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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 10 G Gerontopsychiatrie // Gerontopsychiatry<br />

007<br />

Leuchtturmprojekt Quadem: Qualifizierungsmaßnahmen zur Steigerung<br />

<strong>der</strong> Lebensqualität demenzkranker Menschen über e<strong>in</strong>e<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kommunikation und Kooperation <strong>in</strong> <strong>der</strong> ambulanten<br />

Altenpflege<br />

Kathar<strong>in</strong>a Krause (Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, AG Gerontopsychiatrie,<br />

Frankfurt A. M.)<br />

J. Haberstroh, A. Kruse, J. Schrö<strong>der</strong>, J. Pantel<br />

E<strong>in</strong>leitung: Im Beitrag soll das <strong>in</strong>novative Schulungskonzept „Quadem“<br />

vorgestellt werden. Das Projektvorhaben nutzt zwei wissenschaftlich<br />

evaluierte und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis bewährte Qualifizierungsmaßnahmen:<br />

1. Tandem, Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs für familiär und professionell<br />

Pflegende zur Steigerung von sozialen Schlüsselkompetenzen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten sowie<br />

2. THELIA, e<strong>in</strong> Programm zur Schulung ehrenamtlich Pflegen<strong>der</strong>,<br />

das diese <strong>in</strong> die Lage versetzt, für demenzkranke Menschen<br />

zentrale Lebensthemen zu erkennen und <strong>in</strong> die alltägliche Versorgung<br />

zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Methode: Durch die beiden Qualifizierungsmaßnahmen soll dazu<br />

beigetragen werden, dass die <strong>in</strong> die Pflege e<strong>in</strong>es Demenzkranken<br />

<strong>in</strong>volvierten Personen effektiver zusammen arbeiten und <strong>der</strong> Individualität<br />

Demenzkranker besser gerecht werden. Entsprechend<br />

sollte die von familiär und professionell Pflegenden erlebte Beanspruchung<br />

reduziert, das S<strong>in</strong>nerleben von familiär, professionell<br />

und ehrenamtlich Pflegenden gestärkt und vor allem die Lebensqualität<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong> ambulanten Pflegesystemen versorgten Demenzkranken<br />

verbessert werden. Zur Erfassung <strong>der</strong> Lebensqualität demenzkranker<br />

Menschen wird das Heidelberger Instrument zur<br />

Erfassung <strong>der</strong> Lebensqualität demenzkranker Menschen (HILDE)<br />

e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die Wirksamkeit <strong>der</strong> Interventionen wird<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er BMG-geför<strong>der</strong>ten Studie mit multiplem Kontrollgruppendesign<br />

und vierfacher Messwie<strong>der</strong>holung überprüft. Insgesamt<br />

wurden 110 sogenannte Pflegesysteme rekrutiert. E<strong>in</strong> Pflegesystem<br />

setzt sich zusammen aus e<strong>in</strong>em Demenzkranken, e<strong>in</strong>em pflegenden<br />

Angehörigen, e<strong>in</strong>em Bezugspfleger aus e<strong>in</strong>em ambulanten<br />

Pflegedienst. In 1/3 <strong>der</strong> Fälle ist zudem e<strong>in</strong> ehrenamtlicher Begleiter<br />

<strong>in</strong>volviert. Das Projekt wird bisher von allen Beteiligten sehr gut<br />

angenommen. Erste Ergebnisse werden vorgestellt.<br />

008<br />

Verhaltensauffälligkeiten und mechanische Beschränkung während<br />

stationärer gerontopsychiatrischer Behandlung<br />

Matthias Riepe (Universität Ulm, Psychiatrie II Gerontopsychiatrie,<br />

Günzburg)<br />

U. Harrer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Verhaltensauffälligkeiten, die e<strong>in</strong>e mechanische Beschränkung<br />

des Patienten erfor<strong>der</strong>n, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> häufiges Problem stationärer<br />

gerontopsychiatrischer Behandlung. Bisherige symptomorientierte<br />

Instrumente zur Erfassung von Verhaltensauffälligkeiten,<br />

z. B. das Neuropsychiatrische Inventar (NPI), beschreiben psychopathologische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen ohne dies <strong>in</strong> Beziehung zu setzen<br />

zur Notwendigkeit e<strong>in</strong>er mechanischen Beschränkung. Demgegenüber<br />

erfassen bisherige Skalen zur pflegerischen Beschreibung von<br />

Verhaltensauffälligkeiten nicht die zu Grunde liegenden psychopathologischen<br />

Symptome.<br />

Methode: Im Rahmen <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung wurde e<strong>in</strong>e<br />

neu entwickelte Skala angewandt, die von pflegerischer Seite das<br />

Spontanverhalten des Patienten (3 items), das Verhalten den Mitpatienten<br />

gegenüber (3 items), das Verhalten bei verbaler Kontaktaufnahme<br />

(4-items) und das Verhalten bei pflegerischen Maßnahmen<br />

(4-items) auf e<strong>in</strong>er 5-stufigen Likert-Skala sowie den Umfang <strong>der</strong><br />

mechanischen Beschränkung erfasste. Von ärztlicher Seite wurde<br />

auf e<strong>in</strong>er 5-stufigen Likert-Skala die zwölf Verhaltensdomänen des<br />

NPI (Wahn, Halluz<strong>in</strong>ationen, Agitation, Dysphorie, Angst, Apa-<br />

thie, Irritabilität, Euphorie, Enthemmung, störendes motorisches<br />

Verhalten, (nächtliche Verhaltensstörungen, Appetit und Essstörungen)<br />

und die Bereiche psychomotorische Anspannung, Störung<br />

<strong>der</strong> raum-zeitlichen Orientierung, Gedächtnisstörungen und Kohärenz<br />

des Denkens bewertet.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In e<strong>in</strong>er vorläufigen Auswertung an<br />

23 Patienten zeigte sich e<strong>in</strong>e signifikante Korrelation <strong>der</strong> ärztlicherseits<br />

o<strong>der</strong> pflegerischerseits e<strong>in</strong>geschätzten Verhaltensauffälligkeiten<br />

mit dem Ergebnis des M<strong>in</strong>i-Mental-Status Test (MMSE) bei<br />

Aufnahme (r = 0.50; p < 0.05 bzw. r = 0.55; p < 0.05). Alle Patienten,<br />

die zwischenzeitlich mechanisch beschränkt werden mussten zeigten<br />

deutliche Defizite bei <strong>der</strong> Störung <strong>der</strong> raum-zeitlichen Orientierung,<br />

<strong>der</strong> Kohärenz des Denkens und bei Gedächtnisstörungen.<br />

Wir schlussfolgern, dass Verhaltensauffälligkeiten zuverlässig mit<br />

sowohl e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen pflegerischen Skala (14 items) als auch e<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>fachen ärztlichen Skala (16 items) erfasst werden können<br />

und dass mit nachlassen<strong>der</strong> kognitiver Leistungsfähigkeit die Häufigkeit<br />

von Verhaltensauffälligkeiten und die Notwendigkeit mechanischer<br />

Beschränkungen zunimmt.<br />

009<br />

Polypharmazie und pharmakologische Risikokonstellationen bei<br />

gerontopsychiatrischen Langzeitpatienten<br />

Patrik Stephan (Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik, Königsfelden mediQ, Brugg,<br />

Schweiz)<br />

S. Harenberg, D. Georgescu, R. Grohmann, E. Jaquenoud Sirot<br />

E<strong>in</strong>leitung: Somatische Komorbidität führt bei gerontopsychiatrischen<br />

Langzeitpatienten häufig zu Polypharmazie mit erhöhtem<br />

Risiko von pharmakok<strong>in</strong>etischen und pharmakodynamischen Interaktionen.<br />

Fortgeschrittenes Alter, e<strong>in</strong>geschränkte Nierenfunktion<br />

und organische Hirnschädigungen bilden dabei e<strong>in</strong>en gefährlichen<br />

H<strong>in</strong>tergrund für unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Von<br />

diesen s<strong>in</strong>d Blutungskomplikationen und maligne Herzrhythmusstörungen<br />

seltene, aber potenziell tödlich verlaufende Ereignisse.<br />

Methode: Unter Verwendung von Daten aus dem AMSP-Projekt<br />

(Arzneimittelsicherheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie) erfolgte e<strong>in</strong>e systematische<br />

Analyse <strong>der</strong> Medikation aller Patienten <strong>der</strong> fünf <strong>in</strong>stitutionseigenen<br />

gerontopsychiatrischen Langzeitabteilungen. Mit Hilfe e<strong>in</strong>es<br />

Interaktionsprogrammes (www.mediQ.ch) wurde nach starken Inhibitoren<br />

und Induktoren von Zytochrom-P450-Enzymen gesucht<br />

und die jeweilige Komedikation h<strong>in</strong>sichtlich Interaktionsrisiko beurteilt.<br />

Weiter wurden Patienten unter Therapie mit e<strong>in</strong>em Thrombozytenaggregationshemmer<br />

o<strong>der</strong> Phenprocoumon identifiziert<br />

und <strong>der</strong>en Komedikation auf Pharmaka überprüft, die additiv die<br />

Blutger<strong>in</strong>nung bee<strong>in</strong>trächtigen können. Schliesslich wurde nach<br />

Substanzen und pharmakologischen Konstellationen gesucht, die<br />

das Risiko e<strong>in</strong>er QTc-Zeit-Verlängerung be<strong>in</strong>halten.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Daten von 94 Patienten wurden analysiert.<br />

Das Durchschnittsalter betrug 74.7 Jahre, 51.1 % davon waren<br />

weiblichen Geschlechts. 45 Patienten (47.9 %) hatten als Hauptdiagnose<br />

e<strong>in</strong>e dementielle Erkrankung, 39 (31.9 %) e<strong>in</strong>e Schizophrenie,<br />

15 (16 %) litten unter <strong>der</strong> Komorbidität e<strong>in</strong>er Epilepsie.<br />

Durchschnittlich wurde e<strong>in</strong> Patient mit 7.2 Pharmaka behandelt,<br />

psychotrope Substanzen wurden durchschnittlich 3.1 gegeben. In<br />

3 Fällen konnten starke CYP-Inhibitoren (2x Fluvoxam<strong>in</strong>, 1x Clopidrogrel)<br />

identifiziert werden, starke CYP-Induktoren fanden sich<br />

bei 6 Patienten (4x Phenyto<strong>in</strong>, 1x Phenobarbital, 1x Carbamazep<strong>in</strong>).<br />

34 <strong>der</strong> 94 Patienten (36.2 %) standen unter Therapie mit e<strong>in</strong>em<br />

Thrombozytenaggregationshemmer o<strong>der</strong> Phenprocoumon.<br />

Davon erhielten 16 Patienten (47.1 %) zusätzlich e<strong>in</strong> Antidepressivum<br />

mit hemmendem Effekt auf die Seroton<strong>in</strong>wie<strong>der</strong>aufnahme,<br />

jedoch ke<strong>in</strong>er e<strong>in</strong> nichtsteroidales Antirheumatikum. Von diesen<br />

16 Patienten, wovon 9 unter e<strong>in</strong>er Demenz litten, wurden 3 (18.8 %)<br />

mit e<strong>in</strong>em Protonenpumpen<strong>in</strong>hibitor behandelt. 49 <strong>der</strong> 94 Patienten<br />

(52.1 %) wurden mit m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Substanz therapiert, die<br />

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