Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 12 G Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie // Bra<strong>in</strong> Imag<strong>in</strong>g, neurophysiology, neuropsychology<br />
Diskussion / Ergebnisse: Auf Verhaltensebene zeigten Alkoholpatienten<br />
e<strong>in</strong>e signifikant verschlechterte Anpassung an verän<strong>der</strong>te<br />
Belohnungsbed<strong>in</strong>gungen als gesunde Kontrollen. Zum Zeitpunkt<br />
<strong>der</strong> Verhaltensanpassung (dem sog. „F<strong>in</strong>al Reversal Error“) kommt<br />
es <strong>in</strong> beiden Gruppen zusammengenommen zu e<strong>in</strong>er signifikanten<br />
Aktivierung des anterioren C<strong>in</strong>gulums (ACC) und des lateralen orbitofrontalen<br />
Kortex (OFC). Im Gruppenvergleich zeigten alkoholabhängige<br />
Patienten dysfunktionale Aktivierungen <strong>in</strong> eben diesen<br />
Regionen. Alkoholabhängige Patienten weisen demnach Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> flexiblen Verhaltensanpassung bei sich än<strong>der</strong>nden<br />
Belohnungskont<strong>in</strong>genzen auf. Dies geht mit e<strong>in</strong>er verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />
Aktivierung im OFC und ACC e<strong>in</strong>her - beides Bereiche, die<br />
als e<strong>in</strong> verhaltenskontrollierendes Netzwerk exekutiver Funktionen<br />
beschrieben wurden. E<strong>in</strong>e solche Dysfunktion im Verstärkungslernen<br />
könnte für die Pathomechanismen <strong>der</strong> Entwicklung und Aufrechterhaltung<br />
von abhängigem Verhalten von Bedeutung se<strong>in</strong>.<br />
Diese Befunde könnten im therapeutischen Sett<strong>in</strong>g zum Beispiel <strong>in</strong><br />
Form von speziellen kognitiven Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs Beachtung f<strong>in</strong>den.<br />
007<br />
Funktionelle Subregionen des Striatums: reiz<strong>in</strong>duzierte Hirnaktivierung<br />
bei kontrolliertem versus zwanghaftem Alkoholkonsum<br />
Sab<strong>in</strong>e Vollstädt-Kle<strong>in</strong> (Zentral<strong>in</strong>stitut für Seelische Gesundheit<br />
Suchtkl<strong>in</strong>ik, Mannheim)<br />
S. Wichert, J. Rab<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>, M. Bühler, O. Kle<strong>in</strong>, K. Mann, G. Ende, D.<br />
Hermann<br />
E<strong>in</strong>leitung: Tiermodelle zur Entwicklung <strong>der</strong> Abhängigkeit gehen<br />
davon aus, dass beim Übergang vom kontrollierten zum zwanghaften<br />
Substanzkonsum e<strong>in</strong>e Verschiebung <strong>der</strong> Verarbeitung alkoholassoziierter<br />
Reize von präfrontalen kortikalen Regionen h<strong>in</strong> zu<br />
subkortikalen Regionen im Striatum, sowie e<strong>in</strong>e Verschiebung vom<br />
ventralen zum dorsalen Striatum stattf<strong>in</strong>det. Beim Menschen gibt<br />
es zu dieser Fragestellung nach unserem Kenntnisstand noch ke<strong>in</strong>e<br />
bildgebende Untersuchung.<br />
Methode: In dieser Studie untersuchten wir 10 leichte soziale<br />
Tr<strong>in</strong>ker, 8 Personen mit schädlichem Konsum sowie 13 Alkoholabhängige,<br />
die ke<strong>in</strong>e Behandlung suchten. Mittels funktioneller<br />
Magnet resonanztomographie (fMRT) wurden den Probanden alkohol-assoziierte<br />
Reize sowie affektiv neutrale Reize visuell <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Blockdesign dargeboten. Die MRT-Untersuchung wurde <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em 3 Tesla-Ganzkörper-Tomographen (SIEMENS MAGNETOM<br />
Trio) durchgeführt. Die Bildgebungsdaten wurden mit SPM5 analysiert.<br />
Mittels des Fragebogens „Obsessive Compulsive Dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g<br />
Scale“ (OCDS) wurden sowohl zwanghafte Gedanken als auch<br />
zwanghafte Verhaltensmuster erfasst.<br />
Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong>e vermehrte reiz<strong>in</strong>duzierte Hirnaktivierung<br />
zeigte sich bei schweren sozialen Tr<strong>in</strong>kern sowohl im Vergleich<br />
zu leichten sozialen Tr<strong>in</strong>kern als auch zu Alkoholabhängigen<br />
im ventralen Striatum. Im dorsalen Striatum fand sich außerdem<br />
e<strong>in</strong>e Mehraktivierung bei den schweren im Vergleich zu den leichten<br />
sozialen Tr<strong>in</strong>kern. In Abbildung 1 s<strong>in</strong>d die striatalen Regionen<br />
dargestellt, <strong>in</strong> denen sich e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss des Tr<strong>in</strong>kstatus (leichter sozialer<br />
Tr<strong>in</strong>ker, schwerer sozialer Tr<strong>in</strong>ker, Alkoholabhängiger) auf die<br />
neuronale Aktivierung auf Alkoholreize zeigte. Des Weiteren fanden<br />
wir e<strong>in</strong>en negativen Zusammenhang zwischen reiz<strong>in</strong>duzierter<br />
Hirnaktivierung im ventralen Striatum und zwanghaften Gedanken<br />
an Alkohol (OCDS-Subskala). E<strong>in</strong>e positive Assoziation zeigte<br />
sich zwischen reiz<strong>in</strong>duzierter Hirnaktivierung im dorsalen Striatum<br />
und <strong>der</strong> Subskala des OCDS zum alkoholbezogenen zwanghaften<br />
Verhalten. Die gefundenen Aktivierungsmuster im ventralen<br />
und dorsalen Striatum bei den drei Probandengruppen sowie<br />
die Assoziationen zwischen Hirnaktivierung und OCDS-Subskalen<br />
sprechen für e<strong>in</strong>e Aktivierungsverschiebung vom ventralen zum<br />
dorsalen Striatum mit Zunahme des zwanghaften Konsums. Diese<br />
Ergebnisse passen sehr gut zu präkl<strong>in</strong>ischen Befunden, welche zei-<br />
292<br />
gen, dass nach <strong>der</strong> Entstehung e<strong>in</strong>er Abhängigkeit das dorsale Striatum<br />
e<strong>in</strong>e größere Rolle als das ventrale Striatum übernimmt. Somit<br />
konnten diese präkl<strong>in</strong>ischen Ergebnisse erfolgreich <strong>in</strong> den<br />
Humanbereich übertragen werden.<br />
008<br />
Störungen <strong>der</strong> auditorischen Informationsverarbeitung bei chronischem<br />
Cannabiskonsum<br />
Beate Della (LWL-Universitätskl<strong>in</strong>ik Bochum, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />
A. Kulik, I. Uhl, C. Norra, M. Brüne, G. Juckel, P. Roser<br />
E<strong>in</strong>leitung: Die Mismatch Negativity (MMN) ist e<strong>in</strong>e Komponente<br />
<strong>der</strong> ereigniskorrelierten evozierten Potentiale, die durch wahrnehmbare<br />
Abweichungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sonst homogenen akustischen Stimulation<br />
nach 100 – 250 ms erzeugt wird. Defizite bei <strong>der</strong> Generierung<br />
<strong>der</strong> MMN zeigen Störungen <strong>der</strong> auditorischen Informationsverarbeitung<br />
und des auditorischen sensorischen Gedächtnisses an und<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wesentliches Merkmal schizophrener <strong>Erkrankungen</strong>. Aufgrund<br />
<strong>der</strong> engen Beziehung zwischen Cannabis, dem endogenen<br />
Cannab<strong>in</strong>oidsystem und <strong>der</strong> Schizophrenie untersuchten wir den<br />
E<strong>in</strong>fluss chronischen Cannabiskonsums auf die auditorische Informationsverarbeitung.<br />
Methode: Chronische Cannabiskonsumenten (N=30) sowie alters-<br />
und geschlechtsentsprechende gesunde Kontrollpersonen (N=30)<br />
wurden <strong>in</strong> die Studie e<strong>in</strong>geschlossen. Die Cannabiskonsumenten<br />
wurden desweiteren <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> Konsumdauer und<br />
<strong>der</strong> Konsummenge <strong>in</strong> jeweils zwei Untergruppen unterteilt. Die<br />
MMN wurde im Rahmen e<strong>in</strong>es Oddball-Paradigmas aus e<strong>in</strong>er<br />
pseudorandomisierten Sequenz von 2 x 900 akustischen Stimuli<br />
generiert und mittels 32-Kanal-EEG abgeleitet. Die Standardstimuli<br />
(1000 Hz, 90 ms, 80 dB) traten mit e<strong>in</strong>er Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von<br />
80 % auf, die abweichenden Stimuli (je 10 %) unterschieden sich<br />
bezüglich <strong>der</strong> Dauer (50 ms) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Frequenz (1200 Hz).<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die Gruppe <strong>der</strong> Cannabiskonsumenten<br />
zeigte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frequenzbed<strong>in</strong>gung verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te MMN-Amplituden<br />
an den zentralen Elektroden im Vergleich zu den gesunden Kontrollpersonen.<br />
H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Untergruppen konnten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frequenzbed<strong>in</strong>gung<br />
verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te MMN-Amplituden bei Cannabiskonsumenten<br />
mit langjährigem Konsum (> 8 Jahre) bzw. mit<br />
erheblichem Konsum (> 15 Jo<strong>in</strong>ts pro Woche) an frontozentralen<br />
Elektroden nachgewiesen werden. Die Dauer des Konsums war mit<br />
<strong>der</strong> MMN-Amplitude negativ korreliert. Die Ergebnisse zeigen,<br />
dass chronischer Cannabiskonsum mit Störungen <strong>der</strong> auditorischen<br />
Informationsverarbeitung e<strong>in</strong>hergeht, die auch bei <strong>der</strong> Schizophrenie<br />
beobachtet werden. Insbeson<strong>der</strong>e Konsumdauer und<br />
Konsummenge konnten als wichtige Faktoren <strong>der</strong> gestörten MMN-<br />
Generierung identifiziert werden.