Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 10 G Gerontopsychiatrie // Gerontopsychiatry<br />
Die Risiken s<strong>in</strong>d dosisabhängig und treten vor allem zu Beg<strong>in</strong>n<br />
<strong>der</strong> Behandlung auf. Neue („atypische“) Antipsychotika s<strong>in</strong>d nicht<br />
pr<strong>in</strong>zipiell unbedenklicher als ältere. Empfehlungen zur Anwendung<br />
be<strong>in</strong>halten <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e: • Klare, enge Indikation • Def<strong>in</strong>ition<br />
und fortlaufende Erfassung <strong>der</strong> Zielsymptomatik • Individuelle<br />
Auswahl des Medikaments • Vorsichtige Dosierung • Absetzversuche<br />
• Kontrolluntersuchungen.<br />
002<br />
Nutzen von Antipsychotika bei herausfor<strong>der</strong>ndem Verhalten /<br />
nichtkognitiven Störungen bei Demenz<br />
Manfred Koller (Asklepios Fachkl<strong>in</strong>ikum, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />
Gött<strong>in</strong>gen)<br />
E<strong>in</strong>leitung: Herausfor<strong>der</strong>ndes Verhalten ist die häufigste Indikation<br />
für den E<strong>in</strong>satz von Antipsychotika bei Demenzkranken. Sie<br />
sollen den Stress bei den Patienten, aber auch bei Betreuungspersonen<br />
verm<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Nach präziser Diagnosestellung müssen die nichtpharmakologischen<br />
Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft se<strong>in</strong>.<br />
Im Wesentlichen werden Antidementiva, Antidepressiva, Antikonvulsiva,<br />
Benzodiazep<strong>in</strong>en und Antipsychotika verhaltensmodifi<br />
zierende Effekte zugeschrieben. Wann und bei wem s<strong>in</strong>d diese<br />
Substanzen <strong>in</strong>diziert? Viele Psychopharmaka werden bei älteren<br />
Menschen mit Demenz im Rahmen e<strong>in</strong>es „off label use“ e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Das verlangt e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s sorgfältige Begründung für <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>satz<br />
und die Aufklärung <strong>der</strong> Betroffenen über den E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong><br />
Medikamente im Rahmen e<strong>in</strong>es Heilversuchs. Die Risiken von<br />
Neuroleptika <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> H<strong>in</strong>sicht auf vaskuläre und kardiale<br />
Komplikationen e<strong>in</strong>schließlich Erhöhung <strong>der</strong> Mortalitätsrate verlangen<br />
e<strong>in</strong>e genaue Abwägung des Nutzens <strong>der</strong> Medikation gegen<br />
ihre Risiken. Hier bef<strong>in</strong>den wir uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em therapeutischen Dilemma<br />
(Lavretsky 2008). Bei Demenzkranken existiert <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />
ke<strong>in</strong>e Dauer<strong>in</strong>dikation für e<strong>in</strong>e Neuroleptikatherapie. „Start low –<br />
go slow“ empfiehlt sich beim E<strong>in</strong>satz von Neuroleptika, die Gabe<br />
soll so kurzzeitig wie möglich erfolgen. Absetzversuche s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>diziert<br />
(vgl. Stoppe / Staedt 1999) (Absetzvisiten im Heim).Während<br />
e<strong>in</strong>ige Studien ke<strong>in</strong>en Beweis für die Überlegenheit konventionelle<br />
Antipsychotika gegenüber Placebo fanden, zeigten sich H<strong>in</strong>weise<br />
für e<strong>in</strong>e Abnahme von aggressivem Verhalten <strong>in</strong> über fünf RCT.<br />
RCTs, die den E<strong>in</strong>satz von Antipsychotika bei Psychosen o<strong>der</strong> Agitation<br />
assoziiert mit e<strong>in</strong>er Demenz überprüften, weisen auf e<strong>in</strong>en<br />
mäßigen Effekt bzgl. <strong>der</strong> Symptomreduktion gegenüber Placebo<br />
h<strong>in</strong>, auch wenn e<strong>in</strong>zelne Untersuchungen negative Resultate zeigten<br />
(Jeste 2008). Die Catie-Studie (Sultzer 2008) bei Outpatients<br />
mit Alzheimer-Erkrankung <strong>in</strong> üblichen Betreuungssituationen<br />
zeigte ebenfalls, dass sich e<strong>in</strong>ige kl<strong>in</strong>ische Symptome wie z. B. Ärger,<br />
Aggression und Wahnvorstellungen unter <strong>der</strong> Therapie besserten,<br />
ohne allerd<strong>in</strong>gs die Pflegebedürftigkeit o<strong>der</strong> die Lebensqualität<br />
zu verbessern. Bereits werden die Kosten neuroleptischer Behandlung<br />
mit e<strong>in</strong>er Placebobehandlung verglichen (S<strong>in</strong>k 2005, Rosenheck<br />
2007). Für die FTD existieren ke<strong>in</strong>e überzeugenden Wirksamkeitsbelege<br />
(Kessler et al. 2007).<br />
Methode: Literaturübersicht<br />
Diskussion / Ergebnisse: Der E<strong>in</strong>satz von Antiosychotika bei herausfor<strong>der</strong>ndem<br />
Verhalten dementer Patienten muss wirkungs- nebenwirkungsgeleitet<br />
sorgfältig <strong>in</strong>diziert und überwacht werden.<br />
003<br />
Antipsychotikaverordnung im Altenheim<br />
J. Burmester (Kiel)<br />
Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Stockholm 1<br />
BS-006 Symposium<br />
Schnittstellen Gerontopsychiatrie – Geriatrie<br />
(<strong>in</strong> Kooperation mir <strong>der</strong> DGGPP)<br />
Vorsitz: C. Wächtler (Hamburg), C. Sieber (Nürnberg)<br />
001<br />
Kooperation von Geriatrie, Gerontopsychiatrie und Neurologie<br />
am Zentrum für Altersmediz<strong>in</strong> Nürnberg<br />
Cornel Sieber (Kl<strong>in</strong>ikum Nürnberg, II. Med. Kl<strong>in</strong>ik)<br />
Der betagte Patient zeichnet sich durch e<strong>in</strong>e praktisch stets vorhandene<br />
Multimorbidität mit paralleler Multimedikation aus. Die<br />
grundlegenden meist chronischen <strong>Erkrankungen</strong> – e<strong>in</strong>e Demenz<br />
z. B. kommt „selten alle<strong>in</strong>“ – werden durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terkurrente akute<br />
Erkrankung aggraviert, was meist <strong>der</strong> Grund zur Hospitalisation<br />
im Akutkrankenhaus wie dem Kl<strong>in</strong>ikum Nürnberg ist. Die breite<br />
Facette <strong>der</strong> <strong>Erkrankungen</strong> impliziert e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Diagnostik-<br />
und Therapiebedarf. Das Zentrum für Altersmediz<strong>in</strong> (ZfA,<br />
seit 2003) bündelt die strukturell häufig erfor<strong>der</strong>liche Zusammenarbeit<br />
zwischen Geriatrie, Neurologe und (Geronto)psychiatrie.<br />
Nebst <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Besprechungen, fest etabliertem Konsiliardienst<br />
und kurzen Wegen erlaubt e<strong>in</strong>e solche Struktur auch e<strong>in</strong><br />
rascher und effizienten Ressourcen-E<strong>in</strong>satz, wobei e<strong>in</strong> solches Zentrum<br />
auch den Vorteil bietet, dass die verschiedenen Fachlichkeiten<br />
koord<strong>in</strong>iert ihre Dienstleistungen zum Patienten und se<strong>in</strong>em Betreuungsteam<br />
h<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen können, <strong>der</strong> Patient selbst aber – da ja<br />
meist „frail“ – nicht umhergereicht werden muss. Weiter können<br />
aus dem Zentrum heraus auch die vielen Konsiliarfunktionen auf<br />
an<strong>der</strong>en Abteilungen (z. B. Unfallchirurgie, Dermatologie) koord<strong>in</strong>iert<br />
werden. Zu guter Letzt hat das ZfA auch e<strong>in</strong>e wichtige Mittlerfunktion<br />
zu an<strong>der</strong>en Betreuungsstellen für betagte Menschen<br />
jenseits <strong>der</strong> Krankenhausmauern („case-management“). Im Vortrag<br />
sollen die Vorteile aber auch mögliche Hemmnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umsetzung<br />
<strong>der</strong> Ziele des ZfA dargelegt werden.<br />
002<br />
Kooperation von Gerontopsychiatrie und Geriatrie – 9 Jahre Erfahrungen<br />
mit dem „Zentrum für Ältere“<br />
Claus Wächtler (Asklepios Kl<strong>in</strong>ik Nord, Ochsenzoll, Hamburg)<br />
E<strong>in</strong>leitung: Langes Leben geht mit dem Risiko e<strong>in</strong>er psychischen<br />
Erkrankung e<strong>in</strong>her. Depression und Demenz s<strong>in</strong>d die häufigsten<br />
psychischen Störungen im Alter. Psychisch kranke Ältere leiden<br />
häufig auch an e<strong>in</strong>er körperlichen Erkrankung. Multimorbide ältere<br />
Patienten werden immer häufiger im Krankenhaus angetroffen<br />
und stellen meist e<strong>in</strong> Problem dar.<br />
Methode: Geriatrie und Gerontopsychiatrie sollten bei <strong>der</strong> Versorgung<br />
depressiver und demenzkranker älterer Patienten, die zugleich<br />
manifest körperlich krank s<strong>in</strong>d, noch enger zusammenarbeiten.<br />
Vorbild war das „Department of Health Care of the El<strong>der</strong>ly“,<br />
Nott<strong>in</strong>gham. Im Jahre 2000 wurde das „Zentrum für Ältere“ an e<strong>in</strong>em<br />
kommunalen Krankenhaus <strong>der</strong> Schwerpunktversorgung <strong>in</strong><br />
Hamburg gegründet. Zum „Zentrum für Ältere“ gehören die Abteilungen<br />
für Gerontopsychiatrie und Geriatrie. Unter e<strong>in</strong>em Dach<br />
kooperieren zwei eigenständige Abteilungen, mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />
Station und e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är geführten Memory-<br />
Cl<strong>in</strong>ic. Am Beispiel e<strong>in</strong>es demenzkranken Patienten mit Oberschenkelhalsfraktur<br />
und Zustand nach Operation wird aufgezeigt,<br />
dass geriatrisch-rehabilitative und akute gerontopsychiatrische Behandlung<br />
durch e<strong>in</strong> gemischtes Team auf <strong>der</strong>selben Station erfolgen.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die Ziele, die Behandlung im Krankenhaus<br />
den Bedürfnissen psychisch und körperlich kranker älterer<br />
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