Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />
Lebensweisen Sweeney, A., Beresford, P., Faulkner, A., Nettle, M. &<br />
Rose, D. (Hrsg.), 2009, This is Survivor Research, PCCS books,<br />
Ross-on-Wye Wallcraft, J., Schrank, B. & Amer<strong>in</strong>g, M. (Hrsg.),<br />
2009, Handbook of Service User Involvement <strong>in</strong> Mental Health<br />
Research, John Wiley & Sons, West Sussex<br />
Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 19<br />
S-108 Symposium<br />
Die Rolle <strong>der</strong> Patienten bei Therapieentscheidungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />
Vorsitz: J. Hamann (München), M. L<strong>in</strong>den (Teltow)<br />
001<br />
Verschlechterung von Therapieprozess- und ergebnis durch e<strong>in</strong>e<br />
verbesserte Patienten<strong>in</strong>formation. Ergebnisse e<strong>in</strong>er randomisiert<br />
kontrollierten Studie<br />
Michael L<strong>in</strong>den (Charité und Rehazentrum Seehof, FPR, Teltow)<br />
E<strong>in</strong>leitung: Unter „Bibliotherapie“ versteht man den E<strong>in</strong>satz von<br />
Texten zu therapeutischen Zwecken mit dem Ziel, Patienten neue<br />
Informationen, E<strong>in</strong>sichten o<strong>der</strong> Denkanstöße zu Problemlösungen<br />
zu vermitteln. Sie kann alle<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Ergänzung zu e<strong>in</strong>er laufenden<br />
Psychotherapie e<strong>in</strong>gesetzt werden. Die empirische Frage ist,<br />
<strong>in</strong>wieweit Bibliotherapie und Patienten<strong>in</strong>formation zu positiven<br />
und / o<strong>der</strong> negativen Ergebnissen führt.<br />
Methode: Nach randomisierter Zuweisung erhielten 196 Patienten,<br />
die stationär verhaltenstherapeutisch behandelt wurden Bibliotherapie<br />
und 182 dienten als Kontrollgruppe. Die speziell entwickelten<br />
Broschüren behandelten die Themen Kognitionen & Erleben,<br />
Bewältigung kritischer Lebensereignisse, Krankheits-Bewältigung,<br />
Inneres Angsterleben und Bewältigung, Phobien & Expositionstherapie,<br />
Hypochondrie & Abbau körperbezogener Ängste.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die Bibliotherapie erbrachte e<strong>in</strong>en signifikanten<br />
Wissenszuwachs. Bezüglich des Krankheitsbewältigungsverhaltens<br />
(Brief-COPE) und des globalen Therapieergebnisses<br />
ergaben sich ke<strong>in</strong>e relevanten Unterschiede zwischen <strong>der</strong> Interventions-<br />
und Kontrollgruppe. Die Patienten <strong>der</strong> Interventionsgruppe<br />
wie auch die Therapeuten beurteilten jedoch die Therapiesitzungen<br />
und das Therapieergebnis negativer als die Kontrollgruppe. Der<br />
besser <strong>in</strong>formierte Patienten kann, muß aber nicht besser bei e<strong>in</strong>er<br />
laufenden Therapie mitarbeiten. Wie je<strong>der</strong> Arzt aus se<strong>in</strong>em eigenen<br />
Studium und aus se<strong>in</strong>en Erfahrungen als Patient weiß, muß e<strong>in</strong><br />
umfangreicheres Krankheitswissen nicht zw<strong>in</strong>gend zu e<strong>in</strong>er besseren<br />
therapeutischen Kooperation o<strong>der</strong> zur Beruhigung <strong>der</strong> Betroffenen<br />
beitragen. Die Nebenwirkungen von Patientenaufklärung<br />
und -<strong>in</strong>formationen benötigen deutlich mehr wissenschftliche<br />
Aufmerksamkeit.<br />
002<br />
Was motiviert Patienten, sich an mediz<strong>in</strong>ischen Entscheidungen<br />
zu beteiligen?<br />
Johannes Hamann (Technische Universität München, Psychiatrische<br />
Kl<strong>in</strong>ik)<br />
R. Mendel, W. Kissl<strong>in</strong>g<br />
E<strong>in</strong>leitung: Behandlungsleitl<strong>in</strong>ien empfehlen mittlerweile e<strong>in</strong>heitlich,<br />
dass Patienten <strong>in</strong> Therapieentscheidungen e<strong>in</strong>bezogen werden<br />
sollen. Es ist jedoch bis heute unklar, was Patienten motiviert bzw.<br />
davon abhält sich an mediz<strong>in</strong>schen Entscheidungen zu beteiligen.<br />
Methode: Querschnittsuntersuchung an N=101 Patienten mit<br />
Schizophrenie und N=102 Patienten mit Multipler Sklerose. Prädikatoren<br />
für das Mitbestimmungsbedürfnis wurden mittels e<strong>in</strong>es<br />
438<br />
Strukturgleichungsmodells identifiziert.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die Mitbestimmungsbedürfnisse von Patienten<br />
können zum großen Teil mittels verschiedener Faktoren<br />
vorhergesagt werden. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen<br />
den untersuchten Diagnosegruppen. So prädizieren bei Patienten<br />
mit Schizophrenie e<strong>in</strong> hoher Bildungsgrad, e<strong>in</strong>e negative<br />
E<strong>in</strong>stellung zur Medikation, e<strong>in</strong>e niedrige Zufriedenheit und e<strong>in</strong>e<br />
gute Entscheidungsfähigkeit (Selbste<strong>in</strong>schätzung) e<strong>in</strong> hohes Bedürfnis<br />
an Mitbestimmung. Bei Patienten mit MS konnte nur e<strong>in</strong><br />
Teil dieser Prädiktoren repliziert werden. Bei dem Versuch, Patiente<br />
<strong>in</strong> Entscheidungen e<strong>in</strong>zubeziehen, sollten demnach auch die Fähigkeit<br />
<strong>der</strong> Patienten zur Partizipation, ihre E<strong>in</strong>stellung zur Medikation<br />
und ihre Zufriedennheit mit <strong>der</strong> Behandlung berücksichtigt<br />
werden.<br />
003<br />
Welchen E<strong>in</strong>fluss hat <strong>der</strong> ärztliche Rat auf die Entscheidungen <strong>der</strong><br />
Patienten?<br />
Rosmarie Mendel (Technische Universität München, Psychiatrische<br />
Kl<strong>in</strong>ik)<br />
J. Hamann, W. Kissl<strong>in</strong>g<br />
E<strong>in</strong>leitung: Von mediz<strong>in</strong>ischen Fachgesellschaften, Patientenverbänden<br />
und <strong>der</strong> Politik wird gefor<strong>der</strong>t, dass Patienten mehr als bisher<br />
bei präferenz-sensitiven Behandlungsentscheidungen e<strong>in</strong>bezogen<br />
werden sollen (Shared Decision Mak<strong>in</strong>g). Es ist jedoch unklar,<br />
welche Rolle dabei <strong>der</strong> ärztliche Rat spielen soll. Sollen Ärzte ihren<br />
Patienten weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Rat geben und wenn ja, zu welchem Zeitpunkt<br />
im Entscheidungsprozess? O<strong>der</strong> sollen Ärzte ihre Patienten<br />
lediglich mit Informationen über verschiedene Behandlungsoptionen<br />
versorgen und die Patienten sollen dann entsprechend ihrer<br />
Präferenzen selbst entscheiden? Um diese Fragen beantworten zu<br />
können, ist es wichtig zu wissen, welchen E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> ärztliche Rat<br />
hat und ob er dazu führen kann, dass Patienten Entscheidungen<br />
entgegen ihren eigenen Präferenzen fällen.<br />
Methode: Den teilnehmenden Patienten (N=102 Patienten mit<br />
Schizophrenie und N=101 Patienten mit Multipler Sklerose) wurde<br />
e<strong>in</strong> Entscheidungsszenario präsentiert, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>e präferenz-<br />
sensitive Behandlungsentscheidung getroffen werden sollte (Wahl<br />
zwischen zwei fiktiven Medikamenten, die sich nur h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />
Nebenwirkungen aber nicht h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Wirkung unterschieden).<br />
Nachdem die Teilnehmer nach ihren Präferenzen bzgl. <strong>der</strong><br />
beiden Medikamente befragt wurden, erhielten sie den Rat e<strong>in</strong>es<br />
Arztes, <strong>der</strong> gegen ihre eigenen Präferenzen sprach. Die Teilnehmer<br />
sollten sich anschließend auf e<strong>in</strong>e Therapie festlegen und angeben,<br />
wie zufrieden sie mit <strong>der</strong> Entscheidung s<strong>in</strong>d.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass <strong>der</strong> Rat des<br />
Arztes auch bei re<strong>in</strong> präferenz-sensitiven Entscheidungen e<strong>in</strong>en<br />
starken E<strong>in</strong>fluss hat: 48 % <strong>der</strong> Patienten mit e<strong>in</strong>er Schizophrenie<br />
und 26 % <strong>der</strong> Patienten mit Multipler Sklerose folgten dem Rat ihres<br />
Arztes obwohl er nicht ihren ursprünglichen Präferenzen entsprach.<br />
Patienten, die dem Rat es Arztes folgten, s<strong>in</strong>d mit <strong>der</strong> letztendlich<br />
gewählten Behandlung weniger zufrieden als Patienten, die<br />
nicht dem Rat des Arztes folgten.<br />
005<br />
Mediz<strong>in</strong>ische Entscheidungshilfen bei psychischen <strong>Erkrankungen</strong>:<br />
Stand und Ergebnisse e<strong>in</strong>er RCT bei Versicherten e<strong>in</strong>er großen<br />
Krankenkasse<br />
Mart<strong>in</strong> Härter (UKE Hamburg-Eppendorf, Institut für Mediz<strong>in</strong>ische<br />
Psychologie)<br />
E<strong>in</strong>leitung: Das von <strong>der</strong> Techniker Krankenkasse (TK) unterstützte<br />
evidenzbasierte, <strong>in</strong>teraktive Informationssystem („TK-Patientendialog“)<br />
basiert auf dem Ansatz <strong>der</strong> Partizipativen Entscheidungsf<strong>in</strong>dung<br />
(PEF). Es richtet sich an Versicherte bzw. Patienten, die vor