16.12.2012 Aufrufe

Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

damit verbundene Nutzen- Risiko- Abwägung. Psychologische Interventionen<br />

und <strong>der</strong>en Effektivität werden erläutert. E<strong>in</strong> aktuell<br />

beg<strong>in</strong>nendes Forschungsprojekt zur Verbesserung <strong>der</strong> Versorgungslage<br />

psychisch erkrankter Frauen <strong>in</strong> Schwangerschaft und Stillzeit<br />

wird vorgestellt.<br />

009<br />

Interdiszipl<strong>in</strong>äre Behandlung bei schweren psychiatrischen <strong>Erkrankungen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft: Zwei Kasuistiken<br />

Torsten Grüttert (Krankenhaus Maria-Hilf Krefeld, Psychiatrie und<br />

Psychotherapie)<br />

R. Bodden-Heidrich, G. Rogmans, N. He<strong>in</strong>zel, A. Horn<br />

E<strong>in</strong>leitung: Zwei Kasuistiken Rezidivierte schwere depressive Episode<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft Emotional <strong>in</strong>stabile Persönlichkeitsstörung<br />

und Schwangerschaft<br />

Methode: Die 37 jährige IV Gravida III. Para stellte sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

12. Schwangerschaftswoche mit schwerer Depression und hoher<br />

Ambivalenz zur Schwangerschaft vor. In den drei vorangegangenen<br />

Schwangerschaften hatte sie jeweils schwere Depressionen jedoch<br />

ohne Behandlung gehabt, wor<strong>in</strong> die hohe Ambivalenz mit Erwägung<br />

e<strong>in</strong>er Abruptio bestand. Wir behandelten die Patient<strong>in</strong> stationär<br />

mit täglich stützend supportiver Psychotherapie unter E<strong>in</strong>bezug<br />

<strong>der</strong> Seelsorge sowie konsiliar fortgesetzter Behandlung bei <strong>der</strong><br />

Frauenärzt<strong>in</strong>. Ab <strong>der</strong> 15. SSW stellten wir sie auf Sertral<strong>in</strong> e<strong>in</strong>, wegen<br />

<strong>der</strong> kl<strong>in</strong>isch schweren Symptomatik erhöhten wir die Dosis bis<br />

100 mg. Zur Entb<strong>in</strong>dung reduzierten wir Sertral<strong>in</strong> und bezogen<br />

auch die zukünftige Hebamme sowie den K<strong>in</strong><strong>der</strong>arzt im H<strong>in</strong>blick<br />

auf die Planung des Stillens mit e<strong>in</strong>. In <strong>der</strong> 38. SSW kam es zur<br />

komplikationslosen Spontanentb<strong>in</strong>dung von e<strong>in</strong>em Mädchen. Der<br />

postpartale Verlauf erwies sich bei fortgesetzter Betreuung von <strong>der</strong><br />

Frauenärzt<strong>in</strong> und Psychiater<strong>in</strong> im Wochenbett als unauffällig.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Die 28 jährige III Gravida II Para wurde<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> 13. SSW bei dekompensierter Affektlabilität bei bekannter<br />

emotional <strong>in</strong>stabiler Persönlichkeitsstörung nach Absetzen <strong>der</strong><br />

Psychopharmaka (SSRI + Peraz<strong>in</strong> <strong>in</strong> auswärtiger Behandlung) stationär<br />

aufgenommen. Es erfolgte e<strong>in</strong>e hochfrequente psychiatrische<br />

Behandlung unter E<strong>in</strong>bezug e<strong>in</strong>es Fertigkeitentra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (Skills),<br />

E<strong>in</strong>zelpsychotherapie und sozialpädagogischer Betreuung. Die<br />

Patient<strong>in</strong> wurde nach 12 Wochen <strong>in</strong> die ambulante Behandlung unserer<br />

Kl<strong>in</strong>ik entlassen und wohnt unterdessen <strong>in</strong> unmittelbarer<br />

Nähe <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik, so dass e<strong>in</strong> hochfrequenter und spontaner Kontakt<br />

möglich ist. In beiden Fällen wurde im Rahmen <strong>der</strong> geburtshilfl<br />

ichen Betreuung e<strong>in</strong>e pränatale Diagnostik nach Degum II<br />

vor genommen sowie regelmäßige hochfrequente geburtshilfliche<br />

Schwangerschaftsbetreuung.<br />

010<br />

Risikofaktoren für chronische Depression: e<strong>in</strong>e systematische<br />

Übersichtsarbeit<br />

Levente Kriston (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Hamburg, Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />

L. Hölzel, C. Reese, M. Härter<br />

E<strong>in</strong>leitung: Es wird geschätzt, dass bei jedem fünften bis sechsten<br />

Patienten mit e<strong>in</strong>er akuten depressiven Episode auch nach zwei<br />

Jahren noch ke<strong>in</strong>e relevante Besserung <strong>der</strong> Symptomatik e<strong>in</strong>tritt<br />

und sich <strong>in</strong> Folge dessen e<strong>in</strong>e chronische Depression entwickelt.<br />

Zahlreiche Befunde belegen die negativen Auswirkungen, die e<strong>in</strong>e<br />

chronische Depression auf die Betroffenen, die Angehörigen und<br />

die Gesellschaft hat. Die Risikofaktoren für chronische Depression<br />

wurden <strong>in</strong> mehreren Studien untersucht, wobei die Ergebnisse dieser<br />

Studien <strong>in</strong> vielen Fallen heterogen und teilweise wi<strong>der</strong>sprüchlich<br />

ausfallen.<br />

Methode: Es wurde e<strong>in</strong>e systematische Übersichtsarbeit zu Risikofaktoren<br />

für chronische Depressionen erstellt, um die vorhandenen<br />

E<strong>in</strong>zelbefunde zu strukturieren und zu <strong>in</strong>tegrieren. Aktuelle Ver-<br />

fahren für die Metaanalyse für Beobachtungsstudien wurden verwendet.<br />

Die Datenauswertung wurde mittels Vote-Count<strong>in</strong>g durchgeführt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Es wurden 25 relevante Primarstudien<br />

mit <strong>in</strong>sgesamt 5192 Studienteilnehmern identifiziert und <strong>in</strong> die systematische<br />

Übersichtsarbeit e<strong>in</strong>geschlossen. Die Studien wiesen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> untersuchten Studienpopulationen, <strong>der</strong> Studiendesigns,<br />

<strong>der</strong> methodischen Qualität, <strong>der</strong> untersuchten Risikofaktoren<br />

und <strong>der</strong> Ergebnisse e<strong>in</strong>e große Heterogenität auf. Es konnte für folgende<br />

Risikofaktoren empirische Evidenz bestimmt werden: das<br />

Vorkommen von affektiven Störungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familiengeschichte,<br />

jüngeres Ersterkrankungsalter und längere Dauer <strong>der</strong> depressiven<br />

Episode. Folgende Faktoren traten gehäuft <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit chronischer<br />

Depression auf: psychische Komorbidität <strong>in</strong> Form von<br />

Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen, Substanzabusus, ger<strong>in</strong>ge<br />

soziale Integration, negative soziale Interaktion und e<strong>in</strong>e schwächere<br />

depressive Symptomatik. Dabei blieb die Richtung des kausalen<br />

Zusammenhangs aufgrund des Querschnittdesigns dieser<br />

Studien unklar. Die Ergebnisse <strong>der</strong> durchgeführten systematischen<br />

Übersichtsarbeit belegen die Relevanz e<strong>in</strong>er frühzeitigen Diagnostik<br />

und Therapie von Depressionen, da e<strong>in</strong>e längere Dauer <strong>der</strong> depressiven<br />

Episode die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für e<strong>in</strong>e Chronifizierung<br />

<strong>der</strong> Depression erhöht. Weitere Forschung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Form<br />

prospektiver Kohortenstudien (die die Überprüfung von kausalen<br />

Zusammenhängen ermöglichen) ist nötig, um aussagekräftige empirische<br />

Evidenz für die Risikofaktoren für chronische Depression<br />

zu erhalten.<br />

011<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im autonomen Nervensystem bei Angehörigen<br />

ersten Grades depressiver Patienten<br />

Sandy Berger (Unikl<strong>in</strong>ik Jena, Psychiatrie)<br />

C. Kletta, S. Schulz, A. Voss, K.-J. Bär<br />

E<strong>in</strong>leitung: Es ist bekannt, dass depressive Patienten e<strong>in</strong> erhöhtes<br />

Risiko für kardiovaskuläre <strong>Erkrankungen</strong> besitzen. Dabei konnte<br />

e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e Reduktion <strong>der</strong> Herzratenvariabilität und e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />

Baroreflexsensitivität, aber auch e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> sympathischen<br />

QT-Variabilität gezeigt werden. Ziel dieser Studie war<br />

die Untersuchung erstgradiger Angehöriger depressiver Patienten,<br />

um zu erfassen, ob diese ähnliche Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> autonomen<br />

Parameter aufweisen.<br />

Methode: Wir schlossen 30 Angehörige ersten Grades (Geschwister<br />

und K<strong>in</strong><strong>der</strong>) von depressiven Patienten <strong>in</strong> unsere Studie e<strong>in</strong><br />

und verglichen die Ergebnisse mit denen von 30 gesunden Kontrollpersonen.<br />

Für die Teilnehmer bei<strong>der</strong> Gruppen wurde e<strong>in</strong>e<br />

sensitive autonome Analyse unternommen (Task Force Monitor®,<br />

Austria). Die erhobenen kardiovaskulären Parameter umfassten<br />

die Herzratenvariabilität,die Blutdruckvariabilität sowie die Baroreflexsensitivität<br />

und den QTVi (QT variability <strong>in</strong>dex).<br />

Diskussion / Ergebnisse: In <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Angehörigen konnten<br />

wir e<strong>in</strong>e signifikant erhöhte Herzfrequenz sowie e<strong>in</strong>en erhöhten<br />

QTVi zeigen. Außerdem war <strong>der</strong> RMSSD (Root Mean Squared of<br />

Successive Difference) <strong>der</strong> Herzratenvariabilität sowie <strong>der</strong> RMSSD<br />

des diastolischen Blutdrucks <strong>in</strong> <strong>der</strong> Angehörigengruppe signifikant<br />

reduziert. E<strong>in</strong> Trend konnte für die Komplexität <strong>der</strong> Herzratenvariabilität<br />

erhoben werden, welche bei den Angehörigen signifikant<br />

niedriger als bei den Kontrollen war. Diese Ergebnisse spiegeln e<strong>in</strong>e<br />

Dysfunktion <strong>der</strong> kardiovaskulären Regulation bei Angehörigen<br />

ersten Grades depressiver Patienten wi<strong>der</strong>. Insbeson<strong>der</strong>e sche<strong>in</strong>en<br />

Parameter <strong>der</strong> Blutdruckvariabilität Unterschiede wi<strong>der</strong>zuspiegeln.<br />

Daneben waren die Herzfrequenz sowie <strong>der</strong> QTVi als sympathischer<br />

Parameter gegenüber <strong>der</strong> Kontrollgruppe deutlich erhöht.<br />

Diese Daten lassen vermuten, dass die kardiovaskuläre Dysfunktion<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Depression e<strong>in</strong>em genetischen E<strong>in</strong>fluss unterliegt.<br />

149

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!