Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 2 G <strong>Psychische</strong> Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disor<strong>der</strong>s due to psychoactive substance use, F1<br />
004<br />
Implikationen von Neurobiologischen Theorien für die Behandlung<br />
von Abhängigkeitserkrankungen<br />
Jana Wrase (Charité Berl<strong>in</strong>, Psychiatrie, CCM)<br />
Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Salon 13/14<br />
S-120 Symposium<br />
Migration und Sucht – Unterscheiden sich Gruppen mit und ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> suchtrelevanten Faktoren?<br />
Vorsitz: M. Odenwald (Konstanz), W. Höcker (Reichenau)<br />
001<br />
Erklärungsmuster süchtigen Verhaltens bei deutschen, russlanddeutschen<br />
und türkischen Jugendlichen<br />
Andreas He<strong>in</strong>z (Charité Campus Mitte, Psychiatrie und Psychotherapie,<br />
Berl<strong>in</strong>)<br />
S. Penka, M. Schouler-Ocak, U. Kluge, H. Heimann<br />
E<strong>in</strong>leitung: Unterschiedliche Auffassungen <strong>in</strong> Bezug auf die Entstehung,<br />
Def<strong>in</strong>ition und Behandlung von <strong>Erkrankungen</strong> werden als<br />
„Erklärungsmodelle“ bezeichnet und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuell wie kulturell<br />
geprägt. Neben Erfahrungen von Diskrim<strong>in</strong>ierung und Informationsdefiziten<br />
können unterschiedliche Erklärungsmodelle für Abhängigkeitserkrankungen<br />
e<strong>in</strong>e wesentliche Zugangsbarriere zum<br />
Suchthilfesystem darstellen. Bedeutsam ist, dass Therapeuten und<br />
Patienten dieselben Wörter benutzen können, dass diese aber je<br />
nach Kontext bzw. „Erklärungsmodell“ etwas an<strong>der</strong>es bezeichnen.<br />
Unterschiede <strong>in</strong> den Erklärungsmodellen können deshalb je nach<br />
kultureller und sozialer Prägung die Kommunikation zwischen Migranten<br />
und deutschen Professionellen im Gesundheitssystem erheblich<br />
erschweren.<br />
Methode: Wir untersuchten solche Unterschiede im Verständnis<br />
von psychischen und Sucht-<strong>Erkrankungen</strong> bei türkisch-stämmigen,<br />
russlanddeutschen und deutschen Jugendlichen. Dazu wurden<br />
die e<strong>in</strong>schlägigen Begriffe im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er freien Nennung (Free<br />
list<strong>in</strong>g) bei über 200 Jugendlichen erfragt und die jeweils 50 häufigsten<br />
Begriffe anschließend bei jeweils 20 Personen pro Gruppe mittels<br />
des „Pile Sort“ Verfahrens <strong>in</strong>dividuellen Krankheitskonzepten<br />
zugeordnet. Zudem wurden qualitative Interviews durchgeführt.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass Migranten<br />
aus <strong>der</strong> ehemaligen Sowjetunion mehr noch als deutsche Jugendliche<br />
e<strong>in</strong>e Stigmatisierung und soziale Marg<strong>in</strong>alisierung fürchten,<br />
wenn sie psychiatrische o<strong>der</strong> psychotherapeutische E<strong>in</strong>richtungen<br />
aufsuchen. Deutsche und russlanddeutsche Jugendliche sahen gerade<br />
Ess-Störungen als beson<strong>der</strong>s „pe<strong>in</strong>lich“ und stigmatisierend<br />
an, was bei türkisch-stämmigen Jugendlichen nicht <strong>der</strong> Fall war.<br />
Informationen über mo<strong>der</strong>ne Krankheitskonzepte und ihre Therapieoptionen,<br />
die Arbeitsweisen <strong>der</strong> Therapeuten und die ärztliche<br />
Schweigepflicht ersche<strong>in</strong>en hier beson<strong>der</strong>s wichtig. Die Beschäftigung<br />
des Gesundheitssystems mit transkulturellen Aspekten kann<br />
die Erfahrungen <strong>der</strong> Migranten produktiv <strong>in</strong> das therapeutische<br />
Sett<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>beziehen und die Wahrnehmung gesellschaftlicher, kultureller<br />
und <strong>in</strong>dividueller Unterschiede erleichtern.<br />
002<br />
Stationäre und ambulante Suchtpatienten mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
im Landkreis Konstanz – wie unterscheiden sie sich von Patienten<br />
ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund? E<strong>in</strong>e kontrollierte Studie<br />
Michael Odenwald (Universität Konstanz, Fachbereich Psychologie)<br />
W. Höcker, R. Hoffmann, S. Knüppel, C. Becker, B. Rockstroh, T. Elbert<br />
E<strong>in</strong>leitung: In Deutschland leben 6,7 Mio. Auslän<strong>der</strong> und 15,3 Mio.<br />
Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Baden-Württemberg hat im<br />
Bundesvergleich die zweithöchste Rate von Auslän<strong>der</strong>n (11,9 %)<br />
und Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (25 %). Obgleich Experten<br />
davon ausgehen, dass diese Gruppen <strong>der</strong> Bevölkerung m<strong>in</strong>destens<br />
gleich häufig von Suchtproblemen betroffen s<strong>in</strong>d, f<strong>in</strong>det<br />
sich e<strong>in</strong>e Unterrepräsentanz unter den Klienten von ambulanten<br />
und stationären Suchthilfee<strong>in</strong>richtungen, auch im Landkreis Konstanz.<br />
Man geht daher von Zugangsbarrieren dieser Personengruppe<br />
zur Suchthilfe aus. Wir berichten hier von e<strong>in</strong>er laufenden<br />
Gruppenvergleichsstudie im Landkreis Konstanz, welche relevante<br />
Unterschiede zwischen deutschen und nichtdeutschen Suchtpatienten<br />
aufdecken soll.<br />
Methode: In e<strong>in</strong>em „matched pair design“ werden <strong>in</strong> verschiedenen<br />
stationären Behandlungse<strong>in</strong>richtungen jeweils e<strong>in</strong> vergleichbarer<br />
Suchtpatient aus <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Deutschen ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />
<strong>der</strong> (Spät-)Aussiedler und Nicht-EU-Auslän<strong>der</strong><br />
rekrutiert. Mittels des Addiction Severity Index und an<strong>der</strong>en standardisierten<br />
Instrumenten werden sowohl prädisponierende Variablen,<br />
als auch die Eckpunkte <strong>der</strong> Suchtentwicklung, die Motivation<br />
zur Teilnahme an <strong>der</strong> Therapie und die aktuelle Psychopathologie<br />
erhoben.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Erste Ergebnisse deuten darauf h<strong>in</strong>, dass<br />
vor allem zwischen den Nicht-EU-Auslän<strong>der</strong>n und die an<strong>der</strong>en<br />
beiden Gruppen Unterschiede angetroffen werden. Die Ergebnisse<br />
werden im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Fragestellung diskutiert, wie im<br />
kommunalen Suchthilfeverbund die Patientengruppe mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
besser <strong>in</strong> die Suchthilfestrukturen <strong>in</strong>tegriert werden<br />
kann.<br />
003<br />
Werden Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund an<strong>der</strong>s pharmakotherapiert?<br />
Marc Ziegenbe<strong>in</strong> (Med. Hochschule Hannover, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie)<br />
E<strong>in</strong>leitung: Sowohl biologische als auch kultur- und migrationsspezifische<br />
Faktoren ebenso wie das Integrationsniveau mit dem<br />
vorherrschenden Akkulturationsstil determ<strong>in</strong>ieren das Spannungsfeld,<br />
<strong>in</strong> dem sich Diagnostik und Therapie bei psychischen <strong>Erkrankungen</strong><br />
von Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund bewegen.<br />
Methode: Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass es große kulturelle<br />
Unterschiede im H<strong>in</strong>blick auf die Anwendung, Dosierungen und<br />
Nebenwirkungsprofile von Psychopharmaka gibt, was alle Substanzklassen<br />
von Antipsychotika bis h<strong>in</strong> zu Antidepressiva betrifft.<br />
Nahezu alle Psychopharmaka wurden <strong>in</strong> Nord Amerika sowie West<br />
Europa entwickelt und <strong>in</strong> Studien getestet, wobei es sich bei den<br />
Probanden <strong>in</strong> den Zulassungsstudien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel um „young,<br />
white males“ handelt. Diese Punkte sollen im Rahmen des Vortrages<br />
kritisch diskutiert werden. Zudem s<strong>in</strong>d Kenntnisse über pharmakogenetische<br />
Beson<strong>der</strong>heiten bei Menschen aus fremden Kulturen<br />
<strong>in</strong> diesem Zusammenhang unerlässlich. Nach Darstellung <strong>der</strong><br />
Grundlagen <strong>der</strong> metabolischen Elim<strong>in</strong>ation von Psychopharmaka<br />
und Beschreibung <strong>der</strong> grundsätzlichen pharmakologischen und<br />
kl<strong>in</strong>ischen Effekte bei sehr langsamen Metabolisierern und extrem<br />
schnellen Metabolisierern, werden die kl<strong>in</strong>ischen und praktischen<br />
Therapiekonsequenzen aus den <strong>der</strong>zeitig zur Verfügung stehenden<br />
Untersuchungen über die Genetischen Polymorphismen vorgestellt.<br />
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