Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />
Topic: 3 Psychotische Störungen, F2<br />
Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Madrid<br />
HS-006 Hauptsymposium<br />
Funktionelle Bildgebung emotionaler, motivationaler und kognitiver<br />
Prozesse bei <strong>der</strong> Schizophrenie<br />
Vorsitz: G. Juckel (Bochum), A. He<strong>in</strong>z (Berl<strong>in</strong>)<br />
001<br />
Reward prediction error und Wahnbildung<br />
Andreas He<strong>in</strong>z (Charité Campus Mitte, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />
Berl<strong>in</strong>)<br />
A. Beck, U. Lang, J. Wrase, J. Gall<strong>in</strong>at, F. Schlagenhauf<br />
E<strong>in</strong>leitung: Zuschreibung von Bedeutung zu ansonsten irrelevanten<br />
Reizen könnte e<strong>in</strong> entscheiden<strong>der</strong> Mechanismus <strong>der</strong> Wahnentstehung<br />
se<strong>in</strong>, <strong>der</strong> sich durch e<strong>in</strong>e chaotische o<strong>der</strong> stress-abhängige<br />
Aktivierung des dopam<strong>in</strong>ergen Systems bei schizophrenen Psychosen<br />
erklären lässt (He<strong>in</strong>z, Eur Psychiatry 2002; Kapur, Am J Psychiatry<br />
2002).<br />
Methode: Wir untersuchten unmedizierte schizophrene Patienten<br />
und altersgematchte Kontrollpersonen (n=30) mittels funktioneller<br />
Kernsp<strong>in</strong>tomographie und e<strong>in</strong>em Gew<strong>in</strong>nspiel, bei dem man durch<br />
rasche Reaktionen Geld gew<strong>in</strong>nen bzw. Geldverlust vermeiden<br />
kann.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Schizophrene Patienten zeigten e<strong>in</strong>e verstärkte<br />
Aktivierung im medialen präfrontalen Kortex bei unerwartetem<br />
Geldverlust und e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Aktivierung im ventralen<br />
Striatum, wenn Geldverlust erfolgreich (versus erfolglos) vermieden<br />
werden konnte. Schizophrene Patienten reagierten also jeweils<br />
verstärkt auf negative Ereignisse und verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t auf die erfolgreiche<br />
Abwehr aversiver Ereignisse. Zudem war die Konnektivität<br />
zwischen dem medialen präfrontalen Kortex und dem ventralen<br />
Striatum bei schizophrenen Patienten verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Bei diesen akut<br />
psychotischen und unmedizierten Patienten korrelierte e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />
Aktivierung im medialen präfrontalen Kortex bei erfolgreicher<br />
(versus erfolgloser) Vermeidung e<strong>in</strong>es drohenden Geldverlustes<br />
mit erhöhter Wahnbildung. Schizophrene Patienten zeigten<br />
also e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Differenz zwischen <strong>der</strong> neuronalen Aktivierung<br />
<strong>in</strong> Abhängigkeit vom Erfolg ihres Verhaltens bei drohenden<br />
negativen Konsequenzen. Diese Beobachtung passt zu <strong>der</strong> Annahme<br />
e<strong>in</strong>er dysfunktionalen, neuronal kodierten „Bedeutungszuschreibung“<br />
(<strong>in</strong>centive salience) bei schizophrenen Patienten <strong>in</strong><br />
Hirnregionen, die direkt vom dopam<strong>in</strong>ergen Neurotransmittersystem<br />
moduliert werden. Sie zeigen darüber h<strong>in</strong>aus, dass – an<strong>der</strong>s<br />
als von J. Hughl<strong>in</strong>gs Jackson im Konzept <strong>der</strong> Positivsymptomatik<br />
vor über 100 Jahren postuliert – Wahnbildung nicht immer mit<br />
e<strong>in</strong>er Störung evolutionär alter, subkortikaler Hirnregionen assoziiert<br />
se<strong>in</strong> muss, son<strong>der</strong>n vielmehr mit e<strong>in</strong>er Störung evolutionär<br />
komplexer, präfrontaler Hirnregionen verbunden se<strong>in</strong> kann.<br />
002<br />
Pathophysiologie von Sprach- und Denkstörungen bei Patienten<br />
mit Schizophrenie<br />
Tilo Kircher (Universität Marburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />
Die funktionelle Magnetresonanztomografie (FMRT) ist e<strong>in</strong> wichtiges<br />
Instrument zur Erforschung <strong>der</strong> neuronalen Grundlagen schizophrener<br />
Störungen. E<strong>in</strong> Problem ist die Heterogenität <strong>der</strong> Störung<br />
<strong>in</strong> Ätiologie, Verlauf und Psychopathologie. E<strong>in</strong> möglicher<br />
Ansatz ist daher die Untersuchung von Patientenkollektiven mit<br />
homogener Psychopathologie o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Korrelation von Verhaltendaten<br />
mit Ergebnissen aus <strong>der</strong> Bildgebung. In dem Vortrag wird e<strong>in</strong><br />
Überblick über den aktuellen Stand des Forschungsfeldes und e<strong>in</strong><br />
Ausblick auf mögliche Entwicklungen gegeben werden. Zukunftsweisend<br />
s<strong>in</strong>d Ansätze zur Integration von morphologischen Strukturen<br />
(Diffusionsbildgebung), funktionellen Aktivierungen, Genetik<br />
und Verhaltensdaten aus Phänomenolgie und Testpsychologie.<br />
003<br />
Neuronale Korrelate von emotionalen und sozialen Interaktionen<br />
Klaus Mathiak (UK Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />
Störungen <strong>der</strong> Hirnfunktion wie bei Schizophrenie und Epilepsie<br />
führen auch zu Störungen von sozialen Funktionen. Diese können<br />
die Lebensqualität mehr bee<strong>in</strong>trächtigen als die augenfälligen kl<strong>in</strong>ischen<br />
Symptome. Bei epileptischen Erregungsstörungen fanden<br />
wir lokalisierte Effekte auf psychosoziale Funktionen, aber wissen<br />
noch wenig über die Komplexität <strong>der</strong> Netzwerke, die das Sozialverhalten<br />
steuern. Die funktionelle Bildgebung kann genutzt werden<br />
um die neuralen Korrelate von Sozialverhalten zu analysieren. Zunächst<br />
wurden VR-Stimuli bei Gesunden und Patienten validiert.<br />
Wir nahmen fMRI während <strong>der</strong> Interaktion mit Computersimulationen<br />
o<strong>der</strong> dargestellten Sozialpartnern auf und erfassten das subjektive<br />
Erleben. Korrelationen zwischen BOLD-Signal und<br />
beobachtetem(virtuellen) Verhalten sowie <strong>der</strong> subjektiven Bewertung<br />
wurden errechnet. Virtual reality reproduziert Emotionenserkennung-Defizite<br />
bei Schizophrenie und kann auch zur Untersuchung<br />
sozialer Interaktionen genutzt werden. In virtuellen sozialen<br />
Interaktionen wie Erfolg o<strong>der</strong> Versagen reagierten limbische Areale<br />
(ACC, Mandelkerne, Hippocampus, …). Die subjektive Verarbeitung<br />
dieser Ereignisse sche<strong>in</strong>t an höhere und neokortikale Strukturen,<br />
wie orbito-frontaler und rechts temporo-polarer Kortex, gebunden<br />
zu se<strong>in</strong>, letzterer z. B. sche<strong>in</strong>t die negative Verarbeitung von<br />
Versagen zu hemmen und könnte gestörtes Sozialverhalen bei<br />
rechts-hemisphärischen Funktionsstörung miterklären.<br />
004<br />
Mentalisierung bei Schizophrenien – fMRT-Befunde zu unterschiedlichen<br />
Entwicklungsstadien<br />
Mart<strong>in</strong> Brüne (LWL Universitätskl<strong>in</strong>ik, Psychiatrie, Bochum)<br />
S. Özgürdal, N. Ansorge, V. Nicolas, M. Tegenthoff, G. Juckel, S. Lissek<br />
E<strong>in</strong>leitung: Zahlreiche Studien haben belegt, dass Patienten mit<br />
Schizophrenien Störungen <strong>der</strong> Mentalisierung, d.h., <strong>der</strong> Fähigkeit,<br />
sich <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Personen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zu versetzen, haben. Ob <strong>der</strong>artige<br />
Defizite bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühphase <strong>der</strong> Erkrankung bzw im Prodromalstadium<br />
vorliegen, ist bislang kaum untersucht worden.<br />
Methode: 30 Patienten mit Schizophrenien <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />
Erkrankungsstadien wurden mittels e<strong>in</strong>es fMRT Paradigmas zur<br />
Mentalisierung untersucht. 10 Patienten hatten schizophrene Prodromalstadien,<br />
10 Erstmanifestationen und 10 chronische Verläufe.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die Aktivierungsmuster zwischen den<br />
Prodromalpatienten und erstmanifestierten Patienten unterschieden<br />
sich von denen <strong>der</strong> chronischen Patienten, nicht aber untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />
Die Ergebnisse legen die Schlussfolgerung nahe, dass sich<br />
bereits im schizophrenen Prodrom Aktivierungsän<strong>der</strong>ungen ergeben,<br />
die auf e<strong>in</strong>e Fehlfunktion des Mentalisierungs„moduls“<br />
h<strong>in</strong>deuten.<br />
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