Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />
Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1<br />
P-008 Posterpräsentation / Poster Presentation<br />
Psychotische Störungen 2 (Symptome / Komorbidität)<br />
Vorsitz: F.-G. Pajonk (Liebenburg)<br />
001<br />
Kardio- respiratorische Kopplung kennzeichnet e<strong>in</strong>e Suppression<br />
<strong>der</strong> vagalen Aktivität <strong>in</strong> <strong>der</strong> akuten Schizophrenie<br />
Sandy Berger (Unikl<strong>in</strong>ik Jena, Psychiatrie)<br />
J. Peupelmann, T. Rachow, V. Yeragani, K.-J. Bär<br />
E<strong>in</strong>leitung: Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Amygdala-Aktivität bei Patienten<br />
mit Schizophrenie können Atmungsmuster und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge auch<br />
kardiovaskuläre Parameter bee<strong>in</strong>flussen. Daher war das Ziel unserer<br />
Studie, die Atmung und die Herzfrequenzkomplexität sowie die<br />
Kopplung zwischen beiden Signalen zu untersuchen.<br />
Methode: Wir schlossen 25 unmedizierte Patienten mit e<strong>in</strong>er paranoiden<br />
Schizophrenie sowie 25 gesunde Kontrollprobanden <strong>in</strong><br />
unsere Studie e<strong>in</strong>. Bei den Teilnehmern bei<strong>der</strong> Gruppen führten<br />
wir e<strong>in</strong> EKG durch und erhoben die Atmungssignale. ApEn (approximate<br />
entropy) wurde sowohl für die Herzfrequenz (ApEnRR) als<br />
auch für die Atemfrequenz (ApEnResp) berechnet. Anschließend<br />
wurde cross-ApEn berechnet, welcher als nicht-l<strong>in</strong>earer Parameter<br />
die Kopplung zwischen diesen beiden Signalen wi<strong>der</strong>spiegelt. Zusätzlich<br />
korrelierten wir die autonomen Parameter mit psychopathologischen<br />
Items aus SAPS (scale for the assessment of positive<br />
symptoms), SANS (scale for the assessment of negative symptoms)<br />
sowie PANSS (positive and negative syndrome scale).<br />
Diskussion / Ergebnisse: Sowohl die Herz- als auch die Atemfrequenz<br />
war <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> schizophrenen Patienten gegenüber<br />
den Kontrollprobanden signifikant erhöht. Dagegen fanden wir <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Patientengruppe e<strong>in</strong>en signifikant verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten ApEnRR sowie<br />
e<strong>in</strong>en signifikant reduzierten cross-ApEn. Signifikante Korrelationen<br />
konnten zwischen Negativsymptomen und ApEnRR sowie<br />
ApEnResp und zwischen ApEnResp und Positivsymptomen gefunden<br />
werden. Diese Ergebnisse weisen auf e<strong>in</strong>e reduzierte Kopplung<br />
zwischen Herzfrequenz und Atmung bei akut schizophrenen Patienten<br />
h<strong>in</strong>. Wir nehmen an, dass e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te vagale Aktivität<br />
im Hirnstamm dafür verantwortlich se<strong>in</strong> könnte. Außerdem zeigen<br />
sie e<strong>in</strong>en signifikanten Zusammenhang zwischen Positivsymptomen<br />
und <strong>der</strong> Regelmäßigkeit <strong>der</strong> Atmung, repräsentiert durch<br />
ApEnResp, was eventuell e<strong>in</strong>en direkten E<strong>in</strong>fluss von höheren Gehirnregionen<br />
auf die Regulierung <strong>der</strong> Atmung im Hirnstamm<br />
wi<strong>der</strong>spiegelt. Unsere Ergebnisse repräsentieren somit e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />
Inhibition <strong>der</strong> Kontrolle über den Hirnstamm während<br />
<strong>der</strong> akuten Phase <strong>der</strong> Schizophrenie.<br />
002<br />
Verzerrter Attributionsstil bei Menschen mit Schizophrenie: Eigenschafts-<br />
o<strong>der</strong> Episodenmarker?<br />
Sarah Randjbar (Universitätskl<strong>in</strong>ik Hamburg UKE, Kl<strong>in</strong>ische Neuropsychologie<br />
W37)<br />
R. Veckenstedt, F. Vitzthum, D. Roesch-Ely, U. Pfüller, S. Moritz<br />
E<strong>in</strong>leitung: Zahlreiche Studien können e<strong>in</strong>en verän<strong>der</strong>ten Attributionsstil<br />
bei Menschen mit Schizophrenie bestätigen. Mehrfach<br />
wurde gefunden, dass Menschen mit paranoi<strong>der</strong> Schizophrenie<br />
dazu neigen, an<strong>der</strong>e Personen für negative Ereignisse verantwortlich<br />
zu machen und teilweise positive Ereignisse verstärkt sich<br />
selbst zuschreiben (sog. selbstdienlicher Zuschreibungsstil). Dem<br />
gegenüber mehren sich H<strong>in</strong>weise, die auf e<strong>in</strong> Gefühl des Kontrollverlustes<br />
bei akut paranoid wahnhaften Patienten deuten, d. h. e<strong>in</strong>e<br />
Tendenz positive wie negative Ereignisse external (an<strong>der</strong>e Personen<br />
/ Umstände) zu attribuieren. Im Rahmen <strong>der</strong> kognitiven Wahn-<br />
88<br />
forschung wird verzerrten Attributionsstilen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle<br />
bei <strong>der</strong> Entstehung und Aufrechterhaltung von Verfolgungswahn<br />
zugesprochen. Allerd<strong>in</strong>gs ist die bisherige Studienlage noch sehr<br />
une<strong>in</strong>heitlich und die Frage, ob solche Verän<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong> überdauerndes<br />
Merkmal (sog. Vulnerabilitäts<strong>in</strong>dikator) o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Episodenmarker<br />
darstellen, ist noch nicht abschließend geklärt, ebenso<br />
wenig wie die Spezifität für Verfolgungs- vs. an<strong>der</strong>e Wahnideen.<br />
Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Studie ist, den Attributionsstil im H<strong>in</strong>blick<br />
auf die verän<strong>der</strong>te Wahnsymptomatik longitud<strong>in</strong>al zu betrachten.<br />
Zudem soll <strong>der</strong> Zusammenhang verschiedener Attributionsstile<br />
und <strong>der</strong> akuten schizophrenen (Positiv-)Symptomatik sowie unterschiedlichen<br />
Wahnthemen genauer beleuchtet werden.<br />
Methode: Zur Beantwortung <strong>der</strong> Fragestellung wurden 76 Patienten<br />
mit e<strong>in</strong>er Störung aus dem schizophrenen Formenkreis und<br />
30 gesunden Kontrollen e<strong>in</strong>e modifizierte Version des Internal,<br />
Personal and Situational Attributions Questionnaire (IPSAQ) zu<br />
drei Untersuchungszeitpunkten (t0 = basel<strong>in</strong>e, t1 = nach 4 Wochen,<br />
t2 = nach 6 Monaten) vorgelegt. Die aktuelle Symptomatik <strong>der</strong><br />
Patienten wurde mit <strong>der</strong> Positive and Negative Syndrom Scale<br />
(PANSS) sowie den Psychotic Symptom Rat<strong>in</strong>g Scales (PSYRATS)<br />
erhoben.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Der Zusammenhang zwischen dem Attributionsstil<br />
und <strong>der</strong> akuten Wahnsymptomatik wird sowohl im<br />
Querschnitt als auch im Längsschnitt analysiert. Die Ergebnisse<br />
werden dargestellt und therapeutische Implikationen für die Behandlung<br />
werden abgeleitet.<br />
003<br />
Voreiliges Schlussfolgern bei Schizophrenie: E<strong>in</strong>e Untersuchung<br />
<strong>der</strong> „liberal acceptance (LA)“- Hypothese mit e<strong>in</strong>er neuartigen<br />
Variante des Kugelparadigmas<br />
Florian Scheu (Psychiatrische Unikl<strong>in</strong>ik HD, Sektion Exp. Psychopathologie,<br />
Heidelberg)<br />
S. Moritz, J. Aghotor, R. Veckenstedt, U. Schweiss, V. Woerner,<br />
U. Köther, M. Hoelzel, M. Weisbrod, D. Roesch-Ely, U. Pfüller<br />
E<strong>in</strong>leitung: In e<strong>in</strong>er Vielzahl empirischer Studien mit dem probabilistischen<br />
Kugelparadigma („beads task“) wurde nachgewiesen,<br />
dass schizophrene Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollen<br />
weniger Informationen heranziehen, um sich für e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> vorgegebenen<br />
Antwortalternativen zu entscheiden. Diesem sog. „jump<strong>in</strong>g<br />
to conclusions (JTC)“-Bias (Tendenz zu voreiligem Schlussfolgern)<br />
wird im Rahmen kognitiver Theorien e<strong>in</strong>e bedeutsame Rolle bei<br />
<strong>der</strong> Entstehung und Aufrechterhaltung von Wahn zugeschrieben.<br />
Die genauen Ursachen dieser kognitiven Verzerrung s<strong>in</strong>d jedoch<br />
bis heute unklar. E<strong>in</strong>e von unserer Arbeitsgruppe vorgeschlagene<br />
Hypothese erklärt den JTC-Bias mit <strong>der</strong> Existenz e<strong>in</strong>er liberaleren<br />
Akzeptanzschwelle (LA). Nach dieser Hypothese genügt schizophrenen<br />
Patienten e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere subjektive Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit,<br />
um bestimmte Erklärungen als plausibel zu betrachten und zu<br />
akzeptieren. Die LA-Hypothese trifft weiterh<strong>in</strong> die Vorhersage,<br />
dass schizophrene Patienten den JTC-Bias nicht generell zeigen,<br />
son<strong>der</strong>n nur unter beson<strong>der</strong>en Aufgabenbed<strong>in</strong>gungen. Während<br />
schnelle Entscheidungen nur unter ger<strong>in</strong>ger Ambiguität erwartet<br />
werden, können bei hoher Ambiguität h<strong>in</strong>gegen mehrere Antwortalternativen<br />
die liberale Akzeptanzschwelle überschreiten und dadurch<br />
e<strong>in</strong>e frühe Entscheidung verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />
Methode: Um die Vorhersagen <strong>der</strong> LA-Hypothese zu überprüfen,<br />
wurde e<strong>in</strong>e neuartige und ökologisch vali<strong>der</strong>e Variante des klassischen<br />
Kugeltests entwickelt (Schafe-Test). Der Schafe-Test ermöglicht<br />
e<strong>in</strong>en systematischen Vergleich des Entscheidungsverhaltens<br />
<strong>in</strong> Abhängigkeit zweier Ambiguitätsdimensionen (Diskrepanz vs.<br />
Anzahl <strong>der</strong> Antwortalternativen) und Ambiguitätsgrade (ger<strong>in</strong>g vs.<br />
hoch). Mit dem Schafetest wurden 64 Patienten mit e<strong>in</strong>er schizophrenen<br />
Spektrumsstörung (ICD-10: F2x) sowie 30 gesunde Kontrollprobanden<br />
untersucht.