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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

004<br />

Behandlungsverläufe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entziehungsmaßregel <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern<br />

unter Berücksichtigung des Alters<br />

Franziska Kupke (Unikl<strong>in</strong>ikum Rostock, Forensische Psychiatrie)<br />

D. Schläfke<br />

E<strong>in</strong>leitung: Dieser Beitrag soll die Behandlungsverläufe von Patienten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Entziehungsmaßregel <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern<br />

seit Eröffnung <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik 2001 unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung<br />

des Alters darstellen.<br />

Methode: Es wurden die Daten aller Patienten, die zwischen 2001<br />

und 2008 aus <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für Forensische Psychiatrie <strong>in</strong> Rostock<br />

entlassen wurden (N=277), betrachtet. Dafür wurde die Dokumentation<br />

auf unterschiedliche Unterbr<strong>in</strong>gungsgrundlagen, Krankheitsgeschichten,<br />

psychologische Testvariablen und den Behandlungsverlauf<br />

untersucht. Der Behandlungsverlauf wurde je nach<br />

Entlassungsmodalität als günstig bzw. ungünstig bewertet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt verließen 61.7 % <strong>der</strong> untersuchten<br />

Stichprobe die Maßregel mit e<strong>in</strong>em als günstig zu bewertenden<br />

Behandlungsverlauf. Dabei konnte ke<strong>in</strong> Unterschied<br />

h<strong>in</strong>sichtlich des Alters (Jugendliche / Heranwachsende, jungen Erwachsene<br />

und Erwachsene) ermittelt werden. Bei Betrachtung <strong>der</strong><br />

strafrechtlichen und psychologisch-psychiatrischen Variablen (u. a.<br />

Delikt, „Selbstlenkungsfähigkeit“ im Temperament-Charakter-Inventar)<br />

unterschieden sich die Altersgruppen dagegen bedeutend.<br />

Es wird diskutiert, welche Faktoren trotz <strong>der</strong> anfänglich ungleichen<br />

Voraussetzungen <strong>der</strong> Patienten e<strong>in</strong>en günstigen Behandlungsverlauf<br />

bed<strong>in</strong>gen können.<br />

005<br />

Risikoevaluation bei jugendlichen Straftaetern<br />

Célia Danielsson (UPK Basel, Jugendforensische Abteilung, Schweiz)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In Bereich <strong>der</strong> Erwachsenenforensik s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren mehrere Prognose<strong>in</strong>strumente erfolgreich validiert worden.<br />

Die Datenlage <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendforensik h<strong>in</strong>gegen ist duerftig und<br />

es bestehen Zweifel daran, ob Gefaehrlichkeit bei Jugendlichen ueberhaupt<br />

mit aehnlichen Methoden messbar ist, da die statischen<br />

und historischen Merkmale, die bei erwachsenen Straftaetern e<strong>in</strong>en<br />

grundlegenden Teil <strong>der</strong> Prognose ausmachen, bei Jugendlichen<br />

weniger gewichtig und weniger stabil s<strong>in</strong>d.<br />

Methode: Es werden e<strong>in</strong>ige Prognose<strong>in</strong>trumente (Structured Assessment<br />

of Violence Risk <strong>in</strong> Youth (SAVRY), Forensisches Operationalisiertes<br />

Therapie-Risiko-Evaluations-System (FOTRES), Psychopathy<br />

Checklist-Youth Version (PCL-Y)) mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verglichen.<br />

Moeglichkeiten und Grenzen werden aufgezeigt. Laufende Studien<br />

werden vorgestellt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Datenlage bezueglich Validitaet von<br />

forensischen Prognose<strong>in</strong>strumenten bei jugendlichen Straftaetern<br />

ist duerftig. Es existieren aber durchaus Instrumente, die Jugendspezifischen<br />

Aspekten Rechnung tragen. Diese gilt es im Laufe <strong>der</strong><br />

kommenden Jahre besser zu validieren und allenfalls zu ergaenzen.<br />

006<br />

Ausgang e<strong>in</strong>er negierten Schwangerschaft im Neonatizid: ist er<br />

vorhersagbar?<br />

Nad<strong>in</strong>e Schlotz (Universitätsfrauenkl<strong>in</strong>ik Bonn, Gynäkologische Psychosomatik)<br />

J. Louda, A. Marneros, A. Rohde<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das Phänomen <strong>der</strong> negierten Schwangerschaft (nicht<br />

wahrgenommen, ignoriert, verleugnet) führt immer wie<strong>der</strong> zu Unglauben<br />

<strong>der</strong> sozialen Umwelt, nicht zuletzt auch bei Psychiatern,<br />

Psychologen und Gynäkologen. Dabei spielen nicht nur somatische<br />

Faktoren (z. B. unregelmäßiger Zyklus, kaum wahrnehmbare körperliche<br />

Verän<strong>der</strong>ungen) e<strong>in</strong>e Rolle, son<strong>der</strong>n auch psychische Mechanismen,<br />

Persönlichkeitsmerkmale und defizitäre Problemlöse-<br />

strategien. Die mangelnde o<strong>der</strong> gänzlich fehlende Beschäftigung<br />

mit <strong>der</strong> meist ungewollten Schwangerschaft verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t dabei e<strong>in</strong>e<br />

aktive Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit adäquaten Lösungsmöglichkeiten.<br />

In e<strong>in</strong>er sehr kle<strong>in</strong>en Fallzahl (20 – 40 Fälle werden jährlich bekannt)<br />

scheitert dies vollkommen und es kommt zur Tötung des<br />

neugeborenen K<strong>in</strong>des während o<strong>der</strong> kurz nach <strong>der</strong> Geburt (Neonatizid).<br />

Ob dieser tragische Ausgang den Moment e<strong>in</strong>er psychischen<br />

Ausnahmesituation darstellt, als „logischer Endpunkt“ e<strong>in</strong>er negierten<br />

Schwangerschaft zu sehen, o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fach nur e<strong>in</strong> unglücklicher<br />

Zufall ist, sche<strong>in</strong>t schwierig zu beantworten. Die weitaus häufigeren<br />

Fallzahlen von negierter Schwangerschaft ohne Neonatizid<br />

weisen zum<strong>in</strong>dest daraufh<strong>in</strong>, dass sich Verlauf und Ausgang durchaus<br />

unterscheiden und nicht jede negierte Schwangerschaft im<br />

Neonatizid endet.<br />

Methode: Um sich den H<strong>in</strong>tergründen dieser unterschiedlichen<br />

Ausgänge zu nähern, sche<strong>in</strong>t es daher s<strong>in</strong>nvoll, Fälle negierter<br />

Schwangerschaft mit vs. ohne nachfolgende Neugeborenentötung<br />

zu vergleichen. In e<strong>in</strong>er eigenen Studie wurde mittels <strong>in</strong>haltsanalytischer<br />

Verfahren e<strong>in</strong> solcher Vergleich durchgeführt (forensischpsychiatrisch<br />

begutachtete Fälle von Neonatizid, N=16, Bonn /<br />

Halle vs. kl<strong>in</strong>ische Fälle negierter Schwangerschaft ohne Neonatizid,<br />

N=16, Bonn).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Auswertung zeigt, dass sich die beiden<br />

Gruppen h<strong>in</strong>sichtlich soziodemographischer Daten, Persönlichkeitsmerkmalen<br />

und psychosozialer Belastungsfaktoren sehr<br />

ähneln. Bei Betrachtung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Fallanalysen ergibt sich<br />

e<strong>in</strong> Muster von Gehemmtheit, Introversion und defizitären Kommunikations-<br />

und Problemlösestrategien. Dass bei ähnlichen Verdrängungsmechanismen<br />

<strong>der</strong> Ausgang so unterschiedlich se<strong>in</strong> kann,<br />

sche<strong>in</strong>t mit Blick auf die E<strong>in</strong>zelfallanalysen auf e<strong>in</strong>e eher „zufällige“<br />

Konstellation von Negierung und Persönlichkeit e<strong>in</strong>erseits und äußerer<br />

Faktoren an<strong>der</strong>erseits (psychosozial, familiär, partnerschaftlich)<br />

zurückzuführen se<strong>in</strong> und macht daher e<strong>in</strong>en solchen Ausgang<br />

nicht vorhersagbar.<br />

007<br />

Ambulante Therapie für Gewaltstraftäter – Psychiatrisch-diagnostische<br />

Befunde bei männlichen Gewaltstraftätern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Jette Hoffmann (Zentrum für Integrative, AG-Forensik Psychiatrie –<br />

ZIP gGmbH, Kiel)<br />

E. Stoll, H. He<strong>in</strong>zen, U. Gerigk, C. Huchzermeier<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die ambulante Behandlung von Gewaltstraftätern stellt<br />

e<strong>in</strong>e Versorgungslücke <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong> dar. Das Zentrum für<br />

Integrative Psychiatrie (ZIP) bietet daher e<strong>in</strong> Therapieprogramm<br />

für Gewaltstraftäter an, das mit Mitteln des europäischen Integrationsfonds<br />

geför<strong>der</strong>t wird und das primäre Ziel verfolgt, die Rückfälligkeit<br />

von Gewaltstraftaten im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Opferprävention zu<br />

reduzieren. Des Weiteren soll die Verfestigung gewalttätiger Konfliktlösungsstrategien<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t und die <strong>in</strong>dividuelle Steuerungsfähigkeit<br />

erhöht werden. Innerhalb des Programms sollen die spezifische<br />

Problematik sowie die kulturellen Beson<strong>der</strong>heiten von<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund berücksichtigt beson<strong>der</strong>s<br />

berücksichtigt werden. Auf freiwilliger Basis o<strong>der</strong> durch Zuweisung<br />

durch die Justiz können je nach Bedarf drei Module (Basisgruppe<br />

Antigewalt, Antigewalttra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgruppe Antigewalt) unabhängig<br />

vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> o<strong>der</strong> aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> aufbauend <strong>in</strong> Anspruch<br />

genommen werden. Die Gruppensitzungen können durch E<strong>in</strong>zelgespräche<br />

therapeutisch begleitet werden. Im Vorfeld <strong>der</strong> Gruppensitzung<br />

f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e umfassende Diagnostikphase statt. Die vorgestellte<br />

Untersuchung soll e<strong>in</strong>en ersten Überblick über die im<br />

Rahmen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gangsdiagnostik erhobenen Patientendaten geben.<br />

Es wird angenommen, dass die untersuchten Personen neben e<strong>in</strong>er<br />

Gewaltproblematik auch e<strong>in</strong> erhebliches Maß an psychiatrischen<br />

Auffälligkeiten aufweisen.<br />

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