Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Topic 9 G Komorbidität von psychischen und somatischen Störungen, Psychosomatik // Comorbidity of psychic and somatic disor<strong>der</strong>s, psychosomatics<br />
nisse <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltsanalytischen Auswertung sollen dazu beitragen,<br />
geeignete Interventionen zur körperlichen Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />
und Krankheitsprävention <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es elektronischen Toolkits<br />
zusammenzustellen, welches europaweit von Betroffenen und Behandlern<br />
<strong>in</strong> psychiatrischen E<strong>in</strong>richtungen angewandt werden<br />
kann.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen e<strong>in</strong>e hohe Übere<strong>in</strong>stimmung<br />
bei <strong>der</strong> Nennung von körperlichen <strong>Erkrankungen</strong>.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e Herz-Kreislauf-<strong>Erkrankungen</strong>, Symptome des metabolischen<br />
Syndroms und des Verdauungssystems, hier vor allem<br />
des Mund- / Dentalbereiches, wurden genannt. Als Ursache und<br />
Risikofaktor für die somatischen Beschwerden nannten alle Fokusgruppen<br />
die Nebenwirkungen <strong>der</strong> Medikamente. Bei diesem Themenblock<br />
zeigt sich aber auch e<strong>in</strong>e große Variation über die Län<strong>der</strong>,<br />
welche sich durch e<strong>in</strong>en kulturell-geprägten H<strong>in</strong>tergrund, aber<br />
auch durch aktuelle Umweltgegebenheiten, die bestehende politische<br />
Situation, wie auch <strong>in</strong>dividuelle Persönlichkeitsfaktoren erklären<br />
lassen. So wurde bspw. Kapitalismus und fehlende Infrastruktur<br />
ebenso genannt wie Unwissenheit, Angst und Vertrauensverlust.<br />
Auch bei <strong>der</strong> Frage nach präventiven Maßnahmen zeigt sich zwischen<br />
den Län<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e ausgeprägte Vielfältigkeit. Die Spannweite<br />
reicht hier von Aufklärung über Geburtenkontrolle und gesün<strong>der</strong>es<br />
Essen bis h<strong>in</strong> zur Verbesserung des sozialen Klimas. Die Notwendigkeit<br />
<strong>der</strong> Implementierung von Maßnahmen zur somatischen<br />
Gesundheitsför<strong>der</strong>ung und Krankheitsprävention <strong>in</strong> <strong>der</strong> Europäischen<br />
Union wurde über die Fokusgruppen deutlich. Wie dies bedarfs-<br />
und nutzerorientiert umgesetzt werden kann, soll <strong>der</strong> Beitrag<br />
veranschaulichen.<br />
014<br />
Psychosomatik im Konsildienst: Die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />
Zusammenarbeit am Beispiel <strong>der</strong> Transplantationsmediz<strong>in</strong><br />
– E<strong>in</strong> Modellprojekt<br />
Doris Kl<strong>in</strong>ger (Unikl<strong>in</strong>ik Frankfurt, Psychosomatik)<br />
S. Oddo, A. Thiel, A. Stirn<br />
E<strong>in</strong>leitung: Der Konsil- und Liasondienst stellt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychosomatik<br />
e<strong>in</strong> wichtiges Arbeitsfeld dar und ist darüber h<strong>in</strong>aus vor allem<br />
für an<strong>der</strong>e Fachrichtungen bei <strong>der</strong> Behandlung verschiedener<br />
Krankheiten von Bedeutung. Am Universitätskl<strong>in</strong>ikum Frankfurt<br />
wurde deshalb e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Zusammenarbeit <strong>der</strong> psychosomatischen<br />
Kl<strong>in</strong>ik und zahlreichen Fachdiszipl<strong>in</strong>en aufgebaut und umfasst<br />
Konsil- und Liasondienste mit <strong>der</strong> Rheumatologie, Inneren<br />
Mediz<strong>in</strong>, Zahnkl<strong>in</strong>ik, Neurologie u. a.<br />
Methode: Im Zentrum des Modellprojektes stehen fachübergreifende<br />
geme<strong>in</strong>same Kontexte, die nur durch <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Diagnostik<br />
und Behandlung lösbar s<strong>in</strong>d. Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d die primären<br />
Fibromyalgien, dissoziative Schmerzstörungen o<strong>der</strong> auch<br />
somatische <strong>Erkrankungen</strong>, die mit psychischen Komorbiditäten<br />
e<strong>in</strong>hergehen (z. B. PTSD nach Unfall). Insbeson<strong>der</strong>e am Beispiel<br />
<strong>der</strong> Transplantationsmediz<strong>in</strong>, die kont<strong>in</strong>uierlich expandiert und<br />
zunehmend spezifische Organe wie Dünndarm o<strong>der</strong> Cochlea umfasst,<br />
zeigen wir die Bedeutung <strong>der</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Zusammenarbeit<br />
auf, die maßgeblich zum Gel<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Transplantation beiträgt.<br />
Schwerpunkt bildet dabei nicht nur die prätransplantäre<br />
Betreuung im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> rechtlich gefor<strong>der</strong>ten psychosomatischen<br />
Evaluation, son<strong>der</strong>n auch die peri- und posttransplantäre Betreuung<br />
von Patienten und Angehörigen. Die spezifische Aufgabe <strong>der</strong><br />
Psychosomatik liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diagnostik und Therapie von psychischen<br />
Komorbiditäten, die durch den existentiellen E<strong>in</strong>griff auftreten,<br />
den Ausschluss von Suchtverhalten sowie die psychotherapeutische<br />
Betreuung mit dem Ziel e<strong>in</strong>es optimalen Cop<strong>in</strong>gs. Mittels<br />
testpsychometrischer Verfahren wird die kl<strong>in</strong>ische Tätigkeit wissenschaftlich<br />
untermauert. Es werden Tests zur Diagnostik von<br />
Angst, Depression (HADS), Persönlichkeitsstruktur (NEO-FFI),<br />
Suchtverhalten (MALT) und bei Verdacht auf PTSD (CAPS) e<strong>in</strong>ge-<br />
setzt. Darüber h<strong>in</strong>aus werden B<strong>in</strong>dungsverhalten und Selbstwert<br />
mit untersucht.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass<br />
organspezifische Transplantationen u. a. an Niere, Leber und Lunge<br />
zu weitreichenden psychischen Komorbiditäten führen, die vor allem<br />
Angsterkrankungen umfassen. Des Weiteren zeigen sich Verän<strong>der</strong>ungen<br />
im Selbstwert und <strong>in</strong> Persönlichkeitsmerkmalen, die<br />
neben dem organischen Leiden auch die psychische Belastung hervorheben<br />
und die Notwendigkeit und den Stellenwert e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />
Zusammenarbeit im Konsildienst exemplarisch aufzeigen.<br />
015<br />
Psychiatrische Nachuntersuchung Nierentransplantierter – state<br />
of the art und Ausblick<br />
Helge Müller (Universität Erlangen-Nürnberg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />
W. Gw<strong>in</strong>ner, H. Haltenhof, J. Kornhuber, J. M. Maler<br />
E<strong>in</strong>leitung: Während die somatische Rehabilitation von Patienten<br />
nach Nierentransplantation (NTX) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel gut gel<strong>in</strong>gt und die<br />
Lebensqualität verbessert, s<strong>in</strong>d bisher h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> psychiatrischen<br />
Nachsorge noch viele Fragen offen geblieben. Aus veröffentlichten<br />
Studien geht hervor, dass zwischen 10 % und 71 % <strong>der</strong> Patienten<br />
nach NTX unter Lebensqualität m<strong>in</strong><strong>der</strong>nden psychischen<br />
<strong>Erkrankungen</strong> leiden. Deshalb ist e<strong>in</strong>e frühe Erkennung psychischer<br />
Störungen nach NTX für die Gesamtprognose wichtig.<br />
Methode: 51 Männer und 40 Frauen wurden sechs Wochen, drei<br />
Monate und sechs Monate nach NTX mit 10 validierten Fragebögen<br />
(167 Items) über ihre psychosoziale Situation befragt.<br />
Inhaltliche Schwerpunkte waren 1. Lebensqualität nach NTX,<br />
2. Krankheitsverarbeitung / Cop<strong>in</strong>g, 3. <strong>Psychische</strong>s Bef<strong>in</strong>den und<br />
4. Persönliche Ressourcen / Soziale Unterstützung.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Von den 91 Patienten fühlten sich 86 <strong>in</strong><br />
den ersten sechs Monaten nach NTX subjektiv gesund und arbeitsfähig.<br />
Angst und Depressivität traten bei älteren Patienten signifikant<br />
häufiger auf als bei jüngeren. Die Krankheitsverarbeitung gelang<br />
Männern besser als Frauen. Patienten <strong>in</strong> fester Partnerschaft<br />
zeigten höhere Lebenszufriedenheit als Alle<strong>in</strong>stehende. H<strong>in</strong>sichtlich<br />
positiver Cop<strong>in</strong>g-Strategien traten bei allen Patienten Defizite<br />
auf. Die enge und regelmäßige Nachbetreuung <strong>in</strong> den ersten sechs<br />
Monaten nach NTX wurde von den Patienten als positiv empfunden,<br />
ihre Compliance war dementsprechend sehr hoch. Diese Ergebnisse<br />
zeigen, dass e<strong>in</strong>e standardisierte psychosoziale Nachsorge<br />
regelhaft notwendig ist. Diese Nachsorge muß zum e<strong>in</strong>en für den<br />
kl<strong>in</strong>ischen Alltag praktikabel se<strong>in</strong> und sollte sich ohne aufwändige<br />
Schulung von betreuendem Personal und Patienten durchführen<br />
lassen. Deshalb wurde e<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>fachter Kurzerfassungsbogen mit<br />
10 Items für das frühzeitige Erkennen von psychischen Stressoren<br />
nach NTX entwickelt. Er kann e<strong>in</strong> erster Schritt für das systematische<br />
Vorgehen bei <strong>der</strong> psychosozialen Rehabilitaton im S<strong>in</strong>ne des<br />
Mottos „NOTE (Erkenntnis psychischer Stressoren), WRITE (Intensivierung<br />
<strong>der</strong> Forschung) and EDUCATE (Schulung des professionellen<br />
Personals und <strong>der</strong> Patienten)“ se<strong>in</strong>. Dieser bef<strong>in</strong>det sich<br />
<strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Validierungsphase. Beson<strong>der</strong>s erfolgversprechend<br />
ersche<strong>in</strong>t gerade <strong>in</strong> diesem Kollektiv die Komb<strong>in</strong>ation<br />
psychometrischer Befunde mit biologischen Parametern.<br />
249