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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />

e<strong>in</strong> halbes Jahr primär geöffnet wurde (75.6 % <strong>der</strong> Tage von 6:00 –<br />

22:00). In <strong>der</strong> gesamten Zeitperiode wurden 337 Patienten davon<br />

206 Männer (Alter: 39 ± 15 Jahre) behandelt. 60.2 % <strong>der</strong> Patienten<br />

wurden aufgrund e<strong>in</strong>er Schizophrenie, 13.6 % mit affektiven <strong>Erkrankungen</strong>,<br />

11.6 % mit Suchterkrankungen und 14.5 % mit an<strong>der</strong>en<br />

Diagnosen behandelt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Bezüglich Alter (df=1, Chi=55.41, p=0.979),<br />

Geschlecht (df=1, Chi=1.56, p=0.128), Diagnosen (df=1, Chi=82,<br />

p=0.382) und Liegedauer (ca. 18 Tage) (df=1, Chi=83.36, p=0.928)<br />

zeigte sich ke<strong>in</strong> signifikanter Unterschied zwischen den beiden<br />

Zeit<strong>in</strong>tervallen. E<strong>in</strong> signifikant höherer Anteil <strong>der</strong> Patienten brach<br />

die Behandlung im Zeitraum <strong>der</strong> geschlossenen Türe ab (häufig im<br />

ersten genehmigten Ausgang) (df=1, Chi=5.9, p=0.011) und die<br />

Dauer bis zur erneuten E<strong>in</strong>weisung war <strong>in</strong> <strong>der</strong> geschlossenen Periode<br />

erniedrigt (df=1, Chi=24.86, p=0.026). Wir hypothetisieren,<br />

dass geschlossene Türen <strong>in</strong> psychiatrischen Kl<strong>in</strong>iken zu e<strong>in</strong>em erhöhten<br />

Risiko von Behandlungsabbrüchen führen könnten. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus sche<strong>in</strong>t die <strong>der</strong> Akutbehandlung folgende Compliance<br />

bei offenen Türen erhöht zu se<strong>in</strong>. Es soll diskutiert werden, wie<br />

über e<strong>in</strong>e mögliche Vernetzung e<strong>in</strong>e umfangreichere methodisch<br />

möglichst e<strong>in</strong>wandfreie Untersuchung zur Sicherheit offener Türen<br />

gel<strong>in</strong>gen könnte.<br />

002<br />

Psychiatrie mit offenen Türen<br />

Ingrid Munk (Vivantes Kl<strong>in</strong>ikum Neukölln, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie,<br />

Berl<strong>in</strong>)<br />

Psychiatrie mit offenen Türen Der Beitrag stellt vor, wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Kl<strong>in</strong>ik mit Versorgungsverpflichtung die Stationstüren offen / respektive<br />

kurzzeitig fakultativ geschlossen geführt werden können.<br />

Der Beitrag stellt den Stand <strong>der</strong> empirischen Forschung vor und<br />

bündelt gleichzeitig die <strong>in</strong> verschiedenen Kl<strong>in</strong>iken gesammelten<br />

praktischen Erfahrungen. Er legt verschiedene Strategien dar, die<br />

sich als geeignet erwiesen haben, e<strong>in</strong>e nachhaltige Öffnung <strong>der</strong> Stationstüren<br />

zu gewährleisten. Dies be<strong>in</strong>haltet: Beson<strong>der</strong>e Qualifizierungsmaßnahmen<br />

für Mitarbeiter, <strong>der</strong> Verzicht auf die (e<strong>in</strong>e)<br />

geschlossene Akutstation bei <strong>der</strong> stationären Behandlung; Heterogenitätspr<strong>in</strong>zip,<br />

d. h. Patienten unterschiedlicher Akuität und Diagnose<br />

werden auf e<strong>in</strong>er Station behandelt. Beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />

haben auch strukturell bauliche Voraussetzungen sowie die Haltung<br />

<strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ikleitung. Insbeson<strong>der</strong>e werden Maßnahmen dargestellt,<br />

die gewährleisten können, dass richterlich untergebrachte<br />

Patienten durch E<strong>in</strong>satz an<strong>der</strong>er Mittel als e<strong>in</strong>er geschlossenen Tür<br />

am Verlassen <strong>der</strong> Station geh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden. E<strong>in</strong> nicht zu vernachlässigen<strong>der</strong><br />

Faktor <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung von Transparenz und Mitarbeitermotivation<br />

bildet e<strong>in</strong>e übersichtliche, wenig aufwändige<br />

Dokumentation mit zeitnaher Auswertung und Rückmeldung an<br />

die Stationsteams. Die Stationstüren offen zu halten, wird als permanente<br />

Aufgabe von Leitung und multiprofessionellen Stationsteams<br />

begriffen.<br />

003<br />

Nehmen <strong>in</strong> Deutschland die Zwangse<strong>in</strong>weisungen zu?<br />

Pia Wackerbeck (St. Marien-Hospital Hamm, Kl<strong>in</strong>ik <strong>der</strong> Universität<br />

Witten Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten Jahren wurde <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e Zunahme<br />

<strong>der</strong> Zwangse<strong>in</strong>weisungen beschrieben. Dies könnte sowohl<br />

auf e<strong>in</strong>e Zunahme des kustodialen Charakters <strong>der</strong> Psychiatrie mit<br />

erhöhter Behandlung auf „geschlossenen“ Stationen h<strong>in</strong>weisen, wie<br />

auch auf zunehmenden Ersatz personell aufwendiger Interaktionen<br />

mit Patienten durch räumliche Restriktion. Das häufige Fehlen <strong>in</strong>tegrierter<br />

Versorgung <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit e<strong>in</strong>er „geschlossenen“<br />

Psychiatrie, die wenig Anreize zum freiwilligen Verbleib bietet,<br />

könnte zu verr<strong>in</strong>gerter Adhärenz <strong>der</strong> Patienten und damit im S<strong>in</strong>ne<br />

e<strong>in</strong>es Teufelskreises wie<strong>der</strong>holten Zwangse<strong>in</strong>weisungen führen.<br />

Zudem könnte e<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te Gesetzgebung für e<strong>in</strong>en Anstieg <strong>der</strong><br />

Zwangse<strong>in</strong>weisungen verantwortlich se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e weitere Erklärung<br />

könnte e<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te Aufnahmepolitik darstellen, <strong>in</strong>dem sich die<br />

Zunahme von Zwangse<strong>in</strong>weisungen durch e<strong>in</strong>en Anstieg <strong>der</strong> Fallzahlen<br />

bei verkürzten Liegezeiten erklären lässt.<br />

Methode: Die Entwicklung <strong>der</strong> Zwangsunterbr<strong>in</strong>gungen wird durch<br />

e<strong>in</strong>e systematische Analyse durchgeführter Studien und veröffentlichter<br />

Daten <strong>der</strong> letzten Jahre <strong>in</strong> Deutschland erörtert. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />

Hamm durchgeführte Studie wird präsentiert als Beispiel für e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>terne Qualitätssicherung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er offen geführten Psychiatrie.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong>e Studie belegt, dass <strong>der</strong> Anstieg an<br />

Zwangse<strong>in</strong>weisungen im Rahmen e<strong>in</strong>es allgeme<strong>in</strong>en Anstieges an<br />

Aufnahmen geschieht. Somit s<strong>in</strong>d die Zwangse<strong>in</strong>weisungen durch<br />

e<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te Aufnahmepolitik bei verkürzten Liegezeiten zu erklären.<br />

Unsere Studie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gänzlich offen geführten Kl<strong>in</strong>ik mit<br />

Pflichtversorgung zeigt, dass die Quote <strong>der</strong> zwangsuntergebrachten<br />

Patienten unter dem nationalen Durchschnitt liegt. Hier wird deutlich,<br />

dass das Schließen <strong>der</strong> Türen zu vermeiden und die Zahl <strong>der</strong><br />

Unterbr<strong>in</strong>gungen zu reduzieren s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Dokumentation <strong>der</strong><br />

Zwangsunterbr<strong>in</strong>gungen und Zwangsmaßnahmen mit jährlicher<br />

Berechnung <strong>der</strong> Quote sollte Bestandteil des Qualitätsmanagement<br />

je<strong>der</strong> psychiatrischen Kl<strong>in</strong>ik se<strong>in</strong>. Dies bietet die Grundlage für<br />

e<strong>in</strong>e präzise Datenanalyse auf nationaler Ebene mit dem Ziel <strong>der</strong><br />

externen Qualitätssicherung und <strong>der</strong> Transparenz über den Umgang<br />

mit Zwang im stationären Alltag.<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Prag<br />

S-058 Symposium<br />

Behandlungsleitl<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion<br />

Vorsitz: T. Ste<strong>in</strong>ert (Ravensburg-Weissenau), M. L<strong>in</strong>den (Teltow)<br />

001<br />

Optimierung <strong>der</strong> Behandlungsqualität durch Leitl<strong>in</strong>ienimplementierung<br />

Birgit Janssen (He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e Universität, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Düsseldorf)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Innerhalb <strong>der</strong> Gesamtheit psychiatrischer <strong>Erkrankungen</strong><br />

kommt den schizophrenen Störungen e<strong>in</strong>e wesentliche Bedeutung<br />

zu. Schizophrenie gilt als die teuerste psychische Erkrankung<br />

überhaupt. Die Versorgung von Patienten mit schizophrenen <strong>Erkrankungen</strong><br />

spielt <strong>in</strong> allen Versorgungssektoren (stationär, ambulant,<br />

komplementär) e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle . Bereits 1998 wurden<br />

von <strong>der</strong> <strong>DGPPN</strong> Leitl<strong>in</strong>ien für die Behandlung schizophren erkrankter<br />

Patienten publiziert, die 2006 zu e<strong>in</strong>er S3-Leitl<strong>in</strong>ie überarbeitet<br />

wurden. Hier ergibt sich die Möglichkeit <strong>der</strong> systematischen<br />

Implementierung e<strong>in</strong>es leitl<strong>in</strong>iengestützten, fallbezogenen Qualitätsmanagements<br />

für die Schizophreniebehandlung.<br />

Methode: Es werden unterschiedliche Projekte <strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ienimplementierung<br />

vorgestellt: 1. In Vergleichsstudien wurde <strong>in</strong> Kooperation<br />

mit mehreren Praxisnetzen festgestellt, dass e<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>em<br />

PC –gestützten <strong>in</strong>teraktiven- Schizophrenie-Modul basierendes<br />

Qualitätsmanagement die Leitl<strong>in</strong>ienkonformität <strong>der</strong> Behandlung<br />

und damit die Ergebnisqualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> ambulanten Schizophreniebehandlung<br />

verbessern kann. Darüber h<strong>in</strong>aus wird die dadurch<br />

unterstütze Durchführung von Modellen zur „Integrativen Versorgung“<br />

und <strong>der</strong>en Leitl<strong>in</strong>ienkonformität, so wie <strong>der</strong>en erste Umsetzung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kommunalen Verbundstruktur dar gestellt. 2. Untersuchungen<br />

zur Optimierung <strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ienkonformität <strong>der</strong><br />

stationären Schizophrenie-behandlung werden, unter beson<strong>der</strong>er<br />

Berücksichtigung e<strong>in</strong>zelner Qualitäts<strong>in</strong>dikatoren, anhand mehre-<br />

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