Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disor<strong>der</strong>s, dementia, F0<br />
003<br />
Leichte kognitive Bee<strong>in</strong>trächtigungen: Prävalenz, Inzidenz und<br />
Risikofaktoren<br />
Steffi G. Riedel-Heller (Universität Leipzig, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie<br />
Public Health)<br />
T. Luck, S. Weyerer, H. Bickel, H.-H. Abholz, H. van den Bussche,<br />
B. Wiese, W. Maier<br />
E<strong>in</strong>leitung: Personen mit leichten kognitiven Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />
(Mild Cognitive Impairment, MCI) haben e<strong>in</strong>e erhöhtes Risiko an<br />
e<strong>in</strong>er Demenz zu erkranken. Da meisten älteren Menschen <strong>in</strong><br />
Deutschland s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> hausärztlicher Behandlung, kommt Hausärzten<br />
e<strong>in</strong>e Schlüsselposition bei <strong>der</strong> Früherkennung und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>leitung<br />
von Interventionen zu. Die vorliegende Arbeit berichtet über<br />
Prävalenz, Inzidenz und Risikofaktoren von MCI <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er großen<br />
prospektiven multizentrischen Hausarztkohorte.<br />
Methode: Die Datenerhebung erfolgte im Rahmen <strong>der</strong> Basel<strong>in</strong>e-<br />
und den ersten beiden Follow-up-Untersuchungen (nach 1,5 und<br />
3 Jahren) <strong>der</strong> German Study on Age<strong>in</strong>g, Cognition and Dementia<br />
<strong>in</strong> Primary Care Patients (AgeCoDe). Zu den Erhebungszeitpunkten<br />
wurden mit 3.327 Hausarztpatienten im Alter von m<strong>in</strong>destens<br />
75 Jahren strukturierte kl<strong>in</strong>ische Interviews im häuslichen Sett<strong>in</strong>g<br />
durchgeführt. Die ermittelten Prävalenzraten basieren auf dem<br />
prozentualen Anteil kognitiv leicht bee<strong>in</strong>trächtigter Personen unter<br />
allen nicht dementen Studienteilnehmern zu Basel<strong>in</strong>e. Die Berechnung<br />
<strong>der</strong> Inzidenz erfolgte bezogen auf die Personenjahre unter<br />
Risiko. Mögliche Risikofaktoren wurden mittels multivariater logistischer<br />
Regressionsmodelle identifiziert.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Leichte kognitive Bee<strong>in</strong>trächtigungen s<strong>in</strong>d<br />
unter älteren Hausarztpatienten häufig. Die Prävalenz von MCI zur<br />
Basel<strong>in</strong>e betrug 15,4 % (95 %-KI = 14,1 – 16,6). Von den zur Basel<strong>in</strong>e<br />
kognitiv unbee<strong>in</strong>trächtigten Hausarztpatienten entwickelten<br />
im Follow-up-Zeitraum 350 e<strong>in</strong>e MCI (Personenjahre = 6.198,20).<br />
Die entsprechende Inzidenz pro 1.000 Personenjahren betrug 56,5<br />
(95 %-KI = 50,7 – 62,7). Höheres Alter (85+ Jahre), das Vorhandense<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>es ApoE ε4 Allels, vaskuläre <strong>Erkrankungen</strong> sowie die subjektive<br />
Angabe von Gedächtnisbee<strong>in</strong>trächtigungen wurden als<br />
Risikofaktoren für <strong>in</strong>zidente MCI identifiziert. Die Relevanz von<br />
vaskulären Risikofaktoren unterstreicht die Notwendigkeit und<br />
Möglichkeit präventiver Interventionen <strong>in</strong> diesem Bereich.<br />
004<br />
Motivationale und kognitive Reservekapazität als Risikofaktor <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>er leichten kognitiven Bee<strong>in</strong>trächtigung und<br />
Alzheimer-Demenz<br />
Simon Forstmeier (Universität Zürich, Psychologisches Institut)<br />
A. Maercker, W. Maier, H. van den Bussche, S. Riedel-Heller, H.<br />
Kaduszkiewicz, M. Pentzek, S. Weyerer, H. Bickel, B. Wiese, M. Wagner<br />
E<strong>in</strong>leitung: Motivationale Fähigkeiten im mittleren Lebensalter<br />
s<strong>in</strong>d mit psychischer und körperlicher Gesundheit assoziiert. Ihr<br />
Zusammenhang mit dem Risiko e<strong>in</strong>er leichten kognitiven Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />
(MCI) und Alzheimer-Demenz (AD) wurde jedoch<br />
bisher noch nicht untersucht.<br />
Methode: Die Beziehung zwischen motivationalen Fähigkeiten und<br />
MCI- bzw. AD-Risiko wurde mit Daten <strong>der</strong> AgeCoDe-Studie untersucht.<br />
Insgesamt 3327 nicht-demente Personen über 75 Jahren<br />
wurden über Hausärzte rekrutiert und zweimal wie<strong>der</strong> untersucht<br />
(Follow-up nach 1,5 und 3 Jahren). Motivationale Fähigkeiten des<br />
mittleren Lebensalters wurden auf <strong>der</strong> Basis des Hauptberufes und<br />
unter Benutzung <strong>der</strong> Datenbank des Occupational Information<br />
Network (O*NET) geschätzt, welche detaillierte Informationen<br />
über Fähigkeiten <strong>in</strong> jedem Beruf enthält. Cox Proportional- Hazard-<br />
Modelle wurden verwendet, um das relative Risiko e<strong>in</strong>er MCI und<br />
AD zu bestimmen. E<strong>in</strong>e Vielzahl von weiteren potentiellen Risikofaktoren<br />
wurde kontrolliert.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Bis zum Follow-up II entwickelten 313 Per-<br />
sonen e<strong>in</strong>e MCI und 71 e<strong>in</strong>e AD. Motivationale Fähigkeiten s<strong>in</strong>d<br />
mit e<strong>in</strong>em reduzierten MCI-Risiko verbunden (Hazard Risiko<br />
[HR], 0.78; 95 % CI, 0.65 – 0.93), auch wenn alle weiteren potentiellen<br />
Risikofaktoren kontrolliert werden. Die Beziehung zwischen<br />
motivationalen Fähigkeiten und <strong>der</strong> Inzidenz von AD ist weniger<br />
e<strong>in</strong>deutig. Nur <strong>in</strong> ApoE4-Trägern zeigen sich motivationale Fähigkeiten<br />
als Prädiktoren e<strong>in</strong>es reduzierten AD-Risikos (HR, 0.48; CI,<br />
0.25 – 0.91), nicht jedoch <strong>in</strong> Nicht-Trägern (HR, 0.99; CI, 0.65 – 1.53).<br />
Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Salon 21<br />
S-138 Symposium<br />
Kl<strong>in</strong>ische Studien bei <strong>der</strong> Alzheimer Demenz: Aktuelle Diskussion<br />
und Innovationen<br />
Vorsitz: F. Jessen (Bonn), H. Hampel (Dubl<strong>in</strong>, Irland)<br />
001<br />
Was s<strong>in</strong>d patienten- und nutzenrelevante Endpunkte <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen<br />
Studien zur Alzheimer Demenz ?<br />
Michael Hüll (Universitätskl<strong>in</strong>ik Freiburg, ZGGF)<br />
E<strong>in</strong>leitung: Nutzen ist <strong>der</strong> subjektiv erfahrbare Wert e<strong>in</strong>er Intervention<br />
– und somit e<strong>in</strong> Werturteil, welches von vielen Voraussetzungen<br />
abhängt. Verschiedenste Endpunkte werden <strong>in</strong> Studien zur<br />
Alzheimer Demenz erhoben. Sogenannte Surrogatmarker, zum<br />
Beispiel die Hirnatrophie mittels Kernsp<strong>in</strong>tomographie gemessen<br />
o<strong>der</strong> das Amyloidprote<strong>in</strong> im Liquor, lassen sich technisch leicht objektiv<br />
quantifizieren. Obwohl diese Marker extrem wichtig für die<br />
Entwicklung von Therapien im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es „Proof of Pr<strong>in</strong>ciple“<br />
s<strong>in</strong>d, kann aus diesen Endpunkten nicht auf den Nutzen geschlossen<br />
werden. Drei kl<strong>in</strong>ische Endpunkte, Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Kognition,<br />
Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Aktivitäten des täglichen Lebens und Verbesserung<br />
des kl<strong>in</strong>ischen E<strong>in</strong>drucks werden zumeist <strong>in</strong> Studien zur<br />
Alzheimer Demenz <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit den For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
Zulassungsbehörden European Medic<strong>in</strong>es Agency (EMEA, für<br />
Europa) und Food and Drug Adm<strong>in</strong>istration (FDA, für die USA)<br />
erhoben.<br />
Methode: Mit Blick auf den Patientennutzen hob von diesen drei<br />
Endpunkten das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen<br />
(IQWIG) die alltagspraktischen Fähigkeiten ganz<br />
<strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund, während es den kl<strong>in</strong>ischen E<strong>in</strong>druck nur als<br />
zusätzliche Information wertete. Dies folgt <strong>der</strong> Wahrnehmung von<br />
Betroffenen und Angehörigen, die e<strong>in</strong>en Erhalt <strong>der</strong> Fähigkeiten als<br />
hohen Nutzen sehen. Der Nutzen e<strong>in</strong>er Therapie kann sich auch<br />
für verschiedene Krankheitsstadien <strong>der</strong> Alzheimer Demenz an<strong>der</strong>s<br />
darstellen. Während <strong>in</strong> den mittleren Phasen, den Phasen <strong>in</strong> denen<br />
die meisten Zulassungsstudien durchgeführt wurden, sicherlich die<br />
Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> alltagspraktischen Fähigkeiten die größte Rolle<br />
spielen, können <strong>in</strong> frühen Phasen kognitive Effekte und <strong>in</strong> späteren<br />
Phasen Effekte auf Agitation und Aggression e<strong>in</strong>e höhere Priorität<br />
haben.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die krankheitsbezogene Lebensqualität<br />
wird bei verschiedenen <strong>Erkrankungen</strong> als wichtigste nutzenrelevanten<br />
Kennzahl ermittelt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> betroffene Patient basierend<br />
auf vielen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> unterschiedlichen Teilaspekten se<strong>in</strong><br />
Werturteil abgibt. Da aufgrund <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Alzheimer Demenz<br />
e<strong>in</strong>e Befragung <strong>der</strong> Patienten zu ihrer Lebensqualität sehr erschwert<br />
ist, müssen entsprechende Instrumente noch demenzstadiengerecht<br />
entwickelt werden.<br />
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