Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 20 G Prävention // Prevention<br />
004<br />
Persönlichkeitsmerkmale von erwachsenen Adoptierten <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />
von verschiedenen Adoptionskriterien<br />
Maya Wurzel (Unikl<strong>in</strong>ik Frankfurt, Psychosomatik)<br />
S. Oddo, D. Vackova, A. Thiel, A. Stirn<br />
E<strong>in</strong>leitung: Deutsche Studien mit erwachsenen Adoptierten s<strong>in</strong>d<br />
bisher selten. Forschungsbefunde zeigen, dass nicht die Adoption<br />
per se, son<strong>der</strong>n vielmehr weitere Merkmale wie Heimaufenthalte<br />
die psychologische Entwicklung bee<strong>in</strong>flussen. Durch den Verlust<br />
<strong>der</strong> leiblichen Bezugspersonen s<strong>in</strong>d Adoptierte bestimmten Risikofaktoren<br />
ausgesetzt, die B<strong>in</strong>dungsverhalten, Persönlichkeitsentwicklung<br />
und Selbstbewusstse<strong>in</strong> negativ bee<strong>in</strong>flussen können.<br />
Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit wurde erstmalig untersucht,<br />
<strong>in</strong>wiefern Inkognito- o<strong>der</strong> offene Adoptionsformen die Entwicklung<br />
bestimmter Persönlichkeitsmerkmale wie Selbstwertgefühl<br />
und B<strong>in</strong>dungse<strong>in</strong>stellungen <strong>in</strong> Abhängigkeit bestimmter biographischer<br />
Ereignisse bee<strong>in</strong>flussen. Es wurden 165 Teilnehmer ab<br />
18 Jahren untersucht. Zur Erfassung <strong>der</strong> Persönlichkeitsmerkmale<br />
wurden 5 standardisierte Fragebögen e<strong>in</strong>gesetzt: Die Multidimensionale<br />
Selbstwertskala (MSWS), <strong>der</strong> Fragebogen zum er<strong>in</strong>nerten<br />
elterlichen Erziehungsverhalten (FEE), das NEO-Fünf-Faktoren-<br />
Inventar (NEO-FFI), die Adult Attachment Scale (AAS), die Resilienzskala<br />
(RS 11) und e<strong>in</strong> selbstentwickelter Fragebogen zur Erfassung<br />
soziodemographischer Daten und Informationen über die<br />
Adoption.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Es zeigt sich, dass 20 % <strong>der</strong> Adoptierten<br />
psychisch belastet s<strong>in</strong>d. Adoptierte geben im Vergleich zu Normierungsstichproben<br />
an, e<strong>in</strong> emotional wärmeres Elternhaus zu haben,<br />
weisen jedoch e<strong>in</strong> niedrigeres Selbstwertgefühl auf und haben größere<br />
Probleme mit Nähe, Angst und Vertrauen. Die Möglichkeit,<br />
mit den leiblichen Eltern Kontakt aufzunehmen hatte dabei ke<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>fluss auf das Selbstwertgefühl und das B<strong>in</strong>dungsverhalten.<br />
Wichtig war jedoch das Geständnis <strong>der</strong> Eltern über die Adoption.<br />
Adoptierte, <strong>der</strong>en Eltern ihnen über die Adoption berichtet hatten,<br />
zeigten e<strong>in</strong> höheres Selbstwertgefühl und bessere B<strong>in</strong>dungse<strong>in</strong>stellungen<br />
als Adoptierte, <strong>der</strong>en Eltern diesbezüglich nicht ehrlich<br />
waren. Ebenso wirkte sich e<strong>in</strong> früher Zeitpunkt <strong>der</strong> Aufklärung<br />
über die Adoption günstig auf die Entwicklung <strong>der</strong> psychischen<br />
Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit aus. E<strong>in</strong> niedriges Selbstwertgefühl h<strong>in</strong>g zudem<br />
mit zunehmen<strong>der</strong> Anzahl von Heimaufenthalten zusammen<br />
und bee<strong>in</strong>flusste die B<strong>in</strong>dungse<strong>in</strong>stellungen negativ. Die Ergebnisse<br />
zeigen, dass die Adoption die Entwicklung bestimmter Persönlichkeitsmerkmale<br />
prägt und die Umstände <strong>der</strong> Adoption nachhaltig<br />
die psychische Gesundheit bee<strong>in</strong>flussen. E<strong>in</strong>e differenziertere Untersuchung<br />
weiterer Adoptionsmerkmale und die objektive Erfassung<br />
<strong>der</strong> Beziehungsqualität zu den Eltern können zukünftig weitere<br />
wichtige Implikationen zur Prävention von psychischen Folgen<br />
<strong>der</strong> Adoption liefern.<br />
005<br />
Verän<strong>der</strong>ungen des B<strong>in</strong>dungsverhaltens, des Körperbewusstse<strong>in</strong>s<br />
und <strong>der</strong> Persönlichkeitsmerkmale nach <strong>der</strong> Geburt<br />
Dita Vackova (Kl<strong>in</strong>ikum <strong>der</strong> JWG-Universität, Psychiatrie und Psychiatrie,<br />
Frankfurt am Ma<strong>in</strong>)<br />
S. Oddo, A. Stirn<br />
E<strong>in</strong>leitung: Die Geburt e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des ist e<strong>in</strong> äußerst bedeutsames<br />
Ereignis im Leben e<strong>in</strong>er Frau. Die Schwangerschaft ist e<strong>in</strong>e Phase<br />
<strong>der</strong> Erwartung und <strong>der</strong> Vorbereitung auf die neue Mutterrolle und<br />
ggf. den Übergang vom Paar zur Familie. Die Schwangerschaft ist<br />
durch massive hormonelle Verän<strong>der</strong>ungen gekennzeichnet, die<br />
sich unmittelbar nach <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung fortsetzen. Zudem wird die<br />
psychosoziale Umwelt <strong>der</strong> Frau verän<strong>der</strong>t. Das Ziel <strong>der</strong> vorliegenden<br />
Studie war festzustellen, <strong>in</strong> wieweit sich dieser Übergang bei<br />
Müttern auf die Persönlichkeitsmerkmale, das B<strong>in</strong>dungsverhalten,<br />
die Körperwahrnehmung und die E<strong>in</strong>stellung zum eigenen Eltern-<br />
458<br />
haus auswirken.<br />
Methode: Die Stichprobe umfasste 105 Frauen, die sechs bis acht<br />
Wochen nach <strong>der</strong> Geburt gemessen wurden. Das Alter betrug<br />
durchschnittlich 33.33 Jahre. Zur Erfassung verschiedener psychologischer<br />
Konstrukte wurden standardisierte Testverfahren angewandt:<br />
Dabei wurde die Persönlichkeitsstruktur mittels NEO-FFI,<br />
das B<strong>in</strong>dungsverhalten anhand <strong>der</strong> AAS, die Bewertung des erlebten<br />
Erziehungsverhaltens durch den FEE und schließlich das<br />
Körperbewusstse<strong>in</strong> mittels FBeK erfasst.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die Mütter wichen <strong>in</strong> allen vier Test signifikant<br />
von <strong>der</strong> Normstichprobe ab. Im Vergleich zu <strong>der</strong> Eichstichprobe<br />
zeigte sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> AAS, dass sie Nähe besser zulassen können,<br />
stärkeres Vertrauen <strong>in</strong> die Verfügbarkeit von An<strong>der</strong>en und weniger<br />
ausgeprägte Verlustängste aufweisen. Bei <strong>der</strong> Bewertung des elterlichen<br />
Erziehungsverhaltens stellte sich heraus, dass sich die Proband<strong>in</strong>nen<br />
weniger an väterliche Ablehnung und mehr an emotionale<br />
Wärme <strong>der</strong> Eltern er<strong>in</strong>nerten. Außerdem zeigte sich, dass sich die<br />
Untersuchungsteilnehmer<strong>in</strong>nen bedeutsam sicherer im H<strong>in</strong>blick<br />
auf ihren eigenen Körper beschrieben. Die positivere Bewertung<br />
des Erziehungsverhaltens <strong>der</strong> eigenen Eltern könnte mit <strong>der</strong> Übernahme<br />
<strong>der</strong> Mutterrolle und e<strong>in</strong>em damit verbundenen tieferen<br />
Verständnis für die erlebte Erziehung zusammenhängen. Außerdem<br />
könnte auch e<strong>in</strong> erhöhter Oxytoc<strong>in</strong>spiegel das allgeme<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>dungsverhalten<br />
positiv bee<strong>in</strong>flussen. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Studie heben<br />
hervor, wie sich die Annahme <strong>der</strong> Mutterrolle auf verschiedenen<br />
psychologischen Ebenen auswirkt und wie wichtig es ist, (werdende)<br />
Mütter bei zukünftigen psychologischen Untersuchungen bei<br />
<strong>der</strong> Diagnostik und auch Therapie als e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Kollektiv differenziert<br />
zu betrachten.<br />
006<br />
„Vater se<strong>in</strong> dagegen sehr“ – Ergebnisse <strong>der</strong> Bonner Studie 2006 –<br />
2008 zu Geburtserfahrung und postpartaler Bef<strong>in</strong>dlichkeit des<br />
Mannes<br />
Valenka M. Dorsch (Bendorf)<br />
A. Hüneburg, A. Prestien, A. Rohde<br />
E<strong>in</strong>leitung: Die Geburt e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des stellt e<strong>in</strong> bedeutsames Lebensereignis<br />
im Leben e<strong>in</strong>es Paares dar. Die aktive E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung des<br />
Mannes <strong>in</strong> den Geburtsprozess ist Ziel <strong>der</strong> familienorientierten Geburtshilfe.<br />
Welche Erfahrungen machen Männer <strong>in</strong> Kreißsaal /<br />
OP und wie wirken sich diese auf ihr psychisches Bef<strong>in</strong>den aus?<br />
Methode: In <strong>der</strong> Bonner Studie wurde erstmals e<strong>in</strong> größeres Kollektiv<br />
von Männern (n=278) strukturiert zu Geburtserleben und<br />
postpartaler Bef<strong>in</strong>dlichkeit untersucht. Dabei konnten mithilfe <strong>der</strong><br />
zur Erfassung des Geburtserlebens von Frauen validierten „Salmon‘s<br />
Item List“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Übersetzung von Stadlymayr et al.<br />
(2001) SIL-ger E<strong>in</strong>flüsse auf die Geburtserfahrung des Mannes und<br />
Auswirkungen des Entb<strong>in</strong>dungserlebens auf die psychische Gesundheit<br />
und die B<strong>in</strong>dung zum K<strong>in</strong>d herausgestellt werden.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Der E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> SIL-ger zur Erfassung des<br />
Geburtserlebens hat sich auch bei Männern als praktikabel und<br />
aussagekräftig erwiesen. Die <strong>in</strong>trapartalen Erlebnisdimensionen<br />
emotionale Adaptation und Erschöpfung sowie die postpartalen<br />
Variablen Erfülltheit und Enttäuschtheit bilden die emotionale<br />
Belastung des Mannes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dungssituation qualitativ und<br />
quantitativ ab. Wesentliche E<strong>in</strong>flussfaktoren auf die Geburtserfahrung<br />
beim Mann stellen dabei <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dungsmodus, das Auftreten<br />
von Komplikationen unter <strong>der</strong> Geburt sowie die <strong>in</strong>trapartale<br />
persönliche Erfahrung im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Partizipation und e<strong>in</strong>em Gefühl<br />
des Involviertse<strong>in</strong>s dar. Die Anzahl <strong>der</strong> erlebten Entb<strong>in</strong>dungen<br />
sowie <strong>der</strong> Besuch e<strong>in</strong>es Vorbereitungskurses dagegen wirken sich<br />
nur schwach aus. Zentralen E<strong>in</strong>fluss hat auch die Erwartungshaltung,<br />
mit <strong>der</strong> <strong>der</strong> Mann sich <strong>in</strong> die Geburtssituation begibt. Nicht<br />
erfüllte Erwartungen wirken sich stark auf das Selbstwirksamkeitserleben<br />
des Mannes unter <strong>der</strong> Geburt aus, führen zu schlechterem