Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />
siertes Verhalten“, <strong>in</strong> dem die Älteren e<strong>in</strong>e stärkere Symptomausprägung<br />
angaben, fanden sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> standardisierten ADHS-<br />
Anam nese ke<strong>in</strong>e Unterschiede zwischen den beiden Altersgruppen.<br />
Jedoch lagen <strong>in</strong> den beiden ADHS-Fragebögen ADHS-SB und<br />
WURS-k (p < .01) sowie im BDI (p < .05) die Mittelwerte <strong>der</strong> älteren<br />
Patienten signifikant über denen <strong>der</strong> jüngeren. Beson<strong>der</strong>s deutlich<br />
fiel <strong>der</strong> Alterseffekt für die Subskala „Unaufmerksamkeit“ <strong>der</strong><br />
ADHS-SB aus. E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> erhöhten Depressivität <strong>der</strong> Älteren<br />
auf die Ergebnisse <strong>der</strong> ADHS-Fragebogen kann aufgrund <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen<br />
Korrelationen mit dem BDI weitgehend ausgeschlossen<br />
werden. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> mit den psychometrischen Tests d2 und<br />
WCST festgestellten kognitiven Leistungsfähigkeit waren ke<strong>in</strong>e<br />
Altersunterschiede nachweisbar. Insgesamt legen die Daten nahe,<br />
dass sich ältere ADHS-Patienten mit e<strong>in</strong>em höheren Leidensdruck<br />
zur diagnostischen Abklärung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gedächtnissprechstunde vorstellten,<br />
was auch dem kl<strong>in</strong>ischen E<strong>in</strong>druck entspricht.<br />
010<br />
Verzögerungsaversion bei Personen mit e<strong>in</strong>er Aufmerksamkeitsdefizit-<br />
/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS): Persistenz, Spezifität,<br />
kontextuelle Faktoren und physiologische Korrelate<br />
Ivo Marx (Universität Rostock, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />
E<strong>in</strong>leitung: Das Ziel dieses Vortrages soll es se<strong>in</strong>, dem Zuhörer anhand<br />
des aktuellen Forschungsstandes und eigener Forschungsprojekte<br />
e<strong>in</strong> umfassendes Verständnis des Konzepts <strong>der</strong> Verzögerungsaversion<br />
zu vermitteln. Dabei möchten wir e<strong>in</strong>e breitere, stärker<br />
kontextorientierte Def<strong>in</strong>ition dieses Begriffs vorstellen, die über die<br />
e<strong>in</strong>er verstärkten Tendenz zur Unmittelbarkeit h<strong>in</strong>ausgeht und situationale<br />
Variablen stärker berücksichtigt.<br />
Methode: Unter Verwendung von Verhaltensstudien, bildgebenden<br />
Untersuchungen und elektrophysiologischen Methoden s<strong>in</strong>d wir<br />
den Fragen nachgegangen, (1) ob sich Verzögerungsaversion lediglich<br />
bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit ADHS manifestiert, o<strong>der</strong> ob sie, vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />
e<strong>in</strong>er fortbestehenden Impulsivität, bis <strong>in</strong> das Erwachsenenalter<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> persistiert, (2) welchen E<strong>in</strong>fluss Bed<strong>in</strong>gungsfaktoren<br />
wie <strong>der</strong> Anreiz <strong>der</strong> zu bearbeitenden Aufgabe o<strong>der</strong> die Valenz <strong>der</strong><br />
antizipierten Handlungsresultate auf das Ausmaß von Verzögerungsaversion<br />
ausüben, (3) ob sich Verzögerungsaversion auch <strong>in</strong><br />
an<strong>der</strong>en kognitiven Funktionsbereichen, wie beispielsweise <strong>der</strong> Zeitwahrnehmung,<br />
nachweisen lässt, (4) welche neurofunktionellen<br />
und elektrophysiologischen Korrelate mit e<strong>in</strong>er erhöhten Verzögerungsaversion<br />
e<strong>in</strong>hergehen und (5) wie spezifisch das Kon strukt<br />
<strong>der</strong> Verzögerungsaversion für das Störungsbild <strong>der</strong> ADHS ist.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Auf <strong>der</strong> Verhaltensebene konnten wir<br />
zeigen, dass sich Verzögerungsaversion bis <strong>in</strong> das Erwachsenenalter<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> fortsetzt. H<strong>in</strong>sichtlich kontextueller Faktoren fanden wir,<br />
dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit ADHS trotz hoher Impulsivität dazu <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage<br />
waren, angesichts hoch bewerteter positiver und negativer Verhaltenskonsequenzen<br />
genauso lange geduldig abzuwarten wie gesunde<br />
Kontrollk<strong>in</strong><strong>der</strong>. Bezüglich <strong>der</strong> Zeitwahrnehmung weisen Zwischenergebnisse<br />
darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur beschriebene Defizite <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Wahrnehmung längerer zeitlicher Intervalle möglicherweise<br />
durch Verzögerungsaversion bed<strong>in</strong>gt s<strong>in</strong>d und durch Gestaltungsmaßnahmen<br />
<strong>der</strong> zu lösenden Zeitwahrnehmungsaufgabe sowie<br />
pharmakotherapeutische Maßnahmen bee<strong>in</strong>flusst werden können.<br />
Auch die Ergebnisse weiterer laufen<strong>der</strong> Studien zu den verbleibenden<br />
Fragestellungen werden dargestellt.<br />
011<br />
Soziale Kognition bei Patienten mit e<strong>in</strong>er Aufmerksamkeits defizit /<br />
Hyperaktivitätsstörung<br />
Jennifer Uekermann (LVR Kl<strong>in</strong>ikum Essen, ADHS Ambulanz)<br />
M. Krämer, M. Abdel-Hamid, B. G. Schimmelmann, I. Daum, J.<br />
Wiltfang, B. Kis<br />
E<strong>in</strong>leitung: Die Aufmerksamkeitsdefizit / Hyperaktivitätsstörung<br />
226<br />
(ADHS) ist mit Bee<strong>in</strong>trächtigungen <strong>der</strong> sozialen Kognition assoziiert,<br />
die im Rahmen e<strong>in</strong>er Dysfunktion frontostriataler Schaltkreise<br />
<strong>in</strong>terpretiert werden können. Trotz e<strong>in</strong>er engen Verknüpfung sozialer<br />
Kognitionsdefizite mit dem präfrontalen Kortex (PFK), existieren<br />
bislang nur wenige Studien, <strong>in</strong> denen die soziale Kogniton bei<br />
Patienten mit ADHS untersucht wurden.<br />
Methode: Im Rahmen dieser Arbeit wurde e<strong>in</strong>e Literaturrecherche<br />
(Medl<strong>in</strong>e und Psyclit) mit den Schlüsselwörtern „soziale Kognition”,<br />
„Theory of M<strong>in</strong>d”, „soziale Informationsverarbeitung” und<br />
„Empathie” durchgeführt. Der untersuchte Zeitraum umfasste alle<br />
Untersuchungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit zwischen 1979 und 2009.<br />
Diskussion / Ergebnisse: ADHS geht e<strong>in</strong>deutig mit Problemen <strong>der</strong><br />
sozialen Kognition e<strong>in</strong>her, die u. a. die Wahrnehmung emotionaler<br />
Prosodie, emotionaler Gesichter, Theory of M<strong>in</strong>d und Empathie<br />
betreffen. Die beobachteten Defizite <strong>der</strong> sozialen Kognition bei<br />
ADHS s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt konsistent mit e<strong>in</strong>er Dysfunktion des präfrontalen<br />
Kortex bei <strong>der</strong> ADHS. Im Mittelpunkt zukünftiger Studien<br />
sollte u. a. die Untersuchung <strong>der</strong> genauen neurokognitiven Mechanismen<br />
sozialer Kognitionsdefizite bei ADHS sowie das differenzielle<br />
Bee<strong>in</strong>trächtigungsmuster bei Subtypen <strong>der</strong> Erkrankung stehen.<br />
012<br />
Kognitive Störungen bei Erwachsenen mit ADHS: Untersuchungsdauer<br />
als modulierende Variable <strong>der</strong> Defizite<br />
N<strong>in</strong>a Baer (Unikl<strong>in</strong>ikum Gießen, Zentrum für Psychiatrie Kognitionslabor)<br />
A. Padva, B. Gallhofer, S. Lis, P. Krisch<br />
E<strong>in</strong>leitung: Störungen kognitiver Prozesse bei Erwachsenen mit<br />
Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wurden<br />
<strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>in</strong> zahlreichen Studien untersucht. Die Ergebnisse<br />
s<strong>in</strong>d jedoch häufig <strong>in</strong>konsistent. In <strong>der</strong> vorliegenden Studie<br />
wurde untersucht, ob die Untersuchungsdauer e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf<br />
die bei Personen mit ADHS zu beobachtenden Defizite hat. Ausgehend<br />
von <strong>der</strong> Annahme, dass bei ADHS Leistungse<strong>in</strong>bußen vor<br />
allem im Bereich <strong>der</strong> dauerhaften Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Aufmerksamkeit<br />
auftreten, wurde erwartet, dass sich Leistungsbee<strong>in</strong>trächtigungen<br />
erst mit zunehmen<strong>der</strong> Bearbeitungsdauer abbilden lassen<br />
und mit <strong>der</strong> Zeit akzentuieren.<br />
Methode: 50 erwachsene unmedizierte Personen mit ADHS und<br />
50 alters-, geschlechts- und bildungsgematchte gesunde Kontrollprobanden<br />
wurden mit e<strong>in</strong>er Batterie verschiedener neuropsychologischer<br />
Verfahren (AX-CPT, NoGo-Aufgabe, Stopp-Test)<br />
untersucht. Als abhängige Variablen wurden Reaktionszeit, Reaktionszeitvariabilität<br />
und Fehlerraten verschiedener Fehlertypen erfasst.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Während die Patienten signifikant mehr<br />
Fehler machten, zeigten sich bei Reaktionszeiten und Reaktionszeitstreuungen<br />
kaum signifikante Gruppenunterschiede. In <strong>der</strong><br />
NoGo-Aufgabe und dem Stopp-Test zeigten sich bei ADHS Betroffenen<br />
signifikant mehr Fehler über die gesamte Untersuchungsdauer<br />
h<strong>in</strong>weg. Gruppenunterschiede bzgl. <strong>der</strong> Untersuchungsdauer<br />
traten nur beim CPT auf. Die Patienten zeigten lediglich im letzten<br />
Drittel mehr Auslass- und Verwechslungsfehler bei e<strong>in</strong>er erhöhten<br />
Variabilität <strong>der</strong> Reaktionszeiten. Die Ergebnisse zeigen, dass e<strong>in</strong> genereller<br />
E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Untersuchungsdauer auf die neuropsychologischen<br />
Defizite bei Patienten mit ADHS nicht angenommen werden<br />
kann. Vielmehr sche<strong>in</strong>t die Untersuchungsdauer nur e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss<br />
auf solche Untersuchungsverfahren zu haben, bei denen Daueraufmerksamkeit<br />
gefor<strong>der</strong>t ist. Bei Verfahren, bei denen die Hemmung<br />
von Impulsen im Vor<strong>der</strong>grund steht, s<strong>in</strong>d die Defizite bereits von<br />
Anfang an beobachtbar. Bei <strong>der</strong> neuropsychologischen Untersuchung<br />
kognitiver Störungen bei ADHS im Erwachsenenalter ist<br />
somit e<strong>in</strong> differenzierter Untersuchungsansatz <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong><br />
spezifischen kognitiven Zielprozesse zu wählen.