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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disor<strong>der</strong>s, F3<br />

004<br />

Gene-environment <strong>in</strong>teractions and their effects on the central<br />

nervous system <strong>in</strong> depression<br />

Eva Meisenzahl (Universität München, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Stockholm 1<br />

S-149 Symposium<br />

Chronotherapeutische Behandlungen <strong>der</strong> Depression<br />

Vorsitz: A. Wirz-Justice (Basel, Schweiz), D. Riemann (Freiburg)<br />

001<br />

Wie wirksam s<strong>in</strong>d unsere Antidepressiva wirklich?<br />

Ion-George Anghelescu (Charité Berl<strong>in</strong>, CBF, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />

Die Wirksamkeit von Antidepressiva wird im wissenschaftlichen<br />

Kontext als Verum-Plazebo-Differenz <strong>in</strong> randomisierten, plazebokontrollierten,<br />

prospektiven Studien gemessen, d.h. anhand des<br />

prozentualen Anteiles <strong>der</strong> Patienten, die unter Antidepressiva ansprechen<br />

m<strong>in</strong>us dem prozentualen Anteil <strong>der</strong> Patienten, die unter<br />

Plazebo ansprechen. Das Ansprechen (Response) ist als m<strong>in</strong>destens<br />

50 %ige Reduktion e<strong>in</strong>es Summenwertes (nicht e<strong>in</strong>zelner Symptome)<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schweregradskala def<strong>in</strong>iert. Außerdem kann die Wirksamkeit<br />

anhand <strong>der</strong> Rate an vollständiger Besserung (Remission)<br />

festgestellt werden. Da die Plazebo-Response-Rate <strong>in</strong> den letzten<br />

50 Jahren ca. 7 % pro Jahrzehnt im Durchschnitt zugenommen hat,<br />

nimmt die Anzahl <strong>der</strong> Negativstudien unter Antidepressiva zu, die<br />

jedoch nicht alle publiziert werden. Außerdem spielt <strong>der</strong> Schweregrad<br />

<strong>der</strong> Depression e<strong>in</strong>e Rolle für die Wirksamkeit von medikamentösen<br />

antidepressiven Behandlungsstrategien, die bei leichten<br />

Depressionen ger<strong>in</strong>ger ersche<strong>in</strong>t, was <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e an <strong>der</strong> guten<br />

Plazebo-Wirkung bei diesen Patienten liegt, die <strong>in</strong> manchen<br />

Stu dien bei 50 % <strong>der</strong> mit Plazebo behandelten Patienten zu f<strong>in</strong>den<br />

ist. Wirksamkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlungspraxis schließt jedoch die<br />

Plazebo-Response mit e<strong>in</strong>. Dennoch erreichen im Durchschnitt<br />

nur ca. 30 % <strong>der</strong> Patienten unter dem ersten e<strong>in</strong>gesetzten Antidepressivum<br />

e<strong>in</strong>e Remission. Ob spezifische Wirkmechanismen<br />

<strong>der</strong> Antidepressiva, die z. B. chronobiologische Zielparameter bee<strong>in</strong>flussen,<br />

bei bestimmten Patientenmerkmalen und depressiven<br />

Symptomen gegenüber an<strong>der</strong>en vorteilhaft s<strong>in</strong>d, kann gegenwärtig<br />

nicht e<strong>in</strong>deutig beantwortet werden.<br />

002<br />

Die heutigen Anwendungen <strong>der</strong> Lichttherapie: Wie, bei wem, wie<br />

viel und wielange?<br />

Jürgen Staedt (Vivantes Kl<strong>in</strong>ikum, Tageskl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie Memory<br />

Cl<strong>in</strong>ic, Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Störungen des Schlaf / Wach-Rhythmus und <strong>der</strong> circadianen<br />

Synchronisation s<strong>in</strong>d uns aus <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Arbeit mit depressiven<br />

Patienten vertraut. In diesem Zusammenhang wissen wir<br />

seit vielen Jahren, dass wir mit chronotherapeutischen Maßnahmen,<br />

nämlich <strong>der</strong> Lichttherapie sehr erfolgreich saisonale Depressionen<br />

behandeln können. Auch bei nicht-saisonalen Depressionen<br />

zeigt sich durch das add-on von Lichttherapie e<strong>in</strong> Benefit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Therapie. Zusätzlich stellt sich die Frage, ob im Kl<strong>in</strong>ikalltag durch<br />

verbesserte Beleuchtungbed<strong>in</strong>gungen auf Station die Gesundung<br />

von depressiven Patienten geför<strong>der</strong>t werden kann.<br />

Methode: Zielsetzung war die Überprüfung <strong>der</strong> Frage, ob es nach<br />

dem Umzug <strong>der</strong> Spandauer Psychiatrischen Kl<strong>in</strong>ik durch die<br />

Ausstattung <strong>der</strong> neuen Räumlichkeiten mit circadian beson<strong>der</strong>s<br />

wirksamen Osram LUMILUX Skywhite® Leuchtmitteln, zu e<strong>in</strong>er<br />

128<br />

Verkürzung <strong>der</strong> Liegedauer kommt. Wir entschlossen uns, alle<br />

Patienten mit e<strong>in</strong>er schweren nicht rezidivierenden depressiven<br />

Episode ohne psychotische Symptome (ICD 10, F 32.2) <strong>in</strong> die retrospektive<br />

Analyse e<strong>in</strong>zubeziehen. Patienten, die sich weniger als fünf<br />

Tage <strong>in</strong> stationärer Behandlung befanden wurden von <strong>der</strong> Analyse<br />

ausgeschlossen. Es wurden <strong>in</strong>sgesamt die Daten von 391 Patienten<br />

untersucht, hiervon entfielen 137 auf den Zeitraum von April bis<br />

Dezember 2006 und 254 Patienten auf den Zeitraum von April bis<br />

Dezember 2007.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Wir fanden bei unseren depressiven Patienten<br />

unter den neuen Beleuchtungsbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>e signifikante<br />

Verkürzung <strong>der</strong> Verweildauer. Allerd<strong>in</strong>gs war diese Verkürzung<br />

<strong>der</strong> Verweildauer unter Berücksichtigung des Alterseffektes nicht<br />

mehr signifikant (p = 0,083), und kann nur im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Trends<br />

<strong>in</strong>terpretiert werden. Zusammenfassend deuten diese aus dem kl<strong>in</strong>ischen<br />

Alltag gewonnenen Daten zum<strong>in</strong>dest trendmäßig an, dass<br />

die Erhöhung <strong>der</strong> Umgebungslicht<strong>in</strong>tensität sich positiv auf die stationäre<br />

Verweildauer auswirken können. Diese Ergebnisse zeigen,<br />

dass es s<strong>in</strong>nvoll ist, lichttherapeutische Interventionen auch <strong>in</strong> die<br />

Behandlungskonzepte <strong>der</strong> nicht-saisonalen Depression zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Wichtig für die Wirksamkeit <strong>der</strong> morgendlichen Lichttherapie<br />

ist aber, das <strong>in</strong>nere circadiane Tim<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Betreffenden zu berücksichtigen.<br />

Denn bei Frühaufstehern und Morgenmuffeln gibt es e<strong>in</strong><br />

jeweils unterschiedliches zeitliches Fenster <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Lichttherapie<br />

beson<strong>der</strong>s wirksam ist.<br />

003<br />

Schlafentzug (‚Wachtherapie’), Schlafphasen-vorverschiebung:<br />

wie, bei wem, wie oft<br />

Dieter Riemann (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die therapeutische Behandlung mit Schlafentzug wurde<br />

vor mehr als 40 Jahren erstmalig von den deutschen Psychiatern<br />

Schulte und Tölle beschrieben. Inzwischen konnte weltweit an Tausenden<br />

von Patienten belegt werden, dass <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e melancholische<br />

Patienten mit Morgentief gut von dieser Form von Behandlung<br />

profitieren. Kritisch anzumerken bleibt, dass die Effekte des<br />

Schlafentzugs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nur während und am Tag nach Schlafentzug<br />

nachzuweisen s<strong>in</strong>d und dass beim Gros <strong>der</strong> Patienten nach<br />

<strong>der</strong> nächsten durchschlafenenen Nacht e<strong>in</strong> Rückfall <strong>in</strong> die Depression<br />

erfolgt. Insofern eignet sich dieses Behandlungsverfahren nur<br />

als Adjuvans zu den Standardbehandlungen depressiver <strong>Erkrankungen</strong>.<br />

Das schnelle E<strong>in</strong>treten <strong>der</strong> Stimmungsaufhellung und letztendlich<br />

<strong>der</strong> paradoxe Charakter dieses Verfahrens machen es jedoch<br />

so <strong>in</strong>teressant.<br />

Methode: Wir analysierten die relevante Literatur im H<strong>in</strong>blick auf<br />

verschiedene Formen des therapeutischen Schlafentzugs und <strong>in</strong><br />

Komb<strong>in</strong>ation mit <strong>der</strong> sogenannten Schlafphasenverschiebung.<br />

Hierbei wird nach Schlafentzug <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Schlafrhythmus<br />

„nach vorne“, d. h. <strong>in</strong> die Nachmittagsstunden verlegt und dann<br />

graduell wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die übliche nächtliche Phasenposition zurückverlegt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Etwa zwei Drittel aller Patienten mit<br />

Major Depression zeigen e<strong>in</strong>e kurzfristige Stimmungsaufhellung<br />

nach totalem Schlafentzug, die bei mehr als 80 % <strong>der</strong> Patienten<br />

nach <strong>der</strong> nächsten durchschlafenen Nacht rückläufig ist. Der partielle<br />

Schlafentzug <strong>der</strong> 2. Nachthälfte liefert fast gleichwertige Ergebnisse,<br />

während Schlafentzug <strong>in</strong> <strong>der</strong> 1. Nachthälfte wenig wirksam<br />

ist. Die Komb<strong>in</strong>ation von totalem Schlafentzug mit e<strong>in</strong>er Schlafphasenvorverlagerung<br />

kann die positiven Schlafentzugseffekte bei<br />

etwa 60 % <strong>der</strong> Respon<strong>der</strong> über e<strong>in</strong>e Woche stabilisieren. Dies gelang<br />

auch mit e<strong>in</strong>er kurzfristigen Vorverlagerung <strong>der</strong> Schlafphase<br />

über nur drei Tage. Die theoretischen und therapeutischen Implikationen<br />

dieser Befunde für die Depressionsbehandlung werden<br />

diskutiert.

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