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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />

003<br />

Hirnstrukturelle Auffälligkeiten bei erwachsenen Patienten mit<br />

Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung<br />

Andreas Konrad (Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

D. El Masri, M. Bayerl, G. Vucurevic, P. Stoeter, G. W<strong>in</strong>terer, T. F.<br />

Dielentheis<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die meisten strukturellen Bildgebungsstudien bei Patienten<br />

mit Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS)<br />

wurden mittels Magnetresonanztomographie (MRT) bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen durchgeführt. Dabei zeigten sich strukturelle Auffälligkeiten<br />

vorwiegend als Volumenm<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen im präfrontalen<br />

Kortex, den Basalganglien und im Zerebellum. Ziel <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Studie ist es, regionale morphologische Auffälligkeiten bei erwachsenen<br />

Patienten mit ADHS zu untersuchen.<br />

Methode: Wir untersuchten N = 37 Patienten (21 Männer, mittleres<br />

Alter 32 J.) mit ADHS und N = 39 gesunde Probanden. Es wurde<br />

e<strong>in</strong> detailliertes kl<strong>in</strong>isches Interview und neuropsychologische<br />

Untersuchungen durchgeführt. Die Aufmerksamkeitsleistung wurde<br />

anhand des ADHS-scores im TOVA (Test of Variables of Attention)<br />

bestimmt. T1-gewichtete Sequenzen für die hochauflösende<br />

strukturelle MRT wurden an e<strong>in</strong>em 1,5 T Kernsp<strong>in</strong>tomographen<br />

akquiriert. Voxelbasierte Morphometrie (VBM) wurde mit SPM8<br />

(statistical parametric mapp<strong>in</strong>g) Software nach e<strong>in</strong>em standardisierten<br />

Protokoll durchgeführt. Die MRT Datensätze wurden normalisiert,<br />

es erfolgte die Segmentierung <strong>in</strong> graue und weiße Substanz<br />

sowie die Glättung mit e<strong>in</strong>em 6 mm isotropen Filter. Danach wurde<br />

e<strong>in</strong> voxel-weiser Gruppenvergleich anhand zweiseitiger t-Tests<br />

durchgeführt. Zudem wurde <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Patientengruppe die<br />

voxel-weise Korrelation mit dem ADHS-score berechnet. Als Signifikanzschwelle<br />

wurde P < 0.001 (unkorrigiert) gewählt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> VBM zeigten sich regionale Volumenm<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen<br />

bei den ADHS Patienten <strong>in</strong> <strong>der</strong> grauen Substanz<br />

vorwiegend im rechten Putamen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Broca Region.<br />

Signifikante Korrelationen mit <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsleistung bei<br />

den ADHS-Patienten ergaben sich <strong>in</strong> zwei kle<strong>in</strong>en Arealen beidseits<br />

im präfrontalen Kortex. Unsere Ergebnisse bestätigen somit<br />

vor allem die Bedeutung frontostriataler Regionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathophysiologie<br />

bei ADHD.<br />

004<br />

E<strong>in</strong> systematischer Fach<strong>in</strong>formationsvergleich h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

Kontra<strong>in</strong>dikationen bei Medikamenten, die <strong>in</strong> Deutschland zur<br />

Behandlung <strong>der</strong> ADHS zugelassen s<strong>in</strong>d<br />

Christoph Bartel (Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg)<br />

B. Ulzhöfer, P. Wehmeier<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung<br />

(ADHS) betrifft 4 – 8 % aller K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen. Psychopharmaka<br />

s<strong>in</strong>d häufig Teil <strong>der</strong> multimodalen Behandlung. Die<br />

Fach<strong>in</strong>formation (FI) gibt Auskunft über die richtige Anwendung<br />

des jeweiligen Medikaments. Sie ist e<strong>in</strong> von den Zulassungsbehörden<br />

(z. B. BfArM, EMEA) vorgeschriebenes Dokument, dessen<br />

Inhalt auf den verfügbaren wissenschaftlichen Daten beruht und<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage neuer Erkenntnisse laufend aktualisiert wird.<br />

Die Verträglichkeit von Medikamenten, die für die Behandlung<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen zugelassen s<strong>in</strong>d, ist von entscheiden<strong>der</strong><br />

Bedeutung. Im Abschnitt „Kontra<strong>in</strong>dikationen“ <strong>der</strong> FI steht,<br />

wann e<strong>in</strong> Medikament nicht angewendet werden soll.<br />

Methode: Alle von den Behörden (EMEA o<strong>der</strong> BfArM) zur Behandlung<br />

<strong>der</strong> ADHS <strong>in</strong> Deutschland zugelassenen Medikamente<br />

(Methylphenidat und Atomoxet<strong>in</strong>) wurden h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> <strong>in</strong> den<br />

jeweiligen Fach<strong>in</strong>formationen aufgeführten Kontra<strong>in</strong>dikationen<br />

systematisch untersucht. Die Kontra<strong>in</strong>dikationen wurden nach<br />

Körperfunktion klassifiziert (allgeme<strong>in</strong>, psychiatrisch, kardiovaskulär,<br />

Leberfunktion, Anfälle) und die verschiedenen Präparate<br />

228<br />

und Darreichungsformen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verglichen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Vier Methylphenidat-Präparate (Rital<strong>in</strong>®,<br />

Concerta®, Equasym®, Medik<strong>in</strong>et®) und e<strong>in</strong> Atomoxet<strong>in</strong>-Präparat<br />

(Strattera®) wurden identifiziert. Es bestanden Unterschiede h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Kontra<strong>in</strong>dikationen sowohl zwischen Methylphenidat<br />

und Atomoxet<strong>in</strong> als auch zwischen den verschiedenen Methylphenidat-Präparaten.<br />

Die e<strong>in</strong>zige Substanzgruppe, die für alle Präparate<br />

e<strong>in</strong>e Kontra<strong>in</strong>dikation darstellte, waren die MAO-Hemmer. Das<br />

e<strong>in</strong>zige Krankheitsbild, das für alle Präparate e<strong>in</strong>e Kontra<strong>in</strong>dikation<br />

darstellte, war das Glaukom. Alle Methylphenidat-Präparate<br />

waren bei Patienten mit deutlicher Angst / Anspannung, schwerer<br />

Depression, motorischen Tics, Suizidalität und Substanzmissbrauch<br />

kontra<strong>in</strong>diziert. Atomoxet<strong>in</strong> war das e<strong>in</strong>zige Präparat ohne<br />

psychiatrische und ohne kardiovaskuläre Kontra<strong>in</strong>dikation. Abschließend<br />

zeigte <strong>der</strong> Vergleich <strong>der</strong> Fach<strong>in</strong>formationen Unterschiede<br />

sowohl zwischen den Methylphenidat-Präparaten als auch zwischen<br />

Methylphenidat und Atomoxet<strong>in</strong>. Daher kann <strong>der</strong> Abschnitt<br />

„Kontra<strong>in</strong>dikationen” <strong>der</strong> jeweiligen Fach<strong>in</strong>formation e<strong>in</strong> wertvolles<br />

Hilfsmittel bei <strong>der</strong> Abwägung <strong>der</strong> Nutzen-Risiko-Relation<br />

<strong>der</strong> verschiedenen ADHS-Medikamente se<strong>in</strong>, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei Patienten<br />

mit spezifischen Risikofaktoren.<br />

005<br />

Methylphenidat-Behandlung erwachsener ADHS-Patienten mit<br />

Cannabis-Abhängigkeit<br />

Vanessa Prox-Vagedes (Med. Hochschule Hannover, Psychiatrie)<br />

M. Roy, W. Dillo, M. D. Ohlmeier<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung<br />

(ADHS) ist e<strong>in</strong>e immer häufiger auch im Erwachsenenalter diagnostizierte<br />

Erkrankung, welche die Patienten durch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>geschränkte<br />

Konzentrationsfähigkeit, e<strong>in</strong>en Mangel an Impulskontrolle<br />

und e<strong>in</strong>e Hyperaktivität <strong>in</strong> ihrer Lebensführung bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />

Cannabis ist e<strong>in</strong> verbreitetes, illegales Konsummittel, das bei vielen<br />

Konsumenten zu e<strong>in</strong>er euphorisierenden Wirkung mit Auftreten<br />

e<strong>in</strong>er Denkzerfahrenheit führt. Im Gegensatz dazu, beschreiben<br />

ADHS-Patienten nach Cannabisgebrauch oft e<strong>in</strong>e paradoxe Wirkung<br />

mit besserer Konzentrationsfähigkeit und <strong>der</strong> Möglichkeit zu<br />

entspannen. Methylphenidat ist als Amphetam<strong>in</strong><strong>der</strong>ivat im Rahmen<br />

des „Off-Label-Use“ e<strong>in</strong>e wirksame Möglichkeit <strong>der</strong> Behandlung<br />

von ADHS-Patienten, e<strong>in</strong> schädlicher Gebrauch von Drogen,<br />

beziehungsweise Drogenabhängigkeit gilt jedoch als Kontra<strong>in</strong>dikation.<br />

Methode: Wir diagnostizierten bei vier Patienten mit Cannabis-<br />

Abhängigkeit nach DSM-IV Kriterien e<strong>in</strong>e ADHS. Alle Patienten<br />

berichteten nach Cannabiskonsum von e<strong>in</strong>er deutlichen Reduktion<br />

ADHS-spezifischer Symptome. Nach abgeschlossener Diagnostik<br />

behandelten wir die Patienten unter stationären Bed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong><br />

aufsteigen<strong>der</strong> Dosierung mit Methylphenidat (Tagesgesamtdosis<br />

30 – 60 mg / die).<br />

Diskussion / Ergebnisse: Unter Behandlung mit Methylphenidat<br />

gaben alle vier Patienten e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> Konzentrationsfähigkeit<br />

sowie e<strong>in</strong>e Abnahme <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Unruhe an. Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Fremdbeurteilung wirkten die Patienten psychomotorisch deutlich<br />

ruhiger und im Gespräch konzentrierter. Im weiteren Behandlungsverlauf<br />

konnten die Patienten auf den Konsum von Cannabis<br />

verzichten. Für die beschriebenen Patienten erwies sich die Medikation<br />

mit Methylphenidat trotz <strong>der</strong> Anwendungsbeschränkung als<br />

günstig – sie führte zu e<strong>in</strong>er Beendigung des Cannabiskonsums.<br />

Cannabis wirkt im menschlichen Körper über die Cannab<strong>in</strong>oid-<br />

Rezeptoren. Ergebnisse aktueller Studien weisen darauf h<strong>in</strong>, dass<br />

– neben dem dopam<strong>in</strong>ergen-, noradrenergen- und glutamatergen-<br />

Neurotransmittersystem – ätiopathogenetisch auch das Canna -<br />

b<strong>in</strong>oid-System an impulsivem Verhalten beteiligt ist. Dies könnte<br />

die „Selbstmedikations-Hypothese“ bei erwachsenen ADHS-<br />

Pa tienten unterstützen und darauf h<strong>in</strong>weisen, dass Methylphenidat

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