Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 22 G Philosophie, Geschichte und Ethik // Philosophy, history and ethics<br />
„K<strong>in</strong>i“, bis heute fort und wird so auch den Scharen <strong>in</strong>- und ausländischer<br />
Touristen bei <strong>der</strong> (von ihm gänzlich unerwünschten!) Besichtigung<br />
se<strong>in</strong>er Traumschlösser vermittelt.<br />
004<br />
Die Entmündigung König Ludwigs II. von Bayern als echter Staatsstreich<br />
Peter Gauweiler (Berl<strong>in</strong>)<br />
Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 - 17.00 Uhr, Saal 7<br />
B-005 Beson<strong>der</strong>e Veranstaltung<br />
Psychiatrie <strong>in</strong> Deutschland I: Max-Planck-Institut für Psychiatrie<br />
Vorsitz: F. Holsboer (München), F. Schnei<strong>der</strong> (Aachen)<br />
001<br />
„E<strong>in</strong> Forschungs<strong>in</strong>stitut für Psychiatrie …“ Von <strong>der</strong> Deutschen Forschungsanstalt<br />
zum Max-Planck-Institut<br />
Matthias M. Weber (MPI für Psychiatrie, Historisches Archiv, München)<br />
Das heutige Max-Planck-Institut für Psychiatrie wurde 1917 – mitten<br />
im Ersten Weltkrieg – als bayerische Stiftung „Deutsche Forschungsanstalt<br />
für Psychiatrie“ (DFA) von König Ludwig III. <strong>in</strong><br />
München errichtet. Das Institut diente seitdem als Vorbild vieler<br />
vergleichbarer Forschungse<strong>in</strong>richtungen im In- und Ausland.<br />
Nachfolgend sollen daher die wissenschaftshistorischen und politischen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen skizziert werden, welche die Gründung des<br />
Instituts ermöglichten und se<strong>in</strong>e Entwicklung langfristig bestimmten.<br />
Die Initiative zur Etablierung <strong>der</strong> DFA g<strong>in</strong>g von Emil Kraepel<strong>in</strong><br />
aus, e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternational führenden Vertreter <strong>der</strong> Psychiatrie<br />
um 1900. Er betrachtete die DFA als den Höhepunkt <strong>der</strong> Verwirklichung<br />
se<strong>in</strong>es wissenschaftliches Programms, dessen Leitideen er<br />
bereits <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Dorpater Antrittsvorlesung von 1886 formuliert<br />
hatte. <strong>Psychische</strong> Störungen sollten demnach hauptsächlich durch<br />
naturwissenschaftlich orientierte Methoden aufgeklärt werden,<br />
wozu er auch die Experimentalpsychologie und die kl<strong>in</strong>ische Verlaufsbeobachtung<br />
rechnete. Darüber h<strong>in</strong>aus stellte psychiatrische<br />
Forschung für Kraepel<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en unverzichtbaren Bestandteil <strong>der</strong><br />
„Volkshygienie“ und <strong>der</strong> deutschen Wissenschaft im Wettstreit <strong>der</strong><br />
„Kulturnationen“ dar. Nicht zuletzt die bedeutsame Rolle privater<br />
Wissenschaftsmäzene bei <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> DFA, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
des deutsch-amerikanischen Bankiers James Loeb, zeigt aber auf,<br />
daß das Institut zugleich als <strong>in</strong>ternational ausgerichtete Forschungse<strong>in</strong>richtung<br />
konzipiert war. Auch die weitere Entwicklung und<br />
Struktur <strong>der</strong> DFA waren e<strong>in</strong>erseits durch die Grundidee bestimmt,<br />
mit den jeweils fortgeschrittensten Forschungsmethoden die Ursachen<br />
psychischer Störungen zu untersuchen und ihre Therapie zu<br />
verbessern, an<strong>der</strong>erseits abhängig von den übergreifenden politischen<br />
Gegebenheiten und wissenschaftlichen Zeitströmungen.<br />
Dies belegen etwa die Aktivitäten von Ernst Rüd<strong>in</strong>, <strong>der</strong> die DFA<br />
von 1931 bis 1945 leitete und zu den maßgeblichen Protagonisten<br />
<strong>der</strong> nationalsozialistischen Gesundheitspolitik gehörte. Seit den<br />
1950er Jahren verfolgte das Institut das Ziel, das Gründungskonzept<br />
Kraepel<strong>in</strong>s im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er verantwortungsbewußten psychiatrischen<br />
Forschung fortzuführen, <strong>in</strong>dem kl<strong>in</strong>ische wichtige Fragestellungen<br />
durch grundlagenwissenschaftliche Methoden bearbeitet<br />
werden.<br />
002<br />
Das Munich Antidepressive Response Signature (MARS) – Projekt<br />
Florian Holsboer (Max-Planck-Institut, für Psychiatrie, München)<br />
Das Munich Antidepressant Response Signature (MARS) Projekt<br />
ist e<strong>in</strong>e Multizenterstudie, bei <strong>der</strong> Patienten, die wegen e<strong>in</strong>er Depression<br />
stationär behandelt werden, h<strong>in</strong>sichtlich genetischer Varianten,<br />
Biomarker und kl<strong>in</strong>ischer Verlaufsdaten unter kl<strong>in</strong>ischen Studienbed<strong>in</strong>gungen<br />
untersucht werden (www.mars-depression.de).<br />
Die Studie ist im Jahr 2000 am Max-Planck-Institut für Psychiatrie<br />
begonnen worden und wird seit Jahren unter E<strong>in</strong>beziehung externer<br />
Partner <strong>in</strong> Augsburg und Ingolstadt, sowie <strong>in</strong> Basel und seit<br />
kurzem auch <strong>in</strong> Zürich und St. Gallen weitergeführt. Die behandelnden<br />
Ärzte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahl des Medikaments frei. Wir konnten<br />
zeigen, dass es genetische Konstellationen gibt, die E<strong>in</strong>fluss auf den<br />
kl<strong>in</strong>ischen Verlauf haben. Diese Genvarianten beziehen sich auf die<br />
Stresshormonachse (B<strong>in</strong><strong>der</strong> et al., Nature Genetics, 2004) und die<br />
Blut-Hirn-Schranke (Uhr et al., Neuron, 2008). Wir konnten aber<br />
auch zeigen, dass neuroendokr<strong>in</strong>ologische (Is<strong>in</strong>g et al., Biological<br />
Psychiatry, 2007) und bildgebende (Sämann, e<strong>in</strong>gereicht) Verfahren<br />
sowie Komb<strong>in</strong>ationen aus genetischen und kl<strong>in</strong>ischen Daten<br />
Aussagen über den Therapieverlauf zulassen (Is<strong>in</strong>g et al., Archives<br />
of General Psychiatry, 2009; Henn<strong>in</strong>gs et al., Journal of Psychiatric<br />
Research, 2009). Es s<strong>in</strong>d bisher etwa 1.000 Patienten <strong>in</strong> die Studie<br />
aufgenommen worden. Derzeit wird das Projekt unter E<strong>in</strong>beziehung<br />
von Genexpressionsstudien, Prote<strong>in</strong>analysen und quantitativer<br />
Metabolitenmessung und unter besonerer Berücksichtigung<br />
von Schlaf-EEG Verän<strong>der</strong>ungen durchgeführt.<br />
003<br />
Tiermodelle <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen Forschung: e<strong>in</strong> Ansatz zur Identifizierung<br />
potentieller Drug Targets<br />
Marianne Müller (Max-Planck-Institut, für Psychiatrie, München)<br />
Seit <strong>der</strong> zufälligen Entdeckung <strong>der</strong> stimmungsaufhellenden Eigenschaften<br />
trizyklischer Antidepressiva <strong>in</strong> den 1950er Jahren ist im<br />
Bereich <strong>der</strong> Psychopharmakologie ke<strong>in</strong>e konzeptionell neuartige<br />
Substanz mehr zur Depressionsbehandlung zugelassen worden. Da<br />
die E<strong>in</strong>schränkungen und Nachteile <strong>der</strong> aktuell verfügbaren Antidepressiva<br />
zahlreich s<strong>in</strong>d (u. a. Wirklatenz, ungünstiges Nebenwirkungsprofil<br />
und Therapieresistenz) und diese auch die Compliance<br />
erheblich bee<strong>in</strong>trächtigen, müssen aktuelle Forschungsansätze darauf<br />
abzielen, an<strong>der</strong>sartige, <strong>in</strong>novative (d. h. konzeptuell wirklich<br />
neuartige) drug targets zu identifizieren. Warum s<strong>in</strong>d die Erfolgsraten<br />
für die Identifizierung neuer drug targets und konsekutive<br />
Entwicklung <strong>in</strong>novativer Substanzen im Bereich <strong>der</strong> psychiatrischen<br />
Psychopharmakotherapie im Vergleich mit an<strong>der</strong>en Indikationsbereichen<br />
so ger<strong>in</strong>g? Neben an<strong>der</strong>en Schwierigkeiten, die dem<br />
Zielorgan „Gehirn“ <strong>in</strong>härent s<strong>in</strong>d (Komplexität, fehlende Zugänglichkeit<br />
für Studien u. a.), erschwert <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch <strong>der</strong> Mangel<br />
an adäquaten Tiermodellen die präkl<strong>in</strong>ischen Forschungsansätze.<br />
Es besteht ke<strong>in</strong> Zweifel, dass es ungleich schwieriger, wenn nicht<br />
sogar unmöglich ist, e<strong>in</strong> so komplexes psychopathologisches Syndrom<br />
wie beispielsweise e<strong>in</strong>e Depression tierexperimentell abzubilden.<br />
E<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> Kernsymptome, wie beispielsweise Angst, s<strong>in</strong>d aber<br />
evolutionsbiologisch hoch konserviert und lassen sich auch bei Nagern<br />
mit hoher Reliabilität untersuchen. Dementsprechend ergeben<br />
sich aus den Befunden im Tiermodell durchaus H<strong>in</strong>weise auf<br />
die Pathogenese <strong>der</strong> Erkrankung o<strong>der</strong> auch für mögliche therapeutische<br />
Ansätze. Befunde aus Tiermodellen s<strong>in</strong>d – mit <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Vorsicht betrachtet – durchaus auch im Bereich <strong>der</strong> psychopharmakologischen<br />
Forschung auf den Menschen übertragbar.<br />
Der Vortrag gibt anhand e<strong>in</strong>iger Beispiele e<strong>in</strong>en Überblick darüber,<br />
wie es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Ansatz, welcher Daten aus <strong>der</strong><br />
präkl<strong>in</strong>ischen Forschung mit kl<strong>in</strong>ischen Daten <strong>in</strong>tegriert, gel<strong>in</strong>gen<br />
kann, <strong>in</strong>novative drug targets zu identifizieren.<br />
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