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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 13 G Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie // Neurobiology, neurogenetics, epidemiology<br />

003<br />

Genetische Varianten des endogenen Opiodsystems und ihr E<strong>in</strong>fluss<br />

auf das Ext<strong>in</strong>ktionslernen: E<strong>in</strong>e Imag<strong>in</strong>g-Genetics Studie<br />

Susanne Erk (Universität Bonn, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie Mediz<strong>in</strong>ische<br />

Psychologie)<br />

A. Bilkei-Gorzo, L. Scheef, H. Boecker, A. Zimmer, H. Walter<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die meisten Lebewesen verfügen über e<strong>in</strong> fest verdrahtetes<br />

Furchtsystem, das phylogenetisch alte Strukturen wie die<br />

Amygdala umfasst, die e<strong>in</strong>e zentrale Rolle für die Entdeckung von<br />

Gefahren und das Erlernen schneller Reiz-Reaktionsmuster spielt.<br />

E<strong>in</strong>e große Anzahl von Studien zur Furchtkonditionierung – e<strong>in</strong><br />

gut etabliertes Modell für Furchtlernen – zeigt starke Ähnlichkeiten<br />

<strong>in</strong> Verhalten und dessen neuronalen Grundlagen über Spezies h<strong>in</strong>weg.<br />

Basierend auf tierexperimentellen Befunden geht man darüber<br />

h<strong>in</strong>aus davon aus, dass e<strong>in</strong>e Hemmung <strong>der</strong> Amygdala durch<br />

den ventromedialen Kortex, das humane Korrelat des <strong>in</strong>fralimbischen<br />

Kortex bei Nagern, die Ext<strong>in</strong>ktion <strong>der</strong> konditionierten<br />

Furcht reaktion bewirkt Das Peptid Dynorph<strong>in</strong> gehört (wie auch<br />

β-Endorph<strong>in</strong> und Enkephal<strong>in</strong>) zu den endogenen Opioiden und<br />

b<strong>in</strong>det vornehmlich an κ-Rezeptoren. Dynorph<strong>in</strong> wird <strong>in</strong> Amygdala,<br />

Hippocampus und im Hypothalamus gebildet und vermittelt<br />

unter an<strong>der</strong>em die dysphorische Komponente von Stress. E<strong>in</strong>e im<br />

Rahmen des vorgestellten Projekts durchgeführte Untersuchung an<br />

Nagern konnte zeigen, dass Tiere bei denen gezielt das Gen für Prodynorph<strong>in</strong><br />

„ausgeschaltet“ wurde, e<strong>in</strong>e schlechtere Ext<strong>in</strong>ktionsrate<br />

bei <strong>der</strong> Furchtkonditionierung aufwiesen als Wildtypen. Diese Unterschiede<br />

zeigten sich speziell während <strong>der</strong> späten Ext<strong>in</strong>ktionsphase.<br />

Methode: In Anlehnung an die erhobenen tierexperimentellen Befunde<br />

wurde im Humanexperiment untersucht, <strong>in</strong>wiefern sich die<br />

im Tierexperiment nachweisbare genetische Variabilität bei <strong>der</strong><br />

Furchtext<strong>in</strong>ktion auch beim Menschen f<strong>in</strong>det.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Ähnlich den tierexperimentellen Befunden<br />

zeigen Träger e<strong>in</strong>er bestimmten genetischen PDYN-Variante<br />

sowohl e<strong>in</strong>e verstärkte Konditionierungreaktion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Amygdala<br />

als auch e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Ext<strong>in</strong>ktion dieser konditionierten Reaktion.<br />

E<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf den zugrundeliegenden Mechanismus liefern<br />

Konnektivitätsanalysen, die zeigen, dass die funktionelle Konnektivität<br />

zwischen Amygdala und vemtromedialem Kortex während<br />

<strong>der</strong> Ext<strong>in</strong>ktionsphase <strong>in</strong> dieser Gruppe signifikant verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t ist.<br />

Die hier präsentierten Befunde weisen auf neurogenetische Mechanismen<br />

von Furchtlernen und Furchtext<strong>in</strong>ktion über Spezies h<strong>in</strong>weg<br />

h<strong>in</strong>.<br />

004<br />

Die Bedeutung von Vermeidungsverhalten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ätiologie <strong>der</strong> Panikstörung<br />

Alfons Hamm (Universität Greifswald, Inst. für Psychologie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Während Furchtreaktionen durch explizit bedrohliche<br />

Reize (entwe<strong>der</strong> externale o<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternale Reize) ausglöst werden<br />

und durch zunehmende zeitliche o<strong>der</strong> räumliche Nähe ansteigt<br />

und sofort beendet ist, wenn <strong>der</strong> bedrohliche Reiz verschw<strong>in</strong>det,<br />

werden Angstreaktionen durch die Antizipation potentiell bedrohlicher<br />

Reize aktiviert.<br />

Methode: In <strong>der</strong> hier vorgestellten Studie wurden 369 Patienten<br />

mit Panikstörung und Agoraphobie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em standardisierten Vermeidungstest<br />

untersucht. In diesem Test wurden die Patienten<br />

gebeten, nach e<strong>in</strong>er Antizipationsphase von 10 M<strong>in</strong>uten, sich für<br />

10 M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em engen dunklen Raum aufzuhalten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: 68 % <strong>der</strong> Patienten blieben die gesamte<br />

Zeit von 10 M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> dem engen Raum. 20,5 % <strong>der</strong> Patienten ergriff<br />

nach durchschnittlich vier M<strong>in</strong>uten die Flucht. Diese Patienten<br />

zeigten sowohl bei den subjektiven, als auch bei den physiologischen<br />

Werten die stärksten Angstreaktionen. 11,5 % <strong>der</strong> Patienten<br />

vermied es, den Raum zu betreten. Die physiologischen Anzeichen<br />

von Angst waren bei dieser Gruppe sehr ger<strong>in</strong>g. Demgegenüber<br />

traten bei 34 % <strong>der</strong> Patienten trotz <strong>in</strong>tensiver Angstreaktionen ke<strong>in</strong>e<br />

Flucht- o<strong>der</strong> Vermeidungsreaktionen auf. Ob diese Patienten –<br />

wie theoretisch zu vermuten – am besten von Expositionstherapie<br />

profitieren, wird zur Zeit ausgewertet.<br />

Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 22<br />

FV-010 Sitzung Freier Vorträge<br />

Hormone <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

Vorsitz: T. Pollmächer (Ingolstadt), H. Himmerich (Leipzig)<br />

001<br />

E<strong>in</strong>fluss von Testosteron auf neuronale und Verhaltenskorrelate<br />

von Aggression und Impulsivität<br />

Christ<strong>in</strong>a Pawliczek (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

E. Seidel, B. Derntl, U. Habel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Zusammenhang zwischen Testosteron und aggressivem<br />

Verhalten bleibt <strong>in</strong> Studien am Menschen bisher relativ<br />

unklar. Allerd<strong>in</strong>gs mehren sich Befunde, die e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zwischen<br />

Sexualhormonen und emotionalen Fähigkeiten auf Verhaltensebene<br />

und neuronaler Aktivierung (Derntl et al., 2009) nachweisen<br />

konnten. Bezüglich dem E<strong>in</strong>fluss von Sexualhormonen auf<br />

impulsives und aggressives Verhalten sowie <strong>der</strong>en neuronale Korrelate<br />

fehlen diese Erkenntnisse allerd<strong>in</strong>gs komplett.<br />

Methode: Daher werden <strong>in</strong> dieser fMRT-Studie 40 männliche<br />

Studenten untersucht, die aufgrund ihrer Werte auf e<strong>in</strong>er Impulsivitätsskala<br />

(BIS-11) und e<strong>in</strong>em Aggressionsfragebogen (AQ) e<strong>in</strong>er<br />

hohen (HA) und e<strong>in</strong>er niedrigen (NA) Aggressivitäts- / Impulsivitätsgruppe<br />

zugeteilt wurden. Zur Bestimmung des aktuellen Hormonstatus<br />

wurde den Probanden e<strong>in</strong>e Blutprobe entnommen.<br />

Während <strong>der</strong> fMRT Messung wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em emotionalen Impulsivitätsparadigma<br />

(Stopp Signal Test; SST) die BOLD Antwort gemessen,<br />

um Rückschlüsse auf Gehirnregionen ziehen zu können,<br />

die an <strong>der</strong> Verarbeitung von Aggression / Impulsivität beteiligt s<strong>in</strong>d.<br />

Außerdem wird bei den Probanden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Anagrammtest mit<br />

lösbaren und unlösbaren Stimuli e<strong>in</strong>e frustrierte beziehungsweise<br />

hilflose Stimmung erzeugt und <strong>der</strong>en zugrundeliegenden neuronalen<br />

Netzwerke bestimmt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Vorläufige Ergebnisse deuten darauf h<strong>in</strong>,<br />

dass sich die HA im Vergleich zur NA Gruppe durch e<strong>in</strong>e schlechtere<br />

Performanz im SST sowie durch gesteigerte Aktivierungen <strong>in</strong><br />

Gehirnregionen auszeichnet, die mit Impulsivität <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

gebracht werden können (z. B. Präfrontal- und mittlerer Frontalkortex).<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus zeigt die HA Gruppe e<strong>in</strong>e höhere Aktivierung<br />

<strong>in</strong> limbischen Regionen während <strong>der</strong> Bearbeitung <strong>der</strong> unlösbaren<br />

Anagramme. Außerdem zeigen sich positive Korrelationen<br />

zwischen den neuronalen Aktivierungsunterschieden, die Aggressivität<br />

und Impulsivität zugrunde liegen, und den Testosteronwerten.<br />

Erstmalig konnte nun mit dieser Studie e<strong>in</strong> Zusammenhang<br />

zwischen Impulsivität und Frustration und dem Testosteronspiegel<br />

mithilfe <strong>der</strong> fMRT festgestellt werden. Hieraus können Ergebnisse<br />

auf die zugrundeliegende Neuro(patho)logie von aggressivem Verhalten<br />

gezogen werden, die <strong>in</strong> Folgestudien mit kl<strong>in</strong>ischen Gruppen,<br />

u.a. Psychopathen und schizophrene Gewalttäter, weiter beleuchtet<br />

werden können und somit hohe kl<strong>in</strong>ische Relevanz<br />

besitzen. Danksagung: Diese Studie wird unterstützt vom Internationalen<br />

Graduiertenkolleg (IRTG 1328, DFG) sowie <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Fakultät <strong>der</strong> RWTH Aachen (START 690811).<br />

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