Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />
Methode: Die psychiatrische und psychologisch-krim<strong>in</strong>ologische<br />
Untersuchungen erfolgen im Rahmen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gangsdiagnostik.<br />
Die kl<strong>in</strong>ische Diagnostik wird mittels standardisierter Verfahren<br />
(SKID-II, PHQ-D) durchgeführt. Zur Vorhersage von Gewaltdeliquenz<br />
werden die PCL-SV sowie die HCR-20 e<strong>in</strong>gesetzt. Zusätzlich<br />
erhalten die Patienten Fragebögen zur Diagnose <strong>der</strong> adulten ADHS<br />
(IDAA), zur Überprüfung des Drogen- und Substanzkonsums<br />
(WHO) sowie e<strong>in</strong>en Persönlichkeitsfragebogen (NEO-FFI). Zur<br />
Intelligenzdiagnostik wird <strong>der</strong> CFT-20-R verwendet.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die vorläufigen Ergebnisse <strong>der</strong> Datenerhebungen<br />
sollen vorgestellt werden und im Zusammenhang mit<br />
den Zielen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Behandlungsmodule diskutiert werden.<br />
008<br />
Armeeschusswaffen – Nach wie vor e<strong>in</strong> Risikofaktor für selbst-,<br />
nicht aber für fremdgefährliches Verhalten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />
Andreas Frei (Luzerner Psychiatrie, Forensisch Abteilung, Luzern,<br />
Schweiz)<br />
T. Bucher, M. Graf, V. Ajdacic-Gross<br />
E<strong>in</strong>leitung: Die weltweit wohl e<strong>in</strong>malige Praxis <strong>der</strong> Abgabe <strong>der</strong> Armeewaffe<br />
mit samt Munition an den militärdienstpflichtigen Bürger<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz ist <strong>in</strong> den letzten Jahren mit dem H<strong>in</strong>weis auf<br />
den Missbrauch dieser Waffe für Selbst- und Fremdtötungen <strong>in</strong><br />
Kritik geraten. Spektakuläre E<strong>in</strong>zelfälle haben zu e<strong>in</strong>em Umdenken<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung und e<strong>in</strong>er entsprechenden Gesetzes<strong>in</strong>itiative<br />
geführt, aufgrund <strong>der</strong>er diese persönliche Abgabe an den Dienstpflichtigen<br />
nicht mehr möglich se<strong>in</strong> soll. Die Rolle von Armeewaffen<br />
bei sogenannten aussergewöhnlichen Todesfällen ist aufgrund<br />
e<strong>in</strong>es fehlenden nationalen Registers aber nur schwer abschätzbar,<br />
entsprechende exakte epidemiologische Zahlen existieren nur auf<br />
<strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>er regionalen Studie mit teilweise 15 Jahre zurück-liegenden<br />
Ereignissen.<br />
Methode: In <strong>der</strong> vorliegenden Studie s<strong>in</strong>d sämtliche Suizide (N =<br />
257) und Homizide (N= 10) e<strong>in</strong>geschlossen, die im Zentralschweizer<br />
Kanton Luzern (360‘000 E<strong>in</strong>wohner = 5 % <strong>der</strong> Schweizer Bevölkerung)<br />
zwischen 2002 – 2006 erfasst worden s<strong>in</strong>d. Zusätzlich<br />
wurden alle 42 Fälle häuslicher Gewalt, die vom forensisch-psychiatrischen<br />
Dienst <strong>der</strong> Luzerner Psychiatrie abgeklärt worden s<strong>in</strong>d,<br />
bezüglich Waffenverwendung (Drohung) analysiert<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die 257 Suizide betrafen 183 Männer und<br />
74 Frauen. Während Armeeschusswaffen von Frauen zum Suizid<br />
nicht verwendet wurden, war es die dritthäufigste Suizidmethode<br />
bei den Männern (N = 31,16 %). Armeewaffen wurden h<strong>in</strong>gegen<br />
we<strong>der</strong> bei Homiziden noch <strong>in</strong> Fällen häuslicher Gewalt verwendet.<br />
Die Armeewaffensuizide im Kanton Luzern entsprechen e<strong>in</strong>er<br />
jährlichen Armeewaffensuizidrate von 1.7 / 100‘000. Nachdem die<br />
Schwelle zur Annahme <strong>der</strong> militärischen Dienstuntauglichkeit <strong>in</strong><br />
den letzten Jahren erheblich gesenkt worden ist, entspricht diese<br />
Rate e<strong>in</strong>er ähnlichen Grössenordnung wie <strong>der</strong>jenigen <strong>der</strong> Armeewaffensuizide<br />
e<strong>in</strong>er früheren Studie, bei welcher die Zahlen 1992 –<br />
1996 im Kanton Basel verwendet worden s<strong>in</strong>d (2.3 / 100‘000 ), Nach<br />
wie vor stellt die Schweizerische Regelung, Armeewaffen und<br />
Munition an die Militärdienstpflichtigen abzugeben, e<strong>in</strong> Risiko für<br />
suizidales, nicht aber für fremdgefährdendes Verhalten dar.<br />
009<br />
Prävalenz von Persönlichkeitsstörungen bei Sexual-, Gewalt- und<br />
komb<strong>in</strong>ierten Sexual- und Gewaltstraftätern<br />
Marc Schrö<strong>der</strong> (UKE, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie, Hamburg)<br />
J. S. Iffland, A. Hill, W. Berner, P. Briken<br />
E<strong>in</strong>leitung: Persönlichkeitsstörungen s<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong> forensisch-psychiatrischen<br />
Begutachtung von Gewalt- und Sexualstraftätern von<br />
großer Bedeutung. Gleichwohl existieren bislang nur wenige Studien,<br />
die Persönlichkeitsstörungen bei Sexual- und Gewaltstraftätern<br />
vergleichend untersuchten. Zusätzlich erweist sich e<strong>in</strong>e dichotome<br />
410<br />
E<strong>in</strong>teilung <strong>in</strong> entwe<strong>der</strong> a) Sexual- o<strong>der</strong> b) Gewaltstraftäter <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Praxis als nur bed<strong>in</strong>gt hilfreich, da e<strong>in</strong>e große Gruppe von Straftätern<br />
sowohl mit e<strong>in</strong>schlägigen Sexual- als auch Gewaltstraftaten<br />
auffällig wird. In <strong>der</strong> vorliegenden Studie wurden die Häufigkeiten<br />
von Persönlichkeitsstörungen bei a) Sexual-, b) Gewalt- und<br />
c) komb<strong>in</strong>ierten Sexual- und Gewaltstraftätern vergleichend untersucht.<br />
Wir postulierten, dass sich Straftäter mit sowohl Sexual- als<br />
auch Gewaltstraftaten h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Häufigkeit von Persönlichkeitsstörungen<br />
von den übrigen Straftätergruppen unterscheiden<br />
lassen.<br />
Methode: Es wurden <strong>in</strong>sgesamt 284 forensisch-psychiatrische<br />
Gutachtenfälle des Instituts für Sexualforschung und Forensische<br />
Psychiatrie des Universitätskl<strong>in</strong>ikums Hamburg-Eppendorf im<br />
Zeitraum 2001 bis 2007 ausgewertet, bei denen die Persönlichkeitsdiagnostik<br />
mittels SCID-II-Interview (DSM-IV-TR) erfolgt war.<br />
Die E<strong>in</strong>stufung e<strong>in</strong>es Straftäters als Sexual- (n=63), Gewalt- (n=110)<br />
o<strong>der</strong> Sexual- und Gewaltstraftäter (n=60) erfolgte unter Zugrundelegung<br />
aller jemals von den Probanden begangener Delikte. Die<br />
Vergleichsgruppe rekrutierte sich aus Nicht-Gewaltstraftätern<br />
(n=51) <strong>in</strong>nerhalb des Gutachtenkollektivs.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Probanden <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> komb<strong>in</strong>ierten<br />
Sexual- und Gewaltstraftäter erfüllten zu 70 % die Diagnosekriterien<br />
m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Persönlichkeitsstörung nach DSM-IV-TR, zu<br />
51,7 % e<strong>in</strong>er antisozialen und zu 33,3 % e<strong>in</strong>er Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung.<br />
Demgegenüber betrugen die Häufigkeiten <strong>der</strong><br />
Persönlichkeitsstörungen bei den Gewaltstraftätern 50 %, bei den<br />
Sexual- und Nicht-Gewaltstraftätern 31,7 bzw. 29,4 %. Die Gruppenunterschiede<br />
blieben bzgl. irgende<strong>in</strong>er sowie antisozialer Persönlichkeitsstörung<br />
statistisch auch nach e<strong>in</strong>er Korrektur nach<br />
Bonferroni hochsignifikant (p