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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

Insbeson<strong>der</strong>e the-matisiert werden medikamentöse Strategien <strong>der</strong><br />

Opiatentzugsbehandlung, die Opiatblocker-Behandlung (Naltrexonbehandlung),<br />

die Substitutionsbehandlung (Differential<strong>in</strong>dikation<br />

<strong>der</strong> Substitute, Dosierung etc.) sowie die ärztliche Hero<strong>in</strong>verschreibung.<br />

Trotz e<strong>in</strong>er verbreiteten therapeutischen Skepsis ist<br />

festzuhalten, dass viele Elemente <strong>der</strong> Behandlung Opiatabhängiger,<br />

z. B. die Reduktion des Hero<strong>in</strong>konsums <strong>in</strong> Substitutionsbehandlung,<br />

als wirksam belegt s<strong>in</strong>d. Bei <strong>der</strong> Differential<strong>in</strong>dikation zwischen<br />

therapeutischen Strategien, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Wahl<br />

zwischen primär abst<strong>in</strong>enzorientierter Behandlung und Substitutionsbehandlung,<br />

erfolgt die Entscheidung jedoch nach kl<strong>in</strong>ischem<br />

Ermessen im E<strong>in</strong>zelfall und letztlich nach Motivation und Präferenz<br />

des Patienten. Koka<strong>in</strong>abhängige (jenseits <strong>der</strong> komorbiden<br />

Koka<strong>in</strong>abhängigkeit bei Opiatabhängigkeit) s<strong>in</strong>d im deutschen<br />

Hilfesystem deutlich schwächer vertreten als Opiatabhängige.<br />

Entsprechend s<strong>in</strong>d auch systematische Behandlungsevaluationen<br />

selten. Die Behandlungspr<strong>in</strong>zipien s<strong>in</strong>d denjenigen <strong>der</strong> abst<strong>in</strong>enzorientierten<br />

Behandlung Opiatabhängiger analog. Trotz zahlreicher<br />

Evaluationen (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den USA) ist bis-lang ke<strong>in</strong>e Medikation<br />

zur Reduktion des Koka<strong>in</strong>konsums etabliert.<br />

002<br />

Substanzbezogene Störungen bei Cannabis- und Stimulanzienkonsum<br />

Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank (LVR-Kl<strong>in</strong>ik Köln, Allgeme<strong>in</strong>e Psychiatrie<br />

II)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ca. 40 % <strong>der</strong> 18- bis 20-jährigen <strong>in</strong> Deutschland berichten<br />

über e<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>malige Erfahrung mit Cannabis,<br />

und bei e<strong>in</strong>er Untergruppe von täglichen o<strong>der</strong> fast-täglichen Konsumenten<br />

treten kl<strong>in</strong>isch relevante Konsummuster e<strong>in</strong>es schädlichen<br />

Gebrauchs (bei ca. 8 – 9 %) o<strong>der</strong> gar e<strong>in</strong>er Abhängigkeit (bei<br />

ca. 4 – 7 % <strong>der</strong> Konsumenten) auf. Im Vergleich zu Cannabis s<strong>in</strong>d<br />

Amphetam<strong>in</strong>e, Ecstasy und Halluz<strong>in</strong>ogene <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung<br />

deutlich weniger, aber <strong>in</strong> bestimmten Szenen bzw. Subpopulationen<br />

stark verbreitet (Partydrogen). Unter diesen Partydrogen<br />

haben Amphetam<strong>in</strong>e das stärkste Abhängigkeitspotential.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d die verschiedenen Substanzen durch e<strong>in</strong> unterschiedliches<br />

Wirkungs- und Komplikationsspektrum gekennzeichnet.<br />

Methode: In diesem Beitrag werden die neurobiologischen Mechanismen<br />

<strong>der</strong> Substanzen, die diagnostischen Kriterien und die Differentialdiagnose<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Störungen sowie die pharmako-<br />

und psychotherapeutischen Möglichkeiten zusammengefaßt und<br />

diskutiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Komorbide Störungen müssen mittels<br />

Verlaufsbeobachtung von drogen<strong>in</strong>duzierten Störungen abgegrenzt<br />

werden. Unzureichend gesichert ersche<strong>in</strong>t die Validität <strong>der</strong> Entität<br />

„amotivationales Syndrom“ durch Cannabis. Sie muss gegen e<strong>in</strong>en<br />

chronischen Intoxikationszustand, das Negativsyndrom e<strong>in</strong>er Schizophrenie,<br />

sowie depressive und schwere Persönlichkeitsstörungen<br />

mit Suchtkomorbidität abgegrenzt werden. H<strong>in</strong>gegen wird das propsychotische<br />

Potenzial von Cannabis, vor allem bei frühem und<br />

ausgeprägtem Konsum, durch aktuelle Studien deutlich gestützt.<br />

Die <strong>in</strong> vielen Studien nachgewiesenen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel subtilen kognitiven<br />

Defizite von Ecstasy- und Amphetam<strong>in</strong>konsumenten könnten<br />

mit dem im Tierversuch nachgewiesenen neurotoxischen<br />

Potenzial dieser Drogen zusammenhängen. H<strong>in</strong>sichtlich dieser<br />

Gefahr verdichten sich die H<strong>in</strong>weise aus Längsschnitt- und prospektiven<br />

Studien mit Ecstasykonsumenten. Bei den Therapieempfehlungen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich Störungen durch Cannabis und Partydrogen<br />

liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong> relativ schwaches Evidenzniveau vor. Immerh<strong>in</strong><br />

liegen aber <strong>in</strong>zwischen kontrollierte Studien und Therapieverlaufsstudien<br />

vor, die e<strong>in</strong>e Effektivität psychotherapeutischer Interventionen<br />

bei <strong>der</strong> Cannabisabhängigkeit belegen.<br />

40<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 - 18.45 Uhr, Saal 3<br />

ST-015 State-of-the-Art-Symposium<br />

Alkoholabhängigkeit<br />

Vorsitz: K. Mann (Mannheim), A. He<strong>in</strong>z (Berl<strong>in</strong>)<br />

001<br />

Neurobiologie <strong>der</strong> Alkoholabhängigkeit – neue Erkenntnisse und<br />

therapeutische Implikationen<br />

Andreas He<strong>in</strong>z (Charité Campus Mitte, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

J. Wrase<br />

In den letzten Jahren konnten wichtige Fortschritte bei <strong>der</strong> Erforschung<br />

<strong>der</strong> neurobiologischen Grundlagen alkoholbed<strong>in</strong>gter<br />

Störungen verzeichnet werden. Sehr gut untersucht s<strong>in</strong>d die Auswirkungen<br />

von Alkohol auf die Neurotransmittersysteme. E<strong>in</strong>e dopam<strong>in</strong>erge<br />

und GABAerge Bahnung trägt maßgeblich zu den Stimulationseffekten<br />

ger<strong>in</strong>gerer Dosen Ethanols bei, höhere Dosen<br />

vermitteln über e<strong>in</strong>e glutamaterge Hemmung viele <strong>der</strong> negativen<br />

Wirkungen. Genetische Untersuchungen im Tiermodell und beim<br />

Menschen weisen darauf h<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong> verän<strong>der</strong>ter Glutamatumsatz<br />

zur Alkoholabhängigkeit disponieren kann. Zahlreiche Ergebnisse<br />

belegen zudem, dass e<strong>in</strong> verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Seroton<strong>in</strong>stoffwechsel e<strong>in</strong>en<br />

Risikofaktor für die Entwicklung e<strong>in</strong>er Alkoholabhängigkeit darstellt,<br />

da er mit e<strong>in</strong>er verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Ausprägung akuter Alkoholwirkungen<br />

verbunden ist. Den Betroffenen fehlt so e<strong>in</strong> Warnzeichen<br />

exzessiven Alkoholkonsums. Chronische Alkohole<strong>in</strong>nahme ist von<br />

e<strong>in</strong>er verän<strong>der</strong>ten Zusammensetzung <strong>der</strong> GABA-A Rezeptoren mit<br />

Än<strong>der</strong>ungen ihrer Sensitivität begleitet, die zur Toleranzentwicklung<br />

beiträgt. Bildgebende Studien wiesen zudem e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Rolle des Belohnungssystems bei alkoholbed<strong>in</strong>gten Störungen<br />

nach, die dazu führen kann, dass die Patienten vermehrt auf die<br />

unmittelbare, Alkohol assoziierte Belohnung auf Kosten <strong>der</strong> Erwartung<br />

an<strong>der</strong>er sozialer Verstärker reagieren und Schwierigkeiten<br />

haben, neue Verhaltensweisen zu erlernen. Störungen <strong>der</strong> Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenr<strong>in</strong>den-Achse<br />

s<strong>in</strong>d ebenfalls<br />

bei e<strong>in</strong>er Alkoholabhängigkeit nachweisbar und tragen offenbar<br />

zum Alkoholverlangen bei. Ob das <strong>der</strong>zeit zur Rückfallprävention<br />

zugelassene Medikament Acamprosat vor allem bei Patienten wirkt,<br />

die unter Stressbelastung o<strong>der</strong> bei negativer Stimmung Alkohol<br />

konsumieren, wird <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen Studien untersucht.<br />

002<br />

Neue Ansätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung von Alkoholproblemen<br />

Karl Mann (ZI für Seelische Gesundheit, Kl<strong>in</strong>ik f. Abhängiges Verhalten,<br />

Mannheim)<br />

F. Kiefer<br />

Die psychiatrische und psychotherapeutische Betreuung von Patienten<br />

mit Alkoholproblemen bietet neue Chancen für nie<strong>der</strong>gelassene<br />

Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen. Angesichts <strong>der</strong> Prävalenzzahlen<br />

mit ca. 2 Mio. Abhängigen und weiteren 2 Mio. Betroffenen mit<br />

„schädlichem Gebrauch“ ist <strong>der</strong> Beratungs- und Behandlungsbedarf<br />

enorm hoch und kaum gedeckt. Da sich zugleich die Therapiemöglichkeiten<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren entscheidend erweitert haben<br />

(Mann et al., 2006; Kienast et al. 2007) bietet sich unserem Fachgebiet<br />

e<strong>in</strong> fasz<strong>in</strong>ierendes Feld. Es werden Literaturreviews und eigene<br />

Studiendaten vorgestellt. Aufbauend auf den neurobiologischen<br />

Befunden <strong>in</strong> Zusammenhang mit dem Rückfallgeschehen lassen<br />

sich Therapiestrategien für die Pharmakotherapie und für die Psychotherapie<br />

ableiten. Der sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Postentzugsphase wie auch<br />

<strong>in</strong> Prärezidiv-Phasen zu beobachtende hyperglutamaterge Zu stand<br />

ist mit Hilfe von Acamprosat erfolgreich zu behandeln. Von<br />

20 <strong>in</strong>ternational durchgeführten randomisierten, doppelbl<strong>in</strong>den,

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