strong>der</strong> phonetischen und<br />

218<br />

motorischen Tics. E<strong>in</strong> 11jähriger Junger, <strong>der</strong> unter Methylphenidat<br />

massive durchgängige motorische Tics entwickelt hatte, zeigte diese<br />

unter Atomoxet<strong>in</strong> nur noch <strong>in</strong> sehr mil<strong>der</strong> Form. Zusammenfassung:<br />

Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur ist die Befundlage zur Tic-Behandlung<br />

mit Atomoxet<strong>in</strong> wi<strong>der</strong>sprüchlich. Randomisierte kl<strong>in</strong>ische Studien<br />

für die medikamentöse Behandlung von schweren Tic-Störungen<br />

s<strong>in</strong>d dr<strong>in</strong>gend notwendig.<br />

003<br />

Die Rolle <strong>der</strong> Neuroleptika <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie des Tourette-Syndroms<br />

Kirsten Müller-Vahl (Med. Hochschule Hannover, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

Neuroleptika (NL) gelten als effektivste Therapie von Tics bei Patienten<br />

mit Tourette-Syndrom (TS). Sie bee<strong>in</strong>flussen allerd<strong>in</strong>gs<br />

we<strong>der</strong> die Ursache noch den Verlauf <strong>der</strong> Tics. Realistisches Therapieziel<br />

ist die Reduktion <strong>der</strong> Tics um etwa 50 %, nicht aber das vollständige<br />

Sistieren. Während es unter Behandlung mit NL bei etwa<br />

80 % <strong>der</strong> Patienten zu e<strong>in</strong>er Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Tics kommt, werden<br />

mögliche an<strong>der</strong>e Symptome des TS (wie Zwang, Depression o<strong>der</strong><br />

ADHS) nicht gebessert. Hautproblem <strong>der</strong> Behandlung stellt nicht<br />

die fehlende Wirksamkeit, son<strong>der</strong>n Nebenwirkungen dar. Am häufigsten<br />

treten Müdigkeit, Gewichtszunahme und Sexualfunktionsstörungen<br />

e<strong>in</strong>. Daher sollten Tics nur bei deutlicher Ausprägung<br />

o<strong>der</strong> subjektiver Bee<strong>in</strong>trächtigung mit NL behandelt werden. Tardive<br />

Dysk<strong>in</strong>esien stellen <strong>in</strong> dieser Patientengruppe h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong>e<br />

Rarität dar. Da zu allen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie von Tics e<strong>in</strong>gesetzten NL<br />

lediglich Fallberichte, offene unkontrollierte o<strong>der</strong> randomisierte<br />

Studien mit ger<strong>in</strong>ger Patientenzahl vorliegen, lassen sich aus den<br />

verfügbaren Daten ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutigen Therapieempfehlungen ableiten.<br />

Direkte Vergleiche <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Substanzen fehlen weitgehend.<br />

Mit Ausnahme von Haloperidol s<strong>in</strong>d alle e<strong>in</strong>gesetzten NL für<br />

diese Indikation nicht zugelassen. Haloperidol sollte wegen stärkerer<br />

Nebenwirkungen jedoch nur <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Primär zu empfehlen s<strong>in</strong>d Sulpirid, Risperidon und Tiaprid. Dabei<br />

sche<strong>in</strong>t kl<strong>in</strong>ischer Erfahrung zufolge Tiaprid <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

gut wirksam und verträglich zu se<strong>in</strong>. In jüngster Zeit mehren<br />

sich Fallberichte, die darauf h<strong>in</strong>weisen, dass das atypische NL<br />

Aripiprazol bei vielen Patienten nicht nur gut wirksam, son<strong>der</strong>n<br />

auch gut verträglich ist. Typischerweise führt Aripiprazol we<strong>der</strong> zu<br />

Müdigkeit, noch zu Gewichtszunahme und Sexualfunktionsstörungen<br />

und stellt daher <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei E<strong>in</strong>treten dieser Nebenwirkungen<br />

unter an<strong>der</strong>en NL e<strong>in</strong>e Behandlungsalternative dar.<br />

Weiter NL, die zur Behandlung empfohlen werden können, s<strong>in</strong>d<br />

Pimozid, Amisulprid, Olanzap<strong>in</strong>, Quetiap<strong>in</strong> und Ziprasidon. Alle<br />

NL sollten e<strong>in</strong>schleichend dosiert und langsam gesteigert werden<br />

bis zum E<strong>in</strong>tritt e<strong>in</strong>er positiven Wirkung o<strong>der</strong> nicht tolerabler Nebenwirkungen.<br />

Die Dosierungen liegen zumeist deutlich unterhalb<br />

<strong>der</strong> Dosierungen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung an<strong>der</strong>er psychiatrischer<br />

<strong>Erkrankungen</strong> gebräuchlich s<strong>in</strong>d.<br />

004<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> dopam<strong>in</strong>ergen Transmission durch Tiefenhirnstimulation<br />

(DBS) beim Tourette Syndrom (GTS)<br />

Hildegard Janouschek (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

I. Vernaleken, I. Neuner, J. Kuhn, D. Lenartz, W. Huff, W. Schaefer,<br />

G. Gruen<strong>der</strong>, V. Sturm, M. Raptis<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Tourette Syndrom ist durch motorische und vokale<br />

Tics gekennzeichnet. Während bei den meisten Patienten während<br />

<strong>der</strong> Adoleszenz e<strong>in</strong>e deutliche Symptomverbesserung e<strong>in</strong>tritt,<br />

kommt es bei e<strong>in</strong>igen Patienten auch im Erwachsenenalter zu e<strong>in</strong>er<br />

Persistenz <strong>der</strong> Symptomatik. In den letzten Jahren hat sich für Patienten,<br />

die auf e<strong>in</strong>e Pharmakotherapie nicht ansprechen, die tiefe<br />

Hirnstimulation (DBS) als effektive, wenn auch <strong>in</strong>vasive Behandlungsmöglichkeit<br />

dargestellt. Es verblieb jedoch bisher weitestge-


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

hend unklar, welche Mechanismen für diese Wirkung verantwortlich<br />

s<strong>in</strong>d. Dies soll durch e<strong>in</strong>e Positronen-Emissionstomographische<br />

Untersuchung erhellt werden.<br />

Methode: Zwei Patienten mit therapieresistentem GTS im Erwachsenenalter,<br />

die jeweils 6 Monate vor <strong>der</strong> PET-Untersuchung e<strong>in</strong>e<br />

DBS bilateral im Thalamus erhalten haben wurden e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Es wurden 2 PET Scans mit dem hochaff<strong>in</strong>en D2/3-Liganden [18F]<br />

Fallyprid durchgeführt, je e<strong>in</strong>e mit e<strong>in</strong>- und e<strong>in</strong>en Tag später mit<br />

ausgeschalteter DBS. Die Untersuchungen fanden unter Anästhesie<br />

mit Propofol und Remifentanyl statt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zwischen „Off “ und „On“-Zustand fand<br />

sich e<strong>in</strong>e Reduktion des thalamischen B<strong>in</strong>dungspotentials um 16,3<br />

bzw. 6,4 % sowie e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Reduktion des B<strong>in</strong>dungspotentials im<br />

Temporal-Kortex um 10.9 bzw. 2,1 %. Im Putamen zeigte sich jedoch<br />

e<strong>in</strong> leichter Anstieg des B<strong>in</strong>dungspotentials um 7,9 bzw. 3,6 %.<br />

Diskussion Die Daten legen e<strong>in</strong>e Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> dopam<strong>in</strong>ergen<br />

Transmission durch die DBS nahe. Dies ist die erste PET Studie bei<br />

Tourette Patienten, die e<strong>in</strong>e deutliche Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> dopam<strong>in</strong>ergen<br />

Neurotransmission durch DBS zeigt. Es ist geplant, weitere Patienten<br />

zu untersuchen, um die bisherigen Daten zu verifizieren.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Salon 17/18<br />

FV-016 Sitzung Freier Vorträge<br />

Störungen mit Beziehung zu KJP<br />

Vorsitz: A. Kordon (Lübeck), R. Schepker (Ravensburg)<br />

001<br />

ADHS und rechtliche Implikationen im Übergang von <strong>der</strong> Adoleszenz<br />

zum Erwachsenenalter<br />

Frank Häßler (Universität Rostock, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

O. Reis, J. Buchmann, S. Bohne-Suraj<br />

Hyperk<strong>in</strong>etische Störungen (HKS – ICD-10) o<strong>der</strong> Aufmerksamkeitsdefizit-<br />

/ Hyperaktivitätsstörungen (ADHS – DSM IV) zählen<br />

mit e<strong>in</strong>er Prävalenz von 2 bis 6 % zu den häufigsten psychischen<br />

Diagnosen im K<strong>in</strong>des- und Jugendalter mit e<strong>in</strong>er Persistenz von<br />

30 bis 50 % <strong>in</strong> das Erwachsenenalter. E<strong>in</strong>erseits ergeben sich schon<br />

aus <strong>der</strong> Kernsymptomatik, die im K<strong>in</strong>des- und Jugendalter durch<br />

Unaufmerksamkeit, Überaktivität und Impulsivität und im Erwachsenenalter<br />

eher durch Probleme exekutiver Funktionen, <strong>der</strong><br />

Aufmerksamkeitsfokussierung, <strong>der</strong> emotionalen Modulation, <strong>der</strong><br />

Alltagstrukturierung und <strong>der</strong> Impulskontrolle gekennzeichnet ist,<br />

rechtliche Implikationen und an<strong>der</strong>erseits durch die Behandlung<br />

mit Stimulanzien (im Erwachsenenalter off label), die unter das Betäubungsmittelgesetz<br />

fallen. Somit s<strong>in</strong>d rechtliche Aspekte im Zusammenhang<br />

mit Auslandsreisen <strong>in</strong>nerhalb und außerhalb <strong>der</strong><br />

Schengen Staaten, dem Führen von Kraftfahrzeugen, Dop<strong>in</strong>g im<br />

Leistungssport, Wehrdienst, dem erhöhten Del<strong>in</strong>quenzrisiko, dem<br />

§ 105 JGG sowie den §§ 20/21 StGB zur Schuldfähigkeit und nicht<br />

zuletzt den Behandlungsmodalitäten im Straf- und Maßregelvollzug<br />

bei <strong>der</strong> Behandlung Jugendlicher und Heranwachsen<strong>der</strong> mit<br />

ADHS zu beachten.<br />

002<br />

Prävalenz und Diagnostik von Autismus bei erwachsenen Menschen<br />

mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

Tanja Sappok (König<strong>in</strong> Elisabeth Herzberge, Psychiatrie, Berl<strong>in</strong>)<br />

T. Bergmann, A. Diefenbacher<br />

E<strong>in</strong>leitung: Nach Angaben <strong>der</strong> WHO besteht bei e<strong>in</strong> bis drei Prozent<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung e<strong>in</strong>e geistige Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung (GB). Bei 8 – 40 %<br />

<strong>der</strong> Menschen mit GB liegt zusätzlich e<strong>in</strong>e Autismusspektrum-<br />

störung vor. Aufgrund <strong>der</strong> reduzierten Ausdrucks- und Introspektionsfähigkeit,<br />

<strong>der</strong> erhöhten Prävalenz körperlicher und psychischer<br />

<strong>Erkrankungen</strong>, <strong>der</strong> erschwerten Anamnesebed<strong>in</strong>gungen und<br />

<strong>der</strong> u.U. atypischen Symptompräsentation ist die Diagnosestellung<br />

bei erwachsenen Menschen mit GB e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus wurden die <strong>in</strong>ternational verwendeten psychodiagnostischen<br />

Untersuchungs<strong>in</strong>strumente überwiegend für<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> o<strong>der</strong> für Erwachsene ohne GB entwickelt, so dass <strong>der</strong> geltende<br />

Goldstandard nicht ohne weiteres <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diagnostik bei erwachsenen<br />

Menschen mit Intelligenzm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung anwendbar ist.<br />

Methode: Bisherige Prävalenzstudien über Autismus bei Menschen<br />

mit GB wurden zusammengestellt und Mittelwert und Standardabweichung<br />

aus den angegebenen Zahlen zur Prävalenz berechnet.<br />

Auf <strong>der</strong> Basis <strong>in</strong>ternational gebräuchlicher Untersuchungs<strong>in</strong>strumente<br />

wurden e<strong>in</strong>e Checkliste und e<strong>in</strong> weiteres diagnostisches Vorgehen<br />

zur Diagnosesicherung bei erwachsenen Menschen mit GB<br />

und Autismusverdacht entwickelt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Errechnet man aus den vorhandenen<br />

Prävalenzstudien über Autismus bei Menschen mit GB den Mittelwert,<br />

f<strong>in</strong>det sich bei jedem vierten Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

zusätzlich e<strong>in</strong>e Autismusspektrumstörung (26 %, Mittelwert<br />

aus 18 Studien, n=9152), wobei die Prävalenz mit dem Grad<br />

<strong>der</strong> GB ansteigt (leichte GB [IQ 50-70]: 12 %, schwere GB [IQ


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

Diagnose des GHB-Entzugssyndroms ist für den K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiater<br />

von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung.<br />

004<br />

Theory of M<strong>in</strong>d und exekutive Funktionen bei erwachsenen Patienten<br />

mit e<strong>in</strong>er Aufmerksamkeitsdefizit / Hyperaktivitätsstörung<br />

Jennifer Uekermann (LVR Kl<strong>in</strong>ikum Essen, ADHS Ambulanz)<br />

F. Niklewski, M. Krämer, M. Abdel-Hamid, I. Dziobek, J. Wiltfang,<br />

B. Kis<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Aufmerksamkeitsdefizit / Hyperaktivitätsstörung<br />

(ADHS) geht mit Problemen <strong>der</strong> Theory of M<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>her, die im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er Dysfunktion frontostriataler Schaltkreise <strong>in</strong>terpretiert<br />

werden können. Trotz e<strong>in</strong>er engen Verknüpfung <strong>der</strong> Theory of<br />

M<strong>in</strong>d mit dem präfrontalen Kortex (PFK), existieren bislang nur<br />

wenige Studien, <strong>in</strong> denen die Theory of M<strong>in</strong>d bei erwachsenen Patienten<br />

mit ADHS untersucht wurden.<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Studie wurden 30 bislang unmedizierte<br />

erwachsene Patienten mit e<strong>in</strong>er ADHS und 30 gesunde Kontrollpersonen<br />

mithilfe e<strong>in</strong>er umfassenden Testbatterie untersucht.<br />

Die Patienten und Kontrollpersonen waren h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Variablen<br />

Alter, Geschlecht und allgeme<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tellektuellen Leistungsniveau<br />

vergleichbar. Die Testbatterie umfasste die Bereiche Aufmerksamkeit,<br />

Gedächtnis und exekutive Funktionen. Die Theory<br />

of M<strong>in</strong>d wurde mit dem „Movie for the Assessment of social cognition“,<br />

MASC) erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Patienten mit ADHS wiesen signifikante<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigungen <strong>der</strong> Theory of M<strong>in</strong>d auf. Die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt konsistent mit e<strong>in</strong>er<br />

Dysfunktion des präfrontalen Kortex bei <strong>der</strong> ADHS. Weitere<br />

Studien mithilfe bildgeben<strong>der</strong> Verfahren s<strong>in</strong>d zur genaueren Untersuchung<br />

<strong>der</strong> neurokognitiven Mechanismen <strong>der</strong> festgestellten Defizite<br />

bei ADHS wünschenswert.<br />

005<br />

Hirnstrukturanomalien bei Patienten mit Autismus-Spektrum-<br />

Störung: e<strong>in</strong>e Meta-Analyse basierend auf anatomic likelihoodestimation<br />

(ALE)<br />

Thomas Nickl-Jockschat (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Kl<strong>in</strong>ik für<br />

Psychiatrie)<br />

U. Habel, T. Michel, F. Schnei<strong>der</strong>, K. Amunts, S. Eickhoff<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Gruppe <strong>der</strong> Autismus-Spektrum-Störungen (ASD)<br />

zählt zu den sog. tiefgreifenden Entwicklungsstörungen des K<strong>in</strong><strong>der</strong>-<br />

und Jugendalters und ist gekennzeichnet durch charakteristische<br />

Symptome wie etwa Störungen <strong>der</strong> sozialen Entwicklung,<br />

abnormen Kommunikationsmustern, repetetives und stereotypes<br />

Verhalten, sowie häufig e<strong>in</strong>geschränkten motorischen Fähigkeiten.<br />

Hirnstrukturanomalien und gestörte Hirnentwicklungstrajektorien<br />

wurden schon mehrfach als wichtiger Faktor <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ätiopathogenese<br />

dieser Störungsgruppe vermutet.<br />

Methode: Wir präsentieren hier die Ergebnisse e<strong>in</strong>er Metaanalyse<br />

basierend auf anatomic likelihood estimation (ALE). E<strong>in</strong>geschlossen<br />

wurden 16 VBM (voxel-based morphometry)-Studien, welche<br />

<strong>in</strong>sgesamt 292 ASD Patienten und 337 gesunde Kontrollprobanden<br />

e<strong>in</strong>schlossen. Die resultierenden clusters of convergence wurden<br />

durch cytoarchitektonische Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitskarten h<strong>in</strong>sichtlich<br />

ihrer anatomischen Lokalisation analysiert. Anschließend wurden<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> grauen und <strong>der</strong> weißen Substanz mit dem Lebensalter<br />

<strong>der</strong> Probanden korreliert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wir fanden sechs signifikante Cluster,<br />

welche auf Störungen <strong>der</strong> Hirnstruktur von ASD-Patienten h<strong>in</strong>weisen.<br />

Diese waren im rechten lateralen Okzipitallappen, <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken<br />

perizentralen Region, dem rechten medialen Temporallappen, den<br />

Basalganglien (l<strong>in</strong>kes Putamen und rechter Caudatus) und nahe<br />

dem rechten parietalen Operculum lokalisiert. Trajektorien <strong>der</strong><br />

grauen und <strong>der</strong> weißen Substanz zeigten altersabhängige Verände-<br />

220<br />

rungen <strong>in</strong> vier <strong>der</strong> sechs Cluster. Unsere Ergebnisse weisen auf<br />

gestörte Hirnentwicklungsprozesse bei ASD-Patienten h<strong>in</strong>, die<br />

teilweise ASD-spezifische Pathophysiologie durch verän<strong>der</strong>te regionale<br />

Trajektorien mit daraus resultieren<strong>der</strong> Dyskonnektivität erklären<br />

könnten.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30– 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-027 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Psychiatrie und KJP 1<br />

Vorsitz: A. Kordon (Lübeck)<br />

001<br />

Hochfunktionaler Autismus und Asperger Syndrom im Erwachsenenalter:<br />

Kl<strong>in</strong>ik und Diagnostik<br />

Esther Sobanski (Mannheim)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der hochfunktionale Autismus bei Erwachsenen, auch<br />

oft als Asperger Syndrom bezeichnet, ist e<strong>in</strong>e noch häufig verkannte,<br />

aber wichtige und behandlungsbedürftige Erkrankung. Diese<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong> beg<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> frühen K<strong>in</strong>dheit, verlaufen chronisch<br />

und s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> sozialen Interaktion<br />

und wechselseitigen Kommunikation sowie durch e<strong>in</strong> charakteristisches<br />

Muster von Spezial<strong>in</strong>teressen und / o<strong>der</strong> stereotyper<br />

Verhaltensweisen charakterisiert.<br />

Methode: Pub Med Recherche <strong>der</strong> Jahre 1980-2009. Aufarbeitung<br />

eigener Patientendaten aus e<strong>in</strong>er universitären Spezialambulanz<br />

hochfunktionaler Autismus im Erwachsenenalter.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Ergebnisse aus Langzeitstudien zeigen,<br />

dass die Erkrankung <strong>in</strong> <strong>der</strong> überwiegenden Mehrzahl bis <strong>in</strong>s Erwachsenenalter<br />

persistiert, wobei <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Störungen <strong>der</strong><br />

wechselseitigen Kommunikation und des pragmatischen Gebrauchs<br />

von Sprache sowie Defizite <strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialen Interaktion zu<br />

erheblichen psychosozialen Bee<strong>in</strong>trächtigungen führen. Psychiatrische<br />

Begleiterkrankungen s<strong>in</strong>d häufig. Die Diagnostik erfolgt anhand<br />

e<strong>in</strong>es kl<strong>in</strong>ischen Interviews, be<strong>in</strong>haltet nach Möglichkeit e<strong>in</strong>e<br />

Fremdanamnese von Bezugspersonen aus dem K<strong>in</strong>desalter und<br />

kann durch standardisierte Instrumente, z. B. das Diagnostische Interview<br />

für Autismus (ADI-R), die Diagnostische Beobachtungsskala<br />

für autistsiche Störungen (ADOS), o<strong>der</strong> den Fragebogen zur<br />

sozialen Kommunikation (FSK) ergänzt und validiert werden. Relevante<br />

Differenzialdiagnosen s<strong>in</strong>d v. a. Persönlichkeitsstörungen<br />

aus dem Cluster A, leichte Intelligenzm<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen sowie syndromale<br />

autistische Störungen, z.B. beim fragilen X-Syndrom, die e<strong>in</strong>e<br />

genetische Diagnostik und Beratung erfor<strong>der</strong>n.<br />

002<br />

Autismus-Spektrum-<strong>Erkrankungen</strong> im Erwachsenenalter: Psychotherapeutische<br />

Therapieansätze<br />

Barbara Alm (ZI für Seelische Gesundheit, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Mannheim)<br />

E. Sobanski<br />

E<strong>in</strong>leitung: Autismus-Spektrum-<strong>Erkrankungen</strong> mit kognitiver Begabung<br />

im Normbereich werden häufig erstmals im Erwachsenenalter<br />

diagnostiziert und gehen häufig mit sozialen Interaktions- und<br />

Kommunikationsstörungen e<strong>in</strong>her. Auch Probleme mit <strong>der</strong> Selbstakzeptanz<br />

zeigen sich dadurch <strong>in</strong> nicht unerheblichem Mass. Daraus<br />

ergibt sich für diese Patientengruppe e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Bedarf an<br />

psychotherapeutischen Interventionen. E<strong>in</strong>e Literaturrecherche ergab,<br />

dass spezifischen Therapiekonzepte für K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendliche,<br />

nicht jedoch für Erwachsenen etabliert s<strong>in</strong>d.<br />

Methode: Vorgestellt werden ausgehend von <strong>der</strong> spezifischen As-


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

perger-Kernsymptomatik mit Bee<strong>in</strong>trächtigung kommunikativer<br />

Fähigkeiten (wie z. B. Blickkontakt halten und Unfähigkeit zum<br />

Small-Talk), Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialen Interaktion und Auftreten<br />

von stereotypen Verhaltensmustern, Ansätze für s<strong>in</strong>nvolle<br />

spezifische Therapieschritte. Diese können u. a. bestehen im Besprechen<br />

sozialer Wahrnehmungen, Erkennen von Gefühlen bei<br />

an<strong>der</strong>en, Fähigkeit zur sozialen Kontaktaufnahme, Verstehen von<br />

nonverbaler Kommunikation und Verstehen / Ausüben von Small<br />

Talk. Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g von Pröblemlösefähigkeit (immer wie<strong>der</strong> E<strong>in</strong>üben<br />

von alternativen Verhaltensweisen <strong>in</strong> verschiedenen Situationen,<br />

da die Fähigkeit zur Generalisierung fehlt), Alltagsstrukturierung<br />

und zuletzt die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstakzeptanz. Hilfreich s<strong>in</strong>d<br />

strukturierende Interventionen, die an konkreten aktuellen Alltagssituationen<br />

besprochen werden. Überlegungen zu Unterschieden<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> therapeutischen Kommunikation mit Asperger-Spektrum-Patienten<br />

im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Patientengruppen wie die<br />

Benutzung von e<strong>in</strong>deutig formulierter klarer Sprache mit kurzen<br />

Sätzen ohne Gesten und E<strong>in</strong>satz von Körpersprache werden dargestellt.<br />

Eigene Erfahrungen aus <strong>der</strong> Spezialambulanz für Erwachsene<br />

werden berichtet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Ausgehend von den <strong>der</strong>zeitigen Erkenntnissen<br />

zur Symptomatik und Ätiologie und eigenen Erfahrungen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Psychotherapie von erwachsenen Patienten mit Autismus-<br />

Spektrum-<strong>Erkrankungen</strong> werden psychotherapeutische Ansätze<br />

dis kutiert. Ursächlich ist Autismus nicht behandelbar. Deshalb<br />

wird als übergeordnetes psychotherapeutisches Ziel die Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>es erweiterten Verhaltensrepertoires gesehen, das dem <strong>in</strong>dividuellen<br />

Patienten bestmöglich entspricht.<br />

003<br />

Musiktherapeutischer Behandlungsansatz bei erwachsenen Menschen<br />

mit Autismus und geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

Thomas Bergmann (KEH, BHZ, Berl<strong>in</strong>)<br />

T. Sappok, K. Schumacher, A. Diefenbacher<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Feld <strong>der</strong> erwachsenen Menschen mit Autismus sowie<br />

die Komorbidität mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung wird kaum beforscht,<br />

obwohl e<strong>in</strong>e hohe Prävalenz von Autismus und geistiger<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung besteht. Da es ke<strong>in</strong>e spezifische Medikation gegen die<br />

autistischen Kernsymptome gibt, kommt pädagogischen, verhaltenstherapeutischen<br />

und ganzheitlichen Ansätzen e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />

Bedeutung zu. Es gibt vielversprechende H<strong>in</strong>weise auf den positiven<br />

E<strong>in</strong>fluss von musiktherapeutischer Behandlung auf Kommunikation<br />

und Verbalisierungsfähigkeit, soziale Interaktion (Blickkontakt,<br />

turn-tak<strong>in</strong>g), geteilte Aufmerksamkeit (jo<strong>in</strong>t-attention),<br />

Aktivität und Affektivität. Allerd<strong>in</strong>gs fehlt es an e<strong>in</strong>em strukturierten<br />

Vorgehen bei erwachsenen Menschen mit Autismus und geistiger<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung.<br />

Methode: Qualitativer Bericht und Fallserie (n=22) über die vor<br />

2 Jahren begonnene Entwicklung e<strong>in</strong>es musiktherapeutischen Sett<strong>in</strong>gs<br />

für erwachsene Menschen mit Autismus und mittlerer bis<br />

schwerer geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung. Videographierung und Auswertung<br />

im Rahmen des Autismusprojektes des BHZ des KEH / Berl<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Studiengang Musiktherapie <strong>der</strong> UdK /<br />

Berl<strong>in</strong>.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong> strukturiertes E<strong>in</strong>zelsett<strong>in</strong>g ist <strong>in</strong>diziert,<br />

da nur e<strong>in</strong>e berechenbare soziale Situation Ausgangsgangspunkt<br />

für e<strong>in</strong>e therapeutische Beziehungsgestaltung se<strong>in</strong> kann. Oft<br />

ist es s<strong>in</strong>nvoll, dass die entsprechenden Bezugspersonen beobachtend<br />

teilnehmen. Im Ablauf ergibt sich meist e<strong>in</strong> Ritual, welches <strong>der</strong><br />

zwanghaften Struktur <strong>der</strong> meisten Patienten entspricht. Die therapeutische<br />

Haltung ist davon bestimmt, sich auf das Niveau des Patienten<br />

zu begeben. Hierbei s<strong>in</strong>d entwicklungspsychologische und<br />

b<strong>in</strong>dungstheoretische Konzepte hilfreich, wie das „EBQ“-Instrument<br />

zur E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> zwischenmenschlichen Beziehungsqualität<br />

von SCHUMACHER / CALVET. Die musikalischen Para-<br />

meter Rhythmus, Klang, Melodie, Dynamik und Form eignen sich<br />

zur Beziehungsgestaltung im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es präverbalen Dialogs. Aktive<br />

und rezeptive Verfahren bieten e<strong>in</strong>e Palette von Interventionsmöglichkeiten,<br />

den Patienten entsprechend se<strong>in</strong>em spezifischen<br />

und momentanen Wahrnehmungs- und Erregungsniveau zu stimulieren.<br />

Die Bee<strong>in</strong>flussung vegetativer Funktionen durch Rhythmus<br />

und Klang ermöglicht Entspannung und Kontaktaufnahme<br />

auf basaler körperlicher Ebene ohne Berührung. Musiktherapie als<br />

nonverbaler Ansatz bietet beson<strong>der</strong>s bei nicht-sprechenden und<br />

sensorisch e<strong>in</strong>geschränkten Menschen mit Autismus grosses therapeutisches<br />

Potential. Die Entwicklung e<strong>in</strong>es autismusspezifischen<br />

musiktherapeutischen Sett<strong>in</strong>gs ist Voraussetzung für die Evaluation<br />

therapeutischer Effekte.<br />

004<br />

Soziale Emotionen bei jungen Erwachsenen mit Autismus-Spektrum-Störung<br />

Bruno Dietsche (Psychiatrie und Psychotherapie, Bra<strong>in</strong>Imag<strong>in</strong>g,<br />

Marburg)<br />

I. Kamp-Becker, F. Paulus, K. Becker, T. Kircher, S. Krach<br />

E<strong>in</strong>leitung: Autismus-Spektrum-Störungen (ASD) gehören zu den<br />

tiefgreifenden Entwicklungsstörungen mit e<strong>in</strong>er deutlichen Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

<strong>der</strong> sozialen und kommunikativen Kompetenzen, sowie<br />

Auffälligkeiten im Bereich des repetitiven, stereotypen Verhaltens.<br />

Als Kard<strong>in</strong>alsymptom bei ASD gilt e<strong>in</strong> Defizit im <strong>in</strong>tuitiven<br />

Wahrnehmen, Verstehen und Vorhersagen von Gedanken, Emotionen<br />

und Absichten bei an<strong>der</strong>en Menschen wie auch bei sich selbst.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e auf Ebene <strong>der</strong> Basisemotionen liegen dazu zahlreiche<br />

Befunde vor. In <strong>der</strong> vorliegenden Studie soll <strong>der</strong> Frage nachgegangen<br />

werden, <strong>in</strong>wieweit ebenfalls die Verarbeitung komplexerer sozialer<br />

Emotionen bee<strong>in</strong>trächtigt ist, bei <strong>der</strong> Theory-of-M<strong>in</strong>d assoziierte<br />

Prozesse und Repräsentationen sozialer Normen relevant<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Methode: Hierzu wurden nach ADOS-G und ADI-R klassifizierte<br />

männliche Patienten mit ASD sowie ihre Väter (im S<strong>in</strong>ne des Broa<strong>der</strong>-Autism-Phenotypes)<br />

zu den vier verschiedenen Ebenen <strong>der</strong><br />

Fremdscham bzw. Fremdpe<strong>in</strong>lichkeit (Krach et al., <strong>in</strong> prep) befragt.<br />

Dabei sollte für 60 Fauxpas / normverletzende Situationen die<br />

Stärke e<strong>in</strong>es Fremdscham- bzw. Fremdpe<strong>in</strong>lichkeitsgefühls für e<strong>in</strong>e<br />

an<strong>der</strong>e Person e<strong>in</strong>geschätzt werden. Die Patienten und <strong>der</strong>en Väter<br />

wurden randomisiert e<strong>in</strong>er von zwei Bed<strong>in</strong>gungen zugeteilt und<br />

sollten sich je nach Bed<strong>in</strong>gung entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Freund o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

unbekannte männliche Person <strong>in</strong> den jeweiligen Situationen vorstellen.<br />

Für jede Situation wurde das Ausmaß <strong>der</strong> eigenen Fremdscham<br />

bzw. Fremdpe<strong>in</strong>lichkeit für die beobachtete Person erfasst.<br />

Als Kontrollgruppe dienten gematchte gesunde Probanden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die selbst e<strong>in</strong>geschätzte Fremdscham bzw.<br />

Fremdpe<strong>in</strong>lichkeit wird mit verschiedenen Kriterien <strong>in</strong> Beziehung<br />

gesetzt. Dazu gehören Empathie (E-Skala), Autismus-Spektrum-<br />

Quotient (AQ-K), Intelligenz (HAWIK) und die Autismus-Diagnose<br />

(ADOS-G, ADI-R). Darauf aufbauend werden Unterschiede<br />

221


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

zwischen den zwei verschiedenen Bed<strong>in</strong>gungen (Freund vs. unbekannte<br />

Person) sowie zwischen <strong>der</strong> Kontrollgruppe und Patienten<br />

mit ASD und <strong>der</strong>en Vätern diskutiert.<br />

005<br />

Ökologisch valide Erfassung von Planungs- und prospektiven<br />

Gedächtnisleistungen bei Menschen mit Autismus-Spektrums-<br />

Störungen<br />

Mareike Altgassen (TU Dresden, Entwicklungspsychologie)<br />

M. Kliegel, N. Koban, S. Cortez, A. Kretschmer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Menschen mit e<strong>in</strong>er Störung des autistischen Spektrums<br />

(ASS) haben häufig Schwierigkeiten mit <strong>der</strong> Organisation und Koord<strong>in</strong>ation<br />

alltäglicher Aktivitäten. Sie weisen Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

im Zeitmanagement sowie <strong>der</strong> Vorbereitung und strukturierten<br />

Durchführung von komplexen Handlungen auf. Diese Schwierigkeiten<br />

mit alltäglichen Aufgaben wurden mit klassischen laborbasierten<br />

prospektiven Gedächtnisaufgaben bestätigt (Altgassen et<br />

al., 2009; Mack<strong>in</strong>lay et al., 2006). Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Studie war<br />

die erstmalige Untersuchung <strong>der</strong> Planungs- und prospektiven Gedächtnisleistung<br />

von Menschen mit ASS mit Hilfe e<strong>in</strong>er ökologisch<br />

validen Aufgabe.<br />

Methode: 20 Erwachsene mit ASS und 20 alters- und <strong>in</strong>telligenzgematchte<br />

neurotypische Kontrollpersonen bearbeiteten die Dresdner<br />

Frühstücksaufgabe. Innerhalb dieser müssen verschiedene Teilhandlungen<br />

unterschiedlicher Wichtigkeit und unterschiedlichen<br />

Umfangs und Dauer geplant und anschließend ausgeführt werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Erste statistische Analysen ergaben ke<strong>in</strong>e<br />

signifikanten Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Planungsleistung <strong>der</strong> beiden<br />

Gruppen, wohl aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausführung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Unteraufgaben<br />

und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e den ereignis- und zeitbasierten prospektiven<br />

Aufgaben. Diese Unterschiede wurden mit exekutiven Funktionsmaßen<br />

<strong>in</strong> Zusammenhang gebracht. Schwierigkeiten mit <strong>der</strong> Planung<br />

und Ausführung komplexer Handlungen von Menschen mit<br />

ASS zeigen sich folglich nicht nur bei klassischen Laboraufgaben,<br />

son<strong>der</strong>n auch bei ökologisch validen Aufgaben und hängen möglicherweise<br />

mit exekutiven Funktionsdefiziten zusammen.<br />

006<br />

Serum prote<strong>in</strong> profil<strong>in</strong>g and proteomics <strong>in</strong> autistic spectrum<br />

dis or<strong>der</strong> us<strong>in</strong>g magnetic bead assisted mass spectrometry<br />

Alison Baird (Swansea University, Neuroscience & Molecular Institute<br />

of Life Science, UK)<br />

R. Taur<strong>in</strong>es, E. Dudley, A. C. Conner, J. Grassl, T. Jans, F. Gu<strong>der</strong>ian,<br />

C. Mehler-Wex, A. Warnke, M. Gerlach, J. Thome<br />

Introduction: The pathophysiology of autistic spectrum disor<strong>der</strong><br />

(ASD) is not fully un<strong>der</strong>stood and there are no diagnostic or predictive<br />

biomarkers. Proteomic profil<strong>in</strong>g has been used <strong>in</strong> the past<br />

for biomarker research <strong>in</strong> several non-psychiatric and psychiatric<br />

disor<strong>der</strong>s and could provide new <strong>in</strong>sights, potentially present<strong>in</strong>g a<br />

useful tool for generat<strong>in</strong>g such biomarkers <strong>in</strong> autism.<br />

Method: Serum prote<strong>in</strong> pre-fractionation with C8-magnetic beads<br />

and prote<strong>in</strong> profil<strong>in</strong>g by matrix-assisted laser desorption / ionization-time<br />

of flight mass spectrometry (MALDI-ToF-MS) were used<br />

to identify possible differences <strong>in</strong> prote<strong>in</strong> profiles <strong>in</strong> patients and<br />

controls. Serum was obta<strong>in</strong>ed from sixteen patients (aged 8 – 18)<br />

and age-matched controls.<br />

Discussion / Results: Three peaks <strong>in</strong> the MALDI-ToF MS significantly<br />

differentiated the ASD sample from the control group.<br />

Sub-group<strong>in</strong>g the ASD patients <strong>in</strong>to children with and without comorbid<br />

Attention Deficit and Hyperactivity Disor<strong>der</strong>, ADHD<br />

(ASD / ADHD+ patients, n=9; ASD / ADHD- patients, n=7), one<br />

peak dist<strong>in</strong>guished the ASD / ADHD+ patients from controls and<br />

ASD / ADHD- patients. Our results suggest that altered prote<strong>in</strong><br />

levels <strong>in</strong> peripheral blood of patients with ASD might represent<br />

useful biomarkers for this devastat<strong>in</strong>g psychiatric disor<strong>der</strong>.<br />

222<br />

007<br />

Die Barratt Impulsiveness Scale-11 für Adoleszente (BIS-11A):<br />

Deutschsprachige Version<br />

Andrea Hartmann (Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Psychologie)<br />

A. Brauhardt, W. Rief, A. Hilbert<br />

E<strong>in</strong>leitung: Impulsivität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Adoleszenz ist nach neusten Erkenntnissen<br />

e<strong>in</strong> relevanter Faktor bei verschiedenen psychischen<br />

Störungen. Im deutschen Sprachraum fehlt für diesen Altersbereich<br />

aber bislang e<strong>in</strong> Instrument, das kognitive, motorische und<br />

planerische Aspekte <strong>der</strong> Impulsivität erfasst. Die vorliegende Studie<br />

prüft die psychometrischen Eigenschaften <strong>der</strong> aus dem Italienischen<br />

übersetzten deutschen Barratt Impulsiveness Scale-11 für<br />

Adoleszente (BIS-11A).<br />

Methode: Die deutsche BIS-11A wurde von 400 Jugendlichen (10<br />

– 18 Jahre) ausgefüllt, wovon 100 Jugendliche nach sechs Monaten<br />

e<strong>in</strong>er wie<strong>der</strong>holten Testung unterzogen wurden. Zur konvergenten<br />

Validierung wurden Elternfragebögen (Junior Temperament and<br />

Character Inventory, Child Behavior Checklist) und Selbstbeurteilungsfragebögen<br />

(Inventar zur Erfassung von Impulsivität, Risikoverhalten<br />

und Empathie, Depressions<strong>in</strong>ventar für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und<br />

Jugendliche) e<strong>in</strong>gesetzt. Zur Bestimmung <strong>der</strong> diskrim<strong>in</strong>ativen Validität<br />

wurden Jugendliche mit Essanfällen und Jugendlichen mit<br />

ADHS-Symptomen mit gesunden Kontrollprobanden verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die deutsche BIS-11A zeichnete sich<br />

durch gute <strong>in</strong>terne Konsistenz und Retest-Reliabilität aus. Die Items<br />

waren trennscharf, homogen und besaßen e<strong>in</strong>e adäquate Schwierigkeit.<br />

Die Skala korrelierte im mittleren Bereich mit konzeptverwandten<br />

Fragebögen und vermochte zwischen den Gruppen zu<br />

diskrim<strong>in</strong>ieren (alle p < .05). Die faktorenanalytische Struktur <strong>der</strong><br />

Vorgängerversionen konnte bestätigt werden. Die deutsche Version<br />

<strong>der</strong> BIS-11A eignet sich zur Erfassung <strong>der</strong> motorischen, kognitiven<br />

und nicht-planendenen Impulsivität bei Jugendlichen. In zukünftiger<br />

Forschung kann die Skala im deutschen Sprachraum e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden, um Impulsivität und ihre psychopathologische Relevanz<br />

multidimensional bei Jugendlichen mit verschiedenen psychischen<br />

Störungen zu untersuchen. Zukünftige Studien sollten zudem bestimmen,<br />

ob es sich bei <strong>der</strong> Impulsivität um e<strong>in</strong>en Risikofaktor für<br />

spezifische psychische Störungen handelt.<br />

008<br />

Differenzialdiagnose Tourette-Syndrom versus dissoziative Bewegungsstörung:<br />

Kl<strong>in</strong>ische Charakteristika und Fallbeispiele aus e<strong>in</strong>er<br />

Spezialambulanz<br />

Claudia Wenzel (MH Hannover, Zentrum für Seelische Gesundheit)<br />

K. Müller-Vahl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Tourette-Syndrom (TS) ist e<strong>in</strong>e neuropsychiatrische<br />

Erkrankung, die durch motorische und vokale Tics sowie häufig<br />

auch komorbide psychiatrische Symptome gekennzeichnet ist<br />

und grundsätzlich nach re<strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen Merkmalen diagnostiziert<br />

wird. Auch verschiedene neurologische <strong>Erkrankungen</strong> können sekundär<br />

mit Tics bzw. Tic-ähnlichen Bewegungen e<strong>in</strong>hergehen,<br />

differenzialdiagnostisch s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e myoklonische, choreatische<br />

und dystone Bewegungsstörungen abzugrenzen. Nicht selten<br />

jedoch f<strong>in</strong>den sich Tic-ähnliche Bewegungen bzw. Bewegungsstereotypien<br />

als Ausdruck e<strong>in</strong>er Konversionsstörung. Bei e<strong>in</strong>zelnen<br />

Patienten bestehen sogar gleichzeitig sowohl Konversionssymptome<br />

als auch Tics. Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, wie<br />

häufig sich Patienten mit Tic-ähnlichen Bewegungsstörungen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Spezialsprechstunde für Tic-Störungen vorstellen und wie<br />

diese differenzialdiagnostisch abgegrenzt werden können.<br />

Methode: Die systematisch erfassten kl<strong>in</strong>ischen Daten aller Patienten,<br />

die sich im Zeitraum Juli 2008 bis Juni 2009 erstmals <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Tourette-Ambulanz <strong>der</strong> MHH vorstellten, wurden h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

abschließenden diagnostischen E<strong>in</strong>ordnung ausgewertet. Teilweise


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

konnte zusätzlich Videomaterial zur Auswertung herangezogen<br />

werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In e<strong>in</strong>em repräsentativen Kollektiv von<br />

63 Patienten (46 m / 17 w, mittleres Alter zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Vorstellung<br />

21.8 ± 13.1 Jahre (6 – 67)), die sich im Untersuchungszeitraum<br />

bei e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Untersucher<strong>in</strong>nen (CW) mit <strong>der</strong> Verdachtsdiagnose<br />

e<strong>in</strong>er Tic-Störung vorstellten, erfüllten 18 nicht die kl<strong>in</strong>ischen<br />

Kriterien e<strong>in</strong>er Tic-Störung. Je 1 Patient hatte e<strong>in</strong>e Zwangsstörung,<br />

e<strong>in</strong>e Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), e<strong>in</strong><br />

Asperger-Syndrom, e<strong>in</strong>e Chorea Hunt<strong>in</strong>gton, e<strong>in</strong>e Schizophrenie /<br />

schizoaffektive Störung und 2 Patienten Bewegungsstereotypien<br />

bei per<strong>in</strong>ataler hypoxischer Hirnschädigung. E<strong>in</strong>e bei 8 Patienten<br />

diagnostizierte Konversionsstörung stellte die häufigste Differenzialdiagnose<br />

dar. Bei 2 weiteren Patienten fand sich e<strong>in</strong>e Doppeldiagnose<br />

mit Tics und Konversionssymptomen. Unsere Daten aus<br />

e<strong>in</strong>er großen TS-Spezialambulanz mit <strong>in</strong>sgesamt mehr als 1000 Patienten<br />

zeigen, dass die Diagnose e<strong>in</strong>er Konversionsstörung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Differenzialdiagnostik von Ticstörungen nicht selten ist und <strong>in</strong><br />

diagnostische Überlegungen stets mit e<strong>in</strong>bezogen werden muss. In<br />

diesem Übersichtsvortrag sollen anhand von Videobeispielen verschiedene<br />

Patienten mit Tics, dissoziativen Bewegungsstörungen<br />

o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation bei<strong>der</strong> Symptome illustriert und die<br />

differenzialdiagnostisch relevanten kl<strong>in</strong>ischen Merkmale verdeutlicht<br />

werden.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-028 Posterpräsentation<br />

ADHS 1<br />

Vorsitz: W. Retz (Homburg)<br />

001<br />

ADHS und bipolare <strong>Erkrankungen</strong> bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

– zwei Facetten e<strong>in</strong>er psychopathologischen Entität?<br />

Florian Daniel Zepf (RWTH Universität Aachen, KJP / JARA-Bra<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bipolare Störungen im K<strong>in</strong>des- und Jugendalter zeigen<br />

häufig Überschneidungen mit Symptomen e<strong>in</strong>es Aufmerksamkeits-Defizit<br />

/ Hyperaktivitäts-Syndroms (ADHS). Die Debatte e<strong>in</strong>er<br />

Überlappung relevanter Symptome bei<strong>der</strong> Störungsbil<strong>der</strong> h<strong>in</strong>sichtlich<br />

e<strong>in</strong>er möglichen geme<strong>in</strong>samen psychopathologischen<br />

Entität wird <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fachliteratur kontrovers geführt, vor<br />

allem auch im H<strong>in</strong>blick auf bisher fehlende Longitud<strong>in</strong>al-Daten<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen h<strong>in</strong> zum Erwachsenenalter.<br />

Methode: Epidemiologische, genetische und neurochemische<br />

Daten sowie Befunde aus <strong>der</strong> funktionellen Bildgebung werden<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Fragestellung e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen psychopathologischen<br />

Entität von e<strong>in</strong>em ADHS und bipolaren Störungen im K<strong>in</strong>des-<br />

und Jugendalter zusammengestellt und diskutiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> Zusammenschau ergeben sich<br />

H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same psychopathologische Entität h<strong>in</strong>sichtlich<br />

zugrunde liegen<strong>der</strong> neurobiologischer Faktoren. Jedoch<br />

s<strong>in</strong>d weiterführende Studien notwendig um diesen Zusammenhang<br />

weiter zu untersuchen.<br />

002<br />

Besteht bei adipösen Patient<strong>in</strong>nen und Patienten e<strong>in</strong> höheres<br />

Risiko für e<strong>in</strong>e Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung<br />

(ADHS) im Erwachsenenalter?<br />

Barbara Gruß (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Erlangen, Psychosomatische<br />

Abteilung)<br />

M. de Zwaan<br />

E<strong>in</strong>leitung: Verlaufsstudien (z. B. Mannuzza et al., 1993; Rasmussen<br />

et al., 2000) zeigen, dass ADHS bei 30 – 60 % <strong>der</strong> Betroffenen<br />

im Erwachsenenalter persistiert und die Symptomatik vollständig<br />

o<strong>der</strong> als Teilsyndrom bestehen bleibt. ADHS stellt e<strong>in</strong>en Vulnerabilitätsfaktor<br />

für spezifische Störungen des Erwachsenenalters dar.<br />

Studien (u.a. Davis et al., 2006; Pagoto et al., 2009) zeigen, dass e<strong>in</strong>e<br />

ADHS-spezifische Diagnostik auch bei adipösen Patienten s<strong>in</strong>nvoll<br />

ist. Altfas (2002) berichtet e<strong>in</strong>e Prävalenz von 27,4 % unter Anlegung<br />

e<strong>in</strong>es BMI von < 40 bzw. 42,6 % unter Berücksichtigung e<strong>in</strong>es<br />

BMI von >= 40.<br />

Methode: Es wurde erfasst, wie häufig adipöse Patient<strong>in</strong>nen und<br />

Patienten unter Symptomen e<strong>in</strong>er ADHS leiden. Neben Auffälligkeiten<br />

im K<strong>in</strong>desalter (WURS-K) und aktuellem ADHS-Status<br />

(ADHS-SB) wurden Depressivitätswerte zur Abschätzung <strong>der</strong> Komorbidität<br />

erhoben. Die gleichen Skalen wurden normalgewichtigen<br />

Patienten e<strong>in</strong>er psychotherapeutischen Station als Vergleichsstichprobe<br />

vorgelegt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei 53,5 % <strong>der</strong> e<strong>in</strong>geschlossenen adipösen<br />

Patienten wurde m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e weitere psychiatrische Diagnose<br />

gestellt (vorwiegend e<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>ge-Eat<strong>in</strong>g-Störung o<strong>der</strong> Depression).<br />

22,4 % erzielten auffällige Werte <strong>in</strong> <strong>der</strong> WURS-K und 29,9 % <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

aktuellen ADHS-Selbstbeurteilung. 19,7 % hatten konsistent auffällige<br />

Werte auf beiden Skalen, allerd<strong>in</strong>gs wiesen 21,4 % von ihnen<br />

wie<strong>der</strong>um kl<strong>in</strong>isch relevante Depressivitätswerte auf. Daher muss<br />

genauer h<strong>in</strong>terfragt werden, wodurch die Symptomatik am besten<br />

zu erklären ist bzw. <strong>in</strong>wieweit mehrere Komorbiditäten bestehen.<br />

Dennoch sprechen die Zahlen für die Relevanz <strong>der</strong> Symptomerhebung.<br />

003<br />

ADHS und m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige Mutterschaft. E<strong>in</strong>e Kasuistik im Kontext<br />

des Rostocker Projektes „Bed<strong>in</strong>gungen und Folgen m<strong>in</strong><strong>der</strong>jähriger<br />

Mutterschaft“<br />

Constanze Veigel-Maruschke (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Rostock, K<strong>in</strong><strong>der</strong>-<br />

und Jugendpsychiatrie)<br />

J. Stephan, O. Reis, F. Häßler, S. Bohne-Suraj<br />

E<strong>in</strong>leitung: Mit e<strong>in</strong>er Prävalenzschätzung von 3 bis 6 % gilt das<br />

Aufmerksamkeits-Defizit-(Hyperaktivitäts)-Syndrom als e<strong>in</strong>e <strong>der</strong><br />

häufigsten psychiatrischen Störungen im K<strong>in</strong>des- und Jugendalter.<br />

Den Autoren ist bislang ke<strong>in</strong>e Untersuchung zu Häufigkeit von<br />

AD(H)S bei bzw. e<strong>in</strong>em möglichen Zusammenhang des AD(H)S<br />

mit m<strong>in</strong><strong>der</strong>jähriger Schwanger- und Mutterschaft bekannt. Vor<br />

diesem H<strong>in</strong>tergrund wird hier <strong>der</strong> Kasus e<strong>in</strong>er Mutter, die m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährig<br />

ihr erstes K<strong>in</strong>d entband und bei <strong>der</strong> e<strong>in</strong> ADHS im Erwachsenenalter<br />

diagnostiziert wurde, vorgestellt. Auch ihre beiden K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

leiden an e<strong>in</strong>em AD(H)S.<br />

Methode: Für das Projekt wurden querschnittlich m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige<br />

Erstgebärende <strong>der</strong> Universitätsfrauenkl<strong>in</strong>ik Rostock am Kl<strong>in</strong>ikum<br />

Süd <strong>der</strong> Jahre 1993-2009, sowie e<strong>in</strong>e Kontrollgruppe volljähriger<br />

Mütter, welche sich aus den jeweiligen darauffolgenden Erstgebärenden<br />

zusammensetzt, mittels Fragebögen sowie e<strong>in</strong>es semistrukturierten<br />

Interviews befragt (Ziel: n=200, davon 100 m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige).<br />

Es wird e<strong>in</strong>e Kasuistik aus dem Kontext des Projekts<br />

präsentiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Betrachtung <strong>der</strong> störungsspezifischen<br />

Fragebögen (CAARS / WURS) weist bei dieser Proband<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Symptombelastung <strong>in</strong> den Bereichen Impulsivität und Unaufmerksamkeit<br />

auf. Auch bei ihr ergeben sich bezüglich des Verhütungs-<br />

223


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

verhaltens und des Suchtmittelkonsums klare Unterschiede zur<br />

Kontrollgruppe. Die Anzahl ihrer Geschlechtspartner weicht vom<br />

Durchschnitt <strong>der</strong> M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen- und <strong>der</strong> Kontrollgruppe ab.<br />

Schlussfolgerung: Die Sensibilisierung für e<strong>in</strong>en möglichen Zusammenhang<br />

zwischen m<strong>in</strong><strong>der</strong>jähriger Mutterschaft und AD(H)S<br />

könnte e<strong>in</strong>e wirkungsvolle Prävention <strong>in</strong> Form von mediz<strong>in</strong>ischer,<br />

(sozial)pädagogischer und psychotherapeutischer Intervention bei<br />

Mädchen <strong>in</strong> störungsspezifischer Risikolage ermöglichen.<br />

004<br />

Korrelation zwischen ADHS-Kernsymptomatik, ADHS-bed<strong>in</strong>gter<br />

Problembelastung und emotionaler Ausdrucksfähigkeit: 6-Monatsdaten<br />

<strong>der</strong> Beobachtungsstudie COMPLY<br />

Ralf W. Dittmann (ZI für Seelische Gesundheit, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie,<br />

Mannheim)<br />

A. Schacht, P. M. Wehmeier, T. Banaschewski<br />

E<strong>in</strong>leitung: Diese Analyse untersucht bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

mit ADHS den Zusammenhang zwischen Schwere <strong>der</strong><br />

Kernsymptomatik (Arztbeurteilung; ADHD-RS), ADHS-bed<strong>in</strong>gter<br />

Problembelastung (Patienten-, Eltern-, Arztbeurteilung; Global<br />

Impression of Perceived Difficulties [GIPD]) und emotionaler Ausdrucksfähigkeit<br />

(Patient-, Elternbeurteilung; Expression of Emotion<br />

Scale [EESC]) während <strong>der</strong> ersten 6 Monate unter ADHS-<br />

Medikation.<br />

Methode: 6-Monatszwischenauswertung (sekundäre Zielkriterien)<br />

e<strong>in</strong>er prospektiven, multizentrischen Beobachtungsstudie über 12<br />

Monate (Datenerhebung: Basel<strong>in</strong>e; Woche 1, 2, 4; Monat 3, 6, 9, 12;<br />

primäres Ziel: Therapiecompliance nach 1 Jahr). Score-Mittelwerte<br />

(±STD) s<strong>in</strong>d für „observed cases“ angegeben; Korrelationen zwischen<br />

Skalen als Spearmankoeffizienten (r; 95 %KI).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Ausgewertet wurden 504 Patienten (mittl.<br />

Alter 9,6 Jahre; 72,6 % Jungen). 50 % erhielten Atomoxet<strong>in</strong> (ATX)<br />

verordnet, 49 % Stimulanzien (1 % beide). Die ADHS-RS-Scores<br />

sanken (Basel<strong>in</strong>e; Monat 6: ATX: 33,0 ± 9,28; 15,5 ± 10,02. Stimulanzien:<br />

31,6 ± 10.05; 13,2 ± 8,11); ebenso alle GIPD-Scores und<br />

EESC-Beurteilungen durch Patienten (ATX: 75,1 ± 16,16; 60,3 ±<br />

14,95. Stimulanzien: 73,0 ± 17,51; 58,5 ± 14,62) und Eltern (ATX:<br />

79,0 ± 18,17; 63,9 ± 17,52. Stimulanzien: 76,3 ± 16,64; 60,2 ± 15,98).<br />

Die Korrelation zwischen GIPD- und ADHS-RS war an Basel<strong>in</strong>e<br />

für die GIPD-Patientenbeurteilung (r [95 %KI]: 0,25 [0,16;0,33])<br />

signifikant schwächer als für die Elternbeurteilung (r=0,42<br />

[0,34;0,49]). Für alle Rater nahm die Korrelation im Beobachtungsverlauf<br />

zu (Beispiel Arztbeurteilung: Basel<strong>in</strong>e r=0,37 [0,29;0,44];<br />

Monat 6 r=0,55 [0,48;0,61]). Die Korrelationen zwischen EESC und<br />

ADHD-RS waren bei Patienten- und Elternbeurteilung ähnlich,<br />

mit Zunahme im Beobachtungsverlauf, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei den<br />

Eltern (Basel<strong>in</strong>e r=0,10 [0,01;0,19]; Monat 6 r=0,43 [0,35;0,51]).<br />

Zusammenfassend zeigten sich relevante Unterschiede <strong>in</strong> den Beurteilungen<br />

durch Arzt, Eltern und Patienten. Die Bewertung von<br />

emotionaler Ausdrucksfähigkeit und ADHS-assoziierter Problembelastung<br />

mittels EESC bzw. GIPD unter Therapie lieferte Zusatz<strong>in</strong>formationen<br />

jenseits <strong>der</strong> ADHS-Kernsymptomatik, die für die<br />

Lebensqualität <strong>der</strong> Patienten relevant se<strong>in</strong> können. Studie unterstützt<br />

durch Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg.<br />

005<br />

E<strong>in</strong>e qualitative Studie über Lebensverläufe von Menschen mit<br />

ADHS<br />

Carol<strong>in</strong>e Bonnes (Goethe Universität, Frankfurt Am Ma<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Bereich <strong>der</strong> Forschung zum Aufmerksamkeitsdefizit-<br />

/ Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) bei Erwachsenen liegen<br />

bisher weitestgehend Beiträge zu Diagnostik, Medikation und Therapie<br />

vor. Um ADHS <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Bedeutung und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Auswirkungen<br />

für die Betroffenen zu verstehen, ist es jedoch notwendig,<br />

die <strong>in</strong>ter<strong>in</strong>dividuellen psychosozialen Entwicklungsprozesse im<br />

224<br />

biographischen Verlauf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ganzheitlichen Ansatz zu analysieren<br />

und zu verstehen. Die vorgestellte qualitative Studie untersucht<br />

erstmals die biographische Entwicklung von Menschen mit<br />

Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätssyndrom (ADHS). Beson<strong>der</strong>er<br />

Fokus liegt auf möglichen Ressourcen und Risikofaktoren<br />

im Laufe <strong>der</strong> <strong>Lebensspanne</strong> sowie auf ADHS-spezifischen Effekten.<br />

Methode: Es wurden 30 semistrukturierte, biographisch orientierte<br />

Interviews (18 – 58 Jahre) mit von ADHS betroffenen Menschen<br />

durchgeführt, die anschließend <strong>in</strong>haltsanalytisch ausgewertet wurden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Analyse <strong>der</strong> Interviews zeigt, dass die<br />

psychosoziale Entwicklung und damit wichtige Bereiche des Lebens<br />

wie Familie, Partnerschaft, soziale Beziehungen sowie schulische<br />

und berufliche Entwicklung stark von den ADHS-Symptomen<br />

bee<strong>in</strong>flusst werden können. Beson<strong>der</strong>s erstaunlich jedoch s<strong>in</strong>d diejenigen<br />

Lebensverläufe, <strong>in</strong> denen die von ADHS betroffenen Menschen<br />

bestimmte Strategien und Handlungskompetenzen entwickelt<br />

haben und somit trotz ihrer Bee<strong>in</strong>trächtigungen durch die ADHS-<br />

Symptomatik sehr erfolgreich <strong>in</strong> ihrer Lebensgestaltung s<strong>in</strong>d. Was<br />

ist bei diesen Menschen an<strong>der</strong>s gewesen als bei den weniger erfolgreichen?<br />

Aus dem untersuchten Material konnten <strong>in</strong>terne und externe<br />

protektive Faktoren identifiziert werden, welche die <strong>in</strong>dividuelle<br />

Entwicklung im Lebensverlauf entscheidend bee<strong>in</strong>flusst haben.<br />

Diese Studie formt e<strong>in</strong>e wichtige Basis, von <strong>der</strong> weitere Untersuchungen<br />

<strong>in</strong> dem Feld <strong>der</strong> differentiellen Entwicklung bei ADHS im<br />

Erwachsenenalter ausgehen werden.<br />

006<br />

Identifikation von Ressourcen – Die berufliche Entwicklung von<br />

Menschen mit ADHS<br />

Carol<strong>in</strong>e Bonnes (Goethe Universität, Frankfurt Am Ma<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Bereich <strong>der</strong> Forschung zum Aufmerksamkeitsdefizit-<br />

/ Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) bei Erwachsenen liegen bisher<br />

weitestgehend Beiträge zu Diagnostik, Medikation und Therapie<br />

vor. Um ADHS <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Bedeutung und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Auswirkungen<br />

für die Betroffenen zu verstehen, ist es jedoch notwendig, die <strong>in</strong>ter<strong>in</strong>dividuellen<br />

psychosozialen Entwicklungsprozesse im biographischen<br />

Verlauf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ganzheitlichen Ansatz zu analysieren und<br />

zu verstehen. Die vorgestellte qualitative Studie untersucht erstmals<br />

die biographische Entwicklung von Menschen mit ADHS und gibt<br />

somit neue E<strong>in</strong>sichten <strong>in</strong> berufliche Entwicklungsmuster von Menschen<br />

die von ADHS betroffen s<strong>in</strong>d.<br />

Methode: Es wurden 30 semistrukturierte, biographisch orientierte<br />

Interviews (18 – 58 Jahre) mit von ADHS betroffenen Menschen<br />

durchgeführt, die anschließend <strong>in</strong>haltsanalytisch ausgewertet wurden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Analyse <strong>der</strong> Interviews zeigt, dass<br />

wichtige Entwicklungsbereiche wie Schule und Beruf durch die<br />

ADHS Symptomatik stark bee<strong>in</strong>flusst werden. Die „Karriere“ beg<strong>in</strong>nt<br />

häufig meist schon mit Problemen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule und e<strong>in</strong>er<br />

schwierigen Zeit während <strong>der</strong> Ausbildung. Danach folgen häufige<br />

Arbeitgeberwechsel, Kündigungen und frustrierende Karriereentwicklung.<br />

Die Betroffenen bef<strong>in</strong>den sich auf e<strong>in</strong>er ständigen Suche<br />

nach e<strong>in</strong>er Nische, <strong>in</strong> die sie mit ihrem spezifischen Stärken- und<br />

Schwächenprofil h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>passen. Beson<strong>der</strong>s erstaunlich jedoch s<strong>in</strong>d<br />

diejenigen Lebensverläufe, <strong>in</strong> denen die von ADHS betroffenen<br />

Menschen bestimmte Strategien und Handlungskompetenzen entwickelt<br />

haben und trotz ihrer Bee<strong>in</strong>trächtigungen durch die ADHS<br />

Symptomatik <strong>in</strong> ihrer beruflichen Entwicklung sehr erfolgreich<br />

s<strong>in</strong>d. Woraus resultiert <strong>der</strong> Unterschied im Vergleich zu den weniger<br />

erfolgreichen? Aus dem untersuchten Material konnten <strong>in</strong>terne<br />

und externe protektive Faktoren identifiziert werden, welche die<br />

<strong>in</strong>dividuelle berufliche Entwicklung entscheidend bee<strong>in</strong>flusst haben.<br />

Die Ergebnisse dieser Studie geben wichtige H<strong>in</strong>weise zu e<strong>in</strong>er


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Berufsberatung sowie von allgeme<strong>in</strong>en Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs-<br />

und Beratungsmaßnahmen für Menschen mit ADHS. Daher<br />

formt diese Studie e<strong>in</strong>e wichtige Basis, von <strong>der</strong> weitere Untersuchungen<br />

<strong>in</strong> dem Feld <strong>der</strong> beruflichen Entwicklung bei ADHS im<br />

Erwachsenenalter ausgehen werden.<br />

007<br />

Was erwarten Erwachsene mit ADHS von e<strong>in</strong>er Therapie? Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> qualitativen Phase e<strong>in</strong>er Patientenpräferenzen-Studie<br />

Axel Mühlbacher (Hochschule Neubrandenburg, IGM Institut Gesundheitsökonomie)<br />

J. Kasper, L. Slawik, M. Gerwe, M. Nübl<strong>in</strong>g<br />

E<strong>in</strong>leitung: ADHS im Erwachsenenalter wird mit teilweise erheblicher<br />

Morbidität und Lebensqualitätse<strong>in</strong>bußen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht.<br />

Geht man davon aus, dass <strong>der</strong> Therapieerfolg e<strong>in</strong>es Behandlungsangebots<br />

vom erfahrbaren Nutzen für den ADHS-Patienten<br />

abhängt, müssen die für die Betroffenen wichtigen Behandlungsaspekte<br />

bekannt se<strong>in</strong>. Im Rahmen e<strong>in</strong>er Präferenzstudie wurden verschiedene<br />

qualitative Methoden angewandt, um die Präferenzen<br />

von ADHS Patienten zu ermitteln.<br />

Methode: Nach Hypothesengenierung durch e<strong>in</strong>e Literaturrecherche<br />

wurden die aus Betroffenensicht relevanten Eigenschaften von<br />

ADHS-Therapien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweistufigen Verfahren erhoben: mit<br />

E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>terviews wurde <strong>der</strong> erlebte Behandlungsbedarf sowie die<br />

aus Patientensicht zentralen Behandlungsaspekte analysiert. Auf dieser<br />

Grundlage wurde e<strong>in</strong> Leitfaden für Fokusgruppen entwickelt.<br />

Fünf Fokusgruppen dienten <strong>der</strong> Validierung von Vollständigkeit<br />

und Relevanz <strong>der</strong> identifizierten Aspekte. Die Rekrutierung <strong>der</strong> Betroffenen<br />

erfolgte über Fachärzte (E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>terviews) bzw. über die<br />

ADHS-Selbsthilfeorganisationen (Fokusgruppen).<br />

Diskussion / Ergebnisse: 14 E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>terviews (Durchschnittsalter<br />

33 Jahre, 64 % Männer) und fünf Fokusgruppen mit 4 bis 12 Erwachsenen<br />

mit ADHS (n=35, Durchschnittsalter 41 Jahre, 51 %<br />

Männer) wurden im Herbst 2008 <strong>in</strong> Deutschland durchgeführt.<br />

Erlebter Behandlungsbedarf und geäußerte Therapieziele unterschieden<br />

sich je nachdem wann die Diagnose gestellt wurde (K<strong>in</strong>dheit<br />

vs. Erwachsenenalter). Die Ergebnisse resultierten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

standardisierten Fragebogen für den anschließenden quantitativen<br />

Studienteil: Es wurden 23 relevante Behandlungsaspekte identifiziert,<br />

die neben <strong>der</strong> L<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> störungsbed<strong>in</strong>gten Symptome<br />

und ihrer sozialen, emotionalen und körperlichen Konsequenzen<br />

auch die Rahmenbed<strong>in</strong>gen (z. B. Anerkennung <strong>der</strong> ADHS, Unterstützung<br />

durch den Arzt, Informationsbedarf) umfassen. Diese<br />

konnten zu sechs Dimensionen aggregiert werden: Notwendigkeit<br />

e<strong>in</strong>er Pharmakotherapie, E<strong>in</strong>fluss auf positive ADHS-spezifische<br />

Eigenschaften (z. B. Kreativität), kurzfristiger Effekt auf AHDS-<br />

Kernsymptome, langfristige Verhaltensän<strong>der</strong>ung, seelische (Stimmungsschwankungen)<br />

sowie soziale Lage (Freundschaften, Beruf).<br />

Schlussfolgerung: Durch E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>terviews und Fokusgruppen-Gespräche<br />

konnten die Aspekte und Dimensionen ermittelt werden,<br />

die <strong>in</strong> <strong>der</strong> ADHS-Therapie aus Sicht <strong>der</strong> Betroffenen entscheidend<br />

s<strong>in</strong>d (Inhaltsvalidität). Im zweiten Studienteil werden Methoden<br />

verwendet, um die (relative) Wichtigkeit dieser Behandlungsaspekte<br />

zu analysieren.<br />

008<br />

Worauf kommt es an? Patientenpräferenzen und ADHS-Therapie<br />

im Erwachsenenalter – e<strong>in</strong> Discrete Choice Experiment<br />

Axel Mühlbacher (Hochschule Neubrandenburg, IGM Institut Gesundheitsökonomie)<br />

J. Kasper, L. Slawik, M. Gerwe, M. Nübl<strong>in</strong>g<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Kontext <strong>der</strong> partizipativen Entscheidungsf<strong>in</strong>dung<br />

ist <strong>der</strong> Nutzen aus Patientensicht als e<strong>in</strong> Qualititätskriterium für die<br />

Bewertung von Behandlungsalternativen zu berücksichtigen. Dies<br />

setzt voraus, dass die wesentlichen Therapieaspekte aus Patienten-<br />

sicht bekannt und auch <strong>der</strong>en Relevanz (Patientenpräferenzen) bewertet<br />

werden können. Die Durchführung von Discrete-Choice-<br />

Experiment (DCE) ermöglicht es, die Präferenzstruktur von<br />

erwachsenen Patienten mit ADHS h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Therapie zu<br />

analysieren.<br />

Methode: Ergebnisse <strong>der</strong> qualitativen Vorstudie (Literaturrecherche,<br />

E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>terviews, Fokusgruppen) resultierten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em standardisierten<br />

Fragebogen (Papier- und onl<strong>in</strong>e-Version) zur direkten<br />

(23 Behandlungsaspekte, Fünf-Punkte Likert-Skala) und <strong>in</strong>direkten<br />

Messung (DCE) <strong>der</strong> identifizierten zentralen Behandlungsaspekte.<br />

Das DCE besteht aus acht Paaren fiktiver Therapien, beschrieben<br />

durch sechs Dimensionen <strong>in</strong> dichotomer Ausprägung.<br />

Präferenzen werden durch bi- und multivariate statische Verfahren<br />

ermittelt. Es wird geprüft, ob für verschiedene Patientengruppen<br />

(z.B. Männer-Frauen, Ältere-Jüngere) unterschiedliche Präferenzmodelle<br />

gelten. Die Rekrutierung <strong>der</strong> Patienten erfolgte über die<br />

ADHS-Selbsthilfeorganisationen bzw. Fachärzte und weitere Multiplikatoren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 329 Patienten (18 – 65 Jahre, 63 % Frauen)<br />

füllen den Fragebogen aus (89 % onl<strong>in</strong>e). In <strong>der</strong> direkten Messung<br />

werden „Langfristige positive Effekte (z. B. längerfristige Verhaltensän<strong>der</strong>ungen)“,<br />

„Verbesserte Konzentrationsfähigkeit / Aufmerksamkeit“,<br />

„Ermöglicht „normalen“ Tagesablauf “ sowie „Verbessert emotionale<br />

/ seelische Verfassung“ als die wichtigsten Eigenschaften<br />

bewertet (Mittelwert um 90). Die höchste relative Wichtigkeit (jeweils<br />

p


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

siertes Verhalten“, <strong>in</strong> dem die Älteren e<strong>in</strong>e stärkere Symptomausprägung<br />

angaben, fanden sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> standardisierten ADHS-<br />

Anam nese ke<strong>in</strong>e Unterschiede zwischen den beiden Altersgruppen.<br />

Jedoch lagen <strong>in</strong> den beiden ADHS-Fragebögen ADHS-SB und<br />

WURS-k (p < .01) sowie im BDI (p < .05) die Mittelwerte <strong>der</strong> älteren<br />

Patienten signifikant über denen <strong>der</strong> jüngeren. Beson<strong>der</strong>s deutlich<br />

fiel <strong>der</strong> Alterseffekt für die Subskala „Unaufmerksamkeit“ <strong>der</strong><br />

ADHS-SB aus. E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> erhöhten Depressivität <strong>der</strong> Älteren<br />

auf die Ergebnisse <strong>der</strong> ADHS-Fragebogen kann aufgrund <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen<br />

Korrelationen mit dem BDI weitgehend ausgeschlossen<br />

werden. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> mit den psychometrischen Tests d2 und<br />

WCST festgestellten kognitiven Leistungsfähigkeit waren ke<strong>in</strong>e<br />

Altersunterschiede nachweisbar. Insgesamt legen die Daten nahe,<br />

dass sich ältere ADHS-Patienten mit e<strong>in</strong>em höheren Leidensdruck<br />

zur diagnostischen Abklärung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gedächtnissprechstunde vorstellten,<br />

was auch dem kl<strong>in</strong>ischen E<strong>in</strong>druck entspricht.<br />

010<br />

Verzögerungsaversion bei Personen mit e<strong>in</strong>er Aufmerksamkeitsdefizit-<br />

/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS): Persistenz, Spezifität,<br />

kontextuelle Faktoren und physiologische Korrelate<br />

Ivo Marx (Universität Rostock, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Ziel dieses Vortrages soll es se<strong>in</strong>, dem Zuhörer anhand<br />

des aktuellen Forschungsstandes und eigener Forschungsprojekte<br />

e<strong>in</strong> umfassendes Verständnis des Konzepts <strong>der</strong> Verzögerungsaversion<br />

zu vermitteln. Dabei möchten wir e<strong>in</strong>e breitere, stärker<br />

kontextorientierte Def<strong>in</strong>ition dieses Begriffs vorstellen, die über die<br />

e<strong>in</strong>er verstärkten Tendenz zur Unmittelbarkeit h<strong>in</strong>ausgeht und situationale<br />

Variablen stärker berücksichtigt.<br />

Methode: Unter Verwendung von Verhaltensstudien, bildgebenden<br />

Untersuchungen und elektrophysiologischen Methoden s<strong>in</strong>d wir<br />

den Fragen nachgegangen, (1) ob sich Verzögerungsaversion lediglich<br />

bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit ADHS manifestiert, o<strong>der</strong> ob sie, vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

e<strong>in</strong>er fortbestehenden Impulsivität, bis <strong>in</strong> das Erwachsenenalter<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> persistiert, (2) welchen E<strong>in</strong>fluss Bed<strong>in</strong>gungsfaktoren<br />

wie <strong>der</strong> Anreiz <strong>der</strong> zu bearbeitenden Aufgabe o<strong>der</strong> die Valenz <strong>der</strong><br />

antizipierten Handlungsresultate auf das Ausmaß von Verzögerungsaversion<br />

ausüben, (3) ob sich Verzögerungsaversion auch <strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>en kognitiven Funktionsbereichen, wie beispielsweise <strong>der</strong> Zeitwahrnehmung,<br />

nachweisen lässt, (4) welche neurofunktionellen<br />

und elektrophysiologischen Korrelate mit e<strong>in</strong>er erhöhten Verzögerungsaversion<br />

e<strong>in</strong>hergehen und (5) wie spezifisch das Kon strukt<br />

<strong>der</strong> Verzögerungsaversion für das Störungsbild <strong>der</strong> ADHS ist.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Auf <strong>der</strong> Verhaltensebene konnten wir<br />

zeigen, dass sich Verzögerungsaversion bis <strong>in</strong> das Erwachsenenalter<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> fortsetzt. H<strong>in</strong>sichtlich kontextueller Faktoren fanden wir,<br />

dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit ADHS trotz hoher Impulsivität dazu <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage<br />

waren, angesichts hoch bewerteter positiver und negativer Verhaltenskonsequenzen<br />

genauso lange geduldig abzuwarten wie gesunde<br />

Kontrollk<strong>in</strong><strong>der</strong>. Bezüglich <strong>der</strong> Zeitwahrnehmung weisen Zwischenergebnisse<br />

darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur beschriebene Defizite <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Wahrnehmung längerer zeitlicher Intervalle möglicherweise<br />

durch Verzögerungsaversion bed<strong>in</strong>gt s<strong>in</strong>d und durch Gestaltungsmaßnahmen<br />

<strong>der</strong> zu lösenden Zeitwahrnehmungsaufgabe sowie<br />

pharmakotherapeutische Maßnahmen bee<strong>in</strong>flusst werden können.<br />

Auch die Ergebnisse weiterer laufen<strong>der</strong> Studien zu den verbleibenden<br />

Fragestellungen werden dargestellt.<br />

011<br />

Soziale Kognition bei Patienten mit e<strong>in</strong>er Aufmerksamkeits defizit /<br />

Hyperaktivitätsstörung<br />

Jennifer Uekermann (LVR Kl<strong>in</strong>ikum Essen, ADHS Ambulanz)<br />

M. Krämer, M. Abdel-Hamid, B. G. Schimmelmann, I. Daum, J.<br />

Wiltfang, B. Kis<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Aufmerksamkeitsdefizit / Hyperaktivitätsstörung<br />

226<br />

(ADHS) ist mit Bee<strong>in</strong>trächtigungen <strong>der</strong> sozialen Kognition assoziiert,<br />

die im Rahmen e<strong>in</strong>er Dysfunktion frontostriataler Schaltkreise<br />

<strong>in</strong>terpretiert werden können. Trotz e<strong>in</strong>er engen Verknüpfung sozialer<br />

Kognitionsdefizite mit dem präfrontalen Kortex (PFK), existieren<br />

bislang nur wenige Studien, <strong>in</strong> denen die soziale Kogniton bei<br />

Patienten mit ADHS untersucht wurden.<br />

Methode: Im Rahmen dieser Arbeit wurde e<strong>in</strong>e Literaturrecherche<br />

(Medl<strong>in</strong>e und Psyclit) mit den Schlüsselwörtern „soziale Kognition”,<br />

„Theory of M<strong>in</strong>d”, „soziale Informationsverarbeitung” und<br />

„Empathie” durchgeführt. Der untersuchte Zeitraum umfasste alle<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit zwischen 1979 und 2009.<br />

Diskussion / Ergebnisse: ADHS geht e<strong>in</strong>deutig mit Problemen <strong>der</strong><br />

sozialen Kognition e<strong>in</strong>her, die u. a. die Wahrnehmung emotionaler<br />

Prosodie, emotionaler Gesichter, Theory of M<strong>in</strong>d und Empathie<br />

betreffen. Die beobachteten Defizite <strong>der</strong> sozialen Kognition bei<br />

ADHS s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt konsistent mit e<strong>in</strong>er Dysfunktion des präfrontalen<br />

Kortex bei <strong>der</strong> ADHS. Im Mittelpunkt zukünftiger Studien<br />

sollte u. a. die Untersuchung <strong>der</strong> genauen neurokognitiven Mechanismen<br />

sozialer Kognitionsdefizite bei ADHS sowie das differenzielle<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigungsmuster bei Subtypen <strong>der</strong> Erkrankung stehen.<br />

012<br />

Kognitive Störungen bei Erwachsenen mit ADHS: Untersuchungsdauer<br />

als modulierende Variable <strong>der</strong> Defizite<br />

N<strong>in</strong>a Baer (Unikl<strong>in</strong>ikum Gießen, Zentrum für Psychiatrie Kognitionslabor)<br />

A. Padva, B. Gallhofer, S. Lis, P. Krisch<br />

E<strong>in</strong>leitung: Störungen kognitiver Prozesse bei Erwachsenen mit<br />

Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wurden<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>in</strong> zahlreichen Studien untersucht. Die Ergebnisse<br />

s<strong>in</strong>d jedoch häufig <strong>in</strong>konsistent. In <strong>der</strong> vorliegenden Studie<br />

wurde untersucht, ob die Untersuchungsdauer e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf<br />

die bei Personen mit ADHS zu beobachtenden Defizite hat. Ausgehend<br />

von <strong>der</strong> Annahme, dass bei ADHS Leistungse<strong>in</strong>bußen vor<br />

allem im Bereich <strong>der</strong> dauerhaften Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Aufmerksamkeit<br />

auftreten, wurde erwartet, dass sich Leistungsbee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

erst mit zunehmen<strong>der</strong> Bearbeitungsdauer abbilden lassen<br />

und mit <strong>der</strong> Zeit akzentuieren.<br />

Methode: 50 erwachsene unmedizierte Personen mit ADHS und<br />

50 alters-, geschlechts- und bildungsgematchte gesunde Kontrollprobanden<br />

wurden mit e<strong>in</strong>er Batterie verschiedener neuropsychologischer<br />

Verfahren (AX-CPT, NoGo-Aufgabe, Stopp-Test)<br />

untersucht. Als abhängige Variablen wurden Reaktionszeit, Reaktionszeitvariabilität<br />

und Fehlerraten verschiedener Fehlertypen erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Während die Patienten signifikant mehr<br />

Fehler machten, zeigten sich bei Reaktionszeiten und Reaktionszeitstreuungen<br />

kaum signifikante Gruppenunterschiede. In <strong>der</strong><br />

NoGo-Aufgabe und dem Stopp-Test zeigten sich bei ADHS Betroffenen<br />

signifikant mehr Fehler über die gesamte Untersuchungsdauer<br />

h<strong>in</strong>weg. Gruppenunterschiede bzgl. <strong>der</strong> Untersuchungsdauer<br />

traten nur beim CPT auf. Die Patienten zeigten lediglich im letzten<br />

Drittel mehr Auslass- und Verwechslungsfehler bei e<strong>in</strong>er erhöhten<br />

Variabilität <strong>der</strong> Reaktionszeiten. Die Ergebnisse zeigen, dass e<strong>in</strong> genereller<br />

E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Untersuchungsdauer auf die neuropsychologischen<br />

Defizite bei Patienten mit ADHS nicht angenommen werden<br />

kann. Vielmehr sche<strong>in</strong>t die Untersuchungsdauer nur e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss<br />

auf solche Untersuchungsverfahren zu haben, bei denen Daueraufmerksamkeit<br />

gefor<strong>der</strong>t ist. Bei Verfahren, bei denen die Hemmung<br />

von Impulsen im Vor<strong>der</strong>grund steht, s<strong>in</strong>d die Defizite bereits von<br />

Anfang an beobachtbar. Bei <strong>der</strong> neuropsychologischen Untersuchung<br />

kognitiver Störungen bei ADHS im Erwachsenenalter ist<br />

somit e<strong>in</strong> differenzierter Untersuchungsansatz <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong><br />

spezifischen kognitiven Zielprozesse zu wählen.


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

013<br />

Autistische Merkmale bei erwachsenen ADHS-Patienten<br />

Mandy Roy (Med. Hochschule Hannover, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Lahstedt)<br />

W. Dillo, V. Prox-Vagedes, M. D. Ohlmeier<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung<br />

(ADHS) ist e<strong>in</strong>e häufige komorbide Störung autistischer K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

was auf neurobiologische Zusammenhänge zwischen beiden <strong>Erkrankungen</strong><br />

h<strong>in</strong>deutet. Auch im Rahmen <strong>der</strong> Diagnostik und Behandlung<br />

von Erwachsenen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Spezialambulanz für ADHS ist<br />

zu beobachten, dass e<strong>in</strong>ige Patienten autistisch anmutende Züge<br />

aufweisen, wie z. B. e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te soziale Interaktionsfähigkeit<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Mangel an Empathie. Mit <strong>der</strong> vorliegenden Studie wurde<br />

systematisch untersucht, wie viele erwachsene ADHS-Patienten<br />

tatsächlich autistische Merkmale zeigen.<br />

Methode: 45 erwachsene Patienten (18 weibliche, 27 männliche<br />

Patienten; Durchschnittsalter 32,5 Jahre), die entsprechend den<br />

DSM-IV-Kriterien e<strong>in</strong>e ADHS aufwiesen, jedoch nicht die Kriterien<br />

für das Vollbild e<strong>in</strong>er autistischen Störung (e<strong>in</strong>schließlich des<br />

Asperger-Syndroms) erfüllten, wurden mit den zwei Spezial<strong>in</strong>strumenten<br />

„Autismus-Spektrum-Quotient“ (AQ) und „Empathie-<br />

Quotient“ (EQ) von Baron-Cohen h<strong>in</strong>sichtlich autistischer Merkmale<br />

untersucht, wobei e<strong>in</strong> hoher AQ und e<strong>in</strong> niedriger EQ auf<br />

e<strong>in</strong>en Autismus h<strong>in</strong>weisen. Die erreichten Punktwerte wurden mit<br />

Hilfe e<strong>in</strong>es ungepaarten T-Tests mit den Punktwerten nicht psychiatrisch<br />

erkrankter Patienten <strong>der</strong> Orig<strong>in</strong>al-Untersuchung von<br />

Baron-Cohen verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die ADHS-Patienten zeigten signifikant<br />

höhere AQ-Werte (p


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

003<br />

Hirnstrukturelle Auffälligkeiten bei erwachsenen Patienten mit<br />

Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung<br />

Andreas Konrad (Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

D. El Masri, M. Bayerl, G. Vucurevic, P. Stoeter, G. W<strong>in</strong>terer, T. F.<br />

Dielentheis<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die meisten strukturellen Bildgebungsstudien bei Patienten<br />

mit Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS)<br />

wurden mittels Magnetresonanztomographie (MRT) bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen durchgeführt. Dabei zeigten sich strukturelle Auffälligkeiten<br />

vorwiegend als Volumenm<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen im präfrontalen<br />

Kortex, den Basalganglien und im Zerebellum. Ziel <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Studie ist es, regionale morphologische Auffälligkeiten bei erwachsenen<br />

Patienten mit ADHS zu untersuchen.<br />

Methode: Wir untersuchten N = 37 Patienten (21 Männer, mittleres<br />

Alter 32 J.) mit ADHS und N = 39 gesunde Probanden. Es wurde<br />

e<strong>in</strong> detailliertes kl<strong>in</strong>isches Interview und neuropsychologische<br />

Untersuchungen durchgeführt. Die Aufmerksamkeitsleistung wurde<br />

anhand des ADHS-scores im TOVA (Test of Variables of Attention)<br />

bestimmt. T1-gewichtete Sequenzen für die hochauflösende<br />

strukturelle MRT wurden an e<strong>in</strong>em 1,5 T Kernsp<strong>in</strong>tomographen<br />

akquiriert. Voxelbasierte Morphometrie (VBM) wurde mit SPM8<br />

(statistical parametric mapp<strong>in</strong>g) Software nach e<strong>in</strong>em standardisierten<br />

Protokoll durchgeführt. Die MRT Datensätze wurden normalisiert,<br />

es erfolgte die Segmentierung <strong>in</strong> graue und weiße Substanz<br />

sowie die Glättung mit e<strong>in</strong>em 6 mm isotropen Filter. Danach wurde<br />

e<strong>in</strong> voxel-weiser Gruppenvergleich anhand zweiseitiger t-Tests<br />

durchgeführt. Zudem wurde <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Patientengruppe die<br />

voxel-weise Korrelation mit dem ADHS-score berechnet. Als Signifikanzschwelle<br />

wurde P < 0.001 (unkorrigiert) gewählt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> VBM zeigten sich regionale Volumenm<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen<br />

bei den ADHS Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> grauen Substanz<br />

vorwiegend im rechten Putamen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Broca Region.<br />

Signifikante Korrelationen mit <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsleistung bei<br />

den ADHS-Patienten ergaben sich <strong>in</strong> zwei kle<strong>in</strong>en Arealen beidseits<br />

im präfrontalen Kortex. Unsere Ergebnisse bestätigen somit<br />

vor allem die Bedeutung frontostriataler Regionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathophysiologie<br />

bei ADHD.<br />

004<br />

E<strong>in</strong> systematischer Fach<strong>in</strong>formationsvergleich h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

Kontra<strong>in</strong>dikationen bei Medikamenten, die <strong>in</strong> Deutschland zur<br />

Behandlung <strong>der</strong> ADHS zugelassen s<strong>in</strong>d<br />

Christoph Bartel (Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg)<br />

B. Ulzhöfer, P. Wehmeier<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung<br />

(ADHS) betrifft 4 – 8 % aller K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen. Psychopharmaka<br />

s<strong>in</strong>d häufig Teil <strong>der</strong> multimodalen Behandlung. Die<br />

Fach<strong>in</strong>formation (FI) gibt Auskunft über die richtige Anwendung<br />

des jeweiligen Medikaments. Sie ist e<strong>in</strong> von den Zulassungsbehörden<br />

(z. B. BfArM, EMEA) vorgeschriebenes Dokument, dessen<br />

Inhalt auf den verfügbaren wissenschaftlichen Daten beruht und<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage neuer Erkenntnisse laufend aktualisiert wird.<br />

Die Verträglichkeit von Medikamenten, die für die Behandlung<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen zugelassen s<strong>in</strong>d, ist von entscheiden<strong>der</strong><br />

Bedeutung. Im Abschnitt „Kontra<strong>in</strong>dikationen“ <strong>der</strong> FI steht,<br />

wann e<strong>in</strong> Medikament nicht angewendet werden soll.<br />

Methode: Alle von den Behörden (EMEA o<strong>der</strong> BfArM) zur Behandlung<br />

<strong>der</strong> ADHS <strong>in</strong> Deutschland zugelassenen Medikamente<br />

(Methylphenidat und Atomoxet<strong>in</strong>) wurden h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> <strong>in</strong> den<br />

jeweiligen Fach<strong>in</strong>formationen aufgeführten Kontra<strong>in</strong>dikationen<br />

systematisch untersucht. Die Kontra<strong>in</strong>dikationen wurden nach<br />

Körperfunktion klassifiziert (allgeme<strong>in</strong>, psychiatrisch, kardiovaskulär,<br />

Leberfunktion, Anfälle) und die verschiedenen Präparate<br />

228<br />

und Darreichungsformen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Vier Methylphenidat-Präparate (Rital<strong>in</strong>®,<br />

Concerta®, Equasym®, Medik<strong>in</strong>et®) und e<strong>in</strong> Atomoxet<strong>in</strong>-Präparat<br />

(Strattera®) wurden identifiziert. Es bestanden Unterschiede h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Kontra<strong>in</strong>dikationen sowohl zwischen Methylphenidat<br />

und Atomoxet<strong>in</strong> als auch zwischen den verschiedenen Methylphenidat-Präparaten.<br />

Die e<strong>in</strong>zige Substanzgruppe, die für alle Präparate<br />

e<strong>in</strong>e Kontra<strong>in</strong>dikation darstellte, waren die MAO-Hemmer. Das<br />

e<strong>in</strong>zige Krankheitsbild, das für alle Präparate e<strong>in</strong>e Kontra<strong>in</strong>dikation<br />

darstellte, war das Glaukom. Alle Methylphenidat-Präparate<br />

waren bei Patienten mit deutlicher Angst / Anspannung, schwerer<br />

Depression, motorischen Tics, Suizidalität und Substanzmissbrauch<br />

kontra<strong>in</strong>diziert. Atomoxet<strong>in</strong> war das e<strong>in</strong>zige Präparat ohne<br />

psychiatrische und ohne kardiovaskuläre Kontra<strong>in</strong>dikation. Abschließend<br />

zeigte <strong>der</strong> Vergleich <strong>der</strong> Fach<strong>in</strong>formationen Unterschiede<br />

sowohl zwischen den Methylphenidat-Präparaten als auch zwischen<br />

Methylphenidat und Atomoxet<strong>in</strong>. Daher kann <strong>der</strong> Abschnitt<br />

„Kontra<strong>in</strong>dikationen” <strong>der</strong> jeweiligen Fach<strong>in</strong>formation e<strong>in</strong> wertvolles<br />

Hilfsmittel bei <strong>der</strong> Abwägung <strong>der</strong> Nutzen-Risiko-Relation<br />

<strong>der</strong> verschiedenen ADHS-Medikamente se<strong>in</strong>, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei Patienten<br />

mit spezifischen Risikofaktoren.<br />

005<br />

Methylphenidat-Behandlung erwachsener ADHS-Patienten mit<br />

Cannabis-Abhängigkeit<br />

Vanessa Prox-Vagedes (Med. Hochschule Hannover, Psychiatrie)<br />

M. Roy, W. Dillo, M. D. Ohlmeier<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung<br />

(ADHS) ist e<strong>in</strong>e immer häufiger auch im Erwachsenenalter diagnostizierte<br />

Erkrankung, welche die Patienten durch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>geschränkte<br />

Konzentrationsfähigkeit, e<strong>in</strong>en Mangel an Impulskontrolle<br />

und e<strong>in</strong>e Hyperaktivität <strong>in</strong> ihrer Lebensführung bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />

Cannabis ist e<strong>in</strong> verbreitetes, illegales Konsummittel, das bei vielen<br />

Konsumenten zu e<strong>in</strong>er euphorisierenden Wirkung mit Auftreten<br />

e<strong>in</strong>er Denkzerfahrenheit führt. Im Gegensatz dazu, beschreiben<br />

ADHS-Patienten nach Cannabisgebrauch oft e<strong>in</strong>e paradoxe Wirkung<br />

mit besserer Konzentrationsfähigkeit und <strong>der</strong> Möglichkeit zu<br />

entspannen. Methylphenidat ist als Amphetam<strong>in</strong><strong>der</strong>ivat im Rahmen<br />

des „Off-Label-Use“ e<strong>in</strong>e wirksame Möglichkeit <strong>der</strong> Behandlung<br />

von ADHS-Patienten, e<strong>in</strong> schädlicher Gebrauch von Drogen,<br />

beziehungsweise Drogenabhängigkeit gilt jedoch als Kontra<strong>in</strong>dikation.<br />

Methode: Wir diagnostizierten bei vier Patienten mit Cannabis-<br />

Abhängigkeit nach DSM-IV Kriterien e<strong>in</strong>e ADHS. Alle Patienten<br />

berichteten nach Cannabiskonsum von e<strong>in</strong>er deutlichen Reduktion<br />

ADHS-spezifischer Symptome. Nach abgeschlossener Diagnostik<br />

behandelten wir die Patienten unter stationären Bed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong><br />

aufsteigen<strong>der</strong> Dosierung mit Methylphenidat (Tagesgesamtdosis<br />

30 – 60 mg / die).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Unter Behandlung mit Methylphenidat<br />

gaben alle vier Patienten e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> Konzentrationsfähigkeit<br />

sowie e<strong>in</strong>e Abnahme <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Unruhe an. Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Fremdbeurteilung wirkten die Patienten psychomotorisch deutlich<br />

ruhiger und im Gespräch konzentrierter. Im weiteren Behandlungsverlauf<br />

konnten die Patienten auf den Konsum von Cannabis<br />

verzichten. Für die beschriebenen Patienten erwies sich die Medikation<br />

mit Methylphenidat trotz <strong>der</strong> Anwendungsbeschränkung als<br />

günstig – sie führte zu e<strong>in</strong>er Beendigung des Cannabiskonsums.<br />

Cannabis wirkt im menschlichen Körper über die Cannab<strong>in</strong>oid-<br />

Rezeptoren. Ergebnisse aktueller Studien weisen darauf h<strong>in</strong>, dass<br />

– neben dem dopam<strong>in</strong>ergen-, noradrenergen- und glutamatergen-<br />

Neurotransmittersystem – ätiopathogenetisch auch das Canna -<br />

b<strong>in</strong>oid-System an impulsivem Verhalten beteiligt ist. Dies könnte<br />

die „Selbstmedikations-Hypothese“ bei erwachsenen ADHS-<br />

Pa tienten unterstützen und darauf h<strong>in</strong>weisen, dass Methylphenidat


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

e<strong>in</strong>e effektive Behandlungsoption ist, die auch zu e<strong>in</strong>er Beendigung<br />

e<strong>in</strong>es komorbiden Cannabiskonsums beitragen kann.<br />

006<br />

Sicherheit e<strong>in</strong>er Langzeittherapie mit OROS ® -Methylphenidat<br />

(MPH) bei Erwachsenen mit ADHS<br />

M. Hofecker (Basel, Schweiz)<br />

J. Buitelaar, E. Konofal, J. Dejonckheere, S. Wächter, J. van Oene,<br />

M. Gerwe, B. Schäuble, G. E. Trott<br />

E<strong>in</strong>leitung: Beurteilung <strong>der</strong> Langzeitsicherheit und -verträglichkeit<br />

von OROS-MPH <strong>in</strong> flexibler Dosierung (18 – 90mg / Tag) abhängig<br />

vom kl<strong>in</strong>ischen Ansprechen bei Erwachsenen mit ADHS.<br />

Methode: Prospektive, offene Studie über m<strong>in</strong>destens 52 Wochen<br />

mit Patienten (18 – 65 Jahren), die zuvor e<strong>in</strong>e 5-wöchige doppelbl<strong>in</strong>de<br />

und 7-wöchige offene Phase (LAMDA I) beendet und die<br />

Behandlung mit OROS-MPH bis zur Aufnahme <strong>in</strong> die vorliegende<br />

Studie (42603ATT3004) fortgesetzt hatten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 155 Patienten (54,2 % männlich, Durchschnittsalter+/-SA<br />

35,0+/-10,6 Jahre) wurden <strong>in</strong> die Studie e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Insgesamt beendeten 99 Patienten (63,9 %) die<br />

Studie, 36,1 % brachen vorzeitig ab. Hauptgründe dafür waren das<br />

Auftreten von unerwünschten Ereignissen (UE, n=16), Wi<strong>der</strong>ruf<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>willigungserklärung (n=15) und „Lost to Follow-up“ (n=11).<br />

Die durchschnittliche (SA) Tagesdosis betrug 52,8 (21,0)mg / Tag,<br />

die mittlere Behandlungsdauer war 437,1 (206,8) Tage. Die durchschnittliche<br />

(SA) Verän<strong>der</strong>ung des systolischen und diastolischen<br />

Blutdrucks im Stehen zu Studienbeg<strong>in</strong>n bis Studienende betrug<br />

0,9 (14,92)mmHg und 0,8 (9,98)mmHg. Die durchschnittliche Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Pulsfrequenz war +1,3/m<strong>in</strong> (15,54). Hypertonus war<br />

das e<strong>in</strong>zige kardiovaskuläre UE, das bei ≥5 % <strong>der</strong> Patienten (9 Patienten,<br />

5,8 %) berichtet wurde. Bei zwölf Patienten (7,7 %) traten<br />

e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> mehrere schwerwiegende UEs auf, die von den Prüfärzten<br />

ohne Kausalzusammenhang mit OROS-MPH beurteilt wurden. Jedes<br />

SUE trat bei nur e<strong>in</strong>em Patienten auf. Häufigste UEs waren<br />

Kopfschmerzen (33 Patienten, 21,3 %), Entzündung des Nasenrachenraums<br />

(31 Patienten, 20,0 %), Rastlosigkeit (12 Patienten,<br />

7,7 %), Rückenschmerzen (11 Patienten, 7,4 %), Schlaflosigkeit<br />

(11 Patienten, 7,4 %) und Influenza (10 Patienten, 6,5 %). Fazit:<br />

OROS-MPH war gut verträglich. Das beobachtete Nebenwirkungsprofil<br />

ist mit dem an<strong>der</strong>er Studien bei erwachsenen ADHS-Patienten<br />

vergleichbar. Die durchschnittlichen Verän<strong>der</strong>ungen des Blutdrucks<br />

und <strong>der</strong> Pulsfrequenz waren im Allgeme<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>g und<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich kl<strong>in</strong>isch nicht signifikant bei nicht weiter ansteigendem<br />

Blutdruck und Pulsfrequenz bei längerer Anwendung. Die<br />

berichteten kardiovaskulären Effekte waren konsistent mit den <strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>en MPH-Studien bei Erwachsenen dokumentierten Effekten.<br />

007<br />

Wirksamkeitsdaten e<strong>in</strong>er Langzeittherapie mit OROS ® Methylphenidat<br />

(MPH) bei Erwachsenen mit ADHS<br />

S. Kooij (PsyQ Psycho-Medical Programs, Programm Adult ADHD,<br />

Den Haag)<br />

C. Filipe, H. J. Nyerod, M. Casas, J. Dejonckheere, S. Wächter, J. van<br />

Oene, B. Schäuble, M. Gerwe, J. Buitelaar, L. Imhof<br />

E<strong>in</strong>leitung: Beurteilung <strong>der</strong> Wirksamkeit e<strong>in</strong>er Langzeittherapie<br />

über m<strong>in</strong>destens 52 Wochen mit OROS-MPH <strong>in</strong> flexibler Dosierung<br />

(18 – 90mg / Tag) <strong>in</strong> Abhängigkeit vom kl<strong>in</strong>ischen Ansprechen<br />

bei erwachsenen Patienten mit ADHS.<br />

Methode: Patienten im Alter von 18 – 65 Jahren, die e<strong>in</strong>e 5-wöchige<br />

doppelbl<strong>in</strong>de und 7-wöchige offene Studie mit langwirksamen<br />

MPH (OROS-MPH) (LAMDA-I-Studie) beendet hatten, wurden<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e offene Verlängerungsstudie (42603ATT3004 o<strong>der</strong> „LAMDA-<br />

Extensionsstudie“) aufgenommen. Die Wirksamkeit wurde u. a.<br />

mit Hilfe <strong>der</strong> Conners‘ Adult ADHD Rat<strong>in</strong>g Scale (CAARS und<br />

CAARS-S:S – self adm<strong>in</strong>istered version), Sheehan Disability Scale<br />

(SDS), Cl<strong>in</strong>ical Global Impression of Severity und Change (CGI-S<br />

und CGI-C) beurteilt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 155 Patienten (54,2 % männlich) wurden<br />

<strong>in</strong> die Studie e<strong>in</strong>geschlossen. Das Durchschnittsalter (SA) war 35,0<br />

(10,60) Jahre. 99 Patienten (63,9 %) beendeten die offene Extensions-Phase.<br />

Hauptgründe für e<strong>in</strong>en vorzeitigen Studienabbruch<br />

waren unerwünschte Ereignisse (n=16), Wi<strong>der</strong>ruf <strong>der</strong> E<strong>in</strong>willigungserklärung<br />

(n=15) und „Lost to Follow-up“ (n=11). Die durchschnittliche<br />

(SA) Tagesdosis betrug 52,8 (21,0) mg / Tag, die mittlere<br />

Behandlungsdauer 437,1 (206,8) Tage. Von Basel<strong>in</strong>e bis zum<br />

Endpunkt <strong>der</strong> Extenstions-Phase verbesserten sich <strong>der</strong> CAARS-<br />

Gesamt- und die Hyperaktivitäts / Impulsivitäts- und Unaufmerksamkeits-Subscores<br />

signifikant (jeweils p ≤ 0,01). Der CAARS-S:S-<br />

Gesamtscore zeigte bei Studienende e<strong>in</strong>e statistisch signifikante<br />

Verbesserung (p < 0,001). Bei E<strong>in</strong>schluss <strong>in</strong> die Studie beurteilten<br />

die Prüfärzte 38,7 % <strong>der</strong> Patienten als leicht krank bzw. 30,3 % als<br />

grenzwertig krank o<strong>der</strong> normal (CGI-S), verglichen mit 35,5 %<br />

bzw. 40 % zum Studienende. Zum Ende <strong>der</strong> Studie verbesserten<br />

sich 54,7 % <strong>der</strong> Patienten m<strong>in</strong>imal bis sehr stark im kl<strong>in</strong>ischen Gesamte<strong>in</strong>druck<br />

(CGI-C). Der SDS-Gesamtscore verbesserte sich<br />

ebenfalls signifikant im Vergleich zu Basel<strong>in</strong>e (p < 0,001). Fazit: In<br />

dieser offenen Extensionsstudie zeigten alle Wirksamkeitsparameter<br />

zum Studienende e<strong>in</strong>e Verbesserung im Vergleich zu Basel<strong>in</strong>e.<br />

Die Daten deuten auf e<strong>in</strong>e Abschwächung <strong>der</strong> ADHS-Symptome<br />

und e<strong>in</strong>e Auswirkung auf die Alltagsaktivitäten <strong>der</strong> Patienten h<strong>in</strong>.<br />

008<br />

Zusammenhang <strong>der</strong> Vigilanzregulation mit Therapieresponse bei<br />

Aufmerksamkeits-Defizit / Hyperaktivitätsstörung<br />

Christian San<strong>der</strong> (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Leipzig, Psychiatrie)<br />

S. Olbrich, M. Trenner, U. Hegerl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Konsistentes Ergebnis verschiedener EEG-Studien ist,<br />

dass Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizit / Hyperaktivitätsstörung<br />

(ADHS) im Vergleich zu Kontrollpersonen erhöhte frontale Theta-<br />

Aktivität aufweisen. E<strong>in</strong>e erhöhte Theta-Aktivität <strong>in</strong> frontalen Regionen<br />

ist charakteristisch für niedrige Vigilanzstadien und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

pharmakologischen Therapie <strong>der</strong> ADHS stellen vigilanzstabilisierende<br />

Psychostimulantien die Methode <strong>der</strong> ersten Wahl dar. E<strong>in</strong><br />

kürzlich präsentiertes Konzept (Hegerl et al., Pharmacopsychiatry,<br />

<strong>in</strong> press) deutet dementsprechend ADHS-Symptome wie Hyperaktivität<br />

als Ausdruck e<strong>in</strong>es Autostabilisierungsmechanismus, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>er<br />

bei AHDS vorliegenden Vigilanzlabilität entgegenwirkt. Fragestellungen<br />

dieser Arbeit waren: 1. Weisen Patienten mit ADHS im<br />

Vergleich zu Kontrollen Zeichen e<strong>in</strong>er labileren Vigilanzregulation<br />

auf? 2. Prädizieren Störungen <strong>der</strong> Vigilanzregulation e<strong>in</strong>e gute<br />

Response auf Psychostimulanzien?<br />

Methode: Analysierten wurden Daten (Bra<strong>in</strong> Resource International<br />

Database (BRID)) von 49 Jungen mit ADHS (mittleres Alter<br />

11,33 Jahre) und 49 altersgematchten Kontrollen (mittleres Alter<br />

11,92 Jahre). Zur Erfassung <strong>der</strong> Vigilanzregulation wurden zweim<strong>in</strong>ütige<br />

EEG-Ableitungen (Ruhe-Bed<strong>in</strong>gung mit geschlossenen Augen<br />

<strong>in</strong> unmediziertem Zustand) <strong>in</strong> 2 Sekunden-Segmente unterteilt<br />

und mittels e<strong>in</strong>es Vigilanz-Algorithmus klassifiziert. Therapieerfolg<br />

wurde operationalisiert über Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Cont<strong>in</strong>uous<br />

Performance Test (CPT), den die Patienten <strong>in</strong> unmediziertem Zustand<br />

(Basel<strong>in</strong>e) und nach m<strong>in</strong>destens 4-wöchiger Stimulanzienbehandlung<br />

(Post) durchführten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Hypothesengemäß befanden sich die unmedizierten<br />

ADHS-Patienten im Vergleich mit gesunden Kontrollen<br />

seltener <strong>in</strong> höheren Vigilanzstadien (z. B. A1-Stadien: ADHD=<br />

66,30 %, KG=81,01 %). Die Behandlung mit Stimulanzien resultierte<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er signifikanten Abnahme <strong>der</strong> Fehler, nicht jedoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Reaktionszeiten im CPT. Tendenziell wiesen Patienten<br />

mit deutlicherer Vigilanzlabilität <strong>in</strong> unmediziertem Zustand<br />

schlechtere CPT-Ergebnisse auf und zeigten unter Medika-<br />

229


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

tion mit Stimulanzien deutlichere Verbesserungen. Kritisch zu<br />

reflektieren ist die Kürze <strong>der</strong> verfügbaren EEG-Ableitungen, da <strong>in</strong><br />

Vigilanzparadigmen üblicherweise deutlich längere Ableitungen<br />

(z. B. 15 M<strong>in</strong>uten) realisiert werden. Trotz dieser E<strong>in</strong>schränkungen<br />

liefern die Ergebnisse e<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf die Beteiligung von Vigilanzregulationstörungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathogenese <strong>der</strong> ADHS.<br />

009<br />

Effects of chronic adm<strong>in</strong>istration dur<strong>in</strong>g periadolescence or<br />

s<strong>in</strong>gle adm<strong>in</strong>istration of atomoxet<strong>in</strong>e on physical development<br />

and anxiety-related behaviour <strong>in</strong> adult rats<br />

Andre Rex (Charité Universitätsmediz<strong>in</strong>, Experimentelle Neurologie<br />

Neurologische Kl<strong>in</strong>ik, Berl<strong>in</strong>)<br />

N. Schmidt, R. Sohr, H. F<strong>in</strong>k<br />

Introduction: The SNRI atomoxet<strong>in</strong>e is the first non-stimulant for<br />

treatment of attention-deficit / hyperactivity disor<strong>der</strong>. Atomoxet<strong>in</strong>e<br />

acts similar to desipram<strong>in</strong>e, which exerts last<strong>in</strong>g changes <strong>in</strong> anxietylike<br />

behaviour <strong>in</strong> adult rats after postnatal treatment. Atomoxet<strong>in</strong>e<br />

augmented apoptotic cell death <strong>in</strong> rat embryonic cortical and<br />

hippocampal neurons <strong>in</strong> vitro. Therefore, we looked whether or not<br />

atomoxet<strong>in</strong>e treatment <strong>in</strong> periadolescence might pose a risk for behavioural<br />

alterations <strong>in</strong> later life.<br />

Methode: In Sprague-Dawley rats received atomoxet<strong>in</strong>e (10,<br />

30 mg / kg) adm<strong>in</strong>istered <strong>in</strong> a s<strong>in</strong>gle dose or repeated adm<strong>in</strong>istrations<br />

once daily on days 28 till 43 postnatal (dpn). Plasma and bra<strong>in</strong><br />

concentrations fafter s<strong>in</strong>gle doses were determ<strong>in</strong>ed. Body mass, voluntary<br />

motor activity <strong>in</strong> the home cage and water- and food <strong>in</strong>take<br />

was registered. Anxiety-related behaviour and exploratory behaviour<br />

of the animals were tested <strong>in</strong> the Elevated Plus Maze (EPM,<br />

50 dpn), the Open Field (OF, 64 dpn) and the Free Exploratory Paradigm<br />

(FEP, 78+79 dpn).<br />

Discussion / Results: A s<strong>in</strong>gle atomoxet<strong>in</strong>e dose reduced food-<strong>in</strong>take,<br />

but had no effect on anxiety-related or locomotor behav iour.<br />

Atomoxet<strong>in</strong>e adm<strong>in</strong>istered dur<strong>in</strong>g periadolescence had no effect on<br />

water- or food <strong>in</strong>take but <strong>in</strong>duced a weight ga<strong>in</strong> <strong>in</strong> female rats<br />

(10 mg / kg). In female rats atomoxet<strong>in</strong>e reduced entries <strong>in</strong>to and<br />

time spent <strong>in</strong> the open arms of the EPM (10 mg / kg) and en tries<br />

<strong>in</strong>to the <strong>in</strong>ner area of the OF (30 mg / kg). It had no effect <strong>in</strong> the FEP.<br />

In male rats atomoxet<strong>in</strong>e delayed the first escape from the home<br />

cage and decreased the number of explorations <strong>in</strong> the FEP (10<br />

mg / kg) but had no effect <strong>in</strong> EPM or OF. Atomoxet<strong>in</strong>e did not affect<br />

motor activity <strong>in</strong> both male and female rats. Conclusion: In rats<br />

atomoxet<strong>in</strong>e seems to have gen<strong>der</strong>-specific effects on anxiety-related<br />

behaviour. Based on our results behavioural alterations caused<br />

by atomoxet<strong>in</strong>e might not be excluded. Further and more detailed<br />

work on long-last<strong>in</strong>g behavioural effects of atomoxet<strong>in</strong>e is recommended.<br />

010<br />

Randomisierte, plazebokontrollierte Doppelbl<strong>in</strong>dstudie zur Wirksamkeit<br />

und Verträglichkeit von Atomoxet<strong>in</strong> (ATX) bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen mit ADHS und oppositionellem Trotzverhalten<br />

bzw. Störung des Sozialverhaltens<br />

Ralf W. Dittmann (ZI für Seelische Gesundheit, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie,<br />

Mannheim)<br />

A. Schacht, K. Helsberg, C. Schnei<strong>der</strong>-Fresenius, M. Lehmann,<br />

G. Lehmkuhl, P. Wehmeier<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen mit ADHS zählt oppositionelles<br />

Trotzverhalten („Oppositional Defiant Disor<strong>der</strong>“, ODD)<br />

bis h<strong>in</strong> zur Störung des Sozialverhaltens („Conduct Disor<strong>der</strong>“, CD)<br />

zu den häufigsten psychiatrischen Begleitdiagnosen. Primäres<br />

Studienziel war, die Wirksamkeit von ATX (Zieldosis 1,2mg / kg,<br />

e<strong>in</strong>mal täglich morgens) auf die ODD-Symptomatik zu untersuchen.<br />

Sekundär wurden schnelle und langsame Auftitrierung von<br />

ATX (ATXfast, ATXslow) verglichen.<br />

230<br />

Methode: Dreiarmige, randomisierte Doppelbl<strong>in</strong>dstudie über 9<br />

Wochen bei ADHS-Patienten (6-17J) mit ODD (DSM-IV Kriterien<br />

A-C) bzw. CD. Behandlungsgruppen: ATXfast: 7d 0,5mg / kg, danach<br />

Zieldosis; ATXslow: je 7d 0,5 und 0,8mg/kg, danach Zieldosis;<br />

Plazebo. Primärer Zielparameter: ODD-Subscore <strong>der</strong> SNAP-IV<br />

Rat<strong>in</strong>g Scale nach 9 Wochen. Primäre Analyse: MMRM, Auftitrierungsgruppen<br />

gepooled.<br />

Diskussion / Ergebnisse: N=181 Patienten wurden randomisiert,<br />

N=180 ausgewertet (ATXfast / ATXslow / Plazebo: 60/61/59); N=52<br />

(16/13/23) brachen vorzeitig ab. Die Basel<strong>in</strong>edaten waren vergleichbar<br />

(84,4 % Jungen, mittl. Alter 11,0J; DSM-IV: 100 % ADHS,<br />

75,6 % Mischtyp, 74,4 % ODD, 24,4 % CD; 44,4 % Methylphenidatvorbehandelt;<br />

mittlerer SNAP-IV ODD 15,5 ± 4.35). Nach 9 Wochen<br />

war <strong>der</strong> Subscore <strong>in</strong> beiden ATX-Gruppen gegenüber Plazebo<br />

signifikant reduziert (LSmean [95 %KI]: ATXfast 8,6 [7,2; 9,9];<br />

ATXslow 9,0 [7,7; 10,3]; Plazebo 12,0 [10,6; 13,5]. ΔLSmean, ATXgesamt<br />

m<strong>in</strong>us Plazebo: -3,2 [-5,0; -1,5], p=


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

same Verbesserung <strong>der</strong> mittleren Reaktionszeit zeigen. Auch im<br />

Bezug auf die Standardabweichung <strong>der</strong> Reaktionszeit als H<strong>in</strong>weis<br />

für Reaktionsschwankungen zeigten sich zwischen erstem und<br />

zweitem Messzeitpunkt signifikante Verän<strong>der</strong>ungen. Im Vergleich<br />

mit <strong>der</strong> unauffälligen Normierungsstichprobe wiesen die Frühgeborene<br />

im Alter von 7 Jahren schließlich unauffällige Reaktionszeiten<br />

auf, während die Varianz <strong>der</strong> Reaktionszeit weiterh<strong>in</strong> auffällig<br />

war. Frühgeborene K<strong>in</strong><strong>der</strong> weisen e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko für<br />

Aufmerksamkeitsstörungen auf. Unsere Studie liefert H<strong>in</strong>weise,<br />

dass e<strong>in</strong>ige defizitäre Bereich <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsentwicklung<br />

nach Frühgeburt e<strong>in</strong>er verzögerten Reifung unterliegen, was wichtige<br />

Konsequenzen für die therapeutische Versorgung dieser K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

impliziert. Weitere Längsschnittuntersuchungen <strong>der</strong> neuropsychologischen<br />

Aufmerksamkeitsentwicklung nach Frühgeburt s<strong>in</strong>d<br />

notwendig.<br />

002<br />

Reaktions<strong>in</strong>hibition ehemaliger Frühgeborener im Vorschulalter<br />

N<strong>in</strong>a Gawehn (Kl<strong>in</strong>ikum Do gGmbH, SPZ / Neuropädiatrie, Dortmund)<br />

D. T. Schnei<strong>der</strong>, H. Strehl, A. Schölmerich<br />

E<strong>in</strong>leitung: Störungen <strong>der</strong> Reaktions<strong>in</strong>hibition werden bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS)<br />

konsistent beschrieben. Während die Aufmerksamkeitsleistungen<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen mit ADHS bereits häufig computerbasiert<br />

untersucht wurden, mangelt es bisher an differenzierten<br />

neuropsychologischen Analysen <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsfunktionen<br />

ehemaliger frühgeborener K<strong>in</strong><strong>der</strong>, bei denen mehrfach e<strong>in</strong>e deutlich<br />

erhöhte Prävalenz für Aufmerksamkeitsstörungen beschrieben<br />

wurde (Bott<strong>in</strong>g et al., 1997).<br />

Methode: Wir führten mit 36 früh- und 29 reifgeborenen 6-jährigen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n den Subtest Go / Nogo <strong>der</strong> Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung<br />

– Version für K<strong>in</strong><strong>der</strong> (KITAP, Zimmermann et al.,<br />

2005) durch. Darüber h<strong>in</strong>aus füllten die Eltern e<strong>in</strong>en Aufmerksamkeitsfragebogen<br />

(FBB-ADHS-V, Döpfner et al., 2006) aus, und die<br />

Intelligenz <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> wurde durch den K<strong>in</strong><strong>der</strong><strong>in</strong>telligenztest K-<br />

ABC (Melchers & Preuss, 1994) erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es konnte nachgewiesen werden, dass<br />

Frühgeborene im Vergleich zu den Reifgeborenen e<strong>in</strong>e erhöhte<br />

Prävalenz für Aufmerksamkeitsstörungen mit und ohne Hyperaktivität<br />

zeigen. Im Go / Nogo-Test zeigten sie neben verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter<br />

Leistungsgeschw<strong>in</strong>digkeit auch e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Leistungsgüte<br />

(weniger korrekte und mehr ausgelassene Reaktionen) <strong>in</strong> <strong>der</strong> selektiven<br />

Aufmerksamkeit. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Fehleranzahl – als H<strong>in</strong>weis<br />

für e<strong>in</strong>e Störung <strong>der</strong> Reaktions<strong>in</strong>hibition – unterschieden Früh-<br />

und Reifgeborene sich nicht, was auf Unterschiede zwischen <strong>der</strong><br />

„e<strong>in</strong>fachen Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung (ADHS)“ und<br />

den Aufmerksamkeitsproblemen Frühgeborener im Vorschulalter<br />

h<strong>in</strong>deutet. Die Ursache für diese beson<strong>der</strong>e Phänomenologie <strong>der</strong><br />

Aufmerksamkeitsstörungen ehemaliger Frühgeborener kann mit<br />

hypoxischen und hämorrhagischen Schädigungen des unreifen<br />

Gehirns <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht werden, die bei Frühgeborenen<br />

vermehrt auftreten (Zapitelli, 2001). Während die Pathogenese von<br />

ADHS häufig mit Auffälligkeiten im dopam<strong>in</strong>ergen System und<br />

anatomisch mit dem Striatum und den Basalganglien verbunden<br />

wird, sche<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Pathogenese <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsstörungen<br />

<strong>der</strong> vor <strong>der</strong> 36. SSW geborenen K<strong>in</strong><strong>der</strong> eher diffuse Störungen <strong>der</strong><br />

neuronalen Organisation und <strong>der</strong> Myel<strong>in</strong>isierung zu Grunde zu liegen<br />

(vgl. Keller & Simbruner, 2007).<br />

003<br />

Lebensqualität frühgeborener Grundschüler – e<strong>in</strong> Selbst- und<br />

Fremdurteil<br />

Sabr<strong>in</strong>a Goosmann (Ruhr-Universität Bochum, AE Entwicklungspsychologie)<br />

A. Schölmerich, D. Schnei<strong>der</strong>, H. Strehl, N. Gawehn<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e Frühgeburt ist e<strong>in</strong>e entscheidende Determ<strong>in</strong>ante<br />

<strong>der</strong> per<strong>in</strong>atalen Morbidität sowie <strong>der</strong> Morbidität im späteren Lebensalter.<br />

Outcomeanalysen Frühgeborener (Jotzo & Poets, 2006;<br />

Wolke & Meyer, 2000) belegen, dass grundsätzlich e<strong>in</strong>e erhöhte<br />

Vulnerabilität und e<strong>in</strong> erhöhtes langfristiges Morbiditätsrisiko gegeben<br />

ist. Das Outcome nach Frühgeburt ist durch Schädigungen<br />

des zentralen Nervensystems o<strong>der</strong> <strong>der</strong> S<strong>in</strong>nesorgane gekennzeichnet,<br />

welche heterogene Störungen im Bereich des Lernens, <strong>der</strong><br />

Motorik und des Verhaltens disponieren können. So kommt es im<br />

Kontext <strong>der</strong> Frühgeburtlichkeit häufig zu e<strong>in</strong>em ungünstigen Verlauf,<br />

bei dem selbst K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit unauffälliger kognitiver Entwicklung<br />

die möglichen Schul- und Ausbildungsziele wegen neuropsychologischer<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigungen, wie Aufmerksamkeitsstörungen<br />

o<strong>der</strong> auffälliger Verhaltensmuster nicht erreichen können (Cooke,<br />

2004). Basierend auf dem Interesse an <strong>der</strong> Entwicklung frühgeborener<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> rückt die Frage nach ihrer Lebensqualität <strong>in</strong> den wissenschaftlichen<br />

Mittelpunkt. Die Zielsetzung <strong>der</strong> Studie folgt <strong>der</strong><br />

Fragestellung von Wolke und Meyer (2000) „Wie sieht die Lebensqualität<br />

frühgeborener K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus – wie beurteilen vor allem <strong>in</strong><br />

späteren Jahren die K<strong>in</strong><strong>der</strong> selbst ihre Situation?“<br />

Methode: Nach e<strong>in</strong>jähriger regulärer Beschulung wurde e<strong>in</strong>e Stichprobe<br />

bestehend aus 30 frühgeborenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und <strong>der</strong>en Eltern<br />

untersucht und mit e<strong>in</strong>er Referenzstichprobe von 36 reifgeborenen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und <strong>der</strong>en Eltern verglichen. Die Statusanalyse <strong>der</strong> subjektiven<br />

Lebensqualität frühgeborener Grundschüler erfolgte durch<br />

e<strong>in</strong>e k<strong>in</strong>dliche Selbst-, sowie e<strong>in</strong>e elterliche Fremdbeurteilung mithilfe<br />

des Inventars zur Erfassung <strong>der</strong> Lebensqualität bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen (ILK; Mattejat & Remschmidt, 2006).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es konnte e<strong>in</strong> signifikanter Unterschied<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Lebensqualität zwischen Früh- und Reifgeborenen<br />

abgebildet werden, <strong>der</strong> sich sowohl im k<strong>in</strong>dlichen Selbsturteil<br />

als auch im elterlichen Fremdurteil zeigt. Der Unterschied ist<br />

von e<strong>in</strong>em kl<strong>in</strong>isch bedeutsamen Effekt geprägt. Fortführend konnte<br />

e<strong>in</strong>e erhöhte relative Häufigkeit für e<strong>in</strong>e unterdurchschnittliche<br />

Lebensqualität für die frühgeborenen Kollektive ermittelt werden,<br />

die darauf schließen lässt, dass auch bei regulär beschulten Frühgeborenen<br />

e<strong>in</strong> Risiko für e<strong>in</strong>e fehlangepasste Entwicklung bestehen<br />

bleibt. Diskutiert werden die Ergebnisse vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong><br />

aktuellen Nachsorgepraxis Frühgeborener.<br />

004<br />

Lebensqualität und Verhaltensprobleme früh- und reifgeborener<br />

Grundschüler im Vergleich<br />

Sabr<strong>in</strong>a Goosmann (Ruhr-Universität Bochum, AE Entwicklungspsychologie)<br />

A. Schölmerich, D. Schnei<strong>der</strong>, H. Strehl, N. Gawehn<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Outcome nach Frühgeburt kann durch Schädigungen<br />

des zentralen Nervensystems o<strong>der</strong> <strong>der</strong> S<strong>in</strong>nesorgane gekennzeichnet<br />

se<strong>in</strong>. So kommt es im Kontext <strong>der</strong> Frühgeburtlichkeit<br />

häufig zu e<strong>in</strong>em ungünstigen Entwicklungsverlauf, bei dem selbst<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit unauffälliger kognitiver Entwicklung die möglichen<br />

Schul- und Ausbildungsziele wegen neuropsychologischer Bee<strong>in</strong>trächtigungen,<br />

wie Aufmerksamkeitsstörungen o<strong>der</strong> auffälliger Verhaltensmuster,<br />

nicht erreichen können (Cooke, 2004). Basierend<br />

auf dem Interesse an <strong>der</strong> Entwicklung frühgeborener K<strong>in</strong><strong>der</strong> rückt<br />

zusätzlich die Frage nach ihrer Lebensqualität <strong>in</strong> den wissenschaftlichen<br />

Mittelpunkt. Ziel unserer 2008 durchgeführten Studie ist es,<br />

das Verhaltensspektrum ehemaliger Frühgeborener im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es<br />

objektiven Funktionsniveaus im Vergleich zur subjektiv wahrge-<br />

231


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

nommenen Lebensqualität zu erfassen und Zusammenhänge aufzudecken.<br />

Anhand <strong>der</strong> Verhaltensdaten des K<strong>in</strong>des soll untersucht<br />

werden, ob die subjektiven und objektiven Aspekte des Lebens, also<br />

die Dimensionen des Erlebens und des Verhaltens, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zusammenhang<br />

stehen (vgl. Wolke, 2008).<br />

Methode: Nach e<strong>in</strong>jähriger regulärer Beschulung wurde e<strong>in</strong>e Stichprobe<br />

von 30 frühgeborenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und <strong>der</strong>en Eltern untersucht<br />

und mit e<strong>in</strong>er Referenzstichprobe von 36 reifgeborenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und <strong>der</strong>en Eltern verglichen. Die Statusanalyse <strong>der</strong> subjektiven Lebensqualität<br />

frühgeborener Grundschüler erfolgte durch e<strong>in</strong>e k<strong>in</strong>dliche<br />

Selbst- sowie e<strong>in</strong>e elterliche Fremdbeurteilung, mithilfe des<br />

Inventars zur Erfassung <strong>der</strong> Lebensqualität bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

(ILK; Mattejat & Remschmidt, 2006). Zur Operationalisierung<br />

des objektiven psychischen Funktionsniveaus wurde die<br />

Child Behavior Checklist 4-18 (CBCL/4-18; Achenbach, 1991,<br />

deutsch nach Döpfner et al., 1994, 1998) e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Auf Subskalenebene konnten signifikante<br />

Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beurteilung des k<strong>in</strong>dlichen Verhaltens zwischen<br />

Eltern frühgeborener K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Eltern reifgeborener K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

abgebildet werden. Eltern frühgeborener K<strong>in</strong><strong>der</strong> beschreiben<br />

das Verhalten ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf den Subskalen soziale Probleme und<br />

Aufmerksamkeitsprobleme auffälliger als Eltern reifgeborener K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

(vgl. Rose et al., 1992; Wolke & Meyer, 2000). Die Unterschiede<br />

s<strong>in</strong>d von mittlerer bis großer praktischer Bedeutsamkeit und können<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>haltlichen Zusammenhang mit den Ergebnissen <strong>der</strong><br />

subjektiv wahrgenommenen Lebensqualität gebracht werden. Es<br />

zeigt sich, dass Formen des sozialen Rückzugs und Aufmerksamkeitsprobleme<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em negativen Zusammenhang mit <strong>der</strong> gesamten<br />

Lebensqualität und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em positiven Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

körperlichen Gesundheit stehen.<br />

005<br />

In preschoolers, <strong>in</strong>creased HPA-axis activity rema<strong>in</strong>s stable over<br />

one year<br />

Mart<strong>in</strong> Hatz<strong>in</strong>ger (Universitätsspital Basel, Schweiz)<br />

S. Brand, E. Holsboer-Trachsler<br />

Introduction: Previous research showed that <strong>in</strong> 5-year-old preschool<br />

ers, the hypothalamic-pituitary-adrenocortical (HPA)-axis<br />

activity was <strong>in</strong>creased <strong>in</strong> girls, compared to boys. Basal HPA-axis<br />

activity predicted a high hormonal release dur<strong>in</strong>g stress: girls<br />

showed higher hormonal responses than boys. Little is known with<br />

regard to the stability of the HPA-axis over time. The aim of the<br />

present study was to explore to which extent the pattern of cortisol<br />

secretion at the age of 5 may predict the pattern of cortisol secretion<br />

at the age of 6.<br />

Method: A total of 79 preschoolers (34 girls, 45 boys) took part <strong>in</strong><br />

the study. To assess HPA-axis activity, saliva cortisol was gathered<br />

after awaken<strong>in</strong>g and dur<strong>in</strong>g a psychological stress-test. The procedure<br />

was performed, when children were 5 and 6 years old. Cortisol<br />

secretion was split <strong>in</strong>to high- and low cortisol secretion when children<br />

were 5 years old. To predict cortisol secretion at the age of 6,<br />

an ANOVA with the factor Gen<strong>der</strong> (girl, boy) and Secretion (high /<br />

low cortisol secretion) was performed. Moreover, correlations were<br />

computed.<br />

Discussion / Results: Compared to boys, girls showed an <strong>in</strong>creased<br />

morn<strong>in</strong>g cortisol secretion (F(1,75)=6.94**). High secretors at the<br />

age of 5 showed an <strong>in</strong>creased cortisol secretion at the age of 6<br />

(F(1,75)=2.96**). No Gen<strong>der</strong> by Secretion <strong>in</strong>teraction was observed<br />

(F


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

Discussion / Results: Increased morn<strong>in</strong>g cortisol secretion at the<br />

age of 5 was related to <strong>in</strong>creased prosocial behaviour (r=.21, p


Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

012<br />

Persönlichkeitsprofile mit dem Persönlichkeits-Stil-und-Störungs-<br />

Inventar PSSI von Jugendlichen mit k<strong>in</strong><strong>der</strong>- und jugendpsychiatrisch<br />

relevanten Symptombil<strong>der</strong>n<br />

Anne Raphael (KJPP Rostock, Institutsambulanz)<br />

C. Engel, O. Reis, F. Häßler<br />

E<strong>in</strong>leitung: Persönlichkeitsstörungen werden nach allgeme<strong>in</strong>er<br />

Auffassung im Jugendalter nicht nach ICD-10 diagnostiziert, da<br />

gerade diese Altersspanne viele Verän<strong>der</strong>ungen biologischer, emotionaler<br />

und kognitiver Art bereithält. Die Persönlichkeit als Summe<br />

situationsstabiler und zeitstabiler Erlebens- und Verhaltensmuster<br />

bildet sich geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> erst heraus und unterliegt vielen,<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger berechenbaren, E<strong>in</strong>flüssen. Dennoch gibt es<br />

temperamentsbed<strong>in</strong>gte bevorzugte Verhaltensmuster, die typisch<br />

für e<strong>in</strong>en bestimmten Jugendlichen s<strong>in</strong>d und wie<strong>der</strong>holt auftreten.<br />

Es stellt sich daher die Frage, ob es Konstellationen von Persönlichkeitsdimensionen<br />

gibt, die im Jugendalter im Zusammenhang mit<br />

spezifischen Symptomen bestehen. Das theoretische Konzept des<br />

PSSI (Persönlichkeits-Stil- und -Störungs-Inventar) be<strong>in</strong>haltet<br />

vierzehn mögliche, auf e<strong>in</strong>em Kont<strong>in</strong>uum zu verstehende, Persönlichkeitsstile<br />

respektive <strong>in</strong> ihrer kl<strong>in</strong>ischen Ausprägung Persönlichkeitsstörungen.<br />

Methode: Wir wollen untersuchen, ob es signifikante Zusammenhänge<br />

zwischen bestimmten Störungsbil<strong>der</strong>n und bestimmten Persönlichkeitsstilen<br />

o<strong>der</strong> Persönlichkeitsprofilen gibt. Weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressiert<br />

uns <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen möglichen Risikofaktoren<br />

(biografisch und aktuell), dem Geschlecht und demografischen<br />

Charakteristika mit bestimmten Ausprägungen <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Persönlichkeitsdimensionen. Uns liegt e<strong>in</strong>e Stichprobe N=95 weiblicher<br />

und männlicher Jugendlicher vor, die von 2006 bis 2009 stationär<br />

o<strong>der</strong> ambulant <strong>in</strong> unserer Kl<strong>in</strong>ik und Institutsambulanz gesehen<br />

wurden. Neben den Daten aus dem PSSI verwenden wir<br />

Informationen aus <strong>der</strong> Basisdokumentation <strong>der</strong> DGKJP, den<br />

Achenbachskalen und aus symptomspezifischen Fragebogen<strong>in</strong>ventaren<br />

(DIKJ, BDI, AFS, PHOKI).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wir erwarten entsprechend <strong>der</strong> im Testmanual<br />

berichteten Zusammenhänge aus kl<strong>in</strong>ischen Stichproben<br />

Korrelationen von bestimmten Persönlichkeitsausprägungen mit<br />

dem Geschlecht und spezifischen Symptombil<strong>der</strong>n. Da wir die<br />

neuen Normen verwenden wollen, liegen uns <strong>der</strong>zeit noch ke<strong>in</strong>e<br />

Ergebnisse vor.<br />

234


Topic 9 G Komorbidität von psychischen und somatischen Störungen, Psychosomatik // Comorbidity of psychic and somatic disor<strong>der</strong>s, psychosomatics<br />

Topic: 9 Komorbidität von psychischen und somatischen Störungen,<br />

Psychosomatik<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Stockholm 3<br />

HS-011 Hauptsymposium / Ma<strong>in</strong> Symposium<br />

Current developments <strong>in</strong> consultation-liaison psychiatry and<br />

psychosomatics <strong>in</strong> Europe<br />

(Referat- Verhaltensmediz<strong>in</strong> und Konsiliarpsychiatrie)<br />

Vorsitz: A. Diefenbacher (Berl<strong>in</strong>), A. Barbosa (Lissabon, Portugal)<br />

001<br />

Consultation-liaison psychiatry <strong>in</strong> an oncology and palliative care<br />

sett<strong>in</strong>gs<br />

Antonio Barbosa (Lissabon, Portugal)<br />

Introduction Consultation-liaison psychiatrists are daily confronted<br />

with human suffer<strong>in</strong>g <strong>in</strong> medic<strong>in</strong>e and surgery hospital wards<br />

result of a grow<strong>in</strong>g number of demands from oncologic and palliative<br />

patients. Our aim is to share a theoretical model of <strong>in</strong>tervention<br />

on suffer<strong>in</strong>g <strong>in</strong> patients with <strong>in</strong>tractable and life-threaten<strong>in</strong>g illness<br />

as a contribute for a more relational centered health care <strong>in</strong>tervention.<br />

We describe some <strong>in</strong>novative areas <strong>in</strong> liaison psychiatry: from<br />

biological markers (genetic polymorphism) to psychoneuroimmunology<br />

(cytok<strong>in</strong>es and depression, psychobiologic correlates of<br />

complicated bereavement); from new easy screen<strong>in</strong>g methods of<br />

psychosocial needs to improvement of nosological systems of psychiatric<br />

diagnosis (complicated grief) and psychosocial morbidity<br />

(demoralization, hasten death desire); from psychopharmacology<br />

efficacy (side-effects <strong>in</strong>teractions) to new psychotherapeutic strategies<br />

(<strong>in</strong>dividual, familiar, group). Method and results Through<br />

quantitative and qualitative studies we describe the results of a variety<br />

of studies on: suffer<strong>in</strong>g modalities, cancer patient satisfaction,<br />

psychological distress <strong>in</strong> hematological patients. We emphasize our<br />

<strong>in</strong>tervention method allow<strong>in</strong>g caregivers, by a mean<strong>in</strong>gful relationship,<br />

explore systematically all dimensions of suffer<strong>in</strong>g (physical,<br />

mental, emotional, socio-relational and spiritual) and prioritize<br />

and direct <strong>in</strong>terventions to the patient, the family and the environment<br />

depend<strong>in</strong>g on the typology of existential despair (detachment,<br />

dejection, disbelief, displeasure) us<strong>in</strong>g a hope construct to provide<br />

a state of existential pride for the patient before dy<strong>in</strong>g. We also<br />

stress the importance of an existential vigilance <strong>in</strong> the caregiver /<br />

health team <strong>in</strong> or<strong>der</strong> to be able to help patients and their families <strong>in</strong><br />

this important period of their life.<br />

002<br />

Pathological „Realangst“<br />

Michael L<strong>in</strong>den (Charité und Rehazentrum Seehof, FPR, Teltow)<br />

B. Muschalla<br />

Introduction: Pathological anxiety is typically def<strong>in</strong>ed by the absence<br />

of a real thread. Still, be<strong>in</strong>g exposed to such a thread, such as<br />

a se rious somatic illness, does not exclude a pathological development<br />

of the anxiety. This special from of pathological anxiey <strong>in</strong> the<br />

con t<strong>in</strong>u<strong>in</strong>g presence of an anxiety provok<strong>in</strong>g stimulus can be called<br />

„Pathological Realangst“. We have <strong>in</strong>vestigated this problem <strong>in</strong> cardiac<br />

patients.<br />

Method: 209 patients (37,8 % female) of a cardiac <strong>in</strong>patient rehabilitation<br />

unit were <strong>in</strong>vestigated wirth the STAI-T (generell anxiety),<br />

HAF (heart related anxiety), PAF (fear of illness progession), and<br />

JAS (job anxiety). Severity of illness was assessed with the MSM<br />

(multidimensional severity of morbidity rat<strong>in</strong>g).<br />

Discussion / Results: There was no correlation between objective<br />

severity <strong>in</strong>dicators of cardiac illness but between subjective expe-<br />

rience of cardiac morbidity and anxiety measures. Conclusion: Pathological<br />

Realangst is not correlated (caused) by severity of illness,<br />

but anxiety also <strong>in</strong>fects somatic morbidity and causes addi tional<br />

problems <strong>in</strong> illness management. It therefore is <strong>in</strong> need of special<br />

treatments and should be recognized as a special cl<strong>in</strong>ical problem.<br />

Literature: L<strong>in</strong>den, M., Dirks, S., Glatz, J. (2008): Die „Patho logische<br />

Realangst“ am Beispiel kardiovaskulärer <strong>Erkrankungen</strong>. Zeitschrift<br />

für Psychosomatik und Konsiliarpsychiatrie, 2, 248-254.<br />

003<br />

Needs of the el<strong>der</strong>ly patients <strong>in</strong> rehabiliation centers <strong>in</strong> Poland<br />

and Germany<br />

Joanna Rymaszewska (Wroclaw Medical University, Wroclav, Polen)<br />

J. Mazurek, W. von Renteln-Kruse<br />

Introduction: Ag<strong>in</strong>g of European societies is well-known issue.<br />

Needs of the el<strong>der</strong>ly are complex and connected with many different<br />

dimensions and which, therefore, can be difficult to identify.<br />

The aim of this study was to identify met and unmet needs of<br />

patients referred to old age re-habilitation services <strong>in</strong> Poland<br />

(Wroclaw) and Germany (Hamburg).<br />

Method: Patients (n=80) over the age of 60 from rehabilitation geriatric<br />

wards <strong>in</strong> Wroclaw and Hamburg were assessed us<strong>in</strong>g the<br />

Camberwell Assessment of Need for the El<strong>der</strong>ly (CANE), M<strong>in</strong>i<br />

Mental State Exam<strong>in</strong>ation (MMSE), Global Deterioration Scale<br />

(GDS) and Activities of Daily Liv<strong>in</strong>g Scale (ADL). Patients were at<br />

least 2 weeks un<strong>der</strong> rehabilitation due to orthopedic or neurologic<br />

reasons.<br />

Discussion / Results: Refers only to Polish subjects, s<strong>in</strong>ce the study<br />

is ongo<strong>in</strong>g till end of September. Needs were assessed <strong>in</strong> 40 geriatric<br />

referrals (mean age=79,8; 88 % of females). The mean of total number<br />

of needs was 8.93, and of these 7.55 were met needs (SD 1.5,<br />

range 4 – 11) and 1.38 were unmet needs (SD 1.4, range 0 – 7). The<br />

most common unmet needs were formal and unformal help <strong>in</strong> physical<br />

health (32.5 % and 37.5 % respectively), unformal help <strong>in</strong> mobility<br />

(25 %) and communication (17.5 %). Further results will be<br />

presented after obta<strong>in</strong><strong>in</strong>g completed data.The CANE questionnaire<br />

addresses many different areas of need and is able to identify unmet<br />

needs that might otherwise go undetected. The eval uation of needs<br />

could be used therefore as part of the rout<strong>in</strong>e assessment of el<strong>der</strong>ly<br />

patients on different wards, also rehabilitation one. Us<strong>in</strong>g the CANE<br />

may help <strong>in</strong> creat<strong>in</strong>g <strong>in</strong>dividual complete rehabilitation program,<br />

reduce the likelihood of readmission to hospital, the need for cont<strong>in</strong>u<strong>in</strong>g<br />

care post discharge and improve quality of life.<br />

004<br />

Cultural aspects of psychosomatic psychiatry<br />

Can Cimilli (Istanbul, Türkei)<br />

Cultural psychiatrists have discrim<strong>in</strong>ated the terms of disease and<br />

illness from each other. Illness refers to the unique experience of<br />

the diseased <strong>in</strong>dividual and is ma<strong>in</strong>ly <strong>in</strong>fluenced by the culture.<br />

Therefore illness experience would be expected to differ among cultures.<br />

Ethnicity and religion are the ma<strong>in</strong> components of the culture.<br />

The expression and conceptualization of the illness, help seek<strong>in</strong>g<br />

behavior, relations with the health system, relations between<br />

physician and patient are determ<strong>in</strong>ed by the culture. The acceptance<br />

of the psychiatrist by the general medical patients is one of<br />

the ma<strong>in</strong> tasks of psychosomatic psychiatry. The behavior of the<br />

psychosomatic psychiatrist may differ among cultures <strong>in</strong> or<strong>der</strong> to<br />

have better contact with the patients. Also the organization of psychosomatic<br />

psychiatry services differs between countries. This difference<br />

which is orig<strong>in</strong>ated from the struggle between medic<strong>in</strong>e<br />

and psychiatry gives us an op<strong>in</strong>ion about the current status of psychiatry<br />

<strong>in</strong> that country. Also the name of psychosomatic psychiatry<br />

differs between countries and this causes confusion about the the<br />

identity of the subspecialty. The recent name change <strong>in</strong> USA has<br />

235


Topic 9 G Komorbidität von psychischen und somatischen Störungen, Psychosomatik // Comorbidity of psychic and somatic disor<strong>der</strong>s, psychosomatics<br />

<strong>in</strong>creased the confusion. The author is <strong>in</strong> favor of the term „psychosomatic<br />

psychiatry“ <strong>in</strong> or<strong>der</strong> to clarify the situation.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Raum 42<br />

BS-020 Symposium<br />

Psychosoziales und Diabetes: Update <strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> Deutschen<br />

Diabetes-Gesellschaft<br />

Vorsitz: F. Le<strong>der</strong>bogen (Mannheim), B. Kulzer (Bad Mergentheim)<br />

001<br />

Schizophrenie<br />

Florian Le<strong>der</strong>bogen (ZI Mannheim, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Wichtige Wechselwirkungen zwischen Diabetes mellitus<br />

und Schizophrenie s<strong>in</strong>d bekannt: • Unbehandelte Patienten mit<br />

<strong>der</strong> Erstmanifestation e<strong>in</strong>er Schizophrenie zeigen häufiger als Gesunde<br />

e<strong>in</strong>e gestörte Glukosetoleranz. • Patienten mit e<strong>in</strong>er Schizophrenie<br />

leiden etwa doppelt so häufig an e<strong>in</strong>em Diabetes mellitus<br />

wie psychisch Gesunde. • Die höheren Prävalenzraten von Adipositas<br />

und Diabetes mellitus bei Patienten mit Schizophrenie tragen<br />

erheblich zu e<strong>in</strong>em höheren Risiko <strong>der</strong> koronaren Herzkrankheit<br />

bei.<br />

Methode: Um bei Patienten mit Schizophrenie e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>zidenten<br />

Diabetes mellitus und weitere metabolische Risiken zu diagnostizieren,<br />

werden folgende Untersuchungen empfohlen: • Bei Beg<strong>in</strong>n<br />

<strong>der</strong> Behandlung: Anamnese, Gewicht / Body-Mass-Index, Bauchumfang,<br />

Blutdruck, Nüchternblutzucker, Nüchternblutfette • A l l e<br />

4 Wochen bis zur 12. Woche, dann alle 3 Monate: Gewicht • Nach<br />

3 Monaten, dann e<strong>in</strong>mal pro Jahr: Blutdruck, Nüchternblutzucker,<br />

Nüchternblutfette<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die erfolgreiche Therapie <strong>der</strong> Schizophrenie<br />

schafft die Voraussetzungen, dass e<strong>in</strong> komorbi<strong>der</strong> Diabetes<br />

mellitus angemessen diagnostiziert und behandelt werden kann. •<br />

Die Behandlung mit bestimmten atypischen Antipsychotika ist mit<br />

e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>isch relevanten Gewichtszunahme verbunden. Diese ist<br />

ausgeprägt für die Substanzen Clozap<strong>in</strong> und Olanzap<strong>in</strong>, <strong>in</strong>termediär<br />

für Quetiap<strong>in</strong> und Risperidon und ger<strong>in</strong>g bis fehlend für die<br />

Substanzen Amisulpirid, Aripripazol und Ziprasidon. • Das Risiko<br />

e<strong>in</strong>es neu auftretenden Diabetes mellitus ist unter Behandlung mit<br />

den Substanzen Clozap<strong>in</strong> und Olanzap<strong>in</strong> gegenüber <strong>der</strong> Therapie<br />

mit konventionellen Antipsychotika erhöht. Für die Substanzen<br />

Quetiap<strong>in</strong> und Risperidon liegen wi<strong>der</strong>sprüchliche Ergebnisse vor;<br />

für Amisulpirid, Aripiprazol und Ziprasidon sche<strong>in</strong>t ke<strong>in</strong>e Risikoerhöhung<br />

zu bestehen. In das Therapiekonzept des schizophrenen<br />

Patienten mit komorbidem Diabetes mellitus muss die Betreuung<br />

<strong>der</strong> Stoffwechselerkrankung aufgenommen werden. Deren Behandlung<br />

erfolgt nach etablierten Leitl<strong>in</strong>ien.<br />

002<br />

Depression<br />

Johannes Kruse (Universität Düsseldorf, Psychosomatische Mediz<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die aktuelle psychodiabetologische Forschung analysiert<br />

vielfältige Interaktionen von Depression und Typ 2 Diabetes.<br />

Der Vortrag vermittelt e<strong>in</strong>en Überblick über die aktuelle Forschungslage<br />

und stellt den Leitl<strong>in</strong>ienentwurf zur Behandlung <strong>der</strong><br />

Depression bei Menschen mit Diabetes mellitus vor.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Metaanalysen legen nahe, dass die depressive<br />

Symptomatik das relative Risiko erhöht, e<strong>in</strong>en Typ 2 Diabetes<br />

zu entwickeln. Bei diagnostizierten Diabeteserkrankten ist<br />

die Prävalenz <strong>der</strong> Depression und <strong>der</strong> Anpassungsstörung gegenüber<br />

<strong>der</strong> Normalbevölkerung deutlich erhöht. Die Komorbidität<br />

236<br />

hat Folgen für die betroffenen Patienten. Depression geht bei Menschen<br />

mit Diabetes e<strong>in</strong>her mit e<strong>in</strong>em ungünstigen Krankheits- und<br />

Therapieverhalten, e<strong>in</strong>geschränkter Lebensqualität und funktionellen<br />

E<strong>in</strong>schränkungen. Bevölkerungsbezogene prospektive Studien<br />

weisen auf das erhöhte Risiko für die Entwicklung von Folgeerkrankungen<br />

sowie auf das erhöhte Mortalitätsrisiko bei diabeteserkrankten<br />

Patienten mit depressiver Symptomatik h<strong>in</strong> im Vergleich<br />

zu Patienten mit Diabetes aber ohne Depression. Als Ursache<br />

für das erhöhte Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko bei depressiven<br />

Menschen mit Diabetes werden sowohl neuroendokr<strong>in</strong>ologische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen als auch das ungünstige Therapie- und Krankheitsverhalten<br />

diskutiert. Angesichts <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Interaktion<br />

zwischen Diabetes und depressiver Symptomatik für den Krankheitsverlauf<br />

des Diabetes und die Lebensqualität <strong>der</strong> Betroffenen,<br />

ist die Frage nach <strong>der</strong> Therapie von beson<strong>der</strong>er Bedeutung. Die Studienlage<br />

zur Pharmakotherapie und Psychotherapie <strong>der</strong> Depression<br />

bei Patienten mit Diabetes wird referiert. Sie legt nahe, dass<br />

sich im Rahmen e<strong>in</strong>er psychotherapeutischen Behandlung nicht<br />

nur die depressive Symptomatik reduziert son<strong>der</strong>n sich auch die<br />

Stoffwechsele<strong>in</strong>stellung verbessert. Die Bedeutung <strong>der</strong> Studienlage<br />

für die Behandlungsleitl<strong>in</strong>ien wird erörtert.<br />

003<br />

Angststörungen<br />

Frank Petrak (Ruhr-Universität Bochum, LWL-Kl<strong>in</strong>ik Dortmund<br />

Psychosomatische Mediz<strong>in</strong>, Wiesbaden)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Angststörungen können bei Menschen mit Diabetes<br />

unabhängig von <strong>der</strong> körperlichen Erkrankung auftreten o<strong>der</strong> aber<br />

e<strong>in</strong>en direkten Diabetesbezug aufweisen. Die wichtigsten diabetesbezogenen<br />

Ängste richten sich auf Folgeerkrankungen und Hypoglykämien<br />

und können e<strong>in</strong>en entscheidenden negativen Faktor im<br />

Diabetesmanagement darstellen. Bei Patienten mit e<strong>in</strong>er Angststörung<br />

ist nicht immer erkennbar, dass ihre Beschwerden Symptome<br />

dieser Störung s<strong>in</strong>d. Umso wichtiger ist die frühzeitige Diagnose,<br />

um Chronifizierungen vorzubeugen und den Patienten wirksame<br />

Behandlungsmöglichkeiten zukommen zu lassen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Epidemiologie: Nach neueren Studienergebnissen<br />

treten Angststörungen bei Patienten mit Diabetes etwa<br />

20 % häufiger auf als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung. Auch subkl<strong>in</strong>ische<br />

Ängste sche<strong>in</strong>en häufiger aufzutreten, wobei <strong>in</strong>sgesamt die<br />

Datenbasis noch schwach ist. Bildet man e<strong>in</strong>e Rangreihe <strong>der</strong> diabetesbezogenen<br />

Ängste, stehen Hypoglykämieängste und Ängste vor<br />

Folgeerkrankungen und Komplikationen des Diabetes im Vor<strong>der</strong>grund<br />

und gehen mit erheblichen Belastungen e<strong>in</strong>her. Weitere<br />

Ängste betreffen u. a. die Ablehnung von Insul<strong>in</strong>, die Vermeidung<br />

von Blutzuckermessungen, Angst nach e<strong>in</strong>er Erstdiagnose des Diabetes<br />

o<strong>der</strong> Angst vor dem Diabetesmanagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit.<br />

Interaktionen mit Diabetes: Angststörungen bzw. subkl<strong>in</strong>ische<br />

Ängste können die Ursache für e<strong>in</strong>e unzureichende Qualität <strong>der</strong><br />

Stoffwechsele<strong>in</strong>stellung se<strong>in</strong>. Patienten mit e<strong>in</strong>er Angststörung s<strong>in</strong>d<br />

zudem durch den Diabetes überdurchschnittlich belastet und weisen<br />

e<strong>in</strong>e deutlich verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te gesundheitsbezogene Lebensqualität<br />

auf. Therapie: Forschungsergebnisse zur Therapie von Angststörungen<br />

bei erwachsenen Diabetikern s<strong>in</strong>d bislang unzureichend, so<br />

dass Aussagen zum spezifischen Effekt von Angstbehandlungen bei<br />

Diabetikern nicht getroffen werden können. Behandlungsoptionen<br />

umfassen nach e<strong>in</strong>em Algorithmus <strong>der</strong> DDG-Leitl<strong>in</strong>ien die Psychosomatische<br />

Grundversorgung sowie e<strong>in</strong>e psychopharmakologische<br />

o<strong>der</strong> psychotherapeutische Behandlung.


Topic 9 G Komorbidität von psychischen und somatischen Störungen, Psychosomatik // Comorbidity of psychic and somatic disor<strong>der</strong>s, psychosomatics<br />

004<br />

Essstörungen<br />

Stephan Herpertz (Ruhr-Universität Bochum, LWL-Kl<strong>in</strong>ik Bochum<br />

Psychosomatische Mediz<strong>in</strong>, Dortmund)<br />

Adoleszente und junge Frauen mit Typ 1 Diabetes mellitus zeigen<br />

e<strong>in</strong>e überzufällige Ko<strong>in</strong>zidenz mit bulimischen Essstörungen. Die<br />

Komorbidität stellt e<strong>in</strong>en Risikofaktor für die Entwicklung späterer<br />

diabetischer Folgeerkrankungen dar (unzureichende Stoffwechselkontrolle,<br />

Entwicklung von diabetischen Spätschäden). Die B<strong>in</strong>ge<br />

Eat<strong>in</strong>g-Störung, e<strong>in</strong>e zunächst unter Forschungsgesichtspunkten<br />

def<strong>in</strong>ierte neue Essstörungsentität ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Adipositas<br />

zu beobachten. Im Vergleich zu stoffwechselgesund Menschen<br />

tritt die B<strong>in</strong>ge Eat<strong>in</strong>g Störung bei Menschen mit Typ 2 Diabetes<br />

mellitus nicht häufiger auf, sie stellt jedoch e<strong>in</strong>en Risikofaktor für<br />

e<strong>in</strong>e akzellerierte Gewichtszunahme dar, welche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel mit<br />

e<strong>in</strong>er Zunahme <strong>der</strong> Insul<strong>in</strong>resistenz e<strong>in</strong>hergeht. Die Komorbidität<br />

e<strong>in</strong>es Diabetes mellitus und e<strong>in</strong>er psychischen Störung ist multifaktoriell<br />

bestimmt: 1. Die Essstörung stellt die <strong>in</strong>dividuelle Antwort<br />

auf den Stress e<strong>in</strong>er chronischen Erkrankung mit unangemessenen<br />

Bewältigungsstrategien dar; 2. sie kann das Endglied e<strong>in</strong>er neurotischen<br />

Fehlentwicklung se<strong>in</strong>, die vor <strong>der</strong> Diagnose des Diabetes<br />

noch kompensiert werden konnte, allerd<strong>in</strong>gs durch die Krankheitsbelastungen<br />

exazerbiert; 3. mittels bewusster Reduktion <strong>der</strong> Insul<strong>in</strong>dosis<br />

und konsekutiver Glukosurie kann e<strong>in</strong>e drastische<br />

Gewichtsabnahme <strong>in</strong>duziert werden („Insul<strong>in</strong>-Purg<strong>in</strong>g“); 4. die Diagnose<br />

e<strong>in</strong>es Diabetes mellitus meist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Adoleszenz verän<strong>der</strong>t<br />

die Familienstruktur (-dynamik) und verstärkt Kontrollmechanismen<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Familie mit <strong>der</strong> Folge e<strong>in</strong>er mangelhaften Autonomieentwicklung,<br />

die für viele Patient<strong>in</strong>nen mit Essstörung<br />

charakteristisch ist. Der Vortrag be<strong>in</strong>haltet die S3-Leitl<strong>in</strong>ien zur<br />

Diagnose und Therapie <strong>der</strong> Essstörungen bei PatientInnen mit<br />

Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal 7<br />

ST-019 State-of-the-Art-Symposium<br />

<strong>Psychische</strong> Komorbidität bei Diabetes und Adipositas: Evidenzbasierte<br />

Therapiestrategien<br />

Vorsitz: S. Herpertz (Dortmund), F. Petrak (Wiesbaden)<br />

001<br />

Depression und Diabetes. Evidenzbasierte Therapie e<strong>in</strong>er lebensbedrohlichen<br />

Interaktion<br />

Frank Petrak (Ruhr-Universität Bochum, LWL-Kl<strong>in</strong>ik Dortmund<br />

Psychosomatische Mediz<strong>in</strong>, Wiesbaden)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Interaktion depressiver Störungen und Diabetes ist<br />

lebensbedrohlich, da Depressionssymptome mit Hyperglykämien,<br />

mikro- und makrovaskulären Komplikationen sowie e<strong>in</strong>er deutlich<br />

erhöhten Mortalität assoziiert s<strong>in</strong>d. Das Befolgen von Therapieempfehlungen<br />

und das Diabetesselbstmanagement s<strong>in</strong>d deutlich<br />

erschwert und die Qualität <strong>der</strong> Stoffwechsele<strong>in</strong>stellung ist oft unzureichend.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Epidemiologie: Die Prävalenz depressiver<br />

Störungen bei Diabetikern liegt <strong>in</strong> kontrollierten Studien bei etwa<br />

9 % und ca. 25 % <strong>der</strong> Betroffenen leiden unter kl<strong>in</strong>isch bedeutsamen<br />

Depressionssymptomen. Therapie: Depressionen werden bei<br />

Diabetikern oft nicht erkannt und daher selten adäquat behandelt.<br />

E<strong>in</strong>e Depressionstherapie sollte bei diesen Patienten neben e<strong>in</strong>er<br />

angestrebten antidepressiven Wirkung auch diabetesbezogene mediz<strong>in</strong>ische<br />

Ziele umfassen. Psychopharmakologische Interventionen:<br />

Zusammenfassend s<strong>in</strong>d SSRI zur Therapie und Rückfallpro-<br />

phylaxe depressiver Störungen bei Diabetikern wirksam. Positive<br />

Auswirkungen auf die Stoffwechsele<strong>in</strong>stellung konnte bislang jedoch<br />

nicht e<strong>in</strong>deutig belegt werden. Die Indikation e<strong>in</strong>er antidepressiven<br />

Behandlung mit trizyklischen Antidepressiva wird<br />

limitiert durch die Assoziation mit Hyperglykämien sowie <strong>der</strong> generell<br />

adiposogenen Wirkung von Trizyklika. Psycho therapeutischpsychoedukative<br />

Interventionen: Es konnte gezeigt werden, dass<br />

Verhaltenstherapie, psychologische Beratung und „stützenden Psychotherapie“<br />

positive Effekte sowohl im H<strong>in</strong>blick auf die Reduktion<br />

<strong>der</strong> Depressionssymptome als auch auf die Verbesserung <strong>der</strong> Qualität<br />

<strong>der</strong> Stoffwechsele<strong>in</strong>stellung erbrachten. Die Generalisierbarkeit<br />

dieser Befunde ist jedoch aufgrund methodischer E<strong>in</strong>schränkungen<br />

noch sehr begrenzt. Gemischte (psychotherapeutische und<br />

mediz<strong>in</strong>ische) Interventionen: In neueren, relativ großen Studien<br />

wurden algorithmusbasierte, flexible Interventionen im Vergleich<br />

zu Standardbehandlungen evaluiert. Die Behandlungsmodule umfassten<br />

Problemlösetra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, psychoedukative Maßnahmen und<br />

<strong>in</strong>terpersonelle Therapie. Zusätzlich wurde wahlweise o<strong>der</strong> nach<br />

e<strong>in</strong>em speziellen Behandlungsalgorithmus antidepressive Medikation<br />

<strong>in</strong> allen Studien angeboten. Zusammenfassend wurde überwiegend<br />

e<strong>in</strong> guter antidepressiver Effekt dieser Behandlungen beobachtet,<br />

während die Qualität <strong>der</strong> Stoffwechsele<strong>in</strong>stellung durch<br />

diese Maßnahmen nicht signifikant zu verbessern war. Zusammenfassung:<br />

Es gibt e<strong>in</strong>e relativ gute wissenschaftliche Evidenz für die<br />

Wirksamkeit etablierter Depressionsbehandlungen auch bei Patienten<br />

mit Diabetes. Aber im H<strong>in</strong>blick auf mediz<strong>in</strong>ische Zielgrößen<br />

konnte bislang ke<strong>in</strong>e spezifische Intervention identifiziert werden,<br />

die überzeugend e<strong>in</strong>e günstige Wirkung auf die Qualität <strong>der</strong> Stoffwechsele<strong>in</strong>stellung<br />

aufwies.<br />

002<br />

Der Stellenwert psychischer und sozialer Faktoren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ätiologie<br />

<strong>der</strong> Adipositas<br />

Stephan Herpertz (Ruhr-Universität Bochum, LWL-Kl<strong>in</strong>ik Bochum<br />

Psychosomatische Mediz<strong>in</strong>, Dortmund)<br />

Übergewicht und Adipositas s<strong>in</strong>d weit verbreitet und gehen mit e<strong>in</strong>er<br />

deutlichen Steigerung des Gesundheitsrisikos e<strong>in</strong>her. Auf dem<br />

H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>er Gen-Umwelt Interaktion ist die Ätiologie <strong>der</strong><br />

Adipositas multifaktoriell, wobei die Hyperalimentation und körperliche<br />

Inakti-vität als Ausdruck des rasanten technischen Fortschritts<br />

<strong>der</strong> letzten Jahrzehnte massgeblich an <strong>der</strong> pandemischen<br />

Ausbreitung <strong>der</strong> Adipositas beteiligt s<strong>in</strong>d. Die mo<strong>der</strong>ne Mediz<strong>in</strong><br />

hat beachtliche Erfolge bei <strong>der</strong> Bekämpfung <strong>der</strong> adipositas-assoziierten<br />

<strong>Erkrankungen</strong> wie Hochdruck, Diabetes mellitus, Hyperlipidämie,<br />

etc. zu verzeichnen, Behandlungsstrategien jedoch, die<br />

auf ursächliche Faktoren wie zum Beispiel die Verän<strong>der</strong>ung des<br />

Essverhaltens abzielen, s<strong>in</strong>d zum<strong>in</strong>dest mittel- bis langfristig und<br />

damit im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es kurativen Ansatzes bislang wenig erfolgreich.<br />

Das Essverhalten vieler adipöser Menschen zeichnet sich durch die<br />

Unfähigkeit aus, dem zweifellos vorhandenen Wunsch nach Beendi-gung<br />

<strong>der</strong> Nahrungsaufnahme Folge leisten zu können. Auch<br />

gehen Übergewicht und Adipositas nicht selten e<strong>in</strong>her mit e<strong>in</strong>er<br />

exzessiven motivationalen Ausrichtung auf ernährungsrelevante<br />

Stimuli, zwanghafte Züge o<strong>der</strong> Merkmale e<strong>in</strong>er Impulskontrollstörung<br />

werden deutlich und die Nähe zu psychischen und Verhaltensstörungen<br />

durch psychotrope Substanzen ersche<strong>in</strong>t durchaus<br />

für e<strong>in</strong>ige Formen <strong>der</strong> Adipositas gegeben. Obwohl phyllogenetisch<br />

s<strong>in</strong>nvoll, führt e<strong>in</strong>e Umwelt, die Schlankheit mit Schönheit, Gesundheit,<br />

körperlicher und geistiger Leistungfähigkeit assoziiert zu<br />

e<strong>in</strong>er Stigmatisierung adipöser Menschen. Die Folge s<strong>in</strong>d psychische<br />

Symptome und Störungen. Umgekehrt können seelische Probleme<br />

bis h<strong>in</strong> zu dem Vollbild e<strong>in</strong>er psychischen Störung zu e<strong>in</strong>er<br />

Verän<strong>der</strong>ung des Ess- und Bewegungsverhaltens führen, <strong>der</strong>en<br />

Folge e<strong>in</strong>e anhaltende positive Energiebilanz mit Übergewicht und<br />

Adipositas ist. Die Erfolge konservativer Gewichtsreduktionsmass-<br />

237


Topic 9 G Komorbidität von psychischen und somatischen Störungen, Psychosomatik // Comorbidity of psychic and somatic disor<strong>der</strong>s, psychosomatics<br />

nahmen <strong>der</strong> Adipositas s<strong>in</strong>d unzureichend. Demgegenüber s<strong>in</strong>d<br />

chirurgische Massnahmen erfolgreicher. Die Indikation ist allerd<strong>in</strong>gs<br />

nur bei schwerer Adipositas gegeben.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Riga<br />

S-026 Symposium<br />

Aktuelle Aspekte <strong>der</strong> Konsiliar- Liaisonpsychiatrie<br />

Vorsitz: G. Niklewski (Nürnberg), A. Diefenbacher (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Psychiatrische Konsiliaranfor<strong>der</strong>ungen bei an<strong>der</strong>en kl<strong>in</strong>ischen<br />

Dienstleistern<br />

Günter Niklewski (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und, Psychologie, Nürnberg)<br />

002<br />

Be<strong>in</strong>ödeme – nicht immer nur Herz<strong>in</strong>suffizienz<br />

Hermannn Fueßl (Isar-Amper-Kl<strong>in</strong>ikum München)<br />

003<br />

Kooperation zwischen Konsiliarpsychiatrie und Hausärzten –<br />

Ergebnisse e<strong>in</strong>er Longitud<strong>in</strong>alstudie<br />

Diane Lehmann (Evangelisches Krankenhaus, König<strong>in</strong> Elisabeth<br />

Herzberge, Berl<strong>in</strong>)<br />

R. Burian, A. Diefenbacher<br />

E<strong>in</strong>leitung: Über das Schicksal konsiliarpsychiatrischer Empfehlungen<br />

nach <strong>der</strong> Entlassung von Patienten aus dem Allgeme<strong>in</strong>krankenhaus<br />

<strong>in</strong> die hausärztliche Weiterbehandlung und <strong>der</strong>en Langzeiteffekte<br />

ist wenig bekannt. In <strong>der</strong> folgenden Studie wurde<br />

untersucht, ob sich durch e<strong>in</strong>e verbesserte Kommunikation zwischen<br />

psychiatrischen Konsiliardienst im Allgeme<strong>in</strong>krankenhaus<br />

und ambulanten Hausärzten e<strong>in</strong>e erhöhte Konkordanz erreichen<br />

lässt und ob dadurch Langzeiteffekte für die Therapie und den<br />

Krankheitsverlauf erzielt werden können. Fragestellung: 1. Welche<br />

Langzeitverläufe lassen sich von Depressions- und Angstpatienten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Hausarztversorgung ermitteln? 2. Haben Patienten, <strong>der</strong>en<br />

Hausärzte e<strong>in</strong>e höhere Konkordanzrate aufwiesen auch im Langzeitverlauf<br />

e<strong>in</strong> besseres Outcome bezüglich <strong>der</strong> Depressions- bzw.<br />

Angstsymptomatik?<br />

Methode: Kontrollierte randomisierte Studie an 117 Patienten<br />

mit Depression und / o<strong>der</strong> Angststörung im <strong>in</strong>nerstädtischen<br />

Allgeme<strong>in</strong>krankenhaus „König<strong>in</strong> Elisabeth Herzberge“ Berl<strong>in</strong>.<br />

Zwei Interventionsgruppen: A – e<strong>in</strong>e kurzes Telefonat zwischen<br />

C-L Psychiater und weiterbehandelndem Hausarzt, B – Mitgabe<br />

e<strong>in</strong>es schriftlichen Konsiliarbefundes an den Hausarzt. In <strong>der</strong> Kontrollgruppe<br />

– N – bekam <strong>der</strong> Hausarzt, wie üblich, die Entlassungsepikrise<br />

des behandelnden Stationsarztes zugeschickt. Telefonische<br />

Verlaufsuntersuchungen wurden nach 6 Wochen, 6 Monaten und<br />

12 Monaten sowie nach 4 Jahren durchgeführt. Dabei wurden Informationen<br />

bezüglich <strong>der</strong> medikamentösen Behandlung, <strong>der</strong> zwischenzeitlichen<br />

Entwicklung des körperlichen Zustandes und <strong>der</strong><br />

psychosozialen Belastung erfragt. Follow-Up <strong>der</strong> Depressions- und<br />

Angst-Scores auf Grundlage <strong>der</strong> „ Hospital Anxiety and Depression<br />

Scale (HADS-D)“.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es konnten nach 6 Wochen 91, nach<br />

6 Monaten, nach 12 Monaten 60 Patienten und nach 4 Jahren<br />

36 Patienten erreicht werden. 29 Patienten konnten zu allen Follow-Up‘s<br />

kontaktiert werden. Im Verlauf zeichnet sich e<strong>in</strong>e Zunahme<br />

<strong>der</strong> HADS-Werte bei allen Patienten ab. Statistisch signifikante<br />

Unterschiede, die für e<strong>in</strong>en besseren Verlauf bei höherer Hausarzt-<br />

238<br />

konkordanz sprechen, ließen sich nur nach 6 Wochen für die Depressionsscores,<br />

sonst jedoch nicht mehr nachweisen. Diskussion:<br />

E<strong>in</strong> kollegiales Telefonat sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> geeignetes Kommunikations<strong>in</strong>strument<br />

zu se<strong>in</strong>, um die Behandlung e<strong>in</strong>er psychiatrischen Störung<br />

durch den Hausarzt e<strong>in</strong>zuleiten. E<strong>in</strong>e höhere Hausarztkonkordanz<br />

im Vergleich zu schriftlich übermittelten Empfehlungen<br />

war deutlich nachweisbar. E<strong>in</strong>e höhere Konkordanz <strong>der</strong> Hausärzte<br />

führte zu e<strong>in</strong>er deutlicheren Verbesserung <strong>der</strong> Depressions-Scores<br />

auf <strong>der</strong> „Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS-D)“ nach<br />

6 Wochen. Im Langzeitverlauf ist diese Verbesserung <strong>der</strong> Scores<br />

wie<strong>der</strong> rückläufig und es s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e statistisch relevanten Gruppenunterschiede<br />

nachzuweisen. Vielmehr ist von e<strong>in</strong>er Symptomverschlechterung<br />

<strong>der</strong> Patienten im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Zunahme <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>isch<br />

relevanten HADS Werte auszugehen. Die Ergebnisse legen die E<strong>in</strong>führung<br />

von „Collaborative Care“ Modellen nahe.<br />

004<br />

A Psychiatric Day Cl<strong>in</strong>ic for the Treatment of Patients with Somatoform<br />

Disor<strong>der</strong>s<br />

Jozef De Bie (Brüssel, Belgien)<br />

Introduction: Unlike <strong>in</strong> Germany, <strong>in</strong> Belgium there are no specialists<br />

<strong>in</strong> Psychosomatic Medic<strong>in</strong>e and Psychotherapy. Certa<strong>in</strong><br />

psychia trists work<strong>in</strong>g <strong>in</strong> psychiatric services <strong>in</strong> general hospitals<br />

however have focused their activities on what is traditionally called<br />

the field of consultation and liaison psychiatry (CL-psychiatry). In<br />

recent years some of these psychiatric services <strong>in</strong> general hospitals<br />

have started with multidiscipl<strong>in</strong>ary day hospital programs for patients<br />

with somatoform disor<strong>der</strong>s. In this presentation a brief outl<strong>in</strong>e<br />

will be given on the organization of care for patients with somatoform<br />

disor<strong>der</strong>s <strong>in</strong> Belgium. An example of such a day cl<strong>in</strong>ic program<br />

will then be discussed <strong>in</strong> more detail, outcome measures will<br />

be shown and discussed and an attempt will be made to compare<br />

such a program with the similar programs <strong>in</strong> Germany.<br />

Method: Psychometric and physical assessment of all consecutive<br />

admissions at the beg<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g of treatment, after three months and<br />

after six months was performed (SF 36, HADS (Hospital Anxiety<br />

and Depression Scale),TSK (Tampa Scale for K<strong>in</strong>esiophobia),PDI<br />

(Pa<strong>in</strong> disability Index),MPI-DLV (Multidimensional Pa<strong>in</strong> Inventory,<br />

Dutch Language Version), PCCL (Pa<strong>in</strong> Cop<strong>in</strong>g and Cognition<br />

List), SCL-90 (Symptoms Check List) à.<br />

Discussion / Results: Results will be presented at the meet<strong>in</strong>g.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Salon 22<br />

S-036 Symposium<br />

Diagnostik, Pharmako- und Psychotherapie bei komorbiden psychischen<br />

Störungen von körperlich Erkrankten<br />

Vorsitz: Y. Erim (Essen), H.-B. Rothenhäusler (Graz, Österreich)<br />

001<br />

Effektive Psychotherapie bei komorbiden psychischen Störungen<br />

von körperlich Erkrankten<br />

Yesim Erim (LVR Kl<strong>in</strong>iken Essen, Kl<strong>in</strong>ik für Psychosomatische Mediz<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Körperlich kranke Patienten profitieren bezüglich ihrer<br />

Informiertheit, ihres emotionalen Bef<strong>in</strong>dens und Bewältigungsverhaltens<br />

von e<strong>in</strong>er ärztlich geleiteten Psychoedukation und<br />

Psychotherapie (z.B. Gündel et al. 2003). Psychotherapiemanuale<br />

haben sich <strong>in</strong>zwischen im Bereich <strong>der</strong> Psychoonkologie etabliert<br />

(Fawzy & Fawzy 1998; Strauß 2002; Tschuschke 2002, Herschbach<br />

2009). Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Transplantationsmediz<strong>in</strong> und bei allen chroni-


Topic 9 G Komorbidität von psychischen und somatischen Störungen, Psychosomatik // Comorbidity of psychic and somatic disor<strong>der</strong>s, psychosomatics<br />

schen <strong>Erkrankungen</strong> wurde die Effektivität psychotherapeutischer<br />

Hilfestellungen nachgewiesen. Psychotherapeutische Interventionen<br />

werden körperlich Kranken immer häufiger angeboten. Spira<br />

(1997) unterscheidet zwischen e<strong>in</strong>er deduktiven, <strong>in</strong>teraktiven und<br />

<strong>in</strong>duktiven Vorgehensweise. Im Gegensatz zur Informationsvermittlung<br />

bei <strong>der</strong> Psychoedukation (deduktiv) nimmt nach Spira <strong>in</strong><br />

Gruppen mit Kompetenztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (<strong>in</strong>teraktiv) und <strong>in</strong> prozessorientierten<br />

Gruppen (<strong>in</strong>duktiv) die Interaktion <strong>der</strong> Gruppenteilnehmer<br />

e<strong>in</strong>en größeren Raum e<strong>in</strong> und ermöglicht den Teilnehmern erst,<br />

Gefühle <strong>der</strong> Kontrolle zu entwickeln. Strauss (2002) schlägt vor, bei<br />

<strong>der</strong> Indikationsstellung für körperlich Erkrankte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em abgestuften<br />

Modell unterschiedliche psychotherapeutische Interventionen<br />

von unspezifischen stützenden Ansätzen bis h<strong>in</strong> zur Psychotherapie<br />

primär psychischer Störungen zu erwägen. Geme<strong>in</strong>sam ist<br />

allen Arbeiten, dass sie die Stabilisierung und den Motivationsaufbau<br />

für besseres Gesundheitsverhalten als vorrangige Therapieziele<br />

benennen.<br />

Methode: Anhand von kl<strong>in</strong>ischen Beispielen aus <strong>der</strong> Psychoonkologie<br />

und <strong>der</strong> Transplantationsmediz<strong>in</strong> werden <strong>in</strong> diesem Vortrag<br />

spezifische Merkmale und Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> psychotherapeutischen<br />

Arbeit mit körperlich Erkrankten herausgearbeitet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei vorliegen<strong>der</strong> psychiatrischer Komorbidität<br />

kann durch psychotherapeutische Interventionen <strong>der</strong> Behandlungserfolg<br />

bei körperlichen <strong>Erkrankungen</strong> deutlich verbessert<br />

werden.<br />

002<br />

Effektive Psychopharmakotherapie bei komorbiden psychischen<br />

Störungen von körperlich Erkrankten<br />

Hans-Bernd Rothenhäusler (Mediz<strong>in</strong>ische Universität Graz, Univ.-<br />

Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Österreich)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bis zu 46,5 % aller Allgeme<strong>in</strong>krankenhauspatienten<br />

leiden an kl<strong>in</strong>isch bedeutsamen psychischen Störungen. Beispielsweise<br />

gehören das nicht entzugsbed<strong>in</strong>gte Delir und die Begleitdepression<br />

bei Allgeme<strong>in</strong>krankenhauspatienten zu den häufigsten<br />

psychischen Störungen. Oft haben sie negative Auswirkungen auf<br />

die Prognose und die Behandlung körperlicher <strong>Erkrankungen</strong>.<br />

Methode: E<strong>in</strong>e sachgerechte Psychopharmakotherapie <strong>der</strong> psychischen<br />

Begleiterkrankungen kann sowohl den Verlauf <strong>der</strong> zugrunde<br />

liegenden somatischen Erkrankung günstig bee<strong>in</strong>flussen als auch<br />

die Lebensqualität <strong>der</strong> Patienten mit <strong>in</strong>ternistischen o<strong>der</strong> neurologischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong> erhöhen. Die Behandlung psychischer Störungen<br />

körperlicher Kranker <strong>in</strong>des stellt selbst für den rout<strong>in</strong>ierten<br />

und erfahrenen Arzt oftmals e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung dar.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund wird dem Auftreten möglicher Arzneimittel<strong>in</strong>teraktionen<br />

bei <strong>der</strong> Neuverschreibung von Medikamenten<br />

respektive <strong>der</strong> Durchführung von Komb<strong>in</strong>ationstherapien <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

mediz<strong>in</strong>ischen Behandlungssituation zunehmend e<strong>in</strong> hoher Stellenwert<br />

e<strong>in</strong>geräumt. In diesem Kontext gilt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel, unerwünschte<br />

Arzneimittelwirkungen bei Komedikation mit an<strong>der</strong>en<br />

Pharmaka, wie zum Beispiel <strong>der</strong> Wirkverlust e<strong>in</strong>es zuvor <strong>in</strong> stabilen<br />

Erhaltungsdosen verabreichten Medikaments o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> erhöhtes<br />

Risiko für die Entwicklung von Arzneimittelnebenwirkungen zu<br />

vermeiden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Überlegungen zur Wahl e<strong>in</strong>es geeigneten<br />

Psychopharmakons bei körperlich Kranken <strong>in</strong> <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Rout<strong>in</strong>eversorgung werden exemplarisch anhand <strong>der</strong> häufig mit<br />

psychischen Störungen assoziierten Park<strong>in</strong>sonerkrankung, Epilepsie<br />

und kardiovaskulären Krankheiten erörtert. Auch die Grazer<br />

Therapieschemata beim nicht entzugsbed<strong>in</strong>gten Delir werden dargeboten.<br />

003<br />

Psychometrische Diagnostik bei komorbiden psychischen Störungen<br />

von körperlich Erkrankten<br />

M<strong>in</strong>go Bianca Beckmann (Kl<strong>in</strong>ik für Psychosomatische, Universitätskl<strong>in</strong>ikum<br />

Essen Mediz<strong>in</strong> und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Schwere körperliche <strong>Erkrankungen</strong>, die oftmals durch<br />

e<strong>in</strong>en chronischen Verlauf geprägt s<strong>in</strong>d, gehen häufig mit psychischer<br />

Komorbidität e<strong>in</strong>her. So konnten bei onkologischen Patienten<br />

komorbide psychiatrische Störungen zwischen 24 % bis 45 %<br />

ermittelt werden (Härter et al. 2001; Kissane et al. 2004), wobei sich<br />

die Prävalenzraten <strong>in</strong> Abhängigkeit von den angewandten Erhebungsverfahren,<br />

diagnostischen Kriterien und Untersuchungsgruppen<br />

stark unterscheiden. Die Vielzahl kl<strong>in</strong>ischer Studien zur<br />

Prävalenz psychischer Komorbidität, zum psychoonkologischen<br />

Behandlungsbedarf (Faller et al. 2003) sowie zum Problem <strong>der</strong> Unterdiagnostizierung<br />

psychischer Symptomatik wirft jedoch die Frage<br />

nach geeigneten Verfahren zur Diagnostik psychosozialer Belastungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> somatischen Mediz<strong>in</strong> auf. Diese Untersuchungen<br />

machen den Bedarf an sensitiven und ökonomischen Screen<strong>in</strong>gverfahren<br />

zur Erfassung psychischer Symptomatik e<strong>in</strong>erseits und<br />

die Analyse <strong>der</strong> Eignung bereits bestehen<strong>der</strong> Instrumente h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Reliabilität und Validität deutlich.<br />

Methode: In diesem Zusammenhang wurde die Anwendbarkeit<br />

<strong>der</strong> Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) zur Messung<br />

psychischer Belastung durch Angst und Depression bei unterschiedlichen<br />

Stichproben von körperlich Erkrankten unterschiedlich<br />

beantwortet. Während e<strong>in</strong>ige Studien das Instrument als<br />

Screen <strong>in</strong>gverfahren bei Krebspatienten als geeignet betrachten<br />

(Mehnert et al. 2006), wurde <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> HADS im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>es Screen<strong>in</strong>gs aufgrund e<strong>in</strong>er mangelnden Sensitivität und Spezifität<br />

<strong>in</strong> Frage gestellt (Faller et al. 2003; Erim et al. 2009). Anhand<br />

<strong>der</strong> vorliegenden Ergebnisse wird deutlich, dass bei Krebspatienten<br />

psychometrische Verfahren, die krankheitsspezifische Belastungen<br />

<strong>der</strong> Patienten erfassen, bei <strong>der</strong> Beurteilung des Unterstützungsbedürfnisses<br />

zu befürworten wären. In diesem Vortrag wird e<strong>in</strong> Überblick<br />

psychometrischer Verfahren zur Erfassung psychischer Störungen<br />

sowie <strong>der</strong>en Eignung bei körperlichen <strong>Erkrankungen</strong><br />

gegeben und Spezifika dieser Patientengruppe diskutiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Denn nur e<strong>in</strong>e reliable und valide Identifizierung<br />

betreuungsbedürftiger Patienten macht die Bereitstellung<br />

e<strong>in</strong>es adäquaten Behandlungsangebots (Strittmatter et al. 2002)<br />

möglich. Der Erfassung und des subjektiven Bef<strong>in</strong>dens <strong>der</strong> körperlich<br />

erkrankten Patienten kommt <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Rout<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle zu, da sie Behandlungsentscheidungen und<br />

–ergebnisse bee<strong>in</strong>flussen können (Herschbach et al. 2004).<br />

004<br />

Diagnostik und Therapie von Compliancestörungen bei Transplantationspatienten<br />

Lutz Götzmann (Universitätsspital Zürich, Abt. Psychosoziale Mediz<strong>in</strong>,<br />

Schweiz)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Compliancestörungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Transplantationsmediz<strong>in</strong><br />

von em<strong>in</strong>enter Bedeutung, da bei mangeln<strong>der</strong> Compliance<br />

das transplantierte Organ abgestossen und das Leben des Patienten<br />

gefährdet werden kann. Im folgenden Beitrag werden Ergebnisse<br />

e<strong>in</strong>er qualitativen und quantitativen Studie zur Compliance von<br />

lungentransplantierten Patienten vorgestellt und psychotherapeutische<br />

Interventionen diskutiert.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er qualitativen Studie wurden 20 lungentransplantierte<br />

Patienten zu ihrem Selbstbild und ihrer Beziehung zum<br />

transplantierten Organ, dem verstorbenen Spen<strong>der</strong> sowie dem Behandlungsteam<br />

<strong>in</strong>terviewt. Auf Grund dieser Interviewaussagen<br />

wurde e<strong>in</strong> Fragebogen entwickelt und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Studie mit 76 lungentransplantierten<br />

Patienten mit weiteren psychometrischen Instrumenten<br />

(TxEQ-D, SF-36) e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

239


Topic 9 G Komorbidität von psychischen und somatischen Störungen, Psychosomatik // Comorbidity of psychic and somatic disor<strong>der</strong>s, psychosomatics<br />

Diskussion / Ergebnisse: In den Interviews zeigte sich, dass das<br />

Gefühl, von <strong>der</strong> Transplantation profitiert zu haben, aber auch die<br />

Beziehung zum Organ / Spen<strong>der</strong> sowie bestimmte Merkmale <strong>der</strong><br />

Arzt-Patientenbeziehung das Complianceverhalten massgeblich<br />

bee<strong>in</strong>flussen. Anhand <strong>der</strong> Fragebogen-Untersuchung liess sich u. a.<br />

empirisch belegen, dass e<strong>in</strong> signifikanter Zusammenhang zwischen<br />

e<strong>in</strong>er problematischen Organ<strong>in</strong>tegration und Non-Compliance besteht.<br />

Auf Grund dieser Studienergebnisse werden verschiedene<br />

psychotherapeutischen Interventionen diskutiert, die <strong>in</strong>sgesamt<br />

auf e<strong>in</strong>e psychische Integration <strong>der</strong> Transplantationserfahrungen<br />

abzielen.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 - 18.45 Uhr, Saal VIP 1<br />

S-079 Symposium<br />

The Selfish-Bra<strong>in</strong>-Theory. The l<strong>in</strong>k between depression and<br />

vascular disor<strong>der</strong>s<br />

Vorsitz: U. Schweiger (Lübeck), I. Heuser (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

New Aspects of the Selfish-Bra<strong>in</strong>-Theory<br />

Achim Peters (Universität zu Lübeck, Mediz<strong>in</strong>ische Kl<strong>in</strong>ik I)<br />

Obesity and type 2 diabetes have become the major health problems<br />

<strong>in</strong> many <strong>in</strong>dustrialized countries. A few theoretical frameworks<br />

have been set up to <strong>der</strong>ive the possible determ<strong>in</strong>ative cause<br />

of obesity. One concept views that food availability determ<strong>in</strong>es food<br />

<strong>in</strong>take, i. e. that obesity is the result of an external energy “push”<br />

<strong>in</strong>to the body. Another one views that the energy milieu with<strong>in</strong> the<br />

human organism determ<strong>in</strong>es food <strong>in</strong>take, i. e. that obesity is due to<br />

an excessive “pull” from <strong>in</strong>side the organism. Here we present the<br />

unconventional concept that a healthy organism is ma<strong>in</strong>ta<strong>in</strong>ed by a<br />

„competent bra<strong>in</strong>-pull“ which serves systemic homeostasis, and<br />

that the un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g cause of obesity is “<strong>in</strong>competent bra<strong>in</strong>-pull”, i. e.<br />

that the bra<strong>in</strong> is unable to properly demand glucose from the body.<br />

We describe the energy fluxes from the environment, through the<br />

body, towards the bra<strong>in</strong> with a mathematical “supply cha<strong>in</strong>” model<br />

and test whether its predictions fit medical and experimental data<br />

sets from our and other research groups. In this way, we show databased<br />

support of our hypothesis, which states that un<strong>der</strong> conditions<br />

of food abundance <strong>in</strong>competent bra<strong>in</strong>-pull will lead to build-ups <strong>in</strong><br />

the supply cha<strong>in</strong> culm<strong>in</strong>at<strong>in</strong>g <strong>in</strong> obesity and type 2 diabetes. In the<br />

same way, we demonstrate support of the related hypothesis, which<br />

states that un<strong>der</strong> conditions of food deprivation a competent bra<strong>in</strong>pull<br />

mechanism is <strong>in</strong>dispensable for the cont<strong>in</strong>uance of the bra<strong>in</strong>‘s<br />

high energy level. In conclusion, we took the viewpo<strong>in</strong>t of <strong>in</strong>tegrative<br />

physiology and provided evidence for the necessity of bra<strong>in</strong>pull<br />

mechanisms for the benefit of health. Along these l<strong>in</strong>es, our<br />

work supports recent molecular f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs from the field of neuroenergetics<br />

and cont<strong>in</strong>ues the work on the “Selfish Bra<strong>in</strong>” theory<br />

deal<strong>in</strong>g with the ma<strong>in</strong>tenance of the cerebral and peripheral energy<br />

homeostasis.<br />

002<br />

Cytok<strong>in</strong>es and Allocation System <strong>in</strong> Depressive Disor<strong>der</strong><br />

Ulrich Schweiger (Universität zu Lübeck, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

W. Greggersen, S. Rudolf<br />

Introduction: Adipok<strong>in</strong>es may l<strong>in</strong>k altered body composition and<br />

<strong>in</strong>creased risk for develop<strong>in</strong>g diabetes mellitus and cardiovascular<br />

disease <strong>in</strong> patients with major depressive disor<strong>der</strong>s (MDD).<br />

Method: Twenty-three patients with typical and 8 patients with<br />

240<br />

atypical major depression (20 women, 11 men) un<strong>der</strong>went a hyper- /<br />

hypoglycemic stepwise glucose clamp. Eight healthy women and<br />

16 healthy men served as the comparison group (CG).<br />

Discussion / Results: Mean glucose disposal rates (GDR) were<br />

lower <strong>in</strong> patients with atypical MDD and typical MDD than <strong>in</strong> the<br />

CG (2.4 ± 0.7 vs. 3.2 ± 0.9 vs. 4.1 ± 1.2 ml / h / kg, p< .001). Patients<br />

with atypical MDD showed a higher mean concentration of lept<strong>in</strong><br />

(14.0 ± 8.6 ng / ml) than patients with typical MDD (3.6 ± 3.3 ng /<br />

ml) and the CG (2.5 ± 2.0 ng / ml). MANCOVA with the covariate<br />

BMI showed a significant group effect for lept<strong>in</strong> (F= 7.0; p= .002)<br />

but not for visfat<strong>in</strong> or resist<strong>in</strong>. GDR correlated with lept<strong>in</strong> (r= -.40;<br />

p= 0.003) and visfat<strong>in</strong> (r= -.50; p


Topic 9 G Komorbidität von psychischen und somatischen Störungen, Psychosomatik // Comorbidity of psychic and somatic disor<strong>der</strong>s, psychosomatics<br />

folgte. Die Erhöhung des Risikos liegt im Bereich wesentlicher somatischer<br />

Risikofaktoren, beispielsweise <strong>der</strong> Ausbildung e<strong>in</strong>er<br />

L<strong>in</strong>ksherz<strong>in</strong>suffizienz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Akutphase. Zudem bed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e Depression<br />

wesentlich das Risiko für dauerhafte Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und<br />

reduzierte Lebensqualität und verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Wirksamkeit e<strong>in</strong>er<br />

kardialen Rehabilitation. Es sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Art Dosis Wirkungsbeziehung<br />

vorzuliegen. Es f<strong>in</strong>den sich auch H<strong>in</strong>weise, dass Depression<br />

mit e<strong>in</strong>er erhöhten Plaquedicke <strong>der</strong> Karotiden verbunden ist. Diese<br />

Daten s<strong>in</strong>d von erheblicher Bedeutung, da knapp 20 % nach Myokard<strong>in</strong>farkt<br />

e<strong>in</strong>e depressive Episode und 27 % leichtere depressive<br />

Syndrome ausbilden.<br />

003<br />

Kardiometabolische Effekte von Antipsychotika bei unbehandelten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen mit psychischen Störungen<br />

Christoph U. Correll (The Zucker Hillside Hospital, Psychiatry Research,<br />

Glen Oaks, NY, USA)<br />

P. Manu, V. Olshanskiy, A. K. Malhotra, J. M. Kane<br />

E<strong>in</strong>leitung: Atypische Antipsychotika haben <strong>in</strong>dividuell unterschiedliche<br />

Effekte bezueglich Koerpergewicht und kardiometabolischen<br />

Werten. Daten von vergleichenden Studien <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen s<strong>in</strong>d relativ selten.<br />

Methode: Prospektive, naturalistische, 12-woechige Akutphase e<strong>in</strong>er<br />

Langzeit-Kohortenstudie. E<strong>in</strong>schlusskriterien: (1) Alter: 4 bis<br />

19 Jahre; (2) DSM-IV Diagnose von psychotischen (30.1 %), affektiven<br />

(47.8 %) und aggressiven Stoerungen (22.1 %); (3) E<strong>in</strong>schluss<br />

vor o<strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb von 7 Tagen nach neu begonnener Antipsychotikatherapie;<br />

(4) ke<strong>in</strong>e vorliegende Essstörung; (5) ke<strong>in</strong>e akute mediz<strong>in</strong>ische<br />

Erkrankung; (6) ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>nahme mehrerer Antipsychotika<br />

zu Studienbeg<strong>in</strong>n. Zu Beg<strong>in</strong>n und monatlich wurden Groesse,<br />

Gewicht, BMI, totales Körperfett, Taillenumfang, Nüchternglucose,<br />

Lipide, und Insul<strong>in</strong> bestimmt. Adhaerenz wurde mittels Interview<br />

und Antipsychotikaspiegeln bestimmt. Patienten, die Antipsychotickagabe<br />

verweigerten o<strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb von 7 % war sehr haeufig, am staerksten unter<br />

Olanzap<strong>in</strong> (84.4 %), gefolgt von Risperidon (64.4 %), Aripiprazole<br />

(58.4 %) unf Quetiap<strong>in</strong> (55.6 %), und lag <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Kontrollpatienten<br />

vor (0 %). Unter Olanzap<strong>in</strong> kam es zu e<strong>in</strong>em signifikanten Anstieg<br />

von Cholester<strong>in</strong> (p4.39: 2.9 %-17.8 %) and des<br />

metabolischen Syndroms (0 % – 6.5 %) waren vergleichsweise selten,<br />

zum<strong>in</strong>dest ueber den Untersuchungszeitraum von 3 Monaten.<br />

Diskussion: Ersttherapie mit allen untersuchten Atypika war mit<br />

signifikanter Gewichtszunahme verbunden, die unabhaengig vom<br />

Krankheitsgeschehen zu se<strong>in</strong> schient. Trotz signifikanter Gewichtszunahme<br />

unterschieden sich die Atypika signifikant h<strong>in</strong>sichtlichtlich<br />

Typ und Ausmass <strong>der</strong> metabolischen Veraen<strong>der</strong>ungen. Biolo-<br />

gischen Korrelate und kl<strong>in</strong>ische Praediktoren kardiometabolischer<br />

Effekte unter Antipsychotikatherapie muessen weiter erforscht<br />

werden.<br />

004<br />

Kardiovaskuläre <strong>Erkrankungen</strong> und Diabetes bei psychischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong> – Position Statement <strong>der</strong> European Psychiatric<br />

Asso ciation (EPA), European Association for the Study of Diabetes<br />

(EASD) und <strong>der</strong> European Society of Cardiology (ESC)<br />

Kai Kahl (Med. Hochschule Hannover, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Das Risiko für die Entwicklung e<strong>in</strong>es Typ 2 Diabetes Mellitus und<br />

für kardiovaskuläre <strong>Erkrankungen</strong> ist bei Patienten mit schweren<br />

psychischen <strong>Erkrankungen</strong> erhöht. Neben den E<strong>in</strong>flüssen e<strong>in</strong>er<br />

psychopharmakologischen Behandlung auf das Körpergewicht und<br />

auf metabolische Verän<strong>der</strong>ungen werden auch Lebensstilfaktoren<br />

(Rauchen, Bewegungsmangel, ungünstige Ernährungsgewohnheiten),<br />

endokr<strong>in</strong>e und immunologische Faktoren diskutiert. Die <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre<br />

Versorgung von Patienten mit schweren psychischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong> und körperlicher Komorbidität ist allerd<strong>in</strong>gs schwierig<br />

umzusetzen. U.a. fehlten bislang verlässliche Empfehlungen für<br />

die Identifikation von Risikofaktoren und für die praktische Versorgung.<br />

Die European Psychiatric Association (EPA) hat daher <strong>in</strong><br />

Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> European Association for the Study of<br />

Diabetes (EASD) und <strong>der</strong> European Society of Cardiology (ESC)<br />

e<strong>in</strong> Positionspapier entwickelt, <strong>in</strong> dem praktische H<strong>in</strong>weise für die<br />

Diagnostik, das Monitor<strong>in</strong>g und die Therapie gegeben werden.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 5<br />

S-117 Symposium<br />

S<strong>in</strong>d psychiatrische Kl<strong>in</strong>iken <strong>der</strong> zunehmenden Nachfrage nach<br />

Diagnostik und Therapie somatisch Kranker mit psychischer<br />

Komorbidität gewachsen?<br />

Vorsitz: B. Eikelmann (Karlsruhe), A. Diefenbacher (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Depressive Störungen bei Patienten von Akutspitälern: Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2007<br />

Dirk Richter (Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit, Bern)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Rate depressiv Erkrankter <strong>in</strong> somatischen Kl<strong>in</strong>iken<br />

bzw. Akutspitälern ist nach verschiedenen Studien relativ hoch.<br />

Größere Studien zur Erfassung dieser Problematik s<strong>in</strong>d bisher jedoch<br />

auf dem europäischen Kont<strong>in</strong>ent nur selten durchgeführt<br />

worden.<br />

Methode: Im Rahmen <strong>der</strong> Schweizerischen Gesundheitsbefragung<br />

2007 ist e<strong>in</strong>e repräsentative Stichprobe <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz lebenden<br />

Bevölkerung (N=17.800) unter an<strong>der</strong>em nach Depressionssymptomen<br />

gemäß DSM IV sowie nach Spitalaufenthalten im Jahr vor<br />

dem Interview befragt worden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die DSM IV-Major Depression-12-Monats-Prävalenz<br />

<strong>der</strong> Befragten, welche m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Spitalaufenthalt<br />

angaben, war doppelt so groß wie die Prävalenz <strong>der</strong> Befragten<br />

ohne Spitalaufenthalt. Weitere univariate und multivariate<br />

Analysen werden vorgestellt, welche die H<strong>in</strong>tergründe dieser Unterschiede<br />

beleuchten.<br />

241


Topic 9 G Komorbidität von psychischen und somatischen Störungen, Psychosomatik // Comorbidity of psychic and somatic disor<strong>der</strong>s, psychosomatics<br />

002<br />

Angst und Depression bei somatisch Kranken: Prävalenz, Kosten<br />

und Konsequenzen<br />

Steffi G. Riedel-Heller (Universität Leipzig, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie<br />

Public Health)<br />

M. Zieger, C. Ehrensperger, K. Stengler, A. Konnopka, H.-H. König<br />

E<strong>in</strong>leitung: Schwere körperliche <strong>Erkrankungen</strong> s<strong>in</strong>d oft mit psychischen<br />

Beschwerden verbunden. Die präsentierte Studie legt<br />

Daten zur Häufigkeit von psychischen Störungen bei potenziell lebensbedrohlichen<br />

und bei nicht-lebensbedrohlichen <strong>Erkrankungen</strong><br />

vor und vergleicht den Ressourcenverbrauch von psychisch komorbiden<br />

mit psychisch unbee<strong>in</strong>trächtigen körperlich Kranken.<br />

Methode: 295 konsekutiv aufgenommene und kurativ behandelte<br />

onkologische Patienten sowie 305 nukleotomierte Patienten wurden<br />

im Akutkrankenhaus h<strong>in</strong>sichtlich ihrer psychischen Komorbidität<br />

untersucht und im Abstand von 3 Monaten nachbefragt. Dabei<br />

kamen sowohl Skalen zur dimensionalen Erfassung psychischer<br />

Symptomatik als auch standardisierte diagnostische Assessements<br />

zu E<strong>in</strong>satz. Darüber h<strong>in</strong>aus wurden soziodemographische, krankheitsspezifische<br />

und berufs- und rehabilitationsrelevante Informationen<br />

als auch die Inanspruchnahme von mediz<strong>in</strong>ischen und sozialen<br />

Versorgungsleistungen (Kostenbuch) erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Schwer körperlich Kranke weisen e<strong>in</strong>e<br />

erhöhte psychische Komorbidität auf. <strong>Psychische</strong> Komorbidität ist<br />

zudem mit höheren Krankheitskosten assoziiert. <strong>Psychische</strong> Komorbidität<br />

ist damit mit schwerwiegenden Konsequenzen für den<br />

E<strong>in</strong>zelnen verbunden als auch im S<strong>in</strong>ne von erhöhten Krankheitskosten<br />

gesundheitspolitisch relevant. Psychisch komorbid Erkrankte<br />

s<strong>in</strong>d zudem nach 3 Monaten seltener wie<strong>der</strong> berufstätig als psychisch<br />

unbee<strong>in</strong>trächtigte körperlich Kranke. Konsequenzen dieser<br />

Ergebnisse für die Behandlung von psychischer Komorbidität bei<br />

primär somatisch Kranken im Akutkrankenhaus werden diskutiert.<br />

003<br />

Diagnostik von psychischen <strong>Erkrankungen</strong> und Screen<strong>in</strong>g-Instrumente<br />

bei somatischen Krankenhauspatienten<br />

Johannes Wancata (Unikl<strong>in</strong>ik Wien, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Österreich)<br />

G. Cerny, F. Friedrich, R. Alexandrowicz<br />

E<strong>in</strong>leitung: <strong>Psychische</strong> <strong>Erkrankungen</strong> kommen bei Patienten somatischer<br />

Krankenhausabteilungen häufig vor. E<strong>in</strong>e österreichische<br />

Studie fand an <strong>in</strong>ternen, chirurgischen, gynäkologischen und rehabilitativen<br />

Abteilungen beispielsweise für alle psychischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

e<strong>in</strong>e Prävalenz von 37 %. Es ist aus zahlreichen Untersuchungen<br />

bekannt, dass e<strong>in</strong> beträchtlicher Teil dieser psychischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong> von den Kollegen somatischer Fachgebiete übersehen<br />

werden. In <strong>der</strong> erwähnten österreichischen Studie wurden nur<br />

54 % <strong>der</strong> psychisch Kranken richtig als krank erkannt, allerd<strong>in</strong>gs<br />

waren 10 % <strong>der</strong> psychisch Gesunden irrtümlich als psychisch krank<br />

fehldiagnostiziert worden. Am höchsten war die diagnostische<br />

Trefferquote bei Patienten mit bipolaren Störungen, Schizophrenie<br />

und substanzbed<strong>in</strong>gten Psychosen (über 85 %), während sie bei<br />

Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen beson<strong>der</strong>s niedrig<br />

war (unter 36 %).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zahlreiche Autoren haben Screen<strong>in</strong>g<strong>in</strong>strumente,<br />

also kurze Fragebögen, vorgeschlagen. Das weltweit am<br />

häufigsten verwendete psychiatrische Screen<strong>in</strong>gs<strong>in</strong>strument, <strong>der</strong><br />

General Health Questionnaire (GHQ) zeigt bei ambulanten Patienten<br />

gute Kennwerte <strong>der</strong> Kriteriumsvalidität, bei stationären Patienten<br />

aber deutlich schlechtere Kennwerte. In <strong>der</strong> erwähnten österreichischen<br />

Studie lag die Sensitivität für die verschiedenen<br />

Versionen zwischen 61 % und 70 %; die Spezifität lang zwischen<br />

60 % und 76 %. Bei Gesamtfehlerquoten zwischen 26 % und 39 %<br />

dürfte dieses Screen<strong>in</strong>g<strong>in</strong>strument für den kl<strong>in</strong>ischen Alltag nicht<br />

geeignet se<strong>in</strong>. Für ältere Patienten wird zum besseren Erkennen<br />

242<br />

von Depressionen häufig die zwei Versionen <strong>der</strong> Geriatric Depression<br />

Scale (GDS-30, GDS-15) vorgeschlagen. E<strong>in</strong>e kürzlich durchgeführte<br />

Metaanalyse zur Kriteriumsvalidität fand bei stationären<br />

Patienten von somatischen Krankenhausabteilungen e<strong>in</strong>e Sensitivität<br />

von 85 % bzw. 88 % und e<strong>in</strong>e Spezifität von 79 % bzw. 82 %. Die<br />

Gesamtfehlerquoten von 17 % bzw. 19 % sche<strong>in</strong>t dieses Instrument<br />

für den kl<strong>in</strong>ischen Alltag deutlich besser geeignet.<br />

004<br />

<strong>Psychische</strong> Komorbidität bei 200 onkologischen Patienten –<br />

Syndrome und therapeutische Bedarfe<br />

Bernd Eikelmann (Städtisches Kl<strong>in</strong>ikum Karlsruhe, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit war es den Bedarf unterschiedlicher<br />

Entitäten an psychoonkologischer Betreuung zu evaluieren.<br />

In diese Untersuchung wurden 200 Patienten e<strong>in</strong>bezogen,<br />

die im Rahmen e<strong>in</strong>es Liaisonprojekts <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> radioonkologischen<br />

Kl<strong>in</strong>ik am Kl<strong>in</strong>ikum Karlsruhe unter-sucht wurden. Das<br />

mittlere Alter <strong>der</strong> Probanden betrug 61 Jahre, nur 19,4 % waren<br />

männlich. 69 % <strong>der</strong> Untersuchten lebten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Partnerschaft o<strong>der</strong><br />

Ehe, 76 % hatten K<strong>in</strong><strong>der</strong>, mit 105 waren mehr als die Hälfte <strong>in</strong><br />

Rente. Es bestanden gravierende sozio-demografische Unterschiede<br />

zur Population stationärer Psychiatriepatienten. Mit 32 %<br />

überwogen Mamma-Ca-Patient<strong>in</strong>nen, gefolgt von Patienten mit<br />

HNO-Karz<strong>in</strong>omen bzw. Bronchial-Tumoren (16 %) und Colon-<br />

bzw. Rektum-Ca‘s (13,5 %).<br />

Methode: Bei 164 Patienten wurden psychiatrische Diagnose<br />

gestellt. 66,5 % erhielten die Diagnose e<strong>in</strong>er Anpassungsstörung,<br />

weitere 22(11,5 %)Patienten wurden als mittelgradig depressiv angesehen.<br />

Daneben tauchten relativ häufig die Diagnosen: Demenzerkrankung,<br />

Alkoholmissbrauch und Persönlichkeitsstörung auf.<br />

Psychopathologisch wurden die Patienten nach dem AMDP System<br />

untersucht. Dabei fanden sich depressiv bzw. ängstliche Syndrome<br />

weit im Vor<strong>der</strong>grund. Unter E<strong>in</strong>beziehung dieser Daten<br />

konnten 4 unterschiedliche Cluster von Patienten ermittelt werden:<br />

Das größte Cluster wurde von Patient<strong>in</strong>nen mit Mamma-Ca. gestellt,<br />

die neben e<strong>in</strong>er deutlichen Auffälligkeit im depressiven Bereich<br />

hohe Werte für Erschöpfung und niedrige Scores für Schmerz<br />

aufwiesen. Daneben, bestand e<strong>in</strong> großes Cluster aus Patienten mit<br />

Bronchial- bzw. Mundboden-Karz<strong>in</strong>omen, die psychopathologisch<br />

am auffälligsten waren und zusätzlich Schmerzen und Erschöpfung<br />

angaben. Colon-Rektum-CA-Patienten waren demgegenüber bei<br />

eher günstiger Prognose, unter psychopathologischen Gesichtspunkten<br />

am wenigsten auffällig. Zur vierten vergleichsweise unauffälligen<br />

Gruppe zählten Patient<strong>in</strong>nen mit gynäkologischen und<br />

Probanden mit urologischen Tumoren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong> psychiatrisch-psychotherapeutischer<br />

Liaison- und Konsildienst für onkologische Patienten ist notwendig<br />

und s<strong>in</strong>nvoll. Er behandelt vor allem depressive bzw. ängstliche<br />

Symptom-Bil<strong>der</strong> und Fatigue-Symptome.


Topic 9 G Komorbidität von psychischen und somatischen Störungen, Psychosomatik // Comorbidity of psychic and somatic disor<strong>der</strong>s, psychosomatics<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Stockholm 3<br />

S-140 Symposium<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g issues <strong>in</strong> Consultation Liaison Psychiatry and Psychosomatics<br />

<strong>in</strong> Europe<br />

(Referat Verhaltenstherapie und Konsiliarpsychiatrie)<br />

Vorsitz: A. Diefenbacher (Berl<strong>in</strong>), D. Georgescu (Brugg, Schweiz)<br />

001<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> Consultation-Liaison Psychiatry <strong>in</strong> Western Europe<br />

Dan Georgescu (Psychiatr. Kl<strong>in</strong>ik Königsfelden, Gerontopsychiatrie,<br />

Brugg, Schweiz)<br />

Introduction: Consultation-Liaison (C-L) psychiatry was born <strong>in</strong><br />

the USA, where <strong>in</strong> 2004, formal subspecialty status with<strong>in</strong> psychiatry<br />

was granted to it. Though C-L psychiatry developed also <strong>in</strong><br />

other countries, the discipl<strong>in</strong>e has rema<strong>in</strong>ed until now to a large<br />

extent an Anglo-Saxon and notably a US-American phenomenon.<br />

In Western Europe, C-L psychiatry has evolved especially s<strong>in</strong>ce the<br />

formation of the European C-L Workgroup (ECLW) <strong>in</strong> 1987. The<br />

first European psychiatric tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g guidel<strong>in</strong>es were developed only<br />

<strong>in</strong> the late 1990s. In 2000 the UEMS Section of Psychiatry approved<br />

the ‘Requirements for the Speciality of Psychiatry’ (Chapter 6 of the<br />

‘Charter on Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g of Medical Specialists <strong>in</strong> the EU’). In this document<br />

C-L psychiatry was stipulated as a compulsory element of<br />

postgraduate tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> psychiatry. In 2002, the WPA <strong>in</strong>cluded<br />

C-L psychiatry <strong>in</strong>to the ‘Core Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g Curriculum for Psychiatry’.<br />

The ‘European Guidel<strong>in</strong>es for Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> C-L Psychiatry and Psychosomatics’<br />

(EACLPP, 2007) conta<strong>in</strong> recommendations for resident<br />

tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g as well as for advanced tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g. The ‘Position Statement’<br />

of the UEMS Section of Psychiatry regard<strong>in</strong>g the current<br />

state and the future development of C-L psychiatry with<strong>in</strong> the European<br />

countries is at present <strong>in</strong> the f<strong>in</strong>al draft phase.<br />

Method: Systematic research of the literature, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g guide l<strong>in</strong>es<br />

and survey articles. Outl<strong>in</strong><strong>in</strong>g and discussion of exist<strong>in</strong>g national<br />

and European tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g standards, guidel<strong>in</strong>es, and requirements, as<br />

well as current guidance from specialized panels.<br />

Discussion / Results: We present current C-L tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g requirements<br />

<strong>in</strong> Western Europe rang<strong>in</strong>g from residency tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g to subspecialty<br />

additional education, and consi<strong>der</strong> the effect <strong>in</strong>ternational<br />

guidel<strong>in</strong>es have had on national tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g requirements. C-L psychiatry<br />

has been officially recognized as a subspecialty only <strong>in</strong> a<br />

small number of (Western) European countries. In addition, <strong>in</strong> several<br />

countries efforts are currently be<strong>in</strong>g made to promote the subspecialty<br />

<strong>in</strong> view of formal recognition. There are still large discrepancies<br />

<strong>in</strong> tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g standards across European countries.<br />

002<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> Consultation Liaison Psychiatry <strong>in</strong> Eastern Europe<br />

Joanna Rymaszewska (Wroclaw Medical University, Wroclav, Polen)<br />

Introduction: The aim of the study was to evaluate the tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

process <strong>in</strong> consultation-liaison psychiatry and it‘s management <strong>in</strong><br />

Eastern European countries.<br />

Method: Initially, a systematic review of ma<strong>in</strong> databases has been<br />

conducted to assess the status of C-L tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> different Eastern<br />

European countries. Afterwards, representatives of C-L Psychiatry<br />

were contacted to complete a written questionnaire ”Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g and<br />

Management <strong>in</strong> Consultation Liaison Psychiatry <strong>in</strong> Eastern Europe<br />

Survey“. The questions <strong>in</strong>clude un<strong>der</strong>- and postgraduate C-LP education<br />

as well as structure and organization <strong>in</strong> each country.<br />

Discussion / Results: In most countries there is lack of official<br />

guidel<strong>in</strong>es. C-LP curricula and post graduate tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g vary even<br />

with<strong>in</strong> one country. The role of supported professions such as experienced<br />

C-L nurses, psychologists or social workers are generally<br />

weak. The consultation-liaison psychiatry is still the develop<strong>in</strong>g<br />

field <strong>in</strong> Eastern Europe.<br />

003<br />

<strong>DGPPN</strong>-Certificate for Consultation Liaison Psychiatry and Psychosomatics<br />

<strong>in</strong> Germany – first experiences<br />

Albert Diefenbacher (Ev. Krankenhaus, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

Introduction: The importance of <strong>in</strong>tegrat<strong>in</strong>g psychiatry <strong>in</strong>to the<br />

general hospital is be<strong>in</strong>g recognized <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>gly throughout Europe.<br />

The <strong>in</strong>strument to perform this <strong>in</strong>tegration is the establishment<br />

of CL-services. To enhance knowledge and competency<br />

among psychiatrists to improve their efficiency <strong>in</strong> work<strong>in</strong>g at this<br />

<strong>in</strong>terface, <strong>DGPPN</strong> has implemented a certificate for added qualification<br />

<strong>in</strong> CL-psychiatry and psychosomatics at the end of 2008<br />

Method: Review of requests to the <strong>DGPPN</strong> for gett<strong>in</strong>g the<br />

<strong>DGPPN</strong>-certificate for psychiatry and psychosomatics from January<br />

till october 2009.<br />

Discussion / Results: <strong>DGPPN</strong>-members appreciate very much the<br />

possiblity to obta<strong>in</strong> this added qualification. The comprehensive<br />

span, i.e. <strong>in</strong>clusion of psychosomatics, is very welcomed, as it reflects<br />

the reality <strong>in</strong> everyday cl<strong>in</strong>ical practice <strong>in</strong> general hospitals <strong>in</strong><br />

Germany, where a two-stranded system, with CL-psychiatry and<br />

CL-psychosomatics does not prove as efficient. It is critizided, however,<br />

that the application process is too cumbersome and long-<br />

last<strong>in</strong>g. actions taken by <strong>DGPPN</strong> are reported.<br />

004<br />

Consultation Liaison Psychiatry <strong>in</strong> Turkey current status and<br />

tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

Can Cimilli (Istanbul, Türkei)<br />

Psychiatry as a medical specialty was established <strong>in</strong> Turkey more<br />

than a century ago, but it took time for it to be a real need of the<br />

society. The ma<strong>in</strong> reason of this delay was stigmatization. For a long<br />

time psychiatry was conf<strong>in</strong>ed to several state mental hospitals and<br />

several medical schools and teach<strong>in</strong>g hospitals. Proliferation of psychiatric<br />

services <strong>in</strong> general hospitals occurred <strong>in</strong> 1990‘s and 2000‘s.<br />

Most of the consultation liaison work is carried out on part time<br />

basis by the psychiatrists who are <strong>in</strong> care of the general psychiatric<br />

patients. First consultation liaison unit was founded <strong>in</strong> Istanbul<br />

University Medical School <strong>in</strong> 1989. Some other medical schools<br />

and tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g hospitals <strong>in</strong> greater cities have followed. Due to the<br />

need for manpower, it was only possible <strong>in</strong> greater tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong>stitutions.<br />

In 1997 the Higher Education Council has recognized consultation<br />

liaison psychiatry (CLP) as a study doma<strong>in</strong> un<strong>der</strong> psychiatry.<br />

But for be<strong>in</strong>g a subspecialty the doma<strong>in</strong> should be <strong>in</strong>cluded <strong>in</strong><br />

the Medical Specialization Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g Regulation of the M<strong>in</strong>istry of<br />

Health. M<strong>in</strong>istry of Health consults the specialty associations for<br />

changes <strong>in</strong> the regulation. In 2004 Psychiatric Association of<br />

Turkey (PAT) recommended CLP as a subspecialty of psychiatry<br />

among three other subspecialties, but when it was consulted aga<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> 2008, PAT has recommended no subspecialty. As a result, the<br />

2009 Regulation <strong>in</strong>cluded only Military Psychiatry as a subspecialty<br />

of psychiatry. Turkish Board of Psychiatry has recommended at<br />

least four months of rotation <strong>in</strong> CLP services and 10 – 12 hours of<br />

theoretical tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g dur<strong>in</strong>g the specialization tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g. This is generally<br />

possible <strong>in</strong> greater medical schools which are located <strong>in</strong><br />

greater urban areas, but could be impossible <strong>in</strong> many recently established<br />

small medical schools which are located <strong>in</strong> smaller towns<br />

and have only small numbers of tra<strong>in</strong>ers and tra<strong>in</strong>ees.<br />

243


Topic 9 G Komorbidität von psychischen und somatischen Störungen, Psychosomatik // Comorbidity of psychic and somatic disor<strong>der</strong>s, psychosomatics<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 4<br />

S-148 Symposium<br />

<strong>Psychische</strong> Störungen bei Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

über die <strong>Lebensspanne</strong> – entwicklungspsychiatrische Aspekte<br />

(Referat <strong>Psychische</strong> Störungen bei geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung)<br />

Vorsitz: T. Me<strong>in</strong>ert (Bielefeld), K. Hennicke (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Entwicklungschancen und -grenzen geistig beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und Jugendlichen bis zum Erwachsenenalter – Erfahrungen aus<br />

<strong>der</strong> ambulanten k<strong>in</strong><strong>der</strong>- und jugendpsychiatrischen Praxis mit<br />

Sozial-Psychiatrischer Versorgung (SPV)<br />

Gotthard Roosen-Runge (Mölln)<br />

002<br />

Entwicklungspsychopharmakologie – e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

bei Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

Frank Häßler (Universität Rostock, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

Geistige Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung ist ke<strong>in</strong>e Krankheit, aber Menschen mit<br />

gei stiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung / Intelligenzm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung (1 – 3 % <strong>der</strong> Bevölkerung)<br />

weisen e<strong>in</strong> erheblich erhöhtes Risiko auf, sowohl somatisch<br />

als auch psychisch zu erkranken. Der Schweregrad e<strong>in</strong>er Intelligenzm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

sowie begleitende somatische Störungen haben unzweifelhaft<br />

Auswirkungen auf die Ausprägung e<strong>in</strong>er Psychopathologie<br />

und damit auf die Prävalenz psychischer Störungen.<br />

Komorbide psychische Störungen, darunter tiefgreifende Entwicklungsstörungen<br />

(Autismus), Störungen des Sozialverhaltens,<br />

Hyperaktivität, Tic-Störungen und emotionale Störungen s<strong>in</strong>d am<br />

häufigsten bei leichten bis mittelgradigen Intelligenzm<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen<br />

(ICD-10; IQ von 70 bis 35) anzutreffen. In epidemiologischen Studien<br />

an geistig beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen lagen die<br />

Prävalenzraten für psychische Störungen bei leicht geistig Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />

zwischen 33 und 57 % und bei mittelschwer bis schwer geistig<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten zwischen 42 und 64 %. Um Fehlentwicklungen<br />

und Psychiatrisierungen vorzubeugen, die Lebensqualität zu verbessern<br />

und e<strong>in</strong>e Resozialisierung im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er verbesserten gesellschaftlichen<br />

Teilhabe, Normalisierung und Selbstbestimmung<br />

zu ermöglichen, bedarf es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em abgestimmten störungsspezifischen<br />

Gesamtbehandlungskonzept auf <strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>er diagnostisch<br />

fundierten Indikation neben pädagogischen, psychoedukativen<br />

und psychotherapeutischen Interventionen auch <strong>der</strong> Psychopharmakotherapie.<br />

Die Psychopharmakoprävalenz liegt abhängig vom<br />

Schweregrad <strong>der</strong> geistigen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung weltweit bei rund 20 bis<br />

45 %. Generell bis auf wenige Ausnahmen gilt, dass Menschen mit<br />

e<strong>in</strong>er geistigen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung ähnlich zu behandeln s<strong>in</strong>d wie Menschen<br />

mit <strong>der</strong> gleichen psychischen Störung ohne geistige Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung.<br />

Zu beachten ist dagegen bei e<strong>in</strong>er Psychopharmakotherapie<br />

<strong>der</strong> Leitspruch: Start low, go slow. Die Möglichkeiten e<strong>in</strong>er Monotherapie<br />

sollten primär ausgeschöpft werden, ehe e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ationstherapie<br />

mit ihren vielfältigen Interaktionsrisiken <strong>in</strong> Erwägung<br />

gezogen wird. Der Vortrag gibt e<strong>in</strong>en Überblick zur<br />

Studienlage e<strong>in</strong>zelner Substanzen.<br />

003<br />

Beson<strong>der</strong>e Aspekte <strong>der</strong> Entwicklungsdiagnostik bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n,<br />

Jugendlichen und Erwachsenen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>in</strong> stationärer<br />

Langzeitbetreuung<br />

Sab<strong>in</strong>e Obermann (Bielefeld)<br />

Entwicklungsprozesse laufen bei Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

strukturell <strong>in</strong> gleicher Weise ablaufen wie bei Menschen ohne<br />

<strong>in</strong>tellektuelle E<strong>in</strong>schränkungen, allerd<strong>in</strong>gs verlaufen sie langsamer<br />

und erreichen nicht das gleiche Niveau. Daher lassen sich Erkennt-<br />

244<br />

nisse entwicklungspsychologischer Forschung sowohl für das Verstehen<br />

von Auffälligkeiten und Ressourcen wie auch für die Planung<br />

von Unterstützungsangeboten für K<strong>in</strong><strong>der</strong>, Jugendliche und<br />

Erwachsene nutzen. Im Vortrag wird dargestellt werden, wie im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Arbeit e<strong>in</strong>es psychologischen Fachdienstes im stationären<br />

Langzeitbereich bei Mitarbeiterberatung und Psychotherapie-Planung<br />

die E<strong>in</strong>schätzung des kognitiven, sprachlichen und<br />

sozial-emotionalen Entwicklungsstandes für die Interventions-<br />

und Milieugestaltung genutzt wird. Dabei wird beson<strong>der</strong>s darauf<br />

e<strong>in</strong>gegangen, wie sich standardisierte und teilstandardisierte Testverfahren<br />

auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diagnostik bei erwachsenen Menschen mit<br />

geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>setzen lassen und welche Beson<strong>der</strong>heiten<br />

dabei zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d.<br />

004<br />

Von <strong>der</strong> emotionalen Entwicklungsstörung zum Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-<br />

Syndrom? Beobachtungen zum Verlauf bei geistig beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und jungen Erwachsenen<br />

Elisabeth Wilk<strong>in</strong>g (Ärztlicher Dienst, SB Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe vBAB,<br />

Bielefeld)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Viele Jugendliche und junge Erwachsene mit Intelligenzm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

weisen unter an<strong>der</strong>em emotionale Entwicklungsstörungen<br />

auf. Daneben f<strong>in</strong>den sich hyperk<strong>in</strong>etische Störungen,<br />

Störungen des Sozialverhaltens und auch affektive Störungen, die<br />

entwe<strong>der</strong> für sich alle<strong>in</strong> o<strong>der</strong> auch <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation zu problematischem<br />

Verhalten führen.<br />

Methode: Dabei s<strong>in</strong>d bereits oft schon im K<strong>in</strong>desalter charakteristische<br />

Verhaltensauffälligkeiten zu beobachten, die prädiktorisch<br />

H<strong>in</strong>weise für e<strong>in</strong> im weiteren Verlauf zu diagnostizierendes Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Syndrom<br />

se<strong>in</strong> können. Im vorliegenden Beitrag werden sowohl<br />

die biologischen Faktoren vorgestellt, die selbst bei <strong>der</strong><br />

Entwicklung normal <strong>in</strong>telligenter Jugendlicher zu emotionaler Destabilisierung<br />

führen, als auch soziale und pädagogischen Aspekte,<br />

die e<strong>in</strong>en wesentlichen E<strong>in</strong>fluss auf die Entwicklung e<strong>in</strong>er späteren<br />

Persönlichkeitsstörung haben. Dabei wird die beson<strong>der</strong>e Vulnerabilität<br />

Intelligenz gem<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Jugendlicher berücksichtigt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Anhand von e<strong>in</strong>zelnen Fallbeispielen<br />

werden die bedeutsamen Faktoren, die sowohl positive wie auch<br />

negative E<strong>in</strong>flüsse auf diese Syndromentwicklung haben können,<br />

genauer erörtert.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-029 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Psychosomatik<br />

Vorsitz: A. Diefenbacher (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

E<strong>in</strong>fluss von Nikot<strong>in</strong>wirkung auf die Konzentrationsfähigkeit<br />

von rauchenden und nichtrauchenden Patienten mit depressiver<br />

Störung im Vergleich zu psychisch Gesunden – e<strong>in</strong>e kontrollierte<br />

2 x 2- Gruppen-Experimentalstudie<br />

Stephan Mühlig (Technische Universität, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie, Chemnitz)<br />

S. Platz<br />

E<strong>in</strong>leitung: Nikot<strong>in</strong> führt zu e<strong>in</strong>er kurzzeitigen Verbesserung <strong>der</strong><br />

Konzentrationsfähigkeit. Es existieren erste Indizien, dass dieser<br />

Effekt bei Rauchern mit e<strong>in</strong>er psychischen Erkrankung überproportional<br />

ausgeprägt ist. Insbeson<strong>der</strong>e rauchende Patienten mit e<strong>in</strong>er<br />

depressiven Störung berichten bei Nikot<strong>in</strong>entzug von größeren<br />

Konzentrationsschwierigkeiten. Möglicherweise ist dies e<strong>in</strong>e Ur-


Topic 9 G Komorbidität von psychischen und somatischen Störungen, Psychosomatik // Comorbidity of psychic and somatic disor<strong>der</strong>s, psychosomatics<br />

sache dafür, dass es depressiven Rauchern beson<strong>der</strong>s schwer fällt,<br />

erfolgreich mit dem Rauchen aufzuhören. Dieser Zusammenhang<br />

zwischen Depressionen, Konzentrationsfähigkeit und <strong>der</strong> kurzzeitigen<br />

kognitiven Leistungssteigerung mittels Nikot<strong>in</strong> wurde <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em 2 x 2-Untersuchungsdisign experimentell überprüft.<br />

Methode: Die Konzentrationsleistung depressiver Raucher und<br />

Nichtraucher (n=46 diagnostizierte Patienten <strong>der</strong> Akutpsychiatrie<br />

Chemnitz) sowie gesun<strong>der</strong> Raucher und Nichtraucher (n=38 Versuchspersonen<br />

aus Presseaufruf) wurde mithilfe des Aufmerksamkeitstests<br />

FAIR (Frankfurter Aufmerksamkeits-Inventar) auf ihre<br />

aktuelle Konzentrationsfähigkeit h<strong>in</strong> untersucht. Die Raucher führten<br />

diesen Test <strong>in</strong>nerhalb von vier Stunden mehrfach <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Experimentalbed<strong>in</strong>gungen (unmittelbar nach e<strong>in</strong>er Zigarette,<br />

anschließend nach 1, 2 und 3 Stunden Nikot<strong>in</strong>entzug sowie unmittelbar<br />

nach <strong>der</strong> ersten Zigarette im Anschluss an die dreistündige<br />

Rauchpause) durch. Äquivalent dazu absolvierten die Nichtraucher<br />

den Test zu den gleichen Messzeitpunkten, jedoch ohne Nikot<strong>in</strong>konsum<br />

bzw. -entzug.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Raucher mit e<strong>in</strong>er depressiven Störung<br />

zeigten tendenziell bessere Konzentrationsleistungen im Vergleich<br />

zu depressiven Nichtrauchern. Im Gegensatz dazu waren die Konzentrationsleistungen<br />

<strong>der</strong> gesunden Raucher stärker bee<strong>in</strong>trächtigt<br />

als die <strong>der</strong> gesunden Nichtraucher. Gruppenvergleiche ergaben außerdem<br />

signifikant höhere Konzentrationsfähigkeiten bei den Personen<br />

ohne depressive Störung im Vergleich zu den depressiven<br />

Patienten. Die vorläufigen Ergebnisse lassen darauf schließen, dass<br />

Raucher mit e<strong>in</strong>er depressiven Störung mehr von <strong>der</strong> konzentrationssteigernden<br />

Wirkung des Nikot<strong>in</strong>s profitieren als Raucher ohne<br />

e<strong>in</strong>e solche Erkrankung. Spezielle Tabakentwöhnungsangebote für<br />

Menschen mit e<strong>in</strong>er psychischen Erkrankung könnten diese Erkenntnisse<br />

zukünftig <strong>in</strong> Form von spezifischen Interventionsmaßnahmen<br />

(Psychoedukation, Konzentrationstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs) berücksichtigen.<br />

002<br />

Depressivität, Angst und Schlafstörungen bei Glaukom-Patienten<br />

mit und ohne Gesichtsfeldausfall.<br />

Agorastos Agorastos (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Hamburg, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

C. G. Huber, M. Matthaei, O. Zeitz, C. Skevas<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Glaukom ist e<strong>in</strong>e chronische Erkrankung mit hoher<br />

Prävalenz bei älteren Menschen, die bei steigendem Schweregrad<br />

mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Sehfähigkeit verbunden se<strong>in</strong><br />

kann. In <strong>der</strong> Literatur existieren unterschiedliche Informationen<br />

zur Prävalenz von Depression und Angst bei dieser Patientengruppe<br />

(Wilson et al. 2002, Mabuchi et al. 2008). Es wird weiterh<strong>in</strong><br />

spekuliert, dass e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Sehfähigkeit zu e<strong>in</strong>er verän<strong>der</strong>ten<br />

zirkadianen Rhythmik mit Auswirkungen auf das Schlafverhalten<br />

führen könnte (Jean-Louis et al. 2008). Ziel <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Studie ist die Untersuchung des Auftretens von Depressivität,<br />

Angst und Schlafstörungen bei Patienten mit Glaukom <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

vom Vorliegen e<strong>in</strong>es Gesichtsfeldausfalls.<br />

Methode: E<strong>in</strong>geschlossen wurden Patienten, die an <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für<br />

Augenheilkunde <strong>der</strong> Universitätskl<strong>in</strong>ikums Hamburg-Eppendorf<br />

aufgrund e<strong>in</strong>es fortgeschrittenen Glaukoms stationär behandelt<br />

wurden. Im Rahmen e<strong>in</strong>er ophthalmologischen Untersuchung<br />

wurde <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schränkung des Gesichtsfelds beurteilt. Mit<br />

Hilfe von Selbstrat<strong>in</strong>gfragebögen wurden Informationen zum Grad<br />

<strong>der</strong> Depressivität (BDI), zur Stait- und Trait-Ängstlichkeit (STAI)<br />

und zum Schlafverhalten erhoben. Gruppenunterschiede zwischen<br />

Patienten mit und ohne Gesichtsfeldausfall wurden mit Hilfe von<br />

x2- und t-Tests berechnet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 57 Patienten mit e<strong>in</strong>em Durchschnittsalter<br />

von 66,0 ± 12,1 Jahren, darunter 31 (54,4 %) Frauen, konnten<br />

bisher <strong>in</strong> die vorliegende Studie e<strong>in</strong>geschlossen werden. Bei 29<br />

(50,9 %) <strong>der</strong> Patienten lag e<strong>in</strong> Gesichtsfeldausfall vor. Die Gesamtpopulation<br />

erreichte im BDI Werte von 8,8 ± 9,1, bei 6 (10,5 %)<br />

Patienten lag e<strong>in</strong>e kl<strong>in</strong>isch relevante Depression vor. Bei Patienten<br />

mit Gesichtsfeldausfall gab es e<strong>in</strong>en statistischen Trend zu höheren<br />

Raten an Depression (17,2 % vs. 3,6 %, p=0,093). Bezüglich Ängstlichkeit<br />

lagen die Mittelwerte für die Gesamtgruppe für State-<br />

Anxiety bei 38,2 ± 9,3 und für Trait-Anxiety bei 38,0 ± 10,8, es bildeten<br />

sich ke<strong>in</strong>e signifikanten Gruppenunterschiede ab. 75,4 % bzw.<br />

89,5 % <strong>der</strong> Patienten hatten m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal pro Woche E<strong>in</strong>-<br />

bzw. Durchschlafprobleme, 21,1 % bzw. 29,8 % mehr als dreimal<br />

pro Woche. Das Vorhandense<strong>in</strong> von Gesichtsfeldausfällen war<br />

nicht mit signifikanten Unterschieden bezüglich e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>- und<br />

Durchschlafstörung verbunden.<br />

003<br />

Lept<strong>in</strong>, low social support and <strong>in</strong>creased cardiovascular mortality<br />

Sibylle Häfner (LMU Unikl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, München)<br />

R. Emeny, T. Barbara, A. Zierer, W. König, C. Her<strong>der</strong>, E. Lacruz,<br />

R. Rupprecht, K.-H. Ladwig<br />

Introduction: Low social support is associated with higher CVD<br />

morbidity and mortality. The un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g pathomechanism of this<br />

association is unclear. In this study we <strong>in</strong>vestigate the association<br />

between the pro<strong>in</strong>flammatory adipok<strong>in</strong>e lept<strong>in</strong>, which is also<br />

known to play a role <strong>in</strong> stress regulation and <strong>in</strong> CVD.<br />

Method: A cross-sectional study on 643 men and 586 women was<br />

performed. The sample was drawn from the population-based<br />

MONItor<strong>in</strong>g of trends and determ<strong>in</strong>ants <strong>in</strong> CArdiovascular disease<br />

(MONICA) / Cooperative Health Research <strong>in</strong> the Region of Augsburg<br />

(KORA) studies conducted between 1984 and 2002 <strong>in</strong> the area<br />

of Augsburg. Non fast<strong>in</strong>g venous blood samples were taken. Social<br />

network was assessed accord<strong>in</strong>g to the Social Network Index (SNI)<br />

<strong>in</strong>itially designed for the Alameda county study. Depressive symptomatology<br />

was assessed us<strong>in</strong>g a subscale from the von Zerssen affective<br />

symptom check list. For analysis four categories were built:<br />

‘good social net work‘, ‚poor social network‘, ‘socially isolated‘ and<br />

‘socially isolated and distressed‘. In a logistic regression the categories<br />

‘poor social network‘, ‘socially isolated‘ and ‘socially isolated<br />

and distressed‘ were <strong>in</strong>vestigated <strong>in</strong> regard to their strength of prediction<br />

of lept<strong>in</strong> values belong<strong>in</strong>g to the upper 30 %. Models were<br />

adjusted for age, sex, BMI, lifestyle factors, metabolic variables and<br />

psychosomatic compla<strong>in</strong>ts.<br />

Discussion / Results: Lept<strong>in</strong> levels are associated with social net,<br />

even after adjustment for several potential confound<strong>in</strong>g factors.<br />

The multivariable adjusted odds ratios for the prediction of high<br />

lept<strong>in</strong> values were 1.40 (1.03 –1.92) for low social net, 2.00 (1.24 –<br />

3.23) for social isolation and 3.08 (1.67 – 5.69) for the category socially<br />

isolated and distressed. There were significant differences <strong>in</strong><br />

gen<strong>der</strong>, show<strong>in</strong>g an even greater impact of social net on lept<strong>in</strong> values<br />

<strong>in</strong> men with an odds ratio of 1.59 (1.04 – 2.43) for low social net,<br />

3.06 (1.57 – 5.96) for social isolation and 6.28 (2.61 – 15.15) for the<br />

category socially isolated and distressed.<br />

004<br />

Inflammatory markers <strong>in</strong>fluence the relationship between<br />

major depression and cardiovascular disor<strong>der</strong>s <strong>in</strong> the general<br />

German population<br />

Bernhard Baune (James Cook University, Dept. of Psychiatry, Townsville,<br />

Australien)<br />

H. Neuhauser, U. Ellert, K. Berger<br />

Introduction: To determ<strong>in</strong>e levels of <strong>in</strong>flammation (ferrit<strong>in</strong>, transferr<strong>in</strong><br />

and fibr<strong>in</strong>ogen) <strong>in</strong> major depression (MDD) and comorbid<br />

cardiovascular disease (CVD) <strong>in</strong> an adult population.<br />

Method: In 4,181 participants of the German Health Interview and<br />

Exam<strong>in</strong>ation Survey MDD was assessed through the Compo site<br />

245


Topic 9 G Komorbidität von psychischen und somatischen Störungen, Psychosomatik // Comorbidity of psychic and somatic disor<strong>der</strong>s, psychosomatics<br />

International Diagnostic Interview (CIDI). Coronary heart dis ease,<br />

stroke, and hypertension were diagnosed by a computer- assisted<br />

physician <strong>in</strong>terview. Analyses were performed us<strong>in</strong>g ANOVA<br />

models stratified for gen<strong>der</strong>.<br />

Discussion / Results: Ferrit<strong>in</strong>, transferr<strong>in</strong> and fibr<strong>in</strong>ogen levels<br />

showed oppos<strong>in</strong>g patterns <strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuals with either CVD or MDD<br />

alone. In comorbidity analyses, male participants with MDD plus<br />

comorbid CHD or hypertension had lower levels of ferrit<strong>in</strong> and<br />

lower fibr<strong>in</strong>ogen levels <strong>in</strong> hypertension compared to men without<br />

MDD, while <strong>in</strong> women, results were <strong>in</strong>consistent. Oppos<strong>in</strong>g patterns<br />

of <strong>in</strong>flammatory markers <strong>in</strong> CVD or MDD alone were reversed<br />

when both conditions were present. MDD reduced levels of<br />

ferrit<strong>in</strong>, transferr<strong>in</strong> and fibr<strong>in</strong>ogen <strong>in</strong> CVD <strong>in</strong> a gen<strong>der</strong>-specific<br />

way.<br />

005<br />

Psychometric Core Lab <strong>der</strong> MOOD-HF-Studie: Aufgaben und erste<br />

Ergebnisse<br />

Bodo Warr<strong>in</strong>gs (Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik, Würzburg)<br />

B. Hamann, A. Fallgatter, R. Matthias, H. Faller, J. Baulmann, S.<br />

Störk, J. Deckert, C. Angermann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Depression und chronische Herz<strong>in</strong>suffizienz s<strong>in</strong>d zwei<br />

hoch relevante Krankheitsbil<strong>der</strong>. 20 – 40 % <strong>der</strong> Patienten mit e<strong>in</strong>er<br />

Herz<strong>in</strong>suffizienz leiden auch an e<strong>in</strong>er Depression. MOOD-HF<br />

(Angermann et al.; Eur J Heart Fail. 2007 Dec;9(12):1212-22) hat<br />

als Ziel zu klären, ob, und wenn ja, durch welche Mechanismen<br />

e<strong>in</strong>e medikamentöse Behandlung mit dem selektiven Seroton<strong>in</strong>-<br />

Wie<strong>der</strong>aufnahmehemmer Escitalopram die Prognose bei Patienten,<br />

die an beiden Krankheitsbil<strong>der</strong>n leiden, verbessert. Es handelt<br />

sich um e<strong>in</strong>e 2-armige, doppelbl<strong>in</strong>de und Placebo-kontrollierte<br />

Multicenter-Studie mit 700 Patienten. Geprüft werden die Effekte<br />

auf Morbidität und Mortalität (primärer Endpunkt), Schweregrad<br />

<strong>der</strong> Depression, Lebensqualität und weitere Endpunkte (z. B. Biomarker)<br />

E<strong>in</strong>e Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Studie ist die enge Zusammenarbeit<br />

zwischen Kardiologen, Psychiatern, Psychosomatikern und Psychologen.<br />

Das Psychometric Core Lab, das sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik und<br />

Polikl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des<br />

Universitätskl<strong>in</strong>ikums Würzburg bef<strong>in</strong>det, hat u. a. die Aufgabe, als<br />

Referenzzentrum für alle Aspekte <strong>der</strong> psychometrischen Untersuchungen<br />

zu dienen, Handl<strong>in</strong>g-Guidel<strong>in</strong>es für die Behandlung<br />

depressiver Patienten und das Management von psychiatrischen<br />

Notfallsituationen (Suizidalität) zu entwickeln und Ansprechpartner<br />

für alle an <strong>der</strong> Studie beteiligten Psychiater, Psychologen und<br />

Psychosomatiker zu se<strong>in</strong>. Des Weiteren stellt es am Standort Würzburg<br />

die diagnostische E<strong>in</strong>ordnung <strong>der</strong> Studienpatienten (Major<br />

Depression, DSM-IV) und die konsiliarische psychiatrische Behandlung<br />

<strong>der</strong> Studienpatienten sicher.<br />

Methode: U. a. erhalten die beteiligten Kardiologen e<strong>in</strong>e Schulung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Durchführung des MADRS-Interviews mit Zertifizierung.<br />

Die beteiligten Psychiater, Psychosomatiker und Psychologen erhalten<br />

e<strong>in</strong>e Schulung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Durchführung e<strong>in</strong>es für die Studie modifizierten<br />

SCID-Interviews. Ferner wurden Handl<strong>in</strong>g-Guidel<strong>in</strong>es<br />

für die Behandlung entwickelt, die dem Kardiologen e<strong>in</strong> nach dem<br />

Schweregrad und spezifischen Symptomen abgestuftes therapeutisches<br />

Handeln ermöglichen. Beson<strong>der</strong>es Augenmerk wurde hierbei<br />

auf das Erkennen vital bedrohlicher psychiatrischer Notfallsituationen<br />

gelegt, <strong>in</strong> denen das H<strong>in</strong>zuziehen e<strong>in</strong>es Psychiaters o<strong>der</strong><br />

Psychosomatikers obligat ist. An allen Studienstandorten wurden<br />

Initiierungs-Visits durchgeführt. Mittlerweile wurden die ersten<br />

Patienten an mehreren Studienorten <strong>in</strong> die Studie e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Erste Ergebnisse <strong>der</strong> Schulungen, <strong>der</strong> Initiierungen<br />

und Patientendatenerhebungen werden präsentiert.<br />

246<br />

006<br />

E<strong>in</strong>fluss von präoperativer depressiver Symptomatik auf das postoperative<br />

Anfallsoutcome bei Temporal- und Frontallappenepilepsie<br />

Birgitta Metternich (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Neurochirurgie /<br />

Epileptologie)<br />

K. Wagner, F. Buschmann, R. Krämer, J. Zenter, A. Schulze-Bonhage<br />

E<strong>in</strong>leitung: Jüngere Studien werfen die Frage nach e<strong>in</strong>em bidirektionalen<br />

Zusammenhang zwischen depressiver Symptomatik und<br />

Anfallsfrequenz bei Epilepsien auf. In <strong>der</strong> aktuellen Studie untersuchten<br />

wir den Zusammenhang zwischen präoperativer depressiver<br />

Symptomatik und postoperativer Anfallsfrequenz bei Patienten<br />

mit Temporal- (TLE) und Frontallappenepilepse (FLE).<br />

Methode: Retrospektive Analyse <strong>der</strong> Daten von 115 Patienten mit<br />

TLE (N=97) und FLE (N=18). E<strong>in</strong>geschlossen wurden nur erwachsene<br />

Patienten mit unilobären Resektionen, bei denen präoperativ<br />

und 1J. nach dem epilepsiechirurgischen E<strong>in</strong>griff depressive Symptomatik<br />

(Beck Depressions<strong>in</strong>ventar, BDI) und das Anfallsoutcome<br />

erhoben wurden. Das 1-Jahres-Anfallsoutcome wurde als Gesamtanfallsfrequenz<br />

sowie als dichotome Variable (Engel Ia: ja / ne<strong>in</strong>)<br />

operationalisiert. Statistik: ANOVAS mit Messwie<strong>der</strong>holung sowie<br />

l<strong>in</strong>eare / logistische Regressionsanalysen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Anfallsfreie Patienten hatten prä- und<br />

postoperativ signifikant niedrigere BDI-Werte als solche, die postoperativ<br />

nicht anfallsfrei wurden. In den Regressionsanalysen zeigte<br />

sich, dass <strong>der</strong> BDI e<strong>in</strong> signifikanter Prädiktor für die postoperative<br />

Anfallsfrequenz sowie die Anfallsfreiheit war. Diese Ergebnisse<br />

bestätigten sich für die Subgruppe <strong>der</strong> TLE-Patienten. Die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> aktuellen Studie weisen auf e<strong>in</strong>e Bidirektionalität des Zusammenhangs<br />

zwischen depressiver Symptomatik und Anfallsfrequenz<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gemischten Stichprobe von Patienten mit TLE und<br />

FLE h<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e mögliche Ursache für den gefundenen bidirektionalen<br />

Zusammenhang könnte e<strong>in</strong>e bei<strong>der</strong>lei Symptomen zugrunde<br />

liegende geme<strong>in</strong>same Pathologie se<strong>in</strong>, z. B. strukturelle Hirnverän<strong>der</strong>ungen,<br />

o<strong>der</strong> Pathologien auf Ebene <strong>der</strong> Neurotransmittersysteme.<br />

Die Erforschung <strong>der</strong> Zusammenhänge zwischen depressiver<br />

Symptomatik und Epilepsie könnte von Relevanz für die Epilepsietherapie<br />

se<strong>in</strong>.<br />

007<br />

Neuropsychologische Untersuchungsergebnisse bei Patienten mit<br />

Morbus Fabry und gesunden Probanden<br />

Andrea Dascalescu-Fritsch (Universität Ma<strong>in</strong>z, Psychologisches Institut)<br />

K.-M. Müller, A. Fellgiebel, I. Schermuly, A. Scheurich, C. Whybra-<br />

Trümpler, M. Beck, M. J. Müller<br />

E<strong>in</strong>leitung: Morbus Fabry (MF), e<strong>in</strong>e seltene, x-chromosomal vererbte<br />

lysosomale Speicherkrankheit, führt durch Glykosph<strong>in</strong>golipidablagerungen<br />

progredient zu multiplen Organstörungen. Kl<strong>in</strong>ische<br />

Fallberichte und Beobachtungen zeigen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>e erhöhte<br />

Depressivität, vere<strong>in</strong>zelt auch kognitive Defizite bei Patienten mit<br />

MF. Die vorliegende Studie verglich erstmals systematisch die kognitive<br />

Leistungsfähigkeit von MF-Patienten mit e<strong>in</strong>er gematchten<br />

Kontrollgruppe.<br />

Methode: 21 MF-Patienten und 20 Probanden (Alter 19 – 68 Jahre)<br />

wurden mit standardisierten Verfahren psychopathologisch (HAMD,<br />

ADS) und neuropsychologisch (LPS, AVLT; TAP; TMT; WCST)<br />

an zwei Messzeitpunkten im Abstand von 1 Jahr e<strong>in</strong>gehend untersucht.<br />

Gruppenunterschiede an beiden Messzeitpunkten sowie Zusammenhänge<br />

zwischen kognitiven Leistungen und Depressivität<br />

im Zeitverlauf wurden untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Alter, Geschlechtsverteilung und Bildungsstand<br />

von Patienten mit MF (Alter 41+/14 Jahre, 12 Frauen) und<br />

Probanden (34+/-10 Jahre, 8 Frauen) waren vergleichbar. MF-<br />

Patienten zeigten ke<strong>in</strong>e signifikanten Defizite bezüglich Gedächt-


Topic 9 G Komorbidität von psychischen und somatischen Störungen, Psychosomatik // Comorbidity of psychic and somatic disor<strong>der</strong>s, psychosomatics<br />

nis, Psychomotorik, Exekutivfunktionen und geteilter Aufmerksamkeit.<br />

Im Bereich Alertness erzielten Patienten signifikant<br />

ungünstigere Ergebnisse (ALM, P


Topic 9 G Komorbidität von psychischen und somatischen Störungen, Psychosomatik // Comorbidity of psychic and somatic disor<strong>der</strong>s, psychosomatics<br />

Methode: Es wurden N = 100 Frauen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühschwangerschaft<br />

(9. – 12. Schwangerschaftswoche) mit <strong>der</strong> deutschen Übersetzung<br />

des Premenstrual Symptoms Screen<strong>in</strong>g Tool (PSST) retrospektiv zu<br />

prämenstruellen Beschwerden <strong>in</strong> den 12 Monaten vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />

aktuellen Schwangerschaft befragt. Anschließend wurden das Vorliegen,<br />

sowie Häufigkeit und Stärke <strong>der</strong>selben psychischen und<br />

körperlichen Symptome <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühschwangerschaft erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wir präsentieren erste Ergebnisse zum<br />

Auftreten von psychischen und körperlichen Symptomen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Frühschwangerschaft sowie Unterschiede im H<strong>in</strong>blick auf die Häufigkeit<br />

und Stärke <strong>der</strong> untersuchten Symptome zwischen Frauen<br />

mit und ohne PMS <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anamnese. Die Ergebnisse werden vor<br />

dem H<strong>in</strong>tergrund aktueller Erkenntnisse zu den Wechselwirkungen<br />

von hormonellen Vorgängen mit verschiedenen Neurotransmittersystemen<br />

und möglichen Auswirkungen auf das Bef<strong>in</strong>den<br />

von Frauen diskutiert.<br />

011<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>wunsch bei onkologischen Patient<strong>in</strong>nen – Motive, Ängste<br />

und Sorgen<br />

Melanie Wollensche<strong>in</strong> (Universitätsfrauenkl<strong>in</strong>ik, Gynäkologische Psychosomatik,<br />

Bonn)<br />

K. van <strong>der</strong> Ven, M. Montag, M. Braun, A. Rohde<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e Krebserkrankung und ihre Behandlung können<br />

zu Infertilität führen. Die junge Frau, <strong>der</strong>en Familienplanung noch<br />

nicht abgeschlossen ist, wird heute leitl<strong>in</strong>iengemäß zu fertilitätsprotektiven<br />

Maßnahmen vor Behandlungsbeg<strong>in</strong>n beraten, um bei<br />

späterem K<strong>in</strong><strong>der</strong>wunsch die Chance auf e<strong>in</strong>e Schwangerschaft zu<br />

erhöhen. Über die K<strong>in</strong><strong>der</strong>wunschmotive von Frauen mit onkologischer<br />

Erkrankung und ihre diesbezüglichen Ängste und Sorgen ist<br />

bislang wenig bekannt.<br />

Methode: Laufende Fragebogenbefragung von onkologischen Patient<strong>in</strong>nen,<br />

die fertilitätsprotektive Maßnahmen <strong>in</strong> Anspruch genommen<br />

haben bezüglich Ausgestaltung ihres K<strong>in</strong><strong>der</strong>wunsches<br />

(Leipziger Fragebogen zu K<strong>in</strong><strong>der</strong>wunschmotiven LKM, krebsspezifischer<br />

Fragebogen).<br />

Diskussion / Ergebnisse: 30 Frauen im Altern von 19 – 41 Jahren,<br />

überwiegend an Mamma-Ca o<strong>der</strong> Hodgk<strong>in</strong>-Lymphom erkrankt,<br />

(mittlere Erkrankungsdauer 15 Monate). Allgeme<strong>in</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>wunsch:<br />

Es besteht ke<strong>in</strong> signifikanter Unterschied zwischen weiblicher<br />

Normstichprobe und Krebspatient<strong>in</strong>nen im H<strong>in</strong>blick auf K<strong>in</strong><strong>der</strong>wunschmotive<br />

(LKM). Allerd<strong>in</strong>gs weisen onkologische Frauen<br />

e<strong>in</strong>e tendenziell höhere Ausprägung des Faktors K<strong>in</strong><strong>der</strong>wunsch vor<br />

dem H<strong>in</strong>tergrund emotionaler Stabilisierung und S<strong>in</strong>nf<strong>in</strong>dung auf.<br />

Spezifischer K<strong>in</strong><strong>der</strong>wunsch: Frauen berichteten von e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tensiver<br />

werdenden K<strong>in</strong><strong>der</strong>wunsch über den Krankheitsverlauf im Vergleich<br />

zum Zeitpunkt vor <strong>der</strong> Erkrankung. Fast alle Frauen haben<br />

das Gefühl, trotz <strong>der</strong> Krebserkrankung e<strong>in</strong>e gute Mutter se<strong>in</strong> zu<br />

können, und haben überwiegend nicht den Mut zu eigenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

verloren. Die weiteren Motive s<strong>in</strong>d unterschiedlich ausgeprägt.<br />

Manche Frauen verb<strong>in</strong>den mit eigenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

Stück Normalität zu leben, an<strong>der</strong>e v. a. Trost und Zuversicht. Über<br />

50 % machen sich Sorgen wegen e<strong>in</strong>er Vererbung <strong>der</strong> Erkrankung<br />

an die K<strong>in</strong><strong>der</strong> o<strong>der</strong> befürchten e<strong>in</strong> erhöhtes Erkrankungs- / Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsrisiko<br />

für e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d aufgrund von Behandlungsfolgen. Fazit:<br />

Die Ausgestaltung des K<strong>in</strong><strong>der</strong>wunsches nach onkologischer Erkrankung<br />

ist <strong>in</strong> dieser Stichprobe ähnlich den K<strong>in</strong><strong>der</strong>wunschmotiven<br />

e<strong>in</strong>er gesunden Kontrollstichprobe. Ausgeprägter bei Krebspatient<strong>in</strong>nen<br />

sche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> S<strong>in</strong>nf<strong>in</strong>dung und positiven<br />

Zukunftsperspektive zu se<strong>in</strong>. Ängste und Sorgen bezüglich <strong>der</strong> Gesundheit<br />

<strong>der</strong> eigenen K<strong>in</strong><strong>der</strong> spielen jedoch ebenfalls e<strong>in</strong>e Rolle.<br />

E<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Beratung und Unterstützung durch Onkologen,<br />

Gynäkologen, Endokr<strong>in</strong>ologen und Psychotherapeuten <strong>in</strong><br />

Bezug auf den Fertilitätsschutz, die Realisierung des K<strong>in</strong><strong>der</strong>wunsches<br />

und damit <strong>in</strong>terferierenden Ängsten und Sorgen kommt e<strong>in</strong>e<br />

248<br />

beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu.<br />

012<br />

Entwicklung und Evaluation e<strong>in</strong>es altergerechten Gruppentherapieprogrammes<br />

für Frauen zwischen 50 und 65 Jahren: Die W50plus<br />

Gruppe<br />

Annika Simon (Berol<strong>in</strong>a Kl<strong>in</strong>ik Löhne, Psychosomatik, Braunschweig)<br />

W. Schulz, G. Schmid-Ott<br />

E<strong>in</strong>leitung: Viele kl<strong>in</strong>isch bedeutsame Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Frau<br />

werden bis heute <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> nur unzureichend beachtet, obgleich<br />

Frauen ab 50 Jahren z. B. e<strong>in</strong>en Großteil <strong>der</strong> heutigen Reha-<br />

Patienten darstellen. Um den <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnissen dieser<br />

Altersgruppe im Rahmen e<strong>in</strong>er stationären psychosomatischen Rehabilitationsbehandlung<br />

besser gerecht werden zu können, wurde<br />

an <strong>der</strong> Berol<strong>in</strong>a Kl<strong>in</strong>ik <strong>in</strong> Löhne mit <strong>der</strong> W50-plus Gruppe e<strong>in</strong> spezifisches<br />

Therapieprogramm entwickelt, bei dem u. a. Themen wie<br />

menopausal bed<strong>in</strong>gte Verän<strong>der</strong>ungen sowie Probleme und Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

des täglichen Lebens im Mittelpunkt stehen.<br />

Methode: Nach Entwicklung e<strong>in</strong>es vorläufigen Konzeptes über<br />

Aufbau und Inhalte e<strong>in</strong>es sechsstündige Gruppentherapieprogrammes,<br />

wurde Anfang 2008 <strong>in</strong> Begleitung e<strong>in</strong>er Promotion (Instituts<br />

für Psychologie, TU Braunschweig) e<strong>in</strong>e Evaluationstudie mit e<strong>in</strong>er<br />

Gesamtstichprobengröße von über 500 Probanden begonnen, bei<br />

<strong>der</strong> mittels Gruppenvergleichen sowohl altersspezifische Unterschiede<br />

als auch die Effekte <strong>der</strong> Teilnahme an <strong>der</strong> W50-plus Gruppe<br />

im direkten Vergleich mit <strong>der</strong> Standardbehandlung zu mehreren<br />

Messzeitpunkten <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf den allgeme<strong>in</strong>en Rehastatus und<br />

sozialmediz<strong>in</strong>ische Parameter genauer untersucht und quantifiziert<br />

werden sollen. Die Datenerhebung erfolgt dabei mittels verschiedener<br />

Versionen des IRES-Patientenfragebogens sowie mit <strong>der</strong> Symptomcheckliste<br />

SCL-27.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In Bezug auf den alters- und geschlechtsspezifische<br />

Intergruppenvergleich ergaben die Analysen <strong>der</strong> Daten<br />

<strong>der</strong> ersten beiden Messzeitpunkte vor und unmittelbar nach <strong>der</strong><br />

stationären Reha-Behandlung kl<strong>in</strong>isch relevante Unterschiede<br />

zwischen den Altersgruppen sowie positive kurzfristige Effekte<br />

<strong>der</strong> W50-plus Gruppe auf das allgeme<strong>in</strong>e psychische Bef<strong>in</strong>den<br />

(SCL-27) und den Rehastatus (IRES). Die abschließende Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Daten erfolgt <strong>in</strong> Anschluss an die Katamnese-Erheben, die<br />

Ende des Jahres 2009 abgeschlossen werden soll.<br />

013<br />

Seelisch krank und somatisch gefährdet. Die physische Komorbidität<br />

bei Menschen mit psychischen <strong>Erkrankungen</strong> <strong>in</strong> Europa: Betroffene<br />

und Behandler über Variation, Ursachen, Risikofaktoren<br />

und Prävention<br />

Prisca Weiser (Universität Ulm, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie Mediz<strong>in</strong>ische<br />

Fakultät, Günzburg)<br />

T. Becker, K. Frasch, C. Losert, H. Propp, R. Kilian<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Risiko körperlich zu erkranken ist bei Menschen<br />

mit e<strong>in</strong>er psychiatrischen Diagnose im Vergleich zur Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung<br />

erhöht. Kenntnisse über Vorkommen und Ursachen dieser<br />

somatischen Komorbidität s<strong>in</strong>d defizitär und auch Maßnahmen<br />

zur Reduktion sowie Ansätze zur systematischen Prävention fehlen<br />

gegenwärtig weitgehend.<br />

Methode: Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund wurde im Rahmen des EU-<br />

Forschungsprojekts HELPS 57 Fokusgruppen <strong>in</strong> 14 europäischen<br />

Län<strong>der</strong>n durchgeführt. Teilnehmer waren Patienten mit verschiedenen<br />

psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong> <strong>in</strong> Behandlungs- und Wohne<strong>in</strong>richtungen<br />

sowie Mitarbeiter aus unterschiedlichen psychiatrischern<br />

Arbeitsbereichen. Ziel war es, <strong>in</strong>dividuell-subjektive<br />

Erfahrungen, Annahmen über umweltbed<strong>in</strong>gt verursachte Krankheiten,<br />

kulturell-historisch geprägte E<strong>in</strong>stellungen zu Existenz und<br />

Ursachen von körperlichen Gesundheitsrisiken sowie Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Vermeidung und Prävention dieser zu sammeln. Die Ergeb-


Topic 9 G Komorbidität von psychischen und somatischen Störungen, Psychosomatik // Comorbidity of psychic and somatic disor<strong>der</strong>s, psychosomatics<br />

nisse <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltsanalytischen Auswertung sollen dazu beitragen,<br />

geeignete Interventionen zur körperlichen Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />

und Krankheitsprävention <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es elektronischen Toolkits<br />

zusammenzustellen, welches europaweit von Betroffenen und Behandlern<br />

<strong>in</strong> psychiatrischen E<strong>in</strong>richtungen angewandt werden<br />

kann.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen e<strong>in</strong>e hohe Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

bei <strong>der</strong> Nennung von körperlichen <strong>Erkrankungen</strong>.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e Herz-Kreislauf-<strong>Erkrankungen</strong>, Symptome des metabolischen<br />

Syndroms und des Verdauungssystems, hier vor allem<br />

des Mund- / Dentalbereiches, wurden genannt. Als Ursache und<br />

Risikofaktor für die somatischen Beschwerden nannten alle Fokusgruppen<br />

die Nebenwirkungen <strong>der</strong> Medikamente. Bei diesem Themenblock<br />

zeigt sich aber auch e<strong>in</strong>e große Variation über die Län<strong>der</strong>,<br />

welche sich durch e<strong>in</strong>en kulturell-geprägten H<strong>in</strong>tergrund, aber<br />

auch durch aktuelle Umweltgegebenheiten, die bestehende politische<br />

Situation, wie auch <strong>in</strong>dividuelle Persönlichkeitsfaktoren erklären<br />

lassen. So wurde bspw. Kapitalismus und fehlende Infrastruktur<br />

ebenso genannt wie Unwissenheit, Angst und Vertrauensverlust.<br />

Auch bei <strong>der</strong> Frage nach präventiven Maßnahmen zeigt sich zwischen<br />

den Län<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e ausgeprägte Vielfältigkeit. Die Spannweite<br />

reicht hier von Aufklärung über Geburtenkontrolle und gesün<strong>der</strong>es<br />

Essen bis h<strong>in</strong> zur Verbesserung des sozialen Klimas. Die Notwendigkeit<br />

<strong>der</strong> Implementierung von Maßnahmen zur somatischen<br />

Gesundheitsför<strong>der</strong>ung und Krankheitsprävention <strong>in</strong> <strong>der</strong> Europäischen<br />

Union wurde über die Fokusgruppen deutlich. Wie dies bedarfs-<br />

und nutzerorientiert umgesetzt werden kann, soll <strong>der</strong> Beitrag<br />

veranschaulichen.<br />

014<br />

Psychosomatik im Konsildienst: Die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Zusammenarbeit am Beispiel <strong>der</strong> Transplantationsmediz<strong>in</strong><br />

– E<strong>in</strong> Modellprojekt<br />

Doris Kl<strong>in</strong>ger (Unikl<strong>in</strong>ik Frankfurt, Psychosomatik)<br />

S. Oddo, A. Thiel, A. Stirn<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Konsil- und Liasondienst stellt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychosomatik<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Arbeitsfeld dar und ist darüber h<strong>in</strong>aus vor allem<br />

für an<strong>der</strong>e Fachrichtungen bei <strong>der</strong> Behandlung verschiedener<br />

Krankheiten von Bedeutung. Am Universitätskl<strong>in</strong>ikum Frankfurt<br />

wurde deshalb e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Zusammenarbeit <strong>der</strong> psychosomatischen<br />

Kl<strong>in</strong>ik und zahlreichen Fachdiszipl<strong>in</strong>en aufgebaut und umfasst<br />

Konsil- und Liasondienste mit <strong>der</strong> Rheumatologie, Inneren<br />

Mediz<strong>in</strong>, Zahnkl<strong>in</strong>ik, Neurologie u. a.<br />

Methode: Im Zentrum des Modellprojektes stehen fachübergreifende<br />

geme<strong>in</strong>same Kontexte, die nur durch <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Diagnostik<br />

und Behandlung lösbar s<strong>in</strong>d. Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d die primären<br />

Fibromyalgien, dissoziative Schmerzstörungen o<strong>der</strong> auch<br />

somatische <strong>Erkrankungen</strong>, die mit psychischen Komorbiditäten<br />

e<strong>in</strong>hergehen (z. B. PTSD nach Unfall). Insbeson<strong>der</strong>e am Beispiel<br />

<strong>der</strong> Transplantationsmediz<strong>in</strong>, die kont<strong>in</strong>uierlich expandiert und<br />

zunehmend spezifische Organe wie Dünndarm o<strong>der</strong> Cochlea umfasst,<br />

zeigen wir die Bedeutung <strong>der</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Zusammenarbeit<br />

auf, die maßgeblich zum Gel<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Transplantation beiträgt.<br />

Schwerpunkt bildet dabei nicht nur die prätransplantäre<br />

Betreuung im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> rechtlich gefor<strong>der</strong>ten psychosomatischen<br />

Evaluation, son<strong>der</strong>n auch die peri- und posttransplantäre Betreuung<br />

von Patienten und Angehörigen. Die spezifische Aufgabe <strong>der</strong><br />

Psychosomatik liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diagnostik und Therapie von psychischen<br />

Komorbiditäten, die durch den existentiellen E<strong>in</strong>griff auftreten,<br />

den Ausschluss von Suchtverhalten sowie die psychotherapeutische<br />

Betreuung mit dem Ziel e<strong>in</strong>es optimalen Cop<strong>in</strong>gs. Mittels<br />

testpsychometrischer Verfahren wird die kl<strong>in</strong>ische Tätigkeit wissenschaftlich<br />

untermauert. Es werden Tests zur Diagnostik von<br />

Angst, Depression (HADS), Persönlichkeitsstruktur (NEO-FFI),<br />

Suchtverhalten (MALT) und bei Verdacht auf PTSD (CAPS) e<strong>in</strong>ge-<br />

setzt. Darüber h<strong>in</strong>aus werden B<strong>in</strong>dungsverhalten und Selbstwert<br />

mit untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass<br />

organspezifische Transplantationen u. a. an Niere, Leber und Lunge<br />

zu weitreichenden psychischen Komorbiditäten führen, die vor allem<br />

Angsterkrankungen umfassen. Des Weiteren zeigen sich Verän<strong>der</strong>ungen<br />

im Selbstwert und <strong>in</strong> Persönlichkeitsmerkmalen, die<br />

neben dem organischen Leiden auch die psychische Belastung hervorheben<br />

und die Notwendigkeit und den Stellenwert e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Zusammenarbeit im Konsildienst exemplarisch aufzeigen.<br />

015<br />

Psychiatrische Nachuntersuchung Nierentransplantierter – state<br />

of the art und Ausblick<br />

Helge Müller (Universität Erlangen-Nürnberg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

W. Gw<strong>in</strong>ner, H. Haltenhof, J. Kornhuber, J. M. Maler<br />

E<strong>in</strong>leitung: Während die somatische Rehabilitation von Patienten<br />

nach Nierentransplantation (NTX) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel gut gel<strong>in</strong>gt und die<br />

Lebensqualität verbessert, s<strong>in</strong>d bisher h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> psychiatrischen<br />

Nachsorge noch viele Fragen offen geblieben. Aus veröffentlichten<br />

Studien geht hervor, dass zwischen 10 % und 71 % <strong>der</strong> Patienten<br />

nach NTX unter Lebensqualität m<strong>in</strong><strong>der</strong>nden psychischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong> leiden. Deshalb ist e<strong>in</strong>e frühe Erkennung psychischer<br />

Störungen nach NTX für die Gesamtprognose wichtig.<br />

Methode: 51 Männer und 40 Frauen wurden sechs Wochen, drei<br />

Monate und sechs Monate nach NTX mit 10 validierten Fragebögen<br />

(167 Items) über ihre psychosoziale Situation befragt.<br />

Inhaltliche Schwerpunkte waren 1. Lebensqualität nach NTX,<br />

2. Krankheitsverarbeitung / Cop<strong>in</strong>g, 3. <strong>Psychische</strong>s Bef<strong>in</strong>den und<br />

4. Persönliche Ressourcen / Soziale Unterstützung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Von den 91 Patienten fühlten sich 86 <strong>in</strong><br />

den ersten sechs Monaten nach NTX subjektiv gesund und arbeitsfähig.<br />

Angst und Depressivität traten bei älteren Patienten signifikant<br />

häufiger auf als bei jüngeren. Die Krankheitsverarbeitung gelang<br />

Männern besser als Frauen. Patienten <strong>in</strong> fester Partnerschaft<br />

zeigten höhere Lebenszufriedenheit als Alle<strong>in</strong>stehende. H<strong>in</strong>sichtlich<br />

positiver Cop<strong>in</strong>g-Strategien traten bei allen Patienten Defizite<br />

auf. Die enge und regelmäßige Nachbetreuung <strong>in</strong> den ersten sechs<br />

Monaten nach NTX wurde von den Patienten als positiv empfunden,<br />

ihre Compliance war dementsprechend sehr hoch. Diese Ergebnisse<br />

zeigen, dass e<strong>in</strong>e standardisierte psychosoziale Nachsorge<br />

regelhaft notwendig ist. Diese Nachsorge muß zum e<strong>in</strong>en für den<br />

kl<strong>in</strong>ischen Alltag praktikabel se<strong>in</strong> und sollte sich ohne aufwändige<br />

Schulung von betreuendem Personal und Patienten durchführen<br />

lassen. Deshalb wurde e<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>fachter Kurzerfassungsbogen mit<br />

10 Items für das frühzeitige Erkennen von psychischen Stressoren<br />

nach NTX entwickelt. Er kann e<strong>in</strong> erster Schritt für das systematische<br />

Vorgehen bei <strong>der</strong> psychosozialen Rehabilitaton im S<strong>in</strong>ne des<br />

Mottos „NOTE (Erkenntnis psychischer Stressoren), WRITE (Intensivierung<br />

<strong>der</strong> Forschung) and EDUCATE (Schulung des professionellen<br />

Personals und <strong>der</strong> Patienten)“ se<strong>in</strong>. Dieser bef<strong>in</strong>det sich<br />

<strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Validierungsphase. Beson<strong>der</strong>s erfolgversprechend<br />

ersche<strong>in</strong>t gerade <strong>in</strong> diesem Kollektiv die Komb<strong>in</strong>ation<br />

psychometrischer Befunde mit biologischen Parametern.<br />

249


Topic 10 G Gerontopsychiatrie // Gerontopsychiatry<br />

Topic: 10 Gerontopsychiatrie<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Riga<br />

HS-026 Hauptsymposium<br />

Psychotherapie im Alter: Stellen wir uns <strong>der</strong> demographischen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung?<br />

Vorsitz: S. C. Herpertz (Heidelberg), H.-J. Freyberger (Stralsund)<br />

001<br />

Altersstereotyp und Indikationsstellung zur Psychotherapie bei<br />

alten Menschen<br />

Michael L<strong>in</strong>den (Charité und Rehazentrum Seehof, FPR, Teltow)<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong> negatives Altgertsstereotyp besagt, dass alte Menschen<br />

wenig än<strong>der</strong>ungsfähig und deshalb nicht psychotherapiefähig<br />

seien. Die empirische Psychotherapieforschung hat h<strong>in</strong>gegen<br />

gezeigt, dass alte Menschen ebenso erfolreich psychotherapeutisch<br />

zu behandeln s<strong>in</strong>d wie junge. Die Frage ist, ob <strong>in</strong> <strong>der</strong> täglichen Praxis<br />

eher die empirischen Daten o<strong>der</strong> des vorgenannte Altersstereotyp<br />

wirksam werden<br />

Methode: In Untersuchung mit 121 nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzten wurde<br />

ihnen e<strong>in</strong>e Fallvignette e<strong>in</strong>er depressiven Erkrankng vorgelegt<br />

mit dem e<strong>in</strong>zigen Unterschied, dass die Altersangabe e<strong>in</strong>mal<br />

39 Jahre und e<strong>in</strong>mal 81 Jahre lautete.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die unterschiedliche Altersangabe führte<br />

zu deutlich unterschiedlichen Therapieempfehlungen und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

zu e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren Empfehlung e<strong>in</strong>er Psychotherapie.<br />

Schlussfolgerung: Das negative Alterssterotyp ist e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Variable <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlugnsplanung und Durchführung.<br />

002<br />

Psychotherapie <strong>der</strong> Altersdepressionen<br />

Petra Dykierek (Universität Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ältere Menschen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychotherapeutischen<br />

Depressionsbehandlung deutlich unterrepräsentiert, obwohl evidenzbasierte<br />

Verfahren zur Verfügung stehen und die psychosozialen<br />

Aspekte(wie z. B. Verlusterlebnisse) <strong>der</strong> Störung im Vor<strong>der</strong>grund<br />

stehen<br />

Methode: Der Vortrag soll e<strong>in</strong>en Überblick über störungsorientierte<br />

Psychotherapien geben. E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Schwerpunkt liegt<br />

auf <strong>der</strong> altersbezogenen Perspektive, d. h. welche Anpassungen<br />

(z. B. Inhalte, Methoden, Therapieziele) werden vorgenommen und<br />

wie s<strong>in</strong>d die Verfahren h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Wirksamkeit zu bewerten.<br />

Berücksichtigt werden Modifikationen <strong>der</strong> Kognitiven-Verhaltentherapie<br />

(KVT) und <strong>der</strong> Interpersonellen Psychotherapie (IPT).<br />

Diskussion / Ergebnisse: In Studien und Meta-Analysen werden<br />

mittlere bis hohe Effektstärken erreicht. Wirksamkeitsnachweise<br />

für Subgruppen (z. B. kognitiv gestörte und Multimorbide) o<strong>der</strong><br />

Patienten des „4. Lebensalters“ (75+) s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs rar. Diskutiert<br />

wird auch die Frage <strong>der</strong> Wirkfaktoren. Befriedigende Effektstärken<br />

für an<strong>der</strong>e Interventionen, z.B. <strong>der</strong> Er<strong>in</strong>nerungstherapie, weisen<br />

darauf h<strong>in</strong>, dass möglicherweise allgeme<strong>in</strong>e Wirkfaktoren (z. B.<br />

positive Beziehungestaltung) vorrangig s<strong>in</strong>d. Konsequenzen für die<br />

Praxis werden vorgestellt.<br />

003<br />

Psychotherapie <strong>der</strong> PTSD im Alter<br />

Harald-Jürgen Freyberger (Universität Greifswald, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Stralsund)<br />

250<br />

004<br />

Sucht im Alter – S<strong>in</strong>d altersspezifische psychotherapeutische Ansätze<br />

notwendig?<br />

Tilman Wetterl<strong>in</strong>g (Vivantes, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Aufgrund <strong>der</strong> gestiegenen Lebenserwartung ist mit e<strong>in</strong>er<br />

zunehmenden Zahl von älteren Suchtkranken zu rechnen. Bisher<br />

s<strong>in</strong>d kaum altersspezifische Therapieansätze entwickelt worden.<br />

Für die Entwicklung solcher Ansätze s<strong>in</strong>d die Voraussetzungen für<br />

e<strong>in</strong>e Therapie bei älteren Suchtkranken zu überprüfen. Hierzu ist es<br />

vor allem erfor<strong>der</strong>lich zu untersuchen, wann die Suchtentwicklung<br />

begonnen hat und welche Gründe / Motive für diese Entwicklung<br />

maßgeblich waren.<br />

Methode: Zusammenfassung von Daten aus (eigenen) Studien<br />

über ältere Suchtkranke.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die wenigen publizierten Daten zeigen,<br />

dass nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil <strong>der</strong> Alkoholkranken im Alter von über 50<br />

Jahren angefangen hat, exzessiv Alkohol zu konsumieren. Häufiger<br />

ist e<strong>in</strong> später Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Abhängigkeit bei Medikamentenabhängigen.<br />

Bei <strong>der</strong> Entwicklung von altersspezifischen Therapieansätzen<br />

geht es daher darum, bei den chronisch Abhängigen die Gründe für<br />

den Langzeitkonsum zu klären und wenn möglich diese therapeutisch<br />

anzugehen. Dabei s<strong>in</strong>d wie bei denjenigen, die erst spät e<strong>in</strong>e<br />

Sucht entwickeln, altersspezifische E<strong>in</strong>flussfaktoren wie Berentung,<br />

Tod von Angehörigen etc. zu bearbeiten. Bisher ist erst sehr wenig<br />

über Therapien von älteren Suchtkranken publiziert worden, so<br />

dass zusammenfassend festzustellen bleibt, dass angesichts <strong>der</strong> demografischen<br />

Entwicklung noch e<strong>in</strong> erheblicher Forschungsbedarf<br />

zu diesem Themenbereich besteht.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Stockholm 3<br />

BS-001 Symposium<br />

Antipsychotika <strong>in</strong> <strong>der</strong> Alterspsychiatrie<br />

Symposium <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und<br />

-psychotherapie (DGGPP)<br />

Vorsitz: D. Wolter (Wasserburg am Inn), J. Fritze (Pulheim)<br />

001<br />

Risiken von Antipsychotika im Alter<br />

Dirk Wolter (Inn-Salzach-Kl<strong>in</strong>ikum, Gerontopsychiatrie, Wasserburg<br />

am Inn)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Antipsychotika im Alter s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiges Thema,<br />

denn die Verordnung nach Altersgruppen zeigt e<strong>in</strong>en leichten kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

Anstieg bis zur Kohorte 50 – 54 Jahre mit e<strong>in</strong>em ersten<br />

Gipfel von 19 DDD pro 1.000 Versicherte täglich, sie fällt dann<br />

wie<strong>der</strong> ab, um ab dem 75. Lebensjahr erneut anzusteigen und ihren<br />

zweiten und höheren Gipfel bei den über 90-Jährigen zu erreichen<br />

mit 23 DDD pro 1.000 Versicherte täglich. (GKV-Arzneimittel<strong>in</strong>dizes)<br />

Neue („atypische“) Antipsychotika werden mittlerweile deutlich<br />

häufiger gebraucht als ältere hochpotente Substanzen. Die Behandlung<br />

nichtkognitiver Störungen bei Demenz ist das wichtigste<br />

E<strong>in</strong>satzgebiet, wobei es sich überwiegend um off-label-Anwendungen<br />

handelt und die Wirksamkeit begrenzt ist. Vor den Risiken<br />

(Mortalität, zerebrovaskuläre Ereignisse u. a.) wird seitens <strong>der</strong> Zulassungsbehörden<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur gewarnt.<br />

Methode: Anhand e<strong>in</strong>er selektiven Literaturübersicht werden die<br />

Daten zu Risiken und Wirksamkeit von Antipsychotika im Alter,<br />

speziell bei Demenz, sowie mögliche Pathomechanismen diskutiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Alle Antipsychotika s<strong>in</strong>d bei alten Patienten<br />

und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Demenzkranken mit Risiken verbunden.


Topic 10 G Gerontopsychiatrie // Gerontopsychiatry<br />

Die Risiken s<strong>in</strong>d dosisabhängig und treten vor allem zu Beg<strong>in</strong>n<br />

<strong>der</strong> Behandlung auf. Neue („atypische“) Antipsychotika s<strong>in</strong>d nicht<br />

pr<strong>in</strong>zipiell unbedenklicher als ältere. Empfehlungen zur Anwendung<br />

be<strong>in</strong>halten <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e: • Klare, enge Indikation • Def<strong>in</strong>ition<br />

und fortlaufende Erfassung <strong>der</strong> Zielsymptomatik • Individuelle<br />

Auswahl des Medikaments • Vorsichtige Dosierung • Absetzversuche<br />

• Kontrolluntersuchungen.<br />

002<br />

Nutzen von Antipsychotika bei herausfor<strong>der</strong>ndem Verhalten /<br />

nichtkognitiven Störungen bei Demenz<br />

Manfred Koller (Asklepios Fachkl<strong>in</strong>ikum, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Gött<strong>in</strong>gen)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Herausfor<strong>der</strong>ndes Verhalten ist die häufigste Indikation<br />

für den E<strong>in</strong>satz von Antipsychotika bei Demenzkranken. Sie<br />

sollen den Stress bei den Patienten, aber auch bei Betreuungspersonen<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Nach präziser Diagnosestellung müssen die nichtpharmakologischen<br />

Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft se<strong>in</strong>.<br />

Im Wesentlichen werden Antidementiva, Antidepressiva, Antikonvulsiva,<br />

Benzodiazep<strong>in</strong>en und Antipsychotika verhaltensmodifi<br />

zierende Effekte zugeschrieben. Wann und bei wem s<strong>in</strong>d diese<br />

Substanzen <strong>in</strong>diziert? Viele Psychopharmaka werden bei älteren<br />

Menschen mit Demenz im Rahmen e<strong>in</strong>es „off label use“ e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Das verlangt e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s sorgfältige Begründung für <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>satz<br />

und die Aufklärung <strong>der</strong> Betroffenen über den E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong><br />

Medikamente im Rahmen e<strong>in</strong>es Heilversuchs. Die Risiken von<br />

Neuroleptika <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> H<strong>in</strong>sicht auf vaskuläre und kardiale<br />

Komplikationen e<strong>in</strong>schließlich Erhöhung <strong>der</strong> Mortalitätsrate verlangen<br />

e<strong>in</strong>e genaue Abwägung des Nutzens <strong>der</strong> Medikation gegen<br />

ihre Risiken. Hier bef<strong>in</strong>den wir uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em therapeutischen Dilemma<br />

(Lavretsky 2008). Bei Demenzkranken existiert <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

ke<strong>in</strong>e Dauer<strong>in</strong>dikation für e<strong>in</strong>e Neuroleptikatherapie. „Start low –<br />

go slow“ empfiehlt sich beim E<strong>in</strong>satz von Neuroleptika, die Gabe<br />

soll so kurzzeitig wie möglich erfolgen. Absetzversuche s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>diziert<br />

(vgl. Stoppe / Staedt 1999) (Absetzvisiten im Heim).Während<br />

e<strong>in</strong>ige Studien ke<strong>in</strong>en Beweis für die Überlegenheit konventionelle<br />

Antipsychotika gegenüber Placebo fanden, zeigten sich H<strong>in</strong>weise<br />

für e<strong>in</strong>e Abnahme von aggressivem Verhalten <strong>in</strong> über fünf RCT.<br />

RCTs, die den E<strong>in</strong>satz von Antipsychotika bei Psychosen o<strong>der</strong> Agitation<br />

assoziiert mit e<strong>in</strong>er Demenz überprüften, weisen auf e<strong>in</strong>en<br />

mäßigen Effekt bzgl. <strong>der</strong> Symptomreduktion gegenüber Placebo<br />

h<strong>in</strong>, auch wenn e<strong>in</strong>zelne Untersuchungen negative Resultate zeigten<br />

(Jeste 2008). Die Catie-Studie (Sultzer 2008) bei Outpatients<br />

mit Alzheimer-Erkrankung <strong>in</strong> üblichen Betreuungssituationen<br />

zeigte ebenfalls, dass sich e<strong>in</strong>ige kl<strong>in</strong>ische Symptome wie z. B. Ärger,<br />

Aggression und Wahnvorstellungen unter <strong>der</strong> Therapie besserten,<br />

ohne allerd<strong>in</strong>gs die Pflegebedürftigkeit o<strong>der</strong> die Lebensqualität<br />

zu verbessern. Bereits werden die Kosten neuroleptischer Behandlung<br />

mit e<strong>in</strong>er Placebobehandlung verglichen (S<strong>in</strong>k 2005, Rosenheck<br />

2007). Für die FTD existieren ke<strong>in</strong>e überzeugenden Wirksamkeitsbelege<br />

(Kessler et al. 2007).<br />

Methode: Literaturübersicht<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der E<strong>in</strong>satz von Antiosychotika bei herausfor<strong>der</strong>ndem<br />

Verhalten dementer Patienten muss wirkungs- nebenwirkungsgeleitet<br />

sorgfältig <strong>in</strong>diziert und überwacht werden.<br />

003<br />

Antipsychotikaverordnung im Altenheim<br />

J. Burmester (Kiel)<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Stockholm 1<br />

BS-006 Symposium<br />

Schnittstellen Gerontopsychiatrie – Geriatrie<br />

(<strong>in</strong> Kooperation mir <strong>der</strong> DGGPP)<br />

Vorsitz: C. Wächtler (Hamburg), C. Sieber (Nürnberg)<br />

001<br />

Kooperation von Geriatrie, Gerontopsychiatrie und Neurologie<br />

am Zentrum für Altersmediz<strong>in</strong> Nürnberg<br />

Cornel Sieber (Kl<strong>in</strong>ikum Nürnberg, II. Med. Kl<strong>in</strong>ik)<br />

Der betagte Patient zeichnet sich durch e<strong>in</strong>e praktisch stets vorhandene<br />

Multimorbidität mit paralleler Multimedikation aus. Die<br />

grundlegenden meist chronischen <strong>Erkrankungen</strong> – e<strong>in</strong>e Demenz<br />

z. B. kommt „selten alle<strong>in</strong>“ – werden durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terkurrente akute<br />

Erkrankung aggraviert, was meist <strong>der</strong> Grund zur Hospitalisation<br />

im Akutkrankenhaus wie dem Kl<strong>in</strong>ikum Nürnberg ist. Die breite<br />

Facette <strong>der</strong> <strong>Erkrankungen</strong> impliziert e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Diagnostik-<br />

und Therapiebedarf. Das Zentrum für Altersmediz<strong>in</strong> (ZfA,<br />

seit 2003) bündelt die strukturell häufig erfor<strong>der</strong>liche Zusammenarbeit<br />

zwischen Geriatrie, Neurologe und (Geronto)psychiatrie.<br />

Nebst <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Besprechungen, fest etabliertem Konsiliardienst<br />

und kurzen Wegen erlaubt e<strong>in</strong>e solche Struktur auch e<strong>in</strong><br />

rascher und effizienten Ressourcen-E<strong>in</strong>satz, wobei e<strong>in</strong> solches Zentrum<br />

auch den Vorteil bietet, dass die verschiedenen Fachlichkeiten<br />

koord<strong>in</strong>iert ihre Dienstleistungen zum Patienten und se<strong>in</strong>em Betreuungsteam<br />

h<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen können, <strong>der</strong> Patient selbst aber – da ja<br />

meist „frail“ – nicht umhergereicht werden muss. Weiter können<br />

aus dem Zentrum heraus auch die vielen Konsiliarfunktionen auf<br />

an<strong>der</strong>en Abteilungen (z. B. Unfallchirurgie, Dermatologie) koord<strong>in</strong>iert<br />

werden. Zu guter Letzt hat das ZfA auch e<strong>in</strong>e wichtige Mittlerfunktion<br />

zu an<strong>der</strong>en Betreuungsstellen für betagte Menschen<br />

jenseits <strong>der</strong> Krankenhausmauern („case-management“). Im Vortrag<br />

sollen die Vorteile aber auch mögliche Hemmnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umsetzung<br />

<strong>der</strong> Ziele des ZfA dargelegt werden.<br />

002<br />

Kooperation von Gerontopsychiatrie und Geriatrie – 9 Jahre Erfahrungen<br />

mit dem „Zentrum für Ältere“<br />

Claus Wächtler (Asklepios Kl<strong>in</strong>ik Nord, Ochsenzoll, Hamburg)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Langes Leben geht mit dem Risiko e<strong>in</strong>er psychischen<br />

Erkrankung e<strong>in</strong>her. Depression und Demenz s<strong>in</strong>d die häufigsten<br />

psychischen Störungen im Alter. Psychisch kranke Ältere leiden<br />

häufig auch an e<strong>in</strong>er körperlichen Erkrankung. Multimorbide ältere<br />

Patienten werden immer häufiger im Krankenhaus angetroffen<br />

und stellen meist e<strong>in</strong> Problem dar.<br />

Methode: Geriatrie und Gerontopsychiatrie sollten bei <strong>der</strong> Versorgung<br />

depressiver und demenzkranker älterer Patienten, die zugleich<br />

manifest körperlich krank s<strong>in</strong>d, noch enger zusammenarbeiten.<br />

Vorbild war das „Department of Health Care of the El<strong>der</strong>ly“,<br />

Nott<strong>in</strong>gham. Im Jahre 2000 wurde das „Zentrum für Ältere“ an e<strong>in</strong>em<br />

kommunalen Krankenhaus <strong>der</strong> Schwerpunktversorgung <strong>in</strong><br />

Hamburg gegründet. Zum „Zentrum für Ältere“ gehören die Abteilungen<br />

für Gerontopsychiatrie und Geriatrie. Unter e<strong>in</strong>em Dach<br />

kooperieren zwei eigenständige Abteilungen, mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Station und e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är geführten Memory-<br />

Cl<strong>in</strong>ic. Am Beispiel e<strong>in</strong>es demenzkranken Patienten mit Oberschenkelhalsfraktur<br />

und Zustand nach Operation wird aufgezeigt,<br />

dass geriatrisch-rehabilitative und akute gerontopsychiatrische Behandlung<br />

durch e<strong>in</strong> gemischtes Team auf <strong>der</strong>selben Station erfolgen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ziele, die Behandlung im Krankenhaus<br />

den Bedürfnissen psychisch und körperlich kranker älterer<br />

251


Topic 10 G Gerontopsychiatrie // Gerontopsychiatry<br />

Menschen mehr anzupassen, die Zufriedenheit von Patienten und<br />

e<strong>in</strong>weisenden Ärzten zu erhöhen und die Kosten zu senken, konnten<br />

erreicht werden. In Zukunft wird es vor allem darum gehen, das<br />

Modell des „Zentrum für Ältere“ auf das gesamte Schwerpunktkrankenhaus<br />

auszudehnen, damit e<strong>in</strong> „dementen-freundliches<br />

Krankenhaus“ entsteht. Literatur: 1.) WÄCHTLER C, HOFMANN<br />

W, CLAVIJO-CELDA J, MERTENS L (2005): Zentrum für Ältere -<br />

Patientenorientiert, zeitsparend, wirkungsvoll. Deutsches Ärzteblatt<br />

102: 2935-2936. 2.) MAIER AB, WÄCHTLER C, HOFMANN<br />

W (2007): Comb<strong>in</strong>ed medical-psychiatric <strong>in</strong>patient units – Evaluation<br />

of the Centre fort he El<strong>der</strong>ly. Z Gerontol Geriat 40:268-274<br />

003<br />

Interdiszipl<strong>in</strong>äres Behandlungskonzept am Geriatrischen Zentrum<br />

Heidelberg<br />

Daniel Kopf (Geriatrisches Zentrum, Heidelberg)<br />

004<br />

Der Aufbau e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres Zentrums für Altersmediz<strong>in</strong><br />

Bernd Meißnest (LWL - Kl<strong>in</strong>ik Gütersloh, Gerontopsychiatrie)<br />

Traditionell haben sich im Gesundheitssystem <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten<br />

unterschiedliche Diszipl<strong>in</strong>en immer weiter ausdifferenziert<br />

und spezialisiert um ihrem Versorgungsauftrag gerecht zu werden.<br />

So werden heute für die steigende Zahl älterer somatisch und psychiatrisch<br />

Erkrankter ähnliche o<strong>der</strong> gleiche Angebotsstrukturen<br />

verschiedener Diszipl<strong>in</strong>en vorgehalten, ohne dass diese unmittelbar<br />

verzahnt s<strong>in</strong>d. Die LWL-Kl<strong>in</strong>ik Gütersloh hält als psychiatrisches<br />

Fachkrankenhaus seit den 60ziger Jahren zur Psychiatrie<br />

noch 3 somatische Abteilungen (Abteilung für Neurologie, Abteilung<br />

für Innere Mediz<strong>in</strong> und Abteilung für Psychosomatik) vor. Im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er Pilotphase wurde 2005 e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Station<br />

geschaffen für multimorbid somatisch und psychiatrisch Erkrankte.<br />

Mit <strong>der</strong> weiteren E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er zentralen, <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Aufnahme im Jahre 2008 und e<strong>in</strong>em nun laufenden Gebäudeumbau<br />

werden Strukturen für e<strong>in</strong> Zentrum für Altersmediz<strong>in</strong> realisiert,<br />

<strong>in</strong>dem dann <strong>der</strong> ältere Patient von den unterschiedlichen Diszipl<strong>in</strong>en<br />

diagnostiziert und therapiert wird, ohne dass Verlegungen<br />

erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d. Dieses <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Behandlungszentrum ist<br />

e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> e<strong>in</strong> hoch differenziertes Netz an ambulanten Hilfen,<br />

Betreuungs- und Wohnangeboten für ältere Menschen und verzahnt<br />

mit e<strong>in</strong>em gerontopsychiatrischen Konsiliar- und Liaisondienst<br />

für alle somatischen Abteilungen <strong>der</strong> 6 Kl<strong>in</strong>iken im Kreis<br />

Gütersloh. Ambulante und tageskl<strong>in</strong>ische Behandlung, sowie Beratung<br />

werden nach Abschluss des Umbaus weitere Bestandteile des<br />

Zentrums darstellen. Strukturen passen sich so den Bedürfnissen<br />

<strong>der</strong> Erkrankten und ihren Angehörigen an.<br />

005<br />

Geriatrische Rehabilitation – <strong>der</strong> notwendige Beitrag <strong>der</strong> Gerontopsychiatrie<br />

Michael Hüll (Universitätskl<strong>in</strong>ik Freiburg, ZGGF)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Rehabilitationsansatz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geriatrie richtet sich<br />

gemäß <strong>der</strong> International Classification of Function, Disability and<br />

Health (ICF) an funktionellen Bee<strong>in</strong>trächtigungen aus, wogegen<br />

Krankheitsentitäten nach <strong>der</strong> International Classification of Diseases<br />

(ICD) <strong>in</strong> ihrer Bedeutung zurücktreten. Dies kommt <strong>der</strong> alterstypischen<br />

Multimorbidität entgegen, bei <strong>der</strong> e<strong>in</strong> funktionelles<br />

Defizit (z. B. Gangstörung) zum Großteil auf multiplen chronische<br />

<strong>Erkrankungen</strong> beruhen (z. B. Coxarthrose plus Polyneuropathie<br />

plus zerebraler Insult), die zumeist nicht kausal therapierbar s<strong>in</strong>d.<br />

Methode: Zwei <strong>der</strong> häufigsten psychiatrischen Syndrome, Demenzen<br />

und Depressionen, f<strong>in</strong>den sich bei über 30 % <strong>der</strong> Patienten <strong>in</strong><br />

geriatrischen Rehakl<strong>in</strong>iken. Im Gegensatz zu Patienten psychiatrischer<br />

Spezialambulanzen s<strong>in</strong>d bei diesen Patienten gemischte Pathologien<br />

häufig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Demenzentstehung entscheidend und kör-<br />

252<br />

perliche Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen wichtige Faktoren im Unterhalt depressiver<br />

Syndrome. Da Demenzen und Depressionen nur beschränkt kausal<br />

therapierbar s<strong>in</strong>d, verfügt die Gerontopsychiatrie von je her über<br />

Erfahrungen im Rehabilitationsbereich für entsprechend betroffene<br />

Alterspatienten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Demenzen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer Frühphase ke<strong>in</strong><br />

Ausschlussgrund für e<strong>in</strong>e Rehabilitation und gleichwertige Rehabilitationserfolge<br />

s<strong>in</strong>d erzielbar. E<strong>in</strong>e adäquate gerontopsychiatrische<br />

Mitbehandlung demenzieller und depressiver Syndrome im Alter<br />

wird <strong>in</strong> Zukunft entscheidend für den geriatrischen Rehabilitationserfolg<br />

se<strong>in</strong>. Diese Erkenntnis hat bereits gemäß den Richtl<strong>in</strong>ien<br />

<strong>der</strong> Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Rehabilitation (BAR) zur For<strong>der</strong>ung<br />

nach e<strong>in</strong>er Psychologenstelle <strong>in</strong> die Personalliste geriatrischer<br />

Rehae<strong>in</strong>richtungen geführt. Welche Interventionen am besten zur<br />

Behandlung dementieller und depressiver Syndrome durchgeführt<br />

werden sollen, um den Rehabilitationserfolg zu erhöhen, ist aber<br />

noch Gegenstand aktueller psychiatrischer Forschung.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 6<br />

PC-001 Pro-Con-Debatte<br />

Gerontopsychiatrie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik: <strong>in</strong>tegriert o<strong>der</strong> spezialisiert?<br />

Vorsitz: H. Gutzmann (Berl<strong>in</strong>)<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 15/16<br />

S-051 Symposium<br />

Diagnostik und Behandlungsstrukturen von Demenzerkrankungen<br />

bei Migranten<br />

Vorsitz: M. Schouler-Ocak (Berl<strong>in</strong>), E. Koch (Marburg)<br />

001<br />

Transkulturelles Assessment mentaler Leistungen bei türkischen<br />

Migranten<br />

Josef Kessler (Unikl<strong>in</strong>ik Köln, Neurologie, Neuropsychologie)<br />

M. Ozankan, S. Kaesberg, E. Kalbe<br />

Die im Zuge des Abwerbeankommens zwischen <strong>der</strong> Türkei und<br />

Deutschland <strong>in</strong> den 60er Jahren nach Deutschland Gekommenen<br />

erreichen nun das Rentenalter und viele von ihnen kehren nicht<br />

mehr <strong>in</strong> die Türkei zurück. Es ist zu vermuten, wenn auch nicht<br />

belegt, dass die Prävalenz- und Inzidenzraten m<strong>in</strong>destens so hoch<br />

s<strong>in</strong>d wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Bevölkerung, dass jedoch durch die kumulierten<br />

Gesundheitsbelastungen und die mit <strong>der</strong> Migration e<strong>in</strong>hergehende<br />

Belastung die Raten höher zu beziffern s<strong>in</strong>d. Der<br />

„healthy migrant effect“, <strong>der</strong> daher rührt, dass sich eher gesün<strong>der</strong>e<br />

Probanden auf e<strong>in</strong>e Migration e<strong>in</strong>lassen, wird bei älteren Migranten<br />

mit langer Aufenthaltsdauer durch kumulierte Gesundheitsbelastungen<br />

teilweise aufgehoben (Mohhammedzdeh & Tempel,<br />

2005). Die gängigen Screen<strong>in</strong>g-Verfahren zur Unterstützung <strong>der</strong><br />

Demenz-Diagnostik s<strong>in</strong>d für diese Mitbürger und Mitbürger<strong>in</strong>nen<br />

aus verschiedenen Gründen wenig geeignet: Sie s<strong>in</strong>d häufig funktionelle<br />

Analphabeten, verfügen über e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Bildung, besitzen<br />

wenig Deutschkenntnisse, haben e<strong>in</strong>e unterschiedliche Krankheitswahrnehmung<br />

und -zuschreibung und s<strong>in</strong>d kulturell an<strong>der</strong>s determ<strong>in</strong>iert.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Problem ist das <strong>der</strong> Übersetzungen von bestehenden<br />

Screen<strong>in</strong>gverfahren (i. g. m<strong>in</strong>i-Mental Status Test) Es lassen<br />

sich m<strong>in</strong>destens fünf Fehlerquellen nennen: Auslassungen, Ergän-


Topic 10 G Gerontopsychiatrie // Gerontopsychiatry<br />

zungen, unzulässige Verdichtungen, Ersetzen von Aussagen o<strong>der</strong><br />

Rollentausch (<strong>der</strong> Übersetzer wird zum Therapeut) (Vasquez & Javier<br />

1991). Die ADLs (activities of daily liv<strong>in</strong>g) haben mit dem Alltag<br />

türkischer Mitbewohner und Mitbewohner<strong>in</strong>nen wenig zutun<br />

und wohl müssten ADLs für Frauen und Männer verschieden formuliert<br />

werden. Für das Jahr 2010 werden circa 130.000 türkische<br />

Migranten <strong>in</strong> Deutschland über 65 Jahre alt se<strong>in</strong> und sollten zur<br />

Demenzdiagnostik auch psychometrische Verfahren gehören – was<br />

grundsätzlich Standard se<strong>in</strong> sollte – so gibt es für diese Menschen<br />

bis dato ke<strong>in</strong>e normierten Verfahren, die die Eigenheiten dieser<br />

Bevölkerungsgruppe berücksichtigen. Mit TRAKULA (Transkulturelles<br />

Assessment) wird e<strong>in</strong> erster Versuch unternommen, e<strong>in</strong><br />

Screen<strong>in</strong>gverfahren für diese Menschen zu etablieren.<br />

002<br />

Versorgung von demenzerkranker Migranten<br />

Murat Ozankan (Rhe<strong>in</strong>ische Kl<strong>in</strong>iken Langenfeld)<br />

Die erste Generation <strong>der</strong> älteren Migranten gehört gegenwärtig zu<br />

<strong>der</strong> am stärksten wachsenden Bevölkerungsgruppe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland (ISAB-Institut, September 2005). Migration<br />

und Alter nimmt dadurch als Themenkomplex zunehmend an Bedeutung.<br />

Da repräsentative Daten fehlen, kann nur vermutet werden,<br />

wie viele Menschen mit Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland an Demenz erkrankt s<strong>in</strong>d. Zur Zeit<br />

bef<strong>in</strong>det sich die sich die Bundesrepublik Deutschland, im H<strong>in</strong>blick<br />

auf die Lebens- und Betreuungssituation demenziell erkrankter<br />

Migranten, noch weit am Anfang ihrer Entwicklungen. Geprägt ist<br />

diese momentane Situation durch die Hoffnung, dass diese Menschen<br />

im Rahmen ihrer Familien gut aufgehoben und gepflegt werden.<br />

Zur Situation von demenzkranken Menschen ohne Migrationserfahrung,<br />

wurden <strong>in</strong> den letzten Jahren zahlreiche Studien<br />

durchgeführt. Deutlich wurde hierbei wie hoch und komplex die<br />

Belastungen für die erkrankten selbst, aber auch vor allem für die<br />

betreuenden Angehörigen s<strong>in</strong>d. Das Klischee, die Migranten hätten<br />

große Familien und seien untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> sehr hilfsbereit und sorgten<br />

selbstverständlich für ihre Angehörigen, ist nicht mehr une<strong>in</strong>geschränkt<br />

gültig. Auf <strong>der</strong> qualitativen bzw. subjektiven Ebene s<strong>in</strong>d<br />

viele Fragen zu beantworten: Wie nehmen die Migranten – und<br />

ihre Angehörigen – die Demenzerkrankungen wahr? Wie gehen sie<br />

mit den krankheitsbed<strong>in</strong>gten Symptomen um? Wie und wer begleitet<br />

und umsorgt sie? Mit welchen Barrieren s<strong>in</strong>d die demenziell<br />

erkrankte Migranten im Altenhilfe- bzw. Pflegeversicherungssystem<br />

konfrontiert? Welche kultursensiblen Wege müssen ausgebaut<br />

werden? Bei Angeboten kultursensibler Altenhilfe und -pflege s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren Fortschritte zu verzeichnen, die zum Teil<br />

strukturbildenden Charakter haben. Allerd<strong>in</strong>gs kann bisher nicht<br />

von e<strong>in</strong>er umfassenden und systematischen kultursensiblen Versorgungslage<br />

ausgegangen werden.<br />

003<br />

Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> neuropsychologischen Demenzdiagnostik<br />

Wolfgang Kr<strong>in</strong>gler (Schlosskl<strong>in</strong>ik Buchau, Bad Buchau)<br />

004<br />

Neuropsychologische Demenzdiagnostik bei Migranten<br />

Fatma Sürer (BKH Augsburg)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In Deutschland leben rund 15,3 Millionen Menschen<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Davon waren Ende 2007 etwa 850 000<br />

über 60 Jahre alt. Das wichtigste Herkunftsland ist die Türkei mit<br />

1,7 Mio. Menschen und macht 25,4 % aller Zugewan<strong>der</strong>ten aus.<br />

Ende 2003 waren fast 100.000 Türken jeweils 60 bis 65 Jahre bzw.<br />

über 65 Jahre alt. Für 2010 prognostizieren die Forscher e<strong>in</strong>e Zahl<br />

von ca. 132.000 türkischen Migranten, die über 65 Jahre alt s<strong>in</strong>d.<br />

Überalterung entwickelt sich auch zu e<strong>in</strong>em Problem <strong>der</strong> hier lebenden<br />

Migranten. Mit zunehmendem Alter besteht für diese Po-<br />

pulation von fast 200.000 Menschen das Risiko, an e<strong>in</strong>er Demenz<br />

zu erkranken. Lei<strong>der</strong> sprechen die meisten von ihnen nur sehr<br />

schlecht o<strong>der</strong> gar ke<strong>in</strong> Deutsch, was die E<strong>in</strong>schätzung ihrer kognitiven<br />

Leistungsfähigkeit mit Hilfe deutschsprachiger neuropsychologischer<br />

Tests sehr schwierig macht.<br />

Methode: Nach <strong>in</strong>ternationalem Standard werden heute, neben<br />

bildgebenden Verfahren, standardisierte Testverfahren zur Demenzdiagnostik<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Diese Tests dienen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> kognitiven Fähigkeit und <strong>der</strong> hier stattf<strong>in</strong>denden<br />

Verän<strong>der</strong>ungen. International und auch <strong>in</strong> Deutschland s<strong>in</strong>d die<br />

Batterie CERAD (Consortium to Establish a Registry for Alzheimer‘s<br />

Disease) und <strong>der</strong> Uhrentest nach Shulman Standard. Aufgrund <strong>der</strong><br />

Sprachproblematik stellen sich hier nun die Fragen, wie e<strong>in</strong>e neuropsychologische<br />

Testung für Migranten aussehen könnte, welche<br />

bereits existierenden Tests <strong>in</strong> ihrer Muttersprache angewendet werden<br />

könnten und wie man die kognitive Leistungsfähigkeit bei Analphabeten<br />

testen könnte, die ja <strong>in</strong> diesen Kulturkreisen noch weit<br />

verbreitet s<strong>in</strong>d.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wir möchten diese Probleme aufgreifen<br />

und Impulse für Entwicklungen im Bereich <strong>der</strong> Demenz-Diagnostik<br />

und –Versorgung von Migranten setzen.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Madrid<br />

S-055 Symposium<br />

<strong>Psychische</strong> Störungen – Herausfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>er alternden Gesellschaft:<br />

Aktuelle Ergebnisse aus <strong>der</strong> Versorgungsforschung<br />

(Referat Versorgung und Sozialmediz<strong>in</strong>)<br />

Vorsitz: S. G. Riedel-Heller (Leipzig), H. Gutzmann (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

<strong>Psychische</strong> <strong>Erkrankungen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>arztpraxis – Ergebnisse<br />

des Projektes INVADE<br />

Horst Bickel (TU München, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

M. Brönner, H. Gnahn, H. Förstl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Hauptziel des Modellprojektes INVADE (Interventionsprojekt<br />

zerebrovaskuläre <strong>Erkrankungen</strong> und Demenzen im<br />

Landkreis Ebersberg) war es, auf <strong>der</strong> hausärztlichen Versorgungsebene<br />

durch die systematische Erfassung von vaskulären Risikofaktoren<br />

und <strong>der</strong>en konsequente Behandlung zerebrovaskulären und<br />

demenziellen <strong>Erkrankungen</strong> vorzubeugen und damit die Inzidenz<br />

von Pflegebedürftigkeit zu verm<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Methode: Alle über 55jährigen AOK-Versicherten im Landkreis<br />

Ebersberg, Oberbayern, erhielten das Angebot zur Teilnahme. Die<br />

Laufzeit des Vorhabens betrug acht Jahre. Initial wurden Größe,<br />

Gewicht, Blutdruck, Knöchel-Arm-Index und kognitive Leistung<br />

(6CIT) gemessen sowie e<strong>in</strong> EKG und e<strong>in</strong>e duplexsonografische Untersuchung<br />

<strong>der</strong> extrakraniellen Hirngefäße durchgeführt. Es wurden<br />

Vorerkrankungen und Medikation erfasst, e<strong>in</strong>e Nüchternblutprobe<br />

zur Bestimmung von Laborparametern entnommen und<br />

Selbstauskünfte <strong>der</strong> Teilnehmer über subjektive Gesundheit, Gedächtnisleistung<br />

und depressive Symptome (GDS) e<strong>in</strong>geholt. Aus<br />

den Daten wurden <strong>in</strong>dividuelle Risikoprofile erstellt, die dem Hausarzt<br />

zusammen mit leitl<strong>in</strong>iengerechten Behandlungsempfehlungen<br />

rückgemeldet wurden. Im Abstand von jeweils zwei Jahren wurden<br />

sämtliche Untersuchungen wie<strong>der</strong>holt. Zusätzlich dokumentierte<br />

<strong>der</strong> Hausarzt quartalsweise se<strong>in</strong>e Behandlungsmaßnahmen und relevante<br />

gesundheitliche Ereignisse. Als prospektive Zielkriterien<br />

wurden die im Datenbestand <strong>der</strong> Krankenkasse verzeichneten<br />

Krankenhausbehandlungen, die neuen Fälle von Pflegebedürftigkeit<br />

und die Sterblichkeit erfasst. Die Wirksamkeit <strong>der</strong> Interven-<br />

253


Topic 10 G Gerontopsychiatrie // Gerontopsychiatry<br />

tionsmaßnahmen wird durch den Vergleich mit e<strong>in</strong>em strukturell<br />

ähnlichen oberbayerischen Landkreis, <strong>in</strong> dem ke<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Intervention<br />

stattfand, überprüft.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Am Projekt beteiligten sich rund 35 % <strong>der</strong><br />

Versicherten (n=3.908). Die Risikofaktoren konnten schon <strong>in</strong> den<br />

ersten zwei Jahren <strong>der</strong> Projektlaufzeit signifikant reduziert werden.<br />

Depressive Symptome und leichte kognitive Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

erwiesen sich als prognostisch sehr bedeutsam. Nach Adjustierung<br />

für Alter und Geschlecht waren Depressivität (GDS>5) und kognitive<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung (6CIT>7) hochsignifikant sowohl mit <strong>in</strong>zidenter<br />

Demenz (HR=2.8 bzw. 3.5) als auch mit Pflegebedürftigkeit<br />

(HR=2.6 bzw. 2.2) und Mortalität (HR=2.0 bzw. 1.7) assoziiert.<br />

Mehrere Vorerkrankungen und e<strong>in</strong>ige modifizierbare Risikofaktoren<br />

standen mit dem Auftreten von Demenzen im Zusammenhang.<br />

Voraussichtlich werden erste Daten zur Wirksamkeit <strong>der</strong> hausärztlichen<br />

Intervention berichtet werden können. Die Hausarztpraxis<br />

sche<strong>in</strong>t über e<strong>in</strong> beträchtliches, bisher aber noch ungenügend erschlossenes<br />

Präventionspotential zu verfügen.<br />

002<br />

Alzheimer-Erkrankung: Lebensqualität bei Patienten und Angehörigen<br />

Matthias Riepe (Universität Ulm, Psychiatrie II Gerontopsychiatrie,<br />

Günzburg)<br />

003<br />

Behandlungsbedürfnis und Inanspruchnahmeverhalten bei Demenzerkrankungen<br />

– BIADEM. Versorgungsforschung für Patienten<br />

und ihre pflegenden Angehörigen<br />

Matthias Schützwohl (TU Dresden, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten Jahren ist das Versorgungsangebot im<br />

Bereich dementieller <strong>Erkrankungen</strong> erheblich erweitert worden.<br />

Während die Versorgungssituation von den Betroffenen und ihren<br />

Angehörigen dennoch weiterh<strong>in</strong> kritisch beurteilt wird, werden die<br />

vorhandenen Versorgungs- und Beratungse<strong>in</strong>richtungen häufig<br />

nicht o<strong>der</strong> erst im Spätstadium <strong>der</strong> Erkrankung <strong>in</strong> Anspruch genommen.<br />

Das Projekt BIADEM („Behandlungsbedürfnis und Inanspruchnahmeverhalten<br />

bei Demenzerkrankungen“), das von <strong>der</strong><br />

Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V. geför<strong>der</strong>t wird, erfasst vor<br />

diesem H<strong>in</strong>tergrund die Versorgungssituation <strong>in</strong> def<strong>in</strong>ierten Versorgungsregionen<br />

und untersucht Inanspruchnahmeverhalten und<br />

Behandlungsbedürfnis von Menschen mit Demenzerkrankungen<br />

und ihren Angehörigen.<br />

Methode: Zur Beschreibung <strong>der</strong> Versorgungssituation werden Versorgungse<strong>in</strong>richtungen<br />

aus sechs Versorgungsregionen, die sich h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Verfügbarkeit und Erreichbarkeit gerontopsychia trischer<br />

Beratungs- und Behandlungse<strong>in</strong>richtungen unterscheiden,<br />

erfasst und anhand mittels Delphi-Befragung ermittelter Parameter<br />

beschrieben. Die Studienteilnehmer-Patienten mit e<strong>in</strong>er leichtgradigen<br />

Demenz (N = 50) und die pflegenden Angehörigen von leicht-,<br />

mittel- und schwerstgradig demenzkranken Patienten (N = 150) –<br />

werden aus den ausgewählten Versorgungsregionen gewonnen. Im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Angehörigenbefragung werden Informationen zur<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Pflegesituation, die Belastung <strong>der</strong> Angehörigen,<br />

<strong>der</strong>en Gesundheitszustand sowie <strong>der</strong>en Inanspruchnahmeverhalten<br />

erhoben. Mittels offener Fragen werden Barrieren <strong>in</strong> die Versorgung<br />

sowie E<strong>in</strong>stellungen gegenüber vorhandenen Versorgungse<strong>in</strong>richtungen<br />

und -leistungen exploriert. Außerdem werden die<br />

Angehörigen zu patientenbezogenen Problemen im Alltagsverhalten<br />

und zum Ausmaß <strong>der</strong> Verhaltensaufälligkeiten <strong>der</strong> Patienten<br />

befragt. Mit e<strong>in</strong>em Screen<strong>in</strong>gverfahren werden Patienten mit<br />

leichtgradiger Demenz identifiziert und <strong>in</strong> Ergänzung und analog<br />

zur Angehörigenbefragung selbst befragt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Datenerhebung dauert gegenwärtig<br />

noch an. Es werden daher H<strong>in</strong>tergrund und Design <strong>der</strong> Studie so-<br />

254<br />

wie das Ergebnis <strong>der</strong> Erfassung <strong>der</strong> Versorgungssituation berichtet.<br />

004<br />

Die Kosten von Depressionen im Alter bei Allgeme<strong>in</strong>arztpatienten<br />

im 5-Jahres-Verlauf<br />

Steffi G. Riedel-Heller (Universität Leipzig, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie<br />

Pub lic Health)<br />

M. Luppa, S. He<strong>in</strong>rich, A. Konnopka, H.-H. König<br />

E<strong>in</strong>leitung: Depressive Störungen im Alter s<strong>in</strong>d häufig und folgenschwer.<br />

Für den E<strong>in</strong>zelnen gehen diese mit Funktionse<strong>in</strong>schränkungen,<br />

e<strong>in</strong>er reduzierten Lebensqualität und e<strong>in</strong>em erhöhten<br />

Suizidrisiko e<strong>in</strong>her. Aus gesellschaftlicher Perspektive gehören depressive<br />

alte Menschen zu den „Vielnutzern“ des Gesundheitssystems.<br />

E<strong>in</strong>e systematische Literaturübersicht erbrachte nur drei<br />

Krankheitskostenstudien zur Depression im Alter, die ausschließlich<br />

<strong>in</strong> den USA durchgeführt wurden. Längsschnittdaten liegen<br />

bisher nicht vor. Die vorliegende Studie erfasst erstmalig die Inanspruchnahme<br />

von Gesundheitsleistungen und die direkten Kosten<br />

von depressiven alten Menschen <strong>in</strong> Deutschland und beschreibt<br />

e<strong>in</strong>en 5-Jahres-Verlauf.<br />

Methode: Dazu wurden 451 über 75-jährige Leipziger Allgeme<strong>in</strong>patienten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em persönlichen kl<strong>in</strong>ischen Untersuchungsgespräch<br />

h<strong>in</strong>sichtlich des Vorliegens e<strong>in</strong>er depressiven Symptomatik<br />

(Geriatrische Depressionsskala, GDS), <strong>der</strong> Inanspruchnahme von<br />

mediz<strong>in</strong>ischen und sozialen Versorgungsleistungen (Kostenbuch)<br />

und <strong>der</strong> somatischen Komorbidität (Chronic Disease Score) untersucht<br />

und nach 5 Jahren mit diesem Instrumentarium erneut befragt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 14 % <strong>der</strong> über 75jährigen Allgeme<strong>in</strong>arztpatienten<br />

wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Basel<strong>in</strong>erhebung als depressiv e<strong>in</strong>gestuft.<br />

Die direkten Kosten depressiv Erkrankter überstiegen die Kosten<br />

Nicht-Depressiver um ca. e<strong>in</strong> Drittel. Es ergaben sich durchschnittliche<br />

jährliche Kosten von EUR 5.241 für depressive Allgeme<strong>in</strong>arztpatienten<br />

und von EUR 3.648 für nicht-depressive Allgeme<strong>in</strong>arztpatienten<br />

(p


Topic 10 G Gerontopsychiatrie // Gerontopsychiatry<br />

Diskussion / Ergebnisse: Abhängigkeitserkrankungen werden im<br />

Alter häufiger übersehen als bei Jüngeren. Dabei spielen die Unspezifität<br />

<strong>der</strong> Symptome und e<strong>in</strong> negatives Altersstereotyp zusammen.<br />

Mit <strong>der</strong> Alterung von Kohorten, die e<strong>in</strong>en freizügigen Umgang mit<br />

Alkohol gewohnt s<strong>in</strong>d, werden Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit<br />

bedeutsamer; dazu gehören auch die Auswirkungen auf das<br />

gesellschaftliche Problem <strong>der</strong> Demenzerkrankungen. Medikamentenmissbrauch<br />

ist e<strong>in</strong> wichtiges Thema, e<strong>in</strong>erseits <strong>der</strong> Langzeitgebrauch<br />

von Benzodiazep<strong>in</strong>en und verwandten Substanzen, an<strong>der</strong>erseits<br />

die weite Verbreitung von Opiatanalgetika. Neue Themen<br />

s<strong>in</strong>d die Tabakabhängigkeit und Raucherentwöhnung im Alter,<br />

aber auch alternde Drogenabhängige. Für alle diese Bereiche gilt,<br />

dass e<strong>in</strong>e häufig anzutreffende defätistische Grundhaltung therapeutische<br />

Aktivitäten beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Altersspezifische Therapiekonzepte<br />

haben größere Erfolgsaussichten als unspezifische.<br />

002<br />

Brennpunkt Delir im Alter – aktuelle Entwicklungen <strong>in</strong> Forschung<br />

und Kl<strong>in</strong>ik<br />

Walter Hewer (V<strong>in</strong>zenz von Paul Hospital, Gerontopsychiatrie, Rottweil)<br />

C. Thomas, L. M. Drach<br />

Das Delir – def<strong>in</strong>iert nach den Kriterien von DSM-IV beziehungsweise<br />

ICD-10 – gehört zu den wichtigsten psychischen Störungen<br />

des alten Menschen. Daten zur Häufigkeit liegen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie aus<br />

Allgeme<strong>in</strong>krankenhäusern vor. Man geht davon aus, dass m<strong>in</strong>destens<br />

10 – 20 % <strong>der</strong> dort behandelten Alterspatienten bei Aufnahme<br />

von e<strong>in</strong>em Delir betroffen s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e solche Symptomatik im<br />

Behandlungsverlauf entwickeln. Mit dem Auftreten e<strong>in</strong>es Delirs ist<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Kontext von akuten <strong>in</strong>ternistisch-neurologischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong>, perioperativen Situationen und Multimorbidität zu<br />

rechnen, dies oft bei bestehen<strong>der</strong> zerebraler Vorschädigung, meist<br />

<strong>in</strong> Folge e<strong>in</strong>er Demenzerkrankung. Ätiologisch ist e<strong>in</strong> breites<br />

Spektrum primär o<strong>der</strong> sekundär auf die Hirnfunktion e<strong>in</strong>wirken<strong>der</strong><br />

Noxen <strong>in</strong> Betracht zu ziehen (zerebrale und schwere systemische<br />

<strong>Erkrankungen</strong>, Medikamente, Entzugssyndrome), nicht zuletzt<br />

s<strong>in</strong>d auch Umgebungsfaktoren von Bedeutung. Das Auftreten<br />

e<strong>in</strong>es Delirs bei e<strong>in</strong>em alten Menschen ist nachweislich mit e<strong>in</strong>er<br />

ungünstigen Prognose assoziiert, die sich unter an<strong>der</strong>em <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Verkürzung <strong>der</strong> Lebenserwartung und e<strong>in</strong>er erhöhten Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

dauerhafter Pflegebedürftigkeit nie<strong>der</strong>schlägt. Nach neuesten<br />

Daten könnte das Delir e<strong>in</strong> bedeutsamer Risikofaktor h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Verschlechterung e<strong>in</strong>er vorbestehenden Demenzerkrankung<br />

se<strong>in</strong>. Aufgrund e<strong>in</strong>es breiten Spektrums prädisponieren<strong>der</strong> beziehungsweise<br />

auslösen<strong>der</strong> somatischer Störungen erfor<strong>der</strong>t die Diagnostik<br />

bei deliranten alten Menschen e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Ansatz.<br />

Dies gilt ebenso für die Behandlung, bei <strong>der</strong> psychiatrische<br />

und allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>ische Maßnahmen aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmt<br />

zur Anwendung kommen. In <strong>der</strong> Übersicht werden die wichtigsten<br />

kl<strong>in</strong>ischen Aspekte des Themas zusammengefasst mit e<strong>in</strong>em<br />

Schwer punkt auf neuen Erkenntnissen und Entwicklungen. Diese<br />

betreffen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>e verbesserte Frühdiagnostik, die Wechselwirkungen<br />

zwischen Delir und Demenz, den Stand e<strong>in</strong>er evidenzbasierten<br />

Pharmakotherapie, sowie Interventionen zur Delirprävention.<br />

Angesichts <strong>der</strong> demographischen Entwicklung <strong>in</strong><br />

unserer Gesellschaft ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft mit e<strong>in</strong>er wachsenden Zahl<br />

von deliranten Alterspatienten zu rechnen. Deren adäquate Versorgung<br />

stellt e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung für unser ganzes Gesundheitssystem<br />

dar, die mit <strong>der</strong> Notwendigkeit verbunden ist, <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre<br />

Versorgungsangebote (weiter) zu entwickeln. Der Psychiatrie als<br />

e<strong>in</strong>em Fach, dessen Selbstverständnis e<strong>in</strong>e Integration biologischer<br />

und psychosozialer Sichtweisen be<strong>in</strong>haltet, sollte dabei e<strong>in</strong>e Schlüsselfunktion<br />

zukommen.<br />

003<br />

Funktionelle Bildgebung bei kognitiven Störungen: Translation<br />

von Forschung <strong>in</strong> die Kl<strong>in</strong>ik<br />

Vjera Holthoff (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Dresden, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die zerebrale Bildgebung mit <strong>der</strong> Positronen-Emissions-Tomographie<br />

und <strong>der</strong> Magnet-Resonanz-Tomographie ermöglicht<br />

den E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die funktionellen und strukturellen<br />

Grundlagen <strong>der</strong> gesunden Kognition sowie kognitiver Störungen<br />

<strong>in</strong> vivo. Für den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik s<strong>in</strong>d folgende Ziele von Bedeutung,<br />

um die gegenwärtigen Therapien optimal e<strong>in</strong>zusetzen,<br />

zukünftige möglicherweise vorbeugend anwenden zu können und<br />

neue zu entwickeln: die Identifikation von Patienten mit erhöhtem<br />

Risiko für e<strong>in</strong>e Demenz und Patienten <strong>in</strong> sehr frühen Demenzstadien;<br />

das Monitor<strong>in</strong>g pharmakologischer und nicht-pharmakologischer<br />

Therapien auf die Hirnfunktion; die Identifikation kognitiver<br />

Ressourcen als Grundlage für die Neuentwicklung von Therapien.<br />

Methode: Der Schwerpunkt wird daher auf die folgenden Themen<br />

gelegt: Untersuchungen zum regionalen zerebralen Stoffwechsel<br />

sowie PET-Untersuchungen mit Markern für Amyloidablagerungen<br />

und Neurofibrillen; Untersuchungen <strong>der</strong> Hippocampusstruktur<br />

<strong>in</strong> Patienten mit erhöhtem Risiko für e<strong>in</strong>e Demenz; spezifische<br />

funktionelle Untersuchungen zur zerebralen Konnektivität.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der Vortrag fasst aktuelle wissenschaftliche<br />

Studien zusammen und diskutiert diese <strong>in</strong> ihrer Bedeutung<br />

für die Kl<strong>in</strong>ik.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal 4<br />

FW-007 Forschungsworkshop<br />

Nicht-medikamentöse Aktivierungs- und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsverfahren <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Therapie <strong>der</strong> Demenz<br />

(Referat Gerontopsychiatrie)<br />

Vorsitz: G. Adler (Mannheim), M. Haupt (Düsseldorf)<br />

001<br />

Nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen bei Demenzkranken<br />

Mart<strong>in</strong> Haupt (Neuro-Centrum Düsseldorf)<br />

002<br />

Kognitives Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für demente Patienten<br />

Georg Adler (ISPG, Mannheim)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Nutzen und S<strong>in</strong>n von kognitiven Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmassnahmen<br />

für demente Patienten s<strong>in</strong>d umstritten. Es wird e<strong>in</strong>e Übersicht<br />

über die angewandten Verfahren, ihre Wirksamkeit und Verbreitung<br />

gegeben.<br />

Methode: Bei den Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmassnahmen können allgeme<strong>in</strong>-aktivierende,<br />

kompensatorische und restaurative Verfahren unterschieden<br />

werden. Allgeme<strong>in</strong>-aktivierende Verfahren, z. B. die sog. Er<strong>in</strong>nerungstherapie,<br />

stellen e<strong>in</strong>e für die Patienten angenehme geistige<br />

Betätigungen dar, mit dem Ziel, Sicherheit, Selbstgewissheit und<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den zu steigern. Sie s<strong>in</strong>d im engeren S<strong>in</strong>ne ke<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g,<br />

da nicht e<strong>in</strong>e bestimmte Leistung o<strong>der</strong> Technik mit dem Ziel <strong>der</strong><br />

Leistungsverbesserung o<strong>der</strong> des Leistungserhalts wie<strong>der</strong>holt und<br />

geübt wird. Bei den kompensatorischen Verfahren steht die Vermittlung<br />

von mnemotechnischen Hilfen im Vor<strong>der</strong>grund. Die Patienten<br />

sollen ihre Gedächtnisleistung durch die Anwendung <strong>in</strong>terner<br />

und externer Gedächtnisstützen mit impliziten und expliziten<br />

Verfahren erhalten o<strong>der</strong> verbessern. Restaurative Verfahren zielen<br />

schließlich auf e<strong>in</strong>e Verbesserung von Teilleistungen durch gezieltes<br />

Üben, Verstärken und Wie<strong>der</strong>holen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Allgeme<strong>in</strong>-aktivierende Verfahren s<strong>in</strong>d<br />

255


Topic 10 G Gerontopsychiatrie // Gerontopsychiatry<br />

<strong>in</strong> Gerontopsychiatrie und Geriatrie allgeme<strong>in</strong> akzeptiert und weit<br />

verbreitet. H<strong>in</strong>gegen werden kompensatorische und restaurative<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmethoden noch mit großer Zurückhaltung bewertet. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

wird e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> Lebensqualität <strong>der</strong> Patienten<br />

durch die Beschäftigung mit ihren Leistungsdefiziten befürchtet.<br />

In leichten bis mittelschweren Krankheitsstadien können<br />

diese Verfahren jedoch für demente Patienten wirksam und akzeptabel<br />

se<strong>in</strong>.<br />

003<br />

Evaluation e<strong>in</strong>es visuell-spatialen Gedächtnistra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs für demente<br />

Patienten<br />

Miriam Bektas (ISPG, Mannheim)<br />

Y. Lembach, S. Becker, G. Adler<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ob Gedächtnistra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für demente Patienten nützlich<br />

ist, wird kontrovers diskutiert. In e<strong>in</strong>er Pilotstudie wurde <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss<br />

e<strong>in</strong>es visuell-spatialen Gedächtnistra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs (VSG) im Vergleich<br />

zur Er<strong>in</strong>nerungstherapie (ET) auf die Gedächtnisleistung<br />

und das Wohlbef<strong>in</strong>den bei e<strong>in</strong>er Gruppe von Alzheimer-Patienten<br />

untersucht. Ziel ist es im Rahmen e<strong>in</strong>er kontrollierten prospektiven<br />

Studie mit längerer Interventionsdauer und größerer Fallzahl den<br />

Nutzen des VSG e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong> zu untersuchen.<br />

Methode: Über die Alzheimer-Gesellschaft Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz werden<br />

60 Patient-Betreuer-Paare <strong>in</strong> die Studie aufgenommen. Die<br />

Paare werden randomisiert <strong>der</strong> VSG-Gruppe (Experimentalgruppe)<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> ET-Gruppe (Kontrollgruppe) zugeordnet. Es werden<br />

die VSG-Leistung, Gedächtnisleistung (ADAS-cog), Alltagsfunktionen<br />

(ADCS-ADL), Depressivität (GDS), Lebenszufriedenheit (ABS)<br />

und Transferleistung (modifizierter Benton-Test) <strong>der</strong> Patienten erhoben.<br />

Ebenfalls erhoben wird die Gedächtnisleistung (ADAScog),<br />

Depressivität (GDS) und Lebenszufriedenheit (ABS) <strong>der</strong> pflegenden<br />

Betreuer. Diese Parameter werden nach e<strong>in</strong>em, zwei, vier<br />

und sechs Monaten erhoben. Mit e<strong>in</strong>em prospektiven randomisierten<br />

e<strong>in</strong>fach verbl<strong>in</strong>deten Parallelgruppendesign wird <strong>der</strong> Nutzen<br />

des VSG im Vergleich zur ET geprüft. Die statistische Analyse erfolgt<br />

mittels e<strong>in</strong>er Varianzanalyse mit Messwie<strong>der</strong>holung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> Pilotstudie konnte gezeigt werden,<br />

dass sich bei Patienten, die mit dem VSG tra<strong>in</strong>iert wurden, Gedächtnisleistung<br />

und Wohlbef<strong>in</strong>den steigerte. Hierbei wurden 34<br />

stationär gepflegte Demenzpatienten <strong>in</strong> die Studie aufgenommen.<br />

Nach kurzer Behandlungsdauer verbesserte sich die Gedächtnisleistung<br />

<strong>der</strong> Experimentalgruppe (EG), die VSG erhielt, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

tra<strong>in</strong>ierten Aufgabe (T = -2,953; p = 0,005; d = 0,47). Die Kontrollgruppe<br />

(KG), die ET erhielt, verbesserte sich nicht (T = -0,305;<br />

p = 0,382). Neben <strong>der</strong> Gedächtnisleistung nahm sowohl bei <strong>der</strong> EG<br />

(T = -2,406; p = 0,014; d = 0,30) als auch bei <strong>der</strong> KG (T = -2,465; p<br />

= 0,013; d = 0,34) das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>der</strong> Patienten zu. Es konnte<br />

ke<strong>in</strong> Zuwachs <strong>in</strong> den Alltagsfertigkeiten festgestellt werden. E<strong>in</strong><br />

Transfer des erreichten Lernzuwachses ließ sich bei e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en<br />

Gedächtnisaufgabe nicht nachweisen. Wegen <strong>der</strong> positiven Ergebnisse<br />

dieser Studie wird e<strong>in</strong>e längerfristige ambulante Untersuchung<br />

mit modifiziertem Studiendesign durchgeführt.<br />

004<br />

Projekt Tandem: Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsangebote zur Kommunikation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Betreuung<br />

demenzkranker Menschen<br />

Julia Haberstroh (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Frankfurt, Psychiatrie)<br />

J. Franzmann, K. Krause, K. Neumeyer, J. Pantel<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e Demenz m<strong>in</strong><strong>der</strong>t nicht nur die Lebensqualität des<br />

erkrankten Menschen selbst, son<strong>der</strong>n belastet auch erheblich die<br />

familiär und professionell Pflegenden. Zur Bewältigung <strong>der</strong> entstehenden<br />

E<strong>in</strong>schränkungen spielt Kommunikation für alle <strong>in</strong> die<br />

Pflege <strong>in</strong>volvierten Personen e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle. Kommunikation<br />

und soziale Aktivitäten üben e<strong>in</strong>en entscheidenden E<strong>in</strong>fluss<br />

auf die Lebensqualität von demenzkranken Menschen aus. Um das<br />

256<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den demenzkranker Menschen zu för<strong>der</strong>n, müssen daher<br />

unbed<strong>in</strong>gt die Beziehungen zu an<strong>der</strong>en Menschen und <strong>der</strong><br />

Kontakt mit <strong>der</strong> sozialen Umwelt aufrechterhalten werden. Gleichzeitig<br />

fühlen sich Pflegende <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch die nachlassende<br />

Kommunikationsfähigkeit des betreuten Demenzkranken belastet.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wichtigsten Cop<strong>in</strong>gstrategien zur Bewältigung dieser Belastungen<br />

ist die Inanspruchnahme sozialer Unterstützung. Ziel des<br />

Projekts TANDEM ist es, durch Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmaßnahmen für Pflegepersonen<br />

die Grundlage zu schaffen, um Kommunikation mit demenzkranken<br />

Menschen aufrecht zu erhalten und soziale Unterstützung<br />

für Pflegepersonen zu ermöglichen. Hierdurch sollen die<br />

Lebensqualität demenzkranker Menschen gesteigert und Beanspruchungen<br />

von Pflegepersonen reduziert werden.<br />

Methode: In TANDEM-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs erwerben familiäre und professionelle<br />

Pflegepersonen umfassende Kompetenzen <strong>der</strong> Kommunikation<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Betreuung Demenzkranker. Die Teilnehmer werden<br />

zum e<strong>in</strong>en dar<strong>in</strong> tra<strong>in</strong>iert, wie sie die Kommunikation mit demenzkranken<br />

Menschen aufrecht erhalten können, <strong>in</strong> dem sie vorhandene<br />

Stärken gezielt för<strong>der</strong>n. Zum An<strong>der</strong>en wird die Kommunikation<br />

mit an<strong>der</strong>en Pflegepersonen durch Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmaßnahmen unterstützt.<br />

Grundgedanke hierbei ist es, dass <strong>der</strong> Demenz nur effektiv<br />

begegnet werden kann, wenn zusammengearbeitet wird und familiär<br />

sowie professionell Pflegende ihr Wissen und ihre Erfahrungen<br />

teilen und sich gegenseitig unterstützen. Die Wirksamkeit <strong>der</strong><br />

TANDEM-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs wurde bereits <strong>in</strong> mehreren kontrollierten<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsstudien überprüft.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In längsschnittlichen und prozessualen<br />

Analysen konnte unter an<strong>der</strong>em nachgewiesen werden, dass die<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs des Projekts Tandem die psychische Beanspruchung <strong>der</strong><br />

Pflegenden reduzieren sowie die Lebensqualität <strong>der</strong> betreuten demenzkranken<br />

Menschen steigern. Insgesamt verdeutlichen die Befunde<br />

<strong>der</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsstudien die Notwendigkeit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>beziehung<br />

<strong>der</strong> Pflegepersonen <strong>in</strong> Interventionsprogramme für demenzkranke<br />

Menschen sowie die Bedeutung <strong>der</strong> Kommunikationskompetenz<br />

für das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>der</strong> demenzkranken Menschen und <strong>der</strong>en<br />

Pflegepersonen.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-031 Posterpräsentation<br />

Gerontopsychiatrie 2<br />

Vorsitz: H. Gutzmann (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Motorische Untersuchung des Kurzzeitgedächtnisses: Alterseffekt<br />

und neuronale Korrelate<br />

Melanie Sternkopf (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

T. Kellermann, F. Kurth, F. Schnei<strong>der</strong>, S. Eickhoff<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Zunahme dementieller <strong>Erkrankungen</strong> stellt große<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen an die Frühdiagnostik, Verlaufskontrolle und<br />

Therapieevaluation von Gedächtnise<strong>in</strong>schränkungen. Wichtige<br />

Aspekte hierbei s<strong>in</strong>d die Vermeidung e<strong>in</strong>er Bee<strong>in</strong>flussung <strong>der</strong> Testergebnisse<br />

durch sprachliche Fähigkeiten und die Differenzierung<br />

zwischen demenziellen Entwicklungen und physiologischen Alterungsprozessen.<br />

Methode: Hier wurde das Kurzzeitgedächtnis von 36 gesunden<br />

Probanden (Alter 18 – 72 Jahre) mittels e<strong>in</strong>er motorischen Aufgabe<br />

im fMRT untersucht. Es wurden F<strong>in</strong>gersequenzen aus 4 – 7 Items<br />

visuell präsentiert, die gemerkt und nach e<strong>in</strong>er Verzögerung von<br />

500 o<strong>der</strong> 7000 ms auf e<strong>in</strong> Startsignal h<strong>in</strong> motorisch reproduziert


Topic 10 G Gerontopsychiatrie // Gerontopsychiatry<br />

werden sollten. Die gewonnen Bildgebungsdaten wurden mit SPM5<br />

analysiert (alle Ergebnisse p


Topic 10 G Gerontopsychiatrie // Gerontopsychiatry<br />

zwei Interventionsgruppen, e<strong>in</strong>er Kontrollgruppe und Prä-Post-<br />

Follow-up-Messung. Die Stichprobe betrug <strong>in</strong>itial 303 Personen<br />

(166 Frauen, 72 Jahre ± 6). Zur Erfassung <strong>der</strong> Zielgrößen wurden<br />

kognitive Testverfahren und Fragebögen (u. a. ADAS-Kog, SDS,<br />

NSL-NAI) verwendet. In die Analyse g<strong>in</strong>gen die Datensätze von<br />

208 gesunden Probanden e<strong>in</strong> (Drop-out N = 67). 28 Teilnehmer<br />

wurden ausgeschlossen, da ihre Testwerte auf MCI (Mild Cognitive<br />

Impairment) h<strong>in</strong>deuteten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es konnten bereits kurzfristige positive<br />

Effekte des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs auf Teilleistungen dokumentiert werden: Teilnehmer<br />

< 75 Jahre, F_MAC-Q= 2.55* (Erfassung subjektiv wahrgenommener<br />

Gedächtnise<strong>in</strong>bußen); Teilnehmer > 75 Jahre, F_TMT<br />

A= 4.17* (Erfassung kognitiver Verarbeitungsgeschw<strong>in</strong>digkeit);<br />

Teilnehmer mit ADAS-Kog-Werten > 8, F_ADAS-Kog = 2.47* (Erfassung<br />

kognitiver Leistungsfähigkeit). Weitere Untersuchungen<br />

im Verlauf <strong>der</strong> nächsten Jahre s<strong>in</strong>d notwendig, um die erwarteten<br />

langfristigen Interventionserfolge nachzuweisen.<br />

005<br />

Unterscheiden sich Haus- und Fachärzte im Zuweisungsverhalten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gedächtnissprechstunde?<br />

Kathar<strong>in</strong>a Fechner (Kl<strong>in</strong>ikum Nürnberg, Psychiatrie)<br />

S. Schuh, N. Strößenreuther, H. Lehfeld, G. Niklewski<br />

E<strong>in</strong>leitung: 90 % <strong>der</strong> Patienten <strong>der</strong> Nürnberger Gedächtnissprechstunde<br />

werden entwe<strong>der</strong> vom Hausarzt (HA) o<strong>der</strong> von e<strong>in</strong>em Facharzt<br />

für Neurologie o<strong>der</strong> Psychiatrie (FA) überwiesen. In <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Untersuchung im Rahmen des Qualitätsmanagements<br />

wurde überprüft, ob sich das Überweisungsverhalten <strong>der</strong> beiden<br />

Ärztegruppen unterscheidet.<br />

Methode: Im Jahr 2008 wurden 155 Patienten vom HA und 104<br />

Patienten vom FA <strong>in</strong> die Gedächtnissprechstunde überwiesen. Beide<br />

Patientengruppen wurden h<strong>in</strong>sichtlich Anmeldegrund, anmelden<strong>der</strong><br />

Person, gestellter Diagnose und Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

verglichen. Weiterh<strong>in</strong> wurde erfragt, wie <strong>der</strong> Patient vom Angebot<br />

<strong>der</strong> Gedächtnissprechstunde erfahren hatte. Die statistische Auswertung<br />

erfolgte mittels χ²-Tests.<br />

Diskussion / Ergebnisse: FA-Patienten meldeten sich signifikant<br />

häufiger mit Demenzverdacht aufgrund e<strong>in</strong>es Vorbefundes zur<br />

Untersuchung an (30 % vs. 10 % <strong>der</strong> HA-Patienten). 90 % <strong>der</strong> FA-<br />

Patienten waren durch den Arzt auf die Gedächtnissprechstunde<br />

aufmerksam gemacht worden, während dies bei lediglich ca. 45 %<br />

<strong>der</strong> HA-Patienten <strong>der</strong> Fall war. HA-Patienten erfuhren h<strong>in</strong>gegen<br />

signifikant häufiger über Medien und Zeitung über die Existenz <strong>der</strong><br />

Gedächtnissprechstunde (17 % vs. 1 % <strong>der</strong> FA-Patienten). Weiterh<strong>in</strong><br />

fiel auf, dass signifikant mehr FA-Patienten e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

aufwiesen als HA-Patienten (p = .01). In Bezug auf die<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gedächtnissprechstunde gestellten Diagnosen zeigten sich<br />

ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiede zwischen HA- und FA-Patienten.<br />

E<strong>in</strong>e Tendenz bestand jedoch dah<strong>in</strong>gehend, dass bei HA-Patienten<br />

vermehrt e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> „häufigen“ Demenzformen (Alzheimer o<strong>der</strong> vaskuläre<br />

Demenz) diagnostiziert wurde, während bei FA-Patienten<br />

öfter die differentialdiagnostische Abklärung Demenz vs. Depression<br />

im Mittelpunkt stand. Insgesamt wird deutlich, dass Fachärzte<br />

besser über das Angebot <strong>der</strong> Gedächtnissprechstunde <strong>in</strong>formiert<br />

s<strong>in</strong>d als Hausärzte, die <strong>in</strong> Zukunft verstärkt <strong>in</strong> den Mittelpunkt <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeitsarbeit rücken sollen.<br />

006<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Diagnosespektrum e<strong>in</strong>er Gedächtnissprechstunde<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es 5-Jahres Zeitraums<br />

Stefanie Schuh (Kl<strong>in</strong>ikum Nürnberg, Psychiatrie)<br />

K. Fechner, N. Strößenreuther, H. Lehfeld, G. Niklewski<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Rahmen des Qualitätsmanagements <strong>der</strong> Gedächtnissprechstunde<br />

Nürnberg, e<strong>in</strong>er nach DIN EN ISO 9001:2000 zertifizierten<br />

E<strong>in</strong>richtung mit dem Schwerpunkt Demenzfrüherken-<br />

258<br />

nung, wurden Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Patientenklientel zwischen<br />

2004 und 2008 untersucht. Aufgrund <strong>der</strong> <strong>in</strong>tensiven Öffentlichkeitsarbeit<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung bestand die Erwartung, dass im Jahr<br />

2008 vermehrt Patienten <strong>in</strong> frühen Stadien <strong>der</strong> Erkrankung angemeldet<br />

wurden.<br />

Methode: Die Daten von 245 ambulanten Patienten, die sich 2004<br />

erstmals <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gedächtnissprechstunde vorstellten, wurden h<strong>in</strong>sichtlich<br />

demografischer und krankheitsbezogener Merkmale<br />

(Zuweisungsgrund, Diagnose, Schweregrad gemäß Global Deterioration<br />

Scale GDS) mit den 317 Erstkontakten des Jahres 2008 verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Neben e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Steigerung <strong>der</strong><br />

Patientenkontakte fiel 2008 e<strong>in</strong>e prozentuale Zunahme von Demenzdiagnosen<br />

und e<strong>in</strong>e Abnahme des Anteils kognitiv unbee<strong>in</strong>trächtigter<br />

Personen auf (p


Topic 10 G Gerontopsychiatrie // Gerontopsychiatry<br />

008<br />

Das Beobachtungs<strong>in</strong>ventar KODEM zur E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Kommunikationsfähigkeit<br />

demenzkranker Menschen<br />

Anne Kümmel (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, AG Gerontopsychiatrie, Frankfurt<br />

Am Ma<strong>in</strong>)<br />

A. A. Bähr, J. Haberstroh, J. Pantel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ziel <strong>der</strong> Studie ist es, basierend auf dem aktuellen Forschungsstand<br />

im Bereich Demenz und Kommunikationsverhalten,<br />

e<strong>in</strong> standardisiertes Beobachtungsverfahren zur Kommunikationsfähigkeit<br />

von demenzkranken Menschen für professionelle Pfleger<br />

zu entwickeln und zu evaluieren. Zur Untersuchung <strong>der</strong> Kommunikationsfähigkeit<br />

wird e<strong>in</strong>e ressourcenorientierte Sichtweise angenommen,<br />

welche neben <strong>der</strong> verbalen Kommunikationsebene nonverbale<br />

Aspekte <strong>der</strong> Kommunikationsfähigkeit berücksichtigt.<br />

Methode: KODEM wurde theoriegeleitet erstellt und basiert zum<br />

e<strong>in</strong>en auf <strong>der</strong> Methode <strong>der</strong> teilnehmenden Beobachtung, welche<br />

dem Pfleger ermöglicht, die betroffene Person <strong>in</strong> <strong>der</strong> natürlichen<br />

Pflegesituation aktiv zu beobachten. Zur Sicherung <strong>der</strong> methodischen<br />

Qualität wurde zusätzlich e<strong>in</strong>e standardisierte Beobachtungssituation<br />

geschaffen. Zur Überprüfung <strong>der</strong> Interraterreliabilität<br />

wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vorstudie e<strong>in</strong> Videorat<strong>in</strong>g durchgeführt.<br />

Anschließend erfolgte die Erhebung auf sechs Pflegestationen <strong>in</strong><br />

Frankfurt und Darmstadt zur Validierung des Mess<strong>in</strong>strumentes.<br />

Sechs geschulte Pfleger beobachteten <strong>in</strong>sgesamt 69 demenzkranke<br />

Bewohner anhand dieser zwei Beobachtungssituationen. Die Beobachtungsdauer<br />

betrug jeweils 10 M<strong>in</strong>uten. Zusätzlich wurde die<br />

Kommunikationsfähigkeit mittels <strong>der</strong> Wiener Liste zur Überprüfung<br />

<strong>der</strong> konvergenten Validität erhoben. Zur Bestimmung <strong>der</strong> diskrim<strong>in</strong>anten<br />

Validität wurde die Pflegebedürftigkeit mithilfe des<br />

Barthel-Index beurteilt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Überprüfung <strong>der</strong> Interraterreliabilität<br />

ergab e<strong>in</strong>en Kappa-Wert von .79 und e<strong>in</strong>e Korrelation von .91.<br />

Die Reliabilität von KODEM wurde mithilfe von Cronbach‘s Alpha<br />

ermittelt und beträgt .95. Die Bestimmung <strong>der</strong> konvergenten Validität<br />

<strong>der</strong> standardisierten Beobachtungssituation ergab e<strong>in</strong>e Korrelation<br />

von .88. Die diskrim<strong>in</strong>ante Validität <strong>der</strong> standardisierten<br />

Situation beträgt .63. Mittels e<strong>in</strong>er explorativen Faktorenanalyse<br />

konnten zwei Faktoren extrahiert werden, welche <strong>in</strong>haltlich <strong>der</strong><br />

verbalen und nonverbalen Kommunikationsfähigkeit entsprechen.<br />

Weiterh<strong>in</strong> konnte mittels ANOVA gezeigt werden, dass beide Faktoren<br />

sich h<strong>in</strong>sichtlich des Demenzverlaufs unterscheiden. Während<br />

sich die verbale Kommunikation kont<strong>in</strong>uierlich verschlechtert,<br />

bleibt die nonverbale Kommunikationsfähigkeit länger<br />

erhalten. Die Korrelation bei<strong>der</strong> Beobachtungssituationen beträgt<br />

.63. Die Ergebnisse zeigen, dass KODEM e<strong>in</strong> reliables und valides<br />

Beobachtungsverfahren zur Messung <strong>der</strong> Kommunikationsfähigkeit<br />

von Demenzkranken darstellt. Die faktorenanalytische Differenzierung<br />

<strong>in</strong> nonverbale und verbale kommunikative Kompetenz<br />

bestätigt den gegenwärtigen Forschungsstatus, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Verschiebung<br />

von verbaler zu nonverbaler Kommunikation impliziert.<br />

009<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsangebote zur Kommunikation und Kooperation <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

stationären und ambulanten Betreuung demenzkranker Menschen<br />

(TANDEM)<br />

Julia Haberstroh (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Frankfurt, Psychiatrie)<br />

K. Krause, J. Franzmann, K. Neumeyer, J. Pantel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ziel des Projekts Tandem ist es, durch Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmaßnahmen<br />

für Pflegepersonen die Grundlage zu schaffen, um die<br />

Kommunikation mit demenzkranken Menschen aufrecht zu erhalten<br />

und die Kooperation <strong>der</strong> Pflegepersonen zu ermöglichen und<br />

zu optimieren. Hierdurch sollen die Lebensqualität demenzkranker<br />

Menschen gesteigert und Beanspruchungen von Pflegepersonen<br />

reduziert werden.<br />

Methode: In den Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmaßnahmen des Projekts Tandem er-<br />

werben familiäre und professionelle Pflegepersonen umfassende<br />

Kompetenzen <strong>der</strong> Kommunikation und Kooperation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Betreuung<br />

demenzkranker Menschen. Hierbei wird zum e<strong>in</strong>en die<br />

Kommunikation mit demenzkranken Menschen unterstützt. Die<br />

Teilnehmer werden dar<strong>in</strong> tra<strong>in</strong>iert, wie sie die Kommunikation mit<br />

demenzkranken Menschen aufrecht erhalten können, <strong>in</strong> dem sie<br />

vorhandene Stärken gezielt för<strong>der</strong>n und Schwächen umgehen. Zum<br />

An<strong>der</strong>en wird die Kommunikation und Kooperation mit an<strong>der</strong>en<br />

Pflegepersonen – Angehörigen sowie professionell Pflegenden –<br />

durch Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmaßnahmen (z. B. zu Kollegialer Beratung o<strong>der</strong><br />

Initiierung e<strong>in</strong>er Selbsthilfegruppe) unterstützt. Grundgedanke<br />

hierbei ist es, dass <strong>der</strong> Demenz nur effektiv begegnet werden kann,<br />

wenn zusammengearbeitet wird und familiär sowie professionell<br />

Pflegende ihr Wissen und ihre Erfahrungen teilen und sich gegenseitig<br />

unterstützen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Wirksamkeit <strong>der</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmaßnahmen<br />

des Projekts Tandem wurde bereits <strong>in</strong> mehreren kontrollierten<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsstudien überprüft. In längsschnittlichen und prozessualen<br />

Analysen konnte unter an<strong>der</strong>em nachgewiesen werden, dass die<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs des Projekts Tandem die psychische Beanspruchung <strong>der</strong><br />

familiär und professionell Pflegenden reduzieren sowie die Lebensqualität<br />

<strong>der</strong> betreuten demenzkranken Menschen steigern. Weiterh<strong>in</strong><br />

verdeutlichen die Befunde unterschiedliche Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsbedarfe<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Zielgruppen. Spezifische Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsschwerpunkte<br />

und Interventionsansätze für Angehörige und Pflegekräfte im<br />

ambulanten sowie stationären Pflegebereich können abgeleitet werden.<br />

Insgesamt verdeutlichen die Befunde <strong>der</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsstudien des<br />

Projekts Tandem die Notwendigkeit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> Pflegepersonen<br />

<strong>in</strong> Interventionsprogramme für demenzkranke Menschen<br />

sowie die Bedeutung <strong>der</strong> Kommunikationskompetenz für<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>der</strong> demenzkranken Menschen und <strong>der</strong>en Pflegepersonen.<br />

Um diese effektiven Interventionen breit und nachhaltig<br />

e<strong>in</strong>setzbar zu machen, wurden Multiplikatorenprogramme entwickelt<br />

und evaluiert. Erste Ergebnisse bezüglich Multiplikation<br />

und Nachhaltigkeit werden vorgestellt.<br />

010<br />

TANDEM-Tra<strong>in</strong>erausbildung: Multiplikation und Nachhaltigkeitsför<strong>der</strong>ung<br />

von Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs für Altenpflegekräfte <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären<br />

Betreuung demenzkranker Menschen<br />

Judith Franzmann (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, AG Gerontopsychiatrie,<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>)<br />

J. Haberstroh, K. Krause, B. Schmitz, J. Pantel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Fortbildungen für Altenpflegekräfte <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären<br />

Betreuung demenzkranker Menschen, die von e<strong>in</strong>em externen<br />

Tra<strong>in</strong>er angeboten werden, zeigen oft nur wenig nachhaltige Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gseffekte.<br />

Es ist daher wichtig, dass solche Fortbildungen nicht<br />

nur extern und e<strong>in</strong>malig stattf<strong>in</strong>den, son<strong>der</strong>n dass die Fortbildungs<strong>in</strong>halte<br />

regelmäßig wie<strong>der</strong>holt und vertieft werden, um e<strong>in</strong>e<br />

langzeitige Verbesserung <strong>der</strong> Situation <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären Pflege zu<br />

erzielen. Hierfür eignet sich die Ausbildung qualifizierter <strong>in</strong>terner<br />

Mitarbeiter zu Tra<strong>in</strong>ern.<br />

Methode: Im Rahmen <strong>der</strong> TANDEM-Tra<strong>in</strong>erausbildung werden<br />

am Kl<strong>in</strong>ikum <strong>der</strong> Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt<br />

a. M. zurzeit sechs Altenpflegekräfte zu Kommunikationstra<strong>in</strong>ern<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären Betreuung demenzkranker Menschen ausgebildet.<br />

Innerhalb dieser Ausbildung erwerben die Teilnehmer die nötigen<br />

Kompetenzen, um Kommunikationstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs für ihre Mitarbeiter<br />

entwickeln, durchführen und evaluieren zu können. Dabei<br />

dienen bereits evaluierten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs des Projekts „TANDEM im<br />

Pflegeheim“ als Grundlage für die Teilnehmer, Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs zur Kommunikation<br />

mit demenzkranken Bewohnern, Kollegen sowie Angehörigen<br />

von Bewohnern spezifisch an die Bedürfnisse <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

ihres Wohnbereichs anpassen zu können. Die vorzustellende<br />

Studie geht nun <strong>der</strong> Fragestellung nach, ob e<strong>in</strong>e solche Ausbildung<br />

259


Topic 10 G Gerontopsychiatrie // Gerontopsychiatry<br />

<strong>in</strong>terner Tra<strong>in</strong>er gewährleisten kann, dass Fortbildungs<strong>in</strong>halte langfristig<br />

aufrechterhalten werden und stetige Kompetenz- und Qualitätssteigerung<br />

sowie Beanspruchungsreduktion bei den Pflegekräften<br />

stattf<strong>in</strong>den. Die Nachhaltigkeit von Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gseffekten wird<br />

mithilfe e<strong>in</strong>es Kontrollgruppendesigns überprüft. Dies stellt die<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gseffekte, erzielt durch <strong>in</strong>terne Tra<strong>in</strong>er, mit Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gseffekten,<br />

die durch externe Tra<strong>in</strong>er erzielt werden, gegenüber.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Rahmen <strong>der</strong> Studie werden zu drei<br />

Zeitpunkten Daten erhoben: Vor Durchführung <strong>der</strong> ersten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gse<strong>in</strong>heit,<br />

nach Durchführung <strong>der</strong> ersten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gse<strong>in</strong>heit sowie<br />

ca. sechs Monate nach Durchführung <strong>der</strong> ersten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gse<strong>in</strong>heit.<br />

Die TANDEM-Tra<strong>in</strong>erausbildung wird von allen Beteiligten<br />

sehr positiv aufgenommen. Erste Ergebnisse des Programms werden<br />

vorgestellt. Diese deuten auf e<strong>in</strong>e höhere Nachhaltigkeit von<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gseffekten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternen Tra<strong>in</strong>er h<strong>in</strong>.<br />

011<br />

Langzeiteffekte von Galantam<strong>in</strong> auf nicht-kognitive Symptome<br />

bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer Demenz<br />

im Vergleich mit Nootropika<br />

Bernd Ibach (Janssen-Cilag GmbH, Mediz<strong>in</strong> & Forschung, Neuss)<br />

F. Kühn, M. Gerwe, S. Dichter, B. Diekamp<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ziel dieser nicht-<strong>in</strong>terventionellen Studie (NIS) war<br />

die Untersuchung <strong>der</strong> Wirksamkeit von Galantam<strong>in</strong> (GAL) und<br />

Nootropika auf nicht-kognitive Symptome (NKS) bei Patienten mit<br />

Alzheimer Demenz (AD) unter Alltagsbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Methode: Multizentrische NIS. Patienten (>50 Jahre; MMST ≤24),<br />

leichte bis mittelschwere AD (<strong>in</strong>kl. gemischter Form <strong>der</strong> AD), wurden<br />

12 Monate mit GAL (16 – 24 mg, 1x / Tag) o<strong>der</strong> Nootropika<br />

(G<strong>in</strong>kgo biloba, Piracetam, Nicergol<strong>in</strong>) behandelt. Wirksamkeitsparameter:<br />

Verlauf von NKS (Gangunsicherheit, Schw<strong>in</strong>del, nächtliches<br />

Erwachen, Rufen / Schreien, Umherwan<strong>der</strong>n, Aggressivität,<br />

Agitation, Apathie, Wahnvorstellungen, Halluz<strong>in</strong>ationen, Selbst-<br />

und/o<strong>der</strong> Fremdgefährdung, Tagesmüdigkeit), bewertet mittels<br />

5-Punkte-Likert-Skala; MMST.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 987 Patienten (= ITT; 60 % weiblich; GAL<br />

N=779; Nootropika N=208). GAL-Patienten waren verglichen mit<br />

<strong>der</strong> Nootropika-Gruppe im Mittel älter (76,9 vs. 75,0 Jahre), höhergradig<br />

dement (mittelschwere Demenz 62 % vs. 36 %; MMST 18,7<br />

vs. 20,7), hatten seltener e<strong>in</strong>e gemischte Form <strong>der</strong> AD (17 % vs.<br />

30 %) sowie weniger zerebro-vaskuläre Risikofaktoren (Hypertonie<br />

47 % vs. 62 %; zerebrale Mikro-/ Makroangiopathie 31 % vs. 44 %;<br />

Diabetes mellitus 15 % vs. 22 %) (alle p ≤0,015). 10 <strong>der</strong> 12 untersuchten<br />

NKS (Gangunsicherheit, nächtliches Erwachen, Rufen /<br />

Schreien, Umherwan<strong>der</strong>n, Aggressivität, Agitation, Apathie, Wahnvorstellungen,<br />

Halluz<strong>in</strong>ationen, Tagesmüdigkeit) waren unter GAL<br />

im Vergleich zu Nootropika im Verlauf signifikant gebessert (p<br />

≤0,016). MMST-Werte zeigten e<strong>in</strong>e Stabilisierung unter GAL (+0,1<br />

± 4,1) und e<strong>in</strong>e Verschlechterung unter Nootropika (-1,1 ± 3,2).<br />

Häufigkeit unerwünschter Ereignisse (UE) unter GAL bei 7,2 %<br />

und unter Nootropika bei 7,1 %. Häufigste potentiell Therapie-<br />

assoziierten UE unter GAL: Übelkeit (0,8 %), Schw<strong>in</strong>del (0,7 %),<br />

Kopfschmerzen (0,5 %). E<strong>in</strong> schwerwiegendes UE (Kreislaufkollaps)<br />

stand möglicherweise mit GAL <strong>in</strong> Zusammenhang. Schlussfolgerung<br />

Galantam<strong>in</strong> zeigte im Rahmen dieser nicht-<strong>in</strong>terventionellen<br />

Studie bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer AD gegenüber<br />

Nootropika überlegene Therapieeffekte auf nicht-kognitive Symptome.<br />

Das Ergebnis unterstützt Befunde aus randomisierten kontrollierten<br />

Studien.<br />

260<br />

012<br />

Langzeiteffekte von Galantam<strong>in</strong> auf Tagesmüdigkeit / nächtliches<br />

Erwachen und den Pflegeaufwand bei Patienten mit leichter bis<br />

mittelschwerer Alzheimer Demenz im Vergleich mit Nootropika<br />

Bernd Ibach (Janssen-Cilag GmbH, Mediz<strong>in</strong> & Forschung, Neuss)<br />

F. Kühn, M. Gerwe, S. Dichter, B. Diekamp<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bei <strong>der</strong> Behandlung von Patienten mit Alzheimer Demenz<br />

(AD) steht neben <strong>der</strong> Stabilisierung kognitiver Funktionen<br />

die L<strong>in</strong><strong>der</strong>ung von Verhaltensstörungen im Fokus, um die Lebensqualität<br />

<strong>der</strong> Patienten zu verbessern und die pflegerischen Belastungen<br />

<strong>der</strong> Angehörigen im Alltag zu erleichtern.<br />

Methode: Prospektive, offene, multizentrische nicht-<strong>in</strong>terventionelle<br />

12 monatige Studie (GAL-ALZ-4014). Patienten (> 50 Jahre;<br />

MMST ≤ 24) mit leichter bis mittelschwerer AD (<strong>in</strong>kl. gemischter<br />

Form <strong>der</strong> AD) wurden mit Galantam<strong>in</strong> (GAL) o<strong>der</strong> Nootropika<br />

(u. a. G<strong>in</strong>kgo biloba, Piracetam, Nicergol<strong>in</strong>) behandelt. Erfasst wurden<br />

u. a. Tagesmüdigkeit, nächtliches Erwachen, zeitlicher Pflegeaufwand,<br />

Studien- und Begleitmedikation, abschließende Therapiebewertung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 987 Patienten wurden dokumentiert<br />

(ITT; m/w 40/60 %; GAL N=779; Nootropika N=208). GAL vs.<br />

Nootropika Patienten waren älter (76,9 vs. 75,0 Jahre), höhergradig<br />

dement (MMST 18,7 vs. 20,7), hatten seltener e<strong>in</strong>e gemischte Form<br />

<strong>der</strong> AD (17 % vs. 30 %) und seltener m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e Risikofaktor<br />

(67 % vs. 81 %). 13,7 % GAL vs. 31,7 % Nootropika Patienten brachen<br />

die Studie vorzeitig ab (Hauptründe: mangelnde Wirksamkeit,<br />

Angehörigenwunsch, Arztwechsel, Heime<strong>in</strong>weisung). Die<br />

Therapiedauer betrug im Median 546 Tage unter GAL vs. 390 Tage<br />

unter Nootropika (p


Topic 10 G Gerontopsychiatrie // Gerontopsychiatry<br />

nalverpackung und wurden aufgefor<strong>der</strong>t, diese selbständig zur E<strong>in</strong>nahme<br />

vorzubereiten. Ausschlusskriterien waren Demenz (MMSE<br />

< 20), Hemiparese e<strong>in</strong>er oberen Extremität und an<strong>der</strong>e Ursachen<br />

e<strong>in</strong>er alltagsrelevanten E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Fe<strong>in</strong>motorik (F<strong>in</strong>geramputation<br />

o<strong>der</strong> destruierende Arthritis <strong>der</strong> F<strong>in</strong>gergelenke). Die Datenerhebung<br />

erfolgte durch Verhaltensbeobachtung, durchgeführt<br />

durch das mediz<strong>in</strong>ische Personal <strong>der</strong> Abteilung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bisphosphonate, Rocaltrol und Evista<br />

konnten alle Patient<strong>in</strong>nen problemlos vorbereiten. Cal-D-Vita und<br />

Cal-D-Or konnten von jeweils 2 Patient<strong>in</strong>nen, die Beutel von Maxi-Kalz<br />

Vit. D3 und Kombi-Kalz von e<strong>in</strong>er Patient<strong>in</strong> nicht geöffnet<br />

werden. Das Öffnen <strong>der</strong> Polypropylenröhrchen von Maxi-Kalz<br />

500mg war 38 (39 %) und von Maxi-Kalz 1000mg 33 (34 %) Patient<strong>in</strong>nen<br />

nicht möglich. Oleovit D3 Tropfflaschen konnten von 13<br />

(13 %) nicht geöffnet werden, 36 (37 %) konnten die vorgegebene<br />

Menge an Tropfen nicht korrekt abzählen. Nur 39 (40 %) Patient<strong>in</strong>nen<br />

konnten alle 12 Medikamente korrekt vorbereiten, 59 (60 %)<br />

hatten mit m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>em Medikament e<strong>in</strong> Problem. Sowohl<br />

Frauen > 85 Jahre als auch Teilnehmer<strong>in</strong>nen mit e<strong>in</strong>em MMSE < 26<br />

zeigten gegenüber an<strong>der</strong>en Patient<strong>in</strong>nen bei Maxi-Kalz und Oleovit<br />

D3 größere Schwierigkeiten. Die Studie zeigt, dass bei älteren<br />

Menschen vor Verschreibung e<strong>in</strong>er Osteoporosemedikation überprüft<br />

werden sollte, ob die Verpackung geöffnet werden kann, und<br />

e<strong>in</strong>e korrekte E<strong>in</strong>nahme <strong>der</strong> Medikation möglich ist.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-034 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Gerontopsychiatrie 1<br />

Vorsitz: J. Schrö<strong>der</strong> (Heidelberg)<br />

001<br />

The <strong>in</strong>fluence of the social competence <strong>in</strong> dementia care on<br />

the occupational stress of nurs<strong>in</strong>g home staff<br />

Julia Haberstroh (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Frankfurt, Psychiatrie)<br />

K. Neumeyer, B. Schmitz, J. Pantel<br />

Introduction: Nurses for the el<strong>der</strong>ly are a group at high risk of<br />

burnout syndrome. Problems associated with dementia care are<br />

major reasons for occupational stress <strong>in</strong> nurs<strong>in</strong>g home staff. To analyse<br />

the <strong>in</strong>fluence of the social competence <strong>in</strong> dementia care on the<br />

occupational stress of nurs<strong>in</strong>g home staff, a theoretical model was<br />

de signed and evaluated. From this model <strong>in</strong>terventions to prevent<br />

burnout can be deduced.<br />

Method: A tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g program was developed on basis of the above<br />

mentioned model. Purpose of this <strong>in</strong>tervention was to reduce occupational<br />

stress of nurs<strong>in</strong>g home staff with tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g special social<br />

competencies <strong>in</strong> dementia care. The tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g was implemented and<br />

evaluated <strong>in</strong> two controlled tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g studies us<strong>in</strong>g multiple control<br />

group designs and process measurement. Participants were 79<br />

nurs<strong>in</strong>g home professionals <strong>in</strong> the first and 39 <strong>in</strong> the second study.<br />

All participants were <strong>in</strong> daily contact with residents suffer<strong>in</strong>g from<br />

dementia. The tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs of both studies focused on problems and<br />

strategies <strong>in</strong> the communication with dementia patients and the<br />

communication with colleagues.<br />

Discussion / Results: The tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g evaluation supports effects for<br />

all relevant variables: The “social competence” of the caregivers <strong>in</strong>creased<br />

and their “occupational stress” decreased while the “wellbe<strong>in</strong>g<br />

of residents suffer<strong>in</strong>g from dementia” <strong>in</strong>creased. Further more<br />

the results of multivariate time series analysis show that the effects<br />

for “occupational stress” and “well-be<strong>in</strong>g” can be attributed to the<br />

<strong>in</strong>creased “social competence” of the caregivers. The results of this<br />

study corroborate clearly the <strong>in</strong>fluence of social competence on the<br />

occupational stress of nurs<strong>in</strong>g home staff and the well-be<strong>in</strong>g of residents<br />

suffer<strong>in</strong>g from dementia. It can be concluded that tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

nurs<strong>in</strong>g home professionals <strong>in</strong> social competence is an <strong>in</strong>direct method<br />

to reduce their work stress and <strong>in</strong>crease dementia patients‘<br />

well-be<strong>in</strong>g. Therefore, the <strong>in</strong>troduced tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g provides an opportunity<br />

to improve the situation of dementia care <strong>in</strong> nurs<strong>in</strong>g homes<br />

and to prevent burnout.<br />

002<br />

Aktivitäten des täglichen Lebens bei Patienten mit Alzheimer-<br />

Erkrankung und depressive Symptomatik bei Angehörigen<br />

Christ<strong>in</strong>a Jonas (BKH Günzburg, Psychiatrie II, München)<br />

B. Romero, C. Schiffczyk, C. Lahmeyer, F. Müller, M. W. Riepe<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Alzheimer-Erkrankung (AD) ist e<strong>in</strong>e voranschreitende<br />

neurodegenerative Erkrankung. Aufgrund <strong>der</strong> demographischen<br />

Entwicklung werden die Zahl <strong>der</strong> von dieser Erkrankung<br />

betroffenen Patienten und <strong>der</strong>en Angehörigen <strong>in</strong> den nächsten Jahren<br />

zunehmen. Die Symptome <strong>der</strong> Erkrankung betreffen nicht nur<br />

den Patienten selbst son<strong>der</strong>n auch den Angehörigen. Im Verlauf<br />

<strong>der</strong> Alzheimer-Erkrankung werden diese häufig von e<strong>in</strong>er depressiven<br />

Symptomatik betroffen.<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Studie werden Patienten und <strong>der</strong>en<br />

Angehörige im häuslichen Umfeld untersucht. Auf <strong>der</strong> Grundlage<br />

von bisher vorliegenden 87 Datensätzen von Patienten und Angehörigen<br />

wurden Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL), <strong>in</strong>strumentelle<br />

Aktivitäten des täglichen Lebens (iADL) und die Depressivität<br />

des Angehörigen mit <strong>der</strong> Geriatric Depression Scale (GDS)<br />

untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In e<strong>in</strong>er Korrelationsanalyse zeigte sich<br />

e<strong>in</strong>e signifikante Korrelation des GDS scores beim Angehörigen<br />

mit dem Funktionsbee<strong>in</strong>trächtigungen <strong>der</strong> ADL (Spearman‘s rho =<br />

0.24; p = 0.022). In Bezug auf die Depressivität des Angehörigen<br />

und die iADL zeigte sich e<strong>in</strong> hochsignifikanter Zusammenhang<br />

(Spearman’s rho = 0.35; p = 0.001). Wir schlussfolgern, dass die zunehmende<br />

Schwere <strong>der</strong> Bee<strong>in</strong>trächtigungen des täglichen Lebens<br />

bei Patienten mit AD mit e<strong>in</strong>er zunehmenden Depressivität des<br />

Angehörigen assoziiert ist, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e, wenn auch <strong>in</strong>strumentelle<br />

Aktivitäten des täglichen Lebens betroffen s<strong>in</strong>d. Bei E<strong>in</strong>schätzung<br />

<strong>der</strong> Krankheitsfolgen sollte daher neben <strong>der</strong> Behandlung des<br />

Patienten die Möglichkeit <strong>der</strong> Diagnostik psychiatrischer Symptome<br />

beim Angehörigen angeboten werden.<br />

003<br />

IDEA – E<strong>in</strong>e versorgungsepidemiologische Untersuchung zu<br />

Alzheimer-Demenz: Belastungskonstellationen und Ressourcen<br />

aus Sicht <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen und Ärzte<br />

Oliver Riedel (TU Dresden, Institut für Kl<strong>in</strong>. Psychologie)<br />

B. Kotlarski, A. Barth, G. Deuschl, R. Dodel, P. Falkai, H. Förstl,<br />

M. Hüll, W. Maier, H. Reichmann, S. Teipel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Krankheitslast von Patienten mit leichter o<strong>der</strong> mittelschwerer<br />

Alzheimer Demenz (AD) und <strong>der</strong>en pflegenden Angehörigen<br />

kann durch medikamentöse und nichtmedikamentöse<br />

Maßnahmen gesenkt werden. Zudem können die Angehörigen von<br />

Patienten mit Alzheimer-Demenz entscheidend zu e<strong>in</strong>er verbesserten<br />

Behandlungs- und Verlaufsprognose beitragen. Im H<strong>in</strong>blick auf<br />

e<strong>in</strong>e verbesserte Versorgungslage können differenzierte epidemiologische<br />

Erkenntnisse über die Belastungskonstellationen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Interaktion von Patienten und Angehörigen wertvolle H<strong>in</strong>weise liefern.<br />

Die IDEA-Studie hat folgende Ziele: (a) Beschreibung <strong>der</strong> aktuellen<br />

Versorgungs- und Therapiesituation von Patienten mit<br />

leichter o<strong>der</strong> mittelschwerer AD (b) Beschreibung <strong>der</strong> Situation <strong>der</strong><br />

pflegenden Angehörigen und <strong>der</strong>en Belastungen <strong>in</strong> Bezug auf<br />

<strong>in</strong> strumentelle, funktionale und emotionale Aspekte (c) Identifikation<br />

von Faktoren bei Patienten, Ärzten und pflegenden Angehöri-<br />

261


Topic 10 G Gerontopsychiatrie // Gerontopsychiatry<br />

gen, die e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Belastung haben könnten. (d) Iden -<br />

tifikation gedeckter und ungedeckter Versorgungsbedürfnisse.<br />

Methode: IDEA ist e<strong>in</strong>e strikt naturalistische zweistufige Beobachtungsstudie<br />

an 2.500 AD-Patienten und <strong>der</strong>en Angehörigen. Im<br />

ersten Schritt wird bundesweit e<strong>in</strong>e repräsentative Stichprobe von<br />

Neurologen, Psychiatern und Hausärzten im ambulanten Versorgungssektor<br />

e<strong>in</strong>geladen, an <strong>der</strong> Studie teilzunehmen und gebeten,<br />

m<strong>in</strong>destens 5 zufällig ausgewählte Patienten mit leichter o<strong>der</strong> mittelschwerer<br />

AD und <strong>der</strong>en pflegende Angehörige <strong>in</strong> die Studie aufzunehmen.<br />

Im zweiten Schritt wird je<strong>der</strong> Patient durch se<strong>in</strong>en Arzt<br />

kl<strong>in</strong>isch beurteilt (Dauer und Schwere <strong>der</strong> Demenz, Medikation<br />

und an<strong>der</strong>e Therapien, Adhärenz, Funktionsniveau des Patienten,<br />

neuropsychiatrische Komplikationen). Die pflegenden Angehörigen<br />

werden danach durch Mitarbeiter <strong>der</strong> Forschungsgruppe befragt<br />

(Fragebogen und Interview). Die Interviews werden bei e<strong>in</strong>em<br />

persönlichen Besuch o<strong>der</strong> per Telefon durchgeführt. Dabei<br />

werden zum e<strong>in</strong>en die aktuelle Pflegesituation (Beschreibung <strong>der</strong><br />

Hilfen, Zeitaufwand), die Belastungskonstellationen sowie <strong>der</strong>en<br />

Auswirkungen auf die Lebensqualität und auf die psychische und<br />

körperliche Situation, (WHO-DAS, körperliche <strong>Erkrankungen</strong>)<br />

<strong>der</strong> pflegenden Ange-hörigen erfasst. Zum an<strong>der</strong>en werden die<br />

Ressourcen und Pflegekompetenzen erfragt. E<strong>in</strong>e Teilstichprobe<br />

<strong>der</strong> Patienten und <strong>der</strong>en pflegenden Angehörigen (N=600) wird<br />

zusätzlich prospektiv-longitud<strong>in</strong>al über e<strong>in</strong>en 10-Wochen Zeitraum<br />

untersucht. Zusätzlich werden die teilnehmenden Ärzte gebeten,<br />

e<strong>in</strong>en Fragebogen zu Problemen <strong>der</strong> Alzheimerversorgung<br />

auszufüllen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: (erste Ergebnisse für September 2009 erwartet)<br />

004<br />

Untersuchung <strong>der</strong> Patientenperspektive zur altersbed<strong>in</strong>gten Separierung<br />

<strong>der</strong> stationären psychiatrischen Versorgung<br />

Manuel Sutter (UPK, Basel, Schweiz)<br />

K.-R. Eva, L. Maeck, G. Stoppe<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bisher wurde die Perspektive von PatientInnen zur separierten<br />

Versorgung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Alterspsychiatrie nicht untersucht.<br />

Wir wollten wissen, wie die Perspektive aus <strong>der</strong> Sicht junger und<br />

alter Patienten ist, auch abhängig von Geschlecht und bisheriger<br />

bzw. zu erwarten<strong>der</strong> Patienten“karriere“.<br />

Methode: An zufällig gewählten Stichtagen werden jeweils alle PatientInnen<br />

<strong>der</strong> UPK Basel, die <strong>in</strong> den vergangenen 14 Tagen zur<br />

Aufnahme kamen, auf ihre Bereitschaft zu e<strong>in</strong>em Interview angesprochen.<br />

Nach E<strong>in</strong>willigung wurde e<strong>in</strong> Gesprächsterm<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em<br />

geschulten Interviewer vere<strong>in</strong>bart. Das Gespräch be<strong>in</strong>haltete<br />

e<strong>in</strong> Leitfaden<strong>in</strong>terview<br />

Diskussion / Ergebnisse: N= 48 PatientInnen, 24M, 24F, davon 24<br />

unter 60 und 24 über 60 Jahre, nahmen teil. E<strong>in</strong>e gemischte Versorgung<br />

wurde allgeme<strong>in</strong> begrüsst. Vorteile wurden für die Jungen<br />

und die Alten gesehen, potentielle Nachteile wurden nur für die<br />

Alten befürchtet. E<strong>in</strong>e Überfor<strong>der</strong>ung des Personals wurde befürchtet.<br />

005<br />

Leistungen <strong>der</strong> Pflegeversicherung bei Patienten mit <strong>der</strong> Alzheimer-Erkrankung<br />

Constanze Lahmeyer (BKH Günzburg, Universität Ulm, Gerontopsychiatrie)<br />

B. Romero, C. Schiffczyk, C. Jonas, F. Müller, M. Riepe<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Alzheimer-Erkrankung (AD) ist e<strong>in</strong>e voranschreitende<br />

neurodegenerative Erkrankung. Aufgrund <strong>der</strong> demographischen<br />

Entwicklung werden die Zahl <strong>der</strong> von dieser Erkrankung<br />

betroffenen Patienten und <strong>der</strong>en Angehörigen <strong>in</strong> den nächsten Jahren<br />

zunehmen. Im Verlauf <strong>der</strong> Erkrankung treten neben kognitiven<br />

Defiziten vor allem Verhaltensauffälligkeiten und herausfor<strong>der</strong>ndes<br />

262<br />

Verhalten <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund, sowie E<strong>in</strong>schränkungen bei Aktivitäten<br />

des täglichen Lebens (ADL) und <strong>in</strong>strumentellen Aktivitäten<br />

des täglichen Lebens (iADL).<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Studie werden Patienten und <strong>der</strong>en<br />

Angehörige im häuslichen Umfeld untersucht. Auf <strong>der</strong> Grundlage<br />

von bisher vorliegenden 87 Datensätzen von Patienten und Angehörigen<br />

wurde analysiert welche Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Symptomebenen zu Leistungen nach <strong>der</strong> Pflegeversicherung<br />

assoziiert ist. Die E<strong>in</strong>teilung des Schweregrades <strong>der</strong> AD folgte nach<br />

den Ergebnissen des M<strong>in</strong>i-Mental-Status Tests.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Vergleich von leichter (MMSE > 20),<br />

mittlerer (10 < MMSE < 20), und schwerer AD (MMSE < 10) zeigte<br />

sich mit zunehmen<strong>der</strong> Schwere des Krankheitsstadiums e<strong>in</strong>e häufigere<br />

Zuteilung von Leistungen <strong>der</strong> Pflegeversicherung (chi-quadrat=<br />

0,015, df = 2). We<strong>der</strong> im leichten noch im mittleren Stadium<br />

unterschieden sich jedoch die Patienten, die Zuteilungen nach <strong>der</strong><br />

Pflegeversicherung erhielten <strong>in</strong> Bezug auf Verhaltensauffälligkeiten<br />

(Behave-AD), Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) o<strong>der</strong> <strong>in</strong>strumentelle<br />

Aktivitäten des täglichen Lebens (iADL) (jeweils p > 0,1).<br />

Wir schlussfolgern, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis die Zuteilung von Leistungen<br />

<strong>der</strong> Pflegeversicherung nicht alle<strong>in</strong> an Hand des Schweregrades <strong>der</strong><br />

kognitiven und nichtkognitiven Defizite nachvollzogen werden<br />

kann. Die Studie wurde geför<strong>der</strong>t durch das BMBF (För<strong>der</strong>kennzeichen<br />

LTDEMENZ-44-061)<br />

006<br />

Lebensqualität und <strong>der</strong> Schweregrad <strong>der</strong> Demenz bei <strong>der</strong> Alzheimer-Erkrankung<br />

Claudia Schiffczyk (BKH Günzburg, Universität Ulm, Gerontopsychiatrie)<br />

B. Romero, C. Jonas, C. Lahmeyer, F. Müller, M. Riepe<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Zahl <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Alzheimer-Erkrankung (AD) betroffenen<br />

Patienten und Angehörigen wird <strong>in</strong> den nächsten Jahren<br />

zunehmen. Außer <strong>der</strong> kognitiven Bee<strong>in</strong>trächtigung werden zunehmend<br />

auch an<strong>der</strong>e Zielgrößen, z. B. Lebensqualität (QoL), Aktivitäten<br />

des täglichen Lebens (ADL) o<strong>der</strong> <strong>in</strong>strumentelle Aktivitäten<br />

des täglichen Lebens (iADL), <strong>in</strong> die Gesamtbewertung mit e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Studie werden Patienten und <strong>der</strong>en<br />

Angehörige im häuslichen Umfeld untersucht. Auf <strong>der</strong> Grundlage<br />

von bisher vorliegenden 87 Datensätzen von Patienten und Angehörigen<br />

wurden ADL, iADL und die E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Lebensqualität<br />

des Angehörigen durch den Angehörigen (EQ5d-AA), <strong>der</strong><br />

Lebensqualität des Patienten durch den Angehörigen (EQ5d-AP)<br />

und <strong>der</strong> Lebensqualität des Patienten durch den Patienten (EQ5d-<br />

PP) sowie <strong>der</strong> Aktivitäten des täglichen Lebens (Bayer-ADL) und<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>strumentellen Aktivitäten des täglichen Lebens (iADL) ausgewertet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Über die Stadien <strong>der</strong> leichten bis schweren<br />

AD zeigte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>faktoriellen ANOVA ke<strong>in</strong> Unterschied<br />

<strong>in</strong> Bezug auf EQ5d-AA (p = 0.822), EQ5d-AP (p = 0.099)<br />

und EQ5d-PP (p = 0.240). In Bezug auf die ADL und iADL zeigte<br />

sich für unterschiedliche Schweregrade <strong>der</strong> AD <strong>in</strong> beiden Messgrößen<br />

e<strong>in</strong> hochsignifikanter Unterschied (p < 0.01). In e<strong>in</strong>er Korrelationsanalyse<br />

waren die zunehmende E<strong>in</strong>schränkungen bei ADL<br />

und iADL nicht mit e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lebensqualität bei Messung<br />

mit EQ5d-AA, EQ5d-AP o<strong>der</strong> EQ5d-PP assoziiert (jeweils<br />

Spearman’s rho 0.07). Wir schlussfolgern, dass die Messung<br />

<strong>der</strong> Lebensqualität mit Hilfe <strong>der</strong> EQ5d-Skala den zunehmenden<br />

Schweregrad <strong>der</strong> kognitiven Bee<strong>in</strong>trächtigungen bei <strong>der</strong> AD<br />

und die zunehmende Bee<strong>in</strong>trächtigung bei Aktivitäten des täglichen<br />

Lebens nicht abbildet. Die Studie wurde geför<strong>der</strong>t durch das<br />

BMBF (För<strong>der</strong>kennzeichen LTDEMENZ-44-061)


Topic 10 G Gerontopsychiatrie // Gerontopsychiatry<br />

007<br />

Leuchtturmprojekt Quadem: Qualifizierungsmaßnahmen zur Steigerung<br />

<strong>der</strong> Lebensqualität demenzkranker Menschen über e<strong>in</strong>e<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kommunikation und Kooperation <strong>in</strong> <strong>der</strong> ambulanten<br />

Altenpflege<br />

Kathar<strong>in</strong>a Krause (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, AG Gerontopsychiatrie,<br />

Frankfurt A. M.)<br />

J. Haberstroh, A. Kruse, J. Schrö<strong>der</strong>, J. Pantel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Beitrag soll das <strong>in</strong>novative Schulungskonzept „Quadem“<br />

vorgestellt werden. Das Projektvorhaben nutzt zwei wissenschaftlich<br />

evaluierte und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis bewährte Qualifizierungsmaßnahmen:<br />

1. Tandem, Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs für familiär und professionell<br />

Pflegende zur Steigerung von sozialen Schlüsselkompetenzen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten sowie<br />

2. THELIA, e<strong>in</strong> Programm zur Schulung ehrenamtlich Pflegen<strong>der</strong>,<br />

das diese <strong>in</strong> die Lage versetzt, für demenzkranke Menschen<br />

zentrale Lebensthemen zu erkennen und <strong>in</strong> die alltägliche Versorgung<br />

zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Methode: Durch die beiden Qualifizierungsmaßnahmen soll dazu<br />

beigetragen werden, dass die <strong>in</strong> die Pflege e<strong>in</strong>es Demenzkranken<br />

<strong>in</strong>volvierten Personen effektiver zusammen arbeiten und <strong>der</strong> Individualität<br />

Demenzkranker besser gerecht werden. Entsprechend<br />

sollte die von familiär und professionell Pflegenden erlebte Beanspruchung<br />

reduziert, das S<strong>in</strong>nerleben von familiär, professionell<br />

und ehrenamtlich Pflegenden gestärkt und vor allem die Lebensqualität<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong> ambulanten Pflegesystemen versorgten Demenzkranken<br />

verbessert werden. Zur Erfassung <strong>der</strong> Lebensqualität demenzkranker<br />

Menschen wird das Heidelberger Instrument zur<br />

Erfassung <strong>der</strong> Lebensqualität demenzkranker Menschen (HILDE)<br />

e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Wirksamkeit <strong>der</strong> Interventionen wird<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er BMG-geför<strong>der</strong>ten Studie mit multiplem Kontrollgruppendesign<br />

und vierfacher Messwie<strong>der</strong>holung überprüft. Insgesamt<br />

wurden 110 sogenannte Pflegesysteme rekrutiert. E<strong>in</strong> Pflegesystem<br />

setzt sich zusammen aus e<strong>in</strong>em Demenzkranken, e<strong>in</strong>em pflegenden<br />

Angehörigen, e<strong>in</strong>em Bezugspfleger aus e<strong>in</strong>em ambulanten<br />

Pflegedienst. In 1/3 <strong>der</strong> Fälle ist zudem e<strong>in</strong> ehrenamtlicher Begleiter<br />

<strong>in</strong>volviert. Das Projekt wird bisher von allen Beteiligten sehr gut<br />

angenommen. Erste Ergebnisse werden vorgestellt.<br />

008<br />

Verhaltensauffälligkeiten und mechanische Beschränkung während<br />

stationärer gerontopsychiatrischer Behandlung<br />

Matthias Riepe (Universität Ulm, Psychiatrie II Gerontopsychiatrie,<br />

Günzburg)<br />

U. Harrer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Verhaltensauffälligkeiten, die e<strong>in</strong>e mechanische Beschränkung<br />

des Patienten erfor<strong>der</strong>n, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> häufiges Problem stationärer<br />

gerontopsychiatrischer Behandlung. Bisherige symptomorientierte<br />

Instrumente zur Erfassung von Verhaltensauffälligkeiten,<br />

z. B. das Neuropsychiatrische Inventar (NPI), beschreiben psychopathologische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen ohne dies <strong>in</strong> Beziehung zu setzen<br />

zur Notwendigkeit e<strong>in</strong>er mechanischen Beschränkung. Demgegenüber<br />

erfassen bisherige Skalen zur pflegerischen Beschreibung von<br />

Verhaltensauffälligkeiten nicht die zu Grunde liegenden psychopathologischen<br />

Symptome.<br />

Methode: Im Rahmen <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung wurde e<strong>in</strong>e<br />

neu entwickelte Skala angewandt, die von pflegerischer Seite das<br />

Spontanverhalten des Patienten (3 items), das Verhalten den Mitpatienten<br />

gegenüber (3 items), das Verhalten bei verbaler Kontaktaufnahme<br />

(4-items) und das Verhalten bei pflegerischen Maßnahmen<br />

(4-items) auf e<strong>in</strong>er 5-stufigen Likert-Skala sowie den Umfang <strong>der</strong><br />

mechanischen Beschränkung erfasste. Von ärztlicher Seite wurde<br />

auf e<strong>in</strong>er 5-stufigen Likert-Skala die zwölf Verhaltensdomänen des<br />

NPI (Wahn, Halluz<strong>in</strong>ationen, Agitation, Dysphorie, Angst, Apa-<br />

thie, Irritabilität, Euphorie, Enthemmung, störendes motorisches<br />

Verhalten, (nächtliche Verhaltensstörungen, Appetit und Essstörungen)<br />

und die Bereiche psychomotorische Anspannung, Störung<br />

<strong>der</strong> raum-zeitlichen Orientierung, Gedächtnisstörungen und Kohärenz<br />

des Denkens bewertet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In e<strong>in</strong>er vorläufigen Auswertung an<br />

23 Patienten zeigte sich e<strong>in</strong>e signifikante Korrelation <strong>der</strong> ärztlicherseits<br />

o<strong>der</strong> pflegerischerseits e<strong>in</strong>geschätzten Verhaltensauffälligkeiten<br />

mit dem Ergebnis des M<strong>in</strong>i-Mental-Status Test (MMSE) bei<br />

Aufnahme (r = 0.50; p < 0.05 bzw. r = 0.55; p < 0.05). Alle Patienten,<br />

die zwischenzeitlich mechanisch beschränkt werden mussten zeigten<br />

deutliche Defizite bei <strong>der</strong> Störung <strong>der</strong> raum-zeitlichen Orientierung,<br />

<strong>der</strong> Kohärenz des Denkens und bei Gedächtnisstörungen.<br />

Wir schlussfolgern, dass Verhaltensauffälligkeiten zuverlässig mit<br />

sowohl e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen pflegerischen Skala (14 items) als auch e<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>fachen ärztlichen Skala (16 items) erfasst werden können<br />

und dass mit nachlassen<strong>der</strong> kognitiver Leistungsfähigkeit die Häufigkeit<br />

von Verhaltensauffälligkeiten und die Notwendigkeit mechanischer<br />

Beschränkungen zunimmt.<br />

009<br />

Polypharmazie und pharmakologische Risikokonstellationen bei<br />

gerontopsychiatrischen Langzeitpatienten<br />

Patrik Stephan (Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik, Königsfelden mediQ, Brugg,<br />

Schweiz)<br />

S. Harenberg, D. Georgescu, R. Grohmann, E. Jaquenoud Sirot<br />

E<strong>in</strong>leitung: Somatische Komorbidität führt bei gerontopsychiatrischen<br />

Langzeitpatienten häufig zu Polypharmazie mit erhöhtem<br />

Risiko von pharmakok<strong>in</strong>etischen und pharmakodynamischen Interaktionen.<br />

Fortgeschrittenes Alter, e<strong>in</strong>geschränkte Nierenfunktion<br />

und organische Hirnschädigungen bilden dabei e<strong>in</strong>en gefährlichen<br />

H<strong>in</strong>tergrund für unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Von<br />

diesen s<strong>in</strong>d Blutungskomplikationen und maligne Herzrhythmusstörungen<br />

seltene, aber potenziell tödlich verlaufende Ereignisse.<br />

Methode: Unter Verwendung von Daten aus dem AMSP-Projekt<br />

(Arzneimittelsicherheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie) erfolgte e<strong>in</strong>e systematische<br />

Analyse <strong>der</strong> Medikation aller Patienten <strong>der</strong> fünf <strong>in</strong>stitutionseigenen<br />

gerontopsychiatrischen Langzeitabteilungen. Mit Hilfe e<strong>in</strong>es<br />

Interaktionsprogrammes (www.mediQ.ch) wurde nach starken Inhibitoren<br />

und Induktoren von Zytochrom-P450-Enzymen gesucht<br />

und die jeweilige Komedikation h<strong>in</strong>sichtlich Interaktionsrisiko beurteilt.<br />

Weiter wurden Patienten unter Therapie mit e<strong>in</strong>em Thrombozytenaggregationshemmer<br />

o<strong>der</strong> Phenprocoumon identifiziert<br />

und <strong>der</strong>en Komedikation auf Pharmaka überprüft, die additiv die<br />

Blutger<strong>in</strong>nung bee<strong>in</strong>trächtigen können. Schliesslich wurde nach<br />

Substanzen und pharmakologischen Konstellationen gesucht, die<br />

das Risiko e<strong>in</strong>er QTc-Zeit-Verlängerung be<strong>in</strong>halten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Daten von 94 Patienten wurden analysiert.<br />

Das Durchschnittsalter betrug 74.7 Jahre, 51.1 % davon waren<br />

weiblichen Geschlechts. 45 Patienten (47.9 %) hatten als Hauptdiagnose<br />

e<strong>in</strong>e dementielle Erkrankung, 39 (31.9 %) e<strong>in</strong>e Schizophrenie,<br />

15 (16 %) litten unter <strong>der</strong> Komorbidität e<strong>in</strong>er Epilepsie.<br />

Durchschnittlich wurde e<strong>in</strong> Patient mit 7.2 Pharmaka behandelt,<br />

psychotrope Substanzen wurden durchschnittlich 3.1 gegeben. In<br />

3 Fällen konnten starke CYP-Inhibitoren (2x Fluvoxam<strong>in</strong>, 1x Clopidrogrel)<br />

identifiziert werden, starke CYP-Induktoren fanden sich<br />

bei 6 Patienten (4x Phenyto<strong>in</strong>, 1x Phenobarbital, 1x Carbamazep<strong>in</strong>).<br />

34 <strong>der</strong> 94 Patienten (36.2 %) standen unter Therapie mit e<strong>in</strong>em<br />

Thrombozytenaggregationshemmer o<strong>der</strong> Phenprocoumon.<br />

Davon erhielten 16 Patienten (47.1 %) zusätzlich e<strong>in</strong> Antidepressivum<br />

mit hemmendem Effekt auf die Seroton<strong>in</strong>wie<strong>der</strong>aufnahme,<br />

jedoch ke<strong>in</strong>er e<strong>in</strong> nichtsteroidales Antirheumatikum. Von diesen<br />

16 Patienten, wovon 9 unter e<strong>in</strong>er Demenz litten, wurden 3 (18.8 %)<br />

mit e<strong>in</strong>em Protonenpumpen<strong>in</strong>hibitor behandelt. 49 <strong>der</strong> 94 Patienten<br />

(52.1 %) wurden mit m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Substanz therapiert, die<br />

263


Topic 11 G Weitere <strong>Erkrankungen</strong> // Other disor<strong>der</strong>s<br />

e<strong>in</strong>e Verlängerung <strong>der</strong> QTc-Zeit bewirken kann. 12 Patienten erhielten<br />

2 entsprechende Pharmaka, davon 3 Patienten zusätzlich<br />

e<strong>in</strong> Diuretikum.<br />

Topic: 11 Weitere <strong>Erkrankungen</strong><br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Raum 42<br />

WSy-006 Weiterbildungssymposium<br />

Tourette-Syndrom – Kl<strong>in</strong>ik, Neurobiolgie, Therapie<br />

Vorsitz: I. Neuner (Aachen), V. Roessner (Dresden)<br />

001<br />

Neurobiologie des Tourette-Syndroms<br />

Irene Neuner (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Treten chronisch motorische und phonetische (vokale) Tics länger<br />

als e<strong>in</strong> Jahr auf, spricht man vom Gilles de la Tourette Syndrom<br />

(TS). Die Tic-Störung manifestiert sich meist vor dem 11. Lebensjahr,<br />

Jungen s<strong>in</strong>d ca dreimal häufiger als Mädchen betroffen. Oft<br />

zeigt die Tic-Symptomatik um das 14. Lebensjahr ihre schwerste<br />

Ausprägung, bei ca. <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Betroffenen ist sie dann deutlich<br />

rückläufig. Bei fortbestehen<strong>der</strong> Symptomatik bis <strong>in</strong>s Erwachsenalter<br />

s<strong>in</strong>d die Tics oft mil<strong>der</strong> als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Adoleszenz. Schwer Betroffene<br />

leiden dann auch sehr häufig unter Komorbiditäten. Die häufigste<br />

Begleiterkrankung im K<strong>in</strong>des- und Jugendalter ist die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung<br />

(ADHS). Zwangsstörungen,<br />

Angsterkrankungen und affektive Störungen kommen im weiteren<br />

Verlauf dazu. Nützliche H<strong>in</strong>weise auf die neurobiologischen Korrelate<br />

des TS kamen aus den medikamentösen Behandlungsansätzen.<br />

Augrund <strong>der</strong> therapeutischen Effekte <strong>der</strong> primär dopam<strong>in</strong>antagonistisch<br />

wirkenden Neuroleptika (europaweit Mittel <strong>der</strong> ersten<br />

Wahl) und des alpha-2 Adrenorezeptor Agonisten Clonid<strong>in</strong>s (<strong>in</strong><br />

USA Mittel <strong>der</strong> ersten Wahl) wurde e<strong>in</strong>e Beteiligung des dopam<strong>in</strong>ergen<br />

und noradrenergen Neurotransmittersystems postuliert.<br />

Weitere Neurotransmitter wie Seroton<strong>in</strong>, Acetylchol<strong>in</strong>, GABA,<br />

Glutamat, Peptide wie Dynorph<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>en ebenfalls e<strong>in</strong>e Rolle zu<br />

spielen. Bildgebungsstudien konnten regional Auffälligkeiten <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

im Bereich <strong>der</strong> Basalganglien identifizieren. Diese Befunde<br />

bestätigen die Annahme, dass Alterationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> dopam<strong>in</strong>ergen<br />

Neurotransmission <strong>der</strong> cortico-striato-thalamo-corticalen<br />

(CSTC) Bahnen e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathophysiologie des<br />

TS spielen. In strukturellen Bildgebungsstudien liessen sich auch<br />

Auffälligkeiten im Bereich <strong>der</strong> temporolimbischen Bahnen, <strong>der</strong> orbitofrontalen,<br />

senso-motorischen und Assoziationskortizes detektieren.<br />

264<br />

002<br />

Kl<strong>in</strong>ik des Tourette-Syndroms<br />

Veit Roessner (K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychatrie, Dresden)<br />

Der natürliche Verlauf <strong>der</strong> Phänomenologie des Tourette-Syndroms<br />

zeigt trotz großer <strong>in</strong>ter<strong>in</strong>dividueller Schwankungen bestimmte Gesetzmäßigkeiten.<br />

Anhand dieser wird das kl<strong>in</strong>ische Bild des Tourette-Syndroms<br />

ausführlich dargestellt. Dabei wird beson<strong>der</strong>s auf<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Symptomatik im Störungsverlauf und über die<br />

Altergruppen e<strong>in</strong>gegangen. Da bei bis zu 90 % <strong>der</strong> Betroffenen koexistente<br />

psychiatrische Probleme (z. B. ADHS und Zwangsstörung)<br />

auftreten, wird <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf das <strong>in</strong>dividuelle Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />

des Tourette-Syndroms ausführlich diskutiert. Insgesamt<br />

werden dem Zuhörer praktische Hilfen zu Diagnostik, Differentialdiagnostik<br />

und Behandlungsentscheidungen beim Tourette-Syndrom<br />

an die Hand gegeben.<br />

003<br />

Therapie des Tourette-Syndroms<br />

Wolfram Kawohl (Psych. Universitätskl<strong>in</strong>ik, KIZ, Zürich, Schweiz)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> Therapie des Gilles de la Tourette Syndroms (TS)<br />

kommen nach wie vor vielfach Neuroleptika <strong>der</strong> ersten Generation<br />

zum E<strong>in</strong>satz. Dies liegt unter daran, dass bislang ke<strong>in</strong> atypisches<br />

Neuroleptikum zur Behandlung des TS zugelassen ist. Während<br />

ältere Neuroleptika noch vergleichsweise nie<strong>der</strong>schwelligen Zulassungsverfahren<br />

unterlagen und von den Herstellern somit auch<br />

Zulassungen für seltenere <strong>Erkrankungen</strong> wie das TS beantragt wurden,<br />

sieht die Lage heute an<strong>der</strong>s aus: Zulassungen für neuere, teils<br />

bzgl. d. Therapie von Tic-Störungen vielversprechende Präparate,<br />

werden angesichts e<strong>in</strong>er unwirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Relation<br />

geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> nicht mehr beantragt. Der Behandler ist durch diese<br />

Situation bei se<strong>in</strong>en therapeutischen Entscheidungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung<br />

des TS beson<strong>der</strong>s gefor<strong>der</strong>t.<br />

Methode: Im Rahmen e<strong>in</strong>er Literaturrecherche zur Therapie von<br />

Tic-Störungen und TS wurde <strong>der</strong> Evidenzgrad für typische und<br />

atypische Neuroleptika sowie für weitere Substanzen und nichtmedikamentöse<br />

Therapieverfahren ermittelt. Beson<strong>der</strong>es Augenmerk<br />

wurde auf das Nebenwirkungsprofil <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Präparate<br />

gelegt. Nationale und <strong>in</strong>ternationale Leitl<strong>in</strong>ien wurden ebenfalls<br />

berücksichtigt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Neben e<strong>in</strong>igen auch für die Indikation<br />

Tourette-Syndrom zugelassenen klassischen Neuroleptika werden<br />

zunehmend auch mo<strong>der</strong>ne atypische Neuroleptika erfolgreich zur<br />

Behandlung des TS e<strong>in</strong>gesetzt. Das Nebenwirkungsprofil wird vielfach<br />

als günstiger beschrieben. Darüber h<strong>in</strong>aus kommen auch an<strong>der</strong>e<br />

Substanzgruppen wie z. B. Antidepressiva und Agonisten an<br />

prä- und postsynaptischen α2-Rezeptoren sowie nicht-medikamentöse<br />

Verfahren zum E<strong>in</strong>satz. Für therapierefraktäre Fälle kann<br />

auf die tiefe Hirnstimulation zurückgegriffen werden.


Topic 11 G Weitere <strong>Erkrankungen</strong> // Other disor<strong>der</strong>s<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-036 Posterpräsentation<br />

Weitere <strong>Erkrankungen</strong><br />

Vorsitz: M. Bajbouj (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Alien hand-Syndrom nach cerebralem Insult: Fallbericht und Übersicht<br />

Jochen Karitzky (Christophsbad Göpp<strong>in</strong>gen, Kl<strong>in</strong>k für Psychiatrie)<br />

D. Brummer, M. Ruchsow, M. Spitzer, L. Hermle<br />

E<strong>in</strong>leitung: Beim alien hand-Syndrom (AHS) handelt es sich um<br />

e<strong>in</strong> seltenes neuro-psychiatrisches Syndrom, das kl<strong>in</strong>isch durch unwillkürliche,<br />

unkontrollierbare Bewegungen des Armes gekennzeichnet<br />

ist, die vom Patient als „fremd“ beschrieben werden. Initial<br />

wurde <strong>der</strong> Begriff des AHS nur bei Patienten mit Läsionen des<br />

Balkens verwendet, mittlerweile f<strong>in</strong>det <strong>der</strong> Sammelbegriff alien<br />

hand-Syndrom aber Anwendung bei e<strong>in</strong>er Reihe von kl<strong>in</strong>ischen<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsbil<strong>der</strong>n aufgrund unterschiedlicher Läsionsorte und<br />

unterschiedlicher Genese <strong>der</strong> Läsion.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In diesem Beitrag stellen wir das Syndrom<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zelaspekten anhand e<strong>in</strong>es eigenen Falles vor.<br />

002<br />

Arbeitsstress, Erschöpfung und Burnout-Symptomatik: Die Cortisolausschüttung<br />

im Tagesverlauf bei Pflegekräften<br />

Katja W<strong>in</strong>genfeld (Unikl<strong>in</strong>ikum Hamburg-Eppendorf, Psychosomatische<br />

Mediz<strong>in</strong>)<br />

M. Driessen, M. Schulz<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e Folge von (chronischem) Stress am Arbeitsplatz<br />

stellt das Burnout- Syndrom dar, welches nach Maslach durch emotionale<br />

Erschöpfung, Depersonalisation und Leistungsmangel<br />

gekennzeichnet ist. Studien <strong>in</strong> denen die Funktion <strong>der</strong> Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenr<strong>in</strong>den<br />

Achse (HHNA), <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

die Cortisolausschüttung untersucht wurde, lieferten bislang<br />

heterogene Befunde. Als mögliche Gründe werden u. a. die Verwendung<br />

unterschiedlicher psychometrischer und endokr<strong>in</strong>er Methoden,<br />

sowie zu kle<strong>in</strong>e und heterogene Stichproben diskutiert.<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Studie untersuchten wir 279 Pflegekräfte<br />

mittels verschiedener Fragebogenverfahren, u. a. dem Maslach<br />

Burnout Inventory (MBI) und erhoben e<strong>in</strong> Cortisoltagesprofil.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Diejenigen Pflegekräfte die über zwei<br />

Burnout-Symptome (N=18) berichteten wiesen signifikant (ANO-<br />

VA, p=.015) höhere Cortisolwerte auf als diejenigen, die lediglich<br />

e<strong>in</strong> (N=77) bzw. ke<strong>in</strong> Burnout-Symptom (N=181) berichteten. An<strong>der</strong>e<br />

Stress- und Erschöpfungsparameter standen nicht mit <strong>der</strong><br />

Cortisolausschüttung <strong>in</strong> Zusammenhang. Diese Ergebnisse weisen<br />

auf e<strong>in</strong>e hyperaktive HHNA bei Burnout h<strong>in</strong>. Weitere Forschungsarbeiten<br />

sollten die HHNA-Dysfunktion bei Burnout genauer charakterisieren.<br />

003<br />

Dermatologisch-psychiatrische Therapie bei Dermatotillomanie<br />

Markus Kölle (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Ulm, Psychiatrie III)<br />

K. Hefele, C. Pfeiffer, M. Spitzer, R. Freudenmann, N. Osterfeld,<br />

C. Schönfeldt-Lecuona<br />

E<strong>in</strong>leitung: Als Dermatotillomanie wird das wie<strong>der</strong>holte Kratzen,<br />

Quetschen, Bohren o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>sartige Manipulieren <strong>der</strong> eigenen<br />

Haut aufgrund e<strong>in</strong>es starken <strong>in</strong>neren Drangs ohne vorbestehende<br />

Hauterkrankung bezeichnet. Die Verhaltensweise kann isoliert<br />

o<strong>der</strong> geme<strong>in</strong>sam mit an<strong>der</strong>en psychiatrischen Störungen auftreten.<br />

In <strong>der</strong> Literatur werden verschiedene Formen beschrieben – („Acne<br />

excoriée des jeunes filles“, „Neurotic Excoriations“). Das Syndrom<br />

wird gewöhnlich als zwanghaftes Verhalten o<strong>der</strong> als Folge e<strong>in</strong>er Impulskontrollstörung<br />

o<strong>der</strong> als Mischform aus beidem aufgefasst. Es<br />

hat bislang als nosologische Entität ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> DSM und die<br />

F-Diagnosen <strong>der</strong> ICD und gefunden. Es existieren Übersichtsarbeiten,<br />

Fallberichte, phänomenologische Studien, e<strong>in</strong>ige Studien zur<br />

spezifischen Pharmakotherapie sowie zur störungsspezifischen<br />

Verhaltenstherapie, jedoch we<strong>der</strong> verb<strong>in</strong>dliche Diagnosekriterien<br />

noch Therapieleitl<strong>in</strong>ien.<br />

Methode: Wir berichten den Fall e<strong>in</strong>er 61-jährigen Patient<strong>in</strong>, die<br />

sich zum Zeitpunkt <strong>der</strong> stationären Aufnahme <strong>in</strong> unserer Kl<strong>in</strong>ik<br />

seit etwa vier Monaten täglich durch kratzendes Manipulieren <strong>der</strong><br />

Haut des Rumpfes sowie <strong>der</strong> oberen und <strong>der</strong> unteren Extremität,<br />

proximal betont, selbstverletzte. Wir ordneten diese Symptomkonstellation<br />

e<strong>in</strong>er Dermatotillomanie zu; e<strong>in</strong>e Persönlichkeitsdiagnostik<br />

zeigte e<strong>in</strong>e emotional-<strong>in</strong>stabile und selbstunsichere Persönlichkeitsstruktur.<br />

Aus <strong>der</strong>matologischer Sicht hatte sich e<strong>in</strong>e Prurigo<br />

simplex subacuta, am ehesten als Folge <strong>der</strong> täglich durchgeführten<br />

Manipulationen sowie <strong>der</strong> ständig neu angestossenen Wundheilungsprozesse<br />

entwickelt. Es bestand ke<strong>in</strong>e weitere zugrundeliegende<br />

Hauterkrankung. E<strong>in</strong>e hirnorganische Diagnostik zeigte unauffällige<br />

Befunde. Die Patient<strong>in</strong> wurde zunächst stationär-<strong>der</strong>matologisch,<br />

dann stationär-psychiatrisch behandelt. Zwei pharmakotherapeutische<br />

Behandlungsversuche (Fluoxet<strong>in</strong>, Doxep<strong>in</strong>) schlugen<br />

fehl. Durch Wundpflege, zwei Serien UVB-311-Hautbestrahlung,<br />

die pharmakologische Komb<strong>in</strong>ationstherapie mit Pregabal<strong>in</strong> und<br />

Clomipram<strong>in</strong> sowie kognitive Verhaltenstherapie konnte e<strong>in</strong> befriedigen<strong>der</strong><br />

Therapieerfolg erzielt werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Dermatillomanie ist mit 2 – 4 % Lebenszeitprävalenz<br />

ke<strong>in</strong>e seltene Störung, <strong>der</strong> Leidensdruck <strong>der</strong> Patienten<br />

ist hoch. Komorbiditäten mit psychiatrischen Krankheiten<br />

(Depression, Angststörung, Persönlichkeitsstörungen) s<strong>in</strong>d häufig<br />

zu beobachten. Dabei ist anzunehmen, daß die Störung selten sofort<br />

erkannt und suffizient behandelt wird. Der Fall zeigt das<br />

Beispiel e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Therapieansatzes bei Dermatotillomanie.<br />

Er weist auf die Komplexität <strong>der</strong> Behandlung und die Notwendigkeit<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Zusammenarbeit h<strong>in</strong>.<br />

265


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

Topic: 12 Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Stockholm 3<br />

HS-009 Hauptsymposium<br />

Die Bedeutung des Lernens bei psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Lebensspanne</strong><br />

Vorsitz: A. He<strong>in</strong>z (Berl<strong>in</strong>), H. Heekeren (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Neurobiologische Grundlagen von Lernen und Entscheidungsprozessen<br />

Hauke Heekeren (Freie Universität Berl<strong>in</strong>)<br />

002<br />

Belohnungsabhängiges Lernen bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

Christian Büchel (UKE, NeuroImage Nord, Hamburg)<br />

003<br />

Störungen des belohnungsabhängigen Lernens bei Suchterkrankungen<br />

und Schizophrenie<br />

Andreas He<strong>in</strong>z (Charité Campus Mitte, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

A. Beck, S. Park, M. Rapp, J. Wrase, J. Gall<strong>in</strong>at, F. Schlagenhauf<br />

Dopam<strong>in</strong>erge Funktionsstörungen wurden sowohl bei Suchterkrankungen<br />

wie bei akuten schizophrenen Psychosen beschrieben.<br />

Bei Alkoholabhängigkeit führt die langfristige, alkohol-<strong>in</strong>duzierte<br />

Dopam<strong>in</strong>freisetzung offenbar zur neuroadaptiven Down-Regulation<br />

<strong>der</strong> Dopam<strong>in</strong> D2 Rezeptoren im ventralen Striatum und damit<br />

zur Störung <strong>der</strong> Signalübertragung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kernregion des sogenannten<br />

Belohungssystems. Dementsprechend zeigten Patienten<br />

mit Alkoholabhängigkeit e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e reduzierte Leistung beim<br />

belohnungsabhängigen Erlernen neuer Verhaltensweisen sowie e<strong>in</strong><br />

verzögertes „Verlernen“ <strong>der</strong> Reaktion auf alkohol-assoziierte Reize.<br />

Bildgebende Untersuchungen zeigten, dass die Reduktion <strong>der</strong> D2<br />

Rezeptoren im ventralen Striatum direkt mit e<strong>in</strong>er verstärkten<br />

neuronalen Aktivierung bei Präsentation alkohol-assoziierter Reize<br />

verbunden war. Die reduzierte Leistung beim Erlernen neuer<br />

Verhaltensweisen war – ebenso wie e<strong>in</strong> erhöhtes Alkoholverlangen<br />

– mit e<strong>in</strong>em gestörten Zusammenspiel zwischen dem präfrontalen<br />

Kortex und dem ventralen Striatum verbunden. Bei akut psychotischen,<br />

unmedizierten schizophrenen Patienten zeigt sich dagegen<br />

e<strong>in</strong>e akute Erhöhung <strong>der</strong> striären Dopam<strong>in</strong>konzentration sowie<br />

e<strong>in</strong>e Störung <strong>der</strong> neuronalen Aktivierung im ventralen Striatum bei<br />

Erwartung e<strong>in</strong>er Belohnung. Letztere war mit erhöhter Negativsymptomatik<br />

(z. B. Apathie und an<strong>der</strong>e Motivationsstörungen) verbunden.<br />

E<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Reaktion im medialen präfrontalen<br />

Kortex bei erfolgreich versus nicht-erfolgreich abgewendeten negativen<br />

Ereignissen war dagegen mit dem Ausmaß <strong>der</strong> Wahnbildung<br />

verbunden. Wenn also erfolgreiche Interventionen gegen aversive<br />

Ereignisse neuronal nicht gut kodiert werden, sche<strong>in</strong>t dies zu e<strong>in</strong>er<br />

„negativen“ Weltsicht im S<strong>in</strong>ne des wahnhaften Erlebens beizutragen.<br />

Die Ergebnisse zeigen unterschiedliche Störungen des Lernens<br />

aus Erfolg und Misserfolg, die zum jeweiligen Krankheitsbild beitragen<br />

können.<br />

266<br />

004<br />

Belohnungsabhängies Lernen im Alter<br />

Michael Rapp (Gerontopsychiatrisches Zentrum, Charite Campus<br />

Mitte, Berl<strong>in</strong>)<br />

T. Mell, F. Schlagenhauf, A. He<strong>in</strong>z<br />

E<strong>in</strong>leitung: Relevante Handlungsfolgen bee<strong>in</strong>flussen zukünftiges<br />

Verhalten beim Menschen. Hier zeigen sich über die <strong>Lebensspanne</strong><br />

Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Salienz von Handlungsfolgen, aber auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Bedeutung von Gew<strong>in</strong>nen und Verlusten für adaptives Verhalten.<br />

Behavioral und mittels funktioneller Magnetresonanztomographie<br />

(fMRT) konnten im Vergleich zu jungen Erwachsenen Unterschiede<br />

im Belohnungsassoziationslernen sowie unterschiedliche striatale<br />

Aktivitätsmuster bei <strong>der</strong> Verarbeitung von Belohnungsreizen<br />

im hohen Lebensalter nachgewiesen werden. Theoretische Modelle<br />

<strong>der</strong> Entwicklungspsychologie betonen jedoch Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Motivationsstruktur und im adaptiven Verhalten bereits für die<br />

Lebensmitte.<br />

Methode: Mittels fMRT untersuchten wir die Gehirnaktivität bei<br />

<strong>der</strong> Verarbeitung von Belohnungsreizen bei jungen (20 – 30 Jahre)<br />

und mittelalten (45 – 55 Jahre) gesunden Erwachsenen. Zugleich<br />

untersuchten wir die Verfügbarkeit von Dopam<strong>in</strong> im Striatum mittels<br />

18-F-DOPA Positronenemissionstomographie.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei Belohnung, im Vergleich zu e<strong>in</strong>er<br />

neutralen Kontrollbed<strong>in</strong>gung, zeigte sich sowohl bei jungen wie<br />

auch bei mittelalten Erwachsenen e<strong>in</strong>e striatale Aktivierung. Diese<br />

Aktivierung auf Belohnungsreize war jedoch bei den mittelalten<br />

Erwachsenen im Vergleich zu den jungen Erwachsenen reduziert.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus war die striatale Aktivität mit selbstberichteter Bedeutsamkeit<br />

<strong>der</strong> Belohnungsreize assoziiert. Unsere Befunde weisen<br />

daraufh<strong>in</strong>, dass die Verarbeitung von Belohnungsreizen bereits<br />

im mittleren Lebensalter e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung erfährt, die mit neurophysiologischen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>hergeht. Dabei s<strong>in</strong>d Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> funktionellen Gehirnaktivität mit <strong>der</strong> Verfügbarkeit<br />

striatalen Dopam<strong>in</strong>s assoziiert. Insbeson<strong>der</strong>e die Salienz von Belohnungsreizen<br />

könnte so mit dem Alter abnehmen o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest<br />

auf selektive Reize verschoben se<strong>in</strong>.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Salon 17/18<br />

BS-004 Symposium<br />

Translat<strong>in</strong>g neuroimag<strong>in</strong>g research f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>to cl<strong>in</strong>ical<br />

diagnostics and therapy (In Kooperation mit <strong>der</strong> DGBP)<br />

Vorsitz: O. Gruber (Gött<strong>in</strong>gen), S. Teipel (Rostock)<br />

001<br />

Neuroimag<strong>in</strong>g <strong>in</strong> dementias: contribution to cl<strong>in</strong>ical diagnostics<br />

and therapy<br />

Stefan Teipel (Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik, Rostock)<br />

T. Me<strong>in</strong>dl, W. Koch, H. Hampel<br />

Introduction: Dementia <strong>in</strong> Alzheimer‘s disease (AD) is among the<br />

most frequent causes of morbidity and mortality <strong>in</strong> the el<strong>der</strong>ly.<br />

Early diagnosis helps to attenuate the consequences of cognitive decl<strong>in</strong>e<br />

on patients‘ and care-givers‘ well-be<strong>in</strong>g burden and to reduce<br />

the health-economic impact of dementia. Neuroimag<strong>in</strong>g serves a<br />

central role <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical diagnosis of AD and other dementias. Neuroimag<strong>in</strong>g<br />

demonstrates early changes of bra<strong>in</strong> function and structure<br />

already <strong>in</strong> predementia stages of AD. Moreover, neuroimag<strong>in</strong>g<br />

markers can be employed as secondary endpo<strong>in</strong>ts <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical prevention<br />

trials.<br />

Method: Hippocampus volume is the best established imag<strong>in</strong>g<br />

marker to date. It predicts the presence of AD 2 years before onset


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

of dementia with more than 70 % accuracy. Automated high-resolution<br />

image process<strong>in</strong>g us<strong>in</strong>g deformation based morphometry<br />

together with multivariate analysis predicts of onset of dementia <strong>in</strong><br />

at risk stages with more than 80 % accuracy. Functional MRI <strong>in</strong> the<br />

rest<strong>in</strong>g state may evolve as easily accessible marker of cortical functional<br />

connectivity, but requires further study. Detection of subcortical<br />

fiber tract <strong>in</strong>tegrity may be a useful adjunct to functional and<br />

structural imag<strong>in</strong>g, but has not yet fully been explored as diagnostic<br />

or outcome marker. F<strong>in</strong>ally, new <strong>in</strong> vivo tracer of amyloid plaque<br />

load with positron emission tomography may identify amyloid pathology<br />

<strong>in</strong> asymptomatic subjects as risk marker of AD and may be<br />

useful to detect effects of amyloid lower<strong>in</strong>g treatment strategies <strong>in</strong><br />

vivo.<br />

Discussion / Results: Multimodal imag<strong>in</strong>g draws a comprehensive<br />

picture of amyloid pathology, cortical connectivity and neuroanl<br />

degeneration and will be important <strong>in</strong> the near future to enhance<br />

the power of cl<strong>in</strong>ical prevention trials and to better un<strong>der</strong>stand the<br />

effect of amyloid pathology on cognitive decl<strong>in</strong>e. The broad implementation<br />

of advanced neuroimag<strong>in</strong>g techniques <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical rout<strong>in</strong>e,<br />

however, very likely will depend on the availability of next generation<br />

treatment approaches that aim to modify un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g<br />

disease processes.<br />

002<br />

Neuroimag<strong>in</strong>g <strong>in</strong> neuropsychiatric disor<strong>der</strong>s: differential diagnosis<br />

and prediction of cl<strong>in</strong>ical course<br />

Oliver Pogarell (LMU München, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

Introduction: The neurobiological characterisation of psychiatric<br />

disor<strong>der</strong>s provides <strong>in</strong>sight <strong>in</strong>to bra<strong>in</strong> functional alterations and relevant<br />

pathomechanisms, and is a major issue of current research.<br />

Nowadays there is <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g evidence that neurobiological parameters<br />

can be used as diagnostic tools and to warrant or to validate<br />

pharmacological treatment decisions. Clear pathophysiological hypotheses<br />

with respect to neuronal activity or bra<strong>in</strong> neurochemistry<br />

provide a scientific basis for the development of differential treatment<br />

strategies and the evaluation of the course of the disor<strong>der</strong> un<strong>der</strong><br />

treatment. Thus the assessment of bra<strong>in</strong> activity at rest or upon<br />

stimulation <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g neurochemical alterations can<br />

help to facilitate the differential diagnosis and subsequent therapeutic<br />

decisions.<br />

Method: Neurophysiology and neuroimag<strong>in</strong>g are the key tools to<br />

evaluate bra<strong>in</strong> functional disor<strong>der</strong>s and consequently to monitor<br />

neurobiological treatment effects. In particular, a comb<strong>in</strong>ation of<br />

complementary methods can add to the cl<strong>in</strong>ical assessment of psychopathology<br />

with respect to differential diagnoses and treatment<br />

decisions. Furthermore, these methods help to prove pathophysiological<br />

concepts.<br />

Discussion / Results: Both neurophysiological and functional neuroimag<strong>in</strong>g<br />

techniques have been used to discrim<strong>in</strong>ate diagnostic<br />

and therapeutic subgroups of neuropsychiatric patients and have<br />

been assessed regard<strong>in</strong>g prognostic and predictive properties. Studies<br />

<strong>in</strong> patients with depression, obsessive compulsive disor<strong>der</strong>, attention<br />

deficit or emotional <strong>in</strong>stability provide evidence of different<br />

pathophysiological mechanisms of both categories of psychiatric<br />

disor<strong>der</strong>s and psychopathological dimensions. Therefore the data<br />

might be useful <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical application – <strong>in</strong> terms of diagnosis, evaluation<br />

of the course or prediction of subjects‘ responses to treatment.<br />

003<br />

Neuroimag<strong>in</strong>g <strong>in</strong> major psychosis: neuromarkers for validation<br />

and reformation of psychiatric classification systems<br />

Oliver Gruber (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Gött<strong>in</strong>gen, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

Introduction: In psychiatric research, neuroimag<strong>in</strong>g techniques<br />

are usually applied <strong>in</strong> or<strong>der</strong> to detect morphological and / or functional<br />

(i. e. pathophysiological) bra<strong>in</strong> abnormalities <strong>in</strong> patient<br />

groups. These group abnormalities may either be common to different<br />

psychiatric disor<strong>der</strong>s, e. g. to different types of major psychoses<br />

(schizophrenia, schizoaffective disor<strong>der</strong>, bipolar disor<strong>der</strong> and unipolar<br />

major depression), or they may be specific to one of these<br />

diag nostic categories accord<strong>in</strong>g to current classifications systems,<br />

which could help to confirm the biological validity of these diagnoses.<br />

On the other hand, the same neuroimag<strong>in</strong>g techniques can<br />

also be used <strong>in</strong> or<strong>der</strong> to search for neuromarkers that may be common<br />

to subgroups of patients <strong>in</strong>dependent of their diagnosis<br />

accord <strong>in</strong>g to current classification. If this approach of def<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong>termediate<br />

psychiatric phenotypes accord<strong>in</strong>g to neuropathophysiological<br />

markers proves to be successful, this could advance the<br />

identification of pathogenetic pathways and could lead to a reformation<br />

of diagnostic systems based on etiology and pathogenesis.<br />

Method: Different methods may contribute to category-<strong>in</strong>dependent<br />

search for endophenotypic neuropathophysiological markers<br />

us<strong>in</strong>g neuroimag<strong>in</strong>g. Statistical analyses of, for <strong>in</strong>stance, bra<strong>in</strong> activation<br />

abnormalities <strong>in</strong> s<strong>in</strong>gle patients may be a first step <strong>in</strong> the<br />

attempt to identify subgroups of patients with a more homogeneous<br />

un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g pathophysiology. More advanced methods <strong>in</strong>clude<br />

pattern classification and related approaches.<br />

Discussion / Results: There is already ample evidence for neurobiological<br />

heterogeneity with<strong>in</strong> the diagnostic categories accord<strong>in</strong>g<br />

to current psychiatric classification systems. In this talk, examples<br />

for this heterogeneity will be <strong>in</strong>troduced with particular emphasis<br />

on neuroimag<strong>in</strong>g f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs. Furthermore, recent examples for the<br />

success of pattern classification methods <strong>in</strong> detect<strong>in</strong>g common<br />

neuropathophysiological markers <strong>in</strong> neuroimag<strong>in</strong>g data will be<br />

presented. In or<strong>der</strong> to further evaluate the possible diagnostic value<br />

of neuroimag<strong>in</strong>g markers with regard to future psychiatric diagnosis<br />

based on etiology and pathogenesis it will also be important to<br />

acquire normative data on these neuromarkers.<br />

004<br />

Neuroimag<strong>in</strong>g <strong>in</strong> depression and schizophrenia: evaluation of therapeutic<br />

approaches<br />

Ute Habel (Universitätskl<strong>in</strong>ik Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Introduction: Neuropsychological as well as neuroimag<strong>in</strong>g data<br />

reveal a complex dysfunctional <strong>in</strong>teraction <strong>in</strong> schizophrenia but<br />

also <strong>in</strong> depressive patients, where especially subcortical-limbic but<br />

also frontal and c<strong>in</strong>gular regions show aberrant activation patterns<br />

dur<strong>in</strong>g cognitive as well as emotional functions. Hence, regions of<br />

major importance <strong>in</strong> cognition but also emotion regulation and<br />

<strong>in</strong>te gration are affected.<br />

Method: Longitud<strong>in</strong>al fMRI studies evaluate the possibility to reduce<br />

cognitive and emotional impairments with specific psychological<br />

therapies. In schizophrenia, a cognitive tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g was evaluated<br />

as well as an emotion recognition tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g. In depression a standardized<br />

humor tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g has been evaluated on the dysfunctional correlates<br />

dur<strong>in</strong>g humorour cartoon process<strong>in</strong>g.<br />

Discussion / Results: A complex pattern of hypo- and hyperactivations<br />

emerged <strong>in</strong> a subcortical-limbic as well as cortical network <strong>in</strong><br />

dependence of task requirements. Results of the longitud<strong>in</strong>al studies<br />

document the therapeutic effects, normally seen on a behavioral<br />

level, <strong>in</strong> the un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g neuronal substrates and demonstrate the<br />

specific efficacy of behavioral therapies. However, concern<strong>in</strong>g psy-<br />

267


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

chotherapy <strong>in</strong> schizophrenia the effects of an emotion recognition<br />

tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g seem to be more promis<strong>in</strong>g than the cognitive tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g.<br />

Humor tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g also seems to be a sucessful therapeutic tool to improve<br />

emotional functions <strong>in</strong> depressive patients and could probably<br />

be augmented to other patient groups. In general, results po<strong>in</strong>t<br />

to the benefit of neuroimag<strong>in</strong>g procedures for cl<strong>in</strong>ical as well as basic<br />

research.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Stockholm 1<br />

S-015 Symposium<br />

Bildgebende Untersuchungen fronto-striataler Systeme<br />

Vorsitz: R. Schlösser (Jena), G. Grün<strong>der</strong> (Aachen)<br />

001<br />

Molekulare Bildgebung fronto-striataler Konnektivität<br />

Ingo Vernaleken (RWTH Aachen, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Etliche Funktionen von Denken, Erleben und Verhalten<br />

sowie auch <strong>der</strong> Motorik s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erheblichem Masse durch die<br />

dopam<strong>in</strong>erge Transmission kontrolliert. Elektrophysiologische<br />

Versuche konnten beim Tier bereits präzise das Wechselspiel bzw.<br />

auch e<strong>in</strong>en funktionellen Antagonismus des D1- und D2-Rezeptorsytems<br />

nicht für das Striatum son<strong>der</strong>n auch für kortikale Areale<br />

beschreiben. Die Molekulare Bildgebung mittels Positronen-Emissionstomographie<br />

(PET) gibt uns die Möglichkeit <strong>in</strong>-vivo krankhafte<br />

aber auch experimentell herbeigeführte Verän<strong>der</strong>ungen des<br />

Systems darzustellen und dies <strong>in</strong> Relation mit neuropsychologischen<br />

Parametern zu diskutieren.<br />

Methode: PET ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, postsynaptische und praesynaptische<br />

Funktionen darzustellen. Während postsynaptisch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

Rezeptor-Verfügbarkeiten errechnet werden, können wir durch<br />

das 18F-FDOPA-PET präsynaptisch mehrere Parameter bestimmen,<br />

die uns e<strong>in</strong>e Aussage zur dopam<strong>in</strong>ergen Synthese- o<strong>der</strong> auch<br />

Speicherkapazität, wie auch des dopam<strong>in</strong>ergen Umsatzes treffen<br />

lassen. In diesem Beitrag werden Ergebnisse prae- und postsynaptischer<br />

PET-Untersuchungen dargestellt, die sich mit <strong>der</strong> dopam<strong>in</strong>ergen<br />

Modulation durch Schizophrenie-<strong>Erkrankungen</strong>, medikamentöse<br />

Bee<strong>in</strong>flussung und ihrer Rückwirkung auf die Kognition<br />

beschäftigen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es f<strong>in</strong>den sich dabei klar erkennbare Korrelationen<br />

bei gesunden Personen zwischen striataler dopam<strong>in</strong>erger<br />

Synthesekapazität und kortikaler Aktivität bzw. <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit<br />

‚präfrontaler‘ kognitiver Funktionen. Medikamentöse<br />

Bee<strong>in</strong>flussungen durch antidopam<strong>in</strong>erge Substanzen o<strong>der</strong> auch<br />

Antichol<strong>in</strong>ergika können dabei auf <strong>in</strong>dividueller Ebene erhebliche<br />

Verän<strong>der</strong>ungen von kognitiven Funktionen verursachen. Diese Effekte<br />

durch Manipulationen <strong>der</strong> dopam<strong>in</strong>ergen Transmission s<strong>in</strong>d<br />

abhängig von <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen dopam<strong>in</strong>ergen Ausstattung des<br />

Probanden. Schließlich stellen sich diese Netzwerke bei e<strong>in</strong>igen <strong>Erkrankungen</strong><br />

wie Abhängigkeitserkrankungen und <strong>der</strong> Schizophrenie<br />

gestört o<strong>der</strong> <strong>in</strong>vertiert dar, obgleich es ke<strong>in</strong>e zeitnahe Korrelation<br />

mit dem Schweregrad <strong>der</strong> Erkrankung zu geben sche<strong>in</strong>t.<br />

002<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Belohnungsrückkopplung bei unbehandelten<br />

schizophrenen Patienten: Bedeutung für wahnhaftes Erleben<br />

Florian Schlagenhauf (Charité Universitätsmediz<strong>in</strong>, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e Dysfunktion des dopam<strong>in</strong>ergen Systems ist e<strong>in</strong><br />

wesentlicher pathophysiologischer Befund bei schizophrenen Pa-<br />

268<br />

tienten. Dopam<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> wichtiger Transmitter im Belohnungssystem<br />

und kodiert saliente Ereignisse. Bei schizophrenen Patienten<br />

ist daher e<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te Verarbeitung von belohnungsrelevanten<br />

Stimuli zu erwarten. E<strong>in</strong>e Störung kann zu e<strong>in</strong>er fehlerhaften Attribuierung<br />

von Salienz auf Umweltreize führen, die bei <strong>der</strong> Entstehung<br />

von Wahnsymptomen beteiligt se<strong>in</strong> könnte.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er funktionellen MRT Studien wurden fünfzehn<br />

schizophrene Patienten ohne antipsychotische Medikation sowie<br />

gesunden Kontrollen mit e<strong>in</strong>em Belohnungsparadigma untersucht.<br />

Die BOLD-Antwort während <strong>der</strong> Rückmeldungsphase von erfolgreichen<br />

und nicht erfolgreichen Gew<strong>in</strong>n- und Verlustvermeidungsdurchgängen<br />

wurde im ventralen Striatum und im medialen Präfrontalkortex<br />

(MPFC) untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Ausbleiben von Gew<strong>in</strong>n war mit e<strong>in</strong>er<br />

vermehrten MPFC Antwort <strong>in</strong> <strong>der</strong> Patientengruppe verbunden<br />

und die Verarbeitung von Verlustvermeidung war im ventralen<br />

Striatum verän<strong>der</strong>t. Die Stärke <strong>der</strong> Wahnsymptomatik korrelierte<br />

mit e<strong>in</strong>er verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Reaktion auf Verlustvermeidung im MPFC.<br />

Zwischen dem MPFC und dem ventralen Striatum bestand e<strong>in</strong>e<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te funktionelle Konnektivität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Patientengruppe.<br />

Diese Ergebnisse zeigen e<strong>in</strong>e differentielle Störung <strong>der</strong> Belohnungsrückkopplung<br />

von Gew<strong>in</strong>n und Verlustvermeidung im ventralen<br />

Striatum und im MPFC bei unbehandelten schizophrenen Patienten<br />

sowie e<strong>in</strong>e reduzierte Konnektivität zwischen diesen beiden<br />

Arealen. Die Korrelation zwischen Wahnsymptomatik und MPFC<br />

Aktivierung während Verlustvermeidungsfeedback legt nahe, dass<br />

trotz fehlendem Gruppenunterschied e<strong>in</strong>e Störung <strong>in</strong> dieser Region<br />

mit verstärktem Wahnerleben verbunden se<strong>in</strong> könnte beispielsweise<br />

über e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Realitätskontrolle.<br />

003<br />

Rolle des fronto-striatalen Systems für soziale Kognition und<br />

Reward<br />

Georg Juckel (Ruhr-Universität, Psychiatrie, Bochum)<br />

M. Brüne<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Interaktion des präfrontalen Kortex (PFC) mit<br />

dem ventralen Striatum ist e<strong>in</strong>er zentralen Regulationsmechanismen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathophysiologie <strong>der</strong> Schizophrenie. In dieser werden<br />

wichtige kognitive und motvationale Prozesse verschaltet. So f<strong>in</strong>den<br />

sich kl<strong>in</strong>isch bei schizophrenen Patienten Defizite bzgl. sozialer<br />

Kognition,, aber auch <strong>in</strong> Bezug auf das Reagieren auf bedeutungsvolle<br />

und saliente Stimuli.<br />

Methode: E<strong>in</strong>e Reihe von fMRT-Experimenten wurde h<strong>in</strong>sichtlich<br />

sozialer Kognition und Motivation durchgeführt. Als Paradigmen<br />

wurden ToM-Bil<strong>der</strong>geschichten (Brüne et al. 2008) und <strong>der</strong> Monetary<br />

Incentive Delay (MID) Task (Juckel et al. 2007) benutzt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei vollmanifestierten schizophrenen Patienten<br />

kam es <strong>in</strong> beiden Paradigmen zur e<strong>in</strong>er gegenüber gesunden<br />

Kontrollen reduzierten Aktivität im medialen PFC (soziale<br />

Kognition) und im ventralen Striatum (Motivation). Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> diese Richtung konnte auch bei Patienten im Prodromalstadium<br />

gefunden werden. Dies deutet darauf h<strong>in</strong>, daß wichtigen<br />

dopam<strong>in</strong>erge Projektionbahnen, die mesokortikalen und die für<br />

das sog. mesolimbische dopma<strong>in</strong>erge Rewardsystem, bei schizoprhenen<br />

Patienten unterschiedlicher Verlaufsstadien gestört s<strong>in</strong>d,<br />

und damit zentrale neurokognitive und motivationale Leistungen<br />

nur unzureichend von ihnen hervorgebracht werden können.<br />

004<br />

Fronto-striatale Dysregulation bei kognitiven Kontrollprozessen<br />

schizophrener Patienten<br />

Kathr<strong>in</strong> Koch (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Jena, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das fronto-striatale System spielt sowohl im Rahmen<br />

allgeme<strong>in</strong>er Entscheidungs- und Kontrollprozesse als auch für das<br />

erfolgreiche Lernen auf Basis von Rückmeldung und Verstärkung


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle. Beide Prozesse s<strong>in</strong>d bekanntermaßen bei<br />

Patienten mit Schizophrenie oftmals bee<strong>in</strong>trächtigt. Daher wurde<br />

hier <strong>der</strong> Versuch unternommen, eventuelle Auffälligkeiten im Zusammenhang<br />

mit diesen Prozesse und <strong>der</strong>en neuronale Korrelate<br />

bei Patienten mit Schizophrenie mittels fMRT genauer zu charakterisieren.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er Studie mit <strong>der</strong> Sternberg Aufgabe, welche<br />

v. a. Speicher- und Entscheidungsprozesse erfor<strong>der</strong>t, fand sich e<strong>in</strong>e<br />

fronto-striatale Hypoaktivierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Patienten im<br />

Zusammenhang mit dem korrekten Abruf verbaler Informationen<br />

aus dem Arbeitsgedächtnis. E<strong>in</strong>e weitere Studie, <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong> Paradigma<br />

zum probabilistischen Belohungslernen zur Anwendung kam,<br />

för<strong>der</strong>te bei Patienten e<strong>in</strong>e signifikant bee<strong>in</strong>trächtigte Lernleistung<br />

<strong>in</strong> Zusammenhang mit e<strong>in</strong>er striato-c<strong>in</strong>gulären Hypoaktivierung<br />

bei <strong>der</strong> Verarbeitung erwartungsbezogenem Feedbacks zu Tage.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse <strong>der</strong> Studien deuten somit<br />

darauf h<strong>in</strong>, dass fronto-striatale Aktivierungsauffälligkeiten sowohl<br />

bei erfolgreichem Prozessieren ohne Rückmeldung als auch bei bee<strong>in</strong>trächtigter<br />

Verarbeitung rückmeldungsbezogener Entscheidungen<br />

psychopathologisch relevant s<strong>in</strong>d.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 20<br />

S-023 Symposium<br />

Interaktion von Gen, Umwelt und Gehirn bei Psychosen<br />

Vorsitz: T. Kircher (Marburg), J. Gall<strong>in</strong>at (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Genetik <strong>der</strong> präfrontalen Aktivierungsdefizite bei Schizophrenie:<br />

Modulation durch Nikot<strong>in</strong> und Dopam<strong>in</strong><br />

Jürgen Gall<strong>in</strong>at (Charité Campus Mitte, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Berl<strong>in</strong>)<br />

W. deMillas, J. Rentzsch<br />

Zigarettenkonsum als Umweltfaktor mit hoher Prävalenz bei Schizophrenie<br />

hat e<strong>in</strong>en beträchtlichen E<strong>in</strong>fluss auf zerebrale Struktur<br />

und Funktion. Nikot<strong>in</strong>abusus bei Gesunden ist assoziiert mit strukturellen,<br />

funktionellen und kognitiven Defiziten die <strong>in</strong> Teilen auch<br />

bei schizophrenen Patienten zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Die Aufklärung genetischer<br />

Grundlagen für Nikot<strong>in</strong>zufuhr e<strong>in</strong>erseits und Schizophrenie<br />

an<strong>der</strong>erseits ist e<strong>in</strong> potentieller Weg die hohe Ko<strong>in</strong>zidenz und<br />

geme<strong>in</strong>same biologische Korrelate bei<strong>der</strong> Störungen zu entdecken<br />

und therapeutisch zu nutzen.<br />

002<br />

Genetisches Risiko für Psychosen und soziale Kognition<br />

Henrik Walter (Zentrum für Nervenheilkunde, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie, Bonn)<br />

003<br />

Novel susceptibility genes for schizophrenia and affective disor<strong>der</strong>s<br />

and their potential func tional relevance (Neue Risikogene<br />

schizophrener und affektiver Störungen und ihre mögliche funktionelle<br />

Bedeutung)<br />

Thomas G. Schulze (NIMH, Genetic Basis of Mood and Anxiety Disor<strong>der</strong>s,<br />

Bethesda, USA)<br />

Introduction: Genome-wide association studies (GWAS <strong>in</strong> bipolar<br />

disor<strong>der</strong> (BD) and schizophrenia (SZ) have highlighted several novel<br />

susceptibility genes.<br />

Method: The BD genes DGKH, CACNA1C, and ANK3 have been<br />

found at robust levels of significance and been replicated across<br />

samples. DGKH encodes diacylglycerol k<strong>in</strong>ase eta, a key prote<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

the lithium-sensitive phosphatidyl <strong>in</strong>ositol pathway. The CACNA1C<br />

gene encodes an alpha-1 subunit of a voltage-dependent calcium<br />

channel. The ANK3 gene encodes ankyr<strong>in</strong>-G, a large prote<strong>in</strong> whose<br />

neural-specific isoforms may help ma<strong>in</strong>ta<strong>in</strong> ion channels and cell<br />

adhesion molecules. For SZ, the gene ZNF804A has been identified.<br />

Its encoded prote<strong>in</strong> may be of importance for regulat<strong>in</strong>g gene<br />

expression.<br />

Discussion / Results: GWAS <strong>in</strong> BD and SZ have taught us the follow<strong>in</strong>g<br />

important lessons: 1) BD and SZ are polygenic disor<strong>der</strong>s.<br />

The contribution of each locus to risk of disease is modest and<br />

disease risk <strong>in</strong>creases substantially with the total burden of risk alleles<br />

carried. 2) The best f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs from GWAS do not necessarily<br />

fall with<strong>in</strong> those genes that have previously been widely studied.<br />

3) Pursu<strong>in</strong>g a “top-hits-only” strategy may prevent us from un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g<br />

the genetic complexity of BD and polygenic disor<strong>der</strong>s <strong>in</strong><br />

general. A detailed consi<strong>der</strong>ation of the wi<strong>der</strong> distribution of association<br />

signals across studies may prove to be a valuable strategy <strong>in</strong><br />

complex genetics. 4) Allelic heterogeneity may be an important factor<br />

<strong>in</strong> psychiatric disor<strong>der</strong>s. Allelic heterogeneity means that a phenotype<br />

can be caused by different alleles with<strong>in</strong> a gene; this phenomenon<br />

has been extensively observed <strong>in</strong> monogenic disor<strong>der</strong>s such<br />

as cystic fibrosis as well as <strong>in</strong> BRCA1/2-associated breast cancer.<br />

5) F<strong>in</strong>ally, as with other complex phenotypes, GWAS <strong>in</strong> psychiatric<br />

disor<strong>der</strong>s demonstrate that the variants identified so far only account<br />

for a small fraction of genetic variability. Future research will<br />

need to embark on several complementary approaches <strong>in</strong> or<strong>der</strong> to<br />

fill the yet “unexpla<strong>in</strong>ed” part of the variance.<br />

004<br />

S<strong>in</strong>gle genetic variants for schizophrenia and the effect on<br />

bra<strong>in</strong> structure and – function<br />

Axel Krug (Universität Marburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

T. Kircher<br />

The prevalent model of the aetiology of schizophrenia implicates<br />

<strong>in</strong>teractions of genetic variants and environmental factors that elevate<br />

the risk for the disor<strong>der</strong>. The heritability <strong>in</strong> liability to schizophrenia<br />

is estimated at about 50 – 80 %. So far, a number of susceptibility<br />

genes could be identified and replicated; among them are<br />

variants <strong>in</strong> NRG1, DTNBP, DISC1 and CACNA1C. Bra<strong>in</strong> imag<strong>in</strong>g<br />

techniques such as (f)MRI have been shown to be sensitive <strong>in</strong> detect<strong>in</strong>g<br />

the <strong>in</strong>fluence of these variants on an endophenotypic level.<br />

In a series of studies, the <strong>in</strong>fluence of several variants on bra<strong>in</strong><br />

structure and -function was analyzed and the results showed that<br />

s<strong>in</strong>gle variants already exert a profound <strong>in</strong>fluence <strong>in</strong> healthy subjects.<br />

These results could possibly shed more light on the pathogenetic<br />

mechanisms un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g the aetiology of psychiatric disor<strong>der</strong>s<br />

and might lead to novel <strong>in</strong>sights <strong>in</strong>to diagnosis, classification and<br />

therapeutic strategies of schizophrenia.<br />

269


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Dachgarten<br />

S-025 Symposium<br />

The mirror neuron system: Implications for ontogenesis and<br />

psychotherapy<br />

Vorsitz: T. Kircher (Marburg), F. B<strong>in</strong>kofski (Lübeck)<br />

001<br />

The mirror neuron system <strong>in</strong> social <strong>in</strong>teractions<br />

Sören Krach (Phillips Universität Marburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

F. Paulus, F. B<strong>in</strong>kofski, T. Kircher<br />

Fruitful <strong>in</strong>terpersonal communication depends on the un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g<br />

and <strong>in</strong>ference of the <strong>in</strong>teractions partners‘ <strong>in</strong>tentions and desires,<br />

a mechanism be<strong>in</strong>g referred to as hav<strong>in</strong>g a “theory of m<strong>in</strong>d”<br />

(ToM) (Premack and Woodruff 1978) or “m<strong>in</strong>d-read<strong>in</strong>g” (Frith &<br />

Happe, 1994; S<strong>in</strong>ger, 2006; Vogeley et al., 2001). This capability enables<br />

us to empathize, while on the other hand to manipulate the<br />

behaviour of our conspecifics. Neuroanatomically, the medial prefrontal<br />

cortex (mPFC), the superior temporal sulcus (STS) and the<br />

temporo-parietal junction (TPJ) have been implicated <strong>in</strong> the process<br />

of mental state attribution. The mirror neuron system provides<br />

a means to describe the function<strong>in</strong>g of mental state attribution dur<strong>in</strong>g<br />

social <strong>in</strong>teractions. It is stated that via simulation of mental<br />

states of an <strong>in</strong>teraction partner by, literally speak<strong>in</strong>g, “slipp<strong>in</strong>g <strong>in</strong>to<br />

the other person‘s shoes” (Harris 1992; Gallese 1998; Gallese 2007)<br />

one will be able to resonate the observed feel<strong>in</strong>gs, thoughts or desires<br />

of that person with<strong>in</strong> one‘s own m<strong>in</strong>d. Such simulation processes<br />

are of rather automatic nature and thus are hypothesized to be<br />

less controllable. Hence, <strong>in</strong> a series of fMRI studies we report the<br />

effects of gen<strong>der</strong>, opponent and appearance of a social <strong>in</strong>teraction<br />

partner on the neural activation pattern. The f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs contribute to<br />

a better un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g on how social <strong>in</strong>teractions are represented<br />

on a neural basis.<br />

002<br />

Intentionality of movement: mirror neuron system and theory of<br />

m<strong>in</strong>d<br />

Ferd<strong>in</strong>and B<strong>in</strong>kofski (Universität Lübeck, Neurologie)<br />

003<br />

The development of the mirror neuron system and its impairment<br />

<strong>in</strong> autism<br />

Mart<strong>in</strong> Schulte-Rüther (Child Neuropsychology Section, Dept. of<br />

Child and Adolescent Psychiatry University Hospital, Aachen)<br />

E. Greimel, E. Otte, I. Koch, M. Piefke, B. Herpertz-Dahlmann,<br />

K. Konrad<br />

E<strong>in</strong>leitung: Gegenwärtig wird kontrovers diskutiert, ob Dysfunktionen<br />

des Spiegelneuronensystems (SNS) e<strong>in</strong>e Ursache für die Defizite<br />

von Patienten mit Autismus Spektrum Störungen (ASS) im<br />

Bereich <strong>der</strong> sozialen Interaktion se<strong>in</strong> könnten. Gesunde K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

zeigen bereits früh bee<strong>in</strong>druckende Fähigkeiten, den emotionalen<br />

Gesichtsausdruck an<strong>der</strong>er Menschen <strong>in</strong>tuitiv zu erfassen und imitieren<br />

zu können. Dies könnte e<strong>in</strong>e Vorraussetzung für die Entwicklung<br />

komplexerer sozialer Fähigkeiten wie z. B. Empathie se<strong>in</strong>.<br />

Es ist bisher offen, welche Rolle das SNS für die Entwicklung dieser<br />

Fähigkeiten im Laufe des K<strong>in</strong>des- und Jugendalters spielt.<br />

Methode: Es werden zum e<strong>in</strong>en Befunde aus e<strong>in</strong>er Verhaltensstudie<br />

vorgestellt, bei <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche im Alter von 6 –<br />

18 Jahren mit Elektromyographie (EMG) untersucht wurden. Dabei<br />

wurde überprüft, <strong>in</strong>wiefern die Produktion von emotionalen<br />

Gesichtsausdrücken durch die Beobachtung von Fotos mit kongruenten<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong>kongruenten Gesichtsausdrücken bee<strong>in</strong>flusst wird.<br />

270<br />

In e<strong>in</strong>er funktionellen Bildgebungsstudie (fMRT) wurde die altersabhängige<br />

Entwicklung <strong>der</strong> neuronalen Korrelate von Empathie im<br />

Kontext von emotionalen Gesichtern untersucht (Teilnehmer: 8 –<br />

27 Jahre).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei <strong>der</strong> EMG-Studie zeigt sich für alle Alterstufen,<br />

dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> kongruenten Bed<strong>in</strong>gung (Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

von beobachtetem und produziertem Gesichtsausdruck) niedrigere<br />

Reaktionszeiten und ger<strong>in</strong>gere Fehlerraten als bei <strong>der</strong> Beobachtung<br />

von neutralen Gesichtern auftreten. Dies könnte auf neuronaler<br />

Ebene auf die Wirkung des SNS zurückzuführen se<strong>in</strong>.<br />

Alterseffekte zeigen sich vor allem bei <strong>der</strong> Fehlerrate <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>kongruenten<br />

Bed<strong>in</strong>gung. Bei <strong>der</strong> fMRT-Studie zeigt sich, dass Areale<br />

des SNS auch bei e<strong>in</strong>er Empathie-Aufgabe ohne direkte motorische<br />

Komponente aktiviert werden und dass diese Aktivierungen außerdem<br />

altersabhängig moduliert werden. Kl<strong>in</strong>ische Implikationen<br />

dieser Ergebnisse für Patienten mit ASS werden diskutiert.<br />

004<br />

Common cod<strong>in</strong>g of action-perception <strong>in</strong> socially relevant actions<br />

Ellen Otte (Aachen)<br />

U. Habel, A. Philipp, F. Schnei<strong>der</strong>, I. Koch<br />

The aim of the current study is to <strong>in</strong>vestigate the <strong>in</strong>teraction of action<br />

perception and action execution <strong>in</strong> socially relevant situations.<br />

Common cod<strong>in</strong>g theory assumes that perception and action have<br />

representations <strong>in</strong> common and share processes. The common cod<strong>in</strong>g<br />

theory is supported by work on motor imagery and the mirror<br />

neuron system, where perceiv<strong>in</strong>g an action partially activates the<br />

same neural circuits as actually execut<strong>in</strong>g the action. The current<br />

project uses the common cod<strong>in</strong>g theory to expla<strong>in</strong> process<strong>in</strong>g of<br />

socially relevant <strong>in</strong>formation. Participants viewed male and female<br />

faces with both happy and angry facial expressions. Participants<br />

were asked to either respond to the gen<strong>der</strong> of the depicted person<br />

with a smile or frown. We measured the reaction time us<strong>in</strong>g EMG.<br />

The data showed higher reaction times and error rates <strong>in</strong> <strong>in</strong>congruent<br />

trials (e. g. smile, when a female person showed an angry face)<br />

when compared to congruent trials. This <strong>in</strong>dicates that observ<strong>in</strong>g a<br />

facial expression activates a strong tendency to produce a similar<br />

expression even if the observed expression is task irrelevant. These<br />

results un<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e the common cod<strong>in</strong>g theory.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Raum 44<br />

S-050 Symposium<br />

Oxytoc<strong>in</strong> effects on social-cognitive bra<strong>in</strong> functions<br />

Vorsitz: S. C. Herpertz (Heidelberg), M. He<strong>in</strong>richs (Freiburg im Breisgau)<br />

001<br />

Genetic variations of neuropeptid receptors and bra<strong>in</strong> function<br />

Andreas Meyer-L<strong>in</strong>denberg (ZI für Seelische Gesundheit, Mannheim)<br />

Introduction: Neuropeptides are essential mediators of social<br />

behav ior <strong>in</strong> mammals, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g humans. Variations <strong>in</strong> the genes<br />

en cod<strong>in</strong>g the bra<strong>in</strong> receptors for oxytoc<strong>in</strong> (OXTR) and vasopress<strong>in</strong><br />

(AVPR1A) have been l<strong>in</strong>ked to risk for autism, a heritable disor<strong>der</strong><br />

with pronounced abnormalities <strong>in</strong> social recognition and function,<br />

and to social-behavioral phenotypes and temperament <strong>in</strong> healthy<br />

humans.<br />

Method: Here, we use imag<strong>in</strong>g genetics, an approach to comb<strong>in</strong>e<br />

genetic assessment with multimodal neuroimag<strong>in</strong>g to discover<br />

neural systems l<strong>in</strong>ked to genetic abnormalities or variation, to iden-


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

tify neural systems l<strong>in</strong>ked to neuropeptide receptor genetic variation.<br />

Discussion / Results: In AVPR1A, we found that differential activation<br />

of amygdala is observed <strong>in</strong> carriers of risk alleles for RS3 and<br />

RS1. Alleles <strong>in</strong> RS1 previously reported to be significantly over- and<br />

un<strong>der</strong>transmitted to autistic probands showed oppos<strong>in</strong>g effects on<br />

amygdala activation. Furthermore, we show functional difference<br />

<strong>in</strong> human bra<strong>in</strong> between short and long repeat lengths that mirror<br />

f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs recently obta<strong>in</strong>ed <strong>in</strong> a correspond<strong>in</strong>g variant <strong>in</strong> voles. In<br />

OXTR, sex-specific effects on amygdala-hypothalamic-prefrontal<br />

circuits can be def<strong>in</strong>ed that mediate genetic effects on temperament<br />

such as reward dependence. Our results <strong>in</strong>dicate a neural mechanism<br />

mediat<strong>in</strong>g genetic risk for autism through an impact on<br />

amygdala signall<strong>in</strong>g and provide a rationale for explor<strong>in</strong>g therapeutic<br />

strategies aimed at abnormal amygdala function <strong>in</strong> this disor<strong>der</strong>.<br />

002<br />

Effects of oxytoc<strong>in</strong> on emotion recognition<br />

Gregor Domes (Universität Zürich, Abt. für Psychologie, Schweiz)<br />

E. Kumbier, A. Ste<strong>in</strong>er, K. Hauenste<strong>in</strong>, M. He<strong>in</strong>richs, S. Herpertz<br />

Introduction: Recent human research has focused on the behavioural<br />

significance of neuropeptides, such as arg<strong>in</strong><strong>in</strong> vasopress<strong>in</strong><br />

and oxytoc<strong>in</strong>. It has been shown, for example, that oxytoc<strong>in</strong> suppresses<br />

behavioural and endocr<strong>in</strong>e responses to social stress and<br />

<strong>in</strong>creases trust <strong>in</strong> humans. Regard<strong>in</strong>g the role of oxytoc<strong>in</strong> <strong>in</strong> autism<br />

spectrum disor<strong>der</strong>s (ASD), a few studies have shown that genetic<br />

variations of the oxytoc<strong>in</strong> receptor might play a role <strong>in</strong> the pathogenesis.<br />

In addition, beneficial effects of exogenously adm<strong>in</strong>istered<br />

oxytoc<strong>in</strong> on ASD symptoms have been reported.<br />

Method: In a double-bl<strong>in</strong>d placebo controlled with<strong>in</strong>-subject design,<br />

we <strong>in</strong>vestigated the modulatory effects of <strong>in</strong>tranasally adm<strong>in</strong>istered<br />

oxytoc<strong>in</strong> on hemodynamic responses us<strong>in</strong>g functional magnetic<br />

resonance imag<strong>in</strong>g. Fourteen adult males with Asperger<br />

Syndrome were <strong>in</strong>vestigated <strong>in</strong> the present fMRI study. Oxytoc<strong>in</strong> or<br />

placebo was adm<strong>in</strong>istered 45 m<strong>in</strong>. prior to functional imag<strong>in</strong>g and<br />

an emotion recognition task. In addition to blood-oxygene level<br />

dependent responses, reaction times and error rates on the task<br />

were assessed.<br />

Discussion / Results: Compared to placebo, oxytoc<strong>in</strong> enhanced<br />

emotion recognition specifically from the eye region. Several bra<strong>in</strong><br />

regions known to be <strong>in</strong>volved <strong>in</strong> social cognition (anterior <strong>in</strong>sula,<br />

cuneus / precuneus, rostral anterior c<strong>in</strong>gulate cortex, and temporal<br />

parietal junction) showed oxytoc<strong>in</strong>-<strong>in</strong>duced <strong>in</strong>creased activity dur<strong>in</strong>g<br />

the process<strong>in</strong>g of eye stimuli, which was associated with improved<br />

emotion recognition. Oxytoc<strong>in</strong>-<strong>in</strong>duced facilitation of so cial<br />

cognition might be a crucial prerequisite for social approach behavior<br />

and may compensate for some of the specific deficits <strong>in</strong> emotion<br />

recognition <strong>in</strong> ASD.<br />

003<br />

Childhood trauma and CSF oxytoc<strong>in</strong> concentrations <strong>in</strong> Adults<br />

Christ<strong>in</strong>e M. Heim (University School of Medic<strong>in</strong>e, Department of<br />

Psychiatry, Atlanta GA, USA)<br />

Introduction: Early-life disruption of the parent-child relationship,<br />

e.g., <strong>in</strong> the form of abuse, neglect or loss, dramatically <strong>in</strong>creases risk<br />

for psychiatric, as well as certa<strong>in</strong> medical, disor<strong>der</strong>s <strong>in</strong> adulthood.<br />

The neuropeptide oxytoc<strong>in</strong> (OT) plays a sem<strong>in</strong>al role <strong>in</strong> mediat<strong>in</strong>g<br />

social affiliation, attachment, social support, maternal behavior,<br />

and trust, as well as protection aga<strong>in</strong>st stress and anxiety. We therefore<br />

exam<strong>in</strong>ed central nervous system (CNS) OT activity after earlylife<br />

adversity <strong>in</strong> adult women.<br />

Method: We measured OT concentrations <strong>in</strong> cerebrosp<strong>in</strong>al fluid<br />

(CSF) collected from 22 medically healthy women, aged 18 – 45 years,<br />

categorized <strong>in</strong>to those with none-mild versus those with mo<strong>der</strong>ate-<br />

severe exposure to various forms of childhood abuse or neglect.<br />

Discussion / Results: Exposure to maltreatment was associated<br />

with decreased CSF OT concentrations. A particularly strong effect<br />

was identified for emotional abuse. There were <strong>in</strong>verse associations<br />

between CSF OT concentrations and the number of exposure categories,<br />

the severity and duration of the abuse, and current anxiety<br />

rat<strong>in</strong>gs. In conclusion, childhood adversity is associated with deficient<br />

CNS oxytoc<strong>in</strong>ergic activity <strong>in</strong> adulthood, support<strong>in</strong>g a mechanism<br />

by which early social experience may <strong>in</strong>fluence adaptation<br />

and health throughout the lifespan. Research <strong>in</strong>to the “social bra<strong>in</strong>”<br />

may lead to new methods to prevent and reverse the adverse outcomes<br />

of childhood adversity.<br />

004<br />

Oxytoc<strong>in</strong> and social support <strong>in</strong> social phobia<br />

Bernadette von Dawans (Universität Zürich, Abt. für Psychologie)<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 5<br />

S-064 Symposium<br />

Modularity of mental disor<strong>der</strong>s<br />

Vorsitz: R. J. Seitz (Düsseldorf), J. Zielasek (Düsseldorf)<br />

001<br />

Empathy and alexithymia – modular concepts?<br />

Rüdiger J. Seitz (He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e Universität, Düsseldorf Neurologie)<br />

Introduction: Empathy refers to the mental state of experienc<strong>in</strong>g<br />

an emotion generated by oneself and experienc<strong>in</strong>g an emotion<br />

observ ed <strong>in</strong> somebody else. Accord<strong>in</strong>gly, empathy has a cognitive<br />

com ponent related to the un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g of someone else‘s mental<br />

state and an affective component related to experienc<strong>in</strong>g an emotion.<br />

Method: Recent cognitive neuroscience studies explor<strong>in</strong>g the neural<br />

correlates of human empathy will be reviewed.<br />

Discussion / Results: It will be shown that the cognitive component<br />

of empathy is closely related to the default subjective perspective<br />

<strong>in</strong>volv<strong>in</strong>g the medial frontal gyrus and the adjacent anterior c<strong>in</strong>gulate<br />

as major relay nodes <strong>in</strong> a large-scale cortico-subcortical network.<br />

Dynamic electrophysiological and hemodynamic record<strong>in</strong>gs<br />

have revealed a rapid and susta<strong>in</strong>ed recruitment of the frontal midl<strong>in</strong>e<br />

structures <strong>in</strong> the time frame of some 100 ms up to more than<br />

1000 ms related to the process<strong>in</strong>g of emotional aspects of sensory<br />

stimuli. Thereby, the medial frontal cortex contributes to top-down<br />

modulation of sensory areas reflect<strong>in</strong>g value judgment as an critical<br />

step <strong>in</strong> decision mak<strong>in</strong>g and self-control of action <strong>in</strong> the social environment.<br />

In alexithymia these mental functions are impaired as a<br />

result of structural and functional abnormalities of the frontal midl<strong>in</strong>e<br />

structures. The f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs raise the perspective that the un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g<br />

of mental disor<strong>der</strong>s may be advanced by the exploration of<br />

functional units relayed <strong>in</strong> the medial frontal cortex.<br />

002<br />

Bra<strong>in</strong> modules un<strong>der</strong> genetic control<br />

Andreas Meyer-L<strong>in</strong>denberg (ZI für Seelische Gesundheit, Mannheim)<br />

Introduction: Bra<strong>in</strong> modules are characterized by their relative position<br />

<strong>in</strong> the complex connectivity network support<strong>in</strong>g bra<strong>in</strong> structure<br />

and function. S<strong>in</strong>ce connectivity features have been pursued as<br />

<strong>in</strong>termediate phenotypes for genetic variants l<strong>in</strong>ked to psychiatric<br />

disor<strong>der</strong>s, this implies the possibility of genetic control over modules<br />

def<strong>in</strong>ed by such systems-level connectivity features.<br />

271


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

Method: Imag<strong>in</strong>g genetics is an approach to comb<strong>in</strong>e genetic assessment<br />

with multimodal neuroimag<strong>in</strong>g to discover neural systems<br />

l<strong>in</strong>ked to genetic abnormalities or variation. Here, we report<br />

results obta<strong>in</strong>ed from apply<strong>in</strong>g this strategy to both structural connectivity<br />

and functional connectivity data. In the microdeletion<br />

disor<strong>der</strong>, Williams-Beuren-Syndrome, we show that neuropsychologically<br />

„modular“ abnormalities can be mapped on critical nodes<br />

<strong>in</strong> the process<strong>in</strong>g stream for visual function. In schizophrenia,<br />

us<strong>in</strong>g data from candidate genes (DARPP-32, AKT1), and genomewide<br />

significant variants (ZNF804A), systems-level connectivity<br />

networks un<strong>der</strong> genetic control can be identified.<br />

Discussion / Results: Remarkable similarities are observed across<br />

modalities and scales of description. Features of connectivity, def<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

modularity, often better account for behavioral effects of genetic<br />

variation than regional parameters of activation or structure.<br />

These data provide convergent evidence for genetic control <strong>in</strong> humans<br />

over bra<strong>in</strong> modules, whose characterization has promise for<br />

identify<strong>in</strong>g neural systems mediat<strong>in</strong>g genetic risk for complex human<br />

behavior and psychiatric disease.<br />

003<br />

Quantify<strong>in</strong>g modularity <strong>in</strong> bra<strong>in</strong> structure and function<br />

Edward Bullmore (University of Cambridge, Bra<strong>in</strong> Mapp<strong>in</strong>g Unit,<br />

UK)<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Salon 11/12<br />

S-068 Symposium<br />

Neurobiologische Korrelate von Psychotherapie<br />

Vorsitz: S. C. Herpertz (Heidelberg), U. Habel (Aachen)<br />

001<br />

Neurofunktionelle Verän<strong>der</strong>ungen unter Psychotherapie bei<br />

Angststörungen<br />

Tilo Kircher (Universität Marburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Cognitive models of panic disor<strong>der</strong> (PD) postulate that the development<br />

of a panic attack is triggered by the <strong>in</strong>teraction of environmental<br />

(external) threat related perceptions and <strong>in</strong>ternal autonomic<br />

processes. Recent f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs from animal experiments and bra<strong>in</strong><br />

imag<strong>in</strong>g data from humans po<strong>in</strong>t to emotion regulation strategies<br />

(probably mediated by the pre-frontal cortex) as an important factor<br />

of exposure based learn<strong>in</strong>g dur<strong>in</strong>g CBT (see also Bishop 2008,<br />

Frewen et al 2008). It has been suggested that toleration of fear and<br />

the development of new, non-threat associations may be substantial<br />

and critical components of successful exposure therapy (see Craske<br />

et al., 2008). The most important neurobiological system <strong>in</strong>volved<br />

<strong>in</strong> the onset and ma<strong>in</strong>tenance of PD is the “fear circuit”. An own<br />

project will be presented with data from 86 PD patients studied<br />

with fMRI before and after CBT. Particularly the amagdaly response<br />

seems to be modulated by psychotherapeutic <strong>in</strong>terventions. The<br />

neurobiological mechanisms of the fear circuit <strong>in</strong>volved <strong>in</strong> the onset<br />

and course of PD as well as their characteristics before and after<br />

CBT therapy will be reviewed to provide a better un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g<br />

and ultimately to improve current treatment strategies.<br />

272<br />

002<br />

Neuronale Korrelate psychotherapeutischer Effekte bei <strong>der</strong><br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

Sab<strong>in</strong>e C. Herpertz (Kl<strong>in</strong>ik für Allgem. Psychiatrie, <strong>der</strong> Universität<br />

Heidelberg)<br />

L. Schulze, K. Schnell<br />

Die Darstellung hirnfunktioneller Korrelate von Psychotherapieeffekten<br />

könnte, so ist die Erwartung, Rückschlüsse auf die Wirkmechanismen<br />

umschriebener psychotherapeutischer Interventionen<br />

erlauben und im besten Fall ermöglichen, Prädiktoren für das<br />

Ansprechen auf unterschiedliche Therapiemethoden o<strong>der</strong> für e<strong>in</strong>en<br />

drohenden Rückfall zu detektieren. Zu Psychotherapieeffekten<br />

bei Persönlichkeitsstörungen liegt nur e<strong>in</strong>e sehr begrenzte Datenlage<br />

vor, die vor allem auf Effekte <strong>in</strong> Arealen verweisen, die an <strong>der</strong><br />

Affektregulation beteiligt s<strong>in</strong>d. So konnte bei Therapie-Respon<strong>der</strong>n<br />

vor allem e<strong>in</strong>e Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> amygdalaren Aktivität erzielt<br />

werden sowie die Aktivität präfrontaler Areale moduliert werden.<br />

Im Weiteren ist von Interesse, welche neurobiologischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

unter spezifischen psychotherapeutischen Interventionen,<br />

wie z.B. kognitive Umstrukturierung beobachtet werden können?<br />

Auch hierzu liegen bei <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung erste<br />

Befunde vor, die vor allem auf e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Aktivität <strong>in</strong><br />

orbitofrontalen und damit affektregulatorischen Arealen verweisen.<br />

Insgesamt steckt die neurobiologische Forschung zu Psychotherapieeffekten<br />

<strong>in</strong>sgesamt und bei diesem Störungsbild im Beson<strong>der</strong>en<br />

noch <strong>in</strong> ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>schuhen und hat noch viele methodische<br />

Probleme zu lösen, bevor verlässliche Schlüsse zu differentiellen<br />

Effekten psychotherapeutischer Interventionen gezogen werden<br />

können.<br />

003<br />

Emotionsregulation durch somato-sensorische Reize bei <strong>der</strong><br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Störung<br />

Christian Schmahl (ZI für Seelische Gesundheit, Psychosomatik,<br />

Mannheim)<br />

I. Niedtfeld<br />

E<strong>in</strong>leitung: Patienten mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung (BPS)<br />

erleben <strong>in</strong>tensive Emotionen und weisen e<strong>in</strong> reduziertes Repertoire<br />

an Strategien zur Emotionsregulation auf. Ebenso verletzen sich<br />

viele Patienten (69 – 80 %) selbst, um e<strong>in</strong>e Reduktion aversiver<br />

<strong>in</strong>nerer Anspannung zu erreichen. Gleichzeitig ist bei BPS e<strong>in</strong>e<br />

verän<strong>der</strong>te Wahrnehmung und Verarbeitung von Schmerz zu beobachten,<br />

was sich auf neuronaler Ebene <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er verr<strong>in</strong>gerten Aktivierung<br />

<strong>der</strong> Amygdala und des Anterioren C<strong>in</strong>gulums nach<br />

Schmerzreizen äußert. Dies könnte als neuronales Korrelat <strong>der</strong> von<br />

Patienten berichteten Entspannung durch Selbstverletzung <strong>in</strong>terpretiert<br />

werden und führt zu <strong>der</strong> Fragestellung, ob Schmerz bei Patienten<br />

mit BPS die Rolle e<strong>in</strong>er Strategie zur Emotionsregulation<br />

e<strong>in</strong>nimmt, <strong>in</strong>dem die Aufmerksamkeit von belastenden Emotionen<br />

weg gelenkt wird.<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden fMRI-Studie an 20 Patienten mit<br />

BPS und 20 Kontrollprobanden (HC) wurden durch Bil<strong>der</strong> mit negativer<br />

(vs. neutraler) Valenz Emotionen <strong>in</strong>duziert, danach durch<br />

<strong>in</strong>dividuell angepasste thermale Stimuli e<strong>in</strong> Hitzeschmerz (vs. Wärmeempf<strong>in</strong>dung)<br />

ausgelöst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Patienten zeigen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Initialphase nach<br />

negativen Bil<strong>der</strong>n im Unterschied zu neutralen Stimuli e<strong>in</strong>e stärkere<br />

Aktivierung von Amygdala, Insel und ACC auf. In Insel und<br />

ACC f<strong>in</strong>den sich außerdem Unterschiede <strong>in</strong> den Aktivierungsmustern<br />

zwischen <strong>der</strong> Initial- und Regulationsphase. Schmerzhafte<br />

Reize sche<strong>in</strong>en also e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Emotionsregulation<br />

bei <strong>der</strong> BPS e<strong>in</strong>zunehmen.


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

004<br />

Multidimensionale Charakterisierung von emotionalen Dysfunktionen<br />

und therapeutische Möglichkeiten am Beispiel <strong>der</strong> Depression<br />

und Schizophrenie<br />

Ute Habel (Universitätskl<strong>in</strong>ik Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Evaluation psycho- wie auch pharmakotherapeutischer<br />

Interventionen und die Variabilität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Responsivität auf<br />

diese Therapien stellt <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen Forschung nach wie<br />

vor e<strong>in</strong>e große Herausfor<strong>der</strong>ung dar. Die funktionelle Bildgebung<br />

erlaubt e<strong>in</strong>e Charakterisierung <strong>der</strong> zerebralen Dysfunktionen und<br />

e<strong>in</strong>e Effektivitätsprüfung verschiedener therapeutischer Verfahren<br />

neben <strong>der</strong> üblichen Outcomevariablen und ermöglicht auch Untersuchungen<br />

zu den differenziellen Effekten unterschiedlicher Verfahren.<br />

Zudem besteht nach wie vor die Notwendigkeit, Therapieformen<br />

zu entwickeln und auch zu prüfen, die spezifisch auf e<strong>in</strong>e<br />

Verbesserung <strong>der</strong> emotionalen Fähigkeiten und Fertigkeiten schizophrener<br />

und depressiver Patienten ausgerichtet s<strong>in</strong>d.<br />

Methode: Es werden verschiedene Längsschnittstudien zu den<br />

Effekten e<strong>in</strong>es emotionalen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs bei schizophrenen Patienten<br />

dargestellt wie auch pharmakologische Therapieeffekte. Bei depressiven<br />

Patienten wird e<strong>in</strong> standardisiertes Humortra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> Bezug<br />

auf die Humorverarbeitung und die zugrunde liegenden zerebralen<br />

Netzwerke geprüft.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen vor allem <strong>in</strong> frontotemporo-parietalen<br />

Arealen Normalisierungen <strong>der</strong> Aktivierungsmuster<br />

bei emotionalen Anfor<strong>der</strong>ungen und <strong>in</strong>sgesamt positive<br />

Verhaltenseffekte <strong>der</strong> psychotherapeutischen wie auch medikamentöser<br />

Therapien bei Schizophrenen. Die Verwendung von Humor<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie ersche<strong>in</strong>t ebenfalls vielversprechend und wird von<br />

den Patienten sehr gut akzeptiert. Auffälligkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hirnaktivierung<br />

<strong>in</strong> anterior c<strong>in</strong>gulären, frontalen und Amygdalaarealen bilden<br />

sich <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Therapie zurück und zeigen damit Normalisierungen<br />

<strong>in</strong> für Emotionen relevanten Arealen an. Hier bietet sich<br />

möglicherweise e<strong>in</strong>e Ausweitung auch auf weitere Patientengruppen<br />

an. Damit eignet sich die funktionelle Kernsp<strong>in</strong>tomographie<br />

beson<strong>der</strong>s auch für die Evaluation therapeutischer Interventionen.<br />

Zukünftig müssen stärker auch prädiktive Aspekte unter Verwendung<br />

bildgeben<strong>der</strong> Verfahren verfolgt werden.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Salon 13/14<br />

S-069 Symposium<br />

Deep bra<strong>in</strong> stimulation <strong>in</strong> psychiatry: New strategies, cl<strong>in</strong>ical<br />

efficacy, and deeper <strong>in</strong>sight<br />

Vorsitz: I. Vernaleken (Aachen), J. Kuhn (Köln)<br />

001<br />

New and Different Anatomic Structures as Targets for DBS <strong>in</strong> Obsessive<br />

Compulsive Disor<strong>der</strong> and Tourette Syndrome<br />

Jens Kuhn (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Köln, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

E.-H. Kim, D. Lenartz, V. Sturm, W. Huff, J. Klosterkötter<br />

The first mental disor<strong>der</strong>s to be treated experimentally by DBS were<br />

obsessive compulsive disor<strong>der</strong> (OCD) and Tourette syndrome (TS)<br />

<strong>in</strong> 1999. S<strong>in</strong>ce then a number of highly promis<strong>in</strong>g studies with<br />

small samples of patients have been published, <strong>in</strong> which impressive<br />

therapeutic outcomes un<strong>der</strong> application of DBS <strong>in</strong> otherwise treatment-resistant<br />

OCD and TS have been reported. As a consequence<br />

<strong>in</strong> February 2009, the FDA enunciated a limited approval to treat<br />

OCD by DBS. Nevertheless the most optimal target area for DBS <strong>in</strong><br />

OCD and TS is still be<strong>in</strong>g discussed. Last year four different resear-<br />

cher groups reviewed 26 patients with OCD <strong>in</strong> which a similar bilateral<br />

DBS approach to the <strong>in</strong>ternal capsule and the neighbour<strong>in</strong>g<br />

nucleus accumbens was used. In Cologne s<strong>in</strong>ce 2002 the efficacy of<br />

unilateral only rightsided DBS of the nucleus accumbens <strong>in</strong> OCD is<br />

un<strong>der</strong> <strong>in</strong>vestigation <strong>in</strong> a randomized sham controlled design. The<br />

one year effects of the unilateral approach were nearly comparable<br />

with previous studies present<strong>in</strong>g bilateral stimulation of the <strong>in</strong>ternal<br />

capsule <strong>in</strong> treatment resistant OCD. F<strong>in</strong>ally even the stimulation<br />

of the subthalamic nucleus was efficient to treat OCD-symptoms,<br />

although this approach was associated with a substantial risk<br />

of serious adverse events. In TS most workgroups have targeted<br />

thalamic structures for DBS and could achieve tic reduction rates<br />

between 31 % and 95 %. But also other subcortical nuclei were used<br />

as target for DBS and proved efficacy. Maybe <strong>in</strong> future deep bra<strong>in</strong><br />

stimulation for OCD and TS has to utilize different and specific<br />

target regions depend<strong>in</strong>g on <strong>in</strong>dividual cl<strong>in</strong>ical phenomenology.<br />

002<br />

Modulation of Dopam<strong>in</strong>e Transmission by DBS <strong>in</strong> Tourette‘s<br />

Syndrome<br />

Ingo Vernaleken (RWTH Aachen, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Introduction: Deep bra<strong>in</strong> stimulation (DBS) has proven efficacy <strong>in</strong><br />

therapy resistant Tourette‘s syndrome (GTS). If the symptomatology<br />

is highly disruptive and the quality of life is massively disturbed<br />

DBS can be consi<strong>der</strong>ed to be ethically acceptable. However, the<br />

choice of target areas and stimulation parameters is pr<strong>in</strong>cipally<br />

based on empirical knowledge because the un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g physiological<br />

pr<strong>in</strong>ciples of DBS are not entirely un<strong>der</strong>stood, yet. To this end,<br />

we performed a positron-emission tomography <strong>in</strong>vestigation (PET)<br />

<strong>in</strong> or<strong>der</strong> to elucidate DBS-effects on dopam<strong>in</strong>e transmission.<br />

Method: Two patients suffer<strong>in</strong>g from treatment resistant GTS<br />

(age: both 22 yrs.) un<strong>der</strong>went bithalamical DBS approximately six<br />

months before the PET-scans. Both of the patients improved significantly<br />

<strong>in</strong> their symptomatology. Two PET-scans by the use of the<br />

high-aff<strong>in</strong>ity D2/3-receptor ligand [18F]fallypride (FP) have been<br />

performed un<strong>der</strong> on- as well as un<strong>der</strong> off-conditions (DBS). The<br />

scans necessarily had to be performed un<strong>der</strong> anesthesia (propofol /<br />

remifentanyl) due to head movements dur<strong>in</strong>g the 4 hour scan procedure.<br />

Discussion / Results: There was a significant reduction of FP-<br />

b<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g-potentials (BP) <strong>in</strong> the thalamus <strong>in</strong> both of the patients <strong>in</strong> a<br />

range between 6 to 16 %. All of the other regions showed no or only<br />

little changes <strong>in</strong> BPs. Ligand b<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g un<strong>der</strong> both conditions was<br />

strongly upregulated if compared to healthy control subjects of similar<br />

age (approximately +100 % <strong>in</strong> the thalamus). This is the first<br />

detection of bithalamical DBS-effects on the dopam<strong>in</strong>e transmission,<br />

suggest<strong>in</strong>g a strong <strong>in</strong>hibition of dopam<strong>in</strong>e release caused by<br />

DBS. The strik<strong>in</strong>g specify of these effects supports this <strong>in</strong>terpretation.<br />

However, an immense upregulation of FP-BPs may be a h<strong>in</strong>t<br />

towards counterregulative effects that may occur due to DBS and<br />

may be responsible for the slow process of recurrence of symptoms.<br />

003<br />

What can DBS teach us about Function and Dysfunction of Circuit<br />

Process<strong>in</strong>g of Affective Stimuli?<br />

Thomas Schläpfer (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Introduction: Deep bra<strong>in</strong> stimulation (DBS) ) is a well-established<br />

procedure that refers to stereotactic placement of uni- or bilateral<br />

electrodes <strong>in</strong> a given bra<strong>in</strong> region with electrodes connected to<br />

a neurostimulator implanted un<strong>der</strong> the sk<strong>in</strong> of the chest. It is a<br />

FDA approved method for control of severe forms of tremor <strong>in</strong><br />

Park<strong>in</strong>son’s disease, essential tremor and primary dystonia. Re-<br />

273


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

cently, it has been proposed as a putative treatment <strong>in</strong> very treatment<br />

resistant major depression. It might be, that more focused,<br />

targeted treatment approaches that modulat<strong>in</strong>g well def<strong>in</strong>ed targets<br />

with<strong>in</strong> affective networks <strong>in</strong> the bra<strong>in</strong> will prove a more effective<br />

approach to help treatment-resistant patients. Deep Bra<strong>in</strong> Stimulation<br />

(DBS) allows the neuromodulation of sites <strong>in</strong> the bra<strong>in</strong> known<br />

to be implicated <strong>in</strong> major depression.<br />

Method: We studied antidepressant effects of bilateral DBS to the<br />

nucleus accumbens <strong>in</strong> ten patients who were <strong>in</strong>cluded <strong>in</strong> a protocol<br />

for resistant depression for up to two years. In addition, we recorded<br />

electrophysiological activity from the nucleus accumbens<br />

for two days after implantation<br />

Discussion / Results: DBS <strong>in</strong>duced to significant reduction <strong>in</strong> depression<br />

severity rat<strong>in</strong>gs and neuropsychological improvements. As<br />

of now, it cannot be assumed that DBS will cure treatment refractory<br />

depression. Cl<strong>in</strong>ical usefulness of DBS approaches still needs<br />

to be demonstrated conv<strong>in</strong>c<strong>in</strong>gly. Hypothesis guided Deep Bra<strong>in</strong><br />

Stimulation of different targets may reveal more <strong>in</strong>formation on the<br />

un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g neurobiology of depression and could be an <strong>in</strong> terest<strong>in</strong>g<br />

putative new antidepressant approach.<br />

004<br />

Changes <strong>in</strong> Performance Monitor<strong>in</strong>g after Deep Bra<strong>in</strong> Stimulation<br />

Theo Gründler (MPI f. neurologische Forschung, Köln)<br />

Introduction: Obsessive-Compulsive Disor<strong>der</strong> (OCD) has been<br />

related to hyperactive cortical-striatal-thalamic pathways. The same<br />

pathways supposed to be engaged <strong>in</strong> action monitor<strong>in</strong>g manifest <strong>in</strong><br />

an event related bra<strong>in</strong> component of electroencephalography – the<br />

error-related negativity (ERN). Larger amplitudes for OCD Pa tients<br />

of this EEG component have reliably been found <strong>in</strong> numerous studies<br />

us<strong>in</strong>g simple forced choice reaction time tasks. Deep bra<strong>in</strong> stimulation<br />

(DBS) is a method used to treat severe and otherwise<br />

treatment-resistant psychiatric disor<strong>der</strong>s. We wanted to test the effect<br />

of DBS <strong>in</strong> OCD on this cortical-striatal-thalamic pathways and<br />

the ERN as expression of performance monitor<strong>in</strong>g.<br />

Method: To observe the <strong>in</strong>fluence of high frequency DBS <strong>in</strong> the<br />

nucleus accumbens on action monitor<strong>in</strong>g we recorded ERPs from<br />

patients engaged <strong>in</strong> a forced choice reaction time task. One record<strong>in</strong>g<br />

dur<strong>in</strong>g high frequency stimulation and one after a twenty-four<br />

hour period without neural stimulation.<br />

Discussion / Results: Prelim<strong>in</strong>ary results <strong>in</strong>dicate, that neural stimulation<br />

of the nucleus accumbens leads to a reduced ERN amplitude.<br />

This effect was last<strong>in</strong>g beyond the twenty-four hours off-stimulation<br />

period. Thus patients after 24 hours without stimula tion<br />

still showed reduced amplitudes compared to a control group. An<br />

effect of plastic subcortical reorganization seems to be the likeliest<br />

source and <strong>in</strong>dicates the susta<strong>in</strong>ed therapeutic effect of this form of<br />

treatment <strong>in</strong> a connected and <strong>in</strong>teract<strong>in</strong>g model of bra<strong>in</strong> connectivity.<br />

Casuistics from a longitud<strong>in</strong>al study with DBS <strong>in</strong> the Nucleus<br />

accumbens further support this hypothesis.<br />

274<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal Oslo<br />

S-073 Symposium<br />

Imag<strong>in</strong>g genetics and the neural mechanisms of the major<br />

psychoses<br />

Vorsitz: H. Walter (Bonn), J. Gall<strong>in</strong>at (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Genetic risk for major mood disor<strong>der</strong>s and schizophrenia: new<br />

strategies<br />

Andreas Meyer-L<strong>in</strong>denberg (ZI für Seelische Gesundheit, Mannheim)<br />

Introduction: While it is clear that the major mood disor<strong>der</strong>s and<br />

schizophrenia and schizophrenia are highly heritable, identify<strong>in</strong>g<br />

mechanisms that mediate this risk, s<strong>in</strong>gly or <strong>in</strong> <strong>in</strong>teraction with the<br />

environment, rema<strong>in</strong>s a major challenge.<br />

Method: Imag<strong>in</strong>g genetics is an approach to comb<strong>in</strong>e genetic assessment<br />

with multimodal neuroimag<strong>in</strong>g to discover neural systems<br />

l<strong>in</strong>ked to genetic abnormalities or variation.<br />

Discussion / Results: Here, we report results obta<strong>in</strong>ed from apply<strong>in</strong>g<br />

this strategy to candidate genes (DARPP-32, AKT1), and genome-wide<br />

significant variants (ZNF804A, CACNA1C), emphasiz<strong>in</strong>g<br />

the del<strong>in</strong>eation of systems def<strong>in</strong>ed by convergent data across modalities<br />

and by connectivity, with an emphasis on prefrontal-striatal<br />

and prefrontal-hippocampal <strong>in</strong>teractions. We also discuss mechanisms<br />

of environmental risk for the psychoses. Translational approaches<br />

can identify neural mechanisms of genetic risk for the<br />

major psychoses. Future work should aim at translat<strong>in</strong>g these f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs<br />

<strong>in</strong>to therapy, and at us<strong>in</strong>g <strong>in</strong>termediate phenotypes <strong>in</strong> a forward<br />

genetics approach to identify and classify novel risk variants.<br />

002<br />

Functional dysconnectivity and genetic risk for schizophrenia<br />

Christ<strong>in</strong>e Essl<strong>in</strong>ger (ZI Mannheim)<br />

P. Kirsch, H. Walter, S. Erk, K. Schnell, L. Haddad, D. Mier, S. H. Witt,<br />

M. Rietschel, S. Cichon, A. Meyer-L<strong>in</strong>denberg<br />

Introduction: Recently, a genome wide significant risk SNP (s<strong>in</strong>gle<br />

nucleotide polymorphism) for psychosis <strong>in</strong> the gene ZNF804A has<br />

been discovered <strong>in</strong> a genome wide association study (GWAS)<br />

(O‘Donovan et al., Nat. Genet. 2008) and could be confirmed <strong>in</strong><br />

additional <strong>in</strong>dependent GWAS (The International Schizophrenia<br />

Consortium, Nature 2009). Because dysconnectivity has been proposed<br />

as possible cause un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g the pathophysiology of schizophrenia,<br />

we <strong>in</strong>vestigated the impact of the ZNF804A variant on<br />

functional connectivity with<strong>in</strong> the work<strong>in</strong>g memory (WM) network<br />

and could show that dur<strong>in</strong>g a WM task, healthy risk allele<br />

carriers showed changes <strong>in</strong> connectivity comparable to that found<br />

<strong>in</strong> schizophrenia (Essl<strong>in</strong>ger, Walter, Kirsch et al., Science 2009).<br />

However, it was unclear whether this result is cognitively specific or<br />

reflective of a general abnormality of connectivity. Therefore we<br />

tested whether a similar effect could be identified <strong>in</strong> the WM network<br />

dur<strong>in</strong>g rest and an emotional control task.<br />

Method: 111 healthy German subjects performed a battery of functional<br />

imag<strong>in</strong>g tasks. Functional connectivity with the right dorsolateral<br />

prefrontal cortex dur<strong>in</strong>g the WM task, rest and an implicit<br />

emotion recognition task was determ<strong>in</strong>ed us<strong>in</strong>g the seed vox el method.<br />

Discussion / Results: Dur<strong>in</strong>g rest and dur<strong>in</strong>g the emotional task, a<br />

pattern of reduced <strong>in</strong>terhemispheric connectivity with <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g<br />

number of ZNF804A risk alleles could be seen that was almost<br />

identical to that <strong>in</strong> the data acquired dur<strong>in</strong>g the WM task (Fig. 1)<br />

suggest<strong>in</strong>g an <strong>in</strong>fluence of the genetic variant on the structural organization<br />

of the bra<strong>in</strong>. By contrast, the abnormal prefronto-hippo-


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

campal connectivity seen dur<strong>in</strong>g the WM task <strong>in</strong> subjects with an<br />

<strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g number of risk alleles was not found <strong>in</strong> the present conditions,<br />

<strong>in</strong>dicat<strong>in</strong>g a degree of task specificity. This is <strong>in</strong> excellent<br />

agreement with prior results show<strong>in</strong>g that <strong>in</strong> patients with schizophrenia,<br />

abnormalities of prefronto-hippocampal coupl<strong>in</strong>g are only<br />

apparent when WM load is imposed (Meyer-L<strong>in</strong>denberg et al.,<br />

Arch. Gen. Psychiatry 2005).<br />

003<br />

Hippocampal function and genetic risk for bipolar disor<strong>der</strong><br />

Susanne Erk (Universität Bonn, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie Mediz<strong>in</strong>ische<br />

Psychologie)<br />

A. Meyer-L<strong>in</strong>denberg, K. Schnell, C. Opitz von Boberfeld, C. Essl<strong>in</strong>ger,<br />

P. Kirsch, S. Witt, M. Nöthen, M. Rietschel, H. Walter<br />

Introduction: The neural abnormalities un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g bipolar disor<strong>der</strong>,<br />

a severe, common and highly heritable psychiatric condition, are<br />

largely unknown. An opportunity to def<strong>in</strong>e these mechanisms is provided<br />

by the recent discovery, through genome-wide association, of<br />

a SNP that was strongly associated with bipolar disor<strong>der</strong> with<strong>in</strong> the<br />

CACNA1C gene, encod<strong>in</strong>g the voltage-dependent calcium channel<br />

Cav1.2. Based on convergent precl<strong>in</strong>ical evidence of the relevance<br />

of Cav1.2 for hippocampal synaptic plasticity, function, and memory,<br />

and cl<strong>in</strong>ical data show<strong>in</strong>g structural and functional abnormalities<br />

with<strong>in</strong> the hippocampal formation <strong>in</strong> patients, genetic risk<br />

associated with a polymorphism <strong>in</strong> the CACNA1C gene is hypothesized<br />

to be mediated through hippocampal function.<br />

Method: We <strong>in</strong>vestigated a sample of 102 healthy genotyped subjects.<br />

As a biologically based <strong>in</strong>termediate phenotype, we used<br />

functional magnetic resonance imag<strong>in</strong>g (fMRI) and an episodic<br />

memory task.<br />

Discussion / Results: We could demonstrate that healthy risk allele<br />

carriers exhibit a pronounced reduction of bilateral hippocampal<br />

activation dur<strong>in</strong>g episodic memory recall as well as dim<strong>in</strong>ished<br />

functional coupl<strong>in</strong>g between left and right hippocampus. Further,<br />

risk allele carriers exhibit activation deficits of the subgenual anterior<br />

c<strong>in</strong>gulate cortex, a region repeatedly associated with affective<br />

disor<strong>der</strong>s and the mediation of adaptive stress-related responses.<br />

Our data presented here show that CACNA1C is functional <strong>in</strong> the<br />

human bra<strong>in</strong>, provide a neurogenetic risk mechanism for bipolar<br />

disor<strong>der</strong> backed by genome-wide evidence and suggest a possible<br />

neural substrate for gene-environment <strong>in</strong>teraction through heightened<br />

vulnerability to stress. S<strong>in</strong>ce Cav1.2 is a promis<strong>in</strong>g drug tar-<br />

get, these results should be useful for the identification of novel<br />

treatments.<br />

004<br />

Reliability of functional imag<strong>in</strong>g paradigms for multicenter studies<br />

N<strong>in</strong>a Seiferth (Charité Campus Mitte, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Berl<strong>in</strong>)<br />

T. Wüstenberg, L. Pöhland, J. Wrase, C. Essl<strong>in</strong>ger, P. Kirsch, K. Schnell,<br />

S. Erk, H. Walter, A. Meyer-L<strong>in</strong>denberg, A. He<strong>in</strong>z<br />

Introduction: As the f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs from functional magnetic resonance<br />

imag<strong>in</strong>g (fMRI) studies ga<strong>in</strong> soar<strong>in</strong>g <strong>in</strong>fluence on current neuroscientific<br />

research and beyond, the issue of the data reliability becomes<br />

more and more urgent and important. This particularly applies for<br />

imag<strong>in</strong>g genetics studies which are focuss<strong>in</strong>g on the impact of genetic<br />

risk variants for psychiatric disor<strong>der</strong>s on bra<strong>in</strong> function. Different<br />

ways of calculat<strong>in</strong>g reliability of fMRI data are reported <strong>in</strong> the<br />

literature, e. g. us<strong>in</strong>g voxel-wise <strong>in</strong>tra-class correlation coefficient<br />

(ICC) analysis (Specht et al., 2003; Caceres et al., 2009).<br />

Method: For quality control implemented <strong>in</strong> an NGFNplus project<br />

we scanned 36 healthy subjects twice with an <strong>in</strong>terval of 14 days <strong>in</strong><br />

between. Data were acquired on three study sites (Mannheim,<br />

Bonn and Berl<strong>in</strong>) on a Siemens Trio whole-body 3T MR system.<br />

Discussion / Results: Reliability <strong>in</strong> terms of ICCs were calcu lated<br />

and compared for the three study sites as for the different cog nitive<br />

and emotional paradigms applied (associative memory, work <strong>in</strong>g<br />

memory, emotion regulation, <strong>in</strong>hibition, reward, theory of m<strong>in</strong>d).<br />

Reliability results will be presented by focuss<strong>in</strong>g on the task-related<br />

bra<strong>in</strong> regions compared to other areas and effectiveness of the approach<br />

will be discussed <strong>in</strong> detail. We conclude that reliability analyses<br />

are beneficial and essential <strong>in</strong> or<strong>der</strong> to ensure data quality and<br />

therefore to improve the significance of f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> fMRI research.<br />

References: Caceres A, Hall DL, Zelaya FO, Williams SC, Mehta<br />

MA. Measur<strong>in</strong>g fMRI reliability with the <strong>in</strong>tra-class correlation coefficient.<br />

Neuroimage. 2009;45(3):758-68. Specht K, Willmes K,<br />

Shah NJ, Jäncke L. Assessment of reliability <strong>in</strong> functional imag <strong>in</strong>g<br />

studies. J Magn Reson Imag<strong>in</strong>g. 2003;17(4):463-71.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 4<br />

S-100 Symposium<br />

Über Irrationalität menschlichen Verhaltens: Erkenntnisse <strong>der</strong><br />

evolutionären Spieltheorie und Psychopathologie<br />

Vorsitz: M. Brüne (Bochum), M. Spitzer (Ulm)<br />

001<br />

Was Du e<strong>in</strong>em An<strong>der</strong>en tust, das tust Du mir? Neurobiologische<br />

Korrelate altruistischer Bestrafung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em erste vs. dritte Person<br />

Aufteilungsspiel<br />

Peter Kirsch (ZI für Seelische Gesundheit, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Mannheim)<br />

J. Zimmermann, A. Schmitz, S. Lis, B. Gallhofer, M. Reuter, S. W<strong>in</strong>dmann,<br />

A. Strobel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bestrafung unfairen Verhaltens ist e<strong>in</strong> wichtiger Mechanismus<br />

zur Aufrechterhaltung von Kooperation <strong>in</strong> Gesellschaften.<br />

Diese wird dann als altruistisch bezeichnet, wenn, ohne persönlicher<br />

Gew<strong>in</strong>n, eigene Resourcen dafür aufgebracht werden<br />

müssen. (Fehr und Gächter, 2002, Nature). Es konnte bereits gezeigt<br />

werden, dass belohnungsassoziierte Strukturen bei <strong>der</strong> Anwendung<br />

altruistischer Bestrafung aktiviert s<strong>in</strong>d (de Querva<strong>in</strong> et<br />

al., 2004, Science). Dies wurde als H<strong>in</strong>weis auf den befriedigenden<br />

Wert altruistischer Bestrafung <strong>in</strong>terpretiert. Da hier aber die be-<br />

275


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

strafende Person selbst vom unfairen Verhalten betroffen war,<br />

könnte das Bestrafungsverhalten und die beobachtete Aktivierung<br />

auch im S<strong>in</strong>ne von Rache <strong>in</strong>terpretiert werden. Um zu überprüfen,<br />

ob bei altrusitischer Bestrafung die selben Strukturen auch dann<br />

aktiviert werden, wenn <strong>der</strong> Bestrafer nicht selbst unfair behandelt<br />

wurde, führten wir e<strong>in</strong>e fMRI-Studie durch, bei <strong>der</strong> die Probanden<br />

entwe<strong>der</strong> selbst unfair behandelt wurden o<strong>der</strong> nur unfaires Verhalten<br />

beobachteten.<br />

Methode: Wir untersuchten 24 Freiwillige im MRT-Scanner, die<br />

e<strong>in</strong>e Computer-Version des sog. „Diktator-Spiels“ spielten, bei dem<br />

unbekannte Mitspieler Geld mit an<strong>der</strong>en Personen teilen können.<br />

In e<strong>in</strong>er Version war <strong>der</strong> Proband selbst (erste Person Bed<strong>in</strong>gung)<br />

betroffen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en beobachtete er, ob die Mitspieler e<strong>in</strong>er<br />

dritten, unbekannten Person Geld teilt (dritte Person Bed<strong>in</strong>gung).<br />

Unfaires Verhalten konnte von den Probanden unter Verlust eigener<br />

Mittel bestraft werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wir fanden ke<strong>in</strong>en Unterschied <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Höhe <strong>der</strong> Bestrafung unfairen Verhaltens zwischen <strong>der</strong> ersten und<br />

<strong>der</strong> dritten Person Bed<strong>in</strong>gung Die Auswertung <strong>der</strong> neuronalen Aktivierung<br />

zeigte e<strong>in</strong>e Beteiligung <strong>der</strong> erwarteten präfrontalen, limbischen<br />

und striatalen Regionen <strong>in</strong> beiden Bed<strong>in</strong>gungen. Nur die<br />

Aktivierung des ventralen Striatums war <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Person Bed<strong>in</strong>gung<br />

stärker. Sowohl die Verhaltens- als auch die fMRI-Ergebnisse<br />

sprechen für vergleichbare Prozesse des alturistischen Bestrafens<br />

unabhängig von <strong>der</strong> persönlich Involviertheit des Bestrafers<br />

und unterstützen damit das Konzept <strong>der</strong> altruistischen Bestrafung<br />

als evolutionär entstandenem Mechanismus zur Aufrechterhaltung<br />

<strong>der</strong> Kooperation. E<strong>in</strong>e stärkere Beteilung des Striatums bei persönlicher<br />

Betroffenheit spricht für zusätzliche Involviertheit belohnungsassoziierter<br />

Strukturen bei direkter Reziprozität.<br />

002<br />

Neurobiologie <strong>der</strong> Verarbeitung von positivem und negativem<br />

Feedback <strong>in</strong> antisozialer Persönlichkeitsstörung<br />

Birgit Völlm (University of Nott<strong>in</strong>gham, Sir Alan Campbell Build<strong>in</strong>g<br />

Institute of Mental Health)<br />

P. Richardson, S. McKie, R. Elliott, I. M. An<strong>der</strong>son, S. Williams,<br />

M. Dolan, B. Deak<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung: Personen mit antisozialer Persönlichkeitsstörung (APS)<br />

zeichnen sich durch Impulsivität, rücksichtsloses Verhalten, <strong>in</strong>kl.<br />

Krim<strong>in</strong>alität, sowie fehlende Empathie und Schuldfähigkeit aus.<br />

Patienten mit APS lernen ausserdem wenig von früheren Erfahrungen,<br />

z.B. durch positives o<strong>der</strong> negatives Feedback. Die Ätiologie <strong>der</strong><br />

APS ist multifaktoriell, zunehmend werden auch neurobiologische<br />

Faktoren als (Teil-)ursache erforscht. Dieser Beitrag gibt e<strong>in</strong>en kurzem<br />

Überblick dieser Forschung mit beson<strong>der</strong>em Augenmerk auf<br />

Verarbeitung von Feedback.<br />

Methode: Es wird e<strong>in</strong>e unktionelle MRT Studie an 25 Probanden<br />

mit APS und 32 Kontrollpersonen vogestellt. Das Ziel <strong>der</strong> Studie<br />

war es neuronale Korrelate von Belohnungssignalen, <strong>der</strong>en Unterschiede<br />

zwischen den beiden Gruppen sowie den Effekt e<strong>in</strong>er serotonergen<br />

Intervention mit mCPP auf diese Korrelate zu untersuchen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Unsere Ergebnisse zeigen signifikante<br />

Unterschiede im MRT-Signal zwischen den beiden Gruppen; <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

konnten wir zeigen, dass mCPP <strong>in</strong> <strong>der</strong> APS Gruppe zu<br />

e<strong>in</strong>er signifikanten Verstärkung des MRT-Signals führte woh<strong>in</strong>gegen<br />

e<strong>in</strong> solcher Effekt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergleichsgruppe nicht beobachtet<br />

werden konnte.<br />

276<br />

003<br />

Wahrnehmung von Fairness und Verhalten <strong>in</strong> spieltheoretischen<br />

Szenarien bei Schizophrenien<br />

Mart<strong>in</strong> Brüne (LWL Universitätskl<strong>in</strong>ik, Psychiatrie, Bochum)<br />

J. Wischniewski<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die meisten Menschen s<strong>in</strong>d von <strong>der</strong> Rationalität ihres<br />

Verhaltens überzeugt. Dabei verhalten sich gesunde Probanden<br />

<strong>in</strong> spieltheoretischen Szenarien ke<strong>in</strong>eswegs rational im S<strong>in</strong>ne des<br />

Homo ökonomikus. Viele weisen etwa e<strong>in</strong>en objektiven Vorteil zurück<br />

(etwa e<strong>in</strong>en Geldbetrag), wenn das Angebot e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en<br />

Person als unfair wahrgenommen wird. In <strong>der</strong> vorliegenden Studie<br />

g<strong>in</strong>gen wir explorativ <strong>der</strong> Frage nach, ob sich Patienten mit Schizophrenien<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong>artigen Szenarien an<strong>der</strong>s verhalten als Gesunde,<br />

und ob es Zusammenhänge mit sozial kognitiven Prozessen gibt.<br />

Methode: 30 Patienten mit Schizophrenien spielten virtuell e<strong>in</strong> Ultimatum<br />

Game, bei dem e<strong>in</strong>e Summe Geldes von e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en<br />

Person <strong>in</strong> unterschiedlichen Verhältnissen aufgeteilt wird (etwa 7:3<br />

o<strong>der</strong> 8:2). Der Proband kann das Angebot annehmen o<strong>der</strong> ablehnen.<br />

Im Falle <strong>der</strong> Ablehnung erhält ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Spieler etwas. In e<strong>in</strong>em<br />

zweiten Spiel, dem Diktator Game mit Bestrafungsoption<br />

beobachtet <strong>der</strong> Proband die Aufteilung e<strong>in</strong>er Summe und kann darüber<br />

entscheiden, eigenes Kapital e<strong>in</strong>zusetzen, um Fairness herzustellen.<br />

Zudem wurden verschiedene Empathietests e<strong>in</strong>gesetzt. Die<br />

Ergebnisse wurden mit denen e<strong>in</strong>er Gruppe gesun<strong>der</strong> Kontrollprobanden<br />

verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Patienten mit Schizophrenien verhielten<br />

sich <strong>in</strong> beiden Szenarien ähnlich wie Gesunde. Allerd<strong>in</strong>gs waren sie<br />

„toleranter“ gegenüber unfairen Angeboten. Diese Verhaltensunterschiede<br />

standen <strong>in</strong> Zusammenhang mit Empathiedefiziten.<br />

004<br />

Kooperation: Empirische Befunde zu den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

gel<strong>in</strong>gen<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft<br />

Manfred Spitzer (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Ulm, Psychiatrie III)<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal 10<br />

S-127 Symposium<br />

Neurobiologie <strong>der</strong> Sexualität<br />

Vorsitz: A. Stirn (Frankfurt am Ma<strong>in</strong>), H. Richter-Appelt (Hamburg)<br />

001<br />

Neuronale Korrelate <strong>der</strong> Eifersucht nach real erlebter sexueller<br />

Untreueerfahrung<br />

Nad<strong>in</strong>e Steis (Psychiatrie, Psychosomatik,, Psychosomatik, Frankfurt<br />

am Ma<strong>in</strong>)<br />

S. Oddo, A. Thiel, J. Thiel, A. Stirn<br />

E<strong>in</strong>leitung: Romantische Eifersucht ist e<strong>in</strong> ubiquitäres Phänomen.<br />

Sie tritt auf, wenn e<strong>in</strong>e Person e<strong>in</strong>e Beziehung zu e<strong>in</strong>er für sie bedeutsamen<br />

Person durch e<strong>in</strong>en Rivalen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Rival<strong>in</strong> gefährdet<br />

sieht. Über die neuronalen Mechanismen <strong>der</strong> Eifersucht ist bislang<br />

wenig bekannt. Die bisher e<strong>in</strong>zige Studie am Menschen untersuchte,<br />

mittels <strong>der</strong> funktionellen Magnet-Resonanz-Tomographie (fMRT),<br />

Eifersucht nach re<strong>in</strong> vorgestellter Untreue des Partners anhand e<strong>in</strong>er<br />

universellen und standardisierten Eifersuchtsgeschichte. Aufgrund<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse aus Verhaltensstudien, nach denen sich vorgestellte<br />

Eifersucht von real erlebter Eifersucht stark unterscheidet,<br />

wurden <strong>in</strong> unserer Studie erstmalig acht Frauen mit e<strong>in</strong>er aktuellen,<br />

real erlebten Untreueerfahrung untersucht.<br />

Methode: Die Proband<strong>in</strong>nen wurden zunächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em semi-


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

strukturierten, autobiographischen Interview zu ihrer Untreueerfahrung<br />

befragt. Anschließend folgte die fMRT-Messung, während<br />

<strong>der</strong> die Proband<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em randomisierten Blockdesign Sätze<br />

aus ihrer eigenen <strong>in</strong>dividuellen Eifersuchtsgeschichte und Sätze e<strong>in</strong>er<br />

fremden, nicht selbst erlebten Untreuegeschichte auditiv präsentiert<br />

bekamen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Versuchsteilnehmer<strong>in</strong>nen zeigten<br />

beim Hören <strong>der</strong> eigenen Geschichte e<strong>in</strong>e gesteigerte emotionale Involviertheit,<br />

was sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> erhöhten Aktivität des<br />

limbischen Systems und des medialen präfrontalen Cortex wie<strong>der</strong>spiegelt.<br />

Zudem wurden beim Hören <strong>der</strong> eigenen Sätze <strong>der</strong> starke<br />

Selbstbezug sowie autobiographische Er<strong>in</strong>nerungsprozesse deutlich.<br />

Dies zeigte sich u. a. durch die Aktivierungen des Precuneus,<br />

Hippocampus und medialen präfrontalen Cortex. Insgesamt fanden<br />

sich Aktivitätssteigerungen sowohl <strong>in</strong> Regionen, die für das<br />

emotionale Erleben von Bedeutung s<strong>in</strong>d, als auch <strong>in</strong> Arealen, die<br />

bei <strong>der</strong> kognitiven Verarbeitung e<strong>in</strong>e Rolle spielen.<br />

002<br />

Sexuelles Arousal bei „Body Integrity Identity Disor<strong>der</strong>“<br />

Silvia Oddo (Unikl<strong>in</strong>ik Frankfurt, Psychosomatik)<br />

A. Thiel, S. Skoruppa, N. Steis, D. Kl<strong>in</strong>ger, A. Stirn<br />

Unter Body Integrity Identity Disor<strong>der</strong> (BIID) wird <strong>der</strong> Wunsch<br />

nach Amputation e<strong>in</strong>es gesunden Körperteils verstanden. Häufig<br />

handelt es sich um den Amputationswunsch e<strong>in</strong>es o<strong>der</strong> bei<strong>der</strong><br />

Be<strong>in</strong>e. Außerdem kann BIID auch den Wunsch bl<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> querschnittsgelähmt<br />

zu se<strong>in</strong>, umfassen. Der Wunsch nach e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en<br />

Körperidentität entsteht als frühe Prägung bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit<br />

und begleitet die Betroffenen e<strong>in</strong> Leben lang. Bei ca. <strong>der</strong> Hälfte<br />

<strong>der</strong> Betroffenen erzeugt die Vorstellung, selbst amputiert zu se<strong>in</strong>,<br />

e<strong>in</strong>e sexuelle Erregung. Die Imag<strong>in</strong>ation des amputierten Wunschkörpers<br />

ist oftmals während des Geschlechtsverkehrs mit dem / <strong>der</strong><br />

Partner / <strong>in</strong> präsent. E<strong>in</strong>ige BIID-Betroffene f<strong>in</strong>den zudem an<strong>der</strong>e<br />

Amputierte erregend. Ob sich das sexuelle Arousal auf Gehirnebene<br />

wie<strong>der</strong>f<strong>in</strong>den lässt, wurde bisher nicht untersucht. Mittels funktioneller<br />

Kernsp<strong>in</strong>tomographie (fMRT) wurde zwölf männlichen<br />

BIID-Betroffenen sowie zwölf Kontrollpersonen Fotos des eigenen<br />

Körpers gezeigt sowie Fotos von dem gewünschten Körper mit entsprechen<strong>der</strong><br />

Amputation. Diese wurden mittels Photoshop bearbeitet.<br />

Des Weiteren wurde e<strong>in</strong>e Kontrollperson amputiert und<br />

nicht amputiert gezeigt, um die sexuelle Erregung durch e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e<br />

Person zu untersuchen. Die ersten Ergebnisse zeigen, dass BIID-<br />

Betroffene beim Anblick des eigenen amputierten Wunschkörpers<br />

e<strong>in</strong> neuronales Netzwerk aus dopam<strong>in</strong>ergen und limbischen Strukturen<br />

aktivieren. Strukturen wie <strong>der</strong> Hypothalamus, Amygdala und<br />

c<strong>in</strong>gulärer Cortex, die für sexuelles Arousal verantwortlich s<strong>in</strong>d,<br />

waren aktiviert, wenn die BIID-Betroffenen ihr gewünschtes Körperschema<br />

betrachteten, während diese Areale beim Anblick des<br />

<strong>in</strong>takten, gegenwärtigen Körpers nicht beteiligt waren. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

erzeugte <strong>der</strong> Anblick des eigenen amputierten Körpers e<strong>in</strong>e<br />

deutlich stärkere neuronale Aktivität als das Betrachten des fremden<br />

amputierten Körpers. Die Daten weisen erstmalig darauf h<strong>in</strong>,<br />

dass <strong>der</strong> Wunsch e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Körperidentität bei Menschen mit<br />

BIID nicht nur auf Verhaltensebene, son<strong>der</strong>n auch neuronal mit<br />

sexuellem Arousal verbunden ist, was wie<strong>der</strong>um wichtige Implikationen<br />

für e<strong>in</strong>e mögliche Therapie von BIID liefert.<br />

003<br />

Zur Neurobiologie transsexueller Entwicklungen<br />

Timo O. Nie<strong>der</strong> (Uni-Kl<strong>in</strong>ik Hamburg-Eppendorf, Institut für Sexualforschung)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Suche nach neurobiologischen Ursachen bzw. Begleitersche<strong>in</strong>ungen<br />

transsexueller Entwicklungen beschäftigt seit<br />

langem die sexualwissenschaftliche, psychiatrische und kl<strong>in</strong>ischpsychologische<br />

Forschung. Bezüglich <strong>der</strong> sexuellen Differenzie-<br />

rung neuronaler Strukturen ist mittlerweile mehr spezifisches Wissen<br />

vorhanden als vor zwei Jahrzehnten.<br />

Methode: Zunächst wird <strong>der</strong> aktuelle <strong>in</strong>ternationale Forschungsstand<br />

zu neurobiologischen Korrelaten transsexueller Entwicklungen<br />

wird zusammenfassend dargestellt. Nach e<strong>in</strong>er kurzen E<strong>in</strong>leitung<br />

werden die Ergebnisse neuroendokr<strong>in</strong>ologischer, neuromorphologischer<br />

und verhaltensgenetischer Studien vorgestellt. Anschließend<br />

wird e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegratives Gesamtbild erstellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zwei Zielsetzungen werden verfolgt: Erstens<br />

soll die Möglichkeit gegeben werden, die aktuelle Diskussion<br />

zu neurobiologischen E<strong>in</strong>flüssen transsexueller Entwicklungen kritisch<br />

verfolgen und e<strong>in</strong>schätzen zu können. Zweitens möchte es<br />

Anstöße geben, sich bei Interesse <strong>in</strong>tensiver mit diesem Thema ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen.<br />

004<br />

Neurobiologie <strong>der</strong> Pädophilie<br />

Boris Schiffer (Universität Duisburg-Essen, Forensische Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die neurobiologischen Grundlagen abweichen<strong>der</strong> Sexualpräferenzen<br />

wie <strong>der</strong> Pädophilie s<strong>in</strong>d bislang weitgehend unbekannt.<br />

Zwar dokumentieren e<strong>in</strong>ige neuropsychologische Arbeiten<br />

und neurologische Fallberichte frontokortikale Dysfunktionen im<br />

Zusammenhang mit paraphilen Störungen, aber es existieren bislang<br />

noch ke<strong>in</strong>e umfangreicheren Arbeiten, die diese Befunde mittels<br />

neuerer bildgeben<strong>der</strong> Verfahren bestätigt o<strong>der</strong> erweitert hätten.<br />

Methode: Um sowohl strukturelle als auch funktionelle Korrelate<br />

pädophiler Präferenzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Neuroanatomie bzw. <strong>der</strong> neuronalen<br />

Aktivierung erfassen zu können, wurde e<strong>in</strong>e Stichprobe von 20 pädophilen<br />

Patienten aus zwei forensischen Krankenhäusern rekrutiert,<br />

von denen 11 ausschl. auf Jungen und 9 ausschl. auf Mädchen<br />

fixiert waren. Diese wurden sowohl neuropsychologisch als auch<br />

mittels struktureller und funktioneller Kernsp<strong>in</strong>tomografie untersucht<br />

und mit e<strong>in</strong>er alters- und ausbildungsgematchten Kontrollgruppe<br />

von 28 gesunden Männern (je zur Hälfte homo- bzw. heterosexuell<br />

orientiert) verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Sowohl strukturell als auch funktionell<br />

zeigten sich Auffälligkeiten im Bereich des frontostriären Systems<br />

bei Pädophilie. Volumenreduktionen auf Seiten <strong>der</strong> pädophilen Patienten<br />

fanden sich u. a. im Bereich des orbitofrontalen Kortex und<br />

dem ventralen Striatum. Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigten<br />

sich bei visuell sexueller Stimulation auch h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> neuronalen<br />

Aktivierung Auffälligkeiten v. a. <strong>in</strong> diesen Regionen.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 10<br />

S-144 Symposium<br />

Affective dysregulation and its importance <strong>in</strong> psychiatric disor<strong>der</strong>s<br />

Vorsitz: C. Schmahl (Mannheim), S. C. Herpertz (Heidelberg)<br />

001<br />

The psychological basis of affect regulation<br />

Mart<strong>in</strong> Bohus (ZI Mannheim, Psychosomatik)<br />

002<br />

Emotional dysregulation <strong>in</strong> patients with psychiatric disor<strong>der</strong>s:<br />

empirical f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs and therapeutic implications<br />

Sven Barnow (Universität Heidelberg, Psychologisches Institut)<br />

The dysregulation of emotions is often found <strong>in</strong> persons with mental<br />

disor<strong>der</strong>s. Measurements of emotion regulation, however, have<br />

277


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

not been <strong>in</strong>volved <strong>in</strong>to the diagnostic of mental disor<strong>der</strong>s so far.<br />

Further, little is known about the association between emotion regulation<br />

deficits and psychopathology. However, lack of <strong>in</strong>formation<br />

about emotion regulation prevents a deeper un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g of<br />

disturbed emotion regulation processes among persons with mental<br />

disor<strong>der</strong>s. Further, little <strong>in</strong>formation exist about whether or not<br />

these deficits can be modified dur<strong>in</strong>g therapy. Subject to the presentation<br />

is therefore the <strong>in</strong>troduction of a heuristic model of emotion<br />

regulation. This model serves as a basis for a more detailed exam<strong>in</strong>ation<br />

of emotion regulation processes and their importance for<br />

mental disor<strong>der</strong>s and psychopathology. F<strong>in</strong>ally, results of our research<br />

group regard<strong>in</strong>g the association between emotion dysregulation<br />

and psychopathology are presented and discussed.<br />

003<br />

Psychological and neurobiological un<strong>der</strong>p<strong>in</strong>n<strong>in</strong>gs of disturbed<br />

affect regulation <strong>in</strong> bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e personality disor<strong>der</strong><br />

Sab<strong>in</strong>e C. Herpertz (Kl<strong>in</strong>ik für Allgem. Psychiatrie, <strong>der</strong> Universität<br />

Heidelberg)<br />

L. Schulze<br />

Emotional <strong>in</strong>stability of patients with bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e personality disor<strong>der</strong><br />

(BPD) results from both enhanced responsivity to emotional<br />

stimuli and poor capability to regulate the magnitude of negative<br />

responses. Emotional <strong>in</strong>stability is reflected <strong>in</strong> <strong>in</strong>tense, short-waved<br />

affective <strong>der</strong>ailments <strong>in</strong> response to even low-level stimuli. Although<br />

it has not been conclusively clarified up to now whether a broad<br />

variety of stimuli or rather specific schema-related stimuli provoke<br />

emotional <strong>in</strong>stability <strong>in</strong> BPD, relevant triggers are mostly found <strong>in</strong><br />

the <strong>in</strong>terpersonal realm and they are often related to rejection hypersensitivity<br />

and fear of be<strong>in</strong>g abandoned. Disor<strong>der</strong> of affect regulation<br />

also affects cognitive function<strong>in</strong>g, expla<strong>in</strong><strong>in</strong>g bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e subjects‘<br />

difficulties to suppress disturb<strong>in</strong>g emotional stimuli and to<br />

ma<strong>in</strong>ta<strong>in</strong> a problem-solv<strong>in</strong>g cognitive style even <strong>in</strong> the context of<br />

stress. On the neuronal level BPD patients exhibit enhanced activity<br />

of the limbic system (e. g. amygdala) <strong>in</strong> response to various negative<br />

stimuli. Recent work on affect regulation <strong>in</strong> healthy volunteers<br />

emphasise the role of prefrontal structures <strong>in</strong> the modulation of<br />

amygdalar and <strong>in</strong>sular activity. In BPD patients dysfunction of ventral-prefrontal<br />

areas are consistently found reflect<strong>in</strong>g disturbance<br />

<strong>in</strong> automated affect regulation. Regard<strong>in</strong>g etiology the mode of <strong>in</strong>teraction<br />

with early caregivers appears to play an important role for<br />

affect dysregulation <strong>in</strong> addition to genetic factors as emotional perception,<br />

regulation and expression develop <strong>in</strong> early relationships.<br />

004<br />

Influence of emotions on work<strong>in</strong>g memory <strong>in</strong> bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e patients<br />

Christian Schmahl (ZI für Seelische Gesundheit, Psychosomatik,<br />

Mannheim)<br />

A. Krause, B. Elz<strong>in</strong>ga<br />

Introduction: Emotional dysregulation is a core problem <strong>in</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e<br />

Personality Disor<strong>der</strong> (BPD), <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g emotional hyperreactivity,<br />

which has been associated with amygdala hyperresponsiveness.<br />

Whereas current theories of BPD emphasize the disruptive<br />

potential of negative emotions on cognition, behavioral and neurobiological<br />

data on the impact of emotion on cognitive function<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> BPD patients are still lack<strong>in</strong>g.<br />

Method: Us<strong>in</strong>g functional magnetic resonance imag<strong>in</strong>g (fMRI, 3T)<br />

neural activity was <strong>in</strong>vestigated <strong>in</strong> 18 unmedicated patients with<br />

BPD (with a history of <strong>in</strong>terpersonal trauma) and 18 healthy control<br />

subjects (HC), matched for age, education and IQ. They performed<br />

a Sternberg work<strong>in</strong>g memory task, while be<strong>in</strong>g distracted by<br />

task-irrelevant emotional and neutral pictures.<br />

Discussion / Results: Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e patients showed significantly longer<br />

reaction times un<strong>der</strong> negative distraction than healthy controls.<br />

This was associated with a stronger activation of emotional regions<br />

278<br />

(amygdala and the <strong>in</strong>sula), while there were no significant differences<br />

between groups regard<strong>in</strong>g activation of the dorsolateral prefrontal<br />

cortex. Moreover, <strong>in</strong> bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e patients dissociation correlated<br />

negatively with amygdala activation. These f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs are <strong>in</strong> l<strong>in</strong>e<br />

with the hypothesis that emotional hyperresponsiveness negatively<br />

affects cognitive function<strong>in</strong>g <strong>in</strong> BPD patients. Furthermore, <strong>in</strong> l<strong>in</strong>e<br />

with previous f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs results suggest a dampen<strong>in</strong>g <strong>in</strong>fluence of<br />

dissociation on emotional reactivity.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 - 10.00 Uhr, Salon 13/14<br />

S-152 Symposium<br />

Schlaf und Neuroplastizität<br />

Vorsitz: C. Nissen (Freiburg), R. Gö<strong>der</strong> (Kiel)<br />

001<br />

Der E<strong>in</strong>fluss von Schlaf und Interferenz auf Gedächtnisbildung<br />

Christoph Nissen (Unikl<strong>in</strong>ik Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

H. Piosczyk, K. Spiegelhal<strong>der</strong>, B. Feige, D. Riemann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Aktuelle Forschungsergebnisse deuten darauf h<strong>in</strong>, dass<br />

Schlaf Gedächtnisbildung und zugrunde liegende neuronale Plastizität<br />

för<strong>der</strong>t. Offen ist jedoch, ob schlafspezifische neuronale Prozesse<br />

aktiv Gedächtniskonsolidierung verbessern, o<strong>der</strong> ob neu encodierte<br />

Informationen durch Abschirmung von sensorischem<br />

Input während des Schlafs passiv erhalten bleiben (Reduktion von<br />

Interferenz). Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Studie war es, den E<strong>in</strong>fluss von<br />

Schlaf und ruhigem Wachzustand auf prozedurale und deklarative<br />

Gedächtniskonsolidierung zu untersuchen. Es wurde postuliert,<br />

dass Schlafperioden zu e<strong>in</strong>er signifikant besseren Gedächtniskonsolidierung<br />

führen als Wachperioden mit maximal reduzierter Interferenz.<br />

Methode: Achtzehn gesunde Studenten (10 W, 20 – 30 J.) wurden<br />

<strong>in</strong> die Auswertung e<strong>in</strong>geschlossen. Neben allgeme<strong>in</strong>en neuropsychologischen<br />

Leistungen (Alertness, Arbeitsgedächtnis) wurden<br />

die prozedurale (Spiegelzeichnen und Mustererkennen im Texture<br />

Discrim<strong>in</strong>ation Task) und die deklarative Gedächtnisleistung<br />

(Wortpaarlernen) gemessen. Die Testungen erfolgten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em randomisierten,<br />

balancierten Messwie<strong>der</strong>holungsdesign zu zwei<br />

Term<strong>in</strong>en jeweils vor und nach e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>stündigen Schlaf- bzw. abgeschirmten<br />

Ruhebed<strong>in</strong>gung (Weckreiz bei E<strong>in</strong>schlafen) mit polysomnographischer<br />

Ableitung im Schlaflabor.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die vorliegenden Daten bestätigen die<br />

Hypothese e<strong>in</strong>er schlafabhängigen neuronalen Reorganisation für<br />

den Texture Discrim<strong>in</strong>ation Task. Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schlaf- und ruhigen<br />

Wachbed<strong>in</strong>gung sehr ähnlichen Leistungsverän<strong>der</strong>ungen im Mirror<br />

Trac<strong>in</strong>g Task und Wortpaarlernen sprechen dafür, dass für Anteile<br />

<strong>der</strong> berichteten schlafassoziierten Gedächtniskonsolidierung<br />

nicht Schlaf per se, son<strong>der</strong>n die Reduktion von Interferenz verantwortlich<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

002<br />

Schlaf und emotionales Gedächntis<br />

Ullrich Wagner (Universität Lübeck)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Schlaf för<strong>der</strong>t die Konsolidierung (Festigung) zuvor<br />

gelernter Gedächtnis<strong>in</strong>halte. E<strong>in</strong>e vielfach diskutierte Frage betrifft<br />

die differenzielle Rolle verschiedener Schlafphasen (Tiefschlaf versus<br />

REM-Schlaf) im H<strong>in</strong>blick auf verschiedene Formen des Gedächtnisses.<br />

Im Rahmen dieses Vortrags beschreibe ich Befunde,<br />

die sich speziell auf die emotionale Gedächtnisbildung beziehen,<br />

welche im H<strong>in</strong>blick auf verschiedene psychiatrische <strong>Erkrankungen</strong>


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

wie Depression und Posttraumatische Belastungsstörung von beson<strong>der</strong>er<br />

Relevanz ist.<br />

Methode: Ich fasse dabei die Ergebnisse grundlagenwissenschaftlicher<br />

Untersuchungen aus unserem Labor zusammen, die <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren an gesunden Probanden im jungen Erwachsenenalter<br />

durchgeführt wurden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Befunde zeigen, dass sich die Mechanismen<br />

schlafbezogener Gedächtnisbildung für emotionales Material<br />

deutlich von denen für neutrales Material unterscheiden. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

profitiert die emotionale im Gegensatz zur neutralen<br />

Gedächtnisbildung bevorzugt vom REM-Schlaf-reichen Schlaf <strong>der</strong><br />

zweiten Nachthälfte, aber nicht vom Tiefschlaf-reichen Schlaf <strong>der</strong><br />

ersten Nachthälfte. Der REM-Schlaf-reiche späte Schlaf verstärkt<br />

außerdem die subjektiv wahrgenommene negative Valenz aversiver<br />

Stimuli, d.h. die emotionale Reaktivität auf affektiv wirksames Material<br />

wird erhöht. Gedächtnis konsolidierende Effekte des Schlafs<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> emotionalen, aber nicht <strong>der</strong> neutralen Gedächtnisbildung<br />

s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> extrem langlebig und können sogar über Jahre h<strong>in</strong>weg<br />

wirksam bleiben. Schließlich spielen auch modulierende E<strong>in</strong>flüsse<br />

von Glukokortikoiden auf die schlafbezogene Gedächtnisbildung<br />

e<strong>in</strong>e unterschiedliche Rolle <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong><br />

Emotionalität des gelerneten Materials. So bewirkt e<strong>in</strong>e pharmakologische<br />

Absenkung des normalerweise hohen Cortisolspiegels<br />

während des REM-Schlaf-reichen späten Schlafs mittels Metyrapon<br />

e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung im neutralen Gedächntis, führt aber<br />

gleichzeitig zu e<strong>in</strong>er relativen Begünstigung des Behaltens emotionaler<br />

Aspekte im Gedächtnis.<br />

003<br />

Schlaf und Gedächtnis im Alter<br />

Orla Hornung (Charité – Campus B. Frankl<strong>in</strong>, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

Die Bedeutung des Schlafes für kognitive Prozesse wird bereits seit<br />

vielen Jahren erforscht, dennoch gibt es nur wenige Untersuchungen<br />

bisher, die sich mit diesem Thema im Kontext des Alterns o<strong>der</strong><br />

auch psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong> des Alters beschäftigen. Da<br />

sich mit zunehmendem Alter sowohl <strong>der</strong> Schlaf, als auch kognitive<br />

und gedächtnisbezogene Prozesse verän<strong>der</strong>n, ersche<strong>in</strong>t es von beson<strong>der</strong>em<br />

Interesse, die bei jungen Probanden gefundenen, positiven<br />

Effekte des Schlafes auf die Gedächtniskonsolidierung im höheren<br />

Alter zu untersuchen. Aktuelle Studien zur schlafabhängigen<br />

Gedächtniskonsolidierung im Alter deuten daraufh<strong>in</strong>, dass sowohl<br />

die schlafabhängige Konsolidierung des prozeduralen Gedächtnis,<br />

die vor allem durch den REM Schlaf unterstützt wird, als auch die<br />

des deklarativen Gedächtnis, die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch den Tiefschlaf<br />

geför<strong>der</strong>t wird, im Alter e<strong>in</strong>geschränkt s<strong>in</strong>d. Neben den schlafbezogenen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Alter, die sich auf Dauer und Mikrostruktur<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Schlafstadien beziehen, spielen hier auch<br />

neurochemische Verän<strong>der</strong>ungen (z. B. <strong>der</strong> chol<strong>in</strong>ergen Neurotransmission)<br />

im Alter e<strong>in</strong>e große Rolle. Darüber h<strong>in</strong>aus ist davon auszugehen,<br />

dass funktionelle und strukturelle Verän<strong>der</strong>ungen des<br />

Gehirns im Alter die Effizienz <strong>der</strong> schlafabhängigen Gedächtniskonsolidierung<br />

negativ bee<strong>in</strong>flussen. Bei älteren Patienten mit dementiellen<br />

<strong>Erkrankungen</strong> liegen bisher nur wenige Befunde zur<br />

schlafabhängigen Gedächtniskonsoli<strong>der</strong>ung vor. Aufgrund <strong>der</strong> beschriebenen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen auf funktioneller, struktureller und<br />

neurochemischer Ebene des Gehirns im Zusammenhang von Demenzen<br />

sowie <strong>der</strong> spezifischen schlafbezogenen Charakteristika<br />

bei dieser Erkrankung ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Untersuchung dieser Patientengruppe<br />

<strong>in</strong> Bezug auf E<strong>in</strong>schränkungen <strong>der</strong> schlafbezogenen Gedächtniskonsolidierung<br />

von beson<strong>der</strong>em Interesse. Gleiches gilt<br />

für depressive <strong>Erkrankungen</strong> im Alter, die <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

noch unzureichend erforscht s<strong>in</strong>d. In dem geplanten Vortrag<br />

werden aktuelle Ergebnisse zum Thema Schlaf und Gedächtnis im<br />

Alter vorgestellt.<br />

004<br />

Schlaf und Gedächtniskonsolidierung bei Patienten mit Schizophrenie<br />

Robert Gö<strong>der</strong> (Unikl<strong>in</strong>ikum SH, Psychiatrie, Kiel)<br />

M. Seeck-Hirschner, J. Aldenhoff, L. Marshall<br />

E<strong>in</strong>leitung: Schlaf ist e<strong>in</strong> Zustand mit hoher Abschirmung des Gehirns<br />

von <strong>der</strong> Außenwelt. Deshalb bietet er optimale Bed<strong>in</strong>gungen<br />

für Konsolidierungsprozesse unseres Gedächtnisses. Bei Patienten<br />

mit Schizophrenie ist <strong>der</strong> Schlaf gestört und s<strong>in</strong>d auch die Gedächtnisleistungen<br />

schlechter. In mehreren Studien haben wir Zusammenhänge<br />

zwischen <strong>der</strong> Länge des Tiefschlafes und <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>gabeleistung<br />

von deklarativen Gedächtnis<strong>in</strong>halten beschrieben.<br />

Unsere Versuche konzentrieren sich jetzt darauf, über e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />

des Tiefschlafes e<strong>in</strong>e Verbesserung von Gedächtnisleistungen<br />

zu erreichen.<br />

Methode: Wir untersuchten e<strong>in</strong>mal 26 Patienten (Alter zwischen<br />

19 – 44 Jahren) und e<strong>in</strong>mal 10 Patienten (Alter zwischen 21 und<br />

47 Jahren) mit Schizophrenie im Schlaflabor. Am Abend vorher<br />

und am Morgen nach <strong>der</strong> Polysomnographie führten wir Gedächtnistests<br />

durch. In <strong>der</strong> ersten Studie wurde die Tiefschlafdauer durch<br />

Olanzap<strong>in</strong> verlängert. In <strong>der</strong> zweiten Studie sollte e<strong>in</strong>e Tiefschlafvermehrung<br />

durch die transkranielle Stromstimulation (tDCS) erreicht<br />

werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> ersten Studie verlängerte sich <strong>der</strong><br />

Tiefschlaf durch Olanzap<strong>in</strong> gegenüber Placebo um etwa 30 M<strong>in</strong>uten.<br />

Die Gedächtnisleistung verbesserte sich nicht, was sich durch<br />

die gleichzeitig erfolgte Schlafsp<strong>in</strong>delverm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung durch Olanzap<strong>in</strong><br />

erklären läßt. Durch die transkranielle Stromstimulation kam<br />

es zu e<strong>in</strong>er verbesserten Gedächtnisleistung, die jedoch nicht das<br />

Maß statistischer Signifikanz erreichte.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal 5<br />

FW-003 Forschungsworkshop / Research Workshop<br />

Innovative MR-Bildgebung<br />

Vorsitz: I. Neuner (Aachen), T. Stöcker (Jülich)<br />

001<br />

Elektrophysiologie und fMRI: Simultane Messungen<br />

Irene Neuner (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

T. Stöcker, T. Kellermann, V. Ermer, S. Eickhoff, S. Frank, S. N. Jon<br />

Introduction: The startle reflex provides a unique tool for the <strong>in</strong>vestigation<br />

of sensorimotor gat<strong>in</strong>g and <strong>in</strong>formation process<strong>in</strong>g.<br />

Con trast<strong>in</strong>g extensive animal research, MR-neuroimag<strong>in</strong>g studies<br />

<strong>in</strong> humans are limited to offl<strong>in</strong>e correlations of startle measurements<br />

with activation data. Simultaneous EMG-fMRI acquisition<br />

(i. e. onl<strong>in</strong>e stimulation and record<strong>in</strong>g <strong>in</strong> the MR environment) allows<br />

for the quantitative assessment of the neuronal correlates of<br />

the startle reflex and its modulations on a s<strong>in</strong>gle trial level.<br />

Method: We here present the first MR-study us<strong>in</strong>g a s<strong>in</strong>gle trial approach<br />

with simultaneous acquired EMG and fMRI data on the<br />

human startle response. It <strong>in</strong>vestigates the neural correlates for isolated<br />

air puff startle pulses (PA), prepulse-pulse <strong>in</strong>hibition (PPI,<br />

<strong>in</strong>terstimulus <strong>in</strong>terval 140ms) and prepulse facilitation (PPF, <strong>in</strong>terstimulus<br />

<strong>in</strong>terval 4500ms) <strong>in</strong> 15 healthy young men (26.4 years, SD<br />

6.2). All stimuli were delivered to the left clavicula region.<br />

Discussion / Results: We identified a common core network engaged<br />

by all three conditions (PA, PPI and PPF), consist<strong>in</strong>g of bilateral<br />

primary and secondary somatosensory cortices, right <strong>in</strong>sula,<br />

right thalamus, right temporal pole, middle c<strong>in</strong>gulate cortex and<br />

279


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

cerebellum. The cerebellar vermis exhibits dist<strong>in</strong>ct activation patterns<br />

between the startle modifications. It is differentially acti vated<br />

with the highest amplitude for PPF, a lower activation for PA and<br />

lowest for PPI. The orbital frontal cortex exhibits a differential activation<br />

pattern, not for the type of startle response but for the amplitude<br />

modification. For pulse alone it is close to zero, for PPI it is<br />

activated, <strong>in</strong> contrast to PPF where it shows deactivation. In addition<br />

the thalamus, the cerebellum and the anterior c<strong>in</strong>gulate cortex<br />

add to the modulation of the startle reflex. As an outlook, the simultaneous<br />

set up allow<strong>in</strong>g for quantitative measurements of each <strong>in</strong>dividual<br />

response enables the monitor<strong>in</strong>g of pharmacological <strong>in</strong>terventions<br />

<strong>in</strong> different neuropsychiatric patient groups suffer <strong>in</strong>g from<br />

deficient sensorimotor gat<strong>in</strong>g.<br />

002<br />

High Field MR Imag<strong>in</strong>g<br />

Tony Stöcker (Forschungszentrum Jülich, INM 4)<br />

N. J. Shah<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten fünf Jahren hat die Zahl <strong>der</strong> MR Tomographen,<br />

die bei sehr starken Magnetfel<strong>der</strong>n operieren, weltweit<br />

stark zugenommen. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Deutschland wurden mehrere<br />

7 Tesla und zwei 9.4 Tesla Ganzkörpertomographen <strong>in</strong> Betrieb genommen,<br />

allesamt im Rahmen von mediz<strong>in</strong>ischen Forschungsprojekten,<br />

wobei das Hauptaugenmerk auf <strong>der</strong> Hirnforschung liegt.<br />

Die neurowissenschaftliche Forschung hat begründete hohe Erwartungen<br />

an diese Systeme. E<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> wichtigsten Aspekte <strong>der</strong> Hochfeld<br />

MRT aus dem Blickw<strong>in</strong>kel neurowissenschaftlicher Anwendungen<br />

werden hier vorgestellt.<br />

Methode: Die Hochfeld MRT ist e<strong>in</strong> aktives <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres Forschungsgebiet<br />

<strong>in</strong> dem durch die Zusammenarbeit von Physikern,<br />

Ingenieuren, Informatikern sowie den anwendenden Wissenschaften<br />

(<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Neurowissenschaften) große Fortschritte erzielt<br />

wurden. Hochfeld MRT Systeme liefern e<strong>in</strong> deutlich stärkeres MRT<br />

Signal. Dieses kann genutzt werden um e<strong>in</strong>erseits höhere Auflösung<br />

<strong>in</strong> Standardanwendungen zu erzielen und an<strong>der</strong>erseits um<br />

kle<strong>in</strong>e Effekte / Kontraste sichtbar zu machen, die bisher mit den<br />

konventionellen kl<strong>in</strong>ischen Systemen (1.5 bis 3 Tesla) verborgen<br />

blieben. Dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für den Bereich <strong>der</strong> funktionellen<br />

Hirnforschung mittels bildgeben<strong>der</strong> Verfahren. Allerd<strong>in</strong>gs muss<br />

erwähnt werden, dass die MR Bildgebung bei sehr starken magnetischen<br />

Fel<strong>der</strong>n mit erheblichen technischen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

verbunden ist (ganz abgesehen von den enormen Kosten des Verfahrens).<br />

Es werden sowohl die Schwierigkeiten als auch die neuesten<br />

Konzepte zur Bewältigung dieser angesprochen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Bedeutung <strong>der</strong> Hochfeld MRT für die<br />

Hirnforschung wird an e<strong>in</strong>igen Beispielen illustriert. Neben strukurellen<br />

<strong>in</strong> vivo MRT Bil<strong>der</strong>n mit sub-millimeter Auflösung werden<br />

Anwendungen im Bereich <strong>der</strong> funktionellen MRT und <strong>der</strong><br />

Diffusionstensorbildgebung gezeigt sowie neue Kontraste <strong>der</strong><br />

Hochfeld MRT vorgestellt. Auch die deutlich verbesserten Möglichkeiten<br />

zur Untersuchung an<strong>der</strong>er Kerne (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Natrium<br />

und Sauerstoff-17) werden diskutiert.<br />

003<br />

Multimodales Imag<strong>in</strong>g: MR / PET<br />

Rupert Lanzenberger (Wien, Österreich)<br />

004<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>er mulizentrischen MR-Studie<br />

Thilo Kellermann (Unikl<strong>in</strong>ik Aachen, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Obwohl die funktionelle Kernsp<strong>in</strong>tomographie e<strong>in</strong>e<br />

weit verbreitete Methode <strong>in</strong> den kognitiven Neurowissenschaften<br />

ist, liegen bisher nur wenige Studien vor, die sich mit <strong>der</strong> Zuverlässigkeit<br />

solcher Daten ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen. Bei <strong>der</strong> Analyse von Da-<br />

280<br />

ten aus multizentrischen Studien, die aufgrund <strong>der</strong> Schwierigkeiten<br />

<strong>der</strong> Rekrutierung von vielen Patientengruppen gerade bei kl<strong>in</strong>ischen<br />

Fragestellungen s<strong>in</strong>nvoll s<strong>in</strong>d, muß e<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichende Reliabilität<br />

zwischen verschiedenen Geräten gewährleistet se<strong>in</strong>.<br />

Methode: In dieser multi-zentrischen Studie wurden 13 gesunde<br />

Probanden <strong>in</strong> 9 verschiedenen Kernsp<strong>in</strong>tomographen untersucht,<br />

wobei je<strong>der</strong> Proband <strong>in</strong> jedem Tomographen zwei Mal gemessen<br />

wurde. Zur Stimulation kamen lediglich grundlegende Paradigmen<br />

zum E<strong>in</strong>satz, d.h. e<strong>in</strong>e motorische und zwei visuelle Aufgaben. Die<br />

Reliabilitäten wurden anhand des Intraklassen Korrelationskoeffizienten<br />

(ICC) bestimmt. Neben <strong>der</strong> Quantifizierung <strong>der</strong> Reliabilitäten,<br />

war <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss sowohl von Vorverarbeitungsschritten als<br />

auch von Modellierungsparametern von zentralem Intresse. Systematisch<br />

untersucht wurden hierbei die Effekte folgen<strong>der</strong> Parameter<br />

auf die Reliabilitätsschätzungen: 1) Glättung <strong>der</strong> Daten, 2) Kovariaten<br />

bei den E<strong>in</strong>zelfallanalysen, 3) Wahl <strong>der</strong> Basisfunktionen,<br />

4) Korrektur <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelfalldaten vor <strong>der</strong> Gruppenanalyse h<strong>in</strong>sichtlich<br />

ihres Signal-Fluktuationsrausch-Verhältnisses.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die durchschnittliche Reliabilität über<br />

14 Regionen h<strong>in</strong>weg betrug für das „Standardmodell“ etwa 0.60,<br />

was im mittleren bis guten Bereich e<strong>in</strong>geordnet werden kann. Den<br />

deutlichsten Effekt <strong>der</strong> untersuchten Parameter hatten die Kovariaten<br />

bie den E<strong>in</strong>zelfallanalysen, wobei die H<strong>in</strong>zunahme <strong>der</strong> Bewegungsparameter<br />

und / o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Qualitätsmaßes die durchschnittliche<br />

Reliabilität auf bis zu 0.72 anwachsen ließ. Das Qualitätsmaß<br />

als Kovariate (alle<strong>in</strong> o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit den Bewegungsparametern)<br />

erwies sich als kontraproduktiv, wenn <strong>der</strong> standardmäßigen<br />

hämodynamischen Antwortfunktion ihre erste Ableitung als<br />

Basisfunktion h<strong>in</strong>zugefügt wurde. Das Ausmaß <strong>der</strong> Glättung <strong>der</strong><br />

Daten hatte lediglich e<strong>in</strong>en sehr ger<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>fluss auf die Reliabilitätskoeffizienten.<br />

Ähnliches galt auch für die Korrektur <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelfalldaten.<br />

Insgesamt lässt sich die Reliabilität reltativ e<strong>in</strong>fach durch<br />

die H<strong>in</strong>zunahme von Kovariaten ziemlich zuverlässig erhöhen, wobei<br />

weniger reliable Regionen mehr von dieser Maßnahme profitieren<br />

als solche, die ohneh<strong>in</strong> schon hohe Koeffizienten aufwiesen.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Raum 42<br />

FW-010 Forschungsworkshop<br />

Soziale Kognition<br />

Vorsitz: K. Vogeley (Köln), H. Walter (Bonn)<br />

001<br />

Soziale Kognition und Genetik<br />

Henrik Walter (Zentrum für Nervenheilkunde, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie, Bonn)<br />

002<br />

Vertrauen statt Kontrolle: E<strong>in</strong>e fMRT-Studie<br />

Mart<strong>in</strong> Diessel (Unikl<strong>in</strong>ik Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

003<br />

Interpersonelle E<strong>in</strong>drucksbildung: E<strong>in</strong> Vergleich zwischen gesunden<br />

und autistischen Personen<br />

Bojana Kuzmanovic (Unikl<strong>in</strong>ik Köln, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Wie wir im sozialen Alltag und im Berufsleben, bei<br />

Medienrezeption und bei politischen Entscheidungen an<strong>der</strong>e Personen<br />

wahrnehmen und beurteilen, hat weitreichende Konsequenzen.<br />

Dabei wird angenommen, dass die Art <strong>der</strong> zur Verfügung stehenden<br />

sozialen Information die relativen Anteile und E<strong>in</strong>flüsse


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

von kontrollierten Verarbeitungsprozessen e<strong>in</strong>erseits und automatischen<br />

Verarbeitungsprozessen an<strong>der</strong>erseits bee<strong>in</strong>flusst. Während<br />

verbale Informationen eher regelgeleitete Inferenzen erfor<strong>der</strong>n,<br />

kann die Wahrnehmung nonverbaler sozialer Signale auf <strong>in</strong>tuitiven<br />

und affektiven Reaktionen basieren. Welche <strong>der</strong> beiden Verarbeitungsebenen<br />

das Endurteil stärker bee<strong>in</strong>flusst, hat wichtige Implikationen<br />

für unser soziales und gesellschaftliches Leben.<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Studie werden die relativen E<strong>in</strong>flüsse<br />

von positiven und negativen verbalen und nonverbalen Informationen<br />

im Kontext <strong>in</strong>terpersoneller E<strong>in</strong>drucksbildung untersucht.<br />

Weiterh<strong>in</strong> soll geprüft werden, ob signifikante Unterschiede bei <strong>der</strong><br />

Gewichtung dieser Informationsquellen bei gesunden Personen<br />

und bei Personen mit <strong>der</strong> Diagnose e<strong>in</strong>es hochfunktionalen Autismus<br />

bzw. e<strong>in</strong>es Asperger-Autismus (zusammengefasst als Autismus-Spektrum-Störung,<br />

ASS) bestehen. Obwohl ASS mit Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

sowohl <strong>in</strong> theoriegeleiteten Attributionen über<br />

mentale Zustände an<strong>der</strong>er Personen als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

und Interpretation nonverbaler sozialer Signale assoziiert ist, können<br />

hochfunktionale autistische Personen die ersteren eher erlernen<br />

und somit kompensieren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Vorläufige Ergebnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong><br />

gesunden Personen zeigen e<strong>in</strong>en stärkeren relativen E<strong>in</strong>fluss von<br />

verbalen im Vergleich zu nonverbalen Informationen sowie e<strong>in</strong>en<br />

stärkeren E<strong>in</strong>fluss von negativen im Vergleich zu positiven Informationen.<br />

Im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Studie gilt es herauszuf<strong>in</strong>den ob<br />

sich bei kognitiver Ablenkung dieses Verhältnis zugunsten von<br />

nonverbalen Informationen umkehren lässt und ob sich Unterschiede<br />

<strong>in</strong> den Urteilstendenzen bei autistischen Personen aufzeigen<br />

lassen. Im Anschluss darauf kann die Erhebung <strong>der</strong> neuralen<br />

Korrelate <strong>der</strong> E<strong>in</strong>drucksbildung unter verschiedenen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

mit Hilfe <strong>der</strong> funktionellen Magnet-Resonanz-Tomographie e<strong>in</strong>e<br />

Aufschlüsselung beteiligter Gehirnregionen und somit <strong>in</strong>direkt <strong>der</strong><br />

zugrundeliegenden Verarbeitungsprozesse liefern.<br />

004<br />

Der E<strong>in</strong>fluss des „sozialen Blickes“ im Rahmen e<strong>in</strong>es stimulus-<br />

response-compatibility-Paradigmas<br />

Leonhard Schilbach (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, und Psychotherapie Universität<br />

zu Köln)<br />

005<br />

Selbst-Referenzialität, episodisches Gedächtnis und soziale Kognition<br />

Felix Bermpohl (Charité, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Berl<strong>in</strong>)<br />

B. Sajonz, T. Kahnt, G. Northoff<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong> Netzwerk (Default Network) bestehend aus dem<br />

medialen präfrontalen Kortex, dem posterioren medialen parietalen<br />

Kortex und dem posterioren lateralen parietalen Kortex zeigt<br />

hohe neuronale Aktivität bei e<strong>in</strong>er Reihe von – auf den ersten Blick<br />

– sehr unterschiedlichen Prozessen, nämlich im Ruhezustand (d. h.<br />

bei Abwesenheit externer Reize), während selbst-referenzieller<br />

Verarbeitung, bei episodischem Gedächtnisabruf sowie bei sozialen<br />

kognitiven Prozessen (Schilbach et al. 2008, Northoff und<br />

Bermpohl 2004). Es wird gegenwärtig diskutiert, <strong>in</strong> welchem Verhältnis<br />

diese Prozesse zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> stehen.<br />

Methode: Ziel unserer fMRT-Studie war es, überlappende und dissoziierbare<br />

Aktivierungen während <strong>der</strong> selbst-referenziellen Verarbeitung<br />

und <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>erkennung von emotionalen (sozial relevanten)<br />

Bil<strong>der</strong>n zu identifizieren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wir beobachteten, dass sowohl selbst-<br />

referenzielle Stimuli als auch erfolgreich wie<strong>der</strong>erkannte Stimuli zu<br />

e<strong>in</strong>er Aktivierung <strong>in</strong> den oben genannten Arealen führten. Innerhalb<br />

dieser Areale konnten wir jedoch neben e<strong>in</strong>er teilweisen Überlappung<br />

auch e<strong>in</strong>e Dissoziation f<strong>in</strong>den: Beispielsweise aktivierten<br />

selbst-referenzielle Stimuli spezifisch das posteriore C<strong>in</strong>gulum und<br />

den anterioren Precuneus, während erfolgreich wie<strong>der</strong>erkannte<br />

Stimuli spezifisch den posterioren Precuneus aktivierten. Unsere<br />

Befunde legen überlappende und dissoziierbare neuronale Korrelate<br />

für selbst-referenzielle Prozesse und episodischen Gedächtnisabruf<br />

nahe und tragen bei zur Debatte über die funktionelle Relevanz<br />

und die Spezifität des sog. Default Network.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Salon 19<br />

FW-012 Forschungsworkshop<br />

Mechanismen <strong>der</strong> klassischen Konditionierung bei Gesunden und<br />

Patienten mit Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen<br />

Vorsitz: O. Tüscher (Freiburg), K. Lieb (Ma<strong>in</strong>z)<br />

001<br />

Neuronale Mechanismen <strong>der</strong> Furchtkonditionierung im Menschen<br />

Raffael Kalisch (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Eppendorf, Inst. f. System.<br />

Neurowiss., Hamburg)<br />

Klassische Furchtkonditionierung entsteht durch die Paarung e<strong>in</strong>es<br />

neutralen Reizes (konditionierter Stimulus, CS) mit e<strong>in</strong>em aversiven<br />

Reiz (unkonitionierter Stimulus, UCS). Der CS wird dadurch<br />

zu e<strong>in</strong>em Signal für das Auftreten des UCS und löst antizipatorische<br />

Angst, verbunden mit e<strong>in</strong>er konditionierten Furchtreaktion<br />

(CR), aus. Tierstudien deuten auf e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle <strong>der</strong> Amygdala<br />

beim Erlernen, Abspeichern und Wie<strong>der</strong>abrufen <strong>der</strong> CS-UCS-<br />

Assoziation h<strong>in</strong>; e<strong>in</strong>e abschließende Beweisführung beim Menschen<br />

ist noch nicht gelungen. H<strong>in</strong>gegen gibt es deutliche H<strong>in</strong>weise<br />

sowohl aus Tier- als auch Humanstudien, dass Bereiche des Hippokampus<br />

und medialen präfrontalen Kortex an Speicherung und<br />

Wie<strong>der</strong>abruf des Furchtgedächtnisses beteiligt s<strong>in</strong>d. Des weiteren<br />

sche<strong>in</strong>en das ventrale Striatum an <strong>der</strong> Bewusstwerdung <strong>der</strong> CS-<br />

UCS-Assoziation während des Lernprozesses und <strong>der</strong> dorsomediale<br />

präfrontale Kortex an <strong>der</strong> bewussten negativen Bewertung e<strong>in</strong>es<br />

CS auf <strong>der</strong> Basis dieses Kont<strong>in</strong>genzbewusstse<strong>in</strong>s beteiligt zu se<strong>in</strong>.<br />

Weitere Befunde deuten auf e<strong>in</strong>e Rolle z<strong>in</strong>gulärer Areale bei <strong>der</strong><br />

Generierung autonomer CRs h<strong>in</strong>. Humanstudien, e<strong>in</strong>schließlich<br />

erster Metaanalysen, zeichnen also e<strong>in</strong> wesentlich komplexeres Bild<br />

<strong>der</strong> neuralen Mechanismen <strong>der</strong> Furchkonditionierung als allgeme<strong>in</strong><br />

angenommen. Das Bild wird durch Studien zu Varianten <strong>der</strong><br />

Furchtkonditionierung (Trace condition<strong>in</strong>g, Kontextkonditionierung)<br />

und erste pharmakologische Humanstudien noch weiter bereichert.<br />

Dieser Vortrag gibt e<strong>in</strong>en aktuellen und verständlichen<br />

Überblick.<br />

002<br />

Neuronale Korrelate <strong>der</strong> Furchtkonditionierung, Endokr<strong>in</strong>ologie<br />

und Bewältigungsstrategien bei traumatisierten Personen<br />

Claudia Liebscher (ZI Mannheim, Neuropsychologie AG Flor)<br />

S. Rid<strong>der</strong>, S. Lip<strong>in</strong>ski, S. Pohlack, C. Christmann, S. Lang, H. Flor<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bisherige Studien lassen ke<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>heitlichen Schluss<br />

zu, wie traumatisierte Personen, welche die Kriterien für e<strong>in</strong>e Posttraumatische<br />

Belastungsstörung (PTBS) nicht erfüllen, mit ihren<br />

Traumaerfahrungen umgehen. Während e<strong>in</strong>ige Personen das Trauma<br />

ohne Probleme bewältigen und e<strong>in</strong>e sogenannte Resilienz aufweisen,<br />

zeigen sich bei an<strong>der</strong>en subkl<strong>in</strong>ische Merkmale e<strong>in</strong>er PTBS.<br />

Ziel <strong>der</strong> aktuellen Studie ist die Untersuchung traumatisierter Personen<br />

ohne PTBS im Vergleich zu nichttraumatisierten Kontrollprobanden<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>er aversiven Kontextkonditionierung.<br />

Zusätzlich <strong>in</strong>teressieren wir uns für Vorgänge <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenr<strong>in</strong>denachse<br />

(HPA) <strong>der</strong> traumatisierten<br />

Probanden, <strong>der</strong>en frühk<strong>in</strong>dliche und aktuelle Belastung so-<br />

281


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

wie Bewältigungsstrategien.<br />

Methode: Die Probanden durchliefen e<strong>in</strong> fMRT-Experiment zur<br />

Kontextkonditionierung, die <strong>in</strong> vier Phasen unterteilt war: Habituation,<br />

frühe Lernphase, späte Lernphase und Ext<strong>in</strong>ktionsphase. Als<br />

subjektive Maße wurden Arousal, Valenz und Kont<strong>in</strong>genz <strong>der</strong> präsentierten<br />

Reize erfragt. Zusätzlich wurde Speichelcortisol am<br />

Morgen erhoben. Frühk<strong>in</strong>dliche Traumatisierungen, aktuelle Belastungen<br />

und Bewältigungsstrategien wurden über verschiedene<br />

Fragebögen erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Auf <strong>der</strong> subjektiven Ebene wies die Traumagruppe<br />

im Gegensatz zu den Kontrollprobanden e<strong>in</strong>e reduzierte<br />

Differenzierung von CS+ and CS- während <strong>der</strong> Kontextkonditionierung<br />

auf. E<strong>in</strong>hergehend mit <strong>der</strong> guten Differenzierung von sicherem<br />

und unsicherem Kontext zeigte die Kontrollgruppe auf<br />

neuronaler Ebene signifikante Aktivierungen <strong>der</strong> rechten Insula<br />

(Lernphase) und des rechten parahippocampalen Gyrus (Ext<strong>in</strong>ktion),<br />

während die Traumagruppe ke<strong>in</strong>e entsprechende Aktivierung<br />

aufwies. Zusätzlich beschrieben die traumatisierten Personen mehr<br />

aktuelle Belastungen und traumatische Erfahrungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit,<br />

und sie gaben an, mehr Strategien <strong>der</strong> Stressverarbeitung e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Endokr<strong>in</strong>ologisch zeigte die Traumagruppe tendenziell<br />

e<strong>in</strong> leicht (jedoch nicht signifikant) erhöhtes Morgencortisolniveau<br />

gegenüber <strong>der</strong> Kontrollgruppe.<br />

003<br />

Neurobiologische Korrelate aversiver Konditionierung bei <strong>der</strong><br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

Jana Mauchnik (ZI Mannheim, Psychosomatik AG Schmahl)<br />

U. W. Ebner-Priemer, M. Bohus, C. Schmahl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bildgebungsstudien f<strong>in</strong>den sowohl auf struktureller, als<br />

auch auf funtionaler Ebene bei Patient<strong>in</strong>nen mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-<br />

Persönlichkeitsstörung (BPS) Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> zerebralen Strukturen,<br />

die bei Lernprozessen e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle spielen, vor<br />

allem bzgl. Amygdala und frontalen Gehirnregionen. Wir führten<br />

daher zwei Studien durch (fMRT und Labor), um Lernprozesse bei<br />

BPS im Vergleich zu gesunden Kontrollen zu untersuchen. Dazu<br />

wurden während e<strong>in</strong>er klassischen Konditionierung Habituation,<br />

Akquisition und Ext<strong>in</strong>ktion durchgeführt. Aktuell wird davon ausgegangen,<br />

dass gerade Ext<strong>in</strong>ktionsprozesse e<strong>in</strong>e große Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Entwicklung psychischer Störungen spielen. Um Ext<strong>in</strong>ktionsprozesse<br />

noch genauer zu erfassen, wurde daher e<strong>in</strong> zweiter Term<strong>in</strong><br />

mit e<strong>in</strong>er erneuten Ext<strong>in</strong>ktion (Between-Session) und e<strong>in</strong>er Reakquisition<br />

bzw. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Laborstudie e<strong>in</strong>em Re<strong>in</strong>statement durchgeführt.<br />

Unsere Hypothese war, dass Patient<strong>in</strong>nen mit BPS während<br />

<strong>der</strong> Lernprozesse verän<strong>der</strong>te neurobiologische Reaktionsmuster im<br />

Vergleich zu gesunden Kontrollen zeigen.<br />

Methode: Es wurde e<strong>in</strong> aversives differentielles Konditionierungsparadigma<br />

mit 27 unmedizierten Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Patient<strong>in</strong>nen und<br />

26 gesunden Proband<strong>in</strong>nen durchgeführt, wobei zwei neutrale Bil<strong>der</strong><br />

als konditionierte Stimuli e<strong>in</strong>gesetzt wurden (CS+ und CS-)<br />

und e<strong>in</strong> elektrischer Stimulus als unkonditionierter Stimulus (US).<br />

In <strong>der</strong> fMRT-Studie wurde nach 84h Between-Session-Ext<strong>in</strong>ktion<br />

und Reakquisition erhoben, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Laborstudie zusätzlich Re<strong>in</strong>statement.<br />

Neben neuronalen Korrelaten wurden Hautleitreaktionen<br />

(EDA) und subjektive Rat<strong>in</strong>gs erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Während Akquisition, Ext<strong>in</strong>ktion und<br />

Between-Session-Ext<strong>in</strong>ktion aktivierten die BPS-Patient<strong>in</strong>nen Teile<br />

des emotionalen Netzwerks (Insel, Amygdala), die Kontrollproband<strong>in</strong>nen<br />

dagegen frontale Hirnregionen. Die Patient<strong>in</strong>nen aktivierten<br />

erst während <strong>der</strong> Reakquisition den orbitofrontalen Kortex.<br />

Außerdem zeigen nur die Patient<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>en differentiellen Re<strong>in</strong>statement-Effekt<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> EDA. Die Rat<strong>in</strong>gs unterstreichen diesen<br />

Effekt. Zusammenfassend f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> allen abhängigen Variablen<br />

H<strong>in</strong>weise auf verän<strong>der</strong>te Lernprozesse, hauptsächlich während<br />

langfristiger Ext<strong>in</strong>ktionsprozesse. Dieser Effekt könnte e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis<br />

282<br />

darauf se<strong>in</strong>, dass gerade solche Prozesse adaptiven emotionalen<br />

Lernens <strong>in</strong> dieser Patientengruppe nur begrenzt bzw. verzögert<br />

stattf<strong>in</strong>den. Kl<strong>in</strong>ische Implikationen werden diskutiert.<br />

004<br />

Neuronale Korrelate kognitiv-<strong>in</strong>struierter Furcht bei <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

und Angststörungen und Vergleich<br />

zur klassischen Konditionierung<br />

Oliver Tüscher (Psychiatrie, Freiburg Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Furchtwahrnehmung und -regulation<br />

und <strong>der</strong>en Ausprägung <strong>in</strong> verschiedenen Angstsyndromen<br />

bilden e<strong>in</strong>e zentrale Symptomatik <strong>in</strong> vielen psychiatrischen Störungen,<br />

vor allem aber bei Angststörungen und <strong>Erkrankungen</strong> mit<br />

starken emotionalen Regulationsstörungen. Die klassiche Konditionierung<br />

liefert hierzu e<strong>in</strong> auch im Menschen gut testbares Modell<br />

<strong>der</strong> Furchtwahrnehmung und -regulation – bei allerd<strong>in</strong>gs nur e<strong>in</strong>geschränkter<br />

ökologischer Allgeme<strong>in</strong>gültigkeit.<br />

Methode: E<strong>in</strong>e ökologisch-vali<strong>der</strong>e Alternative ist die sogenannte<br />

kognitiv-<strong>in</strong>struierte Furcht, die auf e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong> kognitiven Assoziation<br />

e<strong>in</strong>es aversiven Reizes mit e<strong>in</strong>em neutralen Reiz beruht [Phelps<br />

2001]. In diesem Vortrag sollen zum e<strong>in</strong>en die psychophysiologischen<br />

und neuronalen Parallen zu den Mechanism <strong>der</strong> Furchtkonditionierung<br />

und -exkt<strong>in</strong>ktion bei Gesundenprobanden gezeigt<br />

werden. Zum an<strong>der</strong>n sollen die verän<strong>der</strong>ten neuronalen Korrelate<br />

<strong>der</strong> kognitiv-<strong>in</strong>struierten Furcht bei Patienten mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-<br />

Persönlichkeitsstörung, Posttraumatischer Belastungsstörung und<br />

Pankstörungen vorgestellt und diskutiert werden. Hirnregionen<br />

mit den auffälligsten Paradigma- bzw. Erkrankungsspezifischen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen s<strong>in</strong>d die erweiterte Amygdala, das (ventrale) Striatum,<br />

die Insel und <strong>der</strong> mediale prefrontale Kortex (mPFC).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Studienergebnisse sollen mit den an<strong>der</strong>en<br />

während des Symposium vorgestellten Daten verglichen und<br />

die Funktionskonvergenz (neuronale Netzwerke <strong>der</strong> Furcht-(konditionierung))<br />

und Krankheitsdivergenz (Krankheits- / Syndromspezifische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen) herausgearbeitet werden.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Salon 19<br />

FV-017 Sitzung Freier Vorträge<br />

Bra<strong>in</strong> imag<strong>in</strong>g<br />

Vorsitz: K. Mathiak (Aachen), A. Ströhle (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

How perfect does practice make: Lessons from a neuropsychological<br />

follow-up study <strong>in</strong> healthy subjects<br />

Claudia Bartels (MPI für Experimentelle Mediz<strong>in</strong>, Kl<strong>in</strong>ische Neurowissenschaften,<br />

Gött<strong>in</strong>gen)<br />

M. Wegrzyn, A. Wiedl, V. Ackermann, H. Ehrenreich<br />

Introduction: Cognitive deterioration is a core symptom of various<br />

neuropsychiatric diseases, closely related to real-world function<strong>in</strong>g<br />

and quality of life. Investigat<strong>in</strong>g the natural course of cognition <strong>in</strong><br />

patient populations as well as assess<strong>in</strong>g cognitive outcomes <strong>in</strong> treatment<br />

trials requires longitud<strong>in</strong>al study designs. Repeated test<strong>in</strong>g,<br />

however, can easily lead to mis<strong>in</strong>terpretation of study results due to<br />

practice effects: (1) neurodegenerative processes are un<strong>der</strong>estimated<br />

or (2) treatment effects are overestimated. With a neuropsychological<br />

follow-up study, we estimated test-specific practice effects <strong>in</strong><br />

healthy subjects to facilitate future test selection for cl<strong>in</strong>ical studies<br />

as well as cl<strong>in</strong>ical rout<strong>in</strong>e.<br />

Method: Healthy adults (N=36; 58:42 % males:females; mean age<br />

47.3±12.0 years; average premorbid <strong>in</strong>telligence quotient (IQ) 123.4


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

± 13.7) completed over one year seven test<strong>in</strong>g timepo<strong>in</strong>ts (basel<strong>in</strong>e,<br />

week 3, 6, 9, months 3, 6, 12). The neuropsychological test battery<br />

covered all important cognitive doma<strong>in</strong>s (attention, executive functions,<br />

memory, motor functions, language, and visuospatial functions)<br />

by several well-established tests per doma<strong>in</strong>. Additionally,<br />

the impact of potential confound<strong>in</strong>g variables – age, IQ, personality<br />

– on the course of cognitive performance was explored.<br />

Discussion / Results: The majority of tests exhibit a similar pattern:<br />

(1) Significant and cl<strong>in</strong>ically relevant practice effects until month 3<br />

(Cohen’s d 0.30-1.19) – with most pronounced effects towards the<br />

second test<strong>in</strong>g timepo<strong>in</strong>t – and (2) a plateau after month 3. Exceptions<br />

from these results uncovered either tests non-susceptible to<br />

practice or hampered by ceil<strong>in</strong>g effects. None of the ex plored covariates<br />

showed consistent <strong>in</strong>fluence on the course of cognitive performance.<br />

Conclusions: Practice effects play a major role <strong>in</strong> repetitive<br />

cognitive test<strong>in</strong>g. Us<strong>in</strong>g an optimal comb<strong>in</strong>ation and tim<strong>in</strong>g of<br />

tests will m<strong>in</strong>imize their impact. On the other hand, rather than<br />

<strong>in</strong>terpret<strong>in</strong>g measurable practice as disturb<strong>in</strong>g factor, its course<br />

should be employed for estimation of normal learn<strong>in</strong>g processes.<br />

002<br />

EEG-based vigilance and cerebral glucose metabolism – a parallel<br />

EEG and FDG PET study<br />

Thomas Günther (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Neurobiologische Forschung,<br />

Leipzig)<br />

S. Hesse, K. Kendziorra, H. Barthel, C. San<strong>der</strong>, S. Olbrich, M. Adamaszek,<br />

G. Becker, O. Sabri, U. Hegerl, P. Schönknecht<br />

Introduction: Patients with Alzheimer’s disease (AD) compared to<br />

controls can be characterized by a pattern of reduced glucose metabolism<br />

<strong>in</strong> temporoparietal, posterior c<strong>in</strong>gulate, and frontal cortices<br />

us<strong>in</strong>g 2-[18F]fluoro-2-deoxy-D-glucose (FDG) positron emission<br />

tomography (PET). Sleep studies demonstrated an altered glucose<br />

metabolism <strong>in</strong> some of the respective cortices dur<strong>in</strong>g the transition<br />

from wake to sleep. While sleep can be excluded dur<strong>in</strong>g the exam<strong>in</strong>ation,<br />

drows<strong>in</strong>ess may still bias the glucose metabolism of these<br />

patients dur<strong>in</strong>g the FDG PET.<br />

Method: In the present study, a prelim<strong>in</strong>ary sample of 10 patients<br />

with probable AD (53-76 years, 3 women) was <strong>in</strong>vestigated with<br />

simultaneous EEG PET (FDG). Accord<strong>in</strong>g to the drows<strong>in</strong>ess level<br />

the sample was median split <strong>in</strong>to a group with stable and unstable<br />

EEG-vigilance, respectively. Imag<strong>in</strong>g analyses were performed <strong>in</strong><br />

SPM5.<br />

Discussion / Results: Patients with stable compared to unstable<br />

EEG-vigilance showed an <strong>in</strong>creased glucose metabolism <strong>in</strong> the lateral<br />

superior temporal gyrus (p


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

HHNA-Achse zu beobachten. Inwiefern diese Unterschiede E<strong>in</strong>fluss<br />

auf die Leistungsfähigkeit und die funktionellen Aktivierungsmuster<br />

<strong>der</strong> Probanden nehmen, ist <strong>der</strong>zeit Gegenstand unserer<br />

Forschung. Es ist zu vermuten, dass sich Patientenpopulationen<br />

von gesunden Kontrollpersonen h<strong>in</strong>sichtlich dieser Parameter unterscheiden.<br />

Zukünftige Studien sollten dies berücksichtigen und<br />

entsprechende Kontrollvariablen e<strong>in</strong>beziehen um somit e<strong>in</strong>e genauere<br />

Interpretation <strong>der</strong> Gruppenunterschiede zuzulassen.<br />

002<br />

Neuronale Aktivierung während e<strong>in</strong>er n-back Aufgabe und ihre<br />

Interaktion mit dem Alter<br />

Astrid Veronika Rauch (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Münster, Kl<strong>in</strong>ik für<br />

Psychiatrie)<br />

C. L<strong>in</strong>dner, C. Sehlmeyer, H. Kugel, S. Schön<strong>in</strong>g, P. Zwitserlood,<br />

U. Dannlowski, A. Kerst<strong>in</strong>g, T. Reker, V. Arolt, C. Konrad<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bildgebende Verfahren wie die funktionelle Magnetresonanztomographie<br />

(fMRI) ermöglichen, Verän<strong>der</strong>ungen des<br />

kognitiven Systems im Alter <strong>in</strong> vivo zu beobachten. In bisherigen<br />

Untersuchungen zu kognitiven Funktionen zeigten ältere Probanden<br />

e<strong>in</strong> verstärktes aufgabenbezogenes Aktivierungsmuster <strong>in</strong> präfrontalen<br />

und parietalen Arealen. Die n-back-Aufgabe erwies sich<br />

bei jüngeren Probanden als beson<strong>der</strong>s geeignet für die Erforschung<br />

kognitiver Defizite, jedoch wurden die biologischen Korrelate des<br />

Alterns bislang nur selten anhand dieser Aufgabe mit fMRI untersucht.<br />

Diese Studie erforscht daher anhand e<strong>in</strong>er n-back-Aufgabe,<br />

ob e<strong>in</strong>e vermehrte Aktivierung <strong>in</strong> diesen Arealen als biologisches<br />

Korrelat des Alterns vorliegt.<br />

Methode: 13 ältere Personen (60 bis 77 Jahre) und 13 geschlechtsgematchte<br />

jüngere Personen (22 bis 37 Jahre) wurden anhand e<strong>in</strong>es<br />

n-back-Paradigmas (0-,1- und 2-back) mit 3-Tesla-fMRI untersucht.<br />

Die funktionellen Daten wurden mit SPM5 ausgewertet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Auf <strong>der</strong> Verhaltensebene zeigen sich bei<br />

den älteren Probanden e<strong>in</strong>e höhere Fehlerrate und e<strong>in</strong> Interaktionseffekt:<br />

Die Fehlerrate <strong>der</strong> älteren Probanden steigt mit wachsen<strong>der</strong><br />

Aufgabenschwierigkeit steiler an. Die Auswertung <strong>der</strong> fMRI-Daten<br />

zeigt im Brodmann-Areal 6 e<strong>in</strong>en Interaktionseffekt des Alters mit<br />

<strong>der</strong> n-Back-Bed<strong>in</strong>gung: Die Aktivierung steigt zunächst für junge<br />

und ältere Probanden von <strong>der</strong> 0-back- zur 1-back-Bed<strong>in</strong>gung an,<br />

fällt bei den älteren Probanden jedoch bei <strong>der</strong> 2-back-Bed<strong>in</strong>gung<br />

ab. Die Aktivierung <strong>der</strong> jüngeren Probanden bleibt dagegen auf<br />

demselben Niveau. Im E<strong>in</strong>klang mit <strong>der</strong> Literatur ist die verstärkte<br />

neuronale Aktivierung so zu bewerten, dass sie <strong>in</strong>effiziente kognitive<br />

Prozesse bei älteren Patienten bis zu e<strong>in</strong>em gewissen Grad kompensieren<br />

kann. Bei höherem Schwierigkeitsgrad wird jedoch die<br />

Grenze <strong>der</strong> neuronalen Kompensationsfähigkeit im Alter erreicht<br />

und die Verhaltensleistung s<strong>in</strong>kt. Für jüngere Probanden ist h<strong>in</strong>gegen<br />

e<strong>in</strong> weiterer Aktivierungsanstieg möglich, <strong>der</strong> dazu führt, dass<br />

die Performanz auf e<strong>in</strong>em relativ hohen Niveau aufrechterhalten<br />

werden kann. Dieses Aktivierungsmuster <strong>der</strong> älteren Probanden<br />

könnte sich <strong>in</strong> Zukunft als e<strong>in</strong> möglicher biologischer Marker für<br />

kognitive Funktionen im Alter erweisen.<br />

003<br />

Nano-Screen. Ergebnisse e<strong>in</strong>es kurzen neuropsychologischen Demenz-Screen<strong>in</strong>gtests<br />

Eva Alter (Arbeitsgruppe Neuropsychiatrie, und psychiatrische Neuropsychologie<br />

/ Charité, Berl<strong>in</strong>)<br />

F. M. Reischies<br />

E<strong>in</strong>leitung: H<strong>in</strong>tergrund: Es gibt zahlreiche neuropsychologische<br />

Demenz-Screen<strong>in</strong>g-Tests unterschiedlicher Länge. Der M<strong>in</strong>i Mental<br />

State Test (MMST) ist mit ca. 15 M<strong>in</strong>uten für Sett<strong>in</strong>gs wie Praxissprechstunde<br />

o<strong>der</strong> Konsiluntersuchung zu langwierig durchzuführen,<br />

und e<strong>in</strong> nachgewiesener Deckeneffekt macht den MMST<br />

für den Nachweis e<strong>in</strong>er leichten kognitiven Bee<strong>in</strong>trächtigung un-<br />

284<br />

geeignet. Kürzere Marker-Tests neuropsychologischer Syndrome<br />

(z. B. Word Fluency Test, Uhrentest) decken e<strong>in</strong>zelne kognitive<br />

Funktionen ab und ermöglichen erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Testbatterie e<strong>in</strong>e Aussagefähigkeit<br />

bezüglich e<strong>in</strong>es Demenzsyndroms.<br />

Methode: E<strong>in</strong> neuer Test, das so genannte Nano-Screen (Reischies,<br />

2005), prüft <strong>in</strong> m<strong>in</strong>imal nur zwei M<strong>in</strong>uten mit sieben Aufgaben<br />

verschiedene Dimensionen e<strong>in</strong>es Demenzsyndroms. Die mögliche<br />

Gesamtscore reicht von 0 bis 32 Fehlerpunkten (FP). 53 demente<br />

(mittleres Alter 80,0 +/-7,7 Jahre), 59 depressive (mittleres Alter<br />

74,6 +/-9,7 Jahre) Patienten e<strong>in</strong>er Stichprobe konsekutiver Patienten<br />

e<strong>in</strong>er gerontopsychiatrischen Station, sowie 41 gesunde ältere<br />

Kontrollpersonen (mittleres Alter 75,1 +/-9,0 Jahre), wurden mit<br />

dem Nano-Screen getestet. Diagnosen wurden nach ICD-10-Kriterien<br />

vergeben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Mittelwert-Unterschiede <strong>der</strong> Nano-<br />

Scores zwischen den Gruppen (Demenz 18,6 +/-6,7 FP, Depression<br />

6,7 +/-3,7 FP, Kontrollen 3,5 +/-3,1 FP) waren statistisch signifikant.<br />

E<strong>in</strong>e ROC-Analyse zeigte e<strong>in</strong>e hohe Trennschärfe des Tests<br />

zwischen Demenz- und Kontrollgruppe (AUC 0,985), die mit <strong>der</strong><br />

des MMST vergleichbar ist (AUC 0,994). Bei e<strong>in</strong>em Schwellenwert<br />

von 7 FP lag die Sensitivität bei 1,0 und die Spezifität bei 0,9. Die<br />

Korrelation zum MMST war hoch (r = 0,90, p


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

für affektive <strong>Erkrankungen</strong> wie Depressionen und auch für psychotherapeutische<br />

Ansätze dienen.<br />

005<br />

Neuronale Korrelate <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung von höherem gegenüber<br />

ger<strong>in</strong>gem Risiko von Umweltgegebenheiten<br />

Uwe Herwig (Universitätskl<strong>in</strong>ik Zürich, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Schweiz)<br />

A. Brühl, M.-C. Viebke, D. Knoch, M. Siegrist<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Risikobewertung bestimmter Umweltgegebenheiten<br />

stellt e<strong>in</strong>e tägliche <strong>in</strong>dividuelle und auch politische Aufgabe dar.<br />

Dabei können zwei grundlegende Herangehensweisen unterschieden<br />

werden: die analytische und die <strong>in</strong>tuitive E<strong>in</strong>schätzung. Die<br />

<strong>in</strong>tuitive E<strong>in</strong>schätzung wurde dabei eng <strong>in</strong> Zusammenhang mit<br />

emotionalen Prozessen gebracht. Wir untersuchten die mit <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>schätzung von hohem im Vergleich zu von ger<strong>in</strong>gem Risiko assoziierten<br />

Hirnaktivierungen.<br />

Methode: Zwanzig gesunde Probanden schätzten das allgeme<strong>in</strong>e<br />

Risiko für die Bevölkerung von bestimmten Gegebenheiten und<br />

Ereignissen des täglichen Lebens aus dem Bereich Umwelt und<br />

Technologien e<strong>in</strong>, während sie mit funktioneller Magnetresonanz-<br />

Tomographie (fMRT) untersucht wurden. Insgesamt 50 entsprechende<br />

Wörter wurden jeweils 6 Sekunden präsentiert, <strong>in</strong> denen<br />

die E<strong>in</strong>schätzung des Risikos erfolgen sollte. Dann waren 4 Sekunden<br />

Zeit, die Bewertung auf e<strong>in</strong>er Analogskala abzugeben. In <strong>der</strong><br />

fMRT-Auswertung wurden die <strong>in</strong>dividuellen E<strong>in</strong>schätzungen von<br />

höherem Risiko den E<strong>in</strong>schätzungen von ger<strong>in</strong>gem Risiko gegenübergestellt.<br />

Zudem wurde die Hirnaktivität <strong>in</strong> den ersten Phasen<br />

von 2 bzw. 4 Sekunden separat untersucht, um sequenzielle Aspekte<br />

zu erfassen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Ereignisse o<strong>der</strong> Gegebenheiten, die als<br />

riskant e<strong>in</strong>geschätzt wurden, waren verglichen mit solchen, die als<br />

wenig riskant e<strong>in</strong>geschätzt wurden, assoziiert mit Aktivierungen<br />

im medialen Thalamus, <strong>der</strong> anterioren Insel und im Caput des nucleus<br />

caudatus assoziiert. In den frühen Phasen waren zudem präfrontale,<br />

c<strong>in</strong>guläre und parieto-occipitale Regionen stärker aktiv als<br />

bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung e<strong>in</strong>es ger<strong>in</strong>gen Risikos. Schlussfolgerung: Neben<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsbezogenen<br />

sowie höheren kognitiv bewertenden Arealen sprechen<br />

die Ergebnisse für e<strong>in</strong>e Beteiligung viscero-sensitiver Areale, hohes<br />

Risiko zu signalisieren. Dies kann als neurobiologische Evidenz für<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tuitive E<strong>in</strong>schätzung – im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es „Bauchgefühls“ – von<br />

Gegebenheiten o<strong>der</strong> Ereignissen mit hohem Risikopotenzial für die<br />

Bevölkerung <strong>in</strong>terpretiert werden.<br />

006<br />

Zusammenhang zwischen D2 Rezeptorverfügbarkeit und Persönlichkeitseigenschaften<br />

bei gesunden Probanden: e<strong>in</strong>e PET-Studie<br />

mit [18F]-Fallypride<br />

Majken Klomp (Kl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

L. Rademacher, M. Raptis, K. Spreckelmeyer, F. Rösch, I. Vernaleken,<br />

W. Schaefer, G. Grün<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung: Persönlichkeit ist e<strong>in</strong>e stabile Verhaltensstruktur <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>es Individuums, jedoch gibt es große <strong>in</strong>ter<strong>in</strong>dividuelle<br />

Unterschiede. Gewöhnlich wird Persönlichkeit mit mehreren Faktoren<br />

o<strong>der</strong> Dimensionen erfasst. Bisherige Studien lassen darauf<br />

schließen, dass das dopam<strong>in</strong>erge System bei verschiedenen Persönlichkeitseigenschaften<br />

<strong>in</strong>volviert ist.<br />

Methode: Es wurden 22 gesunde Männer untersucht (Alter =34,6;<br />

SD=12). Nachdem die Probanden den NEO-FFI ausgefüllt hatten,<br />

wurden sie 180 M<strong>in</strong>uten lang e<strong>in</strong>er 18F-Fallypride Positronen-<br />

Emissions-Tomographie unterzogen. Nach Bewegungskorrektur,<br />

Normalisierung und VOI-Def<strong>in</strong>ition (NC, Putamen, Thalamus und<br />

Area 9) wurden die jeweiligen TACs generiert. BPND –Werte wurden<br />

anhand des SRTMs berechnet, das Cerebellum diente dabei als<br />

Referenzregion. Anschließend wurden Korrelationen zwischen BPs<br />

und Extraversion sowie Neurotizismus berechnet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es wurden ke<strong>in</strong>e Korrelationen zwischen<br />

Rezeptorverfügbarkeit und Extraversion gefunden, jedoch zeigten<br />

Alter und Extraversion e<strong>in</strong>en signifikante negative Korrelation<br />

(r=-0,490, p=0.021). Die D2-Rezeptorverfügbarkeit im Putamen<br />

und Thalamus wiesen e<strong>in</strong>e negative Korrelation mit Neurotizismus<br />

auf (rechtes Putamen r=-0.458, p=0.032; l<strong>in</strong>kes Putamen r=-0.432,<br />

p=0.045; rechter Thalamus r= -0.514, p= 0.014; l<strong>in</strong>ker Thalamus<br />

r=-428, p=0.047). Die Ergebnisse dieser Studie unterstützen die<br />

Ansicht, dass das dopam<strong>in</strong>erge System <strong>in</strong> Beziehung steht zu <strong>der</strong><br />

biologischen Basis des Neurotizismus. Außerdem bietet diese Studie<br />

H<strong>in</strong>weise dafür, dass <strong>in</strong>dividuelle Differenzen im Neurotizismus<br />

<strong>in</strong> Zusammenhang stehen mit Unterschieden <strong>in</strong> fronto-striato-<br />

thalamischen Schaltkreisen.<br />

007<br />

Neurale Korrelate kooperativen Verhaltens<br />

Dirk Leube (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Marburg)<br />

B. Straube, T. Kircher<br />

E<strong>in</strong>leitung: Kooperatives Verhalten ist e<strong>in</strong>e grundlegende menschliche<br />

Fähigkeit, die erst das Zusammenleben <strong>in</strong> sozialen Körperschaften<br />

ermöglicht. Die Studie untersucht die neuralen Korrelate<br />

<strong>der</strong> Wahrnehmung geme<strong>in</strong>samer Handlungen von zwei Personen.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er Untersuchung mit fMRI (3T) wurden den Probanden<br />

unterschiedliche Filmclips vorgespielt, die entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

o<strong>der</strong> zwei Personen zeigten, die (1) alle<strong>in</strong>, (2) alle<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em passiven<br />

Beobachter o<strong>der</strong> (3) geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Tätigkeit verrichteten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Neben e<strong>in</strong>em parietotemporalen Netzwerk<br />

(pSTS, angular gyrus), war vor allem <strong>der</strong> precuneus spezifisch<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bed<strong>in</strong>gung (3) aktiviert. Die Rolle dieses Hirnareals für die<br />

soziale Kognition konnte damit weiter untermauert werden.<br />

008<br />

Neuromodulatorische und verhaltensbezogene Effekte von Oxytoc<strong>in</strong><br />

auf die Wahrnehmung von emotionalen und non-emotionalen<br />

Szenen bei Frauen – e<strong>in</strong>e fMRT Studie<br />

Alexan<strong>der</strong> Lischke (Universität Rostock, Psychiatrie)<br />

S. C. Herpertz, C. Berger, A. Grossmann, K. Hauenste<strong>in</strong>, G. Domes<br />

E<strong>in</strong>leitung: Aktuelle Studien haben gezeigt, dass das Neuropeptid<br />

Oxytoc<strong>in</strong> (OT) bei Männern e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialen<br />

Kognition und Interaktion spielt. Verhaltensstudien zufolge<br />

verbessert OT die soziale Wahrnehmung, verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t soziale<br />

Ängstlichkeit, verr<strong>in</strong>gert sozialen Stress und för<strong>der</strong>t soziales Vertrauen.<br />

Neuere Bildgebungsstudien deuten daraufh<strong>in</strong>, dass diese<br />

Effekte durch neuronale Strukturen, die an <strong>der</strong> sozio-affektiven<br />

Wahrnehmung beteiligt s<strong>in</strong>d, wie bspw. die Amygdala, vermittelt<br />

werden. Ziel <strong>der</strong> vorgestellten Studien war es, erstmalig an Frauen<br />

zu untersuchen, <strong>in</strong>wiefern OT die Aktivierung <strong>in</strong> neuronalen<br />

Strukturen, die mit <strong>der</strong> Wahrnehmung emotionaler und nichtemotionaler<br />

Szenen assoziiert s<strong>in</strong>d, moduliert.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>em doppelt-verbl<strong>in</strong>deten, placebo-kontrollierten,<br />

randomisierten cross-over Design wurde 16 gesunden Frauen entwe<strong>der</strong><br />

24 IE OT o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> entsprechendes Placebo (PL) <strong>in</strong>tra-nasal<br />

verabreicht. Die neuronale Aktivität wurde mit Hilfe funktioneller<br />

Magnetresonanz-Tomographie (fMRT) erfasst, während die Probanden<br />

emotionale und non-emotionale Szenen betrachteten und<br />

angaben, <strong>in</strong>wieweit diese bei ihnen starke o<strong>der</strong> schwache Gefühle<br />

auslösten. Zusätzlich wurde mittels Eyetrack<strong>in</strong>g das Blickverhalten<br />

<strong>der</strong> Probanden beim Betrachten <strong>der</strong> Gesichter erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei den Probanden kam es unter OT im<br />

Vergleich zu PL zu e<strong>in</strong>er stärkeren Modulation <strong>der</strong> Aktivität <strong>in</strong><br />

neuronalen Strukturen, die mit <strong>der</strong> sozio-affektiven Wahrnehmung<br />

assoziiert s<strong>in</strong>d (superior temporaler Gyrus, fusiformer Gyrus, <strong>in</strong>fe-<br />

285


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

riorer frontaler Gyrus, Amygdala), wenn sie emotionale im Vergleich<br />

zu non-emotionalen Szenen betrachteten. Die Angaben, die<br />

die Probanden h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Stärke <strong>der</strong> ausgelösten Gefühle<br />

machten, unterschieden sich jedoch nicht unter OT und PL. Das<br />

Blickverhalten <strong>der</strong> Probanden war unter OT und PL ebenfalls mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

vergleichbar. Die Ergebnisse zeigen, dass OT bei Frauen<br />

die Aktivität <strong>in</strong> neuronalen Strukturen, die mit <strong>der</strong> sozio-affektiven<br />

Wahrnehmung assoziiert s<strong>in</strong>d, verstärkt.<br />

009<br />

Geschlechtsunterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Antizipation sozialer Belohnungen<br />

– e<strong>in</strong>e fMRT-Studie<br />

Lena Rademacher (Unikl<strong>in</strong>ikum Aachen, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

S. Krach, A. Irmak, F. Paulus, G. Grün<strong>der</strong>, K. N. Spreckelmeyer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Aus vorangegangenen Studien gibt es bereits H<strong>in</strong>weise<br />

auf Unterschiede zwischen Männern und Frauen bezüglich <strong>der</strong><br />

neuronalen Verarbeitung von Belohnungserwartungen (Dreher et<br />

al., 2007; Spreckelmeyer et al., 2009). Ziel <strong>der</strong> aktuellen Studie war<br />

die Untersuchung von Geschlechtsunterschieden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Antizipation<br />

sozialer Belohnungen <strong>in</strong> Form lachen<strong>der</strong> Gesichter, wobei zusätzlich<br />

das Geschlecht <strong>der</strong> antizipierten Person Berücksichtigung<br />

fand. Weiterh<strong>in</strong> wurden mögliche Persönlichkeits- und Hormone<strong>in</strong>flüsse<br />

auf die neuronalen Korrelate <strong>der</strong> Belohnungsantizipation<br />

untersucht.<br />

Methode: Siebzehn männliche (durchschnittliches Alter: 22,9 Jahre)<br />

und 15 weibliche (22,6 Jahre) heterosexuelle Probanden (alle<br />

S<strong>in</strong>gles, ke<strong>in</strong>e hormonelle Verhütung) wurden im 3 Tesla-Scanner<br />

(Siemens, Erlangen, D) untersucht, während sie das “social <strong>in</strong>centive<br />

delay”-Paradigma (Spreckelmeyer et al., 2009) bearbeiteten. In<br />

jedem Trial zeigte e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weisreiz die potentielle Belohnung an, die<br />

durch e<strong>in</strong>en schnellen Tastendruck gewonnen werden konnte (unterschiedlich<br />

stark lachende männliche o<strong>der</strong> weibliche Gesichter).<br />

Im Anschluss an die fMRT-Messung bearbeiteten die Probanden<br />

mehrere Fragebögen zur Erfassung von Persönlichkeitsmerkmalen<br />

und Empathievermögen (TCI-R, TAS, Cambridge Behaviour Scale,<br />

Fragebogen zum E<strong>in</strong>fühlungsvermögen). Zudem wurde e<strong>in</strong>e Blutprobe<br />

zur Bestimmung <strong>der</strong> Testosteron-, Progesteron- und Östrogen-Spiegel<br />

entnommen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Sowohl die Antizipation männlicher als<br />

auch weiblicher Gesichter ist mit e<strong>in</strong>er l<strong>in</strong>ear zunehmenden Aktivität<br />

des Nucleus Accumbens bei steigen<strong>der</strong> Belohnungs<strong>in</strong>tensität<br />

verbunden. Dabei zeigt <strong>der</strong> Geschlechtervergleich e<strong>in</strong> breiteres<br />

Netzwerk von Aktivierungen bei Männern. Frauen h<strong>in</strong>gegen reagierten<br />

sensitiver auf antizipierte Gesichter des an<strong>der</strong>en Geschlechts.<br />

Für den Testosteronspiegel sowie Empathiewerte zeigte<br />

sich e<strong>in</strong> differentieller Effekt auf die neuronale Aktivierung bei<br />

männlichen und weiblichen Probanden.<br />

010<br />

Funktionelle Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> mentalen Rotation zwischen<br />

Männern und transsexuellen Patienten vor und während e<strong>in</strong>er<br />

Hormontherapie<br />

Sonja Schön<strong>in</strong>g (UKM – Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, IZKF Forschungsgruppe<br />

4, Münster)<br />

A. Engelien, C. Bauer, H. Kugel, A. Kerst<strong>in</strong>g, C. Röstel, P. Zwitserlood,<br />

W. Lehmann, W. He<strong>in</strong>del, V. Arolt, C. Konrad<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Datenlage zu neuropsychologischen Auffälligkeiten<br />

bei transsexuellen Patienten und zu Auswirkungen e<strong>in</strong>er gegengeschlechtlichen<br />

Hormontherapie auf kognitive Funktionen ist<br />

<strong>in</strong>konsistent. E<strong>in</strong>ige Studien weisen auf neuropsychologische Abweichungen<br />

/ Auffälligkeiten bei unbehandelten transsexuellen Patienten<br />

h<strong>in</strong>, was Unterschiede <strong>in</strong> zugrunde liegenden neurobiologischen<br />

Prozessen vermuten lässt (Cohen-Kettenis, P.T. et al., 1998;<br />

van Goozen S.H. et al., 2002). Ziel dieser Studie war die Untersuchung<br />

von visuell-räumlichen Fähigkeiten bei Mann-zu-Frau<br />

286<br />

transsexuellen Patienten vor und während e<strong>in</strong>er Hormontherapie.<br />

Methode: In diese Studie wurden 11 Mann-zu-Frau transsexuelle<br />

Patienten (MFTS) vor Hormontherapie, 11 MFTS-Patienten nach<br />

m<strong>in</strong>destens sechsmonatiger gegengeschlechtlicher Hormontherapie<br />

und 11 männliche Kontrollprobanden e<strong>in</strong>geschlossen. Im MRT<br />

(Gyroscan Intera 3.0 T, Philips, Best, NL) wurde e<strong>in</strong>e funktionelle<br />

Untersuchung mit e<strong>in</strong>em geblockten, sexuell dimorphen mentalen<br />

Rotationsparadigma durchgeführt (s<strong>in</strong>gle shot EPI, 36 Schichten,<br />

TR 3 s, TE 50 ms, isotrope Voxel von 3,5x3,5x3,5 mm). Zusätzlich<br />

wurden am Tag <strong>der</strong> fMRT-Untersuchung Sexualhormone im Serum<br />

gemessen und die mentale Rotationsleistung außerhalb des<br />

Scanners überprüft (Peters, 1995). Die statistische Analyse erfolgte<br />

mittels SPM5 (Wellcome Department of Cognitive Neurology,<br />

London).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Alle drei untersuchten Gruppen zeigten<br />

das für die mentale Rotationsaufgabe typische Aktivierungsmuster,<br />

bestehend aus fronto-parietalen Arealen, wobei sich jedoch signifikante<br />

Unterschiede <strong>in</strong>nerhalb dieses Netzwerkes <strong>in</strong> den Gruppenvergleichen<br />

zeigten. Männer ohne Geschlechtsidentitätsstörung<br />

zeigten signifikant stärkere Aktivierungen im l<strong>in</strong>ks parietalen Kortex,<br />

während transsexuelle Patienten stärkere Aktivierungen <strong>in</strong><br />

fronto-temporalen Arealen aufwiesen. Die vorliegende Untersuchung<br />

gibt H<strong>in</strong>weise darauf, dass zwischen MFTS-Patienten und<br />

männlichen Kontrollprobanden bereits vor Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Hormontherapie<br />

Unterschiede im Aktivierungsmuster für e<strong>in</strong>e mentale<br />

Rotationsaufgabe vorliegen und dass diese Unterschiede während<br />

e<strong>in</strong>er Hormontherapie stabil bleiben. E<strong>in</strong>e Zunahme dieser Unterschiede<br />

durch e<strong>in</strong>e Hormontherapie konnte nicht gefunden werden.<br />

Mögliche Ursachen <strong>der</strong> funktionellen Unterschiede zwischen<br />

MFTS-Patienten und den Kontrollprobanden können sowohl unterschiedliche<br />

Strategien zur Lösung <strong>der</strong> mentalen Rotationsaufgabe<br />

als auch verän<strong>der</strong>te neurobiologische Prozesse se<strong>in</strong>.<br />

011<br />

Fehler und Persönlichkeit: Der modulierende Effekt von Extraversion<br />

und Gewissenhaftigkeit auf neuronale Fehlerverarbeitung<br />

Zr<strong>in</strong>ka Sosic-Vasic (Ulm)<br />

M. Ruchsow, G. Grön<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Befunde<br />

zur neurobiologischen Grundlage von Fehlerverarbeitungsprozessen<br />

berichtet. Als wichtigste neurobiologische Korrelate wurden<br />

bestimmte Regionen im Bereich des präfrontalen Kortex identifiziert.<br />

Obwohl Verhaltensbeobachtungen darauf h<strong>in</strong>deuten, dass<br />

sich gesunde Individuen im H<strong>in</strong>blick auf ihre Fehlerverarbeitung<br />

unterscheiden, befassten sich bislang nur wenige Studien mit dem<br />

E<strong>in</strong>fluss <strong>in</strong>dividueller Persönlichkeitsunterschiede auf die neuronale<br />

Fehlerverarbeitung.<br />

Methode: Mittels funktionellen Magentresonanztomographie<br />

(fMRT) wurden 17 gesunde Probanden während <strong>der</strong> Bearbeitung<br />

e<strong>in</strong>er komb<strong>in</strong>ierten Eriksen Flanker-Go / NoGo Aufgabe untersucht.<br />

Die psychometrische Messung <strong>der</strong> „Big Five“ Persönlichkeitstraits<br />

Neurotizismus, Extraversion, Offenheit für Erfahrungen,<br />

Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit erfolgte mit Hilfe <strong>der</strong> revidierten<br />

Fassung des „NEO-Personality Inventory“ <strong>in</strong> deutscher<br />

Sprache (NEO-FPI-R; Costa & McCrae, 1992).<br />

Diskussion / Ergebnisse: In Folge von fehlerhaften Reaktionen<br />

zeigten sich signifikante Aktivierungen im dorsalen anterioren c<strong>in</strong>gulären<br />

Cortex (dACC; BA 32) sowie im <strong>in</strong>ferior frontalen Cortex<br />

(IFC; BA 47). Diese Regionen wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit konsistent<br />

als wesentlichste Strukturen des neuronalen Fehlernetzwerks<br />

berichtet. Unter den untersuchten Persönlichkeitstraits wiesen ausschließlich<br />

Extraversion und Gewissenhaftigkeit e<strong>in</strong>en Zusammenhang<br />

mit neuronaler Fehlerverarbeitung auf: Extraversion korrelierte<br />

signifikant positiv mit <strong>der</strong> Aktivierung im dACC während<br />

fehlerhafter Bearbeitung von „NoGo“ Trials, während Gewissen-


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

haftigkeit mit <strong>der</strong> Aktivierung im l<strong>in</strong>ken IFC korrelierte (Abb 1).<br />

Diskussion: Der modulierende Effekt von Extraversion auf die neuronale<br />

Fehlerverarbeitung kann im Lichte <strong>der</strong> per def<strong>in</strong>itionem erhöhten<br />

Belohnungssensitivität extravertierter Individuen <strong>in</strong>terpretiert<br />

werden, womit e<strong>in</strong> Fehlersignal im dACC im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong><br />

Dopam<strong>in</strong>hypothese als Verletzung e<strong>in</strong>er erwarteten Belohnung<br />

verstanden werden kann (Holroyd und Coles, 2002). Der modulierende<br />

Effekt von Gewissenhaftigkeit auf die neuronale Fehlerverarbeitung<br />

kann im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> erhöhten Absichtsverfolgung gewissenhafter<br />

Individuen <strong>in</strong>terpretiert werden. Demnach stellt e<strong>in</strong><br />

Fehlersignal im IFC e<strong>in</strong>e Verletzung aufgabenrelevanter Gedächtnisrepräsentationen<br />

dar, die ihrerseits konsistent mit Aktivierungen<br />

im IFC assoziert werden (Badre und Wagner, 2007; Dosenbach<br />

et al., 2006).<br />

012<br />

Quantitative Evaluation automatischer Segmentierungsmethoden<br />

unter Verwendung von synthetischen MRT-Bil<strong>der</strong>n des Gehirns<br />

Lucas Eggert (Osnabrück)<br />

A. Jansen, J. Sommer, C. Konrad<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Magnetresonanztomographie (MRT) spielt e<strong>in</strong>e<br />

bedeutende Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen Diagnostik und neurobiologischen<br />

Forschung. Verschiedene MRT-Segmentierverfahren<br />

ermöglichen e<strong>in</strong>e standardisierte Analyse <strong>der</strong> menschlichen Hirnstruktur<br />

<strong>in</strong> vivo. Die Ergebnisqualität hängt dabei entscheidend<br />

von <strong>der</strong> zugrundegelegten Gewebeklassifikation ab. E<strong>in</strong>ige vor kurzem<br />

veröffentlichte Studien werfen die Frage nach <strong>der</strong> Genauigkeit<br />

und Validität dieser automatischen Gewerbeklassifikationen auf.<br />

So wurden Volumenunterschiede zwischen den Segmentierungsergebnissen<br />

unterschiedlicher Software-Anwendungen von über<br />

10 % gefunden. Da die Ergebnisse bisheriger Studien jedoch nur<br />

bed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Verfahren<br />

zulassen, ist e<strong>in</strong>e systematische Evaluation und Optimierung <strong>der</strong><br />

vorhandenen automatischen Gewebeklassifikations-Prozeduren<br />

dr<strong>in</strong>gend notwendig.<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Studie wurden die Klassifikationsergebnisse<br />

<strong>der</strong> vier gängigsten Software-Anwendungen (SPM5/8,<br />

FSL, FreeSurfer und die MINC-Tools) auf <strong>der</strong> Grundlage simulierter<br />

Hirndaten systematisch unter unterschiedlichen Akquisitions-<br />

Bed<strong>in</strong>gungen getestet, um generalisierbare Aussagen über ihre<br />

Qualität möglich zu machen. Um den E<strong>in</strong>fluss unterschiedlicher<br />

MRT-E<strong>in</strong>stellungen und unterschiedlicher Akquisitions-Protokolle<br />

zu untersuchen, wurden Rauschlevel, Intensitäts<strong>in</strong>homogenität<br />

und räumliche Verschiebungen und Rotationen systematisch variiert.<br />

Weiterh<strong>in</strong> wurde <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>in</strong>dividueller Hirnanatomie und<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss zusätzlicher Vorverarbeitungsschritte auf die Qualität<br />

<strong>der</strong> Gewebeklassifiaktion untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Über alle Bed<strong>in</strong>gungen h<strong>in</strong>weg erzielte<br />

die Komb<strong>in</strong>ation von SPM‘s Inhomogenitätskorrektur, <strong>der</strong> Seg-<br />

mentierung von SPM8 und dem Hirnextraktions-Algorithmus von<br />

FreeSurfer die besten Segmentierungsergebnisse (Durchschnittliche<br />

Kappa-Metrik: 0.87). Die Komb<strong>in</strong>ation von FSL‘s Inhomogenitätskorrektur,<br />

FreeSurfer‘s Hirnextraktions-Algorithmus und dem<br />

MINC-Segmentierungs-Algorithmus erzielte die schlechtesten<br />

Klassifikationen (Durchschnittliche Kappa-Metrik: 0.52). Diese erheblichen<br />

Unterschiede machen deutlich, wie entscheidend die<br />

Auswahl <strong>der</strong> entsprechenden Software-Anwendungen für die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Hirngewebeklassifikation und damit für die Aussagekräftigkeit<br />

und Validität morphometrischer Hirnanalysen ist.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-035 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Bildgebung 2 (Anatomie)<br />

Vorsitz: A. Fallgatter (Würzburg)<br />

001<br />

Augenbewegungen während Gesichtererkennung<br />

Agnieszka Chrobok (Universität Ulm, BKH Günzburg, Gerontopsychiatrie)<br />

C. Schiffczyk, M. Wigand, C. Palm, B. Walther, M. W. Riepe<br />

E<strong>in</strong>leitung: Gesichtererkennung und die Unterscheidung, ob es<br />

sich um männliche o<strong>der</strong> weibliche Gesichter handelt ist für jegliche<br />

Art verbaler und nonverbaler Kommunikation von Bedeutung. Es<br />

war das Ziel dieser Studie, zu untersuchen, ob Augenbewegungen<br />

bei <strong>der</strong> Gesichtererkennung e<strong>in</strong>er Geschlechtsabhängigkeit unterliegen.<br />

Methode: Hierzu wurden die Gesichter <strong>der</strong> Probanden <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Gruppenbild mit 88 und 171 Personen e<strong>in</strong>gefügt. Außerdem sollten<br />

die Studienteilnehmer Gesichter bekannter Personen erkennen<br />

(je 6 Männer und 6 Frauen). Die Versuchspersonen mussten auf<br />

e<strong>in</strong>er 5-stufigen Likert-Skala e<strong>in</strong>schätzen, wie bekannt ihnen die<br />

Gesichter waren. An <strong>der</strong> Studie nahmen 10 Teilnehmer (5 Männer,<br />

5 Frauen, Alter 24 – 65 Jahre) teil. Während die Stimuli auf e<strong>in</strong>em<br />

Computerbildschirm <strong>in</strong> ca. 60 cm Abstand präsentiert wurden,<br />

wurden die Augenbewegungen durch e<strong>in</strong> remote Eye-Track<strong>in</strong>g<br />

Gerät (SMI, Berl<strong>in</strong>) registriert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die durchschnittliche Fixationszeit bei<br />

<strong>der</strong> Erkennung des eigenen Gesichtes war bei männlichen Versuchsteilnehmern<br />

länger als bei weiblichen Teilnehmern (575 ± 72<br />

ms (mean ± SEM) vs. 404 ± 132 ms, p < 0,33). Auch bei <strong>der</strong> Erkennung<br />

bekannter Gesichter war die durchschnittliche Fixationszeit<br />

männlicher Studienteilnehmer länger als weiblicher Studienteilnehmer<br />

(413 ± 10 ms vs. 368 ± 14 ms). In e<strong>in</strong>er multivariaten Analyse<br />

war dieser Effekt unabhängig von Alter des Probanden und<br />

Bekanntheit o<strong>der</strong> Geschlecht <strong>der</strong> zu erkennenden Person. Wir<br />

schlussfolgern, dass Gesichterkennung unabhängig von <strong>der</strong> Stimulusschwierigkeit<br />

und <strong>der</strong> Geschlechtsspezifität des Stimulus probandenseitig<br />

<strong>in</strong> geschlechtsabhängiger Weise moduliert ist.<br />

002<br />

Bestimmung <strong>der</strong> Projektionspräferenz kortikaler und subkortikaler<br />

Strukturen mittels quantitativer Traktographie<br />

Ulf Eckert (Hakeborn)<br />

J. Kaufmann, A. Osoba, J. Ste<strong>in</strong>er, B. Bogerts, M. Walter<br />

E<strong>in</strong>leitung: Mittels Postmortem und Tierstudien lassen sich Verb<strong>in</strong>dungen<br />

zwischen Hirnregionen schon lange darstellen.Um<br />

nicht <strong>in</strong>vasiv diese Ergebnisse zu replizieren und Aussagen über die<br />

Verb<strong>in</strong>dungsstärke zwischen Hirnregionen treffen zu können nutzten<br />

wir die quantitative Traktographie mittels Diffusionsbildgebung.<br />

287


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

Methode: An 23 gesunden männlichen Probanden wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

3T Siemens MAGNETOM MRT e<strong>in</strong>e Diffusionsmessung bei 12<br />

Diffusionsrichtungen durchgeführt. Von den Thalamuskernen CM<br />

und MD starteten wir den Track<strong>in</strong>galgorithmus auf 6 kortikale und<br />

5 subkortikale Zielregionen, welche <strong>in</strong> Tier- und Postmortemstudien<br />

Verb<strong>in</strong>dungen mit den Thalamuskernen aufwiesen. Die Auswertung<br />

erfolgte nach Quantifizierung zweistufig, mittels repeated<br />

messurement ANOVA und Überprüfung <strong>der</strong> signifikanten Ergebnisse<br />

mittels posthoc T-Test.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wir fanden bilateral e<strong>in</strong>e relative Präferenz<br />

für MD zu den kortikalen Regionen von dACC, dlPFC, pgACC<br />

undem subkortikalen Nucleus Caudatus. Die relativen Korrespondenzenregionen<br />

des CM s<strong>in</strong>d kortikal die anteriore Insula mit dem<br />

frontalen Operculum und subkortikal die Amygdala, <strong>der</strong> Hippocampus<br />

und dlPFC <strong>in</strong> <strong>der</strong> rechten Hemisphäre und zur Amygdala<br />

und dem pgACC <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Hemisphäre. Zur Validierung erfolgte<br />

e<strong>in</strong>e äquivalente Untersuchung <strong>der</strong> Faserzahlen über die <strong>in</strong>dividuell<br />

anatomische Distanz zwischen Start und Zielregion h<strong>in</strong>as. Dabei<br />

zeigte sich die Unaghängigkeit <strong>der</strong> Präferenz von <strong>der</strong> Hemisphäre<br />

und <strong>der</strong> Faserlänge.<br />

003<br />

Limbische und temporale fMRI-Deaktivierungsmuster und stimmungsaufhellende<br />

Effekte bei transkutaner Vagusnervstimulation<br />

Olga Kiess (Uni-Kl<strong>in</strong>ikum Erlangen, Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die direkte, <strong>in</strong>vasive Stimulation des Nervus Vagus hat<br />

sich als effiziente Behandlungsoption bei Epilepsie und schwerer,<br />

therapieresistenter Depression bewährt. Da diese Methode jedoch<br />

e<strong>in</strong>en chirurgischen E<strong>in</strong>griff mit entsprechenden Nebenwirkungen<br />

sowie relativ hohe Kosten mit sich br<strong>in</strong>gt, wäre e<strong>in</strong>e nicht-<strong>in</strong>vasive<br />

Methode zur Stimulation vagaler Afferenzen e<strong>in</strong> entscheiden<strong>der</strong><br />

Fortschritt.<br />

Methode: Die kurzfristigen Verän<strong>der</strong>ungen zerebraler Aktivierungsmuster<br />

bei Stimulation mit e<strong>in</strong>er Silberelektrode im äußeren<br />

Gehörgang wurden mittels funktioneller Kernsp<strong>in</strong>tomographie<br />

(fMRI) erfasst, subjektives Wohlbef<strong>in</strong>den und emotionale Verän<strong>der</strong>ungen<br />

wurden mit e<strong>in</strong>er validierten Bef<strong>in</strong>dlichkeitsskala (BFS<br />

nach von Zerssen) untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die funktionelle Kernsp<strong>in</strong>tomographie<br />

zeigte e<strong>in</strong>e deutliche, durch t-VNS hervorgerufene Deaktivierung<br />

limbischer Gehirnareale, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Amygdala, im Hippocampus<br />

und im Parahippocampus, sowie im medialen und superioren<br />

Temporallappen. E<strong>in</strong>e verstärkte Aktivierung konnte <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Insula, im präzentralen Gyrus und im Thalamus beobachtet werden<br />

(siehe Abb.1 und Tabelle 1). Die psychometrische Analyse<br />

zeigte e<strong>in</strong>e signifikante Verbesserung des Wohlbef<strong>in</strong>dens nach Stimulation<br />

(siehe Abb. 2). Es konnten ke<strong>in</strong>e signifikanten Verän<strong>der</strong>ungen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich Puls, Blutdruck, Herzratenvariabilität o<strong>der</strong><br />

peripherer Mikrozirkulation während <strong>der</strong> Stimulation festgestellt<br />

werden.<br />

004<br />

Untersuchung „negativer“ Level-of-Process<strong>in</strong>g-Effekte bei semantischer<br />

versus non-semantischer Verarbeitung im parietotemporalen<br />

und posterioren c<strong>in</strong>gulären Cortex <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ereigniskorrelierten<br />

fMRI-Studie<br />

Eva Pape (Universitätsspital Zürich, Psychiatrische Polikl<strong>in</strong>ik, Schweiz)<br />

H. Hautzel<br />

E<strong>in</strong>leitung: In Bildgebungsstudien <strong>der</strong> letzten Jahre wurden bei <strong>der</strong><br />

Untersuchung des Subsequent-memory-Effectes zunehmend dem<br />

Er<strong>in</strong>nerungserfolg zuträgliche Deaktivierungen im Verständnis für<br />

die Gedächtnisleistung relevanter Hirnregionen mite<strong>in</strong>bezogen.<br />

Diese f<strong>in</strong>den sich im praefrontalen, parietalen und midposterioren<br />

Hirnregionen während des Encodierungsvorgangs und s<strong>in</strong>d wahr-<br />

288<br />

sche<strong>in</strong>lich mit dem „Default-Netzwerks“ assoziiert, das <strong>in</strong> die kognitiven<br />

Ressourcenverteilung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufmerksamkeitslenkung <strong>in</strong>volviert<br />

ist. In unserer ereigniskorrelierten fMRI-Studie, <strong>in</strong> <strong>der</strong> 17<br />

Probanden e<strong>in</strong> Gedächtnisparadigma durchliefen, bei dem parallel<br />

die Prozessierungstiefe im S<strong>in</strong>ne des Level-of-Process<strong>in</strong>g-Ansatzes<br />

nach Craik und Lockhart variiert wurde, untersuchten wir die<br />

Hirnaktivität auf reverse LOP-Effekte, also bei <strong>der</strong> semantischen<br />

Verarbeitung von Information im Gegensatz zu e<strong>in</strong>em oberflächlicheren<br />

Verarbeitungslevel ger<strong>in</strong>ger aktivierte Hirnregionen, die <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Literatur bislang als für die für die nicht-semantische Prozessierung<br />

spezifische Mehraktivierungen <strong>in</strong>terpretiert wurden.<br />

Methode: 17 gesunden Normalprobanden wurden im Encod<strong>in</strong>gvorgang<br />

jeweils 80 Bildpaare unter oberflächlicher (kategorielle<br />

E<strong>in</strong>ordnung) bzw. tiefer (Evozierung e<strong>in</strong>er Beziehung zwischen<br />

den E<strong>in</strong>zelbil<strong>der</strong>n) Encodierungsbed<strong>in</strong>gung präsentiert. Während<br />

<strong>der</strong> Er<strong>in</strong>nerungsphase Darstellung von 80 bekannten und 80 rekomb<strong>in</strong>ierten<br />

Bildkomb<strong>in</strong>ationen; Kategorisierung durch die Probanden<br />

nach Wie<strong>der</strong>erkennung und <strong>der</strong>en Konfidenzlevel Datenakquisition<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ereigniskorrelierten Design am 3T-MR-Scanner<br />

(EPI-Sequenz), zusätzlich Aufzeichnung e<strong>in</strong>es anatomischen Datensatzes<br />

Vorverarbeitung und statistische Analyse standardisiert<br />

mittels SPM-5-Software. Back-Sort<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Stimuli anhand <strong>der</strong> behavioralen<br />

Daten (Er<strong>in</strong>nerungserfolg). Errechnung von Subtraktionskontrasten<br />

global und unter Berücksichtigung des Er<strong>in</strong>nerungserfolg.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Sowohl unter E<strong>in</strong>beziehung aller Stimuli,<br />

als auch unter weiterer Kategorisierung nach dem Er<strong>in</strong>nerungserfolg<br />

zeigt sich während <strong>der</strong> oberflächlichen Encodierungsbed<strong>in</strong>gung<br />

im Gegensatz zur tiefen Encodierungsbed<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>e relativ<br />

höhere Aktivierung parietaler (BA 40) und h<strong>in</strong>terer c<strong>in</strong>gulärer<br />

Cortexanteile (BA 23, 31). Gemäss <strong>der</strong> Default-Hypothese ist anzunehmen,<br />

dass es sich dabei um e<strong>in</strong>e relativ ger<strong>in</strong>gere Deaktivierung<br />

midposteriorer und parietaler Cortexanteile handelt. Diese Resultate<br />

unterstützen die E<strong>in</strong>beziehung von Deaktivierungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Untersuchung<br />

semantischer Netzwerke.<br />

005<br />

Neuroscience of Bra<strong>in</strong>read<strong>in</strong>g<br />

Katja Valli (University of Turku, Centre for Cognitive Neuroscience,<br />

F<strong>in</strong>nland)<br />

A. Revonsuo<br />

Introduction: The m<strong>in</strong>d-body problem, i. e., the relationship of the<br />

m<strong>in</strong>d to the body, is a central issue <strong>in</strong> the philosophy of m<strong>in</strong>d. In<br />

cognitive neuroscience, the m<strong>in</strong>d-body problem can be reconceptualized<br />

as the bra<strong>in</strong>-consciousness problem. Cognitive neuroscience<br />

is the empirical science developed to close the explanatory gap<br />

between biological processes and processes of the m<strong>in</strong>d, and the<br />

ultimate goal <strong>in</strong> cognitive neuroscience is Bra<strong>in</strong>read<strong>in</strong>g. Bra<strong>in</strong>read<strong>in</strong>g<br />

refers to the possibility of read<strong>in</strong>g the contents of a person‘s<br />

conscious (and unconscious) mental states with bra<strong>in</strong> imag<strong>in</strong>g<br />

techniques.<br />

Method: A litmus test for bra<strong>in</strong>read<strong>in</strong>g that is based on the theoretical<br />

explanation of the relationship between mental contents and<br />

bra<strong>in</strong> activities is known as the ‘Dream Catcher‘-test (Revonsuo,<br />

2001, 2006), and this presentation focuses on expla<strong>in</strong><strong>in</strong>g the theoretical<br />

and empirical aspects of the ‘Dream Catcher‘-test. The empirical<br />

part of the ‘Dream Catcher‘-project is composed of two empirical<br />

sleep and dream laboratory studies <strong>in</strong>vestigat<strong>in</strong>g the neural<br />

correlates of dream<strong>in</strong>g and dream content <strong>in</strong> REM sleep with latest<br />

EEG analysis methods. The goal is to figure out whether current<br />

measurements <strong>in</strong> neuroscience, especially mo<strong>der</strong>n EEG signal analysis<br />

methods, reveal anyth<strong>in</strong>g about the content of dream experience.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Prelim<strong>in</strong>ary results will be presented and<br />

discussed. The discovery of the neural correlates of dream con-


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

sciousness or specific dream content would be a step forward both<br />

<strong>in</strong> neuroscience and dream research, and lay the stepp<strong>in</strong>g stones for<br />

the study of the neural constituents of phenomenal consciousness.<br />

006<br />

MRT-basierte Volumetrie und Subparzialisierung des Hypothalamus<br />

Peter Schönknecht (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Leipzig, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

F. Petzold, A. Anwan<strong>der</strong>, U. Hegerl, R. Turner, S. Geyer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Präkl<strong>in</strong>ische und kl<strong>in</strong>ische Studien weisen darauf h<strong>in</strong>,<br />

dass <strong>der</strong> Hypothalamus e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathophysiologie<br />

affektiver Störungen spielt. Substrukturen des Hypothalamus s<strong>in</strong>d<br />

an autonomen Funktionen sowie beteiligt. Der laterale Hypothalamus<br />

sowie die supraoptische Region stehen im Zentrum <strong>der</strong> Regulation<br />

von Wachheit und Emotionen. In <strong>der</strong> Studie wurde e<strong>in</strong> Algorithmus<br />

zur semiautomatischen Hypothalamusvolumetrie als<br />

Voraussetzung e<strong>in</strong>er Subparzellierung bei gesunden Probanden angewandt.<br />

Methode: In die Analyse g<strong>in</strong>gen diffusionsgewichtete, T1- und T2-<br />

Datensätze (3T MRT) von 10 gesunden Probanden e<strong>in</strong> (Männer,<br />

n=5, Alter: 26.4±2.5; Frauen, n=5; Alter: 24.5±5.7). In e<strong>in</strong>em ersten<br />

Schritt erfolgte e<strong>in</strong>e volumetrische Bestimmung <strong>der</strong> paarigen Hypothalami<br />

anhand <strong>der</strong> T1-Aufnahmen. Dazu wurden die hypothalamischen<br />

Grenzen (Commissura anterior, Tractus opicus / Chiasma<br />

opticus, Fornix und <strong>der</strong> Dritte Ventrikel) <strong>in</strong> 13 koronaren<br />

Schichten bestimmt. Die Befunde wurden auf ihre Intraraterreliabilität<br />

geprüft. In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Pilotstudie<br />

anhand <strong>der</strong> diffusionsgewichteten Bil<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Subparzellierung des<br />

Hypothalamus unter <strong>der</strong> Annahme durchgeführt, dass Substrukturen<br />

des Hypothalamus aufgrund ähnlicher Konnektivitätsmuster<br />

identifiziert werden können. Es erfolgte e<strong>in</strong>e räumliche Koregistrierung<br />

von T1-gewichteter und diffusionsgewichteter Sequenz,<br />

die Übertragung <strong>der</strong> dreidimensionalen Hypothalamus-Maske<br />

(„region of <strong>in</strong>terest“) <strong>in</strong> <strong>der</strong> T1-Sequenz auf die koregistrierte diffusionsgewichtete<br />

Sequenz sowie e<strong>in</strong>e probabilistische Traktographie<br />

aller Voxel <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Maske mit Berechung e<strong>in</strong>er Korrelationsmatrix<br />

für jedes Voxelpaar und Klassifizierung von Voxelgruppen<br />

mit vergleichbarem Konnektivitätsmuster.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zwischen rechtem und l<strong>in</strong>kem Hypothalamusvolumen<br />

bestanden ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Gruppe <strong>der</strong> gesunden Probanden. Die Intraratereliablität wurde <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Wie<strong>der</strong>holungsmessung bestimmt (pearson correlation analysis,<br />

r=0.8, p


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

E<strong>in</strong>leitung: An <strong>der</strong> chemischen Synapse wird die schnelle Informationsübertragung<br />

zwischen Neuronen durch die Ausschüttung von<br />

Neurotransmittern aus kle<strong>in</strong>en präsynaptischen Vesikeln gewährleistet.<br />

Die Rezyklierung <strong>der</strong>en Membranen und Prote<strong>in</strong>en im präsynaptischen<br />

Vesikelkreislauf stellt die Wie<strong>der</strong>holbarkeit <strong>der</strong> Signalübertragung<br />

sicher. Über die Wirkung von Antipsychotika auf<br />

diesen Vorgang ist bislang kaum etwas bekannt.<br />

Methode: In <strong>der</strong> gegenwärtigen Studie wurde <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss von Antipsychotika<br />

auf Exo- und Endozytosevorgänge an lebenden hippokampalen<br />

Neuronen <strong>der</strong> Ratte mittels fluoreszenter Sonden untersucht.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-037 Posterpräsentation / Poster presentation<br />

Bildgebung 5<br />

Vorsitz: C. Norra (Bochum)<br />

001<br />

Cue-Reaktivität bei Adipositas. E<strong>in</strong>e fMRT-Studie zu suchtassoziierten<br />

Mechanismen bei adipösen Probanden<br />

Mart<strong>in</strong> Grosshans (ZI für Seelische Gesundheit, Suchtmediz<strong>in</strong>,<br />

Mannheim)<br />

C. Vollmert, S. Leber, S. Vollstädt-Kle<strong>in</strong>, J. Mutschler, C. von <strong>der</strong><br />

Goltz, F. Kiefer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Prävalenz <strong>der</strong> Adipositas nimmt <strong>in</strong> Deutschland<br />

seit vielen Jahren kont<strong>in</strong>uierlich zu. Die bisherigen Leitl<strong>in</strong>ien zur<br />

Prävention und Therapie von Adipositas konnten zu ke<strong>in</strong>em Aufhalten<br />

des weltweiten Anstiegs <strong>der</strong> Erkrankungszahlen führen.<br />

Aktuelle Studien lassen die Vermutung zu, dass sowohl phänomeno<br />

logisch als auch neurobiologisch relevante Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />

zwischen klassischen Suchterkrankungen und durch Hyperalimentation<br />

bed<strong>in</strong>gter Adipositas bestehen. Hierzu zählen Bildgebungsbefunde,<br />

die Geme<strong>in</strong>samkeiten beispielsweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> strukturellen<br />

Dopam<strong>in</strong>rezeptordichte von adipösen Patienten und Drogenabhängigen<br />

(Wang et al. 2001) aufweisen, aber auch die mesolimbische<br />

Cue-Reaktivität adipöser Patienten auf hochkalorische<br />

optische Reize ähnelt denen von Drogenabhängigen auf suchtassoziierte<br />

Reize (Rothemund et al. 2007). Darüber h<strong>in</strong>aus weisen viele<br />

neuere Befunde darauf h<strong>in</strong>, dass es Überschneidungen zwischen<br />

<strong>der</strong> hypothalamischen Regulation <strong>der</strong> Energiehomöostase und<br />

dem motivationalen mesolimbisch-mesofrontalen „reward“-System<br />

bestehen. Appetitregulierende Peptide, denen man bisher ausschließlich<br />

hypothalamische Funktionen zugeschrieben hatte, zeigen<br />

auch Effekte <strong>in</strong> mesolimbischen Regionen und können daher<br />

die Motivation zu essen bee<strong>in</strong>flussen. Lept<strong>in</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong>t die mesolimbische<br />

Aktivität dopam<strong>in</strong>erger Neurone, Grehl<strong>in</strong> und Orex<strong>in</strong> erhöhen<br />

diese.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er fMRT-Studie mit adipösen Probanden und normalgewichtigen<br />

Kontrollprobanden überprüfen wir den möglichen<br />

E<strong>in</strong>fluss, den appetitregulierende Peptide auf die neuronale Verarbeitung<br />

hochkalorischer optischer Nahrungsreize haben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Ergebnisse werden präsentiert. In e<strong>in</strong>er<br />

Zwischenauswertung fand sich e<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen<br />

Body-Mass-Index und striataler Aktivierung, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Gesamtstichprobe<br />

noch überprüft wird.<br />

290<br />

002<br />

Exekutive Funktionen und Angst: Assoziation von ereigniskorrelierten<br />

Potentialen <strong>der</strong> Verhaltenshemmung und angstbezogenen<br />

Persönlichkeitsmerkmalen<br />

Christ<strong>in</strong>a Sehlmeyer (Unikl<strong>in</strong>ik Münster, Psychiatrie)<br />

C. Beste, P. Zwitserlood, V. Arolt, M. Falkenste<strong>in</strong>, C. Konrad<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Persönlichkeitsmerkmal Trait-Angst ist durch e<strong>in</strong><br />

hohes Bedürfnis nach Sicherheit und (kognitiver) Kontrolle gekennzeichnet,<br />

während Angstsensitivität die verstärkte Beobachtung<br />

und Bewertung eigener Körperreaktionen beschreibt<br />

(McNally, 2002). In e<strong>in</strong>em Go / Nogo-Paradigma wird untersucht,<br />

ob diese beiden Persönlichkeitsmerkmale ereigniskorrelierte Potentiale<br />

(EKP), die unterschiedliche Teilprozesse <strong>der</strong> Verhaltenshemmung<br />

reflektieren, modulieren können (Falkenste<strong>in</strong> et al.,<br />

1999; Schmajuk et al., 2006). Es wird angenommen, dass ängstliche<br />

Personen e<strong>in</strong>e verstärkte (prämotorische) Hemmung von Reaktionen<br />

(Nogo-N2) und e<strong>in</strong>e erhöhte Überwachung dieser Verhaltenshemmung<br />

(Nogo-P3) aufweisen als weniger ängstliche Personen.<br />

Methode: Mittels Elektroenzephalographie (EEG) wurden 54 gesunde<br />

Probanden (Ø = 26.3 Jahre; 34 Frauen) während e<strong>in</strong>er Go /<br />

Nogo-Aufgabe untersucht. Auf e<strong>in</strong>en Reiz („Go“-Signal) sollte mit<br />

e<strong>in</strong>em möglichst schnellen Tastendruck reagiert, bei e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en<br />

(„Nogo“-Signal) e<strong>in</strong>e motorische Reaktion unterdrückt werden.<br />

Anhand des Angstsensitivitäts-Index (ASI-Revised; Deacon 2003)<br />

und des State-Trait-Angst-Inventars (STAI; Spielberger 1970) wurden<br />

die Probanden hoch- und niedrigängstlichen Gruppen zugeordnet.<br />

Mittels ANOVA wurde <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss dieser Merkmale auf<br />

die EKPs <strong>der</strong> Nogo-Trials überprüft.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Personen mit hoher Trait-Angst zeigten<br />

e<strong>in</strong>e stärkere Nogo-N2 sowie weniger falsch-positive Reaktionen<br />

bei Präsentation des Nogo-Signals als wenig trait-ängstliche Probanden.<br />

Angstsensitivität zeigte ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Ausprägung<br />

dieser Komponente. Im Gegensatz dazu wiesen Personen mit hoher<br />

Angstsensitivität e<strong>in</strong>e größere Nogo-P3 auf als Personen mit<br />

ger<strong>in</strong>geren Werten. Diese Modulation stand <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Zusammenhang<br />

mit Trait-Angst. Unsere Ergebnisse zeigen, dass angstbezogene<br />

Persönlichkeitsmerkmale elektrophysiologische Korrelate und<br />

somit kognitive Prozesse differentiell modulieren können. Personen<br />

mit hoher Trait-Angst und e<strong>in</strong>em hohen Bedürfnis nach kognitiver<br />

Kontrolle weisen e<strong>in</strong>e erhöhte Nogo-N2 und somit e<strong>in</strong>e<br />

starke Verhaltenshemmung auf. Hohe Angstsensitivität geht mit<br />

e<strong>in</strong>er erhöhten Nogo-P3 e<strong>in</strong>her, was auf e<strong>in</strong>e verstärkte Bewertung<br />

eigener Handlungen h<strong>in</strong>weist. Diese Dissoziation unterstützt die<br />

aktuell diskutierte Hypothese <strong>der</strong> funktionellen Unterschiedlichkeit<br />

von Nogo-N2 und Nogo-P3 <strong>in</strong> Bezug auf die <strong>in</strong>tentionale<br />

Hemmung von Impulsen. Zukünftig wird überprüft, welche Rolle<br />

diese funktionelle Modulation bei Patienten mit Angsterkrankungen<br />

spielt.<br />

003<br />

Untersuchung <strong>der</strong> Sprachdom<strong>in</strong>anz mittels funktioneller transkranieller<br />

Dopplersonographie (fTCD) bei Patienten mit rezidivieren<strong>der</strong><br />

depressiver Störung – Zusammenhang zum Verbalgedächtnis<br />

Andreas Thum (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Marburg, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

A. Haag, J. Rösler, H. Jakobs, A. Hermsen, M. Huber, S. Knake,<br />

F. Rosenow, W. Oertel, H. Hamer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bei <strong>der</strong> Major Depression werden funktionelle und<br />

strukturelle E<strong>in</strong>schränkungen im Bereich des Temporallappens sowie<br />

Gedächtnisbee<strong>in</strong>trächtigungen beschrieben. Die vorliegende<br />

Studie untersuchte daher die Häufigkeit verschiedener Sprachdom<strong>in</strong>anzen<br />

bei Patienten mit rezidivieren<strong>der</strong> depressiver Störung<br />

sowie verbale Gedächtnisleistungen.<br />

Methode: Methoden: Bei 21 rechtshändigen Patienten (Alter: 54,4<br />

+/-14,7) mit <strong>der</strong> Diagnose e<strong>in</strong>er rezidivierenden depressiven Stö-


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

rung wurde mit fTCD und e<strong>in</strong>em Wortgenerierungsparadigma die<br />

<strong>in</strong>dividuelle Sprachdom<strong>in</strong>anz bestimmt. Aus den aufgezeichneten<br />

Blutsflussgeschw<strong>in</strong>digkeiten <strong>der</strong> Arteria cerebri media (ACM) beidseits<br />

wurde mittels <strong>der</strong> Auswertungssoftware Average® <strong>der</strong> relative<br />

Blutflussanstieg unter Wortgenerierung gegenüber Ruhe bestimmt<br />

und aus <strong>der</strong> Seitendifferenz e<strong>in</strong> Lateralitäts<strong>in</strong>dex (LI) und dessen<br />

95 %-Konfidenz<strong>in</strong>tervall berechnet. Des weiteren wurde e<strong>in</strong> verbaler<br />

Lerntest (VLMT) durchgeführt. Als Kontrollvariablen wurden<br />

die prämorbide Intelligenz (Wortschatztest; WST) und die aktuelle<br />

Symptomatik (Montgomery Asberg Depression Scale; MADRS)<br />

erfasst. Als Kontrollkollektiv dienten 35 gesun<strong>der</strong> Rechtshän<strong>der</strong><br />

(Alter: 56,4 +/-8,9).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Ergebnisse: Depressive Patienten zeigten<br />

häufiger e<strong>in</strong>e atypische nicht l<strong>in</strong>kshemisphärische Sprachdom<strong>in</strong>anz<br />

als Gesunde (29 % vs. 9 %; p.1). Der maximale relative Flussanstieg war bei<br />

Depressiven beidseits signifikant ger<strong>in</strong>ger als bei Gesunden (ACM<br />

l<strong>in</strong>ks 8,7 % vs 14,0 %, ACM rechts 7,0 % vs. 11,2 %; p


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

Diskussion / Ergebnisse: Auf Verhaltensebene zeigten Alkoholpatienten<br />

e<strong>in</strong>e signifikant verschlechterte Anpassung an verän<strong>der</strong>te<br />

Belohnungsbed<strong>in</strong>gungen als gesunde Kontrollen. Zum Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> Verhaltensanpassung (dem sog. „F<strong>in</strong>al Reversal Error“) kommt<br />

es <strong>in</strong> beiden Gruppen zusammengenommen zu e<strong>in</strong>er signifikanten<br />

Aktivierung des anterioren C<strong>in</strong>gulums (ACC) und des lateralen orbitofrontalen<br />

Kortex (OFC). Im Gruppenvergleich zeigten alkoholabhängige<br />

Patienten dysfunktionale Aktivierungen <strong>in</strong> eben diesen<br />

Regionen. Alkoholabhängige Patienten weisen demnach Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> flexiblen Verhaltensanpassung bei sich än<strong>der</strong>nden<br />

Belohnungskont<strong>in</strong>genzen auf. Dies geht mit e<strong>in</strong>er verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />

Aktivierung im OFC und ACC e<strong>in</strong>her - beides Bereiche, die<br />

als e<strong>in</strong> verhaltenskontrollierendes Netzwerk exekutiver Funktionen<br />

beschrieben wurden. E<strong>in</strong>e solche Dysfunktion im Verstärkungslernen<br />

könnte für die Pathomechanismen <strong>der</strong> Entwicklung und Aufrechterhaltung<br />

von abhängigem Verhalten von Bedeutung se<strong>in</strong>.<br />

Diese Befunde könnten im therapeutischen Sett<strong>in</strong>g zum Beispiel <strong>in</strong><br />

Form von speziellen kognitiven Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs Beachtung f<strong>in</strong>den.<br />

007<br />

Funktionelle Subregionen des Striatums: reiz<strong>in</strong>duzierte Hirnaktivierung<br />

bei kontrolliertem versus zwanghaftem Alkoholkonsum<br />

Sab<strong>in</strong>e Vollstädt-Kle<strong>in</strong> (Zentral<strong>in</strong>stitut für Seelische Gesundheit<br />

Suchtkl<strong>in</strong>ik, Mannheim)<br />

S. Wichert, J. Rab<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>, M. Bühler, O. Kle<strong>in</strong>, K. Mann, G. Ende, D.<br />

Hermann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Tiermodelle zur Entwicklung <strong>der</strong> Abhängigkeit gehen<br />

davon aus, dass beim Übergang vom kontrollierten zum zwanghaften<br />

Substanzkonsum e<strong>in</strong>e Verschiebung <strong>der</strong> Verarbeitung alkoholassoziierter<br />

Reize von präfrontalen kortikalen Regionen h<strong>in</strong> zu<br />

subkortikalen Regionen im Striatum, sowie e<strong>in</strong>e Verschiebung vom<br />

ventralen zum dorsalen Striatum stattf<strong>in</strong>det. Beim Menschen gibt<br />

es zu dieser Fragestellung nach unserem Kenntnisstand noch ke<strong>in</strong>e<br />

bildgebende Untersuchung.<br />

Methode: In dieser Studie untersuchten wir 10 leichte soziale<br />

Tr<strong>in</strong>ker, 8 Personen mit schädlichem Konsum sowie 13 Alkoholabhängige,<br />

die ke<strong>in</strong>e Behandlung suchten. Mittels funktioneller<br />

Magnet resonanztomographie (fMRT) wurden den Probanden alkohol-assoziierte<br />

Reize sowie affektiv neutrale Reize visuell <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Blockdesign dargeboten. Die MRT-Untersuchung wurde <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em 3 Tesla-Ganzkörper-Tomographen (SIEMENS MAGNETOM<br />

Trio) durchgeführt. Die Bildgebungsdaten wurden mit SPM5 analysiert.<br />

Mittels des Fragebogens „Obsessive Compulsive Dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g<br />

Scale“ (OCDS) wurden sowohl zwanghafte Gedanken als auch<br />

zwanghafte Verhaltensmuster erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong>e vermehrte reiz<strong>in</strong>duzierte Hirnaktivierung<br />

zeigte sich bei schweren sozialen Tr<strong>in</strong>kern sowohl im Vergleich<br />

zu leichten sozialen Tr<strong>in</strong>kern als auch zu Alkoholabhängigen<br />

im ventralen Striatum. Im dorsalen Striatum fand sich außerdem<br />

e<strong>in</strong>e Mehraktivierung bei den schweren im Vergleich zu den leichten<br />

sozialen Tr<strong>in</strong>kern. In Abbildung 1 s<strong>in</strong>d die striatalen Regionen<br />

dargestellt, <strong>in</strong> denen sich e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss des Tr<strong>in</strong>kstatus (leichter sozialer<br />

Tr<strong>in</strong>ker, schwerer sozialer Tr<strong>in</strong>ker, Alkoholabhängiger) auf die<br />

neuronale Aktivierung auf Alkoholreize zeigte. Des Weiteren fanden<br />

wir e<strong>in</strong>en negativen Zusammenhang zwischen reiz<strong>in</strong>duzierter<br />

Hirnaktivierung im ventralen Striatum und zwanghaften Gedanken<br />

an Alkohol (OCDS-Subskala). E<strong>in</strong>e positive Assoziation zeigte<br />

sich zwischen reiz<strong>in</strong>duzierter Hirnaktivierung im dorsalen Striatum<br />

und <strong>der</strong> Subskala des OCDS zum alkoholbezogenen zwanghaften<br />

Verhalten. Die gefundenen Aktivierungsmuster im ventralen<br />

und dorsalen Striatum bei den drei Probandengruppen sowie<br />

die Assoziationen zwischen Hirnaktivierung und OCDS-Subskalen<br />

sprechen für e<strong>in</strong>e Aktivierungsverschiebung vom ventralen zum<br />

dorsalen Striatum mit Zunahme des zwanghaften Konsums. Diese<br />

Ergebnisse passen sehr gut zu präkl<strong>in</strong>ischen Befunden, welche zei-<br />

292<br />

gen, dass nach <strong>der</strong> Entstehung e<strong>in</strong>er Abhängigkeit das dorsale Striatum<br />

e<strong>in</strong>e größere Rolle als das ventrale Striatum übernimmt. Somit<br />

konnten diese präkl<strong>in</strong>ischen Ergebnisse erfolgreich <strong>in</strong> den<br />

Humanbereich übertragen werden.<br />

008<br />

Störungen <strong>der</strong> auditorischen Informationsverarbeitung bei chronischem<br />

Cannabiskonsum<br />

Beate Della (LWL-Universitätskl<strong>in</strong>ik Bochum, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

A. Kulik, I. Uhl, C. Norra, M. Brüne, G. Juckel, P. Roser<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Mismatch Negativity (MMN) ist e<strong>in</strong>e Komponente<br />

<strong>der</strong> ereigniskorrelierten evozierten Potentiale, die durch wahrnehmbare<br />

Abweichungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sonst homogenen akustischen Stimulation<br />

nach 100 – 250 ms erzeugt wird. Defizite bei <strong>der</strong> Generierung<br />

<strong>der</strong> MMN zeigen Störungen <strong>der</strong> auditorischen Informationsverarbeitung<br />

und des auditorischen sensorischen Gedächtnisses an und<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wesentliches Merkmal schizophrener <strong>Erkrankungen</strong>. Aufgrund<br />

<strong>der</strong> engen Beziehung zwischen Cannabis, dem endogenen<br />

Cannab<strong>in</strong>oidsystem und <strong>der</strong> Schizophrenie untersuchten wir den<br />

E<strong>in</strong>fluss chronischen Cannabiskonsums auf die auditorische Informationsverarbeitung.<br />

Methode: Chronische Cannabiskonsumenten (N=30) sowie alters-<br />

und geschlechtsentsprechende gesunde Kontrollpersonen (N=30)<br />

wurden <strong>in</strong> die Studie e<strong>in</strong>geschlossen. Die Cannabiskonsumenten<br />

wurden desweiteren <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> Konsumdauer und<br />

<strong>der</strong> Konsummenge <strong>in</strong> jeweils zwei Untergruppen unterteilt. Die<br />

MMN wurde im Rahmen e<strong>in</strong>es Oddball-Paradigmas aus e<strong>in</strong>er<br />

pseudorandomisierten Sequenz von 2 x 900 akustischen Stimuli<br />

generiert und mittels 32-Kanal-EEG abgeleitet. Die Standardstimuli<br />

(1000 Hz, 90 ms, 80 dB) traten mit e<strong>in</strong>er Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von<br />

80 % auf, die abweichenden Stimuli (je 10 %) unterschieden sich<br />

bezüglich <strong>der</strong> Dauer (50 ms) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Frequenz (1200 Hz).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Gruppe <strong>der</strong> Cannabiskonsumenten<br />

zeigte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frequenzbed<strong>in</strong>gung verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te MMN-Amplituden<br />

an den zentralen Elektroden im Vergleich zu den gesunden Kontrollpersonen.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Untergruppen konnten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frequenzbed<strong>in</strong>gung<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te MMN-Amplituden bei Cannabiskonsumenten<br />

mit langjährigem Konsum (> 8 Jahre) bzw. mit<br />

erheblichem Konsum (> 15 Jo<strong>in</strong>ts pro Woche) an frontozentralen<br />

Elektroden nachgewiesen werden. Die Dauer des Konsums war mit<br />

<strong>der</strong> MMN-Amplitude negativ korreliert. Die Ergebnisse zeigen,<br />

dass chronischer Cannabiskonsum mit Störungen <strong>der</strong> auditorischen<br />

Informationsverarbeitung e<strong>in</strong>hergeht, die auch bei <strong>der</strong> Schizophrenie<br />

beobachtet werden. Insbeson<strong>der</strong>e Konsumdauer und<br />

Konsummenge konnten als wichtige Faktoren <strong>der</strong> gestörten MMN-<br />

Generierung identifiziert werden.


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

009<br />

Verän<strong>der</strong>te funktionelle Rest<strong>in</strong>g State Konnektivität geht mit<br />

spezifischen metabolischen Mustern e<strong>in</strong>her – E<strong>in</strong>e komb<strong>in</strong>ierte<br />

fMRT / MRS Betrachtung bei Gesunden und depressiven Patienten.<br />

Dorothea Irene Horn (Otto-von-Guericke-Universität, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Magdeburg)<br />

J. Buchmann, J. Kaufmann, A. Osoba, T. M. Malone, U. Eckert, J.<br />

Ste<strong>in</strong>er, B. Biswal, B. Bogerts, M. Walter<br />

E<strong>in</strong>leitung: Stabile Rest<strong>in</strong>g State Netzwerke (RSN) bei gesunden<br />

Probanden und Unterschiede <strong>der</strong> Blood Oxygenation Level<br />

Dependent(BOLD)-Signal-Schwankungen <strong>in</strong> verschiedenen Regionen<br />

bei Depression wurden beschrieben. Neuere Studien belegen<br />

den E<strong>in</strong>fluss glutamaterger Mechanismen. Unser Ziel war es den<br />

Zusammenhang zwischen funktioneller Konnektivität zwischen<br />

Regionen des Default Mode Networks (DMN) und task-positiven<br />

Regionen und verän<strong>der</strong>ten Metabolitkonzentrationen zu zeigen.<br />

Methode: 30 gesunde Kontrollprobanden und 20 depressive Patienten<br />

wurden an e<strong>in</strong>em 3T-Magnetresonanztomographen (MRT)<br />

mit funktioneller MR-Bildgebung und -Spektroskopie untersucht.<br />

Wir nutzten e<strong>in</strong>e S<strong>in</strong>gle-Voxel-Sequenz (PRESS, TE 80 ms) zur Detektion<br />

von Glutamat (Glu) und Glutam<strong>in</strong> (Gln). Die MRS-Voxel<br />

befanden sich sowohl <strong>in</strong> task-positiven Regionen als auch <strong>in</strong> Regionen<br />

des DMN, das während kognitiver Aufgaben e<strong>in</strong>e Aktivitätsabnahme<br />

zeigt. Durch die Lage <strong>der</strong> Spektrokopievoxel def<strong>in</strong>ierten wir<br />

ROIs (Regions of Interest), die die Grundlage <strong>der</strong> Datenanalyse mit<br />

AFNI, FSL und Matlab bildeten. Die Rest<strong>in</strong>g State-Konnektivität ist<br />

def<strong>in</strong>iert als die Korrelation <strong>der</strong> Zeitverläufe des BOLD-Signals <strong>in</strong><br />

verschiedenen Regionen. Alle Patienten wurden außerdem mittels<br />

verschiedener psychologischer Testverfahren untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wir konnten zeigen, dass die normalerweise<br />

bestehende Antikorrelation zwischen dem pregenualen anterioren<br />

c<strong>in</strong>gulären Kortex (pgACC), <strong>der</strong> zum DMN zählt, und dem<br />

vor<strong>der</strong>en Bereich <strong>der</strong> Insula, <strong>der</strong> auf explizite kognitive Aufgaben<br />

mit e<strong>in</strong>er Aktivitätssteigerung reagiert, bei depressiven Patienten<br />

reduziert ist. Außerdem waren die Glutamatkonzentrationen im<br />

pgACC bei akut depressiven Patienten signifikant niedriger als bei<br />

gesunden Kontrollen. Ebenjene Glutamatkonzentration zeigte außerdem<br />

nur bei akut depressiven Patienten e<strong>in</strong>e negative Korrelation<br />

mit <strong>der</strong> Konnektivität zwischen pgACC und anteriorer Insel.<br />

Diese Ergebnisse unterstützen die Annahme glutamaterger Mechanismen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathogenese von Depression. Unsere Vermutung,<br />

dass verän<strong>der</strong>ten funktionellen Fähigkeiten Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Rest<strong>in</strong>g State-Konnektivität zugrunde liegen müssen, wird ebenfalls<br />

gestärkt. Außerdem zeigen die Ergebnisse dieser Studie, wie<br />

wichtig die Komb<strong>in</strong>ation funktioneller und metabolischer Untersuchungen<br />

auch <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf zukünftige pharmakologische Ansätze<br />

ist.<br />

010<br />

Emotion specific modulation of automatic amygdala responses<br />

by 5-HTTLPR genotype<br />

Udo Dannlowski (Unikl<strong>in</strong>ik Münster, Psychiatrie)<br />

C. Konrad, H. Kugel, K. Domschke, S. Schön<strong>in</strong>g, P. Ohrmann, J. Bauer,<br />

C. Hohoff, B. Baune, V. Arolt, T. Suslow<br />

Introduction: A functional polymorphism <strong>in</strong> the seroton<strong>in</strong> transporter<br />

gene (5-HTTLPR) has been reported to modulate amygdala<br />

responsiveness to negative environmental cues. However, it rema<strong>in</strong>s<br />

unclear whether 5-HTTLPR modulates amygdala responses to emotional<br />

salience <strong>in</strong> general or more specifically to negative stimuli.<br />

Method: Amygdala responses to sublim<strong>in</strong>ally presented happy and<br />

sad facial expressions were assessed by means of fMRI at 3 Tesla <strong>in</strong><br />

44 healthy subjects genotyped for 5-HTTLPR and 5-HTT rs25531.<br />

Discussion / Results: Robust emotion by genotype group <strong>in</strong>teraction<br />

was observed <strong>in</strong> the right amygdala. Risk allele carriers (S or<br />

LG) showed similar amygdala responses to happy faces compared<br />

to homozygous LALA carriers but <strong>in</strong>creased amygdala responses to<br />

sad faces. The right amygdala was the only anatomical region across<br />

the whole bra<strong>in</strong> demonstrat<strong>in</strong>g this <strong>in</strong>teraction at a reasonable<br />

threshold (p


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

012<br />

Unterschiede und Geme<strong>in</strong>samkeiten <strong>der</strong> kortikalen Aktivierung<br />

bei Erwartung und Er<strong>in</strong>nerung bei emotionalen Stimuli mit erotischer<br />

und salienter Fragestellung bei Depression – e<strong>in</strong>e fMRI-<br />

Studie<br />

Felix Schnei<strong>der</strong> (Unikl<strong>in</strong>ik Magdeburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

C. Metzger, A. Osoba, D. Horn, T. Malone, M. Walter, J. Ste<strong>in</strong>er, B.<br />

Bogerts<br />

E<strong>in</strong>leitung: Durch zahlreiche Veröffentlichungen belegt, werden<br />

bei depressiven <strong>Erkrankungen</strong> die emotionale Wahrnehmung, die<br />

Erwartung und die Er<strong>in</strong>nerung <strong>in</strong> ihrer Aktivität moduliert. Diese<br />

Prozesse spielen sich kortikal vor allem im medialen und lateralen<br />

Prefrontalkortex wie auch Parietalkortex und anteriores C<strong>in</strong>gulum<br />

und subkortikal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Amygdala, Hippocampus, Parahippocampus,<br />

medialer Thalamus sowie Nucleus Accumbens ab. Ziel unserer<br />

Studie ist die Darstellung <strong>der</strong> spezifischen Regionen, die bei <strong>der</strong><br />

Psychopathologie <strong>der</strong> Depression <strong>in</strong> <strong>der</strong> kognitiven Verarbeitung<br />

von emotionalen Stimuli, e<strong>in</strong>erseits bei erotischer an<strong>der</strong>erseits bei<br />

salienter Fragestellung, e<strong>in</strong>e tragende Rolle spielen.<br />

Methode: In unsere Studie flossen die die funktionellen Daten von<br />

18 depressiven Patienten und 23 gesunden Kontrollprobanden e<strong>in</strong>.<br />

Die Daten wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 1,5 T GE-Scanner erhoben. Die Probanden<br />

hatten die Aufgabe, emotionale Stimuli passiv, das heisst<br />

ohne kognitive Aufgabe, zu betrachten und je nach Fragestellung,<br />

erotische vs. nicht-erotische bzw. saliente vs. nicht-saliente Erwartungen<br />

an die Stimuli aufzubauen an<strong>der</strong>erseits sich an die eben gezeigten<br />

Stimuli, <strong>der</strong>en Intensität und die Wirkung auf sich selbst zu<br />

er<strong>in</strong>nern. Es erfolgte e<strong>in</strong> Gruppenvergleich zwischen den Patienten<br />

und den Kontrollprobanden sowie e<strong>in</strong> Vergleich <strong>der</strong> erotischen wie<br />

auch salienten Fragestellung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hirnaktivität bei Stimulus, Erwartung<br />

und Er<strong>in</strong>nerung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Prälim<strong>in</strong>äre Befunde zeigen e<strong>in</strong>e signifikante<br />

Unterschiede während Erwartung und Er<strong>in</strong>nerung von emotionalen<br />

Stimuli, <strong>in</strong> erotischen wie auch salienten Fragestellungen,<br />

<strong>in</strong> relevanten Zielregionen dieser Funktionen. Insbeson<strong>der</strong>e zeigten<br />

sich signifikante Unterschiede im C<strong>in</strong>gulum und dem lateralen<br />

Prefrontalkortex. Zusammenfassung: Bei depressiven <strong>Erkrankungen</strong><br />

zeigen sich signifikante Unterschiede <strong>der</strong> Aktivität <strong>der</strong> medialen<br />

wie auch lateralen kortikalen und <strong>der</strong> subkortikalen Emotionswahrnehmung.<br />

Es zeigen sich auch Unterschiede zwischen<br />

erotischer und salienter Fragestellung <strong>in</strong> diesen Regionen bei<br />

depressiven <strong>Erkrankungen</strong>. Ergebnisse dieser Studie können das<br />

Verständnis sowie die Diagnostik <strong>der</strong> Psychopathologie affektiver<br />

<strong>Erkrankungen</strong> mit ihren biologischen Korrelaten erweitern.<br />

013<br />

Wenn <strong>der</strong> Wunsch Realität wird: Das Gehirn vor und nach Amputation<br />

bei e<strong>in</strong>em Betroffenen mit Body Integrity Identity Disor<strong>der</strong><br />

Silke Skoruppa (Unikl<strong>in</strong>ik, Psychosomatik, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>)<br />

S. Oddo, A. Thiel, N. Steis, A. Stirn<br />

E<strong>in</strong>leitung: Body Integrity Identity Disor<strong>der</strong> ist e<strong>in</strong> Störungsbild<br />

bei dem <strong>der</strong> Betroffene den Wunsch nach e<strong>in</strong>er Amputation e<strong>in</strong>es<br />

physisch gesunden Körpergliedes verspürt. Dieser Wunsch besteht<br />

seit frühester K<strong>in</strong>dheit und nimmt mit steigendem Alter e<strong>in</strong>e immer<br />

größer werdende Position im Leben des Betroffenen e<strong>in</strong>. Durch<br />

e<strong>in</strong>en immer größer werdenden Leidensdruck entschließen sich<br />

e<strong>in</strong>ige das Ziel <strong>der</strong> Amputation durch Selbstverletzung herbeizuführen.<br />

Methode: Untersucht wurde erstmalig e<strong>in</strong> Betroffener mittleren<br />

Alters mittels funktioneller Magnet Resonanz Tomographie vor<br />

und nach Amputation. Der Amputationswunsch existierte seit 40<br />

Jahren und wurde so stark, dass er Hilfe suchte und nun amputiert<br />

ist. Es erfolgten zwei Messungen die Erste vor <strong>der</strong> Amputation die<br />

zweite e<strong>in</strong> 3/4 Jahr nach <strong>der</strong> Amputation. Es wurden ihm 6 Katego-<br />

294<br />

rien à 40 Bil<strong>der</strong> gezeigt dazu gehörten Bil<strong>der</strong> des Selbst, Amputations-<br />

und Prothesenbil<strong>der</strong> sowie Bil<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er fremden Person.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigten sich Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

neuronalen Aktivierung vor und nach Amputation. Die Stärke <strong>der</strong><br />

Aktivierung beim Anblick des amputierten Körpers verän<strong>der</strong>te<br />

sich nach <strong>der</strong> Amputation vor allem <strong>in</strong> Regionen des limbischen<br />

und dopam<strong>in</strong>ergen Systems. Beim Anblick des nicht amputierten<br />

Körpers zeigt sich nach <strong>der</strong> Amputation <strong>in</strong>teressanterweise e<strong>in</strong>e<br />

stärkere emotionale Verarbeitung sowie Aktivierungen im Bereich<br />

<strong>der</strong> Basalganglien. Dies steht erst e<strong>in</strong>mal im Wi<strong>der</strong>spruch zu den<br />

Angaben <strong>der</strong> bisher amputierten BIID-Betroffenen, die postoperativ<br />

über e<strong>in</strong> starkes Glücksgefühl berichten. Der vorliegende E<strong>in</strong>zelfall<br />

stellt erstmalig die neuronalen Verän<strong>der</strong>ungen vor und nach<br />

erfolgter Amputation bei Menschen mit BIID heraus und liefert<br />

damit e<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>s wertvollen Beitrag für die weitere Behandlung<br />

von BIID-Betroffenen.<br />

014<br />

Der E<strong>in</strong>fluss von rs 1006737 des CACNA1C Risikogens für Bipolare<br />

Störung auf neurale Korrelate von semantischer Sprachflüssigkeit<br />

Axel Krug (Universität Marburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

V. Nieratschker, V. Marlov, S. Krach, A. Jansen, T. Kircher<br />

E<strong>in</strong>leitung: In e<strong>in</strong>er genomweiten Assoziationsstudie wurde <strong>der</strong><br />

SNP rs1006737 des Gens CACNA1C mit <strong>der</strong> bipolaren Störung<br />

assoziiert gefunden. Obwohl die zugrunde liegenden pathophysiologischen<br />

Mechanismen <strong>der</strong> bipolaren Störung weitestgehend<br />

ungeklärt s<strong>in</strong>d, f<strong>in</strong>den sich im Bereich <strong>der</strong> Sprachflüssigkeit häufig<br />

replizierte Auffälligkeiten. In dieser Studie wurde <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss von<br />

CACNA1C auf die neuralen Korrelate von semantischer Sprachflüssigkeit<br />

untersucht.<br />

Methode: Die Gehirnaktivierung während e<strong>in</strong>er Wortflüssigkeitsaufgabe<br />

wurde mit fMRT bei 62 gesunden Männern gemessen. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus bearbeiteten alle Probanden zwei weitere Sprachflüssigkeitsaufgaben<br />

außerhalb des Scanners. Alle Probanden wurden<br />

h<strong>in</strong>sichtlich ihres CACNA1C rs1006737 Status genotypisiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Außerhalb des Scanners zeigte sich bei<br />

Trägern <strong>der</strong> Risikovariante (A) e<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>trächtigte Leistung <strong>in</strong> semantischer<br />

Wortflüssigkeit. Während <strong>der</strong> fMRT Messung ergaben<br />

sich ke<strong>in</strong>e Leistungsunterschiede zwischen den Genotypen, allerd<strong>in</strong>gs<br />

zeigten die Risikoallelträger e<strong>in</strong>e erhöhte Aktivierung im<br />

l<strong>in</strong>ken Gyrus frontalis <strong>in</strong>ferior. Die Ergebnisse deuten auf e<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>fluss des CACNA1C rs1006737 auf die semantische Sprachproduktion<br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit den zugrunde liegenden neuralen Systemen<br />

h<strong>in</strong>. Diese Ergebnisse weisen die gleiche Richtung h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> neuralen Aktivierungsmuster auf, die auch <strong>in</strong> Studien mit<br />

Patienten mit bipolarer Störung gefunden werden.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 - 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-038 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Bildgebung 3 (Emotion)<br />

Vorsitz: U. Habel (Aachen)<br />

001<br />

Neuronale Korrelate <strong>der</strong> Emotionsattribution bei erfüllten unmoralischen<br />

Wünschen im Altersvergleich<br />

Kerst<strong>in</strong> Eichenmüller (Bezirkskl<strong>in</strong>ikum Regensburg, Psychiatrie)<br />

B. Sodian, M. Sommer, V. Berberich, K. Döhnel, G. Hajak<br />

E<strong>in</strong>leitung: Mit 10 Jahren s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, e<strong>in</strong>er Person<br />

nicht nur Basisemotionen, wie Freude o<strong>der</strong> Ärger, son<strong>der</strong>n auch


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

komplexe Emotionen, wie Scham o<strong>der</strong> Stolz, zu zuschreiben und<br />

zu verstehen, dass e<strong>in</strong>e Person, <strong>der</strong>en unmoralischer Wunsch erfüllt<br />

wurde, simultan sowohl positive Emotionen empf<strong>in</strong>den kann,<br />

da e<strong>in</strong> persönliches Ziel erreicht wurde, als auch negative Emotionen,<br />

da e<strong>in</strong> moralischer Standard verletzt wurde. Gesunde 10 – 12<br />

jährige K<strong>in</strong><strong>der</strong> unterscheiden sich bei Aufgaben zur Emotionsattribution<br />

auf Verhaltensebene nicht von gesunden Erwachsenen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

bef<strong>in</strong>den sich zahlreiche Kortexareale, die <strong>in</strong> funktionellen<br />

MRT-Untersuchungen mit erwachsenen Probanden bei <strong>der</strong> Zuschreibung<br />

von Emotionen aktiviert wurden, <strong>in</strong> diesem Altersbereich<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gravierenden strukturellen und funktionellen Umstrukturierungsphase.<br />

Methode: Um neuronale Korrelate <strong>der</strong> Emotionsattribution bei<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> dieser Phase im Vergleich zu Erwachsenen zu identifizieren,<br />

wurden <strong>in</strong> dieser fMRT-Studie jeweils 15 gesunden 10 – 12<br />

jährigen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und 18-20 jährigen Erwachsenen Bil<strong>der</strong>geschichten<br />

präsentiert, bei welchen sie e<strong>in</strong>em Protagonisten, dessen unmoralischer<br />

Wunsch erfüllt wurde, Emotionen zuschreiben sollten.<br />

Als Kontrollbed<strong>in</strong>gung wurden Bil<strong>der</strong>geschichten dargeboten, <strong>in</strong><br />

denen ke<strong>in</strong>e Emotionsattribution verlangt wurde.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Sowohl bei den Erwachsenen als auch bei<br />

den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zeigten sich bei <strong>der</strong> Emotionsattribution Aktivierungen<br />

im ventrolateralen und medialen präfrontalen Kortex, letztere<br />

waren bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n jedoch etwas diffuser als bei den Erwachsenen.<br />

In <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>stichprobe ergaben sich außerdem Aktivierungen<br />

<strong>in</strong> temporalen Bereichen. Der direkte Vergleich <strong>der</strong> beiden<br />

Probandengruppen ergab außerdem e<strong>in</strong>e mit <strong>der</strong> Zuschreibung<br />

von Emotionen assoziierte Mehraktivierung bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n gegenüber<br />

den Erwachsenen im superioren Temporalgyrus. Die Ergebnisse<br />

weisen darauf h<strong>in</strong>, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest ähnlich wie<br />

Erwachsene bei <strong>der</strong> Zuschreibung von Emotionen <strong>in</strong> unmoralischen<br />

Situationen auf frontale Areale zurückgreifen, die u. a. mit<br />

Skriptabruf und Simulation mentaler Zustände an<strong>der</strong>er Personen<br />

assoziiert s<strong>in</strong>d. Während sich bei den Erwachsenen jedoch e<strong>in</strong>e mit<br />

Konfliktverarbeitung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehende frontale Aktivierung<br />

zeigte, wurden von den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n temporale, ebenfalls mit Konfliktverarbeitung<br />

assoziierte Areale rekrutiert, was <strong>in</strong> Zusammenhang<br />

mit neuronalen Umstrukturierungsprozessen stehen könnte.<br />

002<br />

Konfligierende Emotionen bei erfüllten unmoralischen Wünschen<br />

– E<strong>in</strong>e FMRI Studie<br />

Katr<strong>in</strong> Döhnel (Universität Regensburg, Psychiatrie)<br />

G. Hajak, B. Sodian, K. Eichenmüller, M. Sommer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ab sechs Jahren können K<strong>in</strong><strong>der</strong> unmoralischen Wünschen<br />

konfligierende Emotionen zuschreiben: Positive Emotionen<br />

basierend auf <strong>der</strong> subjektiven Wunscherfüllung; negative Emotionen<br />

basierend auf <strong>der</strong> Verletzung e<strong>in</strong>es moralischen Standards.<br />

H<strong>in</strong>gegen schreiben K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit psychopatischen Tendenzen sowie<br />

Patienten mit <strong>der</strong> Persönlichkeitsstörung „Psychopathy“ bei Konflikten<br />

zwischen subjektivem Wunsch und moralischer Norm weniger<br />

moralische Emotionen zu. Diese Arbeit untersucht zum ersten<br />

Mal die neuronalen Netze <strong>der</strong> Emotionszuschreibung aufgrund<br />

erfüllter unmoralischer Wünsche.<br />

Methode: Achtzehn gesunde Kontrollprobanden sollten e<strong>in</strong>em<br />

Agenten Emotion aufgrund erfüllter o<strong>der</strong> unerfüllter unmoralischer<br />

Wünsche zuschreiben. Als Kontrollbed<strong>in</strong>gungen wurden erfüllte<br />

und unerfüllte neutrale Wünsche sowie e<strong>in</strong>e Realitätsaufgabe<br />

ohne mentale Prozesse dargeboten. Um konfligierede Emotionen<br />

zu erfassen, wurde e<strong>in</strong>e an die FMRI Studie anschließenden Rat<strong>in</strong>gstudie<br />

durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Zuschreibung von konfligierenden<br />

Emotionen bei erfüllten unmoralischen Wünschen im Vergleich zu<br />

erfüllten neutralen Wünschen war assoziiert mit Aktivität im Spiegelneuronensystem.<br />

Zudem waren konfligierende Emotionen asso-<br />

ziiert mit Aktivierungen im dorso- und ventrolateralen präfrontalen<br />

Kortex. Diese Befunde deuten darauf h<strong>in</strong>, dass zum Verständnis<br />

konfligieren<strong>der</strong> Emotionen die unmoralische Absicht des an<strong>der</strong>en<br />

simuliert werden muss. Zudem sche<strong>in</strong>t die Prozessierung konfligieren<strong>der</strong><br />

Emotionen aufgrund unmoralischer Wünsche auf Prozessen<br />

<strong>der</strong> kognitiven Kontrolle zu beruhen wie Arbeitsgedächtnis<br />

und Skriptabruf. Die neuronalen Befunde bestätigen zudem Verhaltensdaten<br />

wonach bei konfligierenden Emotionen aufgrund erfüllter<br />

unmoralischer Wünsche womöglich parallel e<strong>in</strong> auf die subjektive<br />

Wunscherfüllung fokussiertes Skript aktiviert wird sowie<br />

e<strong>in</strong> eher moralisch-orientiertes Skript. Womöglich zeigen K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

mit Störungen des Sozialverhaltens sowie Patienten mit <strong>der</strong> Persönlichkeitsstörung<br />

„Psychopathy“ beim Verständnis unmoralischer<br />

Wünsche Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> diesem Netzwerk. Diese Verän<strong>der</strong>ungen<br />

könnten wie<strong>der</strong>um auf e<strong>in</strong> eher <strong>in</strong>strumentelles, auf die<br />

Erreichung subjektiver Ziele fokussiertes Wunsch-Emotions-Verständnis<br />

h<strong>in</strong>deuten.<br />

003<br />

Modulation emotionaler Verarbeitung durch kognitive Anfor<strong>der</strong>ung<br />

Tanja Kellermann (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

M. Sternkopf, F. Schnei<strong>der</strong>, S. Eickhoff<br />

E<strong>in</strong>leitung: Basis kognitiver Verhaltenstherapie, z. B. bei Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Störung,<br />

ist die Modulation (pathologischer) Emotionalität<br />

durch kognitive Beanspruchung. An<strong>der</strong>sherum kann bei diesen Patienten<br />

unzureichende Emotionskontrolle die kognitive Leistungsfähigkeit<br />

bee<strong>in</strong>trächtigen. Hier wurden die neurobiologischen<br />

Grundlagen dieser Phänomene untersucht, <strong>in</strong> dem mittels fMRT<br />

getestet wurde, <strong>in</strong> welchen Gehirnregionen die Verarbeitung emotionaler<br />

Stimuli bzw. kognitive Anstrengung hervorgerufene Aktivität<br />

<strong>in</strong>teragierten.<br />

Methode: Die Aufgabe bestand zunächst im E<strong>in</strong>prägen von F<strong>in</strong>gersequenzen<br />

aus 4 (leicht) bzw. 6 (schwer) Items. Nach e<strong>in</strong>er Pause<br />

von ca. 7 sec folgten positive, negative o<strong>der</strong> neutrale Bil<strong>der</strong> aus dem<br />

IAPS (International Affective Picture System) o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> grüner<br />

Kreis. Anschließend sollte die gemerkte Sequenz wie<strong>der</strong>gegeben<br />

werden. Daten von 36 gesunden Probanden wurden auf e<strong>in</strong>em 3T<br />

Siemens Trio erhoben und mit SPM5 analysiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Alle IAPS-Bil<strong>der</strong> steigerten die Fehlerrate<br />

beim Reproduzieren <strong>der</strong> 4er Sequenzen gleichermaßen signifikant<br />

gegenüber <strong>der</strong> Kontrollbed<strong>in</strong>gung. H<strong>in</strong>gegen zeigte sich beim Reproduzieren<br />

<strong>der</strong> schwierigeren 6er Sequenzen e<strong>in</strong> differenzieller<br />

Effekt (negative Bil<strong>der</strong>: höhere, positive: niedrigere, neutrale: identische<br />

Fehlerrate zum Kreis). Die motorische Gedächtnisaufgabe<br />

rief bilaterale Aktivierungen im Thalamus, den Basalganglien, dem<br />

oberen und unteren Parietallappen, dem (prä-)motorischen Kortex<br />

und Broca‘s Region (BA 44) hervor. Emotionale Bil<strong>der</strong> aktivierten<br />

gegenüber neutralen Bil<strong>der</strong>n verstärkt den orbitofrontalen Kortex<br />

(OFC), das vor<strong>der</strong>e C<strong>in</strong>gulum und den Temporalpol, im Vergleich<br />

zum Kontrollstimulus (Kreis) auch die Amygdala und die Inselr<strong>in</strong>de.<br />

Bei stärkerer kognitiver Anfor<strong>der</strong>ung durch die längeren Sequenzen<br />

wurde die durch emotionale Stimuli hervorgerufene neuronale<br />

Aktivität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Amygdala, dem OFC und <strong>der</strong> Insel signifikant<br />

reduziert. Erwartungsgemäß g<strong>in</strong>g diese schwierigere Aufgabe mit<br />

verstärkten Aktivierungen im oberen Parietallappen (räumliche<br />

Koord<strong>in</strong>ation) sowie im prämotorischen Kortex (Handlungsplanung)<br />

e<strong>in</strong>her. Wir konnten zeigen, dass gleichzeitige kognitive<br />

Beanspruchung die Aktivität <strong>in</strong> zentralen Arealen <strong>der</strong> Emotionsverarbeitung<br />

reduziert. Diese Beobachtung könnte auf die Verlagerung<br />

des Aufmerksamkeitsfokus h<strong>in</strong>weisen und sollte auf e<strong>in</strong>e<br />

frontale top-down Kontrolle zurückzuführen se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e genauere<br />

Kenntnis dieser Modulationsprozesse sollte zu e<strong>in</strong>em besseren Verständnis<br />

<strong>der</strong> bisher kaum charakterisierten Neurobiologie thera-<br />

295


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

peutischer „Skills“ beitragen.<br />

004<br />

Der E<strong>in</strong>fluss von explizitem Beurteilen des emotionalen Inhaltes<br />

auf die sublim<strong>in</strong>ale Verarbeitung von emotionalen Gesichtsausdrücken:<br />

E<strong>in</strong>e fMRT-Studie<br />

Katr<strong>in</strong> Ulrike Obst (Georg August Universität, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Gött<strong>in</strong>gen)<br />

P. Dechent, U. Mattler, O. Gruber<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Rahmen <strong>der</strong> Emotionsforschung wurde <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren e<strong>in</strong>e Reihe von Studien zu den neuronalen Korrelaten<br />

<strong>der</strong> Verarbeitung emotionaler Gesichtsausdrücke berichtet. Dabei<br />

geht die Darbietung emotionaler Gesichtsausdrücke mit e<strong>in</strong>er gesteigerten<br />

BOLD-Antwort <strong>in</strong> Hirnarealen e<strong>in</strong>her, die allgeme<strong>in</strong> mit<br />

Emotionsverarbeitung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht werden, wie z. B.<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Amygdala, im Hypothalamus o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Insula. In diesem<br />

Zusammenhang wurden auch im Kontext <strong>der</strong> sublim<strong>in</strong>alen, d. h.<br />

unbewussten Verarbeitung emotionaler Gesichtsausdrücke Aktivitätssteigerungen<br />

im Bereich <strong>der</strong> Amygdala berichtet. Hierbei wird<br />

angenommen, dass maskiert präsentierte emotionale Stimuli e<strong>in</strong><br />

vorwiegend subkortikales Netzwerk aktivieren, das im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es<br />

Alarm-Netzwerkes e<strong>in</strong>gehende Stimuli h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Bedrohlichkeit<br />

o<strong>der</strong> affektiven Relevanz analysiert und die weitere Informationsverarbeitung<br />

dementsprechend moduliert. Jedoch konnten<br />

nachfolgende Studien entsprechende Befunde zum Teil nicht replizieren.<br />

E<strong>in</strong> wesentlicher Unterschied zwischen den Studien besteht<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> expliziten Bewertung des emotionalen Inhaltes <strong>der</strong> Stimuli.<br />

Ergebnisse zur expliziten Evaluation bewusst dargebotener emotionaler<br />

Stimuli lassen vermuten, dass die BOLD-Antwort <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Amygdala hierdurch bee<strong>in</strong>flusst werden kann.<br />

Methode: Im Rahmen dieser fMRT-Studie wurde daher geprüft, ob<br />

e<strong>in</strong> ähnlicher Effekt des expliziten Bewertens von emotionalen Gesichtsausdrücken<br />

auf die Aktivität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Amygdala auch bei unbewusster<br />

Verarbeitung nachgewiesen werden kann. Hierzu wurden<br />

ängstliche, neutrale und fröhliche Gesichtsstimuli sowohl unbewusst<br />

für 16ms als auch bewusst für 67ms präsentiert und durch<br />

e<strong>in</strong>en nachfolgenden neutralen Gesichtsstimulus maskiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Allgeme<strong>in</strong> führte die Darbietung ängstlicher<br />

Gesichtsausdrücke zu e<strong>in</strong>er Steigerung <strong>der</strong> BOLD-Antwort <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Amygdala. Das explizite Beurteilen des emotionalen Ausdruckes<br />

des maskierten Stimulus hatte dabei e<strong>in</strong>en differentiellen E<strong>in</strong>fluss<br />

auf die Aktivität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Amygdala. E<strong>in</strong>e Dysfunktion <strong>der</strong><br />

Amygdala wird als mögliche Ursache affektiver Störungen diskutiert.<br />

E<strong>in</strong> genauerer E<strong>in</strong>blick auch <strong>in</strong> die schnellen, unbewussten<br />

Verarbeitungsprozesse emotionaler Stimuli könnte daher zu e<strong>in</strong>em<br />

umfassen<strong>der</strong>en Verständnis affektiver <strong>Erkrankungen</strong> beitragen.<br />

005<br />

Spiegelneurone und Gesichtsausdrücke: Das Spiegelneuronen-<br />

System bei emotionalen und neutralen Gesichtsausdrücken <strong>in</strong> Abgrenzung<br />

zum neuronalen Netzwerk für Imitation – e<strong>in</strong>e fMRT<br />

Studie<br />

Anna Pohl (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

S. Krach, S. An<strong>der</strong>s, S. Eickhoff, M. Thimm, T. Kircher<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zahlreiche Bildgebungsstudien legen nahe, dass e<strong>in</strong><br />

Netzwerk ähnlich dem Spiegelneuronen-System bei Affen (Rizzolatti<br />

& Craighero, 2004), auch bei Menschen existiert. Dass dieses<br />

Netzwerk e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>in</strong> zwischenmenschlichen Interaktionen<br />

spielt wurde oft berichtet. Dennoch werden die Eigenschaften<br />

und Funktionen des Spiegelneuronensystems bis heute diskutiert<br />

(Keysers & Fadiga, 2008). Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit ist es, das<br />

Spiegelneuronensystem für verschiedene Gesichtsausdrücke zu explorieren<br />

und vom neuronalen Netzwerk für Imitation dieser Bewegungen<br />

zu differenzieren.<br />

296<br />

Methode: Das fMRT Experiment wurde als Blockdesign implementiert.<br />

Als Stimulusmaterial dienten Video-Clips. Auf den Videoausschnitten<br />

wurden von 24 professionellen Schauspielern entwe<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong> lachen<strong>der</strong> Gesichtsausdruck, e<strong>in</strong>e neutrale Bewegung<br />

(Lippen Schürzen), o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> neutrales Gesicht ohne Bewegung dargestellt.<br />

Die 32 Probanden sollten während <strong>der</strong> Messung entwe<strong>der</strong><br />

die Videofilme beobachten, e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Bewegungen selbst ausführen<br />

(<strong>in</strong> dieser Bed<strong>in</strong>gung wurden gescrambelte Videos gezeigt), o<strong>der</strong><br />

die Schauspieler nachahmen. Statistische Analysen wurden mit<br />

SPM5 durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Überlappende Aktivierungen für das Beobachten<br />

und Ausführen von lachenden Gesichtsausrücken umfassen<br />

den Pars Opercularis des Inferioren Frontalen Gyrus, sowie<br />

Gebiete des Temporallappens, während die neutrale Gesichtsbewegung<br />

nur temporale Aktivierungen hervorruft. Während <strong>der</strong> Imitationsbed<strong>in</strong>gung<br />

werden bei Freude zusätzlich parietale und frontale<br />

Areale rechtshemisphärisch aktiviert. Bei <strong>der</strong> neutralen Bewegung<br />

werden zusätzliche Aktivierungen temporal l<strong>in</strong>kshemisphärisch<br />

und <strong>in</strong>ferior frontal rechtshemisphärisch gefunden. Die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Studie sprechen dafür, dass das Spiegelneuronen-System für<br />

Gesichtsausdrücke enger umschrieben ist, als angenommen. Sowohl<br />

e<strong>in</strong>ige Areale im frontalen als auch <strong>in</strong> parietalen Bereichen<br />

des Cortex sche<strong>in</strong>en eher dem Imitationsnetzwerk, als dem Spiegelneuronen-System<br />

zugehörig zu se<strong>in</strong>.<br />

006<br />

fMRI-Studie zu Wahrnehmung und Gedächtnis emotionaler Gesichter<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit vom Angstbewältigungsstil<br />

Astrid Veronika Rauch (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Münster, Kl<strong>in</strong>ik für<br />

Psychiatrie)<br />

J. Bauer, P. Ohrmann, C. Konrad, U. Dannlowski, H. Kugel, B. Egloff,<br />

W. He<strong>in</strong>del, V. Arolt, T. Suslow<br />

E<strong>in</strong>leitung: Angstbewältigung (Cop<strong>in</strong>g) umfasst <strong>in</strong>dividuelles Verhalten,<br />

das e<strong>in</strong>e Bedrohungsquelle kontrolliert und den dadurch<br />

ausgelösten affektiven Zustand reguliert. Nach dem Modell <strong>der</strong><br />

Angstbewältigungsmodi existieren <strong>in</strong>dividuelle Unterschiede bei<br />

<strong>der</strong> kognitiven Verhaltensregulation <strong>in</strong> bedrohungsrelevanten Situationen.<br />

Individuen mit e<strong>in</strong>er hohen Intoleranz gegenüber Unsicherheit<br />

werden „Sensitizer“ genannt. Ihre Cop<strong>in</strong>g-Strategie ist<br />

durch Vigilanz für potentiell bedrohliche Reize gekennzeichnet. Im<br />

Gegensatz dazu verwenden „Represser“ kognitiv vermeidende<br />

Strategien, die das Individuum vor Erregung schützen. Angstbewältigungsstile<br />

haben e<strong>in</strong>en systematischen Effekt auf die Wahrnehmung<br />

und Gedächtnisbildung bedrohungsrelevanter emotionaler<br />

Reize. Die neurobiologischen Grundlagen dieses Verhaltens<br />

s<strong>in</strong>d jedoch kaum bekannt. Daher werden <strong>in</strong> dieser Studie die neuronalen<br />

Korrelate <strong>der</strong> Encodierung standardisierten emotionalen<br />

Gesichtsausdrucks <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Angstbewältigungsstil<br />

mittels fMRI (funktioneller Magnetresonanztomographie) untersucht.<br />

Methode: Aus 150 gesunden Probanden wurden anhand des<br />

Angstbewältigungs-Inventars (ABI-R) 20 Represser und 20 Sensitizer<br />

selektiert. Während <strong>der</strong> 3-T-fMRI-Untersuchung wird e<strong>in</strong> Paradigma<br />

vorgegeben, bei dem sich die Probanden bedrohliche und<br />

nichtbedrohliche Gesichter (freudig, wütend, ängstlich, und neutral)<br />

merken sollen. Nach <strong>der</strong> fMRI-Untersuchung erfolgen zwei<br />

Rekognitionstests, bei denen die Probanden anhand e<strong>in</strong>es Computerparadigmas<br />

angeben, ob sie die gezeigten Gesichter mit dem jeweiligen<br />

emotionalen Ausdruck von <strong>der</strong> fMRI-Untersuchung er<strong>in</strong>nern<br />

können (Verhältnis Target / Distraktoren: 120:120). Der erste<br />

Test erfolgt nach 30 m<strong>in</strong>., <strong>der</strong> zweite nach 3 Tagen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der Focus <strong>der</strong> fMRI-Auswertung liegt <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Untersuchung neuronaler Signale frontaler und temporookzipitaler<br />

Areale. Die Analyse <strong>der</strong> Daten erfolgt <strong>in</strong> Kürze, wobei die<br />

Ergebnisse zum Zeitpunkt des Kongresses verfügbar se<strong>in</strong> werden.


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

Represser sollen im Vergleich zu Sensitizern e<strong>in</strong>e erhöhte perzeptive<br />

Sensitivität bei Encodierung <strong>in</strong> frontalen und temporookzipitalen<br />

Arealen, e<strong>in</strong>e gute Gedächtnisleitung im ersten Test, jedoch e<strong>in</strong><br />

schlechteres Wi<strong>der</strong>erkennen nach 3 Tagen für bedrohliche Gesichter<br />

zeigen (Diskont<strong>in</strong>uitätshypothese). Es wird angenommen, dass<br />

es für diese Diskont<strong>in</strong>uität neuroanatomische Korrelate <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

von <strong>der</strong> Cop<strong>in</strong>gstrategie bei <strong>der</strong> Encodierung gibt. Die gewonnenen<br />

Erkenntnisse sollen später auf Patienten mit psychiatrischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong>, z. B. Angsterkrankungen o<strong>der</strong> Depressionen,<br />

übertragen werden.<br />

007<br />

Geschlechterunterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> kortikalen Repräsentation <strong>der</strong><br />

glücklichen und unglücklichen Liebe – e<strong>in</strong>e fMRI-Studie<br />

Kathar<strong>in</strong>a Veh (Universitätskl<strong>in</strong>ik Erlangen, Psychiatrie / Psychotherapie)<br />

C. Forster, S. Bleich, A. Dörfler, T. Richter-Schmid<strong>in</strong>ger, J. Stiller, J.<br />

Kornhuber, C. Stößel<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> vorliegenden Studie sollen mittels funktioneller<br />

Bildgebung Gehirnregionen identifiziert werden, die bei beiden<br />

Geschlechtern im Vergleich an den Emotionen „Verliebtheit“ und<br />

„Unglückliche Verliebtheit“ während bildlicher Präsentation des<br />

Partners beteiligt s<strong>in</strong>d.<br />

Methode: 12 Proband<strong>in</strong>nen und 14 Probanden, die ihre(n)<br />

Partner(<strong>in</strong>) weniger als 6 Monate vor dem Untersuchungszeitpunkt<br />

kennen gelernt haben und weitere 11 Proband<strong>in</strong>nen und 13 Probanden,<br />

die höchstens 6 Monate von ihrem / ihrer Partner(<strong>in</strong>) getrennt<br />

waren, wurden mittels fMRI untersucht und Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> zerebralen Durchblutung während <strong>der</strong> Präsentation von Partnerbil<strong>der</strong>n<br />

erfasst. Kontrollreize waren Erotikfotos, <strong>in</strong>differente<br />

Bil<strong>der</strong> dienten als Basel<strong>in</strong>e (Ruhebed<strong>in</strong>gung). Je<strong>der</strong> Reiz bzw. jedes<br />

neutrale Bild wurde für jeweils 12s über e<strong>in</strong>en Monitor präsentiert.<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> funktionellen Daten erfolgte mittels Bra<strong>in</strong>voyager<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Gruppenanalyse.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> „glücklich<br />

Verliebten“ als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> „unglücklichen Verliebtheit“ waren<br />

die Aktivierungen bei den Männern deutlich größer als bei den<br />

Frauen, wenn das Partnerfoto präsentiert wurde. Diese Unterschiede<br />

waren beson<strong>der</strong>s ausgeprägt <strong>in</strong> den limbischen Regionen, speziell<br />

im anterioren und posterioren C<strong>in</strong>gulum sowie <strong>in</strong> frontalen<br />

Arealen. Bei den „unglücklich Verliebten“ fanden sich nur bei den<br />

Männern Aktivierungen <strong>in</strong> den dopam<strong>in</strong>ergen Systemen <strong>der</strong> Basalganglien<br />

und e<strong>in</strong>e deutliche Negativierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> rechten posterioren<br />

Insel. Dagegen zeigte sich <strong>in</strong> dieser Gruppe nur bei den Frauen<br />

e<strong>in</strong>e Aktivierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> anterioren rechten Insel. Männer bei<strong>der</strong><br />

Gruppen zeigen stärkere Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> BOLD-Signale bei<br />

Betrachten des Partnerfotos als Frauen, was auf e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensivere<br />

H<strong>in</strong>wendung zum Reiz „Partnerbild“ schließen lässt. Der posterioren<br />

Insel wird e<strong>in</strong>e Rolle beim Erleben des eigenen Körpers zugeschrieben<br />

(Interozeption). Die verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Aktivierung bei den<br />

unglücklichen Männern könnte somit e<strong>in</strong> Korrelat e<strong>in</strong>er erzwungenen<br />

Abwendung von <strong>der</strong> Partner<strong>in</strong> se<strong>in</strong>. Im Gegensatz dazu ist die<br />

Aktivierung <strong>der</strong> anterioren Insel bei den unglücklichen Frauen<br />

möglicherweise e<strong>in</strong> Zeichen für die Aufmerksamkeits-Fokussierung.<br />

008<br />

Antwortverhalten und Habituation <strong>der</strong> Amygdala bei Verarbeitung<br />

emotionaler Prosodie<br />

Sarah Wiethoff (Universitätskl<strong>in</strong>ik Tüb<strong>in</strong>gen, Psychiatrie)<br />

D. Wildgruber, W. Grodd, T. Ethofer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Fähigkeit Emotionen richtig zu <strong>in</strong>terpretieren ist<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung für e<strong>in</strong>e erfolgreiche soziale Interaktion.<br />

Den Amygdala wird e<strong>in</strong>e zentrale Rolle bei <strong>der</strong> Emotionserkennung<br />

zugeschrieben. Es konnte gezeigt werden, dass die Amyg-<br />

dala auf verschiedene emotionale Vokalisationen (Schreie, We<strong>in</strong>en,<br />

Stöhnen) reagiert. Bisher liegen jedoch noch ke<strong>in</strong>e Daten vor, die<br />

e<strong>in</strong>e Beteiligung <strong>der</strong> Amgydala für subtilere akustische Reize wie<br />

Modulation <strong>der</strong> emotionalen Sprachmelodie (Prosodie) belegen.<br />

Methode: 24 Probanden nahmen e<strong>in</strong>em ereigniskorrelierten funktionellen<br />

Kernsp<strong>in</strong>experiment bei 3T teil. Es wurden 50 Wörter<br />

präsentiert, die von professionellen Schauspielern entwe<strong>der</strong> <strong>in</strong> ärgerlicher,<br />

ängstlicher, fröhlicher, erotischer o<strong>der</strong> neutraler Prosodie<br />

e<strong>in</strong>gesprochen worden waren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Amygdala reagierten stärker auf emotionale<br />

als auf neutrale Prosodie. Dieser Effekt konnte für alle 4<br />

verwendeten emotionalen Kategorien nachgewiesen werden. Die<br />

schwächsten Effekte wurden für ängstliche Prosodie gefunden.<br />

Dieses Ergebnis konnte nicht durch e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s starke Habituation<br />

auf diese Reizkategorie erklären lassen und stellt somit Theorien<br />

über die Amygdala als furchtspezifisches Modul zum<strong>in</strong>dest für<br />

akustische Reize <strong>in</strong> Frage. Insgesamt zeigten sich grosse Übere<strong>in</strong>stimmungen<br />

im Antwortverhalten <strong>der</strong> Amygdala auf emotionale<br />

Prosodie und Vokalisationen, was auf e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen phylogenetischen<br />

Ursprung dieser beiden Reizklassen h<strong>in</strong>deutet.<br />

009<br />

Repetition responses dissociate emotion-sensitive and emotion-<strong>in</strong>dependent<br />

structures with<strong>in</strong> the human ventral visual<br />

stream<br />

Sarah Zweynert (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, AG für MRI, Berl<strong>in</strong>)<br />

K. Krauel, T. Wüstenberg, C. Seidenbecher, E. Düzel, B. Schott<br />

Introduction: Repetition suppression is a decrease <strong>in</strong> cortical activation<br />

<strong>in</strong> response to repeated presentation of a stimulus, whereas<br />

<strong>in</strong> repetition enhancement, the response to a stimulus <strong>in</strong>creases.<br />

Evidence from studies us<strong>in</strong>g faces as stimuli suggests that emotional<br />

salience modulates repetition effects <strong>in</strong> stimulus-related bra<strong>in</strong><br />

re gions.<br />

Method: Here we <strong>in</strong>vestigated the functional neuroanatomy of<br />

emotional modulation of repetition effects <strong>in</strong> bra<strong>in</strong> regions of the<br />

ventral visual stream us<strong>in</strong>g event-related functional MRI. 27 young<br />

healthy participants performed a simple visual work<strong>in</strong>g memory<br />

task <strong>in</strong> which emotional and neutral targets and distracters (visual<br />

scenes) were presented repeatedly. Statistical analysis of the bra<strong>in</strong><br />

responses to novel versus repeated distracter stimuli was carried<br />

out us<strong>in</strong>g SPM8b. Inclusive and exclusive mask<strong>in</strong>g of the repetition<br />

effects was employed to identify emotionally modulated and emotion-<strong>in</strong>dependent<br />

repetition effects.<br />

Discussion / Results: As expected, we observed repetition suppression<br />

<strong>in</strong> the ventral visual stream. With<strong>in</strong> these regions, we identified<br />

two separable patterns. In the amygdala and <strong>in</strong> the lateral<br />

fusiform cortex, emotional scenes showed significantly stronger<br />

<strong>in</strong>itial bra<strong>in</strong> responses and enhanced repetition suppression. In<br />

contrast, <strong>in</strong> the parahippocampal place area (PPA), <strong>in</strong> the medial<br />

fusiform gyrus, and <strong>in</strong> the anterior hippocampus, repetition suppression<br />

was equally pronounced for emotional and neutral items.<br />

The results suggest the presence of two dist<strong>in</strong>ct response patterns to<br />

emotional stimuli. Notably, a previously undescribed functionalanatomical<br />

parcellation of the fusiform cortex was observed, with a<br />

lateral portion show<strong>in</strong>g the previously described emotional modulation<br />

and a medial portion that shows emotion-<strong>in</strong>dependent responses<br />

similar to those <strong>in</strong> the PPA.<br />

297


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

010<br />

Geme<strong>in</strong>same und unterschiedliche kortiko-subkortikale Pfade von<br />

Erwartung und Er<strong>in</strong>nerung sexueller und nicht-sexueller emotionaler<br />

Stimuli – e<strong>in</strong>e hochauflösende fMRT Studie auf 7 Tesla<br />

Coral<strong>in</strong>e Metzger (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, CANLAB, Magdeburg)<br />

F. Schnei<strong>der</strong>, J. Stadler, J. Buchmann, A. Knorr, J. Ste<strong>in</strong>er, B. Bogerts,<br />

M. Walter<br />

E<strong>in</strong>leitung: Für Erwartung und Er<strong>in</strong>nerung emotional salienter<br />

Stimuli konnte e<strong>in</strong>e ähnliche Aktivierung <strong>in</strong> Regionen <strong>der</strong> emotionalen<br />

und kognitiven Verarbeitung nachgewiesen werden (Schacter<br />

et al. 2007). Das Ziel <strong>der</strong> Studie war die Untersuchung kortikaler<br />

und subkortikaler Aktivierung während Erwartung und Er<strong>in</strong>nerung<br />

emotionaler Stimuli unterschiedlicher Intensität (sexuell,<br />

emotional) und die Spezifikation ihrer neuronalen Korrelate.<br />

Methode: 25 gesunde männliche Probanden erwarteten emotionale<br />

Bil<strong>der</strong>, die von e<strong>in</strong>er Ruhephase und e<strong>in</strong>er anschließenden Er<strong>in</strong>nerungsphase<br />

gefolgt wurden. Zeitgleich wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 1.5T GE<br />

Scanner EPI fMRI (TR: 2 sec, TE: 40 ms ) aufgenommen. Die statistischen<br />

Analysen wurden mittels Bra<strong>in</strong>Voyager QX 1.9 und SPM 5<br />

durchgeführt. 10 weitere Probanden wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ähnlichen<br />

Paradigma unter E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es 7 T Siemens Scanners gemessen<br />

um e<strong>in</strong>e höhere räumliche und zeitliche Auflösung zu erzielen<br />

(TR: 1 sec, TE: 24 ms).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Erwartung und Er<strong>in</strong>nerung emotional<br />

salienter Stimuli zeigten bei den Probanden verlässliche Aktivierung<br />

<strong>in</strong> den kortikalen Komponenten des dorsalen Aufmerksamkeitsnetzwerks<br />

(dAN). Kortikale Aktivierung während Er<strong>in</strong>nerung<br />

war symmetrischer organisiert und zeigte stärkere BOLD-Antworten<br />

<strong>in</strong> den l<strong>in</strong>kskortikalen Anteilen des dAN. Aktivierung im centromedianen<br />

Thalamuskern konnte sowohl während Erwartung als<br />

auch Er<strong>in</strong>nerung, e<strong>in</strong>e Beteiligung des ventroanterioren Thalamus<br />

nur während Er<strong>in</strong>nerung nachgewiesen werden. Die Studie zeigt,<br />

dass bei Gesunden sowohl Erwartung als auch Er<strong>in</strong>nerung emotionaler<br />

Stimuli durch ähnliche Aktivierungsmuster im dAN gekennzeichnet<br />

s<strong>in</strong>d. Diskrete kortikale Unterschiede können mit dem<br />

gezeigten unterschiedlichen subkortikalen Aktivierungsmuster <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung stehen. Diese Ergebnisse ergänzen vorangehende Studien,<br />

die e<strong>in</strong>e Beteiligung medialer kortikaler Anteile <strong>in</strong> Aufmerksamkeitsverarbeitung<br />

postulieren. E<strong>in</strong>e darüber h<strong>in</strong>aus gehende<br />

Sichtweise, die e<strong>in</strong>e Beteiligung cortico-subcorticaler Netzwerke<br />

e<strong>in</strong>schließt, wird hierdurch unterstützt.<br />

011<br />

Emotion process<strong>in</strong>g <strong>in</strong> obsessive compulsive disor<strong>der</strong><br />

Andrea Kobiella (ZI Mannheim, Suchtmediz<strong>in</strong>)<br />

C. Vollmert, D. E. Ulshöfer, S. Vollstädt-Kle<strong>in</strong>, K. Mann, M. Reimold,<br />

A. He<strong>in</strong>z, M. N. Smolka<br />

Introduction: Despite high prevalence of obsessive compulsive<br />

disor<strong>der</strong> (OCD) and grow<strong>in</strong>g neuroimag<strong>in</strong>g research, the neural<br />

mechanisms un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g this disor<strong>der</strong> have not been fully un<strong>der</strong>stood.<br />

Regard<strong>in</strong>g emotion process<strong>in</strong>g, neuroimag<strong>in</strong>g studies suggest<br />

that bra<strong>in</strong> activation dur<strong>in</strong>g process<strong>in</strong>g of disgust is associated<br />

with symptoms of OCD (Berle & Phillips, 2006). This study aimed<br />

to <strong>in</strong>vestigate whether OCD patients <strong>in</strong> general show differences <strong>in</strong><br />

process<strong>in</strong>g of unpleasant and pleasant stimuli compared to healthy<br />

control subjects.<br />

Method: Us<strong>in</strong>g functional magnetic resonance imag<strong>in</strong>g, we stud ied<br />

emotion process<strong>in</strong>g <strong>in</strong> eight unmedicated patients with OCD<br />

(5 male, 41 ± 8 years) and eight healthy control subjects (5 male,<br />

40 ± 6 years) matched by age, sex and smok<strong>in</strong>g status. Dur<strong>in</strong>g fMRI<br />

we presented unpleasant, pleasant and neutral stimuli from the International<br />

Affective Picture System (IAPS, Lang et al. 2008). Data<br />

were analyzed with SPM5. Severity of symptoms was assessed with<br />

the Yale-Brown Obsessive Compulsive Scale (Y-BOCS).<br />

Discussion / Results: Unmedicated patients with OCD yielded<br />

298<br />

Y-BOCS scores of 22.4 ± 3.7 (11.4 ± 1.6 on the obsessions subscale<br />

and 11.0 ± 3.3 on the compulsions subscale) <strong>in</strong>dicat<strong>in</strong>g mo<strong>der</strong>ate to<br />

severe symptoms. They showed enhanced bra<strong>in</strong> activation <strong>in</strong> the<br />

medial, orbitofrontal and superior frontal gyrus, as well as <strong>in</strong> the<br />

basal ganglia dur<strong>in</strong>g process<strong>in</strong>g of unpleasant stimuli, compared to<br />

healthy controls. Most of these structures belong to the cortico-<br />

basal ganglia network (the so-called “OCD circuit”), which is accentuated<br />

at rest and dur<strong>in</strong>g provocation of symptoms <strong>in</strong> patients with<br />

OCD. Moreover, process<strong>in</strong>g of pleasant stimuli <strong>in</strong> patients with<br />

OCD was <strong>in</strong>creased <strong>in</strong> the cerebellum which supports the previously<br />

reported role of the cerebellum <strong>in</strong> the pathophysiology of OCD.<br />

012<br />

Interaktion zwischen schmerzverarbeitenden und emotionsverarbeitenden<br />

Systemen. E<strong>in</strong>e fNMR-Studie<br />

Andreas Heckel (Universitätskl<strong>in</strong>ik Regensburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

C. Rothmayr, K. Rosengarth, V. Busch, M. W. Greenlee, G. Hajak,<br />

P. Eichhammer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bei chronischen Schmerzsyndromen ist vor allem die<br />

mediale, durch die E<strong>in</strong>beziehung limbischer Strukturen charakterisierte<br />

Schmerzmatrix aktiviert. Um e<strong>in</strong> besseres pathogenetisches<br />

Verständnis somatoformer Schmerzerkrankungen zu erreichen,<br />

<strong>in</strong>teressiert es, <strong>in</strong>wieweit emotionale Reize auf die Schmerzprozessierung<br />

E<strong>in</strong>fluss nehmen.<br />

Methode: Unter E<strong>in</strong>satz funktioneller Kernsp<strong>in</strong>tomographie entwickelten<br />

wir e<strong>in</strong> zweischrittiges Design mit dem Ziel, schmerzresponsive<br />

Gehirnregionen zu identifizieren, um nachfolgend ihre<br />

Ansprechbarkeit auf emotionale Reize zu untersuchen. Acht Probanden<br />

wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Localizer-Experiment e<strong>in</strong>em 20 s langen,<br />

schmerzhaften Hitzereiz ausgesetzt. Im anschließenden Hauptexperiment<br />

wurde e<strong>in</strong> etabliertes Paradigma zur Amygdala Aktivierung<br />

verwendet (Match<strong>in</strong>g emotionaler Gesichter; Hariri et al.,<br />

2000). In 50 % <strong>der</strong> Durchläufe erfolgte e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation dieses Paradigmas<br />

mit e<strong>in</strong>em schmerzhaften Hitzereiz. Aus dieser Versuchsdurchführung<br />

ergab sich e<strong>in</strong> 2 x 2 faktorielles Design mit den Faktoren<br />

Schmerz und Emotion. Untersucht wurde die Modulierbarkeit<br />

<strong>der</strong> unabhängig identifizierten Schmerzareale im Gehirn durch den<br />

Faktor Emotion sowie die Interaktion bei<strong>der</strong> Faktoren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Localizer-Experiment konnten<br />

schmerz responsive Areale im Bereich <strong>der</strong> <strong>in</strong>sulären R<strong>in</strong>de und des<br />

Thalamus identifiziert werden. In <strong>der</strong> darauffolgenden regions-of<strong>in</strong>terest<br />

(ROI) Analyse zeigt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die rechte Insula e<strong>in</strong>e<br />

Aktivierung durch den Faktor Emotion. Die Interaktionsanalyse<br />

zeigte e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Schmerzresponsivität unter emotionaler<br />

Stimulation. Die Ergebnisse verweisen auf e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />

neuronale Grundlage für physische und nichtphysische Stressoren<br />

im Gehirn. Die neuronale Antwort sättigt bei <strong>der</strong> Komb<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>es<br />

emotionalen mit e<strong>in</strong>em schmerzhaften Reiz. E<strong>in</strong>e Störung dieses<br />

physiologischen Antwortverhaltens könnte pathogenetische<br />

Bedeutung für somatoforme Schmerzerkrankungen haben.<br />

013<br />

Netzwerk-Modell <strong>der</strong> zerebralen Verarbeitung emotionaler<br />

Sprachmelodie<br />

Dirk Wildgruber (Universitätskl<strong>in</strong>ik Tüb<strong>in</strong>gen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

T. Ethofer, B. Kreifelts<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> natürlichen Kommunikation werden Informationen<br />

über den Gefühlszustand e<strong>in</strong>es Sprechers meist nicht über<br />

den Inhalt sprachlicher Äußerungen, son<strong>der</strong>n durch Modulationen<br />

von Sprachmelodie, Gestik und Mimik vermittelt. Die Erfassung<br />

dieser nonverbalen Kommunikationssignale ist Voraussetzung für<br />

e<strong>in</strong>e erfolgreiche soziale Interaktion [1]. Bei Patienten mit Depression<br />

[2], Schizophrenie [3] und Sozialer Phobie [4] wurden charak-


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

teristische Störungen <strong>der</strong> Wahrnehmung emotionaler Sprachmelodie<br />

beschrieben, denen e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle bei <strong>der</strong> Auslösung<br />

und Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Symptomatik zukommen könnte.<br />

Methode: Um Hirnregionen zu identifizieren, die an <strong>der</strong> Verarbeitung<br />

emotionaler Sprachmelodie beteiligt s<strong>in</strong>d, wurden verschiedene<br />

Verhaltensexperimente und funktionellbildgebende (fMRT)<br />

Untersuchungen durchgeführt [5].<br />

Diskussion / Ergebnisse: In e<strong>in</strong>igen Hirnregionen konnte e<strong>in</strong> enger<br />

Zusammenhang zwischen den akustischen Signaleigenschaften<br />

und <strong>der</strong> zerebralen Aktivierung beobachtet werden (Stimulus-getriebene<br />

Effekte), während <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Hirnregionen nur dann e<strong>in</strong>e<br />

Aktivierung festzustellen war, wenn die Aufmerksamkeit speziell<br />

auf die Beurteilung <strong>der</strong> emotionalen Prosodie fokussiert wurde<br />

(Aufmerksamkeits-abhängige Effekte). Auf <strong>der</strong> Grundlage dieser<br />

Ergebnisse konnte e<strong>in</strong> Netzwerk-Modell <strong>der</strong> Verarbeitung emotionaler<br />

Sprachmelodie formuliert werden [5]. Zusammenfassend<br />

sprechen die Ergebnisse für e<strong>in</strong>en Verarbeitungsprozess mit sequentieller<br />

Beteiligung unterschiedlicher Knotenpunkte e<strong>in</strong>es Netwerks<br />

bilateraler – teilweise rechtsdom<strong>in</strong>anter – Hirnregionen bei<br />

<strong>der</strong> Evaluation emotionaler Sprachmelodie [Abb. 1]. Im rechtsseitigen<br />

primären (A1) und sekundären (m-STS) akustische Kortex<br />

kommt es dabei zur Extraktion <strong>der</strong> akustischen Signale. Der nächste<br />

Schritt, die Identifikation spezifischer Intonationssequenzen, ist<br />

assoziiert mit dem posterioren rechtsseitigen Sulcus temporalis<br />

superior (p-STS). E<strong>in</strong> weiterer Verarbeitungsschritt, die explizite<br />

Beurteilung, geht e<strong>in</strong>her mit e<strong>in</strong>er Aktivierung des bilateralen <strong>in</strong>ferioren<br />

frontalen Kortex (IFK). Dabei unterliegt <strong>der</strong> Informationsfluss<br />

von A1 zum m-STS hauptsächlich Stimulus-getriebenen E<strong>in</strong>flüssen,<br />

während die weitere Verschaltung zum p-STS und zu den<br />

bilateralen frontalen Regionen an e<strong>in</strong>e spezifische Aufmerksamkeitsfokussierung<br />

gebunden ist. Bei impliziter Signalverarbeitung<br />

konnte darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e Aktivierung <strong>der</strong> Mandelkerne und des<br />

mediofrontalen Kortex (MFK) beobachtet werden. Zur Identifikation<br />

störungsspezifischer Unterschiede <strong>der</strong> Verarbeitung emotionaler<br />

Sprachmelodie sollen zukünftig die Befunde von Patienten<br />

mit psychischen Störungen mit den Beobachtungen bei gesunden<br />

Probanden verglichen werden.<br />

014<br />

E<strong>in</strong>fluss dopam<strong>in</strong>erger Medikation auf die „Theory of M<strong>in</strong>d“-<br />

Fähigkeit?<br />

Maren Bodden (Philipps-Universität Marburg, Kl<strong>in</strong>ik für Neurologie)<br />

M. Krost, K. Stiasny-Kolster, R. Dodel, E. Kalbe<br />

E<strong>in</strong>leitung: „Theory of M<strong>in</strong>d“ (ToM) als die Fähigkeit, mentale Zustände<br />

des Gegenübers <strong>in</strong> sozialer Interaktion zu erfassen, wird <strong>in</strong><br />

Zusammenhang mit dem dopam<strong>in</strong>ergen System gebracht. ToM als<br />

komplexes neuropsychologisches Konstrukt umfasst neben affektiven<br />

Teilleistungen, wie Nachempf<strong>in</strong>den <strong>der</strong> Gefühle des Gegen-<br />

übers, ebenfalls kognitive Teilleistungen, wie das eher rationale<br />

Erschließen mentaler Zustände. ToM-Leistungen von Patienten<br />

mit Restless-Legs-Syndrom (RLS) werden mit denen gesun<strong>der</strong><br />

Kontrollprobanden verglichen, wobei zwischen unbehandelten sowie<br />

RLS-Patienten, die dopam<strong>in</strong>erge Medikation erhalten, differenziert<br />

wird.<br />

Methode: 17 RLS-Patienten (RLS-G, 16 Frauen, mittleres Alter:<br />

62.5 J), die alle dopam<strong>in</strong>erge Medikation e<strong>in</strong>nehmen (L-Dopa<br />

Äquivalenzdosis: 92.1 mg), sowie 11 unbehandelte RLS-Patienten<br />

(deNovo-G, 7 Frauen, mittleres Alter: 48.8 J) und 17 Kontrollpersonen<br />

(KG; 13 Frauen, mittleres Alter: 53.9 J) wurden mit <strong>der</strong><br />

„Yoni-Aufgabe“ untersucht, welche auch die differenzierte Erfassung<br />

affektiver und kognitiver Teilleistungen erlaubt. Neben Gruppenvergleichen<br />

wurden Korrelationen zwischen ToM und dopam<strong>in</strong>erger<br />

Medikation berechnet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Gruppen unterscheiden sich nicht<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en kognitiven Leistungsfähigkeit (PAN-<br />

DA, p=0.96), aber bezüglich ihrer ToM-Leistungen (p=0.001).<br />

Hierbei bearbeitet die RLS-G 73 % <strong>der</strong> ToM-Items richtig, die<br />

deNovo-G 89 % und die KG 89 %. Die RLS-G löst weniger Items<br />

richtig als die KG (p=0.003) sowie die deNovo-G (p=0.026). E<strong>in</strong>e<br />

Differenzierung affektiver und kognitiver Teilleistungen zeigt Gruppenunterschiede<br />

sowohl bei affektiven (p


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

correlates of ToM <strong>in</strong> gesture imitation/observation.<br />

Method: In an event-related fMRI fashion, subjects (N=20)<br />

watched 90 videos-clips (each of 4 sec length) while be<strong>in</strong>g asked to<br />

perform either an imitation of the gesture presented or purely an<br />

observation. Videos displayed social gestures (which require the<br />

attribution of thoughts, beliefs and desires <strong>in</strong>dependent from your<br />

own – thus mentaliz<strong>in</strong>g), non-social gestures (mimes of common<br />

actions or events of the physical world) and control gestures (free<br />

gestures, without mean<strong>in</strong>g).<br />

Discussion / Results: Prelim<strong>in</strong>ary data <strong>in</strong>dicates an activation pattern<br />

<strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g the <strong>in</strong>ferior frontal cortex (opercular region), superior<br />

parietal cortex and superior temporal cortex. The results are<br />

discussed <strong>in</strong> the light of the embodied simulation theory.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-040 Posterpräsentation / Poster presentation<br />

Bildgebung 4<br />

Vorsitz: C. Mulert (München)<br />

001<br />

Differentielle E<strong>in</strong>flüsse von Emotion, Aufgabe und Neuheit auf<br />

das Netzwerk für die Verarbeitung von Sprachmelodie<br />

Thomas Ethofer (Universitätskl<strong>in</strong>ik Tüb<strong>in</strong>gen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

B. Kreifelts, S. Wiethoff, J. Wolf, W. Grodd, P. Vuilleumier, D. Wildgruber<br />

E<strong>in</strong>leitung: Modulation <strong>der</strong> Sprachmelodie (Prosodie) stellt e<strong>in</strong><br />

wichtiges Signal <strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialen Interaktion dar. Mit Hilfe von Bildgebungsstudien<br />

konnten zerebrale Netzwerke identifiziert werden,<br />

die auf bestimmte Stimuluse<strong>in</strong>genschaften (emotionale Bedeutung)<br />

o<strong>der</strong> auf die Aufgabenstellung (explizite versus implizite Verarbeitung)<br />

reagieren. In dieser Studie sollte geklärt werden, <strong>in</strong> wieweit<br />

die Aktivierung dieser Netzwerke zusätzlich von <strong>der</strong> Neuheit des<br />

präsentierten Reizmaterials abhängt.<br />

Methode: 24 Probanden wurde während e<strong>in</strong>es ereigniskorrelierten<br />

fMRT-Experiments (1.5 T) Worte vorgespielt, die entwe<strong>der</strong> ärgerlich<br />

o<strong>der</strong> neutral e<strong>in</strong>gesprochen worden waren. Die Probanden<br />

sollten entwe<strong>der</strong> die Wortklasse (Adjektiv vs Nomen) o<strong>der</strong> die<br />

Emotion (ärgerlich vs neutral) beurteilen. Je<strong>der</strong> Stimulus wurde<br />

<strong>in</strong>sgesamt dreimal präsentiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Stimmsensitive Areale im auditorischen<br />

Kortex, Amygdala, Insula und mediodorsaler Thalamus reagierten<br />

stärker auf ärgerliche als auf neutrale Prosodie. Der rechte h<strong>in</strong>tere<br />

mittlere temporale Gyrus sowie <strong>der</strong> bilaterale orbitofrontale Kortex<br />

(OFK) waren beson<strong>der</strong>s aktiv, wenn die Probanden explizit die ausgedrückte<br />

Emotion beurteilten. Alle diese Areale waren zusätzlich<br />

auf die Neuheit <strong>der</strong> präsentierten Reize sensitiv. Der bilaterale OFK<br />

zeigte hierbei e<strong>in</strong>e Interaktion zwischen Emotion und Neuheit und<br />

300<br />

war somit beson<strong>der</strong>s sensitiv für Information die sowohl neu, als<br />

auch emotional bedeutsam ist. Dieses Antwortmuster weist darauf<br />

h<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> OFK e<strong>in</strong>e Schlüsselstruktur für die Beurteilung sozial<br />

relevanter Information ist.<br />

002<br />

Dekodierung emotionaler Information anhand räumlicher Aktivierungsmuster<br />

im stimmsensitiven Kortex<br />

Thomas Ethofer (Universitätskl<strong>in</strong>ik Tüb<strong>in</strong>gen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

D. Van De Ville, K. Scherer, P. Vuilleumier<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Fähigkeit emotionale Signale korrekt zu <strong>in</strong>terpretieren<br />

ist für die soziale Interaktion sehr wichtig. Frühere Bildgebungsstudien<br />

konnten zeigen, dass <strong>der</strong> stimmsensitive Kortex stärker<br />

auf emotionale als auf neutrale Sprachmelodie (Prosodie)<br />

re agiert. Dieser Aktivierungszuwachs ist jedoch für alle emotionale<br />

Kategorien ähnlich, so dass e<strong>in</strong>e Unterscheidung anhand <strong>der</strong> Aktivierungsamplitude<br />

nicht möglich ist. In <strong>der</strong> aktuellen Studie wurde<br />

überprüft, ob unterschiedliche Emotionen anhand ihres Aktivierungsmusters<br />

im auditorischen Kortex identifiziert werden können.<br />

Methode: 22 gesunde Probanden wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ereigniskorrelierten<br />

fMRT-Experiment (3T) untersucht. Als Stimulusmaterial<br />

diente <strong>der</strong> Pseudosatz „Ne kalibam sut molem“, <strong>der</strong> zuvor von<br />

10 Schauspielern <strong>in</strong> 5 unterschiedlichen Tonfällen (ärgerlich, traurig,<br />

neutral, erleichtert, freudig) e<strong>in</strong>gesprochen worden war. Die<br />

Mustererkennungsanalysen (multivariate pattern analysis, MVPA)<br />

wurden mit <strong>der</strong> Spi<strong>der</strong> toolbox (Max-Planck-Institut Tüb<strong>in</strong>gen)<br />

durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Unsere Ergebnisse zeigen, dass alle 5 Emotionen<br />

mit Hilfe ihres räumlichen Aktivierungsmusters vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

abgegrenzt werden konnten, während dies anhand <strong>der</strong> Aktivierungsamplitude<br />

nicht möglich war. In dieser Studie konnte erstmals<br />

gezeigt werden, dass akustische Emotionen gleichsam e<strong>in</strong>em F<strong>in</strong>gerabdruck<br />

durch e<strong>in</strong> räumliches Aktivierungsmuster im auditorischen<br />

Kortex repräsentiert s<strong>in</strong>d.Das erfolgreiche Erkennen von<br />

Emotionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stimme ist bei e<strong>in</strong>er Reihe von psychiatrischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong> bee<strong>in</strong>trächtigt. So gibt es spezifische Defizite beim<br />

Erkennen von Ärger und Traurigkeit bei Schizophrenie, Furcht<br />

und Überraschung bei Patienten mit bipolarer Störung und Überraschung<br />

bei Depression. Künftige Studien könnten ähnliche Ansätze<br />

wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuellen Studie verfolgen, um zu untersuchen, ob<br />

diese Defizite auf bee<strong>in</strong>trächtigte Aktivitätsmuster <strong>der</strong> Hörr<strong>in</strong>de<br />

zurückzuführen s<strong>in</strong>d, o<strong>der</strong> ob sie auf e<strong>in</strong>er Störung von frontalen<br />

Hirnarealen beruhen, die dann zu e<strong>in</strong>er fehlgeleiteten Beurteilung<br />

führen.


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

003<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Stroop-Interferenz durch deviante auditorische<br />

Stimulation<br />

Benedikt Habermeyer (UPK Basel, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik, Schweiz)<br />

F. Esposito, O. Stefani, P. Lemo<strong>in</strong>e, M. Klarhöfer, H. C. Kuhl, F. Müller-<br />

Spahn, E. Seifritz, R. Mager<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im täglichen Leben müssen wir trotz zahlloser zeitgleich<br />

auftreten<strong>der</strong> visueller und auditorischer Stimuli schnelle<br />

Entscheidungen treffen, um uns erfolgreich an die Umwelt anzupassen.<br />

In e<strong>in</strong>er kürzlich publizierten Arbeit konnten wir zeigen,<br />

dass e<strong>in</strong>e Vorstimulation mit seltenen, devianten Tönen – im Gegensatz<br />

zu häufigen Tönen – überraschen<strong>der</strong> Weise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist,<br />

die sog. Stroop-Interferenz praktisch aufzuheben. Die Reduktion<br />

<strong>der</strong> Reaktionszeit für die <strong>in</strong>kongruente Stroop-Bed<strong>in</strong>gung war dabei<br />

mit e<strong>in</strong>er frühen frontalen Negativität im EEG assoziiert. Um<br />

den zugrunde liegenden Mechanismus dieser offensichtlich die Interferenzverarbeitung<br />

facilitierenden Vorstimulation besser e<strong>in</strong>ordnen<br />

zu können, haben wir das Studiendesign nun für e<strong>in</strong>e fMRI<br />

Untersuchung angepasst.<br />

Methode: Wir untersuchten 9 gesunde Probanden mittels 3 Thesla<br />

fMRT. Die Probanden mussten hierzu jeweils drei funktionelle<br />

Durchgänge absolvieren, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> adaptiertes Stroop Paradigma<br />

jeweils ohne Töne, mit häufigen Tönen o<strong>der</strong> aber mit häufigen<br />

und seltenen Tönen komb<strong>in</strong>iert wurde. Die Reihenfolge <strong>der</strong> Durchgänge<br />

wurde über die Probanden gleichmässig verteilt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nach Vorstimulation mit devianten Tönen<br />

zeigte sich spezifisch für die <strong>in</strong>kongruente Stroop-Bed<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>e<br />

signifikante Reduktion <strong>der</strong> Reaktionszeit während diese für die<br />

kongruente Kondition leicht anstieg. Die 2 x 2 ANOVA (Stroop-<br />

Bed<strong>in</strong>ung / Ton-Bed<strong>in</strong>gung) erbrachte e<strong>in</strong>en signifikanten Effekt<br />

für die Stroop Bed<strong>in</strong>gung (p < 0.005) und e<strong>in</strong>e signifikante Interaktion<br />

zwischen den Stroop- und Ton-Bed<strong>in</strong>ungen (p < 0.001). In <strong>der</strong><br />

Bildgebung zeigte sich für die <strong>in</strong>kongruente Stroop-Bed<strong>in</strong>gung im<br />

l<strong>in</strong>ken <strong>in</strong>ferioren frontalen Gyrus e<strong>in</strong>e signifikante Aktivierung<br />

(p < 0.01) für den Kontrast: Seltene Töne > Standard Töne. E<strong>in</strong>e<br />

ANOVA dieser Region erbrachte e<strong>in</strong>e signifikante Interaktion<br />

(p < 0.01) zwischen Stroop-Bed<strong>in</strong>gung und Ton-Bed<strong>in</strong>gung. Wir<br />

konnten <strong>in</strong> dieser Studie die Ergebnisse <strong>der</strong> EEG Vorstudie bestätigen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus konnten wir zeigen, dass <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ke <strong>in</strong>feriore<br />

frontale Gyrus nach <strong>der</strong> auditorischer Stimulation mit devianten<br />

Tönen e<strong>in</strong>e spezifische Aktivierung aufweist, die mit e<strong>in</strong>er signifikanten<br />

Reduktion <strong>der</strong> Reaktionszeit für den Stroop-Konflikt<br />

e<strong>in</strong>hergeht. Unsere Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung des<br />

präfrontalen Kortex für die Auflösung und Bearbeitung von <strong>in</strong>terferierenden<br />

Stimuli.<br />

004<br />

Dist<strong>in</strong>kte zerebrale Verarbeitung unterschiedlicher Lachtypen –<br />

e<strong>in</strong>e fMRT-Studie<br />

Benjam<strong>in</strong> Kreifelts (Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik Tüb<strong>in</strong>gen, Psychiatrie)<br />

D. Szameitat, K. Alter, A. Szameitat, A. Sterr, W. Grodd, D. Wildgruber<br />

E<strong>in</strong>leitung: Während bei nicht-menschlichen Primaten Lachen<br />

nur beim Spielen und Kitzeln auftritt, sche<strong>in</strong>t es sich beim Menschen<br />

evolutionär über diese Funktion h<strong>in</strong>aus entwickelt zu haben<br />

und umfasst Lachtypen mit unterschiedlichen sozialen Kommunikationsfunktionen<br />

(z. B. Freude, Hohn). Wir untersuchten, ob parallel<br />

zur Differenzierung <strong>der</strong> ökologischen Funktion die Perzeption<br />

verschiedenen Lachtypen mit dist<strong>in</strong>kten zerebralen Aktivierungsmustern<br />

assoziiert ist unter <strong>der</strong> Hypothese, dass a) emotionales Lachen<br />

verstärkt dazu führt, dass <strong>der</strong> Empfänger unwillkürlich versucht<br />

die Absichten des Lachenden zu erschließen („mentaliz<strong>in</strong>g“),<br />

verbunden mit e<strong>in</strong>er verstärkten Aktivierung des anterioren rostralen<br />

mediofrontalen Kortex (arMFC), und b) Kitzellachen aufgrund<br />

se<strong>in</strong>er höheren akustischen Komplexität zu e<strong>in</strong>er stärkeren Aktivie-<br />

rung des akustischen Assoziationskortex im superioren temporalen<br />

Gyrus (STG) führt.<br />

Methode: Im Rahmen e<strong>in</strong>er fMRT-Studie (n=18) wurden 60 Lachsequenzen,<br />

balanciert für den Lachtyp (Freude [FR], Hohn [HO],<br />

Kitzeln [TIC]) unter zwei Aufgabenstellungen präsentiert: 1. Emotionale<br />

Kategorisierung [EXP] und 2. Zählen <strong>der</strong> Lachphrasen<br />

[IMP]. Bereiche mit stärkerer Aktivierung durch emotionales Lachen<br />

wurden durch Konjunktionanalyse (FR>TIC)∩(HO>TIC)<br />

identifiziert, Areale mit e<strong>in</strong>er stärkeren Aktivierung durch Kitzellachen<br />

durch die umgekehrte Konjunktion (TIC>FR)∩(TIC>HO).<br />

Aus den Konjunktionsarealen extrahierte Parameterschätzwerte<br />

wurden im Rahmen e<strong>in</strong>er 2 x 2-ANOVA (Aufgabe (EXP,IMP), Lachtyp<br />

(EMO[=Mittelwert (FR, HO)],TIC)) analysiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Konjunktionsanalysen zeigten e<strong>in</strong>e<br />

verstärkte Aktivierung durch emotionales Lachen im arMFC und<br />

e<strong>in</strong>e stärkere Aktivierung durch Kitzellachen im rechten mittleren<br />

STG. In beiden Regionen war <strong>der</strong> Effekt des Lachtyps für beide<br />

Aufgaben signifikant, während die Interaktion von Stimulustyp<br />

und Aufgabe nicht signifikant war (Abb.1). Es ist anzunehmen,<br />

dass e<strong>in</strong>e verstärkte Aktivierung <strong>in</strong>nerhalb des arMFC während <strong>der</strong><br />

Perzeption von emotionalem Lachen mit „mentaliz<strong>in</strong>g“-Prozessen<br />

assoziert ist, die durch den sozialen Informationsgehalt dieser<br />

Lachtypen angestoßen werden. Die verstärkte Aktivierung des<br />

rechten STG durch Kitzellachen könnte dagegen auf die höhere<br />

akustische Komplexität dieses Lachtyps zurückzuführen se<strong>in</strong>. Die<br />

beobachtete Aufgabenunabhängigkeit <strong>der</strong> Aktivierungen zeigt<br />

schließlich, dass es sich bei den entsprechenden neuronalen Operationen<br />

um hochautomatische zerebrale Prozesse handelt, die unabhängig<br />

von aufgabengelenkter Aufmerksamkeitsfokussierung s<strong>in</strong>d.<br />

005<br />

E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Wachheit auf die Reaktionsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>fachen visuellen Diskrim<strong>in</strong>ationsaufgabe<br />

Maja Trenner (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Leipzig, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

D. Falkner, C. San<strong>der</strong>, K. Wilk, S. Olbrich, P. Schönknecht, U. Hegerl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Inter-Trial-Variabilität <strong>in</strong> kognitiven experimentellen<br />

Aufgaben ist von <strong>der</strong> neurologischen Integrität abhängig und<br />

könnte z.B. durch Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Wachheit während des Experiments<br />

bee<strong>in</strong>flusst werden (z. B. MacDonald et al., 2006). E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>beziehung<br />

von Wachheitsschwankungen <strong>in</strong> die Analyse würde zu<br />

e<strong>in</strong>er Reduktion unerklärter <strong>in</strong>tra<strong>in</strong>dividueller Varianz führen.<br />

Dennoch wird diese Variabilität typischerweise nicht genauer beleuchtet,<br />

was auch auf methodische Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Erfassung<br />

<strong>der</strong> Wachheit auf E<strong>in</strong>zeltrialbasis zurückzuführen ist. E<strong>in</strong><br />

möglicher Lösungsansatz läge <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bestimmung von Wachheitsstadien<br />

mittels <strong>der</strong> Elektroenzephalographie (EEG). Zwischen völliger<br />

Wachheit und Schlafbeg<strong>in</strong>n lassen sich im EEG verschiedene<br />

Wachheitsstadien beobachten. Die Stadien beziehen sich dabei auf<br />

den aktuellen globalen Aktivierungszustand des Gehirns auf e<strong>in</strong>em<br />

301


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

Kont<strong>in</strong>uum zwischen Tiefschlafstadium und konzentriertem Wachstadium.<br />

Die vorliegende Studie untersucht den Zusammenhang<br />

zwischen <strong>der</strong> Reaktionszeit auf e<strong>in</strong>en visuellen Stimulus und dem<br />

Grad <strong>der</strong> Wachheit vor Auftreten des Stimulus.<br />

Methode: Bei 43 jungen gesunden Probanden wurde zusätzlich zu<br />

dem EEG während e<strong>in</strong>er visuellen Diskrim<strong>in</strong>ationsaufgabe e<strong>in</strong><br />

Ruhe-EEG abgeleitet. Es gab ke<strong>in</strong>e explizite Tempo- o<strong>der</strong> Genauigkeits-Instruktion.<br />

Subjektive Urteile bezüglich <strong>der</strong> momentanen<br />

Schläfrigkeit wurden erhoben. Um die Wachheit unmittelbar vor<br />

dem visuellen Reiz zu klassifizieren, wurde e<strong>in</strong> Algorithmus e<strong>in</strong>gesetzt,<br />

<strong>der</strong> kurze EEG-Segmente anhand <strong>der</strong> Frequenz<strong>in</strong>formation<br />

und <strong>der</strong> topographischen Verteilung <strong>der</strong> neuroelektrischen Aktivität<br />

verschiedenen Wachheitsstadien zuweist (Hegerl et al., 2008;<br />

Olbrich et al., 2009).<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong>e Zwischenauswertung ergab, dass die<br />

Probanden mit e<strong>in</strong>er vergleichsweise ger<strong>in</strong>gen <strong>in</strong>tra<strong>in</strong>dividuellen<br />

Variabilität <strong>der</strong> Reaktionszeiten tendenziell schneller reagierten,<br />

wenn das Wachheitsnivau vor dem Stimulus hoch war. Der Effekt<br />

<strong>der</strong> Wachheit auf die Reaktionszeit könnte bei jungen gesunden<br />

Probanden eher ger<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>, und nur bei den Probanden auftreten,<br />

die sich selbst <strong>in</strong>struiert hatten, möglichst schnell auf die Stimuli zu<br />

reagieren (verbunden mit e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gen <strong>in</strong>tra<strong>in</strong>dividuellen Varianz).<br />

Die vollständigen Ergebnisse mit <strong>der</strong> angestrebten Fallzahl<br />

werden präsentiert und diskutiert werden.<br />

006<br />

Spezifische Effekte chol<strong>in</strong>erger Rezeptorblockade auf verbale<br />

Arbeitsgedächtnisleistungen: e<strong>in</strong>e fMRT-Studie<br />

Bianca Voß (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

R. Thienel, M. Reske, T. Kellermann, A. J. Sheldrick, S. Halfter,<br />

K. Radenbach, U. Habel, F. Schnei<strong>der</strong>, T. Kircher<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Bedeutung <strong>der</strong> chol<strong>in</strong>ergen Transmission für kognitive<br />

Prozesse ist <strong>in</strong> verschiedenen Verhaltensstudien etabliert<br />

worden. Ungeachtet dessen konnte bislang <strong>der</strong> spezifische Beitrag<br />

des muskar<strong>in</strong>ergen Rezeptorsystems an kognitiven Funktionen –<br />

speziell an Prozessen des Arbeitsgedächtnisses – noch nicht genauer<br />

beleuchtet werden. Mit Hilfe bildgeben<strong>der</strong> Verfahren (fMRT)<br />

besteht die Möglichkeit, die zerebralen Mechanismen, die dieser<br />

Verb<strong>in</strong>dung zugrunde liegen, zu evaluieren. Um den spezifischen<br />

Beitrag <strong>der</strong> muskar<strong>in</strong>ergen Transmission an Prozessen des verbalen<br />

Arbeitsgedächtnisses e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong> zu untersuchen, wurden daher<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> vorliegenden Studie die Auswirkungen <strong>der</strong> Gabe des muskar<strong>in</strong>ergen<br />

Rezeptorblockers Scopolam<strong>in</strong>e auf die Leistungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

n-back Paradigma mit Hilfe funktioneller Magnetresonanztomographie<br />

untersucht.<br />

Methode: 15 gesunden, männlichen, nicht-rauchenden Probanden<br />

wurde jeweils 0,4 mg Scopolam<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> Kochsalzlösung im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>es plazebo-kontrollierten, pseudo-randomisierten, e<strong>in</strong>fach-verbl<strong>in</strong>deten<br />

Messwie<strong>der</strong>holungsdesign <strong>in</strong>jiziert (i. v.). Im Anschluss<br />

an diese Applikation wurden e<strong>in</strong>e neuropsychologische<br />

Testung und e<strong>in</strong>e Messung im fMRT durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Unterschied zur Plazebobed<strong>in</strong>gung<br />

resultierte e<strong>in</strong>e Blockade <strong>der</strong> muskar<strong>in</strong>ergen Transmission durch<br />

Scopolam<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Hypoaktivierungen <strong>in</strong> parietalen, okzipitalen und<br />

cerebellaren Arealen sowie <strong>in</strong> Hyperaktivierungen <strong>in</strong> frontalen und<br />

präfrontalen Arealen. Die <strong>in</strong> dieser Untersuchung ermittelten Aktivierungsunterschiede<br />

können vor dem H<strong>in</strong>tergrund bekannter<br />

Modelle zur Funktion und zum Aufbau des Arbeitsgedächtnisses<br />

als Kompensationsstrategien <strong>in</strong>terpretiert werden. Diese werden<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, um die durch das Scopolam<strong>in</strong>e verursachten E<strong>in</strong>bußen<br />

im Bereich des parietalen und zerebralen Speichersystems auszugleichen,<br />

<strong>in</strong>dem e<strong>in</strong>e Ressourcenverschiebung auf frontale und<br />

präfrontale Kapazitäten des Arbeitsgedächtnisses stattf<strong>in</strong>det. Unterstützt<br />

durch die Deutsche Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft (KFO 112)<br />

302<br />

007<br />

Diffuse axonale Schädigungen durch Schädel-Hirn-Traumata führen<br />

zu e<strong>in</strong>er Bee<strong>in</strong>trächtigung frontomedianer Hirnfunktionen<br />

Barbara Ettrich (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Leipzig, Neurologie)<br />

M. Menz, R. Scheid, D. Y. von Cramon, S. Zysset, M. L. Schroeter<br />

E<strong>in</strong>leitung: Schädel-Hirn-Traumata s<strong>in</strong>d die häufigste Ursache von<br />

Tod und Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung bei jungen Erwachsenen und oftmals e<strong>in</strong><br />

Grund für Erwerbsunfähigkeit. Deshalb s<strong>in</strong>d das Verständnis <strong>der</strong><br />

zugrundeliegenden Pathomechanismen und die Entwicklung von<br />

Rehabilitationsstrategien von höchster Wichtigkeit. E<strong>in</strong>er <strong>der</strong><br />

Hauptschädigungsmechanismen s<strong>in</strong>d diffuse axonale Schädigungen.<br />

Diese treten <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> frontalen Hirnregionen auf und<br />

führen entsprechend zu e<strong>in</strong>er Bee<strong>in</strong>trächtigung exekutiver Funktionen<br />

und Verän<strong>der</strong>ungen im Verhalten noch Jahre nach dem<br />

Ereignis.<br />

Methode: Unsere Studie mit Patienten im chronischen Stadium<br />

zielte auf e<strong>in</strong>e genauere Charakterisierung frontaler Funktionen<br />

nach Schädel-Hirn-Trauma. In e<strong>in</strong>em ersten behavioralen Experiment<br />

setzten wir zwei Paradigmen e<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong>erseits mit dem frontolateralen<br />

(Stroop-Interferenz-Aufgabe) und an<strong>der</strong>erseits mit dem<br />

frontomedianen Kortex (Aufgabe zur Unterdrückung von Handlungsimitation)<br />

assoziiert s<strong>in</strong>d (Schroeter et al., 2007). Die Patienten<br />

waren spezifisch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufgabe zur Unterdrückung von<br />

Handlungsimitation als H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>e Alteration des anterioren<br />

frontomedianen Kortex bee<strong>in</strong>trächtigt. Die Defizite waren hierbei<br />

eng mit Verän<strong>der</strong>ungen des Verhaltens und <strong>der</strong> posttraumatischen<br />

Amnesie, die das Outcome nach Schädel-Hirn-Trauma vorhersagt,<br />

verbunden. In e<strong>in</strong>em zweiten fMRT-Experiment überprüften wir<br />

die Hypothese e<strong>in</strong>er frontomedianen Dysfunktion mittels e<strong>in</strong>es Paradigmas,<br />

das spezifisch frontomediane Strukturen beansprucht.<br />

Hierbei wurden evaluative Urteile mit semantischen Gedächtnis<strong>in</strong>halten<br />

kontrastiert („Angela Merkel ist e<strong>in</strong>e gute Bundeskanzler<strong>in</strong>“<br />

vs. „Angela Merkel ist Bundeskanzler<strong>in</strong>“).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Unsere Ergebnisse bestätigen, dass Patienten<br />

nach Schädel-Hirn-Trauma durch persistierende frontomediane<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigungen charakterisiert s<strong>in</strong>d. Unsere Ergebnisse<br />

stimmen gut mit <strong>der</strong> Literatur übere<strong>in</strong>, welche Defizite bei <strong>der</strong><br />

„Theory of M<strong>in</strong>d“ und sozialen Kognition, die ebenfalls wesentlich<br />

mit dem frontomedianen Kortex verbunden s<strong>in</strong>d, berichtet. Die<br />

Studie trägt zum Verständnis <strong>der</strong> Pathomechanismen nach Schädel-Hirn-Trauma<br />

bei. Frontomediane Alterationen sche<strong>in</strong>en wesentlich<br />

für die Langzeitfolgen verantwortlich zu se<strong>in</strong>. Deshalb sollten<br />

frontomediane Funktionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diagnostik, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zur<br />

E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Prognose, und <strong>der</strong> Rehabilitation e<strong>in</strong>e stärkere<br />

Beachtung f<strong>in</strong>den. Literatur Schroeter, Ettrich, et al. Diffuse axonal<br />

<strong>in</strong>jury due to traumatic bra<strong>in</strong> <strong>in</strong>jury alters <strong>in</strong>hibition of imitative<br />

response tendencies. Neuropsychologia 2007;45:3149-3156.<br />

008<br />

Kognitive und psychische Langzeitfolgen leichter Schädel-Hirn-<br />

Traumata<br />

Anne Jule Geburek (Universität Münster, Institut für Kl<strong>in</strong>ik Psychologie)<br />

F. Rist, H. Lohmann, H. Blumenroth, V. Arolt, I. W. Husstedt, H.<br />

Schiffbauer, C. Konrad<br />

E<strong>in</strong>leitung: Trotz <strong>der</strong> großen kl<strong>in</strong>ischen und wissenschaftlichen<br />

Relevanz leichter Schädel-Hirn-Traumata (SHT) s<strong>in</strong>d Daten zu <strong>der</strong>en<br />

langfristigen kognitiven und psychischen Folgen rar und teilweise<br />

<strong>in</strong>konsistent. Die meisten Patienten erholen sich <strong>in</strong>nerhalb<br />

weniger Monate von anfänglichen Beschwerden wie Kopfschmerzen,<br />

Schw<strong>in</strong>del und Müdigkeit. Jedoch können bei e<strong>in</strong>em nicht ger<strong>in</strong>gen<br />

Anteil auch noch mehrere Jahre nach e<strong>in</strong>em leichten SHT,<br />

zusätzlich zu selbst berichteten Beschwerden, objektive kognitive<br />

und psychische Bee<strong>in</strong>trächtigungen nachgewiesen werden. Bei<br />

langfristig berichteten Symptomen wird zudem häufig <strong>der</strong> Verdacht


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

des suboptimalen Leistungsverhaltens diskutiert, <strong>der</strong> gerade für<br />

kl<strong>in</strong>ische Begutachtungen von hoher Relevanz ist. Ziel dieser Studie<br />

war die Untersuchung von langfristigen Folgen e<strong>in</strong>es leichten<br />

SHT unter Berücksichtigung konfundieren<strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischer Faktoren.<br />

Methode: Es wurden 30 Patienten durchschnittlich 6,5 Jahre nach<br />

e<strong>in</strong>em leichten SHT im Vergleich zu 30 parallelisierten Kontroll-<br />

Probanden mit standardisierten psychometrischen Testverfahren<br />

auf Defizite <strong>in</strong> zentralen neuropsychologischen Bereichen (Lernen<br />

und Wissenserwerb, Gedächtnisabruf, Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit,<br />

divergentes Denken) untersucht. Zusätzlich wurden Allgeme<strong>in</strong>beschwerden,<br />

depressive Störungen und suboptimales Leistungsverhalten<br />

aller Probanden erfasst. Mittels MRT-Bildgebung<br />

wurden Patienten mit kl<strong>in</strong>isch unerkannten Gehirnläsionen ausgeschlossen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Für 15 von 24 Parametern ergaben sich<br />

signifikante Gruppenunterschiede mit mittleren bis großen Effektstärken.<br />

Patienten nach leichtem SHT zeigten erhebliche kognitive<br />

Defizite <strong>in</strong> allen fünf untersuchten Domänen. Darüber h<strong>in</strong>aus berichteten<br />

die Patienten deutlich mehr allgeme<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

im Alltag. In <strong>der</strong> Ausprägung aktueller und früherer depressiver<br />

Symptomatik manifestierten sich ke<strong>in</strong>e Unterschiede. Die<br />

SHT-Patienten zeigten ke<strong>in</strong> suboptimales Leistungsverhalten. Die<br />

kognitiven Defizite waren darüber h<strong>in</strong>aus unbee<strong>in</strong>flusst von <strong>der</strong><br />

Ausprägung <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en und psychischen Beschwerden <strong>der</strong><br />

Patienten. Die vorliegende Arbeit gehört zu den wenigen Studien,<br />

die unter sorgsamer Kontrolle möglicher Störe<strong>in</strong>flüsse nach über<br />

sechs Jahren kl<strong>in</strong>isch manifeste Auswirkungen e<strong>in</strong>es leichten SHT<br />

auf neuropsychologische Leistungen aufzeigen und somit die hohe<br />

Relevanz dieser Verletzung unterstreichen.<br />

009<br />

Akute R<strong>in</strong>dentaubheit und T<strong>in</strong>nitusverlust bei sequentiellem bilateralem<br />

A. cerebri media-Teil<strong>in</strong>farkt<br />

Kathr<strong>in</strong> Meyer zur Capellen (Bezirkskrankenhaus Augsburg, Forschung)<br />

M. Loy, K. Pfadenhauer, A. Berlis, J. Sciuk, M. Naumann<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong> 67-jähriger Patient, <strong>der</strong> vor 21 Jahren e<strong>in</strong>en<br />

rechtshirnigen Mediateil<strong>in</strong>farkt mit residueller spastischer l<strong>in</strong>ksseitiger<br />

Hemiparese erlitten hatte, stellte sich notfallmäßig mit e<strong>in</strong>er<br />

akuten kompletten beidseitigen Ertaubung vor. Gleichzeitig hatte<br />

er e<strong>in</strong> Verschw<strong>in</strong>den des seit Jahren bestehenden beidseitigen<br />

hochfrequenten T<strong>in</strong>nitus bemerkt. E<strong>in</strong> MRT und FDG-PET des<br />

Gehirns zeigten neben e<strong>in</strong>em alten fronto-temporo-parietalen<br />

rechtshirnigen Media<strong>in</strong>farkt e<strong>in</strong>e frische Ischämie im h<strong>in</strong>teren Bereich<br />

<strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Inselregion sowie im oberen Temporallappen.<br />

Während <strong>der</strong> Kernsp<strong>in</strong>tomographie 3 Tage nach Infarktbeg<strong>in</strong>n bemerkte<br />

<strong>der</strong> Patient erstmals wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Hörwahrnehmung, wenig<br />

später das Neuauftreten e<strong>in</strong>es beidseitigen T<strong>in</strong>nitus, <strong>der</strong> dem durch<br />

das MRT-Gerät erzeugten Geräusch entsprach und sich qualitativ<br />

deutlich von dem vorbestehenden T<strong>in</strong>nitus unterschied. Aufgrund<br />

des Gehörverlustes dekompensierte <strong>der</strong> Patient mit e<strong>in</strong>em depressiven<br />

Syndrom und Suizidalität, weshalb e<strong>in</strong>e vorübergehende stationär-psychiatrische<br />

Aufnahme erfolgen musste. Im Verlauf e<strong>in</strong>iger<br />

Tage kam es zu e<strong>in</strong>er zunehmenden Besserung <strong>der</strong> Hörfähigkeit,<br />

so dass <strong>der</strong> Patient bei <strong>der</strong> letzten Nachuntersuchung ca. 10 Wochen<br />

nach dem Ereignis wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> ausreichendes Hörvermögen<br />

im normalen Sprachfeld erreichte bei fortbestehendem T<strong>in</strong>nitus<br />

ohne zwischenzeitliche Frequenzän<strong>der</strong>ung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Simultan o<strong>der</strong> sequentiell auftretende bilaterale<br />

Infarzierungen des auditorischen Kortex s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e seltene<br />

Manifestation e<strong>in</strong>er Hirngefäßerkrankung und ungewöhnliche Ursache<br />

e<strong>in</strong>er akuten beidseitigen Ertaubung. Kortikale Ertaubungen<br />

können dabei subjektiv klar wahrgenommen werden o<strong>der</strong> aber von<br />

den Betroffenen gar nicht bemerkt werden (auditorisches Anton-<br />

Syndrom). Neben dem Hörvermögen verschwand bei unserem Patienten<br />

auch <strong>der</strong> T<strong>in</strong>nitus um nach Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>setzen des Hörvermögens<br />

<strong>in</strong> qualitativ verän<strong>der</strong>ter Form zurückzukehren. Vor<br />

diesem H<strong>in</strong>tergrund ist verständlich, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathophysiologie<br />

des T<strong>in</strong>nitus dem auditorischen Kortex zunehmende Bedeutung<br />

beigemessen wird. Die Annahme e<strong>in</strong>er T<strong>in</strong>nitus-Entstehung im<br />

Bereich des auditorischen Kortex wäre auch vere<strong>in</strong>bar mit ersten<br />

Ergebnissen <strong>der</strong> repetitiven Magnetstimulation <strong>der</strong> Hörr<strong>in</strong>de, die<br />

bei Patienten mit T<strong>in</strong>nitus e<strong>in</strong>e Besserung erzielen konnte.<br />

010<br />

Functional neuroimag<strong>in</strong>g comb<strong>in</strong>ed with behavioral studies <strong>in</strong><br />

bra<strong>in</strong>-lesioned patients confirms the dual architecture of human<br />

verbal work<strong>in</strong>g memory<br />

Sarah Trost (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Psychiatrie, Gött<strong>in</strong>gen)<br />

O. Gruber<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das verbale Arbeitsgedächtnis beim Menschen besteht<br />

aus zwei komplementären Systemen, e<strong>in</strong>erseits aus e<strong>in</strong>em l<strong>in</strong>ksseitigen<br />

prämotorischen-parietalen Netzwerk, das dem artikulatorischen<br />

Rehearsal-Mechanismus zugrunde liegt, und an<strong>der</strong>erseits<br />

aus e<strong>in</strong>em phylogenetisch vermutlich älteren bilateralen anteriorpräfrontal<br />

/ <strong>in</strong>ferior-parietalen Netzwerk, das dem nicht-artikulatorischen<br />

Behalten phonologischer Information dient (z. B. unter artikulatorischer<br />

Suppression).<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Studie wurden zwei neurologische<br />

Patienten mit umschriebenen Gehirnläsionen mittels fMRT und<br />

experimenteller neuropsychologischer Testung untersucht, wobei<br />

e<strong>in</strong> verbaler item recognition task verwendet wurde (unter Rehearsal-Bed<strong>in</strong>gungen<br />

und unter artikulatorischer Suppression).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es konnte gezeigt werden, dass e<strong>in</strong>e bifrontopolare<br />

Gehirnläsion mit e<strong>in</strong>er normalen Performanz unter<br />

Rehearsal-Bed<strong>in</strong>gungen, aber mit e<strong>in</strong>er signifikant bee<strong>in</strong>trächtigten<br />

Arbeitsgedächtnisleistung unter artikulatorischer Suppression<br />

assoziiert war. E<strong>in</strong>e Läsion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Broca-Region führte umgekehrt<br />

zu e<strong>in</strong>er verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Performanz unter Rehearsal-Bed<strong>in</strong>gungen<br />

und zu e<strong>in</strong>em Ausbleiben des normalen behavioralen artikulatorischen<br />

Suppressionseffektes. Darüber h<strong>in</strong>aus wies <strong>der</strong> Pat. mit <strong>der</strong><br />

Läsion <strong>der</strong> Broca-Region bereits unter Rehearsal-Bed<strong>in</strong>gungen bilaterale<br />

Aktivierungen des anterioren präfrontalen Kortex auf, die<br />

als partiell kompensatorischer Prozess <strong>in</strong>terpretiert werden können,<br />

bei dem die Schädigung des funktionell übergeordneten Rehearsal-<br />

Systems zu e<strong>in</strong>er zusätzlichen Rekrutierung des nachgeordneten<br />

nicht-artikulatorischen Arbeitsgedächtnissystems führte. Das durch<br />

diese Läsionsstudie zusätzlich validierte evolutionsgeschichtlich<br />

orientierte Modell des menschlichen Arbeitsgedächtnisses stellt<br />

e<strong>in</strong>e wesentliche Grundlage für die neurowissenschaftliche Erforschung<br />

von Arbeitsgedächtnisdefiziten als vielversprechenden Endophänotypen<br />

psychiatrischer <strong>Erkrankungen</strong> dar.<br />

303


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-042 Posterpräsentation<br />

Bildgebung 6 (ADHS)<br />

Vorsitz: R. Schlösser (Jena)<br />

001<br />

Das Belohnungssystem und Effekte e<strong>in</strong>er Methylphenidatbehandlung<br />

bei Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung<br />

(ADHS)<br />

Viola Jucksch (Charité CVK, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie AG Bildgebung,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

H. Salbach-Andrae, M. Streifl<strong>in</strong>g, A. Beck, M. Stoy, M. Huss, U.<br />

Lehm kuhl, A. Ströhle<br />

E<strong>in</strong>leitung: Aktuelle Befunde aus funktionell bildgebenden Studien<br />

an Erwachsenen mit ADHS zeigen Dysfunktionen frontostriataler<br />

Regelkreise auf, welche mit neuropsychologischen Befunden zu<br />

Abweichungen des Belohnungslernens bei ADHS e<strong>in</strong>hergehen<br />

(Ströhle et al., 2008). Obwohl die medikamentöse Therapie mit Methylphenidat<br />

(MPH) bei Patienten mit ADHS als Behandlungsstrategie<br />

<strong>der</strong> ersten Wahl gilt, ist die Wirkung dieser Stimulanz auf neuroanatomischer<br />

Ebene unter Betrachtung des Belohnungssystems<br />

bisher nur wenig untersucht worden. Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Studie<br />

ist daher die Untersuchung des Belohnungssystems bei jungen Erwachsenen<br />

mit ADHS auf neuroanatomischer Ebene.<br />

Methode: Bis dato wurden 10 junge Erwachsene (18 bis 30 Jahre<br />

alt) mit ADHS (DSM-IV: comb<strong>in</strong>ed type) sowie 10 körperlich und<br />

psychisch gesunde Kontrollprobanden mittels funktioneller Kernsp<strong>in</strong>tomographie<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 3-T Scanner (Signa, GE, Medical Systems)<br />

zu 2 Testzeitpunkten im Abstand von zwei Wochen untersucht.<br />

Nach umfangreicher Diagnostik wurden die Patienten wie<br />

folgt randomisiert: die Hälfte <strong>der</strong> untersuchten Patienten ist zu T1<br />

unter medikamentöser Behandlung mit MPH und setzt direkt nach<br />

T1 ab, die an<strong>der</strong>e Hälfte setzt die Medikation 2 Wochen vor T1 ab<br />

und beg<strong>in</strong>nt direkt nach T1 mit <strong>der</strong> erneuten E<strong>in</strong>nahme. Zu T2<br />

werden alle Patienten unter den verän<strong>der</strong>ten Bed<strong>in</strong>gungen erneut<br />

gemessen. Das verwendete fMRI-Paradigma (Monetary Incentive<br />

Delay Paradigma; mod. nach Knutson et al. 2001) dient <strong>der</strong> Erfassung<br />

<strong>der</strong> Effekte positiver und negativer Belohnungsreize auf die<br />

BOLD-Response <strong>in</strong> den für die Verarbeitung von Belohnungen relevanten<br />

Hirnarealen. Patienten und Kontrollprobanden wurden<br />

nach Alter, Sozioökonomischem Status und Raucherstatus gematcht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In diesem Beitrag werden die ersten Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Studie vorgestellt.<br />

002<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsleistung durch ACC-fMRT-<br />

Neurofeedback<br />

Tilman Gaber (RWTH Aachen, Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie K<strong>in</strong><strong>der</strong>-<br />

und Jugendpsychiatrie)<br />

R. Veit, F. D. Zepf, K. Uludag, N. Birbaumer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Konzentrations- und Aufmerksamkeitsdefizite stellen<br />

für viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche e<strong>in</strong> ernstzunehmendes Risiko<br />

h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Entwicklung dar. Häufig werden diese Aufmerksamkeitsdefizite<br />

von neurophysiologischen Störungen begleitet.<br />

Neben konventionellen medikamentösen und psychotherapeutischen<br />

Verfahren präsentieren sich bereits EEG-Neurofeedback-<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs als vielversprechende Behandlungsalternativen. Mit dem<br />

Realtime-fMRT präsentiert sich e<strong>in</strong> neue Methode, welche es erlaubt,<br />

e<strong>in</strong> Neurofeedback wichtiger tieferliegen<strong>der</strong> Areale, wie des<br />

anterioren c<strong>in</strong>gulären Cortex (ACC), durchzuführen.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er Pilotstudie zur Erprobung des Paradigmas des<br />

304<br />

ACC-fMRT-Neurofeedbacks nahmen 23 gesunde Probanden an<br />

e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>tages-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssitzung teil. Mögliche Verhaltenseffekte e<strong>in</strong>er<br />

erfolgreichen ACC-Regulation sollten mithilfe e<strong>in</strong>es Aufmerksamkeitstests<br />

(Go / NoGo) überprüft werden. Alle Probanden<br />

durchliefen e<strong>in</strong> standardisiertes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramm, welches neben<br />

strukturellen Aufnahmen aus e<strong>in</strong>em Set von e<strong>in</strong>em funktionellen<br />

Localizer, zwei re<strong>in</strong>en Feedbackdurchgängen und zwei komb<strong>in</strong>ierten<br />

Testdurchgängen (Feedback + Go / NoGo) bestand. Als<br />

Zielgrößen wurden für die Regulationsfähigkeit die Stärke <strong>der</strong> relativen<br />

Signalverän<strong>der</strong>ung im ACC und für den Verhaltenstest die<br />

Anzahl <strong>der</strong> Inhibitionsfehler ermittelt. Zusätzlich wurde <strong>der</strong> Konzentrationsleistungswert<br />

(d2) und das Ausmaß an Aufmerksamkeits-<br />

und Konzentrationsschwierigkeiten mithilfe e<strong>in</strong>es ADHS-<br />

Selbstbeurteilungs<strong>in</strong>ventars (ADHS-SB) ermittelt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Auswertung von <strong>in</strong>sgesamt 18 gültigen<br />

Datensätzen führte zu folgenden Ergebnissen: Es konnte nachgewiesen<br />

werden, dass regulative Kontrolle über das ACC <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>tagessitzung erreicht werden kann. Über alle vier o. g. Durchgänge<br />

h<strong>in</strong>weg zeigte sich bei <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Teilnehmer e<strong>in</strong>e<br />

Steigerung und e<strong>in</strong>e zunehmende Fokussierung <strong>der</strong> lokalen Aktivierungen<br />

im Zielareal. Auf <strong>der</strong> Verhaltensebene zeigte sich e<strong>in</strong>e<br />

verbesserte Aufmerksamkeitsleistung nach erfolgreichen Regulationsblöcken.<br />

Es fanden sich zudem tendenzielle Zusammenhänge<br />

zwischen dem Ausmaß <strong>der</strong> selbstberichteten Aufmerksamkeitsprobleme<br />

und <strong>der</strong> ACC-Regulationsfähigkeit.<br />

003<br />

Das Exekutivsystem und Effekte e<strong>in</strong>er Methylphenidatbehandlung<br />

bei Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung<br />

(ADHS)<br />

Monika Jacker (Charite Campus Virchow, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

H. Salbach-Andrae, V. Jucksch, A. Beck, M. Huss, U. Lehmkuhl, A.<br />

Ströhle<br />

E<strong>in</strong>leitung: Studien an Erwachsenen mit ADHS zeigen, dass exekutive<br />

Dysfunktionen bei Versagen <strong>der</strong> <strong>in</strong>hibitorischen Kontrolle<br />

sowie bei gestörter kognitiver Flexibilität mit gestörten frontostriatalen<br />

Regelkreisen e<strong>in</strong>hergehen (Barkley et al., 1997). Die medikamentöse<br />

Stimulanzientherapie mit Methylphenidat (MPH) wurde<br />

h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Wirkung auf höhere Exekutivfunktionen bisher<br />

nicht neurofunktionell bei ADHS-Patienten untersucht. Ziel <strong>der</strong><br />

vorliegenden Studie ist daher die Untersuchung spezifischer Funktionen<br />

des Exekutivsystems bei Erwachsenen mit ADHS und<br />

Methylphenidatmedikation auf neurofunktioneller Ebene unter<br />

Verwendung e<strong>in</strong>es etablierten Lernparadigmas.<br />

Methode: Bisher konnten 10 junge Erwachsene zwischen 18 und<br />

30 Jahren mit ADHS (DSM-IV: comb<strong>in</strong>ed type) sowie 10 körperlich<br />

und psychisch gesunde Kontrollprobanden (ke<strong>in</strong>e Achse-I-<br />

Diagnose nach DSM-IV), gematcht nach Alter, Geschlecht und<br />

Sozioökonomischem Status, untersucht werden. Die Untersuchung<br />

im Kernsp<strong>in</strong>tomographen erfolgte für alle Probanden zu jeweils<br />

2 Testzeitpunkten im Abstand von zwei Wochen nach folgenden<br />

Randomisierungskriterien: die Hälfte <strong>der</strong> untersuchten Patienten<br />

ist zu T1 unter medikamentöser Behandlung mit MPH und setzt<br />

direkt nach T1 ab, die an<strong>der</strong>e Hälfte setzt die Medikation 2 Wochen<br />

vor T1 ab und beg<strong>in</strong>nt direkt nach T1 mit <strong>der</strong> erneuten E<strong>in</strong>nahme.<br />

Zu T2 werden alle Patienten unter den verän<strong>der</strong>ten Bed<strong>in</strong>gungen<br />

erneut gemessen. Das dabei verwendete fMRI-Paradigma (Reversal<br />

Paradigma; Cools et al. 2002) dient <strong>der</strong> Erfassung von Signal<strong>in</strong>tensitäten<br />

(BOLD-Response) <strong>in</strong> den für die Verarbeitung von kognitiver<br />

Flexibilität relevanten Hirnarealen bei sich än<strong>der</strong>nden<br />

Belohnungs-Verhaltens-Kont<strong>in</strong>genzen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In diesem Beitrag werden die ersten Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Studie vorgestellt.


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

004<br />

Novelty-P3a – e<strong>in</strong> Korrelat präfrontaler Dysfunktionen bei adulten<br />

Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom<br />

Doris Krüger (Berl<strong>in</strong>)<br />

M. Wahl, L. Gentschow, M. Colla, F. Klostermann, F. Marz<strong>in</strong>zik<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Anpassung an verän<strong>der</strong>te Umweltbed<strong>in</strong>gungen ist<br />

e<strong>in</strong>e fundamentale Verhaltensleistung, <strong>der</strong>en biologische Grundlagen<br />

mittels ereigniskorrelierter Potenziale (EKP) untersucht werden<br />

kann. Grundsätzlich führt die Präsentation unerwarteter Reize<br />

(‚Novels‘) zu e<strong>in</strong>er Positivierung über fronto-zentralen Skalp-<br />

Regionen (Novelty-P3a). Innerhalb <strong>der</strong> Kategorie ‚Novel‘ wird das<br />

Merkmal ‘unbekannt‘ zusätzlich differenziert: Reize, die semantisch<br />

identifiziert werden können, evozieren niedrigere P3a-Amplituden<br />

als solche, die semantisch nicht identifizierbar s<strong>in</strong>d. An<br />

dieser Stelle wurde untersucht, ob bei erwachsenen Patienten mit<br />

Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADHS) und erhöhter Distraktibilität<br />

durch Außenreize die Verarbeitung von Novel-Reizen undifferenziert<br />

erfolgt.<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Studie wurde die P3a nach identifizierbaren<br />

und nicht identifizierbaren Novel-Reizen untersucht.<br />

Dazu bearbeiteten 15 erwachsene ADHS-Patienten sowie 15 alters-<br />

und bildungsgematchte Probanden e<strong>in</strong> visuelles Oddball-Paradigma,<br />

bestehend aus 520 randomisiert präsentierten Reizen <strong>der</strong> Kategorien<br />

(i) seltener Ziel-Reiz (11 %), (ii) seltener Nicht-Zielreiz (11 %),<br />

(iii) häufiger Nicht-Zielreiz (56 %) und (iv) Novel-Reiz (22 %). Nur<br />

auf Zielreize war mit e<strong>in</strong>em Tastendruck zu reagieren. Post-hoc<br />

teilte je<strong>der</strong> Versuchsteilnehmer die Novels <strong>in</strong> die Kategorien ‚identifizierbar‘<br />

versus ‚nicht identifizierbar‘ e<strong>in</strong>.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Erwartungsgemäß evozierten nicht identifizierbare<br />

Novel-Reize bei gesunden Probanden e<strong>in</strong>e größere P3a-<br />

Amplitude als identifizierbare (p


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

stärkere Aktivierung <strong>der</strong> SMA und des Nucleus Subthalamicus<br />

(STN). Im Vergleich zum Go- / Nogo-Pradigma zeigt sich beim<br />

Stop-Signal-Paradigma stärkere Aktivierung bilateral im dorso- /<br />

und ventrolateralen PFC, dem superioren medialen Gyrus und<br />

dem ventralen Striatum. Schlussfolgerung: Zu den zentralen Arealen<br />

des Impulskontrollnetzwerkes gehören Areale im PFC, die<br />

SMA, die BG sowie temporo-parietale Areale. Zur Inhibition gebahnter<br />

bzw. bereits laufen<strong>der</strong> Antwortreaktionen werden verstärkt<br />

präfrontale Areale, die Basalganglien und <strong>der</strong> STN rekrutiert. Diese<br />

Befunde bestätigen gängige Netzwerkmodelle <strong>der</strong> Impulskontrolle<br />

(Aron, 2007; Chambers et al., 2009). Diese funktionelle Differenzierung<br />

<strong>der</strong> kognitiven Subkomponenten im neuronalen Netzwerk<br />

<strong>der</strong> Impulskontrolle erlaubt die Untersuchung störungsspezifischer<br />

und -überlappen<strong>der</strong> Netzwerkdysfunktionen psychiatrischer <strong>Erkrankungen</strong>.<br />

007<br />

ERPs- und neuropsychologische Überprüfung <strong>der</strong> spezifischen<br />

Wirksamkeit von Neurofeedbackauf die Impulsivität bei ADHS<br />

Ewa Cionek-Szpak (DRK Berl<strong>in</strong> Westend, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsyhiatrie)<br />

M. Holtmann, C. Stadler, F. Poustka<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Wissen um Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Hirnströme bei<br />

ADHS bildet e<strong>in</strong>e Grundlage für den E<strong>in</strong>satz von Neurofeedback.<br />

Zudem s<strong>in</strong>d auch Auff äligkeiten bei den ereigniskorrelierten Potenzialen<br />

(EKP) bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit ADHS beschrieben. Obwohl<br />

sche<strong>in</strong>t das Neurofeedback e<strong>in</strong> vielversprechen<strong>der</strong> Ansatz <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

ADHS-Behandlung zu se<strong>in</strong>, immer noch besteht e<strong>in</strong> Bedarf an<br />

kontrollierten Studien mit e<strong>in</strong>heitlichen diagnostischen Kriterien,<br />

wie auch geeigneten und ausreichend differenzierenden Verän<strong>der</strong>ungsmaßen,<br />

die die spezifische Wirksamkeit des Neurobiofeedbacks<br />

bezeichnen würden.<br />

Methode: In <strong>der</strong> präsentierten Studie wurden 34 K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit ADHS<br />

zuf älig e<strong>in</strong>er Neurofeedback-Behandlung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em computergestürzten<br />

Aufmerksamkeitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g zugeteilt. Vor und nach dem<br />

Tra<strong>in</strong>ig wurde e<strong>in</strong>e Reihe <strong>der</strong> psychologischen Fragebogen, neuropsychologischen<br />

Tests, wie auch e<strong>in</strong>e EEG und EKPs Messung<br />

durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Zahl <strong>der</strong> Impulsivitäsfehler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

neuropsychologischen Paradigma reduzierte sich durch Neurofeedback<br />

signifikant, wärend sich den ADHS-Fragebogen ke<strong>in</strong>e<br />

differenziellen Effekte fanden. E<strong>in</strong>e weitgehende Normalisierung<br />

hirnelektrischer Korrelate von Hemmungskontrolle konnte nur <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> NF Gruppe gezeigt werden.<br />

008<br />

Aufmerksamkeitsleistungen bei erwachsenen ADHS Patienten mit<br />

und ohne komorbi<strong>der</strong> Depression<br />

Christ<strong>in</strong>a Brand (Ev. Krankenhaus Bielefeld, Psych. Institutsambulanz)<br />

F. Muschke, S. Jünemann, T. Beblo, M. Driessen, S. Koch-Stoecker<br />

E<strong>in</strong>leitung: Viele Patienten mit adulter ADHS leiden unter komorbiden<br />

psychischen Störungen – am häufigsten unter Depressionen<br />

– was ihre Aufmerksamkeitsleistungen zusätzlich verschlechtern<br />

könnte. In dieser Pilotstudie möchten wir untersuchen, ob ausgewählte<br />

Aufmerksamkeitsfunktionen bei ADHS Patienten durch<br />

e<strong>in</strong>e komorbide depressive Erkrankung zusätzlich bee<strong>in</strong>trächtigt<br />

werden.<br />

Methode: In unserer Pilotstudie wurden 20 ADHS Patienten mit<br />

(ADHS+) und 20 ADHS Patienten ohne komorbide Depressionen<br />

(ADHS-) aufgenommen. Zur Diagnostik wurde das Wen<strong>der</strong>-Reimherr-Interview<br />

als ADHS-spezifisches Diagnose<strong>in</strong>strument durchgeführt,<br />

das SKID I Interview zur psychiatrischen Abklärung möglicher<br />

Achse I Störungen und ergänzend e<strong>in</strong>e neuropsychologische<br />

Testbatterie mit Aufgaben zur Inhibition (Go / Nogo, Zahlen-<br />

306<br />

Suppressionsparadigma), Vigilanz, selektiven Aufmerksamkeit und<br />

zur kognitiven Flexibilität.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nach ersten Ergebnissen <strong>der</strong> laufenden<br />

Studie hat die ADHS- Gruppe im Vergleich zur ADHS+ Gruppe<br />

bessere Leistungen im Zahlen-Suppressionsparadigma und <strong>der</strong><br />

Vigilanz gezeigt. In den restlichen Aufgaben konnten ke<strong>in</strong>e Unterschiede<br />

zwischen den Gruppen gefunden werden.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 - 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-044 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Bildgebung 7 (Angst)<br />

Vorsitz: E. Meisenzahl (München)<br />

001<br />

Angst vor dem Scanner? Bef<strong>in</strong>dlichkeit von Patienten mit Panikstörung<br />

& Agoraphobie im Verlauf e<strong>in</strong>er fMRT-Untersuchung<br />

Ulrike Lüken (Technische Universität Dresden, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

M. Mühlhan, H.-U. Wittchen, B. Pflei<strong>der</strong>er, C. Konrad, A. Ströhle, A.<br />

Wittmann, I. Re<strong>in</strong>hardt, A. Jansen, T. Kircher<br />

E<strong>in</strong>leitung: Aus <strong>der</strong> Rout<strong>in</strong>eversorgung ist bekannt, dass e<strong>in</strong>e Untersuchung<br />

im Magnetresonanztomographen (MRT) mit klaustrophobischen<br />

Ängsten unterschiedlichen Schweregrads e<strong>in</strong>hergehen<br />

kann. In <strong>der</strong> Folge können u. a. E<strong>in</strong>bußen <strong>der</strong> Bildqualität und Ausfallkosten<br />

entstehen. Unklar ist, <strong>in</strong>wiefern das MRT-Sett<strong>in</strong>g die<br />

Untersuchung vulnerabler Patientengruppen (z. B. Panikstörung &<br />

Agoraphobie; PD /A) zusätzlich erschweren kann.<br />

Methode: Im Rahmen des BMBF-Psychotherapieverbunds „Panikstörung“<br />

(www.paniknetz.de, Teilprojekt T7: „Emotional process<strong>in</strong>g<br />

and the fear circuit <strong>in</strong> the course of CBT <strong>in</strong>tervention: a multicentre<br />

3 Tesla FMRI study <strong>in</strong> panic disor<strong>der</strong>“) untersuchten wir 86<br />

PD /A Patienten mittels funktioneller (f)MRT und befragten sie<br />

nach ihrer subjektiven Bef<strong>in</strong>dlichkeit während <strong>der</strong> Untersuchung.<br />

Die Patienten verblieben für ca. 60 M<strong>in</strong>uten im Tomographen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: PD /A-Patienten berichteten signifikant<br />

höhere Ausprägungen an Angst und Anspannung; diese hielt deutlich<br />

länger an als bei nicht-erkrankten Vergleichspersonen. Im Verlauf<br />

<strong>der</strong> Untersuchung kam es sowohl bei Patienten als auch<br />

Probanden zu e<strong>in</strong>em Abfall <strong>der</strong> Angst i. S. e<strong>in</strong>er Habituation. Wir<br />

untersuchten ebenfalls e<strong>in</strong>e Teilstichprobe von Patienten zum<br />

2. Messzeitpunkt, wo sich e<strong>in</strong> signifikanter Abfall von Angst und<br />

Anspannung zeigte. Die Werte lagen jedoch immer noch deutlich<br />

über dem Ausmaß an Angst, das nicht-erkrankte Probanden berichteten,<br />

die erstmalig an e<strong>in</strong>er MRT-Untersuchung teilnahmen.<br />

Als hilfreich erlebten PD /A Patienten e<strong>in</strong>e ausführliche Informationsvermittlung,<br />

Interesse an <strong>der</strong> Forschung sowie verschiedene<br />

Sicherheitsstrategien. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass PD /A Patienten<br />

durch e<strong>in</strong>e fMRT-Untersuchung deutlich stärker belastet<br />

s<strong>in</strong>d als nicht-erkrankte Personen. Dennoch zeigt die Multicenter-<br />

Studie, dass die Rekrutierung und Untersuchung e<strong>in</strong>er großen Patientengruppe<br />

pr<strong>in</strong>zipiell möglich ist. Die Ergebnisse können wichtige<br />

H<strong>in</strong>weise zur Optimierung des Untersuchungssett<strong>in</strong>gs liefern<br />

(z. B. Integration von Sicherheitssignalen). Unklar ist h<strong>in</strong>gegen, <strong>in</strong>wiefern<br />

es nicht nur zu e<strong>in</strong>em Anstieg subjektiver, son<strong>der</strong>n auch<br />

physiologischer Stressparameter (z. B. Cortisol) kommen könnte.<br />

Der potentielle E<strong>in</strong>fluss des MRT-Sett<strong>in</strong>gs auf funktionelle Aktivierungsmuster<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Stressreaktivität sollte <strong>in</strong> zukünftigen<br />

Studien evaluiert werden.


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

002<br />

Reduzierte Integrität fronto-temporaler Verb<strong>in</strong>dungen bei <strong>der</strong><br />

Sozialen Angststörung – e<strong>in</strong>e DTI-Untersuchung des Fasciculus<br />

unc<strong>in</strong>atus<br />

Volker Baur (Psych. Unikl<strong>in</strong>ik Zürich, Schweiz)<br />

J. Hänggi, L. Jäncke, M. Rufer, U. Herwig, A. Brühl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zu den Charakteristika <strong>der</strong> Sozialen Angststörung (SAS)<br />

zählen e<strong>in</strong>e erhöhte Angst <strong>in</strong> bestimmten sozialen Situationen und<br />

e<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>trächtigte Emotionsregulation. Funktionelle Bildgebungsstudien<br />

bei gesunden Probanden zeigten, dass die Regulation von<br />

Emotionen maβgeblich vom Zusammenspiel zwischen frontalen<br />

und mediotemporalen Regionen (z. B. Amygdala) abhängt. Der<br />

Fasciculus unc<strong>in</strong>atus verb<strong>in</strong>det orbitofrontale mit mediotemporalen<br />

Regionen und könnte daher e<strong>in</strong>e bedeutende Struktur bei <strong>der</strong><br />

Regulation von Emotionen se<strong>in</strong>. Wir erwarteten, dass Patienten<br />

mit SAS <strong>in</strong> dieser Struktur Bee<strong>in</strong>trächtigungen aufweisen.<br />

Methode: Mit <strong>der</strong> Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI) verglichen<br />

wir die Integrität <strong>der</strong> weiβen Substanz zwischen 21 Patienten mit<br />

generalisierter SAS und 22 gesunden Probanden anhand <strong>der</strong> fraktionalen<br />

Anisotropie (FA). Basierend auf e<strong>in</strong>er Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitskarte<br />

wählten wir den rechten und l<strong>in</strong>ken Fasciculus unc<strong>in</strong>atus als<br />

<strong>in</strong>teressierende Regionen aus.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei den Patienten mit SAS ergab sich im<br />

l<strong>in</strong>ken Fasciculus unc<strong>in</strong>atus e<strong>in</strong>e niedrigere mittlere FA als bei den<br />

gesunden Probanden. Dieser Befund spricht für e<strong>in</strong>e schwächere<br />

anatomische Verb<strong>in</strong>dung zwischen frontalen und mediotemporalen<br />

Regionen bei Patienten mit SAS. Ähnlich haben bereits frühere<br />

Studien e<strong>in</strong>e Bedeutung des Fasciculus unc<strong>in</strong>atus bei SAS gezeigt<br />

(Phan et al. 2009, Biological Psychiatry). Der direkte Zusammenhang<br />

zwischen anatomischen Charakteristika und <strong>der</strong> Emotionsregulation<br />

durch kognitive Kontrolle als funktionelle Eigenschaft<br />

bleibt zu untersuchen.<br />

003<br />

Erhöhte Hirnaktivierungen während <strong>der</strong> Wahrnehmung von nichtphobiespezifischen<br />

emotionalen Bil<strong>der</strong>n bei <strong>der</strong> Sozialen Angststörung<br />

Volker Baur (Psych. Unikl<strong>in</strong>ik Zürich, Schweiz)<br />

M. Rufer, A. Delsignore, T. Kaffenberger, L. Jäncke, U. Herwig, A. Brühl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Soziale Angststörung (SAS) zeichnet sich durch<br />

e<strong>in</strong>e erhöhte Angst <strong>in</strong> Situationen aus, <strong>in</strong> denen <strong>der</strong> Betroffene<br />

durch an<strong>der</strong>e beurteilt werden könnte. E<strong>in</strong>ige Studien mit funktioneller<br />

Magnetresonanz-Tomografie (fMRT) zeigten erhöhte Aktivierungen<br />

bei Patienten mit SAS <strong>in</strong> emotionsrelevanten Hirnregionen<br />

(unter an<strong>der</strong>em Amygdala) <strong>in</strong> Reaktion auf Bil<strong>der</strong> mit spezifisch<br />

sozialem Bezug, wie z. B. Gesichter.<br />

Methode: Um zu untersuchen, ob erhöhte Aktivierungen bei <strong>der</strong><br />

SAS auch während <strong>der</strong> Wahrnehmung emotionaler Bil<strong>der</strong> mit<br />

nicht-phobiespezifischem Inhalt auftreten, führten wir e<strong>in</strong>e fMRT-<br />

Studie mit 16 SAS-Patienten und 16 Kontrollprobanden durch. Das<br />

Paradigma be<strong>in</strong>haltete die Erwartung und darauffolgende Wahrnehmung<br />

von emotionalen (positiv, negativ) und neutralen Bil<strong>der</strong>n,<br />

die h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> SAS unspezifische Inhalte hatten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Als Ergebnis zeigten die Patienten mit<br />

SAS stärkere Aktivierungen als die Kontrollprobanden während<br />

<strong>der</strong> Wahrnehmung von positiven, negativen und neutralen Bil<strong>der</strong>n<br />

(jeweils mit <strong>der</strong> Ruhebed<strong>in</strong>gung verglichen). In je<strong>der</strong> <strong>der</strong> drei Bed<strong>in</strong>gungen<br />

zeigte sich e<strong>in</strong> ähnliches Aktivierungsmuster (l<strong>in</strong>ks-<br />

lateralisiertes ventrales fronto-parietales Muster e<strong>in</strong>schlieβlich Gyrus<br />

frontalis <strong>in</strong>ferior und <strong>in</strong>feriorem Parietallappen). Die Funktion<br />

dieses Musters kann mit Aufmerksamkeit <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht<br />

werden. Diese könnte entwe<strong>der</strong> durch die vorangehende Erwartungsphase<br />

o<strong>der</strong> den Stimulus selbst („bottom-up“) verursacht<br />

worden se<strong>in</strong>. Da die erhöhte Aktivierung auch bei <strong>der</strong> neutralen<br />

Bed<strong>in</strong>gung auftrat, sche<strong>in</strong>t sie emotionsunabhängig zu se<strong>in</strong> und<br />

e<strong>in</strong>e grundlegend erhöhte Aufmerksamkeit bei SAS darzustellen.<br />

004<br />

Bra<strong>in</strong> Mechanisms Un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g the Regulation of Depersonalization<br />

<strong>in</strong> Depersonalization Disor<strong>der</strong><br />

Erw<strong>in</strong> Lemche (Institute of Psychiatry, PO69, Section of Cognitive<br />

Neuropsy., London, UK)<br />

Introduction: Depersonalization disor<strong>der</strong> is relatively <strong>in</strong>frequent<br />

as a solitary mental problem depend<strong>in</strong>g on cultural backgrounds <strong>in</strong><br />

a specific society. However, depersonalization states are important<br />

concomitants of other mental diseases, such as schizophrenia, affective<br />

disor<strong>der</strong>s, depression, personality disor<strong>der</strong>s, substance abuse,<br />

organic psychoses, bra<strong>in</strong> neoplasms or bra<strong>in</strong> lesions. The exact<br />

mechanisms of the regulation of depersonalization states rema<strong>in</strong><br />

unexpla<strong>in</strong>ed.<br />

Method: We used a fast implicit ER-fMRI design to stimulate three<br />

<strong>in</strong>tensities of happy and sad facial expressions to depersonalization<br />

disor<strong>der</strong>ed (DPD) patients and healthy control (NC) subjects, while<br />

also record<strong>in</strong>g sk<strong>in</strong> conductance levels dur<strong>in</strong>g task performance.<br />

The occurrence and duration of depersonalization states were<br />

quantified by VAS scores of the Cambridge Depersonalization<br />

Scale. Multiple Regression Analyses were used to <strong>der</strong>ive effective<br />

connectivity models of bra<strong>in</strong> activation, autonomic responses and<br />

self-reported questionnaire data <strong>in</strong> each emotion <strong>in</strong>tensity condition.<br />

Discussion / Results: In DPD subjects, self-reported depersonalization<br />

correlated with autonomic variables <strong>in</strong> all four higher emotion<br />

<strong>in</strong>tensity conditions. Trend comparison analyses had revealed<br />

limbic regions <strong>in</strong> hypothalamus and amygdala to bear <strong>in</strong>teraction<br />

effects discern<strong>in</strong>g between DPD and NC. Deactivation maps <strong>in</strong>dicated<br />

<strong>in</strong>hibitory effects of prefrontal regions <strong>in</strong> DPD. Self-reported<br />

depersonalization states are, accord<strong>in</strong>g to the presented models,<br />

mediated by emotion-specific autonomic responses, which <strong>in</strong> turn<br />

are regulated by the <strong>in</strong>terplay of limbic and prefrontal bra<strong>in</strong> structures.<br />

005<br />

Unmoralische Entscheidungen bei „Psychopathen“<br />

Christoph Rothmayr (Universität Regensburg, Lehrstuhl für Psychiatrie)<br />

M. Sommer, J. Schwerdtner, K. Döhnel, K. Eichenmüller, K. Arnold,<br />

I. Ibelshäuser, C. Weigert, S. Vogt, G. Hajak<br />

E<strong>in</strong>leitung: Menschen mit <strong>der</strong> Persönlichkeitsstörung „Psychopathie“<br />

zeigen e<strong>in</strong> Verhaltensmuster, das geprägt ist von emotionaler<br />

Abgestumpftheit, Selbstbezogenheit, Impulsivität, unmoralischem<br />

307


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

Verhalten und e<strong>in</strong>em Mangel an Empathie. Die Mechanismen <strong>der</strong><br />

kognitiven und emotionalen Emotionsverarbeitung bei „Psychopathen“<br />

s<strong>in</strong>d bisher weitgehend ungeklärt. Obwohl „unmoralisches<br />

Verhalten“ e<strong>in</strong> zentrales Diagnosekriterium darstellt, gibt es jedoch<br />

bisher ke<strong>in</strong>e Studien, die dieses Phänomen direkt untersucht haben.<br />

Methode: Zur Untersuchung alltäglichen moralischen Urteilens<br />

wurden 28 Konflikte mit moralischem Inhalt sowie 28 Kontrollkonflikte<br />

mit neutralem Inhalt entwickelt. Mithilfe funktioneller<br />

MRT wurden 12 gesunde Versuchspersonen sowie 12 Patienten mit<br />

<strong>der</strong> Persönlichkeitsstörung „Psychopathie“ untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Patienten mit <strong>der</strong> Persönlichkeitsstörung<br />

„Psychopathie“ entschieden sich <strong>in</strong> den Konflikten moralischen<br />

Inhalts signifikant häufiger unmoralisch als die gesunde<br />

Kontrollgruppe. In beiden Gruppen g<strong>in</strong>g moralisches Urteilen mit<br />

Aktivität im medialen präfrontalen Kortex, dem posterioren C<strong>in</strong>gulum,<br />

dem bilateralen temporalen Gyrus und <strong>der</strong> bilateralen temporo-parietalen<br />

Verb<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>her. E<strong>in</strong>e weitere Analyse ergab,<br />

dass bei den gesunden Versuchspersonen unmoralische im Vergleich<br />

zu moralischen Entscheidungen mit vermehrter Aktivität <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Amygdala, dem Gyrus parahippocampalis und dem medialen<br />

präfrontalen Kortex e<strong>in</strong>herg<strong>in</strong>gen. In <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> „Psychopathen“<br />

kam es beim selben Vergleich lediglich zu e<strong>in</strong>er Mehraktivierung<br />

des medialen präfrontalen Kortex. In <strong>der</strong> vorliegenden Studie<br />

konnte erstmals gezeigt werden, dass moralisches Urteilen sowohl<br />

bei Gesunden als auch bei „Psychopathen“ auf ähnlichen neuronalen<br />

Netzwerken basiert. Interessanterweise sche<strong>in</strong>en jedoch beim<br />

Treffen unmoralischer Entscheidungen bei Gesunden Areale des<br />

limbischen und paralimbischen Systems aktiv zu se<strong>in</strong>, die bei<br />

„Psychopathen“ nicht aktiv s<strong>in</strong>d. Unmoralisches Verhalten bei<br />

Menschen mit <strong>der</strong> Persönlichkeitsstörung „Psychopathie“ könnte<br />

folglich <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em dysfunktionalen Emotionsverarbeitungssystem<br />

stehen.<br />

006<br />

Darbietung von symptombezogenen Reizen bei Patienten mit<br />

selbstverletzendes Verhalten: Neue Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Bildgebung<br />

Jürgen Thiel (Psychiatrie, Psychosom. u. PT, Psychosomatik, Frankfurt)<br />

S. Oddo, A. Thiel, K. Hödl, L. P. Gil, A. Stirn<br />

E<strong>in</strong>leitung: Patienten mit selbstverletzendem Verhalten (SVV) haben<br />

zeitweise den Drang, sich selbst direkt und bewusst zu verletzen.<br />

Dies geschieht vorwiegend <strong>in</strong> emotionalen Anspannungssituationen<br />

und die Methoden reichen von Schneiden über Verbrennen<br />

bis h<strong>in</strong> zu Verätzungen. Das Verhalten tritt meist zwischen dem<br />

14. und 24. Lebensjahr erstmals auf und häufig s<strong>in</strong>d Komorbiditäten<br />

mit PTSD, Essstörungen und Substanzmissbrauch vorhanden.<br />

Die höchste Konkordanz besteht jedoch zur Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung.<br />

Methode: In unserer Studie wird mittels funktioneller Magnetresonanztomographie<br />

(fMRT) untersucht, ob sich auf neuronaler<br />

Ebene Unterschiede zwischen Patienten mit SVV und gesunden<br />

Kon trollprobanden beim Betrachten von symptombezogenen Bil<strong>der</strong>n<br />

zeigen. Es werden u. a. Bil<strong>der</strong> aus den Kategorien Freude,<br />

Trauer, Suizid und SVV präsentiert. Das Stimulus-Material wurde<br />

selbst zusammengestellt und an e<strong>in</strong>er unabhängigen Kontrollgruppe<br />

validiert. Zusätzlich zum diagnostischen Erstgespräch erhalten<br />

die Patienten e<strong>in</strong>ige Tests zur genaueren Analyse des SVV, <strong>der</strong> Risikofaktoren<br />

sowie <strong>der</strong> Ätiologie.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass beim Betrachten<br />

krankheits-assoziierter Bil<strong>der</strong> bei Patienten mit SVV unterschiedliche<br />

Hirnareale (u. a. Nucleus Caudatus, Amygdala, Insula,<br />

Substantia Nigra) aktiviert werden, im Vergleich zu gesunden<br />

Kontrollprobanden. Insbeson<strong>der</strong>e die Aktivierungen <strong>der</strong> dopa-<br />

308<br />

m<strong>in</strong>ergen Strukturen weisen darauf h<strong>in</strong>, dass bei SVV Sucht- und<br />

Belohnungsaspekte e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen könnten. Die Studienergebnisse<br />

tragen dazu bei, e<strong>in</strong> vertieftes Verständnis für das<br />

Störungsbild zu entwickeln, um daraus Implikationen für e<strong>in</strong>e<br />

effektivere Psychotherapie abzuleiten.<br />

007<br />

Symptomprovokation von Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Patienten mit unlösbaren<br />

Aufgaben im Kernsp<strong>in</strong>tomographen<br />

Ayl<strong>in</strong> Thiel (Psychiatrie, Psychosomatik, und Psychotherapie, Frankfurt<br />

am Ma<strong>in</strong>)<br />

S. Oddo, D. Herzog, J. Thiel, A. Stirn<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Erkrankung ist die häufigste Persönlichkeitsstörung,<br />

die sowohl durch e<strong>in</strong>e übermäßige Affektlabilität<br />

und –<strong>in</strong>tensität, als auch durch e<strong>in</strong>e gestörte Impulskontrolle charakterisiert<br />

ist. In <strong>der</strong> frühen lebensgeschichtlichen Entwicklung<br />

lassen sich oft Zusammenhänge zu chronisch emotionaler Vernachlässigung<br />

sowie zum physischen o<strong>der</strong> psychischen Missbrauch<br />

f<strong>in</strong>den. Bo<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Patienten zeichnen sich unter an<strong>der</strong>em dadurch<br />

aus, dass sie emotional sensitiv auf Kritik und Lob reagieren. Auf<br />

neuronaler Ebene wurden diese emotionalen Rückmeldungen bislang<br />

noch nicht untersucht.<br />

Methode: Daher konfrontieren wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fMRT-Studie 14 Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Patienten<br />

und 14 gesunde Kontroll-Probanden mit unlösbaren<br />

Aufgaben, mit <strong>der</strong> Information, dass diese leicht zu lösen<br />

seien. Nach je<strong>der</strong> Aufgabenbearbeitung erhielten die Patienten e<strong>in</strong>e<br />

stark emotionale Bewertung ihrer Leistung. Jedoch waren diese<br />

wertenden Rückmeldungen unabhängig von <strong>der</strong> Beantwortung<br />

durch den Probanden und zielten entwe<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>e starke Herabsetzung<br />

o<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>e deutliche Wertschätzung des Versuchsteilnehmers<br />

h<strong>in</strong>. Das Ziel <strong>der</strong> emotionalen Rückmeldungen war es,<br />

starke Gefühle von Selbstsicherheit bzw. Selbstabwertung bei Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Patienten<br />

zu provozieren, mit denen sie häufig im täglichen<br />

Leben konfrontiert s<strong>in</strong>d.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die fMRT-Ergebnisse offenbaren bei positivem<br />

Feedback e<strong>in</strong>e gesteigerte Aktivität im posterior c<strong>in</strong>gulären<br />

Gyrus, im Precuneus, im medialen frontalen Gyrus sowie im superioren<br />

frontalen Gyrus bei gesunden Probanden und bei Patienten<br />

mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung. Jedoch s<strong>in</strong>d die Aktivierungen<br />

bei den Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Patienten deutlich stärker ausgeprägt.<br />

Ähnlich verhält es sich mit den fMRT-Ergebnissen bei negativer<br />

Rückmeldung. Hier zeigt sowohl die Gruppe <strong>der</strong> gesunden Kontrollprobanden,<br />

als auch die Gruppe <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Patienten e<strong>in</strong>e<br />

erhöhte Aktivität im posterior c<strong>in</strong>gulären Kortex als auch im Precuneus,<br />

jedoch ist diese bei <strong>der</strong> Patientengruppe wie<strong>der</strong>um stärker<br />

ausgeprägt. Die Studie konfrontiert Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Patienten mit ihrem<br />

täglichen Erleben von Entwertung und Idealisierung im MRT.<br />

Die neuronalen Befunde bestätigen die auf Verhaltensebene beobachtete<br />

stärkere Reaktion auf Kritik. Die Resultate <strong>der</strong> Studie liefern<br />

wichtige Zusammenhänge für die Psychotherapie, bei <strong>der</strong> e<strong>in</strong> starker<br />

Fokus auf die Verwundbarkeit und den Umgang mit Kritik und<br />

Wertschätzung gelegt werden sollte.<br />

008<br />

Neuronale Korrelate aversiver Konditionierung bei Patienten mit<br />

Panikstörung – e<strong>in</strong>e multizentrische fMRT- Studie<br />

Isabelle Re<strong>in</strong>hardt (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

T. Kellermann, A. Jansen, U. Lüken, H.-U. Wittchen, C. Konrad,<br />

B. Pflei<strong>der</strong>er, A. Ströhle, A. Wittmann, T. Kircher<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ziel dieser Studie ist die Evaluation neuronaler Korrelate<br />

von Konditionierung und Ext<strong>in</strong>ktion bei Patienten mit Panikstörung<br />

mittels funktioneller Kernsp<strong>in</strong>tomographie (fMRT), da bisher<br />

nur Verhaltensstudien existieren. Mit Hilfe e<strong>in</strong>es klassischen<br />

aversiven Konditionierungsparadigmas wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er multizent-


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

rischen fMRT Studie an vier Standorten (Aachen, Berl<strong>in</strong>, Dresden,<br />

Münster) bei Patienten mit Panikstörung Mechanismen von Angstkonditionierung<br />

und -ext<strong>in</strong>ktion auf neuronaler Ebene untersucht.<br />

Methode: 75 Patienten mit Panikstörung und 75 gematchte gesunde<br />

Probanden durchliefen drei experimentelle Phasen. Während<br />

<strong>der</strong> Familiarisierung wurden zwei neutrale visuelle Stimuli sowie<br />

e<strong>in</strong> aversiver Ton (100dB weißes Rauschen) präsentiert. In <strong>der</strong> Akquisitionsphase<br />

wurde e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> beiden neutralen Stimuli mit dem<br />

unkonditionierten aversiven Stimulus gepaart (CS+), während <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e ohne Konsequenzen blieb (CS-). Dabei wurde e<strong>in</strong> Kont<strong>in</strong>genzplan<br />

mit 50 %iger <strong>in</strong>termittieren<strong>der</strong> Verstärkung verwendet. In<br />

<strong>der</strong> Ext<strong>in</strong>ktionsphase wurden schließlich die beiden visuellen Stimuli<br />

gezeigt, <strong>der</strong> Ton jedoch nicht mehr. Nach je<strong>der</strong> Phase wurden<br />

die visuellen Stimuli von den Probanden nach Valenz und Arousal<br />

(Self-Assessment Manik<strong>in</strong>; SAM; Lang, 1980) bewertet. Das Paradigma<br />

wurde bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vorstudie an 20 gesunden Probanden<br />

validiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Erste Ergebnisse zeigen e<strong>in</strong>e signifikant<br />

stärkere neuronale Aktivierung während <strong>der</strong> Präsentation des CS+<br />

im Vergleich zum CS- <strong>in</strong> <strong>der</strong> Akqusitionsphase <strong>in</strong> Bereichen, die<br />

mit emotionaler Verarbeitung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht werden, sowohl<br />

bei Patienten mit Panikstörung als auch bei gesunden Probanden.<br />

Die Resultate werden durch subjektive Werte des SAM<br />

gestützt und weisen auf e<strong>in</strong>e gelungene Konditionierung <strong>in</strong> beiden<br />

Gruppen h<strong>in</strong>. Patienten mit Panikstörung berichten auf <strong>der</strong> subjektiven<br />

Ebene generell ger<strong>in</strong>gere Valenz rat<strong>in</strong>gs und höhere Arousal<br />

rat<strong>in</strong>gs bei allen Stimuli als die Kontrollprobanden und sie sche<strong>in</strong>en<br />

nach vorläufigen Analysen auf neuronaler Ebene schlechter<br />

zwischen den beiden visuellen Stimuli zu differenzieren als gesunde<br />

Kontrollprobanden.<br />

009<br />

Antagonistic <strong>in</strong>fluences of different k<strong>in</strong>ds of negative affect –<br />

fear and sadness – on the neural mechanisms of cognitive control<br />

Tobias Melcher (Universität Gött<strong>in</strong>gen, Psychiatrie & Psychotherapie)<br />

A. Mann, C. Paulus, O. Gruber<br />

Introduction: Adaptive goal-directed behavior <strong>in</strong> a chang<strong>in</strong>g environment<br />

requires a context-sensitive balance between goal-directed<br />

<strong>in</strong>formation selection and monitor<strong>in</strong>g the environment for other<br />

potentially relevant stimuli, shortly referred to as selection-monitor<strong>in</strong>g-balance<br />

(SMB). The present study (behavioral pilot for an fMRI<br />

study) sought to test the hypothesis that fear and sadness (represent<strong>in</strong>g<br />

threat-relevant and threat-irrelevant negative affective states,<br />

respectively) modulate the SMB <strong>in</strong> antagonistic ways, promot<strong>in</strong>g<br />

selection and monitor<strong>in</strong>g, respectively.<br />

Method: Subjects (n = 63) performed a color-word Stroop task or a<br />

Flanker task, both compris<strong>in</strong>g <strong>in</strong>congruent, congruent, and basel<strong>in</strong>e-neutral<br />

trials. To modulate subjects’ affective state, target stimuli<br />

were preceded by Ekman faces express<strong>in</strong>g either sadness or<br />

fear. Neutral facial expressions provided an affective basel<strong>in</strong>e condition.<br />

Cognitive and affective conditions were completely crossed.<br />

The trial constitution is depicted <strong>in</strong> Figure 1.<br />

Discussion / Results: Basically, the reaction time data exhibited no<br />

effect of fear but only for sadness, which, accord<strong>in</strong>g to our prediction,<br />

significantly reduced <strong>in</strong>terference effects <strong>in</strong> both tasks, <strong>in</strong>dicat<strong>in</strong>g<br />

that the prim<strong>in</strong>g of sadness <strong>in</strong>creased selection. Aga<strong>in</strong>st our<br />

expectation, the fear condition was not related to enhanced <strong>in</strong>terference<br />

and, thus, provided no <strong>in</strong>dication for <strong>in</strong>creased monitor<strong>in</strong>g<br />

(see Figure 2). Conclusions: In sum, we could show that sad facial<br />

expressions exert an effect on cognitive control which is opposed to<br />

the one which has been repeatedly shown for fear-<strong>in</strong>duc<strong>in</strong>g stimuli<br />

(e. g. highly arous<strong>in</strong>g negative affect pictures) and positive affect<br />

pictures. The absent effect of fearful faces <strong>in</strong> the present study clearly<br />

<strong>in</strong>dicates that this negative affect condition is not comparable to<br />

the presentation of negative-arous<strong>in</strong>g IAPS stimuli which has been<br />

repeatedly shown to have an <strong>in</strong>hibitory <strong>in</strong>fluence on cognitive control.<br />

In conclusion, the present data supports the notion that different<br />

k<strong>in</strong>ds of negative affect (or, alternatively, different affect prim<strong>in</strong>g<br />

procedures or stimulus materials) may impose antagonistic<br />

<strong>in</strong>fluences on the cognitive control system.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-046 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Bildgebung 8 (Schizophrenie)<br />

Vorsitz: K. Mathiak (Aachen)<br />

001<br />

Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> emotionalen Verarbeitung zwischen schizophrenen<br />

Patienten und Gesunden – e<strong>in</strong>e fMRT Studie<br />

Eva Friedel (Charite, Psychiatrie, Berl<strong>in</strong>)<br />

A. Pankow, A. Beck, A. He<strong>in</strong>z, F. Schlagenhauf<br />

E<strong>in</strong>leitung: Defizite <strong>in</strong> <strong>der</strong> emotionalen Verarbeitung gehören zu<br />

den Kernsymptomen <strong>der</strong> schizophrenen Psychosen mit weitreichenden<br />

Auswirkungen auf die soziale Funktionsfähigkeit und das<br />

subjektive Erleben <strong>der</strong> Patienten. Defizite <strong>in</strong> emotionalen Prozessen<br />

wurden z. B. bei Paradigmen <strong>der</strong> Stimmungs<strong>in</strong>duktion o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Emotionsdiskrim<strong>in</strong>ation beschrieben. Die zugrundeliegenden<br />

neuronalen Strukturen s<strong>in</strong>d dabei nur unzureichend verstanden.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er funktionellen MRT Studie wurden Unterschiede<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> BOLD-Antwort während <strong>der</strong> Verarbeitung positiver, negativer<br />

und neutraler affektiver Bil<strong>der</strong> aus dem International Affective<br />

Pictures System (IAPS) an e<strong>in</strong>er Stichprobe von 35 schizophrenen<br />

Patienten (16 ohne und 19 mit antipsychotischer Medikation) und<br />

38 gesunden Kontrollen untersucht. Die Datenanalyse erfolgte mit<br />

SPM8 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ANOVA Design mit den Faktoren affektive Valenz<br />

und Gruppe.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Über alle Probanden bestand e<strong>in</strong> Haupteffekt<br />

für die emotionale Valenz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Amygdala und dem Hippocampus<br />

bilateral sowie im orbitofrontalen und medialen PFC und<br />

dem visuellen Kortex. Aktivierungsunterschiede zwischen schizophrenen<br />

Patienten und Kontrollen (Interaktion zwischen Gruppe<br />

und Valenz) bestanden <strong>in</strong> <strong>der</strong> rechten Amygdala, <strong>der</strong> rechten Insula<br />

und dem l<strong>in</strong>ken dorsolateralen präfrontalen Kortex (DLPFC).<br />

Zusammenhänge zwischen Hirnaktivierung und Medikation (un-<br />

309


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

mediziert vs mediziert) sowie Korrelationen mit <strong>der</strong> Psychopathologie<br />

werden berichtet. Die Ergebnisse geben weitere H<strong>in</strong>weise auf<br />

e<strong>in</strong>e dysfunktionale Verarbeitung emotionaler Reize bei schizophrenen<br />

Patienten <strong>in</strong> limbischen Regionen wie <strong>der</strong> Amygdala, dem<br />

Hippocampus und <strong>der</strong> Insula sowie <strong>in</strong> Kortexarealen wie dem<br />

DLPFC. E<strong>in</strong> besseres Verständnis <strong>der</strong> neuronalen Korrelate emotionaler<br />

Dysfunktion bei Patienten mit Schizophrenie könnte bedeutsam<br />

se<strong>in</strong>, um Zielstrukturen möglicher therapeutischer Interventionen<br />

zu identifizieren.<br />

002<br />

Interactions between visual attention and encod<strong>in</strong>g <strong>in</strong>to spatial<br />

work<strong>in</strong>g memory <strong>in</strong> schizophrenia: an fMRI study<br />

Fabian Fußer (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Labor für Neurophysiologie,<br />

Frankfurt)<br />

J. Mayer, C. Rickmeyer, C. Haenschel<br />

Introduction: Impairments <strong>in</strong> work<strong>in</strong>g memory (WM) are regarded<br />

as a core cognitive deficit <strong>in</strong> schizophrenia. Behavioral f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs<br />

suggest that reduced WM performance is caused by deficits <strong>in</strong> selective<br />

attention for encod<strong>in</strong>g and ma<strong>in</strong>tenance. In healthy subjects<br />

we have previously demonstrated common process<strong>in</strong>g limitations<br />

for visual WM and attention <strong>in</strong> distributed visual, parietal, and premotor<br />

regions.<br />

Method: In the present study we used functional magnetic resonance<br />

imag<strong>in</strong>g to test the hypothesis that WM deficits <strong>in</strong> schizophrenic<br />

patients are due to impaired process<strong>in</strong>g capabilities shared<br />

by visual WM and attention <strong>in</strong> these posterior regions. Participants<br />

were presented with a search array and performed easy or difficult<br />

visual search <strong>in</strong> or<strong>der</strong> to encode one or three positions of target<br />

items <strong>in</strong>to WM. The fMRI analysis focussed on the encod<strong>in</strong>g phase.<br />

Discussion / Results: Patients performed worse than healthy controls<br />

<strong>in</strong> conditions of high memory load. Hypoactivation for patients<br />

vs. controls were found <strong>in</strong> the right prefrontal cortex for WM<br />

load and <strong>in</strong> the right middle frontal gyrus and bilateral visual cortex<br />

for attentional demand. Patients also revealed reduced activation <strong>in</strong><br />

reponse to both WM load and attentional demand <strong>in</strong> the left precentral<br />

sulcus and the right <strong>in</strong>ferior parietal lobe. These f<strong>in</strong>d <strong>in</strong>gs<br />

<strong>in</strong>dicate that deficits <strong>in</strong> visual WM encod<strong>in</strong>g <strong>in</strong> schizophrenic patients<br />

appear to be a consequence of <strong>in</strong>creased competition for resources<br />

shared by spatial WM and attention <strong>in</strong> the posterior parietal<br />

and premotor cortex. Our data suggest that less efficient<br />

recruitment of attentional mechanisms <strong>in</strong> the service of WM encod<strong>in</strong>g<br />

may contribute to impaired WM <strong>in</strong> schizophrenia.<br />

003<br />

Isn‘t it ironic? Funktionelle Neuroanatomie ironischer Sprache bei<br />

Schizotypie<br />

Dorothee Mutschler (Tüb<strong>in</strong>gen)<br />

I. Lengsfeld, M. Erb, R. Saur, M. Hensler, B. Wild, A. Rapp<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zahlreiche neue Forschungsergebnisse zeigen bei Patienten<br />

mit Schizophrenie Defizite im Ironieverständnis. Menschen<br />

mit schizotypen Persönlichkeitszügen könnnen ähnliche Defizite<br />

aufweisen. Bisher ist jedoch unklar, ob e<strong>in</strong> solches Defizit eher mit<br />

Theory of m<strong>in</strong>d- o<strong>der</strong> Sprachperzeptionsschwierigkeiten assoziiert<br />

ist. Ziel dieser Studie war es die Pathophysiologie des Ironieverständnis<br />

bei Schizotypie zu untersuchen.<br />

Methode: 15 weibliche, rechtshändige Versuchspersonen im Alter<br />

zwischen 20 und 53 Jahren nahmen sowohl an e<strong>in</strong>er funktionellkernsp<strong>in</strong>tomographischen<br />

Untersuchung, als auch an Persönlichkeits-<br />

und Neuropsychologischen Tests teil. Die psychometrische<br />

Schizotypie <strong>der</strong> Proband<strong>in</strong>nen wurde mittels <strong>der</strong> deutschen Version<br />

des Schizotypal Personality Questionnaire (SPQ) erfasst. Zu den<br />

Studienausschlusskriterien gehörten psychiatrische o<strong>der</strong> schwerwiegende<br />

neurologische <strong>Erkrankungen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit o<strong>der</strong><br />

310<br />

Gegenwart. Während <strong>der</strong> fMRT Messung lasen die Proband<strong>in</strong>nen<br />

44 kurze Textvignetten, die entwe<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ironisch geme<strong>in</strong>ten<br />

o<strong>der</strong> wörtlich zu verstehenden Aussage endeten. Zur Datenerhebung<br />

wurde e<strong>in</strong> Siemens 3 Tesla Scanner verwendet. Der E<strong>in</strong>fluss<br />

<strong>der</strong> Schizotypie auf die Gehirnaktivierung wurde mittels e<strong>in</strong>er<br />

SPM5 Regressionsanalyse mit dem Gesamtscore des SPQ als Regressor<br />

untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Gesamtergebnis <strong>der</strong> deutschen Version<br />

des Schizotypal Personality Questionnaire (SPQ) zeigte e<strong>in</strong>e<br />

gute Verteilungskurve. Die BOLD-response während dem Verstehen<br />

ironischer Sätze, nicht jedoch die Verhaltensdaten, zeigte im<br />

Gyrus temporalis medius, beidseits e<strong>in</strong>e signifikant negative Korrelation<br />

mit dem Gesamtergebnis des SPQ. E<strong>in</strong>e signifikant positive<br />

Korrelation war im l<strong>in</strong>ken Gyrus <strong>in</strong>ferior frontalis nachweisbar.<br />

Diese beiden Gehirnregionen (siehe Abbildung 1) gehören zu den<br />

Kernregionen <strong>der</strong> Sprachperzeption. Auf funktionell-neuroanatomischer<br />

Ebene ist Schizotypie <strong>in</strong> unserer Studie somit eher mit<br />

Sprachperzeptionsdefiziten als mit e<strong>in</strong>er Theory of m<strong>in</strong>d Dysfunktion<br />

assoziiert.<br />

004<br />

Patienten mit Schizophrenie zeigen gestörte Muster funktioneller<br />

Konnektivität <strong>in</strong> Netzwerken, die domänen-spezifischen Teilleistungen<br />

des Arbeitsgedächtnisses zugrunde liegen: Beziehung zu<br />

Performanz und kl<strong>in</strong>ischen Symptomen<br />

Ilona Henseler (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Systemische Neurowissenschaft,<br />

Gött<strong>in</strong>gen)<br />

P. Falkai, O. Gruber<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zahlreiche Studien belegen, dass reduzierte Arbeitsgedächtnisleistungen<br />

e<strong>in</strong>e zentrale kognitive Funktionsstörung bei<br />

<strong>der</strong> Schizophrenie darstellen und weitere Erkenntnisse weisen darauf<br />

h<strong>in</strong>, dass gestörte Wechselwirkungen zwischen Hirngebieten<br />

bei <strong>der</strong> Schizophrenie e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle spielen. Der Zusammenhang<br />

zwischen Arbeitsgedächtnisdefiziten, Konnektivitätsstörungen<br />

und Symptomen ist allerd<strong>in</strong>gs bisher weitgehend unklar.<br />

Um neue E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> diese Zusammenhänge zu gew<strong>in</strong>nen, haben<br />

wir bei Schizophrenie-Patienten und gesunden Vergleichsprobanden<br />

die funktionellen Konnektivitätsmuster während <strong>der</strong> Bearbeitung<br />

verschiedener Arbeitsgedächtnisaufgaben im fMRT untersucht.<br />

Methode: 12 Patienten und 12 gesunde Vergleichspersonen nahmen<br />

an <strong>der</strong> Studie teil. Die Teilnehmer bearbeiteten spezielle Aufgaben,<br />

die es uns ermöglichten, verschiedene Gehirnsysteme, die<br />

Teilleistungen des Arbeitsgedächtnisses zugrunde liegen, getrennt<br />

vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu untersuchen. Für die Analyse <strong>der</strong> funktionellen<br />

Konnektivität verwendeten wir die Methode <strong>der</strong> psychophysiologischen<br />

Interaktionen (PPI), welche die Untersuchung von Konnektivitätsmustern<br />

<strong>in</strong> bestimmten Aufgabenkontexten erlaubt. Als<br />

Ausgangsareale für diese Analysen wählten wir Hirngebiete, die <strong>in</strong><br />

früheren Studien als Kerngebiete <strong>der</strong> untersuchten Arbeitsgedächtnisnetzwerke<br />

identifiziert worden waren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wir fanden signifikante Unterschiede <strong>in</strong><br />

den Konnektivitätsmustern zwischen Patienten und Kontrollen.<br />

Während die Kontrollprobanden beim Aufrechterhalten phonologischer<br />

Informationen positive Interaktionen zwischen dem präfrontalen<br />

und <strong>in</strong>traparietalen Kortex sowie dem präfrontalen Kortex<br />

und dem Hippocampus zeigten, waren diese Interaktionen bei den<br />

Patienten signifikant reduziert. Die Patienten zeigten zudem abnorme<br />

negative Wechselwirkungen zwischen dem ventrolateralen<br />

und dorsolateralen präfrontalen Kortex. Beim Aufrechterhalten<br />

visuell-räumlicher Informationen zeigten Gesunde positive Wechselwirkungen<br />

zwischen superior parietalen und visuellen Kortexgebieten,<br />

welche ebenfalls bei den Patienten deutlich verän<strong>der</strong>t<br />

waren. Zusammenfassend liefern die Ergebnisse H<strong>in</strong>weise auf<br />

komplexe Dysregulationen <strong>in</strong> verschiedenen Arbeitsgedächtnis-


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

netzwerken bei <strong>der</strong> Schizophrenie. Korrelationsanalysen zeigten<br />

zudem, dass die bei Gesunden beobachteten Konnektivitätsmuster<br />

direkt für die Arbeitsgedächtnisleistung relevant s<strong>in</strong>d, so dass angenommen<br />

werden kann, dass die Störungen dieser Muster bei den<br />

Patienten e<strong>in</strong>e Grundlage ihrer Defizite darstellen. Wir fanden zudem<br />

Korrelationen zwischen dem Grad <strong>der</strong> Störung präfrontohippocampaler<br />

und parieto-occipitaler Wechselwirkungen und <strong>der</strong><br />

Ausprägung <strong>der</strong> Positivsymptomatik bei den Patienten. Gestörte<br />

Konnektivitätsmuster könnten somit e<strong>in</strong>e mögliche Erklärung für<br />

die Entstehung fehlerhafte Wahrnehmungen und falscher Assoziationen<br />

bei <strong>der</strong> Schizophrenie se<strong>in</strong>.<br />

005<br />

Positivsymptome unter Ketam<strong>in</strong> korrelieren mit verstärkten Aktivierungen<br />

<strong>in</strong> fronto-temporalen Aktivierungen bei lexikalischer<br />

Wortflüssigkeit – e<strong>in</strong>e fMRT Studie<br />

André Kirner (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Neurologie / Psychiatrie)<br />

A. Nagels, S. Krach, T. Kircher<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der glutamaterge N-methyl-D-Aspartat (NMDA) Rezeptor<br />

wird mit <strong>der</strong> Pathophysiologie <strong>der</strong> Schizophrenie <strong>in</strong> Zusammenhang<br />

gebracht. Durch e<strong>in</strong>e subanästhetische Applikation des<br />

N-methyl-D-Aspartat Antagonisten Ketam<strong>in</strong> lässt sich bei gesunden<br />

Probanden e<strong>in</strong>e reversible Psychose mit ausgeprägten Positiv-<br />

und Negativsymptomen sowie formalen Denkstörungen herbeiführen.<br />

Methode: Die neuronalen Korrelate von Ketam<strong>in</strong>-<strong>in</strong>duzierten kognitiven<br />

Dysfunktionen wurden anhand e<strong>in</strong>es Wortflüssigkeitstests<br />

bei 15 gesunden, rechtshändigen, männlichen Muttersprachlern im<br />

Placebo-kontrollierten Design mittels funktioneller Kernsp<strong>in</strong>tomographie<br />

(fMRT) gemessen. Mit Hilfe e<strong>in</strong>es optischen Mikrofons<br />

wurde <strong>der</strong> sprachliche Output digital aufgezeichnet, um diesen anschließend<br />

mit den Bildgebungsdaten korrelieren zu können. Psychopathologische<br />

Symptome wurden mit <strong>der</strong> PANSS-Skala (Positive<br />

and Negative Syndrom Scale) erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Auf Verhaltensebene zeigte sich unter <strong>der</strong><br />

Gabe von Ketam<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e signifikante E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Wortflüssigkeitsleistung.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Hirnaktivierungen konnte auf<br />

neuronaler Ebene e<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen Positivsymptomen<br />

unter Ketam<strong>in</strong> und e<strong>in</strong>em verstärkten BOLD-Signal <strong>in</strong> fronto-temporalen,<br />

sprachrelatierten Regionen festgestellt werden. Hyperaktivierungen<br />

<strong>in</strong> fronto-temporalen Hirnregionen unter Ketam<strong>in</strong> wurden<br />

zuvor von an<strong>der</strong>en Autoren (Fu et al. 2005) berichtet und<br />

können als H<strong>in</strong>weis auf kompensatorische Mechanismen gedeutet<br />

werden.<br />

006<br />

Assoziationen zwischen Psychopathologie und Phospholipid-<br />

sowie Energiemetabolismus bei unmedizierten ersterkrankten<br />

Schizophrenie-Patienten<br />

Kerst<strong>in</strong> Langbe<strong>in</strong> (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Jena, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

I. Nenadic, R. Rzanny, H. Sauer, S. Smesny<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zusammenhänge zwischen Psychopathologie und<br />

strukturellen sowie funktionellen Alterationen bei Patienten mit<br />

schizophrener Erstmanifestation s<strong>in</strong>d mehrfach repliziert. Weniger<br />

untersucht s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen Assoziationen zwischen strukturmetabolischen<br />

Abweichungen, wie sie mittels 31Phosphor-Magnetresonanzspektroskopie<br />

(2D-CSI) <strong>in</strong>-vivo erfasst werden können, und<br />

psychischer Symptomatik. Diese Zusammenhänge s<strong>in</strong>d Gegenstand<br />

<strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung.<br />

Methode: 15 Patienten mit schizophrener Erstmanifestation wurden<br />

mittels 31P-CSI (1,5 Tesla) im 2-dimensionalen Design (36<br />

Voxel) untersucht. Die Psychopathologie wurde mittels PANSS und<br />

BPRS erfasst. Basierend auf Befunden früherer Studien (strukturelle<br />

und funktionelle Bildgebung) wurden spezifische und globale<br />

Items <strong>der</strong> Skalen mit relativen Konzentrationen von Membran-<br />

phospholipid- und Energiemetaboliten je Voxel korreliert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Sowohl h<strong>in</strong>sichtlich des Schweregrads<br />

<strong>der</strong> Symptomatik <strong>in</strong>sgesamt (BPRS total score) als auch bezüglich<br />

umschriebener Subsyndrome (PANSS positive / negative symptom<br />

score) ergaben sich zahlreiche Assoziationen zu Membranlipid-<br />

und Energiemetaboliten. BPRS Gesamtscores waren im rechten<br />

dorsolateralen präfrontalen Kortex positiv mit dem unmittelbaren<br />

Energielieferant Adenos<strong>in</strong>triphosphat (ATP) assoziiert. Positivsymptome<br />

<strong>der</strong> PANSS wiesen positive Korrelationen mit Synthesemetaboliten<br />

(PME, Pi) im <strong>in</strong>sulären Kortex und <strong>in</strong> den Basalganglien<br />

auf. Der PANSS-Subscore für Negativsymptome war l<strong>in</strong>ks<br />

präfrontal positiv mit Phosphomonoestern (Synthesemetaboliten)<br />

korreliert. L<strong>in</strong>ks temporal waren Korrelationen <strong>der</strong> Negativsymptome<br />

mit Phosphodiestern (Metaboliten des Membranabbaus) positiv<br />

ausgeprägt, im Thalamus dagegen negativ.<br />

007<br />

Differentielle Effekte von Haloperidol und Risperidon auf den<br />

frontotemporalen Energiemetabolismus bei ersterkrankten Schizophrenie-Patienten<br />

Kerst<strong>in</strong> Langbe<strong>in</strong> (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Jena, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

I. Nenadic, R. Rzanny, H. Sauer, S. Smesny<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die 31Phosphor-Magnetresonanzspektroskopie unter<br />

Nutzung <strong>der</strong> „2D Chemical Shift Imag<strong>in</strong>g Technik“ (CSI) erlaubt<br />

die nicht<strong>in</strong>vasive <strong>in</strong>-vivo-Untersuchung des Phospholipidmetabolismus<br />

sowie des Stoffwechsels energiereicher Phosphate. Bei<br />

ersterkrankten Patienten mit Schizophrenie wurde wie<strong>der</strong>holt von<br />

gesteigerten Membranabbaumetaboliten und Anzeichen verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter<br />

Energiebereitstellung berichtet. Bisher ist wenig über die<br />

unterschiedlichen Auswirkungen von Neuroleptika <strong>der</strong> ersten bzw.<br />

zweiten Generation auf diese neurochemischen Verän<strong>der</strong>ungen bekannt.<br />

Methode: Es wurde e<strong>in</strong>e 31P-MRS mit 2D-CSI (1,5 Tesla) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

8-Wochen follow-up Design an 16 ersterkrankten unbehandelten<br />

Patienten durchgeführt. Zum ersten Messzeitpunkt wurden Patienten<br />

mit gesunden Kontrollprobanden, parallelisiert für Alter und<br />

Geschlecht, verglichen. Von den 16 <strong>in</strong> das follow-up Design e<strong>in</strong>bezogenen<br />

Patienten wurden dann 7 mit Haloperidol (10 – 16 mg / d),<br />

und 9 mit Risperidon (4 – 6 mg / d) behandelt. Die Psychopathologie<br />

wurde mittels PANSS und BPRS erfaßt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zum ersten Messzeitpunkt zeigten die<br />

Patienten e<strong>in</strong>e Erhöhung von Adenos<strong>in</strong>triphosphat (ATP) im l<strong>in</strong>ken<br />

frontalen und präfrontalen, sowie dem l<strong>in</strong>ken anterioren / polaren,<br />

medialen und lateralen temporalen Kortex. Ebenso zeigte<br />

sich e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Phosphodiester (PDE) im l<strong>in</strong>ken anterioren,<br />

medialen und lateralen temporalen Kortex, sowie im rechten<br />

lateralen temporalen Kortex. Im Verlauf ergaben Varianzanalysen<br />

mit Messwie<strong>der</strong>holung e<strong>in</strong>en signifikanten E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> antipsychotischen<br />

Medikation auf das Muster <strong>der</strong> Metabolitverän<strong>der</strong>ung mit<br />

jeweils unterschiedlichen Auswirkungen: E<strong>in</strong>e Behandlung mit<br />

Risperidon war mit e<strong>in</strong>er weiteren ATP-Erhöhung im l<strong>in</strong>ken frontalen,<br />

präfrontalen und dorsolateralen präfrontalen Kortex, sowie<br />

dem l<strong>in</strong>ken temporalen Kortex und den Basalganglien assoziiert.<br />

Diese Verän<strong>der</strong>ungen zeigten sich nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Haloperidol-behandelten<br />

Subgruppe.<br />

008<br />

Halluz<strong>in</strong>ationsspezifische Verän<strong>der</strong>ungen kortikaler Dicke und<br />

Dichte bei schizophrenen Patienten<br />

Claudia van Swam (Uni-Polikl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Abt. Neurophysiologie,<br />

Bern, Schweiz)<br />

A. Fe<strong>der</strong>spiel, D. Hubl, R. Kreis, P. Vermathen, C. Boesch, R. Wiest,<br />

W. Strik, T. Dierks<br />

E<strong>in</strong>leitung: Funktionelle sowie strukturelle Studien haben viel zum<br />

Verständnis <strong>der</strong> neurobiologischen Mechanismen, welche akus-<br />

311


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

tisch verbalen Halluz<strong>in</strong>ationen (AVH) zu Grunde liegen beigetragen.<br />

Gerade im Bezug auf Verän<strong>der</strong>ungen des Kortex bei AVH ist<br />

jedoch ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Datenlage vorhanden. Neuere Methoden<br />

zur Messung kortikaler Dicke sowie Intensität erlauben es die<br />

gesamte Struktur des Kortex detailliert zu untersuchen. Aus den<br />

MR-Intensitätswerten des Kortex kann <strong>in</strong>direkt auf dessen Zusammensetzung<br />

geschlossen werden. Dieser Ansatz wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Studie verwendet um halluz<strong>in</strong>ationsspezifische Verän<strong>der</strong>ungen<br />

kortikaler Dicke und Dichte bei halluz<strong>in</strong>ierenden<br />

schizophrenen Patienten zu untersuchen.<br />

Methode: Die kortikale Dicke und Intensität wurde bei 10 chronisch<br />

schizophrenen Patienten, welche unter akustischen Halluz<strong>in</strong>ationen<br />

leiden, 10 chronisch schizophrenen Patienten, welche nie<br />

Halluz<strong>in</strong>ationen hatten, sowie 10 gesunden Kontrollen untersucht.<br />

Nach Vergleichen <strong>der</strong> Patientengruppen <strong>in</strong> Bezug auf die gesamte<br />

Kortexoberfläche h<strong>in</strong>sichtlich Dicke und Intensität wurden die signifikant<br />

unterschiedlichen Regionen als Regions of Interest festgelegt<br />

und erneut zwischen halluz<strong>in</strong>ierenden Patienten und gesunden<br />

Kontrollen verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Halluz<strong>in</strong>ierende Patienten weisen dünnere<br />

und dichtere (weniger Intensität) Kortexe <strong>in</strong> <strong>der</strong> sprachdom<strong>in</strong>anten<br />

Hemisphäre, vorwiegend <strong>in</strong> sensorischen Gebieten <strong>der</strong><br />

Sprachverarbeitung auf. E<strong>in</strong>e Zunahme kortikaler Dicke und somit<br />

weniger Dichte (höhere Intensität) konnte <strong>in</strong> Arealen des Parietallappens<br />

beobachtet werden, welche mit Aufgaben des Self-Monitor<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> Zusammenhang gebracht werden. Die Ergebnisse lassen<br />

schliessen, dass <strong>der</strong> <strong>in</strong> dieser Studie beschriebene Zusammenhang<br />

zwischen Abnahme kortikaler Dicke und Zunahme kortikaler<br />

Dichte <strong>in</strong> den sensorischen Spracharealen sich unter dem Aspekt<br />

regional begrenzter apoptotischer Prozesse (Neuropil) erklären lassen.<br />

In diesem S<strong>in</strong>ne wäre als mögliche Erklärung für das Phänomen<br />

<strong>der</strong> AVH e<strong>in</strong> Zerfall synaptischer Verknüpfungen möglich,<br />

welcher e<strong>in</strong>e Dysregulation und Desorganisation <strong>der</strong> Sprachnetzwerke<br />

zur Folge hat. Entsprechend könnte die Zunahme kortikaler<br />

Dicke verbunden mit <strong>der</strong> Abnahme <strong>der</strong> Dichte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regionim<br />

Parietallappen, welche mit Self-Monitor<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Zusammenhang gebracht<br />

wird, als Folge des wi<strong>der</strong>sprüchlichen sprachlichen Outputs<br />

im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er adaptiven Plastizität <strong>in</strong>terpretieren werden.<br />

009<br />

Zeitlich antikorrelierte neuronale Netzwerke belegen präfrontale<br />

und hippocampale Dyskonnektivität während Arbeitsgedächtnisleistung<br />

bei Patienten mit e<strong>in</strong>er Schizophrenie<br />

Nenad Vasic (Psychiatrische Unikl<strong>in</strong>ik Ulm, Psychiatrie III)<br />

H. Walter, F. Sambataro, K. Frasch, A. Höse, M. Spitzer, R. C. Wolf<br />

E<strong>in</strong>leitung: Patienten mit e<strong>in</strong>er Schizophrenie zeigen verän<strong>der</strong>te<br />

Aktivierungsmuster nicht nur während e<strong>in</strong>er aufgabenbezogenen<br />

kognitiven Mehraktivierung („task-positive activation“), son<strong>der</strong>n<br />

auch während e<strong>in</strong>er aufgabenbezogenen M<strong>in</strong><strong>der</strong>aktivierung („tasknegative<br />

activation“). In dieser Studie haben wir das Aktivierungsmuster<br />

dieser gegenläufigen neuronalen Netzwerke bei Patienten<br />

mit e<strong>in</strong>er Schizophrenie <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> Leistung während<br />

e<strong>in</strong>er verbalen Arbeitsgedächtnisaufgabe untersucht.<br />

Methode: 16 Patienten mit <strong>der</strong> Diagnose e<strong>in</strong>er paranoid-halluz<strong>in</strong>atorischen<br />

Schizophrenie nach DSM-IV und 16 gesunde Probanden<br />

wurden mit <strong>der</strong> Hilfe e<strong>in</strong>es parametrischen Arbeitsgedächtnisparadigmas<br />

vom Sternberg-Typ und <strong>der</strong> funktionellen Magnetresonanztomographie<br />

untersucht. Die Datenanalyse erfolgte mit SPM5<br />

und <strong>der</strong> statistischen Methode <strong>der</strong> „Independent Component Analysis“<br />

(ICA). Es wurden zwei Komponenten identifiziert, die die<br />

höchste positive (r=0.28) und negative (r=-0.39) zeitliche Korrelation<br />

mit dem Regressor für die „Delay“-Phase <strong>der</strong> Arbeitsgedächtnisaufgabe<br />

aufwiesen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Mit „Delay“-Phase positiv korreliertes<br />

Netzwerk: Im Vergleich zu den Kontrollprobanden zeigten die Pa-<br />

312<br />

tienten verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te funktionelle Konnektivität im l<strong>in</strong>ken okzipitalen<br />

Kortex und im Cuneus , im rechten temporoparietalen Kortex<br />

und im l<strong>in</strong>ken Cerebellum. Erhöhte funktionelle Konnektivität<br />

wurde gefunden im bilateralen präfrontalen Kortex, im l<strong>in</strong>ken <strong>in</strong>ferioren<br />

parietalen Kortex, im l<strong>in</strong>ken mittleren temporalen Gyrus<br />

sowie im l<strong>in</strong>ken superioren okzipitalen Kortex. Mit „Delay“-Phase<br />

negative korreliertes Netzwerk: Im Vergleich zu den Kontrollprobanden<br />

zeigten die Patienten verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te funktionelle Konnektivität<br />

im bilateralen Hippocampus, im l<strong>in</strong>ken präfrontalen Kortex,<br />

l<strong>in</strong>ks parazentral, l<strong>in</strong>ks temporoparietal, im rechten temporalen<br />

Kortex und im rechten Cerebellum. Erhöhte funktionelle Konnektivität<br />

wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Patientengruppe gefunden im okzipitalen Kortex,<br />

im präfrontalen Kortex, im rechten posterioren c<strong>in</strong>gulären<br />

Kortex, im l<strong>in</strong>ken temporalen Kortex, im rechten parietalen Kortex,<br />

im l<strong>in</strong>ken Thalamus, im Nucleus caudatus bilateral und im l<strong>in</strong>ken<br />

Cerebellum. Die positive Korrelation zwischen funktioneller<br />

Konnektivität im DLPFC und Arbeitsgedächtnisleistung unterstützt<br />

die Annahme e<strong>in</strong>er präfrontalen Insuffizienz bei schizophrenen<br />

Patienten. Die <strong>in</strong>sgesamt erhöhte Konnektivität im hippocampalen<br />

Kortex deutet auf e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Interaktion zwischen<br />

präfrontalen und mediotemporalen Netzwerken während e<strong>in</strong>er Arbeitsgedächtnisleistung<br />

h<strong>in</strong> und ist möglicherweise als e<strong>in</strong> (Teil)<br />

Mechanismus <strong>der</strong> stattf<strong>in</strong>denden kompensatorischen Prozesse zu<br />

verstehen.<br />

010<br />

Alterseffekte bei <strong>der</strong> semantischen Prozessierung von Homonymen.<br />

E<strong>in</strong>e mögliche Bedeutung für die Ätiologie <strong>der</strong> Schizophrenie?<br />

Daniel Ketteler (PUK Zürich, Schweiz)<br />

S. Ketteler, R. Vohn, F. Kastrau, W. Huber<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ziel <strong>der</strong> Studie war die Frage, <strong>in</strong>wieweit im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er Prozessierung von Mehrdeutigkeiten (Homonymen) Alterseffekte<br />

auftreten. Im H<strong>in</strong>blick auf eigene, frühere Untersuchungen<br />

an jungen, gesunden Probanden (Ketteler, 2008) erwarteten wir<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Aktivierungen des l<strong>in</strong>kshemisphärischen Thalamus,<br />

<strong>der</strong> Basalganglien, <strong>der</strong> kortikalen Sprachareale (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e des<br />

Gyrus parietalis <strong>in</strong>ferior) sowie des C<strong>in</strong>gulum.<br />

Methode: Die Probandengruppe bestand zum e<strong>in</strong>en aus 12 gesunden,<br />

die Geschlechter betreffend gleich verteilten jungen Männern<br />

und Frauen zwischen 21 und 29 Jahren (mit e<strong>in</strong>em Altersdurchschnitt<br />

von 25 Jahren). Zum an<strong>der</strong>en untersuchten wir e<strong>in</strong>e Vergleichgruppe<br />

von 12 älteren, gesunden Erwachsenen (55 – 65 Jahre,<br />

CERAD-Testung).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wie auch bei den jüngeren Probanden,<br />

zeigten sich bei den älteren Probanden Aktivierungen <strong>der</strong> Basalganglien<br />

und des Thalamus sowie <strong>der</strong> klassischen Sprachareale<br />

(<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e des <strong>in</strong>ferior parietalen Kortex). Im Unterschied zu<br />

den jüngeren Probanden waren diese Aktivierungen jedoch ausgedehnter<br />

und vor allem auf beide Hemisphären verteilt (delateralisiert).<br />

Die behavioralen Daten zeigten ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiede<br />

bei<strong>der</strong> Gruppen. Erneut konnten wir die Bedeutung e<strong>in</strong>er<br />

subkortikal-kortikalen Prozessierung von Ambiguitäten belegen.<br />

Zudem zeigte sich e<strong>in</strong>e hochsignifikante Delateralisierung <strong>der</strong><br />

Sprachverarbeitung im Alter. Möglicherweise f<strong>in</strong>det im Rahmen


Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

des Alterungsprozesses e<strong>in</strong>e neurofunktionelle Verschiebung <strong>der</strong><br />

Sprachzuständigkeiten im Gehirn statt. Vermutlich ist dieser Prozess<br />

zum e<strong>in</strong>en auf e<strong>in</strong>e Dedifferenzierung (L<strong>in</strong>denberger, 1997)<br />

und zum an<strong>der</strong>en auf kompensatorische Mechanismen (Cabeza,<br />

1997) zurückzuführen. Schizophrene Patienten zeigen Schwierigkeiten<br />

bei <strong>der</strong> Prozessierung semantischer Mehrdeutigkeit (Homonymie).<br />

Der sowohl für die Pathogenese <strong>der</strong> Schizophrenie als auch<br />

für die Verarbeitung von Homonymen relevante Subkortex nimmt<br />

<strong>in</strong> Bezug auf die Entwicklung formaler Denkstörungen möglicherweise<br />

e<strong>in</strong>e Schlüsselfunktion e<strong>in</strong>. Crow (1997) diskutiert e<strong>in</strong>e mögliche<br />

Ursache <strong>der</strong> Schizophrenie <strong>in</strong> <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ksdom<strong>in</strong>anz <strong>der</strong> Sprache.<br />

So sei die Schizophrenie möglicherweise <strong>der</strong> Preis e<strong>in</strong>es<br />

phylogenetisch relativ abrupt aufgetretenen Sprachvermögens (u.a.<br />

durch Mutation des FOXP2-Gens). Die Hemisphärentrennung<br />

habe so e<strong>in</strong>e Irritation des formalen wie <strong>in</strong>haltlichen Denkens bewirkt.<br />

Möglicherweise mil<strong>der</strong>t die von uns gefundene Altersdelateralisierung<br />

des älteren Gehirns e<strong>in</strong>e Anfälligkeit für Schizophrenie,<br />

was auch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Inzidenz dieser Erkrankung im Alter erklären<br />

könnte.<br />

011<br />

Qualitativer und quantitativer verbaler Output bei Ketam<strong>in</strong>psychosen<br />

– e<strong>in</strong>e fMRT-Studie<br />

Arne Nagels (Marburg)<br />

S. Krach, A. Kirner-Vesel<strong>in</strong>ovic, T. Kircher<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Schizophrenie ist e<strong>in</strong>e Störung, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

nicht zu isolierten psychischen Bee<strong>in</strong>trächtigungen führt, son<strong>der</strong>n<br />

das Erleben und Verhalten <strong>der</strong> betroffenen Person umfassend bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />

Die neurobiologischen Ursachen <strong>der</strong> Schizophrenie<br />

liegen dabei weniger <strong>in</strong> fokalen Hirnanomalien, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gestörten Zusammenspiel verschiedener Hirnregionen,<br />

das sich unter an<strong>der</strong>em <strong>in</strong> Störungen <strong>der</strong> Sprache wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />

Durch e<strong>in</strong>e subanästhetische Applikation des N-methyl-D-Aspartat<br />

Antagonisten Ketam<strong>in</strong> lässt sich bei gesunden Probanden e<strong>in</strong>e<br />

reversible Psychose herbeiführen, die sich unter an<strong>der</strong>em <strong>in</strong> formalen<br />

Denkstörungen manifestiert.<br />

Methode: Hierzu wurden 15 gesunde männliche Probanden unter<br />

kont<strong>in</strong>uierlicher Ketam<strong>in</strong>- bzw. Placebo-Infundierung mittels e<strong>in</strong>er<br />

Wortflüssigkeitsbatterie im Kernsp<strong>in</strong>tomographen untersucht. Der<br />

verbale Output <strong>der</strong> Probanden wurde mit e<strong>in</strong>em MR-Mikrofon<br />

aufgezeichnet, um die Quantität und die Qualität (Auftretenshäufigkeit<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Sprache) <strong>der</strong> Wortgenerierung untersuchen<br />

und mit den Bildgebungsdaten korrelieren zu können.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei <strong>der</strong> Ketam<strong>in</strong>bed<strong>in</strong>gung zeigte sich<br />

e<strong>in</strong>e signifikante E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> quantitativen Wortgenerierungsleistung,<br />

gleichzeitig war auf neuronaler Ebene e<strong>in</strong>e verstärkte<br />

Aktivierung <strong>in</strong> fronto-temporalen Bereichen feststellbar. Auf<br />

qualitativer Ebene korrelierte die Auftretenshäufigkeit <strong>der</strong> generierten<br />

Wörter mit Aktivierungen im l<strong>in</strong>ken Hippocampus und im<br />

anterioren C<strong>in</strong>gulum. Die unterschiedlichen Aktivierungen bei<br />

<strong>der</strong>selben Aufgabe können durch die Ketam<strong>in</strong>-<strong>in</strong>duzierten kognitiven<br />

Dysfunktionen erklärt werden. Demzufolge gleicht die Aktivierung<br />

des anterioren C<strong>in</strong>gulums die Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsdefizite<br />

aus, sodass <strong>in</strong> diesem Zusammenhang von e<strong>in</strong>em<br />

Kompensationsmechanismus ausgegangen werden kann. Sowohl<br />

die Verhaltens- als auch die Bildgebungsdaten deuten darauf h<strong>in</strong>,<br />

dass die Ketam<strong>in</strong>psychose e<strong>in</strong> valides Modell <strong>der</strong> Schizophrenie repräsentiert.<br />

313


Topic 13 G Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie // Neurobiology, neurogenetics, epidemiology<br />

Topic: 13 Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 12.30 – 13.15 Uhr, Saal 2<br />

B-012 Beson<strong>der</strong>e Veranstaltung / Special Presentation<br />

Plenumssitzung / Plenary Lecture:<br />

Synaptic degeneration and plasticity <strong>in</strong> neuro degenerative diseases<br />

Vorsitz: W. Maier (Bonn)<br />

001<br />

Preisverleihung: <strong>DGPPN</strong>-Forschungsför<strong>der</strong>preis 2009 – Imag<strong>in</strong>g <strong>in</strong><br />

Psychiatrie und Psychotherapie<br />

Frank Schnei<strong>der</strong> (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

002<br />

Synaptic degeneration and plasticity <strong>in</strong> neurodegenerative<br />

dis eases<br />

Pierluigi Nicotera (Deutsches Zentrum für, Neurodegenerative <strong>Erkrankungen</strong>,<br />

Bonn)<br />

In recent years, it has become clear that cells can execute not only<br />

one, but several death programs, especially un<strong>der</strong> pathological conditions.<br />

The predom<strong>in</strong>ance of one or another death execut<strong>in</strong>g mechanism<br />

may be dictated by factors as different as energy requirement,<br />

signall<strong>in</strong>g molecules and the <strong>in</strong>tensity of a given <strong>in</strong>sult. In<br />

addition, differentiation patterns may direct tissue-specific death<br />

rout<strong>in</strong>es. This is particularly true of neurons, where spatial selectivity<br />

of death signals and promiscuity of execution systems can result<br />

<strong>in</strong> the complex and relatively slow demise, which occurs <strong>in</strong><br />

neurodegenerative disease. For example, selective synaptic damage<br />

is sufficient to trigger dist<strong>in</strong>ct executions for axo-dendritic networks<br />

and cell bodies <strong>in</strong> central neurons. In addition, because the<br />

mach<strong>in</strong>eries for cell death execution seem to be expressed constitutively<br />

<strong>in</strong> virtually all cells, their conservation from unicellular to<br />

multicellular organisms may be due not to their death-related role,<br />

but rather to their possible survival functions. In this case, loss of<br />

function of pro-death molecules may have harmful consequences.<br />

I shall describe mechanism <strong>in</strong>volved <strong>in</strong> synaptic pron<strong>in</strong>g and plasticity<br />

and their relationship to neurodegenerative disor<strong>der</strong>s.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 11/12<br />

S-018 Symposium<br />

Sph<strong>in</strong>golipide als bedeutsame Signalmoleküle bei neuropsychiatrischen<br />

Störungen<br />

Vorsitz: J. Kornhuber (Erlangen), E. Gulb<strong>in</strong>s (Essen)<br />

001<br />

Role of the acid sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase <strong>in</strong> major depression<br />

Erich Gulb<strong>in</strong>s (Universität Duisburg-Essen, Institut für Molekularbiologie)<br />

K. Becker, M. Reichel, P. Tripal, C. Mühle, J. Kornhuber<br />

Introduction: Major depression, a severe and often life threaten<strong>in</strong>g<br />

mood disor<strong>der</strong>, is one of the most common diseases with a life-time<br />

prevalence of more than 10 %. The molecular mechanisms result<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> major depression, however, are unknown. Previous studies identified<br />

the acid sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase and ceramide to be critically<br />

314<br />

<strong>in</strong>volv ed <strong>in</strong> the regulation of cell stress and even death. Furthermore,<br />

many drugs that are used to treat major depression also <strong>in</strong>hibit<br />

the acid sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase as recently shown by us. We have also<br />

demonstrated an <strong>in</strong>creased activity of the acid sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase <strong>in</strong><br />

patients suffer<strong>in</strong>g from major depression.<br />

Method: We <strong>in</strong>vestigated whether amitriptyl<strong>in</strong>e and fluoxet<strong>in</strong>e affect<br />

activity of the acid sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase, ceramide concentrations<br />

and neurogenesis <strong>in</strong> the hippocampus of mice.<br />

Discussion / Results: The results show that antidepressants reduce<br />

the activity of the acid sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase and ceramide <strong>in</strong> the hippocampus,<br />

which correlates with an <strong>in</strong>creased neurogenesis upon<br />

application of the drugs to mice. Genetic deficiency of the acid<br />

sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase prevented the drug effects. This suggests that at<br />

least some effects of antidepressants drugs are mediated by the acid<br />

sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase <strong>in</strong> vivo.<br />

002<br />

Antidepressiva als funktionelle Hemmer <strong>der</strong> sauren Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase<br />

Johannes Kornhuber (Unikl<strong>in</strong>ikum Erlangen, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

M. Reichel, C. Mühle, P. Tripal, E. Gulb<strong>in</strong>s<br />

Viele Antidepressiva haben ähnliche physikochemische Eigenschaften<br />

– schwache Basizität sowie Lipophilie –, die zu <strong>der</strong>en Anreicherung<br />

<strong>in</strong> sauren <strong>in</strong>trazellulären Bereichen wie den Lysosomen<br />

führen. E<strong>in</strong>e hohe <strong>in</strong>tralysosomale Konzentration solcher Antidepressiva<br />

kann zur Ablösung und nachfolgendem proteolytischen<br />

Abbau Membran-assoziierter <strong>in</strong>tralysosomaler Prote<strong>in</strong>e wie <strong>der</strong><br />

sauren Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase (ASM) führen. Dadurch können Antidepressiva<br />

<strong>in</strong>direkt die ASM hemmen und somit die zelluläre Konzentration<br />

des Signalmoleküls Ceramid reduzieren. In Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

mit dieser <strong>in</strong>direkten Wirkung fanden wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Pilotstudie unserer Arbeitsgruppen e<strong>in</strong>e erhöhte Aktivität <strong>der</strong><br />

ASM bei Patienten mit e<strong>in</strong>er depressiven Episode. E<strong>in</strong> von uns entwickeltes<br />

Struktur-Eigenschafts-Aktivitäts-Modell zur Hemmung<br />

<strong>der</strong> ASM zeigt, dass e<strong>in</strong> signifikanter Teil aller Antidepressiva die<br />

ASM funktionell hemmt. Die Hemmung <strong>der</strong> ASM ist aber ke<strong>in</strong>e<br />

notwendige Voraussetzung für antidepressive Effekte, da auch Antidepressiva<br />

ohne hemmende Wirkungen auf die ASM existieren.<br />

003<br />

Die Rolle zwei ungleicher Brü<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Alzheimer Krankheit –<br />

Cholester<strong>in</strong> und Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong><br />

Tobias Hartmann (Universität des Saarlands, Institut für Neurodegeneration,<br />

Homburg)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Cholester<strong>in</strong> und Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d unerlässlich für<br />

e<strong>in</strong>e gesunde Hirnfunktion. Im Verhältnis zu dem wegen se<strong>in</strong>er<br />

Rolle bei <strong>der</strong> Arteriosklerose berüchtigten Cholester<strong>in</strong> ist den<br />

Sph<strong>in</strong>golipiden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit ger<strong>in</strong>gere Aufmerksamkeit zu<br />

teil geworden. Dabei bestehen große Geme<strong>in</strong>samkeiten. Obwohl<br />

strukturell unterschiedlich treten Cholester<strong>in</strong> und Sph<strong>in</strong>golipide<br />

vielfach zusammen auf, bee<strong>in</strong>flussen sich gegenseitig funktionell<br />

und werden über gleichartige und teilweise identische molekulare<br />

Mechanismen reguliert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Rahmen <strong>der</strong> <strong>der</strong> Alzheimer Pathogenese<br />

ist die Rolle des Cholester<strong>in</strong>s und Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>s strikt gegensätzlich.<br />

Während Cholester<strong>in</strong> die Bildung von Amyloid ß-Peptiden<br />

(Aß) för<strong>der</strong>t, verr<strong>in</strong>gern Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong> die Aß Produktion.<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>er typischen feed-back Regulation verr<strong>in</strong>gert Aß<br />

dagegen sowohl den Cholester<strong>in</strong>- als auch den Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>gehalt<br />

im Gehirn. Interessant ist, dass Aß40, welches sich u. a. <strong>in</strong> zerebralen<br />

Gefäßen anreichern kann, nur die Cholester<strong>in</strong>, aber nicht<br />

die Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>produktion hemmt. Aß42, welches die erbliche<br />

Form <strong>der</strong> Alzheimer Krankheit verursacht, dagegen verstärkt den<br />

Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>abbau hat aber ke<strong>in</strong>e Auswirkungen auf die Cholester<strong>in</strong>biosynthese.<br />

Diese beiden gegenläufigen Regulationszyklen


Topic 13 G Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie // Neurobiology, neurogenetics, epidemiology<br />

stellen die zentrale Verb<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Alzheimer Amyloid Vorläuferprote<strong>in</strong><br />

(APP) abhängigen Lipidhomöostase dar und wird über die<br />

Spaltprodukte des APP wie Aß40, Aß42, AICD und weitere „Signalpeptide“<br />

vermittelt. Insbeson<strong>der</strong>e aufgrund <strong>der</strong> Lipid-modulierten<br />

Aß-Produktion wird e<strong>in</strong> Zusammenhang zu bekannten das<br />

Alzheimerrisiko bee<strong>in</strong>flussenden Faktoren wie Cholester<strong>in</strong>, Stat<strong>in</strong>e,<br />

Omega-3 Fettsäuren und ApoE vermutet, <strong>der</strong> Gegenstand <strong>in</strong>tensiver<br />

Forschungen ist.<br />

004<br />

Sph<strong>in</strong>golipide und Neuro<strong>in</strong>flammation am Beispiel <strong>der</strong> Multiplen<br />

Sklerose<br />

Silke Walter (Neurologie, Universität des Saarlandes, Homburg)<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Raum 43<br />

S-049 Symposium<br />

Relevance of the lept<strong>in</strong> system for pathophysiology, therapy and<br />

pharmacogenetics of psychiatric disor<strong>der</strong>s<br />

Vorsitz: H. Himmerich (Leipzig), D. J. Müller (Toronto, Kanada)<br />

001<br />

The role of lept<strong>in</strong> <strong>in</strong> the pathophysiology of anorexia nervosa<br />

Stefan Ehrlich (Harvard Medical School, Massachusetts General Hospital<br />

Charité – Universitätsmediz<strong>in</strong>, Charlestown, Massachusetts,<br />

USA)<br />

R. Burghardt, H. Salbach-Andrae, D. Weiss, U. Lehmkuhl, J. Hebebrand<br />

Introduction: Apart from energy homeostasis lept<strong>in</strong> has been<br />

shown to be <strong>in</strong>volved <strong>in</strong> a number of neuronal networks. The aim of<br />

the two studies presented dur<strong>in</strong>g this talk was to <strong>in</strong>vestigate how<br />

the residual variance of lept<strong>in</strong> levels, after controll<strong>in</strong>g for BMI, is<br />

l<strong>in</strong>ked to eat<strong>in</strong>g-disor<strong>der</strong>-specific psychopathology, <strong>in</strong> particular<br />

(a) reduced sexual desire and (b) excessive physical activity.<br />

Method: For the two studies plasma lept<strong>in</strong>, plasma cortisol and<br />

body mass <strong>in</strong>dex (BMI) were assessed <strong>in</strong> 57 subjects with acute anorexia<br />

nervosa (AN), 27 patients recovered from AN and 77 healthy<br />

controls. Expert-rat<strong>in</strong>gs of sexual problems and physical activity<br />

were rated accord<strong>in</strong>g to the Structured Interview of Anorexia Nervosa<br />

and Bulimic Syndromes (SIAB-EX).<br />

Discussion / Results: (a) At a given BMI low lept<strong>in</strong> levels were associated<br />

with sexual problems, i.e. the absence of sexual desire and<br />

<strong>in</strong>timate relationships. These results are <strong>in</strong> l<strong>in</strong>e with recent animal<br />

experiments l<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g low lept<strong>in</strong> levels with decreased sexual <strong>in</strong>terest<br />

irrespective of body weight. (b) Lept<strong>in</strong> levels but not cortisol significantly<br />

contributed to the prediction of excessive physical activity<br />

<strong>in</strong> patients with acute AN. In patients recovered from AN physical<br />

activity was not elevated and not related to endocr<strong>in</strong>e parameters<br />

but correlated positively with core eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong> symptoms.<br />

003<br />

Lept<strong>in</strong> and lept<strong>in</strong> receptor gene polymorphisms modulate antipsychotic-associated<br />

weight ga<strong>in</strong><br />

Daniel J. Müller (Toronto, Kanada)<br />

004<br />

Changes <strong>in</strong> the hypothalamic-pituitary-adrenal axis and lept<strong>in</strong> levels<br />

dur<strong>in</strong>g antidepressant treatment<br />

Hubertus Himmerich (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Leipzig, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

P. Zimmermann, M. Is<strong>in</strong>g, S. Kloiber, S. Lucae, H. E. Künzel, E. B.<br />

B<strong>in</strong><strong>der</strong>, F. Holsboer, M. Uhr<br />

Introduction: In depressed patients, overstimulation of the hypothalamo-pituitary-adrenocortical<br />

(HPA) system, probably caused<br />

by glucocorticoid receptor resistance, is the most consistent neurobiological<br />

f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g. Glucocorticoids themselves are reported to <strong>in</strong>crease<br />

lept<strong>in</strong> synthesis and secretion <strong>in</strong> humans.<br />

Method: We exam<strong>in</strong>ed alterations <strong>in</strong> plasma levels of lept<strong>in</strong> as well<br />

as changes <strong>in</strong> the HPA system function us<strong>in</strong>g the comb<strong>in</strong>ed dexamethasone<br />

/ corticotrop<strong>in</strong>-releas<strong>in</strong>g hormone (dex/CRH) test on<br />

admission and at discharge <strong>in</strong> 74 depressed <strong>in</strong>patients.<br />

Discussion / Results: Mean lept<strong>in</strong> concentration did not change significantly<br />

between admission and discharge. However, changes <strong>in</strong><br />

ACTH response and partial cortisol response to the comb<strong>in</strong>ed dex /<br />

CRH test between admission and discharge were significantly correlated<br />

with lept<strong>in</strong> levels at discharge. Lept<strong>in</strong> levels at discharge rise<br />

as the HPA axis normalizes. These f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs may be expla<strong>in</strong>ed by<br />

an improvement <strong>in</strong> glucocorticoid receptor sensitivity among depressed<br />

patients dur<strong>in</strong>g antidepressant therapy and a consecutively<br />

<strong>in</strong>creased <strong>in</strong>fluence of glucocorticoids on lept<strong>in</strong> levels via the glucocorticoid<br />

receptor.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal Stockholm 1<br />

S-082 Symposium<br />

Psychosoziale und hirnbiologische Determ<strong>in</strong>anten männlicher<br />

Gewalt<br />

Vorsitz: B. Bogerts (Magdeburg), A. M. Möller-Leimkühler (München)<br />

001<br />

Psychosoziale Determ<strong>in</strong>anten männlicher Gewalt<br />

Anne Maria Möller-Leimkühler (LMU, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, München)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Gewalt ist e<strong>in</strong> überwiegend männliches Phänomen mit<br />

vielfältigen Ersche<strong>in</strong>ungsformen. Die Frage, warum vor allem junge<br />

Männer gewalttätig werden und warum Gewalt meist im Gruppenkontext<br />

stattf<strong>in</strong>det, ist Thema dieses Beitrags.<br />

Methode: Die hier ausgewählten sozialwissenschaftlichen Erklärungsmodelle<br />

basieren im Wesentlichen auf Geschlechtsrollen-,<br />

Sozialisations- und Des<strong>in</strong>tegrationsansätzen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wichtige Risikofaktoren für Gewaltbereitschaft<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e bedrohte männliche Identität, Gewalterfahrungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit, sozialisatorisch bed<strong>in</strong>gte Entwicklungsdefizite und<br />

prekäre soziale Lebenslagen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bedürfnisse nach <strong>in</strong>tersubjektiver<br />

Anerkennung nicht erfüllt werden. Am Beispiel des Rechtsextremismus<br />

wird die Assoziation von Gewaltlernen, Männlichkeitskult<br />

und sozialer Des<strong>in</strong>tegration verdeutlicht. Da Gewalt immer<br />

multifaktoriell bed<strong>in</strong>gt ist, kann sie nur durch Komb<strong>in</strong>ationen von<br />

biologischen, psychologischen und soziologischen Risikofaktoren<br />

erklärt werden. E<strong>in</strong>e transdiszipl<strong>in</strong>äre Vermittlung steht allerd<strong>in</strong>gs<br />

noch aus.<br />

315


Topic 13 G Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie // Neurobiology, neurogenetics, epidemiology<br />

002<br />

Bedeutung von Mediengewalt für die Aggressionsbereitschaft<br />

männlicher und weiblicher Jugendlicher<br />

Ingrid Möller (Universität Potsdam, Psychologie)<br />

003<br />

Neurobiologische Grundlagen und Hirnpathologie gewalttätigen<br />

Verhaltens<br />

Bernhard Bogerts (Unikl<strong>in</strong>ikum Magdeburg, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

Aggressiv-gewalttätigem Verhalten gegenüber dem eigenen Artgenossen<br />

kam im Verlauf <strong>der</strong> Phylogenese e<strong>in</strong> erheblicher evolutiver<br />

Vorteil zu, da erfolgreich aggressive Individuen sich das Primat <strong>der</strong><br />

Fortpflanzung und überlebenswichtige Ressourcen sicherten. Die<br />

dieses Verhalten generierenden Hirnstrukturen und -funktionen<br />

liegen im vor<strong>der</strong>en und mittleren Hypothalamus, <strong>der</strong> vom Mandelkern<br />

und vom frontobasalen Kortex aktiviert o<strong>der</strong> gehemmt wird.<br />

Als modulierende Neurotransmitter s<strong>in</strong>d Seroton<strong>in</strong> und Dopam<strong>in</strong>,<br />

als Dispositionsgene das MAO-A- und das 5HTT-Gen bedeutsam.<br />

Zudem wird die Neigung zu gewalttätigem Verhalten durch plastische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Hirnstruktur und -funktion nach frühen<br />

seelischen Traumata o<strong>der</strong> später durch Gewalt-verherrlichende<br />

Ideologien <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e beim männlichen Geschlecht erhöht. Es<br />

wird zunächst e<strong>in</strong> mehrdimensionales neurobiologisches Modell<br />

gewalttätigen Verhaltens vorgestellt um dann hirnpathologische<br />

Befunde bei 100 von uns mittels CT und MRT untersuchten verurteilten<br />

Gewalttätern im Vergleich zu 80 nicht wegen Gewalttaten<br />

verurteilten Häftl<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>er JVA zu präsentieren. Die Gewalttäter<br />

hatten im Vergleich zu den an<strong>der</strong>en Inhaftierten signifikant häufigere<br />

und ausgedehntere Hirngewebsdefekte vor allem <strong>in</strong> frontalen<br />

und temporalen Arealen und somit <strong>in</strong> solchen Hirnregionen, die<br />

die im Hypothalamus gelegenen neuronalen Generatoren archaischer<br />

Gewalt hemmen. Abschließend wird die Interaktion von genetischen,<br />

biografischen, hirnpathologischen und sozialen Teilkomponenten<br />

von Gewalt erörtert.<br />

004<br />

Gehirnmechanismen impulsiver Gewalt: Genetisches Risiko und<br />

Gen-Umwelt-Interaktionen<br />

Andreas Meyer-L<strong>in</strong>denberg (ZI für Seelische Gesundheit, Mannheim)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zunehmend werden Studien publiziert, die neurobiologische<br />

Befunde bei antisozialem und gewalttätigem Verhalten<br />

beschreiben. In diesem Kontext berichten wir über unsere neurobiologischen<br />

Untersuchungen bei genetischen Risikovarianten mit<br />

Prädisposition für impulsive Gewalt. E<strong>in</strong>er Variante, die mit niedrigerer<br />

Expression des X-chromosomalen Gens, MAOA, das das<br />

Enzym Monoam<strong>in</strong>ooxidase A kodiert, kommt im Zusammenhang<br />

mit frühk<strong>in</strong>dlichen Missbrauchserfahrungen und an<strong>der</strong>en psychosozialen<br />

Stressoren vermutlich e<strong>in</strong>e signifikante Bedeutung für spätere<br />

Gewalttätigkeit zu (Caspi et al. 2002). Basierend auf solchen<br />

Forschungsbefunden ermöglicht die komb<strong>in</strong>ierte Anwendung weiterer<br />

neurobiologischer Forschungsansätze zusätzliche Erkenntnisse.<br />

Methode: Wir verwenden translational-genetische Ansätze e<strong>in</strong>schließlich<br />

Bildgebung <strong>in</strong> Trägern von Risikovarianten für MAOA.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei <strong>der</strong> Untersuchung des E<strong>in</strong>flusses dieses<br />

genetischen Polymorphismus auf die Hirnstruktur und -funktion<br />

konnte z. B. bei affektiver Informationsverarbeitung im fMRI<br />

e<strong>in</strong>e Hyperreaktivität im Bereich <strong>der</strong> Amygdala bei verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter<br />

präfrontaler Gegenregulation gefunden werden (Meyer-L<strong>in</strong>denberg<br />

et al. 2006 ), sowie genoptypabhängige Volumenm<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> Amygdala und z<strong>in</strong>gulärem Kortex. Nur bei Männern mit <strong>der</strong> Risikogenvariante<br />

fanden sich weiterh<strong>in</strong> verstärkte Aktivierung von<br />

Hirnregionen für emotionales Gedächtnis sowie Defizite <strong>in</strong> Hirnregionen<br />

für die Inhibition motorischen Verhaltens. Wir fanden<br />

316<br />

auch H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e gestörte Hierarchie <strong>der</strong> Regulation bei<br />

Männern mit dieser Variante (Buckholtz et al. 2008). Zusammengefasst<br />

ergab sich so e<strong>in</strong>e Befundkonstellation, die mit e<strong>in</strong>em erhöhten<br />

Risiko für impulsive Gewaltanwendung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

gebracht werden kann, ohne dass e<strong>in</strong>e unil<strong>in</strong>eare o<strong>der</strong> direkte Kausalität<br />

anzunehmen ist. Von impulsiver Gewaltanwendung muß<br />

e<strong>in</strong>e Dimension <strong>in</strong>strumenteller Gewalt unterschieden werden, die<br />

mit dem Konzept <strong>der</strong> Psychopathie verknüpft ist. E<strong>in</strong>e differenzierte<br />

und kritische Anwendung neurobiologischer Untersuchungsmethoden<br />

kann das Verständnis <strong>der</strong> biologischen Grundlagen<br />

de l<strong>in</strong>quenten Verhaltens erweitern. Dennoch wird del<strong>in</strong>quentes<br />

Verhalten immer nur als e<strong>in</strong> komplexes und multifaktorielles Geschehen<br />

von biologischen, psychologischen, sozialen und situativen<br />

Faktoren zu verstehen se<strong>in</strong>, für das sich monokausale Erklärungen<br />

verbieten. Es muss Anliegen e<strong>in</strong>er mo<strong>der</strong>nen Forensischen<br />

Psychiatrie se<strong>in</strong>, Anschluss an die mo<strong>der</strong>nen neurobiologischen<br />

Forschungsansätze <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie zu halten.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Raum 43<br />

S-133 Symposium<br />

Das dynamische Genom – Neuroepigenetik und Gen-Umwelt<strong>in</strong>teraktionen<br />

Vorsitz: H. Friel<strong>in</strong>g (Erlangen), S. Bleich (Hannover)<br />

001<br />

Gen-Umwelt-Interaktionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathogenese von ADHS und<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

Andreas Reif (Universität Würzburg, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

T. Nguyen, C. Jacob, K.-P. Lesch, A. Strobel, C. Freitag<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> Depressionsforschung werden Gen x Umwelt-<br />

Interaktionen immer mehr Bedeutung geschenkt und entsprechende<br />

Daten veröffentlicht. Während solche Effekte auch bei ADHD<br />

und Persönlichkeitsstörungen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen, stehen<br />

hier entsprechende Studien im Großen und Ganzen noch aus, obwohl<br />

zum Beispiel e<strong>in</strong>e Rolle von elterlichen Erziehungsstilen auf<br />

die Entwicklung e<strong>in</strong>er späteren Persönlichkeitsstörung beschreiben<br />

wurde.<br />

Methode: In dieser Studie wurden daher sowohl Hauptgeneffekte<br />

als auch Gen x Umwelt-Interaktionen von Genen, die für wichtige<br />

Komponenten des serotonergen Systems codieren (Seroton<strong>in</strong>transporter,<br />

5HTT; <strong>der</strong> Seroton<strong>in</strong>-Autorezeptor 5HT1a; das Seroton<strong>in</strong>-<br />

Syntheseenzym TPH2), mit <strong>der</strong> Belastung durch negative Lebensereignisse<br />

im H<strong>in</strong>blick auf Persönlichkeitsstörungen und adultem<br />

ADHD untersucht. Die Stichprobengrößen beliefen sich auf 183<br />

bzw. 123 Patienten, weshalb diese Studie als prelim<strong>in</strong>är und Hypothesen-generierend<br />

zu betrachten ist.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong>e Analyse ohne Betrachtung von Gen<br />

x Umwelt-Interaktionen zeigte we<strong>der</strong> Effekte für die Zahl <strong>der</strong> Lebensereignisse<br />

für sich genommen, noch für die Polymorphismen<br />

im 5HTT- und TPH2-Gen. Lediglich das G-Allel des 5HT1a-Rezeptorgens<br />

(rs6295) erhöhte das Risiko für emotional-dramatische<br />

Cluster B-Persönlichkeitsstörungen (p=0,0,19), während sie das<br />

Risiko für ängstlich-vermeidende Cluster C-Persönlichkeitsstörungen<br />

(p=0,016) erniedrigte. Wenn Gen x Umwelt-Interaktionen <strong>in</strong><br />

Betracht gezogen wurden, zeigte sich e<strong>in</strong>e bessere Modellierung<br />

<strong>der</strong> Daten dah<strong>in</strong>gehend, dass <strong>der</strong> Effekt e<strong>in</strong>es Gens durch Lebensereignisse<br />

mo<strong>der</strong>iert wird bzw. umgekehrt <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss belasten<strong>der</strong><br />

Lebensereignisse durch Geneffekte stärker wird. Wir konnten so<br />

sowohl nom<strong>in</strong>elle Gen x Umwelt-Effekte als auch Haupteffekte für<br />

den Seroton<strong>in</strong>transporter-Promotorpolymorphismus und den


Topic 13 G Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie // Neurobiology, neurogenetics, epidemiology<br />

TPH2 SNP rs4570625 h<strong>in</strong>sichtlich des Entstehens von Persönlichkeitsstörungen<br />

detektieren. Weitere Replikationsstudien s<strong>in</strong>d nun<br />

erfor<strong>der</strong>lich, um die offensichtlichte Komplexität von Gen x Umwelt-Interaktionen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich psychischer <strong>Erkrankungen</strong> weiter<br />

aufzuklären.<br />

002<br />

B<strong>in</strong>dung, Persönlichkeit und genetische Marker<br />

Iris Re<strong>in</strong>er (Universität Erlangen)<br />

003<br />

Gen-Umwelt-Interaktionen bei <strong>der</strong> Posttraumatischen Belastungsstörung<br />

– wer erkrankt nach dem Trauma?<br />

Hans Grabe (Universität Greifswald, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Stralsund)<br />

C. Spitzer, C. Schwahn, S. Barnow, H. J. Freyberger, H. Völzke, D.<br />

Rosskopf<br />

E<strong>in</strong>leitung: Aufgrund von Vorbefunden ist die Hypothese formuliert<br />

worden, dass <strong>der</strong> Seroton<strong>in</strong>transporter Promoter Polymorphismus<br />

(5-HTTLPR) die Suszeptibilität für die Entwicklung e<strong>in</strong>er<br />

Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) differenziell vermitteln<br />

kann. Wir haben die Hypothese e<strong>in</strong>er Interaktion zwischen<br />

dem 5-HTTLPR und traumatisierenden Lebensereignissen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Allgeme<strong>in</strong>bevölkerungsstichprobe untersucht.<br />

Methode: Die Analysen basieren auf 3045 Probanden aus <strong>der</strong> Study<br />

of Health <strong>in</strong> Pomerania (SHIP). Alle Probanden wurden mit dem<br />

PTBS Modul des Structured Cl<strong>in</strong>ical Interview for DSM-IV <strong>in</strong>terviewt.<br />

Der S/L-Polymorphismus des 5-HTTLPR (rs4795541) und<br />

<strong>der</strong> A/G-Polymorphismus (rs25531) wurden genotypisiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Von den Probanden waren n=1663 e<strong>in</strong>er<br />

Traumaexposition ausgesetzt gewesen. Davon entwickelten 67 Probanden<br />

(4.0 %) e<strong>in</strong>e PTBS. Unter den Probanden mit


Topic 13 G Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie // Neurobiology, neurogenetics, epidemiology<br />

Psychometrische Tests, sowie Fremdrat<strong>in</strong>g-Skalen zur Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Depressivität <strong>der</strong> Patienten durchgeführt. Darauf folgte e<strong>in</strong><br />

Zyklus von zum<strong>in</strong>dest sieben EKT-Sitzungen, danach wurden<br />

17-FDG-PET, MRT, psychometrische Tests sowie Fremdrat<strong>in</strong>gskalen<br />

als Follow-up wie<strong>der</strong>holt. Es erfolgte e<strong>in</strong>e Koregistrierung <strong>der</strong><br />

beiden PET-Scans mit dem strukturellen MRT. Hierzu akquirierten<br />

wir e<strong>in</strong>en hochaufgelösten T1-Scan auf e<strong>in</strong>em 3T-MR-Gerät und<br />

verwendeten FLIRT (FMRIB‘s L<strong>in</strong>ear Image Registration Tool).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die meisten vorliegenden Studien zu diesem<br />

Thema s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihren Ergebnissen <strong>in</strong>konklusiv. Limitierende<br />

Faktoren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie sehr kle<strong>in</strong>e Samples und fehlende<br />

Randomisierung. Dennoch lassen sich Trends erkennen, wie z. B.<br />

die auffälligen Än<strong>der</strong>ungen des Glukosemetabolismus <strong>in</strong> den frontalen<br />

und präfrontalen Kortizes. Erste prälim<strong>in</strong>äre Daten unserer<br />

eigenen Studie werden am Kongress präsentiert werden.<br />

004<br />

Medienpräsenzanalyse von Elektrokonvulsionstherapie (EKT) <strong>in</strong><br />

A, D, CH und I<br />

Andreas Conca (Zentralkrankenhaus Bozen, Abteilung Psychiatrie,<br />

Italien)<br />

J. Di Pauli, B. Plattner<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die EKT ist e<strong>in</strong>e effektive und effiziente Behandlungsmethode.<br />

Trotz des hohen wissenschaftlichen Standards und <strong>der</strong><br />

nachgewiesenen Wirksamkeit <strong>der</strong> Methode wird diese Therapieform<br />

<strong>in</strong> den Medien kaum sachrichtig dargestellt.<br />

Methode: In Anlehnung an die Arbeiten von Hoffmann-Richter et<br />

al. 1998 und Hofer&Conca 2005 erfassten wir systematisch via<br />

Internet auf vier national-renommierten italienischen Zeitungen<br />

(La Stampa, Il Sole, 24 ore, Corriere della Sera) von 01/92 bis 6/09<br />

Häufigkeit und Bedeutung (Psychiatrie, Gewalt, Metapher, Sonstige)<br />

<strong>der</strong> Begriffe „terapia elettroconvulsivante“, „elettroshock /<br />

elettrochoc“ und „shock / choc terapeutico“.<br />

Diskussion / Ergebnisse: „Terapia elettroconvulsivante / elettroconvulsa<br />

/ elettroconvulsiva“ wurde 13 Mal verwendet; 11/13<br />

(84,62 %) betrafen die Behandlung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie, die restlichen<br />

Nennungen fielen <strong>in</strong> die Rubrik „Film und Belletristik“. „Elettroshock<br />

/ Elettrochoc“ wurde 807 Mal genannt: 278/807 (34,45 %) im<br />

Zusammenhang mit Psychiatrie (Behandlung, Gesetzgebung, Petitionen),<br />

160/807 (19,83 %) im Zusammenhang mit Gewalt (Überfall,<br />

Krieg, schlachten / vertreiben / töten von Tieren, Selbstschutz /<br />

Verteidigung / Taser, Todesstrafe, Exekutionsmethode, Kampfhunde<br />

abrichten, Folter, Bestrafung). 95/807 (11,77 %) betrafen Film,<br />

318<br />

Belletristik, Theater und Ausstellungen. In 218/807 (27,01 %) wurde<br />

das Wort als Metapher verwendet. „Shock / choc terapeutico“<br />

wurde <strong>in</strong>sgesamt nur 6 Mal genannt, davon 3 Mal im Zusammenhang<br />

mit Gewalt und je e<strong>in</strong>mal bezogen auf die Behandlung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Psychiatrie und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kardiologie. E<strong>in</strong>e Nennung bezog sich auf<br />

die Kunst im Zusammenhang mit Psychiatrie. „Elettroshock/Elettrochoc“<br />

und „Shock/choc terapeutico“ s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> Italien negativ<br />

behaftete Begriffe und werden häufig im Zusammenhang mit Gewalt<br />

und metaphorisch verwendet. Im Gegensatz zu den deutschen<br />

Medien, wo EKT, Elektroschock, Schocktherapie mit ca. 10 %, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Schweiz mit knapp 9 % und <strong>in</strong> Österreich mit gerade 8 % dem<br />

psychiatrischen Kontext zugeordnet werden, ist das Nahverhältnis<br />

dieser Begriffe mit <strong>der</strong> Psychiatrie zum<strong>in</strong>dest medial <strong>in</strong> Italien mit<br />

~ 34 % deutlich höher, was als Verstärkung des negativen Images<br />

<strong>der</strong> Therapie und vielleicht auch <strong>der</strong> Psychiatrie als Fachgebiet zu<br />

verstehen ist.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Raum 44<br />

FW-014 Forschungsworkshop<br />

Neue Erkenntnisse zur Neurogenese als zellulärer Mechanismus<br />

für Pathogenese und Therapie psychiatrischer Störungen<br />

Vorsitz: P. Gass (Mannheim), A. Reif (Würzburg)<br />

001<br />

Biologie adulter neuronaler Stammzellen<br />

Golo Kronenberg (Charité Berl<strong>in</strong>, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

Die Erkenntnis, dass auch das adulte Gehirn unter speziellen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

zu ‚Neurogenese‘, also zu <strong>der</strong> Neubildung von Nervenzellen,<br />

befähigt ist, hat zu e<strong>in</strong>er fundamentalen Verän<strong>der</strong>ung unserer<br />

Sicht auf plastische Vorgänge und die Regenerationsfähigkeit<br />

des Zentralnervensystems geführt. Die Biologie adulter neuronaler<br />

Stammzellen bietet vielversprechende Ansatzpunkte für die therapeutische<br />

Bee<strong>in</strong>flussung und das Verständnis e<strong>in</strong>er Reihe von komplexen<br />

psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong>. In dem e<strong>in</strong>leitenden Vortrag<br />

des Workshops soll e<strong>in</strong> Überblick über den gegenwärtigen neurobiologischen<br />

Kenntnisstand gegeben und Grundzüge <strong>der</strong> verfügbaren<br />

Untersuchungsmethodik dargestellt werden. Es wird gezeigt,<br />

wo im erwachsenen Säugergehirn Neurogenese stattf<strong>in</strong>det. Wesentliche<br />

Meilenste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung und Reifung e<strong>in</strong>er neuen<br />

Nervenzelle werden auf <strong>der</strong> Basis elektrophysiologischer und immunhistologischer<br />

Befunde erklärt. Spezifische regulatorische<br />

Mechanismen werden anhand von Beispielen herausgearbeitet, die<br />

zeigen, wie Neurogenese <strong>in</strong> physiologische und pathophysiologische<br />

Vorgänge <strong>in</strong>volviert ist.<br />

002<br />

Zeigen Tiermodelle für psychiatrische Störungen e<strong>in</strong>e Rolle <strong>der</strong><br />

Neurogenese bei Pathogenese und Therapie?<br />

Barbara Vollmayr (ZI Mannheim, AG Verhaltensbiologie)<br />

Ausgehend von <strong>der</strong> Beobachtung, dass Stressoren aller Art im Tierexperiment<br />

zum Teil lang anhaltende Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Neurogenese<br />

im Gyrus Dentatus bewirken, während antidepressive Behandlung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel die Zellproliferation und die Neurogenese<br />

stimuliert, wurde die Hypothese formuliert, <strong>der</strong> Depression liege<br />

e<strong>in</strong> Mangel an Neurogenese ursächlich zugrunde. Mit dieser Hypothese<br />

verband sich die Hoffnung, durch e<strong>in</strong>e gezielte Stimulation<br />

<strong>der</strong> Neurogenese besser und schneller wirksame Antidepressiva<br />

entwickeln zu können. Jedoch zeigte sich <strong>in</strong> verschiedenen Tiermodellen,<br />

dass depressionsähnliches Verhalten ke<strong>in</strong>eswegs immer mit<br />

e<strong>in</strong>em Mangel an Neurogenese assoziiert ist. We<strong>der</strong> entwickelte<br />

sich depressionsähnliches Verhalten, wenn die Proliferation von


Topic 13 G Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie // Neurobiology, neurogenetics, epidemiology<br />

neuronalen Vorläuferzellen verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t war, noch zeigte sich regelmäßig<br />

e<strong>in</strong>e Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Proliferation o<strong>der</strong> Neurogenese <strong>in</strong><br />

Tiermodellen <strong>der</strong> Depression. Man geht daher heute nicht mehr<br />

von e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen Mangel <strong>der</strong> Neurogenese als Ursache <strong>der</strong> Depression<br />

aus, son<strong>der</strong>n untersucht die Mechanismen, mit denen antidepressive<br />

Behandlung die Neurogenese stimuliert und die Funktion,<br />

die die neu gebildeten Zellen übernehmen. Nach den ersten<br />

Befunden im Menschen mehren sich molekularbiologische H<strong>in</strong>weise<br />

im Tiermodell, dass die Neurogenese mehr noch als bei affektiven<br />

Störungen, bei <strong>der</strong> Schizophrenie e<strong>in</strong>e Rolle spielen koennte,<br />

jedoch s<strong>in</strong>d auf diesem Gebiet noch viele Fragen offen.<br />

003<br />

Kann man Neurogenese durch Bildgebung darstellen?<br />

Alexan<strong>der</strong> Sartorius (ZI Seelische Gesundheit, Mannheim)<br />

P. Gass, G. Ende, W. Weber-Fahr<br />

E<strong>in</strong>leitung: Seit e<strong>in</strong>er Publikation von Manganas und Kollegen im<br />

November 2007 herrscht e<strong>in</strong>e wissenschaftliche Debatte über das<br />

Thema <strong>der</strong> Darstellbarkeit hippokampaler Neurogenese mittels<br />

nicht-<strong>in</strong>vasiver Bildgebung. In ihrer Arbeit hatte die Arbeitsgruppe<br />

mittels <strong>in</strong>-vitro MR-Spektroskopie u. a. nachgewiesen, dass neuronale<br />

Vorläufer-Zellen (NPCs) a) e<strong>in</strong>e spezifische L<strong>in</strong>ie bei 1.28 ppm<br />

ausprägen, b) diese nach Elektrokrampftherapie im Tiermodell im<br />

Hippokampus (als typischerweise NPC proliferierende Region) ansteigt,<br />

und c) sich diese L<strong>in</strong>ie mittels mo<strong>der</strong>ner Statistikverfahren<br />

auch aus humanen hippokampalen <strong>in</strong> vivo Spektroskopien extrahieren<br />

lässt und hier erwartungsgemäss e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>verse Altersabhängigkeit<br />

zeigt.<br />

Methode: Mehrere Arbeitsgruppen untersuchten seitdem mittels<br />

<strong>in</strong> vitro und <strong>in</strong> vivo MRS verschiedene Vorläuferzellen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die genannte MRS L<strong>in</strong>ie bei 1.28 ppm<br />

sche<strong>in</strong>t we<strong>der</strong> spezifisch für neuronale noch für Vorläuferzellen an<br />

sich zu se<strong>in</strong>. Zudem ist das Signal bei neuronalen Vorläuferzellen<br />

(zum<strong>in</strong>destens bei <strong>in</strong>-vitro Versuchen) auch abhängig von den Kulturbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Trotz allem könnte sich diese L<strong>in</strong>ie als Biomarker<br />

für den Neurogenese-Umsatz untersuchter Hirnregionen erweisen,<br />

allerd<strong>in</strong>gs wären weitere Biomarker zur Erhöhung <strong>der</strong> Spezifität<br />

und Sensitivität ausserordentlich hilfreich.<br />

004<br />

Neurogenese bei psychiatrischen Störungen: Daten von Patienten<br />

Andreas Reif (Universität Würzburg, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

D. Olmes, A. Schmitt, P. Falkai, K.-P. Lesch, A. Schmitt<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten Jahren wurde dem Phänomen <strong>der</strong> „adulten<br />

Neurogenese“, also dem Mechanismus, dass im „erwachsenen“,<br />

adulten Gehirn von Säugetieren neue Neurone gebildet werden, zunehmend<br />

mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Zeitlebens entstehen<br />

vorwiegend im Gyrus dentatus des Hippocampus und <strong>der</strong> Subventrikulärzellschicht<br />

aus neuralen Stammzellen neue Zellen, die sich<br />

überwiegend als funktionsfähige Neurone <strong>in</strong> bestehende neuronale<br />

Netzwerke strukturell <strong>in</strong>tegrieren. Die physiologische Rolle <strong>der</strong><br />

adulten Neurogenese ist noch nicht abschließend geklärt, umfasst<br />

jedoch wahrsche<strong>in</strong>lich die Regulation komplexer Lernvorgänge.<br />

Pathophysiologisch wurde e<strong>in</strong>e Dysregulation <strong>der</strong> adulten Neurogenese<br />

als wichtig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entstehung depressiver Störungen angesehen,<br />

und damit verbunden wurde e<strong>in</strong>e Rolle <strong>der</strong> adulten Neurogenese<br />

im Wirkmechanismus von Antidepressiva postuliert. Diese<br />

„Neurogenese-Hypothese“ <strong>der</strong> Depression wird jedoch <strong>in</strong> letzter<br />

Zeit kontrovers diskutiert.<br />

Methode: Bislang existiert lediglich e<strong>in</strong>e postmortem-Studie an<br />

humanen Gehirnen; <strong>in</strong> dieser wurden die Gehirne von je 15 psychiatrisch<br />

Gesunden, 15 unipolar-depressiven, 15 bipolar-affektiven<br />

und 15 schizophrenen Patienten untersucht. Es wurde jedoch ke<strong>in</strong>e<br />

Reduktion <strong>der</strong> Stammzellproliferation bei depressiven Erkrankun-<br />

gen gefunden. Im Gegensatz dazu zeigte sich e<strong>in</strong>e Reduktion <strong>der</strong><br />

Stammzellproliferation bei schizophrenen Psychosen, was e<strong>in</strong>e<br />

„Neurogenese-Hypothese <strong>der</strong> Schizophrenie“ nahe legt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In e<strong>in</strong>er Folge-Studie wurde nun versucht,<br />

diesen Befund an e<strong>in</strong>em unabhängigen Kollektiv zu replizieren.<br />

Es zeigte sich erneut e<strong>in</strong>e Reduktion <strong>der</strong> Stammzellproliferation<br />

im Gehirn verstorbener schizophrener Patienten, wobei dieser<br />

Befund allerd<strong>in</strong>gs angesichts <strong>der</strong> Heterogenität des Studienkollektivs<br />

kontrovers zu diskutieren ist. Dennoch ist die „Neurogenese-<br />

Hypothese <strong>der</strong> Schizophrenie“ <strong>in</strong> Zusammenschau aller postmortem-,<br />

genetischen und tierexperimentellen Studien nach wie vor<br />

hochrelevant und sollte <strong>in</strong> weiteren Kollektiven überprüft werden.<br />

Dies unterstreicht die Wichtigkeit von standardisierten, multizentrischen<br />

Hirnbanken für die biologisch-psychiatrische Forschung.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Raum 42<br />

FW-015 Forschungsworkshop<br />

Genetisch determ<strong>in</strong>ierte Endophänotypen <strong>der</strong> Alkoholabhängigkeit<br />

Vorsitz: T. Hillemacher (Hannover), S. Bleich (Hannover)<br />

001<br />

Epistasis und alkoholismus-bezogene Endophänotypen: Neues<br />

zur Genetik <strong>der</strong> Alkoholabhängigkeit<br />

Ulrich Preuss (Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität, Psychiatrie, Halle)<br />

M. Rid<strong>in</strong>ger, D. Rujescu, J. Samochowiec, C. Fehr, G. Koller, M. Soyka,<br />

P. Zill<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Alkoholabhängigkeit ist e<strong>in</strong>e Erkrankung, die von<br />

komplexen genetischen Faktoren bee<strong>in</strong>flusst wird, die auch epistatische<br />

Effekte von genetischen Varianten umfassen. Rund 50 % des<br />

Phänotyps werden von genetischen Faktoren bestimmt. Verschiedene<br />

Forschungsansätze weisen auf die Bedeutung des GABAergen<br />

und Glutamatergen Systems sowie alkoholmetabolisieren<strong>der</strong> Fermente<br />

beim Entstehen, <strong>der</strong> Aufrechterhaltung und den Verlauf <strong>der</strong><br />

Alkoholabhängigkeit h<strong>in</strong>. Ziel dieser Studie ist es, nicht nur die Assoziationen<br />

zwischen Alkoholabhängigkeit und genetischen Varianten<br />

aufzuzeigen son<strong>der</strong>n <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf mögliche epistatische<br />

Effekte e<strong>in</strong>zugehen.<br />

Methode: Mehr als 2000 Alkoholabhängige von 4 verschiedenen<br />

Behandlungszentren wurden <strong>in</strong> die Studie e<strong>in</strong>geschlossen und umfangreich<br />

h<strong>in</strong>sichtlich ihrer kl<strong>in</strong>ischen Eigenschaften mit validierten<br />

Instrumenten untersucht. Genetische Varianten <strong>der</strong> GABA-A<br />

Rezeptoruntere<strong>in</strong>heit GABRA2, des Glutamatrezeptors NMDA<br />

und <strong>der</strong> Azetaldehydehydrogenase ADH4 wurden untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Neben signifikanten Assoziationen ergaben<br />

sich epistatische Effekte dieser Varianten für die Alkoholabhängigkeit.<br />

Diese Ergebnisse erlauben nicht nur mehr E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong><br />

die genetischen H<strong>in</strong>tergründe <strong>der</strong> Alkoholabhängigkeit son<strong>der</strong>n<br />

erlauben auch mögliche Ansätze für Prävention und Therapie.<br />

002<br />

Genetische Determ<strong>in</strong>anten des Dopam<strong>in</strong>systems: E<strong>in</strong>e [18F]-Fallyprid<br />

PET Studie<br />

Christoph Fehr (Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

N. Bernow, M. Rietschel, I. Yakushev, H. G. Buchholz, M. Schreckenberger,<br />

N. Dahmen, G. Grün<strong>der</strong>, I. Vernaleken<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das mesolimbische dopam<strong>in</strong>erge Belohnungssystems<br />

(„Rewardsystem“) mit se<strong>in</strong>en von <strong>der</strong> ventralen Mittelhirnhaube<br />

(Ventrales tegmentales Areal, VTA) zur Amygdala, zum ventralen<br />

Pallidum (VP), zum Nucleus accumbens und zum präfrontalen<br />

319


Topic 13 G Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie // Neurobiology, neurogenetics, epidemiology<br />

Kortex ziehenden Projektionen stellt e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> wichtigsten neurobiologischen<br />

Systeme dar, welches bei e<strong>in</strong>er Reihe neuropsychiatrischer<br />

Störungen, wie Abhängigkeitserkrankungen und ADHS und<br />

bei normalen Prozessen wie Lernen und Belohnungsaufschub e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Rolle e<strong>in</strong>nimmt. Ziel dieser Studie war es, den E<strong>in</strong>fluss bekannter<br />

genetischer Varianten <strong>der</strong> Genen für die Catechol-O-Methyltransferase<br />

(COMT), Dopa Decarboxylase (DDC), den Dopam<strong>in</strong>rezeptoren<br />

DRD 2 und DRD 4, sowie dem Dopam<strong>in</strong>transporters<br />

(DAT) auf die striatale und extrastriatale Dopam<strong>in</strong> D2-Rezeptorverfügbarkeit<br />

zu untersuchen.<br />

Methode: Bei 33 Probanden wurde mit Hilfe <strong>der</strong> Positronen-Emissions-Tomographie<br />

und [18F]- Fallyprid als Radiotracer striatale<br />

und extrastriatale Dopam<strong>in</strong>rezeptoren quantifiziert. S<strong>in</strong>gle Nucleotide<br />

Polymorphisms (SNPs) <strong>in</strong> den oben genannten Kandidatengenen<br />

wurden mit Hilfe von MALDI-TOFF Massenspektroskopie,<br />

Variable Number of Tandem Repeat Polymorphism (VNTRs) wurden<br />

mit Hilfe spezieller PCR-RFLPs genotypisiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Genetische Varianten <strong>in</strong> den Dopam<strong>in</strong>rezeptorgene<br />

DRD2 und DRD4 zeigten ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die striatale<br />

und extrastriatale Dopam<strong>in</strong> D2/D3- Rezeptorverfügbarkeit.<br />

Homozygote COMT MET158-Allel Träger zeigten e<strong>in</strong>e erhöhte<br />

Dopam<strong>in</strong> D2- Rezeptorverfügbarkeit <strong>in</strong> striatalen und extrastriatalen<br />

Regionen im Vergleich zu COMT VAL158-Allel Trägern. Auch<br />

DAT und DDC Gen-Varianten verän<strong>der</strong>ten die Dopam<strong>in</strong> D2/D3-<br />

Rezeptorverfügbarkeit <strong>in</strong> striatalen Regionen. Unsere Ergebnisse<br />

unterstützen damit die Hypothese, dass genetische Varianten <strong>in</strong><br />

zentralen Molekülen des Dopam<strong>in</strong>systems die postsynaptische<br />

Funktion des mesolimbischen dopam<strong>in</strong>ergen Belohnungssystems<br />

verän<strong>der</strong>n und krankheitspezifische Prozesse bee<strong>in</strong>flussen können.<br />

003<br />

Hat <strong>der</strong> BDNF Val66Met – Polymorphismus auch e<strong>in</strong>e Bedeutung<br />

bei Alkoholabhängigkeit?<br />

Marc Muschler (Mediz<strong>in</strong>. Hochschule Hannover, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

004<br />

Sexualhormone und Alkoholabhängigkeit: Triplet-Repeat im Bereich<br />

des Androgenrezeptors bee<strong>in</strong>flusst Crav<strong>in</strong>g im Alkoholentzug<br />

Bernd Lenz (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Erlangen, Molekulare Neurobiologie)<br />

H. Friel<strong>in</strong>g, A. Jacobi, T. Hillemacher, M. Muschler, K. Watson, J.<br />

Kornhuber, S. Bleich<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die gonadale Wirkung von Alkohol ist gut untersucht.<br />

Sowohl akuter als auch chronischer Konsum senkt Testosteron im<br />

Serum. Bei Männern führt chronische Applikation kl<strong>in</strong>isch zu Hypogonadismus,<br />

Fertilitätsstörung und Fem<strong>in</strong>isierung. Der E<strong>in</strong>fluss<br />

von Sexualhormonen und <strong>der</strong>en genetische Determ<strong>in</strong>anten auf<br />

den Alkoholentzug selbst ist jedoch bisher nur wenig beforscht. In<br />

<strong>der</strong> kodierenden Sequenz des Androgenrezeptors bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong><br />

funktionell bedeutsamer Tr<strong>in</strong>ukleotidrepeat (CAG). Dieser reguliert<br />

die Interaktion zwischen Rezeptor und aktivierenden Sexualhormonen.<br />

Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Studie war es, den E<strong>in</strong>fluss dieses<br />

Polymorphismus auf die Pathogenese von Alkoholabhängigkeit,<br />

Entzug und Crav<strong>in</strong>g zu untersuchen.<br />

Methode: In die Studie wurden 112 männliche Patienten, die<br />

zur stationären Entgiftung aufgenommen wurden, e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Crav<strong>in</strong>g wurde mit <strong>der</strong> Obsessive Compulsive Dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g Scale<br />

(OCDS) am Tag <strong>der</strong> stationären Aufnahme, sowie nach sieben Tagen<br />

stationärer Alkoholentzugsbehandlung erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> l<strong>in</strong>earen Regressionsanalyse<br />

(schrittweise vorwärts) zeigen bei stationärer Aufnahme sowohl<br />

totales als auch obsessives Crav<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e signifikant negative Korre-<br />

320<br />

lation mit <strong>der</strong> Repeatlänge des Androgenrezeptors (OCDS-to:<br />

R = 0.229, R2 = 0.053, korrigiertes R2 = 0.044; ANOVA, F = 5.992,<br />

p = 0.016; OCDS-ob: R = 0.241, R2 =0.058, korrigiertes R2 = 0.049;<br />

ANOVA, F = 6.659, p = 0.011). An<strong>der</strong>e Variablen (Alter, tägliche<br />

Ethanolaufnahme, lebenslage Ethanolaufnahme, BMI, Intoxikationszustand)<br />

zeigten ke<strong>in</strong>en signifikanten E<strong>in</strong>fluss. H<strong>in</strong>sichtlich<br />

Repeatlänge ergab sich im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe<br />

ke<strong>in</strong> signifikanter Unterschied. Die Studie hatte ausreichend Power,<br />

um e<strong>in</strong>en Unterschied von m<strong>in</strong>destens 1.7 Repeats zwischen beiden<br />

Gruppen aufzudecken (1-ß=0.8). Der Androgenrezeptor wird<br />

im Hippocampus ähnlich stark exprimiert wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prostata, was<br />

se<strong>in</strong>e zentralnervöse Bedeutung unterstreicht. Zudem <strong>in</strong>duziert die<br />

Injektion von Testosteron <strong>in</strong> den Nucleus accumbens im Tiermodell<br />

Belohnungslernen. Unsere Ergebnisse deuten darauf h<strong>in</strong>, dass<br />

e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Anzahl von untersuchten Repeats Crav<strong>in</strong>g im Alkoholentzug<br />

verstärkt und e<strong>in</strong>e große Anzahl h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong>en Schutzfaktor<br />

darstellen könnte. Die Bedeutung von Sexualhormonen und<br />

ihrer genetischen Regulation für Alkoholabhängigkeit sche<strong>in</strong>t zum<br />

heutigen Zeitpunkt unterschätzt.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Raum 43<br />

FW-017 Forschungsworkshop<br />

Angst verlernen – neurobiologische Grundlagen psychotherapierelevanter<br />

Prozesse<br />

Vorsitz: H. Walter (Bonn), R. Kalisch (Hamburg)<br />

001<br />

Neurobiologische Grundlagen <strong>der</strong> Ext<strong>in</strong>ktion<br />

Raffael Kalisch (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Eppendorf, Inst. f. System.<br />

Neurowiss., Hamburg)<br />

Die Verhaltenstherapie ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wenigen rationalen Therapieformen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie und folgt grundlegenden Erkenntnissen <strong>der</strong><br />

Verhaltensforschung über die anxiolytische Wirkung des Konfrontationspr<strong>in</strong>zips.<br />

Daher s<strong>in</strong>d Laborstudien zur Ext<strong>in</strong>ktion auch heute<br />

noch relevant für die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Therapie. Nach e<strong>in</strong>er<br />

kurzen E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Grundbegriffe von Ext<strong>in</strong>ktionslernen,<br />

-konsolidierung und -wie<strong>der</strong>abruf werden Erkenntnisse aus <strong>der</strong><br />

Tier- und Humanforschung zu den beteiligten neuronalen Schaltkreisen<br />

und Transmittersystemen beleuchtet. E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />

spielen GABAerge <strong>in</strong>hibitorische Mechanismen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Amygdala und die kontextabhängige Abspeicherung von Ext<strong>in</strong>ktionsgedächtnissen<br />

im ventromedialen präfrontalen Kortex, unter<br />

Beteiligung von NMDA-Rezeptoren. Erste, auf diesen Erkenntnissen<br />

fussende Studien zur pharmakologischen Verstärkung <strong>der</strong> Verhaltenstherapie<br />

werden vorgestellt. Neben neurobiologischen Ansätzen<br />

kann auch die re<strong>in</strong>e Manipulation von Verhaltensparametern<br />

die Ext<strong>in</strong>ktion von Furcht verbessern. Bahnbrechende jüngste Ergebnisse<br />

aus <strong>der</strong> Tierforschung weisen neue Wege für die Therapieforschung.<br />

002<br />

Reduktion von Angstverhalten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mausmodell <strong>der</strong> PTSD<br />

Carsten Wotjak (MPI für Psychiatrie, München)


Topic 13 G Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie // Neurobiology, neurogenetics, epidemiology<br />

003<br />

Genetische Varianten des endogenen Opiodsystems und ihr E<strong>in</strong>fluss<br />

auf das Ext<strong>in</strong>ktionslernen: E<strong>in</strong>e Imag<strong>in</strong>g-Genetics Studie<br />

Susanne Erk (Universität Bonn, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie Mediz<strong>in</strong>ische<br />

Psychologie)<br />

A. Bilkei-Gorzo, L. Scheef, H. Boecker, A. Zimmer, H. Walter<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die meisten Lebewesen verfügen über e<strong>in</strong> fest verdrahtetes<br />

Furchtsystem, das phylogenetisch alte Strukturen wie die<br />

Amygdala umfasst, die e<strong>in</strong>e zentrale Rolle für die Entdeckung von<br />

Gefahren und das Erlernen schneller Reiz-Reaktionsmuster spielt.<br />

E<strong>in</strong>e große Anzahl von Studien zur Furchtkonditionierung – e<strong>in</strong><br />

gut etabliertes Modell für Furchtlernen – zeigt starke Ähnlichkeiten<br />

<strong>in</strong> Verhalten und dessen neuronalen Grundlagen über Spezies h<strong>in</strong>weg.<br />

Basierend auf tierexperimentellen Befunden geht man darüber<br />

h<strong>in</strong>aus davon aus, dass e<strong>in</strong>e Hemmung <strong>der</strong> Amygdala durch<br />

den ventromedialen Kortex, das humane Korrelat des <strong>in</strong>fralimbischen<br />

Kortex bei Nagern, die Ext<strong>in</strong>ktion <strong>der</strong> konditionierten<br />

Furcht reaktion bewirkt Das Peptid Dynorph<strong>in</strong> gehört (wie auch<br />

β-Endorph<strong>in</strong> und Enkephal<strong>in</strong>) zu den endogenen Opioiden und<br />

b<strong>in</strong>det vornehmlich an κ-Rezeptoren. Dynorph<strong>in</strong> wird <strong>in</strong> Amygdala,<br />

Hippocampus und im Hypothalamus gebildet und vermittelt<br />

unter an<strong>der</strong>em die dysphorische Komponente von Stress. E<strong>in</strong>e im<br />

Rahmen des vorgestellten Projekts durchgeführte Untersuchung an<br />

Nagern konnte zeigen, dass Tiere bei denen gezielt das Gen für Prodynorph<strong>in</strong><br />

„ausgeschaltet“ wurde, e<strong>in</strong>e schlechtere Ext<strong>in</strong>ktionsrate<br />

bei <strong>der</strong> Furchtkonditionierung aufwiesen als Wildtypen. Diese Unterschiede<br />

zeigten sich speziell während <strong>der</strong> späten Ext<strong>in</strong>ktionsphase.<br />

Methode: In Anlehnung an die erhobenen tierexperimentellen Befunde<br />

wurde im Humanexperiment untersucht, <strong>in</strong>wiefern sich die<br />

im Tierexperiment nachweisbare genetische Variabilität bei <strong>der</strong><br />

Furchtext<strong>in</strong>ktion auch beim Menschen f<strong>in</strong>det.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Ähnlich den tierexperimentellen Befunden<br />

zeigen Träger e<strong>in</strong>er bestimmten genetischen PDYN-Variante<br />

sowohl e<strong>in</strong>e verstärkte Konditionierungreaktion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Amygdala<br />

als auch e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Ext<strong>in</strong>ktion dieser konditionierten Reaktion.<br />

E<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf den zugrundeliegenden Mechanismus liefern<br />

Konnektivitätsanalysen, die zeigen, dass die funktionelle Konnektivität<br />

zwischen Amygdala und vemtromedialem Kortex während<br />

<strong>der</strong> Ext<strong>in</strong>ktionsphase <strong>in</strong> dieser Gruppe signifikant verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t ist.<br />

Die hier präsentierten Befunde weisen auf neurogenetische Mechanismen<br />

von Furchtlernen und Furchtext<strong>in</strong>ktion über Spezies h<strong>in</strong>weg<br />

h<strong>in</strong>.<br />

004<br />

Die Bedeutung von Vermeidungsverhalten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ätiologie <strong>der</strong> Panikstörung<br />

Alfons Hamm (Universität Greifswald, Inst. für Psychologie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Während Furchtreaktionen durch explizit bedrohliche<br />

Reize (entwe<strong>der</strong> externale o<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternale Reize) ausglöst werden<br />

und durch zunehmende zeitliche o<strong>der</strong> räumliche Nähe ansteigt<br />

und sofort beendet ist, wenn <strong>der</strong> bedrohliche Reiz verschw<strong>in</strong>det,<br />

werden Angstreaktionen durch die Antizipation potentiell bedrohlicher<br />

Reize aktiviert.<br />

Methode: In <strong>der</strong> hier vorgestellten Studie wurden 369 Patienten<br />

mit Panikstörung und Agoraphobie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em standardisierten Vermeidungstest<br />

untersucht. In diesem Test wurden die Patienten<br />

gebeten, nach e<strong>in</strong>er Antizipationsphase von 10 M<strong>in</strong>uten, sich für<br />

10 M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em engen dunklen Raum aufzuhalten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 68 % <strong>der</strong> Patienten blieben die gesamte<br />

Zeit von 10 M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> dem engen Raum. 20,5 % <strong>der</strong> Patienten ergriff<br />

nach durchschnittlich vier M<strong>in</strong>uten die Flucht. Diese Patienten<br />

zeigten sowohl bei den subjektiven, als auch bei den physiologischen<br />

Werten die stärksten Angstreaktionen. 11,5 % <strong>der</strong> Patienten<br />

vermied es, den Raum zu betreten. Die physiologischen Anzeichen<br />

von Angst waren bei dieser Gruppe sehr ger<strong>in</strong>g. Demgegenüber<br />

traten bei 34 % <strong>der</strong> Patienten trotz <strong>in</strong>tensiver Angstreaktionen ke<strong>in</strong>e<br />

Flucht- o<strong>der</strong> Vermeidungsreaktionen auf. Ob diese Patienten –<br />

wie theoretisch zu vermuten – am besten von Expositionstherapie<br />

profitieren, wird zur Zeit ausgewertet.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 22<br />

FV-010 Sitzung Freier Vorträge<br />

Hormone <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Vorsitz: T. Pollmächer (Ingolstadt), H. Himmerich (Leipzig)<br />

001<br />

E<strong>in</strong>fluss von Testosteron auf neuronale und Verhaltenskorrelate<br />

von Aggression und Impulsivität<br />

Christ<strong>in</strong>a Pawliczek (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

E. Seidel, B. Derntl, U. Habel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Zusammenhang zwischen Testosteron und aggressivem<br />

Verhalten bleibt <strong>in</strong> Studien am Menschen bisher relativ<br />

unklar. Allerd<strong>in</strong>gs mehren sich Befunde, die e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zwischen<br />

Sexualhormonen und emotionalen Fähigkeiten auf Verhaltensebene<br />

und neuronaler Aktivierung (Derntl et al., 2009) nachweisen<br />

konnten. Bezüglich dem E<strong>in</strong>fluss von Sexualhormonen auf<br />

impulsives und aggressives Verhalten sowie <strong>der</strong>en neuronale Korrelate<br />

fehlen diese Erkenntnisse allerd<strong>in</strong>gs komplett.<br />

Methode: Daher werden <strong>in</strong> dieser fMRT-Studie 40 männliche<br />

Studenten untersucht, die aufgrund ihrer Werte auf e<strong>in</strong>er Impulsivitätsskala<br />

(BIS-11) und e<strong>in</strong>em Aggressionsfragebogen (AQ) e<strong>in</strong>er<br />

hohen (HA) und e<strong>in</strong>er niedrigen (NA) Aggressivitäts- / Impulsivitätsgruppe<br />

zugeteilt wurden. Zur Bestimmung des aktuellen Hormonstatus<br />

wurde den Probanden e<strong>in</strong>e Blutprobe entnommen.<br />

Während <strong>der</strong> fMRT Messung wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em emotionalen Impulsivitätsparadigma<br />

(Stopp Signal Test; SST) die BOLD Antwort gemessen,<br />

um Rückschlüsse auf Gehirnregionen ziehen zu können,<br />

die an <strong>der</strong> Verarbeitung von Aggression / Impulsivität beteiligt s<strong>in</strong>d.<br />

Außerdem wird bei den Probanden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Anagrammtest mit<br />

lösbaren und unlösbaren Stimuli e<strong>in</strong>e frustrierte beziehungsweise<br />

hilflose Stimmung erzeugt und <strong>der</strong>en zugrundeliegenden neuronalen<br />

Netzwerke bestimmt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Vorläufige Ergebnisse deuten darauf h<strong>in</strong>,<br />

dass sich die HA im Vergleich zur NA Gruppe durch e<strong>in</strong>e schlechtere<br />

Performanz im SST sowie durch gesteigerte Aktivierungen <strong>in</strong><br />

Gehirnregionen auszeichnet, die mit Impulsivität <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

gebracht werden können (z. B. Präfrontal- und mittlerer Frontalkortex).<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus zeigt die HA Gruppe e<strong>in</strong>e höhere Aktivierung<br />

<strong>in</strong> limbischen Regionen während <strong>der</strong> Bearbeitung <strong>der</strong> unlösbaren<br />

Anagramme. Außerdem zeigen sich positive Korrelationen<br />

zwischen den neuronalen Aktivierungsunterschieden, die Aggressivität<br />

und Impulsivität zugrunde liegen, und den Testosteronwerten.<br />

Erstmalig konnte nun mit dieser Studie e<strong>in</strong> Zusammenhang<br />

zwischen Impulsivität und Frustration und dem Testosteronspiegel<br />

mithilfe <strong>der</strong> fMRT festgestellt werden. Hieraus können Ergebnisse<br />

auf die zugrundeliegende Neuro(patho)logie von aggressivem Verhalten<br />

gezogen werden, die <strong>in</strong> Folgestudien mit kl<strong>in</strong>ischen Gruppen,<br />

u.a. Psychopathen und schizophrene Gewalttäter, weiter beleuchtet<br />

werden können und somit hohe kl<strong>in</strong>ische Relevanz<br />

besitzen. Danksagung: Diese Studie wird unterstützt vom Internationalen<br />

Graduiertenkolleg (IRTG 1328, DFG) sowie <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Fakultät <strong>der</strong> RWTH Aachen (START 690811).<br />

321


Topic 13 G Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie // Neurobiology, neurogenetics, epidemiology<br />

002<br />

E<strong>in</strong>fluss des Oxytoc<strong>in</strong>-Rezeptorgens auf E<strong>in</strong>samkeit, Affekte und<br />

Intelligenz<br />

Michael Lucht (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Universität Greifswald, Stralsund)<br />

S. Barnow, C. Sonnenfeld, A. Rosenberger, H. J. Grabe, W. Schrö<strong>der</strong>,<br />

H. J. Freyberger, D. Rosskopf<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das oxytonerge System spielt e<strong>in</strong>e zentrale Rolle für die<br />

Regulation von sozialer B<strong>in</strong>dung, E<strong>in</strong>samkeit, Vertrauen, Stress,<br />

Affekten und Kognition. E<strong>in</strong>ige kürzlich publizierte Befunde deuten<br />

auf Assoziationen von Varianten des Oxytoc<strong>in</strong>-Rezeptorgens<br />

(OXTR) mit Attachment-Variablen und Intelligenz <strong>in</strong> verschiedenen<br />

diagnostischen Gruppen h<strong>in</strong>.<br />

Methode: E<strong>in</strong>e mögliche Assoziation von Oxytoc<strong>in</strong> OXTR rs53576,<br />

rs2254298, rs2228485 und positivem/negativem Affekt (PANAS),<br />

E<strong>in</strong>samkeit (UCLA Lonel<strong>in</strong>ess scale) sowie Attachment wurde bei<br />

285 gesunden Erwachsenen überprüft; außerdem <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluß <strong>der</strong><br />

genannten SNPs auf Intelligenz (117 Jugendliche, Normalprobanden).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Probanden mit dem Oxytoc<strong>in</strong> OXTR<br />

rs53576 A/A Genotyp zeigten niedrigere Werte für positiven Affekt<br />

(F=5.532, df=1; p=0.019). Dieser Effekt war beschränkt auf Männer<br />

(F=13.098, df=1; p=0.00047). Haplotypen aus den 3 Markern waren<br />

mit positivem Affekt (p=0.0012), negativem Affekt (p


Topic 13 G Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie // Neurobiology, neurogenetics, epidemiology<br />

mnestischen Funktionen erfolgt anhand des „Inventars zur Gedächtnisdiagnostik“<br />

(IGD, Testmodul A), welches im mittleren bis<br />

hohen Leistungsbereich differenziert. Erhoben werden zeitliche<br />

und <strong>in</strong>haltliche Dimensionen sowie verarbeitungsspezifische Gedächtnisprozesse.<br />

Die statistische Auswertung erfolgt deskriptiv<br />

und analytisch.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zu erwarten s<strong>in</strong>d Erkenntnisse, die zu<br />

e<strong>in</strong>em besseren wissenschaftlichen Verständnis <strong>der</strong> Genotyp-<br />

Endophänotyp-Assoziationen im Falle e<strong>in</strong>es erhöhten Alzheimer-<br />

Risikos beitragen können.<br />

002<br />

Polymorphismen im PDE4D Gen und menschliches Gedächtnis<br />

Lieven Schenk (Psychologisches Institut Basel, Molekulare Psychologie,<br />

Re<strong>in</strong>ach, Schweiz)<br />

J. C. Sigmund, A. Müller, K.-D. Huynh, P. Demoug<strong>in</strong>, D. J.-F. de<br />

Querva<strong>in</strong>, A. Papassotiropoulos<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die cAMP-spezifische Phosphodiesterase 4D (PDE4D)<br />

ist e<strong>in</strong> komplexes Gen mit m<strong>in</strong>destens 9 Isoformen, welche funktionale<br />

Prote<strong>in</strong>e enkodieren. E<strong>in</strong>ige kürzlich veröffentlichte Untersuchungen<br />

zeigen e<strong>in</strong>en Zusammenhang zwischen PDE4D Polymorphismen<br />

und Neurotizismus (Heck et al., 2008; Shifman et al.,<br />

2008). Dieser Persönlichkeitsfaktor ist mit verbessertem Abruf<br />

aversiver Wörter (Rijsdijk et al., 2009) sowie negativer Gedächtnis<strong>in</strong>halte<br />

assoziiert (Rust<strong>in</strong>g, 1999). In Mäusen sche<strong>in</strong>t PDE4D für<br />

Gedächtnisprozesse e<strong>in</strong>e wichtige Rolle zu spielen (Rutten et al.,<br />

2008). Wir untersuchten die Assoziation von Polymorphismen<br />

(s<strong>in</strong>gle nucleotide polymorphisms, SNPs) im PDE4D mit episodischer<br />

Gedächtnisleistung.<br />

Methode: 771 junge, gesunde Probanden nahmen an e<strong>in</strong>em Gedächtnistest<br />

teil, <strong>in</strong> dem ihnen Blöcke von 5 Wörtern präsentiert<br />

wurden, die von unterschiedlicher emotionaler Valenz waren (positiv,<br />

neutral und negativ). Die Probanden wurden zu drei Zeitpunkten<br />

gebeten, die Wörter aus dem Test zu er<strong>in</strong>nern: unmittelbar<br />

nach jedem Wörterblock (immediate recall), sowie unangekündigt<br />

5 M<strong>in</strong>uten später (short delay recall) und 24 Stunden später (24h<br />

delayed recall). Mehrere SNPs im PDE4D wurden genotypisiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In e<strong>in</strong>er prelim<strong>in</strong>ären Analyse f<strong>in</strong>den wir<br />

e<strong>in</strong>e Reihe von SNPs, die signifikant mit <strong>der</strong> Gedächtnisleistung für<br />

verschiedene Valenzen (positiv, neutral, negativ) an verschiedenen<br />

Abrufzeitpunkten assoziiert s<strong>in</strong>d. Diese Assoziationssignale weisen<br />

auf e<strong>in</strong>e Rolle von PDE4D <strong>in</strong> Gedächtnisprozessen h<strong>in</strong>.<br />

003<br />

Der E<strong>in</strong>fluss des Catechol-O-Methyltransferase (COMT)- Gens auf<br />

das Arbeitsgedächtnis<br />

Stephanie Tresch (Institut für Psychologie, Molecular Psychology,<br />

Basel, Schweiz)<br />

J. C. Sigmund, A. Müller, K.-D. Huynh, P. Demoug<strong>in</strong>, D. J.-F. de<br />

Querva<strong>in</strong>, A. Papassotiropoulos<br />

E<strong>in</strong>leitung: Gedächtnisleistung ist e<strong>in</strong> erblicher Phänotyp mit hoher<br />

<strong>in</strong>ter<strong>in</strong>dividueller Variabilität. Insbeson<strong>der</strong>e das dopam<strong>in</strong>erge<br />

System sche<strong>in</strong>t für präfrontale Prozesse wie z. B. das Arbeitsgedächtnis<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Rolle zu spielen (Landau, Lal et al. 2009).<br />

COMT liegt auf Chromosom 22q11 und enkodiert die Catechol-O-<br />

Methyltransferase. Dieses Enzym baut Dopam<strong>in</strong> aus dem synaptischen<br />

Spalt ab und ist e<strong>in</strong> möglicher Mo<strong>der</strong>ator für präfrontale<br />

Funktionen wie z. B. Arbeitsgedächtnisprozesse (Meyer-L<strong>in</strong>denberg,<br />

Nichols et al. 2006). E<strong>in</strong> gut beschriebener Polymorphismus<br />

ist <strong>der</strong> funktionell relevante Val158Met-Polymorphismus, <strong>der</strong> zu<br />

e<strong>in</strong>em Austausch <strong>der</strong> Am<strong>in</strong>osäure Val<strong>in</strong> (Val) zu Methion<strong>in</strong> (Met)<br />

führt. Die Variante Met / Met geht mit reduzierter Enzymaktivität<br />

und damit mehr verbleibendem Dopam<strong>in</strong> im synaptischen Spalt<br />

e<strong>in</strong>her. Deren Träger zeigen signifikant bessere Gedächtnisleistungen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Arbeitsgedächtnisaufgabe (Aguilera, Barrantes-Vidal<br />

et al. 2008). Fragestellung: Ist <strong>der</strong> Val158Met-Polymorphismus <strong>in</strong><br />

unseren Daten signifikant mit Arbeitsgedächtnisleistung assoziiert?<br />

Gibt es an<strong>der</strong>e Polymorphismen <strong>in</strong> COMT, die mit dem Phänotyp<br />

assoziiert s<strong>in</strong>d?<br />

Methode: 771 junge, gesunde Probanden nahmen an e<strong>in</strong>em Gedächtnistest<br />

teil, <strong>in</strong> dem ihnen Blöcke von 5 Wörtern präsentiert<br />

wurden, die sie unmittelbar nach dem Lesen aufschreiben mussten<br />

(immediate recall). Wir genotypisierten die Probanden für 17 s<strong>in</strong>gle<br />

nucleotide polymorphisms (SNPs) <strong>in</strong> COMT und berechneten<br />

ANOVAs mit SPSS.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Auch unsere Daten unterstreichen die<br />

wichtige Rolle von COMT <strong>in</strong> Arbeitsgedächtnisprozessen. Neben<br />

dem bekannten Val158Met Polymorphismus konnten wir weitere<br />

Polymorphismen identifizieren, die signifikant mit dem Phänotyp<br />

immediate recall assoziiert s<strong>in</strong>d. Um biologische Mechanismen<br />

besser verstehen zu können bedarf es weiterer Studien. So sollte<br />

COMT auch im Kontext an<strong>der</strong>er Gene z. B. durch die Betrachtung<br />

genetischer Netzwerke untersucht werden.<br />

004<br />

Oxidative and antioxidative capacity <strong>in</strong> LPS treated mice<br />

Hans-Willi Clement (Universitaetskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und<br />

Jugendpsychiatrie)<br />

O. Sommer, E. Schulz, E. von Dobschütz, P. Heiser<br />

Introduction: Ischemic / reperfusion <strong>in</strong>jury, <strong>in</strong>flammatory processes<br />

and other oxidative stress enhances the formation of reactive<br />

oxygen species (ROS) and cytok<strong>in</strong>e (IL-6)-production, which <strong>in</strong><br />

turn <strong>in</strong>terferes with vascular tone result<strong>in</strong>g <strong>in</strong> cellular damage and<br />

organ dysfunction. Important is the state of oxidative and antioxidative<br />

capacity, which is predicted by cellular concentrations of<br />

SH-groups, ATP, glucose, lactate) and enzyme activities (glutathione<br />

reductase;GR; glutathione-S.Transferase, GST; myeloperidase,<br />

MPO; NADPHoxidase, NADPHox). Aim of our <strong>in</strong>vestigation were<br />

the changes <strong>in</strong> the antioxidant capacity peripheral as well as <strong>in</strong> the<br />

CNS after peripher <strong>in</strong>duced <strong>in</strong>flammation.<br />

Method: Microdialyse probes were stereotactically implanted <strong>in</strong><br />

the striatum of balb/c mice to measure ROS and IL-6. Bra<strong>in</strong>, aorta<br />

and blood ROS were detected by electron sp<strong>in</strong> resonance spectroscopy<br />

us<strong>in</strong>g CMH as sp<strong>in</strong> label. IL,-6 (blood and bra<strong>in</strong>) and<br />

8-OHdG (ur<strong>in</strong>e) were measured us<strong>in</strong>g commercial kits form MD<br />

and Centaur. Experiments were started with a 2h control period<br />

follow<strong>in</strong>g a 3h LPS (100µg / kg, i.p.) period term<strong>in</strong>ated by euthaniz<strong>in</strong>g<br />

the animals and freez<strong>in</strong>g tissue (bra<strong>in</strong>, liver, lung, heart, pancreas,<br />

kidney and duodenum). Blood born ROS and aorta ROS<br />

were analyzed immediatally.<br />

Discussion / Results: LPS <strong>in</strong>creased significantly ROS release <strong>in</strong> the<br />

striatum, blood born ROS and the formation of ROS <strong>in</strong> aorta.<br />

II-6 is 2fold enhanced <strong>in</strong> the striatum and <strong>in</strong>creased from 7 up to<br />

1850 pg / ml <strong>in</strong> plasma. 8-OHdG is doubled <strong>in</strong> ur<strong>in</strong>e. Antioxidative<br />

SH-group capacity is significant dim<strong>in</strong>ished <strong>in</strong> all tissues and blood.<br />

GR activity <strong>in</strong> some tissue was significantly <strong>in</strong>creased. LPS enhanced<br />

MPO activity up to 8-10 fold, while NADPHox activity were slightly<br />

enhanced. LPS dim<strong>in</strong>ished extracellular glucose <strong>in</strong> bra<strong>in</strong> and<br />

plasma significantly. We here present an <strong>in</strong> vivo method for the<br />

measurement of radical formation <strong>in</strong> the bra<strong>in</strong>. LPS-<strong>in</strong>duced oxidative<br />

stress affects ma<strong>in</strong>ly SH-groups (glutathione) and neuronal<br />

damage is measurable. Glutathione reduction is probably due to<br />

glucose reduction.<br />

323


Topic 13 G Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie // Neurobiology, neurogenetics, epidemiology<br />

005<br />

Influence of exogenous ANP on the nocturnal HPA axis and<br />

sleep <strong>in</strong> healthy man<br />

Cüneyt Demiralay (Universitätskl<strong>in</strong>ik Hamburg, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

H. Jahn, M. Kellner, A. Yassouridis, K. Wiedemann<br />

Introduction: Atrial natriuretic peptide (ANP), orig<strong>in</strong>ally found <strong>in</strong><br />

the cardic atria, is also widespread <strong>in</strong> the CNS, where the correspond<strong>in</strong>g<br />

natriuretic peptide receptors have been predom<strong>in</strong>ately<br />

found <strong>in</strong> the hypothalamus and the pituitary gland. Previous <strong>in</strong>-<br />

vitro and <strong>in</strong>-vivo studies have provided evidence for an <strong>in</strong>hibitory<br />

control of ANP at all regulatory levels of the hypothalamo-pituitary<br />

adrenocortical (HPA) system. In vivo studies <strong>in</strong> man demonstrated<br />

that ANP <strong>in</strong>hibits stimulated pituitary-adrenal secretion dur<strong>in</strong>g<br />

wakefulness. In addition, un<strong>der</strong> normal physiological conditions<br />

pituitary-adrenal activity is synchronized to the sleep-wake cycle<br />

and ANP was supposed to be <strong>in</strong>volved <strong>in</strong> the <strong>in</strong>teraction of the HPA<br />

axis and sleep. To further characterize the role of ANP <strong>in</strong> the regulation<br />

of the HPA axis activity and consecutive sleep regulation, we<br />

<strong>in</strong>vestigated the effects of <strong>in</strong>travenously adm<strong>in</strong>istered ANP <strong>in</strong><br />

healthy men.<br />

Method: To <strong>in</strong>vestigate a possibly different sensitivity of the HPA<br />

axis and sleep regulation to an <strong>in</strong>hibit<strong>in</strong>g modulator dur<strong>in</strong>g the<br />

night period, 8 healthy men received ANP <strong>in</strong>fusions at the beg<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g<br />

of the first and the second half of the night <strong>in</strong> a randomized<br />

s<strong>in</strong>gle-bl<strong>in</strong>ded placebo-controlled design. Sleep was assessed by<br />

polysomnography and blood samples were drawn <strong>in</strong> close <strong>in</strong>tervals<br />

for determ<strong>in</strong>ation of adrenocorticotrop<strong>in</strong>e hormone (ACTH) and<br />

cortisol.<br />

Discussion / Results: ANP did not directly <strong>in</strong>fluence nocturnal<br />

ACTH and cortisol secretion. Interest<strong>in</strong>gly, we observed a clear-cut<br />

<strong>in</strong>crease of ACTH and cortisol secretion after term<strong>in</strong>at<strong>in</strong>g the ANP<br />

<strong>in</strong>fusions which persisted at a significantly elevated level for about<br />

2 hours before return<strong>in</strong>g to basel<strong>in</strong>e values correspond<strong>in</strong>g to placebo<br />

conditions. Sleep-EEG parameters were neither directly affected<br />

by ANP <strong>in</strong>fusions nor by the follow<strong>in</strong>g ANP-<strong>in</strong>duced ACTH and<br />

cortisol secretion. Our f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs, with the presence of such clear-cut<br />

enhancement of the pituitary-adrenal release, <strong>in</strong>dicate a rebound<br />

effect of ANP on HPA secretory activity and further support the<br />

idea that ANP acts as corticotrop<strong>in</strong>-releas<strong>in</strong>g hormone (CRH)-<strong>in</strong>hibit<strong>in</strong>g<br />

factor.<br />

006<br />

Erste Keimbahn-Mutation im Hypocret<strong>in</strong>-Gen (HCRT) bei e<strong>in</strong>em<br />

Patienten mit Narkolepsie, Psychose und Multipler Sklerose<br />

Friedmar Kreuz (Geme<strong>in</strong>schaft für, Humangenetik, Dresden)<br />

J. Wilk, J. Plaschke, A. Bier, S. Reif, L. Lohse, S. Krüger<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bei <strong>der</strong> Narkolepsie handelt es sich um e<strong>in</strong>e Schlafstörung,<br />

die durch Attacken von bee<strong>in</strong>trächtigen<strong>der</strong> Tagesschläfrigkeit<br />

und verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Aufmerksamkeit gekennzeichnet ist. Die normalen<br />

physiologischen Komponenten des REM-Schlafes, <strong>der</strong> Träume<br />

und <strong>der</strong> verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Muskelanspannung s<strong>in</strong>d unterbrochen. Es<br />

besteht e<strong>in</strong>e Assoziation mit den HLA-Genotypen DRB1*1505 und<br />

DQB1*0602. Bei den meisten Patienten f<strong>in</strong>den sich e<strong>in</strong>e Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Hypocret<strong>in</strong>-sezernierenden Neurone im Hypothalamus<br />

und e<strong>in</strong> verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Hypocret<strong>in</strong>spiegel im Liquor. Peyron et al.<br />

(Nat Med, 2000) beschrieben e<strong>in</strong>e heterozygote, de novo Missense-<br />

Mutation im Hypocret<strong>in</strong>- (HCRT-) Gen bei e<strong>in</strong>em Patienten mit<br />

schwerer, ungewöhnlich früh manifester Narkolepsie. Die Autoren<br />

gehen von e<strong>in</strong>em dom<strong>in</strong>ant negativen Effekt dieser Missense-Mutation<br />

aus. Weitere Mutationen s<strong>in</strong>d nicht bekannt. Kürzlich wurde<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er genomweiten Assoziationsstudie (GWAS) <strong>der</strong> erste genetische<br />

Risikofaktor für Narkolepsie identifiziert. Es handelt sich um<br />

den SNP rs1154155 im T-Zell Rezeptor alpha Locus (odds ratio<br />

1.94, 95 % Konfidenz<strong>in</strong>tervall 1.68 – 2.25). In <strong>der</strong> kaukasischen<br />

324<br />

Population f<strong>in</strong>det sich das Risikoallel <strong>in</strong> 23,9 % <strong>der</strong> Gesunden, aber<br />

<strong>in</strong> 38,5 % <strong>der</strong> Narkolepsie-Patienten (Hallmayer et al., Nat Genet,<br />

2009).<br />

Methode: Wir haben das HCRT-Gen bei 23 Narkolepsie-Patienten<br />

mittels Sequenzierung <strong>der</strong> kompletten kodierenden Regionen analysiert.<br />

Die Genotypisierung von rs1154155 erfolgte ebenfalls durch<br />

Sequenzierung. Bei e<strong>in</strong>em Patienten handelte es sich um e<strong>in</strong>en<br />

47jährigen Mann, <strong>der</strong> an e<strong>in</strong>er ausgeprägten Tagesmüdigkeit, Benommenheit<br />

und Gehproblemen leidet. Vor 15 Jahren wurde e<strong>in</strong>e<br />

schizoaffektiven Psychose und vor vier Jahren e<strong>in</strong>e Multiple Sklerose<br />

diagnostiziert. Die HLA-Typisierung bekräftigte den Verdacht<br />

des Vorliegens e<strong>in</strong>er Narkolepsie.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei dem o. g. Patienten wurde im Startcodon<br />

e<strong>in</strong>e heterozygote Basensubstitution nachgewiesen, die zur<br />

Aufhebung <strong>der</strong> Translation führt. Dies ist die zweite beschriebene<br />

und die erste loss-of-function Keimbahnmutation im HCRT-Gen,<br />

die bei e<strong>in</strong>em Patienten mit Narkolepsie nachgewiesen wurde. In<br />

unserer Kohorte fand sich das rs1154155 Risikoallel bei 9 <strong>der</strong><br />

23 Patienten (39,1 %) und somit <strong>in</strong> <strong>der</strong>selben Größenordnung wie<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> GWAS. Interessanterweise war <strong>der</strong> oben beschriebene Patient<br />

mit <strong>der</strong> HCRT-Mutation nicht Träger des Risikoallels.<br />

007<br />

Induktion <strong>der</strong> glialen Glutamat-Transporter EAAT1 und EAAT2 im<br />

Tiermodell <strong>der</strong> per<strong>in</strong>atalen Alkoholexposition<br />

Mathias Z<strong>in</strong>k (Zentral<strong>in</strong>stitut für SG, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Mannheim)<br />

T. Ferbert, P. Seufert, S. Frank, P. Gebicke-Haerter, R. Spanagel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zur neurobiologischen Pathogenese <strong>der</strong> per<strong>in</strong>atalen<br />

Exposition gegenüber Alkohol (PEA) tragen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

glutamatergen und GABAergen Neurotransmission bei. Gerade die<br />

Wie<strong>der</strong>aufnahme von Glutamat aus dem synaptischen Spalt ersche<strong>in</strong>t<br />

verän<strong>der</strong>t, und die glialen Glutamattransporter EAAT1 und<br />

EAAT2 (exciatory am<strong>in</strong>o acid transporter) zeigten sich <strong>in</strong>duziert,<br />

wenn organotypische Gewebe-Kulturen des frontalen Neokortex<br />

<strong>der</strong> neugeborenen Ratte mit Ethanol behandelt wurden. Diese Befunde<br />

sollten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> vivo-Modell verifiziert und validiert werden.<br />

Methode: Trächtige Wistar-Han Outbred-Ratten wurden <strong>in</strong> Alkohol-Verdampfungskammern<br />

während <strong>der</strong> Gravidität und zusammen<br />

mit den Würfen bis zum Postnataltag P8 exponiert. Dabei<br />

wurden relevante und mit <strong>der</strong> humanen Alkohol<strong>in</strong>toxikation vergleichbare<br />

Serum-Level über 200 mg / dl erreicht. Mittels semiquantitativer<br />

<strong>in</strong> situ-Hybridisierung wurde die Expression von<br />

EAAT1 und EAAT2 im Alter von P8 und nach 5 Monaten erfasst.<br />

An adulten Geschwistertieren <strong>der</strong> behandelten Würfe wurde das<br />

hippocampus-abhängige Lernen mittels Morris-Water-Maze (MWM)<br />

evaluiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die exponierten Tiere zeigten sich <strong>in</strong><br />

Körperlänge und Gewicht signifikant reduziert und damit entwicklungsretardiert.<br />

Die Expression <strong>der</strong> glialen Glutamat-Transporter<br />

EAAT1 und EAAT2 zeigte sich bei P8 und quantitativ eher noch<br />

stärker im Alter von 5 Monaten erhöht <strong>in</strong> verschiedenen hippokampalen,<br />

subkortikalen und kortikalen Regionen. Auf Verhaltensebene<br />

konnten ferner mittels MWM signifikante Defizite im<br />

räumlichen Lernen nachgewiesen werden. Die Ergebnisse dieses<br />

Tiermodells bestätigen die Befunde aus den organotypischen Gewebe-Kulturen<br />

unserer Arbeitsgruppe und stehen im E<strong>in</strong>klang mit<br />

Expressionsstudien an an<strong>der</strong>en PEA-Modellen. Nachfolgende Studien<br />

müssen weitere Parameter glutamaterger und GABAerger<br />

Neurotransmission darstellen und so e<strong>in</strong>en Ausgangspunkt für <strong>in</strong>terventionelle<br />

Studien schaffen.


Topic 13 G Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie // Neurobiology, neurogenetics, epidemiology<br />

008<br />

E<strong>in</strong>fluss von Sequenzvariationen auf die Aktivität <strong>der</strong> sauren<br />

Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase<br />

Cosima Rhe<strong>in</strong> (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Erlangen, Molekulare Neurobiologie<br />

Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

P. Tripal, M. Reichel, C. Mühle, J. Kornhuber<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die saure Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase (ASM) ist e<strong>in</strong> lysosomales<br />

Enzym, das die Hydrolyse von Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong> zu Ceramid und<br />

Phosphorylchol<strong>in</strong> katalysiert. Verän<strong>der</strong>te Aktivität <strong>der</strong> ASM steht<br />

im Zusammenhang mit unterschiedlichen psychiatrischen und<br />

neurologischen Krankheiten. E<strong>in</strong> im Vergleich zu gesunden Personen<br />

erhöhtes ASM-Aktivitätsniveau liegt beispielsweise bei Patienten<br />

vor, die an Depression o<strong>der</strong> Morbus Alzheimer leiden. E<strong>in</strong>e<br />

erniedrigte ASM-Aktivität h<strong>in</strong>gegen wird bei <strong>der</strong> Niemann-Pick-<br />

Krankheit beobachtet und durch Sequenzvariationen verursacht.<br />

Sequenzvariationen, die e<strong>in</strong>e erhöhte ASM-Aktivität bewirken,<br />

s<strong>in</strong>d bislang nicht bekannt.<br />

Methode: Mit dem Ziel, den E<strong>in</strong>fluss von ASM-Sequenzvariationen<br />

auf die katalytische Aktivität des Enzyms zu untersuchen,<br />

wurde e<strong>in</strong> Zellkulturmodell etabliert. In diesem Modell werden<br />

ASM-Varianten exprimiert, die <strong>in</strong> Patienten mit Major Depression<br />

identifiziert wurden. Im Anschluss kann die katalytische Aktivität<br />

und zelluläre Auswirkungen dieser analysiert werden. Validiert<br />

wurde das Zellkulturmodell anhand zweier ASM-Varianten, die<br />

aus Patientenmaterial kloniert wurden. Die Charakterisierung <strong>der</strong><br />

enzymatischen Aktivität, des apoptotischen Potentials und des Phosphorylierungsstatus<br />

dieser Varianten zeigte e<strong>in</strong>deutige Unterschiede.<br />

Diese Unterschiede s<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zelnen Nukleotidaustausch<br />

zurückzuführen. Dementsprechend kann das beschriebene<br />

Modell genutzt werden, weitere, eventuell krankheitsassoziierte<br />

ASM-Sequenzvariationen zu beschreiben und <strong>der</strong>en zellbiologischen<br />

Effekte zu charakterisieren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das präsentierte Zellkulturmodell bietet<br />

die Möglichkeit, zellbiologische Grundlagen e<strong>in</strong>er verän<strong>der</strong>ten<br />

ASM-Aktivität zu untersuchen. Nachdem die ASM-Aktivität im<br />

Zusammenhang mit unterschiedlichsten Krankheiten steht, ist es<br />

erstrebenswert diese Grundlagen aufzuklären. Neue Erkenntnisse<br />

zur Regulation und Auswirkung pathologisch verän<strong>der</strong>ter ASM-<br />

Aktivität bieten die Möglichkeit, neue, spezifisch wirkende Pharmaka<br />

zu entwickeln o<strong>der</strong> die Ursachen für diese verän<strong>der</strong>te Enzymaktivität<br />

zu beseitigen.<br />

009<br />

In vitro-System zur Identifizierung spezifischer Inhibitoren <strong>der</strong><br />

sauren Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase und sauren Ceramidase im Lipidstoffwechsel<br />

Christiane Mühle (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Erlangen, Molekulare Neurobiologie<br />

Psychiatrie)<br />

P. Tripal, M. Reichel, C. Rhe<strong>in</strong>, J. Kornhuber<br />

Sph<strong>in</strong>golipide s<strong>in</strong>d nicht nur e<strong>in</strong> Hauptbestandteil tierischer Zellmembranen<br />

son<strong>der</strong>n als bioaktive Lipide wesentlich an zellulären<br />

Signalwegen beteiligt. Durch Regulation <strong>der</strong> Ceramid- und Sph<strong>in</strong>gos<strong>in</strong>-1-Phosphat-Konzentrationen,<br />

dem Ceramid / S1P-Rheostat,<br />

kontrollieren Enzyme des Lidipstoffwechsels Prozesse wie die Proliferation,<br />

Differenzierung, Zellmigration und Apoptose. Neben<br />

erblichen Lipidspeicherkrankheiten (Niemann-Pick, Farber) sollen<br />

sie auch an <strong>der</strong> Entstehung u. a. psychiatrischer und neurologischer<br />

<strong>Erkrankungen</strong>, z. B. schwerer Depression, Morbus Alzheimer, Morbus<br />

Park<strong>in</strong>son und Multipler Sklerose, beteiligt se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e zentrale<br />

Stellung dabei haben die saure Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase (aSMase), die<br />

Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong> zu Phosphorylchol<strong>in</strong> und Ceramid hydrolysiert, sowie<br />

die saure Ceramidase (aCDase), die das Ceramid wie<strong>der</strong>um zu<br />

Sph<strong>in</strong>gos<strong>in</strong> und Fettsäure abbaut. Bei Patienten mit schwerer Depression<br />

wurde e<strong>in</strong>e erhöhte Aktivität <strong>der</strong> sauren Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase<br />

<strong>in</strong> peripheren Blutzellen gemessen, die sich <strong>in</strong> vitro durch<br />

Behandlung mit Antidepressiva reduzieren ließ. Obwohl weitere<br />

Substanzen als Inhibitoren <strong>der</strong> aSMase o<strong>der</strong> aCDase erkannt o<strong>der</strong><br />

neu synthetisiert werden, fehlt es an systematischen Untersuchungen<br />

zur spezifischen Hemmung. Neuere Studien zeigen sogar, dass<br />

<strong>der</strong> bekannte Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase-Hemmer Desipram<strong>in</strong> manche<br />

Wirkungen nicht über dieses Enzym son<strong>der</strong>n durch e<strong>in</strong>e Aktivitätsverr<strong>in</strong>gerung<br />

<strong>der</strong> aCDase erreicht. Um spezifische Inhibitoren<br />

<strong>der</strong> aSMase und aCDase zu identifizieren, haben wir Assays zur parallelen<br />

Bestimmung <strong>der</strong> Aktivität bei<strong>der</strong> Enzyme mittels fluoreszenzgekoppelter<br />

Substrate und Dünnschichtchromatographie etabliert<br />

und für e<strong>in</strong>e Reihe von Testsubstanzen angewendet. Da die<br />

aCDase <strong>in</strong> vielen Zelll<strong>in</strong>ien im Vergleich zur aSMase nur e<strong>in</strong> deutlich<br />

niedrigeres Aktivitätsniveau erreicht, nutzen wir e<strong>in</strong>e stabil<br />

transfizierte aCDase überexprimierende Zelll<strong>in</strong>ie, die mit verschiedenen<br />

Konzentrationen <strong>der</strong> Pharmaka für unterschiedliche Zeiten<br />

behandelt wird. E<strong>in</strong> weiterführendes Screen<strong>in</strong>g zugelassener Medikamente<br />

soll dazu dienen, <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf beide Enzyme relativ<br />

zu e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu bestimmen und dadurch auch zur Aufklärung <strong>der</strong><br />

Wirkungs- und Regulationsmechanismen beizutragen. Unspezifische<br />

Inhibitoren bei<strong>der</strong> Systeme würden nur über die <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sischen<br />

Aktivitätsunterschiede e<strong>in</strong>e Verschiebung des Ceramid/S1P-Gleichgewichts<br />

erreichen, während über e<strong>in</strong>e spezifische Hemmung <strong>der</strong><br />

aSMase o<strong>der</strong> aCDase dieses <strong>in</strong> die gewünschte Richtung gelenkt<br />

werden könnte.<br />

010<br />

Erhöhte und erniedrigte Aktivität <strong>der</strong> Sauren Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase<br />

Induzieren Apoptose im Zellkulturmodell<br />

Philipp Tripal (Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik, Molekulare Neurobiologie, Erlangen)<br />

M. Reichel, C. Mühle, C. Rhe<strong>in</strong>, J. Kornhuber<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die saure Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase (ASM) ist e<strong>in</strong> Haushaltsenzym<br />

des Fettsäurekatabolismus. Es spaltet Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

Phosphorylchol<strong>in</strong> und das bioaktive Lipid Ceramid. Zahlreiche<br />

Krankheiten wurden bisher beschrieben, die mit verän<strong>der</strong>ter ASM<br />

Aktivität e<strong>in</strong>hergehen. Zu niedrige ASM Aktivität ist die Ursache<br />

von Niemann Pick. Durch Mutationen im ASM Gen kommt es bei<br />

Patienten mit dieser Krankheit zur Anreicherung von Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> den Lysosomen, was pathologische Konsequenz hat. Dieser<br />

Befund bestätigte zunächst die Bedeutung <strong>der</strong> ASM als re<strong>in</strong>es<br />

Haushaltsenzym. Durch Entwicklung sensitiver, biochemischer<br />

Methoden und Durchführung <strong>in</strong>tensiver kl<strong>in</strong>ischer Forschung<br />

wurden mittlerweile unterschiedlichste Krankheiten identifiziert,<br />

die mit e<strong>in</strong>er erhöhten ASM Aktivität e<strong>in</strong>hergehen. Darunter s<strong>in</strong>d<br />

vor allem degenerative Krankheiten wie Alzheimer Demenz, Morbus<br />

Park<strong>in</strong>son, Status Epilepticus, Multiple Sklerose o<strong>der</strong> Alkoholkrankheit.<br />

Interessanter Weise korreliert die ASM Aktivität depressiver<br />

Patienten mit <strong>der</strong> Zunahme ihrer Hamilton Testergebisse.<br />

Zudem bef<strong>in</strong>den sich unter den Antidepressiva viele Substanzen,<br />

welche die ASM-Aktivität hemmen. Krankheitsbil<strong>der</strong> sowie experimentelle<br />

Ergebnisse lassen darauf schließen, dass e<strong>in</strong>e Reduktion<br />

sowie die Erhöhung <strong>der</strong> ASM Aktivität negative, zellbiologische<br />

Konsequenzen hat.<br />

Methode: Zur Bestimmung <strong>der</strong> Auswirkungen e<strong>in</strong>er verän<strong>der</strong>ten<br />

ASM Aktivität, haben wir e<strong>in</strong> Zellkulturmodell entwickelt. In diesem<br />

Modell kann die ASM Aktivität durch Überexpression, siRNA<br />

o<strong>der</strong> pharmakologisch moduliert werden. Das bietet die Möglichkeit<br />

den E<strong>in</strong>fluss erhöhter und erniedrigter ASM Aktivität auf die<br />

Viabilität <strong>der</strong> Zellen zu erforschen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong>e zu starke Hemmung <strong>der</strong> ASM durch<br />

Pharmaka führt zur lysosomalen Akkumulation von Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>,<br />

wie für Niemann Pick Patienten gezeigt. Dementsprechend<br />

konnte im Zellkulturmodell e<strong>in</strong> negativer E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>er zu starken<br />

ASM Hemmung auf die zelluläre Viabilität beobachtet werden.<br />

ASM Überexpression und die dadurch erhöhte ASM-Aktivität <strong>in</strong>-<br />

325


Topic 13 G Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie // Neurobiology, neurogenetics, epidemiology<br />

duziert Apoptose. Diese ASM vermittelte Apoptose, konnte bereits<br />

<strong>in</strong> unterschiedlichen Krankheitsbil<strong>der</strong>n nachgewiesen werden. Erhöhte<br />

und erniedrigte Aktivität <strong>der</strong> sauren Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase haben<br />

pathologische Konsequenzen im Menschen und <strong>in</strong>duzieren<br />

Apoptose im Zellkulturmodell.<br />

011<br />

Modulation <strong>der</strong> kortikalen Erregbarkeit durch Valproat<br />

Matthias Zunhammer (Regensburg)<br />

M. Landgrebe, E. Frank, S. Müller, J. Burger, P. Sand, G. Hajak,<br />

P. Eichhammer, B. Langguth<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Antikonvulsivum Valproat ist e<strong>in</strong>e wichtige pharmakologische<br />

Option <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung bipolarer Störungen und<br />

dabei <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Verlaufsform des „Rapid Cycl<strong>in</strong>g“ (RC). Es<br />

herrscht jedoch nach wie vor Unklarheit über den Wirkungsmechanismus<br />

dieses Medikaments.<br />

Methode: In dieser Studie wurde die Erregbarkeit des motorischen<br />

Kortex mittels Transkranieller Magnetischer Stimulation (TMS)<br />

und <strong>der</strong> Ableitung motorisch evozierter Potentiale (MEPs) vor und<br />

nach Gabe von 800 mg Valproat bei 15 gesunden Probanden gemessen.<br />

Es wurden dazu die TMS Parameter „Rest<strong>in</strong>g Treshold“<br />

(RT), „Cortical Silent Period“ (CSP), „Short Intracortical Inhibition“<br />

(SICI), „Intracortical Facilitation“ (ICF) und „MEP Stimulus<br />

Response“ (MEP-SR) bestimmt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nach Gabe von Valproat zeigt sich für die<br />

MEP S-R e<strong>in</strong>e signifikante Verän<strong>der</strong>ung, die übrigen untersuchten<br />

Parameter bleiben unverän<strong>der</strong>t.. Überraschen<strong>der</strong>weise erhöht Valproat<br />

die mittlere MEP Antwort auf TMS Stimuli verschiedener<br />

Intensität signifikant (p= 0.01). Valproat unterscheidet sich damit<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>fluss auf die Erregbarkeit des Kortex von allen an<strong>der</strong>en<br />

bekannten Antiepileptika, Neuroleptika und Benzodiazep<strong>in</strong>en.<br />

Die Erhöhung <strong>der</strong> MEP deutet darauf h<strong>in</strong>, dass Valproat nach e<strong>in</strong>maliger<br />

Gabe die synaptische Übertragung bee<strong>in</strong>flusst. Ähnliche<br />

Effekte auf die kortikale Erregbarkeit f<strong>in</strong>den sich nach Gabe dopam<strong>in</strong>erger<br />

sowie noradrenerger Substanzen. Inwieweit die beobachtete<br />

Wirkung von Valproat mit <strong>der</strong> antikonvulsiven und stimmungsstabilisierenden<br />

Wirkung im Zusammenhang steht, muss <strong>in</strong><br />

weiteren Studien geklärt werden.<br />

012<br />

Menthol effects <strong>in</strong> patch-clamp record<strong>in</strong>gs on hypothalamic<br />

neurons<br />

Sven Wegner (Universität Marburg, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

B. T. Wollweber, A. Randolf, H. Voigt, H. A. Braun<br />

It is well known that menthol evokes a sensation of cold when applied<br />

to sk<strong>in</strong> or mucosa. From tobacco <strong>in</strong>dustry it is known as an<br />

additive substance <strong>in</strong> cigarettes enhanc<strong>in</strong>g the potential of addiction.<br />

The mechanism by which menthol activates cold receptor<br />

neurons or even modulates higher cognitive functions is still un<strong>der</strong><br />

debate. Beside activation of TRPM8 channels, blockade of Ca2+<br />

currents with reduction of Ca2+ dependent K+ currents have been<br />

discussed. Our whole cell patch-clamp record<strong>in</strong>gs on the GnRH<br />

produc<strong>in</strong>g hypothalamic mouse cell l<strong>in</strong>e GT1-7 demonstrates a<br />

pronounced reduction of an outward K+ current by menthol, which<br />

can not be expla<strong>in</strong>ed by the conventional assumptions about the<br />

action of menthol via TRP channels. Our data po<strong>in</strong>t to a dose dependent<br />

completely reversible <strong>in</strong>hibition of voltage-dependent slow<br />

delayed rectifier K+ channels (IK(DR)). Furthermore the menthol<br />

effect on outward currents is largely <strong>in</strong>dependent of extracellular<br />

Ca2+, which rules out an exclusive <strong>in</strong>volvement of TRP and Ca2+<br />

activated K+ channels. At higher menthol concentrations an additional<br />

block of the IK(A) currents is obta<strong>in</strong>ed, while Na+-currents<br />

rema<strong>in</strong> unaffected. As menthol blocks the DR-type K+ current, it<br />

changes the shape, fir<strong>in</strong>g pattern and function of action potentials.<br />

326<br />

Furthermore it may lead to a AP change from neuronal-like <strong>in</strong>formative<br />

click to a more endocr<strong>in</strong>ological-like or<strong>der</strong> to secrete vesicles<br />

of hormones. While the delayed rectifiers are housekeep<strong>in</strong>g<br />

channels and expressed <strong>in</strong> more or less every neuron <strong>in</strong> different<br />

amounts, next to cold-sens<strong>in</strong>g, menthol has a second function: it<br />

plays a tun<strong>in</strong>g role <strong>in</strong> neuroendoc<strong>in</strong>ological systems with K+ channels<br />

as specific targets.<br />

013<br />

Cytok<strong>in</strong>es effects cognitive performance un<strong>der</strong> immunologically<br />

unchallenged conditions<br />

Bernhard Baune (James Cook University, Dept. of Psychiatry, Townsville,<br />

Australia)<br />

H. Koerner, K. Berger<br />

Introduction: A formulation of a cytok<strong>in</strong>e model of cognitive<br />

function un<strong>der</strong> immunologically unchallenged physiological conditions.<br />

Method: The proposed cytok<strong>in</strong>e model of cognitive function un<strong>der</strong><br />

unchallenged conditions is based on empirical work by this group<br />

<strong>in</strong>vestigat<strong>in</strong>g the effects of cytok<strong>in</strong>es at the prote<strong>in</strong> and genetic level<br />

on cognitive function as well as experimental animal models <strong>in</strong>vestigat<strong>in</strong>g<br />

the effects of TNF <strong>in</strong> transgenic mice.<br />

Discussion / Results: In a study among 369 healthy el<strong>der</strong>ly from<br />

the general population, we found the chemok<strong>in</strong>e IL-8 to be significantly<br />

associated with poor cognitive performance <strong>in</strong> the memory,<br />

attention and motor doma<strong>in</strong>s. In a similar study among 369 healthy<br />

<strong>in</strong>dividuals, genetic variants of IL-1beta were related to poor memory,<br />

whereas TNF-alpha was related to better cognitive speed performance.<br />

In contrast, genetic variants of IL-6 showed no association<br />

with cognitive performance <strong>in</strong> humans. Animal studies of our<br />

group show that the absence of TNF (B.6TNF-/-; N=10) is detrimental<br />

of cognitive function dur<strong>in</strong>g neurodevelopment, while dur<strong>in</strong>g<br />

ag<strong>in</strong>g the absence of TNF (B.6TNF-/-; N=10) is related to improved<br />

cognitive performance as opposed to wt mice (C57BL/6;<br />

N=10). The cytok<strong>in</strong>es IL-1β, IL-6 and TNF-α have effects on complex<br />

cognitive processes at the molecular level, such as synaptic<br />

plasticity, neurogenesis, as well as neuromodulation. The f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs<br />

provide evidence for a cytok<strong>in</strong>e model of cognitive function, which<br />

shows that cytok<strong>in</strong>es play an <strong>in</strong>timate role <strong>in</strong> the molecular and cellular<br />

mechanisms sub-serv<strong>in</strong>g learn<strong>in</strong>g, memory and cognition un<strong>der</strong><br />

physiological conditions.<br />

014<br />

Polymorphismen von am C1-Stoffwechsel beteiligten Enzymen<br />

zeigen ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf Plasma Homocyste<strong>in</strong> und genomweite<br />

DNA Methylierung im Alkoholentzug<br />

Bernd Lenz (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Erlangen, Molekulare Neurobiologie)<br />

A. Heberle<strong>in</strong>, H. Friel<strong>in</strong>g, T. Hillemacher, J. Kornhuber, S. Bleich<br />

E<strong>in</strong>leitung: Kl<strong>in</strong>ische Studien <strong>der</strong> letzten Jahre konnten wie<strong>der</strong>holt<br />

den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und erhöhten<br />

Homocyste<strong>in</strong>spiegeln zeigen. Diese Am<strong>in</strong>osäure bee<strong>in</strong>flusst den<br />

humanen Methylierungsstoffwechsel. So f<strong>in</strong>det man bei Alkoholabhängigen<br />

verän<strong>der</strong>te Methylierungsmuster auf genomweiter wie<br />

auch genspezifischer Ebene. Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Studie bestand<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Analyse genetischer Polymorphismen von am C1-Stoffwechsel<br />

beteiligten Enzymen und <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf Plasma Homocyste<strong>in</strong><br />

(PH) sowie auf genomweite DNA Methylierung (gDNA-M)<br />

bei Alkoholabhängigkeit.<br />

Methode: Es wurden 106 Patienten (86 Männer, 20 Frauen), die zur<br />

Alkoholentzugsbehandlung stationär aufgenommen wurden, <strong>in</strong> die<br />

Studie e<strong>in</strong>geschlossen. Alle erfüllten die Kriterien e<strong>in</strong>er Alkoholabhängigkeit<br />

nach DSM-IV. Die statistische Analyse erfolgte mittels<br />

e<strong>in</strong>es multivariaten l<strong>in</strong>earen Modells. Auf genetischer Ebene analysierten<br />

wir die folgenden Polymorphismen: Dihydrofolatreduktase


Topic 13 G Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie // Neurobiology, neurogenetics, epidemiology<br />

(c.594+59del19bp, Verän<strong>der</strong>ung of Transkriptebene), Methion<strong>in</strong>synthase-Reduktase<br />

(c.66A>G, p.I49M), Methylentetrahydrofolatreduktase<br />

(c.677C>T, A222V), reduzierter Folattransporter 1<br />

(c.80G>A, p.R27H) and Transcobalam<strong>in</strong> II (c.776C>G, p.P259R).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Entgegen unserer Erwartungen und Daten<br />

bei kolorektalem Karz<strong>in</strong>om (Mokarram et al., 2008) zeigte im<br />

multivariaten Modell ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Genotypen E<strong>in</strong>fluss auf PH o<strong>der</strong><br />

gDNA-M bei Alkoholabhängigkeit. Die Studie hatte ausreichend<br />

Power, um m<strong>in</strong>destens 10 % <strong>der</strong> Varianz genomweiter DNA Methylierung<br />

zu zeigen (R2>0.1, 1-ß=0.8). Dieser Beobachtung könnten<br />

drei Ursachen zugrunde liegen. Zunächst ist es möglich, dass wir<br />

aufgrund des gewählten Gewebetyps (Blut) ke<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> gDNA-M f<strong>in</strong>den konnten. Periphere Prozesse s<strong>in</strong>d autonom<br />

und bilden zentralnervöse Verän<strong>der</strong>ungen häufig nur sehr unzureichend<br />

ab. Ferner könnte die Heterogenität alkoholassoziierter <strong>Erkrankungen</strong><br />

dazu beigetragen haben, dass unsere Studie ke<strong>in</strong>e signifikanten<br />

Effekte zeigen konnte. Zudem sche<strong>in</strong>t es plausibel, dass<br />

durch die literaturbasierte Auswahl genetischer Polymorphismen<br />

an<strong>der</strong>e relevante Determ<strong>in</strong>anten übersehen wurden. Insgesamt<br />

lässt sich sagen, dass e<strong>in</strong>e steigende Anzahl von Studien wie<strong>der</strong>holt<br />

die Bedeutung von Homocyste<strong>in</strong> und epigenetischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

nicht nur bei <strong>der</strong> Alkoholabhängigkeit, son<strong>der</strong>n auch bei an<strong>der</strong>en<br />

psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong> unterstreicht und belegt. Die<br />

untersuchten Polymorphismen sche<strong>in</strong>en jedoch ke<strong>in</strong>en nennenswerten<br />

Effekt <strong>in</strong> unserem Kollektiv aufzuweisen.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-048 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Neurobiologie 2<br />

Vorsitz: K.-J. Bär (Bochum)<br />

001<br />

S100B serum levels are closely correlated with body mass<br />

<strong>in</strong>dex: an important caveat <strong>in</strong> neuropsychiatric research<br />

Johann Ste<strong>in</strong>er (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Magdeburg, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

K. Schiltz, M. Walter, H. Bielau, H.-G. Bernste<strong>in</strong>, M. L. Schroeter,<br />

B. Bogerts<br />

Introduction: Elevated blood levels of S100B <strong>in</strong> neuropsychiatric<br />

disor<strong>der</strong>s have so far been ma<strong>in</strong>ly attributed to glial pathologies.<br />

However, <strong>in</strong>creases or dysfunction of adipose tissue may be alternatively<br />

responsible.<br />

Method: Our study assessed S100B serum levels <strong>in</strong> 60 adult subjects<br />

without a prior history of neuropsychiatric disor<strong>der</strong>s. S100B<br />

concentrations were closely correlated with the body mass <strong>in</strong>dex<br />

(BMI, range 18 – 45 kg / m 2 ) as well as levels of lept<strong>in</strong> and adipocyte-type<br />

fatty acid-b<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g prote<strong>in</strong> (A-FABP / FABP4) that are wellknown<br />

adipose-related factors.<br />

Discussion / Results: Effect sizes as measured by Cohen‘s d <strong>in</strong>dicated<br />

medium (0.5 < d < 0.8) to strong effects (0.9 < d) of BMI on<br />

S100B blood levels. In conclusion, physiological S100B levels appear<br />

to closely reflect adipose tissue mass, which should therefore<br />

be consi<strong>der</strong>ed as an important confound<strong>in</strong>g factor <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical<br />

studies exam<strong>in</strong><strong>in</strong>g the role of S100B.<br />

002<br />

Us<strong>in</strong>g the physicochemical properties of am<strong>in</strong>o acids to <strong>in</strong>vestigate<br />

common structural features shared between the human<br />

seroton<strong>in</strong> and dopam<strong>in</strong>e transporters<br />

Wolfgang Kaschka (Psychiatrie I, <strong>der</strong> Universität Ulm, Ravensburg)<br />

S. Hodgk<strong>in</strong>son<br />

Introduction: Changes to the homeostatic mechanisms govern<strong>in</strong>g<br />

327


Topic 13 G Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie // Neurobiology, neurogenetics, epidemiology<br />

the availability <strong>in</strong> the bra<strong>in</strong> of neurotransmitters such as seroton<strong>in</strong><br />

and dopam<strong>in</strong>e have been implicated <strong>in</strong> the aetiology of major depression.<br />

Presynaptic membrane transporter prote<strong>in</strong>s have been<br />

identified that are responsible for the re-uptake of released neurotransmitters<br />

from the synaptic cleft, and blockade of these transporters<br />

by antidepressants has been shown to relieve depressive<br />

symptoms <strong>in</strong> a significant proportion of patients. However, relatively<br />

little is known about how these transporters work, or about<br />

how they are regulated.<br />

Method: Phylogenetic analysis of a number of transporter prote<strong>in</strong><br />

sequences suggests that the seroton<strong>in</strong> and dopam<strong>in</strong>e transporter<br />

share consi<strong>der</strong>able homology with each other.<br />

Discussion / Results: A comparative physicochemical analysis of<br />

the am<strong>in</strong>o acid sequences of the two transporters has identified a<br />

number of specific structural features associated with the transport<br />

of their respective solutes, seroton<strong>in</strong> and dopam<strong>in</strong>e, as well as common<br />

structural features found <strong>in</strong> many solute transporter prote<strong>in</strong>s.<br />

We discuss the relevance of these f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs for the development of<br />

new pharmacological <strong>in</strong>terventions <strong>in</strong> the treatment of major depression.<br />

003<br />

Assoziationsstudie <strong>der</strong> Polymorphismen AVR, RS1 und RS3 des<br />

Arg<strong>in</strong><strong>in</strong>-Vasopress<strong>in</strong>-Rezeptors 1a bei Patienten mit e<strong>in</strong>er Persönlichkeitsstörung<br />

vom Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Typus<br />

Frie<strong>der</strong>ike Vogel (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und, Psychotherapie, Ma<strong>in</strong>z)<br />

Ö. Baskaya, S. Wagner, K. Lieb, N. Dahmen, A. Tadic<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist gekennzeichnet<br />

durch e<strong>in</strong>e heterogene Symptomatik mit Dysregulation<br />

auf Verhaltensebene, emotionaler Dysregulation und gestörter<br />

sozialer Interaktion. Ätiologisch werden sowohl genetische als auch<br />

Umweltfaktoren angenommen. Wesentlich für soziale Interaktionen<br />

und B<strong>in</strong>dung ist das Hormon Vasopress<strong>in</strong>, das u. a. über den<br />

Arg<strong>in</strong><strong>in</strong>-Vasopress<strong>in</strong>-Rezeptor 1a (AVPR1a) wirkt. Bisherige Untersuchungen<br />

haben H<strong>in</strong>weise auf Effekte <strong>der</strong> Polymorphismen<br />

RS1 und RS3 im Gen des AVPR1a auf soziales Interaktionsverhalten<br />

erbracht. In dieser Studie testeten wir die Assoziation zwischen<br />

den drei Polymorphismen AVR, RS1 und RS3 und <strong>der</strong> BPS.<br />

Methode: E<strong>in</strong>hun<strong>der</strong>te<strong>in</strong>undsechzig gut def<strong>in</strong>ierte kaukasische Patienten<br />

mit BPS und 157 gesunde Kontrollen wurden <strong>in</strong> Deutschland<br />

rekrutiert und <strong>der</strong> Genotyp für AVR, RS1 und RS3 analysiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wir fanden ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiede<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Genotypverteilung <strong>der</strong> Polymorphismen AVR (df=7;<br />

χ2=3.969; p=0.783), RS1 (df=7; χ2=3.395; p=0.846), und RS3<br />

(df=16; χ2=10.991; p=0.810) zwischen BPS Patienten und gesunden<br />

Kontrollen. Diese Daten unterstützen nicht die Hypothese e<strong>in</strong>er<br />

Assoziation zwischen den Genvarianten AVR, RS1 und RS3 des<br />

AVPR1a und <strong>der</strong> BPS.<br />

004<br />

E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>er akuten Cortisolgabe auf die Inhibitionsleistung bei<br />

depressiven Patienten<br />

Nicole Schlosser (Ev. Krankenhaus Bielefeld, Forschung)<br />

O. T. Wolf, S. Fernando, K. Riedesel, T. Beblo, M. Driessen, K. W<strong>in</strong>genfeld<br />

E<strong>in</strong>leitung: Defizite <strong>in</strong> Inhibitionsprozessen wurden als Merkmal<br />

verschiedener psychischer <strong>Erkrankungen</strong> postuliert. Verschiedene<br />

Studien konnten <strong>in</strong>hibitorische Defizite bei Patienten mit Posttraumatischer<br />

Belastungsstörung und Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

nachweisen. Im Vergleich zu gesunden Probanden gelang es<br />

diesen Patientengruppen weniger gut, irrelevante negative Informationen<br />

aktiv zu unterdrücken. Inhibitionsdefizite bei depressiven<br />

Patienten konnten bislang nicht e<strong>in</strong>deutig nachgewiesen werden.<br />

Für die genannten Störungen s<strong>in</strong>d auch Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenr<strong>in</strong>den-Achse (HHNA)<br />

328<br />

beschrieben worden. Depressive Patienten s<strong>in</strong>d durch basal erhöhte<br />

Cortisolspiegel und e<strong>in</strong>e verr<strong>in</strong>gerte Feedbackregulation gekennzeichnet.<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Studie war die Integration von psychoendokr<strong>in</strong>ologischer<br />

und neuropsychologischer Forschung. Es sollte die<br />

Frage untersucht werden, ob e<strong>in</strong>e akute Cortisolgabe die Inhibitionsleistung<br />

bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>em placebo-kontrollierten Cross-Over-Design<br />

wurde die Inhibitonsleistung von depressiven Patienten und e<strong>in</strong>er<br />

gesunden Kontrollgruppe unter Cortisol- bzw. Placebogabe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

nonverbalen visuellen Inhibitionsparadigma (Go / NoGo) erfasst.<br />

Dabei wurden den Probanden Gesichter mit unterschiedlichen<br />

Emotionsausdrücken (Angst, Freude, neutraler Ausdruck)<br />

gezeigt. Aufgabe <strong>der</strong> Probanden war es, mit Tastendruck auf e<strong>in</strong>en<br />

bestimmten Emotionsausdruck als Zielreiz zu reagieren und die<br />

Reaktion auf e<strong>in</strong>en Nicht-Zielreiz zu unterdrücken.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong>e akute Cortisolgabe bee<strong>in</strong>flusste die<br />

Inhibitionsleistung we<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Patientengruppe noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kontrollgruppe.<br />

Die Inhibitionsleistung depressiver Patienten war im<br />

Vergleich zur Kontrollgruppe tendenziell bee<strong>in</strong>trächtigt. Depressive<br />

Patienten wiesen längere Reaktionszeiten auf und reagierten<br />

häufiger auf e<strong>in</strong>en Nicht-Zielreiz.<br />

007<br />

Humorale-, histochemische-und T-Zell Populations-Analysen des<br />

peripheren Blutes und des Liquors bei Patienten mit Störungen<br />

des affektiven und schizophrenen Spektrums o<strong>der</strong> mit neurologischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong><br />

Horst Guenter Maxe<strong>in</strong>er (Ulm Universität, Psychiatrie II, Günzburg)<br />

H. Reiber, H. Tumani, M. Rojewski, S. Herzog, D. Fuchs, B. Karl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Epidemiologische, kl<strong>in</strong>ische und histologische Untersuchungen<br />

belegen e<strong>in</strong>e Beteiligung des Immunsystems an <strong>der</strong><br />

Pathogenese affektiver und schizophrener Störungen.<br />

Methode: Zur Charakterisierung immunologischer Verän<strong>der</strong>ungen<br />

analysierten wir 60 hospitalisierte Patienten mit psychia trischen<br />

Störungen h<strong>in</strong>sichtlich Album<strong>in</strong>, IgG, IgA, IgM, oligoklonalen IgG<br />

Banden und spezifischen Antikörperreaktionen <strong>in</strong> gepaarten Liquor<br />

und Serumproben mittels e<strong>in</strong>es neuen statistischen numerischen<br />

und graphischen Verfahrens für nicht l<strong>in</strong>eare Gruppenanalysen,<br />

das auf e<strong>in</strong>er großen Kontrollgruppe basiert. Des weiteren<br />

wurden psychiatrische mit Patienten mit neurologischen Krankheitsbil<strong>der</strong>n<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Häufigkeit von T-Zellenpopulationen<br />

<strong>in</strong> gepaarten Serum-Liquorproben analysiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In 41 % den psychiatrischen Patienten<br />

beobachteten wir Liquorabnormalitäten: 14 % hatten e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>trathekale<br />

humorale Immunantwort, 10 % e<strong>in</strong>e leicht erhöhte Zellzahl(5<br />

– 8 / µL)und 29 % hatten e<strong>in</strong>e leichte Blut-Liquor Schrankenstörung<br />

(<strong>in</strong> 24 % als e<strong>in</strong>ziges liquorpathologisches Zeichen bei<br />

normalen IgG, IgA and IgM Konzentrationen).Bei affektiven Störungen<br />

wiesen wir bei 20 % <strong>der</strong> Patienten e<strong>in</strong>e systemische Immunreaktion<br />

durch oligoklonale Banden nach. Bei 6 % aller psychiatrischen<br />

Patienten wurden spezifische Antikörper gegen virale o<strong>der</strong><br />

bakterielle Antigene o<strong>der</strong> Autoimmunantikörper nachgewiesen.<br />

Die Analyse von T-Zellen des peripheren Blutes ergaben signifikante<br />

Unterschiede zwischen psychiatrischen Patienten (P), Patienten<br />

mit chronischen (CN), akuten (AN) o<strong>der</strong> nicht-<strong>in</strong>flammatorischen<br />

(NIN) neurologischen <strong>Erkrankungen</strong> h<strong>in</strong>sichtlich: A) CD4+<br />

Zellen (AN: 46 % versus NIN: 33 % / CN: 31 %). B) des Reifungsmarkers<br />

CD45RO auf CD4+ (AN: 24 % versus CN:11 %). C) des T<br />

regulatorischen Zellmarkers CD25 auf CD4+ (AN:0,9 % versus CN:<br />

0,3 % / P: 0,4 %). Mittels Häufigkeitsverteilungsanalysen konnten<br />

Patienten charakterisiert werden: Waren z. B. die T regulatorische<br />

Zellefrequenz im Liquor >10 % and <strong>in</strong> PB < 15 % so fanden sich<br />

7 von 17 psychiatrische Patienten aber nur 2 nicht-<strong>in</strong>flammatorische<br />

neurologische Patienten <strong>in</strong> dieser Gruppe. Zusammenfassung:


Topic 13 G Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie // Neurobiology, neurogenetics, epidemiology<br />

In e<strong>in</strong>er Subgruppe psychiatrischer Patienten können mit Methoden<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Neurologie etablierten Liquordiagnostik <strong>in</strong>flammatorische<br />

Vorgänge nachgewiesen werden. Subpopulation-T Zell<br />

Frequenzanalysen im Liquor und im peripheren Blut zeigen signifikante<br />

Differenzen bei neurologischen und psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong>.<br />

Die Methode kann nach weiterer Validierung <strong>in</strong> Zukunft<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Diagnostik e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

013<br />

Antikörper gegen Toxoplasma gondii bei schizophren Ersterkrankten<br />

Silke Bachmann (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Halle, Psychiatrie und Psychotherapie<br />

PSM, Halle (Saale))<br />

R. H. Yolken, E. F. Torrey, J. Schrö<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung: Infektionserreger zählen zu den Umweltfaktoren, die<br />

das Risiko für die Entstehung e<strong>in</strong>er Schizophrenie erhöhen. E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es<br />

Augenmerk verdienen diejenigen Erreger, die während<br />

<strong>der</strong> Per<strong>in</strong>atalzeit o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> frühen K<strong>in</strong>dheit auftreten, beispielsweise<br />

Toxoplasma gondii (TG). In e<strong>in</strong>em Review (Torrey and Yolken,<br />

2003) zum Vorliegen von TG Antikörpern (Ak) bei psychiatrischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong> zeigte sich, dass <strong>in</strong> 18 von 19 Studien höhere<br />

Ak-Titer als bei parallelisierten Kontrollen vorlagen. E<strong>in</strong>e dieser<br />

Studien wurde von unserer Gruppe durchgeführt. Um die eigenen,<br />

vorläufigen Ergebnisse zu replizieren, führten wir e<strong>in</strong>e zweite, unabhängige<br />

Studie durch.<br />

Methode: Wir schlossen 56 Patienten / <strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>, die zum ersten<br />

Mal aufgrund e<strong>in</strong>er Schizophrenie, e<strong>in</strong>er schizophreniformen o<strong>der</strong><br />

schizoaffektiven Störung stationär behandelt wurden und zuvor<br />

maximal über e<strong>in</strong>en Zeitraum von 14 Tagen antipsychotische<br />

Medikation erhalten hatten, außerdem 32 alters- und geschlechtsparallelisierte<br />

Kontrollpersonen. Mittels etablierter Instrumente<br />

(SKID, PANSS, SCS) bestimmten wir Diagnosen, psychopathologische<br />

Symptomatik und Verlaufsprädiktoren bzw. schlossen diese<br />

bei Kontrollen aus. Blut zur Serumgew<strong>in</strong>nung wurde bei Kontrollen<br />

e<strong>in</strong>malig, bei Patienten / <strong>in</strong>nen zu drei Zeitpunkten im Verlauf<br />

ihres stationären Aufenthaltes entnommen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Kontakt zu Tieren während Schwangerschaft<br />

und K<strong>in</strong>dheit erwiesen sich h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Gesamtgruppe<br />

als nicht-signifikante Prädiktoren für TG Ak-Titer (IgG). Zwar unterschieden<br />

sich die Mittelwerte <strong>der</strong> Ak-Titer von Patienten / <strong>in</strong>nen<br />

und Kontrollpersonen nicht signifikant, jedoch die Varianzen.<br />

Letzteres entstand durch e<strong>in</strong>e Patienten-Subgruppe, die wesentlich<br />

höhere IgG-Titer gegen TG aufwies als die übrigen Teilnehmer /<br />

<strong>in</strong>nen. Weiterh<strong>in</strong> fanden sich im Vergleich <strong>der</strong> Patientengruppen<br />

mit hohen und niedrigen TG Ak-Titern e<strong>in</strong>ige deutliche Tendenzen<br />

zu Unterschieden, beispielsweise h<strong>in</strong>sichtlich des Alters bei<br />

Krankheitsbeg<strong>in</strong>n. Außerdem wiesen e<strong>in</strong>ige Patienten / <strong>in</strong>nen während<br />

des Kurzzeitverlaufs e<strong>in</strong>en Abfall <strong>der</strong> IgG-Titer auf. Zusätzliche<br />

Analysen ergaben / zeigten, dass die vorgenannten Ergebnisse<br />

aufgrund unzureichen<strong>der</strong> statistischer Power nicht signifikant wurden.<br />

Wir schließen aus den Ergebnissen dieser Studie, dass die<br />

Gruppengröße den Hauptgrund für die nicht-signifikanten Ergebnisse<br />

darstellt. Auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> genannten Poweranalyse werden<br />

wir e<strong>in</strong>e offene, multizentrische Studie <strong>in</strong> drei verschiedenen Regionen<br />

Deutschlands durchführen. För<strong>der</strong>ung: Stanley Medical<br />

Research Institute, USA<br />

014<br />

Der Regelfehler s<strong>in</strong>usförmiger Folgebewegungen als quantitatives<br />

Maß katatoner Bewegungsstörung<br />

Dietrich Ebert (Kl<strong>in</strong>ikum Chemnitz, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

S. Rudolph, P. Bräunig<br />

E<strong>in</strong>leitung: Katatone Bewegungsstörungen, seien sie hyper- o<strong>der</strong><br />

hypok<strong>in</strong>etisch, führen zu mangeln<strong>der</strong> Verfügbarkeit <strong>der</strong> Skelettmuskulatur<br />

für die willkürliche Steuerung. Die Güte <strong>der</strong> willkür-<br />

lichen Verfügbarkeit <strong>der</strong> Motorik lässt sich an sogenannten Folgebewegungen<br />

(pursuit track<strong>in</strong>g) als Regelfehler exakt messen.<br />

Methode: Wir untersuchten 15 Patienten mit e<strong>in</strong>er katatonen Schizophrenie<br />

(ICD-10: F20.2, Alter von 20 – 50 Jahre), die <strong>in</strong> unterschiedlichem<br />

Ausmaß von katatonen Symptomen, gemessen mit<br />

<strong>der</strong> Catatonia Rat<strong>in</strong>g Scale von Bräunig et al. (2000) , betroffen waren,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Versuchsanordnung für Track<strong>in</strong>gbewegungen und<br />

verglichen die Ergebnisse mit denen 15 gesunden, geschlechts- und<br />

altersadäquaten Kontrollpersonen. Die Patienten / Probanden hatten<br />

die Aufgabe, vier langsamen, s<strong>in</strong>usförmigen Vorgaben auf e<strong>in</strong>em<br />

Sichtschirm durch Bewegungen sowohl des l<strong>in</strong>ken wie des<br />

rechten Unterarmes im Ellenbogengelenk, die mittels Goniometer<br />

gemessen wurden, so genau wie möglich zu folgen. Die vier Bewegungstempi<br />

wurden als Vorgabefunktionen mit Frequenzen von<br />

0,2, 0,3, 0,4 und0,5 Hz realisiert. Die <strong>in</strong>tergrierte Fläche <strong>der</strong> Differenz<br />

zwischen Vorgabe und Folgebewegung wurde gemessen und<br />

dieser Regelfehler zu den Score-Werten <strong>der</strong> Katatonie-Rat<strong>in</strong>g-Skala<br />

(KRS-Score) korreliert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In beiden Gruppen wuchs <strong>der</strong> Regelfehler<br />

signifikant mit dem Bewegungstempo, es ergab sich jeweils e<strong>in</strong><br />

signifikant größerer Regelfehler bei den Patienten gegenüber den<br />

Kontrollpersonen (p < 0.001 <strong>in</strong> allen Teilversuchen). Die Regelfehler<br />

zeigten e<strong>in</strong>e hohe Korrelation zu den KRS-Score Werten<br />

(k = 0,83). Die Variabilität (Variationskoeffizienten) sowohl <strong>der</strong><br />

Regelfehler als auch <strong>der</strong> tatsächlichen Bewegungsperiodendauern<br />

kor relierte ebenfalls streng zum KRS-Score (k = 0,87). Ke<strong>in</strong>e Korrelationen<br />

ergaben sich zur Dosis <strong>der</strong> therapeutisch begleitenden<br />

Benzodiazep<strong>in</strong>medikation (k = 0,41) sowie zur neuroleptischen Potenz<br />

therapeutisch begleitend applizierter Neuroleptika (k = -0,28).<br />

Somit s<strong>in</strong>d sowohl <strong>der</strong> Betrag e<strong>in</strong>es Bewegungsfehlers bei track<strong>in</strong>g-<br />

Bewegungen als auch die normierte Streuung (gemessen als Variationskoeffizienten)<br />

solcher Regelfehler sowie auch die normierte<br />

Streuung von Bewegungstemposchwankungen sichere Maße für<br />

den Schweregrad e<strong>in</strong>er katatonen Bewegungsstörung.<br />

015<br />

Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Gyrifizierungs-Index im cerebellären Vermis schizophrener<br />

Patienten und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Tiermodell <strong>der</strong> Schizophrenie<br />

Andrea Schmitt (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Gött<strong>in</strong>gen, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

W. Schulenberg, E. Parlapani, H.-G. Bernste<strong>in</strong>, B. Bogerts, P. Falkai<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong> erhöhter Gyrifizierungs-Index wurde im frontalen<br />

Cortex schizophrener Patienten gefunden und weist auf e<strong>in</strong>e neuronale<br />

Entwicklungsstörung und Faltung des Gehirns, da <strong>der</strong> Gyrifizierungsprozess<br />

hauptsächlich während <strong>der</strong> Per<strong>in</strong>atalperiode<br />

stattf<strong>in</strong>det. Schizophrene Patienten haben motorische und kognitive<br />

Defizite, die auf e<strong>in</strong>e Beteiligung des Cerebellums schliessen<br />

lassen. E<strong>in</strong> verm<strong>in</strong><strong>der</strong>tes Volumen wurde vor allem im Vermis dieser<br />

Patienten festgestellt. Die heterozygote Reeler-Maus mit e<strong>in</strong>em<br />

Defekt im Reel<strong>in</strong>-Gen dient als Tiermodell <strong>der</strong> Schizophrenie mit<br />

e<strong>in</strong>er neuronalen Migrationsstörung.<br />

Methode: In dieser post-mortem Studie untersuchten wir jeweils<br />

4 Ganzhirn-Schnitte aus dem Cerebellum von 9 schizophrenen Patienten<br />

und 10 gesunden Kontrollpersonen mit e<strong>in</strong>er stereologischen<br />

Arbeitsstation. Dabei bestimmten wir den Gyrifizierungs-<br />

Index (<strong>in</strong>nere Kontur <strong>der</strong> Gyri / äussere Kontur des Cerebellums) <strong>in</strong><br />

beiden Hemisphären und dem Vermis nach den Methoden von Vogeley<br />

et al. (2000) und Zilles et al. (1988). Zusätzlich untersuchten<br />

wir jeweils 6 sagittale Schnitte des Cerebellums von 11 homozygoten<br />

und 23 heterozygoten Reeler-Mäusen und 17 Wildtyp-Mäusen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Mit beiden Methoden ermittelten wir e<strong>in</strong>en<br />

signifikant verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Gyrifizierungs<strong>in</strong>dex im Vermis schizophrener<br />

Patienten. In homozygoten Reeler-Mäusen fanden wir<br />

zudem e<strong>in</strong>en ebenfalls verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Gyrifizierungs-Index, während<br />

heterozygote Reeler-Mäuse ke<strong>in</strong>en Unterschied zu Wildtyp-<br />

329


Topic 13 G Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie // Neurobiology, neurogenetics, epidemiology<br />

Mäusen aufwiesen. Die Ergebnisse weisen auf e<strong>in</strong>e neuronale Migrationsstörung<br />

im Vermis schizophrener Patienten. Dieser Prozess<br />

könnte zur Entstehung von kognitiven Defiziten beitragen. Die zugrundeliegenden<br />

Prozesse s<strong>in</strong>d bislang jedoch unklar. Reel<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong><br />

Prote<strong>in</strong>, das Migration und Synapsenbildung im Gehirn bee<strong>in</strong>flusst.<br />

In homozygoten Reeler-Mäusen könnte e<strong>in</strong> ausgeprägter Defekt<br />

im Reel<strong>in</strong>-Gen zur Gyrifzierungsstörung des Cerebellums beitragen.<br />

In heterozygoten Reeler-Mäusen mit e<strong>in</strong>em partiellen<br />

Defekt des Reel<strong>in</strong>-Gens wie bei <strong>der</strong> Schizophrenie konnten wir ke<strong>in</strong>e<br />

Unterschiede feststellen. Dies weist darauf h<strong>in</strong>, dass bei <strong>der</strong> Schizophrenie<br />

noch an<strong>der</strong>e Prote<strong>in</strong>e bei <strong>der</strong> neuronalen Migration e<strong>in</strong>e<br />

Rolle spielen und <strong>in</strong> zukünftigen Studien untersucht werden sollten.<br />

016<br />

Dyregulated expression of the oligodendroglial transcription<br />

factor Olig 2 <strong>in</strong> schizophrenia and depression<br />

Johann Ste<strong>in</strong>er (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Magdeburg, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

L. Schoeneck, G. Meyer-Lotz, G. Keilhoff, C. Mawr<strong>in</strong>, H. Dobrowolny,<br />

H.-G. Bernste<strong>in</strong>, T. Gos, B. Bogerts<br />

Introduction: Neuroimag<strong>in</strong>g and neuropathological studies revealed<br />

myel<strong>in</strong> defects and microarray-profil<strong>in</strong>g analysis demonstrated<br />

aberrant expression of myel<strong>in</strong>-related genes <strong>in</strong> schizophrenia,<br />

bipolar disor<strong>der</strong> and major depressive disor<strong>der</strong>. However, the<br />

aetiology un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g myel<strong>in</strong> impairment <strong>in</strong> these cl<strong>in</strong>ically dist<strong>in</strong>ct<br />

subjects rema<strong>in</strong>s elusive (Feng Y, 2008). Olig 2 is an important<br />

transcription factor for the development of the oligodendrocyte<br />

l<strong>in</strong>eage, which may be <strong>in</strong>volved <strong>in</strong> the pathogenesis of these major<br />

psychiatric disor<strong>der</strong>s.<br />

Method: To clarify this question oligodendroglial Olig 2 expres sion<br />

was analyzed by immunohistochemistry <strong>in</strong> the hippocampus and<br />

mediodorsal thalamus of 20 schizophrenic patients, 18 depressed<br />

patients and 19 matched controls (from the Magdeburg bra<strong>in</strong> collection).<br />

Discussion / Results: Significant diagnosis-related alterations <strong>in</strong><br />

Olig 2 positive oligodendrocyte density were observed <strong>in</strong> the mediodorsal<br />

thalamus. Schizophrenic patients had significantly lower<br />

numbers of Olig 2-positive oligodendrocytes than depressed patients<br />

<strong>in</strong> this bra<strong>in</strong> region. However no significant diagnosis-effects<br />

were detected <strong>in</strong> the hippocampus. Our data provide evidence for a<br />

potential role of dyregulated expression of the oligodendroglial<br />

transcriptionfactor Olig 2 <strong>in</strong> schizophrenia. This is <strong>in</strong> accordance<br />

with several previous studies (e.g., Uranova NA, et al. 2007).<br />

330<br />

017<br />

Very-early-onset-schizophrenia bei Duplikation 22q11.21Kasuistik<br />

Isabel Löffler (NZ Rosenhügel, KJP, Wien)<br />

R. Gössler, D. Wölbitsch<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Gegensatz zu <strong>der</strong> häufigsten menschlichen Mikrodeletion,<br />

<strong>der</strong> Deletion 22q11.2 (Del22q11.2), die wie<strong>der</strong>holt als Risikofaktor<br />

für die Erkrankung an e<strong>in</strong>er schizophrenen Störung beschrieben<br />

wurde, f<strong>in</strong>det sich kaum Literatur zu e<strong>in</strong>er möglichen<br />

Duplikation am selben Genlocus.<br />

Methode: Im Rahmen e<strong>in</strong>er umfangreichen Re-Diagnostik wurde<br />

nach bereits zweijähriger k<strong>in</strong><strong>der</strong>psychiatrischer Behandlung bei e<strong>in</strong>em<br />

zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Diagnosestellung 8; 11-jährigen Jungen,<br />

dem <strong>in</strong> Wien geborenen Sohn zweier <strong>in</strong> Indien aufgewachsener Auslandsch<strong>in</strong>esen,<br />

e<strong>in</strong>e Duplikation 22q11.21 (Dupl22q11.21) nachgewiesen.<br />

Psychopathologisch ließ sich die Symptomatik deskriptiv<br />

als e<strong>in</strong>e very-early-onset-schizophrenia e<strong>in</strong>ordnen, während dies<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> testpsychologischen Untersuchung nicht e<strong>in</strong>deutig bestätigt<br />

werden konnte. Bei <strong>der</strong> ebenfalls psychopathologisch auffälligen<br />

Mutter fand sich <strong>der</strong> selbe genetische Befund.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der vorliegende Fallbericht soll e<strong>in</strong>erseits<br />

die Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Diagnosestellung e<strong>in</strong>er very-early-onset-schizophrenia,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e vor Migartionsh<strong>in</strong>tergrund, deutlich<br />

machen, zum zweiten aber vor allem die Wertigkeit genetischer<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie diskutieren.


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

Topic: 14 Psychotherapie<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 12.30 – 13.15 Uhr, Saal 2<br />

B-017 Beson<strong>der</strong>e Veranstaltung<br />

Plenumssitzung: Perspektiven <strong>der</strong> Psychotherapie<br />

Vorsitz: S. C. Herpertz (Heidelberg)<br />

001<br />

Preisverleihung: <strong>DGPPN</strong> Preis für Depressionsforschung<br />

Frank Schnei<strong>der</strong> (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

002<br />

Preisverleihung: <strong>DGPPN</strong>-Psychotherapiepreis<br />

Frank Schnei<strong>der</strong> (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

003<br />

Perspektiven <strong>der</strong> Psychotherapie<br />

Mart<strong>in</strong> Bohus (ZI Mannheim, Psychosomatik)<br />

Dass die Effektstärken psychotherapeutischer Behandlung bei den<br />

meisten psychischen Störungen höher liegen, als entsprechende<br />

pharmakologische Behandlung, sche<strong>in</strong>t mittlerweile unumstritten.<br />

Aber stimmt dies tatsächlich? Wie objektiv s<strong>in</strong>d diese Daten? Was<br />

wissen wir über Nebenwirkungen <strong>der</strong> Psychotherapie, über „publication<br />

bias“, und über Adherence und Compliance unter Alltagsbed<strong>in</strong>gungen?<br />

Wie lange dauert es, bis sich wissenschaftliche Erkenntnis<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> therapeutischen Praxis nie<strong>der</strong>schlägt, und was<br />

wissen wir über die Gründe gescheiterter Behandlungen? Welche<br />

Forschungsfragen ergeben sich daraus, und was h<strong>in</strong><strong>der</strong>t uns daran,<br />

diese umzusetzen? Der Vortrag versucht, e<strong>in</strong>ige Antworten zu geben,<br />

auf die Gefahr h<strong>in</strong>, dass daraus noch mehr Fragen erwachsen<br />

…<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal 3<br />

HS-010 Hauptsymposium<br />

Die Zukunft <strong>der</strong> Psychotherapie – von den Schulen zu e<strong>in</strong>er Allgeme<strong>in</strong>en<br />

und Störungsspezifischen Psychotherapielehre?<br />

Vorsitz: M. Berger (Freiburg), S. C. Herpertz (Heidelberg)<br />

001<br />

Psychotherapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> Therapieschulen<br />

Bernhard Strauß (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Jena, Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Geschichte <strong>der</strong> Psychotherapie und <strong>der</strong> Psychotherapieforschung<br />

macht ganz deutlich, dass Therapieschulen über<br />

Jahrzehnte die Entwicklung von psychotherapeutischen Methoden<br />

und die vorherrschenden Forschungsthemen bestimmt haben.<br />

Diese Dom<strong>in</strong>anz <strong>der</strong> Schulen (o<strong>der</strong> Konfessionen, wie Grawe sie<br />

bezeichnet hat) wurde zwar begleitet von kritischen Diksussionen,<br />

e<strong>in</strong>e Auflockerung <strong>der</strong> Schulendom<strong>in</strong>anz ist aber erst seit kurzer<br />

Zeit im Zuge <strong>der</strong> Diskussionen um störungsorientierte Psychotherapien<br />

zu bemerken.<br />

Methode: In dem Beitrag werden Vor- und Nachteile <strong>der</strong> Psychotherapie<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> Therapieschulen aufgezeigt, die sich<br />

sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Praxis, <strong>der</strong> Ausbildung und <strong>der</strong> Psycho-<br />

therapieforschung zeigen lassen. Neben Studien zur Entwicklung<br />

von Psychotherapeuten werden zur Diskussion e<strong>in</strong>ige Ergebnisse<br />

aus dem Forschungsgutachten zur Ausbildung Psychologischer<br />

Psychotherapeuten und K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendlichen Psychotherapeuten<br />

herangezogen, <strong>in</strong> dem Ausbildungsteilnehmer, Absolventen<br />

und Lehrpersonal ausführlich zur Schulenorientierung und zu<br />

Alternativen befragt wurden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Auch wenn die <strong>in</strong> die Ausbildung <strong>in</strong>volvierten<br />

Personen <strong>in</strong>zwischen offener s<strong>in</strong>d für schulenübergreifende<br />

Themen, zeigt sich im Forschungsgutachten doch e<strong>in</strong>e klare Präferenz<br />

für eune Orientierung an Verfahren und damit Therapieschulen,<br />

die auch – von e<strong>in</strong>igen Ausnahmen abgesehen – Experten<br />

unterstreichen. Zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Teilbereichen <strong>der</strong> Psychotherapieforschung<br />

hat sich <strong>der</strong> Wandel von <strong>der</strong> Schulenorientierung zu eher<br />

allgeme<strong>in</strong>en Fragen deutlicher vollzogen. Beispielhaft kann dies an<br />

Entwicklungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> B<strong>in</strong>dungsforschung und <strong>der</strong> <strong>in</strong>terpersonalen<br />

Theorie gezeigt werden.<br />

002<br />

E<strong>in</strong>e Allgeme<strong>in</strong>e und Störungsspezifische Psychotherapie jenseits<br />

<strong>der</strong> Schulentradition<br />

Mathias Berger (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Bisher ist im ambulanten Bereich die Richtl<strong>in</strong>ienpsychotherapie<br />

streng nach Schulen ausgerichtet, d. h. es ist ausschließlich möglich,<br />

die Kognitive Verhaltenstherapie, die Tiefenpsychologie und Psychoanalyse<br />

anzuwenden und von <strong>der</strong> Kasse vergütet zu bekommen.<br />

Auch die Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten erfolgt<br />

entwe<strong>der</strong> <strong>in</strong> tiefenpsychologisch-analytischen o<strong>der</strong> <strong>in</strong> kognitiv-verhaltenstherapeutischen<br />

Ausbildungs<strong>in</strong>stituten. Lediglich die<br />

Weiterbildungsordnung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

hat begonnen, sich davon zu lösen, <strong>in</strong>dem Kenntnisse <strong>in</strong><br />

den störungsspezifischen evidenzbasierten Psychotherapieverfahren<br />

erworben werden sollen. Die Entwicklung und Evaluation von<br />

Psychotherapieverfahren für unterschiedliche Krankheitsbil<strong>der</strong> wie<br />

Depressionen, Psychosen, Zwangserkrankungen, posttraumatische<br />

Belastungsstörungen und Suchterkrankungen hat verdeutlicht,<br />

welche Ansprüche jedes Krankheitsbild an die spezifische Kompetenz<br />

des Therapeuten, aber auch an die spezifischen Strukturen des<br />

angewandten Psychotherapieverfahrens stellen. Dabei wurde zunehmend<br />

deutlich, dass hierbei auf das Gesamtspektrum psychotherapeutischer<br />

Verfahren auch jenseits <strong>der</strong> bisherigen Richtl<strong>in</strong>ienpsychotherapien<br />

zurück gegriffen werden muss. Gute Beispiele<br />

s<strong>in</strong>d etwa die Interpersonelle Psychotherapie für Depressionen,<br />

EMDR bei posttraumatischen Belastungsstörungen, CBASP für<br />

chronische Depressionen und Schematherapie bei Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Störungen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die sogenannte dritte Welle <strong>der</strong> kognitiven<br />

Verhaltenstherapie mit stärkerer E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> biographischen<br />

Anamnese, <strong>der</strong> Therapeut-Patienten-Interaktion und gezielterer<br />

Verfahren zur Emotions<strong>in</strong>duktion überw<strong>in</strong>den die bisherigen<br />

strikten Grenzen zwischen den schulengeprägten Psychotherapieverfahren.<br />

Der Geme<strong>in</strong>same Bundesausschuss trägt dieser Entwicklung<br />

zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong>sofern Rechnung als er neben den Verfahren<br />

jetzt auch Psychotherapie-Methoden für bestimmte <strong>Erkrankungen</strong><br />

genehmigen wird; zurzeit s<strong>in</strong>d die Interpersonelle Psychotherapie<br />

und EMDR auf dem Prüfstand. Es wird <strong>der</strong> Standpunkt vertreten,<br />

dass es e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Psychotherapielehre geben sollte, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Aspekte wie etwa die Aufklärung über e<strong>in</strong>e Psychotherapie, Motivation,<br />

Krisenmanagement, Therapiebeendigung und allgeme<strong>in</strong>e<br />

Wirkfaktoren enthalten s<strong>in</strong>d. Darauf aufbauend sollte e<strong>in</strong>e störungsspezifische<br />

Psychotherapielehre entwickelt werden, die schulenübergreifend<br />

Psychotherapieverfahren umfasst, die auf die unterschiedlichen<br />

Störungsbil<strong>der</strong> zugeschnitten s<strong>in</strong>d und sich <strong>in</strong><br />

randomisiert-kontrollierten Studien als wirksam erwiesen haben.<br />

331


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

003<br />

Innovative Wege <strong>der</strong> Psychotherapie-Aus- und Weiterbildung<br />

Fritz Hohagen (Universitätskl<strong>in</strong>ikum SH, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Lübeck)<br />

004<br />

Hat die jetzige Richtl<strong>in</strong>ienpsychotherapie noch e<strong>in</strong>e Zukunft?<br />

Harald-Jürgen Freyberger (Universität Greifswald, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Stralsund)<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal 3<br />

BS-008 Symposium<br />

Nebenwirkungen <strong>der</strong> Psychotherapie<br />

(<strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> BPtK)<br />

Vorsitz: H.-J. Freyberger (Stralsund), R. Richter (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Nebenwirkungen von Psychotherapie bei Persönlichkeitsstörungen<br />

Viola Habermeyer (Psychiatr. Universitätskl<strong>in</strong>ik, Zentrum für Geme<strong>in</strong>de-<br />

und Familienpsychiatrie, Zürich, Schweiz)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Während e<strong>in</strong>e umfangreiche Literatur über die Nebenwirkungen<br />

von Psychopharmaka existiert, f<strong>in</strong>den sich unter den<br />

zahlreichen Veröffentlichungen zur Psychotherapie von Menschen<br />

mit Persönlichkeitsstörungen nur vere<strong>in</strong>zelte Beiträge zu den möglichen<br />

negativen Effekten <strong>der</strong> psychotherapeutischen Arbeit.<br />

Methode: Der Vortrag will dieses Missverhältnis angehen und beschreibt<br />

am Beispiel <strong>der</strong> kognitiv-verhaltenstherapeutisch orientierten<br />

Psychotherapie 1) für die Gesamtheit <strong>der</strong> Persönlichkeitsstörungen<br />

und 2) für konkrete Störungen aus dieser Gruppe<br />

ungünstige bzw. potentiell schädliche therapeutische Strategien.<br />

Zunächst erfolgt e<strong>in</strong> kurzer allgeme<strong>in</strong>er Überblick über die leitl<strong>in</strong>iengerechte<br />

Therapie <strong>der</strong> Persönlichkeitsstörungen. In <strong>der</strong> Folge<br />

werden am Beispiel e<strong>in</strong>zelner Persönlichkeitsstörungen wirkungsvolle<br />

kognitiv-verhaltenstherapeutische und schulenübergreifende<br />

Strategien vorgestellt und dann die typischen Fehler bzw. potentiell<br />

schädlichen Interventionen herausgearbeitet.<br />

002<br />

Symptomverschlechterung während stationärer Psychotherapie:<br />

Wer ist betroffen?<br />

Carsten Spitzer (UKE Hamburg-Eppendorf, Psychosomatik)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die empirische Psychotherapieforschung ist wie die<br />

meisten Wissenschaften sehr viel stärker an positiven als an negativen<br />

Ergebnissen <strong>in</strong>teressiert und hat sich daher wenig mit Nebenwirkungen<br />

befasst, wobei jedoch nach übere<strong>in</strong>stimmen<strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung<br />

Psychotherapie durchaus auch schädliche Effekte haben kann.<br />

E<strong>in</strong>e spezifische und völlig unzureichend erforschte Nebenwirkung<br />

stellt die Symptomverschlechterung dar. Unsere Studie zielte darauf<br />

ab, Häufigkeit und Merkmale solcher Patienten zu erfassen, die am<br />

Ende ihrer stationären Behandlung symptomatisch schwerer bee<strong>in</strong>trächtigt<br />

s<strong>in</strong>d als zu Beg<strong>in</strong>n.<br />

Methode: 130 Patienten, die während des Untersuchungszeitraumes<br />

stationär psychotherapeutisch behandelt wurden, wurden zu<br />

Beg<strong>in</strong>n und am Ende ihrer Therapie mit verschiedenen Selbstbeurteilungsfragebögen<br />

zu Psychopathologie, Dissoziation, <strong>in</strong>terpersonellen<br />

Problemen und K<strong>in</strong>dheitstraumatisierungen untersucht;<br />

zudem erfolgte e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung ihres Strukturniveaus nach OPD.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 15 Studienteilnehmer (11,5 %) zeigten bei<br />

Entlassung e<strong>in</strong>e Symptomverschlechterung (gemessen mit dem<br />

332<br />

Gesamt-Schwere-Index <strong>der</strong> Symptom Checkliste 90). We<strong>der</strong> soziodemographische<br />

noch diagnostische Merkmale erlaubten e<strong>in</strong>e<br />

Differenzierung zwischen den verschlechterten, unverän<strong>der</strong>ten,<br />

gebesserten und geheilten Patienten. Auch h<strong>in</strong>sichtlich <strong>in</strong>itialer<br />

Psychopathologie, Dissoziation, <strong>in</strong>terpersoneller Probleme o<strong>der</strong><br />

persönlichkeitsstruktureller Reife unterschieden sich die Gruppen<br />

nicht. Lediglich bezüglich sexueller Traumatisierungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong>dheit bestanden signifikante Unterschiede, wobei die Patienten<br />

mit e<strong>in</strong>er Verschlechterung während <strong>der</strong> Therapie schwerer bee<strong>in</strong>trächtigt<br />

waren. Diese Befunde verdeutlichen zu e<strong>in</strong>en, dass e<strong>in</strong><br />

erheblicher Forschungsbedarf h<strong>in</strong>sichtlich möglicher Prädiktoren<br />

für e<strong>in</strong>en ungünstigen Therapieverlauf besteht. An<strong>der</strong>erseits zeigen<br />

die Ergebnisse, dass biographisch frühe Traumatisierungen offensichtlich<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Rolle für die Behandlung spielen und daher<br />

immer diagnostisch zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d.<br />

003<br />

Symptomverschiebungen, Nebenwirkungen und Komplikationen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Verhaltenstherapie: Mythen, Fakten und Konsequenzen<br />

Thomas Fydrich (Humboldt-Universität zu Berl<strong>in</strong>, Inst. für Psychologie)<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal 3<br />

BS-012 Symposium<br />

Differenzielle Psychotherapie im Alter<br />

(Kooperationssymposium <strong>DGPPN</strong> – DGPs)<br />

Vorsitz: A. Maercker (Zürich, Schweiz), R. Hirsch (Bonn)<br />

001<br />

Wer erhält im Alter noch Psychotherapie? Analyse <strong>der</strong> Versorgungssituation<br />

älterer Menschen mit psychischen Störungen<br />

Ra<strong>in</strong>er Richter (Bundespsychotherapeutenkammer, Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Neben dementiellen <strong>Erkrankungen</strong> gehören Depressionen<br />

zu den häufigsten psychischen Störungen bei alten Menschen.<br />

M<strong>in</strong>destens je<strong>der</strong> 10te Mensch über 60 Jahren leidet unter e<strong>in</strong>er depressiven<br />

Störung. In <strong>der</strong> Nationalen Versorgungsleitl<strong>in</strong>ie Depression<br />

wird Psychotherapie als Behandlung für alle Schweregrade von<br />

Depressionen empfohlen. Lange Zeit galten ältere und alte Menschen<br />

jedoch als nicht mehr zugänglich für Psychotherapie. Die<br />

Wirksamkeit psychotherapeutischer Interventionen auch bei alten<br />

Menschen ist mittlerweile empirisch h<strong>in</strong>reichend belegt. Aber wie<br />

sieht die aktuelle Versorgungssituation psychisch kranker alter<br />

Menschen tatsächlich aus?<br />

Methode: Überblick über aktuelle Versorgungsdaten<br />

Diskussion / Ergebnisse: Krankenkassendaten zeigen e<strong>in</strong>en Anstieg<br />

<strong>der</strong> Depressionsdiagnosen bei den über 60-Jährigen im Vergleich<br />

zu jüngeren Altersgruppen. Der Anteil älterer und alter<br />

Menschen, die e<strong>in</strong>e Psychotherapie erhalten ist verschw<strong>in</strong>dend ger<strong>in</strong>g.<br />

Die Krankenkassendaten zeigen, dass die Antidepressivaverordnungen<br />

mit dem Alter ansteigen. Zudem werden viele ältere<br />

Menschen mit Benzodiazep<strong>in</strong>en behandelt. Dabei s<strong>in</strong>d Psychopharmaka<br />

aufgrund <strong>der</strong> körperlichen Komorbiditäten und <strong>der</strong><br />

möglichen Neben- und Wechselwirkungen mit an<strong>der</strong>en Medikamenten<br />

bei älteren Menschen mit beson<strong>der</strong>er Vorsicht e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Ansätze für e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> Versorgung psychisch kranker<br />

älterer Menschen aus Sicht <strong>der</strong> Psychotherapeutenschaft werden<br />

skizziert.


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

002<br />

Psychotherapeutisch / verhaltenstherapeutische Strategien bei Frühdemenz<br />

Simon Forstmeier (Universität Zürich, Psychologisches Institut,<br />

Schweiz)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Verschiedene Forschungsbefunde zeigen, dass Lernen<br />

und Verhaltensän<strong>der</strong>ung pr<strong>in</strong>zipiell auch für Patienten mit e<strong>in</strong>er<br />

Demenzerkrankung bis <strong>in</strong> mittlere Krankheitsstadien noch möglich<br />

ist. Ziel e<strong>in</strong>er Psychotherapie bei Frühdemenz ist primär die<br />

Reduktion affektiver und behavioraler Begleitprobleme, die Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Beziehung zu Angehörigen, sowie die Reduktion <strong>der</strong><br />

Belastung beim Angehörigen. Die Verzögerung <strong>der</strong> Progression<br />

<strong>der</strong> kognitiven Symptomatik ist zwar untergeordnet, aber dennoch<br />

Gegenstand <strong>der</strong> Forschung.<br />

Methode: Es werden die Ergebnisse von Studien zu e<strong>in</strong>zelnen psychotherapeutischen<br />

Strategien berichtet und darauf aufbauend e<strong>in</strong><br />

multimodales Psychotherapieprogramm abgeleitet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die überzeugendsten empirischen Belege<br />

liegen bisher für Strategien des Verhaltensmanagements, Aufbau<br />

strukturierter Aktivitäten und Psychoedukation vor. Weitere Ansätze,<br />

die wichtig zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>en, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> strukturierter Lebensrückblick,<br />

Paarberatung (Kommunikation, Alltagsgestaltung) und<br />

Verän<strong>der</strong>ung dysfunktionaler Gedanken. E<strong>in</strong> Psychotherapieprogramm,<br />

das alles diese Strategien e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>det, wird vorgestellt.<br />

003<br />

Verhaltenstherapie bei Depressionen im Alter<br />

Georg Adler (ISPG, Mannheim)<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e Verhaltenstherapie bei älteren depressiven Patienten<br />

erfor<strong>der</strong>t zunächst e<strong>in</strong>e umfassende diagnostische Klärung, die<br />

neben <strong>der</strong> psychopathologischen Symptomatik auch Kontrollüberzeugungen,<br />

kognitive Leistungsfähigkeit, somatische Morbidität<br />

und Therapie sowie die sozialen Verhältnisse umfasst. Nur unter<br />

Berücksichtigung aller dieser Aspekte kann e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Indikationsstellung<br />

und erfolgreiche Behandlung durchgeführt werden.<br />

Methode: Häufige Symptome <strong>der</strong> Depression im Alter s<strong>in</strong>d Inaktivität,<br />

die Verstärkung somatischer Beschwerden und negative Kognitionen.<br />

Diese Symptome s<strong>in</strong>d oft e<strong>in</strong>er verhaltentherapeutischen<br />

Behandlung zugänglich. Die Behandlungsmethoden müssen allerd<strong>in</strong>gs<br />

den spezifischen Möglichkeiten und Bedürfnissen älterer Patienten<br />

angepasst werden. Insbeson<strong>der</strong>e müssen E<strong>in</strong>schränkungen<br />

<strong>der</strong> kognitiven und körperlichen Leistungsfähigkeit berücksichtigt<br />

werden. Wichtig ist an<strong>der</strong>erseits, dass die therapeutische Intervention<br />

sich nicht auf die Verän<strong>der</strong>ung von Kognitionen beschränkt,<br />

son<strong>der</strong>n dass auch reale Verhaltensän<strong>der</strong>ungen außerhalb <strong>der</strong> Behandlungssituation<br />

erzielt werden. Um dies sicher zu stellen, s<strong>in</strong>d<br />

operationalisierte Rückmeldungen und Erfolgskontrollen, z. B. mit<br />

Hilfe des Goal Atta<strong>in</strong>ment Scal<strong>in</strong>g erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es wurden mittlerweile verschiedene<br />

Programme zur Verhaltenstherapie älterer depressiver Patienten<br />

entwickelt. Dabei handelt es sich um Programme zur Gruppen-<br />

o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zeltherapie, die für Patienten mit unterschiedlicher Krankheitsschwere<br />

und Symptomatik geeignet s<strong>in</strong>d. Detaillierter wird auf<br />

e<strong>in</strong> manualisiertes Programm zur Verhaltens-E<strong>in</strong>zeltherapie von<br />

Depressionen im Alter (VEDIA) e<strong>in</strong>gegangen. Dabei handelt sich<br />

um e<strong>in</strong> mehrarmiges Programm, das den <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnissen<br />

älterer Patienten angepasst wurde und sich im stationären, teilstationären<br />

und ambulanten Rahmen bewährt hat.<br />

004<br />

Psychotherapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> gerontopsychiatrischen Kl<strong>in</strong>ik<br />

Rolf Hirsch (LVR-Kl<strong>in</strong>ik Bonn, Gerontopsychiatrie)<br />

Das Klientel <strong>der</strong> Menschen, welches <strong>in</strong> <strong>der</strong> gerontopsychiatrischen<br />

Kl<strong>in</strong>ik heute behandelt wird, hat sich <strong>in</strong> den letzten Jahren erheblich<br />

verän<strong>der</strong>t. Ihr Lebensalter ist deutlich höher als früher, die<br />

Schwere <strong>der</strong> körperlichen Zusatzerkrankungen hat sich erheblich<br />

verstärkt. Der Anteil <strong>der</strong> Pflegebedürftigen mit e<strong>in</strong>er schweren psychischen<br />

Störung hat sich zudem gesteigert. Aufgrund <strong>der</strong> körperlichen<br />

<strong>Erkrankungen</strong> ist heute neben <strong>der</strong> Psycho-, Sozio- und somatischen<br />

Therapie <strong>der</strong> alten Menschen mit psychischen Störungen<br />

auch vermehrt auf <strong>der</strong>en Diagnostik und Behandlung zu achten. In<br />

e<strong>in</strong>er Zeit <strong>der</strong> Verr<strong>in</strong>gerung des mediz<strong>in</strong>ischen und pflegerischen<br />

Perso-nals bei gleichzeitiger Reduzierung <strong>der</strong> Verweildauer und<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Patientenzahl hat die stationäre Psychotherapie immer<br />

noch nicht den Stellenwert erreicht, <strong>der</strong> ihr dem „state of art“<br />

entsprechend zukommen sollte. Demenzen und Depressionen s<strong>in</strong>d<br />

die beiden häufigsten <strong>Erkrankungen</strong> im stationären Bereich. Zudem<br />

kom-men vermehrt Patienten mit Suchterkrankungen und<br />

suizidalen Krisen, etwas weniger mit Angsterkrankungen o<strong>der</strong><br />

Posttraumatischen Belastungsstörungen. Psychotherapie wird überwiegend<br />

als Bauste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Gesamtbehandlungskonzeptes <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Behandlung von Menschen mit e<strong>in</strong>er psychischen Störung e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Nicht so häufig ist die primäre Behandlungsmethode Psychotherapie.<br />

Dem Anteil <strong>der</strong> Depressiven entsprechend, werden zunehmend,<br />

wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie, Depressionsstationen<br />

e<strong>in</strong>gerichtet. Neben Entspannungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g und Selbstbehauptungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

werden überwiegend die Interpersonelle Psychotherapie<br />

und die kognitive Verhaltenstherapie e<strong>in</strong>gesetzt. Da <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />

suizidalen Patienten und <strong>der</strong> Suchtkranken deutlich zugenommen<br />

hat, werden hierfür spezifische E<strong>in</strong>zel- und Gruppenpsychotherapeutische<br />

Angebote gemacht. Spezifische systematische psychotherapeutische<br />

Angebote für Menschen mit Demenz und für <strong>der</strong>en<br />

Angehörige s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>zeit eher spärlich. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Depressionsstationen<br />

verdeutlichen, dass dieses Sett<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Behandlung<br />

<strong>der</strong> Patienten mit ihren spezifischen Angeboten erfolgreicher ist als<br />

e<strong>in</strong>e „gemischte“ Station. Für Suchtkranke gibt es <strong>in</strong>zwischen spezifische<br />

Angebote, die im stationären Bereich entsprechend <strong>der</strong><br />

Problematik <strong>der</strong> Patienten ausgerichtet s<strong>in</strong>d. Suzidale werden überwiegend,<br />

bis auf die Akutphase, im Rahmen <strong>der</strong> Angebote für Depressive<br />

behandelt. Oft ist e<strong>in</strong>e weiterführende ambulante Psychotherapie<br />

notwendig, wird aber von Patienten noch zu selten genutzt.<br />

Ausreichende Erfahrungen über den Behandlungserfolg bei Menschen<br />

mit Demenz sowie gruppenpsychotherapeutische Angebote<br />

für <strong>der</strong>en Angehörige gibt es <strong>der</strong>zeit noch nicht. Über psychoedukative<br />

Gruppenangebote für Angehörige gibt es E<strong>in</strong>zelberichte.<br />

Derzeit ist <strong>der</strong> Kenntnisstand über die Effizienz <strong>der</strong> stationär durchgeführten<br />

psychotherapeutischen Interventionen und welche zu<br />

bevorzugen s<strong>in</strong>d, noch mangelhaft. Dennoch gibt es ke<strong>in</strong>en Grund<br />

für e<strong>in</strong>en therapeutischen Nihilismus.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal Hong Kong<br />

PC-006 Pro-Con-Debatte<br />

Differentielle Indikation vs. Universalpsychotherapie <strong>in</strong> Kognitiver<br />

Verhaltenstherapie und Psychodynamischer Psychotherapie<br />

Vorsitz: S. C. Herpertz (Heidelberg)<br />

333


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal Madrid<br />

PC-007 Pro-Con-Debatte<br />

Selbsterfahrung o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelsupervision?<br />

Vorsitz: M. L<strong>in</strong>den (Teltow)<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 2<br />

S-001 Symposium<br />

Aktuelle Aspekte <strong>der</strong> Forensischen Psychotherapie<br />

Vorsitz: N. Konrad (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Lässt sich die Therapiemotivation bei <strong>in</strong>haftierten Gewaltstraftätern<br />

steigern?<br />

Christian Huchzermeier (Universität Kiel, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>k)<br />

N. Godt, J. Aldenhoff<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Konstrukt Therapiemotivation ist theoretisch<br />

unscharf def<strong>in</strong>iert, wird aber gleichwohl generell als wesentliche<br />

Wirkvariable von Psychotherapie erachtet. Im Bereich <strong>der</strong> Straftäterbehandlung<br />

soll extr<strong>in</strong>sische Therapiemotivation gegenüber<br />

tatsächlichen Verän<strong>der</strong>ungswünschen überwiegen, was als wesentliches<br />

H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis für e<strong>in</strong>e wirksame Forensische Psychotherapie<br />

angesehen wird. Folgerichtig sieht die Motivationsforschung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Therapie von Straftätern den Aufbau von Therapiemotivation nicht<br />

als Voraussetzung, son<strong>der</strong>n als erstes Ziel e<strong>in</strong>er Behandlung unter<br />

Zwangsbed<strong>in</strong>gungen an. Basierend auf diesen Vorannahmen, die<br />

durch eigene Daten gestützt werden, entwickelten wir e<strong>in</strong> Gruppenprogramm<br />

zur Steigerung <strong>der</strong> Therapiemotivation bei <strong>in</strong>haftierten<br />

Gewaltstraftätern <strong>der</strong> JVA Neumünster<br />

Methode: Die Gruppen<strong>in</strong>tervention ist darauf angelegt, die <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sische<br />

Therapiemotivation aufzubauen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge weitere<br />

verän<strong>der</strong>ungswirksame Interventionen zu ermöglichen. Die psychoedukativ<br />

und handlungsorientiert angelegte Gruppe vermittelt<br />

grundlegendes Störungs- und Behandlungswissen zu gewalttätigen<br />

dissozialen Verhaltensweisen. Das Gruppenprogramm wurde <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Tie-break-Design mit dem Fragebogen<strong>in</strong>ventars zur Erfassung<br />

<strong>der</strong> Therapiemotivation von Gewaltstraftätern im Strafvollzug<br />

nach Bosold (2000) überprüft.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse deuten an, dass die Therapiemotivation<br />

durch das Gruppenangebot gesteigert werden kann.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs muss die Wirksamkeit dieser Intervention <strong>in</strong> weiteren<br />

Studien an größeren Stichproben bestätigt werden.<br />

002<br />

Strukturierte psychotherapeutische Behandlungsprogramme im<br />

Maßregelvollzug<br />

Steffen Lau (Charité Universitätsmediz<strong>in</strong>, Forensische Psychiatrie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Manualgeleitete Therapieprogramme gelten als wesentlicher<br />

Aspekt e<strong>in</strong>er mo<strong>der</strong>nen und effizienten forensischen Behandlung<br />

und s<strong>in</strong>d daher mittlerweile als Mittel zur Rückfallprophylaxe<br />

bei Straftätern und psychisch kranken Rechtsbrechern weit<br />

verbreitet. E<strong>in</strong> aus <strong>der</strong> Therapieeffektivitätsforschung bekannter<br />

Befund ist jedoch, dass theoretisch plausibel abgeleitete Konzepte<br />

zwar unter wissenschaftlichen Prüfbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>en hervorragenden<br />

effektiven Effekt zeigen, dieser Effekt bei Durchführung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Praxis aber deutlich ger<strong>in</strong>ger ausfallen kann. Über die Verbreitung<br />

von und die Erfahrung mit strukturierten Therapieprogram-<br />

334<br />

men im deutschen Maßregelvollzugskl<strong>in</strong>iken ist wenig Empirisches<br />

bekannt. Präsentiert werden erste Ergebnisse e<strong>in</strong>er Umfrage <strong>in</strong> forensisch-psychiatrischen<br />

Kl<strong>in</strong>iken, die das Ziel hat, den Stellenwert<br />

solcher Programme im Maßregelvollzug zu bestimmen.<br />

Methode: Dargestellt werden, welche Therapieprogramme im<br />

deutschen Maßregelvollzug zur Anwendung kommen, welche Probleme<br />

bei <strong>der</strong> Implementierung und kont<strong>in</strong>uierlichen Durchführung<br />

beobachtet werden und welche Rolle sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>dividuellen<br />

Gesamtbehandlungsplan spielen (sollten).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die dargestellten Aspekte werden <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick<br />

auf die Frage diskutiert, welche Konsequenzen sich für e<strong>in</strong>e<br />

weitere Qualitätssicherung <strong>der</strong> (Psycho-) Therapie im Maßregelvollzug<br />

ableiten lassen.<br />

003<br />

<strong>Psychische</strong> Traumata und ihre Folgen – psychotherapeutische Behandlung<br />

versus gutachterliche Beurteilung<br />

Susanne Goer<strong>in</strong>g (Krankenhaus Halle Saale, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: <strong>Psychische</strong> Traumata werden zunehmend besser wahrgenommen<br />

und bearbeitet. Mit dem Opferentschädigungsgesetz<br />

steht e<strong>in</strong>e Regelung zur Verfügung, nach <strong>der</strong> Folgeschäden f<strong>in</strong>anziell<br />

ausgeglichen werden können. Zwischen den Zielen „Behandlung“<br />

und „Entschädigung“ gibt es Interferenzen, die sich <strong>in</strong> typischer<br />

Weise ungünstig auf die Gesundheit des Patienten auswirken<br />

können.<br />

Methode: Die psychotherapeutische und die gutachterliche Herangehensweise<br />

<strong>in</strong> Versorgungsamts- und Gerichtsverfahren werden<br />

idealtypisch beschrieben und verglichen. Typische Probleme im<br />

Verlauf <strong>der</strong> Traumafolgenbewältigung werden aufgezeigt und diskutiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es gibt e<strong>in</strong>ige H<strong>in</strong>weise zu Verlauf, Epidemiologie<br />

und Verfahren, die möglichst frühzeitig im Kontakt dem<br />

exponierten Patienten bekannt gegeben werden sollten, um h<strong>in</strong><strong>der</strong>liche<br />

Fehlerwartungen zu vermeiden. Ebenso gibt es Maßnahmen,<br />

die <strong>der</strong> Behandler s<strong>in</strong>nvoller weise frühzeitig treffen sollte,<br />

um den Erfolg <strong>der</strong> Behandlung zu sichern, ohne Ansprüche zu gefährden.<br />

004<br />

Leitl<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gefängnispsychiatrie und –psychotherapie<br />

Norbert Konrad (Charite, Institut für For. Psychiatrie, Berl<strong>in</strong>)<br />

Die Sektion „Forensische Psychiatrie“ <strong>der</strong> World Psychiatric Association<br />

(WPA) hat e<strong>in</strong> Konsensuspapier zur Psychiatrie im Gefängnis<br />

erarbeitet. Diese Stellungnahme wird vorgestellt und <strong>in</strong> ihren<br />

Implikationen für die Situation <strong>der</strong> psychiatrisch-psychotherapeutischen<br />

Versorgung <strong>der</strong> Gefängnisse <strong>in</strong> Deutschland diskutiert.


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 5<br />

S-014 Symposium<br />

Integrationsmöglichkeiten und Anwendung von kognitiv-verhaltenstherapeutischen<br />

Methoden <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen Ergotherapie<br />

Vorsitz: S. Zaudig (München), C. von Neffe (München)<br />

001<br />

Eignen sich verhaltenstherapeutische Methoden für e<strong>in</strong>e Anwendung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen Ergotherapie? Überblick und erste<br />

Erfahrungen<br />

Sab<strong>in</strong>e Zaudig (Max-Planck-Institut für, Psychiatrie Ergotherapie,<br />

München)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Therapie aus dem Sprechzimmer <strong>in</strong> die lebensechte,<br />

problemrelevante Umwelt des Patienten h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zutragen, ist e<strong>in</strong><br />

charakteristisches und zentrales Anliegen <strong>der</strong> Verhaltenstherapie.<br />

Dieser Transfer bezieht sich sowohl auf die Anwendung von Verhaltenstherapie<br />

durch verschiedene Personen, als auch <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Sett<strong>in</strong>gs. E<strong>in</strong>e positive Transferwirkung ist experimentell<br />

solide belegt. Seit etwa 10 Jahren werden vor diesem H<strong>in</strong>tergrund<br />

Möglichkeiten und Grenzen <strong>der</strong> Integration verhaltenstherapeutischer<br />

Methoden <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen Ergotherapie des Max-<br />

Planck-Instituts für Psychiatrie Erfahrungen gesammelt. Das Anwendungsfeld<br />

Ergotherapie sche<strong>in</strong>t dazu beson<strong>der</strong>s geeignet, da es<br />

zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> vielen psychiatrischen E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>en etablierten,<br />

zeit<strong>in</strong>tensiven Therapiebauste<strong>in</strong> darstellt, zum an<strong>der</strong>en auf die<br />

För<strong>der</strong>ung und Erhaltung von Handlungskompetenzen im Alltag,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Selbstversorgung, im Beruf und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeitgestaltung abzielt.<br />

Methode: Nach e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong> Beschäftigung <strong>der</strong> Ergotherapeuten<br />

mit den Grundlagen <strong>der</strong> Verhaltensdiagnostik und Verhaltenstherapie,<br />

wurden unter supervisorischer Begleitung, Konzepte für e<strong>in</strong>zelne<br />

Patienten mit unterschiedlichen Störungsbil<strong>der</strong>n entwickelt,<br />

tra<strong>in</strong>iert und praktisch erprobt. Neben <strong>der</strong> Umsetzung von verhaltenstherapeutischen<br />

Grundpr<strong>in</strong>zipien, wie operante Methoden<br />

(vor allem positive Verstärkung), gestuftes Vorgehen und Modelllernen,<br />

sollen exemplarisch für drei Methoden praktische Erfahrungen<br />

berichtet werden: 1. Aktivitätsaufbau, 2. Stressbewältigungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

und 3. kognitionsorientierte Vorgehensweisen. Der<br />

Anwendung e<strong>in</strong>es jeweiligen Konzepts gehen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Verhaltensbeobachtung,<br />

Verhaltensanalysen und operationalisierte<br />

Zielformulierung voraus.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong>e Anwendung von Verhaltenstherapie<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ergotherapie ist aufwendig und funktioniert den Erfahrungen<br />

nach, nicht im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es „Kochrezepts“. Wesentlich sche<strong>in</strong>t<br />

die Bereitschaft des Patienten e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Zielformulierung<br />

vorzunehmen und sich auf e<strong>in</strong> vorgeschlagenes Konzept e<strong>in</strong>zulassen.<br />

Wichtig s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e fortlaufende Verhaltensanalyse und daraus<br />

abgeleitete <strong>in</strong>dividuelle Anpassung des Konzepts, sowie die Koord<strong>in</strong>ation<br />

des Vorgehens im Rahmen <strong>der</strong> Ergotherapie mit an<strong>der</strong>en<br />

Behandlungskonzepten. Ob tatsächlich durch den E<strong>in</strong>satz verhaltenstherapeutischer<br />

Techniken e<strong>in</strong>e schnellere und / o<strong>der</strong> langzeitlich<br />

stabile Transfersicherung von Therapieergebnissen im alltäglichen<br />

Arbeits- / Lebensumfeld <strong>der</strong> Patienten hergestellt werden<br />

kann, ist aufgrund <strong>der</strong> noch wenigen E<strong>in</strong>zelfallbeobachtungen<br />

nicht zu beantworten<br />

002<br />

Aktivitätsaufbau <strong>in</strong> <strong>der</strong> ergotherapeutischen Behandlung bei Patienten<br />

mit e<strong>in</strong>geschränktem Aktivitätsniveau<br />

Eva-Maria Assauer (Kl<strong>in</strong>ikum Region Hannover GmbH, ErA-Ergotherapeutische<br />

Ambulanz)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Aus ergotherapeutischer Sicht ist das Aktivse<strong>in</strong> das<br />

Kernelement zur Erhaltung o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung von Gesundheit.<br />

Ergotherapeuten sprechen von Betätigung und diese be<strong>in</strong>haltet<br />

die jeweilige <strong>in</strong>dividuelle S<strong>in</strong>nhaftigkeit des Sich-Betätigens.<br />

Das Tätigse<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> Grundbedürfnis des Menschen und weiter<br />

wird davon ausgegangen, dass <strong>der</strong> Prozess des Sich-Betätigens e<strong>in</strong>e<br />

therapeutische Wirkung hat. Die Erweiterung des Aktivitätsniveaus<br />

liegt demnach <strong>der</strong> Ergotherapeutischen Begleitung zielführend zugrunde.<br />

E<strong>in</strong> weiterführendes impliziertes Ziel <strong>der</strong> psychiatrisch erkrankten<br />

Klienten ist es, über das Tätigse<strong>in</strong> zunehmend <strong>in</strong> Teilhabe<br />

an gesellschaftlichem Leben e<strong>in</strong>gebunden zu se<strong>in</strong>.<br />

Methode: Aktivitätsaufbau ist e<strong>in</strong> verhaltenstherapeutisches Verfahren,<br />

bei dem <strong>der</strong> Klient häufiger als bisher aktive Betätigungen<br />

<strong>in</strong>itiiert und durchführt. Die Umsetzung erfolgt durch das geme<strong>in</strong>same<br />

Erarbeiten von Pflicht- und Belohneraktivitäten anhand von<br />

Checklisten und darauf aufbauend das Erstellen von Aktivitäten-<br />

Wochenplänen. Anhand e<strong>in</strong>es Fallbeispiels wird dargestellt, wie<br />

dies konkret <strong>in</strong> <strong>der</strong> ambulanten Begleitung im E<strong>in</strong>zeltherapeutischen<br />

Sett<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>er psychisch-funktionellen Behandlung umgesetzt<br />

werden kann.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das verhaltenstherapeutische Verfahren<br />

des Aktivitätenaufbaus zielt aus ergotherapeutischer Sicht auf die<br />

Durchführung s<strong>in</strong>nstiften<strong>der</strong> Betätigungen ab. E<strong>in</strong>e qualitative Studie<br />

weist darauf h<strong>in</strong>, dass es bei <strong>der</strong> Erweiterung des Aktivitätenniveaus<br />

weniger auf die Menge an Tätigkeiten pro Tag als auf die<br />

S<strong>in</strong>nhaftigkeit <strong>der</strong>er ankommt. Das verhaltenstherapeutische Verfahren<br />

lässt sich zielführend mit ergotherapeutischen Checklisten<br />

und Assessments komb<strong>in</strong>ieren und praktisch anwenden.<br />

003<br />

Praxisorientierte Anwendung von Kognitiven Techniken <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

ergotherapeutischen Behandlung<br />

Claudia von Neffe (MPI für Psychiatrie, Ergotherapie, München)<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e grundlegende ergotherapeutische Intervention ist<br />

das Ermitteln und Tra<strong>in</strong>ieren von sozio-emotionalen und <strong>in</strong>strumentellen<br />

Handlungskompetenzen mit dem Ziel, e<strong>in</strong>geschränkte<br />

Fähigkeiten zu verbessern und dadurch e<strong>in</strong>e größtmögliche Selbstständigkeit<br />

und Zufriedenheit <strong>in</strong> Beruf und Alltag zu erreichen. Bei<br />

vielen psychischen Störungen ist die Handlungsfähigkeit aufgrund<br />

e<strong>in</strong>es dysfunktionalen Denkmusters <strong>in</strong> unterschiedlichen Bereichen<br />

e<strong>in</strong>geschränkt. Kognitive Techniken basieren auf <strong>der</strong> Annahme,<br />

dass Gedanken das Verhalten und Bef<strong>in</strong>den bee<strong>in</strong>flussen. Sie<br />

verfolgen das Ziel, mit dem Patienten neue Sichtweisen, die för<strong>der</strong>licher<br />

für die psychische Gesundheit s<strong>in</strong>d, zu erarbeiten. Probleme<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Aktivitätsausführung können häufig auf dysfunktionale Kognitionen<br />

zurückgeführt werden, wie z. B. überzogene Leistungsstandards,<br />

negative Selbstbewertung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e verzerrte Sicht <strong>der</strong><br />

Realität. Im Rahmen <strong>der</strong> ergotherapeutischen Behandlung können<br />

diese Verfahren direkt und unmittelbar mit <strong>der</strong> konkreten Handlung<br />

verknüpft und erprobt werden.<br />

Methode: Die kognitiven Techniken werden bei stationär aufgenommenen<br />

Patienten unmittelbar <strong>in</strong> das Behandlungssett<strong>in</strong>g des<br />

arbeitstherapeutischen Bereiches <strong>der</strong> Ergotherapie <strong>in</strong>tegriert. Zu<br />

Beg<strong>in</strong>n wird die Vorgehensweise mit dem Patienten erarbeitet und<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz begründet. Im Therapieverlauf werden Selbstverbalisation,<br />

Sammeln und Aufzeichnen von automatischen Gedanken,<br />

Techniken des Gedankenstopps, Tagesprotokolle und kognitive<br />

Umstrukturierung direkt mit dem Handlungsablauf verknüpft. Das<br />

Ziel ist, die oft e<strong>in</strong>geengte Perspektive des Patienten zu erweitern<br />

und dysfunktionales Denken zu verän<strong>der</strong>n, um langfristig e<strong>in</strong>e<br />

funktionale „adaptivere“ Sichtweise <strong>der</strong> Umwelt und <strong>der</strong> eigenen<br />

Person zu erreichen<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die bisherige Erfahrung zeigt, dass die<br />

Integration von kognitiven Techniken <strong>in</strong> die ergotherapeutische<br />

Behandlung e<strong>in</strong>e qualifizierte Weiterbildung <strong>der</strong> Therapeuten <strong>in</strong><br />

335


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

diesem Bereich erfor<strong>der</strong>t. Subjektiv wird die Anwendung dieser<br />

Techniken sowohl von Seiten <strong>der</strong> Patienten als auch von therapeutischer<br />

Seite als hilfreich und effizient beurteilt. E<strong>in</strong>e objektive Evaluation<br />

fand bisher noch nicht statt.<br />

004<br />

Integration von Stressbewältigungsstrategien <strong>in</strong> das ergotherapeutische<br />

Sett<strong>in</strong>g<br />

Nicole Legrand (MPI für Psychiatrie, Tagkl<strong>in</strong>ik Ergotherapie, München)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Thema Stressbewältigung wird <strong>der</strong>zeit vielseitig<br />

diskutiert und ist aktueller denn je. Der enge Zusammenhang zwischen<br />

Stress und psychischen <strong>Erkrankungen</strong> wird durch das multifaktorielle<br />

Geschehen zur Entstehung psychischer <strong>Erkrankungen</strong><br />

und das Vulnerabilitäts-Stress-Modell gestützt.<br />

Methode: In diesem Vortrag werden die Bedeutung und <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>satz von Stressbewältigungstechniken beim Krankheitsbild<br />

Depression <strong>in</strong> <strong>der</strong> ergotherapeutischen Behandlung dargestellt.<br />

Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Depression können – aufgrund von negativen Bewertungs-<br />

und Bewältigungsstrategien – im Rahmen <strong>der</strong> Erkrankung<br />

<strong>in</strong>sgesamt weniger gut mit Stressoren und Belastungen umgehen.<br />

So versucht die Ergotherapie Menschen mit gezielten<br />

Aktivitäten zu befähigen, die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Umwelt besser zu<br />

bewältigen und ihnen e<strong>in</strong> selbstbestimmtes Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

zu ermöglichen. Hier können die Stressbewältigungstechniken<br />

Möglichkeiten aufzeigen, Stressoren besser zu erkennen und<br />

Strategien vermitteln, um konstruktiver mit diesen umgehen zu<br />

können. Hierzu werden Entspannungstechniken, Zeitmanagement,<br />

Techniken zur langfristigen und kurzfristigen Erleichterung sowie<br />

dem systematischen Problemlösen und <strong>der</strong>en Umsetzung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Praxis anhand e<strong>in</strong>es Fallbeispiels dargestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Patienten können lernen, mit Hilfe<br />

von Stressbewältigungsstrategien konstruktiver an Stresssituation<br />

heranzugehen und ihre Belastbarkeit zu erhöhen (wie Ergebnisse<br />

e<strong>in</strong>er Evaluationsstudie zeigen). Zudem können Stressbewältigungsstrategien<br />

als wichtige Rückfallprophylaxemaßnahme bei<br />

depressiven <strong>Erkrankungen</strong> dienen.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 - 17.00 Uhr, Salon 15/16<br />

S-033 Symposium<br />

Supervision <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie und Psychotherapie<br />

(Referat Psychotherapie)<br />

Vorsitz: M. L<strong>in</strong>den (Teltow), H.-J. Freyberger (Stralsund)<br />

001<br />

Supervision <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verhaltenstherapie<br />

Thomas Fydrich (Humboldt-Universität zu Berl<strong>in</strong>, Inst. für Psychologie)<br />

002<br />

Supervision <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychodynamischen Psychotherapie<br />

Bernhard Strauß (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Jena, Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Zusammenhang mit Ausbildungsfragen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychotherapie<br />

wird die Supervision e<strong>in</strong>erseits für sehr wichtig erachtet<br />

(speziell <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychodynamischen Psychotherapie), an<strong>der</strong>erseits<br />

liegen hierzu relativ wenig Forschungsbefunde vor, die<br />

Aus sagen bezüglich <strong>der</strong> Effektivität und <strong>der</strong> Gestaltung von Supervision<br />

erlauben würden.<br />

Methode: In dem Vortrag wird von e<strong>in</strong>igen Befunden des For-<br />

336<br />

schungsgutachtens zur Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten<br />

und zum K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendlichen Psychotherapeuten<br />

(Strauß et al., 2009) ausgegangen, die schulenspezifische<br />

Unterschiede bezüglich <strong>der</strong> Supervision deutlich machen. Diese<br />

Befunde werden <strong>in</strong> Beziehung gesetzt zu neueren Studien zur Supervision,<br />

unter denen die Versuche von Ladany et al. Perspektiven<br />

<strong>der</strong> Supervision und des Psychotherapieprozesses aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong><br />

Therapeuten und <strong>der</strong> Patienten zusammenzufügen, beson<strong>der</strong>s hervorzuheben<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Forschungsgutachten zeigte sich, dass<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> psychodynamischen Ausbildung die Supervision e<strong>in</strong>erseits<br />

positiver bewertet wird (während Ausbildungsteilnehmer <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

VT damit deutlich unzufriedener s<strong>in</strong>d), an<strong>der</strong>erseits aber <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

die Lehrenden e<strong>in</strong>e Erhöhung des Supervisionsanteils for<strong>der</strong>n.<br />

Diese Diskrepanz gilt es auch im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

Frage <strong>der</strong> Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Supervision zu diskutieren.<br />

003<br />

Peer-Supervision anhand <strong>der</strong> Verhaltenstherapie-Kompetenz-<br />

Checkliste<br />

Michael L<strong>in</strong>den (Charité und Rehazentrum Seehof, FPR, Teltow)<br />

C. Langhoff<br />

E<strong>in</strong>leitung: Es kann zwischen Supervisoren-Supervision und Peer-<br />

Supervision unterschieden werden. Bei <strong>der</strong> Supervisioren-Supervision<br />

leitet e<strong>in</strong> Experte e<strong>in</strong>en Lernenden an, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Peer-Supervision<br />

geben sich Kollegen gegenseitig Rückmeldung und Anleitung. E<strong>in</strong>e<br />

weitere Unterscheidung ist, ob die Supervision strukturiert o<strong>der</strong><br />

unstrukturiert verläuft. In e<strong>in</strong>er kontrollierten Studie sollte die<br />

Wirkung e<strong>in</strong>er strukturierten Peer-Superviision auf das Therapeutenverhalten<br />

untersucht werden.<br />

Methode: 10 ärztliche und psychologische Verhaltenstherapeuten<br />

<strong>der</strong> Abteilung Verhaltenstherapie und Psychosomatik des Rehabilitationszentrums<br />

Seehof nahmen im Verlauf von 14 Tagen m<strong>in</strong>destens<br />

acht Therapiesitzungen auf Tonband auf. Sechs Therapeuten<br />

nahmen danach über neun Monate vierzehntäglich an e<strong>in</strong>er Peer-<br />

Supervision teil unter Nutzung <strong>der</strong> Verhaltenstherapie-Kompetenz-<br />

Checkliste, VTKC, die an<strong>der</strong>en dienten als Kontrolle. Nach Abschluss<br />

wurden erneut m<strong>in</strong>destens acht Therapiesitzungen auf<br />

Band aufgenommmen. Die Bandaufnahmen wurden von vier externen<br />

Ratern beurteilt. Zusätzlich wurden alle Therapeuten nach<br />

ihrem Theoriewissen befragt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die an <strong>der</strong> VTKC orientierte Peer-Supervision<br />

führte zu e<strong>in</strong>em besseren Theoriewissen und e<strong>in</strong>er differenzierteren<br />

Anwendung von Verhaltenstherapie-Interventionen. die<br />

Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Verhaltenstherapie wurde nicht verbessert.<br />

Schlussfolgerung: Peer-Supervision ist e<strong>in</strong>e Möglichkeit<br />

zur Qualitässicheruhng <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychotherapie. die Daten sprechen<br />

dafür, dass durch geme<strong>in</strong>sames Reden über Therapien vor allem die<br />

Theoriekenntnisse und die Therapie<strong>in</strong>tentionen <strong>der</strong> Psychotherapeuten<br />

bee<strong>in</strong>flusst werden können, während zur Än<strong>der</strong>ung dess<br />

tatsächlichen Therapeutenverhaltens zusätzliche Maßnahmen erfor<strong>der</strong>lich<br />

ersche<strong>in</strong>en. Literatur: L<strong>in</strong>den M, Langhoff C, Rotter M:<br />

Def<strong>in</strong>ition, operationalization, and quality assurance of psychotherapy.<br />

An <strong>in</strong>vestigation with the behaviour therapy-competencechecklist<br />

(BTCC). Psychiatria Danub<strong>in</strong>a, 2007, 19, 308 -316.<br />

004<br />

Supervisionsrichtl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> Fachgesellschaften<br />

Harald-Jürgen Freyberger (Universität Greifswald, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Stralsund)


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Istanbul<br />

S-038 Symposium<br />

Neural plasticity <strong>in</strong> psychotherapeutic <strong>in</strong>terventions: Myths<br />

and evidence<br />

Vorsitz: T. Kircher (Marburg), M. E. Beutel (Ma<strong>in</strong>z)<br />

001<br />

Potential benefits of bra<strong>in</strong> imag<strong>in</strong>g <strong>in</strong> psychotherapy<br />

Manfred E. Beutel (Universitätskl<strong>in</strong>ik Ma<strong>in</strong>z, Psychosomatische Mediz<strong>in</strong>)<br />

Introduction: Patients with depression, anxiety disor<strong>der</strong>s and<br />

OCD have been studied before and after psychotherapy by fMRT<br />

and PET. Control conditions <strong>in</strong>cluded normal subjects and pharmacological<br />

treatments.<br />

Method: Studies of bra<strong>in</strong> imag<strong>in</strong>g <strong>in</strong> psychotherapy are reviewed<br />

and discussed regard<strong>in</strong>g methodological and cl<strong>in</strong>ical implications.<br />

Discussion / Results: Studies have identified changes <strong>in</strong> bra<strong>in</strong> activation<br />

patterns <strong>in</strong> areas associated with emogtion regulation, particularly<br />

<strong>in</strong> treatment respon<strong>der</strong>s, which were comparable to effective<br />

pharmacological treatments. Limitations perta<strong>in</strong> to number of<br />

studies, sample sizes and brevity of treatments. Conclusions Based<br />

on the studies presented and the emerg<strong>in</strong>g view of the plasticity of<br />

the bra<strong>in</strong> the dist<strong>in</strong>ction between somatic treatments hav<strong>in</strong>g an impact<br />

on the bra<strong>in</strong> and psychological treatments with more elusive<br />

subjective effects has become obsolete. To date, implications for<br />

psychotherapeutic practise are limited. Yet, functional neuroimag<strong>in</strong>g<br />

is a promis<strong>in</strong>g approach to study issues relevant for psychotherapy,<br />

e.g. biological bases of mental disor<strong>der</strong>s, prognostic factors<br />

and mechanisms of psychotherapeutic change.<br />

002<br />

Conceptual background of imag<strong>in</strong>g studies <strong>in</strong> psychotherapy research:<br />

the example of CBT <strong>in</strong>terventions <strong>in</strong> patients with schizophrenia<br />

Axel Krug (Universität Marburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

T. Kircher, H. Walter, G. W<strong>in</strong>terer, B. Müller, J. Herrlich, G. Wiedemann<br />

To date, cognitive behavioural therapy (CBT) is be<strong>in</strong>g recognized as<br />

an important treatment <strong>in</strong> conjunction with psychopharmacotherapy<br />

<strong>in</strong> schizophrenia. However, there is only very scarce research<br />

on the effects of such <strong>in</strong>terventions on bra<strong>in</strong> function. Recent studies<br />

have suggested that jump<strong>in</strong>g to conclusions is a predom<strong>in</strong>ant<br />

cognitive style <strong>in</strong> patients which might lead to the development of<br />

delusions. In this BMBF funded multi-centre trial, we <strong>in</strong>vestigated<br />

the effect of CBT on neural correlates of “jump<strong>in</strong>g to conclusions”<br />

and the “attributional style” that patients with schizophrenia exhibit.<br />

Patients and control subjects were recruited <strong>in</strong> six centres and<br />

measured with 3-Tesla functional magnetic imag<strong>in</strong>g (fMRI) before<br />

and after 9 months of cognitive behavioural therapy. It could be<br />

shown that CBT ameliorates differences <strong>in</strong> bra<strong>in</strong> activations between<br />

patients and controls after n<strong>in</strong>e months. These results support<br />

the feasibility of fMRI multicenter trials and sheds further<br />

light <strong>in</strong>to the mechanisms relat<strong>in</strong>g psychotherapy to bra<strong>in</strong> function.<br />

003<br />

The conceptual background of multicenter imag<strong>in</strong>g studies <strong>in</strong> psychotherapy<br />

Andreas Jansen (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Schwerpunkt Bra<strong>in</strong>Imag<strong>in</strong>g,<br />

Marburg)<br />

004<br />

Neural correlates of psychotherapy <strong>in</strong> anxiety disor<strong>der</strong>s<br />

Carsten Konrad (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Marburg, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie)<br />

A. Jansen, B. Pflei<strong>der</strong>er, A. Ströhle, U. Lüken, I. Re<strong>in</strong>hardt, A. Wittmann,<br />

H.-U. Wittchen, V. Arolt, T. Kircher<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e Panikstörung führt bei den Betroffenen zu erheblichen<br />

Leiden und hat gesellschaftlich große sozioökonomische<br />

Folgen. Die neurobiologische Forschung konnte e<strong>in</strong> Netzwerk zerebraler<br />

Regionen identifizieren, das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathophysiogie <strong>der</strong><br />

Panikstörung e<strong>in</strong>e große Rolle spielt und dem u. a. Amygdala, Hippocampus,<br />

C<strong>in</strong>gulum und Insula angehören. E<strong>in</strong>e abnorme Informationsverarbeitung<br />

<strong>in</strong> diesem Netzwerk kann zu e<strong>in</strong>er panikauslösenden<br />

Fehl<strong>in</strong>terpretation von Stimuli führen, die e<strong>in</strong>e <strong>der</strong><br />

kl<strong>in</strong>ischen Hauptsymptome <strong>der</strong> Panikstörung darstellt. Medikamentöse<br />

Behandlung und Psychotherapien können dieses Angstnetzwerk<br />

modulieren.<br />

Methode: Dies wird u. a. im Rahmen e<strong>in</strong>es vom BMBF f<strong>in</strong>anzierten<br />

Projektes untersucht, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>e große Anzahl von Patienten multizentrisch<br />

vor und nach e<strong>in</strong>er manualisierten Psychotherapie und<br />

mittels funktioneller Magnetresonanztomographie untersucht werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Aktuelle Ergebnisse zur Untersuchung<br />

<strong>der</strong> neuronalen Korrelate <strong>der</strong> Panikstörung werden vorgestellt und<br />

die Auswirkungen auf aktuelle neurobiologische Störungsmodelle<br />

und Therapiemöglichkeiten <strong>der</strong> Panikstörung diskutiert.<br />

005<br />

Neural correlates of psychotherapy <strong>in</strong> depression<br />

Anna Buchheim (Universität, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie, Innsbruck,<br />

Öster reich)<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 10<br />

S-045 Symposium<br />

Kognitive Verhaltenstherapie bei Negativsymptomatik schizophrener<br />

Störungen<br />

Vorsitz: S. Kl<strong>in</strong>gberg (Tüb<strong>in</strong>gen), G. Buchkremer (Tüb<strong>in</strong>gen)<br />

001<br />

Emotionale und selbstkonzeptbezogene Prozesse als therapeutische<br />

Ansatzpunkte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung von Negativsymptomatik<br />

Roland Vauth (Universitätsspital, Psychiatrische Polikl<strong>in</strong>ik, Basel,<br />

Schweiz)<br />

002<br />

Kognitive Verhaltenstherapie bei Negativsymptomatik schizophrener<br />

Störungen – Ergebnisse e<strong>in</strong>er multizentrischen kl<strong>in</strong>ischen<br />

Studie<br />

Stefan Kl<strong>in</strong>gberg (Universität Tüb<strong>in</strong>gen, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

A. Wittorf, J. Herrlich, G. Wiedemann, C. Meisner, G. Buchkremer,<br />

W. Woelwer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Meta-Analysen zu Kognitiver Verhaltenstherapie (KVT)<br />

zeigen, dass KVT die Negativ-Symptomatik bei schizophrenen Psychosen<br />

reduzieren kann. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die meisten Studien, die<br />

hier zugrundegelegt werden, auf die Positivsymptomatik ausgerichtet.<br />

Randomisierte kl<strong>in</strong>ische Studien zur Negativsymptomatik<br />

fehlen bislang.<br />

Methode: Die Studie ist multicentrisch, e<strong>in</strong>fach bl<strong>in</strong>d und randomisiert<br />

(ISRCTN25455020). Die Wirksamkeit <strong>der</strong> KVT wird mit<br />

Kognitiver Remediation (KR) verglichen. KR wurde als Kompara-<br />

337


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

tor gewählt um für die therapeutische Zuwendung und an<strong>der</strong>e unspezifische<br />

Effekte zu kontrollieren. 198 Patienten mit primärer<br />

Negativsymptomatik wurden mit Hilfe systematischer Rekrutierung<br />

e<strong>in</strong>geschlossen. Sie erhielten 20 Therapiesitzungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Zeitraum von 9 Monaten. Die Therapiesicherheit wurde monitoriert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Patienten weisen e<strong>in</strong>en Mittelwert<br />

von 3,0 auf e<strong>in</strong>er modifizierten PANSS-Negativsyndromskala auf,<br />

s<strong>in</strong>d 36,9 Jahre alt, haben 3 vorherige Kl<strong>in</strong>ikaufenthalte, e<strong>in</strong>e gute<br />

Medikamenten-Compliance (95 % <strong>der</strong> Patienten), 24 % s<strong>in</strong>d beruflich<br />

tätig. 74 von 99 KVT-Patienten und 56 von 99 KR-Patienten<br />

konnten protokollkonform behandelt werden. Die Ergebnisse zur<br />

Hauptfragestellung werden berichtet und diskutiert.<br />

003<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> Affektdekodierung für die Kognitive Verhaltenstherapie<br />

bei Negativsymptomatik schizophrener Störungen<br />

Wolfgang Wölwer (He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e-Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Düsseldorf)<br />

N. Frommann, J. Herrlich, G. Wiedemann, A. Wittorf, G. Buchkremer,<br />

S. Kl<strong>in</strong>gberg<br />

Störungen <strong>der</strong> Affektdekodierung, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bezüglich <strong>der</strong> Dekodierung<br />

des emotionalen Gesichtsausdrucks, s<strong>in</strong>d für schizophren<br />

Kranke häufig beschrieben worden und tragen offensichtlich<br />

zu <strong>der</strong> verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten sozialen Funktionsfähigkeit <strong>der</strong> Patienten bei.<br />

Die Fähigkeit zur Dekodierung nonverbaler Affektmerkmale sowie<br />

die soziale Funktionsfähigkeit weisen empirische Zusammenhänge<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Symptomatik jeweils am ehesten <strong>in</strong> Bezug<br />

auf Negativsymptome auf. Kernbestandteile <strong>der</strong> Negativsymptomatik<br />

wie die Affektverflachung stehen auch konzeptuell <strong>in</strong> enger Assoziation<br />

mit <strong>der</strong> Affektdekodierung. Insofern liegt es nahe, im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er Therapie <strong>der</strong> Negativ-symptomatik e<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g sozial-kognitiver<br />

Prozesse wie <strong>der</strong> Affektdekodierung zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Dies könnte zugleich die therapeutische Interaktion erleichtern, da<br />

sozial-kognitive Prozesse def<strong>in</strong>itionsgemäß die kognitive Grundlage<br />

sozialer Kommunikation darstellen und diesbezügliche Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

den Aufbau funktionstüchtiger sozialer Kommunikation<br />

generell, aber auch im therapeutischen Rahmen, beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

dürften. Inwiefern diese Annahmen und Zusammenhänge zutreffen,<br />

wurde im Rahmen e<strong>in</strong>er kürzlich abgeschlossenen, multizentrischen,<br />

randomisierten kl<strong>in</strong>ischen Studie zur Wirksamkeit e<strong>in</strong>er<br />

auf Negativsymptome fokussierenden kognitiven Verhaltenstherapie<br />

im Vergleich zu e<strong>in</strong>em Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g basaler kognitiver Funktionen<br />

wie <strong>der</strong> Aufmerksamkeit und Gedächtnisprozessen an 198 schizophren<br />

Erkrankten mit Negativsymptomatik untersucht. Die kognitiv-verhaltenstherapeutische<br />

Behandlungsbed<strong>in</strong>gung enthielt wesentliche<br />

Bauste<strong>in</strong>e des „Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs <strong>der</strong> Affektdekodierung“, das sich<br />

<strong>in</strong> früheren Untersuchungen als wirksam zur Verbesserung <strong>der</strong> Affektdekodierungsleistung<br />

erwiesen hat. Die Ergebnisse <strong>der</strong> noch<br />

laufenden Auswertung werden zum Kongress vorliegen. *geför<strong>der</strong>t<br />

von <strong>der</strong> Deutschen Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft (DFG, KL 1179/3-1)<br />

004<br />

Zusammenarbeit mit den Angehörigen bei <strong>der</strong> Kognitiven Verhaltenstherapie<br />

bei Negativsymptomatik schizophrener Störungen<br />

Klaus Hesse (Universität Tüb<strong>in</strong>gen, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

338<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 8<br />

S-046 Symposium<br />

Grundlegende Probleme und ihre Lösungsmöglichkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Behandlung von Posttraumatischer Stresserkrankung und schweren<br />

Störungen <strong>der</strong> Emotionsregulation<br />

Vorsitz: M. Bohus (Mannheim), C. Schmahl (Mannheim)<br />

001<br />

Evaluation <strong>der</strong> DBT für PTBS und schwere Störungen <strong>der</strong> Emotionsregulation:<br />

E<strong>in</strong>e kontrolliert randomisierte Studie<br />

Mart<strong>in</strong> Bohus (ZI Mannheim, Psychosomatik)<br />

002<br />

Neuromechanismen und kl<strong>in</strong>ische Implikationen <strong>der</strong> Dissoziation<br />

Jana Mauchnik (ZI Mannheim, Psychosomatik AG Schmahl)<br />

U. W. Ebner-Priemer, N. Kle<strong>in</strong>dienst, M. Bohus, C. Schmahl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Dissoziative Zustände s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> häufiges Symptom bei<br />

<strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung (BPS), <strong>der</strong> Posttraumatischen<br />

Belastungsstörung sowie <strong>der</strong> akuten Belastungsstörung, treten<br />

aber auch bei an<strong>der</strong>en psychischen Störungen, wie <strong>der</strong> Panik-<br />

o<strong>der</strong> Zwangsstörung auf. Für diese Störungsbil<strong>der</strong> liegen etablierte<br />

verhaltenstherapeutische Ansätzen vor, dennoch gibt es e<strong>in</strong>e hohe<br />

Rate an Patienten, die nicht von diesen Methoden profitieren. Die<br />

Psychotherapieforschung konzentriert sich daher zunehmend auf<br />

mögliche Mo<strong>der</strong>atorvariablen, beispielsweise die Dissoziation. Drei<br />

<strong>der</strong> vier bisher durchgeführten Therapiestudien zum E<strong>in</strong>fluss von<br />

Dissoziation auf Therapieergebnisse f<strong>in</strong>den, dass hohe Dissoziationswerte<br />

sich negativ auswirken. In e<strong>in</strong>er Studie unserer Arbeitsgruppe<br />

zur Wirksamkeit <strong>der</strong> dialektisch-behavioralen Therapie<br />

konnte dieser Zusammenhang bestätigt werden. Kl<strong>in</strong>isch und neurobiologisch<br />

liegen H<strong>in</strong>weise dafür vor, dass Dissoziation Lernprozesse<br />

bee<strong>in</strong>trächtigt, die Grundlage therapeutischer Interventionen<br />

s<strong>in</strong>d. Ziel war nun, den E<strong>in</strong>fluss akuter Dissoziation auf Konditionierungsprozesse<br />

bei <strong>der</strong> BPS zu untersuchen.<br />

Methode: Wir führten e<strong>in</strong> aversives differentielles Konditionierungsparadigma<br />

(Habituation, Akquisition, Ext<strong>in</strong>ktion) bei 35 unmedizierten<br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Patient<strong>in</strong>nen und 33 gesunden Kontrollen<br />

durch. Abhängige Variablen waren Hautleitfähigkeit und subjektive<br />

Rat<strong>in</strong>gs von Valenz und Arousal.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Diejenigen Patient<strong>in</strong>nen, die während<br />

<strong>der</strong> Untersuchung akut dissoziierten, lernten den Zusammenhang<br />

zwischen unkonditioniertem und konditioniertem Stimulus nicht,<br />

we<strong>der</strong> <strong>in</strong> peripher-physiologischen Reaktionen, noch <strong>in</strong> subjektiven<br />

Rat<strong>in</strong>gs. Hier f<strong>in</strong>den sich erste H<strong>in</strong>weise, dass akute Dissoziation<br />

bereits die Enkodierung bee<strong>in</strong>trächtigen könnte. Kl<strong>in</strong>ische<br />

Implikationen <strong>der</strong> Auswirkungen akuter Dissoziation auf Lernprozesse<br />

und somit auch therapeutische Interventionen werden vorgestellt.<br />

003<br />

Optimierte Traumatherapie: Imag<strong>in</strong>ative und kognitive Methoden<br />

während <strong>der</strong> Traumakonfrontation<br />

Anne Boos (Technische Universität Dresden, Kl<strong>in</strong>. Psychologie / Psychoth.<br />

Ambulanz und Tageskl<strong>in</strong>ik)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Traumafokussierte Methoden stellen die Methoden <strong>der</strong><br />

Wahl bei <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Posttraumatischen Belastungsstörung<br />

da. Schwer bee<strong>in</strong>trächtigte Patient<strong>in</strong>nen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel solche<br />

nach chronischer Gewalt <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit, zeigen Symptome, die<br />

über e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fach PTB h<strong>in</strong>aus gehen. Grundlegende Probleme stellen<br />

oftmals schwere negative Selbstwahrnehmungen <strong>der</strong> eigenen<br />

Person als schlecht, schuldig, verabscheuungswürdig etc., neben<br />

ausgeprägten dissoziativen Symptomen dar. Verschiedene Autoren


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

argumentieren, dass die Reduktion <strong>der</strong> Symptome e<strong>in</strong>er PTB von<br />

e<strong>in</strong>er optimierten emotionalen und kognitiven Verarbeitung <strong>der</strong><br />

Traumatisierung abhängt.<br />

Methode: Während die Traumakonfrontation die notwendige<br />

Grundlage dazu für alle traumatisierten Patienten darstellt, können<br />

Methoden <strong>der</strong> imag<strong>in</strong>ativen und kognitiven Disputation zur Bearbeitung<br />

nicht angstbezogener Themen während <strong>der</strong> Traumakonfrontation<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden. Damit kann die Verarbeitung von<br />

sekundären Emotionen wie Schuld und Scham o<strong>der</strong> primären<br />

Emotionen wie Ekel o<strong>der</strong> Haß verbessert werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Verschiedene Untersuchungen zeigen,<br />

dass damit die Therapie für Patienten nach sexualisierter Gewalt<br />

verbessert werden können. Der Beitrag referiert diese empirischen<br />

Untersuchungen zu komb<strong>in</strong>ierten imag<strong>in</strong>ativ-konfrontativen (nach<br />

Arntz; Krakow bzw. Smucker) und kognitiv-konfrontativen (nach<br />

Kubany; Ehlers) Verfahren <strong>der</strong> Traumatherapie.<br />

004<br />

Die Narrative Expositionstherapie zur Behandlung <strong>der</strong> Folgen von<br />

schweren und lang andauernden Misshandlungen<br />

Frank Neuner (Universität Bielefeld, Psychologie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e großer Anteil <strong>der</strong> Opfer von Traumatisierungen<br />

hat nicht e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes traumatisches Ereignis, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

von schwer belastenden Erlebnissen über e<strong>in</strong>en langen Zeitraum<br />

erlebt. Es wird häufig <strong>in</strong> Frage gestellt, ob konfrontative Therapieansätze<br />

für diese Patienten geeignet seien.<br />

Methode: Die Narrative Expositionstherapie (NET) wurde für Opfer<br />

schwerer Traumatisierungen im Rahmen organisierter Gewalt<br />

entwickelt. Die Wirksamkeit des Verfahrens wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe<br />

von randomisierten Studien nachgewiesen. Seit kurzem liegen erste<br />

Erfahrungen vor für die Behandlung <strong>der</strong> Opfer k<strong>in</strong>dlicher Misshandlungen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Behandlung <strong>der</strong> Opfer von schweren<br />

Traumatsierungen erfor<strong>der</strong>t, wobei <strong>der</strong> Umgang mit Flashbacks,<br />

Dissoziation sowie Scham- und Schuldgefühlen häufig e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung darstellen. In <strong>der</strong> NET werden diese Phänomene<br />

nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geson<strong>der</strong>ten Therapiephase, son<strong>der</strong>n während<br />

<strong>der</strong> Exposition bearbeitet. Die NET stellt e<strong>in</strong> vielversprechendes<br />

Therapieverfahren für schwere Traumatisierungen dar.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Stockholm 3<br />

S-053 Symposium<br />

Internet-based psychotherapy for depression: Opportunities<br />

and risks<br />

Vorsitz: B. Meyer (Hamburg), F. Hohagen (Lübeck)<br />

001<br />

Effectiveness and possible work<strong>in</strong>g mechanisms of Internet-based<br />

psychotherapies<br />

Thomas Berger (Universität Bern, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie, Schweiz)<br />

F. Caspar<br />

Internet-based psychotherapeutic <strong>in</strong>terventions have been used for<br />

over a decade with several controlled trials <strong>in</strong> the field of anxiety<br />

disor<strong>der</strong>s, mild-to-mo<strong>der</strong>ate depression and behavioral medic<strong>in</strong>e.<br />

Overall, Internet-based treatments have shown to be effective with<br />

large effect sizes for some of the conditions, for example <strong>in</strong> the<br />

treatment of social anxiety disor<strong>der</strong>s. Internet-based treatments<br />

have several advantages over traditional psychotherapies for both<br />

clients and health care. For <strong>in</strong>stance, the accessibility of the Internet<br />

make it very suitable for offer<strong>in</strong>g and receiv<strong>in</strong>g help and it may be<br />

possible to reach people who might otherwise not receive treatment<br />

for their problems. Clients can work at their own pace, access the<br />

treatment at any place and time, and review the material as often as<br />

desired. This presentation provides a brief overview of the various<br />

Internet-based applications and the evidence. As the level of therapist<br />

<strong>in</strong>volvement can vary from no assistance, m<strong>in</strong>imal contact via<br />

email, to therapist time seen <strong>in</strong> face-to-face treatments, the role of<br />

the therapist is discussed along with predictors of outcome and<br />

possible work<strong>in</strong>g mechanisms.<br />

002<br />

Tailored health communication <strong>in</strong> behavioural medic<strong>in</strong>e: Implications<br />

for onl<strong>in</strong>e depression treatments<br />

Robert Nicholson (St. Louis University, Community and Family Medic<strong>in</strong>e,<br />

Sa<strong>in</strong>t Louis, USA)<br />

003<br />

Mediators and mo<strong>der</strong>ators of change <strong>in</strong> an onl<strong>in</strong>e treatment for<br />

depression<br />

Björn Meyer (Hamburg)<br />

Introduction: A recent randomized controlled trial (RCT) demonstrated<br />

that a novel, onl<strong>in</strong>e depression treatment program (Deprexis)<br />

effectively reduces depression severity among <strong>in</strong>ternet users<br />

(Meyer et al., 2009). In the Deprexis program, users are directed<br />

through a series of simulated dialogues that cover topics such as<br />

cognitive restructur<strong>in</strong>g, behavioural activation, acceptance / m<strong>in</strong>dfulness,<br />

<strong>in</strong>ter personal skills, and relaxation exercises. In this presentation,<br />

the structure and content of the Deprexis program are described,<br />

and the results from the RCT are summarized. The question<br />

of whether mo<strong>der</strong>ators or mediators of treatment effects could be<br />

detected is also addressed.<br />

Method: In an RCT, 396 adult participants (average age = 35,<br />

SD = 12; 76 % women) were randomized either to immediate program<br />

use for up to 9 weeks or to a 9-week wait<strong>in</strong>g-list condition.<br />

Participants were recruited from <strong>in</strong>ternet depression forums with<strong>in</strong><br />

Germany.<br />

Discussion / Results: Program users improved, on average, by<br />

6 BDI-po<strong>in</strong>ts, whereas those <strong>in</strong> the wait<strong>in</strong>g-list condition did not<br />

improve, Cohen‘s d = .64. This effect was replicated when those <strong>in</strong>itially<br />

on the wait<strong>in</strong>g-list also used the program, and the improvements<br />

<strong>in</strong> depression severity rema<strong>in</strong>ed stable over six months.<br />

There was limited evidence that changes <strong>in</strong> dysfunctional attitudes,<br />

as measured by the Dysfunctional Attitudes Scale (DAS), or changes<br />

<strong>in</strong> social function<strong>in</strong>g, as measured by the Work and Social Adjustment<br />

Scale (WSA) mediated the effect of treatment on depression<br />

changes between basel<strong>in</strong>e and the 9-week time-po<strong>in</strong>t. However,<br />

the effect of treatment on changes <strong>in</strong> social function<strong>in</strong>g was mediated<br />

by reductions <strong>in</strong> depression severity. Additional analyses<br />

showed that age mo<strong>der</strong>ated the effect of treatment on depression<br />

severity, such that participants between the ages of 25 and 45 appeared<br />

to benefit the most from treatment, whereas there were no<br />

age-dependent differences <strong>in</strong> depression changes <strong>in</strong> the wait<strong>in</strong>g-list<br />

control group. Other potential mo<strong>der</strong>ators were explored and will<br />

be discussed <strong>in</strong> this presentation.<br />

004<br />

Internet-based psychotherapy <strong>in</strong> rout<strong>in</strong>e psychiatric practice sett<strong>in</strong>gs:<br />

Opportunities and barriers<br />

Fritz Hohagen (Universitätskl<strong>in</strong>ikum SH, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Lübeck)<br />

339


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal VIP 1<br />

S-061 Symposium<br />

Neue Entwicklungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schematherapie<br />

Vorsitz: G. Jacob (Freiburg), K. Lieb (Ma<strong>in</strong>z)<br />

001<br />

Schematherapie mit dem Moduskonzept bei Persönlichkeitsstörungen<br />

Gitta Jacob (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Schematherapie (ST) nach Jeffrey Young und Arnoud<br />

Arntz ist e<strong>in</strong> Verfahren <strong>der</strong> „3. Welle“ <strong>der</strong> VT, das zunehmend an<br />

Bedeutung gew<strong>in</strong>nt. Es handelt sich dabei um e<strong>in</strong> störungsübergreifendes<br />

Konzept, <strong>in</strong> das sich störungsspezifische Überlegungen<br />

<strong>in</strong>tegrieren lassen.<br />

Methode: Störungsspezfische ST-Konzepte nutzen üblicherweise<br />

das Schema-Modus-Konzept; Schema-Modi s<strong>in</strong>d emotional-kognitive<br />

schema-assoziierte Zustände. Im Vortrag wird als E<strong>in</strong>führung<br />

<strong>in</strong> das Symposium das Schema-Moduskonzept störungsübergreifend<br />

vorgestellt und beschrieben, welche Interventionsstrategien<br />

sich daraus ableiten lassen.<br />

002<br />

Schematherapie – e<strong>in</strong> Brücke zwischen VT und Tiefenpsychologie<br />

Eckhard Roediger (Psychotherapeutische Praxis, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>)<br />

Es ist <strong>der</strong> Verdienst von Jeffrey Young, dass er als Verhaltenstherapeut<br />

die Bedeutung und das Potential emotionsaktivieren<strong>der</strong> Techniken<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung von Persönlichkeitsstörungen erkannte<br />

und <strong>in</strong> die Schematherapie <strong>in</strong>tegrierte. Außerdem machte er im<br />

S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er emotionalen Exposition die Therapiebeziehung selbst<br />

zum Therapiegegenstand und versucht sie durch e<strong>in</strong>e sog. „begrenzte<br />

elterliche Fürsorge“ (engl. limited reparent<strong>in</strong>g) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

strukturierten Vorgehen zu modifizieren. Die Schematherapie arbeitet<br />

damit <strong>in</strong> Bereichen, die bisher die Domäne psychodynamischer<br />

Ansätze war, aber mit e<strong>in</strong>em aktiven und direktiven Therapeutenverhalten,<br />

wie man es von <strong>der</strong> VT kennt. Der Vortrag<br />

beschreibt das Vorgehen <strong>der</strong> Schematherapie und die Annäherungen<br />

und Unterschiede zur Psychodynamik und VT.<br />

Literatur: Roediger, E. (2009) Schematherapie bei PatientInnnen<br />

mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörungen und ihre Beziehungsgestaltung.<br />

Alternative o<strong>der</strong> Ergänzung zu Dialektisch-Behavioralen<br />

Therapie? Verhaltenstherapie und psychosoziale Praxis (im Druck).<br />

003<br />

Schematherapie bei forensischen Patienten<br />

Claudia Knörnschild (Zentrum f. Soziale Psychiatrie, Ha<strong>in</strong>a)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Menschen, die aufgrund e<strong>in</strong>er schwer ausgeprägten<br />

Persönlichkeitsstörung e<strong>in</strong>e Straftat begehen, können als verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

schuldfähig erklärt und zur Behandlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> forensisch-psychiatrisches<br />

Krankenhaus e<strong>in</strong>gewiesen werden. Das Ziel <strong>der</strong> – <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Regel mehrjährigen – Behandlung ist es, die störungsspezifischen<br />

krim<strong>in</strong>ogenen Faktoren so weit zu beheben, dass <strong>der</strong> / die<br />

Patient / <strong>in</strong> zukünftig straffrei <strong>in</strong> Freiheit leben kann.<br />

Methode: Die Schematherapie nach Young wurde für die Behandlung<br />

schwer ausgeprägter Persönlichkeitsstörungen und an<strong>der</strong>er<br />

schwer zu behandeln<strong>der</strong> psychischer Störungen entwickelt und von<br />

e<strong>in</strong>er Arbeitsgruppe um David Bernste<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Nie<strong>der</strong>landen an<br />

das forensische Klientel adaptiert. Das theoretische Modell <strong>der</strong><br />

Schemamodi, wie es von Young entwickelt wurde, erweiterten sie<br />

um 4 zusätzliche Modi: (1) ärgerlicher Beschützer-Modus, (2) kaltblütiger<br />

Kämpfer-Modus, (3) betrügen<strong>der</strong> Manipulierer-Modus<br />

sowie (4) überkontrollieren<strong>der</strong> Modus (zwanghafter o<strong>der</strong> paranoi-<br />

340<br />

<strong>der</strong> Art). Zudem konzeptualisierten sie die Psychopathy-Diagnose<br />

(nach Hare) im Rahmen des Modus-Modells und entwickelten e<strong>in</strong>e<br />

Reihe von Empfehlungen zur Umsetzung von Schematherapie <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Praxis forensischer Kl<strong>in</strong>iken.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Gegenwärtig wird die Evidenz schematherapeutischer<br />

Behandlung im forensisch-stationären Sett<strong>in</strong>g <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er groß angelegten Studie überprüft.<br />

004<br />

Schematherapie bei Patient<strong>in</strong>nen mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-PS – Evaluation<br />

e<strong>in</strong>es stationären Therapiekonzeptes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kontrollierten und<br />

randomisierten Studie<br />

Neele Reiss (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

F. Vogel, M. Nill, M. Graf-Morgenstern, G. Jacob, K. Lieb<br />

E<strong>in</strong>leitung: J. E. Young entwickelte <strong>in</strong> den 90er Jahren die Schematherapie<br />

für Patienten mit chronischen psychischen <strong>Erkrankungen</strong>,<br />

die aufgrund ihrer rigiden, dysfunktionalen und negativen Denkstrukturen<br />

oftmals nicht zufriedenstellend auf kognitive Verhaltenstherapie<br />

(KVT) ansprechen. Dazu gehören nach J. E. Young<br />

neben schweren chronischen Achse-I-Störungen vor allem Persönlichkeitsstörungen.<br />

Gerade Patienten mit BPS, denen aufgrund des<br />

fehlenden Kontaktes zu ihren eigenen Kognitionen und Emotionen<br />

im Rahmen <strong>der</strong> KVT oft nicht ausreichend geholfen werden kann,<br />

eignen sich beson<strong>der</strong>s für die Schematherapie.<br />

Methode: Von Juni bis Dezember 2008 wurde e<strong>in</strong>e Pilotstudie zur<br />

stationären schemafokussierten Therapie an <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie <strong>der</strong> Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z durchgeführt.<br />

Insgesamt wurden 16 Patient<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> die Pilotstudie e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Am Ende <strong>der</strong> 10-wöchigen Behandlung zeigten sich<br />

signifikante Abnahmen sowohl <strong>der</strong> bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>espezifischen Symptomatik<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Symptom List (BSL, p≤.05) als auch <strong>der</strong><br />

allgeme<strong>in</strong>en Psychopathologie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Symptom-Checklist (SCL-<br />

90-R, Global Severity Index, GSI, p≤.05).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Vortrag wird das Therapiekonzept<br />

sowie das Studiendesign <strong>der</strong> randomisierten und kontrollierten<br />

Studie vorgestellt. Auf e<strong>in</strong>er gemischt-geschlechtlichen Station <strong>der</strong><br />

Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherapie stehen <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong>sgesamt<br />

acht Behandlungsplätze für Patient<strong>in</strong>nen mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

zur Verfügung. Alle sechs Wochen werden jeweils<br />

vier neue Patient<strong>in</strong>nen geme<strong>in</strong>sam aufgenommen, die gesamte Behandlungsdauer<br />

umfasst zwölf Wochen. Im Studiendesign ist e<strong>in</strong>e<br />

randomisierte Zuteilung <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong>nen nach e<strong>in</strong>em anhand des<br />

Cl<strong>in</strong>ical Global Impression Score (CGI) vorgenommenen Match<strong>in</strong>gs<br />

auf Behandlungs- und Wartelistenkontrollgruppe vorgesehen.<br />

Psychometrische Daten <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong>nen sowie <strong>der</strong> Wartelistenkontrollgruppe<br />

werden vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> stationären Behandlung,<br />

am Ende <strong>der</strong> stationären Behandlung (nach 12 Wochen) sowie drei<br />

und sechs Monate nach <strong>der</strong> stationären Behandlung erfasst.


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Salon 15/16<br />

S-070 Symposium<br />

Kognitive Verhaltenstherapie bei Sozialer Phobie: Was wirkt wie<br />

und ist sie besser als Pharmakotherapie?<br />

Vorsitz: C. Hermann (Gießen), U. Stangier (Frankfurt am Ma<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Kognitive Verhaltenstherapie <strong>der</strong> Sozialen Phobie: Wirksamkeit<br />

e<strong>in</strong>er gestuften Behandlung im Vergleich zu re<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zeltherapie<br />

Reg<strong>in</strong>a Steil (Universität Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

S. Kiko, A. Mall, C. Hermann, M. Bohus<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die <strong>der</strong>zeit effektivste Intervention für Soziale Phobie<br />

(SP) sche<strong>in</strong>t die Kognitive Therapie (KT) nach Clark zu se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>en<br />

weiteren viel versprechenden Ansatz stellen computer-basierte<br />

Selbsthilfeprogramme dar. Ziel unserer Studie ist, Effektivität und<br />

Kosteneffizienz e<strong>in</strong>es gestuften Behandlungsprogramms (SCP) zur<br />

Behandlung Sozialer Phobie, bestehend aus e<strong>in</strong>em DVD-basierten<br />

Selbsthilfemodul plus therapeutengeleiteter KT nach Bedarf, zu<br />

untersuchen. Als Vergleichsgruppe dient e<strong>in</strong>e therapeutengeleitete<br />

KT (ST). Beide Interventionen basieren auf <strong>der</strong> Kognitiven Therapie<br />

nach Clark.<br />

Methode: Es erfolgte e<strong>in</strong>e randomisierte Zuweisung <strong>der</strong> Patienten<br />

(18-60 Jahre) zu SCP (n=46) bzw. ST (n=43). Im SCP erhielten die<br />

Patienten 8 Sitzungen DVD-basierte Selbsthilfe plus zweiwöchentliche<br />

Email-Kontakte mit e<strong>in</strong>em DVD-Therapeuten. Bei Bedarf erhielten<br />

die Patienten anschließend 8 Sitzungen therapeutengeleitete<br />

KT, bei andauerndem Bedarf 8 weitere Sitzungen therapeutengeleitete<br />

KT. In <strong>der</strong> ST erhielten die Patienten 16 Sitzungen therapeutengeleitete<br />

KT. Die Erhebungs<strong>in</strong>strumente be<strong>in</strong>halten u. a. SKID-I<br />

und –II, Liebowitz Soziale-Angstskala (LSAS), Soziale Interaktionsangst-Skala<br />

(SIAS) und Soziale Performanzangst-Skala (SPS).<br />

Die Erhebungen erfolgten vor <strong>der</strong> Randomisierung (t1), nach<br />

8 Sitzungen (t2), nach 16 Sitzungen (t3) sowie im SCP ggf. nach<br />

24 Sitzungen (t4).<br />

Diskussion / Ergebnisse: 52 % <strong>der</strong> Patienten brachen das SCP im<br />

Verlauf <strong>der</strong> Behandlung ab, im Vergleich zu 12 % <strong>in</strong> <strong>der</strong> ST. Werden<br />

alle e<strong>in</strong>geschlossenen Patienten berücksichtigt ergibt sich für das<br />

SCP e<strong>in</strong>e Effektstärke (ES) von d=0.52 (SIAS) bzw. d=0.70 (SPS) im<br />

Vergleich zu d=1.09 (SIAS) bzw. d=1.24 (SPS) für die ST. Completer-Analysen<br />

ergeben e<strong>in</strong>e ES von d=1.03 (SIAS) bzw. d=1.58 (SPS)<br />

für das SCP im Vergleich zu d=1.24 (SIAS) bzw. d=1.47 (SPS) für<br />

die ST. Diejenigen Patienten, die das SCP nicht abbrechen, sche<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Reduktion sozialphobischer Symptomatik ähnlich zu<br />

profitieren wie diejenigen <strong>der</strong> ST. Nächstes Ziel ist nun, Prädiktoren<br />

zu f<strong>in</strong>den, die e<strong>in</strong>en Abbruch des SCP vorhersagen können.<br />

Weitere Schwerpunkte werden Verän<strong>der</strong>ungsmechanismen sowie<br />

Kosteneffizienz darstellen.<br />

002<br />

Was macht gute Therapeuten aus? Adhärenz und Therapeutenkompetenz<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> kognitiven Verhaltenstherapie bei Sozialen<br />

Phobien<br />

Ulrich Stangier (Wolfgang v. Goethe Universität, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie<br />

und Psychotherapie, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>)<br />

C. Bohn, D. G<strong>in</strong>zburg, K. Von Consbruch, T. Heidenreich<br />

E<strong>in</strong>leitung: Während Adhärenz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychotherapieforschung<br />

def<strong>in</strong>iert ist als Ausmaß <strong>der</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit <strong>der</strong> Behandlungstheorie<br />

bzw. e<strong>in</strong>em Behandlungsmanual, bezeichnet Kompetenz<br />

die Qualität e<strong>in</strong>er durchgeführten Behandlung. In <strong>der</strong> Präsentation<br />

werden Daten zur Entwicklung e<strong>in</strong>es Rat<strong>in</strong>gsystems zur<br />

E<strong>in</strong>schätzung von Kompetenz und Adhärenz bei kognitiver Therapie<br />

<strong>der</strong> Sozialen Phobie vorgestellt.<br />

Methode: Die Cognitive Therapy Scale of Social Phobia (CTCS-SP;<br />

Consbruch, H<strong>in</strong>richs, Stangier & Clark, 2006) umfaßt zwei Subskalen:<br />

e<strong>in</strong>e 20 Items umfassende Competence Subscale, die auf <strong>der</strong><br />

häufig e<strong>in</strong>gesetzten Cognitive Therapy Scale (CTS; Young & Beck,<br />

1980) basiert; und e<strong>in</strong>e Adherence Subscale mit 17 Items.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nach e<strong>in</strong>em 60 Std. umfassenden Ratertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

wurde auf <strong>der</strong> Basis von 13 auf Video aufgenommenen<br />

Therapiesitzungen e<strong>in</strong>e zufriedenstellende Interraterreliabilität gemessen<br />

(ICC=0,62 - 0,89). Zusätzlich werden auf dem Symposium<br />

die Ergebnisse aus e<strong>in</strong>er aktuellen, abgeschlossenen Therapiestudie<br />

vorgestellt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> 34 Behandlungen mit kognitiver Verhaltenstherapie<br />

durchgeführt wurden. Zu diesem Zweck wurden jeweils pro<br />

Behandlung 2 Videobän<strong>der</strong> per Zufall ausgewählt; die Analysen zu<br />

den <strong>in</strong>sgesamt 68 Behandlungssitzungen werden zum Zeitpunkt<br />

des Kongresses abgeschlossen se<strong>in</strong>. Es wird erwartet, dass Adhärenz<br />

und Kompetenz signifikant mit dem Behandlungserfolg korrelieren.<br />

003<br />

Wirkmechanismen <strong>der</strong> kognitiven Verhaltenstherapie bei Sozialer<br />

Phobie<br />

Sonja Kiko (ZI Mannheim, Psychosomatik)<br />

A. Mall, R. Steil, M. Bohus, S. Stevens, C. Hermann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das kognitive Modell <strong>der</strong> sozialen Phobie (SP) von<br />

Clark und Wells (1995) hat zur Entwicklung erfolgreicher kognitivverhaltenstherapeutischer<br />

Behandlungsprogramme geführt. Ziel<br />

dieser Studie war zu überprüfen, <strong>in</strong>wieweit sich die Verbesserung<br />

<strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Symptomatik durch die <strong>in</strong> diesem Modell postulierten<br />

Mechanismen erklären lässt.<br />

Methode: Im Rahmen <strong>der</strong> Social Phobia Intervention Study of<br />

Mannheim (SOPHISMA) nahmen 58 Patienten mit SP vor und<br />

nach e<strong>in</strong>er kognitiven Therapie an zwei diagnostischen Rollenspielen<br />

teil (Gesprächssituation, Vortragssituation). Hierbei wurden<br />

Zustandsangst, dysfunktionale Kognitionen, Selbstaufmerksamkeit<br />

und Sicherheitsverhalten erfasst. Mittels schrittweiser Regressionsanalyse<br />

wurden diese Variablen jeweils situationsabhängig als<br />

mögliche Prädiktoren für die Reduktion sozialer Interaktionsangst<br />

(SIAS) und sozialer Performanzangst (SPS) ermittelt. In Schritt 1<br />

wurde die Prä-Post-Verän<strong>der</strong>ung von Zustandsangst und dysfunktionalen<br />

Kognitionen, <strong>in</strong> Schritt 2 von Sicherheitsverhalten und<br />

Selbstaufmerksamkeit berücksichtigt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Therapie führte zu e<strong>in</strong>er sehr deutlichen<br />

Verbesserung <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Symptomatik (d = 0.82 (SIAS),<br />

d = 1.07 (SPS)). Für beide Rollenspielsituationen ließ sich e<strong>in</strong>e<br />

deutliche Reduktion von Zustandsangst, dysfunktionalen Kognitionen,<br />

Sicherheitsverhalten und Selbstaufmerksamkeit nachweisen<br />

(d = 0.60 – 1.19). 32.9 % (p < .001) <strong>der</strong> Varianz sozialer Interaktionsangst<br />

nach Therapieende ließ sich durch Verän<strong>der</strong>ungen<br />

kognitiver Variablen, erhoben <strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialen Interaktionssituation,<br />

aufklären, wobei sich die Reduktion von dysfunktionalen Kognitionen<br />

und Selbstaufmerksamkeit am bedeutsamsten erwiesen. Für<br />

die Vorhersage <strong>der</strong> Reduktion sozialer Performanzängste zeigte sich<br />

die Verr<strong>in</strong>gerung dysfunktionaler Kognitionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vortragssituation<br />

als signifikanter Prädiktor (Varianzaufklärung: 18.2 %, p = .007).<br />

004<br />

Vergleich Psychotherapie und Pharmakotherapie<br />

Borw<strong>in</strong> Bandelow (Universität Gött<strong>in</strong>gen, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

341


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Salon 15/16<br />

S-086 Symposium<br />

Entwicklung und Behandlung <strong>der</strong> sozialen Phobie bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n,<br />

Jugendlichen und Erwachsenen<br />

Vorsitz: K.-T. Kronmüller (Heidelberg), F. Resch (Heidelberg)<br />

001<br />

Epidemiologie und Entwicklungspsychopathologie sozialer Ängste<br />

Franz Resch (Universität Heidelberg, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

P. Parzer, J. Haffner<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Entwicklung sozialer Ängste beg<strong>in</strong>nt im K<strong>in</strong>des-<br />

und Jugendalter und beruht auf dysfunktionalen Wechselwirkungen<br />

von Temperamentfaktoren (z. B. behavioraler Inhibition) mit<br />

elterlichen Beziehungs- und Erziehungsbed<strong>in</strong>gungen. Ambivalentunsichere<br />

B<strong>in</strong>dungsmuster zeigen e<strong>in</strong>en signifikanten Zusammenhang<br />

mit sozialer Ängstlichkeit wie Langzeitstudien mit <strong>der</strong> behavioralen<br />

Inhibition. Neurobiologische Befunde betonen die<br />

signifikante Aktivierung <strong>der</strong> Amygdala bei 13jährigen sozialängstlichen<br />

Patienten im Vergleich zu Kontrollen. Welche psychopathologischen,<br />

familiären, schulischen und peer-group bezogenen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

erleben Jugendliche mit sozialen Ängsten?<br />

Methode: E<strong>in</strong>e Literaturübersicht und die Befunde aus <strong>der</strong> Heidelberger<br />

Schulstudie sollen diese Frage beantworten. In <strong>der</strong> Heidelberger<br />

Schulstudie zur Prävalenz von Risikoverhaltensweisen<br />

(Lit: Brunner et al., 2007, Arch Pediatr Adolesc Med) wurden<br />

6185 Schüler <strong>der</strong> 9. Schulstufe befragt, davon konnten 5759 analysiert<br />

werden. Alter 14,9 (SD 0,73), 49.8 % weiblich.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 4,4 % <strong>der</strong> Jugendlichen geben starke soziale<br />

Ängste an. Zusammenhänge mit Risikofaktoren und Risikoverhaltensweisen<br />

werden dargestellt. E<strong>in</strong> entwicklungspsychopathologisches<br />

Modell <strong>der</strong> Sozialangst wird entwickelt um die<br />

unterschiedlichen Befunde zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

002<br />

Behandlung <strong>der</strong> sozialen Phobie bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n – Überblick über die<br />

Forschungslage und Vorstellung e<strong>in</strong>es neuen Behandlungskonzeptes<br />

Reg<strong>in</strong>a Steil (Universität Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

U. Stangier<br />

E<strong>in</strong>leitung: Epidemiologische Studien zeigen, dass im K<strong>in</strong>desalter<br />

5 – 10 % <strong>der</strong> generellen Population die Kriterien e<strong>in</strong>er Sozialen<br />

Phobie (SP) erfüllen – somit stellt die SP e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> häufigsten psychischen<br />

Störungen im K<strong>in</strong>desalter dar.<br />

Methode: Im Vergleich mit den Ergebnissen von Studien zur Wirksamkeit<br />

psychologischer Intervention zur SP im Erwachsenenalter<br />

zeigen Metaanalysen zur Behandlung <strong>der</strong> SP im K<strong>in</strong>desalter nur<br />

mo<strong>der</strong>ate Effektstärken. Randomisierte und kontrollierte Studien<br />

s<strong>in</strong>d für diese Altersgruppe rar. Der Vortrag gibt e<strong>in</strong>en Überblick<br />

über die Psychopathologie und die Datenlage zur Behandlung <strong>der</strong><br />

SP im K<strong>in</strong>desalter.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Ferner wird e<strong>in</strong> Behandlungskonzept für<br />

die SP bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n vorgestellt, welches auf e<strong>in</strong>er Modifikation <strong>der</strong><br />

im Erwachsenenalter sehr wirksamen Kognitiven Therapie nach<br />

Clark und Wells (1995) beruht. E<strong>in</strong>e Pilotstudie belegt die Wirksamkeit<br />

<strong>der</strong> Intervention.<br />

342<br />

003<br />

Psychotherapeutische Behandlung <strong>der</strong> sozialen Phobie bei Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen<br />

Klaus-Thomas Kronmüller (Psychiatrische Unikl<strong>in</strong>ik, Allgeme<strong>in</strong>e<br />

Psychiatrie, Heidelberg)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die soziale Phobie weist die höchste Inzidenz <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Pubertät bis zum frühen Erwachsenenalter auf. Insbeson<strong>der</strong>e bei<br />

diesen Patienten mit frühem Störungsbeg<strong>in</strong>n kommt es häufig zur<br />

Entwicklung komorbi<strong>der</strong> Störungen. Oft s<strong>in</strong>d Symptome <strong>der</strong> sozialen<br />

Phobie <strong>in</strong> diesem Alter schwer abzugrenzen von normalen Entwicklungskrisen<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Pubertät. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />

chronifiziert gerade bei dieser früh erkrankten Patientengruppe die<br />

Symptomatik beson<strong>der</strong>s häufig. Frühbehandlung <strong>der</strong> sozialen<br />

Phobie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Adoleszenz verspricht dementsprechend auch e<strong>in</strong>e<br />

Verbesserung des Langzeitverlaufs <strong>der</strong> Erkrankung.<br />

Methode: Im Vortrag wird auf epidemiologische und entwicklungspsychopathologische<br />

Aspekte sozialer Ängste <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pubertät<br />

und im jungen Erwachsenenalter e<strong>in</strong>gegangen. Es werden spezifische<br />

Behandlungskonzepte sowohl verhaltenstherapeutischer als<br />

auch psychodynamischer Art bei dieser Störungsgruppe vorgestellt.<br />

Der Vortrag gibt zudem e<strong>in</strong>en Überblick über Ergebnisse von kontrollierten<br />

Psychotherapiestudien bei sozialen Ängsten im Jugendalter.<br />

Auf Faktoren, die gerade bei <strong>der</strong> psychotherapeutischen<br />

Behandlung <strong>in</strong> dieser Altersgruppe bedeutsam s<strong>in</strong>d, wird e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zudem wird über e<strong>in</strong>e Studie berichtet,<br />

die im Rahmen des SophoNet-Forschungsverbundes die Wirksamkeit<br />

verhaltenstherapeutischer und psychodynamischer Behandlungsansätze<br />

bei <strong>der</strong> Sozialen Phobie bei Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen vergleicht. Forschungsdefizite und Schlussfolgerungen<br />

für weitere Untersuchungen werden ebenso diskutiert wie therapeutische<br />

Implikationen.<br />

004<br />

Psychotherapeutische Behandlung <strong>der</strong> sozialen Phobie bei Erwachsenen<br />

Eric Leib<strong>in</strong>g (Universität Gött<strong>in</strong>gen, Psychosomatische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

F. Leichsenr<strong>in</strong>g<br />

E<strong>in</strong>leitung: In diesem Beitrag wird <strong>der</strong> Forschungsverbund zur<br />

Psychotherapie <strong>der</strong> Sozialen Phobie (SOPHO-NET) dargestellt, bei<br />

dem es sich um e<strong>in</strong>en von <strong>in</strong>sgesamt fünf vom Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für Bildung und Forschung (BMBF) mit 24 Millionen Euro geför<strong>der</strong>ten<br />

Forschungsverbünden zur Psychotherapie handelt. E<strong>in</strong>e<br />

zentrale, multizentrische Psychotherapiestudie (Studie A, N=512,<br />

randomisiert, kontrolliert) wird durch vier weitere wissenschaftliche<br />

Studien ergänzt, die B<strong>in</strong>dungsstile, gesundheitsökonomische<br />

Aspekte, genetische Polymorphismen und Bildgebung (Amygdala,<br />

Hippocampus) untersuchen. So konzipiert ermöglicht SOPHO-<br />

NET e<strong>in</strong>e hoch <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Erforschung <strong>der</strong> Psychotherapie<br />

<strong>der</strong> Sozialen Phobie.<br />

Methode: Es werden die Beson<strong>der</strong>heiten des Forschungsverbundes<br />

sowie Konzeptualisierung und Design <strong>der</strong> multizentrischen Psychotherapiestudie<br />

zur Psychotherapie <strong>der</strong> Sozialen Phobie bei Erwachsenen<br />

dargestellt. E<strong>in</strong> Schwerpunkt liegt außerdem auf <strong>der</strong><br />

Darstellung <strong>der</strong> durchgeführten kognitiven Verhaltenstherapie und<br />

<strong>der</strong> psychodynamischen Kurzzeittherapie (jeweils 25 h) und <strong>der</strong>en<br />

Manualisierung sowie den Aspekten <strong>der</strong> Qualitätssicherung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Therapieergebisse liegen noch nicht vor,<br />

da die Rekrutierung zwar im April 2009 erfolgreich beendet wurde,<br />

die letzten Therapien allerd<strong>in</strong>gs erst im Dezember 2009 abgeschlossen<br />

werden.


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Raum 42<br />

S-103 Symposium<br />

Psychoedukation und Kognition: Der E<strong>in</strong>fluss kognitiver Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsverfahren<br />

auf Wissen, Krankheitse<strong>in</strong>sicht, Compliance und<br />

Rezidivraten<br />

(Referat Psychotherapie)<br />

Vorsitz: J. Bäuml (München), G. Pitschel-Walz (München)<br />

001<br />

Kognition und Krankheitse<strong>in</strong>sicht bei schizophren erkrankten Patienten<br />

als Prädiktoren für den Erfolg <strong>der</strong> Psychoedukation und<br />

die stationäre Wie<strong>der</strong>aufnahmerate: Ergebnisse <strong>der</strong> PIP-II und<br />

COGPIP-Studien <strong>in</strong> München.<br />

Josef Bäuml (Kl<strong>in</strong>ik rechts <strong>der</strong> Isar, TUM, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

München)<br />

T. Froböse, A. Gsottschnei<strong>der</strong>, S. Kraemer, S. Müller, C. Pohl, G. Pitschel-<br />

Walz, T. Jahn<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die psychoedukativen Effekte auf Krankheitse<strong>in</strong>sicht,<br />

Compliance und stationäre Wie<strong>der</strong>aufnahmerate wurden bisher<br />

nicht mit <strong>der</strong> kognitiven Ausgangsleistung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht.<br />

Auch <strong>in</strong> den beiden großen Metaanalysen zur Wirksamkeit <strong>der</strong><br />

Psychoedukation (Pekkala, Mer<strong>in</strong><strong>der</strong> 2004; L<strong>in</strong>coln et al 2007) fanden<br />

kognitive Kriterien noch ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>gang.<br />

Methode: In <strong>der</strong> PIP-II (62 Patienten mit F2) und <strong>in</strong> <strong>der</strong> DFG-geför<strong>der</strong>ten<br />

COGPIP-Studie (97 Patienten mit F2) wurde <strong>der</strong> Zusammenhang<br />

zwischen Kognition und Wissenszuwachs nach Psychoedukation<br />

untersucht; <strong>in</strong> <strong>der</strong> COGPIP-Studie wurde darüberh<strong>in</strong>aus<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>es vorgeschalteten Kognitiven Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs auf die<br />

anschließende Psychoedukation erfasst (CVLT, D2, TMT, TAP).<br />

Zusätzlich wurde <strong>der</strong> Effekt e<strong>in</strong>er neuroleptischen Mono- bzw.<br />

Komb<strong>in</strong>ationstherapie, die re<strong>in</strong> nach kl<strong>in</strong>ischen Gesichtspunkten<br />

gegeben worden war, evaluiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Mono- bzw.- Kombitherapie (PIP-II)<br />

korrelieren hochsignifikant mit dem Aufnahme- und Entlassungs-<br />

CGI, <strong>der</strong> Wissenszuwachs (WFB; 0–52 Punkte) war jedoch <strong>in</strong><br />

beiden Gruppen – 6,0 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mono- und 6,9 Punkte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kombitherapie<br />

– sehr ähnlich. Patienten mit schwanken<strong>der</strong> Krankheitse<strong>in</strong>sicht<br />

(Amador 2004) zeigten den größten Wissenszuwachs. Patienten<br />

mit e<strong>in</strong>em niedrigeren kognitiven Ausgangsniveau hatten<br />

e<strong>in</strong> signifikant ger<strong>in</strong>geres prae- und post-Wissen als die kognitiv<br />

weniger bee<strong>in</strong>trächtigten Patienten; <strong>der</strong> absolute Wissenszuwachs<br />

lag jedoch <strong>in</strong> beiden Gruppen mit 6 Punkten sehr ähnlich. In <strong>der</strong><br />

COGPIP-Studie betrug <strong>der</strong> Wissenszuwachs prae-post 3,5 Punkte;<br />

das randomisiert vorgeschaltete Kognitive Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g erbrachte ke<strong>in</strong>e<br />

Effekte. Patienten l<strong>in</strong>ks vom Median, mit den schwächeren kognitiven<br />

Ausgangsleistungen, hatten e<strong>in</strong>en Zuwachs von 1,8 und die<br />

rechts davon Liegenden mit den besseren Leistungen jedoch von<br />

5,2 Punkten. Die stationäre Wie<strong>der</strong>aufnahmerate nach 12 Monaten<br />

betrug <strong>in</strong> <strong>der</strong> PIP-II-Studie 28 %, <strong>in</strong> <strong>der</strong> COGPIP-Studie nach<br />

9 Monaten 18 %. Der <strong>in</strong>tervenierende E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> kognitiven Ausgangsleistung,<br />

des Kognitiven Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs und <strong>der</strong> Psychoedukation<br />

auf den poststationären Verlauf werden ausführlich dargestellt.<br />

Praktische Konsequenzen für Versorgung und weitere Forschungsansätze<br />

werden zur Diskussion gestellt.<br />

002<br />

Kognitive Leistungsfähigkeit und subjektives Wirksamkeitserleben<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychoedukation bei schizophren erkrankten Patienten:<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> COGPIP-Studie<br />

Gabi Pitschel-Walz (Kl<strong>in</strong>ik rechts <strong>der</strong> Isar, TUM, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

München)<br />

T. Froböse, A. Gsottschnei<strong>der</strong>, J. Bäuml, T. Jahn<br />

E<strong>in</strong>leitung: Psychoedukation für schizophren erkrankte Patienten<br />

vermittelt Krankheitswissen und Cop<strong>in</strong>gstrategien und verbessert<br />

die Medikamentencompliance, um den Krankheitsverlauf günstig<br />

zu bee<strong>in</strong>flussen. Unklar ist, <strong>in</strong>wieweit <strong>der</strong> Erfolg von Psychoedukation<br />

von den bei dieser Patientengruppe häufigen kognitiven Defiziten<br />

abhängt.<br />

Methode: Dies wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> DFG-geför<strong>der</strong>ten COGPIP-Studie untersucht.<br />

Neben den objektiven Erfolgsmaßen wie Wissenszuwachs,<br />

Compliance o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufnahmerate war dabei auch von Interesse,<br />

wie die Patienten die Wirksamkeit <strong>der</strong> therapeutischen Dimensionen<br />

von Psychoedukation erleben. Von 116 Studienpatienten<br />

besuchten 101 die psychoedukativen Gruppen, die jeweils<br />

8 Gruppensitzungen vorsahen. Die neuropsychologische Untersuchung<br />

<strong>der</strong> kognitiven Leistungsfähigkeit vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> psychoedukativen<br />

Gruppen umfasste e<strong>in</strong>e Batterie aus 11 standardisierten<br />

Tests mit 40 altersnormierten Leistungsvariablen, die zu e<strong>in</strong>em<br />

Globalwert zusammengefasst wurden. Die therapeutischen Dimensionen<br />

wurden mit e<strong>in</strong>er modifizierten Form des Stundenbogens<br />

STEPP nach je<strong>der</strong> Sitzung und e<strong>in</strong>em Feedbackbogen nach<br />

Abschluss des psychoedukativen Gesamtprogramms von den Patienten<br />

beurteilt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die durchschnittliche Teilnahmefrequenz<br />

betrug 7 Sitzungen. Während die kognitive Leistungsfähigkeit prädiktiv<br />

für den Wissensstand nach <strong>der</strong> Psychoedukation war, bestand<br />

ke<strong>in</strong> signifikanter Zusammenhang zwischen dem Globalwert<br />

<strong>der</strong> kognitiven Leistungsfähigkeit und den subjektiven Wirksamkeitsmaßen.<br />

Die Beurteilung <strong>der</strong> therapeutischen Beziehung, des<br />

vermittelten Störungs- und Handlungswissens und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>sichten<br />

und des gesamten psychoedukativen Programms variierte nicht <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit vom kognitiven Ausgangsniveau. Zwischen den e<strong>in</strong>zelnen<br />

therapeutischen Dimensionen bestanden hohe Korrelationen<br />

(p< 0.001). Diese Variablen korrelierten auch mit <strong>der</strong> selbste<strong>in</strong>geschätzten<br />

Compliance nach <strong>der</strong> Psychoedukation (p< 0.01), nicht<br />

jedoch mit dem Wissensstand o<strong>der</strong> Wissenszuwachs. Unsere Ergebnisse<br />

legen den Schluss nahe, dass die subjektiven und objektiven<br />

Outcomevariablen von unterschiedlichen Prädiktoren vorhergesagt<br />

werden. Die subjektiven Erfolgsmaße sprechen dafür, auch<br />

Patienten mit ausgeprägten kognitiven Defiziten <strong>in</strong> die psychoedukativen<br />

Gruppen zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

003<br />

Verbale Lernstrategien bei schizophren erkrankten Patienten und<br />

ihre Auswirkungen auf die Effekte <strong>der</strong> Psychoedukation: Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> COGPIP-Studie<br />

Anna Gsottschnei<strong>der</strong> (Technische Universität München, Psychiatrische<br />

Kl<strong>in</strong>ik)<br />

004<br />

Stellenwert von kognitiven Funktionsstörungen bei bipolar erkrankten<br />

Patienten im Rahmen e<strong>in</strong>es kognitiv-psychoedukativen<br />

Therapieprogrammmes<br />

Gabriele Sachs (Mediz<strong>in</strong>ische Universität Wien, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Österreich)<br />

M. Schaffer, A. Erfurth, A. Berg, B. Breit-Gabauer, S. Demelbauer,<br />

I. Stampfer, G. Lenz<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bipolare <strong>Erkrankungen</strong> (BD) s<strong>in</strong>d häufig mit kognitiven<br />

Störungen assoziiert, die wesentlich auf das Alltagsverhalten<br />

und den Krankheitsverlauf E<strong>in</strong>fluss nehmen. Ziel <strong>der</strong> durchgeführ-<br />

343


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

ten Studie war, kognitive Funktionsstörungen im Vergleich zu gesunden<br />

Kontrollen zu untersuchen und die Auswirkung von kognitiven<br />

Funktionsstörungen bei Patienten mit BD <strong>in</strong> Remission auf<br />

den Therapieerfolg e<strong>in</strong>es kognitiv- edukativen Therapieprogrammes<br />

zu überprüfen.<br />

Methode: In <strong>der</strong> Studie wurden 43 Patienten (26 Frauen, 17 Männer)<br />

mit e<strong>in</strong>er bipolaren Erkrankung (DSM IV) mit gesunden<br />

Kontrollen (27 Männer, 23 Frauen) im H<strong>in</strong>blick auf Daueraufmerksamkeit<br />

(Cont<strong>in</strong>ous Performance Test), exekutive Funktionen<br />

(Wiscons<strong>in</strong> Card Sort<strong>in</strong>g Test) und Gedächnis (Verbales und Nonverbales<br />

Gedächtnis) verglichen. Die durchschnittliche Krankheitsdauer<br />

<strong>der</strong> Patienten lag bei 15,3 ± 10,3 Jahre, die Anzahl <strong>der</strong> Krankheitsepisoden<br />

war 3,4 ± 2,4. Die Patienten waren kl<strong>in</strong>isch stabil<br />

(Beck Depressionskala Mittelwert: 7,74 ± 8,79, Manie Selbstbeurteilungskala:<br />

3,7 ± 5,4), 35,7 % <strong>der</strong> Patienten hatten e<strong>in</strong>e<br />

psycho tische Episode. Die Patienten erhielten randomisiert e<strong>in</strong><br />

kognitiv-psychoedukatives Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramm nach Schaub et<br />

al. (14 Gruppentherapiesitzungen <strong>in</strong> wöchentlichem Abstand für<br />

PatientInnen, dazu 8 Gruppensitzungen für Angehörige) o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Kurz<strong>in</strong>formation über 3 Gruppensitzungen für Patienten und Angehörige<br />

geme<strong>in</strong>sam-beide Gruppen zusätzlich zu e<strong>in</strong>er stabilen<br />

Pharmakotherapie; Auffrischungssitzungen nach 6 und 9 Monaten,<br />

mit Follow-up nach 12 und 24 Monaten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Vergleich zu den gesunden Kontrollen<br />

zeigten sich bei BD vor allem signifikante Bee<strong>in</strong>trächtigungen im<br />

H<strong>in</strong>blick auf die Daueraufmerksamkeit (p


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

003<br />

Integration von Religiosität <strong>in</strong> e<strong>in</strong> stationäres psychosomatisches<br />

Behandlungskonzept<br />

Rolf Senst (DE‘IGNIS Fachkl<strong>in</strong>ik, Egenhausen)<br />

„Hoffnung lässt nicht zuschanden werden“ – Integration von Religiosität<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> stationäres psychosomatisches Rehabilitationskonzept<br />

Die Vermittlung von Hoffnung gehört zu den wichtigsten<br />

<strong>in</strong>teraktiven Aufgabenstellungen des ärztlichen und psychotherapeutischen<br />

Berufes. Die Rehabilitationsforschung hat im Fachbereich<br />

<strong>der</strong> Psychosomatik die „Remoralisierung“ als den zentralen<br />

Wirkfaktor herausgestellt. Insofern das therapeutische Gespräch<br />

als e<strong>in</strong> Beziehungsgeschehen aufzufassen ist, hängt die Aktivierbarkeit<br />

von Hoffnung von beiden Gesprächsbeteiligten ab. Dafür ist es<br />

erfor<strong>der</strong>lich, dass sowohl beim Patienten als auch beim Therapeuten<br />

Ressourcen unterschiedlichster Art aktiviert werden. Religiosität<br />

kann als e<strong>in</strong>e solche Ressource gelten, vorausgesetzt sie stärkt<br />

den Kohärenzs<strong>in</strong>n im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Salutogenese (Antonovsky), also<br />

das Empf<strong>in</strong>den relevanter Bestandteil e<strong>in</strong>es s<strong>in</strong>nhaften größeren<br />

Ganzen zu se<strong>in</strong>. In diesem Fall wird sie positiv und selbstwertstärkend<br />

erlebt. Im umgekehrten Fall kann sie über die Vermittlung<br />

von Schuldgefühlen und Angst vor Strafe ihrerseits als Stressor wirken.<br />

Die subjektive Bedeutung <strong>der</strong> Religiosität für die Bewertung<br />

<strong>der</strong> eigenen Person und Situation sowie den praktischen Lebensvollzug<br />

und damit auch für ihre gesundheitliche Relevanz hängt<br />

nicht nur von ihrer <strong>in</strong>haltlichen Füllung, son<strong>der</strong>n auch von ihrer<br />

Zentralität ab. Je wichtiger e<strong>in</strong>em Menschen se<strong>in</strong> persönlicher<br />

Glaube ist und je stärker sich das <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Alltag abbildet, desto<br />

bedeutsamer ist auch das E<strong>in</strong>gehen darauf <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychotherapeutischen<br />

Behandlung. Grundlage hierfür s<strong>in</strong>d neben e<strong>in</strong>er „spirituellen<br />

Anamneseerhebung“ auch differenzierte Kenntnisse verschiedener<br />

Glaubens<strong>in</strong>halte und -stile auf Seiten des Therapeuten und<br />

e<strong>in</strong> eigener Zugang zur religiösen Praxis. Der Vortrag stellt praktische<br />

Wege zur Integration religiöser Ressourcen <strong>in</strong> den Behandlungsprozess<br />

vor.<br />

004<br />

Verletzung – Verbitterung – Vergebung<br />

Raphael Bonelli (Praxis, Wien, Österreich)<br />

Analog zur posttraumatischen Stresserkrankung lassen sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

kl<strong>in</strong>ischen Praxis weitere emotionale Reaktionstypen abgrenzen,<br />

wie die von L<strong>in</strong>den beschriebene „posttraumatische Verbitterungsstörung“.<br />

Auslöser ist e<strong>in</strong> außergewöhnliches, wenn auch lebensübliche<br />

„Verletzung“, wie z. B. e<strong>in</strong>e Kündigung, e<strong>in</strong> Konflikt am<br />

Arbeitsplatz, <strong>der</strong> Tod e<strong>in</strong>es Angehörigen, familiären Konflikte o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e Erkrankung. Das Ereignis hat e<strong>in</strong>schneidende negative Konsequenzen<br />

für den Betroffenen und geht regelhaft mit e<strong>in</strong>er persönlichen<br />

Kränkung und e<strong>in</strong>er Verletzung zentraler Lebenswerte e<strong>in</strong>her.<br />

In <strong>der</strong> Folge entwickeln die Betroffenen e<strong>in</strong>en ausgeprägten und<br />

langanhaltenden Verbitterungsaffekt, e<strong>in</strong>er Emotion eigener Qualität,<br />

die von Depressivität, Hoffnungslosigkeit o<strong>der</strong> Ärger unterschieden<br />

werden kann, obwohl sie durchaus auch geme<strong>in</strong>sam auftreten<br />

können. Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> den USA untersuchen e<strong>in</strong>igen Autoren<br />

Vergebung als psychosoziale Realität <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit psychischer<br />

Gesundheit, nicht als Unterform <strong>der</strong> Religiosität. Durch systematische<br />

Forschung hat sich <strong>in</strong> den letzten zehn Jahren e<strong>in</strong>e beträchtliche<br />

wissenschaftlicher Evidenz über „Forgiveness“ (<strong>in</strong> etwas<br />

Vergebungsbereitschaft) entwickelt, die auf e<strong>in</strong>e psychostabilisierende<br />

Funktion h<strong>in</strong>weist. Die drei Begriffe Verletzung – Verbitterung<br />

– Vergebung sollen im Beitrag mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verknüpft werden.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Salon 17/18<br />

S-121 Symposium<br />

Psychotherapy research <strong>in</strong> Obsessive-Compulsive Disor<strong>der</strong><br />

Vorsitz: U. Vo<strong>der</strong>holzer (Freiburg), S. Walitza (Zürich, Schweiz)<br />

001<br />

Psychotherapy, pharmacological therapy and course of early<br />

onset obsessive compulsive disor<strong>der</strong>s – results of a prospective<br />

study<br />

Susanne Walitza (K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie, Dienst des Kantons<br />

Zürich, Schweiz)<br />

Cognitive behavioural therapy is the first choice of treatment <strong>in</strong><br />

early onset OCD, either alone or <strong>in</strong> comb<strong>in</strong>ation with selective seroton<strong>in</strong><br />

re-uptake <strong>in</strong>hibitors. However, accord<strong>in</strong>g to the literature<br />

approximately 25 % of the patients show no significant improvement.<br />

In the Würzburg prospective follow up study the aim was to<br />

describe the outcome of patients with early onset OCD. At the time<br />

of follow up evaluation 46.7 % of the participants still fulfilled the<br />

DSM-IV criteria for OCD and 23.3 % of the former patients showed<br />

subcl<strong>in</strong>ical OCD symptoms. All patients of the study received psychotherapy<br />

and most of the patients received pharmacological<br />

treatment as well. It was found that the earlier the start of therapy<br />

the better the outcome regard<strong>in</strong>g the remission of symptoms.<br />

002<br />

Influence of <strong>in</strong>terpersonal childhood trauma and dissociation on<br />

treatment outcome <strong>in</strong> obsessive-compulsive disor<strong>der</strong><br />

Susanne Fricke (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Hamburg, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

S. Moritz, I. Schaefer<br />

Introduction: Early traumatic experiences are discussed as risk<br />

factors for the development of psychiatric disor<strong>der</strong>s and are suspected<br />

to <strong>in</strong>fluence treatment outcome. Some studies suggest that higher<br />

levels of dissociative symptoms, which might be a result of traumatic<br />

experiences, predict poorer outcome. However, relatively few<br />

empirical studies have assessed the association between these life<br />

events, dissociative symptoms and obsessive-compulsive disor<strong>der</strong><br />

(OCD). Therefore, the aim of the present study was to <strong>in</strong>vestigate<br />

the presence of early traumatic experiences <strong>in</strong> patients with OCD,<br />

associations with dissociative symptoms and the potential contributions<br />

on the severity and symptom features as well as on treatment<br />

outcome.<br />

Method: Forty-one patients fulfill<strong>in</strong>g criteria of OCD were <strong>in</strong>vestigated<br />

with several <strong>in</strong>struments before and after treatment. Patients<br />

were consecutively referred to a behaviour therapy <strong>in</strong>patient<br />

unit. Treatment consisted of an <strong>in</strong>dividualized and multimodal cognitive<br />

behaviour therapy (with or without drug therapy).<br />

Discussion / Results: The f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>dicate a high prevalence of<br />

childhood traumatic experiences <strong>in</strong> OCD patients. These experiences<br />

were associated with a higher level of dissociation, severity of<br />

OCD (on a trend level), depressive symptoms and psychiatric symptoms<br />

<strong>in</strong> general. The results are, however, not supportive of a relationship<br />

between traumatic experiences, dissociation and treatment<br />

failure.<br />

345


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

003<br />

Subjective factors of treatment efficacy <strong>in</strong> obsessive-compulsive<br />

<strong>in</strong>patients and <strong>in</strong>trapsychic and <strong>in</strong>teractional functions of obsessive-compulsive<br />

symptoms<br />

Anne-Katr<strong>in</strong> Kuelz (Universitätskl<strong>in</strong>ik Freiburg, Abteilung für Psychiatrie)<br />

A. Lumpp, N. Stelzer, N. Herbst, U. Vo<strong>der</strong>holzer<br />

Introduction: In cl<strong>in</strong>ical practice, many <strong>in</strong>trapsychic and <strong>in</strong>terpersonal<br />

functions of OC symptoms can be observed. Our first study<br />

aimed to systematically analyze various functions of OC symptoms,<br />

which were figured out dur<strong>in</strong>g the course of cognitive behavioral<br />

therapy of OC <strong>in</strong>patients. The second study refers to factors of<br />

treatment success from the perspective of OC <strong>in</strong>patients, which<br />

were assessed by use of a comprehensive questionnaire.<br />

Method: In the first study, 168 treatment reports were systematically<br />

analyzed with regard to functions of OC symptoms by use of a<br />

qualitative content analysis. Categorized functions were then compared<br />

with respect to age, sex, duration of illness and duration of<br />

treatment. In the second study, 50 patients filled <strong>in</strong> a questionnaire<br />

regard<strong>in</strong>g OC <strong>in</strong>patient treatment. Each treatment element was<br />

evaluated accord<strong>in</strong>g to its contribution to therapeutic success. Furthermore,<br />

<strong>in</strong>dividual stress <strong>in</strong>duced by the respective therapeutic<br />

measures was asked.<br />

Discussion / Results: At least two functions of OC symptoms could<br />

be identified <strong>in</strong> more than half of the patients (57.7 %). The most<br />

prom<strong>in</strong>ent function was emotion regulation (53.7 %); the need for<br />

autonomy and del<strong>in</strong>eation was the most often <strong>in</strong>terpersonal function<br />

(42.1 %). There was an association between subgroups of OC<br />

symptoms and several <strong>in</strong>trapsychic and <strong>in</strong>terpersonal functions.<br />

Concern<strong>in</strong>g subjective factors of treatment efficacy, “stimulus exposure<br />

with response prevention” was regarded to be the most effective<br />

element, account<strong>in</strong>g for 29.1 % of treatment success. “Work<strong>in</strong>g<br />

with emotions” (10.9 %) took second place. As expected, exposure<br />

was regarded to be the most stress<strong>in</strong>g <strong>in</strong>tervention, but 94 % of<br />

the patients <strong>in</strong>tended to cont<strong>in</strong>ue with exposure strategies after discharge.<br />

The relevance of “work<strong>in</strong>g with emotions” as an important<br />

factor for treatment success <strong>in</strong> our second study corresponds to<br />

emotion regulation as a relevant <strong>in</strong>trapsychic function of OC symptoms.<br />

Results are discussed with regard to treatment implications.<br />

004<br />

Effectiveness of a multimodal behavioral <strong>in</strong>patient treatment for<br />

obsessive-compulsive disor<strong>der</strong><br />

Bernhard Osen (Psychosomatische Kl<strong>in</strong>ik, Bad Bramstedt)<br />

Introduction: Most studies that have evaluated psychotherapy for<br />

OCD patients, focused on cognitive behavioral treatments (CBT)<br />

with outpatients. There is strong evidence, that CBT is most effective<br />

<strong>in</strong> treat<strong>in</strong>g OCD. Unfortunately 20 – 30 % of the patients do not<br />

respond sufficiently. In addition, about 25 % of OCD patients do<br />

not comply with cognitive behavioral therapy. Biographies and psychosocial<br />

status reveal marked problems <strong>in</strong> psychosocial development<br />

and daily life conduct for at least half of OCD patients. Many<br />

patients suffer from anxiety problems, social deficits and deficits <strong>in</strong><br />

awareness and expression of emotion. To treat these patients more<br />

effectively, multimodal CBT programs have become more common,<br />

especially <strong>in</strong> European countries. So far there is no evidence,<br />

show<strong>in</strong>g that multimodal programs are superior to more symptom<br />

directed CBT treatments. In the present study a multimodal CBT<br />

program for <strong>in</strong>patients was evaluated. The program <strong>in</strong>cludes symptom<br />

directed <strong>in</strong>terventions, such as cognitive techniques and exposure<br />

with response prevention (CBT / ERP) as well as deficit directed<br />

procedures.<br />

Method: Data was collected from the cl<strong>in</strong>ical rout<strong>in</strong>e documentation<br />

dur<strong>in</strong>g an <strong>in</strong>patient treatment of 153 OCD patients with self-<br />

346<br />

rated Y-BOCS scores 16 or above (mean Y-BOCS total score =26,8).<br />

Changes <strong>in</strong> Y-BOCS , BDI and CGI were compared between two<br />

groups: Y-BOCS total score < 24 (LOW), n = 48 and Y-BOCS total<br />

score > 24 (HIGH), n=105. Changes from pre- to posttest on each<br />

scale were converted to Cohen‘s d, a standard measure of effect<br />

size.<br />

Discussion / Results: Patients stayed average 55,7 days <strong>in</strong> the cl<strong>in</strong>ic.<br />

The results show a substantial improvement of OCD symptoms after<br />

the multimodal <strong>in</strong>patient treatment. The effect sizes for Y-BOCS<br />

total score were d=1.42 (LOW) vs. d=1.56 (HIGH).<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal 8<br />

S-128 Symposium<br />

Kognitive Verhaltenstherapie bei persistierenden psychotischen<br />

Symptomen – aktuelle Ergebnisse des Forschungsverbundes zur<br />

Psychotherapie psychotischer Syndrome<br />

Vorsitz: S. Kl<strong>in</strong>gberg (Tüb<strong>in</strong>gen), G. Buchkremer (Tüb<strong>in</strong>gen)<br />

001<br />

Kognitive Verhaltenstherapie bei persistieren<strong>der</strong> Positivsymptomatik<br />

– erste Ergebnisse e<strong>in</strong>er multizentrischen kl<strong>in</strong>ischen Studie<br />

Stefan Kl<strong>in</strong>gberg (Universität Tüb<strong>in</strong>gen, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

A. Wittorf, A. Bechdolf, B. Müller, G. Sartory, M. Wagner, G. Wiedemann,<br />

W. Wölwer, G. Buchkremer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Spezifität <strong>der</strong> Wirksamkeit von Kognitiver Verhaltenstherapie<br />

bei schizophrenen Psychosen für die Reduktion <strong>der</strong><br />

Positivsymptome ist noch ausreichend untersucht.Die Wirkfaktoren<br />

s<strong>in</strong>d noch weitgehend ungeklärt. Im POSITIVE-Forschungsverbund<br />

wird e<strong>in</strong>e multizentrische kl<strong>in</strong>ische Studie durchgeführt<br />

(ISRCTN29242879) und mit verschiedenen begleitenden Forschungsprojekten<br />

komb<strong>in</strong>iert. In diesem Vortrag wird die Durchführbarkeit<br />

und Sicherheit <strong>der</strong> Therapie untersucht. This presentation<br />

focuses on the feasibility and safety of the treatment and on the<br />

therapeutic relationship.<br />

Methode: In <strong>der</strong> POSITIVE-Studie werden KVT und Supportive<br />

Therapie untersucht. Die Durchführbarkeit wird mit Hilfe von<br />

Stundenprotokollen und Audio-Aufnahmen erfasst, die Sicherheit<br />

<strong>der</strong> Therapiedurchführung wird durch unabhängige Interviewer<br />

monatlich untersucht. Dabei werden Suizide, Suizidversuche, suizidale<br />

Krisen und Symptomverschlechterungen kontrolliert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Gegenwärtig s<strong>in</strong>d 264 Patienten mit persistierenden<br />

Positiv-Symptomen <strong>in</strong> die Studie e<strong>in</strong>geschlossen. Bezüglich<br />

schwerer unerwünschter Ereignisse gibt es ke<strong>in</strong>en Unterschied<br />

zwischen den Studienbed<strong>in</strong>gungen. Die Kooperation <strong>der</strong><br />

Patienten ist m<strong>in</strong>destens adäquat <strong>in</strong> mehr als 70 % <strong>der</strong> Sitzungen.<br />

Auch hier gibt es ke<strong>in</strong>en Unterschied zwischen den Studienbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Offensichtlich ist die Therapie durchführbar, führt nicht zu<br />

e<strong>in</strong>er erhöhten Rate unerwünschter Ereignisse und wird von Patienten<br />

sowie Therapeuten akzeptiert.<br />

002<br />

Die Bedeutung von kognitivem Bias für die Reduktion von Positivsymptomatik<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kognitiven Verhaltenstherapie bei persistierenden<br />

psychotischen Symptomen<br />

Stephanie Mehl (Universität Bonn, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

M. W. Landsberg, M. Wagner<br />

E<strong>in</strong>leitung: Aktuelle kognitiv-behaviorale Erklärungsmodelle zur<br />

Erklärung <strong>der</strong> Entstehung und Aufrechterhaltung wahnhafter<br />

Überzeugungen von Patienten mit Schizophrenie berücksichtigen<br />

e<strong>in</strong>erseits spezifische sozial-kognitive Auffälligkeiten (voreiliges


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

Entscheidungsverhalten, externalisierenden Attributionsstil, Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> sog. „Theory of M<strong>in</strong>d“-Fähigkeit), an<strong>der</strong>erseits<br />

auch emotionale Prozesse (negative Selbst- und Fremdschemata,<br />

Angst) (Freeman et al., 2002; Bentall & Fernyhough, 2008). In den<br />

theoretischen Modellen wird angenommen, dass diese Prozesse die<br />

Entstehung und Aufrechterhaltung von positiven Symptomen und<br />

Wahnüberzeugungen bee<strong>in</strong>flussen. Die genauen Prozesse, durch<br />

die sozial-kognitive Auffälligkeiten und emotionale Prozesse die<br />

Entstehung und Aufrechterhaltung wahnhafter Überzeugungen erklären<br />

können, s<strong>in</strong>d jedoch noch nicht h<strong>in</strong>reichend untersucht.<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung wurden im querschnittlichen<br />

Design Zusammenhänge und Interaktionen zwischen<br />

sozial-kognitiven Verarbeitungsstilen, emotionalen Prozessen und<br />

<strong>der</strong> psychopathologischen Symptomatik bei Patienten mit Schizophrenie<br />

sowie gesunden Kontrollprobanden untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse weisen darauf h<strong>in</strong>, dass<br />

spezifische sozial-kognitive Verarbeitungsstile und negative Selbstschemata<br />

<strong>in</strong> Zusammenhang mit wahnhaften Überzeugungen<br />

stehen. Die vorgestellten Ergebnisse verdeutlichen, dass kognitivbehaviorale<br />

psychotherapeutische Interventionen, die an <strong>der</strong><br />

Reduktion positiver Symptome von schizophrenen Patienten ansetzen,<br />

sich verstärkt <strong>der</strong> Modifikation sozial-kognitiver Verarbeitungsstile<br />

sowie <strong>der</strong> Identifikation und Verän<strong>der</strong>ung negativer<br />

Selbstkonzepte und negativer <strong>in</strong>terpersoneller Konzepte widmen<br />

sollten.<br />

003<br />

Schadet <strong>der</strong> Disput psychotischer Symptome <strong>der</strong> therapeutischen<br />

Allianz?<br />

Andreas Wittorf (Universität Tüb<strong>in</strong>gen, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

U. Jakobi, S. Kl<strong>in</strong>gberg<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die therapeutische Allianz gilt auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychotherapie<br />

bei Psychosen als E<strong>in</strong>flussfaktor für das Therapieergebnis.<br />

Symptomatik und Krankheitse<strong>in</strong>sicht haben sich hier als prädiktiv<br />

für die Allianz <strong>in</strong> <strong>der</strong> frühen Therapiephase erwiesen. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

existieren kaum Befunde zum Verlauf <strong>der</strong> Allianz. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

bleibt unklar, ob e<strong>in</strong> konfrontativeres Bearbeiten psychotischer<br />

Symptome <strong>der</strong> Allianz schaden könnte. Die Studie untersuchte daher<br />

e<strong>in</strong>erseits, ob die systematische Bearbeitung psychotischer<br />

Symptome e<strong>in</strong>en negativen E<strong>in</strong>fluss auf den Verlauf <strong>der</strong> Allianz hat.<br />

An<strong>der</strong>erseits sollte geklärt werden, ob Symptomatik und Krankheitse<strong>in</strong>sicht<br />

relevant für den Verlauf <strong>der</strong> Allianz s<strong>in</strong>d.<br />

Methode: Die Allianz wurde bei 67 Patienten mit persistierenden<br />

psychotischen Syndromen über Patienten- bzw. Therapeutenstundenbögen<br />

im Verlauf e<strong>in</strong>er Kognitiven Verhaltenstherapie<br />

(KVT; Experimentalbed<strong>in</strong>gung) bzw. e<strong>in</strong>er Supportiven Therapie<br />

(ST; Kontrollbed<strong>in</strong>gung) zu vier Zeitpunkten erfasst. Symptomatik<br />

(PANSS) und Krankheitse<strong>in</strong>sicht (SUMD) wurden vor Therapiebeg<strong>in</strong>n<br />

erhoben. Die statistische Auswertung erfolgte über Varianz-<br />

und Clusteranalysen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: We<strong>der</strong> für den Patienten- noch den Therapeutenstundenbogen<br />

resultierte e<strong>in</strong> differentieller Verlauf <strong>der</strong><br />

Allianz zwischen den Therapiebed<strong>in</strong>gungen. Dabei wurden im Verlauf<br />

<strong>der</strong> KVT zunehmend Strategien zur Bearbeitung psychotischer<br />

Symptome implementiert. Unabhängig von <strong>der</strong> Therapiebed<strong>in</strong>gung<br />

konnte für die Patienten- bzw. Therapeutenperspektive jeweils e<strong>in</strong><br />

Cluster High mit e<strong>in</strong>er durchgängig positiven Bewertung <strong>der</strong> Allianz<br />

und e<strong>in</strong> Cluster Low mit e<strong>in</strong>er entsprechend negativeren Bewertung<br />

identifiziert werden. Die Patienten, die die Allianz negativer<br />

beurteilten (Cluster Low Patientenstundenbogen) zeigten e<strong>in</strong>e<br />

signifikant ger<strong>in</strong>gere Krankheitse<strong>in</strong>sicht und ausgeprägtere Positiv-<br />

Symptomatik. Die Patienten h<strong>in</strong>gegen, bei denen die Therapeuten<br />

die Allianz als ungünstiger wahrnahmen (Cluster Low Therapeutenstundenbogen),<br />

wiesen e<strong>in</strong>e signifikant stärkere Negativ-Symptomatik<br />

auf. Therapeutische Strategien, die psychotische Symptome<br />

zunehmend stärker h<strong>in</strong>terfragen, führen also nicht notwendigerweise<br />

zu e<strong>in</strong>er Verschlechterung <strong>der</strong> Allianz. Krankheitse<strong>in</strong>sicht<br />

und Symptomatik sche<strong>in</strong>en die Allianz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung von<br />

Patienten und Therapeuten differentiell zu bee<strong>in</strong>flussen.<br />

004<br />

Kognitive Verhaltenstherapie bei „early-onset“-Psychosen<br />

Andreas Bechdolf (Unikl<strong>in</strong>ik Köln, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Obwohl Jugendliche mit psychotische Störungen e<strong>in</strong>e<br />

beson<strong>der</strong>s ungünstige Prognose haben wurde bisher noch ke<strong>in</strong>e<br />

randomisierten Studien zur kognitiven Verhaltenstheraie <strong>der</strong> Positivsymptomatik<br />

bei dieser Population publiziert. Im Rahmen dieses<br />

Projektes soll e<strong>in</strong>e Übertragung und Ausweitung des Behandlungskonzeptes<br />

kognitiver Verhaltenstherapie zur Behandlung von Positivsymptomatik<br />

bei psychotischen Störungen auf e<strong>in</strong> jüngeres Patientenklientel<br />

erfolgen. Die Studie hat explorativen Charakter, da<br />

bis jetzt kaum Untersuchungen bezüglich <strong>der</strong> Anwendbarkeit von<br />

KVT bei Jugendlichen mit psychotischen <strong>Erkrankungen</strong> existieren.<br />

E<strong>in</strong> Anliegen ist es, zu ersten E<strong>in</strong>schätzungen <strong>in</strong> Bezug auf die<br />

Übertragbarkeit des Behandlungskonzeptes auf jugendliche Patienten<br />

zu gelangen. Ausserdem soll die Pilotstudie dazu dienen Daten<br />

zu den erreichbaren Effektstärken zu generieren, die dann Grundlage<br />

für grössere angemessen gepowerte Studien se<strong>in</strong> können.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Neben <strong>der</strong> Darstellung von Rationale und<br />

Design <strong>der</strong> Studie werden Fallbeispiele geschil<strong>der</strong>t.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Sydney<br />

WSy-005 Weiterbildungssymposium<br />

Psychotherapie bei Depression<br />

Vorsitz: M. Hautz<strong>in</strong>ger (Tüb<strong>in</strong>gen), U. Schweiger (Lübeck)<br />

001<br />

Psychotherapie <strong>der</strong> akuten Depression<br />

Mart<strong>in</strong> Hautz<strong>in</strong>ger (Universität Tüb<strong>in</strong>gen, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

002<br />

Psychotherapie <strong>der</strong> chronischen Depression<br />

Ulrich Schweiger (Universität zu Lübeck, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

V. Sipos<br />

Bei 10 bis 25 % aller Patient<strong>in</strong>nen und Patienten mit Depression<br />

besteht e<strong>in</strong>e chronische Verlaufsform. Sowohl psychopharmakologische<br />

Interventionen wie klassische kognitive Interventionen<br />

zeigen bei dieser Gruppe von Patienten nur limitierte Ergebnisse.<br />

Überlegungen, wie die Effektivität von Psychotherapie bei chronischer<br />

Depression verbessert werden kann, stehen im Mittelpunkt<br />

<strong>der</strong> Entwicklung von Therapietechniken und Methoden im Rahmen<br />

<strong>der</strong> sogenannten dritten Welle <strong>der</strong> Verhaltenstherapie (u. A.<br />

Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy(CBASP),<br />

M<strong>in</strong>dfulness-based Cognitive Therapy (MBCT), Metacognitive<br />

Therapy MCT)). Der Vortrag gibt e<strong>in</strong>en Überblick über den Stand<br />

<strong>der</strong> Konzept- und Methodenentwicklung sowie den aktuellen Grad<br />

<strong>der</strong> Evidenzbasierung.<br />

003<br />

Psychotherapie <strong>der</strong> rezidivierenden Depression<br />

Ulrich Stangier (Wolfgang v. Goethe Universität, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie<br />

und Psychotherapie, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>)<br />

Derzeit gilt die medikamentöse Erhaltungstherapie als Behandlungsmethode<br />

<strong>der</strong> Wahl bei rezidivieren<strong>der</strong> Depression. In den<br />

347


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

letzten Jahren s<strong>in</strong>d jedoch vermehrt kognitiv-behaviorale Ansätze<br />

zur Rückfallprävention entwickelt und evaluiert worden, die sich<br />

speziell mit <strong>der</strong> Prävention von psychologischen Auslösern beschäftigen.<br />

Diese Ansätze, gelegentlich als „Third Wave of Cognitive<br />

Behavioral Therapy“ bezeichnet, verb<strong>in</strong>den klassische kognitivbehaviorale<br />

Techniken mit nicht-kl<strong>in</strong>ischen Behandlungsmethoden<br />

(z. B. Achtsamkeit, Akzeptanz, Werte-Orientierung, Wohlbef<strong>in</strong>den).<br />

In diesem Artikel soll e<strong>in</strong> Überblick über diese neueren Therapieansätze<br />

zur Rückfallprävention bei rezidivieren<strong>der</strong> Depression vermittelt<br />

werden. Darüber h<strong>in</strong>aus werden die Evidenzen für die<br />

Wirksamkeit <strong>der</strong> Behandlungsansätze dargestellt und Anregungen<br />

zur Implementierung <strong>in</strong> die Versorgung gegeben.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Raum 43<br />

FW-001 Forschungsworkshop<br />

Perspektiven <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychotherapieforschung<br />

Vorsitz: S. C. Herpertz (Heidelberg), F. Caspar (Bern, Schweiz)<br />

001<br />

Placebo- und Nocebo-Effekte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychotherapieforschung:<br />

Erfahrungen aus <strong>der</strong> MIND-Studie<br />

Ulrich Hegerl (Unikl<strong>in</strong>ikum Leipzig, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

M. Hautz<strong>in</strong>ger, R. Mergl, R. Kohnen, M. Schütze, W. Scheunemann,<br />

A.-K. Allgaier, J. Coyne, V. Henkel<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> MIND-Studie wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 5-Arm-Design die<br />

Wirksamkeit von Pharmakotherapie vs. Placebo und kognitiver<br />

Verhaltenstherapie vs. e<strong>in</strong>er mo<strong>der</strong>ierten Selbsthilfegruppe sowie<br />

die Wirksamkeit <strong>der</strong> Pharmako- o<strong>der</strong> Psychotherapie bei Patienten,<br />

die zwischen den beiden Therapieangeboten wählen konnten,<br />

verglichen1. Der deutlichste Effekt gegenüber <strong>der</strong> Kontrollbed<strong>in</strong>gung<br />

ergab sich zwischen Psychotherapie und mo<strong>der</strong>ierter Selbsthilfegruppe.<br />

Dies ist jedoch nicht auf die bessere Wirksamkeit <strong>der</strong><br />

Psychotherapie zurückzuführen, die vergleichbar <strong>der</strong> <strong>der</strong> Pharmakotherapie<br />

war, son<strong>der</strong>n darauf, dass die Kontrollbed<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>en<br />

signifikant schlechteren Outcome als die Placebogruppe und alle<br />

an<strong>der</strong>en Behandlungsarme aufwies. Die fehlende Möglichkeit, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Psychotherapie Verum und Kontrollbed<strong>in</strong>gungen zu verbl<strong>in</strong>den,<br />

führt zu e<strong>in</strong>em verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Placeboeffekt o<strong>der</strong> gar Noceboeffekt<br />

und damit e<strong>in</strong>er irreführenden Beurteilung <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />

von Psychotherapie im Rahmen von kontrollierten Designs. Aus<br />

diesen methodischen Gründen ist es schwierig, für Psychotherapie<br />

Wirksamkeitsnachweise auf dem selben Evidenzniveau wie für die<br />

Pharmakotherapie zu liefern. 1 Hegerl et al. 2009: Int J Neuropsychopharmacol<br />

(E-pub ahead of pr<strong>in</strong>t).<br />

002<br />

Vom small-n-design zur kontrollierten Studie: Stufenmodell <strong>der</strong><br />

Psychotherapieforschung<br />

Mart<strong>in</strong> Bohus (ZI Mannheim, Psychosomatik)<br />

003<br />

Brauchen wir e<strong>in</strong>e Nachwuchsqualifizierung für die Kl<strong>in</strong>ische Forschung?<br />

Wolfgang Herzog (Universitätskl<strong>in</strong>ik Heidelberg, Psychosomatik und<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Kl<strong>in</strong>ische Mediz<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Kl<strong>in</strong>ische Forschung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> hat zwei Voraussetzungen:<br />

Zum e<strong>in</strong>en ist es erfor<strong>der</strong>lich, dass <strong>der</strong> Forscher selbst<br />

kl<strong>in</strong>isch tätig ist, um für den Patienten relevante Fragestellungen zu<br />

generieren und zum an<strong>der</strong>n erfor<strong>der</strong>t es, dass er auch über spezifisches<br />

forschungsmethodisches Wissen verfügt, um e<strong>in</strong> Projekt er-<br />

348<br />

folgreich durchführen zu können. Gerade letzteres ist jedoch selbst<br />

an Universitätskl<strong>in</strong>iken <strong>in</strong> <strong>der</strong> bisherigen Ausbildung nur unzureichend<br />

vermittelt worden.<br />

Methode: Wir haben daher e<strong>in</strong> Modell zur Steigerung <strong>der</strong> Forschungskompetenz<br />

von Nachwuchswissenschaftlern entwickelt<br />

und se<strong>in</strong>e Machbarkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Pilotphase <strong>in</strong> Heidelberg über zwei<br />

Jahre erfolgreich geprüft. In e<strong>in</strong>er zweiten Stufe wird dieses Qualifizierungsprogramm<br />

nun auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er überregionalen Struktur<br />

angekoppelt an das Deutsche Kollegium für Psychosomatische Mediz<strong>in</strong><br />

(DKPM) angeboten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse des Heidelberger Programms<br />

(s. Löwe B, Hartmann M, Wild B, Nikendei C, Kroenke K,<br />

Niehoff D, Henn<strong>in</strong>gsen P, Zipfel S, Herzog W. Effectiveness of a<br />

1-Year Resident Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g Program <strong>in</strong> Cl<strong>in</strong>ical Research: A Controlled<br />

Before-and-After Study. J Gen Intern Med. 2008;23(2):122-<br />

128.) und die damit gewonnenen Erfahrungen werden berichtet.<br />

004<br />

Responsiveness von Psychotherapeuten: Praktisch erwünscht, für<br />

die Forschung e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung!<br />

Franz Caspar (Universität Bern, Institut für Psychologie, Schweiz)<br />

Mit Responsiveness von Psychotherapeut<strong>in</strong>nen und Psychotherapeuten<br />

ist die Bereitschaft und die Fähigkeit geme<strong>in</strong>t, sich an die<br />

Bedürfnisse <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Patienten und Patient<strong>in</strong>nen anzupassen.<br />

Praktiker tun dies auf <strong>in</strong>haltlicher, methodischer und Beziehungsebene<br />

<strong>in</strong> mehr <strong>der</strong> weniger großem Ausmaß, um damit den Behandlungserfolg<br />

zu vergrößern, oft aber auch, um die Teilnahme an<br />

e<strong>in</strong>er Therapie überhaupt erst zu ermöglichen. Für den Ansatz <strong>der</strong><br />

Evidence Based Medic<strong>in</strong>e bzw. <strong>der</strong> Randomized Controlled Trials<br />

(RCTs), die mehr und mehr zum Gold Standard <strong>der</strong> Therapieforschung<br />

geworden s<strong>in</strong>d, ist das durchaus e<strong>in</strong> Problem: Abweichungen<br />

von manualiserten Prezeduren, die nach APA-Standard Bed<strong>in</strong>gung<br />

für die Durchführung akzeptabler RCTs s<strong>in</strong>d, gelten als<br />

problematische Abweichung von <strong>der</strong> „Adherence“, von <strong>der</strong> richtigen<br />

Durchführung <strong>der</strong> Therapie. Varianz zwischen Therapeuten<br />

sollte ohneh<strong>in</strong> m<strong>in</strong>imiert werden, damit die „re<strong>in</strong>e Methode“ wirken<br />

und untersucht werden kann. Damit nicht genug: Wenn Therapeuten<br />

sich flexibel auf bestimmte Patientenmerkmale (wie z. B.<br />

das Bedürfnis nach Strukturierung durch den Therapeuten) e<strong>in</strong>stellen,<br />

verschw<strong>in</strong>det bei den heutzutage häufig realisierten korrelationsgestützten<br />

Untersuchungen sche<strong>in</strong>bar <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss dieses Merkmals,<br />

was e<strong>in</strong> völlig falsches Bild ergibt. Diese und weitere Probleme<br />

im Zusammenhang mit <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>isch dr<strong>in</strong>gend erwünschten Responsiveness<br />

werden aufgezeigt und Lösungen vorgeschlagen.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal 5<br />

DF-005 Diskussionsforum<br />

Vorstellung <strong>der</strong> Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften des Referats Psychotherapie<br />

Vorsitz: M. L<strong>in</strong>den (Teltow), H.-J. Freyberger (Stralsund)<br />

001<br />

Psychoedukation: Aktueller Stand zur DGPE (Deutsche Gesellschaft<br />

für Psychoedukation e. V.) mit Forschungsergebnissen und<br />

Neuerungen für die Praxis<br />

Josef Bäuml (Kl<strong>in</strong>ik r.d.Isar, TUM, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, München)<br />

G. Pitschel-Walz<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die DGPE (Deutsche Gesellschaft für Psychoedukation<br />

e.V.) wurde am 25.10.2005 von den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />

„Psychoedukation bei schizophrenen <strong>Erkrankungen</strong>“ ge-


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

gründet mit Sitz an <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

<strong>der</strong> TU München. Erster und zweiter Vorsitz: PD Dr. J. Bäuml<br />

und Frau Dr. G. Pitschel-Walz aus München. Schriftführer: Prof.<br />

H.-J. Lu<strong>der</strong>er aus We<strong>in</strong>sberg. Schatzmeister: Prof. W.P. Hornung<br />

aus Bonn. Beirat: Fr. Dr. A. Schaub aus München, R. Lägel aus Berl<strong>in</strong><br />

und Prof. M. Chirazi-Stark aus Hamburg. Zahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>: 85.<br />

Jährlicher Beitrag: 25,– €. Für Mitglie<strong>der</strong> besteht über die Homepage<br />

(www.dgpe.de) e<strong>in</strong> Zugang zu speziellen Literaturseiten sowie versorgungsrelevanten<br />

Informationen <strong>in</strong> Sachen Psychoedukation.<br />

Die jährliche Hauptversammlung f<strong>in</strong>det jeweils am Vortag zu den<br />

Psychoedukations-Kongressen statt, die bisher <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, München,<br />

Bochum, Darmstadt, Wien und Basel ausgerichtet wurden.<br />

Methode: Aufgaben und Ziele: • Konsensbildung bezüglich „Psychoedukation“<br />

(J. Bäuml, G. Pitschel-Walz (Hrsg. / 2008) Psychoedukation<br />

bei schizophrenen <strong>Erkrankungen</strong>. Schattauer-Verlag,<br />

Stuttgart) • Ansprechpartner bei allen Fragen zur PE (Wiss. + Versorgung)<br />

• Netzwerkbildung <strong>in</strong> Sachen „Psychoedukation“ • Initiierung<br />

wiss. Untersuchungen zur PE • Implementierungshilfen für<br />

PE • Durchführung von Workshops • Entwicklung von PE-Manualen<br />

und Medien zur PE • Ausarbeitung von Ausbildungsstandards<br />

für Gruppen-Leiter • E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er Abrechnungsziffer für PE<br />

im ambul. Bereich • Entgelt für PE-Leistungen auch im stationären<br />

Bereich • Seit 2004: jährlicher Psychoedukations-Kongress, zuletzt<br />

20./21.3.09 <strong>in</strong> Basel • Kooperation mit Fachgesellschaften <strong>in</strong> Psychiatrie,<br />

Psychotherapie, Psychosomatik • Öffentlichkeitsarbeit<br />

Diskussion / Ergebnisse: Hauptsymposium auf dem <strong>DGPPN</strong> 11/<br />

2009: Psychoedukation und Kognition: Der E<strong>in</strong>fluss kognitiver<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsverfahren auf Wissen, Krankheitse<strong>in</strong>sicht, Compliance<br />

und Rezidivraten J. Bäuml, G. Pitschel-Walz (TU München) Ausblick:<br />

• Ausarbeitung von praxistauglichen Ausbildungsrichtl<strong>in</strong>ien<br />

• Durchsetzung von Abrechnungsziffern für PE • Konsensus-<br />

Publikationen für alle relevanten Diagnosen / Indikationen auf dem<br />

Gebiet <strong>der</strong> Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Weitere<br />

Informationen unter: www.dgpe.de Kontaktmöglichkeiten über<br />

den Vorstand: J.Baeuml@lrz.tum.de.<br />

002<br />

AG PT bei ADHS im Erwachsenenalter<br />

Alexandra Philipsen (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

003<br />

Neues aus Fremd- und Selbsthypnose sowie Aktivitäten <strong>der</strong> entsprechenden<br />

mediz<strong>in</strong>isch-wissenschaftlichen Fachgesellschaft<br />

Wolf-Ra<strong>in</strong>er Krause (Harz-Kl<strong>in</strong>ikum GmbH, Blankenburg)<br />

Die 14. Jahrestagung <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Hypnose und<br />

autogenes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g fand vom 19.6. – 21.6.09 <strong>in</strong> Blankenburg / Harz<br />

statt. Die Jahrestagung stand unter dem Motto „Autogenes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

und Selbsthypnose mit Schwerpunkt Schmerztherapie“. Es<br />

referierten: Prof. Dr. med. Berndt O. Scholz, Bonn, zum Thema<br />

„Gedächtniseffekt, Effekte bei <strong>der</strong> Applikation e<strong>in</strong>er posthypnotischen<br />

Aufgabe / e<strong>in</strong>es Auftrags (PHA)“, Dr. med. Karlhe<strong>in</strong>z Bomberg,<br />

Berl<strong>in</strong>: „Politische Traumatisierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR, AT und<br />

Selbsthypnose <strong>in</strong> politischer Haft“, DP Dr. med. Claus Derra,<br />

Bad Mergentheim: „Wirkerwartung und Autosuggestion <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schmerztherapie“, Dipl.-Ing. Gunter Tombers, Hamburg: „Interaktives<br />

Autogenes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g mit elektronischen Medien und konsequenter<br />

Umsetzung <strong>der</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmethoden nach J. H. Schultz“.<br />

Die Kurse wurden sowohl zur Fremdhypnose als auch zum Autogenen<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, darüber h<strong>in</strong>aus aber auch zur Progressiven Muskelrelaxation<br />

und Biofeedback angeboten. Im Rahmen <strong>der</strong> Vorstandswahlen<br />

wurde bei Wahrung <strong>der</strong> Kont<strong>in</strong>uität <strong>der</strong> Arbeit<br />

lediglich e<strong>in</strong> neuer Schatzmeister gewählt. Das wissenschaftliche<br />

Archiv hat nach Auflösung des Hamburger Oskar-Vogt-Institutes<br />

(Leiter: Dr. Halama) weitere klassische Hypnoseliteratur erhalten.<br />

Es erfolgte die Abstimmung <strong>der</strong> Aktivitäten auf europäischer und<br />

<strong>in</strong>ternationaler Ebene. Vom 10. – 12. September 2010 ist e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer<br />

Kongress mit <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für zahnärztliche<br />

Hypnose <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> geplant. In Vorbereitung wurde die Zusammenarbeit<br />

mit <strong>der</strong> Zahnkl<strong>in</strong>ik <strong>der</strong> Semmelweis-Universität<br />

Budapest fortgesetzt.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Oslo<br />

DF-008 Diskussionsforum<br />

Psychiatrie und psychologische Psychotherapie: Konsequenzen<br />

aus dem Forschungsgutachten<br />

Vorsitz: S. C. Herpertz (Heidelberg), P. Falkai (Gött<strong>in</strong>gen)<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Raum 44<br />

FV-013 Sitzung Freier Vorträge<br />

Psychotherapie<br />

Vorsitz: B. Strauß (Jena), B. Alm (Mannheim)<br />

001<br />

Praxis <strong>der</strong> Achtsamkeit: E<strong>in</strong>e Metaanalyse zum differenzierten<br />

kl<strong>in</strong>ischen Wirkungsnachweis von M<strong>in</strong>dfulness-Based Stress Reduction<br />

(MBSR)<br />

Anja Koch (Unikl<strong>in</strong>ikum <strong>der</strong> FSU Jena, Abteilung für Palliativmediz<strong>in</strong>,<br />

Erfurt)<br />

C. Nachtigall, B. Strauß<br />

E<strong>in</strong>leitung: Achtsamkeit def<strong>in</strong>iert sich als auf die Gegenwärtigkeit<br />

gerichtete absichtsvolle Konzentration. Betont wird e<strong>in</strong>e nicht-<br />

wertende, von Offenheit getragene Grundgehalten. M<strong>in</strong>dfulness-<br />

Based Stress Reduction (MBSR) ist e<strong>in</strong> auf <strong>der</strong> Achtsamkeitspraxis<br />

des Theravada-Buddhismus basierendes manualisiertes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramm.<br />

Losgelöst von religiösen Kontexten wurde es als acht<br />

bis zwölfwöchiges, hoch-strukturiertes Gruppentherapieprogramm<br />

konzipiert. Mittels differenzierter Therapiebauste<strong>in</strong>e werden die<br />

Teilnehmer h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> achtsamen Erfahrung des gegenwärtigen<br />

Augenblicks sensibilisiert. Durch regelmäßiges Üben ist <strong>der</strong><br />

Klient zeitlich, emotional und kognitiv hoch <strong>in</strong> die Achtsamkeitsmeditationspraxis<br />

<strong>in</strong>volviert. Therapieziele s<strong>in</strong>d die Entwicklung<br />

emotionaler Stabilität und die Auflösung dysfunktionaler E<strong>in</strong>stellungen<br />

über e<strong>in</strong>e ganzheitliche Implementierung <strong>der</strong> Achtsamkeit<br />

<strong>in</strong> den Alltag.<br />

Methode: Achtsamkeitsbasierte Interventionen f<strong>in</strong>den zunehmend<br />

Verbreitung im kl<strong>in</strong>ischen Sett<strong>in</strong>g. Primäranalytisch liegen heterogene<br />

Befunde h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> präventiven und therapeutischen<br />

Wirkung des MBSR vor, die es metaanalytisch zu untersuchen gilt.<br />

Es wurden Mo<strong>der</strong>atoren des Therapieerfolges hypothetisiert und<br />

geprüft, <strong>der</strong>en Existenz diese Intervention <strong>der</strong> Achtsamkeitspraxis<br />

nahe legt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Systematisch konnten von den Autoren<br />

bereits über verschiedene Kategorien (psychische Gesundheit, körperliche<br />

Gesundheit, Salutogenese, Lebensqualität, Pathophysiologie)<br />

homogene, signifikante mittlere Effektstärken (ES) für Studien<br />

mit Kontrollgruppendesign aufgezeigt werden. Die Katamnesedaten<br />

bestätigen e<strong>in</strong>en signifikanten Langzeiteffekt. In <strong>der</strong> aktualisierten<br />

Metaanalyse erfolgte zusätzlich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schluss von Beobachtungsstudien,<br />

die Kontrolle <strong>der</strong> Studienqualität, die Rekodierung<br />

349


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

(Interraterreliabilität), die Analyse von Publikationsverzerrungen<br />

und die Integration <strong>der</strong> ES <strong>in</strong> Random-Effect-Modellen.<br />

002<br />

Wiener Bipolar-Studie: Kognitiv-psychoedukative Therapie vs<br />

Treat ment as usual mit zusätzlicher Gruppen<strong>in</strong>formation (randomisierte<br />

kontrollierte Gruppentherapiestudie)<br />

Gerhard Lenz (Med. Univiversität Wien, Psychiatrie, Österreich)<br />

A. Berg, B. Breit-Gabauer, S. Demelbauer, I. Stampfer, M. Aigner,<br />

M. Freidl, D. Nosiska, M. Ossege, M. Schaffer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Wiener Bipolar-Studie ist e<strong>in</strong>e randomisierte , kontrollierte<br />

Gruppentherapiestudie, die zwischen 2005 und 2009 an<br />

100 PatientInnen mit bipolarer Störung durchgeführt wurde. Untersucht<br />

wurde die Wirksamkeit von Kognitiv-psychoedukativer<br />

Therapie (KPT) vs treatment as usual mit zusätzlicher Gruppen<strong>in</strong>formation<br />

(TAU+Info) bei fortlaufen<strong>der</strong> Pharmakotherapie auf die<br />

Rückfallshäufigkeit, Lebensqualität, Krankheitskonzepte, Cop<strong>in</strong>g-<br />

Verhalten, Compliance und E<strong>in</strong>stellungen zur Medikation.<br />

Methode: Die Patienten wurden entwe<strong>der</strong> mit kognitiv-psychoedukativer<br />

Therapie nach dem Manual von Schaub et al (2004)<br />

(14 wöchentliche Sitzungen für Patienten und davon getrennt 8 für<br />

Angehörige)behandelt o<strong>der</strong> mit TAU mit Information <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe<br />

(Patienten erhielten Ratgeber „Sturzfliegen“ über Bipolare Störung<br />

zum Lesen und 3 Sitzungen geme<strong>in</strong>sam mit Angehörigen),<br />

wobei e<strong>in</strong>e stabile laufende medikamentöse Phasenprophylaxe als<br />

Voraussetzung gefor<strong>der</strong>t war.Es erfolgten Auffrischungssitzungen<br />

nach 6 und 9 Monaten und Nachuntersuchungen nach 12 und<br />

24 Monaten <strong>in</strong> beiden Gruppen.Diagnostische Interviews wurden<br />

mit MINI durchgeführt, die Evaluierungen erfolgten mit Skalen für<br />

Manie und Depression (BRMAS, BRMES,BDI,MSS), Lebensqualität<br />

(WHOQOL-BREV), Krankheitskonzepte (KK-Skala von<br />

LINDEN)E<strong>in</strong>stellung zur Medikation (LAQ),Compliance (MCQ),<br />

Cop<strong>in</strong>g-Verhalten (SVF-120),sowie Messung <strong>der</strong> Anzahl von Rückfällen<br />

bzw Häufigkeit und Dauer von Spitalsaufenthalten <strong>in</strong> gleichen<br />

Zeiträumen vor und nach <strong>der</strong> Intervention.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es wurden 100 Pat mit Bipolarer Störung<br />

(76 BP I und 24 BP II) behandelt (52 mit KPT, 48 mit TAU+Info),<br />

Alter 40+/-11 Jahre, 59 % weiblich, Krankheitsdauer 183+/-131<br />

Monate. 15 Pat waren Rapid Cycler.BP II Pat zeigten e<strong>in</strong>e schlechtere<br />

Lebensqualität als BP I Pat.Nach 14 Wochen Behandlung kam<br />

es zu e<strong>in</strong>er Besserung von Krankheitskonzepten und Compliance<br />

<strong>in</strong> beiden Behandlungs-Gruppen. Zum 12-Monats-Nachuntersuchungszeitpunkt<br />

zeigte sich e<strong>in</strong>e signifikante Abnahme <strong>der</strong> Zahl<br />

<strong>der</strong> Krankheitsepisoden <strong>in</strong>sgesamt und auch <strong>der</strong> manischen Episoden<br />

<strong>in</strong> beiden Gruppen, während die Zahl <strong>der</strong> depressiven Episoden<br />

nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> KPT-Gruppe abnahm.<br />

003<br />

Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT-A) im stationären jugendpsychiatrischen<br />

Sett<strong>in</strong>g: Empirische Ergebnisse e<strong>in</strong>er Therapiestudie<br />

Stefan Eisenbeis (SHG-Kl<strong>in</strong>ik Sonnenberg, Saarbrücken K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und<br />

Jugendpsychiatrie, Kle<strong>in</strong>blittersdorf)<br />

E. Möhler<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Dialektisch-Behaviorale Therapie für Jugendliche<br />

(DBT-A) hat im angloamerikanischen Sprachraum bisher hohe Effizienz<br />

<strong>in</strong>besondre bei Affektregulations- und Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>estörungen<br />

erwiesen. Auch im Bereich <strong>der</strong> Erwachsenpsychiatrie etabliert sich<br />

dieses Vefahren zunehmend im deutschsprachigen Raum. Empirische<br />

Evaluationsstudien bei Jugendlichen im stationären Sett<strong>in</strong>g<br />

fehlen dah<strong>in</strong>gehend noch weitgehend <strong>in</strong> Deutschland. Der vorliegende<br />

Beitrag soll diese Lücke schließen<br />

Methode: Vor und nach Durchlaufen e<strong>in</strong>es zwölfwöchigen ganzheitlishcen<br />

Therapieprogramms nach DBT-A und im Vergleich zu<br />

e<strong>in</strong>er Standardtherapie wurden jugendliche Patienten im Alter von<br />

350<br />

13-18 Jahren e<strong>in</strong>er standardisierten testpsychologischen Untersuchung<br />

unerzogen (Pre-Posttest-Design (N=48). Verän<strong>der</strong>ungen<br />

zwischen Therapiebeg<strong>in</strong>n (T1) und Therapieende (T2) werden als<br />

Effektstärke (Cohens d) und als p-Wert des Vorzeichenrangtest<br />

nach Wilcoxon angegeben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigen sich signifikante bis hochsignifikante<br />

Verbesserungen von Emotionsregulation (FEEL-KJ; SEE),<br />

<strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Psychopahtologie (SCL-90 R und CGI), <strong>der</strong> komorbiden<br />

Depressivität (DIKJ) und Angstsymptomatik (STAI) und<br />

den spezifischen Symptomen ener Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>espersönlichkeitsstörung<br />

– emtotionale Dysregulation, Identitätsunsicherheit, chaotische<br />

zwischenmenschliche Beziehungen und Impulsivität (LPI).<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus lässt sich e<strong>in</strong> Rückgang <strong>der</strong> dissoziativen Symptomatik<br />

(SDE-J) erzielen. Die Ergebnisse werden im Licht <strong>der</strong> aktuellen<br />

wissenschaftlichen Befunde und <strong>der</strong> möglichen weitergehenden<br />

therapeutischen Implikationen diskutiert.<br />

004<br />

Pilotprojekt „Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong> ambulanten Psychotherapie<br />

<strong>in</strong> Bayern” (QS-PSY-BAY)<br />

Andrés Steffanowski (Universität Mannheim, Otto-Selz-Institut)<br />

D. Kramer, E. Bruckmayer, I. Pfaff<strong>in</strong>ger, W. W. Wittmann<br />

E<strong>in</strong>leitung: QS-PSY-BAY wurde 2007 von <strong>der</strong> KVB auf Initiative<br />

von und <strong>in</strong> Kooperation mit nie<strong>der</strong>gelassenen Psychotherapeuten<br />

sowie Wissenschaftlern gestartet. Ziel ist die Entwicklung und Erprobung<br />

e<strong>in</strong>es neuen Systems zur fortlaufenden Qualitätssicherung<br />

mit praxisübergreifendem Feedback über Therapieprozess und -ergebnisse<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> ambulanten Psychotherapie. Die Entwicklungen<br />

e<strong>in</strong>zelner Patienten und Praxen werden im Vergleich zu Referenzgruppen<br />

dargestellt.<br />

Methode: Psychotherapeuten und Patienten dokumentieren über<br />

Handheld-PCs den Therapieprozess, <strong>in</strong>dem u. a. psychometrische<br />

Fragebogen zur Basisdokumentation, Symptomatik, Problembereichen,<br />

Lebensqualität und Therapiebeziehung beantwortet werden.<br />

Die Therapeuten senden die verschlüsselten Daten via Internet an<br />

die Datenstelle <strong>der</strong> Universität Mannheim. Von dort erhalten sie<br />

zeitnah e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuellen Feedbackbericht. An dem Modellvorhaben<br />

nehmen 200 Psychotherapeuten aller GKV-zugelassenen<br />

Fachrichtungen und bis jetzt 1.673 Patienten teil. Der Frauenanteil<br />

beträgt 76,2 % und <strong>der</strong> Altersmittelwert liegt bei 40,1 Jahren (SD=<br />

12,3). Insgesamt 48,0 % aller Patienten leiden unter depressiven<br />

Störungen, gefolgt von Angststörungen mit 19,2 % und An passungs-<br />

(9,1 %) bzw. Posttraumatischen Belastungsstörungen (5,0 %).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Prä-Post-Effektgröße <strong>der</strong> 398 mittlerweile<br />

abgeschlossenen Therapien beträgt Cohen‘s d=1,05 für das<br />

aus sieben Skalen (PHQ Depressivität, Angst, Stress, Somatisierung;<br />

SEL körperliche und psychosoziale Lebensqualität sowie PPB<br />

Problembelastung) gebildete multiple Ergebniskriterium zur Gesamterfolgsbewertung.<br />

Führt man e<strong>in</strong>e Kosten-Nutzen-Berechnung<br />

nach Schmidt & Hunter (1982) durch, so lässt bei dieser<br />

Effektgröße je<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Psychotherapie <strong>in</strong>vestierte Euro e<strong>in</strong>en Nettogew<strong>in</strong>n<br />

von vier Euro erwarten. Die formative Evaluation zeigt<br />

e<strong>in</strong>e gute Akzeptanz <strong>der</strong> computergestützten Rout<strong>in</strong>edokumentation<br />

durch die Therapeuten, die trotz sparsamer Fragebogenauswahl<br />

detaillierte Informationen zur Evaluation von Therapieprozess<br />

und -ergebnis liefert. Wichtige Bed<strong>in</strong>gung hierfür ist <strong>der</strong><br />

technische und organisatorische Support sowie die leichte Lesbarkeit<br />

<strong>der</strong> Berichte. Die Therapeuten erhalten e<strong>in</strong>en fortlaufenden<br />

Benchmark mit aktuellen Daten ihrer Kollegen – e<strong>in</strong> Informationsgew<strong>in</strong>n,<br />

<strong>der</strong> im ambulanten Sett<strong>in</strong>g ansonsten nicht realisierbar ist.<br />

Erste Ergebnisanalysen belegen e<strong>in</strong>e hohe Effektivität <strong>der</strong> im Rahmen<br />

von QS-PSY-BAY evaluierten Psychotherapien, die im oberen<br />

Bereich <strong>in</strong>ternationaler metaanalytischer Vergleichsuntersuchungen<br />

liegt.


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

005<br />

Psychisch erkrankte Mütter mit Babys: E<strong>in</strong>e Studie zum Zusammenhang<br />

zwischen mütterlicher Fürsorge und frühk<strong>in</strong>dlicher B<strong>in</strong>dungsqualität<br />

Brigitte Ramsauer (Unikl<strong>in</strong>ik Hamburg-Eppendorf, Center of Psychosocial<br />

Medic<strong>in</strong>)<br />

J. Quitmann, G. Romer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Mütterliche Fürsorge <strong>in</strong> Form von Verhaltenssensitivität<br />

und reflexivem E<strong>in</strong>fühlungsvermögen för<strong>der</strong>t die Entwicklung<br />

k<strong>in</strong>dlicher B<strong>in</strong>dungssicherheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mutter-K<strong>in</strong>d-Beziehung. E<strong>in</strong>e<br />

postpartale psychische Erkrankung kann zu e<strong>in</strong>er Desorganisation<br />

<strong>der</strong> mütterlichen Fürsorge führen o<strong>der</strong> generell ihre Entwicklung<br />

bee<strong>in</strong>trächtigen. Diese Studie untersucht, wie Indikatoren mütterlicher<br />

Fürsorge von psychisch erkrankten Müttern vor dem ersten<br />

Lebensjahr die B<strong>in</strong>dungsqualität des K<strong>in</strong>des zur Mutter im<br />

13. Lebensmonat vorhersagen.<br />

Methode: Als Indikatoren mütterlicher Fürsorge werden die Sensitivität<br />

beim Wickeln und beim freien Spiel mittels <strong>der</strong> Sensitivitätsskala<br />

(A<strong>in</strong>sworth, 1974) und das reflexive E<strong>in</strong>fühlungsvermögen<br />

mittels des Insightfulness Assessment (IA, Oppenheim & Koren-<br />

Karie, 2002) erfasst. Die k<strong>in</strong>dliche B<strong>in</strong>dungsqualität im 13. Lebensmonat<br />

wird mit <strong>der</strong> Fremden Situation (FS; A<strong>in</strong>sworth, 1969) erhoben.<br />

Als Kontrollgruppe dient e<strong>in</strong>e nach Alter und Geschlecht des<br />

Säugl<strong>in</strong>gs parallelisierte Stichprobe kl<strong>in</strong>isch unauffälliger Mütter<br />

mit Babys.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong> Mangel an Sensitivität korreliert mit<br />

e<strong>in</strong>em Mangel an reflexivem E<strong>in</strong>fühlungsvermögen. In <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen<br />

Stichprobe ist <strong>der</strong> Anteil nicht-e<strong>in</strong>gefühlter Mütter versus<br />

positiv e<strong>in</strong>gefühlte Mütter deutlich erhöht verglichen mit <strong>der</strong> Kontrollgruppe.<br />

Die prädiktive Validität <strong>der</strong> mütterlichen Sensitivität<br />

und / o<strong>der</strong> des reflexiven E<strong>in</strong>fühlungsvermögens zur Vorhersage<br />

<strong>der</strong> k<strong>in</strong>dlichen B<strong>in</strong>dungsqualität wird überprüft. Die Ergebnisse<br />

werden im H<strong>in</strong>blick auf ihre Bedeutung für die Mutter-K<strong>in</strong>d-<br />

Therapie (verhaltensorientiert versus e<strong>in</strong>sichtsorientiert) diskutiert.<br />

006<br />

Psychiatrie und Religion – Dialog und Aufklärung<br />

Norbert Mönter (Praxis, Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Berl<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong> für Psychiatrie und seelische Gesundheit<br />

befasst sich seit mehreren Jahren mit den Berührungspunkten<br />

von Psychiatrie und Religion. 2007 führte er e<strong>in</strong>e Fachtagung<br />

zum Thema „Religion und Psychosen – S<strong>in</strong>nsuche und<br />

S<strong>in</strong>nstiftung im psychiatrischen Alltag“ durch und im Vorjahr e<strong>in</strong>e<br />

öffentliche Veranstaltung zu dieser Thematik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Urania-Berl<strong>in</strong><br />

mit über 300 Teilnehmern. Unter dem Titel „Seelische Erkrankung,<br />

Religion und S<strong>in</strong>ndeutung“ liegt im Psychiatrieverlag auch e<strong>in</strong> erweiterter<br />

Tagungsband hierzu vor. Auf diesem H<strong>in</strong>tergrund war <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> von mehreren Seiten, von Psychiatern und vor allem auch<br />

von Krankenhaus-Seelsorgern psychiatrischer Kl<strong>in</strong>iken <strong>der</strong> Wunsch<br />

nach e<strong>in</strong>em strukturierten Dialog zwischen „Psychiatrie“ und „Religion“<br />

artikuliert worden, an dem neben Psychiatrie-Professionellen<br />

und Vertretern <strong>der</strong> Religionsgeme<strong>in</strong>schaften und Kirchen auch<br />

Betroffene und <strong>der</strong>en Angehörige sowie Religionswissenschaftler<br />

teilnehmen.<br />

Methode: Zwei Kernfragen stehen im Mittelpunkt dieses Dialoges:<br />

1. Wie kann „die Psychiatrie“, d.h. konkret wie können die versorgende<br />

psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik, <strong>der</strong> ambulant tätige Psychiater, <strong>der</strong><br />

Psychotherapeut , <strong>der</strong> Sozialarbeiter, <strong>der</strong> Pfleger dem spirituellen<br />

Bedürfnis des Psychiatrie-Patienten besser gerecht werden und wie<br />

kann „die Psychiatrie“ den religiösen Glauben und die <strong>in</strong>dividuelle<br />

S<strong>in</strong>ngebung stärker als Bewältigungs-Ressource <strong>in</strong> den Gesundungsprozeß<br />

positiv e<strong>in</strong>beziehen? 2. Wie kann für Mitglie<strong>der</strong> von<br />

Glaubensgeme<strong>in</strong>schaften und Kirchengeme<strong>in</strong>den, wenn sie psychisch<br />

<strong>in</strong> Not geraten o<strong>der</strong> psychisch erkrankt s<strong>in</strong>d, die wissenschaftlich<br />

begründete psychiatrisch-psychotherapeutische Versor-<br />

gung verbessert werden? Diese Frage stellt sich <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er<br />

Weise, wenn psychisch Erkrankte sich esoterischen Geme<strong>in</strong>schaften<br />

bzw. Sekten angeschlossen haben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Berichtet wird von Themen und Planungen<br />

<strong>der</strong> ersten Treffen und speziell <strong>der</strong> Implementierung e<strong>in</strong>es regelmäßigen<br />

Colloquiums zu religionsrelevanten Aspekten psychiatrischer<br />

<strong>Erkrankungen</strong>. Dies Colloquium wird <strong>in</strong> Kooperation mit<br />

dem religionswissenschaftlichen Institut <strong>der</strong> FU Berl<strong>in</strong> und <strong>der</strong><br />

Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherapie <strong>der</strong> Charite CM durchgeführt.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-041 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Psychotherapie 1<br />

Vorsitz: NN<br />

001<br />

Systemische Therapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie<br />

Bernd Abendsche<strong>in</strong> (Psych. Zentrum Nordbaden, Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie<br />

II, Wiesloch)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Systemische Therapie hat ihre Wirksamkeit soeben<br />

mittels <strong>der</strong> Anerkennung durch den Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie<br />

unter Beweis gestellt. Sie stellt auch für die therapeutische<br />

Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie effektive Methoden zur<br />

Verfügung, vor allem ist ihr ressourcen- und lösungsorientierter<br />

Ansatz auch für kurzzeittherapeutische Sett<strong>in</strong>gs hilfreich.<br />

Methode: Nach e<strong>in</strong>em kurzen geschichtlicher Exkurs zur Beziehung<br />

von Systemische Therapie und Psychiatrie wird über die mögliche<br />

Rollenvielfalt als Behandler („Experte“, „Kontrolleur“ o<strong>der</strong><br />

„Psychotherapeut“) und verschiedene Auftragskonstellation <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> Psychiatrie (von „Zwangspatienten“ über „Besucher“ bis<br />

zu „Therapiekunden“) reflektiert. Es werden verschiedene systemische<br />

Interventionsmöglichkeiten wie das Verhandeln über Medikamente,<br />

Zwangsmaßnahmen, Diagnosen und Entlasszeitpunkt<br />

vorgestellt. Ausführlich wird über die Methode des Reflect<strong>in</strong>g<br />

Teams und ihr möglicher E<strong>in</strong>satz referiert. Störungsspezifische systemische<br />

Zugänge z. B. bei <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

und affektiven Störungen werden gleichfalls vorgestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Für den psychiatrischen Alltag können<br />

systemische Behandlungsansätze e<strong>in</strong>e wertvolle Erweiterung zu an<strong>der</strong>en<br />

Psychotherapieansätzen se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e systemisch orientierte<br />

„Gesprächskultur“ kann das „Alltagsgeschäft“ psychiatrischer Versorgung<br />

erleichtern und die Fähigkeit zur Selbstverantwortlichkeit<br />

bei den Patienten verbessern.<br />

002<br />

Systemische Psychiatrie: Nachhaltige Implementierung Systemischer<br />

Therapie im stationären Kontext und <strong>der</strong>en Effekte auf Mitarbeiter-Burnout<br />

(SYMPA-Projekt)<br />

Markus Haun (Universitätskl<strong>in</strong>ik Heidelberg, Insitut für Med. Psychologie)<br />

H. Maurer, M. Ochs, J. Schweitzer<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten Jahren wurde erstmals im deutschsprachigen<br />

Raum versucht, Systemische Therapie als standardisiertes<br />

Behandlungsverfahren <strong>in</strong> die stationäre Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie zu<br />

<strong>in</strong>tegrieren. In drei Versorgungskl<strong>in</strong>iken wurden dazu im Rahmen<br />

des SYMPA-Projektes von 2003 bis 2005 Stationsmitarbeiter aller<br />

Berufsgruppen weitergebildet. Die Etablierung wurde während<br />

und nach <strong>der</strong> Implementierungsphase auf den Projektstationen<br />

evaluiert. Im Folgenden werden die Ergebnisse <strong>der</strong> Nachhaltigkeit-<br />

351


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

studie 2008 vorgestellt, die langfristige Effekte des Projektes auf<br />

Burnout-Erleben <strong>der</strong> Mitarbeiter sowie die Tauglichkeit e<strong>in</strong>zelner<br />

systemtherapeutischer Techniken im Stationsalltag untersuchte.<br />

Methode: Alle auf den Stationen tätigen Mitarbeiter (N = 84) wurden<br />

zum e<strong>in</strong>en bezüglich Burnouterleben per Maslach-Burnout-<br />

Inventar (MBI) befragt. Zum an<strong>der</strong>en wurde die Anwendungshäufigkeit<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen vermittelten systemtherapeutischen Techniken<br />

per Interventionsfragebogen (IFB) evaluiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Auf zwei <strong>der</strong> drei Subskalen des MBI<br />

(Persönliche Erfüllung, Depersonalisation) zeigte sich 2008 e<strong>in</strong>e<br />

gegenüber dem Projektbeg<strong>in</strong>n signifikante Verbesserung des Selbstwirksamkeitserleben<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiter. Im IFB erweisen sich die<br />

Auftrags- und Therapiezielklärung, das systemische Familien- bzw.<br />

Angehörigengespräch sowie mit E<strong>in</strong>schränkungen das Genogramm<strong>in</strong>terview<br />

als standardisiert <strong>in</strong> den Stationsalltag <strong>in</strong>tegriert. Das<br />

organisationsaufwändige Reflect<strong>in</strong>g Team f<strong>in</strong>det nahezu ke<strong>in</strong>e Anwendung.<br />

003<br />

Evaluation e<strong>in</strong>es Modells <strong>der</strong> Integrierten Versorgung zur Behandlung<br />

von Patienten mit psychischen und psychosomatischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

Ernst-Jürgen Borgart (AHG Psychosomatische Kl<strong>in</strong>ik, Bad Pyrmont)<br />

V. Mal<strong>in</strong>owski, R. Meermann<br />

E<strong>in</strong>leitung: In e<strong>in</strong>em IV-Modellprojekt mit <strong>der</strong> DAK wurde die<br />

Möglichkeit e<strong>in</strong>es vere<strong>in</strong>fachten E<strong>in</strong>weisungsverfahrens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

psychosomatische Rehabilitationskl<strong>in</strong>ik sowie e<strong>in</strong>er poststationären<br />

ambulanten Behandlungsfortsetzung durch den Zuweiser geschaffen.<br />

Ziel ist es, e<strong>in</strong>e schnelle und zielgerichtete stationäre Verhaltenstherapie<br />

zu ermöglichen, um e<strong>in</strong>e lange Krankheitsdauer,<br />

weitere Folgeerkrankungen sowie damit verbundene erhebliche<br />

Kostenbelastungen zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Die Ergebnisse bzgl. <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />

dieses Modells, das seit mehr als 2,5 Jahren läuft, werden<br />

dargestellt.<br />

Methode: Untersucht wurden N=239 Patienten, die im Zeitraum<br />

von 10/06 bis 06/09 e<strong>in</strong>e stationäre psychosomatisch-psychotherapeutische<br />

Behandlung <strong>in</strong> <strong>der</strong> AHG Psychosomatischen Kl<strong>in</strong>ik Bad<br />

Pyrmont im Rahmen <strong>der</strong> Integrierten Versorgung erhielten. Als<br />

Mess<strong>in</strong>strumente dienten Fragebogen, <strong>in</strong> denen <strong>der</strong> Zuweiser die erreichten<br />

Verän<strong>der</strong>ungen direkt nach <strong>der</strong> Behandlung sowie 6 Monate<br />

später beurteilt, sowie Therapieerfolgse<strong>in</strong>schätzungen aus Therapeuten-<br />

und Patientensicht und prä-post-Vergleiche im SCL-90-R.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 63 % unserer Patienten waren bei Aufnahme<br />

arbeitsunfähig. Hiervon wurden 62 % wie<strong>der</strong> arbeitsfähig<br />

bzw. mit gestufter Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung entlassen. Die Zuweiser sehen<br />

bei 95 % <strong>der</strong> Patienten die erwünschten Therapieziele als erreicht<br />

o<strong>der</strong> sogar übertroffen an. Zahlreiche E<strong>in</strong>zelmerkmale haben<br />

sich gebessert, z. B. körperliches Bef<strong>in</strong>den bei 79 %, psychisches Bef<strong>in</strong>den<br />

bei 87 %, Handlungskompetenz und psychosoziale Fähigkeiten<br />

bei 74 % <strong>der</strong> Patienten. Die Symptomatik <strong>in</strong>sgesamt ist bei<br />

83 % <strong>der</strong> Patienten gebessert, e<strong>in</strong>e mögliche Gefährdung <strong>der</strong> Erwerbsfähigkeit<br />

bei 88 % gem<strong>in</strong><strong>der</strong>t. 6 Monate nach Entlassung sehen<br />

die Zuweiser immer noch bei 85 % <strong>der</strong> Patienten die erwünschten<br />

Ziele als erreicht o<strong>der</strong> sogar übertroffen an. Die psychische<br />

Symptomatik ist weiterh<strong>in</strong> bei 81 % <strong>der</strong> Patienten gebessert und die<br />

Gefährdung <strong>der</strong> Erwerbsfähigkeit bei 85 % gem<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Diese positiven<br />

Zuweiserbeurteilungen stimmen mit den Therapeuten- und<br />

Patientene<strong>in</strong>schätzungen übere<strong>in</strong>. Aus Therapeutensicht zeigt sich<br />

<strong>in</strong> 87 %, aus Patientensicht <strong>in</strong> 83 % <strong>der</strong> Fälle e<strong>in</strong> Therapieerfolg. Im<br />

SCL-90-R zeigen sich hochsignifikante Verän<strong>der</strong>ungen von Anfang<br />

bis Ende <strong>der</strong> Therapie. Insgesamt zeigen unsere Ergebnisse, dass<br />

e<strong>in</strong>e stationäre Verhaltenstherapie im Rahmen <strong>der</strong> Integrierten<br />

Versorgung zu deutlichen positiven Verän<strong>der</strong>ungen führt, die auch<br />

6 Monate später noch stabil s<strong>in</strong>d.<br />

352<br />

004<br />

Therapeutische Misserfolge <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären Psychotherapie<br />

Robert Mestel (HELIOS Kl<strong>in</strong>ik Bad Grönenbach, Qualitätssicherung-<br />

Forschung)<br />

J. von Wahlert, M. Tokar, S. Barnow<br />

E<strong>in</strong>leitung: Verschlechterungen während <strong>der</strong> Psychotherapie stehen<br />

zunehmend im Fokus von Studien. Trotzdem ist die Datenlage<br />

rar. Das primäre Ziel dieser Arbeit war es, Charakteristika von Patienten<br />

zu identifizieren, die eventuell mit ungünstigen Behandlungsoutcomes<br />

bzw. therapeutischer Verschlechterungen im stationär<br />

psychotherapeutischen Sett<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Zusammenhang stehen.<br />

Methode: Es wurden retrospektiv aus e<strong>in</strong>em Patientenjahrgang<br />

(n= 950) zwei Extremgruppen gebildet, e<strong>in</strong>e Gruppe bestehend aus<br />

Patienten mit erfolgreich abgeschlossener Therapie und e<strong>in</strong>e Gruppe<br />

mit fehlgeschlagener Therapie (anhand <strong>der</strong> GSI SCL-90-R präpost-Werte).<br />

Insgesamt wurden 57 signifikant verschlechterten<br />

Personen (6 %) 314 kl<strong>in</strong>isch signifikant verbesserten Personen gegenübergestellt.<br />

Die psychotherapeutische Behandlung war <strong>in</strong>tegrativ<br />

mit Schwerpunkt auf psychodynamischen und humanistischen<br />

Verfahren. Als Outcome<strong>in</strong>strumente wurden unter an<strong>der</strong>em<br />

das Beck Depressions Inventar (BDI), <strong>der</strong> Gesamtscore <strong>der</strong> SCL-<br />

90-R Symptomcheckliste (GSI) und <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungsfragebogen<br />

VEV-K und als Fremdrat<strong>in</strong>g durch die Therapeuten <strong>der</strong> BSS (Be<strong>in</strong>trächtigungsschwerescore)<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Daneben wurde e<strong>in</strong>e umfrangreiche<br />

Basisdokumentation verwendet (Psy-Bado-PTM; von<br />

Heymann et al., 2003).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Verschlechterte Patienten lebten weniger<br />

oft <strong>in</strong> festen Partnerschaften o<strong>der</strong> hatten häufiger wechselnde Partner.<br />

Sie wiesen öfter Diagnosen von Persönlichkeitsstörungen,<br />

Belastungs- und Anpassungsstörungen sowie somatoforme Störungen<br />

auf und <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e höhere Komorbidität. Zum Aufnahmezeitpunkt<br />

zeigten sie höhere Werte <strong>in</strong> den SCL-90-R Subskalen<br />

„Zwanghaftigkeit“ und „Paranoides Denken“, gaben mehr vorausgegangene<br />

Suizidversuche an und wurden anhand des BSS als stärker<br />

bee<strong>in</strong>trächtigt e<strong>in</strong>gestuft. Auch die Therapiemotivation <strong>der</strong> verschlechterten<br />

Patienten wurde zu Therapiebeg<strong>in</strong>n vom Therapeuten<br />

als ger<strong>in</strong>ger e<strong>in</strong>geschätzt. Bezüglich <strong>der</strong> 1-Jahres-Katamnese ergab<br />

sich, dass die zum Ende <strong>der</strong> stationären Behandlung verzeichnete<br />

Verschlechterung <strong>der</strong> Teilstichprobe nicht über den Zeitraum <strong>der</strong><br />

Katamnese aufrechterhalten wurde, <strong>der</strong> Gruppenmittelwert im<br />

SCL-90-R GSI erreichte e<strong>in</strong> Jahr nach Abschluss <strong>der</strong> Therapie wie<strong>der</strong><br />

Werte, die mit dem Zeitpunkt <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ikaufnahme vergleichbar<br />

s<strong>in</strong>d. Von Heymann, F., Zaudig, M., Tritt, K. (2003). Die diagnosebezogene<br />

Behandlungsdauer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychosomatischen und Psychotherapeutischen<br />

Mediz<strong>in</strong>: E<strong>in</strong>e homogene Größe? Erste Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Multicenter-Basisdokumentation (Psy-BaDo-PTM) als<br />

Grundlage qualitätssicheren<strong>der</strong> Maßnahmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären<br />

Psychosomatik. Praxis Kl<strong>in</strong>ische Verhaltensmediz<strong>in</strong> und Rehabilitation,<br />

62, 209 – 221.<br />

005<br />

Charakteristika suizidalen Erlebens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Akutgeriatrie<br />

Uwe Sperl<strong>in</strong>g (Universitätsmediz<strong>in</strong> Mannheim, IV. Med. Kl<strong>in</strong>ik, Geriatrie)<br />

C. Thüler<br />

E<strong>in</strong>leitung: Während ihres Kl<strong>in</strong>ikaufenthalts äußert sich e<strong>in</strong> nennenswerter<br />

Anteil von älteren Patienten dah<strong>in</strong>gehend, dass ihr Lebenswille<br />

stark bee<strong>in</strong>trächtigt ist. Wie häufig und <strong>in</strong> welchem Grad<br />

kommen Todeswünsche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geriatrischen Stichprobe vor? Was<br />

s<strong>in</strong>d Charakteristika Betroffener und nicht Betroffener? Wie unterscheiden<br />

sich die Grade <strong>der</strong> Suizidalität <strong>in</strong> Bezug auf den jeweiligen<br />

Kontext, <strong>in</strong> dem sie auftreten? Wie stabil o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d<br />

suizidale Äußerungen und welche Zusammenhänge spielen dabei<br />

e<strong>in</strong>e Rolle?


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

Methode: 138 Patienten durchliefen e<strong>in</strong> Screen<strong>in</strong>g bei ihrer Aufnahme<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e geriatrische Akutkl<strong>in</strong>ik. Mit 37 von ihnen wurden<br />

e<strong>in</strong>gehende Interviews geführt; 16 Personen gehörten <strong>der</strong> Fall- und<br />

21 <strong>der</strong> Kontrollgruppe an. E<strong>in</strong> Follow up erfolgte jeweils im Abstand<br />

von e<strong>in</strong>er Woche. Suizidalität wurde mit Hilfe von 5 Dimensionen,<br />

angefangen bei dem Gedanken, dass das Leben nicht lebenswert<br />

ist, bis h<strong>in</strong> zum Suizidversuch, operationalisiert.<br />

Soziodemografische, psychosoziale und mediz<strong>in</strong>ische Variablen<br />

wurden erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 36 % <strong>der</strong> Befragten berichteten Todeswünsche,<br />

Suizidgedanken, -pläne o<strong>der</strong> -versuche im vergangenen<br />

halben Jahr. Am häufigsten waren <strong>der</strong> Wunsch, tot zu se<strong>in</strong> und das<br />

Erleben des Lebens als nicht lebenswert. In <strong>der</strong> Fallgruppe spielten<br />

e<strong>in</strong>erseits erhöhte Depressivität, Verdacht auf kognitive Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

und schlechtere Gesundheit e<strong>in</strong>e Rolle, an<strong>der</strong>erseits das<br />

subjektive Erleben von ger<strong>in</strong>ger Hoffnung, weniger Zufriedenheit,<br />

stärkerer Belastung und des Gefühls, an<strong>der</strong>en zu Last zu fallen. Die<br />

Fallgruppe berichtete fast ausnahmslos, dass sie den Tod als befriedigenden<br />

Zustand ansieht. Die suizidalen Äußerungen erwiesen<br />

sich bei <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Befragten im Zeitraum von e<strong>in</strong>er Woche als<br />

stabil o<strong>der</strong> nahmen weiter zu, bei <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Hälfte g<strong>in</strong>gen sie zurück.<br />

Diese Verän<strong>der</strong>lichkeit des suizidalen Erlebens unterstreicht,<br />

wie wichtig es ist, auch bei e<strong>in</strong>em relativ kurzen Krankenhausaufenthalt<br />

darauf e<strong>in</strong>zugehen. Die Assoziation mit unterschiedlichen<br />

Kontextvariablen ermöglicht es, H<strong>in</strong>weise für differenzierte Maßnahmen<br />

des Erkennens und <strong>der</strong> Intervention abzuleiten.<br />

006<br />

Achtsamkeit und Akzeptanz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schmerzpsychotherapie: Wirksamkeit<br />

von M<strong>in</strong>dfulness-Based Stress Reduction <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung<br />

chronischer Schmerzen und an<strong>der</strong>er schmerzassoziierter Störungen.<br />

E<strong>in</strong>e Metaanalyse<br />

Anja Koch (Unikl<strong>in</strong>ikum <strong>der</strong> FSU Jena, Abteilung für Palliativmediz<strong>in</strong>,<br />

Erfurt)<br />

C. Nachtigall, B. Strauß<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> dritten Welle <strong>der</strong> Verhaltenstherapie wird postuliert,<br />

dass die Annahme <strong>der</strong> Funktionalität e<strong>in</strong>es Verhaltens und<br />

die <strong>in</strong>direkte E<strong>in</strong>stellungsän<strong>der</strong>ung, wie z. B. Erarbeitung e<strong>in</strong>er von<br />

Achtsamkeit und Akzeptanz getragenen Lebensweise, emotionale<br />

Stabilität bed<strong>in</strong>gen können. Achtsamkeit betont hierbei die absichtsvolle<br />

Konzentration auf die momentane (körperliche) Empf<strong>in</strong>dung<br />

Schmerz, wobei <strong>der</strong> Patient im Verlauf <strong>der</strong> Therapie erlernt,<br />

wie er mit diesen aversiven Empf<strong>in</strong>dungen alternativ umgehen kann,<br />

ohne sich <strong>in</strong> affektiven Resonanzen (z. B. Depressivität), negativen<br />

kognitiven Bewertungen o<strong>der</strong> behavioralen Mustern (z. B. Vermeidungsverhalten)<br />

zu verlieren. In <strong>der</strong> Schmerzpsychotherapie dient<br />

die Übung <strong>der</strong> Achtsamkeit <strong>der</strong> Schmerzwahrnehmung als re<strong>in</strong>e<br />

Wahrnehmung (im Hier und Jetzt) ohne Bewertungsprozesse<br />

(Automatismen) und ohne Urteil bzw. emotionale Verstrickung.<br />

Methode: Aktuell werden achtsamkeitsbasierte Interventionen zunehmend<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Forschung und Therapie implementiert.<br />

Bedeutend ist das von Jon Kabat-Z<strong>in</strong>n entwickelten MBSR Programm,<br />

e<strong>in</strong> acht bis zwölfwöchiges, hoch-strukturiertes, direktives<br />

Gruppentra<strong>in</strong><strong>in</strong>g. Kl<strong>in</strong>ischer Wirkungsnachweis ist über verschiedene<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong> konsistent gegeben. I. R. schmerzbezogener<br />

Fragestellungen liegen primäranalytisch heterogene Befunde h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> therapeutischen Wirkung des MBSR vor.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Metaanalytisch konnten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Voruntersuchung<br />

mittlere Effekte (d.=0,5) für verschiedene gesundheitsbezogenen<br />

Parameter aufgezeigt werden. In <strong>der</strong> aktualisierten<br />

Meta analyse werden über e<strong>in</strong>e größere Menge e<strong>in</strong>geschlossener<br />

Studien, die Kontrolle <strong>der</strong> Studienqualität, differenziertere Effektstärkenkategorien,<br />

die Analyse von Publikationsverzerrungen und<br />

über die Integration <strong>in</strong> Random-Effect-Modellen neue Ergebnisse<br />

vorgestellt. Für die Behandlung von Patienten mit schmerzasso-<br />

ziierten <strong>Erkrankungen</strong> kann MBSR e<strong>in</strong>e wertvolle Alternative o<strong>der</strong><br />

Zusatztherapie im Rahmen <strong>der</strong> konservativen Behandlung darstellen.<br />

007<br />

Effectiveness of Psychodrama <strong>in</strong> develop<strong>in</strong>g social communication<br />

skills for pupils with Learn<strong>in</strong>g Disabilities<br />

Solaiman Sayedahmad (Benha University, Mental Health, Egypt)<br />

M. Elnahas<br />

Introduction: The present study problem is the lack <strong>in</strong> language<br />

and communication skills which affect negatively the children‘s<br />

behav iours, represented <strong>in</strong> avoid<strong>in</strong>g the social <strong>in</strong>teraction which<br />

others, social withdrawal, lonel<strong>in</strong>ess, formation of a negative image<br />

of self, rejection by peers, reduction of social status, anxiety, school<br />

phobia, and reduction of self-expression.<br />

Method: The sample consists of a group of the primary stage pupils<br />

with learn<strong>in</strong>g disabilities and deficit of social communication sills,<br />

at the age “9 - 12”, <strong>in</strong> average (10 – 8) years, <strong>in</strong> the 5th grades. They<br />

were divided <strong>in</strong>to two groups, one is experimental and the other is<br />

controll<strong>in</strong>g group, <strong>in</strong> the same age, <strong>in</strong>telligent and <strong>in</strong> social culture<br />

and economical level, and <strong>in</strong> social communication skills scale.<br />

These are two groups: 1- Experimental group: consists of “10” pupils<br />

(7 males and 3 females). 2- Controll<strong>in</strong>g group: consists “10”<br />

pupils (7 males and 3 females).<br />

Discussion / Results: 1- There is a significant difference, at the standard<br />

“0.01”, between the average of the marks of two groups (experimental<br />

and controll<strong>in</strong>g) <strong>in</strong> the social communication scale. After<br />

the application of the program, <strong>in</strong> favor of the experimental group.<br />

2- There is a significant difference, at the standard “0.01”, between<br />

the average of the marks of the pre-and post-application of the experimental<br />

group on the social communication scale, <strong>in</strong> favor of<br />

the latter. 3- There is no significant difference, between the average<br />

of the marks of the post-and follow-up application of the experimental<br />

group on the social communication scale.<br />

008<br />

Stationäre schemafokussierte Psychotherapie zur Behandlung<br />

schwerer Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörungen – Ergebnisse e<strong>in</strong>er<br />

offenen Pilotstudie<br />

Neele Reiss (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

F. Vogel, M. Nill, M. Graf-Morgenstern, G. Jacob, K. Lieb<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Schematherapie ist e<strong>in</strong>e von Jeffrey Young et al.<br />

entwickelte <strong>in</strong>tegrative Therapieform, die sich beson<strong>der</strong>s zur Behandlung<br />

von chronischen psychischen Störungen wie z. B. Persönlichkeitsstörungen<br />

eignet. Bisher wurde die Wirksamkeit <strong>der</strong> schemafokussierten<br />

Therapie e<strong>in</strong>zig im ambulanten Kontext überprüft.<br />

Jedoch s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e stationäre Behandlungskonzepte<br />

für Patienten mit schwerer Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörung<br />

(BPS) von hoher Versorgungsrelevanz. Im Rahmen e<strong>in</strong>er offenen<br />

Pilotstudie zur Wirksamkeit schemafokussierter Psychotherapie<br />

im stationären Sett<strong>in</strong>g wurden von Juni bis Dezember 2008 erstmals<br />

<strong>in</strong>sgesamt 16 Patient<strong>in</strong>nen mit schwerer BPS auf e<strong>in</strong>er Spezialstation<br />

<strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherapie <strong>der</strong> Universitätsmediz<strong>in</strong><br />

Ma<strong>in</strong>z behandelt.<br />

Methode: Während des 10 Wochen dauernden Behandlungsprogramms<br />

mit acht Behandlungsplätzen nahmen die Patient<strong>in</strong>nen an<br />

schemafokussierten E<strong>in</strong>zel- und Gruppentherapien sowie weiteren<br />

flankierenden Gruppentherapien teil. Die Patient<strong>in</strong>nen wurden vor<br />

Beg<strong>in</strong>n und am Ende <strong>der</strong> stationären Therapie sowie drei Monate<br />

nach Behandlungsende mittels Fragebögen und Interviews untersucht,<br />

um <strong>in</strong> dieser offenen Studie unter naturalistischen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

e<strong>in</strong>e Abschätzung <strong>der</strong> Effektstärkemaße zur Planung e<strong>in</strong>er<br />

randomisierten und kontrollierten Studie zu erhalten. Der Katamnesezeitraum<br />

dieser offenen Pilotstudie erstreckte sich von Novem-<br />

353


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

ber 2008 bis März 2009.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Prä-Post-Vergleich zeigten sich Verbesserungen<br />

sowohl <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en als auch <strong>der</strong> störungsspezifischen<br />

Symptomatik. So zeigte sich auf <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Symptom List<br />

(BSL) e<strong>in</strong>e signifikante Verbesserung über die Zeit (p=.049) bei e<strong>in</strong>er<br />

Effektstärke (partielles Eta², ES) von 0.37. Im Bereich allgeme<strong>in</strong>er<br />

Psychopathologie, die durch die SCL-90-R erfasst wurde, zeigte<br />

sich, das <strong>der</strong> Zeitpunkt e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf den Gesamtwert hat<br />

(GSI, p=.010, partielles Eta²=.51). Die allgeme<strong>in</strong>e Psychopathologie<br />

sche<strong>in</strong>t sich also <strong>in</strong>sgesamt über die Zeit zu verbessern. H<strong>in</strong>gegen<br />

konnte <strong>in</strong> <strong>der</strong> SCL-90-R ke<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Anzahl psychopathologischer<br />

Symptome über die Zeit festgestellt werden (p=.091).<br />

In <strong>der</strong> Fremde<strong>in</strong>schätzung mittels des Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Personality Disor<strong>der</strong><br />

Severity Index (BPDSI) sche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> Zeitpunkt ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss<br />

zu haben (p=.089), allerd<strong>in</strong>gs wird die bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-spezifische<br />

Symp tomatik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Katamnese tendenziell besser beurteilt.<br />

009<br />

Der empirische Status psychologischer Therapieansätze bei schizophren<br />

Erkrankten: Wirkspektrum, Wirkfaktoren und differenzielle<br />

Indikation<br />

Mario Pfammatter (Universitäre Psychiatrische, Abteilung für Psychotherapie<br />

Dienste Bern, Schweiz)<br />

U. Junghan, H. D. Brenner<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten Jahren s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Reihe von Metaanalysen<br />

zur Wirksamkeit psychologischer Interventionen bei schizophren<br />

Erkrankten publiziert worden. Insgesamt liefern <strong>der</strong>en<br />

Ergebnisse e<strong>in</strong>en soliden Beleg für den zusätzlichen Nutzen verschiedener<br />

psychologischer Therapieansätze. Allerd<strong>in</strong>gs variieren<br />

die Ergebnisse <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Kontrollbed<strong>in</strong>gungen sowie <strong>der</strong><br />

Inhalte und Ziele <strong>der</strong> psychologischen Interventionen. Entsprechend<br />

lang ist die Liste offener Fragen.<br />

Methode: Mittels e<strong>in</strong>er Synthese <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Metaanalysen, durch Mo<strong>der</strong>atoranalysen <strong>der</strong> Resultate randomisiert<br />

kontrollierter Wirksamkeitsstudien sowie mit Hilfe <strong>der</strong> Integration<br />

von Befunden aus Therapiekomponenten- und Prozess-<br />

Ergebnisstudien wird e<strong>in</strong>e umfassende Gesamtschau zum genauen<br />

Wirkspektrum, zu den Wirkfaktoren sowie zur differenziellen Indikation<br />

gegeben. Zu diesem Zweck wurden die <strong>in</strong> den publizierten<br />

Metaanalysen gefundenen Effektstärken <strong>in</strong> e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches, vergleichbares<br />

Effektstärkenmaß umgewandelt. Die Befunde <strong>der</strong> vorliegenden<br />

randomisiert kontrollierten Therapiestudien wurden auf<br />

ihre Homogenität h<strong>in</strong> überprüft und Mo<strong>der</strong>atoranalysen unterzogen.<br />

Schließlich wurden die Ergebnisse von Therapiekomponenten-<br />

und Prozess-Outcome-Studien durch die Berechnung standardisierter<br />

korrelativer Effektmaße <strong>in</strong>tegriert, um H<strong>in</strong>weise auf die<br />

therapeutisch aktiven Faktoren zu f<strong>in</strong>den.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Vergleich zur Standardbehandlung<br />

bewirken das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g sozialer Fertigkeiten, psychoedukative Familien<strong>in</strong>terventionen,<br />

kognitive Remediation und kognitive Verhaltenstherapie<br />

im H<strong>in</strong>blick auf verschiedene Ergebnismasse<br />

deutliche Verbesserungen. Im Vergleich zu unspezifischen psychosozialen<br />

Interventionen f<strong>in</strong>den sich dagegen vielfach nur ger<strong>in</strong>ge<br />

Vorteile zugunsten dieser spezifischen psychologischen Therapieansätze.<br />

Dies wirft die Frage nach den tatsächlichen Wirkfaktoren<br />

auf. Die Integration <strong>der</strong> Ergebnisse aus Komponentenkontrolldesigns<br />

und Prozess-Outcome-Studien belegen zwar die Bedeutung<br />

e<strong>in</strong>zelner spezifischer Wirkfaktoren wie Psychoedukation, Fertigkeitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

o<strong>der</strong> Realitätstestung, zeigen aber gleichzeitig, dass<br />

allgeme<strong>in</strong>e Wirkfaktoren wie die Güte <strong>der</strong> Therapiebeziehung<br />

künftig vermehrt Beachtung f<strong>in</strong>den sollten. Darüber h<strong>in</strong>aus f<strong>in</strong>den<br />

sich bei Patienten <strong>in</strong> verschiedenen Krankheitsphasen deutlich<br />

Wirkunterschiede, was auf die Notwendigkeit <strong>der</strong> Identifikation<br />

differenzieller Indikationskriterien verweist.<br />

354<br />

010<br />

Evaluation e<strong>in</strong>es störungsspezifischen stationären Behandlungskonzeptes<br />

für chronisch depressive Patienten<br />

Vera Engel (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E.-L. Brakemeier, T. Schmidt, M. Hautz<strong>in</strong>ger, C. Normann, E.<br />

Schramm<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die bisher e<strong>in</strong>zige störungsorientierte Behandlungsform<br />

für chronisch depressive Patienten CBASP (Cognitive Behavioral<br />

Analysis System of Psychotherapy; McCullough, 2000) erzielte<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er randomisierten kontrollierten Multizenterstudie hohe Responseraten<br />

(Keller et al., 2000). In dieser Studie wird die ursprünglich<br />

für das ambulante Sett<strong>in</strong>g entwickelte Therapieform <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abteilung<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätskl<strong>in</strong>ikums<br />

Freiburg als multidiszipl<strong>in</strong>äres stationäres Behandlungsprogramm<br />

mit komb<strong>in</strong>ierten CBASP E<strong>in</strong>zel- und Gruppensitzungen evaluiert.<br />

Zielpopulation s<strong>in</strong>d stationäre chronisch depressive Patienten<br />

(n=12), die nach dem neuartigen Konzept behandelt werden, sowie<br />

das multiprofessionelle, geschulte Behandlungsteam (n=20). Alle<br />

Patienten erhalten e<strong>in</strong>e medikamentöse Standardtherapie sowie<br />

übliche stationäre Begleittherapien.<br />

Methode: Die Patientenevaluation erfolgt <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Prä- (bei<br />

Kl<strong>in</strong>ikaufnahme) und e<strong>in</strong>er Post-Messung (nach acht Behandlungswochen).<br />

Zu beiden Messzeitpunkten wird die Symptomatik<br />

mit Hilfe des HAMD, MADRS, BDI und IDS sowie die Lebensqualität<br />

<strong>der</strong> Patienten erfasst. Außerdem wird <strong>der</strong> CBASP-bezogene<br />

Fragebogen IMI (Impact Message Inventory; Caspar, 2002) e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Die Erwartungen an und die Zufriedenheit mit <strong>der</strong> stationären<br />

Behandlung werden anhand eigens entwickelter Bögen überprüft,<br />

sowie die CBASP-Gruppe evaluiert. E<strong>in</strong>e Grunddiagnostik<br />

<strong>der</strong> Persönlichkeit, früher Traumatisierungen und <strong>in</strong>terpersoneller<br />

Probleme wird zu Behandlungsbeg<strong>in</strong>n durchgeführt. Die Symptomatik<br />

wird im Verlauf erfasst. CBASP-spezifische Instrumente<br />

überprüfen die Leistung des Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> sog. Situationsanalyse<br />

und se<strong>in</strong>e Fähigkeit, Konsequenzen se<strong>in</strong>es Verhaltens e<strong>in</strong>zuschätzen.<br />

Als historische Kontrollgruppen werden stationäre chronisch<br />

depressive Patienten mit Behandlung durch Interpersonelle Psychotherapie<br />

vs. Cl<strong>in</strong>ical Management (Schramm et al., 2007) herangezogen.<br />

Die Teamevaluation be<strong>in</strong>haltet Fragebögen zur Arbeitszufriedenheit,<br />

Burnout, Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen, dem Kenntnisstand<br />

zu CBASP, sowie Erwartungen und Erfahrungen durch das stationäre<br />

CBASP-Konzept.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zum jetzigen Zeitpunkt bef<strong>in</strong>det sich die<br />

Studie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Durchführung, Ergebnisse liegen im September 2009<br />

vor. Erwartet wird e<strong>in</strong>e nachweisliche Effektivität <strong>der</strong> stationären<br />

CBASP-Behandlung anhand e<strong>in</strong>er Verbesserung <strong>der</strong> Symptomatik<br />

<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>gesetzten Symtomfragebögen. Die Evaluation ist explorativ<br />

angesetzt mit dem Ziel, die stationäre Behandlung durch CBASP<br />

zukünftig weiter zu optimieren und die begrenzten störungsspezifischen<br />

Behandlungsmöglichkeiten chronisch depressiver Patienten<br />

zu erweitern.<br />

011<br />

Psychotherapie und Religion – psychotherapeutische Elemente <strong>in</strong><br />

den Weltreligionen<br />

Joachim Deml<strong>in</strong>g (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Erlangen, Psychiatrische<br />

Kl<strong>in</strong>ik)<br />

P. Thierauf<br />

E<strong>in</strong>leitung: „Mag die Religion auch noch wo wenig um … seelische<br />

Gesundung o<strong>der</strong> Krankheitsverhütung bemüht … se<strong>in</strong>, so ist es<br />

doch so, dass sie per effectum- und nicht per <strong>in</strong>tentionem! – psychohygienisch,<br />

ja psychotherapeutisch wirksam wird“ (V. E. Frankl,<br />

„Ärztliche Seelsorge“).<br />

Methode: Anhand zugänglicher Literatur werden Parallelen zwischen<br />

Religion und Psychotherapie gezogen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Elemen-


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

te <strong>in</strong> den Weltreligionen, die als „psychotherapeutisch“ bezeichnet<br />

werden können, aufgesucht und zusammengestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Religionen und die psychotherapeutischen<br />

Richtungen (1) vermitteln Lehr<strong>in</strong>halte, auf <strong>der</strong>en Basis (2)<br />

praktische Anleitungen und „Gebote“ helfen können, Leid zu l<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und die Lebensführung zu verbessern. E<strong>in</strong>e Reihe psychotherapeutischer<br />

Verfahren haben Wurzeln <strong>in</strong> bzw. Parallelen zu den<br />

Religionen. Religion kann so auch als „Psychotherapie mit e<strong>in</strong>er<br />

zusätzlichen (dritten) Dimension“ gesehen werden.<br />

012<br />

Religiosität und Spiritualität im Prozess psychischer Gesundheit<br />

und Krankheit: E<strong>in</strong> Vergleich zwischen kl<strong>in</strong>isch-psychiatrischen PatientInnen<br />

und gesunden Kontrollpersonen<br />

Human-Friedrich Unterra<strong>in</strong>er (Mediz<strong>in</strong>ische Universität Graz,<br />

Addiction Research Society, Österreich)<br />

H. Schöggl, K. H. Ladenhauf, S. Wallner-Liebmann, H.-P. Kapfhammer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Auf <strong>der</strong> Basis des bio-psycho-sozio-spirituellen Modells<br />

von Gesundheit und Krankheit f<strong>in</strong>den Religiosität und Spiritualität<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren im kl<strong>in</strong>isch-psychiatrischen Raum<br />

immer mehr Beachtung. So wurde im Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Forschungsprojekts <strong>der</strong> Fragestellung nachgegangen, <strong>in</strong> welchem<br />

Zusammenhang religiös-spirituelles Bef<strong>in</strong>den zum Krankheitserleben<br />

bei psychiatrischen PatientInnen steht.<br />

Methode: Es wurden 120 SuchtpatientInnen und 100 allgeme<strong>in</strong>psychiatrische<br />

PatientInnen getestet. Auch wurden 200 non-kl<strong>in</strong>ische<br />

ProbandInnen befragt (N=420). Folgende Instrumente kamen<br />

dabei zur Anwendung: Das Mehrdimensionale Inventar zum religiös-spirituellen<br />

Bef<strong>in</strong>den (MI-RSB 48), Sechs Faktoren <strong>der</strong> Persönlichkeit-Test,<br />

Brief Symptom Inventory (BSI), Beck Depressions<br />

Inventar (BDI), Religiosität-Struktur-Test (RST) zusammen mit<br />

<strong>der</strong> Z-Skala (Zentralität religiöser Inhalte). Die Daten wurden mit<br />

Hilfe deskriptiver Verfahren bzw. multivariater Techniken ausgewertet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Religiosität und Spiritualität s<strong>in</strong>d signifikant<br />

sowohl mit Persönlichkeitsdimensionen als auch mit Symptomen<br />

psychischer Krankheit verbunden. Die Zentralität religiösspiritueller<br />

Inhalte bee<strong>in</strong>flusst die Ergebnisse <strong>in</strong> relevanter Weise.<br />

Davon ausgehend werden Möglichkeiten und Grenzen <strong>der</strong> Integration<br />

religiös-spiritueller Inhalte <strong>in</strong> die Betreuung psychisch kranker<br />

Menschen diskutiert.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-050 Posterpräsentation<br />

Psychotherapie 2<br />

Vorsitz: U. Vo<strong>der</strong>holzer (Freiburg)<br />

001<br />

Was heißt Diagnostizieren <strong>in</strong> Psychiatrie und Psychotherapie?<br />

Klaus Brücher (AMEOS Kl<strong>in</strong>ikum Dr. He<strong>in</strong>es, Bremen)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Diagnostik wird <strong>in</strong> Psychiatrie und Psychotherapie zunehmend<br />

auf e<strong>in</strong>e Prozedur operationaler Regelanwendung reduziert.<br />

Um die kl<strong>in</strong>ische Validität <strong>der</strong> Diagnostik zu verbessern, ist<br />

e<strong>in</strong>e Erweiterung <strong>der</strong> Perspektive erfor<strong>der</strong>lich. Dazu muss das kl<strong>in</strong>ische<br />

Feld selbst zum Gegenstand empirischer Forschung gemacht<br />

werden, statt dass es als die selbstverständliche Voraussetzung kl<strong>in</strong>ischen<br />

Handelns übersehen wird.<br />

Methode: Um zu e<strong>in</strong>er nicht-trivialen Gegenstandsbestimmung<br />

des kl<strong>in</strong>ischen Feldes und <strong>der</strong> <strong>in</strong> ihr spielenden Interaktion zu<br />

kommen, werden Ethnomethodologie (Garf<strong>in</strong>kel & Sacks, 1979)<br />

und strukturale Hermeneutik (Oevermann et al., 1979) e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Diagnostik ist weit mehr als die bloße Beschreibung<br />

von Vorhandenem; sie ist wesentlich Zuschreibung von<br />

Potentialität. Erst im Wechselspiel von Objektivierung und Subjektivierung<br />

hat sie ihre kl<strong>in</strong>ische Wirklichkeit und Wirksamkeit: Als<br />

Konstruktion von Realität <strong>in</strong> therapeutischer Absicht. Die Frage<br />

ist, wie Zuschreibungsoperationen experimentell und methodisch<br />

kontrolliert so vorgenommen werden können, dass sie nicht bloß<br />

willkürlich s<strong>in</strong>d. Der therapeutische Raum erweist sich als e<strong>in</strong><br />

spezifischer Ort, <strong>der</strong> es erlaubt, systematisch Spielräume des Sich-<br />

Verhalten-Könnens zu evozieren und experimentell h<strong>in</strong>sichtlich<br />

ihrer Passung sowie ihrer Funktionalität zu erproben. Welche Rolle<br />

dabei die therapeutische Beziehung und <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e Ort des therapeutischen<br />

Raums spielen, wird erläutert.<br />

002<br />

Bibliotherapie: Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Symptombelastung o<strong>der</strong> Wissenszuwachs<br />

durch schriftliche Patienten<strong>in</strong>formationen?<br />

Beate Muschalla (Rehazentrum Seehof und Charité, FG Psychosomatische<br />

Reha, Teltow)<br />

M. L<strong>in</strong>den<br />

E<strong>in</strong>leitung: Unter „Bibliotherapie“ versteht man den E<strong>in</strong>satz von<br />

Texten zu therapeutischen Zwecken mit dem Ziel, Patienten Informationen,<br />

neue E<strong>in</strong>sichten o<strong>der</strong> Denkanstöße zu Problemlösungen<br />

zu vermitteln. Bibliotherapie kann alle<strong>in</strong>e i. S. von Selbsthilfeliteratur<br />

angewendet werden o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Ergänzung zu e<strong>in</strong>er Psychotherapie.<br />

Bibliotherapie kann ergänzend zu sonstigen Behandlungsprogrammen<br />

zu e<strong>in</strong>er Behandlungs<strong>in</strong>tensivierung beitragen, aber<br />

möglicherweise auch den Behandlungsprozess stören. Trotz <strong>der</strong><br />

Vielzahl <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> täglichen Praxis an Patienten weitergegebenen<br />

Informationsmaterialien s<strong>in</strong>d Studien zu den positiven und negativen<br />

Wirkungen e<strong>in</strong>er Bibliotherapie selten und häufig methodisch<br />

unzureichend. Die vorliegende Studie ist e<strong>in</strong>e Voraussetzung für<br />

e<strong>in</strong>e evidenzbasierte Bibliotherapie.<br />

Methode: Unter Bezug auf die e<strong>in</strong>schlägige kognitiv-verhaltenstherapeutische<br />

Fachliteratur und Expertenurteile wurden Broschüren<br />

zu Themen verfasst, die von genereller Relevanz s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Krankheitsbewältigung bei Patienten mit kardiologischen <strong>Erkrankungen</strong>:<br />

„Krankheits-Bewältigung“ sowie „Hypochondrie & Abbau<br />

körperbezogener Ängste“. Die 139 Studien-Patienten e<strong>in</strong>er kardiologischen<br />

Rehabilitationskl<strong>in</strong>ik füllten außerdem bei Aufnahme<br />

und Therapieende e<strong>in</strong>en Selbste<strong>in</strong>schätzungsfragebogen zu krankheitsbezogenen<br />

Ängsten aus (Herzangst-Fragebogen). Am Ende<br />

gab es e<strong>in</strong>en standardisierten Wissenstest.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Patienten, die die Broschüren gelesen<br />

hatten (N=78), wussten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wissenstest am Ende signifikant<br />

mehr als Patienten <strong>der</strong> Kontrollgruppe (N=61). Während des Reha-<br />

Aufenthaltes nahmen sowohl die Furcht vor Symptomen als auch<br />

die herzbezogene Selbstaufmerksamkeit und vor allem die Vermeidung<br />

von Aktivitäten signifikant ab. Das Broschürenlesen hatte ke<strong>in</strong>en<br />

zusätzlichen Effekt auf diese Reha-Outcome-Maße. So unterschieden<br />

sich Kontroll- und Interventionsgruppe am Ende nicht<br />

signifikant <strong>in</strong> diesen drei Subskalen des Herzangstfragebogens.<br />

Schlussfolgerungen Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass e<strong>in</strong> Wissenszuwachs<br />

durch das Broschürenlesen nicht un mittel bar mit e<strong>in</strong>er<br />

Besserung des kl<strong>in</strong>ischen Zustandes bzw. e<strong>in</strong>er besseren Krankheitsverarbeitung<br />

im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Reduktion von Ängstlichkeit und<br />

Selbstbeobachtung e<strong>in</strong>hergeht. Dies gilt auf dem H<strong>in</strong>tergrund, dass<br />

die kardiologische Rehabilitation mit ihren vielfältigen mediz<strong>in</strong>ischen<br />

und psychoedukativen Interventionen an sich bereits zu<br />

e<strong>in</strong>er deutlichen Angst re du zierung beiträgt, so dass möglicherweise<br />

die bibliotherapeutische Intervention ke<strong>in</strong>en Zusatzeffekt mehr<br />

bewirken kann. Es wäre nötig e<strong>in</strong>e <strong>der</strong>artige Untersuchung nochmals<br />

ohne thera peu tische Unterstützung durchzuführen.<br />

355


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

003<br />

Prozesswirkfaktoren im Therapieverlauf: Der Verlauf <strong>der</strong> therapeutischen<br />

Beziehung, Än<strong>der</strong>ungs- und Zielorientierung und Zufriedenheit<br />

von Patienten und Therapeuten <strong>in</strong> den ersten 20 Sitzungen<br />

und dessen Bedeutung für den Therapieerfolg<br />

Serge Sulz (CIP Centrum für Integrative, Psychotherapie, München)<br />

M. Heb<strong>in</strong>g<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bei <strong>der</strong> Analyse von Wirkfaktoren des Therapieprozesses<br />

geht man zu e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen Verlaufsmessung über und<br />

Perspektivenunterschiede zwischen Patient und Therapeut gew<strong>in</strong>nen<br />

an Interesse, z. B. die Frage: Wie verlaufen die Prozessvariablen<br />

„therapeutische Beziehung“, „Än<strong>der</strong>ungs- und Zielorientierung“<br />

und „Zufriedenheit“ bei Patienten und Therapeuten und können<br />

sie e<strong>in</strong>e Symptomverbesserung beim Patienten vorhersagen?<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er Feldstudie mit Strategisch-behavioraler Therapie<br />

wurden die Skalen- und Ähnlichkeitsverläufe von 103 ambulanten<br />

Patienten und ihren Therapeuten <strong>in</strong>ferenzstatistisch und regressionsanalytisch<br />

untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ausprägungen <strong>der</strong> untersuchten Prozessmerkmale<br />

s<strong>in</strong>d schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Sitzung sehr hoch und nehmen<br />

über die Zeit zum Teil noch zu. Die E<strong>in</strong>schätzungen <strong>der</strong> Patienten<br />

s<strong>in</strong>d höher und konsistenter als die ihrer Therapeuten, diese<br />

nähern sich <strong>der</strong> Perspektive ihrer Patienten aber immer mehr an.<br />

Zusammenhänge mit e<strong>in</strong>er Symptomverbesserung waren vorhanden,<br />

Vorhersagekraft besaßen vor allem Konsistenz- und Ähnlichkeitsmaße.<br />

004<br />

Wie günstig ist Instabilität im Psychotherapieprozess?<br />

Markus Dold (Mediz<strong>in</strong>ische Universität Wien, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Österreich)<br />

A. Unger, U. Demal, G. Lenz, G. Schiepek, M. Aigner<br />

E<strong>in</strong>leitung: Vor dem H<strong>in</strong>tergrund des theoretischen Konstrukts<br />

<strong>der</strong> Synergetik, <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> Selbstorganisation nichtl<strong>in</strong>earer<br />

Systeme, werden Psychotherapien durch Kaskaden von Phasenübergängen<br />

zwischen verschiedenen Kognitions-Emotions-Verhaltensmustern<br />

def<strong>in</strong>iert. Dass alle erfolgreichen Therapieverläufe<br />

solche Übergänge aufweisen, kann als generelles Merkmal psychotherapeutischer<br />

Prozesse angesehen werden. E<strong>in</strong>e erfolgreiche Psychotherapie<br />

zeichnet sich demnach durch das Schaffen entsprechen<strong>der</strong><br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen aus, die solche selbstorganisierten<br />

Übergänge mit den im zeitlichen Umfeld auftretenden Phasen<br />

kritischer Instabilität möglich machen. Zur Identifizierung dieser<br />

Phasen und <strong>der</strong> Evaluation <strong>der</strong> Gesamt<strong>in</strong>stabilität des Therapieprozesses<br />

wurde e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternetbasiertes Real-Time-Moni tor<strong>in</strong>g-<br />

Verfahren, das Synergetic Navigation System (SNS), entwickelt.<br />

Methode: Bei <strong>der</strong> vorliegenden Prozess-Outcome- Studie wurden<br />

14 Patienten mit <strong>der</strong> Diagnose e<strong>in</strong>er Zwangsstörung (ICD 10: F42)<br />

während e<strong>in</strong>er zweimonatigen stationären multimodalen Verhaltenstherapie<br />

mit e<strong>in</strong>em Schwerpunkt auf Expositionsübungen mit<br />

anschließendem Reaktionsmanagement durch tägliches Ausfüllen<br />

e<strong>in</strong>es 46 Item umfassenden Fragebogens (Therapieprozessbogen-<br />

OCD) zur Selbste<strong>in</strong>schätzung mittels SNS untersucht. Weitere Erhebungs<strong>in</strong>strumente<br />

waren <strong>der</strong> SCL-90-R-Fragebogen und das Y-<br />

BOCS-Schweregradschema zur Messung <strong>der</strong> Symptombelastung.<br />

Statistisch untersucht wurde <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Reduktion<br />

<strong>der</strong> Zwangssymptomatik und <strong>der</strong> mit dem SNS gemessenen<br />

Gesamt<strong>in</strong>stabilität des Psychotherapieverlaufes.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es fand sich bezüglich <strong>der</strong> Zwangssymptomatik<br />

e<strong>in</strong>e negative Korrelation zwischen <strong>der</strong> Ausprägung <strong>der</strong><br />

Instabilität und <strong>der</strong> Reduktion Y-BOCS und <strong>der</strong> Subskala 2 (Zwanghaftigkeit)<br />

des SCL-90-R. Diese negative Korrelation konnte im<br />

SCL-90-R für alle Subskalen und die Globalwerte identifiziert werden.<br />

Es haben somit diejenigen Patienten e<strong>in</strong> besseres Therapieergebnis<br />

erzielt, <strong>der</strong>en Therapieverlauf durch ger<strong>in</strong>gere Instabilität<br />

356<br />

geprägt war. Diskussion: Die Ergebnisse stehen <strong>in</strong> Wi<strong>der</strong>spruch zu<br />

<strong>der</strong> Hypothese, wonach e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>stabiler Psychotherapieverlauf<br />

mit e<strong>in</strong>em beson<strong>der</strong>s guten Therapieergebnis e<strong>in</strong>hergeht.<br />

E<strong>in</strong> wichtiger Unterschied <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung zu den<br />

vorangegangenen ist die Begrenzung auf Patienten mit e<strong>in</strong>er<br />

Zwangsstörung. Dieses kann als mögliche Erklärung für die abweichenden<br />

Ergebnisse angesehen werden.<br />

005<br />

Selbstwirksamkeitserwartungen bei Patienten psychiatrischer Rehabilitation<br />

Birgit Senft (Reha für Seelische Gesundheit, Evaluation, Klagenfurt)<br />

T. Platz<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die sozial-kognitive Theorie von Bandura (1992) besagt,<br />

dass kognitive, motivationale, emotionale und aktionale Prozesse<br />

durch subjektive Überzeugungen <strong>in</strong> Form von Handlungs-<br />

Ergebnis-Erwartungen o<strong>der</strong> Kompetenzüberzeugungen gesteuert<br />

werden. Nach Schwarzer (1992) ist e<strong>in</strong> kompetenter Umgang mit<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen Voraussetzung für hohe Motivation und hohes<br />

Leistungsniveau, für psychisches und körperliches Wohlbef<strong>in</strong>den,<br />

sowie für Berufs- und Lebenszufriedenheit. Die allgeme<strong>in</strong>e Selbstwirksamkeitserwartung<br />

umfasst alle Lebensbereiche und ist e<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>dimensionales Konstrukt. E<strong>in</strong>e Steigerung <strong>der</strong> Selbstwirksamkeitserwartung<br />

lässt sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch Erfolgserfahrungen<br />

bewirken (Schwarzer 1992). In <strong>der</strong> vorliegenden Studie soll überprüft<br />

werden, <strong>in</strong>wieweit e<strong>in</strong> 6-wöchiger stationärer psychiatrischer<br />

Rehabilitationsaufenthalt zur Steigerung <strong>der</strong> Selbstwirksamkeitserwartung<br />

beitragen kann. Fragestellung: Wie hoch ist die Selbstwirksamkeitserwartung<br />

<strong>in</strong> unterschiedlichen Patientengruppen<br />

ausgeprägt, und welche Verän<strong>der</strong>ungen können über die Messzeitpunkte<br />

erfasst werden.<br />

Methode: Im Rahmen des standardmäßig e<strong>in</strong>gesetzten Assessments<br />

zur Evaluation des Reha-Erfolgs wurde die Skala zur Allgeme<strong>in</strong>en<br />

Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) als Forschungs<strong>in</strong>strument<br />

1 Jahr lang e<strong>in</strong>gesetzt. Im Selbstbeurteilungsverfahren<br />

wurde das Instrument zu 4 Messzeitpunkten bearbeitet, vor dem<br />

Reha-Aufenthalt, zum Entlassungszeitpunkt, 3 Monate und 1 Jahr<br />

nach Reha-Ende.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Instrument SWE – Skala zur allgeme<strong>in</strong>en<br />

Selbstwirksamkeitserwartung von Jerusalem und Schwarzer<br />

(1999) erweist sich als reliables Instrument zur Erfassung von<br />

optimistischen Selbstüberzeugungen. Bei 650 Patienten zeigte sich<br />

im Durchschnitt e<strong>in</strong>e deutlich reduzierte Selbstwirksamkeitserwartung<br />

zum Aufnahmszeitpunkt. Während des Aufenthalts kam es im<br />

Durchschnitt zu e<strong>in</strong>er signifikanten Steigerung <strong>der</strong> Selbstwirksamkeitserwartung,<br />

die auch über den Katamnesezeitraum von 3 Monaten<br />

stabil geblieben ist. Dabei zeigten sich diagnosespezifische<br />

und vom beruflichen Status abhängige Werte, jedoch kaum geschlechterspezifische<br />

o<strong>der</strong> altersabhängige Ergebnisse. Die Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> SWE korreliert mit den Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

psychometrischen Verfahren wie dem BSI (Brief Symptom Inventory).<br />

Daten zur Jahreskatamnese liegen <strong>der</strong>zeit noch nicht vor. Insgesamt<br />

kam es über den Zeitraum des Reha-Aufenthalts zu e<strong>in</strong>er<br />

Steigerung <strong>der</strong> Selbstwirksamkeitserwartung, jedoch weisen 45 %<br />

aller Patienten auch danach noch unterdurchschnittlich hohe Werte<br />

auf.<br />

006<br />

Therapieprogramm W50-plus Gruppe – Entwicklung und Evaluation<br />

e<strong>in</strong>es altersgerechten Gruppentherapieprogrammes für psychosomatische<br />

Patient<strong>in</strong>nen zwischen 50 und 65 Jahren<br />

Annika Simon (Berol<strong>in</strong>a Kl<strong>in</strong>ik Löhne, Psychosomatik, Braunschweig)<br />

W. Schulz, G. Schmid-Ott<br />

E<strong>in</strong>leitung: Viele kl<strong>in</strong>isch bedeutsame Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Frau


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

werden bis heute <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> nur unzureichend beachtet, obgleich<br />

Frauen ab 50 Jahren z.B. e<strong>in</strong>en Großteil <strong>der</strong> heutigen Reha-<br />

Patienten darstellen. Um den <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnissen dieser<br />

Altersgruppe im Rahmen e<strong>in</strong>er stationären psychosomatischen Rehabilitationsbehandlung<br />

besser gerecht werden zu können, wurde<br />

an <strong>der</strong> Berol<strong>in</strong>a Kl<strong>in</strong>ik <strong>in</strong> Löhne mit <strong>der</strong> W50-plus Gruppe e<strong>in</strong> spezifisches<br />

Therapieprogramm entwickelt, bei dem u. a. Themen wie<br />

menopausal bed<strong>in</strong>gte Verän<strong>der</strong>ungen sowie Probleme und Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

des täglichen Lebens im Mittelpunkt stehen.<br />

Methode: Nach Entwicklung e<strong>in</strong>es vorläufigen Konzeptes über<br />

Aufbau und Inhalte e<strong>in</strong>es sechsstündige Gruppentherapieprogrammes,<br />

wurde Anfang 2008 <strong>in</strong> Begleitung e<strong>in</strong>er Promotion (Instituts<br />

für Psychologie, TU Braunschweig) e<strong>in</strong>e Evaluationstudie mit e<strong>in</strong>er<br />

Gesamtstichprobengröße von über 500 Probanden begonnen, bei<br />

<strong>der</strong> mittels Gruppenvergleichen sowohl altersspezifische Unterschiede<br />

als auch die Effekte <strong>der</strong> Teilnahme an <strong>der</strong> W50-plus Gruppe<br />

im direkten Vergleich mit <strong>der</strong> Standardbehandlung zu mehreren<br />

Messzeitpunkten <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf den allgeme<strong>in</strong>en Rehastatus und<br />

sozialmediz<strong>in</strong>ische Parameter genauer untersucht und quantifiziert<br />

werden sollen. Die Datenerhebung erfolgt dabei mittels verschiedener<br />

Versionen des IRES-Patientenfragebogens sowie mit <strong>der</strong> Symptomcheckliste<br />

SCL-27.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die ersten Querschnittsdaten <strong>der</strong> noch<br />

bis Ende 2009 laufenden Studie zeigen vor allem Geschlechterunterschiede<br />

<strong>in</strong> Bezug auf die berichtete Belastung durch psychosomatische<br />

Symptome, wobei Frauen im Mittel stärker betroffen s<strong>in</strong>d.<br />

Weiterh<strong>in</strong> lassen erste Gruppenvergleiche darauf schließen, dass<br />

bei Frauen im Alter zwischen 50 und 65 Jahren e<strong>in</strong> erhöhter Interventionsbedarf<br />

vorliegt. Die Evaluation <strong>der</strong> W50-plus erfolgt nach<br />

Abschluss <strong>der</strong> Katamneseerhebung Ende des Jahres 2009.<br />

007<br />

Die Effektivität von Psychotherapien bei Psychologischen Psychotherapeuten<br />

<strong>in</strong> Ausbildung (Kognitive Verhaltenstherapie)<br />

Nor<strong>in</strong>a Hofmann (Universität Gött<strong>in</strong>gen, Therapie-und Beratungszentrum)<br />

U. Ruhl, B. Kröner-Herwig, C. Bernardi, C. Häuß<strong>in</strong>ger<br />

E<strong>in</strong>leitung: Während die generelle Effektivität Kognitiver Verhaltenstherapie<br />

mittlerweile als ausreichend belegt gelten kann (mit<br />

Effektstärken zwischen .63 und 1.68), gibt es nur wenig naturalistische<br />

Studien, die sich mit <strong>der</strong> Wirksamkeit von Psychotherapien,<br />

die durch Psychologische Psychotherapeuten <strong>in</strong> CBT-Ausbildung<br />

(PPiA) durchgeführt werden, beschäftigen. Ziel <strong>der</strong> Studie ist es daher,<br />

zu untersuchen, ob PPiA´s wirksame Therapien durchführen.<br />

Methode: Von Januar 2005 bis November 2008 meldeten sich<br />

477 Patienten für e<strong>in</strong>e Psychotherapie im Therapie- und Beratungszentrum<br />

<strong>der</strong> Universität Gött<strong>in</strong>gen an. Von N=84 Patienten, die<br />

ihre Therapie regulär beendeten, liegen vollständige Datensätze<br />

mit allen benötigten Prä- und Post-Erhebungen (z. B. SCL-90-R,<br />

ADS-K, BL) vor. Die Patienten wurden von <strong>in</strong>sgesamt 26 verschiedenen<br />

Therapeuten behandelt, je<strong>der</strong> Therapeut behandelte zwischen<br />

1 und 12 Patienten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 65,5 % <strong>der</strong> N = 84 Patienten waren weiblich.<br />

Das durchschnittliche Alter <strong>der</strong> Patienten liegt bei 35 Jahren<br />

(sd = 13,26, range: 16- 78). Die Therapeuten (88,5 % weiblich) waren<br />

durchschnittlich 33,45 Jahre alt zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Therapien (range:<br />

26- 49). E<strong>in</strong> t-Test zum Vergleich <strong>der</strong> SCL-90-R-Daten zu Beg<strong>in</strong>n<br />

und bei Ende <strong>der</strong> Therapien erbr<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> höchstsignifikante<br />

Differenz (t = 6.477, p = .00) mit e<strong>in</strong>er Effektstärke von .75. Das<br />

gleiche gilt für den Prä-Post-Vergleich <strong>in</strong> <strong>der</strong> ADS-K (t = 5,268, p =<br />

.00, d = .61) und <strong>der</strong> BL (t = 7,502, p = .00, d = .92). Weitere Analysen<br />

zur Stabilität <strong>der</strong> Ergebnisse (6- und 12-Monats-Katamnese)<br />

stehen noch aus und werden auf dem Kongress vorgestellt.<br />

008<br />

Kognitive Verhaltenstherapie bei Hypochondrie<br />

Gaby Bleichhardt (Universität Marburg, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie Psychotherapie-Ambulanz)<br />

M. Gropalis, F. Weck, W. Hiller<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>em 2008 publizierten Cochrane Review zufolge<br />

kann kognitive Verhaltenstherapie (KVT) bei Hypochondrie als<br />

wirksames Verfahren angesehen werden. Manko <strong>der</strong> Therapiestudien<br />

ist jedoch die Verknüpfung kognitiver und behaviorales<br />

Therapieelemente. Aus gesundheitsökonomischen Gründen ist die<br />

Bestimmung des isolierten Stellenwerts dieser Elemente jedoch<br />

hoch relevant.<br />

Methode: Die Datenerhebung fand im Rahmen e<strong>in</strong>er Therapiestudie<br />

an N=80 Patienten mit Primärdiagnose Hypochondrie statt.<br />

Alle erhielten e<strong>in</strong>e manualvisierte KVT und wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>-<br />

Jahres Katamnese nachbefragt. Kognitive und behaviorale Techniken<br />

wurden mittels drei Verfahren mit e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verglichen: 1. prozessdiagnostische<br />

Urteile <strong>der</strong> Therapiesitzungen, 2. patienten- und<br />

therapeutenspezifische E<strong>in</strong>schätzungen <strong>der</strong> Wirksamkeit e<strong>in</strong>zelner<br />

Techniken sowie 3. varianzanalytischer Gruppenvergleich des längerfristigen<br />

Therapieerfolges <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> Präferenz<br />

kognitiver vs. behavioraler Techniken.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Je nach methodischem Verfahren erhalten<br />

kognitive o<strong>der</strong> behaviorale Techniken e<strong>in</strong>en höheren Stellenwert.<br />

Beachtlich ist jedoch, dass diejenigen Patienten, die zu Therapieabschluss<br />

behaviorale Techniken für wichtiger erachteten, e<strong>in</strong>e<br />

langfristig höhere Reduktion <strong>in</strong> <strong>der</strong> primären Outcome-Variable<br />

erfuhren (Interaktionseffekt F=2.6, p


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

die gezeigten Filme e<strong>in</strong>e emotionale Werterschließung leisten und<br />

generell e<strong>in</strong>en sehr starken E<strong>in</strong>fluss auf die euthyme Affektlage ausüben.<br />

Nach dem Film bzw. <strong>der</strong> Filmnachbesprechung herrschte bei<br />

<strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> TeilnehmerInnen (55 %) e<strong>in</strong>e positive emotionale<br />

Grundstimmung. Die ersten Daten <strong>der</strong> Pilotstudie deuten darauf<br />

h<strong>in</strong>, dass das Medium Film und die Nachbesprechung e<strong>in</strong>zelner,<br />

verän<strong>der</strong>ungsrepräsentativer Filmsequenzen die „noetischen Ressourcen“<br />

(POLTRUM 2009) <strong>der</strong> PatientInnen aktivieren, positiv<br />

auf <strong>der</strong>en Affektlage und Zukunftshoffnung e<strong>in</strong>wirken und es sich<br />

bei <strong>der</strong> K<strong>in</strong>otherapie um e<strong>in</strong> wirkmächtiges, weiter auszudifferenzierendes<br />

Therapieverfahren handelt.<br />

010<br />

Emotionsregulation bei verschiedenen psychischen Störungen<br />

Katr<strong>in</strong> Endtner (UPD Bern, Abteilung für Psychotherapie, Schweiz)<br />

W. Tschacher, M. Hänni<br />

E<strong>in</strong>leitung: Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass bei den<br />

meisten psychischen Störungen e<strong>in</strong>e Dysfunktion <strong>der</strong> Emotionsregulation<br />

zu f<strong>in</strong>den ist. Mehrere Konzepte s<strong>in</strong>d zu diesem Themenbereich<br />

entwickelt worden. So unterscheidet Greenberg zwischen<br />

zwei Kategorien von Problemen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Emotionsregulation: emotionale<br />

Unterregulierung zeigt sich bei Patienten mit hoher Anspannung<br />

und ger<strong>in</strong>ger Impulskontrolle (z. B. Ärger von Patienten mit<br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>estörung). Emotionale Überregulierung h<strong>in</strong>gegen äussert<br />

sich bei Patienten dar<strong>in</strong>, dass sie Schwierigkeiten haben, ihre Emotionen<br />

wahrzunehmen und auszudrücken (z. B. bei affektiven Störungen).<br />

Wir stellen zu diesem Sachverhalt e<strong>in</strong>e Studie vor, die das<br />

Konzept <strong>der</strong> emotionalen Unter- / Überregulierung von Greenberg<br />

validiert und untersucht, ob sich Emotionsregulation bei verschiedenen<br />

psychischen Störungen unterschiedlich repräsentiert.<br />

Methode: Patienten e<strong>in</strong>er psychotherapeutischen Tageskl<strong>in</strong>ik erhielten<br />

e<strong>in</strong> spezifisches Gruppenprogramm zum Thema Emotionsregulation.<br />

Das Programm enthielt e<strong>in</strong>erseits Interventionen zur<br />

Impulskontrolle, an<strong>der</strong>erseits wurden spezifische Fertigkeiten vermittelt,<br />

um die Wahrnehmung von Emotionen zu för<strong>der</strong>n. Die Evaluation<br />

dieses Gruppenprogramms basierte auf Prä-Postvergleichen<br />

unter Verwendung von Standardfragebogen (BDI, SCL-90,<br />

IIP-64, EMOREG-B, Neo-FFI). Zudem wurden Stundenbogen e<strong>in</strong>gesetzt,<br />

um Prozessmessungen durchführen zu können.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es werden Resultate des Gruppentherapieprogramms<br />

vorgestellt. Im Weiteren werden spezifische Muster<br />

<strong>der</strong> Emotionsregulation differenziert. Das Konzept <strong>der</strong> emotionalen<br />

Unter- / Überregulation erlaubte es, zwei Gruppen von Patienten<br />

mit unterschiedlichen Störungen abzugrenzen. Ausserdem war<br />

die Art <strong>der</strong> Emotionsregulation e<strong>in</strong> wichtiger Prädiktor für den<br />

Therapieerfolg. Diese Erkenntnisse sollen dazu beitragen, Patienten<br />

zu unterstützen, ihre Emotionsregulation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e adaptivere<br />

Richtung zu lenken.<br />

358<br />

011<br />

Körperzentrierte Psychotherapie und die Neurowissenschaften<br />

Alfred Künzler (Bern, Schweiz)<br />

Y. Maurer<br />

E<strong>in</strong>leitung: „Die heutige Hirnforschung zeigt, welch zentralen Stellenwert<br />

die Koppelung von Verstand, Gefühl und Körper für das<br />

menschliche Denken und Handeln hat“ (Storch et al., 2006). Dieser<br />

Beitrag diskutiert die Zusammenhänge zwischen Gehirn, Körper<br />

und Psyche <strong>in</strong> Bezug auf die therapeutische Anwendung, <strong>in</strong> diesem<br />

S<strong>in</strong>ne: Neuro-Körper-Psychotherapie.<br />

Methode: Die Ergebnisse <strong>der</strong> Neurowissenschaften werden auf ihre<br />

Bedeutung speziell für die Körperpsychotherapie durchleuchtet.<br />

Dabei werden psychische Vorgänge nicht durch Neurophysiologie<br />

erklärt, vielmehr werden die verschiedenen Beobachtungsebenen<br />

e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> gegenüber gestellt und daraus theoretische und praktische<br />

Schlussfolgerungen für die Therapie gezogen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Kernbotschaften <strong>der</strong> Neurowissenschaften<br />

für die (Körper-) Psychotherapie s<strong>in</strong>d: • Das menschliche Gehirn:<br />

selbstorganisierend und lebenslang plastisch • Spiegelneurone:<br />

die Kraft von Imag<strong>in</strong>ation und Intuition • Von grundlegen<strong>der</strong><br />

Bedeutung: die zwischenmenschliche Beziehung • Verän<strong>der</strong>ung<br />

braucht emotionale Beteiligung • Der Körper denkt mit • Bahnung<br />

im Gehirn: neue Reaktionsmöglichkeiten müssen mehrfach geübt<br />

werden. Fazit: Körperzentrierte Psychotherapie setzt therapierelevante<br />

neurowissenschaftliche Erkenntnisse um. Die Bed<strong>in</strong>gungen<br />

für hohe Praxiseffizienz s<strong>in</strong>d damit gegeben.


Topic 14 G Psychotherapie // Psychotherapy<br />

012<br />

Hat <strong>der</strong> Besuch <strong>der</strong> Bond<strong>in</strong>gpsychotherapiegruppe messbaren<br />

E<strong>in</strong>fluss auf den Therapieerfolg im Sett<strong>in</strong>g <strong>der</strong> HELIOS Kl<strong>in</strong>ik Bad<br />

Grönenbach?<br />

Gregor Fisseni (HELIOS Kl<strong>in</strong>ik Bad Grönenbach, Akutabteilung)<br />

R. Mestel, J. von Wahlert<br />

E<strong>in</strong>leitung: Körperliche Nähe und emotionale Offenheit s<strong>in</strong>d<br />

wesentliche Elemente <strong>der</strong> wöchentlichen Bond<strong>in</strong>gpsychotherapiegruppe<br />

(drei Zeitstunden), die <strong>in</strong> Bad Grönenbach Teil des Therapieplanes<br />

se<strong>in</strong> kann. Bee<strong>in</strong>flusst die Teilnahme an <strong>der</strong> Bon d<strong>in</strong>gpsychotherapiegruppe<br />

den Therapieerfolg?<br />

Methode: Bildung von drei Studiengruppen aus <strong>der</strong> Vollerhebung<br />

2007/08 e<strong>in</strong>er Abteilung (N=621). Studiengruppe1 umfasst alle Patienten,<br />

die m<strong>in</strong>destens an drei Bond<strong>in</strong>gsitzungen teilgenommen<br />

haben (N=111, OPD-Struktur durchschnittlich 2,0); 98 Patienten<br />

hatten an weniger Sitzungen teilgenommen (blieben unberücksichtigt).<br />

Die Patienten, die an ke<strong>in</strong>er Bond<strong>in</strong>gpsychotherapiesitzung<br />

teilgenommen haben (N=412) wurden, um Confound<strong>in</strong>g zu vermeiden,<br />

nach Strukturniveau <strong>in</strong> zwei unterschiedliche Studiengruppen<br />

e<strong>in</strong>geteilt: Studiengruppe2: OPD-Struktur≤2 (N=351,<br />

OPD-Struktur durchschnittlich 1,98), Studiengruppe3: OPD-<br />

Struktur≥2,5 (N=61, OPD-Struktur durchschnittlich 2,69). Durchgeführte<br />

Testdiagnostik: SCL90R, SASB, IIP, BDI, RQ2, OPD, BSS.<br />

Außerdem wurden alle Patienten am Ende <strong>der</strong> Behandlung befragt,<br />

als wie hilfreich sie die e<strong>in</strong>zelnen Therapiekomponenten erlebt haben<br />

(Likertskala 1-5).<br />

Diskussion / Ergebnisse: In allen drei Studiengruppen verbesserten<br />

sich signifikant Depressivität (BDI), Symptomlast (SCL90R),<br />

Selbstumgang (SASB), <strong>in</strong>terpersonelle Probleme (IIP) sowie Schwere<br />

<strong>der</strong> Bee<strong>in</strong>trächtigung (BSS). Signifikante Unterschiede zwischen<br />

den Studiengruppen bezüglich des Ausmaßes <strong>der</strong> Verbesserung<br />

gab es im SCL90R (Somatisierung), SASB (Selbstschutz) und BSS<br />

(sozialkommunikativ, psychisch, Gesamtscore). Dabei schnitten<br />

die Teilnehmer <strong>der</strong> Bond<strong>in</strong>gpsychotherapiegruppe jeweils signifikant<br />

besser ab als die Nichtteilnehmer. Der RQ2 zeigte für alle Studiengruppen<br />

tendenziell e<strong>in</strong>e Zunahme im sicheren und e<strong>in</strong>e Abnahme<br />

im ängstlich-vermeidenden B<strong>in</strong>dungsstil, (anklammern<strong>der</strong><br />

und gleichgültig-vermeiden<strong>der</strong> B<strong>in</strong>dungsstil verän<strong>der</strong>ten sich wenig).<br />

Auch die Verbesserungen im RQ2 waren bei den Teilnehmern<br />

<strong>der</strong> Bond<strong>in</strong>gpsychotherapiegruppe jeweils deutlicher ausgeprägt<br />

als bei den Nichtteilnehmern (nicht-signifikant). Mehr als 81,4 %<br />

<strong>der</strong> Teilnehmer <strong>der</strong> Bond<strong>in</strong>gpsychotherapiegruppe erlebten diese<br />

als „hilfreich“ o<strong>der</strong> „sehr hilfreich“. Diskussion: Trotz <strong>der</strong> üblichen<br />

methodischen Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Bewertung e<strong>in</strong>er Therapiekomponente<br />

aus e<strong>in</strong>em Gesamtkonzept ergeben sich recht deutliche<br />

H<strong>in</strong>weise dafür, dass die Teilnahme an <strong>der</strong> Bond<strong>in</strong>gpsychotherapiegruppe<br />

wesentlich zum Erfolg <strong>der</strong> Therapie beitragen kann,<br />

wenn sie als hilfreich erlebt wird.<br />

013<br />

Zehn Jahre psychotherapeutische Gesprächsgruppe auf e<strong>in</strong>er<br />

offenen Spezialstation für Frauen (DAGG – Deutscher Arbeitskreis<br />

Für Gruppenpsychotherapie Und Gruppendynamik)<br />

Isolde Eckle (PUK Zürich, Schweiz)<br />

L. Bucher<br />

E<strong>in</strong>leitung: Seit über zehn Jahren führen wir auf <strong>der</strong> offenen Spezialstation<br />

für Frauen an <strong>der</strong> PUK Zürich e<strong>in</strong>e psychotherapeutische<br />

Gesprächsgruppe durch ( wöchentlich 2 Stunden). Asssistenzärzt<strong>in</strong>nen<br />

und Psycholog<strong>in</strong>nen werden <strong>in</strong> diese Gruppenarbeit e<strong>in</strong>geführt.<br />

Methode: Wir orientieren uns konzeptuell an den Konzepten des<br />

Arbeitskreises für Gruppentherapie mit Schizophrenen und Frühgestörten<br />

<strong>der</strong> DAGG.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wir berichten über die beson<strong>der</strong>e Gruppendynamik<br />

<strong>in</strong> re<strong>in</strong>en Frauengruppen; nachgezeichnet wird die<br />

Entwicklung <strong>der</strong> thematischen Schwerpunkte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geschlechtersensiblen<br />

psychiatrische-psychotherapeutischen sett<strong>in</strong>g. Schliesslich<br />

sollen Interventionen für die Zukunft erörtert werden.<br />

359


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

Topic: 15 Pharmakotherapie<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Oslo<br />

HS-012 Hauptsymposium<br />

Placebo <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie: Ethisch, legal und s<strong>in</strong>nvoll?<br />

Vorsitz: G. Grün<strong>der</strong> (Aachen), H.-J. Möller (München)<br />

001<br />

Neurobiologische und pharmakologische Aspekte des Placebo-<br />

Effektes<br />

Gerhard Grün<strong>der</strong> (Universität Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

002<br />

Ist die Gabe von Placebo <strong>in</strong> psychiatrischen Arzneimittelprüfungen<br />

ethisch vertretbar?<br />

Hans-Jürgen Möller (Ludwig-Maximilians-Universität, Psychiatrie<br />

und Psychotherapie, München)<br />

Unerlässliche Voraussetzung für die Zulassung neuer Arzneimittel<br />

ist <strong>der</strong> e<strong>in</strong>deutige Nachweis u. a. ihrer Wirksamkeit und Verträglichkeit.<br />

Es ist sowohl vom wissenschaftlichen als auch vom gesellschaftlichen<br />

Standpunkt aus unvertretbar und unethisch, Arzneimittel<br />

<strong>in</strong> Verkehr zu br<strong>in</strong>gen, die diesen Ansprüchen nicht genügen.<br />

Die europäische ebenso wie die amerikanische Zulassungsbehörde<br />

verlangen gerade deshalb für die Zulassung von neuen Medikamenten<br />

für bestimmte Indikationsgebiete (z. B. Antidepressiva,<br />

Anxiolytika, Antipsychotika, Anitdementiva) plazebokontrollierte<br />

Studien. Nur e<strong>in</strong> Vergleich mit Plazebo gewährleistet den gefor<strong>der</strong>ten<br />

e<strong>in</strong>deutigen Nachweis von Wirksamkeit und Verträglichkeit,<br />

<strong>in</strong>dem E<strong>in</strong>flusskriterien auf den Behandlungseffekt wie Zuwendung,<br />

Persönlichkeit, Erwartungshaltung und Sett<strong>in</strong>g soweit wie<br />

möglich kontrolliert werden und e<strong>in</strong>e Charakterisierung des plazeboadjustierten<br />

Behandlungseffekts als e<strong>in</strong>es kausal („höchstwahrsche<strong>in</strong>lich“)<br />

durch das neue Medikament verursachten zulässig<br />

wird. Dagegen werden von Kritikern des Plazeboe<strong>in</strong>satzes Bedenken<br />

vorgebracht, allen voran die Befürchtung e<strong>in</strong>er Verschlechterung<br />

des Zustandes des Patienten durch „Nichtbehandlung“ bzw.<br />

„Vorenthalten“ e<strong>in</strong>er durch Zulassung als wirksam anerkannten<br />

Therapie. So wird z. B. behauptet, <strong>der</strong> Vergleich e<strong>in</strong>er neuen Testsubstanz<br />

gegen bereits etablierte Antidepressiva alle<strong>in</strong> sei ethisch<br />

und auch wissenschaftlich zielführend, allenfalls sei aus Gründen<br />

des Patientenwohlergehens e<strong>in</strong>e Prüfung gegen Plazebo bei leichten<br />

Depressionen gerechtfertigt. Zahlreiche wissenschaftliche, regulatorische<br />

und ebenso ethische Gründe sprechen gegen diese<br />

Sichtweise. Es ist ke<strong>in</strong>e Frage, dass plazebokontrollierte Studien<br />

ethisch nur dann vertretbar s<strong>in</strong>d, wenn die Sicherheit <strong>der</strong> Patienten<br />

gewährleistet bleibt und wenn auch die Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Plazebogruppe<br />

e<strong>in</strong>en adäquaten Behandlungserfolg haben; d. h. ihr <strong>in</strong>dividuelles<br />

Risiko, durch „Nichtbehandlung“ gefährdet zu werden o<strong>der</strong><br />

Besserung zu verzögern, muss <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em akzeptablen Verhältnis zu<br />

dem angestrebten gesellschaftlichen Nutzen durch den Erkenntnisgew<strong>in</strong>n<br />

<strong>der</strong> Studie stehen. Dies im Studiendesign zu gewährleisten,<br />

ist die eigentliche Aufgabe <strong>der</strong> Ethikkommissionen, <strong>der</strong> Prüfärzte<br />

und nicht zuletzt <strong>der</strong> pharmazeutischen Hersteller. Der Befürchtung,<br />

dass e<strong>in</strong>e Plazebobehandlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Studie mit depressiven<br />

Patienten e<strong>in</strong>e „Nichtbehandlung“ darstellt und dem Patienten dadurch<br />

per se unangemessener Schaden zugefügt wird, lässt sich jedoch<br />

begegnen.<br />

360<br />

003<br />

Die Gabe von Placebo aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Zulassungsbehörden<br />

Karl Broich (BfArM, Bonn)<br />

G. Schlosser, S. Kühn<br />

Zum Nachweis <strong>der</strong> Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von Psychopharmaka<br />

s<strong>in</strong>d kontrollierte, randomisierte, doppelbl<strong>in</strong>de Parallelgruppen-Studien,<br />

meist unter E<strong>in</strong>schluss e<strong>in</strong>er Plazebo-Kontrollgruppe<br />

notwendig. Gegen die Anwendung von Plazebo werden<br />

aber ethische Bedenken vorgebracht, gerade auch bei psychiatrischen<br />

Indikationsgebieten. E<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Hauptargumente lautet, dass<br />

Patienten e<strong>in</strong>e effektive Therapie mit z. B. Psychopharmaka vorenthalten<br />

wird und sie damit e<strong>in</strong>em Risiko, bzw. e<strong>in</strong>em möglichen<br />

Schaden ausgesetzt werden könnten. Desweiteren wird angeführt,<br />

dass aktiv-kontrollierte Studien, <strong>in</strong> welchen e<strong>in</strong> Prüfmedikament<br />

gegenüber e<strong>in</strong>em etablierten Standardmedikament auf Überlegenheit<br />

o<strong>der</strong> Nichtunterlegenheit geprüft würde, Plazebo-kontrollierte<br />

Studien überflüssig machen. An<strong>der</strong>erseits birgt die Prüfung auf<br />

Nichtunterlegenheit das Risiko, dass gerade im Bereich <strong>der</strong> Psychopharmaka<br />

e<strong>in</strong>e nicht ger<strong>in</strong>ge Zahl unwirksamer Arzneimittel zugelassen<br />

werden könnten. Die ausschliessliche Akzeptanz von Arzneimitteln,<br />

welche e<strong>in</strong>e überlegene Wirksamkeit gegenüber e<strong>in</strong>em<br />

etablierten Standard aufweisen, würde die Entwicklung neuer Arzneimittel<br />

erheblich bremsen und auch die Entwicklung z. B. besser<br />

verträglicher Arzneimittel beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. In beiden Studiendesigns<br />

wäre die Zahl <strong>der</strong> Studienteilnehmer erheblich größer als bei e<strong>in</strong>er<br />

Plazebo-kontrollierten Studie. Aufgrund dieser und an<strong>der</strong>er methodischer<br />

Probleme s<strong>in</strong>d Plazebo-kontrollierte Studien bei psychiatrischen<br />

Indikationen weiterh<strong>in</strong> nicht nur s<strong>in</strong>nvoll, son<strong>der</strong>n<br />

erfor<strong>der</strong>lich und ethisch vertretbar. Voraussetzung ist natürlich,<br />

dass <strong>der</strong> Patient, <strong>der</strong> an e<strong>in</strong>er solchen Studie teilnimmt, umfassende<br />

und ausreichende Informationen über die kl<strong>in</strong>ische Prüfung erhält,<br />

um auf diesen se<strong>in</strong>e mögliche E<strong>in</strong>willigung zu gründen. Die methodischen<br />

und ethischen Pr<strong>in</strong>zipien Plazebo-kontrollierter Studien<br />

und <strong>der</strong>en Auswirkungen für die Patienten werden ausführlich<br />

dargestellt.<br />

004<br />

Placeboeffekte bei Arzneimittelprüfungen von Antidepressiva:<br />

Interpretation und Bedeutung<br />

Michael Bauer (Unikl<strong>in</strong>ikum Dresden, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

Die Gruppe <strong>der</strong> Antidepressiva steht <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />

erneut erheblich <strong>in</strong> <strong>der</strong> öffentlichen und fachöffentlichen Kritik.<br />

E<strong>in</strong>en wesentlichen Aspekt dabei betrifft die Plazebo-Antwort, die<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Depressionsbehandlung bekanntlich sehr hoch ist und im<br />

Durchschnitt auf etwa 20 – 30 % beziffert wird, und <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelstudien<br />

bis zu 50 % erreichen kann. Bezüglich <strong>der</strong> Verum-Response<br />

wird auf <strong>der</strong> Basis von Übersichtsarbeiten angegeben, dass etwa e<strong>in</strong><br />

Drittel <strong>der</strong> Patienten von Phase-III-Prüfungen unter den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

kl<strong>in</strong>ischer Prüfungen – <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel konzipiert als<br />

Zulassungsstudien – nicht ausreichend ansprechen. In e<strong>in</strong>er Meta-<br />

Analyse von 1996 mit 36 kl<strong>in</strong>ischen Studien betrug die komb<strong>in</strong>ierte<br />

Rate <strong>der</strong> teilweisen Response und Nonresponse 36 %. Dies hat zur<br />

Folge, dass je nach Antidepressivum bis 60 % <strong>der</strong> durchgeführten<br />

Plazebo-kontrollierten Studien ke<strong>in</strong>en Unterschied <strong>in</strong> <strong>der</strong> Effektivität<br />

von Verum und Plazebo zeigten. Dies s<strong>in</strong>d Gründe, warum<br />

es gerade auch <strong>in</strong> Deutschland noch viele Vorbehalte gegenüber<br />

Plazebo-kontrollierten Antidepressivastudien gibt und von Kritikern<br />

ausschliesslich Vergleichsstudien mit etablierten Substanzen<br />

gefor<strong>der</strong>t werden.


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 9<br />

BS-011 Symposium<br />

Optimierung <strong>der</strong> medikamentösen Therapie psychiatrischer<br />

<strong>Erkrankungen</strong> (<strong>DGPPN</strong> <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> AGNP)<br />

Vorsitz: R. Rupprecht (München), G. Grün<strong>der</strong> (Aachen)<br />

001<br />

Translationale Ansätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pharmakotherapie <strong>der</strong> Alzheimer<br />

Demenz<br />

Thomas Bayer (Universität Gött<strong>in</strong>gen, Insitut für Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Es wird e<strong>in</strong> Übersicht über die molekulare Pathologie<br />

<strong>der</strong> Alzheimer Demenz gegeben, sowie Tiermodelle und aktuelle<br />

Therapiestrategien besprochen. Die zurzeit zugelassenen und nur<br />

ger<strong>in</strong>g wirksamen Medikamente behandeln nur Symptome. Genetische,<br />

neuropathologische und biochemische Daten unterstreichen<br />

die Bedeutung <strong>der</strong> Amyloid-Hypothese <strong>der</strong> Alzheimer Demenz,<br />

welche die zurzeit e<strong>in</strong>flussreichste Hypothese darstellt. Daraus resultierten<br />

neue Forschungsansätze mit Krankheits-modifizierendem<br />

Potenzial. Auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Amyloid-Hypothese wurden<br />

viele Behandlungstrategien <strong>in</strong> präkl<strong>in</strong>ischen Tiermodellen ausgesprochen<br />

erfolgreich durchgeführt.<br />

Methode: Wir konnten zeigen, dass die orale Gabe von Kupfer <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em transgenen Alzheimer Tiermodell positive Effekte hatte. In<br />

<strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Prüfung, mit 8 mg Kupfer-Orotat <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verumgruppe,<br />

konnte zwar gezeigt werden, dass die Abeta42-Spiegel im<br />

Liquor sich durch die Behandlung stabilisierten, jedoch gab sich<br />

ke<strong>in</strong> Effekt auf die kognitiven Defizite (ADAScog und MMST). Es<br />

zeigt sich lei<strong>der</strong>, dass bislang auch an<strong>der</strong>e Behandlungstrategien,<br />

die <strong>in</strong> präkl<strong>in</strong>ischen Tiermodellen Erfolg hatten, <strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen<br />

Überprüfung enttäuschten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das könnte daran liegen, dass die bisher<br />

genutzten Tiermodelle nur ger<strong>in</strong>ge Verhaltensdefizite und ke<strong>in</strong>en<br />

Alzheimer-ähnlichen Nervenzellverlust hatten, obwohl sie alle<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger viele Plaques entwickelt haben. Wir wissen heute,<br />

dass die Alzheimer-Plaques nicht hauptsächlich für den Zelltod<br />

verantwortlich s<strong>in</strong>d. Deshalb wurden neuartige Tiermodelle entwickelt,<br />

die alters-abhängige axonale Degeneration, massiven Nervenzellverlust<br />

und robuste Verhaltensdefizite zeigen. E<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />

Behandlung e<strong>in</strong>es Tiermodells mit solch robusten Defiziten<br />

wäre besser geeignet <strong>in</strong> die Kl<strong>in</strong>ik zu übertragen. Die abschliessende<br />

Validierung o<strong>der</strong> Falsifizierung bestimmter Alzheimer-Hypothesen<br />

und darauf beruhen<strong>der</strong> Behandlungsstrategien können jedoch<br />

nur durch e<strong>in</strong>e kl<strong>in</strong>ische Prüfung erfolgen.<br />

002<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Positronenemissionstomographie für Vorhersage<br />

von Wirkung und Nebenwirkung von Antipsychotika<br />

Gerhard Grün<strong>der</strong> (Universität Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

003<br />

Stellenwert des therapeutischen Drugmonitor<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pharmakotherapie<br />

psychiatrischer <strong>Erkrankungen</strong><br />

Christoph Hiemke (Universität Ma<strong>in</strong>z, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie Neurochemisches<br />

Labor)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Therapeutisches Drugmonitor<strong>in</strong>g (TDM) umfasst die<br />

Analyse von Medikamentenkonzentrationen <strong>in</strong> vivo, um die optimale<br />

Dosierung für die Behandlung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuellen Patienten<br />

zu f<strong>in</strong>den. In <strong>der</strong> Psychopharmakotherapie ist e<strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>ischer<br />

und ökonomischer Nutzen von TDM bei Behandlung mit Antidepressiva<br />

und Antipsychotika nachgewiesen. Bei E<strong>in</strong>satz von Lithium<br />

ist TDM sogar obligater Bestandteil <strong>der</strong> Therapie. Die im Rah-<br />

men von TDM anfallenden Daten s<strong>in</strong>d darüber h<strong>in</strong>aus auch für die<br />

kl<strong>in</strong>ische Forschung nutzbar, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zur Beurteilung <strong>der</strong><br />

Medikamentensicherheit unter Alltagsbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Methode: Mit diesem Beitrag soll dargestellt werden, wie TDM <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Psychiatrie für die Forschung genutzt werden kann.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wenn die Plasmakonzentrationen e<strong>in</strong>es<br />

Psychopharmakons nach Zugabe e<strong>in</strong>es weiteren Medikamentes ansteigen<br />

o<strong>der</strong> abfallen, so ist dies e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>e pharmakok<strong>in</strong>etische<br />

Wechselwirkung. Viele pharmakok<strong>in</strong>etische Wechselwirkungen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit durch TDM erstmals entdeckt<br />

worden, so z. B. die Hemmeffekte von Fluoxet<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Fluvoxam<strong>in</strong><br />

auf Isoenzyme des Cytochrom P450 (CYP) Systems, die wesentlich<br />

am Metabolismus von Medikamenten beteiligt s<strong>in</strong>d. Wenn im Rahmen<br />

von TDM auch kl<strong>in</strong>ische Befunde zu erwünschten und unerwünschten<br />

Wirkung dokumentiert s<strong>in</strong>d, dann können diese Daten<br />

verwendet werden, um die kl<strong>in</strong>ische Relevanz e<strong>in</strong>er Wechselwirkung<br />

zu beurteilen. Mit Hilfe von TDM-Datenbanken ist Darstellung<br />

<strong>der</strong> Behandlungsgewohnheiten unter Alltagsbed<strong>in</strong>gungen<br />

möglich. Aus <strong>der</strong> Analyse eigener Daten ist ersichtlich, dass so gut<br />

wie alle neuen Antipsychotika bei stationären Patienten <strong>in</strong> etwa<br />

50 % <strong>der</strong> Fälle mit e<strong>in</strong>em zweiten Antipsychotikum komb<strong>in</strong>iert<br />

werden. Nur wenige Daten gibt es <strong>der</strong>zeit für ambulante Patienten.<br />

Denn im ambulanten Bereich wird TDM für die Steuerung <strong>der</strong> Psychopharmakotherapie<br />

nur selten genutzt. Aus e<strong>in</strong>er eigenen retrospektiven<br />

Analyse von schizophrenen Patienten, die mit Clozap<strong>in</strong><br />

behandelt wurden, konnte festgestellt werden, dass <strong>in</strong>tra<strong>in</strong>dividuelle<br />

Schwankungen <strong>der</strong> Plasmakonzentration von Clozap<strong>in</strong> prädiktiv<br />

für e<strong>in</strong>en späteren Rückfall s<strong>in</strong>d. Um TDM-Daten für die Bewertung<br />

von Medikamenten unter Alltagsbed<strong>in</strong>gungen besser als bisher<br />

nutzen zu können, ersche<strong>in</strong>t es s<strong>in</strong>nvoll zentrale Datenbanken<br />

anzulegen, so wie es <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie begonnen<br />

worden ist.<br />

004<br />

Personalisierte Mediz<strong>in</strong> als Zukunftsperspektive <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie<br />

affektiver Störungen<br />

Marcus Is<strong>in</strong>g (Max-Planck-Institut, AG Molecular Psychology, München)<br />

S. Lucae, E. B. B<strong>in</strong><strong>der</strong>, F. Holsboer, B. Müller-Myhsok<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die psychopharmakologische Forschung <strong>der</strong> vergangenen<br />

Jahrzehnte brachte große Verbesserungen bezüglich Verträglichkeit<br />

und Nebenwirkungen von Antidepressiva. In H<strong>in</strong>blick auf<br />

Wirksamkeit und Effizienz <strong>der</strong> Depressionsbehandlung s<strong>in</strong>d die<br />

Fortschritte jedoch nicht befriedigend. Etwa je<strong>der</strong> dritte Patient erreicht<br />

auch nach wie<strong>der</strong>holten Behandlungsversuchen ke<strong>in</strong>e vollständige<br />

Remission. E<strong>in</strong> Grund hierfür dürfte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vielschichtigkeit<br />

<strong>der</strong> Depressionspathogenese liegen.<br />

Methode: Die gegenwärtig verfügbaren monoam<strong>in</strong>ergen Antidepressiva<br />

wirken zu unspezifisch, um <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Unterschiedlichkeit<br />

depressiver Erkrankungsformen voll gerecht zu werden.<br />

Für die Entwicklung spezifischer antidepressiver Therapien fehlen<br />

jedoch sowohl die geeignete Diagnostik als auch adäquate Zielstrukturen,<br />

auf die e<strong>in</strong>e spezifische Behandlung wirken könnte.<br />

Genom-weite pharmakogenetische Assoziationsstudien bieten e<strong>in</strong>e<br />

Chance für beides: die Identifizierung homogener Untergruppen<br />

von Patienten aufgrund geme<strong>in</strong>samer genetischer Merkmale sowie<br />

von potenziellen Zielstrukturen, die sich aus den korrespondierenden<br />

Genprodukten ergeben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In e<strong>in</strong>er genom-weiten pharmakogenetischen<br />

Studie konnten wir zeigen, dass die geme<strong>in</strong>same Analyse von<br />

mehr als 300 genetischen Variationen mittels e<strong>in</strong>es Multilokus-<br />

Ansatzes zu replizierbaren Voraussagen <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf das E<strong>in</strong>treten<br />

von Remission unter antidepressiver Behandlung führt. Die<br />

Vorhersage des Therapieerfolgs konnte bedeutsam verbessert werden,<br />

wenn neben den genetischen Variationen zusätzlich auch<br />

361


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

kl<strong>in</strong>ische Variablen berücksichtigt wurden. So zeigten depressive<br />

Patienten ohne komorbide Angsterkrankung mit e<strong>in</strong>em für den<br />

Behandlungserfolg günstigen genetischen Profil die höchste Remissionsrate,<br />

während <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gste Behandlungserfolg bei Patienten<br />

mit komorbi<strong>der</strong> Angsterkrankung und ungünstigem genetischen<br />

Profil beobachtet wurde. Die identifizierten genetischen<br />

Variationen konnten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Literatur basierten Pfadanalyse drei<br />

Gen-Clustern zugeordnet werden. Diese Gen-Cluster s<strong>in</strong>d Ausgangspunkt<br />

genomischer Studien mit dem Ziel, die zugrunde liegenden<br />

funktionellen Mechanismen zu identifizieren und daraus<br />

potenzielle Zielstrukturen für die Entwicklung genotyp-spezifischer<br />

Antidepressiva zu gew<strong>in</strong>nen – im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er personalisierten<br />

<strong>in</strong>dividuumszentrierten Mediz<strong>in</strong>.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 5<br />

PC-002 Pro-Con-Debatte<br />

Antipsychotika: Mythen und Fakten<br />

Vorsitz: H. Sauer (Jena)<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Hong Kong<br />

S-005 Symposium<br />

Risikomanagement <strong>der</strong> Antipsychotika-Behandlung: Antipsychotika<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schizophrenie-Therapie<br />

Vorsitz: W. Günther (Bamberg), I. Hauth (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Mortalität schizophrener Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorneuroleptika-Ära<br />

verglichen mit <strong>der</strong> Zeit unter klassischen und atypischen Antipsychotika<br />

Wilfried Günther (Sozialstiftung Bamberg, Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Übersichtsarbeit von Walz (1991)[1] aus<br />

21 Untersuchungen zusammengestellt, zeigte sich bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Vor-Neuroleptika-Ära bei 3690 schizophrenen Patienten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Stichprobe aus den Jahren 1925 bis 1929 e<strong>in</strong>e 6,1-fach erhöhte Mortalität<br />

bei Frauen und e<strong>in</strong>e 4,6-fach erhöhte Mortalität bei schizophrenen<br />

Männern gegenüber des Gesamtbevölkerung. In e<strong>in</strong>er<br />

weiteren dort referierten Stichprobe aus den Jahren 1924 bis 1936<br />

mit 30828 Patienten zeigte sich e<strong>in</strong> 5- bzw. 3-mal erhöhtes Suizidrisiko<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er schwedischen Studie und e<strong>in</strong> 4,8 respektive 3,2-mal<br />

erhöhtes Suizidrisiko <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er norwegischen Studie. Dagegen s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe von referierten Studien aus <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> klassischen<br />

Neuroleptika (<strong>in</strong>sgesamt 12 Studien ab 1957) nur noch 1,5 bis<br />

höchstens 3-fach erhöhte Mortalitätsraten berichtet. E<strong>in</strong>e große<br />

schwedische Studie an Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit von 1957 bis 1986<br />

(N=6178) zeigte nur e<strong>in</strong> etwa 1,2-fach erhöhtes Mortalitätsrisiko<br />

gegenüber <strong>der</strong> Normalbevölkerung!<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er großen aktuellen Metaanalyse (Saha et al., 2007)<br />

[2], 37 Publikationen aus 25 Län<strong>der</strong>n umfassend, werden diese Befunde<br />

weiter bestätigt: „Standardized mortality ratios (SMR)“ von<br />

2.58 für alle Todesursachen (e<strong>in</strong>schließlich Suizid). Beunruhigend<br />

hierbei ist, dass e<strong>in</strong> Trend zum Anstieg dieser SMR für die Dekaden<br />

ab 1970 bis heute gefunden wurde. Momentan existiert ke<strong>in</strong>e<br />

schlüssige Erklärung für dieses Anwachsen. Verschiedene theore-<br />

362<br />

tisch mögliche Erklärungsansätze (<strong>in</strong>cl. e<strong>in</strong>em höheren Risiko atypischer<br />

Antipsychotika, vgl. auch Laux et al., 2008) werden im Beitrag<br />

kritisch diskutiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Literatur: [1] Walz W. Mortalität und Todesursachen<br />

bei psychiatrisch hospitalisierten schizophrenen Patienten.<br />

Inaugural-Diss Zürich 1991 [2] Saha S, Chant D, McGrath J.<br />

A systematic review of mortality <strong>in</strong> schizophrenia: is the differen tial<br />

mortality gap worsen<strong>in</strong>g over time? Arch Gen Psychiatry. 2007<br />

64(10):1123-31. Review.<br />

002<br />

Methodische Pitfalls bei kl<strong>in</strong>ischen Studien zur Abschätzung <strong>der</strong><br />

Risiken medikamentöser antipsychotischer Behandlung<br />

Margot Albus (Isar-Amper Kl<strong>in</strong>ik Kl<strong>in</strong>ikum Ost, München)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Unabhängig davon, ob es sich über Studien zu Wirkungen,<br />

Nebenwirkungen und Risiken von Medikamenten zur Behandlung<br />

von Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Lipidstoffwechselstörungen<br />

o<strong>der</strong> Psychosen handelt, sche<strong>in</strong>en sich gewisse<br />

Gesetzmäßigkeiten ableiten zu lassen: e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> mehrere neue Substanzen<br />

werden <strong>in</strong> den gängigen Zulassungsstudien sowohl h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Ihres Nebenwirkungsprofils als auch ihres erwünschten<br />

Wirkprofils den konventionellen, den bisher zur Verfügung stehenden<br />

Substanzen überlegen beschrieben. Nach Markte<strong>in</strong>führung<br />

werden dann nicht selten Studien publiziert, die im ersten Schritt<br />

die Überlegenheit, im zweiten Schritt o<strong>der</strong> parallel hierzu das günstigere<br />

Nebenwirkungsprofil <strong>der</strong> neuen Substanzen <strong>in</strong> Frage stellen.<br />

Methode: Welche methodischen pitfalls liegen diesen Phänomenen<br />

zugrunde? Beispielhaft seien genannt: 1. Dosierungen <strong>der</strong> zu<br />

vergleichenden Substanzen, die von <strong>der</strong> im kl<strong>in</strong>ischen Alltag verwendeten<br />

abweichen, 2. Zu kurze Vergleichs<strong>in</strong>tervalle, die potentielle<br />

im mittelfristigen Verlauf sich manifestierende unerwünschte<br />

Nebenwirkungen nicht abbilden. 3. Studiendesigns, die Patientenstichproben<br />

e<strong>in</strong>schließen, die als nicht-repräsentativ für die Behandlungssituation<br />

anzusehen s<strong>in</strong>d 4. E<strong>in</strong>schluss von zu ger<strong>in</strong>gen<br />

Stichproben <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Studien, um relevante Effekte an großen<br />

Stichproben aufzeigen zu können.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Diese Problemfel<strong>der</strong> werden im Vortrag<br />

methodenkritisch beleuchtet.<br />

003<br />

Gestörte cerebrale Netzwerke und <strong>der</strong>en Bee<strong>in</strong>flussung durch<br />

medikamentöse antipsychotische Behandlung: Neuroimag<strong>in</strong>g-<br />

Befunde<br />

Dieter F. Braus (HSK Wiesbaden, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die heterogene Gruppe <strong>der</strong> Schizophrenien geht mit<br />

Störungen des kognitiven Kontrollsystems und des Belohnungssystems<br />

e<strong>in</strong>her, welche maßgeblich von dopam<strong>in</strong>erger, serotonerger<br />

und glutamaterger Neurotransmission moduliert werden. Mehrfach<br />

repliziert konnte gezeigt werden, dass psychopharmakologische<br />

Intervention mit Neuroleptika (z. B. Haloperidol) ke<strong>in</strong>en relevanten<br />

Effekt auf Frontalhirnfunktionen hat, jedoch mit dem<br />

dopam<strong>in</strong>ergen Belohnungssystem <strong>in</strong>terferiert und Lernvorgänge<br />

eher beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Psychosoziale Interventions- und Re<strong>in</strong>tegrationsstrategien<br />

(Soziotherapie, Psychoedukation, Behandlungstreue) –<br />

und damit das Verän<strong>der</strong>n <strong>in</strong>effizienter „neuronaler Landkarten“ -<br />

s<strong>in</strong>d jedoch nur erfolgreich, wenn Lernen und Verän<strong>der</strong>n möglich<br />

ist, und aversive Bewertungen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden.<br />

Methode: Mit den Methoden <strong>der</strong> Molekularbiologie und <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Bildgebung wurde <strong>in</strong> den letzten Jahres das fe<strong>in</strong> balancierte<br />

Dopam<strong>in</strong>system systematisch untersucht, was auch das Verständnis<br />

<strong>der</strong> Behandlung mit neueren Antipsychotika erweitert und<br />

gleichzeitig relativiert hat.


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zwischenzeitlich ergaben sich replizierbar<br />

H<strong>in</strong>weise darauf, dass so genannte atypische Antipsychotika<br />

ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Gruppe s<strong>in</strong>d und sich auf molekularer Ebene<br />

fundamental vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unterscheiden. Den neuen Substanzen<br />

sche<strong>in</strong>t geme<strong>in</strong>sam, dass sie gestörte Funktionslandkarten eher <strong>in</strong><br />

Richtung Normalisierung verän<strong>der</strong>n bzw. progrediente Volumenän<strong>der</strong>ungen<br />

beson<strong>der</strong>s frontal verlangsamen und damit e<strong>in</strong>e<br />

günstigere neuronale Ausgangsposition für rehabilitative Maßnahmen,<br />

Behandlungstreue und damit den Langzeitverlauf zu schaffen.<br />

Im Rahmen des Vortrags werden aktuelle Daten aus den kl<strong>in</strong>ischen<br />

Neurowissenschaften <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zum Belohnungssytem<br />

zusammengefasst und im Kontext <strong>der</strong> Antipsychotikabehandlung<br />

kritisch diskutiert.<br />

004<br />

Praktische Konsequenzen für e<strong>in</strong>e mo<strong>der</strong>ne kl<strong>in</strong>ische Überwachung<br />

antipsychotischer Therapie<br />

Thomas Pollmächer (Kl<strong>in</strong>ikum Ingolstadt, Zentrum für psych. Gesundheit)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Antipsychotische Medikamente s<strong>in</strong>d von hoher Wirksamkeit,<br />

haben aber auch differentiell beachtliche Nebenwirkungen<br />

die e<strong>in</strong>e Vielzahl von Organsystemen und physiologischer Netwerken<br />

betreffen. Deshalb ist e<strong>in</strong> adäquates Monotierung e<strong>in</strong>er begrenzten<br />

Zahl von Meßgrössen vor und während <strong>der</strong> Therapie unabd<strong>in</strong>gbar.<br />

Methode: Während <strong>in</strong> früheren Zeiten vor allem ZNS Nebenwirkungen<br />

wie z. B. extrapyramidalmotorische Symptome und Schädigungen<br />

<strong>der</strong> Blutbildung im Zentrum <strong>der</strong> Aufmerksamkeit standen,<br />

haben Studien <strong>der</strong> letzten 10 Jahre das Augenwerk vor allem auf<br />

metabolische Effekte (vor allem Gewicht und Glukosestoffwechsel)<br />

und kardiologische Nebenwirkungen (QT-Zeit, plötzlicher Herztod)gelenkt.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d diese „neueren“ Nebenwirkungen<br />

ke<strong>in</strong>eswegs auf neuere Antipsychotika beschränkt, wie auch umgekehrt<br />

extrapyramidalmotorische Störungen nicht nur bei Antipsychotika<br />

vorkommen. Deshalb ist es s<strong>in</strong>nvoll Patienten vor und<br />

während <strong>der</strong> Gabe von Antipsychotika e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen Überwachungsregime<br />

zu unterziehen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wesentlich für s<strong>in</strong>d neben dem Monitor<strong>in</strong>g<br />

<strong>der</strong> motorischen Funktion die Überwachung des Gewichts,<br />

am besten des body mass <strong>in</strong>dexes, die Nüchternglukose, Fettstoffwechselparameter,<br />

Leberfunktionswerte und das Blutbild. Zudem<br />

sollte bei elektiver Gabe e<strong>in</strong>es Antipsychotikums regelhaft zuvor<br />

e<strong>in</strong> EKG durchgeführt werden. Im E<strong>in</strong>zelfall und bei komplexeren<br />

Behandlungsregimes s<strong>in</strong>d zusätzliche Überwachunsmaßnahmen<br />

s<strong>in</strong>nvoll und notwendig.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Salon 19<br />

S-034 Symposium<br />

Aktuelle Entwicklungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verordnung von Psychopharmaka<br />

Vorsitz: T. Messer (Augsburg), M. Schmauß (Augsburg)<br />

001<br />

Empfohlene vs. verordnete Dosierungen von Psychopharmaka –<br />

e<strong>in</strong>e Auswertung <strong>der</strong> AGATE<br />

Markus Wittmann (Bezirkskl<strong>in</strong>ikum Regensburg, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie<br />

Kl<strong>in</strong>ische Pharmakologie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Nicht nur die Anwendung von Psychopharmaka außerhalb<br />

<strong>der</strong> zugelassenen Indikation, son<strong>der</strong>n auch die Anwendung<br />

über den empfohlenen Dosisbereich h<strong>in</strong>aus stellen e<strong>in</strong>en so genannten<br />

Off-Label-Use dar. Der Vortrag gibt e<strong>in</strong>en Überblick über<br />

die Dosierungen von Psychopharmaka im stationären Sett<strong>in</strong>g. Geschlechts-,<br />

diagnose- und altersspezifische Unterschiede werden<br />

aufgezeigt, ebenso wird auf Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Dosierung im Rahmen<br />

von Komb<strong>in</strong>ationstherapien e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Methode: Im Verbund <strong>der</strong> Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Arzneimitteltherapie<br />

bei psychischen <strong>Erkrankungen</strong> (AGATE) beteiligen sich aktuell<br />

40 Kl<strong>in</strong>ika an e<strong>in</strong>em Spontanerfassungssystem, die e<strong>in</strong>e Stichtagserfassung<br />

<strong>der</strong> Psychopharmakaverordnungen e<strong>in</strong>schließt. Erfasst<br />

werden anonymisierte Daten zu Diagnose, Alter, Geschlecht und<br />

kompletter Medikation <strong>in</strong>klusive Dosierung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zwar liegen durchschnittliche Dosierungen<br />

größerer Patientenpopulationen im Wesentlichen im empfohlenen<br />

Dosisbereich. Das täuscht aber über die relativ große Anzahl<br />

von Niedrig- und Hochdosistherapien h<strong>in</strong>weg. Gerade auch bei Risikopopulationen<br />

f<strong>in</strong>den sich nicht selten Hochdosistherapien,<br />

auch <strong>in</strong>nerhalb von Mehrfachkomb<strong>in</strong>ationen. Die Ergebnisse werden<br />

nach Diagnosegruppen dargestellt.<br />

002<br />

Verordnung und Dosierung von Antidepressiva – Daten aus AMSP<br />

Renate Grohmann (LMU München, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie Inst. Arzneimittelsicherheit)<br />

A. Konstant<strong>in</strong>idis<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Anwendung von Psychopharmaka unterliegt <strong>in</strong><br />

den letzten Jahren e<strong>in</strong>em substantiellen Wandel. Die Analyse <strong>der</strong><br />

tatsächlichen kl<strong>in</strong>ischen Praxis vor dem H<strong>in</strong>tergrund wissenschaftlicher<br />

Empfehlungen gew<strong>in</strong>nt daher an Bedeutung.<br />

Methode: Im AMSP-Projekt (AMSP=Arzneimittelsicherheit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Psychiatrie), das seit 1994 <strong>in</strong> <strong>der</strong>zeit 55 Kl<strong>in</strong>iken <strong>in</strong> Deutschland,<br />

Schweiz, Österreich und Belgien schwere unerwünschte Arzneimittelwirkungen<br />

bei stationär psychiatrischen Patienten registriert,<br />

wird die Anwendung von Psychopharmaka bei den überwachten<br />

Patienten erfasst. Dazu werden zweimal jährlich <strong>in</strong> allen teilnehmenden<br />

Kl<strong>in</strong>iken Stichtagserhebungen durchgeführt. Im diesjährigen<br />

Beitrag werden aktuelle Trends <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> Behandlung<br />

mit Antidepressiva untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der E<strong>in</strong>satz von Antidepressiva (AD) ist<br />

weitverbreitet: nicht nur bei Depressionen (88 %), auch bei Neurosen<br />

und Persönlichkeitsstörungen (67 %), Suchterkrankungen (39 %),<br />

organisch bed<strong>in</strong>gten Störungen (28 %9 und Schizophrenien (20 %)<br />

werden AD <strong>in</strong> z.T. beträchtlichem Umfang e<strong>in</strong>gesetzt. Heutzutage<br />

werden dabei <strong>in</strong> den meisten Diagnosegruppen Mirtazap<strong>in</strong> vor<br />

Venlafax<strong>in</strong>, Citalopram und Escitalopram sowie Duloxet<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gesetzt,<br />

lediglich bei den Schizophrenien spielen SSRI e<strong>in</strong>e größere<br />

Rolle als SNRI. Komb<strong>in</strong>ationen von 2 AD nehmen speziell bei Depressionen<br />

zu, bevorzugt hier Venlafax<strong>in</strong> + Mirtazap<strong>in</strong>. Die Dosierungen<br />

liegen mit ihrem Median im wesentlichen im mittleren<br />

Dosisbereich; E<strong>in</strong>zelheiten dazu, speziell auch im Bezug auf Alter<br />

und Diagnose werden dargestellt. Insgesamt ermöglichen die AM-<br />

SP-Daten e<strong>in</strong>e Abbildung <strong>der</strong> Entwicklungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anwendung<br />

von Psychopharmaka im kl<strong>in</strong>ischen Alltag und liefern damit Informationen<br />

zur wechselseitigen Überprüfung von kl<strong>in</strong>ischer Praxis<br />

und Behandlungsleitl<strong>in</strong>ien.<br />

003<br />

Verordnung von Psychopharmaka <strong>in</strong> Deutschland – Aktuelle<br />

Daten aus dem Arzneiverordnungsreport 2009<br />

Bruno Müller-Oerl<strong>in</strong>ghausen (Berl<strong>in</strong>)<br />

Die Verordnungs(VO)struktur <strong>der</strong> Psychopharmaka <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

GKV hat sich <strong>in</strong> den letzten 10 Jahren auffällig verän<strong>der</strong>t. Während<br />

die VO von Tranquillanzien weiterh<strong>in</strong> rückläufig ist, hat sich die<br />

VO von Antidepressiva im gleichen Zeitraum verdoppelt. In 2008<br />

betrug die Steigerungsrate bei e<strong>in</strong>zelnen neueren Antidepressiva<br />

über 20 % (Mirtazap<strong>in</strong>) Die VO von Neuroleptika hat dagegen <strong>in</strong>sgesamt<br />

nicht zugenommen, obwohl e<strong>in</strong>zelne Wirkstoffe teilweise<br />

363


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

markante Steigerungen zeigen, letztere werden aber durch die E<strong>in</strong>brüche<br />

bei den Olanzap<strong>in</strong>-VO kompensiert. Beträchtlich zugenommen<br />

haben wie<strong>der</strong>um die VO von Stimulanzien. <strong>in</strong>cl. Atomoxet<strong>in</strong>.<br />

H<strong>in</strong>ter manchen Steigerungsraten stehen vermutlich neben<br />

erfolgreichem Market<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Hersteller auch – davon nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

unabhängig – Indikationsausweitungen. Dennoch stellt<br />

sich – auch im H<strong>in</strong>blick auf die Verordnungszahlen bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n /<br />

Jugendlichen und bei ältereren Patienten die Frage , <strong>in</strong>wieweit hier<br />

stets von rationaler Begründung <strong>der</strong> VO ausgegangen werden kann<br />

und ob sich demnächst e<strong>in</strong>e „Sättigung“ <strong>der</strong> VO-Zahlen wird feststellen<br />

lassen?<br />

004<br />

Verordnung von Psychopharmaka – Kritische Kommentare zum<br />

Arzneiverordnungsreport 2009<br />

Jürgen Fritze (Universität Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Pulheim)<br />

Über die Verordnung unter vollstationärer Behandlung s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e<br />

repräsentativen Daten zugänglich. Der jährliche Arzneiverordnungsreport<br />

erlaubt Analysen zur ambulanten Verordnung an<br />

GKV-Versicherte; ähnliche Analysen stellt <strong>der</strong> Verband <strong>der</strong> privaten<br />

Krankenversicherung (PKV) an. Seit 10 Jahren jährliche Auswertung<br />

des AVR, ausführlich publiziert <strong>in</strong> Psychoneuro und<br />

Nervenarzt. Jetzige Datenbasis AVR 2008 und GKV-Arzneimittel-<br />

Schnell<strong>in</strong>formation (GAmSi). Die Psychopharmaka liegen mit e<strong>in</strong>em<br />

Umsatzanteil von 7,5 % an Rang 1 <strong>der</strong> häufigst verordneten<br />

Arzneimittelgruppen. Der Anteil <strong>der</strong> von Nervenärzten verordneten<br />

DDD beträgt 2,8 %, <strong>der</strong> Umsatzanteil <strong>in</strong>zwischen 8,8 % (2,2 Mrd.<br />

€). 33 % <strong>der</strong> von Nervenärzten verordneten DDD (57 % des Umsatzes)<br />

entfallen auf neurologische (u. a. nicht-psychiatrische) Indikationen.<br />

Die Verordnungen (DDD) zu Lasten <strong>der</strong> GKV von Antidepressiva<br />

(+12 %) s<strong>in</strong>d weiter (seit 1994 3,3fach) gestiegen, was mit<br />

e<strong>in</strong>er Halbierung <strong>der</strong> nom<strong>in</strong>alen Unterversorgung vere<strong>in</strong>bar wäre.<br />

Die DDD von Neuroleptika s<strong>in</strong>d um 3 %, gestiegen, die von Tranquilanzien/Hypnotika<br />

s<strong>in</strong>d weiter gesunken. Antidementiva-DDD<br />

s<strong>in</strong>d seit Dekaden erstmals gestiegen (+1 %). Die Umsätze (Euro)<br />

von Neuroleptika (+5,5 %) und Antidepressiva (+0,7 %) s<strong>in</strong>d zugunsten<br />

mo<strong>der</strong>ner Arzneimittel gestiegen, und zwar stärker als <strong>der</strong><br />

Gesamtmarkt, was bis 2007 gegen e<strong>in</strong>e systematische Benachteiligung<br />

<strong>der</strong> Patienten bei ihrer Teilhabe am Fortschritt spricht.<br />

Die mo<strong>der</strong>nen Antidepressiva haben e<strong>in</strong>en Verordnungsanteil von<br />

64,6 %, die mo<strong>der</strong>ner Neuroleptika 42 % (83 % des Umsatzes).<br />

Unter den Antidementiva haben Chol<strong>in</strong>esterasehemmer und Memant<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en steigenden Verordnungsanteil von 39 % bzw. 23 %.<br />

Demenzkranke nehmen nur bed<strong>in</strong>gt am Fortschritt teil. Die Verordnungen<br />

von Acamprosat s<strong>in</strong>d weiter gesunken; allenfalls 5 % <strong>der</strong><br />

geeigneten Patienten werden erreicht. Die Verordnung von Methylphenidat<br />

hat sich seit 1992 65fach erhöht; angesichts des Off-Label-<br />

Problems können davon nur K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche profitiert haben.<br />

Das ungebrochene Wachstum wirft Fragen auf. Die Verordnung<br />

von Antiepileptika hat über die Jahre massiv zugenommen, was<br />

mangels Indikationsbezug nicht <strong>in</strong>terpretierbar ist. Der Variationskoeffizient<br />

<strong>der</strong> Psychopharmaka-DDD zwischen den Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

erreicht knapp 8 % mit e<strong>in</strong>em erklärungsbedürftigen Süd-<br />

Nord-Gefälle.<br />

364<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Madrid<br />

S-040 Symposium<br />

Treatment optimisation for Major Depression: how can we<br />

im prove our treatment decisions?<br />

Vorsitz: A. Tadic (Ma<strong>in</strong>z), M. Adli (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

New targets and mechanisms of action <strong>in</strong> the treatment of Major<br />

Depression<br />

Arm<strong>in</strong> Szegedi (New Jersey, USA)<br />

Several decades after the serendipitous discovery of the first antidepressant<br />

drugs, the vast majority of currently available antidepressants<br />

still target monoam<strong>in</strong>ergic structures as the primary pharmacological<br />

mechanism of action. There is substantial diversity <strong>in</strong> the<br />

pharmacological profile of currently available treatment options,<br />

which results <strong>in</strong> diverse safety and tolerability profiles of the compounds<br />

<strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical practice. However, it is a perplex<strong>in</strong>g f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g that<br />

these different pharmacological profiles result <strong>in</strong> relatively uniform<br />

and limited mean efficacy rates across various populations of depressed<br />

patients. In view of this situation, substantial efforts to validate<br />

novel pharmacological targets for antidepressants have been<br />

made <strong>in</strong> drug development. Though a comprehensive pathophysiological<br />

model of the heterogeneous syndrome of depression has not<br />

yet been established, there is a grow<strong>in</strong>g body of neurobiological f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs<br />

that triggered the development of several novel hypothesisbased<br />

drug candidates. This presentation will discuss current developments<br />

of novel targets for antidepressant drugs. In addition to<br />

drugs target<strong>in</strong>g a modulation of monoam<strong>in</strong>ergic neurotransmission<br />

with new pharmacological profiles, novel glutamatergic approaches<br />

will be reviewed. Moreover, also approaches to modulate<br />

neurok<strong>in</strong><strong>in</strong> receptors, HPA axis regulation, or chol<strong>in</strong>ergic neurotransmission<br />

will be briefly discussed.<br />

002<br />

Biomarker for treatment guidance <strong>in</strong> Major Depression<br />

Marcus Is<strong>in</strong>g (Max-Planck-Institut, AG Molecular Psychology, München)<br />

S. Lucae, E. B. B<strong>in</strong><strong>der</strong>, F. Holsboer, B. Müller-Myhsok<br />

Introduction: Major drawbacks of antidepressant treatments are<br />

their delayed onset of cl<strong>in</strong>ical action and their lack of efficacy <strong>in</strong><br />

terms of achiev<strong>in</strong>g full remission. Biomarkers <strong>in</strong>dicat<strong>in</strong>g success or<br />

failure of an actual antidepressant treatment prior to cl<strong>in</strong>ical improvement<br />

would be desirable to allow the change of an <strong>in</strong>effective<br />

medication at the earliest possible time. Given novel antidepressant<br />

drug targets hopefully emerg<strong>in</strong>g <strong>in</strong> the future, biomarkers can serve<br />

as screen<strong>in</strong>g tools to judge whether new compounds provide sufficient<br />

efficacy as an antidepressant drug. However, it is also clear<br />

that a s<strong>in</strong>gle biomarker does not suffice for a precise prediction, as<br />

mo<strong>der</strong>at<strong>in</strong>g factors like genetic variations need to be consi<strong>der</strong>ed.<br />

Several k<strong>in</strong>ds of biomarkers for antidepressant treatment response<br />

have been proposed. Most consistent f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs were reported for<br />

measures of the hypothalamic-pituitary-adrenocortical (HPA) axis.<br />

Method: We will demonstrate that a normalization of a disturbed<br />

HPA axis regulation <strong>in</strong> depression is a promis<strong>in</strong>g biomarker candidate.<br />

We further evaluate the mo<strong>der</strong>at<strong>in</strong>g role of genetic factors and<br />

their <strong>in</strong>teractions with measures of HPA axis regulation with respect<br />

to antidepressant treatment outcome.<br />

Discussion / Results: The comb<strong>in</strong>ed dexamethasone (dex) / corticotrop<strong>in</strong><br />

releas<strong>in</strong>g hormone (CRH) test is the most sensitive method<br />

for detect<strong>in</strong>g an altered regulation of the HPA axis. Treatment<br />

with different k<strong>in</strong>ds of antidepressants is associated with a reduction<br />

of the endocr<strong>in</strong>e response to this test; antidepressant treatment


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

outcome can be predicted at an early stage by determ<strong>in</strong><strong>in</strong>g the degree<br />

of HPA axis normalization <strong>in</strong> a second dex / CRH test. In a recent<br />

genome-wide association study, we identified a set of genetic<br />

polymorphisms associated with antidepressant treatment outcome.<br />

Patients with favorable genetic background showed a high rate of remission<br />

<strong>in</strong>dependently from HPA axis normaliza tion, while patients<br />

with an unfavorable genetic background showed the worst<br />

treatment outcome <strong>in</strong> case of a persistent dysregulation of the HPA<br />

axis.<br />

003<br />

Algorithm-based decisions <strong>in</strong> antidepressant treatment – which<br />

patients need stepped care treatment approaches?<br />

Mazda Adli (Charité Campus Mitte, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

Medication algorithms have been proposed as effective means to<br />

offer optimal treatment and improved outcome for patients with<br />

severe mental illness. The randomized controlled phases GAP 2<br />

and GAP 3 demonstrated that an SSTR leads to shorter times to<br />

remission as well as improved treatment performance. GAP3 was a<br />

multicenter randomized cl<strong>in</strong>ical trial compar<strong>in</strong>g two different<br />

treatment algorithms (I: SSTR, II: computerized documentation<br />

and expert system, CDES) with treatment as usual (TAU) with<strong>in</strong><br />

the German Research Network on Depression. 429 participants of<br />

GAP3 were studied with regard to overall outcomes at hospital discharge<br />

after acute treatment of the <strong>in</strong>dex episode. Remission was<br />

def<strong>in</strong>ed as a Hamilton-Depression Rat<strong>in</strong>g Score (HAMD-21)≤9.<br />

Independent from duration of study participation SSTR more likely<br />

resulted <strong>in</strong> remission at discharge than CDES or TAU (OR = 2,641;<br />

p = .003). Cl<strong>in</strong>ical subtyp<strong>in</strong>g and <strong>in</strong>teraction analysis showed that<br />

patients with anxious and melancholic subtypes but not psychotic<br />

subtype of depression required significantly longer treatments to<br />

achieve remission but benefited from SSTR irrespective from cl<strong>in</strong>ical<br />

phenotype or other sociodemographic variables. Patients with<br />

recurrent depression showed a significantly higher probability of<br />

comply<strong>in</strong>g with SSTR than first or s<strong>in</strong>gle episode patients. With regard<br />

to biomarker-based subtyp<strong>in</strong>g GSK3beta genotyp<strong>in</strong>g revealed<br />

that carriers of the c-allele (C/C, C/T) who had not sufficiently responded<br />

to antidepressant monotherapy <strong>in</strong> step 1 showed a significantly<br />

higher probability of achiev<strong>in</strong>g remission after subsequent<br />

lithium augmentation than homozygous carriers of the T-allele<br />

(T/T) (HR: 2.70, p=.007). In conclusion, <strong>in</strong>patients suffer<strong>in</strong>g from<br />

major depression benefit from algorithm-guided treatment follow<strong>in</strong>g<br />

an SSTR <strong>in</strong>dependently from age, gen<strong>der</strong> or number of previous<br />

depressive episodes. Cl<strong>in</strong>ical subtype <strong>in</strong>fluences the time<br />

need ed to achieve remission or compliance with treatment, but not<br />

responsiveness to the application of SSTR. A genotype-based personalized<br />

approach might be useful to determ<strong>in</strong>e the sequence of<br />

treatment steps after an <strong>in</strong>itial antidepressant monotherapy has<br />

failed.<br />

004<br />

Rationale and design of the „Randomised cl<strong>in</strong>ical trial compar<strong>in</strong>g<br />

early medication change (EMC) strategy with treatment as usual<br />

(TAU) <strong>in</strong> patients with Major Depressive Disor<strong>der</strong> – the EMC trial“<br />

Andre Tadic (Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

S. Gorbulev, N. Dahmen, C. Hiemke, D. F. Braus, J. Röschke, D. van<br />

Calker, D. Wachtl<strong>in</strong>, K. Lieb<br />

Introduction: In Major Depressive Disor<strong>der</strong> (MDD), treatment<br />

outcomes with currently available antidepressants and treatment<br />

strategies are <strong>in</strong>sufficient. Reflect<strong>in</strong>g the traditional belief of a delayed<br />

onset of antidepressants‘ effects, current guidel<strong>in</strong>es usually<br />

recommend treatment duration of 3 – 8 weeks until optimisation <strong>in</strong><br />

case of <strong>in</strong>sufficient outcome. Challeng<strong>in</strong>g this concept, many retro-<br />

spective studies showed that improvement occurs usually with<strong>in</strong><br />

the first 10 – 14 days of treatment (=early improvement) and that<br />

such improvement (17-item Hamilton Rat<strong>in</strong>g Depression Scale<br />

[HAMD-17] decrease ≥20 %) <strong>in</strong> the early course of treatment has a<br />

substantial predictive value for the f<strong>in</strong>al outcome. Most importantly,<br />

non-improvement (HAMD-17 decrease


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Verschreibungsrate atypischer Antipsychotika<br />

stieg von 47 % bei Aufnahme auf 63 % bei Entlassung<br />

an. Lediglich die Hälfte <strong>der</strong> Patienten wurde mit e<strong>in</strong>er antipsychotischen<br />

Monotherapie behandelt, während die an<strong>der</strong>e Hälfte zwei<br />

bis vier Antipsychotika gleichzeitig erhielt. Dosiserhöhungen fanden<br />

am häufigsten (60 %) <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> ersten Behandlungswoche<br />

statt, während lediglich bei 17 % nach 2 – 3 Behandlungswochen<br />

die Dosis gesteigert wurde. Wechsel <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Atypika<br />

wurde bei 19 % <strong>der</strong> Patienten im Behandlungsverlauf vorgenommen.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Verschreibung von Clozap<strong>in</strong> stieg während<br />

<strong>der</strong> stationären Behandlung an, wobei es meist mit an<strong>der</strong>en<br />

Antipsychotika komb<strong>in</strong>iert wurde. Diskussion: Unter naturalistischen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen werden die Behandlungsleitl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> <strong>DGPPN</strong><br />

nur partiell e<strong>in</strong>gehalten. Insbeson<strong>der</strong>e die Verschreibung von mehreren<br />

antipsychotischen Substanzen gleichzeitig weicht deutlich<br />

von <strong>der</strong> weitestgehend empfohlenen Monotherapie ab. Mögliche<br />

Ursachen für die Abweichungen werden diskutiert.<br />

003<br />

Tatsächliche Medikation bei bipolaren <strong>Erkrankungen</strong> <strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>iken<br />

Nie<strong>der</strong>sachsens und Westfalens<br />

Detlef E. Dietrich (Mediz<strong>in</strong>. Hochschule Hannover, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

U. He<strong>in</strong>z, M. Rothermundt, V. Arolt, H. M. Emrich<br />

E<strong>in</strong>leitung: Leitl<strong>in</strong>ien stellen e<strong>in</strong>e hilfreiche Unterstützung bei <strong>der</strong><br />

Planung und Durchführung psychiatrischer Therapien dar. Ziel <strong>der</strong><br />

hier vorgestellten Untersuchung war e<strong>in</strong>e retrospektive Darstellung<br />

<strong>der</strong> Behandlungspraxis stationär und teilstationär behandelter Patienten<br />

mit e<strong>in</strong>er bipolaren Störung und e<strong>in</strong>e Abschätzung <strong>in</strong> wie<br />

weit sich hier<strong>in</strong> Leitl<strong>in</strong>ientreue abbildet.<br />

Methode: In neun psychiatrischen Versorgungskl<strong>in</strong>iken und Abteilungen<br />

<strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen und Nordrhe<strong>in</strong>westfalen wurde für <strong>in</strong>sgesamt<br />

n=550 Patienten mit den ICD-10-Diagnosen F31.x und F34<br />

aus den Akten <strong>der</strong> medikamentöse Behandlungsverlauf (vorwiegend<br />

aus dem Jahr 2006) retrospektiv erhoben. Der Fokus lag auf<br />

dem Verlauf <strong>der</strong> medi-kamentösen Behandlung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Aufgenommen wurden n=199 Patienten<br />

aufgrund e<strong>in</strong>er manischen Episode, n=257 mit e<strong>in</strong>er depressiven<br />

Episode und n=80 aufgrund e<strong>in</strong>er gemischten Symptomatik. Der<br />

E<strong>in</strong>satz stimmungsstablilisieren<strong>der</strong> Substanzen (Antikonvulsiva<br />

und Lithium) stieg vom Aufnahmetag zum Entlassungstag von<br />

52 % auf 83 % bzw. 54 % auf 76 % <strong>der</strong> Behandelten bei manischer,<br />

bzw. depressiver Initialsymptomatik, <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Neuroleptika<br />

<strong>der</strong> 2. Generation stieg von 47 % auf 62 % bzw. 42 % auf 52 %, Benzodiazep<strong>in</strong>e<br />

wurden zum Behandlungsende seltener gegeben (reduziert<br />

von 43 % auf 17 % bzw. 38 auf 21 % <strong>der</strong> Behandelten). Weitgehend<br />

unabhängig von <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Initialepisode wurden am<br />

häufigsten und <strong>in</strong> unterschiedlichen Komb<strong>in</strong>ationen Valproat, Lithium<br />

(bei Depression zusätzlich Lamotrig<strong>in</strong> und Antidepressiva),<br />

Olanzap<strong>in</strong> und Quetiap<strong>in</strong>, sowie Lorazepam e<strong>in</strong>gesetzt. Wesentliche<br />

Unterschiede im Vergleich <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Kl<strong>in</strong>iken ließen sich<br />

nicht darstellen. Die Erhebung unterstützt die Vermutung, dass bei<br />

bipolaren <strong>Erkrankungen</strong> e<strong>in</strong>e weitgehend leitl<strong>in</strong>ientreue Behandlung<br />

<strong>in</strong> den Versorgungskl<strong>in</strong>iken <strong>der</strong> untersuchten Regionen etabliert<br />

ist. Individuelle Beson<strong>der</strong>heiten im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>zelne Substanzen<br />

und Komb<strong>in</strong>ationen werden diskutiert.<br />

004<br />

Problematik und Realisierung <strong>der</strong> S3-Leitl<strong>in</strong>ien bipolarer Störungen<br />

<strong>in</strong> Deutschland<br />

Michael Bauer (Unikl<strong>in</strong>ikum Dresden, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

M. Schm<strong>in</strong>k, A. Pfennig<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bipolare Störungen s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>er Lebenszeitprävalenz<br />

von 1 bis 4 % häufiger als bislang angenommen. Viele Patienten erkranken<br />

bereits im K<strong>in</strong>des- o<strong>der</strong> frühen Erwachsenenalter und<br />

366<br />

können <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>adäquaten Behandlung die meiste<br />

Zeit von Symptomen betroffen se<strong>in</strong>. Dies hat erhebliche Auswirkungen<br />

auf die soziale und berufliche Funktionsfähigkeit <strong>der</strong> Patienten.<br />

Die gesundheitsbezogene Lebensqualität manisch-depressiver Patienten<br />

gleicht <strong>der</strong> bei chronischen somatischen und an<strong>der</strong>en<br />

schweren psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong>, o<strong>der</strong> übertrifft diese sogar.<br />

Neben aktuellen <strong>in</strong>ternationalen Leitl<strong>in</strong>ien zur Diagnostik und<br />

Therapie existiert <strong>in</strong> Deutschland bislang nur e<strong>in</strong>e S2 Leitl<strong>in</strong>ie <strong>der</strong><br />

<strong>DGPPN</strong> aus dem Jahre 2002.<br />

Methode: Vorrangiges Ziel <strong>der</strong> deutschen evidenzbasierten S3-<br />

Leitl<strong>in</strong>ie zur Diagnostik und Therapie bipolarer Störungen ist es,<br />

Ärzten, Therapeuten, Betroffenen, Angehörigen und weiteren Leistungserbr<strong>in</strong>gern<br />

im Gesundheitswesen e<strong>in</strong>e orientierende Entscheidungshilfe<br />

anhand krankheitsspezifischer Informationen und<br />

Empfehlungen zu Diagnostik und Therapie <strong>der</strong> bipolaren Störung<br />

zur Verfügung zu stellen. Die Leitl<strong>in</strong>ie wird im Rahmen e<strong>in</strong>er Kooperation<br />

<strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen e. V.<br />

(DGBS) und <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie<br />

und Nervenheilkunde (<strong>DGPPN</strong>) erstellt – sie wurde im<br />

April 2007 von e<strong>in</strong>er Forschungsgruppe am Universitätskl<strong>in</strong>ikum<br />

Dresden <strong>in</strong>itiiert. Neben Experten auf dem Gebiet <strong>der</strong> Grundlagen,<br />

Diagnostik und Therapie bipolarer Störungen nehmen Vertreter<br />

<strong>der</strong> entsprechenden Berufsverbände, Fachgesellschaften sowie <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

Vertreter <strong>der</strong> Betroffenen- und Angehörigenverbände<br />

am Entwicklungsprozess <strong>der</strong> S3-Leitl<strong>in</strong>ie aktiv teil. Die Methodik<br />

<strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ienerstellung basiert auf den Leitl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

wissenschaftlich mediz<strong>in</strong>ischer Fachgesellschaften<br />

(AWMF).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Leitl<strong>in</strong>ienprojekt und se<strong>in</strong>e Methodik<br />

mit voraussichtlichem Ende und Publikation im Jahre 2010<br />

wird <strong>in</strong> diesem Beitrag ebenso wie die geplante Outcome-Analyse<br />

diskutiert.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal VIP 2<br />

S-099 Symposium<br />

Warum Lithium wirkt<br />

Vorsitz: C. Normann (Freiburg), M. Bauer (Dresden)<br />

001<br />

Wirkmechanismen von Lithium<br />

Dietrich van Calker (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und<br />

Psychotheropie)<br />

002<br />

Lithium, Stress und synaptische Plastizität<br />

Claus Normann (Universitaetskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Abtl. Psychiatrie<br />

und Psychoth)<br />

P. Niehusmann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Synaptische Langzeitplastizität (LTP, long-term potentiation;<br />

LTD, long-term depression) reguliert die synaptische Übertragungsstärke<br />

im Gehirn und wird durch Stress und Antidepressiva<br />

bee<strong>in</strong>flusst. LTP/LTD s<strong>in</strong>d die molekularen Grundlagen von<br />

Lernen und Gedächtnis und dienen <strong>der</strong> Anpassung <strong>der</strong> Gehirnfunktion<br />

an die Erfor<strong>der</strong>nisse <strong>der</strong> Umwelt.<br />

Methode: Mit Hilfe <strong>der</strong> Patch-Clamp-Technik wurde <strong>in</strong> hippocampalen<br />

Hirnschnitte von Ratten die Modulation <strong>der</strong> synaptischen<br />

Plastizität durch Lithium untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wir fanden e<strong>in</strong>e Hemmung <strong>der</strong> LTD<br />

durch therapeutisch verwendete Konzentrationen von Lithium.<br />

Die LTP wurde nicht bee<strong>in</strong>flusst. Lithium hemmt bei akuter An-


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

wendung die Aktivierung <strong>der</strong> PKC-alpha und <strong>der</strong>en Transfer zur<br />

Zellmembran, was zu e<strong>in</strong>er Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> PICK1-vermittelten<br />

Endozytose von AMPA-Rezeptoren führt. Wurden Ratten e<strong>in</strong>em<br />

akuten, unkontrollierbaren Stressereignis ausgesetzt, führte<br />

dies <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge zum e<strong>in</strong>en zu e<strong>in</strong>er Erhöhung <strong>der</strong> aktivierten<br />

Form von PKC-aplpha und zum an<strong>der</strong>en zu e<strong>in</strong>er Faszilitierung<br />

<strong>der</strong> synaptischen Langzeitdepression. Wurde vor dem Stressprotokoll<br />

Lithium gespritzt, konnten <strong>der</strong> PKC-Anstieg und die Stressmodulation<br />

<strong>der</strong> LTD verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden. Lithium hemmt demnach<br />

synaptische Langzeitdepression über e<strong>in</strong>e akute Inhibition des<br />

PLC / PKC-Systems und verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

<strong>der</strong> Funktion neuronaler Netzwerke durch Stress. Vor dem<br />

H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Vulnerabilitäts-Stress-Hypothese affektiver <strong>Erkrankungen</strong><br />

könnte die Abschirmung des Gehirns vor pathogenem<br />

Stress durch Lithium von weitreichen<strong>der</strong> pathophysiologischer Bedeutung<br />

se<strong>in</strong>.<br />

003<br />

Lithium und Neuroprotektion<br />

Michael Bauer (Unikl<strong>in</strong>ikum Dresden, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

A. Pfennig<br />

E<strong>in</strong>leitung: Es mehren sich H<strong>in</strong>weise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur auf neuroprotektive<br />

Effekte von Lithium, die größtenteils aus Tier- und Zellkulturstudien<br />

stammen. E<strong>in</strong>e Lang-, jedoch nicht Kurzzeitbehandlung<br />

mit Lithium sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>en robusten neuroprotektiven Effekt<br />

gegen e<strong>in</strong>e Vielzahl von schädigenden Ereignissen, wie glutamaterge<br />

Schäden, Ischämie, Neurodegeneration und oxidativen Stress,<br />

zu vermitteln. Die Mechanismen <strong>der</strong> neuroprotekiven Effekte<br />

sche<strong>in</strong>en verschiedenartig zu se<strong>in</strong>, aktuelle Modelle gründen sich<br />

auf den E<strong>in</strong>fluss von Lithium auf Signalübertragungswege. Demgegenüber<br />

ist wenig über potentielle neuroprotektive Effekte bei mit<br />

Lithium behandelten bipolaren Patienten bekannt.<br />

Methode: In dem Beitrag werden Methodik und erste Ergebnisse<br />

e<strong>in</strong>er multizentrischen Studie <strong>der</strong> International Group for the Study<br />

of Lithium-Treated Patients (IGSLI) vorgestellt. Hauptziel dieser<br />

Querschnittsuntersuchung ist die Analyse e<strong>in</strong>er potentiellen Effektivität<br />

von Lithium <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prävention von neurokognitiven Defiziten<br />

und Volumenverän<strong>der</strong>ungen spezifischer Hirnareale bei bipolarer<br />

Störung.<br />

004<br />

Kl<strong>in</strong>ische Wirksamkeit von Lithium bei depressiven <strong>Erkrankungen</strong><br />

Tom Bschor (Jüdisches Krankenhaus Berl<strong>in</strong>, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Lithium ist nicht nur e<strong>in</strong> Pharmakon für bipolar verlaufende<br />

affektive <strong>Erkrankungen</strong>. Bereits im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t wurde<br />

Lithium vom dänischen Forscher C. Lange zur Behandlung unipolar<br />

rezidivieren<strong>der</strong> Depressionen e<strong>in</strong>gesetzt, geriet dann aber wie<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> Vergessenheit.<br />

Methode: Nach <strong>der</strong> Etablierung <strong>der</strong> Lithiumtherapie bei bipolar<br />

affektiven <strong>Erkrankungen</strong> (antimanische und phasenprophylaktische<br />

Wirkung) wurde 1970 die rezidivprophylaktische Wirkung<br />

auch bei unipolar depressiven Verläufen gezeigt; e<strong>in</strong>e bis heute bestehende<br />

Indikation. Wenig bekannt ist, dass <strong>in</strong> m<strong>in</strong>destens sieben<br />

randomisierten, doppelbl<strong>in</strong>den Studien <strong>in</strong> den 1970er und 1980er<br />

Jahren auch die akut-antidepressive Wirksamkeit des Pharmakons<br />

<strong>in</strong> Monotherapie demonstriert werden konnte. Diese Anwendung<br />

setzte sich allerd<strong>in</strong>gs kl<strong>in</strong>isch nicht durch. Erst <strong>in</strong> jüngster Zeit wurde<br />

die Beforschung wie<strong>der</strong> aufgegriffen; die noch unveröffentlichten<br />

Ergebnisse e<strong>in</strong>er Studie mit Lithium <strong>in</strong> Monotherapie <strong>in</strong> dieser<br />

Indikation werden im Symposium vorgestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong> kl<strong>in</strong>isches Standardverfahren h<strong>in</strong>gegen<br />

ist heutzutage die Anwendung von Lithium zur Behandlung<br />

therapieresistenter Depressionen <strong>in</strong> Form <strong>der</strong> Lithiumaugmentation.<br />

E<strong>in</strong>e aktuelle Metaanalyse über zehn doppelbl<strong>in</strong>de, plazebo-<br />

kontrollierte Studien ergab mit e<strong>in</strong>er odds ratio von über 3 e<strong>in</strong>en<br />

signifikanten Wirksamkeitsnachweis. E<strong>in</strong>zigartig unter den zur Behandlung<br />

affektiver <strong>Erkrankungen</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Substanzen ist die<br />

<strong>in</strong>zwischen mannigfaltig belegte antisuizidale Wirksamkeit, die zuletzt<br />

sogar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er prospektiven, randomisierten, doppelbl<strong>in</strong>den<br />

und plazebokontrollierten Studie bestätigt wurde. Die Daten werden<br />

ebenfalls im Symposium präsentiert.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal Istanbul<br />

S-122 Symposium<br />

Optimierung <strong>der</strong> Psychopharmakotherapie<br />

Vorsitz: E. Haen (Regensburg), C. Hiemke (Ma<strong>in</strong>z)<br />

001<br />

Indikationen für Wirkstoffkonzentrationsbestimmungen<br />

Ekkehard Haen (Psychiatrische Universitätskli, Kl<strong>in</strong>ische Pharmakologie,<br />

Regensburg)<br />

M. Wittmann, T. Jahner, S. Beck, D. Melchner, A. Ha<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung: Erwünschte wie unerwünschte Wirkungen e<strong>in</strong>es Medikamentes<br />

hängen nicht von <strong>der</strong> Dosis son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> Konzentration<br />

des Wirkstoffes ab.<br />

Methode: Zur Bestimmung <strong>der</strong> Wirkstoffkonzentration wird nach<br />

Erreichen des pharmakok<strong>in</strong>etischen Gleichgewichtes morgens vor<br />

<strong>der</strong> nächsten Tablettene<strong>in</strong>nahme Blut abgenommen. Die Wirkstoffkonzentration<br />

wird an Hand des therapeutischen Referenzbereiches<br />

und <strong>in</strong> Relation zur verordneten Dosis kl<strong>in</strong>isch-pharmakologisch<br />

<strong>in</strong>terpretiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Etablierte Indikationen für die Veranlassung<br />

e<strong>in</strong>er Wirkstoffkonzentrationsbestimmung s<strong>in</strong>d unter <strong>der</strong><br />

empfohlenen Dosierung das Ausbleiben <strong>der</strong> erwünschten Wirkung,<br />

e<strong>in</strong> Rückfall, das Auftreten e<strong>in</strong>er unerwünschten Arzneimittelwirkung<br />

(UAW) und <strong>der</strong> Verdacht auf Non-Compliance. Mit<br />

Hilfe des dosisbezogenen Referenzbereiches können aber frühzeitig<br />

verän<strong>der</strong>te pharmakok<strong>in</strong>etische Verhältnisse bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, Jugendlichen<br />

und älteren Patienten, Arzneimittelwechselwirkung bei<br />

Polypharmazie, genetisch bed<strong>in</strong>gte Stoffwechselverän<strong>der</strong>ungen<br />

und die Folgen von Begleiterkrankungen an Leber, Niere, Herz<br />

beurteilt werden. Auch bei Wechsel des Handelspräparates liefern<br />

Wirkstoffkonzentrationsbestimmungen Informationen über Qualitätsunterschiede<br />

<strong>der</strong> Galeniken. Statt <strong>der</strong> weitgehend akzeptierten<br />

Bestimmung <strong>der</strong> Wirkstoffkonzentration zur Bestätigung e<strong>in</strong>er bereits<br />

e<strong>in</strong>getretenen UAW sollte <strong>in</strong> Zukunft die Wirkstoffkonzentrationsbestimmung<br />

prophylaktisch zur Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung von Unwirksamkeit<br />

und UAW genutzt werden.<br />

002<br />

Kl<strong>in</strong>isch relevante E<strong>in</strong>flüsse auf Arzneimittelspiegel<br />

Evel<strong>in</strong>e Jaquenoud Sirot (Kl<strong>in</strong>ik Königsfelden, mediQ Psychiatrische<br />

Dienste Aargau, Brugg, Schweiz)<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>erseits führen zu niedrige Plasmaspiegel zu Wirkverlust,<br />

an<strong>der</strong>erseits s<strong>in</strong>d über 80 % <strong>der</strong> unerwünschten Arzneimittelwirkungen<br />

abhängig von <strong>der</strong> jeweiligen Plasmakonzentration.<br />

Pharmakok<strong>in</strong>etische Interaktionen zwischen Medikamenten, mit<br />

Nahrungs- o<strong>der</strong> Genussmitteln, mit genetischen Faktoren und mit<br />

Auswirkungen von Begleiterkrankungen stellen kl<strong>in</strong>isch relevante<br />

E<strong>in</strong>flüsse auf Arzneimittelspiegel dar. Pharmakok<strong>in</strong>etische Interaktionen<br />

f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den verschiedenen Prozessen, die e<strong>in</strong> Medikament<br />

im Körper durchläuft; die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie häufigsten s<strong>in</strong>d<br />

Modulationen von Abbauenzymen (z. B. Cytochrom P450, UGT)<br />

o<strong>der</strong> von Transporterprote<strong>in</strong>en (z. B. p-Glycoprote<strong>in</strong>), bei letzteren<br />

367


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

spielt <strong>der</strong>en Wirkungsort (hepatisch, <strong>in</strong>test<strong>in</strong>al, renal) auch e<strong>in</strong>e<br />

Rolle.<br />

Methode: Anhand verschiedener kl<strong>in</strong>ischer Beispiele, vor allem<br />

aus dem AMSP-Pojekt (Arzneimittelsicherheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie),<br />

werden e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> relevanten E<strong>in</strong>flüsse näher beleuchtet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Kl<strong>in</strong>ik<strong>in</strong>formationssysteme und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

Interaktionsprogramme (z. B. mediQ.ch, PSIAC) helfen<br />

dem Kl<strong>in</strong>iker Übersicht über die Fülle möglicher E<strong>in</strong>flüsse zu geben.<br />

In Situationen von therapeutischer Unwirksamkeit o<strong>der</strong> unerwarteter<br />

Nebenwirkungen kann e<strong>in</strong> Test-Algorhythmus den Kl<strong>in</strong>iker<br />

zu den s<strong>in</strong>nvollen weiteren Abklärungen wie Therapeutisches<br />

Drug Monitor<strong>in</strong>g und pharmakogenetische Untersuchungen leiten.<br />

003<br />

Pharmakogenetische Aspekte abseits des Arzneistoffmetabolismus<br />

– Bedeutung genetischer Varianten am Wirkort von Psychopharmaka<br />

Angela Seer<strong>in</strong>ger (Universität Ulm, Institut für Naturheilkunde und<br />

Kl<strong>in</strong>ische Pharmakologie)<br />

J. Kirchhe<strong>in</strong>er<br />

Das Ansprechen auf e<strong>in</strong>e Therapie mit Psychopharmaka ist e<strong>in</strong> äußerst<br />

komplexes Geschehen. Neben den Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Erkrankung<br />

und den <strong>in</strong>dividuellen Eigenschaften des Patienten, können<br />

auch genetische Varianten die Wirkung e<strong>in</strong>es Arzneimittels<br />

bee<strong>in</strong>flussen. Hierbei ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss auf den Arzneimittelmetabolismus<br />

beson<strong>der</strong>s groß, wo genetische Varianten <strong>in</strong> Cytochrom<br />

P450 (CYP) Enzymen 2D6 und 2C19 zu mehr als 10-fachen Unterschieden<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Pharmakok<strong>in</strong>etik führen. Dies kann beim Auftreten<br />

von Nebenwirkungen e<strong>in</strong>e Rolle spielen und anhand von Dosisanpassungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie berücksichtigt werden. Des Weiteren<br />

können genetische Varianten am Wirkort von Psychopharmaka für<br />

das <strong>in</strong>dividuell unterschiedliche Ansprechen auf die Medikation<br />

und das Auftreten von Nebenwirkungen verantwortlich se<strong>in</strong>. Genetische<br />

Varianten f<strong>in</strong>den sich hierbei <strong>in</strong> Rezeptoren und Transportern<br />

aller Neurotransmitter-Systeme mit unterschiedlichen E<strong>in</strong>flüssen<br />

auf die Wirkung <strong>der</strong> Psychopharmaka. So sche<strong>in</strong>en im<br />

serotonergen System vor allem genetische Varianten im Seroton<strong>in</strong>transporter<br />

die Response auf SSRIs bee<strong>in</strong>flussen zu können, woh<strong>in</strong>gegen<br />

Nebenwirkungen <strong>der</strong> SSRIs wie sexuelle Funktionsstörungen<br />

eher mit genetischen Varianten im glutamatergen System assoziiert<br />

s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs lassen sich diese Daten, die zumeist <strong>in</strong> Assoziationsstudien<br />

gewonnen wurden, oftmals nicht <strong>in</strong> unabhängigen Kohorten<br />

replizieren, so dass entsprechende molekulare Diagnostik<br />

für Aussagen zur <strong>in</strong>dividuellen Response noch nicht e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden kann. Unterschiedliche humanpharmakologische Studiendesigns<br />

s<strong>in</strong>d nötig, um die funktionellen E<strong>in</strong>flüsse genetischer Varianten<br />

auf die Wirkung von Psychopharmaka beurteilen zu können.<br />

Hierdurch lässt sich die Bedeutung <strong>der</strong> genetischen Varianten<br />

auf den komplexen Phänotyp <strong>der</strong> Arzneimittel-Response besser<br />

e<strong>in</strong>schätzen, wodurch letztlich Aussagen für die kl<strong>in</strong>ische Praxis<br />

getroffen werden können.<br />

004<br />

Therapeutisches Drug-Monitor<strong>in</strong>g von Antipsychotika: Konzentrationen<br />

<strong>in</strong> Plasma und Liquor<br />

Niels Bergemann (AHG Kl<strong>in</strong>iken Daun)<br />

S. Gousetis, F. Rommel, P. Parzer, J. Kopitz<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das therapeutische Drug-Monitor<strong>in</strong>g (TDM), die Bestimmung<br />

<strong>der</strong> Medikamentenkonzentration im Blutplasma, ist Bestandteil<br />

e<strong>in</strong>er rationalen Psychopharmakotherapie. Es konnten für<br />

zahlreiche Psychopharmaka therapeutische Medikamentenspiegelbereiche<br />

def<strong>in</strong>iert werden, die e<strong>in</strong>e gute Vorhersage <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />

erlauben. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d relevante E<strong>in</strong>flussgrößen auf<br />

den Plasmaspiegel wie Geschlecht, Alter, Rauchgewohnheiten und<br />

368<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e von Begleitmedikationen für viele Psychopharmaka<br />

bekannt. Weitestgehend offen bleibt bislang für die meisten Psychopharmaka<br />

<strong>der</strong> Zusammenhang zwischen Plasmaspiegel und<br />

Medikamentenkonzentration im ZNS, dem für die therapeutische<br />

Wirksamkeit relevanten Kompartiment. Aktuell wurde <strong>der</strong> Zusammenhang<br />

zwischen dem Plasmaspiegel von Olanzap<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>em häufig<br />

e<strong>in</strong>gesetzten atypischen Antipsychotikum, und <strong>der</strong> Liquorkonzentration<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>er explorativen Studie untersucht.<br />

Methode: Die Olanzap<strong>in</strong>-Konzentrationen im Plasma und Liquor<br />

wurden bei 25 Patienten bestimmt (13 Männer, 12 Frauen, Alter:<br />

M=35.8, SD=12.2, range 19 - 66 Jahre). Weiterh<strong>in</strong> wurden S100b im<br />

Serum als Maß für die Blut-Hirn-Schranken-Permeabilität sowie<br />

das Liquor/Plasma-Ratio von Olanzap<strong>in</strong> berechnet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Patienten erhielten e<strong>in</strong>e durchschnittliche<br />

Olanzap<strong>in</strong>-Tagesdosis von 20 mg (SD=10 mg), <strong>der</strong> durchschnittliche<br />

Olanzap<strong>in</strong>-Plasmaspiegel betrug 40,1 ng / ml (SD=<br />

29.3 ng / ml). Die durchschnittliche Olanzap<strong>in</strong>-Liquorkonzentration<br />

betrug 4.8 ng / ml (SD=3.2 ng / ml). Es zeigte sich e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>earer<br />

Zusammenhang sowohl zwischen Olanzap<strong>in</strong>-Tagesdosis und Olanzap<strong>in</strong>-Plasmaspiegel<br />

(r=0.72, p


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal VIP 2<br />

WSy-003 Weiterbildungssymposium<br />

Therapeutisches Drug Monitor<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Vorsitz: C. Hiemke (Ma<strong>in</strong>z), P. Baumann (Prilly-Lausanne, Schweiz)<br />

001<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das therapeutische Drug Monitor<strong>in</strong>g (TDM) von<br />

Psychopharmaka<br />

Pierre Baumann (University of Lausanne, Dept. Psychiatry, Prilly-<br />

Lausanne, Schweiz)<br />

Probleme wie ungenügendes Ansprechen auf Psychopharmaka,<br />

mangelnde Compliance und pharmakok<strong>in</strong>etische Interaktionen<br />

mit kl<strong>in</strong>isch negativen Auswirkungen s<strong>in</strong>d lei<strong>der</strong> bei psychiatrischen,<br />

medikamentös behandelten Patienten häufig. Solche Risiken<br />

s<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s bei Patienten, die zu „beson<strong>der</strong>en Gruppen“ gehören<br />

noch schwerwiegen<strong>der</strong>: ältere Patienten, K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Adoleszenten,<br />

Patienten mit e<strong>in</strong>er genetischen Beson<strong>der</strong>heit bezüglich des<br />

Metabolismus von Psychopharmaka o<strong>der</strong> solche, die unter e<strong>in</strong>er<br />

somatischen Komorbidität wie Leber- o<strong>der</strong> Nierenkrankheiten leiden<br />

und bei denen <strong>der</strong> Metabolismus und die Ausscheidung <strong>der</strong><br />

Wirkstoffe gestört ist. Pharmakok<strong>in</strong>etische und pharmakogenetische<br />

Tests bieten sich als geeignete Instrumente zur Lösung von<br />

solchen Problemen an, <strong>in</strong>dem die damit erhobenen Befunde e<strong>in</strong>e<br />

Hilfe zu e<strong>in</strong>er optimalen Anpassung <strong>der</strong> Dosis darbieten. Die Plasmaspiegelbestimmung<br />

von Psychopharmaka (Therapeutisches<br />

Drug Monitor<strong>in</strong>g; TDM) hilft auch bei <strong>der</strong> Diagnose von pharmakok<strong>in</strong>etischen<br />

Beson<strong>der</strong>heiten bei <strong>der</strong> Umstellung von e<strong>in</strong>em Orig<strong>in</strong>alpräparat<br />

zu e<strong>in</strong>em Genericum (o<strong>der</strong> vice versa). Die Zunahme<br />

<strong>der</strong> Kenntnisse über den Metabolismus (z. B. durch Cytochrom<br />

P-450) von psychotropen Pharmaka und ihren Transport (z. B. mit<br />

P-Glykoprote<strong>in</strong>) und ihre genetische Regulierung hilft, pharmakok<strong>in</strong>etische<br />

Interaktionen besser zu verstehen, und TDM sowie Phäno<br />

/ Genotypisierungen im praktischen Alltag wie auch bei Pharmakovigilanzprojekten<br />

(z. B. Agate, AMSP) gezielt e<strong>in</strong>zusetzen. In<br />

diesem Zusammenhang erweist sich auch e<strong>in</strong> Consensuspapier als<br />

nützlich, welches Empfehlungen und Richtl<strong>in</strong>ien zur optimalen<br />

Verwendung dieser Werkzeuge gibt (Baumann et al., 2004). P. Baumann,<br />

C. Hiemke, S. Ulrich, G. Eckermann, I. Gaertner, H. J. Kuss,<br />

G. Laux, B. Müller-Oerl<strong>in</strong>ghausen, M. L. Rao, P. Rie<strong>der</strong>er, and G.<br />

Zernig. The AGNP-TDM expert group consensus guidel<strong>in</strong>es: therapeutic<br />

drug monitor<strong>in</strong>g <strong>in</strong> psychiatry. Pharmacopsychiatry<br />

37:243-265, 2004.<br />

002<br />

Therapeutisches Drug Monitor<strong>in</strong>g <strong>in</strong> speziellen Indikationen<br />

Andreas Conca (Zentralkrankenhaus Bozen, Abteilung Psychiatrie,<br />

Italien)<br />

R. Waschgler, M. Coenen<br />

E<strong>in</strong>leitung: Neben <strong>der</strong> rout<strong>in</strong>emäßigen o<strong>der</strong> auch obligatorischen<br />

Anwendung von TDM gibt es beson<strong>der</strong>e kl<strong>in</strong>ische Bereiche, <strong>in</strong> denen<br />

TDM fallbezogen durchgeführt wird.<br />

Methode: In diesem Part des Weiterbildungssymposiums wird die<br />

Def<strong>in</strong>ition spezielle Indikation für TDM umschrieben und Beispiele<br />

aus dem kl<strong>in</strong>ischen Alltag dargestellt, wie TDM die Qualität <strong>der</strong><br />

medikamentösen Behandlung (Wirksamkeits-, Nebenwirkungs-<br />

und Sicherheitsprofil beachtend) garantiert und optimiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Spezielle Indikationen zu TDM von Psychopharmaka<br />

ergeben sich aus mehreren und verschiedenartigen<br />

Gründen. Auch wenn dabei stets die Pharmakok<strong>in</strong>etik und -dynamik<br />

für TDM im Mittelpunkt stehen, s<strong>in</strong>d kontextuelle Bed<strong>in</strong>gungen<br />

zu beachten so z.B. bei forensischen Fragestellungen (nur mehr<br />

17 % psychisch erkrankter Täter nehmen regelmäßig die Antipsy-<br />

chotika 4 Wochen vor <strong>der</strong> Straftat e<strong>in</strong>). Der altersabhängige Metabolismus<br />

sowie die immer noch sehr kle<strong>in</strong>e evidenzbasierte Datenlage<br />

machen TDM <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie, sowie <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Geriatrie unabd<strong>in</strong>gbar. Gerade <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geriatrie, wie Lundmark<br />

et al. 2000 nachweisen konnten, hilft die korrekte Handhabung <strong>der</strong><br />

TDM auch noch zu sparen. Dasselbe gilt bei somatischen und psychiatrischen<br />

Komorbiditäten, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft und Stillzeit,<br />

im Rahmen von medikamentösen Augmentationsstrategien o<strong>der</strong><br />

generell bei Umstellungen u. a. auf Generika sowie bei unerwarteten<br />

Nebenwirkungen. Die beson<strong>der</strong>e K<strong>in</strong>etik von Depot Präparaten<br />

und/o<strong>der</strong> aktiven Metaboliten (z. B. von Norfluoxet<strong>in</strong>e) mit langer<br />

Halbwertszeit erfor<strong>der</strong>t ebenfalls e<strong>in</strong>en Medikamenten-spezifischen<br />

Umgang mit TDM. Häufig werden Psychopharmaka <strong>in</strong> sog.<br />

Neben<strong>in</strong>dikationen o<strong>der</strong> sogar off label verschrieben, e<strong>in</strong>e Tatsache<br />

die wegen des Fehlens von evidenzbasierten Empfehlungen e<strong>in</strong>e<br />

weitere spezielle Indikation zu TDM darstellt. Eigene Kasuistiken<br />

und Daten zur Compliance, zu Lamotrig<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> SS, Quetiap<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Stillzeit, zur Komb<strong>in</strong>ationstherapie von Olanzap<strong>in</strong> und Carbamazep<strong>in</strong>,<br />

zu Clozap<strong>in</strong> und Valproat o<strong>der</strong> Fluvoxam<strong>in</strong>, Topiramat<br />

und Sertral<strong>in</strong> sowie Interaktion-Fallbeispiele im Konsiliar-Liäson<br />

Dienst unterstreichen die unbestreitbare Relevanz von TDM <strong>in</strong><br />

speziellen Indikationen.<br />

003<br />

Therapeutisches Drug Monitor<strong>in</strong>g und Polypharmazie<br />

Christoph Hiemke (Universität Ma<strong>in</strong>z, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie Neurochemisches<br />

Labor)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Für alle Psychopharmaka trifft es zu, dass bei gleicher<br />

Dosis die Wirkstoffkonzentrationen im Blut <strong>in</strong>ter<strong>in</strong>dividuell hoch<br />

variabel s<strong>in</strong>d. Dies liegt zum e<strong>in</strong>en an e<strong>in</strong>er genetisch bed<strong>in</strong>gten<br />

unterschiedlichen Ausstattung <strong>der</strong> Leber mit Arzneimittel metabolisierenden<br />

Enzymen. E<strong>in</strong>e weitere Ursache s<strong>in</strong>d pharmakok<strong>in</strong>etische<br />

Wechselwirkungen durch Polypharmazie. Bei Komb<strong>in</strong>ationsbehandlungen<br />

steigt <strong>der</strong> Wirkspiegel an, wenn e<strong>in</strong> Inhibitor<br />

h<strong>in</strong>zugegeben wird, er fällt ab durch Zugabe e<strong>in</strong>es Induktors. Arzneimittelwechselwirkungen<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> relevanter Verursacher von<br />

Krankenhausaufnahmen und Behandlungsfehlern. Pharmakok<strong>in</strong>etische<br />

Wechselwirkungen können durch TDM kontrolliert werden.<br />

Methode: Im Rahmen <strong>der</strong> Veranstaltung soll gezeigt werden, wie<br />

TDM bei Komb<strong>in</strong>ationsbehandlungen zur Verbesserung <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />

und <strong>der</strong> Sicherheit von Psychopharmaka beitragen kann.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>duzierende<br />

Wechselwirkung ist die Komb<strong>in</strong>ation von Quetiap<strong>in</strong> und Carbamazep<strong>in</strong>.<br />

Carbamazep<strong>in</strong> <strong>in</strong>duziert das Cytochrom P450 (CYP)-Isoenzym<br />

CYP3A4. Quetiap<strong>in</strong> wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hauptsache über CYP3A4<br />

abgebaut, dadurch können die Plasmaspiegel von Quetiap<strong>in</strong> auf<br />

unwirksame Werte abfallen. E<strong>in</strong> Beispiel, wie es durch Inhibitor zu<br />

e<strong>in</strong>em Wirkverlust kommen kann, ist die Komb<strong>in</strong>ation von Paroxet<strong>in</strong><br />

und Tamoxifen. Paroxet<strong>in</strong> hemmt CYP2D6 und damit e<strong>in</strong>en für<br />

die Wirkung wesentlichen Aktivierungsschritt von Tamoxifen, die<br />

Bildung wirksamer Metaboliten. Tamoxifen ist e<strong>in</strong> Prodrug und<br />

selbst ist nur schwach aktiv. Bei Patienten mit fehlen<strong>der</strong> CYP2D6-<br />

Aktivität wurde nachgewiesen, dass die Überlebenszeit bei Behandlung<br />

mit dem Antiestrogen Tamoxifen verkürzt ist. Mit TDM ist es<br />

möglich, kritische Komb<strong>in</strong>ationsbehandlungen anzuwenden und<br />

damit e<strong>in</strong>e Wirksteigerung zu erzielen, beispielsweise e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation<br />

von Clozap<strong>in</strong> und Fluvoxam<strong>in</strong> o<strong>der</strong> von Fluphenaz<strong>in</strong> und<br />

Paroxet<strong>in</strong>. Bei diesen Komb<strong>in</strong>ationsbehandlungen werden die beiden<br />

selektiven Seroton<strong>in</strong>rückaufnahmehemmer nicht (nur) wegen<br />

ihrer antidepressiven Wirkung, son<strong>der</strong>n wegen ihrer CYP-hemmenden<br />

Eigenschaften genutzt. Ohne TDM und <strong>der</strong> Kontrolle <strong>der</strong><br />

Wirkspiegel kann es durch die Komb<strong>in</strong>ationsbehandlungen bei<br />

therapeutischen Dosen toxische Werte annehmen.<br />

369


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 3<br />

WSy-008 Weiterbildungssymposium<br />

Typische versus atypische Antipsychotika<br />

Vorsitz: G. Grün<strong>der</strong> (Aachen), J. Fritze (Pulheim)<br />

001<br />

Was macht Antipsychotika gleich und wor<strong>in</strong> unterscheiden sie<br />

sich: Pharmakologie und Bildgebung<br />

Gerhard Grün<strong>der</strong> (Universität Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

002<br />

Metaanalytische Evaluierung atypischer Antipsychotika<br />

Stefan Leucht (Kl<strong>in</strong>ikum rechts <strong>der</strong> Isar, TU-München Psychiatrie<br />

und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e enorme Informationsflut über Wirksamkeit und<br />

Nebenwirkungen <strong>der</strong> Antipsychotika <strong>der</strong> zweiten Generation<br />

macht systematische Reviews und Metaanalysen erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Methode: Diese Übersicht fast die Ergebnisse von drei aktuellen<br />

Metaanalysen zusammen, die Antipsychotika <strong>der</strong> zweiten Generation<br />

mit Placebo, mit Antipsychotika <strong>der</strong> ersten Generation und<br />

„head to head“ verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Daten zeigen, dass sich die Antipsychotika<br />

<strong>der</strong> zweiten Generation h<strong>in</strong>sichtlich vieler Eigenschaften<br />

(Wirksamkeit, Nebenwirkungen, Wirkmechanismus, Kosten) unterscheiden<br />

und ke<strong>in</strong>e pharmakologische Klasse darstellen. Insgesamt<br />

s<strong>in</strong>d die Daten konsistent, verschiedene Experten <strong>in</strong>terpretieren<br />

sie allerd<strong>in</strong>gs unterschiedlich. Die Debatte sche<strong>in</strong>t auch auf<br />

unterschiedlichen Wertvorstellungen und nicht nur auf Evidenz zu<br />

basieren - manche heben die Kosten hervor, an<strong>der</strong>e fokussieren auf<br />

EPS, Gewichtszunahme o<strong>der</strong> Wirksamkeit. Antipsychotika haben<br />

sehr unterschiedliche Eigenschaften, so dass sie auf die spezifischen<br />

Bedürfnisse des Patienten angepasst werden können. Die Auswahl<br />

sollte mehr und mehr zusammen mit dem Patienten im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>es „shared decision mak<strong>in</strong>g“ Prozesses erfolgen.<br />

003<br />

Psychopharmakoepidemiologie und Recht<br />

Jürgen Fritze (Universität Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Pulheim)<br />

Der Geme<strong>in</strong>same Bundesausschuss (G-BA) hat die Arzneimittelausgaben<br />

grundsätzlich nach den Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> Evidenz-basierten<br />

Mediz<strong>in</strong> zu steuern. Dabei kann er sich <strong>der</strong> Unterstützung durch<br />

das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen<br />

(IQWiG) nach § 139a SGB V bedienen, das nach § 35b SGB V<br />

Nutzen- und Kosten-Nutzen-Analysen nach <strong>in</strong>ternational etablierten<br />

Standards durchzuführen hat. Zur Ausgabenbegrenzung hat<br />

<strong>der</strong> Gesetzgeber den G-BA und die GKV mit e<strong>in</strong>er Reihe Instrumenten,<br />

die nicht den Pr<strong>in</strong>zipen wissenschaftlicher Evidenz genügen,<br />

ausgestattet. Vor generellen – gesamtstaatlichen o<strong>der</strong> GKVbezogenen<br />

– Preisvere<strong>in</strong>barungen o<strong>der</strong> Preisdiktaten, wie sie <strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>en Staaten üblich s<strong>in</strong>d, ist <strong>der</strong> Gesetzgeber bisher zurückgeschreckt.<br />

Mit Festbetragsregelungen für generische und im E<strong>in</strong>zelfall<br />

auch patentgeschützte (z. B. Paliperidon) Arzneimittel (§§ 35,<br />

36 SGB V) sowie Höchstpreisregelungen für sog. Analogarzneimittel<br />

(§ 31 i.V.m. § 35b SGB V) hat <strong>der</strong> Gesetzgeber die marktwirtschaftliche<br />

Preisf<strong>in</strong>dung im Wettbewerb e<strong>in</strong>geschränkt und damit<br />

anerkannt, daß es im Gesundheitsmarkt ke<strong>in</strong>e paritätischen Marktteilnehmer<br />

gibt. Das je Versicherten <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung<br />

(GKV) zur Verfügung gestellte Budget für Arznei- und<br />

Verbandmittel sowie die Richtgrößen (§ 84 SGB V) <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Fachgruppen variieren zwischen den Bundeslän<strong>der</strong>n erheblich, bei<br />

370<br />

allerd<strong>in</strong>gs unterschiedlichen Def<strong>in</strong>itionen, was zu Intransparenz<br />

führt. Darüber h<strong>in</strong>aus erzw<strong>in</strong>gt <strong>der</strong> Gesetzgeber mit § 84 SGB V<br />

ausdrücklich Umverteilung zwischen den Kranken: Wenn „für verordnungsstarke<br />

Anwendungsgebiete Durchschnittskosten je def<strong>in</strong>ierter<br />

Dosiere<strong>in</strong>heit“ zu vere<strong>in</strong>baren s<strong>in</strong>d (und § 84 Absatz 7a SGB<br />

V sogar zuläßt, daß bei Unterschreiten <strong>der</strong> Durchschnittskosten die<br />

„Beute“ als Bonus unter den wirtschaftlich verordnenden Vertragsärzten<br />

zu verteilen ist), dann hat zwar grundsätzlich je<strong>der</strong> GKV-<br />

Versicherte e<strong>in</strong>e Chance, das wirksamste und verträglichste – und<br />

damit wahrsche<strong>in</strong>lich teuerste – Arzneimittel zu erhalten, aber nur<br />

e<strong>in</strong> Teil kann es tatsächlich erhalten. Dasselbe gilt für die Quotierungsregelungen<br />

für Generika sowie sog. Analogpräparate („metoo-drugs“)<br />

<strong>in</strong> den Zielvere<strong>in</strong>barungen (§ 84 Absatz 1 SGB V) auf<br />

Ebene des e<strong>in</strong>zelnen Bundeslandes. Dabei wird das Gebot <strong>der</strong> vorherigen<br />

Nutzenbewertung (§ 35b SGB V) ausdrücklich außer Kraft<br />

gesetzt. Bisher s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>deutige Auswirkungen auf die Verordnung<br />

von Neuropsychopharmaka aber kaum erkennbar. Erkennbar ist<br />

aber e<strong>in</strong>e regionale Variabilität, die ihre rationale Erklärung sucht.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Stockholm 1<br />

FW-016 Forschungsworkshop / Research Workshop<br />

Arzneimittelsicherheit International<br />

Vorsitz: E. Rüther (Feldaf<strong>in</strong>g), P. Bahri (London, UK)<br />

001<br />

International Societies for Pharmacovigilance<br />

Jan-Willem van <strong>der</strong> Velden (Basel, Schweiz)<br />

The International Society of Pharmacovigilance (ISoP) is an <strong>in</strong>ternational<br />

non-profit scientific organisation, which aims to foster<br />

Pharmacovigilance both scientifically and educationally, and enhance<br />

all aspects of the safe and proper use of medic<strong>in</strong>es, <strong>in</strong> all<br />

countries. These objectives will be met by: • Encourag<strong>in</strong>g and extend<strong>in</strong>g<br />

research <strong>in</strong> the field of pharmacovigilance • Promot<strong>in</strong>g a<br />

regular exchange of <strong>in</strong>formation bear<strong>in</strong>g on Pharmacovigilance by<br />

means of meet<strong>in</strong>gs, symposia, workshops, and bullet<strong>in</strong>s, and specifically<br />

organis<strong>in</strong>g ISOP congresses, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g an Annual Meet<strong>in</strong>g •<br />

Encourag<strong>in</strong>g pharmacovigilance education at all levels. Cooperat<strong>in</strong>g<br />

with other organizations and societies concerned with pharmacovigilance<br />

• Publish<strong>in</strong>g scientific and other relevant aspects of<br />

Pharmacovigilance • Engag<strong>in</strong>g <strong>in</strong> other activities which are pert<strong>in</strong>ent<br />

to pharmacovigilance • Seek<strong>in</strong>g funds, and award<strong>in</strong>g grants,<br />

fellowships, subventions and other contracts to promote pharmacovigilance.<br />

• ISoP should provide an authoritative view of the cl<strong>in</strong>ical<br />

application of pharmacoepidemiological results. The International<br />

Society for Pharmacoepidemiology (ISPE) is an <strong>in</strong>ternational<br />

organization dedicated to advanc<strong>in</strong>g the health of the public by<br />

provid<strong>in</strong>g a forum for the open exchange of scientific <strong>in</strong>formation<br />

and for the development of policy; education; and advocacy for the<br />

field of pharmacoepidemiology, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g pharmacovigilance, drug<br />

utilization research, and therapeutic risk management. The Drug<br />

Information Association (DIA) is a professional association of more<br />

than 18,000 members worldwide who are <strong>in</strong>volved <strong>in</strong> the discovery,<br />

development, regulation, safety surveillance, or market<strong>in</strong>g of pharmaceuticals<br />

or related products. DIA is committed to the broad<br />

dissem<strong>in</strong>ation of <strong>in</strong>formation among its members, with cont<strong>in</strong>uously<br />

improved professional practice as the goal.<br />

002<br />

Bedeutung des ENCEPP<br />

Prija Bahri (London)


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

003<br />

Arzneimittelsicherheit <strong>in</strong> den USA<br />

Christoph U. Correll (The Zucker Hillside Hospital, Psychiatry Research,<br />

Glen Oaks, NY, USA)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Arneimittelsicherheit ist e<strong>in</strong> ganz wesentliches Gebiet<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychopharmakologie. Die<br />

E<strong>in</strong>schaetzung von Risiken und Nutzen von Psychopharmaka und<br />

die regulatorischen Richtl<strong>in</strong>ien unterscheiden sich <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Laen<strong>der</strong>n.<br />

Methode: Exemplarische Darstellung <strong>der</strong> Untersuchung, E<strong>in</strong>schaetzung,<br />

Prozesse, Regeln und Entscheidungen zur Medikamentensicherheit<br />

<strong>in</strong> den USA am Beispiel <strong>der</strong> Zulassungsverfahren h<strong>in</strong>sichtlich<br />

atypischer Antipsychotika fuer K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

und fuer unipolare Depression und generalisierte Angsterkrankung<br />

bei Erwachsenen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Food and Drug Asssociation (FDA)<br />

hat 2006 und 2007 Risperidon und Aripiprazol fuer Schizophrenie<br />

<strong>in</strong> Jugendlichen (13 – 17 Jahre alt) und Bipolare Erkrankung <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen (10 – 17 Jahre alt) zugelassen. Die Altersgrenzen<br />

wurden durch Expertengremien bestimmt und Stu dien<br />

wurden durch e<strong>in</strong>e 6-monatige Patentextension motiviert, die zusaetzlich<br />

zu 3 – 6 woechige Akutstudien auch e<strong>in</strong>e 6-monatige Arzneimittelsicherheitsstudie<br />

<strong>in</strong> m<strong>in</strong>destens 100 Patienten verlangte.<br />

Fuer die Zulassung von Olanzap<strong>in</strong>, Quetiap<strong>in</strong> und Ziprasidon im<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>s- und Jugendalter hatten die Pharmafirmen sich allerd<strong>in</strong>gs<br />

oefffentlich e<strong>in</strong>em Expertengremium, dass die FDA beraet, zu<br />

stellen. Dies war bei klar signifikanten Effektivitaetsdaten <strong>in</strong> plazebokontrollierten<br />

Studien hauptsaechlich durch Fragen <strong>der</strong> Arzneimittelsicherheit<br />

bed<strong>in</strong>gt. Der gleiche Fall besteht fuer die Zulassungsverfahren<br />

bezueglich Quetiap<strong>in</strong> im Bereich <strong>der</strong> unipolaren<br />

Depression und generalisierten Angsterkrankung. Auch hier bee<strong>in</strong>flust<br />

dieNutzen-Risiko Abwaegung kritisch die Bewertung <strong>der</strong><br />

Indikationsfaehigkeit und -stellung. Dies ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e spannend,<br />

da es sich bei Quetiap<strong>in</strong> um die Ausweitung <strong>der</strong> Indikation<br />

e<strong>in</strong>es bekannten Medikaments handelt, das Nebenwirkungen aufweist,<br />

welche bei <strong>der</strong> Neuentwicklung e<strong>in</strong>es Medikamentes fuer<br />

nichtpsychotische Indikationsgebiete an<strong>der</strong>s bewertet worden waere.<br />

Aehnlichkeiten und Unterschiede im Vergleich zur europaeischen<br />

Positionsnahme werden zusaetzlich diskutiert. Diskussion:<br />

Arzneimittelsicherheit ist e<strong>in</strong> wesentliches Element <strong>der</strong> Medikamentenentwicklung<br />

und -testung sowohl vor als auch nach <strong>der</strong><br />

regulatorischen Zulassung und Indikationsstellung. Unterschiede<br />

bestehen h<strong>in</strong>sichtlich Anfor<strong>der</strong>ungen, Messungs- und Dokumentationsmethoden<br />

sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewertung vorhandenener und noch<br />

zu erbr<strong>in</strong>genden Daten <strong>in</strong> verschiedenen Laen<strong>der</strong>n. Diese regulatorischen<br />

Eigenheiten koennen sich auch wechselseitig bee<strong>in</strong>flussen.<br />

004<br />

Arzneimittelsicherheit <strong>in</strong> Deutschland<br />

Renate Grohmann (LMU München, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie Inst. Arzneimittelsicherheit)<br />

A. Konstant<strong>in</strong>idis, A. Horvath, E. Rüther<br />

E<strong>in</strong>leitung: In Deutschland werden unerwünschte Arzneimittelwirkungen<br />

(UAW) von <strong>der</strong> Arzneimittelkommission <strong>der</strong> deutschen<br />

Ärzteschaft (AkdÄ), dem Bundes<strong>in</strong>stitut für Arzneimittel und<br />

Mediz<strong>in</strong>produkte (BfArM) sowie e<strong>in</strong>igen Spezialsystemen, z. B. für<br />

Hauterkrankungen, erfasst. Im Bereich <strong>der</strong> Psychiatrie gibt es mit<br />

dem AMSP-Projekt für Arzneimittelsicherheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

seit 1993 e<strong>in</strong> Programm zur systematischen Erfassung und Analyse<br />

schwerer UAW bei stationären psychiatrischen Patienten, das hier<br />

genauer vorgestellt wird.<br />

Methode: An <strong>der</strong>zeit etwa 35 Kl<strong>in</strong>iken <strong>in</strong> Deutschland sowie weiteren<br />

20 Kl<strong>in</strong>iken <strong>in</strong> Österreich und <strong>der</strong> Schweiz werden schwere<br />

UAW (nach projekteigener Def<strong>in</strong>ition) durch regelmäßige Befragung<br />

<strong>der</strong> behandelnden Ärzte erfasst. Die endgültige Falldokumen-<br />

tation erfolgt nach genauer Diskussion <strong>in</strong> Fallkonferenzen und<br />

Prüfung <strong>der</strong> Fälle <strong>in</strong> mehreren Schritten. Stichtagserhebungen zur<br />

verordneten Medikation <strong>in</strong> den teilnehmenden Kl<strong>in</strong>iken <strong>in</strong>sgesamt<br />

erlauben e<strong>in</strong>e Abschätzung <strong>der</strong> Anwendungshäufigkeit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Psychopharmakagruppen und E<strong>in</strong>zelsubstanzen für die Berechung<br />

relativer Häufigkeiten von UAW.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bis Ende 2008 wurden <strong>in</strong>sgesamt etwa<br />

300.00 Patienten überwacht; dabei wurden 4605 Fälle schwerer<br />

UAW (UAW-Rate 1,53 %) dokumentiert. Antipsychotika waren am<br />

häufigsten beteiligt (<strong>in</strong> 63,2 % aller UAW-Fälle), gefolgt von Antidepressiva<br />

(31,7 %) und Antikonvulsiva (12,3 %). In knapp <strong>der</strong> Hälfte<br />

aller UAW-Fälle (46 %) wurden Komb<strong>in</strong>ationen mehrerer Wirkstoffe<br />

angeschuldigt. Leberwerterhöhung, allergisches Exanthem,<br />

Gewichtszunahme und Delir waren die häufigsten UAW (8,5 –<br />

6,1 % aller Fälle), gefolgt von Grand-Mal-Anfällen, Ödemen, Galaktorrhoe,<br />

Kollaps, Hyponatriämie und Park<strong>in</strong>sonoid (3,8 – 3,0 %).<br />

E<strong>in</strong> tödlicher Ausgang wurde <strong>in</strong> 96 Fälle beobachtet, <strong>in</strong> den meisten<br />

dieser Fälle wurde <strong>der</strong> Zusammenhang zur Medikation aber nur als<br />

„möglich“ beurteilt. Für die verschiedenen E<strong>in</strong>zelsubstanzen, z. B.<br />

bei den neueren Antipsychotika, ergeben sich deutlich unterschiedliche<br />

UAW-Profile. Die Bedeutung des AMSP-Systems für die Arzneimittelsicherheit<br />

<strong>in</strong> Deutschland wird anhand <strong>der</strong> exemplarisch<br />

dargestellten Ergebnisse diskutiert.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-043 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Pharmakotherapie 3<br />

Vorsitz: R. Rupprecht (München)<br />

001<br />

Die psychopharmakologische Therapie von Menschen mit geistiger<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung – E<strong>in</strong> Vergleich <strong>der</strong> Jahre 1991 und 2005.<br />

Claudia Engel (Rostock)<br />

E. Szrama, F. Häßler<br />

E<strong>in</strong>leitung: Menschen mit e<strong>in</strong>er geistigen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung weisen e<strong>in</strong>e<br />

erhöhte Vulnerabilität gegenüber allen psychischen Störungen und<br />

vielen somatischen <strong>Erkrankungen</strong> auf. Durch weitere Phänomene<br />

wie un<strong>der</strong>report<strong>in</strong>g und overshadow<strong>in</strong>g ergeben sich beson<strong>der</strong>e<br />

diagnostische und therapeutische Herausfor<strong>der</strong>ungen. Zur psychopharmakologischen<br />

Langzeitversorgung bei Menschen mit geistiger<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung liegen nur wenige Daten vor. Ziel dieser Untersuchung<br />

war die Analyse <strong>der</strong> Psychopharmakotherapie über e<strong>in</strong>en<br />

Zeitraum von 15 Jahren.<br />

Methode: Die Untersuchung stützt sich auf e<strong>in</strong>e Stichprobe aller<br />

Bewohner e<strong>in</strong>er überregionalen Heime<strong>in</strong>richtung im nördlichen<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz. Für das Jahr 1991 wurden 291 Datensätze und für<br />

das Jahr 2005 288 Datensätze analysiert. 220 Bewohner lebten sowohl<br />

1991 als auch 2005 <strong>in</strong> dieser E<strong>in</strong>richtung. In <strong>der</strong> Gesamtstichprobe<br />

waren 42 % <strong>der</strong> Probanden mäßig, 7 % leicht, 17 % schwer<br />

und 9 % schwerst geistig beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t sowie 5 % lernbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>t.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Zahl <strong>der</strong> diagnostizierten psychiatrischen<br />

Störungen hatte 2005 im Vergleich zu 1991 zugenommen.<br />

Am häufigsten fanden sich schizophreniforme Störungen, rezidivierende<br />

psychomotorische Erregungszustände und depressive<br />

Störungen. Korrelierend dazu hat die Häufigkeit <strong>der</strong> Verordnung<br />

<strong>der</strong> Neuroleptika und Antidepressiva zugenommen. 2005 wurden<br />

signifikant mehr atypische Neuroleptika und mo<strong>der</strong>ne Antidepressiva<br />

(SSRI’s) verordnet. E<strong>in</strong> signifikanter Zusammenhang ergab<br />

sich bezüglich des Auftretens von Verhaltensstörungen und e<strong>in</strong>er<br />

neuroleptischen Behandlung. 1991 erhielten 9 % und 2005 11 % <strong>der</strong><br />

371


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

Bewohner mit erheblichen Verhaltensstörungen Neuroleptika.<br />

Atypische und typische Neuroleptika unterschieden sich nicht signifikant<br />

<strong>in</strong> ihrem Nebenwirkungsprofil. 1991 wurden ca. 19 % <strong>der</strong><br />

Patienten mit e<strong>in</strong>er depressiven Störung antidepressiv behandelt.<br />

2005 stieg <strong>der</strong> Anteil auf 31 % an. Bei <strong>der</strong> Anwendung von SSRI‘s ist<br />

im Vergleich zu trizyklischen Antidepressiva die Anzahl <strong>der</strong> Nebenwirkungen<br />

pro Patient hochgradig signifikant verr<strong>in</strong>gert. Die<br />

vorliegende Untersuchung ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wenigen, die e<strong>in</strong>en Überblick<br />

über den Langzeitverlauf psychischer Störungen und psychischer<br />

Vulnerabilität bei Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung, <strong>der</strong>en<br />

Psychopharmakotherapie, die Effizienz und die Nebenwirkungen<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Medikamente gibt. Die Ergebnisse unterstützen<br />

die For<strong>der</strong>ung, dass behandelnde Ärzte sowohl die neusten psychopharmakologischen<br />

Entwicklungen bei <strong>der</strong> Behandlung von Menschen<br />

mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung berücksichtigen sollten als auch<br />

kritisch die Indikation für e<strong>in</strong>e Psychopharmakotherapie im Verlauf<br />

überprüfen müssen.<br />

002<br />

Drug <strong>in</strong>teractions programs: cl<strong>in</strong>ician’s needs and program’s<br />

realities<br />

Evel<strong>in</strong>e Jaquenoud Sirot (Kl<strong>in</strong>ik Königsfelden, mediQ Psychiatrische<br />

Dienste Aargau, Brugg, Schweiz)<br />

Introduction: Electronic programs to aid the physician with prescrib<br />

<strong>in</strong>g drugs can be valuable tools for the safety of patients and<br />

may become part of the quality assurance <strong>in</strong> medical practice. Drug<br />

<strong>in</strong>teractions programs give risk estimations of drug comb<strong>in</strong>ations,<br />

which dependent on the factors consi<strong>der</strong>ed – also patient characteristics<br />

– will be more or less accurate. Many cl<strong>in</strong>icians wish a precise<br />

risk prediction of a drug comb<strong>in</strong>ation therapy, this not only for the<br />

comb<strong>in</strong>ation of 2 but also for many drugs. The program should also<br />

take <strong>in</strong>to account patient factors such as renal or hepatic <strong>in</strong>sufficiencies,<br />

age, gen<strong>der</strong>, illnesses, pharmacogenetic polymorphisms,<br />

diet, and lifestyle.<br />

Method: 5 <strong>in</strong>ternet based programs with referenced <strong>in</strong>formation<br />

have been analysed: Drug Reax from www.micromedex.com, genelex<br />

from www.GeneMedRx.com, pharmavista from www.pharmavista.net,<br />

mediQ from www.mediQ.ch, and PSIAC from www.<br />

psiac.de. The follow<strong>in</strong>g criteria were exam<strong>in</strong>ed: • pharmacok<strong>in</strong>etic<br />

<strong>in</strong>formation • pharmacodynamic <strong>in</strong>formation • <strong>in</strong>formation on<br />

side effects • pharmacogenetic data • data on age, gen<strong>der</strong>, comorbidity<br />

effects • data on diet/lifestyle effects • recommendation to the<br />

cl<strong>in</strong>ician • risk estimation without cl<strong>in</strong>ical data • risk estimation for<br />

drug comb<strong>in</strong>ations of more than 2 drugs<br />

Diskussion / Ergebnisse: Internet based drug <strong>in</strong>teraction programs<br />

are easily accessible and precious <strong>in</strong> help<strong>in</strong>g the cl<strong>in</strong>ician to estimate<br />

the risk of drug comb<strong>in</strong>ation therapies. However, the complexity<br />

of the <strong>in</strong>terplay between (multiple) drugs and the patient variables<br />

represent a seem<strong>in</strong>gly <strong>in</strong>surmountable challenge at least as per<br />

today. One can imag<strong>in</strong>e that new mathematical models to comb<strong>in</strong>e<br />

all these variables will make a more precise outcome prediction one<br />

day possible. The cl<strong>in</strong>ician has to be aware of the advantages but<br />

also of the shortcom<strong>in</strong>gs of today‘s drug <strong>in</strong>ter action programs.<br />

003<br />

Konsequentes Therapeutisches Drug Monitor<strong>in</strong>g <strong>der</strong> antidepressiven<br />

Pharmakotherapie im kl<strong>in</strong>ischen Alltag – e<strong>in</strong>e Anwendungsbeobachtung<br />

Claus Münster (Kl<strong>in</strong>ikum Regensburg, Kl<strong>in</strong>ische Pharmakologie Psychiatrie)<br />

A. Ha<strong>der</strong>, D. Melchner, S. Beck, T. Jahner, E. Haen<br />

E<strong>in</strong>leitung: Therapeutisches Drug Monitor<strong>in</strong>g ist heute e<strong>in</strong> wichtiger<br />

Bestandteil <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pharmakotherapie psychiatrischer <strong>Erkrankungen</strong>.<br />

Die Messung von Serumkonzentrationen psychiatrischer<br />

Medikamente mit anschließen<strong>der</strong> kl<strong>in</strong>isch-pharmakologischer Be-<br />

372<br />

fundung ermöglicht es im stationären Alltag Therapieentscheidungen<br />

zu treffen, u.a. h<strong>in</strong>sichtlich Dosisanpassung, Patienten-Compliance<br />

und Wechselwirkungen mit <strong>der</strong> Komedikation. Hierbei<br />

werden die gemessenen Werte nicht nur auf e<strong>in</strong>en therapeutischen<br />

Referenzbereich, son<strong>der</strong>n auch auf e<strong>in</strong>en dosis-bezogenen Referenzbereich<br />

bezogen.<br />

Methode: E<strong>in</strong> Forschungsprojekt <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ischen Pharmakologie /<br />

Psychopharmakologie am Bezirkskl<strong>in</strong>ikum <strong>der</strong> Universität Regensburg<br />

korreliert wöchentliche Serumkonzentrationsmessungen <strong>der</strong><br />

antidepressiven Medikation mit dem kl<strong>in</strong>ischen Verlauf, <strong>der</strong> ebenso<br />

im Wochenabstand anhand e<strong>in</strong>es strukturierten Patienten<strong>in</strong>terviews<br />

nach Montgomery und Åsberg (MADRS-Bogen) erfasst<br />

wird. Die bislang erhobenen Daten umfassen e<strong>in</strong> Kollektiv von je<br />

25 Patienten, die entwe<strong>der</strong> mit dem Wirkstoff Amitriptyl<strong>in</strong> o<strong>der</strong><br />

mit dem Wirkstoff Escitalopram behandelt werden. Die gemessenen<br />

Wirkstoffkonzentrationen werden mit dem im zeitlichen Abstand<br />

von zwei Wochen erhobenen MADRS-Bogen <strong>in</strong> Beziehung<br />

gesetzt, um den verzögerten Wirke<strong>in</strong>tritt <strong>der</strong> Antidepressiva zu berücksichtigen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Aus den Daten ergibt sich e<strong>in</strong> auf den ersten<br />

Blick völlig heterogenes Bild: Der stationäre Aufenthalt <strong>der</strong><br />

Patienten variiert zwischen 1 und 18 Wochen. Sowohl <strong>der</strong> MADRS-<br />

Score als auch die gemessenen Konzentrationen schwanken im<br />

Verlauf stark und folgen nicht immer e<strong>in</strong>em geradl<strong>in</strong>igen Trend.<br />

Insgesamt ist anhand <strong>der</strong> MADRS-Bögen bei 60 % <strong>der</strong> Patienten<br />

e<strong>in</strong>e kl<strong>in</strong>ische Besserung zu erkennen. Bei 40 % <strong>der</strong> Patienten korrelieren<br />

höhere Serumkonzentrationen mit niedrigeren Werten im<br />

MADRS-Score (entspricht e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>ischen Besserung). Bei den<br />

übrigen 60 % <strong>der</strong> Patienten schwankt <strong>der</strong> MADRS-Score <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Bereich von 0 – 47 Punkten, ohne dass e<strong>in</strong>e offensichtliche Korrelation<br />

zu den gemessenen Konzentrationen erkennbar ist.<br />

004<br />

Evaluierung von vier Arzneimittel-Interaktions-Programmen für<br />

die Psychopharmakotherapie<br />

Anna Vieth (Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

C. Knoth<br />

E<strong>in</strong>leitung: Arzneimittelwechselwirkungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> relevanter Verursacher<br />

von Krankenhausaufnahmen und Behandlungsfehlern.<br />

Wechselwirkungsprogramme s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e zunehmend nützliche Hilfe<br />

um zu beurteilen, ob Komb<strong>in</strong>ationen s<strong>in</strong>nvoll o<strong>der</strong> gefährlich s<strong>in</strong>d.<br />

Die Qualität und Brauchbarkeit <strong>der</strong> Interaktionsprogramme ist<br />

bisher nicht evaluiert worden. Ziel dieser Untersuchung war es,<br />

deutschsprachige Interaktions-Programme bezüglich Vollständigkeit<br />

und Richtigkeit <strong>der</strong> Angaben und Brauchbarkeit <strong>der</strong> Informationen<br />

für die Psychopharmakotherapie zu evaluieren.<br />

Methode: Analysiert wurden zwei Onl<strong>in</strong>e-basierte Programme,<br />

PsiacOnl<strong>in</strong>e (www.psiac.de) und MediQ (www.MediQ.ch) und<br />

zwei auf CD verfügbare Programme, ifap <strong>in</strong>dex(R) und arzneitelegramm<br />

/ Wechselwirkungen. Die Programme wurden überprüft,<br />

<strong>in</strong>dem Literatur basiert 30 unkritische und 40 kritische Arzneimittel-Interaktionspaare<br />

<strong>in</strong> die Interaktionsprogramme e<strong>in</strong>gegeben<br />

wurden, um die Sensitivität zu bestimmen. Weiter wurde untersucht,<br />

ob <strong>der</strong> Wirkmechanismus korrekt beschrieben wurde, ob<br />

Literaturangaben vorlagen und ob Empfehlungen bezüglich des<br />

kl<strong>in</strong>ischen Alltags gegeben wurden. Beurteilt wurde auch, ob die<br />

Gesamt<strong>in</strong>formation des Programms bezogen auf das jeweilige<br />

Wirkstoff-Wirkstoff-Interaktionspaar für den Anwen<strong>der</strong> kl<strong>in</strong>isch<br />

hilfreich war.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nach dieser Analyse schnitten bei den<br />

nach Literatur kritischen Interaktionspaaren PsiacOnl<strong>in</strong>e und ifap<br />

am besten h<strong>in</strong>sichtlich Sensitivität (90 und 85 %) ab. Empfehlungen<br />

wurden bei ifap <strong>in</strong> 91 %, bei PsiacOnl<strong>in</strong>e <strong>in</strong> 85 %, bei MediQ <strong>in</strong> 50 %<br />

und im Arzneitelegramm <strong>in</strong> 25 % <strong>der</strong> untersuchten Fälle korrekt


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

angegeben und zu 83 % (PsiacOnl<strong>in</strong>e), 40 % (MediQ), 75 % (ifap)<br />

und 23 % (arzneitelegramm) für den Anwen<strong>der</strong> als hilfreich bewertet.<br />

Von den als unkritisch bewerteten Interaktionspaaren wurden<br />

<strong>in</strong> ifap und im arzneitelegramm nur 10 bzw. 27 % beschrieben, bei<br />

den an<strong>der</strong>en Programmen lag die Trefferquote über 50 %. Nach dieser<br />

erstmalig vorgenommenen Evaluierung von Interaktionsprogrammen<br />

schnitt PsiacOnl<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt am besten ab. Alle Interaktions-Programme<br />

s<strong>in</strong>d jedoch <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e h<strong>in</strong>sichtlich ihrer<br />

Sensitivität verbesserungsbedürftig.<br />

005<br />

Does Tourette‘s Syndrome prevent from Tardive Dysk<strong>in</strong>esia?<br />

Stefanie Bokemeyer (MHH, Psychiatrie, Hannover)<br />

D. Schäfer, C. Wenzel, K. Müller-Vahl<br />

Introduction: Even though patients with Tourette‘s Syndrome (TS)<br />

are often treated with neuroleptic drugs (NL), only a limited number<br />

of case studies reports about the <strong>in</strong>cidence of tardive dysk<strong>in</strong>esia<br />

(TD). This study was <strong>in</strong>itiated to <strong>in</strong>vestigate the annualized TD <strong>in</strong>cidence<br />

<strong>in</strong> a large TS group.<br />

Method: We reviewed the records of 904 outpatients (male=713,<br />

78.9 %; female=191, 21.1 %, mean age 20,37; SD 12,7) attend<strong>in</strong>g our<br />

department between 1988 and 2009. S<strong>in</strong>ce <strong>in</strong> all patients standardly<br />

both a complete neurological exam<strong>in</strong>ation was performed and a<br />

detailed medical history <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g all past and present <strong>in</strong>voluntary<br />

movements was taken by one of the authors (KMV) who is experienced<br />

<strong>in</strong> the diagnosis of TS and TD, it is unlikely that the <strong>in</strong>cidence<br />

of TD was overlooked.<br />

Discussion / Results: 61 (6.7 %) patients had taken typical, 176<br />

(19.5 %) atypical NL for at least one year. None of them devel oped<br />

TD. Compared to the annualized TD rate for atypical (3.9 %,<br />

p=0.001) and typical (5.5 %, p= 0.034) NL <strong>in</strong> an adult general psychiatric<br />

population, differences were significant. Conclusion: This<br />

is the first study demonstrat<strong>in</strong>g that <strong>in</strong> TS the TD risk is extremely<br />

low and fear of TD should not prevent from neuroleptic treatment<br />

if necessary.<br />

006<br />

Flexibles und patientenadaptiertes Dosierungsschema mit Pregabal<strong>in</strong><br />

bei Patienten mit generalisierten Angststörungen<br />

Matthias Brasser (Pfizer Pharma GmbH, Medical Affairs, Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Pregabal<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> alpha2-delta-Ligand an spannungsabhängigen<br />

Kalziumkanälen, ist unter an<strong>der</strong>em zur Behandlung von<br />

Patienten mit Generalisierten Angststörungen (GAS) <strong>in</strong>diziert.<br />

Methode: Wir untersuchten die Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Dosierung,<br />

sowie die Therapieergebnisse bei unterschiedlichen Patientenpopulationen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er offenen Beobachtungsstudie mit 578 erwachsenen,<br />

ambulanten Patienten mit GAS, die von Psychiatern<br />

und Nervenärzten <strong>in</strong> Deutschland (n=331) e<strong>in</strong>geschlossen und<br />

über 4 Wochen behandelt wurden. Der GAS-Schweregrad wurde<br />

zu Beg<strong>in</strong>n, nach e<strong>in</strong>er Woche und am Ende mit <strong>der</strong> Hospital Anxiety<br />

and Depression Scale (HADS-A) sowie täglich mit e<strong>in</strong>er 100<br />

mm visuellen Analogskala (VAS Angst) dokumentiert, das Ansprechen<br />

auf die Therapie (def<strong>in</strong>iert als Verbesserung) am Studienende<br />

mit <strong>der</strong> Patient Global Impression of Change (PGIC) Skala.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die meisten Patienten erhielten Pregabal<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Startdosis von 150 mg / d (n = 285; 49 %), die häufigsten<br />

Schlussdosierungen waren 150 mg (n = 228; 39 %) und 300 mg (n =<br />

187; 32 %). Der häufigste Dosierungspfad war <strong>in</strong>itial 150 mg, erhöht<br />

auf 300 mg (n = 123; 21 %). Jüngere (


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

wohl für Naltrexon <strong>in</strong> mehreren Studien e<strong>in</strong>e Überlegenheit gegenüber<br />

Placebo gezeigt werden konnte, ist die Wirkung als mo<strong>der</strong>at<br />

e<strong>in</strong>zustufen. Nun gilt es zu überprüfen, ob durch therapeutisches<br />

Drug Monitor<strong>in</strong>g die Effizienz dieser Wirkung gesteigert werden<br />

kann. Ziel dieser Studie war es, den Zusammenhang zwischen <strong>der</strong><br />

Summe <strong>der</strong> Plasmakonzentrationen von Naltrexon und se<strong>in</strong>em aktiven<br />

Metaboliten 6β-Naltrexol und kl<strong>in</strong>ischen Effekten während<br />

<strong>der</strong> Naltrexon-Behandlung zu untersuchen.<br />

Methode: E<strong>in</strong>e Hochleistungsflüssigkeitschromatographie-Methode<br />

mit Säulenschaltung und UV-Detektion (ultra violett) wurde zur<br />

Bestimmung von Naltrexon und 6β-Naltrexol <strong>in</strong> unter Steady-State<br />

Bed<strong>in</strong>gungen gesammelten Plasma-Proben entwickelt und validiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Plasmakonzentrationen unterliegen<br />

e<strong>in</strong>er hohen <strong>in</strong>ter<strong>in</strong>dividuellen Variabilität. Die Plasmaspiegelsumme<br />

von Naltrexon und 6β-Naltrexol zeigt ke<strong>in</strong>en signifikanten<br />

Zusammenhang mit <strong>der</strong> Tagesdosis, jedoch mit <strong>der</strong> prozentualen<br />

Reduktion des Alkoholverlangens. Die Receiver operat<strong>in</strong>g characteristics<br />

(ROC) Analyse zeigt e<strong>in</strong>e signifikant (p = 0.043) höhere<br />

Reduktion des Alkoholverlangens, <strong>in</strong>sofern die Plasmaspiegelsumme<br />

über 16 ng / ml liegt. Die Befunde zeigen e<strong>in</strong>en Zusammenhang<br />

zwischen <strong>der</strong> M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des Alkoholverlangens und steigenden<br />

Plasmaspiegeln von Naltrexon plus Naltrexol. Dies spricht dafür,<br />

dass die Messung <strong>der</strong> Plasmakonzentrationen für die E<strong>in</strong>stellung<br />

von Patienten mit Alkoholabhängigkeit auf Naltrexon nützlich se<strong>in</strong><br />

könnte. S<strong>in</strong>nvoll sche<strong>in</strong>t es demnach, dass die Patienten auf Plasmakonzentrationen<br />

über 16 ng / ml e<strong>in</strong>gestellt werden sollten.<br />

009<br />

Individualisierung <strong>der</strong> Suchtbehandlung unter Berücksichtigung<br />

von Behandlungsziel und Schwere <strong>der</strong> Alkoholabhängigkeit<br />

Helmut Nakovics (ZI für Seelische Gesundheit, Kl<strong>in</strong>ik für Abhäng.<br />

Verhalten und Suchtmedez<strong>in</strong>, Mannheim)<br />

T. Leménager, K. Mann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach e<strong>in</strong>er Individualisierung<br />

<strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Alkoholabhängigkeit wurde <strong>der</strong><br />

Frage nachgegangen, ob <strong>der</strong> Erfolg <strong>der</strong> medikamentösen Suchtbehandlung<br />

vom <strong>in</strong>dividuellen Behandlungsziel und <strong>der</strong> Schwere<br />

<strong>der</strong> Alkoholabhängigkeit abhängt. Zu Hypothesen und Design <strong>der</strong><br />

PREDICT-Studie siehe Mann et al. 2009.<br />

Methode: Die Untersuchungsstichprobe umfasst N=426 (23 %<br />

weiblich) alkoholabhängige Patienten / <strong>in</strong>nen (nach DSM IV) nach<br />

<strong>der</strong> Entgiftung mit e<strong>in</strong>em Durchschnittsalter von 46,2 ± 8,7 (20 bis<br />

65) Jahren. Alle Patienten erhielten randomisiert 3 Monate Acamprosat,<br />

Naltrexon o<strong>der</strong> Placebo und e<strong>in</strong>e kurze psychologische Intervention<br />

von 6 Monaten. Danach folgte e<strong>in</strong> 1-jähriges Follow-Up.<br />

Zur Erfassung des Behandlungsziels (BZ) diente e<strong>in</strong>e hierzu entwickelte<br />

Skala (Nakovics, Diehl, Geiselhard, Mann, 2004), die abgestuft<br />

von „völlige Abst<strong>in</strong>enz“ über „gelegentlicher Konsum“ bis<br />

h<strong>in</strong> zu „regelmäßiger Konsum, aber <strong>in</strong> kontrollierter Menge“ reicht.<br />

Die Schwere <strong>der</strong> Alkoholabhängigkeit wurde über die Alcohol Dependence<br />

Scale (ADS; Horn et al., 1984; dt. Fassung: Ackermann et<br />

al., 1999) erfasst und über Mediansplit 2 Gruppen gebildet (schwer<br />

vs. nicht schwer abhängig). Als Outcome-Parameter diente die Zeit<br />

bis zum ersten schweren Rückfall. BZ und ADS wurden zur Basel<strong>in</strong>e<br />

erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigte sich e<strong>in</strong> statistisch signifikanter<br />

Unterschied zwischen den BZ-Gruppen im Outcome i. w. <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

mit <strong>der</strong> abgestuften Skala, <strong>der</strong> Stufenreihenfolge <strong>der</strong><br />

Skala. Die Patienten mit dem Ziel <strong>der</strong> (völligen) Abst<strong>in</strong>enz zeigten<br />

e<strong>in</strong>e sign. längere Zeit bis zum ersten schweren Rückfall. H<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Schwere <strong>der</strong> Alkoholabhängigkeit zeigte sich e<strong>in</strong>e signifikante<br />

Interaktion zwischen <strong>der</strong> Schwere <strong>der</strong> Alkoholabhängigkeit<br />

und <strong>der</strong> Medikation: Der Outcome unter Naltrexon erwies sich als<br />

abhängig von <strong>der</strong> Schwere <strong>der</strong> Alkoholabhängigkeit, während sich<br />

374<br />

e<strong>in</strong>e solche unter Acamprosat nicht zeigte. Unter Naltrexon erlitten<br />

die schwerabhängigen im Vergleich mit den nicht schwerabhängigen<br />

Patienten früher e<strong>in</strong>en Rückfall. Es ersche<strong>in</strong>t daher angebracht<br />

<strong>in</strong> Studien zur Wirksamkeit medikamentöser Suchtbehandlung<br />

und ggf. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Applikation das Behandlungsziel des Patienten und<br />

die Schwere <strong>der</strong> Abhängigkeit zu berücksichtigen.<br />

010<br />

E<strong>in</strong>fluss von Tolcapon auf Park<strong>in</strong>so-assoziierte Schlafstörungen<br />

Kirsten Hahn (Kl<strong>in</strong>iken Beelitz GmbH, Neurologisches Fachkrankenhaus,<br />

Beelitz-Heilstätten)<br />

G. Ebersbach, M. Lorra<strong>in</strong>, A. Storch<br />

E<strong>in</strong>leitung: Tolcapon wird als COMT-Hemmer bei Patienten mit<br />

fortgeschrittenem Morbus Park<strong>in</strong>son e<strong>in</strong>gesetzt. Die Halbwertzeit<br />

von L-Dopa wird durch die zusätzliche Gabe von Tolcapon um<br />

durchschnittlich 80 % verlängert1. Ziel dieser multizentrischen,<br />

nicht-<strong>in</strong>terventionellen Beobachtungsstudie war es, den E<strong>in</strong>fluss<br />

von Tolcapon auf Park<strong>in</strong>son-assoziierte Schlafstörungen unter Praxisbed<strong>in</strong>gungen<br />

zu untersuchen.<br />

Methode: Im Zeitraum Juli 2008 bis Februar 2009 wurden 61 Patienten<br />

mit fortgeschrittenem idiopathischem Morbus Park<strong>in</strong>son,<br />

die mit e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en COMT-Hemmer mit unbefriedigen<strong>der</strong><br />

Wirkung und / o<strong>der</strong> Unverträglichkeit vorbehandelt wurden, <strong>in</strong> die<br />

Studie e<strong>in</strong>geschlossen. Vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Behandlung mit Tolcapon<br />

wurde die Schlafqualität mit dem standardisierten Schlaffragebogen<br />

für Park<strong>in</strong>son-<strong>Erkrankungen</strong> (PDSS) erfasst. Zusätzlich wurden<br />

Tagesmüdigkeit (Epworth Sleep<strong>in</strong>ess Scale), Verän<strong>der</strong>ungen<br />

motorischer Wirkfluktuationen (ON-OFF-Tagebuch), Aktivitäten<br />

des täglichen Lebens (UPDRS II) und Lebensqualität (EuroQol)<br />

untersucht.. Die Behandlungsdauer bis zur Abschlussuntersuchung<br />

betrug 4 Wochen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 22 Frauen und 39 Männer (medianes<br />

Alter: 69 Jahre) wurden <strong>in</strong> die Studie e<strong>in</strong>geschlossen. Die Schlafqualität<br />

(PDSS), verbesserte sich unter Behandlung mit Tolcapon signifikant<br />

von 21,6 ± 8,1 auf 16,3 ± 7,7 Punkte (p


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

Methode: Insgesamt wurden 108 Patienten (medianes Alter: 70 Jahre)<br />

aus 53 Zentren mit idiopathischem Park<strong>in</strong>son-Syndrom (IPS)<br />

ohne wesentliche Fluktuationen, die bereits mit e<strong>in</strong>em Cabergol<strong>in</strong>haltigen<br />

Präparat behandelt wurden, <strong>in</strong> die Studie e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Die Beurteilung <strong>der</strong> Wirksamkeit und Verträglichkeit erfolgte anhand<br />

<strong>der</strong> UPDRS2 und UPDRS4-Skalen vor und 4 Wochen nach<br />

Umstellung. Zudem wurden Wirksamkeit, Verträglichkeit und Patientenakzeptanz<br />

global durch Arzt und Patient beurteilt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Zeitraum Juni 2007 bis Juni 2008 wurden<br />

44 Frauen und 64 Männer mit IPS von e<strong>in</strong>em Cabergol<strong>in</strong>-haltigen<br />

Arzneimittel auf Cabergol<strong>in</strong>-CT Tabletten umgestellt. 26,8 %<br />

erhielten Cabergol<strong>in</strong>-CT als Monotherapie und 72,2 % im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ationstherapie. Bei 11 % <strong>der</strong> Patienten wurde die Umstellung<br />

auf das Generikum zu e<strong>in</strong>er Dosisanpassung genutzt. Die<br />

durchschnittliche Tagesdosis betrug 2 mg. Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Umstellung<br />

auf Cabergol<strong>in</strong>-CT Tabletten war die vorherrschende Symptomatik<br />

Ak<strong>in</strong>ese (68,5 %), Ruhetremor (65,7 %), Rigor (63,0 %)<br />

und Schlafstörungen (57,4 %). Die Wirksamkeit <strong>der</strong> Therapie mit<br />

Cabergol<strong>in</strong>-CT wurde für 88,9 % <strong>der</strong> Patienten als sehr gut o<strong>der</strong> gut<br />

beurteilt. Im Beobachtungsverlauf verbesserte sich <strong>der</strong> UPDRS2-<br />

Gesamtscore von 14,4 ± 8,4 auf 11,2 ± 8,2. Auch therapiebed<strong>in</strong>gte<br />

Komplikationen wie Dysk<strong>in</strong>esien und kl<strong>in</strong>ische Fluktuationen verbesserten<br />

sich (Reduktion des UPDRS4 von 4,2 ± 3,7 auf 3,2 ± 3,3).<br />

Nach Angaben <strong>der</strong> Ärzte wurde die Therapie mit Cabergol<strong>in</strong>-CT<br />

von 92,6 % <strong>der</strong> Patienten gut bis sehr gut akzeptiert. Fazit: Die generische<br />

Substitution mit Cabergol<strong>in</strong>-CT ist problemlos möglich und<br />

wurde bei <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Patienten aufgrund <strong>der</strong> guten Verträglichkeit<br />

und Wirksamkeit gut akzeptiert. Die Umstellung wurde<br />

vielfach für e<strong>in</strong>e Dosisanpassung genutzt, wodurch <strong>in</strong>sgesamt sogar<br />

e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> Therapie erzielt werden konnte.<br />

012<br />

Transporter-unabhängige Effekte von Atomoxet<strong>in</strong> auf maturierende<br />

Neurone <strong>in</strong> vitro<br />

Carol<strong>in</strong> Henes (Universität Ulm, Institut für Anatomie)<br />

U. Schaz, P. Udvardi, T. Böckers, J. M. Fegert, A. Ludolph<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der selektive Noradrenal<strong>in</strong>wie<strong>der</strong>aufnahmehemmer<br />

Atomoxet<strong>in</strong> wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Behandlung <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung<br />

(ADHS) e<strong>in</strong>gesetzt. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d we<strong>der</strong> die genauen Wirkmechanismen<br />

noch die Ätiologie <strong>der</strong> ADHS vollständig geklärt. Atomoxet<strong>in</strong><br />

hemmt die Wie<strong>der</strong>aufnahme von Noradrenal<strong>in</strong> <strong>in</strong>nerhalb<br />

von 30 m<strong>in</strong> nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>nahme. Die Wirkung zeigt sich allerd<strong>in</strong>gs<br />

erst nach Wochen. Deshalb sche<strong>in</strong>t die Inhibition des präsynaptischen<br />

Transporterprote<strong>in</strong>s, ebenso wie es für das strukturell sehr<br />

ähnliche Antidepressivum Fluoxet<strong>in</strong> postuliert wird, nicht <strong>der</strong> alle<strong>in</strong>ige<br />

Wirkmechanismus zu se<strong>in</strong>. Zunehmend wird diskutiert, ob<br />

und wie Psychopharmaka <strong>in</strong> die vielfältigen neuroplastischen und<br />

apoptotische Vorgänge <strong>der</strong> Hirnentwicklung e<strong>in</strong>greifen können. In<br />

dieser <strong>in</strong> vitro Studie wurde <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss von Atomoxet<strong>in</strong> auf Prozesse<br />

<strong>der</strong> neuronalen Zellentwicklung (Dendritenbildung und Synaptogenese)<br />

<strong>in</strong> unterschiedlichen Entwicklungsstadien primärer<br />

Neurone von Nagern untersucht.<br />

Methode: Embryonale corticale und hippocampale Zellen aus Ratte<br />

wurden nach unterschiedlicher Kulturdauer mit verschiedenen<br />

Konzentrationen von Atomoxet<strong>in</strong> behandelt. Die Viabilität wurde<br />

mittels <strong>der</strong> Aktivitätsbestimmung <strong>der</strong> mitochondrialen Dehydrogenase<br />

kolorimetrisch ermittelt. Immunzytochemisch wurde <strong>der</strong><br />

Effekt von Atomoxet<strong>in</strong> auf das Neuritenwachstum und die Synapsendichte<br />

sich entwickeln<strong>der</strong> neuronaler Zellen untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Viabilität wurde durch Atomoxet<strong>in</strong><br />

konzentrationsabhängig verr<strong>in</strong>gert. Dieser E<strong>in</strong>fluss sche<strong>in</strong>t auch<br />

vom Entwicklungsstand <strong>der</strong> neuronalen Zellen abzuhängen. Die<br />

Neuritenanzahl und die Synapsendichte war erst <strong>in</strong> Konzentrationen<br />

über 5 µM verr<strong>in</strong>gert. Diskussion: Atomoxet<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> kli-<br />

nisch relevanten Plasmakonzentrationen (bis 3µM) ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss<br />

auf die Zellzahl, die Neuritenbildung und die Synaptogenese maturieren<strong>der</strong><br />

corticaler und hippocampaler Neurone zu haben.<br />

013<br />

SWAP: The Safety and Tolerability of Switch<strong>in</strong>g from Donepezil<br />

Tablets to Rivastigm<strong>in</strong>e Trans<strong>der</strong>mal Patch <strong>in</strong> Alzheimer‘s Disease<br />

Gus Alva (ATP Cl<strong>in</strong>ical Resarch, Costa Mesa, USA)<br />

M. R. Farlow, C. Sadowsky, S. Brannan<br />

Introduction: Switch<strong>in</strong>g medications is common for many reasons,<br />

particularly safety / tolerability issues. The SWAP study (SWitch<br />

from Aricept to Patch) evaluates the safety / tolerability of two drug<br />

switch<strong>in</strong>g paradigms <strong>in</strong> AD: switch<strong>in</strong>g from donepezil to rivastigm<strong>in</strong>e<br />

patch immediately versus after a 7-day wash-out. This study<br />

also evaluates the safety / tolerability of riva stigm<strong>in</strong>e patch-memant<strong>in</strong>e<br />

therapy.<br />

Method: Hypothesis: Switch<strong>in</strong>g from donepezil to rivastigm<strong>in</strong>e<br />

patch is safe and tolerable with no statistical differences <strong>in</strong> adverse<br />

event rates between immediate switch and a 7-day wash-out.<br />

Methods: A 5-week, open-label study with a 20-week extension.<br />

Patients were randomized to an immediate switch from donepezil<br />

(5-10 mg / day) to 5 cm2 patch, or a switch follow<strong>in</strong>g 7-day withdrawal<br />

of donepezil. Patients enter<strong>in</strong>g the study on concomitant<br />

memant<strong>in</strong>e cont<strong>in</strong>ued treatment. Primary evaluations <strong>in</strong>cluded safety<br />

and tolerability.<br />

Discussion / Results: 262 AD patients were enrolled / 243 completed.<br />

Primary reason for discont<strong>in</strong>uation was AE and withdrawal<br />

of consent (both 2.7 %). Mean age was 78 years, with 58 % female<br />

and 87 % Caucasian. All received stable donepezil for approx. 6<br />

months, with 50 % on stable memant<strong>in</strong>e comb<strong>in</strong>ation treatment. In<br />

patients randomized to immediate switch the total AEs were 34<br />

(26 %) compared to delayed switch with 42 (33 %). Most common<br />

AEs <strong>in</strong> the immediate switch group were nausea (5 patients 3.8 %),<br />

decreased appetite (4 patients 2.3 %) and fatigue (3 patients 2.3 %).<br />

For those <strong>in</strong> the delayed switch group; constipation (5 patients<br />

3.9 %), agitation (4 patients 3.1 %) and confused state (3 patients<br />

2.4 %). All other AEs <strong>in</strong> both groups were random and transient<br />

(occurred <strong>in</strong>


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

44 % of the patients received no pharmacotherapy, 50 % were treated<br />

with oral ChEI (donepezil, galantam<strong>in</strong>e, rivastigm<strong>in</strong>e caps.,),<br />

6 % received memant<strong>in</strong>e, and 7 % other medication (<strong>in</strong>clud <strong>in</strong>g patients<br />

on double therapy). In 619 patients trans<strong>der</strong>mal treatment<br />

with rivastigm<strong>in</strong>e was <strong>in</strong>itiated. Insufficient efficacy, side effects,<br />

and lack of compliance were the prevalent reasons for a switch to<br />

TT. Patients with TT were monitored for 2 months (mean). Results<br />

on compliance, handl<strong>in</strong>g, patient satisfaction and caregiver satisfaction<br />

with the medication are presented <strong>in</strong> Figure 1. Physi cians<br />

rated the efficacy of the TT as good or excellent <strong>in</strong> 80 %, and ma<strong>in</strong>ta<strong>in</strong>ed<br />

TT <strong>in</strong> 88 % of the patients. The most frequent side- effects<br />

with TT were: nausea (2 %), vomit<strong>in</strong>g (0.5 %) and diarrhoea (0.8 %).<br />

Local sk<strong>in</strong> reactions (mostly erythema) were reported <strong>in</strong> 4.7 % of<br />

the patients, while 3.7 % of the patients discont<strong>in</strong>ued TT due to sk<strong>in</strong><br />

reactions. Conclusion: In comparison to oral AD therapy, trans<strong>der</strong>mal<br />

treatment with rivastigm<strong>in</strong>e substantially improved compliance,<br />

patient and caregiver satisfaction and showed an excellent<br />

tolerability profile.<br />

015<br />

Introduc<strong>in</strong>g a methodology to use ADL outcomes <strong>in</strong> the assessment<br />

of the cost-effectiveness of AD treatments: a case study<br />

us<strong>in</strong>g rivastigm<strong>in</strong>e patch<br />

Balazs Nagy (University of Sheffield, UK)<br />

A. Brennan, A. Brandtmüller, S. K. Thomas, M. Gallagher, S. D. Sullivan<br />

Introduction: Measures of activities of daily liv<strong>in</strong>g (ADL), as a<br />

functional assessment, may be a more accurate payer-relevant reflection<br />

of disease burden than cognitive assessments <strong>in</strong> Alzheimer’s<br />

disease. The objective of this study is to evaluate the usefulness of<br />

ADL <strong>in</strong>struments <strong>in</strong> cost-effectiveness modell<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Alzheimer’s<br />

disease.<br />

Method: A core economic model used MMSE scores from the IDE-<br />

AL trial, which demonstrated significant benefits for rivastigm<strong>in</strong>e<br />

patch over placebo. The model was adapted to <strong>in</strong>clude ADCS-ADL<br />

scores, with assumptions made on disease progression over a 5-year<br />

period. The cl<strong>in</strong>ical pathway was populated based on the results of<br />

the pivotal IDEAL trial, with 12-month follow-up data from patients<br />

who received rivastigm<strong>in</strong>e patch (n = 383) and 6-month<br />

follow-up data from patients who received placebo (n = 282). The<br />

progression of the disease was modelled beyond the study period of<br />

one year by def<strong>in</strong><strong>in</strong>g ADCS-ADL as a function of MMSE, and us<strong>in</strong>g<br />

published equations on disease progression to predict the natural<br />

decl<strong>in</strong>e of MMSE. The ADCS-ADL data were then mapped to the<br />

Townsend-ADL scale for the prediction of <strong>in</strong>stitutionalization.<br />

Cost<strong>in</strong>g variables <strong>in</strong>cluded drugs, cl<strong>in</strong>ical monitor<strong>in</strong>g, <strong>in</strong>stitutionalization<br />

and community burden of care.<br />

Discussion / Results: The model based on MMSE scores showed an<br />

<strong>in</strong>cremental cost per QALY ga<strong>in</strong>ed over best supportive care of<br />

£13,042, whereas the Townsend-ADL model <strong>in</strong>di cated total cost<br />

sav<strong>in</strong>gs, primarily attributable to number of <strong>in</strong>stitutionalized days<br />

avoided over 5 years (67.5 days for ADL compared to 19.2 days for<br />

MMSE). Results were <strong>in</strong>sensitive to the type of regression analyses<br />

(l<strong>in</strong>ear versus logistic) that were carried out to establish the relationship<br />

of MMSE and ADL scales. Conclusions: Both the MMSE<br />

and Townsend-ADL models demonstrated the cost-effectiveness of<br />

rivastigm<strong>in</strong>e patch for patients with AD. ADL model<strong>in</strong>g should be<br />

regarded as a valuable technique for future economic evaluations <strong>in</strong><br />

the treatment of AD.<br />

376<br />

016<br />

The cost-utility of the rivastigm<strong>in</strong>e trans<strong>der</strong>mal patch <strong>in</strong> the<br />

man agement of patients with mo<strong>der</strong>ate Alzheimer‘s disease <strong>in</strong><br />

the US<br />

Balazs Nagy (University of Sheffield, UK)<br />

A. Brennan, A. Brandtmuller, S. K. Thomas, R. Akehurst<br />

Introduction: A novel rivastigm<strong>in</strong>e trans<strong>der</strong>mal patch has recently<br />

been approved <strong>in</strong> the US for the treatment of Alzheimer‘s disease<br />

(AD) and Park<strong>in</strong>son‘s disease dementia (PDD). The current objective<br />

was to model the <strong>in</strong>cremental cost-utility of the rivastigm<strong>in</strong>e<br />

patch versus best supportive care (BSC; no active treatment) <strong>in</strong> the<br />

management of AD, from the perspective of a US payer.<br />

Method: The <strong>in</strong>cremental costs and number of <strong>in</strong>stitutional days<br />

avoided with the rivastigm<strong>in</strong>e patch versus BSC over 5 years were<br />

calculated us<strong>in</strong>g an economic model. Changes <strong>in</strong> M<strong>in</strong>i Mental State<br />

Exam<strong>in</strong>ation (MMSE) scores over a 5-year period were used as a<br />

measure of the progression of AD. The cl<strong>in</strong>ical pathway was populated<br />

based on the results of a large cl<strong>in</strong>ical trial, with 12-month<br />

follow-up data from patients who received the rivastigm<strong>in</strong>e patch<br />

(n = 383) and 6-month follow-up data from patients who received<br />

placebo (n = 282). Progression of the disease was modeled beyond<br />

the study period us<strong>in</strong>g published equations to predict the natural<br />

decl<strong>in</strong>e of MMSE <strong>in</strong> AD patients. Cost<strong>in</strong>g variables <strong>in</strong>cluded drugs<br />

and community care and <strong>in</strong>stitutionalization. The rivastigm<strong>in</strong>e<br />

patch was shown to actually save $1,986 per patient and help avoid<br />

64.3 <strong>in</strong>stitutional days over 5 years, prov<strong>in</strong>g it to be a dom<strong>in</strong>ant<br />

strategy over BSC. One-way sensitivity analysis suggested that the<br />

ma<strong>in</strong> determ<strong>in</strong>ants of cost-effectiveness were: the likelihood of <strong>in</strong>stitutionalization;<br />

the relationship between MMSE states and quality<br />

of life; and the analytic perspective adopted.<br />

Discussion / Results: In this model, the rivastigm<strong>in</strong>e patch has a<br />

more favorable cost-effectiveness profile compared with many<br />

treatments currently reimbursed by US health care agencies.<br />

Further research studies focus<strong>in</strong>g on effects on activities of daily<br />

liv<strong>in</strong>g to demonstrate cost effectiveness and benefits of treatment<br />

are warranted.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-052 Posterpräsentation<br />

Pharmakotherapie 1 (Antipsychotika)<br />

Vorsitz: C. Hiemke (Ma<strong>in</strong>z)<br />

001<br />

Messung <strong>der</strong> Serumspiegel von Risperidon und 9-Hyrdoxyrisperidon<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kollektiv von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

Hans-Willi Clement (Universitaetskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und<br />

Jugendpsychiatrie)<br />

C. Taram, P. Heiser, C. Fleischhaker, E. Schulz<br />

E<strong>in</strong>leitung: Risperdal® ist zurzeit das e<strong>in</strong>zige Medikament, das <strong>in</strong><br />

Deutschland zur Behandlung <strong>der</strong> Störung des Sozialverhaltens zugelassen<br />

ist. Der Wirkstoff Risperidon wird über das Cytochrom-<br />

P450-2D6-System <strong>in</strong> <strong>der</strong> Leber rasch metabolisiert. Zu e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen<br />

Prozentsatz wird es auch über CYP-3A4 verstoffwechselt<br />

Die Summe <strong>der</strong> Serumkonzentrationen von Risperidon und Hydroxy-Risperidon<br />

zeigen e<strong>in</strong>e signifikante Korrelation zu <strong>der</strong> verabreichten<br />

24 Stunden Dosis. Die Plasmahalbwertszeit <strong>der</strong> gesamten<br />

antipsychotischen Fraktion, das heißt von Risperidon und all<br />

se<strong>in</strong>en aktiven Metaboliten, beträgt 24 Stunden.<br />

Methode: 70 Proben von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen wurden auf<br />

Risperidon und 9-OH-Risperidon untersucht. Die häufigste Diag-


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

nose war die hyperk<strong>in</strong>etischen Störung des Sozialverhaltens (F 90.1).<br />

Die Patienten dieser Gruppe erhielten e<strong>in</strong>e Tagesdosis im mittel<br />

von 0,8 mg.Die verabreichten Dosen von Risperdal® lagen bei Störung<br />

des Sozialverhaltens zwischen 0,25 und 1,5 mg pro Tag, das<br />

entsprach e<strong>in</strong>er Dosis von 0,022 mg / kg KG im Mittel, zwischen<br />

0,01 und 0,04. Die größte verabreichte Menge war 6 mg / d.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Serumspiegel von Risperidon lagen<br />

oft im unteren ng-Bereich, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Proben war Risperidon nicht<br />

nachweisbar. Die Serumspiegel für den Hauptmetaboliten, und aktiven<br />

Metaboliten 9-OH-Risperidon lagen zwischen 3 und 14 ng /<br />

ml im Serum, bei 6 mg bei über 90 ng / ml. Therapeutisches drug<br />

monitor<strong>in</strong>g (TDM) ist e<strong>in</strong> etabliertes Verfahren zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> pharmakologischen Therapie bei psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong>.<br />

Erhöhte Nebenwirkungen, Compliance, Begleitmedikation,<br />

<strong>in</strong>dividuelle Beson<strong>der</strong>heiten bei <strong>der</strong> Verstoffwechselung von Medikamenten<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Gründe für die Anfor<strong>der</strong>ung von TMD. Für<br />

TDM von Risperidon bei Störung des Sozialverhaltens liegen bislang<br />

ke<strong>in</strong>e Ergebnisse vor.<br />

002<br />

E<strong>in</strong>e Budget Impact Analyse des E<strong>in</strong>satzes von Risperidon Depot<br />

im deutschen Gesundheitssystem<br />

Maren Gaudig (Janssen-Cilag GmbH, Neuss)<br />

J. Fleischmann, F. Püschner<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bei <strong>der</strong> Behandlung von Patienten mit Schizophrenie<br />

(ICD-10: F20-F25) s<strong>in</strong>d Hospitalisierungen und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von<br />

Antipsychotika wesentliche E<strong>in</strong>flussgrößen <strong>der</strong> Kosten. Unser Budget<br />

Impact Modell analysiert die Auswirkungen <strong>der</strong> Behandlung<br />

mit Risperidon Depot (RLAI) im Vergleich zu an<strong>der</strong>en antipsychotischen<br />

Therapien (N05A, N05A1, Quetiap<strong>in</strong>) für das deutsche Gesundheitssystem.<br />

Methode: Das Modell nimmt die Perspektive <strong>der</strong> Gesetzlichen<br />

Krankenversicherung (GKV) über den Betrachtungszeitraum von<br />

e<strong>in</strong>em Jahr e<strong>in</strong>. Es wurde die Auswirkung <strong>der</strong> Behandlung mit Antipsychotika<br />

auf die Hospitalisierungs- und Medikationskosten mit<br />

Hilfe e<strong>in</strong>es Excel®-basierten hypothetischen Budget Impact Modells<br />

abgebildet. Die Anzahl <strong>der</strong> Patienten sowie Verordnungen wurden<br />

mittels IMS-Health Disease Analyzer ermittelt. Als Medikationskosten<br />

wurden GKV Nettokosten angenommen, die sich aus aktuellen<br />

Listenpreisen und GKV Verbrauchsdaten berechneten. Daten<br />

zur Hospitalisierung und Rückfallraten basieren auf Literaturdaten<br />

(Statistisches Bundesamt, kl<strong>in</strong>ische Studiendaten, Datenbankanalysen).<br />

Ausgehend vom <strong>der</strong>zeitigen Stand <strong>der</strong> Behandlung wurden<br />

Patienten betrachtet, die <strong>in</strong>zident diagnostiziert und therapienaiv<br />

waren. Im Ausgangsszenario wurden diese entsprechend <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />

Patientenverteilung den Therapieoptionen zugeteilt. Ausgehend<br />

von diesem Szenario wurde <strong>der</strong> Patientenanteil unter RLAI<br />

hypothetisch durch Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Patientenanteile an<strong>der</strong>er antipsychotischer<br />

Behandlung gesteigert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong>e Gesamtheit von 192.732 mit Antipsychotika<br />

behandelter Patienten wurde betrachtet. Nach dem Inzidenzansatz<br />

wurden 8.000 neue Patienten h<strong>in</strong>zugefügt; abhängig<br />

von <strong>der</strong> Marktverteilung würden 304 Patienten mit RLAI, 637 Patienten<br />

mit Quetiap<strong>in</strong> behandelt. Die Gesamtkosten aller neuen<br />

Patienten würden im Ausgangsszenario 48.641.318€ betragen. Der<br />

Patientenanteil von RLAI wurde zunächst durch e<strong>in</strong>e Umverteilung<br />

von Quetiap<strong>in</strong> auf 5 % erhöht, wodurch die Gesamtkosten um<br />

97.832€ auf 48.543.486€ s<strong>in</strong>ken würden. Höhere Medikationskosten<br />

würden durch niedrigere Hospitalisierungskosten kompensiert.<br />

Bei Umverteilung <strong>der</strong> neuen Patienten von allen N05A1 Medikationen<br />

h<strong>in</strong> zu RLAI würden die Gesamtkosten im Vergleich zum<br />

Ausgangsszenario auf 48.625.655€ s<strong>in</strong>ken. Die Tendenz zu Kostene<strong>in</strong>sparungen<br />

unter <strong>der</strong> Behandlung mit RLAI wurde durch Sensitivitätsanalysen<br />

<strong>der</strong> Variation <strong>der</strong> wichtigsten Modellvariablen<br />

bestätigt. Die Analyse zeigt, dass Neue<strong>in</strong>stellungen auf RLAI ten-<br />

denziell die Gesamtkosten für Medikation und Hospitalisierung<br />

senken würden.<br />

003<br />

Cl<strong>in</strong>ical Analysis of the Treatment of Schizophrenia (CATS):<br />

Erfassung von Arzneimittelnebenwirkungen<br />

Jutta Kammerer-Ciernioch (PZN Wiesloch, API)<br />

N. Bergemann, M. Franz, M. Lautenschlager, F. Le<strong>der</strong>bogen, M.<br />

Weisbrod, M. Deuschle<br />

E<strong>in</strong>leitung: Arzneimittelnebenwirkungen werden auch bei leitl<strong>in</strong>ienkonformer<br />

Psychopharmakotherapie von Störungen aus dem<br />

schizophrenen Formenkreis im kl<strong>in</strong>ischen Alltag selten systematisch<br />

erfasst, allenfalls beim Auftreten seltener o<strong>der</strong> schwer ausgeprägter<br />

unerwünschter Arzneimittelwirkungen (UAWs) e<strong>in</strong>em<br />

Spontanmeldesystem berichtet und dort aufgearbeitet. Patienten<br />

mit <strong>Erkrankungen</strong> aus dem schizophrenen Formenkreis berichten<br />

aus verschiedenen Gründen eigen<strong>in</strong>itiativ häufig nur bestimmte<br />

prom<strong>in</strong>ente Nebenwirkungen, an<strong>der</strong>e Nebenwirkungen entziehen<br />

sich ohne systematische Erfassung mittels standardisiertem<br />

Fremdrat<strong>in</strong>g oft <strong>der</strong> Kenntnis <strong>der</strong> Behandler, s<strong>in</strong>d jedoch von hoher<br />

Bedeutung für den weiteren Verlauf <strong>der</strong> Erkrankung und <strong>der</strong> Komorbidität.<br />

Methode: Die pharmakoepidemiologische Studie CATS bietet hier<br />

erstmalig die Gelegenheit, Patienten-relevantes Wissen zum Nebenwirkungssperktrum<br />

<strong>der</strong> Antipsychotika <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch im<br />

Rahmen <strong>der</strong> häufig durchgeführten Polypharmazie, unter naturalistischen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen ohne E<strong>in</strong>flussnahme auf die Pharmaka<br />

mittels systematisiertem Fremdrat<strong>in</strong>g (Dosage Record and Treatment<br />

Emergent Symptom Scale, DOTES Skala) an e<strong>in</strong>er größeren<br />

Studienpopulation zu erfassen. Erfasst werden sowohl psychische,<br />

neurologische, vegetative, kardiovaskuläre wie auch metabolische<br />

Nebenwirkungen und werden mit weiteren Parametern, gerade im<br />

H<strong>in</strong>blick auf die Polypharmazie, korreliert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die ersten Ergebnisse e<strong>in</strong>er größeren<br />

Stichprobe (n>400) hierzu werden auf dem <strong>DGPPN</strong>-Kongress 2009<br />

präsentiert.<br />

004<br />

Therapeutisches Drug Monitor<strong>in</strong>g (TDM) von Paliperidon zur Analyse<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>tra<strong>in</strong>dividuellen Variabilität <strong>der</strong> Serumkonzentrationen<br />

und des Therapieansprechens<br />

Yasm<strong>in</strong> Nazirizadeh (Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

F. Vogel, W. Ba<strong>der</strong>, E. Haen, B. Pfuhlmann, G. Grün<strong>der</strong>, M. Schwarz,<br />

G. Zernig, C. Hiemke<br />

E<strong>in</strong>leitung: Paliperidon, <strong>der</strong> aktive Metabolit von Risperidon, ist<br />

seit 2007 zur Behandlung von schizophrenen <strong>Erkrankungen</strong> <strong>in</strong><br />

Deutschland zugelassen. Die galenische Formulierung, das<br />

OROS®System, sorgt für e<strong>in</strong>e retardierte Freisetzung des Wirkstoffes.<br />

Im Rahmen dieser Untersuchung wurden die Serum-Konzentrationen<br />

von Paliperidon <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Therapieansprechen<br />

auf Paliperidon analysiert. Des Weiteren wurde überprüft,<br />

ob die <strong>in</strong>tra<strong>in</strong>dividuellen Serum-Konzentrationen (Talspiegel) von<br />

Paliperidon bei Behandlung mit Paliperidon weniger schwanken<br />

als die von Risperidon plus 9-Hydroxyrisperidon (aktive Fraktion)<br />

bei Behandlung mit Risperidon.<br />

Methode: Es wurden Patientendaten aus 4 Psychiatrischen Zentren<br />

(n=247) <strong>in</strong> die Untersuchung e<strong>in</strong>geschlossen. Erfasst wurden die<br />

Serum-Konzentrationen und <strong>der</strong> Therapieeffekt (mit Hilfe <strong>der</strong> Cl<strong>in</strong>ical<br />

Global Impressions (CGI) Skala), die im Rahmen des Therapie<br />

begleitenden TDM‘s erhoben worden waren. Von Patienten mit<br />

mehreren Serumspiegel-Bestimmungen von Paliperidon (n=13)<br />

und Risperidon (n=17) wurde die <strong>in</strong>tra<strong>in</strong>dividuelle Varianz <strong>der</strong><br />

Serumspiegel berechnet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die mittlere Paliperidon Serum-Konzen-<br />

377


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

tration betrug 36 ± 25 ng / ml bei e<strong>in</strong>er mittleren Tagesdosis von 7,8<br />

± 2,9 mg / d und die mittlere dosiskorrigierte Serum-Konzentration<br />

(C/D) 4,7 ± 2,9 ng / ml / mg. Die Paliperidon-Serum-Konzentration<br />

lag bei Patienten mit m<strong>in</strong>destens mäßiger Therapiebesserung<br />

(CGI≤2) zwischen 21 und 55 ng / ml (25th – 75th Perzentil). Dieser<br />

Bereich war nahezu identisch mit dem etablierten therapeutischen<br />

Bereich von Risperidon plus 9-Hydroxyrisperidon von 20 – 60 ng /<br />

ml. Die ermittelten <strong>in</strong>tra<strong>in</strong>dividuellen Varianzen <strong>der</strong> Serum-Konzentrationen<br />

für Paliperidon und Risperidon (aktive Fraktion) lagen<br />

für beide Medikamente zwischen 30 und 35 % und waren nicht<br />

signifikant verschieden. Aus den Befunden, dass sowohl <strong>der</strong> Serumspiegel<br />

bei gutem Therapieansprechen, als auch die <strong>in</strong>tra<strong>in</strong>dividuelle<br />

Varianz <strong>der</strong> Talspiegel bei beiden Substanzen nahezu identisch<br />

waren, schlussfolgern wir, dass sich die beiden Medikamente<br />

bezüglich dieser Aspekte nicht unterscheiden.<br />

005<br />

Funktionsfähigkeit schizophrener Patienten nach postakuter Behandlung<br />

mit Risperidon Depot <strong>in</strong> psychiatrischen Ambulanzen an<br />

Krankenhäusern<br />

Georg Juckel (Ruhr-Universität, Psychiatrie, Bochum)<br />

L. Hargarter, B. Diekamp, B. Ibach<br />

E<strong>in</strong>leitung: Wesentliche Ziele <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung schizophrener<br />

Patienten s<strong>in</strong>d neben <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Psychopathologie auch<br />

e<strong>in</strong>e Verbesserung des sozialen und beruflichen Funktionsniveaus<br />

im Alltag, um e<strong>in</strong>e unabhängige Lebensführung zu <strong>der</strong> ermöglichen.<br />

Methode: In <strong>der</strong> prospektiven, nicht-<strong>in</strong>terventionellen, 52-wöchigen<br />

Studie (RIS-SCH-4091) wurden Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> postakuten<br />

Phase nach Erstmanifestation o<strong>der</strong> unmittelbar zurückliegenden<br />

Exazerbation e<strong>in</strong>er schizophrenen Störungen (ICD-10 F20.x; Erkrankungsdauer<br />

≤10 Jahre) unter Monotherapie mit Risperidon<br />

Depot (RIS-Depot) dokumentiert. Berichtet wird über den Verlauf<br />

des kl<strong>in</strong>ischen Gesamte<strong>in</strong>drucks (CGI-C), des globalen Funktionsniveaus<br />

(GAF), sowie über Fähigkeiten zur Re<strong>in</strong>tegration (M<strong>in</strong>i-<br />

Version <strong>der</strong> Internationalen Klassifikation <strong>der</strong> Funktionsfähigkeit,<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und Gesundheit für <strong>Psychische</strong> Störungen – Teilhabestörungen;<br />

M<strong>in</strong>i-ICF-P).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Interimsanalyse basiert auf Daten<br />

von 75 Patienten (m/w 64 % /36 %; Durchschnittsalter 32,7 ± 9,1<br />

Jahre; mittlere Erkrankungsdauer 2,7 ± 3,2 Jahre; durchschnittliche<br />

Beobachtungsdauer 278,8 ± 119,3 Tage).Im Studienverlauf verbesserte<br />

sich das GAF signifikant gegenüber Basel<strong>in</strong>e (24,4 ± 23,7<br />

Punkte; p


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

generation antipsychotic. Differences <strong>in</strong> treatment costs between<br />

first and second generation antipsychotics <strong>in</strong>creased with severity.<br />

The effectiveness of flupentixol prevent<strong>in</strong>g relapse <strong>in</strong> patients with<br />

schizophrenia appears to be similar to that of other first and second<br />

generation antipsychotics. The low treatment costs for patients<br />

treated with flupentixol might be expla<strong>in</strong>ed by the low number of<br />

patients who were hospitalised (70 <strong>in</strong>sured) and the larger share of<br />

patients treated with its depot formulation.<br />

008<br />

Effektivität und Nebenwirkungen von Neuroleptika bei <strong>der</strong> Behandlung<br />

von Patienten mit Schizophrenie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rout<strong>in</strong>eversorgung:<br />

Flupentixol im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Neuroleptika <strong>der</strong> ersten<br />

und zweiten Generation<br />

Georg Juckel (Ruhr-Universität, Psychiatrie, Bochum)<br />

C. Gericke, T. Stargardt<br />

E<strong>in</strong>leitung: Untersuchung <strong>der</strong> Effektivität und Nebenwirkungen<br />

von Flupentixol im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Neuroleptika <strong>der</strong> ersten<br />

und zweiten Generation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rout<strong>in</strong>eversorgung.<br />

Methode: Auf Basis <strong>der</strong> Daten von drei Ortskrankenkassen (AOK<br />

Baden-Württemberg, AOK Berl<strong>in</strong> und AOK Westfalen-Lippe) und<br />

<strong>der</strong> Techniker Krankenkasse wurden Patienten mit <strong>der</strong> Krankenhausdiagnose<br />

Schizophrenie im Jahr 2003 nach Entlassung für e<strong>in</strong><br />

Jahr beobachtet. Im Beobachtungszeitraum wurden Dauer <strong>der</strong><br />

Krankenhausaufenthalte und Nebenwirkungen zwischen den Medikationsgruppen<br />

verglichen. Nebenwirkungen wurden über Verordnungen<br />

zur Behandlung extrapyramidal-motorischer Störungen,<br />

Angst- und Unruhezuständen identifiziert. E<strong>in</strong>e Adjustierung<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse für Alter, Geschlecht und Aufenthaltsdauer im<br />

Krankenhaus aufgrund von Schizophrenie <strong>in</strong> den Jahren 2000 bis<br />

2002 erfolgte durch e<strong>in</strong> Hürdenmodell (Outcome Aufenthaltsdauer)<br />

und logistische Regressionen (Outcome Nebenwirkungen).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Von den 11.688 Versicherten mit m<strong>in</strong>. e<strong>in</strong>em<br />

Krankenhausaufenthalt aufgrund von Schizophrenie im Jahr<br />

2003, wurden 177 Versicherte mit Flupentixol, 429 mit an<strong>der</strong>en<br />

Neuroleptika <strong>der</strong> ersten Generation und 2,284 mit Neuroleptika<br />

<strong>der</strong> zweiten Generation behandelt. Der durchschnittliche Patient<br />

(Alter: 41.5 Jahre, männlich, jährlicher Aufenthalt im Krankenhaus<br />

zwischen 2000 und 2002: 26.7 Tage) hatte e<strong>in</strong>e geschätzte Aufenthaltsdauer<br />

im Krankenhaus im Beobachtungszeitraum von 19 Tagen<br />

bei Behandlung mit Flupentixol, von 16,9 Tagen bei Behandlung<br />

mit an<strong>der</strong>en Neuroleptika <strong>der</strong> ersten Generation und von<br />

19,5 Tagen bei Behandlung mit Neuroleptika <strong>der</strong> zweiten Generation.<br />

Im Vergleich zu Patienten, die mit Flupentixol behandelt wurden,<br />

führte die Behandlung mit Neuroleptika <strong>der</strong> zweiten Generation<br />

zu weniger Verordnungen gegen Angstzustände (p= 0.0079),<br />

exrapyramidal-motorsichen Störungen (p


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

11.4 to 31.1 ± 13.4 over the 3 months treatment, especially <strong>in</strong> anergia<br />

subscale scores (from 8.0 ± 3.4 to 7.1 ± 2.8) and anxiety-depression<br />

subscale scores (from 5.2 ± 3.0 to 4.4 ± 3.2). The ziprasidone<br />

augmentation did not result <strong>in</strong> an adverse event rather UKU side<br />

effect rat<strong>in</strong>g scale was reduced (3.3 ± 2.9 to 2.3 ± 2.5). There was no<br />

significant change <strong>in</strong> abdom<strong>in</strong>al obesity, blood pressure, fast<strong>in</strong>g<br />

triglycerides, HDL-cholesterol and fast<strong>in</strong>g glucose levels.<br />

011<br />

Cl<strong>in</strong>ical Analysis of the Treatment of Schizophrenia, CATS: Verlauf<br />

metabolischer Variablen<br />

Michael Deuschle (ZI für Seelische Gesundheit, Mannheim)<br />

F. Le<strong>der</strong>bogen, N. Bergemann, M. Weisbrod, J. Kammerer-Ciernioch,<br />

M. Franz, M. Lautenschlager<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die meisten Daten zur antipsychotischen Therapie<br />

stammen aus kontrollierten Studien mit monotherapeutischer Behandlung.<br />

Wenngleich die Mehrzahl <strong>der</strong> Patienten mit psychotischen<br />

Störungen polypharmazeutisch behandelt werden, liegen<br />

praktisch ke<strong>in</strong>e Daten zu metabolischen Effekten vor.<br />

Methode: Bei <strong>der</strong> CATS-Studie wurden Patienten mit psychotischen<br />

Störungen (F2) und antipsychotischer Therapie für 4 – 6 Wochen<br />

nach jedwe<strong>der</strong> Therapieän<strong>der</strong>ung untersucht. Die Datenbank<br />

erlaubte die E<strong>in</strong>gabe <strong>der</strong> Parameter des metabolischen Syndroms,<br />

Gewicht, Taillenumfang und Blutdruck.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die bislang untersuchten 430 Patienten<br />

(Stand: Juni 2009) erlauben die Auswertung des Verlaufes <strong>der</strong> Parameter<br />

bei 70 Patienten. Es wird <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e untersucht werden,<br />

ob die aus monotherapeutischen Studien abgeleiteten Annahmen<br />

über e<strong>in</strong>zelne Atypika auch bei Polypharmazie bestätigt werden<br />

können.<br />

012<br />

Cl<strong>in</strong>ical Analyses of Treatment of Schizophrenia (CATS): Schizophrenie-spezifische<br />

Lebensqualität<br />

Michael Franz (Vitos Kurhessen, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik, Bad Emstal)<br />

A. Mielke, J. Kammerer-Ciernioch, N. Bergemann, M. Lautenschlager,<br />

F. Le<strong>der</strong>bogen, M. Weisbrod, M. Brosz, J. Gross, U. Jürgen, M.<br />

Deuschle<br />

E<strong>in</strong>leitung: Subjektive Lebensqualitätsmessungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Versorgungsforschung,<br />

Gesundheitsökonomie und <strong>der</strong> Evaluation psychiatrischer<br />

Behandlungsangebote zunehmend wichtig geworden.<br />

E<strong>in</strong> Nachteil <strong>der</strong> bisherigen Lebensqualitätserfassung besteht <strong>in</strong><br />

schwer <strong>in</strong>terpretierbaren bzw. wi<strong>der</strong>sprüchlichen Ergebnissen. Bisher<br />

e<strong>in</strong>gesetzte ‚generische‘ o<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung<br />

abgeleitete Instrumente berücksichtigen die spezifischen Bedürfnisse<br />

und subjektiven Vorstellungen schizophrener Patienten von<br />

Lebensqualität (LQ) möglicherweise nicht o<strong>der</strong> nicht genug, zumal<br />

<strong>in</strong>zwischen gezeigt wurde, dass sich die Vorstellungen von LQ<br />

zwischen gesunden und schizophren erkrankten Menschen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

verschiedener LQ-Aspekte unterscheiden. Im Kontext <strong>der</strong><br />

Neuroleptikatherapie bildet lediglich die Skala SWN typische Symptome<br />

v.a. klassischer Neuroleptika ab. Die ‚Wirkungs- und Nebenwirkungs-Palette‘<br />

<strong>der</strong> Antipsychotika hat sich jedoch <strong>in</strong>zwischen<br />

diversifiziert. Therapie wirkt auf alle Lebensbereiche unserer Patienten.<br />

QLiS („Quality of Life <strong>in</strong> Schizophrenia“) ist das erste Inventar<br />

zur Erfassung <strong>der</strong> spezifischen LQ schizophren erkrankter<br />

Menschen, das auf e<strong>in</strong>er angemessen breiten Datenbasis (N=268<br />

schizophrene Erkrankte wurden vor <strong>der</strong> Itemkonstruktion <strong>in</strong>terviewt)<br />

qualitativer Daten konstruiert und von <strong>der</strong> Itemgenerierung<br />

bis zur weiteren Skalenentwicklung- wo immer methodisch zulässig<br />

– von Präferenzen schizophren erkrankter Menschen gesteuert<br />

wurde. Die Subskalen wiesen <strong>in</strong> zwei Studien befriedigende bis sehr<br />

gute psychometrische Kennwerte auf.<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Studie stufen Patienten ihre LQ <strong>in</strong><br />

QliS-Items auf e<strong>in</strong>em Palm selbst e<strong>in</strong>, auf dem weitere relevante<br />

380<br />

Kontextvariablen <strong>der</strong> Schizophrenietherapie erhoben werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Akzeptanz und Praktikabilität haben sich<br />

bei bisher 400 Patienten als hoch erwiesen. In <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Studie werden die störungsspezifischen Lebensqualitäts-Bereiche<br />

schizophren erkrankter Patienten e<strong>in</strong>er großen Stichprobe unter<br />

Praxisbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Regelversorgung abgebildet. Es wird vergleichend<br />

gezeigt, wie sich verschiedene Antipsychotika-Wirkungen<br />

auf schizophrenie-spezifische Lebensqualitätsbereiche <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

eigenen Wahrnehmung <strong>der</strong> Betroffenen auswirken. Die Erfassung<br />

kl<strong>in</strong>isch-psychopathologischer, soziodemographischer und an<strong>der</strong>er<br />

relevanter typischer E<strong>in</strong>flussfaktoren auf LQ-Urteile sowie die<br />

Inhaltsvalidität <strong>der</strong> Items ermöglichen weitere Interpretationen<br />

und Erkenntnisse bzgl. selbst def<strong>in</strong>ierter subjektiver Lebensqualität<br />

von Schizophrenen <strong>in</strong> <strong>der</strong> ‚real-life-Behandlung‘, als dies bei bisherigen<br />

Lebensqualitätsansätzen <strong>der</strong> Fall war.<br />

013<br />

Unverän<strong>der</strong>t gute Compliance nach generischer Substitution mit<br />

oralem Risperidon zur Remissionsbehandlung schizophrener Psychosen<br />

Markus Ernsten (CT Arzneimittel GmbH, Mediz<strong>in</strong>ische Wissenschaft,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

S. Nüdl<strong>in</strong>g, D. Köneke, H. Palissa, S. Kahner-Gröne<br />

E<strong>in</strong>leitung: Mit Risperidon-CT steht e<strong>in</strong> generisches atypisches<br />

Neuroleptikum für die Behandlung schizophrener Psychosen zur<br />

Verfügung. Ziel <strong>der</strong> vorliegenden, nicht-<strong>in</strong>terventionellen Studie<br />

war es, Erkenntnisse zur Wirksamkeit, Verträglichkeit und Patientenakzeptanz<br />

von Risperidon-CT unter den Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> rout<strong>in</strong>emäßigen<br />

generischen Substitution bei schizophrenen Patienten<br />

mit stabiler Remission zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Methode: Im Zeitraum Dezember 2007 bis April 2008 wurden unter<br />

Beteiligung von 118 Zentren 234 Patienten mit schizophrenen<br />

Psychosen <strong>in</strong> stabiler Remission von e<strong>in</strong>em Risperidon-haltigen<br />

Arzneimittel auf das Risperidon-Generikum umgestellt. Neben<br />

demographischen Daten wurden Daten zur Wirksamkeit, Verträglichkeit<br />

und Patientenakzeptanz vor <strong>der</strong> Umstellung und 4 Wochen<br />

nach <strong>der</strong> Umstellung erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt g<strong>in</strong>gen 234 Patienten (52,6 %<br />

weiblich) im medianen Alter von 47 Jahren (Range: 19 bis 95 Jahre)<br />

<strong>in</strong> die Auswertung e<strong>in</strong>. Die durchschnittliche Vorbehandlungsdauer<br />

mit Risperidon vor <strong>der</strong> Umstellung auf das Generikum betrug<br />

2,3 ± 3,4 Jahre. Bei <strong>der</strong> Umstellung auf generisches Risperidon<br />

äußerten 6,0 % <strong>der</strong> Patienten zunächst Bedenken. Bei Beobachtungsende<br />

wurde die Therapie mit Risperidon-CT von 98,3 % <strong>der</strong><br />

Patienten gut akzeptiert. E<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Patienten gaben ihr Bef<strong>in</strong>den<br />

gegenüber <strong>der</strong> Vortherapie sogar als verbessert an. Die psychopathologische<br />

Symptomatik evaluiert anhand <strong>der</strong> Brief Psychiatric<br />

Rat<strong>in</strong>g Scale (BPRS) verbesserte sich <strong>in</strong>sgesamt von 34,5 ± 17,9<br />

Punkte auf 24,3 ± 14,4 Punkte (p


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-054 Posterpräsentation<br />

Pharmakotherapie 2 (Antidepressiva)<br />

Vorsitz: G. Grün<strong>der</strong> (Aachen)<br />

001<br />

Therapie von Depression und schizophrener Negativsymptomatik<br />

mit Tranylcyprom<strong>in</strong> – e<strong>in</strong>e retrospektive Auswertung kl<strong>in</strong>ischer<br />

Daten<br />

Laura Speck (SRH Kl<strong>in</strong>ikum, Karlsbad-Langenste<strong>in</strong>bach)<br />

D. Roesch-Ely, S. Ulrich, M. Weisbrod<br />

E<strong>in</strong>leitung: Antidepressiva f<strong>in</strong>den bei schizophrener Negativsymptomatik<br />

mit und ohne Depression therapeutische Anwendung (1).<br />

Die pathogenetische Hypothese e<strong>in</strong>er dopam<strong>in</strong>erg und noradrenerg<br />

bed<strong>in</strong>gten Hypofrontalität ist Grundlage des E<strong>in</strong>satzes irreversibler<br />

MAO-Hemmer wie Tranylcyprom<strong>in</strong> (TCP) (2,3).<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er retrospektiven Auswertung (2001-2006) wurden<br />

53 Patienten (47 ICD10 F20.X, 6 F25.X, 40 m/13 w, 32,2 Jahre (18<br />

bis 56), durchschnittliche Erkrankungsdauer 3,2 Jahre (0,5 bis 16))<br />

des SRH Kl<strong>in</strong>ikums Karlsbad-Langenste<strong>in</strong>bach gefunden, die zusätzlich<br />

zu e<strong>in</strong>em atypischen Neuroleptikum mit TCP behandelt<br />

wurden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Ergebnisse zeigen 31 Patienten mit<br />

schwerer und 22 mit mittelschwerer Negativsymptomatik bei im<br />

Durchschnitt je 2,7 Symptomen (1 bis 5), 16 Patienten mit ger<strong>in</strong>ger<br />

o<strong>der</strong> mittelschwerer Positivsymptomatik (davon 14 nur 1 Symptom),<br />

42 Patienten mit Depression (15 schwer, 26 mittelschwer,<br />

1 ger<strong>in</strong>g) bei im Durchschnitt je 2,2 depressiven Symptomen (1 bis<br />

4). 36 Patienten wurden zuvor erfolglos mit vorwiegend serotonergen<br />

Antidepressiva behandelt. Die Therapie mit TCP dauerte im<br />

Durchschnitt 9 Wochen (1 bis 19) bei e<strong>in</strong>er mittleren Entlassungsdosis<br />

von 36 mg/Tag (20 bis 50). 25 Patienten (47,2 %) zeigten e<strong>in</strong>e<br />

deutliche Besserung <strong>der</strong> schizophrenen Negativsymptomatik und /<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Depression. Für ke<strong>in</strong>en Patienten war e<strong>in</strong>e Verschlechterung<br />

o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>auftreten von Positivsymptomatik zu ver zeichnen.<br />

Nebenwirkungen wurden <strong>in</strong> den Unterlagen für nur 2 Patienten<br />

aufgezeichnet (orthostatische Dysregulation, Schlaf störungen+<br />

Akathisie). Es lagen ebenfalls ke<strong>in</strong>e Aufzeichnungen über Arzneimittel-<br />

o<strong>der</strong> Nahrungsmittel<strong>in</strong>teraktionen vor. Demzufolge könnte<br />

TCP für diese Patienten e<strong>in</strong>e sichere und nützliche Behandlungsoption<br />

darstellen. Kontrollierte Studien s<strong>in</strong>d notwendig.<br />

002<br />

Die Rolle <strong>der</strong> Arzneimittelkosten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Depressionsbehandlung<br />

Bülent Akmaz (Lundbeck GmbH, Gesundheitsökonomie & -politik,<br />

Hamburg)<br />

A. Domdey, J. Zerth<br />

E<strong>in</strong>leitung: Depressionen verursachen aufgrund <strong>der</strong> hohen Inanspruchnahme<br />

mediz<strong>in</strong>ischer Leistungen enorme Ausgaben im Gesundheitswesen,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e aus Sicht <strong>der</strong> Gesetzlichen Krankenversicherung<br />

(GKV). Ziel ist die Zuordnung <strong>der</strong> GKV-Kosten für<br />

die Behandlung <strong>der</strong> Depression auf die ambulante und stationäre<br />

Versorgung mithilfe öffentlich zugänglicher Publikationen. Die<br />

Darstellung <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> Arzneimittelkosten <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> ambulanten<br />

Versorgung steht im Focus <strong>der</strong> Untersuchung.<br />

Methode: Anhand e<strong>in</strong>er systematischen Literaturrecherche ab 2000<br />

<strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Datenbanken werden gesundheitsökonomisch<br />

relevante Krankheitskostenstudien (bottom-up-approach) aus <strong>der</strong><br />

unmittelbaren Versorgungsforschung identifiziert. Um die Höhe<br />

und Verteilung <strong>der</strong> Kosten auf e<strong>in</strong>zelne Ausgabenbereiche differenziert<br />

zu betrachten, werden zunächst die direkten mittleren Behandlungskosten<br />

<strong>der</strong> Depression pro Patient und Jahr verglichen<br />

und bewertet. Um die GKV-Ausgabenbereiche für die Depressionsbehandlung<br />

<strong>in</strong> den Studien zu vergleichen, wird die Summe <strong>der</strong><br />

Komponenten mit 100 % def<strong>in</strong>iert und die jeweiligen Kostenanteile<br />

bestimmt. Viele Publikationen müssen ausgeschlossen werden,<br />

weil sie ke<strong>in</strong>e vollständigen Angaben im H<strong>in</strong>blick auf die Selektionskriterien<br />

liefern. Publikationen <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenkassen<br />

und des Statistischen Bundesamtes (top-down-approach) werden<br />

daher zusätzlich e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die <strong>in</strong> dieser Darstellung e<strong>in</strong>bezogenen<br />

Studien zu direkten Krankheitskosten ergeben für Deutschland<br />

Werte für die direkten mittleren Behandlungskosten <strong>der</strong> Depression<br />

pro Patient und Jahr zwischen € 1.264 und € 4.293. Die Höhe<br />

und Verteilung <strong>der</strong> Kosten auf e<strong>in</strong>zelne Ausgabenbereiche ist differenziert<br />

zu betrachten. Aus <strong>der</strong> GKV-Perspektive nimmt <strong>der</strong> Krankenhaussektor<br />

über alle Studien h<strong>in</strong>weg den höchsten Kostenanteil<br />

bei Depressionserkrankungen <strong>in</strong> Anspruch. Ausgaben für die ärztliche,<br />

nichtmedikamentöse Versorgung und medikamentöse<br />

Therapie im ambulanten Sektor folgen mit Abstand, wobei die<br />

Reihenfolge unter den Studien divergieren kann.<br />

003<br />

Sexualfunktion unter Langzeit-Behandlung mit Duloxet<strong>in</strong> bei<br />

Patienten mit rezidivieren<strong>der</strong> Major Depression<br />

Edith Schnei<strong>der</strong> (Lilly Deutschland GmbH, Mediz<strong>in</strong>ische Abteilung,<br />

Bad Homburg)<br />

M. Dethe, D. G. S. Perahia, M. E. Spann, F. Wang, D. J. Walker, C. R.<br />

Yang, S. Wilhelm, A. L. Montejo<br />

E<strong>in</strong>leitung: Sexuelle Funktionsstörungen (SD), die sich unter Antidepressiva-Behandlung<br />

verschlechtern können, treten gehäuft bei<br />

Patienten mit unbehandelter Major Depression (MDD) auf. In dieser<br />

Studie wurden SD bei Patienten mit rezidivieren<strong>der</strong> MDD unter<br />

Behandlung mit Duloxet<strong>in</strong> (DLX) untersucht.<br />

Methode: Die Daten entstammen <strong>der</strong> offenen Behandlungsphase<br />

sowie <strong>der</strong> plazebokontrollierten Erhaltungsphase e<strong>in</strong>er MDD-<br />

Rückfallprophylaxe-Studie. Die Patienten (n=514) erhielten täglich<br />

bis zu 34 Wochen offen 60 – 120mg Duloxet<strong>in</strong> (DLX). Responsekriterien<br />

waren e<strong>in</strong> HAMD Score ≤9, CGI-S ≤2 und das Nichterfüllen<br />

<strong>der</strong> DSM-IV Kriterien für e<strong>in</strong>e MDD. Respon<strong>der</strong> (n=288)<br />

wurden während <strong>der</strong> 52-wöchigen Erhaltungsphase randomisiert<br />

entwe<strong>der</strong> mit DLX o<strong>der</strong> Plazebo behandelt. Die Sexualfunktion<br />

wurde mit Hilfe <strong>der</strong> <strong>der</strong> ‚Arizona Sexual Experience‘ (ASEX) Skala<br />

erfasst. Unter Behandlung neu auftretende sexuelle Funktionsstörungen<br />

(TESD) lagen per def<strong>in</strong>itionem dann vor, wenn am Endpunkt<br />

<strong>der</strong> Studie <strong>der</strong> ASEX Gesamtscore ≥19, e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelitems<br />

≥5 o<strong>der</strong> m<strong>in</strong>destens 3 E<strong>in</strong>zelitems ≥4 waren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei Studienbeg<strong>in</strong>n erfüllten 65 % <strong>der</strong><br />

MDD-Patienten die ASEX Kriterien für SD. Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

für weiterbestehende SD unter offener Behandlung mit DLX<br />

betrug am Ende <strong>der</strong> offenen Erhaltungsphase bei den Non-Respon<strong>der</strong>n<br />

78 % und bei den Respon<strong>der</strong>n 58 %. Bei Patienten ohne SD zu<br />

Studienbeg<strong>in</strong>n betrug die TESD-Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit 43 % für Non-<br />

Respon<strong>der</strong> bzw. 32 % für Respon<strong>der</strong>. In dieser Patientengruppe unterschied<br />

sich die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für TESD – unabhängig vom<br />

Geschlecht – während <strong>der</strong> Erhaltungsphase zwischen DLX- und<br />

Plazebo nicht signifikant (25 % vs. 40 %, p=0,08). Bei Patienten mit<br />

e<strong>in</strong>em Rückfall war die TESD-Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit bezüglich <strong>der</strong><br />

Behandlung nicht signifikant verschieden (DLX: 83 %, Plazebo:<br />

71 %). Demgegenüber war die TESD-Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit bei Patienten<br />

ohne Rückfall unter Plazebo höher als unter DLX (40 % vs.<br />

7 %, p=0,046). Die Inzidenz von TESD war <strong>in</strong>sgesamt zwischen<br />

DLX und Plazebo nicht verschieden. Lediglich bei Patienten, die<br />

ke<strong>in</strong>en Rückfall zeigten, traten TESD unter Therapie mit DLX signikant<br />

seltener auf. Die hohe Rate an TESD unter Plazebo legt nahe,<br />

dass die Depression selbst e<strong>in</strong>e große Rolle spielt. Unterstützt von<br />

Eli Lilly und Boehr<strong>in</strong>ger Ingelheim.<br />

381


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

004<br />

Die antidepressive Therapie mit dem Generikum Sertral<strong>in</strong>-CT ist<br />

effektiv und gut verträglich<br />

Markus Ernsten (CT Arzneimittel GmbH, Mediz<strong>in</strong>ische Wissenschaft,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

S. Nüdl<strong>in</strong>g, D. Köneke, H. Palissa, S. Kahner-Gröne<br />

E<strong>in</strong>leitung: Mit Sertral<strong>in</strong>-CT steht e<strong>in</strong> generischer selektiver Seroton<strong>in</strong>-Wie<strong>der</strong>aufnahme-Hemmer<br />

(SSRI) zur Behandlung von Episoden<br />

e<strong>in</strong>er Major Depression zur Verfügung. Im Rahmen <strong>der</strong> vorliegenden<br />

nicht-<strong>in</strong>terventionellen, über 1 Jahr dauernden Studie<br />

wurden Wirksamkeit, Verträglichkeit und Patientencompliance<br />

unter <strong>der</strong> rout<strong>in</strong>emäßigen Anwendung von Sertral<strong>in</strong>-CT Filmtabletten<br />

bei <strong>der</strong> Neue<strong>in</strong>stellung o<strong>der</strong> Umstellung von an<strong>der</strong>en<br />

Sertral<strong>in</strong>-haltigen Präparaten untersucht.<br />

Methode: Die prospektive, multizentrische Beobachtungsstudie<br />

wurde von November 2006 bis September 2007 über e<strong>in</strong>en Zeitraum<br />

von 12 Monaten durchgeführt. Insgesamt wurden aus 46<br />

Zentren 117 Patienten (medianes Alter: 53 Jahre), bei denen e<strong>in</strong>e<br />

Therapie mit Sertral<strong>in</strong> <strong>in</strong>diziert war, <strong>in</strong> die Studie e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

An 5 Dokumentationszeitpunkten (vor E<strong>in</strong>- bzw. Umstellung sowie<br />

nach 2 und 4 Wochen, 6 und 12 Monaten) wurden Daten zur<br />

Wirksamkeit, Verträglichkeit und Patientenakzeptanz erfasst. Die<br />

Schwere <strong>der</strong> depressiven Störung wurde anhand <strong>der</strong> Hamilton-<br />

Depressions-Skala (HAMD) und das subjektive Wohlbef<strong>in</strong>den anhand<br />

des WHO Well-Be<strong>in</strong>g Index (WHO-5) ermittelt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei den meisten Patienten (58,1 %) lag die<br />

Erstdiagnose weniger als 1 Jahr zurück. 88 % wurden neu e<strong>in</strong>gestellt,<br />

12 % hatten bereits e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Sertral<strong>in</strong>-haltiges Präparat<br />

als Vortherapie erhalten. Bei 58,1 % wurde e<strong>in</strong>e begleitende antidepressive<br />

Therapie durchgeführt. Die Depressions-Symptomatik<br />

verbesserte sich bei 57 % <strong>der</strong> Patienten bereits nach 2 Wochen und<br />

bei 86 % <strong>der</strong> Patienten nach 4 Wochen. Auch anhand des WHO-5<br />

Scores konnte e<strong>in</strong>e signifikante Verbesserung beobachtet werden.<br />

Nach 6 Monaten befanden sich 44,9 % <strong>der</strong> Patienten (n=98) <strong>in</strong> Remission.<br />

Insgesamt beurteilten die Ärzte die Wirksamkeit zu jedem<br />

Dokumentationszeitpunkt für über 88 % <strong>der</strong> Patienten mit gut bis<br />

sehr gut. Nur bei e<strong>in</strong>em Patienten kam es zu e<strong>in</strong>er Verschlechterung<br />

<strong>der</strong> Symptomatik. Bei 4 Patienten traten unerwünschte Arzneimittelwirkungen<br />

auf (Übelkeit, Schweißausbrüche, Schläfrigkeit,<br />

Diarrhoe). Die Patientencompliance wurde vom behandelnden<br />

Arzt für 99 % <strong>der</strong> Patienten (n=72) über den gesamten Beobachtungszeitraum<br />

mit gut bis sehr gut bewertet. Fazit: Die vorliegende<br />

nicht-<strong>in</strong>terventionelle Beobachtungsstudie bestätigt Sertral<strong>in</strong>-CT<br />

als effektives und sicheres Generika-Präparat für die Behandlung<br />

von Patienten mit Episoden e<strong>in</strong>er Major Depression unter Rout<strong>in</strong>ebed<strong>in</strong>gungen.<br />

005<br />

Schmerzhafte Symptome verbessern sich früher als emotionale<br />

bei depressiven Patienten, die mit Duloxet<strong>in</strong> behandelt wurden<br />

Ulrich Hegerl (Universitätskl<strong>in</strong>ik Leipzig, Psychiatrie)<br />

R. Mergl, D. Quail, E. Schnei<strong>der</strong>, H.-P. Hundemer, M. L<strong>in</strong>den<br />

E<strong>in</strong>leitung: Duloxet<strong>in</strong> (DLX) hat e<strong>in</strong>e nachgewiesene Wirksamkeit<br />

auf depressive als auch körperlich schmerzhafte Symptome (PPS).<br />

Die Frage ist, ob dies auf e<strong>in</strong>en unabhängigen analgetischen Effekt<br />

zurückzuführen ist. In <strong>der</strong> deutschen Beobachtungsstudie PADRE<br />

wurde untersucht, ob sich bei depressiven Patienten mit PPS unter<br />

DLX die körperlich schmerzhaften Symptome schneller verbessern<br />

als die emotionalen.<br />

Methode: Multizentrische, prospektive 6-monatige Beobachtungsstudie<br />

bei erwachsenen ambulanten Patienten mit depressiver Episode.<br />

Die Patienten dokumentierten <strong>in</strong> Tagebüchern mittels 100<br />

mm visuellen Analogskalen (VAS) ihre schmerzhaften (0=ke<strong>in</strong>e)<br />

und depressiven (0=am schlechtesten) Symtome. Anhand dieser<br />

Daten wurde für jeden Patienten <strong>der</strong> früheste Tag, an dem sich die<br />

382<br />

Symptome um 50 % gebessert hatten, und die <strong>in</strong>dividuelle Zeit bis<br />

zur 50 %-Schmerz- und 50 %-Depressionsresponse berechnet. Statistische<br />

Unterschiede zwischen diesen Variablen wurden mittels<br />

t-Test untersucht (α=0,05, zweiseitig). Da die Geschw<strong>in</strong>digkeit e<strong>in</strong>er<br />

Symptomverbesserung nur für die Patienten berechnet werden<br />

kann, die Schmerzen haben, und <strong>der</strong>en körperliche und emotionale<br />

Symptome e<strong>in</strong>e Verbesserung zeigten, wurden Patienten mit<br />

Schmerzen ≤30mm an Basel<strong>in</strong>e (BL), und Patienten, bei denen die<br />

Verbesserung von Tag 0 – 27 unterhalb <strong>der</strong> Medianwerte (Schmerz:<br />

-8, Depression +11) lag, ausgeschlossen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Von den 4,517 Patienten an BL, erfüllten<br />

622 (26,1 % Männer; mittleres Alter±STD = 50,9±12,7 Jahre) die<br />

o.g. Kriterien. Die mittlere Än<strong>der</strong>ung im Gesamtschmerz (±STD)<br />

zwischen BL und Woche 4 betrug -28,5 ± 24,0, entsprechend e<strong>in</strong>er<br />

mittleren Schmerzreduktion von 44,5 %. Die korrespondierende<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> depressiven Symptome war 34,1 ± 24,2. Die Zeit bis<br />

zum Erreichen <strong>der</strong> 50 %-Schmerzresponse (Mittelwert ± STD: 6,3 ±<br />

5,3 Tage) war signifikant kürzer als die zum Erreichen <strong>der</strong> 50 %-Depressionsresponse<br />

(7,6 ± 6,0 Tage) (mittlere Differenz ± STD: 1,3 ±<br />

6,4 Tage; p<br />

30 mm). Unter DLX verbesserten sich emotionale, körperliche<br />

Symptome und PPS (Basel<strong>in</strong>e / 6 Monate, Mittelwerte ± STD:<br />

IDS-C: 39,2 ± 12,4 / 16,1 ± 11,9; KUSTA: 25,2 ± 16,8 / 58,9 ± 25,9;<br />

SSI: 2,47 ± 0,69 / 1,72 ± 0,65; VAS Gesamtschmerz: 55,0 ± 26,6 mm /<br />

30,5 ± 25,4mm). E<strong>in</strong>e ≥30 %ige und ≥50 %ige Schmerzreduktion<br />

zeigten 61,9 % und 48,1 % <strong>der</strong> Patienten. E<strong>in</strong>e ≥50 %ige Schmerzreduktion<br />

nach 4 Wochen zeigte den stärksten Zusammenhang mit<br />

<strong>der</strong> Besserung <strong>der</strong> emotionalen Symptome. Patienten mit ≥50 %<br />

Schmerzreduktion nach 4 Wochen wiesen durchschnittlich e<strong>in</strong>en<br />

um 13,32 Punkte höheren mittleren KUSTA Score [95 %CI 11.24 –<br />

15.39] nach 6 Monaten auf, verglichen mit Patienten ohne ≥50 %<br />

Schmerzreduktion. Dieser Effekt war sogar für ≥50 % Schmerzreduktion<br />

nach 2 Wochen signifikant. Patienten mit ≥50 %


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

Schmerzreduktion nach 4 Wochen hatten e<strong>in</strong>e 3,00-fach [95 %KI<br />

2,41-3,75] höhere Chance, e<strong>in</strong>en um 50 % reduzierten IDS-C Score<br />

nach 6 Monaten zu erreichen als Patienten ohne ≥50 % Schmerzreduktion.<br />

Diese Studie zeigte e<strong>in</strong>en engen Zusammenhang zwischen<br />

früher Schmerzreduktion und langfristiger Besserung <strong>der</strong> emotionalen<br />

Symptome bei depressiven Patienten, die mit DLX <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

kl<strong>in</strong>ischen Praxis behandelt wurden. Unterstützt durch Lilly<br />

Deutschland und Boehr<strong>in</strong>ger Ingelheim.<br />

007<br />

Entwicklungsabhängige Wirkung von Johanniskraut auf maturierende<br />

Neurone <strong>in</strong> vitro<br />

Felicia Kehrle (Universität Ulm, Anatomie und Zellbiologie)<br />

U. Schaz, T. Böckers, M. Kölch, J. M. Fegert, A. Ludolph<br />

E<strong>in</strong>leitung: Seit Jahrzehnten werden zur Behandlung depressiver<br />

Störungen Johanniskrautextrakte e<strong>in</strong>gesetzt. Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>-<br />

und Jugendpsychiatrie f<strong>in</strong>den sie wegen <strong>der</strong> guten Verträglichkeit<br />

und <strong>der</strong> hohen Akzeptanz von Phytopharmaka immer häufiger<br />

Verwendung. Der biologische Wirkmechanismus von Johanniskraut<br />

ist wie auch <strong>der</strong> Wirkmechanismus <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Antidepressiva<br />

noch unverstanden. Zahlreiche neuere Studien legen nahe,<br />

dass die Wirkung <strong>der</strong> Antidepressiva auf ihrem E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

neuronale Plastizität beruht. Hier wurde untersucht, ob i) Johanniskrautextrakt<br />

sich auf die Viabilität und Synaptogenese maturieren<strong>der</strong><br />

Neurone <strong>in</strong> vitro auswirkt und ii) dieser Effekt entwicklungsabhängig<br />

ist.<br />

Methode: Embryonale corticale und hippocampale Zellen aus Ratte<br />

wurden an unterschiedlichen Tagen <strong>in</strong> vitro (DIV) mit verschiedenen<br />

Konzentrationen e<strong>in</strong>es Johanniskrautextrakts behandelt. Die<br />

Viabilität wurde mittels <strong>der</strong> Aktivitätsbestimmung <strong>der</strong> mitochondrialen<br />

Dehydrogenase kolorimetrisch gemessen. Immunhistochemisch<br />

wurde die Zellmorphologie und die Synaptogenese untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Mit zunehmen<strong>der</strong> Konzentration (von<br />

0,3 µg Hyperfor<strong>in</strong> / ml – entspricht gemessene Plasmakonzentration<br />

– bis 3 µg Hyperfor<strong>in</strong> / ml) von Johanniskrautextrakt nimmt<br />

die Viabilität <strong>der</strong> neuronalen Zellen <strong>in</strong> vitro <strong>in</strong> allen Entwicklungsstufen<br />

zunächst ab. Bei den weniger entwickelten Zellen (DIV 3<br />

und 8) nimmt die Viabilität mit weiter steigen<strong>der</strong> Konzentration<br />

von Johanniskraut wie<strong>der</strong> zu. Dieser Effekt konnte bei den älteren<br />

Zellkulturen nicht beobachtet werden. In kl<strong>in</strong>isch relevanten Konzentrationen<br />

zeigte sich ke<strong>in</strong>e Auswirkung auf die Synaptogenese.<br />

Diskussion: Der verwendete Johanniskrautextrakt wirkt im <strong>in</strong> vitro<br />

Versuchssystem unabhängig vom untersuchten Zelltyp (neuronale<br />

Rattenzellen aus Cortex und Hippocampus ) aber offenbar abhängig<br />

vom Zellalter auf die Parameter Viabilität sowie Zellmorphologie.<br />

008<br />

Gustatorische und olfaktorische Halluz<strong>in</strong>ationen zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er<br />

antidepressiven Pharmakotherapie mit Bupropion<br />

Wolfram Kawohl (Psych. Universitätskl<strong>in</strong>ik, KIZ, Zürich, Schweiz)<br />

S. Krömer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Verschiedene Schil<strong>der</strong>ungen psychotischer Phänomene<br />

nach E<strong>in</strong>nahme des Antidepressivums Bupropion s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Literatur beschrieben. Bupropion hemmt die Wie<strong>der</strong>aufnahme von<br />

Dopam<strong>in</strong> und Noradrenal<strong>in</strong> und<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang auch von<br />

Seroton<strong>in</strong>. Während <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Halluz<strong>in</strong>ationen vor allem bei<br />

Überdosierungen und akzidentellen E<strong>in</strong>nahmen im K<strong>in</strong>desalter<br />

beschrieben s<strong>in</strong>d, gibt es nur wenige Fallbeschreibungen über Erwachsene<br />

mit halluz<strong>in</strong>atorischen Phänomenen unter Bupropione<strong>in</strong>nahme<br />

im therapeutischen Bereich.<br />

Methode: Wir beschreiben den Fall e<strong>in</strong>er 36 Jahre alten Frau, die <strong>in</strong><br />

unserer Kl<strong>in</strong>ik wegen e<strong>in</strong>er leichten depressiven Episode ambulant<br />

behandelt wurde. Nach Installieren e<strong>in</strong>er antidepressiven Medika-<br />

tion mit 150mg Bupropion berichtete die Patient<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Woche später<br />

beim Folgeterm<strong>in</strong>, zwei Tage nach <strong>der</strong> ersten E<strong>in</strong>nahme seien<br />

e<strong>in</strong>e Reizoffenheit begleitet von gustatorische und olfaktorische<br />

Halluz<strong>in</strong>ationen sowie <strong>in</strong>nere Unruhe, Kopfschmerzen und Tachykardie<br />

aufgetreten. Sie habe die E<strong>in</strong>nahme <strong>der</strong> Medikation jedoch<br />

fortgesetzt, nach weiteren 2 Tagen sei die Symptomatik zurückgegangen.<br />

Die Familienanamnese sowie die Eigenanamnese waren<br />

bzgl. psychotischer Störungen leer. Wir führten e<strong>in</strong>e Medl<strong>in</strong>e-<br />

Recherche über die vorhandene Literatur zum Thema durch mit<br />

dem Ziel, Risikofaktoren für die Entwicklung halluz<strong>in</strong>atorischer<br />

Phänomene unter Bupropion zu identifizieren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Risikofaktoren für die Entwicklung<br />

halluz<strong>in</strong>atorischer Phänomene unter Bupropion s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>desalter,<br />

hirnorganische Schädigungen und Überdosierungen. Es existieren<br />

nur wenige veröffentlichter Fälle von Halluz<strong>in</strong>ationen unter therapeutischen<br />

Dosierungen im Erwachsenenalter. In <strong>der</strong> erfassten Literatur<br />

fanden sich ke<strong>in</strong>e Schil<strong>der</strong>ungen olfaktorischer Halluz<strong>in</strong>ationen.<br />

Unseres Wissens nach handelt es sich bei dem geschil<strong>der</strong>ten<br />

Fall um die erste Beschreibung sowohl gustatorischer als auch olfaktorischer<br />

Halluz<strong>in</strong>ationen unter E<strong>in</strong>nahme von Bupropion. Der<br />

hier gezeigte Fall verdeutlicht, dass auch bei gesunden hirnorganisch<br />

gesunden Erwachsenen und Dosierungen im niedrigen therapeutischen<br />

Bereich Halluz<strong>in</strong>ationen nicht ausgeschlossen werden<br />

können. Entsprechende Risikofaktoren s<strong>in</strong>d unklar. Vor e<strong>in</strong>er Medikation<br />

mit Bupropion sollte daher e<strong>in</strong>e Aufklärung über diese<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich seltene, aber dennoch gravierende unerwünschte<br />

Arzneimittelwirkung erfolgen.<br />

009<br />

Akuter Harnverhalt unter Quetiap<strong>in</strong> bei psychopharmakologischer<br />

Komb<strong>in</strong>ationstherapie<br />

Kerst<strong>in</strong> Sehmer-Kurz (Universitätsmediz<strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen, Psychiatrie<br />

und Psychotherapie)<br />

D. Degner, R. Grohmann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Urogenitale Komplikationen, vor allem <strong>der</strong> akute<br />

Harnverhalt, s<strong>in</strong>d als überwiegend antichol<strong>in</strong>erge unerwünschte<br />

Arzneimittelwirkungen (UAW) unter älteren Psychopharmaka<br />

(z. B. trizyklischen Antidepressiva) bereits gut bekannt. Zunehmend<br />

gibt es jedoch auch Berichte über urogenitale UAWs unter mo<strong>der</strong>neren<br />

Psychopharmaka (z. B. atypischen Antipsychotika, Antidepressiva).<br />

Grundsätzlich können solche UAW‘s e<strong>in</strong>e neue komplexe<br />

Problematik <strong>in</strong> <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Psychopharmakotherapie darstellen<br />

und sollten im kl<strong>in</strong>ischen Alltag größere Beachtung f<strong>in</strong>den. Quetiap<strong>in</strong><br />

ist e<strong>in</strong> atypisches Antipsychotikum, das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie bei<br />

e<strong>in</strong>em breiten Indikationsspektrum zunehmend Anwendung f<strong>in</strong>det.<br />

Methode: Dieser Fall wurde im Rahmen des AMSP-Programms<br />

(„Arzneimittelsicherheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie“) erfasst. Hierbei handelt<br />

sich um e<strong>in</strong> multizentrisches Erfassungssystem schwerer UAWs<br />

unter Psychopharmaka.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong> 34-jähriger Patient, ohne somatische<br />

Vorerkrankungen, wurde aufgrund e<strong>in</strong>er schizoaffektiven Störung<br />

(ICD10 F25.1) stationär aufgenommen. Es wurde e<strong>in</strong>e Medikation<br />

mit Mirtazap<strong>in</strong> (bis max. 45 mg täglich) und Olanzap<strong>in</strong> (bis max.<br />

10mg täglich) begonnen. Aufgrund e<strong>in</strong>er unzureichenden Wirksamkeit<br />

wurde vier Wochen später zusätzlich Quetiap<strong>in</strong> angesetzt<br />

und stufenweise <strong>in</strong>nerhalb von drei Wochen bis 1400 mg täglich<br />

aufdosiert. Zusätzlich erhielt <strong>der</strong> Patient vorübergehend 0,5 mg<br />

Lorazepam und 25 mg Levomepromaz<strong>in</strong> täglich. Unter e<strong>in</strong>er Tagesdosis<br />

von 900 mg Quetiap<strong>in</strong> traten 16 Tage nach Start <strong>der</strong> Medikation<br />

erstmals Miktionsprobleme auf (subjektive Abschwächung des<br />

Harndrangs mit e<strong>in</strong>em Gefühl <strong>der</strong> unvollständigen Blasenentleerung).<br />

Fünf Tage später, unter 1400 mg Quetiap<strong>in</strong> täglich, kam<br />

es zu e<strong>in</strong>em kompletten Harnverhalt. Es wurde zunächst e<strong>in</strong> Dauerkatheter<br />

für drei Tage gelegt (Restharnvolumen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Blase:<br />

383


Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

1700 ml). In <strong>der</strong> urologischen Untersuchung ergaben sich ke<strong>in</strong>e<br />

H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e Prostatahyperplasie o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>weitige urogenitalen<br />

Auffälligkeiten. Nach e<strong>in</strong>er Dosisreduktion von Quetiap<strong>in</strong> bis<br />

auf 100mg täglich waren die Miktionsschwierigkeiten rückläufig,<br />

traten jedoch weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> abgeschwächter Form auf. Daraufh<strong>in</strong><br />

wurde Quetiap<strong>in</strong> komplett abgesetzt. Die Miktion war im weiteren<br />

Verlauf unauffällig. Bei <strong>der</strong> Kausalitätsbeurteilung wurde am ehesten<br />

Quetiap<strong>in</strong> wegen des zeitlichen Zusammenhangs angeschuldigt.<br />

E<strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ationseffekt mit den gleichzeitig e<strong>in</strong>genommenen<br />

Psychopharmaka ist allerd<strong>in</strong>gs nicht auszuschließen.<br />

384<br />

010<br />

E<strong>in</strong>fluss von Fluoxet<strong>in</strong> auf die Expression <strong>der</strong> anti- und pro-apoptotischen<br />

Bcl-2-Prote<strong>in</strong>e <strong>in</strong> neuronalen Zellen <strong>in</strong> vitro<br />

Ulrike Schaz (Universität Ulm, Anatomie und Zellbiologie)<br />

P. Udvardi, J. M. Fegert, T. Boeckers, A. Ludolph<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die molekularen Wirkmechanismen von Antidepressiva<br />

s<strong>in</strong>d noch weitgehend ungeklärt. Seit e<strong>in</strong>iger Zeit werden trophische<br />

und / o<strong>der</strong> neuroprotektive Effekte diskutiert. Beim Blick <strong>in</strong><br />

die Literatur fällt allerd<strong>in</strong>gs auf, dass auch apoptotische Wirkungen<br />

von Antidepressiva beschrieben werden. Apoptotische Prozesse<br />

werden unter an<strong>der</strong>em vom Gleichgewicht zwischen anti-(Bcl-2,<br />

Bcl-xl) und pro-(Bax) apoptotischen Prote<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Bcl-2-Familie<br />

kontrolliert. Das Verhältnis zwischen anti- und proapoptotischen<br />

Bcl-2-Prote<strong>in</strong>en bestimmt die Vulnerabilität für Apoptose und<br />

wird im Rattenhirn durch den selektive Seroton<strong>in</strong>-Wie<strong>der</strong>aufnahme-Hemmer<br />

(SSRI) Fluoxet<strong>in</strong> zwar <strong>in</strong> den Hirnregionen unterschiedlich,<br />

aber immer zugunsten des Zellüberlebens verschoben.<br />

In Untersuchungen mit neuronalen Primärzellkulturen konnten<br />

wir bereits zeigen, dass Fluoxet<strong>in</strong> die spezifische Apoptose je nach<br />

Herkunftsregion <strong>der</strong> Zellen konzentrationsabhängig sowohl erniedrigen<br />

als auch erhöhen kann. Diese sche<strong>in</strong>baren Wi<strong>der</strong>sprüche<br />

könnten durch e<strong>in</strong>e konzentrationsabhängige und regionenspezifische<br />

Regulation <strong>der</strong> Bcl-2-Prote<strong>in</strong>e erklärt werden.<br />

Methode: Um dieser Hypothese nachzugehen, wurde die Expression<br />

von bax, bcl-2 und bcl-xl mittels quantitativer PCR zunächst <strong>in</strong><br />

kortikalen embryonalen Rattenzellen bestimmt. Die Zellen wurden<br />

an DIV 5 für 72 h <strong>in</strong> def<strong>in</strong>ierten Fluoxet<strong>in</strong>konzentrationen <strong>in</strong>kubiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die drei Apoptoseregulatoren wurden<br />

konzentrationsabhängig reguliert. In nie<strong>der</strong>en Konzentrationen<br />

wurde <strong>in</strong> den kortikalen Zellen die Expression des anti-apoptotische<br />

bcl-xl deutlich erhöht. Bei 20 µM Fluoxet<strong>in</strong> (bezüglich <strong>der</strong><br />

Zellviabilität etwa EC50 dieses Zellsystems) wurde die Expression<br />

des pro-apoptotischen bax allerd<strong>in</strong>gs zusätzlich deutlich erhöht.<br />

Fluoxet<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>flusst das Verhältnis <strong>der</strong> anti- und pro-apoptotischen<br />

Regulatoren <strong>der</strong> Bcl-2-Familie <strong>in</strong> kortikalen Zellen <strong>in</strong> vitro<br />

konzentrationsabhängig. Da das Verhältnis entscheidend für das<br />

Zellüberleben ist, kann Fluoxet<strong>in</strong> <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> Konzentration<br />

sowohl trophisch/neuroprotektiv als auch apoptotisch wirken.<br />

Weitere Untersuchungen mit hippokampalen, mesencephalen<br />

und striatalen Zellen sollen klären, <strong>in</strong>wieweit die Wirkung von Fluoxet<strong>in</strong><br />

von <strong>der</strong> Herkunftsregion <strong>der</strong> neuronalen Primärzellkulturen<br />

abhängt.


Topic 16 G An<strong>der</strong>e psychiatrische Therapieformen // Other psychiatric therapies<br />

Topic: 16 An<strong>der</strong>e psychiatrische Therapieformen<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Dachgarten<br />

HS-001 Hauptsymposium<br />

Individualisierte Therapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie: Neue Forschungsansätze<br />

Vorsitz: A. Meyer-L<strong>in</strong>denberg (Mannheim), K. Mann (Mannheim)<br />

001<br />

Neue Daten zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dividualisierten Behandlung von Alkoholabhängigen<br />

Karl Mann (ZI für Seelische Gesundheit, Kl<strong>in</strong>ik f. Abhängiges Verhalten,<br />

Mannheim)<br />

T. Leménager, S. Vollstädt-Kle<strong>in</strong>, F. Kiefer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Wirksamkeit <strong>der</strong> medikamentösen Rückfallprophylaxe<br />

bei Alkoholabhängigen könnte deutlich verbessert werden,<br />

wenn empirische Kriterien zur Vorhersage <strong>der</strong> Therapieresponse<br />

unter Acamprosat- o<strong>der</strong> Naltrexonbehandlung bekannt wären.<br />

Dies würde e<strong>in</strong>e „<strong>in</strong>dividualisiertere Behandlung“ erlauben.<br />

Methode: Im Rahmen e<strong>in</strong>er multizentrischen, doppelbl<strong>in</strong>den, randomisierten<br />

Studie an 426 Alkoholabhängigen wurde die Wirksamkeit<br />

von Acamprosat und Naltrexon gegen Placebo getestet.<br />

Weiterh<strong>in</strong> wurden psychopathologische, genetische und neurobiologische<br />

Marker def<strong>in</strong>iert und ihr Effekt auf die Modulation <strong>der</strong><br />

Therapieresponse geprüft.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> Gesamtgruppe zeigte sich ke<strong>in</strong><br />

signifikanter Unterschied zwischen den Pharmakotherapiearmen.<br />

Dagegen gelang es auf drei Ebenen Respon<strong>der</strong> für Naltrexon o<strong>der</strong><br />

Acamprosat zu def<strong>in</strong>ieren. 1) Bei e<strong>in</strong>em vorbeschriebenen Polymorphimus<br />

(OPMR1) bestätigte sich e<strong>in</strong>e bessere Response auf<br />

Naltrexon. 2) F-MRT Untersuchungen zur cue-<strong>in</strong>duzierten BOLD<br />

Response im ventralen Striatum erlauben nicht nur e<strong>in</strong>e Vorhersage<br />

des weiteren Therapieverlaufs, son<strong>der</strong>n erstmals mittels bildgeben<strong>der</strong><br />

Verfahren auch die Def<strong>in</strong>ition von Naltrexonrespon<strong>der</strong>n.<br />

3) Psychometrische Analysen deuten e<strong>in</strong> positives Ansprechen auf<br />

die genannten Medikamente an, wodurch künftig auch mit relativ<br />

e<strong>in</strong>fachen Mitteln die Wahl e<strong>in</strong>er medikamentösen Rückfallprophylaxe<br />

empirisch gestützt werden könnte. Geför<strong>der</strong>t durch das<br />

BMBF (För<strong>der</strong>nummer 01EB0410) im Rahmen des Deutschen<br />

Suchtforschungsnetzes. (Autoren s. oben + die PREDICT Studiengruppe)<br />

002<br />

Individualisierte Therapie schizophrener Psychosen: Translational<br />

genetische Ansätze<br />

Andreas Meyer-L<strong>in</strong>denberg (ZI für Seelische Gesundheit, Mannheim)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Befriedigenden Erfolgen bei <strong>der</strong> Therapie von Positivsymptomen<br />

steht e<strong>in</strong> nach wie vor unzureichendes Ansprechen<br />

negativer, kognitiver Symptome und sozialer Adaptation bei <strong>der</strong><br />

Schizophrenietherapie gegenüber. Langzeitverlauf, Lebensqualität<br />

und Mortalität von Erkrankten s<strong>in</strong>d nach wie vor <strong>in</strong>akzeptabel, was<br />

die Suche nach neuen Therapieverfahren und e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>dividualisierten<br />

E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es größeren Spektrums mechanistisch unterschiedlicher<br />

Pharmaka motiviert. Aufgrund <strong>der</strong> hohen Heritabilität<br />

(im Bereich von 80 %) <strong>der</strong> Schizophrenie bieten sich translationalgenetische<br />

Ansätze hierfür an.<br />

Methode: Wir berichten über translationale Resultate für neue<br />

Therapietargets und <strong>in</strong>dividualisierte Therapie, sowohl basierend<br />

auf Kandidatengenen (COMT, PPP1R1B, AKT1) als auch genomweit<br />

signifikanten (ZNF804A, CACNA1C) und hypothesengeleitet<br />

identifizierten (KCNH2) Varianten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Genetische Variation im dopam<strong>in</strong>ergen<br />

System ist assoziiert mit Verän<strong>der</strong>ungen präfrontaler Aktivierung<br />

und <strong>der</strong> Konnektivität <strong>in</strong> präfrontal-striatalen Systemen, die zur<br />

<strong>in</strong>dividualisierten prokognitiven Therapie e<strong>in</strong>gesetzt werden kann.<br />

Interaktionen zwischen Hippokampus und präfrontalen Kortex<br />

werden von genomweit signifikanten Risikogenen bee<strong>in</strong>flusst und<br />

bieten Potential für die Subgruppenidentifizierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie.<br />

Mehrere neu identifizierte Risikogenevarianten bee<strong>in</strong>flussen unmittelbar<br />

als drug target ansprechbare Rezeptoren und Ionenkanäle,<br />

für die Kandidatensubstanzen z. T. bereits existieren. Translational-genetische<br />

Ansätze s<strong>in</strong>d somit für die Entdeckung und<br />

Individualisierung mechanistisch neuer Therapeutika s<strong>in</strong>nvoll.<br />

003<br />

Symptom-orientierte <strong>in</strong>dividualisierte Therapie von Persönlichkeitsstörungen<br />

Klaus Lieb (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Alle Persönlichkeitsstörungen zeichnen sich durch e<strong>in</strong><br />

meist heterogenes Bild unterschiedlicher Symptome aus, für die zum<strong>in</strong>dest<br />

teilweise e<strong>in</strong>e unterschiedliche neurobiologische Grundlage<br />

anzunehmen ist. Beson<strong>der</strong>s deutlich wird dies bei <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung,<br />

bei <strong>der</strong> so unterschiedliche Symptome<br />

wie affektive Instabilität, Impulsivität, Identitätsstörungen, Suizidalität,<br />

Stress-<strong>in</strong>duzierte Analgesie und selbstschädigendes Verhalten<br />

o<strong>der</strong> Dissoziationen auftreten können.<br />

Methode: Sowohl bei <strong>der</strong> Pharmakotherapie als auch <strong>der</strong> Psychotherapie<br />

<strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung zeigen neuere<br />

Studien, dass das Ziel je<strong>der</strong> Therapie die Kontrolle bestimmter<br />

Symptomkomplexe se<strong>in</strong> sollte. In diesem Vortrag soll e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividualisierte<br />

symptomorientierte Therapie <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

anhand verschiedener therapeutischer Ansätze<br />

beleuchtet werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die dialektisch behaviorale Therapie<br />

(DBT) kann zur Kontrolle von Suizidalität, Selbstverletzungen und<br />

Impulskontrollstörungen wirkungsvoll e<strong>in</strong>gesetzt werden. Stimmungsstabilisierer<br />

wie Valpro<strong>in</strong>säure, Lamotrig<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Topiramat<br />

haben gute Effektstärken bei <strong>der</strong> Kontrolle von Ärger und Impulsivität.<br />

Ziel <strong>der</strong> wissenschaftlichen Bemühungen ist es, die Wirkungsweise<br />

von Psychotherapien und Pharmakotherapien auf bestimmte<br />

Symptomcluster zu untersuchen und langfristig <strong>in</strong>dividuell maßgeschnei<strong>der</strong>te<br />

Therapien für Patienten mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörung,<br />

die unter bestimmten Symptommustern leiden, zu<br />

entwickeln.<br />

004<br />

Individualisierte Therapie Affektiver <strong>Erkrankungen</strong>: Aktuelle Biomarker<br />

Kandidaten<br />

Lukas Pezawas (Uni.kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Biologische Psychiatrie,<br />

Wien, Österreich)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Pharmagenomische Studien konnten zeigen, dass entwe<strong>der</strong><br />

Metabolisierung, Response o<strong>der</strong> Nebenwirkungen durch<br />

Antidepressiva von genetischen Merkmalen kl<strong>in</strong>isch relevant bee<strong>in</strong>flusst<br />

werden und reflektieren damit die beobachtbare kl<strong>in</strong>ische<br />

Variabilität im Therapieansprechen von depressiven Patienten.<br />

Diese Ergebnisse werden von Imag<strong>in</strong>g Studien unterstützt, die zeigen<br />

konnten, dass eben diese genetischen Merkmale <strong>in</strong> signifikanter<br />

Weise die Entwicklung und Funktion von neuronalen Emotionsnetzwerken<br />

bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Methode: Es wird e<strong>in</strong>e systematische Übersicht über ggw. Genkandidaten<br />

dargestellt, die sowohl <strong>in</strong> pharmakogenetischen als auch im<br />

Rahmen von Imag<strong>in</strong>g Genetics Untersuchungen Effekte zeigen<br />

konnten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Trotz <strong>der</strong> teilweise unklaren Datenlage<br />

385


Topic 16 G An<strong>der</strong>e psychiatrische Therapieformen // Other psychiatric therapies<br />

haben sich dennoch e<strong>in</strong>ige Kandidaten herauskristallisiert, die pharmakogenetische<br />

Effekte und Wirkungen auf Hirnsysteme <strong>der</strong> Emotionsregulation<br />

zeigen. Zu diesen zählen genetische Varianten<br />

des Seroton<strong>in</strong> Transporter (5-HTTLPR), Seroton<strong>in</strong> Rezeptor 1A<br />

(HTR1A), Seroton<strong>in</strong> Rezeptor 2A (HTR2A), Bra<strong>in</strong> <strong>der</strong>ived Neurotrophic<br />

Factor (BDNF), Corticotrop<strong>in</strong> Releas<strong>in</strong>g Hormon Rezeptor<br />

1 (CRHR1) und FK506 b<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g Prote<strong>in</strong> 5 (FKBP5) Gens.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal VIP 1<br />

BS-015 Symposium<br />

Deep bra<strong>in</strong> stimulation – A new therapeutic avenue for neuropsychiatric<br />

disor<strong>der</strong>s<br />

(<strong>in</strong> cooperation with the DGN)<br />

Vorsitz: G. Deuschl (Kiel), T. Schläpfer (Bonn)<br />

001<br />

Putative Molecular and Physiological Mechanisms of Deep Bra<strong>in</strong><br />

Stimulation – Implications for Therapeutic Applications <strong>in</strong> Neurology<br />

and Psychiatry<br />

Jens Volkmann (Universität zu Kiel, Institut für Neurologie)<br />

002<br />

Deep Bra<strong>in</strong> Stimulation <strong>in</strong> Neurology and Psychiatry – Societal,<br />

Ethical and Legal Challenges<br />

Re<strong>in</strong>hard Merkel (Hamburg)<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Prag<br />

S-043 Symposium<br />

Akupunktur, Homöopathie, Yoga: Komplementär- und Alternativmediz<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie?<br />

Vorsitz: F.-G. Pajonk (Liebenburg), W. Gaebel (Düsseldorf)<br />

001<br />

Akupunktur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Tatjana Prentice (St. Valent<strong>in</strong>us Haus, Kiedrich)<br />

J. Röschke<br />

Akupunktur, e<strong>in</strong>e mehrere tausend Jahre alte asiatische Behandlungsform,<br />

erfährt <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten e<strong>in</strong>e Renaissance mit<br />

enorm hoher Akzeptanz <strong>in</strong> <strong>der</strong> westlichen Welt. Groß angelegte<br />

Studien, durch den Geme<strong>in</strong>samen Bundesausschuss <strong>in</strong>itiiert<br />

(„GERAC: German Acupuncture Trials“), haben die Wirksamkeit<br />

<strong>der</strong> Körper- Akupunktur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung von Kopfschmerzen<br />

sowie chronischen Knie- und Rückenschmerzen nachgewiesen, für<br />

die letzteren erfolgte die Empfehlung, Akupunktur für beide Indikationen<br />

<strong>in</strong> den Leistungskatalog <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenkassen<br />

aufzunehmen. Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie gehört <strong>in</strong>zwischen vor allem<br />

die Ohrakupunktur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Suchtbehandlung zum allgeme<strong>in</strong> akzeptierten<br />

Angebot. In <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> PTSD, Essstörungen,<br />

Adipositas sowie allgeme<strong>in</strong>en Beschwerden wie Schlafstörungen,<br />

Ängstlichkeit und <strong>in</strong>nerer Anspannung wird die Ohrakupunktur<br />

mit Erfolg e<strong>in</strong>gesetzt. E<strong>in</strong>e Wirksamkeit bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit ADS /<br />

ADHS wird beschrieben. Es erwies sich als s<strong>in</strong>nvoll und effektiv,<br />

e<strong>in</strong>e standardisierte Punktkomb<strong>in</strong>ation zu verwenden und sich auf<br />

das Ohr zu beschränken. So entstand die „Behandlung nach dem<br />

NADA-Protokoll“, entwickelt von M. Smith, MD, Direktor des<br />

386<br />

L<strong>in</strong>coln Hospital, Bronx, New York City, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zwischenzeit an<br />

vielen E<strong>in</strong>richtungen auf <strong>der</strong> Welt angewendet wird. Untersuchungen<br />

bezüglich Körperakupunktur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie zeigten kl<strong>in</strong>ische<br />

Besserungen bei leichter bis mittelschwerer Depression unter<br />

adjuvanter Akupunktur sowie bei generalisierter Angststörung <strong>in</strong><br />

Komb<strong>in</strong>ation mit Verhaltenstherapie. Als problematisch zeigen<br />

sich bei den kontrollierten Studien zum e<strong>in</strong>en die Durchführung<br />

und Beurteilung <strong>der</strong> sogenannten „Sham-Akupunktur“, e<strong>in</strong>er „Placeboakupunktur“,<br />

zum an<strong>der</strong>en das Vorgehen, feste Punktkomb<strong>in</strong>ationen<br />

<strong>in</strong> ihrer Wirksamkeit <strong>in</strong> Studien zu untersuchen.<br />

002<br />

Meditation und Joga <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Frank-Gerald Pajonk (Privat-Nerven-Kl<strong>in</strong>ik, Dr. med. Kurt Fontheim,<br />

Liebenburg)<br />

Meditation und Joga s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> unserer westlichen Gesellschaft<br />

mittlerweile anerkannte Verfahren, denen von vielen Menschen<br />

e<strong>in</strong>e Steigerung des Wohlbef<strong>in</strong>dens von Körper und Geist zugeschrieben<br />

wird. E<strong>in</strong> nicht ger<strong>in</strong>ger Teil <strong>der</strong> Bevölkerung akzeptiert<br />

o<strong>der</strong> bevorzugt sogar diese Verfahren auch als Behandlungsmethoden<br />

psychischer Störungen. Sowohl bei Meditation wie bei Joga<br />

gibt es sehr unterschiedliche Verfahren und Methoden. Diese wurden<br />

vor allem <strong>in</strong> den letzten 10 Jahren zunehmend Gegenstand<br />

(neuro)physiologischer, (neuro)psychologischer, (neuro)biologischer<br />

und kl<strong>in</strong>ischer Forschung. Hierbei stellten sich durchaus<br />

differenzierte Reaktionen e<strong>in</strong>zelner Verfahren heraus. Geme<strong>in</strong>sam<br />

sche<strong>in</strong>en den meisten Verfahren Auswirkungen auf Aufmerksamkeit,<br />

Konzentration und Affektregulation zu se<strong>in</strong>, was auch <strong>in</strong> zahlreichen<br />

Neuroimag<strong>in</strong>g Studien bestätigt werden konnte. In vielen<br />

an<strong>der</strong>en Studien konnte e<strong>in</strong>e psycho-physische Entspannung mit<br />

Stressreduktion nicht nur kl<strong>in</strong>isch son<strong>der</strong>n auch anhand endokr<strong>in</strong>er,<br />

autonomer und neurohumoraler Effekte nachgewiesen werden.<br />

Damit könnten meditative Techniken und Jogaübungen bei<br />

unterschiedlichen psychischen <strong>Erkrankungen</strong> sehr wohl therapeutisch<br />

wirksam se<strong>in</strong>. Ob diese Effekte jedoch über die an<strong>der</strong>er Entspannungsverfahren<br />

h<strong>in</strong>ausgehen o<strong>der</strong> spezifisch s<strong>in</strong>d, ist noch<br />

nicht h<strong>in</strong>reichend untersucht. Erste Untersuchungen gibt es zur<br />

Wirksamkeit bei Angststörungen, Depressionen, Bipolare Störungen,<br />

Schizophrenien und Schlafstörungen, <strong>der</strong>en Ergebnisse vorgestellt<br />

werden. E<strong>in</strong> wesentlicher Faktor für die Effektstärke sche<strong>in</strong>t<br />

die Erfahrung bzw. die Dauer <strong>der</strong> Übung mit Meditation und Joga<br />

zu se<strong>in</strong>. Aus neurobiologischer Sicht spannend s<strong>in</strong>d auch Befunde<br />

zum Lernen, die Auswirkungen auf das Verständnis von Störungen<br />

im K<strong>in</strong>des- und Jugendalter sowie im höheren Lebensalter haben<br />

können.<br />

003<br />

Homöopathie: Komplementär- und Alternativmediz<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

?<br />

Stefan Schriml (Märkische Kl<strong>in</strong>iken, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Lüdenscheid)<br />

„Des Arztes höchster und e<strong>in</strong>ziger Beruf ist, kranke Menschen gesund<br />

zu machen, was man heilen nennt.“ (Hahnemann, Organon<br />

<strong>der</strong> Heilkunst § 1) Der Begriff „Homöopathie“ ist untrennbar mit<br />

<strong>der</strong> Person des Arztes, Chemikers und Übersetzers Samuel Hahnemann<br />

verbunden und wurde durch ihn begründet. Hahnemann<br />

beobachtete, dass die Anwendung von dynamisierten, d. h. durch<br />

wie<strong>der</strong>holte Verdünnung und Verschüttelung gewonnenen Substanzen<br />

am Organismus reproduzierbare Wirkungen erzeugt. Die<br />

Heilwirkung wird am stärksten se<strong>in</strong>, wenn das Symptomenbild des<br />

Erkrankten e<strong>in</strong>em Arzneimittelbild (z. B. das Vergiftungsbild, das<br />

e<strong>in</strong>e toxische Substanz am Gesunden hervorruft) möglichst ähnlich<br />

ist (sog. Ähnlichkeitsregel o<strong>der</strong> Similepr<strong>in</strong>zip). Homöopathie erfreut<br />

sich zunehmen<strong>der</strong> Akzeptanz und Verbreitung. Mit <strong>der</strong> Aufnahme<br />

<strong>in</strong> das Fort- und Weiterbildungscurriculum aller Ärztekammern


Topic 16 G An<strong>der</strong>e psychiatrische Therapieformen // Other psychiatric therapies<br />

wurde die Homöopathie als wissenschaftliche Behandlungsmethode<br />

anerkannt. Der Wirkmechanismus ist bislang nicht bekannt, die<br />

Wirksamkeit ist aber unbestritten und durch e<strong>in</strong>zelne RCT- Studien<br />

nachgewiesen. Es handelt sich mit Sicherheit nicht um re<strong>in</strong>e<br />

Plazebo-Effekte; darüber h<strong>in</strong>aus trägt die Homöopathie auch nicht<br />

den Nachteil des „Nocebo“-Effektes <strong>in</strong> sich. Homöopathie wirkt im<br />

Gegensatz zur Allopathie nicht supprimierend o<strong>der</strong> substitutierend,<br />

son<strong>der</strong>n mit <strong>in</strong>dividuell abgestimmten Substanzen ganzheitlich<br />

auf die gestörte Homöostase des Patienten. Die Wirkung ist<br />

schonend, nebenwirkungsarm, nachhaltig und kostengünstig.<br />

Durch die <strong>in</strong>tensive Zuwendung, die für die Erhebung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />

Symptome und für die Weiterbehandlung erfor<strong>der</strong>lich ist,<br />

fühlt sich <strong>der</strong> Patient auf e<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>en Ebene empathisch angenommen,<br />

verstanden und <strong>in</strong> guten Händen, was zusätzlich die Heilung<br />

för<strong>der</strong>t. Damit eignet sich die Homöopathie sowohl als Komplementär-<br />

und <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>em Maß als Alternativmediz<strong>in</strong> – nicht<br />

nur, aber zunehmend auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 9<br />

S-096 Symposium<br />

Arbeitsunfähigkeit bei psychisch kranken Menschen<br />

Vorsitz: B. van Treeck (Köln), J. Fritze (Pulheim)<br />

001<br />

Arbeitsunfähigkeit bei psychisch Kranken – rechtliche Grund lagen,<br />

Erfahrungen aus Hamburg<br />

Edelgard Gorsky-Ostmeier (MDK Nord, Hamburg)<br />

B. van Treeck<br />

E<strong>in</strong>leitung: Frau Dr. Gorsky-Ostmeier ist Fachbereichsleiter<strong>in</strong> für<br />

den Bereich Arbeitsunfähigkeit des MDK Nord. Dr. van Treeck leitet<br />

beim MDK Nordrhe<strong>in</strong> den Mediz<strong>in</strong>ischen Fachbereich Psychiatrie,<br />

Psychotherapie und Psychosomatik; er ist leitet zudem geme<strong>in</strong>sam<br />

mit Frau Prof. Riedel-Heller und Prof. Becker bei <strong>der</strong><br />

<strong>DGPPN</strong> das Fachreferat Versorgung-Sozialmediz<strong>in</strong>. Die Begutachtung<br />

von Arbeitsunfähigkeit ist e<strong>in</strong> zentrales Geschäftsfeld <strong>der</strong><br />

MDK-Geme<strong>in</strong>schaft. Seit Jahren ist bei den gesetzlichen Krankenkassen<br />

e<strong>in</strong> Anstieg <strong>der</strong> durch psychische bzw. psychosomatische<br />

<strong>Erkrankungen</strong> bed<strong>in</strong>gten Arbeitsunfähigkeit zu beobachten. E<strong>in</strong>e<br />

beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung stellt hierbei e<strong>in</strong>e sich fortschreitende<br />

Arbeitsunfähigkeit über Wochen und Monate dar, von <strong>der</strong> psychisch<br />

Kranke <strong>in</strong> hohem Maße betroffen s<strong>in</strong>d.<br />

Methode: Im Vortrag werden e<strong>in</strong>leitend epidemiologische Daten<br />

zum Thema Arbeitsunfähigkeit bei psychisch kranken Menschen<br />

– u. a. anhand von Hamburger Krankenkassendaten – vorgestellt.<br />

Es werden die rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, die bei <strong>der</strong> Attestierung<br />

von Arbeitsunfähigkeit zu beachten s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> Grundzügen<br />

dargestellt, <strong>in</strong>klusive <strong>der</strong> Vorgaben zur Verweisbarkeit auf dem Arbeitsmarkt,<br />

zu den Mitwirkungspflichten <strong>der</strong> behandelnden Ärzte<br />

und zur rechtlichen B<strong>in</strong>dungskraft <strong>der</strong> MDK-Gutachten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es wird anhand von Zahlen <strong>der</strong> Hamburger<br />

Krankenkassen dargestellt, dass sich die Hamburger Zahlen<br />

beim Thema Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Erkrankung<br />

erheblich und <strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>isch nicht nachvollziehbarer Weise von<br />

denen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Regionen unterscheiden. Probleme <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelfallbegutachtung,<br />

wie sie sich anhand ausgewählter Fälle aus Hamburg<br />

aus <strong>der</strong> täglichen Praxis darstellen, werden aufgezeigt, sowie<br />

mögliche Lösungswege, wie aus Sicht des MDK mit <strong>der</strong> Problematik<br />

<strong>der</strong> Langzeitarbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer o<strong>der</strong> psychosomatischer<br />

<strong>Erkrankungen</strong> im Idealfall umgegangen werden<br />

sollte.<br />

002<br />

Rechtliche Grundlagen zur bedarfsgerechten Durchführung von<br />

Teilhabeleistungen bei seelisch Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />

Harry Fuchs (Düsseldorf)<br />

Das am 1.7.2001 <strong>in</strong> Kraft getretene Neunte Sozialgesetzbuch (SGB<br />

IX) fasst nicht nur das bis dah<strong>in</strong> über alle Sozialgesetzbücher geglie<strong>der</strong>te<br />

Rehabilitations- und Teilhaberecht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sozialgesetzbuch<br />

zusammen. Es vollzieht auch verschiedene Paradigmenwechsel<br />

und zwar bei allen Trägern <strong>der</strong> Rehabilitationsleistungen: • Je<strong>der</strong><br />

beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te o<strong>der</strong> von Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung bedrohte Mensch soll unabhängig<br />

von <strong>der</strong> Zuständigkeit e<strong>in</strong>es Leistungsträgers aus gegebenem<br />

Anlass die bedarfsgerecht gebotene Rehabilitations- und Teilhabeleistung<br />

<strong>in</strong> gleicher Weise und gleicher Qualität erhalten. • Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Leistungen zur Rehabilitation und Teilhabe ist nicht mehr nur<br />

die Herstellung <strong>der</strong> bestmöglichen Gesundheit, son<strong>der</strong>n vor allem<br />

die Bewältigung <strong>der</strong> Folgen von Krankheit und Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung; d.h.,<br />

die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstbestimmung und gleichberechtigten Teilhabe<br />

am Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft. • Indikation für die Rehabilitations-<br />

und Teilhabeleistungen ist nicht <strong>der</strong> Schweregrad e<strong>in</strong>er Erkrankung,<br />

son<strong>der</strong>n Art und Umfang durch die Krankheit bewirkten<br />

Teilhabe-bee<strong>in</strong>trächtigung. • Die Rehabilitationsträger s<strong>in</strong>d verpflichtet,<br />

den <strong>in</strong>dividuellen Leistungsbedarf funktionsbezogen,<br />

d.h., orientiert an <strong>der</strong> Internationalen Klassifikation für Funktionsfähigkeit.<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und Gesundheit (ICF) <strong>der</strong> WHO festzustellen.<br />

• Rehabilitations- und Teilhabeleistungen dürfen nur erbracht<br />

werden, wenn damit voraussichtlich die im SGB IX def<strong>in</strong>ierten<br />

Teilhabeziele erreicht werden können. • Die Orientierung auf die<br />

Erreichbarkeit von Teilhabezielen prägt auch Art, Inhalt, Qualität<br />

und Ausführung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Rehabilitations- und Teilhabeleistungen.<br />

§ 10 Abs. 3 SGB IX verpflichtet die Rehabilitationsträger<br />

ausdrücklich, den beson<strong>der</strong>en Bedürfnissen seelisch beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter<br />

o<strong>der</strong> von e<strong>in</strong>er solchen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung bedrohten Menschen Rechnung<br />

zu tragen. Die Rehabilitationsträger s<strong>in</strong>d verpflichtet, diesen<br />

Grundsatz bei allen Leistungen zur Teilhabe und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

auch bei ihrer Koord<strong>in</strong>ierung zu beachten und umzusetzen. Gerade<br />

für psychisch kranke Menschen s<strong>in</strong>d das Teilhabemanagement<br />

des SGB IX, aber auch die Verpflichtung <strong>der</strong> Rehabilitationsträger<br />

zur Kooperation, zur Koord<strong>in</strong>ation und zur Herstellung von Konvergenz<br />

<strong>der</strong> Leistungen von beson<strong>der</strong>er Bedeutung. Das SGB IX<br />

verpflichtet die Rehabilitationsträger durch b<strong>in</strong>dendes Verwaltungsrecht<br />

dazu, ihre Verwaltungspraxis (u. a. Zugang zu den Leistungen,<br />

Entscheidungsprozesse), ihre Zusammenarbeit und die<br />

Ausführung <strong>der</strong> Leistungen so zu gestalten, dass die Leistungen zur<br />

Rehabilitation und Teilhabe und die Leistungen <strong>der</strong> Krankenbehandlung<br />

(Akutversorgung) so <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> greifen, wie dies die Integrierte<br />

Versorgung <strong>in</strong>nerhalb des Bereichs <strong>der</strong> Akutversorgung<br />

anstrebt.<br />

003<br />

Berufliche Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung psychisch Kranker – Erwartungen<br />

von Krankenkasse und MDK / Erfahrungen mit Case-Management<br />

aus Sicht e<strong>in</strong>er Krankenkasse<br />

Evelyn He<strong>in</strong>rich (MDK Berl<strong>in</strong>-Brandenburg, Referent<strong>in</strong> Psychiatrie)<br />

T. Meißener<br />

Symposium Arbeitsunfähigkeit bei psychisch kranken Menschen<br />

In den letzten fünf Jahren ist es zu e<strong>in</strong>er erheblichen Zunahme von<br />

krankheitsbed<strong>in</strong>gten Fehltagen durch psychische <strong>Erkrankungen</strong><br />

bei den arbeitsunfähig Erkrankten gekommen. Laut BARMER-<br />

Gesundheitsreport 2009 ist ihr Anteil am Krankheitsstand und an<br />

<strong>der</strong> Erkrankungsdauer erneut gestiegen. Den aktuellen Zahlen des<br />

BARMER Gesundheitsreportes 2009 zufolge hat sich <strong>in</strong> den letzten<br />

fünf Jahren <strong>der</strong> Krankenstand <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diagnosegruppe <strong>der</strong> psychischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong> mehr als verdoppelt und nimmt somit<br />

nach den Muskel-Skelett-<strong>Erkrankungen</strong> den Platz 2 auf <strong>der</strong> Rangliste<br />

e<strong>in</strong>. Die durchschnittliche Arbeitsunfähigkeitsdauer beträgt<br />

387


Topic 16 G An<strong>der</strong>e psychiatrische Therapieformen // Other psychiatric therapies<br />

39,1 Tage. Dieser Trend spiegelt sich ebenfalls <strong>in</strong> <strong>der</strong> täglichen Begutachtungspraxis<br />

beim MDK BB wi<strong>der</strong>. Auch hier ist es zu e<strong>in</strong>er<br />

Zunahme <strong>der</strong> Begutachtungshäufigkeit bei dem Anlass Arbeitsunfähigkeit<br />

auf Grund psychischer <strong>Erkrankungen</strong> gekommen. Am<br />

häufigsten wurden im Jahr 2008 Patienten mit depressiven Störungen<br />

(F32.9, nicht näher bezeichnete depressive Episode), gefolgt<br />

vom neurasthenischen Syndrom (F48.0) begutachtet. Auffällig ist,<br />

dass die psychosoziale Verunsicherung und Belastung <strong>der</strong> Betroffenen<br />

z. B. durch Angst vor Entlassung, ungünstige Arbeitsplatzbed<strong>in</strong>gungen,<br />

Konflikte am Arbeitsplatz zugenommen hat . Daraus<br />

ergibt sich die Notwendigkeit, die Betroffenen so schnell wie möglich<br />

wie<strong>der</strong> beruflich e<strong>in</strong>zuglie<strong>der</strong>n. Formen <strong>der</strong> beruflichen Integration<br />

stellen z. B. die stufenweise Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung nach<br />

§ 74 SGB V sowie nach § 28 SBG IX sowie die Beschäftigungs- und<br />

Arbeitstherapie im S<strong>in</strong>ne von Ergotherapie nach § 32 SGB V dar.<br />

Die rechtlichen Grundlagen <strong>der</strong> stufenweisen beruflichen Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung<br />

sowie Erwartungen und Erfahrungen aus <strong>der</strong> sozialmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Begutachtung werden im Vortrag des MDK Berl<strong>in</strong>-<br />

Brandenburg aus Sicht des Gutachters dargestellt. Im zweiten Teil<br />

des Vortrages stellt e<strong>in</strong>e Vertreter<strong>in</strong> <strong>der</strong> BARMER e<strong>in</strong> Modell vor,<br />

das arbeitsunfähigen Versicherten <strong>der</strong> Diagnosegruppen Depressionen<br />

und Angststörungen angeboten wird. Krankheitsbed<strong>in</strong>gtes<br />

Fernbleiben vom Arbeitsplatz vor allem bei diesen beiden Diagnosen<br />

kann die berufliche Wi<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung erschweren. Die BAR-<br />

MER bietet den Betroffenen deshalb gezielt Hilfe an. Frühzeitige<br />

Kontaktaufnahme nach Erkrankungsbeg<strong>in</strong>n, persönliche Gespräche<br />

mit den Betroffenen, Vermittlung adäquater Behandlungsmöglichkeiten<br />

und Hilfsangebote kennzeichnen e<strong>in</strong>e professionelle<br />

Fallsteuerung.<br />

004<br />

Supported Employment – Integration psychisch Kranker <strong>in</strong> den<br />

ersten Arbeitsmarkt: „First place, then tra<strong>in</strong>“<br />

Wolfram Kawohl (Psych. Universitätskl<strong>in</strong>ik, KIZ, Zürich)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Arbeitsunfähigkeit psychisch Kranker stellt sowohl e<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>dividuelles wie auch gesamtgesellschaftliches und -wirtschaftliches<br />

Problem dar. Die Arbeitslosenquote unter Menschen mit psychischen<br />

Störungen ist sehr hoch, sie beträgt lt. Mueser für Schwerkranke<br />

bis zu 95 %. 33 % aller Invaliditätsursachen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

s<strong>in</strong>d psychische Störungen bei gleichzeitig hohem Anstieg <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahrzehnten, <strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>e weitere Zunahme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft<br />

schliessen lässt. Im Bereich <strong>der</strong> Arbeitsrehabilitation psychisch<br />

kranker Menschen galt lange <strong>der</strong> Grundsatz „erst tra<strong>in</strong>ieren, dann<br />

platzieren“ (first tra<strong>in</strong>, then place). Diese Haltung fand und f<strong>in</strong>det<br />

ihren Ausdruck <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beschäftigung <strong>in</strong> beschützenden Werkstätten<br />

mit dem Ziel e<strong>in</strong>er beruflichen Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung nach erfolgreicher<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsphase. Die nordamerikanische Sozialpsychiatrie<br />

hat mit <strong>der</strong> Devise „First place, then tra<strong>in</strong>“ <strong>in</strong> Programmen wie<br />

Supported Employment längst an<strong>der</strong>e Wege beschritten. Angestrebt<br />

wird dabei <strong>der</strong> unmittelbare E<strong>in</strong>satz psychisch Erkrankter im<br />

ersten Arbeitsmarkt. Supported Employment stellt für Patienten,<br />

Arbeitgeber und Versicherungsträger e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Erweiterung<br />

<strong>der</strong> Möglichkeiten zur Aufrechterhaltung, Verbesserung und Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

<strong>der</strong> Arbeitsfähigkeit bei psychischen Störungen dar.<br />

Es ist mittlerweile erwiesen, dass Patienten, die mit Unterstützung<br />

von Supported Employment-Programmen auf dem ersten Arbeitsmarkt<br />

tätig s<strong>in</strong>d, weniger Arbeitsunfähigkeitszeiten aufweisen als<br />

Kontrollpersonen an beschützten Arbeitsplätzen. Dies gilt unabhängig<br />

von <strong>der</strong> Schwere <strong>der</strong> Grun<strong>der</strong>krankung. Ziel unserer Untersuchung<br />

war die Identifikation von Faktoren, die den Erfolg des Job<br />

Coach<strong>in</strong>gs bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Methode: Es wurde e<strong>in</strong>e retrospektive Analyse <strong>der</strong> Job Coach<strong>in</strong>gs<br />

bei 256 Patienten mit psychischen Störungen durchgeführt. Neben<br />

deskriptiven Analysen wurden Regressionsanalysen zur Identifikation<br />

von E<strong>in</strong>flussfaktoren durchgeführt.<br />

388<br />

Diskussion / Ergebnisse: Unter an<strong>der</strong>em konnte konnte gezeigt<br />

werden, dass e<strong>in</strong>e hohe Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen dem Anstellungswunsch<br />

<strong>der</strong> Patienten und dem tatsächlich vermittelten Arbeitsplatz<br />

erzielt werden kann. Die Diagnose <strong>der</strong> Patienten spielt<br />

für den Erfolg des Coach<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 8<br />

S-145 Symposium<br />

Sport und Bewegungstherapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung von Menschen<br />

mit schweren psychischen Störungen<br />

Vorsitz: J. Kornhuber (Erlangen), S. Bleich (Hannover)<br />

001<br />

Sport und das Allokationssystem<br />

Ulrich Schweiger (Universität zu Lübeck, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Das Gehirn gibt <strong>der</strong> Regulation <strong>der</strong> eigenen Adenos<strong>in</strong>triphosphat-<br />

Konzentration die Priorität. Um dies zu erreichen, aktiviert es das<br />

Stresshormonsystem und tritt mit dem Rest des Organismus <strong>in</strong><br />

Konkurrenz um die verfügbare Glukose (Allokation). Das Gehirn<br />

steuert die Nahrungszufuhr so, dass es das Stresshormonsystem<br />

entlasten kann und <strong>in</strong> die Ruhelage zurückkehren kann. Körperliche<br />

Aktivität <strong>in</strong> Form von sportlichem Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong> wesentlicher<br />

E<strong>in</strong>flussfaktor, <strong>der</strong> die Setpo<strong>in</strong>ts im Allokationssystem bestimmt.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e werden die Nüchtern-Insul<strong>in</strong>konzentration, die Reaktivität<br />

des HPA-Systems und die Körperzusammensetzung bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Der Vortrag diskutiert die Implikationen dieser Befunde<br />

für die Behandlung psychischer Störungen.<br />

002<br />

Sport und Bewegungstherapie bei affektiven Störungen<br />

Johannes Kornhuber (Unikl<strong>in</strong>ikum Erlangen, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

003<br />

Bewegungsmanagement und Psychotherapie bei Schizophrenie<br />

Joachim Cordes (LVR Kl<strong>in</strong>ikum Düsseldorf)<br />

M. Agel<strong>in</strong>k, K. Kahl<br />

Sport ist möglicherweise e<strong>in</strong> effizienter und kostengünstiger Faktor<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung und Prävention neurodegenerativer <strong>Erkrankungen</strong>.<br />

Kl<strong>in</strong>ische Studien belegen e<strong>in</strong>en positiven Zusammenhang<br />

zwischen körperlicher Aktivität und psychischer Gesundheit. Sport<br />

führt offenbar zu e<strong>in</strong>er Besserung kognitiver, exekutiver Funktionen<br />

und bee<strong>in</strong>flusst die Neuro-plastizität. Erste Studien berichten<br />

auch über e<strong>in</strong>en therapeutischen Effekt auf die Psychopathologie<br />

und Lebensqualität bei Schizophrenie. Aufgrund des häufig erhöhten<br />

kardiovaskulären Risikoprofils bei Schizophrenie ist e<strong>in</strong> multimodales<br />

Gewichtsmanagement-Programm bereits aus präventiver<br />

Sicht s<strong>in</strong>nvoll. E<strong>in</strong> <strong>der</strong>artiges spezielles Programm sollte die Elemente<br />

e<strong>in</strong>er Ernährungstherapie, Verhaltenstherapie und <strong>in</strong>tegrierten<br />

Bewegungstherapie be<strong>in</strong>halten. Erste kontrollierte Studien<br />

ergeben H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e effektive Prävention von Gewichtszunahme<br />

und metabolischen Verän<strong>der</strong>ungen bei Anwendung e<strong>in</strong>es<br />

<strong>der</strong>art strukturierten Programms.<br />

004<br />

Schützt Sport im Alter vor Demenz?<br />

Kai Kahl (Med. Hochschule Hannover, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Körperliche Aktivität ist neben Ernährung und Gewichtskontrolle<br />

e<strong>in</strong>e relevante gesundheitsför<strong>der</strong>nde Maßnahme, die wissenschaft-


Topic 16 G An<strong>der</strong>e psychiatrische Therapieformen // Other psychiatric therapies<br />

lich primär im Kontext von Herz-Kreislauf-<strong>Erkrankungen</strong> untersucht<br />

wurde. H<strong>in</strong>weise darauf, dass regelmäßige körperliche Aktivität<br />

den Verlauf psychischer <strong>Erkrankungen</strong> positiv bee<strong>in</strong>flussen<br />

kann, wurden vor allem im Zusammenhang mit Angsterkrankungen<br />

und Depression untersucht. Neuere Studien weisen darauf h<strong>in</strong>,<br />

dass körperliche Aktivität auch e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Entwicklung<br />

und den Verlauf dementieller <strong>Erkrankungen</strong> hat. So wurde <strong>in</strong> mehreren<br />

Kohortenstudien e<strong>in</strong>e Risikoreduktion für die Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er Alzheimer Demenz im Zusammenhang mit regelmäßiger<br />

körperlicher Aktivität berichtet. Bei bereits bestehen<strong>der</strong> Demenz<br />

wurde e<strong>in</strong>e Verlangsamung <strong>der</strong> Krankheitsprogredienz beschrieben.<br />

Mehrere Hypothesen werden für die protektiven Effekte körperlicher<br />

Aktivität auf neurodegenerative Prozesse diskutiert: Hierzu<br />

zählen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss auf neurotrophe Faktoren, die Verbesserung<br />

körperlicher Begleiterkrankungen, vaskuläre Effekte sowie e<strong>in</strong>e<br />

Modulation des Stresshormon-Systems. Die Integration körperlicher<br />

Aktivierungsprogramme könnte daher e<strong>in</strong>e weitere Maßnahme<br />

im Gesamtbehandlungsplan <strong>der</strong> Demenz se<strong>in</strong>.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-045 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

An<strong>der</strong>e psychiatrische Therapieformen<br />

Vorsitz: A. Conca (Bozen, Italien)<br />

001<br />

Influence of Age on Effectiveness and Tolerability of Electroconvulsive<br />

Therapy<br />

Julia Damm (LMU, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, München)<br />

D. Eser, C. Schüle, M. Obermeier, H.-J. Möller, R. Rupprecht, T. Baghai<br />

Introduction: The effectiveness of electroconvulsive therapy (ECT)<br />

<strong>in</strong> pharmacotherapy resistant major depression and schizophrenia<br />

has been shown for all age groups. Nevertheless, age specific side<br />

effects such as greater cognitive impairment and higher somatic<br />

risks due to medical comorbidities and concomitant medication<br />

may be limit<strong>in</strong>g factors <strong>in</strong> geriatric patients.<br />

Method: We retrospectively evaluated 4457 treatments <strong>in</strong> 380 patients<br />

to <strong>in</strong>vestigate the <strong>in</strong>fluence of age on treatment outcome, safety<br />

and side effects dur<strong>in</strong>g and after ECT. Cl<strong>in</strong>ical variables, treatment<br />

modalities, ictal and postictal neurophysiological parameters<br />

were analysed. For modell<strong>in</strong>g the <strong>in</strong>fluence of age on these varibles<br />

of <strong>in</strong>terest, l<strong>in</strong>ear regression models, if necessary logistic regression<br />

models, were performed (statistical software package R 2.8.1).<br />

Discussion / Results: Mean age of our patients was 51.2 ± 15 years<br />

(mean ± SD), 30 % were ol<strong>der</strong> than 60 years. The ma<strong>in</strong> diag noses<br />

were major depression <strong>in</strong> 74.4 %, and schizophrenia <strong>in</strong> 25.6 % of the<br />

patients. We found a consi<strong>der</strong>able cl<strong>in</strong>ical improvement over all age<br />

groups. Higher severity of disease at admission came up with a better<br />

cl<strong>in</strong>ical response. In comparison of the whole patient sample<br />

versus the el<strong>der</strong>ly over the age of 60, there were no significant differences<br />

<strong>in</strong> need and number of concomitant psychotropic, but <strong>in</strong> medical<br />

co-medication. Ictal and postictal EEG parameters were only<br />

<strong>in</strong> part predictive for cl<strong>in</strong>ical outcome, but age had a significant <strong>in</strong>fluence<br />

on most of them. Cardiovascular side effects and cognitive<br />

disturbances were more frequent <strong>in</strong> the el<strong>der</strong>ly but were only transient,<br />

and <strong>in</strong> most cases there was no need for any specific treatment.<br />

002<br />

Transcranial Direct Current Stimulation (tDCS) – a new option<br />

<strong>in</strong> t<strong>in</strong>nitus treatment?<br />

Elmar Frank (BKH Regensburg, Psychiatrie)<br />

T. Kle<strong>in</strong>jung, M. Landgrebe, J. Burger, P. Eichhammer, G. Hajak,<br />

B. Langguth<br />

Introduction: chronic t<strong>in</strong>nitus is associated with alterations <strong>in</strong> auditory<br />

an non-auditory pathways. New treatments like repetitive<br />

transcranial magnetic stimulation (rTMS) have shown only mo<strong>der</strong>ate<br />

effects with high <strong>in</strong>ter<strong>in</strong>dividual variability. tDCS can modulate<br />

neuronal activity, too. Here we tried to alterate non-auditory<br />

pathways to see it‘s efficacy <strong>in</strong> t<strong>in</strong>nitus treatment.<br />

Method: 6 sessions tDCS twice a week with<strong>in</strong> 3 weeks. Electrodes<br />

were placed frontal – frontal (anode right), 1 mA 30 m<strong>in</strong>. We assessed<br />

the t<strong>in</strong>nitus questionaire (TQ) and t<strong>in</strong>nitus handicap <strong>in</strong>dex<br />

(THI) at basel<strong>in</strong>e, after 1, 3 (end of stimulation) and 7 weeks. All<br />

patients were non respon<strong>der</strong>s of a temporal low frequency (1Hz)<br />

rTMS.<br />

Discussion / Results: there was no severe side effect. Almost all patients<br />

completed the study. Beneficial effects of this treatment have<br />

been reported by a subgroup of patients. Based on these promis<strong>in</strong>g<br />

results from an open pilot studies further controlled studies will be<br />

needed.<br />

003<br />

Transkranielle Magnetstimulation (TMS) zur Behandlung <strong>der</strong><br />

Depression: Erfahrungen aus <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Praxis<br />

Elmar Frank (BKH Regensburg, Psychiatrie)<br />

M. Landgrebe, J. Burger, P. Eichhammer, G. Hajak, B. Langguth<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS)<br />

wurde <strong>in</strong> den letzten Jahren zunehmend <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Depression<br />

untersucht. Die Datenlage randomisierter kontrollierter<br />

Studien zeigt e<strong>in</strong>en überwiegend positiven Effekt. IN dieser Studie<br />

g<strong>in</strong>gen wir <strong>der</strong> Frage nach wie die Ergebnisse konzrollierter Studien<br />

auf den E<strong>in</strong>satz an e<strong>in</strong>em unselektionierten Patientengut <strong>in</strong> eimem<br />

Versorgungskrankenhaus übertragbar s<strong>in</strong>d?<br />

Methode: seit dem Jahr 2004 wurden 234 depressive Patienten<br />

(99 Männer / 135 Frauen) mit rTMS add on gemäß dem Stimulationsprotokoll<br />

[über 3 Wochen 15 Sitzungen a 2000 Stimuli über<br />

dem l<strong>in</strong>ken dorsolateralen präfrontalen Kortex (DLPFC) mit 20 Hz,<br />

110 RMT] behandelt. Der HAMD wurde vor und unmittelbar nach<br />

Stimulation erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In über 90 % <strong>der</strong> Fälle wurde die Behandlung<br />

wie geplant zum Abschluß gebracht. Es traten ke<strong>in</strong>e schwerwiegenden<br />

Nebenwirungen auf und Behandlungsabbrüche wegen<br />

Nebenwirkungen waren sehr selten. Der HAMD Rat<strong>in</strong>g Scale sank<br />

von Basel<strong>in</strong>e 23,7 (+/-7,4) Punkten auf 14,8 (+/-9) Punkte. <strong>in</strong> 23 %<br />

<strong>der</strong> Fälle kam es zu e<strong>in</strong>er m<strong>in</strong>destens 50 % Reduktion des Hamiltonausgangswertes<br />

im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Response. Damit s<strong>in</strong>d die beobachteten<br />

Ergebnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ähnlichen Größenordnung wie Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> aktiven rTMS Behandlung <strong>in</strong> kontrollierten Studien.<br />

004<br />

Ist die rTMS e<strong>in</strong>e Option zur Behandlung affektiver Symptome bei<br />

frontotemporaler Demenz?<br />

Bernd Lenz (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Erlangen, Molekulare Neurobiologie)<br />

G. Schaller, S. Bleich, J. Kornhuber<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Fortschritt struktureller und funktioneller bildgeben<strong>der</strong><br />

Verfahren, neurochemischer Liquordiagnostik und neuropsychologischer<br />

Tests macht <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>e zuverlässigere<br />

Diagnosestellung <strong>der</strong> frontotemporalen Demenz (FTD)<br />

möglich. E<strong>in</strong> Mangel an doppelbl<strong>in</strong>den, placebokontrollierten Studien<br />

führt zu wenigen „evidence based“ Therapieempfehlungen.<br />

Viele Untersuchungen zeigen Pathologien im serotonergen Stoff-<br />

389


Topic 16 G An<strong>der</strong>e psychiatrische Therapieformen // Other psychiatric therapies<br />

wechsel. Auch das häufig nie<strong>der</strong>gestimmte und antriebsgehemmte<br />

Zustandsbild lässt <strong>in</strong> Frühstadien e<strong>in</strong>e Parallele zu depressiven Störungen<br />

vermuten. Die beiden folgenden Fälle berichten vom E<strong>in</strong>satz<br />

repetitiver transcranieller Magnetstimulation (rTMS) bei therapieresistenten<br />

Patient<strong>in</strong>nen mit <strong>der</strong> Diagnose FTD.<br />

Methode: Sowohl Patient<strong>in</strong> (1) als auch Patient<strong>in</strong> (2) zeigten auf<br />

FTD h<strong>in</strong>weisende pathologische Verän<strong>der</strong>ungen im ECD-SPECT<br />

und strukturell im MRT. Die neurochemische Liquordiagnostik<br />

wies bei beiden auf e<strong>in</strong>e neurodegenerative Erkrankung vom nicht-<br />

Alzheimer-Typ h<strong>in</strong>. Der MMST von Patient<strong>in</strong> (1) war im Normbereich,<br />

während Patient<strong>in</strong> (2) 25 von 30 Punkten erreichte. Die rTMS<br />

erfolgte <strong>in</strong> 10 Sitzungen. Depressive Symptomatik wurde mit dem<br />

Beck‘s Depressions Inventar erfasst (BDI).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Beide Patient<strong>in</strong>nen zeigten bei stationärer<br />

Aufnahme e<strong>in</strong> depressiv-antriebsgehemmtes Zustandsbild. Patient<strong>in</strong><br />

(1) war bereits über vier Monate mit Duloxet<strong>in</strong> behandelt<br />

worden. E<strong>in</strong>e Umstellung auf Bupropion zeigte über sieben Wochen<br />

h<strong>in</strong>weg ke<strong>in</strong>e Besserung. Die rTMS führte bei <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong> zu<br />

e<strong>in</strong>er Reduktion im BDI von 28 auf 10. Patient<strong>in</strong> (2) wurde mit e<strong>in</strong>er<br />

Komb<strong>in</strong>ationstherapie aus Venlafax<strong>in</strong> und Escitalopram stationär<br />

aufgenommen. E<strong>in</strong>e folgende Umstellung auf Trazodon brachte<br />

<strong>in</strong>nerhalb von sechs Wochen ke<strong>in</strong>e deutliche Besserung, sodass wir<br />

e<strong>in</strong>e rTMS Behandlung <strong>in</strong>itiierten. Der Benefit dieser Patient<strong>in</strong><br />

zeigte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reduktion des BDI von 28 auf 20 Punkte. Die<br />

beiden Fallberichte weisen auf e<strong>in</strong>e Wirksamkeit von rTMS bei Patienten<br />

mit FTD h<strong>in</strong>. Lei<strong>der</strong> wurde ke<strong>in</strong>e spezifische neuropsychologische<br />

Testung durchgeführt, um neben <strong>der</strong> affektiven Symptomatik<br />

auch mögliche Verän<strong>der</strong>ungen im kognitiven Bereich zu<br />

erfassen. Im Weiteren sollten verbl<strong>in</strong>dete, placebo-kontrollierte<br />

Studien untersuchen, ob die rTMS e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Methode zur Behandlung<br />

<strong>der</strong> FTD darstellt.<br />

005<br />

Case report: Verträglichkeit von Vagusnervstimulator und implantierbaren<br />

Kardioverter-Defibrillator bei e<strong>in</strong>em 56 jährigem Patienten<br />

mit bipolarer Depression und ventrikulärer Tachyarrhythmie<br />

Patricia Schütz (Erlangen)<br />

H. Müller, R. Zimmermann, J. Deml<strong>in</strong>g, J. Kornhuber<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Vagusnerstimulation (VNS) ist e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />

Therapiemöglichkeit bei <strong>der</strong> Behandlung von psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong>.<br />

Störungen <strong>der</strong> kardialen Erregungsweiterleitung s<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong>e häufige Komplikation bei <strong>der</strong> Vagusnervstimulation.<br />

Methode: In dem vorliegendem case report berichten wir über<br />

e<strong>in</strong>en 56jähr<strong>in</strong>gen Patienten mit bipolarer Depression und ventrikulärer<br />

Tachyarrhythmie, <strong>der</strong> bereits seit 2007 mit e<strong>in</strong>em implantierbareren<br />

Kardioverter-Defibrillator (ICD) behandelt wird. Es<br />

erfolgte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 2-monatigen Follow-up regelmäßige kardiologische<br />

Kontrollen um die Verträglichkeit <strong>der</strong> Komb<strong>in</strong>ationsbehandlung<br />

zu überprüfen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nach e<strong>in</strong>em zwei monatigen Follow-up<br />

kam es zu ke<strong>in</strong>en Zwischenfällen o<strong>der</strong> Störungen den Erregungsbildung-<br />

und Weiterleitung. E<strong>in</strong>e gleichzeitige Implantation e<strong>in</strong>es<br />

Vagusnervstimulators und e<strong>in</strong>es ICD‘s zeigte ke<strong>in</strong>erlei unerwünschte<br />

Komplikationen o<strong>der</strong> Nebenwirkungen.<br />

006<br />

Neurofeedback <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung chronischer psychischer Störungen<br />

– E<strong>in</strong> sytematischer Review<br />

Stephan Mühlig (Technische Universität, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie, Chemnitz)<br />

A. Neumann-Thiele<br />

E<strong>in</strong>leitung: Beim Neurofeedback handelt es sich um e<strong>in</strong>en die klassische<br />

Psychotherapie ergänzenden psychophysiologischen Ansatz<br />

zur Behandlung verschiedener psychischer Störungen wie z. B.<br />

ADHD, Affektiver, Angst- sowie Substanzstörungen. Das Verfah-<br />

390<br />

ren ermöglicht den Patienten, durch operante Konditionierung bestimmter<br />

EEG-Muster, Kontrolle über ihre neuroelektrische Hirnaktivität<br />

zu erlangen.<br />

Methode: Mit Hilfe des Reviews soll das kl<strong>in</strong>ische Potential des<br />

Neurofeedbacks <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung chronischer psychischer Störungen<br />

beurteilt werden. Systematische Aufbereitung des aktuellen<br />

Forschungsstandes auf Basis e<strong>in</strong>er umfassenden Evidenzrecherche<br />

(Datenbankrecherche: PsycArticles, PsycINFO, Cochrane, Medl<strong>in</strong>e,<br />

Embase, Web of Science; Handsearch). Die Daten wurden anschließend<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Meta-Analyse <strong>in</strong>tegriert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Patienten, die zusätzlich zur traditionellen<br />

Psychotherapie mit Neurofeedback behandelt wurden zeigten<br />

gegenüber den ausschließlich klassisch psychotherapeutisch<br />

behandelten deutlich höhere Responseraten direkt nach <strong>der</strong> Behandlung,<br />

ger<strong>in</strong>gere Rückfallwahrsche<strong>in</strong>lichkeiten sowie niedrigere<br />

Therapieabbruchraten und e<strong>in</strong>e stärkere Reduktion komorbi<strong>der</strong><br />

Symptome. Schlussfolgerungen: Neurofeedback kann als vielversprechen<strong>der</strong><br />

Ansatz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung von schwergradigen psychischen<br />

Störungen angesehen werden. Die berichteten Ergebnisse<br />

s<strong>in</strong>d über alle Studien h<strong>in</strong>weg positiv und es konnten so gut wie<br />

ke<strong>in</strong>e unerwünschten Nebenwirkungen festgestellt werden. Da die<br />

bisher vorliegenden Studien jedoch methodische Schwächen aufweisen,<br />

können momentan noch ke<strong>in</strong>e endgültigen Aussagen über<br />

die Wirksamkeit von Neurofeedback <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie von psychischen<br />

Störungen getroffen werden.<br />

007<br />

ADL mit Mutter und K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären Psychiatrie<br />

Isolde Eckle (PUK Zürich, Schweiz)<br />

S. Stegner, S. Graves<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das ergotherapeutische Angebot ADL (activity of daily<br />

life) umfasst lebenspraktische Aktivitäten aus den Alltagsbereichen<br />

Selbstversorgung, Mobilität und Tagesgestaltung. Dieses Angebot<br />

ist e<strong>in</strong> Bestandteil <strong>der</strong> Behandlung postpartaler psychischer Störungen<br />

auf <strong>der</strong> offenen Spezialstation für Frauen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrischen<br />

Universitätskl<strong>in</strong>ik Zürich.<br />

Methode: Die Ziele dieses spezifischen ergotherapeutischen Angebotes<br />

s<strong>in</strong>d die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Mutterrolle, die Festigung<br />

<strong>der</strong> Elternkompetenzen und die Auswahl von Unterstützungsangeboten<br />

im H<strong>in</strong>blick auf die Alltagsgestaltung mit K<strong>in</strong>d im<br />

Anschluss an e<strong>in</strong>en stationären psychiatrischen Aufenthalt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Basierend auf unseren praktischen Erfahrungen<br />

zeigen wir Möglichkeiten und Grenzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären<br />

ergotherapeutischen Praxis auf.<br />

008<br />

Sporttherapie als Alternative <strong>in</strong> <strong>der</strong> adjuvanten Behandlung unipolarer<br />

Depressionen? Zum aktuellen Stand <strong>der</strong> Evidenz<br />

Stephan Mühlig (Technische Universität, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie,<br />

Chemnitz)<br />

J. Köhler<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten Jahren wurden sporttherapeutische Interventionen<br />

als adjuvante o<strong>der</strong> sogar alternative Maßnahmen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> unipolaren Depression diskutiert. In e<strong>in</strong>er Reihe<br />

von Studien wurde über positive Wirkungen von Sport- und<br />

Bewegungstherapie bei subkl<strong>in</strong>ischen Stichproben sowie leichten<br />

und mittelschweren Depressionen berichtet. Unzureichend geklärt<br />

ist aber bislang die Frage, <strong>in</strong>wieweit diese Ansätze <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen<br />

Sett<strong>in</strong>gs zu wirksamen Effekten beitragen und welche Angebote<br />

(Sportart, Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<strong>in</strong>tensität, Frequenz und Dauer <strong>der</strong> Aktivität)<br />

überlegen s<strong>in</strong>d.<br />

Methode: Überblick über die aktuelle Evidenzlage zur Wirksamkeit<br />

sporttherapeutischer Interventionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie unipolarer<br />

Depressionen auf Basis e<strong>in</strong>er systematischen Evidenzrecherche<br />

randomisiert-kontrollierter Studien (Datenbankrecherche: PsycAr-


Topic 16 G An<strong>der</strong>e psychiatrische Therapieformen // Other psychiatric therapies<br />

ticles, PsycINFO, Cochrane, Medl<strong>in</strong>e, Embase, Web of Science;<br />

Handsearch).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es wurden zum Thema Wirksamkeitsprüfung<br />

16 RCT‘s identifiziert sowie 6 Studien zu Wirkmechanismen<br />

und 6 prospektive Längsschnittstudien. In den RCT‘s wurde<br />

Sport (div. Sportarten und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<strong>in</strong>tensitäten) vs. ke<strong>in</strong>e Intervention,<br />

Placebo, psychosoziale Intervention (Sem<strong>in</strong>ar), Antidepressiva<br />

/ Komb<strong>in</strong>ation, kognitive Verhaltenstherapie / Komb<strong>in</strong>ation,<br />

Licht therapie / Komb<strong>in</strong>ation getestet. Nahezu alle RCT‘s<br />

erbrachten signifikante Wirksamkeitsnachweise für die sporttherapeutische<br />

Begleitbehandlung von Personen mit depressiven Symptomen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d dabei gravierende methodische Divergenzen<br />

zu konstatieren: So werden <strong>in</strong> den Studien kaum vergleichbare<br />

Sportarten (Ausdauer, Kraft, Komb<strong>in</strong>ation, meditative Bewegung<br />

wie Tai Chi o<strong>der</strong> Qi-Gong) <strong>in</strong> höchst unterschiedlicher Dosis<br />

(Intensität, Dauer, Frequenz), für heterogene Zielgruppen (Alter,<br />

Morbidität) <strong>in</strong> verschiedenen Sett<strong>in</strong>gs (E<strong>in</strong>zel vs. Gruppe, ambulant<br />

vs. stationär) e<strong>in</strong>gesetzt und <strong>der</strong>en Effekte mit höchst une<strong>in</strong>heitlichen<br />

Ergebnisparametern und Erhebungsverfahren bestimmt.<br />

Des Weiteren fehlen <strong>in</strong> ausreichen<strong>der</strong> Anzahl Studien mit kl<strong>in</strong>ischen<br />

Stichproben unter Realversorgungsbed<strong>in</strong>gungen. Weitere<br />

randomisiert kontrollierte kl<strong>in</strong>ische Vergleichsstudien zur Wirksamkeit<br />

von Sporttherapie als Mono- bzw. adjuvante Therapie s<strong>in</strong>d<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Für die sporttherapeutische Praxis fehlt bisher e<strong>in</strong> evidenzbasiertes<br />

Therapiemanual sowie Erkenntnisse zur Wirksamkeit<br />

<strong>in</strong> verschiedenen Therapiestadien (Akut- vs. Erhaltungstherapie<br />

bzw. als Rezidivprophylaxe.<br />

009<br />

Bef<strong>in</strong>dlichkeitsverbesserung nach Gruppenakupunktur bei allgeme<strong>in</strong>psychiatrisch<br />

erkrankten Patienten <strong>in</strong> tageskl<strong>in</strong>ischer Behandlung-Ohrakupunktur<br />

nach dem NADA-Protokoll (National<br />

Acupunture Detoxification Association)-<br />

Adriane Röbe (KPD-SN, Psychiatr. Zentrum St.Gallen, Schweiz)<br />

Y. Alexan<strong>der</strong>, H. Wengle, U.-M. Hemmeter<br />

E<strong>in</strong>leitung: Akupunktur als E<strong>in</strong>zelbehandlung ist zeit- und kosten<strong>in</strong>tensiv.<br />

Im psychiatrischen Bereich existieren diesbezüglich noch<br />

wenige Erfahrungen, da Akupunktur für Menschen <strong>in</strong> akuten Krisen<br />

o<strong>der</strong> schwersten seelischen Krankheitsphasen als ungeeignet<br />

gilt. In den 70er Jahren wurde e<strong>in</strong>e standardisierte Ohrakupunktur<br />

(NADA- Protokoll) zur Suchtbehandlung entwickelt. In den letzten<br />

Jahren wurde diese Therapieform wegen kl<strong>in</strong>isch positiver Effekte<br />

bei <strong>der</strong> L<strong>in</strong><strong>der</strong>ung von Unruhezuständen, Schlafstörungen sowie<br />

allgeme<strong>in</strong> stressmil<strong>der</strong>n<strong>der</strong> und entspannen<strong>der</strong> Wirkung bei e<strong>in</strong>em<br />

breiten Patientenkollektiv vor allem im psychiatrischen Bereich angewendet.<br />

Da die Methode <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gruppensett<strong>in</strong>g am bekleideten<br />

Patienten stattf<strong>in</strong>det, ist sie zeit- und kosteneffektiv und <strong>in</strong> diesem<br />

Sett<strong>in</strong>g für schwerer erkrankte Patienten gut tolerierbar.<br />

Methode: Ziel <strong>der</strong> Studie war die Überprüfung des Effekts <strong>der</strong><br />

NADA-Ohrakupunktur auf die allgeme<strong>in</strong>e Bef<strong>in</strong>dlichkeit zusätzlich<br />

zur psychiatrischen Standardbehandlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tageskl<strong>in</strong>ik<br />

mit gemischtem Patientengut (Hauptdiagnosen aus dem Bereich<br />

F2 und F3). In e<strong>in</strong>er wöchentlich stattf<strong>in</strong>denden Gruppensitzung<br />

wurden <strong>in</strong>sgesamt 27 Patienten über e<strong>in</strong>en Zeitraum von 6 Monaten<br />

behandelt. Es fanden <strong>in</strong>sgesamt 211 Behandlungen statt. Ausgewertet<br />

wurden 15 Bef<strong>in</strong>dlichkeitsmerkmale. Die Auswertung fand<br />

zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Behandlung und nach maximal 10 Sitzungen statt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigten sich hochsignifikante Verbesserungen<br />

<strong>der</strong> Bef<strong>in</strong>dlichkeitsmerkmale Energielosigkeit [(F(4;48)=<br />

15.03, p


Topic 16 G An<strong>der</strong>e psychiatrische Therapieformen // Other psychiatric therapies<br />

011<br />

Die Verankerung <strong>der</strong> Systemischen Therapie <strong>in</strong> den Facharztweiterbildungen<br />

zum Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

und zum Arzt für Psychosomatische Mediz<strong>in</strong> und Psychotherapie<br />

Susanne Altmeyer (DGSF, Vorstand, Köln)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Systemische Therapie <strong>in</strong> den ärztlichen Weiterbildungsordnungen<br />

Am 14. Dezember 2008 hat <strong>der</strong> Wissenschaftliche Beirat<br />

Psychotherapie nach zweijähriger Prüfung beschlossen, dass die<br />

Systemische Therapie sowohl für die Psychotherapie Erwachsener<br />

als auch für die Psychotherapie von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen die<br />

vom Beirat def<strong>in</strong>ierten Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e wissenschaftliche<br />

Anerkennung erfüllt und als „Verfahren für die vertiefte Ausbildung“<br />

zum Psychologischen Psychotherapeuten und K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und<br />

Jugendlichentherapeuten“ empfohlen werden kann.<br />

Methode: Insbeson<strong>der</strong>e wurde die Wirksamkeit bei Erwachsenen<br />

für die Anwendungsbereiche Affektive Störungen (F3), Essstörungen<br />

(F50), <strong>Psychische</strong> und soziale Faktoren bei somatischen Krankheiten<br />

(F54), Abhängigkeiten und Missbrauch (F1, F55) und Schizophrenie<br />

und wahnhafte Störungen (F2), und bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen für die Anwendungsbereiche Affektive Störungen<br />

(F30 bis F39) und Belastungsstörungen (F43), Essstörungen (F50)<br />

und an<strong>der</strong>e Verhaltensstörungen mit körperlichen Störungen (F5),<br />

Verhaltensstörungen (F90, F91, F92, F94, F98) mit Beg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong>dheit und Jugend und Tic-Störungen (F95), Persönlichkeits-<br />

und Verhaltensstörungen (F60, F62, F68, F69), Störungen <strong>der</strong> Impulskontrolle<br />

(F63), Störungen <strong>der</strong> Geschlechtsidentität und Sexualstörungen<br />

(F64, F65, F66), Abhängigkeit und Missbrauch (F1,<br />

F55), Schizophrenie und wahnhafte Störungen (F20 - F29) festgestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Da auch die ärztlichen Weiterbildungsordnungen<br />

<strong>in</strong> den Gebieten Psychiatrie und Psychotherapie sowie<br />

Psychosomatische Mediz<strong>in</strong> und Psychotherapie den Erwerb von<br />

Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> praktischen Anwendung<br />

von wissenschaftlich anerkannten Psychotherapieverfahren<br />

for<strong>der</strong>n und auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychosomatischen Grundversorgung<br />

und <strong>der</strong> fachgebundenen ärztlichen Psychotherapie Systemische<br />

Grundhaltungen und die Anwendung von Systemischen Techniken<br />

s<strong>in</strong>nvoll s<strong>in</strong>d, werden auf dem Erfahrungsh<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> existierenden<br />

Systemischen Weiterbildungs<strong>in</strong>stitute verschiedene Modelle<br />

vorgestellt, wie Systemische Therapie <strong>in</strong> die Weiterbildungen<br />

<strong>in</strong>tegriert werden könnte. Susanne Altmeyer, 18. Juni 2009<br />

392


Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

Topic: 17 Forensische Psychiatrie<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal 7<br />

HS-003 Hauptsymposium / Ma<strong>in</strong> Symposium<br />

International perspectives on psychopathic disor<strong>der</strong>s<br />

Vorsitz: H. Saß (Aachen), A. Felthous (Sa<strong>in</strong>t Louis, MO, USA)<br />

001<br />

Conceptual Issues on Psychopathic Disor<strong>der</strong>s from the German<br />

Perspective<br />

Henn<strong>in</strong>g Saß (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Vorstand)<br />

Every society must contend with psychopathically disturbed <strong>in</strong>dividuals,<br />

even if the usual „approach“ is avoidance. Not only avoidance<br />

of the psychopathic disturbances themselves, but also avoidance of<br />

or at least remarkably little regard for how such disor<strong>der</strong>s are conceptualized<br />

<strong>in</strong> other countries and for how the law addresses issues<br />

that <strong>in</strong>volve psychopathically disturbed <strong>in</strong>dividuals. Concepts of<br />

psychopathic disor<strong>der</strong>s have common heritage and yet are quite<br />

different <strong>in</strong> Europe and North America. By compar<strong>in</strong>g commonalities<br />

and differences <strong>in</strong> concepts and classifications, fresh questions<br />

arise about how such disor<strong>der</strong>s are to be un<strong>der</strong>stood and addressed.<br />

The ma<strong>in</strong> conceptual pr<strong>in</strong>ciples for diagnos<strong>in</strong>g psychopathic or dissocial<br />

personality disor<strong>der</strong>s, for assess<strong>in</strong>g legal responsibility and<br />

for the choice of treatment or commitment <strong>in</strong> forensic sett<strong>in</strong>gs <strong>in</strong><br />

Germany are discussed. Without provid<strong>in</strong>g def<strong>in</strong>itive solutions to<br />

the various and vex<strong>in</strong>g problems generated by <strong>in</strong>dividuals with psychopathic<br />

disor<strong>der</strong>s, it is hoped that by focus<strong>in</strong>g <strong>in</strong>ternational attention<br />

on this spectrum of psychopathology more thoughtful attention<br />

will be directed to psychopathic disor<strong>der</strong>s which <strong>in</strong> turn<br />

will yield more effective responses than public policies characterized<br />

predom<strong>in</strong>antly by avoidance.<br />

002<br />

Psychopathic Disor<strong>der</strong>s and Crim<strong>in</strong>al Responsibility <strong>in</strong> the USA<br />

Alan Felthous (Sa<strong>in</strong>t Louis University, Neurology & Psychiatry, Sa<strong>in</strong>t<br />

Louis, MO, USA)<br />

Evolv<strong>in</strong>g views of policy makers <strong>in</strong> the USA about the role of psychopathic<br />

disor<strong>der</strong>s and crim<strong>in</strong>al responsibility parallel views of<br />

the <strong>in</strong>sanity defense. In 1938 Isaac Ray criticized earlier tests of <strong>in</strong>sanity<br />

based on rationality as too limited. He argued for a broad<br />

approach that would <strong>in</strong>clude as qualify<strong>in</strong>g consitions „general moral<br />

mania“ and „partial moral mania“, i. e., conditions with poor<br />

impulse control, some of which would apply to psychopathic disor<strong>der</strong>s.<br />

Ray‘s approach was used <strong>in</strong> the successful defense of<br />

Daniel M‘Naghten <strong>in</strong> England <strong>in</strong> 1943. Nonetheless, the endur<strong>in</strong>g<br />

M‘Naghten Rule was a test of rationality. The M‘Naghten test was<br />

widely adopted throughout the USA, sometimes with the controversial<br />

„irre sistible impulse“ test added. After a broad „product“<br />

test was adopted by the fe<strong>der</strong>al appellate court for the District of<br />

Columbia <strong>in</strong> 1954, psychopathic disor<strong>der</strong>s were proposed as qualify<strong>in</strong>g<br />

conditions. The court‘s result<strong>in</strong>g consternation caused it to<br />

turn to the ALI test, as would most US juristictions eventually. This<br />

test conta<strong>in</strong>ed both cognitive and volitional prongs, and also a second<br />

paragraph that excluded conditions manifested only by repeated<br />

crim<strong>in</strong>al conduct. This provision was <strong>in</strong>tended to exclude psychopathic<br />

disor<strong>der</strong>s. Some state legislatures po<strong>in</strong>tedly excluded<br />

personality or psychopathic disor<strong>der</strong>s. By the early 1980s, popular<br />

op<strong>in</strong>ion was becom<strong>in</strong>g <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>gly skeptical of the <strong>in</strong>sanity defense.<br />

Insanity laws reverted to the purely cognitive, M‘Naghten approach,<br />

and several states abolished their <strong>in</strong>sanity tests altogether.<br />

Today five states no longer have a special <strong>in</strong>sanity defense. Regard-<br />

less the arguments for and aga<strong>in</strong>st <strong>in</strong>sanity acquittal or dim<strong>in</strong>ished<br />

responsibility for defendants with psychopathic disor<strong>der</strong>s, the current<br />

political battle l<strong>in</strong>e <strong>in</strong> the USA lies on the <strong>in</strong>sanity defense itself.<br />

At stake is the survival of the possibility for acquittal of defendants<br />

whose crim<strong>in</strong>al acts were due to a psychotic disor<strong>der</strong>.<br />

003<br />

Treat<strong>in</strong>g psychopaths <strong>in</strong> a forensic psychiatric sett<strong>in</strong>g<br />

Rüdiger Müller-Isberner (Ärztlicher Direktor, Vitos Kl<strong>in</strong>ik für forensische<br />

Psychiatrie Ha<strong>in</strong>a)<br />

Introduction: The assessment of psychopathy is becom<strong>in</strong>g <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g<br />

ly rout<strong>in</strong>e <strong>in</strong> both forensic mental health and crim<strong>in</strong>al justice<br />

sett<strong>in</strong>gs. S<strong>in</strong>ce the early 1990s there is a notion that treatment<br />

might make psychopaths worse. Us<strong>in</strong>g data from a Canadian forensic<br />

psychiatric <strong>in</strong>stitution Rice et al. (1992) showed that while a therapeutic<br />

community type program was effective <strong>in</strong> reduc<strong>in</strong>g violent<br />

recidivism among non-psychopaths, it had a reverse effect <strong>in</strong> psychopaths.<br />

In a more recent overview, however, D‘Silva et al. (2004)<br />

reviewed the literature f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g that ‚we simply do not know‘ whether<br />

treatment makes psychopaths worse.<br />

Method: In an ambitioned attempt to address the treatment needs<br />

of forensic patients scor<strong>in</strong>g high on the PCL a ‚Psychopathy Ward‘<br />

was established at the Ha<strong>in</strong>a Forensic Psychiatric Hospital <strong>in</strong> 1997.<br />

Discussion / Results: Even though the ward program was well prepared<br />

us<strong>in</strong>g all resources available <strong>in</strong> the mid-1990s the experiment<br />

failed. However, the causes of this failure might <strong>in</strong>form future attempts<br />

to reduce the risk of reoffend<strong>in</strong>g among offen<strong>der</strong>s scor<strong>in</strong>g<br />

high on the PCL-R. The outcome of our experiment <strong>in</strong>dicates that<br />

forensic mental health sett<strong>in</strong>gs may not be the best place to provide<br />

services to this type of offen<strong>der</strong>s.<br />

004<br />

Treatment and Rehabilitation Programs for Psychopathic Disor<strong>der</strong>s<br />

<strong>in</strong> the Netherlands<br />

Uta Kröger (Utrecht, Nie<strong>der</strong>lande)<br />

D. van Beek<br />

005<br />

Treatment and Rehabilitation Programs for Psychopathic Disor<strong>der</strong>s<br />

<strong>in</strong> the Netherlands<br />

Daan van Beek (Utrecht, Nie<strong>der</strong>lande)<br />

U. Kröger<br />

Introduction: This presentation will firstly get <strong>in</strong>to the question of<br />

how psychopathy is viewed at among Dutch forensic professionals.<br />

Secondly we will elaborate on the implications of this perspective<br />

on management and treatment of this disor<strong>der</strong>. Only a small proportion<br />

of the Dutch psychopaths un<strong>der</strong>go mandatory treatment<br />

that is exclusively offered <strong>in</strong> forensic psychiatric <strong>in</strong>stitutes un<strong>der</strong> the<br />

so-called ‘tbs-or<strong>der</strong>’. In these <strong>in</strong>stitutes treatment is scarcely specifically<br />

modulated to the treatment needs of psychopathic patients.<br />

Most of the time they are offered a more general treatment package,<br />

thought to be effective for all forensic patients. Some research shows<br />

that outcome of these treatment programs is rather poor with these<br />

patients. Only recently experiments are carried out to improve effectiveness<br />

of treatment for psychopathic patients. Promis<strong>in</strong>g <strong>in</strong>gredients<br />

<strong>in</strong> a treatment package suitable for psychopaths <strong>in</strong>clude<br />

the what works pr<strong>in</strong>ciples with emphasis on enhancement of motivation<br />

for change, the self regulation model, the goodlivesmodel<br />

and biomedical <strong>in</strong>terventions. In de Van <strong>der</strong> Hoevenkl<strong>in</strong>iek we developed<br />

a treatment program <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g these elements. In particular<br />

we will also get <strong>in</strong>to some pitfalls that will threaten effective<br />

treatment of these patients. Some cl<strong>in</strong>ical impressions of the effectiveness<br />

of our approach will also be presented. F<strong>in</strong>ally we will<br />

highlight the issue of societal pressure not to take any risk with<br />

high-risk patients on one hand and not hold<strong>in</strong>g patients <strong>in</strong> the <strong>in</strong>-<br />

393


Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

stitutes who we assume are treated successfully on the other.<br />

Method: Research method: N=1 level<br />

Discussion / Results: Prelim<strong>in</strong>ary<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 6<br />

HS-018 Hauptsymposium<br />

<strong>Psychische</strong> Störungen bei Strafgefangenen – Versorgungsbedarf<br />

und Versorgungsrealität<br />

Vorsitz: M. Driessen (Bielefeld), F. Schnei<strong>der</strong> (Aachen)<br />

001<br />

Psychiatrische Versorgung von Straftätern <strong>in</strong> Europa<br />

Harald Dreß<strong>in</strong>g (ZI Seelische Gesundheit, Forensik, Mannheim)<br />

H.-J. Salize<br />

E<strong>in</strong>leitung: Aus Untersuchungen an Stichproben im Strafvollzug<br />

ist bekannt, dass die Prävalenz psychischer Störungen bei Strafgefangenen<br />

die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Normalbevölkerung um e<strong>in</strong> Vielfaches übersteigt.<br />

Dem ausgeprägten Versorgungsbedarf stehen nur unzureichende<br />

psychiatrische Versorgungsstrukturen für schuldfähige<br />

Strafgefangene gegenüber. Trotz <strong>der</strong> enormen gesundheits- und gesellschaftspolitischen<br />

Bedeutung dieser Problematik s<strong>in</strong>d die Forschungsaktivitäten<br />

auf diesem Gebiet eher ger<strong>in</strong>g ausgeprägt.<br />

Methode: Anliegen dieser von <strong>der</strong> Europäischen Union geför<strong>der</strong>ten<br />

Studie ist e<strong>in</strong>e systematische Beschreibung <strong>der</strong> Versorgungskonzepte<br />

für Straf- und Untersuchungsgefangene <strong>in</strong> 24 europäischen<br />

Län<strong>der</strong>n. In jedem <strong>der</strong> beteiligten europäischen Län<strong>der</strong><br />

kooperierte m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> nationaler Experte. Die Ergebnisse<br />

wurden mittels e<strong>in</strong>es im Studienzentrum Mannheim erarbeiteten<br />

umfangreichen Fragebogens erhoben sowie auf e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen<br />

Meet<strong>in</strong>g mit den Experten <strong>in</strong> Mannheim weiter vertieft.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die meisten europäischen Län<strong>der</strong> verfügen<br />

nicht über nationale Statistiken, aus denen die Prävalenz psychischer<br />

Störungen bei den Strafgefangenen hervorgeht. Sofern<br />

solche Datenbanken existieren, s<strong>in</strong>d sie entwe<strong>der</strong> unvollständig<br />

o<strong>der</strong> für wissenschaftliche Untersuchungen nicht zugänglich. Die<br />

Versorgungsstrukturen unterscheiden sich erheblich. In den meisten<br />

Län<strong>der</strong>n f<strong>in</strong>det die Versorgung psychisch kranker Straftäter<br />

entwe<strong>der</strong> <strong>in</strong> speziellen Institutionen e<strong>in</strong>er Gefängnispsychiatrie statt<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Versorgungsstrukturen <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie, manche<br />

Län<strong>der</strong> beziehen auch forensisch psychiatrische Versorgungs<strong>in</strong>stitutionen<br />

e<strong>in</strong>. Die Zuordnung erfolgt dabei aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht<br />

auf <strong>der</strong> Basis evidenzbasierter wissenschaftlicher Untersuchungen,<br />

die die Überlegenheit e<strong>in</strong>er bestimmten Versorgungsform belegen,<br />

son<strong>der</strong>n ist durch regionale Umstände und Beson<strong>der</strong>heiten bestimmt.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die offizielle<br />

Datenlage dem Problem <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise angemessen ist. E<strong>in</strong>e Standardisierung<br />

und kont<strong>in</strong>uierliche Erhebung signifikanter Basisdaten<br />

ersche<strong>in</strong>t im Kontext e<strong>in</strong>er fortschreitenden europäischen Indikation<br />

überfällig.<br />

002<br />

<strong>Psychische</strong> Störungen <strong>in</strong> Untersuchungshaft<br />

Constant<strong>in</strong> Mänz (Unikl<strong>in</strong>ik Tüb<strong>in</strong>gen, Neuroradiologie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In zahlreichen <strong>in</strong>ternationalen Studien wurden übere<strong>in</strong>stimmend<br />

hohe Prävalenzraten an psychischen Störungen <strong>in</strong><br />

Gefängnispopulationen gefunden, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e unter Untersuchungshäftl<strong>in</strong>gen.<br />

Für Deutschland liegen wenige Daten bezüglich<br />

Häufigkeiten <strong>der</strong> verschiedenen psychischen Störungen von Untersuchungsgefangenen<br />

vor.<br />

394<br />

Methode: An 200 ausgewählten männlichen Untersuchungshäftl<strong>in</strong>gen<br />

<strong>der</strong> Außenstelle Tüb<strong>in</strong>gen (Justizvollzugsanstalt Rottenburg),<br />

die <strong>der</strong> psychiatrische Konsiliardienst zwischen August 2003 und<br />

Juli 2008 (60 Monate) behandelte, wurde die Art <strong>der</strong> psychischen<br />

Erkrankung ermittelt. Ziel <strong>der</strong> Erhebung war den Bedarf an konsiliarpsychiatrischer<br />

Behandlung und den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong>selben auf den<br />

Krankheitsverlauf zu erfassen. Neben soziodemographischen Daten<br />

wurden Haftalter bei psychiatrischer Erstvorstellung, eventueller<br />

Aufenthalt im zugeordneten Justizvollzugskrankenhaus, das<br />

eventuelle Vorhandense<strong>in</strong> von Suizidalität und Schlafstörungen,<br />

und die angeordnete Medikation erfasst. Die psychiatrische(n)<br />

Diagnose(n) wurden nach ICD-10 vergeben. Zur orientierenden<br />

Globalbeurteilung des E<strong>in</strong>flusses <strong>der</strong> Behandlung auf den Kranheitsverlauf<br />

dienten die Cl<strong>in</strong>ical Impressions Skalen (CGI).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei nahezu 100 % <strong>der</strong> U-Häftl<strong>in</strong>ge konnte<br />

m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e F-Diagnose durch den Konsiliarpsychiater<br />

gestellt werden. Als größte Störungsgruppen erwiesen sich die<br />

F1-Störungen (Suchterkrankungen) mit 43,5 %, gefolgt von den<br />

F4-Störungen (Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen)<br />

mit 35 % und den F6-Diagnosen (Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen)<br />

mit 24,5 %. Unter 14,5 % <strong>der</strong> U-Häftl<strong>in</strong>ge konnte<br />

e<strong>in</strong>e affektive Störung (F3) diagnostiziert werden und 6 % litten an<br />

e<strong>in</strong>er F2-Störung (Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störung).<br />

Der hohe Prozentsatz an diagnostizierten psychischen Störungen<br />

spiegelt e<strong>in</strong>en hohen psychiatrischen Behandlungsbedarf<br />

wie<strong>der</strong>. Der überwiegende Anteil (73,6 %) <strong>der</strong> Störungen besserte<br />

sich unter konsiliarpsychiatrische Behandlung, womit von e<strong>in</strong>em<br />

positiven E<strong>in</strong>fluss auf den Krankheitsverlauf ausgegangen werden<br />

kann. Weitere Studien <strong>in</strong> Untersuchungshaftanstalten s<strong>in</strong>d zur<br />

Prävalenzerhebung psychiatrischer Störungen erfor<strong>der</strong>lich, um das<br />

Ausmaß <strong>der</strong> Behandlungsbedürftigkeit e<strong>in</strong>stufen zu können. In<br />

Anbetracht <strong>der</strong> vorliegenden Erhebung – dem Vorhandense<strong>in</strong> psychischer<br />

Störungen sowie <strong>der</strong> Notwendigkeit an Behandlung psychisch<br />

kranker Untersuchungshäftl<strong>in</strong>ge – ersche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> Ausbau<br />

e<strong>in</strong>er angemessenen psychiatrischen Versorgungsstruktur, wie beispielsweise<br />

dem psychiatrischen Konsiliardienst, dr<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich.<br />

003<br />

<strong>Psychische</strong> Störungen bei Frauen und Männern <strong>in</strong> Haft<br />

Carl-Ernst von Schönfeld (EvKB Bielefeld, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Es gibt <strong>in</strong> Deutschland nur wenige Untersuchungen<br />

über die Prävalenz von psychischen Störungen bei Inhaftierten. Die<br />

wenigen Studien und <strong>in</strong>ternationale Übersichtsarbeiten sprechen<br />

aber ganz e<strong>in</strong>deutig für e<strong>in</strong>e dramatische Größenordnung des Problems.<br />

Methode: Bei <strong>der</strong> <strong>in</strong> Bielefeld durchgeführten Studie litten beispielsweise<br />

über 88 % <strong>der</strong> Inhaftierten an m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er psychiatrischen<br />

Störung, zumeist e<strong>in</strong>er Suchterkrankung. Rund 60 % <strong>der</strong><br />

Männer waren alkoholkrank, etwa zwei Drittel <strong>der</strong> Frauen drogenabhängig.<br />

Im Durchschnitt litten Häftl<strong>in</strong>ge an 3,5 psychiatrischen<br />

Störungen gleichzeitig. Die relative Häufigkeit von Psychosen war<br />

um e<strong>in</strong> mehrfaches höher als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung. Persönlichkeitsstörungen<br />

waren bei Gefangenen im Justizvollzug mit<br />

rund 50 % <strong>in</strong> <strong>der</strong> gleichen Größenordnung wie bei Patienten des<br />

Maßregelvollzuges zu f<strong>in</strong>den. Viele Täter haben selbst Opfererfahrungen<br />

h<strong>in</strong>ter sich. E<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> <strong>in</strong>haftierten Männer und knapp<br />

die Hälfte <strong>der</strong> <strong>in</strong>haftierten Frauen hatten dadurch <strong>in</strong> ihrem Leben<br />

bereits e<strong>in</strong>e manifeste posttraumatische Belastungsstörung erlitten.<br />

In absoluten Zahlen bef<strong>in</strong>den sich im Justizvollzug sehr viel mehr<br />

psychisch kranke Rechtsbrecher als im Maßregelvollzug.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Den hohen Prävalenzzahlen stehen völlig<br />

unzureichende Behandlungsmöglichkeiten gegenüber. Trotz punk-


Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

tuell vielversprechen<strong>der</strong> Ansätze wird <strong>der</strong> Versorgungsstandard im<br />

Justizvollzug den gesetzlichen Vorgaben nicht gerecht, nach denen<br />

Gefangene e<strong>in</strong> Anrecht auf e<strong>in</strong>e gleichwertige Behandlung wie gesetzlich<br />

versicherte Menschen haben. Gefangene müssen aber e<strong>in</strong>e<br />

angemessene Behandlung und realistische Integrationsmöglichkeiten<br />

bekommen, um e<strong>in</strong>e echte Chance zu haben, <strong>in</strong> Zukunft gesün<strong>der</strong><br />

und straffrei <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft zu leben. Straftäter, die im<br />

Maßregelvollzug behandelt und <strong>in</strong> Forensischen Fachambulanzen<br />

nachbetreut werden, haben deutlich ger<strong>in</strong>gere Rückfallraten als<br />

Haftentlassene. Wir brauchen ähnliche Behandlungs- und Nachsorgemöglichkeiten<br />

für psychisch Kranke im Strafvollzug. Damit<br />

ließen sich Krankheitsrückfälle, weitere Inhaftierungen und neue<br />

Opfer vermeiden.<br />

004<br />

F<strong>in</strong>det man Psychopathie bei del<strong>in</strong>quenten Jungen und Mädchen?<br />

Kathr<strong>in</strong> Sevecke (Unikl<strong>in</strong>ik Köln)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> vielfältigen Forschungsergebnisse<br />

zu Psychopathy im Erwachsenen- und den zahlenmäßig<br />

deutlich ger<strong>in</strong>geren Erkenntnissen zu Psychopathy im Jugendalter<br />

wurde e<strong>in</strong> wesentlicher Fokus <strong>der</strong> Kölner GAP-Studie (Gewalt-<br />

Aggression-Persönlichkeit) auf die Evaluation <strong>der</strong> Psychopathy<br />

Checkliste für Jugendliche (PCL:YV) gelegt.<br />

Methode: Die PCL:YV wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>haftierten adoleszenten<br />

Hochrisiko- (Mädchen: n=171; Jungen: n=169) sowie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Schulstichprobe (n=193) angewendet. Die Validität <strong>der</strong> PCL:YV<br />

wurde empirisch überprüft sowie phänotypische Ausprägungen<br />

und komorbide Symptomatik <strong>der</strong> Psychopathy untersucht. E<strong>in</strong> wesentlicher<br />

Schwerpunkt lag hierbei auf <strong>der</strong> Vergleichbarkeit des<br />

Konzepts für Jungen versus Mädchen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es konnte bestätigt werden, dass <strong>in</strong>haftierte<br />

Jugendliche signifikant höhere Werte <strong>in</strong> den Psychopathy-<br />

Dimensionen aufwiesen als die untersuchte Schulkontrollkohorte.<br />

Die <strong>in</strong>haftierten Jugendlichen zeigten erwartbare Geschlechtsunterschiede<br />

<strong>in</strong> den Ausprägungen <strong>der</strong> Persönlichkeitsdimensionen<br />

<strong>der</strong> Psychopathy: Die <strong>in</strong>haftierten Jungen zeigten signifikant höhere<br />

Ausprägungen <strong>in</strong> den Psychopathy-Kern- und Verhaltensdimensionen<br />

sowie im Gesamtwert als die <strong>in</strong>haftierten Mädchen. Die<br />

Untersuchungen zur Komorbidität wiesen zum e<strong>in</strong>en für die Jungen<br />

externalisierende Psychopathologie und für die Mädchen suizidales<br />

Verhalten als prädiktiv für Psychopathy nach. Verwendete<br />

man e<strong>in</strong>e enge Psychopathy-Def<strong>in</strong>ition mit hoher Ausprägung <strong>der</strong><br />

beiden Kernfaktoren (<strong>in</strong>terpersonale und affektive Defizite), so lag<br />

<strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong>jenigen, welche die Kernsymptome <strong>der</strong> Psychopathy<br />

erfüllten, bei nur 7 % <strong>der</strong> untersuchten del<strong>in</strong>quenten Mädchen. Da<br />

schweres antisoziales Verhalten zu e<strong>in</strong>em hohen PCL-Gesamtwert<br />

führen konnte, ohne dass die Kernpersönlichkeitsdimensionen <strong>der</strong><br />

Psychopathy erfüllt waren, sollte perspektivisch diskutiert werden,<br />

ob sich die Erfassung von Psychopathy im Jugendalter nicht zukünftig<br />

ausschließlich auf die Erfassung <strong>der</strong> <strong>in</strong>terpersonalen und<br />

affektiven Kerndimensionen beschränkten sollte. Die empirischen<br />

Resultate fügten sich <strong>in</strong> die Literatur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form e<strong>in</strong>, dass auch für<br />

Jugendliche divergente Psychopathy-Subtypen abgeleitet werden<br />

konnten.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Hong Kong<br />

ST-014 State-of-the-Art-Symposium<br />

Therapie psychisch kranker Straftäter<br />

Vorsitz: N. Nedopil (München), R. Müller-Isberner (Ha<strong>in</strong>a)<br />

001<br />

Rechtliche Grundlagen und Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> forensisch<br />

psychiatrischen Therapie<br />

Jürgen Leo Müller (Universität Gött<strong>in</strong>gen, Forensische Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Rechtliche Grundlagen und Rahmenbed<strong>in</strong>gungen bei<br />

<strong>der</strong> Therapie psychisch kranker Straftäter Straftäter, die ihr Delikt<br />

auf Grund e<strong>in</strong>er psychischen Störung, die ihre Schuldfähigkeit erheblich<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t o<strong>der</strong> aufgehoben hat, begangen haben, können<br />

zu e<strong>in</strong>er Therapie verurteilt werden, wenn weitere erhebliche rechtswidrige<br />

Taten von ihnen zu erwarten s<strong>in</strong>d. Die auferlegte, selten<br />

ambulante, häufig stationäre psychiatrische Behandlung dient <strong>der</strong><br />

Besserung des Täters und dem Schutz <strong>der</strong> Öffentlichkeit.<br />

Methode: Die Behandlung <strong>der</strong> zur Unterbr<strong>in</strong>gung führenden<br />

Störung wird im Maßregelvollzug nach zeitgemäßem Standard<br />

durchgeführt, h<strong>in</strong>sichtlich Diagnostik, psychopharmakologischer<br />

Behandlung, psycho- und soziotherapeutischem Vorgehen. Gleichwohl<br />

unterscheidet sich die Maßregeltherapie durch organisatorische<br />

und rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, Behandlungsgrundlage,<br />

Therapieziele und Risikomanagement grundlegend von <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>psychiatrischen<br />

Behandlung. Die Patienten im Maßregelvollzug<br />

stellen h<strong>in</strong>sichtlich Gefährlichkeit, Compliance, Behandlungsdauer,<br />

Leidensdruck und Perspektive an<strong>der</strong>e Ansprüche an Therapie<br />

und Therapeuten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Organisatorische und rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

im Maßregelvollzug werden vorgestellt, Unterschiede<br />

zur allgeme<strong>in</strong>psychiatrischen Therapie und Evaluation erarbeitet,<br />

Konzepte und Therapieziele zwischen Besserung und Sicherung<br />

entwickelt.<br />

002<br />

Psychiatrische Krim<strong>in</strong>altherapie<br />

Rüdiger Müller-Isberner (Ärztlicher Direktor, Vitos Kl<strong>in</strong>ik für forensische<br />

Psychiatrie Ha<strong>in</strong>a)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Unser empirisches Wissen darüber, welche Täter-<br />

Merkmale krim<strong>in</strong>ogen s<strong>in</strong>d, bestimmt, was <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krim<strong>in</strong>altherapie<br />

psychisch kranker und gestörter Rechtsbrecher behandelt wird.<br />

Wie behandelt wird, wird durch unser empirisches Wissen darüber,<br />

auf welche Methoden diese Tätergruppe anspricht, vorgegeben.<br />

Methode: Krim<strong>in</strong>altherapie fußt auf unserem Wissen über die spezifischen<br />

Charakteristika psychisch gestörter Straftäter und die die<br />

Ursachen von <strong>der</strong>en Krim<strong>in</strong>alität, sowie unserem Wissen darüber,<br />

welche Methoden wirken. Weiterh<strong>in</strong> bedarf es adäquater rechtlicher,<br />

<strong>in</strong>stitutioneller und materieller Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. Die<br />

Klientel <strong>der</strong> forensischen Kl<strong>in</strong>iken ist gekennzeichnet durch:<br />

Chronizität <strong>der</strong> psychischen Störung, schlechtes Ansprechen auf<br />

Behandlung, häufige Co-Diagnosen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Substanzmissbrauch,<br />

Grenzbegabung und Antisoziale Persönlichkeitsstörung,<br />

e<strong>in</strong>e lange Vorgeschichte antisozialen Denkens und Verhaltens,<br />

mangelnde Fertigkeiten und vielfältige Managementprobleme.<br />

Konsequenterweise müssen Del<strong>in</strong>quenz verh<strong>in</strong><strong>der</strong>nde Interventionen<br />

bei dieser Klientel multi-modal und umfassend, <strong>in</strong>tensiv, assertiv,<br />

hoch strukturiert und lang dauernd se<strong>in</strong>. Krim<strong>in</strong>alität und psychische<br />

Störungen beruhen auf e<strong>in</strong>er Interaktion biologischer und<br />

psycho-sozialer E<strong>in</strong>flüsse. Das Gewicht biologischer Faktoren<br />

überwiegt, was für die Behandlung bedeutet, dass ‚Heilung‘ ke<strong>in</strong><br />

realistisches Behandlungsziel ist. Empirische Basis <strong>der</strong> Methoden<br />

e<strong>in</strong>er rationalen Krim<strong>in</strong>altherapie s<strong>in</strong>d die Evaluationen <strong>der</strong><br />

395


Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

a) Behandlung psychisch Kranker und Persönlichkeitsgestörter,<br />

b) forensisch-psychiatrischen Nachsorge, und c) <strong>der</strong> Straftäterbehandlung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Materiell und personell h<strong>in</strong>reichend ausgestattete<br />

Institutionen, die multimodale, kognitiv-behaviorale Ansätze<br />

unter Nutzung <strong>der</strong> Techniken des sozialen Lernens verfolgen,<br />

Methoden verwenden, die dem Lernstil <strong>der</strong> Klienten entsprechen,<br />

auf Klientenmerkmale zielen, die nach dem empirischen Kenntnisstand<br />

krim<strong>in</strong>ogene Faktoren s<strong>in</strong>d, erzielen deutliche krim<strong>in</strong>alpräventive<br />

Effekte. Methoden, die dem handlungsorientierten Lernstil<br />

von Rechtsbrechern gerecht werden s<strong>in</strong>d: Modell-Lernen, Rollenspiele,<br />

abgestufte Erprobung, Verstärkung, konkrete Hilfestellungen,<br />

Ressourcenbereitstellung und kognitive Umstrukturierung.<br />

Wichtig ist e<strong>in</strong>e assertive Vorgehensweise, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Behandler die<br />

Autorität über die Behandlung behalten. Nach Entlassung aus <strong>der</strong><br />

stationären Behandlung bedarf es regelhaft e<strong>in</strong>er langjährigen aufsuchenden<br />

Nachsorge.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 3<br />

S-002 Symposium<br />

Psychiatrie – Forensische Psychiatrie – Strafvollzug: Wo landen<br />

psychisch gestörte Straftäter<br />

Vorsitz: H. Dreß<strong>in</strong>g (Mannheim), E. Habermeyer (Zürich, Schweiz)<br />

001<br />

Die europäische Perspektive<br />

Hans-Joachim Salize (ZI für Seelische Gesundheit, Versorgungsforschung,<br />

Mannheim)<br />

H. Dress<strong>in</strong>g<br />

E<strong>in</strong>leitung: Neben zahlreichen und unverzichtbaren Vorteilen hat<br />

<strong>der</strong> Übergang von <strong>der</strong> Anstalts- zur Geme<strong>in</strong>depsychiatrie <strong>in</strong> Europa<br />

auch Probleme gezeitigt, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Debatte darüber, ob die<br />

Enthospitalisierung möglicherweise zu weit geführt worden sei,<br />

thematisiert werden. Problematisiert werden dabei u.a. die Interdependenzen<br />

<strong>der</strong> drei Sektoren Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie, Maßregelvollzug<br />

und Strafvollzug, die sich <strong>in</strong> unterschiedlichem Ausmaß mit<br />

sog. „schwierigen“, gewalttätigen o<strong>der</strong> straffälligen psychisch Kranken<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen müssen. Dabei bestehen unterschiedliche<br />

Auffassungen darüber, ob die Patientenströme zwischen diesen<br />

Sektoren adäquat verlaufen o<strong>der</strong> nicht. Die Frage wird allerd<strong>in</strong>gs<br />

auf e<strong>in</strong>er deutlich unzureichenden empirischen Datenbasis diskutiert.<br />

Methode: Wir komb<strong>in</strong>ierten epidemiologische und Inanspruchnahmedaten<br />

aus drei unterschiedlichen, aber methodisch ähnlichen<br />

europaweiten Projekten, die die gesetzlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

und Praxisrout<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> unfreiwilligen<br />

Unterbr<strong>in</strong>gung psychisch Kranker <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie, <strong>der</strong><br />

rechtlichen Beurteilung und Behandlung psychisch kranker Straftäter<br />

sowie <strong>der</strong> Behandlung psychisch Kranker im normalen Strafvollzug<br />

explorierten. Dabei wurden Daten aus e<strong>in</strong>zelnen Län<strong>der</strong>n<br />

spezifisch dah<strong>in</strong>gehend analysiert, wie die Än<strong>der</strong>ung gesetzlicher<br />

Regelungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sektor die Behandlungsbed<strong>in</strong>gungen und das<br />

Patientenaufkommen <strong>in</strong> den jeweils an<strong>der</strong>en Sektoren bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zeitreihen h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> zivilrechtlichen<br />

Unterbr<strong>in</strong>gungsraten legen nahe, das zum<strong>in</strong>dest während <strong>der</strong><br />

1990er Jahre <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> meisten EU-Mitgliedstaaten die Anteile<br />

unfreiwilliger Unterbr<strong>in</strong>gungen an allen Aufnahmen <strong>in</strong> die Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie<br />

zeitlich weitgehend stabil geblieben s<strong>in</strong>d, obwohl<br />

die Raten sich zwischen den Län<strong>der</strong> deutlich unterscheiden. Die<br />

396<br />

Aufnahmen <strong>in</strong> den Maßregelvollzug steigen im gleichen Zeitraum<br />

jedoch europaweit deutlich an. Zahlen darüber wie viel psychisch<br />

Kranke sich im normalen Strafvollzug bef<strong>in</strong>den, liegen europaweit<br />

so gut wie nicht vor, so dass e<strong>in</strong>e Zu- o<strong>der</strong> Abnahme aus diesem<br />

Sektor und e<strong>in</strong>e mögliche Bee<strong>in</strong>flussung durch Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong><br />

den an<strong>der</strong>en Sektoren nicht verifiziert werden kann. In diesem psychiatriepolitisch<br />

bedeutsamen und äußerst öffentlichkeitssensiblen<br />

Problemfeld ist die Intensivierung <strong>der</strong> Forschung sowie die Implementierung<br />

e<strong>in</strong>er aussagekräftigen, europaweit standardisierten<br />

Berichterstattungsstruktur dr<strong>in</strong>gend geboten.<br />

002<br />

Maßregeln <strong>in</strong> Deutschland<br />

Elmar Habermeyer (Psychiatr. Universitätskl<strong>in</strong>ik, Forensisch Psychiatrischer<br />

Dienst, Zürich, Schweiz)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten Jahren ist e<strong>in</strong>e Entwicklung von e<strong>in</strong>em<br />

Schuldstrafrecht h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em Präventionsstrafrecht zu beobachten,<br />

was unmittelbare Auswirkungen auf das System <strong>der</strong> Maßregeln<br />

<strong>in</strong> Deutschland hat. Die hiesigen Maßregeln <strong>der</strong> „Besserung und<br />

Sicherung“ flankieren das Strafensystem, <strong>in</strong>dem sie Betroffenen<br />

unabhängig von Schuldaspekten Rechtsbeschränkungen auferlegen,<br />

die dazu geeignet s<strong>in</strong>d, weitere rechtswidrige Taten <strong>der</strong> Betroffenen<br />

zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Methode: Insbeson<strong>der</strong>e die forensisch-psychiatrischen Behandlungsmaßregeln<br />

haben sich bei <strong>der</strong> Umsetzung dieses Zieles bewährt.<br />

Dennoch möchte sich <strong>der</strong> Vortrag am Beispiel zweier<br />

psy chiatrisch relevanter Störungsgruppen (Schizophrenie und Persönlichkeitsstörungen)<br />

zwei grundlegenden Problemstellungen<br />

widmen:<br />

Diskussion / Ergebnisse: 1) ergeben sich durch das am Schweregrad<br />

<strong>der</strong> Störung und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e an <strong>der</strong> Schuldfähigkeit ausgerichtete<br />

Indikationssystem <strong>der</strong> Maßregeln für persönlichkeitsgestörte<br />

Straftäter Probleme. Im Gerichtsverfahren werden über<br />

längere Zeiträume h<strong>in</strong>weg kaum korrigierbare Weichenstellungen<br />

vorgenommen. Schon seit Jahren wird darüber diskutiert, ob und<br />

<strong>in</strong>wiefern z. B. die Weichenstellung zwischen Sicherungsverwahrung<br />

und psychiatrischer Maßregel zufällig ist. In <strong>der</strong> Tat haben<br />

Daten <strong>der</strong> eigenen Arbeitsgruppe deutlich gemacht, dass es sich<br />

beim Großteil <strong>der</strong> Sicherungsverwahrten um „sozial des<strong>in</strong>tegrierte<br />

Straftäter mit Persönlichkeitsstörungen“ handelt. Angesichts solcher<br />

Befunde stellt sich die Frage, ob bei <strong>der</strong> Anordnung von Maßregeln<br />

nicht auch therapeutische Aspekte (z. B. Behandelbarkeit,<br />

Therapiemotivation) Berücksichtigung f<strong>in</strong>den sollten. 2) ist das<br />

deutsche Maßregelsystem auf e<strong>in</strong>e stationäre Behandlung ausgerichtet.<br />

Dieser Sachverhalt verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong> für<br />

die Anordnung erfor<strong>der</strong>lichen „Gefahr weiterer erheblicher Straftaten“<br />

e<strong>in</strong>e flexible, abgestufte und vor allem auch e<strong>in</strong>e ambulante<br />

Reaktion auf del<strong>in</strong>quentes Verhalten schizophrener Patienten. Vor<br />

diesem H<strong>in</strong>tergrund überrascht nicht, dass e<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> schizophrenen<br />

Patienten <strong>in</strong> Maßregelvollzugskl<strong>in</strong>iken e<strong>in</strong>e umfangreiche<br />

strafrechtliche Vorgeschichte aufweist. Hier stellt sich die Frage, ob<br />

und <strong>in</strong>wiefern unter den gegebenen Bed<strong>in</strong>gungen schon im Vorfeld<br />

krim<strong>in</strong>alpräventiv gearbeitet werden kann.<br />

003<br />

Wo landen psychisch gestörte Straftäter? Die Situation <strong>in</strong> Österreich<br />

Hans Schanda (Justizanstalt Göllersdorf, Österreich)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Antwort auf diese Frage ist untrennbar verbunden<br />

mit <strong>der</strong> Situation des Straf- und Maßnahmen(Maßregel)vollzugs<br />

und <strong>der</strong> <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>psychiatrischen Versorgung. Die gesetzlichen<br />

und adm<strong>in</strong>istrativen Schritte zur Mo<strong>der</strong>nisierung dieser beiden <strong>der</strong><br />

Kontrolle devianten Verhaltens dienenden „Systeme“ wurden <strong>in</strong><br />

Österreich relativ spät gesetzt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nach Inkrafttreten des Maßnahmenrechts


Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

im Jahr 1975 stellte sich nach fünf Jahren e<strong>in</strong> steady state mit e<strong>in</strong>er<br />

Prävalenz von jeweils ca. 110 schuldunfähigen bzw. schuldfähigen<br />

geistig abnormen Rechtsbrechern (§§ 21/1 und 21/2 ÖStGB) e<strong>in</strong>,<br />

<strong>der</strong> bis etwa 1990 anhielt. Seither fanden bemerkenswerte Verän<strong>der</strong>ungen<br />

statt: § 21/1 ÖStGB (zurechnungsunfähige geistig abnorme<br />

Rechtsbrecher): 1) Verdreifachung <strong>der</strong> Prävalenz, 2) E<strong>in</strong>richtung<br />

forensischer Abteilungen <strong>in</strong> psychiatrischen Krankenhäusern,<br />

3) e<strong>in</strong>e damit <strong>in</strong> Zusammenhang stehende Kostenexplosion, da <strong>in</strong><br />

Österreich die Justiz die f<strong>in</strong>anzielle Verantwortung für die Versorgung<br />

schuldunfähiger Straftäter trägt, 4) überproportionale Zunahme<br />

schizophrener Patienten mit vergleichsweise leichten<br />

Delikten. § 21/2 ÖStGB (zurechnungsfähige geistig abnorme Rechtsbrecher):<br />

1) Verdreifachung <strong>der</strong> Prävalenz, 2) steigen<strong>der</strong> Anteil von<br />

E<strong>in</strong>weisungen wegen Sexualdelikten, sodass <strong>der</strong>zeit mehr als 70 %<br />

<strong>der</strong> nach § 21/2 ÖStGB e<strong>in</strong>gewiesenen Straftäter die Diagnose e<strong>in</strong>er<br />

Persönlichkeitsstörung bzw. e<strong>in</strong>er Paraphilie haben, 4) E<strong>in</strong>richtung<br />

von Son<strong>der</strong>abteilungen <strong>in</strong> den größeren Gefängnissen, allerd<strong>in</strong>gs<br />

mit völlig unzureichen<strong>der</strong> Personalausstattung. §§ 22, 23 ÖStGB<br />

(entwöhnungsbedürftige Straftäter bzw. gefährliche Rückfallstäter):<br />

Diese Formen des Son<strong>der</strong>vollzugs spielen <strong>in</strong> Österreich e<strong>in</strong>e völlig<br />

untergeordnete Rolle. Die Situation <strong>in</strong> Österreich ist ähnlich <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

Län<strong>der</strong>n mit an<strong>der</strong>en gesetzlichen Voraussetzungen bzw. unterschiedlichen<br />

Details <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>psychiatrischen Versorgungsangebote.<br />

E<strong>in</strong>dimensionale Erklärungsmodelle für dieses Phänomen<br />

greifen zu kurz, vielmehr müssen die dem herrschenden Zeitgeist<br />

entsprechenden und sämtliche Lebensbereiche berührenden allgeme<strong>in</strong>en<br />

gesellschaftlichen Entwicklungen bedacht werden: 1) Zunehmende<br />

Diversifizierung, 2) zunehmende Formalisierung und<br />

Verrechtlichung. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte ist festzustellen,<br />

dass sich an <strong>der</strong> sozialen Exklusion schwer psychisch kranker<br />

bzw. gestörter Personen bis heute nichts Wesentliches geän<strong>der</strong>t<br />

hat. Sie f<strong>in</strong>det bei gleichzeitiger Bedienung e<strong>in</strong>es zunehmenden Sicherheitsbedürfnisses<br />

lediglich auf formal und politisch (sche<strong>in</strong>bar)<br />

korrektere Weise statt.<br />

004<br />

Die Situation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

Carole Kherfouche (Psychiatrisch-Psychologischer, Justizvollzug Dienst,<br />

Zürich, Schweiz)<br />

F. Urbaniok<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Psychiatrisch-Psychologische Dienst (PPD) des<br />

Justizvollzugs Kanton Zürich ist für die psychiatrische Versorgung<br />

aller Hafte<strong>in</strong>richtungen des Kantons Zürich mit <strong>in</strong>sgesamt 1‘400<br />

Insassen zuständig. Der PPD ist e<strong>in</strong>e Hauptabteilung des Justizvollzugs<br />

und ist somit <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Forensisches Gesamtkonzept e<strong>in</strong>gebettet,<br />

welches weltweit e<strong>in</strong>malig ist. Diese Integration <strong>in</strong> den Justizvollzug<br />

ermöglicht es <strong>der</strong> psychiatrischen Grundversorgung wichtige<br />

Entscheidungen zu <strong>in</strong>itiieren und e<strong>in</strong>en ganzheitlichen forensischpsychiatrischen<br />

Ansatz zu verfolgen. In <strong>der</strong> psychiatrischen Grundversorgung<br />

geht es darum, e<strong>in</strong> breites Spektrum psychiatrischer<br />

Störungen und <strong>Erkrankungen</strong> zu behandeln. Das Ziel ist es dabei,<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>haftierten Person <strong>in</strong> gleicher Weise Zugang zu e<strong>in</strong>em fachgerechten<br />

psychiatrischen Angebot zu ermöglichen, wie e<strong>in</strong>er nicht<br />

<strong>in</strong>haftierten Person. Das Spektrum <strong>der</strong> zu behandelnden Störungen<br />

umfasst schwere psychiatrische <strong>Erkrankungen</strong> wie z. B. Psychosen,<br />

depressive <strong>Erkrankungen</strong> o<strong>der</strong> aber ambulante Krisen<strong>in</strong>terventionen<br />

bei Selbst- und Fremdgefährdungen. 2005 startete <strong>der</strong> PPD e<strong>in</strong><br />

Projekt zur Optimierung <strong>der</strong> psychiatrischen Versorgung.<br />

Methode: Durch die Schaffung e<strong>in</strong>er zusätzlichen weitgehend kostenneutralen<br />

Arztstelle sollten folgende Ziele erreicht werden:<br />

• Verbesserung <strong>der</strong> quantitativen und qualitativen Versorgung <strong>der</strong><br />

Insassen • Reduktion von Krisen<strong>in</strong>terventionen • Reduktion von<br />

E<strong>in</strong>weisungen auf Sicherheitsabteilungen externer Kl<strong>in</strong>iken • Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Liegezeiten durch e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierliches Monitor<strong>in</strong>g<br />

• Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitszufriedenheit des Betreuungspersonals<br />

<strong>in</strong> den Gefängnissen durch e<strong>in</strong>e vermehrte Präsenz <strong>der</strong> Psychiater<br />

sowie durch Teach<strong>in</strong>g und Coach<strong>in</strong>g<br />

Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt kann aufgezeigt werden, dass<br />

sowohl die E<strong>in</strong>weisungszahlen <strong>in</strong> psychiatrische Kl<strong>in</strong>iken wie auch<br />

<strong>der</strong> Bedarf an Krisen<strong>in</strong>terventionen deutlich gesenkt werden konnten.<br />

Durch das verbesserte Monitor<strong>in</strong>g und die <strong>in</strong>tensivere Zusammenarbeit<br />

mit unseren Arbeitspartnern konnten die durchschnittlichen<br />

Fallkosten deutlich gesenkt werden. Die allfällige<br />

Befürchtung, dass durch e<strong>in</strong>e restriktivere E<strong>in</strong>weisungspraxis mehr<br />

Krisen<strong>in</strong>terventionen resultieren o<strong>der</strong> gar mehr Suizide begangen<br />

würden, hat sich nicht bestätigt. Flächendeckende Befragungen des<br />

Betreuungspersonals <strong>in</strong> den Zürcher Hafte<strong>in</strong>richtungen heben ergeben,<br />

dass die verbesserte Versorgungsstruktur auch für die Aufseher<br />

zu e<strong>in</strong>er Entlastung geführt hat und die Sicherheit im Umgang<br />

mit psychisch auffälligen Insassen gestiegen ist. Aufgrund<br />

dieser Ergebnisse kann aufgezeigt werden, dass das genannte Versorgungsmodell<br />

beliebig auf an<strong>der</strong>e Gefängnisse übertragbar ist<br />

und somit Modelcharakter besitzt.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 19<br />

S-021 Symposium<br />

Neurobiologie forensisch relevanter psychischer Störungen<br />

Vorsitz: J. L. Müller (Gött<strong>in</strong>gen), M. Rösler (Homburg)<br />

001<br />

Gen x Umwelt-Interaktionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathogenese aggressiven Verhaltens<br />

Andreas Reif (Universität Würzburg, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

W. Retz, M. Rösler, C. Freitag, K.-P. Lesch<br />

E<strong>in</strong>leitung: Impulsivität und damit oft e<strong>in</strong>hergehende Aggressivität<br />

s<strong>in</strong>d ätiologisch heterogene Verhaltensweisen, die komplexe genetische<br />

Ursachen haben. Bislang ist die Def<strong>in</strong>ition des kl<strong>in</strong>ischen<br />

Phänotyps nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Neurobiologie fundiert und Tiermodelle<br />

weisen naturgemäß methodologische E<strong>in</strong>schränkungen auf. Die<br />

Komplexität aggressiven Verhaltens wird noch dadurch gesteigert,<br />

dass Umwelte<strong>in</strong>flüsse <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e während des frühen Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle spielen – wer als K<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> Jugendlicher<br />

häufiger gewalttätigem Verhalten ausgesetzt ist, hat auch e<strong>in</strong><br />

höheres Risiko, später selbst gewalttätig zu werden; dieses Phänomen<br />

wird auch als „Kreis <strong>der</strong> Gewalt“ bezeichnet. Bislang gibt es<br />

jedoch kaum Untersuchungen zu Gen x Umwelt-Interaktionen gewalttätigen<br />

Verhaltens.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er Untersuchung an männlichen Gefängnis<strong>in</strong>sassen,<br />

die entwe<strong>der</strong> wegen gewalttätiger o<strong>der</strong> nicht-gewalttätiger<br />

Straftaten verurteilt waren, wurde retrospektiv das Maß an belastenden<br />

Lebensereignissen <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit erfasst. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

wurden sie für mehrere funktionelle Genvarianten genotypisiert,<br />

wie zum Beispiel Promotor-Polymorphismen <strong>in</strong> den Genen für den<br />

Dopam<strong>in</strong>transporter (DAT), den Seroton<strong>in</strong>transporter (5HTT),<br />

die Monoam<strong>in</strong>oxidase A (MAOA) und die neuronale NO-Synthase<br />

(NOS1).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Während <strong>der</strong> DAT nicht mit gewalttätigem<br />

Verhalten assoziiert war, zeigte sich e<strong>in</strong>e umwelt-unabhängige<br />

Assoziation von MAOA mit gewalttätigem Verhalten. Dies steht im<br />

Wi<strong>der</strong>spruch zu früheren Befunden, die e<strong>in</strong>e Gen x Umwelt Interaktion<br />

zeigen; e<strong>in</strong>e mögliche Erklärung hierfür ist das höhere Lebensalter<br />

<strong>der</strong> hier untersuchten Probanden. NOS1, e<strong>in</strong> Risikogen<br />

für impulsive Verhaltensweisen, das auch mit auto-aggressivem<br />

Verhalten assoziiert ist, war ebenfalls e<strong>in</strong> unabhängiger Risikofaktor.<br />

Interessanterweise waren kurze Allele des funktionellen Sero-<br />

397


Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

ton<strong>in</strong>transporter-Polymorphismus 5HTT-LPR nur dann mit gewalttätigem<br />

Verhalten assoziiert, wenn <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit ungünstige<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen vorlagen, es besteht hier also e<strong>in</strong>e Gen x Umwelt-Interaktion.<br />

Diese Befunde werden nun <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren,<br />

unabhängigen Kollektiv repliziert und ausgebaut und unterstrichen<br />

die Notwendigkeit, auch bei genetischen Studien Umwelte<strong>in</strong>flüsse<br />

mit e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

002<br />

Gibt es genetische Risikofaktoren für gewalttätiges Verhalten?<br />

Michael Rösler (Unikl<strong>in</strong>ikum des Saarlandes, Neurozentrum, Homburg)<br />

W. Retz<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Fortschritte <strong>in</strong> <strong>der</strong> verhaltensgenetischen Forschung<br />

ermöglichen E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die neurobiologischen Grundlagen<br />

gewalttätigen Verhaltens.<br />

Methode: Es werden aktuelle Befunde aus genetischen Assoziationsstudien<br />

dargestellt, die für e<strong>in</strong>e Beteiligung monoam<strong>in</strong>erger<br />

und an<strong>der</strong>er Suszeptibilitätsgene an <strong>der</strong> Entwicklung gewalttätigen<br />

Verhaltens sprechen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Effekte e<strong>in</strong>zelner Gene erweisen sich<br />

als begrenzt. Nur e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Befunde ist replizierbar. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

f<strong>in</strong>den sich immer mehr Belege für Interaktionen zwischen<br />

genetischen und Umweltfaktoren. Die Bedeutung genetischer<br />

Befunde für die Gewaltgenese und forensisch-psychiatrische Fragestellungen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Verantwortungsfähigkeit und Legalprognose<br />

von Straftätern wird vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Studienergebnisse<br />

diskutiert. Literatur: Retz W, Rösler M (2009) The<br />

relation of ADHD and violent aggression: What can we learn from<br />

epidemiological and genetic studies? Int J Law Psychiatry [Epub<br />

ahead of pr<strong>in</strong>t].<br />

003<br />

Neurokognitive Befunde zur Pädophilie: Anwendung e<strong>in</strong>es störungsspezifischen<br />

Aufmerksamkeitstests unter fMRI-Bed<strong>in</strong>gungen.<br />

Andreas Mokros (Universität Regensburg, Forensische Pschiatrie)<br />

T. Pöppl, M. Osterhei<strong>der</strong>, J. Nitschke<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Wahl-Reaktionszeit-Test basiert auf e<strong>in</strong>em kognitiven<br />

Interferenzeffekt: Versuchspersonen sollen möglichst rasch<br />

die Position e<strong>in</strong>es Punktes angeben, werden dabei aber gegebenenfalls<br />

vom Bildh<strong>in</strong>tergrund abgelenkt (s. z. B. Gress & Laws, 2009a,<br />

2009b). Frühere Arbeiten zeigen e<strong>in</strong>e deutlichere Ablenkung durch<br />

sexuell-explizite Bildreize (Santtila et al., 2009) bei e<strong>in</strong>er Passung<br />

von Bild<strong>in</strong>halt und sexueller Orientierung des Betrachters (Wright<br />

& Adams, 1994, 1999). In <strong>der</strong> Anwendung des Wahl-Reaktionszeit-<br />

Tests als Diagnosticum für die sexuelle Präferenzstörung <strong>der</strong> Pädophilie<br />

zeigte sich e<strong>in</strong>e nahezu perfekte Klassifikationsleistung mit<br />

100 % Sensitivität und 95 % Spezifität (Mokros et al., im Druck):<br />

Pädophile wiesen deutlich längere Reaktionszeiten bei <strong>der</strong> Wahl-<br />

Reaktions-Aufgabe auf, wenn es sich bei dem Bildh<strong>in</strong>tergrund um<br />

Abbildungen präpubertärer K<strong>in</strong><strong>der</strong> handelte.<br />

Methode: In <strong>der</strong> aktuellen Untersuchung wurde <strong>der</strong> Wahl-Reaktionszeit-Test<br />

bei 9 pädophilen und 11 Kontrollprobanden aus dem<br />

psychiatrischen Maßregelvollzug unter den Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> funktionellen<br />

Magnetresonanztomografie durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Hierbei zeigte sich e<strong>in</strong>e Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

von reizspezifischen Reaktionszeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahl-Reaktions-<br />

Aufgabe mit hirnphysiologischen (funktionellen) Ergebnissen. In<br />

Reaktion auf K<strong>in</strong><strong>der</strong>bil<strong>der</strong> hatten die pädophilen Probanden als<br />

Gruppe zwar ähnliche cerebrale Aktivierungsmuster wie sie generell<br />

für den Bereich sexueller Erregung durch altersangemessene<br />

Stimuli bei gesunden Probanden festgestellt worden s<strong>in</strong>d. Im Unterschied<br />

zur nicht-pädophilen Kontrollgruppe wiesen die pädophilen<br />

Probanden jedoch stärkere Aktivierungen im Gyrus c<strong>in</strong>guli<br />

398<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Insula auf. Diese Befunde werden unter Rückgriff auf<br />

Untersuchungen zu suchtartigem Verhalten und Crav<strong>in</strong>g gedeutet<br />

und legen e<strong>in</strong>e Analogie zu Zwangsstörungen und Sucht nahe.<br />

004<br />

Diagnostik pädosexuellen Interesses anhand von Augenbewegungen<br />

Peter Fromberger (Universität Gött<strong>in</strong>gen, Forensische Pschiatrie)<br />

K. Jordan, G. Stolpmann, J. Müller<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Diagnostik pädophiler Sexualstraftäter<br />

liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> validen E<strong>in</strong>schätzung e<strong>in</strong>es pädosexuellen<br />

Interesses. Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis angewendeten Verfahren und Methoden<br />

können die psychometrischen Gütekriterien nur zum Teil<br />

erfüllen. Aktuelle theoretische Modelle zur männlichen Sexualität<br />

betonen die Bedeutung von Aufmerksamkeitsprozessen bei <strong>der</strong> Entstehung<br />

sexueller Erregung. Anhand von Augenbewegungen lassen<br />

sich sowohl frühe (Orientierung <strong>der</strong> Aufmerksamkeit) als auch<br />

späte Prozesse (Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Aufmerksamkeit) <strong>der</strong> visuellen<br />

Aufmerksamkeit beobachten. Daher stellt die Untersuchung<br />

von Aufmerksamkeitsprozessen auf sexuell bevorzugte Reize im<br />

Vergleich zu sexuell nicht bevorzugten Reizen <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit<br />

<strong>der</strong> Registrierung von Blickbewegungen e<strong>in</strong>en vielversprechenden<br />

Ansatz dar, sexuelles Interesse objektiv zu erfassen. Ziel dieser Studie<br />

ist es, unterschiedliche experimentelle Ansätze h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er<br />

validen Erfassung sexuellen Interesses mit Hilfe <strong>der</strong> Blickregistrierung<br />

zu vergleichen.<br />

Methode: In die Studie werden gesunde homosexuelle und heterosexuelle<br />

männliche Probanden (n = 25), im Maßregelvollzug nach<br />

§63 untergebrachte pädosexuelle Straftäter (n = 25) und nicht pädosexuelle<br />

Straftäter (n = 25) e<strong>in</strong>geschlossen. Den Probanden werden<br />

<strong>in</strong> unterschiedlichen experimentellen Designs Bil<strong>der</strong> nackter<br />

Jungen, Mädchen, erwachsener Frauen und erwachsener Männer<br />

komb<strong>in</strong>iert mit aus <strong>der</strong> kognitiven Psychologie bekannten Aufgaben<br />

(Dot-Probe, mentale Rotation) dargeboten. Dabei werden mit<br />

Hilfe <strong>der</strong> Blickregistrierung (eye track<strong>in</strong>g) die Augenbewegungen<br />

erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Anhand <strong>der</strong> Methodik und ersten Ergebnissen<br />

wird das Potential dieses neuen Ansatzes für die Diagnostik<br />

pädosexueller Straftäter aufgezeigt.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 5<br />

S-048 Symposium<br />

Diagnostische Graduierungen des Wahns und ihre forensischen<br />

Konsequenzen<br />

Vorsitz: C. Mundt (Heidelberg), H. Saß (Aachen)<br />

001<br />

Tötungsdelikte bei wahnhafter Depression. Maßregel<strong>in</strong>dikation,<br />

Therapie und Prognose<br />

Jürgen Leo Müller (Universität Gött<strong>in</strong>gen, Forensische Psychiatrie)<br />

J. Schwerdtner, G. Stolpmann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Depressive <strong>Erkrankungen</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel gut behandelbar<br />

und haben e<strong>in</strong>e gute Prognose. Die Unterbr<strong>in</strong>gung zur Maßregeltherapie<br />

setzt e<strong>in</strong>e erhebliche Gefahr weiterer rechtswidriger<br />

Handlungen voraus.<br />

Methode: Unterbr<strong>in</strong>gungsmaßnahmen nach § 63 StGB werden bei<br />

Patienten mit affektiven <strong>Erkrankungen</strong> selten angeordnet. Bei gravierenden<br />

Delikten und therapieresistenter Wahnsymptomatik<br />

wird e<strong>in</strong>e Maßregelunterbr<strong>in</strong>gung dagegen zu diskutieren se<strong>in</strong>.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Anhand zweier Kasuistiken mit wahnhaft


Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

bed<strong>in</strong>gten Tötungsdelikten bei depressiven <strong>Erkrankungen</strong> werden<br />

Fragen <strong>der</strong> Schuldfähigkeitsbegutachtung und <strong>der</strong> Gefährlichkeitsprognose,<br />

Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Behandlung und des Unterbr<strong>in</strong>gungsverlaufs<br />

sowie Aspekte <strong>der</strong> legalprognostischen Beurteilung<br />

dargestellt.<br />

002<br />

Phänomenologische und empirische Dimensionen zur Graduierung<br />

<strong>der</strong> Wahnpervasivität<br />

Christoph Mundt (Universitätskl<strong>in</strong>ikum, Allgeme<strong>in</strong>e Psychiatrie,<br />

Heidelberg)<br />

K.-T. Kronmüller<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die am Krankheitsbild <strong>der</strong> Schizophrenie orientierten<br />

klassischen drei Wahnkriterien von Karl Jaspers: unvergleichliche<br />

subjektive Gewissheit, Unkorrigierbarkeit und Unmöglichkeit des<br />

Inhalts stellen dichotome Kriterien dar, die e<strong>in</strong>e Schärfe <strong>der</strong> Unterscheidbarkeit<br />

von wahnhaften und nicht wahnhaften Zuständen<br />

suggerieren, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Psychopathologie oft nicht gegeben<br />

ist. E<strong>in</strong>e relativ grobe Zweiteilung <strong>der</strong> Wahnphänomene mit<br />

forensischer Relevanz wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> klassischen Psychopathologie<br />

mit <strong>der</strong> <strong>in</strong> schizophrenen Wahn und psychopathischen Wahn vorgenommen,<br />

e<strong>in</strong>e Unterteilung, die e<strong>in</strong>er Überwältigung des Ich im<br />

schizophrenen Wahn e<strong>in</strong>e noch aktive, gestaltende Komponente<br />

<strong>der</strong> Ich-Leistungen im psychopathischen Wahn gegenüber stellt. In<br />

<strong>der</strong> phänomenologischen Literatur entspricht dem die Zweiteilung<br />

<strong>in</strong> Offenbarungswahn als quasireligiöses Erlebnis und konfirmatorischen<br />

Wahn, am prägnantesten <strong>in</strong> Form des querulanten Wahns<br />

zum Ausdruck kommend.<br />

Methode: Die Vielgestaltigkeit <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Wahnmanifestationen<br />

geht aber h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Ich-Haftigkeit und damit <strong>der</strong> forensischen<br />

Verantwortlichkeit weit über diese Dichotomie h<strong>in</strong>aus.<br />

Empirisch lassen sich Aspekte unterscheiden wie das Ausmaß <strong>der</strong><br />

Überzeugtheit vom Wahn<strong>in</strong>halt, die Häufigkeit und Intrusivität <strong>der</strong><br />

gedanklichen Beschäftigung mit dem Wahn, die Fähigkeit zum<br />

angeregten o<strong>der</strong> spontanen Perspektivenwechsel, die emotionale<br />

Qualität und affektive Ladung <strong>der</strong> Wahnthemen, Durchdr<strong>in</strong>gen<br />

und Assimilieren <strong>der</strong> realen Welt durch das Wahnerleben mit entsprechenden<br />

Handlungsbereitschaften o<strong>der</strong> die Suche nach empirischer<br />

Überprüfung o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en aktive Abwehr.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong> Durchdenken dieser Aspekte auf die<br />

konkrete Tatsituation h<strong>in</strong> kann zur Differenzierung <strong>der</strong> Beurteilung<br />

des Hemmungsvermögens und des Verhältnisses prämorbi<strong>der</strong><br />

Persönlichkeit zur Überformung <strong>der</strong> Persönlichkeit durch die<br />

Wahnpsychopathologie beitragen.<br />

003<br />

Erotomanie, pathologische Verliebtheit, kognitive Distorsionen:<br />

Psychopathologische Übergänge bei Stalk<strong>in</strong>g<br />

Harald Dreß<strong>in</strong>g (ZI Seelische Gesundheit, Forensik, Mannheim)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Stalk<strong>in</strong>g beschreibt das hartnäckige Verfolgen und Belästigen<br />

von Personen. Die Motive für dieses Verhalten s<strong>in</strong>d vielfältig,<br />

am häufigsten ereignet sich Stalk<strong>in</strong>g aber im Kontext von zerbrochenen<br />

Liebesbeziehungen (so genanntes Ex-Partner- Stalk<strong>in</strong>g).<br />

Auch wenn Stalk<strong>in</strong>g und Liebeswahn <strong>in</strong> populärwissenschaftlichen<br />

Darstellungen gelegentlich synonym gebraucht werden, s<strong>in</strong>d Stalk<strong>in</strong>gverläufe<br />

im Kontext e<strong>in</strong>er Erotomanie wesentlich seltener und<br />

zeigen oft e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Verlaufscharakteristik.<br />

Methode: An Hand charakteristischer Fallvignetten werden unterschiedliche<br />

psychopathologische Befunde, die bei Stalkern typischerweise<br />

auftreten dargestellt und <strong>in</strong> ihrer Bedeutung für das<br />

weitere Fallmanagement und die Risikoe<strong>in</strong>schätzung diskutiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong>e differenzierte psychopathologische<br />

Befun<strong>der</strong>hebung ist für e<strong>in</strong> professionelles Fallmanagement und<br />

die Risikoe<strong>in</strong>schätzung im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e gewalttätige Eskalation<br />

des Stalk<strong>in</strong>g unerlässlich. Die Fälle lassen sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em multi-<br />

axialen Klassifikationssystem (Dreß<strong>in</strong>g und Gass 2007) darstellen.<br />

Auf <strong>der</strong> psychopathologischen Ebene f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Spektrum das<br />

von kognitiven Distorsionen bei persönlichkeitsgestörten Stalkern<br />

über e<strong>in</strong>e psychopathologische Entwicklung bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>deutig<br />

krankheitswertigen Erotomanie reicht. E<strong>in</strong>e herausragende<br />

Aufgabe des Psychiaters ist es, die Fälle <strong>in</strong> psychopathologischer<br />

H<strong>in</strong>sicht zu untersuchen und zu bewerten. Ke<strong>in</strong>eswegs darf aufgrund<br />

e<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>en Hartnäckigkeit des Stalkers o<strong>der</strong> se<strong>in</strong>er<br />

mangelnden Bereitschaft, das unter Umständen sehr auffällig wirkende<br />

Verhalten zu korrigieren, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zirkelschluss e<strong>in</strong>e psychische<br />

Krankheit des Stalkers diagnostiziert werden. Hierzu notwendig<br />

s<strong>in</strong>d vielmehr entsprechende psychopathologische Symptome,<br />

die nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> M<strong>in</strong><strong>der</strong>zahl <strong>der</strong> Stalk<strong>in</strong>gfälle zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d.<br />

004<br />

Wahn und Schuldfähigkeit – zur Bedeutung des Wahns für die Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Schuldfähigkeit nach den §§ 20 und 21 StGB<br />

Dieter Döll<strong>in</strong>g (Universität Heidelberg, Institut für Krim<strong>in</strong>ologie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Strafrecht geht von <strong>der</strong> Schuldfähigkeit des erwachsenen<br />

Menschen aus. Schuldunfähigkeit liegt nur unter den<br />

Voraussetzungen des § 20 StGB vor, erheblich verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Schuldfähigkeit<br />

nur unter den Voraussetzungen des § 21 StGB. In dem<br />

Beitrag wird unter juristischen Aspekten untersucht, unter welchen<br />

Voraussetzungen Wahnvorstellungen zur Aufhebung o<strong>der</strong> zur erheblichen<br />

Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schuldfähigkeit führen können.<br />

Methode: Die juristischen Überlegungen konzentrieren sich auf<br />

folgende Gesichtspunkte: Leidet <strong>der</strong> Täter an e<strong>in</strong>em Wahn, könnte<br />

auf den ersten Blick die Annahme von Schuldunfähigkeit nahe liegen.<br />

Es ist jedoch e<strong>in</strong>e differenzierende Betrachtungsweise erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Wahnvorstellungen können die Schuldfähigkeit nur bee<strong>in</strong>trächtigen,<br />

wenn sie zur Tatzeit vorliegen und die Tat verursachen.<br />

Das ist nicht <strong>der</strong> Fall, wenn sie sich auf e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Lebensbereich<br />

beziehen und mit <strong>der</strong> Tat <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Zusammenhang stehen.<br />

Bei e<strong>in</strong>em Wahn mit Tatbezug s<strong>in</strong>d die Intensität des Wahns und<br />

se<strong>in</strong>e Auswirkungen auf die Psyche des Täters zu prüfen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es wird dargelegt, auf welche Gesichtspunkte<br />

es aus juristischer Sicht bei <strong>der</strong> Prüfung <strong>der</strong> Auswirkungen<br />

e<strong>in</strong>es Wahns auf die Schuldfähigkeit ankommt.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 3<br />

S-090 Symposium<br />

International perspectives on forensic psychiatry<br />

Vorsitz: N. Konrad (Berl<strong>in</strong>), NN<br />

001<br />

Forensic Implications of Parasomnias and a Legal Nightmare<br />

Amarendra S<strong>in</strong>gh (K<strong>in</strong>gston, Kanada)<br />

Parasomnias are a group of undesirable cl<strong>in</strong>ical events which appear<br />

dur<strong>in</strong>g sleep or are exacerbated by sleep. These are divided <strong>in</strong>to<br />

two categories: 1. Aris<strong>in</strong>g from NREM sleep and 2. Aris<strong>in</strong>g from<br />

REM sleep. These disor<strong>der</strong>s <strong>in</strong> majority are manifestations of central<br />

nervous activation and are characterized either by autonomic<br />

or motor activity. Out of 17 parasomnias 4 important parasomnias<br />

like sleep walk<strong>in</strong>g, sleep tremors, rhythmic movement disor<strong>der</strong> and<br />

REM behaviour disor<strong>der</strong>s will be discussed <strong>in</strong> this paper. Interest<strong>in</strong>gly,<br />

these 4 make up above 80 % of parasomnias seen <strong>in</strong> the general<br />

population, and have <strong>in</strong>terest<strong>in</strong>g relationship with forensic medic<strong>in</strong>e.<br />

Sleep walk<strong>in</strong>g, sleep tremor, rhythmic movement disor<strong>der</strong>s<br />

usually occur <strong>in</strong> children whereas REM behaviour disor<strong>der</strong> is seen<br />

<strong>in</strong> the el<strong>der</strong>ly. However, sleep walk<strong>in</strong>g or sleep tremors seen <strong>in</strong><br />

399


Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

adults have usually and un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g psychopathology; <strong>in</strong> children<br />

no etiological factors are discovered. REM behaviour disor<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

el<strong>der</strong>ly are precipitated <strong>in</strong> most cases, due to <strong>in</strong>terruption of neuroanatomic<br />

pathways of REM caused by neurological lesion. Treatments<br />

of parasomnias consist of: a) modification of precipitat<strong>in</strong>g<br />

and predispos<strong>in</strong>g causes b) enhanc<strong>in</strong>g safety of sleep<strong>in</strong>g environment<br />

and c)utilization of psychotropic pharmacotherapy. In recent<br />

years parasomnias, particularly sleep walk<strong>in</strong>g, have become medico-legal<br />

issues and <strong>in</strong>terest <strong>in</strong> un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g the neurophysiology<br />

of sleep has become a burn<strong>in</strong>g issue for the future.<br />

002<br />

New developments <strong>in</strong> forensic outpatient treatment <strong>in</strong> Germany<br />

Steffen Lau (Charité Universitätsmediz<strong>in</strong>, Forensische Psychiatrie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

Although there was outpatient treatment for forensic-psychiatric<br />

patients <strong>in</strong> Germany for decades the situation has changed s<strong>in</strong>ce<br />

April 13, 2007. The provisions of the “Gesetz zur Reform <strong>der</strong> Führungsaufsicht<br />

und zur Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Vorschriften über die nachträgliche<br />

Sicherungsverwahrung“ [Act on the Reform of the Parole<br />

System and to Change the Provisions on Subsequent Preventive<br />

Detention] are particularly important for the work done outside of<br />

high security units. The group of persons who can be or<strong>der</strong>ed un<strong>der</strong><br />

parole was significantly expanded. In addition, the laws allowed for<br />

much longer periods of parole supervision. Furthermore a law<br />

mentioned for the first time a “Forensic Outpatient Center” [Forensische<br />

Ambulanz]. Such a “Forensic Outpatient Center“ is to assist<br />

and help a crim<strong>in</strong>al offen<strong>der</strong> after his release from custody. So it has<br />

similar functions as a parole officer. Overall, the reform was welcomed,<br />

because it <strong>in</strong>cludes suitable tools that can help better manage<br />

problems typical for the work with crim<strong>in</strong>al offen<strong>der</strong>s. But the revised<br />

law also has stipulated that the work of a forensic outpatient<br />

center has a dual function, i.e. the treatment of a patient and, at the<br />

same time, the monitor<strong>in</strong>g of said patient. Due to this unique function,<br />

the work of a forensic outpatient center is clearly different than<br />

the work of other psychiatric or psychotherapeutic centers.<br />

003<br />

The l<strong>in</strong>k between the Portuguese Penal Code and the Portuguese<br />

Mental Health Law: new perspectives for the treatment of Inimputables<br />

Susana Cunha (Porto, Portugal)<br />

004<br />

Ethical issues <strong>in</strong> forensic and prison psychiatry<br />

Norbert Konrad (Charite, Institut für For. Psychiatrie, Berl<strong>in</strong>)<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Madrid<br />

S-092 Symposium<br />

Psychopathie: Diagnose – Befunde – Bewertung<br />

Vorsitz: J. L. Müller (Gött<strong>in</strong>gen), H. Saß (Aachen)<br />

001<br />

Stimmungs<strong>in</strong>duktion und evozierte Potenziale bei hoch psychopathischen<br />

Frauen<br />

Hedwig Eisenbarth (Universität Regensburg, Forensische Psychiatrie)<br />

C. Spironelli, A. Angrilli<br />

E<strong>in</strong>e defizitäre Emotionsverarbeitung sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> Hauptmerkmal<br />

von Psychopathie zu se<strong>in</strong> und zeigt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er reduzierten Reaktivität<br />

bei negativ valenten Stimuli, <strong>in</strong> fehlen<strong>der</strong> Introspektionsfä-<br />

400<br />

higkeit und flachem Affekt. Bisherige Befunde zeigten, dass sich<br />

hoch psychopathische Probenden von ger<strong>in</strong>g psychopathischen<br />

Probanden nicht h<strong>in</strong>sichtlich subjektiv beschriebener Stimmung<br />

unterschieden, die durch Videos <strong>in</strong>duziert wurde, jedoch <strong>in</strong> den<br />

körperlichen Reaktionen, die die Stimmungs<strong>in</strong>duktion hervorrufen<br />

kann. Evozierte Potenziale bei <strong>der</strong> Präsentation von Bil<strong>der</strong>n mit<br />

emotionalem Inhalt s<strong>in</strong>d Arousal-abhängig und können damit Indikatoren<br />

für physiologisches Arousal e<strong>in</strong>er Person se<strong>in</strong>. In dieser<br />

Studie wurde bei 10 hoch und 10 ger<strong>in</strong>g psychopathischen Frauen<br />

glückliche, ärgerliche und traurige Stimmung <strong>in</strong>duziert. Direkt im<br />

Anschluss wurden ereigniskorrelierte Potenziale gemessen, die<br />

nach positiv und negativ valenten Bil<strong>der</strong>n (IAPS) auftraten. Für die<br />

Stimmungs<strong>in</strong>duktion wurden für 8s Gesichtsausdrücke unterschiedlicher<br />

Emotion (KDEF) gezeigt, die e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Stimmung erleichtern sollen. Die Ergebnisse weisen auf e<strong>in</strong>e Dreifach<strong>in</strong>teraktion<br />

zwischen Stimmung, Bildmaterial und Gruppe für<br />

die P200 <strong>in</strong> occipitalen und zentralen Arealen h<strong>in</strong>. Zusätzlich werden<br />

Regressionsanalysen gerechnet, um die Gruppenzuordnung <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit vom 4-Faktoren-Modell <strong>der</strong> Psychopathie anhand<br />

<strong>der</strong> evozierten Potenziale zu überprüfen.<br />

002<br />

Moral und Psychopathie – Analyse von Antwortverhalten und<br />

fMRI-Daten aus neurobiologischer Perspektive<br />

Johannes Schwerdtner (Bezirkskl<strong>in</strong>ikum, Forensische Psychiatrie,<br />

Regensburg)<br />

M. Sommer, C. Rothmayr, G. Hajak<br />

E<strong>in</strong>leitung: Moralisches Verhalten bildet e<strong>in</strong>e fundamentale<br />

Grundlage für e<strong>in</strong> geordnetes Zusammenleben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er prosozial<br />

orientierten Gesellschaft. Die neurofunktionellen Aktivierungsmuster<br />

von moralischen Entscheidungen wurden bisher nur wenig<br />

erforscht, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e s<strong>in</strong>d Aktivierungsunterschiede zwischen<br />

Personen mit Psychopathy und forensisch untergebrachten Kontrollen<br />

unbekannt.<br />

Methode: Die Studie schloss je 12 Probanden <strong>in</strong> den Gruppen „gesunde<br />

Kontrollen“, „Forensische Kontrollen“ und „Psychopathy“<br />

e<strong>in</strong>. Es wurden den Versuchspersonen je 28 alltagsrelevante Konflikte<br />

mit neutralem bzw. moralischem Inhalt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 3T fMRI<br />

Scanner präsentiert. Bei den Konflikten mit moralischem Inhalt<br />

waren die Probanden angehalten, sich zwischen <strong>der</strong> Erfüllung e<strong>in</strong>es<br />

persönlichen Bedürfnisses und e<strong>in</strong>em moralisch korrekten Verhalten<br />

zu entscheiden. Die neutralen Konflikte wie<strong>der</strong>um be<strong>in</strong>halteten<br />

lediglich die Entscheidung zwischen zwei persönlichen Bedürfnissen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die gesunden Kontrollen wiesen für den<br />

Vergleich moralische Konflikte vs. neutrale Konflikte Aktivierungen<br />

bilateral im medialen präfrontalen Kortex, dem mittleren temporalen<br />

Gyrus, <strong>der</strong> temporo-parietalen junction (TPJ), sowie dem<br />

posterioren c<strong>in</strong>gulären Kortex auf. Psychopathy hatte unter <strong>der</strong> Bed<strong>in</strong>gung<br />

Unmoralisch vs. Moralisch e<strong>in</strong>e vermehrte Aktivierung<br />

im medialen präfrontalen Kortex. Die Verhaltensdaten von Gesunden<br />

und Forensischen Kontrollen waren mit 70 % moralischen<br />

Antworten gleich hoch, während die Gruppe mit Psychopathy nur<br />

auf e<strong>in</strong>e Rate von 50 % kam. Die Aktivierungsmuster s<strong>in</strong>d auch bei<br />

Studien, die e<strong>in</strong>e Attribution mentaler Zustände auf an<strong>der</strong>e („Theory<br />

of m<strong>in</strong>d“) erfor<strong>der</strong>n, sodass davon ausgegangen werden kann,<br />

dass die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme Voraussetzung für<br />

moralisches Handeln darstellt. Die Gruppe mit Psychopathy hatte<br />

e<strong>in</strong>e deutlich ger<strong>in</strong>gere Tendenz moralische Antworten zu geben,<br />

sodass e<strong>in</strong> direkter Gruppenvergleich <strong>der</strong> funktionellen fMRT-Ergebnisse<br />

mit den beiden Kontrollgruppen noch nicht möglich ersche<strong>in</strong>t.<br />

Die vermehrte Aktivierung im mPFC bei unmoralischem<br />

Antwortverhalten könnte auf e<strong>in</strong>e erhöhte Aufmerksamkeit h<strong>in</strong>deuten,<br />

da dem Probanden se<strong>in</strong>e unsoziale E<strong>in</strong>stellung zu diesem<br />

Zeitpunkt möglicherweise durchaus bewusst ist. Zusätzliche Defi-


Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

zite <strong>in</strong> <strong>der</strong> Emotionsverarbeitung verr<strong>in</strong>gern die Angst vor e<strong>in</strong>er<br />

möglichen Sanktion des eigenen Handelns.<br />

003<br />

Zur Dissoziation von Läsion, Neuropsychologie und Verhalten <strong>der</strong><br />

orbitofrontalen Hirnschädigung – e<strong>in</strong>e Fallstudie und ihr empirischer<br />

H<strong>in</strong>tergrund<br />

Bernd Leplow (Universität Halle, Institut für Psychologie, Halle / Saale)<br />

Y. Paelecke-Habermann, P. Fromberger, M. Paelecke, J. L. Müller<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong> Patient (m., 54 J.) mit Z.n. SHT und mit Schädigung<br />

<strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken orbitofrontalen Region wurde ausführlich verhaltensneuropsychologisch<br />

untersucht. E<strong>in</strong> Fokus lag auf <strong>der</strong> Erkennung<br />

emotionaler Gesichtsausdrücke und <strong>der</strong> Entscheidungsbildung<br />

<strong>in</strong> sozialen und nicht-sozialen Situationen.<br />

Methode: Neben e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>isch-psychologischen Basisdiagnostik<br />

(WMS-R, AVLT, WCST, ToH, SDMT, TMT A & B, TAP, RWT &<br />

RCF), e<strong>in</strong>er Intelligenzabschätzung (LPS (UT 3), MWT-B) und<br />

mal<strong>in</strong>ger<strong>in</strong>g-Prüfung sowie e<strong>in</strong>em kl<strong>in</strong>isch-psychologischem Assessment<br />

(SKID, BIS, Bf-S‘, SCL 90-R, BDI) kamen experimentellneuropsychologische<br />

Methoden zum E<strong>in</strong>satz: (i) e<strong>in</strong> Emotions-Labyr<strong>in</strong>th,<br />

mit welchem das F<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>er versteckten Lokation über<br />

positives und negatives Feedback gesteuert wurde. Das Feedback<br />

wurde jeweils über die Darbietung unterschiedlich ausgeprägter<br />

emotionaler Gesichtsausdrücke realisiert (Ärger, Trauer; Diessel,<br />

2005); (ii) <strong>der</strong> Iowa Gambl<strong>in</strong>g Task <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Orig<strong>in</strong>alversion und <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Standardvariante sowie <strong>der</strong> Roger‘s Decision Mak<strong>in</strong>g Task<br />

(RDMT) zur Erfassung des Entscheidungsverhaltens unter verschiedenen<br />

Feedbackbed<strong>in</strong>gungen; (iii) alltagsnahe Soziale Dilemma-Situationen<br />

zur Prüfung <strong>der</strong> Fähigkeit zur moralischen Urteilsbildung.<br />

Die Ergebnisse wurden mit altersparallelen männlichen<br />

Sexualstraftätern und Pathologischen Spielern verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Mittels bildgeben<strong>der</strong> Diagnostik wurde e<strong>in</strong>e<br />

umschriebene bilaterale, l<strong>in</strong>ksseitig betonte, orbitofrontale Läsion<br />

verifiziert. Während das allgeme<strong>in</strong>e kognitive Funktionsniveau unbee<strong>in</strong>trächtigt<br />

war, ergaben sich reduzierte Leistungen im Arbeitsgedächtnis<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umstellfähigkeit. Außerdem konnten mimische<br />

Ärgercues nicht für das Suchverhalten im Labyr<strong>in</strong>th genutzt<br />

werden. Auch ließ sich e<strong>in</strong>e erhöhte Sensitivität für Bestrafungen<br />

und e<strong>in</strong>e ausgeprägte Insensitivität für kurzfristig e<strong>in</strong>setzende Belohnungen<br />

nachweisen. Ferner führten die verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Frustrationstoleranz<br />

sowie e<strong>in</strong>e ausgeprägte Tendenz zur Perseveration und<br />

reaktiven Aggression zum Scheitern im RDMT. Demgegenüber<br />

konnten die Sozialen Dilemma-Situationen problemlos bearbeitet<br />

werden. Schlußfolgerung. Die Ergebnisse zeigen, dass nach e<strong>in</strong>er<br />

umschriebenen, vorrangig l<strong>in</strong>ksseitigen Läsion im orbitofrontalen<br />

Kortex zwar die Beurteilungsfähigkeit schwieriger so zialer Situationen<br />

erhalten bleibt, die Fähigkeit zu abstakten Entscheidungsleistungen<br />

unter Zeitdruck jedoch schwer bee<strong>in</strong>trächtigt ist.<br />

004<br />

Zur Bedeutung präfrontaler Verän<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> Begutachtung<br />

Jürgen Leo Müller (Universität Gött<strong>in</strong>gen, Forensische Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ebenso wie das erworbene Syndrom <strong>der</strong> Acquired Psychopathy<br />

wird auch „Psychopathy“ mit neurobiologischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> präfrontalen Hirnstruktur und Funktion<br />

<strong>in</strong> Zusammenhang gebracht.<br />

Methode: Entsprechende neurobiologische Modelle werden aufgezeigt<br />

und <strong>der</strong>en Relevanz für die kl<strong>in</strong>ische Symptomatik, für die<br />

Beurteilung von Schuldfähigkeit und Prognose illustriert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: An Hand weiterer Kasuistiken von Probanden<br />

mit präfrontalen Läsionen ohne relevante Verhaltensverän<strong>der</strong>ung<br />

werden Perspektiven und Grenzen neurobiologischer Verfahren<br />

bei <strong>der</strong> Beantwortung forensicher relevanter Fragen<br />

diskutiert.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Stockholm 3<br />

S-110 Symposium<br />

Stalk<strong>in</strong>g – Neue Forschungsergebnisse<br />

Vorsitz: H. Dreß<strong>in</strong>g (Mannheim), C. Gallas (Mannheim)<br />

001<br />

Polizeiliche Interventionen und naturalistischer Verlauf bei Stalk<strong>in</strong>g<br />

Christ<strong>in</strong>e Gallas (ZI Seelische Gesundheit, Forensik, Mannheim)<br />

C. Kühner, E. Schiefelbe<strong>in</strong>, H. Dreß<strong>in</strong>g<br />

E<strong>in</strong>leitung: Stalk<strong>in</strong>gopfer s<strong>in</strong>d im Vergleich zur Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung<br />

stärker psychisch bee<strong>in</strong>trächtigt und suchen häufig Hilfe bei<br />

Psychiatern, Psychologen, Hausärzten o<strong>der</strong> psychosozialen Beratungsstellen.<br />

In e<strong>in</strong>er repräsentativen Bevölkerungsstichprobe<br />

vertrauten sich Betroffene sogar häufiger e<strong>in</strong>em Arzt o<strong>der</strong> Therapeuten<br />

an als die Polizei aufzusuchen. H<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsgründe für Stalk<strong>in</strong>gopfer,<br />

Anzeige bei <strong>der</strong> Polizei zu erstatten, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

die Angst vor e<strong>in</strong>er Eskalation <strong>der</strong> Belästigungen sowie Zweifel, ob<br />

polizeiliche Maßnahmen greifen. Da Psychiater und Psychologen<br />

von Stalk<strong>in</strong>gopfern mit <strong>der</strong> Frage konfrontiert werden, ob sie die<br />

Polizei e<strong>in</strong>schalten sollen, ist die Kenntnis über mögliche polizeiliche<br />

Interventionen und <strong>der</strong>en Effektivität bedeutsam, um qualifizierte<br />

Beratung zu leisten.<br />

Methode: Im Rahmen e<strong>in</strong>es Kooperationsprojekts mit den Polizeipräsidien<br />

<strong>in</strong> Mannheim und Heidelberg / Rhe<strong>in</strong>-Neckar-Kreis wurden<br />

Stalk<strong>in</strong>gfälle mit Hilfe e<strong>in</strong>es Fragebogens, <strong>der</strong> durch die Polizeibeamten<br />

ausgefüllt wird, strukturiert erfasst. Betroffene, die mit<br />

<strong>der</strong> Weitergabe ihrer Kontaktdaten zu Forschungszwecken e<strong>in</strong>verstanden<br />

waren, wurden 6 bis 12 Monate nach <strong>der</strong> Anzeigenerstattung<br />

telefonisch nachbefragt. In diesen Telefon<strong>in</strong>terviews wurden<br />

die e<strong>in</strong>geleiteten polizeilichen und juristischen Maßnahmen und<br />

<strong>der</strong> weitere Verlauf des Stalk<strong>in</strong>gs (z. B. Beendigung des Stalk<strong>in</strong>gs,<br />

mögliche gewalttätige Eskalation usw.) erfragt. Die psychische Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

<strong>der</strong> Betroffenen wurde mit Hilfe des Fragebogens<br />

zum Wohlbef<strong>in</strong>den WHO-5 erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Verglichen mit Stalk<strong>in</strong>gopfern <strong>der</strong> repräsentativen<br />

Bevölkerungsstichprobe zeigten sich bei Betroffenen, die<br />

e<strong>in</strong>e Anzeige bei <strong>der</strong> Polizei erstattet hatten (n=204), Unterschiede<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Stalk<strong>in</strong>g-Merkmalen (z. B. häufiger Stalk<strong>in</strong>g durch Ex-<br />

Partner), jedoch nicht bezüglich <strong>der</strong> psychischen Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

(WHO-5). 79 Betroffene wurden telefonisch zum weiteren Verlauf<br />

des Stalk<strong>in</strong>gs befragt. In 76 % <strong>der</strong> Fälle war das Stalk<strong>in</strong>g zum Befragungszeitpunkt<br />

beendet; am häufigsten wurde die Anzeigenerstattung<br />

bei <strong>der</strong> Polizei als Grund für die Beendigung <strong>der</strong> Belästigung<br />

genannt. In ke<strong>in</strong>em Fall resultierte aufgrund polizeilicher Maßnahmen<br />

e<strong>in</strong>e Intensivierung o<strong>der</strong> Eskalation des Stalk<strong>in</strong>gs. Methodische<br />

E<strong>in</strong>schränkungen sowie Implikationen <strong>der</strong> Ergebnisse für die<br />

Beratungspraxis werden diskutiert.<br />

002<br />

Cyberstalk<strong>in</strong>g<br />

Harald Dreß<strong>in</strong>g (ZI Seelische Gesundheit, Forensik, Mannheim)<br />

J. Bailer, A. An<strong>der</strong>s, C. Gallas<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Problematik von Cyberstalk<strong>in</strong>g rückt zunehmend<br />

<strong>in</strong> das Interesse <strong>der</strong> Medien. Das Internet eröffnet Stalkern vielfältige<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> anonymen Belästigung, Verfolgung und Bedrohung.<br />

Die psychischen Folgen bei den Opfern können offensichtlich<br />

dieselben se<strong>in</strong>, wie sie von an<strong>der</strong>en Stalk<strong>in</strong>gformen bereits<br />

bekannt s<strong>in</strong>d.<br />

Methode: Die zu <strong>der</strong> Thematik vorliegenden wenigen empirischwissenschaftliche<br />

Untersuchungen sowie e<strong>in</strong>e eigene Studie werden<br />

vorgestellt und e<strong>in</strong>er kritischen Bewertung unterzogen. Anhand<br />

e<strong>in</strong>er Kasuistik werden die Dynamik des Cyberstalk<strong>in</strong>g und poten-<br />

401


Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

tielle psychische Folgen bei den Opfern verdeutlicht. Um nicht e<strong>in</strong>er<br />

unkritischen Ausweitung des Phänomens Vorschub zu leisten,<br />

wird e<strong>in</strong>e praxisrelevante Def<strong>in</strong>ition vorgeschlagen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Psychiater müssen sich mit dem Phänomen<br />

Cyberstalk<strong>in</strong>g, möglichen psychischen Folgewirkungen und<br />

Hilfsmöglichkeiten vertraut machen. Auch wenn die persönlichen<br />

Kenntnisse im H<strong>in</strong>blick auf die vielfältigen Möglichkeiten mo<strong>der</strong>ner<br />

Internetkommunikation begrenzt se<strong>in</strong> mögen, ist davon auszugehen,<br />

dass man <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen Praxis zunehmend mit den<br />

vielfältigen Formen von Cyberstalk<strong>in</strong>g konfrontiert wird. Grundlegende<br />

Kenntnisse <strong>der</strong> vielfältigen Möglichkeiten des Cyberstalk<strong>in</strong>g<br />

sowie Richtl<strong>in</strong>ien für die Beratung s<strong>in</strong>d deshalb nötig. Grundsätzlich<br />

gelten die gleichen Regeln wie bei <strong>der</strong> Beratung von an<strong>der</strong>en<br />

Stalk<strong>in</strong>gopfern. Zusätzlich zur obligaten E<strong>in</strong>beziehung von polizeilicher<br />

und rechtlicher Beratung kann die E<strong>in</strong>beziehung von<br />

IT-Spezialisten s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verweis an spezialisiere Beratungszentren.<br />

In Anbetracht <strong>der</strong> vielfältigen Missbrauchsmöglichkeiten<br />

Web-basierter sozialer Netzwerke ersche<strong>in</strong>t im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong><br />

Prävention auch e<strong>in</strong>e frühzeitige Schulung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

im verantwortlichen Umgang mit diesen neuen Kommunikationsmöglichkeiten<br />

wichtig.<br />

003<br />

Wissen und E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> österreichischen Richter zum Thema<br />

Stalk<strong>in</strong>g<br />

Thomas Stompe (Psychiatrie, Sozialpsychiatrie, Wien, Österreich)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Seit <strong>der</strong> Etablierung des § 107a („beharrliche Verfolgung“)<br />

im österreichische Strafgesetzbuch s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> Österreich<br />

Richter im durchaus nennenswerten Ausmaß mit dem Phänomen<br />

Stalk<strong>in</strong>g konfrontiert. Nach den Exekutivbeamten ist nun diese Berufsgruppe<br />

die Ziel e<strong>in</strong>e Befragung unserer Arbeitsgruppe waren,<br />

Dabei wurden Daten über das Wissen über dieses problematische<br />

Verhalten erhoben.<br />

Methode: Mit e<strong>in</strong>em Self-Rat<strong>in</strong>g Instrument wurden 50 österreichische<br />

Richter<strong>in</strong>nen und Richter befragt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Durch Hauptkomponentenanalysen konnten<br />

Typologien über Wahrnehmung und Vorstellung zum Täter,<br />

<strong>der</strong>en Motive, sowie zur Gefährlichkeit dieses Verhaltens entwickelt<br />

werden, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Punkten von den Ergebnissen <strong>der</strong> Untersuchung<br />

<strong>der</strong> Polizeibeamte unterscheidet. In großen Zügen entspricht<br />

<strong>der</strong> Wissensstand <strong>der</strong> österreichischen Richter<strong>in</strong>nen und<br />

Richter den gegenwärtigen Erkenntnissen <strong>der</strong> Wissenschaft zum<br />

Thema Stalk<strong>in</strong>g. Manche Details repräsentieren mehr den weltanschaulichen<br />

H<strong>in</strong>tergrund des E<strong>in</strong>zelnen. E<strong>in</strong> stärkerer <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer<br />

Wissenstransfer ersche<strong>in</strong>t erfor<strong>der</strong>lich.<br />

004<br />

Wissen und Erfahrungen <strong>der</strong> Schweizer Polizisten, Richter und<br />

Staatsanwälte über Stalk<strong>in</strong>g<br />

Angela Guldimann (Universität Bern, Forensisch-Psychiatr. Dienst<br />

Forschungsabteilung, Schweiz)<br />

A. Ermer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Stalk<strong>in</strong>g beschreibt das wie<strong>der</strong>holte und über e<strong>in</strong>en<br />

längeren Zeitraum andauernde Belästigen, Verfolgen, Ausspionieren<br />

und Bedrohen e<strong>in</strong>er Person. Das Stalk<strong>in</strong>g löst bei den Opfern<br />

Angst aus und führt oft zu e<strong>in</strong>er Verschlechterung des physischen<br />

und psychischen Wohlbef<strong>in</strong>dens. Bevor sich Psychologen und Psychiater<br />

mit den Opfern und den Stalkern befassen, werden jedoch<br />

Polizisten, Richter und Staatsanwälte mit Stalk<strong>in</strong>gfällen konfrontiert.<br />

Während Stalk<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Deutschland und Österreich e<strong>in</strong> Straftatbestand<br />

ist, ist dies <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz nicht <strong>der</strong> Fall. Es ist im H<strong>in</strong>blick<br />

auf den künftigen Umgang mit Stalk<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz deshalb von<br />

beson<strong>der</strong>em Interesse herauszuf<strong>in</strong>den, welchen Kenntnisstand diese<br />

Berufsgruppen vorzuweisen haben und welche Erfahrungen sie<br />

mit Stalkern und/o<strong>der</strong> Opfern schon gew<strong>in</strong>nen konnten. Diese In-<br />

402<br />

formationen können als Anhaltspunkte dienen, <strong>in</strong>wiefern Stalk<strong>in</strong>g<br />

überhaupt als e<strong>in</strong> Problem wahrgenommen wird und <strong>in</strong> welchen<br />

Bereichen <strong>der</strong> Kenntnisstand <strong>der</strong> jeweiligen Berufsgruppen möglicherweise<br />

noch ausbaufähig ist, nicht zuletzt, um e<strong>in</strong>e sekundäre<br />

Viktimisierung <strong>der</strong> Opfer, z. B. durch Bagatellisierung des Stalk<strong>in</strong>gs,<br />

zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Es ist ausserdem anzunehmen, dass Polizisten,<br />

Richter und Staatsanwälte aufgrund ihres Berufs zu e<strong>in</strong>er Risikogruppe<br />

gehören, selbst Opfer e<strong>in</strong>es Stalkers zu werden. Sie kommen<br />

mit vielen Menschen <strong>in</strong> Kontakt, welche sich z. B. an ihnen rächen<br />

möchten und Stalk<strong>in</strong>g als Mittel <strong>der</strong> Wahl e<strong>in</strong>setzen.<br />

Methode: Es wurde e<strong>in</strong> L<strong>in</strong>k zu e<strong>in</strong>em Onl<strong>in</strong>e-Fragebogen zum<br />

Thema Stalk<strong>in</strong>g auf das <strong>in</strong>terne Kommunikationsnetz <strong>der</strong> Polizei<br />

Bern und Zürich gestellt mit <strong>der</strong> Bitte den Bogen auszufüllen. Ausserdem<br />

wurde <strong>der</strong> L<strong>in</strong>k via E-Mail an Richter und Staatsanwälte im<br />

Kanton Bern verschickt. Der Onl<strong>in</strong>e-Fragebogen war vier Wochen<br />

lang zugänglich und konnte von den Teilnehmern anonym ausgefüllt<br />

werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse liegen noch nicht vor. Sie<br />

werden im Rahmen des Stalk<strong>in</strong>gsymposiums vorgestellt.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal VIP 1<br />

S-129 Symposium<br />

Behandlung ohne Zustimmung bei psychischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

von <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit bis zum Seniorenalter<br />

Vorsitz: B. van Treeck (Köln), U. Doenisch-Seidel (Düsseldorf)<br />

001<br />

Zwangbehandlungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie –<br />

rechtliche Grundlagen, Probleme und Chancen<br />

Gerd Lehmkuhl (Universitätskl<strong>in</strong>ik Köln, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

Wann s<strong>in</strong>d freiheitsbeschränkende bzw. freiheitsentziehende Maßnahmen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> k<strong>in</strong><strong>der</strong>- und jugendpsychiatrischen Behandlung <strong>in</strong>diziert<br />

bzw. unumgänglich? Im Rahmen <strong>der</strong> Versorgungspflicht<br />

stellt sich die Notwendigkeit solcher Interventionen immer dann,<br />

wenn e<strong>in</strong>e akute Selbst- und Fremdgefährdung besteht. Im Vorfeld<br />

ist nach Möglichkeit immer e<strong>in</strong>e Absprache und Kooperation mit<br />

den Sorgeberechtigten anzustreben. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d solche<br />

Schritte immer dann gerechtfertigt, „wenn sie das K<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> den<br />

Jugendlichen vor Schaden bewahren und sie als Ausdruck e<strong>in</strong>er<br />

therapeutisch und pädagogisch verantworteten Absicht begründet<br />

werden können“ (Stellungnahme <strong>der</strong> Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

<strong>der</strong> leitenden Kl<strong>in</strong>ikärzte für K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie). Die<br />

rechtliche Grundlage stellt hierbei <strong>der</strong> mit Wirkung vom 04.07.2008<br />

neu geregelte Paragraph 16, 31b BGB dar. Ausgehen von eigenen<br />

kl<strong>in</strong>ischen Daten werden die Empfehlungen für e<strong>in</strong>e „gute kl<strong>in</strong>ische<br />

Praxis“ entsprechend den Leitl<strong>in</strong>ien diskutiert.<br />

002<br />

Ambulante Behandlung unter PsychKG <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie<br />

zur Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung forensischer o<strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>psychiatrischer<br />

Zwangsunterbr<strong>in</strong>gung<br />

Barbara Müller-Kautz (LVR-Kl<strong>in</strong>iken Köln, Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie I)<br />

E. Dorgeloh<br />

E<strong>in</strong>leitung: Psychisch kranke Menschen mit chronisch hohem Gewaltpotential<br />

stellen e<strong>in</strong>e therapeutische Herausfor<strong>der</strong>ung dar. Immer<br />

wie<strong>der</strong> kommt es zu e<strong>in</strong>er Zwangsbehandlung nach den Psychisch-Kranken-Gesetzen<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong>. Viele dieser Patienten s<strong>in</strong>d<br />

bei <strong>der</strong> Entlassung wenig krankheitse<strong>in</strong>sichtig und compliant, verlassen<br />

die Kl<strong>in</strong>ik zu früh und führen ke<strong>in</strong>e konsequente ambulante


Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

Behandlung durch. Rasch kommt es bei dieser Patientengruppe zu<br />

erneuten Krisen mit Gewalt und es wird wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Hospitalisation<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Trotz e<strong>in</strong>er verbesserten ambulanten Versorgung<br />

kommt es bei Patienten dieser Gruppe im weiteren Verlauf häufig<br />

zur forensischen Unterbr<strong>in</strong>gung.<br />

Methode: Die LVR-Kl<strong>in</strong>ik Köln und die sozialpsychiatrischen<br />

Dienste <strong>der</strong> Stadt Köln im Gesundheitsamt suchten <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren nach Wegen um die schwierigen Patienten mit chronisch<br />

hohem Gewaltpotential effektiver zu behandeln. Hierzu gehört die<br />

Zwangsbehandlung bis zu e<strong>in</strong>em Jahr mit Aussetzung unter Auflagen<br />

(PsychKG NRW § 70k FGG). Es werden Kasuistiken vorgestellt<br />

und verschiedene Behandlungsverläufe diskutiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die ambulante Behandlung psychisch<br />

Kranker mit krankheitsbed<strong>in</strong>gtem hohen Gewaltrisiko und ger<strong>in</strong>ger<br />

Compliance kann nach <strong>der</strong> Entlassung aus <strong>der</strong> stationären Behandlung<br />

unter Auflagen im Rahmen des PsychKG NRW verbessert<br />

werden. E<strong>in</strong> gut differenziertes Hilfe- und Helfersystem und<br />

e<strong>in</strong>e enge Kooperation zwischen Kl<strong>in</strong>ikambulanz und Sozialpsychiatrischem<br />

Dienst ist hierfür erfor<strong>der</strong>lich. Die Kasuistiken zeigen,<br />

dass die Wie<strong>der</strong>aufnahmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik zurückg<strong>in</strong>gen, es kam zu<br />

e<strong>in</strong>er Abnahme von Behandlungstagen, e<strong>in</strong>e forensische Unterbr<strong>in</strong>gung<br />

konnte vermieden werden. Die Ergebnisse nach Auslauf<br />

<strong>der</strong> Fristen und die anschließende Behandlung werden diskutiert.<br />

003<br />

Neue Angebote des Maßregelvollzuges <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebensspanne</strong> von<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie bis h<strong>in</strong> zur Gerontopsychiatrie<br />

Uwe Doenisch-Seidel (Landesbeauftragter, Maßregelvollzug, Düsseldorf)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Maßregelvollzugse<strong>in</strong>richtungen bieten heute erwachsenen<br />

psychisch kranken Straftätern vielfältige Behandlungs- und<br />

Betreungsangebote. Verbesserte therapeutische Interventionsmöglichkeiten<br />

im stationären Bereich sowie ambulante Nachbetreuung<br />

und zunehmende Integration <strong>in</strong> bestehende psychosoziale Netzwerke<br />

dienen <strong>der</strong> Rehabilitation und Rückfallvermeidung. Gleichwohl<br />

steigt die Zahl <strong>der</strong> Patienten mit langen Unterbr<strong>in</strong>gungsdauern<br />

und ohne Entlassperspektive dramatisch an. Zunehmend mehr<br />

Patienten bleiben bis zum Tode im Maßregelvollzug untergebracht.<br />

Dies bedeutet auch, dass die Zahl <strong>der</strong> alten Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Forensik<br />

zunimmt und wirft die Frage nach speziellen Behandlungs- und<br />

Unterbr<strong>in</strong>gungsformen auf. Im Bereich Jugendlicher Straftäter f<strong>in</strong>den<br />

sich ebenfalls deutliche Entwicklungsprozesse, die auch hier<br />

spezielle Angebote als notwendig ersche<strong>in</strong>en lassen und die bisherige<br />

Unterbr<strong>in</strong>gungspraxis dieser Jugendlichen <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und<br />

Jugendpsychiatrie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erwachsenenforensik <strong>in</strong> Frage stellen.<br />

Methode: Der Vortrag versucht die konkreten Bedarfe zu identifizieren.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e werden eigene Erhebungen aus Nord rhe<strong>in</strong>-<br />

West falen dargestellt zur Altersstruktur und Unterbr<strong>in</strong>gungsformen<br />

forensischer Patienten. Die Beson<strong>der</strong>heiten von alters-<br />

spezifischen forensischen Angeboten werden aufgezeigt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es werden e<strong>in</strong>e gerontopsychiatrische<br />

Station e<strong>in</strong>er forensischen Abteilung sowie e<strong>in</strong> Haus für die Behandlung<br />

von jugendlichen psychisch kranken Straftätern <strong>in</strong> NRW<br />

vorgestellt. Schließlich wird auf e<strong>in</strong> vom Land NRW f<strong>in</strong>anziertes<br />

Forschungsprojekt h<strong>in</strong>gewiesen, das sich mit <strong>der</strong> Evaluation <strong>der</strong><br />

Behandlung sexuell übergriffiger K<strong>in</strong><strong>der</strong> beschäftigt.<br />

004<br />

Behandlung von Patienten mit Demenz ohne E<strong>in</strong>willigung –<br />

Grundlagen, Chancen und Risiken<br />

Hans Gutzmann (Krankenhaus Hedwigshöhe, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 7<br />

S-141 Symposium<br />

Entwicklungen im Maßregelvollzug<br />

Vorsitz: K. Leipziger (Bayreuth), J. Muysers (Langenfeld)<br />

001<br />

Gruppentherapeutische Verlaufsforschung auf e<strong>in</strong>er forensischen<br />

Suchtstation - Design und erste Ergebnisse<br />

Klaus Hoffmann (Zentrum für Psychiatrie, Forensische Psychiatrie,<br />

Reichenau)<br />

M. I. Fontao, U. We<strong>in</strong>reich, T. Ross<br />

E<strong>in</strong>leitung: Seit mehr als zehn Jahren arbeitet die forensische<br />

Suchtstation des Zentrums für Psychiatrie Reichenau (ZPR) nach<br />

e<strong>in</strong>em gruppenanalytischen Konzept <strong>der</strong> therapeutischen Geme<strong>in</strong>schaft<br />

mit hochfrequenter Gruppentherapie (vier Sitzungen à 90<br />

M<strong>in</strong>uten pro Woche), För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstverantwortung durch<br />

eigenständige Haus- und Küchenarbeit, <strong>in</strong>dividualisierter Arbeitstherapie<br />

und <strong>in</strong>tensiver Freizeitpädagogik.<br />

Methode: Im Rahmen des forensischen Struktur- und Prozessforschungsprojektes<br />

<strong>in</strong> Baden-Württemberg wurden über e<strong>in</strong> Jahr<br />

alle Gruppenpsychotherapiesitzungen dieser Station videographiert.<br />

Parellel wurden alle Patienten sowohl mit <strong>der</strong> Operationalisierten<br />

Psychodynamischen Diagnostik (OPD) als auch mit dem<br />

am Alltagsverhalten orientierten BEST-Index vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Behandlung<br />

und nach sechs Monaten e<strong>in</strong>geschätzt. Patienten wie<br />

Therapeuten evaluierten schriftlich die Sitzungsverläufe. Die videographierten<br />

Sitzungen werden von Fremd-Ratern anhand <strong>der</strong> Kieler<br />

Gruppentherapie-Prozess-Skala (KGPS) untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Sowohl E<strong>in</strong>schätzungen von Ver<strong>in</strong>nerlichungen<br />

bei Patienten und Therapeuten als auch Verhaltensdimensionen<br />

werden mit ersten Ergebnissen dargestellt. Es handelt sich<br />

um e<strong>in</strong>e Pilot-Erhebung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zusammenhänge zwischen Therapievariablen<br />

und prognostischen Perspektiven erarbeitet werden.<br />

Bereits jetzt ist die Bedeutung <strong>der</strong> OPD wie des BEST-Index für<br />

forensische Behandlungsverläufe auch außerhalb strukturierter<br />

Forschungen offensichtlich.<br />

002<br />

Prognosekommission <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Michael von <strong>der</strong> Haar (NLKH Brauel, Fachabt. Bad Rehburg, Rehburg-Loccum)<br />

003<br />

Wieviel Prognose braucht <strong>der</strong> Maßregelvollzug<br />

Ramona Strohm (Ameos Fachkrankenh. Ueckermünd, Forens. Psychiatrie,<br />

Üeckermünde)<br />

004<br />

Lockerungen im Maßregelvollzug – Ergebnisse <strong>der</strong> Stichtagsuntersuchung<br />

– Situation <strong>in</strong> Bayern<br />

Klaus Leipziger (Bezirkskrankenhaus Bayreuth, Kl<strong>in</strong>ik f. Forens. Psychiatrie)<br />

Der Autor beleuchtet den Stellenwert von Vollzugslockerungen im<br />

Maßregelvollzug. Diese können <strong>in</strong> ihrem Umsetzungsgrad auch als<br />

Folge gesetzlicher, politischer, adm<strong>in</strong>istrativer Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Wahrnehmung des Maßregelvollzugs gesehen werden, aber<br />

auch die Verän<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Maßregelvollzugspraxis selbst wi<strong>der</strong>spiegeln<br />

und als e<strong>in</strong> Merkmal <strong>der</strong> Qualität im Maßregelvollzug bewertet<br />

werden. Unterschiedliche Patientenklientel, unterschiedliche<br />

Landesmaßregelvollzugsgesetze und adm<strong>in</strong>istrative Vorgaben<br />

für Vollzugslockerungen o<strong>der</strong> regionale Beson<strong>der</strong>heiten wirken<br />

sich vermutlich auch auf die Praxis des Maßregelvollzugs und die <strong>in</strong><br />

403


Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

ihm gewährten Lockerungen aus. Die jährliche Stichtagsuntersuchung<br />

<strong>der</strong> im bundesdeutschen Maßregelvollzug nach § 63 StGB<br />

untergebrachten Patienten als Instrument <strong>der</strong> Qualitätssicherung<br />

weist e<strong>in</strong>deutig regionale Unterschiede <strong>in</strong> Daten <strong>der</strong> Patientenzusammensetzung<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e h<strong>in</strong>sichtlich Delikten und Diagnosen<br />

aber auch <strong>in</strong> Behandlungsverlaufsdaten auf. Im Vortrag werden<br />

diese Unterschiede speziell unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> Vollzugslockerungen<br />

präsentiert und dabei <strong>in</strong>tensiver die Situation <strong>in</strong> Bayern<br />

mit den dort geltenden Vorgaben dargestellt.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Raum 42<br />

FV-014 Sitzung Freier Vorträge<br />

Forensische Psychiatrie<br />

Vorsitz: E. Habermeyer (Zürich, Schweiz), J. Muysers (Langenfeld)<br />

001<br />

Structured Professional Judgement (SPJ) zur forensischen Risikobeurteilung<br />

– <strong>in</strong>ternationale Trends und abschliessende Resultate<br />

zur Basler Prognosestudie<br />

Marc Graf (UPK, Forensische Abteilung, Basel, Schweiz)<br />

V. Dittmann<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> forensischen Risikobeurteilung zeichnet sich<br />

e<strong>in</strong>e zunehmende Dichotomisierung ab: Während Meta-Analysen<br />

zunehmend strukturell e<strong>in</strong>fache und auf wenige prognostische<br />

Variablen reduzierte nomothetische Instrumente favorisieren (z. B.<br />

den STATIC-99), propagieren immer mehr Experten das „Structured<br />

Professional Judgement (SPJ)“. Dabei werden an Hand e<strong>in</strong>es<br />

Kriterienkataloges, z. B. des HCR-20, die verschiedenen risikorelavanten<br />

Variablen strukturiert (S) mit <strong>der</strong> notwendigen professionellen<br />

Ausbildung und Erfahrung (P) analysiert und daraus die<br />

Risikoe<strong>in</strong>schätzung (J) abgeleitet. Dieses ist zwar wohl auf nomothetischen<br />

Grundlagen aufgebaut, erlaubt aber im Gegensatz e<strong>in</strong>e<br />

Individualprognose, wie sie auch <strong>in</strong> den publizierten deutschen<br />

M<strong>in</strong>destanfor<strong>der</strong>ungen für Prognosegutachten gefor<strong>der</strong>t werden.<br />

Methode: Die Basler Prognosestudie umfasst 379 mit dem Basler<br />

Kriterienkatalog forensisch-psychiatrisch begutachtete Fälle mit<br />

e<strong>in</strong>er medianen Beobachtungszeit von 13 Jahren und e<strong>in</strong>er „timeat-risk“<br />

von 7.9 Jahren. Neben ausführlichen diagnostischen und<br />

prognostischen Daten wurden auch HCR-20 und PCL-SV berechnet<br />

sowie die resultierenden Gerichtsurteile und Interventionen<br />

erfasst. Die Rückfälligkeit wurde mittels Auszügen aus dem Schweizerischen<br />

Strafregister untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 1. Psychiatrische Diagnosen s<strong>in</strong>d relevante,<br />

unabhängige prognostische Variablen neben den bereits bekannten<br />

wie Vorstrafen, Alter etc. 2. Die Prognosebeurteilung an<br />

Hand des Kriterienkataloges ist <strong>der</strong>jenigen e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong> arithmetischen<br />

Vorgehensweise mit HCR-20 und PLC-SV (Psychopathy<br />

Checklist Screen<strong>in</strong>g Version) bezüglich prädiktiver Validität überlegen.<br />

3. Das Rückfallrisiko kann <strong>in</strong>sgesamt durch die Begutachtung<br />

und die anschliessenden Interventionen im Vergleich zu e<strong>in</strong>er<br />

Kontrollgruppe signifikant gesenkt werden.<br />

002<br />

Typologien von Straßenverkehrsdel<strong>in</strong>quenten<br />

Nadja Händel (UPK Basel, Forensische Psychiatrie, Schweiz)<br />

V. Dittmann, M. Graf<br />

E<strong>in</strong>leitung: Mobilität gilt heute als Garant für Wachstum und Fortschritt.<br />

War <strong>der</strong> Führerausweis früher noch e<strong>in</strong> Privileg, so sche<strong>in</strong>t<br />

er heute e<strong>in</strong> Grundrecht jeden Bürgers darzustellen. Die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an den Fahrzeuglenker im mo<strong>der</strong>nen Strassenverkehr s<strong>in</strong>d<br />

404<br />

beträchtlich, und daher muss heute je<strong>der</strong> Rechenschaft über se<strong>in</strong>e<br />

körperliche und geistige Gesundheit ablegen, bevor <strong>der</strong> Führerausweis<br />

erteilt werden kann. E<strong>in</strong> verkehrsmediz<strong>in</strong>ischer Gutachter<br />

muss beurteilen können, ab wann von e<strong>in</strong>er Person e<strong>in</strong>e erhebliche<br />

Verkehrsgefährdung ausgeht und wie diese festzustellen ist. Zudem<br />

besteht das Problem, dass bei allen zu begutachtenden Personen<br />

möglichst e<strong>in</strong> vergleichbares Vorgehen erfolgen und <strong>der</strong>selbe Bewertungsmassstab<br />

angelegt werden sollte.<br />

Methode: Im Jahre 2005 veröffentlichte die Schweizerische Gesellschaft<br />

für Rechtsmediz<strong>in</strong> das „Handbuch <strong>der</strong> verkehrsmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Begutachtung“ (Haag & Dittmann, 2005) mit dem Ziel, die<br />

verkehrsmediz<strong>in</strong>ische Untersuchung zu vere<strong>in</strong>heitlichen. Die forensische<br />

Abteilung <strong>der</strong> Universitären Psychiatrischen Kl<strong>in</strong>iken<br />

Basel arbeitet seit Beg<strong>in</strong>n ihrer verkehrsmediz<strong>in</strong>ischen Tätigkeit<br />

nach den <strong>in</strong> diesem Handbuch veröffentlichten Richtl<strong>in</strong>ien. 800<br />

Gutachten wurden, im Rahmen e<strong>in</strong>es grösseren Projektes, operationalisiert<br />

und bilden die Grundlage für die Präsentation.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong> Blick auf die Studienpopulation zeigt<br />

e<strong>in</strong>e grosse Heterogenität <strong>der</strong> Personen, die zur Fahreignungsabklärung<br />

überwiesen wurden. Somit stellt die Fahreignung e<strong>in</strong><br />

mehrdimensionales Phänomen dar, das mithilfe e<strong>in</strong>er Faktorenanalyse<br />

strukturentdeckend, auf e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>ere Anzahl von Untersuchungsvariablen<br />

reduziert wurde. Es wurden mit 114 Variablen<br />

<strong>in</strong>sgesamt 14 Faktoren gefunden, denen je nach Inhalt und Erfahrungen<br />

prägnante Kürzel gegeben wurden. So f<strong>in</strong>den sich unter<br />

an<strong>der</strong>em „junge Lenker unter Drogene<strong>in</strong>fluss“, „Wie<strong>der</strong>holungstäter“,<br />

„Schwerstabhängige Fahrzeuglenker“, „schizophrene Fahrzeuglenker“,<br />

„Fahrzeuglenker mit affektiver Störung“ o<strong>der</strong> „Fahrzeuglenker<br />

mit kognitiven Auffälligkeiten“. Die gefundenen<br />

Faktoren wie<strong>der</strong>spiegeln die subjektiven Erfahrungen <strong>der</strong> Gutachter<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> UPK Basel und auch die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur berichteten verschiedenen<br />

Tätergruppen. Diese Ergebnisse und <strong>der</strong>en Implikationen<br />

für Therapie und Prognose werden am Kongress vorgestellt.<br />

003<br />

Maßregelvollzug für Jugendliche<br />

Frank Häßler (Universität Rostock, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

P. Keiper, D. Schläfke, W. Weissbeck<br />

Der Maßregelvollzug (MRV), <strong>der</strong> unter dem Motto „Maßregeln zur<br />

Besserung und Sicherung“ bei Jugendlichen und jungen Heranwachsenden<br />

(14 – 21 Jahre) antritt, steht im Spannungsfeld von<br />

Mediz<strong>in</strong>, speziell <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie und Justiz,<br />

d. h. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Spannung von Hilfe (Therapie) und Strafe. Primär gibt<br />

es den Auftrag des Freiheitsentzugs für junge, sich noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

dynamischen Entwicklung bef<strong>in</strong>dende Menschen <strong>in</strong> gesicherten<br />

Kl<strong>in</strong>iken bzw. Abteilungen. Das Maßregelvollzugsgesetz unterscheidet<br />

primär nicht zwischen Jugendlichen und Erwachsenen,<br />

und aus Sicht des Jugendgerichtsgesetzes hat aufgrund e<strong>in</strong>er festgestellten<br />

Schwere <strong>der</strong> Schuld <strong>der</strong> Strafaspekt <strong>in</strong> diesen Entscheidungen<br />

Vorrang vor dem Entwicklungsaspekt. Therapie und <strong>der</strong>en Erfolge<br />

müssen im Realfeld erprobt werden. Das bedeutet Lockerung,<br />

Öffnung und Gewöhnung an Normalverhältnisse. Um dem zweiten,<br />

sekundären Aspekt <strong>der</strong> Sicherung Rechnung zu tragen, bedarf<br />

es nicht nur mediz<strong>in</strong>isch / therapeutischer ethischer Standards,<br />

son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>es hohen Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong>s und wissenschaftlicher<br />

Evidenz basierter Behandlungs- und Prognosebeurteilungsstandards,<br />

um das immer verbleibende Restrisiko so<br />

niedrig wie möglich zu halten. E<strong>in</strong>e Stichtagserhebung 2007 zeigte<br />

e<strong>in</strong>e Prävalenz von im Maßregelvollzug (nach JGG) untergebrachten<br />

Jugendlichen und Heranwachsenden von 4 – 8 auf 1 Million /<br />

E<strong>in</strong>wohnern (je nach Bundesland mit MRV-E<strong>in</strong>richtung) und von<br />

6 – 12/1 Mill. E<strong>in</strong>w. im Erwachsenenalter. Dabei existieren bis heute<br />

nicht <strong>in</strong> jedem Bundesland Jugendmaßregelvollzugse<strong>in</strong>richtungen.<br />

Anhand zweier MRV-E<strong>in</strong>richtungen für Jugendliche und Heranwachsende<br />

<strong>in</strong> Rostock und Kl<strong>in</strong>genmünster werden die Vor- und


Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

Nachteile <strong>der</strong> unterschiedlichen Konzepte und ausgewählte statistische<br />

Daten vorgestellt.<br />

004<br />

Gutachtenpraxis bei Sexualstraftätern <strong>in</strong> Sicherungsverwahrung<br />

Daniel Passow (Universität Rostock)<br />

E. Habermeyer, P. Puhlmann, K. Vohs<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Ausrichtung <strong>der</strong> Maßregel <strong>der</strong> Sicherungsverwahrung<br />

nach § 66 StGB auf Sexualstraftäter geht konsekutiv mit e<strong>in</strong>er<br />

Zunahme <strong>der</strong> forensisch-psychiatrischen Gutachten auf diesem<br />

Gebiet e<strong>in</strong>her. Demgegenüber existieren wenige aussagekräftige<br />

Daten zur Gutachtenpraxis und zu Persönlichkeitsmerkmalen sowie<br />

Soziodemographie und Legalbiographie <strong>der</strong> Insassen.<br />

Methode: Im Rahmen e<strong>in</strong>er DFG-unterstützten Studie (HA 3414/2)<br />

zur „psychiatrischen Gutachtenpraxis im Kontext <strong>der</strong> Sicherungsverwahrung“<br />

wurden Gutachten und Urteilssprüche zu Sicherungsverwahrten<br />

auf krim<strong>in</strong>ologische und Persönlichkeitsmerkmale<br />

sowie die Begutachtungspraxis untersucht. Dabei wurde auf<br />

Sexualstraftäter fokussiert, welche die größte Gruppe im Teilbeobachtungsraum<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen darstellten. Zur qualitativen<br />

Analyse wurden die BGH-M<strong>in</strong>deststandards und Prognose<strong>in</strong>strumente<br />

zugrunde gelegt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zwischen Sexualstraftätern und an<strong>der</strong>en<br />

Sicherungsverwahrten zeigten sich ke<strong>in</strong>e wesentlichen Unterschiede<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Soziodemographie und Legalbiographie. Die Analyse <strong>der</strong><br />

Gutachtenqualität offenbarte fehlende Basis<strong>in</strong>formation, wie e<strong>in</strong>e<br />

ausführliche Sexualanamnese. Auch die krim<strong>in</strong>alprognostische Argumentation<br />

war lückenhaft.<br />

005<br />

Rückfallraten behandelter Gewalt- und Sexualstraftäter<br />

Astrid Rossegger (Amt für Justizvollzug Zürich PPD, Schweiz)<br />

J. Endrass<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bislang liegen aus Europa nur wenige empirische Arbeiten<br />

über Rückfallraten behandelter Gewalt- und Sexualstraftäter<br />

vor.<br />

Methode: Im Rahmen <strong>der</strong> Zürcher Forensik-Studie II wurde die<br />

Legalbewährung bei 221 über e<strong>in</strong>en Zeitraum von mehreren Jahren<br />

(1997 – 2005) deliktorientiert behandelten Gewalt- und Sexualstraftätern<br />

untersucht. E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> behandelten Täter nahm freiwillig<br />

an <strong>der</strong> Therapie teil, wobei bei <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Straftäter die<br />

Therapie gerichtlich angeordnet war. In dieser Studie wurde die Legalbewährung<br />

<strong>der</strong> Straftäter bis Ende 2008 über unterschiedlich<br />

weit gefasste Def<strong>in</strong>itionen von Rückfälligkeit erhoben und gegenübergestellt:<br />

So wurde beispielsweise zwischen e<strong>in</strong>er erneuten Wi<strong>der</strong>verurteilung<br />

als enges Kriterium und erneutem deliktrelevanten<br />

Verhalten welches vom Therapeuten o<strong>der</strong> den Bewährungsdiensten<br />

dokumentiert worden war unterschieden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Rückfallraten unterscheiden sich deutlich<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> verwendeten Def<strong>in</strong>ition und <strong>der</strong> Art<br />

<strong>der</strong> begangenen Delikte. Weniger als 10 % <strong>der</strong> Straftäter wurden<br />

wegen e<strong>in</strong>es Gewalt- o<strong>der</strong> Sexualdeliktes zu e<strong>in</strong>er Strafe mit e<strong>in</strong>em<br />

Strafmass von m<strong>in</strong>destens 10 Monaten wie<strong>der</strong>verurteilt. E<strong>in</strong> erneuter<br />

deliktrelvanter Zwischenfall war h<strong>in</strong>gegen bei e<strong>in</strong>em Viertel <strong>der</strong><br />

Täter dokumentiert.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-047 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Forensische Psychiatrie 1<br />

Vorsitz: M. Driessen (Bielefeld)<br />

001<br />

E<strong>in</strong>e prospektive Längsschnittstudie über die Reliabilität und Validität<br />

des Sexual Violence Risk-20 (SVR-20)<br />

Mart<strong>in</strong> Rettenberger (Wien, Österreich)<br />

R. Eher<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Sexual Violence Risk-20 (SVR-20) wurde erstmals<br />

1997 von Douglas P. Boer (Kanada) und Kollegen veröffentlicht<br />

und zählt heute zu den bekanntesten und weltweit am häufigsten<br />

verwendeten Krim<strong>in</strong>alprognose<strong>in</strong>strumenten für Sexualstraftäter.<br />

Im Gegensatz zu den klassischen statistisch-aktuarischen Instrumenten<br />

handelt es sich beim SVR-20 um e<strong>in</strong> eher an kl<strong>in</strong>ischen<br />

Risikovariablen orientiertes Prognoseverfahren, das mittlerweile<br />

seit mehreren Jahren auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutschsprachigen Übersetzung<br />

vorliegt (Müller-Isberner, Cabeza & Eucker, 2000).<br />

Methode: Die vorliegende Studie überprüft die Interrater-Reliabilität<br />

mittels Intraclass-Korrelationen (ICC) sowie die konvergente<br />

Validität durch Produkt-Moment-Korrelationen des SVR-20 mit<br />

an<strong>der</strong>en anerkannten und bereits mehrfach empirisch überprüften<br />

Krim<strong>in</strong>alprognosemethoden für Sexualstraftäter. Im Zentrum steht<br />

die Überprüfung <strong>der</strong> tatsächlichen Vorhersagefähigkeit des Instruments,<br />

<strong>in</strong>dem anhand e<strong>in</strong>es prospektiv-longitud<strong>in</strong>alen Forschungsdesigns<br />

durch Berechnung <strong>der</strong> Maßzahlen <strong>der</strong> Area Un<strong>der</strong> Curve<br />

(AUC) die prädiktive Validität des SVR-20 überprüft wurde.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Sowohl Interrater-Reliabilität wie auch<br />

konvergente Validität des SVR-20 s<strong>in</strong>d gängigen <strong>in</strong>ternationalen<br />

Interpretationsrichtl<strong>in</strong>ien gemäß als zufriedenstellend e<strong>in</strong>zustufen.<br />

Die Ergebnisse stützen auch die prädiktive Validität des SVR-20,<br />

allerd<strong>in</strong>gs bedürfen die Resultate diesbezüglich e<strong>in</strong>er differenzierteren<br />

Betrachtung, da die Valditäts<strong>in</strong>dizes im H<strong>in</strong>blick auf die Vorhersagegüte<br />

des Instruments je nach Subskala, Rückfallkriterium<br />

und Subgruppe zum Teil stark variieren.<br />

002<br />

Rückfälligkeit von Konsumenten illegaler Pornographie – e<strong>in</strong>e epidemiologische<br />

Studie aller 4658 Ende 2008 im Schweizerischen<br />

Strafregister erfasster Fälle<br />

Marc Graf (UPK, Forensische Abteilung, Basel, Schweiz)<br />

A. Goller, A. Frei, V. Dittmann<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> Schweiz werden seit Beg<strong>in</strong>n dieses Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

immer mehr Personen wegen des Konsums illegaler Pornographie<br />

verurteilt, im Jahr 2007 über 800. Da es sich dabei <strong>in</strong> den allermeisten<br />

Fällen um K<strong>in</strong><strong>der</strong>pornographie handelt, generiert dieser Markt<br />

laufend neue reale Opfer. Des Weiteren stellt sich zunehmend die<br />

Frage <strong>der</strong> prognostischen Relevanz des Konsums von K<strong>in</strong><strong>der</strong>pornographie,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er Eskalation h<strong>in</strong> zu physischem<br />

K<strong>in</strong>dsmissbrauch. Neue Gesetzesvorlagen for<strong>der</strong>n für entsprechende<br />

Täter <strong>in</strong> pädagogischen Berufen e<strong>in</strong> Berufsverbot. E<strong>in</strong>e<br />

solide Datenlage für die forensisch-psychiatrische Risikobeurteilung<br />

ist also dr<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich. Bisher ist erst e<strong>in</strong>e kanadische<br />

Studie mit 201 Tätern publiziert (M. Seto et al. 2005).<br />

Methode: Im November 2008 wurden mit Unterstützung des<br />

Schweizerischen Bundesamtes für Justiz die Strafregisterauszüge<br />

aller zum damaligen Zeitpunkt wegen illegaler Pornographie verurteilter<br />

Personen (N = 4658) anonymisiert erfasst. Die Analyse<br />

umfasste sämtliche Vorstrafen, Indexdelikte und Wie<strong>der</strong>verurteilungen.<br />

Der mediane Beobachtungszeitraum betrug 5.5 Jahre. Analog<br />

zur Studie von Seto et al. wurden die Rückfalldaten von Sub-<br />

405


Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

gruppen berechnet: E<strong>in</strong>erseits diejenigen Täter, welche alle<strong>in</strong>e<br />

wegen illegaler Pornographie als Indexdelikt verurteilt wurden und<br />

an<strong>der</strong>erseits diejenigen, welche zum Indexzeitpunkt zusätzlich wegen<br />

des Missbrauchs von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n verurteilt wurden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Pornographiekonsumenten hatten<br />

e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>verurteilungsrate von 9.8 %, die K<strong>in</strong>dsmissbraucher<br />

20.7 %, p = .000 (alle Signifikanzen <strong>in</strong> Kreuztabellen Chi2,<br />

2-seitig exakt nach Fischer). Die Wie<strong>der</strong>verteilungsraten für illegale<br />

Pornographie betrugen 2.9 % resp. 11.4 % (p = .000). Von zentraler<br />

Bedeutung s<strong>in</strong>d die Wie<strong>der</strong>- respektive Neuverurteilungsraten<br />

für K<strong>in</strong>dsmissbrauch: Während die früheren K<strong>in</strong>dsmissbraucher <strong>in</strong><br />

6 % wie<strong>der</strong>verurteilt wurden, betrug die Neuverurteilung wegen<br />

K<strong>in</strong>dsmissbrauchs bei den früheren Pornographiekonsumenten<br />

0.3 % (p = .000). Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass<br />

es sich <strong>in</strong> prognostischer H<strong>in</strong>sicht bei den K<strong>in</strong>dsmissbrauchern<br />

und den Konsumenten von K<strong>in</strong><strong>der</strong>pornographie mit grosser Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

um zwei unterschiedliche Gruppen von Tätern handelt<br />

und dass das „Konversionsrisiko“ zum heutigen Wissensstand<br />

ausgesprochen kle<strong>in</strong> ist. Mögliche prognostische Merkmale zur<br />

Differenzierung werden an Hand <strong>der</strong> eigenen Resultate vorgestellt.<br />

003<br />

Prävalenz von hands-on Sexualdelikten bei Konsumenten von<br />

Internet-K<strong>in</strong><strong>der</strong>pornografie<br />

Jérôme Endrass (Amt für Justizvollzug Zürich, PPD, Schweiz)<br />

A. Rossegger<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bisher haben nur wenige Studien den Zusammenhang<br />

zwischen dem Konsum von Internet-K<strong>in</strong><strong>der</strong>pornografie und nachfolgenden<br />

hands-on Sexualdelikten untersucht.<br />

Methode: In Zürich wurde aktuell e<strong>in</strong>e prospektive Studie zu dieser<br />

Fragestellung vorgelegt. Die Stichprobe bestand aus 231 Männern,<br />

gegen die wegen des Konsums von Internetpornografie ermittelt<br />

wurde. Nach e<strong>in</strong>em Beobachtungszeitraum von 6 Jahren wurde die<br />

Legalbewährung mittels Strafregisterauszügen beurteilt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 1 % <strong>der</strong> untersuchten Männer waren wegen<br />

hands-on Sexualdelikten vorbestraft, 3.3 % wegen e<strong>in</strong>es handsoff<br />

Sexualdeliktes. Während <strong>der</strong> sechsjährigen Beobachtungszeit<br />

wurden 3 % mit e<strong>in</strong>em Gewalt- o<strong>der</strong> Sexualdelikt rückfällig, 3.9 %<br />

mit e<strong>in</strong>em hands-off Sexualdelikt and 0.8 % mit e<strong>in</strong>em hands-on<br />

Sexualdelikt. Schlussfolgerung <strong>der</strong> Studie ist, dass <strong>der</strong> alle<strong>in</strong>ige<br />

Konsum von K<strong>in</strong><strong>der</strong>pornografie im Internet nicht zw<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong><br />

Risikofaktor für die Begehung e<strong>in</strong>es hands-on Sexualdeliktes darstellt.<br />

Dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e, wenn es sich bei den Konsumenten<br />

um Personen ohne hands-on Sexualdelikte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorgeschichte<br />

handelt.<br />

004<br />

The Diagnosis of Pedophilia and its Relation to Recidivism Risk<br />

of Child Molesters<br />

Mart<strong>in</strong> Rettenberger (Wien, Österreich)<br />

R. Eher<br />

Introduction: Forensic researchers as well as cl<strong>in</strong>icians are <strong>in</strong>terested<br />

<strong>in</strong> diagnos<strong>in</strong>g pedophilic sexual <strong>in</strong>terests <strong>in</strong> child molesters. Because<br />

of weaknesses of conventional diagnostic methods, Michael<br />

Seto (Canada) developed <strong>in</strong> 2001 the Screen<strong>in</strong>g Scale for Pedophilic<br />

Interests (SSPI), a brief measure of sexual attraction to prepubescent<br />

children that is exclusively based on victim characteristics.<br />

The present study compares the SSPI with conventional diagnostic<br />

methods of pedophilic sexual <strong>in</strong>terests and discusses implications<br />

for recidivism risk evaluations and <strong>in</strong>tervention sett<strong>in</strong>gs.<br />

Method: We present diagnostic data which was appraised by us<strong>in</strong>g<br />

Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disor<strong>der</strong>s (DSM) and<br />

SSPI about 272 male adult child molesters who were <strong>in</strong>vestigated<br />

between 2002 and 2006 at the Fe<strong>der</strong>al Evaluation Centre for Violent<br />

and Sexual Offen<strong>der</strong>s <strong>in</strong> the Austrian Prison System and followed<br />

406<br />

up after prison release until October 1st, 2008. By calculat<strong>in</strong>g values<br />

of Area Un<strong>der</strong> Curve (AUC) we exam<strong>in</strong>ed the predictive validity of<br />

both diagnostic methods with regard to recidivism.<br />

Discussion / Results: The results <strong>in</strong>dicate that the SSPI has more<br />

predictive power than conventional diagnostic methods of pedophilic<br />

sexual <strong>in</strong>terests. Therefore, especially for recidivism risk assessment<br />

sett<strong>in</strong>gs the SSPI seems to be a useful diagnostic and predictive<br />

tool for child molesters. Furthermore, the SSPI allows to<br />

identify a particular pedosexual subgroup that have a comparatively<br />

high recidivism rate. Thus it will be possible to trigger <strong>in</strong>tervention<br />

regimes like treatment and aftercare by consi<strong>der</strong><strong>in</strong>g recidivism<br />

risk status of child molesters.<br />

005<br />

Der Implizite Assoziationstest (IAT) für pädosexuelle Straftäter<br />

und Konsumenten von K<strong>in</strong><strong>der</strong>pornografie<br />

Nadja Händel (UPK Basel, Forensische Psychiatrie, Schweiz)<br />

A. Frei, V. Dittmann, M. Graf<br />

E<strong>in</strong>leitung: Gerade <strong>in</strong> forensisch-psychiatrischen Bereichen besteht<br />

e<strong>in</strong> grosses Interesse an Messverfahren, die E<strong>in</strong>stellungen und<br />

Orientierungen des Straftäters möglichst objektiv und ohne Verfälschungen,<br />

beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> Richtung sozialer Erwünschtheit, abbilden.<br />

Im Gebiet <strong>der</strong> pädosexuellen Straftäter wird zurzeit mit Selbstbeurteilungsbögen,<br />

wie dem Multiphasic Sex Inventory (MSI), o<strong>der</strong> mit<br />

phallometrischen Verfahren, wie <strong>der</strong> „Visual Time Reaction“ Technik<br />

von G. Abel (2004), versucht die sexuelle Orientierung des<br />

Straftäters abzubilden. Als weniger <strong>in</strong>vasive und bee<strong>in</strong>flussbare Methode<br />

wird <strong>der</strong> Implizite Assoziationstest beschrieben (Greenwald<br />

et al. 2008), <strong>der</strong> vor allem <strong>in</strong> stark stigmatisierten sozialen Bereichen<br />

wie Sexismus und Rasismus als validiert gilt. Mithilfe des Impliziten<br />

Assoziationstests können unbewusste o<strong>der</strong> stark sozial<br />

stigmatisierte Bewertungen o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>stellungen gemessen werden.<br />

Methode: Im Rahmen e<strong>in</strong>er grösseren Studie, <strong>in</strong> <strong>der</strong> es um die Differenzierung<br />

von pädosexuellen Straftätern und K<strong>in</strong><strong>der</strong>pornografiekonsumenten<br />

mithilfe von visueller erotischer Stimulation geht,<br />

wurde e<strong>in</strong> IAT entwickelt, die sexuelle Orientierung und Präferenz<br />

von pädosexuellen Straftätern und K<strong>in</strong><strong>der</strong>pornografiekonsumenten<br />

abbilden sollen. Dabei werden nicht pornographische erotische<br />

Stimuli e<strong>in</strong>er männlichen und weiblichen Kontrollgruppe, sowie<br />

e<strong>in</strong>er Gruppe von pädosexuellen Straftätern und Konsumenten von<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>pornografie präsentiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Erste Ergebnisse zeigen e<strong>in</strong>en signifikanten<br />

IAT-Effekt bei <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> männlichen und weiblichen<br />

Kontrollgruppe (D=0.96; D=0.64; p


Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

den Faktoren Proaktive Aggression, Reaktive Aggression, Gerechter<br />

Zorn und Misstrauen als emotionale Aggressionsgrundlage ermittelt.<br />

Die erhobenen Reliabilitäts- und Validitätsmaße weisen<br />

aureichende Güte für die Anwendung bei forensischen Fragestellungen<br />

auf.<br />

007<br />

Psychometrische Erfassung des „Psychopathy“-Konstrukts im<br />

Straf- und Maßregelvollzug: E<strong>in</strong> Vergleich zwischen <strong>der</strong> Hare Psychopathy<br />

Checklist (PCL-SV) und dem Kieler Psychopathie-Inventar<br />

(KPI-R)<br />

Ulrike Lüken (Technische Universität Dresden, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

K. Buchholz, H. Heilemann, D. Köhler, H. He<strong>in</strong>zen, M. Gwenner,<br />

H.-U. Wittchen, C. Huchzermeier<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Psychopathy Checklist (PCL; Hare, 1980) gilt als<br />

Gold Standard zur Erfassung psychopathischer Persönlichkeitsmerkmale<br />

mit den Unterfaktoren „betrügerisch-manipulativ“<br />

(Faktor 1), „Mangel an Empathie“ (Faktor 2) und „Antisoziale Verhaltensweisen“<br />

(Faktor 3; Cooke & Michie, 2001). Die PCL ist zeit-<br />

und ressourcen<strong>in</strong>tensiv und erfor<strong>der</strong>t neben strukturiertem Interview<br />

e<strong>in</strong>e Aktenrecherche. Das Kieler Psychopathie-Inventar<br />

(KPI-R), welches sich an Hare’s Psychopathie-Konstrukt orientiert,<br />

ist ökonomischer, basiert jedoch ausschließlich auf Selbstauskünften.<br />

Ziel <strong>der</strong> Arbeit war die Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Verfahren <strong>in</strong> zwei<br />

strafrechtlich relevanten Zielgruppen zu untersuchen.<br />

Methode: Wir setzten PCL-SV und KPI-R an n = 22 Probanden<br />

des Strafvollzugs (JVA), n = 22 Probanden des Maßregelvollzugs<br />

(MRV), sowie e<strong>in</strong>er nicht-<strong>in</strong>haftierten Kontrollgruppe (KG; n = 23,<br />

nur KPI) e<strong>in</strong>, die an unterschiedlichen Standorten (MRV, KG:<br />

Arnsdorf; JVA: Kiel) untersucht wurden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Vergleich zur JVA- wies die MRV-<br />

Gruppe <strong>in</strong> <strong>der</strong> PCL-SV signifikant höhere Gesamtwerte und e<strong>in</strong>en<br />

stärkeren Mangel an Empathie auf, nicht jedoch höhere Werte <strong>in</strong><br />

den Faktoren 1 und 3. Im KPI-R waren beide Gruppen vergleichbar.<br />

Die KG zeichnete sich durch niedrigere Werte im KPI-Gesamtwert,<br />

Faktor 3 (KG vs. JVA-Gruppe) bzw. Gesamtwert, Faktor 2 und<br />

3 (KG vs. MRV-Gruppe) aus. Korrelative Analysen belegten positive<br />

Zusammenhänge (r = 0.38 – 0.57) zwischen PCL-SV und KPI-R<br />

im Gesamtwert, Faktor 1 und 3, nicht jedoch für den Empathie-<br />

Faktor. Dieses Muster war <strong>in</strong> <strong>der</strong> MRV-Gruppe beson<strong>der</strong>s ausgeprägt.<br />

Die Ergebnisse belegen die Bedeutung bestimmter Unterfacetten<br />

des Psychopathie-Konstrukts für strafrechtlich relevante<br />

Zielgruppen. Die Ergebnisse <strong>der</strong> PCL-SV ließen sich mittels KPI-R<br />

<strong>in</strong> dieser Stichprobe nicht zufriedenstellend replizieren. Die Konstruktvalidität<br />

des KPI-R erwies sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für den Empathie-Faktor<br />

als unzureichend, was mit <strong>der</strong> Ich-Syntonie dieses<br />

Merkmals zusammenhängen könnte. Dies belegt die Notwendigkeit<br />

e<strong>in</strong>er Außenperspektive für die Diagnostik psychopathischer<br />

Persönlichkeitsmerkmale. Die Generalisierbarkeit dieser Ergebnisse<br />

ist jedoch im H<strong>in</strong>blick auf unterschiedliche Standortfaktoren<br />

und Stichprobeneffekte kritisch zu diskutieren.<br />

008<br />

Wahrnehmung emotionaler und neutraler Gesichtsausdrücke:<br />

E<strong>in</strong>e Untersuchung an Personen des Maßregelvollzugs<br />

Ulrike Lüken (Technische Universität Dresden, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

M. Gwenner, K. Buchholz, H. Heilemann, H.-U. Wittchen<br />

E<strong>in</strong>leitung: Konzeptuelle Weiterentwicklungen des „Psychopathy“-<br />

Konstrukts (Hare, 1980) regten <strong>in</strong> den letzten Jahren die Erforschung<br />

von neurobiologischen Korrelaten antisozialer Persönlichkeitsmerkmale<br />

an. Dabei wird vermutet, dass e<strong>in</strong> evolutionär<br />

angelegter „Gewalthemmungs-Mechanismus“ (VIM: violent <strong>in</strong>hibition<br />

mechanism) zur Kontrolle <strong>in</strong>nerartlicher Aggressionen bei<br />

Personen mit psychopathischen Persönlichkeitsmerkmalen verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

se<strong>in</strong> könnte. Studien zur Wahrnehmung emotionaler Ge-<br />

sichtsausdrücke (Aktivierung des VIM) zeigten jedoch <strong>in</strong>konsistente<br />

Befunde für positive und negative Emotionen.<br />

Methode: Wir untersuchten an n=22 Personen des Maßregelvollzugs<br />

(MRV) und n=23 altersgematchten nicht-<strong>in</strong>haftierten Kontrollpersonen<br />

(KG) die Wahrnehmung emotionaler Gesichtsausdrücke<br />

(Angst, Ärger, Freude, neutral; Ekman & Friesen, 1976). Die<br />

Bewertung erfolgte h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Intensität <strong>der</strong> gezeigten Emotion<br />

auf den Dimensionen Angst, Ärger, Freude, Valenz und<br />

Arousal.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die MRV-Gruppe wies e<strong>in</strong>e mittlere Ausprägung<br />

von 14.7 (2.0 – 23.5) Punkten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychopathy Checklist<br />

(PCL-SV) auf; sechs Probanden lagen über dem Cutoff<br />

(18 Punkte). Die Achse II-Diagnostik ergab verschiedene Persönlichkeitsstörungen<br />

(antisozial: n=6; Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e: n=5; narzistisch:<br />

n=5; histrionisch: n=2; schizoid: n=1; paranoid: n=1; depressiv:<br />

n=2; negativistisch: n=2; zwanghaft: n=1; dependent: n=1; selbstunsicher:<br />

n=5). Die Unterbr<strong>in</strong>gungsdauer wies ke<strong>in</strong>en signifikanten<br />

Zusammenhang zur Emotionswahrnehmung auf. Nach Kontrolle<br />

differentieller Depressionssymptome zeigte die MRV-Gruppe<br />

e<strong>in</strong>e reduzierte Intensitätswahrnehmung von Angst und Ärger. Die<br />

E<strong>in</strong>schätzung des Erregungsniveaus <strong>der</strong> Angst- und Ärgerstimuli,<br />

nicht jedoch Freude, fiel <strong>in</strong> <strong>der</strong> MRV-Gruppe signifikant ger<strong>in</strong>ger<br />

aus. Neutrale Gesichter wurden ebenfalls als tendenziell weniger<br />

ängstlich und ärgerlich bewertet. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> wahrgenommenen<br />

Valenz zeigte sich e<strong>in</strong> Interaktionseffekt mit dem Geschlecht<br />

<strong>der</strong> Stimuli: weibliche neutrale Gesichter wurden von <strong>der</strong> MRV-<br />

Gruppe angenehmer e<strong>in</strong>geschätzt als von <strong>der</strong> KG. Die Ergebnisse<br />

verweisen auf e<strong>in</strong>e reduzierte Intensitätswahrnehmung negativ valenter<br />

Emotionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> MRV-Gruppe. Dieser Effekt ist auch für<br />

neutrale (d.h. emotional une<strong>in</strong>deutige) Gesichter zu beobachten<br />

und könnte darauf h<strong>in</strong>deuten, dass Affekte im An<strong>der</strong>en, die e<strong>in</strong>e<br />

Verhaltenshemmung auslösen (z.B. Angst und Ärger), von Personen<br />

des Maßregelvollzugs weniger <strong>in</strong>tensiv wahrgenommen werden.<br />

E<strong>in</strong>e kritische Diskussion sollte jedoch im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

vielfältigen psychischen Komorbiditäten <strong>der</strong> MRV-Gruppe erfolgen.<br />

009<br />

Gewalt im Zusammenhang mit defizitärer Emotionserkennung:<br />

Ansätze für therapeutische Interventionen?<br />

Petra Retz-Jung<strong>in</strong>ger (Gerichtliche Psychiatrie, Homburg)<br />

F. Philipp-Wiegmann, M. Rösler, W. Retz<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die korrekte Interpretation menschlicher Mimik stellt<br />

e<strong>in</strong> wesentliches Element <strong>der</strong> sozialen Kommunikation und Interaktion<br />

dar. Es s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuelle Unterschiede <strong>in</strong> Bezug auf die<br />

Fähigkeit, den mimischen Emotionsausdruck zu dekodieren bekannt.<br />

Entsprechend dem neurokognitiven Modell zur Aggression<br />

von Blair (1995, 2001) kann e<strong>in</strong>e reduzierte Sensitivität für die<br />

emotionalen Signale aggressives Verhalten begünstigen.<br />

Methode: Es wurden 35 männliche Probanden des IGPUP untersucht.<br />

18 davon wurden im Zusammenhang mit e<strong>in</strong>er Gewaltstraftat<br />

begutachtet (VO) und 17 Probanden aufgrund gewaltfreier<br />

Delikte (NVO). Die Kontrollgruppe bildeten 14 männliche Psychologiestudenten.<br />

Alle Probanden bearbeiteten den FEEL-Test und<br />

e<strong>in</strong>en Intelligenztest. Darüber h<strong>in</strong>aus wurden folgende standardisierte<br />

Verfahren e<strong>in</strong>gesetzt: NEO-Fünf-Faktoren-Inventar (NEO-<br />

FFI), Fragebogen zu <strong>in</strong>terpersonalen Problemen (IIP-C) und <strong>der</strong><br />

Impulsivitätsfragebogen nach Eysenck (I7).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es fanden sich signifikante Korrelationen<br />

zwischen den Leistungen im FEEL-Test und <strong>der</strong> Intelligenz sowie<br />

zwischen <strong>der</strong> Fähigkeit die Emotionen Angst und Trauer korrekt<br />

wahrzunehmen und <strong>der</strong> Intelligenz. Es wurde ke<strong>in</strong> signifikanter<br />

Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Leistung im FEEL-Test und Impulsivität<br />

o<strong>der</strong> Empathie ermittelt. Die korrekte Dekodierung von <strong>der</strong><br />

Emotion Angst korrelierte signifikant mit <strong>der</strong> Skala 3 des NEO-FFI<br />

407


Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

(Offenheit für Erfahrungen) sowie Skala 3 im IIP-C (abweisend /<br />

kalt) und Skala 5 (selbstunsicher). Bei den Emotionen Freude und<br />

Ärger fanden sich ke<strong>in</strong>e signifikanten Korrelationen mit den e<strong>in</strong>gesetzten<br />

psychometrischen Verfahren. Bei <strong>der</strong> ANCOVA mit <strong>der</strong><br />

abhängigen Variablen Angsterkennung und den Kovariaten IQ und<br />

Persönlichkeitsvariablen fand sich e<strong>in</strong> signifikanter Gruppeneffekt<br />

(F=3,9; p=0,03). Die Gewaltstraftäter erzielten schlechtere Leistungen<br />

bei <strong>der</strong> Erkennung von Angst als die Kontrollgruppe. Weiterh<strong>in</strong><br />

fand sich e<strong>in</strong> signifikanter Effekt <strong>in</strong> Bezug auf den IQ (F=5,6;<br />

p=0,02) und je höher <strong>der</strong> IQ desto häufiger wurde die Emotion<br />

Angst richtig erkannt. E<strong>in</strong> weiterer signifikanter bildete sich im IIP-<br />

C, Skala 3 ab(F=8,0; p=0,01) und Probanden, die sich im <strong>in</strong>terpersonalen<br />

Kontakt vermehrt als kalt und abweisend beschreiben, erkannten<br />

die Emotion Angst schlechter.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-056 Posterpräsentation<br />

Forensische Psychiatrie 2<br />

Vorsitz: H. Dreß<strong>in</strong>g (Mannheim)<br />

001<br />

Pharmakologie im Maßregelvollzug<br />

Claudia Baj<strong>in</strong>ski (BKH Kaufbeuren, Forensische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

G. Eckermann, O. Norbert<br />

E<strong>in</strong>leitung: Obwohl bekannt ist, dass durch E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Neuroleptika-Therapie<br />

Kl<strong>in</strong>iksaufenthalte von schizophrenen Patienten<br />

deutlich reduziert werden konnten, ist die Compliance h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>nahme häufig wenig gesichert. Pietzker et al konnten bereits<br />

1981 feststellen, dass durch e<strong>in</strong>e zuverlässige Medikamentene<strong>in</strong>nahme<br />

die jährliche stationäre Wie<strong>der</strong>aufnahmerate von 58 % auf<br />

7 % reduziert werden konnte. Des weiteren wurde belegt, dass es<br />

unter Neuroleptikaschutz e<strong>in</strong>e Respon<strong>der</strong>rate von 82 % gab, während<br />

es nach Absetzten zu e<strong>in</strong>er 65 %igen Rückfallquote kam (Hogarty<br />

et al, 1976). Dennoch zeigt sich im Alltag, dass viele <strong>der</strong> Betroffenen<br />

ihre Medikation <strong>in</strong> Eigenregie wie<strong>der</strong> absetzten. Häufige<br />

Gründe werden hierbei <strong>in</strong> Nebenwirkungen (48 %), sie bräuchten<br />

sie nicht (36 %) o<strong>der</strong> sie mögen die Medikation nicht (13 %) benannt<br />

(Hellewell et al., 1999). Relevant wird dies, wenn aufgrund<br />

<strong>der</strong> Nicht-Behandlung massive E<strong>in</strong>schränkungen entstehen o<strong>der</strong><br />

es, wie im Maßregelvollzug, zu Straftaten gekommen ist.<br />

Methode: In Form e<strong>in</strong>er beschreibenden Studie soll untersucht<br />

werden, <strong>in</strong>wieweit sich die Compliance <strong>der</strong> Medikamentene<strong>in</strong>nahme<br />

bei Patienten im Maßregelvollzug anhand e<strong>in</strong>er speziell erarbeiteten<br />

Pharmakologie-Edukation bessern lässt. Dabei werden nicht<br />

nur die Antipsychotika-Medikation, son<strong>der</strong>n auch Antidepressiva<br />

und Mood-Stabilizer mit berücksichtigt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse konnten zeigen, dass Patienten<br />

nach Durchlaufen <strong>der</strong> Psychoedukation e<strong>in</strong>e verbesserte<br />

Compliance aufwiesen und ebenso besser <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage waren, positive<br />

Wirkungen und potenzielle Nebenwirkungen zu beschreiben.<br />

Durch ausführliche Aufklärung über Wirkung (S<strong>in</strong>nhaftigkeit <strong>der</strong><br />

antipsychotischen Therapie) und unerwünschte Arzneimittelwirkungen<br />

e<strong>in</strong>er Pharmakotherapie kann die Compliance <strong>der</strong> „freiwilligen“<br />

E<strong>in</strong>nahme von Medikation von Patienten im Maßregelvollzug<br />

deutlich geför<strong>der</strong>t werden. Dies ist erste Voraussetzung, dass<br />

auch nach Entlassung die Medikation regelmäßig weitergenommen<br />

o<strong>der</strong> ggf. unter ärztlicher Aufsicht und nicht <strong>in</strong> Eigenregie reduziert<br />

wird und somit e<strong>in</strong>e Rezidivprophylaxe gegen psychotische Rezidive<br />

mit <strong>der</strong> Folge evtl. weiterer Straftaten besteht. Natürlich muss<br />

hierbei abgesichert werden, dass die Pharmakotherapie nicht als<br />

408<br />

alle<strong>in</strong>iges Element <strong>der</strong> Therapie fungiert, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>en Bauste<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>es Gesamtbehanlungsplanes im Maßregelvollzug darstellt.<br />

002<br />

Werden <strong>in</strong> Deutschland die schizophrenen Patienten aus <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie<br />

<strong>in</strong> den Maßregelvollzug verschoben?<br />

Joachim Traub (ZfP Südwürtttemberg, Forensische Psychotherapie<br />

und Psychiatrie, Ravensburg)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Untersuchung vergleicht verschiedene Bestandszahlen<br />

<strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie mit den Beständen im Maßregelvollzug<br />

gemäß § 63 StGB. Erfasst wird die Entwicklung im Zeitraum<br />

von 1994 bis 2004 sowohl für die BRD wie für e<strong>in</strong>zelne<br />

Bundeslän<strong>der</strong>.<br />

Methode: Die Angaben <strong>der</strong> WHO bzw. des Statistischen Bundesamtes<br />

zu den allgeme<strong>in</strong>psychiatrischen Betten werden nach e<strong>in</strong>er<br />

diagnostischen Aufglie<strong>der</strong>ung mit den Bestandszahlen <strong>der</strong> forensischen<br />

Psychiatrie verglichen. In e<strong>in</strong>em weiteren Schritt wird die<br />

Entwicklung <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Bundeslän<strong>der</strong>n dargestellt und zusammengefasst.<br />

Die e<strong>in</strong>zelnen Werte werden durch Umrechnung<br />

auf Patienten / 100.000 E<strong>in</strong>wohner vergleichbar. Unterschiedliche<br />

regionale Entwicklungen <strong>der</strong> Bestände relativieren die auf allgeme<strong>in</strong>er<br />

Ebene aufzeigbaren Zusammenhänge.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Trotz kl<strong>in</strong>ischer Plausibilität und entgegen<br />

den Wertungen e<strong>in</strong>iger <strong>in</strong>ternationaler Studien lässt sich e<strong>in</strong><br />

klarer methodischer Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Reduzierung<br />

von allgeme<strong>in</strong>psychiatrischen Betten und dem Anstieg <strong>der</strong> forensischen<br />

Betten <strong>in</strong> Deutschland nicht erhärten.<br />

003<br />

Evaluation von Gutachten des Prognosezentrums im nie<strong>der</strong>sächsischen<br />

Strafvollzug<br />

Eberhard Heer<strong>in</strong>g (Charité, Institut für Forensische Psychiatrie, Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Jahre 2008 wurde im Justizvollzug des Landes Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

e<strong>in</strong> zentrales Prognosezentrum e<strong>in</strong>gerichtet, um für<br />

beson<strong>der</strong>s gefährliche Inhaftierte, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e nach Tötungsdelikten<br />

und Sexualstraftaten, e<strong>in</strong>e umfassende und wissenschaftlich<br />

fundierte deliktspezifische Diagnostik und Prognostik sicherzustellen.<br />

Zu den Fragestellungen <strong>der</strong> Begutachtung zählen vor allem<br />

die Indikation für sozialtherapeutische Maßnahmen, die Eignung<br />

für Lockerungen und den offenen Vollzug. Das Institut für Forensische<br />

Psychiatrie <strong>der</strong> Charité Berl<strong>in</strong> wird die Arbeit des Prognosezentrums<br />

für m<strong>in</strong>destens zwei Jahre wissenschaftlich begleiten.<br />

Stattf<strong>in</strong>den soll e<strong>in</strong> fachlicher Erfahrungsaustausch, außerdem wird<br />

dem Gutachterteam e<strong>in</strong>e regelmäßige Supervision angeboten. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus soll zur Optimierung <strong>der</strong> Qualität e<strong>in</strong>e Stichprobe <strong>der</strong><br />

ca. 200 Prognosegutachten pro Jahr auf die Anwendung und E<strong>in</strong>haltung<br />

aktueller wissenschaftlicher Standards untersucht werden.<br />

Methode: Als Grundlage hierzu werden unter an<strong>der</strong>em die 2006<br />

von e<strong>in</strong>er Expertenrunde aus Forensischer Psychiatrie, Krim<strong>in</strong>ologie<br />

und Justiz erarbeiteten M<strong>in</strong>destanfor<strong>der</strong>ungen für Prognosegutachten<br />

dienen. Anhand e<strong>in</strong>er Checkliste, die diese M<strong>in</strong>destanfor<strong>der</strong>ungen<br />

sowie weitere aktuelle wissenschaftliche Standards<br />

e<strong>in</strong>schließt, sollen die Gutachten auf ihre <strong>in</strong>haltliche Vollständigkeit<br />

und die Prognosekraft <strong>der</strong> aus den gewonnenen Informationen<br />

erstellten Beurteilungen untersucht werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In dem Vortrag werden erste Ergebnisse<br />

dieses Projekts vorgestellt.


Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

004<br />

Behandlungsverläufe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entziehungsmaßregel <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern<br />

unter Berücksichtigung des Alters<br />

Franziska Kupke (Unikl<strong>in</strong>ikum Rostock, Forensische Psychiatrie)<br />

D. Schläfke<br />

E<strong>in</strong>leitung: Dieser Beitrag soll die Behandlungsverläufe von Patienten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Entziehungsmaßregel <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern<br />

seit Eröffnung <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik 2001 unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung<br />

des Alters darstellen.<br />

Methode: Es wurden die Daten aller Patienten, die zwischen 2001<br />

und 2008 aus <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für Forensische Psychiatrie <strong>in</strong> Rostock<br />

entlassen wurden (N=277), betrachtet. Dafür wurde die Dokumentation<br />

auf unterschiedliche Unterbr<strong>in</strong>gungsgrundlagen, Krankheitsgeschichten,<br />

psychologische Testvariablen und den Behandlungsverlauf<br />

untersucht. Der Behandlungsverlauf wurde je nach<br />

Entlassungsmodalität als günstig bzw. ungünstig bewertet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt verließen 61.7 % <strong>der</strong> untersuchten<br />

Stichprobe die Maßregel mit e<strong>in</strong>em als günstig zu bewertenden<br />

Behandlungsverlauf. Dabei konnte ke<strong>in</strong> Unterschied<br />

h<strong>in</strong>sichtlich des Alters (Jugendliche / Heranwachsende, jungen Erwachsene<br />

und Erwachsene) ermittelt werden. Bei Betrachtung <strong>der</strong><br />

strafrechtlichen und psychologisch-psychiatrischen Variablen (u. a.<br />

Delikt, „Selbstlenkungsfähigkeit“ im Temperament-Charakter-Inventar)<br />

unterschieden sich die Altersgruppen dagegen bedeutend.<br />

Es wird diskutiert, welche Faktoren trotz <strong>der</strong> anfänglich ungleichen<br />

Voraussetzungen <strong>der</strong> Patienten e<strong>in</strong>en günstigen Behandlungsverlauf<br />

bed<strong>in</strong>gen können.<br />

005<br />

Risikoevaluation bei jugendlichen Straftaetern<br />

Célia Danielsson (UPK Basel, Jugendforensische Abteilung, Schweiz)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In Bereich <strong>der</strong> Erwachsenenforensik s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren mehrere Prognose<strong>in</strong>strumente erfolgreich validiert worden.<br />

Die Datenlage <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendforensik h<strong>in</strong>gegen ist duerftig und<br />

es bestehen Zweifel daran, ob Gefaehrlichkeit bei Jugendlichen ueberhaupt<br />

mit aehnlichen Methoden messbar ist, da die statischen<br />

und historischen Merkmale, die bei erwachsenen Straftaetern e<strong>in</strong>en<br />

grundlegenden Teil <strong>der</strong> Prognose ausmachen, bei Jugendlichen<br />

weniger gewichtig und weniger stabil s<strong>in</strong>d.<br />

Methode: Es werden e<strong>in</strong>ige Prognose<strong>in</strong>trumente (Structured Assessment<br />

of Violence Risk <strong>in</strong> Youth (SAVRY), Forensisches Operationalisiertes<br />

Therapie-Risiko-Evaluations-System (FOTRES), Psychopathy<br />

Checklist-Youth Version (PCL-Y)) mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verglichen.<br />

Moeglichkeiten und Grenzen werden aufgezeigt. Laufende Studien<br />

werden vorgestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Datenlage bezueglich Validitaet von<br />

forensischen Prognose<strong>in</strong>strumenten bei jugendlichen Straftaetern<br />

ist duerftig. Es existieren aber durchaus Instrumente, die Jugendspezifischen<br />

Aspekten Rechnung tragen. Diese gilt es im Laufe <strong>der</strong><br />

kommenden Jahre besser zu validieren und allenfalls zu ergaenzen.<br />

006<br />

Ausgang e<strong>in</strong>er negierten Schwangerschaft im Neonatizid: ist er<br />

vorhersagbar?<br />

Nad<strong>in</strong>e Schlotz (Universitätsfrauenkl<strong>in</strong>ik Bonn, Gynäkologische Psychosomatik)<br />

J. Louda, A. Marneros, A. Rohde<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Phänomen <strong>der</strong> negierten Schwangerschaft (nicht<br />

wahrgenommen, ignoriert, verleugnet) führt immer wie<strong>der</strong> zu Unglauben<br />

<strong>der</strong> sozialen Umwelt, nicht zuletzt auch bei Psychiatern,<br />

Psychologen und Gynäkologen. Dabei spielen nicht nur somatische<br />

Faktoren (z. B. unregelmäßiger Zyklus, kaum wahrnehmbare körperliche<br />

Verän<strong>der</strong>ungen) e<strong>in</strong>e Rolle, son<strong>der</strong>n auch psychische Mechanismen,<br />

Persönlichkeitsmerkmale und defizitäre Problemlöse-<br />

strategien. Die mangelnde o<strong>der</strong> gänzlich fehlende Beschäftigung<br />

mit <strong>der</strong> meist ungewollten Schwangerschaft verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t dabei e<strong>in</strong>e<br />

aktive Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit adäquaten Lösungsmöglichkeiten.<br />

In e<strong>in</strong>er sehr kle<strong>in</strong>en Fallzahl (20 – 40 Fälle werden jährlich bekannt)<br />

scheitert dies vollkommen und es kommt zur Tötung des<br />

neugeborenen K<strong>in</strong>des während o<strong>der</strong> kurz nach <strong>der</strong> Geburt (Neonatizid).<br />

Ob dieser tragische Ausgang den Moment e<strong>in</strong>er psychischen<br />

Ausnahmesituation darstellt, als „logischer Endpunkt“ e<strong>in</strong>er negierten<br />

Schwangerschaft zu sehen, o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fach nur e<strong>in</strong> unglücklicher<br />

Zufall ist, sche<strong>in</strong>t schwierig zu beantworten. Die weitaus häufigeren<br />

Fallzahlen von negierter Schwangerschaft ohne Neonatizid<br />

weisen zum<strong>in</strong>dest daraufh<strong>in</strong>, dass sich Verlauf und Ausgang durchaus<br />

unterscheiden und nicht jede negierte Schwangerschaft im<br />

Neonatizid endet.<br />

Methode: Um sich den H<strong>in</strong>tergründen dieser unterschiedlichen<br />

Ausgänge zu nähern, sche<strong>in</strong>t es daher s<strong>in</strong>nvoll, Fälle negierter<br />

Schwangerschaft mit vs. ohne nachfolgende Neugeborenentötung<br />

zu vergleichen. In e<strong>in</strong>er eigenen Studie wurde mittels <strong>in</strong>haltsanalytischer<br />

Verfahren e<strong>in</strong> solcher Vergleich durchgeführt (forensischpsychiatrisch<br />

begutachtete Fälle von Neonatizid, N=16, Bonn /<br />

Halle vs. kl<strong>in</strong>ische Fälle negierter Schwangerschaft ohne Neonatizid,<br />

N=16, Bonn).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Auswertung zeigt, dass sich die beiden<br />

Gruppen h<strong>in</strong>sichtlich soziodemographischer Daten, Persönlichkeitsmerkmalen<br />

und psychosozialer Belastungsfaktoren sehr<br />

ähneln. Bei Betrachtung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Fallanalysen ergibt sich<br />

e<strong>in</strong> Muster von Gehemmtheit, Introversion und defizitären Kommunikations-<br />

und Problemlösestrategien. Dass bei ähnlichen Verdrängungsmechanismen<br />

<strong>der</strong> Ausgang so unterschiedlich se<strong>in</strong> kann,<br />

sche<strong>in</strong>t mit Blick auf die E<strong>in</strong>zelfallanalysen auf e<strong>in</strong>e eher „zufällige“<br />

Konstellation von Negierung und Persönlichkeit e<strong>in</strong>erseits und äußerer<br />

Faktoren an<strong>der</strong>erseits (psychosozial, familiär, partnerschaftlich)<br />

zurückzuführen se<strong>in</strong> und macht daher e<strong>in</strong>en solchen Ausgang<br />

nicht vorhersagbar.<br />

007<br />

Ambulante Therapie für Gewaltstraftäter – Psychiatrisch-diagnostische<br />

Befunde bei männlichen Gewaltstraftätern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Jette Hoffmann (Zentrum für Integrative, AG-Forensik Psychiatrie –<br />

ZIP gGmbH, Kiel)<br />

E. Stoll, H. He<strong>in</strong>zen, U. Gerigk, C. Huchzermeier<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die ambulante Behandlung von Gewaltstraftätern stellt<br />

e<strong>in</strong>e Versorgungslücke <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong> dar. Das Zentrum für<br />

Integrative Psychiatrie (ZIP) bietet daher e<strong>in</strong> Therapieprogramm<br />

für Gewaltstraftäter an, das mit Mitteln des europäischen Integrationsfonds<br />

geför<strong>der</strong>t wird und das primäre Ziel verfolgt, die Rückfälligkeit<br />

von Gewaltstraftaten im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Opferprävention zu<br />

reduzieren. Des Weiteren soll die Verfestigung gewalttätiger Konfliktlösungsstrategien<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t und die <strong>in</strong>dividuelle Steuerungsfähigkeit<br />

erhöht werden. Innerhalb des Programms sollen die spezifische<br />

Problematik sowie die kulturellen Beson<strong>der</strong>heiten von<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund berücksichtigt beson<strong>der</strong>s<br />

berücksichtigt werden. Auf freiwilliger Basis o<strong>der</strong> durch Zuweisung<br />

durch die Justiz können je nach Bedarf drei Module (Basisgruppe<br />

Antigewalt, Antigewalttra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgruppe Antigewalt) unabhängig<br />

vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> o<strong>der</strong> aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> aufbauend <strong>in</strong> Anspruch<br />

genommen werden. Die Gruppensitzungen können durch E<strong>in</strong>zelgespräche<br />

therapeutisch begleitet werden. Im Vorfeld <strong>der</strong> Gruppensitzung<br />

f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e umfassende Diagnostikphase statt. Die vorgestellte<br />

Untersuchung soll e<strong>in</strong>en ersten Überblick über die im<br />

Rahmen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gangsdiagnostik erhobenen Patientendaten geben.<br />

Es wird angenommen, dass die untersuchten Personen neben e<strong>in</strong>er<br />

Gewaltproblematik auch e<strong>in</strong> erhebliches Maß an psychiatrischen<br />

Auffälligkeiten aufweisen.<br />

409


Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

Methode: Die psychiatrische und psychologisch-krim<strong>in</strong>ologische<br />

Untersuchungen erfolgen im Rahmen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gangsdiagnostik.<br />

Die kl<strong>in</strong>ische Diagnostik wird mittels standardisierter Verfahren<br />

(SKID-II, PHQ-D) durchgeführt. Zur Vorhersage von Gewaltdeliquenz<br />

werden die PCL-SV sowie die HCR-20 e<strong>in</strong>gesetzt. Zusätzlich<br />

erhalten die Patienten Fragebögen zur Diagnose <strong>der</strong> adulten ADHS<br />

(IDAA), zur Überprüfung des Drogen- und Substanzkonsums<br />

(WHO) sowie e<strong>in</strong>en Persönlichkeitsfragebogen (NEO-FFI). Zur<br />

Intelligenzdiagnostik wird <strong>der</strong> CFT-20-R verwendet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die vorläufigen Ergebnisse <strong>der</strong> Datenerhebungen<br />

sollen vorgestellt werden und im Zusammenhang mit<br />

den Zielen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Behandlungsmodule diskutiert werden.<br />

008<br />

Armeeschusswaffen – Nach wie vor e<strong>in</strong> Risikofaktor für selbst-,<br />

nicht aber für fremdgefährliches Verhalten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

Andreas Frei (Luzerner Psychiatrie, Forensisch Abteilung, Luzern,<br />

Schweiz)<br />

T. Bucher, M. Graf, V. Ajdacic-Gross<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die weltweit wohl e<strong>in</strong>malige Praxis <strong>der</strong> Abgabe <strong>der</strong> Armeewaffe<br />

mit samt Munition an den militärdienstpflichtigen Bürger<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz ist <strong>in</strong> den letzten Jahren mit dem H<strong>in</strong>weis auf<br />

den Missbrauch dieser Waffe für Selbst- und Fremdtötungen <strong>in</strong><br />

Kritik geraten. Spektakuläre E<strong>in</strong>zelfälle haben zu e<strong>in</strong>em Umdenken<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung und e<strong>in</strong>er entsprechenden Gesetzes<strong>in</strong>itiative<br />

geführt, aufgrund <strong>der</strong>er diese persönliche Abgabe an den Dienstpflichtigen<br />

nicht mehr möglich se<strong>in</strong> soll. Die Rolle von Armeewaffen<br />

bei sogenannten aussergewöhnlichen Todesfällen ist aufgrund<br />

e<strong>in</strong>es fehlenden nationalen Registers aber nur schwer abschätzbar,<br />

entsprechende exakte epidemiologische Zahlen existieren nur auf<br />

<strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>er regionalen Studie mit teilweise 15 Jahre zurück-liegenden<br />

Ereignissen.<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Studie s<strong>in</strong>d sämtliche Suizide (N =<br />

257) und Homizide (N= 10) e<strong>in</strong>geschlossen, die im Zentralschweizer<br />

Kanton Luzern (360‘000 E<strong>in</strong>wohner = 5 % <strong>der</strong> Schweizer Bevölkerung)<br />

zwischen 2002 – 2006 erfasst worden s<strong>in</strong>d. Zusätzlich<br />

wurden alle 42 Fälle häuslicher Gewalt, die vom forensisch-psychiatrischen<br />

Dienst <strong>der</strong> Luzerner Psychiatrie abgeklärt worden s<strong>in</strong>d,<br />

bezüglich Waffenverwendung (Drohung) analysiert<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die 257 Suizide betrafen 183 Männer und<br />

74 Frauen. Während Armeeschusswaffen von Frauen zum Suizid<br />

nicht verwendet wurden, war es die dritthäufigste Suizidmethode<br />

bei den Männern (N = 31,16 %). Armeewaffen wurden h<strong>in</strong>gegen<br />

we<strong>der</strong> bei Homiziden noch <strong>in</strong> Fällen häuslicher Gewalt verwendet.<br />

Die Armeewaffensuizide im Kanton Luzern entsprechen e<strong>in</strong>er<br />

jährlichen Armeewaffensuizidrate von 1.7 / 100‘000. Nachdem die<br />

Schwelle zur Annahme <strong>der</strong> militärischen Dienstuntauglichkeit <strong>in</strong><br />

den letzten Jahren erheblich gesenkt worden ist, entspricht diese<br />

Rate e<strong>in</strong>er ähnlichen Grössenordnung wie <strong>der</strong>jenigen <strong>der</strong> Armeewaffensuizide<br />

e<strong>in</strong>er früheren Studie, bei welcher die Zahlen 1992 –<br />

1996 im Kanton Basel verwendet worden s<strong>in</strong>d (2.3 / 100‘000 ), Nach<br />

wie vor stellt die Schweizerische Regelung, Armeewaffen und<br />

Munition an die Militärdienstpflichtigen abzugeben, e<strong>in</strong> Risiko für<br />

suizidales, nicht aber für fremdgefährdendes Verhalten dar.<br />

009<br />

Prävalenz von Persönlichkeitsstörungen bei Sexual-, Gewalt- und<br />

komb<strong>in</strong>ierten Sexual- und Gewaltstraftätern<br />

Marc Schrö<strong>der</strong> (UKE, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Hamburg)<br />

J. S. Iffland, A. Hill, W. Berner, P. Briken<br />

E<strong>in</strong>leitung: Persönlichkeitsstörungen s<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong> forensisch-psychiatrischen<br />

Begutachtung von Gewalt- und Sexualstraftätern von<br />

großer Bedeutung. Gleichwohl existieren bislang nur wenige Studien,<br />

die Persönlichkeitsstörungen bei Sexual- und Gewaltstraftätern<br />

vergleichend untersuchten. Zusätzlich erweist sich e<strong>in</strong>e dichotome<br />

410<br />

E<strong>in</strong>teilung <strong>in</strong> entwe<strong>der</strong> a) Sexual- o<strong>der</strong> b) Gewaltstraftäter <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Praxis als nur bed<strong>in</strong>gt hilfreich, da e<strong>in</strong>e große Gruppe von Straftätern<br />

sowohl mit e<strong>in</strong>schlägigen Sexual- als auch Gewaltstraftaten<br />

auffällig wird. In <strong>der</strong> vorliegenden Studie wurden die Häufigkeiten<br />

von Persönlichkeitsstörungen bei a) Sexual-, b) Gewalt- und<br />

c) komb<strong>in</strong>ierten Sexual- und Gewaltstraftätern vergleichend untersucht.<br />

Wir postulierten, dass sich Straftäter mit sowohl Sexual- als<br />

auch Gewaltstraftaten h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Häufigkeit von Persönlichkeitsstörungen<br />

von den übrigen Straftätergruppen unterscheiden<br />

lassen.<br />

Methode: Es wurden <strong>in</strong>sgesamt 284 forensisch-psychiatrische<br />

Gutachtenfälle des Instituts für Sexualforschung und Forensische<br />

Psychiatrie des Universitätskl<strong>in</strong>ikums Hamburg-Eppendorf im<br />

Zeitraum 2001 bis 2007 ausgewertet, bei denen die Persönlichkeitsdiagnostik<br />

mittels SCID-II-Interview (DSM-IV-TR) erfolgt war.<br />

Die E<strong>in</strong>stufung e<strong>in</strong>es Straftäters als Sexual- (n=63), Gewalt- (n=110)<br />

o<strong>der</strong> Sexual- und Gewaltstraftäter (n=60) erfolgte unter Zugrundelegung<br />

aller jemals von den Probanden begangener Delikte. Die<br />

Vergleichsgruppe rekrutierte sich aus Nicht-Gewaltstraftätern<br />

(n=51) <strong>in</strong>nerhalb des Gutachtenkollektivs.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Probanden <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> komb<strong>in</strong>ierten<br />

Sexual- und Gewaltstraftäter erfüllten zu 70 % die Diagnosekriterien<br />

m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Persönlichkeitsstörung nach DSM-IV-TR, zu<br />

51,7 % e<strong>in</strong>er antisozialen und zu 33,3 % e<strong>in</strong>er Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung.<br />

Demgegenüber betrugen die Häufigkeiten <strong>der</strong><br />

Persönlichkeitsstörungen bei den Gewaltstraftätern 50 %, bei den<br />

Sexual- und Nicht-Gewaltstraftätern 31,7 bzw. 29,4 %. Die Gruppenunterschiede<br />

blieben bzgl. irgende<strong>in</strong>er sowie antisozialer Persönlichkeitsstörung<br />

statistisch auch nach e<strong>in</strong>er Korrektur nach<br />

Bonferroni hochsignifikant (p


Topic 18 G Sozialpsychiatrie // Social psychiatry<br />

Topic: 18 Sozialpsychiatrie<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Madrid<br />

HS-016 Hauptsymposium<br />

Neue Präventions- und Versorgungsformen bei Migranten unterschiedlichen<br />

Lebensalters<br />

Vorsitz: W. Machleidt (Hannover), A. He<strong>in</strong>z (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Suizid- und Suizidversuchsprävention bei Berl<strong>in</strong>er Frauen mit türkischem<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Meryam Schouler-Ocak (PUK Charité im SHK, Berl<strong>in</strong>)<br />

Es ist anzunehmen, dass Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

m<strong>in</strong>destens genauso häufig an psychischen Krankheiten leiden wie<br />

Menschen ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund betroffen s<strong>in</strong>d. Dabei s<strong>in</strong>d<br />

sie oft beson<strong>der</strong>en Belastungen ausgesetzt, die mit erhöhtem psychosozialem<br />

Stress e<strong>in</strong>hergehen. Neben Schwere und Dauer <strong>der</strong><br />

Belastungen im Verlauf <strong>der</strong> Migration werden Charakteristika <strong>der</strong><br />

Aufnahmegesellschaft wie <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungspolitik und die<br />

konkreten Lebensbed<strong>in</strong>gungen im Aufnahmeland als Faktoren für<br />

die Entwicklung psychischer Störungen charakterisiert. Bei den<br />

Merkmalen <strong>der</strong> Person werden auch vor allem vor <strong>der</strong> Migration<br />

bestehende psychische <strong>Erkrankungen</strong> und Belastungserfahrungen,<br />

die auch das Bewältigungsverhalten geprägt haben, genannt. Neben<br />

den genannten Faktoren ist die Art und Ausprägung <strong>der</strong> psychischen<br />

Problematik auch durch das Alter <strong>der</strong> Betroffenen bed<strong>in</strong>gt.<br />

Abhängig von <strong>der</strong> Lebensphase gew<strong>in</strong>nen an<strong>der</strong>e Themenbereiche<br />

an Bedeutung für die Entwicklung und den Verlauf von psychischen<br />

Problemen. Ausgehend von <strong>der</strong> Überlegung, dass psychische<br />

Krisen und suizidales Verhalten bei Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bed<strong>in</strong>gungsgefüge<br />

aus psychosozialen Stressoren und biologischen Risiken<br />

entstehen, gehen wir bei unserer vom BMBF geför<strong>der</strong>ten Interventionsstudie<br />

von e<strong>in</strong>er bed<strong>in</strong>gten Modifizierbarkeit <strong>der</strong> genannten<br />

spezifischen Belastungsfaktoren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zielgruppe Frauen mit türkischem<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund durch Aufklärung und Intervention<br />

aus. Durch e<strong>in</strong>e multimodale Intervention soll dadurch die<br />

Suizid- und Suizidversuchshäufigkeit bei Frauen mit türkischem<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund gesenkt werden. Zudem sollen sich dabei<br />

durch die Interventionen psychosoziale Belastungsfaktoren verän<strong>der</strong>n,<br />

und sich die Inanspruchnahme des Gesundheitssystems verbessern.<br />

Im Rahmen des Vortrages werden die ersten Ergebnisse<br />

dieser Studie vorgestellt und zur Diskussion gestellt sowie mit an<strong>der</strong>en<br />

Präventionsmöglichkeiten vergleichend erörtert.<br />

002<br />

Suchtprävention<br />

Alb<strong>in</strong>a Bondar (Med.Hochschule Hannov, Sozpsychiatrie, Hannover)<br />

W. Machleidt, C. Krauth, R. Salman, U. Walter<br />

E<strong>in</strong>leitung: Suchtproblematik wird häufig bei Migranten festgestellt.<br />

Gleichzeitig wurde <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Suchthilfe beobachtet,<br />

dass nur verhältnismäßig wenige Migranten auf vorhandene<br />

Angebote zugreifen. Insgesamt wurde deutlich, dass betroffene Migranten<br />

nur e<strong>in</strong>geschränkt Zugang zum Suchthilfesystem f<strong>in</strong>den<br />

und an<strong>der</strong>sherum E<strong>in</strong>richtungen und Mitarbeiter <strong>der</strong> Suchthilfe<br />

ihrerseits nur unzureichend betroffene Migranten erreichen können.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Interkulturellen Suchthilfe <strong>in</strong> Hannover wurden<br />

kulturspezifische Zugangswege zu Migranten erarbeitet und<br />

Migranten die Zugänge zum präventiven Suchtverhalten ermöglicht.<br />

In e<strong>in</strong>em weiteren Schritt wurde die Erreichbarkeit von Mig-<br />

ranten durch muttersprachliche Präventionsberater im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Suchtprävention evaluiert. <strong>Psychische</strong> Gesundheit und die<br />

Suchtproblematik von Personen mit und ohne Migrantionsh<strong>in</strong>tergrund<br />

(d.h. türkisch- und russischsprachigen Migranten und Deutsche)<br />

und die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Sucht wurden auch untersucht.<br />

Methode: Neben den türkisch- (n=386) und russischsprachigen<br />

(n=436) Teilnehmern <strong>der</strong> Informationsveranstaltungen (INFO-<br />

Stichproben) zum Thema „Sucht“ wurde e<strong>in</strong>e Stichprobe aus<br />

<strong>der</strong> Gesamtpopulation (EMR-Stichprobe) sowohl von türkisch-<br />

(n=299) und russischsprachigen (n=300) Migranten als auch von<br />

<strong>der</strong> deutschen Bevölkerung (n=271) <strong>der</strong> Stadt Hannover gezogen.<br />

Alle Teilnehmer wurden durch muttersprachliche Mediatoren befragt.<br />

Mit Hilfe <strong>der</strong> Fragebögen wurden unter an<strong>der</strong>em das Informations-<br />

und Inanspruchnahmeverhalten, die psychische Belastung,<br />

<strong>der</strong> Nikot<strong>in</strong>- und Alkoholkonsum erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die allgeme<strong>in</strong>e psychische Belastung <strong>in</strong><br />

den INFO-Stichproben und vor allem bei den türkischsprachigen<br />

Befragten ist erhöht. Die Werte erreichen jedoch nicht das Ausmaß<br />

e<strong>in</strong>er Pathologie. Nikot<strong>in</strong>konsum kommt bei den türkischsprachigen<br />

Migranten am häufigsten vor. Alkoholproblematik ist auch<br />

bei Personen mit dem türkischsprachigen Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

nicht unerheblich. Bezüglich <strong>der</strong> Teilnahme an Präventionskursen<br />

geben beide Migrantengruppen <strong>der</strong> INFO-Stichprobe zu e<strong>in</strong>em<br />

größeren Anteil an, dass sie die Kurse zu Raucher-, Alkohol- und<br />

Drogenentwöhnung nicht kennen. Es konnte gezeigt werden, dass<br />

die kultursensible und die mediatorengestützte Suchtprävention<br />

e<strong>in</strong> geeigneter Weg ist, zu <strong>der</strong> Zielklientel mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />

die bisher kaum o<strong>der</strong> gar nicht erreicht werden konnten,<br />

Zugang zu f<strong>in</strong>den.<br />

003<br />

Diagnostik und Behandlung psychotischer Störungen<br />

Thomas Stompe (Psychiatrie, Sozialpsychiatrie, Wien, Österreich)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Seit langem ist bekannt, dass Migranten gegenüber<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung des Gastlandes, aber auch <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Heimat verbliebenen<br />

Bevölkerung e<strong>in</strong> deutlich erhöhtes Risiko haben an e<strong>in</strong>er<br />

psychotischen Störung zu erkranken (Cantor-Graae & Selten 2005).<br />

Wenig bekannt s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen die Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> psychotischen<br />

Symptomatik zwischen Migranten und E<strong>in</strong>heimischen, die<br />

an Schizophrenie erkrankt s<strong>in</strong>d (Suhail & Cochrane 2002).<br />

Methode: Verglichen wurden Daten zu Wahnthemen, Halluz<strong>in</strong>ationen<br />

und Erstrangsymptome von 1.080 Patienten <strong>in</strong> 7 Län<strong>der</strong>n<br />

(International Study on Psychotic Symptoms) und 169 Migrat<strong>in</strong>nen<br />

aus 24 Staaten, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Transkulturellen Ambulanz <strong>der</strong> Universitätskl<strong>in</strong>ik<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie Wien <strong>in</strong> Betreuung<br />

waren. Alle Patienten erfüllten die Kriterien e<strong>in</strong>er Schizophrenie<br />

nach DSM-IV. Die Patienten wurden <strong>in</strong> 4 Gruppen geteilt: Kranke<br />

<strong>in</strong> (post)-mo<strong>der</strong>nen und traditionellen Staaten, sowie Migranten<br />

aus (post)-mo<strong>der</strong>nen und traditionellen Staaten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Unabhängig von <strong>der</strong> Herkunftskultur zeigen<br />

Migranten e<strong>in</strong>e niedrigere Prävalenz für Größen- Schuldwahn<br />

und Liebeswahn als E<strong>in</strong>heimische. Bei Kranken <strong>in</strong> traditionellen<br />

Kulturen f<strong>in</strong>den sich häufiger optische Halluz<strong>in</strong>ationen, bei den<br />

Migranten aus traditionellen Län<strong>der</strong>n kommt es allerd<strong>in</strong>gs zu e<strong>in</strong>er<br />

Angleichung mit den e<strong>in</strong>heimischen Kranken <strong>der</strong> (post)mo<strong>der</strong>nen<br />

Kultur. Die psychotische Symptomatik von Migranten mit Schizophrenie<br />

ist das Produkt des prozesshaften Krankheitsverlaufs aber<br />

auch <strong>der</strong> kulturellen Herkunft und dem aktuellen gesellschaftlichen<br />

Umfeld. Die Implikationen für die Behandlung werden diskutiert.<br />

411


Topic 18 G Sozialpsychiatrie // Social psychiatry<br />

004<br />

Diagnostik und Behandlung von Persönlichkeitsstörungen<br />

Marcel Sieberer (Med. Hochschule Hannover, Zentrum Seelische Gesundheit)<br />

I. T. Calliess<br />

E<strong>in</strong>leitung: Für die meisten Kulturen und Gesellschaften s<strong>in</strong>d Persönlichkeitsstörungen<br />

beschrieben. Im Zuge <strong>der</strong> fortschreitenden<br />

Globalisierung und Öffnung unserer Gesellschaft werden Kl<strong>in</strong>iker<br />

und Therapeuten zunehmend mit <strong>der</strong> herausfor<strong>der</strong>nden Aufgabe<br />

konfrontiert, das Funktionsniveau <strong>der</strong> Persönlichkeit bei Menschen<br />

aus fremden Kulturkreisen zu beurteilen und diagnostische sowie<br />

therapeutische Entscheidungen zu treffen. Insbeson<strong>der</strong>e für Migranten<br />

und traumatisierte Flüchtl<strong>in</strong>ge besteht bei <strong>der</strong> diagnostischen<br />

Bewertung von Persönlichkeitsmerkmalen dabei e<strong>in</strong> hohes<br />

Risiko ethnozentristisch bed<strong>in</strong>gter Fehle<strong>in</strong>schätzungen. Im DSM-<br />

IV (1994) wurden erstmals kulturelle Faktoren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternationalen<br />

Klassifikationssystem berücksichtigt, um die Sensibilität für<br />

kulturabhängige Variationen im Ausdruck psychischer Störungen<br />

zu erhöhen und kulturell bed<strong>in</strong>gte Fehle<strong>in</strong>schätzungen im diagnostischen<br />

Prozess zu reduzieren.<br />

Methode: Der folgende Beitrag gibt unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

aktuellen Literatur e<strong>in</strong>en Überblick über transkulturelle Aspekte<br />

<strong>der</strong> Epidemiologie, Diagnostik, Symptomatik und Therapie von<br />

Persönlichkeitsstörungen. Die Diagnose von Persönlichkeitsstörungen<br />

hängt unter an<strong>der</strong>em <strong>in</strong> entscheidendem Maße davon ab,<br />

wie e<strong>in</strong>e Gesellschaft e<strong>in</strong> bestimmtes Verhalten bewertet. Daraus<br />

resultieren transkulturelle Unterschiede im diagnostischen Prozess,<br />

die zu Unter-, aber auch Überbewertung kultureller E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />

führen können.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Entwicklung von Persönlichkeitsstörungen<br />

ist nicht nur durch biologische Dispositionen, genetische<br />

Determ<strong>in</strong>anten, Lern- und psychodynamische Vorgänge sowie biographisch<br />

gewachsene Haltungen, son<strong>der</strong>n auch durch den E<strong>in</strong>fluss<br />

sozialer und kultureller Faktoren bed<strong>in</strong>gt. Kulturelle Faktoren können<br />

e<strong>in</strong>erseits die Symptomausgestaltung bee<strong>in</strong>flussen, an<strong>der</strong>erseits<br />

unmittelbar als pathogene o<strong>der</strong> als protektive Faktoren wirken. Beispielsweise<br />

sche<strong>in</strong>t die Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung (BPS)<br />

zwar weltweit vorzukommen, <strong>in</strong> traditionellen Gesellschaften tritt<br />

sie aber vermutlich seltener zu Tage. Allerd<strong>in</strong>gs existieren dazu bisher<br />

kaum wissenschaftlich gesicherte Daten im Kulturvergleich.<br />

Die vielfältigen sozialen und kulturellen E<strong>in</strong>flussfaktoren auf allen<br />

Ebenen des diagnostischen und therapeutischen Prozesses erfor<strong>der</strong>n<br />

e<strong>in</strong> fundiertes Wissen über trauma- und kulturspezifische Zusammenhänge,<br />

<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie jedoch e<strong>in</strong>e hohe Kulturkompetenz<br />

und -sensitivität.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 - 10.00 Uhr, Saal 9<br />

S-010 Symposium<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> psychisch kranker Eltern<br />

Vorsitz: M. Schmauß (Augsburg), T. Becker (Günzburg)<br />

001<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>sprechstunde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erwachsenenpsychiatrie – e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>same<br />

Aufgabe <strong>der</strong> Jugendhilfe und <strong>der</strong> Erwachsenenpsychiatrie<br />

Sab<strong>in</strong>e Kühnel (Bezirkskrankenhaus Augsburg, Sozialdienst)<br />

E<strong>in</strong>leitung: K<strong>in</strong><strong>der</strong> psychisch kranker Eltern werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

erst wahrgenommen, wenn sich erste Verhaltensauffälligkeiten zeigen.<br />

Diese K<strong>in</strong><strong>der</strong> zeigen B<strong>in</strong>dungsstörungen, e<strong>in</strong>e gesteigerte<br />

Aggres sivität, e<strong>in</strong>e verzögerte Sprachentwicklung o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Verhaltensauffälligkeiten.<br />

Die Erwachsenenpsychiatrie hat, durch den<br />

412<br />

Kontakt zu den erkrankten Eltern, bereits früh Zugang zu betroffenen<br />

Familien.<br />

Methode: An dieser Stelle wird <strong>der</strong> Präventionsauftrag <strong>der</strong> Erwachsenenpsychiatrie<br />

im H<strong>in</strong>blick auf die Entwicklung und psychische<br />

Gesundheit <strong>der</strong> betroffenen m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen K<strong>in</strong><strong>der</strong> deutlich. Dieser<br />

kann nur <strong>in</strong> Kooperation mit den entsprechenden Partnern <strong>der</strong><br />

Jugendhilfe s<strong>in</strong>nvoll gel<strong>in</strong>gen. Neben e<strong>in</strong>er rout<strong>in</strong>emäßigen Erfassung<br />

<strong>der</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen K<strong>in</strong><strong>der</strong> psychiatrischer Patienten, e<strong>in</strong>er<br />

altersgemäßen Aufklärung über die psychische <strong>Erkrankungen</strong> <strong>der</strong><br />

Eltern, <strong>der</strong> Diagnostik möglicher Verhaltensauffälligkeiten und <strong>der</strong><br />

daraus resultierenden Vermittlung von weiteren, spezifischen Hilfen,<br />

sollten sich die Erwachsenenpsychiatrie zukünftig immer mehr<br />

<strong>der</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> öffentlichen Jugendhilfe öffnen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In den Bezirkskrankenhäusern Augsburg<br />

und Günzburg s<strong>in</strong>d zwei unterschiedlich strukturierte, präventive<br />

Projekte etabliert: • Die „K<strong>in</strong><strong>der</strong>sprechstunde“ am BKH Augsburg,<br />

seit 2007 • Die Beratungsstelle „FIPS“ am BKH Günzburg, seit<br />

2006. Beide Stellen bieten, durch ihre Verankerung <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären<br />

Erwachsenenpsychiatrie, e<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>en Zugang zu e<strong>in</strong>er,<br />

für an<strong>der</strong>e Hilfen, schwer zugänglichen Klientel. Im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong><br />

Prävention erfolgen Maßnahmen mit den Instrumenten <strong>der</strong>:<br />

• Beratung (Elterngespräche, Problembearbeitung) • therapeutischen<br />

Gespräche zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> familiären Kommunikation<br />

• k<strong>in</strong><strong>der</strong>psychologischen Entwicklungsdiagnostik • Psychoedukation<br />

und Gruppenangebote • Vermittlung von psychotherapeutischen<br />

Maßnahmen für stark belastete K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

• Vermittlung von Jugendhilfemaßnahmen für betroffene Familien<br />

und Überprüfung <strong>der</strong> Inanspruchnahme <strong>der</strong> vermittelten Hilfen<br />

• gezielten Exploration h<strong>in</strong>sichtlich des Gefährdungsrisikos (KWG)<br />

• Krisen<strong>in</strong>tervention, Notfallplanung • Vernetzung mit allen relevanten<br />

Bereichen <strong>der</strong> Gesundheits- und Jugendhilfe.<br />

002<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> psychisch kranker Eltern – das familienorientierte Forschungs-<br />

und Präventionsprojekt „CHIMPs“ (Children of Mentally<br />

ill Parents) an <strong>der</strong> Schnittstelle zwischen Erwachsenen- und K<strong>in</strong><strong>der</strong>psychiatrie<br />

Silke Wiegand-Grefe (UKE Hamburg, KJP)<br />

J. Ohntrup, A. Plaß<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> psychisch kranker Eltern s<strong>in</strong>d als Risikogruppe für die Entwicklung<br />

eigener psychischer Auffälligkeiten bekannt. In Deutschland<br />

leben nach Schätzungen ca. 2 – 3 Millionen K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit psychisch<br />

kranken Eltern (Mattejat, 2008, Lenz, 2005). Bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

mit e<strong>in</strong>em schizophrenen Elternteil weisen Forschungsergebnisse<br />

e<strong>in</strong> erhöhtes eigenes Erkrankungsrisiko von 13 % (gegenüber 1 % <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Gesamtbevölkerung) auf, bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit e<strong>in</strong>em depressiven<br />

Elternteil von 24 % gegenüber 8 % <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kontrollgruppe (Wiegand-<br />

Grefe et al. 2009). Neben genetischen Faktoren spielen psychosoziale<br />

Umweltbed<strong>in</strong>gungen, wie Belastungs- und Risikofaktoren<br />

e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle bei <strong>der</strong> Frage, ob die K<strong>in</strong><strong>der</strong> später selbst<br />

erkranken. E<strong>in</strong>e kompensierende Funktion kommt dabei e<strong>in</strong>er angemessenen<br />

Krankheitsbewältigung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie sowie stabilen,<br />

tragfähigen und vertrauensvollen <strong>in</strong>ner- und außerfamiliären Beziehungen<br />

zu. Präventive Projekte s<strong>in</strong>d notwendig, um betroffene<br />

Familien frühzeitig zu unterstützen, bevor die K<strong>in</strong><strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um<br />

behandlungsbedürftig geworden s<strong>in</strong>d. Im Präventions- und Forschungsprojekt<br />

„CHIMPs“ (Children of Mentally ill Parents) wird<br />

e<strong>in</strong> familienorientiertes Präventionsangebot für Familien mit<br />

e<strong>in</strong>em psychisch kranken Elternteil entwickelt und evaluiert. Im<br />

Vortrag wird e<strong>in</strong> auf <strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>er eigenen Bedarfsanalyse, auf <strong>der</strong><br />

Grundlage <strong>der</strong> Pionierarbeiten von William Beardslee und Mitarbeitern<br />

(z. B. Beardslee, 2009) und unseres „Modells <strong>der</strong> psychosozialen<br />

Entstehungsbed<strong>in</strong>gungen für psychische Krankheit bei<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n psychisch kranker Eltern“ (Mattejat et al. 2000, Wiegand-<br />

Grefe, 2007) entwickeltes Beratungsangebot für Familien mit e<strong>in</strong>em


Topic 18 G Sozialpsychiatrie // Social psychiatry<br />

psychisch kranken Elternteil vorgestellt.<br />

003<br />

Psychisch erkrankte Eltern mit Babys <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>-und Jugendpsychiatrie<br />

– 10 Jahre Entwicklung e<strong>in</strong>er differenziellen Behandlungspraxis<br />

Brigitte Ramsauer (Unikl<strong>in</strong>ik Hamburg-Eppendorf, Center of Psychosocial<br />

Medic<strong>in</strong>)<br />

P. Düsterhus, A. Friedrich, G. Romer<br />

E<strong>in</strong>leitung: 1998 wurde die Tageskl<strong>in</strong>ik und Spezialambulanz für<br />

psychisch erkrankte Eltern mit Babys an <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und<br />

Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universitätskl<strong>in</strong>ikum Hamburg-Eppendorf<br />

gegründet. Dort erfahren Eltern mit ihren Babys<br />

und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n (0 – 3 Jahren) e<strong>in</strong> an die jeweiligen elterlichen<br />

Krankheitsmerkmale, die Eltern-K<strong>in</strong>d-Interaktion und frühk<strong>in</strong>dliche<br />

Entwicklung angepasstes Behandlungsangebot. Dies erfor<strong>der</strong>t<br />

verschiedene Schwerpunktsetzungen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tegrierten<br />

Behandlungskonzepts, das Eltern-Säugl<strong>in</strong>gs- / Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d-Psychotherapie,<br />

Sozio- und Pharmakotherapie be<strong>in</strong>haltet und e<strong>in</strong>en präventiven<br />

und forschungsgeleiteten Ansatz e<strong>in</strong>bezieht.<br />

Methode: Anhand von Daten <strong>der</strong> Basisdokumentation und e<strong>in</strong>es<br />

Mutter-Baby-Fallbeispiels werden Herausfor<strong>der</strong>ungen und Schwierigkeiten<br />

<strong>der</strong> therapeutischen Behandlung psychisch erkrankter<br />

Eltern mit Babys und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n diskutiert.<br />

004<br />

Die k<strong>in</strong><strong>der</strong>- und jugendpsychiatrische „Baby- und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dsprechstunde“<br />

im Sozialpädiatrischen Zentrum <strong>der</strong> Charité Berl<strong>in</strong>: E<strong>in</strong><br />

Angebot zum Thema „frühe B<strong>in</strong>dung“ bei psychisch kranken<br />

Eltern<br />

Andreas Wiefel (Charieté Campus Virchow-Kl<strong>in</strong>ik, Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: „Schau mich bitte nicht so an …“: diese rhetorische<br />

Figur zeigt die Doppelbödigkeit frühk<strong>in</strong>dlicher Wünsche an die<br />

Geborgenheit und die Angst vor Schaden <strong>in</strong> <strong>der</strong> seelischen Begegnung<br />

mit e<strong>in</strong>em psychisch kranken Elternteil. Geme<strong>in</strong>t ist vielleicht:<br />

„Schau mich bitte an, aber nicht so“. Denn Säugl<strong>in</strong>ge können<br />

sich dem Blick <strong>der</strong> Eltern grundsätzlich nicht entziehen. Bei dem<br />

mit dieser entliehenen Zeile beschriebenen Prozess des B<strong>in</strong>dungsaufbaus<br />

handelt es sich um e<strong>in</strong>e biologische Notwendigkeit. Es gibt<br />

nicht „ke<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>dung“, höchstens „gelungene“ o<strong>der</strong> „gestörte“ B<strong>in</strong>dung.<br />

Die Früherkennung nimmt dabei e<strong>in</strong>en zentralen Raum e<strong>in</strong>.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e Hebammen haben hier e<strong>in</strong>e wichtige Funktion im<br />

Bereich <strong>der</strong> Geburtsmediz<strong>in</strong>. 40 % – 50 % <strong>der</strong> postpartalen Depressionen<br />

bleiben unentdeckt. Viele Mütter verschweigen ihr Leid,<br />

weil „nicht se<strong>in</strong> kann, was nicht se<strong>in</strong> darf “.<br />

Methode: Die Diagnostik <strong>der</strong> frühen Eltern-K<strong>in</strong>d-Beziehung entwickelt<br />

sich <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Teilgebiets <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie,<br />

die wegen ihrer Erfahrung im Umgang mit gestörter<br />

<strong>in</strong>trafamiliärer Interaktion als Fachdiszipl<strong>in</strong> für diese Aufgaben beson<strong>der</strong>s<br />

gut geeignet ist. Im Rahmen <strong>der</strong> strukturierten Datensammlung<br />

<strong>der</strong> Baby- und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dsprechstunde werden die sozioökonomischen<br />

Daten und Daten zur Interaktionsqualität vergleichend<br />

ausgewertet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Über die Hälfte <strong>der</strong> Patienten <strong>der</strong> Baby-<br />

und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dsprechstunde haben e<strong>in</strong>en psychisch kranken o<strong>der</strong><br />

auffälligen Elternteil. Die Beson<strong>der</strong>heiten im frühen Interaktionsstil<br />

dieser Gruppe werden dargestellt. Bewährte k<strong>in</strong><strong>der</strong>psychiatrische<br />

und familientherapeutische Standards im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er multiaxialen<br />

Diagnostik können gut auf das junge Alter und die spezifische<br />

Problemsituation adaptiert werden.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Riga<br />

S-059 Symposium<br />

Interdiszipl<strong>in</strong>ärer Dialog im S<strong>in</strong>ne des Sachverständigenrates:<br />

Möglichkeiten und Chancen <strong>der</strong> Delegation und Substitution <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> psychiatrischen Versorgung<br />

Vorsitz: M. Theune (We<strong>in</strong>sberg), J. Fritze (Pulheim)<br />

001<br />

Perspektive <strong>der</strong> Krankenhauspsychiatrie<br />

Wolfgang Gaebel (He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Düsseldorf)<br />

In Zeiten des Ärztemangels, <strong>der</strong> nicht nur die Psychiatrie betrifft,<br />

und <strong>in</strong> Zeiten e<strong>in</strong>er zunehmenden Inanspruchnahme <strong>der</strong> stationären<br />

psychiatrischen Versorgungse<strong>in</strong>richtungen stellt sich die Frage,<br />

ob die <strong>in</strong> <strong>der</strong> alltäglichen Arbeitswelt im psychiatrischen Krankenhaus<br />

und <strong>der</strong> psychiatrischen Fachabteilung erlebten Probleme wie<br />

zunehmende Verwaltungsarbeit und abnehmende Zeit für Patientenkontakte<br />

durch <strong>in</strong>nvovative Optionen <strong>der</strong> Delegation und Substitution<br />

ärztlicher Tätigkeiten gelöst werden können. Hierbei stellt<br />

sich zunächst die Frage <strong>der</strong> zentralen ärztlichen Tätigkeiten im<br />

Fachgebiet Psychiatrie und Psychotherapie, die nicht durch Delegation<br />

o<strong>der</strong> Substitution abgegeben werden können. Hierzu zählen<br />

die Erhebung <strong>der</strong> Anamnese und des psychopathologischen Befundes,<br />

sowie die Aufklärung über die erfor<strong>der</strong>lichen diagnostischen<br />

und therapeutischen Maßnahmen. Delegierbare und substituierbare<br />

Tätigkeiten wären auf dieser Basis nun näher zu def<strong>in</strong>ieren. Dies<br />

könnte sogar die Chance bieten, dem Psychiater mehr Zeit für die<br />

unmittelbare patientenbezogene Tätigkeit zu geben, was nicht nur<br />

zu e<strong>in</strong>er Optimierung <strong>der</strong> Arbeitsabläufe im psychiatrischen Krankenhaus<br />

beiträgt, son<strong>der</strong>n auch die berufliche Zufriedenheit des<br />

Arztes und die Zufriedenheit <strong>der</strong> Patienten mit <strong>der</strong> stationären Behandlung<br />

erhöht. Kontrollierte Studien zu diesen Effekten s<strong>in</strong>d erfor<strong>der</strong>lich,<br />

um die erhofften Effekte zu verifizieren und dann die<br />

erfolgreichsten Interventionen im Rahmen von Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />

und Leitl<strong>in</strong>ien zu implementieren.<br />

002<br />

Perspektive <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen Psychiater<br />

Christa Roth-Sackenheim (Psychiatrische Praxis, An<strong>der</strong>nach)<br />

E<strong>in</strong> großes Thema <strong>der</strong> bisherigen Gesundheitspolitik war <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren die Delegation und Substitution ärztlicher Leistungen.<br />

Dies geschah <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel unter Kostendämpfungsgesichtspunkten.<br />

Bei <strong>der</strong> bestehenden Unterversorgung von Menschen mit<br />

psychischen Störungen im ambulanten Bereich kann die Delegation<br />

und Substitution jedoch auch e<strong>in</strong> Mittel zur Verbesserung <strong>der</strong><br />

Versorgung se<strong>in</strong>. Dem stehen jedoch strukturelle Probleme im<br />

Weg. Ansätze können se<strong>in</strong>: gezielte Weiterbildung mediz<strong>in</strong>ischer<br />

Fachangestellter, Delegation aufsuchen<strong>der</strong> Tätigkeiten und Recall-<br />

Aktivitäten zur Medikamentengabe, E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung häuslicher psychiatrischer<br />

Pflege. Die Substitution ärztlicher Leistungen ist demgegenüber<br />

e<strong>in</strong> wesentlich risikoreicheres Unterfangen und sollte<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen Tätigkeit eher nicht erfolgen. Hier ist die<br />

psychiatrische Tätigkeit nicht mit <strong>der</strong> Tätigkeit z. B. e<strong>in</strong>es Anästhesisten<br />

o<strong>der</strong> Chirurgen vergleichbar, wo e<strong>in</strong>ige substituierende<br />

Lei stungen (Punktionen, kle<strong>in</strong>ere Wundversorgung etc) durch<br />

entsprechendes mediz<strong>in</strong>isches Fachpersonal anfallen könnten.<br />

Desweiteren wird auf die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er Sozialpsychiatrie-<br />

Vere<strong>in</strong>barung auch im Erwachsenen-Psychiatrie-Bereich e<strong>in</strong>gegangen.<br />

413


Topic 18 G Sozialpsychiatrie // Social psychiatry<br />

003<br />

Interdiszipl<strong>in</strong>ärer Dialog, die aktuelle Chance<br />

Michael Theune (Kl<strong>in</strong>ikum am Weissenhof, Ambulante Psychiatrie,<br />

We<strong>in</strong>sberg)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> praktischen Arbeit <strong>der</strong> ambulanten Versorgung<br />

psychisch erkrankter Menschen arbeiten Fachärzte und Fachpflegedienste<br />

bereits eng, kooperativ und auf Sicherung <strong>der</strong> Therapie<br />

ausgerichtet zusammen. Diese Zusammenarbeit kann durch Umverteilung<br />

<strong>der</strong> Lasten, Handlungsoptionen und Verantwortlichkeiten<br />

zwischen den Berufsgruppen deutlich optimiert werden. Zu<br />

diesem Ergebnis kam auch <strong>der</strong> Sachverständigenrat des BMG <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Gutachten 2007.<br />

Methode: In <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Konstellation <strong>der</strong> ambulanten psychiatrischen<br />

Versorgung soll nun mit den Berufsverbänden geme<strong>in</strong>sam<br />

vor diesem H<strong>in</strong>tergrund und auf rechtlich abgesicherter<br />

Basis, nach Modellen gesucht werden, die die Sicherung <strong>der</strong> Patientenversorgung<br />

und die Nutzung vorhandener Reccourcen zum Ziel<br />

hat. Das Sozialgesetzbuch V bietet hier erstmalig die Möglichkeit,<br />

geme<strong>in</strong>schaftlich Modelle zu gestalten und wissenschaftlich zu evaluieren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Wunschziel ist e<strong>in</strong> gelenkter, kont<strong>in</strong>uierlicher<br />

und konstruktiver Dialog <strong>der</strong> Berufsorganisationen zur<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> ambulanten psychiatrischen Versorgung <strong>in</strong><br />

Deutschland.<br />

004<br />

Berufsrechtliche Perspektive<br />

Dirk M. Rothste<strong>in</strong> (Rechtsanwaltskanzlei, Köln)<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Raum 44<br />

S-084 Symposium<br />

Hotspots <strong>in</strong> social psychiatric research<br />

(Referat Versorgung und Sozialmediz<strong>in</strong>)<br />

Vorsitz: S. G. Riedel-Heller (Leipzig), T. Becker (Günzburg)<br />

001<br />

Attitudes that determ<strong>in</strong>e will<strong>in</strong>gness to seek psychiatric help for<br />

depression – an application of the Theory of Planned Behavior<br />

Georg Schomerus (Universität Greifswald, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Introduction: Many people suffer<strong>in</strong>g from mental disor<strong>der</strong>s do not<br />

seek appropriate help. We exam<strong>in</strong>e attitudes that further or h<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

help-seek<strong>in</strong>g for depression with an established socio-psychological<br />

model, the Theory of Planned Behaviour (TPB, Ajzen 1991),<br />

compar<strong>in</strong>g models for respondents with and without depressive<br />

symptoms.<br />

Method: A qualitative preparatory study (n=29) elicited salient behavioural,<br />

normative, and control beliefs that were later <strong>in</strong>cluded <strong>in</strong><br />

the TPB questionnaire. Telephone <strong>in</strong>terviews with a representative<br />

population sample <strong>in</strong> Germany (n=2303) started with a labelled<br />

vignette describ<strong>in</strong>g symptoms of a major depression, followed by<br />

items cover<strong>in</strong>g the components of the TPB. Intention to see a psychiatrist<br />

for the problem described was elicited at the beg<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g<br />

and at the end of the <strong>in</strong>terview. We screened participants for current<br />

depressive symptoms us<strong>in</strong>g the mood subscale of the Patient<br />

Health Questionnaire (PHQ-9).<br />

Discussion / Results: In non-depressed respondents (n=2167), a<br />

TPB path-model predicted 42 % of the variance for the first, and<br />

51 % for the second question on <strong>in</strong>tention. In an analogous model<br />

for depressed respondents (n=136), these values <strong>in</strong>creased to 50 %<br />

414<br />

and 61 %. Path coefficients <strong>in</strong> both models were similar. In both<br />

depressed and non-depressed persons, attitude toward the behaviour<br />

was more important than subjective norm, while perceived behavioural<br />

control was of m<strong>in</strong>or <strong>in</strong>fluence.<br />

002<br />

Needs-oriented discharge plann<strong>in</strong>g and monitor<strong>in</strong>g for high utilisers<br />

of psychiatric services (NODPAM)<br />

Bernd Puschner (Universität Ulm, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

II, Günzburg)<br />

S. Steffen, W. Gaebel, H. E. Kle<strong>in</strong>, T. Ste<strong>in</strong>ert, H. Freyberger, T. Becker<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Gruppe von Menschen mit psychischer<br />

Krankheit nehmen e<strong>in</strong>en großen Teil <strong>der</strong> Ausgaben für psychiatrisch-psychotherapeutische<br />

Behandlung <strong>in</strong> Anspruch (sog. „high<br />

utiliser“). Der Übergang von stationärer zu ambulanter Behandlung<br />

ist e<strong>in</strong>e wichtige Schnittstelle im Behandlungsprozess. Es fehlt<br />

an Evidenz, wie dieser Übergang für die Untergruppe von Nutzern<br />

besser gestaltet werden könnte.<br />

Methode: NODPAM ist e<strong>in</strong>e randomisierte kontrollierte Multicenterstudie.<br />

Studienzentren s<strong>in</strong>d die Universitätskl<strong>in</strong>iken für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie <strong>in</strong> Ulm / Günzburg, Düsseldorf, Greifswald,<br />

Regensburg und Ulm / Ravensburg. Dort gaben zwischen<br />

April 06 und Juli 08 490 Menschen mit psychischer Krankheit ihre<br />

<strong>in</strong>formierte Zustimmung zur Teilnahme. Von diesen wurden von<br />

tra<strong>in</strong>ierten Studienmitarbeitern zu vier Messzeitpunkten (bei Entlassung<br />

aus <strong>der</strong> stationären Versorgung sowie 3, 6, und 18 Monate<br />

danach) umfangreiche standardisierte Outcome-Daten erhoben<br />

wurden. Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Interventionsgruppe wurden zwei Sitzungen<br />

e<strong>in</strong>er manualisierten Entlassungsplanungs<strong>in</strong>tervention angeboten,<br />

die sich nach Pr<strong>in</strong>zipien bedarfsorientierter Versorgung<br />

richtet. Die erste Sitzung fand ca. sieben Tage vor Ende des stationären<br />

Aufenthalts statt und diente dazu, e<strong>in</strong>en bedarfsorientierten<br />

Entlassungsplan zu erstellen, <strong>der</strong> dann dem nachbehandelnden<br />

nie<strong>der</strong>gelassenen Behandler zugeht. Die zweite Sitzung („Monitor<strong>in</strong>g“)<br />

fand drei Monate nach Entlassung statt und diente dazu, die<br />

Angemessenheit und Umsetzung des <strong>in</strong>itialen Entlassungsplans <strong>in</strong><br />

Kooperation mit dem nachbehandelnden Arzt zu evaluieren und<br />

den Entlassungsplan ggf. zu adaptieren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es wird berichtet, <strong>in</strong>wieweit die Intervention<br />

zu e<strong>in</strong>er signifikanten Reduktion <strong>der</strong> Anzahl und Dauer psychiatrischer<br />

Krankenhausaufenthalte (primärer Endpunkt) sowie<br />

zu höherer Lebensqualität und besseren kl<strong>in</strong>ischen Ergebnissen<br />

(sekundäre Endpunkte) beitrug.<br />

003<br />

Mental disor<strong>der</strong>s and <strong>in</strong>stitutionalisation <strong>in</strong> the el<strong>der</strong>ly<br />

Melanie Luppa (Universität Leipzig)<br />

T. Luck, H. Matsch<strong>in</strong>ger, S. G. Riedel-Heller<br />

Introduction: Although most el<strong>der</strong>ly people prefer to rema<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

their homes, because they were able to ma<strong>in</strong>ta<strong>in</strong> their social network,<br />

preserve environmental landmarks, and enjoy a better quality<br />

of life, the number of nurs<strong>in</strong>g home residents <strong>in</strong> Germany <strong>in</strong>creased<br />

by 23 percent between the 1999 and 2007. This study aims<br />

to analyze predictors of <strong>in</strong>stitutionalisation of <strong>in</strong>cident dementia<br />

cases and of <strong>in</strong>dividuals without develop<strong>in</strong>g dementia before <strong>in</strong>stitutionalisation.<br />

Method: Data were <strong>der</strong>ived from the Leipzig Longitud<strong>in</strong>al Study of<br />

the Aged (LEILA 75+), a population-based study of <strong>in</strong>dividuals<br />

aged 75 years and ol<strong>der</strong>. Socio-demographic, cl<strong>in</strong>ical and psychometric<br />

parameter were requested every 1.5 years over six waves.<br />

Kaplan-Meier estimates were used to determ<strong>in</strong>e mean time to <strong>in</strong>stitutionalisation.<br />

Cox proportional hazards regression was used to<br />

exam<strong>in</strong>e predictors of long-term <strong>in</strong>stitutionalisation.<br />

Discussion / Results: Of 109 subjects with <strong>in</strong>cident dementia who<br />

resided <strong>in</strong> private home at the time of the dementia diagnosis,


Topic 18 G Sozialpsychiatrie // Social psychiatry<br />

52 (48 %) had become residents by the end of the study. Be<strong>in</strong>g<br />

widowed / divorced (compared to be<strong>in</strong>g married) was associated<br />

with a significantly shorter time until <strong>in</strong>stitutionalisation (HR=8.03,<br />

95 % CI: 1.20-53.50). Of the dementia-free el<strong>der</strong>ly <strong>in</strong>dividuals,<br />

59 (8 %) were <strong>in</strong>stitutionalised dur<strong>in</strong>g the study period. Major depression<br />

was associated with a significantly shorter time until <strong>in</strong>stitutionalisation<br />

(HR=8.68, 95 % CI: 1.91-39.52). Further characteristics<br />

associated with a shorter time to <strong>in</strong>stitutionalisation of<br />

dementia-free <strong>in</strong>dividuals were <strong>in</strong>creased age, liv<strong>in</strong>g alone, functional<br />

and cognitive impairment, stroke, myocardial <strong>in</strong>farction, a<br />

low number of specialist visits and paid home helper use.<br />

004<br />

Childhood adversity <strong>in</strong> psychiatric patients – epidemiology and<br />

cl<strong>in</strong>ical consequences<br />

Ingo Schäfer (Unikl<strong>in</strong>ik Hamburg-Eppendorf, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

Introduction: In the last years, many studies have confirmed the<br />

important role of social experiences over the life span <strong>in</strong> the aetiology<br />

and course of mental disor<strong>der</strong>s. Especially childhood trauma<br />

has been put forward as an important risk factor for psychiatric<br />

disor<strong>der</strong>s and as a mediator of their course and outcome.<br />

Method: A systematic literature search was performed to identify<br />

studies on the epidemiology of early adverse experiences among<br />

psychiatric patients and their relationships with cl<strong>in</strong>ical variables.<br />

The literature f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs will be supplemented with data from German<br />

<strong>in</strong>patients with different psychiatric diagnoses.<br />

Discussion / Results: Most studies exam<strong>in</strong>ed the role of early <strong>in</strong>terpersonal<br />

trauma, especially sexual abuse, physical abuse and, to a<br />

lesser extend, emotional abuse and neglect. Fewer studies exam<strong>in</strong>ed<br />

other adverse experiences <strong>in</strong> childhood, e. g. early separa tion,<br />

parental illness or parental substance abuse. Vary<strong>in</strong>g rates of sexual<br />

and physical abuse are reported depend<strong>in</strong>g on the samples un<strong>der</strong><br />

study (e. g. <strong>in</strong>patients vs. outpatients), the type of assessment (e. g.<br />

<strong>in</strong>terviews vs. self-rat<strong>in</strong>g questionnaires) and the def<strong>in</strong>itions applied.<br />

Across all diagnostic groups, about 30 % to 60 % of the patients<br />

report at least one of these types of early adversity. As <strong>in</strong> the<br />

general population, sexual abuse is more prevalent <strong>in</strong> females than<br />

males - typically about twice the rate. Childhood trauma is related<br />

to a wide range of cl<strong>in</strong>ical problems. Independent from their specific<br />

diagnosis, patients report<strong>in</strong>g childhood sexual and / or physical<br />

abuse have an earlier onset of the disor<strong>der</strong>, a more severe course,<br />

more comorbidity, and a worse outcome as compared to patients<br />

without these experiences. These f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs un<strong>der</strong>score the need of<br />

services to become more trauma-sensitive. This <strong>in</strong>cludes the rout<strong>in</strong>e<br />

assessment of early adverse experiences and their consi<strong>der</strong>ation<br />

<strong>in</strong> the process of treatment plann<strong>in</strong>g and provision.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Stockholm 1<br />

S-118 Symposium<br />

Stigma als zweite Krankheit: Neue Evidenz zu Natur, Folgen und<br />

Stigmaabbau<br />

Vorsitz: M. Berger (Freiburg), B. Schulze (Zürich, Schweiz)<br />

001<br />

Antistigma-Kompetenz: Theorie und qualitative Forschungserkenntnisse<br />

zu e<strong>in</strong>em neuartigen Bildungsangebot für MitarbeiterInnen<br />

psychiatrischer E<strong>in</strong>richtungen<br />

Lena Freimüller (LVR Kl<strong>in</strong>ikum Düsseldorf)<br />

H. Zäske, W. Gaebel, W. Wölwer<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten Jahren belegte e<strong>in</strong>e Vielzahl von Studien,<br />

dass die Stigmatisierung e<strong>in</strong>e große Belastung für psychisch erkrankte<br />

Menschen und ihr Umfeld darstellt. Aufbauend auf diesen<br />

Erkenntnissen, wurden <strong>in</strong>ternational, national und regional Antistigma-Programme<br />

<strong>in</strong>s Leben gerufen und für spezielle Zielgruppen<br />

(Polizei, SchülerInnen, Medien) so genannte Antistigma-Interventionen<br />

durchgeführt, um <strong>der</strong> Diskrim<strong>in</strong>ierung und gesellschaftlichen<br />

Ausgrenzung psychisch erkrankter Menschen entgegenzuwirken.<br />

Antistigma-Interventionen, die sich konkret an psychiatrisches<br />

Personal wenden und dessen Rolle als MultiplikatorInnen ernst<br />

nehmen und nutzen, wurden jedoch bisher im deutschsprachigen<br />

Raum noch nicht systematisch umgesetzt.<br />

Methode: Im Rahmen des Kompetenznetz Schizophrenie (KNS)<br />

wurde e<strong>in</strong> neuartiges Bildungsangebot entwickelt, durchgeführt<br />

und angepasst: Der Workshop „Antistigma-Kompetenz für MitarbeiterInnen<br />

von psychiatrischen und psychosozialen E<strong>in</strong>richtungen“<br />

wird nun als zweitägige <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre <strong>in</strong>nerbetriebliche<br />

Fortbildung angeboten. In e<strong>in</strong>em begleitenden partizipativen Forschungsprozess<br />

wurden sowohl Psychiatrieerfahrene als auch<br />

MitarbeiterInnen von psychiatrischen E<strong>in</strong>richtungen an <strong>der</strong> Theoriebildung<br />

und Entwicklung dieser Antistigma-Intervervention<br />

beteiligt und explorative qualitative Daten erhoben. Psychiatrieerfahrene<br />

wurden darüber h<strong>in</strong>aus zu Co-Tra<strong>in</strong>erInnen ausgebildet<br />

und gestalten den Workshop als „ExpertInnen durch Erfahrung“<br />

aktiv mit.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Antistigma-Kompetenz beschreibt die<br />

Fähigkeit, sich wirksam gegen Stigmatisierung und Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

zu richten. Sie drückt sich <strong>in</strong> Wissen, Haltungen und Handlungen<br />

aus und ist e<strong>in</strong> wichtiger Schritt <strong>in</strong> Richtung Gleichberechtigung<br />

und gesellschaftlicher Teilhabe psychisch erkrankter<br />

Menschen. Der vom KNS angebotene Workshop bildet MitarbeiterInnen<br />

von psychiatrischen und psychosozialen E<strong>in</strong>richtungen<br />

zu MultiplikatorInnen für Antstigma-Kompetenz aus: Geme<strong>in</strong>sam<br />

werden konkrete Möglichkeiten zur Vermeidung von Stigmatisierung<br />

für das eigene Arbeits- und Lebensumfeld entwickelt; Wissen,<br />

Haltungen und Verhalten rund um das Thema (Ent-)Stigmatisierung<br />

werden vermittelt, reflektiert und e<strong>in</strong>geübt.<br />

002<br />

Biogenetische Modelle von Psychopathologie, implizite Schuld<br />

und das Stigma psychischer Erkrankung<br />

Nicolas Rüsch (Unikl<strong>in</strong>ik Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Optimistisch ließe sich erwarten, daß die Kenntnis<br />

biologischer Faktoren, die an psychischen <strong>Erkrankungen</strong> beteiligt<br />

s<strong>in</strong>d, die Stigmatisierung von Menschen mit psychischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

reduziert, da die wahrgenommene Verantwortlichkeit Betroffener<br />

für ihre Erkrankung verr<strong>in</strong>gert wird. An<strong>der</strong>e Forschungen<br />

dämpfen allerd<strong>in</strong>gs diesen Optimismus, da e<strong>in</strong>e Betonung biogenetischer<br />

Aspekte psychischer <strong>Erkrankungen</strong> den E<strong>in</strong>druck erwecken<br />

kann, daß die <strong>Erkrankungen</strong> stabile, <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sische Aspekte e<strong>in</strong>er Per-<br />

415


Topic 18 G Sozialpsychiatrie // Social psychiatry<br />

son s<strong>in</strong>d („genetic essentialism“) und so den Wunsch nach sozialer<br />

Distanz von Betroffenen erhöhen.<br />

Methode: Wir untersuchten kausale Modelle psychischer <strong>Erkrankungen</strong><br />

bei 85 Menschen mit psychischen <strong>Erkrankungen</strong> und<br />

50 Gesunden. E<strong>in</strong>stellungen zu Menschen mit psychischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

<strong>in</strong> H<strong>in</strong>sicht auf wahrgenommene Verantwortlichkeit für<br />

ihre Erkrankung, Furcht und soziale Distanz wurden durch Selbstbeurteilungsmaße<br />

erfaßt. Implizite Stereotypen über psychische<br />

<strong>Erkrankungen</strong> (Assoziation von ‚<strong>Psychische</strong>r Erkrankung‘ mit<br />

‚Schuld‘) und implizites Selbstkonzept als schuldig (Assoziation<br />

von ‚Selbst‘ mit ‚Schuld‘) wurden durch den Brief Implicit Association<br />

Test beurteilt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Unter Gesunden war e<strong>in</strong>e stärkere Zustimmung<br />

zu biogenetischen Modellen psychischer <strong>Erkrankungen</strong><br />

zwar mit e<strong>in</strong>er verr<strong>in</strong>gerten Wahrnehmung <strong>der</strong> Verantwortlichkeit<br />

Betroffener assoziiert, doch auch mit dem Wunsch nach größerer<br />

sozialer Distanz von psychisch Erkrankten. Bei Menschen mit psychischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong> hatte stärkere Zustimung zu biogenetischen<br />

Krankheitsmodellen nur negative Konsequenzen: explizite<br />

Furcht vor an<strong>der</strong>en Betroffenen und stärkere implizite Schuld. Genetische<br />

Modelle können unerwartete negative Folgen für implizites<br />

Selbstkonzept und explizite E<strong>in</strong>stellungen von Menschen mit<br />

psychischen <strong>Erkrankungen</strong> haben. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>seitige Festlegung auf<br />

genetische Modelle könnte daher nachteilig se<strong>in</strong> für kl<strong>in</strong>ische Praxis<br />

und Antistigma-Initiativen.<br />

003<br />

Wie bee<strong>in</strong>flußt Stigma das Hilfesuchverhalten? E<strong>in</strong>e Untersuchung<br />

zu antizipierter Diskrim<strong>in</strong>ierung und sozialer Distanz<br />

Georg Schomerus (Universität Greifswald, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Stigma psychischer <strong>Erkrankungen</strong> wird oft als<br />

Grund angeführt, um die ger<strong>in</strong>ge Inanspruchnahme psychiatrischer<br />

Hilfen zu erklären. Tatsächlich gibt es hierzu jedoch kaum<br />

belastbare empirische Befunde. In dieser Studie untersuchen wir<br />

zwei Möglichkeiten, wie Stigma das Aufsuchen psychiatrischer<br />

Hilfe bei Depression erschweren kann: Die befürchtete Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

durch An<strong>der</strong>e sowie die das Bedürfnis nach Sozialer Distanz<br />

gegenüber Personen, die psychiatrische Hilfe aufsuchen.<br />

Methode: Repräsentative telefonische Bevölkerungsbefragung <strong>in</strong><br />

Deutschland (n=2303). Nach Präsentation e<strong>in</strong>er Vignette e<strong>in</strong>er<br />

Person mit e<strong>in</strong>er schweren depressiven Episode wurde die Bereitschaft<br />

erfragt, selbst mit e<strong>in</strong>em solchen Problem zum Psychiater zu<br />

gehen. Das Ausmaß <strong>der</strong> <strong>in</strong> diesem Fall zu erwartenden Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

wurde mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Fokusgruppen entwickelte Skala erhoben,<br />

das Bedürfnis nach sozialer Distanz gegenüber Personen, die<br />

zum Psychiater gehen mithilfe e<strong>in</strong>er Bogardus-Skala. Außerdem<br />

wurden aktuelle Depressivität (PHQ-9), bisheriger Kontakt zu psychiatrischer<br />

Behandlung und soziodemographische Daten erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Beide Stigma-Skalen waren <strong>in</strong>tern konsistent<br />

(alpha 0.87 bzw. 0.81) und wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er explorativen<br />

Faktorenanalyse durch unterschiedliche, unkorrelierte Faktoren repräsentiert.<br />

Sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung als auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Subgruppe aktuell depressiver Probanden (n=136) war das Bedürfnis<br />

nach sozialer Distanz negativ mit <strong>der</strong> Bereitschaft korreliert,<br />

Hilfe <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen. Für die erwartete Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

durch An<strong>der</strong>e zeigte sich ke<strong>in</strong> signifikanter Zusammenhang. An<strong>der</strong>s<br />

als häufig vermutet blieb die erwartete Diskrim<strong>in</strong>ierung durch<br />

An<strong>der</strong>e ohne E<strong>in</strong>fluss auf die Bereitschaft, Hilfe zu suchen. E<strong>in</strong>e<br />

eigene ablehnende Haltung Hilfesuchenden gegenüber sche<strong>in</strong>t das<br />

Aufsuchen von Hilfe dagegen zu erschweren, was sich<br />

416<br />

004<br />

Was wirkt im Umgang mit Stigma? Ergebnisse e<strong>in</strong>er Mixed-<br />

Method Studie zum Stigma-Cop<strong>in</strong>g psychisch Erkrankter<br />

Beate Schulze (Universität Zürich, FZKWP, Forschungsbereich Kl<strong>in</strong>ische<br />

und Soziale Psychiatrie, Schweiz)<br />

M. Janeiro, H. Kiss<br />

E<strong>in</strong>leitung: Stigma kann den Alltag psychisch Kranker und ihren<br />

Zugang zu wichtigen Lebenschancen nachhaltig beie<strong>in</strong>trächtigen.<br />

Obwohl das Wissen über Stigma und Diskrim<strong>in</strong>ierungserfahrungen<br />

psychisch erkrankter Menschen stetig anwächst wissen wir<br />

noch wenig über ihre Strategien im Ungang mit Stigma und <strong>der</strong>en<br />

Wirksamkeit. In <strong>der</strong> bisherigen Forschung (L<strong>in</strong>k 1991) wurden vor<br />

allem drei Stigma-Cop<strong>in</strong>g-Orientierungen untersucht – Geheimhaltung,<br />

Rückzug bzw. Selektive Vermeidung und Aufklärung. Diese<br />

Strategien sche<strong>in</strong>en eher zu e<strong>in</strong>er Verschärfung <strong>der</strong> wahrgenommenen<br />

Stigmatisierung statt zum Abbau negativer Stigmafolgen<br />

beizutragen. Diese Studie untersucht (1) die Wirksamkeit <strong>der</strong> 3<br />

Strategien auf konkrete Stigmaerfahrungen und (2) die im Alltag<br />

angewandten Cop<strong>in</strong>g-Strategien mittels qualitativer Interviews.<br />

Methode: Mittels <strong>der</strong> deutschen Version des Inventory of Stigmatis<strong>in</strong>g<br />

Experiences (ISE, Stuart et al. 2005) wurden psychisch erkrankte<br />

Menschen (n=100) verschiedener Diagnosegruppen befragt.<br />

Das ISE ist e<strong>in</strong> semi-strukturierter Fragebogen und misst drei<br />

Konstrukte: (1) das Ausmass <strong>der</strong> erlebten Stigmatisierung, (2) Stigma-Cop<strong>in</strong>greaktionen<br />

und (3) die psychosozialen Auswirkungen<br />

des erlebten Stigmas. Cop<strong>in</strong>g-Strategien wurden anhand von 3<br />

Items, die die 3 Cop<strong>in</strong>g-Orientierungen nach L<strong>in</strong>k et al. abbilden,<br />

sowie mittels qualitativer Inhaltsanalyse <strong>der</strong> Interviewprotokolle<br />

erfasst. Zur Untersuchung <strong>der</strong> Cop<strong>in</strong>geffektivität wurden multiple<br />

Regressionsanalysen durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 54 % <strong>der</strong> Schweizer Psychiatrieerfahrenen<br />

berichten über Stigmaerfahrungen auf dem ISE. Stigma-Cop<strong>in</strong>g-<br />

Orientierungen, e<strong>in</strong>schliesslich <strong>der</strong> bislang als eher kontraproduktiv<br />

e<strong>in</strong>gestuften Strategien, sche<strong>in</strong>en soziales Stigma teilweise wirksam<br />

zu reduzieren. Beson<strong>der</strong>s für selektive Vermeidung konnte<br />

e<strong>in</strong>e protektive Wirkung nachgewiesen werden. Die qualitativen<br />

Daten zeigen, dass die Betroffenen e<strong>in</strong> breites Repertoire an Cop<strong>in</strong>gstrategien<br />

nutzen. Dabei nutzen sie komplexe Entscheidungsheuristiken,<br />

bei denen sie Strategien anhand verschiedener Kriterien<br />

wie ihrer Beziehung zum „Stigmatisierer“, ihrer aktuellen<br />

Belastbarkeit, dem Schweregrad <strong>der</strong> Stigmaerfahrung sowie <strong>der</strong> Erfolgswahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

ihres Handelns, auswählen. Daraus folgern<br />

wir, dass Menschen mit psychischen <strong>Erkrankungen</strong> ke<strong>in</strong>e passiven<br />

Stigma-‘Empfänger‘ s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n situationsabhängig komplexe<br />

Cop<strong>in</strong>g-Strategien e<strong>in</strong>setzen. Effektive Programme zum Stigma-<br />

Management müssen auf ihre bestehenden Cop<strong>in</strong>gressourcen aufbauen<br />

sowie die positiven wie negativen Konsequenzen e<strong>in</strong>es offenen<br />

Umgangs mit <strong>der</strong> eigenen Diagnose realitisch diskutieren.


Topic 18 G Sozialpsychiatrie // Social psychiatry<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Salon 11/12<br />

S-135 Symposium<br />

Neue Perspektiven <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen Rehabilitation (Referat<br />

Rehabilitation)<br />

Vorsitz: W. Weig (Osnabrück), K. Stengler (Leipzig)<br />

001<br />

Wer profitiert von Supported Employment? Ergebnisse aus dem<br />

Berner JOB COACH PROJEKT<br />

Holger Hoffmann (UPD Bern, Versorgungsforschung, Bern, Schweiz)<br />

D. Jäckel, S. Glauser, Z. Kupper<br />

E<strong>in</strong>leitung: Mit dem Berner JOB COACH PROJEKT (JCP) wurde<br />

im September 2002 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz e<strong>in</strong> auf europäische Verhältnisse<br />

adaptiertes Supported Employment implementiert. Ziel ist die<br />

nachhaltige Integration psychisch Kranker <strong>in</strong> den allgeme<strong>in</strong>en Arbeitsmarkt<br />

mittels zeitlich unbefristeter Begleitung durch e<strong>in</strong>en Job<br />

Coach. Die Ergebnisse <strong>der</strong> randomisierten, kontrollierten Begleitstudie<br />

über 2 Jahre liegen nun vor.<br />

Methode: Auf Basis <strong>der</strong> Ergebnisse e<strong>in</strong>es vierwöchigen Assessment<br />

verfügten 51 <strong>der</strong> 151 Teilnehmer nicht über e<strong>in</strong>e ausreichende Rehabilitationsfähigkeit.<br />

Die verbleibenden 100 wurden nach dem<br />

Zufallspr<strong>in</strong>zip dem JCP (n=46) resp. <strong>der</strong> Kontrollgruppe (n=54)<br />

zugeteilt. Letztere absolvierten e<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungsmaßnahme<br />

im traditionellen Stil (mehrmonatiges Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g im geschützten<br />

Rahmen vor <strong>der</strong> Stellenvermittlung).<br />

Diskussion / Ergebnisse: An<strong>der</strong>s als <strong>in</strong> den USA f<strong>in</strong>det am Ende<br />

des Assessments e<strong>in</strong>e Selektion statt. Die 51 von beruflichen Rehabilitationsmaßnahmen<br />

Ausgeschlossenen unterscheiden sich von<br />

den 100 Rehabilitanden <strong>in</strong> ihren Arbeitsleistungen, Persönlichkeitsmerkmalen,<br />

kognitiven Fähigkeiten und bezüglich ihrer Depressivität<br />

/ Angst. Sie zeigen zwar mehr Symptome, s<strong>in</strong>d kognitiv<br />

stärker bee<strong>in</strong>trächtigt, leistungsschwächer und eher fremdsprachig,<br />

unterscheiden sich aber h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Diagnosen,<br />

Alkohol- o<strong>der</strong> Cannabismissbrauch o<strong>der</strong> Persönlichkeitsstörung<br />

nicht von den Rehabilitanden. Nach erfolgter Selektion lässt sich<br />

<strong>der</strong> Erfolg bei den JCP-Teilnehmern im Gegensatz zur Kontrollgruppe<br />

kaum voraussagen, da auch stärker bee<strong>in</strong>trächtigte Teilnehmer,<br />

dank des Supported Employments auf dem allgeme<strong>in</strong>en<br />

Arbeitsmarkt arbeiten können. Bei den Teilnehmern <strong>der</strong> Kontrollgruppe<br />

dagegen lassen sich z. T. die bekannten Prädiktoren f<strong>in</strong>den.<br />

Nach zwei Jahren arbeiteten 45 % <strong>der</strong> JCP-Gruppe auf dem allgeme<strong>in</strong>en<br />

Arbeitsmarkt und lediglich 22 % waren arbeitslos gegenüber<br />

<strong>der</strong> Kontrollgruppe mit 17 % Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> freien Wirtschaft<br />

und 37 % ohne Arbeit. Die restlichen arbeiteten im geschützten<br />

Rahmen. Insgesamt ist Supported Employment für e<strong>in</strong>e breite<br />

Gruppe von psychisch bee<strong>in</strong>trächtigten Menschen geeignet, es profitieren<br />

davon mehr, auch leistungsschwächere und stärker bee<strong>in</strong>trächtigte<br />

Personen als von traditionellen Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungsangeboten.<br />

002<br />

Beschäftigung, Symptomatik und Krankenhausaufnahmen: Befunde<br />

aus EQOLISE<br />

Thomas Becker (Universität Ulm, BKH Günzburg, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie<br />

/ II)<br />

R. Kilian<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Rahmen <strong>der</strong> Analyse von Zusammenhängen zwischen<br />

beruflicher Tätigkeit und dem Krankheitsverlauf bei Menschen<br />

mit schweren psychischen <strong>Erkrankungen</strong> stellt sich häufig<br />

die Frage ob statistische Zusammenhänge eher auf Verursachungs-<br />

o<strong>der</strong> auf Selektionseffekte verweisen.<br />

Methode: Die Anwendung von autoregressiven latenten Wachs-<br />

tumsmodellen (ALT) bietet die Möglichkeit e<strong>in</strong>er differenzierten<br />

Analyse von Zusammenhängen zwischen verschiedenen Merkmalen<br />

im Längsschnitt. In dem vorliegenden Beitrag werden die<br />

Wechselwirkungen zwischen beruflicher Tätigkeit, Psychopathologie<br />

und <strong>der</strong> Notwendigkeit von stationären Kl<strong>in</strong>ikaufenthalten von<br />

312 Patienten mit schweren psychischen <strong>Erkrankungen</strong> untersucht,<br />

die an e<strong>in</strong>er multizentrischen randomisierten kontrollierten Studie<br />

(EQOLISE) zur Wirksamkeit e<strong>in</strong>er Intervention zur beruflichen<br />

Integration (IPS) teilgenommen haben und für die Daten zur beruflichen<br />

Tätigkeit, zum kl<strong>in</strong>ischen Status und zur Inanspruchnahme<br />

von Behandlungsmaßnahmen zu vier Messzeitpunkten im Abstand<br />

von 6 Monaten erhoben wurden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse des ALT Modells zeigen,<br />

dass e<strong>in</strong>e berufliche Tätigkeit <strong>in</strong>nerhalb des sechsmonatigen Mess<strong>in</strong>tervalls<br />

<strong>in</strong> zwei von drei Wie<strong>der</strong>holungsmessungen mit e<strong>in</strong>er Reduzierung<br />

<strong>der</strong> Psychopathologie zum folgenden Messzeitpunkt<br />

verbunden war, und das bei zwei von drei Wie<strong>der</strong>holungsmessungen<br />

die Stärke <strong>der</strong> Psychopathologie mit e<strong>in</strong>em erhöhten Risiko e<strong>in</strong>es<br />

stationären Kl<strong>in</strong>ikaufenthaltes im folgenden Mess<strong>in</strong>tervall verbunden<br />

war. Diese Ergebnisse deuten darauf h<strong>in</strong>, dass die Aufnahme<br />

e<strong>in</strong>er beruflichen Tätigkeit bei Menschen mit schweren psychischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong> e<strong>in</strong>en positiven Effekt auf den kl<strong>in</strong>ischen Verlauf<br />

<strong>der</strong> Erkrankung hat. E<strong>in</strong>schränkungen <strong>der</strong> Verallgeme<strong>in</strong>erungsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Untersuchungsergebnisse ergeben sich daraus,<br />

dass nur Patienten <strong>in</strong> die Studie e<strong>in</strong>geschlossen wurden, die e<strong>in</strong>e<br />

Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt anstrebten.<br />

003<br />

Rehabilitation, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik und Geme<strong>in</strong>depsychiatrie<br />

Peter Brieger (BKH Kempten, Psychiatrie und Psychotherpie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Es gibt vielfältige Probleme <strong>der</strong> Schnittstelle zwischen<br />

Rehabilitation und Geme<strong>in</strong>depsychiatrie<br />

Methode: Anhand eigenes Untersuchungen werden zwei Themenbereiche<br />

dargestellt: (1) Berufliche Rehabilitation und (2) jüngere<br />

Entwicklungen im Bereich Psychosomatik<br />

Diskussion / Ergebnisse: In beiden Bereichen spiegelt sich wi<strong>der</strong>,<br />

wie aktuell <strong>in</strong>stitutionsbezogenes Sektordenken e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Entwicklung<br />

hemmt. Dabei gibt es aus <strong>der</strong> evidenzbasierten Mediz<strong>in</strong><br />

gute Beispiele wie entsprechende Versorgungsstrukturen gestaltet<br />

werden sollten.<br />

004<br />

Psychiatrische Komorbidität bei bandscheibenoperierten Patienten:<br />

Häufigkeit und E<strong>in</strong>fluss auf die berufliche Rehabilitation<br />

Katar<strong>in</strong>a Stengler (Universität Leipzig, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

M. Zieger, H.-H. König, S. G. Riedel-Heller<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong> zentrales Ziel mediz<strong>in</strong>isch und beruflicher Rehabilitation<br />

besteht dar<strong>in</strong>, durch Wie<strong>der</strong>herstellung von Gesundheit<br />

und Belastbarkeit die Telhabe am gesellschaftlichen Leben zu sichern<br />

und dabei v. a. Frühberentungen zu vermeiden. Verschiedene<br />

Studien kommen zu dem Schluss, dass frühzeitige Erwerbsm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

nicht nur im Bereich schwerer psychiatrischer <strong>Erkrankungen</strong><br />

an sich son<strong>der</strong>n <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch bei Komorbidität zwischen psychischen<br />

und somatischen <strong>Erkrankungen</strong> e<strong>in</strong> zunehmendes Problem<br />

ist. Es ist das Anliegen <strong>der</strong> vorliegenden Studie Häufigkeit und<br />

Art von psychischer Komorbidität bei bandscheibenoperierten Patienten<br />

während und im Anschluss an die Akutbehandlung zu ermitteln.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus sollen Aussagen über den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong><br />

psychischen Komorbidität auf die Inanspruchnahme bzw. auf Maßnahmen<br />

<strong>der</strong> beruflichen Rehabilitation gemacht werden.<br />

Methode: Patienten im Alter zwischen 18 und 55 Jahren wurden<br />

nach e<strong>in</strong>er Bandscheibenoperation (ICD 10 M50; M51) h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Prävalenz psychischer Komorbidität untersucht und mit <strong>der</strong><br />

Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bandscheibenoperierte Patienten weisen<br />

417


Topic 18 G Sozialpsychiatrie // Social psychiatry<br />

im Vergleich zur Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung e<strong>in</strong> höheres Risiko auf, an<br />

e<strong>in</strong>er psychischen Störung zu erkranken. Es zeichnen sich erste Unterschiede<br />

zwischen psychisch komorbiden und psychisch gesunden<br />

bandscheibenoperierten Patienten h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> beruflichen<br />

Rehabilitation ab. Schlussfolgerung: Für Patienten mit Bandscheibenoperationen<br />

könnte sich unter stärkerer Berücksichtigung des<br />

psychischen Bef<strong>in</strong>dens <strong>der</strong> Rehabilitationsprozess langfristig besser<br />

und erfolgreicher gestalten lassen.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Istanbul<br />

WSy-014 Weiterbildungssymposium<br />

Aspekte <strong>in</strong>terkultureller Psychotherapie<br />

(Referat Transkulturelle Psychiatrie und Migration)<br />

Vorsitz: W. Machleidt (Hannover), E. Wohlfart (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Somatoforme Symptome bei türkischstämmigen MigrantInnen:<br />

Die Validierung <strong>der</strong> türkischen Version des SOMS<br />

Yesim Erim (LVR Kl<strong>in</strong>iken Essen, Kl<strong>in</strong>ik für Psychosomatische Mediz<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der wachsende Anteil <strong>der</strong> Migranten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung<br />

macht ihre Berücksichtigung <strong>in</strong> psychotherapeutischen<br />

Versorgungsstrukturen erfor<strong>der</strong>lich. Im kl<strong>in</strong>ischen Alltag<br />

wird oft e<strong>in</strong>e erhöhte psychische Vulnerabilität von Migranten und<br />

e<strong>in</strong> häufiges Vorkommen von Somatisierungsstörungen angenommen.<br />

Die Studienlage lässt e<strong>in</strong>e vergleichsweise hohe Prävalenz somatoformer<br />

Störungen bei türkischen Migranten vermuten (Günay<br />

und Haag 1990, Lay, Lauber & Rössler, 2005). Die Untersuchung<br />

<strong>der</strong> Betroffenen <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Sprache ist oft erschwert, aus<br />

diesen Gründen besteht e<strong>in</strong> Bedarf für e<strong>in</strong> psychometrisches Screen<strong>in</strong>g<strong>in</strong>strument<br />

<strong>in</strong> türkischer Sprache.<br />

Methode: Das Screen<strong>in</strong>g für Somatoforme Störungen (SOMS)<br />

(Rief, Hiller & Heuser, 1997) wurde <strong>in</strong>s Türkische übersetzt, kulturell<br />

angepasst und validiert. Beim SOMS handelt es sich um e<strong>in</strong><br />

Screen<strong>in</strong>gverfahren zur Erfassung von körperlichen Beschwerden,<br />

die nicht auf e<strong>in</strong>e organische Erkrankung zurückzuführen s<strong>in</strong>d.<br />

(Rief et al. 1997, Rief und Hiller, 1992). Anhand e<strong>in</strong>er Stichprobe<br />

von 114 türkischsprachigen Patienten e<strong>in</strong>er muttersprachlichen<br />

psychosomatischen Ambulanz sowie e<strong>in</strong>er Gruppe von 105 psychisch<br />

unauffälligen türkischen Migranten wurde SOMS validiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die türkische Version des SOMS wies<br />

e<strong>in</strong>e hohe <strong>in</strong>terne Konsistenz (von α = 0.78 bis α = 0.93), e<strong>in</strong>e hohe<br />

konkurrente Validität (von r = .37 bis r = -.48) anhand von Depressivitätsscores<br />

nach dem Beck-Depressions-Inventar und dem Gesamtscore<br />

des Kohärenzgefühls nach <strong>der</strong> Sense of Coherence Scale<br />

sowie e<strong>in</strong>e hohe diskrim<strong>in</strong>ante Validität auf. Mit <strong>der</strong> türkischen<br />

Version des SOMS wird e<strong>in</strong> verständliches, reliables und valides Instrument<br />

zur Erfassung somatoformer Symptome bei türkischen<br />

Migranten vorgelegt. Kultursensible Interventionen, die für diese<br />

Gruppe entwickelt wurden, werden vorgestellt.<br />

002<br />

Dissoziative Phänomene – kulturelles Repertoire o<strong>der</strong> Psychopathologie?<br />

E<strong>in</strong>e ethnopsychiatrische Differentialdiagnostik mit<br />

Fallvorstellung<br />

Ernest<strong>in</strong>e Wohlfart (Charité Universitätsmediz<strong>in</strong>, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie, Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Euroamerikanische diagnostische Kategorien des ICD<br />

10 o<strong>der</strong> DSM IV be<strong>in</strong>halten den Versuch psychiatrische Phänomene<br />

und Symptome zu objektiven Entitäten zusammenzufassen.Sie<br />

418<br />

verstehen sich als universell. In <strong>der</strong> Diagnosestellung und Behandlung<br />

von Patienten aus nicht-westlichen Kontexten, <strong>in</strong> <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Sett<strong>in</strong>gs benötigen wir jedoch zunehmend differentialdiagnostische<br />

Parameter, die e<strong>in</strong>e Perspektive ermöglichen auf das<br />

kulturelle Repertoire und die subjektiven Krankheitsvorstellungen.<br />

Denn bef<strong>in</strong>den sich Behandler und Patient nicht mehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Bedeutungszusammenhang entstehen sog. „cultural bias“, die zu<br />

häufigen Fehldiagnosen gerade <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterscheidung zwischen<br />

e<strong>in</strong>er Konfliktpathologie (Neurosen) und Entwicklungspathologie<br />

(Psychosen) führen.<br />

Methode: Anhand e<strong>in</strong>er semiqualitativen, follow-up Studie haben<br />

wir am Zentrum für <strong>in</strong>terkulturelle Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Charite, Campus Mitte Parameter geriert, die es emöglichen<br />

e<strong>in</strong>e ethnopsychiatrischen Differentialdiagnose zu stellen mit wesentlichen<br />

Implikationen auf die Behandlungsform.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wir stellen die herausgearbeiteten Parameter<br />

vor verbunden mit zwei kurzen Fallvignetten zu <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

dissoziativen Phänomenen bei afrikanischen Patienten im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er Konfliktpathologie, die vor <strong>der</strong> ethnopsychiatrischen<br />

Differentialdiagnostik als Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis<br />

diagnostiziert worden waren.<br />

003<br />

Wesentliche Merkmale Interkultureller Psychotherapie<br />

Wielant Machleidt (Med. Hochschule Hannover, Zentrum Seelische<br />

Gesundheit)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die kultursensible psychotherapeutische Arbeit mit<br />

Migranten ist für e<strong>in</strong>heimische Therapeuten e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

beson<strong>der</strong>er Art. Sie macht es erfor<strong>der</strong>lich, die eigenen kulturbezogenen<br />

und <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne „ethnischen“ therapeutische Techniken<br />

und Haltungen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kulturkritischen Analyse <strong>in</strong> Frage zu stellen<br />

und sich an<strong>der</strong>en Kulturen und ihren Interaktionsmodi zu öffnen.<br />

Methode: Da sich das Fremde nicht aus dem Eigenen erschliessen<br />

lässt, geht es im <strong>in</strong>terkulturellen Dialog <strong>in</strong> <strong>der</strong> dyadischen therapeutischen<br />

Beziehung im wesentlichen um drei D<strong>in</strong>ge: um e<strong>in</strong>en<br />

wechselseitigen Wissens- und Verständniszugew<strong>in</strong>n, um e<strong>in</strong>e Kulturgrenzen<br />

überschreitende Empathie und nicht zuletzt um das<br />

Erkennen und die Bearbeitung all <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stände, die dem Transformationsprozess,<br />

<strong>in</strong> dem das Fremde durch Entfremdung zum<br />

Eigenen und Vertrauten wird, entgegenstehen. Denn fremd ist <strong>der</strong><br />

Fremde nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fremde.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In den Übertragungen und Gegenübertragungen<br />

spiegeln sich im mikrosozialen Kosmos <strong>der</strong> therapeutischen<br />

Dyade die makrosozialen gesellschaftlichen Haltungen und<br />

Vorurteile bewusst / unbewusst wie<strong>der</strong>. In <strong>der</strong> therapeutischen<br />

Arbeit werden <strong>in</strong> je spezifischen Übertragungskonstellationen auf<br />

den Therapeuten die familiären Beziehungsmuster und Kräfteverhältnisse,<br />

die narzisstische Restitution zur Kompensation eigener<br />

Unzulänglichkeiten und Selbstwertzweifel, das Wagnis neuer Beziehungsknüpfungen,<br />

die Übernahme neuer Rollen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufnahmegesellschaft,<br />

die Realitätsprüfung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit den realen<br />

Fähigkeiten und Möglichkeiten bearbeitet. Die Bewältigung <strong>der</strong><br />

Anfor<strong>der</strong>ungen des Migrationsprozesses stellt e<strong>in</strong>e neue „Runde“<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Individuation und Loslösung im Individuationsprozess dar<br />

und führt als „kulturelle Adoleszenz“ zur Bildung e<strong>in</strong>er neuen bikulturellen<br />

Identität.


Topic 18 G Sozialpsychiatrie // Social psychiatry<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 20<br />

FV-005 Sitzung Freier Vorträge<br />

Sozialpsychiatrie<br />

Vorsitz: T. Becker (Günzburg), S. G. Riedel-Heller (Leipzig)<br />

001<br />

Transkulturelle Psychiatrie-Herausfor<strong>der</strong>ungen im Alltag: Vorurteilsbewusste<br />

Kommunikation (Anti-Bias-Approach)<br />

Mar<strong>in</strong>a Chernivsky (Vivantes Humboldt Kl<strong>in</strong>ikum, Psychiatr. Institutambulanz<br />

II, Berl<strong>in</strong>)<br />

U. von Lersner, E. van Keuk, S. Golsabahi<br />

E<strong>in</strong>leitung: Sobald Menschen aus verschiedenen Län<strong>der</strong>n und Kulturkreisen<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> Kontakt treten, f<strong>in</strong>den Begegnungen<br />

statt, die wechselseitige Irritationen und Missverständnisse hervorbr<strong>in</strong>gen<br />

können. Doch s<strong>in</strong>d Erkenntnisse über die „an<strong>der</strong>en“ Kulturen<br />

nicht alle<strong>in</strong>e entscheidend für den <strong>in</strong>terkulturellen Umgang.<br />

Vielmehr steht die Fähigkeit, sich mit kulturell bed<strong>in</strong>gten Irritationen<br />

reflexiv ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu setzen, im Mittelpunkt <strong>der</strong> <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Handlungskompetenz. Das Vertrautse<strong>in</strong> mit <strong>der</strong> eigenen<br />

Herkunft sowie das Wissen über Migrationsverläufe s<strong>in</strong>d für die<br />

kultursensitive und migrationsspezifische Therapie mehr als erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Hierzu gehören das Erkennen von subjektiven Krankheitsverständnissen<br />

<strong>der</strong> PatientInnen, da Symptomwahrnehmung und<br />

-deutung durchaus kulturspezifisch s<strong>in</strong>d, und e<strong>in</strong>er Anerkennung<br />

bedürfen. Hier wird von den Therapeuten die Bereitschaft gefor<strong>der</strong>t,<br />

auch das eigene kulturelle Selbstverständnis zu reflektieren,<br />

um nicht <strong>in</strong> stereotypen Annahmen über die jeweilige Patientengruppe<br />

zu verbleiben.<br />

Methode: Die <strong>in</strong>terkulturelle therapeutische Arbeit soll jedoch<br />

nicht auf den ethnisch orientierten Konzepten basieren, die e<strong>in</strong>en<br />

„ethnisch-spezifischen“ Umgang mit den M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten vorsehen.<br />

Zwar ist die Sensibilität für die kulturellen H<strong>in</strong>tergründe <strong>der</strong> PatientInnen<br />

vorhanden, aber sie lässt sich nicht auf die ethnische Zugehörigkeit<br />

beschränken. Die Vielfalt differenter kultureller Werthaltungen<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> jeweiligen „Gruppierungen“ sowie die<br />

<strong>in</strong>dividuell-biographischen Kontexte <strong>der</strong> KlientInnen sollen <strong>in</strong> die<br />

<strong>in</strong>terlkulturelle Psychiatrie und Psychotherapie notwendigerweise<br />

mite<strong>in</strong>bezogen werden. Voraussetzung dafür ist die multidimensionale<br />

Def<strong>in</strong>ition von ‚Kultur‘, die e<strong>in</strong>e stetige (Weiter)Entwicklung<br />

von kulturellen Selbst- und Lebenskonzepten bzw. ethnischen E<strong>in</strong>heiten<br />

vorsieht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Ziel dieses Beitrages ist es, die Kongressteilnehmenden<br />

für e<strong>in</strong>en Perspektivwechsel bei ihrem Umgang<br />

mit <strong>in</strong>terkulturellen Spannungen <strong>in</strong> ihrer Praxis zu motivieren<br />

und gegebenenfalls zum E<strong>in</strong>üben verän<strong>der</strong>ter Kommunikations-<br />

und Umgangsformen anzuleiten.<br />

002<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verbundkooperation im LVR-Kl<strong>in</strong>ikum Düsseldorf<br />

Richard Zemlicka (LVR-Kl<strong>in</strong>ikum Düsseldorf)<br />

A. Withalm, B. Janssen, A. Speck, H. Schneitler, W. Gaebel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Behandlungsdaten des LVR-Kl<strong>in</strong>ikums Düsseldorf<br />

zeigen, dass trotz e<strong>in</strong>es dichten Versorgungsnetzes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landeshauptstadt<br />

Düsseldorf die Wie<strong>der</strong>aufnahmeraten von chronisch<br />

psychisch erkrankten Menschen beträchtlich s<strong>in</strong>d. Verantwortlich<br />

s<strong>in</strong>d vermutlich nicht optimal aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmte, e<strong>in</strong>richtungsübergreifende<br />

Behandlungspfade und e<strong>in</strong> erheblicher Koord<strong>in</strong>ierungsbedarf<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Hilfeleistungen im E<strong>in</strong>zelfall.<br />

Qualitätsmanagementsysteme <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> gesundheitlichen<br />

und sozialen Versorgung, wie das <strong>der</strong> EFQM o<strong>der</strong> die DIN<br />

EN ISO 9001, s<strong>in</strong>d schon lange ke<strong>in</strong> Novum mehr. Warum sollte<br />

man diese bewährten Instrumente nicht auch zur Verbesserung <strong>der</strong><br />

Abstimmung und Vernetzung e<strong>in</strong>es ganzen Hilfesystems nutzen?<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund wurde im Herbst 2008 e<strong>in</strong> Projekt zur<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verbundkooperation zwischen dem LVR-Kl<strong>in</strong>ikum<br />

und dem Sozialpsychiatrischen Zentrum im Sektor Mitte / West des<br />

Gesundheitsamtes <strong>der</strong> Landeshauptstadt Düsseldorf (SPZ) gestartet.<br />

Teilziele des Projektes s<strong>in</strong>d u. a. die Gewährleistung e<strong>in</strong>es<br />

lückenlosen und aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmten Hilfeangebots, die<br />

Vermeidung von unproduktiven Behandlungs- und Versorgungsüberschneidungen,<br />

die Sicherung <strong>der</strong> Behandlungskont<strong>in</strong>uität und<br />

die Gewährleistung <strong>der</strong> Angebotstransparenz für Anbieter, Betroffene<br />

und Angehörige.<br />

Methode: Als zentraler Arbeitsansatz wurde die Implementierung<br />

e<strong>in</strong>es Casemanagements <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit <strong>der</strong> Erprobung des<br />

„Netzwerkbezogenen Qualitätsmanagements“ (NBQM) ausgewählt.<br />

Dadurch war e<strong>in</strong>e detaillierte Versorgungs- und Kooperationsanalyse<br />

des Versorgungssektors aus allen Perspektiven möglich.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Referat ermöglicht e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong><br />

das NBQM und se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>satz im Rahmen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verbundkooperation.<br />

Es werden Erfahrungen <strong>der</strong> Akteure mit <strong>der</strong><br />

Selbstbewertung im Versorgungssektor geschil<strong>der</strong>t und die unterschiedlichen<br />

Vorgehensweisen <strong>der</strong> Umsetzung, durch zugrundeliegende<br />

zentrale Elemente, wie z. B. Kundenorientierung, Aufbau<br />

von Partnerschaften und Verantwortung gegenüber <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

im öffentlichen Gesundheitswesen, vorgestellt. So konnten<br />

durch regelmäßige Sprechstunden im SPZ und E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong><br />

Wohnungshilfe beispielsweise bislang nur schwer erreichbare chronisch<br />

psychisch erkrankte Menschen niedrigschwellig angesprochen<br />

und – nach Maßgabe des <strong>in</strong>dividuellem Hilfebedarfs – <strong>in</strong> das<br />

kommunale Versorgungssystem <strong>in</strong>tegriert werden.<br />

003<br />

Geme<strong>in</strong>de<strong>in</strong>tegrierte Akutbehandlung Luzern: Erste Ergebnisse<br />

e<strong>in</strong>es Schweizerischen Modellprojektes zur geme<strong>in</strong>denahen psychiatrischen<br />

Akutbehandlung mit e<strong>in</strong>em Integrationsmodell<br />

U. Junghan (Psychiatrische Unikl<strong>in</strong>ik, Geme<strong>in</strong>depsychiatrie, Bern,<br />

Schweiz)<br />

K. Kraan, J. Kurmann<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten Jahren s<strong>in</strong>d Modelle zur nachgehenden<br />

und aufsuchenden, psychiatrischen Akutbehandlung durch mobile<br />

Geme<strong>in</strong>deteams zunehmend <strong>in</strong> den Blickpunkt des Interesses gerückt.<br />

Es wir erwartet durch diese Modelle e<strong>in</strong>e Reduktion stationärer<br />

Behandlungstage zu erreichen. Vorliegende Studien haben<br />

jedoch die E<strong>in</strong>schränkung, dass sie überwiegend selektionierte Patientenkollektive<br />

untersucht haben. Es bestehen daher Unsicherheiten<br />

über die Effekte solcher Behandlungsansätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rout<strong>in</strong>eversorgung.<br />

Methode: Alle rout<strong>in</strong>emässig zur stationären psychiatrischen Behandlung<br />

zugewiesenen Patienten e<strong>in</strong>er städtischen, Schweizerischen<br />

Versorgungsregion mit 180‘000 E<strong>in</strong>wohnern wurden mit<br />

Hilfe e<strong>in</strong>es spezialisierten Randomisierungsdesigns (modifiziertes<br />

Zelen’s-Design) e<strong>in</strong>em mobilen Geme<strong>in</strong>deteam o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er von<br />

3 Akutstationen zugewiesen. Das Geme<strong>in</strong>deteam behandelt se<strong>in</strong>e<br />

Patienten dabei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Integrationsmodell je nach <strong>in</strong>dividuellem<br />

Behandlungsbedarf aufsuchend, teil- o<strong>der</strong> vollstationär<br />

Diskussion / Ergebnisse: In dem über zwei Jahre (bis September<br />

2009) laufenden Modellprojekt wurden bisher (Stand Juli 2009)<br />

1200 rout<strong>in</strong>emässig zur stationären Behandlung zugewiesene Akutpatienten<br />

unter den Bedigungen e<strong>in</strong>er randomisierten, kontrollierten<br />

Studie erfasst. Die durchschnittliche Behandlungsdauer pro<br />

Fall (22 Tage konventionell stationär; 24 Tage Geme<strong>in</strong>deteam) ist<br />

bei den bisher erfassten Patienten vergleichbar. Allerd<strong>in</strong>gs verbr<strong>in</strong>gen<br />

die Patienten des Geme<strong>in</strong>deteams im Durchschnitt nur etwa<br />

die Hälfte <strong>der</strong> benötigten Behandlungstage im stationären Sett<strong>in</strong>g.<br />

Das Modellprojekt zeigt, dass unter Rout<strong>in</strong>ebed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong> substantieller<br />

Anteil <strong>der</strong> psychiatrischen Akutbehandlung ohne Quali-<br />

419


Topic 18 G Sozialpsychiatrie // Social psychiatry<br />

tätse<strong>in</strong>bussen ausserhalb des stationären Bereiches erfolgen kann.<br />

Der vorliegende Beitrag präsentiert erste Ergebnisse <strong>der</strong> Projektevaluation<br />

und diskutiert Beson<strong>der</strong>heiten dieses im deutschsprachigen<br />

Raum bisher <strong>in</strong> dieser Form nicht untersuchten Behandlungsansatzes.<br />

004<br />

Entscheidungskriterien für die Behandlung von Patienten auf <strong>der</strong><br />

psychiatrischen Notaufnahme<br />

Johannes Krautheim (Charité, Berl<strong>in</strong>)<br />

A. He<strong>in</strong>z, J. He<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung: Trotz hoher kl<strong>in</strong>ischer Relevanz existieren bis heute<br />

neben rechtlichen Vorschriften ke<strong>in</strong>e evidenzbasierten Richtl<strong>in</strong>ien<br />

für Entscheidungsprozesse auf <strong>der</strong> psychiatrischen Notaufnahme<br />

(Mul<strong>der</strong> 2005). In vielen Fällen müssen die behandelnden Ärzt<strong>in</strong>nen<br />

und Ärzte <strong>in</strong> kurzer Zeit Entscheidungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er komplexen<br />

Behandlungssituation treffen. Ziel dieser Studie war es, Prädiktoren<br />

<strong>der</strong> stationären Aufnahme<strong>in</strong>dikation zu ermitteln und e<strong>in</strong> brauchbares<br />

unterstützendes Instrument für den Entscheidungsprozess<br />

auf <strong>der</strong> psychiatrischen Notaufnahme zu entwickeln.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>em Zeitraum von drei Monaten wurden 506 Patienten<br />

auf <strong>der</strong> psychiatrischen Notaufnahme des Universitätskl<strong>in</strong>ikums<br />

Charité Berl<strong>in</strong> behandelt. Alle Patienten wurden durch<br />

die behandelnde Person mit dem Severity of Psychiatric Illness<br />

Scale (SPI), <strong>der</strong> Skala zur globalen Erfassung des Funktionsniveaus<br />

(GAF) und den Cl<strong>in</strong>ical-Global-Impression-Scores (CGI) beurteilt.<br />

Außerdem wurden soziodemographische Faktoren sowie wichtige<br />

Situationsbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> jeweiligen Behandlung erfasst. Mit Hilfe<br />

von multivariaten Analysemethoden wurden Prädiktoren <strong>der</strong><br />

stationären Aufnahme<strong>in</strong>dikation berechnet. Daraus wurde e<strong>in</strong> Test<br />

entwickelt, mit dem die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit <strong>der</strong> stationären Aufnahme<br />

ermittelt werden konnte. Dieser wurde prospektiv validiert<br />

und mit den an<strong>der</strong>en erfassten Tests verglichen. E<strong>in</strong>ige Faktoren,<br />

die im E<strong>in</strong>zelfall e<strong>in</strong>e große Rolle spielen, wie das Vorliegen von<br />

Fremdgefährdung, halten den multivariaten Analysemethoden auf<br />

Grund ihrer Seltenheit nicht stand. Dies wurde bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>es entsprechenden Tests berücksichtigt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Alle<strong>in</strong> mit den vier Faktoren Suizidrisiko,<br />

E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Alltagsfähigkeit, Vorliegen e<strong>in</strong>es psychotischen<br />

Syndroms und Zustimmung <strong>der</strong> Begleitung des Patienten zur stationären<br />

Aufnahme und konnte e<strong>in</strong> Modell entwickelt werden, mit<br />

dem 83 % <strong>der</strong> Patienten richtig zugeordnet werden konnten. Ebenfalls<br />

konnte mit dem Punktwert des entwickelten Tests e<strong>in</strong>e korrekte<br />

Zuordnung <strong>in</strong> über 80 % <strong>der</strong> Fälle erfolgen. Diskussion: Diese<br />

kl<strong>in</strong>ische Studie konnte trotz <strong>der</strong> erheblichen Komplexität des E<strong>in</strong>zelfalls<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen Notaufnahme e<strong>in</strong>ige Faktoren ermitteln,<br />

die die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er stationären Aufnahme<strong>in</strong>dikation<br />

<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>em Ausmaß steigern.<br />

005<br />

<strong>Psychische</strong> Belastung von ausländischen Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten<br />

Isaac Bermejo (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

I. Maier, H. Pessenthe<strong>in</strong>er, D. Ruf, M. Härter<br />

E<strong>in</strong>leitung: H<strong>in</strong>sichtlich psychischer Störungen bestehen kultur-<br />

und migrationsbed<strong>in</strong>gte Differenzen im Erleben von und beim<br />

Umgang mit Symptomen. Der Zusammenhang zwischen Migrationserfahrungen<br />

und Entstehung bzw. Aufrechterhaltung von psychischen<br />

Störungen ist jedoch bislang ungeklärt. Epidemiologische<br />

Studien zur psychischen Belastung von Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten<br />

<strong>in</strong> Deutschland liegen kaum vor, dabei s<strong>in</strong>d solche Informationen<br />

entscheidend für e<strong>in</strong>e adäquate mediz<strong>in</strong>ische Versorgung dieser<br />

Zielgruppe. Ziel ist die Analyse <strong>der</strong> psychischen Belastungen<br />

bei Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten.<br />

420<br />

Methode: Querschnittsbefragung von Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten<br />

<strong>in</strong> den Migrationsdiensten und Suchtberatungsstellen des<br />

Deutschen Caritasverbandes und <strong>der</strong> Arbeiterwohlfahrt. Neben<br />

gesundheitlichen Belastungen (Beschwerdenliste (BL) nach Zerrsen)<br />

und Symptomen psychischer Störungen (Depression: Patientengesundheitsfragebogen<br />

(PHQ-D); Angst: GAD-7; riskanter Alkoholkonsum:<br />

AUDIT) wurden Daten zur sozialen und beruflichen<br />

Situation sowie zum Migrationsh<strong>in</strong>tergrund erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt liegen Daten von n= 506 Migrant<strong>in</strong>nen<br />

(55,7 %) und Migranten (44,3 %) vor (Alter: 53,4 ±<br />

12,9). Vornehmlich aus den Staaten <strong>der</strong> ehemaligen Sowjetunion<br />

(n= 196), <strong>der</strong> Türkei (n= 77), Italien (n= 95) und Spanien (n= 67).<br />

Insgesamt liegen bei 44,7 % H<strong>in</strong>weise für e<strong>in</strong>e Somatisierungsstörung<br />

vor (BL > 20). 20,6 % übersteigen den Cut-Off für e<strong>in</strong>e depressive<br />

Störung (PHQ-D > 10) und bei 52,8 % liegen H<strong>in</strong>weise für erhöhte<br />

Ängstlichkeit vor (GAD-7 > 5). 12,3 % <strong>der</strong> Befragten zeigen<br />

H<strong>in</strong>weise für e<strong>in</strong>en riskanten Alkoholkonsum. Die Untersuchung<br />

liefert empirisch fundierte Aussagen über die psychische Belastung<br />

von Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten, die nichtgesundheitsspezifische<br />

Beratungse<strong>in</strong>richtungen aufsuchen. Die Analyse <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

des Migrationsstatus und soziodemographischer Faktoren ermöglicht<br />

die Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

dieser Personengruppe bei psychischen Belastungen.<br />

006<br />

Risiko- und Resilienzfaktoren bei e<strong>in</strong>er positiven Familiengeschichte<br />

e<strong>in</strong>er Alkoholstörung für die Entwicklung von Substanz- und<br />

weiteren psychischen Störungen – Ergebnisse <strong>der</strong> Greifswal<strong>der</strong><br />

Familienstudie<br />

Malte Stopsack (Universität Heidelberg, Psychologisches Institut AE<br />

Kl<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

I. Ulrich, S. Barnow<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e positive Familiengeschichte e<strong>in</strong>er Alkoholstörung<br />

wird oftmals als Risiko für die Entwicklung e<strong>in</strong>er späteren Substanzstörung<br />

angesehen, wobei die Datenlage allerd<strong>in</strong>gs wi<strong>der</strong>sprüchlich<br />

ist. Neben methodischen Problemen (retrospektive<br />

Datenerhebung, kl<strong>in</strong>ische Stichproben, ger<strong>in</strong>ge Validität <strong>der</strong> Instrumente)<br />

s<strong>in</strong>d die Unterschiede dadurch zu erklären, dass zusätzliche<br />

Risiko- und Resilienzfaktoren (z. B. weitere psychische Störungen<br />

<strong>der</strong> Eltern) vernachlässigt werden. In diesem Vortrag soll<br />

<strong>der</strong> Frage nachgegangen werden, ob K<strong>in</strong><strong>der</strong> alkoholkranker Eltern<br />

vermehrt Alkohol- und weitere psychische Probleme aufweisen<br />

und welche Faktoren diese Befunde mediieren..<br />

Methode: In <strong>der</strong> Greifswal<strong>der</strong> Familienstudie wurden von 1998 –<br />

2003 <strong>in</strong>sgesamt 381 K<strong>in</strong><strong>der</strong> (Durchschnittsalter 14) und <strong>der</strong>en Eltern<br />

e<strong>in</strong>er Allgeme<strong>in</strong>bevölkerungsstichprobe umfassend bezüglich<br />

psychischer Störungen und Persönlichkeit sowie Alkoholgebrauch<br />

untersucht. In den Jahren 2005 – 2008 (Durchschnittsalter 20) wurden<br />

knapp 90 % dieser Stichprobe nachuntersucht, wobei bei den<br />

nunmehr jungen Erwachsenen zusätzlich neuropsychologische<br />

und -physiologische Korrelate durchgeführt wurden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Junge Erwachsene mit e<strong>in</strong>er positiven<br />

Familiengeschichte e<strong>in</strong>er Alkoholstörung wiesen ke<strong>in</strong>e erhöhten<br />

Prävalenzen für Alkoholstörungen auf, ebenso wenig unterschieden<br />

sich die Gruppen h<strong>in</strong>sichtlich Tr<strong>in</strong>kmenge, Tr<strong>in</strong>kfrequenz o<strong>der</strong><br />

B<strong>in</strong>ge-Dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g. Allerd<strong>in</strong>gs war die allgeme<strong>in</strong>e psychopathologische<br />

Belastung erhöht, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Töchter berichteten verstärkt<br />

von <strong>in</strong>ternalisierenden Problemen (Ängstlichkeit und Depressivität).<br />

Unter Berücksichtigung von proximalen und distalen<br />

Risiko- und Resilienzfaktoren (Mitgliedschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er substanzkonsumierenden<br />

Peergroup, elterliches Erziehungsverhalten, Komorbiditäten<br />

<strong>der</strong> Eltern, Persönlichkeit) ließen sich allerd<strong>in</strong>gs<br />

Hochrisikogruppen identifizieren, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e familiäre Belastung<br />

bedeutsam war und die zudem mit Defiziten <strong>in</strong> neuropsy-


Topic 18 G Sozialpsychiatrie // Social psychiatry<br />

chologischen Tests sowie neurophysiologischen Auffälligkeiten<br />

e<strong>in</strong>herg<strong>in</strong>gen. Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit<br />

maßgeschnei<strong>der</strong>ter Präventions- und Interventionsprojekte <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Adoleszenz und des jungen Erwachsenenalters.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-049 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Sozialpsychiatrie<br />

Vorsitz: M. Seidel (Bielefeld)<br />

001<br />

Subjektive Beurteilung <strong>der</strong> Aufnahmesituation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er psychiatrischen<br />

Kl<strong>in</strong>ik aus <strong>der</strong> Patientenperspektive<br />

Raoul Borbé (ZfP Weissenau, Psychiatrie I, Universität Ulm, Ravensburg)<br />

A. Kle<strong>in</strong>, T. Ste<strong>in</strong>ert<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Erfassung <strong>der</strong> subjektiven Wahrnehmung von Patienten<br />

und <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>bezug <strong>in</strong> die weitere Versorgungsplanung<br />

spielen e<strong>in</strong>e zunehmend wichtige Rolle. Die Aufnahmesituation <strong>in</strong><br />

psychiatrischen Kl<strong>in</strong>ik ist dah<strong>in</strong>gehend kaum untersucht worden,<br />

wenngleich sie e<strong>in</strong> entscheiden<strong>der</strong> Moment e<strong>in</strong>er stationären Behandlung<br />

ist.<br />

Methode: Das subjektive Erleben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufnahmesituation und<br />

dessen Bewertung durch die Patienten wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em semistrukturierten<br />

Interview bei 72 weitgehend repräsentativen Patienten<br />

e<strong>in</strong>er psychiatrischen Kl<strong>in</strong>ik mit Pflichtversorgung erfasst. Fokusgruppen<br />

und die Erfassung <strong>der</strong> Behandlungszufriedenheit ergänzten<br />

die Befragung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> subjektiven Wahrnehmung<br />

<strong>der</strong> Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufnahmesituation standen Personal,<br />

Stationsklima und Mitpatienten. Gewalt und Zwang spielten<br />

nur e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle. In den E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>terviews zeigte sich<br />

e<strong>in</strong> klarer Trend zu e<strong>in</strong>er sehr positiven Bewertung, woh<strong>in</strong>gegen <strong>in</strong><br />

den Fokusgruppen vermehrt negative Erlebnisse berichtet wurden.<br />

002<br />

Patientene<strong>in</strong>stellung zur Videoüberwachung auf e<strong>in</strong>er geschlossenen<br />

psychiatrischen Station<br />

Morana Schütze (Evangelische Kl<strong>in</strong>iken, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Gelsenkirchen)<br />

H. Ullrich, Y. Samsonova, T. Weichbrodt, M. Simons, E. Klieser,<br />

E. Klieser junior<br />

E<strong>in</strong>leitung: In e<strong>in</strong>em Erlass des M<strong>in</strong>isterium für Arbeit, Gesundheit<br />

und Soziales NRW vom Januar 2009 wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Videoüberwachung<br />

bei nach Psych-KG untergebrachten Patienten<br />

grundsätzlich geregelt und pr<strong>in</strong>zipiell unter bestimmten Auflagen<br />

gestattet. Dies wurde nachfolgend <strong>in</strong> den Medien und <strong>der</strong> Landespolitik<br />

kontrovers diskutiert. Hierbei stehen Patientensicherheit<br />

und menschenwürdiger Umgang sowie Symptomprovokation gegenüber.<br />

Methode: Seit 4/2009 wurden kont<strong>in</strong>uierlich auf <strong>der</strong> geschlossenen<br />

Station <strong>der</strong> Evangelischen Kl<strong>in</strong>iken Gelsenkirchen, auf <strong>der</strong> Videoüberwachung<br />

<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>en Bereichen sowie <strong>in</strong> Überwachungszimmern<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wird, alle Patienten mittels e<strong>in</strong>es standardisierten<br />

Fragebogens zu ihrer E<strong>in</strong>stellung zur Videoüberwachung<br />

generell sowie an verschiedenen Bereichen <strong>der</strong> Station befragt. Zur<br />

Auswertung kamen bis 6/2009 die Angaben von 102 (58m/44w)<br />

Patienten, hierbei waren 65 freiwillig, 25 nach Psych-KG sowie 12<br />

nach Betreuungsrecht auf <strong>der</strong> geschlossenen Station untergebracht,<br />

die den Fragebogen zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Entlassung o<strong>der</strong> Verlegung<br />

von <strong>der</strong> geschlossenen Station ausfüllten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der E<strong>in</strong>satz von Videoüberwachung <strong>in</strong><br />

allgeme<strong>in</strong>-zugänglichen Bereichen wurde von den freiwilligen<br />

Patienten zu 13,8 %, <strong>in</strong> Überwachungszimmern zu 20 % als entwürdigend<br />

e<strong>in</strong>geschätzt, als krankheitsverschlimmernd wurden beide<br />

Bereiche mit 7,7 % gleich beurteilt. Die Psych-KG-Patienten empfanden<br />

den E<strong>in</strong>satz von Kameras <strong>in</strong> Überwachungszimmern als<br />

weniger entwürdigend (8 %) als <strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>en Bereichen (12 %),<br />

die Krankheitsverschlimmerung wurde für die Überwachungszimmer<br />

mit 8 % ähnlich wie bei den freiwilligen Patienten, für die<br />

allgeme<strong>in</strong>en Bereiche mit 4 % nicht so gravierend e<strong>in</strong>geschätzt.<br />

Frauen und Patienten ausländischer Herkunft empfanden die Videoüberwachung<br />

generell als entwürdigen<strong>der</strong> und krankheitsverschlimmern<strong>der</strong>.<br />

Videoüberwachung sollte als Mittel zur Patientensicherheit<br />

im Bewusstse<strong>in</strong> dieser Wahrnehmungen nur kontrolliert<br />

und bei entsprechend notwendigen Fällen e<strong>in</strong>gesetzt werden, die<br />

Sichtweisen <strong>der</strong> direkt Betroffenen sche<strong>in</strong>en sich <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

vom Unterbr<strong>in</strong>gungsmodus zu unterscheiden.<br />

003<br />

Physiologische und behaviorale Korrelate <strong>der</strong> Verarbeitung emotionaler<br />

Mimik <strong>in</strong> sozialen Situationen als Auslöser von Empathie<br />

Daniel Schnei<strong>der</strong> (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

C. Regenbogen, N. Kohn, T. Kellermann, U. Habel<br />

E<strong>in</strong>leitung: In zwischenmenschlicher Interaktion bilden soziale<br />

Gesprächsituationen den Rahmen für die Vermittlung emotionaler<br />

Inhalte und die Entstehung e<strong>in</strong>es sozialen Kohärenzgefühls<br />

(deVignemont & S<strong>in</strong>ger, 2007). Dabei ist die Abstimmung verbaler,<br />

nonverbaler und paraverbaler Rückmeldungen entscheidend für<br />

e<strong>in</strong> wechselseitiges Verständnis und empathische Reaktionen. Die<br />

Fähigkeit zur Empathie zeigt sich bei zahlreichen psychischen Störungen<br />

bee<strong>in</strong>trächtigt (Derntl et al., 2009 & O’Conner et al., 2002).<br />

Ziel <strong>der</strong> aktuellen Studie war die Erforschung physiologischer und<br />

behavioraler Korrelate von Empathie während e<strong>in</strong>er experimentell<br />

hergestellten Gesprächssituation bei Patienten mit Schizophrenie<br />

und Depression. Dabei wurde <strong>der</strong> spezifische E<strong>in</strong>fluss von emotionalem<br />

Sprach<strong>in</strong>halt, Mimik und Prosodie untersucht.<br />

Methode: Patienten mit Schizophrenie und Depression sowie gesunde<br />

Probanden wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Verhaltensstudie mit 96 dynamischen<br />

Videosequenzen (10 – 12 Sek.) konfrontiert, <strong>in</strong> denen Personen<br />

(4 Männer / 4 Frauen) <strong>in</strong> Nahaufnahme gezeigt werden und<br />

selbstbezogene emotionale Geschichten (M=28 Wörter / 46 Silben)<br />

mit unterschiedlicher Valenz („Freude“ / „Trauer“ / „Angst“ /„Ekel“ /<br />

„Neutral“) erzählen. Jede Emotionskategorie wird <strong>in</strong> 6 verschiedenen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen dargeboten. Neben e<strong>in</strong>er kongruent emotionalen<br />

und e<strong>in</strong>er kongruent neutralen Bed<strong>in</strong>gung dienen 4 weitere Vergleichsbed<strong>in</strong>gungen<br />

zur Differenzkontrastierung von verbalen,<br />

nonverbalen und paraverbalen Informationskanälen. Während <strong>der</strong><br />

Videodarbietung wurden elektro<strong>der</strong>male Aktivität (EDA) und<br />

Herzrate (HR) (Varioport, Becker) gemessen sowie spontane Mimikverän<strong>der</strong>ungen<br />

mit e<strong>in</strong>er Videokamera (Philips VKR 6853)<br />

aufgezeichnet. Nach je<strong>der</strong> Videosequenz wurden die Probanden<br />

nach ihrer affektiven Reaktion sowie <strong>der</strong> Erkennung <strong>der</strong> Emotionskategorie<br />

und <strong>der</strong> Natürlichkeit <strong>der</strong> dargestellten Emotion gefragt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Physiologische und behaviorale Korrelate<br />

zeigten bed<strong>in</strong>gungs- und emotionsübergreifende wie auch -spezifische<br />

Gruppenunterschiede. Demnach ließen Gesunde die höchste<br />

und Patienten mit Schizophrenie die niedrigste EDA und HR Responsivität<br />

auf emotionsgeladene Stimuli erkennen. Depressive Patienten<br />

reagierten mit e<strong>in</strong>er erhöhten EDA auf traurige Emotionen.<br />

Reizbezogene EDA korrelierte mit Steigungen <strong>der</strong> HR.<br />

421


Topic 18 G Sozialpsychiatrie // Social psychiatry<br />

004<br />

„Vielfach belastet und alle<strong>in</strong>gelassen“ – Belastungen und positive<br />

Verän<strong>der</strong>ungen durch die affektive Erkrankung e<strong>in</strong>es Elternteils<br />

im Leben erwachsener K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

Mar<strong>in</strong>a Julia Helmbrecht (Fürholzen)<br />

H. Lukesch, R. Schmid<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Situation m<strong>in</strong><strong>der</strong>jähriger K<strong>in</strong><strong>der</strong> psychisch Kranker<br />

wird <strong>in</strong> letzter Zeit verstärkt diskutiert. Doch die Belastungen<br />

durch e<strong>in</strong>e psychische Erkrankung des Elternteils enden nicht mit<br />

dem E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> das Erwachsenenalter. Die Erkrankung bleibt e<strong>in</strong><br />

immerwährendes Thema mit enormem E<strong>in</strong>fluss auf das Leben <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Durch bessere Kenntnis spezifischer Belastungsfaktoren<br />

können stark belastete K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit hohem Risiko für e<strong>in</strong>e eigene<br />

psychische Erkrankung identifiziert werden. Bisher fehlt aber e<strong>in</strong>e<br />

genaue Analyse <strong>der</strong> Situation erwachsener K<strong>in</strong><strong>der</strong> affektiv Erkrankter.<br />

Methode: Es wurden je 15 Interviews mit erwachsenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

unipolar und bipolar affektiv Erkrankter bezüglich <strong>der</strong> Belastungen<br />

und positiven Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Erkrankung des Elternteils<br />

geführt. Die Transkripte <strong>der</strong> Interviews wurden mittels e<strong>in</strong>er<br />

qualitativen Inhaltsanalyse mit anschließen<strong>der</strong> Quantifizierung<br />

ausgewertet. Zusätzlich wurden soziodemographische Angaben zu<br />

ihrer eigenen Person erhoben. Die Patientendaten <strong>der</strong> rout<strong>in</strong>emäßig<br />

erhobenen psychiatrischen Basisdokumentation (<strong>DGPPN</strong>-BA-<br />

DO) wurden zur weiteren Analyse <strong>der</strong> Daten herangezogen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Angehörige bei<strong>der</strong> Teilstichproben nannten<br />

am häufigsten emotionale Belastungen (100 %) und Bela stungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Herkunftsfamilie (90 %), Leiden unter Krankheitssymptomen<br />

(76.7 %), Unzufriedenheit mit Behandlung und professionellem<br />

Fachpersonal (73.3 %) sowie E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeitgestaltung<br />

(63.3 %). Es ergibt sich für jede Teilstichprobe e<strong>in</strong><br />

charakteristisches Belastungsmuster. Positive Verän<strong>der</strong>ungen f<strong>in</strong>den<br />

sich vor allem im Kontakt mit dem gesunden Elternteil (46.7 %).<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Regressionsanalyse zeigen, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>em<br />

bipolar affektiv erkrankten Elternteil, K<strong>in</strong><strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Elternteil<br />

schwer erkrankt ist, und K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die bei Erkrankungsbeg<strong>in</strong>n des<br />

Elternteils jünger als 10 Jahre und älter als 20 Jahre alt waren, beson<strong>der</strong>s<br />

belastet s<strong>in</strong>d. Schlussfolgerung: Erwachsene K<strong>in</strong><strong>der</strong> affektiv<br />

Erkrankter leiden unter vielfältigen Belastungen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Angehörigenarbeit<br />

kaum Berücksichtigung f<strong>in</strong>den. Dies verstärkt das<br />

Gefühl <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> alle<strong>in</strong>gelassen zu se<strong>in</strong>, was sich negativ auf die<br />

psychische und physische Gesundheit <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> auswirkt. Erstaunlich<br />

häufig f<strong>in</strong>den sich auch positive Folgen <strong>der</strong> elterlichen<br />

Erkrankung. Weitere Studien s<strong>in</strong>d notwendig, um die komplexe<br />

Situation <strong>der</strong> erwachsenen K<strong>in</strong><strong>der</strong> psychisch Kranker verstehen<br />

und effektive Unterstützungsbedarfe ableiten zu können.<br />

005<br />

Integrierte psychiatrische und soziale Versorgung <strong>in</strong> Zürich<br />

David Br<strong>in</strong>er (Psychiatrisch-Psychologischer, Dienst <strong>der</strong> Stadt Zürich,<br />

Schweiz)<br />

P.-R. Guzek<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> Schweiz s<strong>in</strong>d die psychiatrische und die soziale<br />

Versorgung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel organisatorisch getrennt. Die psychiatrische<br />

Versorgung obliegt den Kantonen, die Sozialhilfe ist Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den. An den Übergängen zwischen Kantonen und Geme<strong>in</strong>den,<br />

Kl<strong>in</strong>iken und Sozialämtern, Ärzten und Sozialarbeitenden<br />

entstehen die typischen Schnittstellen- und Kommunikationsprobleme.<br />

Hilfesuchende stehen e<strong>in</strong>em Patchwork von sich im<br />

besten Fall nicht wi<strong>der</strong>sprechenden Hilfsangeboten gegenüber, e<strong>in</strong>e<br />

wirklich koord<strong>in</strong>ierte Hilfe f<strong>in</strong>det aber oft nicht statt. In Zürich besteht<br />

mit dem Psychiatrisch-Psychologischen Dienst (PPD) seit<br />

2006 e<strong>in</strong> subsidiär tätiges, psychiatrisch-psychologisches Angebot,<br />

welches psychisch belastete Personen direkt <strong>in</strong> den Sozialämtern<br />

und Wohne<strong>in</strong>richtungen erreicht und die zuständigen Sozialarbei-<br />

422<br />

ter analog zu e<strong>in</strong>em Konsiliardienst vor Ort berät. Im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

Evaluation des neuen Angebots wurde e<strong>in</strong>erseits die psychische<br />

Belastung <strong>der</strong> Sozialhilfeempfänger erhoben, an<strong>der</strong>erseits die Zufriedenheit<br />

<strong>der</strong> Sozialarbeitenden mit dem neuen Angebot gemessen.<br />

Methode: 1) Befragung mittels BSI aller neu angemeldeten Sozialhilfeempfänger<br />

während e<strong>in</strong>es Zeitraumes von drei Monaten.<br />

2) Onl<strong>in</strong>e-Befragung <strong>der</strong> Sozialarbeiter zur Inanspruchnahme und<br />

Zufriedenheit mit den PPD-Dienstleistungen, sowie zur psychiatrischen<br />

Versorgung <strong>der</strong> Klienten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Mit dem neuen Modell <strong>der</strong> psychiatrischen<br />

Sprechstunde <strong>in</strong> den Sozialämtern wurden seit 2006 über<br />

1000 Personen abgeklärt und behandelt. Es konnte die Annahme<br />

bestätigt werden, dass es sich bei den Klienten <strong>der</strong> Sozialämter um<br />

e<strong>in</strong>e psychisch teilweise schwer belastete, aber psychiatrisch nicht<br />

adäquat versorgte Personengruppe handelt. Für diese Personen<br />

können heute <strong>in</strong> Zürich Leistungen <strong>der</strong> Sozial- und Familienhilfe,<br />

<strong>der</strong> Wohnhilfe, <strong>der</strong> beruflichen Integration, <strong>der</strong> zivilrechtlichen<br />

Massnahmen und <strong>der</strong> Psychiatrie nie<strong>der</strong>schwellig und unter e<strong>in</strong>em<br />

Dach angeboten werden. Dank <strong>der</strong> zusätzlichen aufsuchenden<br />

Hilfe (Hausbesuche) können heute PatientInnen erreicht werden,<br />

welche nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, Angebote <strong>der</strong> herkömmlichen psychiatrischen<br />

Versorgung zu nutzen. Mit diesem Angebot schliesst<br />

<strong>der</strong> PPD e<strong>in</strong>e Versorgungslücke <strong>in</strong> <strong>der</strong> grössten Schweizer Stadt.<br />

Die Zufriedenheit <strong>der</strong> zürcherischen Sozialarbeiter mit dem neuen<br />

Angebot ist hoch.<br />

006<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verbundkooperation im LVR-Kl<strong>in</strong>ikum Düsseldorf<br />

Richard Zemlicka (LVR-Kl<strong>in</strong>ikum Düsseldorf)<br />

A. Withalm, B. Janssen, A. Speck, H. Schneitler, W. Gaebel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Behandlungsdaten des LVR-Kl<strong>in</strong>ikums Düsseldorf<br />

zeigen, dass trotz e<strong>in</strong>es dichten Versorgungsnetzes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landeshauptstadt<br />

Düsseldorf die Wie<strong>der</strong>aufnahmeraten von chronisch<br />

psychisch erkrankten Menschen beträchtlich s<strong>in</strong>d. Verantwortlich<br />

s<strong>in</strong>d vermutlich nicht optimal aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmte, e<strong>in</strong>richtungsübergreifende<br />

Behandlungspfade und e<strong>in</strong> erheblicher Koord<strong>in</strong>ierungsbedarf<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Hilfeleistungen im E<strong>in</strong>zelfall.<br />

Qualitätsmanagementsysteme <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> gesundheitlichen<br />

und sozialen Versorgung, wie das <strong>der</strong> EFQM o<strong>der</strong> die DIN<br />

EN ISO 9001, s<strong>in</strong>d schon lange ke<strong>in</strong> Novum mehr. Warum sollte<br />

man diese bewährten Instrumente nicht auch zur Verbesserung <strong>der</strong><br />

Abstimmung und Vernetzung e<strong>in</strong>es ganzen Hilfesystems nutzen?<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund wurde im Herbst 2008 e<strong>in</strong> Projekt zur<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verbundkooperation zwischen dem LVR-Kl<strong>in</strong>ikum<br />

und dem Sozialpsychiatrischen Zentrum im Sektor Mitte / West des<br />

Gesundheitsamtes <strong>der</strong> Landeshauptstadt Düsseldorf (SPZ) gestartet.<br />

Teilziele des Projektes s<strong>in</strong>d u. a. die Gewährleistung e<strong>in</strong>es<br />

lückenlosen und aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmten Hilfeangebots, die<br />

Vermeidung von unproduktiven Behandlungs- und Versorgungsüberschneidungen,<br />

die Sicherung <strong>der</strong> Behandlungskont<strong>in</strong>uität und<br />

die Gewährleistung <strong>der</strong> Angebotstransparenz für Anbieter, Betroffene<br />

und Angehörige.<br />

Methode: Als zentraler Arbeitsansatz wurde die Implementierung<br />

e<strong>in</strong>es Casemanagements <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit <strong>der</strong> Erprobung<br />

des „Netzwerkbezogenen Qualitätsmanagements“ (NBQM) ausgewählt.<br />

Dadurch war e<strong>in</strong>e detaillierte Versorgungs- und Kooperationsanalyse<br />

des Versorgungssektors aus allen Perspektiven möglich.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Referat ermöglicht e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong><br />

das NBQM und se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>satz im Rahmen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verbundkooperation.<br />

Es werden Erfahrungen <strong>der</strong> Akteure mit <strong>der</strong><br />

Selbstbewertung im Versorgungssektor geschil<strong>der</strong>t und die unterschiedlichen<br />

Vorgehensweisen <strong>der</strong> Umsetzung, durch zugrundeliegende<br />

zentrale Elemente, wie z. B. Kundenorientierung, Aufbau


Topic 18 G Sozialpsychiatrie // Social psychiatry<br />

von Partnerschaften und Verantwortung gegenüber <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

im öffentlichen Gesundheitswesen, vorgestellt. So konnten<br />

durch regelmäßige Sprechstunden im SPZ und E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong><br />

Wohnungshilfe beispielsweise bislang nur schwer erreichbare chronisch<br />

psychisch erkrankte Menschen niedrigschwellig angesprochen<br />

und - nach Maßgabe des <strong>in</strong>dividuellem Hilfebedarfs – <strong>in</strong> das<br />

kommunale Versorgungssystem <strong>in</strong>tegriert werden.<br />

007<br />

Soziale Inklusion und psychosozialer Funktionsverlust bei Patienten<br />

<strong>der</strong> Psychiatrischen Institutsambulanz Karlsruhe – e<strong>in</strong> 1 Jahres<br />

Follow-Up<br />

Bernd Eikelmann (Städtisches Kl<strong>in</strong>ikum Karlsruhe, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

C. Obier, C. Harter, L. Klotzbach, J. Grischke-Silber<br />

E<strong>in</strong>leitung: Als wesentliches Ziel <strong>der</strong> Therapie psychischer Gesundheitsstörungen<br />

gelten die psychosoziale Funktionsfähigkeit<br />

und die soziale Integration. Bei bislang nur vere<strong>in</strong>zelt vorliegenden<br />

Daten zur sozialen Inklusion psychisch kranker Menschen wurde<br />

im Jahr 2007 e<strong>in</strong>e repräsentative Stichprobe von Patienten <strong>der</strong> Psychiatrischen<br />

Institutsambulanz Karlsruhe untersucht mit dem Ziel,<br />

soziale Integration zu erfassen. E<strong>in</strong> Jahr später wurde diese Patientengruppe<br />

erneut befragt; die Ergebnisse <strong>der</strong> Verlaufsuntersuchung<br />

werden vorgestellt.<br />

Methode: Von ursprünglich 64 Patienten befanden sich im Jahr<br />

2008 noch 42 <strong>in</strong> Behandlung <strong>der</strong> PIA Karlsruhe und konnten befragt<br />

werden. Zusätzlich zum bereits im Jahr 2007 e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Karlsruher Fragebogen zur Inklusion Psychiatrischer Patienten<br />

(KASIPP) wurde die Personal and Social Performance Scale (PSP)<br />

verwendet. Hierbei handelt es sich um e<strong>in</strong> Mess<strong>in</strong>strument zur Erhebung<br />

des sozialen Funktionsniveaus. Dabei werden anhand e<strong>in</strong>er<br />

100-Punkte-Scala die Bereiche soziale Aktivitäten, Arbeit, Ausbildung,<br />

persönliche und gesellschaftliche Beziehungen, Selbstversorgung<br />

sowie störendes und aggressives Verhalten beurteilt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Sowohl die Ergebnisse des KASIPP als<br />

auch des PSP zeigen erwartungsgemäß bei <strong>der</strong> Diagnosegruppe <strong>der</strong><br />

schizophrenen Patienten e<strong>in</strong> höheres Maß an sozialer Benachteiligung<br />

und e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>geres soziales Funktionsniveau – im Vergleich<br />

zu Suchtkranken und affektiv Erkrankten. Dem steht die subjektive<br />

E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Patienten gegenüber. Vergleicht man die Diagnosegruppen,<br />

so bewerten die schizophrenen Patienten <strong>in</strong> vielen Aspekten<br />

ihre soziale Situation signifikant besser, z. B. bei den Themen:<br />

E<strong>in</strong>samkeit, Diskrim<strong>in</strong>ierung, Wohlfühlen im persönlichen<br />

Umfeld. Der Anteil <strong>der</strong> Patienten, die im Arbeitsleben <strong>in</strong>tegriert<br />

s<strong>in</strong>d, blieb im Vergleich vom Jahr 2007 zu 2008 weitgehend unverän<strong>der</strong>t.<br />

Sowohl beim KASIPP als auch <strong>der</strong> PSP handelt es sich um<br />

praktikable Fragebögen. Die Komb<strong>in</strong>ation dieser Fragebögen<br />

sche<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>nvoll, um das soziale Funktionsniveau objektiv genauer<br />

zu bestimmen, aber auch häufig differierende subjektive E<strong>in</strong>schätzung<br />

zu erfassen. Weitere Verlaufsuntersuchungen s<strong>in</strong>d erfor<strong>der</strong>lich,<br />

um Än<strong>der</strong>ungen des sozialen Funktionsniveaus im Langzeitverlauf<br />

zu erfassen.<br />

008<br />

Vergleich des sozialen Funktionsniveaus psychiatrischer und somatischer<br />

Krankenhauspatienten<br />

Christian Harter (Städtisches Kl<strong>in</strong>ikum Karlsruhe, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

J. Grischke-Silber, L. Klotzbach, C. Obier, B. Eikelmann<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten Jahrzehnten haben sich die Behandlungsmöglichkeiten<br />

psychischer <strong>Erkrankungen</strong> deutlich verbessert.<br />

Das Behandlungsziel geht heutzutage über die re<strong>in</strong>e Symptomrückbildung<br />

h<strong>in</strong>aus. Durch die E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Psychopathologie alle<strong>in</strong>e<br />

lassen sich das Outcome <strong>der</strong> Behandlung sowie die sozialen<br />

Folgen <strong>der</strong> Erkrankung nicht voraussagen. E<strong>in</strong>e erfolgreiche Be-<br />

handlung sollte zu e<strong>in</strong>er Steigerung <strong>der</strong> Lebensqualität sowie <strong>der</strong><br />

Verbesserung des sozialen Funktionsniveaus führen. In Deutschland<br />

liegen bis jetzt ke<strong>in</strong>e Vergleichsuntersuchungen bezüglich des<br />

sozialen Funktionsniveaus psychiatrischer und somatischer Krankenhauspatienten<br />

vor.<br />

Methode: Mit <strong>der</strong> Personal and Social Performance Scale (PSP)<br />

liegt e<strong>in</strong> Mess<strong>in</strong>strument zur Erhebung des sozialen Funktionsniveaus<br />

vor. Dabei werden anhand e<strong>in</strong>er 100-Punkte-Scala die Bereiche<br />

soziale Aktivitäten <strong>in</strong>klusive Arbeit und Ausbildung, persönliche<br />

und gesellschaftliche Beziehungen, Selbstversorgung sowie<br />

störendes und aggressives Verhalten beurteilt. Es erfolgte e<strong>in</strong>e<br />

Stichtagsuntersuchung mit dem PSP <strong>der</strong> psychiatrischen voll- und<br />

teilstationären Patienten. Die Datenerhebung <strong>der</strong> somatischen Patienten<br />

erfolgte mittels e<strong>in</strong>es Interviews <strong>in</strong> <strong>der</strong> Chirurgie und <strong>der</strong><br />

Augenkl<strong>in</strong>ik.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es konnten Daten von 188 psychiatrischen<br />

sowie von 60 somatischen Patienten erhoben werden. Dabei<br />

zeigt sich <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e signifikant ger<strong>in</strong>geres soziales Funktionsniveau<br />

psychiatrischer im Vergleich zu somatischen Krankenhauspatienten.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> psychiatrischen Patienten haben<br />

Frauen e<strong>in</strong> höheres soziales Funktionsniveau als Männer. Bei den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Diagnosegruppen reichen entsprechend den Erwartungen<br />

affektiv gestörte Patienten am ehesten an das Niveau <strong>der</strong> somatischen<br />

Patienten. Schlussfolgerung: Trotz vieler neuer Behandlungsmöglichkeiten<br />

bestehen bei psychiatrischen Patienten signifikant<br />

größere E<strong>in</strong>schränkungen des sozialen Funktionsniveaus im Vergleich<br />

zu somatischen Krankenhauspatienten. Diese Ergebnisse<br />

entsprechen <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>geren sozialen Inklusion psychiatrischer im<br />

Vergleich zu somatischen Krankenhauspatienten. Weitere Untersuchungen<br />

zu den Möglichkeiten <strong>der</strong> Verbesserung des sozialen<br />

Funktionsniveaus sowie <strong>der</strong> sozialen Inklusion psychiatrischer Patienten<br />

s<strong>in</strong>d notwendig.<br />

009<br />

Behandlung über die <strong>Lebensspanne</strong>: Partizipationsstörungen und<br />

Rehabilitationsbedarf bei Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> ambulanten primärärztlichen<br />

Versorgung<br />

Beate Muschalla (Rehazentrum Seehof und Charité, FG Psychosomatische<br />

Reha, Teltow)<br />

M. L<strong>in</strong>den<br />

E<strong>in</strong>leitung: Langzeit-Arbeitsunfähigkeit ist überzufällig häufig mit<br />

chronischen psychischen <strong>Erkrankungen</strong> assoziiert. Ärzte <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Primärversorgung spielen e<strong>in</strong>e zentrale Rolle bei <strong>der</strong> Feststellung<br />

von Arbeitsunfähigkeit, d. h. sozialer Teilhabestörung. Es stellt sich<br />

damit auch die Frage, welche Rolle den Ärzten bei <strong>der</strong> Behandlung<br />

von <strong>Erkrankungen</strong> und Partizipationsstörungen „über die <strong>Lebensspanne</strong>“<br />

zukommt.<br />

Methode: 293 berufstätige Patienten im Alter von 18 – 65 Jahren <strong>in</strong><br />

Praxen nie<strong>der</strong>gelassener Ärzte wurden mittels Fragebogen untersucht.<br />

Es wurden selbste<strong>in</strong>geschätzte krankheitsbed<strong>in</strong>gte Partizipationse<strong>in</strong>schränkungen<br />

im Alltags- und Berufsleben (IMET, Deck et<br />

al. 2007) erfasst sowie soziodemografische, berufsbezogene Merkmale<br />

und Arbeitsunfähigkeitsdauer.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 27,6 % <strong>der</strong> Patienten gaben an, von Arbeitsplatzproblemen<br />

betroffen zu se<strong>in</strong>. 19 % waren aktuell arbeitsunfähig.<br />

Von den Patienten mit Arbeitsplatzproblemen waren zum<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> Untersuchung 25,6 % arbeitsunfähig, 12,3 % neun<br />

Wochen und länger. Arbeitsunfähige berichteten signifikant häufiger<br />

von psychischen Problemen bzgl. <strong>der</strong> Arbeit („Mobb<strong>in</strong>gerfahrungen“)<br />

als die aktuell arbeitsfähigen Berufstätigen. H<strong>in</strong>sichtlich<br />

quantitativer o<strong>der</strong> qualitativer Überfor<strong>der</strong>ung und Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

durch äußere E<strong>in</strong>flüsse gab es ke<strong>in</strong>e Unterschiede zwischen<br />

den beiden Gruppen. Partizipationsbee<strong>in</strong>trächtigungen waren bei<br />

allen Patienten am stärksten ausgeprägt bezüglich <strong>der</strong> Berufsrolle<br />

und Bewältigung beson<strong>der</strong>er Belastungen, jedoch ebenso zu f<strong>in</strong>den<br />

423


Topic 18 G Sozialpsychiatrie // Social psychiatry<br />

bzgl. <strong>der</strong> Bewältigung von Pflichten <strong>in</strong> Familie und Haushalt, Freizeitaktivitäten<br />

und sozialen Aktivitäten. In allen Bereichen gaben<br />

die Arbeitsunfähigen im Durchschnitt signifikant höhere Bee<strong>in</strong>trächtigungsgrade<br />

an als die arbeitsfähigen Patienten. Schlussfolgerungen<br />

In <strong>der</strong> primärärztlichen Versorgung s<strong>in</strong>d Patienten, die unter<br />

psychischen Problemen mit Langzeitpartizipations-Problemen<br />

leiden, häufig. Krankheitsbed<strong>in</strong>gt kommt es nicht nur zu arbeitsplatzbezogenen<br />

Partizipationsstörungen son<strong>der</strong>n zu generellen,<br />

lebensbereichsübergreifenden E<strong>in</strong>schränkungen. Ärzte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Primärversorgung<br />

haben e<strong>in</strong>e zentrale Rolle <strong>in</strong>ne bei <strong>der</strong> Feststellung<br />

wie <strong>der</strong> Beseitigung von sozialen Teilhabestörungen. Nie<strong>der</strong>gelassene<br />

Ärzte haben die zentrale Rolle <strong>in</strong>ne bei <strong>der</strong> Behandlung über<br />

die <strong>Lebensspanne</strong>, <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne, dass ihnen die Feststellung von<br />

Rehabedarf, E<strong>in</strong>leitung und Beantragung mediz<strong>in</strong>ischer Rehamaßnahmen,<br />

Rehaberatung sowie Durchführung rehabilitativer Interventionen<br />

im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Therapie chronischer (Lebenszeit-)<strong>Erkrankungen</strong><br />

obliegt.<br />

010<br />

Transkulturelle Psychiatrie – Herausfor<strong>der</strong>ungen im Alltag: Wahrnehmung<br />

kultureller Unterschiede und ihre Auswirkungen auf<br />

das kl<strong>in</strong>ische Sett<strong>in</strong>g<br />

Eva van Keuk (Psychosoziales Zentrum, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Düsseldorf)<br />

U. von Lersner, S. Golsabahi<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die „Kulturalisierungsfalle“ ist bedeutet im kl<strong>in</strong>ischen<br />

Alltag, mögliche H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse während <strong>der</strong> Behandlung auf unterschiedliche<br />

kulturelle H<strong>in</strong>tergründe von Behandler und Patienten<br />

zurück zu führen. Wie werden kulturelle Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Wahrnehmung konstruiert und welche Auswirkungen können sie<br />

sie auf Therapieverläufe ausüben?<br />

Methode: Anhand von zwei konkreten Fallvignetten mit zugewan<strong>der</strong>ten<br />

Patienten, unter E<strong>in</strong>bezug <strong>der</strong> vorhandenen Fachliteratur,<br />

wird die Konstruktion kultureller Unterschiede analysiert. Hierbei<br />

werden auch unterschiedliche Vorgehensweisen <strong>in</strong> europäischen<br />

Län<strong>der</strong>n reflektiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Vorschnelle Kulturalisierung kann möglicherweise<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Sackgasse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung führen, anstatt<br />

<strong>in</strong>dividuelle Ursachen e<strong>in</strong>er Störung im Behandlungsverlauf zu beheben.<br />

Mögliche lösungsorientierte Auswege können die Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Arzt-Patient-Beziehung darstellen, o<strong>der</strong> die Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen Störungskonzeptes.<br />

424<br />

011<br />

Transkulturelle Psychiatrie-Herausfor<strong>der</strong>ungen im Alltag: Aussagekraft<br />

epidemiologischer Studien bei Patienten mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Ulrike von Lersner (Humboldt-Universität zu Berl<strong>in</strong>, Psychotherapie<br />

und Somatopsych Institut für Psychologie)<br />

E. van Keuk, S. Golsabahi<br />

E<strong>in</strong>leitung: In Anbetracht <strong>der</strong> demografischen Entwicklung <strong>in</strong><br />

Deutschland stellen Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>en<br />

immer größeren Anteil <strong>der</strong> Patientenpopulationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen<br />

und therapeutischen Versorgung dar. Demgegenüber ist die<br />

empirische Befundlage zum Auftreten psychischer <strong>Erkrankungen</strong><br />

sehr mangelhaft. Es liegen nur sehr wenige epidemiologische Studien<br />

zu dieser Gruppe vor. Darüber h<strong>in</strong>aus ist <strong>der</strong>en Repräsentativität<br />

bzw. Generalisierbarkeit <strong>in</strong>frage zu stellen, da sich <strong>der</strong> Untersucher<br />

mit e<strong>in</strong>er Fülle an Widrigkeiten konfrontiert sieht. Dies betrifft die<br />

Heterogenität <strong>der</strong> Gruppe, das ger<strong>in</strong>gere Inanspruchnahmeverhalten<br />

von Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, die mangelnde<br />

Kultursensitivität <strong>der</strong> Mess<strong>in</strong>strumente, um nur e<strong>in</strong>ige wenige Beispiele<br />

zu nennen. Dies führt nicht selten zu e<strong>in</strong>er Über- bzw. Unterschätzung<br />

<strong>der</strong> tatsächlichen Prävalenzen sowie zu Fehldiagnosen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Kongressbeitrag soll dieser Problematik<br />

anhand vorhandener Befunde kritisch nachgegangen werden<br />

und mögliche Auswege im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er kultursensiblen und repräsentativen<br />

Diagnostik diskutiert werden.<br />

012<br />

What is the role of acute psychiatric <strong>in</strong>patient care? Cross<br />

cultural comparison between Germany and Japan<br />

Kumi Moriwaki (Bezirkskl<strong>in</strong>ikum Regensburg, Psychiatrie)<br />

T. Neuner, H. Hausner, T. Horiuchi, H. Watanabe, H. Kato, K. Iwai,<br />

J. Hirakawa, B. Hübner-Liebermann<br />

Introduction: In most western countries the successful shift of psychiatric<br />

care from hospital-based to community-based service has<br />

been accompanied by a reduction of hospital beds and shortened<br />

duration of <strong>in</strong>patient care, but also by unwanted consequences such<br />

as an <strong>in</strong>crease <strong>in</strong> acute compulsory admission and the “revolv<strong>in</strong>g<br />

door phenomenon”. Acute <strong>in</strong>patient care has taken an important<br />

role <strong>in</strong> emergency psychiatric service as a primary entry po<strong>in</strong>t <strong>in</strong>to<br />

the network of mental health service and as a source of treatment<br />

for patients liv<strong>in</strong>g <strong>in</strong> the community. By contrast, Japan has the biggest<br />

number of psychiatric beds and the longest duration of <strong>in</strong>patient<br />

care <strong>in</strong> the world. However, the shift to community-based<br />

service has been tried and many psychiatric hospitals have established<br />

acute psychiatric wards provid<strong>in</strong>g <strong>in</strong>tensive care and aim<strong>in</strong>g<br />

quick recovery and discharge s<strong>in</strong>ce the latter of 1990s. In this way,<br />

acute <strong>in</strong>patient care <strong>in</strong> each country has developed with different<br />

background. The aim of this study was to evaluate aspects of acute<br />

<strong>in</strong>patient care <strong>in</strong> a German and a Japanese hospital by use of a psychiatric<br />

basic documentation system (<strong>DGPPN</strong>-BADO).<br />

Method: Data of BADO were collected for a six month period on<br />

acute psychiatric wards <strong>in</strong> the Psychiatric District Hospital Regensburg<br />

and the Hirakawa Hospital located <strong>in</strong> Tokyo, and they were<br />

analysed with regard to socio-demographic variables, disease-<br />

related variables, therapeutic process, critical events and outcomes.<br />

Discussion / Results: This study will show differences and similarities<br />

about the role of acute <strong>in</strong>patient care between both countries<br />

and contribute to improv<strong>in</strong>g the quality of it.


Topic 18 G Sozialpsychiatrie // Social psychiatry<br />

013<br />

Patienten mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund auf <strong>der</strong> psychiatrischen Notaufnahme<br />

Johannes Krautheim (Charité, Berl<strong>in</strong>)<br />

A. He<strong>in</strong>z, J. He<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung: Knapp e<strong>in</strong> Fünftel <strong>der</strong> <strong>in</strong> Deutschland lebenden Menschen<br />

hat e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. In e<strong>in</strong>er auf <strong>der</strong> psychiatrischen<br />

Notaufnahme <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Charité durchgeführten Studie<br />

hatten 31 % <strong>der</strong> untersuchten Patienten e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

Ziel dieser Studie war es, zu untersuchen, ob sich die Patientengruppe<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund von <strong>der</strong> ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>in</strong> kl<strong>in</strong>isch relevanten Faktoren unterschied.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>em Zeitraum von drei Monaten wurden 506 Patienten<br />

auf <strong>der</strong> psychiatrischen Notaufnahme des Universitätskl<strong>in</strong>ikums<br />

Charité Berl<strong>in</strong> behandelt. Alle Patienten wurden <strong>in</strong> die Studie<br />

e<strong>in</strong>geschlossen. Soziodemographische Faktoren sowie Situationsbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Behandlung wurden erfasst. Außerdem<br />

wurde je<strong>der</strong> Patient durch die behandelnde Person mit dem<br />

Severity of Psychiatric Illness Scale (SPI), <strong>der</strong> Skala zur globalen<br />

Erfassung des Funktionsniveaus (GAF) und den Cl<strong>in</strong>ical-Global-<br />

Impression-Scores (CGI) beurteilt. Die erfassten Daten wurden<br />

dah<strong>in</strong> gehend geprüft, ob sich die Patienten mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>in</strong> für die Behandlung auf <strong>der</strong> psychiatrischen Notaufnahme<br />

relevanten Faktoren signifikant vom Rest <strong>der</strong> Patienten unterschieden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Während e<strong>in</strong> Viertel <strong>der</strong> Patienten ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund über 60 Jahre alt war, war ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> im<br />

Untersuchungszeitraum erschienen Patienten mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

älter als 60 Jahre. Alle weiteren Faktoren wurden für diesen<br />

Unterschied kontrolliert. Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

erschienen häufiger <strong>in</strong> Begleitung. Diese war seltener mit e<strong>in</strong>er stationären<br />

Aufnahme des Patienten e<strong>in</strong>verstanden. Patienten mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

erhielten außerdem häufiger die Diagnose e<strong>in</strong>es<br />

psychotischen Syndroms und seltener die e<strong>in</strong>es depressiven<br />

Syndroms. In beiden Vergleichsgruppen war <strong>der</strong> Prozentsatz <strong>der</strong><br />

Menschen ohne Arbeit mit 38,1 % weit über dem Durchschnitt <strong>der</strong><br />

Berl<strong>in</strong>er Gesamtbevölkerung von 14,2 %. Diskussion: Transkulturelle<br />

Aspekte spielen für die Behandlung von Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

auf <strong>der</strong> psychiatrischen Notaufnahme e<strong>in</strong>e große<br />

Rolle. Dies sollte für die Therapieplanung sowie für zukünftige Studien<br />

auf diesem Gebiet berücksichtigt werden.<br />

425


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

Topic: 19 Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Raum 42<br />

B-013 Beson<strong>der</strong>e Veranstaltung<br />

10 Jahre BVDP – berufspolitische Perspektiven <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Vorsitz: C. Roth-Sackenheim (An<strong>der</strong>nach), F. Bergmann (Aachen)<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal 2<br />

B-014 Beson<strong>der</strong>e Veranstaltung<br />

Podiumsdiskussion: Weiterentwicklung <strong>der</strong> ambulanten psychiatrisch-psychotherapeutischen<br />

Versorgung<br />

<strong>in</strong> Kooperation mit BVDN und BVDP<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Istanbul<br />

HS-023 Hauptsymposium<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> strukturierten psychiatrisch-psychotherapeutischen<br />

Versorgung<br />

Vorsitz: C. Roth-Sackenheim (An<strong>der</strong>nach), F. Bergmann (Aachen)<br />

001<br />

Strukturierte Versorgung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen<br />

Maik Herberhold (BKJPP, Bochum)<br />

002<br />

Indikationsübergreifen<strong>der</strong> Versorgungs-Vertrag nach § 73c<br />

Frank Bergmann (Psychiatrische Praxis, Aachen)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der vorgestellte Vertrag regelt die beson<strong>der</strong>e ambulante<br />

Versorgung nach § 73c SGB V für den Großteil aller neuropsychiatrischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong>. Neuropsychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

s<strong>in</strong>d gekennzeichnet durch chronische Krankheitsverläufe mit e<strong>in</strong>er<br />

hohen Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für den E<strong>in</strong>tritt von Invalidität, Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen<br />

und gravierenden Teilhabestörungen. Patienten im<br />

erwerbsfähigen Alter s<strong>in</strong>d häufig <strong>in</strong> ihrer Berufsausübung geh<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

und oft arbeitsunfähig. In Deutschland s<strong>in</strong>d Millionen Menschen<br />

von neuropsychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong> betroffen. Alle<strong>in</strong> an<br />

<strong>der</strong> Erkrankung Depression leiden 4 Millionen Erwachsene, sie gilt<br />

mittlerweile als Volkskrankheit.<br />

Methode: Das wechselseitige Zusammenwirken <strong>der</strong> beteiligten<br />

Haus- und Fachärzte wird durch regional angepasste Behandlungspfade<br />

<strong>in</strong> Versorgungsnetzwerken vor Ort geme<strong>in</strong>sam geregelt.<br />

Haus- und Fachärzte koord<strong>in</strong>ieren für ihre Patienten auch die Zuweisung<br />

zu komplementären Leistungsangeboten wie <strong>der</strong> Pflege<br />

und tauschen sich <strong>in</strong> den regionalen Netzwerken ebenfalls mit den<br />

Spezialisten <strong>der</strong> Krankenhäuser im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er sektorenübergreifenden<br />

Versorgungsplattform aus. So stellt <strong>der</strong> Vertrag e<strong>in</strong>e qualitätsgesicherte<br />

und leitl<strong>in</strong>iengerechte Versorgung <strong>der</strong> Patienten sicher,<br />

<strong>in</strong>dem sich alle beteiligten Ärzte und Psychotherapeuten zur<br />

Kooperation und Zusammenarbeit verpflichten. Hierbei gilt <strong>der</strong><br />

Grundsatz ambulant vor stationär.<br />

426<br />

Diskussion / Ergebnisse: Aufgrund e<strong>in</strong>er hohen Inanspruchnahme<br />

mediz<strong>in</strong>ischer Leistungen gehören neuropsychiatrische <strong>Erkrankungen</strong><br />

zu den teuersten Krankheitsbil<strong>der</strong>n <strong>in</strong> Deutschland. Nach Angaben<br />

<strong>der</strong> WHO s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Gesundheitskosten auf neuropsychiatrische<br />

<strong>Erkrankungen</strong> zurückzuführen. Der Kostendruck<br />

wird steigen, da wegen des demographischen Wandels von e<strong>in</strong>em<br />

überproportional wachsenden Versorgungsbedarf auszugehen ist.<br />

Die Regelungen dieses Vertrages s<strong>in</strong>d geeignet, die Kosten zur Behandlung<br />

von neuropsychiatrischen Patienten zu senken, denn<br />

durch die Stärkung <strong>der</strong> ambulanten Psychiatrie und durch effektiven<br />

und effizienten E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Ressourcen werden Wirtschaftlichkeitsreserven<br />

erschlossen.<br />

003<br />

Strukturierte Versorgung aus Sicht des MDK<br />

Bernhard van Treeck (MDK Nordrhe<strong>in</strong>, MFB PPP, Köln)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Versorgungslandschaft für psychisch und psychosomatisch<br />

kranke Patienten ist <strong>in</strong> Deutschland vielfältig und unübersichtlich.<br />

Daraus ergibt sich das Problem, wie e<strong>in</strong> psychisch<br />

Kranker bzw. seelisch beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Mensch das für ihn passende Behandlungs-<br />

und Rehabilitationsangebot f<strong>in</strong>den kann. Welcher Arzt<br />

bzw. welcher Psychologische Psychotherapeut mit welcher Qualifikation<br />

sollte welchen Patienten mit welchen Methoden <strong>in</strong> welchem<br />

<strong>in</strong>stitutionellen Rahmen behandeln? E<strong>in</strong> wesentliches Problem ist,<br />

dass längst nicht immer von den Ärzten im Krankenhaus und <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassung bedarfsgerecht die notwendigen Rehabilitationsmaßnahmen<br />

e<strong>in</strong>geleitet werden.<br />

Methode: Die Fächer Psychiatrie und Psychosomatik weisen e<strong>in</strong>en<br />

breiten Überschneidungsbereich auf, ohne dass h<strong>in</strong>reichend geklärt<br />

ist, welcher Patient mit welchem Störungsbild von welchem<br />

Arzt o<strong>der</strong> Psychotherapeut bzw. von welcher Institution zu behandeln<br />

ist. Probleme gibt es auch an <strong>der</strong> Schnittstelle zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>-<br />

und Jugendpsychiatrie und Erwachsenenpsychiatrie, da <strong>in</strong><br />

diesen beiden Fachgebieten bei ähnlichen Symptomatiken unterschiedliche<br />

Diagnosen gestellt werden und auch die Behandlung<br />

grundsätzliche Unterschiede aufweist. E<strong>in</strong> für die MDK-Begutachtung<br />

größeres Problem stellt die ambulante Unter-, Über- und<br />

Fehlversorgung psychisch und psychosomatisch kranker Menschen<br />

dar. Immer noch ist es – trotz e<strong>in</strong>er historisch unerreicht hohen<br />

Zahl nie<strong>der</strong>gelassener Ärzte und Psychotherapeuten – gerade für<br />

schwer psychisch Kranke oft nicht möglich, zeitnah e<strong>in</strong>en geeigneten<br />

ambulanten Behandlungsplatz zu f<strong>in</strong>den. Aus Sicht des MDK<br />

wird die Versorgungslandschaft <strong>der</strong> schon vor fast 35 Jahren von<br />

<strong>der</strong> Psychiatrie-Enquete gestellten For<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>er möglichst alltagsnahen<br />

ambulanten Behandlung noch nicht ausreichend gerecht.<br />

Die kaum vorhandenen Überleitungen von Patienten an <strong>der</strong><br />

Schnittstelle zwischen kurativer Behandlung und Leistungen zur<br />

Teilhabe bzw. zur mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> weiteres<br />

drängendes Problem: Es gibt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Indikation psychischer <strong>Erkrankungen</strong><br />

/ seelischer Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung z. B. immer noch ke<strong>in</strong> AHB-<br />

Verfahren. Verlegungen vom psychiatrisch-psychotherapeutischen<br />

Krankenhaus <strong>in</strong> die mediz<strong>in</strong>ische Rehabilitation f<strong>in</strong>den <strong>der</strong>zeit<br />

kaum statt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Vortrag wird vom Leiter des Mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Fachbereichs Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik<br />

dargestellt, wo aus Sicht des MDK Nordrhe<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Versorgungslandschaft<br />

das größte Optimierungspotenzial gesehen wird<br />

und welche Fragen zur Sicherstellung e<strong>in</strong>er bedarfsgerechten patientenorientierten<br />

strukturierten Versorgung zu klären s<strong>in</strong>d.


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Madrid<br />

BS-003 Symposium<br />

Evidenzbasierte Leitl<strong>in</strong>ien: Stimulierung neuer Versorgungsformen<br />

(<strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> BPtK)<br />

Vorsitz: M. Berger (Freiburg), R. Richter (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit – helfen evidenzbasierte Leitl<strong>in</strong>ien<br />

die Sektorengrenzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Versorgung zu überw<strong>in</strong>den?<br />

Ra<strong>in</strong>er Richter (Bundespsychotherapeutenkammer, Berl<strong>in</strong>)<br />

T. Harfst<br />

E<strong>in</strong>leitung: Evidenzbasierte Leitl<strong>in</strong>ien und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Versorgungsleitl<strong>in</strong>ien<br />

liefern Entscheidungshilfen für e<strong>in</strong>e strukturierte,<br />

sektorenübergreifende mediz<strong>in</strong>ische Versorgung. Wenngleich nationale<br />

Leitl<strong>in</strong>ienempfehlungen auf das jeweilige Gesundheitssystem<br />

abgestimmt werden, machen sie typischerweise auch die strukturellen<br />

Defizite <strong>der</strong> Regelversorgung deutlich und lassen sich als e<strong>in</strong>e<br />

Auffor<strong>der</strong>ung zur Neugestaltung <strong>der</strong> Versorgung verstehen. Dies<br />

gilt nicht zuletzt auch für evidenzbasierte Leitl<strong>in</strong>ien zu den häufigsten<br />

psychischen <strong>Erkrankungen</strong>, wie zum Beispiel den depressiven<br />

Störungen. Im Zusammenhang mit Verabschiedung <strong>der</strong> „NICE<br />

Guidel<strong>in</strong>e on manag<strong>in</strong>g depression <strong>in</strong> primary and secondary care“<br />

wiesen Whitty & Gilbody (2005) auf die Bedeutung e<strong>in</strong>es Fallmanagements<br />

und verwandter organisationsbezogener Interventionen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Primärversorgung für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Leitl<strong>in</strong>ienimplementierung<br />

h<strong>in</strong>. Nicht zuletzt e<strong>in</strong>er stärkeren Zusammenarbeit zwischen<br />

allgeme<strong>in</strong>ärztlichen Versorgung und <strong>der</strong> Sekundärversorgung<br />

durch Psychiater und Psychotherapeuten maßen sie dabei<br />

e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Relevanz für das Gel<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>er verbesserten Versorgung<br />

zu. Zur Umsetzung <strong>der</strong> Depressionsleitl<strong>in</strong>ie wurde <strong>in</strong> England<br />

nicht zuletzt auch das Programm für e<strong>in</strong>en verbesserten<br />

Zugang zu psychologischen Therapien gestartet (IAPT). Gerade <strong>in</strong><br />

diesem Bereich hatten sich erhebliche Probleme bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />

<strong>der</strong> zentralen Empfehlungen <strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ie gezeigt. Auch für Deutschland<br />

stellt sich unter an<strong>der</strong>em nach <strong>der</strong> Verabschiedung <strong>der</strong> Nationalen<br />

Versorgungsleitl<strong>in</strong>ie Depression die Frage, ob die Leitl<strong>in</strong>ie<br />

neue Versorgungsformen stimuliert und wie e<strong>in</strong>e erfolgreiche Umsetzung<br />

<strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ie und e<strong>in</strong>e verbesserte sektorenübergreifende<br />

Versorgung gel<strong>in</strong>gen können.<br />

Methode: Der Beitrag geht anhand ausgewählter Beispiele <strong>der</strong><br />

Frage nach, ob aktuelle Verträge zur Integrierten Versorgung von<br />

Patienten mit psychischen Störungen die zentralen Empfehlungen<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Leitl<strong>in</strong>ien (z. B. NVL Depression) im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er evidenzbasierten<br />

Neugestaltung <strong>der</strong> Versorgung berücksichtigen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es werden die jeweiligen Schwerpunkte,<br />

Innovationen und Defizite <strong>der</strong> untersuchten IV-Modelle dargestellt.<br />

Mögliche E<strong>in</strong>flussgrößen aus die Ausgestaltung <strong>der</strong> Versorgungsstrukturen<br />

und Barrieren für e<strong>in</strong>e umfassen<strong>der</strong>e Umsetzung<br />

<strong>der</strong> evidenzbasierten Leitl<strong>in</strong>ien werden diskutiert.<br />

002<br />

Das Münchner Modell zur leitl<strong>in</strong>iengerechten Langzeitbehandlung<br />

schizophrener Psychosen<br />

Werner Kiessl<strong>in</strong>g (Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik, Kl<strong>in</strong>ikum Rechts <strong>der</strong> Isar,<br />

München)<br />

003<br />

Leitl<strong>in</strong>iengestützte Therapie von Depressionen im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleich<br />

Mart<strong>in</strong> Härter (UKE Hamburg-Eppendorf, Institut für Mediz<strong>in</strong>ische<br />

Psychologie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Depressive Störungen s<strong>in</strong>d schwere <strong>Erkrankungen</strong> mit<br />

erheblichen Bee<strong>in</strong>trächtigungen des psychischen und körperlichen<br />

Bef<strong>in</strong>dens sowie <strong>der</strong> sozialen B<strong>in</strong>dungen und Arbeitsfähigkeit. Die<br />

Erforschung <strong>der</strong> Behandlungsmöglichkeiten depressiver Störungen<br />

hat <strong>in</strong> den letzten Jahren deutliche Fortschritte gemacht; dennoch<br />

besteht weiterh<strong>in</strong> Optimierungsbedarf. Relevante Probleme<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Versorgung s<strong>in</strong>d das richtige und rechtzeitige Erkennen depressiver<br />

Störungen und die Ausrichtung <strong>der</strong> Behandlung an aktuellen<br />

Leitl<strong>in</strong>ien. Zur Verbesserung <strong>der</strong> Versorgung wurden <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren von nationalen und <strong>in</strong>ternationalen Organisationen<br />

Leitl<strong>in</strong>ien zur Diagnostik und Behandlung depressiver Störungen<br />

herausgegeben. Beim diesjährigen <strong>DGPPN</strong>-Kongress wird die neue<br />

deutsche S3- bzw. Nationale VersorgungsLeitl<strong>in</strong>ie „Unipolare Depression“<strong>der</strong><br />

<strong>DGPPN</strong> und vieler beteiligter Fachgesellschaften und<br />

Berufsverbände sowie Standesorganisationen vorgestellt.<br />

Methode: Die Leitl<strong>in</strong>ie umfasst u. a. H<strong>in</strong>tergrundtexte und Empfehlungen<br />

zur Depressionsdiagnostik e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> psychischen<br />

und somatischen Zusatzdiagnostik, zu allgeme<strong>in</strong>en Behandlungspr<strong>in</strong>zipien<br />

und <strong>der</strong> Versorgungskoord<strong>in</strong>ation, zur Pharmako-,<br />

zur Psychotherapie bzw. e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ationsbehandlung, zu nichtmedikamentösen<br />

somatischen Therapieverfahren, zur Therapie<br />

häufiger komorbi<strong>der</strong> psychischer und somatischer <strong>Erkrankungen</strong><br />

sowie zum Umgang mit Suizidalität. Abschließend werden Empfehlungen<br />

zur Versorgungskoord<strong>in</strong>ation, zur Qualitätssicherung<br />

und Implementierung vorgeschlagen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die neue S3- / NVL Depression schlägt <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit vom bisherigen Verlauf und dem Schweregrad <strong>der</strong><br />

Depression abgestufte Empfehlungen vor: Bei leichter depressiver<br />

Episode ist z. B. e<strong>in</strong> „Watchful wait<strong>in</strong>g“ vorgesehen. Bei mittelgradiger<br />

depressiver Episode sollen Psycho- und Pharmakotherapie<br />

gleichrangig angeboten werden. Bei schwerer depressiver Episode<br />

bzw. rezidivieren<strong>der</strong> depressiver Störung wird e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ationsbehandlung<br />

aus Pharmako- und Psychotherapie vorgeschlagen.<br />

Dies steht <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang mit den Empfehlungen <strong>in</strong>ternationaler Leitl<strong>in</strong>ien<br />

wie <strong>der</strong> <strong>der</strong> Canadi-an Network for Mood and Anxiety Treatments<br />

(CANMAT; 2009) und des britischen National Institute of<br />

Cl<strong>in</strong>ical Excellence (NICE; 2009). H<strong>in</strong>sichtlich spezifischer Empfehlungen<br />

ergeben sich partiell jedoch Unterschiede. Während die<br />

S3- / NVL Depression <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pharmakotherapie ke<strong>in</strong>e speziellen<br />

Wirkstoffe beson<strong>der</strong>s hervorhebt, empfiehlt die NICE-Guidel<strong>in</strong>e<br />

die Wirkstoffklasse <strong>der</strong> SSRI vorrangig vor allen an<strong>der</strong>en, ebenso<br />

die CANMAT-Guidel<strong>in</strong>e. Sowohl das NICE als auch die CANMAT<br />

schlagen bei Nicht-Ansprechen neben e<strong>in</strong>em Therapeutischen Drug-<br />

Monitor<strong>in</strong>g und <strong>der</strong> Lithium-Augmentation, für die die S3- / NVL<br />

den höchsten Empfehlungsgrad abgibt, u. a. auch prioritär das<br />

Switch<strong>in</strong>g vor. Switch<strong>in</strong>g wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Leitl<strong>in</strong>ie zurückhaltend<br />

bewertet. Sämtliche <strong>in</strong>ternationale Leitl<strong>in</strong>ien bestätigen<br />

neben <strong>der</strong> hohen Wirksamkeit <strong>der</strong> Pharmakotherapie auch die <strong>der</strong><br />

Psychotherapie. Die S3- / NVL empfiehlt nicht direkt e<strong>in</strong> spezielles<br />

Psychotherapie-Verfahren, stellt als Unterstützung <strong>in</strong> Evidenztabellen<br />

die Wirksamkeit unterschiedlicher Therapieformen dar. Im Unterschied<br />

zu den an<strong>der</strong>en beiden Leitl<strong>in</strong>ien wird <strong>der</strong> Therapie <strong>der</strong><br />

psychischen und somatischen Komorbidität bei Depression <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

S3- / NVL beson<strong>der</strong>er Stellenwert e<strong>in</strong>geräumt. Obwohl Komorbidität<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis e<strong>in</strong>e sehr häufige Konstellation darstellt und die<br />

Behandlung kompliziert, fehlen bislang – von dem gleichzeitigen<br />

Auftreten von Depression beispielsweise mit Angststörungen o<strong>der</strong><br />

etwa Diabetes mellitus, bei denen für Pharmako- und Psychotherapie<br />

relativ gute Evidenzen vorliegen, abgesehen – methodisch gute<br />

Studien <strong>in</strong> diesem versorgungsrelevanten Bereich. Es gibt e<strong>in</strong>en<br />

427


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

breiten <strong>in</strong>ternationalen common sense über geeignete, evidenzbasierte<br />

Verfahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Depressionsbehandlung. Leitl<strong>in</strong>ien unterscheiden<br />

sich jedoch – abhängig von <strong>der</strong> landesspezifischen Bewertung<br />

<strong>der</strong> Studien und <strong>der</strong> Versorgungsrealität (z. B. h<strong>in</strong>sichtlich<br />

jeweils verfügbarer Psychotherapie o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Bevorzugung bestimmter<br />

Wirkstoffklassen von Antidepressiva) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwerpunktsetzung<br />

ihrer Empfehlungen.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Dachgarten<br />

BS-018 Symposium<br />

Entgeltsysteme für die Krankenhausbehandlung von Menschen<br />

mit psychischen <strong>Erkrankungen</strong> – Entwicklungen <strong>in</strong> Deutschland,<br />

Schweiz und Österreich<br />

Vorsitz: H. Kunze (Kassel), J. Fritze (Pulheim)<br />

001<br />

Schweiz – Auf <strong>der</strong> Suche nach empirisch-rationalen Grundlagen<br />

für Fallpauschalen. Erfahrungen aus dem Kanton Zürich<br />

Wulf Rössler (Kl<strong>in</strong>ikdirektor, Psychiatrische Universitätskl<strong>in</strong>ik, Zürich,<br />

Schweiz)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Frage, ob und wie Fallpauschalen <strong>in</strong> die stationäre<br />

psychiatrische Versorgung e<strong>in</strong>geführt werden können, ist Gegenstand<br />

<strong>in</strong>tensiver Diskussionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Versorgungsplanung. Der<br />

Kern <strong>der</strong> Diskussion wird bestimmt von <strong>der</strong> Frage, ob sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

stationären Psychiatrie die Länge e<strong>in</strong>es stationären Aufenthaltes<br />

anhand verschiedener Kriterien vorhersagen lässt. Das gegenwärtige<br />

Entgeltsystem mit tagesgleichen Taxen favorisiert längere Aufenthaltsdauern<br />

vor dem H<strong>in</strong>tergrund, dass zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er stationären<br />

Behandlung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel die Kosten höher als die Erlöse s<strong>in</strong>d,<br />

während mit zunehmen<strong>der</strong> Verweildauer die Kosten s<strong>in</strong>ken aber<br />

die Erlöse zunehmen. Zielsetzung ist deshalb z. B. anhand von<br />

Diag nosen zu e<strong>in</strong>er möglichst genauen Vorhersage <strong>der</strong> Länge e<strong>in</strong>es<br />

erfor<strong>der</strong>lichen stationären Aufenthaltes zu kommen.<br />

Methode: Dieser Frage s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> verschiedenen Analysen nachgegangen.<br />

In e<strong>in</strong>em ersten Schritt e<strong>in</strong>er kantonsweiten Analyse stationär<br />

behandeln<strong>der</strong> Patienten war es unter E<strong>in</strong>schluss von Diagnosen<br />

und an<strong>der</strong>er krankheitsrelevanter Daten nur gelungen, ca.<br />

20 % <strong>der</strong> Varianz aufzuklären. In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt s<strong>in</strong>d wir anhand<br />

e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>eren Stichprobe <strong>der</strong> Frage nachgegangen, ob unabhängig<br />

von Diagnosen und anhand diverser psychopathologischer<br />

Syndrome die Vorhersage verbessert werden kann. Aber auch hier<br />

liess sich ke<strong>in</strong>e wesentlich bessere Prädiktion f<strong>in</strong>den.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Daraus lässt sich schluss folgern, dass auch<br />

unter Mitteleuropäischen Versorgungsbed<strong>in</strong>gungen die Diagnosen<br />

und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Schritt die Psycho pathologie zukünftig ke<strong>in</strong>e<br />

h<strong>in</strong>reichende Prädiktion für die Fallpauschalierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären<br />

Psychiatrie erlauben.<br />

002<br />

Österreich – Erfahrungen und Perspektiven mit dem LKF-System<br />

aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Johannes Wancata (Unikl<strong>in</strong>ik Wien, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Österreich)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Gesundheitsausgaben <strong>in</strong> Österreich betragen etwa<br />

8 % <strong>der</strong> Bruttonationalprodukts, wobei aber e<strong>in</strong>e Aufglie<strong>der</strong>ung<br />

nach mediz<strong>in</strong>ischen Fachgebieten kaum möglich ist. Bei fünf psychischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong> (Angsterkrankungen, affektive <strong>Erkrankungen</strong>,<br />

Sucht, Demenz, Psychosen) waren im Jahr 2004 laut „Cost<br />

of Disor<strong>der</strong>s of the Bra<strong>in</strong> <strong>in</strong> Europe“-Studie 21 % <strong>der</strong> Kosten durch<br />

Krankenhausbehandlungen verursacht.<br />

428<br />

Diskussion / Ergebnisse: Vor knapp 10 Jahren wurde <strong>in</strong> Österreich<br />

die „Leistungsorientierte Krankenanstaltenf<strong>in</strong>anzierung“ (LKF),<br />

e<strong>in</strong> an DRGs orientiertes System e<strong>in</strong>geführt. Zusätzlich wurde e<strong>in</strong>e<br />

so genannte „outlier-Regelung“ e<strong>in</strong>geführt, nach <strong>der</strong> für jede Diagnosengruppe<br />

anhand e<strong>in</strong>es def<strong>in</strong>ierten Verweildauerfensters die<br />

Verweildauerober- und Untergrenzen festgelegt werden. E<strong>in</strong>e Unterschreitung<br />

<strong>der</strong> Verweildaueruntergrenze führt zu e<strong>in</strong>er proportional<br />

abnehmenden Bepunktung, während e<strong>in</strong>e Überschreitung<br />

<strong>der</strong> Verweildauerobergrenze mit e<strong>in</strong>er degressiven Zusatzbepunktung<br />

verbunden ist. Wie <strong>in</strong> vielen an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n kam es zu e<strong>in</strong>er<br />

Verkürzung <strong>der</strong> stationären Aufenthaltsdauer an psychiatrischen<br />

Krankenhausabteilungen, wobei nicht klar ist, ob und <strong>in</strong> welchem<br />

Umfang die E<strong>in</strong>führung des LKF-Systems e<strong>in</strong>e Rolle gespielt hat.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung des LKF-Systems konnten erstmals <strong>in</strong><br />

ganz Österreich nach e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen Punktesatz tageskl<strong>in</strong>ische<br />

und tagesstrukturierende Behandlungen verrechnet werden.<br />

Durch die relativ hohe Bepunktung wurde für Krankenhäuserträger<br />

e<strong>in</strong> Anreiz geschaffen, vollstationäre Kapazitäten durch halbstationäre<br />

Angebote zu ersetzen. Nach zahlreichen Anpassungen<br />

bezüglich e<strong>in</strong>zelner Details <strong>der</strong> Abrechung wurde nun kürzlich e<strong>in</strong><br />

Gewichtungsfaktor auf Basis <strong>der</strong> verfügbaren Personalressourcen<br />

geschaffen. Dies ist vermutlich als Anreiz für e<strong>in</strong>e bessere Personalausstattung<br />

psychiatrischer Stationen gedacht, wobei die Wirksamkeit<br />

dieser Maßnahme bislang noch nicht beurteilbar ist.<br />

003<br />

Wie könnte <strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung des neuen Entgeltsystems<br />

(§ 17 d KHG) gestaltet werden?<br />

Jürgen Fritze (Universität Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Pulheim)<br />

Das Krankenhausf<strong>in</strong>anzierungsreformgesetz (KHRG) verlangt mit<br />

§ 17d KHG von <strong>der</strong> Selbstverwaltung (GKV, PKV, DKG) die Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>es grundsätzlich geme<strong>in</strong>samen, e<strong>in</strong>heitlichen Entgeltsystems<br />

von Tagespauschalen für teil- und vollstationäre Leistungen<br />

<strong>der</strong> psychiatrischen und psychosomatischen E<strong>in</strong>richtungen,<br />

das nach Aufwands-(Kosten-)homogenen Gruppen differenziert<br />

ist. Das System soll von den Behandlungsbereichen <strong>der</strong> Psychiatrie-<br />

Personalverordnung (Psych-PV) ausgehen. Es soll im Jahr 2013<br />

erstmals – unter dem Schutz <strong>der</strong> Budgetneutralität (<strong>in</strong> Form <strong>der</strong><br />

Mehr- und M<strong>in</strong><strong>der</strong>erlösausgleiche) – anzuwenden se<strong>in</strong>. Für die<br />

Zeit nach 2013 bedarf es weiterer Vorgaben des Gesetzgebers. Die<br />

Systementwicklung muss Probleme bewältigen, die sich aus <strong>der</strong><br />

hier erstmals umfassend dargestellten Variablität von Krankenhaushäufigkeit,<br />

Verweildauern, Basis- und Abteilungspflegesätzen,<br />

sowie Indikationsspektren zwischen den Bundeslän<strong>der</strong>n und damit<br />

vermutlich E<strong>in</strong>richtungen ergeben, außerdem mit <strong>der</strong> Variabilität,<br />

die sich aus den hier beleuchteten Unschärfen <strong>der</strong> Operationalisierungen<br />

<strong>der</strong> Psych-PV-Behandlungsbereiche ergeben. Es wird mit<br />

Beispielen vorgeschlagen, den Prozedurenschlüssel (OPS) sparsam<br />

nur um solche Kodes zu ergänzen, die trennscharfe Deskriptoren<br />

von Patientengruppen mit voraussichtlich unterschiedlichem Ressourcenverbrauch<br />

liefern, und auf Komplexleistungskodes, die geneigt<br />

s<strong>in</strong>d, Qualitätsstandards und Abteilungsgrenzen festzuschreiben,<br />

möglichst zu verzichten. Insbeson<strong>der</strong>e müssen Aufwände, die<br />

aus Selbst- o<strong>der</strong> Fremdgefährdung sowie Pflegebedarf resultieren,<br />

trotz datenschutzrechtlicher Wi<strong>der</strong>stände abbildbar werden. Ziel<br />

muss e<strong>in</strong> sich von <strong>der</strong> Psych-PV lösendes Patientenklassifikationssystem<br />

se<strong>in</strong>, das durch leistungsgerechte Entgelte steigende Versorgungsqualität<br />

ermöglicht. Die im Gesetz vorgeschriebene Begleitforschung<br />

sollte auf Patientendaten aufsetzen und unmittelbar<br />

starten, um die Systementwicklung zu steuern und damit die psychisch<br />

Kranken vor Schaden zu bewahren.


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

004<br />

Deutschland – Anfor<strong>der</strong>ungen, Chancen und Risiken des neuen<br />

Entgeltsystems<br />

He<strong>in</strong>rich Kunze (Aktion psychisch Kranke, Kassel)<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Raum 44<br />

PC-003 Pro-Con-Debatte<br />

Geistig Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te mit psychischen Störungen: Brauchen wir<br />

spezialisierte Dienste?<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Riga<br />

S-009 Symposium<br />

Gesundheitsökonomische Analysen <strong>der</strong> psychiatrischen Versorgung<br />

Vorsitz: H.-H. König (Leipzig), R. Kilian (Günzburg)<br />

001<br />

Die Kosten <strong>der</strong> Schizophrenie <strong>in</strong> Deutschland: E<strong>in</strong> systematischer<br />

Literaturüberblick<br />

Alexan<strong>der</strong> Konnopka (Universität Leipzig, Gesundheitsökonomie)<br />

S. Kl<strong>in</strong>gberg, A. Wittorf, H.-H. König<br />

E<strong>in</strong>leitung: Schizophrene Psychosen s<strong>in</strong>d relativ seltene aber<br />

schwerwiegende psychiatrische <strong>Erkrankungen</strong>, die mit relativ hohen<br />

Versorgungskosten verbunden s<strong>in</strong>d, die <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

<strong>in</strong> zahlreichen Studien untersucht wurden. Diese Arbeit hatte zum<br />

Ziel, e<strong>in</strong>en Überblick über die vorliegende Literatur zu den Kosten<br />

<strong>der</strong> Schizophrenie <strong>in</strong> Deutschland zu geben.<br />

Methode: Wir haben e<strong>in</strong>e systematische Literaturrecherche <strong>in</strong> den<br />

Datenbanken Pubmed, Psych<strong>in</strong>fo sowie den Literaturverzeichnissen<br />

gefundener Studien durchgeführt. Um die Vergleichbarkeit <strong>der</strong><br />

Kostendaten zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Studien zu erhöhen, haben<br />

wir Versorgungskosten mit dem Verbraucherpreis<strong>in</strong>dex und Produktivitätsverluste<br />

mit <strong>der</strong> Steigerungsrate <strong>der</strong> Arbeitnehmerentgelte<br />

auf das Jahr 2007 <strong>in</strong>flationiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wir haben <strong>in</strong>sgesamt 10 Studien identifiziert,<br />

die wir <strong>in</strong> unsere Übersichtsarbeit e<strong>in</strong>geschlossen haben. In<br />

diesen Arbeiten lagen die Versorgungskosten <strong>in</strong> Preisen des Jahres<br />

2007 zwischen 16.000 – 20.000 Euro pro Patient und Jahr. Zusätzlich<br />

entstanden Angehörigen schizophrener Patienten Privatausgaben<br />

<strong>in</strong> Höhe von 950 bis 1.700 Euro pro Jahr. Die gesellschaftlichen<br />

Produktivitätsverluste schizophrener Patienten betrugen zwischen<br />

25.000 und 30.000 Euro pro Jahr und beruhten vor allem auf Erwerbsunfähigkeit.<br />

Obwohl sich über den von den Studien abgedeckten<br />

Zeitraum von 1980 bis 2002 e<strong>in</strong>e tendenzielle Ver schiebung<br />

<strong>der</strong> Versorgungskosten von stationärer Versorgung h<strong>in</strong> zu komplementärer<br />

Versorgung und Medikamenten abzeichnet, blieben die<br />

<strong>in</strong>flationsbere<strong>in</strong>igten Versorgungskosten <strong>in</strong>sgesamt relativ konstant.<br />

002<br />

Die Kosteneffektivität psychiatrischer Interventionen bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen: Forschungsstand und Forschungsbedarf<br />

Re<strong>in</strong>hold Kilian (Universität Ulm, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie II, Günzburg)<br />

C. Losert<br />

E<strong>in</strong>leitung: <strong>Psychische</strong> <strong>Erkrankungen</strong> bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

gew<strong>in</strong>nen auch aus gesundheitsökonomischer Sicht e<strong>in</strong>e zunehmende<br />

Bedeutung. Im Vergleich zur Erwachsenenpsychiatrie<br />

wurde dieser ökonomische Aspekt k<strong>in</strong><strong>der</strong>- und jugendpsychiatrischer<br />

<strong>Erkrankungen</strong> jedoch lange Zeit nur wenig beachtet. Mittlerweile<br />

liegen jedoch e<strong>in</strong>e Reihe von Untersuchungen zu den Kosten<br />

k<strong>in</strong><strong>der</strong>- und jugendpsychiatrischer <strong>Erkrankungen</strong> sowie zur gesundheitsökonomischen<br />

Evaluation von Präventions- und Behandlungsmaßnahmen<br />

<strong>in</strong> diesem Bereich vor.<br />

Methode: Im Rahmen des vorliegenden Beitrags werden die Ergebnisse<br />

e<strong>in</strong>schlägiger Studien vorgestellt und methodenkritisch<br />

diskutiert. Dabei werden <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die unterschiedlichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

von gesundheitsökonomischen Studien im Bereich<br />

k<strong>in</strong><strong>der</strong>- und jugendpsychiatrischer <strong>Erkrankungen</strong> im Vergleich zu<br />

Untersuchungen im Bereich <strong>der</strong> Erwachsenenpsychiatrie thematisiert.<br />

Ebenfalls thematisiert werden die Konsequenzen vorliegen<strong>der</strong><br />

Untersuchungen im H<strong>in</strong>blick auf die Allokation von Ressourcen<br />

im Bereich <strong>der</strong> k<strong>in</strong><strong>der</strong>- und jugendpsychiatrischen Versorgung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die vorgestellten Untersuchungen weisen<br />

e<strong>in</strong>e große methodische Heterogenität auf. Vergleichende Aussagen<br />

über die Effizienz k<strong>in</strong><strong>der</strong>- und jugendpsychiatrischer Behandlungsmethoden<br />

lassen sich deshalb nur für wenige Therapiemaßnahmen<br />

machen.<br />

003<br />

Das regionale Psychiatriebudget im Kreis Ste<strong>in</strong>burg: Effektivität<br />

und Kosten <strong>der</strong> Versorgung nach 3 ½ Jahren Follow-Up<br />

Hans-Helmut König (Universität Leipzig, Gesundheitsökonomie)<br />

S. He<strong>in</strong>rich, D. Hei<strong>der</strong>, A. Deister, D. Zeichner, T. Birker, C. Hierholzer,<br />

M. C. Angermeyer, C. Roick<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ziel dieser Evaluation war die Analyse <strong>der</strong> Auswirkungen<br />

e<strong>in</strong>es regionalen Psychiatriebudgets (RPB) im Kreis Ste<strong>in</strong>burg<br />

(Kl<strong>in</strong>ikum Itzehoe) auf die Effektivität und die Kosten <strong>der</strong> Versorgung.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er prospektiven Kohortenstudie wurden 502 Patienten<br />

mit e<strong>in</strong>er Diagnose nach ICD10 F10 (<strong>Psychische</strong> und Verhaltensstörungen<br />

durch Alkohol), F2 (Schizophrenie, schizotype<br />

und wahnhafte Störungen) o<strong>der</strong> F3 (Affektive Störungen) <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Modellregion (Kreis Ste<strong>in</strong>burg) und e<strong>in</strong>er Kontrollregion (Kreis<br />

Dithmarschen) mittels standardisierter Interviews vor RPB-E<strong>in</strong>führung,<br />

nach 1½ Jahren und nach 3½ Jahren befragt. Dabei wurden<br />

Maße <strong>der</strong> Psychopathologie (CGI-S, SCL-90R, PANSS,<br />

BRMAS/BRMES), des Funktionsniveaus (GAF, SOFAS, HoNOS)<br />

und <strong>der</strong> Lebensqualität (WHOQOL-BREF, EQ-5D) e<strong>in</strong>gesetzt. Die<br />

Versorgungs<strong>in</strong>anspruchnahme <strong>der</strong> Patienten wurde halbjährlich<br />

erfragt, woraus die Kosten <strong>der</strong> psychiatrischen, sonstigen mediz<strong>in</strong>ischen<br />

und komplementären Versorgung berechnet wurden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Entwicklung von Psychopathologie<br />

und Lebensqualität zeigten sich im Zeitverlauf ke<strong>in</strong>e<br />

Unterschiede zwischen Modellregion und Kontrollregion. Das<br />

Funktionsniveau <strong>der</strong> Patienten mit <strong>Erkrankungen</strong> des schizophrenen<br />

Formenkreises und affektiven Störungen besserte sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Modellregion ger<strong>in</strong>gfügig stärker als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kontrollregion. Bezüglich<br />

des Verlaufs <strong>der</strong> Gesamtkosten <strong>der</strong> Versorgung fanden sich<br />

ke<strong>in</strong>e Unterschiede zwischen Modellregion und Kontrollregion,<br />

aber ger<strong>in</strong>ge krankheitsspezifische Unterschiede <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Kostensektoren: So zeigte sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Modellregion bei Patienten<br />

mit affektiven Störungen e<strong>in</strong> günstigerer Verlauf <strong>der</strong> vollstationärpsychiatrischen<br />

Kosten, aber ger<strong>in</strong>gfügig ungünstigere Verläufe <strong>der</strong><br />

429


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

Kosten <strong>der</strong> teilstationär-psychiatrischen Versorgung, <strong>der</strong> Versorgung<br />

durch psychiatrische Institutsambulanzen (PIA), nie<strong>der</strong>gelassene<br />

Psychiater / Psychotherapeuten und Psychopharmaka. Bei Patienten<br />

mit alkoholbed<strong>in</strong>gten Störungen war <strong>in</strong> <strong>der</strong> Modellregion<br />

<strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> PIA-Kosten günstiger, <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> Kosten <strong>der</strong><br />

Versorgung durch nie<strong>der</strong>gelassene Psychiater / Psychotherapeuten<br />

jedoch ger<strong>in</strong>gfügig ungünstiger. Schlussfolgernd kann festgestellt<br />

werden, dass das RPB leichte Vorteile h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Versorgungseffektvität<br />

hat, es jedoch nicht die Gesamtkosten <strong>der</strong> psychiatrischen<br />

Versorgung reduziert.<br />

004<br />

Kann e<strong>in</strong> störungsspezifisches Fallmanagement durch Casemanager<br />

e<strong>in</strong>er Krankenkasse bei Depressionserkrankungen zur Verr<strong>in</strong>gerung<br />

<strong>der</strong> Krankheitslast mit beitragen? Konzept und erste Ergebnisse<br />

e<strong>in</strong>er randomisierten Studie<br />

Klaus Stamm (ZI für Seelische Gesundheit, AG Versorgungsforschung,<br />

Mannheim)<br />

G. Christ<strong>in</strong>e, H.-J. Salize<br />

E<strong>in</strong>leitung: Depressionen stellen e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> größten Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

für das Gesundheitswesen dar. Sie verursachen nicht nur<br />

persönliches Leid, son<strong>der</strong>n auch ganz erhebliche Kosten. So wurden<br />

vom Statistischen Bundesamt die Aufwendungen für mediz<strong>in</strong>ische<br />

Behandlungen für die Diagnosen F32 – F34 im Jahr 2006 <strong>in</strong><br />

Deutschland auf ca. 4,6 Mrd. € beziffert. Darüber h<strong>in</strong>aus entstehen<br />

durch krankheitsbed<strong>in</strong>gten Ressourcenverlust wie durch vorzeitige<br />

Berentungen o<strong>der</strong> Arbeitsausfalltage ebenfalls erhebliche Belastungen.<br />

Zur Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Krankheitslast s<strong>in</strong>d Maßnahmen auf<br />

allen Ebenen erfor<strong>der</strong>lich. Der vorliegende Beitrag stellt e<strong>in</strong> Projekt<br />

vor, das bei den Angestellten im Versorgungsmanagement (Casemanager)<br />

<strong>der</strong> Krankenkassen ansetzt.<br />

Methode: E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Casemanager e<strong>in</strong>er großen Betriebskrankenkasse<br />

erhält e<strong>in</strong>e kl<strong>in</strong>ische Schulung und Supervision und<br />

nimmt e<strong>in</strong>e gezielte Fallführung vor (Interventionsbed<strong>in</strong>gung),<br />

während <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Teil lediglich die herkömmlichen adm<strong>in</strong>istrativen<br />

Aufgaben wahr nimmt (Kontrollbed<strong>in</strong>gung). Versicherte mit<br />

e<strong>in</strong>er F3-Diagnose im Rahmen e<strong>in</strong>er AU – Zeit o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Entla ssung<br />

aus dem Krankenhaus werden auf die beiden Gruppen randomisiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt 954 Personen wurden nach<br />

den obigen Kriterien <strong>in</strong> die Studie e<strong>in</strong>geschlossen. Kosten und Kostenverläufe<br />

von den Versicherten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Interventions- und Kontrollbed<strong>in</strong>gung<br />

vor und nach <strong>der</strong> Selektion werden dargestellt. Berechnungen<br />

erfolgen für die Gesamtkosten, für die Kostenbereiche<br />

Krankengeld, Krankenhaus, Medikamente sowie für die AU-Zeiten.<br />

E<strong>in</strong>schränkungen <strong>der</strong> Studie werden angesprochen, die Bedeutung<br />

des Ansatzes für die Versorgung von Patienten mit depressiven<br />

Störungen wird diskutiert.<br />

430<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 10<br />

S-011 Symposium<br />

Ergebnisse und Folgen <strong>der</strong> Bewertung von Antidepressiva durch<br />

das IQWiG<br />

Vorsitz: M. Härter (Hamburg), K. Lieb (Ma<strong>in</strong>z)<br />

001<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Nutzenbewertung von SNRI bei <strong>der</strong> Behandlung<br />

<strong>der</strong> Depression<br />

Yvonne-Beatrice Schüler (IQWiG, Arzneimittelbewertung, Köln)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das IQWiG hat im Auftrag des G-BA e<strong>in</strong>e Nutzenbewertung<br />

<strong>der</strong> SNRI Duloxet<strong>in</strong> und Venlafax<strong>in</strong> abgeschlossen (Auftragsnummer<br />

A05-20A). Ziel des Vortrags ist die Vorstellung und<br />

Diskussion <strong>der</strong> Hauptergebnisse sowie die Darstellung des E<strong>in</strong>flusses<br />

unveröffentlichter Daten.<br />

Methode: Die Bewertung erfolgte nach den Methoden des IQWiG<br />

auf Basis e<strong>in</strong>er systematischen Literaturrecherche. Außerdem wurden<br />

Hersteller h<strong>in</strong>sichtlich veröffentlichter und unveröffentlichter<br />

Studien angefragt. E<strong>in</strong>geschlossen wurden randomisierte, kontrollierte,<br />

doppelbl<strong>in</strong>de Studien, die Duloxet<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Venlafax<strong>in</strong> bei Patienten<br />

mit Depression mit Placebo o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Antidepressiva<br />

o<strong>der</strong> Johanniskraut verglichen. Die M<strong>in</strong>deststudiendauer betrug<br />

6 Wochen für die Akutbehandlung, 6 Monate für die Rückfallprävention<br />

und 12 Monate für die Rezidivprophylaxe. Das Literaturscreen<strong>in</strong>g<br />

wurde von 2 Reviewern unabhängig vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> durchgeführt.<br />

Die Qualität <strong>der</strong> e<strong>in</strong>geschlossenen Studien wurde bewertet.<br />

Die Daten wurden mittels Meta-Analysen zusammengefasst. Für<br />

Ergebnisse kont<strong>in</strong>uierlicher Skalen war für e<strong>in</strong>en Nutzennachweis<br />

zusätzlich zur statistischen Signifikanz des Gruppenunterschieds<br />

notwendig, dass <strong>der</strong> Effekt e<strong>in</strong>e def<strong>in</strong>ierte Größe überschritt<br />

(Relevanzgrenze Cohen‘s d / Hedges‘ g = 0,2).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es wurden 80 relevante Studien identifiziert.<br />

Es lagen Daten vor zum Direktvergleich von Duloxet<strong>in</strong> und<br />

Venlafax<strong>in</strong> (2 Studien), zum Vergleich von Duloxet<strong>in</strong> mit Placebo<br />

und <strong>der</strong> Wirkstoffklasse SSRI (<strong>in</strong>sgesamt 16 Studien) sowie zum<br />

Vergleich von Venlafax<strong>in</strong> mit Placebo, mit den Wirkstoffklassen<br />

SSRI und TZA und mit weiteren E<strong>in</strong>zelwirkstoffen (<strong>in</strong>sgesamt<br />

62 Studien). Die Studien untersuchten die Kurzzeit-Akuttherapie<br />

(Duloxet<strong>in</strong>, Venlafax<strong>in</strong>, Direktvergleich), die Langzeit-Akuttherapie<br />

(Duloxet<strong>in</strong>, Venlafax<strong>in</strong>) sowie die Rückfallprävention (Duloxet<strong>in</strong>,<br />

Venlafax<strong>in</strong>) und die Rezidivprophylaxe (Venlafax<strong>in</strong>). Der<br />

Direktvergleich von Venlafax<strong>in</strong> und Duloxet<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kurzzeit-<br />

Akuttherapie ergab statistisch signifikant höhere Abbruchraten<br />

aufgrund unerwünschter Ereignisse für Duloxet<strong>in</strong> (OR [95 %-KI]<br />

1,79 [1,16; 2,78]). Für weitere Endpunkte wie Ansprechen, schwerwiegende<br />

unerwünschte Ereignisse etc. wurden hierbei ke<strong>in</strong>e statistisch<br />

signifikanten und relevanten Unterschiede beobachtet. Der<br />

Vortrag wird weitere Ergebnisse im Vergleich zu Placebo, SSRI,<br />

TZA etc. darstellen und auf die <strong>in</strong> den Bericht e<strong>in</strong>geflossenen, unveröffentlichten<br />

Daten e<strong>in</strong>gehen.<br />

002<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Nutzenbewertung von Bupropion, Mirtazap<strong>in</strong> und<br />

Reboxet<strong>in</strong> bei <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Depression<br />

Dirk Eyd<strong>in</strong>g (IQWiG, Arzneimittelbewertung, Köln)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das IQWiG bearbeitet im Auftrag des G-BA e<strong>in</strong>e Nutzenbewertung<br />

<strong>der</strong> „an<strong>der</strong>en, neueren“ Antidepressiva Bupropion,<br />

Mirtazap<strong>in</strong> und Reboxet<strong>in</strong> (Auftragsnummer A05-20C). Ziel des<br />

Vortrags ist die Vorstellung und Diskussion <strong>der</strong> Hauptergebnisse<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im H<strong>in</strong>blick auf den E<strong>in</strong>fluss unveröffentlichter Daten.<br />

Methode: Die Bewertung erfolgte nach den Methoden des IQWiG<br />

auf Basis e<strong>in</strong>er systematischen Literaturrecherche. Außerdem wur-


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

den Hersteller h<strong>in</strong>sichtlich veröffentlichter und unveröffentlichter<br />

Studien angefragt. E<strong>in</strong>geschlossen wurden randomisierte, kontrollierte,<br />

doppelbl<strong>in</strong>de Studien, die Bupropion, Mirtazap<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Reboxet<strong>in</strong><br />

bei Patienten mit Depression mit Placebo, an<strong>der</strong>en Antidepressiva<br />

und / o<strong>der</strong> Johanniskraut jeweils im Rahmen <strong>der</strong> deutschen<br />

Zulassung verglichen. Die M<strong>in</strong>deststudiendauer betrug 6 Wochen<br />

für die Akutbehandlung, 6 Monate für die Rückfallprävention und<br />

12 Monate für die Rezidivprophylaxe. Das Literaturscreen<strong>in</strong>g wurde<br />

von 2 Reviewern unabhängig vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> durchgeführt. Die<br />

Qualität <strong>der</strong> e<strong>in</strong>geschlossenen Studien wurde bewertet. Die Daten<br />

wurden mittels Meta-Analysen zusammengefasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Für die vorläufige Nutzenbewertung<br />

(Vorbericht) konnten 6 Studien zu Bupropion und 27 Studien zu<br />

Mirtazap<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschlossen werden. Für Reboxet<strong>in</strong> lagen h<strong>in</strong>reichend<br />

transparent veröffentlichte Daten nur für 7 von 16 Studien<br />

vor. Im Stellungnahmeverfahren wurden umfangreiche zusätzliche,<br />

bislang unveröffentlichte Unterlagen für die Bewertung e<strong>in</strong>gereicht.<br />

Die überwiegende Zahl <strong>der</strong> Studien untersuchte die Akuttherapie.<br />

Im Vortrag werden die wesentlichen Ergebnisse h<strong>in</strong>sichtlich des<br />

Nutzens und Schadens <strong>der</strong> untersuchten Antidepressiva vorgestellt.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> veröffentlichten und unveröffentlichten Studien<br />

werden verglichen, und die Bedeutung e<strong>in</strong>es möglichen Unterschiedes<br />

(Publikationsbias) wird diskutiert. Darüber h<strong>in</strong>aus werden<br />

die unterschiedlichen Ausmaße e<strong>in</strong>es Publikationsbias für die<br />

verschiedenen Wirkstoffe im H<strong>in</strong>blick auf die Wahrnehmung<br />

dieser Wirkstoffe im Gesamtkontext verfügbarer medikamentöser<br />

Interventionen besprochen.<br />

003<br />

Bedeutung <strong>der</strong> IQWiG-Berichte für die kl<strong>in</strong>ische Praxis<br />

Klaus Lieb (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Auswahl von Antidepressiva für die Behandlung<br />

depressiver Patienten stützt sich e<strong>in</strong>erseits auf Ergebnisse aus randomisierten<br />

kontrollierten Therapiestudien und an<strong>der</strong>erseits auf<br />

die persönliche kl<strong>in</strong>ische Erfahrung des Behandlers. Dies stellt die<br />

Grundannahme <strong>der</strong> evidenzbasierten Mediz<strong>in</strong> dar.<br />

Methode: Da für alle Antidepressiva <strong>in</strong>zwischen sehr viele veröffentlichte<br />

randomisierte kontrollierte Therapiestudien vorliegen, ist<br />

e<strong>in</strong>e metaanalytische Betrachtung <strong>der</strong> Studien <strong>in</strong> ihrer Gesamtheit<br />

e<strong>in</strong>e entscheidende Voraussetzung für die Beurteilung <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Antidepressiva. Berichte des IQWiG bieten<br />

hierfür e<strong>in</strong>e solide Grundlage. Entscheidend ist, dass das IQWiG<br />

nicht nur veröffentlichte, son<strong>der</strong>n auch unveröffentlichte Studiendaten<br />

analysiert, um so die Verzerrung durch Nichtpublizieren<br />

negativer Studiendaten zu m<strong>in</strong>imieren. In Verb<strong>in</strong>dung mit Kenntnissen<br />

über die Wirkmechanismen <strong>der</strong> Antidepressiva und Komb<strong>in</strong>ationsmöglichkeiten<br />

zur Behandlung schwerer betroffener Patienten<br />

ist die Basis geschaffen für e<strong>in</strong>e rationale Anwendung von<br />

Antidepressiva.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Anhand des aktuell erstellten IQWiG-<br />

Berichtes zur Nutzen-Bewertung <strong>der</strong> Antidepressiva Bupropion,<br />

Reboxet<strong>in</strong> und Mirtazap<strong>in</strong> werden die Konsequenzen dieses Berichts<br />

für die Anwendung <strong>der</strong> genannten Antidepressiva dargelegt<br />

und die Erkenntnisse mit neueren Metaanalysen an<strong>der</strong>er Arbeitsgruppen<br />

abgeglichen. E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Augenmerk wird dabei auf<br />

die Placeboresponse, den „Publicationbias“ und molekulare Wirkmechanismen<br />

<strong>der</strong> genannten Antidepressiva gelegt.<br />

004<br />

IQWiG-Bewertungen und Leitl<strong>in</strong>ien: Ergänzung, Wi<strong>der</strong>spruch o<strong>der</strong><br />

Irrelevanz?<br />

Monika Lelgemann (Bremen)<br />

S. We<strong>in</strong>mann, T. Bschor<br />

E<strong>in</strong>leitung: Allgeme<strong>in</strong> konsentierten Qualitätskriterien entsprechend,<br />

basieren evidenzbasierte Empfehlungen methodisch vali<strong>der</strong><br />

Leitl<strong>in</strong>ien (LL) auf e<strong>in</strong>er systematischen Suche, Bewertung und<br />

Darstellung <strong>der</strong> für die zu Grunde liegenden Fragen besten verfügbaren<br />

Evidenz. Die eigentliche Empfehlungsformulierung<br />

und -graduierung resultiert aus e<strong>in</strong>er expliziten Beurteilung des<br />

Nutzen- und Risikopotentials e<strong>in</strong>er Intervention. Das Vorgehen<br />

entspricht im Grundsatz – nicht bezüglich <strong>der</strong> methodischen Rigorosität<br />

– dem Vorgehen, welches bei <strong>der</strong> vergleichenden Nutzenbewertung<br />

durch das IQWiG zur Anwendung kommt. Dem IQWiG<br />

stehen bei Arzneimittelnutzenbewertungen zusätzlich bisher unpublizierte<br />

Daten <strong>in</strong> Form von Studienberichten zur Verfügung. Bei<br />

Themengebieten, bei denen sowohl vergleichende Nutzenbewertungen<br />

durch das IQWiG als auch evidenzbasierte Leitl<strong>in</strong>ienempfehlungen<br />

vorliegen, ist die Frage <strong>der</strong> Auswirkung bisher unpublizierter<br />

Daten relevant.<br />

Methode: Abgleich <strong>der</strong> beiden IQWiG Berichte zur Nutzenbewertung<br />

von Antidepressiva (A05-20A; A05-20C) mit <strong>der</strong> S3 LL / NVL<br />

„unipolare Depression“ h<strong>in</strong>sichtlich 1. den korrespondierenden<br />

Empfehlungen zur medikamentösen Therapie; 2. <strong>der</strong> die Aussagen<br />

begründenden H<strong>in</strong>tergrundtexte; 3. <strong>der</strong> zu Grunde gelegten Studien.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Leitl<strong>in</strong>ienempfehlungen werden durch<br />

die Ergebnisse <strong>der</strong> Berichte (E<strong>in</strong>beziehung unpublizierter Daten)<br />

nicht <strong>in</strong> Frage gestellt. Die Aussagen <strong>in</strong> den begründenden H<strong>in</strong>tergrundtexten<br />

<strong>der</strong> LL müssen ggf. modifiziert werden, wenn sich <strong>der</strong><br />

Verdacht auf e<strong>in</strong>en relevanten publication bias im Fall von Reboxet<strong>in</strong><br />

bestätigt. Bezüglich <strong>der</strong> berücksichtigten Literatur bestehen<br />

Diskrepanzen, primär ebenfalls – aber nicht ausschließlich – durch<br />

die neuen Erkenntnisse zu unpublizierten Daten begründet. Die<br />

Notwendigkeit e<strong>in</strong>er Empfehlung, welche vom E<strong>in</strong>satz bestimmter<br />

Substanzen (<strong>in</strong>sbes. Reboxet<strong>in</strong>) abrät, ist nach Veröffentlichung <strong>der</strong><br />

Abschlussbereichte erneut zu prüfen. Die rigorose Ermittlung des<br />

Pools potenziell relevanter Studien und das E<strong>in</strong>beziehen unpublizierter<br />

Daten, entsprechend <strong>der</strong> Vorgehensweise des IQWiG, kann<br />

durch Leitl<strong>in</strong>iengruppen nicht geleistet werden; nicht zuletzt da sie<br />

ke<strong>in</strong>en Zugang zu den Daten haben. Die Berichte können somit<br />

wertvolle Informationen für die Leitl<strong>in</strong>ienerstellung bereitstellen.<br />

Die dargestellten Ergebnisse s<strong>in</strong>d vorbehaltlich; beide IQWiG Berichte<br />

liegen als Vorberichte vor, die LL <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konsultationsfassung<br />

(Stand 30.07.09).<br />

431


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Raum 42<br />

S-016 Symposium<br />

Psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung von Menschen<br />

mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung vor dem H<strong>in</strong>tergrund des Paradigmen-<br />

und Strukturwandels <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe<br />

(Referat Psych. Störung bei geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung)<br />

Vorsitz: M. Seidel (Bielefeld), M. Kosmahl (Rickl<strong>in</strong>g)<br />

001<br />

E<strong>in</strong>führung: Der Paradigmen- und Strukturwandel <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe<br />

Michael Seidel (v. Bodelschw<strong>in</strong>ghsche Anstalten, Bethel, Bielefeld)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Beitrag beschreibt den H<strong>in</strong>tergrund für die an<strong>der</strong>en<br />

Beiträge des Symposiums.<br />

Methode: Der Beitrag stellt die wesentlichen fachlichen, konzeptionellen,<br />

organisatorischen und rechtlichen Entwicklungen vor,<br />

die neue Herausfor<strong>der</strong>ungen für die Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe e<strong>in</strong>erseits,<br />

für die psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung von Menschen<br />

mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung an<strong>der</strong>erseits darstellen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der Struktur- und Paradigmenwandel<br />

<strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe hat menschenrechtspolitische, fachlich-konzeptionelle,<br />

fiskalische u. a. H<strong>in</strong>tergründe. Der Struktur- und Paradigmenwandel<br />

besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> stärkeren Betonung von Selbstbestimmung,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> expliziten För<strong>der</strong>ung von Teilhabe, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Ausrichtung auf <strong>in</strong>klusive, geme<strong>in</strong>de<strong>in</strong>tegrierte Versorgungskonzepte,<br />

im Wandel <strong>der</strong> Unterstützung von <strong>der</strong> Vollversorgung h<strong>in</strong><br />

zur Assistenz, im Ausbau ambulanter und geme<strong>in</strong>de<strong>in</strong>tegrierter dezentraler<br />

stationärer Betreuungsformen, im Ausbau des Persönlichen<br />

Budgets usw. Die Komplexe<strong>in</strong>richtungen traditioneller Prägung<br />

verschw<strong>in</strong>den mehr und mehr. Gleichzeitig stehen die E<strong>in</strong>richtungen<br />

und Dienste vor erheblichen f<strong>in</strong>anziellen Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Der Paradigmen- und Strukturwandel <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe for<strong>der</strong>t<br />

vom psychiatrisch-psychotherapeutischen Regelversorgungssystem<br />

die stärkerer Ausrichtung auf die Belange geistig und mehrfach beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter<br />

Menschen. Vor allem müssen auch spezielle Dienstleistungen<br />

vor Ort verfügbar se<strong>in</strong>. Die verschiedenen konzeptionellen<br />

Zugänge zu diesem Thema werden vorgestellt. Es wird auch auf den<br />

<strong>in</strong>ternationalen fachlichen Diskurs dazu Bezug genommen.<br />

002<br />

Erfahrungen aus <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Clear<strong>in</strong>gstelle für Menschen<br />

mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

Tatjana Voß (Evangelisches Krankenhaus, König<strong>in</strong> Elisabeth Herzberge<br />

Psychiatrie und Psychotherapie, Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und zusätzlichen<br />

psychischen Störungen e<strong>in</strong>schließlich Verhaltensauffälligkeiten haben<br />

e<strong>in</strong>en spezifischen Wohn- und Betreuungsbedarf, <strong>der</strong> sich aufgrund<br />

des beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungs- und krankheitsbed<strong>in</strong>gten <strong>in</strong>dividuellen<br />

Hilfebedarfs lebenslang verän<strong>der</strong>n kann. Zusätzlich zur geistigen<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung liegen oftmals weitere körperliche o<strong>der</strong> sensorische<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigen vor.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Modellprojekt <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Clear<strong>in</strong>gstelle<br />

für Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung, e<strong>in</strong>er Kooperation<br />

des Berl<strong>in</strong>er Behandlungszentrums für Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

und zusätzlicher psychischer Erkrankung am ev Krankenhaus<br />

KEH mit <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Senat, Abteilung IAS, hatte zum<br />

Ziel, anhand von zu begutachtenden E<strong>in</strong>zelfällen vorhandene<br />

Wohn- und Betreuungsangebote <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> zu untersuchen. Grenzen<br />

o<strong>der</strong> Lücken <strong>in</strong> <strong>der</strong> Versorgung dieses Personenkreises <strong>in</strong> den<br />

Wohnformen <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe sollten aufgezeigt werden.<br />

Durch die E<strong>in</strong>zelfallanalyse von über 100 problembelasteten<br />

Betreuungsverläufen wurde durch die Arbeit <strong>der</strong> Clear<strong>in</strong>gstelle un-<br />

432<br />

tersucht, welche Faktoren die Situation des beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Menschen<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe positiv bee<strong>in</strong>flussen können.<br />

Durch die Arbeit <strong>der</strong> Clear<strong>in</strong>gstelle sollten vermeidbare Konflikte<br />

<strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungshilfe aufgezeigt werden<br />

und durch fachkompetente Beurteilung Lösungsansätze<br />

erarbeitet und e<strong>in</strong>zelfallbezogen realisiert werden. Der Beitrag berichtet<br />

über die Erfahrungen aus den ersten 18 Monaten des Modellprojektes<br />

und <strong>in</strong>wieweit es gel<strong>in</strong>gen konnte, mit e<strong>in</strong>er neutralen<br />

Begutachtungsstelle Lösungsvorschläge zur Optimierung <strong>der</strong> vielschichtigen<br />

Wohnformen für Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

und etwaigen psychischen Störungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> zu entwickeln.<br />

003<br />

Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung mitten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft – Beobachtungen<br />

aus <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> ambulantern Versorgung<br />

Michael Wun<strong>der</strong> (Beratungszentrum Alsterdorf, Hamburg)<br />

Commmunity Care heißt für Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen Leben<br />

<strong>in</strong> und mit <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de. E<strong>in</strong> hoher Anspruch für die Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe<br />

und e<strong>in</strong>e große Herausfor<strong>der</strong>ung für Mitarbeiter wie für<br />

die Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung selbst. Die Umstellung von <strong>der</strong> beschützenden<br />

Wohngruppe zum Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Wohnung,<br />

die Entwicklung von <strong>der</strong> rundum umsorgenden Betreuung zur Assistenz<br />

bergen für psychisch labile Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

hohe Risiken. Teilhabe und Selbstbestimmung müssen erlernt werden,<br />

sie haben ihre Zeit und sie brauchen vor allem Zeit.<br />

Auf dem H<strong>in</strong>tergrund se<strong>in</strong>er langjährigen Erfahrung <strong>in</strong> <strong>der</strong> therapeutischen<br />

Begleitung geistig und mehrfach beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Menschen<br />

und se<strong>in</strong>er Erfahrungen aus <strong>der</strong> Mitwirkung an <strong>der</strong> Entwicklung<br />

und Etablierung <strong>in</strong>novativer Betreuungsformen geht <strong>der</strong> Autor<br />

e<strong>in</strong>igen Fragen nach: Welche Patienten s<strong>in</strong>d gefährdet? Welche<br />

Patienten profitieren von den Neuerungen? Welche Rolle spielen<br />

Alkoholismus, E<strong>in</strong>samkeit, Verwahrlosung und Verschuldung?<br />

Verän<strong>der</strong>n sich die Aufgaben <strong>in</strong> <strong>der</strong> ambulanten psychiatrisch-psychotherapeutischen<br />

Versorgung? Am Beispiel e<strong>in</strong>zelner Patienten<br />

werden Entwicklungen unter den sich verän<strong>der</strong>nden Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

aufgezeigt und diskutiert.Die Erfahrungen werden dargestellt.<br />

Sie werden im H<strong>in</strong>blick auf die Schlussfolgerungen zur<br />

Notwendigkeit <strong>in</strong>dividueller Hilfen und zur Weiterentwicklung des<br />

Hilfesystems unter den neuen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>de<strong>in</strong>tegrierten<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe bewertet.<br />

004<br />

Erfahrungen aus <strong>der</strong> Sozialarbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Spezialkl<strong>in</strong>ik<br />

Michael Kosmahl (Psychiatrisches Zentrum, Rickl<strong>in</strong>g)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Infolge struktureller und personeller Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe, <strong>in</strong> teilstationären und<br />

ambulanten Betreuungsformen und auch <strong>in</strong>folge offenkundig immer<br />

„schwieriger“ werden<strong>der</strong> Klient<strong>in</strong>nen und Klienten <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe verlagern sich zunehmend Fragestellungen<br />

und Aufgaben aus den E<strong>in</strong>richtungen und an<strong>der</strong>en<br />

Betreuungsformen <strong>in</strong> die psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik. Dies erfor<strong>der</strong>t dort<br />

e<strong>in</strong> Umdenken <strong>in</strong> den bisherigen gewohnten Abläufen. Gleichzeitig<br />

verän<strong>der</strong>n sich schleichend Positionen <strong>der</strong> Leistungsträger die zunehmend<br />

den stationären Aufenthalt bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Methode: Der Autor beschreibt auf dem H<strong>in</strong>tergrund eigener langjähriger<br />

Erfahrung die sich verän<strong>der</strong>nden Aufgaben des Sozialpädagogen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik bis h<strong>in</strong> zu notwendigen Beratungsaufgaben<br />

vor, während und nach <strong>der</strong> Behandlung. Er versucht e<strong>in</strong>e Interpretation<br />

<strong>der</strong> H<strong>in</strong>tergründe und Ursachen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Auf Grund langjähriger Erfahrung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe formuliert er H<strong>in</strong>weise und gibt Informationen,<br />

die ärztlichen Kollegen dienlich se<strong>in</strong> können. Außerdem erörtert er<br />

Konsequenzen im Umfeld des beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Menschen im Kontext<br />

Kl<strong>in</strong>ik und Betreuungsalltag. Er weist auch auf die Grenzen <strong>der</strong><br />

psychiatrischen Kl<strong>in</strong>ik h<strong>in</strong>.


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 17/18<br />

S-020 Symposium<br />

ÄrztInnengesundheit: Behandlungsnotwendigkeiten und Behandlungsangebote<br />

<strong>in</strong> drei Län<strong>der</strong>n<br />

Vorsitz: F. Wurst (Salzburg, Österreich), G. Mundle (Hornberg)<br />

001<br />

ÄrztInnengesundheit: Ergebnisse e<strong>in</strong>er Umfrage bei den Mitglie<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Salzburger Ärztekammer<br />

Friedrich Wurst (Christian-Doppler-Kl<strong>in</strong>ik, Psychiatrie II, Salzburg,<br />

Österreich)<br />

N. Thon, I. Kunz, K. Forstner, P. Beschoner, M. Braun<br />

E<strong>in</strong>leitung: <strong>Psychische</strong> <strong>Erkrankungen</strong> s<strong>in</strong>d bei ÄrztInnen ähnlich<br />

häufig wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung. Ziel dieser Umfrage war<br />

es, Substanzgebrauch, Depression und Burnout Risiko bei ÄrztInnen<br />

im Bundesland Salzburg zu erheben.<br />

Methode: An alle 2484 Ärzte wurden Fragebögen mit Angaben zu<br />

demografischen Merkmalen und zur Arbeitssituation sowie das<br />

Maslach-Burnout Inventar (MBI-D), das Beck-Depressions-Inventar<br />

(BDI), <strong>der</strong> Alcohol Use Disor<strong>der</strong>s Identification Test (AUDIT),<br />

Fagerström Test zur Nikot<strong>in</strong>abhängigkeit (FTND) und <strong>der</strong> Fragebogen<br />

zur Messung beruflicher Gratifikationskrisen (ERI) versandt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es wurden 456 Fragebögen (18 %) ausgefüllt<br />

retourniert. Die ÄrztInnen waren 46 Jahre (Median) alt, 45.5 %<br />

w, 54.5 % m. Die Berufserfahrung betrug 19 Jahre (Median), 87.4 %<br />

waren Vollzeit beschäftigt, 41 % <strong>in</strong> eigener Praxis tätig. In den<br />

MBI-Subskalen „emotionale Erschöpfung“ und „Depersonalisation“<br />

erzielten 7.9 % respektive 2 % <strong>der</strong> Ärzte Werte, die als kl<strong>in</strong>isch behandlungsbedürftiges<br />

Burnout Syndrom <strong>in</strong>terpretiert werden. Wegen<br />

beruflicher Überlastung waren 7 % <strong>der</strong> Ärzte bereits e<strong>in</strong>mal<br />

krank geschrieben. In ihrer Arbeit erleben 15.6 % <strong>der</strong> ÄrztInnen<br />

e<strong>in</strong>e Imbalance zwischen Effort und Reward (ERI). M<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong><br />

Mal im Leben an e<strong>in</strong>er depressiven Episode erkrankt gewesen zu<br />

se<strong>in</strong>, berichteten 35.3 %. Aktuell erreichten 16.4 % <strong>der</strong> Ärzte im BDI<br />

e<strong>in</strong>en Wert über dem cut-off von 11, was auf e<strong>in</strong>e zum<strong>in</strong>dest leichte<br />

Depression h<strong>in</strong>weisen kann. E<strong>in</strong>en AUDIT Score über dem cut-off<br />

von 5 bzw. 8 hatten 12.7 % <strong>der</strong> Ärzt<strong>in</strong>nen respektive 13.9 % <strong>der</strong> Ärzte.<br />

15.1 % waren Raucher. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten<br />

daraufh<strong>in</strong>, dass Substanzgebrauch Depression und Burnout Risiko<br />

bei ÄrztInnen e<strong>in</strong> ernstzunehmendes Problem darstellen, sodass<br />

die Entwicklung respektive Fortführung von ärztespezifischen ambulanten<br />

und stationären Therapieangeboten e<strong>in</strong> langfristiges Ziel<br />

se<strong>in</strong> sollte. Das Projekt wurde durchgeführt mit freundlicher Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Ärztekammer für Salzburg und <strong>der</strong> Deutschen<br />

Suchtstiftung Matthias Gottschaldt.<br />

003<br />

ReMed – das schweizerische Unterstützungswerk für Ärzt<strong>in</strong>nen<br />

und Ärzte<br />

Michael Peltenburg (ReMed, Praxis Post, H<strong>in</strong>wil, Schweiz)<br />

004<br />

Ärztegesundheit <strong>in</strong> Deutschland: Behandlungshürden und Behandlungsangebote<br />

Götz Mundle (Oberbergkl<strong>in</strong>ik Schwarzwald, Hornberg)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Verän<strong>der</strong>ungen des Gesundheitswesens und die<br />

daraus resultierenden Arbeitsbelastungen stellen e<strong>in</strong>e zunehmende<br />

Gefährdung für die Gesundheit <strong>der</strong> Mitarbeiter desselben dar.<br />

Nicht verwun<strong>der</strong>lich ist daher, dass e<strong>in</strong>zelnen Studien auf erhöhte<br />

Inzidenzraten von psychischen Störungen und Abhängigkeitserkrankungen<br />

bei Ärzten h<strong>in</strong>weisen.<br />

Methode: Trotz e<strong>in</strong>er meist hohen beruflichen Kompetenz werden<br />

eigene psychische Störungen, wie Depressionen, Suchterkranungen<br />

o<strong>der</strong> Suizidalität von Ärzten und <strong>der</strong>en Umfeld weiterh<strong>in</strong> verleugnet<br />

und tabuisiert. Dr<strong>in</strong>gend notwendig s<strong>in</strong>d strukturierte Beahndlungsangebote<br />

für selbst betroffene Ärze, die e<strong>in</strong>e frühzeitige Hilfe<br />

und Behandlung sowie e<strong>in</strong>en konstruktiven Umgang mit <strong>der</strong> eigenen<br />

Erkrankung ermöglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Internationale Behandlungsangebote,<br />

z. B. die Physician Health Programme <strong>in</strong> den USA und die von den<br />

Ärztekammern mittlerweile fast bundesweit etablierten Interventionskonzepte<br />

weisen hohe Erfolgsraten von teilweise über 80 % auf<br />

und ermöglichen e<strong>in</strong>e rasche und effektive Behandlung. Notwendig<br />

hierfür ist e<strong>in</strong> konstruktiver Umgang mit <strong>der</strong> eigenen Erkrankung<br />

und e<strong>in</strong>e konstruktives Selbstmanangement im Umgang mit den<br />

alltäglichen Stressfaktoren am Arbeitsplatz.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 21<br />

S-022 Symposium<br />

5 Jahre Erfahrung mit IV-Verträgen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrischen Versorgung<br />

– Werkstattberichte<br />

Vorsitz: C. Roth-Sackenheim (An<strong>der</strong>nach), C. Vogel (München)<br />

001<br />

IV bei psychischen Störungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

Norbert Mönter (Praxis, Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der geme<strong>in</strong>nützige Vere<strong>in</strong> für Psychiatrie und seelische<br />

Gesundheit e. V. realisiert <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> seit Dezember 2006 e<strong>in</strong>e<br />

diagnosenübergreifende <strong>in</strong>tegrierte Versorgung psychisch schwer<br />

Kranker. Der sektoren- und berufsgruppenübergreifende Vere<strong>in</strong><br />

wurde 2003 <strong>in</strong> Initiative nie<strong>der</strong>gelassener Nervenärzte / Psychiater<br />

geme<strong>in</strong>sam mit Psychologen, Ergo- und Soziotherapeuten und jetzt<br />

zahlreichen leitenden Kl<strong>in</strong>ikern gegründet. Er zählt über 200 Mitglie<strong>der</strong><br />

und weitere ca. 30 psychosoziale Träger als korporative Mitglie<strong>der</strong>;<br />

er ist Vertragspartner mehrer Ersatzkrankenkassen und<br />

des LV Ost <strong>der</strong> BKK. In 2008 hat er se<strong>in</strong>en Wirkungsbereich auf<br />

Brandenburg ausgedehnt.<br />

Methode: Konzeptionell zeichnet sich das IV Modell Berl<strong>in</strong> / Brandenburg<br />

durch e<strong>in</strong>e diagnoseübergreifende Fokussierung auf die<br />

psychisch schwer Kranken und e<strong>in</strong>e von Nervenarztpraxen koord<strong>in</strong>ierte<br />

ambulante Komplexbehandlung aus. Die angestrebte Struktur-Qualität<br />

dieses IV-Modelles besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Implementierung<br />

kont<strong>in</strong>uierlicher Zusammenarbeit von IV-Psychiatern, Soziotherapeuten<br />

und ambulanter Pflege i. R. <strong>der</strong> ambulanten Komplexbehandlung<br />

(„Behandlertreffen“) sowie vere<strong>in</strong>barter Kooperation<br />

zwischen nie<strong>der</strong>gelassenen Psychiatern, Hausärzten, sozialpsychiatrischen<br />

Diensten und verantwortlichen Kl<strong>in</strong>ikern ( „fachpsychiatrische<br />

Arbeitskreise“). Psychotherapeutische Angebote s<strong>in</strong>d mit<br />

erleichtertem Zugang für psychisch schwer Kranke e<strong>in</strong>bezogen. In<br />

fast allen Bezirken Berl<strong>in</strong>s wurden diese neuen Kooperationsstrukturen<br />

bereits fest etabliert; <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bezirken wie auch im Land<br />

Brandenburg bef<strong>in</strong>den sie sich im kont<strong>in</strong>uierlichen Aufbau. Die<br />

Prozeßqualität <strong>in</strong> dem Modell drückt sich aus <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividualisierten<br />

Behandlungsplanung und gegenüber <strong>der</strong> Regelversorgung<br />

verbesserter Absprache zwischen den Behandlungssektoren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zu diskutieren s<strong>in</strong>d positive Alltags-<br />

Erfahrungen, wonach bei vielen Patienten Kl<strong>in</strong>ikbehandlung vermieden<br />

und ambulant e<strong>in</strong>e effiziente Behandlung durchgeführt<br />

werden kann sowie erste Ergebnisse <strong>der</strong> Evaluation, die vom Institut<br />

für Sozialmediz<strong>in</strong>, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie<br />

<strong>der</strong> Charite durchgeführt wird. In Berl<strong>in</strong> wurden bereits über 400<br />

Patienten – zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> Quartal – <strong>in</strong> dieser Weise <strong>in</strong>tegriert ver-<br />

433


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

sorgt. Weitere Krankenkassen haben Interesse, sich dem Vertrag<br />

anzuschließen. Unterschiede zwischen städtischer und ländlicher<br />

Versorgung sowie h<strong>in</strong>sichtlich unterschiedlicher Diagnosen s<strong>in</strong>d<br />

zu erörtern.<br />

002<br />

IV bei psychischen Störungen <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Matthias Walle (Psychiatrische Praxis, Hemmoor)<br />

003<br />

IV-Modelle <strong>in</strong> München<br />

Christian Vogel (Psychiatrische Praxis, München)<br />

004<br />

Update: Integrierte Versorgung seelische Gesundheit Aachen<br />

Frank Bergmann (Psychiatrische Praxis, Aachen)<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 8<br />

S-028 Symposium<br />

Mental health and well-be<strong>in</strong>g at the workplace – prevention and<br />

<strong>in</strong>tegration <strong>in</strong> times of global economic crisis<br />

Vorsitz: W. Gaebel (Düsseldorf), M. Muijen (Copenhagen)<br />

001<br />

Challeng<strong>in</strong>g times for mental health services<br />

Matt Muijen (World Health Organization, Regional Office for Europe,<br />

Copenhagen, Dänemark)<br />

Many countries are <strong>in</strong> the middle of comprehensive reforms of their<br />

mental health systems that require fund<strong>in</strong>g. At the same time, they<br />

are affected by the consequences of the f<strong>in</strong>ancial crisis. Governments<br />

have come up with multi-billion dollar rescue packages.<br />

Countries need to make cuts <strong>in</strong> public sector expenditure. At an<br />

<strong>in</strong>dividual level, debt status is already high <strong>in</strong> many countries due to<br />

fall<strong>in</strong>g house prices and high consumption levels. The crisis has several<br />

consequences for the mental health of the population. Loss of<br />

employment and risk of unemployment are associated with an <strong>in</strong>crease<br />

of stress, anxiety, depression and psychotic disor<strong>der</strong>s. For<br />

people with severe mental disor<strong>der</strong>s, the <strong>in</strong>crease of unemployment<br />

<strong>in</strong>creases competition for placements <strong>in</strong> protected workplaces. These<br />

social and economic developments are tak<strong>in</strong>g place at a po<strong>in</strong>t <strong>in</strong><br />

time when mental health services are focuss<strong>in</strong>g on the development<br />

of community services target<strong>in</strong>g vulnerable groups. However, a<br />

particular challenge at <strong>in</strong>ternational level is the variation of exist<strong>in</strong>g<br />

provisions and use of resources, often poorly placed to deal with the<br />

consequences of the economic crisis, and many governments are<br />

fac<strong>in</strong>g the need to reduce expenditure. A priority is therefore to<br />

protect essential community services for the most vulnerable and<br />

advocate for the development of additional effective <strong>in</strong>terventions<br />

promot<strong>in</strong>g <strong>in</strong>dependence and social <strong>in</strong>clusion. There is place for<br />

some optimism, s<strong>in</strong>ce <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g number of countries are committed<br />

to mental health reform, which now has to be accelerated and<br />

susta<strong>in</strong>ed. This will prove to be a crucial test for mental health, but<br />

the <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g effectiveness of <strong>in</strong>ternational partnerships that are<br />

rais<strong>in</strong>g awareness gives hope.<br />

002<br />

Legal and programmatic framework for mental health promotion<br />

at the workplace<br />

Jürgen Scheftle<strong>in</strong> (Europäische Kommission, DG Health and Consumers,<br />

Brüssel, Belgien)<br />

434<br />

003<br />

Exemplary health promotion and rehabilitation projects with focus<br />

on mental health<br />

Karl Kuhn (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmediz<strong>in</strong>,<br />

Dortmund)<br />

004<br />

The German Alliance for Mental Health and its role for occupational<br />

mental health promotion<br />

Wolfgang Gaebel (He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Düsseldorf)<br />

A. Statz<br />

The German Alliance for Mental Health has been founded <strong>in</strong> 2004<br />

to build a network of partners <strong>in</strong> the field of mental health to jo<strong>in</strong>tly<br />

promote the public awareness of mental health and ill health and<br />

to fight the stigma of mental illness. It has been founded by the<br />

German Psychiatry and Psychotherapy Association (<strong>DGPPN</strong>) and<br />

“Open the doors”, the German branch of the worldwide World Psychiatric<br />

Association programme aga<strong>in</strong>st stigma and discrim<strong>in</strong>ation<br />

because of schizophrenia and is supported by the German Fe<strong>der</strong>al<br />

M<strong>in</strong>istry of Health. Until now, it has developed to a nationwide<br />

open network of more than 50 professional associations <strong>in</strong> the field<br />

of mental health, research networks, and self-help associations of<br />

service users and relatives. Mental health and well-be<strong>in</strong>g at the<br />

workplace has been identified as an important start<strong>in</strong>g po<strong>in</strong>t for<br />

promot<strong>in</strong>g social <strong>in</strong>tegration of people with mental illness. Employment<br />

is usually a strong psychosocial resource, nevertheless<br />

mental health problems are very common at workplaces be<strong>in</strong>g on a<br />

steady rise <strong>in</strong> recent years, e. g. <strong>in</strong> terms of illness-related absenteeism<br />

or early retirement. Additionally, the stigma of mental illness<br />

hampers early recognition of mental illness as well as the re<strong>in</strong>tegration<br />

of people with mental illness after illness-related absences<br />

(e. g. after hospital or rehabilitation stays). To raise awareness and to<br />

f<strong>in</strong>d new ways for a better <strong>in</strong>tegration of people with mental illness<br />

<strong>in</strong> work<strong>in</strong>g environments, the German Alliance for Mental Health<br />

has organized two high-rank<strong>in</strong>g symposia <strong>in</strong> 2009, i) together with<br />

the EC DG Health & Consumers, WHO Europe and the German<br />

Fe<strong>der</strong>al M<strong>in</strong>istry of Health, and ii) together with the German Medical<br />

Association. Ma<strong>in</strong> themes were the reduction of stigma of<br />

mental illness as well as mental health promotion at the workplace,<br />

and strategies for re<strong>in</strong>tegration of people with mental illness <strong>in</strong>to<br />

work. Conclusions of the symposia and result<strong>in</strong>g plans for future<br />

activities will be presented and discussed.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Salon 20<br />

S-035 Symposium<br />

Open Door – Open M<strong>in</strong>d: Wie können Akutstationen offen gehalten<br />

werden und was kann man damit bewirken?<br />

Vorsitz: K. H. Be<strong>in</strong>e (Hamm), G. Juckel (Bochum)<br />

001<br />

Können geschlossene Türen „Entweichungen“ verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n?<br />

Und<strong>in</strong>e Lang (Charité Berl<strong>in</strong>, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> Akutbehandlung schizophrener Patienten nehmen<br />

Zwangsmassnahmen zu und stehen im Wi<strong>der</strong>spruch zu e<strong>in</strong>er<br />

psychotherapeutischen Haltung, „shared decision mak<strong>in</strong>g“ und<br />

dem zentralen Anliegen des Erreichens e<strong>in</strong>er Adhärenz.<br />

Methode: Wir untersuchten e<strong>in</strong>e akute psychiatrische Station mit<br />

Sektorversorgung im Verlauf von 1 Jahr, <strong>in</strong> dem die Tür e<strong>in</strong> halbes<br />

Jahr primär geschlossen (91.4 % <strong>der</strong> Tage von 0:00 – 0:00) und für


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

e<strong>in</strong> halbes Jahr primär geöffnet wurde (75.6 % <strong>der</strong> Tage von 6:00 –<br />

22:00). In <strong>der</strong> gesamten Zeitperiode wurden 337 Patienten davon<br />

206 Männer (Alter: 39 ± 15 Jahre) behandelt. 60.2 % <strong>der</strong> Patienten<br />

wurden aufgrund e<strong>in</strong>er Schizophrenie, 13.6 % mit affektiven <strong>Erkrankungen</strong>,<br />

11.6 % mit Suchterkrankungen und 14.5 % mit an<strong>der</strong>en<br />

Diagnosen behandelt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bezüglich Alter (df=1, Chi=55.41, p=0.979),<br />

Geschlecht (df=1, Chi=1.56, p=0.128), Diagnosen (df=1, Chi=82,<br />

p=0.382) und Liegedauer (ca. 18 Tage) (df=1, Chi=83.36, p=0.928)<br />

zeigte sich ke<strong>in</strong> signifikanter Unterschied zwischen den beiden<br />

Zeit<strong>in</strong>tervallen. E<strong>in</strong> signifikant höherer Anteil <strong>der</strong> Patienten brach<br />

die Behandlung im Zeitraum <strong>der</strong> geschlossenen Türe ab (häufig im<br />

ersten genehmigten Ausgang) (df=1, Chi=5.9, p=0.011) und die<br />

Dauer bis zur erneuten E<strong>in</strong>weisung war <strong>in</strong> <strong>der</strong> geschlossenen Periode<br />

erniedrigt (df=1, Chi=24.86, p=0.026). Wir hypothetisieren,<br />

dass geschlossene Türen <strong>in</strong> psychiatrischen Kl<strong>in</strong>iken zu e<strong>in</strong>em erhöhten<br />

Risiko von Behandlungsabbrüchen führen könnten. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus sche<strong>in</strong>t die <strong>der</strong> Akutbehandlung folgende Compliance<br />

bei offenen Türen erhöht zu se<strong>in</strong>. Es soll diskutiert werden, wie<br />

über e<strong>in</strong>e mögliche Vernetzung e<strong>in</strong>e umfangreichere methodisch<br />

möglichst e<strong>in</strong>wandfreie Untersuchung zur Sicherheit offener Türen<br />

gel<strong>in</strong>gen könnte.<br />

002<br />

Psychiatrie mit offenen Türen<br />

Ingrid Munk (Vivantes Kl<strong>in</strong>ikum Neukölln, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

Psychiatrie mit offenen Türen Der Beitrag stellt vor, wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Kl<strong>in</strong>ik mit Versorgungsverpflichtung die Stationstüren offen / respektive<br />

kurzzeitig fakultativ geschlossen geführt werden können.<br />

Der Beitrag stellt den Stand <strong>der</strong> empirischen Forschung vor und<br />

bündelt gleichzeitig die <strong>in</strong> verschiedenen Kl<strong>in</strong>iken gesammelten<br />

praktischen Erfahrungen. Er legt verschiedene Strategien dar, die<br />

sich als geeignet erwiesen haben, e<strong>in</strong>e nachhaltige Öffnung <strong>der</strong> Stationstüren<br />

zu gewährleisten. Dies be<strong>in</strong>haltet: Beson<strong>der</strong>e Qualifizierungsmaßnahmen<br />

für Mitarbeiter, <strong>der</strong> Verzicht auf die (e<strong>in</strong>e)<br />

geschlossene Akutstation bei <strong>der</strong> stationären Behandlung; Heterogenitätspr<strong>in</strong>zip,<br />

d. h. Patienten unterschiedlicher Akuität und Diagnose<br />

werden auf e<strong>in</strong>er Station behandelt. Beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />

haben auch strukturell bauliche Voraussetzungen sowie die Haltung<br />

<strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ikleitung. Insbeson<strong>der</strong>e werden Maßnahmen dargestellt,<br />

die gewährleisten können, dass richterlich untergebrachte<br />

Patienten durch E<strong>in</strong>satz an<strong>der</strong>er Mittel als e<strong>in</strong>er geschlossenen Tür<br />

am Verlassen <strong>der</strong> Station geh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden. E<strong>in</strong> nicht zu vernachlässigen<strong>der</strong><br />

Faktor <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung von Transparenz und Mitarbeitermotivation<br />

bildet e<strong>in</strong>e übersichtliche, wenig aufwändige<br />

Dokumentation mit zeitnaher Auswertung und Rückmeldung an<br />

die Stationsteams. Die Stationstüren offen zu halten, wird als permanente<br />

Aufgabe von Leitung und multiprofessionellen Stationsteams<br />

begriffen.<br />

003<br />

Nehmen <strong>in</strong> Deutschland die Zwangse<strong>in</strong>weisungen zu?<br />

Pia Wackerbeck (St. Marien-Hospital Hamm, Kl<strong>in</strong>ik <strong>der</strong> Universität<br />

Witten Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten Jahren wurde <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e Zunahme<br />

<strong>der</strong> Zwangse<strong>in</strong>weisungen beschrieben. Dies könnte sowohl<br />

auf e<strong>in</strong>e Zunahme des kustodialen Charakters <strong>der</strong> Psychiatrie mit<br />

erhöhter Behandlung auf „geschlossenen“ Stationen h<strong>in</strong>weisen, wie<br />

auch auf zunehmenden Ersatz personell aufwendiger Interaktionen<br />

mit Patienten durch räumliche Restriktion. Das häufige Fehlen <strong>in</strong>tegrierter<br />

Versorgung <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit e<strong>in</strong>er „geschlossenen“<br />

Psychiatrie, die wenig Anreize zum freiwilligen Verbleib bietet,<br />

könnte zu verr<strong>in</strong>gerter Adhärenz <strong>der</strong> Patienten und damit im S<strong>in</strong>ne<br />

e<strong>in</strong>es Teufelskreises wie<strong>der</strong>holten Zwangse<strong>in</strong>weisungen führen.<br />

Zudem könnte e<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te Gesetzgebung für e<strong>in</strong>en Anstieg <strong>der</strong><br />

Zwangse<strong>in</strong>weisungen verantwortlich se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e weitere Erklärung<br />

könnte e<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te Aufnahmepolitik darstellen, <strong>in</strong>dem sich die<br />

Zunahme von Zwangse<strong>in</strong>weisungen durch e<strong>in</strong>en Anstieg <strong>der</strong> Fallzahlen<br />

bei verkürzten Liegezeiten erklären lässt.<br />

Methode: Die Entwicklung <strong>der</strong> Zwangsunterbr<strong>in</strong>gungen wird durch<br />

e<strong>in</strong>e systematische Analyse durchgeführter Studien und veröffentlichter<br />

Daten <strong>der</strong> letzten Jahre <strong>in</strong> Deutschland erörtert. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />

Hamm durchgeführte Studie wird präsentiert als Beispiel für e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>terne Qualitätssicherung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er offen geführten Psychiatrie.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong>e Studie belegt, dass <strong>der</strong> Anstieg an<br />

Zwangse<strong>in</strong>weisungen im Rahmen e<strong>in</strong>es allgeme<strong>in</strong>en Anstieges an<br />

Aufnahmen geschieht. Somit s<strong>in</strong>d die Zwangse<strong>in</strong>weisungen durch<br />

e<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te Aufnahmepolitik bei verkürzten Liegezeiten zu erklären.<br />

Unsere Studie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gänzlich offen geführten Kl<strong>in</strong>ik mit<br />

Pflichtversorgung zeigt, dass die Quote <strong>der</strong> zwangsuntergebrachten<br />

Patienten unter dem nationalen Durchschnitt liegt. Hier wird deutlich,<br />

dass das Schließen <strong>der</strong> Türen zu vermeiden und die Zahl <strong>der</strong><br />

Unterbr<strong>in</strong>gungen zu reduzieren s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Dokumentation <strong>der</strong><br />

Zwangsunterbr<strong>in</strong>gungen und Zwangsmaßnahmen mit jährlicher<br />

Berechnung <strong>der</strong> Quote sollte Bestandteil des Qualitätsmanagement<br />

je<strong>der</strong> psychiatrischen Kl<strong>in</strong>ik se<strong>in</strong>. Dies bietet die Grundlage für<br />

e<strong>in</strong>e präzise Datenanalyse auf nationaler Ebene mit dem Ziel <strong>der</strong><br />

externen Qualitätssicherung und <strong>der</strong> Transparenz über den Umgang<br />

mit Zwang im stationären Alltag.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Prag<br />

S-058 Symposium<br />

Behandlungsleitl<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion<br />

Vorsitz: T. Ste<strong>in</strong>ert (Ravensburg-Weissenau), M. L<strong>in</strong>den (Teltow)<br />

001<br />

Optimierung <strong>der</strong> Behandlungsqualität durch Leitl<strong>in</strong>ienimplementierung<br />

Birgit Janssen (He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Düsseldorf)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Innerhalb <strong>der</strong> Gesamtheit psychiatrischer <strong>Erkrankungen</strong><br />

kommt den schizophrenen Störungen e<strong>in</strong>e wesentliche Bedeutung<br />

zu. Schizophrenie gilt als die teuerste psychische Erkrankung<br />

überhaupt. Die Versorgung von Patienten mit schizophrenen <strong>Erkrankungen</strong><br />

spielt <strong>in</strong> allen Versorgungssektoren (stationär, ambulant,<br />

komplementär) e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle . Bereits 1998 wurden<br />

von <strong>der</strong> <strong>DGPPN</strong> Leitl<strong>in</strong>ien für die Behandlung schizophren erkrankter<br />

Patienten publiziert, die 2006 zu e<strong>in</strong>er S3-Leitl<strong>in</strong>ie überarbeitet<br />

wurden. Hier ergibt sich die Möglichkeit <strong>der</strong> systematischen<br />

Implementierung e<strong>in</strong>es leitl<strong>in</strong>iengestützten, fallbezogenen Qualitätsmanagements<br />

für die Schizophreniebehandlung.<br />

Methode: Es werden unterschiedliche Projekte <strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ienimplementierung<br />

vorgestellt: 1. In Vergleichsstudien wurde <strong>in</strong> Kooperation<br />

mit mehreren Praxisnetzen festgestellt, dass e<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>em<br />

PC –gestützten <strong>in</strong>teraktiven- Schizophrenie-Modul basierendes<br />

Qualitätsmanagement die Leitl<strong>in</strong>ienkonformität <strong>der</strong> Behandlung<br />

und damit die Ergebnisqualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> ambulanten Schizophreniebehandlung<br />

verbessern kann. Darüber h<strong>in</strong>aus wird die dadurch<br />

unterstütze Durchführung von Modellen zur „Integrativen Versorgung“<br />

und <strong>der</strong>en Leitl<strong>in</strong>ienkonformität, so wie <strong>der</strong>en erste Umsetzung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kommunalen Verbundstruktur dar gestellt. 2. Untersuchungen<br />

zur Optimierung <strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ienkonformität <strong>der</strong><br />

stationären Schizophrenie-behandlung werden, unter beson<strong>der</strong>er<br />

Berücksichtigung e<strong>in</strong>zelner Qualitäts<strong>in</strong>dikatoren, anhand mehre-<br />

435


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

rer multizentrischer Studien vorgestellt. Unterschiedliche Methoden<br />

<strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ienimplementierung <strong>in</strong> psychiatrischen Kl<strong>in</strong>iken<br />

und <strong>der</strong>en Effekte auf Qualitätsoptimierung diskutiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigte sich, dass sowohl im stationären,<br />

als auch im ambulanten und komplementären Bereich, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

bei Behandlungselementen mit erheblichem Optimierungsbedarf,<br />

e<strong>in</strong>e systematische Leitl<strong>in</strong>ienimplementierung zu<br />

e<strong>in</strong>er deutlichen Qualitätsoptimierung <strong>der</strong> Behandlung von Patienten<br />

mit schizophrenen Störungen führt.<br />

002<br />

Verzerrung <strong>der</strong> Studienlage für Leitl<strong>in</strong>ien am Beispiel <strong>der</strong> Schizophrenie<br />

Stefan We<strong>in</strong>mann (Charité – Universitätsmediz<strong>in</strong>, Institut für Sozialmediz<strong>in</strong>,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten Jahren wurde e<strong>in</strong>e Reihe von Schizophrenie-Leitl<strong>in</strong>ien<br />

entwickelt, die sich <strong>in</strong> ihrer Methodik und ihren<br />

Empfehlungen unterscheiden.<br />

Methode: E<strong>in</strong>ige Probleme <strong>der</strong> publizierten Literatur zur Schizophrenie-Therapie<br />

als Grundlage für Leitl<strong>in</strong>ienempfehlungen werden<br />

dargestellt. Hierfür werden Methodik und Inhalte neuerer<br />

Schizophrenie-Leitl<strong>in</strong>ien verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> psychiatrischen Literatur f<strong>in</strong>det<br />

sich e<strong>in</strong> Übergewicht größerer Studien und Meta-Analysen zugunsten<br />

<strong>der</strong> Psychopharmakotherapie. Dies bildet sich auch <strong>in</strong> den<br />

Leitl<strong>in</strong>ienempfehlungen ab, die <strong>in</strong> den meisten Schizophrenie-Leitl<strong>in</strong>ien<br />

zu mehr als <strong>der</strong> Hälfte bis e<strong>in</strong> Drittel die medikamentöse Behandlung<br />

betreffen. Entgegen e<strong>in</strong>iger Konvergenzen <strong>in</strong> den medikamentösen<br />

Empfehlungen, die allerd<strong>in</strong>gs (z. B. h<strong>in</strong>sichtlich Dauer<br />

und Dosis <strong>der</strong> antipsychotischen Medikation) nur unzureichend<br />

durch Studien gestützt s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d die Unterschiede <strong>in</strong> den Empfehlungen<br />

zur psychosozialen Therapie zwischen den Leitl<strong>in</strong>ien groß.<br />

Der Focus auf Meta-Analysen, großen RCTs und Evidenz-Klassen<br />

führt zu e<strong>in</strong>er Dom<strong>in</strong>anz medikamentöser Empfehlungen <strong>in</strong> Schizophrenie-Leitl<strong>in</strong>ien<br />

und Vernachlässigung von Bereichen, für die<br />

e<strong>in</strong>e Standardisierung schwierig ist o<strong>der</strong> aufgrund fehlen<strong>der</strong> Studienf<strong>in</strong>anzierung<br />

ke<strong>in</strong>e hohe Evidenz vorliegt, die aber gleichwohl<br />

kl<strong>in</strong>isch relevant s<strong>in</strong>d. Empfehlungsgrade für Leitl<strong>in</strong>ien sollten<br />

nicht nur auf Evidenzklassen beruhen.<br />

003<br />

„Jump<strong>in</strong>g to conclusions“: Logische Fallen auf dem Weg von <strong>der</strong><br />

Evidenz zur Behandlungsempfehlung<br />

Tilman Ste<strong>in</strong>ert (ZfP Südwürttemberg, Universität Ulm, Ravensburg-<br />

Weissenau)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Behandlungsleitl<strong>in</strong>ien haben e<strong>in</strong>en hohen Stellenwert<br />

und gelten als Kondensat gesammelter wissenschaftlicher Erkenntnis.<br />

Wesentliche Schwächen lassen sich aber häufig bei dem Schritt<br />

von den Ergebnissen (Metaanalysen) zu den Schlussfolgerungen<br />

(Behandlungsempfehlungen) identifizieren.<br />

Methode: Der Autor war fe<strong>der</strong>führend mit <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

<strong>DGPPN</strong>-Leitl<strong>in</strong>ie „Umgang mit aggressivem Verhalten“ befasst.<br />

Auf Grund <strong>der</strong> eigenen Erfahrungen wird die gängige Methodik<br />

<strong>der</strong> Ableitung von Behandlungsempfehlungen aus wissenschaftlichen<br />

Studien problematisiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Folgende Fehlerquellen wurden als bedeutsam<br />

identifiziert: 1. Evidenzgrade beziehen sich auf die Studienqualität,<br />

nicht auf die Effektstärken; 2. die Frage <strong>der</strong> externen<br />

Validität von Studien wird nicht systematisch berücksichtigt;<br />

3. fehlende Evidenz rechtfertigt nicht die Annahme e<strong>in</strong>er fehlenden<br />

Wirkung; 4. <strong>der</strong> ethische Kontext vieler Fragestellungen wird <strong>in</strong><br />

randomisierten kontrollierten Studien unzureichend abgebildet;<br />

5. für wichtige Konsensusergebnisse mit Patienten und Angehörigen<br />

ergeben sich <strong>in</strong>adäquat niedrige Empfehlungsgrade.<br />

436<br />

004<br />

Nebenwirkungen von Leitl<strong>in</strong>ien<br />

Michael L<strong>in</strong>den (Charité und Rehazentrum Seehof, FPR, Teltow)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Gegensatz zu fachüblichen Reviewartikeln o<strong>der</strong><br />

Lehrbüchern wollen Leitl<strong>in</strong>ien nicht nur Therapeuten besser <strong>in</strong>formieren<br />

son<strong>der</strong>n zugleich Verfahrensvorschriften machen, die zudem<br />

noch mit offizieller Untersützung vorgegeben werden. Leitl<strong>in</strong>ien<br />

s<strong>in</strong>d daher als Interventions<strong>in</strong>strumente anzusehen. Damit<br />

stellt die die Frage nach dem empirischen Beleg für die erhoffte<br />

positive Wirksamkeit von Leitl<strong>in</strong>ien. Sie können zu besseren Behandlungsergebnissen<br />

o<strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>er Verschlechterung <strong>der</strong> Therapie<br />

führen. Dies kann untersucht werden durch <strong>in</strong>terventive<br />

Anwen dungsbeobachtungen, die leitl<strong>in</strong>enexponierte mit leitl<strong>in</strong>iennaiven<br />

Ärzten vergleichen.<br />

Methode: Es wurde e<strong>in</strong> Literaturreview zu kontrollierten <strong>in</strong>terventiven<br />

Anwendungsbeobachtungen bei Depression, Diabetes Mellitus<br />

und Hypertonie durchgeführt. Es wurden zwei <strong>in</strong>terventive<br />

Anwendungbeobachtungen bzgl. <strong>der</strong> Pharmakotherapie von depressiven<br />

Störungen durchgeführt. Es wurden kl<strong>in</strong>ische Beobachtungen<br />

gesammelt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der Literaturreview erbrachte 2 Studien<br />

für Hypertension, 3 für Diabetes und 9 für Depression. In 2 Studien<br />

wurde e<strong>in</strong>e Besserung im Behandlungsergebnis, <strong>in</strong> 1 e<strong>in</strong>e Verschlechterung<br />

und <strong>in</strong> 11 ke<strong>in</strong> Unterschied berichtet. In den <strong>in</strong>terventiven<br />

AWBs zeigte sich, dass Empfehlungen zur Optimierung<br />

e<strong>in</strong>er Antidepressivadosis zu e<strong>in</strong>er Dosiserhöhung bei leichten Depressionen<br />

und letztlich zu e<strong>in</strong>em schlechteren Therapieergebnis<br />

führten. E<strong>in</strong>e Empfehlung zu e<strong>in</strong>er stärker psychotherapuetisch<br />

orientierten Patientenführung resultierte <strong>in</strong> Belastungen im Arzt-<br />

Patienten-Verhältnis. Die kl<strong>in</strong>ische Beobachtung ergibt e<strong>in</strong>e Reihe<br />

von H<strong>in</strong>weisen, dass Leitl<strong>in</strong>ienvorgaben dazu führen, dass vorliegende<br />

kl<strong>in</strong>ische Probleme zu e<strong>in</strong>fach gesehen werden, die Leitl<strong>in</strong>ie<br />

auf die falaschen Patienten angewendet werden o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>guläre<br />

Therapieziele verabsolutiert werden.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 11/12<br />

S-106 Symposium<br />

Perspektiven Psychiatrie-Erfahrener <strong>in</strong> Forschung und Weiterbildung<br />

– Chance für Empowerment und Entstigmatisierung?<br />

Vorsitz: A. Deister (Itzehoe), R. Fricke (Herford)<br />

001<br />

Stigmabewältigung – e<strong>in</strong>e empirische Untersuchung zur Effektivität<br />

verschiedener Cop<strong>in</strong>gstrategien<br />

Marie Marekwica (Universität Bielefeld)<br />

H.-O. Röttgers, P. W. Corrigan, J. Re<strong>in</strong>ecke<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die bisherige Forschung zur Bewältigung des Stigmas<br />

psychischer Krankheit hat sich meistens auf die Strategien Geheimhaltung,<br />

sozialer Rückzug o<strong>der</strong> den Versuch <strong>der</strong> privaten Aufklärung<br />

beschränkt. Alle diese Strategien erwiesen sich dabei jedoch<br />

als wenig geeignet, die negativen Folgen von Stigmatisierung abzuwenden.<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>er qualitativen Untersuchung wurden geme<strong>in</strong>sam<br />

mit (ehemals) psychisch kranken Menschen weitere<br />

Cop<strong>in</strong>gstrategien für das Stigma psychischer Krankheit herausgearbeitet:<br />

• Geheimhaltung als den Versuch die Krankheit im Umfeld<br />

nicht bekanntwerden zu lassen • Selektive Öffnung gegenüber<br />

ausgewählten Menschen, denen man vertraut • Überkompensation<br />

als Versuch existierende Stereotype zu wi<strong>der</strong>legen • Zeitliche Abwärtsvergleiche<br />

<strong>der</strong> Situation von psychisch kranken Menschen<br />

heute und vor e<strong>in</strong>igen Jahrzehnten • Normalisierung <strong>der</strong> psychi-


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

schen Krankheit als e<strong>in</strong>e von vielen Formen von Krankheit • Informationsbeschaffung<br />

über psychische Krankheiten • Selektiver sozialer<br />

Rückzug von Menschen, die stigmatisierende E<strong>in</strong>stellungen<br />

an den Tag legen • Humor im alltäglichen Umgang mit <strong>der</strong> Krankheit<br />

• Positive Stereotypisierung <strong>der</strong> eigenen Gruppe • Engagement<br />

mit an<strong>der</strong>en psychisch kranken Menschen, z. B. im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

Selbsthilfegruppe Im Rahmen <strong>der</strong> vorgestellten Untersuchung soll<br />

nun überprüft werden, welche dieser Cop<strong>in</strong>gstrategien geeignet ist,<br />

negative Folgen von Stigmatisierung für das Selbstwertgefühl abzumil<strong>der</strong>n.<br />

Methode: Es wurden 355 Menschen während e<strong>in</strong>er ambulanten<br />

o<strong>der</strong> stationären psychiatrischen bzw. psychotherapeutischen Behandlung<br />

mit standardisierten Fragebögen dazu befragt, wie häufig<br />

sie die o. g. Strategien sie anwenden. Zusätzlich wurde ihr Stigma-<br />

Erleben, depressive Symptomatik und selbstberichtetes Selbstwertegefühl<br />

erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Depressive Symptomatik und erlebtes<br />

Stigma waren mit niedrigerem Selbstwertgefühl assoziiert. Humor<br />

und Engagement mit an<strong>der</strong>en psychisch kranken Menschen h<strong>in</strong>g<br />

mit höherem Selbstwertgefühl zusammen, die Strategien von Geheimhaltung<br />

und Überkompensation h<strong>in</strong>gegen mit niedrigerem<br />

Selbstwertgefühl. Die Ergebnisse legen nahe, dass e<strong>in</strong> aktiver, humorvoller,<br />

offener Umgang mit <strong>der</strong> Krankheit nicht nur e<strong>in</strong>en<br />

wichtigen Schritt im Kampf gegen Stigmatisierung darstellt, son<strong>der</strong>n<br />

auch die Betroffenen <strong>in</strong> ihrem Selbstwertgefühl stärkt.<br />

002<br />

Experienced Involvement. H<strong>in</strong>tergrund und Erfahrungen des<br />

deutschen Ex-In-Projektes<br />

Jörg Utschakowski (FOKUS, Bremen)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In diesem Vortrag werden die Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>e<br />

Ausbildung von Psychiatrie-Erfahrenen zum Peer-Spezialisten vorgestellt.<br />

Ebenso werden die erfor<strong>der</strong>lichen Organisationsentwicklungsprozesse<br />

<strong>in</strong> den psychiatrischen Diensten beschrieben, die<br />

e<strong>in</strong>e fruchtbare Zusammenarbeit von Psychiatrischen Fachkräften<br />

und „Experten durch Erfahrung“ gewährleisten.<br />

Methode: Auf Basis <strong>der</strong> Ergebnisse des EU Pilotprojektes EX-IN<br />

(Experienced Involvement) wurde e<strong>in</strong>e Ausbildung zur Qualifizierung<br />

von Psychiatrie-Erfahrenen entwickelt, die <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Bremen<br />

und Hamburg mehrfach durchgeführt wurde. Die Auswertung <strong>der</strong><br />

Ausbildungsprozesse und <strong>der</strong> Erfahrungen mit dem E<strong>in</strong>satz von<br />

Peer- Spezialisten werden Gegenstand dieses Vortrags se<strong>in</strong>.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die E<strong>in</strong>beziehung des Erfahrungswissens<br />

von Psychiatrie-Erfahrenen bietet e<strong>in</strong>e große Chance zur Realisierung<br />

<strong>der</strong> Personenzentrierung und bedarfsorientierten Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> psychiatrischen Praxis.<br />

003<br />

E<strong>in</strong>bezug von Psychiatrie-Erfahrenen im Rahmen <strong>der</strong> <strong>in</strong>nerbetrieblichen<br />

Weiterbildung – Evaluation des Workshops „Antistigma-<br />

Kompetenz“<br />

Harald Zäske (He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Düsseldorf)<br />

L. Freimüller<br />

E<strong>in</strong>leitung: Seit nunmehr 10 Jahren gibt es weltweit und auch <strong>in</strong><br />

Deutschland e<strong>in</strong>e Vielzahl von Ansätzen, das Stigma psychischer<br />

<strong>Erkrankungen</strong> zu bekämpfen. Die Bekämpfung des Stigmas psychischer<br />

<strong>Erkrankungen</strong> geschieht dabei überwiegend durch die gezielte<br />

Ansprache von Zielgruppen, die entwe<strong>der</strong> selbst e<strong>in</strong>e Risikogruppe<br />

für psychische <strong>Erkrankungen</strong> darstellen und für das Thema<br />

empfänglich s<strong>in</strong>d (z. B. SchülerInnen), o<strong>der</strong> Personen mit Berufen,<br />

die häufig mit psychisch erkrankten Menschen zu tun haben (z. B.<br />

PolizistInnen) o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Arbeit Auswirkungen auf das Stigma haben<br />

kann (z. B. JournalistInnen). E<strong>in</strong>e weitere wichtige Zielgruppe<br />

s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie Arbeitenden selbst, denn Menschen mit<br />

psychischen <strong>Erkrankungen</strong> (und <strong>der</strong>en Angehörige) berichten immer<br />

wie<strong>der</strong> von als stigmatisierend empfundenen Erfahrungen im<br />

Rahmen <strong>der</strong> psychiatrischen Behandlung. Speziell für diese Zielgruppe<br />

wurde im Rahmen des Kompetenznetz Schizophrenie e<strong>in</strong>e<br />

Antistigma-Intervention entwickelt und evaluiert.<br />

Methode: Der Workshop „Antistigma-Kompetenz für MitarbeiterInnen<br />

von psychiatrischen und psychosozialen E<strong>in</strong>richtungen“<br />

wird als zweitägige <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre <strong>in</strong>nerbetriebliche Fortbildung<br />

angeboten. Personen mit Psychiatrieerfahrung wurden zu Co-<br />

Tra<strong>in</strong>erInnen ausgebildet und fungieren als ExpertInnen durch Erfahrung.<br />

Dabei spielt im Rahmen des Workshops <strong>der</strong> gegenseitige<br />

Austausch und die Bereitschaft <strong>der</strong> Teilnehmenden zur Perspektivübernahme<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Zur Evaluation des Workshops<br />

kam e<strong>in</strong> Pre-Post-Kontrollgruppendesign zur Anwendung. Der benutzte<br />

Fragebogen umfasste Fragen zum eigenen Bewusstse<strong>in</strong> bezüglich<br />

des Stigma-Themas und zu E<strong>in</strong>stellungen über psychische<br />

<strong>Erkrankungen</strong> (Soziale Distanz). Als Kontrollgruppe fungierten<br />

Teilnehmer an<strong>der</strong>er <strong>in</strong>nerbetrieblicher Fortbildungen (z. B. von Deeskalationstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs).<br />

Die Teilnehmenden wurden nach 3 Monaten<br />

angeschrieben zur Erhebung mittelfristiger Folgen des Workshops.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Erhebung des 3-Monats-Follow-Ups<br />

sowie <strong>der</strong> Kontrollgruppen wird im Sommer abgeschlossen. Derzeit<br />

existieren 41 (Intervention) und 20 (Kontrolle) auswertbare<br />

Fragebögen, erhoben <strong>in</strong> vier (Intervention) und zwei (Kontrolle)<br />

Weiterbildungen. Erste Auswertungen zeigen post<strong>in</strong>terventionell<br />

e<strong>in</strong>e signifikante Reduktion <strong>der</strong> sozialen Distanz für die Interventionsgruppe,<br />

jedoch nicht für die Kontrollgruppe. Die stigmaspezifische<br />

Wirksamkeit des Workshops wird durch dieses Ergebnis unterstützt,<br />

wobei se<strong>in</strong>e längerfristigen Efffekte noch zu untersuchen<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

004<br />

Methodik von „user controlled research“ am Beispiel e<strong>in</strong>er Untersuchung<br />

zur personenzentrierten Hilfe<br />

Jasna Russo (Der PARITÄTISCHE L.V. Berl<strong>in</strong>, Referat Psychiatrie)<br />

Die Idee e<strong>in</strong>er ‚neutralen’ Sozialwissenschaft zeigt sich immer mehr<br />

als ke<strong>in</strong> wirklich tragbares Konzept, wegen <strong>der</strong> zunehmenden Anerkennung<br />

<strong>der</strong> Tatsache, dass die Forschungsprozesse nicht außerhalb<br />

<strong>der</strong> untersuchten gesellschaftliche Realität stattf<strong>in</strong>den. Soziale<br />

und auch psychiatrische Forschung wird von <strong>der</strong> Identität bei<strong>der</strong><br />

des Forschers und <strong>der</strong> Beforschten, sowie <strong>der</strong> Dynamik ihrer Begegnung<br />

bestimmt, von <strong>der</strong> Fragestellung bis zu den Ergebnissen.<br />

Personen mit Psychiatrieerfahrung wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen und<br />

sozialen Forschung traditionell ausschließlich die Rolle <strong>der</strong> Forschungssubjekte<br />

zugewiesen. ‚User-’ o<strong>der</strong> ‚survivor-controlled research’,<br />

im Deutschen mit betroffenenkontrollierte Forschung<br />

übersetzt ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Ansätze, die <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>e solche<br />

Rollenverteilung, sowie die Qualität, Vollständigkeit und Relevanz<br />

e<strong>in</strong>es so erlangten Wissens radikal <strong>in</strong> Frage stellt. Die Personen, die<br />

über direkte Erfahrung mit dem Forschungsthema verfügen, übernehmen<br />

Bereiche <strong>der</strong> Fragenentwicklung, <strong>der</strong> Analyse und Interpretation,<br />

zu denen traditionell nur die ‚objektiven Wissenschaftler’<br />

Zugang haben. Die Präsentation wird den H<strong>in</strong>tergrund, die Hauptmerkmale<br />

sowie die Möglichkeiten des betroffenenkontrollierten<br />

Ansatzes erläutern. Die bundesweit erste Evaluation im komplementär-psychiatrischen<br />

Bereich, die mit diesem Ansatz von 2006<br />

bis 2009 geführt wurde, wird als Beispiel im Zentrum <strong>der</strong> Präsentation<br />

stehen. Das Neue am Design und <strong>der</strong> Methodik <strong>der</strong> Studie, die<br />

die Umsetzung des personenzentrierten Hilfeansatzes <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> untersucht<br />

hat, sowie e<strong>in</strong>ige Hauptergebnisse werden dargestellt. Literatur:<br />

Lorenz, A. K., Russo, J., Scheibe, F., 2007, Aus eigener Sicht.<br />

Erfahrungen von Nutzer/<strong>in</strong>nen mit <strong>der</strong> Hilfe, Der PARITÄTISCHE<br />

Berl<strong>in</strong>, Referat Psychiatrie/Queere Lebensweisen Russo, J., Scheibe<br />

F., Hamilton, S. 2009, Versuch e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>mischung. Bericht <strong>der</strong> Praxisarbeit,<br />

Der PARITÄTISCHE Berl<strong>in</strong>, Referat Psychiatrie / Queere<br />

437


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

Lebensweisen Sweeney, A., Beresford, P., Faulkner, A., Nettle, M. &<br />

Rose, D. (Hrsg.), 2009, This is Survivor Research, PCCS books,<br />

Ross-on-Wye Wallcraft, J., Schrank, B. & Amer<strong>in</strong>g, M. (Hrsg.),<br />

2009, Handbook of Service User Involvement <strong>in</strong> Mental Health<br />

Research, John Wiley & Sons, West Sussex<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 19<br />

S-108 Symposium<br />

Die Rolle <strong>der</strong> Patienten bei Therapieentscheidungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Vorsitz: J. Hamann (München), M. L<strong>in</strong>den (Teltow)<br />

001<br />

Verschlechterung von Therapieprozess- und ergebnis durch e<strong>in</strong>e<br />

verbesserte Patienten<strong>in</strong>formation. Ergebnisse e<strong>in</strong>er randomisiert<br />

kontrollierten Studie<br />

Michael L<strong>in</strong>den (Charité und Rehazentrum Seehof, FPR, Teltow)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Unter „Bibliotherapie“ versteht man den E<strong>in</strong>satz von<br />

Texten zu therapeutischen Zwecken mit dem Ziel, Patienten neue<br />

Informationen, E<strong>in</strong>sichten o<strong>der</strong> Denkanstöße zu Problemlösungen<br />

zu vermitteln. Sie kann alle<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Ergänzung zu e<strong>in</strong>er laufenden<br />

Psychotherapie e<strong>in</strong>gesetzt werden. Die empirische Frage ist,<br />

<strong>in</strong>wieweit Bibliotherapie und Patienten<strong>in</strong>formation zu positiven<br />

und / o<strong>der</strong> negativen Ergebnissen führt.<br />

Methode: Nach randomisierter Zuweisung erhielten 196 Patienten,<br />

die stationär verhaltenstherapeutisch behandelt wurden Bibliotherapie<br />

und 182 dienten als Kontrollgruppe. Die speziell entwickelten<br />

Broschüren behandelten die Themen Kognitionen & Erleben,<br />

Bewältigung kritischer Lebensereignisse, Krankheits-Bewältigung,<br />

Inneres Angsterleben und Bewältigung, Phobien & Expositionstherapie,<br />

Hypochondrie & Abbau körperbezogener Ängste.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Bibliotherapie erbrachte e<strong>in</strong>en signifikanten<br />

Wissenszuwachs. Bezüglich des Krankheitsbewältigungsverhaltens<br />

(Brief-COPE) und des globalen Therapieergebnisses<br />

ergaben sich ke<strong>in</strong>e relevanten Unterschiede zwischen <strong>der</strong> Interventions-<br />

und Kontrollgruppe. Die Patienten <strong>der</strong> Interventionsgruppe<br />

wie auch die Therapeuten beurteilten jedoch die Therapiesitzungen<br />

und das Therapieergebnis negativer als die Kontrollgruppe. Der<br />

besser <strong>in</strong>formierte Patienten kann, muß aber nicht besser bei e<strong>in</strong>er<br />

laufenden Therapie mitarbeiten. Wie je<strong>der</strong> Arzt aus se<strong>in</strong>em eigenen<br />

Studium und aus se<strong>in</strong>en Erfahrungen als Patient weiß, muß e<strong>in</strong><br />

umfangreicheres Krankheitswissen nicht zw<strong>in</strong>gend zu e<strong>in</strong>er besseren<br />

therapeutischen Kooperation o<strong>der</strong> zur Beruhigung <strong>der</strong> Betroffenen<br />

beitragen. Die Nebenwirkungen von Patientenaufklärung<br />

und -<strong>in</strong>formationen benötigen deutlich mehr wissenschftliche<br />

Aufmerksamkeit.<br />

002<br />

Was motiviert Patienten, sich an mediz<strong>in</strong>ischen Entscheidungen<br />

zu beteiligen?<br />

Johannes Hamann (Technische Universität München, Psychiatrische<br />

Kl<strong>in</strong>ik)<br />

R. Mendel, W. Kissl<strong>in</strong>g<br />

E<strong>in</strong>leitung: Behandlungsleitl<strong>in</strong>ien empfehlen mittlerweile e<strong>in</strong>heitlich,<br />

dass Patienten <strong>in</strong> Therapieentscheidungen e<strong>in</strong>bezogen werden<br />

sollen. Es ist jedoch bis heute unklar, was Patienten motiviert bzw.<br />

davon abhält sich an mediz<strong>in</strong>schen Entscheidungen zu beteiligen.<br />

Methode: Querschnittsuntersuchung an N=101 Patienten mit<br />

Schizophrenie und N=102 Patienten mit Multipler Sklerose. Prädikatoren<br />

für das Mitbestimmungsbedürfnis wurden mittels e<strong>in</strong>es<br />

438<br />

Strukturgleichungsmodells identifiziert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Mitbestimmungsbedürfnisse von Patienten<br />

können zum großen Teil mittels verschiedener Faktoren<br />

vorhergesagt werden. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen<br />

den untersuchten Diagnosegruppen. So prädizieren bei Patienten<br />

mit Schizophrenie e<strong>in</strong> hoher Bildungsgrad, e<strong>in</strong>e negative<br />

E<strong>in</strong>stellung zur Medikation, e<strong>in</strong>e niedrige Zufriedenheit und e<strong>in</strong>e<br />

gute Entscheidungsfähigkeit (Selbste<strong>in</strong>schätzung) e<strong>in</strong> hohes Bedürfnis<br />

an Mitbestimmung. Bei Patienten mit MS konnte nur e<strong>in</strong><br />

Teil dieser Prädiktoren repliziert werden. Bei dem Versuch, Patiente<br />

<strong>in</strong> Entscheidungen e<strong>in</strong>zubeziehen, sollten demnach auch die Fähigkeit<br />

<strong>der</strong> Patienten zur Partizipation, ihre E<strong>in</strong>stellung zur Medikation<br />

und ihre Zufriedennheit mit <strong>der</strong> Behandlung berücksichtigt<br />

werden.<br />

003<br />

Welchen E<strong>in</strong>fluss hat <strong>der</strong> ärztliche Rat auf die Entscheidungen <strong>der</strong><br />

Patienten?<br />

Rosmarie Mendel (Technische Universität München, Psychiatrische<br />

Kl<strong>in</strong>ik)<br />

J. Hamann, W. Kissl<strong>in</strong>g<br />

E<strong>in</strong>leitung: Von mediz<strong>in</strong>ischen Fachgesellschaften, Patientenverbänden<br />

und <strong>der</strong> Politik wird gefor<strong>der</strong>t, dass Patienten mehr als bisher<br />

bei präferenz-sensitiven Behandlungsentscheidungen e<strong>in</strong>bezogen<br />

werden sollen (Shared Decision Mak<strong>in</strong>g). Es ist jedoch unklar,<br />

welche Rolle dabei <strong>der</strong> ärztliche Rat spielen soll. Sollen Ärzte ihren<br />

Patienten weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Rat geben und wenn ja, zu welchem Zeitpunkt<br />

im Entscheidungsprozess? O<strong>der</strong> sollen Ärzte ihre Patienten<br />

lediglich mit Informationen über verschiedene Behandlungsoptionen<br />

versorgen und die Patienten sollen dann entsprechend ihrer<br />

Präferenzen selbst entscheiden? Um diese Fragen beantworten zu<br />

können, ist es wichtig zu wissen, welchen E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> ärztliche Rat<br />

hat und ob er dazu führen kann, dass Patienten Entscheidungen<br />

entgegen ihren eigenen Präferenzen fällen.<br />

Methode: Den teilnehmenden Patienten (N=102 Patienten mit<br />

Schizophrenie und N=101 Patienten mit Multipler Sklerose) wurde<br />

e<strong>in</strong> Entscheidungsszenario präsentiert, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>e präferenz-<br />

sensitive Behandlungsentscheidung getroffen werden sollte (Wahl<br />

zwischen zwei fiktiven Medikamenten, die sich nur h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

Nebenwirkungen aber nicht h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Wirkung unterschieden).<br />

Nachdem die Teilnehmer nach ihren Präferenzen bzgl. <strong>der</strong><br />

beiden Medikamente befragt wurden, erhielten sie den Rat e<strong>in</strong>es<br />

Arztes, <strong>der</strong> gegen ihre eigenen Präferenzen sprach. Die Teilnehmer<br />

sollten sich anschließend auf e<strong>in</strong>e Therapie festlegen und angeben,<br />

wie zufrieden sie mit <strong>der</strong> Entscheidung s<strong>in</strong>d.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass <strong>der</strong> Rat des<br />

Arztes auch bei re<strong>in</strong> präferenz-sensitiven Entscheidungen e<strong>in</strong>en<br />

starken E<strong>in</strong>fluss hat: 48 % <strong>der</strong> Patienten mit e<strong>in</strong>er Schizophrenie<br />

und 26 % <strong>der</strong> Patienten mit Multipler Sklerose folgten dem Rat ihres<br />

Arztes obwohl er nicht ihren ursprünglichen Präferenzen entsprach.<br />

Patienten, die dem Rat es Arztes folgten, s<strong>in</strong>d mit <strong>der</strong> letztendlich<br />

gewählten Behandlung weniger zufrieden als Patienten, die<br />

nicht dem Rat des Arztes folgten.<br />

005<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Entscheidungshilfen bei psychischen <strong>Erkrankungen</strong>:<br />

Stand und Ergebnisse e<strong>in</strong>er RCT bei Versicherten e<strong>in</strong>er großen<br />

Krankenkasse<br />

Mart<strong>in</strong> Härter (UKE Hamburg-Eppendorf, Institut für Mediz<strong>in</strong>ische<br />

Psychologie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das von <strong>der</strong> Techniker Krankenkasse (TK) unterstützte<br />

evidenzbasierte, <strong>in</strong>teraktive Informationssystem („TK-Patientendialog“)<br />

basiert auf dem Ansatz <strong>der</strong> Partizipativen Entscheidungsf<strong>in</strong>dung<br />

(PEF). Es richtet sich an Versicherte bzw. Patienten, die vor


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

e<strong>in</strong>er Behandlungsentscheidung wegen e<strong>in</strong>er depressiven Erkrankung<br />

stehen. In e<strong>in</strong>er Evaluationsstudie sollte geprüft werden, ob<br />

Versicherte durch Nutzung des TK-Patientendialogs gezielter <strong>in</strong>formiert<br />

und besser auf e<strong>in</strong>e Entscheidungsbeteiligung vorbereitet<br />

werden, als Versicherte, die e<strong>in</strong>e aus-schließlich statische Patienten<strong>in</strong>formation<br />

verwenden.<br />

Methode: Der „TK-Patientendialog“ wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er randomisierten<br />

kontrollierten Studie im Vergleich mit e<strong>in</strong>er statischen Patienten<strong>in</strong>formation<br />

evaluiert (N=664). Die Datenerhebung fand vor<br />

Nutzung des Systems (t0), direkt danach (t1) und 3 Monate später<br />

(t2) statt. Als primäre Zielgröße wurde die Dimension Entscheidungskonflikt<br />

erhoben, sekundäre Ergebnisparameter waren u. a.<br />

Wissen, Entscheidungsvorbereitung und Bereuen <strong>der</strong> Entscheidung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zum Zeitpunkt t1 direkt nach Systemnutzung<br />

gaben Versicherte <strong>der</strong> Interventionsgruppe e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren<br />

Entscheidungskonflikt (Range 0-100) an (38.5) als Versicherte<br />

<strong>der</strong> Kontrollgruppe (41.5). Der Unterschied war jedoch nicht signifikant<br />

(p>.05). Das <strong>in</strong>dikationsspezifische Wissen war <strong>in</strong> beiden<br />

Gruppen ähnlich ausgeprägt. Unterschiede gab es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Präferenz<br />

zur geme<strong>in</strong>samen Entscheidungsf<strong>in</strong>dung. Diese war <strong>in</strong> <strong>der</strong> Interventionsgruppe<br />

mit 86.8 % deutlich höher als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kontrollgruppe<br />

(72.9 %; p


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

gebaut. Die Anzahl <strong>der</strong> Studien zum home treatment ist ger<strong>in</strong>g, sie<br />

belegen jedoch, auch im Vergleich zur stationären Therapie, die<br />

Effizienz des Ansatzes. Home treatment zeigt e<strong>in</strong>e hohe Akzeptanz<br />

bei den Klienten, führt zu e<strong>in</strong>er Erweiterung diagnostischer und<br />

therapeutischer Möglichkeiten <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik und eröffnet neue gesundheitspolitische<br />

Wege durch Verknüpfung kl<strong>in</strong>ischer und ambulant<br />

/ komplementärer Ressourcen. IPB bezieht sich auf erprobte<br />

geme<strong>in</strong>de<strong>in</strong>tegrierte angloamerikanische Akutversorgungsformen<br />

und das skand<strong>in</strong>avische need adapted treatment. Es nutzt kl<strong>in</strong>ische<br />

Erfahrungen mit multiprofessionellen Komplexleistungen.<br />

Methode: • Verweildauerbegrenzte kl<strong>in</strong>isch psychiatrische Behandlung<br />

am Ort des Hil-febedarfs bei stationärer Behandlungsnotwendigkeit<br />

• Nutzung aller Kl<strong>in</strong>ikressourcen für Diagnostik<br />

und Therapie, soweit im jeweiligen Behandlungsfall erfor<strong>der</strong>lich<br />

• Personenzentrierte kl<strong>in</strong>ische Komplexleistung und Bereitstellung<br />

<strong>in</strong>dividueller Therapiepläne. Die Leistungen werden <strong>in</strong> Abstimmung<br />

mit dem Patienten – an se<strong>in</strong>en Möglichkeiten, Wünschen<br />

und therapeutischen Notwendigkeiten orientiert – teils <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Wohnung, teils im sozialen Umfeld, teils <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik erbracht<br />

• Mobiles multiprofessionelles Behandlungsteam, das <strong>in</strong>dividuelle<br />

Hilfemaßnahmen <strong>in</strong> Form des Hometreatments und e<strong>in</strong>e 24-stündige<br />

kl<strong>in</strong>ische Verantwortung an sieben Tagen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche gewährleistet<br />

• Nutzung <strong>der</strong> Verbundressourcen, d.h. E<strong>in</strong>beziehung<br />

von ambulanten und komplementären Behandlungsangeboten,<br />

<strong>der</strong>en F<strong>in</strong>anzierung aus dem Krankenhausbudget erfolgt<br />

Diskussion / Ergebnisse: Darstellung von kl<strong>in</strong>ischer Wirksamkeit,<br />

Ressourcene<strong>in</strong>satz, Kosten, Effizienz und Perspektiven.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 8<br />

S-114 Symposium<br />

440<br />

Psychopharmacotherapy un<strong>der</strong> scrut<strong>in</strong>y<br />

Vorsitz: E. Rüther (Feldaf<strong>in</strong>g), M. Schmauß (Augsburg)<br />

001<br />

Criteria for approval<br />

Karl Broich (BfArM, Bonn)<br />

Controlled, randomized, double-bl<strong>in</strong>d parallel-group cl<strong>in</strong>ical trials<br />

are still the gold standard to establish efficacy and safety of new<br />

medic<strong>in</strong>al products for psychiatric <strong>in</strong>dications. In general at least<br />

two positive phase-III cl<strong>in</strong>ical trials <strong>in</strong> a well-def<strong>in</strong>ed patient population<br />

are necessary. Depend<strong>in</strong>g on the <strong>in</strong>dication three-arm study<br />

designs <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g the new active substance, active control and<br />

placebo are preferred. In addition ma<strong>in</strong>tenance of efficacy has to be<br />

established <strong>in</strong> the European community before approval. Criteria<br />

for <strong>in</strong>clusion and exclusion of patients should assure homogeneous<br />

populations based on <strong>in</strong>ternational classification systems as DSM-<br />

IV-TR or ICD-10, generalizability to everyday practice should be<br />

possible. For these patient populations validated rat<strong>in</strong>g <strong>in</strong>struments<br />

must be used to establish change <strong>in</strong> the predef<strong>in</strong>ed primary and<br />

secondary endpo<strong>in</strong>ts. Typical examples from recent approvals of<br />

psychopharmacological products will be presented.<br />

002<br />

Criteria for pharmaceutical research and development<br />

Kai Richter (Astra Zeneca GmbH, Wedel)<br />

An average of € 600 million is required for the research and development<br />

of a new drug with a new molecular entity such as small<br />

molecules, vacc<strong>in</strong>es, and biologics. The development process of<br />

an <strong>in</strong>novative drug takes approximately 12 years. Pharmaceutical<br />

companies are mak<strong>in</strong>g good progress towards shorten<strong>in</strong>g the development<br />

times for new molecular entities. Through <strong>in</strong>novative research<br />

and drug development significant progress <strong>in</strong> treatment options<br />

has been made. This also applies to different psychiatric<br />

disor<strong>der</strong>s. However depression and anxiety disor<strong>der</strong>s rema<strong>in</strong> un<strong>der</strong>-<br />

diagnosed and un<strong>der</strong>-treated, with 15 % of the population suffer<strong>in</strong>g<br />

from a major depression on at least one occasion <strong>in</strong> their lives.<br />

Pharmaceutical companies strive to translate the scientific progress<br />

<strong>in</strong>to <strong>in</strong>novations and solutions for currently unmet medical needs<br />

for an <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g and age<strong>in</strong>g population. In neuroscience, research<br />

projects <strong>in</strong>clude novel NMDA antagonists for the treatment of depression,<br />

GABAA partial agonists for anxiety disor<strong>der</strong> and various<br />

compounds for the treatment of chronic pa<strong>in</strong> conditions. Furthermore<br />

research & development cont<strong>in</strong>ues to reveal novel targets for<br />

the emerg<strong>in</strong>g treatment of Alzheimer‘s disease. These efforts <strong>in</strong><br />

pharmaceutical <strong>in</strong>novation are necessary to preserve a diversity of<br />

treatment choices much needed by patients and physicians alike.<br />

Such a wide choice of pharmacotherapeutic treatment options is a<br />

precondition for the high quality <strong>in</strong> the German healthcare system.<br />

At the same time immediate and full access to <strong>in</strong>novative therapies<br />

<strong>in</strong> the area of psychiatric disor<strong>der</strong>s has to be ensured.<br />

003<br />

Bias <strong>in</strong> psychopharmacological trials<br />

Stefan We<strong>in</strong>mann (Charité – Universitätsmediz<strong>in</strong>, Institut für Sozialmediz<strong>in</strong>,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

Introduction: Psychopharmacological therapies are <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>gly<br />

used <strong>in</strong> psychiatry backed by randomized trials (RCTs) and metaanalyses<br />

of RCTs. However, trial methodology is <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>gly put<br />

un<strong>der</strong> scrut<strong>in</strong>y <strong>in</strong> psychopharmacotherapy. Trust <strong>in</strong> their published<br />

results has partly been eroded <strong>in</strong> recent years.<br />

Method: Major problems of randomized trials and meta-analyses<br />

<strong>in</strong> psychopharmacotherapy are presented and discussed.<br />

Discussion / Results: Besides preferential publication of po sitive<br />

studies (publication bias) and report<strong>in</strong>g bias (publication of favourable<br />

outcomes or subgroups only) there are problems of unbl<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g,<br />

control group and rater bias <strong>in</strong> studies with antidepressants as<br />

well as antipsychotics. In addition, the classical endpo<strong>in</strong>ts symptom<br />

reduction and relapse may oversimplify the evaluation of efficacy<br />

and effectiveness of psychiatric drugs. It appears that corporate<br />

sponsored scientific publications have portrayed newer antidepressants<br />

and antipsychotics <strong>in</strong> an unduly positive light. It is time to<br />

reth<strong>in</strong>k the approval and reimbursement process of psychopharmacological<br />

therapies. Initial safety and efficacy and long-term<br />

cost-effectiveness studies may be better performed by <strong>in</strong>dependent<br />

agencies rather than by the manufacturers themselves.<br />

004<br />

Criteria <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical practice<br />

Max Schmauß (Bezirkskrankenhaus Augsburg, Ärztlicher Direktor)


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal VIP 2<br />

S-147 Symposium<br />

Integration psychisch Erkrankter <strong>in</strong> Schule und Arbeit: Vom<br />

Schulvermei<strong>der</strong> zum Arbeitslosen?<br />

Vorsitz: V. Reissner (Essen), J. Hebebrand (Essen)<br />

001<br />

Schulvermeidung und psychische Störungen – Befunde aus e<strong>in</strong>er<br />

Inanspruchnahmepopulation e<strong>in</strong>er k<strong>in</strong><strong>der</strong>-jugendpsychiatrischen<br />

Spezialambulanz<br />

Mart<strong>in</strong> Knollmann (LVR-Kl<strong>in</strong>ikum / Uni Essen, K<strong>in</strong><strong>der</strong>-Jugend-Psychiatrie)<br />

J. Hebebrand, V. Reissner<br />

E<strong>in</strong>leitung: Bei e<strong>in</strong>em erheblichen Anteil schulvermeiden<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und Jugendlicher kann von dem Bestehen psychischer Störungen<br />

ausgegangen werden. Ungünstige Auswirkungen schulvermeidenden<br />

Verhaltens auf die weitere Entwicklung s<strong>in</strong>d offensichtlich:<br />

<strong>Psychische</strong> Störungen können nicht nur ursächlich se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n<br />

auch sekundär entstehen; <strong>der</strong> Schulbesuch und die sich anschließende<br />

Arbeitstätigkeit bedeuten nicht nur die Teilhabe am gesellschaftlichen<br />

Leben, son<strong>der</strong>n bieten Tagesstruktur und Möglichkeiten<br />

des Aufbaus sozialer Kontakte.<br />

Methode: Es werden Befunde e<strong>in</strong>er Inanspruchnahmepopulation<br />

e<strong>in</strong>er auf Schulverweigerung spezialisierten k<strong>in</strong><strong>der</strong>- und jugendpsychiatrischen<br />

Ambulanz (N=ca. 200, fortlaufende Erhebung) berichtet.<br />

Neben <strong>der</strong> psychiatrischen Diagnose und den Behandlungsempfehlungen<br />

wurden <strong>in</strong>dividuelle Merkmale (z. B. Dauer<br />

und Art des Schulabsentismus, IQ, Ängstlichkeit, Schullaufbahn,<br />

CBCL) sowie familiäre Charakteristika (u. a. Erwerbsstatus <strong>der</strong> Eltern,<br />

psychische o<strong>der</strong> körperliche Erkrankung <strong>der</strong> Eltern) erhoben.<br />

Zudem wurden Patienten mit primär emotional bed<strong>in</strong>gter Schulverweigerung,<br />

Patienten mit primär dissozialem Schuleschwänzen<br />

sowie Patienten mit e<strong>in</strong>er gemischten Symptomatik mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse weisen auf e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt<br />

hohe Prävalenz psychischer Störungen h<strong>in</strong>, die vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

sowohl familiärer als auch schulischer Belastungsfaktoren zu<br />

sehen ist. Neben den erwartbaren Unterschieden zwischen den gebildeten<br />

Gruppen zeigten sich viele Geme<strong>in</strong>samkeiten, die die<br />

Grenzen <strong>der</strong> gängigen Klassifizierungen schulverweigernden Verhaltens<br />

aufzeigen. Implikationen für präventive Maßnahmen werden<br />

diskutiert.<br />

002<br />

Arbeitslos – Chancenlos? Psychiatrische Diagnosen und Verlaufsentwicklung<br />

bei arbeitslosen Adoleszenten und jungen Erwachsenen<br />

aus e<strong>in</strong>er Modellambulanz am Jobcenter Essen<br />

Volker Reissner (LVR-Kl<strong>in</strong>ikum / Uni Essen, K<strong>in</strong><strong>der</strong>-Jugend-Psychiatrie)<br />

M. Rosien, J. Hebebrand<br />

E<strong>in</strong>leitung: <strong>Psychische</strong>r Stress wie depressive Reaktionen, reduziertes<br />

Selbstwertgefühl o<strong>der</strong> verstärkter Alkohol- und Substanzkonsum<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei Adoleszenten und jungen Erwachsenen<br />

mögliche Folgen <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit. Bisher f<strong>in</strong>den sich nur<br />

wenige Verlaufsstudien, die operationalisierte psychiatrische Diagnosen<br />

und psychopathologische Marker bei dieser Klientel untersuchten.<br />

Die Studie SUPPORT25 erhebt Achse-I und Achse II-<br />

Diagnosen sowie weitere Parameter im Rahmen e<strong>in</strong>er am Jobcenter<br />

Essen etablierten psychiatrischen Ambulanz (Study on Unemployed<br />

with Psychosocial Problems Obta<strong>in</strong><strong>in</strong>g Re<strong>in</strong>tegration Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g un<strong>der</strong><br />

25). Die Zuweisung <strong>der</strong> unter 25-jährigen ALG-II-Empfänger<br />

erfolgt durch die Fallmanager und Vermittler des Jobcenters.<br />

Methode: In den ersten 15 Monaten des Ambulanzbetriebes untersuchten<br />

wir vor Ort 228 vorselektierte, konsekutiv <strong>in</strong> die Studie<br />

e<strong>in</strong>geschlossene Probanden. Die psychiatrische Diagnostik erfolgte<br />

per halbstandardisiertem Interview (SKID I und II). Die Schwere<br />

<strong>der</strong> Psychopathologie und Depressivität wurden mittels SCL-90R<br />

bzw. BDI gemessen und ebenso wie biographische und berufsbezogene<br />

Daten zum ersten Messzeitpunkt sowie e<strong>in</strong> Jahr später erneut<br />

erfasst. Patienten, die e<strong>in</strong>e psychiatrische Störung aufwiesen, erhielten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Motivationsgespräch e<strong>in</strong>e Therapieempfehlung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 223 (97,8 %) <strong>der</strong> 228 vorgestellten arbeitslosen<br />

Adoleszenten wiesen m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e psychiatrische Diagnose<br />

auf. Bei dem überwiegenden Teil wurde erstmalig e<strong>in</strong>e Diagnose<br />

gestellt. Die am häufigsten bei den Patienten vorliegenden <strong>Erkrankungen</strong><br />

stammten aus dem Bereich Persönlichkeitsstörungen<br />

(ICD-10, F6: 56,1 %) und affektiven, vorwiegend depressiven Störungen<br />

(ICD-10, F3 46,9 %) gefolgt von neurotischen Störungen<br />

wie Angststörungen (ICD-10, F4: 30,7 %). Die Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

war die häufigste Diagnose unter den Achse II-<br />

Störungen (30,3 % von 228). Bei nur ger<strong>in</strong>ger Nutzung des psychiatrischen<br />

Behandlungssystems entsprach die Schwere <strong>der</strong><br />

psychopathologischen und psychosozialen Bee<strong>in</strong>trächtigungen <strong>in</strong><br />

etwa <strong>der</strong> von hospitalisierten psychisch Erkrankten. 43,4 % (99) <strong>der</strong><br />

Patienten willigten e<strong>in</strong> Jahr später zur Nachuntersuchung e<strong>in</strong>. Es<br />

zeigten sich reduzierte Psychopathologie-Scores sowie e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />

<strong>der</strong> psychosozialen Funktion. Im Vergleich zur Ersterhebung<br />

war e<strong>in</strong>e verstärkte Nutzung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e des ambulanten<br />

psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlungsangebotes zu<br />

verzeichnen. Die Ergebnisse legen die Notwendigkeit spezifischer<br />

diagnostischer und zur Therapie motivieren<strong>der</strong> Interventionen für<br />

arbeitslose, psychisch auffällige Jugendliche nahe.<br />

003<br />

Arbeitslose Jugendliche und psychische Gesundheit aus soziologischer<br />

Sicht<br />

Hans Dietrich (IAB Nürnberg, Forschungsabteilung)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Basierend auf e<strong>in</strong>er Panelerhebung von 4000 Jugendlichen,<br />

die zwischen September 1998 und September 1999 arbeitslos<br />

waren, und zwischen 1999 und 2004 wie<strong>der</strong>holt befragt wurden,<br />

werden Analysen zum Übergang aus Arbeitslosigkeit <strong>in</strong> Ausbildung<br />

bzw. Beschäftigung präsentiert. Neben standarddemographischen<br />

Informationen sowie e<strong>in</strong>er detaillierten Erfassung <strong>der</strong> Bildungs-,<br />

Ausbildungs- und Erwerbsbiographie wurden <strong>in</strong> dieser<br />

Panelerhebung auch Fragen zur psychischen Gesundheit, zu Drogen-<br />

und Alkoholkonsum, Konflikten mit dem Gesetz o<strong>der</strong> Arbeitsorientierung<br />

erfragt. Informationen zur psychischen Gesundheit<br />

wurden anhand von zehn Items <strong>der</strong> deutschen Version <strong>der</strong><br />

Hopk<strong>in</strong>s Symptom Checklist (HSCL) gemessen.<br />

Methode: Im analytischen Teil <strong>der</strong> Präsentation wird auf Basis ereignisanalytischer<br />

Verfahren <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss zeit<strong>in</strong>variater und zeitvariater<br />

Merkmale, sowie von Merkmalen <strong>der</strong> sozialen Herkunft bzw.<br />

<strong>der</strong> Haushaltszusammensetzung sowie regionaler Effekte auf den<br />

Übergang aus Arbeitslosigkeit <strong>in</strong> Ausbildung o<strong>der</strong> Beschäftigung<br />

analysiert. Auf Grund <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>holten Erhebung <strong>der</strong> HSCL wird<br />

auch die psychische Gesundheit als zeitvariate Dimension <strong>in</strong> die<br />

Analysen e<strong>in</strong>bezogen.<br />

004<br />

Strukturelle und kl<strong>in</strong>ische E<strong>in</strong>flussfaktoren <strong>der</strong> beruflichen Integration<br />

von Menschen mit schweren psychischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich<br />

Re<strong>in</strong>hold Kilian (Universität Ulm, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie II, Günzburg)<br />

R. Kalkan, T. Becker<br />

E<strong>in</strong>leitung: Menschen mit schweren psychischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

weisen national und <strong>in</strong>ternational e<strong>in</strong>en hohen Grad an beruflicher<br />

441


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

Des<strong>in</strong>tegration auf. Obwohl <strong>in</strong> den meisten europäischen Län<strong>der</strong>n<br />

Maßnahmen zur Unterstützung <strong>der</strong> beruflichen Integration feste<br />

Bestandteile des psychiatrischen Versorgungsangebotes s<strong>in</strong>d, erweisen<br />

sich diese Maßnahmen beson<strong>der</strong>s im H<strong>in</strong>blick auf die Integration<br />

<strong>in</strong> den ersten Arbeitsmarkt häufig als wenig erfolgreich.<br />

Angesichts dieser Bilanz stellt sich die Frage, ob die Ursachen für<br />

den ger<strong>in</strong>gen Erfolg von Integrationsbemühungen eher <strong>in</strong> den<br />

Merkmalen <strong>der</strong> betroffenen Patienten bzw. <strong>der</strong> Erkrankung o<strong>der</strong><br />

eher <strong>in</strong> den ökonomischen, politischen o<strong>der</strong> sozialen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

liegen.<br />

Methode: Im Rahmen des vorliegenden Beitrags wird <strong>der</strong> versuch<br />

unternommen auf <strong>der</strong> Grundlage verfügbarer empirischer Daten<br />

e<strong>in</strong>e Antwort auf diese Frage zu geben. Grundlage s<strong>in</strong>d dabei Daten<br />

von zwei europäischen Studien, sowie makroökonomische Analysen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Als Ergebnis <strong>der</strong> Auswertungen lässt sich<br />

feststellen, dass neben <strong>in</strong>dividuellen kl<strong>in</strong>ischen Merkmalen, wie<br />

<strong>der</strong> Schwere <strong>der</strong> Psychopathologie und dem Vorliegen e<strong>in</strong>er komorbiden<br />

Suchterkrankung auch makrostrukturelle Merkmale wie<br />

die Arbeitslosenrate und die Wirtschaftleistung e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf<br />

die Chance e<strong>in</strong>er Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt haben. Es<br />

zeigen sich jedoch auch H<strong>in</strong>weise darauf, dass spezifische, auf die<br />

<strong>in</strong>dividuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse <strong>der</strong> betroffenen Menschen<br />

zugeschnittene Integrationsprogramme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>dividuelle<br />

und strukturelle Barrieren e<strong>in</strong>er beruflichen Integration<br />

zu reduzieren.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 19<br />

S-155 Symposium<br />

Behandlungspfad Schizophrenie – E<strong>in</strong> Weg zur Optimierung von<br />

Therapie und Versorgung?<br />

Vorsitz: C. Norra (Bochum), B. Janssen (Düsseldorf)<br />

001<br />

Behandlungspfade <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie - Möglichkeiten und Grenzen<br />

<strong>der</strong> Umsetzung am Beispiel schizophrener Psychosen<br />

Frank Godemann (St. Joseph Berl<strong>in</strong>-Weissensee, Psychiatrie Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Entwicklung und Publikation <strong>der</strong> S3-Leitl<strong>in</strong>ie für<br />

Schizophrenie aus dem Jahr 2007 soll die Diagnostik und die Behandlung<br />

schizophrener Psychosen optimieren. Die Analysen <strong>der</strong><br />

Daten von 750 schizophrenen Patienten ergab, dass die Leitl<strong>in</strong>ienkonformität<br />

zwischen 25 % (Teilnahme an Psychoedukation) und<br />

80 % (neuroleptische Monotherapie bei Entlassung) schwankte.<br />

Daher ersche<strong>in</strong>t es s<strong>in</strong>nvoll, die verschiedenen Empfehlungen <strong>in</strong><br />

Behandlungspfade zu <strong>in</strong>tegrieren, um die Umsetzung im kl<strong>in</strong>ischen<br />

Alltag zu för<strong>der</strong>n. Dabei setzt die Implementierung von Behandlungspfaden<br />

e<strong>in</strong> leistungsstarkes Krankenhaus<strong>in</strong>formationsprogramm<br />

voraus.<br />

Methode: Die Effekte <strong>der</strong> Implementierung e<strong>in</strong>es IT-gestützten<br />

Behandlungspfades wurden <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Pilotstudie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Berl<strong>in</strong>er Krankenhaus untersucht. Jeweils ca. 100 Patienten zweier<br />

Stationen <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik wurden im Jahr 2007 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Parallelgruppendesign<br />

mit bzw. ohne Nutzung e<strong>in</strong>es IT-gestützten Behandlungspfades<br />

behandelt. Diese beiden Gruppen, die sich jeweils über<br />

den Wohnort def<strong>in</strong>ierten, wurden untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

Leitl<strong>in</strong>ienkonformität ihrer Behandlung untersucht. Zusätzlich war<br />

auf Grund <strong>der</strong> vorliegenden Daten e<strong>in</strong> historischer Vergleich mit<br />

Patienten <strong>der</strong> Jahre 2004 und 2005 möglich.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Differenzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ienkonfor-<br />

442<br />

mität zwischen den beiden Stationen waren heterogen. So fanden<br />

sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pfadgruppe entsprechend <strong>der</strong> Erwartung vermehrte Laborkontrollen,<br />

e<strong>in</strong> häufigeres Drogenscreen<strong>in</strong>g bei Aufnahme und<br />

e<strong>in</strong>e adäquatere neuroleptische Dosierung, dagegen war die verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />

Teilnahme an psychoedukativen Maßnahmen enttäuschend.<br />

Je schwerer <strong>der</strong> Patient bei Aufnahme krank war, desto ger<strong>in</strong>ger<br />

zeigte sich die Leitl<strong>in</strong>ientreue <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychopharmakologischen<br />

Behandlung. Im historischen Vergleich fand sich dagegen e<strong>in</strong>e klar<br />

Zunahme <strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ienkonformität unter den Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>es<br />

Behandlungspfades gegenüber <strong>der</strong> bisherigen Standardbehandlung.<br />

002<br />

Entwicklung und Implementierung e<strong>in</strong>es elektronisch gestützten<br />

Behandlungspfades für Patienten mit schizophrenen Störungen<br />

im LWL-PsychiatrieVerbund Westfalen<br />

Christ<strong>in</strong>e Norra (Ruhr-Universität Bochum, Psychiatrie Psychotherapie)<br />

G. Juckel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Kl<strong>in</strong>ische Behandlungspfade <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie sollen<br />

über die bloße Leitl<strong>in</strong>ienanwendung h<strong>in</strong>aus die Versorgungsqualität<br />

bei zunehmend s<strong>in</strong>kenden Ressourcen verbessern. Sie stellen<br />

zentrale Steuerelemente sowohl für Diagnostik als auch den gesamten<br />

Behandlungsprozess dar. Es handelt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel um evidenzbasierte<br />

Prozess- und Behandlungsschemata, die vorzugsweise<br />

auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong> schon bestehendes Dokumentationssystem, idealerweise<br />

e<strong>in</strong> elektronisches Krankenhaus<strong>in</strong>formationssystem e<strong>in</strong>gebunden<br />

s<strong>in</strong>d. Darüber h<strong>in</strong>aus ermöglichen sie die Evaluation <strong>der</strong> Behandlungsprozesse<br />

und -ergebnisse an größeren Stichproben über<br />

längere Zeitverläufe, <strong>der</strong> auch unterschiedliche Behandlungssektoren<br />

umfassen kann. – In <strong>der</strong> vom Landschaftsverband Westfalen-<br />

Lippe (LWL)-gestützten Hauptstudie „Behandlungspfade <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Psychiatrie“ wurden evidenzgestützt und versorgungspsychiatrisch<br />

praktikable Behandlungspfade für verschiedene Krankheitsbil<strong>der</strong><br />

erarbeitet. Dabei stellen schizophren Erkrankte e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s<br />

große und wie<strong>der</strong>holt stationäre Aufnahmen erfor<strong>der</strong>nde Patientengruppe<br />

dar, die von e<strong>in</strong>em leitl<strong>in</strong>ienbasierten, aber gleichzeitig<br />

an die jeweiligen strukturellen Bed<strong>in</strong>gungen des kl<strong>in</strong>ischen Behandlungssett<strong>in</strong>gs<br />

angepassten Pfadproce<strong>der</strong>e auf verschiedenen<br />

Ebenen <strong>der</strong> Versorgung beson<strong>der</strong>s profitieren könnte.<br />

Methode: In <strong>der</strong> Pilotkl<strong>in</strong>ik (LWL-Universitätskl<strong>in</strong>ik Bochum)<br />

wurde im Team für das Krankheitsbild <strong>der</strong> schizophrenen Störungen<br />

<strong>in</strong> Anlehnung an die S3-Leitl<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong> EDV-gestützter Behandlungspfad<br />

entwickelt, <strong>der</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch den Erfor<strong>der</strong>nissen<br />

e<strong>in</strong>er KIS- und CaseMaps-basierten Umsetzung vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>der</strong> gegenwärtigen Erfor<strong>der</strong>nisse und Möglichkeiten dieser<br />

Software entsprechen sollte. Der Pfad wird unter Alltagsbed<strong>in</strong>gungen<br />

(d.h. Kl<strong>in</strong>ik mit Versorgungsauftrag) e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Vorgestellt werden <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ische Schizophrenie-Behandlungspfad<br />

mitsamt <strong>der</strong> vorangegangenen Arbeitsschritte<br />

(Prozessanalyse, Sprachf<strong>in</strong>dung und Strukturaufbau), die<br />

zu e<strong>in</strong>em Pfadmodell, bestehend aus mehreren Modulen und<br />

Pfadsegmenten bzw. Teilschritten geführt haben. Das Evaluationskonzept<br />

be<strong>in</strong>haltet die Erfassung patientenbezogener Basisdaten<br />

(ICD-10:F20-29) über den stationären Behandlungsverlauf im Dreigruppen-Design<br />

mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternen Experimentalgruppe (Durchführung<br />

<strong>der</strong> Behandlung anhand <strong>der</strong> Module des EDV-gestützten<br />

Schizophreniepfades) im Vergleich zu e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en <strong>in</strong>ternen Kontrollgruppe<br />

sowie e<strong>in</strong>er externen Kontrollkl<strong>in</strong>ik (beide mit „treatment<br />

as usual“). Im e<strong>in</strong>gesetzten Schizophrenie-Behandlungspfad<br />

selbst wird e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong>e prä-post-Evaluation verschiedener<br />

Parameter verfolgt, z. B. psychometrischer Patientenmerkmale,<br />

Zufriedenheitsmessungen bei Patienten / Angehörigen, patientenbezogener<br />

Verlaufe<strong>in</strong>schätzungen <strong>der</strong> Therapeuten und Dokumentationsprozesse.<br />

Im Weiteren sollen bisherige Erfahrungen aus den


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

Arbeitsgruppen, Mitarbeiterschulungen und <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Anwendung<br />

diskutiert werden.<br />

003<br />

Führt verbesserte Prozessqualität automatisch zu besseren Behandlungsergebnissen?<br />

Bruno Ste<strong>in</strong>acher (Vivantes Wenckebach-Kl<strong>in</strong>ikum, Psychiatrie Psychotherapie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

L. Mausolff, B. Gusy<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Zusammenhang mit Qualitätssicherung im Gesundheitswesen<br />

wird u. a. die Berücksichtigung von Leitl<strong>in</strong>ien und<br />

<strong>der</strong>en lokale Umsetzung <strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>ischen Behandlungspfaden gefor<strong>der</strong>t.<br />

In <strong>der</strong> wissenschaftlichen Literatur s<strong>in</strong>d die durch Leitl<strong>in</strong>ien<br />

und Behandlungspfade erreichbaren Effekte jedoch umstritten und<br />

für die kosten<strong>in</strong>tensive stationäre Behandlung schizophrener Psychosen<br />

gibt es bislang kaum Untersuchungen zu diesem Gebiet.<br />

Wir prüften dementsprechend, ob sich durch die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es<br />

Kl<strong>in</strong>ischen Behandlungspfades Diagnostik und Therapie im S<strong>in</strong>ne<br />

publizierter Leitl<strong>in</strong>ien verbessern lassen und ob sich diese Verbesserungen<br />

ggf. auch auf das Behandlungs-Outcome nie<strong>der</strong>schlagen.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er psychiatrischen Krankenhausabteilung wurde,<br />

basierend auf publizierten Leitl<strong>in</strong>ien und relevanter Literatur, berufsgruppenübergreifend<br />

e<strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>ischer Behandlungspfad für schizophrene<br />

Psychosen erarbeitet. In e<strong>in</strong>em Prä- / Post-Design wurden<br />

während des Jahres vor Pfade<strong>in</strong>führung sowie während des<br />

Jahres danach die Behandlungsverläufe schizophrener Patienten<br />

auf zwei Stationen anhand verschiedenster Struktur-, Prozess- und<br />

Ergebnisvariablen detailliert dokumentiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Verlauf <strong>der</strong> zweijährigen Erhebung<br />

wurde e<strong>in</strong>e Stichprobe von 114 Patienten rekrutiert. Vom Behandlungspfad<br />

vorgesehene diagnostische Schritte, die zuvor eher vernachlässigt<br />

worden waren, kamen nach Pfade<strong>in</strong>führung wesentlich<br />

häufiger zum E<strong>in</strong>satz (Schwangerschaftstests, EKG-Kontrollen,<br />

Medikamentenspiegel). Der Anteil an Patienten, die gemäß Behandlungspfad<br />

medikamentös über- o<strong>der</strong> unterdosiert waren, reduzierte<br />

sich deutlich. Etliche an<strong>der</strong>e Diagnostik- o<strong>der</strong> Behandlungsvariablen<br />

wurden entwe<strong>der</strong> schon vor Pfade<strong>in</strong>führung<br />

leitl<strong>in</strong>iengemäß e<strong>in</strong>gesetzt o<strong>der</strong> ließen sich <strong>in</strong> ihrer mangelnden<br />

„Pfadtreue“ nicht relevant bee<strong>in</strong>flussen. Überraschen<strong>der</strong>weise waren<br />

die von behandelnden Ärzten, zuständigem Pflegepersonal und<br />

Patienten selbst dokumentierten psychopathologischen Verläufe<br />

und Angaben zur subjektiven Lebensqualität nach Pfade<strong>in</strong>führung<br />

weniger zufrieden stellend als zuvor. Die untersuchten Prozess-<br />

und Ergebnisvariablen ließen sich also <strong>in</strong>sgesamt nachhaltiger bee<strong>in</strong>flussen<br />

als das nach dem Stand <strong>der</strong> Literatur zu erwarten gewesen<br />

wäre. Der Rückgang an Behandlungseffektivität nach<br />

Pfade<strong>in</strong>führung ließ sich aus den erhobenen Daten jedoch nicht<br />

erklären, offenbar klären die untersuchten Variablen nur e<strong>in</strong>en gewissen<br />

Anteil <strong>der</strong> Ergebnisvarianz auf. Anzustreben ist deswegen<br />

e<strong>in</strong>e Replikation dieser Pilotstudie unter Vermeidung methodischer<br />

E<strong>in</strong>schränkungen, wie sie im hier gewählten Sett<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>er<br />

Versorgungskl<strong>in</strong>ik unumgänglich waren.<br />

004<br />

„Ergebnisrückmeldung“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären psychiatrischen Versorgung:<br />

Wer profitiert davon und wer nicht?<br />

Bernd Puschner (Universität Ulm, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

II, Günzburg)<br />

T. Becker<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ergebnismanagement bezeichnet die kont<strong>in</strong>uierliche<br />

Erhebung und Rückmeldung des Behandlungsergebnisses an Kl<strong>in</strong>iker<br />

und / o<strong>der</strong> Patienten. Im Rahmen e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>er cluster-randomisierten<br />

kontrollierten Studie zeigten sich ke<strong>in</strong>e deutlichen Effekte<br />

<strong>der</strong> Intervention. Es wird e<strong>in</strong>e Prozessevaluation durchgeführt<br />

um Untergruppen von Studienteilnehmern zu identifizieren, die<br />

unterschiedlichen Nutzen aus <strong>der</strong> Ergebnisrückmeldung ziehen.<br />

Methode: EMM wurde zwischen Juni 2005 und November 2007 an<br />

<strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherapie II <strong>der</strong> Universität<br />

Ulm durchgeführt. 294 teilnehmende Patienten wurden gebeten,<br />

wöchentlich via Computer ihren Gesundheitszustand mittels e<strong>in</strong>es<br />

standardisierten Fragebogens (EB-45) zu beurteilen. Patienten und<br />

Behandler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Interventionsgruppe wurde das Behandlungsergebnis<br />

kont<strong>in</strong>uierlich zurückgemeldet. Der Effekt <strong>der</strong> Intervention<br />

wurde anhand <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung des Summenwertes <strong>der</strong> Health of<br />

the Nation Outcome Scales (HoNOS) zwischen Aufnahme, Entlassung<br />

und 6-Monatskatamnese ermittelt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigte deutliche Varianz <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit von Patienten- und Behandlermerkmalen,<br />

und v. a. von <strong>der</strong> Akzeptanz und Nutzung <strong>der</strong> Ergebnisrückmeldungen.<br />

Die Implikationen dieser Befunde für die Implementierung<br />

von Ergebnismanagement <strong>in</strong> die psychiatrisch-psychotherapeutische<br />

Rout<strong>in</strong>ebehandlung werden diskutiert.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Raum 42<br />

DF-010 Diskussionsforum<br />

Schwerpunkte und Zertifikate<br />

Vorsitz: P. Falkai (Gött<strong>in</strong>gen), F. Hohagen (Lübeck)<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 5<br />

FV-019 Sitzung Freier Vorträge<br />

Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik<br />

Vorsitz: M. Seidel (Bielefeld), F. M. Leweke (Mannheim)<br />

001<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Evaluationsstudie „Integrierte Behandlung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Psychiatrie – e<strong>in</strong> neues Versorgungsmodell“<br />

Anastasia Theodoridou (PUK Zürich, Schweiz)<br />

M. Jäger, D. Ketteler, C. Lauber, W. Kawohl, P. Hoff, W. Rössler<br />

E<strong>in</strong>leitung: Psychiatrische Versorgungssysteme s<strong>in</strong>d häufig multidimensional<br />

und komplex. Übergänge <strong>in</strong> und aus stationären<br />

Behandlungen bilden regelmässig Krisenpunkte <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen<br />

Versorgung. In e<strong>in</strong>em neuen Modell wird <strong>der</strong> Fragmentierung <strong>in</strong>stitutioneller<br />

Angebote entgegengewirkt, <strong>in</strong>dem bedürfnis- und<br />

personzentrierte Therapie durch das <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Behandlungsteam<br />

sett<strong>in</strong>gübergreifend angeboten wird. Die Behandlungskont<strong>in</strong>uität<br />

wird durch die Möglichkeit zur stationären, teilstationären<br />

und / o<strong>der</strong> ambulanten Behandlung aufrechterhalten, dabei<br />

nimmt die Beziehungskont<strong>in</strong>uität e<strong>in</strong>en zentralen Platz e<strong>in</strong>. Ziel<br />

unserer Studie war es, festzustellen, ob durch die Verän<strong>der</strong>ung des<br />

Behandlungsangebots e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Inanspruchnahme und e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss<br />

auf das soziale Funktionsniveau zu beobachten ist.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er standardisierten und randomisierten Studie<br />

wurden Aufenthaltsdauer-, Outcome-, Psychopathologie-, Compliance-<br />

und Lebensqualitätsdaten erfasst. Die Daten wurden bei<br />

Aufnahme, Sett<strong>in</strong>gwechsel und Entlassung erhoben. E<strong>in</strong>e weitere<br />

Datenerhebung zur Rehospitalisationshäufigkeit und Hospitalisationsdauer<br />

erfolgte e<strong>in</strong> Jahr nach E<strong>in</strong>schluss <strong>in</strong> die Studie. Es wurde<br />

untersucht, ob e<strong>in</strong>e Verbesserung von Compliance und Patientenzufriedenheit<br />

sowie e<strong>in</strong>e Reduktion anfallen<strong>der</strong> Kosten – durch<br />

e<strong>in</strong>e Verkürzung <strong>der</strong> stationären Aufenthaltsdauer angestrebt – be-<br />

443


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

obachtet werden konnten. Zudem wurde untersucht, ob durch<br />

frühzeitige ambulante o<strong>der</strong> tageskl<strong>in</strong>ische Intervention <strong>der</strong> „Drehtüreffekt“<br />

wie<strong>der</strong>kehren<strong>der</strong> Hospitalisationen umgangen werden<br />

kann.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Erste Ergebnisse weisen auf e<strong>in</strong>en deutlichen<br />

Effekt im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Verbesserung des Outcomes <strong>der</strong> behandelten<br />

Patienten h<strong>in</strong>. Vermeidung von Informationsverlust an<br />

Schnittstellen und Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Behandlungskont<strong>in</strong>uität<br />

wirken sich gesamthaft positiv aus. Diese Erkenntnis ist für die Versorgungsplanung<br />

von Bedeutung und ermutigt zum weiteren Ausbau<br />

<strong>in</strong>tegrativer Behandlungsangebote. Die nächsten Jahre werden<br />

über die weitere Entwicklung Auskunft geben.<br />

002<br />

Versorgungssituation <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären Depressionsbehandlung<br />

– e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationaler Vergleich<br />

Lars Hölzel (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Abteilung für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie)<br />

L. Kriston, A.-K. Weiser, M. Härter<br />

E<strong>in</strong>leitung: Depressive Störungen besitzen e<strong>in</strong>e hohe gesundheits-<br />

und gesellschaftspolitische Relevanz. Die Effektivität stationärer<br />

Behandlungen gilt als gesichert und spielt <strong>in</strong> den meisten Gesundheitssystemen<br />

e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. E<strong>in</strong>e vergleichende Betrachtung<br />

des Stellenwerts <strong>der</strong> stationären Depressionsbehandlung zwischen<br />

verschiedenen Län<strong>der</strong>n fehlt bisher. Es wurde untersucht, ob sich<br />

verschiedene Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> Europäischen Union und <strong>der</strong> Anglo sphäre<br />

bezüglich Anzahl <strong>der</strong> stationär behandelten depressiven Patienten<br />

und <strong>der</strong> durchschnittlichen Länge <strong>der</strong> stationären Behandlung unterscheiden.<br />

Weiterh<strong>in</strong> wurde überprüft, ob diese Parameter mit<br />

depressionsbed<strong>in</strong>gter Mortalität zusammenhängen.<br />

Methode: In den Analysen wurden Daten <strong>in</strong>ternationaler und län<strong>der</strong>spezifischer<br />

Statistik- und Gesundheitsämter vom Jahr 2003<br />

berücksichtigt. Für die Beschreibung <strong>der</strong> Zielvariablen wurden deskriptiv<br />

statistische Methoden verwendet. Der Zusammenhang<br />

zwischen den verschiedenen Versorgungsmodellen und <strong>der</strong> depressionsbed<strong>in</strong>gten<br />

Mortalität wurde mit Hilfe regressionsanalytischer<br />

Verfahren geprüft.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Daten von 27 Län<strong>der</strong>n konnten <strong>in</strong> die<br />

Analysen aufgenommen werden. Es zeigten sich erhebliche Unterschiede<br />

bezüglich Anzahl <strong>der</strong> stationären Behandlungen (0,8 bis<br />

392,86 pro 100,000 E<strong>in</strong>wohner) und <strong>der</strong> durchschnittlichen Verweildauer<br />

(4,13 bis 44,6 Tage). Deutschland wies sowohl bezüglich<br />

Anzahl (169,8 pro 100,000 E<strong>in</strong>wohner) als auch Länge (35,2 Tage)<br />

<strong>der</strong> stationären Depressionsbehandlung höhere Werte auf als die<br />

meisten untersuchten Län<strong>der</strong>. E<strong>in</strong> Zusammenhang dieser Parameter<br />

mit <strong>der</strong> depressionsbed<strong>in</strong>gten Mortalität konnte nicht nachgewiesen<br />

werden. Möglichkeiten und Schwächen von Vergleichen auf<br />

<strong>der</strong> Basis von Daten <strong>in</strong>ternationaler und län<strong>der</strong>spezifischer Statistik-<br />

und Gesundheitsämter werden diskutiert.<br />

003<br />

Zusammenhang zwischen Dauer und langfristigem Erfolg <strong>der</strong> stationären<br />

Behandlung von Patienten mit psychischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

Hanne Melchior (Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie, Hamburg)<br />

B. Watzke, H. Schulz, U. Koch-Gromus<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die stationäre Behandlung psychischer <strong>Erkrankungen</strong><br />

wurde <strong>in</strong> den letzten Jahren stetig verkürzt, wobei Dauer-Wirkungs-Zusammenhänge<br />

für diesen Versorgungsbereich bislang wenig<br />

untersucht wurden. Die empirische Grundlage für Entscheidungen<br />

über angemessene und effiziente Behandlungszeiten steht<br />

noch aus. Ziel <strong>der</strong> Arbeit ist es zu untersuchen, ob <strong>der</strong> Zeitpunkt, zu<br />

dem kl<strong>in</strong>isch relevante Verbesserungen <strong>der</strong> Symptombelastung<br />

während <strong>der</strong> Behandlung auftreten, e<strong>in</strong>e Vorhersage des langfristigen<br />

Behandlungsergebnisses erlaubt.<br />

444<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er prospektiven Untersuchung <strong>in</strong> drei stationären<br />

Fachkl<strong>in</strong>iken wurden neben Aufnahme-, Entlass- und Follow-up-<br />

Daten (6 Monate nach Entlassung) während <strong>der</strong> Behandlung wöchentliche<br />

Verlaufsmessungen <strong>der</strong> Symptombelastung erhoben. Es<br />

werden drei Gruppen anhand des Zeitpunkts <strong>der</strong> Verbesserung gebildet<br />

(Early Respon<strong>der</strong> nach 2 – 3 Wochen, Respon<strong>der</strong> bei <strong>der</strong><br />

Entlassung, Non-Respon<strong>der</strong>) und h<strong>in</strong>sichtlich des langfristigen<br />

Therapieerfolgs mittels Kovarianzanalyse verglichen, um die Stabilität<br />

<strong>der</strong> Verbesserung zu überprüfen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die vorliegende Untersuchung endet im<br />

September 2009. Erste Zwischenergebnisse für e<strong>in</strong>e Stichprobe von<br />

134 Patienten liefern H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>en positiven Zusammenhang<br />

zwischen frühem Ansprechen und langfristigem Behandlungserfolg.<br />

Differenzierte Ergebnisse werden für die Gesamtstichprobe<br />

von erwarteten 230 Patienten präsentiert. Die Ergebnisse werden<br />

im Kontext anwendungsbezogener Implikationen diskutiert. Es<br />

können H<strong>in</strong>weise für die Entscheidung über adäquate Behandlungszeiten<br />

und die Optimierung des Behandlungsprozesses abgeleitet<br />

werden.<br />

004<br />

Frauen und psychische Störungen – Daten aus e<strong>in</strong>er psychotherapeutischen<br />

Inanspruchnahmepopulation<br />

Nor<strong>in</strong>a Hofmann (Universität Gött<strong>in</strong>gen, Therapie-und Beratungszentrum)<br />

U. Ruhl, B. Kröner-Herwig<br />

E<strong>in</strong>leitung: Studien zeigen, dass die E<strong>in</strong>-Jahres-Prävalenz psychischer<br />

Störungen <strong>in</strong> Europa bei ca. 30 % liegt. Frauen s<strong>in</strong>d davon<br />

häufiger betroffen als Männer: je nach Schätzung liegt das Verhältnis<br />

zwischen 2: 1 bzw. 3:2. Dies gilt v. a. für Angst-, depressive und<br />

somatoforme Störungen, nicht jedoch für Substanzabhängigkeit,<br />

Psychosen und bipolare Störungen. Ziel <strong>der</strong> Studie ist die Untersuchung<br />

von Geschlechtsunterschieden im H<strong>in</strong>blick auf Symptome,<br />

Diagnose und Therapieverlauf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er psychotherapeutischen Inanspruchnahmepopulation<br />

unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

Komorbidität.<br />

Methode: Zwischen Januar 2005 und September 2008 meldeten<br />

sich N=521 Patienten für e<strong>in</strong>e Psychotherapie im Therapie- und<br />

Beratungszentrum <strong>der</strong> Universität Gött<strong>in</strong>gen an. Die relevanten<br />

Daten wurden mit Hilfe kl<strong>in</strong>ischer Interviews (M<strong>in</strong>i-DIPS, CIDI),<br />

standardisierter Fragebögen (z.B. SCL-90R, ADS-K) sowie durch<br />

kl<strong>in</strong>ische Beurteilung <strong>der</strong> behandelnden Therapeuten erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Von diesen N = 521 Patienten waren n =<br />

339 weiblich (65 %), dies entspricht <strong>in</strong> etwa e<strong>in</strong>em Geschlechterverhältnis<br />

von 2:1. Erste Analysen <strong>der</strong> Daten zu Therapiebeg<strong>in</strong>n (N =<br />

456, Männer = 156, Frauen = 300) zeigen, dass sich die Häufigkeit<br />

von Angst- o<strong>der</strong> affektiven Störungen als Primärdiagnose zwischen<br />

Frauen und Männern nicht unterscheidet. Jedoch weisen Frauen<br />

signifikant häufiger Schmerz- und Essstörungen und signifikant<br />

seltener Persönlichkeitsstörungen bzw. e<strong>in</strong>en T<strong>in</strong>nitus auf. In Bezug<br />

auf die Suchtdiagnosen unterscheiden sie sich nicht. Weiterh<strong>in</strong><br />

f<strong>in</strong>den sich ke<strong>in</strong>e Geschlechtsunterschiede im H<strong>in</strong>blick auf Abbrüche<br />

während <strong>der</strong> Therapie. Ergebnisse zur Fragebogendiagnostik<br />

bzw. zum Therapieverlauf werden noch ausgewertet und auf dem<br />

Kongress vorgestellt.<br />

005<br />

Diagnostische Gruppen nach ICD-10 als Prädiktor <strong>der</strong> Aufenthaltsdauer<br />

und F<strong>in</strong>anzierungsgrundlage <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz?<br />

Ingeborg Warnke (PUK Zürich, Public Mental Health, Schweiz)<br />

W. Rössler<br />

E<strong>in</strong>leitung: Augenblicklich fehlt im Bereich Psychiatrie e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>anzierungssystem,<br />

das Anreize für kurze und effiziente stationäre Behandlungen<br />

setzen würde. Im Zuge <strong>der</strong> geplanten flächendeckenden<br />

E<strong>in</strong>führung von Fallpauschalen für die Somatik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz,


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

werden DRG-ähnliche F<strong>in</strong>anzierungssysteme auch für den Bereich<br />

<strong>der</strong> Psychiatrie diskutiert. Bisherige <strong>in</strong>ternationale Studien zeigen,<br />

dass unterschiedliche Variablen wie zum Beispiel Diagnosen nur<br />

e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Anteil <strong>der</strong> Varianz <strong>der</strong> Aufenthaltsdauer erklären<br />

können. Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, ob <strong>der</strong> Ressourcenverbrauch<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz durch diagnosebezogene Gruppen<br />

vorhergesagt werden kann.<br />

Methode: Es wurden mediz<strong>in</strong>ische Daten von 30616 Patienten untersucht,<br />

die zwischen 1997 und 2003 stationär <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e psychiatrische<br />

Kl<strong>in</strong>ik im Kanton Zürich aufgenommen wurden. Diagnostische<br />

Gruppen nach ICD-10 wurden aufgrund <strong>in</strong>haltlicher<br />

Überlegungen von erfahrenen Psychiatern gebildet. Mögliche Prädiktoren<br />

waren soziodemographische, kl<strong>in</strong>ische und auf die E<strong>in</strong>weisung<br />

bezogene Variablen. Die Prädiktoren <strong>der</strong> Aufenthaltsdauer<br />

als abhängige Variable wurden mittels <strong>der</strong> Kovarianzanalyse bestimmt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der Median für die Aufenthaltsdauer lag<br />

bei 23 Tagen. Sowohl zwischen Diagnosegruppen als auch <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>er diagnostischen Kategorie zeigte sich e<strong>in</strong>e hohe Varianz<br />

<strong>der</strong> Aufenthaltsdauer. Diagnosebezogene Gruppen alle<strong>in</strong> erklärten<br />

9 % <strong>der</strong> Aufenthaltsdauer. Das beste Modell unter E<strong>in</strong>schluss von<br />

Diagnosen und weiteren Variablen erklärte 20 % <strong>der</strong> Aufenthaltsdauer.<br />

Diagnosebezogene Gruppen und weitere Variablen konnten<br />

damit nur e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Anteil <strong>der</strong> Varianz <strong>der</strong> Aufenthaltsdauer<br />

erklären, was im H<strong>in</strong>blick auf F<strong>in</strong>anzierungsfragen berücksichtigt<br />

werden muss.<br />

006<br />

Fremdunterbr<strong>in</strong>gung des K<strong>in</strong>des nach Mutter-K<strong>in</strong>d-Behandlung –<br />

entscheidungsrelevante Kriterien<br />

Elke Wild (PZN Wiesloch, AP I)<br />

P. Trautmann-Villalba, N. Baranski, C. Hornste<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung: Seit 10 Jahren werden auf <strong>der</strong> Mutter-K<strong>in</strong>d-Station des<br />

PZN Wiesloch psychisch kranke Mütter mit Säugl<strong>in</strong>gen und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

bis 2 Jahre behandelt. Aufgrund <strong>der</strong> durch die psychische<br />

Erkrankung oft e<strong>in</strong>geschränkten elterlichen Erziehungskompetenzen<br />

stellt sich immer wie<strong>der</strong> die Frage <strong>der</strong> Erziehungsfähigkeit <strong>der</strong><br />

Mütter. Ziel <strong>der</strong> Untersuchung war es, die spezifischen Kriterien<br />

herauszuarbeiten, die bei 20 von <strong>in</strong>sgesamt 310 behandelten Müttern<br />

zur Trennung von Mutter und K<strong>in</strong>d führten.<br />

Methode: Anhand <strong>der</strong> Krankenblattunterlagen, <strong>der</strong> Basisdokumentation<br />

und <strong>der</strong> während des stationären Aufenthaltes im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Videotherapie erhobenen Befunde zur Mutter-K<strong>in</strong>d-<br />

Beziehung wurden Daten zu Diagnose, Schwere <strong>der</strong> Erkrankung,<br />

Krankheitse<strong>in</strong>sicht, Compliance h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> medikamentösen<br />

Behandlung, E<strong>in</strong>sicht und Bereitschaft zu Inanspruchnahme von<br />

Hilfe h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Probleme im Umgang mit dem K<strong>in</strong>d sowie<br />

zum sozialen Status <strong>der</strong> Mutter verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei dieser Untersuchung zeigte sich, dass<br />

Mütter mit affektiven Störungen (n=2) deutlich seltener von Trennugnen<br />

betroffen waren als Mütter mit psychotischen Störungen<br />

(n=9) o<strong>der</strong> Persönlichkeitsstörungen (n=9). Auch zeigten die Mütter<br />

meist wenig Verbesserung h<strong>in</strong>sichtlich des Schweregrades <strong>der</strong><br />

Erkrankung. Weitere relevante Kriterien waren mangelnde Krankheitse<strong>in</strong>sicht<br />

und Medikamentencompliance. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

Mutter-K<strong>in</strong>d-Interaktion h<strong>in</strong>gegen ergab sich e<strong>in</strong> une<strong>in</strong>heitlicher<br />

Befund. Bei den meisten Müttern erfolgte die Trennung letztlich<br />

mit E<strong>in</strong>verständnis <strong>der</strong> Mutter. Zusammenfassung: Ausgehend von<br />

20 Mutter-K<strong>in</strong>d-Paaren, die nach <strong>der</strong> Mutter-K<strong>in</strong>d-Behandlung getrennt<br />

wurden, erfolgt e<strong>in</strong>e Darstellung <strong>der</strong> krankheitsbed<strong>in</strong>gten<br />

und sozialen Faktoren, die zu dieser Entscheidung geführt haben.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-051 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik 1<br />

Vorsitz: J. Zielasek (Düsseldorf)<br />

001<br />

Prädiktoren von Zwangsmaßnahmen bei Patienten mit Schizophrenie:<br />

E<strong>in</strong>e Mehrebeneanalyse<br />

Erich Flammer (ZfP Südwürttemberg, Versorgungsforschung, Ravensburg)<br />

F. Eisele, J. Bergk, T. Ste<strong>in</strong>ert<br />

E<strong>in</strong>leitung: Fixierung und Isolierung stellen e<strong>in</strong>en schwerwiegenden<br />

E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> die Persönlichkeitsrechte von Patienten dar und<br />

können gravierende Folgewirkungen für die Betroffenen haben. Es<br />

sollte geprüft werden, welche Prädiktoren zur Vorhersage des Risikos<br />

solcher Zwangsmaßnahmen sowie zur Vorhersage von <strong>der</strong>en<br />

Anzahl und Dauer geeignet s<strong>in</strong>d.<br />

Methode: E<strong>in</strong>geschlossen wurden alle abgeschlossenen stationären<br />

Aufnahmen mit F2-Diagnose des Jahres 2007 aus drei psychiatrischen<br />

Kl<strong>in</strong>iken. Die Datenerhebung erfolgte EDV-gestützt mittels<br />

rout<strong>in</strong>emäßiger Basisdokumentation. Es wurde e<strong>in</strong>e Mehrebenenanalyse<br />

mit Variablen auf Fallebene, Patientenebene und Stationsebene<br />

durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Erfasst wurden 1753 Fälle (844 weiblich,<br />

48,1 %). Das Durchschnittsalter betrug 44,3 Jahre (SD=14,5). Von<br />

m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Zwangsmaßnahme waren 229 Fälle (13,1 %) betroffen.<br />

Signifikant erhöht wurde das Risiko für e<strong>in</strong>e Zwangsmaßnahme<br />

durch Zwangsmaßnahmen während des letzten Aufenthalts<br />

(OR=5,92), Selbstgefährdung o<strong>der</strong> Selbstverletzung <strong>in</strong> den 24 Stunden<br />

vor Aufnahme (OR=3,48), aggressives Verhalten <strong>in</strong> den 24<br />

Stunden vor Aufnahme (OR=2,90), Suiziddrohung o<strong>der</strong> Suizidversuch<br />

vor Aufnahme (OR=2,70), höheren CGI bei Aufnahme<br />

(OR=2,52), Absetzen antipsychotischer Medikation durch den Patienten<br />

(OR=2,45) und aktuelle Aufenthaltsdauer (OR=1,02). Tendenziell<br />

erhöht war das Risiko bei selbständiger Wohnform<br />

(OR=1,22). Für die kumulierte Zwangsmaßnahmendauer je Aufenthalt<br />

ergaben sich ke<strong>in</strong>e signifikanten Prädiktoren. Die Anzahl<br />

an Zwangsmaßnahmen erhöhte sich signifikant mit <strong>der</strong> Aufenthaltsdauer<br />

(beta=0,07). Auf Stationen mit mehr Aufnahmen erfuhren<br />

Patienten mit SOAS-R-E<strong>in</strong>trag beim letzten Aufenthalt signifikant<br />

weniger Zwangsmaßnahmen (beta=-0,13). Tendenziell<br />

weniger Zwangsmaßnahmen erfuhren Patienten mit deutscher<br />

Staatsangehörigkeit (beta=-5,50), ledige Patienten (beta=-6,30)<br />

und Patienten mit Zwangsmaßnahmen beim letzten Aufenthalt<br />

(beta=5,63). Die durchschnittliche Dauer e<strong>in</strong>er Zwangsmaßnahme<br />

war bei <strong>in</strong> komplementären E<strong>in</strong>richtungen betreuten Patienten signifikant<br />

kürzer (beta=-542,27), ebenso bei Patienten mit Selbstgefährdung<br />

o<strong>der</strong> Selbstverletzung <strong>in</strong> den 24 Stunden vor Aufnahme<br />

(beta=-219,70). Signifikant länger war die durchschnittliche<br />

Zwangsmaßnahmendauer bei Erwerbslosen o<strong>der</strong> Rentnern<br />

(beta=229,71) sowie bei höherem CGI bei Aufnahme (beta=166,09),<br />

tendenziell länger bei Patienten mit Substanzmissbrauch <strong>in</strong> den 24<br />

Stunden vor Aufnahme (beta=286,31).<br />

002<br />

Wirkfaktoren e<strong>in</strong>er tageskl<strong>in</strong>ischen Rehabilitation aus Patientensicht<br />

– e<strong>in</strong>e qualitative Interviewstudie<br />

Michael Berner (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

S. Gerster, B. Brockhaus, S. Wolf, S. Wahl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die subjektive E<strong>in</strong>schätzung e<strong>in</strong>er Behandlung und ihrer<br />

Wirkfaktoren aus Patientensicht wurde bisher <strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen<br />

445


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

Forschung vernachlässigt. Speziell <strong>in</strong> <strong>der</strong> Forschung zu Alkoholabhängigkeit<br />

f<strong>in</strong>den sich kaum Studien zu Hypothesen <strong>der</strong> Patienten<br />

über Wirkfaktoren und Verän<strong>der</strong>ungsmechanismen. Dabei ist anzunehmen,<br />

dass subjektive Vorstellungen von Patienten darüber,<br />

was ihnen helfen könnte bzw. geholfen hat, e<strong>in</strong>en großen Anteil am<br />

Behandlungserfolg haben. Dies lässt sich z. B. an den immer wie<strong>der</strong><br />

gefundenen Placeboeffekten und dem großen E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Compliance<br />

auf das Behandlungsergebnis ablesen.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er qualitativen Interviewstudie wurden 7 Patienten<br />

mit suchtspezifischer Diagnose und 7 Patienten mit psychosomatischer<br />

Diagnose zu ihrem Aufenthalt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er psychosomatischen<br />

Reha-Tageskl<strong>in</strong>ik, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Suchtpatienten geme<strong>in</strong>sam mit psychosomatischen<br />

Patienten behandelt werden, befragt. Bisher ist <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

kl<strong>in</strong>ischen Praxis eher e<strong>in</strong>e Trennung dieser Diagnosegruppen üblich.<br />

Die Interviews enthalten e<strong>in</strong>en narrativen und e<strong>in</strong>en problemzentrierten<br />

Teil und werden nach den Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> Grounded<br />

Theory ausgewertet. E<strong>in</strong> Fokus bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Interviews<br />

liegt auf den subjektiven Wirkfaktoren, die von den Patienten genannt<br />

worden s<strong>in</strong>d. Weitere Fragestellungen, die behandelt werden,<br />

beziehen sich auf Unterschiede <strong>in</strong> den Wirkfaktoren zwischen den<br />

beiden Patientengruppen, die Wahrnehmung <strong>der</strong> tageskl<strong>in</strong>ischen<br />

Behandlung (im Gegensatz zu e<strong>in</strong>er stationären Behandlung) und<br />

die subjektive Wahrnehmung <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Behandlung von<br />

Patienten mit Sucht- bzw. psychosomatischen Diagnosen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Auswertung <strong>der</strong> Daten f<strong>in</strong>det momentan<br />

statt und soll im Sommer 2009 abgeschlossen se<strong>in</strong>, so dass<br />

die Ergebnisse präsentiert werden können.<br />

003<br />

Ökonomische Effizienz und Patientenzufriedenheit bei ambulanten<br />

psychiatrischen und neurologischen Behandlungen<br />

Isabell Welpe (TU, München)<br />

P. Sandner, A. Tumasjan<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ökonomische Effizienz wird neben <strong>der</strong> Patientenzufriedenheit<br />

zunehmend zu e<strong>in</strong>er zentralen Variable sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

stationären wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> ambulanten Behandlung psychiatrischer und<br />

neurologischer Patienten. Ziel <strong>der</strong> Studie ist es, die Zufriedenheit<br />

und den Erfolg <strong>der</strong> Untersuchung (gemessen anhand <strong>der</strong> Genesungszeit),<br />

die Wie<strong>der</strong>kommenshäufigkeit und die Weiterempfehlung<br />

des behandelnden Arztes aus Patientensicht zu analysieren.<br />

Es soll erörtert werden, welche Faktoren diese „Erfolgsvariablen“<br />

bee<strong>in</strong>flussen. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong>teressiert uns, <strong>der</strong> Zusammenhang<br />

zwischen <strong>der</strong> Zufriedenheit <strong>der</strong> Patenten, ökonomischen Effizienzkriterien,<br />

Merkmalen des E<strong>in</strong>griffs und Patientencharakteristika.<br />

Von großer Bedeutung ist hier auch die zeitliche Komponente, anhand<br />

<strong>der</strong>er untersucht werden kann, <strong>in</strong>wieweit sich z. B. das Niveau<br />

<strong>der</strong> Zufriedenheit mit <strong>der</strong> Behandlung zunehmend systematisch im<br />

Zeitablauf erhöht. Unsere Studie identifiziert, welche Faktoren die<br />

Patientenzufriedenheit treiben und ob diese u.a. durch Qualitätssicherungssysteme<br />

hervorgerufen werden.<br />

Methode: Wir verwenden e<strong>in</strong> exklusives, großzahliges gematchtes<br />

Arzt-Patienten Sample, welches jeweils e<strong>in</strong>en Dokumentationsbogen<br />

mit Angaben zum behandelnden Arzt und e<strong>in</strong>en Patientenbogen<br />

mit Angaben zu Erkrankung und Patientendaten enthält. Im<br />

Rahmen <strong>der</strong> statistischen Auswertung setzen wir Mehrebenenanalysen<br />

e<strong>in</strong>, welche es uns ermöglichen, die Größe des E<strong>in</strong>flusses <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>zelnen Variablen auf unterschiedlichen hierarchischen Ebenen<br />

zu verstehen. Das heißt konkret, dass die Effekte (z. B. Zufriedenheit<br />

mit dem E<strong>in</strong>griff) den e<strong>in</strong>zelnen hierarchischen Ebenen von<br />

Untersuchungse<strong>in</strong>heiten (Individuum, [Arzt,] Stadt, ggf. Bundesland)<br />

zugeordnet werden können. In unserer Analyse ermöglicht<br />

dies die Zuordnung von Verän<strong>der</strong>ungen bzgl. <strong>der</strong> Zufriedenheit auf<br />

die e<strong>in</strong>zelnen Ebenen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse <strong>der</strong> Studie beantworten<br />

die Frage, ob und <strong>in</strong> welchem Maße „das System“ (<strong>in</strong>kl. des Quali-<br />

446<br />

tätssicherungssystems) die Zufriedenheit von Patienten treibt o<strong>der</strong><br />

ob dies an<strong>der</strong>e Faktoren s<strong>in</strong>d. Im Fokus <strong>der</strong> Untersuchung stehen<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Variablen zur persönlichen Empf<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Patienten<br />

und Variablen zu Aufklärung und Durchführung von Behandlungen.<br />

In Abhängigkeit von <strong>der</strong> Diagnose, Alter, Geschlecht<br />

und Komplikationen ist es ebenfalls <strong>in</strong>teressant mittels statistischer<br />

Methoden vorherzusagen, was exakt die Zufriedenheit und die Effizienz<br />

des E<strong>in</strong>griffs determ<strong>in</strong>iert.<br />

004<br />

Lebensqualität älterer pflegen<strong>der</strong> Angehöriger von Demenzkranken<br />

Ines Conrad (Universität Leipzig, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

R. Kilian, H. Matsch<strong>in</strong>ger, M. Luppa, M. C. Angermeyer, S. G. Riedel-<br />

Heller<br />

E<strong>in</strong>leitung: Es wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Pflege von Demenzkranken<br />

auf die subjektive Lebensqualität <strong>der</strong> älteren Pflegenden dargestellt.<br />

Methode: Im Rahmen des WHOQOL-OLD-Projektes wurde die<br />

Lebensqualität (LQ) sowohl von älteren pflegenden Angehörigen<br />

Demenzkranker als auch von nicht-pflegenden älteren Menschen<br />

(60 Jahre und älter) mit Hilfe des WHOQOL-BREF und WHO-<br />

QOL-OLD erfasst. Außerdem wurden Komorbidität sowie bei den<br />

Pflegenden zusätzliche Informationen zur Pflege erhoben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigten sich deutliche Unterschiede<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> LQ. So bewerteten die pflegenden Angehörigen<br />

ihre LQ signifikant schlechter als Personen ihres Alters, die ke<strong>in</strong>en<br />

Angehörigen pflegen. Diese deutlich schlechtere Bewertung ihrer<br />

LQ kann hauptsächlich auf die im Rahmen <strong>der</strong> Pflege entstehende<br />

Belastung zurückgeführt werden<br />

005<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> dementia care: A cluster-randomised controlled trial<br />

of a tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g program for nurs<strong>in</strong>g home staff <strong>in</strong> Germany<br />

Bett<strong>in</strong>a Kuske (University of Leipzig, Department of Psychiatry)<br />

T. Luck, S. Hanns, H. Matsch<strong>in</strong>ger, J. Behrens, S. G. Riedel-Heller<br />

Introduction: This study exam<strong>in</strong>ed the effectiveness of a nurs<strong>in</strong>g<br />

home staff tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g program designed to improve the <strong>in</strong>teraction<br />

between residents with dementia and their caregivers.<br />

Method: A three-arm cluster-randomized and con trolled population<br />

of 96 caregivers and 210 residents was used. Caregivers of the<br />

<strong>in</strong>tervention group (IG) received a three month tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g program<br />

<strong>in</strong> dementia care. Data were gathered at basel<strong>in</strong>e, immediately after<br />

the tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g and <strong>in</strong> a six month follow-up-assessment. Short- and<br />

long-term effects of the tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g program were assessed <strong>in</strong> comparison<br />

with another <strong>in</strong>tervention referred to as relaxation group<br />

(RG) and a wait list control group (CG).<br />

Discussion / Results: Results <strong>in</strong>dicated significant positive effects<br />

of the tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g program on caregivers’ knowledge immediately after<br />

the tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g and on the use of physical restra<strong>in</strong>ts to the 6 month<br />

follow-up. Caregivers overall competence <strong>in</strong>creased significantly<br />

both <strong>in</strong> the IG and <strong>in</strong> the RG. No <strong>in</strong>tervention effects were found on<br />

caregivers’ level of burnout, their health compla<strong>in</strong>ts or on the use of<br />

sedative drugs. Relaxation tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g was more successful <strong>in</strong> the reduction<br />

of caregivers health compla<strong>in</strong>ts. Conclusions: Results of the<br />

study disclosed both the effectivity and the limitations of a general<br />

tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g program <strong>in</strong> dementia care. The complexity of the nurs<strong>in</strong>g<br />

home sett<strong>in</strong>g potentially needs more complex <strong>in</strong>terventions. Ongo<strong>in</strong>g<br />

and cont<strong>in</strong>ued support of the caregivers as well as changes <strong>in</strong><br />

organisation and environment probably could be more successful<br />

for a long-term improvement of the quality of care. Future research<br />

should focus on studies of specific <strong>in</strong>terventions. Interest<strong>in</strong>g effects<br />

of the relaxation tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g on caregivers state of health were found,<br />

that should be exam<strong>in</strong>ed furthermore.


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

006<br />

Direct costs associated with mild cognitive impairment <strong>in</strong><br />

primary care<br />

Melanie Luppa (University of Leipzig, Department of Psychiatry)<br />

S. He<strong>in</strong>rich, H. Matsch<strong>in</strong>ger, A. Hensel, T. Luck, S. G. Riedel-Heller,<br />

H.-H. König<br />

Introduction: Little is known about the direct costs of <strong>in</strong>dividuals<br />

with Mild Cognitive Impairment (MCI). This study <strong>in</strong>vestigates the<br />

direct costs associated with MCI accord <strong>in</strong>g to recent diagnostic criteria<br />

from a societal perspective.<br />

Method: Four hundred and fifty-two primary care patients aged<br />

75+ from Leipzig, Germany, were <strong>in</strong>vestigated <strong>in</strong> face-to-face <strong>in</strong>terviews<br />

regard<strong>in</strong>g MCI accord<strong>in</strong>g to the current diagnostic criteria of<br />

the International Work<strong>in</strong>g Group on MCI, resource utilisation and<br />

costs (questionnaire of service utilisation and costs), as well as<br />

chronic medical illness (Chronic Disease Score). Resource utilisation<br />

was monetarily valued us<strong>in</strong>g 2004 / 2005 prices.<br />

Discussion / Results: Mean annual direct costs were 4,443 euro for<br />

patients with MCI (n=39) and 3,814 euro for patients without MCI<br />

(n=413) (p=0.34). Look<strong>in</strong>g at the cost components, patients with<br />

and without MCI only significantly differed regard<strong>in</strong>g pharmaceutical<br />

costs (1,210 euro vs 1,062 euro; p


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

eignet für Fallgruppierungen ersche<strong>in</strong>en.<br />

010<br />

Ergebnisse e<strong>in</strong>er 1-Jahres-Katamnese nach stationärer mediz<strong>in</strong>ischer<br />

Rehabilitation bei psychosomatischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

Bernhard Schnei<strong>der</strong> (AHG Kl<strong>in</strong>iken Daun)<br />

P. Missel, D. D. Niels Bergemann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Rahmen <strong>der</strong> Qualitätssicherung mediz<strong>in</strong>ischer Rehabilitationsmaßnahmen<br />

hat die Erfassung <strong>der</strong> Ergebnisqualität an<br />

Bedeutung gewonnen. In den AHG Kl<strong>in</strong>iken Daun Am Rosenberg<br />

werden die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychosomatischen Abteilung behandelten Patienten<br />

seit 2003 poststationär katamnestisch untersucht.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>em Katamnesefragebogen werden Angaben zu Arbeitsunfähigkeitszeiten,<br />

zur beruflichen (Re-)Integration, zu weiteren<br />

Behandlungen und zur E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> psychischen und<br />

somatischen Gesundheit erfragt und mit Angaben aus <strong>der</strong> Basisdokumentation<br />

zu Aufnahme- und Entlassstatus bei stationärer<br />

Rehabilitation vergleichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Stichprobe umfasst die Entlassjahrgänge<br />

2004 bis 2007 mit <strong>in</strong>sgesamt 1.122 behandelten Patienten.<br />

Die katamnestische Rücklaufquote betrug 69 %. Es zeigen sich tendenziell<br />

positive Effekte im poststationären Verlauf, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Variable Arbeitsfähigkeit bzw. Arbeitsunfähigkeit<br />

im Vergleich von prä- mit poststationärem Zeitraum.<br />

011<br />

Selbst- und Fremdrat<strong>in</strong>gskalen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em psychiatrischen Versorgungskrankenhaus<br />

Marc André Selig (BKH Augsburg)<br />

C. Friedrich, M. Schmauss, T. Messer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Rahmen e<strong>in</strong>er Pilotstudie erhielten vorübergehend<br />

alle am BKH Augsburg stationär aufgenommenen Patienten e<strong>in</strong>en<br />

Selbstbeurteilungsfragebogen SCL-90-R. Im Rahmen <strong>der</strong> verpflichtenden<br />

Basisdokumentation werden am BKH Augsburg neben soziodemographischen,<br />

anamnestischen und therapeutischen Daten<br />

auch die Fremdbeurteilungsskalen Hamilton Depression Rat<strong>in</strong>g<br />

Scale für Patienten mit affektiven Störungen bzw. die Brief Psychiatric<br />

Rat<strong>in</strong>g Scale für Patienten mit e<strong>in</strong>er Erkrankung aus dem schizophrenen<br />

Formenkreis durch den behandelnden Assistenz- bzw.<br />

Oberarzt erfasst. Diese Studie führt die Selbst- und Fremdbeurteilungsskalen<br />

sowie die vergebenen Diagnosen zusammen und überprüft,<br />

<strong>in</strong>wieweit im alltäglichen Sett<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>er Versorgungskl<strong>in</strong>ik<br />

s<strong>in</strong>nvolle Korrelationen hergestellt werden können.<br />

Methode: Deskriptive Statistik und Regressionsanalyse. Retrospektiv<br />

ausgewertet wurden Gesamtscores, Subskalen und E<strong>in</strong>zelitems<br />

von SCL-90-R, HAMD und BPRS zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Aufnahme,<br />

ergänzt durch die Entlassdiagnose sowie soziodemographische<br />

Daten aus <strong>der</strong> Basisdokumentation. Alle Patienten mit Aufnahmedatum<br />

im Zeitraum vom 04.12.2007-31.03.2008, die e<strong>in</strong>en Fragebogen<br />

abgaben, wurden e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zu 392 von 1420 Patienten (27,6 %) liegt<br />

e<strong>in</strong> SCL-90-R-Fragebogen vor. Den angenommenen Cutoff-T-Wert<br />

von 63 überschritten die stationär-psychiatrisch aufgenommenen<br />

Patienten im Mittel nur knapp. Auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Diagnosen fanden<br />

sich Zusammenhänge zwischen affektiven Störungen und Subskala<br />

„Depressivität“, zwischen Suchterkrankungen und den Subskalen<br />

„Unsicherheit im Sozialkontakt“ und „Psychotizismus“<br />

sowie zwischen schizophrenen <strong>Erkrankungen</strong> und <strong>der</strong> Subskala<br />

„Somatisierung“. Auf Skalenebene bestand e<strong>in</strong>e schwache Korrelation<br />

zwischen den Subskalen „Depressivität“, „Zwanghaftigkeit“,<br />

„Ängstlichkeit“, „Phobische Angst“ und „Psychotizismus“ im SCL-<br />

90-R e<strong>in</strong>erseits und dem Gesamtscore <strong>in</strong> <strong>der</strong> HAMD-Fremdrat<strong>in</strong>gskala<br />

an<strong>der</strong>erseits. Sehr schwache Korrelationen bestanden zwischen<br />

den Items für Depression und Angst <strong>in</strong> <strong>der</strong> BPRS und den<br />

entsprechenden Subskalen <strong>der</strong> SCL-90-R. Ke<strong>in</strong>e Korrelation ließ<br />

448<br />

sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zwischen Gesamtscore und E<strong>in</strong>zelitems <strong>der</strong><br />

BPRS e<strong>in</strong>erseits und den Skalen für „Psychotizismus“ o<strong>der</strong> „Paranoides<br />

Denken“ im SCL-90-R an<strong>der</strong>erseits herstellen. Dies entspricht<br />

<strong>der</strong> üblichen E<strong>in</strong>schätzung, dass Selbstbeurteilungsskalen<br />

nicht für psychotische Patienten geeignet s<strong>in</strong>d. Insgesamt zeigt die<br />

Pilotstudie e<strong>in</strong>en nur begrenzten Nutzen von Selbstbeurteilungsskalen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> alltäglichen psychiatrischen Ausgangsdiagnostik <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Versorgungskrankenhaus.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 - 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-058 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik 2<br />

Vorsitz: T. Becker (Günzburg)<br />

001<br />

Kommen Patienten aus dem GPV häufiger freiwillig <strong>in</strong> stationäre<br />

Behandlung?<br />

Carmen Pfiffner (ZfP Südwürttemberg- Weissenau, Versorgungsforschung,<br />

Ravensburg)<br />

S. Jaeger, T. Ste<strong>in</strong>ert<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die <strong>in</strong> Deutschland zunehmend <strong>in</strong>stallierten Geme<strong>in</strong>depsychiatrischen<br />

Verbünde (GPV) s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Funktion<br />

und <strong>der</strong> Akzeptanz bei den Nutzern noch wenig erforscht. In<br />

<strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik entstand <strong>der</strong> E<strong>in</strong>druck, dass Patienten, die von eng mit<br />

<strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik kooperierenden E<strong>in</strong>richtungen des GPV betreut werden,<br />

häufiger freiwillig <strong>in</strong> Behandlung kommen und seltener Zwangsmaßnahmen<br />

ausgesetzt s<strong>in</strong>d. Dies sollte überprüft werden.<br />

Methode: 128 stationär behandelte Patienten <strong>der</strong> Zentren für Psychiatrie<br />

Südwürttemberg – Standort Weissenau mit den Diagnosen<br />

schizophrene o<strong>der</strong> schizoaffektive Störung (ICD-10: F20 o<strong>der</strong> F25)<br />

wurden bei ihrer Kl<strong>in</strong>ikentlassung sowie nachfolgend für 2 Jahre<br />

halbjährlich <strong>in</strong>terviewt. Es wurden soziodemographische Daten,<br />

Zwangsmaßnahmen und gerichtliche Unterbr<strong>in</strong>gungen, Behandlungsdauer,<br />

Nutzung <strong>der</strong> GPV-Angebote vor Aufnahme und Rehospitalisierung<br />

<strong>in</strong>nerhalb von 2 Jahren erhoben. Die Probanden<br />

wurden <strong>in</strong> zwei Gruppen unterteilt, die Gruppe mit Betreuung im<br />

GPV (Betreute Wohnform o<strong>der</strong> sozialpsychiatrischer Dienst, n=30)<br />

und die Gruppe ohne Kontakt zum GPV (n=98). Zur Analyse des<br />

E<strong>in</strong>flusses e<strong>in</strong>er GPV-Betreuung auf die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit des Erlebens<br />

von Zwang wurden logistische Regressionen berechnet. Zur<br />

Berechnung <strong>der</strong> Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlungsdauer wurde e<strong>in</strong><br />

t-Test durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In das logistische Regressionsmodell<br />

wurden die Kovariaten Geschlecht, Alter, Nationalität, Schulbildung,<br />

Anzahl bisheriger stationärer Behandlungen, Gesamtdauer<br />

<strong>der</strong> stationären Behandlungen und GPV-Betreuung vor Aufnahme<br />

aufgenommen. Dabei zeigte sich, dass die Patienten aus <strong>der</strong> GPV-<br />

Gruppe e<strong>in</strong> signifikant ger<strong>in</strong>geres Risiko hatten, gerichtlich untergebracht<br />

zu werden (OR=6,0; p=0,016) und e<strong>in</strong> tendenziell ger<strong>in</strong>geres<br />

Risiko, e<strong>in</strong>e Fixierung zu erleiden (p=0,070). Der E<strong>in</strong>fluss auf<br />

die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er Isolierung (p=0,116) und Zwangsmedikation<br />

(p=0,121) war nicht signifikant. Zusätzlich war bei Personen<br />

<strong>der</strong> Gruppe „mit GPV“ die Behandlungsdauer signifikant<br />

ger<strong>in</strong>ger (MW=54d; MW=83d; p=0,012).


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

002<br />

Erkennung und Behandlung psychischer Störungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Allgeme<strong>in</strong>krankenhaus – E<strong>in</strong>-Jahres-Evaluation konsiliarpsychiatrischer<br />

Anfragen aus <strong>der</strong> somatischen Mediz<strong>in</strong>.<br />

Re<strong>in</strong>hard J. Boerner (CKQ GmbH, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherpaie,<br />

Quakenbrück)<br />

M. Kaufold, P. Muche<br />

E<strong>in</strong>leitung: <strong>Psychische</strong> Störungen bei somatische <strong>Erkrankungen</strong><br />

s<strong>in</strong>d häufig, zumeist unterdiagnostiziert und nicht adäquat behandelt.<br />

Vielen Ärzten <strong>der</strong> somatischen Mediz<strong>in</strong> bleibt das Thema<br />

„Psyche“ fremd. Dem Konsiliar- und Liaisondienst kommt <strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>iken<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Funktion auch zur fachlichen Sensibilisierung<br />

und Unterstützung <strong>der</strong> somatisch tätigen Ärzte zu. In dieser Studie<br />

werden Art und Häufigkeit psychischer Störungen sowie die Qualität<br />

<strong>der</strong> Konsilanfragen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Krankenhaus <strong>der</strong> Schwerpunktversorgung<br />

mit e<strong>in</strong>er etablierten Abteilungspsychiatrie mit Konsiliardienst<br />

untersucht.<br />

Methode: Im E<strong>in</strong>-Jahres-Zeitraum wurden die psychiatrischen<br />

Konsilanfragen auf folgende Merkmale h<strong>in</strong> systematisch ausgewertet:<br />

Überweisungsgrund, Qualität <strong>der</strong> Überweisung, psychiatrische<br />

Konsildiagnose, Dauer <strong>der</strong> psychischen Störung (Fach-)ärztliche<br />

Vorbehandlung, bestehende Psychopharmakotherapie, Therapieempfehlung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Von 8.375 stationären Patienten wurde<br />

nur bei 267 (3,19 %) überhaupt e<strong>in</strong>e konsiliarpsychiatrische Untersuchung<br />

angefragt. 4,981 % <strong>der</strong> Überweisungsdiagnosen waren gar<br />

nicht o<strong>der</strong> nur teilweise zutreffend, nur e<strong>in</strong>e ICD-10-Diagnose war<br />

korrekt. „Verhaltensauffälligkeiten“ waren <strong>der</strong> Hauptüberweisungsgrund,<br />

bei 13,2 % war es Suizidalität. Fast alle Patienten waren therapiebedürftig.<br />

Die konsiliarpsychiatrisch gesicherten Hauptdiagnosen<br />

waren (ICD-10): F2: 28,46 %; F3: 26,22 %; F4: 17,23 %; F1:<br />

10,86 %. 25 % waren ambulant fachpsychiatrisch, 50,19 % mit Psychopharmaka<br />

vorbehandelt. Bei 57,3 % waren Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Psychopharmaka notwendig. Die signifikantesten Ergebnisse waren:<br />

1: bei nur e<strong>in</strong>em sehr ger<strong>in</strong>gen Prozentsatz wurde überhaupt<br />

e<strong>in</strong>e psychische Störung diagnostiziert und e<strong>in</strong>e Therapiee<strong>in</strong>leitung<br />

gewünscht. 2: ger<strong>in</strong>ge Kenntnis und Anwendung des ICD-10 für<br />

psychische Störungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Somatomediz<strong>in</strong>. 3: wichtige Diagnosen<br />

(z. B. somatoforme Störung) fehlten gänzlich. 4: obwohl Demenzerkrankungen<br />

die größte Störungsgruppe bildeten, war bei<br />

ke<strong>in</strong>em Patienten im Vorfeld diese Diagnose gestellt o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Therapie<br />

e<strong>in</strong>geleitet worden. Es bestätigen sich somit erhebliche Defizite<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Erkennung und Behandlung psychischer Störungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

somatischen Mediz<strong>in</strong>. Die Studie verdeutlicht die Wichtigkeit <strong>der</strong><br />

Konsiliarpsychiatrie zur Verbesserung <strong>der</strong> Versorgungsqualität wie<br />

auch <strong>der</strong> fachlichen Unterstützung von <strong>in</strong> <strong>der</strong> somatischen Mediz<strong>in</strong><br />

tätigen Ärzten.<br />

003<br />

Migrationsstatus <strong>in</strong> Deutschland – e<strong>in</strong> Lösungsansatz für e<strong>in</strong><br />

schwer fassbares Konstrukt<br />

Isaac Bermejo (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

I. Maier, D. Ruf, H. Pessenthe<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>leitung: Da die Erfassung des Migrantionstatus zwischen Studien<br />

deutlich variiert, ist e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>heitlichung aus forschungsmethodischer<br />

Sicht notwendig. Im Rahmen e<strong>in</strong>es Projektes zur<br />

Prävention alkoholbezogener Störungen bei älteren Migrant<strong>in</strong>nen<br />

und Migranten wurden die <strong>in</strong> Deutschland verwendeten Methoden<br />

zur Erfassung des Migrationsstatus analysiert.<br />

Methode: Internetrecherche mit den Suchbegriffen „Migration“,<br />

„Migrant“, „Migrant<strong>in</strong>“, „Migrationsh<strong>in</strong>tergrund“, „Migrationsstatus“<br />

<strong>in</strong> den Datenbanken PsychInfo und Medl<strong>in</strong>e und <strong>in</strong>haltliche<br />

Analyse <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>itionen im deutschsprachigen Raum.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Trotz Differenzen bei <strong>der</strong> Erfassung des<br />

Migrationsstatus, s<strong>in</strong>d drei Haupttendenzen erkennbar: 1. M<strong>in</strong>dest<strong>in</strong>dikatorensatz,<br />

2. Def<strong>in</strong>ition des Statistischen Bundesamtes,<br />

3. E<strong>in</strong>zelmerkmale wie Muttersprache, Nationalität usw. Die Erfassung<br />

des Migrationsstatus alle<strong>in</strong> anhand beispielsweise <strong>der</strong> Nationalität<br />

ist nicht h<strong>in</strong>reichend. Der Hauptunterschied zwischen den<br />

beiden an<strong>der</strong>en Tendenzen ist, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus b<strong>in</strong>ationalen Familien<br />

vom Statistischen Bundesamt als Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

aufgefasst werden, während diese im M<strong>in</strong>dest<strong>in</strong>dikatorensatz<br />

nicht zur Migrantenpopulation gezählt werden. Die<br />

Ergebnisse sprechen für die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er forschungsmethodischen<br />

Vere<strong>in</strong>heitlichung <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition des Migrationsstatus.<br />

Der hier erörterte Ansatz verknüpft verschiedene Kriterien zur Erfassung<br />

des <strong>in</strong>dividuellen Migrationsh<strong>in</strong>tergrunds: 1.beide Eltern<br />

s<strong>in</strong>d im Ausland geboren o<strong>der</strong> die befragte Person lebt nicht seit<br />

Geburt <strong>in</strong> Deutschland und m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Elternteil ist im Ausland<br />

geboren, 2. Geburtsland <strong>der</strong> Eltern und 3. Muttersprache <strong>der</strong><br />

befragten Person.<br />

004<br />

Barrieren von Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten bei <strong>der</strong> Inanspruchnahme<br />

von Gesundheitsmaßnahmen<br />

Isaac Bermejo (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

I. Maier, D. Ruf, R. Walter-Hamann, H. Pessentheier, M. Härter<br />

E<strong>in</strong>leitung: In Deutschland leben über 15 Millionen Menschen mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Dennoch ist nur wenig über <strong>der</strong>en gesundheitliche<br />

Situation, den Zugang zum Versorgungssystem und den<br />

hierbei erlebten Schwierigkeiten bekannt.<br />

Methode: Querschnittsbefragung Migranten aus Italien, <strong>der</strong> Türkei,<br />

Spanien und Aussiedler aus <strong>der</strong> ehemaligen Sowjetunion. Die<br />

Fragebogen wurden im Mediatorenpr<strong>in</strong>zip von den Migrationsdiensten<br />

und Suchtberatungsstellen des Deutschen Caritasverbandes<br />

und <strong>der</strong> Arbeiterwohlfahrt Bundesverband verteilt. E<strong>in</strong> zentrales<br />

Ziel war die Identifikation subjektiv erlebten Barrieren bei <strong>der</strong><br />

Inanspruchnahme gesundheitlicher Leistungen <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

vom Migrationsstatus.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Sprachprobleme (46,2 %), Verwendung<br />

von Hausmittel (44,4 %) und fehlende Informationen (41,9 %) s<strong>in</strong>d<br />

die am häufigsten genannte Barrieren bei <strong>der</strong> Inanspruchnahme<br />

des Gesundheitssystems. Am ger<strong>in</strong>gsten werden Verbote aufgrund<br />

<strong>der</strong> Religion (4,0 %), Angst vor Arbeitsplatzverlust (14,0 %) und Erschwernisse<br />

aufgrund <strong>der</strong> Wohnsituation (15,8 %) genannt. Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

und die subjektiven Deutschkenntnisse konnten<br />

als Haupte<strong>in</strong>flussfaktoren bzgl. <strong>der</strong> Barrierene<strong>in</strong>schätzung identifiziert<br />

werden. Die Ergebnisse erlauben empirisch fundierte Aussagen<br />

über Art und Häufigkeit <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Nutzung von Gesundheitsangeboten<br />

von Migranten erlebten Barrieren. Die Studie liefert<br />

e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag, um die Gesundheitsversorgung und den<br />

Gesundheitszustand dieser Personengruppe zu verbessern.<br />

005<br />

Wunsch nach Än<strong>der</strong>ung des Rauchverhaltens bei Patienten und<br />

Mitarbeitern e<strong>in</strong>es psychiatrischen Krankenhauses<br />

Julia Grempler (ZFP Südwürttemberg, Weissenau, Versorgungsforschung,<br />

Ravensburg)<br />

H. Droste-Arndt, A. Hatzfeld, T. Ste<strong>in</strong>ert<br />

E<strong>in</strong>leitung: Studien belegen, dass Patienten und Mitarbeiter psychiatrischer<br />

Kl<strong>in</strong>iken häufiger rauchen als die Normalpopulation. Dabei<br />

besteht vielfach die Annahme, dass Patienten mit psychischen<br />

Störungen nicht motiviert s<strong>in</strong>d, das Rauchen aufzugeben und das<br />

Personal e<strong>in</strong>em Rauchstopp kritisch gegenüber steht. Diese Untersuchung<br />

soll den Än<strong>der</strong>ungswunsch bei psychiatrischen Patienten<br />

und Mitarbeitern betrachten.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er Stichtagsvollerhebung wurden Patienten und<br />

Mitarbeiter e<strong>in</strong>er psychiatrischen Kl<strong>in</strong>ik mittels Fragenbogen zu<br />

449


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

ihrem Rauchverhalten und den Rauchgewohnheiten auf den Stationen<br />

befragt. Dabei wurden <strong>der</strong> Fagerströmtest für Nikot<strong>in</strong>abhängigkeit<br />

sowie e<strong>in</strong> selbstentwickelter Fragebogen verwendet. Die<br />

Daten wurden mittels t-test, Chi-Quadrat-Test und ANOVA analysiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 523 Patienten und 410 Mitarbeiter nahmen<br />

an <strong>der</strong> Befragung teil. Die Rücklaufquote betrug 80 %. Der<br />

Anteil <strong>der</strong> Raucher lag <strong>in</strong>sgesamt bei 48 %. Patienten rauchten signifikant<br />

häufiger als Mitarbeiter und waren schwerer nikot<strong>in</strong>abhängig.<br />

Von allen Rauchern äußerten 57 % den Wunsch, das<br />

Rauchen aufzugeben. Der Wunsch bestand bei Patienten und Mitarbeitern<br />

gleichermaßen. In <strong>der</strong> ANOVA zeigte sich e<strong>in</strong>e signifikant<br />

unterschiedliche Ausprägung des Abst<strong>in</strong>enzwunsches zwischen<br />

Patienten und Mitarbeitern <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Ausmaß<br />

<strong>der</strong> Nikot<strong>in</strong>abhängigkeit. Patienten mit Abst<strong>in</strong>enzwunsch zeigten<br />

dabei e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Nikot<strong>in</strong>abhängigkeit, Patienten ohne Abst<strong>in</strong>enzwunsch<br />

e<strong>in</strong>e stärkere Abhängigkeit. Bei den Mitarbeitern war<br />

es genau an<strong>der</strong>s herum. Insgesamt war e<strong>in</strong> Drittel aller Abst<strong>in</strong>enzwilligen<br />

für Unterstützung bei <strong>der</strong> Entwöhnung offen. Die Daten<br />

belegen bezüglich <strong>der</strong> Raucherquote die Ergebnisse an<strong>der</strong>er Studien.<br />

Jedoch zeigte sich, dass entgegen vielfacher Annahmen auch bei<br />

stationären, psychiatrischen Patienten sowie Kl<strong>in</strong>ikmitarbeitern<br />

<strong>der</strong> Wunsch besteht, mit dem Rauchen aufzuhören. In weiterführenden<br />

Studien sollte die Gruppe <strong>der</strong> Abst<strong>in</strong>enzwilligen noch e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong><br />

untersucht werden. Gezielte Interventionen für die Kl<strong>in</strong>ik<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> konkreter Planung.<br />

006<br />

Ambulante Verhaltenstherapie bei Zwangserkrankungen – Ergebnisse<br />

e<strong>in</strong>er Therapeutenbefragung<br />

Anne Katr<strong>in</strong> Kuelz (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

K. Hassenpflug, D. Riemann, H. W. L<strong>in</strong>ster, U. Vo<strong>der</strong>holzer, N. Stelzer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die vorliegende Studie verfolgte das Ziel, die ambulante<br />

psychotherapeutische Versorgungssituation für Patienten mit<br />

Zwangsstörungen zu erfassen.<br />

Methode: Alle psychologischen und ärztlichen Psychotherapeuten<br />

im Bereich <strong>der</strong> kassenärztlichen Vere<strong>in</strong>igung Südbaden (n = 386)<br />

wurden schriftlich mit e<strong>in</strong>em Fragebogen kontaktiert, <strong>der</strong> <strong>in</strong> 22<br />

Fragen die Häufigkeit und Art <strong>der</strong> Behandlung von Zwangserkrankungen<br />

sowie die konkrete Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Anwendung<br />

von Konfrontationsverfahren auf anonymer Basis erfasste.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 177 Therapeuten (45 %) nahmen an <strong>der</strong><br />

Befragung teil; die Antworten wurden deskriptiv ausgewertet. Bei<br />

86,7 % <strong>der</strong> antwortenden Therapeuten spielte die Behandlung von<br />

Zwangserkrankten im Berufsalltag nach eigenen Angaben ke<strong>in</strong>e<br />

o<strong>der</strong> max. e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Rolle; durchschnittlich wurden 3 Zwangspatienten<br />

im Jahr behandelt. Weniger als die Hälfte <strong>der</strong> Therapeuten<br />

führte e<strong>in</strong>e Form <strong>der</strong> Reizkonfrontation durch. Als häufigster<br />

Grund für den Verzicht auf Expositionsübungen wurde mangelnde<br />

Erfahrung o<strong>der</strong> fehlende Ausbildung für dieses Verfahren genannt.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass im Bereich ambulanter Psychotherapie<br />

von Zwangserkrankungen deutlicher Optimierungsbedarf besteht,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die Anwendung wissenschaftlich erprobter<br />

Behandlungstechniken.<br />

007<br />

Cl<strong>in</strong>ical Pathways <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie – Alkoholentgiftung<br />

Monika Simons (Evangelische Kl<strong>in</strong>iken, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Gelsenkirchen)<br />

H. Ullrich, L. Wottschel, M. Brauhoff, R. Hecker, E. Klieser, E. Klieser<br />

junior<br />

E<strong>in</strong>leitung: Kl<strong>in</strong>ische Pfade <strong>in</strong> <strong>der</strong> Versorgung psychisch Kranker<br />

f<strong>in</strong>den sowohl national als auch <strong>in</strong>ternational zunehmend Beach-<br />

450<br />

tung. Die Datenlage bezüglich begleiten<strong>der</strong> Forschung bei <strong>der</strong> Implementierung<br />

von Pfaden ist im Bereich psychiatrischer Indikationen<br />

noch nicht sehr aussage kräftig (Evans-Lacko, BJPsych,<br />

2008). Im Bereich somatischer Pfadentwicklung zeigen sich wenig<br />

robuste Effekte bezüglich Aufenthaltsdauer o<strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischem Outcome.<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> zu erwartenden Verän<strong>der</strong>ungen<br />

durch das Krankenhausf<strong>in</strong>anzierungsreformgesetz (KHRG) und<br />

sich <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n entwickelnden F<strong>in</strong>anzierungssystemen<br />

wie z. B. „pay by result“ gibt es e<strong>in</strong>en potentiellen Nutzen von kl<strong>in</strong>ischen<br />

Pfaden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung und Anwendung von F<strong>in</strong>anzierungssystemen.<br />

Methode: An den Evangelischen Kl<strong>in</strong>iken Gelsenkirchen wurde<br />

2009 e<strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischer Behandlungspfad für das Behandlungsmodul<br />

<strong>der</strong> elektiven Alkoholentgiftungsbehandlung <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är entwickelt.<br />

Ergebnisse von Aktenanalysen sowie <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer<br />

Konferenzen floss <strong>in</strong> softwareunterstützte (IWIG Clip med PPM –<br />

Mediz<strong>in</strong> und Prozesskostenmanager; B<strong>in</strong>ner IMS GmbH Sykat<br />

Prozess Designer und Dokument Manager; Microsoft Office Visio)<br />

Entwicklungsarbeit e<strong>in</strong>.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Präsentiert werden <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ische Pfad sowie<br />

se<strong>in</strong> Entwicklungsprozess. Gleichzeitig werden erste Ergebnisse<br />

aus <strong>der</strong> am 1. 7. 2009 gestarteten Rout<strong>in</strong>eanwendung des Pfades bezüglich<br />

u. a.Pfadtreue, Zufriedenheit sowie Kostenkalkulationsmodelle<br />

vorgestellt.<br />

008<br />

Transkulturelles Präventionskonzept zur Prävention alkoholbezogener<br />

Störungen bei älteren Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten<br />

Isaac Bermejo (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

D. Ruf, H. Pessenthe<strong>in</strong>er, I. Maier, R. Walter-Hamann, A. Serio, H.<br />

Boss, W. Barth, M. Berger, M. Härter<br />

E<strong>in</strong>leitung: Migranten / -<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Deutschland erleben bei <strong>der</strong> Inanspruchnahme<br />

von Leistungen des Gesundheitssystems vielfältige<br />

Barrieren. Insbeson<strong>der</strong>e Präventionsmaßnahmen erreichen diese<br />

Menschen nur unzureichend. Die Berücksichtigung migrationsbezogener<br />

und kultureller Aspekte ermöglicht e<strong>in</strong>e adäquatere<br />

Versorgung und e<strong>in</strong>e bessere Akzeptanz <strong>der</strong> Angebote. Ziel ist die<br />

Evaluation e<strong>in</strong>es transkulturellen Präventionskonzeptes für alkoholbezogene<br />

Störungen bei älteren Migranten / -<strong>in</strong>nen.<br />

Methode: Randomisierte, kontrollierte Studie. Durchführung strukturierter<br />

kultursensibler Präventionsveranstaltungen (transkulturelles<br />

Präventionskonzept) für Migranten / -<strong>in</strong>nen durch Mitarbeiter /<br />

-<strong>in</strong>nen von Sucht- und Migrationsdiensten (Interventionsgruppe<br />

(IG)) bzw. von Standard-Informationsveranstaltungen zum Thema<br />

Alkohol (Kontrollgruppe (KG)). Zwei-Ebenen-Evaluation: 1. Mitarbeiter<br />

/ -<strong>in</strong>nen: a) Fragebogen zur Durchführung <strong>der</strong> Veranstaltungen<br />

und <strong>der</strong> subjektiven E<strong>in</strong>schätzung des praktischen Nutzens<br />

und <strong>der</strong> Umsetzbarkeit (IG+KG); b) Fokusgruppe zur Bewertung<br />

<strong>der</strong> Transfermöglichkeiten des transkulturellen Konzeptes <strong>in</strong> die<br />

Regelangebote (IG); 2. Teilnehmer / -<strong>in</strong>nen: Prä-, Post- und Followup<br />

(6 Monate nach <strong>der</strong> Veranstaltung) Erhebung per Fragebogen<br />

zum Alkoholkonsum, zur E<strong>in</strong>stellung gegenüber Alkohol und zur<br />

Bewertung <strong>der</strong> Veranstaltung (IG+KG).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Präventionsveranstaltungen (jew. 2 –<br />

3 Std.) wurden an 7 Standorten durchgeführt. An den 4 Interventionsstandorten<br />

wurden <strong>in</strong>sgesamt 7 transkulturelle Präventionsveranstaltungen<br />

mit n=248 Teilnehmer / -<strong>in</strong>nen durchgeführt. Die<br />

Veranstaltungen <strong>der</strong> 3 Kontrollstandorte werden bis Ende Juli<br />

abgeschlossen se<strong>in</strong>. Konkrete Ergebnisse zur Akzeptanz und zum<br />

Nutzen werden bis November vorliegen. Auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Evaluationsergebnisse<br />

werden Optimierungsmöglichkeiten identifiziert<br />

und das transkulturelle Konzept <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an e<strong>in</strong>e kultursensible Suchtprävention und -beratung weiterentwickelt.


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

009<br />

Annahmen über Ursachen von depressiven <strong>Erkrankungen</strong> und<br />

E<strong>in</strong>stellungen gegenüber davon betroffenen Menschen: Ergebnisse<br />

e<strong>in</strong>er repräsentativen Bevölkerungsbefragung<br />

Helen-Rose Cleveland (LVR-Kl<strong>in</strong>ikum Düsseldorf)<br />

M. Marekwica, H. Zäske, A. Baumann, A. Icks, W. Gaebel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stigmaforschung allgeme<strong>in</strong> als auch<br />

bei <strong>der</strong> Erforschung von E<strong>in</strong>stellungen gegenüber Menschen mit<br />

psychischen Krankheiten wird die Vermutung diskutiert, dass die<br />

wahrgenommen Ursachen <strong>der</strong> stigmatisierenden Eigenschaft die<br />

Beurteilung <strong>der</strong> betroffenen Personen bee<strong>in</strong>flussen. In diesem<br />

Zusammenhang lassen sich biologische (z. B. Vererbung), psychosoziale<br />

(z. B. Schicksalsschläge) und <strong>in</strong>dividuelle Ursachen (z. B.<br />

Charakterschwäche) unterscheiden.<br />

Methode: Im Rahmen e<strong>in</strong>er repräsentativen telefonischen Befragung<br />

wurden 1631 Teilnehmer zu ihren Auffassungen über Depressionen<br />

befragt. Die Teilnehmer beurteilten die Relevanz verschiedener<br />

Ursachen für Depressionen („Welche <strong>der</strong> Ursachen halten Sie<br />

für: überhaupt nicht wichtig (1) … sehr wichtig (5)“). Zudem wurde<br />

die soziale Distanz gegenüber Menschen mit Depressionen sowie<br />

stereotype E<strong>in</strong>stellungen über Depressionen erhoben. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus wurde <strong>der</strong> Kontakt zu Menschen mit Depressionen und die<br />

eigene Betroffenheit erfasst. Es wurden zwei multiple Regressionen<br />

mit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>geschätzten Relevanz <strong>der</strong> Ursachen für Depressionen als<br />

unabhängige Variablen und sozialer Distanz bzw. stereotypen E<strong>in</strong>stellungen<br />

als abhängige Variable berechnet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die drei Kategorien biologische, psychosoziale<br />

und <strong>in</strong>dividuelle Ursachen wurden faktorenanalytisch bestätigt.<br />

Psychosoziale Ursachen wurden durchschnittlich als relevanter<br />

beurteilt als biologische. Die Relevanz <strong>in</strong>dividueller Ursachen<br />

wurde durchschnittlich am ger<strong>in</strong>gsten bewertet. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

sozialen Distanz korrelierte die E<strong>in</strong>schätzung psychosozialer Ursachen<br />

als relevant mit niedrigerer sozialer Distanz (Beta-Gewicht<br />

b = -.11), die E<strong>in</strong>schätzung <strong>in</strong>dividueller Ursachen als relevant h<strong>in</strong>gegen<br />

mit höherer sozialer Distanz (b = .15). Die e<strong>in</strong>geschätzte<br />

Relevanz biologischer Ursachen wies ke<strong>in</strong>en signifikanten Zusammenhang<br />

mit sozialer Distanz auf. In Bezug auf stereotype E<strong>in</strong>stellungen<br />

zeigte sich, dass höhere wahrgenommene Relevanz psychosozialer<br />

(b = -.08) und biologischer (b = -.16) Ursachen mit<br />

weniger negativen E<strong>in</strong>stellungen korrelierte, die Bewertung <strong>in</strong>dividueller<br />

Ursachen als relevant war h<strong>in</strong>gegen mit negativeren E<strong>in</strong>stellungen<br />

assoziiert (b = .30). Im Poster werden darüber h<strong>in</strong>aus <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>fluss von persönlicher Betroffenheit und Kontakt mit depressiv<br />

erkrankten Menschen auf die E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Ursachen sowie<br />

Zusammenhänge mit demografischen Variablen dargestellt.<br />

010<br />

Optimal versorgt bei Depression – Freiburger Modell zur Integrierten<br />

Versorgung<br />

Lars Hölzel (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Abteilung für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie)<br />

U. Vo<strong>der</strong>holzer, M. Berger, I. Bermejo<br />

E<strong>in</strong>leitung: Depressive Störungen besitzen e<strong>in</strong>e hohe gesundheits-<br />

und gesellschaftspolitische Relevanz. Trotz e<strong>in</strong>er Verbesserung <strong>der</strong><br />

Versorgung depressiver Patienten <strong>in</strong> den letzten Jahren besteht weiterh<strong>in</strong><br />

Verbesserungspotential bei <strong>der</strong> Diagnostik und Behandlung<br />

sowie bezüglich <strong>der</strong> Kooperation auf den verschiedenen Versorgungsebenen.<br />

Studien zeigen, dass <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Konzepte mit e<strong>in</strong>er<br />

vernetzten ambulant-stationären Versorgung langfristig zu stabilen<br />

Behandlungserfolgen führen. Mit Hilfe des Freiburger Modells<br />

zur Integrierten Versorgung wird e<strong>in</strong>e qualitative Verbesserung <strong>der</strong><br />

Versorgung <strong>der</strong> Patienten im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Optimierung und Stabilisierung<br />

<strong>der</strong> Behandlungsergebnisse, e<strong>in</strong>er Vermeidung nicht zw<strong>in</strong>gen<strong>der</strong><br />

sowie e<strong>in</strong>e Verkürzung notwendiger stationärer Aufenthalte<br />

angestrebt.<br />

Methode: Das Modell orientiert sich am Rahmenkonzept <strong>der</strong> DG-<br />

PPN für die Integrierte Versorgung bei Depression und be<strong>in</strong>haltet<br />

vier Leistungsmodule mit klar def<strong>in</strong>ierten Behandlungs<strong>in</strong>dikationen:<br />

• Modul 1: Leitl<strong>in</strong>ienorientierte Haus- und fachärztliche Behandlung.<br />

• Modul 2: In <strong>der</strong> Therapiegruppe chronischer Verlauf<br />

werden Patienten im Rahmen e<strong>in</strong>er wöchentlichen ambulanten<br />

Depressionsgruppe behandelt, die sich am Cognitive Behavioral<br />

Analysis System of Psychotherapy orientiert. • Modul 3: Die Ambulante<br />

Komplexbehandlung wird zusätzlich zur haus- o<strong>der</strong> fachärztlichen<br />

E<strong>in</strong>zelbehandlung ambulant am Universitätskl<strong>in</strong>ikum<br />

Freiburg angeboten. Nach <strong>in</strong>dividueller Bedarfsanalyse können<br />

Gruppenpsychotherapie, Selbstachtsamkeitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Sozialberatung,<br />

Ergotherapie, Teilnahme am Sportprogramm und an<strong>der</strong>e Angebote<br />

<strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik genutzt werden. • Modul 4: Die Stationäre Behandlung<br />

erfolgt auf <strong>der</strong> Grundlage evidenzbasierter Leitl<strong>in</strong>ien.<br />

Das Integrierte Versorgungsmodell mit den vorgesehenen Behandlungspfaden<br />

sowie deskriptive Statistiken werden dargestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Aktuell nehmen n=45 Ärzte und n=63<br />

depressive Patienten am Freiburger Modell teil. Weitere Daten zur<br />

Rekrutierung sowie Angaben zu Stichprobencharakteristika und<br />

erste Daten <strong>der</strong> Verlaufsevaluation werden bis November vorliegen<br />

und dargestellt. Erfahrungen <strong>in</strong> Umsetzung und Akzeptanz des<br />

Modells werden vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> aktuellen Versorgungssituation<br />

diskutiert. Danksagung Das Projekt wird <strong>in</strong> Kooperation<br />

mit <strong>der</strong> D A K – Unternehmen Leben durchgeführt.<br />

011<br />

Unterstützungsbedarf und Möglichkeiten <strong>der</strong> (Selbst-)Hilfe erwachsener<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> unipolar und bipolar affektiv Erkrankter<br />

Rita Schmid (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Versorgungsforschung, Regensburg)<br />

M. Helmbrecht, H. Lukesch, H. Spiessl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Bewusstse<strong>in</strong> für die Situation von m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n psychisch Kranker konnte <strong>in</strong> den letzten Jahren durch<br />

Vorträge, Fachtagungen und den Ausbau nie<strong>der</strong>schwelliger Unterstützungsprogramme<br />

gestärkt werden. Erwachsenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n psychisch<br />

Kranker wird jedoch e<strong>in</strong>e Kompetenz zugesprochen, die sie<br />

häufig überfor<strong>der</strong>t, da die Belastungen durch die Erkrankung auch<br />

im Alltag von erwachsenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n fortwirken und zudem oft e<strong>in</strong>e<br />

neue Qualität annehmen. Wie diese Angehörigen effizient und<br />

nachhaltig unterstützt werden können, ist jedoch noch weitgehend<br />

unerforscht.<br />

Methode: Es wurden je 15 problemzentrierte halbstrukturierte Interviews<br />

mit erwachsenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n von unipolar und bipolar affektiv<br />

Erkrankten über Möglichkeiten ihrer Unterstützung und Entlastung<br />

geführt. Die Interviews wurden transkribiert und mittels<br />

e<strong>in</strong>er zusammenfassenden qualitativen Inhaltsanalyse mit anschließen<strong>der</strong><br />

Quantifizierung ausgewertet. Zusätzlich wurden die Krankheitsbewältigungsstrategien<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit dem Freiburger Fragebogen<br />

zur Krankheitsverarbeitung (FKV) und soziodemographische<br />

Angaben zu ihrer eigenen Person erhoben. Zur weiteren (regressionsanalytischen)<br />

Auswertung wurden auch die Patientendaten<br />

<strong>der</strong> rout<strong>in</strong>emäßig erhobenen psychiatrischen Basisdokumentation<br />

(<strong>DGPPN</strong>-BADO) herangezogen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Als am hilfreichsten empf<strong>in</strong>den die befragten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> die Unterstützung durch professionelle Helfer sowohl<br />

für ihre eigene Person wie für ihr erkranktes Elternteil. Hilfen<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Familie sowie Selbsthilfemöglichkeiten werden ebenfalls<br />

als Möglichkeiten zur Bewältigung <strong>der</strong> Erkrankung des Elternteils<br />

genannt. K<strong>in</strong><strong>der</strong> manisch-depressiver Eltern benötigen <strong>in</strong><br />

beson<strong>der</strong>em Maße, von professionellen Helfern <strong>in</strong> ihren Wahrnehmungen<br />

und Schil<strong>der</strong>ungen ernst genommen zu werden. Auch<br />

tragfähige Beziehungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Familie stellen e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Entlastung für diese dar. Die Ergebnisse werden vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

aktueller Studien zur Nutzerzufriedenheit diskutiert. Kon-<br />

451


Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

krete Handlungsanweisungen werden abgeleitet. Schlussfolgerung:<br />

Der Unterstützungsbedarf ist auch bei erwachsenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n affektiv<br />

Erkrankter groß, jedoch können sie – an<strong>der</strong>s als m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> – meist leichter zur Selbsthilfe befähigt werden. Professionelle<br />

Unterstützungsprogramme sollten über die Erkrankung aufklären<br />

und Tipps zum Umgang mit dem Erkrankten vermitteln. Sie<br />

sollte jedoch <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch die erwachsenen K<strong>in</strong><strong>der</strong> im S<strong>in</strong>ne<br />

<strong>der</strong> Selbsthilfe anleiten, achtsam und selbstbewusst ihre eigenen<br />

Ressourcen und familiären Unterstützungssysteme zur Krankheitsbewältigung<br />

zu nützen.<br />

012<br />

EU-Tw<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g Evaluation of Addiction Services <strong>in</strong> Cyprus<br />

Agorastos Agorastos (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Hamburg, Psychiatrie<br />

und Psychotherapie)<br />

H. Zurhold, U. Verthe<strong>in</strong>, P. Degkwitz, C. Haasen<br />

Introduction: The “acquis communautaire” of the EU <strong>in</strong>corporates<br />

the content, pr<strong>in</strong>ciples, political objectives and legislation adopted<br />

by the Treaties, the declarations and resolutions of the EU, measures<br />

relat<strong>in</strong>g to the common foreign and security policy, as well as<br />

to justice and home affairs and the <strong>in</strong>ternational agreements and<br />

those concluded by the Member States between themselves <strong>in</strong> the<br />

field of the Union‘s activities.<br />

Method: In this context, Tw<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g projects were launched as an<br />

<strong>in</strong>itiative of the European Commission to assist Candidate Countries<br />

<strong>in</strong> the implementation and harmonisation of the Community‘s<br />

legislation as future Member States, by strengthen<strong>in</strong>g their adm<strong>in</strong>istrative<br />

and judicial capacity through targeted adm<strong>in</strong>istrative cooperation.<br />

One area of Tw<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g projects has been the area of drug<br />

treatment.<br />

Discussion / Results: This evaluation report is part of a tw<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g<br />

project between Cyprus and Germany from April to December<br />

2007. The overall objective of the tw<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g project was to enhance<br />

the capacity of the Mental Health Services (MHS), which is a body<br />

of the M<strong>in</strong>istry of Health, as regards the implementation of a cont<strong>in</strong>uum<br />

of care for drug addicts. The evaluation of the current situation<br />

as to health policy tasks, coverage and function<strong>in</strong>g of the current<br />

drug treatment services, and the assessment of the exist<strong>in</strong>g<br />

drug services as regards European standards resulted <strong>in</strong> the elaboration<br />

of recommendations, which describe future demands for an<br />

improvement of the drug treatment policy <strong>in</strong> Cyprus. This report<br />

presents the results of the evaluation of the governmental drug services<br />

of Cyprus and their coord<strong>in</strong>ation, <strong>in</strong> or<strong>der</strong> to promote the<br />

improvement of the current and the <strong>in</strong>troduction of new drug<br />

treatment services.<br />

013<br />

Frauen und ADHD – Daten aus e<strong>in</strong>er psychotherapeutischen Inanspruchnahme-Population<br />

Nor<strong>in</strong>a Hofmann (Universität Gött<strong>in</strong>gen, Therapie-und Beratungszentrum)<br />

C. Häuß<strong>in</strong>ger, U. Ruhl, I. Hach<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> Forschungsliteratur zu ADHD bei Erwachsenen<br />

wird davon ausgegangen, dass die Prävalenz bei Frauen niedriger<br />

ist als bei Männern, dass sie im Vergleich zu Männern stärker an<br />

Unaufmerksamkeit und weniger an Hyperaktivität leiden und<br />

<strong>in</strong>sgesamt häufiger Depressionen, Stimmungsschwankungen bzw.<br />

selbstunsichere, ängstliche Persönlichkeitsstörungen aufweisen.<br />

Ziel dieser Studie ist daher die Untersuchung solcher Geschlechtsunterschiede<br />

im H<strong>in</strong>blick auf Symptome und Diagnose <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

psychotherapeutischen Inanspruchnahmepopulation unter beson<strong>der</strong>er<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Komorbidität.<br />

Methode: Neben <strong>der</strong> standardisierten E<strong>in</strong>gangsdiagnostik (DIA-X,<br />

standardisierte Fragebögen zu verschiedenen psychischen Störungen)<br />

wird im Therapie- und Beratungszentrum <strong>der</strong> Universität<br />

452<br />

Gött<strong>in</strong>gen seit 2005 e<strong>in</strong> Screen<strong>in</strong>g zu Aufmerksamkeit- und Hyperaktivitätsstörungen<br />

(ADHD-SB, Rösler et. al.) durchgeführt. Patienten<br />

mit e<strong>in</strong>em positiven Screen<strong>in</strong>gbefund werden zu e<strong>in</strong>em<br />

ADHD-spezifischen Diagnostikterm<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geladen, bei dem neben<br />

Leistungstests (FAKT, WCST, WIT) auch ADHD-spezifische standardisierte<br />

Fragebögen (BADS, WURS, CAARS) e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 170 Patienten wurden positiv gescreent,<br />

144 nahmen den ADHD-spezifischen Diagnostikterm<strong>in</strong> wahr. Davon<br />

waren 55.2 % weiblich. Erste Analysen zeigen ke<strong>in</strong>e signifikanten<br />

Geschlechtsunterschiede bei den Leistungstests, außer im<br />

FAKT, <strong>in</strong> dem Frauen e<strong>in</strong>en niedrigeren Fehlerquotient aufwiesen.<br />

Jedoch fanden sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> ADHD-spezifischen Diagnostik (BADS,<br />

WURS-K, CAARS) signifikante Geschlechtsunterschiede: Frauen<br />

wiesen hier jeweils niedrigere Werte auf. In den standardisierten<br />

Fragebögen zur Erhebung des psychischen Status (SCL-90R,<br />

ADS-K) h<strong>in</strong>gegen zeigten sich ke<strong>in</strong>e Geschlechtsunterschiede.


Topic 20 G Prävention // Prevention<br />

Topic: 20 Prävention<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 - 17.00 Uhr, Salon 17/18<br />

S-071 Symposium<br />

Sozialmediz<strong>in</strong>ische Begutachtung <strong>der</strong> Leistungse<strong>in</strong>schränkung<br />

bei psychischen Störungen – Qualitätssicherung, Diagnostik und<br />

Re<strong>in</strong>tegration<br />

Vorsitz: C. Stadtland (München), U. T. Egle (Freiburg)<br />

001<br />

Begutachtung von Schmerzpatienten – Frühk<strong>in</strong>dliche Traumatisierung,<br />

biologische Verän<strong>der</strong>ungen und Verlauf im Erwachsenalter<br />

Ulrich T. Egle (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychosomatische Mediz<strong>in</strong>)<br />

002<br />

Standards und Fehlerquellen bei <strong>der</strong> psychiatrischen Begutachtung<br />

Wolfgang Hausotter (Sonthofen)<br />

Psychiatrische Gutachten werden zu strafrechtlichen, sozial- und<br />

zivilrechtlichen Fragestellungen erstattet. Im strafrechtlichen Bereich<br />

spielt die Beurteilung <strong>der</strong> Schuldfähigkeit e<strong>in</strong>e wesentliche<br />

Rolle, wobei die dort verwandten juristischen Begriffe wie „krankhafte<br />

seelische Störung“, „tief greifende Bewusstse<strong>in</strong>sstörung“,<br />

„Schwachs<strong>in</strong>n“ und „schwere an<strong>der</strong>e seelische Abartigkeit“ nicht<br />

mit <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> festgelegten diagnostischen Nomenklatur<br />

übere<strong>in</strong>stimmen und daher erst „übersetzt“ werden müssen. Die<br />

sozialrechtlichen Fragestellungen umfassen e<strong>in</strong> breites Spektrum,<br />

u. a. die Kranken-, Unfall-, Renten- und Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

betreffend, ebenso auch das Schwerbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenrecht, das<br />

soziale Entschädigungsrecht und die Pflegeversicherung. Gutachtensaufträge<br />

zu zivilrechtlichen Fragen ergeben sich vom Betreuungsrecht<br />

über die Geschäfts-, Testier- und Prozessunfähigkeit bis<br />

h<strong>in</strong> zu Haftpflichtfragen. Es werden grundlegende Aspekte <strong>der</strong> Begutachtung<br />

aufgezeigt, die Rolle des Gutachters, die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an e<strong>in</strong> Gutachten, <strong>der</strong> Ablauf <strong>der</strong> Begutachtung, die Anwesenheit<br />

e<strong>in</strong>er dritten Person, auch die Bewertung <strong>der</strong> testpsychologischen<br />

Diagnostik und es wird ausführlich auf typische Fehler bei <strong>der</strong> Begutachtung<br />

h<strong>in</strong>gewiesen, ebenso auf die Problematik von Aggravation<br />

und Simulation. Die Kausalitätstheorien je nach Rechtsgebiet<br />

und die Def<strong>in</strong>itionen <strong>der</strong> grundlegenden Begriffe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Begutachtung<br />

werden vorgestellt, um entsprechende Fehlerquellen transparent<br />

zu machen. Wolfgang Hausotter<br />

003<br />

Simulation und Aggravation bei <strong>der</strong> psychiatrischen Begutachtung<br />

– E<strong>in</strong>e prospektiven Studie zu Verdachtsmomenten für suboptimales<br />

Leistungsverhalten<br />

Elena Yund<strong>in</strong>a (Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik <strong>der</strong> LMU, Forensische Psychiatrie,<br />

München)<br />

Auftraggeber psychiatrischer Gutachten stellen zunehmend die<br />

Frage nach suboptimalem Leistungsverhalten, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e nach<br />

Simulations- und Aggravationstendenzen. Solche Tendenzen werden<br />

bei allgeme<strong>in</strong>en kl<strong>in</strong>ischen Untersuchungen <strong>in</strong> etwa 7 % <strong>der</strong><br />

Fälle beobachtet. Bei forensisch-psychiatrischen Untersuchungen<br />

liegt aber <strong>der</strong>en Anteil, je nach Fragestellung, bei 14 bis 30 %. In<br />

e<strong>in</strong>er Studie <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie <strong>der</strong> LMU konnte gezeigt<br />

werden, dass das Ergebnis e<strong>in</strong>er Begutachtung am besten durch das<br />

soziale Aktivitätsniveau <strong>der</strong> Probanden sowie durch die eigene E<strong>in</strong>schätzung<br />

<strong>der</strong> Gesundheit und <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit vorhergesagt<br />

werden. Bei diesen Variablen handelt es sich jedoch um e<strong>in</strong>e im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er psychiatrischen Begutachtung oft zu beobachtende<br />

verfälschbare Selbstbeurteilung. Deshalb kommt bei solchen Untersuchungen<br />

den motivationalen Variablen, die die Prozesse <strong>der</strong><br />

Krankheitsverarbeitung bee<strong>in</strong>flussen, e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Rolle zu. Bei<br />

<strong>der</strong> Überprüfung möglicher E<strong>in</strong>flussvariablen wie Motivation und<br />

Anstrengungsbereitschaft werden immer häufiger Beschwerdenvalidierungstests<br />

(BVT) e<strong>in</strong>gesetzt, <strong>der</strong>en Anwendung auch <strong>in</strong> Leitl<strong>in</strong>ien<br />

für neuropsychologischen Begutachtung (2009) <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

für Neuropsychologie empfohlen wird. E<strong>in</strong>en solchen Bedarf<br />

nach e<strong>in</strong>er verbesserten Abklärungspraxis gibt es gerade bei<br />

schwierig objektivierbaren, bereits wie<strong>der</strong>holt begutachteten Gesundheitsstörungen.<br />

In <strong>der</strong> prospektiven Studie werden aktuelle<br />

Beschwerdenvalidierungstests, Word Memory Test (WMT) und<br />

Strukturierter Fragebogen Simulierter Symptome (SFSS), e<strong>in</strong>gesetzt<br />

um Simulationsverdacht bei sozialmediz<strong>in</strong>ischen psychiatrischen<br />

Untersuchungen zu konkretisieren. Der E<strong>in</strong>satz dieser Beschwerdenvalidierungsverfahren<br />

zielt darauf ab, zu überprüfen, ob<br />

diese Verfahren zur Aufklärung motivationaler Anteile bei psychiatrischen<br />

Begutachtungen beitragen, e<strong>in</strong>e genauere Analyse psychiatrisch<br />

feststellbarer funktioneller E<strong>in</strong>schränkungen und damit<br />

e<strong>in</strong>e Präzisierung <strong>der</strong> gutachterlichen Beurteilung ermöglichen<br />

können.<br />

004<br />

Welche Risikofaktoren korrelieren mit e<strong>in</strong>er Leistungse<strong>in</strong>schränkung<br />

bei psychiatrisch begutachteten Probanden? E<strong>in</strong>e prospektive<br />

Studie zur Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialmediz<strong>in</strong>ischen Begutachtung<br />

Cornelis Stadtland (Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik <strong>der</strong> LMU, Forensische Psychiatrie,<br />

München)<br />

N. Nedopil<br />

E<strong>in</strong>leitung: <strong>Psychische</strong> <strong>Erkrankungen</strong> und Verhaltensstörungen<br />

nehmen <strong>in</strong> allen sozialen Sicherungssystemen kont<strong>in</strong>uierlich zu.<br />

Sie s<strong>in</strong>d seit 2002 <strong>in</strong> Deutschland die häufigste Ursache e<strong>in</strong>er frühzeitigen<br />

Berentung. Der Früherkennung von relevanten Risikofaktoren,<br />

sowie <strong>der</strong> reliablen und validen E<strong>in</strong>schätzung des Schweregrads<br />

psychiatrischer <strong>Erkrankungen</strong>, kommt unter sozial- und<br />

zivilrechtlichen Aspekten und bei <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>tegration psychisch<br />

kranker Menschen e<strong>in</strong>e immer größer werdende Bedeutung zu. Im<br />

Vor<strong>der</strong>grund steht dabei die Frage: „Durch welche Faktoren wird<br />

die Leistungsfähigkeit bee<strong>in</strong>flusst?“<br />

Methode: Die allermeisten <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur beschrieben Risikofaktoren<br />

für Berentungen – darunter auch die Variablen des M<strong>in</strong>i<br />

ICF- wurden systematisch erfasst und <strong>in</strong> e<strong>in</strong> standardisiertes Dokumentations<strong>in</strong>strument<br />

e<strong>in</strong>gearbeitet. Zahlreiche demographische<br />

Variablen, die rout<strong>in</strong>emäßig bei allen psychiatrischen Begutachtungen<br />

erhoben werden, wurden untersucht. Das entwickelte Dokumentations<strong>in</strong>struments<br />

wurde im Anschluss prospektiv daraufh<strong>in</strong><br />

untersucht, wovon die gutachterliche Feststellung e<strong>in</strong>er<br />

Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> Aufhebung <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit abhängt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zurzeit liegen Daten von mehr als<br />

220 Probanden vor, welche psychiatrisch unter sozialmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Fragestellungen begutachtet wurden. Von über 50 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur<br />

beschriebenen E<strong>in</strong>flussvariablen korrelierten nur 19 Variablen signifikant<br />

mit <strong>der</strong> Feststellung verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter o<strong>der</strong> aufgehobener Leistungsfähigkeit;<br />

diese Variablen korrelierten zumeist sehr stark untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> konnten auf Grund sachlogischer Überlegungen<br />

zu 8 geme<strong>in</strong>samen Variablen zusammengefasst werden. Nach Regressionsanalysen<br />

dieser 8 Variablen verblieben nur noch zwei signifikante<br />

Variablen, welche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage waren, das Begutachtungsergebnis<br />

sehr genau vorherzusagen: „Soziale Aktivitäten“ und die<br />

„E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> eigenen Gesundheit“. Die allermeisten <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> nationalen und <strong>in</strong>ternationalen Literatur aufgeführten Variablen<br />

zeigten <strong>in</strong> unserer Untersuchung ke<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> nur e<strong>in</strong>e sehr ger<strong>in</strong>ge<br />

prädiktive Validität. Die Hauptrisikofaktoren e<strong>in</strong>er frühzei-<br />

453


Topic 20 G Prävention // Prevention<br />

tigen Berentung aufgrund psychiatrischer <strong>Erkrankungen</strong> waren<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te soziale Aktivitäten und die ungünstige E<strong>in</strong>schätzung<br />

<strong>der</strong> eigenen Gesundheit durch die Pobanden selber. Durch e<strong>in</strong>en<br />

therapeutischen Ansatz könnten diese Faktoren positiv bee<strong>in</strong>flusst<br />

und damit ihre Bedeutung für frühzeitige Berentungen abgeschwächt<br />

werden. Das sich daraus ergebende Rehabilitationspotential<br />

sollte stärker ausgeschöpft werden.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal 6<br />

S-076 Symposium<br />

454<br />

Early detection of mental disor<strong>der</strong>s<br />

Vorsitz: J. Klosterkötter (Köln), J. Kornhuber (Erlangen)<br />

001<br />

Indicators for the development of psychotic disor<strong>der</strong>s<br />

Joachim Klosterkötter (Universität zu Köln, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Introduction: At present there is an ongo<strong>in</strong>g <strong>in</strong>ternational discussion<br />

on whether the so far identified <strong>in</strong>dicators for the development<br />

of psychotic disturbances could be used as new criteria for the early<br />

diagnosis <strong>in</strong> the DSM-V. In or<strong>der</strong> to be able to an-swer this question,<br />

one has to deal with the current state of research on the predictive<br />

power of these risk <strong>in</strong>dicators.<br />

Method: Accord<strong>in</strong>gly, this presentation gives an overview beg<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g<br />

with the evaluation of the Anglo-American prodromal symptoms<br />

def<strong>in</strong>ition and that of the German basic symptoms <strong>in</strong> earlier<br />

retrospective studies, followed by the presentation of the criteria for<br />

late prodromal symptoms or high risk mental states as well as for<br />

early prodromal symptoms. Meanwhile, these consent def<strong>in</strong>itions<br />

have been on trial <strong>in</strong> several national and <strong>in</strong>ternational prospective<br />

studies. The latest state of development is shown <strong>in</strong> the North American<br />

Prodrome Longitud<strong>in</strong>al Study (NAPLS; n=291) and <strong>in</strong> the<br />

European Prediction of Psychosis Study (EPOS; n=250) with sufficient<br />

samples sizes orig<strong>in</strong>ally comb<strong>in</strong>ed for the development of<br />

prediction algorithms.<br />

Discussion / Results: In the meantime, the criterion development<br />

reached a value of up to 80 % for an accurate prediction of schizophrenic<br />

manifestations <strong>in</strong> a reasonable period of up to 2.5 years.<br />

Before implement<strong>in</strong>g these early detection procedures <strong>in</strong> the cl<strong>in</strong>ical<br />

practice, they still need to be scientifically substantiated and<br />

improved by means of bra<strong>in</strong> imag<strong>in</strong>g techniques and molecular research<br />

methods.<br />

002<br />

Risk Indicators for the development of bipolar disor<strong>der</strong>s<br />

Andreas Bechdolf (Unikl<strong>in</strong>ik Köln, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

M. Berk, P. McGorry<br />

Bipolar affective disor<strong>der</strong> (BPAD) is a severe, recurrent and disabl<strong>in</strong>g<br />

disor<strong>der</strong> with devastat<strong>in</strong>g consequences for <strong>in</strong>dividuals, families<br />

and society. Although these facts provide a compell<strong>in</strong>g rationale<br />

for development of early detection and early <strong>in</strong>tervention<br />

strategies <strong>in</strong> BPAD, the development of at-risk criteria for first episode<br />

mania is still <strong>in</strong> an early stage of development. However, there<br />

are a number of f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs which could be utilized for this purpose<br />

and there is prelim<strong>in</strong>ary evidence for the predictive validity of bipolar<br />

at-risk criteria (BAR), which have been proposed by our group.<br />

These criteria comb<strong>in</strong>e cl<strong>in</strong>ical and demographic <strong>in</strong>formation like<br />

be<strong>in</strong>g at the peak age range of the first onset of bipolar disor<strong>der</strong>,<br />

genetic risk, present<strong>in</strong>g with sub-threshold mania, cyclothymic features<br />

or depressive symptoms. If prospective studies will confirm<br />

the validity of the BAR criteria, they would have the potential to<br />

open up new avenues of research of targeted prevention efforts <strong>in</strong><br />

BPAD and may thereby offer opportunities to lessen the severity of<br />

or even prevent BPAD.<br />

003<br />

Early and precl<strong>in</strong>ical detection of Alzheimer‘s dementia<br />

Johannes Kornhuber (Unikl<strong>in</strong>ikum Erlangen, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

004<br />

Early detection and <strong>in</strong>tervention of alcohol dependency<br />

Thomas Hillemacher (Mediz<strong>in</strong>. Hochschule Hannover, Kl<strong>in</strong>ik für<br />

Psychiatrie)<br />

S. Bleich<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong> zunehmend exzessiver Alkoholkonsum bei Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen stellt die Frage nach <strong>der</strong><br />

Früherkennung und Früh<strong>in</strong>terventionen bei Alkoholabhängigkeit<br />

<strong>in</strong> den Blickpunkt aktueller Forschungs<strong>in</strong>teressen. Neben etablierten<br />

testpsychologischen Parametern könnten dafür <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft<br />

auch biologische Parameter von Bedeutung se<strong>in</strong>. Aktuelle genetische,<br />

epigenetische und endokr<strong>in</strong>ologische Befunde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathogenese<br />

<strong>der</strong> Alkoholabhängigkeit zeigen e<strong>in</strong> kompliziertes Wechselspiel<br />

verschiedenster zentralnervöser Mechanismen, die zur<br />

Entstehung und Aufrechterhaltung des süchtigen Verhaltens beizutragen<br />

sche<strong>in</strong>en.<br />

Methode: Aktuelle Studien zeigen dabei e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />

genetischer und epigenetischer Verän<strong>der</strong>ungen im Bereich des serotonergen<br />

und dopam<strong>in</strong>ergen Systems. Endokr<strong>in</strong>ologisch konnten<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>e Vielzahl von Verän<strong>der</strong>ungen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

das Appetit-regulierende System und die HPA-Achse<br />

betreffend, dargestellt werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Komb<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> verschiedenen biologischen<br />

Verfahren mit testpsychologischen Verfahren könnte <strong>in</strong><br />

Zukunft die Früherkennung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuell erhöhten Risikos für<br />

die Entwicklung e<strong>in</strong>er Alkoholabhängigkeit möglich machen. Auf<br />

<strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Früherkennung könnten dann spezifische Früh<strong>in</strong>terventionen<br />

entwickelt werden, welche möglichst spezifisch für Jugendliche<br />

und junge Erwachsene evaluiert werden sollten. Diese<br />

Früh<strong>in</strong>terventionen sollten psychotherapeutische mit pharmakologischen<br />

Optionen komb<strong>in</strong>ieren.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Raum 42<br />

S-083 Symposium<br />

Psychiatric disor<strong>der</strong>s <strong>in</strong> women depend<strong>in</strong>g on the life-cycle<br />

(Referat Gen<strong>der</strong>)<br />

Vorsitz: A. Kerst<strong>in</strong>g (Münster), C. Hornste<strong>in</strong> (Wiesloch)<br />

001<br />

Evaluat<strong>in</strong>g <strong>in</strong>ternet-based therapy after loss dur<strong>in</strong>g pregnancy<strong>in</strong> a<br />

randomized controlled trial<br />

Anette Kerst<strong>in</strong>g (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Münster)<br />

K. Kroker, S. Schlicht, B. Wagner<br />

Introduction: The loss of a child dur<strong>in</strong>g pregnancy can be a traumatic<br />

event with last<strong>in</strong>g griev<strong>in</strong>g reactions and relevant psychological<br />

impact or even psychological disor<strong>der</strong>s <strong>in</strong> a number of women<br />

and men. To date, no empirically evidenced <strong>in</strong>ternet-programs<br />

have been published for those affected. To fill this gap we exam<strong>in</strong>ed<br />

the efficacy of a nationwide provided <strong>in</strong>ternet-based therapy program<br />

for women and men <strong>in</strong> this traumatic loss situation.<br />

Method: In a wait<strong>in</strong>g-list-control group design 71 women and men


Topic 20 G Prävention // Prevention<br />

after the loss of a child dur<strong>in</strong>g pregnancy were randomly allocated<br />

to either condition. Dur<strong>in</strong>g manualized treatment participants<br />

wrote essays on loss-specific topics <strong>in</strong> the different phases of exposure<br />

to loss conditions, cognitive reappraisal and social shar<strong>in</strong>g.<br />

Pre-, post- and follow-up data are ascerta<strong>in</strong>ed assess<strong>in</strong>g grief, posttraumatic<br />

stress, depression and general mental health.<br />

Discussion / Results: Relative to controls, participants <strong>in</strong> the treatment<br />

group improved highly significant on grief, posttraumatic<br />

stress and depression, but not on general mental health. Large effect<br />

sizes were observed and the improvement ma<strong>in</strong>ta<strong>in</strong>ed dur<strong>in</strong>g the<br />

follow-up period. Conclusions: This <strong>in</strong>ternet-based therapy program<br />

for women and men after the loss of a child dur<strong>in</strong>g pregnancy<br />

has shown to be an effective treatment with stable effects. Recommendations:<br />

Specific treatment and support should be provided for<br />

parents after the loss of a child dur<strong>in</strong>g pregnancy. This <strong>in</strong>ternettherapy<br />

program might contribute to improve health care for parents<br />

<strong>in</strong> this traumatic loss situation.<br />

002<br />

Disturbances <strong>in</strong> Partners of women suffer<strong>in</strong>g from severe postpartum<br />

psychiatric disor<strong>der</strong>s<br />

Patricia Trautmann-Villalba (Psych. Zentrum Nordbaden, Mutter-<br />

K<strong>in</strong>d-Station, Wiesloch)<br />

C. Hornste<strong>in</strong>, E. Wild<br />

Introduction: Postpartum psychiatric disor<strong>der</strong>s <strong>in</strong> women have<br />

been more often discussed than postpartum psychiatric disor<strong>der</strong>s<br />

<strong>in</strong> men. However, psychiatric disor<strong>der</strong>s (especially depression) after<br />

birth are also experienced by men and may or may not be associated<br />

with a postpartum disor<strong>der</strong> of the mother. Even though there is<br />

evidence that the rate of psychiatric morbidity is higher <strong>in</strong> new fathers<br />

who have psychiatrically ill partners, the prevalence of postpartum<br />

psychiatric disor<strong>der</strong>s <strong>in</strong> men is not well known.<br />

Method: For this study, we assessed psychological distress (SCL-90)<br />

on a group of partners of severely ill postpartum depressive and<br />

psychotic mothers (N=40), who were <strong>in</strong>-patients of the Mother-<br />

Baby Unit at the Department of Psychiatry and Psychotherapy <strong>in</strong><br />

Wiesloch, Germany, and participated <strong>in</strong> a longitud<strong>in</strong>al therapy<br />

study.<br />

Discussion / Results: Depression was the only dimension where<br />

partners scored significantly higher than the norm. Between 7.5 %<br />

and 35 % of partners scored above the cut-off po<strong>in</strong>t for cl<strong>in</strong>ical relevance<br />

<strong>in</strong> the studied dimensions with the highest figures for hostility<br />

(22.5 %), <strong>in</strong>terpersonal sensitivity (25 %) and depression<br />

(35 %). Earlier pregnancy loss, the severity level of maternal disease<br />

and the global level of maternal symptoms were significant predictors<br />

for paternal depression. After treatment, the levels of symptoms<br />

of the partners were reduced. A rout<strong>in</strong>e screen<strong>in</strong>g and psychosocial<br />

support for partners of women with postpartum<br />

psychiatric disor<strong>der</strong>s may benefit not only the men but also their<br />

spouses.<br />

003<br />

Psychiatric disor<strong>der</strong>s dur<strong>in</strong>g pregnancy, breastfeed<strong>in</strong>g and maternity:<br />

Current treatment and new approaches <strong>in</strong> research<br />

Johanna Sasse (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Dresden, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Background: 15 % of females suffer from a severe peripartal psychiatric<br />

disor<strong>der</strong>. However, there is a lack of data concern<strong>in</strong>g efficient<br />

pharmocological and psychotherapeutic treatment options.<br />

This review‘s aim is to present not only the scientific status quo <strong>in</strong><br />

this field but also a current project for mothers dur<strong>in</strong>g and after<br />

pregnancy sponsered both by the m<strong>in</strong>istry for social affairs <strong>in</strong> Saxony<br />

and child protective services <strong>in</strong> Dresden. Method: Exist<strong>in</strong>g<br />

guidel<strong>in</strong>es as well as evaluated therapeutic manuals will be reviewed<br />

to discuss the updated comprehensive knowledge. The afore-<br />

mentioned project‘s aims, design and measur<strong>in</strong>g <strong>in</strong>struments will<br />

be presented. Results: To establish a centre of competence <strong>in</strong> psychiatric-psychological<br />

care for mothers is of paramount importance<br />

<strong>in</strong> the extended Dresden area. A total of 1000 pregnant women <strong>in</strong><br />

their 1st trimester will receive both a short course screen<strong>in</strong>g and<br />

multiprofessional treatment if applicable. These therapeutic actions<br />

will be evaluated <strong>in</strong> regard of a broad spectrum of both mothers‘<br />

and children‘s outcome criteria. Catamnestic postpartal follow up<br />

will be performed after six and twelve months. Discussion: Overall,<br />

both knowledge and care <strong>in</strong> respect of per<strong>in</strong>atal psychiatric disor<strong>der</strong>s<br />

are blatantly deficient. The presented project features strategies<br />

to improve therapy for this target group.<br />

004<br />

Changes <strong>in</strong> mood across the life cycle<br />

Stephanie Krüger (Charite Berl<strong>in</strong>, Psychiatrie)<br />

Women are prone to depressive episodes twice as often as men. This<br />

is partly l<strong>in</strong>ked to hormonally modulated events <strong>in</strong> a woman‘s life.<br />

The premenstruum, pregnancy, postpartum and the perimenopause<br />

are times of heightened risk for women to develop de novo depressive<br />

episodes or to have an exacerbation of a pre-exist<strong>in</strong>g mood<br />

disor<strong>der</strong>. At the Charite <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, we run a special program for<br />

women‘s mental health that takes <strong>in</strong>to account the specific mood<br />

changes across the life span. In my talk, an overview over the specifics<br />

of life-cycle related mood disor<strong>der</strong>s will be given and our wellestablished<br />

program will be presented.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 10<br />

S-097 Symposium<br />

Peripartale Risikokonstellationen und Präventionsansätze<br />

Vorsitz: C. Hornste<strong>in</strong> (Wiesloch), C. Klier (Wien)<br />

001<br />

Zur Bedeutung postpartaler Angststörungen und Depressionen<br />

für das mütterliche Selbstvertrauen und Bond<strong>in</strong>g<br />

Cor<strong>in</strong>na Reck (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Heidelber, Allgeme<strong>in</strong>e Psychiatrie,<br />

Heidelberg)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ca. 10 – 15 % aller Frauen entwickeln während <strong>der</strong><br />

Schwangerschaft und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit nach <strong>der</strong> Geburt e<strong>in</strong>e Depression<br />

o<strong>der</strong> Angststörung. Postpartale psychische Störungen können sich<br />

nachteilig auf die Entwicklung <strong>der</strong> frühen Mutter-K<strong>in</strong>d-Beziehung,<br />

die Entwicklung des K<strong>in</strong>des und auf den Aufbau e<strong>in</strong>es stabilen<br />

mütterliches Selbstvertrauens auswirken. Die Konzepte des mütterlichen<br />

Bond<strong>in</strong>gs und Selbstvertrauens leisten e<strong>in</strong>en entscheidenden<br />

Beitrag zum Verständnis und <strong>der</strong> Klassifikation früher Störungen<br />

<strong>der</strong> Mutter-K<strong>in</strong>d-Beziehung.<br />

Methode: Reck und Mitarbeiter untersuchten <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er ersten repräsentativen Stichprobe von N=862 Frauen die Auswirkungen<br />

postpartaler Angststörungen und Depressionen auf das<br />

mütterliche Bond<strong>in</strong>g und Selbstvertrauen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigten sich signifikante Zusammenhänge<br />

zwischen Angststörungen / Depressionen im Wochenbett<br />

und Störungen des mütterlichen Bond<strong>in</strong>gs und Selbstvertrauens<br />

zwei Wochen postpartum nachweisen. Kl<strong>in</strong>ische Implikationen <strong>der</strong><br />

präsentierten Forschungsergebnisse und Präventionsmöglichkeiten<br />

werden diskutiert.<br />

455


Topic 20 G Prävention // Prevention<br />

002<br />

Postpartale emotionale Beziehungsstörung zum K<strong>in</strong>d: E<strong>in</strong>e Risikokonstellation<br />

für den Infantizid?<br />

Patricia Trautmann-Villalba (Psych. Zentrum Nordbaden, Mutter-<br />

KInd-Station, Wiesloch)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Wirksamkeit präventiver Maßnahmen zum K<strong>in</strong><strong>der</strong>schutz<br />

hängt u.a. von <strong>der</strong> Identifikation typischer Risikokonstellationen<br />

für K<strong>in</strong>destötungen ab. Die postpartale emotionale<br />

Beziehungsstörung e<strong>in</strong>er Mutter zu ihrem K<strong>in</strong>d, stellt e<strong>in</strong>e Risikokonstellation<br />

für den Infantizid neben an<strong>der</strong>en negativen Folgen<br />

für die k<strong>in</strong>dliche Entwicklung dar. Sie geht häufig mit e<strong>in</strong>er postpartalen<br />

Depression e<strong>in</strong>her, unterscheidet sich jedoch von dieser,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> emotionalen Qualität dem K<strong>in</strong>d gegenüber.<br />

Methode: 42 postpartal erkrankte, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mutter-K<strong>in</strong>d-E<strong>in</strong>heit<br />

behandelte Mütter (25 depressiv, 17 schizophren) wurden auf das<br />

Vorliegen e<strong>in</strong>er B<strong>in</strong>dungsstörung und den Therapieerfolg h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Mutter-K<strong>in</strong>d-Beziehung untersucht. Zentrale Merkmale<br />

waren B<strong>in</strong>dungserleben, mütterliche Selbstwirksamkeit und objektiv<br />

beurteilte Parameter <strong>der</strong> Mutter-K<strong>in</strong>d-Interaktion.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Ca. 60 % <strong>der</strong> Mütter wiesen e<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>dungsstörung<br />

auf. Signifikant mehr depressive Mütter zeigten e<strong>in</strong>e<br />

B<strong>in</strong>dungstörung zu ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Ebenso erlebten sich diese Mütter<br />

signifikant weniger kompetent als diejenigen ohne B<strong>in</strong>dungsstörung.<br />

In <strong>der</strong> Interaktion mit ihren Babys konnten ke<strong>in</strong>e signifkante<br />

Unterschiede festgestellt werden. Nach e<strong>in</strong>er sechswöchiger<br />

stationären Behandlung wurden signifikante Besserungen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> psychiatrischen Grun<strong>der</strong>krankung wie auch <strong>in</strong> den zentralen<br />

Merkmalen <strong>der</strong> Mutter-K<strong>in</strong>d-Beziehung und des Mutterschaftserlebens<br />

erzielt. Schlussfolgerungen: Mütterliche B<strong>in</strong>dungsstörungen<br />

s<strong>in</strong>d eng assoziiert mit postpartalen Depressionen und e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen<br />

mütterlichen Selbstwirksamkeitserleben, woraus e<strong>in</strong>e Risikokonstellation<br />

für den Infantizid entstehen kann. Der vorliegenden<br />

Untersuchung zufolge ist die therapeutische Bee<strong>in</strong>flussbarkeit<br />

gegeben. Früherkennung und Behandlung postpartaler Depressionen<br />

könnten sich somit als e<strong>in</strong> weiterer früh wirksamer Ansatz zur<br />

Prävention von K<strong>in</strong>deswohlgefährdung erweisen.<br />

003<br />

Ist Prävention von Neonatizid möglich? Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Anzahl<br />

von angezeigten Neonatizidfällen <strong>in</strong> Österreich im Vergleich zu<br />

F<strong>in</strong>nland und Schweden im Zeitraum 1995 – 2005<br />

Claudia Klier (Mediz<strong>in</strong>ische Universität Wien, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

S. Amon, S. Dreßler, N. Bergemann, M. H. Friedrich<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das höchste Risiko Opfer e<strong>in</strong>es Tötungsdeliktes zu<br />

werden, besteht <strong>in</strong> den ersten 24 h nach <strong>der</strong> Geburt. Die Tötung des<br />

Neugeborenen „Neonatizid“ ist <strong>in</strong> den <strong>in</strong>dustrialisierten Län<strong>der</strong>n<br />

heute e<strong>in</strong>e seltene, aber immer noch zu wenig verstandene Tragödie.<br />

Das Delikt wird fast ausschließlich von Frauen begangen und<br />

geht mit e<strong>in</strong>er Abwehr <strong>der</strong> Schwangerschaft e<strong>in</strong>her. Nach e<strong>in</strong>igen<br />

dramatischen Neonatizidfällen wurde 2001 <strong>in</strong> Österreich die Anonyme<br />

Geburt nach dem Beispiel Frankreichs e<strong>in</strong>geführt.<br />

Methode: Die Anzahl <strong>der</strong> angezeigten Fälle von Neonatiziden laut<br />

<strong>der</strong> Polizeistatistiken <strong>in</strong> Österreich, F<strong>in</strong>nland und Schweden für<br />

den Zeitraum vor und nach 2001 (E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Anonymen Geburt<br />

<strong>in</strong> Österreich, aber nicht <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland und Schweden) wurden<br />

mittels Poisson-Regression verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es gab e<strong>in</strong>e signifikante Abnahme <strong>der</strong><br />

Zahl <strong>der</strong> angezeigten/ verdächtigen Neonatizide <strong>in</strong> Österreich nach<br />

2001 (p=0.0003). In F<strong>in</strong>nland blieben die Zahlen dagegen unverän<strong>der</strong>t,<br />

In Schweden gab es sogar e<strong>in</strong>en Trend zu mehr Fällen (p


Topic 20 G Prävention // Prevention<br />

gen erhöhten kardiovaskulären Risiken, die durch Zigarettenrauchen<br />

gleichs<strong>in</strong>nig verstärkt werden. Über die gegenwärtigen E<strong>in</strong>stellungen<br />

psychiatrischer Patienten und Mitarbeiter zur Raucherkultur<br />

<strong>in</strong> psychiatrischen Kl<strong>in</strong>iken angesichts <strong>der</strong> aktuellen gesundheitspolitischen<br />

Diskussion lagen ke<strong>in</strong>e umfassenden Datenerhebungen<br />

vor. Ziel <strong>der</strong> Untersuchung war es, stationsbezogene Daten zu erheben,<br />

um daraus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nächsten Schritt stationsspezifische Interventionen<br />

ableiten zu können.<br />

Methode: Wir entwickelten e<strong>in</strong>en Fragebogen zu konkreten Umständen<br />

des Rauchens auf <strong>der</strong> jeweiligen psychiatrischen Station.<br />

Die Fragen konnten von Rauchern und Nichtrauchern, Patienten<br />

und Mitarbeitern gleichermaßen beantwortet werden. An 2 Stichtagerhebungen<br />

(11/07 und 02/08) wurden sämtliche behandelte<br />

Patienten <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik und alle Mitarbeiter befragt. Die Befragung<br />

wurde durch die Qualitätsbeauftragten <strong>der</strong> Stationen durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es konnten Rücklaufquoten von 78,3 %<br />

bei Patienten und 83,0 % bei Mitarbeitern erzielt werden. Etwa die<br />

Hälfte aller Befragten waren Raucher (48 %). Patienten rauchten<br />

mit 58 % fast doppelt so häufig wie Mitarbeiter (34 %). Männer<br />

rauchten häufiger und mehr als Frauen und waren stärker nikot<strong>in</strong>abhängig.<br />

57 % <strong>der</strong> Patienten rauchten während ihres Kl<strong>in</strong>ikaufenthaltes<br />

mehr als daheim. Bei ca. 20 % <strong>der</strong> Patienten kam es zur Wie<strong>der</strong>aufnahme<br />

des Rauchens durch den stationären Aufenthalt. E<strong>in</strong>e<br />

Vere<strong>in</strong>fachung <strong>der</strong> Kontaktaufnahme durch Rauchen und das Rauchen<br />

als Mittel zur Entspannung o<strong>der</strong> aus Langeweile wurden häufig<br />

als Motive genannt. Sowohl bei den Patienten als auch bei den<br />

Mitarbeitern wollte mehr als die Hälfte aller Raucher mit dem Rauchen<br />

aufhören, wobei ca. e<strong>in</strong> Drittel dabei Unterstützung wünschte.<br />

Die Sauberkeit <strong>der</strong> Stationen war durch das Rauchen <strong>in</strong> aller Regel<br />

nicht bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />

002<br />

Sagt e<strong>in</strong> Bild wirklich mehr als 1000 Worte? E<strong>in</strong>e Untersuchung zur<br />

Aufmerksamkeitsallokation bei Präsentation bildgestützter Nikot<strong>in</strong>warnh<strong>in</strong>weise<br />

auf Zigarettenpackungen<br />

Sab<strong>in</strong>e Löber (ZI Mannheim, Suchtkl<strong>in</strong>ik)<br />

S. Wilden, S. Vollstädt-Kle<strong>in</strong>, C. D<strong>in</strong>ter, C. von <strong>der</strong> Goltz, S. Schnei<strong>der</strong>,<br />

K. Mann, F. Kiefer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Mit dem Ziel <strong>der</strong> weltweiten Reduktion des Tabakkonsums<br />

und <strong>der</strong> Prävention tabakassoziierter Folgeerkrankungen ratifizierten<br />

bis dato mehr als 150 Mitgliedsstaaten <strong>der</strong> Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) das Rahmenübere<strong>in</strong>kommen <strong>der</strong> WHO<br />

zur E<strong>in</strong>dämmung des Tabakgebrauchs (Framework Convention on<br />

Tobacco Control, FCTC). E<strong>in</strong>e zentrale For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> FCTC ist die<br />

E<strong>in</strong>führung bildgestützter Warnh<strong>in</strong>weise auf Zigarettenpackungen,<br />

um die Gefahren des Tabakkonsums zu verdeutlichen. Bislang<br />

liegen jedoch so gut wie ke<strong>in</strong>e empirischen Untersuchungen zu<br />

Wirkung o<strong>der</strong> Effektivität e<strong>in</strong>er solchen Maßnahme vor. In <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Studie wurde untersucht, ob (1) bildgestützte Warnh<strong>in</strong>weise<br />

zu e<strong>in</strong>er verän<strong>der</strong>ten Aufmerksamkeitsh<strong>in</strong>wendung auf nikot<strong>in</strong>-assoziierte<br />

Reize führen, und ob (2) dies vom Schweregrad <strong>der</strong><br />

Nikot<strong>in</strong>abhängigkeit bee<strong>in</strong>flusst wird.<br />

Methode: 114 Probanden wurden aufgrund von Selbstauskünften<br />

(Rauchstatus und Fagerström Test for Nicot<strong>in</strong>e Dependence, FTND)<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gruppe von Nie-Rauchern (n=55), ger<strong>in</strong>g-mo<strong>der</strong>at abhängigen<br />

Rauchern (Punktwerte ≤5, n=46) und stark abhängigen Rauchern<br />

(Punktwerte >5, n=13) unterteilt. Mittels e<strong>in</strong>er visuellen dot<br />

probe Task wurde die Allokation <strong>der</strong> Aufmerksamkeit auf Abbildungen<br />

von Zigarettenpackungen mit bildgestützten Warnh<strong>in</strong>weise<br />

im Vergleich zu Packungen mit neutralen Bil<strong>der</strong>n untersucht.<br />

Zusätzlich wurde <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Ängstlichkeit (STAI)<br />

auf den Aufmerksamkeitsprozess überprüft.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Ger<strong>in</strong>g-mo<strong>der</strong>at abhängige Raucher zeigten<br />

e<strong>in</strong>e signifikante Abwendung ihrer Aufmerksamkeit von den<br />

bildgestützten Warnh<strong>in</strong>weisen. Im Unterschied hierzu zeigten Nie-<br />

Raucher ebenso wie stark abhängige Raucher ke<strong>in</strong>e signifikanten<br />

Unterschiede im H<strong>in</strong>blick auf die Allokation von Aufmerksamkeit<br />

bei bildgestützten Warnh<strong>in</strong>weisen im Vergleich zu den neutralen<br />

Bil<strong>der</strong>n. Darüber h<strong>in</strong>aus war nur bei den starken Rauchern die Allokation<br />

<strong>der</strong> Aufmerksamkeit auf die bildgestützten Warnh<strong>in</strong>weise<br />

umso höher, je ausgeprägter die allgeme<strong>in</strong>e Ängstlichkeit war. Da<br />

automatisierte Aufmerksamkeitsprozesse bei Abhängigkeitserkrankungen<br />

e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle bei <strong>der</strong> Fortsetzung bzw. Wie<strong>der</strong>aufnahme<br />

des Konsums spielen, legen diese Ergebnisse nahe, dass<br />

bei ger<strong>in</strong>g-mo<strong>der</strong>at abhängigen Rauchern bildgestützte Warnh<strong>in</strong>weise<br />

zu e<strong>in</strong>er Reduktion des Konsums führen könnten. Auch bei<br />

starken Rauchern könnte sich e<strong>in</strong> positiver Effekt zeigen, da diese<br />

mit zunehmen<strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>er Ängstlichkeit diese Bil<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

betrachten und somit auf negative Konsequenzen verstärkt aufmerksam<br />

gemacht werden können. Zukünftige Untersuchungen,<br />

die den tatsächlichen Konsum erfassen, s<strong>in</strong>d wünschenswert.<br />

003<br />

Halten Präventionsveranstaltungen was sie versprechen? Umfrage<br />

<strong>der</strong> Teilnehmer an <strong>der</strong> Präventionsveranstaltung: „Lauf gegen<br />

Depression 2008“<br />

Stefanie Lampen-Imkamp (Mediz<strong>in</strong>ische Hochschule, Hannover Psychiatrie,<br />

Sozialpsychiatrie)<br />

S. Toto<br />

E<strong>in</strong>leitung: Präventionsveranstaltungen dienen <strong>der</strong> Vorbeugung<br />

und Aufklärung um das Auftreten bestimmter <strong>Erkrankungen</strong> zu<br />

reduzieren. Zum dritten Mal <strong>in</strong> folge fand 2008 die Präventionsveranstaltung<br />

„Lauf gegen Depression“ mit ca. 150 aktiven und<br />

400 passiven Teilnehmern <strong>in</strong> Hannover statt. Ziel <strong>der</strong> Veranstaltung<br />

war es die Bevölkerung über die Erkrankung, ihre Symptome<br />

und Folgen aufzuklären, Hilfestellungen anzubieten und Ansprechpartner<br />

zu vermitteln. Ziel dieser Untersuchung war e<strong>in</strong>e soziodemographische<br />

Analyse <strong>der</strong> Teilnehmer, sowie die Motivation zur<br />

Teilnahme an dieser Veranstaltung.<br />

Methode: Insgesamt erhielten 100 aktiven Teilnehmer <strong>der</strong> Laufveranstaltung<br />

e<strong>in</strong>en nicht validierten Selbstbeurteilungsbogen zur Erfassung<br />

folgen<strong>der</strong> Daten: Soziodemographie, Ausbildungsstand,<br />

ausgeübte Tätigkeit, Wahrnehmung <strong>der</strong> Veranstaltung, persönliche<br />

E<strong>in</strong>stellung zum Erkrankungsbild Depression, Teilnahmegrund,<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<strong>in</strong>tervalle und persönlicher Gesundheitszustand. Die<br />

Fragebögen wurden statisch ausgewertet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Rücklaufrate betrug 100 %. An <strong>der</strong><br />

Umfrage nahmen 56 Männer und 44 Frauen teil. Knapp die Hälfte<br />

<strong>der</strong> Teilnehmer [n=48] waren zwischen 36 – 50 Jahre alt. E<strong>in</strong>e abgeschlossene<br />

Lehre hatten 49 Teilnehmer, 40 % gaben e<strong>in</strong> abgeschlossenes<br />

Studium an. 80 % aller Läufer befanden sich zum Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> Datenerhebung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em festen Arbeitsverhältnis. Fast 2/3 aller<br />

Befragten [n=70] begründeten die Teilnahme mit <strong>der</strong> Solidarität zu<br />

depressiv Erkrankten und 71 mit dem sportlichen Aspekt <strong>der</strong> Veranstaltung.<br />

Lediglich 13 % erhofften sich e<strong>in</strong>e Aufklärung über das<br />

Krankheitsbild. Unter den Teilnehmern befanden sich 74 % gesunde<br />

Läufer und 18 Probanden gaben e<strong>in</strong>e psychische Erkrankung an.<br />

Die Untersuchung zeigt, dass es e<strong>in</strong>en deutlichen Unterschied<br />

zwischen dem Ziel <strong>der</strong> Präventionsveranstaltung (Aufklärung) und<br />

<strong>der</strong> Motivation <strong>der</strong> Teilnehmer (Solidarität und Sport) gibt. Unklar<br />

bleibt, ob mit e<strong>in</strong>er sportlich orientierten Veranstaltung verschiedene<br />

Bevölkerungsgruppen angesprochen werden können und ob<br />

es e<strong>in</strong>e Form <strong>der</strong> <strong>in</strong>direkten Aufklärung durch die Teilnahme an<br />

dem Sportprogramm, ohne konkrete Inanspruchnahme des direkten<br />

Informationsaustausches gibt. Diese Fragen bleiben <strong>in</strong> weiteren<br />

Untersuchungen zu klären.<br />

457


Topic 20 G Prävention // Prevention<br />

004<br />

Persönlichkeitsmerkmale von erwachsenen Adoptierten <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

von verschiedenen Adoptionskriterien<br />

Maya Wurzel (Unikl<strong>in</strong>ik Frankfurt, Psychosomatik)<br />

S. Oddo, D. Vackova, A. Thiel, A. Stirn<br />

E<strong>in</strong>leitung: Deutsche Studien mit erwachsenen Adoptierten s<strong>in</strong>d<br />

bisher selten. Forschungsbefunde zeigen, dass nicht die Adoption<br />

per se, son<strong>der</strong>n vielmehr weitere Merkmale wie Heimaufenthalte<br />

die psychologische Entwicklung bee<strong>in</strong>flussen. Durch den Verlust<br />

<strong>der</strong> leiblichen Bezugspersonen s<strong>in</strong>d Adoptierte bestimmten Risikofaktoren<br />

ausgesetzt, die B<strong>in</strong>dungsverhalten, Persönlichkeitsentwicklung<br />

und Selbstbewusstse<strong>in</strong> negativ bee<strong>in</strong>flussen können.<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit wurde erstmalig untersucht,<br />

<strong>in</strong>wiefern Inkognito- o<strong>der</strong> offene Adoptionsformen die Entwicklung<br />

bestimmter Persönlichkeitsmerkmale wie Selbstwertgefühl<br />

und B<strong>in</strong>dungse<strong>in</strong>stellungen <strong>in</strong> Abhängigkeit bestimmter biographischer<br />

Ereignisse bee<strong>in</strong>flussen. Es wurden 165 Teilnehmer ab<br />

18 Jahren untersucht. Zur Erfassung <strong>der</strong> Persönlichkeitsmerkmale<br />

wurden 5 standardisierte Fragebögen e<strong>in</strong>gesetzt: Die Multidimensionale<br />

Selbstwertskala (MSWS), <strong>der</strong> Fragebogen zum er<strong>in</strong>nerten<br />

elterlichen Erziehungsverhalten (FEE), das NEO-Fünf-Faktoren-<br />

Inventar (NEO-FFI), die Adult Attachment Scale (AAS), die Resilienzskala<br />

(RS 11) und e<strong>in</strong> selbstentwickelter Fragebogen zur Erfassung<br />

soziodemographischer Daten und Informationen über die<br />

Adoption.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigt sich, dass 20 % <strong>der</strong> Adoptierten<br />

psychisch belastet s<strong>in</strong>d. Adoptierte geben im Vergleich zu Normierungsstichproben<br />

an, e<strong>in</strong> emotional wärmeres Elternhaus zu haben,<br />

weisen jedoch e<strong>in</strong> niedrigeres Selbstwertgefühl auf und haben größere<br />

Probleme mit Nähe, Angst und Vertrauen. Die Möglichkeit,<br />

mit den leiblichen Eltern Kontakt aufzunehmen hatte dabei ke<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>fluss auf das Selbstwertgefühl und das B<strong>in</strong>dungsverhalten.<br />

Wichtig war jedoch das Geständnis <strong>der</strong> Eltern über die Adoption.<br />

Adoptierte, <strong>der</strong>en Eltern ihnen über die Adoption berichtet hatten,<br />

zeigten e<strong>in</strong> höheres Selbstwertgefühl und bessere B<strong>in</strong>dungse<strong>in</strong>stellungen<br />

als Adoptierte, <strong>der</strong>en Eltern diesbezüglich nicht ehrlich<br />

waren. Ebenso wirkte sich e<strong>in</strong> früher Zeitpunkt <strong>der</strong> Aufklärung<br />

über die Adoption günstig auf die Entwicklung <strong>der</strong> psychischen<br />

Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit aus. E<strong>in</strong> niedriges Selbstwertgefühl h<strong>in</strong>g zudem<br />

mit zunehmen<strong>der</strong> Anzahl von Heimaufenthalten zusammen<br />

und bee<strong>in</strong>flusste die B<strong>in</strong>dungse<strong>in</strong>stellungen negativ. Die Ergebnisse<br />

zeigen, dass die Adoption die Entwicklung bestimmter Persönlichkeitsmerkmale<br />

prägt und die Umstände <strong>der</strong> Adoption nachhaltig<br />

die psychische Gesundheit bee<strong>in</strong>flussen. E<strong>in</strong>e differenziertere Untersuchung<br />

weiterer Adoptionsmerkmale und die objektive Erfassung<br />

<strong>der</strong> Beziehungsqualität zu den Eltern können zukünftig weitere<br />

wichtige Implikationen zur Prävention von psychischen Folgen<br />

<strong>der</strong> Adoption liefern.<br />

005<br />

Verän<strong>der</strong>ungen des B<strong>in</strong>dungsverhaltens, des Körperbewusstse<strong>in</strong>s<br />

und <strong>der</strong> Persönlichkeitsmerkmale nach <strong>der</strong> Geburt<br />

Dita Vackova (Kl<strong>in</strong>ikum <strong>der</strong> JWG-Universität, Psychiatrie und Psychiatrie,<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>)<br />

S. Oddo, A. Stirn<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Geburt e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des ist e<strong>in</strong> äußerst bedeutsames<br />

Ereignis im Leben e<strong>in</strong>er Frau. Die Schwangerschaft ist e<strong>in</strong>e Phase<br />

<strong>der</strong> Erwartung und <strong>der</strong> Vorbereitung auf die neue Mutterrolle und<br />

ggf. den Übergang vom Paar zur Familie. Die Schwangerschaft ist<br />

durch massive hormonelle Verän<strong>der</strong>ungen gekennzeichnet, die<br />

sich unmittelbar nach <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung fortsetzen. Zudem wird die<br />

psychosoziale Umwelt <strong>der</strong> Frau verän<strong>der</strong>t. Das Ziel <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Studie war festzustellen, <strong>in</strong> wieweit sich dieser Übergang bei<br />

Müttern auf die Persönlichkeitsmerkmale, das B<strong>in</strong>dungsverhalten,<br />

die Körperwahrnehmung und die E<strong>in</strong>stellung zum eigenen Eltern-<br />

458<br />

haus auswirken.<br />

Methode: Die Stichprobe umfasste 105 Frauen, die sechs bis acht<br />

Wochen nach <strong>der</strong> Geburt gemessen wurden. Das Alter betrug<br />

durchschnittlich 33.33 Jahre. Zur Erfassung verschiedener psychologischer<br />

Konstrukte wurden standardisierte Testverfahren angewandt:<br />

Dabei wurde die Persönlichkeitsstruktur mittels NEO-FFI,<br />

das B<strong>in</strong>dungsverhalten anhand <strong>der</strong> AAS, die Bewertung des erlebten<br />

Erziehungsverhaltens durch den FEE und schließlich das<br />

Körperbewusstse<strong>in</strong> mittels FBeK erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Mütter wichen <strong>in</strong> allen vier Test signifikant<br />

von <strong>der</strong> Normstichprobe ab. Im Vergleich zu <strong>der</strong> Eichstichprobe<br />

zeigte sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> AAS, dass sie Nähe besser zulassen können,<br />

stärkeres Vertrauen <strong>in</strong> die Verfügbarkeit von An<strong>der</strong>en und weniger<br />

ausgeprägte Verlustängste aufweisen. Bei <strong>der</strong> Bewertung des elterlichen<br />

Erziehungsverhaltens stellte sich heraus, dass sich die Proband<strong>in</strong>nen<br />

weniger an väterliche Ablehnung und mehr an emotionale<br />

Wärme <strong>der</strong> Eltern er<strong>in</strong>nerten. Außerdem zeigte sich, dass sich die<br />

Untersuchungsteilnehmer<strong>in</strong>nen bedeutsam sicherer im H<strong>in</strong>blick<br />

auf ihren eigenen Körper beschrieben. Die positivere Bewertung<br />

des Erziehungsverhaltens <strong>der</strong> eigenen Eltern könnte mit <strong>der</strong> Übernahme<br />

<strong>der</strong> Mutterrolle und e<strong>in</strong>em damit verbundenen tieferen<br />

Verständnis für die erlebte Erziehung zusammenhängen. Außerdem<br />

könnte auch e<strong>in</strong> erhöhter Oxytoc<strong>in</strong>spiegel das allgeme<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>dungsverhalten<br />

positiv bee<strong>in</strong>flussen. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Studie heben<br />

hervor, wie sich die Annahme <strong>der</strong> Mutterrolle auf verschiedenen<br />

psychologischen Ebenen auswirkt und wie wichtig es ist, (werdende)<br />

Mütter bei zukünftigen psychologischen Untersuchungen bei<br />

<strong>der</strong> Diagnostik und auch Therapie als e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Kollektiv differenziert<br />

zu betrachten.<br />

006<br />

„Vater se<strong>in</strong> dagegen sehr“ – Ergebnisse <strong>der</strong> Bonner Studie 2006 –<br />

2008 zu Geburtserfahrung und postpartaler Bef<strong>in</strong>dlichkeit des<br />

Mannes<br />

Valenka M. Dorsch (Bendorf)<br />

A. Hüneburg, A. Prestien, A. Rohde<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Geburt e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des stellt e<strong>in</strong> bedeutsames Lebensereignis<br />

im Leben e<strong>in</strong>es Paares dar. Die aktive E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung des<br />

Mannes <strong>in</strong> den Geburtsprozess ist Ziel <strong>der</strong> familienorientierten Geburtshilfe.<br />

Welche Erfahrungen machen Männer <strong>in</strong> Kreißsaal /<br />

OP und wie wirken sich diese auf ihr psychisches Bef<strong>in</strong>den aus?<br />

Methode: In <strong>der</strong> Bonner Studie wurde erstmals e<strong>in</strong> größeres Kollektiv<br />

von Männern (n=278) strukturiert zu Geburtserleben und<br />

postpartaler Bef<strong>in</strong>dlichkeit untersucht. Dabei konnten mithilfe <strong>der</strong><br />

zur Erfassung des Geburtserlebens von Frauen validierten „Salmon‘s<br />

Item List“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Übersetzung von Stadlymayr et al.<br />

(2001) SIL-ger E<strong>in</strong>flüsse auf die Geburtserfahrung des Mannes und<br />

Auswirkungen des Entb<strong>in</strong>dungserlebens auf die psychische Gesundheit<br />

und die B<strong>in</strong>dung zum K<strong>in</strong>d herausgestellt werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> SIL-ger zur Erfassung des<br />

Geburtserlebens hat sich auch bei Männern als praktikabel und<br />

aussagekräftig erwiesen. Die <strong>in</strong>trapartalen Erlebnisdimensionen<br />

emotionale Adaptation und Erschöpfung sowie die postpartalen<br />

Variablen Erfülltheit und Enttäuschtheit bilden die emotionale<br />

Belastung des Mannes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dungssituation qualitativ und<br />

quantitativ ab. Wesentliche E<strong>in</strong>flussfaktoren auf die Geburtserfahrung<br />

beim Mann stellen dabei <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dungsmodus, das Auftreten<br />

von Komplikationen unter <strong>der</strong> Geburt sowie die <strong>in</strong>trapartale<br />

persönliche Erfahrung im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Partizipation und e<strong>in</strong>em Gefühl<br />

des Involviertse<strong>in</strong>s dar. Die Anzahl <strong>der</strong> erlebten Entb<strong>in</strong>dungen<br />

sowie <strong>der</strong> Besuch e<strong>in</strong>es Vorbereitungskurses dagegen wirken sich<br />

nur schwach aus. Zentralen E<strong>in</strong>fluss hat auch die Erwartungshaltung,<br />

mit <strong>der</strong> <strong>der</strong> Mann sich <strong>in</strong> die Geburtssituation begibt. Nicht<br />

erfüllte Erwartungen wirken sich stark auf das Selbstwirksamkeitserleben<br />

des Mannes unter <strong>der</strong> Geburt aus, führen zu schlechterem


Topic 20 G Prävention // Prevention<br />

Cop<strong>in</strong>g, Ängstlichkeit und h<strong>in</strong>terlassen auch retrospektiv signifikant<br />

häufiger e<strong>in</strong> Gefühl <strong>der</strong> Enttäuschtheit gegenüber <strong>der</strong> Geburt<br />

und Anzeichen e<strong>in</strong>er schwierigeren Anpassung an die verän<strong>der</strong>te<br />

familiäre Situation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Postpartalzeit. Der Geburt des K<strong>in</strong>des<br />

käme damit auch bei <strong>der</strong> Entwicklung psychischer Störungen bei<br />

Männern die Rolle e<strong>in</strong>es „life event“ zu. Als Screen<strong>in</strong>g<strong>in</strong>strument<br />

kann die SIL-ger frühe H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e traumatische Geburtserfahrung<br />

und postpartale Anpassungsstörungen bei Männern liefern.<br />

007<br />

Zur psychischen Gesundheit e<strong>in</strong>er nicht-kl<strong>in</strong>ischen Hochrisikogruppe.<br />

Aus dem Rostocker Projekt „Bed<strong>in</strong>gungen und Folgen<br />

m<strong>in</strong><strong>der</strong>jähriger Mutterschaft“<br />

Stephanie Bohne-Suraj (Universität Rostock, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

S. Möseler, O. Reis, F. Häßler<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die jugendliche Mutterschaft gilt im Kontext kumulieren<strong>der</strong><br />

biologischer und psychosozialer Risikofaktoren als gefährdend<br />

für die psychische Entwicklung von Mutter und K<strong>in</strong>d. Zudem<br />

stehen die durch e<strong>in</strong>e Mutter auszuführenden Versorgungs- und<br />

Erziehungsaufgaben zum Teil im Wi<strong>der</strong>spruch zu den Entwicklungsaufgaben<br />

<strong>der</strong> Adoleszenz. Daher fokussiert dieser Beitrag die<br />

Lebenssituation und psychische Gesundheit von Frauen, die m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährig<br />

ihr erstes K<strong>in</strong>d entbanden. Hypothese: Ausgehend von<br />

<strong>der</strong> Annahme, dass die Frauen <strong>der</strong> Indexgruppe unter schwierigeren<br />

sozio- ökonomischen Bed<strong>in</strong>gungen leben, schlechtere Bildungschancen<br />

haben und häufiger traumatisiert s<strong>in</strong>d, wird angenommen,<br />

dass sie e<strong>in</strong>e schlechtere psychische Gesundheit aufweisen<br />

als Frauen <strong>der</strong> Kontrollgruppe.<br />

Methode: Querschnittlich untersucht werden Frauen (Ziel: n=100),<br />

die jünger als 18 Jahre alt waren, als sie ihr erstes K<strong>in</strong>d entbanden.<br />

Die gleich große Kontrollgruppe besteht aus auf diese Geburten<br />

folgenden erstgebärenden Frauen, die zur Entb<strong>in</strong>dung zwischen<br />

18 und 35 Jahren alt waren. Bei E<strong>in</strong>verständnis nahmen die Proband<strong>in</strong>nen<br />

an e<strong>in</strong>em semi-strukturierten Interview teil und füllten<br />

verschiedene, z. T. psychische Symptome beschreibende, Fragebögen<br />

aus. Der Zeitraum zwischen Entb<strong>in</strong>dung und Datenerhebung<br />

liegt bei durchschnittlich 5 Jahren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Hier werden vorläufige Ergebnisse von<br />

<strong>in</strong>sgesamt 145 Frauen präsentiert. Beschrieben werden e<strong>in</strong>erseits<br />

sozio-ökonomische und biografische Variablen, an<strong>der</strong>erseits Daten<br />

zur subjektiven Bee<strong>in</strong>trächtigung durch körperliche und psychische<br />

Symptome (erhoben mittels Brief Symptom Inventory, BSI).<br />

Erste Analysen zeigen für e<strong>in</strong>zelne Skalen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Indexgruppe signifikant<br />

höhere Werte. Die globalen Index-Kennwerte s<strong>in</strong>d gleichfalls<br />

tendentiell bzw. klar signifikant verschieden zwischen beiden<br />

Gruppen. Zusammenfassung: Frauen, die m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährig ihr erstes<br />

K<strong>in</strong>d entb<strong>in</strong>den, s<strong>in</strong>d häufiger von psychosozialen Risken betroffen.<br />

Sie sche<strong>in</strong>en sich körperlich und psychisch stärker bee<strong>in</strong>trächtigt<br />

zu fühlen. Hier<strong>in</strong> kann e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis für e<strong>in</strong>e belastete psy chische<br />

Entwicklung <strong>der</strong> jungen Frauen gesehen werden. Die Mechanismen<br />

und bee<strong>in</strong>flussenden Faktoren <strong>der</strong> psychischen Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

dieser spezifischen Risikogruppe sollten weiter untersucht<br />

und <strong>der</strong>en psychiatrische Relevanz geprüft werden, um darauf aufbauend<br />

geeignete Präventions- und Interventionsmaßnahmen abzustimmen.<br />

008<br />

Children of mentally ill parents – results of two metaanalyses<br />

Hanna Christiansen (Philipps-Universtität Marburg, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

F. Mattejat, B. Röhrle, C. Behner<br />

Introduction: There are numerous studies on children of mentally<br />

ill parents. While most studies identify risk factors, transmission<br />

mechanisms and effectiveness and efficiency of <strong>in</strong>tervention programs<br />

are still un<strong>der</strong> researched. Here we will present the results of<br />

two metaanalyses; the first one (Lenz, Schulz, Christiansen & Röhrle,<br />

<strong>in</strong> preparation) analyzes the transmission of parental psychopatho<br />

logy with respect to child rear<strong>in</strong>g practices and socio-economic<br />

status (SES). The second one compares effectiveness and<br />

efficiency of <strong>in</strong>terventions designed for children of mentally ill parents.<br />

Method: For the first metaanalysis, 69 studies that fulfilled all<br />

study criteria, were analyzed with Comprehensive Metaanalys. The<br />

second metaanalysis is currently be<strong>in</strong>g performed.<br />

Discussion / Results: The first metaanalysis revealed significant <strong>in</strong>fluences<br />

of parental psychopathology on children‘s <strong>in</strong>ternaliz<strong>in</strong>g or<br />

externaliz<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s, with mother‘s psychopathology show<strong>in</strong>g<br />

stronger correlations than fathers. The follow<strong>in</strong>g mo<strong>der</strong>ators had<br />

additional significant <strong>in</strong>fluences: 2-parent families, source of <strong>in</strong>formation,<br />

children’s age, and SES. The second metaanalysis is currently<br />

be<strong>in</strong>g conducted. Transmission of parental psychopathology<br />

especially with regard to parental impairment, onset, length, and<br />

chornicity needs to be further explored <strong>in</strong> future studies. To un<strong>der</strong>stand<br />

un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g mechanisms, future studies should also report a<br />

thorough assessment of the child, age, and gen<strong>der</strong>, temperament /<br />

self-regulation, and parental child rear<strong>in</strong>g practices (differentiated<br />

for mothers and fathers). An “ideal” <strong>in</strong>tervention fulfill<strong>in</strong>g efficacy<br />

and efficiency will be outl<strong>in</strong>ed.<br />

009<br />

Children of mentally ill parents – a randomized controlled trial<br />

replicat<strong>in</strong>g a group <strong>in</strong>tervention for children of parents with depression<br />

Ulrich Schweiger (Universität zu Lübeck, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

K. Kraft, F. Mattejat, B. Röhrle, H. Christiansen<br />

Introduction: There is a widespread agreement, that children of<br />

parents with mental disor<strong>der</strong>s are at risk for poor life-outcomes<br />

(higher risks for psychiatric disor<strong>der</strong>s, developmental delays, poorer<br />

academic careers, etc.). Accord<strong>in</strong>g to epidemiological studies,<br />

9 % to 61 % of psychiatric patients have children un<strong>der</strong> the age of<br />

21. Intervention programs for those children, parents, and families<br />

have been developed for specific disor<strong>der</strong>s, but result<strong>in</strong>g effectiveness<br />

and efficiency data are heterogeneous, and generalizability of<br />

programs for different disor<strong>der</strong>s is un<strong>der</strong> researched. Results of a<br />

German pilot studies on prevention for children of parents with<br />

depression will be presented.<br />

Method: A pilot group <strong>in</strong>tervention for children of depressed parents<br />

(wait-control-group design), based on the <strong>in</strong>tervention manual<br />

“Hope, Mean<strong>in</strong>g, and Cont<strong>in</strong>uity” by Prof. W. Beardslee revealed<br />

significant <strong>in</strong>creases <strong>in</strong> knowledge about the disor<strong>der</strong>,<br />

emotion discrim<strong>in</strong>ation, and social support (B<strong>in</strong>nen, Matthias, Siever<br />

& Röhrle, 2008). This manualized <strong>in</strong>tervention is to be replicated<br />

<strong>in</strong> a randomized controlled trial.<br />

Discussion / Results: The study is currently be<strong>in</strong>g conducted and<br />

results will be prepared for the conference. Results will be discussed<br />

with respect to future research and cl<strong>in</strong>ical implications. Possible<br />

core <strong>in</strong>tervention elements will be discussed.<br />

010<br />

Children of mentally ill parents – a pilot <strong>in</strong>tervention study on<br />

children of parents with adhd<br />

Miriam van <strong>der</strong> Ven (Philipps-Universtität Marburg, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

J. And<strong>in</strong>g, B. Röhrle, F. Mattejat, H. Christiansen<br />

Introduction: There is a widespread agreement, that children of<br />

parents with mental disor<strong>der</strong>s are at risk for poor life-outcomes<br />

(higher risks for psychiatric disor<strong>der</strong>s, developmental delays, poo-<br />

459


Topic 20 G Prävention // Prevention<br />

rer academic careers, etc.). Accord<strong>in</strong>g to epidemiological studies,<br />

9 % to 61 % of psychiatric patients have children un<strong>der</strong> the age of<br />

21. Intervention programs for those children, parents, and families<br />

have been developed for specific disor<strong>der</strong>s, but result<strong>in</strong>g effectiveness<br />

and efficiency data are heterogeneous, and generalizability of<br />

programs for different disor<strong>der</strong>s is un<strong>der</strong> researched. Results of a<br />

German pilot studies on prevention for children of ADHD parents<br />

will be presented. While the program targets specific disor<strong>der</strong>s,<br />

core <strong>in</strong>tervention elements that might prove helpful for a whole<br />

range of psychiatric disor<strong>der</strong>s, are sought to be identified.<br />

Method: S<strong>in</strong>ce there are no programs for children of parents with<br />

ADHD, an <strong>in</strong>tervention program is currently be<strong>in</strong>g developed for<br />

this group, and to be tested <strong>in</strong> a first randomized controlled trial.<br />

From this trial, core <strong>in</strong>tervention elements are sought to be identified<br />

with the goal to develop a general <strong>in</strong>tervention manual with<br />

submanuals that are disor<strong>der</strong> specific.<br />

Discussion / Results: The study is currently be<strong>in</strong>g conducted and<br />

results will be prepared for the conference. Results will be discussed<br />

with respect to future research and cl<strong>in</strong>ical implications. Possible<br />

core <strong>in</strong>tervention elements that target different disor<strong>der</strong>s will be<br />

discussed.<br />

011<br />

A family-based preventive <strong>in</strong>tervention for children of depressed<br />

parents: evidence of change <strong>in</strong> parental reports of externaliz<strong>in</strong>g<br />

behaviour<br />

Guido Pieters (Zemst, Belgium)<br />

A. De Decker, J. Vanhauwere, K. Vansteelandt<br />

Introduction: To exam<strong>in</strong>e the efficacy of a family-based preventive<br />

<strong>in</strong>tervention for children of families with parental depression, developed<br />

by Beardslee et al. (1993), with<strong>in</strong> the context of Belgian<br />

mental health care.<br />

Method: Forty-three families with parental depression and at least<br />

one child with no psychiatric problems were randomly assigned<br />

to the <strong>in</strong>tervention or control group. Each parent, the child and<br />

the pr<strong>in</strong>cipal teachers were assessed three times: at the start, after<br />

3 months (immediately after the <strong>in</strong>tervention) and after one year.<br />

Assessment <strong>in</strong>cluded standard semistructured diagnostic <strong>in</strong>terviews,<br />

measures of child and parental global function<strong>in</strong>g, depression<br />

scales and child behaviour scales.<br />

Discussion / Results: All measures of child behaviour scales and<br />

function<strong>in</strong>g for both groups were situated <strong>in</strong> the normal range. No<br />

differences on measures of <strong>in</strong>ternaliz<strong>in</strong>g problems were found between<br />

the children of <strong>in</strong>tervention and control group. Parents of<br />

children <strong>in</strong> the family <strong>in</strong>tervention group reported a significant decrease<br />

<strong>in</strong> externalis<strong>in</strong>g problem behavior and aggressive behavior of<br />

their child, compared to reports of parents of children of the control<br />

group. No differences were found between self-reports of externaliz<strong>in</strong>g<br />

behaviour of the children.<br />

012<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Familien psychisch kranker Eltern – aktuelle Forschungsergebnisse<br />

aus dem Forschungsprojekt CHIMPs an <strong>der</strong><br />

Schnittstelle zwischen Erwachsenen- und K<strong>in</strong><strong>der</strong>psychiatrie<br />

Silke Wiegand-Grefe (UKE Hamburg, KJP)<br />

A. Plaß<br />

E<strong>in</strong>leitung: In Deutschland leben nach Schätzungen ca. 2 – 3 Millionen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit psychisch kranken Eltern (Mattejat 2008). Neben<br />

genetischen Faktoren spielen psychosoziale Umweltbed<strong>in</strong>gungen,<br />

wie Belastungs- und Risikofaktoren e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle bei<br />

<strong>der</strong> Frage, ob die K<strong>in</strong><strong>der</strong> später selbst erkranken. E<strong>in</strong>e kompensierende<br />

Funktion kommt dabei vor allem e<strong>in</strong>er angemessenen Krankheitsbewältigung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie sowie stabilen, tragfähigen und<br />

vertrauensvollen <strong>in</strong>ner- und außerfamiliären Beziehungen zu. Präventive<br />

Projekte s<strong>in</strong>d notwendig, um betroffene Familien frühzeitig<br />

460<br />

zu unterstützen, bevor die K<strong>in</strong><strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um behandlungsbedürftig<br />

geworden s<strong>in</strong>d.<br />

Methode: Im Forschungsprojekt „CHIMPs“ (Children of Mentally<br />

ill Parents) wird e<strong>in</strong> familienorientiertes Präventionsangebot für<br />

Familien mit e<strong>in</strong>em psychisch kranken Elternteil entwickelt und<br />

evaluiert. Das Projekt besteht aus zwei Teilen: In e<strong>in</strong>er explorativen<br />

Pilot- / Vorstudie wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>richtungsrepräsentativen<br />

Querschnittserhebung mittels standardisierter Fragebögen und ergänzen<strong>der</strong><br />

Items <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es 9-monatigen Erhebungszeitraumes<br />

alle ca. 1000 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

des Universitätskl<strong>in</strong>ikums Hamburg Eppendorf (UKE) stationär<br />

und teilstationär behandelten Patienten erfasst. In <strong>der</strong> Teilstichprobe<br />

von Patienten mit m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n wurden die E<strong>in</strong>flüsse<br />

wesentlicher somatischer und psychosozialer E<strong>in</strong>fluss- und Risikofaktoren<br />

(z. B. Art und Schweregrad <strong>der</strong> Erkrankung, Krankheitsbewältigung,<br />

Wohn- und Lebenssituation <strong>der</strong> Familie, Lebensqualität<br />

<strong>der</strong> betroffenen Elternteile, Qualität <strong>der</strong> <strong>in</strong>nerfamiliären und<br />

außerfamiliären Beziehungen, Funktionalität und Familiendynamik<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie) auf die Lebensqualität und psychische Gesundheit<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> untersucht und im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Bedarfsanalyse <strong>der</strong><br />

spezifische Bedarf <strong>der</strong> Betroffenen für präventive Angebote erhoben.<br />

Auf <strong>der</strong> Basis dieser Vorstudie wird gegenwärtig e<strong>in</strong> auf <strong>der</strong><br />

Grundlage <strong>der</strong> Pionierarbeiten von William Beardslee und Mitarbeitern<br />

(z. B. Beardslee et al. 1998) und unseres „Modells <strong>der</strong> psychosozialen<br />

Entstehungsbed<strong>in</strong>gungen für psychische Krankheit bei<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n psychisch kranker Eltern“ (Mattejat et al. 2000, Wiegand-<br />

Grefe 2007) entwickeltes präventives Beratungsangebot für Familien<br />

mit e<strong>in</strong>em psychisch kranken Elternteil als kontrollierte Interventionsstudie<br />

evaluiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Vortrag werden <strong>der</strong> Stand des Projektes<br />

und Ergebnisse berichtet.


Topic 21 G Nachwuchs und Ausbildung // Young psychiatrists and academic tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

Topic: 21 Nachwuchs und Ausbildung<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal 2<br />

B-015 Beson<strong>der</strong>e Veranstaltung<br />

Podiumsdiskussion: Ärztlicher Nachwuchs <strong>in</strong> Psychiatrie und<br />

Psychotherapie<br />

Vorsitz: F. Schnei<strong>der</strong> (Aachen), B. Malchow (Gött<strong>in</strong>gen)<br />

001<br />

Zahlen zur Nachwuchsproblematik<br />

Thomas Kopetsch (KBV, Berl<strong>in</strong>)<br />

002<br />

Ärztlicher Nachwuchs <strong>in</strong> Psychiatrie und Psychotherapie. Versorgung<br />

von morgen sichern - Nachwuchs von heute för<strong>der</strong>n<br />

Frank Schnei<strong>der</strong> (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Die Gew<strong>in</strong>nung von mediz<strong>in</strong>ischem Nachwuchs für die Weiterbildung<br />

zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie ist heute<br />

wichtiger denn je. <strong>Psychische</strong> <strong>Erkrankungen</strong> nehmen aller Voraussicht<br />

nach weiter an Bedeutung zu. Gemäß e<strong>in</strong>er Projektion <strong>der</strong><br />

Weltgesundheitsorganisation WHO werden im Jahr 2030 <strong>in</strong> <strong>in</strong>dustrialisierten<br />

Län<strong>der</strong>n fünf <strong>der</strong> zehn am meisten das Leben bee<strong>in</strong>trächtigenden<br />

<strong>Erkrankungen</strong> aus unserem Fachgebiet <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

und Psychotherapie kommen. Angesichts dieser zu erwartenden<br />

Entwicklung ist die Versorgung psychisch Kranker trotz e<strong>in</strong>em aktuellen<br />

Anstieg <strong>der</strong> Arztzahl im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie<br />

bereits heute <strong>in</strong> Gefahr und für die Zukunft akut bedroht.<br />

Seit Beg<strong>in</strong>n des Jahres kümmert sich die <strong>DGPPN</strong> verstärkt um die<br />

Nachwuchsför<strong>der</strong>ung und hat mehrere wichtige Initiativen auf den<br />

Weg gebracht. Dazu gehören u. a. die Ausschreibung von mehr als<br />

500 Studentenstipendien für die kostenlose Teilnahme am diesjährigen<br />

<strong>DGPPN</strong>-Kongress, e<strong>in</strong> breites Angebot beson<strong>der</strong>er Veranstaltungen<br />

für Studierende und Weiterbildungsassistenten im<br />

Programm <strong>der</strong> Young-Psychiatrists auf dem Kongress sowie die<br />

Ausschreibungen weiterer <strong>DGPPN</strong>-Preise zur För<strong>der</strong>ung des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses. E<strong>in</strong>e von <strong>der</strong> <strong>DGPPN</strong> im Juni bis Juli<br />

durchgeführte Umfrage bei den Leitungen psychiatrischer Kl<strong>in</strong>iken<br />

o<strong>der</strong> Abteilungen macht zudem den Wunsch deutlich, dass<br />

sich die <strong>DGPPN</strong> verstärkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anwerbung von Studenten und<br />

<strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Weiterbildung engagieren sollte.<br />

Neben <strong>der</strong> frühzeitigen Präsenz des Faches Psychiatrie im Studium<br />

s<strong>in</strong>d aber auch die Erhöhung <strong>der</strong> Anzahl an Studienplätzen Humanmediz<strong>in</strong>,<br />

die breite E<strong>in</strong>führung von Modellstudiengängen an<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Fakultäten, e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> bürokratischen<br />

Belastung <strong>der</strong> ärztlichen Tätigkeit und e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barkeit<br />

von Beruf und Familie wichtige Schlüsselfaktoren für die<br />

Sicherung des Nachwuchses <strong>in</strong> unserem Fach. Geme<strong>in</strong>sames Ziel<br />

sollte se<strong>in</strong>, sowohl <strong>in</strong>teressierte Mediz<strong>in</strong>studenten für das Fach zu<br />

begeistern als auch bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie tätige Nachwuchsmediz<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong> ihrem kl<strong>in</strong>ischen und wissenschaftlichen Werdegang zu<br />

för<strong>der</strong>n und fortzubilden. Die <strong>DGPPN</strong> wird hierzu <strong>in</strong> Kürze neue<br />

Mentor<strong>in</strong>gprogramme implementieren und ihre Kursangebote zur<br />

Fort- und Weiterbildung weiter ausbauen.<br />

003<br />

Aktivitäten zur Überw<strong>in</strong>dung des Nachwuchsmangels<br />

Frank Ulrich Montgomery<br />

004<br />

Beschreibung <strong>der</strong> konkreten Situation von Assistenzärzten<br />

Sonja Gerber (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

005<br />

Beschreibung <strong>der</strong> konkreten Situation von Assistenzärzten<br />

Christian Voß (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal 7<br />

HS-008 Hauptsymposium / Ma<strong>in</strong> Symposium<br />

What determ<strong>in</strong>es choos<strong>in</strong>g psychiatry as a career?<br />

Vorsitz: W. Gaebel (Düsseldorf), M. Maj (Neapel, Italien)<br />

001<br />

What do medical students th<strong>in</strong>k about patients with mental disor<strong>der</strong>s?<br />

Jürgen Zielasek (He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Düsseldorf)<br />

Introduction: This review will adress the question how medical<br />

students th<strong>in</strong>k about patients with mental disor<strong>der</strong>s, and if such<br />

attitudes bear upon the decision to choose psychiatry as a career. In<br />

a complimentary approach, we also review whether the stimatization<br />

of psychiatry has an <strong>in</strong>fluence on the career decisions of young<br />

psychiatrits.<br />

Method: Literature review us<strong>in</strong>g Medl<strong>in</strong>e and various psychological<br />

and social science databases.<br />

Discussion / Results: As regards medical students, most studies<br />

show stigmatiz<strong>in</strong>g attitudes towards people with mental disor<strong>der</strong>s,<br />

but little <strong>in</strong>formation is available on the <strong>in</strong>fluence of such attitudes<br />

on career choices. In young medical doctors, stigmatiz<strong>in</strong>g attitudes<br />

towards psychiatry or people with mental disor<strong>der</strong>s are also found,<br />

and they seem to have some role <strong>in</strong> the decision to leave psychiatry.<br />

More research is needed to obta<strong>in</strong> <strong>in</strong>formation on the role of stigmatization<br />

of people with mental disor<strong>der</strong>s and/or psychiatry and<br />

its role on professional career decisions of medical students and residents.<br />

002<br />

How do medical students rate psychiatry compared to other medical<br />

fields?<br />

Crist<strong>in</strong>a Holm-Petersen (Copenhagen, Dänemark)<br />

Introduction: To <strong>in</strong>vestigate the attitudes of Danish medical students<br />

and junior doctors as to the attractiveness of psychiatry as a<br />

career possibility and to asses the impact on such attitudes of actual<br />

contact with psychiatry.<br />

Method: In the period August 2005 – January 2006, 305 senior medical<br />

students at three Danish universities and 500 junior doctors<br />

were asked to participate anonymously <strong>in</strong> a 46 item survey<br />

study assess<strong>in</strong>g their thoughts on choice of medical specialization<br />

and their perceptions of the image of psychiatry compared with the<br />

images of general practice, surgery and medic<strong>in</strong>e. Respondents<br />

were also asked more general questions, such as whether they had<br />

consi<strong>der</strong>ed psychiatry as a vocation, and whether they had consciously<br />

refused this option. An <strong>in</strong>terview study was also performed.<br />

Discussion / Results: The study showed that psychiatry is rated as<br />

less attractive than other specialization groups, and that the prestige<br />

of psychiatry is consi<strong>der</strong>ably lower than that of <strong>in</strong>ternal medi-<br />

461


Topic 21 G Nachwuchs und Ausbildung // Young psychiatrists and academic tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

c<strong>in</strong>e, surgery and general practice. The cl<strong>in</strong>ical content of psychiatry<br />

is consi<strong>der</strong>ed less <strong>in</strong>terest<strong>in</strong>g, demands on scientific activities<br />

are seen as low, patients are seen as difficult and <strong>in</strong>curable, and<br />

treatment methods are consi<strong>der</strong>ed less effectful. And when the medical<br />

students‘ rat<strong>in</strong>gs are compared with that of junior doctors,<br />

some of the rat<strong>in</strong>gs are even lower. Work<strong>in</strong>g environment is, however,<br />

by junior doctors, seen as better <strong>in</strong> psychiatry than <strong>in</strong> surgery<br />

and medic<strong>in</strong>e. And a good work<strong>in</strong>g environment is consi<strong>der</strong>ed one<br />

of the ma<strong>in</strong> attractions of psychiatry as a career choice.<br />

003<br />

Chronic stress experience <strong>in</strong> young physicians: impact of person-<br />

and workplace-related factors<br />

Barbara Buddeberg-Fischer (UniversitätsSpital Zürich, Abt. Psychosoziale<br />

Mediz<strong>in</strong>, Schweiz)<br />

M. Stamm, R. Klaghofer, C. Buddeberg<br />

Introduction: Stress experience <strong>in</strong> physicians is widely reported.<br />

However, there is a lack of studies that <strong>in</strong>vestigate the impact of<br />

person- and workplace-related factors on stress experience. The<br />

aim of the present study is to test a multidimensional prediction<br />

model on chronic psychosocial stress experience <strong>in</strong> young physicians.<br />

Methods: In a prospective study a cohort of Swiss medical school<br />

graduates was followed up, beg<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g <strong>in</strong> 2001. In their fourth and<br />

eighth year after graduation, 440 physicians assessed their job demands,<br />

effort and reward, social support and personal characteristics.<br />

The chronic stress experience was measured by the Trier Inventory<br />

for the Assessment of Chronic Stress – Screen<strong>in</strong>g Subscale<br />

of Chronic Stress (TICS-SCSS). The model was tested with a multiple<br />

l<strong>in</strong>ear regression.<br />

Discussion / Results: The mean <strong>in</strong> Chronic Stress (TICS-SCSS) <strong>in</strong><br />

our study sample is significantly higher (p < 0.001) compared to the<br />

age-matched normal community sample. In the prediction of chronic<br />

stress, overcommitment as personal characteristic turned out to<br />

be the most important risk factor, high sense of coherence and selfefficacy<br />

expectation be<strong>in</strong>g stress protective. As work-related factors,<br />

high effort is a risk factor for stress experience, reward and satisfaction<br />

with career support are protective. The set of variables used <strong>in</strong><br />

the model expla<strong>in</strong>ed 50 % of the variance of chronic stress experience.<br />

Conclusions: Stress prevent<strong>in</strong>g <strong>in</strong>terventions should be implemented<br />

on the <strong>in</strong>dividual as well as on the organisational level.<br />

Young physicians should be recommended to self-assess their personal<br />

strengths and weaknesses, and be given advice for respective<br />

stress management strategies. On the organisational level, superiors<br />

should provide career counsell<strong>in</strong>g and give their juniors professional<br />

support and adequate reward.<br />

004<br />

Psychiatry as a career: The UK experience<br />

D<strong>in</strong>esh Bhugra (HSRD, Institute of Psychiatry (KCL), London, UK)<br />

462<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 - 17.00 Uhr, Saal Oslo<br />

BS-010 Symposium<br />

Psychiatrie ohne Ärzte<br />

(<strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> SGPP und ÖGPP)<br />

Vorsitz: H. Kurt (Solothurn), M. Gröz<strong>in</strong>ger (Aachen)<br />

001<br />

Viele Psychiater <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz – wie lange noch?<br />

Hans Kurt (SGPP, Solothurn, Schweiz)<br />

Auch wenn <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz europaweit die höchste Dichte an Psychiatern<br />

bezogen auf die Bevölkerung gezählt wird, muss doch <strong>in</strong><br />

den kommenden Jahren mit e<strong>in</strong>er deutlichen Abnahme gerechnet<br />

werden. Zum e<strong>in</strong>en ist die Gruppe <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen psychiatrisch-psychotherapeutischen<br />

Fachärzte zunehmend überaltert,<br />

zum an<strong>der</strong>en entscheiden sich immer weniger junge Ärzte für e<strong>in</strong>e<br />

Facharztausbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie und Psychotherapie. So können<br />

Kl<strong>in</strong>iken ihren Betrieb nur noch dank ausländischen Kollegen<br />

sichern. Die Nachwuchsproblematik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie ist <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Hausarztmediz<strong>in</strong> ähnlich. Verschiedene Gründe mögen e<strong>in</strong>e<br />

Rolle spielen: E<strong>in</strong>e Studienplatzbeschränkung, die eher naturwissenschaftlich<br />

<strong>in</strong>teressierte Studenten auswählt, fehlende akademische<br />

Vorbil<strong>der</strong>, e<strong>in</strong>e lange Weiterbildungszeit verbunden mit hohen<br />

privaten Kosten für die gefor<strong>der</strong>te Psychotherapieausbildung und<br />

nicht zuletzt E<strong>in</strong>kommensverhältnisse als nie<strong>der</strong>gelassener Facharzt<br />

die kaum vergleichbaren akademischen Berufen entsprechen.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Grund mag se<strong>in</strong>, dass nichtärztliche Berufsgruppen<br />

aus dem psychosozialen Bereich die Tätigkeit v.a. <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychotherapeutischen<br />

Behandlung streitig machen. Es geht nun darum nach<br />

Lösungssrategien zu suchen, die das Fach Psychiatrie wie<strong>der</strong> attraktiv<br />

machen, e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigartiges mediz<strong>in</strong>isches Fachgebiet, das e<strong>in</strong>en<br />

weiten Bogen zwischen Geisteswissenschaften bis h<strong>in</strong> zur Neurobiologie<br />

spannt und dabei <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung weit mehr effizient<br />

ist als manch an<strong>der</strong>e etablierte Behandlung <strong>in</strong> re<strong>in</strong> somatischen Fächern.<br />

002<br />

Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapeutische Mediz<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

Österreich – E<strong>in</strong> Weg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bessere Zukunft?<br />

Michael Musalek (Anton Proksch Institut, Wien, Österreich)<br />

Der unsere mediz<strong>in</strong>ische Fachrichtung bezeichnende Begriff Psychiatrie<br />

leitet sich von ‚iatros‘, dem Heilkundigen her und steht somit<br />

für die Heilkunst des <strong>Psychische</strong>n. Als psychische Krankheiten<br />

werden heute jene Formen des Krankse<strong>in</strong>s verstanden, die sich<br />

psychischen Phänomenen entäußern, unabhängig davon, ob sie<br />

nun körperlichen, psychischen und / o<strong>der</strong> sozialen Ursprungs s<strong>in</strong>d.<br />

Dementsprechend groß ist auch die Vielfalt von <strong>Erkrankungen</strong> mit<br />

denen man sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie konfrontiert sieht. Sie reicht von<br />

<strong>der</strong> großen Gruppe Psychosen des affektiven und schizophrenen<br />

Formenkreises, über die Gruppe <strong>der</strong> so genannten organischen<br />

Psychosen, über Reaktionsbildungen, Suchterkrankungen, Entwicklungs-<br />

und Persönlichkeitsstörungen bis h<strong>in</strong> zu somatoformen<br />

Störungen, psychosomatischen <strong>Erkrankungen</strong> und chronischen<br />

Schmerzsyndromen, um nur e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> wichtigsten Krankheitsgruppen<br />

zu nennen. Untrennbar mit <strong>der</strong> Psychiatrie verbunden,<br />

muss die mediz<strong>in</strong>ische Psychotherapie <strong>in</strong>tegrativer Bestandteil jedweden<br />

psychiatrischen Handelns se<strong>in</strong>. Therapie heißt aus dem<br />

Griechischen übersetzt Sorge und Pflege. Psychotherapie steht<br />

demnach für die Pflege und Sorge um das Seelische. Sie umfasst<br />

e<strong>in</strong>erseits im Bereich <strong>der</strong> Prävention die Sorge um seelisches Gesundse<strong>in</strong><br />

und an<strong>der</strong>seits auch das Gesund-Pflegen und die Rehabilitation<br />

des psychisch Kranken. E<strong>in</strong>e Fachdiszipl<strong>in</strong>, die sich als Psychiatrie<br />

und Psychotherapie versteht, muss sich daher sowohl mit


Topic 21 G Nachwuchs und Ausbildung // Young psychiatrists and academic tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

<strong>der</strong> Behandlung wie auch mit <strong>der</strong> Pflege des psychisch kranken<br />

Menschen beschäftigen. Die Psychiatrie als mediz<strong>in</strong>ische Fachdiszipl<strong>in</strong><br />

bef<strong>in</strong>det sich damit am Kreuzungspunkt von naturwissenschaftlichen<br />

und humanwissenschaftlichen Denken und Handelns.<br />

Zukünftigen Ausbildungsprogramme zum Facharzt für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie haben diesem Facettenreichtum unseres Fachgebietes<br />

natürlich auch Rechnung zu tragen und müssen also<br />

sowohl naturwissenschaftlich wie auch geisteswissenschaftlich<br />

begründete Vorgangsweisen <strong>in</strong> ihre Curricula mit e<strong>in</strong>beziehen.<br />

Solch komplexe Ausbildungsangebote und Betätigungsfel<strong>der</strong> eröffnen<br />

auch die Möglichkeit für e<strong>in</strong>e so weitreichende Erhöhung <strong>der</strong><br />

Attraktivität unseres Faches, um damit auch auf diese Weise dem<br />

heute lei<strong>der</strong> schon so weit vorangeschrittenen Facharztmangel wirkungsvoll<br />

gegensteuern zu können.<br />

003<br />

Psychiatrie ohne Ärzte? Die deutsche Perspektive<br />

Michael Gröz<strong>in</strong>ger (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

J. Amlacher, V. Backes, K. Paheenthararajah, F. Schnei<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten Jahren hat sich <strong>in</strong> Deutschland trotz<br />

kont<strong>in</strong>uierlich wachsen<strong>der</strong> Arztzahlen e<strong>in</strong>e zunehmende Nachfrage<br />

nach Ärzten entwickelt, die beson<strong>der</strong>s im Bereich <strong>der</strong> Weiterbildungsassistenten<br />

nicht gedeckt werden kann. Für diese Situation<br />

gibt es vielfältige Erklärungsansätze, die sehr unterschiedliche Stellen<br />

des Gesundheits- und Ausbildungssystems tangieren. Unklar<br />

bleibt bisher, wie stark das Fach Psychiatrie absolut und relativ zu<br />

den an<strong>der</strong>en mediz<strong>in</strong>ischen Fächern betroffen ist.<br />

Methode: Hierzu hat die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie,<br />

Psychotherapie und Nervenheilkunde e<strong>in</strong>e Umfrage durchgeführt,<br />

die von über 250 psychiatrischen Kl<strong>in</strong>iken <strong>in</strong> Deutschland beantwortet<br />

wurde. Von den Befragten wurde die Verbesserung des öffentlichen<br />

Images <strong>der</strong> Psychiatrie als beson<strong>der</strong>s wichtig e<strong>in</strong>gestuft,<br />

um die mediz<strong>in</strong>ischen Absolventen für die Weiterbildung zum<br />

Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie zu gew<strong>in</strong>nen. Interessanter<br />

Weise wird diese Maßnahme sogar im Verhältnis zur Schaffung<br />

von materiellen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en persönlichen Vorteilen für die<br />

Bewerber als vorrangig e<strong>in</strong>geschätzt. Dieses Ergebnis kann im Zusammenhang<br />

mit e<strong>in</strong>er Untersuchung <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie <strong>in</strong> Aachen gesehen werden, bei <strong>der</strong> 350 Mediz<strong>in</strong>studenten<br />

<strong>in</strong> 4 Ausbildungsabschnitten befragt wurden. Diese<br />

zeigte, dass im Laufe des Studiums die emotionale E<strong>in</strong>stellung dem<br />

Fach Psychiatrie gegenüber eher reservierter wurde und <strong>in</strong> höheren<br />

Semestern e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer Anteil <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>studenten als Berufsziel<br />

das Fach Psychiatrie angab.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es könnte im H<strong>in</strong>blick auf die Nachwuchssituation<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie hilfreich se<strong>in</strong>, den Beitrag unseres<br />

Faches für das <strong>in</strong>dividuelle und gesellschaftliche Wohlergehen<br />

<strong>der</strong> Menschen gerade unter Studenten und Kollegen besser zu<br />

kommunizieren.<br />

004<br />

Nachwuchsmangel und Freizügigkeit für Ärzte <strong>in</strong> Europa<br />

Henn<strong>in</strong>g Saß (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Vorstand)<br />

Die Ursachen für den Nachwuchsmangel unter den Ärzten, seien<br />

sie nun <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>k, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Forschung o<strong>der</strong> <strong>in</strong> nie<strong>der</strong>gelassener<br />

Praxis tätig, s<strong>in</strong>d vielfältig. E<strong>in</strong> Faktor liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> seit vielen Jahren<br />

festgeschriebenen Zulassungsquote zum Mediz<strong>in</strong>studium bei<br />

wachsendem Bedarf an mediz<strong>in</strong>ischen Leistungen. E<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er<br />

Faktor ist das Ausweichen vieler Ärzte <strong>in</strong> nicht-kurative Bereiche<br />

<strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>, was u. a. mit unattraktiven Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong><br />

den Kl<strong>in</strong>iken und Praxen zu tun hat. Auch <strong>der</strong> zunehmende Anteil<br />

weiblicher Kolleg<strong>in</strong>nen (67 % <strong>der</strong> Anfänger im Mediz<strong>in</strong>studium<br />

s<strong>in</strong>d Frauen) br<strong>in</strong>gt über die sogenannte Familienpause e<strong>in</strong>en<br />

Rückgang an praktischer Tätigkeit, zum<strong>in</strong>dest für e<strong>in</strong>ige Jahre.<br />

Schließlich wird die Situation <strong>in</strong> Deutschland durch die Abwan<strong>der</strong>ung<br />

vieler Ärzte <strong>in</strong> nördliche und westliche Nachbarlän<strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />

nach Übersee verschlechtert, doch kommt es korrespondierend damit<br />

zu e<strong>in</strong>em Ost-West-Shift aus den osteuropäischen Län<strong>der</strong>n.<br />

E<strong>in</strong>e Basis hierfür s<strong>in</strong>d die Freizügigkeitsregeln <strong>in</strong> <strong>der</strong> EU. Umstände<br />

und Folgen dieser soziodemographischen Entwicklung im ärztlichen<br />

Berufsstand werden diskutiert.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Riga<br />

BS-014 Symposium<br />

Frischer Facharzt was nun?<br />

(<strong>in</strong> Kooperation mit dem Bundesverband Deutscher Psychiater, BVDP)<br />

Vorsitz: C. Roth-Sackenheim (An<strong>der</strong>nach), I. T. Calliess (Hannover)<br />

001<br />

Tätigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Universitätskl<strong>in</strong>ik<br />

Sab<strong>in</strong>e C. Herpertz (Kl<strong>in</strong>ik für Allgem. Psychiatrie, <strong>der</strong> Universität<br />

Heidelberg)<br />

Das Fachgebiet <strong>der</strong> Psychiatrie und Psychotherapie erfüllt wie ke<strong>in</strong>e<br />

an<strong>der</strong>e mediz<strong>in</strong>ische Diszipl<strong>in</strong> beides: Es stärkt das Selbstverständnis<br />

des Arztberufes als helfen<strong>der</strong>, verstehen<strong>der</strong>, sozial engagierter<br />

E<strong>in</strong>satz für an<strong>der</strong>e Menschen als auch befriedigt es<br />

wissenschaftliche Neugierde, Wissensdrang und den Wunsch, an<br />

<strong>der</strong> Weiterentwicklung von therapeutischen Möglichkeiten für zukünftige<br />

Patientengenerationen mitzuwirken. Im E<strong>in</strong>zelnen eröffnen<br />

sich folgenden Möglichkeiten: • Tätigkeit an e<strong>in</strong>em Krankenhaus<br />

<strong>der</strong> Maximalversorgung mit hohen Ansprüchen und damit<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>e elaborierte Diagnostik und Therapie<br />

und <strong>der</strong> Verfügbarkeit e<strong>in</strong>es hohen Standards <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>vestiven und<br />

personellen Ausstattung • Arbeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em multidiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Team mit hoher fachlicher Kompetenz und Spezialisierungsgrad <strong>in</strong><br />

Forschung und Krankenversorgung • Die Komb<strong>in</strong>ation von kl<strong>in</strong>ischer<br />

und wissenschaftlicher Tätigkeit erlaubt viel Abwechslung<br />

und m<strong>in</strong>imiert Rout<strong>in</strong>etätigkeit • Nicht zuletzt dank des großen<br />

technischen Fortschrittes ist die neurowissenschaftliche Forschung<br />

die mediz<strong>in</strong>ische Diszipl<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> größten Entwicklungsmöglichkeiten<br />

• Beteiligung an <strong>der</strong> Ausbildung des Nachwuchses<br />

E<strong>in</strong>s kann bei e<strong>in</strong>er langfristigen Tätigkeit an e<strong>in</strong>er Universitätskl<strong>in</strong>ik<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie garantiert werden: E<strong>in</strong>e<br />

abwechslungsreiche, <strong>in</strong> kompetenten kollegialen Austausch e<strong>in</strong>gebundene<br />

und vom kritischen Wissensdrang <strong>der</strong> Studenten angetriebene<br />

Tätigkeit, <strong>der</strong> sich langfristig viele Karrieremöglichkeiten<br />

<strong>in</strong> und außerhalb <strong>der</strong> Universität bieten.<br />

002<br />

Integrierte Versorgung, Verzahnung stationär-ambulante Tätigkeit:<br />

Chancen für e<strong>in</strong>e mo<strong>der</strong>ne psychiatrische Versorgung<br />

Kai C. Treichel (Berl<strong>in</strong>)<br />

003<br />

Tätigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> ambulanten Praxis,Vernetzung. Die Perspektive<br />

<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassung.<br />

Norbert Mayer-Amberg (Hannover)<br />

Die Facharztprüfung ist geschafft. Entscheidungen stehen an. Der<br />

Kl<strong>in</strong>ikalltag ist vertrautes Terra<strong>in</strong>. Während man im Laufe se<strong>in</strong>er<br />

Weiterbildungszeit relativ konkrete Vorstellungen über e<strong>in</strong>e mögliche<br />

weitere Laufbahn, Tätigkeit und Karrieremöglichkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Kl<strong>in</strong>ik erworben hat, bleiben Vorstellungen über e<strong>in</strong>e berufliche<br />

Existenz als nie<strong>der</strong>gelassener Psychiater o<strong>der</strong> Nervenarzt nur sehr<br />

vage. Die Protestaktionen nie<strong>der</strong>gelassener Kollegen gegen die Ge-<br />

463


Topic 21 G Nachwuchs und Ausbildung // Young psychiatrists and academic tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

sundheitsreform <strong>in</strong> den letzten Jahren hat auch nicht gerade Lust<br />

geweckt den Weg <strong>in</strong> die Nie<strong>der</strong>lassung zu gehen. Das unter vielen<br />

Kollegen oft negativ geprägte Bild des Dase<strong>in</strong>s des nie<strong>der</strong>gelassenen<br />

Psychiaters/Nervenarztes gilt es an <strong>der</strong> Realität zu messen. Hierzu<br />

soll <strong>der</strong> Alltag e<strong>in</strong>er psychiatrischen Praxis dargestellt, Entscheidungshilfen<br />

für die eigene Karriereplanung vermittelt und die wirtschaftliche<br />

Datenlage und E<strong>in</strong>kommensmöglichkeiten aufgezeigt<br />

werden.<br />

004<br />

Tätigkeit als psychiatrischer Gutachter<br />

Christian Vogel (Psychiatrische Praxis, München)<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal 6<br />

S-124 Symposium<br />

Aktuelle Entwicklungen <strong>in</strong> Lehre und Weiterbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Vorsitz: M. Weih (Erlangen), W. Lotz-Rambaldi (Lübeck)<br />

001<br />

E-Learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Markus Weih (Universität Erlangen, Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: E-Learn<strong>in</strong>g bietet verschiedene didaktische Vorteile<br />

wie <strong>in</strong>dividuelle Feedbackmöglichkeiten, Zeit- und Ortsabhängigkeit<br />

und zunehmend e<strong>in</strong>fache Verfügbarkeit. An <strong>der</strong> psychiatrischen<br />

und psychotherapeutischen Kl<strong>in</strong>ik <strong>der</strong> Universität-Erlangen<br />

(Direktor: Prof. Kornhuber) betreiben wir seit 2004 verschiedene<br />

E-Learn<strong>in</strong>gsysteme <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> virtuellen Hochschule<br />

Bayern (www.vhb.org), mittlerweile <strong>in</strong> <strong>der</strong> 3. Generation.<br />

Methode: Systematische Analyse <strong>der</strong> studentischen Evaluation des<br />

E-Learn<strong>in</strong>ge Programmes.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Analog zu <strong>in</strong>sgesamt steigenden Nutzerzahlen<br />

<strong>der</strong> VHB zeigten sich auch für das e<strong>in</strong>zige psychiatrische<br />

Angebot steigende Nutzerzahlen von 11 Nutzern 2004 zu über<br />

250 Nutzern pro Semester 2009. Aktuell ist das System <strong>in</strong> Erlangen<br />

bereits an das Kursbuchungssystem angebunden und wird auf e<strong>in</strong>er<br />

Open-Source Plattform MOODLE betrieben. Die Evaluation ist<br />

gut, beson<strong>der</strong>s die Möglichkeit <strong>der</strong> raschen Aktualisierung und<br />

Feedbackmöglichkeiten zur Prüfungsvorbereitung werden von den<br />

Studierenden gerne genutzt.<br />

002<br />

Benchmark<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Ärztekammer und UEMS-Zertifizierung <strong>der</strong><br />

Weiterbildung. Verschiedene Wege zum selben Ziel?<br />

W<strong>in</strong>fried Lotz-Rambaldi (UK-SH, Campus Lübeck, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

003<br />

Diagnostisches Skillstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Kai Kahl (Med. Hochschule Hannover, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

U. Schweiger<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Verbesserung <strong>der</strong> Lehre ist e<strong>in</strong> zentrales Anliegen<br />

gegenwärtiger Bemühungen zur Reform des Mediz<strong>in</strong>studiums und<br />

e<strong>in</strong> entscheidendes Qualitätsmerkmal universitärer E<strong>in</strong>richtungen.<br />

Neben <strong>der</strong> Vermittlung von krankheitsspezifischem Faktenwissen<br />

hat das Erlernen kl<strong>in</strong>ischer Entscheidungskompetenz e<strong>in</strong>e herausragende<br />

Bedeutung. Allerd<strong>in</strong>gs lassen sich die kognitiven Prozesse<br />

e<strong>in</strong>es erfahrenen Kl<strong>in</strong>ikers nicht ohne weiteres im Studentenunterricht<br />

nachbilden. Deshalb wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorliegenden Studie <strong>der</strong><br />

464<br />

Erfolg e<strong>in</strong>es spezifischen Interviewtra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs mit <strong>der</strong> Methode des<br />

iterativen Hypothesenbildens (IHT) untersucht.<br />

Methode: Sechsundsechzig Mediz<strong>in</strong>studenten des 9 – 11. Fachsemesters<br />

wurden randomisiert dem herkömmlichen Studentenunterricht<br />

(n= 34) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> IHT-Gruppe (n= 32) zugeordnet. Die<br />

Interventionsgruppe erhielt e<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g nach dem Konzept des<br />

iterativen Hypothesenbildens. Nach e<strong>in</strong>em vierwöchigen Blockunterricht<br />

erfolgte e<strong>in</strong>e Prüfung mit standardisierten Patienten. Zusätzlich<br />

wurde e<strong>in</strong>e schriftliche Prüfung mit Multiple-Choice Fragen<br />

durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Studenten <strong>der</strong> SKIP-Gruppe erkannten<br />

signifikant häufiger komorbide psychiatrische Störungen und psychiatrische<br />

Notfälle. Bezüglich <strong>der</strong> schriftlichen Prüfungsergebnisse<br />

wurden ke<strong>in</strong>e Gruppenunterschiede beobachtet. E<strong>in</strong>e Auswertung<br />

<strong>der</strong> Lehrzufriedenheit ergab e<strong>in</strong>e bessere Benotung <strong>der</strong><br />

Didaktik und des beruflichen Lerngew<strong>in</strong>ns für das SKIP-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g.<br />

Die Ergebnisse dieser Untersuchung belegen, dass kl<strong>in</strong>isch-diagnostische<br />

Fertigkeiten mit <strong>der</strong> Methode des iterativen Hypothesenbildens<br />

gezielt tra<strong>in</strong>iert werden können.<br />

004<br />

Vermittlung kommunikativer Kompetenzen und Empathie <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

studentischen Ausbildung<br />

Mart<strong>in</strong>a Wündrich (Psychiatrie Uni. Freiburg, Freiburg)<br />

U. Vo<strong>der</strong>holzer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Obwohl die Bedeutung empathischen Verhaltens e<strong>in</strong>es<br />

Arztes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arzt-Patienten-Beziehung und für den Erfolg <strong>der</strong> Behandlung<br />

wissenschaftlich belegt ist, mangelt es weiterh<strong>in</strong> an randomisierten<br />

kontrollierten Studien, die sich mit <strong>der</strong> Frage beschäftigen,<br />

ob Empathie vermittelbar ist. Gesprächsführungskurse mit<br />

Simulationspatienten (SP) sche<strong>in</strong>en dem aktuellen Forschungsstand<br />

nach die am besten geeignete Methode zu se<strong>in</strong>, Authentizität<br />

spielt hierfür e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.<br />

Methode: Je sechs reale Patienten und SP mit verschiedenen<br />

psychischen <strong>Erkrankungen</strong> wurden 2009 <strong>in</strong>terviewt und gefilmt.<br />

Zwanzig verbl<strong>in</strong>dete Fachärzte bewerteten die Qualität und Authentizität<br />

<strong>der</strong> Videos mit Hilfe e<strong>in</strong>es Fragebogens. Im Blockpraktikum<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie wurde im Sommersemester<br />

2007 e<strong>in</strong> Gesprächsführungskurs <strong>in</strong>tegriert und mit Hilfe <strong>der</strong><br />

Evaluation kont<strong>in</strong>uierlich verbessert. Im Sommersemester 2009<br />

führten wir e<strong>in</strong>e randomisierte kontrollierte Studie mit Parallelgruppendesign<br />

durch. Die Studiengruppe erhielt im Rahmen des<br />

psychiatrischen Blockpraktikums e<strong>in</strong>en zweistufigen Gesprächsführungskurs.<br />

In diesem wurden kommunikative Fertigkeiten und<br />

empathisches Verhalten mit Hilfe von SP und Feedbacktechnik e<strong>in</strong>geübt.<br />

Die Kontrollgruppe erhielt zu dieser Zeit Kle<strong>in</strong>gruppenunterricht.<br />

Die Prä- und Postmessung erfolgte über e<strong>in</strong> 15-m<strong>in</strong>ütiges<br />

Gespräch mit e<strong>in</strong>em standardisierten Patienten (SP) durch den SP<br />

selbst (Empathie-Checkliste) sowie durch e<strong>in</strong>en Prüfer (Global Rat<strong>in</strong>g,<br />

Accurate Empathy Scale, Empathie- Checkliste, Erfassung des<br />

kognitiven Wissens). Die Studierenden selbst schätzten sich über<br />

die Jefferson Scale of Students Empathy e<strong>in</strong>.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> Videostudie wurden reale Patienten<br />

bezüglich Authentizität signifikant besser als SP e<strong>in</strong>geschätzt,<br />

<strong>der</strong> reale Unterschied betrug jedoch nur 0,4 (Skala von 1 bis 6,<br />

Schulnoten). SP waren realen Patienten signifikant <strong>in</strong> den Items<br />

„E<strong>in</strong>prägsamkeit“ und „Symptome für Studierende gut erkennbar“<br />

überlegen. Die Gesprächsführungskurse wurden sehr positiv evaluiert,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das Feedback (1,17) und die Authentizität<br />

(1,18) <strong>der</strong> SP. Die Datenerhebung <strong>der</strong> Empathie-Studie wird aktuell<br />

abgeschlossen. Die Ergebnisse werden auf dem Symposium demonstriert.


Topic 21 G Nachwuchs und Ausbildung // Young psychiatrists and academic tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Raum 44<br />

S-134 Symposium<br />

Arbeitszufriedenheit und Burnout-Gefahr bei Weiterbildungsassistenten<br />

(Referat Young Psychiatrists)<br />

Vorsitz: I. T. Calliess (Hannover), S. Gerber (Freiburg)<br />

001<br />

Burnout-Prävention bei Ärzten für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

Wulf Rössler (Kl<strong>in</strong>ikdirektor, Psychiatrische Universitätskl<strong>in</strong>ik, Zürich,<br />

Schweiz)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Burnout ist zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tensiv diskutierten Begriff, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelt, geworden. Burnout ist e<strong>in</strong> psychologisches<br />

Syndrom, resultierend aus chronischem, <strong>in</strong>terpersonellem<br />

Stress mit den Teilaspekten <strong>der</strong> emotionalen Erschöpfung, <strong>der</strong> Depersonalisierung<br />

(Zynismus) und des Gefühls <strong>der</strong> verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />

persönlichen Effektivität bei <strong>der</strong> Arbeit.<br />

Methode: Im H<strong>in</strong>blick auf das Burnoutrisiko von Psychiatern zeigen<br />

verschiedene Analysen, dass <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e diese Berufsgruppen<br />

e<strong>in</strong>er schwerwiegenden Burnoutsymptomatik, Depression und<br />

an<strong>der</strong>en psychischen <strong>Erkrankungen</strong> ausgesetzt s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>em solchen<br />

Risiko s<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s Berufsanfänger ausgesetzt. Dies hat damit zu<br />

tun, dass <strong>der</strong> Übergang vom Studium <strong>in</strong> das Berufsleben beson<strong>der</strong>s<br />

komplexe Herausfor<strong>der</strong>ungen mit sich br<strong>in</strong>gt und häufig mit Enttäuschungen<br />

verbunden ist. Erst die Entwicklung realistischerer<br />

Erwartungen br<strong>in</strong>gt Zufriedenheit und Freude an <strong>der</strong> Arbeit. In <strong>der</strong><br />

weiteren professionellen Ausbildung besteht die Hauptaufgabe dar<strong>in</strong>,<br />

Authentizität und <strong>in</strong>dividuellen Stil zu vertiefen. In <strong>der</strong> weiteren<br />

Entwicklung liegt <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung von<br />

Akzeptanz, Gelassenheit, Sicherheit, Bescheidenheit und Selbstverstrauen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im weiteren Vortrag werden noch verschiedene<br />

Techniken diskutiert werden, die auf die Bewältigung<br />

e<strong>in</strong>er komplexen dialogorientierten Arbeitswelt gerichtet s<strong>in</strong>d.<br />

002<br />

Wenn Ärzte zu Patienten werden – Umgang mit Überlastung und<br />

schwierigen Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

Götz Mundle (Oberbergkl<strong>in</strong>ik Schwarzwald, Hornberg)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Untersuchungen über die psychische Gesundheit von<br />

Mitarbeitern des Gesundheitswesens, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e von Ärzten,<br />

zeigen, dass m<strong>in</strong>destens 20 % <strong>der</strong> Ärzte an e<strong>in</strong>em Burnout-Syndrom<br />

leiden und bis zu 10 % <strong>der</strong> Ärzte an e<strong>in</strong>er substanzbezogenen Störung<br />

erkranken (Mundle et al., 2007). Die Suizidraten von Mediz<strong>in</strong>ern<br />

s<strong>in</strong>d im Vergleich zur Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung bis zu 3-fach<br />

erhöht, bei Mediz<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen bis zu 5-fach (Silvermann, 2000).<br />

Methode: Aufgrund dieser Untersuchungsergebnisse muss die Frage<br />

gestellt werden, wie Ärzte ihre eigene seelische Gesundheit erhalten<br />

o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>herstellen können. Die adäquate Bewältigung<br />

<strong>der</strong> zunehmenden Belastungen durch das Gesundheitswesen und<br />

<strong>der</strong> eigenen Ansprüche an sich selbst stellt e<strong>in</strong>e doppelte Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

für jeden E<strong>in</strong>zelnen dar.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Für die Mitarbeiter des Gesundheitswesens<br />

ist <strong>der</strong> konstruktive Umgang <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e mit den emotionalen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen am Arbeitsplatz nicht nur e<strong>in</strong>e fachliche<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung im Interesse <strong>der</strong> Patienten, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>e<br />

private Herausfor<strong>der</strong>ung im Interesse <strong>der</strong> eigenen seelischen Gesundheit.<br />

Gel<strong>in</strong>gt es nicht, e<strong>in</strong> kreatives Gleichgewicht herzustellen,<br />

so können aus anfänglich unspezifischen Stresssymptomen spezifische<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong> wie Burnout, Depression, Angst o<strong>der</strong> Abhängigkeitserkrankungen<br />

entstehen.<br />

003<br />

The International Psychiatry Resident / Tra<strong>in</strong>ee Burnout Syndrome<br />

Study (BoSS)<br />

Olivier Andlauer (Service de Psychiatrie de, l‘Adulte, Besançon Cedex,<br />

Frankreich)<br />

N. Jovanovic, S. Ferrari, C. Hanon, J. Beezhold, E. Haffen, P. Vandel,<br />

D. Sechter<br />

Introduction: Residency can be a stressful period of professional<br />

life, with high levels of burnout, characterized by emotional exhaustion,<br />

cynicism and feel<strong>in</strong>g of low professional efficiency. In or<strong>der</strong><br />

to <strong>in</strong>vestigate burnout levels and risk factors among European<br />

psychia tric residents, we set up the The International Psychiatry<br />

Resident /Tra<strong>in</strong>ee Burnout Study (BoSS).<br />

Method: Study <strong>in</strong>cludes tra<strong>in</strong>ees from 30 countries. At this po<strong>in</strong>t it<br />

is live <strong>in</strong> 10 countries: Croatia, France, Romania, Denmark, Bosnia<br />

and Hercegov<strong>in</strong>a, Hungary, Slovenia, Czech Republic, Italy, Latvia<br />

(N=1214 participants, 600 respon<strong>der</strong>s and 462 complete respon<strong>der</strong>s).<br />

Socio-demographic data, level of burnout, work<strong>in</strong>g conditions,<br />

level of depression and suicidal ideation were collected.<br />

Discussion / Results: We report data from Croatia, France and Italy,<br />

the first three countries to complete the study (N=332). We<br />

found mo<strong>der</strong>ate level of burnout, correlated with work<strong>in</strong>g conditions<br />

and socio-demographic status. 16 residents (4,8 %) met criteria<br />

for m<strong>in</strong>or depression, 14 (4,2 %) for major depression. Limits:<br />

Our sample is composed with heterogeneous tra<strong>in</strong>ees from Europe,<br />

with different professional and cultural background. Questionnaire<br />

was translated <strong>in</strong> different languages. Conclusion: Work<strong>in</strong>g conditions<br />

should be taken <strong>in</strong>to account <strong>in</strong> or<strong>der</strong> to preserve tra<strong>in</strong>ee‘s<br />

mental health. Personality factors should be <strong>in</strong>vestigated to complete<br />

our study <strong>in</strong> a bio-psycho-social perspective.<br />

004<br />

Psychosoziale Belastungen bei Mediz<strong>in</strong>studenten und Ärzten als<br />

Vertreter helfen<strong>der</strong> Berufe<br />

Edgar Voltmer (Gesundheitswissenschaften, und Sozialmanagement<br />

Theologische Hochschule, Friedensau)<br />

C. Spahn<br />

Die öffentlichen Demonstrationen <strong>der</strong> Ärzteschaft <strong>in</strong> den vergangenen<br />

beiden Jahren offenbaren e<strong>in</strong>e zunehmende Unzufriedenheit<br />

mit den Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> ärztlichen Berufsausübung. Symptomatisch<br />

dafür ist auch die steigende Zahl von Ärzten, die <strong>in</strong>s Ausland<br />

abwan<strong>der</strong>n. Während <strong>in</strong> <strong>der</strong> öffentlichen Diskussion vor allem Arbeitszeiten<br />

und Entlohnung thematisiert werden, weisen <strong>in</strong>ternationale<br />

Studienergebnisse auf e<strong>in</strong>e erhöhte psychosoziale Belastung<br />

von Ärzten h<strong>in</strong>. Vorgestellt werden Studienergebnisse aus Quer-<br />

und Längschnittstudien bei Mediz<strong>in</strong>studenten und Ärzten (stationär<br />

und ambulant) <strong>in</strong> Deutschland, die mit dem Fragebogen<br />

„Arbeitsbezogene Verhaltens- und Erlebensmuster“ als zentrales<br />

Standard<strong>in</strong>strument erhoben wurden. Diese bestätigen e<strong>in</strong>en im<br />

Laufe <strong>der</strong> Ausbildung und frühen Berufsausübung zunehmenden<br />

Anteil burnout-gefährdeter (bis 27 %) und e<strong>in</strong>en abnehmenden<br />

Anteil gesun<strong>der</strong> Verhaltens- und Erlebensmuster (bis 17 %). Der<br />

größte Anteil <strong>der</strong> fortgeschrittenen Mediz<strong>in</strong>studenten und Ärzte<br />

zeigte jedoch e<strong>in</strong> ambivalentes Schutz- / Schonungsmuster (bis<br />

43 %) mit e<strong>in</strong>er reduzierten Arbeitsmotivation, das möglicherweise<br />

als Zeichen beg<strong>in</strong>nen<strong>der</strong> Frustration und <strong>in</strong>nerer Kündigung aufgefasst<br />

werden muss. Im Vergleich unterschiedlicher Berufsgruppen<br />

zeigten sich Geme<strong>in</strong>samkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Musterverteilung <strong>der</strong><br />

helfenden Berufe im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en Berufen. Die Ergebnisse<br />

unterstreichen die Notwendigkeit bereits im Studium, aber auch<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> ärztlichen Fort- und Weiterbildung, für die Belastungen <strong>der</strong><br />

Berufsausübung zu sensibilisieren und effektive Strategien zur Bewältigung<br />

zu vermitteln. Inhaltlich sollten sowohl Aspekte <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />

Verhaltensprävention als auch <strong>der</strong> kontextbezogenen<br />

Verhältnisprävention und Gesundheitsför<strong>der</strong>ung angesprochen<br />

465


Topic 21 G Nachwuchs und Ausbildung // Young psychiatrists and academic tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

werden. Dies könnte dazu beitragen, die Zufriedenheit mit <strong>der</strong><br />

Berufsausübung zu verbessern und u.a. die Abwan<strong>der</strong>ung <strong>in</strong>s Ausland<br />

zu verr<strong>in</strong>gern. Darüberh<strong>in</strong>aus ist auch e<strong>in</strong> positiver E<strong>in</strong>fluss<br />

auf die Qualität <strong>der</strong> Patientenversorgung zu erwarten.<br />

005<br />

Arbeitszufriedenheit und Burnout-Gefahr bei Weiterbildungsassistenten<br />

Iris Tatjana Calliess (Mediz<strong>in</strong>. Hochschule Hannover, Sozialpsychiatrie)<br />

Als Young Psychiatrists Referat ist es unser Ziel, Weiterbildungsassistenten<br />

während ihres gesamten Werdeganges zu begleiten und<br />

zu unterstützen. Darüberh<strong>in</strong>aus ist es uns e<strong>in</strong> wesentliches Anliegen,<br />

Antworten auf die drängende Frage des zunehmenden Nachwuchsmangels<br />

<strong>in</strong> unserem Fach zu geben. Neben e<strong>in</strong>er qualitativ<br />

hochwertigen Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

und <strong>in</strong>dividuellen Entwicklungsmöglichkeiten bedürfen<br />

dabei auch die persönliche Zufriedenheit mit <strong>der</strong> Berufswahl<br />

sowie die jeweiligen Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen genauerer Beachtung und<br />

Reflektion. Hierbei häufen sich jedoch besorgniserregende Berichte<br />

über Überlastungssyndrome von Ärzten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weiterbildung<br />

allgeme<strong>in</strong> und auch im Fach Psychiatrie und Psychotherapie. Wieso<br />

sollten junge Menschen den Arztberuf ergreifen, wenn Berichte<br />

über Burnout bei Ärzten, unzumutbare Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen und<br />

schlechte Bezahlung auch medial omnipräsent s<strong>in</strong>d? Und wie kann<br />

man solchen Entwicklungen begegnen? Dies s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> Gründe,<br />

aus denen die Initiative zur European Burnout Study geboren<br />

wurde. Hierbei werden <strong>in</strong> ganz Europa Weiterbildungsassistenten<br />

zu ihrem spezifischen Risiko zur Burnout-Entwicklung, Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

und Cop<strong>in</strong>g-Strategien befragt. Dazu sollen im Hauptsymposium<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Strategien zur Prävention erläutert werden,<br />

damit es erst gar nicht so weit kommt. Was aber tun, wenn das<br />

K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Brunnen gefallen ist, sprich, e<strong>in</strong> Überlastungssyndrom<br />

bereits vorliegt, wie geht man damit um, und wo f<strong>in</strong>den Betroffene<br />

Hilfe? Auch auf diese Fragen möchte das Symposium e<strong>in</strong>e Ant -<br />

wort geben. Ob psychosoziale Belastungen auch dazu beitragen,<br />

Deutschland den Rücken zu kehren und im Ausland tätig zu werden,<br />

ist gerade <strong>in</strong> diesen Zeiten, <strong>in</strong> denen <strong>der</strong> Nachwuchsmangel <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> allerorten von sich Reden macht, e<strong>in</strong>e ganz zentrale<br />

Frage, die bisher noch wenig Berücksichtigung erfahren hat. Mögliche<br />

Alternativen zu diskutieren, wird e<strong>in</strong> weiterer Schwerpunkt<br />

des Symposiums se<strong>in</strong>.<br />

466<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal 6<br />

DF-001 Diskussionsforum<br />

Psychiatrie- und Neurologie-Pflichtjahr<br />

Vorsitz: F. Hohagen (Lübeck), F. Schnei<strong>der</strong> (Aachen)<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-053 Posterpräsentation<br />

Nachwuchs und Ausbildung<br />

Vorsitz: F. M. Böcker (Naumburg)<br />

001<br />

„PJ-Mentor<strong>in</strong>g Programm“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

als Teil des Ausbildungskonzeptes für PJ-Studierende<br />

<strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>ischen Fakultät am Universitätskl<strong>in</strong>ikum <strong>der</strong> RWTH<br />

Aachen<br />

Annegret Drangmeister (Universität Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

F. Schnei<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Praktische Jahr liegt an <strong>der</strong> Schnittstelle zwischen<br />

dem theoretisch-kl<strong>in</strong>ischen Studium und <strong>der</strong> Berufsausbildung als<br />

Arzt / Ärzt<strong>in</strong>. Durch die E<strong>in</strong>führung des 2. Abschnitts <strong>der</strong> Ärztlichen<br />

Prüfung (M2neu) und die erweiterten Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

den ärztlichen Berufsbeg<strong>in</strong>n ist die Nachfrage nach e<strong>in</strong>er strukturierten,<br />

praktisch-kl<strong>in</strong>ischen Ausbildung im PJ stark gestiegen. Um<br />

diesem Bedarf zu entsprechen, wurde an <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>ischen Fakultät<br />

<strong>der</strong> RWTH Aachen das Ausbildungskonzept „PJ Offensive“<br />

entwickelt, welches sich aus drei Bauste<strong>in</strong>en zusammensetzt: 1. PJ-<br />

Mentor<strong>in</strong>g Programm, 2. PJ-Repetitorium, 3. Examenstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g.<br />

Die Umsetzung wird aus Studienbeiträgen f<strong>in</strong>anziert. Ende des Jahres<br />

2008 wurde das PJ-Mentor<strong>in</strong>g Programm zunächst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie, sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für K<strong>in</strong><strong>der</strong>-<br />

und Jugendmediz<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geführt. Nach dieser Pilotphase, die<br />

Modellcharakter hat, soll das PJ-Mentor<strong>in</strong>g Programm langfristig<br />

auf weitere Kl<strong>in</strong>iken ausgeweitet werden.<br />

Methode: Das PJ-Mentor<strong>in</strong>g Programm <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie be<strong>in</strong>haltet 3 Schwerpunktbereiche: 1. Interdiszipl<strong>in</strong>äres<br />

Fallsem<strong>in</strong>ar über kl<strong>in</strong>isch relevante Krankheitsbil<strong>der</strong><br />

und fachspezifische Skills, 2x pro Woche, 45 M<strong>in</strong>.<br />

2. Differentialdiagnostische Lehrvisite durch e<strong>in</strong>e / n Oberärzt<strong>in</strong> /<br />

arzt auf den Stationen 3. Individualcoach<strong>in</strong>g <strong>in</strong>cl. Durchführung<br />

e<strong>in</strong>es Probeexamens durch e<strong>in</strong>en vom PJ-Studenten selbstgewählten,<br />

kl<strong>in</strong>isch tätigen Universitätsprofessor <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik. Die PJ-<br />

Studenten werden auf 1-2 Stationen e<strong>in</strong>gesetzt, durchlaufen e<strong>in</strong>e<br />

vielseitige PJ-Ausbildung und erhalten nach Absprache e<strong>in</strong>en freien<br />

Tag <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche zum Selbststudium und zur Vorbereitung auf<br />

das sich anschließende Staatsexamen. Das Praktische Jahr <strong>in</strong> unserer<br />

Kl<strong>in</strong>ik folgt e<strong>in</strong>em strukturierten Curriculum und bietet trotzdem<br />

Möglichkeiten für <strong>in</strong>dividuelle Vorstellungen. Die Kl<strong>in</strong>ik hat<br />

zur weiteren Verbesserung <strong>der</strong> Ausbildung e<strong>in</strong>e PJ-Mentor<strong>in</strong> ernannt,<br />

die die <strong>in</strong>tensive Betreuung durch die zehn Universitätsprofessoren<br />

unterstützt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das PJ-Mentor<strong>in</strong>g Programm wird mit<br />

allen Anteilen sehr erfolgreich angenommen. Zusätzlich zum PJ-<br />

Mentor<strong>in</strong>g Programm beteiligt sich die Kl<strong>in</strong>ik auch am Bauste<strong>in</strong><br />

„PJ-Repetitorium“. Das e<strong>in</strong>wöchige Repetitorium bietet PJ-Studenten<br />

die Möglichkeit zur Wie<strong>der</strong>holung des notwendigen Lernstoffs.<br />

Dazu wurde von unserer Kl<strong>in</strong>ik das Kurzlehrbuch „Psychiatrie,


Topic 21 G Nachwuchs und Ausbildung // Young psychiatrists and academic tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

Psychosomatik und Psychotherapie … <strong>in</strong> 5 Tagen“ geschrieben.<br />

Teilnehmende Studierende erhalten das Buch kostenlos.<br />

002<br />

Problemorientiertes Lernen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Facharztweiterbildung Psychiatrie<br />

und Psychotherapie: Evaluation e<strong>in</strong>es Modellprojektes<br />

Michael Rufer (Universitätsspital Zürich, Psychiatrische Polikl<strong>in</strong>ik,<br />

Schweiz)<br />

C. Schirlo, U. Schny<strong>der</strong>, W. Gerke<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Betonung <strong>in</strong>dividueller Lernbedürfnisse, <strong>der</strong> Fähigkeit<br />

zur Lösung komplexer kl<strong>in</strong>ischer Probleme sowie e<strong>in</strong>er von<br />

<strong>in</strong>terkollegialer Kommunikation geprägten professionellen Grundhaltung<br />

durch das Problemorientierte Lernen (POL) spricht für<br />

dessen Eignung als didaktisches Format <strong>in</strong> <strong>der</strong> Facharztweiterbildung.<br />

Dennoch wurde es bisher selten hierfür e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Methode: Im Rahmen dieses Modellprojektes wurde das POL <strong>in</strong><br />

das Curriculum <strong>der</strong> strukturierten Facharztweiterbildung Psychiatrie<br />

und Psychotherapie aufgenommen und über e<strong>in</strong>en Zeitraum<br />

von 12 Monaten mittels strukturierter Fragebögen evaluiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es fanden im Evaluationszeitraum 41<br />

POL-Kurse statt, an denen <strong>in</strong>sgesamt 447 Assistenzärzte teilnahmen.<br />

Die Teilnehmer und die Tutoren bewerteten 19 von 21 erfragten<br />

Aspekten <strong>der</strong> POL-Kurse als gut bis sehr gut (Mittelwert auf<br />

e<strong>in</strong>er fünfstufigen Likertskala >4). Insgesamt wurde das POL als<br />

beson<strong>der</strong>s geeignet für die Weiterbildung e<strong>in</strong>geschätzt (Teilnehmer<br />

4.5 SD 0.8; Tutoren 5.0 SD 0.2). Die Ergebnisse dieses Modellprojektes<br />

sprechen für die Eignung des POL als Teil e<strong>in</strong>es vielfältigen<br />

Weiterbildungsangebotes, um den Praxisbezug und die Anwendbarkeit<br />

des Wissens im kl<strong>in</strong>ischen Alltag zu stärken.<br />

003<br />

Automatisierte präferenzoptimierte Dienstplangenerierung für<br />

Ärzte<br />

Marc André Selig (BKH Augsburg)<br />

M. Schmauss, T. Messer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Generierung von Dienstplänen für Personal ist <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Informatik e<strong>in</strong>e klassische Optimierungsaufgabe mit zahlreichen<br />

bewährten wie <strong>in</strong>novativen Antworten. Allerd<strong>in</strong>gs gelten die<br />

traditionellen Problemstellungen nur für Schichtarbeit o<strong>der</strong> vergleichbare<br />

Arbeitszeitmodelle mit kont<strong>in</strong>uierlicher Anwesenheit<br />

und weisen daher Prämissen auf, die auf ärztliche Bereitschaftsdienste<br />

nicht übertragbar s<strong>in</strong>d. Die als Folge daraus häufig re<strong>in</strong> manuell<br />

erstellten Dienstpläne vergeben Optimierungschancen und<br />

berücksichtigen <strong>in</strong>dividuelle Wünsche nicht immer <strong>in</strong> vollem Umfang.<br />

Diese Arbeit demonstriert e<strong>in</strong>en im BKH Augsburg bewährten<br />

Versuch, die Dienstplanerstellung für Assistenzärzte mittels frei<br />

verfügbarer Software zu optimieren.<br />

Methode: Zunächst wurde e<strong>in</strong>e Abstraktion zwischen <strong>der</strong> Repräsentation<br />

<strong>der</strong> Dienstwünsche und -ausschlüsse <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Assistenzärzte<br />

e<strong>in</strong>erseits und den Dienstplanbedürfnissen des Krankenhauses<br />

an<strong>der</strong>erseits geschaffen. Auf <strong>der</strong> Arztebene wurde e<strong>in</strong><br />

webbasiertes System zur Verwaltung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Präferenzen<br />

e<strong>in</strong>gerichtet. Daran lassen sich modulare Programme zur eigentlichen<br />

Dienstplangenerierung anb<strong>in</strong>den. Für das BKH Augsburg<br />

wurden dabei verschiedene Algorithmen getestet, um e<strong>in</strong>e optimale<br />

Dienstplangestaltung zu erreichen. Iterativ wird zwischen <strong>der</strong><br />

Generierung e<strong>in</strong>es gültigen Dienstplans und e<strong>in</strong>er Perturbationsphase<br />

zur Vermeidung lokaler M<strong>in</strong>ima alterniert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wegen <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Optimierungsaufgabe<br />

hat es sich bewährt, den Algorithmus zur <strong>in</strong>itialen<br />

Generierung e<strong>in</strong>es Ausgangs-Dienstplans bestmöglich zu optimieren.<br />

Dabei werden die Dienste <strong>in</strong> Reihenfolge ihrer Beliebtheit vergeben,<br />

um die Aufgabe möglichst rasch zu vere<strong>in</strong>fachen. Bei unbeliebten<br />

Diensten versucht das System, die Zahl <strong>der</strong> Dienste pro Arzt<br />

zu m<strong>in</strong>imieren, bereits geleistete Wochenenddienste sowie Teilzeitangestellte<br />

angemessen zu berücksichtigen und zu rasch aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

folgende Dienste zu vermeiden. Außerdem wird e<strong>in</strong> Punktesystem<br />

beachtet, bei dem oft Dienst leistende Ärzte eher e<strong>in</strong>en<br />

Dienstplan nach ihren Wünschen erhalten, selten Dienst leistende<br />

Kollegen h<strong>in</strong>gegen auch unbeliebtere Dienste übernehmen müssen.<br />

Durch wie<strong>der</strong>holte Perturbationsphasen wird geprüft, ob durch<br />

Auswahl suboptimaler Kandidaten an e<strong>in</strong>zelnen Diensten e<strong>in</strong> für<br />

die Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong>sgesamt noch besserer Dienstplan gestaltet<br />

werden kann. Der computergenerierte Dienstplan wird von den<br />

Assistenzärzten am Bezirkskrankenhaus Augsburg als fairer wahrgenommen<br />

als e<strong>in</strong> manuell erstellter. E<strong>in</strong> transparentes System setzt<br />

zudem Anreize, auch unbeliebte Dienste freiwillig zu übernehmen.<br />

467


Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />

Topic: 22 Philosophie, Geschichte und Ethik<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 - 17.00 Uhr, Saal 4<br />

B-004 Beson<strong>der</strong>e Veranstaltung<br />

War König Ludwig II von Bayern krank?<br />

Vorsitz: F. M. Böcker (Naumburg), R. Ste<strong>in</strong>berg (Kl<strong>in</strong>genmünster)<br />

001<br />

War das psychiatrische Gutachten B. von Guddens über Ludwig II.<br />

korrekt?<br />

He<strong>in</strong>z Häfner (ZI für Seelische Gesundheit, Mannheim)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t führten konstitutionelle Monarchien<br />

<strong>in</strong> Deutschland Verfassungsbestimmungen zur Entmachtung<br />

regierungsunfähiger Herrscher e<strong>in</strong>. Der Psychiatrie fiel e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle<br />

zu: 1. e<strong>in</strong>e geistige Störung und dauerhafte Regierungsunfähigkeit<br />

des Herrschers festzustellen und 2. den Entmachteten <strong>in</strong><br />

psychiatrischem Gewahrsam unterzubr<strong>in</strong>gen. Gegenüber früheren<br />

Verfahren <strong>der</strong> Beseitigung abgesetzter Herrscher – Tötung, E<strong>in</strong>kerkerung,<br />

Verbannung – war dies e<strong>in</strong> rechtshistorischer Fortschritt.<br />

König Ludwig II. (1846-1886) verursachte mit dem Bau pompösmajestätischer<br />

Schlösser und mehr als 200 Privatvorstellungen <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>en Hoftheatern wachsende Schulden, die <strong>der</strong> königlichen Familie,<br />

nicht dem Staatshaushalt zur Last fielen. Der luitpold<strong>in</strong>ische<br />

Zweig se<strong>in</strong>er Familie, geführt von se<strong>in</strong>en beiden Nachfolgern im<br />

Königsamt, versuchte ab 1882 den Schuldenanstieg zu stoppen, zumal<br />

<strong>der</strong> König den Bau e<strong>in</strong>es noch größeren Schlosses plante. Im<br />

Juli 1885 war die Regierung endlich zur verfassungsrechtlich notwendigen<br />

Mitwirkung am Absetzungsverfahren bereit.<br />

Methode: Die Suche nach e<strong>in</strong>em renommierten Psychiater, <strong>der</strong><br />

bereit war, den König zweifelsfrei als geisteskrank und regierungsunfähig<br />

zu erklären, endete, nachdem u. a. <strong>der</strong> Wiener Ord<strong>in</strong>arius<br />

Leidesdorff ausgeschieden war, bei dem Münchner Lehrstuhl<strong>in</strong>haber<br />

für Psychiatrie Bernhard von Gudden. Beim ersten Gespräch<br />

mit den M<strong>in</strong>istern erklärte er, dass <strong>der</strong> König zweifelsfrei geisteskrank<br />

sei. Se<strong>in</strong> Vorgehen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorbereitung des Gutachtens, bei<br />

<strong>der</strong> konspirativen Vernehmung von Zeugen und se<strong>in</strong> Gutachten,<br />

das er ohne Untersuchung des Königs und ohne Befragung <strong>der</strong><br />

Leib- und Hofärzte verfasst hatte, werden dargestellt. An<strong>der</strong>erseits<br />

werden die Leistungen und das Verhalten des nach se<strong>in</strong>er Entmündigung<br />

zusammen mit von Gudden ertrunkenen Königs und das<br />

Sektionsprotokoll analysiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse, publiziert unter H. Häfner<br />

(2008) E<strong>in</strong> König wird beseitigt, Beck-Verlag, München,<br />

werden, soweit sie von <strong>der</strong> traditionellen Geschichtsschreibung<br />

(Handbuch <strong>der</strong> Bayr. Geschichte von 2003) abweichen, vergleichend<br />

dargestellt. Die Quellen wurden im Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

von <strong>der</strong> Robert-Bosch- und <strong>der</strong> Fritz-Thyssen-Stiftung<br />

geme<strong>in</strong>sam geför<strong>der</strong>ten Forschungsvorhaben (Projektmitarbeiter:<br />

F. Sommer / Neuere Geschichte, P. Kirchhof / Allgeme<strong>in</strong>es- und<br />

Verfassungsrecht und H. Häfner / Psychiatrie und Projektleiter) erarbeitet<br />

und ausgewertet.<br />

002<br />

Das Gutachten von Guddens über König Ludwig II. von Bayern<br />

Hans-Jürgen Möller (Ludwig-Maximilians-Universität, Psychiatrie<br />

und Psychotherapie, München)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Professor von Gudden war zu se<strong>in</strong>er Zeit e<strong>in</strong> berühmter<br />

Psychiater. Se<strong>in</strong>e wissenschaftliche und kl<strong>in</strong>ische Exzellenz<br />

führten dazu, dass er schon als relativ junger Arzt (mit 31 Jahren)<br />

1855 Direktor <strong>der</strong> unterfränkischen „Kreisirrenanstalt“ Werneck<br />

wurde. Nach se<strong>in</strong>er 14jährigen dortigen Tätigkeit kam er 1869 dem<br />

468<br />

Ruf als Professor und Direktor <strong>der</strong> Psychiatrischen Kl<strong>in</strong>ik Burghölzli<br />

<strong>in</strong> Zürich nach. Von dort wurde er schließlich 1872 zum Professor<br />

für Psychiatrie an <strong>der</strong> Universität München und Direktor <strong>der</strong><br />

„Oberbayerischen Kreisirrenanstalt“ berufen, e<strong>in</strong>e Tätigkeit, die er<br />

bis zu se<strong>in</strong>em vorzeitigen Tod 1886 ausübte.<br />

Methode: Im Vortrag wird versucht, das Gutachten von von Gudden<br />

aus <strong>der</strong> Sicht se<strong>in</strong>er Zeit zu sehen und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e den<br />

In formationsstand zugrunde zu legen, den von Gudden aus den<br />

verschiedenen ihm vorgelegten Zeugenaussagen h<strong>in</strong>sichtlich psychopathologischer<br />

Verän<strong>der</strong>ungen von König Ludwig II. hatte.<br />

Rechtliche Fragen, <strong>in</strong> wieweit von Gudden berechtigt war, e<strong>in</strong> Gutachten<br />

auf Grund fremdanamnestischer Angaben zu erstellen, und<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Frage, ob von Gudden ggf. e<strong>in</strong>er politischen Intrige<br />

zum Opfer fiel, werden dabei nicht diskutiert. Es werden die berichteten<br />

Beson<strong>der</strong>heiten des Erlebens und Verhaltens von König<br />

Ludwig II., wie er sie <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Gutachten dargelegt hat und im<br />

S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> deskriptiven Psychopathologie als Symptome bewertet<br />

hat, dargestellt. Darauf basierend wird die Frage geprüft, ob die diagnostische<br />

Zuordnung, die von Gudden vorgenommen hat, dem<br />

damaligen Kenntnisstand entsprach. Schließlich wird die Frage diskutiert,<br />

ob von Gudden eventuell an<strong>der</strong>en relevanten psychopathologischen<br />

Sachverhalten, etwa im H<strong>in</strong>blick auf Komorbidität (z. B.<br />

Schlaf- und Schmerzmittelabusus, Alkoholabusus) nicht o<strong>der</strong> zu<br />

wenig Beachtung geschenkt hat und ggf. die dadurch bed<strong>in</strong>gte Mitverursachung<br />

<strong>der</strong> psychiatrischen Hauptsymptomatik nicht ausreichend<br />

gewürdigt hat.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Abschließend wird die Frage gestellt, ob<br />

die aus <strong>der</strong> von von Gudden unterstellten psychiatrischen Diagnose<br />

und <strong>der</strong> damit aus se<strong>in</strong>er Sicht verbundenen Prognose abgeleitete<br />

gutachterliche Schlussfolgerung, dass König Ludwig II. se<strong>in</strong>e Amtsgeschäfte<br />

nicht weiter erledigen könne, angemessen war.<br />

003<br />

Die letzten Jahre des Bayrischen Märchenkönigs aus psychiatrischer<br />

Sicht<br />

Detlev von Zerssen (Starnberg)<br />

Ludwig II. von Bayern betrat 1864 – nach dem frühen Tod se<strong>in</strong>es<br />

Vaters Maximilian II. – mit 18 Jahren als strahlend schöner, schlanker,<br />

schwärmerischer, kunst- und musiklieben<strong>der</strong> „Märchenkönig“<br />

die politische Bühne. Doch schon <strong>in</strong> den ersten Jahren se<strong>in</strong>er Herrschaft<br />

fielen an ihm Verhaltenszüge auf, welche die ICD-10-Kriterien<br />

e<strong>in</strong>er schizotypen Störung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>er komb<strong>in</strong>ierten<br />

Cluster-B-Persönlichkeitsstörung erfüllten. Sie verstärkten sich<br />

noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folgezeit und führten <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en letzten Lebensjahren<br />

zur Ausbildung e<strong>in</strong>es „Cäsarenwahns<strong>in</strong>ns“ (s. Pelman 1910: <strong>Psychische</strong><br />

Grenzzustände). Dieser stellt aus heutiger Sicht e<strong>in</strong> typisches<br />

Muster suchtartiger Verhaltensexzesse dar. Es umfasst u. a. Herrschsucht,<br />

Prunksucht, Bausucht, Verschwendungssucht und Genusssucht<br />

auf kul<strong>in</strong>arischem und sexuellem Gebiet, sowie e<strong>in</strong>en Hang<br />

zur Grausamkeit und zu irrationalen, oft theatralischen Handlungen<br />

und tritt bei primär ausgesprochen egomanischen Herrschern<br />

im Gefühl (bei Ludwig freilich nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fantasie bestehen<strong>der</strong>) unbegrenzter<br />

Machtfülle auf. Ob die Entstehung dieses Syndroms bei<br />

ihm durch e<strong>in</strong> (orbitales) Stirnhirnsyndrom begünstigt wurde und<br />

ob e<strong>in</strong> solches auf e<strong>in</strong>em schleichenden neurodegenerativen Prozess<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Dekompensation e<strong>in</strong>er anfänglich funktionell noch<br />

weitgehend kompensierten Stirnhirnschädigung im Säugl<strong>in</strong>gsalter<br />

beruhte, s<strong>in</strong>d offene Fragen. Die Entwicklung endete im 41. Lebensjahr<br />

des <strong>in</strong>zwischen adipös und fast zahnlos gewordenen Monarchen<br />

tragisch mit se<strong>in</strong>er Entmündigung, Absetzung, Internierung<br />

und schließlich se<strong>in</strong>em Tod (Suizid? – Fluchtversuch??) im Starnberger<br />

See, nachdem er se<strong>in</strong>en (verantwortungsloser Weise e<strong>in</strong>zigen)<br />

Begleiter, se<strong>in</strong>en psychiatrischen Gutachter und Betreuer<br />

Bernhard von Gudden, umgebracht hatte. Im Herzen vieler se<strong>in</strong>er<br />

Landsleute lebt aber das Bild vom schönen Märchenkönig, ihrem


Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />

„K<strong>in</strong>i“, bis heute fort und wird so auch den Scharen <strong>in</strong>- und ausländischer<br />

Touristen bei <strong>der</strong> (von ihm gänzlich unerwünschten!) Besichtigung<br />

se<strong>in</strong>er Traumschlösser vermittelt.<br />

004<br />

Die Entmündigung König Ludwigs II. von Bayern als echter Staatsstreich<br />

Peter Gauweiler (Berl<strong>in</strong>)<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 - 17.00 Uhr, Saal 7<br />

B-005 Beson<strong>der</strong>e Veranstaltung<br />

Psychiatrie <strong>in</strong> Deutschland I: Max-Planck-Institut für Psychiatrie<br />

Vorsitz: F. Holsboer (München), F. Schnei<strong>der</strong> (Aachen)<br />

001<br />

„E<strong>in</strong> Forschungs<strong>in</strong>stitut für Psychiatrie …“ Von <strong>der</strong> Deutschen Forschungsanstalt<br />

zum Max-Planck-Institut<br />

Matthias M. Weber (MPI für Psychiatrie, Historisches Archiv, München)<br />

Das heutige Max-Planck-Institut für Psychiatrie wurde 1917 – mitten<br />

im Ersten Weltkrieg – als bayerische Stiftung „Deutsche Forschungsanstalt<br />

für Psychiatrie“ (DFA) von König Ludwig III. <strong>in</strong><br />

München errichtet. Das Institut diente seitdem als Vorbild vieler<br />

vergleichbarer Forschungse<strong>in</strong>richtungen im In- und Ausland.<br />

Nachfolgend sollen daher die wissenschaftshistorischen und politischen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen skizziert werden, welche die Gründung des<br />

Instituts ermöglichten und se<strong>in</strong>e Entwicklung langfristig bestimmten.<br />

Die Initiative zur Etablierung <strong>der</strong> DFA g<strong>in</strong>g von Emil Kraepel<strong>in</strong><br />

aus, e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternational führenden Vertreter <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

um 1900. Er betrachtete die DFA als den Höhepunkt <strong>der</strong> Verwirklichung<br />

se<strong>in</strong>es wissenschaftliches Programms, dessen Leitideen er<br />

bereits <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Dorpater Antrittsvorlesung von 1886 formuliert<br />

hatte. <strong>Psychische</strong> Störungen sollten demnach hauptsächlich durch<br />

naturwissenschaftlich orientierte Methoden aufgeklärt werden,<br />

wozu er auch die Experimentalpsychologie und die kl<strong>in</strong>ische Verlaufsbeobachtung<br />

rechnete. Darüber h<strong>in</strong>aus stellte psychiatrische<br />

Forschung für Kraepel<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en unverzichtbaren Bestandteil <strong>der</strong><br />

„Volkshygienie“ und <strong>der</strong> deutschen Wissenschaft im Wettstreit <strong>der</strong><br />

„Kulturnationen“ dar. Nicht zuletzt die bedeutsame Rolle privater<br />

Wissenschaftsmäzene bei <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> DFA, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

des deutsch-amerikanischen Bankiers James Loeb, zeigt aber auf,<br />

daß das Institut zugleich als <strong>in</strong>ternational ausgerichtete Forschungse<strong>in</strong>richtung<br />

konzipiert war. Auch die weitere Entwicklung und<br />

Struktur <strong>der</strong> DFA waren e<strong>in</strong>erseits durch die Grundidee bestimmt,<br />

mit den jeweils fortgeschrittensten Forschungsmethoden die Ursachen<br />

psychischer Störungen zu untersuchen und ihre Therapie zu<br />

verbessern, an<strong>der</strong>erseits abhängig von den übergreifenden politischen<br />

Gegebenheiten und wissenschaftlichen Zeitströmungen.<br />

Dies belegen etwa die Aktivitäten von Ernst Rüd<strong>in</strong>, <strong>der</strong> die DFA<br />

von 1931 bis 1945 leitete und zu den maßgeblichen Protagonisten<br />

<strong>der</strong> nationalsozialistischen Gesundheitspolitik gehörte. Seit den<br />

1950er Jahren verfolgte das Institut das Ziel, das Gründungskonzept<br />

Kraepel<strong>in</strong>s im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er verantwortungsbewußten psychiatrischen<br />

Forschung fortzuführen, <strong>in</strong>dem kl<strong>in</strong>ische wichtige Fragestellungen<br />

durch grundlagenwissenschaftliche Methoden bearbeitet<br />

werden.<br />

002<br />

Das Munich Antidepressive Response Signature (MARS) – Projekt<br />

Florian Holsboer (Max-Planck-Institut, für Psychiatrie, München)<br />

Das Munich Antidepressant Response Signature (MARS) Projekt<br />

ist e<strong>in</strong>e Multizenterstudie, bei <strong>der</strong> Patienten, die wegen e<strong>in</strong>er Depression<br />

stationär behandelt werden, h<strong>in</strong>sichtlich genetischer Varianten,<br />

Biomarker und kl<strong>in</strong>ischer Verlaufsdaten unter kl<strong>in</strong>ischen Studienbed<strong>in</strong>gungen<br />

untersucht werden (www.mars-depression.de).<br />

Die Studie ist im Jahr 2000 am Max-Planck-Institut für Psychiatrie<br />

begonnen worden und wird seit Jahren unter E<strong>in</strong>beziehung externer<br />

Partner <strong>in</strong> Augsburg und Ingolstadt, sowie <strong>in</strong> Basel und seit<br />

kurzem auch <strong>in</strong> Zürich und St. Gallen weitergeführt. Die behandelnden<br />

Ärzte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahl des Medikaments frei. Wir konnten<br />

zeigen, dass es genetische Konstellationen gibt, die E<strong>in</strong>fluss auf den<br />

kl<strong>in</strong>ischen Verlauf haben. Diese Genvarianten beziehen sich auf die<br />

Stresshormonachse (B<strong>in</strong><strong>der</strong> et al., Nature Genetics, 2004) und die<br />

Blut-Hirn-Schranke (Uhr et al., Neuron, 2008). Wir konnten aber<br />

auch zeigen, dass neuroendokr<strong>in</strong>ologische (Is<strong>in</strong>g et al., Biological<br />

Psychiatry, 2007) und bildgebende (Sämann, e<strong>in</strong>gereicht) Verfahren<br />

sowie Komb<strong>in</strong>ationen aus genetischen und kl<strong>in</strong>ischen Daten<br />

Aussagen über den Therapieverlauf zulassen (Is<strong>in</strong>g et al., Archives<br />

of General Psychiatry, 2009; Henn<strong>in</strong>gs et al., Journal of Psychiatric<br />

Research, 2009). Es s<strong>in</strong>d bisher etwa 1.000 Patienten <strong>in</strong> die Studie<br />

aufgenommen worden. Derzeit wird das Projekt unter E<strong>in</strong>beziehung<br />

von Genexpressionsstudien, Prote<strong>in</strong>analysen und quantitativer<br />

Metabolitenmessung und unter besonerer Berücksichtigung<br />

von Schlaf-EEG Verän<strong>der</strong>ungen durchgeführt.<br />

003<br />

Tiermodelle <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen Forschung: e<strong>in</strong> Ansatz zur Identifizierung<br />

potentieller Drug Targets<br />

Marianne Müller (Max-Planck-Institut, für Psychiatrie, München)<br />

Seit <strong>der</strong> zufälligen Entdeckung <strong>der</strong> stimmungsaufhellenden Eigenschaften<br />

trizyklischer Antidepressiva <strong>in</strong> den 1950er Jahren ist im<br />

Bereich <strong>der</strong> Psychopharmakologie ke<strong>in</strong>e konzeptionell neuartige<br />

Substanz mehr zur Depressionsbehandlung zugelassen worden. Da<br />

die E<strong>in</strong>schränkungen und Nachteile <strong>der</strong> aktuell verfügbaren Antidepressiva<br />

zahlreich s<strong>in</strong>d (u. a. Wirklatenz, ungünstiges Nebenwirkungsprofil<br />

und Therapieresistenz) und diese auch die Compliance<br />

erheblich bee<strong>in</strong>trächtigen, müssen aktuelle Forschungsansätze darauf<br />

abzielen, an<strong>der</strong>sartige, <strong>in</strong>novative (d. h. konzeptuell wirklich<br />

neuartige) drug targets zu identifizieren. Warum s<strong>in</strong>d die Erfolgsraten<br />

für die Identifizierung neuer drug targets und konsekutive<br />

Entwicklung <strong>in</strong>novativer Substanzen im Bereich <strong>der</strong> psychiatrischen<br />

Psychopharmakotherapie im Vergleich mit an<strong>der</strong>en Indikationsbereichen<br />

so ger<strong>in</strong>g? Neben an<strong>der</strong>en Schwierigkeiten, die dem<br />

Zielorgan „Gehirn“ <strong>in</strong>härent s<strong>in</strong>d (Komplexität, fehlende Zugänglichkeit<br />

für Studien u. a.), erschwert <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch <strong>der</strong> Mangel<br />

an adäquaten Tiermodellen die präkl<strong>in</strong>ischen Forschungsansätze.<br />

Es besteht ke<strong>in</strong> Zweifel, dass es ungleich schwieriger, wenn nicht<br />

sogar unmöglich ist, e<strong>in</strong> so komplexes psychopathologisches Syndrom<br />

wie beispielsweise e<strong>in</strong>e Depression tierexperimentell abzubilden.<br />

E<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> Kernsymptome, wie beispielsweise Angst, s<strong>in</strong>d aber<br />

evolutionsbiologisch hoch konserviert und lassen sich auch bei Nagern<br />

mit hoher Reliabilität untersuchen. Dementsprechend ergeben<br />

sich aus den Befunden im Tiermodell durchaus H<strong>in</strong>weise auf<br />

die Pathogenese <strong>der</strong> Erkrankung o<strong>der</strong> auch für mögliche therapeutische<br />

Ansätze. Befunde aus Tiermodellen s<strong>in</strong>d – mit <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Vorsicht betrachtet – durchaus auch im Bereich <strong>der</strong> psychopharmakologischen<br />

Forschung auf den Menschen übertragbar.<br />

Der Vortrag gibt anhand e<strong>in</strong>iger Beispiele e<strong>in</strong>en Überblick darüber,<br />

wie es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Ansatz, welcher Daten aus <strong>der</strong><br />

präkl<strong>in</strong>ischen Forschung mit kl<strong>in</strong>ischen Daten <strong>in</strong>tegriert, gel<strong>in</strong>gen<br />

kann, <strong>in</strong>novative drug targets zu identifizieren.<br />

469


Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />

004<br />

Biomarker für psychiatrische Krankheiten: Von Expression über<br />

Isoformen zu Pathways<br />

Chris Turck (Max-Planck-Institut, für Psychiatrie, München)<br />

Introduction: Proteomic technologies <strong>in</strong> comb<strong>in</strong>ation with pathway<br />

analysis promise to be of great value <strong>in</strong> molecular medic<strong>in</strong>e,<br />

particularly <strong>in</strong> the discovery and validation of disease markers. The<br />

research of the “Proteomics and Biomarkers” group is aimed at the<br />

identification of markers that can categorize subsets of psychiatric<br />

patients <strong>in</strong> a more consistent manner than is presently achievable.<br />

This will allow a more precise def<strong>in</strong>ition and categorization of affective<br />

disor<strong>der</strong>s and <strong>in</strong> turn facilitate <strong>in</strong>vestigations of the pathogenesis<br />

of the diseases and enhance the ability for treatment.<br />

Method: Biomarker detection efforts range from classical proteomics<br />

approaches such as quantitative mass spectrometry of bra<strong>in</strong><br />

tissue and body fluid prote<strong>in</strong>s to phage display screens with cerebrosp<strong>in</strong>al<br />

fluid antibodies. A particular focus is the use of animal<br />

models that represent selected endophenotypes characteristic for<br />

the respective cl<strong>in</strong>ical phenotype <strong>in</strong> humans. A comprehensive and<br />

sensitive proteomics platform that is based on metabolic label<strong>in</strong>g of<br />

mouse models with stable isotopes is used for mass spectrometry<br />

quantitation and disease relevant pathway discovery. In a complementary<br />

approach human specimens from patient groups that have<br />

been characterized accord<strong>in</strong>g to their cl<strong>in</strong>ical as well as endophenotypes<br />

are analyzed. An antibody array platform serves to <strong>in</strong>terrogate<br />

a great number of prote<strong>in</strong>s <strong>in</strong> human cerebrosp<strong>in</strong>al fluids with<br />

the aim to extract patterns of biomarkers that can be used for cl<strong>in</strong>ical<br />

diagnosis.<br />

Discussion / Results: Biomarker candidates have been identified<br />

pert<strong>in</strong>ent to pathways that have been implicated <strong>in</strong> the pathobiology<br />

of psychiatric disor<strong>der</strong>s.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal 7<br />

B-006 Beson<strong>der</strong>e Veranstaltung<br />

Psychiatrie <strong>in</strong> Deutschland II: Campus Charité-Mitte<br />

Vorsitz: A. He<strong>in</strong>z (Berl<strong>in</strong>), H. Helmchen (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> Charité – Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Nervenheilkunde<br />

Andreas He<strong>in</strong>z (Charité Campus Mitte, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

Mit <strong>der</strong> Berufung Wilhelm Gries<strong>in</strong>gers 1865 wird die Charité zum<br />

Geburtsort <strong>der</strong> neurowissenschaftlichen Psychiatrie, da es Gries<strong>in</strong>ger<br />

gelang, die Neurologie / Nervenheilkunde und die Psychiatrie<br />

zu vere<strong>in</strong>en und die Geisteskrankheiten als <strong>Erkrankungen</strong> des Gehirns<br />

zu verstehen. Gries<strong>in</strong>ger g<strong>in</strong>g dabei vom Konzept <strong>der</strong> Entfremdung<br />

aus, welches Raum bot für die Beachtung psychosozialer<br />

wie organischer Krankheitsfaktoren. Als Anhänger <strong>der</strong> „No restra<strong>in</strong>t“<br />

Bewegung setzte er sich zudem für e<strong>in</strong>en menschlichen<br />

und wohnortnahen Umgang mit psychisch kranken Patienten e<strong>in</strong><br />

(Konzept <strong>der</strong> Stadtasyle). Zu Ende des 19. und Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

blieb die Verb<strong>in</strong>dung von Neurowissenschaften und Psychiatrie<br />

im Fokus <strong>der</strong> wissenschaftlichen Tätigkeit, nicht zuletzt<br />

auf Grund <strong>der</strong> zentralnervösen Komplikationen <strong>der</strong> Syphilis. In<br />

diesem Zusammenhang entwickelte Karl Bonhoeffer (1912 – 1938)<br />

das Konzept <strong>der</strong> exogenen Reaktionstypen. Mit Machtübernahme<br />

<strong>der</strong> Nationalsozialisten beteiligte sich die Universitätskl<strong>in</strong>ik an den<br />

Zwangssterilisationen und nach Berufung des NSDAP- und SS-<br />

Mitglieds de Cr<strong>in</strong>is auch an <strong>der</strong> Ermordung psychisch kranker Pa-<br />

470<br />

tienten. Nach dem 2. Weltkrieg war die Verb<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> im Ostteil<br />

<strong>der</strong> Stadt gelegenen Charité zum westeuropäischen und amerikanischen<br />

Forschungsdiskurs erschwert. Karl Leonhard (1957 – 1970)<br />

fokussierte auf die filigrane Unterteilung <strong>der</strong> zykloiden und schizophrenen<br />

Psychosen. Nach <strong>der</strong> Wende blieb <strong>der</strong> Lehrstuhl für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie 13 Jahre unbesetzt. Seit Besetzung des<br />

Lehrstuhls 2002 erweitert die zusätzliche Etablierung <strong>der</strong> Psychiatrischen<br />

Universitätskl<strong>in</strong>ik <strong>der</strong> Charité im St. Hedwig Krankenhaus<br />

die kl<strong>in</strong>ischen und wissenschaftlichen Möglichkeiten <strong>der</strong> am Campus<br />

Charité Mitte fortbestehenden E<strong>in</strong>richtung; die an diesen zwei<br />

Standorten etablierte Universitätskl<strong>in</strong>ik versorgt den Berl<strong>in</strong>er Regierungsbezirk<br />

Mitte. Derzeit liegen die Forschungsschwerpunkte<br />

<strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik e<strong>in</strong>erseits im Bereich <strong>der</strong> emotionalen Störungen bei<br />

schizophrenen, affektiven und Suchterkrankungen („Emotional<br />

Neuroscience“) und an<strong>der</strong>erseits im Bereich <strong>der</strong> transkulturellen<br />

Psychiatrie und Psychotherapie.<br />

002<br />

Neropsychiatrie und Exellenzcluster<br />

Josef Priller (Charité, Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: An <strong>der</strong> Charité wurde 2008 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie CCM e<strong>in</strong>e neuropsychiatrische E<strong>in</strong>heit mit<br />

10 stationären Betten und zwei Spezialambulanzen (Neuropsychiatrie<br />

und Demenzsprechstunde) neben dem Labor für Molekulare<br />

Psychiatrie gegründet. Die Neuropsychiatrie ist eng vernetzt mit<br />

dem Exzellenzcluster NeuroCure und dem Berl<strong>in</strong>-Brandenburg<br />

Center for Regenerative Therapies (BCRT).<br />

Methode: Hauptziel von NeuroCure und des BCRT ist die Übertragung<br />

von grundlagenwissenschaftlicher Erkenntnis <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>isches<br />

Handeln („Translation“). Im Labor für Molekulare Psychiatrie liegt<br />

e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Schwerpunkt auf regenerativen Therapieansätzen<br />

für das zentrale Nervensystem (ZNS). Wir untersuchen die Wirkungen<br />

von adulten Stammzellen auf neurodegenerative <strong>Erkrankungen</strong>.<br />

Ferner erforschen wir die Möglichkeiten e<strong>in</strong>er Gentherapie<br />

des ZNS mit Knochenmarkzellen. E<strong>in</strong> weiterer Schwerpunkt<br />

liegt auf neuroprotektiven Ansätzen, z. B. Kreat<strong>in</strong> und Erythropoet<strong>in</strong>-Varianten.<br />

Die experimentellen Befunde e<strong>in</strong>er neuroprotektiven<br />

Wirkung von Bestandteilen des grünen Tees sollen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

kl<strong>in</strong>ischen Studie bei Patienten mit Hunt<strong>in</strong>gton-Krankheit untersucht<br />

werden; die Pilotstudie erfolgt mit Unterstützung von Neuro-<br />

Cure. Ferner ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Multizenterstudie zur Behandlung<br />

von Apathie <strong>in</strong> Vorbereitung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Behandlung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Neuropsychiatrie<br />

umfasst e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Therapiekonzept durch Neurologen und<br />

Psychiater, sowie mo<strong>der</strong>ne regenerative, neuropsychologische und<br />

kognitive Therapien. So konnten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krankenversorgung neue<br />

Anwendungsfel<strong>der</strong> etabliert werden, von denen wichtige Impulse<br />

für die Versorgung von Patienten mit neuropsychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

und Demenz ausgehen werden.<br />

003<br />

Bildgebung und Bernste<strong>in</strong> Center<br />

Jürgen Gall<strong>in</strong>at (Charité Campus Mitte, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Berl<strong>in</strong>)<br />

004<br />

Akutbehandlung schizophrener Patienten mit offenen Türen<br />

Und<strong>in</strong>e Lang (Charité Berl<strong>in</strong>, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Gegensatz zu somatischen Stationen s<strong>in</strong>d psychiatrische<br />

Stationen häufig geschlossen. Auf diesen Akutstationen<br />

nehmen Zwangsmassnahmen zu, während psychotherapeutischen<br />

Interventionen, ausführlichen Patientenaufklärungen, Shared Decision<br />

Mak<strong>in</strong>g etc. wenig Raum bleibt.<br />

Methode: Es soll zum e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> Überblick gegeben werden über<br />

Deeskalationsmöglichkeiten im psychiatrischen Akutbereich und


Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />

anhand vorliegen<strong>der</strong> eigener Daten über Sicherheit und Chancen<br />

e<strong>in</strong>er weitgehend offenen Akutstation diskutiert werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> Behandlung von Akutpatienten<br />

mit offener Tür spielt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Vertrauen zum Patienten sowie<br />

Vermeidung von Kontrollmechanismen, Rigidität, Überbelegung<br />

o<strong>der</strong> etwa Burn-Out beim Team e<strong>in</strong>e erhebliche Rolle.<br />

005<br />

Versorgungsforschung: Leuchtturmprojekte Demenz und transkulturelle<br />

Psychiatrie<br />

Michael Rapp (Gerontopsychiatrisches Zentrum, Charite Campus<br />

Mitte, Berl<strong>in</strong>)<br />

M. Niemann-Mirmehdi, M. Schouler-Ocak, A. He<strong>in</strong>z, U. Kluge<br />

E<strong>in</strong>leitung: Insbeson<strong>der</strong>e bei spezifischen Patientenpopulationen<br />

steht die psychiatrische Versorgungsforschung <strong>in</strong> Deutschland vor<br />

großen Aufgaben. Verschiedene Foer<strong>der</strong><strong>in</strong>itiativen haben hier jedoch<br />

<strong>in</strong> den letzten beiden Jahren mit Ausschreibungen reagiert,<br />

die sich spezifisch <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Versorgung älterer Patienten<br />

mit Demenzerkrankungen und von Patienten mit e<strong>in</strong>em<br />

Mi grationsh<strong>in</strong>tergrund widmen. Die Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und<br />

Psychotherapie an <strong>der</strong> Charité Campus Mitte hat hier <strong>in</strong> vier Forschungsprojekten<br />

e<strong>in</strong>en Schwerpunkt.<br />

Methode: Implementierungsschritte zur Verbesserung <strong>der</strong> Versorgung<br />

von Demenzkranken und ihren Angehörigen werden exemplarisch<br />

anhand des vom Bundesm<strong>in</strong>isterium für Gesundheit geför<strong>der</strong>ten<br />

Leuchtturmprojektes „Tandemgruppen“ für die Frühphase<br />

<strong>der</strong> Alzheimer-Krankheit, und anhand des Leuchtturmprojektes<br />

„VIDEANT“ für die Versorgung von Demenzpatienten mit Verhaltenssymptomen<br />

<strong>in</strong> Pflegeheimen dargestellt. Strategien zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Versorgung von Patienten mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

werden exemplarisch am Beispiel e<strong>in</strong>es vom Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für Bildung und Forschung geför<strong>der</strong>ten Projektes zur Suizidprävention<br />

bei türkisch stämmigen Migrant<strong>in</strong>nen sowie anhand e<strong>in</strong>es<br />

von <strong>der</strong> Volkswagen Stiftung geför<strong>der</strong>ten Projektes zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Versorgung abhängigkeitserkrankter Patienten mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> dargestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die vorgestellten Ansätze <strong>der</strong> Versorgungsforschung<br />

reichen von <strong>der</strong> Evaluation strukturierter psychosozialer<br />

Angebote, <strong>der</strong> Implementierung von Leitl<strong>in</strong>ien, bis h<strong>in</strong> zu<br />

breit angelegte Medien<strong>in</strong>terventionen und Maßnahmen zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Versorgungs<strong>in</strong>frastruktur auf regionaler Ebene. Neben<br />

<strong>der</strong> hier durchgeführten Evaluation dieser e<strong>in</strong>zelnen Ansätze<br />

werden zukünftige Modelle <strong>der</strong> Versorgungsforschung die Evaluation<br />

multimodaler Interventionen zum Ziele haben müssen, um<br />

e<strong>in</strong>e Nachhaltigkeit versorgungsoptimieren<strong>der</strong> Maßnahmen für<br />

beson<strong>der</strong>s vulnerable Patientenpopulationen auf breiter Ebene zu<br />

erreichen.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal 2<br />

PR-001 Präsidentensymposium / Presidential Symposium<br />

Ethics <strong>in</strong> Psychiatry – Aspects from History, Patient Care and<br />

Research<br />

Vorsitz: F. Schnei<strong>der</strong> (Aachen), M. Maj (Neapel, Italien)<br />

001<br />

Preisverleihung: <strong>DGPPN</strong>-Preis für Philosphie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Mart<strong>in</strong> He<strong>in</strong>ze (Kl<strong>in</strong>ikum Bremen-Ost, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

002<br />

Ethics <strong>in</strong> Psychiatry – the lessons we learn from Nazi-Psychiatry<br />

Michael von Cranach (Eggenthal)<br />

003<br />

Fair access to psychiatric services and <strong>in</strong>novation<br />

Jürgen Fritze (Universität Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Pulheim)<br />

Demand for health services is unlimited <strong>in</strong> pr<strong>in</strong>ciple, <strong>in</strong> contrast to<br />

resources. People covered by German public sick funds <strong>in</strong> pr<strong>in</strong>ciple<br />

have equal access to treatment accord<strong>in</strong>g to the highest level of medical<br />

evidence available. In or<strong>der</strong> to restrict expenditures, the legislator<br />

stipulates different <strong>in</strong>struments. These <strong>in</strong>clude the exclusion of<br />

services not explicitly permitted for outpatients as well as those explicitly<br />

prohibited for <strong>in</strong>patients by the fe<strong>der</strong>al common board, reference<br />

pric<strong>in</strong>g for generics as well as price caps for me-too-drugs.<br />

The German legislator still shies off price fix<strong>in</strong>g which is well established<br />

<strong>in</strong> other states. Instead, office-based physicians are confronted<br />

by law with ration<strong>in</strong>g decisions concern<strong>in</strong>g their own services<br />

as well as services prescribed where the mentally ill are at special<br />

risk to become victim of <strong>in</strong>transparency, as exemplified by the heterogeneity<br />

of the prescription of psychotropic drugs. Although there<br />

is certa<strong>in</strong>ly room for cost sav<strong>in</strong>gs by more rational – evidence-based<br />

– medic<strong>in</strong>e, a systematic prioritization approach follow<strong>in</strong>g <strong>in</strong>ternationally<br />

available models like those of Sweden and Oregon might<br />

open new perspectives and will be <strong>in</strong>evitable <strong>in</strong> the future.<br />

004<br />

F<strong>in</strong>ancial and non-f<strong>in</strong>ancial conflicts of <strong>in</strong>terests <strong>in</strong> psychiatric research<br />

and practice<br />

Mario Maj (Neapel, Italien)<br />

005<br />

Ethical guidel<strong>in</strong>es <strong>in</strong> psychiatric research<br />

Hanfried Helmchen (Charité Berl<strong>in</strong> – CBF, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Capacity to consent is a basic prerequisite for participation of patients<br />

as probands <strong>in</strong> research. However, mental illness often impairs this<br />

capacity. Therefore, <strong>in</strong> psychiatric research it is a first obligation to<br />

assess a mentally ill patient‘s capacity to consent. Informed consent<br />

should be viewed not only as a legal must, but as a chance to build<br />

up a trustful patient-psychiatrist-relationship. This is owed the respect<br />

for the dignity and autonomy of the patient. Furthermore, capacity<br />

to consent is related to the specific <strong>in</strong>tervention; the validity<br />

of a consent requires that the patient un<strong>der</strong>stands the <strong>in</strong>terventionrelated<br />

medical <strong>in</strong>formation, gets its significance and consequences,<br />

and can value its mean<strong>in</strong>g for himself. Research with patients<br />

who lack this competence to consent validly meets a major problem:<br />

there exists an uncovered need for research <strong>in</strong> frequent major<br />

psychiatric disor<strong>der</strong>s but a substantial part of patients with these<br />

illnessess cannot consent. Several guidel<strong>in</strong>es for deal<strong>in</strong>g with this<br />

problem will be discussed. Mentally ill patients who are will<strong>in</strong>g to<br />

participate <strong>in</strong> needed research are a rare resource. It must be protected<br />

by strict adherence to the ethical guidel<strong>in</strong>es.<br />

471


Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Hong Kong<br />

HS-005 Hauptsymposium<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> NS-Zeit auf die psychiatrische Sichtweise von<br />

Homosexualität<br />

Vorsitz: G. Mundle (Hornberg), M. He<strong>in</strong>ze (Bremen)<br />

001<br />

Die totgeschwiegene Entpathologisierung <strong>der</strong> „Krankheit“ Homosexualität<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> BRD<br />

Mart<strong>in</strong> Dannecker (Berl<strong>in</strong>)<br />

Bis zum Jahr 1972, <strong>in</strong> dem sich die American Psychiatric Association<br />

zu dem Entschluss durchrang, die Homosexualität zu entpathologisieren<br />

und aus dem DSM zu streichen, war die Gleichsetzung<br />

von Homosexualität mit Krankheit unter Psychiatern gängige<br />

und kaum kritisierte Lehrme<strong>in</strong>ung. Ob und <strong>in</strong> welchen Dimensionen<br />

<strong>der</strong> antihomosexuelle Diskurs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie <strong>in</strong> den Anfangsjahren<br />

<strong>der</strong> Bundesrepublik sich von jenem während des Nationalsozialismus<br />

unterschied, möchte ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Vortrag klären.<br />

Nachgehen möchte ich auch <strong>der</strong> Frage, warum sich we<strong>der</strong> die Psychiatrie<br />

noch die Psychoanalyse nach <strong>der</strong> offiziellen Entpathologisierung<br />

<strong>der</strong> Homosexualität mit den von ihr vormals vertretenen<br />

Ansichten ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzten. Das „Problem Homosexualität“<br />

wurde von diesen Diszipl<strong>in</strong>en auf e<strong>in</strong>e Art und Weise zum Verschw<strong>in</strong>den<br />

gebracht, die dem Abwehrmechanismus des Ungeschehenmachens<br />

gleicht: man schweigt und tut damit so, als ob die Homosexualität<br />

von diesen Diszipl<strong>in</strong>en nicht jahrzehntelang durch<br />

die Mühlen e<strong>in</strong>er mit den gesellschaftlichen Normalitätsvorstellungen<br />

paktierenden Psychopathologisierung gedreht worden wäre.<br />

002<br />

Der Homosexuelle als „störende Persönlichkeit“. Zu den Forschungen<br />

des Psychiaters Nikolaus Jensch während des Nationalsozialismus<br />

Raimund Wolfert (Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, Berl<strong>in</strong>)<br />

In <strong>der</strong> Gesundheits- und Bevölkerungspolitik des NS-Regimes galten<br />

homosexuelle Männer als „Volksschädl<strong>in</strong>ge“. Zu ihrer im S<strong>in</strong>ne<br />

<strong>der</strong> Nazis wirksamen Bekämpfung leistete die zeitgenössische Psychiatrie<br />

e<strong>in</strong>en entscheidenden Beitrag. Es waren vor allem junge<br />

Mediz<strong>in</strong>er, welche die verän<strong>der</strong>te politische Konstellation nach<br />

1933 nicht nur als Handlungsoption, son<strong>der</strong>n auch als Karrierechance<br />

wahrnahmen und entsprechende Vorschläge zu e<strong>in</strong>er „effektiven<br />

Behandlung“ unterbreiteten. Der Vortrag beleuchtet exemplarisch<br />

den Lebensweg des bislang wenig bekannten Leipziger<br />

Nervenarztes Nikolaus Jensch (1913 – 1964), <strong>der</strong> es mit knapp<br />

dreißig Jahren bis zum Dozenten und kommissarischen Leiter <strong>der</strong><br />

Psychiatrischen und Nervenkl<strong>in</strong>ik an <strong>der</strong> „NS-Kampfuniversität“<br />

Straßburg im besetzten Elsass brachte. Für Jensch waren Homosexuelle<br />

„störende Persönlichkeiten“, vor denen die Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong><br />

jedem Fall zu schützen sei. Jenschs Studien zur Kastration e<strong>in</strong>schlägig<br />

verurteilter Männer wurden bis weit <strong>in</strong> die sechziger Jahre <strong>in</strong><br />

Büchern und Fachzeitschriften weitgehend kritiklos rezipiert.<br />

003<br />

Der Umgang <strong>der</strong> Psychiatrie mit weiblicher Homosexualität<br />

Claudia Schoppmann (Gedenkstätte Deutscher, Wi<strong>der</strong>stand, Berl<strong>in</strong>)<br />

Der Umgang <strong>der</strong> Psychiatrie mit <strong>der</strong> weiblichen Homosexualität<br />

im Dritten Reich ist gekennzeichnet durch e<strong>in</strong>e politische<br />

Instrumentalisierung und e<strong>in</strong>e nicht vorhandene Strafverfolgung.<br />

Die Behauptung e<strong>in</strong>er angeborenen Homosexualität war damals<br />

zwar populär, allerd<strong>in</strong>gs schien es nicht opportun, wenn e<strong>in</strong>e so<br />

weitverbreitete „Seuche“ wie die Homosexualität – geschätzt wurden<br />

je 1 – 2 Mio. homosexuelle Männer und Frauen – durchweg<br />

472<br />

angeboren und damit „unheilbar“ se<strong>in</strong> sollte. So wurde immer wie<strong>der</strong><br />

behauptet, dass die Mehrheit <strong>der</strong> sich homosexuell Betätigenden<br />

„Verführte“ seien, die man für „erziehbar“ hielt. Dies galt<br />

beson<strong>der</strong>e für lesbische Frauen, die schon seit dem Ende des<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>t meist als „pseudohomosexuell“ e<strong>in</strong>gestuft wurden.<br />

Im NS-Regime galten sie als nach wie vor „bevölkerungspolitisch<br />

nutzbar“. Im Gegensatz zur <strong>in</strong>tensiven Strafverfolgung homosexueller<br />

Männer wurden lesbische Frauen (mit Ausnahme Österreichs)<br />

per se nicht strafverfolgt, d.h. sie fielen nicht unter den § 175. E<strong>in</strong>zelne<br />

Befürworter e<strong>in</strong>er Krim<strong>in</strong>alisierung konnten sich nicht<br />

durchsetzen. Diese Straffreiheit – und damit e<strong>in</strong>hergehend auch e<strong>in</strong><br />

Mangel an Aufmerksamkeit und Proband<strong>in</strong>nen – war e<strong>in</strong> wesent–<br />

licher Grund dafür, warum es ke<strong>in</strong>e relevanten psychiatrischen Studien<br />

zur Erforschung <strong>der</strong> weiblichen Homosexualität gab.<br />

004<br />

„Sittliche Gefahr für die Werktätigen“. Homosexualität und<br />

Homosexuelle im psychiatrischen Schrifttum <strong>der</strong> DDR<br />

Günter Grau (Ehemals Mediz<strong>in</strong>-Historisches, Institut <strong>der</strong> Charité<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

Der Vortrag gibt e<strong>in</strong>en Überblick über Forschungen zu Fragen <strong>der</strong><br />

Homosexualität im psychiatrischen Schrifttum <strong>der</strong> DDR. Der Umstand,<br />

dass im Zeitraum 1949 bis 1989 ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Monografie<br />

von DDR-Fachvertretern erschien – 1963 wurde lediglich die Untersuchung<br />

des tschechischen Nervenarztes Kurt Freund <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

deutschen Übersetzung herausgegeben – ist ke<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis darauf,<br />

dass die von <strong>der</strong> Psychiatrie seit etwa e<strong>in</strong>em Jahrhun<strong>der</strong>t beanspruchte<br />

Deutungshoheit über deviante Sexualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR<br />

überwunden worden wäre. Die Ursache für die marg<strong>in</strong>ale Behandlung<br />

ist vielmehr <strong>in</strong> ideologischen Prämissen zu suchen. Die Partei-<br />

und Staatsführung <strong>der</strong> DDR betrachtete Homosexualität als e<strong>in</strong>e<br />

„sittliche Gefahr für die Werktätigen“. Daraus ergaben sich Konsequenzen<br />

nicht nur für die Wissenschafts- und Forschungspolitik,<br />

son<strong>der</strong>n auch und vor allem für die soziale Situation lesbischer<br />

Frauen und schwuler Männer, die abschließend zusammengefasst<br />

werden.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 - 10.00 Uhr, Saal Riga<br />

BS-019 Symposium<br />

Aesthetic-based Psychiatry – Ästhetische Fundamente, Dimensionen<br />

und Aspekte <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Vorsitz: M. Musalek (Wien, Österreich), M. Poltrum (Wien, Österreich)<br />

001<br />

Ästhetik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie – ars diagnostica und ars therapeutica<br />

Michael Musalek (Anton Proksch Institut, Wien, Österreich)<br />

Die wissenschaftliche Ästhetik beschäftigt sich heute ke<strong>in</strong>eswegs<br />

nur mehr mit <strong>der</strong> Beurteilung dessen, was Kunst ist o<strong>der</strong> wie Kunstwerke<br />

beschaffen s<strong>in</strong>d bzw. als solche erfahren werden, son<strong>der</strong>n<br />

vielmehr ganz <strong>der</strong> Grundbedeutung des Herkunftswortes aistesis<br />

entsprechend mit s<strong>in</strong>nlichen Wahrnehmungen im allgeme<strong>in</strong>en und<br />

im beson<strong>der</strong>en sowie mit ihren Auswirkungen auf unser alltägliches<br />

Leben. Aus dem großen Bereich <strong>der</strong> so genannten Alltagsästhetik<br />

wurde vor kurzem e<strong>in</strong>e Sozialästhetik entwickelt, <strong>der</strong>en<br />

Hauptaufgabe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Analyse und Eröffnung von Umsetzungsmöglichkeiten<br />

von sozialen Situationen und Atmosphären liegt. Damit<br />

wurde auch für die mediz<strong>in</strong>ische Ästhetik e<strong>in</strong> Meilenste<strong>in</strong> gelegt.<br />

Die Hauptbetätigungsfel<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er neuen mediz<strong>in</strong>ischen Ästhetik,<br />

die sich nicht mehr nur wie herkömmliche ästhetische Ansätze mit<br />

Beschönungen, Behübschungen und Dekorationen <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ische


Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />

E<strong>in</strong>richtungen beschäftigt, liegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kultivierung <strong>der</strong> ‚ars diagnostica‘<br />

und ‚ars therpeutica‘. Kunst wird hier im S<strong>in</strong>ne des Kunsthandwerkes<br />

verstanden, also als Zusammenfassung von denjenigen<br />

Aktivitäten, die zum Herstellen von kunstvollen kl<strong>in</strong>ischen Alltagssituationen<br />

erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d. Forschungsgegenstände und<br />

Umsetzungsbereiche <strong>der</strong> ars diagnostica (‚Kunsthandwerk des<br />

Diag nostizierens‘) s<strong>in</strong>d zum Beispiel die verschiedenen Kontaktaufnahmestile,<br />

die Eleganz <strong>der</strong> Exploration, Erzählungen, Masken<br />

und Portraits von Patienten und Therapeuten, die Wahrnehmung<br />

von psychischen Störungen <strong>in</strong> verschiedenen Zeitlichkeiten und<br />

Kontexten, etc. Die Schwerpunkte <strong>der</strong> Forschung und kl<strong>in</strong>ischen<br />

Arbeit im Berich <strong>der</strong> ars therapeutica (‚Kunsthandwerk <strong>der</strong> Behadnlung‘)<br />

liegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung von ästhetik-basierten Behandlungsmodellen,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schaffung von angenehmen gesundheitsför<strong>der</strong>nden<br />

Atmosphären sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beschäftigung mit<br />

Themen wie Gastfreundschaft, Akzeptanz, Ignoranz, Aufmerksamkeit<br />

und Achtsamkeit <strong>in</strong> Behandlung und Pflege, Autonomie, Selbstsorge,<br />

Kosmopoiesis, ästhetische Zukunftsperspektiven etc. Geme<strong>in</strong>sames<br />

Ziel all dieser Aktivitäten ist es die Attraktivität <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen zu erhöhen und<br />

damit e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> Behandlungseffektivität zu erreichen.<br />

002<br />

Halluz<strong>in</strong>ation und Kultur im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t. Zur Geschichte <strong>der</strong><br />

Beziehungen zwischen Ästhetik und Mediz<strong>in</strong><br />

V<strong>in</strong>cent Barras (Université de Lausanne, Schweiz)<br />

003<br />

Erzählbarkeit des Lebens. Die narrative Identität des psychisch<br />

Kranken<br />

Guenda Bernegger (Univ. of Southern Switzerland, Medical Humanities,<br />

Manno, Schweiz, Schweiz)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Welchen Stellenwert haben Narrationen im Kontext<br />

psychischer <strong>Erkrankungen</strong>? Der Erzählung des eigenen Lebens<br />

und damit <strong>der</strong> Arzt-Patienten-Beziehung kommt beim Versuch,<br />

sich neu zu f<strong>in</strong>den o<strong>der</strong> zu erf<strong>in</strong>den, und beim Aufbau e<strong>in</strong>er neuen<br />

narrativen Identität, e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle zu.<br />

Methode: Mittels hermeneutischer und narrativistischer Perspektive<br />

werden e<strong>in</strong>ige typische Wesensmerkmale psychischer Störungen<br />

und therapeutischer Beziehungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues Licht gerückt. Nicht<br />

nur semantische, son<strong>der</strong>n auch phänomenologische (z. B. Zeitlichkeit,<br />

Wesen des Hörens) und ästhetische Kategorien (Erzählstil,<br />

Dramaturgie usw.) werden als methodologische und konzeptuelle<br />

Instrumente für die Analyse fruchtbar gemacht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die narrative Identität hat im Rahmen<br />

dieser Untersuchung e<strong>in</strong>e doppelte Explikationsfunktion. Erstens:<br />

Über die identitätsstiftende Leistung von Erzählungen sollen e<strong>in</strong>ige<br />

Momente des existentiellen und psychischen Leidens, z. B. das Lebensbruch-Erlebnis<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> traumatischen Situation, die Reue <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Depression, <strong>der</strong> Rückfall bei Abhängigkeitserkrankungen, besser<br />

verstanden werden. Zweitens: Werden wichtige Aspekte <strong>der</strong> therapeutischen<br />

Beziehung im Lichte <strong>der</strong> narrativen Perspektive neu<br />

<strong>in</strong>terpretierbar. Aspekte, die z. B. für die Überw<strong>in</strong>dung des Traumas<br />

wesentlich, für das Entstehen <strong>der</strong> Hoffnung bei depressiven Patienten<br />

entscheidend, und für die Frage <strong>der</strong> verme<strong>in</strong>tlichen Lüge beim<br />

Suchtkranken bzw. für die Compliance unentbehrlich s<strong>in</strong>d. Im kl<strong>in</strong>ischen<br />

Kontext, im Umgang mit psychisch Erkrankten hat die Erzählung<br />

e<strong>in</strong>e große Bedeutung und Komplexität. Es wird gezeigt,<br />

dass die Rolle des An<strong>der</strong>en, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e des Therapeuten, von<br />

entscheiden<strong>der</strong> Wichtigkeit ist. Vor allem wenn durch das Leiden<br />

und die Krankheit das erzählte und das erzählende Selbst fragil geworden<br />

s<strong>in</strong>d, braucht es den An<strong>der</strong>en, um sich selbst neu zu erf<strong>in</strong>den,<br />

und um e<strong>in</strong>e schönere und glaubwürdigere Narration des eigenen<br />

Lebens erstellen zu können. E<strong>in</strong>e Erzählung, die schließlich zu<br />

e<strong>in</strong>er neuen narrativen Identität führen kann.<br />

004<br />

Utopisches Denken <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychotherapie – Eutopie, Dystopie,<br />

Kolonie<br />

Mart<strong>in</strong> Poltrum (Anton Proksch Institut, Wien, Österreich)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ob technische, mediz<strong>in</strong>ische, soziale o<strong>der</strong> persönliche<br />

Utopien, immer ist es letztlich das Dichtungsvermögen, welches<br />

Neuland erschließt. In postutopischen Zeiten, <strong>in</strong> denen wir e<strong>in</strong>e<br />

„Schrumpfung des utopischen Bewusstse<strong>in</strong>s“ (Adorno) zu beklagen<br />

haben, steht es jedoch nicht gut um die Imag<strong>in</strong>ationskraft. Um<br />

die Gefahr zu bannen, um nicht am Faktischen und Realen zu verdursten,<br />

wird an die Leistungen <strong>der</strong> transzendentalen E<strong>in</strong>bildungskraft<br />

er<strong>in</strong>nert.<br />

Methode: Wesen, Form und Struktur des utopischen Denkens werden<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ersten Schritt phänomenologisch und hermeneutisch<br />

expliziert, um dann <strong>in</strong> weiterer Folge für die Psychotherapie fruchtbar<br />

gemacht zu werden. Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychotherapie, die im<br />

Grunde auf poetischen Akten beruht, e<strong>in</strong> poetisches Geschehen<br />

darstellt, geht es darum, neue Utopien zu eröffnen, denn: „Wir aber<br />

wollen die Dichter unseres Lebens se<strong>in</strong>“ (Nietzsche) bzw. „Dichterisch<br />

wohnet <strong>der</strong> Mensch auf dieser Erde“ (Heidegger). Der abendländische<br />

Topos, dass die Möglichkeit ontologisch höherwertiger<br />

als die Wirklichkeit ist, soll an die <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Therapie zu mobilisierende<br />

Imag<strong>in</strong>atio er<strong>in</strong>nern, welche hilft, das Gegebene zu transzendieren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Unabhängig von <strong>der</strong> negativen Konnotation<br />

des Begriffs <strong>der</strong> Utopie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Alltagssprache, lassen sich Utopien<br />

<strong>in</strong> Eutopien und Dystopien e<strong>in</strong>teilen. Während Eutopien gute<br />

und sichere Orte markieren, die es zu f<strong>in</strong>den, anzustreben und zu<br />

realisieren gilt, haben Dystopien meistens Warnfunktion. Beide<br />

Topoi werden <strong>in</strong> psychotherapeutischen Situationen bedient. Durch<br />

den Bezug auf „konkrete Utopien“ (Bloch) wird noch nicht Besetztes<br />

angezeigt, es werden Orte <strong>der</strong> Möglichkeit und Freiheit sichtbar.<br />

Damit kommt das wie<strong>der</strong> zum Vorsche<strong>in</strong>, was durch die Engführung<br />

des kolonialisierenden Denkens, das mit vielen psychopathologischen<br />

Prozessen e<strong>in</strong>hergeht, verschüttet worden ist.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal VIP 2<br />

S-062 Symposium<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> Biographie bei psychischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

(Referat Philosophische Grundlagen <strong>der</strong> Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Vorsitz: M. He<strong>in</strong>ze (Bremen), I. Eckle (Zürich, Schweiz)<br />

001<br />

Der Begriff <strong>der</strong> Biographie und das praktische Problem <strong>der</strong> Biographiearbeit<br />

Christian Kupke (Charité – Berl<strong>in</strong>, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Im psychiatrischen Alltag haben wir von <strong>der</strong> Biographie e<strong>in</strong>es<br />

Menschen im Allgeme<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e Vorstellung, die sich auf den Aspekt<br />

des ‚gelebten Lebens‘, also e<strong>in</strong>es vergangenen Lebens beschränkt.<br />

Tatsächlich aber erschöpft sich die Biographie e<strong>in</strong>es Menschen<br />

nicht <strong>in</strong> dem, was er erlebt hat, und auch noch nicht e<strong>in</strong>mal<br />

dar<strong>in</strong>, <strong>in</strong> welcher Beziehung das Erlebte zu se<strong>in</strong>em gegenwärtigen<br />

Leben steht (e<strong>in</strong>e Frage, die wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> so genannten ‚Biographiearbeit‘<br />

stellen). Vielmehr erstreckt sich die Biographie e<strong>in</strong>es Menschen<br />

auch darauf, wie er das Erlebte (und das zu Erlebende) heute<br />

selbst noch (und schon) erlebt. ‚Biographie‘ im strengen S<strong>in</strong>ne<br />

me<strong>in</strong>t also e<strong>in</strong> Zeiterleben und Zeitleben über die ganze Palette <strong>der</strong><br />

drei Zeitdimensionen h<strong>in</strong>weg. Und dieses wie<strong>der</strong>um me<strong>in</strong>t nicht<br />

nur das Erleben des eigenen Lebens ‚<strong>in</strong>‘ <strong>der</strong> Zeit (dar<strong>in</strong> liegt vielmehr<br />

e<strong>in</strong>e Verkennung unseres Zeitse<strong>in</strong>s), son<strong>der</strong>n auch das Er-<br />

473


Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />

leben und Leben <strong>der</strong> Zeit ‚selbst‘. E<strong>in</strong>e Berücksichtigung dieses<br />

Unterschieds dürfte für die Zeit-Psychopathologie und für die psychiatrische<br />

Praxis von nicht zu unterschätzen<strong>der</strong> Bedeutung se<strong>in</strong>.<br />

002<br />

Die Krise. E<strong>in</strong> notwendiges Ingrediens postmo<strong>der</strong>ner Biographien?<br />

Jann E. Schlimme (MHH, Psychiatrie und Psychotherapie, Hannover)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Lebenslauf des e<strong>in</strong>zelnen Menschen unterliegt<br />

grundsätzlich E<strong>in</strong>flüssen, die nicht vollständig durch se<strong>in</strong>e Verhaltensmöglichkeiten<br />

verfügbar s<strong>in</strong>d. Gerade <strong>in</strong> unserer heutigen<br />

(postmo<strong>der</strong>nen) Kultur zeichnen sich Lebensläufe durch e<strong>in</strong>e solche<br />

pr<strong>in</strong>zipielle Unwägbarkeit aus. Sie folgen weniger vorgezeichneten<br />

kulturellen „Trampelpfaden“ und können sich seltener auf<br />

übergeordnete Metaerzählungen abstützen, die schicksalhafte<br />

Wendungen erklären. Diesem kulturellen Befund korrespondiert<br />

e<strong>in</strong>e zunehmende Häufigkeit von psychosozialen Krisen im <strong>in</strong>dividuellen<br />

Lebenslauf. Krisen werden dabei üblicherweise als vorübergehende<br />

psychische Reaktionen auf unvorhersehbare, den eigenen<br />

Erfahrungshorizont überschreitende Erfahrungen verstanden,<br />

welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er (mehr o<strong>der</strong> weniger) <strong>in</strong>tegrierenden Bewältigung<br />

<strong>der</strong> Erfahrung ihren Abschluss f<strong>in</strong>den. Die dabei sich vollziehende<br />

(positive wie negative) Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> eigenen Person kann als<br />

<strong>der</strong>en mehr o<strong>der</strong> weniger dauerhafte Folge verstanden werden. Vor<br />

diesem H<strong>in</strong>tergrund kann die These aufgestellt werden, dass Krisen<br />

e<strong>in</strong>en notwendigen Aspekt postmo<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Biographien darstellen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der Vortrag verfolgt diese These <strong>in</strong> den<br />

verschiedenenen Funktionen, die das explizite Erzählen von Krisen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Lebensgeschichte erfüllt. Diese f<strong>in</strong>det sich nicht nur<br />

dar<strong>in</strong>, dass man es selbst ist, <strong>der</strong> diese ungewöhnlichen Erfahrungen<br />

aus <strong>der</strong> Erste-Person-Perspektive zu berichten vermag. Vielmehr<br />

zeigen sich „schicksalhafte Wendungen“ auf leiblicher, situativer<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong>terpersonaler Ebene und die auf diese ungewöhnliche<br />

Erfahrung folgende „Bewältigung“ als wesentlich, um sowohl die<br />

Wandlung als auch die Stabilität spezifischer personaler Merkmale<br />

verständlich zu machen. Hierbei geht es immer auch darum, e<strong>in</strong>e<br />

durchreichende Interpretation des eigenen Fühlens, Denkens und<br />

Verhaltens zu f<strong>in</strong>den, welche trotz aller Unwägbarkeiten vorausschauend<br />

e<strong>in</strong>e gewisse Gültigkeit aufweist. Gerade diejenigen Wandlungen,<br />

die nicht e<strong>in</strong>fach im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es „Weiter so“ aufgenommen<br />

werden können, erweisen sich folglich als herausfor<strong>der</strong>nd und<br />

fruchtbar für das eigene Erzählen. Sie zeigen das eigene Leben als<br />

e<strong>in</strong> Abenteuer: Krisen s<strong>in</strong>d unvermeidbar und demonstrieren die<br />

grundsätzliche Verwobenheit des Menschen <strong>in</strong> leiblicher, situativer<br />

und <strong>in</strong>terpersonaler Dimension. Diese durch Krisen erzwungene<br />

E<strong>in</strong>sicht besagt, dass sich die eigenen erfolgreich bewältigten Krisen<br />

retrospektiv als notwendiges Ingrediens des eigenen Lebenslaufs<br />

erweisen.<br />

003<br />

Methodik <strong>der</strong> psychiatriehistorischen Autobiographieforschung<br />

Burkhart Brückner (Hochschule Nie<strong>der</strong>rhe<strong>in</strong>, Fachbereich Sozialwesen,<br />

Mönchengladbach)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Autobiographische Zeugnisse verdeutlichen die persönliche<br />

Dimension von Krankheitserfahrungen so direkt wie ke<strong>in</strong>e<br />

an<strong>der</strong>e Quellenart. In <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>geschichtlichen Forschung<br />

werden sie zunehmend verwendet und eignen sich zur Verb<strong>in</strong>dung<br />

von sozialhistorischen, alltagsgeschichtlichen und kasuistischen<br />

Forschungsfragen. Der Beitrag begründet e<strong>in</strong> methodisches Design<br />

für die psychiatriehistorische Biographieforschung auf <strong>der</strong> Grundlage<br />

von psychiatrisch relevanten Selbstzeugnissen wie Tagebüchern,<br />

Briefen o<strong>der</strong> Autobiographien.<br />

Methode: Die Untersuchung von Selbstzeugnissen mit Mitteln <strong>der</strong><br />

rekonstruktiven Sozialforschung erfor<strong>der</strong>t die Reflexion von typischen<br />

methodologischen und methodischen Aufgaben und Proble-<br />

474<br />

men. Am Beispiel e<strong>in</strong>iger Selbstberichte von delirierenden o<strong>der</strong><br />

wahnerfahrenen Personen, etwa aus <strong>der</strong> Hand des französischen<br />

Aufklärungsphilosophen Jean-Jacques Rousseau, werden die Beziehungen<br />

zwischen psychiatrischen und historischen Erkenntnis<strong>in</strong>teressen<br />

ebenso geklärt wie die Kriterien <strong>der</strong> Datenqualität,<br />

Stichprobenziehung, Perspektiventriangulation, Fallrekonstruktion<br />

und Typenbildung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Mit qualitativen Methoden können historische<br />

Selbstzeugnisse als empirisches Material <strong>der</strong> Psychiatriegeschichte<br />

gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend genutzt werden. Die Untersuchung e<strong>in</strong>er<br />

epochenübergreifenden Kollektion von über 120 europäischen<br />

Selbstberichten zeigt typische <strong>in</strong>tertextuelle Merkmale, Publikationsmotive,<br />

Bewältigungsstile und Darstellungsmuster als Indikatoren<br />

e<strong>in</strong>er Geschichte <strong>der</strong> Kultur des autobiographischen Schreibens<br />

über den Wahns<strong>in</strong>n.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 4<br />

S-063 Symposium<br />

Other M<strong>in</strong>ds: Neurophilosophy and Neuroethics of Intersubje<br />

c ti v ity<br />

Vorsitz: K. Vogeley (Köln), G. Juckel (Bochum)<br />

001<br />

Self-Consciousness and the M<strong>in</strong>d-Bra<strong>in</strong>-Problem<br />

Albert Newen (Ruhr-Universität Bochum, Philosophie)<br />

002<br />

Neuroscience of Bra<strong>in</strong>read<strong>in</strong>g<br />

Antti Revonsuo (Universität Turku, Psychologie, F<strong>in</strong>nland)<br />

003<br />

Neuroethics of Bra<strong>in</strong>read<strong>in</strong>g<br />

Veikko Launis (Universität Turku, Psychologie, F<strong>in</strong>nland)<br />

004<br />

Knowledge about the Consciousness of Others: An Epistemiological<br />

Investigation <strong>in</strong> Emotional Neuroscience<br />

Alexandra Z<strong>in</strong>ck (LWL-Universitätskl<strong>in</strong>ik <strong>der</strong> Ruhr-Universität Bochum)<br />

G. Juckel<br />

Un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g others’ mental states, i.e. their attitudes, wishes and<br />

emotions, has posed a challenge that has puzzled philosophers for<br />

centuries and by and by empirical scientists alike. In our presentation<br />

we will give an analysis of the un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g epistemological and<br />

conceptual problems that arise as soon as we are deal<strong>in</strong>g with mental<br />

states that are not our own. We will beg<strong>in</strong> by lay<strong>in</strong>g out the scope<br />

of the epistemological question: Can we un<strong>der</strong>stand another’s mental<br />

states at all? How can we know whether others’ feel<strong>in</strong>gs and<br />

thoughts are of the same quality as ours? Are we perhaps always<br />

conf<strong>in</strong>ed to only our own mental states? Or are they possibly so<br />

easily un<strong>der</strong>stood this can be regarded as automatic? The un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>g<br />

assumption of the epistemological approach, namely a privileged<br />

access and 1st person authority to our own mental states leads<br />

straight <strong>in</strong>to the depths of solipsism. Yet, discard<strong>in</strong>g this epistemological<br />

assumption together with Wittgenste<strong>in</strong>, we move on to the<br />

conceptual question and <strong>in</strong>stead ask what it means to have a m<strong>in</strong>d<br />

and how we can come to un<strong>der</strong>stand that others as well as ourselves<br />

have mental states at all. In particular, we want to explore (i) the<br />

special status of emotions as expressive states that notably call attention<br />

to the mental states of <strong>in</strong>dividuals and promote <strong>in</strong>teraction


Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />

and communication and as evaluative states that <strong>in</strong>form us about<br />

the relevant events <strong>in</strong> our environment (among the significant <strong>in</strong>formation<br />

foremost the <strong>in</strong>tentional states of others); and (ii) the<br />

thesis that the concept of a m<strong>in</strong>d depends on both self- and otherexperience,<br />

where there is no privileged access to own mental states<br />

at the onset but where self- and other-consciousness are ga<strong>in</strong>ed <strong>in</strong> a<br />

synchronous and mutually complement<strong>in</strong>g developmental process.<br />

We want to defend the role emotions play <strong>in</strong> this next to the significance<br />

of learned and cultural and of universally shared properties<br />

and competencies of humans as social be<strong>in</strong>gs.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal VIP 2<br />

S-080 Symposium<br />

Philosophisierung <strong>der</strong> Psychiatrie / Psychologisierung <strong>der</strong> Philosophie?<br />

(Referat Philosophische Grundlagen <strong>der</strong> Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Vorsitz: M. He<strong>in</strong>ze (Bremen), J. E. Schlimme (Hannover)<br />

001<br />

Warum und wie Philosophie und die Wissenschaften <strong>der</strong> Psyche<br />

zusammenarbeiten<br />

Kai Vogeley (Unikl<strong>in</strong>ik Köln, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Begriffliche Arbeit ist die philosophische Kernkompetenz, ohne die<br />

empirisch tätige Wissenschaften (<strong>der</strong> Psyche) nicht denkbar s<strong>in</strong>d.<br />

Die Klärung von Begriffen kann nicht durch empirische Arbeit ersetzt<br />

werden, ebenso wenig kann die Aufgabe, welche Forschungsfragen<br />

adäquat durch empirische Wissenschaften adressiert werden<br />

können, alle<strong>in</strong> mit empirischen Mitteln entschieden werden. Daraus<br />

ergibt vor und nach <strong>der</strong> empirischen Arbeit die Notwendigkeit<br />

zur philosophischen Reflexion, die zum e<strong>in</strong>en die Ausgangsfragen<br />

<strong>der</strong> empirischen Arbeit erörtert und die adäquate Interpretation<br />

<strong>der</strong> Datenmengen begleiten muss. Diese Problematik soll am Begriff<br />

<strong>der</strong> Repräsentation illustriert werden. Der Begriff <strong>der</strong> Repräsentation<br />

wird <strong>in</strong> den kognitiven Neurowissenschaften <strong>in</strong>flationär<br />

im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es zweistelligen kausal-korrelativen Repräsentationsbegriff<br />

benutzt, <strong>der</strong> nur beschreibenden Charakter erreicht und<br />

heuristisch nicht fruchtbar ist. Gehaltvoll ist dagegen e<strong>in</strong> dreistelliger<br />

Begriff, <strong>der</strong> neben Repräsentat und Repräsentand auch das System<br />

mite<strong>in</strong>bezieht, das die Repräsentation nutzt bzw. „ausliest“.<br />

Dann wird e<strong>in</strong>e Differenzierung von Gehalt („content“) und dem<br />

Träger („vehicle“) <strong>der</strong> Repräsentation, die Darstellung von Fehlrepräsentationen<br />

und die Charakterisierung e<strong>in</strong>er neuralen Repräsentation<br />

über ihre funktionale Rolle möglich.<br />

002<br />

Interdiszipl<strong>in</strong>arität von Psychiatrie und Philosophie – Aufgaben<br />

und Gefahren<br />

Mart<strong>in</strong> He<strong>in</strong>ze (Kl<strong>in</strong>ikum Bremen-Ost, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Die Gründung des Journals für Philosophie und Psychiatrie durch<br />

das Referat „Philosophische Grundlagen <strong>der</strong> Psychiatrie und Psychotherapie“<br />

<strong>der</strong> <strong>DGPPN</strong> hat e<strong>in</strong>e Diskussion <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Fachöffentlichkeit<br />

ausgelöst, <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal mehr die Chancen e<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Zusammenarbeit <strong>der</strong> Psychiatrie mit den Geisteswissenschaften<br />

betont wird, <strong>in</strong> <strong>der</strong> aber auch Sorgen laut wurden,<br />

<strong>in</strong>wieweit e<strong>in</strong>erseits philosophische Ideen durch den „Anpassungsdruck“<br />

an die Praxis e<strong>in</strong>es empirischen Faches „verstellt“<br />

werden könnten bzw. h<strong>in</strong>sichtlich dieses Zweckes korrumpierbar<br />

s<strong>in</strong>d, an<strong>der</strong>erseits psychiatrische Diskurse <strong>in</strong> Gefahr geraten könnten,<br />

sich ihrer empirischen Basis und Korrektur durch Idealisierung<br />

unter Anwendung philosophischer Ideen nicht mehr ausreichend<br />

zu vergewissern. Das hiesige Symposium geht diesen Fragen nach.<br />

Der Autor vertritt dabei folgende Thesen: 1. Dass mit Jaspers Psychiatrie<br />

ohne Philosophie nur richtig, jedoch nicht wahr se<strong>in</strong> kann,<br />

da sich psychiatrische Basisbegriffe nicht aus <strong>der</strong> Psychiatrie alle<strong>in</strong><br />

entwickeln (lassen) und die Aufklärung ihrer Bedeutung <strong>der</strong> Methodik<br />

<strong>der</strong> kritischen Reflexion im H<strong>in</strong>blick auf sprachliche und<br />

historische Kontexte bedarf, damit e<strong>in</strong>er geisteswissenschaftlichen<br />

Methodik. 2. Dass den oben genannten Gefahren tatsächlich mit<br />

e<strong>in</strong>er bewussten Reflexion begegnet werden muss, die e<strong>in</strong>erseits (a)<br />

von <strong>der</strong> Psychiatrie verlangt, ihre empirische gewonnenen E<strong>in</strong>sichten<br />

z. B. neurowissenschaftlicher Provenienz auch dann geltend zu<br />

machen, wenn sie Inhalten <strong>der</strong> dom<strong>in</strong>anten geisteswissenschaftlichen<br />

Verstehenskategorien zuwi<strong>der</strong>läuft bzw. geeignet s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e<br />

Falsifizierung dieser Inhalte zu leisten und (b) von <strong>der</strong> Philosophie<br />

verlangt, das kritische Potential ihrer eigenen Kategorien zu behaupten<br />

und nicht vorschnell e<strong>in</strong>e Kapitulation vor empirischen<br />

Ergebnissen zuzulassen, sie an<strong>der</strong>seits die Bereitschaft hat, die eigenen<br />

Kategorien im Lichte solcher Erkenntnisse fortzuentwickeln.<br />

003<br />

Führt die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Psychiatrie zu e<strong>in</strong>er Psychologisierung<br />

<strong>der</strong> Philosophie?<br />

Hans-Peter Krüger (Universität Potsdam)<br />

004<br />

Zu e<strong>in</strong>er neuen Ästhetik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Michael Musalek (Anton Proksch Institut, Wien, Österreich)<br />

Wenn man im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> von Ästhetik<br />

spricht dann denkt man nicht selten vorerst an plastische Chirurgie,<br />

möglicherweise an <strong>der</strong>matologische Kosmetik, im weiteren<br />

dann noch an Raumausstattung und -gestaltung <strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>ischen<br />

E<strong>in</strong>richtungen, vielleicht sogar noch an das Aussehen <strong>der</strong> Spitalskleidung<br />

von Ärzten und Therapeuten. Im Gegensatz zu diesen<br />

Formen <strong>der</strong> Oberflächenästhetik, <strong>der</strong>en Hauptziele oberflächliches<br />

Dekorieren, Schmücken, Behübschen und Ornamentieren s<strong>in</strong>d, fokussiert<br />

die neue Ästhetik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie, ganz im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />

sich <strong>der</strong> aisthesis im eigentlichen und umfassenden S<strong>in</strong>n verpflichtet<br />

fühlenden Tiefenästhetik, fundamental auf das S<strong>in</strong>nliche, Sensibilisierungen,<br />

Neugestaltungen, Konfigurationen, Neuschöpfungen<br />

<strong>der</strong> Patientenwelten sowie auf Zustandekommen und Auswirkungen<br />

von Atmosphären im mediz<strong>in</strong>ischen Bereich. Die primären<br />

Aufgaben e<strong>in</strong>er neuen Ästhetik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie erschöpfen sich<br />

dann nicht mehr dar<strong>in</strong>, nur zu bestimmen was Kunst, Kunstwerk<br />

o<strong>der</strong> Kunstvolles <strong>der</strong> Psychiatrie ist, son<strong>der</strong>n es s<strong>in</strong>d weit darüber<br />

h<strong>in</strong>ausreichend all die ästhetischen Arbeiten im kl<strong>in</strong>ischen Alltag<br />

<strong>in</strong> ihrer vollen Breite, die den Raum e<strong>in</strong>er neuen mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Sozialästhetik ausmachen. Themen, die es hier wissenschaftlich zu<br />

bearbeiten und kl<strong>in</strong>isch umzusetzen gilt, s<strong>in</strong>d z. B. die Kultivierung<br />

von Patientenkontakten und -<strong>in</strong>teraktionen, die Dekonstruktion<br />

von Interaktionsgrenzen, das Schaffen von angstfreien und gesundheitsför<strong>der</strong>nden<br />

Atmosphären, das E<strong>in</strong>führen von Humanität <strong>in</strong><br />

leere Patientenrituale, die Eleganz <strong>der</strong> Diagnostik, die Attraktivität<br />

von Behandlungsformen, die Sensibilisierung für Wahrnehmungen<br />

und Erfahrungen des Schönen, das Eröffnen von ästhetischen<br />

Zukunftsperspektiven um nur e<strong>in</strong>ige wenige herauszugreifen.<br />

Oberste Zielsetzung <strong>der</strong> Entwicklung von ästhetik-basierten mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Behandlungsmodellen ist es den Menschen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er mit<br />

allen S<strong>in</strong>nen erlebbaren und vernunftvoll reflektierten Gesamtheit<br />

wie<strong>der</strong> zum Maß aller D<strong>in</strong>ge werden zu lassen.<br />

475


Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal 4<br />

S-081 Symposium<br />

Psychiatrie <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR – E<strong>in</strong> wissenschaftshistorischer Diskurs<br />

Vorsitz: E. Kumbier (Rostock), P. Hoff (Zürich, Schweiz)<br />

001<br />

Gesamtgesellschaftliche E<strong>in</strong>flüsse auf die Suizidrealisation <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

DDR am Beispiel <strong>der</strong> Landeshauptstadt Magdeburg<br />

Axel Genz (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Otto-von-Guericke Universität,<br />

Magdeburg)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Erforschung <strong>der</strong> Suizide und ihrer Ursachen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

vergangenen Gesellschaft macht neben den – ebenfalls wichtigen<br />

- re<strong>in</strong> historischen Aspekten S<strong>in</strong>n h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Prävention<br />

gegenwärtigen suizidalen Verhaltens: Angesichts e<strong>in</strong>es dramatischen<br />

Rückganges <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er umschriebenen Region lässt sich im<br />

rückblickenden Vergleich die Bedeutung e<strong>in</strong>zelner Faktoren bestimmen<br />

o<strong>der</strong> doch wahrsche<strong>in</strong>lich machen.<br />

Methode: Die Suizide <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Magdeburg – Hauptstadt von<br />

Sachsen-Anhalt – wurden im Jahresabschnitt 1985 – 1989 und<br />

1999 – 2004 zunächst totensche<strong>in</strong>gestützt und folgend untersuchungsaktenverifiziert<br />

erfasst. Häufigkeiten, Umstände, Methoden<br />

und Motivationen <strong>der</strong> Suizide wurden ermittelt und vergleichend<br />

ausgewertet und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den Versorgungskontext <strong>der</strong> historischen<br />

Verhältnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR-Zeit gestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es können klare suizidför<strong>der</strong>nde Bed<strong>in</strong>gungen<br />

im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> erkannt werden – auch im Abgleich mit<br />

vorangegangenen Untersuchungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt: Dazu gehören die<br />

Verfügbarkeit bestimmter Methoden; e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Altersexposition<br />

und ihre Ursachen; vermutbar auch versorgungsspezifische<br />

Aspekte wie die Arztzahldichte und die Medikamentenverfügbarkeit;<br />

auch die Behandlungsmöglichkeiten körperlicher Krankheiten.<br />

Unmittelbar wirksame politische E<strong>in</strong>flüsse s<strong>in</strong>d kaum von<br />

Belang.E<strong>in</strong>e Standortbestimmung gegenwärtig möglicher Suizidprävention<br />

im regionalen Bereich kommt ohne wertenden Rückblick<br />

nicht aus.<br />

002<br />

Psychotherapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> SBZ und frühen DDR<br />

He<strong>in</strong>z-Peter Schmiedebach (Institut für Mediz<strong>in</strong>geschichte, Universität<br />

Hamburg)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zur Geschichte <strong>der</strong> Rezeption <strong>der</strong> Psychoanalyse <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

DDR wie auch zum Verhältnis von Marxismus und Psychoanalyse<br />

liegen bereits verschiedene Arbeiten mit sehr unterschiedlichen<br />

Ansätzen vor.<br />

Methode: Im Unterschied zu diesen Arbeiten wird <strong>der</strong> Beitrag, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

am Bespiel von Hanns Schwarz aus Greifswald, den Versuch<br />

erörtern, die Psychiatrie <strong>in</strong> <strong>der</strong> SBZ / DDR durch psychologische<br />

und psychotherapeutische Ansätze zu bereichern. Es soll<br />

anhand von publizierten und archivalischen Quellen untersuchen<br />

werden, welche Traditionsl<strong>in</strong>ien, die bereits <strong>in</strong> den 1920er Jahre begannen,<br />

wie weitergeführt o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>t und mit welchen Argumenten<br />

die Versuche <strong>der</strong> Implementierung dieser Ansätze begründet<br />

wurden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Beziehungen zur Psychoanalyse s<strong>in</strong>d<br />

hierbei ebenso zu berücksichtigen wie die Bezüge zu Fragen aus<br />

dem Gebiet <strong>der</strong> Psychosomatik, wo sich wissenschaftlich zugängliche<br />

Muster zum Verhältnis von Materie und Psyche darzustellen<br />

schienen. Zudem werden die historischen Quellen h<strong>in</strong>sichtlich des<br />

dar<strong>in</strong> erkennbaren Menschenbildes ausgewertet. Schließlich ist zu<br />

fragen, ob durch diese Ansätze e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Variante des Arzt-<br />

Patient-Verhältnisses <strong>in</strong> Aussicht genommen wurde.<br />

476<br />

003<br />

Das Konzept von <strong>der</strong> Universalgenese <strong>der</strong> endogenen Psychosen:<br />

Helmut Rennert als Antipode Karl Leonhards<br />

Ekkehardt Kumbier (Universität Rostock, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

Helmut Rennert (1920 – 1994) war neben Karl Leonhard (1904 –<br />

1988) <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternational bekannteste Vertreter <strong>der</strong> Psychiatrie <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

DDR. Bekannt wurde Rennert vor allem mit se<strong>in</strong>em Modell von<br />

<strong>der</strong> Universalgenese <strong>der</strong> endogenen Psychosen, das den Gegenpol<br />

zu Leonhards differenzierter Aufteilung bildete. Die Antipoden<br />

Rennert und Leonhard werden ebenso wie ihre Auffassungen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> psychiatrischen Krankheitslehre vorgestellt. Dabei stehen vor<br />

allem Rennerts Modellvorstellungen sowie <strong>der</strong>en Entstehungsgeschichte<br />

im Fokus <strong>der</strong> Betrachtung. Dass beide Konzepte auch<br />

heute noch aktuelle Gesichtspunkte enthalten, zeigt die <strong>der</strong>zeitige<br />

Diskussion über nosologische, kategoriale, syndromatologische<br />

und dimensionale Ansätze im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Klassifikationssysteme psychischer Störungen. In dieser<br />

Diskussion könnte die lange Tradition <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

zwischen Vertretern verschiedener nosologischer Konzepte <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Psychiatrie hilfreich se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e differenzierte Kenntnis <strong>der</strong> Ideengeschichte<br />

unserer heutigen Konzepte kann <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e helfen, zur<br />

Vere<strong>in</strong>fachung neigende Erklärungsansätze kritisch zu h<strong>in</strong>terfragen.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Prag<br />

S-095 Symposium<br />

Psychiatrie zwischen Naturalisierung und Subjektivität – Interdiszipl<strong>in</strong>äres<br />

Symposium zur Gegenwart des ‚Psychophysischen<br />

Problems‘: Grundlagen, Konzepte, Praxis<br />

Vorsitz: E. H. Hische (Frankfurt am Ma<strong>in</strong>), C. Borck (Lübeck)<br />

001<br />

Über die Unerreichbarkeit des Geistes. Wie die Hirnforschung von<br />

ihren Fortschritten überrollt wird<br />

Cornelius Borck (Universität zu Lübeck, Institut für Mediz<strong>in</strong>geschichte<br />

und Wissenschaftsforschung)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ohne Zweifel hat die Hirnforschung <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren enorme Fortschritte gemacht. Vor allem die sogenannte<br />

funktionelle Bildgebung liefert bestechende E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> das Innere<br />

von Gehirn und Denken, die nicht nur e<strong>in</strong>e breite Öffentlichkeit<br />

fasz<strong>in</strong>ieren, son<strong>der</strong>n auch Fachvertreter dazu veranlasst, den baldigen<br />

Durchbruch bei <strong>der</strong> Entschlüsselung des Geistes zu behaupten.<br />

Je nach zugrunde liegendem Paradigma sollen dabei dann <strong>der</strong> Determ<strong>in</strong>ismus<br />

aller Hirnfunktionen, die neurophysiologische Basis<br />

von Bewusstse<strong>in</strong> o<strong>der</strong> die kausalen Korrelate von Empathie und<br />

Soziabilität erwiesen werden.<br />

Methode: Für den Historiker <strong>der</strong> Hirnforschung zeigt sich hier e<strong>in</strong>mal<br />

mehr, dass sich auch nach 200 Jahren Forschung das Gehirn als<br />

Projektionsfläche kultureller Visionen kaum abgenutzt hat. Schon<br />

vor über hun<strong>der</strong>t Jahren wurde über den Materialismus und Reduktionismus<br />

<strong>der</strong> Hirnforschung diskutiert, aber daraus folgt gerade<br />

nicht, dass diese Forschungen nur auf <strong>der</strong> Stelle treten. Ganz im<br />

Gegenteil ist ihre enorme Produktivität wesentlich dafür verantwortlich,<br />

dass sich die Fasz<strong>in</strong>ationskraft des Projekts Hirnforschung<br />

immer wie<strong>der</strong> erneuert. Und daran dürfte sich so schnell auch<br />

nichts än<strong>der</strong>n, solange immer neue Forschungsstrategien ebenso<br />

überzeugende wie überraschende Ergebnisse generieren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Gerade weil die Hirnforschung so erfolgreich<br />

ist, kommt sie nicht ans Ziel, denn Hirnforschung ist e<strong>in</strong> radikal<br />

auf Fortschritt programmiertes Unterfangen. Stehen wir heute


Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />

nicht an <strong>der</strong> Schwelle, wo Neurowissenschaften und Medientechniken<br />

buchstäblich neue Welten aufstoßen?<br />

002<br />

Psychiatrie: ‚Brückendiszipl<strong>in</strong> <strong>der</strong> Modalitäten‘. Formen des Urteils,<br />

des Wissens und die Integration von Perspektiven<br />

Ernst H. Hische (Universitätskl<strong>in</strong>ikum, Goethe-Universität Psychiatrie,<br />

Psychosomatik, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>)<br />

Introduction: „Mo<strong>der</strong>n sciences has no place for the study of our<br />

subjective experience, yet science relies on perceptions of the world.<br />

To resolve the paradox and un<strong>der</strong>stand consciousness, we need to<br />

establish a new k<strong>in</strong>d of ‚qualitative science‘. One difficulty has long<br />

beset neurophysiology and psychology: there appears to be no place<br />

<strong>in</strong> the bra<strong>in</strong> for conscious or m<strong>in</strong>d. This conundrum has led many<br />

scientists to conclude that m<strong>in</strong>d does not exist as a separate entity.<br />

Psychology and psychiatry suffer from this exclusion: they lack a<br />

theoretical framework <strong>in</strong> which to expla<strong>in</strong> and <strong>in</strong>vestigate consciousness.“<br />

… „These two views, one through the primary qualities<br />

(physics) and the other through the secondary qualities (subjective<br />

experience) might then be related to make a unified whole. Bra<strong>in</strong>s<br />

could then become conscious.“ Fenwick P, Lorimer D (1989) Can<br />

bra<strong>in</strong>s be conscious? New Scientist Aug. 5, 1989, 54-56.<br />

Methode: Philosophische Untersuchung<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die voraufgehenden und aktuellen Debatten<br />

um die Natur des Geistes und des Bewußtse<strong>in</strong>s, Person und<br />

Subjektivität, fundieren im ‚Materialismusproblem‘ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Begründung<br />

empirischer Wissenschaften im 19. / 20. Jh., dem das ‚psychophysische<br />

Problem‘ als Debatte um Methoden <strong>der</strong> Naturalisierung<br />

und Subjektivität <strong>in</strong> Neurowissenschaften und Psychiatrie folgt.<br />

Die je neu aufgeworfene Frage nach <strong>der</strong> Identität des Faches Psychiatrie<br />

kann im Modell e<strong>in</strong>er modal <strong>in</strong>tegrierenden Perspektivenpluralität<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Psychiatrie beantwortet werden, und<br />

Selbstverständnis und Kl<strong>in</strong>ik des Faches neu bestimmen. Das ‚psychophysische<br />

Problem‘ wird so topologisch <strong>in</strong> metakritischer Perspektive<br />

nicht substantial exklusiv, son<strong>der</strong>n modal perspektivisch<br />

als ‚ad-hoc Integration von Formen des Urteils‘ (I Kant, KdU) und<br />

‚Formen des Wissens‘ (W Wieland 1982,1986) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ‚Integration<br />

von Perspektiven‘ auflösbar: Psychiatrie, ‚Brückendiszipl<strong>in</strong> <strong>der</strong> Modalitäten‘,<br />

ist orig<strong>in</strong>är diszipl<strong>in</strong>äre Scylla von ‚Internists of the m<strong>in</strong>d‘<br />

(*J Mueller 1989) und ‚Behavioral neurology‘ (*MR Trimble<br />

1989,1988) und Charybdis von ‚Selbstverhältnisse‘ und ‚Bewußtes<br />

Leben‘ (D Henrich 1982,1999). Leitfrage: ,Have you asked this ?!‘<br />

(P Fenwick). *Mueller J (ed)(1989) Neurology and psychiatry, 2-30,<br />

*Trimble MR (1988) Biological Psychiatry.<br />

003<br />

Psychosomatische Mediz<strong>in</strong>: Integriert-psychosomatische Aspekte<br />

<strong>in</strong> Konzept und Kl<strong>in</strong>ik<br />

Jobst-Hendrik Schultz (Universität Heidelberg Allgem. Kl<strong>in</strong>ische Mediz<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Angesichts des demographischen Wandels und <strong>der</strong> zunehmenden<br />

Komplexität <strong>der</strong> Krankheitsbil<strong>der</strong> unterliegen die Aufgaben<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychosomatik e<strong>in</strong>em deutlichen Wandel. <strong>Psychische</strong><br />

Komorbidität ist dabei e<strong>in</strong> bisher nicht ausreichend berücksichtigter<br />

Aspekt. Beispielsweise liegt bei 35 % <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternistischen Krankenhauspatienten<br />

die Diagnose e<strong>in</strong>er psychischen Erkrankung vor,<br />

etwa 23 % als Neben- und 12 % als Hauptdiagnose, wobei aber im<br />

Durchschnitt aber nur etwa 1,2 % <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternistischen Patienten e<strong>in</strong><br />

psychosomatisches und 2,4 % e<strong>in</strong> psychiatrisches Konsil erhalten.<br />

Methode: Um diesen Patienten gerecht zu werden, bedarf es struktureller<br />

und logistischer Vorraussetzungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kl<strong>in</strong>ik.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Am Beispiel <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für Psychosomatik<br />

und Allgeme<strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>ischen Mediz<strong>in</strong> des Universitätskl<strong>in</strong>ikums<br />

Heidelberg, werden konzeptionelle Strukturen e<strong>in</strong>er „<strong>in</strong>tegrierten<br />

Psychosomatik“ dargestellt. Darüber h<strong>in</strong>aus wird exemplarisch ge-<br />

zeigt, wie dort das Konzept e<strong>in</strong>er „<strong>in</strong>tegrierten Psychosomatik“<br />

curricular an zukünftige mediz<strong>in</strong>ische Kollegen weitervermittelt<br />

wird.<br />

004<br />

Neuroethik: Zum Neuroenhancement und se<strong>in</strong>en Grenzen. Ethische<br />

und anthropologische Überlegungen<br />

Oliver Müller (Universität Freiburg, Interdiszipl<strong>in</strong>. Ethik-Zentrum<br />

Inst. für Ethik und Geschichte, Freiburg im Breisgau)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der E<strong>in</strong>satz von Medikamenten o<strong>der</strong> Neurotechnologien<br />

über die Therapie h<strong>in</strong>aus, wird <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong>tensiv unter dem<br />

Stichwort „Neuroenhancement“ diskutiert. Die ethische Debatte<br />

konzentrierte sich bislang auf Fragen <strong>der</strong> Fairness, auf mögliche<br />

schädliche Folgen o<strong>der</strong> auf Fragen nach <strong>der</strong> personalen Identität. In<br />

diesem Beitrag soll e<strong>in</strong>e philosophisch-anthropologische Perspektive<br />

auf den meist unkritisch verwendeten Begriff <strong>der</strong> „Optimierung“<br />

e<strong>in</strong>genommen werden.<br />

Methode: Philosophische Untersuchung<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei <strong>der</strong> kritischen Untersuchung des Optimierungsbegriffs<br />

muss (1) zuerst geklärt werden, was „Verbesserung“<br />

überhaupt heißt. Diese Frage ist nur vor e<strong>in</strong>em anthropologischen<br />

Horizont – etwa h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Frage des gel<strong>in</strong>genden<br />

Lebens – und nicht technisch zu beantworten. Möglicherweise ist<br />

das, was biotechnologisch als Optimierung ausgewiesen ist, mit<br />

Blick auf das menschliche Selbstverständnis gar ke<strong>in</strong>e Optimierung.<br />

Dann gilt es (2), die optimierende Dynamik von Technisierungsprozessen<br />

selbst zu verstehen, denn das <strong>in</strong>dividuelle Selbst<br />

passt sich bis zu e<strong>in</strong>em gewissen Grad den Normen von Technisierungsprozessen<br />

an; diese Normen – Funktionalisierung, Akzellerierung,<br />

Standardisierung, Perfektionierung – müssen beschrieben<br />

werden, um die <strong>in</strong>dividuellen Konsequenzen des neurotechnologischen<br />

Enhancement zu verstehen.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 10<br />

S-113 Symposium<br />

Psychiatriegeschichte im Spiegel des Films<br />

Vorsitz: A. Karenberg (Köln), H. Ste<strong>in</strong>berg (Leipzig)<br />

001<br />

„Du musst Caligari werden“: Der Beg<strong>in</strong>n des Psychiatriefims <strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Axel Karenberg (Geschichte/Ethik <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>, Universität zu Köln)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zu den wichtigsten deutschen Stummfilmen mit e<strong>in</strong>er<br />

genu<strong>in</strong> psychiatrischen Thematik zählt „Das Cab<strong>in</strong>et des Dr. Caligari“<br />

(1919 / 1920, Regie: Robert Wiene, Drehbuch Carl Mayer und<br />

Hans Janowitz, u. a. mit Werner Krauss und Lil Dagover). Diese<br />

Produktion gilt als erster expressionistischer Film, beispielhaftes<br />

Werk des Weimarer K<strong>in</strong>os und markiert e<strong>in</strong>en Durchbruch des<br />

Films zur eigenständigen und geachteten Kunstform.<br />

Methode: Auf die kurze Zusammenfassung des Inhalts folgt e<strong>in</strong>e<br />

po<strong>in</strong>tierte Analyse mit Seitenblicken auf die psychiatrie- und filmhistorische<br />

Entwicklung. Für die Interpretation beson<strong>der</strong>s wichtige<br />

Szenen werden <strong>in</strong> Ausschnitten vorgeführt. Untersucht werden<br />

weiterh<strong>in</strong> Vorbil<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Literatur und Nachwirkungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Filmgeschichte.<br />

Diskussion / Ergebnisse: „Das Cab<strong>in</strong>et des Dr. Caligari“ erzählt<br />

das Schicksal e<strong>in</strong>es Irrenarztes, <strong>der</strong> mit Hilfe e<strong>in</strong>es somnambulen<br />

Mediums beweisen will, wie Menschen per Suggestion zu Mör<strong>der</strong>n<br />

gemacht werden können. Diese B<strong>in</strong>nenerzählung wird durch e<strong>in</strong>e<br />

kurze Rahmenhandlung allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>s völlige Gegenteil verkehrt:<br />

477


Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />

Der gesamte Plot ersche<strong>in</strong>t nun plötzlich als paranoides System e<strong>in</strong>es<br />

Patienten, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Irrenanstalt des „realen“ Dr. Caligari lebt.<br />

So entsteht e<strong>in</strong>e kunstvolle und kontrapunktische, teilweise auch<br />

klischeehafte Darstellung psychiatrischer Kernmotive: „böser“ versus<br />

„guter“ Psychiater; autoritär-manipulative versus paternalistisch-wohlwollende<br />

Beziehung zum Patienten; die Anstalt als Ort<br />

von Repression und Zwang versus e<strong>in</strong>er psychiatrischen Institution,<br />

die Aussicht auf Therapie und Genesung bietet. Im H<strong>in</strong>tergrund<br />

steht dabei die Vorstellung e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit nach dem Ersten<br />

Weltkrieg <strong>in</strong>stabilen Gesellschaft, für die das Reflektieren über die<br />

Rolle von Autoritäten (auch psychiatrischen) e<strong>in</strong>e immense Bedeutung<br />

besitzt. Die formale und <strong>in</strong>haltliche Doppelbödigkeit des<br />

Films, die sich bis <strong>in</strong>s Dekor und die narrative Struktur fortsetzt,<br />

schafft Raum für Fragen, die auch <strong>in</strong> späteren Psychiatriefilmen immer<br />

wie<strong>der</strong> ankl<strong>in</strong>gen: Was ist Realität, was Wahn? Was bedeutet<br />

Identität? Was heißt Selbstbestimmung und Fremdbestimmung –<br />

für die Psychiater, die Patienten, die Gesellschaft als Ganzes?<br />

002<br />

Geheimnisse <strong>der</strong> Seelen: Psychoanalyse auf <strong>der</strong> Le<strong>in</strong>wand (1925 –<br />

1960)<br />

Ekkehardt Kumbier (Universität Rostock, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

Sigmund Freud stand dem neuen Medium Film zeit se<strong>in</strong>es Lebens<br />

skeptisch gegenüber. Er zweifelte an <strong>der</strong> Möglichkeit, psychoanalytische<br />

Abstraktionen plastisch, also <strong>in</strong> Form bewegter Bil<strong>der</strong> darstellen<br />

zu können. Im Gegensatz dazu erkannte die junge, ungefähr<br />

zur Zeit <strong>der</strong> „Traumdeutung“ (1900) entstandene Film<strong>in</strong>dustrie<br />

schon sehr bald das Potenzial, welches die Freudsche Psychoanalyse<br />

für das K<strong>in</strong>o bereithielt. Sie begann, Elemente <strong>der</strong> Theorien<br />

Freuds, allen voran den Traum, filmisch umzusetzen und dies so<br />

erfolgreich, dass man heute vom psychoanalytischen Film als Sub-<br />

Genre spricht. Der Vortrag beleuchtet anhand ausgewählter Filmsequenzen<br />

die spezifische Umsetzung und Wirkungsweise psychischer<br />

Vorgänge am Schnittpunkt von K<strong>in</strong>o und Psychoanalyse.<br />

Deren geme<strong>in</strong>sames Interesse, wenn auch unterschiedlich motiviert,<br />

liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit mit Bil<strong>der</strong>n, Träumen, Illusionen, Phantasien,<br />

Er<strong>in</strong>nerungen. Dabei wurde die Frage nach dem Unbewussten<br />

aufgriffen, wie vor allem die frühen Filme Das Cab<strong>in</strong>et des Dr. Caligari<br />

(1920), Nosferatu (1922) und Dr. Mabuse, <strong>der</strong> Spieler (1922)<br />

zeigen. Ausgehend von dem ersten, bewusst auf die Psychoanalyse<br />

rekurrierenden Film Geheimnisse e<strong>in</strong>er Seele (1926) werden formale<br />

(Struktur des Films, Abfolge von Bil<strong>der</strong>n, Kameraführung)<br />

und <strong>in</strong>haltliche (Aufnahme psychoanalytischer Theorien) Aspekte<br />

des Mediums Film bis <strong>in</strong> die 60-er Jahre des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts untersucht.<br />

Neben Geme<strong>in</strong>samkeiten, wie etwa <strong>der</strong> Deutung von Träumen,<br />

dem Aufspüren e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>dheitstraumas, paradigmatisch von<br />

Alfred Hitchcock <strong>in</strong> Spellbound (1945), Vertigo (1958) und Marnie<br />

(1964) verwendet o<strong>der</strong> dem Gebrauch von Motiven wie Augen,<br />

Spiegel, Schlüssel, wird auch auf die Unterschiede verwiesen, wie<br />

sie sich seit den 40-er Jahren zunehmend herauskristallisierten und<br />

den psychoanalytisch motivierten Film zum Thriller werden ließen.<br />

Von Beg<strong>in</strong>n an waren Psychoanalyse und K<strong>in</strong>ematographie<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden. Beide s<strong>in</strong>d fast zeitgleich entstanden und<br />

beide mussten die gesellschaftliche Anerkennung erst err<strong>in</strong>gen.<br />

Der Spielfilm wurde zu e<strong>in</strong>em Wegbereiter <strong>der</strong> Psychoanalyse und<br />

verhalf ihr zu e<strong>in</strong>er raschen Verbreitung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft, wenngleich<br />

die Erkenntnisse <strong>der</strong> Psychoanalyse häufig verzerrt und e<strong>in</strong>seitig<br />

dargestellt wurden.<br />

003<br />

Gesellschaft und Wahns<strong>in</strong>n: Psychiatriekritik im K<strong>in</strong>o (1960-1990)<br />

Dirk Arenz (Marien-Hospital Euskirchen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Vertreter <strong>der</strong> sog. „Antipsychiatrie“ stellten <strong>in</strong> den<br />

Sechzigerjahren die radikale These auf, dass es psychische Erkran-<br />

478<br />

kungen wie die Schizophrenie gar nicht gebe, son<strong>der</strong>n dass dies e<strong>in</strong><br />

Konstrukt sei, basierend auf den Strukturen e<strong>in</strong>er repressiven Familien-<br />

und Gesellschaftsordnung. Die als „Geisteskrankheiten“<br />

def<strong>in</strong>ierten Zustände seien lediglich „abweichendes Verhalten“ von<br />

Menschen, um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er verrückten Welt zurechtzukommen. Bücher<br />

wie „Das geteilte Selbst“ von La<strong>in</strong>g (1960), „Wahns<strong>in</strong>n und<br />

Gesellschaft“ von Foucault (1961) und viele an<strong>der</strong>e bee<strong>in</strong>flussten<br />

die psychiatrische Landschaft. In <strong>der</strong> BRD erschien 1972 das von<br />

Enzensberger und Michel herausgegebene „Kursbuch“ unter dem<br />

Titel: „Das Elend mit <strong>der</strong> Psyche“. E<strong>in</strong> wesentliches Medium <strong>der</strong><br />

Psychiatriekritik war zudem <strong>der</strong> Film. Unvergessen ist <strong>der</strong> nach<br />

dem Roman von Ken Kesey (1962) von Milos Foreman 1975 gedrehter<br />

Film: „E<strong>in</strong>er flog über das Kuckucksnest“ mit Jack Nicholson.<br />

Methode: Anhand des 1977 von Sidney Lumet verfilmten Dramas<br />

„Equus“ von Peter Shaffer und mit Richard Burton <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rolle e<strong>in</strong>es<br />

Psychiaters können antipsychiatrische Themen aufgegriffen<br />

und diskutiert werden. Dabei handelt es sich nicht – wie sonst vielfach<br />

üblich – um Psychiatriekritik von außen, son<strong>der</strong>n um die Infragestellung<br />

des psychiatrischen Tuns aus <strong>der</strong> Perspektive des Psychiaters<br />

selbst. Anhand von Filmsequenzen mit dem die Rolle des<br />

Psychiaters genial verkörpernden Richard Burton wird dies verdeutlicht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: „Wir s<strong>in</strong>d die Priester <strong>der</strong> Normalität“<br />

lautet <strong>der</strong> selbstkritische Kernsatz des Psychiaters im Film, <strong>der</strong> an<br />

se<strong>in</strong>em Beruf verzweifelt. Der Film greift wesentliche Aspekte <strong>der</strong><br />

Psychiatriekritik auf und lässt sie aus <strong>der</strong> B<strong>in</strong>nenperspektive des<br />

Psychiaters wirksam werden.<br />

004<br />

E<strong>in</strong> Spektrum des Faches? Der Psychiatriefilm <strong>der</strong> Gegenwart<br />

(nach 1990)<br />

Hans Förstl (TUM, Kl<strong>in</strong>ikum rechts <strong>der</strong> Isar, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

München)<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Raum 43<br />

S-119 Symposium<br />

Patientenverfügungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie – Chancen und Risiken<br />

Vorsitz: I. Hauth (Berl<strong>in</strong>), T. Pollmächer (Ingolstadt)<br />

001<br />

Psychiatrische <strong>Erkrankungen</strong> und freie Willensbildung<br />

Thomas Pollmächer (Kl<strong>in</strong>ikum Ingolstadt, Zentrum für psych. Gesundheit)<br />

Die jüngste <strong>in</strong>tensive Debatte um die Erstellung rechtsverb<strong>in</strong>dlicher<br />

Patientenverfügungen, die im Sommer 2009 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung<br />

des Betreuungsrechtes gemündet ist, hat sich stark auf die Frage<br />

konzentriert, wie somatisch kranke Patienten am Lebensende,<br />

wenn sie Ihren Willen nicht mehr bilden und / o<strong>der</strong> äußern können,<br />

durch e<strong>in</strong>e schriftliche Vorausverfügung ihr Selbstbestimmungsrecht<br />

ausüben können und welche ethischen, moralischen<br />

und rechtlichen Probleme dabei auftreten können. Diese Diskussion<br />

hat weitgehend ausgeblendet, daß es e<strong>in</strong>e Vielzahl von Krankheitszuständen<br />

gibt, bei denen die freie Willensbildung bei <strong>in</strong>sgesamt<br />

guten Prognose entwe<strong>der</strong> nur vorübergehend e<strong>in</strong>geschränkt<br />

ist (z. B. bei psychotischen Zuständen), o<strong>der</strong> aber dauerhaft verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

ist, ohne daß die Grun<strong>der</strong>krankung zeitnah und unmittelbar<br />

zum Tode fürht (z. B. Demenz). Die jetzt rechtlich reglementierte<br />

Patientenverfügung, die es erlaubt ohne vorherige Beratung<br />

und ohne Reichweitenbegrenzung schriftlich verb<strong>in</strong>dlich Behand-


Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />

lungsvorgaben zu machen, an die auch rechtliche Betreuer gebunden<br />

s<strong>in</strong>d, kann die kl<strong>in</strong>ische Psychiatrie vor erhebliche Probleme<br />

stellen. Deshlab soll <strong>in</strong> diesem Beitrag, als Grundlage für die folgenden<br />

die Frage erörtert werden, welche psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

unter welchen Umständen und <strong>in</strong> welchem Umfang die<br />

Fähigkeit zur freien Willensbildung bzw. -äußerung e<strong>in</strong>schränken.<br />

002<br />

Die Patientenverfügung <strong>in</strong> <strong>der</strong> somatischen Mediz<strong>in</strong> – e<strong>in</strong> Modell<br />

auch für die Psychiatrie?<br />

Friedemann Nauck (Universität Gött<strong>in</strong>gen, Palliativmediz<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Patientenverfügungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> somatischen Mediz<strong>in</strong><br />

sollen Menschen die Möglichkeit geben, im Voraus für den Fall e<strong>in</strong>er<br />

temporären o<strong>der</strong> dauerhaften Nichte<strong>in</strong>willigungsfähigkeit ihre<br />

Wünsche und Vorstellungen für ihre Behandlung und Versorgung<br />

zu formulieren. Hierfür muss, juristisch gesehen, e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Voraussetzung<br />

gegeben se<strong>in</strong>: Der Patient ist bei <strong>der</strong> Verfassung <strong>der</strong><br />

Verfügung e<strong>in</strong>willigungsfähig. Das neue „Patientenverfügungsgesetz“<br />

sieht zudem als Formerfor<strong>der</strong>nis die Schriftform vor. E<strong>in</strong>e<br />

Reichweitenbegrenzung und e<strong>in</strong>e Verpflichtung zur ärztlichen Beratung<br />

des Verfassers wurden nicht vorgesehen. Viele mediz<strong>in</strong>ische,<br />

politische und kirchliche Organisationen betonen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Debatte<br />

über dieses Gesetz, dass e<strong>in</strong>e Patientenverfügung als Grundlage zur<br />

Diskussion <strong>der</strong> Versorgungs- und Behandlungswünsche dienen<br />

sollte. Dies gilt sowohl für den privaten Bereich, d. h. mit nahe stehenden<br />

Personen, als auch für die Kommunikation mit den behandelnden<br />

Ärzten bzw. dem Hausarzt. Da Patientenverfügungen unmöglich<br />

jedes potenzielle Szenario abbilden können, ist es wichtig,<br />

dass Angehörige o<strong>der</strong> Ärzte umfassende Kenntnis über die Wünsche<br />

und auch die Wertvorstellungen e<strong>in</strong>es Patienten haben; empfehlenswert<br />

ist daher neben e<strong>in</strong>er ausreichenden Kommunikation<br />

mit diesen auch die Erteilung e<strong>in</strong>er Vorsorgevollmacht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In e<strong>in</strong>em DFG-geför<strong>der</strong>ten Forschungsprojekt<br />

zur Frage, ob Patientenverfügungen tatsächlich das wie<strong>der</strong>geben,<br />

was ihre Verfasser auszudrücken wünschten, haben sich<br />

Wi<strong>der</strong>sprüche zwischen dem nie<strong>der</strong>gelegten Text und dem von Patienten<br />

Geme<strong>in</strong>ten zeigen lassen. Zudem wurde deutlich, dass <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Probandengruppe chronisch erkrankter Menschen kaum jemand<br />

überhaupt Angaben zu Behandlungswünschen nie<strong>der</strong>gelegt<br />

hat, die <strong>in</strong> engem Zusammenhang mit <strong>der</strong> Grun<strong>der</strong>krankung stehen,<br />

auch nicht zu Situationen, die zum eher typischen Verlauf e<strong>in</strong>er<br />

Krankheit gehören. Wenn Psychiatrische Patientenverfügungen<br />

sich h<strong>in</strong>gegen auf die antizipierten Situationen beziehen, die mit<br />

<strong>der</strong> psychiatrischen Grun<strong>der</strong>krankung <strong>in</strong> Zusammenhang stehen,<br />

so ist dies sicher hilfreich. Jedoch werden dann, genau wie bei jedem<br />

an<strong>der</strong>en chronisch Kranken, viele Aspekte, die für die Versorgung<br />

und Behandlung e<strong>in</strong>es Menschen wichtig werden können,<br />

nicht erfasst. Patientenverfügungen sollten <strong>in</strong> jedem mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Sett<strong>in</strong>g ausreichende H<strong>in</strong>weise dafür geben, auch <strong>in</strong> nicht antizipierten<br />

Situationen den mutmaßlichen Willen zu eruieren.<br />

003<br />

Patientenverfügung und Demenz<br />

Manfred Koller (Asklepios Fachkl<strong>in</strong>ikum, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Gött<strong>in</strong>gen)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Mit e<strong>in</strong>er Demenz e<strong>in</strong>en Autonomieverlust zu erleiden,<br />

macht vielen Menschen Angst. Lebenserhaltende Maßnahmen<br />

werden dann <strong>in</strong> <strong>der</strong> Patientenverfügung abgelehnt. Tatsächliches<br />

Fühlen und Denken im Erkrankungsfall ist we<strong>der</strong> von Betroffenen<br />

wie von Angehörigen antizipierbar, wie Tilmann Jens im Buch<br />

„Demenz“ von Tilmann Jens über se<strong>in</strong>en Vater Walter Jens deutlich<br />

macht. 60 % e<strong>in</strong>er englischen Bevölkerungsstichprobe waren mit<br />

e<strong>in</strong>em assistierten Suizid bei schwerer Demenz e<strong>in</strong>verstanden;<br />

75 % wollten auf lebensverlängernde Maßnahmen verzichten. Ärzte<br />

gaben zu 20 % an, im Fall chronischen Organversagens reani-<br />

miert werden zu wollen – und nur 2 % im Fall e<strong>in</strong>er Alzheimer-<br />

Demenz (FÖRSTL, 2008). Die evangelische Kirche hat sich 2005<br />

spricht von e<strong>in</strong>em „Gebot <strong>der</strong> Fürsorge, die sich an den aktuellen<br />

Lebensäußerungen des Patienten zu orientieren“ habe. In den<br />

Debatten zum Betreuungsrechtsän<strong>der</strong>ungsgesetz wurde dem Satz:<br />

„Wenn ich e<strong>in</strong>mal dement b<strong>in</strong>, will ich ke<strong>in</strong>e lebenserhaltenden<br />

Maßnahmen“ ke<strong>in</strong>e unmittelbare B<strong>in</strong>dungswirkung zugesprochen,<br />

weil er ke<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichend konkrete Behandlungsentscheidung <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er bestimmten Krankheitssituation enthalte. Er könne nur als<br />

Indiz <strong>in</strong> die vorzunehmende Prüfung des mutmaßlichen Willens<br />

mite<strong>in</strong>bezogen werden. E<strong>in</strong>stellungen und Wünsche bezüglich<br />

lebensverlängern<strong>der</strong> o<strong>der</strong> lebensverkürzen<strong>der</strong> Interventionen bleiben<br />

bei Pflegeheimbewohnern über Jahre stabil. Angehörige allerd<strong>in</strong>gs<br />

neigten dazu, Verfügungen zu lebensverkürzenden Maßnahmen<br />

im Entscheidungsfall zu folgen. (FÖRSTL 2008). Dem<br />

Begriff des „freien Willens“ stellt BRYSCH von <strong>der</strong> Deutschen<br />

Hospizstiftung (Süddeutsche Zeitung, 13. 05. 2009) den Begriff des<br />

„aufgeklärten Willens“ gegenüber. E<strong>in</strong>e Patientenverfügung, die<br />

ohne vorhergehende Beratung erfasst wurde, sei gekennzeichnet<br />

von Angst und <strong>der</strong> Unkenntnis von Behandlungsmöglichkeiten<br />

und könne nur e<strong>in</strong> Indiz für den mutmaßlichen Willen des Patienten<br />

se<strong>in</strong>. Wenn aber schon e<strong>in</strong>e je<strong>der</strong>zeit nachvollziehbar Angst<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die Formulierung <strong>der</strong> Patientenverfügung hat wie ist es<br />

dann, wenn durch affektive Störungen wie etwa Depressionen die<br />

Entscheidungsfähigkeit modifiziert wird o<strong>der</strong> im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>buße von Kritik- und Merkfähigkeit im Rahmen e<strong>in</strong>er Demenz<br />

e<strong>in</strong> „aufgeklärter Wille“ nicht mehr erreichbar ist?<br />

Methode: Reflektion / Literaturübersicht<br />

Diskussion / Ergebnisse: Unterschiedliche Konnotationen des Begriffes<br />

„Willen“ s<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong> Abfassung und Beurteilung <strong>der</strong> Patientenverfügung<br />

zu bedenken.<br />

004<br />

Behandlungsvere<strong>in</strong>barung als optimale Form e<strong>in</strong>er Patientenverfügung<br />

für Menschen mit psychischen <strong>Erkrankungen</strong>?<br />

Jürgen Fritze (Universität Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Pulheim)<br />

Das Selbstbestimmungsrecht ist unveräußerlich und ergibt sich<br />

u. a. aus Artikel 2 GG: „Je<strong>der</strong> hat das Recht auf die freie Entfaltung<br />

se<strong>in</strong>er Persönlichkeit hat, soweit er nicht die Rechte an<strong>der</strong>er verletzt<br />

und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung o<strong>der</strong> das Sittengesetz<br />

verstößt. Je<strong>der</strong> hat das Recht auf Leben und körperliche<br />

Unversehrtheit. Die Freiheit <strong>der</strong> Person ist unverletzlich. In diese<br />

Rechte darf nur auf Grund e<strong>in</strong>es Gesetzes e<strong>in</strong>gegriffen werden“.<br />

We<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Krankheit noch <strong>der</strong> ärztliche Heilauftrag begründen<br />

e<strong>in</strong> eigenständiges Behandlungsrecht des Arztes. Um die Selbstbestimmung<br />

vorsorglich konkretisierend auch für Zustände künftiger<br />

E<strong>in</strong>willigungsunfähigkeit zu sichern, hat <strong>der</strong> Gesetzgeber 2009 das<br />

Betreuungsrecht (§§ 1901 ff BGB) dah<strong>in</strong>gehend ergänzt, dass die<br />

– zw<strong>in</strong>gend schriftliche – Patientenverfügung rechtlich verankert<br />

wird. Das Selbstbestimmungsrecht endet nicht mit dem Verlust <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>willigungsfähigkeit, die Verfügung gilt unbefristet fort, soweit<br />

sie h<strong>in</strong>reichend konkret ist. Das Gesetz folgt dabei dem Beschluss<br />

vom 17. März 2003 des XII. Zivilsenats des BGH. Tritt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Patientenverfügung beschriebene Situation bei aktueller E<strong>in</strong>willigungsunfähigkeit<br />

e<strong>in</strong>, ist es Aufgabe des Betreuers o<strong>der</strong> Bevollmächtigten<br />

zu prüfen, ob die Festlegungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Patientenverfügung<br />

auf die konkrete Lebens- und Behandlungssituation des<br />

Betroffenen zutreffen. Ist das <strong>der</strong> Fall und gibt es ke<strong>in</strong>e konkreten<br />

Anhaltspunkte dafür, dass <strong>der</strong> Betroffene se<strong>in</strong>e Entscheidung geän<strong>der</strong>t<br />

hat, ist es Aufgabe des Betreuers, dem Behandlungswillen des<br />

Betroffenen Ausdruck und Geltung zu verschaffen. E<strong>in</strong>willigungsunfähig<br />

ist, wer Art, Bedeutung und Tragweite – auch die Risiken<br />

– <strong>der</strong> Maßnahme zu erfassen und se<strong>in</strong>en Willen hiernach zu bestimmen<br />

nicht vermag. E<strong>in</strong>e Genehmigung durch das Vormund-<br />

479


Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />

schaftsgericht ist nach erfor<strong>der</strong>lich, wenn <strong>der</strong> Betreute e<strong>in</strong>willigungsunfähig<br />

ist und <strong>der</strong> Betreuer se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>willigung <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

gesundheits- o<strong>der</strong> lebensgefährdende ärztliche Maßnahmen erklären<br />

o<strong>der</strong> gerade lebensverlängernde Maßnahmen ablehnen will,<br />

um zu prüfen, ob <strong>der</strong> Betreuer den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Patientenverfügung geäußerten<br />

Willen des Betroffenen erschöpfend ermittelt, o<strong>der</strong> zwischen<br />

Arzt und Betreuer unterschiedliche Auffassungen über den Patientenwillen<br />

bestehen. Das Gesetz zielt zwar auf das Leben beendende<br />

Krankheiten, aber unabhängig vom Krankheitsstadium, also ohne<br />

Reichweitenbeschränkung, und schließt psychische Krankheiten –<br />

mit <strong>in</strong>termittierend potenziell fehlen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>willigungsfähigkeit –<br />

nicht ausdrücklich aus. Das Gesetz sieht ausdrücklich ke<strong>in</strong>e Pflicht<br />

zur ärztlichen Beratung bei Formulierung <strong>der</strong> Verfügung vor, ausweislich<br />

<strong>der</strong> amtlichen Begründung wird die Beratung aber empfohlen.<br />

Verzichtet <strong>der</strong> Verfasser auf Beratung, trägt er das Risiko<br />

e<strong>in</strong>er fehlenden B<strong>in</strong>dungswirkung se<strong>in</strong>er Patientenverfügung aufgrund<br />

nicht h<strong>in</strong>reichend konkreter Formulierungen. E<strong>in</strong>e Behandlungsvere<strong>in</strong>barung<br />

würde im Gegensatz zu re<strong>in</strong>er ärztlicher Beratung<br />

nur die Vertragsparteien b<strong>in</strong>den, wäre also zum Beispiel bei<br />

Aufnahme <strong>in</strong> e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Krankenhaus nur mittelbar wirksam. Das<br />

Selbstbestimmungsrecht verleiht dem Patienten ke<strong>in</strong>en Anspruch<br />

auf e<strong>in</strong>e mediz<strong>in</strong>ische Behandlung, die aus ärztlicher Sicht nicht<br />

<strong>in</strong>diziert ist, und auf ke<strong>in</strong>e wi<strong>der</strong>rechtlichen Maßnahmen; solche<br />

Ansprüche (die z. B. <strong>in</strong> Wi<strong>der</strong>spruch zu den Psych-KGs stehen) wären<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Verfügung also unwirksam.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal VIP 2<br />

S-130 Symposium<br />

Die Schweigepflicht des Psychiaters <strong>in</strong> Bedrängnis: Datenschutz,<br />

Consumer Rights, Schweigepflicht und Ethik<br />

Vorsitz: M. Fichter (Prien Am Chiemsee), H. Saß (Aachen)<br />

001<br />

Schweigepflicht des Psychiaters <strong>in</strong> Bedrängnis durch Krankenkassen<br />

Manfred Fichter (Kl<strong>in</strong>ik Roseneck, Prien Am Chiemsee)<br />

Entgegen den Voten <strong>der</strong> Datenschutzbeauftragten <strong>in</strong> <strong>der</strong> BRD wurden<br />

<strong>in</strong> unterschiedlichen Wirtschaftszweigen <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland Arbeitnehmerrechte den Datenschutz betreffend<br />

missbraucht (Lidl, Telekom, DB). Im Bereich des Gesundheitswesens<br />

werden von Krankenkassen zunehmend mehr Daten von<br />

Ärzten angefor<strong>der</strong>t. Der mediz<strong>in</strong>ische Dienst <strong>der</strong> Krankenkassen<br />

(MDK) und e<strong>in</strong> ärztliches Gutachterwesen bei privaten Krankenversicherungen<br />

wurde geschaffen, um wenigstens e<strong>in</strong>en Teil <strong>der</strong><br />

ärztlichen Schweigepflicht zu erhalten. Neu und problematisch ist<br />

e<strong>in</strong>e Entwicklung bei gesetzlichen wie privaten Krankenversicherungen,<br />

diese ärztlichen Gutachterdienste zu umgehen, wohl mit<br />

dem Ziel, Kosten zu sparen. Nicht-ärztliche Krankenkassenangestellte<br />

übernehmen die vormals ärztliche Aufgabe. Die E<strong>in</strong>holung<br />

erfor<strong>der</strong>licher Informationen durch Verwaltungsangestellte bei<br />

Ärzten erfolgt oft ausschließlich über Telefon, so dass ke<strong>in</strong>e Belege<br />

für Verletzungen <strong>der</strong> ärztlichen Schweigepflicht und des Datenschutzes<br />

bestehen. In zurückliegenden Jahrzehnten war die Krankenakte<br />

psychiatrischer Patienten „sacrosanct“, weil sie meist sehr<br />

persönliche Informationen (an<strong>der</strong>s als <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Fächern) enthält, z. B. Sexualanamnese, Angaben zu sexuellem<br />

Missbrauch, Angaben über Dritte (wie Ehepartner, K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

Vorgesetzte). Große Verunsicherung im Umgang mit psychiatrischen<br />

Krankenakten und Arztbriefen löste e<strong>in</strong> Gerichtsurteil des<br />

Bundesverfassungsgerichts vom 09.01.2006 aus. In E<strong>in</strong>zelfällen ha-<br />

480<br />

ben – berufend auf dieses Gerichtsurteil – Krankenversicherung<br />

sich bereits komplette psychiatrische Krankenakten beschafft, <strong>in</strong>dem<br />

sie den betroffenen Patienten unter Druck setzten, die Akte<br />

beim Psychiater anzufor<strong>der</strong>n und sie komplett an die Krankenversicherung<br />

weiterzuleiten, da sonst die Kosten nicht übernommen<br />

werden. Obwohl das Gerichtsurteil von 2006 e<strong>in</strong>en sehr speziellen<br />

e<strong>in</strong>geschränkten Fall betraf, fehlt für die Folgejahre bis jetzt e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>schlägige Rechtssprechung h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Grenzen <strong>der</strong> Weitergabe<br />

von psychiatrischen Arztbriefen und Krankenakten. Die Entwicklung<br />

sche<strong>in</strong>t dah<strong>in</strong> zu gehen, dass zunehmend sehr detaillierte<br />

psychiatrische Informationen, die für die Prüfung <strong>der</strong> Kostenübernahme<br />

durch die Kasse gar nicht erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d, an Verwaltungsangestellte<br />

bei den Kassen gehen – unter Ausschaltung ärztlicher<br />

Gutachterdienste. Nie<strong>der</strong>gelassene wie kl<strong>in</strong>isch tätige Psychiater<br />

leben täglich <strong>in</strong> diesem Spannungsfeld, und es bedarf Lösungen.<br />

002<br />

Datenschutz und Schweigeppflicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Peter Schaar (Bundesbeauftragter, Datenschutz und Informationsfreiheit,<br />

Bonn)<br />

Die ärztliche Schweigepflicht gehört zu den Keimzellen von Privatsphäre<br />

und Datenschutz. Die Schweigepflicht des Psychotherapeuten<br />

und Psychiaters, die komplementären Zeugnisverweigerungsrechte<br />

und Beschlagnahmeverbote sowie die Strafbewehrung des<br />

Therapiegeheimnisses sollen gegenüber privaten Dritten, aber auch<br />

gegenüber dem Staat den notwendigen Schutzraum für e<strong>in</strong>e angstfreie,<br />

offene und vertrauliche therapeutische Kommunikation gewährleisten.<br />

Die beson<strong>der</strong>e Sensibilität und Schutzbedürftigkeit<br />

psychologischer und psychiatrischer Befunde und Daten wird auch<br />

vom Bundesdatenschutzgesetz hervorgehoben. Dieser Schutzraum<br />

wird zunehmend <strong>in</strong> Frage gestellt. Im mo<strong>der</strong>nen Gesundheitssystem<br />

werden immer mehr persönliche Daten elektronisch erfasst.<br />

Die immer umfangreicheren Datenbestände treffen auf wachsende<br />

Begehrlichkeiten von „Bedarfsträgern“ <strong>in</strong>nerhalb und außerhalb<br />

des Gesundheitswesens. So werden zunehmend persönliche Daten<br />

aus <strong>der</strong> therapeutischen Praxis für Zwecke <strong>der</strong> Kostenprognose<br />

und -begrenzung verwendet. Das Vertrauen <strong>in</strong> den Therapeuten ist<br />

auch gefährdet, wenn Patientendaten bei <strong>der</strong> Qualitätskontrolle<br />

Dritten zur Kenntnis gelangen. Therapeutische Informationen s<strong>in</strong>d<br />

auch gegen den Informationshunger „systemfrem<strong>der</strong>“ Akteure zu<br />

schützen. Der Zugriff des Staatsanwaltes bedarf rechtlicher Begrenzung<br />

sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis des Therapeuten als auch bei den Kassen,<br />

KVen und IT-Dienstleistern. Deshalb ist etwa <strong>der</strong> Anwendungsbereich<br />

des Beschlagnahmeverbotes, das ursprünglich räumlich eng<br />

begrenzt an das ärztliche Zeugnisverweigerungsrecht anknüpfte,<br />

zu erweitern. An dieser Stelle ist auch die Diskussion um die Onl<strong>in</strong>edurchsuchung<br />

zu führen. Erhebliche datenschutzrechtliche Risiken<br />

bestehen auch bei <strong>der</strong> elektronischen Gesundheitsakte im<br />

Internet. Gesundheitsdaten s<strong>in</strong>d gegenüber Arbeitgebern und Versicherungen<br />

zu schützen. Datenschutz, <strong>in</strong>formationelle Autonomie<br />

und damit letztlich die Menschenwürde schließen e<strong>in</strong>e Verpflichtung<br />

zur vollständigen „Selbstentblößung“ <strong>der</strong> Betroffenen ebenso<br />

aus wie den Zugriff des Arbeitgebers auf Gesundheitsdaten beim<br />

Arzt o<strong>der</strong> Therapeuten. Die Erkenntnis- und Therapiechancen,<br />

aber auch die datenschutzrechtlichen Risiken <strong>der</strong> Hirnforschung<br />

sollten wir geme<strong>in</strong>sam mit wachem Geist verfolgen. Es ist e<strong>in</strong>e Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Psychotherapie, den Patienten die weitest mögliche Ausschöpfung<br />

<strong>der</strong> eigenen Potentiale, ihre Selbstbestimmung und Reife<br />

<strong>in</strong> dem durch Anlagen und lebensgeschichtlich angelegten<br />

Rahmen zu ermöglichen,. Die datenschutzrechtliche Absicherung<br />

des hierfür notwendigen therapeutischen Vertrauensverhältnisses<br />

ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wichtigsten Aufgaben des Datenschutzes.


Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />

003<br />

Schweigepflicht und Datenschutz aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Kostenträger<br />

Jürgen Fritze (Universität Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Pulheim)<br />

Verschwiegenheit über die Inhalte ärztlicher Informationen und<br />

Befunde und sogar alle<strong>in</strong> die Tatsache ärztlicher Konsultation s<strong>in</strong>d<br />

seit Jahrtausenden geltendes Recht, das über das Grundrecht <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>formationellen Selbstbestimmung h<strong>in</strong>ausgeht und dennoch <strong>in</strong><br />

den letzten Jahren vermehrt u. a. <strong>in</strong> Krim<strong>in</strong>alverfolgungsgesetzen<br />

(z. B. Gesetz zur Neuregelung <strong>der</strong> Telekommunikationsüberwachung)<br />

<strong>in</strong> Frage gestellt, aber auch durch Spezialgesetze des<br />

Gesundheitswesens relativiert wird. Für gesetzlich Versicherte –<br />

90 % <strong>der</strong> deutschen Bevölkerung – schreibt § 275 SGB V vor, dass<br />

die GKV den Mediz<strong>in</strong>ischen Dienst <strong>der</strong> Krankenversicherung<br />

(MDK) mit bestimmten Prüf- und Beratungsaufgaben – z. B. bezüglich<br />

Arbeitsunfähigkeit o<strong>der</strong> Korrektheit <strong>der</strong> Krankenhausrechnung<br />

– zu beauftragen hat. Nach § 275(5) s<strong>in</strong>d die Ärzte des MDK<br />

„bei <strong>der</strong> Wahrnehmung ihrer mediz<strong>in</strong>ischen Aufgaben nur ihrem<br />

ärztlichen Gewissen unterworfen. Sie s<strong>in</strong>d nicht berechtigt, <strong>in</strong> die<br />

ärztliche Behandlung e<strong>in</strong>zugreifen“. Gemäß § 276 Absatz 2 SGB V<br />

darf <strong>der</strong> MDK „Sozialdaten nur erheben und speichern, soweit dies<br />

für die Prüfungen, Beratungen und gutachtlichen Stellungnahmen<br />

nach § 275 … erfor<strong>der</strong>lich ist; haben die Krankenkassen nach § 275<br />

Abs. 1 bis 3 e<strong>in</strong>e gutachtliche Stellungnahme o<strong>der</strong> Prüfung durch<br />

den MDK veranlaßt, s<strong>in</strong>d die Leistungserbr<strong>in</strong>ger verpflichtet, Sozialdaten<br />

auf Anfor<strong>der</strong>ung des MDK unmittelbar an diesen zu<br />

übermitteln, soweit dies für die gutachtliche Stellungnahme und<br />

Prüfung erfor<strong>der</strong>lich ist … Durch technische und organisatorische<br />

Maßnahmen ist sicherzustellen, dass die Sozialdaten nur den Personen<br />

zugänglich s<strong>in</strong>d, die sie zur Erfüllung ihrer Aufgaben benötigen.“<br />

Gemäß § 276 Absatz 4 „s<strong>in</strong>d die Ärzte des MDK befugt, … die<br />

Krankenhäuser und Vorsorge- o<strong>der</strong> Rehabilitationse<strong>in</strong>richtungen<br />

zu betreten, um dort die Krankenunterlagen e<strong>in</strong>zusehen und, soweit<br />

erfor<strong>der</strong>lich, den Versicherten untersuchen zu können, wenn<br />

es im E<strong>in</strong>zelfall zu e<strong>in</strong>er gutachtlichen Stellungnahme über die Notwendigkeit<br />

und Dauer <strong>der</strong> stationären Behandlung des Versicherten<br />

erfor<strong>der</strong>lich ist“. Gemäß § 277 SGB V hat <strong>der</strong> MDK „<strong>der</strong> Krankenkasse<br />

das Ergebnis <strong>der</strong> Begutachtung und die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Angaben über den Befund mitzuteilen“. Gemäß § 284 SGB V darf<br />

die GKV Sozialdaten nur erheben und speichern, soweit diese u.a.<br />

für die Prüfung <strong>der</strong> Leistungspflicht, Überwachung <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit<br />

und Abrechnung mit den Leistungserbr<strong>in</strong>gern erfor<strong>der</strong>lich<br />

s<strong>in</strong>d. Nach § 295 haben Vertragsärzte und nach § 301 SGB V Krankenhäuser<br />

patientenbezogene Daten zu Abrechnungszwecken elektronisch<br />

zu übermitteln. Nach § 299 dürfen Sozialdaten für Zwecke<br />

<strong>der</strong> Qualitätssicherung pseudonymisiert erhoben und verarbeitet<br />

werden. Privatversicherte haben <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit § 31 VVG<br />

nach § 9 <strong>der</strong> Musterbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> PKV „auf Verlangen des Versicherers<br />

jede Auskunft zu erteilen, die zur Feststellung des Versicherungsfalles<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Leistungspflicht des Versicherers und ihres<br />

Umfanges erfor<strong>der</strong>lich ist“. Wird dieser Obliegenheit nicht entsprochen,<br />

kann <strong>der</strong> Leistungsanspruch erlöschen. Die Offenlegungspflicht<br />

gilt gegenüber dem Versicherer, ist also nicht beschränkt auf<br />

Ärzte; e<strong>in</strong>en förmlich abgegrenzten Mediz<strong>in</strong>ischen Dienst kennt<br />

die PKV nicht. § 9 bedeutet nicht, dass <strong>der</strong> behandelnde Arzt dem<br />

privaten Krankenversicherer unmittelbar Informationen übermitteln<br />

darf o<strong>der</strong> muß. Die Obliegenheit gilt alle<strong>in</strong> dem Versicherten,<br />

<strong>der</strong> also filtern kann, <strong>in</strong>wieweit er durch welche ärztlichen Dokumente<br />

<strong>der</strong> Obliegenheit genügt. Will <strong>der</strong> Versicherer unmittelbar<br />

vom Arzt Informationen erhalten, bedarf es e<strong>in</strong>er Entb<strong>in</strong>dung von<br />

<strong>der</strong> Schweigepflicht <strong>in</strong> jedem E<strong>in</strong>zelfall. Der Arzt kann festlegen,<br />

dass se<strong>in</strong>e Informationen nur für den beratenden Arzt des privaten<br />

Versicherers bestimmt s<strong>in</strong>d. Es ist dann Sache des Beratungsarztes<br />

zu filtern, welche Informationen zur Prüfung <strong>der</strong> Leistungspflicht<br />

<strong>in</strong> den allgeme<strong>in</strong>en Geschäftsgang des Versicherers gelangen dür-<br />

fen; z. B. können gerade psychiatrische Befundberichte Informationen<br />

Dritter o<strong>der</strong> über Dritte enthalten, für die <strong>der</strong> Versicherte nicht<br />

von Schweigepflicht entb<strong>in</strong>den kann.<br />

004<br />

Schweigepflicht und Datenschutz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Henn<strong>in</strong>g Saß (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen)<br />

Seit je ist das Vertrauen des Patienten <strong>in</strong> die Verschwiegenheit des<br />

Arztes e<strong>in</strong>e unverbrüchliche Grundlage <strong>der</strong> Arzt-Patienten-Beziehung.<br />

Tendenzen zur E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Verschwiegenheitspflicht<br />

gibt es immer wie<strong>der</strong> und bedürfen <strong>der</strong> kritischen Beobachtung.<br />

E<strong>in</strong> Problemfeld kann schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>sicht des Patienten <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e<br />

Kartengeschichte liegen, die zwar e<strong>in</strong>erseits die Persönlichkeitsrechte<br />

des Patienten schützt, an<strong>der</strong>erseits die Rechte Dritter bee<strong>in</strong>trächtigen<br />

kann. Wichtiger s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>sichts- und Auskunftsbegehren<br />

durch behördliche und rechtliche Instanzen, Versicherungen, Arbeitgeber<br />

u. a. Auch <strong>der</strong> kollegiale Informationsaustausch ist nicht<br />

immer von <strong>der</strong> Zustimmung des betroffenen Patienten gedeckt.<br />

E<strong>in</strong>e zusätzliche Gefährdung liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> öffentlichen Zugänglichkeit<br />

von IT-gestützten Datennetzen und Dokumentationssystemen.<br />

Die Herausfor<strong>der</strong>ungen am die Verschwiegenheitsregelungen für<br />

<strong>in</strong>dividuell tätige Ärzte und organisatorische Verbünde wie Krankenhäuser<br />

und Netzstrukturen im Gesundheitswesen werden diskutiert.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 - 10.00 Uhr, Salon 15/16<br />

S-153 Symposium<br />

Forschung zur Neuroethik zwischen Empirie und Grundlagenreflexion<br />

Vorsitz: C. Woopen (Köln), K. Lieb (Ma<strong>in</strong>z)<br />

001<br />

Differentielle Neuroethik<br />

Kai Vogeley (Unikl<strong>in</strong>ik Köln, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Mo<strong>der</strong>ne Entwicklungen <strong>in</strong> den grundlagenorientierten und kl<strong>in</strong>ischen<br />

Neurowissenschaften haben aktuell e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Debatte zu<br />

damit verbundenen ethischen Fragen angeregt. Aus <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en<br />

Sicht <strong>der</strong> Bioethik ist hier die Frage zentral, ob e<strong>in</strong>e bereichsspezifische<br />

Ethik für den neurowissenschaftlichen Bereich erfor<strong>der</strong>lich<br />

ist o<strong>der</strong> ob hier Typen von ethischen Fragen verhandelt<br />

werden, die bereits durch die Bioethik h<strong>in</strong>reichend abgedeckt s<strong>in</strong>d.<br />

Hier soll dafür argumentiert werden, dass Hirne<strong>in</strong>griffe deshalb<br />

e<strong>in</strong>e Beson<strong>der</strong>heit aufweisen, weil hier auf die natürliche Grundlage<br />

<strong>der</strong> epistemischen Instanz selbst E<strong>in</strong>fluss genommen wird, die<br />

die autonome E<strong>in</strong>sichtnahme <strong>der</strong> zu behandelnden Person erst ermöglicht.<br />

Unter dem E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Pathologie und / o<strong>der</strong> dem Hirne<strong>in</strong>griff<br />

wird auch die Möglichkeit <strong>der</strong> kont<strong>in</strong>uierlichen E<strong>in</strong>sichtnahme<br />

irritiert. Diese Randbed<strong>in</strong>gung stellt e<strong>in</strong>e Beson<strong>der</strong>heit<br />

e<strong>in</strong>es neuroethischen Diskurses dar, <strong>der</strong> nicht schon durch allgeme<strong>in</strong>e<br />

bioethische Erwägungen abgedeckt wird. Damit wird e<strong>in</strong>e<br />

auf objektiven Kriterien aufbauende differenzierte Neuroethik nötig,<br />

<strong>der</strong>en Kriteriologie die folgenden Aspekte berücksichtigen sollte:<br />

1. das Ziel <strong>der</strong> Intervention („periphere“ versus „nukleäre“ Leistungen),<br />

2. die Güte des neurobiologischen (Krankheits-)Modells<br />

<strong>der</strong> Zielstrukturen <strong>der</strong> Intervention, 3. die Mittel <strong>der</strong> Intervention<br />

(z. B. unterschiedliche Grade <strong>der</strong> Invasivität von Therapiemaßnahmen),<br />

4. den Zweck von Hirn-Interventionen (z. B. Therapie, Prävention<br />

o<strong>der</strong> Neuroenhancement).<br />

481


Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />

002<br />

Neuroimag<strong>in</strong>g, Normen und Neuroethik am Beispiel <strong>der</strong> Aggression<br />

Henrik Walter (Zentrum für Nervenheilkunde, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie, Bonn)<br />

003<br />

Neuroethische Forschung am Beispiel <strong>der</strong> tiefen Hirnstimulation<br />

Christiane Woopen (Universität Köln, Institut für Geschichte und<br />

Ethik <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Studien haben gezeigt, dass Patienten unter Tiefer Hirnstimulation<br />

(THS) neben den Verbesserungen ihrer Krankheitssymptome<br />

sowohl wünschenswerte als auch problematische Verän<strong>der</strong>ungen<br />

ihrer Lebensqualität und ihrer Persönlichkeit erfahren<br />

können. E<strong>in</strong>e differenzierte Erfassung aller Auswirkungen bei den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Krankheiten, bei denen die THS angewendet wird, steht<br />

noch aus; sie ist für die Gestaltung e<strong>in</strong>er angemessenen Anwendung<br />

<strong>der</strong> THS <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischer Versorgung und Forschung jedoch unverzichtbar.<br />

Methode: Neben den etablierten Instrumenten zur Erfassung von<br />

Lebensqualität und Persönlichkeit versprechen qualitative Erhebungen<br />

<strong>in</strong> Form von halbstrukturierten Interviews detailliertere<br />

E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> das persönliche Erleben, die Erfahrungen und Bewertungen<br />

<strong>der</strong> Betroffenen sowie ihrer Angehörigen. Die Ergebnisse<br />

können <strong>in</strong> zweierlei H<strong>in</strong>sicht genutzt werden: Sie können zum e<strong>in</strong>en<br />

Ausgangspunkt <strong>der</strong> Neu- und Weiterentwicklung kontextspezifischer<br />

quantitativer Erhebungs<strong>in</strong>strumente se<strong>in</strong>. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

können sie zur Reflexion und ggfs. Revision unserer philosophischanthropologischen<br />

Konzepte von Gesundheit, Lebensqualität und<br />

Persönlichkeit beitragen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In diesem Beitrag werden diesbezüglich<br />

erste Ergebnisse aus e<strong>in</strong>er laufenden Studie zur ethisch-rechtlichsozialen<br />

Begleitforschung zur THS vorgestellt.<br />

004<br />

Kl<strong>in</strong>ische Neuroethik am Beispiel von Wachkomapatienten<br />

Ralf J. Jox (Universität München, Zentrum für Palliativmediz<strong>in</strong>)<br />

Die Neuroethik befasst sich mit <strong>der</strong> ethischen Analyse und Bewertung<br />

<strong>in</strong>novativer Erkenntnisse <strong>der</strong> Neurowissenschaften und <strong>der</strong>en<br />

Anwendung <strong>in</strong> Mediz<strong>in</strong> und Gesellschaft. Die Kl<strong>in</strong>ische Ethik untersucht<br />

kontroverse moralische Probleme und Entscheidungssituationen,<br />

die <strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>isch-mediz<strong>in</strong>ischen Praxis auftauchen. Sowohl<br />

die Neuroethik als auch die Kl<strong>in</strong>ische Ethik s<strong>in</strong>d relativ junge<br />

Bereichsethiken, <strong>der</strong>en rasante Entwicklung auf e<strong>in</strong>en zunehmenden<br />

Problemlösungsbedarf h<strong>in</strong>weist. In dem Maße, wie die neurowissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse zunehmend den Transfer <strong>in</strong> die<br />

kl<strong>in</strong>ische Anwendung durchlaufen, bedarf es mehr und mehr auch<br />

e<strong>in</strong>er Kl<strong>in</strong>ischen Neuroethik zur Reflexion dieser Praxis. E<strong>in</strong> paradigmatisches<br />

Beispiel stellen die neuen kl<strong>in</strong>ischen Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Diagnose, Prognose und Therapie von Wachkomapatienten<br />

dar. Noch bis vor wenigen Jahren wurde dem Wachkoma (= apallischen<br />

Syndrom) als Defektzustand e<strong>in</strong>er Hirnschädigung wenig<br />

Aufmerksamkeit geschenkt. Durch jüngste bildgebende und neurophysiologische<br />

Befunde wurden traditionelle Gewissheiten über<br />

den mentalen Zustand von Wachkomapatienten zweifelhaft und<br />

eröffneten sich Möglichkeiten <strong>der</strong> Therapie und Rehabilitation bis<br />

h<strong>in</strong> zur Vision e<strong>in</strong>es späten Erwachens aus dem Koma. Die prekäre<br />

Entscheidungssituation für o<strong>der</strong> gegen lebenserhaltende Maßnahmen<br />

muss daher neu analysiert werden. Der Vortrag zeigt auf, wie<br />

die Kl<strong>in</strong>ische Neuroethik diese Fragen untersuchen kann und wie<br />

dabei empirische und theoretische Ansätze <strong>der</strong> Ethikforschung <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>greifen.<br />

482<br />

005<br />

Möglichkeiten und Grenzen von kognitivem Enhancement bei Gesunden<br />

Klaus Lieb (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

A. Franke, A. Fellgiebel, T. Metz<strong>in</strong>ger<br />

E<strong>in</strong>leitung: Unter kognitivem Enhancement o<strong>der</strong> „Hirndop<strong>in</strong>g“<br />

versteht man den Versuch von gesunden Menschen, durch die E<strong>in</strong>nahme<br />

von Substanzen wie z.B. Medikamenten ihre geistige Leistungsfähigkeit<br />

zu steigern. Motive s<strong>in</strong>d zum Beispiel die Verbesserung<br />

von Konzentration, Aufmerksamkeit o<strong>der</strong> Gedächtnis, die<br />

Beseitigung von Müdigkeit, aber auch die Verbesserung von Stimmung<br />

und sozialer Anpassungsfähigkeit. E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Form des<br />

kognitiven Enhancement kann se<strong>in</strong>, durch Medikamentene<strong>in</strong>nahme<br />

negative Er<strong>in</strong>nerungen o<strong>der</strong> Erlebnisse aus dem Gedächtnis<br />

auszulöschen.<br />

Methode: Zum Hirndop<strong>in</strong>g werden Substanzen wie z. B. Amphetam<strong>in</strong>e,<br />

Methylphenidat, Modaf<strong>in</strong>il, Antidementiva, G<strong>in</strong>kgo biloba,<br />

Antidepressiva, Beta-Blocker e<strong>in</strong>gesetzt. Epidemiologische Daten<br />

zeigen, dass <strong>in</strong> den USA ca. 8 % <strong>der</strong> Studierenden bereits Amphetam<strong>in</strong>e<br />

o<strong>der</strong> Modaf<strong>in</strong>il und dass ca. 20 % <strong>der</strong> Akademiker Substanzen<br />

zum „Cognitive Enhancement“ e<strong>in</strong>genommen haben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In diesem Vortrag werden die Möglichkeiten<br />

und Grenzen von kognitivem Enhancement dargestellt. Es<br />

wird deutlich werden, dass viele Substanzen tatsächlich leistungssteigernde<br />

Effekte bei Gesunden haben, dass <strong>der</strong> weitere Gebrauch<br />

<strong>der</strong> gegenwärtig verfügbaren Substanzen aber durch Nebenwirkungen,<br />

e<strong>in</strong>e fragwürdige Sicherheit vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Langzeitanwendung,<br />

aber auch ethische Aspekte e<strong>in</strong>geschränkt wird. Letztere werden<br />

<strong>in</strong> diesem Vortrag beson<strong>der</strong>s beleuchtet.<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 17/18<br />

S-154 Symposium<br />

Kulturwissenschaftliche Dimensionen <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Vorsitz: H. Saß (Aachen), M. Bormuth (Tüb<strong>in</strong>gen)<br />

001<br />

Transkulturelle Psychiatrie – Fundierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anthropologie?<br />

Andreas He<strong>in</strong>z (Charité Campus Mitte, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

U. Kluge<br />

Der Umgang mit Patient<strong>in</strong>nen und Patienten aus an<strong>der</strong>en kulturellen<br />

Kontexten kann <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dann zu Problemen führen, wenn<br />

unterschiedliche „Weltbil<strong>der</strong>“ bzw. „Erklärungsmodelle“ h<strong>in</strong>sichtlich<br />

psychischer Krankheit aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> treffen. Selbst gleich lautende<br />

Begriffe können dann je nach Kontext etwas an<strong>der</strong>es bedeuten,<br />

sei es bezüglich <strong>der</strong> vermuteten Entstehung <strong>der</strong> Erkrankung,<br />

<strong>der</strong> Erwartung bezüglich ihres Verlaufs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> empfohlenen, bzw.<br />

erwarteten Behandlung. Unser „westliches“ Verständnis zu psychischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong> <strong>in</strong> nicht-europäischen kulturellen Kontexten<br />

war bis weit über die Hälfte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts h<strong>in</strong>aus geprägt<br />

von gegenseitigen Erfahrungen im Rahmen des Kolonialismus. Interpretationen<br />

an<strong>der</strong>er Kulturen als „primitiv“ o<strong>der</strong> „prälogisch“<br />

haben hier ebenso ihren Ursprung wie vere<strong>in</strong>fachende Gleichsetzungen,<br />

die über kulturelle Differenzen, unterschiedliche historische<br />

Entwicklungen und kont<strong>in</strong>entale Grenzen h<strong>in</strong>weg nicht-westlichen<br />

Gesellschaften unterschiedslos e<strong>in</strong> „magisch-animistisches“<br />

o<strong>der</strong> „schamanisches“ Weltverständnis zuschreiben. Die Geschich-


Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />

te <strong>der</strong> Ethnologie und Anthropologie ist von e<strong>in</strong>er zunehmenden,<br />

empirisch basierten Kritik an solchen Vere<strong>in</strong>fachungen gekennzeichnet<br />

und hat E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> Konzepte <strong>der</strong> Transkulturellen Psychiatrie<br />

gefunden, welche die differenzierte Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem <strong>in</strong>dividuellen Krankheitsverständnis von Patient<strong>in</strong>nen<br />

und Patienten ebenso wie die Reflektion über die eigenen diszipl<strong>in</strong>ären<br />

Vorannahmen <strong>der</strong> Behandler<strong>in</strong>, des Behandlers for<strong>der</strong>t.<br />

002<br />

Das verkörperte Selbst: e<strong>in</strong> Paradigma für e<strong>in</strong>e kulturwissenschaftlich<br />

orientierte Psychiatrie<br />

Thomas Fuchs (Unikl<strong>in</strong>ikum Heidelberg, Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Begriff <strong>der</strong> Verkörperung („embodiment“) entwickelt<br />

sich gegenwärtig zu e<strong>in</strong>em Schlüsselkonzept im <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Feld zwischen Philosophie, Psychologie, Psychiatrie und<br />

Neurowissenschaften.<br />

Methode: Das Konzept des verkörperten Selbst wird phänomenologisch<br />

erläutert und <strong>in</strong> den Zusammenhang <strong>der</strong> Theorien von Gehirn<br />

und Geist gestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Konzept ist zum e<strong>in</strong>en geeignet, reduktionistische<br />

Konzeptionen des Verhältnisses von Gehirn und<br />

Geist zu überw<strong>in</strong>den: Das Gehirn ersche<strong>in</strong>t danach nicht mehr als<br />

Produzent des Geistes, son<strong>der</strong>n als e<strong>in</strong> Vermittlungsorgan für die<br />

Beziehungen von Organismus und Umwelt. Zum an<strong>der</strong>en lässt sich<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage des embodiment-Konzepts e<strong>in</strong>e „Psychopathologie<br />

des verkörperten Selbst“ entwickeln: Sie schreibt psychische<br />

Krankheit we<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er psychischen noch e<strong>in</strong>er neuronalen Innenwelt<br />

zu, son<strong>der</strong>n fasst sie als Störung <strong>in</strong> den ökologischen Beziehungen<br />

von Subjekt, Gehirn, Organismus und Umwelt auf. Damit<br />

wird die E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> sozialen und kulturellen Lebenswelt zu<br />

e<strong>in</strong>em essenziellen Bestandteil psychiatrischer Diagnostik und<br />

Therapie. Dies wird am Beispiel <strong>der</strong> Schizophrenie erläutert.<br />

003<br />

Imag<strong>in</strong>ation als Thema geisteswissenschaftlicher Forschung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Psychopathologie<br />

Michael Schmidt-Degenhard (Florence Night<strong>in</strong>gale, KH <strong>der</strong> Kaiserswerther<br />

Diakonie, Düsseldorf)<br />

Der Begriff Imag<strong>in</strong>ation me<strong>in</strong>t mit e<strong>in</strong>er gewissen Doppeldeutigkeit<br />

e<strong>in</strong>mal das seelisch-geistige Vermögen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>bildungskraft<br />

selbst, dann aber auch die Manifestationen und „Produkte“ desselben.<br />

Der Imag<strong>in</strong>ation ist noematisch <strong>der</strong> Bereich des Imag<strong>in</strong>ären<br />

zuzuordnen, als dessen Konkretisierung das Fiktive <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en unterschiedlichen<br />

Ausgestaltungen ersche<strong>in</strong>t. Die häufig <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang genannte literarische o<strong>der</strong> künstlerische E<strong>in</strong>bildungskraft<br />

stellt nur die beson<strong>der</strong>e Ausformung e<strong>in</strong>er sehr viel allgeme<strong>in</strong>eren<br />

seelisch-geistigen Fähigkeit dar, die unmittelbar mit<br />

den Leistungen und <strong>der</strong> Organisation des Bewusstse<strong>in</strong>s zusammenhängt<br />

und also von grundlegen<strong>der</strong> Bedeutung für die Bestimmung<br />

menschlicher Subjektivität ist. In <strong>der</strong> abendländischen Geistesgeschichte<br />

entstand hieraus das Problem des Gegensatzes von<br />

Sche<strong>in</strong> und Wirklichkeit bzw. von Fiktion und Realität, das zu sehr<br />

unterschiedlichen, kontrastierenden Auffassungen und Bewertungen<br />

<strong>der</strong> ontischen und anthropologischen Bedeutung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>bildungskraft<br />

führte. Die ausgesprochen positive Bewertung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>bildungskraft<br />

bei Kant und den Philosophen des deutschen<br />

Idealismus entfaltete ihren E<strong>in</strong>fluss <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch auf die anthropologisch<br />

orientierte Konzeption <strong>der</strong> Psychiatrie <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten<br />

Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Die strukturdynamische Psychopathologie<br />

W. Janzariks gehört zu den wenigen psychiatrischen Konzeptionen<br />

<strong>der</strong> Gegenwart, <strong>in</strong> denen <strong>der</strong> Imag<strong>in</strong>ation ihre durch die<br />

menschenkundliche Erfahrung begründete wesentliche Rolle bei<br />

<strong>der</strong> theoretischen Grundlegung zuerkannt wird. So spricht Janzarik<br />

von <strong>der</strong> imag<strong>in</strong>ären Matrix des Seelischen. Aus dieser erwachsen<br />

die imag<strong>in</strong>ativen Potenzen des Menschen, die <strong>in</strong> verschiedenen Ge-<br />

staltungsformen und verschiedenen Intensitätsgraden <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung<br />

treten können. Die sich hierbei entwickelte Erlebniswirklichkeit<br />

des Imag<strong>in</strong>ären stellt e<strong>in</strong> zentrales Moment des Psychotischen<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en unterschiedlichen kl<strong>in</strong>ischen Ersche<strong>in</strong>ungsformen dar.<br />

Das Wähnen, die halluz<strong>in</strong>atorischen Erlebniswelten, die oneiroide<br />

Erlebnisform, aber auch die konfabulatorischen Symptome erweisen<br />

sich <strong>in</strong> solcher H<strong>in</strong>sicht als differente Ausformungen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>bildungskraft.<br />

In e<strong>in</strong>er solchen anthropologischen Perspektive<br />

ersche<strong>in</strong>t das psychopathologische Phänomen, <strong>in</strong> dem sich die<br />

Wirklichkeit es Imag<strong>in</strong>ären gestaltet, als <strong>der</strong> Versuch e<strong>in</strong>er imag<strong>in</strong>ativ<br />

vermittelten S<strong>in</strong>nstiftung angesichts <strong>der</strong> Bedrohung des Subjektes<br />

durch die psychotische S<strong>in</strong>nauflösung. Die Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Imag<strong>in</strong>ation bei <strong>der</strong> Konstituierung psychotischer Erlebniswelten<br />

vermag daher zu e<strong>in</strong>er verstehenden Annäherung an den Kranken<br />

beizutragen, wenn wir se<strong>in</strong> Wahnerleben als e<strong>in</strong>e reparative<br />

und s<strong>in</strong>ngestaltige Leistung und Schöpfung <strong>der</strong> Imag<strong>in</strong>ation anerkennen<br />

und ernst nehmen.<br />

004<br />

Friedrich Nietzsche und die psychiatrische Hermeneutik<br />

Matthias Bormuth (Universität Tüb<strong>in</strong>gen, Inst. für Ethik und Geschichte<br />

<strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>)<br />

Bevor Nietzsches Bedeutung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Philosophie erkannt wurde,<br />

entdeckte die psychiatrische Welt den unzeitgemäßen Denker mit<br />

se<strong>in</strong>er Verstehenslehre. Sigmud Freud las schon früh die Schriften<br />

Nietzsches im Wien des F<strong>in</strong> de Sìecle, die stark se<strong>in</strong>e Theorie <strong>der</strong><br />

unbewußten Psychodynamik bee<strong>in</strong>flussten. William James nahm<br />

nach 1900 die Idee unbewusster Vorurteile <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e pragmatische<br />

Psychologie religiöser Erfahrungen auf. Max Weber entwickelte zu<br />

dieser Zeit e<strong>in</strong>e soziologische Hermeneutik, die Nietzsches Vorstellung<br />

aus <strong>der</strong> Genealogie <strong>der</strong> Moral folgte, verschiedene Ressentiments<br />

prägten unser Denken, Fühlen und Handeln. Max Scheler<br />

folgte kritisch dieser Spur, als er moralische Ressentiments als Motiv<br />

<strong>der</strong> Wertbildung untersuchte. Von diesen Quellen her entwickelte<br />

Karl Jaspers die psychiatrische Verstehenslehre <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie,<br />

die auch entscheidend für die methodischen Überlegungen<br />

des frühen Kurt Schnei<strong>der</strong> wurden. Später berief sich Mart<strong>in</strong> Heidegger<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Hauptwerk Se<strong>in</strong> und Zeit auf Nietzsche und dessen<br />

Topos des kritischen Verstehens. Die anthropologische Psychiatrie<br />

folgte se<strong>in</strong>er Auslegung teilweise. Allerd<strong>in</strong>gs g<strong>in</strong>g über diesen<br />

Rezeptionsweg weitgehend die methodische E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die moralpsychologischen<br />

Vorurteile des Verstehens verloren. Der Vortrag<br />

arbeitet idealtypisch die Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weise heraus, wie <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Psychiatrie nach 1900 jeweils Nietzsches Topos <strong>der</strong> unbewußten<br />

Vorurteile des Verstehens aufgenommen wurden, und erläutert<br />

die aktuelle Relevanz <strong>der</strong> ideenhistorischen Analyse.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 4<br />

DF-007 Diskussionsforum<br />

Das Selbst – Konstrukt o<strong>der</strong> Realität?<br />

Vorsitz: M. He<strong>in</strong>ze (Bremen), T. Fuchs (Heidelberg)<br />

483


Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-060 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Philosophie, Geschichte und Ethik<br />

Vorsitz: M. He<strong>in</strong>ze (Bremen)<br />

001<br />

Hermann Joseph Löwenste<strong>in</strong> und Joseph Häussler – Sexualforschung<br />

zu Beg<strong>in</strong>n des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

Philipp Gutmann (Uni-Kl<strong>in</strong>ik Halle, Psychiatrie)<br />

Der Londoner Arzt John Marten trat um das Jahr 1710 durch se<strong>in</strong>e<br />

die Onanie und <strong>der</strong>en verheerende Folgen geißelnde Schrift e<strong>in</strong>en<br />

Prozess los, dessen Folgen noch bis <strong>in</strong> 20. Jahrhun<strong>der</strong>t h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zu<br />

spüren waren. Spätestens mit <strong>der</strong> 1758 erschienenen Schrift „Tentamen<br />

de morbis ex manustupratione“ des Schweizer Arztes Tissot<br />

war <strong>der</strong> Kampf gegen die Onanie und <strong>der</strong>en befürchteten Folgen<br />

auf <strong>der</strong> europäischen Tagesordnung. In <strong>der</strong> Folge meldeten sich neben<br />

Pädagogen und Theologen zunehmend Ärzte <strong>in</strong> diesem Diskurs<br />

zu Wort. Es ist hier an zwei Ärzte zu er<strong>in</strong>nern, die noch vor<br />

He<strong>in</strong>rich Kaan, <strong>der</strong> bekanntlich 1844 se<strong>in</strong>e „Psychopathia sexualis“<br />

veröffentlichte, das Wort <strong>in</strong> dieser Debatte ergriffen. Zum E<strong>in</strong>en<br />

Hermann Joseph Löwenste<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> aus dem Münsterländischen<br />

stammen<strong>der</strong> 1799 geborener Arzt, <strong>der</strong> im Jahre 1823 <strong>in</strong> late<strong>in</strong>ischer<br />

Sprache e<strong>in</strong>e Arbeit mit dem Titel „Über die aus dem abnormen<br />

Zustand <strong>der</strong> Geschlechtsteile herrührenden Verwirrung des Geistes“<br />

veröffentlichte. Diese Schrift, die unter <strong>der</strong> Ägide von Friedrich<br />

Nasse erstellt wurde, steht ebenso wie die im Jahre 1926 von<br />

Joseph Häussler verfasste Dissertation „Über die Beziehungen des<br />

Sexualsystemes zur Psyche überhaupt und zum Cret<strong>in</strong>ismus <strong>in</strong>s<br />

Beson<strong>der</strong>e“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> antionanistischen Tradition. Auch Häussler verfasste<br />

se<strong>in</strong>e Arbeit unter e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> bekanntesten „Somatikers“, Johann<br />

Baptist Friedreich. An diese beiden weitgehend vergessenen<br />

Ärzte, Löwenste<strong>in</strong> und Häussler, <strong>der</strong>en Schriften kaum bekannt<br />

s<strong>in</strong>d, soll an dieser Stelle er<strong>in</strong>nert werden.<br />

002<br />

A multi-level view on the antecedents of <strong>in</strong>voluntary admission<br />

and treatment of psychiatric patients – a comparison across<br />

hospitals <strong>in</strong> Germany and the United States<br />

Isabell Welpe (TU, München)<br />

M. Spörrle<br />

Introduction: Although <strong>in</strong>voluntary admission and treatment of<br />

pa tients is acknowledged to be an ethically sensitive topic, scholars<br />

have only recently started to identify the roles that attitudes of psychiatrists<br />

play <strong>in</strong> their decisions for <strong>in</strong>voluntary admission and<br />

treatment. Moreover, previous research on these issues has been<br />

limited <strong>in</strong> three important ways: First, there is scant empirical<br />

research on the role and <strong>in</strong>teraction of situational, patient and psychiatrist<br />

characteristics on the decisions for <strong>in</strong>voluntary admission.<br />

Second, we could f<strong>in</strong>d no studies that control for confound<strong>in</strong>g factors<br />

<strong>in</strong> the decision to <strong>in</strong>voluntary admit and treat patients. Third,<br />

previous research has focused almost exclusively on the <strong>in</strong>dividual<br />

level, yet theory and research on ethical decision-mak<strong>in</strong>g <strong>in</strong>dicate<br />

that decisions for or aga<strong>in</strong>st <strong>in</strong>voluntary admission and treatment<br />

are a multi-level phenomenon. Ignor<strong>in</strong>g level issues can lead to erroneous<br />

<strong>in</strong>ferences, such as the ecological fallacy (Selv<strong>in</strong> 1958).<br />

Method: This study is constructed as a questionnaire experiment.<br />

Participants are given a scenario with four <strong>in</strong>dependent variables:<br />

Severity of symptoms (high vs. low), presence of suicidal statements<br />

(present vs. not present), will<strong>in</strong>gness to be admitted and treated<br />

(present vs. not present) and <strong>in</strong>sight <strong>in</strong>to illness (present vs. not<br />

484<br />

present). This resulted <strong>in</strong> a 2×2×2×2 design with 16 different scenarios,<br />

each one distributed randomly. The dependent variables are<br />

decision for <strong>in</strong>voluntary admission and treatment. Questionnaires<br />

were sent to 500 psychiatrists <strong>in</strong> 50 different hospitals <strong>in</strong> Germany<br />

and the United States respectively.<br />

Discussion / Results: This study answers the call for research by<br />

Ste<strong>in</strong>ert et al. (2005) who argue that future research should provide<br />

empirical data and more def<strong>in</strong>ite criteria for <strong>in</strong>dications of <strong>in</strong>voluntary<br />

treatment and admission <strong>in</strong> or<strong>der</strong> to achieve a common ethical<br />

framework for those decisions. We are also the first to use multilevel<br />

analysis <strong>in</strong> the analysis of ethical decision-mak<strong>in</strong>g with regard<br />

to <strong>in</strong>voluntary admission and treatment of psychiatric patients.<br />

003<br />

<strong>Psychische</strong> Krisen im Film<br />

Isolde Eckle (PUK Zürich, Schweiz)<br />

J. B<strong>in</strong>otto, I. Zachariadis<br />

E<strong>in</strong>leitung: <strong>Psychische</strong> Krisen werden anhand dreier Filme aus<br />

dem „paranoiden Jahrzehnt“ <strong>in</strong> Amerika zwischen Kennedy-Mord<br />

und Watergate vorgeführt.<br />

Methode: Analysiert werden Sam Fullers „Shock Corridor“ (1963)<br />

Robert Rossens „Lilith“ (1964)und Francis Ford Coppolas „The<br />

Conversation“ (1974).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es entsteht das Psychogramm e<strong>in</strong>er Gesellschaft<br />

zwischen zwei e<strong>in</strong>schneidenden politischen Krisen; die<br />

Rolle von Psychiatrischen Institutionen, Psychiatern, Patienten und<br />

Oeffentlichkeit vor und nach 1968 <strong>in</strong> Amerika kann uns reichlich<br />

H<strong>in</strong>weise auf heutige Probleme geben.<br />

004<br />

Wissenschaftlicher Austausch zwischen Deutschland und Japan,<br />

1890 – 1945. Das Beispiel <strong>der</strong> Psychiatrie <strong>in</strong> europäischer Perspektive<br />

Thomas Müller (ZfP Südwürttemberg, Uni Ulm Psychiatrie I, Ravensburg)<br />

A. Hashimoto<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Untersuchung bezieht sich thematisch auf das Feld<br />

<strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>, und hier <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf den <strong>in</strong>ternationalen<br />

Wissenstransfer zur mediz<strong>in</strong>ischen Diszipl<strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie.<br />

Japan und Deutschland stellen <strong>in</strong> Bezug auf das späte<br />

19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>t nicht nur e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes Beispiel für e<strong>in</strong>en<br />

systematischen <strong>in</strong>ternationalen Vergleich dar, son<strong>der</strong>n eignen<br />

sich aufgrund <strong>der</strong> engen wissenschaftlichen Beziehungen – weit<br />

über die Mediz<strong>in</strong> h<strong>in</strong>aus – auch als Raum zur Analyse sog. transnationaler<br />

Wissens- bzw. Wissenschaftstransfers.<br />

Methode: Gegenstand des <strong>in</strong>tellektuellen Transfers <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong><br />

waren u.a. theoretische Krankheitskonzepte, apparative Diagnostik,<br />

architektonische und <strong>in</strong>frastrukturelle Konzepte o<strong>der</strong> curriculare<br />

Entwicklungen. Im Bereich <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Psychiatrie <strong>in</strong>teressierten<br />

sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e japanische Ärzte für die Versorgung<br />

psychisch Kranker. Untersucht wurden Fachartikel, Lehrbücher,<br />

Reiseberichte und Diskussionsprotokolle. In Bezug auf die japanische<br />

Rezeption <strong>der</strong> Debatten um s<strong>in</strong>nvolle Versorgungskonzepte<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie verdienen die vielfältigen Adaptationen europäischer<br />

Modelle an japanische Bedürfnisse beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit.<br />

Der konkrete Forschungsgegenstand war, präzisierter, die Rezeption<br />

des psychiatrischen Versorgungsmodells <strong>der</strong> Familienpflege<br />

<strong>in</strong> Deutschland und Japan zwischen 1880 und 1939. Bei <strong>der</strong> Familienpflege<br />

handelt es sich um e<strong>in</strong> ursprünglich <strong>in</strong> Belgien begründetes<br />

Modell psychiatrischer Versorgung. Im Falle des hier behandelten<br />

transnationalen Wissenstransfers wurde die Rezeption des<br />

Versorgungsmodells seitens <strong>der</strong> japanischen Akteure im Wesentlichen<br />

durch die Rezeption <strong>der</strong> deutschen Adaptationen des belgischen<br />

Ursprungsmodells umgesetzt, also <strong>in</strong>direkt über e<strong>in</strong>en<br />

Mittler.


Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Gewand e<strong>in</strong>es Wissensimports aus<br />

dem europäischen Kontext wurden so vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong><br />

„Mo<strong>der</strong>nisierung“ <strong>der</strong> Meiji-Ära unter an<strong>der</strong>em auch <strong>in</strong>nerjapanische<br />

Konflikte um divergierende Entwicklungsl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> japanischen<br />

Mediz<strong>in</strong> verhandelt.<br />

005<br />

Beyond Empiric Observation: Possible and Impossible Contributions<br />

of Neuroscience to the Problem of Free Will<br />

Ernst Seiffert (PUK Zürich, Kl<strong>in</strong>ik für Sozialpsychiatrie, Rüschlikon,<br />

Schweiz)<br />

Introduction: Coke or Pepsi? What appears to be a simple question<br />

of choice at first glance raises an <strong>in</strong>trigu<strong>in</strong>g set of problems if asked<br />

un<strong>der</strong> experimental conditions and verified by subsequent bl<strong>in</strong>d<br />

tast<strong>in</strong>g. In fact, <strong>in</strong> the cited experiment, a significant portion of people<br />

who <strong>in</strong>itially stated they preferred one brand of cola turned out<br />

to favour just the other when tast<strong>in</strong>g the dr<strong>in</strong>k unaware of its label.<br />

Yet which of the two statements reflect the subject’s will? Apparently<br />

„free will“ is not as simple a concept as is often assumed. All the<br />

more there is a strong need to clarify terms and ideas before any<br />

further analysis or experiment is un<strong>der</strong>taken. However, especially<br />

<strong>in</strong> the neurosciences, there is a tendency to overlook important<br />

conceptual matters when design<strong>in</strong>g experiments and <strong>in</strong>terpret<strong>in</strong>g<br />

results.<br />

Method: In the first place, the well-known neurophysiological experiments<br />

by Benjam<strong>in</strong> Libet are critically reviewed, show<strong>in</strong>g serious<br />

errors <strong>in</strong> experimental design as well as data analysis and <strong>in</strong>terpretation,<br />

thus disprov<strong>in</strong>g the f<strong>in</strong>al determ<strong>in</strong>istic conclusion.<br />

Subsequently, the argument is pushed beyond the limitations of<br />

empiricism. It is discussed what may and may not be expected from<br />

mo<strong>der</strong>n experimental neuroscience. In particular, the question is<br />

asked whether more sophisticated technological methods will ever<br />

allow for complete naturalistic explanations of mental phenomena.<br />

In this context, the difference between cause and reason as well as<br />

between causal and f<strong>in</strong>al (teleological) explanations is reviewed.<br />

Discussion / Results: At the moment, a dist<strong>in</strong>ction between mental<br />

and biological phenomena appears to be useful and necessary for<br />

an all-over un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g of human th<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g and action. The complexity<br />

of the subject requires open, unbiased <strong>in</strong>terdiscipl<strong>in</strong>ary cooperation<br />

without unscientific authority claims. The bio-psychosocial<br />

model of disease as employed by mo<strong>der</strong>n psychiatry for over<br />

30 years is an important example for the <strong>in</strong>sight that reductionist<br />

explanations are rarely able to encompass all aspects of a given problem.<br />

006<br />

Was können junge Psychiater von Judith Butler lernen?<br />

Isolde Eckle (PUK Zürich, Schweiz)<br />

C. Kupke<br />

E<strong>in</strong>leitung: Judith Butler, Professor<strong>in</strong> für Rhetorik und vergleichende<br />

Literaturwissenschaften an <strong>der</strong> University of California, Berkeley,<br />

ist die <strong>der</strong>zeit bekannteste Philosoph<strong>in</strong> und füllt mit ihren<br />

Auftritten – wie<strong>der</strong>holt auch an deutschen Universitäten – die Hörsäle.<br />

Methode: Wir stellen Thesen zu ihren letzten beiden Veröffentlichungen<br />

zu Diskussion: „Psyche <strong>der</strong> Macht. Das Subjekt <strong>der</strong> Unterwerfung“<br />

(2001)und „Zur Kritik <strong>der</strong> ethischen Gewalt“, (2003).<br />

Wir wollen Butlers Begriffe von Subjekt, Subjektivität, Subjektwerdung<br />

und Souvernänität untersuchen und fruchtbar machen für<br />

die Arbeit von Psychiatern, die <strong>in</strong> Lehre, Forschung und Behandlung<br />

e<strong>in</strong>en zeitgemässen Umgang mit aktuellen philosophischen<br />

Konzepten f<strong>in</strong>den wollen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Judith Bulter hat 1990 mit „Gen<strong>der</strong> Trouble“<br />

die Bühne betreten. Das Subjekt fasst sie als entwicklungsfähige,<br />

auch sprachliche Strktur; die Subjektwerdung e<strong>in</strong>es Individu-<br />

ums beschreibt sie als e<strong>in</strong>en paradoxen Prozess von Unterwerfung<br />

und Befreiung zugleich. „Was soll ich tun?“ setzt e<strong>in</strong> Ich voraus, das<br />

sich zum Gegenstand se<strong>in</strong>es Denkens nehmen kann. Beschränkungen<br />

und Verluste, denen das Subjekt im Prozess se<strong>in</strong>er Subjektivation<br />

unterworfen ist, führen bei Butler zur Konstitution e<strong>in</strong>es ME-<br />

LANCHOLISCHEN Subjektes; das „Menschlichwerden“ bedeutet<br />

zwar e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>busse an Souveränität – grade dies macht aber das<br />

eigentliche HUMANUM aus.<br />

007<br />

Die Anwendung <strong>der</strong> „Kritik <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en Vernunft“ von Immanuel<br />

Kant auf das psychiatrische Diagnostizieren<br />

Othmar Mäser (Feldkirch, Österreich)<br />

Mit Hilfe des Gedankengutes von Immanuel Kant, wie es <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

„Kritik <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en Vernunft“ nie<strong>der</strong>geschrieben ist, kann aufgezeigt<br />

werden <strong>in</strong>wiefern sich objektivierbare somatisch-mediz<strong>in</strong>ische Diagnosen<br />

grundsätzlich von psychiatrischen Diagnosen unterscheiden.<br />

Objektivierbare somatisch-mediz<strong>in</strong>ische Diagnosen gründen<br />

sich auf „physische“ Befunde, auf „Gegenstände schlechth<strong>in</strong>“. Im<br />

Gegensatz dazu gründen sich psychiatrische Diagnosen und nicht<br />

objektivierbare somatisch-mediz<strong>in</strong>ische Diagnosen (z. B. die Diagnose:<br />

somatoforme Schmerzstörung) auf Phänomene bzw. Symptome<br />

und damit auf „Gegenstände <strong>in</strong> <strong>der</strong> Idee“. Es ist zwar so, dass<br />

im Rahmen des Erkenntnisvorganges sowohl die „Gegenstände<br />

schlechth<strong>in</strong>“ – wie auch die „Gegenstände <strong>in</strong> <strong>der</strong> Idee“ – als Begriffe<br />

im Bewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> erkennenden Person ersche<strong>in</strong>en. In weiterer<br />

Folge kann jedoch nur das Zutreffen <strong>der</strong> „Gegenstände schlechth<strong>in</strong>“<br />

empirisch – „am Probierste<strong>in</strong> <strong>der</strong> Erfahrung“ – geprüft werden,<br />

was bei den „Gegenständen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Idee“ nicht möglich ist, weil uns<br />

diese nicht real „physisch“ son<strong>der</strong>n nur „mental“ gegeben s<strong>in</strong>d. Bei<br />

den „Gegenständen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Idee“ handelt es sich also um Vorstellungen,<br />

die nicht empirisch geprüft werden können. Aus diesen Unterschieden<br />

<strong>der</strong> Erkenntnisbasis resultiert, dass gewisse Diagnosen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> somatischen Mediz<strong>in</strong> „am Probierste<strong>in</strong> <strong>der</strong> Erfahrung“ geprüft<br />

werden können. Das heißt diese Diagnosen können objektiviert<br />

werden, was bei den psychiatrischen Diagnosen (die sich auf Phänomene<br />

gründen) und bei den an<strong>der</strong>en somatisch-mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Diagnosen (die sich auf Symptome gründen) nicht möglich ist. Die<br />

objektivierbaren somatisch-mediz<strong>in</strong>ischen Diagnosen s<strong>in</strong>d aus den<br />

vorgenannten Gründen allgeme<strong>in</strong> gültig, die nicht objektivierbaren<br />

somatisch-mediz<strong>in</strong>ischen Diagnosen und die psychiatrischen<br />

Diag nosen (sowie die psychologischen und psychotherapeutischen<br />

Erkenntnisse) s<strong>in</strong>d aus den vorgenannten Gründen nicht allgeme<strong>in</strong><br />

gültig, son<strong>der</strong>n nur subjektiv gültig. Im Vortrag werden die Konsequenzen<br />

für die psychiatrische Praxis und Wissenschaft aufgezeigt.<br />

Die „Kritik <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en Vernunft“ von Immanuel Kant liefert das<br />

„miss<strong>in</strong>g l<strong>in</strong>k“ zwischen <strong>der</strong> Psychiatrie und <strong>der</strong> somatischen Mediz<strong>in</strong>.<br />

Mit Hilfe <strong>der</strong> „Kritik <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en Vernunft“ können Grundsatzfragen,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Grundsatzfragen <strong>der</strong> Psychiatrie beantwortet<br />

werden, welche bis anh<strong>in</strong> nicht beantwortbar waren.<br />

008<br />

Spiritualität und Therapieverlauf bei Patienten mit e<strong>in</strong>er Posttraumatischen<br />

Belastungsstörung<br />

Michael Tisch<strong>in</strong>ger (Oberstdorf)<br />

G. Stadtmüller, F. Strom<br />

E<strong>in</strong>leitung: Aufgrund verschiedener Studien konnte <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren gezeigt werden, dass e<strong>in</strong>e spirituelle Grundhaltung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

e<strong>in</strong> koooperatives religiöses Cop<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>en günstigen E<strong>in</strong>fluss<br />

auf den Umgang mit traumatisierenden Erfahrungen und den<br />

Verlauf von zur Chronifizierung neigenden <strong>Erkrankungen</strong> haben<br />

kann. Insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit existentiellen<br />

Krisen und bei traumatischem Stress sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Aktivierung von<br />

spirituellen Ressourcen unter bestimmten Bed<strong>in</strong>gungen wirksam<br />

se<strong>in</strong> zu können.<br />

485


Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Studie erhoben wir bei 54 Patienten,<br />

die sich wegen e<strong>in</strong>er Posttraumatischen Belastungsstörung <strong>in</strong> stationärer<br />

psychotherapeutischer Behandlung befanden religionspsychologische<br />

Aspekte, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die spirituelle Überzeugung,<br />

das E<strong>in</strong>gebundense<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e religiöse Geme<strong>in</strong>schaft, die emotionale<br />

Tönung des Gottesbildes sowie die private und öffentliche religiöse<br />

Praxis. Der Therapieerfolg <strong>der</strong> stationären Behandlungsmassnahme<br />

wurde mittels standardisierter Fragebögen wie dem<br />

SCL-90R, BDI, FPI-R, GT-S und VEV-K gemessen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es fanden sich H<strong>in</strong>weise, dass Patienten<br />

mit e<strong>in</strong>er höheren religiösen Prägung zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Teilbereichen<br />

über positivere Verän<strong>der</strong>ungen im Prä-Post-Vergleich berichten als<br />

nichtreligiöse Patienten. Als mögliche Wirkfaktoren s<strong>in</strong>d die emotionale<br />

Entlastung durch e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvolles, geschlossenes Weltbild, die<br />

soziale Unterstützung durch das E<strong>in</strong>gebundense<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en religiösen<br />

Kontext und die mentale Bewältigung mittels e<strong>in</strong>es kooperativen<br />

religiösen Cop<strong>in</strong>gs zu diskutieren.<br />

009<br />

Die soziale Wünschbarkeit psychopharmakologischen Enhancements<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er alternden Gesellschaft<br />

Jakov Gather (Universitätsmediz<strong>in</strong> <strong>der</strong> JGU, Geschichte, Theorie und<br />

Ethik, Ma<strong>in</strong>z)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Innerhalb <strong>der</strong> Debatte um psychopharmakologisches<br />

Enhancement werden regelmäßig ältere Menschen als Zielgruppe<br />

verbessern<strong>der</strong> Maßnahmen genannt. Befürworter des kognitiven<br />

und affektiven Enhancements erwarten nicht nur e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Lebensqualität des E<strong>in</strong>zelnen, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>en gesellschaftlichen<br />

Nutzen wie z. B. e<strong>in</strong>e Steigerung <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />

Produktivität. Ausgehend von <strong>der</strong> Bewertung möglicher Chancen<br />

und Risiken steht im hier vorgestellten Dissertationsprojekt, das im<br />

Ma<strong>in</strong>zer Teilprojekt <strong>der</strong> „Neuroethics Initiative“ (BMBF) angesiedelt<br />

ist, die Frage nach <strong>der</strong> sozialen Wünschbarkeit psychopharmakologischen<br />

Enhancements <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er alternden Gesellschaft im Mittelpunkt.<br />

Methode: Im S<strong>in</strong>ne des „Medical Technology Assessment“ sollen<br />

psychopharmakologische Enhancer aus verschiedenen Perspektiven<br />

e<strong>in</strong>er rationalen Bewertung unterzogen werden. Aus pharmakologischer<br />

Sicht geht es darum, spezifische Substanzen (Antidepressiva,<br />

Antidementiva, Stimulantien u. a.) auf ihre Anwendbarkeit<br />

(applicability) als Enhancer h<strong>in</strong> zu untersuchen. In e<strong>in</strong>er ethischen<br />

Analyse werden hauptsächlich gesellschaftliche Bedenken – beispielsweise<br />

das Problem des sozialen Drucks – <strong>in</strong> den Blick genommen.<br />

In e<strong>in</strong>em letzten Schritt wird <strong>der</strong> soziale Kontext beleuchtet,<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>erseits die Entwicklung von Enhancern entscheidend bee<strong>in</strong>flusst<br />

und an<strong>der</strong>erseits selbst durch diese Entwicklungen konstituiert<br />

wird. Ins Zentrum <strong>der</strong> Untersuchung rücken dabei die gesellschaftlichen<br />

Phänomene Hyperkognitivismus, sozialer Quietismus<br />

und Neurozentrismus. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund geht es darum, die<br />

soziale Wünschbarkeit (social desirability) psychopharmakologischen<br />

Enhancement abschließend zu beurteilen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Aus pharmakologischer Sicht eignen sich<br />

die gegenwärtig vorhandenen Substanzen nur sehr bed<strong>in</strong>gt für<br />

Enhancementzwecke. Aufgrund ger<strong>in</strong>ger Wirksamkeit und e<strong>in</strong>es –<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei älteren Menschen – vorhandenen Nebenwirkungs-<br />

und Interaktionspotentials, ist e<strong>in</strong> breiter E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong><br />

Enhancer sicher nicht zu empfehlen. Als Ergebnis <strong>der</strong> ethischen<br />

Analyse lässt sich konstatieren, dass <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> geäußerten<br />

Bedenken – entgegen unseren anfänglichen Intuitionen – bei genauerem<br />

H<strong>in</strong>sehen an Plausibilität verliert. Pharmakologisches Enhancement<br />

zeigt sich vielmehr als gesellschaftliches Phänomen, <strong>in</strong><br />

welchem e<strong>in</strong> neurozentristisches Menschenbild zum Ausdruck<br />

kommt und <strong>der</strong> alternde Mensch zunehmend aus se<strong>in</strong>en sozialen<br />

Bezügen herausgelöst wird. Wünschenswert ersche<strong>in</strong>t jedoch e<strong>in</strong>e<br />

alternative Sichtweise, bei <strong>der</strong> nicht das Gehirn, son<strong>der</strong>n die Um-<br />

486<br />

welt des alternden Menschen zum Ort verbessern<strong>der</strong> Maßnahmen<br />

wird.<br />

010<br />

Ethische Probleme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Evidenzbasierten Mediz<strong>in</strong><br />

Lars Schärer (Unikl<strong>in</strong>ik Freiburg, Psychiatrie)<br />

D. Ebert<br />

E<strong>in</strong>leitung: EBM (Evidenzbasierte Mediz<strong>in</strong>) sagt uns, auf welcher<br />

Grundlage und mit welchen Methoden mediz<strong>in</strong>ische Praxis stattf<strong>in</strong>den<br />

SOLL. Daher ist EBM e<strong>in</strong>e moralische Initiative und damit<br />

stellt sich nicht nur die Frage, <strong>in</strong> wie weit die Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> EBM<br />

rational richtig s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n auch, <strong>in</strong> wie weit sie ethisch richtig<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Methode: Die ethische Korrektheit <strong>der</strong> EBM wird mit zwei Methoden<br />

überprüft: I. Anhand von realen und hypothetischen Fallbeispielen<br />

soll das aus <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> EBM auf diese Fälle resultierende<br />

Verhalten appellativ mit dem moralischen Empf<strong>in</strong>den<br />

des Hörers verglichen werden. II. Darüber h<strong>in</strong>aus wird normativ<br />

argumentiert, <strong>in</strong>dem zentrale Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> EBM an e<strong>in</strong>em Grundsatzurteil<br />

<strong>der</strong> höchsten normativen Instanz unserer politischen Gesellschaft,<br />

des Bundesverfassungsgerichts (BVG) gemessen werden.<br />

Exemplarisch werden 3 Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> EBM untersucht: 1. Ablehnung<br />

<strong>der</strong> faktischen Evidenz (E<strong>in</strong>zelfallbeurteilung) 2. Kategorielle<br />

Evidenzbewertung (Evidenzstufen) 3. Aufteilung unserer Überzeugungen<br />

<strong>in</strong> Werte und Fakten (Sackett‘scher Ansatz).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die untersuchten Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> EBM I.<br />

können <strong>in</strong> <strong>der</strong> praktische Anwendung auf typische Fälle regelhaft<br />

gegen unser moralisches Empf<strong>in</strong>den verstoßen. II. entsprechen den<br />

Normen unserer Verfassung nicht. 1. Die Verne<strong>in</strong>ung von faktischer<br />

Evidenz führt zu Effizienzverlusten und <strong>in</strong> nicht seltenen<br />

Fällen zu ethisch bedenklichen Therapieentscheidungen und entspricht<br />

den Normensetzungen des BVG nicht. 2. Kategorielle Wissensbewertung<br />

verfälscht und verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t das zur Verfügung stehende<br />

Wissen, begünstigt Intoleranz, therapeutischen Skeptizismus,<br />

Therapieverweigerung, Therapiezwang und Mißbrauch und wird<br />

vom BVG abgelehnt. 3. Fakten beruhen letzten Endes auf primären<br />

Werturteilen. E<strong>in</strong>igkeit über die Fakten e<strong>in</strong>es konkreten Behandlungsfalls<br />

kann nicht selbstverständlich vorausgesetzt werden. Das<br />

BVG lehnt e<strong>in</strong>e Aufspaltung <strong>in</strong> Werte und Fakten <strong>in</strong>direkt ab.<br />

Die Rechtsprechung des BVG stellt e<strong>in</strong>e deutliche Auff or<strong>der</strong>ung<br />

zur Toleranz dar: gerichtet an die verschiedenen me diz<strong>in</strong>ischen<br />

Versorgungs- und Verwaltungsorganisationen, die Deutungshoheit<br />

über mediz<strong>in</strong>ische Daten, Fakten und Methoden beanspruchen.<br />

Diese Deutungshoheit steht primär dem Patienten zu. EBM <strong>in</strong> ihrer<br />

gegenwärtigen Form ist von ethischen Problemen bedroht. Damit<br />

EBM verfassungskonforme Entscheidungsunterstützung leisteten<br />

kann, ist e<strong>in</strong>e Reformation <strong>der</strong> EBM erfor<strong>der</strong>lich.<br />

011<br />

Ethik und Ethikberatung <strong>in</strong> Psychiatrie und Psychotherapie<br />

Re<strong>in</strong>hard J. Boerner (CKQ GmbH, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherpaie,<br />

Quakenbrück)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Diskussion ethischer Fragen wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en<br />

Mediz<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>em zunehmend professionelleren Niveau<br />

geführt. Die E<strong>in</strong>richtung von Ethikberatung, Ethikkomitees und<br />

Ethik kommissionen mit spezifisch ausgebildeten Experten zeigt<br />

e<strong>in</strong> zunehmend großes Interesse <strong>der</strong> (Fach-)Öffentlichkeit, mediz<strong>in</strong>ische<br />

Entscheidungen ethisch zu reflektieren und zu legitimieren.<br />

Im Gegensatz dazu ersche<strong>in</strong>t die Beachtung <strong>der</strong> ethischen Dimension<br />

<strong>in</strong> den psychosozialen Fächern <strong>der</strong>zeit noch eher auf die bekannte<br />

Thematik gesetzlicher Unterbr<strong>in</strong>gung und Betreuung e<strong>in</strong>geengt.<br />

Zunehmend werden aber ethisch relevante Fragestellungen<br />

auch hier Gegenstand <strong>in</strong>tensiver Diskussion se<strong>in</strong> müssen, so wie sie<br />

beispielhaft <strong>in</strong> dem neu e<strong>in</strong>geführten Fach „Neuroethics“ im angloamerikanischen<br />

Sprachraum zusammengefasst ist.


Topic 23 G Suizidalität // Suicidality<br />

Methode: In dem Vortrag werden e<strong>in</strong>ige ethisch relevante psychiatrisch-psychotherapeutische<br />

Themen diskutiert: • Die Kapazitätssteuerung<br />

psychotherapeutischer Leistungen im Spannungsfeld<br />

zwischen ökonomischen Sach- und Sparzwängen und maximierter<br />

Angebotsstruktur. • Die Vernachlässigung psychisch schwer Erkrankten<br />

zugunsten von Patienten mit leichten Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

und Bef<strong>in</strong>dlichkeitsstörungen. • Die Sicherstellung <strong>der</strong> Grundversorgung<br />

psychisch Erkrankter unter dem Aspekt zunehmenden<br />

Ärztemangels sowie <strong>der</strong> möglichen Kompensation durch an<strong>der</strong>e<br />

Berufsgruppen (Psychologen). • Die Funktionalisierung von Leistungen<br />

psychosozialer Mediz<strong>in</strong> zur Kompensation gesellschaftlicher<br />

Defizite (Erziehungs- und Ausbildungssysteme, hedonistische<br />

Moral, Tempobeschleunigung <strong>der</strong> Arbeits- und Lebenswelten<br />

mit Informationsüberflutung).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es wird gezeigt, welcher „Nutzen“ sich<br />

aus dieser ethischen Diskussion sowohl unter gesundheitspolitischen<br />

wie auch fachlichem Aspekt zum Wohle <strong>der</strong> Patienten ergibt<br />

und welche erweiterten und fachlich fundierteren Lösungen sich<br />

für die gestellten Fragn ergeben.<br />

Topic: 23 Suizidalität<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 8<br />

S-060 Symposium<br />

Therapie <strong>der</strong> Suizidalität<br />

(Referat Suizidologie)<br />

Vorsitz: T. Bronisch (München), M. Wolfersdorf (Bayreuth)<br />

001<br />

Krisen<strong>in</strong>tervention bei Suizidalität<br />

Elmar Etzersdorfer (Furtbachkrankenhaus, Psychiatrie, Stuttgart)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Inhalt dieses Vortrages s<strong>in</strong>d die Spezifika <strong>der</strong> Krisen<strong>in</strong>tervention,<br />

e<strong>in</strong>er zeitlich befristeten, psychotherapeutisch fundierten<br />

Behandlungsmöglichkeit, beim Vorliegen von Suizidalität, vor<br />

allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> akuten Form.<br />

Methode: Bei Krisen<strong>in</strong>tervention ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die therapeutische<br />

Beziehung und <strong>der</strong>en Gestaltung durch den Patienten von<br />

großer Bedeutung, und sie müssen auch zum Erkennen und Abschätzen<br />

<strong>der</strong> Grenzen <strong>der</strong> Krisen<strong>in</strong>tervention herangezogen werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong>e neutrale, nicht urteilende Haltung<br />

des Behandlers ist zwar e<strong>in</strong>e notwendige Voraussetzung, sie wird<br />

jedoch durch e<strong>in</strong>e gerade bei akuter Suizidalität häufig emotional<br />

stark aufgeladene Übertragungs-Gegenübertragungsbeziehungen<br />

bee<strong>in</strong>flusst. Komplikationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung können <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

durch die häufig beobachteten ablehnenden eigenen Reaktionen<br />

<strong>der</strong> Helfer e<strong>in</strong>treten, die sich offen o<strong>der</strong> versteckt auswirken<br />

können. In psychodynamischer Sicht ist e<strong>in</strong>e wesentliche Voraussetzung<br />

für hilfreiche Krisen<strong>in</strong>tervention das immer wie<strong>der</strong> neue<br />

Herstellen dessen, was Bion als „conta<strong>in</strong><strong>in</strong>g function“, Cullberg als<br />

„stellvertretende Hoffnung“ bezeichnet hat. Diese Vorgänge werden<br />

anhand von kl<strong>in</strong>ischem Material dargestellt und diskutiert,<br />

und die H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse gerade beim Umgang mit akuter Suizidalität<br />

dargestellt.<br />

002<br />

Verhaltenstherapie <strong>der</strong> Suizidalität<br />

Sylvia Schaller (Universität Mannheim, Otto-Selz-Institut)<br />

A. Schmidtke<br />

E<strong>in</strong>leitung: Verhaltenstheoretische Erklärungsmodelle sehen suizidales<br />

Verhalten als multideterm<strong>in</strong>iert an. Es kann we<strong>der</strong> durch<br />

e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es „Störungsmodell“ noch durch e<strong>in</strong> funktionales Modell<br />

alle<strong>in</strong> erklärt werden. Erst die Komb<strong>in</strong>ation dieser Ansätze <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

multimodalen transaktionalen Modell erweitert Verständnis<br />

und Behandlungsmöglichkeiten von Suizidalität. Selbstschädigende<br />

und suizidale Verhaltensweisen werden so als subjektiv s<strong>in</strong>n volle<br />

– wenn auch objektiv bisweilen nicht nachvollziehbare – Problemlösungsstrategien<br />

angesehen, wenn sich e<strong>in</strong>e Person <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Situation<br />

bef<strong>in</strong>det, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Auslösebed<strong>in</strong>gungen, Reaktionsalternativen<br />

und (mögliche) Konsequenzen <strong>der</strong> Handlungen nur e<strong>in</strong>geschränkt<br />

wahrgenommen werden und die suizidale Handlung als e<strong>in</strong>zige<br />

(plausible) Handlungsalternative, i. S. e<strong>in</strong>er „Belastungsregulation“,<br />

übrig bleibt.<br />

Methode: Aus dem transaktionalen Modell suizidalen Verhaltens<br />

werden – je nachdem, ob vorrangig Stimulusbed<strong>in</strong>gungen, Reaktionsweisen<br />

o<strong>der</strong> Personeigenschaften das suizidale Verhalten bed<strong>in</strong>gen<br />

– spezifische therapeutische Strategien abgeleitet, die e<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>dividuelles multimethodales Therapiekonzept erlauben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Wirksamkeit <strong>der</strong> therapeutischen<br />

Maßnahmen soll anhand neuerer Therapiekontrollstudien diskutiert<br />

werden.<br />

487


Topic 23 G Suizidalität // Suicidality<br />

003<br />

Der Krankenhaussuizid: Therapeutische Konsequenzen<br />

Manfred Wolfersdorf (Nervenkrankenhaus, Bezirk Oberfranken,<br />

Bayreuth)<br />

C. Franke, R. Vogl<br />

Die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft „Suizidalität und Psychiatrisches Krankenhaus“<br />

beschäftigt sich seit nahezu 30 Jahren mit <strong>der</strong> rout<strong>in</strong>emäßigen<br />

Erfassung von Suiziden unter stationären psychiatrisch-psychotherapeutischen<br />

Behandlungsbed<strong>in</strong>gungen und hat dazu nicht<br />

nur e<strong>in</strong>e Reihe von Daten zur Zunahme des sogenannten Patientensuizides<br />

<strong>in</strong> den 70er, 80er bis <strong>in</strong> die 90er Jahre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> veröffentlicht,<br />

son<strong>der</strong>n immer auch suizidpräventiv orientiert Fort- und<br />

Weiterbildung zu dieser Thematik angeboten. So stammt nicht nur<br />

e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> ersten Empfehlungen zum Umgang mit suizidalen Patienten<br />

<strong>in</strong> psychiatrisch-psychotherapeutischen E<strong>in</strong>richtungen aus <strong>der</strong><br />

AG, son<strong>der</strong>n es s<strong>in</strong>d, nicht zuletzt auch vor dem H<strong>in</strong>tergrund zahlreicher<br />

gutachterlicher Tätigkeit bei Patientensuiziden, e<strong>in</strong>e Reihe<br />

von <strong>in</strong>ternen Empfehlungen entstanden, die sich mit dem Umgang<br />

mit suizidgefährdeten Patienten beschäftigen. Im Vortrag wird<br />

nach e<strong>in</strong>er kurzen Skizze <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Suizidzahlen <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahrzehnten <strong>der</strong> Schwerpunkt dann auf die Darstellung von<br />

therapeutischen Konsequenzen und Empfehlungen für den Umgang<br />

mit suizidgefährdeten Menschen gelegt.<br />

004<br />

Pharmakotherapie <strong>der</strong> Suizidalität<br />

Thomas Bronisch (Max-Planck-Institut, Psychiatrie, München)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Als wichtigster Befund <strong>der</strong> neurobiologischen Forschung<br />

von suizidalem Verhalten ist e<strong>in</strong>e Dysfunktion des serotonergen<br />

Transmittersystems, aber auch e<strong>in</strong>e Dysregulation des Stresshormonsystems,<br />

welches das serotonerge System bee<strong>in</strong>flusst, anzusehen.<br />

Diese neuorbiologischen Befunde korrelieren mit den Verhaltensparametern<br />

Impulsivität und Aggressivität, wobei Aggressivität<br />

sowohl nach <strong>in</strong>nen (Autoaggressivität / suizidales Verhalten) wie<br />

nach außen (Heteroaggressivität) gerichtet zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t und <strong>in</strong><br />

Bezug auf suizidales Verhalten vor allem violente Suizidmethoden<br />

be<strong>in</strong>haltet. E<strong>in</strong>es <strong>der</strong> größten Probleme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung suizidaler<br />

Patienten ist die mangelnde Vorhersehbarkeit und Kontrolle<br />

von – weiterem – suizidalen und aggressiven Verhalten.<br />

Methode: Es werden die Ergebnisse zu allen verfügbaren Studien<br />

referiert, die sich <strong>der</strong> Pharmakotherapie suizidalen Verhaltens gewidmet<br />

haben. Folgende Substanzklassen wurden hierbei berücksichtigt.<br />

Antidepressiva, Lithium und Mood-Stabilizer, Benzodiazep<strong>in</strong>e<br />

sowie Neuroleptika.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Therapiestudien zeigen e<strong>in</strong>e Reduktion<br />

von Suizidversuchen und Aggressivität durch Substanzen, die dem<br />

serotonergen Defizit entgegenwirken, wie zum Beispiel Lithium<br />

und SSRIs. Hierbei ersche<strong>in</strong>t Lithium die bei weitem effektivste<br />

Substanz zur Suizidprävention bei depressiven und manisch-<br />

depressiven <strong>Erkrankungen</strong> zu se<strong>in</strong>, aber auch Mood-Stabilizer<br />

sche<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e präventive Wirkung zu haben. Bei den SSRIs ist ab<br />

dem Alter von 40 Jahren bis <strong>in</strong>s hohe Alter e<strong>in</strong>e suizidpräventive<br />

Wirkung zu beobachten, während im jugendlichen und jungen Erwachsenenalter<br />

e<strong>in</strong>e um das zweifache erhöhte Suizidversuchrate<br />

gefunden wurde. Typische Neuroleptika sche<strong>in</strong>en ke<strong>in</strong>e suizidpräventive<br />

Wirkung bei schizophrenen Psychosen zu haben. Atypische<br />

Neuroleptika sche<strong>in</strong>en suizidpräventiv bei schizophrenen Psychosen<br />

zu se<strong>in</strong>, mit e<strong>in</strong>em Vorteil von Clozap<strong>in</strong> gegenüber Olanzap<strong>in</strong><br />

bei <strong>der</strong> Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung von Suizidversuchen.<br />

488<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Salon 13/14<br />

S-136 Symposium<br />

Suicide behaviour <strong>in</strong> a def<strong>in</strong>ed multicultural sett<strong>in</strong>g – Impact of<br />

relevant variables<br />

Vorsitz: H. H<strong>in</strong>terhuber (Bozen, Italien), H.-P. Kapfhammer (Graz,<br />

Österreich)<br />

001<br />

Etnical aspects of suicide<br />

Giancarlo Giupponi (S. Maurizio, Psychiatrie, Bozen, Italien)<br />

A. Conca, R. Pycha<br />

Introduction: Suicide represents a worldwide, cross-sectional problem<br />

<strong>in</strong> every country, religion and culture. Nearly one million<br />

people commit suicide every year, <strong>in</strong> the course of life almost one<br />

out of 2 people conceives some suicidal idea and almost one out of<br />

20 attempts to commit suicide at least once. Risk factors and protective<br />

factors vary consi<strong>der</strong>ably depend<strong>in</strong>g on the country and are<br />

pecu liar to the suicidal phenomenon. Therefore, ethnic and cultural<br />

aspects seem to play a pivotal role <strong>in</strong> suicide.<br />

Method: Data from literature have been collected and researched<br />

<strong>in</strong> PubMed between 1966 and June 2009, <strong>in</strong> addition to own data<br />

obta<strong>in</strong>ed from a survey carried out with psychological autopsies.<br />

Discussion / Results: Suicidal risk seems to be higher or to affect<br />

different social groups differently <strong>in</strong> ethnic m<strong>in</strong>orities. Differences<br />

were observed between migrants and non-migrants, between native<br />

and non-native ethnic groups. Ethnicity <strong>in</strong>fluences both the<br />

characteristics and method of suicide. Problems of cultural <strong>in</strong>tegration,<br />

stress, anonymity due to a change of identity, as well as complex<br />

genetic and biological <strong>in</strong>teractions have been taken <strong>in</strong>to consi<strong>der</strong>ation.<br />

Service users belong<strong>in</strong>g to a m<strong>in</strong>ority are to be consi<strong>der</strong>ed<br />

as a high risk group due to the <strong>in</strong>crease <strong>in</strong> mental health problems,<br />

high percentage of untreated mental problems, as well as a lower<br />

level of compliance and satisfaction with services. The latter are important<br />

risk factors <strong>in</strong> suicide committed by people affected by<br />

mental health problems. In an <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>gly globalised world where<br />

ethnic groups live and mix together, ethnic-cultural identity of migrants<br />

seems to have an <strong>in</strong>fluence on suicidal behavior <strong>in</strong> the target<br />

country of migration. Surveys carried out <strong>in</strong> South Tirol (which is<br />

the ideal place due to its geographic coord<strong>in</strong>ates and so cial composition)<br />

highlighted ethnic diversity <strong>in</strong> suicide and showed that prevention<br />

needs to consi<strong>der</strong> numerous ethnic and cultural factors.<br />

002<br />

Suizid und ethnische E<strong>in</strong>flussfaktoren <strong>in</strong> Südtirol – Ethnic <strong>in</strong>fluence<br />

on suicide <strong>in</strong> South Tirol<br />

Roger Pycha (BKH Bruneck, Abt. Psychiatrie)<br />

M. Pompili, G. Giupponi<br />

Introduction: Several studies have evidenced that suicide risk is<br />

elevated <strong>in</strong> ethnic m<strong>in</strong>orities. South Tirol ist an italian prov<strong>in</strong>ce<br />

locat ed on the bor<strong>der</strong> with Austria and characterized by the presence<br />

of three different ethnic groups experienc<strong>in</strong>g conditions of<br />

m<strong>in</strong>orities (German-, Italian- and Lad<strong>in</strong>-speak<strong>in</strong>g) as well as by<br />

consistently higher suicide rates than the national average. The aim<br />

of the research is to <strong>in</strong>dicate wheter any differences exist <strong>in</strong> the rates<br />

and characteristics of suicide by ethnicity <strong>in</strong> South Tirol, Italy.<br />

Method: Psychological autopsy <strong>in</strong>terviews were conducted for suicide<br />

victims who died between March 1997 and July 2006. Data<br />

collected by psychiatric experts un<strong>der</strong>went elaborations and were<br />

compared with official statistical data on <strong>in</strong>habitants and l<strong>in</strong>guistic<br />

groups<br />

Discussion / Results: 332 <strong>in</strong>dividuals belong<strong>in</strong>g to the three major<br />

ethnic groups died by suicide. Germans were 1,37 times more at


Topic 23 G Suizidalität // Suicidality<br />

risk to commit suicide than Italians (95 % CI: 1,04 / 1,80; z=2,26,<br />

p< 0.5). 69 % of the suicides have attended school for less than<br />

8 years. Lad<strong>in</strong>s and Germans were more likely to to have lower education<br />

than Italians. Lad<strong>in</strong>s differed by higher rates of alcohol addiction<br />

and psychosis. The study evidences that suicide may require<br />

different preventive <strong>in</strong>terventions for those of different ethnicities.<br />

003<br />

Suizidforschung im psychiatrischen Konsiliardienst – Katamnestische<br />

Ergebnisse von Patienten mit Zustand nach Suizidversuch <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Primärversorgung e<strong>in</strong>es universitären Allgeme<strong>in</strong>krankenhauses<br />

(Übersetzung fehlt)<br />

Hans-Bernd Rothenhäusler (Mediz<strong>in</strong>ische Universität Graz, Univ.-<br />

Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Österreich)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Suizide und Suizidversuche stellen e<strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>isches<br />

Problem ersten Ranges dar. Ziel dieser Studie war es, psychische<br />

Morbidität und mögliche Zusammenhänge von pathologischer<br />

Dissoziation, differenziellen Persönlichkeitsdimensionen und Interleuk<strong>in</strong>-2-Rezeptor<br />

Konzentrationen (sIL-2R) im Serum bei Patienten<br />

mit Zustand nach Suizidversuch (SV) als mögliche Parazuizid<strong>in</strong>dices<br />

zu untersuchen.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er 2- bis 4-Jahres-Katamnese wurden <strong>in</strong>sgesamt 45<br />

Patienten mit Zustand nach SV (16 Parasuizidwie<strong>der</strong>holer: PW+;<br />

29 Non-Repeater: PW0) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Primärversorgung e<strong>in</strong>es universitären<br />

Allgeme<strong>in</strong>krankenhauses mittels SCID I und II (DSM-IV),<br />

FDS (Dissoziation) und TCI (Clon<strong>in</strong>ger Persönlichkeitsdimensionen)<br />

evaluiert. Bei 25 Studienpatienten wurde sIL-2R bestimmt.<br />

E<strong>in</strong>e alters- und geschlechtsvergleichbare gesunde Kontrollgruppe<br />

(N=45) wurde rekrutiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In e<strong>in</strong>er störungsbezogenen Dimension<br />

erbrachte <strong>der</strong> Vergleich zwischen „PW+“ (N=16) und „PW0“<br />

(N=29) ke<strong>in</strong>e Unterschiede <strong>in</strong> Bezug auf aktuelle Achse-I-Störungen<br />

(p=0.669), psychiatrische Lebenszeitdiagnosen (p=0.949) und<br />

Suchterkrankungen (p=0.360). Die Analyse <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Persönlichkeitsstörungen<br />

ergab, dass „PW+“ nicht häufiger als „PW0“ an<br />

Achse II-Störungen litten (p=0.272). „PW+“ wiesen dagegen im<br />

Vergleich zu „PW0“ im Bereich <strong>der</strong> dissoziativen Phänomenologie<br />

höhere Scores für die Skalen Absorption (p


Topic 23 G Suizidalität // Suicidality<br />

Methode: Das Kurz<strong>in</strong>terventionsprogramm wird als randomisierte<br />

Studie untersucht und enthält folgende Elemente: (1) narratives Interview<br />

über die H<strong>in</strong>tergründe und Entwicklung <strong>der</strong> suizidalen<br />

Krise, (2) Video-Playback zusammen mit dem Patienten, (3) Klärung<br />

<strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> suizidalen Krise anhand e<strong>in</strong>es handlungsorientierten<br />

Modells und Formulierung verhaltensorientierter<br />

Massnahmen zur Bewältigung suizidaler Krisen, (4) Kontakt zum<br />

Patienten mittels Standardbriefen über 2 Jahre h<strong>in</strong>weg.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Erste Ergebnisse werden präsentiert. Diskussion:<br />

ASSIP ist e<strong>in</strong>e Kurz<strong>in</strong>tervention, die e<strong>in</strong>e langfristige Therapie<br />

nicht ersetzt, son<strong>der</strong>n vielmehr ergänzt und <strong>der</strong> Suizidprävention<br />

dient. Die Psychotherapieforschung weißt darauf h<strong>in</strong>, dass<br />

durch den Aufbau besserer Strategien und die Verfügbarkeit e<strong>in</strong>er<br />

losen aber konstanten Therapiebeziehung Patienten emotionale<br />

und suizidale Krisen besser bewältigen können. Es ist davon auszugehen,<br />

dass sich ASSIP präventiv auf das suizidale Verhalten des<br />

Patienten auswirkt, was wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong>e Reduktion von Notfallkonsultationen<br />

beim behandelnden Arzt o<strong>der</strong> Psychiater, sowie e<strong>in</strong>e<br />

Abnahmen stationärer psychiatrischer Behandlungen zur Folge<br />

hat.<br />

003<br />

Unterschiedliche Suizidmethoden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz: Trends 1969 –<br />

2005<br />

Urs Hepp (Psychiatrische Dienste Aargau, Externer Psychiatrischer<br />

Dienst, Aarau, Schweiz)<br />

M. R<strong>in</strong>g, A. Frei, W. Rössler, U. Schny<strong>der</strong>, V. Ajdacic-Gross<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> Schweiz erreichten die Suizidraten mit 25 pro<br />

100‘000 anfangs <strong>der</strong> 1980er Jahre e<strong>in</strong>en Höchstwert, danach konnte<br />

e<strong>in</strong> steter Rückgang während zwei Jahrzehnten beobachtet werden.<br />

Die Suizidrate erreichte Ende <strong>der</strong> 1990er Jahre Werte um 17 pro<br />

100‘000. Diese Entwicklung ist auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Europäischen Län<strong>der</strong>n<br />

zu beobachten. Die H<strong>in</strong>tergründe dieser Abnahme s<strong>in</strong>d aber<br />

nicht geklärt. Ziel <strong>der</strong> Studie war, unterschiedliche Trends <strong>der</strong><br />

wichtigsten Suizidmethoden zu analysieren.<br />

Methode: Die Suizidraten wurden aus <strong>der</strong> nationalen Todesursachenstatistik<br />

des Bundesamtes für Statistik für die Periode 1969 –<br />

2005 ermittelt. 1969-1994 wurden ICD-8 Codes, seit 1995 ICD-10<br />

Codes verwendet. Seit 1998 werden die assistierten Suizide separat<br />

aufgeführt. Die Suizidraten wurden separat nach Geschlecht und<br />

Suizidmethode differenziert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> Periode 1969 – 2005 erfasste die<br />

Schweizer Todesursachenstatistik 52’385 Suizide (70 % Männer,<br />

30 % Frauen). Suizide durch Erhängen und durch Schusswaffen waren<br />

die häufigsten Suizidmethoden bei Männern. Suizid durch Intoxikation<br />

war die häufigste Suizidmethode bei Frauen. Bei den<br />

Männern zeigten Suizide mit Schusswaffen und Stürze aus <strong>der</strong><br />

Höhe entgegen des generellen Trends e<strong>in</strong>e anhaltende Zunahme bis<br />

Anfang <strong>der</strong> 1990er Jahre und erst verzögert e<strong>in</strong>e Abnahme. Suizide<br />

mit Autoabgasen zeigten Mitte <strong>der</strong> 1980er Jahre e<strong>in</strong>en steilen Rückgang<br />

auf Grund <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Katalysatorentechnik. Bei den<br />

Frauen – weniger ausgeprägt bei den Männern – zeigte sich e<strong>in</strong>e<br />

Abnahme <strong>der</strong> Suizide durch Intoxikationen entsprechend des generellen<br />

Trends bis <strong>in</strong> die 1990er Jahre. Danach f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Anstieg<br />

<strong>der</strong> Suizidrate durch Intoxikation, <strong>der</strong> auf die Zunahme assistierter<br />

Suizide durch Sterbehilfeorganisationen zurückzuführen ist. Die<br />

differenzierte Analyse unterschiedlicher Suizidmethoden im zeitlichen<br />

Verlauf kann wichtige Erkenntnisse für die Suizidprävention<br />

ermöglichen. Die hohe Verfügbarkeit von Schusswaffen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schweiz ist sicher verantwortlich für den hohen Anteil an Schusswaffensuiziden,<br />

während die E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Katalysatorentechnik<br />

bei Personenkraftwagen zu e<strong>in</strong>er drastischen Abnahme <strong>der</strong> Suizide<br />

durch Autoabgase, ohne H<strong>in</strong>weise für e<strong>in</strong>e wesentliche Methodensubstitution,<br />

führte.<br />

490<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-055 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Suizidalität<br />

Vorsitz: M. Wolfersdorf (Bayreuth)<br />

001<br />

Validierung <strong>der</strong> deutschsprachigen Version <strong>der</strong> Reasons for Liv<strong>in</strong>g<br />

Scale (RFL)<br />

Silke Echterhoff (LWL Universitaetskl<strong>in</strong>ik Bochum, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

S. Vocks, J. Jendreyschak, G. Juckel, C. Norra, F. Illes<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Suizid ist weltweit e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> häufig sten Todesursachen<br />

und stellt somit e<strong>in</strong> zentrales Gesundheitsproblem dar. Die<br />

Suizidprävention ist deshalb <strong>in</strong> den Fokus <strong>der</strong> Suizidforschung gerückt.<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund stand bisher die Untersuchung von Prädiktoren<br />

für suizidales Verhalten. Dagegen konnten nur <strong>in</strong> wenigen<br />

Studien protektive Faktoren nachgewiesen werden, <strong>der</strong>en Erhebung<br />

bisher vernachlässigt wurde. Die im englischsprachigen Raum<br />

bereits als valides und reliables Instrument etablierte „Reasons for<br />

Liv<strong>in</strong>g Scale“ von M. L<strong>in</strong>ehan (1983) erfasst Gründe, weshalb sich<br />

Menschen trotz erhöhtem Suizidrisiko für das Weiter leben entscheiden.<br />

Fragestellung: Die von den Autor<strong>in</strong>nen mit freundlicher<br />

Genehmigung von M. L<strong>in</strong>ehan erstellte deutschsprachige Version<br />

<strong>der</strong> RFL Skala wurde e<strong>in</strong>er Analyse h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Validität und<br />

Reliabilität unterzogen.<br />

Methode und Stichprobe: E<strong>in</strong>e kl<strong>in</strong>ische Stichprobe von 76 Patienten<br />

mit den Diagnosen Depression o<strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörung<br />

und 90 gesunde Probanden nahmen an <strong>der</strong> Studie teil.<br />

Sie wurden mittels SKID I/II, RFL Skala (deutsche Übersetzung)<br />

und BDI <strong>in</strong>terviewt. Zur Überprüfung <strong>der</strong> Reliabilität und Validität<br />

wurde die <strong>in</strong>terne Konsistenz ermittelt und e<strong>in</strong>e Analyse <strong>der</strong> Faktorenstruktur<br />

durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Sechs-Faktoren-Struktur <strong>der</strong> Orig<strong>in</strong>alfassung<br />

konnte repliziert werden. Die <strong>in</strong>terne Konsistenz fiel mit<br />

α=.93 sehr hoch aus. Weiterh<strong>in</strong> zeigte sich e<strong>in</strong>e gute konvergente<br />

sowie differentielle Validität. Die RFL Skala konnte gut zwischen<br />

suizidalen und nicht suizidalen Personen unterscheiden. Im Vergleich<br />

von Gesunden mit Depressiven mit / ohne Suizidversuch und<br />

Patienten mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörung mit Suizidversuch<br />

zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen.<br />

Die deutsche Version <strong>der</strong> RFL Skala stellt e<strong>in</strong> reliables und valides<br />

Mess<strong>in</strong>strument für die Erfassung des Suizidrisikos dar. Es ist als<br />

Erhebungs<strong>in</strong>strument beson<strong>der</strong>s wertvoll, da es Aspekte erfasst, die<br />

die Probanden von e<strong>in</strong>em Suizidversuch abhalten. Somit kann es<br />

zur Erfassung von Ansätze zur Entwicklung von möglichen Angeboten<br />

für die e<strong>in</strong>zelnen Diagnosegruppen zur Suizidprävention<br />

dienen und verdeutlichen welche Aspekte zur Suizidprävention beson<strong>der</strong>er<br />

Beachtung bedürfen.<br />

002<br />

Suizidalität und Religiös-spirituelles Bef<strong>in</strong>den: Untersuchung <strong>der</strong><br />

Zusammenhangsstruktur anhand verschiedener sozio- und psychometrischer<br />

Parameter<br />

Helmut Schöggl (Mediz<strong>in</strong>ische Universität Graz, Österreich)<br />

H.-F. Unterra<strong>in</strong>er, K. H. Ladenhauf, S. Wallner-Liebmann, H.-P.<br />

Kapfhammer, K. Reis<strong>in</strong>ger<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Zusammenhang von Religiosität und Spiritualität<br />

für verschiedene Dimensionen psychischer Gesundheit und Krankheit<br />

wurde <strong>in</strong> den letzten Jahren verstärkt thematisiert. Dies betrifft<br />

vorallem den kl<strong>in</strong>isch-psychiatrischen Raum. Vorallem was den<br />

Bereich von suizidalen Gedanken und Handlungen betrifft, wird<br />

immer wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e präventive Funktion berichtet.


Topic 23 G Suizidalität // Suicidality<br />

Methode: Verschiedene soziodemographische und psychometrische<br />

Parameter religiös-spirituellen Bef<strong>in</strong>dens werden fokussiert<br />

auf den Bereich <strong>der</strong> Suizidalität anhand e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>isch-psychiatrischen<br />

Stichprobe betrachtet. Die Daten wurden mit Hilfe deskriptiver<br />

Methoden bzw. Korrelations / Regressionsanalyse ausgewertet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Religiosität und Spiritualität konnten <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> vermuteten suizidhemmenden Wirkung bestätigt we<strong>der</strong>n. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

erweisen sich religiös-spirituelle Parameter als unterschiedlich<br />

starke negative Prädiktoren <strong>der</strong> Suizdalität. E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>e<br />

Bedeutung kommt dabei <strong>der</strong> Anb<strong>in</strong>dung an e<strong>in</strong>e religiöse<br />

Geme<strong>in</strong>schaft zu.<br />

003<br />

Systematisierung <strong>der</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären E<strong>in</strong>schätzung des Suizidrisikos:<br />

Instrumente und Erfahrungen<br />

Bernd Kozel (UPD Bern, Forschung / Entwicklung, Bern, Schweiz)<br />

K. Michel, C. Ab<strong>der</strong>halden<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Risikobeurteilung <strong>der</strong> Suizidgefährdung ist e<strong>in</strong>e<br />

wichtige und herausfor<strong>der</strong>nde Aufgabe für alle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

tätigen Berufsgruppen. Für die professionelle Beurteilung des Suizidrisikos<br />

wird von e<strong>in</strong>igen Experten die Verwendung von geeigneten<br />

E<strong>in</strong>schätzungs<strong>in</strong>strumenten empfohlen. Die Anwendung solcher<br />

Instrumente ist jedoch aus mehreren Gründen problematisch.<br />

So wird kaum zwischen e<strong>in</strong>er erhöhten „Basissuizidalität“ und e<strong>in</strong>er<br />

„akuten Suizidalität“ unterschieden. Ausserdem bleiben durch<br />

die meisten E<strong>in</strong>schätzungs<strong>in</strong>strumente <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ische Gesamtkontext<br />

und das Erleben <strong>der</strong> PatientInnen unberücksichtigt. An den<br />

Universitären Psychiatrischen Diensten Bern (UPD) wurde e<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres Konzept zur systematisierten E<strong>in</strong>schätzung des<br />

Suizidrisikos implementiert. Das Konzept besteht aus e<strong>in</strong>em<br />

Screen<strong>in</strong>g-Verfahren (Erfassung evidenzbasierter Risikofaktoren,<br />

subjektive E<strong>in</strong>schätzung und <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre E<strong>in</strong>schätzung), das<br />

bei Bedarf mit e<strong>in</strong>er Selbstbeurteilung durch die PatientInnen<br />

(Suicide Status Form II German Version SSF_II) ergänzt wird. Im<br />

Rahmen des Kongressbeitrages wird das Konzept „Systematisierte<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre E<strong>in</strong>schätzung des Suizidrisikos“ vorgestellt. Weiterh<strong>in</strong><br />

werden erste Ergebnisse aus <strong>der</strong> Evaluation <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen<br />

Anwendung des Konzeptes präsentiert.<br />

Methode: Die Evaluation des Konzeptes „Systematisierte <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre<br />

E<strong>in</strong>schätzung des Suizidrisikos“ erfolgte e<strong>in</strong>erseits durch<br />

Leitfaden<strong>in</strong>terviews, die möglichst zeitnah nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung<br />

des Suizidrisikos von PatientInnen durchgeführt wurden. Die Interviews<br />

wurden <strong>in</strong>haltsanalytisch ausgewertet. Weiterh<strong>in</strong> wurde<br />

vor- und nach <strong>der</strong> Implementierung des Konzeptes (T1/T2) e<strong>in</strong>e<br />

Fragebogenerhebung durchgeführt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> unter an<strong>der</strong>em danach<br />

gefragt wurde, wie sicher sich die e<strong>in</strong>zelnen Mitglie<strong>der</strong>Innen des<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Teams bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung des Suizidrisikos<br />

fühlen. Zusätzlich wurden die dokumentierten Risikoe<strong>in</strong>schätzungen<br />

analysiert und die Häufigkeiten <strong>der</strong> Risikogefährdung anhand<br />

e<strong>in</strong>es vier-stufigen Interpretationsschemas (kle<strong>in</strong>es, mässiges, hohes,<br />

sehr hohes Risiko) dargestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: • das Konzept „Systematisierte E<strong>in</strong>schätzung<br />

des Suizidrisikos“ ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Praxis schnell und e<strong>in</strong>fach<br />

e<strong>in</strong>setzbar (Screen<strong>in</strong>g 5 – 10 M<strong>in</strong>uten) • das <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre<br />

Team fühlte sich nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung des Konzeptes sicherer bei<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung des Suizidrisikos • die Selbstbeurteilung <strong>der</strong> Suizidgefährdung<br />

durch die PatientInnen wurde als positiv erlebt (Erleichterung<br />

von Entscheidungen; Anpassung <strong>der</strong> Therapie; Patient-<br />

Innen fühlten sich verstanden und hatten den E<strong>in</strong>druck, dass ihnen<br />

geholfen wird)<br />

004<br />

E<strong>in</strong> stationäres Krisentherapieprogramm bei „schwierigen Patienten“<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen Regelversorgung<br />

Samuel Elstner (KEH, Psychiatrie und Psychotheapie, Berl<strong>in</strong>)<br />

E. Weiß, A. Diefenbacher<br />

E<strong>in</strong>leitung: Es gibt bereits sehr viele und fundierte Kenntnisse, wie<br />

e<strong>in</strong> erfolgreiches Therapiekonzept zur stationären Behandlung von<br />

Menschen, die <strong>in</strong> psychische Krisen geraten s<strong>in</strong>d, aussehen sollte.<br />

Methode: Die Kernelemente s<strong>in</strong>d schnelles E<strong>in</strong>greifen, e<strong>in</strong>e angepasste<br />

und dabei zunehmende Autonomierückübertragung, lösungsorientiertes<br />

Handeln fokusiert auf den aktuellen Krisenauslöser,<br />

suizidalitätsfreie Entlassung und kurze Aufenthaltsdauer von<br />

bis zu maximal 12 Tagen. Diese Kriterien s<strong>in</strong>d jedoch bei sogenannten<br />

„schwierigen“ Patienten nicht ausreichend. Patienten <strong>in</strong><br />

Krisensituationen mit e<strong>in</strong>er zusätzlichen Störung mit dem Begleitsymptom<br />

chronische Suizidalität sprengen häufig den zeitlichen<br />

und therapeutischen Rahmen dieser Programme.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In diesem Vortrag soll e<strong>in</strong> um DBT-<br />

Grundelemente ergänztes Krisen- und Kurzpsychotherapieprogramm<br />

für diese Klientel vorgestellt werden, das seit 2004 etabliert<br />

ist und ca. 100 Aufnahmen pro Jahr (ca. ¾ weibliche, ¼ männliche<br />

Patienten) mit e<strong>in</strong>er durchschnittlichen Aufenthaltszeit von 14 Tagen<br />

pro Aufnahme aufweist.<br />

005<br />

Therapists’ reaction to patient’s suicide – results of a survey and<br />

implications for health care professionals’ wellbe<strong>in</strong>g<br />

Natasha Thon (Christian-Doppler-Kl<strong>in</strong>ik, Psychiatrie II, Salzburg,<br />

Österreich)<br />

I. Kunz, G. Skipper, M. Wolfersdorf, K. H. Be<strong>in</strong>e, F. Wurst<br />

Introduction: A substantial proportion of therapists will experience<br />

at some po<strong>in</strong>t of their professional life the loss of a patient to<br />

sui cide. Objectives: To assess a) the impact of a patient’s suicide on<br />

therapists distress and wellbe<strong>in</strong>g over time, b) which factors contribute<br />

to the reaction and c) which subgroup might need special <strong>in</strong>terventions<br />

<strong>in</strong> the aftermath of suicide.<br />

Method: A 63 item questionnaire, characteriz<strong>in</strong>g the therapists,<br />

their reactions and the patients was developed and sent out. Sett<strong>in</strong>g:<br />

All 185 Psychiatric Cl<strong>in</strong>ics at General Hospitals <strong>in</strong> Ger many Participants:<br />

Therapists (psychiatrists, psychologists) <strong>in</strong> Psy chiatric<br />

Cl<strong>in</strong>ics.<br />

Discussion / Results: The emotional reaction of therapists to<br />

patient’s suicide immediately, after 2 weeks and 6 months, respectively.<br />

Results: Three out of ten therapists suffer from severe distress<br />

after a patients‘ suicide. The item „overall distress” immediately<br />

after the suicide predicts emotional reactions and changes <strong>in</strong> behaviour.<br />

The emotional responses immediately after the suicide expla<strong>in</strong>ed<br />

43.5 % of the variance of total distress <strong>in</strong> a regression analysis.<br />

Conclusion: Our data suggest that identify<strong>in</strong>g the severely<br />

distressed subgroup could be done us<strong>in</strong>g a visual analogue scale for<br />

overall distress. As a consequence, more specific and <strong>in</strong>tensified<br />

help could be provided to these professionals.<br />

006<br />

Gemessene Aggressivität und Impulsivität bei suizidalen Patienten<br />

vor und nach Lithiumbehandlung und die Folgen<br />

Ute Lewitzka (Universitätskl<strong>in</strong>ikum, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Dresden)<br />

B. Müller-Oerl<strong>in</strong>ghausen, W. Felber<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Studienlage zu Aggression und Impulsivität bei suizidalen<br />

Patienten ist unsicher, ebenso die Datenlage zur Wirksamkeit<br />

von Lithium bei Aggression und Impulsivität. Die Methodik<br />

dieser Untersuchungen blieb aus e<strong>in</strong>er Reihe von Gründen (z. B.<br />

verwendete Skalen) unbefriedigend. Nachgewiesen ist <strong>der</strong>zeit, dass<br />

die Behandlung mit Lithium die Anzahl von Suizidversuchen und<br />

491


Topic 23 G Suizidalität // Suicidality<br />

Suiziden senken kann, wobei <strong>der</strong> zugrundeliegende Mechanismus<br />

bisher nicht geklärt werden konnte.<br />

Methode: Ziel unserer im Rahmen des Kompetenznetzes Depression<br />

durchgeführten und vom BMBF geför<strong>der</strong>ten Studie (SUPLi)<br />

war die Untersuchung des E<strong>in</strong>flusses von Lithium auf Suizidalität<br />

und Aggressivität. Wir verwendeten dazu folgende psychometrische<br />

Skalen: zur Beurteilung <strong>der</strong> Suizidalität wurde u. a. die Suicide<br />

Intent Scale (A.T. Beck, 1974) und die Scale for Suicide Ideation<br />

(Beck et al., 1978), zur E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Aggressivität wurde <strong>der</strong><br />

FAF (Fragebogen zur Erfassung von Aggressivitätsfaktoren, Hampel<br />

und Selg 1975) e<strong>in</strong>gesetzt. Die Impulsivität wurde mit <strong>der</strong> BIS<br />

(Barratt-lmpulsivitätsskala, E.S. Barratt et al., 1999) gemessen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt wurden 167 Patienten e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Aggressivität wurde bei <strong>der</strong> Betrachtung<br />

<strong>der</strong> FAF e<strong>in</strong> signifikanter Unterschied des Faktors 3 (Erregbarkeit)<br />

sowie des Faktors 4 (Selbstaggression) im Rahmen des<br />

Verlaufes zwischen Basel<strong>in</strong>e, Monat 3 und Monat 6 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lithiumbehandelten<br />

Gruppe, nicht jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Placebo-Gruppe gefunden.<br />

Die Wirkung von Lithium auf Aggressivität und Impulsivität<br />

ist <strong>der</strong>zeit nicht ausreichend erforscht und bleibt auch mit vorliegen<strong>der</strong><br />

Untersuchung wenig aussagefähig. Aus e<strong>in</strong>er größeren<br />

Gruppe kl<strong>in</strong>isch beobachteter Merkmale e<strong>in</strong>es suizidalen Traits<br />

verän<strong>der</strong>n sich unter Lithium am ehesten folgende Eigenschaften:<br />

Suizidpräsenz im Denken, Gegenwärtigkeit von Selbstvernichtungsbil<strong>der</strong>n,<br />

Furchtlosigkeit gegenüber suizidaler Handlungskonsequenz,<br />

<strong>in</strong>teriorisierte existenzielle Endzeit, situative Dysphorie,<br />

psychosenahe starre Denk<strong>in</strong>halte, Handlungsdurchbrüche und<br />

Zielplanungskonsequenz zur Selbsttötung. Diese „Eigenschaften“<br />

sollten weiter verfolgt werden.<br />

007<br />

Suizide durch Schusswaffen und Verfügbarkeit von Schusswaffen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz: Interkantonaler Vergleich<br />

Urs Hepp (Psychiatrische Dienste Aargau, Externer Psychiatrischer<br />

Dienst, Aarau, Schweiz)<br />

M. R<strong>in</strong>g, W. Rössler, V. Ajdacic-Gross<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> Schweiz s<strong>in</strong>d Schusswaffensuizide die häufigste<br />

Suizidmethode bei Männern. Dies ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf die hohe<br />

Verfügbarkeit von Schusswaffen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz zurückzuführen.<br />

Der Zusammenhang zwischen Verfügbarkeit von Schusswaffen<br />

und Suiziden durch Schusswaffen ist bekannt. Die vorliegende Studie<br />

untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Anteil an<br />

Schusswaffensuiziden an <strong>der</strong> Gesamtzahl von Suiziden und dem<br />

Anteil an Privathaushalten mit Zugang von Schusswaffen im <strong>in</strong>terkantonalen<br />

Vergleich.<br />

Methode: Suiziddaten <strong>der</strong> Jahre 1996 – 2005 wurden aus <strong>der</strong> Todesursachenstatistik<br />

des Bundesamts für Statistik erhoben, Daten zur<br />

Verfügbarkeit von Schusswaffen stammen aus den Swiss Crime<br />

Victims Surveys <strong>der</strong> Jahre 1998, 2000 und 2005. Die Daten wurden<br />

für jeden Kanton separat ausgewiesen und die Daten bei<strong>der</strong> Serien<br />

über die Periode gemittelt. Der Vergleich <strong>der</strong> beiden Datenserien<br />

erfolgte mittels Spearmans Korrelationskoeffizient.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> 10-Jahresperiode von 1996 – 2005<br />

wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz 13,489 Suizide erfasst, davon waren 3,402<br />

(25.3 %) Suizide durch Schusswaffen. Bei den Männern waren 3,232<br />

Schusswaffensuizide (34.2 % aller Suizide), bei den Frauen war <strong>der</strong><br />

Anteil <strong>der</strong> Schusswaffensuizide mit 170 (4.2 % aller Suizide) deutlich<br />

ger<strong>in</strong>ger. 2,852 (83.6 %) <strong>der</strong> Suizide durch Schusswaffen wurden<br />

als vorsätzliche Selbstbeschädigung durch nicht näher bezeichnete<br />

Feuerwaffe (ICD-10:X74) codiert, die übrigen verteilten sich<br />

auf Faustfeuerwaffen (ICD-10:X72) und Gewehre (ICD-10:X73).<br />

Der Anteil <strong>der</strong> Schusswaffensuizide nahm bis Ende <strong>der</strong> 1990er Jahre<br />

zu (1998: 413 Schusswaffensuizide / 30.1 %) und ist seither kont<strong>in</strong>uierlich<br />

zurückgegangen (2005: 261 Schusswaffensuizide / 20.0 %).<br />

Parallel ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Haushalte mit Schusswaffen von 38.2 %<br />

492<br />

(1998), 35.4 % (2000) auf 28.0 % (2005) zurückgegangen. Die<br />

Spearman Korrelation zwischen den beiden Datenserien war 0.52<br />

(p


Topic 23 G Suizidalität // Suicidality<br />

009<br />

Psychiatrische, ethische und existenzielle Aspekte bei Suizid-<br />

Beihilfe-Ersuchen<br />

Johann F. Spittler (Datteln)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In langjähriger kl<strong>in</strong>isch-neurologischer Tätigkeit wird<br />

man mit sehr belastenden Krankheitsbil<strong>der</strong>n und Therapie-Begrenzungs-<br />

bzw. Suizid-Beihilfe-Anfragen konfrontiert und zu <strong>in</strong>tensiverer<br />

Beschäftigung mit mediz<strong>in</strong>-ethischen Fragen genötigt.<br />

Sofern man (auch als Psychiater) Offenheit und nicht A-priori-<br />

Ablehnung gegenüber Suizid-Beihilfe-Ans<strong>in</strong>nen signalisiert, stellen<br />

sich sowohl <strong>in</strong>dividuell, wie über Organisationen gutachtliche,<br />

allgeme<strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>ische, neurologische, psychiatrische, ethische<br />

und existenzielle Fragen.<br />

Methode: Zur eigenen Beobachtung kamen 55 Suizid-Beihilfe-<br />

Ans<strong>in</strong>nen, die systematisch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Datenbank erfasst s<strong>in</strong>d. Davon<br />

wurden 45 Personen (überwiegend gemäß den juristischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz) formal gutachtlich zur Frage <strong>der</strong> Urteilsfähigkeit<br />

untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Diagnosen: Allgeme<strong>in</strong> körperliche Hauptdiagnosen:<br />

n=3 und neurologische Hauptdiagnosen: n=14 (multiple<br />

Sklerosen, Locked-In-Syndrome, zervikale Querschnittssyndrome,<br />

zerebrale postischämische Syndrome u. a.). In psychiatrischer<br />

H<strong>in</strong>sicht wurde bei 20 Personen e<strong>in</strong>e une<strong>in</strong>geschränkte psychische<br />

Gesundheit festgestellt. Unter allen psychiatrischen Haupt- und<br />

Nebendiagnosen fanden sich: Persönlichkeitsstörungen: n=17,<br />

leicht-mittelgradige depressive Störungen: n=14, Belastungsreaktionen:<br />

n=6, chronische Schizophrenien bzw. Residualsyndrome:<br />

n=6, schwergradige Depressionen: n=4 und Zwangskrankheit: n=1.<br />

Ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Person hatte erhebliche Schmerzen, die geschätzte<br />

Lebenserwartung betrug bei 39/55 Personen zum<strong>in</strong>dest mehrere<br />

Jahre. Menschen, die sich mit <strong>der</strong> Bitte um Beihilfe zum Suizid an<br />

e<strong>in</strong>e Organisation wenden, s<strong>in</strong>d also ke<strong>in</strong>e Kandidaten für die<br />

Palliativ- o<strong>der</strong> Hospiz-Behandlung. E<strong>in</strong>e stationäre psychiatrische<br />

Therapie ersche<strong>in</strong>t wenig aussichtsreich und wird aufgrund entsprechen<strong>der</strong><br />

Vorerfahrungen gefürchtet und entschieden abgelehnt.<br />

Langjährige ambulante Psychotherapien bewirkten <strong>in</strong> vielen<br />

Fällen e<strong>in</strong>e jahrelange Stabilisierung, dann aber auch e<strong>in</strong>e sehr bewusste<br />

Entscheidung. Die „Wohlerwogenheit“, das Verhältnis von<br />

Leidensdruck zu Autonomie, wurde e<strong>in</strong>geschätzt: Ausschließlich<br />

durch das Leiden bestimmt: n=3, wesentlich durch das Leiden bestimmt:<br />

n=21, gleichgewichtig durch Leiden und autonom bestimmt:<br />

n=18, wesentlich autonom bestimmt: n=4, ausschließlich<br />

autonom bestimmt: n=9. Die Urteilsfähigkeit wurde e<strong>in</strong>geschätzt:<br />

krankhaft bestimmt (dar<strong>in</strong> uU. realistisch und zu respektieren):<br />

n=5, krankhaft und rational bestimmt: n=10, abgewogen rational:<br />

n=40. Diese Menschen zeigen e<strong>in</strong> ausgeprägt autonomes Selbstverständnis<br />

und klare Vorstellungen zu vermeiden<strong>der</strong> Lebensumstände.<br />

E<strong>in</strong>e vore<strong>in</strong>genommene Tabuisierung wird den tatsächlichen<br />

Lebensumständen und den Bedürfnissen e<strong>in</strong>er pluralistischen Gesellschaft<br />

nicht gerecht.<br />

010<br />

E<strong>in</strong>e psychologische Autopsiestudie <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>iksuizide depressiver<br />

und schizophrener Patienten<br />

Tanja Neuner (Universität Regensburg, Psychiatrie)<br />

D. Mehlsteibl, B. Hübner-Liebermann, R. Schmid, T. Schiele<strong>in</strong>,<br />

H. Hausner, H. Spießl<br />

E<strong>in</strong>leitung: Schizophrene und depressive Patienten stellen <strong>in</strong> den<br />

meisten Studien den größten Anteil an Suizidenten <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen<br />

Kl<strong>in</strong>ik. In <strong>der</strong> hier vorliegenden Studie sollen Risikofaktoren<br />

für e<strong>in</strong>en Kl<strong>in</strong>iksuizid schizophrener und depressiver Patienten<br />

ermittelt werden.<br />

Methode: Mittels <strong>der</strong> Technik <strong>der</strong> psychologischen Autopsie wurden<br />

67 potentielle Risikofaktoren identifiziert. Die Krankengeschichten<br />

<strong>der</strong> Suizidenten (n=20) wurden im Vergleich zu e<strong>in</strong>er<br />

parallelisierten Kontrollgruppe von Nicht-Suizidenten (n=20) h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Risikofaktoren diagnosespezifisch analysiert. Neben<br />

bivariaten Verfahren wurden b<strong>in</strong>är logistische Regressionsanalysen<br />

zur Prädiktion e<strong>in</strong>es Kl<strong>in</strong>iksuizides berechnet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Schizophrene Suizidenten (n=11) wiesen<br />

signifikant häufiger als ihre Kontrollen Ablehnungserfahrungen,<br />

e<strong>in</strong> reduziertes soziales Netz und e<strong>in</strong>e fehlende Ablösung von <strong>der</strong><br />

Ursprungsfamilie auf. Sie zogen vermehrt e<strong>in</strong>e Lebensbilanz als gescheitert.<br />

Im stationären Sett<strong>in</strong>g verweigerten sie signifikant häufiger<br />

die Kommunikation, litten unter Nebenwirkungen <strong>der</strong> Medikation,<br />

waren depressiv gestimmt und zeigten e<strong>in</strong>e plötzliche<br />

Verhaltensän<strong>der</strong>ung. Als e<strong>in</strong>ziger Prädiktor für e<strong>in</strong>en Kl<strong>in</strong>iksuizid<br />

erwies sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regressionsanalyse die Bee<strong>in</strong>trächtigung durch<br />

Nebenwirkungen <strong>der</strong> Medikation. Depressive Suizidenten (n=9)<br />

wiesen im Vergleich zu ihrer Kontrollgruppe seltener Hoffnung auf<br />

Besserung und häufiger frühere Suizidversuche auf. Im stationären<br />

Sett<strong>in</strong>g zeigten sie sich öfter unzufrieden mit <strong>der</strong> Therapie, waren<br />

weniger compliant und hatten mehr Stations- und Therapeutenwechsel.<br />

Sie litten häufiger unter e<strong>in</strong>er ängstlichen Symptomatik<br />

und zeigten plötzliche Verhaltensän<strong>der</strong>ungen. Für depressive Patienten<br />

konnte ke<strong>in</strong> Regressionsmodell zur Prädiktion e<strong>in</strong>es Kl<strong>in</strong>iksuizides<br />

ermittelt werden. Schizophrene und depressive Suizidenten<br />

weisen im Vergleich zu ihrer jeweiligen Kontrollgruppe e<strong>in</strong><br />

unterschiedliches Risikoprofil auf. Da Patienten verschiedener<br />

Diag nosegruppen wohl nur wenige geme<strong>in</strong>same Risikofaktoren<br />

aufweisen, sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e diagnosespezifische Exploration <strong>der</strong> Risikofaktoren<br />

unerlässlich.<br />

011<br />

Suicide <strong>in</strong> Schizophrenia, a 20 Year Cohort Study, Part 1: Outcome<br />

and Associated Social Factors<br />

Gian Lippi (University of Pretoria, Psychiatry, South Africa)<br />

E. Smit, J. Jordaan, L. Roos<br />

Introduction: This study prospectively re-evaluated, after a period<br />

of 20 years, a cohort of patients with schizophrenia who had been<br />

consi<strong>der</strong>ed to be at high risk for suicide. The outcome and social<br />

factors associated with their suicide risk were <strong>in</strong>vestigated over the<br />

2 decades.<br />

Method: Subjects were contacted and <strong>in</strong>terviewed face-to-face by<br />

follow<strong>in</strong>g a questionnaire devised for this purpose. The Beck Hopelessness<br />

Scale was adm<strong>in</strong>istered and rat<strong>in</strong>gs were compared to<br />

those from the orig<strong>in</strong>al study. The Calgary Depression Scale for<br />

Schizophrenia was adm<strong>in</strong>istered. Cross tabulations were performed<br />

to identify factors associated with <strong>in</strong>creased suicide risk. A<br />

psychological autopsy was performed for those subjects who had<br />

committed suicide s<strong>in</strong>ce the orig<strong>in</strong>al study.<br />

Discussion / Results: Fourteen of the orig<strong>in</strong>al 33 high suicide risk<br />

schizophrenia patients were traced. Three subjects committed suicide<br />

dur<strong>in</strong>g the 20 year period. Among the liv<strong>in</strong>g subjects, risks for<br />

suicide were found to be lower than 20 years ago. Male gen<strong>der</strong>, poor<br />

social support, early age of illness onset, current admission to or<br />

recent discharge from hospital and a higher level of education were<br />

all factors associated with <strong>in</strong>creased suicide risk. In conclusion, demographic<br />

factors and those related to illness course, found <strong>in</strong> this<br />

study to be associated with suicide risk <strong>in</strong> patients with schizophrenia,<br />

are congruous with those mentioned <strong>in</strong> the literature.<br />

012<br />

Suicide Risk <strong>in</strong> Schizophrenia, a 20 Year Cohort Study, Part 2:<br />

Symptomology and Pharmacotherapy<br />

Gian Lippi (University of Pretoria, Psychiatry, South Africa)<br />

E. Smit, J. Jordaan, L. Roos<br />

Introduction: This study prospectively followed up a group of patients<br />

with schizophrenia who were consi<strong>der</strong>ed to be at high risk for<br />

suicide 20 years ago. Part 1 reported on outcome and associated<br />

493


Topic 23 G Suizidalität // Suicidality<br />

social factors. Regard<strong>in</strong>g these patients, this paper <strong>in</strong>vestigates reevaluated<br />

suicide risk as well as symptomology and pharmacotherapy<br />

over the last 2 decades.<br />

Method: Interviews, as well as a questionnaire evaluat<strong>in</strong>g suicide<br />

risk were completed. The Beck Hopelessness Scale was adm<strong>in</strong>istered<br />

and rat<strong>in</strong>gs compared to those from the orig<strong>in</strong>al study. The<br />

Calgary Depression Scale for Schizophrenia was also adm<strong>in</strong>istered.<br />

Cross tabulations were then performed to identify factors associated<br />

with <strong>in</strong>creased suicide risk. For those subjects who committed<br />

suicide s<strong>in</strong>ce the orig<strong>in</strong>al study, a psychological autopsy was performed.<br />

Discussion / Results: Fourteen of the orig<strong>in</strong>al 33 high suicide risk<br />

schizophrenia patients were traced. Three subjects committed suicide<br />

dur<strong>in</strong>g the 20 year period. Among the liv<strong>in</strong>g subjects, risks for<br />

suicide were found to be lower than 20 years ago. Hopelessness and<br />

depressive symptoms correlated with <strong>in</strong>dependently evaluated suicide<br />

risk. Social withdrawal, blunt<strong>in</strong>g of affect and delusions were<br />

also associated with elevated risk. Good <strong>in</strong>sight <strong>in</strong>to illness and a<br />

history of previous suicide attempts correlated with high suicide<br />

risk.Cannabis abuse, problematic treatment adherence, weight<br />

ga<strong>in</strong>, akathisia and park<strong>in</strong>sonian adverse effects were associated<br />

with an <strong>in</strong>creased suicide risk. Formal thought disor<strong>der</strong>, avolition<br />

and cognitive impairment were associated with lower suicide risk.<br />

In conclusion, this study‘s f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs that hopelessness, depression,<br />

certa<strong>in</strong> positive symptoms and adverse effects of medication <strong>in</strong>crease<br />

suicide risk, support present literature. Despite current knowledge<br />

about this subject, suicide rema<strong>in</strong>s notoriously and om<strong>in</strong>ously<br />

unpredictable <strong>in</strong> patients with schizophrenia.<br />

494


Topic 24 G Diagnostik und Klassifikation // Diagnostics and classification<br />

Topic: 24 Diagnostik und Klassifikation<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Hong Kong<br />

HS-015 Hauptsymposium / Ma<strong>in</strong> Symposium<br />

Concepts of classify<strong>in</strong>g mental disor<strong>der</strong>s: scientific evidence for<br />

ICD-11 and DSM-V<br />

Vorsitz: W. Gaebel (Düsseldorf), N. Sartorius (Genf, Schweiz)<br />

001<br />

Pr<strong>in</strong>ciples of classify<strong>in</strong>g mental disor<strong>der</strong>s<br />

Wolfgang Gaebel (He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Düsseldorf)<br />

The classification of mental disor<strong>der</strong>s has un<strong>der</strong>gone substantial<br />

changes <strong>in</strong> the last 200 years s<strong>in</strong>ce Reil co<strong>in</strong>ed the term psychiatry.<br />

Neurobiological and psychosocial concepts of classify<strong>in</strong>g mental<br />

disor<strong>der</strong>s ga<strong>in</strong>ed differential prom<strong>in</strong>ence successively and alternat<strong>in</strong>gly,<br />

with recent times see<strong>in</strong>g an emphasis on the neurobiological<br />

foundations of mental disor<strong>der</strong>s. This development was <strong>in</strong>spired by<br />

the decade of the bra<strong>in</strong> <strong>in</strong> the last decade of the 1900‘s, but also by<br />

fulm<strong>in</strong>ant progress <strong>in</strong> the depiction of mental processes by mo<strong>der</strong>n<br />

neuroimag<strong>in</strong>g techniques. However, it is questionable whether any<br />

of these methodological quantum jumps has similarly led to quantum<br />

leaps <strong>in</strong> psychiatric classification. Currently, several <strong>in</strong>ternational<br />

work<strong>in</strong>g groups of psychiatric experts are pon<strong>der</strong><strong>in</strong>g this<br />

important question <strong>in</strong> the framework of develop<strong>in</strong>g ICD-11 and<br />

DSM-V. The concepts of classify<strong>in</strong>g mental disor<strong>der</strong>s rang<strong>in</strong>g from<br />

phenomenological approaches to the pathophysiological and aetiopathogenetic<br />

approaches thus take centerstage aga<strong>in</strong>. Also, new<br />

concepts are needed that may bridge the gap between the extremes<br />

of different approaches, also <strong>in</strong>corporat<strong>in</strong>g the current trend of<br />

conceptualiz<strong>in</strong>g mental disor<strong>der</strong>s as dimensional phenomena.<br />

002<br />

Develop<strong>in</strong>g ICD-11: the <strong>in</strong>ternational search for scientific evidence<br />

Norman Sartorius (Genf, Schweiz)<br />

The processes of development of the 11th revision of the ICD and<br />

5th revision of the DSM have started <strong>in</strong> a different manner. The<br />

World Health Organisation (WHO) has collaborated <strong>in</strong> the review<br />

of evidence (relevant to the revision of classification of mental disor<strong>der</strong>s)<br />

organized by the Research Institute of the American Psychiatric<br />

Association (APA). The review resulted <strong>in</strong> a series of books<br />

and articles review<strong>in</strong>g the evidence that was to be the basis for the<br />

revisions. The APA has followed the review by the creation of Task<br />

Force deal<strong>in</strong>g with the revision of the DSM. WHO has also established<br />

an Advisory Group that focused on the pr<strong>in</strong>ciples that should<br />

govern the changes of the classification. From that po<strong>in</strong>t however<br />

there were differences <strong>in</strong> the activities of the two organisations. The<br />

DSM-V Task Force established a number of work<strong>in</strong>g groups each of<br />

which was to review a particular group of disor<strong>der</strong>s (e. g. affective<br />

disor<strong>der</strong>s). The DSM Task Force also established work<strong>in</strong>g groups<br />

deal<strong>in</strong>g with cross-cutt<strong>in</strong>g issues e.g. the impact of age on mental<br />

disor<strong>der</strong>s. All of these groups are work<strong>in</strong>g and are supposed to produce<br />

proposals for field tests <strong>in</strong> the course of 2009 so as to complete<br />

the field test by 1010. WHO proceeded differently. It has created<br />

1) a group that will exam<strong>in</strong>e evidence stemm<strong>in</strong>g from epidemiological<br />

studies; 2) a group that is to coord<strong>in</strong>ate a global scientific partnership<br />

network now <strong>in</strong>volv<strong>in</strong>g some 300 experts; 3) a group that<br />

should establish l<strong>in</strong>ks with stakehol<strong>der</strong>s (e. g. patient and family organizations).<br />

WHO has also organized reviews of literature focus<strong>in</strong>g<br />

on publications <strong>in</strong> languages other than English. The presen-<br />

tation will review these developments and possible future steps<br />

lead<strong>in</strong>g to the revision of the two classifications.<br />

003<br />

Results of the ICD-10 questionnaire <strong>in</strong> Germany<br />

Jürgen Zielasek (He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Düsseldorf)<br />

Introduction: International contributions of scientific evidence<br />

and op<strong>in</strong>ions are be<strong>in</strong>g sought for the development of ICD-11 via<br />

the Global Scientific Partnership Network Group of the World<br />

Health Organisation. This project is part of this <strong>in</strong>ternational effort<br />

to obta<strong>in</strong> psychiatrists‘ op<strong>in</strong>ions on classification criteria to be revised.<br />

Method: An <strong>in</strong>ternet survey questionnaire was developed and<br />

made available to German-speak<strong>in</strong>g psychiatrists <strong>in</strong> Germany,<br />

Austria and Switzerland with the support of the psychiatric associations<br />

of these countries.<br />

Discussion / Results: A total of 304 respondents returned the questionnaire.<br />

In general, the degree of satisfaction with ICD-10 classification<br />

criteria for mental disor<strong>der</strong>s was high among Germanspeak<strong>in</strong>g<br />

psychiatrists, but some ICD-10-groups were frequently<br />

suggested for change (like dementia, schizoaffective disor<strong>der</strong>s, and<br />

some „unspecified“ categories). Free-text entries also suggested<br />

some changes like <strong>in</strong>clusion of novel criteria (e. g., narcisstic personality<br />

disor<strong>der</strong> among others) or deletion of some groups (e. g., like<br />

neurasthenia). This survey provides a first overview of Germanspeak<strong>in</strong>g<br />

psychiatrists‘ op<strong>in</strong>ions on changes to be consi<strong>der</strong>ed for<br />

ICD-11 and thus <strong>in</strong>forms the further process of collect<strong>in</strong>g scientific<br />

evidence for the revision process.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal Riga<br />

PC-004 Pro-Con-Debatte<br />

Pathologisches Glücksspiel – Sucht o<strong>der</strong> Zwang<br />

Vorsitz: J. Bön<strong>in</strong>g (Höchberg)<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-057 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Diagnostik und Klassifikation<br />

Vorsitz: R.-D. Stieglitz (Basel, Schweiz)<br />

001<br />

Querschnittsstudie zur Evaluation <strong>der</strong> longitud<strong>in</strong>alen Entwicklung<br />

k<strong>in</strong><strong>der</strong>- und jugendpsychiatrischer Diagnosen<br />

Mart<strong>in</strong> Fuchs (Department Psychiatrie, K<strong>in</strong><strong>der</strong> / Jugendpsychiatrie,<br />

Innsbruck, Österreich)<br />

M. Ste<strong>in</strong>mayr-Gensluckner, G. Kemmler, A. Bösch, A. Hausmann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die ursprüngliche Idee diese Studie durchzuführen beruhte<br />

auf <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Erfahrung, dass Patienten, welche frühzeitig,<br />

d.h. im K<strong>in</strong>des- o<strong>der</strong> Jugendalter psychiatrisch erkranken, auch<br />

später im Erwachsenenalter oft symptomatisch s<strong>in</strong>d. Oft sieht man<br />

aber e<strong>in</strong>en Shift <strong>der</strong> Diagnosen über die Zeit. Dies könnte zum Teil<br />

an <strong>der</strong> Tatsache liegen, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie<br />

spezielle und verständliche Vorsicht und Zurückhaltung bei <strong>der</strong> diagnostischen<br />

Zuordnung herrscht. E<strong>in</strong>e für dieses Lebensalter spezielle<br />

diagnostische Herausfor<strong>der</strong>ung ist sicherlich, physiologische<br />

495


Topic 24 G Diagnostik und Klassifikation // Diagnostics and classification<br />

altersbed<strong>in</strong>gte Individualitätsbestrebungen und beson<strong>der</strong>e Verhaltensweisen<br />

von psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong> abzugrenzen. Im<br />

Gegensatz dazu steht allerd<strong>in</strong>gs die vorherrschende Lehrme<strong>in</strong>ung,<br />

daß möglichst frühe Diagnostik und möglichst frühe ausreichende<br />

Behandlung e<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>fluß auf e<strong>in</strong>en günstigeren Verlauf<br />

<strong>der</strong> Erkrankung im Längsschnitt haben. Was passiert mit Patienten<br />

mit e<strong>in</strong>er Diagnose aus dem Bereich <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> / Jugendpsychiatrie,<br />

wenn sie erwachsen werden? Die Diagnose verschw<strong>in</strong>det per def<strong>in</strong>itionem<br />

mit Erreichen <strong>der</strong> Volljährigkeit, aber verschw<strong>in</strong>det damit<br />

auch die kl<strong>in</strong>ische Symptomatik? Unsere Studie beruht auf <strong>der</strong><br />

Überzeugung, dass manche Patientenkarrieren e<strong>in</strong>en günstigeren<br />

Verlauf genommen hätten, wenn diese Patienten im K<strong>in</strong>des- o<strong>der</strong><br />

Jugendalter adäquat diagnostiziert und dementsprechend spezifischer<br />

behandelt worden wären. Dazu ist es notwendig, <strong>in</strong> Studien<br />

mehr Informationen zu diesem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Forschung bisher wenig beleuchteten<br />

Thema zu generieren sowie Gesetzmäßigkeiten zu erfassen,<br />

aus denen Rückschlüsse auf zugrundeliegende Pathologie gewonnen<br />

werden können. Schlussendlich können somit vali<strong>der</strong>e<br />

diagnostische Kriterien erstellt werden und psychiatrische Symptomatik<br />

im K<strong>in</strong>des / Jugendalter könnte besser verstanden werden.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er post-hoc Analyse aller stationären Patienten <strong>der</strong><br />

Abteilung für K<strong>in</strong><strong>der</strong> / Jugendpsychiatrie <strong>der</strong> Universitätskl<strong>in</strong>ik für<br />

Allg. Psychiatrie Innsbruck seit 1995 wurde dieser Frage nachgegangen.<br />

Wir erhoben die Hauptdiagnose <strong>der</strong> stationären Patienten<br />

und versuchen, diese Patienten als Erwachsene wie<strong>der</strong>zuf<strong>in</strong>den,<br />

um die Weiterentwicklung ihrer k<strong>in</strong><strong>der</strong> / jugendpsychiatrischen<br />

Diagnose <strong>in</strong>s Erwachsenenalter im Längsschnitt zu beobachten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> E<strong>in</strong>reichung noch<br />

ausständig.<br />

002<br />

Der “Childhood Experiences of Care and Abuse – Questionaire<br />

(CECA.Q)”<br />

Michael Kaess (K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie, Ambulanz, Heidelberg)<br />

P. Parzer, M. Mattern, F. Resch, A. Bifulco, R. Brunner<br />

E<strong>in</strong>leitung: Negative K<strong>in</strong>dheitserlebnisse stehen <strong>in</strong> Zusammenhang<br />

mit e<strong>in</strong>em erhöhten Risiko psychischer Störungen, wie z. B.<br />

Depressionen o<strong>der</strong> Persönlichkeitsstörungen, sowohl im Jugend-<br />

als auch im Erwachsenenalter (Battle et al. 2004, Heim et al. 2001,<br />

Zanar<strong>in</strong>i 2000). Studien zu den Auswirkungen elterlicher Fürsorge<br />

und Kontrolle (Mack<strong>in</strong>non et al. 1993), familiärer Streitigkeiten<br />

(Cumm<strong>in</strong>gs & Davis 2002) o<strong>der</strong> Verlustes <strong>der</strong> Eltern (Harris et al.<br />

1990) ergänzen hierbei Untersuchungen zu extremeren K<strong>in</strong>dheitserlebnissen<br />

wie Vernachlässigung o<strong>der</strong> körperlichen bzw. sexuellen<br />

Missbrauch (Bifulco et al. 2002). Die Vorteile von strukturierten<br />

Interviews zur Untersuchung <strong>der</strong>artiger Erlebnisse und ihrer Auswirkungen<br />

s<strong>in</strong>d bekannt, diese s<strong>in</strong>d jedoch meist zeitaufwendig<br />

und aus diesem Grund für Forschungszwecke <strong>in</strong> größeren Stichproben<br />

o<strong>der</strong> gar als Screen<strong>in</strong>g-Instrumente wenig geeignet. Es besteht<br />

daher <strong>in</strong> <strong>der</strong> epidemiologischen Forschung e<strong>in</strong>e hohe Nachfrage<br />

an standardisierten Fragebögen zur Selbstauskunft. Bisher<br />

vorhandene Fragebögen fokussieren meist nur auf e<strong>in</strong>ige wenige<br />

spezifische Erlebnisse und vere<strong>in</strong>en kaum die extremen Formen<br />

des K<strong>in</strong>desmissbrauchs und <strong>der</strong> Vernachlässigung sowie an<strong>der</strong>e<br />

negative Aspekte <strong>der</strong> Eltern-K<strong>in</strong>d-Beziehung. Sie müssen daher<br />

häufig <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit an<strong>der</strong>en Fragebögen e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Zugleich gibt es bisher wenige gut validierte Instrumente auf diesem<br />

Gebiet.<br />

Methode: Der CECA.Q sowie das zugrunde liegende Interview<br />

CECA.I wurden <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Arbeitsgruppe von<br />

Prof. Bifulco, Universität London, <strong>in</strong> die deutsche Sprache übersetzt.<br />

Die Übersetzung des CECA.Q wurde von jeweils zwei unabhängigen<br />

Fachübersetzern durchgeführt, ebenso die beiden unabhängigen<br />

Rückübersetzungen. Der Interviewleitfaden wurde<br />

496<br />

ebenfalls professionell übersetzt, die Durchführung des Interviews<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgruppe <strong>in</strong> London tra<strong>in</strong>iert. Die Validierung <strong>der</strong><br />

deutschen Version des CECA.Q wird seit November 2008 an e<strong>in</strong>er<br />

kl<strong>in</strong>ischen Stichprobe von bisher 100 Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

im Psychosozialen Zentrum des Universitätskl<strong>in</strong>ikums<br />

Heidelberg durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Vorgestellt werden psychometrische Kennwerte<br />

<strong>der</strong> deutschen Version des CECA.Q sowie Anwendungsbeispiele<br />

und E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten des Fragebogens.<br />

003<br />

Objective assessment of adhd symptoms <strong>in</strong> parents and children<br />

– report on qb-test sensitivity, specificity, and validity.<br />

Anne Jäkel (Philipps-Universtität Marburg, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

A. Weidlich, B. Röhrle, H. Christiansen<br />

Introduction: Attention-deficit / hyperactivity disor<strong>der</strong> (ADHD),<br />

characterized by the symptom clusters of hyperactivity, <strong>in</strong>attention,<br />

and impulsivity, develops early <strong>in</strong> childhood, but often persists <strong>in</strong>to<br />

adulthood with prevalence rates about 4 – 5 % (Faraone, 2004;<br />

Davidson, 2008). Children of parents with ADHD have an <strong>in</strong>creased<br />

risk of 40 – 60 & for exhibit<strong>in</strong>g the disor<strong>der</strong> as well (Bie<strong>der</strong>man,<br />

1995). Diagnosis is most often based on cl<strong>in</strong>ical <strong>in</strong>terviews,<br />

and parent and teacher reports on symptomatology. Standardized<br />

computerized task to objectively assess the core symptoms of <strong>in</strong>attention,<br />

hyperactivity, and impulsivity are still rare <strong>in</strong> rout<strong>in</strong>e cl<strong>in</strong>ical<br />

assessment, especially for adult ADHD. Here we report results<br />

of a computerized task, the Qb-Test, designed to assess the core<br />

ADHD symptoms <strong>in</strong> impaired adults and their children objectively.<br />

Method: Study participants are 30 parents with ADHD, 30 parents<br />

with depression, and 30 healthy control parents and their respective<br />

children. Parents and children will be thouroughly assessd with<br />

standard cl<strong>in</strong>ical measures. Additionally, the Qb-Test for adults and<br />

children will be performed.<br />

Discussion / Results: The study is currently be<strong>in</strong>g conducted. Sensitivity<br />

and specificity as well as discrim<strong>in</strong>ant and concordant validity<br />

will be reported. Parental measures will be used to predict child<br />

disor<strong>der</strong>. Results will be discussed with respect to future research<br />

and cl<strong>in</strong>ical implications.<br />

004<br />

Evaluation des Verhaltensdiagnostiksystems VDS – Zusammenhänge<br />

zwischen Biographie, Symptombildung und Persönlichkeitsentwicklung<br />

Serge Sulz (CIP Centrum für Integrative, Psychotherapie, München)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Es gibt zahlreiche Marker <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheitsgeschichte, die<br />

immer wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Zusammenhang mit psychischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

und Persönlichkeitsstörungen gebracht werden. E<strong>in</strong>e systematische<br />

objektivierte Erfassung mit e<strong>in</strong>em standardisierten Interview o<strong>der</strong><br />

Fragebogen lässt die Untersuchung spezifischer Zusammenhänge<br />

zu.<br />

Methode: Bei 80 Patienten wurde <strong>der</strong> VDS1-Anamnesefragebogen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich wichtiger biographischer Variablen untersucht und mit<br />

Symptombildung, Persönlichkeitsstilen nach ICD-10, Therapieverlauf<br />

und -ergebnis korreliert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es zeigte sich deutlich, dass Elterneigenschaften<br />

und -verhalten zu verschiedenen k<strong>in</strong>dlichen Überlebensstrategien<br />

führt, die e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> dysfunktionale Persönlichkeitsstile<br />

münden und die später zu e<strong>in</strong>er Symptombildung disponieren<br />

können.


Topic 24 G Diagnostik und Klassifikation // Diagnostics and classification<br />

005<br />

Die standardisierte diagnostische Erfassung psychischer Störungen<br />

bei Frauen: Das Composite International Diagnostic Interview<br />

for Women (CIDI-VENUS)<br />

Julia Mart<strong>in</strong>i (TU Dresden, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

H.-U. Wittchen, C. N. Soares, A. Rie<strong>der</strong>, M. Ste<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Composite International Diagnostic Interview <strong>der</strong><br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO-CIDI) ist e<strong>in</strong> standardisiertes<br />

Interview zur Erfassung von psychischen Störungen nach DSM-IV.<br />

Im letzten Jahrzehnt ist deutlich geworden, dass frauenspezifische<br />

Beschwerden, wie z. B. die Prämenstruelle Dysphorische Störung<br />

(PMDS) und psychische Störungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Peripartalzeit und Perimenopause<br />

sowie die allgeme<strong>in</strong>en, wechselseitigen Beziehungen<br />

zwischen <strong>der</strong> Psychopathologie und dem Menstruationszyklus<br />

durch die Standardmodule des WHO-CIDI nicht h<strong>in</strong>reichend abgedeckt<br />

wurden.<br />

Methode: Mit dem Ziel e<strong>in</strong> neues, frauenspezifische Programm zu<br />

entwickeln (CIDI-VENUS; CIDI-V), dass sich auf die dargestellten<br />

Mängel bezieht, wurden folgende Zusatzmodule entwickelt und <strong>in</strong><br />

den Standard-CIDI aufgenommen: 1) gynäkologische Anamnese<br />

zum Menstruationszyklus und zu Verhütungsmitteln, sowie 2) zu<br />

früheren und aktuellen Schwangerschaften, und 3) mögliche Hormontherapien<br />

sowie die Erfassung perimenopausaler Beschwerden.<br />

4) Am Ende je<strong>der</strong> Sektion wurde e<strong>in</strong> Zusatzmodul zur genaueren<br />

Beschreibung des Verlaufs psychischer Störungen <strong>in</strong> den<br />

reproduktiven Stadien <strong>der</strong> Frau und im Übergang zur Menopause<br />

e<strong>in</strong>gefügt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Standardmodule des WHO-CIDI<br />

wurden durch frauenspezifische diagnostische Module ergänzt,<br />

wobei die diagnostischen Algorithmen beibehalten wurden. Der<br />

CIDI-V enthält e<strong>in</strong>e Fülle von kl<strong>in</strong>isch relevanten Informationen<br />

über die psychische Gesundheit von Frauen, die <strong>der</strong>zeit von ke<strong>in</strong>em<br />

an<strong>der</strong>en Diagnose<strong>in</strong>strument bereit gestellt werden.<br />

006<br />

E<strong>in</strong> neues Verfahren zur Depressionsdiagnostik bei psychisch und<br />

körperlich erkrankten Patienten: Validierung des Rasch-basierten<br />

Depressionsscreen<strong>in</strong>gs (DESC)<br />

Thomas Vehren (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Institut für Med. Psychologie)<br />

T. Forkmann, M. Böcker, M. Wirtz, S. Gauggel, C. Norra<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten Jahren haben sich wie<strong>der</strong>holt psychometrische<br />

Probleme vieler etablierter Depressionsfragebögen herausgestellt<br />

(z.B. Multidimensionalität, Stichprobenabhängigkeit <strong>der</strong><br />

Parameterschätzungen). Mo<strong>der</strong>ne Testtheorien wie z. B. die Rasch-<br />

Analyse bieten Möglichkeiten, Verfahren zu entwickeln, die diese<br />

Probleme nicht o<strong>der</strong> nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerem Umfang aufweisen. Daher<br />

wurde aus e<strong>in</strong>er großen Rasch-homogenen Depressionsitembank<br />

(Forkmann et al., 2009a) das Rasch-basierte Depressionsscreen<strong>in</strong>g<br />

(DESC) entwickelt, das aus zwei parallelen, für Längsschnittuntersuchungen<br />

geeigneten Fragebögen besteht. In <strong>der</strong> Entwicklungsstudie<br />

zeigten sich bereits H<strong>in</strong>weise auf gute psychometrische Qualität<br />

bei<strong>der</strong> DESC-Formen (Forkmann et al., 2009b). Anhand e<strong>in</strong>er<br />

Validierungsstichprobe aus psychisch und somatisch erkrankten<br />

Patienten sollte die psychometrische Qualität des DESC untersucht<br />

werden. Insbeson<strong>der</strong>e sollte die E<strong>in</strong>setzbarkeit bei primär somatisch<br />

erkrankten Patienten überprüft werden.<br />

Methode: 50 psychisch und 61 somatisch Erkrankte füllten das<br />

DESC sowie das BDI aus. Im Rahmen e<strong>in</strong>es Interviews wurde anhand<br />

<strong>der</strong> Internationalen Diagnostischen Checkliste (IDCL; Hiller,<br />

1999) das Vorliegen e<strong>in</strong>er psychischen Störung überprüft. Die<br />

Rasch-Modellparameter und das Differential Item Function<strong>in</strong>g<br />

(DIF) wurden analysiert. Mittels ROC-Analyse wurde <strong>der</strong> optimale<br />

Cut off-Wert anhand von Sensitivität und Spezifität h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er<br />

Depressiven Episode nach IDCL ermittelt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Alle Items folgen dem Rasch-Modell (Infit<br />


Topic 24 G Diagnostik und Klassifikation // Diagnostics and classification<br />

gen untersucht. Aus aktuellen Todesfallstatistiken ist jedoch bekannt,<br />

dass ungefähr 22 % <strong>der</strong> gesamten alkoholbed<strong>in</strong>gten Todesfälle<br />

durch das Alkoholabhängigkeitssyndrom selbst und die<br />

alkoholische Leberzirrhose bed<strong>in</strong>gt s<strong>in</strong>d. Ziel dieser Studie war es<br />

Risikofaktoren für das Entstehen e<strong>in</strong>er alkohol<strong>in</strong>duzierten Leberfibrose<br />

zu f<strong>in</strong>den und die Serumhyaluronsäure im Vergleich zu vier,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Hepatitis C Diagnostik etablierten, Fibrosescores als Diagnostikparameter<br />

zu bewerten.<br />

Methode: Es wurden 79 Patienten, die zur stationären Entwöhnungsbehandlung<br />

e<strong>in</strong>gewiesen waren, <strong>in</strong> die Studie aufgenommen.<br />

Die Diagnose <strong>der</strong> Alkoholabhängigkeit wurde durch e<strong>in</strong>en kl<strong>in</strong>isch<br />

erfahrenen Psychiater gestellt. Anhand e<strong>in</strong>es Tr<strong>in</strong>ktagebuches, des<br />

European Addiction Severity Index und des CIDI (International<br />

Diagnostic Interview Composite) wurden weitere Informationen<br />

zu Tr<strong>in</strong>kmengen, Jahren <strong>der</strong> Abhängigkeit und gesundheitlichen<br />

Problemen erfasst. Zur Berechnung <strong>der</strong> Fibrosescores wurden Thrombozytenzahl,<br />

AST, Cholester<strong>in</strong>, Alpha-2-Makroglobul<strong>in</strong>, Harnstoff,<br />

Quick, Bilirub<strong>in</strong>konzentration sowie Hyaluronsäurekonzentration<br />

aus e<strong>in</strong>er Nüchternblutprobe bestimmt. Als Referenzbefund des<br />

Leberstatus diente e<strong>in</strong>e Ultraschalluntersuchung <strong>der</strong> Leber. Zur Bewertung<br />

<strong>der</strong> Testgüte wurden die Sensitivitäten und Spezifitäten<br />

durch ROC-Kurven dargestellt. Durch e<strong>in</strong>e logistische Regression<br />

wurde <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss ausgewählter Risikofaktoren auf se<strong>in</strong>e Signifikanz<br />

für die Fibroseentstehung geprüft.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> Auswertung zeigte sich, dass 12,7 %<br />

<strong>der</strong> untersuchten Patienten an e<strong>in</strong>er fortgeschrittenen Fibrose litten<br />

und bei <strong>in</strong>sgesamt 87,3 % <strong>der</strong> Patienten konnte e<strong>in</strong>e Fettleber nachgewiesen<br />

werden. Mit Hilfe <strong>der</strong> logistischen Regressionsanalyse<br />

konnte Hyaluronsäure als e<strong>in</strong> Haupt<strong>in</strong>dikator <strong>der</strong> Leberfibrose<br />

identifiziert werden. An<strong>der</strong>e Faktoren, wie z. B. Tr<strong>in</strong>kmenge, Jahre<br />

<strong>der</strong> Abhängigkeit und Geschlecht, hatten <strong>in</strong> dem untersuchten Modell<br />

ke<strong>in</strong>en signifikanten E<strong>in</strong>fluss auf die Entstehung <strong>der</strong> Fibrose. In<br />

<strong>der</strong> Testgütestatistik (ROC Analyse) erreichte die Hyaluronsäure<br />

im Vergleich zu den vier an<strong>der</strong>en Fibrosescores die besten Kennwerte<br />

(Fläche unter <strong>der</strong> ROC-Kurve: 0,791). Unser Ergebnis stützt<br />

damit die Vermutung, dass alkoholabhängige Patienten regelmäßig<br />

auf e<strong>in</strong>e Leberschädigung h<strong>in</strong> untersucht werden sollten und dass<br />

die Serumhyaluronsäure als Screen<strong>in</strong>gparameter geeignet ist.<br />

009<br />

RAKULA – Transkultirelles Assessment mentaler Leistungen – e<strong>in</strong><br />

neues Screenigverfahren<br />

Josef Kessler (Unikl<strong>in</strong>ik Köln, Neurologie, Neuropsychologie)<br />

M. Ozankan, S. Özbek, E. Kalbe<br />

E<strong>in</strong>leitung: Wenngleich bis dato ke<strong>in</strong>e verlässlichen Daten vorliegen,<br />

so s<strong>in</strong>d die Inzidenzraten und Prävalenzraten demenzieller<br />

<strong>Erkrankungen</strong> bei türkischen Migranten m<strong>in</strong>destens so hoch wie<br />

bei <strong>der</strong> deutschen Bevölkerung. Naheliegende Gründe lassen vermuten,<br />

dass <strong>der</strong> Alterungsprozess bei diesen Mitbewohnern früher<br />

e<strong>in</strong>setzt und auch somit e<strong>in</strong>e frühere demenzielle Symptomatik zu<br />

erwarten ist. Screen<strong>in</strong>gverfahren zur Demenzerfassung existieren<br />

für diese Menschen nicht. Das H<strong>in</strong>zuziehen von Angehörigen <strong>in</strong><br />

den diagnostischen Prozess ist nicht immer hilfreich. Mit dem<br />

Transkulturellen Assessment TRAKULA (vorläufiger Arbeitstitel)<br />

soll <strong>der</strong> kognitive Status bei älteren türkischen Mitbewohnern, die<br />

mit Bruchteilen deutscher Sprache auskommen, beschrieben werden.<br />

Obgleich noch nicht für diese Gruppe normiert, ist er sicher<br />

auch für funktionelle Analphabeten geeignet. Semantisches Wissen<br />

wird nicht erfragt, und Lesen und Schreibenh ist nicht erfor<strong>der</strong>t.<br />

Methode: Es wurden 7 nonverbale Subtests entwickelt, die wesentliche,<br />

demenzrelevante kognitive Domänen überprüfen. Je<strong>der</strong> Subtest<br />

wird anhand von Beispielen erklärt; verbales Verständnis ist<br />

hierzu nicht notwendig. Die Aufgaben s<strong>in</strong>d: Figuren-Wie<strong>der</strong>erkennungstest,<br />

Paar-Assoziationslernen, Figur-Farbe-Test zur Überprüfung<br />

verschiedener Gedächtnisaspekte, Labyr<strong>in</strong>th-Aufgabe, Kon-<br />

498<br />

zepterkennen und Objekt-Symbol-Test zur Erfassung exekutiver<br />

Funktionen und <strong>der</strong> psychomotorischen Geschw<strong>in</strong>digkeit, Uhrentest<br />

als Maß für visuell-räumliche Funktionen. 41 türkische Demente<br />

(22 Männer, 19 Frauen, Alter: 61.2), die ausführlich psychiatrisch<br />

untersucht wurden und bei denen die Demenzausprägung<br />

mit <strong>der</strong> CDR bestimmt worden war, wurden mit 92 türkischen Mitbewohnern<br />

(48 Männer, 49 Frauen, Alter: 59.3 Jahre) <strong>in</strong> gleichem<br />

Alter und Bildung verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In Tabelle 1 s<strong>in</strong>d die Rohwerte <strong>der</strong> Subtests<br />

aufgeführt. Alle Paarvergleiche waren hochsignifikant verschieden<br />

(p


Topic 24 G Diagnostik und Klassifikation // Diagnostics and classification<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das DRKS ist seit August 2008 onl<strong>in</strong>e<br />

(www.drks.de) und seit Oktober 2008 WHO-Primär-Register für<br />

Deutschland. Es erfüllt damit die Anfor<strong>der</strong>ungen des „International<br />

Committee of Medical Journal Editors“ (ICMJE), denen zufolge<br />

die prospektive Registrierung e<strong>in</strong>er Studie Voraussetzung e<strong>in</strong>er Publikation<br />

bei den beteiligten Journals ist. Das DRKS bietet allen<br />

Interessierten (Patienten, Kl<strong>in</strong>ikern, Wissenschaftlern, För<strong>der</strong>ern,<br />

Ethikkommissionen, Behörden etc.) Informationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landessprache<br />

(sowie auf englisch). Das DRKS kann bei konsequenter<br />

Nutzung e<strong>in</strong>en (sonst nicht erreichbaren) vollständigen Überblick<br />

über <strong>in</strong> Deutschland laufende und bereits abgeschlossene kl<strong>in</strong>ische<br />

Studien liefern. Ärzten und Psychotherapeuten erlaubt es die Suche<br />

nach geeigneten Studien für ihre Patienten.<br />

011<br />

Die Bedeutung des Temperaments für die heutige Diagnostik,<br />

Klassifikation und Therapie psychischer Störungen<br />

Re<strong>in</strong>hard J. Boerner (CKQ GmbH, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherpaie,<br />

Quakenbrück)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten Jahrzehnten war die wissenschaftliche<br />

Beschäftigung mit dem Thema Temperament marg<strong>in</strong>al. Dies erstaunt,<br />

da die Temperamentenlehre über Jahrhun<strong>der</strong>te <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Mediz<strong>in</strong>, Psychologie sowie im allgeme<strong>in</strong>en Kulturverständnis bedeutsam<br />

verankert war. Die antike Mediz<strong>in</strong> mit ihrer „Säftelehre“<br />

(Hippokrates) gilt vielen als zu spekulativ. Das Konzept Kretschmers<br />

aus den 30-er Jahren des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts mit se<strong>in</strong>er Körperbautypologie<br />

war zu biologisch ausgerichtet und hielt empirischen<br />

Überlegungen nicht ausreichend stand. Die Theorie von<br />

Eysenck („Introversion“ vs. „Extraversion“, 1952) wurde aufgrund<br />

ihres wissenschaftlich-psychologischen H<strong>in</strong>tergrundes von <strong>der</strong><br />

Mediz<strong>in</strong> und Psychiatrie nur ansatzweise für die Diagnostik, Klassifikation<br />

und Therapie psychischer Störungen rezipiert. Dennoch<br />

besitzt die „Temperamentenlehre“ – obwohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie und<br />

Psychotherapie erstaunlich wenig beachtet – weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e soziokulturelle<br />

Valenz und Bedeutung für die Steuerung <strong>der</strong> sozialen<br />

Wahrnehmung sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beschreibung, Erklärung und Vorhersage<br />

<strong>in</strong>dividuellen Verhaltens. Die Phänomenologie und Psychopathologie<br />

psychischer Störungen wird durch die bestehende Temperamentkonstellation<br />

<strong>der</strong> Patienten wesentlich bee<strong>in</strong>flusst. Dies<br />

gilt auch für die Gestaltung und „Passung“ von Therapeut-Patient-<br />

Beziehung sowie für die Abschätzung <strong>der</strong> Zielperspektiven psychotherapeutischer<br />

Intervention.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es werden theoretische Überlegungen<br />

formuliert, wie „Temperament“ unter Berücksichtigung des heutigen<br />

Wissens um psychische Prozesse für die Diagnostik, Klassifikation<br />

und Therapie psychischer Störungen nutzbar gemacht werden<br />

kann und <strong>in</strong> welcher Weise heute e<strong>in</strong> empirischer Forschungszugang<br />

denkbar ist.<br />

012<br />

Die Messung kognitiver Verän<strong>der</strong>ung bei älteren Menschen: Verän<strong>der</strong>ungsnormen<br />

für SISCO und MMST<br />

Jan<strong>in</strong>e Ste<strong>in</strong> (Universität Leipzig, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

A. Hensel, M. Luppa, T. Luck, M. C. Angermeyer, S. G. Riedel-Heller<br />

E<strong>in</strong>leitung: Untersuchung reliabler Verän<strong>der</strong>ungen für zwei häufig<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Diagnostik von leichten kognitiven Bee<strong>in</strong>träch tigungen und<br />

Demenzen e<strong>in</strong>gesetzte Screen<strong>in</strong>g-Instrumente. Ermittlung von Verän<strong>der</strong>ungsnormen.<br />

Methode: 119 kognitiv gesunde Personen ab 75 Jahren (LEILA 75+<br />

Studie) wurden im Abstand von ca. 1,5 Jahren über 7,1 Jahre h<strong>in</strong>weg<br />

mit dem Strukturierten Interview für die Diagnose e<strong>in</strong>er Demenz<br />

vom Alzheimer Typ, <strong>der</strong> Multi<strong>in</strong>farkt-Demenz und Demenzen<br />

an<strong>der</strong>er Ätiologie (SIDAM) und dem M<strong>in</strong>i-Mental-Status-Test<br />

(MMST) untersucht. Für e<strong>in</strong> 90 %-Konfidenz<strong>in</strong>tervall wurden Reliable<br />

Change Indices (RCIs) ermittelt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei wie<strong>der</strong>holten Testungen im Abstand<br />

von 1,5 Jahren sprechen Verän<strong>der</strong>ungen von m<strong>in</strong>destens 4 bis zu 7<br />

Punkten im SIDAM und von m<strong>in</strong>destens 2 bis zu 4 Punkten im<br />

MMST für tatsächliche Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> kognitiven Leistungsfähigkeit.<br />

Schlussfolgerung. Kle<strong>in</strong>ere Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Testwerte<br />

im SIDAM und MMST können nur mit großer Unsicherheit <strong>in</strong>terpretiert<br />

werden. Es werden Verän<strong>der</strong>ungsnormen vorgelegt, die <strong>in</strong><br />

Praxis und Forschung die Interpretation von kognitiven Verän<strong>der</strong>ungswerten<br />

älterer Patienten ermöglichen.<br />

499


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

Topic: 25 Weitere Themen<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 10.15 – 12.15 Uhr, Saal 2<br />

B-001 Beson<strong>der</strong>e Veranstaltung<br />

Kongresseröffnung: Zur Lage <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Vorsitz: F. Schnei<strong>der</strong> (Aachen)<br />

Von Jägern und Gejagten: wie lebensbedrohende Erfahrungen<br />

Geist und Gehirn modifizieren<br />

Thomas Elbert (Universität Konstanz, Fachbereich Psychologie)<br />

Warum ist Grausamkeit und Gewalt unter Menschen so omnipräsent?<br />

Die hier vorgestellten Beobachtungen gründen auf Untersuchungen<br />

<strong>in</strong> den Krisenregionen dieser Welt aber auch auf<br />

Überlegungen <strong>der</strong> Evolutionsbiologie und -psychologie. Danach<br />

entwickelte sich ab dem Pliozän also seit e<strong>in</strong>igen Millionen Jahren<br />

das Jagdverhalten <strong>in</strong> männlichen Hom<strong>in</strong>iden. Die Belohnung durch<br />

sozialen, letztlich durch reproduktiven Erfolg führte zur Jagd nach<br />

immer größeren Trophäen. Voraussetzung war, dass Jagdverhalten<br />

zur Lust wurde und damit verbunden Entbehrungen, Schmerzen,<br />

Blut, Schweiß und letztlich die Bereitschaft zum Töten tolerierbar<br />

wurden. Die evolutionäre Entwicklung zur „Perversion“ des Jagdtriebes,<br />

nämlich diesen auch auf eigene Artgenossen zu übertragen,<br />

wurde durch den daraus resultierenden Vorteil persönlicher und<br />

sozialer Macht genährt. Während <strong>der</strong> Abbau <strong>der</strong> <strong>in</strong>traspezifischen<br />

Tötungshemmung beim Tier zur Gefährdung <strong>der</strong> eigenen Art würde,<br />

wurde beim Menschen kontrollierte Hemmung dadurch ermöglicht,<br />

dass höhere Systeme, die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch ausgeprägte<br />

Frontallappenfunktionen realisiert werden die ungewollte Entgleisung<br />

des Jagdverhaltens verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Werden <strong>der</strong>artige Kontrollmechanismen<br />

– wie z. B. bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>soldaten – nicht erlernt, dann<br />

bleibt Grausamkeit den eigenen Artgenossen gegenüber anziehend.<br />

E<strong>in</strong> besseres Verständnis <strong>der</strong> psychologischen und neurobiologischen<br />

Mechanismen von Jagd dürfte uns demnach zu e<strong>in</strong>em besseren<br />

Verständnis auch grausamen Verhaltens führen. Jagd ist für<br />

Männer – seltener für Frauen – appetitiv und emotional aufregend<br />

mit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge Ausschüttung von Botenstoffen (Endorph<strong>in</strong>e) die<br />

euphorische Gefühle wecken können und Schmerzen m<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Aber auch durch Bond<strong>in</strong>g und soziale Riten (z. B. Initiation) wird<br />

dies bewirkt und auf Jagd wie gewaltsame Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen<br />

vorbereitet. Großwildjagd <strong>in</strong> Gruppen ist erfolgreicher – Männer<br />

empf<strong>in</strong>den sie auch als lustvoller. Daraus lässt sich die Fasz<strong>in</strong>ation<br />

vom Gladiatorenkampf bis zum Fußball- und Computerspiel also<br />

von Vergnügungen die weitgehend Männern vorbehalten sche<strong>in</strong>en,<br />

erklären. Um zu Töten, muss Blut fließen. Grausamkeiten, wie das<br />

Abschneiden von Ohren, Lippen o<strong>der</strong> Genitalien, wie wir bis <strong>in</strong> die<br />

Gegenwart beobachten mag sich auf dieser Grundlage erklären lassen.<br />

500<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 13.45 – 15.15 Uhr, Saal 6<br />

B-003 Beson<strong>der</strong>e Veranstaltung<br />

Forum European Lea<strong>der</strong>s<br />

Vorsitz: F. Schnei<strong>der</strong> (Aachen), H.-J. Möller (München)<br />

001<br />

Introductory presentation<br />

Wolfgang Gaebel (He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Düsseldorf)<br />

Psychiatry <strong>in</strong> Europe is fac<strong>in</strong>g several challenges.While the numbers<br />

of patients with mental disor<strong>der</strong>s is ris<strong>in</strong>g and the demands for<br />

mental healthcare services are <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g, economic limitations become<br />

<strong>in</strong>creas<strong>in</strong>gly important and have led to <strong>in</strong>creased discussions<br />

about prioritization of services. Another challenge is the implementation<br />

of evidence-based guidel<strong>in</strong>es <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical practice. This<br />

will be promoted by ongo<strong>in</strong>g European efforts to def<strong>in</strong>e the most<br />

suitable <strong>in</strong>dicators of the quality of mental healthcare, and by a<br />

common European guidel<strong>in</strong>e platform based at the European Psychiatric<br />

Association. F<strong>in</strong>ally, the numbers of psychiatrists need to<br />

be susta<strong>in</strong>ed and efforts are warranted to attract more young medical<br />

doctors <strong>in</strong>to the specialty of psychiatry and psychotherapy. To<br />

this end, one of the important elements will be to develop common<br />

European standards for tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g programs <strong>in</strong> psychiatry and psychotherapy<br />

as a medical specialty. This is currently un<strong>der</strong>way by<br />

<strong>in</strong>itiative of the Union of European Medical Specialties. Taken together,<br />

psychiatry <strong>in</strong> Europe is currently fac<strong>in</strong>g a wide range of<br />

challenges but is also striv<strong>in</strong>g to develop a uniquely European professional<br />

stance.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 2<br />

PR-002 Präsidentensymposium<br />

Psychiatrie Transkulturell – Erfahrungen <strong>in</strong> fremden Kulturen<br />

Vorsitz: F. Schnei<strong>der</strong> (Aachen), A. He<strong>in</strong>z (Berl<strong>in</strong>)<br />

002<br />

Transkulturelle Psychiatrie <strong>in</strong> Neuseeland – Beobachtungen e<strong>in</strong>es<br />

Deutschen Arztes tätig <strong>in</strong> Maori Mental Health Services<br />

Ala<strong>in</strong> Marcuse (Te Whare Marie, Specialist Maori Mental Health<br />

Service, Porirua, Well<strong>in</strong>gton, Neuseeland)<br />

Transkulturelle psychiatrische Dienste wurden <strong>in</strong>nerhalb des Capital<br />

and Coast District Heath Board als Antwort auf e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong><br />

schlechtere Gesundheitsversorgung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>geborenen Bevölkerung<br />

<strong>der</strong> Maori e<strong>in</strong>gerichtet. Im zwischen <strong>der</strong> Urbevölkerung <strong>der</strong> Maori<br />

und dem Britischen Empire abgeschlossenen Vertrag von Waitangi<br />

wurde 1840 den Maori als Bewohnern Neuseelands e<strong>in</strong>e gleichwertige<br />

kulturelle, rechtliche und soziale Anerkennung als britische<br />

Bürger zugesichert. Im Laufe <strong>der</strong> Geschichte wurden aber diese Zusicherungen<br />

nicht verwirklicht und die Maori sahen sich als Konsequenz<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er benachteiligten Position. Mit wachsendem Bewusstse<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er bevölkerungsgruppenspezifischen gesundheitlichen<br />

Unterversorgung und <strong>der</strong>en negativen Folgen auf die Gesundheitslage<br />

dieser neuseeländischen Subpopulation wurden <strong>in</strong> den letzten<br />

30 Jahren grosse Anstrengungen unternommen, Benachteiligungen<br />

e<strong>in</strong>zelner Bevölkerungsgruppen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesundheitsfürsorge<br />

auszugleichen. Als Konsequenz wurden im Rahmen e<strong>in</strong>er Umstellung<br />

<strong>der</strong> psychiatrischen Dienste von <strong>in</strong>stitutionaler zu kommunaler<br />

Versorgung auch spezielle psychiatrische Dienste für Maori ei-


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

nigerichtet. 1983 wurde das Te Whare Marie (Haus des Friedens)<br />

im Capital Coast District Health Board, Well<strong>in</strong>gton, gegruendet. Es<br />

war die erste E<strong>in</strong>richtung ihrer Art <strong>in</strong> Neuseeland, welche als kommunales<br />

ambulantes psychiatrisches Team auf <strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>es kulturell<br />

spezifischen Services e<strong>in</strong>e adequate psychiatrische Versorgung<br />

unter Integration kultureller Aspekte <strong>der</strong> Maori Kultur<br />

ermöglichen sollte. Seit 2007 unterstützt <strong>der</strong> Verfasser das Team<br />

von Te Whare Marie als psychiatrischer Consultant. Der Beitrag<br />

soll versuchen, die Erfahrungen des Authors als deutscher Arzt <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er kulturell orientierten Behandlungsumgebung <strong>in</strong> Neuseeland<br />

zu schil<strong>der</strong>n.<br />

003<br />

Ben<strong>in</strong><br />

Jose-Marie Koussemou (Transkulturelle Psy chiatrie GPZ Detmold)<br />

Traditionelle Heilkonzepte <strong>in</strong> <strong>der</strong> afrikanischen Bevölkerung am<br />

Beispiel e<strong>in</strong>er Befragung <strong>in</strong> Ben<strong>in</strong> E<strong>in</strong>leitung: Während <strong>der</strong> Tätigkeit<br />

als Psychiater <strong>in</strong> Ben<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d dem Referenten traditionell-spirituelle<br />

Erklärungsmodelle bei psychisch erkrankten Patienten und<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung begegnet. Die Erklärungsmodelle<br />

s<strong>in</strong>d unter dem Blickw<strong>in</strong>kel des schulmediz<strong>in</strong>ischen Verständnisses<br />

nur schwer nachvollziehbar. Die Erklärungsmodelle s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung<br />

<strong>der</strong> Patienten von großer Bedeutung und waren <strong>der</strong> Anlass<br />

für die nachfolgend dargestellte qualitative Studie. Methodik:<br />

In <strong>der</strong> Erhebung soll überprüft werden, wie traditionell-spirituelle<br />

Erklärungsmodelle bei psychisch Erkrankten <strong>in</strong> Ben<strong>in</strong> und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung die Bewertung von Gesundheit und Krankheit<br />

bee<strong>in</strong>flussen und welche Bedeutung diese Krankheitskonzepte<br />

für diese Menschen haben. Auch soll überprüfen werden ob die Bildung<br />

und die Migration die Traditionell-Spirituelle Erklärungsmodelle<br />

än<strong>der</strong>t. Dazu wurden 60 Menschen aus Ben<strong>in</strong> mit unterschiedlichem<br />

Bildungsniveau mit e<strong>in</strong>er gleich großen Gruppe von<br />

Ben<strong>in</strong>ern, die seit m<strong>in</strong>destens 4 Jahren <strong>in</strong> Europa o<strong>der</strong> Amerika leben,<br />

verglichen. Es wurde e<strong>in</strong>e exemplarische Krankengeschichte<br />

e<strong>in</strong>er Frau als Fallvignette vorgelegt. Dazu wurden die Probanden<br />

verschiedene Fragen im Rahmen e<strong>in</strong>es halbstrukturierten Interviews<br />

vorgelegt und die Me<strong>in</strong>ung darüber erfragt (z. B.: Welche<br />

Krankheit hat die Frau? Ist sie überhaupt krank? Welche Ursache<br />

wird vermutet? Wie kann man die Erkrankung am besten behandeln?<br />

Wer kann die Erkrankung am besten behandeln?, usw.) Ergebnis:<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Befragung und die allgeme<strong>in</strong>en Erklärungsmodelle<br />

werden anhand des aus Ben<strong>in</strong> stammenden Samples<br />

<strong>in</strong> dem Beitrag dargestellt.<br />

004<br />

Afghanistan<br />

Inge Missmahl (Konstanz)<br />

005<br />

Ruanda<br />

Wolfgang Wöller (Rhe<strong>in</strong>-Kl<strong>in</strong>ik, Psychosomatische Mediz<strong>in</strong> und Psychotherapie,<br />

Bad Honnef)<br />

15 Jahre nach dem Genozid <strong>in</strong> Ruanda s<strong>in</strong>d posttraumatische Störungsbil<strong>der</strong><br />

sehr verbreitet. Speziell <strong>in</strong> Sekundarschulen stellt die<br />

epidemieartige Ausbreitung dissoziativer Zustände e<strong>in</strong> großes Problem<br />

dar. Adäquate Behandlungsmöglichkeiten f<strong>in</strong>den sich nur<br />

sporadisch. Obwohl psychotherapeutische Laien als Traumaberater<br />

tätig s<strong>in</strong>d und über basale psychotherapeutische Kenntnisse verfügen,<br />

fehlen weitgehend fundierte traumatherapeutische Kenntnisse.<br />

Als beson<strong>der</strong>e Schwierigkeit ist das Zusammenleben von Tätern<br />

und Opfern <strong>in</strong> Dorfgeme<strong>in</strong>schaften zu betrachten. E<strong>in</strong> vom Ev.<br />

Entwicklungsdienstes Deutschlands (EED) geför<strong>der</strong>tes und auf<br />

6 Jahre angelegtes Projekt zielt darauf ab, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Betreuung traumatisierter<br />

Patienten bereits erfahrenen Psychologen und Ärzten, aber<br />

dort tätigen Sozialarbeitern und Pfarrern strukturiert traumathera-<br />

peutische Kenntnisse und Behandlungstechniken zu vermitteln,<br />

die diese <strong>in</strong> eigenen Fortbildungsveranstaltungen an Gruppen<br />

von Traumaberatern weitervermitteln sollen. Die dreimal pro Jahr<br />

stattf<strong>in</strong>denden Ausbildungse<strong>in</strong>heiten be<strong>in</strong>halten Theorie, praktische<br />

Übungen und Fallsupervisionen. Inhaltlich stehen Techniken<br />

<strong>der</strong> Affektregulierung und Ressourcenaktivierung im Vor<strong>der</strong>grund,<br />

wobei kulturspezifische Bewältigungsressourcen ausdrücklich berücksichtigt<br />

werden. In zweiter L<strong>in</strong>ie werden traumabearbeitende<br />

Verfahren gelehrt. E<strong>in</strong> Teilprojekt wendet sich an Lehrer <strong>in</strong> Sekundarschulen,<br />

die Techniken des Dissoziationsstopps erlernen und an<br />

ausgewählte Schüler weitergeben sollen. Die bisher vorliegenden<br />

ersten Ergebnisse s<strong>in</strong>d sehr ermutigend. Verlaufsberichte über<br />

schon durchgeführte Behandlungen und die Erfahrungen <strong>der</strong> geschulten<br />

Lehrer zeigen, dass die erworbenen Kenntnisse und Techniken<br />

mit Erfolg e<strong>in</strong>gesetzt werden können. E<strong>in</strong>e systematische<br />

Evaluierung des Projekts bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Vorbereitung.<br />

006<br />

Spirituelle Behandlung <strong>in</strong> Kenia am Beispiel <strong>der</strong> Swahili und Mijikenda<br />

Barbara Stöckigt (Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Davon ausgehend, dass spirituelle Heiler und Schamanen<br />

als Urahnen <strong>der</strong> Psychotherapie verstanden werden können,<br />

wurde e<strong>in</strong>e Forschung e<strong>in</strong>geleitet, die sich mit nicht europäischen<br />

psychotherapeutischen Methoden traditioneller Mediz<strong>in</strong>systeme<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzt. Heilen <strong>in</strong> Trance- und Besessenheitszuständen,<br />

was nicht nur <strong>in</strong> Afrika e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>in</strong> traditionellen Heilritualen<br />

spielt und <strong>in</strong> westlichen Psychotherapien weitestgehend<br />

unbekannt ist, war von beson<strong>der</strong>em Interesse. Zentral waren die<br />

Fragen, wie spirituelle Heiler Psychose-Kranke heilen und ob kulturübergreifende<br />

Wirkfaktoren <strong>in</strong> diesen Heilmethoden enthalten<br />

s<strong>in</strong>d. In diesem Vortrag sollen E<strong>in</strong>blicke dieser Forschung <strong>in</strong> spirituelle<br />

Behandlungskonzepte am Beispiel <strong>der</strong> Ethnien <strong>der</strong> Swahili<br />

und Mijikenda, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Küstenregion Kenias leben, gegeben werden.<br />

Methode: Im Rahmen des kulturellen Austauschs, lag <strong>der</strong> Fokus<br />

auf <strong>der</strong> subjektiven Me<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> Heiler. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund<br />

wurde e<strong>in</strong> qualitativer Forschungsansatz verfolgt und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

sechsmonatigen Forschungsreise <strong>in</strong> Ostafrika Leitfaden<strong>in</strong>terviews<br />

mit spirituellen Heilern verschiedener Ethnien durchgeführt. Die<br />

Auswertung <strong>der</strong> Interviews orientierte sich am qualitativen Verfahren<br />

des Zirkulären Dekonstruierens.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im traditionellen Weltbild ist <strong>der</strong> Mensch<br />

über e<strong>in</strong>en sozialen Kontext h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en spirituellen Kontext<br />

e<strong>in</strong>gebunden. Krankheitsursachen, auch für Psychosen, können<br />

körperlicher, psychischer, sozialer und spiritueller Natur se<strong>in</strong>. Dementsprechend<br />

kann die Behandlung auf all diesen Ebenen stattf<strong>in</strong>den.<br />

Psychosen s<strong>in</strong>d häufig, aber ke<strong>in</strong>eswegs ausschließlich, mit<br />

spirituellen Problemen verbunden und s<strong>in</strong>d oft Zeichen e<strong>in</strong>er Disharmonie<br />

zwischen Menschen, ihrer Geme<strong>in</strong>schaft und Geistern.<br />

Im spirituellen Heilritual s<strong>in</strong>d alle Wirkfaktoren e<strong>in</strong>er kulturübergreifenden<br />

Psychotherapie zu f<strong>in</strong>den. Beson<strong>der</strong>e, geradezu grundlegende,<br />

Bedeutung hat dabei die spirituelle Dimension, die als<br />

transzendente Ressource bezeichnet werden kann. Die Besessenheitstrance<br />

des Heilers ist dabei e<strong>in</strong>e wirkungsvolle Methode, um<br />

an die transzendente Ressource anzuknüpfen. Da man davon ausgehen<br />

kann, dass e<strong>in</strong>e transzendente Ebene weltweit besteht, also<br />

selbst <strong>in</strong> überwiegend naturwissenschaftlich-materialistisch geprägten<br />

Gesellschaften, ist die Frage naheliegend, ob und <strong>in</strong>wiefern<br />

die transzendente Ressource auch <strong>in</strong> westlichen Psychotherapiemethoden<br />

e<strong>in</strong>gebunden werden kann.<br />

501


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal 2<br />

PR-003 Präsidentensymposium<br />

Perspektiven <strong>der</strong> Forschung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Vorsitz: F. Schnei<strong>der</strong> (Aachen), P. Falkai (Gött<strong>in</strong>gen)<br />

002<br />

Transmitterrezeptoren und funktionelle Organisation im Gehirn<br />

des Menschen<br />

Karl Zilles (Forschungszentrum Jülich, Institut für Mediz<strong>in</strong>)<br />

003<br />

Genetische Studien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie. Was haben wir gelernt?<br />

Was können wir von <strong>der</strong> Zukunft erwarten?<br />

Markus M. Nöthen (Universität Bonn, Department of Genomics Life<br />

Life & Bra<strong>in</strong> Center)<br />

004<br />

Perspektiven <strong>in</strong>novativer Therapieformen <strong>der</strong> Schizophrenie<br />

Andreas Meyer-L<strong>in</strong>denberg (ZI für Seelische Gesundheit, Mannheim)<br />

005<br />

FMRT Neurofeedback – E<strong>in</strong>e neue Behandlungsmethode für psychische<br />

Störungen?<br />

Ra<strong>in</strong>er Goebel (Maastricht University, Dep. of Neurocognition, Nie<strong>der</strong>lande)<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Stockholm 3<br />

HS-020 Hauptsymposium<br />

Neues Entgeltsystem für die kl<strong>in</strong>ische Behandlung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

– Quo vadis?<br />

Vorsitz: I. Hauth (Berl<strong>in</strong>), H. Kunze (Kassel)<br />

001<br />

Das neue Entgeltsystem aus Sicht <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

He<strong>in</strong>rich Kunze (Aktion psychisch Kranke, Kassel)<br />

002<br />

Das neue Entgeltsystem aus Sicht <strong>der</strong> Bundespsychotherapeutenkammer<br />

Ra<strong>in</strong>er Richter (Bundespsychotherapeutenkammer, Berl<strong>in</strong>)<br />

Mit dem Krankenhausf<strong>in</strong>anzierungsreformgesetz ist <strong>der</strong> Startschuss<br />

für die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es pauschalierten, tagesbezogenen Entgeltsystems<br />

im Bereich <strong>der</strong> Psychiatrie und <strong>der</strong> Psychosomatik gefallen.<br />

Das neue Entgeltsystem birgt Chancen für psychiatrische und<br />

psychosomatische Krankenhäuser, da es Anreize setzen kann, den<br />

wissenschaftlichen und therapeutischen Fortschritt schneller <strong>in</strong> die<br />

Versorgung zu <strong>in</strong>tegrieren und e<strong>in</strong>e stärker teilstationär und ambulant<br />

orientierte Krankenhausversorgung psychisch kranker Menschen<br />

e<strong>in</strong>zuführen. Gut evaluierte Versorgungskonzepte <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien<br />

zeigen, dass e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>denahe, bedürfnisorientierte und<br />

vermehrt psychotherapeutisch ausgerichtete Versorgung Vorteile<br />

gegenüber <strong>der</strong> zurzeit <strong>in</strong> Deutschland vergleichsweise pharmakolastigen<br />

Ausrichtung hat. E<strong>in</strong> neues Entgeltsystem sollte deshalb<br />

ausreichend Ansätze setzen für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrative, multiprofessionelle,<br />

teilstationär und ambulant orientierte Krankenhausversorgung<br />

psychisch kranker Menschen. Der aktuelle Stand <strong>der</strong> Entwicklung<br />

502<br />

des neuen Entgeltsystems soll vor diesem H<strong>in</strong>tergrund diskutiert<br />

werden.<br />

003<br />

Das neue Entgeltsystem aus Sicht <strong>der</strong> Krankenkassen<br />

Wulf-Dietrich Leber (GKV Spitzenverband Bund, Krankenkassen,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

Der Gesetzgeber hat <strong>in</strong> § 17 d Krankenhausf<strong>in</strong>anzierungsgesetz<br />

(KHG) die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es durchgängigen pauschalierenden<br />

Entgeltsystems vorgegeben. Das Verfahren, zunächst nur e<strong>in</strong>e Art<br />

Projektplan vorzulegen und die Ausgestaltung des Vergütungssystems<br />

späteren Gesetzgebungsverfahren vorzubehalten, entspricht<br />

dem Vorgehen bei <strong>der</strong> DRG-E<strong>in</strong>führung im Jahre 1999. Auch zahlreiche<br />

an<strong>der</strong>e Systemelemente (Kalkulation <strong>der</strong> Realtivgewichte<br />

durch das DRG-Institut (InEK), Zusatzentgelte, Möglichkeit von<br />

Beson<strong>der</strong>en E<strong>in</strong>richtungen, …) s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> DRG-Systematik nachgebildet.<br />

Die budgetneutrale E<strong>in</strong>führung im Jahre 2013 erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e<br />

Fallpauschalkalkulation im Jahre 2012 auf Basis von Fallkosten des<br />

Jahres 2011. Entscheidend für die Qualität <strong>der</strong> Systementwicklung<br />

ist die Abbildung psychiatrischer Leistungen im Prozedurenschlüssel<br />

(OPS). Damit dieser <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewissen Reifegrad ab 2011 zur<br />

Verfügung steht, ist e<strong>in</strong>e zweistufige Erweiterung vorgesehen. Für<br />

die Kodierung sollen bereits zum Jahresbeg<strong>in</strong>n 2010 erste Erweiterungen<br />

zur Verfügung stehen. Ergänzend wird e<strong>in</strong>e vollständige<br />

E<strong>in</strong>stufung aller Patienten nach Psychiatrie-Personalverordnung<br />

(Psych-PV) e<strong>in</strong>geführt. Bis Jahresende 2009 sollen die Selbstverwaltungspartner<br />

(Deutsche Krankenhausgesellschaft, GKV-Spitzenverband,<br />

Verband <strong>der</strong> privaten Krankenversicherung) die Grundstrukturen<br />

des künftigen Vergütungssystems festlegen. Im Vortrag<br />

wird e<strong>in</strong> Vorschlag dafür präsentiert.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 13/14<br />

BS-007 Symposium<br />

Die kl<strong>in</strong>ische Bedeutung von B<strong>in</strong>dungsmerkmalen <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Lebensabschnitten<br />

(Symposium DGMP / <strong>DGPPN</strong>)<br />

Vorsitz: B. Strauß (Jena), H.-J. Freyberger (Stralsund)<br />

001<br />

Kl<strong>in</strong>ische B<strong>in</strong>dungsforschung – Aktuelle Trends<br />

Bernhard Strauß (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Jena, Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Vortrag führt e<strong>in</strong> <strong>in</strong> das Symposium zur kl<strong>in</strong>ischen<br />

B<strong>in</strong>dungsforschung und skizziert zunächst die Entwicklung <strong>der</strong><br />

empirischen Forschung zur B<strong>in</strong>dungstheorie, die sich <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren wie<strong>der</strong> vermehrt <strong>in</strong> den kl<strong>in</strong>ischen Bereich verlagert hat.<br />

Die zentralen Methoden und Forschungsfragen werden <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang beschrieben.<br />

Methode: Auf <strong>der</strong> Basis aktueller Reviews und eigener Studien aus<br />

dem Bereich <strong>der</strong> Psychotherapieforschung werden aktuelle Trends<br />

<strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen B<strong>in</strong>dungsforschung dargestellt, die sich auf die Spezifika<br />

von B<strong>in</strong>dungsmerkmalen bei bestimmten psychischen Störungen,<br />

die Bedeutung von B<strong>in</strong>dung im psychotherapeutischen<br />

Behandlungsprozess und zunehmend auch auf die Neurobiologie<br />

von B<strong>in</strong>dung beziehen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Der Überblick zeigt, dass die B<strong>in</strong>dundungstheorie<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> ihren neueren Ausformungen e<strong>in</strong>e<br />

gute Chance hat, zu e<strong>in</strong>er schulenübegreifenden Heuristik für<br />

das Verständnis von Psychopathologie und psychotherapeutischen<br />

Prozessen zu werden.


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

002<br />

Interaktion von B<strong>in</strong>dungsqualität und Seroton<strong>in</strong>transportergen-<br />

Polymorphismus auf die Emotionalitätsentwicklung <strong>in</strong> <strong>der</strong> frühen<br />

K<strong>in</strong>dheit<br />

Ursula Pauli-Pott (Universität Gießen, Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

S. Friedel, A. H<strong>in</strong>ney, J. Hebebrand<br />

E<strong>in</strong>leitung: Es existieren H<strong>in</strong>weise darauf, dass <strong>der</strong> sog. Seroton<strong>in</strong>-<br />

Transportergen-Polymorphismus (5-HTTLPR) frühk<strong>in</strong>dliche Gehirnentwicklungsprozesse<br />

bee<strong>in</strong>flusst und die Wirkung von Umweltmerkmalen<br />

auf die Emotionalitätsentwicklung mo<strong>der</strong>iert.<br />

Empirische Untersuchungen an menschlichen Säugl<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d<br />

jedoch selten. Daher wurde <strong>der</strong> Frage nachgegangen, ob <strong>der</strong><br />

5-HTTLPR Genotyp mit e<strong>in</strong>er für die frühe emotionale Entwicklung<br />

ungünstigen Pflegeumwelt im H<strong>in</strong>blick auf die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> negativen Emotionalität (Ärger / Frustration; Ängstlichkeit) <strong>in</strong>teragiert.<br />

Methode: Untersucht wurde e<strong>in</strong>e Stichprobe von 69 gesunden,<br />

erstgeborenen Säugl<strong>in</strong>gen. Im Alter <strong>der</strong> Säugl<strong>in</strong>ge von 4, 8 und 12<br />

Monaten wurden die negative und die positive Emotionalität multimethodal<br />

(Verhaltensbeobachtungen, Elternurteile) erfasst. E<strong>in</strong>e<br />

ungünstige Pflegeumwelt wurde durch die Unsicherheit <strong>der</strong> Bezugsperson-K<strong>in</strong>d-B<strong>in</strong>dungsbeziehung<br />

operationalisiert. Bezüglich<br />

des 5-HTTLPR Genotyps wurden bzgl. <strong>der</strong> s-Allele homozygote<br />

Säugl<strong>in</strong>ge mit den Übrigen kontrastiert. Berechnet wurden dreifaktorielle<br />

Varianzanalysen mit dem Genotyp (s/s vs. s/l, l/l) und <strong>der</strong><br />

B<strong>in</strong>dungsklassifikation (sicher vs. unsicher) als Gruppenfaktoren<br />

und e<strong>in</strong>em Messwie<strong>der</strong>holungsfaktor.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es ergaben sich signifikante 3-fach Interaktionen<br />

von mittlerer Effektstärke. Unsere Hypothese, nach <strong>der</strong><br />

s/s-Träger aus unsicheren B<strong>in</strong>dungsbeziehungen e<strong>in</strong>e Zunahme<br />

von Ärger / Frustration und Ängstlichkeit zeigen konnte bestätigt<br />

werden. Auch zeigten diese K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Abnahme <strong>der</strong> positiven<br />

Emotionalität. Konklusion: Die Ergebnisse stellen H<strong>in</strong>weise auf<br />

e<strong>in</strong>e erhöhte Vulnerabilität <strong>der</strong> s/s-Träger für frühe ungünstige<br />

Pflegebed<strong>in</strong>gungen dar.<br />

003<br />

Zusammenhänge zwischen B<strong>in</strong>dungsmerkmalen und depressiven<br />

Beschwerden bei stationär-gruppenpsychotherapeutisch behandelten<br />

Patienten<br />

Helmut Kirchmann (Universität Jena, Psychosoziale Mediz<strong>in</strong>)<br />

B. Strauß<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ausgehend von theoretischen Übere<strong>in</strong>stimmungen<br />

zwischen Charakteristika unsicherer B<strong>in</strong>dungsmuster und zentralen<br />

Aspekten psychologischer Ätiopathogenesemodelle depressiver<br />

Störungen stellt e<strong>in</strong> unsicheres B<strong>in</strong>dungsmuster e<strong>in</strong> Risikofaktor<br />

für die Entwicklung depressiver Beschwerden dar. Durch psychotherapeutische<br />

Interventionen sollten sich B<strong>in</strong>dungsmuster <strong>in</strong><br />

Richtung Zugew<strong>in</strong>n an sicheren Anteilen verän<strong>der</strong>n lassen. Entsprechend<br />

könnte die Erzielung e<strong>in</strong>es solchen B<strong>in</strong>dungssicherheitszugew<strong>in</strong>ns<br />

e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvoller Fokus bei <strong>der</strong> Behandlung depressiver<br />

Störungen darstellen.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er multizentrischen Erhebung wurden Daten anhand<br />

e<strong>in</strong>er Fragebogenbatterie an e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>ischen Stichprobe bestehend<br />

aus stationären Gruppenpsychotherapiepatienten mit unterschiedlichen<br />

Diagnosen zum Therapiebeg<strong>in</strong>n, zur Entlassung<br />

aus <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik und e<strong>in</strong> Jahr nach dem stationären Aufenthalt gewonnen<br />

(N = 265). Zeitlich parallel wurde e<strong>in</strong>e unbehandelte Vergleichsgruppe<br />

befragt (N = 260).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Behandlungseffekte <strong>in</strong> Bezug auf<br />

B<strong>in</strong>dungsmerkmale fielen <strong>in</strong> erwarteter Richtung aus (Zugew<strong>in</strong>n<br />

an b<strong>in</strong>dungssicheren Anteilen) und erreichten fast durchgängig<br />

statistische Signifi-kanz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Patientengruppe. E<strong>in</strong>e konsistente<br />

und aufklärungsstarke Prädiktion von Post-Katamnese-Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> depressiven Beschwerden gelang <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Patien-<br />

tengruppe we<strong>der</strong> durch B<strong>in</strong>dungsmerkmals-Variablen zum Ende<br />

<strong>der</strong> Behandlung noch durch B<strong>in</strong>dungsmerkmals-Differenzvariablen<br />

(Post- m<strong>in</strong>us Präwerte), so dass we<strong>der</strong> b<strong>in</strong>dungssichere Anteile<br />

nach <strong>der</strong> stationären Therapie noch e<strong>in</strong> Prä-Post-Zugew<strong>in</strong>n an B<strong>in</strong>dungssicherheit<br />

als Schutzfaktoren für die post-stationäre Entwicklung<br />

depressiver Beschwerden betrachtet werden konnten. Demgegenüber<br />

zeigten sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergleichsgruppe die erwarteten<br />

Prädiktoreffekte konsistent über die erhobenen B<strong>in</strong>dungsmerkmale<br />

h<strong>in</strong>weg. Die Ergebnislage deutet darauf h<strong>in</strong>, dass mit zunehmen<strong>der</strong><br />

Depressivität B<strong>in</strong>dungsmerkmalen e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Bedeutung<br />

im weiteren Entwicklungsprozess depressiver Symptome zukommt.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Riga<br />

BS-017 Symposium<br />

<strong>Lebensspanne</strong>n-Entwicklungspsychologie<br />

(<strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Psychologie – DGPs)<br />

Vorsitz: F. Schmiedek (Berl<strong>in</strong>), H. Heekeren (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Entwicklung kognitiver Kontrolle über die <strong>Lebensspanne</strong>: Möglichkeiten<br />

und Grenzen kognitiver Intervention<br />

Jutta Kray (Universität des Saarlandes, Entwicklungspsychologie,<br />

Saarbrücken)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Kognitive Kontrollprozesse dienen <strong>der</strong> Regulation und<br />

Koord<strong>in</strong>ation von Verhalten und sche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung zu <strong>der</strong><br />

Entwicklung biologisch determ<strong>in</strong>ierter <strong>in</strong>tellektueller Fähigkeiten<br />

(z. B. Gedächtnis und Denkfähigkeit) zu stehen. Vor allem Fähigkeiten<br />

zur Aufrechterhaltung und Selektion relevanter Aufgaben<strong>in</strong>formation<br />

unterliegen entwicklungsbed<strong>in</strong>gten Verän<strong>der</strong>ungen über<br />

die <strong>Lebensspanne</strong>, d. h. diese Kontrollfähigkeiten nehmen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong>dheit deutlich zu und im hohen Alter stark ab. Daher ist die<br />

Suche nach Interventionsmöglichkeiten zur Aktivierung des latenten<br />

Lernpotentials und die Frage <strong>der</strong> Modifizierbarkeit altersbed<strong>in</strong>gter<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> kognitiver Kontrolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit und<br />

im hohen Alter von großer Bedeutung für die angewandte Entwicklungsforschung.<br />

Methode: Im Vortrag werde ich zentrale Ergebnisse me<strong>in</strong>er Forschung<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre vorstellen, die die Möglichkeiten und<br />

Grenzen kognitiver Intervention am Beispiel verbaler Selbst<strong>in</strong>struktionen<br />

aufzeigen. Schwerpunktmäßig werde ich Ergebnisse<br />

e<strong>in</strong>er kognitiven Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsstudie vorstellen, die Altersunterschiede<br />

im Transfer kognitiven Kontrolltra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs untersucht hat sowie die<br />

Generalisierbarkeit und die Aufrechterhaltung des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gstransfers<br />

unter verschiedenen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse me<strong>in</strong>er Forschung sprechen<br />

für Interventionsmöglichkeiten zur Verbesserung kognitiver<br />

Kontrolle, da vor allem K<strong>in</strong><strong>der</strong> und ältere Erwachsene vom E<strong>in</strong>satz<br />

verbaler Selbst<strong>in</strong>struktionen bei <strong>der</strong> Handlungsregulation profitieren<br />

können und zudem die größten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgew<strong>in</strong>ne nach e<strong>in</strong>em<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> kognitiver Kontrolle aufweisen. Die Grenzen von Interventionsmöglichkeiten<br />

zeigen sich beispielsweise dar<strong>in</strong>, dass sich<br />

auch nach diesen Interventionen noch deutliche Altersunterschiede<br />

<strong>in</strong> kognitiver Kontrolle f<strong>in</strong>den lassen.<br />

503


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

002<br />

Entwicklungsverän<strong>der</strong>ungen im phonologischen Arbeitsgedächtnis<br />

über die <strong>Lebensspanne</strong><br />

Marcus Hasselhorn (Deutsches Inst. für Internat., Bildung und Forschung,<br />

Frankfurt)<br />

Unter phonologischem Arbeitsgedächtnis versteht man das Teilsystem<br />

des menschlichen Arbeitsgedächtnisses, das für die Verarbeitung<br />

klanglich sprachlicher Informationen zuständig ist. Es besteht<br />

aus e<strong>in</strong>em phonetischen Speicher, <strong>der</strong> durch e<strong>in</strong>en subvokalen Artikulationsprozess<br />

unterstützt wird. Die Funktionstüchtigkeit des<br />

phonologischen Arbeitsgedächtnisses hat sich als e<strong>in</strong>e entscheidende<br />

<strong>in</strong>dividuelle kognitive Voraussetzung für erfolgreiches Lernen <strong>in</strong><br />

vielfältigen Anfor<strong>der</strong>ungsbereichen erwiesen (z. B. Spracherwerb,<br />

Erwerb <strong>der</strong> Kulturtechniken Lesen, Schreiben, Rechnen). Sie lässt<br />

sich durch vier Merkmale charakterisieren: die Größe des phonetischen<br />

Speichers, die Repräsentationsqualität im phonetischen<br />

Speicher, den Automatisierungsgrad des subvokalen Artikulationsprozesses<br />

sowie die Geschw<strong>in</strong>digkeit des subvokalen Artikulationsprozesses.<br />

Auf <strong>der</strong> Basis vorliegen<strong>der</strong> empirischer Befunde wird e<strong>in</strong><br />

Bild <strong>der</strong> altersabhängigen Verän<strong>der</strong>ungen und Invarianzen dieser<br />

vier Merkmale des phonologischen Arbeitsgedächtnisses über die<br />

<strong>Lebensspanne</strong> skizziert. Dabei zeigen sich kaum H<strong>in</strong>weise für<br />

strukturelle Verän<strong>der</strong>ungen, wohl aber zeigen sich systematische<br />

Entwicklungsverän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> den Merkmalen, die die Effizienz<br />

des subvokalen Artikulationsprozesses determ<strong>in</strong>ieren. Außerdem<br />

wird auf die Folgen früh im Entwicklungsverlauf feststellbarer <strong>in</strong>ter<strong>in</strong>dividueller<br />

Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Funktionstüchtigkeit des phonologischen<br />

Arbeitsgedächtnisses e<strong>in</strong>gegangen.<br />

003<br />

Dopam<strong>in</strong>erge Neuromodulation und Arbeitsgedächtnis über die<br />

erwachsene <strong>Lebensspanne</strong><br />

Hauke Heekeren (Freie Universität Berl<strong>in</strong>)<br />

004<br />

Tag-tägliche Schwankungen kognitiver Leistungen über die erwachsene<br />

<strong>Lebensspanne</strong><br />

Florian Schmiedek (Humboldt Universität zu Berl<strong>in</strong>, Math.- Naturwissen.<br />

Fakultät Institut für Psychologie)<br />

A. Brose, M. Lövdén, U. L<strong>in</strong>denberger<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e Reihe neuerer Untersuchungen berichtet, dass die<br />

Variabilität kognitiver Leistungen <strong>in</strong>nerhalb o<strong>der</strong> zwischen Testsitzungen<br />

im Laufe des Erwachsenenalters zunimmt. Häufig werden<br />

<strong>in</strong> diesen Studien nur wenige Aufgaben an e<strong>in</strong>em bestimmten Tag<br />

untersucht, und zumeist stehen die Reaktionszeiten im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Die Frage nach tag-täglichen Schwankungen <strong>der</strong> kognitiven<br />

Leistungsfähigkeit und Altersunterschieden <strong>in</strong> diesen Schwankungen<br />

ist demnach weitgehend unerforscht.<br />

Methode: In diesem Beitrag werden Ergebnisse <strong>der</strong> COGITO-Studie<br />

vorgestellt, <strong>in</strong> welcher 101 jüngere und 103 ältere Erwachsene<br />

an jeweils 100 e<strong>in</strong>zelnen Sitzungen e<strong>in</strong>e umfangreiche Testbatterie<br />

mit 12 kognitiven Aufgaben aus den Bereichen Arbeitsgedächtnis,<br />

episodisches Gedächtnis und Wahrnehmungsgeschw<strong>in</strong>digkeit sowie<br />

e<strong>in</strong>e Reihe von Selbstberichtsfragen zu Ereignissen, Stimmung<br />

und Selbstregulationsprozessen bearbeitet haben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es lassen sich systematische Leistungsschwankungen<br />

von Tag zu Tag nachweisen, <strong>der</strong>en Ausmaß sich von<br />

Person zu Person unterscheidet. Die älteren Teilnehmer zeigen im<br />

Mittel bei den meisten Aufgaben stabilere Leistungen von Tag zu<br />

Tag, dafür jedoch vor allem <strong>in</strong> Bezug auf Reaktionszeiten größere<br />

Schwankungen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Testsitzung. Treten Schwankungen<br />

auf, so können diese teilweise durch das Auftreten von Ereignissen<br />

o<strong>der</strong> die tägliche Bef<strong>in</strong>dlichkeit erklärt werden. Jüngere und ältere<br />

Erwachsene zeigen an Tagen, an denen sie etwas Negatives erleben,<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Leistungen. Bei jüngeren Erwachsenen spielen darü-<br />

504<br />

ber h<strong>in</strong>aus Stimmungsschwankungen und volitionale Aspekte von<br />

Leistung (z. B. Motivation) für die Vorhersage des Leistungsniveaus<br />

e<strong>in</strong>e Rolle.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Istanbul<br />

S-004 Symposium<br />

Abhängigkeitserkrankungen <strong>in</strong> unterschiedlichen Lebensphasen<br />

Vorsitz: N. Scherbaum (Essen), F. Kiefer (Mannheim)<br />

001<br />

Prepubertär-wirksame Faktoren <strong>der</strong> Suchtentstehung bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

Oliver Bilke (Vivantes Netzwerk, KJPPP, Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der frühe E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> Drogenkonsum über Zigaretten,<br />

Alkohol und Cannabis führt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei traumatisierten Patienten<br />

und bei Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom sowie<br />

depressiven Störungen zu e<strong>in</strong>er frühzeitigen Integration des<br />

Drogenkonsums <strong>in</strong> die späte k<strong>in</strong>dliche und frühe adoleszentäre<br />

Entwicklung.<br />

Methode: Anhand e<strong>in</strong>er Literaturübersicht <strong>der</strong> aktuellen Konzepte<br />

zur Entstehung von Drogenabhängigkeit bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

sowie <strong>der</strong> Abhängigkeit von Medien und Computern wird<br />

dargestellt, wie sich bei psychisch vulnerablen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

das Abhängigkeitsverhalten mit den normalen anstehenden<br />

Entwicklungsaufgaben, psychischen Krisen und Traumata<br />

zu e<strong>in</strong>em Symptomkomplex verb<strong>in</strong>det, bei dem klassische suchttherapeutische<br />

Ansätze nur bed<strong>in</strong>gt erfolgreich s<strong>in</strong>d.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die diagnostische E<strong>in</strong>grenzung anhand<br />

<strong>der</strong> multiachsialen Klassifikation und die evidenzbasierten multimodalen<br />

Therapieschritte aus <strong>der</strong> überschaubaren Literatur werden<br />

dargestellt und im Licht <strong>der</strong> versorgungskl<strong>in</strong>ischen Erfahrungen<br />

gewertet.<br />

002<br />

Junge Männer – e<strong>in</strong>e Problemgruppe <strong>in</strong> <strong>der</strong> qualifizierten Entzugsbehandlung<br />

Opiatabhängiger<br />

Michael Specka (LVR-Kl<strong>in</strong>ikum Essen, Abhäng. Verhalten u. Suchtmed.)<br />

T. Kuhlmann, N. Scherbaum<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> Suchtkrankhilfe und Suchttherapie für Opiatabhängige<br />

werden Versorgungsangebote entwickelt, die auf die<br />

spezifischen Bedürfnisse e<strong>in</strong>zelner Subgruppen – wie Migranten,<br />

Frauen, Süchtige mit komorbiden <strong>Erkrankungen</strong>, Jugendliche,<br />

Ältere – abgestimmt s<strong>in</strong>d. Spezifische Betrachtungen <strong>der</strong> verbleibenden<br />

Gruppe jüngerer männlicher Erwachsener s<strong>in</strong>d dagegen<br />

selten.<br />

Methode: Es werden Daten aus eigenen multizentrischen Studien<br />

zu den Ergebnissen stationärer qualifizierter Entzugsbehandlungen<br />

vorgestellt. In diesen Studien wurden soziodemografische, gesundheitliche<br />

und drogenanamnestische Merkmale <strong>der</strong> Patienten erfasst,<br />

ferner die Ergebnisse <strong>der</strong> Entzugsbehandlung h<strong>in</strong>sichtlich<br />

vollständig erreichter Entgiftung, vollständig absolvierter Behandlung,<br />

Übergang <strong>in</strong> drogenfreie Anschlusstherapie. Problemprofil<br />

und Behandlungsergebnisse <strong>der</strong> jüngeren (< 30 J.) männlichen<br />

Patienten werden denjenigen <strong>der</strong> übrigen Patienten gegenübergestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Gruppe <strong>der</strong> jüngeren männlichen<br />

Patienten weist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong> niedrigeres E<strong>in</strong>stiegsalter <strong>in</strong> den<br />

Opiatkonsum auf als die übrigen Patienten, e<strong>in</strong> höherer Anteil<br />

nimmt erstmalig e<strong>in</strong>e stationäre Entzugsbehandlung <strong>in</strong> Anspruch,<br />

das Substanzkonsumprofil ist günstiger Aufgrund e<strong>in</strong>er relativ


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

niedrigeren Rate von Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit. Es<br />

zeigen sich erhöhte Raten für Frühabbruch und generell für vorzeitigen<br />

Abbruch <strong>der</strong> betrachteten Behandlung, e<strong>in</strong> Übergang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

drogenfreie Anschlusstherapie gel<strong>in</strong>gt selten. Es werden zusätzlich<br />

die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er aktuell laufenden Studie erhobenen Abbruchgründe<br />

dargestellt. Diskussion Die erhöhte Abbruchrate jüngerer männlicher<br />

Patienten lässt sich nicht aus den erhobenen Patientenmerkmalen<br />

erklären. Es besteht weiterer Forschungsbedarf, um das hohe<br />

Abbruchrisiko <strong>in</strong> dieser Gruppe zu senken.<br />

003<br />

Psychotherapie <strong>der</strong> Sucht im Erwachsenenalter<br />

Sab<strong>in</strong>e Löber (ZI Mannheim, Suchtkl<strong>in</strong>ik)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den vergangenen Jahrzehnten s<strong>in</strong>d enorme Anstrengungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung evidenzbasierter psychotherapeutischer<br />

sowie pharmakologischer Behandlungsansätze für Abhängigkeitserkrankungen<br />

zu verzeichnen.<br />

Methode: In diesem Beitrag soll e<strong>in</strong> Überblick über die Ergebnisse<br />

verschiedener Metanalysen und Reviews zur Evidenz psychotherapeutischer<br />

Behandlungsansätze gegeben werden, wobei <strong>der</strong> Schwerpunkt<br />

auf die Behandlung erwachsener Alkoholabhängiger gelegt<br />

wird.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Übere<strong>in</strong>stimmend werden <strong>in</strong> diesen verschiedenen<br />

Arbeiten <strong>der</strong> Ansatz <strong>der</strong> Motivierenden Gesprächsführung<br />

und kognitiv-verhaltenstherapeutische Interventionen positiv<br />

bewertet. So bewähren sich die Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> Motivierenden Gesprächsführung<br />

im Rahmen von Kurz<strong>in</strong>terventionen sowie als<br />

Grundlage zur Gestaltung <strong>der</strong> therapeutischen Beziehung bei längerfristigen<br />

Interventionen. In <strong>der</strong> kognitiv-verhaltenstherapeutischen<br />

Behandlung werden demgegenüber ausgehend von e<strong>in</strong>er<br />

funktionellen Analyse des Tr<strong>in</strong>kverhaltens verschiedene Techniken<br />

zur Verän<strong>der</strong>ung vorausgehen<strong>der</strong> und aufrechterhaltener Bed<strong>in</strong>gungen<br />

durchgeführt (z. B. Vermittlung von Selbstkontrollstrategien,<br />

soziales Kompetenztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g), um e<strong>in</strong>e stabile Abst<strong>in</strong>enz zu<br />

erreichen. Die Grundlagen dieser beiden Verfahren sollen etwas<br />

ausführlicher vorgestellt werden und Implikationen für die Behandlung<br />

<strong>in</strong> unterschiedlichen Lebensphasen erörtert werden. Als<br />

wichtige Ansatzpunkte zur Verbesserung <strong>der</strong> Effektivität therapeutischer<br />

Interventionen soll die Möglichkeit e<strong>in</strong>er pharmakologisch<br />

gestützten Reizkonfrontationsbehandlung vorgestellt werden, so<br />

wie e<strong>in</strong> kurzer E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> experimentelle Untersuchungsansätze<br />

gegeben werden, die sich mit grundlegenden Mechanismen <strong>der</strong><br />

Konditionierung und Löschung appetitiver Reaktionen befassen.<br />

004<br />

Alkoholbezogene Störungen im Alter<br />

Bodo Lieb (LVR-Kl<strong>in</strong>ikum Essen, Uni Duisburg-Essen Abt. Verhalten<br />

u. Suchtmediz<strong>in</strong>)<br />

K. Bergmann, V. Prouteau, M. Rosien, S. Kirfel, S. Schwarz, N. Scherbaum<br />

E<strong>in</strong>leitung: Aufgrund des demographischen Wandels und <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten<br />

Konsumgewohnheiten <strong>der</strong> jetzt alternden Kohorte ist mit<br />

e<strong>in</strong>em Anstieg <strong>der</strong> Prävalenz alkoholbezogener Störungen jenseits<br />

des 60. Lebensjahres zu rechnen. Zum Verlauf <strong>der</strong> Suchterkrankung,<br />

aktuellen Konsummustern, psychischer und somatischer<br />

Komorbidität ist bei älteren Suchtkranken wenig bekannt. Im Kontrast<br />

zur vermutet hohen Zahl von Betroffenen s<strong>in</strong>d ältere Alkoholkranke<br />

<strong>in</strong> Suchthilfee<strong>in</strong>richtungen deutlich unterrepräsentiert.<br />

Im deutschen Sprachraum gibt bis dato ke<strong>in</strong>e kontrollierten Psychotherapiestudien<br />

zum Thema. Die an <strong>der</strong> Essener Universitätskl<strong>in</strong>ik<br />

begonnene Untersuchung e<strong>in</strong>es neuen altersspezifi -<br />

schen Therapiemanuals im Rahmen e<strong>in</strong>er randomisierten Studie<br />

(KOALA – KOgnitive Verhaltenstherapie <strong>der</strong> ALkoholabhängigkeit<br />

im Alter) soll die Wissenslücke über diese Patientenklientel<br />

schließen helfen.<br />

Methode: Geplante 50 alkoholabhängige, entgiftete Patienten über<br />

60 Jahre werden randomisiert e<strong>in</strong>em KOALA-Therapiearm und e<strong>in</strong>em<br />

Rout<strong>in</strong>etherapiearm zugeteilt und behandelt. Dabei werden<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> verschiedenen Interventionen auf Tr<strong>in</strong>kmengen,<br />

Abst<strong>in</strong>enzzeiten, kognitive Leistungsfähigkeit und Affektivität<br />

h<strong>in</strong> überprüft. In e<strong>in</strong>em Katamnesezeitraum von zwölf Monaten<br />

wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Psychotherapie auf unterschiedliche Symptomenkomplexe<br />

erfasst. E<strong>in</strong>gesetzte (neuro-)psychologische Selbst-<br />

und Fremdbeurteilungs<strong>in</strong>strumente s<strong>in</strong>d: European ASI, SKID I<br />

und II, TLFB, Fagerström, AUDIT, SMAST-G, OCDS-G, BDI,<br />

SCL90-R, MMST, AVLT, TMT. Erhobene Laborparameter s<strong>in</strong>d:<br />

GOT, GPT, GGT, Blutbild (<strong>in</strong>kl. MCV und Thrombozyten).<br />

Diskussion / Ergebnisse: In e<strong>in</strong>er vorläufigen Stichprobenuntersuchung<br />

von 36 Patienten (von geplanten 50) s<strong>in</strong>d deutliche Unterschiede<br />

i. Vgl. zu jüngeren Suchtkranken zu f<strong>in</strong>den. So zeigt sich<br />

e<strong>in</strong>e höhere psychiatrische Komorbiditätsbelastung, hauptsächlich<br />

Angst- bzw. affektive Störungen und Cluster C-Persönlichkeitsstörungen.<br />

Bezogen auf den Beg<strong>in</strong>n (abhängigen) Alkoholkonsums<br />

konnte die <strong>in</strong> vorangegangenen Studien beschriebene Differenzierung<br />

<strong>in</strong> EOA (Early Onset Alcoholism) und LOA (Late Onset Alcoholism)<br />

bestätigt werden. Neuropsychologisch ließen sich kognitive<br />

Defizite <strong>in</strong> den Subdomänen <strong>der</strong> frontalen Exekutivfunktionen<br />

und <strong>der</strong> verbalen Gedächtnisleistungen f<strong>in</strong>den. Erste Verlaufsergebnisse<br />

deuten <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er stärkeren Effektivität des altersspezifischen<br />

Manuals i.Vgl. zur konventionellen Intervention.<br />

Literatur: Lieb B, Rosien M, Bonnet U, Scherbaum N. Alkohol-bezogene<br />

Störungen im Alter. Fortschr Neurol Psychiat 2008; 76: 75-<br />

85<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal VIP 1<br />

S-012 Symposium<br />

Der Übergang von <strong>der</strong> Adoleszenz <strong>in</strong>s junge Erwachsenenalter:<br />

E<strong>in</strong>e Chance für den <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Austausch zwischen Erwachsenenpsychiatrie<br />

und K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie<br />

Vorsitz: J. M. Fegert (Ulm), H.-J. Freyberger (Stralsund)<br />

001<br />

Der Übergang von <strong>der</strong> Adoleszenz <strong>in</strong>s junge Erwachsenenalter:<br />

E<strong>in</strong>e Chance für den <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Austausch zwischen Erwachsenenpsychiatrie<br />

und K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie<br />

Jörg Michael Fegert (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Ulm, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

Der Übergang des Jugendalters zum jungen Erwachsenenalter ist<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren verstärkt wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Blick <strong>der</strong> k<strong>in</strong><strong>der</strong>- und<br />

jugendpsychiatrischen und erwachsenenpsychiatrischen Fachöffentlichkeit<br />

getreten. So hat z. B. die Diskussion um die Frühbehandlung<br />

von juvenilen Psychosen und die Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Dauer<br />

unbehandelter Psychosen zu e<strong>in</strong>em verstärkten Austausch und<br />

teilweise zur Entwicklung geme<strong>in</strong>samer Versorgungsstruktur geführt.<br />

Während noch vor wenigen Jahren Persönlichkeitsstörungen<br />

quasi kategorisch nur als Krankheitsbil<strong>der</strong> des jungen Erwachsenenalters<br />

generell angesehen wurden, hat nun das Konzept <strong>der</strong> so<br />

genannten Persönlichkeitsentwicklungsstörung verbreitet E<strong>in</strong>gang<br />

gefunden. Die Debatte um ADHD im Erwachsenenalter hat Behandlungs-<br />

und Versorgungsfragen z. B. bei Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen im Kontext, z. B. mit <strong>der</strong> Teilnahme am Straßenverkehr<br />

etc. thematisch neu fokussiert. In verschiedenen Bereichen,<br />

z. B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Depressionsbehandlung, aber auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung<br />

von Traumata wird diskutiert, ob Verfahren, welche im Erwachsenenalter<br />

erfolgreich e<strong>in</strong>gesetzt werden können, auch vergleichbare<br />

505


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

Effekte im Jugendlichenalter zeigen. Das Symposium gibt e<strong>in</strong>en<br />

Überblick über solche Themenbereiche <strong>der</strong> Psychiatrie <strong>der</strong> Adoleszenz<br />

und des jungen Erwachsenenalters welche von den Mitwirkenden<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em neuen <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Lehrbuch zur Behandlung<br />

dieser Altersgruppe bearbeitet wurden.<br />

002<br />

Wie komme ich zu welcher Diagnose? E<strong>in</strong>e kritische Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit Diagnosen und diagnostischen Instrumenten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

kl<strong>in</strong>ischen Behandlung von Jugendlichen<br />

Annette Streeck-Fischer (Asklepios Fachkl<strong>in</strong>ikum, Tiefenbrunn Psychiatrie<br />

und Psychotherapie, Rosdorf)<br />

Es soll 1. um die Fragestellung gehen, <strong>in</strong>wieweit diagnostische Klassiffikationssysteme<br />

(SCID, DISYPS, ICD10) Verhaltensweisen, die<br />

während des Adoleszenzprozesses als physiologisch angesehen<br />

werden können und noch e<strong>in</strong>er Adoleszenzkrise zuzuordnen s<strong>in</strong>d,<br />

berücksichtigen o<strong>der</strong> pathologisieren und 2. welchen Stellenwert<br />

komplexe traumatische Belastungen bei <strong>der</strong> Diagnosestellung haben.<br />

An zwei Stichproben – e<strong>in</strong>em kl<strong>in</strong>ischen Sample von 34 Jugendlichen<br />

mit selbst- und fremddestruktiven Verhalten und e<strong>in</strong>em<br />

von 40 Jugendlichen aus e<strong>in</strong>er kontrollierten randomisierten Therapiestudie<br />

werden die Diagnosen (e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> Zweit- und<br />

Drittdiagnose) überprüft und <strong>in</strong> Relation gesetzt zu an<strong>der</strong>en Parametern<br />

wie Strukturniveau (OPD-KJ), erfasster Traumatisierung<br />

und Entwicklungen im Therapieverlauf. Diese Daten werden mit<br />

Befunden aus Literatur verglichen und diskutiert. Dabei zeigt sich<br />

e<strong>in</strong>e Tendenz, Jugendliche mit selbst- und fremddestruktiven Verhalten<br />

sowohl Anpassungsstörungen und Störungen des Sozialverhaltens<br />

jedoch eher selten Persönlichkeitsstörungen zuzuordnen.<br />

Hier mögen e<strong>in</strong>erseits Bedenken e<strong>in</strong>e Rolle spielen, Jugendlichen,<br />

<strong>der</strong>en Problematik ggf. eher e<strong>in</strong>er Adoleszenzkrise zuzuordnen ist,<br />

bereits als Persönlichkeitsstörung zu kennzeichnen. An<strong>der</strong>erseits<br />

erfassen Instrumente bspw. <strong>der</strong> SCID Übergänge vom Krisenhaften<br />

zur Pathologie nicht ausreichend. Obwohl bei den Jugendlichen zumeist<br />

Traumatisierungen vorliegen, erhalten sie selten e<strong>in</strong>e PTBS<br />

Diagnose. Tatsächlich stellt sich die Frage, ob die PTBS Diagnose<br />

die komplexe Traumafolgen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung im familiären System<br />

ausreichend erfasst. Der Vorschlag e<strong>in</strong>er neuen Diagnose developmental<br />

trauma disor<strong>der</strong>(DTD), die Folgen traumatischer Belastungen<br />

berücksichtigt, wird diskutiert.<br />

003<br />

Traumatherapie<br />

Harald-Jürgen Freyberger (Universität Greifswald, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Stralsund)<br />

004<br />

Die Schizophrenien am Übergang <strong>in</strong>s Erwachsenenalter: Diagnostische,<br />

pathogenetische und therapeutische Aspekte<br />

Franz Resch (Universität Heidelberg, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />

P. Parzer, E. Koch<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Früherkennung und Frühbehandlung <strong>der</strong> Psychosen<br />

aus dem schizophrenen Formenkreis bei Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen stellt e<strong>in</strong> fundamentales therapeutisches Ziel dar,<br />

da e<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen verzögertem Behandlungsbeg<strong>in</strong>n<br />

und ungünstigem Behandlungsverlauf wie<strong>der</strong>holt nachgewiesen<br />

werden konnte. Die Dauer <strong>der</strong> unbehandelten Psychose (DUP) ersche<strong>in</strong>t<br />

bei Jugendlichen gegenüber Erwachsenen signifikant verlängert,<br />

was sowohl mit e<strong>in</strong>em schleichenden Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Symptomatik<br />

als auch mit e<strong>in</strong>er Bagatellisierung durch Familien,<br />

Hausärzte und Helfersysteme <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht wird.<br />

Methode: Überlegungen zum Vulnerabilitätsmodell, <strong>der</strong> Pathogenese<br />

schizophrener Psychosen werden <strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrativer Weise dargestellt.<br />

Die Therapie von Psychosen <strong>der</strong> Adoleszenz und des jungen<br />

506<br />

Erwachsenenalters basiert auf 3 Säulen: <strong>der</strong> medikamentösen Behandlung,<br />

den soziotherapeutischen Maßnahmen und den psychotherapeutischen<br />

Interventionen, die auch das Familiensystem mit<br />

e<strong>in</strong>schließen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Heidelberger Frühbehandlungszentrum<br />

stellt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrative Behandlungse<strong>in</strong>heit <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie und <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für Allgeme<strong>in</strong>e Psychiatrie<br />

im Zentrum für Psychosoziale Mediz<strong>in</strong> dar. Es erfasst Jugendliche<br />

und junge Erwachsene im Alter von 14 – 25 Jahren <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen Diagnostikprozess und bietet e<strong>in</strong> modular organisiertes<br />

Behandlungskonzept unter E<strong>in</strong>schluss von Pharmakotherapie,<br />

kognitiven Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsverfahren, psychotherapeutische<br />

Familien<strong>in</strong>terventionen, social skills Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs und <strong>in</strong>tegrierten sozialtherapeutischen<br />

Maßnahmen (Mobiles Bezugspersonensystem)<br />

an. Erfahrungen mit diesem Behandlungskonzept werden berichtet.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 15/16<br />

S-019 Symposium<br />

Diagnostik, Begutachtung und Therapie bei Asylsuchenden mit<br />

psychisch reaktiven Traumafolgen<br />

Vorsitz: W. Müller (Bünde), A. He<strong>in</strong>z (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Traumatisierung bei Flüchtl<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen Ambulanz<br />

Meryam Schouler-Ocak (PUK Charité im SHK, Berl<strong>in</strong>)<br />

M. Aichberger, R. Yesil, S. Temur-Erman, A. He<strong>in</strong>z<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Migrationsprozess kann an sich für die betroffene<br />

migrierte Person zum e<strong>in</strong>en mit starken Hoffnungen verknüpft<br />

zum an<strong>der</strong>en häufig mit belastenden Erfahrungen verbunden se<strong>in</strong>,<br />

die zu Traumatisierungen und zu posttraumatischen Belastungsstörungen<br />

führen können. Bei Flüchtl<strong>in</strong>gen kommen sozialpolitische<br />

Traumatisierungsprozesse h<strong>in</strong>zu. Diese Traumata s<strong>in</strong>d häufig<br />

so genannte „Man Made Desaster“. Die Flüchtl<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d hier ständigen<br />

Übergriffen ausgesetzt, aber sie s<strong>in</strong>d auch von e<strong>in</strong>er Gesellschaft<br />

umgeben, die sich diesen D<strong>in</strong>gen gegenüber neutral bis zurückhaltend<br />

verhält. In diesem Zusammenhang wird auch auf die<br />

Frage e<strong>in</strong>gegangen, unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen traumatisierte<br />

Menschen bereit und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, über ihre traumatischen Erfahrungen<br />

zu sprechen. Im Rahmen von Anhörungen und Gerichtsverfahren<br />

stellt das Verschweigen o<strong>der</strong> verspätete Vorbr<strong>in</strong>gen<br />

<strong>der</strong> traumatischen Erfahrungen e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Problem dar.<br />

Methode: Die Darstellung von Behandlungsmöglichkeiten unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> therapieför<strong>der</strong>nden und -erschwerenden Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />

soll verdeutlichen, weshalb die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit den traumatischen Erfahrungen bei traumatisierten<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gen unter den schwierigen Lebensbed<strong>in</strong>gungen im Aufnahmeland<br />

nicht das therapeutische Hauptziel bildet. Im Gegenteil,<br />

e<strong>in</strong>e zu frühe Konfrontation mit den traumatischen Erfahrungen<br />

kann zu e<strong>in</strong>er Retraumatisierung führen. Die Betroffenen erleben<br />

es als hilfreich, e<strong>in</strong>e psychische und körperliche Stabilisierung sowie<br />

den Aufbau e<strong>in</strong>es geregelten Alltagslebens im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />

Rückkehr <strong>in</strong> die Normalität zu erreichen. Erst danach ersche<strong>in</strong>t<br />

e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit dem Trauma im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er traumazentrierten<br />

Psychotherapie unter Berücksichtigung von kulturspezifischen<br />

E<strong>in</strong>flussfaktoren s<strong>in</strong>nvoll.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Dieser Beitrag befasst sich mit <strong>der</strong> Behandlung<br />

von Flüchtl<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen Ambulanz und<br />

erörtert Beson<strong>der</strong>heiten anhand von Fallbeispielen.


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

002<br />

Multiple Traumatisierungen bei Flücht<strong>in</strong>gen – rechtliche Aspekte<br />

Ferd<strong>in</strong>and Haenel (Behandlungzentrum für, Folteropfer Tageskl<strong>in</strong>ik,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Vermehrt werden im Zusammenhang mit <strong>der</strong> psychiatrischen<br />

und psychotherapuetischen Behandlung von Flüchtl<strong>in</strong>gen<br />

mit komplexen psychischen Traumafolgestörungen Kl<strong>in</strong>iker mit<br />

Fragestellungen <strong>der</strong> Behörden konfrontiert, ob und unter welchen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen traumatisierte Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> ihre Herkunftslän<strong>der</strong><br />

abgeschoben werden können o<strong>der</strong> ob aus gesundheitlichen Gründen<br />

Abschiebschutz nach <strong>der</strong> Genfer Flüchtl<strong>in</strong>gskonvention zu gewähren<br />

sei. Reise- und Flugfähigkeit, Reaktualisierung psychischer<br />

posttraumatischer Symptome, Retraumatisierung s<strong>in</strong>d dabei relevante<br />

Begriffe aus <strong>der</strong> Schnittmenge <strong>der</strong> Bereiche Psychiatrie / Psychotherapie<br />

und Aufenthaltsrecht, <strong>der</strong>en Kenntnisse für den Psychiater<br />

und Psychotherapeuten von Bedeutung ist, will er den<br />

Anfragen <strong>der</strong> Behörde fachgerecht begegnen.<br />

Methode: Präsentation von Kasuistiken, Dastellung <strong>der</strong> rechtlichen<br />

H<strong>in</strong>tergründe, Beamer.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Anhand kle<strong>in</strong>er Fallvignetten aus dem<br />

kl<strong>in</strong>ischen Alltag des Berl<strong>in</strong>er Behandlungszentrums für Folteropfer<br />

soll die Problematik umrissen und veranschaulicht werden.<br />

003<br />

Standards für die Begutachtung von psychisch reaktiven Traumafolgen<br />

<strong>in</strong> aufenthaltsrechtlichen Verfahren bei Erwachsenen<br />

Eva van Keuk (Psychosoziales Zentrum, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Düsseldorf)<br />

004<br />

Ärztliche Mitwirkung bei Abschiebungen<br />

Hans Wolfgang Gierlichs (Aachen)<br />

Die zwangsweise Rückführung <strong>in</strong> das Herkunftsland, aus dem sie<br />

vor Verfolgung geflohen s<strong>in</strong>d, ist für Flüchtl<strong>in</strong>ge immer belastend.<br />

Für e<strong>in</strong>e große Gruppe beson<strong>der</strong>s vulnerabler psychisch kranker<br />

traumatisierter Flüchtl<strong>in</strong>ge überschreitet oft die Belastung die<br />

Grenze des Erträglichen. Sie führt zur Verschlimmerung <strong>der</strong> Erkrankung<br />

und häufig zu Panikreaktionen mit Suizidgefahr. Nachdem<br />

es früher bei Abschiebungen zu psychischen Zusammenbrüchen<br />

und Suizidversuchen gekommen war, wurde gesetzlich<br />

vorgeschrieben, vor Abschiebungen zu überprüfen, ob die Abschiebung<br />

gesundheitlich zumutbar sei. Die vorgesehene Untersuchung<br />

wurde bald auf die Überprüfung <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en Flugreisetauglichkeit,<br />

also <strong>der</strong> Transportfähigkeit, reduziert. Die gesundheitlichen Schäden,<br />

die durch die Abschiebung selber ausgelöst wurden, wurden<br />

nicht (mehr) überprüft. Gegen diese E<strong>in</strong>engung protestierte die<br />

Ärzteschaft, es kam zu erheblichen Konflikten zwischen Politik und<br />

Mediz<strong>in</strong>ern. Die Innenm<strong>in</strong>isterkonferenz drohte schließlich, e<strong>in</strong>e<br />

eigene „willige“ Truppe von Mediz<strong>in</strong>ern, zur Not auch von mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Assistenzberufen, zusammen zu stellen, die bei <strong>der</strong> Abschiebung<br />

helfen sollten. Nach langen Verhandlungen kam es zu<br />

e<strong>in</strong>em Kompromiss, die Politik stimmte zu, dass vor Abschiebungen<br />

alle beobachteten relevanten psychischen o<strong>der</strong> körperlichen<br />

<strong>Erkrankungen</strong> überprüft werden könnten. Die Kammern <strong>der</strong> Ärzte<br />

und Psychologen begannen, entsprechend qualifizierte Ärzte und<br />

Psychologen fortzubilden. Das Kompromisspapier wurde lei<strong>der</strong><br />

nur <strong>in</strong> NRW per Erlass offizielle Leitschnur. In <strong>der</strong> Praxis suchten<br />

viele Behörden, die die <strong>Erkrankungen</strong> <strong>der</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge für vorgeschoben<br />

hielten, weiterh<strong>in</strong> nach Ärzten, die Untersuchungen <strong>in</strong><br />

Ihrem S<strong>in</strong>ne, also auf die re<strong>in</strong>e Flugreisetauglichkeit begrenzt, gestalteten.<br />

In vielen Bundeslän<strong>der</strong>n gelang es aber, die fortgebildeten<br />

Ärzte und Psychologen stärker <strong>in</strong> die Untersuchung vor Abschiebungen<br />

e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den. Die Mitwirkung von Ärzten bei Abschiebungen<br />

erstreckt sich auch auf „Ruhigstellungen“ zur Vorführung <strong>in</strong><br />

Botschaften und vor Abschiebungen, Teilnahme an den manchmal<br />

überfallartigen „Zugriffen“ und Ruhigstellung während des Transports<br />

zum Flughafen, Flugbegleitung.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 2<br />

S-024 Symposium<br />

Chronischer Schmerz: Neurobiologie, Stress, Emotionen und<br />

Therapie<br />

(Referat- Verhaltenstherapie und Konsiliarpsychiatrie <strong>der</strong> <strong>DGPPN</strong>)<br />

Vorsitz: M. Fichter (Prien Am Chiemsee), W. Zieglgänsberger (München)<br />

001<br />

Fehlgeleitete neuronale Lernvorgänge<br />

Walter Zieglgänsberger (Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München)<br />

002<br />

Psychosomatische Wechselwirkungen bei chronischen Schmerzen<br />

– Neue Ergebnisse zur Selbstwahrnehmung bei Patienten mit<br />

multisomatoformer Schmerzstörung<br />

Harald Gündel (Mediz<strong>in</strong>. Hochschule Hannover, Psychosomatik u.<br />

Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Mo<strong>der</strong>ne Bildgebungsbefunde zeigen anhand jeweils<br />

kle<strong>in</strong>er Untersuchungsgruppen die überlappenden und sich gegenseitig<br />

bee<strong>in</strong>flussenden neuroanatomischen Grundlagen von Emotionalität<br />

und Schmerzwahrnehmung. Bei Patienten mit somatoformen<br />

Schmerzen besteht darüber h<strong>in</strong>aus nach heutigem Wissen<br />

e<strong>in</strong>e Störung <strong>der</strong> zentralen Schmerzwahrnehmung i. S. e<strong>in</strong>er tendentiell<br />

erniedrigten Schmerzschwelle und gesteigerten affektiven<br />

Schmerzwahrnehmung. Über mehr emotional-<strong>in</strong>tuitive Aspekte<br />

<strong>der</strong> Schmerzverarbeitung wie Schmerzempathie o<strong>der</strong> über evtl.<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> selbstreflexiven emotionalen Wahrnehmungsfähigkeit<br />

und <strong>der</strong>en neuronaler Korrelate bei den betroffenen Patienten<br />

ist äußerst wenig bekannt.<br />

Methode: Der Vortrag hat zwei Schwerpunkte: 1. stellt er die Ergebnisse<br />

e<strong>in</strong>er metaanalytischen fMRT-Studie zu den wichtigsten<br />

zentralnervösen Überlappungsbereichen an <strong>der</strong> Schnittstelle zwischen<br />

negativer Emotion und körperlichem Schmerz vor. 2. werden<br />

aktuelle Ergebnisse zur Rolle <strong>der</strong> Schmerzempathie („empathy for<br />

pa<strong>in</strong>“) bei Patienten mit multisomatoformer Schmerzstörung vs.<br />

gesunden Kontrollpersonen zur Diskussion gestellt. Es zeigen sich<br />

1. BOLD-Aktivierungen sowohl bei negativen Emotionen als auch<br />

bei sonsorischem Schmerzerleben, vor allem <strong>in</strong> den Amygdalae,<br />

Thalamus, rostralem, medialem und dorsalem ACC, PCC und <strong>der</strong><br />

vor<strong>der</strong>en Insel; also im Bereich des limbischen Systems. 2. weisen<br />

Patienten mit multisomatoformer Schmerzstörung e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />

Schmerzempathie gegenüber gesunden Kontrollpersonen<br />

auf. Diese reduzierte subjektive Wahrnehmung korrelierte mit e<strong>in</strong>er<br />

M<strong>in</strong><strong>der</strong>aktivierung im Bereich des l<strong>in</strong>ken perigenualen ACC.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zusammengefasst wird 1. e<strong>in</strong>e Wechselwirkung<br />

zwischen negativer Emotionalität und Schmerzwahrnehmung<br />

durch die Ergebnisse <strong>der</strong> metaanalytischen fMRT-Studie<br />

weiter nahegelegt. 2. zeigt unsere Studie zur Schmerzempathie e<strong>in</strong>e<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung auch von spezifischen kognitiven Fähigkeiten bei<br />

Patienten mit multisomatoformer Schmerzstörung.<br />

507


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

003<br />

Schmerzpsychotherapie chronischer Schmerzen<br />

Michael Pf<strong>in</strong>gsten (Universitätsmediz<strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen, Schmerztageskl<strong>in</strong>ik)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Epidemiologische Schätzungen gehen von ca. 8 Mio.<br />

Patienten mit chronischen, behandlungsbedürftigen Schmerzen <strong>in</strong><br />

Deutschland aus. Zuverlässige Zahlen speziell für die Situation <strong>in</strong><br />

Deutschland liegen vorrangig zum Rückenschmerz vor: Bei e<strong>in</strong>er<br />

Punkt¬prävalenz von 37 % haben ca. 12 % <strong>der</strong> Bevölkerung aktuell<br />

Rückenschmerzen mit schwerer Bee<strong>in</strong>trächtigung des täglichen Lebensvollzuges.<br />

Bzgl. <strong>der</strong> Kosten fallen durch Rückenschmerzen <strong>in</strong><br />

Deutschland ca. 50 Mrd. Euro jährlich an Aufwändungen an, wobei<br />

<strong>der</strong> Löwenanteil (65 %) auf e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Gruppe von hoch chronifizierten<br />

Patienten (16 %) entfällt, bei <strong>der</strong> somatische Faktoren die<br />

Genese /Ausrechterhaltung nicht h<strong>in</strong>reichend erklären können.<br />

Methode: Es entspricht <strong>der</strong> aktuellen Evidenzlage, dass Schmerz<br />

e<strong>in</strong> bio-psycho-soziales Geschehen darstellt, bei dessen Entstehung<br />

und Aufrechterhaltung psychosoziale Faktoren e<strong>in</strong>e erhebliche<br />

Rolle spielen. Prospektive Studien zeigen – auch hier wie<strong>der</strong> prototypisch<br />

für den chronischen Rückenschmerz – dass psychologische<br />

Faktoren <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für den Übergang vom akuten zum chronischen<br />

Schmerz die bedeutendsten Varianzanteil <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prognose<br />

liefern. Das Spektrum <strong>der</strong> psychosozialen E<strong>in</strong>flüsse ist dabei sehr<br />

breit angelegt und reicht von traumatischen Erlebnissen über affektive<br />

Störungen bis h<strong>in</strong> zur spezifischen Ausprägung maladaptiven<br />

Krankheitsverhaltens.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Effektivität psychologischer Schmerztherapie<br />

bei Patienten mit chronischen Schmerzen ist <strong>in</strong>zwischen<br />

h<strong>in</strong>reichend belegt. Dabei haben sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e kognitiv-behaviorale<br />

Ansätze als erfolgreich erwiesen. Sowohl im Vergleich<br />

zu unbehandelten Kontrollgruppen als auch im Vergleich mit<br />

medi kamentösen Monotherapien konnte die Überlegenheit <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Schmerztherapie bzgl. Schmerzreduktion, Analgetika-Verbrauch,<br />

Inanspruchnahme mediz<strong>in</strong>ischer Versorgungsleistungen,<br />

Rückkehr an den Arbeitsplatz und Beendigung sozialmediz<strong>in</strong>ischer<br />

Verfahren nachgewiesen werden. Für den<br />

(chro nischen) Rückenschmerz hat e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe aus Schweden<br />

<strong>in</strong> zwei aufwändigen prospektiven Studien nachgewiesen, dass<br />

durch e<strong>in</strong>e frühzeitige Identifikation und Berücksichtigung psychosozialer<br />

Risikofaktoren, die e<strong>in</strong>e spezifische kognitiv-behaviorale<br />

Intervention nach sich ziehen, enorme Kosten e<strong>in</strong>gespart werden<br />

können.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Hong Kong<br />

S-039 Symposium<br />

Sexual orientation <strong>in</strong> psychiatry and psychotherapy<br />

(Referat Sexuelle Orientierung <strong>in</strong> Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Vorsitz: L. Mahler (Berl<strong>in</strong>), A. He<strong>in</strong>z (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Theories of homosexuality<br />

Lieselotte Mahler (Charité Universitätsmediz<strong>in</strong>, St. Hedwig-Krankenhaus<br />

Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik, Berl<strong>in</strong>)<br />

G. Mundle<br />

Introduction: The research <strong>in</strong> the last decades has shown that sexual<br />

orientation consists of the components – sexual attraction,<br />

behav ior, and emotional affection – that may be congruent <strong>in</strong> an<br />

<strong>in</strong>dividual. Human sexual orientation most likely exists as a cont<strong>in</strong>uum<br />

from solely heterosexual to solely homosexual. Sexual orientation<br />

develops across a persons’s lifetime – people realize at diffe-<br />

508<br />

rent po<strong>in</strong>ts <strong>in</strong> their lives that they are heterosexual, bisexual or<br />

homosexual. It was long overdue that homosexuality was officially<br />

accepted as a normal variant model and was removed from the lists<br />

of diagnoses (DSM <strong>in</strong> 1973, ICD-10 <strong>in</strong> 1991). Nevertheless, some<br />

mental health professionals cont<strong>in</strong>ue to associate homosexuality<br />

with mental illness, immature sexuality and dysfunction. A reason<br />

might be the miss<strong>in</strong>g of a consistent non-pathologiz<strong>in</strong>g theory of<br />

the psychological development of gay, lesbian and bisexual people.<br />

Method: There is no consensus among scientists concern<strong>in</strong>g the<br />

exact causes of hetero-, bi-, or homosexual orientation. The ma<strong>in</strong><br />

reasons cited <strong>in</strong>clude genetic, hormonal and environmental factors,<br />

likely <strong>in</strong> comb<strong>in</strong>ation. There are many different and probably <strong>in</strong>dividual<br />

reasons for a person’s sexual orientation.<br />

Discussion / Results: This lecture gives an overview of theories of<br />

sexual orientation and tries to <strong>in</strong>tegrate aspects of the current<br />

research <strong>in</strong> genetics and psychoendrocr<strong>in</strong>ology, psychological development,<br />

and sexology with<strong>in</strong> psychoanalytic theory.<br />

002<br />

Mental Health <strong>in</strong> Lesbian, Gay and Bisexual People<br />

Götz Mundle (Oberbergkl<strong>in</strong>ik Schwarzwald, Hornberg)<br />

L. Mahler<br />

Introduction: This lecture gives an overview on mental health <strong>in</strong><br />

lesbian, gay and bisexual (LGB) people. LGB people are subject to<br />

more social stress, social exclusion even with<strong>in</strong> families, prejudice,<br />

anti-homosexual hatred and violence and often <strong>in</strong>ternalise a sense<br />

of shame about their sexuality. Therefore there is a need to identify<br />

the risk for mental disor<strong>der</strong> and to exam<strong>in</strong>e the efficacy of prevention<br />

and treatment efforts. Also a solid data base will be important<br />

to implement specific aspects of LGB people <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical sett<strong>in</strong>gs.<br />

Method: The results on mental health <strong>in</strong> LGB people are based on<br />

systematic reviews of over 10.000 papers, <strong>in</strong> which data on over<br />

200.000 heterosexual and over 10.000 non heterosexual people<br />

were extracted.<br />

Discussion / Results: Meta-analyses revealed a higher risk for depression,<br />

anxiety, suicide attempts and substance abuse disor<strong>der</strong>s. It<br />

is likely that social hostility, stigma and discrim<strong>in</strong>ation is at least<br />

one aspect of higher rates of mental health disor<strong>der</strong>s. These f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs<br />

implicate a better consi<strong>der</strong>ation of the need of LGB people <strong>in</strong><br />

public health services and mental health sett<strong>in</strong>gs. Guidel<strong>in</strong>es for the<br />

specific aspects of identification, treatment and prevention of mental<br />

disor<strong>der</strong>s <strong>in</strong> LGB people have to be developed.<br />

003<br />

The response of mental health professionals to clients seek<strong>in</strong>g<br />

help to change or redirect same-sex sexual orientation<br />

Michael K<strong>in</strong>g (University College London, Medical School Royal Free<br />

Campus, UK)<br />

Introduction: To survey professional members of the pr<strong>in</strong>cipal UK<br />

psychotherapy and psychiatric organisations about their views and<br />

practices concern<strong>in</strong>g treatments to change homosexual orientation.<br />

Method: We sent postal questions to members of the British Psychological<br />

Society, the British Association for Counsell<strong>in</strong>g and Psychotherapy,<br />

the United K<strong>in</strong>gdom Council for Psychotherapy, the<br />

Royal College of Psychiatrists and the London Hypnotherapy Society.<br />

Participants were asked to give their views about treatments<br />

to change homosexual desires and describe up to 5 patients each,<br />

whom they had treated <strong>in</strong> this way.<br />

Discussion / Results: Of 1848 practitioners contacted, 1406 questionnaires<br />

were returned and 1328 could be analysed. Only 55 (4 %)<br />

of therapists reported they would try to change a client‘s sexual orientation<br />

but 131 (10 %) reported they would refer them to a professional<br />

who would do so. 222 (17 %) reported hav<strong>in</strong>g assi sted at least<br />

one client / patient to reduce or change his or her homosexual or<br />

lesbian feel<strong>in</strong>gs. Counsell<strong>in</strong>g was the commonest (66 %) treatment


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

offered and there was no sign of a decl<strong>in</strong>e <strong>in</strong> treatments <strong>in</strong> recent<br />

years. 159 (72 %) of the 222 therapists who had provided such treatment<br />

consi<strong>der</strong>ed that a service should be available for people who<br />

want to change their sexual orientation.<br />

004<br />

Scientific and ethical evaluation of <strong>in</strong>terventions aimed at chang<strong>in</strong>g<br />

sexual orientation<br />

Christof Wagner (Karlsruhe)<br />

Introduction: The American Medical Association and the American<br />

Psychiatric Association oppose the use of “repara tive” or<br />

“conversion” therapy that is based upon the assumption that homosexuality<br />

per se is a mental disor<strong>der</strong> or based upon the a priori assumption<br />

that the patient should change his / her homosexual orientation.<br />

In spite of that, several religious and political organizations<br />

oppos<strong>in</strong>g full civil rights for gays and lesbians offer conversion therapies.<br />

In a recent survey of mental health professionals <strong>in</strong> Brita<strong>in</strong>,<br />

four percent of therapists reported that they would attempt to<br />

change a client‘s sexual orientation if asked for such therapy.<br />

Method: Methods: A systematic review of the research base of <strong>in</strong>terventions<br />

aimed at chang<strong>in</strong>g sexual orientation was performed.<br />

Discussion / Results: Twelve randomized controlled trials published<br />

between 1969 and 1981 were identified. Their methodological<br />

quality was poor. All compared electrical aversive therapy with<br />

another treatment (e. g. apomorph<strong>in</strong>e aversion therapy, covert sensitization,<br />

or desensitization) or a wait<strong>in</strong>g-list control group (one<br />

trial). There was no evidence that any <strong>in</strong>tervention caused a persistent<br />

change of sexual orientation. Between 1982 and 2009 no randomized<br />

controlled trial <strong>in</strong>vestigat<strong>in</strong>g currently practiced conversion<br />

therapies was published. The most cited study by Robert Spitzer<br />

(2003) is a telephone survey based on retrospective self-report data<br />

of participants of different types of conversion therapies. This study<br />

does not allow any conclusions about the efficacy of a specific <strong>in</strong>tervention.<br />

In further retrospective <strong>in</strong>terview studies and testimonies<br />

of former patients evidence for harmful effects of conversion therapies<br />

was found. Among the harmful effects perceived were depressive<br />

symptoms, <strong>in</strong>creased feel<strong>in</strong>gs of guilt, decreased self-esteem,<br />

substance abuse and suicidality. Most participants of conversion<br />

therapies were motivated by social pressure, religious conflicts, or<br />

<strong>in</strong>ternalized negative attitudes towards homosexuality. The practice<br />

of conversion therapies often collides with established medical ethical<br />

pr<strong>in</strong>ciples such as the avoidance of harm and discrim<strong>in</strong>ation<br />

and the abstention from deceptive statements.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 19<br />

S-052 Symposium<br />

The Biomarker Paradigm <strong>in</strong> Psychiatry<br />

Vorsitz: C. Luckhaus (Düsseldorf), J. Wiltfang (Essen)<br />

001<br />

Potential applications and limitations of biomarkers <strong>in</strong> psychiatry<br />

Jürgen Zielasek (He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Düsseldorf)<br />

Introduction: Biomarkers provide fasc<strong>in</strong>at<strong>in</strong>g new approaches <strong>in</strong><br />

biological psychiatry, but their use as diagnostic tools must be subjected<br />

to rigorous scientific criteria.<br />

Method: This review will deal with the issues of context sensitivity<br />

of biomarkers, how the biomarker approach relates to the endophenotype<br />

approach, and how national guidel<strong>in</strong>es may <strong>in</strong>clude biomarkers.<br />

Discussion / Results: When consi<strong>der</strong><strong>in</strong>g biomarkers for mental<br />

disor<strong>der</strong>s, the cl<strong>in</strong>ical context of any assesment of biological parameters<br />

needs to be taken <strong>in</strong>to account. Also, biomarkers need to<br />

pass the classical tests of sufficient sensitivity, specificity, positive<br />

and negative predictive value, and feasibility before they can be<br />

<strong>in</strong>troduced to rout<strong>in</strong>e care. National guidel<strong>in</strong>es are un<strong>der</strong> development<br />

to def<strong>in</strong>e the necessary prerequisites for biomarker applications<br />

<strong>in</strong> psychiatry. Given the complexity of mental disor<strong>der</strong>s,<br />

biomarkers have not yet become substitutes for cl<strong>in</strong>ical diagnosis <strong>in</strong><br />

psychiatry, but may become essential elements of the diagnostic<br />

process <strong>in</strong> some disor<strong>der</strong>s.<br />

002<br />

Status quo und perspectives of neurochemical dementia diagnostics<br />

Jens Wiltfang (Universität Duisburg-Essen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

In numerous <strong>in</strong>dependent, multi-centric studies <strong>in</strong> thousands of<br />

patients, the diagnosis of Alzheimer‘s Disease (AD) was supported<br />

by disease specific <strong>in</strong>creases of tau and its phosphorylated forms<br />

(p-tau) as well as decreased Aβ1-42 concentrations <strong>in</strong> the cerebrosp<strong>in</strong>al<br />

fluid (CSF), whereat test accuracies of 80 % – 90 % were<br />

reached. Accord<strong>in</strong>gly, the diagnosis of AD can be done <strong>in</strong> compliance<br />

with currently revised guidel<strong>in</strong>es by a comb<strong>in</strong>ation of a cl<strong>in</strong>ical<br />

exam<strong>in</strong>ation, a neuropsychological test as well as the biomarker<br />

tau, p-tau and Aβ42 <strong>in</strong> the CSF by means of typical f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs. Thereby<br />

the diagnostic significance of biomarker p-tau and Aβ42 for AD<br />

<strong>in</strong> the CSF as sole criteria seems to be at least just as estimable <strong>in</strong> a<br />

study controlled after an autopsy as the comb<strong>in</strong>ation of cl<strong>in</strong>ical evaluation<br />

accord<strong>in</strong>g to diagnostic guidel<strong>in</strong>es and cranial imag<strong>in</strong>g via<br />

MRT. Especially the disease specific changes of the biomarker p-tau<br />

and Aβ42 <strong>in</strong> patients <strong>in</strong> the prodromal state of Mild Cognitive Impairment<br />

(MCI) offers the possibility to predict the development of<br />

<strong>in</strong>cipient AD 4 – 6 years prior to its cl<strong>in</strong>ical manifestation. Thus it is<br />

possible to identify patients with MCI, who carry a particularly<br />

high risk to develop AD. In the meanwhile, several studies show a<br />

superior diagnostic performance of the Aβ peptide ratio 42/40 <strong>in</strong><br />

the identification of Aβ42 as compared to the sole determ<strong>in</strong>ation of<br />

Aβ42. These results un<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e that a multiparametric approach<br />

significantly supports the diagnostic accuracy <strong>in</strong> neurochemical<br />

dementia diagnostics. In addition meanwhile promis<strong>in</strong>g results <strong>in</strong>dicate<br />

novel biomarkers for Lewy-Body-Dementia and Frontotemporal<br />

Dementia. Moreover, a blood-based neurochemical diagnosis<br />

of AD seems feasible <strong>in</strong> the near future.<br />

003<br />

Validity of biomarkers and aspects of their benefit assessment<br />

Stefan Lange (IQWiG, Köln)<br />

Introduction: Biomarkers are used <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical research and development<br />

with respect to different objectives, i. e. as surrogates for<br />

patient-relevant outcomes <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical trials, as factors that provide<br />

<strong>in</strong>formation about prognosis (natural course without treatment), or<br />

as factors that predict outcomes depend<strong>in</strong>g on treatment (decision<br />

mak<strong>in</strong>g). The validity of the biomarkers and the methods of their<br />

benefit assessment depend on these objectives.<br />

Method: The study designs that are required to assess the validity<br />

and benefit of biomarkers will be described and illustrated.<br />

Discussion / Results: For the validation of surrogates, meta-analyses<br />

of randomized controlled trials are required <strong>in</strong> which both the<br />

biomarkers and the patient-relevant outcomes have been ascerta<strong>in</strong>ed.<br />

Observational cohort studies are the preferred study design to<br />

establish the prognostic value of a biomarker. In this context, it has<br />

to be ensured that the natural course is not biased by specific <strong>in</strong>terventions<br />

that were applied <strong>in</strong> dependence of the biomarker result.<br />

To assess the benefit of a biomarker for (treatment-related) decision<br />

509


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

mak<strong>in</strong>g, randomized controlled trials have to be exam<strong>in</strong>ed. For<br />

such trials, two types of design are <strong>in</strong> pr<strong>in</strong>ciple possible: (i) either<br />

the application of the biomarker is randomized (with consecutive<br />

treatment depend<strong>in</strong>g on the biomarker test result), or (ii) the application<br />

of a medical <strong>in</strong>tervention is randomized while the biomarker<br />

test result rema<strong>in</strong>s bl<strong>in</strong>ded until the end of the study. The latter study<br />

design allows determ<strong>in</strong><strong>in</strong>g the <strong>in</strong>teraction between the diagnostic<br />

<strong>in</strong>formation (of the biomarker) and the treatment effect.<br />

004<br />

Optimiz<strong>in</strong>g strategies for biomarker development and applications<br />

Christian Luckhaus (He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e-Universität, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie, Düsseldorf)<br />

Introduction: With a view to psychiatry, there is a large gap between<br />

the abundance of reported biomarker candidates, mostly <strong>der</strong>ived<br />

from hypothesis-driven exploratory studies, and the low<br />

number of successful translations <strong>in</strong>to cl<strong>in</strong>ical biomarker applications.<br />

As biomarkers essentially con-sist of a measurement of a biological<br />

trait and a cl<strong>in</strong>ical test, <strong>in</strong>sufficient validities of either component<br />

can impede their practical utility.<br />

Method: Several optimiz<strong>in</strong>g strategies can potentially facilitate biomarker<br />

development and their cl<strong>in</strong>ical translations: At the basic<br />

research level, novel multivariate high-throughput technologies for<br />

analysis <strong>in</strong> genomics, transcriptomics, proteomics and metabolomics<br />

may advance the hypothesis-free discovery of biological features<br />

amenable to biomarker development. The pr<strong>in</strong>ciples of “fitfor-purpose<br />

development” and “<strong>in</strong>-use-revalidation” can facilitate<br />

more economical and tar-geted biomarker development. Enrich<strong>in</strong>g<br />

the particular biomarker target by systematic pre-selection of cl<strong>in</strong>ical<br />

populations can be a pragmatic strategy to improve diagnostic<br />

accuracy. F<strong>in</strong>ally, systematic biomarker comb<strong>in</strong>ations have a consi<strong>der</strong>able<br />

potential to generate com-posite markers of sufficient validity<br />

for cl<strong>in</strong>ical applications.<br />

Discussion / Results: To generate a valid composite marker, s<strong>in</strong>gular<br />

biomarkers should be comb<strong>in</strong>ed that reflect different components<br />

of disease pathology <strong>in</strong> or<strong>der</strong> to encompass a larger amount<br />

of disease-related variance. Selection and comb<strong>in</strong><strong>in</strong>g criteria shall<br />

be exemplified us<strong>in</strong>g a MRI data set of subjects with Alzheimer’s<br />

dementia, mild cognitive impairment and cognitively healthy controls<br />

consist<strong>in</strong>g of regional cerebral perfusion and volume variables.<br />

Systematic selection and weighted comb<strong>in</strong>ation of three variables<br />

from this data set by logistic regres-sion produces a composite<br />

marker for the diagnosis of Alzheimer’s dementia of 100 % accuracy<br />

<strong>in</strong> the given sample.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Sydney<br />

S-056 Symposium<br />

Religion, Spiritualität und Psychiatrie<br />

Vorsitz: I. Hauth (Berl<strong>in</strong>), C. Spaemann (Braunau)<br />

001<br />

Spirituelle Aspekte <strong>der</strong> Psychotherapie - Die S<strong>in</strong>nfrage<br />

H<strong>in</strong><strong>der</strong>k M. Emrich (Mediz<strong>in</strong>. Hochschule Hannover, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Spirituelle Aspekte e<strong>in</strong>er jeden Interpersonalbeziehung<br />

weisen uns Menschen über unser pures Selbstse<strong>in</strong> h<strong>in</strong>aus. Spiritualität<br />

– welcher Provenienz auch immer – fragt nach dem nicht unmittelbar<br />

Verfügbaren, fragt nach dem „H<strong>in</strong>tergrund“ o<strong>der</strong> wie <strong>der</strong><br />

grüblerische deutsche Renaissance-Philosoph Jakob Böhme for-<br />

510<br />

mulierte, dem „Ungrund“ von allem dem, was ist.<br />

Methode: Die Psychotherapie als Interpersonalbeziehung, die sich<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich am besten als e<strong>in</strong> Wechselwirkungsprozess mimetischer<br />

Kollusion beschreiben lässt (d. h. als e<strong>in</strong> Prozess, <strong>in</strong> welchem<br />

Klient und Therapeut auf je verschiedene Weise auf verschiedene<br />

Welten zeigen und versuchen, sich hierüber zu verständigen), stellt<br />

e<strong>in</strong>en Vorgang dar, <strong>in</strong>nerhalb dessen zwar psychologische Prozesse<br />

und <strong>der</strong>en semantische Gehalte durchreflektiert und „aufgedeckt“<br />

werden; gleichwohl bleibt aber immer e<strong>in</strong> „Erdenrest“ (Goethe)<br />

übrig, <strong>der</strong> mit dem schwer auflösbaren H<strong>in</strong>tergrund psychischen<br />

Lebens zu tun hat, wie ihn beispielsweise C.G. Jung als „archetypisches<br />

Geschehen“ zu beschreiben versuchte.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Vortrag wird versucht zu zeigen, <strong>in</strong>wieweit<br />

spirituelle Aspekte <strong>der</strong> Psychotherapie e<strong>in</strong>en unabweisbaren<br />

<strong>in</strong>tegralen Bestandteil des psychischen Geschehens und dessen<br />

Durchdr<strong>in</strong>gung be<strong>in</strong>halten und <strong>in</strong>wieweit metaphysisch fundierte<br />

S<strong>in</strong>nfragen <strong>in</strong> diesem Zusammenhang von irreduzibler Bedeutung<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

002<br />

Lebt Gott im Gehirn? Möglichkeiten und Grenzen des Beitrags <strong>der</strong><br />

Hirnforschung zum Thema Religion und Spiritualität<br />

Thomas Fuchs (Unikl<strong>in</strong>ikum Heidelberg, Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Unter dem Begriff „Neurotheologie“ firmiert e<strong>in</strong>e Forschungsrichtung,<br />

die religiöse und spirituelle Phänomene neurobiologisch<br />

zu erklären versucht. Der Vortrag dient e<strong>in</strong>er kritischen<br />

Bestandsaufnahme <strong>der</strong> bisherigen Resultate.<br />

Methode: Neurotheologische Forschungsergebnisse und ihre Interpretationen<br />

werden e<strong>in</strong>er philosophisch-begrifflichen Analyse<br />

unterzogen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Grundsätzlich unterliegt <strong>der</strong> Schluss von<br />

neuronalen Aktivitätsmustern auf die Existenz o<strong>der</strong> Nicht-Existenz<br />

Gottes e<strong>in</strong>em Kategorienfehler. Die neurokonstruktivistische These<br />

e<strong>in</strong>er Hervorbr<strong>in</strong>gung <strong>der</strong> Realität durch das Gehirn ist selbstwi<strong>der</strong>sprüchlich<br />

und hält e<strong>in</strong>er erkenntniskritischen Analyse nicht<br />

stand. Die Rolle des Gehirns für die Erfahrung geistiger Realitäten<br />

ist stattdessen als die e<strong>in</strong>es Vermittlungsorgans aufzufassen. Dementsprechend<br />

haben sich Berichte über e<strong>in</strong> „Gottes-Modul“ o<strong>der</strong><br />

die Erzeugung von Gotteserfahrungen durch Magnetstimulation<br />

als haltlos erwiesen. H<strong>in</strong>gegen entwickeln sich mit <strong>der</strong> Erforschung<br />

neuronaler Korrelate meditativer Zustände zunehmend Möglichkeiten<br />

zu e<strong>in</strong>er fruchtbaren Kooperation neurobiologischer, religions-<br />

und geisteswissenschaftlicher Ansätze.<br />

003<br />

Vergebung – E<strong>in</strong> spirituelles Konzept für Psychiatrie?<br />

Mart<strong>in</strong> Grabe (Kl<strong>in</strong>ik Hohe Mark, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Oberursel)<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 9<br />

S-112 Symposium<br />

Psychiatrische Notfälle – was geschieht, bevor <strong>der</strong> Psychiater e<strong>in</strong>geschaltet<br />

wird<br />

(Referat Notfallpsychiatrie)<br />

Vorsitz: T. Messer (Augsburg), F.-G. Pajonk (Liebenburg)<br />

001<br />

Psychiatrische Notfälle im Notarzt- und Rettungsdienst<br />

Carlos Schönfeldt-Lecuona (Universität Ulm, Psychiatrie III)<br />

B. J. Connemann, R. Freudenmann


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

Psychiatrische Notfälle gehören zu den häufigsten Ursachen für<br />

Notarzte<strong>in</strong>sätze. Nach den Internistischen und den Chirurgischen<br />

stehen diese heute an dritter Stelle. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>er<br />

wirksamen Pharmakotherapie und vielfältiger wohnortnaher Therapieangebote<br />

leben seelisch Kranke vermehrt <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Wohnung,<br />

<strong>in</strong> Wohngeme<strong>in</strong>schaften o<strong>der</strong> bei ihrer Familie; dementsprechend<br />

erfor<strong>der</strong>n psychiatrische Notfälle, die vor <strong>der</strong> Ära <strong>der</strong><br />

Psychiatrie-Enquête von den Landes- und Bezirkskrankenhäusern<br />

aufgefangen wurden, heute nicht selten den E<strong>in</strong>satz des Notarztes,<br />

<strong>der</strong> sich als Anästhesist, Internist o<strong>der</strong> Chirurg auf die e<strong>in</strong>schlägigen<br />

Zustandsbil<strong>der</strong> oft unzureichend vorbereitet fühlt. Angetroffen<br />

werden unter an<strong>der</strong>em: akute Suizidalität, Selbstbeschädigungen,<br />

alkohol- und drogenbezogene Störungsbil<strong>der</strong>, Intoxikationen, Angst-<br />

und Erregungszustände, akute Psychosen, Delirien und Verwirrtheitszustände<br />

sowie katatone Syndrome. In <strong>der</strong> Notfallsituation<br />

beschränkt sich die Differentialdiagnose auf den Ausschluss ursächlicher<br />

organischer Faktoren. <strong>Psychische</strong> Störungen s<strong>in</strong>d typischerweise<br />

mit mangeln<strong>der</strong> Krankheitse<strong>in</strong>sicht verbunden; im E<strong>in</strong>zelfall<br />

können Kranke fe<strong>in</strong>dselig bis zum tätlichen Angriff se<strong>in</strong>. Die<br />

Beachtung <strong>der</strong> Sicherheit des Kranken, aber auch des notärztlichen<br />

Teams ist e<strong>in</strong>e Grundvoraussetzung für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Notfall<strong>in</strong>tervention.<br />

E<strong>in</strong>e Deeskalation kann <strong>in</strong> vielen Fällen durch geschickte<br />

Gesprächsführung erreicht werden. In an<strong>der</strong>en Fällen ist<br />

die Fixierung und die Zwangsmedikation, d. h. e<strong>in</strong>e Behandlung<br />

gegen den erklärten, aber unwirksamen Willen des Patienten, die<br />

e<strong>in</strong>zige Alternative um Risiken für das Leben des Individuums o<strong>der</strong><br />

das Leben dritter Personen zu m<strong>in</strong>imieren. Die rechtlichen Grundlagen<br />

e<strong>in</strong>er Zwangsmedikation bzw. Zwangse<strong>in</strong>weisung s<strong>in</strong>d immer<br />

zu beachten. In <strong>der</strong> psychiatrischen und notfallmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Landschaft s<strong>in</strong>d bisher ke<strong>in</strong>e systematischen Leitl<strong>in</strong>ien für die<br />

pharmakologische Behandlung <strong>in</strong> psychiatrischen Notfällen o<strong>der</strong><br />

bei psychiatrischen Krisen<strong>in</strong>terventionen erarbeitet worden. Lediglich<br />

e<strong>in</strong>zelne Artikel zu diesem Thema sprechen s<strong>in</strong>nvolle Empfehlungen<br />

aus, welche jedoch nicht b<strong>in</strong>dend s<strong>in</strong>d. Im Jahre 2008<br />

wurde <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie<br />

und Nervenheilkunde (<strong>DGPPN</strong>) das Referat Notfallpsychiatrie<br />

gegründet, welches <strong>in</strong> naher Zukunft Leitl<strong>in</strong>ien zur<br />

pharmakologischen Behandlung <strong>in</strong> psychiatrischen Notfällen herausgeben<br />

wird.<br />

002<br />

Videokasuistiken: Die beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen bis zur psychiatrischen<br />

Kl<strong>in</strong>iktür<br />

Peter Flüchter (Privat-Nerven-Kl<strong>in</strong>ik, Dr. med. Kurt Fontheim, Liebenburg)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Notärzte, Rettungsfachpersonal und das Personal <strong>der</strong><br />

Notaufnahme s<strong>in</strong>d im Rahmen ihrer notfallmediz<strong>in</strong>ischen Tätigkeit<br />

häufig mit psychiatrischen Notfällen und Krisensituationen<br />

konfrontiert. Evaluierungen von Notärzten und Rettungsfachpersonal<br />

haben zum e<strong>in</strong>en mangelnde Ausbildung und zum an<strong>der</strong>en<br />

e<strong>in</strong>e hohe psychische Belastung durch diese E<strong>in</strong>sätze ergeben. Anhand<br />

von Videokasuistiken soll die Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />

zu psychiatrischen Notfällen verbessert werden.<br />

Methode: Rettungsdienstliche E<strong>in</strong>sätze zu psychiatrischen Notfällen<br />

o<strong>der</strong> psychosozialen Krisen wurden an fünf Standorten <strong>in</strong><br />

Deutschland von 2006-2008 gefilmt. Die Patienten mussten nachträglich<br />

ihr E<strong>in</strong>verständnis erneut erklären. Aus dem gesamten<br />

Filmmaterial wurden typische Notfallsituationen und E<strong>in</strong>satzabläufe<br />

ausgewählt. Die Videokasuistiken wurden anschließend geschnitten<br />

und didaktisch aufbereitet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die beson<strong>der</strong>en Schwierigkeiten von<br />

Notarzt- und Rettungsdienstpersonal sollen anhand des Videofallbeispiels<br />

e<strong>in</strong>er katatonen Patient<strong>in</strong> verdeutlicht werden. Es werden<br />

die diagnostischen und therapeutischen Notwendigkeiten und<br />

Handlungsoptionen am Ort des E<strong>in</strong>satzes und <strong>in</strong> <strong>der</strong> weiteren Ver-<br />

sorgung besprochen. Zusammenfassung Notfallmediz<strong>in</strong>er benötigen<br />

e<strong>in</strong> größeres Verständnis für Psychiatrie. Umgekehrt ist es<br />

Aufgabe <strong>der</strong> Psychiater Notärzten psychiatrische Notfälle <strong>in</strong> verständlicher<br />

Art zu erläutern. Anhand von Videokasuistiken können<br />

Lern<strong>in</strong>halte effektiver und praxisbezogener vermittelt werden.<br />

Hierdurch können Notärzte und Rettungsdienstpersonal e<strong>in</strong> größeres<br />

Verständnis für psychiatrische Notfälle entwickeln.<br />

003<br />

Therapiemöglichkeiten psychiatrischer Notfälle am E<strong>in</strong>satzort<br />

Thomas Messer (Bezirkskrankenhaus Augsburg, Psychiatrie II)<br />

Die Häufigkeit psychiatrischer Notfallsituationen und Krisen wird<br />

oftmals unterschätzt, obwohl es H<strong>in</strong>weise dafür gibt, dass sie <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren zugenommen haben. Die wichtigste diagnostische<br />

Maßnahme besteht dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en psychiatrischen Notfall <strong>in</strong> Erwägung<br />

zu ziehen und ihn zuverlässig zu erkennen. Die Therapieoptionen<br />

bei e<strong>in</strong>em psychiatrischen Notfall am E<strong>in</strong>satzort orientieren<br />

sich an <strong>der</strong> Leitsymptomatik, den Möglichkeiten für e<strong>in</strong>e zielführende<br />

Diagnostik sowie allgeme<strong>in</strong>e und spezifische therapeutische<br />

Maßnahmen. Allgeme<strong>in</strong>e Maßnahmen umfassen u. a. e<strong>in</strong>e adäquate<br />

Kontaktaufnahme, den Versuch, e<strong>in</strong>e tragfähige und vertrauensvolle<br />

Beziehung herzustellen sowie e<strong>in</strong>e syndromgeleitete Psychopharmakotherapie.<br />

Spezifische Maßnahmen orientieren sich an<br />

den speziellen psychiatrischen Krankheitsbil<strong>der</strong>n. Im vorliegenden<br />

Beitrag werden nicht-pharmakologische und pharmakologische<br />

Therapiemöglichkeiten bei psychiatrischen Notfällen am E<strong>in</strong>satzort<br />

vorgestellt und diskutiert.<br />

004<br />

Psychiatrische Diagnostik und Therapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Notaufnahme<br />

Peter Tonn (Institut für nervenärztliche Versorgungsforschung, Hamburg)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Psychiatrische Störungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zentralen Notaufnahme<br />

(ZNA) s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Seltenheit. Bisherige Untersuchungen<br />

legen nahe, dass <strong>der</strong> überwiegende Anteil dieser Störungen nicht<br />

erkannt und nicht behandelt wird. Die Verbesserung <strong>der</strong> diagnostischen<br />

Qualität und Erleichterung <strong>der</strong> Diagnostik kann durch kurze,<br />

aussagekräftige und valide Screen<strong>in</strong>g<strong>in</strong>strumente erfolgen. Die<br />

Therapie psychiatrischer Störungsbil<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> ZNA sollte sich als<br />

syndromorientierte Krisen<strong>in</strong>tervention verstehen, die bei gegebener<br />

Notwendigkeit auch e<strong>in</strong>e längerfristige Behandlung bahnen<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong>itiieren kann.<br />

Methode: Untersuchung <strong>der</strong> bislang publizierten Arbeiten (medl<strong>in</strong>e,<br />

etc.) zu Notfalldiagnostik und -therapie psychiatrischer Störungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> ZNA und Auswertung dieser Veröffentlichungen<br />

(Review).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Grundsätzlich sche<strong>in</strong>t die Anb<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>es<br />

psychiatrisch erfahrenen Arztes / Psychiaters <strong>in</strong> <strong>der</strong> ZNA sehr<br />

s<strong>in</strong>nvoll. Dennoch lassen sich durch Schulung von Notärzten / Ärzten<br />

<strong>der</strong> Notaufnahme und die Anwendung von Screen<strong>in</strong>g<strong>in</strong>strumenten<br />

sowie die E<strong>in</strong>weisung auf wenige, therapeutisch s<strong>in</strong>nvolle<br />

medikamentöse und psychotherapeutische Behandlungsansätze<br />

e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> Patientenversorgung und e<strong>in</strong>e Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Unsicherheit und <strong>der</strong> Gefahren für Mitarbeiter / Ärzte /<br />

etc. erreichen.<br />

511


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Hong Kong<br />

WSy-009 Weiterbildungssymposium<br />

Stationäre psychiatrische Notfallversorgung<br />

(Referat Notfallpsychiatrie)<br />

Vorsitz: F.-G. Pajonk (Liebenburg), A. Diehl (Braunschweig)<br />

001<br />

Be prepared: Häufigkeit und Schwierigkeit psychiatrischer Notfallsituationen<br />

Frank-Gerald Pajonk (Privat-Nerven-Kl<strong>in</strong>ik, Dr. med. Kurt Fontheim,<br />

Liebenburg)<br />

Psychiatrische Notfälle spielen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Akutmediz<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e erhebliche<br />

Rolle, sowohl h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Häufigkeit als auch <strong>der</strong> Ressourcen,<br />

die dadurch gebunden werden und <strong>der</strong> Belastung für das Personal.<br />

Im Notarztdienst f<strong>in</strong>den sich psychiatrische E<strong>in</strong>sätze <strong>in</strong> 9 – 16 %, <strong>in</strong><br />

Notaufnahmen bei 7 – 10 % <strong>der</strong> Patienten. Notaufnahmen <strong>in</strong> psychiatrischen<br />

Kl<strong>in</strong>iken schwanken <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> Ausstattung<br />

und Lage <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik zwischen 20 – 60 %. Im Konsil- und<br />

Liaisondienst s<strong>in</strong>d 30 – 60 % <strong>der</strong> Patienten als Notfallpatienten<br />

zu klassifizieren. Die häufigsten psychiatrischen Notfallsituationen<br />

s<strong>in</strong>d Intoxikationen, Suizidalität und Erregungszustände, die nicht<br />

selten geme<strong>in</strong>sam auftreten. Schwierigkeiten treten bei <strong>der</strong> Kooperationsbereitschaft<br />

<strong>der</strong> Patienten, <strong>der</strong> rechtlichen Situation, <strong>der</strong><br />

Durchführung e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dizierten – auch somatischen – Diagnostik<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abstimmung <strong>der</strong> notwendigen und optimalen Versorgung<br />

im Grenzgebiet zwischen psychiatrischer und somatischer<br />

Mediz<strong>in</strong> auf. In diesem Beitrag soll e<strong>in</strong> Überblick über die wichtigsten<br />

psychiatrischen Notfallsituationen und die erfor<strong>der</strong>liche Diagnostik<br />

gegeben werden. Darüber h<strong>in</strong>aus sollen die spezifischen<br />

Schwierigkeiten bei Management psychiatrischer Notfälle <strong>in</strong> den<br />

unterschiedlichen Behandlungskontexten und an den Versorgungsschnittstellen<br />

dargestellt und Lösungen für e<strong>in</strong>e reibungslose Versorgungskette<br />

aufgezeigt werden.<br />

002<br />

E<strong>in</strong>satz von Psychopharmaka <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen Notfallversorgung<br />

Alexan<strong>der</strong> Diehl (Städt. Kl<strong>in</strong>ikum Braunschweig, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

003<br />

Nicht-pharmakologische Maßnahmen und rechtliche Grundlagen:<br />

Was geht o<strong>der</strong> muss wann warum?<br />

Jörg Hummes (Alexianer-Krankenhaus, Maria Hilf GmbH, Krefeld)<br />

Abstract für den Vortrag des Weiterbildungssymposiums des Referates<br />

Notfallpsychiatrie <strong>der</strong> <strong>DGPPN</strong> auf dem <strong>DGPPN</strong>-Kongress<br />

2009 Titel: Nicht-pharmakologische Maßnahmen und rechtliche<br />

Grundlagen: Was geht o<strong>der</strong> muss wann warum? Zwangsmaßnahmen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie – im Gegensatz zu den an<strong>der</strong>en Fachdiszipl<strong>in</strong>en<br />

– zwar relativ häufig, s<strong>in</strong>d jedoch nur als ultima ratio<br />

e<strong>in</strong>setzbar, da sie abgesehen vom ethischen Aspekt <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht<br />

mediz<strong>in</strong>isch riskant und nur unter sehr eng gefassten rechtlichen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen möglich s<strong>in</strong>d. Hier ist neben den Unterbr<strong>in</strong>gungsgesetzen<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> und des Bundes im Rahmen des<br />

Betreuungsgesetzes und den Situationen von Notwehr und Notstand<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Patientenverfügung zu nennen. Ziel e<strong>in</strong>er<br />

mo<strong>der</strong>nen Psychiatrie muss es se<strong>in</strong>, Zwangsmaßnahmen, also Gewaltanwendungen<br />

gegen Patienten, nicht zum Kl<strong>in</strong>ikalltag werden<br />

zu lassen, son<strong>der</strong>n auf e<strong>in</strong> absolut notwendiges M<strong>in</strong>imum zu reduzieren.<br />

Hierfür stehen verschiedene Instrumente wie Milieugestaltung,<br />

Deeskalationstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Gesprächsführung etc. zur Verfügung,<br />

welche standardmäßig zur Ausbildung von <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

512<br />

Tätigen gehören sollten. Des Weiteren sollten die Durchführung<br />

von Zwangsmaßnahmen und die Bemühungen, diese zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n,<br />

<strong>in</strong> die Qualitätssicherungs<strong>in</strong>strumente <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>iken aufgenommen<br />

werden. Der Vortrag gibt e<strong>in</strong>e kurze Übersicht über die<br />

aktuelle Rechtsgrundlage und gibt anhand von Beispielen aus <strong>der</strong><br />

kl<strong>in</strong>ischen Praxis Anregungen für frühzeitige nicht-pharmakologische<br />

Krisen<strong>in</strong>terventionen.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal 6<br />

DF-003 Diskussionsforum<br />

Trialog Forum: Erstbehandlung im Trialog<br />

Vorsitz: G. Schliebener (Bonn), D. Barteld-Paczkowski (Itzehoe)<br />

001<br />

Der erste E<strong>in</strong>druck entscheidet. Anmerkungen e<strong>in</strong>er Psychiatrieerfahrenen<br />

Ruth Fricke (BPE e.V., Herford)<br />

Die erste seelische Krise kommt für Betroffenen wie für <strong>der</strong>en Angehörige<br />

und Freunde meistens wie aus heiterem Himmel völlig<br />

überraschend. Hier Hilfsangebote zu entwickeln, welche die Krise<br />

nicht durch zusätzlich traumatische Erfahrungen noch verstärken<br />

und dadurch letztlich <strong>in</strong> die Chronifizierung führen, ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong><br />

dr<strong>in</strong>gensten Aufgaben überhaupt. Wer bei se<strong>in</strong>er ersten Krise mit<br />

e<strong>in</strong>em großen Aufgebot von Polizei und Feuerwehr, <strong>in</strong> Handschellen<br />

gefesselt zwangsweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik transportiert<br />

wird, hat den Glauben daran, dass man ihm wirklich helfen<br />

will schon verloren, wurde <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Selbstwertgefühl tief verletzt<br />

und kann, wenn überhaupt nur schwer Vertrauen fassen <strong>in</strong> die MitarbeiterInnen<br />

<strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik, <strong>in</strong> die man ihn gebracht hat. Wenn er<br />

o<strong>der</strong> sie dann im Aufnahmegespräch das Gefühl hat gegen die<br />

Wand zu reden und überhaupt nicht ernst genommen zu werden,<br />

ist <strong>der</strong> Aufbau e<strong>in</strong>es Vertrauensverhältnisses, welches für e<strong>in</strong>e hilfreiche<br />

Therapie e<strong>in</strong>e zw<strong>in</strong>gende Voraussetzung ist, fast unmöglich.<br />

Es geht also darum, sowohl im System <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>depsychiatrie als<br />

auch im System <strong>der</strong> stationären kl<strong>in</strong>ischen Psychiatrie neue Wege<br />

zu beschreiten, aber auch darum alternative Hilfesysteme zu entwickeln<br />

und zu etablieren.<br />

002<br />

Erfahrungen und Erwartungen e<strong>in</strong>er Angehörigen<br />

Eva Straub (BApK e. V., Gaimersheim)<br />

Auch Angehörige werden von <strong>der</strong> Art und Weise <strong>der</strong> Erstbehandlung<br />

ihres psychisch kranken Familienmitglieds tiefgreifend geprägt.<br />

Ihre E<strong>in</strong>stellung zu professionell Behandelnden und zu<br />

Therapien hängt entscheidend davon ab, 1. wie gut sie <strong>in</strong>formiert<br />

werden, ob ihnen Gesprächszeit e<strong>in</strong>geräumt wird, und ob sie die<br />

Gewissheit erhalten, bei <strong>der</strong> weiteren Betreuung unterstützt zu werden<br />

und 2. wie ernst werden ihre bisherigen Erfahrungen aus <strong>der</strong><br />

Prodromalphase genommen. Wenn die Erstbehandlung notwendig<br />

wird, s<strong>in</strong>d Angehörige <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel hilflos und verzweifelt – umso<br />

mehr, wenn die Erstbehandlung mit Zwangsmaßnahmen e<strong>in</strong>hergeht.<br />

Sie damit alle<strong>in</strong> zu lassen, kann das Vertrauen <strong>der</strong> Angehörigen<br />

zur Psychiatrie <strong>in</strong>sgesamt und den psychiatrischen Versorgungsstrukturen<br />

nachhaltig beschädigen. Hierzu werden Vorschläge zur<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Kommunikation gerade <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anfangszeit <strong>der</strong><br />

Behandlung zwischen Psychiatern und Angehörigen vorgestellt.<br />

Die Erstbehandlung ist e<strong>in</strong> Meilenste<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung e<strong>in</strong>es<br />

psychisch kranken Menschen. Der weitere Weg kann zu Behandlungsbereitschaft<br />

führen o<strong>der</strong> zu anhaltendem Misstrauen. Diesen<br />

Meilenste<strong>in</strong> erreichen aber e<strong>in</strong>e ganze Anzahl von Betroffenen erst


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

gar nicht. Sie bleiben lange – vielleicht für immer – unbehandelt,<br />

auch weil die Versorgungshürden zu hoch und ihre eigenen Vorurteile,<br />

wie die ihrer Angehörigen, zu groß s<strong>in</strong>d. Die Frage wird erörtert,<br />

ob und durch welche leichter annehmbare Hilfen Hürden vor<br />

<strong>der</strong> Erstbehandlung abgebaut werden können und <strong>der</strong> Zugang zu<br />

ihr attraktiver gemacht werden kann.<br />

003<br />

Je früher, desto vorsichtiger. Ansichten e<strong>in</strong>es Therapeuten<br />

Thomas Bock (Unikl<strong>in</strong>ik Hamburg Eppendorf, Abt. für Psychosoziale<br />

Mediz<strong>in</strong>)<br />

Meist wird nur aufs Tempo gedrückt: je früher desto besser. Ersterkrankte<br />

sollen möglichst schnell erfasst und behandelt werden.<br />

Doch wie s<strong>in</strong>d falsche Weichenstellungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Selbst- und Fremdwahrnehmung,<br />

wie Stigmatisierung, Hospitalisierung zu vermeiden?<br />

Gerade die Erstbehandlung birgt Risiken und Chancen? Gerade<br />

hier s<strong>in</strong>d wir gefor<strong>der</strong>t, zu übersetzen, Kontexte e<strong>in</strong>zubeziehen,<br />

Konflikte wahrzunehmen, auf Problemlösung zu orientieren.<br />

Hometreatment und Integrierte Versorgung eröffnen neue Möglichkeiten.<br />

Doch um sie zu nutzen, müssen wir alte Muster h<strong>in</strong>ter<br />

uns lassen, müssen anthropologisch denken und trialogisch handeln.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Saal 6<br />

DF-004 Diskussionsforum<br />

Trialog Forum: Auswirkungen <strong>der</strong> UN-Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenkonvention<br />

auf die Psychiatrie<br />

Vorsitz: J. Daszkowski (Hamburg), E. Straub (Gaimersheim)<br />

001<br />

S<strong>in</strong>d Zwangsbehandlungen unrechtmäßig?<br />

Doris Steenken (Bundesverband Psychiatrie, Erfahrener e. V. (BPE),<br />

Bochum)<br />

Zunächst muss man sich die Frage stellen, ob es nicht e<strong>in</strong>en Skandal<br />

darstellt, dass man e<strong>in</strong> Gesetz schaffen muss, welches festlegt,<br />

dass Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te die gleichen Rechte haben müssen, wie Nichtbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te.<br />

Sollte dieses nicht eigentlich selbstverständlich se<strong>in</strong>???<br />

Die Behandlung <strong>der</strong> Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie muss nach den<br />

gleichen Grundsätzen erfolgen, wie im Bereich e<strong>in</strong>er somatischen<br />

Kl<strong>in</strong>ik, wie z. B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Orthopädie: Wenn ich mir den Fuß gebrochen<br />

habe, dann entscheide ich doch auch selber, ob ich ihn behandeln<br />

lasse o<strong>der</strong> nicht. Wenn ich me<strong>in</strong>en Fuß nicht behandeln lasse,<br />

dann b<strong>in</strong> ich doch auch selbstgefährdend, weil sich <strong>der</strong> Zustand<br />

me<strong>in</strong>es Fußes verschlechtern kann. Wenn ich mich nicht gegen<br />

Grippe impfen lasse, b<strong>in</strong> ich sogar selbst- und fremdgefährdend.<br />

Aber ich werde hier deswegen nicht gegen me<strong>in</strong>en Willen e<strong>in</strong>gesperrt<br />

und zwangsbehandelt! Ich werde Ausschnitte aus verschiedenen<br />

Kommentaren, Stellungnahmen und Antworten von<br />

Politikern gegenüberstellen und im Zusammenhang mit <strong>der</strong> UN-<br />

Konvention beleuchten. Me<strong>in</strong> Fazit: Wer seit dem 25. März 2009<br />

Menschen aufgrund e<strong>in</strong>er psychiatrischen Diagnose o<strong>der</strong> seelischen<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung, e<strong>in</strong>sperrt o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>sperren lässt, fixiert und / o<strong>der</strong><br />

zwangsbehandelt, verstößt gegen die UN-Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenrechtskonvention.<br />

002<br />

Die UN-Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Konvention und Zwang – wie geht das zusammen?<br />

Re<strong>in</strong>hard Peukert (Bundesverband <strong>der</strong> Angehörigen, psychisch Kranker<br />

(BApK), Bonn)<br />

Der Artikel 14 <strong>der</strong> UN-Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenkonvention hat heftige Kontroversen<br />

zwischen Psychiatrie-Erfahrenen, Professionellen und Angehörigen<br />

ausgelöst. In <strong>der</strong> Ablehnung von Zwang aufgrund e<strong>in</strong>er<br />

seelischen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung s<strong>in</strong>d sich die Trialogpartner e<strong>in</strong>ig, und<br />

auch die Angehörigen s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>esfalls für Zwangsmaßnahmen –<br />

im Falle akuter psychiatrischer <strong>Erkrankungen</strong> (was nicht gleichbedeutend<br />

ist mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung) sehen sie allerd<strong>in</strong>gs aktuell ke<strong>in</strong>e<br />

an<strong>der</strong>e Möglichkeit als Zwang durch Freiheit entziehende Maßnahmen<br />

auszuüben, wenn ihr krankes Familienmitglied entwe<strong>der</strong> sich<br />

selbst o<strong>der</strong> An<strong>der</strong>e <strong>in</strong> lebensbedrohliche Gefahr begibt. Die aktuelle<br />

Praxis von Zwangsanwendungen geht nicht selten über diese klar<br />

def<strong>in</strong>ierte Grenze h<strong>in</strong>aus. Neben dem Zwang, den Psychiatrie-<br />

Erfahrene <strong>in</strong> Form Freiheit entziehen<strong>der</strong> Maßnahmen zu erleiden<br />

haben, kennen Angehörige vielfältige Zwangssituationen, <strong>in</strong> die sie<br />

immer wie<strong>der</strong> unfreiwillig geraten. Sowohl Psychiatrie-Erfahrene<br />

als auch Angehörige müssen zu oft Zwänge erleiden, die bei e<strong>in</strong>er<br />

angemessenen, d.h. frühzeitigen, flexiblen und auf die Situation des<br />

Erkrankten und se<strong>in</strong> soziales Umfeld abgestimmten und im Bedarfsfall<br />

auch zugehenden Hilfe so nicht erfor<strong>der</strong>lich wären; aber<br />

auch bei optimalen Hilfearrangements müssen wir wohl davon ausgehen<br />

und damit leben, dass immer wie<strong>der</strong> Situationen e<strong>in</strong>treten<br />

können, bei denen Angehörige für die Interventionsform „Zwangsmaßnahme<br />

Freiheitsentzug“ dankbar s<strong>in</strong>d, auch wenn sie sie ke<strong>in</strong>esfalls<br />

„mögen“.<br />

003<br />

Zwangsunterbr<strong>in</strong>gungen auf dem Prüfstand<br />

Klaus Lachwitz (Bundesvere<strong>in</strong>igung Lebenshilfe, für Menschen mit<br />

geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung e. V., Berl<strong>in</strong>)<br />

Der Deutsche Bundestag und <strong>der</strong> Bundesrat haben das Übere<strong>in</strong>kommen<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen über die Rechte von Menschen<br />

mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen im Dezember 2008 ratifiziert und sich damit<br />

verpflichtet, den Inhalt dieses als Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenrechtskonvention<br />

(BRK) bezeichneten völkerrechtlichen Vertrags <strong>in</strong> das nationale<br />

deutsche Recht zu übertragen. Die Konvention gilt als das fortschrittlichste<br />

Instrument <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen, das zum Schutz<br />

<strong>der</strong> Menschenrechte erarbeitet worden ist. Ihr erklärtes Ziel ist es,<br />

beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Menschen weltweit zu vollwertigen Bürgern ihres<br />

Landes zu machen. Die Selbstbestimmung beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Menschen,<br />

die Zurückweisung von Fremdbestimmung und Ausson<strong>der</strong>ung <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>stitutionell organisierte Lebenswelten, die Sicherung von Barrierefreiheit<br />

und die volle Teilhabe (Inklusion) am allgeme<strong>in</strong>en gesellschaftlichen<br />

Leben stehen deshalb ganz im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong><br />

Konvention. Der Menschenrechtsschutz, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenrechtskonvention<br />

gewährleistet werden soll, gilt für alle beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />

Menschen gleichermaßen und differenziert nicht nach Ursache,<br />

und Ausmaß <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung. Dem entsprechend wird <strong>in</strong> Art. 1<br />

Abs. 2 ausdrücklich darauf verwiesen, dass zu den Menschen mit<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen, die von <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenrechtskonvention erfasst<br />

werden sollen, Menschen zählen, „die langfristige körperliche, seelische,<br />

geistige o<strong>der</strong> S<strong>in</strong>nesbee<strong>in</strong>trächtigungen haben.“ Das Übere<strong>in</strong>kommen<br />

will auf diese Weise alle beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Menschen erreichen<br />

und ihnen gleiche Rechte zubilligen. Es will verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dass<br />

zwischen beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Menschen 1. und 2. Klasse unterschieden<br />

wird bzw. Gruppen vom beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Menschen gebildet werden,<br />

die unterschiedlich behandelt werden. Art. 12 (Gleiche Anerkennung<br />

beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Menschen vor dem Gesetz) Weltweit werden<br />

nicht nur Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> psychischer<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung, son<strong>der</strong>n auch bl<strong>in</strong>de und taubstumme Menschen<br />

entmündigt o<strong>der</strong> für geschäftsunfähig erklärt. Art. 12 des Übere<strong>in</strong>-<br />

513


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

kommens will dies nicht länger tolerieren und regelt <strong>in</strong> unmissverständlicher<br />

Form, dass je<strong>der</strong> Mensch unabhängig von Art und<br />

Schweregrad se<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>in</strong> allen Lebensbereichen rechts-<br />

und handlungsfähig ist. Benötigt er Schutz, um im Rechtsverkehrs<br />

nicht übervorteilt zu werden, so soll er bei <strong>der</strong> Ausübung se<strong>in</strong>er<br />

Rechte durch Dritte unterstützt werden, die nicht als gesetzliche<br />

Vertreter anstelle des beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Menschen handeln, son<strong>der</strong>n<br />

ihm assistieren, se<strong>in</strong> Recht auf Selbstbestimmung wahren und jeden<br />

Anhaltspunkt, <strong>der</strong> für e<strong>in</strong>e Willensbekundung des beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />

Menschen spricht, beachten. Art. 14 (Freiheit und Sicherheit <strong>der</strong><br />

Person) Nach dieser Bestimmung hat je<strong>der</strong> Mensch mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

gleichberechtigt mit an<strong>der</strong>en das Recht „auf persönliche<br />

Freiheit und Sicherheit.“ Aufgrund <strong>der</strong> Erfahrung, dass weltweit<br />

vor allem Menschen mit psychischen Bee<strong>in</strong>trächtigungen und /<br />

o<strong>der</strong> geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung oft gegen ihren Willen <strong>in</strong> geschlossenen<br />

psychiatrischen Anstalten untergebracht werden, regelt Art: 14<br />

außerdem, „dass das Vorliegen e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall<br />

e<strong>in</strong>e Freiheitsentziehung rechtfertigt.“ Deutschland kennt zwei Unterbr<strong>in</strong>gungsarten:<br />

Zum e<strong>in</strong>en die zivilrechtliche Unterbr<strong>in</strong>gung<br />

nach § 1906 BGB und zum an<strong>der</strong>n die öffentlichrechtliche Unterbr<strong>in</strong>gung<br />

aufgrund von Landesgesetzen für psychisch Kranke<br />

(PsychKGs). In e<strong>in</strong>er Denkschrift zur Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenkonvention vertritt<br />

die Bundesregierung die Auffassung, dass sie we<strong>der</strong> § 1906<br />

BGB noch die Unterbr<strong>in</strong>gungsgesetze <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> än<strong>der</strong>n müsse.<br />

Sie liest <strong>in</strong> Art. 14 h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, „dass e<strong>in</strong>e Freiheitsentziehung auch bei<br />

beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Menschen nicht grundsätzlich ausgeschlossen ist.“<br />

Dies sei etwa <strong>der</strong> Fall „wenn nur mittels <strong>der</strong> Freiheitsentziehung<br />

e<strong>in</strong>e Selbst- o<strong>der</strong> Fremdgefährdung vermieden werden kann.“ Dem<br />

wird man zustimmen können, wenn von e<strong>in</strong>em Menschen e<strong>in</strong>e<br />

konkrete Fremdgefährdung ausgeht, denn <strong>der</strong> gefährdete Dritte<br />

kann sich darauf berufen, dass die Rechtsordnung se<strong>in</strong> Recht auf<br />

Leben und se<strong>in</strong> Recht auf körperliche Unversehrtheit schützt. Die<br />

Selbstgefährdung h<strong>in</strong>gegen beruht häufig gerade auf <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

e<strong>in</strong>es Menschen. Ihr soll deshalb nach Art. 14 nicht mit e<strong>in</strong>er<br />

Freiheitsentziehung begegnet werden, son<strong>der</strong>n mit e<strong>in</strong>er angemessenen<br />

geme<strong>in</strong>denahen Behandlung außerhalb von geschlossenen<br />

E<strong>in</strong>richtungen. Dabei ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Art. 19 zu beachten, <strong>der</strong> vorsieht,<br />

dass Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen gleichberechtigt die Möglichkeit<br />

haben, ihren Aufenthaltsort zu wählen und zu entscheiden,<br />

wo und mit wem sie leben und nicht verpflichtet s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>en<br />

Wohnformen zu leben.“ Die Praxis <strong>der</strong> E<strong>in</strong>weisung sowohl<br />

nach § 1906 BGB als auch nach den Unterbr<strong>in</strong>gungsgesetzen <strong>der</strong><br />

Län<strong>der</strong> gehört auf den Prüfstand. Dies gilt auch für jede Form von<br />

Zwangsbehandlung durch Fixierung, Medikamente usw.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal Sydney<br />

DF-006 Diskussionsforum<br />

Forschungsför<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> Psychiatrie und Psychotherapie<br />

Vorsitz: W. Maier (Bonn), F. Schnei<strong>der</strong> (Aachen)<br />

514<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 17/18<br />

FV-011 Sitzung Freier Vorträge<br />

Weitere Themen<br />

Vorsitz: G. Grün<strong>der</strong> (Aachen), A. Kerst<strong>in</strong>g (Münster)<br />

001<br />

Werbung für Psychopharmaka im Wandel <strong>der</strong> Zeit. E<strong>in</strong>e Analyse<br />

ausgewählter Jahrgänge <strong>der</strong> Zeitschrift „Der Nervenarzt“<br />

Heike Brenner (Extertal)<br />

M. Seidel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Werbung für Psychopharmaka und ihr Wandel im<br />

Laufe <strong>der</strong> letzten fünf bis sechs Jahrzehnte stellt e<strong>in</strong>en wichtigen<br />

und bislang noch zu wenig beachteten Aspekt <strong>der</strong> jüngeren Psychiatriegeschichte<br />

dar. Dabei könnte die Geschichte <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen<br />

Werbung für Psychopharmaka e<strong>in</strong>e wertvolle Quelle für die Untersuchung<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Rezeption <strong>der</strong> Psychiatrie, <strong>der</strong> Psychopharmakotherapie<br />

sowie <strong>der</strong> Rückwirkung gesellschaftlicher Diskurse<br />

auf die Psychiatrie und ihre (pharmakotherapeutische) Praxis<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Methode: Psychopharmaka-Anzeigen <strong>der</strong> Jahrgänge 1955, 1975<br />

und 1995 <strong>der</strong> weitverbreiteten Fachzeitschrift „Der Nervenarzt“<br />

wurden unter verschiedenen quantitativen, qualitativen und <strong>in</strong>haltlichen<br />

Aspekten vergleichend ausgewertet. Es wurde versucht,<br />

sie mit wesentlichen fachlichen, psychiatriepolitischen und gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen <strong>in</strong> Beziehung zu setzen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Fachliche, psychiatriepolitische und gesellschaftliche<br />

Entwicklungen im Umfeld <strong>der</strong> Jahre 1955, 1975 und<br />

1995 schlagen sich <strong>in</strong> quantitativer und qualitativer H<strong>in</strong>sicht deutlich<br />

<strong>in</strong> den Psychopharmaka-Anzeigen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fachzeitschrift „Der<br />

Nervenarzt“ nie<strong>der</strong>. Der Vortrag wird dies näher erläutern und mit<br />

Beispiele illustrieren. Die Erkenntnisse werden vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

etablierter sozialpsychologischer Werbetheorien erörtert. Es<br />

lässt sich belegen: Die Psychopharmaka-Werbung durch die Industrie<br />

reagiert auf fachliche, fachpolitische und gesellschaftliche Phänomene.<br />

In welchem Umfang sie über die Bee<strong>in</strong>flussung des ärztlichen<br />

Verordnungsverhaltens auf die Erfahrung und Me<strong>in</strong>ung von<br />

Ärzten, Patienten und Öffentlichkeit zurückwirkt, ist h<strong>in</strong>gegen<br />

schwer belegbar.<br />

002<br />

Das Erfassen von Life Events: Die Stralsun<strong>der</strong> Ereignisliste (SEL)<br />

Katja Appel (Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Greifswald)<br />

A. Schulz, J. Mahler, H. Völzke, C. Spitzer, H. J. Freyberger, H. Grabe<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die retrospektive Erfassung von kritischen als auch<br />

von positiven Lebensereignissen stellt e<strong>in</strong>e methodische Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

dar. Die valide und reliable Erfassung von Lebensereignissen<br />

bildet allerd<strong>in</strong>gs die Grundlage, um den Zusammenhang<br />

zwischen psychosozialen Faktoren und Krankheitsprozessen detailliert<br />

untersuchen zu können. Auch bei <strong>der</strong> Untersuchung von<br />

Gen-Umwelt-Interaktionen spielt die Erfassung von möglichst genau<br />

zu datierenden Lebensereignissen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. So wurde<br />

<strong>in</strong> Vorbereitung <strong>der</strong> SHIP-LEGENDE Studie (Life-Events and<br />

Gene-Environment Interaction <strong>in</strong> Depression) die Stralsun<strong>der</strong> Ereignisliste<br />

(SEL) entwickelt. Diese orientiert sich an Elementen verschiedener<br />

etablierter Instrumente (u. a. Brown & Harris, 1978;<br />

Caspi et al., 1996) und wurde speziell auf die Forschungsfragestellungen<br />

von Gen-Umwelt-Interaktionsstudien abgestimmt und erweitert.<br />

Da bisherige Instrumente nur belastende Lebensereignisse<br />

erfassen und mögliche protektive Lebensereignisse wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

wesentlich das Risiko für depressive <strong>Erkrankungen</strong> modifizieren<br />

können, wurde die SEL um Items ergänzt, die a priori als primär


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

positiv e<strong>in</strong>zuschätzen s<strong>in</strong>d (z. B. „Waren die Beziehungen zu Ihren<br />

Freundschaften die meiste Zeit über sehr zufriedenstellend?“).<br />

Methode: Insgesamt erfasst die Stralsun<strong>der</strong> Ereignisliste 81 Lebensereignisse<br />

<strong>in</strong> 14 Lebensbereichen (z. B. Herkunftsfamilie, Partnerschaft,<br />

Beruf). Pro Lebensereignis werden Anzahl und Alter des<br />

Probanden erhoben. Weiterh<strong>in</strong> bewertet <strong>der</strong> Proband jedes Ereignis<br />

aus damaliger und heutiger Sicht, gibt an, ob es heute noch von<br />

Bedeutung für ihn ist und schätzt das Maß erhaltener sozialer Unterstützung<br />

e<strong>in</strong>. Neben <strong>der</strong> Erfassung <strong>der</strong> Lebensereignisse über die<br />

gesamte <strong>Lebensspanne</strong>, wird zusätzlich auf Lebensereignisse <strong>in</strong> den<br />

letzten 12 Monaten, den letzten 5 Jahren und jeweils auf Lebensereignisse<br />

im 5-Jahreszeitraum vor <strong>der</strong> ersten subdepressiven Episode,<br />

<strong>der</strong> ersten und <strong>der</strong> schwersten depressiven Episode e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Mit Hilfe von verschiedenen Summen-<br />

und Kennwerten wird die komplexe Information für weitere Analysen<br />

handhabbar gemacht. Auf Grundlagen von 1850 Fällen aus<br />

<strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung werden die psychometrischen Kenn-<br />

und Summenwerte <strong>der</strong> SEL, sowie die Häufigkeiten <strong>der</strong> belastenden<br />

Lebensereignisse dargestellt.<br />

003<br />

Fragebogen zu Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>tem Sexuellen Verlangen (DSDS) zur<br />

Diagnose von verm<strong>in</strong><strong>der</strong>tem sexuellen Verlangen (HSDD) bei<br />

Frauen <strong>in</strong> Deutschland<br />

Michael Berner (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

L. Mehlburger, R. Nappi<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Fragebogen zu Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>tem Sexuellem Verlangen<br />

(DSDS) wurde entwickelt, um Ärzten die nicht auf Sexualmediz<strong>in</strong><br />

spezialisiert s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong> kurzes diagnostisches Instrument an die<br />

Hand zu geben, das die Diagnosestellung von generalisierten, erworbenen<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten sexuellen Verlangen mit Leidensdruck<br />

(Hypoactive Sexual Desire Disor<strong>der</strong>, HSDD) unterstützen kann.<br />

Ziel: Bestimmung <strong>der</strong> Sensitivität <strong>der</strong> deutschen Übersetzung des<br />

DSDS verglichen mit e<strong>in</strong>em standardisierten diagnostischen Interview<br />

zur Diagnose von generalisierter, erworbenen HSDD bei prämenopausalen<br />

Frauen.<br />

Methode: Der DSDS besteht aus vier mit „Ja“ o<strong>der</strong> „Ne<strong>in</strong>“ zu beantwortenden<br />

Fragen und e<strong>in</strong>er fünften, siebenteiligen Frage, die<br />

die für HSDD relevanten differentialdiagnostischen Faktoren abdecken.<br />

Prämenopausale Frauen, die an <strong>der</strong> Orchid-Studie <strong>in</strong><br />

Deutschland teilnehmen wollten, füllten den DSDS aus. Die Antworten<br />

wurden von Ärzten o<strong>der</strong> Psychologen, die we<strong>der</strong> geschult<br />

noch Experten auf dem Gebiet <strong>der</strong> Diagnose von weiblichen Sexualstörungen<br />

waren (Nicht-Experten) durchgesehen und beurteilt,<br />

ob die Diagnose HSDD gestellt werden konnte. E<strong>in</strong> Experte auf<br />

dem Gebiet von weiblichen Sexualstörungen, führte davon unabhängig<br />

e<strong>in</strong> umfangreiches standardisiertes diagnostisches Interview<br />

durch. Primäre Zielgröße: Der Anteil von Patienten, die mit<br />

generalisierten, erworbenen HSDD durch beide, Nicht-Experte<br />

und Experte, diagnostiziert wurden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt wurden 148 Frauen aus Deutschland<br />

<strong>in</strong> die Analyse aufgenommen. Das mittlere Alter ± SD betrug<br />

33.7 ± 8.1Jahre. Von den 148 Frauen, die von e<strong>in</strong>em Experten mit<br />

generalisierter, erworbener HSDD diagnostiziert wurden, wurden<br />

137 Frauen ebenfalls durch e<strong>in</strong>en nicht-Experten unter Verwendung<br />

des DSDS mit generalisierter, erworbener HSDD diagnostiziert.<br />

Die Sensitivität des DSDS war entsprechend 0.926 (95 % CI:<br />

0.871-0.962). Fazit: Der DSDS gibt Ärzten, die nicht darauf spezialisiert<br />

s<strong>in</strong>d, HSDD zu diagnostizieren, e<strong>in</strong> kurzes, e<strong>in</strong>fach zu nutzendes,<br />

valides diagnostisches Instrument zur Identifizierung von<br />

Frauen mit <strong>der</strong> Diagnose e<strong>in</strong>er Störung mit verm<strong>in</strong><strong>der</strong>tem sexuellen<br />

Verlangen.<br />

004<br />

Der E<strong>in</strong>fluss körperlicher und psychischer Beschwerden auf die<br />

mediz<strong>in</strong>ische Inanspruchnahme Älterer<br />

Elmar Brähler (Universität Leipzig, Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

S. Riedel-Heller, H. Glaesmer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Ko<strong>in</strong>zidenz von psychischen und körperlichen Beschwerden<br />

ist bei Älteren eher die Regel als die Ausnahme. Es gibt<br />

nur wenige Studien, die den differenziellen Erklärungswert von<br />

psychischen und körperlichen Beschwerden auf das mediz<strong>in</strong>ische<br />

Inanspruchnahmeverhalten Älterer untersuchen.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er repräsentativen deutschen Bevölkerungsstichprobe<br />

60 – 85jähriger (n=1.659) wurden Depression, Somatisierung<br />

und chronische körperliche <strong>Erkrankungen</strong> als Indikator für<br />

die körperliche Morbidität (KM) mittels Fragebögen erfragt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In schrittweisen l<strong>in</strong>earen Regressionsmodellen<br />

zeigte die KM signifikante Zusammenhänge mit <strong>der</strong> Zahl<br />

aller Arztbesuche (15.1 % expl. var.), mit <strong>der</strong> Zahl an Facharztbesuchen<br />

(23.4 % expl. var.) und mit <strong>der</strong> Zahl primärärztlicher Kontakte<br />

(10.9 % expl. var.). Es fand sich ke<strong>in</strong> signifikanter Zusammenhang<br />

mit den stationären Behandlungen. Depressive Symptome zeigten<br />

e<strong>in</strong>en signifikanten Zusammenhang mit stationären Behandlungen<br />

(8.3 % expl. var.). Somatoforme Symptome waren signifikant mit<br />

<strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Facharztbesuche (2.4 % expl. var.), mit <strong>der</strong> Zahl aller<br />

Arztbesuche (0.3 % expl. var.) und mit stationären Behandlungen<br />

(0.5 % expl. var.) assoziiert. Die körperliche Morbidität zeigt e<strong>in</strong>en<br />

wesentlichen Erklärungswert für das mediz<strong>in</strong>ische Inanspruchnahmeverhalten<br />

Älterer, aber psychische Beschwerden haben darüber<br />

h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>en differentiellen Erklärungswert für e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> Inanspruchnahme<strong>in</strong>dikatoren.<br />

Die komplexen Inanspruchnahmemuster<br />

vor dem H<strong>in</strong>tergrund körperlicher und psychischer Beschwerden<br />

Älterer sollen diskutiert werden.<br />

005<br />

Körperliche und geistige Interventionen im Alter: Objektive kognitive<br />

Leistungsgew<strong>in</strong>ne und subjektive kognitive Fitness<br />

Verena Klusmann (Charité Universitätsmediz<strong>in</strong>, Psychiatrie Berl<strong>in</strong><br />

CBF)<br />

A. Evers, R. Schwarzer, F. C. Dimeo, F. M. Reischies, I. Heuser<br />

E<strong>in</strong>leitung: Es wurde gezeigt, dass mentale und körperliche Aktivitäten<br />

im Alter sich positiv auf die kognitive Leistung auswirken.<br />

Die Effektivität komplexer geistiger o<strong>der</strong> körperlicher Aktivität auf<br />

die kognitive Leistungsfähigkeit älterer Menschen ist bisher nicht<br />

überzeugend im direkten Vergleich untersucht worden. E<strong>in</strong>e positive<br />

E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> eigenen kognitiven Fitness gilt als Vorraussetzung<br />

für hohe Selbstwirksamkeitserwartungen und kann zur<br />

Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Selbstständigkeit im Alter beitragen. Um die<br />

praktische Bedeutsamkeit von Interventionen zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> kognitiven Leistung nachzuweisen, sollte somit die persönliche<br />

Wahrnehmung <strong>der</strong> kognitiven Fitness ebenfalls erfasst werden.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>em randomisierten Kontrollgruppendesign wurden<br />

e<strong>in</strong>e geistige und e<strong>in</strong>e körperliche standardisierte Intervention<br />

über sechs Monate (3x wöch. je 90 M<strong>in</strong>.) evaluiert. Gesunde Frauen<br />

(n=259; 70 – 93 Jahre) nahmen an e<strong>in</strong>em Computerkurs, e<strong>in</strong>em<br />

Bewegungsprogramm o<strong>der</strong> als Kontrolle teil. Die Vorher-Nachher-<br />

Messungen erfassten episodisches Gedächtnis (Wie<strong>der</strong>gabe e<strong>in</strong>er<br />

Zeitungsnotiz, Freie Wort-Wie<strong>der</strong>gabe), exekutive Funktion (u. a.<br />

Trailmak<strong>in</strong>g Test) und Wortflüssigkeit. Gruppenunterschiede <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> kognitiven Leistung über sechs Monate wurden<br />

per Kovarianzanalyse mit Kontrolle für Ausgangsniveau, fluide<br />

Intelligenz und Bildungsniveau analysiert. Parallel wurden die absolute<br />

und die zum jeweils vorherigen Messzeitpunkt relative subjektive<br />

E<strong>in</strong>schätzung von Gedächtnis und Konzentration erfasst.<br />

Unter E<strong>in</strong>schluss e<strong>in</strong>er 4-Monats-Zwischenmessung und e<strong>in</strong>er<br />

10-Monats-Katamnese wurden Multilevelmodelle mit zeitabhängigen<br />

Kovariaten (objektive kognitive Leistung, positiver und nega-<br />

515


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

tiver Affekt) gerechnet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Gegensatz zur Kontrollgruppe verbesserten<br />

sich beide Interventionsgruppen signifikant <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>gabe<br />

e<strong>in</strong>er Zeitungsnotiz und hielten ihre Ausgangsleistung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Wort-Wie<strong>der</strong>gabe und im Trailmak<strong>in</strong>g Test aufrecht. Verschiedene<br />

stimulierende Interventionen können also gleichermaßen effektiv<br />

kognitive Fitness för<strong>der</strong>n und altersassoziiertes Nachlassen verzögern.<br />

Im Gegensatz dazu wurden subjektiv nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Computerkursgruppe<br />

Konzentration und Gedächtnis verbessert e<strong>in</strong>geschätzt.<br />

In <strong>der</strong> Bewegungskursgruppe wurden ausschließlich Gew<strong>in</strong>ne im<br />

Bereich <strong>der</strong> körperlichen Fitness wahrgenommen. Die Wahrnehmung<br />

von Interventionseffekten sche<strong>in</strong>t also auf den offensichtlichen<br />

Ursprungsbereich begrenzt zu se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Sensibilisierung für<br />

Transfereffekte könnte neben e<strong>in</strong>er Steigerung <strong>der</strong> Teilnehmermotivation<br />

auch die praktische Bedeutsamkeit von Interventionen erhöhen.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Salon 22<br />

FV-018 Oral Presentations<br />

516<br />

Further Topics<br />

Vorsitz: J. Zielasek (Düsseldorf), B. Schnei<strong>der</strong> (Frankfurt am Ma<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Increased bra<strong>in</strong> type 1 cannab<strong>in</strong>oid receptor availability <strong>in</strong> patients<br />

with anorexia and bulimia nervosa<br />

Guido Pieters (Zemst, Belgien)<br />

N. Gérard, K. Goff<strong>in</strong>, G. Bormans, K. Van Laere<br />

Introduction: The endocannab<strong>in</strong>oid system is a possible target <strong>in</strong><br />

the treatment of eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s. We used positron emission tomography<br />

(PET) with [18F]MK-9470 to test whether <strong>in</strong> vivo b<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g<br />

of this type 1 cannab<strong>in</strong>oid receptor (CB1R) specific ligand is altered<br />

<strong>in</strong> bulimic and anorectic patients <strong>in</strong> comparison to age- and<br />

gen<strong>der</strong>-matched healthy volunteers.<br />

Method: We <strong>in</strong>vestigated 16 female patients with bulimia nervosa<br />

(BN; mean age = 23.8 ± 7.1; range 17 – 45 years) and 14 patients<br />

with anorexia nervosa (AN; mean age = 20.5 ±3.6; range 17-30 years)<br />

us<strong>in</strong>g [18F]MK 9470 PET and T1 MPRAGE MRI. The control<br />

group consisted of 19 women (mean age = 25.2 ± 8.5; range 18 – 45<br />

years). Parametric modified standardized uptake value (mSUV)<br />

images reflect<strong>in</strong>g receptor availability were calculated. For regional<br />

analysis, mSUV values were normalized on the <strong>in</strong>dividual lobal<br />

grey matter mSUV. Statistical parametric mapp<strong>in</strong>g (SPM2; pFWE <<br />

0.05, uncorrected) and predef<strong>in</strong>ed volume-of-<strong>in</strong>terest (VOI; unpaired<br />

t-tests, p


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />

P-061 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />

Weitere Themen<br />

Vorsitz: G. Mundle (Hornberg)<br />

001<br />

Psychiatrisch-psychotherapeutische Gesundheitsversorgung von<br />

türkischen Migranten<br />

Ebru Dizdar (Universitätskl<strong>in</strong>ik Tüb<strong>in</strong>gen, Psychiatrie)<br />

C. Catak, H. Özden, F. D. Wernz, G. Buchkremer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Gruppe türkischer Migranten ist die größte <strong>in</strong><br />

Deutschland, weshalb vere<strong>in</strong>zelte Versuche, ethnische M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten<br />

adäquat zu versorgen, oft an diese anknüpfen. Im H<strong>in</strong>blick auf<br />

die Gesundheitsversorgung wird e<strong>in</strong>e Fehlversorgung konstatiert,<br />

die sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf das psychiatrisch-psychotherapeutische<br />

Angebot bezieht. Sprachliche und kulturelle Verständigungsschwierigkeiten<br />

beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n den Zugang zur Versorgung und Information.<br />

Grundlegende Aufgaben wie Anamnese, Diagnose, Therapie sowie<br />

Rehabilitation s<strong>in</strong>d erschwert, was häufig Fehldiagnosen und Chronifizierungen<br />

zur Folge hat.<br />

Methode: Ziel dieser Übersichtsarbeit ist es, anhand deskriptiver<br />

Daten zur türkischen Sprechstunde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrischen Institutsambulanz<br />

des Universitätskl<strong>in</strong>ikums Tüb<strong>in</strong>gen (PIA) e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick<br />

<strong>in</strong> den aktuellen Versorgungsstand türkischer Migranten <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Region zu geben. Prototypisch wird die Klientel des 1. Quartals<br />

aus dem Jahre 2009 h<strong>in</strong>sichtlich ihrer soziodemographischen und<br />

krankheitsbezogenen Merkmale präsentiert; diese wird von e<strong>in</strong>em<br />

kultursensitiven und türkischsprechenden Expertenteam behandelt.<br />

Aufgaben wie Diagnosef<strong>in</strong>dung, Entwicklung <strong>in</strong>dividueller<br />

Behandlungskonzepte, therapeutische E<strong>in</strong>zelgespräche, Angehörigenarbeit<br />

zu Krankheitsursachen, medikamentöse Behandlung sowie<br />

Sozialberatung und Ergo- und Bewegungstherapie s<strong>in</strong>d wichtige<br />

Elemente <strong>der</strong> umfassenden Behandlung türkischer Migranten <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> PIA.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Mit 65,80 % gehören affektive Störun -<br />

gen zu den häufigsten <strong>Erkrankungen</strong>, gefolgt von Psychosen mit<br />

15,13 %. Die Zahl <strong>der</strong> Patienten pro Quartal hält sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Spektrum von 100 bis 160 über mehrere Quartale h<strong>in</strong>weg relativ<br />

konstant, mit e<strong>in</strong>er tendenziellen Dom<strong>in</strong>anz türkischer Frauen. Es<br />

handelt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Überzahl um Migranten erster Generation, die<br />

im Durchschnitt mehrjährige Vorbehandlungsphasen aufzeigen.<br />

Ausblick: Sobald sich die Angebote auf die Bedürfnisse <strong>der</strong> Migranten<br />

e<strong>in</strong>stellen, nivelliert die Unter<strong>in</strong>anspruchnahme <strong>der</strong> psychiatrisch-psychotherapeutischen<br />

Gesundheitsversorgung. Aufgrund<br />

begrenzter Kapazitäten <strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuellen Versorgung können<br />

nicht alle Rat- und Therapiesuchenden zeitnah aufgenommen werden.<br />

Unser Überblick zeigt, dass die Gewährleistung flächendecken<strong>der</strong><br />

adäquater Migrantenversorgung e<strong>in</strong> wichtiges Ziel <strong>der</strong><br />

Gesundheitspolitik se<strong>in</strong> muss.<br />

002<br />

„Bananen” Studie: Auswirkung <strong>der</strong> bikulturellen Identität auf er<strong>in</strong>nertes<br />

elterliches Erziehungsverhalten, Persönlichkeitsstruktur,<br />

Emotion und Körperbewusstse<strong>in</strong> von jungen Übersee Ch<strong>in</strong>esen<br />

Yen-Y<strong>in</strong>g Wu (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Frankfurt, Psychosomatik, Frankfurt<br />

am Ma<strong>in</strong>)<br />

S. Oddo, D. Vackova, A. Thiel, A. Stirn<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der im anglo-amerikanischen Raum verbreitete Begriff<br />

„Banane“ wird zur Beschreibung von Menschen asiatischen<br />

Ursprungs mit e<strong>in</strong>em westlichen Intellekt verwendet und illustriert<br />

e<strong>in</strong>e gelbe Hülle mit e<strong>in</strong>em weißen Innerem. Unsere Studie beschäftigt<br />

sich mit <strong>der</strong> Fragestellung, <strong>in</strong> wie fern die ch<strong>in</strong>esische In-<br />

ternalisierung, gekoppelt mit <strong>der</strong> Integration an das europäische<br />

Umfeld, e<strong>in</strong>e Rolle im er<strong>in</strong>nerten elterlichen Erziehungsverhalten,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Persönlichkeitsstruktur, im Erleben von Emotionen und im<br />

Körperbewusstse<strong>in</strong> spielt. Da uns bisher ke<strong>in</strong>e psychologischen<br />

Studien über <strong>in</strong> Deutschland lebende Ch<strong>in</strong>esen bekannt s<strong>in</strong>d, trugen<br />

Forschungsarbeiten über Ch<strong>in</strong>esen aus dem anglo-amerikanischen<br />

Sprachraum als Grundlage bei.<br />

Methode: Dazu wurden 154 ch<strong>in</strong>esisch stämmige Studierende <strong>in</strong><br />

Deutschland für verschiedene standardisierte psychometrische<br />

Testverfahren rekrutiert. E<strong>in</strong> eigens konzipierter Fragebogen diente<br />

zur Messung <strong>der</strong> asiatischen und europäischen Identität.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die ch<strong>in</strong>esische Gesamtstichprobe zeigte<br />

im FEE (Fragebogen zum er<strong>in</strong>nerten elterlichen Erziehungsverhalten)<br />

höhere Werte <strong>in</strong> <strong>der</strong> elterlichen Kontrolle und Überbehütung<br />

als bei <strong>der</strong> deutschen Normstichprobe. Je mehr die Lebensart zum<br />

Europäischen tendierte, desto niedriger lagen die Werte <strong>in</strong> den Skalen<br />

mütterliche „Ablehnung und Strafe“ und elterliche „Kontrolle<br />

und Überbehütung“. Im NEO FFI fanden sich bei den Ch<strong>in</strong>esen im<br />

Vergleich zur deutschen Normstichprobe höhere Werte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gewissenhaftigkeit,<br />

Extraversion und Verträglichkeit; niedrigere Werte<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Offenheit und im Neurotizismus. Der Neurotizismus korrelierte<br />

negativ mit <strong>der</strong> europäischen Identität. Die Extraversion<br />

h<strong>in</strong>gegen korrelierte positiv mit <strong>der</strong> europäischen Identität. Der<br />

SEE (Skalen zu Erleben von Emotionen) zeigten, dass die körperliche<br />

Symbolisierung von Gefühlen bei <strong>der</strong> ch<strong>in</strong>esischen Stichprobe<br />

niedriger war als bei <strong>der</strong> deutschen Norm. Dies h<strong>in</strong>g mit <strong>der</strong> Tendenz<br />

zur europäischen Identität zusammen. Negativ korrelierte die<br />

europäische Identität auch mit <strong>der</strong> Regulation von Emotionen. Je<br />

mehr die Lebensart zum Asiatischen tendierte, desto weniger äußerte<br />

sich die Akzentuierung des äußeren Ersche<strong>in</strong>ungsbildes und<br />

desto höher erschien die Unsicherheit im FBeK (Fragebogen zur<br />

Beurteilung des eigenen Körpers). Zusammenfassend weisen die<br />

Ergebnisse darauf h<strong>in</strong>, dass die Auslebung e<strong>in</strong>er bikulturellen Identität<br />

Folgen für die psychologische Entwicklung e<strong>in</strong>es Individuums<br />

mit sich br<strong>in</strong>gen, die im psychotherapeutischen Prozess mit berücksichtigt<br />

werden müssen.<br />

003<br />

Emotional enhancement <strong>in</strong> ret<strong>in</strong>otopic visual cortex<br />

Ana Gomez-Carrillo de Castro (Charite CCM, Visual Lab, Berl<strong>in</strong>)<br />

C. Kaul, M. Rothkirch, P. Sterzer<br />

Introduction: Sensory process<strong>in</strong>g <strong>in</strong> visual cortex is known to be<br />

enhanced by emotional stimuli. However, little is known about process<strong>in</strong>g<br />

of emotional stimuli <strong>in</strong> early ret<strong>in</strong>otopic cortex. If preferential<br />

process<strong>in</strong>g is to guide appropriate behaviour emotional<br />

enhancement <strong>in</strong> visual cortex should be ret<strong>in</strong>otopically specific.<br />

Method: We used a comb<strong>in</strong>ed blocked and event-related fMRI<br />

paradigm where emotion and spatial attention were modulated <strong>in</strong>dependently<br />

to assess their <strong>in</strong>fluences on early visual process<strong>in</strong>g <strong>in</strong><br />

ret<strong>in</strong>otopic cortex. Subjects performed a gen<strong>der</strong> identification task<br />

for pairs of faces and scrambled face images presented simultaneously<br />

<strong>in</strong> the four visual quadrants. Prior to each block, subjects<br />

were cued to attend to one diagonal pair of possible stimulus locations.<br />

Trials <strong>in</strong> a randomized or<strong>der</strong> with<strong>in</strong> blocks consisted of the<br />

follow<strong>in</strong>g image comb<strong>in</strong>ations: attended fearful face and unattended<br />

neutral face, attended neutral face and unattended fearful face,<br />

and attended neutral face and unattended neutral face. 10 healthy<br />

volunteers un<strong>der</strong>went whole-bra<strong>in</strong> fMRI with onl<strong>in</strong>e-eyetrack<strong>in</strong>g<br />

and ret<strong>in</strong>otopic mapp<strong>in</strong>g.<br />

Discussion / Results: Process<strong>in</strong>g of face stimuli <strong>in</strong> early visual cortex<br />

was strongly modulated by attention and, to a lesser extent, also<br />

by emotional expression. These results suggest that both attention<br />

and emotion enhance process<strong>in</strong>g of visual stimuli <strong>in</strong> ret<strong>in</strong>otopic visual<br />

cortex.<br />

517


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

004<br />

Stellvertretende soziale Emotionen: Fremdscham und Fremdpe<strong>in</strong>lichkeit<br />

Sören Krach (Phillips Universität Marburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

C. J. Cohrs, M. Mart<strong>in</strong>ez Mateo, T. Kircher, F. Paulus<br />

E<strong>in</strong>leitung: Für die Empf<strong>in</strong>dung sozialer Emotionen (auch „selfconscious<br />

emotions“; SCEs) wie Scham und Pe<strong>in</strong>lichkeit spielt das<br />

Selbstkonzept e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. Im Gegensatz zu Basisemotionen<br />

muss e<strong>in</strong> Individuum zur Erkennung von SCEs die Fähigkeit besitzen,<br />

stabile Selbstrepräsentationen aufzubauen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage zur<br />

Selbstreflexion se<strong>in</strong> (Tracy & Rob<strong>in</strong>s, 2007). Bisher wurden SCEs<br />

lediglich aus <strong>der</strong> Ich-Perspektive erforscht – Untersuchungen zum<br />

stellvertretenden Empf<strong>in</strong>den von SCEs liegen nicht vor. In <strong>der</strong> vorgestellten<br />

Taxonomie zur Fremdscham / Fremdpe<strong>in</strong>lichkeit werden<br />

anhand <strong>der</strong> Dimensionen „Bewusstheit“ und „Intention“ vier Ebenen<br />

stellvertreten<strong>der</strong> sozialer Emotionen postuliert und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Fragebogenstudie getestet. Es wird angenommen, dass stellvertretende<br />

Emotionen sowohl <strong>in</strong> pe<strong>in</strong>lichen (unabsichtliche Missgeschicke<br />

/ Faux-Pas’) als auch <strong>in</strong> Scham auslösenden Situationen (absichtliche<br />

Normdurchbrechungen) empfunden werden.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er groß angelegten Fragebogenuntersuchung<br />

wurde die Fremdscham- / Fremdpe<strong>in</strong>lichkeits-Taxonomie <strong>in</strong> drei<br />

Schritten evaluiert und Zusammenhänge mit relevanten Persönlichkeitsmerkmalen<br />

untersucht. Dafür wurden zunächst 113 Situationen<br />

konstruiert, über die <strong>in</strong> zwei Stichproben (N = 45 und N =<br />

295) zunächst die Dimensionalität verifiziert und anschließend das<br />

Ausmaß <strong>der</strong> ausgelösten Fremdscham / Fremdpe<strong>in</strong>lichkeit erhoben<br />

wurde. Auf diesen Ergebnissen aufbauend wurde e<strong>in</strong>e Batterie bestehend<br />

aus <strong>in</strong>sgesamt 52 Vignetten zusammengestellt, die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

folgenden Hauptstudie mit <strong>in</strong>sgesamt 619 TeilnehmerInnen bewertet<br />

wurden. Persönlichkeitsmerkmale (NEO-FFI und Empathie)<br />

und soziodemographischer H<strong>in</strong>tergrund wurden als externe Variablen<br />

erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse aus den ersten beiden Studien<br />

bestätigen die zugrunde liegende dimensionale Struktur und<br />

zeigen, dass Situationen <strong>in</strong> allen vier Kategorien zuverlässig<br />

Fremdscham/Fremdpe<strong>in</strong>lichkeit auslösen. Dieses Ergebnis wird<br />

durch die Hauptstudie bestätigt. Ferner zeigte sich, dass Personen<br />

stellvertretende soziale Emotionen unterschiedlich stark empf<strong>in</strong>den.<br />

Diese Unterschiede lassen sich durch Unterschiede <strong>in</strong> selbst<br />

e<strong>in</strong>geschätzter Empathie und Persönlichkeit erklären.<br />

005<br />

Wie bee<strong>in</strong>flusst helles „blaues“ Licht vor dem Schlafengehen die<br />

Melaton<strong>in</strong>unterdrückung, subjektive Müdigkeit und Schlaf?<br />

Claudia Stoll (Charité, AG Schlafforschung Institut für Physiologie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

R. Andrea, S. Cohrs, D. Kunz<br />

E<strong>in</strong>leitung: Abendliche Melaton<strong>in</strong>-Sekretion erreicht etwa e<strong>in</strong>e<br />

Stunde vor dem Schlafengehen e<strong>in</strong> Maximum und ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sischer<br />

Zeitgeber, <strong>der</strong> den Körper auf die Nacht vorbereitet und somit<br />

die regelhafte Anpassung an den äußeren 24stündigen Hell-<br />

Dunkel-Wechsel sicherstellt. Studien zeigen, dass helles „blaues“<br />

Licht über Rezeptoren im Auge die Melaton<strong>in</strong>-Sekretion <strong>der</strong> Epiphyse<br />

unterdrückt. In unserer heutigen Zeit ist <strong>der</strong> Mensch auch<br />

abends vor dem Schlafengehen künstlichen Lichtquellen ausgesetzt.<br />

Bisher ist jedoch unbekannt welche Auswirkungen künstliches<br />

Licht handelsüblicher Lampen unmittelbar vor dem Schlafengehen<br />

auf Melaton<strong>in</strong>, Schlaf und subjektive Müdigkeit hat.<br />

Methode: Hierzu wurden gesunde Probanden untersucht (n=38).<br />

Die Probanden saßen zunächst an 5 aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> folgenden Abenden<br />

jeweils vier Stunden vor Ihrer gewohnten Bettzeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

abgedunkelten Raum. E<strong>in</strong>e Stunde vor ihrer gewohnten Bettzeit<br />

wurden sie stehend 30 M<strong>in</strong> lang polychromatischem Licht unter-<br />

518<br />

schiedlichen Spektrums und Intensität ausgesetzt und g<strong>in</strong>gen zur<br />

gewohnten Bettzeit schlafen. Bei 11 Probanden wurden die Nächte<br />

im Schlaflabor polysomnographisch abgeleitet. Bis zur Bettzeit<br />

wurden alle 30 m<strong>in</strong> die subjektive Müdigkeit abgefragt und Speichelproben<br />

zur Melaton<strong>in</strong>-Bestimmung genommen. Aktometrie<br />

kontrollierte, dass die Probanden 10 Tage vor und während <strong>der</strong><br />

Versuche ihren gewohnten Schlaf-Wach Rhythmus e<strong>in</strong>hielten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In e<strong>in</strong>er Regressions Analyse hatten Licht<strong>in</strong>tensität<br />

(r = .245; p < .05) und Lichtspektrum (r = .348; p < .005)<br />

e<strong>in</strong>en signifikanten E<strong>in</strong>fluss auf Melaton<strong>in</strong>-Unterdrückung. Im<br />

Vergleich zur Kontroll-Kondition vor e<strong>in</strong>er gedimmten Lampe<br />

zeigte sich nach hellem „blauen“ Licht sowohl e<strong>in</strong>e verkürzte Tiefschlafphase<br />

am Anfang <strong>der</strong> Nacht (p


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

thologischem Kaufen erstmals <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Repräsentativstichprobe zu<br />

untersuchen.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er deutschen bevölkerungsbasierten Stichprobe<br />

(n=2307) wurden zwanghaftes Horten und pathologisches Kaufen<br />

erfasst. Die Teilnehmer beantworteten die deutschen Versionen des<br />

Sav<strong>in</strong>g Inventory-Revised (Fragebogen zum zwanghaften Horten,<br />

FZH) und <strong>der</strong> Compulsive Buy<strong>in</strong>g Scale (CBS-G).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Basierend auf dieser Fragebogenuntersuchung<br />

ergab sich e<strong>in</strong>e geschätzte Prävalenzrate für zwanghaftes<br />

Horten von 4,6 %. Bezogen auf Alter, Geschlecht und an<strong>der</strong>e soziodemographische<br />

Variablen zeigten sich ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiede<br />

zwischen Personen mit und ohne zwanghaftes Horten.<br />

Hohe FZH-Werte waren mit hohen CBS-G Werten assoziiert. Zwei<br />

Drittel <strong>der</strong> Personen mit zwanghaftem Horten berichteten gleichzeitig<br />

über e<strong>in</strong>e starke Kaufsuchtgefährdung. Die Ergebnisse weisen<br />

darauf h<strong>in</strong>, dass zwanghaftes Horten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung<br />

relativ verbreitet zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t. Die Resultate bestätigen zudem<br />

den aus kl<strong>in</strong>ischen Studien bekannten engen Zusammenhang zwischen<br />

zwanghaftem Horten und pathologischem Kaufen.<br />

008<br />

Personality prototypes <strong>in</strong> compulsive buyers based on the Big<br />

Five Model<br />

Astrid Müller (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Erlangen, Psychosomatik / Psychotherapie)<br />

L. Claes, J. Mitchell, S. Won<strong>der</strong>lich, M. de Zwaan<br />

Introduction: Study<strong>in</strong>g the relationship between compulsive buy<strong>in</strong>g<br />

and personality disor<strong>der</strong> is cl<strong>in</strong>ically important. So far, no study<br />

<strong>in</strong> compulsive buy<strong>in</strong>g patients focused on personality prototypes.<br />

Method: A three factor model of personality prototypes was <strong>in</strong>vestigated<br />

<strong>in</strong> a cl<strong>in</strong>ical sample of 68 compulsive buyers (85.3 % female)<br />

with a mean age of 40.57 years (SD=10.60). All patients filled out<br />

three compulsive buy<strong>in</strong>g scales, the NEO-FFI (Big Five), the Symptom<br />

Checklist-90, the Barratt Impulsiveness Scale, the Maudsley<br />

Obsessive-Compulsive Inventory and a Compulsive Hoard<strong>in</strong>g<br />

scale. DSM-IV As I and As II diagnoses were assessed by us<strong>in</strong>g the<br />

SCID-I/II.<br />

Discussion / Results: Cluster analysis of the Big Five NEO-FFI<br />

scales yielded not three, but two dist<strong>in</strong>ct personality profiles, which<br />

were consistent with the resilient and un<strong>der</strong>controlled prototype of<br />

earlier studies. On the NEO-FFI, patients belong<strong>in</strong>g to the un<strong>der</strong>controlled<br />

group scored significantly higher on Neuroticism and<br />

lower on the other four personality traits. With respect to buy<strong>in</strong>g<br />

behavior, patients of the un<strong>der</strong>controlled group scored significantly<br />

higher on the YBOCS-Shopp<strong>in</strong>g Version. Further, un<strong>der</strong>controlled<br />

patients scored significantly higher on the SCL-90-R subscales phobic<br />

anxiety, depression, <strong>in</strong>terpersonal sensitivity, and paranoid ideation,<br />

and on the Barratt Impulsiveness Scale (after remov<strong>in</strong>g the<br />

buy<strong>in</strong>g items), <strong>in</strong>dicat<strong>in</strong>g that they are more impulsive than the patients<br />

of the resilient group. The two personality prototypes did not<br />

differ with respect to obsessive-compulsive features of the MOCI<br />

and the Hoard<strong>in</strong>g scale. F<strong>in</strong>ally, with respect to Axis I and Axis II<br />

psychopathology, patients of the un<strong>der</strong>controlled group more often<br />

had a comorbid anxiety disor<strong>der</strong> (As I) or a cluster B personality<br />

disor<strong>der</strong> (Axis II), characterized by high levels of impulsivity. These<br />

f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs suggest that the group of compulsive buyers can be divided<br />

<strong>in</strong> a severe and a less severe patient group based on personality characteristics.<br />

The more severe, un<strong>der</strong>controlled group can be described<br />

as anxious, depressed, <strong>in</strong>terpersonal sensitive and impulsive<br />

(impulsive <strong>in</strong>stead of compulsive buyers).<br />

009<br />

Tod e<strong>in</strong>es 11 Monate alten Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>des unter Mirtazap<strong>in</strong> – e<strong>in</strong>e<br />

Kasuistik<br />

Astrid Ha<strong>der</strong> (Unikl<strong>in</strong>ikum Regensburg, Psychiatrie)<br />

E. Haen<br />

E<strong>in</strong>leitung: Wir berichten hier über den Todesfall e<strong>in</strong>es 11 Monate<br />

alten Mädchens, nachdem ihm se<strong>in</strong>e Mutter 90 mg Mirtazap<strong>in</strong><br />

verabreicht hatte. 45 m<strong>in</strong>. später hatte das K<strong>in</strong>d Nasenbluten und<br />

Schaum vor dem Mund, e<strong>in</strong>e Reanimation durch den Notarzt blieb<br />

erfolglos. Zweie<strong>in</strong>halb Stunden nach Verabreichen des Medikaments<br />

wurde <strong>der</strong> Tod des K<strong>in</strong>des festgestellt.<br />

Methode: Die Obduktion ergab ke<strong>in</strong>e makroskopisch erkennbare<br />

Todesursache. Bei <strong>der</strong> chemisch-toxikologischen Untersuchung<br />

wurde im Magen<strong>in</strong>halt, im Lebersaft, im Gehirn und im Herzblut<br />

Mirtazap<strong>in</strong>, im Nieren- und Lebersaft sowie im Herzblut e<strong>in</strong> Metabolit<br />

des Mirtazap<strong>in</strong> und im Blut außerdem Diclofenac gefunden.<br />

Die gemessenen Konzentrationen betrugen 1600 g / L Mirtazap<strong>in</strong>,<br />

304 g / L Metabolit und 2053 g / L Diclofenac. Die fe<strong>in</strong>geweblichen<br />

Untersuchungen zeigten Entzündungsreaktionen im Herzgewebe<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Leber sowie bei <strong>der</strong> Untersuchung des Herzmuskelgewebes<br />

die extreme seltene Störung des Herzmuskels non-compaction-myocardium.<br />

Desweiteren wurde e<strong>in</strong>e eitrige Mittelohrentzündung<br />

durch Staphylococcus aureus gefunden. Bislang gibt es <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Literatur zu toxischen Konzentrationen von Mirtazap<strong>in</strong> nur<br />

wenige Daten, die sich auf Erwachsene beziehen. Dort wurden post<br />

mortem Konzentrationen von 1500 – 2000 g / L gemessen. Für<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> / Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> / Säugl<strong>in</strong>ge gibt es ke<strong>in</strong>e Angaben zu toxischen<br />

Konzentrationen; <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fach<strong>in</strong>formation zu Remergil® wird von<br />

<strong>der</strong> Anwendung bei Menschen unter 18 Jahren abgeraten und auf<br />

die Möglichkeit von schwerwiegen<strong>der</strong>en Folgen (e<strong>in</strong>schließlich<br />

Todesfälle) bei Dosierungen weit über den therapeutischen Dosen<br />

h<strong>in</strong>gewiesen. Auch für Diclofenac gibt es H<strong>in</strong>weise auf Atemdepression<br />

bei Intoxikation.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Da die gemessenen Konzentrationen im<br />

für Erwachsene als toxisch anzusehenden Bereich liegen und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> aller Regel weit empf<strong>in</strong>dlicher reagieren, kann davon ausgegangen<br />

werden, dass <strong>der</strong> Tod des K<strong>in</strong>des ohne die Verabreichung<br />

des Mirtazap<strong>in</strong> zu diesem Zeitpunkt nicht e<strong>in</strong>getreten wäre. Die<br />

Tatsache, dass es bisher ke<strong>in</strong>e Fallberichte zu toxischen Mirtazap<strong>in</strong>-<br />

Konzentrationen im Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter gibt, wi<strong>der</strong>legt dies nicht.<br />

010<br />

Assay to study drug-drug-<strong>in</strong>teractions between citaloprame<br />

and additionally prescribed psychotropic drugs <strong>in</strong> human liver microsomes<br />

Reg<strong>in</strong>a Brandl (Universität Regensburg, Kl<strong>in</strong>ische Pharmakologie)<br />

T. Jahner, D. Melchner, S. Beck, E. Haen<br />

Introduction: Citaloprame is one of the most frequently prescribed<br />

selective seroton<strong>in</strong> reuptake-<strong>in</strong>hibitor (SSRI) <strong>in</strong> the AGATE hospitals<br />

(Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Arzneimitteltherapie bei psychiatrischen<br />

<strong>Erkrankungen</strong>). It is metabolized <strong>in</strong> the liver by the cytochrome-<br />

P450-isoenzymes (CYP) 2C19, 2D6 and 3A4. Drug-drug-<strong>in</strong>teractions<br />

are rarely observed <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical rout<strong>in</strong>e un<strong>der</strong> citaloprame.<br />

However, when quantify<strong>in</strong>g drug concentrations <strong>in</strong> psychiatric patients<br />

we do see <strong>in</strong>creased concentrations of various drugs that are<br />

metabolized via the same CYP isoenzymes. We currently develop<br />

an <strong>in</strong> vitro method to study <strong>in</strong> human liver microsomes the effect of<br />

one or more drugs actually found <strong>in</strong> the comedication of patients<br />

on citaloprame.<br />

Method: Human liver microsomes are <strong>in</strong>cubated with dipotassiumhydrogenphosphatebuffer<br />

(0,1M, pH7,4), NADPH regenerat<strong>in</strong>g<br />

system and citaloprame at a temperature of 37 °C. Start<strong>in</strong>g at 0 m<strong>in</strong><br />

(basel<strong>in</strong>e) the <strong>in</strong>cubation is stopped at several time po<strong>in</strong>ts over two<br />

days <strong>in</strong> aliquots by addition of ice-cold acetonitrile. After remov<strong>in</strong>g<br />

the human liver microsomes by centrifugation citaloprame concen-<br />

519


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

tration is measured by HPLC us<strong>in</strong>g a method developed for therapeutic<br />

drug monitor<strong>in</strong>g [Gre<strong>in</strong>er et al. ]. A crucial parameter for<br />

these type of experiments is the elim<strong>in</strong>ation half live of the drugs<br />

un<strong>der</strong> study. Therefore, to monitor citalopram metabolism (t1/2=<br />

the enzyme reaction has to be monitored over at least two days.<br />

Us<strong>in</strong>g a prote<strong>in</strong> concentration of 1,3 mg / ml citaloprame concentration<br />

decreases from 201 ng / ml at 0 hours to 110 ng / ml at<br />

25 hours.<br />

Discussion / Results: We will use this method to study the <strong>in</strong> fluence<br />

of drugs <strong>in</strong>dicated as comedication to citaloprame <strong>in</strong> our TDM specimens.<br />

011<br />

FBeF – Freistädter Bef<strong>in</strong>dlichkeitsfragebogen<br />

Cornelia Mohorko (Gespag, Psychiatrische Tageskl<strong>in</strong>ik, Wartberg ob<br />

<strong>der</strong> Aist)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> Literatur werden zahlreiche Fragebögen beschrieben,<br />

die Affekt, Stimmung und Bef<strong>in</strong>dlichkeit abbilden. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

s<strong>in</strong>d die meisten nur für e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Erhebung gedacht.<br />

Nur wenige erfassen Verän<strong>der</strong>ungen über e<strong>in</strong>en gewissen Zeitraum<br />

und s<strong>in</strong>d somit für e<strong>in</strong>e Verlaufsbeobachtung geeignet. Diese Überlegung<br />

bildete schließlich die Ausgangsbasis für die Entwicklung<br />

des Freistädter Bef<strong>in</strong>dlichkeitsfragebogens (FBeF), <strong>der</strong> zur Therapieevaluierung<br />

und Qualitätssicherung an <strong>der</strong> Psychiatrischen<br />

Tageskl<strong>in</strong>ik im Krankenhaus Freistadt (Oberösterreich) entwickelt<br />

wurde.<br />

Methode: Der FBeF erfasst die momentane psychische Bef<strong>in</strong>dlichkeit<br />

e<strong>in</strong>es Patienten auf drei bipolaren Dimensionen. Der Fragebogen<br />

besteht aus <strong>in</strong>sgesamt 24 Items, die sich <strong>in</strong> knapp fünf M<strong>in</strong>uten<br />

bearbeiten lassen. In die Auswertung fließen Differenzierungen<br />

nach Alter, Geschlecht und Diagnosegruppen e<strong>in</strong>, um die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Bef<strong>in</strong>dlichkeit zu konkretisieren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Durch die Vorgabe des FBeF zu zwei<br />

Zeitpunkten (bei Aufnahme und Entlassung) können Entwicklungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> psychischen Bef<strong>in</strong>dlichkeit e<strong>in</strong>es Patienten festgestellt<br />

werden. Diese dienen <strong>in</strong> weiterer Folge <strong>der</strong> Evaluierung und auch<br />

<strong>der</strong> Qualitätssicherung des Therapieprogrammes, da Optimierungsbedarf<br />

sogar für e<strong>in</strong>zelne Diagnosegruppen aufgezeigt werden<br />

kann.<br />

012<br />

Psychometrische Eigenschaften <strong>der</strong> deutschsprachigen Version<br />

<strong>der</strong> „Health of the Nation Outcome Scales“ HoNOS-D – e<strong>in</strong> Instrument<br />

zur Erfassung des Schweregrades <strong>der</strong> Erkrankung<br />

Anastasia Theodoridou (PUK Zürich, Schweiz)<br />

M. Jäger, D. Ketteler, C. Lauber, W. Kawohl, P. Hoff, W. Rössler<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die HoNOS wurde 1998 <strong>in</strong> Großbritannien u.a. unter<br />

<strong>der</strong> Prämisse entwickelt, <strong>in</strong> allen Versorgungsbereichen (stationär,<br />

teilstationär, ambulant) psychisch Kranker e<strong>in</strong>setzbar zu se<strong>in</strong> (W<strong>in</strong>g<br />

et al). Seit 2004 liegt sie, von Andreas et al. übersetzt, <strong>in</strong> deutscher<br />

Sprache vor (HoNOS-D). Sie dient <strong>der</strong> differenzierten Erfassung<br />

des Schweregrades und <strong>der</strong> sozialen Funktionsfähigkeit. Die Ho-<br />

NOS-D ist e<strong>in</strong> 12 Item umfassendes Instrument. Jedes <strong>der</strong> 12 Items<br />

beschreibt e<strong>in</strong>en spezifischen Problembereich von Patienten mit<br />

psychischen Störungen, die 12 Items können auch <strong>in</strong> den vier<br />

Skalen „Verhalten“, „Bee<strong>in</strong>trächtigung“, „Symptome“ und „soziale<br />

Funktionsfähigkeit“ zusammengefasst werden. Darüber h<strong>in</strong>aus ist<br />

es möglich, e<strong>in</strong>en Gesamtscore über alle 12 Items zu bestimmen.<br />

Ziel unserer Studie war es, die psychometrischen Eigenschaften <strong>der</strong><br />

HoNOS-D zu untersuchen. Die Ergebnisse zur Überprüfung <strong>der</strong><br />

psychometrischen Eigenschaften werden im Folgenden beschrieben.<br />

Methode: 100 Patienten, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrischen Universitätskl<strong>in</strong>ik<br />

Zürich <strong>in</strong> stationärer Behandlung befanden, wurden bei<br />

E<strong>in</strong>- und Austritt von tra<strong>in</strong>ierten Kl<strong>in</strong>ikern befragt. Zur Überprü-<br />

520<br />

fung <strong>der</strong> Validität <strong>der</strong> HoNOS wurden zwei Instrumente e<strong>in</strong>gesetzt:<br />

AMDP (Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft für Methodik und Dokumentation <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Psychiatrie) und CGI (Cl<strong>in</strong>ical Global Impression Scale). Die<br />

Daten wurden mit SPSS statistisch ausgewertet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 55 % <strong>der</strong> befragten Patienten waren männlich.<br />

Das mittlere Alter belief sich auf 42 Jahre. Die grösste Diagnosegruppe<br />

bildeten mit 37 % die psychotischen Störungen. Die<br />

durchschnittliche Aufenthaltsdauer war 30 Tage. Im Vergleich mit<br />

<strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Population war die Patientengruppe repräsentativ.<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die HoNOS-D<br />

e<strong>in</strong> praktikables Instrument darstellt. Sie weist im Rahmen <strong>der</strong> empirischen<br />

Überprüfung psychometrischer Eigenschaften e<strong>in</strong>e zufriedenstellende<br />

Praktikabilität und, mit E<strong>in</strong>schränkungen, auch<br />

Validität auf.<br />

013<br />

Die Komplikationskonferenz als Teil von Qualitätsmanagement <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Ingrid Munk (Vivantes Kl<strong>in</strong>ikum Neukölln, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil von Qualitätsmanagement<br />

besteht im Management von Risiken und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erfassung von Zwischenfällen<br />

und beson<strong>der</strong>en Vorkommnissen. Als beson<strong>der</strong>e Form<br />

zur Besprechung und Evaluation e<strong>in</strong>zelner Komplikationen haben<br />

sich <strong>in</strong> somatischen Fächern sogenannte Komplikationskonferenzen<br />

etabliert, <strong>der</strong>en Ziel es ist, Komplikationen wie Todesfälle,<br />

Wundheilungsstörungen, schwere unerwünschte Wirkungen von<br />

Medikamenten (UAW), Medikamentenverwechslungen o<strong>der</strong> Wundheilungsstörungen<br />

zu besprechen. Dabei sollen Abläufe analysiert<br />

werden, Fehlerquellen identifiziert und Strategien zur Risikoverm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

entworfen werden.<br />

Methode: Hier wird nun über e<strong>in</strong> Pilotprojekt berichtet, <strong>in</strong> dem<br />

e<strong>in</strong>e Komplikationskonferenz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Psychotherapie<br />

und Psychosomatik am Vivantes Kl<strong>in</strong>ikum Neukölln etabliert<br />

wurde. Die Kl<strong>in</strong>ik hat den Vollversorgungsauftrag für den<br />

Bezirk Neukölln mit 305.000 E<strong>in</strong>wohnern; sie verfügt über e<strong>in</strong>e<br />

Krisenstation und 6 allgeme<strong>in</strong>psychiatrische Stationen mit <strong>in</strong>sgesamt<br />

170 Betten sowie 2 Tageskl<strong>in</strong>iken mit je 20 Plätzen und e<strong>in</strong>e<br />

Institutsambulanz. Seit 2007 f<strong>in</strong>det die Komplikationskonferenz<br />

6x jährlich statt. Teilnehmen können alle Mitarbeiter <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik;<br />

die Fe<strong>der</strong>führung hat die Chefärzt<strong>in</strong>. Über zwei Jahre h<strong>in</strong>weg<br />

wurde erfasst: Welche Komplikationen werden vorgestellt? Was für<br />

Schlussfolgerungen wurden daraus gezogen? Wie wurden sie umgesetzt?<br />

Diskussion / Ergebnisse: In den 12 Sitzungen wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

zwei, bei komplexen Fragestellungen e<strong>in</strong>e Komplikation besprochen.<br />

Es handelte sich vorrangig um Suizide, Gewalthandlungen,<br />

schwierige Fixierungen und Medikamentenverwechslungen. Als<br />

Ergebnis wurden zwei Merkblätter („Umgang mit von Gewalthandlungen<br />

betroffenen o<strong>der</strong> von Gewalthandlungen bedrohten Mitarbeitern“,<br />

„Stationäre Behandlung von Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Patienten“) entwickelt.<br />

Die Komplikationskonferenz ist zu e<strong>in</strong>em unverzichtbaren<br />

Forum geworden, um schwierige, für Patienten und / o<strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

gefährliche Situationen zu reflektieren, Schwachstellen zu<br />

identifizieren und Verbesserungsmöglichkeiten zu entwerfen.


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

014<br />

Integration von kl<strong>in</strong>ischen Behandlungspfaden mit Qualitäts-,<br />

Pflegeprozess- und Ressourcenmanagement sowie Aspekten <strong>der</strong><br />

strukturierten Assistentenweiterbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> elektronischen<br />

Patientenakte e<strong>in</strong>er psychiatrischen Kl<strong>in</strong>ik<br />

Andreas Sobottka (ZI für Seelische Gesundheit, Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie,<br />

Marienheide)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie gibt es häufig tradierte<br />

Strukturen und Arbeitsabläufe, die e<strong>in</strong>em kritischen H<strong>in</strong>terfragen<br />

unter rationalen Gesichtspunkten nicht standhalten. Die Entscheidung,<br />

unternehmensrelevante Prozesse zu steuern und Ereignisse<br />

möglichst nicht zufällig e<strong>in</strong>treten zu lassen, kann zu erheblichen<br />

Redundanzen beim Management verschiedener Teilaspekte führen,<br />

die ihrerseits Ressourcen verbrauchen und zum Selbstzweck<br />

werden können.<br />

Methode: Es wird e<strong>in</strong> bislang <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur nicht beschriebenes<br />

<strong>in</strong>tegratives Gesamtkonzept zur Steuerung aller relevanten Abläufe<br />

e<strong>in</strong>er psychiatrischen Kl<strong>in</strong>ik vorgestellt, das sich e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen<br />

elektronischen Plattform bedient und dadurch Redundanzen<br />

im Management weitestgehend vermeidet. Fast schon nebenbei<br />

werden durch diese Plattform kl<strong>in</strong>ische Behandlungspfade implementiert,<br />

die Patientenakte komplett elektronisch abgebildet und<br />

das papierlose Krankenhaus Realität.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Durch die Implementierung e<strong>in</strong>er umfassenden<br />

Steuerung aller relevanten Prozesse sowie zugehöriger<br />

Schnittstellen und e<strong>in</strong>er Abwendung von <strong>der</strong> Bereichs-, h<strong>in</strong> zur<br />

Prozessorientierung konnten Ressourcen freigesetzt werden, die <strong>in</strong><br />

die entsprechenden Prozesse re<strong>in</strong>vestiert wurden und somit zu e<strong>in</strong>er<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Behandlungsqualität und <strong>der</strong> Arbeitszufriedenheit<br />

bei Mitarbeitern unterschiedlichster Berufsgruppen beitragen<br />

können.<br />

015<br />

E<strong>in</strong>führung von elektronischen Arztbriefsystemen <strong>in</strong> psychiatrischen<br />

Kl<strong>in</strong>iken<br />

Claus Wolff-Menzler (Universitätsmediz<strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen, Psychiatrie)<br />

P. Falkai, A. Hasan, T. Wobrock<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Arztbrief hat viele Funktionen. Er ist Hilfsmittel<br />

für die Exploration, wichtige Schnittstelle zwischen Kl<strong>in</strong>ik und<br />

Ambulanz, Basis für die weitere Therapieplanung (<strong>in</strong>kl. psychosozialer<br />

Maßnahmen), Fortbildungs<strong>in</strong>strument, wichtiger Qualitäts<strong>in</strong>dikator<br />

<strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik, Basis für die Stellung von Anträgen, Basis für<br />

die Erstellung von MDK-Berichten, für Richtl<strong>in</strong>ienpsychotherapie,<br />

Rehabilitationsanträge, etc. (1).<br />

Methode: Weit verbreitet ist, dass Arztbriefe diktiert o<strong>der</strong> von Ärzten<br />

geschrieben werden. Unter sozioökonomischen Gesichtspunkten<br />

ist das Diktat i.d.R. dem „selberschreiben“ zeitlich überlegen.<br />

Der traditionelle Weg des Diktats und e<strong>in</strong>e Alternative werden beschrieben.<br />

Und ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tabelle 1 dargestellt. E<strong>in</strong>e Alternative ist<br />

<strong>in</strong> Tabelle 2 beschrieben.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong>e konsequente Umsetzung des elektronischen<br />

Arztbriefes könnte unter zeitlichen und personal-<br />

ökonomischen Gesichtspunkten die Arbeitsabläufe <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

Kl<strong>in</strong>ik erheblich effektiver und die Außendarstellung <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik<br />

wesentlich verbessern. In diesem Bereich ist e<strong>in</strong> erhebliches Verbesserungspotenzial<br />

zu vermuten.<br />

016<br />

Ärztegesundheit: Burnout, Depression und Substanzgebrauch bei<br />

ÄrztInnen im Bundesland Salzburg<br />

Natasha Thon (Christian-Doppler-Kl<strong>in</strong>ik, Psychiatrie II, Salzburg,<br />

Österreich)<br />

I. Kunz, P. Beschoner, M. Braun, F. Wurst<br />

E<strong>in</strong>leitung: Untersuchungen haben gezeigt, dass psychische <strong>Erkrankungen</strong><br />

bei ÄrztInnen zum<strong>in</strong>dest so häufig s<strong>in</strong>d wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung.<br />

Ziel dieser Umfrage war es den Substanzgebrauch,<br />

Depression und das Burnout Risiko bei ÄrztInnen im<br />

Bundesland Salzburg zu erheben.<br />

Methode: An 2800 Ärzte wurden Fragebögen mit Angaben zu demografischen<br />

Merkmalen und zur Arbeitssituation sowie das Maslach-Burnout<br />

Inventar (MBI-D), das Beck-Depressions-Inventar<br />

(BDI), <strong>der</strong> Alcohol Use Disor<strong>der</strong>s Identification Test (AUDIT),<br />

Fagerström Test zur Nikot<strong>in</strong>abhängigkeit (FTND) und <strong>der</strong> Frage-<br />

521


Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />

bogen zur Messung beruflicher Gratifikationskrisen (ERI) versandt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es wurden 445 Fragebögen ausgefüllt retourniert.<br />

In <strong>der</strong> MBI-Subskala „emotionale Erschöpfung“ erzielten<br />

7.8 % <strong>der</strong> Ärzte erhöhte Werte, was als H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong> kl<strong>in</strong>isch<br />

behandlungsbedürftiges Burnout <strong>in</strong>terpretiert wird. 7.1 % <strong>der</strong> Ärzte<br />

gaben an, bereits e<strong>in</strong>mal wegen beruflicher Überlastung krank<br />

geschrieben gewesen zu se<strong>in</strong>. Im ERI zeigte sich, dass 16.1 % <strong>der</strong><br />

ÄrztInnen e<strong>in</strong>e Imbalance zwischen Effort und Reward <strong>in</strong> ihrer Arbeit<br />

erleben. Bezüglich Depression gaben 36 % <strong>der</strong> Ärzte an, m<strong>in</strong>destens<br />

e<strong>in</strong> Mal im Leben an e<strong>in</strong>er depressiven Episode erkrankt zu<br />

se<strong>in</strong>. Aktuell erreichten 16.2 % <strong>der</strong> Ärzte im BDI e<strong>in</strong>en Wert über<br />

11, was auf e<strong>in</strong>e zum<strong>in</strong>dest leichte Depression h<strong>in</strong>weisen kann.<br />

E<strong>in</strong>en AUDIT Score über 5 bzw. 8 hatten 13 % <strong>der</strong> Ärzt<strong>in</strong>nen bzw.<br />

14 % <strong>der</strong> Ärzte. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten daraufh<strong>in</strong>,<br />

dass Substanzgebrauch Depression und Burnout Risiko bei Ärzt-<br />

Innen e<strong>in</strong> ernstzunehmendes Problem darstellen, sodass die Entwicklung<br />

respektive Fortführung von ärztespezifischen ambulanten<br />

und stationären Therapieangeboten e<strong>in</strong> langfristiges Ziel se<strong>in</strong><br />

sollte.<br />

522


523


Autorenverzeichnis<br />

A<br />

Abberger, B. 49<br />

Abdel-Hamid, M. 220, 226<br />

Ab<strong>der</strong>halden, C. 491<br />

Abendsche<strong>in</strong>, B. 207, 351<br />

Abholz, H.-H. 19<br />

Ackermann, V. 282<br />

Adamaszek, M. 283<br />

Adams, M. 38<br />

A<strong>der</strong>hold, V. 168<br />

Adler, G. 32, 33, 255, 256, 333<br />

Adli, M. 122, 139, 364, 365<br />

Afazel-Saeedi, S. 55<br />

Agel<strong>in</strong>k, M. 240, 388<br />

Aghotor, J. 88, 95<br />

Agorastos, A. 33, 65, 175, 245, 452<br />

Aichberger, M. 506<br />

Aigner, M. 350, 356<br />

Ajdacic-Gross, V. 83, 410, 490, 492<br />

Akehurst, R. 376<br />

Akmaz, B. 381<br />

Alberti, A. 53<br />

Alberti, J. 53<br />

Albert, M. 100<br />

Albrecht, J. 291<br />

Albus, M. 98, 99, 362<br />

Aldenhoff, J. 279, 334<br />

Ald<strong>in</strong>ger, M. 177<br />

Alexan<strong>der</strong>, G. 27<br />

Alexan<strong>der</strong>, Y. 391<br />

Alexandrowicz, R. 242<br />

Alexopoulos, P. 322<br />

Alkan-Härtwig, E. 146<br />

Allgaier, A.-K. 143, 146, 155, 348<br />

All<strong>in</strong>g, C. 59<br />

Allroggen, M. 218<br />

Alm, B. 207, 220, 349<br />

Alter, E. 284<br />

Alter, K. 301<br />

Altgassen, M. 222<br />

Altmeyer, S. 392<br />

Alva, G. 375<br />

Amer<strong>in</strong>g, M. 100<br />

Amlacher, J. 463<br />

Amm<strong>in</strong>ger, P. 85<br />

Amon, S. 456<br />

Amunts, K. 9, 220<br />

An<strong>der</strong>s, A. 401<br />

An<strong>der</strong>son, I. 203<br />

An<strong>der</strong>son, I. M. 276<br />

An<strong>der</strong>s, S. 296<br />

And<strong>in</strong>g, J. 459<br />

Andlauer, O. 465<br />

Andrea, R. 518<br />

Andresen, B. 93<br />

Angermann, C. 246<br />

Angermeyer, M. C. 429, 446, 499<br />

Anghelescu, I.-G. 83, 108, 128, 131<br />

Angrilli, A. 400<br />

Ansorge, N. 67<br />

Antes, G. 498<br />

Anwan<strong>der</strong>, A. 289<br />

Appel, K. 123, 146, 147, 514<br />

Aradottir, S. 59<br />

Arda, S. 34, 49, 159<br />

524<br />

Arendt, E. 157<br />

Arendt, G. 291<br />

Arens, E. 194<br />

Arenz, D. 478<br />

Arlt, S. 24<br />

Arndt, M. 135<br />

Arnold, K. 111, 307<br />

Arolt, V. 136, 137, 140, 159, 165, 169, 284,<br />

286, 290, 293, 296, 302, 337, 365, 366<br />

Aschwanden, E. 143<br />

Assauer, E.-M. 335<br />

Assion, H.-J. 136, 167<br />

Augener, S. 36<br />

Aust, S. 146<br />

Auwärter, V. 55<br />

Axmacher, N. 156<br />

B<br />

Bachmann, C. 215<br />

Bachmann, H. S. 36<br />

Bachmann, S. 329<br />

Backes, V. 463<br />

Ba<strong>der</strong>, K. 199<br />

Ba<strong>der</strong>, W. 377<br />

Badescu, G. M. 101, 102<br />

Baer, N. 205, 226<br />

Baffa Sc<strong>in</strong>elli, A. 140<br />

Baghai, T. 172, 389<br />

Bahn, S. 105<br />

Bähr, A. A. 259<br />

Bahri, P. 370<br />

Bailer, J. 401<br />

Baird, A. 222, 227<br />

Bajbouj, M. 124, 146, 265<br />

Baj<strong>in</strong>ski, C. 408<br />

Baker, R. 153<br />

Baldus, C. 64<br />

Ballmaier, M. 132, 189<br />

Baltus, T. 48<br />

Banaschewski, T. 217, 224<br />

Bandelow, B. 163, 175, 341<br />

Banzer, W. 257<br />

Banz, R. 375<br />

Baranski, N. 445<br />

Barbara, T. 245<br />

Barbosa, A. 235<br />

Bär, K.-J. 58, 60, 88, 105, 149, 154, 327<br />

Barnow, S. 123, 177, 194, 198, 203, 277, 317, 322, 352, 420<br />

Barocka, A. 127, 144<br />

Barras, V. 473<br />

Bartel, C. 228<br />

Barteld-Paczkowski, D. 512<br />

Bartels, C. 282<br />

Bartenste<strong>in</strong>, P. 15<br />

Barth, A. 261<br />

Barthel, A. 83<br />

Barthel, H. 31, 35, 283<br />

Bartholomeyczik, S. 9<br />

Barth, W. 450<br />

Bartsch, G. 37<br />

Bartsch, J. 84<br />

Baskaya, Ö. 161, 205, 328<br />

Batra, A. 39, 46, 51, 55<br />

Bauer, C. 286<br />

Bauer, J. 169, 293, 296


Autorenverzeichnis<br />

Bauer, M. 8, 68, 119, 126, 150, 158, 360, 366, 367<br />

Bauer, R. 46<br />

Baulmann, J. 246<br />

Baumann, A. 451<br />

Baumann, P. 369<br />

Baumert, J. 45<br />

Bäuml, J. 156, 343, 348, 456<br />

Baumschlager, D. 177<br />

Baumtrog, J. 55<br />

Baune, B. 140, 151, 245, 293, 326<br />

Baur, V. 160, 307<br />

Bayerle<strong>in</strong>, K. 58<br />

Bayerl, M. 228<br />

Bayer, T. 361<br />

Bayer, U. 49<br />

Bayer, W. 93<br />

Bazarty, L. 117<br />

Beal, C. 92<br />

Beblo, T. 30, 306, 328<br />

Bechdolf, A. 15, 68, 76, 77, 126, 346, 347, 439, 454<br />

Beck, A. 67, 81, 209, 266, 291, 304, 309<br />

Becker, C. 43<br />

Becker, G. 31, 35, 283<br />

Becker, J. 215<br />

Becker, K. 214, 215, 217, 221, 314<br />

Becker, S. 33, 256<br />

Becker, T. 248, 412, 414, 417, 419, 439, 441, 443, 448<br />

Beck, J. 47, 154<br />

Beck, M. 246<br />

Beckmann, M. B. 239<br />

Beck, S. 367, 372, 519<br />

Beesdo, K. 174<br />

Beezhold, J. 465<br />

Behner, C. 459<br />

Behnken, A. 136, 137<br />

Behrens, J. 446<br />

Behr, J. 84<br />

Behrw<strong>in</strong>d, S. 87, 91<br />

Be<strong>in</strong>e, K. H. 434, 491<br />

Bektas, M. 33, 256<br />

Bell, H. 211<br />

Bellhäuser, H. 139<br />

Belous, V. 49<br />

Ben<strong>der</strong>, S. 106<br />

Bengtsson, F. 516<br />

Benn<strong>in</strong>ghoff, J. 27<br />

Berberich, V. 294<br />

Berg, A. 150, 158, 160, 343, 350<br />

Bergemann, D. D. Niels 204, 448<br />

Bergemann, N. 49, 63, 94, 95, 129,<br />

368, 377, 380, 456<br />

Berger, C. 199, 285, 322<br />

Berger, H. 127<br />

Berger, K. 245, 326<br />

Berger, M. 79, 119, 132, 167, 331, 415, 427, 450, 451<br />

Berger, P. 134<br />

Berger, S. 88, 105, 149<br />

Berger, T. 339<br />

Bergk, J. 445<br />

Bergmann, F. 426, 434<br />

Bergmann, K. 505<br />

Bergmann, T. 219, 221<br />

Bergomi, C. 143<br />

Berk, M. 454<br />

Berlis, A. 303<br />

Berman, R. 153<br />

Bermejo, I. 420, 449, 450, 451<br />

Bermpohl, F. 281<br />

Bernardi, C. 357<br />

Bernatzky, G. 91<br />

Bernegger, G. 473<br />

Berner, M. 51, 65, 193, 445, 515<br />

Berner, W. 410<br />

Bernius, A. 161<br />

Bernow, N. 23, 50, 319<br />

Bernste<strong>in</strong>, H.-G. 72, 105, 125, 142, 327, 329, 330<br />

Bertelmann, J. 193<br />

Berwig, M. 25<br />

Beschoner, P. 433, 521<br />

Beste, C. 290<br />

Beutel, M. E. 337<br />

Bewernick, B. H. 156<br />

Bhugra, D. 462<br />

Bickel, H. 18, 19, 253<br />

Bidzan, L. 101, 102<br />

Bieber, B. 53<br />

Bie<strong>der</strong>mann, F. 62<br />

Bielau, H. 327<br />

Bier, A. 324<br />

Biermann, T. 58<br />

Biesold, K.-H. 166<br />

Bifulco, A. 496<br />

Bilkei-Gorzo, A. 321<br />

Bilke, O. 504<br />

B<strong>in</strong><strong>der</strong>, E. B. 315, 361, 364<br />

B<strong>in</strong>kofski, F. 86, 270<br />

B<strong>in</strong>otto, J. 484<br />

Birbaumer, N. 304<br />

Birker, T. 429<br />

Biswal, B. 293<br />

Bittner, C. 186<br />

Blanc, M. 101<br />

Bleichhardt, G. 357<br />

Bleich, S. 47, 50, 58, 59, 190, 297, 316,<br />

319, 320, 326, 388, 389, 454<br />

Blomeyer, D. 217<br />

Blumenroth, H. 302<br />

Böcker, F. M. 466, 468<br />

Böcker, M. 135, 497<br />

Böckers, T. 375, 383<br />

Bock, T. 513<br />

Bodatsch, M. 87<br />

Bodden-Heidrich, R. 149<br />

Bodden, M. 299<br />

Boecker, H. 321<br />

Boeckers, T. 384<br />

Boeker, H. 289<br />

Boerner, R. J. 449, 486, 499<br />

Boers, F. 305<br />

Boesch, C. 311<br />

Boesiger, P. 289<br />

Boettger, S. 28, 29<br />

Bogerts, B. 46, 47, 72, 105, 114, 125, 137, 142, 158,<br />

287, 293, 294, 298, 315, 316, 327, 329, 330<br />

Böhler, J. 58, 179<br />

Bohn, C. 341<br />

Bohne-Suraj, S. 27, 219, 223, 459<br />

Bohus, M. 170, 194, 196, 197, 198, 277,<br />

282, 331, 338, 341, 348<br />

Bö<strong>in</strong>g, E. 138<br />

525


Autorenverzeichnis<br />

Bokemeyer, S. 373<br />

Böker, H. 322<br />

Bondar, A. 411<br />

Bondy, B. 36, 92, 142<br />

Bonelli, R. 345<br />

Bön<strong>in</strong>g, J. 36, 37, 38, 62, 495<br />

Bonnes, C. 224<br />

Bonnet, U. 36<br />

Boos, A. 338<br />

Borbé, R. 421<br />

Borck, C. 476<br />

Borgart, E.-J. 352<br />

Borgwardt, S. 74, 75<br />

Bormans, G. 516<br />

Bormuth, M. 482, 483<br />

Bösch, A. 495<br />

Bosch, S. 145<br />

Boss, H. 450<br />

Böttcher, M. 497<br />

Böttger, S. 154<br />

Bott<strong>in</strong>, J. 133<br />

Bourgnon, J. C. 489<br />

Braas, R. 167<br />

Brähler, E. 133, 515<br />

Brakemeier, E.-L. 117, 124, 354<br />

Brand, C. 306<br />

Brandl, R. 519<br />

Brand, M. 289<br />

Brand, S. 154, 232<br />

Brandtmuller, A. 376<br />

Brandtmüller, A. 376<br />

Brannan, S. 375<br />

Brasser, M. 373<br />

Brattström, A. 181<br />

Brauhardt, A. 222<br />

Brauhoff, M. 450<br />

Brauner, M. 105<br />

Braun, H. A. 326<br />

Bräunig, P. 144, 148, 329, 447<br />

Bräun<strong>in</strong>g, P. 148<br />

Braun, M. 169, 248, 258, 433, 521<br />

Braus, D. F. 158, 206, 362, 365<br />

Breitbart, W. 28, 29<br />

Breit-Gabauer, B. 150, 158, 160, 343, 350<br />

Brennan, A. 376<br />

Brenner, H. 289, 514<br />

Brenner, H. D. 354<br />

Bresch, A. 141<br />

Bridges, J. F. 93<br />

Brieger, P. 417<br />

Briken, P. 410<br />

Br<strong>in</strong>er, D. 422<br />

Br<strong>in</strong>kers, M. 179<br />

Br<strong>in</strong>kmeyer, J. 68, 87<br />

Brockhaus, B. 445<br />

Brockhaus-Dumke, A. 87<br />

Broich, K. 20, 360, 440<br />

Bronisch, T. 45, 487, 488<br />

Brönner, M. 253<br />

Brose, A. 504<br />

Brosz, M. 95, 97, 380<br />

Brücher, K. 355<br />

Bruckmayer, E. 350<br />

Brückner, B. 474<br />

Brueck, R. 49<br />

526<br />

Brühl, A. 160, 284, 285, 307<br />

Bruhn, H. 174<br />

Brummer, D. 265<br />

Brüne, M. 67, 107, 268, 275, 276, 292<br />

Brünen, S. 373<br />

Brunner, R. 194, 200, 212, 496<br />

Bschor, T. 151, 367, 431<br />

Buccom<strong>in</strong>o, D. 102<br />

Büche, L. 83<br />

Büchel, C. 266<br />

Bucher, L. 359<br />

Bucher, T. 410<br />

Buchheim, A. 337<br />

Buchholz, A. 51<br />

Buchholz, H. G. 319<br />

Buchholz, K. 407<br />

Buchkremer, G. 46, 106, 337, 338, 346, 517<br />

Buchmann, J. 219, 293, 298<br />

Buddeberg, C. 462<br />

Buddeberg-Fischer, B. 462<br />

Bühler, M. 42, 292<br />

Buitelaar, J. 229<br />

Bullmore, E. 272<br />

Bundy, B. 124<br />

Burek, P. E. 115<br />

Burger, J. 180, 326, 389<br />

Bürger, K. 27<br />

Burghardt, R. 187, 315<br />

Bürgy, M. 83<br />

Burian, R. 238<br />

Burmester, J. 251<br />

Buschmann, F. 246<br />

Busch, V. 298<br />

Buss, K. 23<br />

Butterweck, V. 151<br />

C<br />

Calabrese, P. 31<br />

Calhoun, V. 83<br />

Calliess, I. T. 412, 463, 465, 466<br />

Cao-Xuan, K. T. 55<br />

Caplazi, P. 232<br />

Carson, W. 110, 153<br />

Carsten, K. 136<br />

Casas, M. 229<br />

Caspar, F. 339, 348<br />

Catak, C. 517<br />

Catani, C. 168<br />

Cerny, G. 242<br />

Cervantes, P. 391<br />

Ceskova, E. 80<br />

Chai, C. 23<br />

Chambers, J. 153<br />

Chang, A.-K. 379<br />

Charlet, K. 57<br />

Chen, F. 148<br />

Chernivsky, M. 419<br />

Choi, J. 10<br />

Christiansen, H. 459, 496<br />

Christian, W. 153<br />

Christ<strong>in</strong>e, G. 430<br />

Christ, M. 159<br />

Christmann, C. 281<br />

Chrobok, A. 287<br />

Cichon, S. 274


Autorenverzeichnis<br />

Cieslik, E. 87<br />

Cimilli, C. 235, 243<br />

Cionek-Szpak, E. 306<br />

Claes, L. 195, 519<br />

Claussen, M. 33<br />

Clement, H.-W. 323, 376<br />

Clepce, M. 53<br />

Cleveland, H.-R. 451<br />

Coenen, M. 369<br />

Cohrs, C. J. 518<br />

Cohrs, S. 52, 188, 191, 518<br />

Colla, M. 117, 131, 132, 217, 305<br />

Coll<strong>in</strong>s, S. E. 46<br />

Collip, D. 85<br />

Conca, A. 317, 318, 369, 389, 488<br />

Connemann, B. J. 510<br />

Conner, A. C. 222<br />

Conrad, I. 446<br />

Coogan, A. 227<br />

Cools, R. 154<br />

Cordes, J. 15, 102, 240, 388<br />

Correll, C. U. 241, 371<br />

Corrigan, P. W. 436<br />

Cortez, S. 222<br />

Coyne, J. 155, 348<br />

Coyne, J. C. 143<br />

Craciun, E. M. 132, 189<br />

Cramer, B. 32<br />

Cramer, J. 50, 58<br />

Crayen, C. 146<br />

Crocq, M.-A. 98<br />

Croissant, B. 57, 58, 59, 62, 179<br />

Croissant, D. 57<br />

Crosby, R. 518<br />

Cunha, S. 400<br />

Cut<strong>in</strong>i, S. 227<br />

Czern<strong>in</strong>, S. 489<br />

D<br />

Dafotakis, M. 87, 91<br />

Dahmen, N. 52, 205, 319, 328, 365, 497<br />

Daigeler, A. 492<br />

Damm, J. 57, 389<br />

Danielsson, C. 409<br />

Dannecker, M. 472<br />

Dannlowski, U. 284, 293, 296<br />

Dascalescu-Fritsch, A. 246<br />

Daszkowski, J. 513<br />

Daum, I. 226<br />

Dayan, P. 154<br />

Deak<strong>in</strong>, B. 203, 276<br />

de Arce, R. 101<br />

De Bie, J. 238<br />

Debruijn, E. 71<br />

Dechent, P. 296<br />

Deckert, J. 140, 169, 170, 176, 246<br />

De Decker, A. 460<br />

Degen, B. 55<br />

Degkwitz, P. 65, 452<br />

Degner, D. 92, 383<br />

de Groot, M. 144, 447<br />

de Hert, M. 104<br />

Deister, A. 429, 436<br />

Dejonckheere, J. 229<br />

de Jong-Meyer, R. 136<br />

Delevoye-Turrell, Y. 70<br />

Della, B. 292<br />

Delsignore, A. 307<br />

Demal, U. 356<br />

Dembler, T. 94<br />

Demelbauer, S. 150, 158, 160, 343, 350<br />

deMillas, W. 269<br />

Demiralay, C. 56, 324<br />

Deml<strong>in</strong>g, J. 354, 390<br />

Demoug<strong>in</strong>, P. 323<br />

de Querva<strong>in</strong>, D. J.-F. 323<br />

Derntl, B. 202, 321<br />

Deserno, L. 291<br />

Dethe, M. 381<br />

Detke, H. 109<br />

Dettmer, S. 247<br />

Deuschle, M. 94, 95, 97, 121, 130, 240, 377, 380<br />

Deuschl, G. 22, 261, 386<br />

de Zwaan, M. 182, 186, 190, 223, 518, 519<br />

Dichter, S. 260<br />

Diefenbacher, A. 219, 221, 235, 238, 241, 243, 244, 491<br />

Diehl, A. 53, 58, 59, 512<br />

Diehm, A. 16<br />

Diekamp, B. 103, 110, 260, 378<br />

Diekhof, E. K. 140<br />

Dielentheis, T. F. 228<br />

Dierks, T. 111, 311<br />

Diessel, M. 280<br />

Dietrich, D. 365<br />

Dietrich, D. E. 121, 366<br />

Dietrich, H. 441<br />

Dietsche, B. 215, 221<br />

Dillenschnei<strong>der</strong>, A. 152<br />

Dillo, W. 227, 228<br />

Dimeo, F. C. 515<br />

D<strong>in</strong>ges, M. 81<br />

D<strong>in</strong>ter, C. 457<br />

Di Pauli, J. 318<br />

Dittmann, R. W. 102, 224, 230<br />

Dittmann, V. 404, 405, 406<br />

Dizdar, E. 517<br />

Doblhammer, G. 9<br />

Dobrowolny, H. 142, 330<br />

Dodel, R. 261, 299<br />

Doenisch-Seidel, U. 402, 403<br />

Döhnel, K. 111, 204, 294, 295, 307<br />

Dolan, M. 203, 276<br />

Dolan, R. 154<br />

Dold, M. 356<br />

Dolleschka, J. 186<br />

Döll<strong>in</strong>g, D. 399<br />

Domdey, A. 381<br />

Domes, G. 199, 271, 285, 322<br />

Domschke, K. 140, 163, 169, 293, 317<br />

Donath, C. 30, 34<br />

Dörfler, A. 297<br />

Dorgeloh, E. 402<br />

Dör<strong>in</strong>g, A. 13<br />

Dorsch, V. M. 458<br />

Drach, L. M. 11, 255<br />

Drangmeister, A. 466<br />

Dreier, G. 498<br />

Dreimüller, N. 161<br />

Drekonja, A. 89<br />

Dresler, T. 176<br />

527


Autorenverzeichnis<br />

Dress<strong>in</strong>g, H. 396<br />

Dreß<strong>in</strong>g, H. 394, 396, 399, 401, 408<br />

Dreßler, S. 456<br />

Driessen, M. 30, 141, 167, 206, 265, 306, 328, 394, 405<br />

Driess, S. 52<br />

Droste-Arndt, H. 449, 456<br />

Drzezga, A. 23<br />

Dudley, E. 222<br />

Dudley, J. 178<br />

Dukart, J. 31, 35<br />

Duketis, E. 219<br />

Dünkel, T. 137<br />

Dunker, S. 180<br />

Dürsteler-MacFarland, K. 55<br />

Düsterhus, P. 413<br />

Düzel, E. 283, 297<br />

Dyer, A. 170<br />

Dykierek, P. 250<br />

Dziobek, I. 206, 220<br />

E<br />

Ebersbach, G. 374<br />

Ebert, A. 148<br />

Ebert, D. 329, 486<br />

Ebner, C. 317<br />

Ebner-Priemer, U. W. 137, 282, 338<br />

Ebrecht, M. 152, 153<br />

Ebsen, I. 16<br />

Echterhoff, S. 490, 492<br />

Eckermann, G. 408<br />

Eckert, U. 158, 287, 293<br />

Eckle, I. 359, 390, 473, 484, 485<br />

Eck, S. 46<br />

Edel, M.-A. 213<br />

Ed<strong>in</strong>g, E. 101<br />

Effenberger, S. 144<br />

Egert, S. 32<br />

Eggert, L. 287<br />

Egle, U. T. 453<br />

Egloff, B. 296<br />

Eher, R. 405, 406<br />

Ehlis, A.-C. 176<br />

Ehrenreich, H. 69, 78, 282<br />

Ehrensperger, C. 242<br />

Ehrlich, S. 83, 112, 187, 189, 315<br />

Eichenlaub, M. W. 24<br />

Eichenmüller, K. 111, 294, 295, 307<br />

Eichenseer, B. 30<br />

Eichhammer, P. 298, 326, 389<br />

Eickhoff, S. 87, 91, 220, 256, 279, 295, 296, 305<br />

Eikelmann, B. 241, 242, 423<br />

Eiroa-Orosa, F. 168<br />

Eisele, F. 445<br />

Eisenbarth, H. 400<br />

Eisenbeis, S. 350<br />

Ekici, A. 84<br />

Elbert, T. 43, 95, 168, 169, 175, 500<br />

El-Faddagh, M. 217<br />

Ellert, U. 245<br />

Elliott, R. 203, 276<br />

El Masri, D. 228<br />

Elnahas, M. 353<br />

Elstner, S. 491<br />

Elz<strong>in</strong>ga, B. 278<br />

Emeny, R. 245<br />

Emrich, H. M. 121, 365, 366, 510<br />

528<br />

Ende, G. 292, 319<br />

Endrass, J. 44, 405, 406<br />

Endres, M. 131<br />

Endtner, K. 358<br />

Engel, C. 234, 371<br />

Engelien, A. 286<br />

Engel, R. 27<br />

Engel, V. 117, 354<br />

Engler, N. 489<br />

Englisch, S. 103, 108, 109<br />

Enn<strong>in</strong>g, F. 103<br />

Erazo, N. 45<br />

Erbe, S. 151<br />

Erb, J. 191<br />

Erb, M. 26, 310<br />

Erfurth, A. 343<br />

Erhart, M. 36<br />

Erika, G. 213<br />

Erim, Y. 238, 418<br />

Erk, S. 274, 275, 321<br />

Erkwoh, R. 127<br />

Ermer, A. 402<br />

Ermer, V. 279<br />

Ernsten, M. 374, 380, 382<br />

Ernst, J. 289<br />

Ernst, L. H. 176<br />

Ertl, V. 169<br />

Eschweiler, G. 24, 26, 145, 247<br />

Eser, D. 57, 172, 389<br />

Eskens, S. 133<br />

Esposito, F. 301<br />

Esser, A. 103<br />

Eßer, A. 108, 109<br />

Esser, G. 208, 217<br />

Esser, U. 178<br />

Essl<strong>in</strong>ger, C. 141, 274, 275<br />

Ethofer, T. 297, 298, 300<br />

Ettrich, B. 302<br />

Etzersdorfer, E. 487<br />

Eudicone, J. 153<br />

Eva, D. 162<br />

Eva, K.-R. 262<br />

Eva-Maria, S. 202<br />

Everitt, B. 98<br />

Evers, A. 515<br />

Exner, C. 114<br />

Eyd<strong>in</strong>g, D. 430<br />

F<br />

Falkai, P. 14, 15, 68, 69, 72, 78, 79, 90,<br />

106, 113, 125, 126, 155, 208, 261,<br />

310, 319, 329, 349, 365, 443, 502, 521<br />

Falkenberg, I. 132, 154<br />

Falkenste<strong>in</strong>, M. 290<br />

Falkner, D. 301<br />

Faller, H. 246<br />

Fallgatter, A. 169, 170, 176, 246, 287<br />

Farlow, M. R. 375<br />

Fechner, K. 258<br />

Fe<strong>der</strong>spiel, A. 114, 311<br />

Fegert, J. M. 218, 375, 383, 384, 505<br />

Fehm, L. 174<br />

Fehr, C. 23, 44, 50, 52, 177, 319, 497<br />

Feige, B. 52, 192, 278, 305<br />

Felber, W. 491


Autorenverzeichnis<br />

Fellgiebel, A. 11, 15, 24, 139, 246, 291, 482<br />

Felthous, A. 393<br />

Ferbert, T. 324<br />

Fernando, S. 328<br />

Ferrari, S. 465<br />

Fett, A.-K. 82<br />

Fey, P. 134<br />

Fichter, M. 182, 184, 186, 480, 507<br />

Fiedler, I. 38<br />

Fiedler, P. 196, 202<br />

Filipe, C. 229<br />

F<strong>in</strong>ger, S. 373<br />

F<strong>in</strong>k, H. 230<br />

Fischer-Barnicol, D. 80<br />

Fischer, T. 16<br />

Fisseni, G. 359<br />

Flaig, S. 65, 193<br />

Flammer, E. 50, 445<br />

Fleischer, M. 199<br />

Fleischhacker, W. W. 62, 70<br />

Fleischhaker, C. 376<br />

Fleischmann, H. 37<br />

Fleischmann, J. 377<br />

Fleischmann, N. 178<br />

Flor, H. 281<br />

Flotho, W. 13<br />

Flüchter, P. 511<br />

Flürenbrock, W. 104<br />

Fontao, M. I. 403<br />

Forbes-Robertson, S. 227<br />

Forkmann, T. 135, 497<br />

Forster, C. 297<br />

Förstl, H. 10, 11, 12, 21, 22, 23, 69, 253, 261, 478<br />

Forstmeier, S. 19, 81, 174, 333<br />

Forstner, K. 433<br />

Forst, T. 92<br />

Franco, M. 102<br />

Frank, E. 180, 326, 389<br />

Franke, A. 482<br />

Franke, C. 488<br />

Franke, L. 189<br />

Frank, S. 279, 324<br />

Franzen, N. 202, 205<br />

Franz, M. 94, 95, 97, 377, 380<br />

Franzmann, J. 256, 259<br />

Franz, P. 32<br />

Frasch, K. 66, 248, 312, 439<br />

Frei, A. 405, 406, 410, 490<br />

Freidl, M. 134, 350<br />

Freimüller, L. 415, 437<br />

Freitag, C. 140, 214, 316, 397<br />

Freitag-Lange, E. 192<br />

Freudenberg, P. 139<br />

Freudenmann, R. 34, 49, 63, 265, 510<br />

Freyberger, H.-J. 123, 146, 147, 174, 203, 250, 317, 322,<br />

332, 336, 348, 414, 502, 505, 506, 514<br />

Friborg, O. 190<br />

Fricke, R. 436, 512<br />

Fricke, S. 345<br />

Frick, K. 65<br />

Friedel, E. 154, 291, 309<br />

Friedel, S. 187, 503<br />

Friede, M. 150<br />

Friedrich, A. 413<br />

Friedrich, C. 448<br />

Friedrich, F. 242<br />

Friedrich, M. H. 456<br />

Friel<strong>in</strong>g, H. 58, 59, 190, 316, 317, 320, 326<br />

Fr<strong>in</strong>k, A. 139<br />

Frisch, S. 31, 32, 35<br />

Fritsche, A. 145<br />

Fritze, J. 13, 134, 144, 166, 250, 364, 370,<br />

387, 413, 428, 471, 479, 481<br />

Froböse, T. 343<br />

Frölich, L. 8, 10, 32<br />

Fromann, I. 68, 76<br />

Fromberger, P. 398, 401<br />

Frommann, I. 87<br />

Frommann, N. 338<br />

Frommberger, U. 165, 167, 178<br />

Fronhöfer, W. 25<br />

Frotscher, M. 69<br />

Fuchs, D. 328<br />

Fuchs, H. 387<br />

Fuchs, M. 495<br />

Fuchs, S. 158, 162<br />

Fuchs, T. 483, 510<br />

Fueßl, H. 238<br />

Fusar-Poli, P. 75<br />

Fußer, F. 310<br />

Fydrich, T. 174, 197, 332, 336<br />

G<br />

Gaber, T. 304<br />

Gabriel, H. 154<br />

Gaebel, J. 76<br />

Gaebel, W. 68, 73, 76, 79, 106, 208, 386, 413, 414,<br />

415, 419, 422, 434, 451, 461, 495, 500<br />

Galazky, I. 47<br />

Gal, F. 89<br />

Gallagher, M. 376<br />

Gallas, C. 401<br />

Gallhofer, B. 202, 205, 226, 275<br />

Gall<strong>in</strong>at, J. 52, 67, 72, 81, 266, 269, 274, 470<br />

Gallwitz, B. 247<br />

Gansefort, D. 62<br />

Gapp, V. 139, 144<br />

Gass, P. 131, 318, 319<br />

Gastpar, M. 182<br />

Gather, J. 486<br />

Gaudig, M. 377<br />

Gauggel, S. 133, 135, 497<br />

Gauweiler, P. 469<br />

Gawehn, N. 230, 231<br />

Gawlik, M. 80, 84, 107<br />

Gawronski, A. 212<br />

Gebhardt, N. 109<br />

Gebhardt, R.-P. 93<br />

Gebhardt, S. 109, 140<br />

Gebicke-Haerter, P. 324<br />

Geburek, A. J. 302<br />

Geiger, J. 216<br />

Geipel, I. 368<br />

Geisel, O. 24<br />

Geisler, P. 192<br />

Gentner, N. 83<br />

Gentschow, L. 305<br />

Genz, A. 476<br />

Georgescu, D. 243, 263<br />

Gérard, N. 516<br />

529


Autorenverzeichnis<br />

Gerber, S. 461, 465<br />

Geretsegger, C. 91<br />

Gerhard, A. 291<br />

Gerhard, U. 49<br />

Gericke, C. 378, 379<br />

Gerigk, U. 409<br />

Gerke, W. 467<br />

Gerlach, M. 213, 222<br />

Gersch, U. 447<br />

Gersner, R. 156<br />

Gerß, J. 136<br />

Gerster, S. 445<br />

Gertz, H.-J. 25, 32<br />

Gerwe, M. 225, 229, 260<br />

Gescher, D. M. 204<br />

Geyer, S. 289<br />

Gh<strong>in</strong>ato Ma<strong>in</strong>ieri, A. 299<br />

Giegl<strong>in</strong>g, I. 112<br />

Gierlichs, H. W. 507<br />

Gil, L. P. 308<br />

G<strong>in</strong>zburg, D. 341<br />

Gismondi, R. 153<br />

Giuffrida, A. 104<br />

Giupponi, G. 488<br />

Glaesmer, H. 133, 515<br />

Glaser, K. 53<br />

Glauser, S. 417<br />

Gnahn, H. 253<br />

Godemann, F. 442<br />

Gö<strong>der</strong>, R. 278, 279<br />

Godt, N. 334<br />

Goebel, R. 502<br />

Goelzer, M. 154<br />

Goer<strong>in</strong>g, S. 334<br />

Goff<strong>in</strong>, K. 516<br />

Goldbach, R. 375<br />

Goller, A. 405<br />

Gollub, R. 83, 112<br />

Golsabahi, S. 419, 424<br />

Gomez-Carrillo de Castro, A. 517<br />

Goosmann, S. 231<br />

Gorbulev, S. 365<br />

Görke, M. 191<br />

Gorsky-Ostmeier, E. 387<br />

Goßler, A. 53<br />

Gössler, R. 330<br />

Gos, T. 142, 330<br />

Götzmann, L. 239<br />

Gousetis, S. 368<br />

Gouzoulis-Mayfrank, E. 39, 40, 41<br />

Grabe, H. 122, 123, 146, 147, 317, 322, 514<br />

Grabe, M. 510<br />

Graf, M. 391, 404, 405, 406, 410<br />

Graf-Morgenstern, M. 340, 353<br />

Gräßel, E. 30, 34<br />

Grassl, J. 222<br />

Grau, G. 472<br />

Graves, S. 390<br />

Greenlee, M. W. 298<br />

Greggersen, W. 240<br />

Greil, W. 118<br />

Greimel, E. 212, 217, 270<br />

Gre<strong>in</strong>er, C. 136<br />

Grempler, J. 449, 456<br />

Grimmer, T. 23<br />

530<br />

Grimm, S. 289, 322<br />

Grischke-Silber, J. 423<br />

Grodd, W. 26, 297, 300, 301<br />

Grohmann, R. 263, 363, 371, 383<br />

Grömer, T. 289<br />

Grön, G. 286<br />

Gropalis, M. 357<br />

Groß, D. 368<br />

Große Bley, J. 156<br />

Großfeld-Schmitz, M. 34<br />

Grosshans, M. 290<br />

Gross, J. 95, 380<br />

Grossmann, A. 285, 322<br />

Gröz<strong>in</strong>ger, M. 462, 463<br />

Grube, M. 129<br />

Gruber, O. 71, 90, 106, 113, 140, 266, 267, 296, 303, 309, 310<br />

Grubert, C. 156<br />

Gruen<strong>der</strong>, G. 218, 379<br />

Grün<strong>der</strong>, G. 48, 60, 68, 106, 268, 285, 286, 319,<br />

360, 361, 368, 370, 377, 381, 514<br />

Gründler, T. 274<br />

Grunze, H. 391<br />

Gruß, B. 223<br />

Grüttert, T. 149<br />

Gsottschnei<strong>der</strong>, A. 343<br />

Gu<strong>der</strong>ian, F. 222<br />

Guhn, A. 174<br />

Gulb<strong>in</strong>s, E. 314<br />

Guldimann, A. 402<br />

Gündel, H. 181, 507<br />

Günther, T. 283<br />

Günther, U. 30<br />

Günther, V. 62<br />

Günther, W. 362<br />

Gunzelmann, T. 133<br />

Günzler, C. 193<br />

Gurtzmann, H. 17<br />

Guse, B. 15<br />

Gusmann, S. 100<br />

Gussmann, S. 168<br />

Gusy, B. 443<br />

Gutmann, P. 484<br />

Gutz, L. 199<br />

Gutzmann, H. 252, 253, 254, 256, 403<br />

Guzek, P.-R. 422<br />

Gwenner, M. 407<br />

Gw<strong>in</strong>ner, W. 249<br />

H<br />

Haag, A. 290<br />

Haag, C. 34<br />

Haake, P. 195<br />

Haasen, C. 54, 56, 61, 62, 65, 452<br />

Haas-Krammer, A. 177<br />

Habel, U. 86, 132, 154, 202, 220, 267,<br />

270, 272, 273, 294, 302, 321, 421<br />

Haberhausen, M. 109<br />

Habermeyer, B. 301<br />

Habermeyer, E. 396, 404, 405<br />

Habermeyer, V. 204, 332<br />

Haberstroh, J. 256, 259, 261, 263<br />

Hachgenei, B. 50, 52<br />

Hach, I. 452<br />

Haddad, L. 274<br />

Ha<strong>der</strong>, A. 367, 372, 519


Autorenverzeichnis<br />

Hadrysiewicz, B. 156<br />

Haen, E. 80, 136, 367, 372, 377, 519<br />

Haenel, F. 507<br />

Haenschel, C. 215, 310<br />

Häfele, A. 66<br />

Haffen, E. 465<br />

Haffner, J. 194, 200, 212, 342<br />

Häfner, H. 68, 76, 77, 468<br />

Häfner, S. 245<br />

Hagenhoff, M. 202, 205<br />

Hahn, K. 374<br />

Hahn, T. 176<br />

Hajak, G. 15, 23, 25, 111, 132, 143, 180, 182, 192,<br />

204, 294, 295, 298, 307, 326, 389, 400<br />

Hal<strong>der</strong>, W. 260<br />

Halfter, S. 302<br />

Haltenhof, H. 249<br />

Halter, C. 55<br />

Hamann, B. 246<br />

Hamann, J. 103, 438<br />

Hambrecht, M. 127<br />

Hamer, H. 290<br />

Hamm, A. 173, 203, 321<br />

Hammerste<strong>in</strong>, E. 141<br />

Hampel, H. 10, 15, 19, 20, 21, 27, 266<br />

Händel, N. 404, 406<br />

Hanew<strong>in</strong>kel, R. 37<br />

Hänggi, J. 307<br />

Hänni, M. 358<br />

Hanns, S. 446<br />

Hanon, C. 465<br />

Hantschk, I. 112<br />

Harenberg, S. 263<br />

Harfst, T. 427<br />

Hargarter, L. 101, 102, 109, 110, 378<br />

Hargarter, Ludger 101<br />

Här<strong>in</strong>g, H.-U. 247<br />

Harrer, U. 263<br />

Harter, C. 423<br />

Härter, M. 119, 145, 149, 152, 420, 427,<br />

430, 438, 444, 449, 450<br />

Hartmann, A. 187, 222<br />

Hartmann, A. S. 187<br />

Hartmann, S. 59<br />

Hartmann, T. 314<br />

Hartung, H.-P. 33<br />

Hasan, A. 155, 521<br />

Haschke-Becher, E. 55<br />

Hashimoto, A. 484<br />

Hasler, G. 173<br />

Hasselhorn, M. 504<br />

Hassenpflug, K. 450<br />

Häßler, F. 27, 219, 223, 234, 244, 371, 404, 459<br />

Hatzfeld, A. 449, 456<br />

Hatz<strong>in</strong>ger, M. 154, 232<br />

Hauenste<strong>in</strong>, K. 199, 271, 285, 322<br />

Haug, A. 83<br />

Haun, M. 351<br />

Haupt, M. 255<br />

Hauschildt, M. 130, 175<br />

Hausch, V. 65<br />

Hauser, J. 23<br />

Hausmann, A. 495<br />

Hausner, H. 424, 493<br />

Hausotter, W. 453<br />

Häuß<strong>in</strong>ger, C. 357, 452<br />

Hauth, I. 129, 344, 362, 478, 502, 510<br />

Hautzel, H. 288<br />

Hautz<strong>in</strong>ger, M. 117, 127, 138, 143, 144, 155, 347, 348, 354<br />

Havemann-Re<strong>in</strong>ecke, U. 58, 60<br />

Hayak, G. 180<br />

Hebebrand, J. 109, 183, 187, 188, 315, 441, 503<br />

Heberle<strong>in</strong>, A. 59, 326<br />

Heb<strong>in</strong>g, M. 356<br />

Heckel, A. 298<br />

Hecker, R. 450<br />

Heekeren, H. 117, 206, 266, 503, 504<br />

Heekeren, K. 104, 112<br />

Heer<strong>in</strong>g, E. 408<br />

Hefele, K. 265<br />

Hefti, R. 344<br />

Hegerl, U. 112, 116, 141, 143, 155, 159,<br />

161, 229, 283, 289, 301, 348, 382<br />

Heidenreich, T. 127, 144, 341<br />

Hei<strong>der</strong>, D. 429<br />

Heilemann, H. 407<br />

Heimann, H. 43<br />

Heim, C. M. 271<br />

He<strong>in</strong>del, W. 169, 286, 296<br />

He<strong>in</strong>, E. 155<br />

He<strong>in</strong>ecke, K. 197<br />

He<strong>in</strong>, J. 209, 420, 425<br />

He<strong>in</strong>rich, E. 387<br />

He<strong>in</strong>rich, S. 254, 429, 447<br />

He<strong>in</strong>richs, M. 270, 271<br />

He<strong>in</strong>z, A. 17, 40, 43, 57, 67, 81, 132, 154, 209, 266, 275, 291,<br />

298, 309, 411, 420, 425, 470, 471, 482, 500, 506, 508<br />

He<strong>in</strong>ze, H. J. 46<br />

He<strong>in</strong>ze, H.-J. 47<br />

He<strong>in</strong>zel-Gutenbrunner, M. 109<br />

He<strong>in</strong>zel, N. 149<br />

He<strong>in</strong>ze, M. 471, 472, 473, 475, 483, 484<br />

He<strong>in</strong>zen, H. 407, 409<br />

He<strong>in</strong>z, U. 366<br />

Heiser, P. 323, 376<br />

Helb<strong>in</strong>g, N. 134, 144<br />

Heldmann, M. 46, 47<br />

Hellberg, A. 66<br />

Helld<strong>in</strong>, L. 110<br />

Hellhammer, D. H. 206<br />

Hellmich, M. 104<br />

Hellweg, R. 163<br />

Helmbrecht, M. 451<br />

Helmbrecht, M. J. 422<br />

Helmchen, H. 470, 471<br />

Helmreich, I. 161<br />

Helsberg, K. 230<br />

Hemmer, B. 33<br />

Hemmeter-Spernal, J. 140<br />

Hemmeter, U.-M. 154, 391<br />

Heneka, M. T. 9<br />

Henes, C. 375<br />

Henkel, A. W. 289<br />

Henkel, V. 143, 155, 348<br />

Henke, M. 158<br />

Hennicke, K. 244<br />

Hennig-Fast, K. 27<br />

Hennig, J. 177<br />

Henn<strong>in</strong>gsen, P. 165, 181<br />

Hensel, A. 447, 499<br />

531


Autorenverzeichnis<br />

Henseler, I. 310<br />

Hensler, M. 310<br />

Hepp, U. 490, 492<br />

Herberhold, M. 426<br />

Herbrich, L. 189<br />

Herbst, N. 176, 346<br />

Her<strong>der</strong>, C. 245<br />

Heres, S. 103<br />

Hermann, C. 341<br />

Hermann, D. 53, 292<br />

Hermle, L. 265<br />

Hermsen, A. 290<br />

Herold, C. 90<br />

Herold, C. J. 106<br />

Herpertz-Dahlmann, B. 182, 183, 209, 212, 216, 217, 270<br />

Herpertz, S. 183, 184, 199, 237, 271<br />

Herpertz, S. C. 79, 170, 208, 209, 210, 250, 270, 272, 277,<br />

278, 285, 322, 331, 333, 348, 349, 463<br />

Herre, H. 59<br />

Herrlich, J. 337, 338<br />

Herwig, U. 160, 284, 285, 307, 447<br />

Herzog, D. 161, 308<br />

Herzog, S. 328<br />

Herzog, W. 184, 348<br />

Hesse, K. 338<br />

Hesselborck, M. 45<br />

Hesselbrock, M. 41<br />

Hesselbrock, V. 41, 45<br />

Hesse, S. 141, 283<br />

Heuser, I. 14, 20, 146, 203, 240, 515<br />

Hewer, W. 124, 255<br />

He, Y. 104<br />

Hiemke, C. 81, 108, 136, 142, 361, 365,<br />

367, 369, 373, 376, 377, 516<br />

Hierholzer, C. 429<br />

Hilbert, A. 187, 222<br />

Hildebrandt, H. 78<br />

Hilgenfeldt, T. 139<br />

Hill, A. 410<br />

Hillemacher, T. 50, 58, 59, 190, 319, 320, 326, 454<br />

Hiller, W. 357<br />

Hill<strong>in</strong>g, C. 127<br />

Himmerich, H. 136, 315, 321<br />

H<strong>in</strong>ckers, A. 209<br />

H<strong>in</strong>kelmann, K. 130<br />

H<strong>in</strong>ney, A. 187, 503<br />

H<strong>in</strong>terberger-Weber, P. 98, 99<br />

H<strong>in</strong>terhuber, H. 488<br />

H<strong>in</strong>tzen, A. 50, 54, 58<br />

Hipler, U.-C. 85<br />

Hipp, A. 145<br />

Hirakawa, J. 424<br />

Hirsch, R. 332, 333<br />

Hische, E. H. 476, 477<br />

Hissbach, J. 61<br />

Ho, B.-C. 83<br />

Hoch, E. 38, 39, 41<br />

Höcker, W. 43<br />

Hodapp, V. 406<br />

Hodgk<strong>in</strong>son, S. 327<br />

Hödl, K. 205, 308<br />

Hoeben, D. 101, 102, 109, 110<br />

Hoelzel, M. 88<br />

Hofecker, M. 229<br />

Hofer, A. 62<br />

532<br />

Hoffmann, H. 86, 417<br />

Hoffmann, J. 409<br />

Hoffmann, K. 403<br />

Hoffmann, M. 50<br />

Hoffmann, N. 24<br />

Hoffmann, R. 43<br />

Hoffmann, W. 9<br />

Hoffmeyer, D. 179<br />

Hoff, P. 443, 476, 520<br />

Höfler, M. 45<br />

Hofmann, N. 357, 444, 452<br />

Höft, B. 25<br />

Hohagen, F. 117, 164, 171, 332, 339, 443, 466<br />

Hohoff, C. 140, 293<br />

Holle, R. 34<br />

Holm-Petersen, C. 461<br />

Holsboer, F. 315, 361, 364, 469<br />

Holsboer-Trachsler, E. 154, 232<br />

Holt, D. 83<br />

Holthoff, V. 254, 255<br />

Holtmann, M. 127, 219, 306<br />

Holtz, M. 247<br />

Hölzel, L. 145, 149, 152, 444, 451<br />

Holzer, M. 120, 125<br />

Holz, J. 120<br />

Holzmüller, S. 247<br />

Homann, K. 61<br />

Homan, P. 115<br />

Hoppe, A. 93<br />

Hoppe, G. 206<br />

Horiuchi, T. 424<br />

Horn, A. 149, 439<br />

Horn, D. 137, 158, 294<br />

Horn, D. I. 293<br />

Horn, H. 114<br />

Hornste<strong>in</strong>, C. 445, 454, 455, 456<br />

Hornung, O. 279<br />

Hornung, R. 258<br />

Hornyak, M. 49<br />

Horstmann, A. 31, 32, 35<br />

Hörtnagl, C. 62<br />

Horvath, A. 371<br />

Höse, A. 312<br />

Hottenroth, B. 175<br />

Hottenrott, B. 64, 111<br />

Hoyer, C. 104<br />

Hoyer, J. 174<br />

Huber, C. G. 93, 97, 245<br />

Huber, M. 290<br />

Huber, M. T. 140<br />

Huber, R. 120<br />

Huber, W. 9, 312<br />

Hubl, D. 111, 115, 311<br />

Hubmann, W. 98, 99<br />

Hübner-Liebermann, B. 424, 493<br />

Huchzermeier, C. 334, 407, 409<br />

Huff, W. 46, 218, 273<br />

Huffziger, S. 137, 141<br />

Hügle, M. 247<br />

Hüll, M. 11, 19, 252, 261<br />

Hulstijn, W. 71<br />

Hummes, J. 512<br />

Hundemer, H.-P. 92, 382<br />

Hüneburg, A. 458<br />

Hurlemann, R. 68, 77


Autorenverzeichnis<br />

Huss, M. 304<br />

Husstedt, I. W. 302<br />

Huwe, A. 63<br />

Huynh, K.-D. 323<br />

Huys, Q. 154<br />

I<br />

Ibach, B. 23, 101, 103, 110, 260, 378<br />

Ibelshäuser, I. 307<br />

Icks, A. 451<br />

Iffland, J. S. 410<br />

Ilic, N. 107<br />

Ille, R. 89, 317<br />

Illes, F. 490, 492<br />

Imgart, H. 186<br />

Imhof, L. 229<br />

Ince, H. 155, 378<br />

Ingo, S. 56<br />

Inta, D. 109<br />

Irle, E. 114<br />

Irmak, A. 286<br />

Is<strong>in</strong>g, M. 45, 315, 361, 364<br />

Israel, A.-K. 105<br />

Ivanov, M. V. 109, 110<br />

Iwai, K. 424<br />

J<br />

Jäckel, D. 417<br />

Jacker, M. 304<br />

Jacob, C. 122, 316<br />

Jacob, G. 199, 206, 305, 340, 353<br />

Jacobi, A. 320<br />

Jacobi, C. 186<br />

Jacobi, H. 33<br />

Jacob, N. 168<br />

Jaeger, S. 93, 448<br />

Jäger, M. 73, 74, 92, 99, 439, 443, 520<br />

Jähne, A. 51, 52, 53<br />

Jahner, T. 367, 372, 519<br />

Jahn, H. 24, 56, 66, 324, 373, 439<br />

Jahn, T. 343<br />

Jaite, C. 189<br />

Jäkel, A. 496<br />

Jakobi, U. 96, 347<br />

Jakobs, H. 290<br />

Jäncke, L. 307<br />

Janeiro, M. 416<br />

Jan, G. 97<br />

Janouschek, H. 106, 218, 318<br />

Jansen, A. 287, 294, 306, 308, 337<br />

Janssen, B. 419, 422, 435, 442<br />

Janssen, D. 151<br />

Jans, T. 213, 222<br />

Jaquenoud Sirot, E. 263, 367, 372<br />

Jara-Opazo, C. 192<br />

Jasovic-Gasic, M. 110<br />

Jel<strong>in</strong>ek, L. 64, 111, 130, 175<br />

Jena, S. 498<br />

Jendreyschak, J. 490<br />

Jentzsch, T. 32<br />

Jessen, F. 9, 14, 18, 19, 20, 21, 28, 79<br />

Jilg, H. 257<br />

Jochum, T. 58, 60<br />

Johnstone, E. C. 74<br />

Jonas, C. 261, 262<br />

Jordaan, J. 493<br />

Jordan, K. 398<br />

Jordanov, T. 95<br />

Jourdan Moser, S. 227<br />

Jovanovic, N. 465<br />

Jox, R. J. 482<br />

Juckel, G. 67, 76, 81, 107, 110, 126, 136, 268, 292,<br />

293, 378, 379, 434, 442, 474, 490, 492<br />

Jucksch, V. 304<br />

Jukic, V. 102<br />

Jünemann, S. 306<br />

Junge, C. 65<br />

Junge-Hoffmeister, J. 148<br />

Junghan, U. 354, 419<br />

Jung, J. 289<br />

Jungke, P. 151<br />

Jürgen, U. 380<br />

Jurjanz, L. 13<br />

Jusyte, A. 180<br />

K<br />

Kadow, I. 439<br />

Kaduszkiewicz, H. 18, 19<br />

Kaesberg, S. 252<br />

Kaess, M. 496<br />

Kaffenberger, T. 160, 284, 307<br />

Kahl, K. 240, 241, 247, 388, 464<br />

Kahner-Gröne, S. 374, 380, 382<br />

Kahnt, T. 281, 291<br />

Kaiser, P. 344<br />

Kaiser, S. 190<br />

Kalbe, E. 31, 252, 299, 498<br />

Kalbermatten, S. 86<br />

Kalisch, R. 173, 281, 320<br />

Kalkan, R. 441<br />

Kalluri, S. R. 33<br />

Kaltenegger, J. 177<br />

Kamei, T. 518<br />

Kammerer-Ciernioch, J. 94, 95, 97, 377, 380<br />

Kamp-Becker, I. 214, 215, 221<br />

Kämpf, P. 24<br />

Kamrowski-Kruck, H. 27<br />

Kane, J. 109<br />

Kane, J. M. 241<br />

Kapfhammer, H.-P. 89, 355, 488, 490<br />

Karagülle, D. 50, 58, 247<br />

Karch, S. 112, 172<br />

Karenberg, A. 477<br />

Karitzky, J. 265<br />

Karl, B. 328<br />

Karlsson, L. 516<br />

Karow, A. 61, 89, 100, 168<br />

Karwautz, A. 186<br />

Kaschka, W. 327<br />

Kasparek, T. 80<br />

Kasper, J. 225<br />

Kassubek, J. 218<br />

Kastrau, F. 312<br />

Kathmann, N. 124<br />

Kato, H. 424<br />

Katschnig, H. 134<br />

Kaufmann, A. 62, 260<br />

Kaufmann, J. 114, 158, 287, 293<br />

Kaufold, M. 449<br />

Kaul, C. 517<br />

533


Autorenverzeichnis<br />

Kawohl, W. 107, 217, 264, 383, 388, 443, 520<br />

Kayser, S. 135, 156<br />

Keeser, D. 120, 125<br />

Kehrle, F. 383<br />

Keilhoff, G. 125, 330<br />

Keiper, P. 199, 404<br />

Kelber, O. 151, 152<br />

Keller, I. 291<br />

Kellermann, T. 132, 256, 279, 280, 295, 302, 305, 308, 421<br />

Kellner, M. 33, 130, 175, 180, 324<br />

Kemmler, G. 62, 260, 495<br />

Kemp, D. 153<br />

Kendziorra, K. 283<br />

Kensche, M. 57<br />

Kerselaers, W. 110<br />

Kerst<strong>in</strong>g, A. 129, 169, 284, 286, 454, 514<br />

Kessler, H. 122<br />

Kessler, J. 31, 252, 498<br />

Ketteler, D. 312, 443, 520<br />

Ketteler, S. 312<br />

Kherfouche, C. 397<br />

Kiefer, F. 36, 40, 42, 47, 52, 53, 62, 290, 373, 385, 457, 504<br />

Kief, S. 97<br />

Kienast, T. 42, 197<br />

Kiessl<strong>in</strong>g, W. 427<br />

Kiess, O. 288<br />

Kiko, S. 341<br />

Kilian, R. 66, 248, 417, 429, 439, 441, 446<br />

Kim, E.-H. 46, 273<br />

Kimura, K. 518<br />

K<strong>in</strong>dler, J. 111, 115<br />

K<strong>in</strong>g, M. 508<br />

K<strong>in</strong>ter, E. T. 93<br />

Kircher, T. 67, 86, 133, 215, 221, 269, 270, 272, 285, 294,<br />

296, 299, 302, 306, 308, 311, 313, 337, 518<br />

Kirchhe<strong>in</strong>er, J. 368<br />

Kirchmann, H. 503<br />

Kirfel, S. 505<br />

Kirner, A. 311<br />

Kirner-Vesel<strong>in</strong>ovic, A. 313<br />

Kirschbaum, C. 123, 283<br />

Kirsch, P. 202, 274, 275<br />

Kirsch, V. 112<br />

Kis, B. 220, 226<br />

Kiss, H. 416<br />

Kissl<strong>in</strong>g, W. 103, 438<br />

Klafki, H.-W. 27<br />

Klaghofer, R. 462<br />

Klann-Delius, G. 146<br />

Klarhöfer, M. 301<br />

Kle<strong>in</strong>, A. 421<br />

Kle<strong>in</strong>, D. 216<br />

Kle<strong>in</strong>dienst, N. 166, 338<br />

Kle<strong>in</strong>, H. E. 414<br />

Kle<strong>in</strong>jung, T. 180, 389<br />

Kle<strong>in</strong>, O. 292<br />

Kle<strong>in</strong>, P. 117<br />

Kle<strong>in</strong>, R. 247<br />

Kletta, C. 149<br />

Klett, M. 200<br />

Klidonas, N. 107<br />

Kliegel, M. 222<br />

Klier, C. 455, 456<br />

Klieser, E. 138, 421, 450<br />

Klieser junior, E. 138, 421, 450<br />

534<br />

Klimke, A. 102<br />

Kl<strong>in</strong>gberg, S. 96, 178, 247, 337, 338, 346, 347, 429<br />

Kl<strong>in</strong>gebiel, R. 189<br />

Kl<strong>in</strong>ger, D. 249, 277<br />

Kloepfer, C. 192<br />

Kloiber, S. 315<br />

Klomp, M. 285, 379<br />

Klöppel, S. 305<br />

Klossika, I. 198<br />

Klosterkötter, J. 8, 15, 46, 68, 70, 72, 75, 76,<br />

77, 87, 106, 212, 213, 273, 454<br />

Klostermann, F. 305<br />

Klotzbach, L. 423<br />

Kluge, U. 43, 471, 482<br />

Klünemann, H. 25<br />

Klusmann, V. 515<br />

Knake, S. 290<br />

Knappe, S. 174<br />

Knapp, M. 80, 107<br />

Knoch, D. 285<br />

Knödlse<strong>der</strong>, T. 110<br />

Knollmann, M. 441<br />

Knörnschild, C. 340<br />

Knorr, A. 137, 298<br />

Knorr, C. 32<br />

Knoth, C. 372<br />

Knüppel, S. 43<br />

Koban, N. 222<br />

Kobeleva, X. 202<br />

Kobiella, A. 298<br />

Koch, A. 349, 353<br />

Koch, A. S. 156<br />

Koch, E. 72, 73, 208, 252, 506<br />

Köcher, L. 30<br />

Koch-Gromus, U. 444<br />

Koch, H. 80<br />

Koch, I. 270<br />

Koch, K. 84, 127, 268<br />

Koch, S. 105<br />

Koch-Stoecker, S. 306<br />

Koch, W. 21, 266<br />

Köck, C. M. 25<br />

Koerner, H. 326<br />

Koethe, D. 104<br />

Kohler, C. 202<br />

Köhler, D. 407<br />

Kohler, E. M. 289<br />

Köhler, J. 390<br />

Köhler, L. 17<br />

Kohnen, R. 143, 155, 348<br />

Kohn, N. 132, 154, 421<br />

Ko-Inoshishi, Y. 32, 33<br />

Kolb, C. 151, 152<br />

Kölch, M. 383<br />

Kölle, M. 34, 49, 63, 159, 265<br />

Koller, G. 36, 319<br />

Koller, M. 251, 479<br />

Komm, W. 157<br />

Komp, M. 106<br />

Köneke, D. 374, 380, 382<br />

König, H.-H. 18, 242, 254, 417, 429, 447<br />

König, T. 111, 115<br />

König, W. 245<br />

Konnopka, A. 242, 254, 429<br />

Konofal, E. 229


Autorenverzeichnis<br />

Konrad, A. 23, 228<br />

Konrad, C. 284, 286, 287, 290, 293, 296, 302, 306, 308, 337<br />

Konrad, F. 179<br />

Konrad, K. 212, 216, 217, 270<br />

Konrad, N. 334, 399, 400<br />

Konstant<strong>in</strong>idis, A. 363, 371<br />

Kooij, S. 229<br />

Kopetsch, T. 461<br />

Kopf, D. 92, 252<br />

Kopitz, J. 368<br />

KORA Investigators, f. t. 45<br />

Kordon, A. 171, 219, 220<br />

Korf, F. 373<br />

Kornhuber, J. 20, 47, 58, 116, 190, 249, 289, 297, 314,<br />

320, 322, 325, 326, 388, 389, 390, 454<br />

Korte, A. 133<br />

Kosmahl, M. 432<br />

Kostic, J. 90<br />

Köther, U. 88, 111<br />

Kotlarski, B. 261<br />

Kotler, M. 101, 102, 109<br />

Kottlow, M. 115<br />

Koussemou, J.-M. 501<br />

Koutsouleris, N. 74, 75<br />

Kozel, B. 491<br />

Kraan, K. 419<br />

Krabbendam, L. 82<br />

Krach, S. 215, 221, 270, 286, 294, 296, 299, 311, 313, 518<br />

Kraemer, S. 92, 109, 343<br />

Kraft, K. 459<br />

Kramer, D. 350<br />

Krämer, M. 220, 226<br />

Krämer, R. 246<br />

Kranaster, L. 104<br />

Krannich, D. 161<br />

Krasic, D. 90, 107<br />

Krauel, K. 297<br />

Krause, A. 207, 278<br />

Krause, K. 256, 259, 263<br />

Krause, S. 174<br />

Krause, W.-R. 349<br />

Kraus, T. 155<br />

Krautgartner, M. 134<br />

Krauth, C. 411<br />

Krautheim, J. 420, 425<br />

Kray, J. 503<br />

Krebs, R. 283<br />

Kreifelts, B. 298, 300, 301<br />

Kreisel, S. 22, 30<br />

Kreis, R. 311<br />

Kretschmer, A. 222<br />

Kreuz, F. 324<br />

Krieg, J.-C. 109, 140<br />

Kr<strong>in</strong>gler, W. 253<br />

Krischer, M. 201, 202, 209<br />

Krischke, N. R. 97, 100<br />

Krisch, P. 226<br />

Kriston, L. 145, 149, 152, 193, 444<br />

Kröger, M. 291<br />

Kröger, U. 393<br />

Kroker, K. 454<br />

Krömer, S. 383<br />

Kronenberg, G. 131, 132, 318<br />

Kröner-Herwig, B. 357, 444<br />

Kronmüller, K.-T. 83, 213, 342, 399<br />

Krost, M. 299<br />

Krug, A. 269, 294, 337<br />

Krüger, A. 170<br />

Krüger, C. 132<br />

Krüger, D. 305<br />

Krüger, H.-P. 475<br />

Krüger, S. 148, 324, 455<br />

Krumm, B. 59<br />

Kruse, A. 263<br />

Kruse, J. 181, 236<br />

Kucher, K. 172<br />

Kuelz, A.-K. 346, 450<br />

Kugelberg, F. C. 516<br />

Kugel, H. 169, 284, 286, 293, 296<br />

Kühl, A. 188<br />

Kuhl, H. C. 301<br />

Kuhlmann, T. 504<br />

Kuhlmey, A. 16<br />

Kühn, C. 180<br />

Kühnel, S. 412<br />

Kühner, C. 137, 141, 401<br />

Kühn, F. 102, 110, 260<br />

Kuhnigk, O. 94<br />

Kuhn, J. 46, 218, 273<br />

Kuhn, K. 434<br />

Kühn, K.-U. 101<br />

Kühn, S. 360<br />

Kulik, A. 107, 292<br />

Kullmann, J. 33<br />

Külz, A. K. 176<br />

Kulzer, B. 236<br />

Kumar, A. 132<br />

Kumbier, E. 271, 476, 478<br />

Kümmel, A. 259<br />

Kummer, J. 135<br />

Kun<strong>der</strong>mann, B. 140<br />

Kunz, D. 518<br />

Kunze, H. 428, 429, 502<br />

Künzel, H. E. 315<br />

Kunz, I. 433, 491, 521<br />

Künzler, A. 358<br />

Kunz, S. 34<br />

Kupke, C. 473, 485<br />

Kupke, F. 409<br />

Kupper, Z. 86, 113, 143, 417<br />

Kupsch, A. 33<br />

Kurmann, J. 419<br />

Kurt, H. 462<br />

Kurth, F. 256<br />

Kurz, A. 23, 32<br />

Kurz, M. 206<br />

Kurzthaler, I. 260<br />

Kuske, B. 446<br />

Kuwert, P. 174<br />

Kuzmanovic, B. 280<br />

L<br />

Lachwitz, K. 513<br />

Lacruz, E. 245<br />

Ladenhauf, K. H. 355, 490<br />

La<strong>der</strong>, M. H. 98<br />

Ladwig, K.-H. 45, 245<br />

Laffy-Beaufils, B. 102<br />

Lahaye, M. 101, 109, 110<br />

Lahmann, C. 181<br />

535


Autorenverzeichnis<br />

Lahmeyer, C. 261, 262<br />

Lambert, M. 97, 102, 126, 439<br />

Lammers, C.-H. 197, 203<br />

Lampen-Imkamp, S. 457<br />

Lam, T. 186<br />

Lanczik, M. H. 166<br />

Landgrebe, M. 15, 180, 326, 389<br />

Landsberg, M. W. 346<br />

Langbe<strong>in</strong>, K. 311<br />

Lange-Asschenfeldt, C. 25<br />

Lange, C. 114<br />

Länger, A. 172<br />

Lange, S. 509<br />

Langguth, B. 15, 180, 326, 389<br />

Langhoff, C. 336<br />

Längle, G. 57<br />

Langner, R. 305<br />

Langosch, J. 65, 97, 100, 391<br />

Lang, S. 281<br />

Lang, U. 67, 85, 434, 470<br />

Lankow, A. 33<br />

Lanquillon, S. 80<br />

Lanzenberger, R. 280<br />

Lara, E. 102<br />

Lard<strong>in</strong>ois, M. 69<br />

Laske, C. 24, 145<br />

Laskowska, B. 55<br />

Lässer, M. M. 90, 106<br />

Lassnig, R.-M. 317<br />

Lataster, T. 69<br />

Lauber, C. 443, 520<br />

Laucht, M. 209, 217<br />

Lauer, C. 185<br />

Launis, V. 474<br />

Lau, S. 334, 400<br />

Lautenbacher, S. 140<br />

Lautenschlager, M. 94, 95, 97, 377, 380<br />

Lauterberg, J. 34<br />

Laux, G. 150<br />

Lawrie, S. 74<br />

Leber, S. 290<br />

Leber, W.-D. 502<br />

Le<strong>der</strong>bogen, F. 94, 95, 97, 236, 377, 380<br />

Lee, H.-B. 379<br />

Lee, J. 379<br />

Legrand, N. 336<br />

Lehfeld, H. 29, 225, 258<br />

Lehmann, D. 238<br />

Lehmann, M. 230<br />

Lehmann, W. 286<br />

Lehmbeck, J. 24<br />

Lehmkuhl, G. 201, 211, 213, 230, 402<br />

Lehmkuhl, U. 133, 187, 189, 190, 304, 315<br />

Leib<strong>in</strong>g, E. 342<br />

Leichsenr<strong>in</strong>g, F. 342<br />

Leichsenr<strong>in</strong>g, I. 100, 168<br />

Leicht, G. 112, 172<br />

Leicht, H. 25<br />

Leipziger, K. 403<br />

Leitner, R. 357<br />

Lelgemann, M. 431<br />

Lembach, Y. 33, 256<br />

Lemche, E. 307<br />

Lemenager, T. 42<br />

Leménager, T. 374, 385<br />

536<br />

Lemo<strong>in</strong>e, P. 301<br />

Lenartz, D. 46, 218, 273<br />

Lencer, R. 86<br />

Lengsfeld, I. 310<br />

Lenz, B. 59, 320, 326, 389<br />

Lenz, G. 150, 158, 160, 343, 350, 356<br />

Leopold, K. 8<br />

Leplow, B. 401<br />

Lesch, K.-P. 122, 316, 319, 397<br />

Lesch, O. 59<br />

Lessel, W. 142<br />

Leube, D. 285<br />

Leucht, S. 70, 80, 103, 370<br />

Lewandowski, M. 140<br />

Lewczuk, P. 28<br />

Leweke, F. M. 104, 443<br />

Lewitzka, U. 151, 491<br />

Leyhe, T. 24, 26, 247<br />

Libal, G. 200, 201, 218<br />

Lieb, B. 36, 505<br />

Lieb, K. 23, 50, 52, 161, 196, 199, 205, 206, 281, 291,<br />

305, 328, 340, 353, 365, 385, 430, 431, 481, 482<br />

Lieb, R. 8, 45, 174<br />

Liebscher, C. 281<br />

Li, J. 151<br />

Limberg, A. 203<br />

L<strong>in</strong>, D. 109<br />

L<strong>in</strong>denberger, U. 504<br />

L<strong>in</strong>den, M. 163, 164, 178, 235, 250, 334, 336,<br />

348, 355, 382, 423, 435, 436, 438<br />

L<strong>in</strong>dner, C. 284<br />

L<strong>in</strong>dner, T. 497<br />

L<strong>in</strong>nebank, M. 28<br />

L<strong>in</strong>ster, H. 145<br />

L<strong>in</strong>ster, H. W. 450<br />

Lip<strong>in</strong>ski, S. 281<br />

Lippi, G. 493<br />

Lischke, A. 285, 322<br />

Lis, S. 202, 205, 226, 275<br />

Lissek, S. 67<br />

Lissens, J. 110<br />

Löber, S. 62, 457, 505<br />

Löffler, I. 330<br />

Lohmann, H. 302<br />

Loh, N. 318<br />

Lohse, L. 324<br />

Lorenz, J. 57, 58<br />

Lorenz, S. 161<br />

Lorra<strong>in</strong>, M. 374<br />

Lorschei<strong>der</strong>, M. 23, 44, 291, 497<br />

Losert, C. 248, 429<br />

Lotz-Rambaldi, W. 171, 464<br />

Louda, J. 409<br />

Lövdén, M. 504<br />

Löwe, B. 141<br />

Lowijk, B. 195, 196<br />

Loy, M. 303<br />

Loze, J.-Y. 110, 153<br />

Luborzewski, A. 124<br />

Lucae, S. 122, 315, 361, 364<br />

Lucht, M. 322<br />

Lucius-Hoene, G. 176<br />

Luckhaus, C. 509, 510<br />

Luck, T. 19, 414, 446, 447, 499<br />

Ludäscher, P. 166, 198


Autorenverzeichnis<br />

Lüdecke, D. 61<br />

Ludescher, B. 145<br />

Ludolph, A. 218, 375, 383, 384<br />

Lueken, U. 283<br />

Lüke, K. 289<br />

Lüken, U. 306, 308, 337, 407<br />

Lukesch, H. 422, 451<br />

Lumpp, A. 346<br />

Lundquist, A. 83, 112<br />

Luppa, M. 18, 254, 414, 446, 447, 499<br />

Luster, M. 63<br />

Luttenberger, K. 30, 34<br />

M<br />

Machann, J. 145<br />

Machleidt, W. 411, 418<br />

Maciulis, V. 102<br />

Maeck, L. 23, 262<br />

Maercker, A. 19, 81, 165, 170, 174, 332<br />

Mager, R. 301<br />

Mahler, J. 123, 146, 147, 514<br />

Mahler, L. 508<br />

Maier, I. 420, 449, 450<br />

Maier, J. 219<br />

Maier, W. 8, 17, 19, 22, 68, 75, 76, 77, 106, 261, 314, 514<br />

Maillart, A. 489<br />

Majic, T. 17<br />

Maj, M. 461, 471<br />

Malchow, B. 90, 461<br />

Maler, J. M. 22, 27, 249<br />

Malevani, J. 204<br />

Malhotra, A. K. 241<br />

Mal<strong>in</strong>owski, V. 352<br />

Malissova, I. 49<br />

Mall, A. 341<br />

Malone, T. 158, 294<br />

Malone, T. M. 293<br />

Mann, A. 309<br />

Mannaert, E. 101<br />

Männer, P. 23<br />

Mann, K. 38, 40, 48, 58, 59, 62, 209, 292, 298, 374, 385, 457<br />

Mann, R. D. 98<br />

Manu, P. 241<br />

Mänz, C. 394<br />

Marbach, S. 152<br />

Marcuse, A. 500<br />

Marek, S. 138<br />

Marekwica, M. 436, 451<br />

Marienhagen, J. 23<br />

Markov, V. 132<br />

Markowitsch, H. J. 206, 289<br />

Marlov, V. 294<br />

Marneros, A. 98, 99, 409<br />

Marotzki, U. 14<br />

Marques-Teixeira, J. 101<br />

Marschner, H. 32<br />

Marshall, L. 279<br />

Marten-Mittag, B. 45<br />

Mart<strong>in</strong>ez Mateo, M. 518<br />

Mart<strong>in</strong>i, J. 123, 247, 497<br />

Mart<strong>in</strong>, M. 258<br />

Mart<strong>in</strong>ussen, M. 190<br />

Marx, I. 226<br />

Marz<strong>in</strong>zik, F. 305<br />

Mäser, O. 485<br />

Maslowski, N. 26<br />

Maß, R. 115<br />

Mathiak, K. 67, 282, 309<br />

Matsch<strong>in</strong>ger, H. 414, 446, 447<br />

Mattejat, F. 459<br />

Mattern, M. 496<br />

Matthaei, M. 245<br />

Matthias, R. 246<br />

Mattler, U. 296<br />

Mauchnik, J. 282, 338<br />

Maurer, E. 179<br />

Maurer, H. 351<br />

Maurer, K. 68, 76, 77, 127<br />

Maurer, Y. 358<br />

Mausolff, L. 443<br />

Mawr<strong>in</strong>, C. 330<br />

Maxe<strong>in</strong>er, H. G. 328<br />

Mayer-Amberg, N. 463<br />

Mayer, J. 310<br />

Mayr, A. 73<br />

Mayrhofer, A. 186<br />

Mazurek, J. 235<br />

McDonnell, D. 109<br />

McGorry, P. 126, 454<br />

McIntosh, A. M. 74<br />

McKie, S. 203, 276<br />

McQuade, R. 152, 153<br />

Meermann, R. 167, 352<br />

Mehlburger, L. 515<br />

Mehler-Wex, C. 222<br />

Mehlig, H. 34<br />

Mehl, S. 346<br />

Mehlsteibl, D. 493<br />

Mehnert, A. 101<br />

Me<strong>in</strong>dl, T. 21, 27, 266<br />

Me<strong>in</strong>ert, T. 244<br />

Me<strong>in</strong>hardt, J. 204<br />

Meisenzahl, E. 128, 306<br />

Meis<strong>in</strong>ger, C. 45<br />

Meisner, C. 337<br />

Meißener, T. 387<br />

Meißnest, B. 252<br />

Meister, K. 97<br />

Melcher, T. 309<br />

Melchior, H. 444<br />

Melchner, D. 367, 372, 519<br />

Mell, T. 266<br />

Meltzer, K. 391<br />

Melzer, J. 181<br />

Mendel, R. 103, 438<br />

Menger, H. 61<br />

Meng, H. 73<br />

Menz, M. 302<br />

Mergl, R. 116, 143, 155, 161, 348, 382<br />

Merkel, R. 386<br />

Merkl, A. 124<br />

Merz, C. 161<br />

Merzenich, M. 95<br />

Messer, T. 150, 363, 448, 467, 510, 511<br />

Mestel, R. 143, 352, 359<br />

Metternich, B. 246<br />

Metzger, C. 137, 294, 298<br />

Metz<strong>in</strong>ger, T. 482<br />

Metz, K. 148<br />

Metzler, S. 104, 112<br />

537


Autorenverzeichnis<br />

Meyer, B. 339<br />

Meyer, K. 113<br />

Meyer-L<strong>in</strong>denberg, A. 78, 104, 270, 271, 274, 275, 316, 385, 502<br />

Meyer-Lotz, G. 142, 330<br />

Meyer zur Capellen, K. 303<br />

Michael, N. 159<br />

Michel, K. 489, 491<br />

Michel, T. 220<br />

Mick, I. M. 48<br />

Mielke, A. 380<br />

Mier, D. 274<br />

Miketiuk, D. 92<br />

Milanova, V. 101<br />

Milian, M. 26<br />

Milleit, B. 85<br />

Milleit, C. 85<br />

Millet, B. 102, 109<br />

Milosavljevic, L. 90<br />

M<strong>in</strong>arzyk, A. 92<br />

Miranda, A. 64<br />

Missel, P. 49, 63, 204, 448<br />

Missmahl, I. 501<br />

Mitchell, J. 518, 519<br />

Mitic, M. 107<br />

Mittoux, A. 98, 104<br />

Modell, S. 110, 152, 153<br />

Moeller, H. E. 35<br />

Moghadam, R. 110<br />

Möhler, E. 123, 350<br />

Mohorko, C. 520<br />

Mohr, F. 98, 99<br />

Mohr, H. 216<br />

Mokros, A. 398<br />

Möller, H.-J. 27, 57, 68, 73, 74, 76, 92, 99, 106, 112, 120,<br />

125, 134, 142, 143, 240, 360, 389, 468, 500<br />

Möller, I. 316<br />

Möller-Leimkühler, A. M. 315<br />

Montag, M. 248<br />

Montejo, A. L. 381<br />

Mönter, N. 351, 433<br />

Montgomery, F. U. 461<br />

Moore, N. D. 98<br />

Moorhead, B. 74<br />

Moré, K. 64<br />

Morgner, J. 123<br />

Moritz, S. 64, 88, 91, 95, 96, 111, 130, 175, 345<br />

Moriwaki, K. 424<br />

Morrens, M. 70<br />

Morrow, E. 83<br />

Morsch, D. 211<br />

Mortby, M. 81<br />

Möseler, S. 459<br />

Mössner, R. 74<br />

Muche-Burowski, C. 171<br />

Muche, P. 449<br />

Mueller, D. R. 82<br />

Mueller, K. 32, 35<br />

Muheim, F. 154, 489<br />

Mühlbacher, A. 225<br />

Mühle, C. 47, 314, 325<br />

Mühlhan, M. 283, 306<br />

Mühlig, S. 51, 138, 158, 162, 244, 390<br />

Muhtz, C. 33, 180<br />

Muijen, M. 434<br />

Mulert, C. 83, 112, 120, 172, 300<br />

538<br />

Müller, A. 323, 518, 519<br />

Müller, B. 22, 337, 346<br />

Müller, C. 32, 497<br />

Müller, D. 85<br />

Müller, D. J. 315<br />

Müller, E. 190<br />

Müller, F. 30, 261, 262<br />

Müller, H. 249, 390<br />

Müller, H.-J. 154<br />

Müller-Isberner, R. 393, 395<br />

Müller, J. 152, 398<br />

Müller, J. L. 395, 397, 398, 400, 401<br />

Müller, K. 31, 216<br />

Müller-Kautz, B. 402<br />

Müller, K.-M. 246<br />

Müller, M. 469<br />

Müller, M. J. 81, 177, 246<br />

Müller-Myhsok, B. 361, 364<br />

Müller, O. 477<br />

Müller-Oerl<strong>in</strong>ghausen, B. 363, 491<br />

Müller, R. 87<br />

Müller, S. 326, 343<br />

Müller-Spahn, F. 301<br />

Müller, T. 114, 484<br />

Müller, U. J. 46, 47<br />

Müller-Vahl, K. 218, 222, 373<br />

Müller, W. 506<br />

Mundle, G. 433, 465, 472, 508, 517<br />

Mundt, C. 213, 398, 399<br />

Munk, I. 435, 520<br />

Münster, C. 372<br />

Münte, T. 283<br />

Murray, R. 69<br />

Musalek, M. 357, 462, 472, 475<br />

Muschalla, B. 178, 235, 355, 423<br />

Muschke, F. 306<br />

Muschler, M. 59, 320<br />

Musil, R. 92, 142<br />

Müssig, K. 247<br />

Mutschler, D. 310<br />

Mutschler, J. 53, 59, 290<br />

Muysers, J. 403, 404<br />

My<strong>in</strong>-Germeys, I. 69, 85<br />

My<strong>in</strong>t, A. M. 105<br />

N<br />

Naber, D. 70, 97, 98, 102, 109<br />

Nachtigall, C. 349, 353<br />

Nagel, M. 86<br />

Nagels, A. 311, 313<br />

Nägler, K. 141, 159<br />

Nagy, B. 376<br />

Nakovics, H. 53, 62, 374<br />

Nappi, R. 515<br />

Nauck, F. 479<br />

Naumann, M. 303<br />

Nazirizadeh, Y. 377<br />

Nedopil, N. 210, 395, 453<br />

Nenadic, I. 84, 311, 373<br />

Nessler, S. 33<br />

Neufang, S. 216<br />

Neuhauser, H. 245<br />

Neumann, J. 26<br />

Neumann, K. 60<br />

Neumann, P. 159<br />

Neumann-Thiele, A. 390


Autorenverzeichnis<br />

Neumeyer, K. 256, 259, 261<br />

Neuner, F. 168, 169, 339<br />

Neuner, I. 32, 217, 218, 264, 279<br />

Neuner, T. 424, 493<br />

Neunhoeffer, A.-L. 190<br />

Newen, A. 474<br />

Nguyen, T. 122, 316<br />

Nicholson, R. 339<br />

Nickl-Jockschat, T. 71, 220<br />

Nicolas, V. 67<br />

Nicotera, P. 8, 9, 314<br />

Nieber, K. 151<br />

Nie<strong>der</strong>, T. O. 277<br />

Niedtfeld, I. 272<br />

Niehusmann, P. 366<br />

Niemann, J. 65<br />

Niemann-Mirmehdi, M. 471<br />

Nieratschker, V. 294<br />

Niess, A. 145<br />

Niklewski, F. 220<br />

Niklewski, G. 191, 238, 258<br />

Nill, M. 340, 353<br />

Nils, B. 97<br />

N<strong>in</strong>temann, A. 204<br />

Niolu, C. 102<br />

Nischk, D. 94<br />

Nissen, C. 119, 120, 192, 278<br />

Nisslmüller, K. 186<br />

Nitschke, J. 398<br />

N. Jon, S. 279<br />

Nobis, G. 186<br />

Nolt<strong>in</strong>g, T. 291<br />

Norbert, O. 408<br />

Nordt, C. 83<br />

Normann, C. 117, 119, 120, 354, 366<br />

Norra, C. 107, 135, 290, 292, 293, 442, 490, 492, 497<br />

Northoff, G. 281<br />

Nosiska, D. 350<br />

Nöthen, M. 275<br />

Nöthen, M. M. 502<br />

Nübl<strong>in</strong>g, M. 225<br />

Nüdl<strong>in</strong>g, S. 374, 380, 382<br />

Nyerod, H. J. 229<br />

O<br />

Oberdieck, H. 143<br />

Obermann, S. 244<br />

Obermeier, M. 74, 92, 99, 134, 142, 389<br />

Obier, C. 423<br />

Obst, K. U. 296<br />

Ochs, M. 351<br />

O´Connor, S. 48<br />

Oddo, S. 161, 205, 249, 276, 277, 289, 294, 308, 458, 517<br />

Odenwald, M. 43, 168, 169<br />

Oehlschläger, S. 60<br />

Oertel, W. 290<br />

Ohlmeier, M. D. 227, 228<br />

Ohmann, C. 15<br />

Ohntrup, J. 412<br />

Ohrmann, P. 169, 293, 296<br />

Olbrich, S. 229, 283, 301<br />

Ollenschläger, G. 132<br />

Olmes, D. 319<br />

Olshanskiy, V. 241<br />

Opitz von Boberfeld, C. 275<br />

Orhan, E. 291<br />

Osen, B. 346<br />

Osoba, A. 137, 158, 287, 293, 294<br />

Ossege, M. 350<br />

Osterfeld, N. 34, 49, 63, 159, 265<br />

Osterhei<strong>der</strong>, M. 398<br />

Oster, P. 30<br />

Ostrow, G. 151<br />

Oswald, K. 154<br />

Otte, C. 130<br />

Otte, E. 270<br />

Ott, M. 439<br />

Otto, M. 85<br />

Øvergård, K. T. 190<br />

Owen, R. 153<br />

Owens, D. G. 74<br />

Ozankan, M. 252, 253, 498<br />

Özbek, S. 498<br />

Özden, H. 517<br />

Özgürdal, S. 67<br />

P<br />

Padberg, F. 120, 125, 174<br />

Padva, A. 226<br />

Paelecke-Habermann, Y. 48, 54, 401<br />

Paelecke, M. 401<br />

Paheenthararajah, K. 463<br />

Pahlisch, F. 104<br />

Pajonk, F.-G. 80, 88, 386, 510, 512<br />

Palissa, H. 374, 380, 382<br />

Pallasch, B. 206<br />

Palm, C. 287<br />

Palm, U. 120, 125<br />

Pankow, A. 309<br />

Panteli, B. 105<br />

Pantelis, C. 126<br />

Pantel, J. 16, 139, 256, 257, 259, 261, 263<br />

Papadimou, E. 138<br />

Papassotiropoulos, A. 10, 323<br />

Pape, E. 288<br />

Park, S. 266, 291<br />

Parlapani, E. 329<br />

Parzer, P. 194, 200, 208, 212, 342, 368, 496, 506<br />

Paslakis, G. 130<br />

Passie, T. 54<br />

Passik, S. 28, 29<br />

Passow, D. 405<br />

Pauli-Pott, U. 503<br />

Paulus, C. 309<br />

Paulus, F. 215, 221, 270, 286, 518<br />

Pauly, K. 86<br />

Paulzen, M. 48, 60<br />

Pawliczek, C. 321<br />

Pechler, S. 98, 99<br />

Peerbooms, O. 85<br />

Peltenburg, M. 433<br />

Penka, S. 43<br />

Pentzek, M. 19<br />

Perahia, D. G. S. 381<br />

Perren, S. 232<br />

Pessentheier, H. 449<br />

Pessenthe<strong>in</strong>er, H. 420, 449, 450<br />

Peter, F. 180<br />

Peters, A. 240<br />

Peters, O. 21<br />

Peter, Z. 136<br />

Petrak, F. 236, 237<br />

539


Autorenverzeichnis<br />

Petzold, F. 289<br />

Petz, T. 179<br />

Peukert, R. 513<br />

Peupelmann, J. 88<br />

Peuskens, J. 98, 104<br />

Pezawas, L. 385<br />

Pfadenhauer, K. 303<br />

Pfaffenberger, N. 62<br />

Pfaff<strong>in</strong>ger, I. 350<br />

Pfammatter, M. 354<br />

Pfeiffer, A. 169<br />

Pfeiffer, C. 265<br />

Pfeiffer, E. 133, 187, 189, 190<br />

Pfennig, A. 8, 68, 126, 150, 158, 366, 367<br />

Pfiffner, C. 93, 448<br />

Pf<strong>in</strong>gsten, M. 508<br />

Pfister, H. 45<br />

Pflei<strong>der</strong>er, B. 159, 306, 308, 337<br />

Pfuhlmann, B. 80, 84, 107, 136, 377<br />

Pfüller, U. 88, 91, 95<br />

Philipp, A. 270<br />

Philipp-Wiegmann, F. 406, 407<br />

Philipsen, A. 210, 213, 214, 217, 227, 349<br />

Pick, C. 101<br />

Piefke, M. 270<br />

Piehl, A. 191<br />

Pieperhoff, P. 9<br />

Pieters, G. 195, 460, 516<br />

Pietsch, R. 148<br />

Pikalov, A. 153<br />

Pillmann, F. 98, 99<br />

Piomellli, D. 104<br />

Piosczyk, H. 278<br />

Pitschel-Walz, G. 343, 348<br />

Plaschke, J. 324<br />

Plaß, A. 412, 460<br />

Plattner, B. 318<br />

Platz, S. 244<br />

Platz, T. 356<br />

Plener, P. 200<br />

Plewnia, C. 113<br />

Plichta, M. 176<br />

Pogarell, O. 112, 120, 125, 267<br />

Pohl, A. 296<br />

Pohlack, S. 281<br />

Pöhland, L. 275<br />

Pohl, C. 343<br />

Poljansky, S. 23<br />

Pollmächer, T. 185, 188, 321, 363, 478<br />

Poltrum, M. 357, 472, 473<br />

Pompili, M. 488<br />

Popov, T. 95<br />

Popp, J. 28, 30<br />

Pöppl, T. 398<br />

Popp, R. 192<br />

Poustka, F. 219, 306<br />

Prehn, K. 199, 210<br />

Preißler, S. 206<br />

Prentice, T. 386<br />

Prestien, A. 458<br />

Preuss, U. 10, 36, 41, 42, 45, 319<br />

Priebe, K. 170<br />

Prieto, L. 205<br />

Prikryl, R. 80<br />

Priller, J. 470<br />

540<br />

Propp, H. 248<br />

Prouteau, V. 505<br />

Prox-Vagedes, V. 227, 228<br />

Puhlmann, P. 405<br />

Pukrop, R. 68, 76, 201, 202, 209<br />

Puschner, B. 414, 443<br />

Püschner, F. 377<br />

Putensen, C. 30<br />

Pycha, R. 488<br />

Q<br />

Quadflieg, N. 186<br />

Quail, D. 382<br />

Quante, A. 124<br />

Quent<strong>in</strong>, W. 18<br />

Qu<strong>in</strong>ten, C. 63<br />

Quitmann, J. 351<br />

R<br />

Rab<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>, J. 292<br />

Rachow, T. 88, 105<br />

Radeloff, D. 219<br />

Rademacher, L. 285, 286<br />

Radenbach, K. 113, 302<br />

Raes, F. 195<br />

Raffe<strong>in</strong>er, C. 260<br />

Rahman, F. K. 497<br />

Raitzig, M. 233<br />

Rammes, G. 172<br />

Ramsauer, B. 351, 413<br />

Ramseyer, F. 86<br />

Rancans, E. 101<br />

Randjbar, S. 88, 91, 96, 111, 175<br />

Randolf, A. 326<br />

Raphael, A. 234<br />

Rapoport, J. L. 208<br />

Rapp, A. 310, 497<br />

Rapp, A. M. 89<br />

Rapp, M. 16, 17, 266, 471<br />

Raptis, M. 48, 60, 218, 285<br />

Rath, M. 56<br />

Rauber, R. 200<br />

Rauch, A. V. 284, 296<br />

Rauscher, A. 439<br />

Rausch, F. 77<br />

Ravens-Sieberer, U. 36<br />

Razavi, N. 114<br />

Reck, C. 123, 208, 455<br />

Reese, C. 149<br />

Regenbogen, C. 421<br />

Regenbrecht, G. 102<br />

Reger, F. 204<br />

Reiber, H. 328<br />

Reichel, M. 47, 116, 314, 322, 325<br />

Reichhart, T. 103<br />

Reich, K. 53<br />

Reichmann, H. 261<br />

Reif, A. 122, 316, 318, 319, 397<br />

Reif, S. 324<br />

Reimer, J. 54, 56, 61, 62, 89<br />

Reimold, M. 298<br />

Re<strong>in</strong>ecke, J. 436<br />

Re<strong>in</strong>er, I. 317<br />

Re<strong>in</strong>hard, F. 32<br />

Re<strong>in</strong>hard, I. 447<br />

Re<strong>in</strong>hard, M. 58<br />

Re<strong>in</strong>hardt, I. 133, 306, 308, 337


Autorenverzeichnis<br />

Re<strong>in</strong><strong>in</strong>ghaus, B. 317<br />

Reis, A. 84<br />

Reischies, F. M. 284, 515<br />

Reiser, M. 27<br />

Reis<strong>in</strong>ger, K. 490<br />

Reis, O. 27, 64, 219, 223, 234, 459<br />

Reiss, N. 340, 353<br />

Reissner, V. 441<br />

Reith, W. 113<br />

Reker, T. 284<br />

Remschmidt, H. 109, 211, 214, 215<br />

Rems, L. 20<br />

Renneberg, B. 197, 198<br />

Rentzsch, J. 269<br />

Resch, F. 72, 73, 194, 208, 212, 342, 496, 506<br />

Resch, R. 200<br />

Reske, M. 302<br />

Reske, S. N. 63<br />

Rettenberger, M. 405, 406<br />

Retz-Jung<strong>in</strong>ger, P. 214, 406, 407<br />

Retz, W. 213, 214, 223, 397, 398, 406, 407<br />

Reulbach, U. 92<br />

Reuter, M. 275<br />

Revonsuo, A. 288, 474<br />

Rex, A. 230<br />

Rhe<strong>in</strong>, C. 325<br />

Richardson, P. 203, 276<br />

Richter, A. 322<br />

Richter-Appelt, H. 276<br />

Richter-Benedikt, A. 233<br />

Richter, D. 241<br />

Richter, K. 191, 440<br />

Richter, N. 136<br />

Richter, R. 332, 427, 502<br />

Richter, S. 283<br />

Richter-Schmid<strong>in</strong>ger, T. 297, 322<br />

Rickmeyer, C. 310<br />

Rid<strong>der</strong>, S. 281<br />

Rid<strong>in</strong>ger, M. 319<br />

Riecher-Rössler, A. 76<br />

Riedel-Heller, S. G. 18, 19, 242, 253, 254, 414,<br />

417, 419, 446, 447, 499, 515<br />

Riedel, M. 73, 74, 92, 99, 120, 125, 134, 142<br />

Riedel, O. 261<br />

Rie<strong>der</strong>, A. 497<br />

Rie<strong>der</strong>er, U. 497<br />

Riedesel, K. 141, 328<br />

Riedl, A. 189<br />

Rief, W. 222<br />

Rieger, M. 210<br />

Riemann, D. 49, 52, 53, 128, 134, 176,<br />

182, 185, 189, 192, 278, 450<br />

Riepe, M. 254, 261, 262, 263, 287<br />

Riesbeck, M. 73, 106<br />

Rietschel, M. 15, 122, 141, 274, 275, 319<br />

Rilk, A. 113<br />

R<strong>in</strong>g, M. 490, 492<br />

Risch, A. K. 127, 144<br />

Rist, F. 302<br />

Ritlewski, A. 456<br />

Ritter, D. 151<br />

Ritter, K. 197, 203<br />

Röbe, A. 391<br />

Rocca, P. 109<br />

Rockstroh, B. 43, 95<br />

Rodenbeck, A. 52<br />

Ro<strong>der</strong>, V. 82, 85<br />

Rodewald, K. 95<br />

Rodriguez, E. 215<br />

Roebel, M. 84, 373<br />

Roediger, E. 340<br />

Roepke, S. 197, 203, 206<br />

Roesch-Ely, D. 88, 91, 95, 381<br />

Roessner, V. 217, 264<br />

Roffman, J. 83<br />

Rogmans, G. 149<br />

Rohde, A. 248, 409, 458<br />

Röhrig, J. 51, 65<br />

Röhrle, B. 459, 496<br />

Röhr, M. 289<br />

Roick, C. 429<br />

Rojewski, M. 328<br />

Romer, G. 351, 413<br />

Romero, B. 12, 261, 262<br />

Rommel, F. 368<br />

Ronel, J. 181<br />

Roosen-Runge, G. 244<br />

Roos, J. 200, 212<br />

Roos, L. 493<br />

Röpke, S. 166, 196, 198, 202<br />

Rösch, F. 48, 60, 285<br />

Röschke, J. 127, 365, 386<br />

Rosenberger, A. 322<br />

Rosengarth, K. 298<br />

Rosenlöcher, F. 123<br />

Rosenow, F. 290<br />

Rosenv<strong>in</strong>ge, J. H. 190<br />

Roser, P. 107, 292<br />

Rosien, M. 441, 505<br />

Rösler, J. 290<br />

Rösler, M. 210, 214, 397, 398, 406, 407<br />

Rossegger, A. 405, 406<br />

Rossella, G. 153<br />

Rosskopf, D. 147, 317, 322<br />

Rössler, W. 83, 428, 443, 444, 447, 465, 490, 492, 520<br />

Ross, T. 403<br />

Röstel, C. 286<br />

Rotarska-Jagiela, A. 216<br />

Rothenberger, A. 217<br />

Rothenhäusler, H.-B. 29, 177, 179, 238, 239, 489<br />

Rothermundt, M. 105, 121, 126, 322, 365, 366<br />

Rothkirch, M. 517<br />

Rothmayr, C. 111, 204, 298, 307, 400<br />

Roth-Sackenheim, C. 413, 426, 433, 463<br />

Rothste<strong>in</strong>, D. M. 414<br />

Rotter-Neubert, A. 116<br />

Röttgers, H.-O. 436<br />

Roux, F. 215, 216<br />

Röwekamp, M. 22<br />

Roy, M. 227, 228<br />

Ruchsow, M. 265, 286<br />

Ruckes, C. 127<br />

Rudolf, S. 140, 240<br />

Rudolph, A. 18<br />

Rudolph, S. 329<br />

Ruf, D. 65, 420, 449, 450<br />

Rufer, M. 160, 307, 467<br />

Ruhle<strong>der</strong>, M. 114<br />

Ruhl, U. 357, 444, 452<br />

Ruhrmann, S. 68, 75, 76, 77, 87, 104<br />

541


Autorenverzeichnis<br />

Rujescu, D. 85, 93, 112, 319<br />

Rullkoetter, N. 206<br />

Rumpf, H.-J. 38, 39<br />

Rupprecht, R. 57, 81, 172, 245, 361, 371, 389<br />

Rusch, J. 94<br />

Rüsch, N. 197, 415<br />

Russo, J. 437<br />

Rüther, E. 92, 188, 370, 371, 440<br />

Rymaszewska, J. 235, 243<br />

Rzanny, R. 311<br />

S<br />

Saake, A. 26<br />

Sabbe, B. 70, 71<br />

Sabri, O. 31, 35, 141, 283<br />

Sachs, G. 343<br />

Sachsse, U. 171<br />

Sack, M. 181<br />

Sack, P. M. 37<br />

Sadowsky, C. 375<br />

Saglam, H. 108<br />

Sajonz, B. 281<br />

Salbach-Andrae, H. 133, 187, 189, 190, 304, 315<br />

Salize, H.-J. 83, 97, 394, 396, 430, 447<br />

Saller, R. 181<br />

Salman, R. 411<br />

Sambataro, F. 159, 312<br />

Sammer, G. 202, 205<br />

Samochowiec, J. 319<br />

Samsonova, Y. 421<br />

Sanchez, R. 110, 152<br />

San<strong>der</strong>, C. 161, 229, 283, 301<br />

Sandner, P. 446<br />

Sand, P. 326<br />

Sappok, T. 219, 221<br />

Saravo, B. 146<br />

Sarkar, R. 144<br />

Sartorius, A. 111, 124, 130, 319<br />

Sartorius, N. 495<br />

Sartory, G. 346<br />

Sasse, J. 148, 455<br />

Saß, H. 393, 398, 400, 463, 480, 481, 482<br />

Saß, K. 133<br />

Sattel, H. 181<br />

Sattler, C. 257, 516<br />

Sauer, H. 84, 85, 127, 311, 362, 373<br />

Sauer, N. 181<br />

Saur, R. 26, 247, 310<br />

Sayedahmad, S. 353<br />

Schaal, S. 168<br />

Schaar, P. 480<br />

Schäch<strong>in</strong>ger, H. 55<br />

Schacht, A. 224, 230<br />

Schachtzabel, C. 84, 127<br />

Schaefer, I. 345<br />

Schaefer, J. E. 145<br />

Schaefer, W. 218, 285<br />

Schäfer, D. 373<br />

Schäfer, I. 61, 89, 100, 167, 168, 415<br />

Schäfer, M. 85<br />

Schäfer, W. 48, 60<br />

Schaffer, M. 343, 350<br />

Schal<strong>in</strong>ski, I. 168<br />

Schaller, G. 389<br />

Schaller, S. 487<br />

542<br />

Schanda, H. 396<br />

Schanze, D. 84<br />

Schärer, L. 391, 486<br />

Schaub, C. 233<br />

Schäuble, B. 229<br />

Schauer, E. 168, 169<br />

Schauer, M. 175<br />

Schauerte, P. 135<br />

Schäufele, M. 17<br />

Schaz, U. 375, 383, 384<br />

Scheef, L. 321<br />

Scheel, C. 197<br />

Scheftle<strong>in</strong>, J. 434<br />

Scheibe, C. 117<br />

Scheid, R. 302<br />

Schell, C. 35<br />

Schellenberg, R. 181<br />

Schell, G. 55<br />

Schenk, L. 323<br />

Schennach-Wolff, R. 73, 74, 92, 99, 134<br />

Schepker, R. 36, 219, 230<br />

Scherbaum, N. 36, 39, 504, 505<br />

Scherer, K. 300<br />

Schermuly, I. 15, 139, 246, 291<br />

Scheu, F. 88<br />

Scheunemann, W. 348<br />

Scheurich, A. 11, 177, 246<br />

Scheurich, V. 177<br />

Schick, F. 145<br />

Schiefelbe<strong>in</strong>, E. 401<br />

Schiele<strong>in</strong>, T. 493<br />

Schienle, A. 89<br />

Schiepek, G. 356<br />

Schiffbauer, H. 302<br />

Schiffczyk, C. 261, 262, 287<br />

Schiffer, B. 277<br />

Schilbach, L. 281<br />

Schiller, Y. 146<br />

Schiltz, K. 105, 114, 327<br />

Schimmelmann, B. G. 73, 97, 226<br />

Schirlo, C. 467<br />

Schirman, S. 219<br />

Schlaepfer, T. E. 135, 156<br />

Schläfke, D. 404, 409<br />

Schlagenhauf, F. 67, 81, 174, 199, 266, 268, 291, 309<br />

Schläpfer, T. 80, 118, 121, 122, 146, 273, 386<br />

Schlegl, S. 190<br />

Schlicht, S. 454<br />

Schliebener, G. 512<br />

Schlimme, J. E. 474, 475<br />

Schlosser, G. 360<br />

Schlosser, N. 141, 328<br />

Schlösser, R. 84, 106, 127, 144, 268, 304<br />

Schlotz, N. 409<br />

Schmahl, C. 165, 166, 198, 202, 207, 272, 277, 278, 282, 338<br />

Schmauss, M. 101, 448, 467<br />

Schmauß, M. 102, 119, 363, 412, 440<br />

Schmeck, K. 200<br />

Schmedes, L. 193<br />

Schmed<strong>in</strong>g, A. 93, 94<br />

Schmid, L. 90<br />

Schmid, L. A. 106<br />

Schmid, M. 159, 200<br />

Schmid-Ott, G. 248, 356<br />

Schmid, R. 150, 422, 451, 493


Autorenverzeichnis<br />

Schmidt, C. O. 42<br />

Schmidt-Degenhard, M. 483<br />

Schmidt, E. 193, 317<br />

Schmidt, G. 32<br />

Schmidtgen, K. 225<br />

Schmidtke, A. 487<br />

Schmidt-Kraepel<strong>in</strong>, C. 102<br />

Schmidt, N. 230<br />

Schmidt, S. 85<br />

Schmidt, S. J. 82<br />

Schmidt, T. 117, 354<br />

Schmidt-Wilke, T. 23<br />

Schmiedebach, H.-P. 476<br />

Schmiedek, F. 503, 504<br />

Schmierer, P. 89, 190<br />

Schm<strong>in</strong>k, M. 150, 366<br />

Schmitt, A. 72, 106, 139, 319, 329<br />

Schmitt, B. 16<br />

Schmitt, U. 142, 516<br />

Schmitz, A. 275<br />

Schmitz, B. 259, 261<br />

Schmitz, C. 72<br />

Schnei<strong>der</strong>, A. 45<br />

Schnei<strong>der</strong>-Axmann, T. 78, 90, 106, 113<br />

Schnei<strong>der</strong>, B. 45, 134, 144, 448, 489, 516<br />

Schnei<strong>der</strong>, D. 231, 421<br />

Schnei<strong>der</strong>, D. T. 230, 231<br />

Schnei<strong>der</strong>, E. 381, 382<br />

Schnei<strong>der</strong>, F. 9, 86, 106, 208, 220, 256, 270, 294,<br />

295, 298, 302, 314, 331, 394, 461,<br />

463, 466, 469, 471, 500, 502, 514<br />

Schnei<strong>der</strong>-Fresenius, C. 230<br />

Schnei<strong>der</strong>, G. 181<br />

Schnei<strong>der</strong>-Hassloff, H. 57<br />

Schnei<strong>der</strong>, N. 133, 189, 190<br />

Schnei<strong>der</strong>, S. 457<br />

Schnei<strong>der</strong>, V. 55<br />

Schneitler, H. 419, 422<br />

Schnell, K. 117, 121, 272, 274, 275<br />

Schnell, T. 41<br />

Schnitker, J. 150<br />

Schnitzler, A. 9<br />

Schnoor, S. 148<br />

Schny<strong>der</strong>, U. 467, 490<br />

Schober, F. 55<br />

Schoeneck, L. 330<br />

Schoenfel<strong>der</strong>, Y. 516<br />

Schöggl, H. 89, 355, 490<br />

Schölmerich, A. 230, 231<br />

Scholz, E. 33<br />

Scholz, U. 258<br />

Schomerus, G. 414, 416<br />

Schönenberg, M. 138, 180<br />

Schönfel<strong>der</strong>, Y. 142<br />

Schönfeldt-Lecuona, C. 63, 265, 510<br />

Schön<strong>in</strong>g, S. 136, 284, 286, 293<br />

Schönknecht, P. 116, 141, 159, 161, 283, 289, 301<br />

Schoofs, N. 148<br />

Schoppmann, C. 472<br />

Schorn, H. 379<br />

Schott, B. 283, 297<br />

Schott, B. H. 57<br />

Schöttle, D. 97<br />

Schouler-Ocak, M. 43, 252, 411, 471, 506<br />

Schra<strong>der</strong>, E. 181<br />

Schramm, E. 117, 119, 167, 354<br />

Schrank, B. 100<br />

Schreckenberger, M. 319<br />

Schredl, M. 176<br />

Schre<strong>in</strong>er, A. 101, 102, 103, 109, 110<br />

Schreiter Gasser, U. 375<br />

Schrijvers, D. 71<br />

Schriml, S. 386<br />

Schrö<strong>der</strong>, J. 22, 90, 106, 215, 257, 261, 263, 329, 516<br />

Schrö<strong>der</strong>, M. 410<br />

Schrö<strong>der</strong>, W. 322<br />

Schroe<strong>der</strong>, K. 93, 97<br />

Schroeter, M. 12, 26, 31, 32, 125, 227<br />

Schroeter, M. L. 31, 35, 105, 142, 302, 327<br />

Schröter, M. 46<br />

Schubert, F. 72, 132<br />

Schubert, H. 283<br />

Schuchmann, M. 497<br />

Schuele, C. 172<br />

Schuh, S. 258<br />

Schüle, C. 389<br />

Schulenberg, W. 329<br />

Schüler, Y.-B. 430<br />

Schulte, B. 62<br />

Schulte-Kemna, A. 114<br />

Schulte-Körne, G. 146<br />

Schulte-Rüther, M. 270<br />

Schultz, C. C. 84<br />

Schultze-Lutter, F. 72, 75, 77, 87<br />

Schultz, J.-H. 477<br />

Schulz, A. 123, 146, 147, 514<br />

Schulz, E. 323, 376<br />

Schulze, B. 415, 416<br />

Schulze-Bonhage, A. 246<br />

Schulze, L. 199, 272, 278<br />

Schulze, T. G. 68, 269<br />

Schulze-Thüs<strong>in</strong>g, J. 61<br />

Schulz, H. 444<br />

Schulz, I. 174<br />

Schulz, J. 32<br />

Schulz, M. 265<br />

Schulz, R. 63<br />

Schulz, S. 149<br />

Schulz, W. 51, 248, 356<br />

Schumacher, K. 221<br />

Schumacher, M. 498<br />

Schumann-Hahn, N. C. 139<br />

Schute, L. 148<br />

Schütz, A. 197<br />

Schütze, H. 114<br />

Schütze, M. 348, 421<br />

Schütz, P. 390<br />

Schützwohl, M. 254<br />

Schwahn, C. 123, 317<br />

Schwartz, A. 41<br />

Schwarze, C. 206<br />

Schwarzer, R. 515<br />

Schwarz, M. 377<br />

Schwarz, M. J. 105<br />

Schwarz, S. 139, 505<br />

Schweiger, U. 197, 240, 347, 388, 459, 464<br />

Schweiss, U. 88<br />

Schweitzer, J. 351<br />

Schwerdtner, J. 204, 307, 398, 400<br />

Schwerthöffer, D. 156<br />

543


Autorenverzeichnis<br />

Sciuk, J. 303<br />

Sebastian, A. 305<br />

Sechter, D. 465<br />

Seeck-Hirschner, M. 279<br />

Seeley, W. W. 13<br />

Seemüller, F. 73, 74, 92, 134, 142<br />

Seer<strong>in</strong>ger, A. 368<br />

Sehlmeyer, C. 284, 290<br />

Sehmer-Kurz, K. 383<br />

Seidel, E. 321<br />

Seidel, M. 421, 432, 443, 514<br />

Seidenbecher, C. 283, 297<br />

Seidl, U. 90, 106<br />

Seiferth, N. 275<br />

Seiffert, E. 485<br />

Seifritz, E. 289, 301<br />

Seitz, R. J. 271<br />

Selig, M. A. 448, 467<br />

Senft, B. 356<br />

Senf, W. 190<br />

Senst, R. 344, 345<br />

Serfl<strong>in</strong>g, R. 127<br />

Serio, A. 450<br />

Sethuraman, G. 109<br />

Seubert, R. 157<br />

Seufert, P. 324<br />

Sevecke, K. 201, 202, 209, 395<br />

Shah, N. J. 280<br />

Sheldrick, A. J. 302<br />

Sibitz, I. 100, 134<br />

Sickmann, T. 110, 153<br />

Siddiqui, A. 227<br />

Sieber, C. 251<br />

Sieberer, M. 412<br />

Siegmund, A. 174<br />

Siegrist, M. 285<br />

Siemerkus, J. 114<br />

Siffert, W. 36<br />

Sigmund, J. C. 323<br />

Sim, M. 379<br />

Simon, A. 51, 248, 356<br />

Simons, M. 421, 450<br />

S<strong>in</strong>ger, W. 215, 216<br />

S<strong>in</strong>gh, A. 399<br />

S<strong>in</strong>zig, J. 211<br />

Sipos, V. 197, 347<br />

Siracusano, A. 102<br />

Siregar, N. 139<br />

Sireteanu, R. 215<br />

Skevas, C. 245<br />

Skipper, G. 491<br />

Skobel, E. 135<br />

Skoruppa, S. 277, 294<br />

Slawik, L. 93, 94, 225<br />

Smesny, S. 85, 311<br />

Smit, E. 493<br />

Smolka, M. N. 298<br />

Soares, C. N. 497<br />

Sobanski, E. 207, 220<br />

Sobanski, T. 127<br />

Sobottka, A. 521<br />

Sodian, B. 111, 294, 295<br />

Soekadar, S. 113<br />

Sohr, R. 230<br />

Sommer, J. 287<br />

544<br />

Sommerlad, D. 44, 497<br />

Sommer, M. 111, 204, 294, 295, 307, 400<br />

Sommer, O. 323<br />

Son, K. 293<br />

Sonnenfeld, C. 322<br />

Sorg, C. 216<br />

Sosic-Vasic, Z. 286<br />

Soyka, M. 36, 319<br />

Spaemann, C. 510<br />

Spahn, C. 465<br />

Spanagel, R. 324<br />

Spann, M. E. 381<br />

Speck, A. 419, 422<br />

Specka, M. 36, 504<br />

Speck, L. 381<br />

Spellmann, I. 92, 99<br />

Sperl<strong>in</strong>g, U. 352<br />

Spiegelhal<strong>der</strong>, K. 278<br />

Spiegel, W. 134<br />

Spiessl, H. 451<br />

Spießl, H. 150, 493<br />

Spironelli, C. 400<br />

Spittler, J. F. 181, 493<br />

Spitzer, C. 123, 146, 147, 166, 174, 317, 332, 514<br />

Spitzer, M. 63, 186, 265, 275, 276, 312<br />

Spitzer, P. 27<br />

Spörrle, M. 484<br />

Spreckelmeyer, K. 48, 60, 106, 285, 286, 379<br />

Sprenger, A. 86<br />

Stäbler, K. 198<br />

Stadelmann, S. 232<br />

Stadler, C. 306<br />

Stadler, J. 298<br />

Stadlober-Degwerth, M. 25<br />

Stadtland, C. 210, 453<br />

Stadtmüller, G. 485<br />

Staedt, J. 128<br />

Stahl, C. 199, 305<br />

Stamm, K. 430, 447<br />

Stamm, M. 462<br />

Stampfer, I. 150, 158, 160, 343, 350<br />

Stangier, U. 127, 144, 341, 342, 347<br />

Stargardt, T. 378, 379<br />

Statz, A. 434<br />

Steenken, D. 513<br />

Steen, R. 200, 212<br />

Stefani, O. 301<br />

Steffanowski, A. 350<br />

Steffen, S. 414<br />

Stegner, S. 390<br />

Steil, R. 170, 341, 342<br />

Ste<strong>in</strong>acher, B. 443<br />

Ste<strong>in</strong>au, H.-U. 492<br />

Ste<strong>in</strong>berg, H. 477<br />

Ste<strong>in</strong>berg, R. 206, 468<br />

Ste<strong>in</strong>er, A. 271<br />

Ste<strong>in</strong>er, J. 105, 114, 125, 137, 142, 287, 293, 294, 298, 327, 330<br />

Ste<strong>in</strong>er, M. 497<br />

Ste<strong>in</strong>ert, T. 93, 176, 414, 421, 435, 436, 445, 448, 449, 456<br />

Ste<strong>in</strong>, J. 499<br />

Ste<strong>in</strong>, M. 365<br />

Ste<strong>in</strong>mayr-Gensluckner, M. 495<br />

Ste<strong>in</strong>, T. 26<br />

Steis, N. 205, 276, 277, 294<br />

Stelzer, N. 346, 450


Autorenverzeichnis<br />

Stemmer, R. 30<br />

Stengler, K. 171, 242, 417<br />

Stepan, A. 179<br />

Stephan, J. 223<br />

Stephan, P. 263<br />

Stepper, F. 155, 378<br />

Sternkopf, M. 256, 295<br />

Sterr, A. 301<br />

Sterzer, P. 139, 517<br />

Stevens, S. 341<br />

Steyskal, C. 72<br />

Stiasny-Kolster, K. 299<br />

Stieglitz, R.-D. 495<br />

Stiens, G. 23, 26<br />

Stiglmayr, C. 165<br />

Stiller, J. 297<br />

Stirn, A. 127, 161, 205, 249, 276, 277,<br />

289, 294, 308, 458, 517<br />

Stöber, G. 80, 84, 107<br />

Stober, T. 30<br />

Stöcker, T. 279, 280<br />

Stöckigt, B. 501<br />

Stoeter, P. 23, 228<br />

Stoll, C. 191, 518<br />

Stoll, E. 409<br />

Stolle, M. 37<br />

Stolpmann, G. 398<br />

Stompe, T. 402, 411<br />

Stoppe, G. 23, 26, 80, 262, 489<br />

Stopsack, M. 177, 420<br />

Storch, A. 374<br />

Störk, S. 246<br />

Stößel, C. 297<br />

Stotz, U. 176<br />

Stoy, M. 174, 304<br />

Stransky, E. 24<br />

Straten, G. 24, 145<br />

Straub, E. 512, 513<br />

Straube, B. 285<br />

Straube, T. 173<br />

Strauß, B. 331, 336, 349, 353, 502, 503<br />

Strauß, M. 116, 161<br />

Streeck-Fischer, A. 506<br />

Strehl, H. 230, 231<br />

Streifl<strong>in</strong>g, M. 304<br />

Streuer, M. 293<br />

Strik, W. 111, 114, 311<br />

Strobel, A. 122, 275, 316<br />

Stroebel, A. 289<br />

Ströhle, A. 163, 173, 174, 282, 304, 306, 308, 337<br />

Strohm, R. 403<br />

Strom, F. 485<br />

Strößenreuther, N. 258<br />

Strunz, S. 203<br />

Stubenrauch, S. 178<br />

Stundner, O. 55<br />

Sturm, V. 46, 47, 218, 273<br />

Sturm, W. 305<br />

Südmeyer, M. 9<br />

Sullivan, S. D. 376<br />

Sulz, S. 233, 356, 496<br />

Supprian, T. 25, 28<br />

Sürer, F. 253<br />

Suslow, T. 169, 293, 296<br />

Sutter, M. 262<br />

Svetlitchny, A. 289<br />

Symanczik, J.-P. 137<br />

Synofzik, M. 47<br />

Szagun, B. 52, 191<br />

Szameitat, A. 301<br />

Szameitat, D. 301<br />

Szegedi, A. 134, 364<br />

Szpak, J. 25<br />

Szrama, E. 371<br />

Szycik, G. 137<br />

T<br />

Tadic, A. 161, 205, 328, 364, 365<br />

Tagay, S. 190<br />

Tanghoj, P. 98<br />

Taram, C. 376<br />

Tatusch, V. 108<br />

Taur<strong>in</strong>es, R. 222<br />

Tebartz van Elst, L. 81, 131, 212, 283, 305<br />

Tegenthoff, M. 67<br />

Teipel, S. 9, 21, 27, 261, 266<br />

Temur-Erman, S. 506<br />

Teske, L. 61<br />

Tesky, V. A. 257<br />

Tessier, C. 102<br />

Teumer, A. 123<br />

Tezcek-Ince, T. 233<br />

Thane, K. 54<br />

Tharun, B. 24<br />

Theisen, F. M. 109<br />

Theodoridou, A. 104, 107, 112, 443, 520<br />

Theune, M. 413, 414<br />

Thibaut, F. 98<br />

Thiel, A. 161, 205, 249, 276, 277,<br />

289, 294, 308, 458, 517<br />

Thiel, J. 205, 276, 289, 308<br />

Thienel, R. 302<br />

Thierauf, P. 354<br />

Thilo, B. 33<br />

Thimm, M. 296<br />

Thomas, C. 22, 30, 255<br />

Thomasius, R. 37, 64<br />

Thomas, S. K. 376<br />

Thome, J. 222, 227<br />

Thoms, E. 37<br />

Thöne-Otto, A. 32<br />

Thon, N. 55, 59, 433, 491, 521<br />

Thuemmel, M. 23<br />

Thuerauf, N. 52<br />

Thüler, C. 352<br />

Thum, A. 290<br />

Thüner, C. 158<br />

Thürauf, N. 53<br />

Tischbirek, C. H. 289<br />

Tisch<strong>in</strong>ger, M. 485<br />

Toepper, M. 22, 30<br />

Toga, A. 132<br />

Tokar, M. 352<br />

Tonn, P. 511<br />

Topitz, A. 134<br />

Torbeyns, A. 152<br />

Torchalla, I. 46<br />

Toriumi, Y. 518<br />

Toro, P. 257, 516<br />

545


Autorenverzeichnis<br />

Torrey, E. 104<br />

Torrey, E. F. 329<br />

Toth, E. 156<br />

Toto, S. 457<br />

Traub, J. 408<br />

Trautmann-Villalba, P. 445, 455, 456<br />

Treede, R.-D. 60<br />

Treichel, K. C. 463<br />

Trenner, M. 159, 229, 301<br />

Tresch, S. 323<br />

Tripal, P. 116, 314, 325<br />

Trost, S. 303<br />

Trott, G. E. 229<br />

Trunk, T. 24<br />

Tschacher, W. 86, 113, 143, 358<br />

Tschiggerl, B. 89<br />

Tschöke, S. 176<br />

Tumani, H. 328<br />

Tumasjan, A. 446<br />

Tupak, S. 176<br />

Turck, C. 470<br />

Turczynski, J. 110<br />

Turner, R. 289<br />

Tuschen-Caffier, B. 187<br />

Tüscher, O. 199, 281, 282, 305<br />

Tzotzoras, T. 102<br />

U<br />

Udvardi, P. 375, 384<br />

Uebe, S. 84<br />

Uekermann, J. 220, 226<br />

Uhlhaas, P. 215, 216<br />

Uhl, I. 107, 292<br />

Uhlmann, C. 66, 176<br />

Uhr, M. 315<br />

Ullrich, H. 138, 317, 421, 450<br />

Ulmer, L. 59<br />

Ulrich, I. 177, 420<br />

Ulrich, S. 381<br />

Ulshöfer, D. E. 298<br />

Uludag, K. 304<br />

Ulzhöfer, B. 228<br />

Unbehaun, T. 52, 53<br />

Unger, A. 100, 356<br />

Unterra<strong>in</strong>er, H.-F. 355, 490<br />

Urbaniok, F. 397<br />

Utschakowski, J. 437<br />

V<br />

Vackova, D. 458, 517<br />

Valli, K. 288<br />

van Beek, D. 393<br />

van Calker, D. 365, 366<br />

Vandel, P. 465<br />

Van den Broeck, K. 195<br />

van den Bussche, H. 17, 18, 19<br />

Van<strong>der</strong>eycken, W. 182<br />

van <strong>der</strong> Velden, J.-W. 370<br />

van <strong>der</strong> Ven, K. 248<br />

van <strong>der</strong> Ven, M. 459<br />

Van De Ville, D. 300<br />

Vangel, M. 112<br />

van Hall, F. 124<br />

Vanhauwere, J. 460<br />

van Keuk, E. 419, 424, 507<br />

546<br />

Van Laere, K. 516<br />

van Oene, J. 229<br />

van Os, J. 69, 82, 85<br />

Vansteelandt, K. 460<br />

van Swam, C. 311<br />

van Treeck, B. 387, 402, 426<br />

Van Waesberghe, J. 48, 60<br />

van W<strong>in</strong>kel, R. 85<br />

Vasic, N. 159, 312<br />

Vater, A. 197, 203<br />

Vauth, R. 337<br />

Vecerova, M. 80<br />

Veckenstedt, R. 64, 88, 91, 95, 96, 111<br />

Ved<strong>der</strong>, H. 83<br />

Veh, K. 297<br />

Vehren, T. 497<br />

Veigel-Maruschke, C. 27, 223<br />

Veit, R. 304<br />

Vermathen, P. 311<br />

Vermeulen, A. 101<br />

Vermote, R. 195, 196<br />

Vernaleken, I. 44, 48, 58, 60, 106, 218,<br />

268, 273, 285, 319, 379<br />

Verster, J. 151<br />

Verthe<strong>in</strong>, U. 56, 65, 89, 452<br />

Vesel<strong>in</strong>ovic, T. 106, 379<br />

Viebke, M.-C. 284, 285<br />

Vielsmeier, V. 180<br />

Vieth, A. 372<br />

Villr<strong>in</strong>ger, A. 31, 32, 35<br />

Vitvitsky, V. 48<br />

Vitzthum, F. 88, 91, 95, 96, 111, 175<br />

Vloet, T. D. 209<br />

Vocks, S. 490<br />

Vo<strong>der</strong>holzer, U. 164, 174, 176, 345, 346, 355, 450, 451, 464<br />

Vogel, C. 433, 434, 464<br />

Vögele, C. 187<br />

Vogeley, K. 211, 214, 280, 474, 475, 481<br />

Vogel, F. 328, 340, 353, 377<br />

Vogelgesang, M. 63<br />

Vogel, M. 489<br />

Voges, J. 46, 47<br />

Vogl, R. 488<br />

Vogt, B. 31, 35<br />

Vogt, S. 307<br />

Vohn, R. 312<br />

Vohs, K. 199, 405<br />

Voigt, A. 179<br />

Voigt, B. 189<br />

Voigt, H. 326<br />

Voigt-Radloff, S. 13<br />

Völker, K. A. 199<br />

Völker, U. 186<br />

Volkmann, J. 386<br />

Volk, S. 127<br />

Vollmar, P. 33<br />

Vollmayr, B. 116, 318<br />

Vollm, B. 203<br />

Völlm, B. 276<br />

Vollmert, C. 290, 298<br />

Vollstädt-Kle<strong>in</strong>, S. 290, 292, 298, 385, 457<br />

Voltmer, E. 465<br />

Volz, H.-P. 154<br />

Volz, K. 12<br />

Völzke, H. 123, 146, 147, 317, 514


Autorenverzeichnis<br />

von Auer, K. 197<br />

von Bock, A. 83<br />

Von Consbruch, K. 341<br />

von Cramon, D. Y. 302<br />

von Cranach, M. 471<br />

von Dawans, B. 271<br />

von <strong>der</strong> Goltz, C. 290, 457<br />

von <strong>der</strong> Haar, M. 403<br />

von Dobschütz, E. 323<br />

von Klitz<strong>in</strong>g, K. 232<br />

von Lersner, U. 419, 424<br />

von Neffe, C. 335<br />

von Renteln-Kruse, W. 235<br />

von Schönfeld, C.-E. 394<br />

von Stralendorff, I. 118<br />

von Tiedemann, T. K. 98, 99<br />

von Wahlert, J. 143, 352, 359<br />

von Wolff, A. 145, 152<br />

von Wyl, A. 232<br />

von Zerssen, D. 468<br />

Voss, A. 105, 149, 305<br />

Voß, B. 302<br />

Voß, C. 461<br />

Voss, K. 289<br />

Voß, T. 432<br />

Vucurevic, G. 23, 228<br />

Vuilleumier, P. 300<br />

W<br />

Wächter, S. 229<br />

Wächtler, C. 251<br />

Wachtl<strong>in</strong>, D. 365<br />

Wackerbeck, P. 435<br />

Wagenpfeil, S. 32<br />

Wagner, A. 219<br />

Wagner, B. 454<br />

Wagner, C. 509<br />

Wagner, F. 62<br />

Wagner, G. 84, 127, 186<br />

Wagner, K. 246<br />

Wagner, M. 19, 27, 68, 76, 77, 87, 346<br />

Wagner, S. 41, 161, 205, 328<br />

Wagner, T. 382<br />

Wagner, U. 278<br />

Wahl, K. 171<br />

Wahl, M. 305<br />

Wahl, S. 51, 65, 445<br />

Walger, P. 72<br />

Walitza, S. 345<br />

Walker, D. J. 381<br />

Wallace, S. 112<br />

Walle, M. 434<br />

Wallner-Liebmann, S. 355, 490<br />

Walter, H. 121, 269, 274, 275, 280,<br />

312, 320, 321, 337, 482<br />

Walter-Hamann, R. 449, 450<br />

Walter, M. 49, 55, 105, 114, 126, 137,<br />

158, 287, 293, 294, 298, 327<br />

Walter, S. 315<br />

Walter, U. 411<br />

Walther, B. 287<br />

Walther, S. 114<br />

Wancata, J. 242, 428<br />

Wan<strong>der</strong>er, S. 217<br />

Wang, F. 381<br />

Wanner, C. 186<br />

Warnke, A. 213, 222<br />

Warnke, I. 83, 444, 447<br />

Warr<strong>in</strong>gs, B. 176, 246<br />

Wartberg, L. 37<br />

Waschgler, R. 369<br />

Watanabe, H. 424<br />

Watson, K. 320<br />

Watzke, A. 42<br />

Watzke, B. 444<br />

Watzke, S. 10<br />

Weber, B. 134, 139, 144<br />

Weber-Fahr, W. 319<br />

Weber, J. 86<br />

Weber, M. M. 469<br />

Weber, P. 227<br />

Weck, F. 357<br />

Wedek<strong>in</strong>d, D. 58, 60<br />

Wegner, S. 326<br />

Wegrzyn, M. 282<br />

Wehmeier, P. 228, 230<br />

Wehmeier, P. M. 224<br />

Weichbrodt, T. 421<br />

Weidlich, A. 496<br />

Weidner, K. 148<br />

Weierstall, R. 168<br />

Weigert, C. 307<br />

Weigmann, H. 382<br />

Weig, W. 417<br />

Weih, M. 464<br />

We<strong>in</strong>ert, C. 247<br />

We<strong>in</strong>mann, S. 431, 436, 440<br />

We<strong>in</strong>mann, W. 55, 59<br />

We<strong>in</strong>reich, U. 403<br />

Weisbrod, M. 88, 94, 95, 97, 377, 380, 381<br />

Weiser, A.-K. 444<br />

Weiser, D. 152<br />

Weiser, P. 93, 248<br />

Weissbeck, W. 404<br />

Weiss, D. 315<br />

Weiß, E. 491<br />

Weiss, M. 153<br />

Weithmann, G. 50<br />

Weizenegger, B. 200<br />

Welpe, I. 446, 484<br />

Welzel, O. 289<br />

Wendt, B. 137<br />

Wengle, H. 391<br />

Weniger, G. 35, 114<br />

Wenzel, C. 222, 373<br />

Werheid, K. 32<br />

Werner, C. 110, 152, 153<br />

Werner, N. 211<br />

Wernz, F. D. 517<br />

Wetterl<strong>in</strong>g, T. 11, 134, 144, 250<br />

Wetter, T. 185<br />

Weyerer, S. 16, 17, 19<br />

Weymann, N. 64<br />

Weymanns, A. 60<br />

Whalley, H. C. 74<br />

Whitehead, R. 153<br />

White, T. 83<br />

Whybra-Trümpler, C. 246<br />

Wichert, S. 292<br />

Wickert, C. 54<br />

547


Autorenverzeichnis<br />

Widmeier, E. 193<br />

Wieczorek, A. 63<br />

Wiedemann, G. 337, 338, 346<br />

Wiedemann, K. 56, 61, 130, 180, 324, 373<br />

Wiedl, A. 282<br />

Wiedmann, S. 61<br />

Wiefel, A. 413<br />

Wiegand-Grefe, S. 412, 460<br />

Wienker, T. 52<br />

Wiesbeck, G. 49, 54, 55, 59<br />

Wiesch, A. 153<br />

Wiese, B. 19<br />

Wiesner, H. 93<br />

Wiest, R. 311<br />

Wiethoff, S. 297, 300<br />

Wigand, M. 287<br />

Wilbers, J. 132<br />

Wild, B. 310, 497<br />

Wild, E. 445, 455<br />

Wildeisen, B. 157<br />

Wilden, S. 457<br />

Wildgruber, D. 297, 298, 300, 301<br />

Wilhelm, J. 190<br />

Wilhelm, S. 381<br />

Wilk<strong>in</strong>g, E. 244<br />

Wilk, J. 324<br />

Wilk, K. 159, 301<br />

Will, B. 204<br />

Williams, S. 203, 276<br />

Willmes, K. 305<br />

Wiltfang, J. 9, 20, 21, 27, 220, 226, 509<br />

W<strong>in</strong>dmann, S. 275<br />

W<strong>in</strong>genfeld, K. 141, 265, 328<br />

W<strong>in</strong>iecki, P. 48<br />

W<strong>in</strong>kelmann, P. R. 151<br />

W<strong>in</strong>kel, S. 247<br />

W<strong>in</strong>kler, D. 162<br />

W<strong>in</strong>kler, K. 75<br />

W<strong>in</strong>terer, G. 15, 36, 52, 228, 337<br />

Wirtz, G. 178<br />

Wirtz, M. 497<br />

Wirz-Justice, A. 128, 129<br />

Wischniewski, J. 276<br />

Withalm, A. 419, 422<br />

Wittchen, H.-U. 174, 283, 306, 308, 337, 407, 497<br />

Wittmann, A. 174, 306, 308, 337<br />

Wittmann, M. 363, 367<br />

Wittmann, W. W. 350<br />

Wittorf, A. 96, 337, 338, 346, 347, 429<br />

Witt, S. 275<br />

Witt, S. H. 274<br />

Wobrock, T. 15, 78, 79, 90, 106, 113, 155, 521<br />

Wöckel, L. 219<br />

Woelwer, W. 337<br />

Woerner, V. 88<br />

Wohlfart, E. 418<br />

Wohlschläger, A. 216<br />

Wölbitsch, D. 330<br />

Woldt, L. 133, 190<br />

Wolfersdorf, M. 59, 487, 488, 489, 490, 491<br />

Wolfert, R. 472<br />

Wolf, F. 156<br />

Wolff-Menzler, C. 155, 521<br />

Wolf, J. 300<br />

Wolf, K. 115<br />

548<br />

Wölfl<strong>in</strong>g, K. 38<br />

Wolf, O. T. 141, 328<br />

Wolf, R. C. 159, 312<br />

Wolf, S. 23, 26, 445<br />

Wolkenste<strong>in</strong>, L. 138<br />

Wollensche<strong>in</strong>, M. 248<br />

Wöller, W. 501<br />

Wollweber, B. T. 326<br />

Wolter, A. 97, 100<br />

Wolter, D. 250, 254<br />

Wölwer, W. 15, 68, 76, 87, 97, 106, 338, 346, 415<br />

Won<strong>der</strong>lich, S. 519<br />

Wood, S. 126<br />

Woopen, C. 481, 482<br />

Woost, T. 31<br />

Wopfner, A. 114<br />

Wörmann, F. 22<br />

Wörner, V. 95<br />

Wotjak, C. 320<br />

Wottschel, L. 450<br />

Wrase, J. 40, 42, 43, 57, 67, 81, 209, 266, 275, 291<br />

Wun<strong>der</strong>, M. 432<br />

Wun<strong>der</strong>, S. 34<br />

Wündrich, M. 464<br />

Wurster, H. 25<br />

Wurst, F. 55, 59, 433, 491, 521<br />

Wurzel, M. 458<br />

Wüstenberg, T. 57, 275, 297<br />

Wustmann, T. 98, 99<br />

Wüst, S. 122<br />

Wu, Y.-Y. 517<br />

Y<br />

Yakushev, I. 291, 319<br />

Yaldizli, Ö. 35<br />

Yang, C. R. 381<br />

Yassouridis, A. 130, 180, 324<br />

Yegles, M. 55<br />

Yendiki, A. 112<br />

Yeragani, V. 88<br />

Yesil, R. 506<br />

Yim, S.-J. 379<br />

Yolken, R. H. 329<br />

Yund<strong>in</strong>a, E. 453<br />

Z<br />

Zachariadis, I. 484<br />

Zalewski, M. 48<br />

Zanar<strong>in</strong>i, M. 194<br />

Zangen, A. 156<br />

Zanghell<strong>in</strong>i Rückl, S. C. 83<br />

Zäske, H. 415, 437, 451<br />

Zaudig, M. 171<br />

Zaudig, S. 335<br />

Zavorotnyy, M. 137, 159<br />

Zeeck, A. 186<br />

Zeichner, D. 429<br />

Zeitz, O. 245<br />

Zemlicka, R. 419, 422<br />

Zenter, J. 246<br />

Zepf, F. D. 219, 223, 304<br />

Zernig, G. 377<br />

Zerth, J. 381<br />

Zhang, Y. 121<br />

Ziegenbe<strong>in</strong>, M. 43


Autorenverzeichnis<br />

Zieger, M. 242, 417<br />

Zieglgänsberger, W. 507<br />

Zielasek, J. 271, 445, 461, 495, 509, 516<br />

Zierer, A. 245<br />

Zierhut, K. 114<br />

Zilles, K. 9, 502<br />

Zill, P. 36, 92, 142, 319<br />

Zimmer, A. 321<br />

Zimmer, C. 216<br />

Zimmerl<strong>in</strong>g, W. 368<br />

Zimmermann, J. 42, 97, 100, 275<br />

Zimmermann, P. 45, 167, 315<br />

Zimmermann, R. 247, 390<br />

Zimmermann, U. S. 48<br />

Z<strong>in</strong>ck, A. 474<br />

Z<strong>in</strong>k, M. 103, 108, 109, 324<br />

Ziolkowska, M. 111<br />

Zipfel, S. 183<br />

Zobel, M. 63<br />

Zorawski, M. 56<br />

Zulley, J. 192<br />

Zunhammer, M. 326<br />

Zurhold, H. 65, 452<br />

Zurowski, B. 171<br />

Zwanzger, P. 137, 159, 163, 169, 170, 172, 317<br />

Zweynert, S. 297<br />

Zwitserlood, P. 284, 286, 290<br />

Zysset, S. 302<br />

549


550


Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde e. V.<br />

German Association for Psychiatry and Psychotherapy

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