Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />
beitet unter Leitung <strong>der</strong> Lübecker Projektgruppe die S3-Leitl<strong>in</strong>ie.<br />
Als Ausgangsbasis wurde die britische NICE Leitl<strong>in</strong>ie (National<br />
Collaborat<strong>in</strong>g Centre for Mental Health, NICE, 2006) gewählt, da<br />
diese hohe methodische Standards setzt. An <strong>der</strong> Suchstrategie <strong>der</strong><br />
NICE-Leitl<strong>in</strong>ie orientiert, die um zusätzliche Suchbegriffe erweitert<br />
wurde, führten wir e<strong>in</strong>e systematische Literatursuche <strong>in</strong> allen relevanten<br />
mediz<strong>in</strong>ischen und psychologischen Datenbanken durch.<br />
Die gefundene wissenschaftliche Literatur wurde systematisch nach<br />
methodische Aspekten bewertet und fließt <strong>in</strong> den Entwicklungsprozess<br />
<strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>. Im Vortrag soll die Evidenz <strong>der</strong> Psycho-,<br />
Pharmako- und Somatotherapie dargestellt werden, auf <strong>der</strong>en<br />
Grundlagen die Empfehlungen <strong>der</strong> Therapie-Leitl<strong>in</strong>ien entstehen.<br />
Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Stockholm 1<br />
FW-004 Forschungsworkshop<br />
Ungleichgewicht exzitatorischer und <strong>in</strong>hibitorischer Prozesse bei<br />
Angst<br />
Vorsitz: P. Zwanzger (Münster), R. Rupprecht (München)<br />
001<br />
Störung des GABA-Haushalts bei Panik und Möglichkeiten <strong>der</strong><br />
pharmakologischen Modulation<br />
Peter Zwanzger (Universität Münster, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />
E<strong>in</strong>leitung: Gamma-Am<strong>in</strong>obuttersäure (GABA) ist <strong>der</strong> wichtigste<br />
<strong>in</strong>hibitorische Neurotransmitter im Zentralnervensystem (ZNS).<br />
GABA vermittelt se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>hibitorischen Effekte im ZNS über<br />
GABA-A-Rezeptoren, die zur Familie <strong>der</strong> ligandengesteuerten<br />
Ionenkanäle gehören. Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass<br />
e<strong>in</strong>e Dysfunktion des GABA Systems e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathogenese<br />
<strong>der</strong> Panikstörung spielt. Neben Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
GABA-A-Rezeptor B<strong>in</strong>dungskapazität wird ursächlich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
e<strong>in</strong>e Reduktion <strong>der</strong> kortikalen GABA Konzentration vermutet.<br />
Methode: E<strong>in</strong> gezielter Agonismus am GABA-A-Rezeptor durch<br />
selektive Verstärkung <strong>der</strong> GABAergen Neurotransmission ist daher<br />
e<strong>in</strong> vielversprechen<strong>der</strong> Ansatz bei <strong>der</strong> Entwicklung neuer pharmakologischer<br />
Therapiestrategien. Sowohl die Hemmung des Abbaus<br />
von GABA durch B<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> GABA-Transam<strong>in</strong>ase durch Vigabatr<strong>in</strong><br />
als auch die Blockade des GABA-Transporters GAT-I führen<br />
zur verstärkten Verfügbarkeit von GABA im synaptischen Spalt.<br />
Insofern s<strong>in</strong>d neben antikonvulsiven auch anxiolytische Effekte<br />
denkbar. Unsere Untersuchungen zeigen, dass selektiv GABAerge<br />
Antiepileptika anxiolytische Eigenschaften sowohl im Panik-Challenge-Paradigma<br />
mit Cholecystok<strong>in</strong><strong>in</strong>-Tetrapeptid (CCK-4) als<br />
auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Behandlung von Panikpatienten zeigen. Darüberh<strong>in</strong>aus<br />
zeigt sich, dass Tiagab<strong>in</strong> auch zu günstigen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Konzentrationen des GABA-A Rezeptor modulierenden<br />
neuroaktiven Steroids Tetrahydrodeoxycorticosterone (THDOC)<br />
führt. Im Gegensatz zur günstigen Wirkung auf Panikattacken zeigt<br />
sich ke<strong>in</strong>e signifikante Wirkung auf allgeme<strong>in</strong>es Angstgefühl.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Unsere Ergebnisse machen deutlich, dass<br />
die Strategie <strong>der</strong> selektiven Verstärkung <strong>der</strong> GABAergen Neurotransmission<br />
e<strong>in</strong>e mögliche neuartige Perspektive <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pharmakotherapie<br />
<strong>der</strong> Panikstörung darstellt.<br />
002<br />
Funktionelle Neuroanatomie experimentell <strong>in</strong>duzierter Panik und<br />
GABAerger Behandlungstrategien<br />
Daniela Eser (LMU München, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />
G. Leicht, A. Länger, S. Karch, C. Mulert, R. Rupprecht<br />
E<strong>in</strong>leitung: Die experimentelle Panikattackenprovokation bietet<br />
172<br />
die Möglichkeit, neurobiologische Ursachen <strong>der</strong> Panikstörung unter<br />
kontrollierten Bed<strong>in</strong>gungen zu untersuchen. Unter e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />
verfügbarer Provokationssubstanzen erfüllt Cholezystok<strong>in</strong><strong>in</strong>-<br />
Tetrapeptid (CCK-4) die Kriterien e<strong>in</strong>es idealen Panikogens.<br />
CCK-4 <strong>in</strong>duziert sowohl bei Patienten mit Panikstörung als auch<br />
bei gesunden Probanden Panikattacken und gilt heutzutage als zuverlässiges,<br />
valides und sicheres Modell zur Untersuchung pathophysiologischer<br />
Ursachen <strong>der</strong> Panikstörung. Die Untersuchung<br />
von <strong>der</strong> funktionellen Neuroanatomie CCK-4 <strong>in</strong>duzierter Paniksymptome<br />
kann dabei zu e<strong>in</strong>er weiteren Aufklärung <strong>der</strong> Entstehung<br />
von Angstattacken beitragen. In eigenen Vorarbeiten konnte gezeigt<br />
werden, dass CCK-4 <strong>in</strong>duzierte Panikattacken mit e<strong>in</strong>er signifikanten<br />
Aktivierungen angstrelevanter Gehirnregionen e<strong>in</strong>hergehen,<br />
wobei <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>e Interaktion zwischen anteriorem<br />
c<strong>in</strong>gulären Cortex (ACC) und Amygdala relevant ist. In e<strong>in</strong>em weiteren<br />
Projekt wurde <strong>der</strong> Frage nachgegangen, ob e<strong>in</strong>e Vorbehandlung<br />
mit Alprazolam zu e<strong>in</strong>er Reduktion <strong>der</strong> Auftretenswahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
und <strong>der</strong> Intensität experimentell mittels CCK-4<br />
<strong>in</strong>duzierter Panikattacken bei gesunden Probanden führt und mit<br />
e<strong>in</strong>er Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> CCK-4 <strong>in</strong>duzierten Aktivierungsmusters<br />
e<strong>in</strong>hergeht.<br />
Methode: In e<strong>in</strong>er doppelbl<strong>in</strong>den, randomisierten, placebo-kontrollierten<br />
Studie wurden 24 gesunden Probanden e<strong>in</strong>er Panikattackenprovokation<br />
mittels CCK-4 unterzogen und simultan<br />
fMRT-Daten erhoben. Bei 16 Probanden, die auf Verabreichung<br />
von CCK-4 mit e<strong>in</strong>er Panikattacke reagierten, wurde die Attackenprovokation<br />
nach 5 und 10 Tagen wie<strong>der</strong>holt und die experimentelle<br />
Paniksymptomatik durch vorausgehende, Behandlung mit<br />
Alprazolam moduliert.<br />
Diskussion / Ergebnisse: CCK-4 führte zu e<strong>in</strong>em deutlichen Anstieg<br />
<strong>der</strong> Angstsymptomatik und zu e<strong>in</strong>em signifikanten Anstieg<br />
<strong>der</strong> Herzfrequenz. Nach Vorbehandlung mit Alprazolam konnte<br />
e<strong>in</strong>e Abnahme panikassozierter Aktivierungsmuster verzeichnet<br />
werden. Damit konnte erstmals funktionell <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss von Alprazolam<br />
auf CCK-4 <strong>in</strong>duzierte Aktivierungsmuster dargestellt werden,<br />
wobei diese Ergebnisse Aufschlüsse über die Entstehungsmechanismen<br />
von Angstattacken, sowie über die Wirkungsweise von<br />
Benzodiazep<strong>in</strong>en zu lassen.<br />
003<br />
Neurosteroid-Modulatoren als neue Anxiolytika<br />
Ra<strong>in</strong>er Rupprecht (LMU München, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />
D. Eser, G. Rammes, T. Baghai, C. Schuele, K. Kucher<br />
Benzodiazep<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d rasch wirksame und effektive Anxiolytika. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
s<strong>in</strong>d bei längerfristiger Anwendung die Toleranzentwicklung<br />
sowie die Entwicklung e<strong>in</strong>er Entzugssymptomatik problematisch.<br />
Daher s<strong>in</strong>d mittlerweile Antidepressiva, z. B. SSRI o<strong>der</strong> SNRI,<br />
Mittel <strong>der</strong> Wahl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie von Angststörungen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
wirken diese erst nach mehreren Wochen anxiolytisch. Insofern<br />
s<strong>in</strong>d neue Anxiolytika mit raschem Wirkungse<strong>in</strong>tritt ohne die bekannten<br />
Nebenwirkungen <strong>der</strong> Benzodiazep<strong>in</strong>e wünschenswert.<br />
3α-reduzierte neuroaktive Steroide s<strong>in</strong>d starke positive allosterische<br />
Modulatoren von GABAA-Rezeptoren. Sie wirken im Tiermodell<br />
anxiolytisch. Ferner f<strong>in</strong>den sich erniedrigte Konzentrationen<br />
während experimentell <strong>in</strong>duzierter Angstattacken bei Patienten<br />
mir Panikstörung. XBD173 ist e<strong>in</strong> Ligand für das Translokator-<br />
Prote<strong>in</strong> 18 kDa. Wir konnten zeigen, dass dieser Ligand zu e<strong>in</strong>er<br />
Neusynthese von 3α-reduzierten neuroaktiven Steroiden führt und<br />
über diesen Mechanismus die GABAerge Neurotransmission im<br />
Cortexgewebe <strong>der</strong> Maus verbessert. XBD173 wirkte <strong>in</strong> Tiemodellen<br />
rasch anxiolytisch ohne Toleranzentwicklung. Ferner konnten wir<br />
zeigen, dass XBD173 auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage war, das durch Laktat und<br />
CCK-4 ausgelöste Angstverhalten bei <strong>der</strong> Ratte zu antagonisieren.<br />
In e<strong>in</strong>er ersten „proof of concept“ Studie anhand des CCK-4 Modells<br />
bei gesunden Probanden konnten wir erstmals e<strong>in</strong>e axiolyti-