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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 6 G Essstörungen, Schlafstörungen und an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Kategorie F5 // Eat<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s, sleep disor<strong>der</strong>s and others of category F5<br />

Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal 9<br />

S-077 Symposium<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> Schlafmediz<strong>in</strong> für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

(Referat Schlaf)<br />

Vorsitz: D. Riemann (Freiburg), T. Pollmächer (Ingolstadt)<br />

001<br />

Ko-Morbide Insomnie – Fiktion o<strong>der</strong> Fakt?<br />

Christoph Lauer (Kl<strong>in</strong>ikum Ingolstadt, Zentrum für psych. Gesundheit)<br />

Zirka 90 % <strong>der</strong> an e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>isch relevanten depressiven Störung<br />

leidenden Patienten klagen über Störungen des Nachtschlafes, z. B.<br />

e<strong>in</strong>e verlängerte E<strong>in</strong>schlafzeit, häufige <strong>in</strong>termittierende Wachphasen<br />

mit e<strong>in</strong>er prolongierten Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>schlafdauer und / o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

morgendliches Früherwachen. Daher gilt das Bestehen e<strong>in</strong>er Insomnie<br />

als e<strong>in</strong> Kernsymptom <strong>der</strong> Depression und hat als solches<br />

E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> fast alle <strong>der</strong>zeit gültigen diagnostischen Klassifikationssysteme<br />

gefunden. Da depressive Patienten Schlafstörungen oftmals<br />

als das erste subjektiv erlebte Symptom beschreiben, gelten<br />

diese zudem als e<strong>in</strong> „Prodromal“-Symptom, als e<strong>in</strong> Warnzeichen<br />

für die Erstmanifestation, aber auch für e<strong>in</strong> erneutes Rezidiv <strong>der</strong><br />

Erkrankung. Bislang wird die Insomnie lediglich als e<strong>in</strong> Symptom<br />

<strong>der</strong> Depression angesehen, gilt somit als e<strong>in</strong> sekundäres Phänomen<br />

(„sekundäre Insomnie“), das möglicherweise e<strong>in</strong>er Mit-Behandlung<br />

bedarf. Vice versa ist bei Personen, welche über viele Jahre, ja<br />

Jahrzehnte lang an e<strong>in</strong>er chronischen Insomnie leiden, e<strong>in</strong> erhöhtes<br />

Lebenszeit-Risiko für die Manifestation e<strong>in</strong>er depressiven Störung<br />

nachgewiesen. E<strong>in</strong>e Insomnie könnte somit durchaus auch als e<strong>in</strong><br />

unabhängiger und eigenständiger Risikofaktor für solch e<strong>in</strong>e Erstmanifestation<br />

angesehen werden und daher nicht als e<strong>in</strong> sekundäres<br />

Phänomen, son<strong>der</strong>n als e<strong>in</strong>e Ko-Morbidität verstanden werden,<br />

welche e<strong>in</strong>er spezifischen Behandlung bedarf. Im Rahmen des Referates<br />

werden erste Studien vorgestellt, welche die Sichtweise <strong>der</strong><br />

Insomnie als Ko-Morbidität (nicht nur) bei depressiven Störungen<br />

stützen.<br />

002<br />

Insomnie und Depression<br />

Dieter Riemann (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Depressive <strong>Erkrankungen</strong> gehen fast immer mit e<strong>in</strong>er<br />

Störung des Schlafs e<strong>in</strong>her. Dabei handelt es sich um Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

<strong>der</strong> Schlafkont<strong>in</strong>uität (verzögertes E<strong>in</strong>schlafen, Durchschlafprobleme,<br />

frühmorgendliches Erwachen), reduzierte Tiefschlafanteile<br />

und e<strong>in</strong>e Des<strong>in</strong>hibition des REM-Schlafs zu Beg<strong>in</strong>n<br />

<strong>der</strong> Nacht. Darunter versteht man e<strong>in</strong>e verkürzte REM-Latenz (verfrühtes<br />

Auftreten von REM-Schlaf) und e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> Augenbewegungsdichte<br />

(= REM-Dichte) im REM-Schlaf. Traditionell<br />

wurden dabei die Schlafverän<strong>der</strong>ungen als Symptom, d. h. Folge<br />

<strong>der</strong> Depression und nicht als <strong>der</strong>en mögliche Ursache angesehen.<br />

Epidemiologische Studien aus den letzten 20 Jahren wiesen jedoch<br />

daraufh<strong>in</strong>, dass möglicherweise <strong>in</strong>somnische Symptome / Störungen<br />

auch vice versa Risikofaktoren für das Auftreten depressiver<br />

<strong>Erkrankungen</strong> werden können.<br />

Methode: E<strong>in</strong>e kritische Sichtung longitud<strong>in</strong>aler epidemiologischer<br />

Studien wurde durchgeführt, um zu prüfen, <strong>in</strong>wiefern <strong>in</strong>somnische<br />

Symptome depressiven <strong>Erkrankungen</strong> langfristig vorausgehen können<br />

und somit e<strong>in</strong>en potentiellen Risikofaktor darstellen, depressiv<br />

zu erkranken.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es konnten 14 unabhängige Studien identifiziert<br />

werden, die e<strong>in</strong>en entsprechenden Ansatz verfolgten. Die<br />

Mehrzahl <strong>der</strong> Studien konnte belegen, dass <strong>in</strong>somnische Symptome<br />

mit e<strong>in</strong>em 2 – 4 fach erhöhten Risko verknüpft waren, <strong>in</strong> den<br />

nächsten Jahren zusätzlich depressiv zu erkranken. Darus ergibt<br />

sich die Frage, ob e<strong>in</strong>e frühe und adäquate Insomniebehandlung<br />

dazu dienen kann, depressive Folgeerkrankungen zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

003<br />

Übergewicht und Schlafapnoe bei psychiatrischen Patienten<br />

Thomas Pollmächer (Kl<strong>in</strong>ikum Ingolstadt, Zentrum für psychische<br />

Gesundheit)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Übergewicht ist vor allem bei chronisch psychisch<br />

kranken Patienten e<strong>in</strong> sehr häufiges Phänomen, das zum Teil <strong>in</strong><br />

Spezifika <strong>der</strong> jeweiligen Erkrankung wurzelt, zum Teil aber auch<br />

durch die medikamentöse Behandlung <strong>in</strong>duziert ist. Übergewicht<br />

erhöht deutlich das Riskio an e<strong>in</strong>em obstruktiven Schlafapnoesyndrom<br />

(OSAS) zu erkranken. Umgekehrt geht das OSAS häufig<br />

mit neuropsychiatrischen Symptomen e<strong>in</strong>her, die vor allem kognitive<br />

Funktionen und die Affektivität betreffen. Dennoch f<strong>in</strong>det bisher<br />

die Interaktion zwischen nächtlichen Atmungsstörungen und<br />

psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong> kl<strong>in</strong>isch kaum Beachtung.<br />

Methode: Es wird anhand e<strong>in</strong>er Literaturübersicht und anhand<br />

von Fallbeispielen dargestellt, wie häufig das OSAS bei psychiatrischen<br />

Patienten ist, wie es sich äußert, diagnostiziert und behandelt<br />

wird. Darüber h<strong>in</strong>aus wir das OSAS als Erkrankung diskutiert, die<br />

psychiatrische <strong>Erkrankungen</strong>, zum Beispiel e<strong>in</strong>e depressive Störung<br />

imitieren, beziehungsweise verschlimmern kann.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Das obstruktive Schlafapnoesyndrom ist<br />

e<strong>in</strong>e häufige und lei<strong>der</strong> im psychiatrisch-kl<strong>in</strong>ischen Alltag kaum<br />

beachtete Erkrankung, die e<strong>in</strong>fach zu diagnostizieren ist. Die Behandlung<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs bei psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong> durch<br />

krankheits-immanente Faktoren oft deutlich erschwert und erfor<strong>der</strong>t<br />

deshalb beson<strong>der</strong>e schlafmediz<strong>in</strong>isch-psychiatrische Expertise.<br />

004<br />

Nächtliche Bewegungsstörungen bei psychiatrischen Patienten<br />

Thomas Wetter (MPI für Psychiatrie, München)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Nur sehr wenige Studien haben die Prävalenz nächtlicher<br />

Bewegungsstörungen bei psychiatrischen Patienten untersucht<br />

(Fulda et al., 2008). Gut belegt ist, dass motorische Störungen <strong>in</strong><br />

zeitlichem Zusammenhang mit e<strong>in</strong>er psychopharmakologischen<br />

Behandlung auftreten können. In e<strong>in</strong>er prospektiven Studie konnte<br />

gezeigt werden, dass Antidepressiva <strong>der</strong> zweiten Generation (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

Mirtazap<strong>in</strong>) e<strong>in</strong> Restless Legs Syndrom <strong>in</strong>duzieren bzw.<br />

verstärken können (Rottach et al., 2009) und SSRI bzw. SNRI mit<br />

dem Syndrom periodischer Gliedmaßenbewegungen (PLM) assoziiert<br />

se<strong>in</strong> können (Yang et al., 2004; Sal<strong>in</strong>-Pascual et al., 1997).<br />

Schlafbezogene Bewegungsstörungen wurden wie<strong>der</strong>holt auch unter<br />

Behandlung mit klassischen und vere<strong>in</strong>zelt auch atypischen<br />

Neuroleptika beschrieben (Übersicht: Cohrs et al., 2008). Das Auftreten<br />

von Parasomnien, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>er Arousalstörung und<br />

<strong>der</strong> Verhaltensstörung im REM-Schlaf, wurde ebenfalls im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>nahme von Psychopharmaka beobachtet. E<strong>in</strong><br />

erhöhter PLM-Index im Schlaf wurde bei Patienten mit ADHS gemessen<br />

(Philipsen et al., 2005).<br />

Methode: In e<strong>in</strong>er eigenen Studie wurden polysomnographische<br />

Parameter von schizophrenen Patienten mit vs. ohne Neuroleptika<strong>in</strong>duziertes<br />

Park<strong>in</strong>son-Syndrom (NIPS) verglichen. Beide Gruppen<br />

unterschieden sich nicht <strong>in</strong> Bezug auf Alter, Geschlecht, Krankheitsdauer<br />

und Schweregrad <strong>der</strong> Psychose und waren mit e<strong>in</strong>er vergleichbaren<br />

Dosierung des klassischen Neuroleptikums Haloperidol<br />

behandelt. Der mittlere Grad <strong>der</strong> extrapyramidalmotorischen<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung war für die Patienten mit e<strong>in</strong>em NIPS signifikant<br />

höher als <strong>der</strong>jenige <strong>der</strong> Kontrollgruppe.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Im Ergebnis wiesen Patienten mit e<strong>in</strong>em<br />

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