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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

zite <strong>in</strong> <strong>der</strong> Emotionsverarbeitung verr<strong>in</strong>gern die Angst vor e<strong>in</strong>er<br />

möglichen Sanktion des eigenen Handelns.<br />

003<br />

Zur Dissoziation von Läsion, Neuropsychologie und Verhalten <strong>der</strong><br />

orbitofrontalen Hirnschädigung – e<strong>in</strong>e Fallstudie und ihr empirischer<br />

H<strong>in</strong>tergrund<br />

Bernd Leplow (Universität Halle, Institut für Psychologie, Halle / Saale)<br />

Y. Paelecke-Habermann, P. Fromberger, M. Paelecke, J. L. Müller<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong> Patient (m., 54 J.) mit Z.n. SHT und mit Schädigung<br />

<strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken orbitofrontalen Region wurde ausführlich verhaltensneuropsychologisch<br />

untersucht. E<strong>in</strong> Fokus lag auf <strong>der</strong> Erkennung<br />

emotionaler Gesichtsausdrücke und <strong>der</strong> Entscheidungsbildung<br />

<strong>in</strong> sozialen und nicht-sozialen Situationen.<br />

Methode: Neben e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>isch-psychologischen Basisdiagnostik<br />

(WMS-R, AVLT, WCST, ToH, SDMT, TMT A & B, TAP, RWT &<br />

RCF), e<strong>in</strong>er Intelligenzabschätzung (LPS (UT 3), MWT-B) und<br />

mal<strong>in</strong>ger<strong>in</strong>g-Prüfung sowie e<strong>in</strong>em kl<strong>in</strong>isch-psychologischem Assessment<br />

(SKID, BIS, Bf-S‘, SCL 90-R, BDI) kamen experimentellneuropsychologische<br />

Methoden zum E<strong>in</strong>satz: (i) e<strong>in</strong> Emotions-Labyr<strong>in</strong>th,<br />

mit welchem das F<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>er versteckten Lokation über<br />

positives und negatives Feedback gesteuert wurde. Das Feedback<br />

wurde jeweils über die Darbietung unterschiedlich ausgeprägter<br />

emotionaler Gesichtsausdrücke realisiert (Ärger, Trauer; Diessel,<br />

2005); (ii) <strong>der</strong> Iowa Gambl<strong>in</strong>g Task <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Orig<strong>in</strong>alversion und <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Standardvariante sowie <strong>der</strong> Roger‘s Decision Mak<strong>in</strong>g Task<br />

(RDMT) zur Erfassung des Entscheidungsverhaltens unter verschiedenen<br />

Feedbackbed<strong>in</strong>gungen; (iii) alltagsnahe Soziale Dilemma-Situationen<br />

zur Prüfung <strong>der</strong> Fähigkeit zur moralischen Urteilsbildung.<br />

Die Ergebnisse wurden mit altersparallelen männlichen<br />

Sexualstraftätern und Pathologischen Spielern verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Mittels bildgeben<strong>der</strong> Diagnostik wurde e<strong>in</strong>e<br />

umschriebene bilaterale, l<strong>in</strong>ksseitig betonte, orbitofrontale Läsion<br />

verifiziert. Während das allgeme<strong>in</strong>e kognitive Funktionsniveau unbee<strong>in</strong>trächtigt<br />

war, ergaben sich reduzierte Leistungen im Arbeitsgedächtnis<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umstellfähigkeit. Außerdem konnten mimische<br />

Ärgercues nicht für das Suchverhalten im Labyr<strong>in</strong>th genutzt<br />

werden. Auch ließ sich e<strong>in</strong>e erhöhte Sensitivität für Bestrafungen<br />

und e<strong>in</strong>e ausgeprägte Insensitivität für kurzfristig e<strong>in</strong>setzende Belohnungen<br />

nachweisen. Ferner führten die verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Frustrationstoleranz<br />

sowie e<strong>in</strong>e ausgeprägte Tendenz zur Perseveration und<br />

reaktiven Aggression zum Scheitern im RDMT. Demgegenüber<br />

konnten die Sozialen Dilemma-Situationen problemlos bearbeitet<br />

werden. Schlußfolgerung. Die Ergebnisse zeigen, dass nach e<strong>in</strong>er<br />

umschriebenen, vorrangig l<strong>in</strong>ksseitigen Läsion im orbitofrontalen<br />

Kortex zwar die Beurteilungsfähigkeit schwieriger so zialer Situationen<br />

erhalten bleibt, die Fähigkeit zu abstakten Entscheidungsleistungen<br />

unter Zeitdruck jedoch schwer bee<strong>in</strong>trächtigt ist.<br />

004<br />

Zur Bedeutung präfrontaler Verän<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> Begutachtung<br />

Jürgen Leo Müller (Universität Gött<strong>in</strong>gen, Forensische Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Ebenso wie das erworbene Syndrom <strong>der</strong> Acquired Psychopathy<br />

wird auch „Psychopathy“ mit neurobiologischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> präfrontalen Hirnstruktur und Funktion<br />

<strong>in</strong> Zusammenhang gebracht.<br />

Methode: Entsprechende neurobiologische Modelle werden aufgezeigt<br />

und <strong>der</strong>en Relevanz für die kl<strong>in</strong>ische Symptomatik, für die<br />

Beurteilung von Schuldfähigkeit und Prognose illustriert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: An Hand weiterer Kasuistiken von Probanden<br />

mit präfrontalen Läsionen ohne relevante Verhaltensverän<strong>der</strong>ung<br />

werden Perspektiven und Grenzen neurobiologischer Verfahren<br />

bei <strong>der</strong> Beantwortung forensicher relevanter Fragen<br />

diskutiert.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Stockholm 3<br />

S-110 Symposium<br />

Stalk<strong>in</strong>g – Neue Forschungsergebnisse<br />

Vorsitz: H. Dreß<strong>in</strong>g (Mannheim), C. Gallas (Mannheim)<br />

001<br />

Polizeiliche Interventionen und naturalistischer Verlauf bei Stalk<strong>in</strong>g<br />

Christ<strong>in</strong>e Gallas (ZI Seelische Gesundheit, Forensik, Mannheim)<br />

C. Kühner, E. Schiefelbe<strong>in</strong>, H. Dreß<strong>in</strong>g<br />

E<strong>in</strong>leitung: Stalk<strong>in</strong>gopfer s<strong>in</strong>d im Vergleich zur Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung<br />

stärker psychisch bee<strong>in</strong>trächtigt und suchen häufig Hilfe bei<br />

Psychiatern, Psychologen, Hausärzten o<strong>der</strong> psychosozialen Beratungsstellen.<br />

In e<strong>in</strong>er repräsentativen Bevölkerungsstichprobe<br />

vertrauten sich Betroffene sogar häufiger e<strong>in</strong>em Arzt o<strong>der</strong> Therapeuten<br />

an als die Polizei aufzusuchen. H<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsgründe für Stalk<strong>in</strong>gopfer,<br />

Anzeige bei <strong>der</strong> Polizei zu erstatten, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

die Angst vor e<strong>in</strong>er Eskalation <strong>der</strong> Belästigungen sowie Zweifel, ob<br />

polizeiliche Maßnahmen greifen. Da Psychiater und Psychologen<br />

von Stalk<strong>in</strong>gopfern mit <strong>der</strong> Frage konfrontiert werden, ob sie die<br />

Polizei e<strong>in</strong>schalten sollen, ist die Kenntnis über mögliche polizeiliche<br />

Interventionen und <strong>der</strong>en Effektivität bedeutsam, um qualifizierte<br />

Beratung zu leisten.<br />

Methode: Im Rahmen e<strong>in</strong>es Kooperationsprojekts mit den Polizeipräsidien<br />

<strong>in</strong> Mannheim und Heidelberg / Rhe<strong>in</strong>-Neckar-Kreis wurden<br />

Stalk<strong>in</strong>gfälle mit Hilfe e<strong>in</strong>es Fragebogens, <strong>der</strong> durch die Polizeibeamten<br />

ausgefüllt wird, strukturiert erfasst. Betroffene, die mit<br />

<strong>der</strong> Weitergabe ihrer Kontaktdaten zu Forschungszwecken e<strong>in</strong>verstanden<br />

waren, wurden 6 bis 12 Monate nach <strong>der</strong> Anzeigenerstattung<br />

telefonisch nachbefragt. In diesen Telefon<strong>in</strong>terviews wurden<br />

die e<strong>in</strong>geleiteten polizeilichen und juristischen Maßnahmen und<br />

<strong>der</strong> weitere Verlauf des Stalk<strong>in</strong>gs (z. B. Beendigung des Stalk<strong>in</strong>gs,<br />

mögliche gewalttätige Eskalation usw.) erfragt. Die psychische Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

<strong>der</strong> Betroffenen wurde mit Hilfe des Fragebogens<br />

zum Wohlbef<strong>in</strong>den WHO-5 erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Verglichen mit Stalk<strong>in</strong>gopfern <strong>der</strong> repräsentativen<br />

Bevölkerungsstichprobe zeigten sich bei Betroffenen, die<br />

e<strong>in</strong>e Anzeige bei <strong>der</strong> Polizei erstattet hatten (n=204), Unterschiede<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Stalk<strong>in</strong>g-Merkmalen (z. B. häufiger Stalk<strong>in</strong>g durch Ex-<br />

Partner), jedoch nicht bezüglich <strong>der</strong> psychischen Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

(WHO-5). 79 Betroffene wurden telefonisch zum weiteren Verlauf<br />

des Stalk<strong>in</strong>gs befragt. In 76 % <strong>der</strong> Fälle war das Stalk<strong>in</strong>g zum Befragungszeitpunkt<br />

beendet; am häufigsten wurde die Anzeigenerstattung<br />

bei <strong>der</strong> Polizei als Grund für die Beendigung <strong>der</strong> Belästigung<br />

genannt. In ke<strong>in</strong>em Fall resultierte aufgrund polizeilicher Maßnahmen<br />

e<strong>in</strong>e Intensivierung o<strong>der</strong> Eskalation des Stalk<strong>in</strong>gs. Methodische<br />

E<strong>in</strong>schränkungen sowie Implikationen <strong>der</strong> Ergebnisse für die<br />

Beratungspraxis werden diskutiert.<br />

002<br />

Cyberstalk<strong>in</strong>g<br />

Harald Dreß<strong>in</strong>g (ZI Seelische Gesundheit, Forensik, Mannheim)<br />

J. Bailer, A. An<strong>der</strong>s, C. Gallas<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Problematik von Cyberstalk<strong>in</strong>g rückt zunehmend<br />

<strong>in</strong> das Interesse <strong>der</strong> Medien. Das Internet eröffnet Stalkern vielfältige<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> anonymen Belästigung, Verfolgung und Bedrohung.<br />

Die psychischen Folgen bei den Opfern können offensichtlich<br />

dieselben se<strong>in</strong>, wie sie von an<strong>der</strong>en Stalk<strong>in</strong>gformen bereits<br />

bekannt s<strong>in</strong>d.<br />

Methode: Die zu <strong>der</strong> Thematik vorliegenden wenigen empirischwissenschaftliche<br />

Untersuchungen sowie e<strong>in</strong>e eigene Studie werden<br />

vorgestellt und e<strong>in</strong>er kritischen Bewertung unterzogen. Anhand<br />

e<strong>in</strong>er Kasuistik werden die Dynamik des Cyberstalk<strong>in</strong>g und poten-<br />

401

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