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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN

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Topic 17 G Forensische Psychiatrie // Forensic psychiatry<br />

a) Behandlung psychisch Kranker und Persönlichkeitsgestörter,<br />

b) forensisch-psychiatrischen Nachsorge, und c) <strong>der</strong> Straftäterbehandlung.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Materiell und personell h<strong>in</strong>reichend ausgestattete<br />

Institutionen, die multimodale, kognitiv-behaviorale Ansätze<br />

unter Nutzung <strong>der</strong> Techniken des sozialen Lernens verfolgen,<br />

Methoden verwenden, die dem Lernstil <strong>der</strong> Klienten entsprechen,<br />

auf Klientenmerkmale zielen, die nach dem empirischen Kenntnisstand<br />

krim<strong>in</strong>ogene Faktoren s<strong>in</strong>d, erzielen deutliche krim<strong>in</strong>alpräventive<br />

Effekte. Methoden, die dem handlungsorientierten Lernstil<br />

von Rechtsbrechern gerecht werden s<strong>in</strong>d: Modell-Lernen, Rollenspiele,<br />

abgestufte Erprobung, Verstärkung, konkrete Hilfestellungen,<br />

Ressourcenbereitstellung und kognitive Umstrukturierung.<br />

Wichtig ist e<strong>in</strong>e assertive Vorgehensweise, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Behandler die<br />

Autorität über die Behandlung behalten. Nach Entlassung aus <strong>der</strong><br />

stationären Behandlung bedarf es regelhaft e<strong>in</strong>er langjährigen aufsuchenden<br />

Nachsorge.<br />

Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 3<br />

S-002 Symposium<br />

Psychiatrie – Forensische Psychiatrie – Strafvollzug: Wo landen<br />

psychisch gestörte Straftäter<br />

Vorsitz: H. Dreß<strong>in</strong>g (Mannheim), E. Habermeyer (Zürich, Schweiz)<br />

001<br />

Die europäische Perspektive<br />

Hans-Joachim Salize (ZI für Seelische Gesundheit, Versorgungsforschung,<br />

Mannheim)<br />

H. Dress<strong>in</strong>g<br />

E<strong>in</strong>leitung: Neben zahlreichen und unverzichtbaren Vorteilen hat<br />

<strong>der</strong> Übergang von <strong>der</strong> Anstalts- zur Geme<strong>in</strong>depsychiatrie <strong>in</strong> Europa<br />

auch Probleme gezeitigt, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Debatte darüber, ob die<br />

Enthospitalisierung möglicherweise zu weit geführt worden sei,<br />

thematisiert werden. Problematisiert werden dabei u.a. die Interdependenzen<br />

<strong>der</strong> drei Sektoren Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie, Maßregelvollzug<br />

und Strafvollzug, die sich <strong>in</strong> unterschiedlichem Ausmaß mit<br />

sog. „schwierigen“, gewalttätigen o<strong>der</strong> straffälligen psychisch Kranken<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen müssen. Dabei bestehen unterschiedliche<br />

Auffassungen darüber, ob die Patientenströme zwischen diesen<br />

Sektoren adäquat verlaufen o<strong>der</strong> nicht. Die Frage wird allerd<strong>in</strong>gs<br />

auf e<strong>in</strong>er deutlich unzureichenden empirischen Datenbasis diskutiert.<br />

Methode: Wir komb<strong>in</strong>ierten epidemiologische und Inanspruchnahmedaten<br />

aus drei unterschiedlichen, aber methodisch ähnlichen<br />

europaweiten Projekten, die die gesetzlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

und Praxisrout<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> unfreiwilligen<br />

Unterbr<strong>in</strong>gung psychisch Kranker <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie, <strong>der</strong><br />

rechtlichen Beurteilung und Behandlung psychisch kranker Straftäter<br />

sowie <strong>der</strong> Behandlung psychisch Kranker im normalen Strafvollzug<br />

explorierten. Dabei wurden Daten aus e<strong>in</strong>zelnen Län<strong>der</strong>n<br />

spezifisch dah<strong>in</strong>gehend analysiert, wie die Än<strong>der</strong>ung gesetzlicher<br />

Regelungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sektor die Behandlungsbed<strong>in</strong>gungen und das<br />

Patientenaufkommen <strong>in</strong> den jeweils an<strong>der</strong>en Sektoren bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Zeitreihen h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> zivilrechtlichen<br />

Unterbr<strong>in</strong>gungsraten legen nahe, das zum<strong>in</strong>dest während <strong>der</strong><br />

1990er Jahre <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> meisten EU-Mitgliedstaaten die Anteile<br />

unfreiwilliger Unterbr<strong>in</strong>gungen an allen Aufnahmen <strong>in</strong> die Allgeme<strong>in</strong>psychiatrie<br />

zeitlich weitgehend stabil geblieben s<strong>in</strong>d, obwohl<br />

die Raten sich zwischen den Län<strong>der</strong> deutlich unterscheiden. Die<br />

396<br />

Aufnahmen <strong>in</strong> den Maßregelvollzug steigen im gleichen Zeitraum<br />

jedoch europaweit deutlich an. Zahlen darüber wie viel psychisch<br />

Kranke sich im normalen Strafvollzug bef<strong>in</strong>den, liegen europaweit<br />

so gut wie nicht vor, so dass e<strong>in</strong>e Zu- o<strong>der</strong> Abnahme aus diesem<br />

Sektor und e<strong>in</strong>e mögliche Bee<strong>in</strong>flussung durch Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong><br />

den an<strong>der</strong>en Sektoren nicht verifiziert werden kann. In diesem psychiatriepolitisch<br />

bedeutsamen und äußerst öffentlichkeitssensiblen<br />

Problemfeld ist die Intensivierung <strong>der</strong> Forschung sowie die Implementierung<br />

e<strong>in</strong>er aussagekräftigen, europaweit standardisierten<br />

Berichterstattungsstruktur dr<strong>in</strong>gend geboten.<br />

002<br />

Maßregeln <strong>in</strong> Deutschland<br />

Elmar Habermeyer (Psychiatr. Universitätskl<strong>in</strong>ik, Forensisch Psychiatrischer<br />

Dienst, Zürich, Schweiz)<br />

E<strong>in</strong>leitung: In den letzten Jahren ist e<strong>in</strong>e Entwicklung von e<strong>in</strong>em<br />

Schuldstrafrecht h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em Präventionsstrafrecht zu beobachten,<br />

was unmittelbare Auswirkungen auf das System <strong>der</strong> Maßregeln<br />

<strong>in</strong> Deutschland hat. Die hiesigen Maßregeln <strong>der</strong> „Besserung und<br />

Sicherung“ flankieren das Strafensystem, <strong>in</strong>dem sie Betroffenen<br />

unabhängig von Schuldaspekten Rechtsbeschränkungen auferlegen,<br />

die dazu geeignet s<strong>in</strong>d, weitere rechtswidrige Taten <strong>der</strong> Betroffenen<br />

zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Methode: Insbeson<strong>der</strong>e die forensisch-psychiatrischen Behandlungsmaßregeln<br />

haben sich bei <strong>der</strong> Umsetzung dieses Zieles bewährt.<br />

Dennoch möchte sich <strong>der</strong> Vortrag am Beispiel zweier<br />

psy chiatrisch relevanter Störungsgruppen (Schizophrenie und Persönlichkeitsstörungen)<br />

zwei grundlegenden Problemstellungen<br />

widmen:<br />

Diskussion / Ergebnisse: 1) ergeben sich durch das am Schweregrad<br />

<strong>der</strong> Störung und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e an <strong>der</strong> Schuldfähigkeit ausgerichtete<br />

Indikationssystem <strong>der</strong> Maßregeln für persönlichkeitsgestörte<br />

Straftäter Probleme. Im Gerichtsverfahren werden über<br />

längere Zeiträume h<strong>in</strong>weg kaum korrigierbare Weichenstellungen<br />

vorgenommen. Schon seit Jahren wird darüber diskutiert, ob und<br />

<strong>in</strong>wiefern z. B. die Weichenstellung zwischen Sicherungsverwahrung<br />

und psychiatrischer Maßregel zufällig ist. In <strong>der</strong> Tat haben<br />

Daten <strong>der</strong> eigenen Arbeitsgruppe deutlich gemacht, dass es sich<br />

beim Großteil <strong>der</strong> Sicherungsverwahrten um „sozial des<strong>in</strong>tegrierte<br />

Straftäter mit Persönlichkeitsstörungen“ handelt. Angesichts solcher<br />

Befunde stellt sich die Frage, ob bei <strong>der</strong> Anordnung von Maßregeln<br />

nicht auch therapeutische Aspekte (z. B. Behandelbarkeit,<br />

Therapiemotivation) Berücksichtigung f<strong>in</strong>den sollten. 2) ist das<br />

deutsche Maßregelsystem auf e<strong>in</strong>e stationäre Behandlung ausgerichtet.<br />

Dieser Sachverhalt verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong> für<br />

die Anordnung erfor<strong>der</strong>lichen „Gefahr weiterer erheblicher Straftaten“<br />

e<strong>in</strong>e flexible, abgestufte und vor allem auch e<strong>in</strong>e ambulante<br />

Reaktion auf del<strong>in</strong>quentes Verhalten schizophrener Patienten. Vor<br />

diesem H<strong>in</strong>tergrund überrascht nicht, dass e<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> schizophrenen<br />

Patienten <strong>in</strong> Maßregelvollzugskl<strong>in</strong>iken e<strong>in</strong>e umfangreiche<br />

strafrechtliche Vorgeschichte aufweist. Hier stellt sich die Frage, ob<br />

und <strong>in</strong>wiefern unter den gegebenen Bed<strong>in</strong>gungen schon im Vorfeld<br />

krim<strong>in</strong>alpräventiv gearbeitet werden kann.<br />

003<br />

Wo landen psychisch gestörte Straftäter? Die Situation <strong>in</strong> Österreich<br />

Hans Schanda (Justizanstalt Göllersdorf, Österreich)<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die Antwort auf diese Frage ist untrennbar verbunden<br />

mit <strong>der</strong> Situation des Straf- und Maßnahmen(Maßregel)vollzugs<br />

und <strong>der</strong> <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>psychiatrischen Versorgung. Die gesetzlichen<br />

und adm<strong>in</strong>istrativen Schritte zur Mo<strong>der</strong>nisierung dieser beiden <strong>der</strong><br />

Kontrolle devianten Verhaltens dienenden „Systeme“ wurden <strong>in</strong><br />

Österreich relativ spät gesetzt.<br />

Diskussion / Ergebnisse: Nach Inkrafttreten des Maßnahmenrechts

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