Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />
002<br />
Interaktion von B<strong>in</strong>dungsqualität und Seroton<strong>in</strong>transportergen-<br />
Polymorphismus auf die Emotionalitätsentwicklung <strong>in</strong> <strong>der</strong> frühen<br />
K<strong>in</strong>dheit<br />
Ursula Pauli-Pott (Universität Gießen, Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />
S. Friedel, A. H<strong>in</strong>ney, J. Hebebrand<br />
E<strong>in</strong>leitung: Es existieren H<strong>in</strong>weise darauf, dass <strong>der</strong> sog. Seroton<strong>in</strong>-<br />
Transportergen-Polymorphismus (5-HTTLPR) frühk<strong>in</strong>dliche Gehirnentwicklungsprozesse<br />
bee<strong>in</strong>flusst und die Wirkung von Umweltmerkmalen<br />
auf die Emotionalitätsentwicklung mo<strong>der</strong>iert.<br />
Empirische Untersuchungen an menschlichen Säugl<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d<br />
jedoch selten. Daher wurde <strong>der</strong> Frage nachgegangen, ob <strong>der</strong><br />
5-HTTLPR Genotyp mit e<strong>in</strong>er für die frühe emotionale Entwicklung<br />
ungünstigen Pflegeumwelt im H<strong>in</strong>blick auf die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> negativen Emotionalität (Ärger / Frustration; Ängstlichkeit) <strong>in</strong>teragiert.<br />
Methode: Untersucht wurde e<strong>in</strong>e Stichprobe von 69 gesunden,<br />
erstgeborenen Säugl<strong>in</strong>gen. Im Alter <strong>der</strong> Säugl<strong>in</strong>ge von 4, 8 und 12<br />
Monaten wurden die negative und die positive Emotionalität multimethodal<br />
(Verhaltensbeobachtungen, Elternurteile) erfasst. E<strong>in</strong>e<br />
ungünstige Pflegeumwelt wurde durch die Unsicherheit <strong>der</strong> Bezugsperson-K<strong>in</strong>d-B<strong>in</strong>dungsbeziehung<br />
operationalisiert. Bezüglich<br />
des 5-HTTLPR Genotyps wurden bzgl. <strong>der</strong> s-Allele homozygote<br />
Säugl<strong>in</strong>ge mit den Übrigen kontrastiert. Berechnet wurden dreifaktorielle<br />
Varianzanalysen mit dem Genotyp (s/s vs. s/l, l/l) und <strong>der</strong><br />
B<strong>in</strong>dungsklassifikation (sicher vs. unsicher) als Gruppenfaktoren<br />
und e<strong>in</strong>em Messwie<strong>der</strong>holungsfaktor.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Es ergaben sich signifikante 3-fach Interaktionen<br />
von mittlerer Effektstärke. Unsere Hypothese, nach <strong>der</strong><br />
s/s-Träger aus unsicheren B<strong>in</strong>dungsbeziehungen e<strong>in</strong>e Zunahme<br />
von Ärger / Frustration und Ängstlichkeit zeigen konnte bestätigt<br />
werden. Auch zeigten diese K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Abnahme <strong>der</strong> positiven<br />
Emotionalität. Konklusion: Die Ergebnisse stellen H<strong>in</strong>weise auf<br />
e<strong>in</strong>e erhöhte Vulnerabilität <strong>der</strong> s/s-Träger für frühe ungünstige<br />
Pflegebed<strong>in</strong>gungen dar.<br />
003<br />
Zusammenhänge zwischen B<strong>in</strong>dungsmerkmalen und depressiven<br />
Beschwerden bei stationär-gruppenpsychotherapeutisch behandelten<br />
Patienten<br />
Helmut Kirchmann (Universität Jena, Psychosoziale Mediz<strong>in</strong>)<br />
B. Strauß<br />
E<strong>in</strong>leitung: Ausgehend von theoretischen Übere<strong>in</strong>stimmungen<br />
zwischen Charakteristika unsicherer B<strong>in</strong>dungsmuster und zentralen<br />
Aspekten psychologischer Ätiopathogenesemodelle depressiver<br />
Störungen stellt e<strong>in</strong> unsicheres B<strong>in</strong>dungsmuster e<strong>in</strong> Risikofaktor<br />
für die Entwicklung depressiver Beschwerden dar. Durch psychotherapeutische<br />
Interventionen sollten sich B<strong>in</strong>dungsmuster <strong>in</strong><br />
Richtung Zugew<strong>in</strong>n an sicheren Anteilen verän<strong>der</strong>n lassen. Entsprechend<br />
könnte die Erzielung e<strong>in</strong>es solchen B<strong>in</strong>dungssicherheitszugew<strong>in</strong>ns<br />
e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvoller Fokus bei <strong>der</strong> Behandlung depressiver<br />
Störungen darstellen.<br />
Methode: In e<strong>in</strong>er multizentrischen Erhebung wurden Daten anhand<br />
e<strong>in</strong>er Fragebogenbatterie an e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>ischen Stichprobe bestehend<br />
aus stationären Gruppenpsychotherapiepatienten mit unterschiedlichen<br />
Diagnosen zum Therapiebeg<strong>in</strong>n, zur Entlassung<br />
aus <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik und e<strong>in</strong> Jahr nach dem stationären Aufenthalt gewonnen<br />
(N = 265). Zeitlich parallel wurde e<strong>in</strong>e unbehandelte Vergleichsgruppe<br />
befragt (N = 260).<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die Behandlungseffekte <strong>in</strong> Bezug auf<br />
B<strong>in</strong>dungsmerkmale fielen <strong>in</strong> erwarteter Richtung aus (Zugew<strong>in</strong>n<br />
an b<strong>in</strong>dungssicheren Anteilen) und erreichten fast durchgängig<br />
statistische Signifi-kanz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Patientengruppe. E<strong>in</strong>e konsistente<br />
und aufklärungsstarke Prädiktion von Post-Katamnese-Verän<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>in</strong> depressiven Beschwerden gelang <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Patien-<br />
tengruppe we<strong>der</strong> durch B<strong>in</strong>dungsmerkmals-Variablen zum Ende<br />
<strong>der</strong> Behandlung noch durch B<strong>in</strong>dungsmerkmals-Differenzvariablen<br />
(Post- m<strong>in</strong>us Präwerte), so dass we<strong>der</strong> b<strong>in</strong>dungssichere Anteile<br />
nach <strong>der</strong> stationären Therapie noch e<strong>in</strong> Prä-Post-Zugew<strong>in</strong>n an B<strong>in</strong>dungssicherheit<br />
als Schutzfaktoren für die post-stationäre Entwicklung<br />
depressiver Beschwerden betrachtet werden konnten. Demgegenüber<br />
zeigten sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergleichsgruppe die erwarteten<br />
Prädiktoreffekte konsistent über die erhobenen B<strong>in</strong>dungsmerkmale<br />
h<strong>in</strong>weg. Die Ergebnislage deutet darauf h<strong>in</strong>, dass mit zunehmen<strong>der</strong><br />
Depressivität B<strong>in</strong>dungsmerkmalen e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Bedeutung<br />
im weiteren Entwicklungsprozess depressiver Symptome zukommt.<br />
Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Riga<br />
BS-017 Symposium<br />
<strong>Lebensspanne</strong>n-Entwicklungspsychologie<br />
(<strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Psychologie – DGPs)<br />
Vorsitz: F. Schmiedek (Berl<strong>in</strong>), H. Heekeren (Berl<strong>in</strong>)<br />
001<br />
Entwicklung kognitiver Kontrolle über die <strong>Lebensspanne</strong>: Möglichkeiten<br />
und Grenzen kognitiver Intervention<br />
Jutta Kray (Universität des Saarlandes, Entwicklungspsychologie,<br />
Saarbrücken)<br />
E<strong>in</strong>leitung: Kognitive Kontrollprozesse dienen <strong>der</strong> Regulation und<br />
Koord<strong>in</strong>ation von Verhalten und sche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung zu <strong>der</strong><br />
Entwicklung biologisch determ<strong>in</strong>ierter <strong>in</strong>tellektueller Fähigkeiten<br />
(z. B. Gedächtnis und Denkfähigkeit) zu stehen. Vor allem Fähigkeiten<br />
zur Aufrechterhaltung und Selektion relevanter Aufgaben<strong>in</strong>formation<br />
unterliegen entwicklungsbed<strong>in</strong>gten Verän<strong>der</strong>ungen über<br />
die <strong>Lebensspanne</strong>, d. h. diese Kontrollfähigkeiten nehmen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
K<strong>in</strong>dheit deutlich zu und im hohen Alter stark ab. Daher ist die<br />
Suche nach Interventionsmöglichkeiten zur Aktivierung des latenten<br />
Lernpotentials und die Frage <strong>der</strong> Modifizierbarkeit altersbed<strong>in</strong>gter<br />
Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> kognitiver Kontrolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit und<br />
im hohen Alter von großer Bedeutung für die angewandte Entwicklungsforschung.<br />
Methode: Im Vortrag werde ich zentrale Ergebnisse me<strong>in</strong>er Forschung<br />
<strong>der</strong> letzten Jahre vorstellen, die die Möglichkeiten und<br />
Grenzen kognitiver Intervention am Beispiel verbaler Selbst<strong>in</strong>struktionen<br />
aufzeigen. Schwerpunktmäßig werde ich Ergebnisse<br />
e<strong>in</strong>er kognitiven Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsstudie vorstellen, die Altersunterschiede<br />
im Transfer kognitiven Kontrolltra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs untersucht hat sowie die<br />
Generalisierbarkeit und die Aufrechterhaltung des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gstransfers<br />
unter verschiedenen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse me<strong>in</strong>er Forschung sprechen<br />
für Interventionsmöglichkeiten zur Verbesserung kognitiver<br />
Kontrolle, da vor allem K<strong>in</strong><strong>der</strong> und ältere Erwachsene vom E<strong>in</strong>satz<br />
verbaler Selbst<strong>in</strong>struktionen bei <strong>der</strong> Handlungsregulation profitieren<br />
können und zudem die größten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgew<strong>in</strong>ne nach e<strong>in</strong>em<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> kognitiver Kontrolle aufweisen. Die Grenzen von Interventionsmöglichkeiten<br />
zeigen sich beispielsweise dar<strong>in</strong>, dass sich<br />
auch nach diesen Interventionen noch deutliche Altersunterschiede<br />
<strong>in</strong> kognitiver Kontrolle f<strong>in</strong>den lassen.<br />
503