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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 13 G Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie // Neurobiology, neurogenetics, epidemiology<br />

008<br />

E<strong>in</strong>fluss von Sequenzvariationen auf die Aktivität <strong>der</strong> sauren<br />

Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase<br />

Cosima Rhe<strong>in</strong> (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Erlangen, Molekulare Neurobiologie<br />

Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />

P. Tripal, M. Reichel, C. Mühle, J. Kornhuber<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die saure Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase (ASM) ist e<strong>in</strong> lysosomales<br />

Enzym, das die Hydrolyse von Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong> zu Ceramid und<br />

Phosphorylchol<strong>in</strong> katalysiert. Verän<strong>der</strong>te Aktivität <strong>der</strong> ASM steht<br />

im Zusammenhang mit unterschiedlichen psychiatrischen und<br />

neurologischen Krankheiten. E<strong>in</strong> im Vergleich zu gesunden Personen<br />

erhöhtes ASM-Aktivitätsniveau liegt beispielsweise bei Patienten<br />

vor, die an Depression o<strong>der</strong> Morbus Alzheimer leiden. E<strong>in</strong>e<br />

erniedrigte ASM-Aktivität h<strong>in</strong>gegen wird bei <strong>der</strong> Niemann-Pick-<br />

Krankheit beobachtet und durch Sequenzvariationen verursacht.<br />

Sequenzvariationen, die e<strong>in</strong>e erhöhte ASM-Aktivität bewirken,<br />

s<strong>in</strong>d bislang nicht bekannt.<br />

Methode: Mit dem Ziel, den E<strong>in</strong>fluss von ASM-Sequenzvariationen<br />

auf die katalytische Aktivität des Enzyms zu untersuchen,<br />

wurde e<strong>in</strong> Zellkulturmodell etabliert. In diesem Modell werden<br />

ASM-Varianten exprimiert, die <strong>in</strong> Patienten mit Major Depression<br />

identifiziert wurden. Im Anschluss kann die katalytische Aktivität<br />

und zelluläre Auswirkungen dieser analysiert werden. Validiert<br />

wurde das Zellkulturmodell anhand zweier ASM-Varianten, die<br />

aus Patientenmaterial kloniert wurden. Die Charakterisierung <strong>der</strong><br />

enzymatischen Aktivität, des apoptotischen Potentials und des Phosphorylierungsstatus<br />

dieser Varianten zeigte e<strong>in</strong>deutige Unterschiede.<br />

Diese Unterschiede s<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zelnen Nukleotidaustausch<br />

zurückzuführen. Dementsprechend kann das beschriebene<br />

Modell genutzt werden, weitere, eventuell krankheitsassoziierte<br />

ASM-Sequenzvariationen zu beschreiben und <strong>der</strong>en zellbiologischen<br />

Effekte zu charakterisieren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das präsentierte Zellkulturmodell bietet<br />

die Möglichkeit, zellbiologische Grundlagen e<strong>in</strong>er verän<strong>der</strong>ten<br />

ASM-Aktivität zu untersuchen. Nachdem die ASM-Aktivität im<br />

Zusammenhang mit unterschiedlichsten Krankheiten steht, ist es<br />

erstrebenswert diese Grundlagen aufzuklären. Neue Erkenntnisse<br />

zur Regulation und Auswirkung pathologisch verän<strong>der</strong>ter ASM-<br />

Aktivität bieten die Möglichkeit, neue, spezifisch wirkende Pharmaka<br />

zu entwickeln o<strong>der</strong> die Ursachen für diese verän<strong>der</strong>te Enzymaktivität<br />

zu beseitigen.<br />

009<br />

In vitro-System zur Identifizierung spezifischer Inhibitoren <strong>der</strong><br />

sauren Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase und sauren Ceramidase im Lipidstoffwechsel<br />

Christiane Mühle (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Erlangen, Molekulare Neurobiologie<br />

Psychiatrie)<br />

P. Tripal, M. Reichel, C. Rhe<strong>in</strong>, J. Kornhuber<br />

Sph<strong>in</strong>golipide s<strong>in</strong>d nicht nur e<strong>in</strong> Hauptbestandteil tierischer Zellmembranen<br />

son<strong>der</strong>n als bioaktive Lipide wesentlich an zellulären<br />

Signalwegen beteiligt. Durch Regulation <strong>der</strong> Ceramid- und Sph<strong>in</strong>gos<strong>in</strong>-1-Phosphat-Konzentrationen,<br />

dem Ceramid / S1P-Rheostat,<br />

kontrollieren Enzyme des Lidipstoffwechsels Prozesse wie die Proliferation,<br />

Differenzierung, Zellmigration und Apoptose. Neben<br />

erblichen Lipidspeicherkrankheiten (Niemann-Pick, Farber) sollen<br />

sie auch an <strong>der</strong> Entstehung u. a. psychiatrischer und neurologischer<br />

<strong>Erkrankungen</strong>, z. B. schwerer Depression, Morbus Alzheimer, Morbus<br />

Park<strong>in</strong>son und Multipler Sklerose, beteiligt se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e zentrale<br />

Stellung dabei haben die saure Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase (aSMase), die<br />

Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong> zu Phosphorylchol<strong>in</strong> und Ceramid hydrolysiert, sowie<br />

die saure Ceramidase (aCDase), die das Ceramid wie<strong>der</strong>um zu<br />

Sph<strong>in</strong>gos<strong>in</strong> und Fettsäure abbaut. Bei Patienten mit schwerer Depression<br />

wurde e<strong>in</strong>e erhöhte Aktivität <strong>der</strong> sauren Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase<br />

<strong>in</strong> peripheren Blutzellen gemessen, die sich <strong>in</strong> vitro durch<br />

Behandlung mit Antidepressiva reduzieren ließ. Obwohl weitere<br />

Substanzen als Inhibitoren <strong>der</strong> aSMase o<strong>der</strong> aCDase erkannt o<strong>der</strong><br />

neu synthetisiert werden, fehlt es an systematischen Untersuchungen<br />

zur spezifischen Hemmung. Neuere Studien zeigen sogar, dass<br />

<strong>der</strong> bekannte Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase-Hemmer Desipram<strong>in</strong> manche<br />

Wirkungen nicht über dieses Enzym son<strong>der</strong>n durch e<strong>in</strong>e Aktivitätsverr<strong>in</strong>gerung<br />

<strong>der</strong> aCDase erreicht. Um spezifische Inhibitoren<br />

<strong>der</strong> aSMase und aCDase zu identifizieren, haben wir Assays zur parallelen<br />

Bestimmung <strong>der</strong> Aktivität bei<strong>der</strong> Enzyme mittels fluoreszenzgekoppelter<br />

Substrate und Dünnschichtchromatographie etabliert<br />

und für e<strong>in</strong>e Reihe von Testsubstanzen angewendet. Da die<br />

aCDase <strong>in</strong> vielen Zelll<strong>in</strong>ien im Vergleich zur aSMase nur e<strong>in</strong> deutlich<br />

niedrigeres Aktivitätsniveau erreicht, nutzen wir e<strong>in</strong>e stabil<br />

transfizierte aCDase überexprimierende Zelll<strong>in</strong>ie, die mit verschiedenen<br />

Konzentrationen <strong>der</strong> Pharmaka für unterschiedliche Zeiten<br />

behandelt wird. E<strong>in</strong> weiterführendes Screen<strong>in</strong>g zugelassener Medikamente<br />

soll dazu dienen, <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf beide Enzyme relativ<br />

zu e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu bestimmen und dadurch auch zur Aufklärung <strong>der</strong><br />

Wirkungs- und Regulationsmechanismen beizutragen. Unspezifische<br />

Inhibitoren bei<strong>der</strong> Systeme würden nur über die <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sischen<br />

Aktivitätsunterschiede e<strong>in</strong>e Verschiebung des Ceramid/S1P-Gleichgewichts<br />

erreichen, während über e<strong>in</strong>e spezifische Hemmung <strong>der</strong><br />

aSMase o<strong>der</strong> aCDase dieses <strong>in</strong> die gewünschte Richtung gelenkt<br />

werden könnte.<br />

010<br />

Erhöhte und erniedrigte Aktivität <strong>der</strong> Sauren Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase<br />

Induzieren Apoptose im Zellkulturmodell<br />

Philipp Tripal (Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik, Molekulare Neurobiologie, Erlangen)<br />

M. Reichel, C. Mühle, C. Rhe<strong>in</strong>, J. Kornhuber<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die saure Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>ase (ASM) ist e<strong>in</strong> Haushaltsenzym<br />

des Fettsäurekatabolismus. Es spaltet Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

Phosphorylchol<strong>in</strong> und das bioaktive Lipid Ceramid. Zahlreiche<br />

Krankheiten wurden bisher beschrieben, die mit verän<strong>der</strong>ter ASM<br />

Aktivität e<strong>in</strong>hergehen. Zu niedrige ASM Aktivität ist die Ursache<br />

von Niemann Pick. Durch Mutationen im ASM Gen kommt es bei<br />

Patienten mit dieser Krankheit zur Anreicherung von Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> den Lysosomen, was pathologische Konsequenz hat. Dieser<br />

Befund bestätigte zunächst die Bedeutung <strong>der</strong> ASM als re<strong>in</strong>es<br />

Haushaltsenzym. Durch Entwicklung sensitiver, biochemischer<br />

Methoden und Durchführung <strong>in</strong>tensiver kl<strong>in</strong>ischer Forschung<br />

wurden mittlerweile unterschiedlichste Krankheiten identifiziert,<br />

die mit e<strong>in</strong>er erhöhten ASM Aktivität e<strong>in</strong>hergehen. Darunter s<strong>in</strong>d<br />

vor allem degenerative Krankheiten wie Alzheimer Demenz, Morbus<br />

Park<strong>in</strong>son, Status Epilepticus, Multiple Sklerose o<strong>der</strong> Alkoholkrankheit.<br />

Interessanter Weise korreliert die ASM Aktivität depressiver<br />

Patienten mit <strong>der</strong> Zunahme ihrer Hamilton Testergebisse.<br />

Zudem bef<strong>in</strong>den sich unter den Antidepressiva viele Substanzen,<br />

welche die ASM-Aktivität hemmen. Krankheitsbil<strong>der</strong> sowie experimentelle<br />

Ergebnisse lassen darauf schließen, dass e<strong>in</strong>e Reduktion<br />

sowie die Erhöhung <strong>der</strong> ASM Aktivität negative, zellbiologische<br />

Konsequenzen hat.<br />

Methode: Zur Bestimmung <strong>der</strong> Auswirkungen e<strong>in</strong>er verän<strong>der</strong>ten<br />

ASM Aktivität, haben wir e<strong>in</strong> Zellkulturmodell entwickelt. In diesem<br />

Modell kann die ASM Aktivität durch Überexpression, siRNA<br />

o<strong>der</strong> pharmakologisch moduliert werden. Das bietet die Möglichkeit<br />

den E<strong>in</strong>fluss erhöhter und erniedrigter ASM Aktivität auf die<br />

Viabilität <strong>der</strong> Zellen zu erforschen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong>e zu starke Hemmung <strong>der</strong> ASM durch<br />

Pharmaka führt zur lysosomalen Akkumulation von Sph<strong>in</strong>gomyel<strong>in</strong>,<br />

wie für Niemann Pick Patienten gezeigt. Dementsprechend<br />

konnte im Zellkulturmodell e<strong>in</strong> negativer E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>er zu starken<br />

ASM Hemmung auf die zelluläre Viabilität beobachtet werden.<br />

ASM Überexpression und die dadurch erhöhte ASM-Aktivität <strong>in</strong>-<br />

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