Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 8 G Störungen mit enger Beziehung zum K<strong>in</strong>des- und Jugendalter, F7-9 // Disor<strong>der</strong>s closely related to childhood and adolescence F7-9<br />
de untersucht, <strong>in</strong>wieweit das Aufmerksamkeitsprofil von Patienten<br />
mit ADHS und komorbi<strong>der</strong> Tic-Störung von dem Profil <strong>der</strong> Patienten<br />
mit e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong>en ADHS o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong>en Tic-Störung abweicht.<br />
Methode: Untersucht wurden je 20 K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche im<br />
Alter von 8 – 17 Jahren mit (1) ADHS, mit (2) e<strong>in</strong>er Tic-Störung<br />
(chronische Tic-Störung o<strong>der</strong> Tourette-Syndrom), mit (3) ADHS<br />
und komorbi<strong>der</strong> Tic-Störung sowie (4) e<strong>in</strong>e gesunde Kontrollgruppe.<br />
Die Probanden bearbeiteten Aufmerksamkeitsaufgaben am<br />
Computer, die aus standardisierten Testbatterien <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsprüfung<br />
entnommen wurden. Erfasst wurden Parameter <strong>der</strong><br />
Daueraufmerksamkeit, <strong>der</strong> selektiven und <strong>der</strong> exekutiven Aufmerksamkeit.<br />
Zudem wurden kl<strong>in</strong>ische Charakteristika mittels<br />
Fragebögen erhoben.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die Daten werden momentan ausgewertet.<br />
Erste Ergebnisse werden im Rahmen des Symposiums präsentiert.<br />
Auf <strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>er vorläufigen Auswertung mit ger<strong>in</strong>gerer<br />
Stichprobengröße wird angenommen, dass Patienten mit re<strong>in</strong>er<br />
Tic-Störung vergleichbare Aufmerksamkeitsleistungen zeigen wie<br />
gesunde Kontrollprobanden. Weiter wird auf Grundlage e<strong>in</strong>er vorangegangenen<br />
Studie erwartet, dass die komorbide Gruppe ger<strong>in</strong>gere<br />
Aufmerksamkeitsdefizite aufweist als die ADHS-Gruppe.<br />
Ger<strong>in</strong>gere Defizite <strong>der</strong> komorbiden Gruppe im Vergleich zur re<strong>in</strong>en<br />
ADHS-Gruppe könnten möglicherweise auf Kompensationsmechanismen<br />
bei Patienten mit Tic-Störung h<strong>in</strong>weisen.<br />
002<br />
Atomoxet<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung des Tourette-Syndrom – mit und<br />
ohne Komorbiditäten?<br />
Andrea Ludolph (Universität Ulm, K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie)<br />
M. Allroggen, J. Kassubek, G. Libal, J. M. Fegert<br />
E<strong>in</strong>leitung: Bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen mit Tourette-Syndrom<br />
(TS) ist die ADHS die häufigste komorbide Störung, die weltweit<br />
mit Psychostimulanzien und Atomoxet<strong>in</strong> behandelt wird. Die<br />
Pharmakotherapie des TS wird <strong>in</strong> verschiedenen Altersgruppen<br />
und verschiedenen Län<strong>der</strong>n sehr unterschiedlich gehandhabt. In<br />
Deutschland wird Tiaprid als Mittel <strong>der</strong> ersten Wahl bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
und Jugendlichen e<strong>in</strong>gesetzt (Leitl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> Dt. Gesellschaft für<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie, 2007), im Erwachsenenalter eher<br />
Sulpirid (Leitl<strong>in</strong><strong>in</strong>ien <strong>der</strong> Dt. Ges. für Neurologie, 2008). In den<br />
USA wird als Mittel <strong>der</strong> ersten Wahl niedrig dosiert Clonid<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
allen Altersgruppen empfohlen. Alle Medikationen außer Haloperidol<br />
erfolgen „off-label“. In kl<strong>in</strong>ischen Studien mit ADHS K<strong>in</strong><strong>der</strong>n,<br />
bei denen komorbid e<strong>in</strong>e Tic-Symptomatik vorlag, war diese unter<br />
Atomoxet<strong>in</strong>behandlung ebenfalls rückläufig (Spencer TJ, J Att Dis<br />
2008).<br />
Methode: Wir berichten von e<strong>in</strong>er Fallserie von sechs K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und<br />
Jugendlichen mit chronischen Tic-Störungen und TS, bei denen<br />
e<strong>in</strong>e Atomoxet<strong>in</strong>therapie erfolgte. Nach ausführlicher Aufklärung<br />
über den off-label use und alternative Therapieoptionen wurde e<strong>in</strong>e<br />
Behandlung mit Atomoxet<strong>in</strong> bei sechs K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />
im Alter von 9 – 17 Jahren mit ausgeprägter Tic-Symptomatik <strong>in</strong>itiiert.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die Behandlungsergebnisse waren wi<strong>der</strong>sprüchlich.<br />
E<strong>in</strong> 17jähriger Jugendlicher mit ausgeprägter komorbi<strong>der</strong><br />
ADHS und Zwangsstörung profitierte auf allen Symptomskalen<br />
sehr e<strong>in</strong>drücklich von <strong>der</strong> Medikation, e<strong>in</strong> 9jähriges Mädchen mit<br />
komorbi<strong>der</strong> leichter Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität<br />
verlor nahezu schlagartig e<strong>in</strong>en über Jahre bestehenden Räusper-<br />
Tic und ihre leichteren motorischen Tics. E<strong>in</strong> 11jähriger Junge mit<br />
allenfalls diskreter Aufmerksamkeitsstörung und deutlich ausgeprägtem<br />
oppositionellem Verhalten verbesserte sich plötzlich dramatisch<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en schulischen Leistungen bei gleichzeitiger Zunahme<br />
<strong>der</strong> Tic-Symptomatik. Bei e<strong>in</strong>em 10jährigen Jungen ohne ADHS<br />
Symptome kam es zu e<strong>in</strong>er Exazerbation <strong>der</strong> phonetischen und<br />
218<br />
motorischen Tics. E<strong>in</strong> 11jähriger Junger, <strong>der</strong> unter Methylphenidat<br />
massive durchgängige motorische Tics entwickelt hatte, zeigte diese<br />
unter Atomoxet<strong>in</strong> nur noch <strong>in</strong> sehr mil<strong>der</strong> Form. Zusammenfassung:<br />
Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur ist die Befundlage zur Tic-Behandlung<br />
mit Atomoxet<strong>in</strong> wi<strong>der</strong>sprüchlich. Randomisierte kl<strong>in</strong>ische Studien<br />
für die medikamentöse Behandlung von schweren Tic-Störungen<br />
s<strong>in</strong>d dr<strong>in</strong>gend notwendig.<br />
003<br />
Die Rolle <strong>der</strong> Neuroleptika <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie des Tourette-Syndroms<br />
Kirsten Müller-Vahl (Med. Hochschule Hannover, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />
Neuroleptika (NL) gelten als effektivste Therapie von Tics bei Patienten<br />
mit Tourette-Syndrom (TS). Sie bee<strong>in</strong>flussen allerd<strong>in</strong>gs<br />
we<strong>der</strong> die Ursache noch den Verlauf <strong>der</strong> Tics. Realistisches Therapieziel<br />
ist die Reduktion <strong>der</strong> Tics um etwa 50 %, nicht aber das vollständige<br />
Sistieren. Während es unter Behandlung mit NL bei etwa<br />
80 % <strong>der</strong> Patienten zu e<strong>in</strong>er Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Tics kommt, werden<br />
mögliche an<strong>der</strong>e Symptome des TS (wie Zwang, Depression o<strong>der</strong><br />
ADHS) nicht gebessert. Hautproblem <strong>der</strong> Behandlung stellt nicht<br />
die fehlende Wirksamkeit, son<strong>der</strong>n Nebenwirkungen dar. Am häufigsten<br />
treten Müdigkeit, Gewichtszunahme und Sexualfunktionsstörungen<br />
e<strong>in</strong>. Daher sollten Tics nur bei deutlicher Ausprägung<br />
o<strong>der</strong> subjektiver Bee<strong>in</strong>trächtigung mit NL behandelt werden. Tardive<br />
Dysk<strong>in</strong>esien stellen <strong>in</strong> dieser Patientengruppe h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong>e<br />
Rarität dar. Da zu allen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie von Tics e<strong>in</strong>gesetzten NL<br />
lediglich Fallberichte, offene unkontrollierte o<strong>der</strong> randomisierte<br />
Studien mit ger<strong>in</strong>ger Patientenzahl vorliegen, lassen sich aus den<br />
verfügbaren Daten ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutigen Therapieempfehlungen ableiten.<br />
Direkte Vergleiche <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Substanzen fehlen weitgehend.<br />
Mit Ausnahme von Haloperidol s<strong>in</strong>d alle e<strong>in</strong>gesetzten NL für<br />
diese Indikation nicht zugelassen. Haloperidol sollte wegen stärkerer<br />
Nebenwirkungen jedoch nur <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
Primär zu empfehlen s<strong>in</strong>d Sulpirid, Risperidon und Tiaprid. Dabei<br />
sche<strong>in</strong>t kl<strong>in</strong>ischer Erfahrung zufolge Tiaprid <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
gut wirksam und verträglich zu se<strong>in</strong>. In jüngster Zeit mehren<br />
sich Fallberichte, die darauf h<strong>in</strong>weisen, dass das atypische NL<br />
Aripiprazol bei vielen Patienten nicht nur gut wirksam, son<strong>der</strong>n<br />
auch gut verträglich ist. Typischerweise führt Aripiprazol we<strong>der</strong> zu<br />
Müdigkeit, noch zu Gewichtszunahme und Sexualfunktionsstörungen<br />
und stellt daher <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei E<strong>in</strong>treten dieser Nebenwirkungen<br />
unter an<strong>der</strong>en NL e<strong>in</strong>e Behandlungsalternative dar.<br />
Weiter NL, die zur Behandlung empfohlen werden können, s<strong>in</strong>d<br />
Pimozid, Amisulprid, Olanzap<strong>in</strong>, Quetiap<strong>in</strong> und Ziprasidon. Alle<br />
NL sollten e<strong>in</strong>schleichend dosiert und langsam gesteigert werden<br />
bis zum E<strong>in</strong>tritt e<strong>in</strong>er positiven Wirkung o<strong>der</strong> nicht tolerabler Nebenwirkungen.<br />
Die Dosierungen liegen zumeist deutlich unterhalb<br />
<strong>der</strong> Dosierungen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung an<strong>der</strong>er psychiatrischer<br />
<strong>Erkrankungen</strong> gebräuchlich s<strong>in</strong>d.<br />
004<br />
Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> dopam<strong>in</strong>ergen Transmission durch Tiefenhirnstimulation<br />
(DBS) beim Tourette Syndrom (GTS)<br />
Hildegard Janouschek (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Aachen, Psychiatrie und<br />
Psychotherapie)<br />
I. Vernaleken, I. Neuner, J. Kuhn, D. Lenartz, W. Huff, W. Schaefer,<br />
G. Gruen<strong>der</strong>, V. Sturm, M. Raptis<br />
E<strong>in</strong>leitung: Das Tourette Syndrom ist durch motorische und vokale<br />
Tics gekennzeichnet. Während bei den meisten Patienten während<br />
<strong>der</strong> Adoleszenz e<strong>in</strong>e deutliche Symptomverbesserung e<strong>in</strong>tritt,<br />
kommt es bei e<strong>in</strong>igen Patienten auch im Erwachsenenalter zu e<strong>in</strong>er<br />
Persistenz <strong>der</strong> Symptomatik. In den letzten Jahren hat sich für Patienten,<br />
die auf e<strong>in</strong>e Pharmakotherapie nicht ansprechen, die tiefe<br />
Hirnstimulation (DBS) als effektive, wenn auch <strong>in</strong>vasive Behandlungsmöglichkeit<br />
dargestellt. Es verblieb jedoch bisher weitestge-