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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 7 G Persönlichkeitsstörungen, F6 // Personality disor<strong>der</strong>s F6<br />

007<br />

Neuronale Korrelate von Empathie bei Patient<strong>in</strong>nen mit Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e<br />

Persönlichkeitsstörung<br />

Sandra Preißler (Charité, Persönlichkeitsstörung u. PTBS Psychiatrie<br />

und Psychotherapie, Berl<strong>in</strong>)<br />

I. Dziobek, H. R. Heekeren, S. Roepke<br />

E<strong>in</strong>leitung: E<strong>in</strong>e ausgeprägte Störung <strong>der</strong> sozialen Interaktion gilt<br />

als Kernmerkmal <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung (BPS).<br />

E<strong>in</strong>e gute Möglichkeit <strong>der</strong> empirischen Untersuchung dieses Merkmals<br />

bietet sich über das Konstrukt <strong>der</strong> Empathie.<br />

Methode: Mit Hilfe des foto-basierten, ökologisch validen Multifacetted<br />

Empathie Test (MET) kann Empathie erstmals separat <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>en emotionalen und kognitiven Teilkomponenten erfasst werden.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Patienten mit BPS zeigen im MET<br />

E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> sowohl emotionaler als auch kognitiver Empathie.<br />

Mittels e<strong>in</strong>er fMRT-Adaptation des MET fanden wir bei<br />

30 unmedizierten Patient<strong>in</strong>nen mit BPS weniger Aktivierungen im<br />

Superioren Temporalen Sulcus (STS) während e<strong>in</strong>er kognitiven<br />

Empathiebed<strong>in</strong>gung als bei alters- und IQ-parallelisierten Kontrollproband<strong>in</strong>nen.<br />

Die ger<strong>in</strong>gere Aktivierung des STS wurde hierbei<br />

vom Ausmaß vorhandener Intrusionen bei den Patient<strong>in</strong>nen<br />

mit BPS prädiziert. In e<strong>in</strong>er emotionalen Empathiebed<strong>in</strong>gung zeigten<br />

die Patient<strong>in</strong>nen erhöhte Aktivierungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Insula. Positive<br />

Assoziationen dieser Aktivierungen mit parallel im Scanner erhobenen<br />

Hautleitwerten deuten auf e<strong>in</strong> hohes Arousal als Korrelat<br />

<strong>der</strong> Insula-Aktivierung h<strong>in</strong>.<br />

008<br />

Neuronale Korrelate <strong>der</strong> Interferenzkontrolle bei Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörung:<br />

<strong>der</strong> Stroop-Test im fMRT<br />

N<strong>in</strong>a Rullkoetter (Ev. Krankenhaus Bielefeld, Forschungsabteilung<br />

Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

H. J. Markowitsch, M. Driessen<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörung (BPD) stellt<br />

e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> häufigsten psychischen <strong>Erkrankungen</strong> unserer Zeit dar, als<br />

<strong>der</strong>en Kernproblem die Dysfunktion <strong>der</strong> Emotionsregulation mit<br />

e<strong>in</strong>em hypoaktivierten präfrontalen Kontrollsystem und e<strong>in</strong>em hyperaktivierten<br />

limbischen Furchtsystems angenommen wird. Die<br />

Fähigkeit zur Interferenzkontrolle wird dabei als e<strong>in</strong> grundlegen<strong>der</strong><br />

Mechanismus <strong>der</strong> Emotionsregulation betrachtet, obgleich e<strong>in</strong>e<br />

Überprüfung neuronaler Korrelate zur Interferenzkontrolle bei<br />

BPD mittels bildgeben<strong>der</strong> Forschung noch <strong>in</strong> den Anfängen steht.<br />

Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit stellt folglich e<strong>in</strong>e Untersuchung <strong>der</strong><br />

Interferenzkontrolle bei BPD mittels des Stroop-Tests und funktioneller<br />

Magnetresonanztomographie (fMRT) dar.<br />

Methode: In dieser Studie wurden 20 stationäre BPD-Patienten<br />

(14 Frauen und 6 Männer) sowie 20, nach Alter, Geschlecht und<br />

Bildungsgrad gematchte, gesunde Kontrollprobanden (KG) untersucht<br />

(vgl. W<strong>in</strong>genfeld et al., 2009). Die Stroop-Testung be<strong>in</strong>haltete<br />

<strong>in</strong>sgesamt drei Versuchsdurchgänge mit e<strong>in</strong>em Wechsel e<strong>in</strong>es<br />

Stroop-Untersuchungsblocks und e<strong>in</strong>er kontrastierenden Ruhebed<strong>in</strong>gung.<br />

Die Auswertung erfolgte durch die Anwendung <strong>der</strong> Subtraktionsmethode<br />

(Kontrastierung von Stroop-Bed<strong>in</strong>gung m<strong>in</strong>us<br />

Ruhebed<strong>in</strong>gung und umgekehrt).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Behavioral zeigten die BPD-Patienten im<br />

Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe signifikant verlängerte<br />

Reaktionszeiten sowie bedeutsam erhöhte Fehlerzahlen. Neuronal<br />

präsentierten die Kontrollprobanden e<strong>in</strong> ausgeprägt rechtshemisphärisches<br />

fronto-parietales sowie occipitales Aktivierungsmuster<br />

mit e<strong>in</strong>em deutlichen Signalanstieg <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im dorsalen anterioren<br />

c<strong>in</strong>gulären Cortex (ACC). E<strong>in</strong>e Aktivierung dieser Region<br />

blieb h<strong>in</strong>gegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> BPD-Gruppe aus. In <strong>der</strong> Patientengruppe bestach<br />

dagegen e<strong>in</strong> ausgeprägt l<strong>in</strong>kshemisphärisches Aktivierungsmuster<br />

mit fronto-temporalen und limbischen Aktivierungen. Ins-<br />

206<br />

gesamt blieben die für den Stroop-Test erwartungskonformen<br />

Aktivierungen des ACC <strong>in</strong> <strong>der</strong> BPD-Patientengruppe aus. Im<br />

Gruppenvergleich BPD m<strong>in</strong>us KG imponierte e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>kshemisphärisch<br />

fronto-parietales Aktivierungsmuster, während für den umgekehrten<br />

Kontrast (KG m<strong>in</strong>us BPD) ke<strong>in</strong> signifikanter Signalanstieg<br />

bei p = .001 ermittelt werden konnte. Zusammengefasst weisen<br />

die vorliegenden Befunde auf e<strong>in</strong> Muster an Hyperaktivierungen<br />

bei BPD für die Bearbeitung <strong>der</strong> Interferenzaufgabe im Vergleich<br />

zu e<strong>in</strong>er gesunden Kontrollgruppe h<strong>in</strong>.<br />

009<br />

Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung: Prä-, peri- und postnatale Traumatisierung<br />

Cornelia Schwarze (Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

B. Pallasch, G. Hoppe, M. Kurz, G. Jacob, D. F. Braus, R. Ste<strong>in</strong>berg,<br />

D. H. Hellhammer, K. Lieb<br />

Die ätiologischen Faktoren bei <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

s<strong>in</strong>d bis heute noch nicht vollständig aufgeklärt. Man geht von<br />

e<strong>in</strong>er multifaktoriellen Genese aus, <strong>in</strong> <strong>der</strong> genetische E<strong>in</strong>flüsse,<br />

neurobiologische Faktoren, Umweltfaktoren und psychosoziale<br />

Komponenten auf komplexe Weise mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong>teragieren. Traumatische<br />

Ereignisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit spielen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ätiopathogenese<br />

des Störungsbildes e<strong>in</strong>e bedeutsame Rolle: 70 % aller Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-<br />

Patient/<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d von sexuellem Missbrauch <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit betroffen,<br />

60 % erfuhren massive körperliche Gewalt und 40 % wuchsen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vernachlässigenden Umfeld auf. Bei <strong>der</strong> Erforschung<br />

ätiologischer Faktoren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathogenese körperlicher und psychischer<br />

Störungen rücken zunehmend auch pränatale E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />

<strong>in</strong> den Fokus <strong>der</strong> Aufmerksamkeit. Bereits <strong>in</strong>trauter<strong>in</strong>e Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />

können dauerhaft E<strong>in</strong>fluss auf die körperliche und<br />

psychische Entwicklung des K<strong>in</strong>des nehmen und im Erwachsenenalter<br />

zu e<strong>in</strong>er erhöhten Auftretenswahrsche<strong>in</strong>lichkeit bestimmter<br />

<strong>Erkrankungen</strong> führen. Man spricht <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

von „pränataler Programmierung“ (Egliston, McMahon & Aust<strong>in</strong>,<br />

2007). K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die im Mutterleib e<strong>in</strong>er übermäßigen Glucocorticoid-Exposition<br />

ausgesetzt waren, weisen e<strong>in</strong> signifikant erhöhtes<br />

Risiko auf, im Erwachsenenalter an kardiovaskulären <strong>Erkrankungen</strong>,<br />

Diabetes Typ2, Hypertonie o<strong>der</strong> dem metabolischen Syndrom<br />

zu erkranken (Seckl & Meaney, 2006). Auch steigt das Risiko für die<br />

Entwicklung bestimmter psychischer Störungen wie Angststörungen,<br />

Posttraumatischer Belastungsstörung (PTSD) und Depression.<br />

In <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung wird <strong>der</strong> Fokus deshalb verstärkt<br />

auf pränatale E<strong>in</strong>flussfaktoren gelegt, welche e<strong>in</strong> wichtiges Element<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufklärung <strong>der</strong> Pathogenese <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

darstellen könnten. An e<strong>in</strong>er Stichprobe von 100 Patient /<br />

<strong>in</strong>nen mit e<strong>in</strong>er Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung und 100 gesunden<br />

Kontrollprobanden wurden retrospektiv Daten über relevante<br />

Geburtsparameter (Geburtsgewicht, Geburtsgröße, Gestationsdauer),<br />

pränatale Bed<strong>in</strong>gungen (z. B. Stressoren o<strong>der</strong> Mangelernährung<br />

<strong>der</strong> Mutter während <strong>der</strong> Schwangerschaft) sowie Traumatisierungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit erhoben. Die frühen Traumatisierungserfahrungen<br />

wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorliegenden Studie mit epigenetischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht.

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