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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

ton<strong>in</strong>transporter-Polymorphismus 5HTT-LPR nur dann mit gewalttätigem<br />

Verhalten assoziiert, wenn <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit ungünstige<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen vorlagen, es besteht hier also e<strong>in</strong>e Gen x Umwelt-Interaktion.<br />

Diese Befunde werden nun <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren,<br />

unabhängigen Kollektiv repliziert und ausgebaut und unterstrichen<br />

die Notwendigkeit, auch bei genetischen Studien Umwelte<strong>in</strong>flüsse<br />

mit e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

002<br />

Gibt es genetische Risikofaktoren für gewalttätiges Verhalten?<br />

Michael Rösler (Unikl<strong>in</strong>ikum des Saarlandes, Neurozentrum, Homburg)<br />

W. Retz<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Fortschritte <strong>in</strong> <strong>der</strong> verhaltensgenetischen Forschung<br />

ermöglichen E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die neurobiologischen Grundlagen<br />

gewalttätigen Verhaltens.<br />

Methode: Es werden aktuelle Befunde aus genetischen Assoziationsstudien<br />

dargestellt, die für e<strong>in</strong>e Beteiligung monoam<strong>in</strong>erger<br />

und an<strong>der</strong>er Suszeptibilitätsgene an <strong>der</strong> Entwicklung gewalttätigen<br />

Verhaltens sprechen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Effekte e<strong>in</strong>zelner Gene erweisen sich<br />

als begrenzt. Nur e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Befunde ist replizierbar. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

f<strong>in</strong>den sich immer mehr Belege für Interaktionen zwischen<br />

genetischen und Umweltfaktoren. Die Bedeutung genetischer<br />

Befunde für die Gewaltgenese und forensisch-psychiatrische Fragestellungen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Verantwortungsfähigkeit und Legalprognose<br />

von Straftätern wird vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Studienergebnisse<br />

diskutiert. Literatur: Retz W, Rösler M (2009) The<br />

relation of ADHD and violent aggression: What can we learn from<br />

epidemiological and genetic studies? Int J Law Psychiatry [Epub<br />

ahead of pr<strong>in</strong>t].<br />

003<br />

Neurokognitive Befunde zur Pädophilie: Anwendung e<strong>in</strong>es störungsspezifischen<br />

Aufmerksamkeitstests unter fMRI-Bed<strong>in</strong>gungen.<br />

Andreas Mokros (Universität Regensburg, Forensische Pschiatrie)<br />

T. Pöppl, M. Osterhei<strong>der</strong>, J. Nitschke<br />

E<strong>in</strong>leitung: Der Wahl-Reaktionszeit-Test basiert auf e<strong>in</strong>em kognitiven<br />

Interferenzeffekt: Versuchspersonen sollen möglichst rasch<br />

die Position e<strong>in</strong>es Punktes angeben, werden dabei aber gegebenenfalls<br />

vom Bildh<strong>in</strong>tergrund abgelenkt (s. z. B. Gress & Laws, 2009a,<br />

2009b). Frühere Arbeiten zeigen e<strong>in</strong>e deutlichere Ablenkung durch<br />

sexuell-explizite Bildreize (Santtila et al., 2009) bei e<strong>in</strong>er Passung<br />

von Bild<strong>in</strong>halt und sexueller Orientierung des Betrachters (Wright<br />

& Adams, 1994, 1999). In <strong>der</strong> Anwendung des Wahl-Reaktionszeit-<br />

Tests als Diagnosticum für die sexuelle Präferenzstörung <strong>der</strong> Pädophilie<br />

zeigte sich e<strong>in</strong>e nahezu perfekte Klassifikationsleistung mit<br />

100 % Sensitivität und 95 % Spezifität (Mokros et al., im Druck):<br />

Pädophile wiesen deutlich längere Reaktionszeiten bei <strong>der</strong> Wahl-<br />

Reaktions-Aufgabe auf, wenn es sich bei dem Bildh<strong>in</strong>tergrund um<br />

Abbildungen präpubertärer K<strong>in</strong><strong>der</strong> handelte.<br />

Methode: In <strong>der</strong> aktuellen Untersuchung wurde <strong>der</strong> Wahl-Reaktionszeit-Test<br />

bei 9 pädophilen und 11 Kontrollprobanden aus dem<br />

psychiatrischen Maßregelvollzug unter den Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> funktionellen<br />

Magnetresonanztomografie durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Hierbei zeigte sich e<strong>in</strong>e Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

von reizspezifischen Reaktionszeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahl-Reaktions-<br />

Aufgabe mit hirnphysiologischen (funktionellen) Ergebnissen. In<br />

Reaktion auf K<strong>in</strong><strong>der</strong>bil<strong>der</strong> hatten die pädophilen Probanden als<br />

Gruppe zwar ähnliche cerebrale Aktivierungsmuster wie sie generell<br />

für den Bereich sexueller Erregung durch altersangemessene<br />

Stimuli bei gesunden Probanden festgestellt worden s<strong>in</strong>d. Im Unterschied<br />

zur nicht-pädophilen Kontrollgruppe wiesen die pädophilen<br />

Probanden jedoch stärkere Aktivierungen im Gyrus c<strong>in</strong>guli<br />

398<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Insula auf. Diese Befunde werden unter Rückgriff auf<br />

Untersuchungen zu suchtartigem Verhalten und Crav<strong>in</strong>g gedeutet<br />

und legen e<strong>in</strong>e Analogie zu Zwangsstörungen und Sucht nahe.<br />

004<br />

Diagnostik pädosexuellen Interesses anhand von Augenbewegungen<br />

Peter Fromberger (Universität Gött<strong>in</strong>gen, Forensische Pschiatrie)<br />

K. Jordan, G. Stolpmann, J. Müller<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Diagnostik pädophiler Sexualstraftäter<br />

liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> validen E<strong>in</strong>schätzung e<strong>in</strong>es pädosexuellen<br />

Interesses. Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis angewendeten Verfahren und Methoden<br />

können die psychometrischen Gütekriterien nur zum Teil<br />

erfüllen. Aktuelle theoretische Modelle zur männlichen Sexualität<br />

betonen die Bedeutung von Aufmerksamkeitsprozessen bei <strong>der</strong> Entstehung<br />

sexueller Erregung. Anhand von Augenbewegungen lassen<br />

sich sowohl frühe (Orientierung <strong>der</strong> Aufmerksamkeit) als auch<br />

späte Prozesse (Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Aufmerksamkeit) <strong>der</strong> visuellen<br />

Aufmerksamkeit beobachten. Daher stellt die Untersuchung<br />

von Aufmerksamkeitsprozessen auf sexuell bevorzugte Reize im<br />

Vergleich zu sexuell nicht bevorzugten Reizen <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit<br />

<strong>der</strong> Registrierung von Blickbewegungen e<strong>in</strong>en vielversprechenden<br />

Ansatz dar, sexuelles Interesse objektiv zu erfassen. Ziel dieser Studie<br />

ist es, unterschiedliche experimentelle Ansätze h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er<br />

validen Erfassung sexuellen Interesses mit Hilfe <strong>der</strong> Blickregistrierung<br />

zu vergleichen.<br />

Methode: In die Studie werden gesunde homosexuelle und heterosexuelle<br />

männliche Probanden (n = 25), im Maßregelvollzug nach<br />

§63 untergebrachte pädosexuelle Straftäter (n = 25) und nicht pädosexuelle<br />

Straftäter (n = 25) e<strong>in</strong>geschlossen. Den Probanden werden<br />

<strong>in</strong> unterschiedlichen experimentellen Designs Bil<strong>der</strong> nackter<br />

Jungen, Mädchen, erwachsener Frauen und erwachsener Männer<br />

komb<strong>in</strong>iert mit aus <strong>der</strong> kognitiven Psychologie bekannten Aufgaben<br />

(Dot-Probe, mentale Rotation) dargeboten. Dabei werden mit<br />

Hilfe <strong>der</strong> Blickregistrierung (eye track<strong>in</strong>g) die Augenbewegungen<br />

erfasst.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Anhand <strong>der</strong> Methodik und ersten Ergebnissen<br />

wird das Potential dieses neuen Ansatzes für die Diagnostik<br />

pädosexueller Straftäter aufgezeigt.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 5<br />

S-048 Symposium<br />

Diagnostische Graduierungen des Wahns und ihre forensischen<br />

Konsequenzen<br />

Vorsitz: C. Mundt (Heidelberg), H. Saß (Aachen)<br />

001<br />

Tötungsdelikte bei wahnhafter Depression. Maßregel<strong>in</strong>dikation,<br />

Therapie und Prognose<br />

Jürgen Leo Müller (Universität Gött<strong>in</strong>gen, Forensische Psychiatrie)<br />

J. Schwerdtner, G. Stolpmann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Depressive <strong>Erkrankungen</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel gut behandelbar<br />

und haben e<strong>in</strong>e gute Prognose. Die Unterbr<strong>in</strong>gung zur Maßregeltherapie<br />

setzt e<strong>in</strong>e erhebliche Gefahr weiterer rechtswidriger<br />

Handlungen voraus.<br />

Methode: Unterbr<strong>in</strong>gungsmaßnahmen nach § 63 StGB werden bei<br />

Patienten mit affektiven <strong>Erkrankungen</strong> selten angeordnet. Bei gravierenden<br />

Delikten und therapieresistenter Wahnsymptomatik<br />

wird e<strong>in</strong>e Maßregelunterbr<strong>in</strong>gung dagegen zu diskutieren se<strong>in</strong>.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Anhand zweier Kasuistiken mit wahnhaft

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