Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />
Diskussion / Ergebnisse: Unter <strong>der</strong> Behandlung kam es zu e<strong>in</strong>er<br />
signifikanten Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des HZI von 40 (Basel<strong>in</strong>e) auf 27<br />
(Woche 2) und 26 (Woche 4). Auch subjektiv berichtete <strong>der</strong> Patient<br />
über e<strong>in</strong>e deutliche Besserung se<strong>in</strong>er Zwangssymptomatik. Der<br />
beschriebene Fall legt nahe, dass rTMS e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Option zur<br />
Behandlung von Zwangsstörungen darstellt. E<strong>in</strong>schränkend muß<br />
berücksichtigt werden, dass es sich lediglich um e<strong>in</strong>en Fallbericht<br />
e<strong>in</strong>er offenen Behandlung handelt und <strong>der</strong> Patient zusätzlich Pharmakotherapie,<br />
Verhaltenstherapie und e<strong>in</strong>e stationäre Behandlung<br />
erhielt. Daher s<strong>in</strong>d weitere placebo-kontrollierte Studien notwendig.<br />
009<br />
Die affekthalluz<strong>in</strong>atorische Dekompensation depressiver Anpassungsstörungen<br />
bei Migranten und die ICD-10 und DSM-IV-R<br />
Johann F. Spittler (Datteln)<br />
E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> Renten- und GdB-Begutachtung f<strong>in</strong>den sich bei<br />
Migranten auffallend häufig psychische Störungen mit <strong>der</strong> Angabe<br />
meist akustischer, seltener auch optischer Halluz<strong>in</strong>ationen herabsetzenden<br />
o<strong>der</strong> beschuldigenden, eher wenig bedrohenden Inhalts.<br />
Die Symptomatik variiert von e<strong>in</strong>er eher nur belästigenden bis zu<br />
e<strong>in</strong>er schizophrenietypisch apophän trematypisch paranoiden<br />
Qualität und tritt typischerweise zur Zeit <strong>der</strong> def<strong>in</strong>itiven Realisation<br />
des beruflichen und sozialen Scheiterns auf. S<strong>in</strong>nvollerweise<br />
s<strong>in</strong>d sie daher als „Affekt-Halluz<strong>in</strong>ationen“ zu bezeichnen.<br />
Methode: Die eigenen <strong>in</strong> <strong>der</strong> knappschaftlichen und sozialgerichtlichen<br />
Begutachtung Tätigkeit erstellten Gutachten wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Datenbank erfasst: 1076 Untersuchungen von 925 verschiedenen<br />
Probanden, darunter 565 <strong>in</strong> <strong>der</strong> BRD geborene deutsch-stämmige<br />
(DTST), <strong>in</strong>sgesamt 269 fremd-stämmige (FRST) und 200 <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Türkei geborene türkisch- bzw. kurdisch-stämmige (TKST) Versicherte<br />
/ Kläger. Insbeson<strong>der</strong>e biographische Daten, psychopathologische<br />
Symptome und die Diagnosen wurden systematisch<br />
prospektiv erfasst. Die Trugwahrnehmungen wurden nach „pseudohalluz<strong>in</strong>atorischen<br />
Albträumen (pAlbT)“, „Affekthalluz<strong>in</strong>ationen<br />
(AffH)“ und “paranoiden Halluz<strong>in</strong>ationen (parH)” differenziert.<br />
Diskussion / Ergebnisse: In den unterschiedenen Gruppen fanden<br />
sich: TKST: pAlbT: 2,5 %, AffH: 27,5 %, parH: 4,5 %; FRST: pAlbT:<br />
1,9 %, AffH: 22,7 %, parH: 3,7 %; DTST: pAlbT: 1,1 %, AffH: 2,7 %,<br />
parH: 1,9 %. Je nach grundsätzlicher Auffassung und vor<strong>der</strong>gründiger<br />
Symptomatik wurden die Krankheitsbil<strong>der</strong> zuvor als Schizophrenien<br />
o<strong>der</strong> als Depressionen e<strong>in</strong>geordnet. Die Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> biographisch frühen soziokulturellen Prägungen legt nahe, diese<br />
Krankheitsbil<strong>der</strong> unter dem Aspekt migrations-assoziierter Anpassungsstörungen<br />
zu betrachten. Soweit anhand mehrfacher eigener<br />
o<strong>der</strong> im Vergleich zu Vorbegutachtungen zu beurteilen, s<strong>in</strong>d<br />
auch kultur-konforme psychosomatische Reha-Verfahren kaum erfolgreich<br />
und die Prognose ist - zum<strong>in</strong>dest bei Verbleib <strong>in</strong> <strong>der</strong> BRD<br />
- ungünstig. Die diagnostische E<strong>in</strong>ordnung <strong>in</strong> ICD-10 o<strong>der</strong> DSM-<br />
IV-R ist problematisch und verleitet zu e<strong>in</strong>er Skotomisierung pathogenetischen<br />
Denkens. Die Unkenntnis dieses auffallenden<br />
Krankheitsbildes führt zu erratischen gutachtlichen Urteilen.<br />
010<br />
PISO – e<strong>in</strong>e manualisierte psychosomatische Intervention bei<br />
multisomatoformen Störungen<br />
Joram Ronel (Kl<strong>in</strong>ikum rechts <strong>der</strong> Isar, TUM, Kl<strong>in</strong>ik für psychosomatische<br />
Mediz<strong>in</strong>, München)<br />
H. Gündel, J. Kruse, C. Lahmann, M. Sack, H. Sattel, N. Sauer, G.<br />
Schnei<strong>der</strong>, P. Henn<strong>in</strong>gsen<br />
E<strong>in</strong>leitung: Somatisierung ist ebenso wie Angst und Depressivität<br />
e<strong>in</strong> im kl<strong>in</strong>ischen Alltag weit verbreitetes und gesundheitsökonomisch<br />
relevantes Phänomen. Die Behandlung von Patienten mit<br />
somatoformen Störungen – sei es im somatischen o<strong>der</strong> im psychi-<br />
schen Kontext – ist allerd<strong>in</strong>gs problematisch und oftmals wenig<br />
geliebt. Bislang fehlen manualisierte Therapieansätze, die es den<br />
Patienten ermöglichen, den prognostisch entscheidenden Schritt,<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e fachspezifische psychosomatische o<strong>der</strong> psychiatrische Behandlung<br />
zu gehen und gleichsam Ärzten und Therapeuten e<strong>in</strong><br />
therapeutisches Instrumentarium an die Hand zu geben, um Patienten<br />
mit organisch nicht h<strong>in</strong>reichend erklärbaren Körperbeschwerden<br />
zu behandeln.<br />
Methode: Im Rahmen <strong>der</strong> multizentrischen von <strong>der</strong> DFG f<strong>in</strong>anzierten<br />
randomisiert-kontrollierten PISO-Studie wurde e<strong>in</strong>e psychodynamisch-<strong>in</strong>teraktionelle<br />
psychosomatische Kurz<strong>in</strong>tervention<br />
entwickelt und untersucht.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Das hier vorgestellte PISO-Manual besteht<br />
aus 12 multimodal strukturierten E<strong>in</strong>zelsitzungen. Phasengeleitet<br />
werden symptomorientierte Exploration, Psychoedukation,<br />
Erweiterung des Krankheitsmodells, Klarifikation des <strong>in</strong>terpersonellen<br />
Kontextes und <strong>der</strong> begleitenden Emotionen sowie <strong>der</strong> Transfer<br />
<strong>in</strong> den Alltag bearbeitet.<br />
011<br />
Pflanzliches Komb<strong>in</strong>ationspräparat mit und ohne Pestwurz (Ze<br />
185) für die Behandlung von Patienten mit Somatisierungsstörungen:<br />
e<strong>in</strong>e randomisierte, placebo-kontrollierte pharmako-kl<strong>in</strong>ische<br />
Studie<br />
Jörg Melzer (Universitätsspital Zürich, Inst. für Naturheilkunde<br />
Departement Innere Mediz<strong>in</strong>, Schweiz)<br />
E. Schra<strong>der</strong>, A. Brattström, R. Schellenberg, R. Saller<br />
E<strong>in</strong>leitung: Pflanzliche Arznei- und Heilmittel, auch <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ationen,<br />
werden von Patienten mit psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong><br />
angewandt, aber die Evidenz ist oft limitiert. Ziel dieser Studie ist es<br />
daher am Beispiel e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> Schweiz auf dem Markt bef<strong>in</strong>dlichen<br />
pflanzlichen Komb<strong>in</strong>ationspräparats (Ze185, e<strong>in</strong>e 4-er Komb<strong>in</strong>ation)<br />
Aspekte <strong>der</strong> Wirksamkeit und Verträglichkeit <strong>der</strong> Pflanzenkomb<strong>in</strong>ation<br />
zu evaluieren.<br />
Methode: Für e<strong>in</strong>e pharmako-kl<strong>in</strong>ische Studie wurden 182 Patienten<br />
mit Somatisierungsstörungen (F45.0) und undifferentierten<br />
Somatisierungsstörungen (F45.1) für e<strong>in</strong>e 2-wöchige Behandlung<br />
<strong>in</strong> 3 Studiengruppen randomisiert (1.: Ze 185 = 4-er Komb<strong>in</strong>ation<br />
mit Pestwurz, 2. 3-er Komb<strong>in</strong>ation ohne Pestwurzextrakt, 3.: Placebo).<br />
Der Prä / -post-Vergleich <strong>der</strong> Symptome Angst (visual analogue<br />
scale – VAS) und Depression (Beck‘s Depression Inventory<br />
– BDI) diente als primäres Zielparameter, Cl<strong>in</strong>ical Global Impression<br />
(CGI) und Patientene<strong>in</strong>schätzung waren sekundäre Zielparameter.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die 4-er Komb<strong>in</strong>ation war <strong>der</strong> 3-er Komb<strong>in</strong>ation<br />
und Placebo <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reduktion <strong>der</strong> Scorewerte von VAS<br />
und BDI sowie h<strong>in</strong>sichtlich CGI und Patientene<strong>in</strong>schätzung signifikant<br />
überlegen (4-er Komb<strong>in</strong>ation > 3-er Komb<strong>in</strong>ation > Placebo).<br />
Es traten ke<strong>in</strong>e schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse<br />
auf. Die pflanzliche 4-er Komb<strong>in</strong>ation (Ze185) erwies sich wirksam<br />
und sicher <strong>in</strong> <strong>der</strong> kurzfristigen Behandlung von Patienten mit Somatisierungsstörungen.<br />
181