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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 18 G Sozialpsychiatrie // Social psychiatry<br />

tätse<strong>in</strong>bussen ausserhalb des stationären Bereiches erfolgen kann.<br />

Der vorliegende Beitrag präsentiert erste Ergebnisse <strong>der</strong> Projektevaluation<br />

und diskutiert Beson<strong>der</strong>heiten dieses im deutschsprachigen<br />

Raum bisher <strong>in</strong> dieser Form nicht untersuchten Behandlungsansatzes.<br />

004<br />

Entscheidungskriterien für die Behandlung von Patienten auf <strong>der</strong><br />

psychiatrischen Notaufnahme<br />

Johannes Krautheim (Charité, Berl<strong>in</strong>)<br />

A. He<strong>in</strong>z, J. He<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung: Trotz hoher kl<strong>in</strong>ischer Relevanz existieren bis heute<br />

neben rechtlichen Vorschriften ke<strong>in</strong>e evidenzbasierten Richtl<strong>in</strong>ien<br />

für Entscheidungsprozesse auf <strong>der</strong> psychiatrischen Notaufnahme<br />

(Mul<strong>der</strong> 2005). In vielen Fällen müssen die behandelnden Ärzt<strong>in</strong>nen<br />

und Ärzte <strong>in</strong> kurzer Zeit Entscheidungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er komplexen<br />

Behandlungssituation treffen. Ziel dieser Studie war es, Prädiktoren<br />

<strong>der</strong> stationären Aufnahme<strong>in</strong>dikation zu ermitteln und e<strong>in</strong> brauchbares<br />

unterstützendes Instrument für den Entscheidungsprozess<br />

auf <strong>der</strong> psychiatrischen Notaufnahme zu entwickeln.<br />

Methode: In e<strong>in</strong>em Zeitraum von drei Monaten wurden 506 Patienten<br />

auf <strong>der</strong> psychiatrischen Notaufnahme des Universitätskl<strong>in</strong>ikums<br />

Charité Berl<strong>in</strong> behandelt. Alle Patienten wurden durch<br />

die behandelnde Person mit dem Severity of Psychiatric Illness<br />

Scale (SPI), <strong>der</strong> Skala zur globalen Erfassung des Funktionsniveaus<br />

(GAF) und den Cl<strong>in</strong>ical-Global-Impression-Scores (CGI) beurteilt.<br />

Außerdem wurden soziodemographische Faktoren sowie wichtige<br />

Situationsbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> jeweiligen Behandlung erfasst. Mit Hilfe<br />

von multivariaten Analysemethoden wurden Prädiktoren <strong>der</strong><br />

stationären Aufnahme<strong>in</strong>dikation berechnet. Daraus wurde e<strong>in</strong> Test<br />

entwickelt, mit dem die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit <strong>der</strong> stationären Aufnahme<br />

ermittelt werden konnte. Dieser wurde prospektiv validiert<br />

und mit den an<strong>der</strong>en erfassten Tests verglichen. E<strong>in</strong>ige Faktoren,<br />

die im E<strong>in</strong>zelfall e<strong>in</strong>e große Rolle spielen, wie das Vorliegen von<br />

Fremdgefährdung, halten den multivariaten Analysemethoden auf<br />

Grund ihrer Seltenheit nicht stand. Dies wurde bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>es entsprechenden Tests berücksichtigt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Alle<strong>in</strong> mit den vier Faktoren Suizidrisiko,<br />

E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Alltagsfähigkeit, Vorliegen e<strong>in</strong>es psychotischen<br />

Syndroms und Zustimmung <strong>der</strong> Begleitung des Patienten zur stationären<br />

Aufnahme und konnte e<strong>in</strong> Modell entwickelt werden, mit<br />

dem 83 % <strong>der</strong> Patienten richtig zugeordnet werden konnten. Ebenfalls<br />

konnte mit dem Punktwert des entwickelten Tests e<strong>in</strong>e korrekte<br />

Zuordnung <strong>in</strong> über 80 % <strong>der</strong> Fälle erfolgen. Diskussion: Diese<br />

kl<strong>in</strong>ische Studie konnte trotz <strong>der</strong> erheblichen Komplexität des E<strong>in</strong>zelfalls<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen Notaufnahme e<strong>in</strong>ige Faktoren ermitteln,<br />

die die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er stationären Aufnahme<strong>in</strong>dikation<br />

<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>em Ausmaß steigern.<br />

005<br />

<strong>Psychische</strong> Belastung von ausländischen Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten<br />

Isaac Bermejo (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

I. Maier, H. Pessenthe<strong>in</strong>er, D. Ruf, M. Härter<br />

E<strong>in</strong>leitung: H<strong>in</strong>sichtlich psychischer Störungen bestehen kultur-<br />

und migrationsbed<strong>in</strong>gte Differenzen im Erleben von und beim<br />

Umgang mit Symptomen. Der Zusammenhang zwischen Migrationserfahrungen<br />

und Entstehung bzw. Aufrechterhaltung von psychischen<br />

Störungen ist jedoch bislang ungeklärt. Epidemiologische<br />

Studien zur psychischen Belastung von Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten<br />

<strong>in</strong> Deutschland liegen kaum vor, dabei s<strong>in</strong>d solche Informationen<br />

entscheidend für e<strong>in</strong>e adäquate mediz<strong>in</strong>ische Versorgung dieser<br />

Zielgruppe. Ziel ist die Analyse <strong>der</strong> psychischen Belastungen<br />

bei Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten.<br />

420<br />

Methode: Querschnittsbefragung von Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten<br />

<strong>in</strong> den Migrationsdiensten und Suchtberatungsstellen des<br />

Deutschen Caritasverbandes und <strong>der</strong> Arbeiterwohlfahrt. Neben<br />

gesundheitlichen Belastungen (Beschwerdenliste (BL) nach Zerrsen)<br />

und Symptomen psychischer Störungen (Depression: Patientengesundheitsfragebogen<br />

(PHQ-D); Angst: GAD-7; riskanter Alkoholkonsum:<br />

AUDIT) wurden Daten zur sozialen und beruflichen<br />

Situation sowie zum Migrationsh<strong>in</strong>tergrund erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt liegen Daten von n= 506 Migrant<strong>in</strong>nen<br />

(55,7 %) und Migranten (44,3 %) vor (Alter: 53,4 ±<br />

12,9). Vornehmlich aus den Staaten <strong>der</strong> ehemaligen Sowjetunion<br />

(n= 196), <strong>der</strong> Türkei (n= 77), Italien (n= 95) und Spanien (n= 67).<br />

Insgesamt liegen bei 44,7 % H<strong>in</strong>weise für e<strong>in</strong>e Somatisierungsstörung<br />

vor (BL > 20). 20,6 % übersteigen den Cut-Off für e<strong>in</strong>e depressive<br />

Störung (PHQ-D > 10) und bei 52,8 % liegen H<strong>in</strong>weise für erhöhte<br />

Ängstlichkeit vor (GAD-7 > 5). 12,3 % <strong>der</strong> Befragten zeigen<br />

H<strong>in</strong>weise für e<strong>in</strong>en riskanten Alkoholkonsum. Die Untersuchung<br />

liefert empirisch fundierte Aussagen über die psychische Belastung<br />

von Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten, die nichtgesundheitsspezifische<br />

Beratungse<strong>in</strong>richtungen aufsuchen. Die Analyse <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

des Migrationsstatus und soziodemographischer Faktoren ermöglicht<br />

die Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung<br />

dieser Personengruppe bei psychischen Belastungen.<br />

006<br />

Risiko- und Resilienzfaktoren bei e<strong>in</strong>er positiven Familiengeschichte<br />

e<strong>in</strong>er Alkoholstörung für die Entwicklung von Substanz- und<br />

weiteren psychischen Störungen – Ergebnisse <strong>der</strong> Greifswal<strong>der</strong><br />

Familienstudie<br />

Malte Stopsack (Universität Heidelberg, Psychologisches Institut AE<br />

Kl<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

I. Ulrich, S. Barnow<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e positive Familiengeschichte e<strong>in</strong>er Alkoholstörung<br />

wird oftmals als Risiko für die Entwicklung e<strong>in</strong>er späteren Substanzstörung<br />

angesehen, wobei die Datenlage allerd<strong>in</strong>gs wi<strong>der</strong>sprüchlich<br />

ist. Neben methodischen Problemen (retrospektive<br />

Datenerhebung, kl<strong>in</strong>ische Stichproben, ger<strong>in</strong>ge Validität <strong>der</strong> Instrumente)<br />

s<strong>in</strong>d die Unterschiede dadurch zu erklären, dass zusätzliche<br />

Risiko- und Resilienzfaktoren (z. B. weitere psychische Störungen<br />

<strong>der</strong> Eltern) vernachlässigt werden. In diesem Vortrag soll<br />

<strong>der</strong> Frage nachgegangen werden, ob K<strong>in</strong><strong>der</strong> alkoholkranker Eltern<br />

vermehrt Alkohol- und weitere psychische Probleme aufweisen<br />

und welche Faktoren diese Befunde mediieren..<br />

Methode: In <strong>der</strong> Greifswal<strong>der</strong> Familienstudie wurden von 1998 –<br />

2003 <strong>in</strong>sgesamt 381 K<strong>in</strong><strong>der</strong> (Durchschnittsalter 14) und <strong>der</strong>en Eltern<br />

e<strong>in</strong>er Allgeme<strong>in</strong>bevölkerungsstichprobe umfassend bezüglich<br />

psychischer Störungen und Persönlichkeit sowie Alkoholgebrauch<br />

untersucht. In den Jahren 2005 – 2008 (Durchschnittsalter 20) wurden<br />

knapp 90 % dieser Stichprobe nachuntersucht, wobei bei den<br />

nunmehr jungen Erwachsenen zusätzlich neuropsychologische<br />

und -physiologische Korrelate durchgeführt wurden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Junge Erwachsene mit e<strong>in</strong>er positiven<br />

Familiengeschichte e<strong>in</strong>er Alkoholstörung wiesen ke<strong>in</strong>e erhöhten<br />

Prävalenzen für Alkoholstörungen auf, ebenso wenig unterschieden<br />

sich die Gruppen h<strong>in</strong>sichtlich Tr<strong>in</strong>kmenge, Tr<strong>in</strong>kfrequenz o<strong>der</strong><br />

B<strong>in</strong>ge-Dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g. Allerd<strong>in</strong>gs war die allgeme<strong>in</strong>e psychopathologische<br />

Belastung erhöht, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Töchter berichteten verstärkt<br />

von <strong>in</strong>ternalisierenden Problemen (Ängstlichkeit und Depressivität).<br />

Unter Berücksichtigung von proximalen und distalen<br />

Risiko- und Resilienzfaktoren (Mitgliedschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er substanzkonsumierenden<br />

Peergroup, elterliches Erziehungsverhalten, Komorbiditäten<br />

<strong>der</strong> Eltern, Persönlichkeit) ließen sich allerd<strong>in</strong>gs<br />

Hochrisikogruppen identifizieren, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e familiäre Belastung<br />

bedeutsam war und die zudem mit Defiziten <strong>in</strong> neuropsy-

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