Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />
002<br />
Neuroimag<strong>in</strong>g, Normen und Neuroethik am Beispiel <strong>der</strong> Aggression<br />
Henrik Walter (Zentrum für Nervenheilkunde, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie<br />
Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie, Bonn)<br />
003<br />
Neuroethische Forschung am Beispiel <strong>der</strong> tiefen Hirnstimulation<br />
Christiane Woopen (Universität Köln, Institut für Geschichte und<br />
Ethik <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>)<br />
E<strong>in</strong>leitung: Studien haben gezeigt, dass Patienten unter Tiefer Hirnstimulation<br />
(THS) neben den Verbesserungen ihrer Krankheitssymptome<br />
sowohl wünschenswerte als auch problematische Verän<strong>der</strong>ungen<br />
ihrer Lebensqualität und ihrer Persönlichkeit erfahren<br />
können. E<strong>in</strong>e differenzierte Erfassung aller Auswirkungen bei den<br />
e<strong>in</strong>zelnen Krankheiten, bei denen die THS angewendet wird, steht<br />
noch aus; sie ist für die Gestaltung e<strong>in</strong>er angemessenen Anwendung<br />
<strong>der</strong> THS <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischer Versorgung und Forschung jedoch unverzichtbar.<br />
Methode: Neben den etablierten Instrumenten zur Erfassung von<br />
Lebensqualität und Persönlichkeit versprechen qualitative Erhebungen<br />
<strong>in</strong> Form von halbstrukturierten Interviews detailliertere<br />
E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> das persönliche Erleben, die Erfahrungen und Bewertungen<br />
<strong>der</strong> Betroffenen sowie ihrer Angehörigen. Die Ergebnisse<br />
können <strong>in</strong> zweierlei H<strong>in</strong>sicht genutzt werden: Sie können zum e<strong>in</strong>en<br />
Ausgangspunkt <strong>der</strong> Neu- und Weiterentwicklung kontextspezifischer<br />
quantitativer Erhebungs<strong>in</strong>strumente se<strong>in</strong>. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
können sie zur Reflexion und ggfs. Revision unserer philosophischanthropologischen<br />
Konzepte von Gesundheit, Lebensqualität und<br />
Persönlichkeit beitragen.<br />
Diskussion / Ergebnisse: In diesem Beitrag werden diesbezüglich<br />
erste Ergebnisse aus e<strong>in</strong>er laufenden Studie zur ethisch-rechtlichsozialen<br />
Begleitforschung zur THS vorgestellt.<br />
004<br />
Kl<strong>in</strong>ische Neuroethik am Beispiel von Wachkomapatienten<br />
Ralf J. Jox (Universität München, Zentrum für Palliativmediz<strong>in</strong>)<br />
Die Neuroethik befasst sich mit <strong>der</strong> ethischen Analyse und Bewertung<br />
<strong>in</strong>novativer Erkenntnisse <strong>der</strong> Neurowissenschaften und <strong>der</strong>en<br />
Anwendung <strong>in</strong> Mediz<strong>in</strong> und Gesellschaft. Die Kl<strong>in</strong>ische Ethik untersucht<br />
kontroverse moralische Probleme und Entscheidungssituationen,<br />
die <strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>isch-mediz<strong>in</strong>ischen Praxis auftauchen. Sowohl<br />
die Neuroethik als auch die Kl<strong>in</strong>ische Ethik s<strong>in</strong>d relativ junge<br />
Bereichsethiken, <strong>der</strong>en rasante Entwicklung auf e<strong>in</strong>en zunehmenden<br />
Problemlösungsbedarf h<strong>in</strong>weist. In dem Maße, wie die neurowissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse zunehmend den Transfer <strong>in</strong> die<br />
kl<strong>in</strong>ische Anwendung durchlaufen, bedarf es mehr und mehr auch<br />
e<strong>in</strong>er Kl<strong>in</strong>ischen Neuroethik zur Reflexion dieser Praxis. E<strong>in</strong> paradigmatisches<br />
Beispiel stellen die neuen kl<strong>in</strong>ischen Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Diagnose, Prognose und Therapie von Wachkomapatienten<br />
dar. Noch bis vor wenigen Jahren wurde dem Wachkoma (= apallischen<br />
Syndrom) als Defektzustand e<strong>in</strong>er Hirnschädigung wenig<br />
Aufmerksamkeit geschenkt. Durch jüngste bildgebende und neurophysiologische<br />
Befunde wurden traditionelle Gewissheiten über<br />
den mentalen Zustand von Wachkomapatienten zweifelhaft und<br />
eröffneten sich Möglichkeiten <strong>der</strong> Therapie und Rehabilitation bis<br />
h<strong>in</strong> zur Vision e<strong>in</strong>es späten Erwachens aus dem Koma. Die prekäre<br />
Entscheidungssituation für o<strong>der</strong> gegen lebenserhaltende Maßnahmen<br />
muss daher neu analysiert werden. Der Vortrag zeigt auf, wie<br />
die Kl<strong>in</strong>ische Neuroethik diese Fragen untersuchen kann und wie<br />
dabei empirische und theoretische Ansätze <strong>der</strong> Ethikforschung <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>greifen.<br />
482<br />
005<br />
Möglichkeiten und Grenzen von kognitivem Enhancement bei Gesunden<br />
Klaus Lieb (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />
A. Franke, A. Fellgiebel, T. Metz<strong>in</strong>ger<br />
E<strong>in</strong>leitung: Unter kognitivem Enhancement o<strong>der</strong> „Hirndop<strong>in</strong>g“<br />
versteht man den Versuch von gesunden Menschen, durch die E<strong>in</strong>nahme<br />
von Substanzen wie z.B. Medikamenten ihre geistige Leistungsfähigkeit<br />
zu steigern. Motive s<strong>in</strong>d zum Beispiel die Verbesserung<br />
von Konzentration, Aufmerksamkeit o<strong>der</strong> Gedächtnis, die<br />
Beseitigung von Müdigkeit, aber auch die Verbesserung von Stimmung<br />
und sozialer Anpassungsfähigkeit. E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Form des<br />
kognitiven Enhancement kann se<strong>in</strong>, durch Medikamentene<strong>in</strong>nahme<br />
negative Er<strong>in</strong>nerungen o<strong>der</strong> Erlebnisse aus dem Gedächtnis<br />
auszulöschen.<br />
Methode: Zum Hirndop<strong>in</strong>g werden Substanzen wie z. B. Amphetam<strong>in</strong>e,<br />
Methylphenidat, Modaf<strong>in</strong>il, Antidementiva, G<strong>in</strong>kgo biloba,<br />
Antidepressiva, Beta-Blocker e<strong>in</strong>gesetzt. Epidemiologische Daten<br />
zeigen, dass <strong>in</strong> den USA ca. 8 % <strong>der</strong> Studierenden bereits Amphetam<strong>in</strong>e<br />
o<strong>der</strong> Modaf<strong>in</strong>il und dass ca. 20 % <strong>der</strong> Akademiker Substanzen<br />
zum „Cognitive Enhancement“ e<strong>in</strong>genommen haben.<br />
Diskussion / Ergebnisse: In diesem Vortrag werden die Möglichkeiten<br />
und Grenzen von kognitivem Enhancement dargestellt. Es<br />
wird deutlich werden, dass viele Substanzen tatsächlich leistungssteigernde<br />
Effekte bei Gesunden haben, dass <strong>der</strong> weitere Gebrauch<br />
<strong>der</strong> gegenwärtig verfügbaren Substanzen aber durch Nebenwirkungen,<br />
e<strong>in</strong>e fragwürdige Sicherheit vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Langzeitanwendung,<br />
aber auch ethische Aspekte e<strong>in</strong>geschränkt wird. Letztere werden<br />
<strong>in</strong> diesem Vortrag beson<strong>der</strong>s beleuchtet.<br />
Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 17/18<br />
S-154 Symposium<br />
Kulturwissenschaftliche Dimensionen <strong>der</strong> Psychiatrie<br />
Vorsitz: H. Saß (Aachen), M. Bormuth (Tüb<strong>in</strong>gen)<br />
001<br />
Transkulturelle Psychiatrie – Fundierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anthropologie?<br />
Andreas He<strong>in</strong>z (Charité Campus Mitte, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />
Berl<strong>in</strong>)<br />
U. Kluge<br />
Der Umgang mit Patient<strong>in</strong>nen und Patienten aus an<strong>der</strong>en kulturellen<br />
Kontexten kann <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dann zu Problemen führen, wenn<br />
unterschiedliche „Weltbil<strong>der</strong>“ bzw. „Erklärungsmodelle“ h<strong>in</strong>sichtlich<br />
psychischer Krankheit aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> treffen. Selbst gleich lautende<br />
Begriffe können dann je nach Kontext etwas an<strong>der</strong>es bedeuten,<br />
sei es bezüglich <strong>der</strong> vermuteten Entstehung <strong>der</strong> Erkrankung,<br />
<strong>der</strong> Erwartung bezüglich ihres Verlaufs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> empfohlenen, bzw.<br />
erwarteten Behandlung. Unser „westliches“ Verständnis zu psychischen<br />
<strong>Erkrankungen</strong> <strong>in</strong> nicht-europäischen kulturellen Kontexten<br />
war bis weit über die Hälfte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts h<strong>in</strong>aus geprägt<br />
von gegenseitigen Erfahrungen im Rahmen des Kolonialismus. Interpretationen<br />
an<strong>der</strong>er Kulturen als „primitiv“ o<strong>der</strong> „prälogisch“<br />
haben hier ebenso ihren Ursprung wie vere<strong>in</strong>fachende Gleichsetzungen,<br />
die über kulturelle Differenzen, unterschiedliche historische<br />
Entwicklungen und kont<strong>in</strong>entale Grenzen h<strong>in</strong>weg nicht-westlichen<br />
Gesellschaften unterschiedslos e<strong>in</strong> „magisch-animistisches“<br />
o<strong>der</strong> „schamanisches“ Weltverständnis zuschreiben. Die Geschich-