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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 18 G Sozialpsychiatrie // Social psychiatry<br />

004<br />

„Vielfach belastet und alle<strong>in</strong>gelassen“ – Belastungen und positive<br />

Verän<strong>der</strong>ungen durch die affektive Erkrankung e<strong>in</strong>es Elternteils<br />

im Leben erwachsener K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

Mar<strong>in</strong>a Julia Helmbrecht (Fürholzen)<br />

H. Lukesch, R. Schmid<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Situation m<strong>in</strong><strong>der</strong>jähriger K<strong>in</strong><strong>der</strong> psychisch Kranker<br />

wird <strong>in</strong> letzter Zeit verstärkt diskutiert. Doch die Belastungen<br />

durch e<strong>in</strong>e psychische Erkrankung des Elternteils enden nicht mit<br />

dem E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> das Erwachsenenalter. Die Erkrankung bleibt e<strong>in</strong><br />

immerwährendes Thema mit enormem E<strong>in</strong>fluss auf das Leben <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Durch bessere Kenntnis spezifischer Belastungsfaktoren<br />

können stark belastete K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit hohem Risiko für e<strong>in</strong>e eigene<br />

psychische Erkrankung identifiziert werden. Bisher fehlt aber e<strong>in</strong>e<br />

genaue Analyse <strong>der</strong> Situation erwachsener K<strong>in</strong><strong>der</strong> affektiv Erkrankter.<br />

Methode: Es wurden je 15 Interviews mit erwachsenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

unipolar und bipolar affektiv Erkrankter bezüglich <strong>der</strong> Belastungen<br />

und positiven Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Erkrankung des Elternteils<br />

geführt. Die Transkripte <strong>der</strong> Interviews wurden mittels e<strong>in</strong>er<br />

qualitativen Inhaltsanalyse mit anschließen<strong>der</strong> Quantifizierung<br />

ausgewertet. Zusätzlich wurden soziodemographische Angaben zu<br />

ihrer eigenen Person erhoben. Die Patientendaten <strong>der</strong> rout<strong>in</strong>emäßig<br />

erhobenen psychiatrischen Basisdokumentation (<strong>DGPPN</strong>-BA-<br />

DO) wurden zur weiteren Analyse <strong>der</strong> Daten herangezogen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Angehörige bei<strong>der</strong> Teilstichproben nannten<br />

am häufigsten emotionale Belastungen (100 %) und Bela stungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Herkunftsfamilie (90 %), Leiden unter Krankheitssymptomen<br />

(76.7 %), Unzufriedenheit mit Behandlung und professionellem<br />

Fachpersonal (73.3 %) sowie E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeitgestaltung<br />

(63.3 %). Es ergibt sich für jede Teilstichprobe e<strong>in</strong><br />

charakteristisches Belastungsmuster. Positive Verän<strong>der</strong>ungen f<strong>in</strong>den<br />

sich vor allem im Kontakt mit dem gesunden Elternteil (46.7 %).<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Regressionsanalyse zeigen, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>em<br />

bipolar affektiv erkrankten Elternteil, K<strong>in</strong><strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Elternteil<br />

schwer erkrankt ist, und K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die bei Erkrankungsbeg<strong>in</strong>n des<br />

Elternteils jünger als 10 Jahre und älter als 20 Jahre alt waren, beson<strong>der</strong>s<br />

belastet s<strong>in</strong>d. Schlussfolgerung: Erwachsene K<strong>in</strong><strong>der</strong> affektiv<br />

Erkrankter leiden unter vielfältigen Belastungen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Angehörigenarbeit<br />

kaum Berücksichtigung f<strong>in</strong>den. Dies verstärkt das<br />

Gefühl <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> alle<strong>in</strong>gelassen zu se<strong>in</strong>, was sich negativ auf die<br />

psychische und physische Gesundheit <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> auswirkt. Erstaunlich<br />

häufig f<strong>in</strong>den sich auch positive Folgen <strong>der</strong> elterlichen<br />

Erkrankung. Weitere Studien s<strong>in</strong>d notwendig, um die komplexe<br />

Situation <strong>der</strong> erwachsenen K<strong>in</strong><strong>der</strong> psychisch Kranker verstehen<br />

und effektive Unterstützungsbedarfe ableiten zu können.<br />

005<br />

Integrierte psychiatrische und soziale Versorgung <strong>in</strong> Zürich<br />

David Br<strong>in</strong>er (Psychiatrisch-Psychologischer, Dienst <strong>der</strong> Stadt Zürich,<br />

Schweiz)<br />

P.-R. Guzek<br />

E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> Schweiz s<strong>in</strong>d die psychiatrische und die soziale<br />

Versorgung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel organisatorisch getrennt. Die psychiatrische<br />

Versorgung obliegt den Kantonen, die Sozialhilfe ist Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den. An den Übergängen zwischen Kantonen und Geme<strong>in</strong>den,<br />

Kl<strong>in</strong>iken und Sozialämtern, Ärzten und Sozialarbeitenden<br />

entstehen die typischen Schnittstellen- und Kommunikationsprobleme.<br />

Hilfesuchende stehen e<strong>in</strong>em Patchwork von sich im<br />

besten Fall nicht wi<strong>der</strong>sprechenden Hilfsangeboten gegenüber, e<strong>in</strong>e<br />

wirklich koord<strong>in</strong>ierte Hilfe f<strong>in</strong>det aber oft nicht statt. In Zürich besteht<br />

mit dem Psychiatrisch-Psychologischen Dienst (PPD) seit<br />

2006 e<strong>in</strong> subsidiär tätiges, psychiatrisch-psychologisches Angebot,<br />

welches psychisch belastete Personen direkt <strong>in</strong> den Sozialämtern<br />

und Wohne<strong>in</strong>richtungen erreicht und die zuständigen Sozialarbei-<br />

422<br />

ter analog zu e<strong>in</strong>em Konsiliardienst vor Ort berät. Im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

Evaluation des neuen Angebots wurde e<strong>in</strong>erseits die psychische<br />

Belastung <strong>der</strong> Sozialhilfeempfänger erhoben, an<strong>der</strong>erseits die Zufriedenheit<br />

<strong>der</strong> Sozialarbeitenden mit dem neuen Angebot gemessen.<br />

Methode: 1) Befragung mittels BSI aller neu angemeldeten Sozialhilfeempfänger<br />

während e<strong>in</strong>es Zeitraumes von drei Monaten.<br />

2) Onl<strong>in</strong>e-Befragung <strong>der</strong> Sozialarbeiter zur Inanspruchnahme und<br />

Zufriedenheit mit den PPD-Dienstleistungen, sowie zur psychiatrischen<br />

Versorgung <strong>der</strong> Klienten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Mit dem neuen Modell <strong>der</strong> psychiatrischen<br />

Sprechstunde <strong>in</strong> den Sozialämtern wurden seit 2006 über<br />

1000 Personen abgeklärt und behandelt. Es konnte die Annahme<br />

bestätigt werden, dass es sich bei den Klienten <strong>der</strong> Sozialämter um<br />

e<strong>in</strong>e psychisch teilweise schwer belastete, aber psychiatrisch nicht<br />

adäquat versorgte Personengruppe handelt. Für diese Personen<br />

können heute <strong>in</strong> Zürich Leistungen <strong>der</strong> Sozial- und Familienhilfe,<br />

<strong>der</strong> Wohnhilfe, <strong>der</strong> beruflichen Integration, <strong>der</strong> zivilrechtlichen<br />

Massnahmen und <strong>der</strong> Psychiatrie nie<strong>der</strong>schwellig und unter e<strong>in</strong>em<br />

Dach angeboten werden. Dank <strong>der</strong> zusätzlichen aufsuchenden<br />

Hilfe (Hausbesuche) können heute PatientInnen erreicht werden,<br />

welche nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, Angebote <strong>der</strong> herkömmlichen psychiatrischen<br />

Versorgung zu nutzen. Mit diesem Angebot schliesst<br />

<strong>der</strong> PPD e<strong>in</strong>e Versorgungslücke <strong>in</strong> <strong>der</strong> grössten Schweizer Stadt.<br />

Die Zufriedenheit <strong>der</strong> zürcherischen Sozialarbeiter mit dem neuen<br />

Angebot ist hoch.<br />

006<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verbundkooperation im LVR-Kl<strong>in</strong>ikum Düsseldorf<br />

Richard Zemlicka (LVR-Kl<strong>in</strong>ikum Düsseldorf)<br />

A. Withalm, B. Janssen, A. Speck, H. Schneitler, W. Gaebel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Behandlungsdaten des LVR-Kl<strong>in</strong>ikums Düsseldorf<br />

zeigen, dass trotz e<strong>in</strong>es dichten Versorgungsnetzes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landeshauptstadt<br />

Düsseldorf die Wie<strong>der</strong>aufnahmeraten von chronisch<br />

psychisch erkrankten Menschen beträchtlich s<strong>in</strong>d. Verantwortlich<br />

s<strong>in</strong>d vermutlich nicht optimal aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmte, e<strong>in</strong>richtungsübergreifende<br />

Behandlungspfade und e<strong>in</strong> erheblicher Koord<strong>in</strong>ierungsbedarf<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Hilfeleistungen im E<strong>in</strong>zelfall.<br />

Qualitätsmanagementsysteme <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> gesundheitlichen<br />

und sozialen Versorgung, wie das <strong>der</strong> EFQM o<strong>der</strong> die DIN<br />

EN ISO 9001, s<strong>in</strong>d schon lange ke<strong>in</strong> Novum mehr. Warum sollte<br />

man diese bewährten Instrumente nicht auch zur Verbesserung <strong>der</strong><br />

Abstimmung und Vernetzung e<strong>in</strong>es ganzen Hilfesystems nutzen?<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund wurde im Herbst 2008 e<strong>in</strong> Projekt zur<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verbundkooperation zwischen dem LVR-Kl<strong>in</strong>ikum<br />

und dem Sozialpsychiatrischen Zentrum im Sektor Mitte / West des<br />

Gesundheitsamtes <strong>der</strong> Landeshauptstadt Düsseldorf (SPZ) gestartet.<br />

Teilziele des Projektes s<strong>in</strong>d u. a. die Gewährleistung e<strong>in</strong>es<br />

lückenlosen und aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmten Hilfeangebots, die<br />

Vermeidung von unproduktiven Behandlungs- und Versorgungsüberschneidungen,<br />

die Sicherung <strong>der</strong> Behandlungskont<strong>in</strong>uität und<br />

die Gewährleistung <strong>der</strong> Angebotstransparenz für Anbieter, Betroffene<br />

und Angehörige.<br />

Methode: Als zentraler Arbeitsansatz wurde die Implementierung<br />

e<strong>in</strong>es Casemanagements <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit <strong>der</strong> Erprobung<br />

des „Netzwerkbezogenen Qualitätsmanagements“ (NBQM) ausgewählt.<br />

Dadurch war e<strong>in</strong>e detaillierte Versorgungs- und Kooperationsanalyse<br />

des Versorgungssektors aus allen Perspektiven möglich.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das Referat ermöglicht e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong><br />

das NBQM und se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>satz im Rahmen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verbundkooperation.<br />

Es werden Erfahrungen <strong>der</strong> Akteure mit <strong>der</strong><br />

Selbstbewertung im Versorgungssektor geschil<strong>der</strong>t und die unterschiedlichen<br />

Vorgehensweisen <strong>der</strong> Umsetzung, durch zugrundeliegende<br />

zentrale Elemente, wie z. B. Kundenorientierung, Aufbau

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