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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

bed<strong>in</strong>gten Tötungsdelikten bei depressiven <strong>Erkrankungen</strong> werden<br />

Fragen <strong>der</strong> Schuldfähigkeitsbegutachtung und <strong>der</strong> Gefährlichkeitsprognose,<br />

Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Behandlung und des Unterbr<strong>in</strong>gungsverlaufs<br />

sowie Aspekte <strong>der</strong> legalprognostischen Beurteilung<br />

dargestellt.<br />

002<br />

Phänomenologische und empirische Dimensionen zur Graduierung<br />

<strong>der</strong> Wahnpervasivität<br />

Christoph Mundt (Universitätskl<strong>in</strong>ikum, Allgeme<strong>in</strong>e Psychiatrie,<br />

Heidelberg)<br />

K.-T. Kronmüller<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die am Krankheitsbild <strong>der</strong> Schizophrenie orientierten<br />

klassischen drei Wahnkriterien von Karl Jaspers: unvergleichliche<br />

subjektive Gewissheit, Unkorrigierbarkeit und Unmöglichkeit des<br />

Inhalts stellen dichotome Kriterien dar, die e<strong>in</strong>e Schärfe <strong>der</strong> Unterscheidbarkeit<br />

von wahnhaften und nicht wahnhaften Zuständen<br />

suggerieren, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Psychopathologie oft nicht gegeben<br />

ist. E<strong>in</strong>e relativ grobe Zweiteilung <strong>der</strong> Wahnphänomene mit<br />

forensischer Relevanz wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> klassischen Psychopathologie<br />

mit <strong>der</strong> <strong>in</strong> schizophrenen Wahn und psychopathischen Wahn vorgenommen,<br />

e<strong>in</strong>e Unterteilung, die e<strong>in</strong>er Überwältigung des Ich im<br />

schizophrenen Wahn e<strong>in</strong>e noch aktive, gestaltende Komponente<br />

<strong>der</strong> Ich-Leistungen im psychopathischen Wahn gegenüber stellt. In<br />

<strong>der</strong> phänomenologischen Literatur entspricht dem die Zweiteilung<br />

<strong>in</strong> Offenbarungswahn als quasireligiöses Erlebnis und konfirmatorischen<br />

Wahn, am prägnantesten <strong>in</strong> Form des querulanten Wahns<br />

zum Ausdruck kommend.<br />

Methode: Die Vielgestaltigkeit <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Wahnmanifestationen<br />

geht aber h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Ich-Haftigkeit und damit <strong>der</strong> forensischen<br />

Verantwortlichkeit weit über diese Dichotomie h<strong>in</strong>aus.<br />

Empirisch lassen sich Aspekte unterscheiden wie das Ausmaß <strong>der</strong><br />

Überzeugtheit vom Wahn<strong>in</strong>halt, die Häufigkeit und Intrusivität <strong>der</strong><br />

gedanklichen Beschäftigung mit dem Wahn, die Fähigkeit zum<br />

angeregten o<strong>der</strong> spontanen Perspektivenwechsel, die emotionale<br />

Qualität und affektive Ladung <strong>der</strong> Wahnthemen, Durchdr<strong>in</strong>gen<br />

und Assimilieren <strong>der</strong> realen Welt durch das Wahnerleben mit entsprechenden<br />

Handlungsbereitschaften o<strong>der</strong> die Suche nach empirischer<br />

Überprüfung o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en aktive Abwehr.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong> Durchdenken dieser Aspekte auf die<br />

konkrete Tatsituation h<strong>in</strong> kann zur Differenzierung <strong>der</strong> Beurteilung<br />

des Hemmungsvermögens und des Verhältnisses prämorbi<strong>der</strong><br />

Persönlichkeit zur Überformung <strong>der</strong> Persönlichkeit durch die<br />

Wahnpsychopathologie beitragen.<br />

003<br />

Erotomanie, pathologische Verliebtheit, kognitive Distorsionen:<br />

Psychopathologische Übergänge bei Stalk<strong>in</strong>g<br />

Harald Dreß<strong>in</strong>g (ZI Seelische Gesundheit, Forensik, Mannheim)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Stalk<strong>in</strong>g beschreibt das hartnäckige Verfolgen und Belästigen<br />

von Personen. Die Motive für dieses Verhalten s<strong>in</strong>d vielfältig,<br />

am häufigsten ereignet sich Stalk<strong>in</strong>g aber im Kontext von zerbrochenen<br />

Liebesbeziehungen (so genanntes Ex-Partner- Stalk<strong>in</strong>g).<br />

Auch wenn Stalk<strong>in</strong>g und Liebeswahn <strong>in</strong> populärwissenschaftlichen<br />

Darstellungen gelegentlich synonym gebraucht werden, s<strong>in</strong>d Stalk<strong>in</strong>gverläufe<br />

im Kontext e<strong>in</strong>er Erotomanie wesentlich seltener und<br />

zeigen oft e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Verlaufscharakteristik.<br />

Methode: An Hand charakteristischer Fallvignetten werden unterschiedliche<br />

psychopathologische Befunde, die bei Stalkern typischerweise<br />

auftreten dargestellt und <strong>in</strong> ihrer Bedeutung für das<br />

weitere Fallmanagement und die Risikoe<strong>in</strong>schätzung diskutiert.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong>e differenzierte psychopathologische<br />

Befun<strong>der</strong>hebung ist für e<strong>in</strong> professionelles Fallmanagement und<br />

die Risikoe<strong>in</strong>schätzung im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e gewalttätige Eskalation<br />

des Stalk<strong>in</strong>g unerlässlich. Die Fälle lassen sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em multi-<br />

axialen Klassifikationssystem (Dreß<strong>in</strong>g und Gass 2007) darstellen.<br />

Auf <strong>der</strong> psychopathologischen Ebene f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Spektrum das<br />

von kognitiven Distorsionen bei persönlichkeitsgestörten Stalkern<br />

über e<strong>in</strong>e psychopathologische Entwicklung bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>deutig<br />

krankheitswertigen Erotomanie reicht. E<strong>in</strong>e herausragende<br />

Aufgabe des Psychiaters ist es, die Fälle <strong>in</strong> psychopathologischer<br />

H<strong>in</strong>sicht zu untersuchen und zu bewerten. Ke<strong>in</strong>eswegs darf aufgrund<br />

e<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>en Hartnäckigkeit des Stalkers o<strong>der</strong> se<strong>in</strong>er<br />

mangelnden Bereitschaft, das unter Umständen sehr auffällig wirkende<br />

Verhalten zu korrigieren, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zirkelschluss e<strong>in</strong>e psychische<br />

Krankheit des Stalkers diagnostiziert werden. Hierzu notwendig<br />

s<strong>in</strong>d vielmehr entsprechende psychopathologische Symptome,<br />

die nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> M<strong>in</strong><strong>der</strong>zahl <strong>der</strong> Stalk<strong>in</strong>gfälle zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d.<br />

004<br />

Wahn und Schuldfähigkeit – zur Bedeutung des Wahns für die Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Schuldfähigkeit nach den §§ 20 und 21 StGB<br />

Dieter Döll<strong>in</strong>g (Universität Heidelberg, Institut für Krim<strong>in</strong>ologie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Strafrecht geht von <strong>der</strong> Schuldfähigkeit des erwachsenen<br />

Menschen aus. Schuldunfähigkeit liegt nur unter den<br />

Voraussetzungen des § 20 StGB vor, erheblich verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Schuldfähigkeit<br />

nur unter den Voraussetzungen des § 21 StGB. In dem<br />

Beitrag wird unter juristischen Aspekten untersucht, unter welchen<br />

Voraussetzungen Wahnvorstellungen zur Aufhebung o<strong>der</strong> zur erheblichen<br />

Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schuldfähigkeit führen können.<br />

Methode: Die juristischen Überlegungen konzentrieren sich auf<br />

folgende Gesichtspunkte: Leidet <strong>der</strong> Täter an e<strong>in</strong>em Wahn, könnte<br />

auf den ersten Blick die Annahme von Schuldunfähigkeit nahe liegen.<br />

Es ist jedoch e<strong>in</strong>e differenzierende Betrachtungsweise erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Wahnvorstellungen können die Schuldfähigkeit nur bee<strong>in</strong>trächtigen,<br />

wenn sie zur Tatzeit vorliegen und die Tat verursachen.<br />

Das ist nicht <strong>der</strong> Fall, wenn sie sich auf e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Lebensbereich<br />

beziehen und mit <strong>der</strong> Tat <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Zusammenhang stehen.<br />

Bei e<strong>in</strong>em Wahn mit Tatbezug s<strong>in</strong>d die Intensität des Wahns und<br />

se<strong>in</strong>e Auswirkungen auf die Psyche des Täters zu prüfen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es wird dargelegt, auf welche Gesichtspunkte<br />

es aus juristischer Sicht bei <strong>der</strong> Prüfung <strong>der</strong> Auswirkungen<br />

e<strong>in</strong>es Wahns auf die Schuldfähigkeit ankommt.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 3<br />

S-090 Symposium<br />

International perspectives on forensic psychiatry<br />

Vorsitz: N. Konrad (Berl<strong>in</strong>), NN<br />

001<br />

Forensic Implications of Parasomnias and a Legal Nightmare<br />

Amarendra S<strong>in</strong>gh (K<strong>in</strong>gston, Kanada)<br />

Parasomnias are a group of undesirable cl<strong>in</strong>ical events which appear<br />

dur<strong>in</strong>g sleep or are exacerbated by sleep. These are divided <strong>in</strong>to<br />

two categories: 1. Aris<strong>in</strong>g from NREM sleep and 2. Aris<strong>in</strong>g from<br />

REM sleep. These disor<strong>der</strong>s <strong>in</strong> majority are manifestations of central<br />

nervous activation and are characterized either by autonomic<br />

or motor activity. Out of 17 parasomnias 4 important parasomnias<br />

like sleep walk<strong>in</strong>g, sleep tremors, rhythmic movement disor<strong>der</strong> and<br />

REM behaviour disor<strong>der</strong>s will be discussed <strong>in</strong> this paper. Interest<strong>in</strong>gly,<br />

these 4 make up above 80 % of parasomnias seen <strong>in</strong> the general<br />

population, and have <strong>in</strong>terest<strong>in</strong>g relationship with forensic medic<strong>in</strong>e.<br />

Sleep walk<strong>in</strong>g, sleep tremor, rhythmic movement disor<strong>der</strong>s<br />

usually occur <strong>in</strong> children whereas REM behaviour disor<strong>der</strong> is seen<br />

<strong>in</strong> the el<strong>der</strong>ly. However, sleep walk<strong>in</strong>g or sleep tremors seen <strong>in</strong><br />

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