Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 11 G Weitere <strong>Erkrankungen</strong> // Other disor<strong>der</strong>s<br />
e<strong>in</strong>e Verlängerung <strong>der</strong> QTc-Zeit bewirken kann. 12 Patienten erhielten<br />
2 entsprechende Pharmaka, davon 3 Patienten zusätzlich<br />
e<strong>in</strong> Diuretikum.<br />
Topic: 11 Weitere <strong>Erkrankungen</strong><br />
Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Raum 42<br />
WSy-006 Weiterbildungssymposium<br />
Tourette-Syndrom – Kl<strong>in</strong>ik, Neurobiolgie, Therapie<br />
Vorsitz: I. Neuner (Aachen), V. Roessner (Dresden)<br />
001<br />
Neurobiologie des Tourette-Syndroms<br />
Irene Neuner (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />
Treten chronisch motorische und phonetische (vokale) Tics länger<br />
als e<strong>in</strong> Jahr auf, spricht man vom Gilles de la Tourette Syndrom<br />
(TS). Die Tic-Störung manifestiert sich meist vor dem 11. Lebensjahr,<br />
Jungen s<strong>in</strong>d ca dreimal häufiger als Mädchen betroffen. Oft<br />
zeigt die Tic-Symptomatik um das 14. Lebensjahr ihre schwerste<br />
Ausprägung, bei ca. <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Betroffenen ist sie dann deutlich<br />
rückläufig. Bei fortbestehen<strong>der</strong> Symptomatik bis <strong>in</strong>s Erwachsenalter<br />
s<strong>in</strong>d die Tics oft mil<strong>der</strong> als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Adoleszenz. Schwer Betroffene<br />
leiden dann auch sehr häufig unter Komorbiditäten. Die häufigste<br />
Begleiterkrankung im K<strong>in</strong>des- und Jugendalter ist die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung<br />
(ADHS). Zwangsstörungen,<br />
Angsterkrankungen und affektive Störungen kommen im weiteren<br />
Verlauf dazu. Nützliche H<strong>in</strong>weise auf die neurobiologischen Korrelate<br />
des TS kamen aus den medikamentösen Behandlungsansätzen.<br />
Augrund <strong>der</strong> therapeutischen Effekte <strong>der</strong> primär dopam<strong>in</strong>antagonistisch<br />
wirkenden Neuroleptika (europaweit Mittel <strong>der</strong> ersten<br />
Wahl) und des alpha-2 Adrenorezeptor Agonisten Clonid<strong>in</strong>s (<strong>in</strong><br />
USA Mittel <strong>der</strong> ersten Wahl) wurde e<strong>in</strong>e Beteiligung des dopam<strong>in</strong>ergen<br />
und noradrenergen Neurotransmittersystems postuliert.<br />
Weitere Neurotransmitter wie Seroton<strong>in</strong>, Acetylchol<strong>in</strong>, GABA,<br />
Glutamat, Peptide wie Dynorph<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>en ebenfalls e<strong>in</strong>e Rolle zu<br />
spielen. Bildgebungsstudien konnten regional Auffälligkeiten <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
im Bereich <strong>der</strong> Basalganglien identifizieren. Diese Befunde<br />
bestätigen die Annahme, dass Alterationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> dopam<strong>in</strong>ergen<br />
Neurotransmission <strong>der</strong> cortico-striato-thalamo-corticalen<br />
(CSTC) Bahnen e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathophysiologie des<br />
TS spielen. In strukturellen Bildgebungsstudien liessen sich auch<br />
Auffälligkeiten im Bereich <strong>der</strong> temporolimbischen Bahnen, <strong>der</strong> orbitofrontalen,<br />
senso-motorischen und Assoziationskortizes detektieren.<br />
264<br />
002<br />
Kl<strong>in</strong>ik des Tourette-Syndroms<br />
Veit Roessner (K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychatrie, Dresden)<br />
Der natürliche Verlauf <strong>der</strong> Phänomenologie des Tourette-Syndroms<br />
zeigt trotz großer <strong>in</strong>ter<strong>in</strong>dividueller Schwankungen bestimmte Gesetzmäßigkeiten.<br />
Anhand dieser wird das kl<strong>in</strong>ische Bild des Tourette-Syndroms<br />
ausführlich dargestellt. Dabei wird beson<strong>der</strong>s auf<br />
Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Symptomatik im Störungsverlauf und über die<br />
Altergruppen e<strong>in</strong>gegangen. Da bei bis zu 90 % <strong>der</strong> Betroffenen koexistente<br />
psychiatrische Probleme (z. B. ADHS und Zwangsstörung)<br />
auftreten, wird <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf das <strong>in</strong>dividuelle Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />
des Tourette-Syndroms ausführlich diskutiert. Insgesamt<br />
werden dem Zuhörer praktische Hilfen zu Diagnostik, Differentialdiagnostik<br />
und Behandlungsentscheidungen beim Tourette-Syndrom<br />
an die Hand gegeben.<br />
003<br />
Therapie des Tourette-Syndroms<br />
Wolfram Kawohl (Psych. Universitätskl<strong>in</strong>ik, KIZ, Zürich, Schweiz)<br />
E<strong>in</strong>leitung: In <strong>der</strong> Therapie des Gilles de la Tourette Syndroms (TS)<br />
kommen nach wie vor vielfach Neuroleptika <strong>der</strong> ersten Generation<br />
zum E<strong>in</strong>satz. Dies liegt unter daran, dass bislang ke<strong>in</strong> atypisches<br />
Neuroleptikum zur Behandlung des TS zugelassen ist. Während<br />
ältere Neuroleptika noch vergleichsweise nie<strong>der</strong>schwelligen Zulassungsverfahren<br />
unterlagen und von den Herstellern somit auch<br />
Zulassungen für seltenere <strong>Erkrankungen</strong> wie das TS beantragt wurden,<br />
sieht die Lage heute an<strong>der</strong>s aus: Zulassungen für neuere, teils<br />
bzgl. d. Therapie von Tic-Störungen vielversprechende Präparate,<br />
werden angesichts e<strong>in</strong>er unwirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Relation<br />
geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> nicht mehr beantragt. Der Behandler ist durch diese<br />
Situation bei se<strong>in</strong>en therapeutischen Entscheidungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung<br />
des TS beson<strong>der</strong>s gefor<strong>der</strong>t.<br />
Methode: Im Rahmen e<strong>in</strong>er Literaturrecherche zur Therapie von<br />
Tic-Störungen und TS wurde <strong>der</strong> Evidenzgrad für typische und<br />
atypische Neuroleptika sowie für weitere Substanzen und nichtmedikamentöse<br />
Therapieverfahren ermittelt. Beson<strong>der</strong>es Augenmerk<br />
wurde auf das Nebenwirkungsprofil <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Präparate<br />
gelegt. Nationale und <strong>in</strong>ternationale Leitl<strong>in</strong>ien wurden ebenfalls<br />
berücksichtigt.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Neben e<strong>in</strong>igen auch für die Indikation<br />
Tourette-Syndrom zugelassenen klassischen Neuroleptika werden<br />
zunehmend auch mo<strong>der</strong>ne atypische Neuroleptika erfolgreich zur<br />
Behandlung des TS e<strong>in</strong>gesetzt. Das Nebenwirkungsprofil wird vielfach<br />
als günstiger beschrieben. Darüber h<strong>in</strong>aus kommen auch an<strong>der</strong>e<br />
Substanzgruppen wie z. B. Antidepressiva und Agonisten an<br />
prä- und postsynaptischen α2-Rezeptoren sowie nicht-medikamentöse<br />
Verfahren zum E<strong>in</strong>satz. Für therapierefraktäre Fälle kann<br />
auf die tiefe Hirnstimulation zurückgegriffen werden.