Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />
schen Krankheit als e<strong>in</strong>e von vielen Formen von Krankheit • Informationsbeschaffung<br />
über psychische Krankheiten • Selektiver sozialer<br />
Rückzug von Menschen, die stigmatisierende E<strong>in</strong>stellungen<br />
an den Tag legen • Humor im alltäglichen Umgang mit <strong>der</strong> Krankheit<br />
• Positive Stereotypisierung <strong>der</strong> eigenen Gruppe • Engagement<br />
mit an<strong>der</strong>en psychisch kranken Menschen, z. B. im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />
Selbsthilfegruppe Im Rahmen <strong>der</strong> vorgestellten Untersuchung soll<br />
nun überprüft werden, welche dieser Cop<strong>in</strong>gstrategien geeignet ist,<br />
negative Folgen von Stigmatisierung für das Selbstwertgefühl abzumil<strong>der</strong>n.<br />
Methode: Es wurden 355 Menschen während e<strong>in</strong>er ambulanten<br />
o<strong>der</strong> stationären psychiatrischen bzw. psychotherapeutischen Behandlung<br />
mit standardisierten Fragebögen dazu befragt, wie häufig<br />
sie die o. g. Strategien sie anwenden. Zusätzlich wurde ihr Stigma-<br />
Erleben, depressive Symptomatik und selbstberichtetes Selbstwertegefühl<br />
erfasst.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Depressive Symptomatik und erlebtes<br />
Stigma waren mit niedrigerem Selbstwertgefühl assoziiert. Humor<br />
und Engagement mit an<strong>der</strong>en psychisch kranken Menschen h<strong>in</strong>g<br />
mit höherem Selbstwertgefühl zusammen, die Strategien von Geheimhaltung<br />
und Überkompensation h<strong>in</strong>gegen mit niedrigerem<br />
Selbstwertgefühl. Die Ergebnisse legen nahe, dass e<strong>in</strong> aktiver, humorvoller,<br />
offener Umgang mit <strong>der</strong> Krankheit nicht nur e<strong>in</strong>en<br />
wichtigen Schritt im Kampf gegen Stigmatisierung darstellt, son<strong>der</strong>n<br />
auch die Betroffenen <strong>in</strong> ihrem Selbstwertgefühl stärkt.<br />
002<br />
Experienced Involvement. H<strong>in</strong>tergrund und Erfahrungen des<br />
deutschen Ex-In-Projektes<br />
Jörg Utschakowski (FOKUS, Bremen)<br />
E<strong>in</strong>leitung: In diesem Vortrag werden die Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>e<br />
Ausbildung von Psychiatrie-Erfahrenen zum Peer-Spezialisten vorgestellt.<br />
Ebenso werden die erfor<strong>der</strong>lichen Organisationsentwicklungsprozesse<br />
<strong>in</strong> den psychiatrischen Diensten beschrieben, die<br />
e<strong>in</strong>e fruchtbare Zusammenarbeit von Psychiatrischen Fachkräften<br />
und „Experten durch Erfahrung“ gewährleisten.<br />
Methode: Auf Basis <strong>der</strong> Ergebnisse des EU Pilotprojektes EX-IN<br />
(Experienced Involvement) wurde e<strong>in</strong>e Ausbildung zur Qualifizierung<br />
von Psychiatrie-Erfahrenen entwickelt, die <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Bremen<br />
und Hamburg mehrfach durchgeführt wurde. Die Auswertung <strong>der</strong><br />
Ausbildungsprozesse und <strong>der</strong> Erfahrungen mit dem E<strong>in</strong>satz von<br />
Peer- Spezialisten werden Gegenstand dieses Vortrags se<strong>in</strong>.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die E<strong>in</strong>beziehung des Erfahrungswissens<br />
von Psychiatrie-Erfahrenen bietet e<strong>in</strong>e große Chance zur Realisierung<br />
<strong>der</strong> Personenzentrierung und bedarfsorientierten Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> psychiatrischen Praxis.<br />
003<br />
E<strong>in</strong>bezug von Psychiatrie-Erfahrenen im Rahmen <strong>der</strong> <strong>in</strong>nerbetrieblichen<br />
Weiterbildung – Evaluation des Workshops „Antistigma-<br />
Kompetenz“<br />
Harald Zäske (He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />
Düsseldorf)<br />
L. Freimüller<br />
E<strong>in</strong>leitung: Seit nunmehr 10 Jahren gibt es weltweit und auch <strong>in</strong><br />
Deutschland e<strong>in</strong>e Vielzahl von Ansätzen, das Stigma psychischer<br />
<strong>Erkrankungen</strong> zu bekämpfen. Die Bekämpfung des Stigmas psychischer<br />
<strong>Erkrankungen</strong> geschieht dabei überwiegend durch die gezielte<br />
Ansprache von Zielgruppen, die entwe<strong>der</strong> selbst e<strong>in</strong>e Risikogruppe<br />
für psychische <strong>Erkrankungen</strong> darstellen und für das Thema<br />
empfänglich s<strong>in</strong>d (z. B. SchülerInnen), o<strong>der</strong> Personen mit Berufen,<br />
die häufig mit psychisch erkrankten Menschen zu tun haben (z. B.<br />
PolizistInnen) o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Arbeit Auswirkungen auf das Stigma haben<br />
kann (z. B. JournalistInnen). E<strong>in</strong>e weitere wichtige Zielgruppe<br />
s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie Arbeitenden selbst, denn Menschen mit<br />
psychischen <strong>Erkrankungen</strong> (und <strong>der</strong>en Angehörige) berichten immer<br />
wie<strong>der</strong> von als stigmatisierend empfundenen Erfahrungen im<br />
Rahmen <strong>der</strong> psychiatrischen Behandlung. Speziell für diese Zielgruppe<br />
wurde im Rahmen des Kompetenznetz Schizophrenie e<strong>in</strong>e<br />
Antistigma-Intervention entwickelt und evaluiert.<br />
Methode: Der Workshop „Antistigma-Kompetenz für MitarbeiterInnen<br />
von psychiatrischen und psychosozialen E<strong>in</strong>richtungen“<br />
wird als zweitägige <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre <strong>in</strong>nerbetriebliche Fortbildung<br />
angeboten. Personen mit Psychiatrieerfahrung wurden zu Co-<br />
Tra<strong>in</strong>erInnen ausgebildet und fungieren als ExpertInnen durch Erfahrung.<br />
Dabei spielt im Rahmen des Workshops <strong>der</strong> gegenseitige<br />
Austausch und die Bereitschaft <strong>der</strong> Teilnehmenden zur Perspektivübernahme<br />
e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Zur Evaluation des Workshops<br />
kam e<strong>in</strong> Pre-Post-Kontrollgruppendesign zur Anwendung. Der benutzte<br />
Fragebogen umfasste Fragen zum eigenen Bewusstse<strong>in</strong> bezüglich<br />
des Stigma-Themas und zu E<strong>in</strong>stellungen über psychische<br />
<strong>Erkrankungen</strong> (Soziale Distanz). Als Kontrollgruppe fungierten<br />
Teilnehmer an<strong>der</strong>er <strong>in</strong>nerbetrieblicher Fortbildungen (z. B. von Deeskalationstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs).<br />
Die Teilnehmenden wurden nach 3 Monaten<br />
angeschrieben zur Erhebung mittelfristiger Folgen des Workshops.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die Erhebung des 3-Monats-Follow-Ups<br />
sowie <strong>der</strong> Kontrollgruppen wird im Sommer abgeschlossen. Derzeit<br />
existieren 41 (Intervention) und 20 (Kontrolle) auswertbare<br />
Fragebögen, erhoben <strong>in</strong> vier (Intervention) und zwei (Kontrolle)<br />
Weiterbildungen. Erste Auswertungen zeigen post<strong>in</strong>terventionell<br />
e<strong>in</strong>e signifikante Reduktion <strong>der</strong> sozialen Distanz für die Interventionsgruppe,<br />
jedoch nicht für die Kontrollgruppe. Die stigmaspezifische<br />
Wirksamkeit des Workshops wird durch dieses Ergebnis unterstützt,<br />
wobei se<strong>in</strong>e längerfristigen Efffekte noch zu untersuchen<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
004<br />
Methodik von „user controlled research“ am Beispiel e<strong>in</strong>er Untersuchung<br />
zur personenzentrierten Hilfe<br />
Jasna Russo (Der PARITÄTISCHE L.V. Berl<strong>in</strong>, Referat Psychiatrie)<br />
Die Idee e<strong>in</strong>er ‚neutralen’ Sozialwissenschaft zeigt sich immer mehr<br />
als ke<strong>in</strong> wirklich tragbares Konzept, wegen <strong>der</strong> zunehmenden Anerkennung<br />
<strong>der</strong> Tatsache, dass die Forschungsprozesse nicht außerhalb<br />
<strong>der</strong> untersuchten gesellschaftliche Realität stattf<strong>in</strong>den. Soziale<br />
und auch psychiatrische Forschung wird von <strong>der</strong> Identität bei<strong>der</strong><br />
des Forschers und <strong>der</strong> Beforschten, sowie <strong>der</strong> Dynamik ihrer Begegnung<br />
bestimmt, von <strong>der</strong> Fragestellung bis zu den Ergebnissen.<br />
Personen mit Psychiatrieerfahrung wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen und<br />
sozialen Forschung traditionell ausschließlich die Rolle <strong>der</strong> Forschungssubjekte<br />
zugewiesen. ‚User-’ o<strong>der</strong> ‚survivor-controlled research’,<br />
im Deutschen mit betroffenenkontrollierte Forschung<br />
übersetzt ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Ansätze, die <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>e solche<br />
Rollenverteilung, sowie die Qualität, Vollständigkeit und Relevanz<br />
e<strong>in</strong>es so erlangten Wissens radikal <strong>in</strong> Frage stellt. Die Personen, die<br />
über direkte Erfahrung mit dem Forschungsthema verfügen, übernehmen<br />
Bereiche <strong>der</strong> Fragenentwicklung, <strong>der</strong> Analyse und Interpretation,<br />
zu denen traditionell nur die ‚objektiven Wissenschaftler’<br />
Zugang haben. Die Präsentation wird den H<strong>in</strong>tergrund, die Hauptmerkmale<br />
sowie die Möglichkeiten des betroffenenkontrollierten<br />
Ansatzes erläutern. Die bundesweit erste Evaluation im komplementär-psychiatrischen<br />
Bereich, die mit diesem Ansatz von 2006<br />
bis 2009 geführt wurde, wird als Beispiel im Zentrum <strong>der</strong> Präsentation<br />
stehen. Das Neue am Design und <strong>der</strong> Methodik <strong>der</strong> Studie, die<br />
die Umsetzung des personenzentrierten Hilfeansatzes <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> untersucht<br />
hat, sowie e<strong>in</strong>ige Hauptergebnisse werden dargestellt. Literatur:<br />
Lorenz, A. K., Russo, J., Scheibe, F., 2007, Aus eigener Sicht.<br />
Erfahrungen von Nutzer/<strong>in</strong>nen mit <strong>der</strong> Hilfe, Der PARITÄTISCHE<br />
Berl<strong>in</strong>, Referat Psychiatrie/Queere Lebensweisen Russo, J., Scheibe<br />
F., Hamilton, S. 2009, Versuch e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>mischung. Bericht <strong>der</strong> Praxisarbeit,<br />
Der PARITÄTISCHE Berl<strong>in</strong>, Referat Psychiatrie / Queere<br />
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