Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 25 G Weitere Themen // Other topics<br />
Psychiatrische Notfälle gehören zu den häufigsten Ursachen für<br />
Notarzte<strong>in</strong>sätze. Nach den Internistischen und den Chirurgischen<br />
stehen diese heute an dritter Stelle. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>er<br />
wirksamen Pharmakotherapie und vielfältiger wohnortnaher Therapieangebote<br />
leben seelisch Kranke vermehrt <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Wohnung,<br />
<strong>in</strong> Wohngeme<strong>in</strong>schaften o<strong>der</strong> bei ihrer Familie; dementsprechend<br />
erfor<strong>der</strong>n psychiatrische Notfälle, die vor <strong>der</strong> Ära <strong>der</strong><br />
Psychiatrie-Enquête von den Landes- und Bezirkskrankenhäusern<br />
aufgefangen wurden, heute nicht selten den E<strong>in</strong>satz des Notarztes,<br />
<strong>der</strong> sich als Anästhesist, Internist o<strong>der</strong> Chirurg auf die e<strong>in</strong>schlägigen<br />
Zustandsbil<strong>der</strong> oft unzureichend vorbereitet fühlt. Angetroffen<br />
werden unter an<strong>der</strong>em: akute Suizidalität, Selbstbeschädigungen,<br />
alkohol- und drogenbezogene Störungsbil<strong>der</strong>, Intoxikationen, Angst-<br />
und Erregungszustände, akute Psychosen, Delirien und Verwirrtheitszustände<br />
sowie katatone Syndrome. In <strong>der</strong> Notfallsituation<br />
beschränkt sich die Differentialdiagnose auf den Ausschluss ursächlicher<br />
organischer Faktoren. <strong>Psychische</strong> Störungen s<strong>in</strong>d typischerweise<br />
mit mangeln<strong>der</strong> Krankheitse<strong>in</strong>sicht verbunden; im E<strong>in</strong>zelfall<br />
können Kranke fe<strong>in</strong>dselig bis zum tätlichen Angriff se<strong>in</strong>. Die<br />
Beachtung <strong>der</strong> Sicherheit des Kranken, aber auch des notärztlichen<br />
Teams ist e<strong>in</strong>e Grundvoraussetzung für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Notfall<strong>in</strong>tervention.<br />
E<strong>in</strong>e Deeskalation kann <strong>in</strong> vielen Fällen durch geschickte<br />
Gesprächsführung erreicht werden. In an<strong>der</strong>en Fällen ist<br />
die Fixierung und die Zwangsmedikation, d. h. e<strong>in</strong>e Behandlung<br />
gegen den erklärten, aber unwirksamen Willen des Patienten, die<br />
e<strong>in</strong>zige Alternative um Risiken für das Leben des Individuums o<strong>der</strong><br />
das Leben dritter Personen zu m<strong>in</strong>imieren. Die rechtlichen Grundlagen<br />
e<strong>in</strong>er Zwangsmedikation bzw. Zwangse<strong>in</strong>weisung s<strong>in</strong>d immer<br />
zu beachten. In <strong>der</strong> psychiatrischen und notfallmediz<strong>in</strong>ischen<br />
Landschaft s<strong>in</strong>d bisher ke<strong>in</strong>e systematischen Leitl<strong>in</strong>ien für die<br />
pharmakologische Behandlung <strong>in</strong> psychiatrischen Notfällen o<strong>der</strong><br />
bei psychiatrischen Krisen<strong>in</strong>terventionen erarbeitet worden. Lediglich<br />
e<strong>in</strong>zelne Artikel zu diesem Thema sprechen s<strong>in</strong>nvolle Empfehlungen<br />
aus, welche jedoch nicht b<strong>in</strong>dend s<strong>in</strong>d. Im Jahre 2008<br />
wurde <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie<br />
und Nervenheilkunde (<strong>DGPPN</strong>) das Referat Notfallpsychiatrie<br />
gegründet, welches <strong>in</strong> naher Zukunft Leitl<strong>in</strong>ien zur<br />
pharmakologischen Behandlung <strong>in</strong> psychiatrischen Notfällen herausgeben<br />
wird.<br />
002<br />
Videokasuistiken: Die beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen bis zur psychiatrischen<br />
Kl<strong>in</strong>iktür<br />
Peter Flüchter (Privat-Nerven-Kl<strong>in</strong>ik, Dr. med. Kurt Fontheim, Liebenburg)<br />
E<strong>in</strong>leitung: Notärzte, Rettungsfachpersonal und das Personal <strong>der</strong><br />
Notaufnahme s<strong>in</strong>d im Rahmen ihrer notfallmediz<strong>in</strong>ischen Tätigkeit<br />
häufig mit psychiatrischen Notfällen und Krisensituationen<br />
konfrontiert. Evaluierungen von Notärzten und Rettungsfachpersonal<br />
haben zum e<strong>in</strong>en mangelnde Ausbildung und zum an<strong>der</strong>en<br />
e<strong>in</strong>e hohe psychische Belastung durch diese E<strong>in</strong>sätze ergeben. Anhand<br />
von Videokasuistiken soll die Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />
zu psychiatrischen Notfällen verbessert werden.<br />
Methode: Rettungsdienstliche E<strong>in</strong>sätze zu psychiatrischen Notfällen<br />
o<strong>der</strong> psychosozialen Krisen wurden an fünf Standorten <strong>in</strong><br />
Deutschland von 2006-2008 gefilmt. Die Patienten mussten nachträglich<br />
ihr E<strong>in</strong>verständnis erneut erklären. Aus dem gesamten<br />
Filmmaterial wurden typische Notfallsituationen und E<strong>in</strong>satzabläufe<br />
ausgewählt. Die Videokasuistiken wurden anschließend geschnitten<br />
und didaktisch aufbereitet.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die beson<strong>der</strong>en Schwierigkeiten von<br />
Notarzt- und Rettungsdienstpersonal sollen anhand des Videofallbeispiels<br />
e<strong>in</strong>er katatonen Patient<strong>in</strong> verdeutlicht werden. Es werden<br />
die diagnostischen und therapeutischen Notwendigkeiten und<br />
Handlungsoptionen am Ort des E<strong>in</strong>satzes und <strong>in</strong> <strong>der</strong> weiteren Ver-<br />
sorgung besprochen. Zusammenfassung Notfallmediz<strong>in</strong>er benötigen<br />
e<strong>in</strong> größeres Verständnis für Psychiatrie. Umgekehrt ist es<br />
Aufgabe <strong>der</strong> Psychiater Notärzten psychiatrische Notfälle <strong>in</strong> verständlicher<br />
Art zu erläutern. Anhand von Videokasuistiken können<br />
Lern<strong>in</strong>halte effektiver und praxisbezogener vermittelt werden.<br />
Hierdurch können Notärzte und Rettungsdienstpersonal e<strong>in</strong> größeres<br />
Verständnis für psychiatrische Notfälle entwickeln.<br />
003<br />
Therapiemöglichkeiten psychiatrischer Notfälle am E<strong>in</strong>satzort<br />
Thomas Messer (Bezirkskrankenhaus Augsburg, Psychiatrie II)<br />
Die Häufigkeit psychiatrischer Notfallsituationen und Krisen wird<br />
oftmals unterschätzt, obwohl es H<strong>in</strong>weise dafür gibt, dass sie <strong>in</strong> den<br />
letzten Jahren zugenommen haben. Die wichtigste diagnostische<br />
Maßnahme besteht dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en psychiatrischen Notfall <strong>in</strong> Erwägung<br />
zu ziehen und ihn zuverlässig zu erkennen. Die Therapieoptionen<br />
bei e<strong>in</strong>em psychiatrischen Notfall am E<strong>in</strong>satzort orientieren<br />
sich an <strong>der</strong> Leitsymptomatik, den Möglichkeiten für e<strong>in</strong>e zielführende<br />
Diagnostik sowie allgeme<strong>in</strong>e und spezifische therapeutische<br />
Maßnahmen. Allgeme<strong>in</strong>e Maßnahmen umfassen u. a. e<strong>in</strong>e adäquate<br />
Kontaktaufnahme, den Versuch, e<strong>in</strong>e tragfähige und vertrauensvolle<br />
Beziehung herzustellen sowie e<strong>in</strong>e syndromgeleitete Psychopharmakotherapie.<br />
Spezifische Maßnahmen orientieren sich an<br />
den speziellen psychiatrischen Krankheitsbil<strong>der</strong>n. Im vorliegenden<br />
Beitrag werden nicht-pharmakologische und pharmakologische<br />
Therapiemöglichkeiten bei psychiatrischen Notfällen am E<strong>in</strong>satzort<br />
vorgestellt und diskutiert.<br />
004<br />
Psychiatrische Diagnostik und Therapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Notaufnahme<br />
Peter Tonn (Institut für nervenärztliche Versorgungsforschung, Hamburg)<br />
E<strong>in</strong>leitung: Psychiatrische Störungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zentralen Notaufnahme<br />
(ZNA) s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Seltenheit. Bisherige Untersuchungen<br />
legen nahe, dass <strong>der</strong> überwiegende Anteil dieser Störungen nicht<br />
erkannt und nicht behandelt wird. Die Verbesserung <strong>der</strong> diagnostischen<br />
Qualität und Erleichterung <strong>der</strong> Diagnostik kann durch kurze,<br />
aussagekräftige und valide Screen<strong>in</strong>g<strong>in</strong>strumente erfolgen. Die<br />
Therapie psychiatrischer Störungsbil<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> ZNA sollte sich als<br />
syndromorientierte Krisen<strong>in</strong>tervention verstehen, die bei gegebener<br />
Notwendigkeit auch e<strong>in</strong>e längerfristige Behandlung bahnen<br />
o<strong>der</strong> <strong>in</strong>itiieren kann.<br />
Methode: Untersuchung <strong>der</strong> bislang publizierten Arbeiten (medl<strong>in</strong>e,<br />
etc.) zu Notfalldiagnostik und -therapie psychiatrischer Störungen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> ZNA und Auswertung dieser Veröffentlichungen<br />
(Review).<br />
Diskussion / Ergebnisse: Grundsätzlich sche<strong>in</strong>t die Anb<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>es<br />
psychiatrisch erfahrenen Arztes / Psychiaters <strong>in</strong> <strong>der</strong> ZNA sehr<br />
s<strong>in</strong>nvoll. Dennoch lassen sich durch Schulung von Notärzten / Ärzten<br />
<strong>der</strong> Notaufnahme und die Anwendung von Screen<strong>in</strong>g<strong>in</strong>strumenten<br />
sowie die E<strong>in</strong>weisung auf wenige, therapeutisch s<strong>in</strong>nvolle<br />
medikamentöse und psychotherapeutische Behandlungsansätze<br />
e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> Patientenversorgung und e<strong>in</strong>e Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Unsicherheit und <strong>der</strong> Gefahren für Mitarbeiter / Ärzte /<br />
etc. erreichen.<br />
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