16.12.2012 Aufrufe

Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />

fälle dar. In Deutschland zeichnet sich für die letzten 10 Jahre e<strong>in</strong><br />

zaghafter Trend zu e<strong>in</strong>em niedrigeren Konsum, sowohl legaler, als<br />

auch illegaler Substanzen ab, wenn auch nicht für jede Substanz<br />

und jede Altersgruppe. Der <strong>in</strong>sgesamt dennoch sehr hohe Gebrauch<br />

schädlicher Substanzen hat gravierenden Folgen für die <strong>in</strong>dividuelle<br />

Gesundheit wie auch bevölkerungsbezogene negative<br />

Konsequenzen. E<strong>in</strong>e rationale Suchtpolitik benötigt Daten, auf <strong>der</strong>en<br />

Grundlage sie Strategien und Interventionsmöglichkeiten entwickeln<br />

kann, um Verän<strong>der</strong>ungen zu bewirken. Sie beg<strong>in</strong>nt mit<br />

Erkenntnissen (Forschung), wird fortgesetzt mit <strong>der</strong> Kommunikation<br />

dieser Erkenntnisse (Berichterstattung, Information, Aufklärung),<br />

entwickelt Ziele und vere<strong>in</strong>bart Prioritäten (Politik, Öffentlichkeit,<br />

Interessenvertreter). Sie mündet bestenfalls <strong>in</strong> die<br />

Umsetzung Evidenz basierter Interventionen (Politik, Verbände,<br />

Mediz<strong>in</strong> u.a.). Der Vortrag gibt e<strong>in</strong>en Überblick über die Entwicklung<br />

suchtmittelbezogener epidemiologischer Daten <strong>in</strong> Deutschland<br />

und verdeutlicht anhand von Beispielen, wie rationale Suchtmittelpolitik<br />

umgesetzt werden kann.<br />

002<br />

Werbestrategien und Lobbyarbeit <strong>der</strong> Suchtmittel<strong>in</strong>dustrie<br />

Hans-Jürgen Rumpf (Universität Lübeck, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Ziel: Tabak- und Alkoholkonsum werden umfänglich beworben,<br />

um Umsätze zu steigern o<strong>der</strong> zu halten. Die Suchtmittel<strong>in</strong>dustrie<br />

bedient sich dabei spezifischer Methoden, um Zielgruppen anzusprechen.<br />

Ziel des Beitrages ist es, diese Herangehensweisen an<br />

Beispielen aufzuzeigen und <strong>der</strong>en Auswirkung zu verdeutlichen.<br />

Methode: Literaturübersicht, Sichtung von Werbemaßnahmen.<br />

Ergebnisse: Die Werbestrategien <strong>der</strong> Alkohol und Tabak<strong>in</strong>dustrie<br />

haben das Ziel, das Image ihrer Produkte zu för<strong>der</strong>n. Dabei bedienen<br />

sie sich Verb<strong>in</strong>dungen zu Sport, Lifestyle und Sexualität. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

wird angestrebt junge Zielgruppen anzusprechen. Das<br />

Beispiel Alkopops verdeutlicht dieses Vorgehen sehr klar. Die Wirkung<br />

solcher Werbemaßnahmen wird aus wissenschaftlicher Sicht<br />

beschrieben. Schlussfolgerung: Die Suchtmittel<strong>in</strong>dustrie wi<strong>der</strong>setzt<br />

sich Bestrebungen zur E<strong>in</strong>schränkung des Konsums und nutzt spezifische<br />

Methoden <strong>der</strong> Werbung. Politische Maßnahmen stellen e<strong>in</strong><br />

wichtiges Instrument dar, um e<strong>in</strong>e Reduktion von Konsum und<br />

Folgeschäden zu bewirken.<br />

003<br />

Die Kosten von Substanz- und Glücksspielabhängigkeit<br />

Michael Adams (Universität Hamburg, Institut für Rescht <strong>der</strong> Wirtschaft)<br />

I. Fiedler<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Volkskrankheiten des starken Alkohol- und Tabakkonsums<br />

führen jährlich zu gesellschaftlichen Folgekosten im hohen<br />

zweistelligen Milliardenbereich. Das pathologische Glücksspiel<br />

führt ersten Studien zufolge zu ähnlichen pro Kopf Kosten wie <strong>der</strong><br />

Tabakkonsum, ist aber weniger stark verbreitet.<br />

Methode: Die bisherigen Kostenangaben basieren alle auf <strong>der</strong> Annahme<br />

„rationaler Sucht“ und klammern daher private (vornehmlich<br />

<strong>in</strong>tangible) Kosten <strong>der</strong> Betroffenen und ihrer Familien aus.<br />

Wird diese fragwürdige Annahme fallen gelassen, so erhöhen sich<br />

die gesellschaftlichen Kosten um m<strong>in</strong>destens um 50 %.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Problematik von Substanz- und<br />

Glücksspielabhängigkeit wird <strong>der</strong>zeit stark unterschätzt und e<strong>in</strong>e<br />

Reduzierung des Schadens ist dr<strong>in</strong>gend geboten. Drei äußerst wirksame<br />

Maßnahmen s<strong>in</strong>d: 1) Angleichung <strong>der</strong> Alkoholsteuern an den<br />

EU-Durchschnitt, 2) Erhebung e<strong>in</strong>er Steuer auf von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n gerauchten<br />

Zigaretten, 3) Verbot von Glücksspielautomaten.<br />

38<br />

004<br />

Im Spannungsfeld zwischen Suchtpolitik und Wirtschaftspolitik –<br />

wo bleibt die Ethik <strong>der</strong> Gesundheitsökonomie<br />

Jobst Bön<strong>in</strong>g (Höchberg)<br />

Gesellschaftliche E<strong>in</strong>stellungsverän<strong>der</strong>ungen und erlebnisorientierte<br />

postmo<strong>der</strong>ne Konsumhaltungen mit „life-style“-optimierter<br />

Attacke auf das hedonistische Ego treffen auf e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tensiv beworbenen<br />

wirtschaftlichen Suchtmittelmarkt. Trotz se<strong>in</strong>es hohen gesundheitsschädigenden<br />

Risikopotentials mit enormen volkswirtschaftlichen<br />

Folgekosten für die Geme<strong>in</strong>schaft gelten hier bislang<br />

noch weitgehend gew<strong>in</strong>norientierte marktwirtschaftliche Wettbewerbsregeln.<br />

Die viel beschworenen „Freiheits<strong>in</strong>teressen“ des angeblich<br />

„mündigen“(?) Bürgers wie die marktradikalen Interessen<br />

<strong>der</strong> Suchtmittel produzierenden Industrie samt weiterer gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gen<strong>der</strong><br />

„Erlebnismärkte“ berühren sich hier aufs engste und<br />

ergänzen e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> verhängnisvoller Weise. Dabei stehen <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuelle<br />

Schaden sowie die f<strong>in</strong>anzielle Ressourcenverschwendung<br />

durch e<strong>in</strong>e sich kontraproduktiv neutralisierende Gesundheits-<br />

bzw. Wirtschafts / F<strong>in</strong>anzpolitik e<strong>in</strong>er verantwortungsethischen Ökonomie<br />

des Solidarhaushalts entgegen. Wenn beispielsweise 1/3 aller<br />

Alkoholika von schwer schädlich konsumierend Kranken e<strong>in</strong>en<br />

unverantwortlich hohen Marktanteil ausmachen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> fiskalische<br />

Gew<strong>in</strong>n aus dem Glücksspielmarkt zu etwa 40 % zu Lasten <strong>der</strong><br />

meist zudem noch verschuldeten Glücksspielsüchtigen geht, dann<br />

verkehrt sich hier freie (unsoziale) Marktwirtschaft <strong>in</strong> Ausbeutung<br />

an Menschen <strong>in</strong> Not. Zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d auch die 2,65 Millionen<br />

<strong>in</strong> suchtaff<strong>in</strong>en Familienverhältnissen mit erhöhtem Risiko<br />

aufwachsenden K<strong>in</strong><strong>der</strong> und e<strong>in</strong>e hohe Zahl sozial des<strong>in</strong>tegrierter<br />

Jugendlicher, die als benachteiligte und vernachlässigte Hoffnungsträger<br />

unserer Gesellschaft zwischen dem wirtschaftsprosperierenden<br />

Markt <strong>der</strong> Suchtmittel<strong>in</strong>dustrie und <strong>in</strong>teressensgeleiteten Medienunternehmen<br />

zerrieben werden. Diese jungen Menschen s<strong>in</strong>d<br />

Objekte e<strong>in</strong>er mangelhaft gesteuerten Ordnungs - und Gesundheitspolitik<br />

und gleichzeitig Opfer e<strong>in</strong>er verantwortungslosen<br />

Sucht - b.z.w. Suchtmittelpolitik und damit beklagenswerte Subjekte<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „suchtfreundlichen“ Gesellschaft. Überlebenshilfe <strong>der</strong><br />

Solidargeme<strong>in</strong>schaft darf sich hier nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher „Reparatur“<br />

erschöpfen, son<strong>der</strong>n echte Solidarität muß zukünftig als strukturierendes<br />

Pr<strong>in</strong>zip des menschlichen Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>s gerade auch im<br />

ökonomischen Bereich verstanden werden.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 3<br />

BS-009 Symposium<br />

Mo<strong>der</strong>ne Suchttherapie<br />

(Symposium <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie)<br />

Vorsitz: K. Mann (Mannheim), E. Hoch (Dresden)<br />

001<br />

Spielsucht<br />

Klaus Wölfl<strong>in</strong>g (Universitätskl<strong>in</strong>ik Ma<strong>in</strong>z, Psychosomatische Mediz<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Substanzungebundene Abhängigkeitserkrankungen<br />

(Verhaltenssüchte), wie Pathologisches Glücksspiel und Computerspielsucht<br />

bzw. Onl<strong>in</strong>esucht, stehen verstärkt im Fokus des wissenschaftlichen<br />

und öffentlichen Interesses. Der hohen Zahl an hilfesuchenden<br />

Betroffenen, steht <strong>der</strong>zeit noch e<strong>in</strong>e vergleichsweise<br />

ger<strong>in</strong>ge Anzahl fundierter wissenschaftlicher Studien zu Pathologischem<br />

Glücksspiel und Computerspielsucht gegenüber. Die Spielsucht<br />

<strong>in</strong> ihren kl<strong>in</strong>isch auftretenden Formen wie klassische Glücksspielsucht,<br />

Onl<strong>in</strong>e-Glücksspielsucht und Computerspielsucht weist

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!