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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disor<strong>der</strong>s, F2<br />

Methode: Ziel dieser Studie war es, mittels <strong>der</strong> Anwendung von<br />

Strukturgleichungsmodellen (SEM) zunächst zu untersuchen, ob<br />

Neuro- und soziale Kognition besser als zwei getrennte Konstrukte<br />

o<strong>der</strong> als e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>-Faktoren-Modell modelliert werden sollten. Im<br />

nächsten Schritt wurde sowohl im Quer- als auch im Längsschnittmodell<br />

die Hypothese geprüft, dass es sich bei <strong>der</strong> sozialen Kognition<br />

um e<strong>in</strong>e Mediatorvariable <strong>der</strong> Beziehung zwischen Neurokognition<br />

und psychosozialem Funktionsniveau handelt. Im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Multicenterstudie wurde dafür e<strong>in</strong>e umfangreiche<br />

neuro- und sozialkognitive Testbatterie erhoben. Für die<br />

Auswertungen gelang es e<strong>in</strong>e große Stichprobe von 141 (Querschnitt)<br />

bzw. 61 (Längsschnitt) ambulanten o<strong>der</strong> teilstationären<br />

Patienten mit <strong>der</strong> Diagnose e<strong>in</strong>er Schizophrenie nach DSM-IV-TR<br />

o<strong>der</strong> ICD-10 zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Konfirmatorische Faktorenanalysen führten<br />

zu dem Ergebnis, dass e<strong>in</strong> Zwei-Faktoren-Modell e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>-<br />

Faktorenmodell aufgrund des besseren Modellfits und <strong>der</strong> günstigeren<br />

Fit-Indizes vorzuziehen ist. Evidenz fand sich zudem für die<br />

Funktion <strong>der</strong> sozialen Kognition als Mediatorvariable. So wies das<br />

Mediatormodell e<strong>in</strong>e gute Passung mit den Daten durch den <strong>in</strong>signifikanten<br />

χ²-Tests und gute Fit-Indizes auf. Der vorher signifikante<br />

und direkte Effekt <strong>der</strong> latenten Variable Neurokognition auf das<br />

psychosoziale Funktionsniveau wurde im Mediatormodell vollständig<br />

durch die soziale Kognition vermittelt und erreichte nicht<br />

mehr das Signifikanzniveau. Dies war sowohl für das gegenwärtige<br />

als auch das prospektive Funktionsniveau nach 15 Wochen zutreffend.<br />

Aus diesen Ergebnissen lassen sich kl<strong>in</strong>ische Implikationen<br />

für die therapeutische Umsetzung <strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrierte Ansätze, die neuro-<br />

und sozialkognitive Defizite und Ressourcen anzielen, ableiten.<br />

002<br />

Videobasierte Erfassung von motorischem Ausdrucksverhalten<br />

und Psychopathologie bei schizophrenen Störungen<br />

Zeno Kupper (Universitätskl<strong>in</strong>ik, und Polikl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Bern,<br />

Schweiz)<br />

F. Ramseyer, S. Kalbermatten, H. Hoffmann, W. Tschacher<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das motorische Ausdrucksverhalten ist durch schizophrene<br />

Störungen deutlich betroffen. Auffälligkeiten im nonverbalen<br />

Verhalten wurden seit jeher als diagnostisch wichtig e<strong>in</strong>gestuft.<br />

Sie weisen deutliche Beziehungen zu negativen Symptomen und zu<br />

E<strong>in</strong>schränkungen im Funktionsniveau auf. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d traditionelle<br />

Methoden zur Bewegungsmessung teuer, zeitaufwändig<br />

und außerhalb von experimentellen Sett<strong>in</strong>gs oft nicht anwendbar.<br />

Obwohl nonverbales Verhalten und die Motorik allgeme<strong>in</strong> als kl<strong>in</strong>isch<br />

und theoretisch wichtig e<strong>in</strong>gestuft wurden, waren daher empirische<br />

Zugänge meist auf e<strong>in</strong>schätzungsbasierte Verfahren beschränkt.<br />

Methode: Die Motion Energy Analyse (MEA) bezieht sich auf e<strong>in</strong>e<br />

neuartige Methode, durch die Körperbewegungen objektiv aufgrund<br />

gewöhnlicher Videoaufnahmen quantifiziert werden können.<br />

In <strong>der</strong> vorliegenden Studie wurden kurze Rollenspielsequenzen<br />

mit 30 stabilisierten Patienten mit schizophrenen Störungen<br />

analysiert. Korrelationen zwischen den Bewegungsparametern<br />

(prozentualer Anteil <strong>der</strong> Zeit mit Bewegung und Bewegungsgeschw<strong>in</strong>digkeit)<br />

und Symptome<strong>in</strong>schätzungen aus unabhängigen<br />

PANSS-Interviews wurden berechnet. Die Bewegungsarameter erwiesen<br />

sich als ausgesprochen reliabel über 14 Szenen pro Patient.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Sowohl reduzierte Bewegung als auch<br />

reduzierte Bewegungsgeschw<strong>in</strong>digkeit korrelierten mit negativen<br />

Symptomen und mit bestimmten allgeme<strong>in</strong>en Symptomen, z. B.<br />

Depression und motorischer Verlangsamung. Patienten die <strong>in</strong> weniger<br />

als 20 % <strong>der</strong> Zeit Bewegung zeigten, wiesen mit e<strong>in</strong>er hohen<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit Negativsymptome auf. Misstrauen korrelierte<br />

mit e<strong>in</strong>geschränkten Kopfbewegungen, während <strong>der</strong> Ausdruck von<br />

ungewöhnlichen Denk<strong>in</strong>halten mit verstärkter Ausdrucksmotorik<br />

86<br />

korrelierte. Insgesamt fand sich e<strong>in</strong>e deutliche und theoretisch<br />

s<strong>in</strong>nvolle Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen den objektiven Bewegungsparametern<br />

und den Symptomprofilen. Die MEA-Methode ermöglicht<br />

die Quantifizierung nonverbalen Verhaltens und von<br />

Körperbewegungen allgeme<strong>in</strong> basierend auf gewöhnlichen Videoaufnahmen.<br />

Motorisches Ausdrucksverhalten sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> vielversprechen<strong>der</strong><br />

Marker für die Ausprägung von Symptomen schizophrener<br />

Störungen zu se<strong>in</strong>.<br />

003<br />

Störung kortikaler Mechanismen langsamer Augenfolgebewegungen<br />

bei schizophrenen Patienten. E<strong>in</strong>e event related fMRT-Studie<br />

Matthias Nagel (Universität Lübeck, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

A. Sprenger, F. B<strong>in</strong>kofski, R. Lencer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Störung <strong>der</strong> langsamen Augenfolgebewegungen<br />

stellt e<strong>in</strong> häufiges neurophysiologisches Defizit bei schizophrenen<br />

Patienten dar. Die Patienten zeigen verlangsamte Augenfolgegeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

und vermehrt Aufholsakkaden im Vergleich zu<br />

Normalprobanden. Ziel <strong>der</strong> Studie war es, die kortikalen geschw<strong>in</strong>digkeitsabhängigen<br />

Pathomechanismen dieses Defizits zu untersuchen.<br />

Methode: E<strong>in</strong>geschlossen wurden 20 männliche Normalprobanden<br />

und 19 Patienten mit <strong>der</strong> Diagnose e<strong>in</strong>er Schizophrenie nach DSM-<br />

IV. Die Patienten waren auf e<strong>in</strong>e Dauermedikation bestehend aus:<br />

Quetiap<strong>in</strong> (7), Amisulprid (5), Olanzap<strong>in</strong> (4), Ziprasidon (2), Abilify<br />

(1) e<strong>in</strong>gestellt. Ausschlusskriterium war die E<strong>in</strong>nahme von Risperidon,<br />

Clozap<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Lithium. Das Paradigma bestand aus e<strong>in</strong>em<br />

Zielpunkt, <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>kel von 40° horizontal von rechts<br />

nach l<strong>in</strong>ks bewegte (Richtung: balanciert). Der Zielpunkt wurde<br />

mit vier verschiedenen Geschw<strong>in</strong>digkeiten präsentiert (5, 10, 15,<br />

20°/s). Die Probanden hatten die Aufgabe, dem Zielpunkt mit den<br />

Augen kont<strong>in</strong>uierlich zu folgen. Wir wählten e<strong>in</strong> event related design<br />

und die Auswertung <strong>der</strong> Bildgebungsdaten erfolgte mit SPM2.<br />

Die Augenbewegungen wurden im MRT aufgezeichnet. Bei <strong>der</strong><br />

Auswertung wurde die Geschw<strong>in</strong>digkeit des Zielpunktes mit <strong>der</strong><br />

Aktivierung <strong>der</strong> kortikalen Areale korreliert. (MRT: 3Tesla, 38 x<br />

3 mm, 158 Volumes *4 sessions, TR 2,62) .<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bei beiden Gruppen war das frontale<br />

Augenfeld (FEF), <strong>der</strong> <strong>in</strong>traparietale sulcus (IPS) und V1 sowie V5<br />

aktiviert gleichermaßen aktiviert, was gegen e<strong>in</strong> Perzeptionsdefizit<br />

<strong>in</strong> diesen Arealen spricht. Beim Vergleich bei<strong>der</strong> Gruppen war das<br />

Putamen (Abb. 2) und das supplementäre Augenfeld (SEF) und das<br />

Cerebellum (Abb. 3) bei den Normalprobanden stärker aktiviert als<br />

bei den Patienten. Die verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te SEF Aktivierung bei den Patienten<br />

lässt auf e<strong>in</strong>e frontale Dysfunktion e<strong>in</strong>schließlich Prädiktion<br />

und Lernen schließen. Die M<strong>in</strong><strong>der</strong>aktivierung des Putamens könnte<br />

dafür sprechen, dass bei den Patienten e<strong>in</strong>e Defizit im Bereich<br />

<strong>der</strong> Feedback- Schleife zwischen vom FEF e Putamen e Thalamus<br />

e FEF besteht. Die M<strong>in</strong><strong>der</strong>aktivierung im Cerebllum spricht für<br />

das Konstrukt <strong>der</strong> kognitiven Dysmetrie von Adreasen.<br />

004<br />

Selbstwahrnehmung, Emotion und Gedächtnis bei Schizophrenie<br />

Kathar<strong>in</strong>a Pauly (RWTH Aachen Universität, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

T. Kircher, J. Weber, F. Schnei<strong>der</strong>, U. Habel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der „Selbstreferenz-Effekt“ umschreibt die Tatsache,<br />

dass Informationen, welche man zuvor auf die eigene Person bezogen<br />

hat, besser er<strong>in</strong>nert werden können. Bei Patienten mit Schizophrenie<br />

kann es zu e<strong>in</strong>er verän<strong>der</strong>ten Selbstzuschreibung eigener<br />

Gedanken und Handlungen kommen. Dies könnte sich auch abträglich<br />

auf den Selbstreferenzeffekt auswirken. E<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss<br />

kann aber auch die emotionale Konnotation des Materials haben.<br />

Die neuralen Korrelate solcher potentiellen Effekte s<strong>in</strong>d bisher<br />

nicht h<strong>in</strong>reichend geklärt.

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