16.12.2012 Aufrufe

Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Topic 15 G Pharmakotherapie // Pharmacotherapy<br />

Schmerzreduktion nach 4 Wochen hatten e<strong>in</strong>e 3,00-fach [95 %KI<br />

2,41-3,75] höhere Chance, e<strong>in</strong>en um 50 % reduzierten IDS-C Score<br />

nach 6 Monaten zu erreichen als Patienten ohne ≥50 % Schmerzreduktion.<br />

Diese Studie zeigte e<strong>in</strong>en engen Zusammenhang zwischen<br />

früher Schmerzreduktion und langfristiger Besserung <strong>der</strong> emotionalen<br />

Symptome bei depressiven Patienten, die mit DLX <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

kl<strong>in</strong>ischen Praxis behandelt wurden. Unterstützt durch Lilly<br />

Deutschland und Boehr<strong>in</strong>ger Ingelheim.<br />

007<br />

Entwicklungsabhängige Wirkung von Johanniskraut auf maturierende<br />

Neurone <strong>in</strong> vitro<br />

Felicia Kehrle (Universität Ulm, Anatomie und Zellbiologie)<br />

U. Schaz, T. Böckers, M. Kölch, J. M. Fegert, A. Ludolph<br />

E<strong>in</strong>leitung: Seit Jahrzehnten werden zur Behandlung depressiver<br />

Störungen Johanniskrautextrakte e<strong>in</strong>gesetzt. Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>-<br />

und Jugendpsychiatrie f<strong>in</strong>den sie wegen <strong>der</strong> guten Verträglichkeit<br />

und <strong>der</strong> hohen Akzeptanz von Phytopharmaka immer häufiger<br />

Verwendung. Der biologische Wirkmechanismus von Johanniskraut<br />

ist wie auch <strong>der</strong> Wirkmechanismus <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Antidepressiva<br />

noch unverstanden. Zahlreiche neuere Studien legen nahe,<br />

dass die Wirkung <strong>der</strong> Antidepressiva auf ihrem E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

neuronale Plastizität beruht. Hier wurde untersucht, ob i) Johanniskrautextrakt<br />

sich auf die Viabilität und Synaptogenese maturieren<strong>der</strong><br />

Neurone <strong>in</strong> vitro auswirkt und ii) dieser Effekt entwicklungsabhängig<br />

ist.<br />

Methode: Embryonale corticale und hippocampale Zellen aus Ratte<br />

wurden an unterschiedlichen Tagen <strong>in</strong> vitro (DIV) mit verschiedenen<br />

Konzentrationen e<strong>in</strong>es Johanniskrautextrakts behandelt. Die<br />

Viabilität wurde mittels <strong>der</strong> Aktivitätsbestimmung <strong>der</strong> mitochondrialen<br />

Dehydrogenase kolorimetrisch gemessen. Immunhistochemisch<br />

wurde die Zellmorphologie und die Synaptogenese untersucht.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Mit zunehmen<strong>der</strong> Konzentration (von<br />

0,3 µg Hyperfor<strong>in</strong> / ml – entspricht gemessene Plasmakonzentration<br />

– bis 3 µg Hyperfor<strong>in</strong> / ml) von Johanniskrautextrakt nimmt<br />

die Viabilität <strong>der</strong> neuronalen Zellen <strong>in</strong> vitro <strong>in</strong> allen Entwicklungsstufen<br />

zunächst ab. Bei den weniger entwickelten Zellen (DIV 3<br />

und 8) nimmt die Viabilität mit weiter steigen<strong>der</strong> Konzentration<br />

von Johanniskraut wie<strong>der</strong> zu. Dieser Effekt konnte bei den älteren<br />

Zellkulturen nicht beobachtet werden. In kl<strong>in</strong>isch relevanten Konzentrationen<br />

zeigte sich ke<strong>in</strong>e Auswirkung auf die Synaptogenese.<br />

Diskussion: Der verwendete Johanniskrautextrakt wirkt im <strong>in</strong> vitro<br />

Versuchssystem unabhängig vom untersuchten Zelltyp (neuronale<br />

Rattenzellen aus Cortex und Hippocampus ) aber offenbar abhängig<br />

vom Zellalter auf die Parameter Viabilität sowie Zellmorphologie.<br />

008<br />

Gustatorische und olfaktorische Halluz<strong>in</strong>ationen zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er<br />

antidepressiven Pharmakotherapie mit Bupropion<br />

Wolfram Kawohl (Psych. Universitätskl<strong>in</strong>ik, KIZ, Zürich, Schweiz)<br />

S. Krömer<br />

E<strong>in</strong>leitung: Verschiedene Schil<strong>der</strong>ungen psychotischer Phänomene<br />

nach E<strong>in</strong>nahme des Antidepressivums Bupropion s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Literatur beschrieben. Bupropion hemmt die Wie<strong>der</strong>aufnahme von<br />

Dopam<strong>in</strong> und Noradrenal<strong>in</strong> und<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang auch von<br />

Seroton<strong>in</strong>. Während <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Halluz<strong>in</strong>ationen vor allem bei<br />

Überdosierungen und akzidentellen E<strong>in</strong>nahmen im K<strong>in</strong>desalter<br />

beschrieben s<strong>in</strong>d, gibt es nur wenige Fallbeschreibungen über Erwachsene<br />

mit halluz<strong>in</strong>atorischen Phänomenen unter Bupropione<strong>in</strong>nahme<br />

im therapeutischen Bereich.<br />

Methode: Wir beschreiben den Fall e<strong>in</strong>er 36 Jahre alten Frau, die <strong>in</strong><br />

unserer Kl<strong>in</strong>ik wegen e<strong>in</strong>er leichten depressiven Episode ambulant<br />

behandelt wurde. Nach Installieren e<strong>in</strong>er antidepressiven Medika-<br />

tion mit 150mg Bupropion berichtete die Patient<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Woche später<br />

beim Folgeterm<strong>in</strong>, zwei Tage nach <strong>der</strong> ersten E<strong>in</strong>nahme seien<br />

e<strong>in</strong>e Reizoffenheit begleitet von gustatorische und olfaktorische<br />

Halluz<strong>in</strong>ationen sowie <strong>in</strong>nere Unruhe, Kopfschmerzen und Tachykardie<br />

aufgetreten. Sie habe die E<strong>in</strong>nahme <strong>der</strong> Medikation jedoch<br />

fortgesetzt, nach weiteren 2 Tagen sei die Symptomatik zurückgegangen.<br />

Die Familienanamnese sowie die Eigenanamnese waren<br />

bzgl. psychotischer Störungen leer. Wir führten e<strong>in</strong>e Medl<strong>in</strong>e-<br />

Recherche über die vorhandene Literatur zum Thema durch mit<br />

dem Ziel, Risikofaktoren für die Entwicklung halluz<strong>in</strong>atorischer<br />

Phänomene unter Bupropion zu identifizieren.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Risikofaktoren für die Entwicklung<br />

halluz<strong>in</strong>atorischer Phänomene unter Bupropion s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>desalter,<br />

hirnorganische Schädigungen und Überdosierungen. Es existieren<br />

nur wenige veröffentlichter Fälle von Halluz<strong>in</strong>ationen unter therapeutischen<br />

Dosierungen im Erwachsenenalter. In <strong>der</strong> erfassten Literatur<br />

fanden sich ke<strong>in</strong>e Schil<strong>der</strong>ungen olfaktorischer Halluz<strong>in</strong>ationen.<br />

Unseres Wissens nach handelt es sich bei dem geschil<strong>der</strong>ten<br />

Fall um die erste Beschreibung sowohl gustatorischer als auch olfaktorischer<br />

Halluz<strong>in</strong>ationen unter E<strong>in</strong>nahme von Bupropion. Der<br />

hier gezeigte Fall verdeutlicht, dass auch bei gesunden hirnorganisch<br />

gesunden Erwachsenen und Dosierungen im niedrigen therapeutischen<br />

Bereich Halluz<strong>in</strong>ationen nicht ausgeschlossen werden<br />

können. Entsprechende Risikofaktoren s<strong>in</strong>d unklar. Vor e<strong>in</strong>er Medikation<br />

mit Bupropion sollte daher e<strong>in</strong>e Aufklärung über diese<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich seltene, aber dennoch gravierende unerwünschte<br />

Arzneimittelwirkung erfolgen.<br />

009<br />

Akuter Harnverhalt unter Quetiap<strong>in</strong> bei psychopharmakologischer<br />

Komb<strong>in</strong>ationstherapie<br />

Kerst<strong>in</strong> Sehmer-Kurz (Universitätsmediz<strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen, Psychiatrie<br />

und Psychotherapie)<br />

D. Degner, R. Grohmann<br />

E<strong>in</strong>leitung: Urogenitale Komplikationen, vor allem <strong>der</strong> akute<br />

Harnverhalt, s<strong>in</strong>d als überwiegend antichol<strong>in</strong>erge unerwünschte<br />

Arzneimittelwirkungen (UAW) unter älteren Psychopharmaka<br />

(z. B. trizyklischen Antidepressiva) bereits gut bekannt. Zunehmend<br />

gibt es jedoch auch Berichte über urogenitale UAWs unter mo<strong>der</strong>neren<br />

Psychopharmaka (z. B. atypischen Antipsychotika, Antidepressiva).<br />

Grundsätzlich können solche UAW‘s e<strong>in</strong>e neue komplexe<br />

Problematik <strong>in</strong> <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Psychopharmakotherapie darstellen<br />

und sollten im kl<strong>in</strong>ischen Alltag größere Beachtung f<strong>in</strong>den. Quetiap<strong>in</strong><br />

ist e<strong>in</strong> atypisches Antipsychotikum, das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie bei<br />

e<strong>in</strong>em breiten Indikationsspektrum zunehmend Anwendung f<strong>in</strong>det.<br />

Methode: Dieser Fall wurde im Rahmen des AMSP-Programms<br />

(„Arzneimittelsicherheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie“) erfasst. Hierbei handelt<br />

sich um e<strong>in</strong> multizentrisches Erfassungssystem schwerer UAWs<br />

unter Psychopharmaka.<br />

Diskussion / Ergebnisse: E<strong>in</strong> 34-jähriger Patient, ohne somatische<br />

Vorerkrankungen, wurde aufgrund e<strong>in</strong>er schizoaffektiven Störung<br />

(ICD10 F25.1) stationär aufgenommen. Es wurde e<strong>in</strong>e Medikation<br />

mit Mirtazap<strong>in</strong> (bis max. 45 mg täglich) und Olanzap<strong>in</strong> (bis max.<br />

10mg täglich) begonnen. Aufgrund e<strong>in</strong>er unzureichenden Wirksamkeit<br />

wurde vier Wochen später zusätzlich Quetiap<strong>in</strong> angesetzt<br />

und stufenweise <strong>in</strong>nerhalb von drei Wochen bis 1400 mg täglich<br />

aufdosiert. Zusätzlich erhielt <strong>der</strong> Patient vorübergehend 0,5 mg<br />

Lorazepam und 25 mg Levomepromaz<strong>in</strong> täglich. Unter e<strong>in</strong>er Tagesdosis<br />

von 900 mg Quetiap<strong>in</strong> traten 16 Tage nach Start <strong>der</strong> Medikation<br />

erstmals Miktionsprobleme auf (subjektive Abschwächung des<br />

Harndrangs mit e<strong>in</strong>em Gefühl <strong>der</strong> unvollständigen Blasenentleerung).<br />

Fünf Tage später, unter 1400 mg Quetiap<strong>in</strong> täglich, kam<br />

es zu e<strong>in</strong>em kompletten Harnverhalt. Es wurde zunächst e<strong>in</strong> Dauerkatheter<br />

für drei Tage gelegt (Restharnvolumen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Blase:<br />

383

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!