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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />

des suboptimalen Leistungsverhaltens diskutiert, <strong>der</strong> gerade für<br />

kl<strong>in</strong>ische Begutachtungen von hoher Relevanz ist. Ziel dieser Studie<br />

war die Untersuchung von langfristigen Folgen e<strong>in</strong>es leichten<br />

SHT unter Berücksichtigung konfundieren<strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischer Faktoren.<br />

Methode: Es wurden 30 Patienten durchschnittlich 6,5 Jahre nach<br />

e<strong>in</strong>em leichten SHT im Vergleich zu 30 parallelisierten Kontroll-<br />

Probanden mit standardisierten psychometrischen Testverfahren<br />

auf Defizite <strong>in</strong> zentralen neuropsychologischen Bereichen (Lernen<br />

und Wissenserwerb, Gedächtnisabruf, Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit,<br />

divergentes Denken) untersucht. Zusätzlich wurden Allgeme<strong>in</strong>beschwerden,<br />

depressive Störungen und suboptimales Leistungsverhalten<br />

aller Probanden erfasst. Mittels MRT-Bildgebung<br />

wurden Patienten mit kl<strong>in</strong>isch unerkannten Gehirnläsionen ausgeschlossen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Für 15 von 24 Parametern ergaben sich<br />

signifikante Gruppenunterschiede mit mittleren bis großen Effektstärken.<br />

Patienten nach leichtem SHT zeigten erhebliche kognitive<br />

Defizite <strong>in</strong> allen fünf untersuchten Domänen. Darüber h<strong>in</strong>aus berichteten<br />

die Patienten deutlich mehr allgeme<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

im Alltag. In <strong>der</strong> Ausprägung aktueller und früherer depressiver<br />

Symptomatik manifestierten sich ke<strong>in</strong>e Unterschiede. Die<br />

SHT-Patienten zeigten ke<strong>in</strong> suboptimales Leistungsverhalten. Die<br />

kognitiven Defizite waren darüber h<strong>in</strong>aus unbee<strong>in</strong>flusst von <strong>der</strong><br />

Ausprägung <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en und psychischen Beschwerden <strong>der</strong><br />

Patienten. Die vorliegende Arbeit gehört zu den wenigen Studien,<br />

die unter sorgsamer Kontrolle möglicher Störe<strong>in</strong>flüsse nach über<br />

sechs Jahren kl<strong>in</strong>isch manifeste Auswirkungen e<strong>in</strong>es leichten SHT<br />

auf neuropsychologische Leistungen aufzeigen und somit die hohe<br />

Relevanz dieser Verletzung unterstreichen.<br />

009<br />

Akute R<strong>in</strong>dentaubheit und T<strong>in</strong>nitusverlust bei sequentiellem bilateralem<br />

A. cerebri media-Teil<strong>in</strong>farkt<br />

Kathr<strong>in</strong> Meyer zur Capellen (Bezirkskrankenhaus Augsburg, Forschung)<br />

M. Loy, K. Pfadenhauer, A. Berlis, J. Sciuk, M. Naumann<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong> 67-jähriger Patient, <strong>der</strong> vor 21 Jahren e<strong>in</strong>en<br />

rechtshirnigen Mediateil<strong>in</strong>farkt mit residueller spastischer l<strong>in</strong>ksseitiger<br />

Hemiparese erlitten hatte, stellte sich notfallmäßig mit e<strong>in</strong>er<br />

akuten kompletten beidseitigen Ertaubung vor. Gleichzeitig hatte<br />

er e<strong>in</strong> Verschw<strong>in</strong>den des seit Jahren bestehenden beidseitigen<br />

hochfrequenten T<strong>in</strong>nitus bemerkt. E<strong>in</strong> MRT und FDG-PET des<br />

Gehirns zeigten neben e<strong>in</strong>em alten fronto-temporo-parietalen<br />

rechtshirnigen Media<strong>in</strong>farkt e<strong>in</strong>e frische Ischämie im h<strong>in</strong>teren Bereich<br />

<strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Inselregion sowie im oberen Temporallappen.<br />

Während <strong>der</strong> Kernsp<strong>in</strong>tomographie 3 Tage nach Infarktbeg<strong>in</strong>n bemerkte<br />

<strong>der</strong> Patient erstmals wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Hörwahrnehmung, wenig<br />

später das Neuauftreten e<strong>in</strong>es beidseitigen T<strong>in</strong>nitus, <strong>der</strong> dem durch<br />

das MRT-Gerät erzeugten Geräusch entsprach und sich qualitativ<br />

deutlich von dem vorbestehenden T<strong>in</strong>nitus unterschied. Aufgrund<br />

des Gehörverlustes dekompensierte <strong>der</strong> Patient mit e<strong>in</strong>em depressiven<br />

Syndrom und Suizidalität, weshalb e<strong>in</strong>e vorübergehende stationär-psychiatrische<br />

Aufnahme erfolgen musste. Im Verlauf e<strong>in</strong>iger<br />

Tage kam es zu e<strong>in</strong>er zunehmenden Besserung <strong>der</strong> Hörfähigkeit,<br />

so dass <strong>der</strong> Patient bei <strong>der</strong> letzten Nachuntersuchung ca. 10 Wochen<br />

nach dem Ereignis wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> ausreichendes Hörvermögen<br />

im normalen Sprachfeld erreichte bei fortbestehendem T<strong>in</strong>nitus<br />

ohne zwischenzeitliche Frequenzän<strong>der</strong>ung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Simultan o<strong>der</strong> sequentiell auftretende bilaterale<br />

Infarzierungen des auditorischen Kortex s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e seltene<br />

Manifestation e<strong>in</strong>er Hirngefäßerkrankung und ungewöhnliche Ursache<br />

e<strong>in</strong>er akuten beidseitigen Ertaubung. Kortikale Ertaubungen<br />

können dabei subjektiv klar wahrgenommen werden o<strong>der</strong> aber von<br />

den Betroffenen gar nicht bemerkt werden (auditorisches Anton-<br />

Syndrom). Neben dem Hörvermögen verschwand bei unserem Patienten<br />

auch <strong>der</strong> T<strong>in</strong>nitus um nach Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>setzen des Hörvermögens<br />

<strong>in</strong> qualitativ verän<strong>der</strong>ter Form zurückzukehren. Vor<br />

diesem H<strong>in</strong>tergrund ist verständlich, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathophysiologie<br />

des T<strong>in</strong>nitus dem auditorischen Kortex zunehmende Bedeutung<br />

beigemessen wird. Die Annahme e<strong>in</strong>er T<strong>in</strong>nitus-Entstehung im<br />

Bereich des auditorischen Kortex wäre auch vere<strong>in</strong>bar mit ersten<br />

Ergebnissen <strong>der</strong> repetitiven Magnetstimulation <strong>der</strong> Hörr<strong>in</strong>de, die<br />

bei Patienten mit T<strong>in</strong>nitus e<strong>in</strong>e Besserung erzielen konnte.<br />

010<br />

Functional neuroimag<strong>in</strong>g comb<strong>in</strong>ed with behavioral studies <strong>in</strong><br />

bra<strong>in</strong>-lesioned patients confirms the dual architecture of human<br />

verbal work<strong>in</strong>g memory<br />

Sarah Trost (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Psychiatrie, Gött<strong>in</strong>gen)<br />

O. Gruber<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das verbale Arbeitsgedächtnis beim Menschen besteht<br />

aus zwei komplementären Systemen, e<strong>in</strong>erseits aus e<strong>in</strong>em l<strong>in</strong>ksseitigen<br />

prämotorischen-parietalen Netzwerk, das dem artikulatorischen<br />

Rehearsal-Mechanismus zugrunde liegt, und an<strong>der</strong>erseits<br />

aus e<strong>in</strong>em phylogenetisch vermutlich älteren bilateralen anteriorpräfrontal<br />

/ <strong>in</strong>ferior-parietalen Netzwerk, das dem nicht-artikulatorischen<br />

Behalten phonologischer Information dient (z. B. unter artikulatorischer<br />

Suppression).<br />

Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Studie wurden zwei neurologische<br />

Patienten mit umschriebenen Gehirnläsionen mittels fMRT und<br />

experimenteller neuropsychologischer Testung untersucht, wobei<br />

e<strong>in</strong> verbaler item recognition task verwendet wurde (unter Rehearsal-Bed<strong>in</strong>gungen<br />

und unter artikulatorischer Suppression).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es konnte gezeigt werden, dass e<strong>in</strong>e bifrontopolare<br />

Gehirnläsion mit e<strong>in</strong>er normalen Performanz unter<br />

Rehearsal-Bed<strong>in</strong>gungen, aber mit e<strong>in</strong>er signifikant bee<strong>in</strong>trächtigten<br />

Arbeitsgedächtnisleistung unter artikulatorischer Suppression<br />

assoziiert war. E<strong>in</strong>e Läsion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Broca-Region führte umgekehrt<br />

zu e<strong>in</strong>er verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Performanz unter Rehearsal-Bed<strong>in</strong>gungen<br />

und zu e<strong>in</strong>em Ausbleiben des normalen behavioralen artikulatorischen<br />

Suppressionseffektes. Darüber h<strong>in</strong>aus wies <strong>der</strong> Pat. mit <strong>der</strong><br />

Läsion <strong>der</strong> Broca-Region bereits unter Rehearsal-Bed<strong>in</strong>gungen bilaterale<br />

Aktivierungen des anterioren präfrontalen Kortex auf, die<br />

als partiell kompensatorischer Prozess <strong>in</strong>terpretiert werden können,<br />

bei dem die Schädigung des funktionell übergeordneten Rehearsal-<br />

Systems zu e<strong>in</strong>er zusätzlichen Rekrutierung des nachgeordneten<br />

nicht-artikulatorischen Arbeitsgedächtnissystems führte. Das durch<br />

diese Läsionsstudie zusätzlich validierte evolutionsgeschichtlich<br />

orientierte Modell des menschlichen Arbeitsgedächtnisses stellt<br />

e<strong>in</strong>e wesentliche Grundlage für die neurowissenschaftliche Erforschung<br />

von Arbeitsgedächtnisdefiziten als vielversprechenden Endophänotypen<br />

psychiatrischer <strong>Erkrankungen</strong> dar.<br />

303

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