Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 16 G An<strong>der</strong>e psychiatrische Therapieformen // Other psychiatric therapies<br />
39,1 Tage. Dieser Trend spiegelt sich ebenfalls <strong>in</strong> <strong>der</strong> täglichen Begutachtungspraxis<br />
beim MDK BB wi<strong>der</strong>. Auch hier ist es zu e<strong>in</strong>er<br />
Zunahme <strong>der</strong> Begutachtungshäufigkeit bei dem Anlass Arbeitsunfähigkeit<br />
auf Grund psychischer <strong>Erkrankungen</strong> gekommen. Am<br />
häufigsten wurden im Jahr 2008 Patienten mit depressiven Störungen<br />
(F32.9, nicht näher bezeichnete depressive Episode), gefolgt<br />
vom neurasthenischen Syndrom (F48.0) begutachtet. Auffällig ist,<br />
dass die psychosoziale Verunsicherung und Belastung <strong>der</strong> Betroffenen<br />
z. B. durch Angst vor Entlassung, ungünstige Arbeitsplatzbed<strong>in</strong>gungen,<br />
Konflikte am Arbeitsplatz zugenommen hat . Daraus<br />
ergibt sich die Notwendigkeit, die Betroffenen so schnell wie möglich<br />
wie<strong>der</strong> beruflich e<strong>in</strong>zuglie<strong>der</strong>n. Formen <strong>der</strong> beruflichen Integration<br />
stellen z. B. die stufenweise Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung nach<br />
§ 74 SGB V sowie nach § 28 SBG IX sowie die Beschäftigungs- und<br />
Arbeitstherapie im S<strong>in</strong>ne von Ergotherapie nach § 32 SGB V dar.<br />
Die rechtlichen Grundlagen <strong>der</strong> stufenweisen beruflichen Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung<br />
sowie Erwartungen und Erfahrungen aus <strong>der</strong> sozialmediz<strong>in</strong>ischen<br />
Begutachtung werden im Vortrag des MDK Berl<strong>in</strong>-<br />
Brandenburg aus Sicht des Gutachters dargestellt. Im zweiten Teil<br />
des Vortrages stellt e<strong>in</strong>e Vertreter<strong>in</strong> <strong>der</strong> BARMER e<strong>in</strong> Modell vor,<br />
das arbeitsunfähigen Versicherten <strong>der</strong> Diagnosegruppen Depressionen<br />
und Angststörungen angeboten wird. Krankheitsbed<strong>in</strong>gtes<br />
Fernbleiben vom Arbeitsplatz vor allem bei diesen beiden Diagnosen<br />
kann die berufliche Wi<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung erschweren. Die BAR-<br />
MER bietet den Betroffenen deshalb gezielt Hilfe an. Frühzeitige<br />
Kontaktaufnahme nach Erkrankungsbeg<strong>in</strong>n, persönliche Gespräche<br />
mit den Betroffenen, Vermittlung adäquater Behandlungsmöglichkeiten<br />
und Hilfsangebote kennzeichnen e<strong>in</strong>e professionelle<br />
Fallsteuerung.<br />
004<br />
Supported Employment – Integration psychisch Kranker <strong>in</strong> den<br />
ersten Arbeitsmarkt: „First place, then tra<strong>in</strong>“<br />
Wolfram Kawohl (Psych. Universitätskl<strong>in</strong>ik, KIZ, Zürich)<br />
E<strong>in</strong>leitung: Arbeitsunfähigkeit psychisch Kranker stellt sowohl e<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>dividuelles wie auch gesamtgesellschaftliches und -wirtschaftliches<br />
Problem dar. Die Arbeitslosenquote unter Menschen mit psychischen<br />
Störungen ist sehr hoch, sie beträgt lt. Mueser für Schwerkranke<br />
bis zu 95 %. 33 % aller Invaliditätsursachen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />
s<strong>in</strong>d psychische Störungen bei gleichzeitig hohem Anstieg <strong>in</strong> den<br />
letzten Jahrzehnten, <strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>e weitere Zunahme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft<br />
schliessen lässt. Im Bereich <strong>der</strong> Arbeitsrehabilitation psychisch<br />
kranker Menschen galt lange <strong>der</strong> Grundsatz „erst tra<strong>in</strong>ieren, dann<br />
platzieren“ (first tra<strong>in</strong>, then place). Diese Haltung fand und f<strong>in</strong>det<br />
ihren Ausdruck <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beschäftigung <strong>in</strong> beschützenden Werkstätten<br />
mit dem Ziel e<strong>in</strong>er beruflichen Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung nach erfolgreicher<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsphase. Die nordamerikanische Sozialpsychiatrie<br />
hat mit <strong>der</strong> Devise „First place, then tra<strong>in</strong>“ <strong>in</strong> Programmen wie<br />
Supported Employment längst an<strong>der</strong>e Wege beschritten. Angestrebt<br />
wird dabei <strong>der</strong> unmittelbare E<strong>in</strong>satz psychisch Erkrankter im<br />
ersten Arbeitsmarkt. Supported Employment stellt für Patienten,<br />
Arbeitgeber und Versicherungsträger e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Erweiterung<br />
<strong>der</strong> Möglichkeiten zur Aufrechterhaltung, Verbesserung und Wie<strong>der</strong>herstellung<br />
<strong>der</strong> Arbeitsfähigkeit bei psychischen Störungen dar.<br />
Es ist mittlerweile erwiesen, dass Patienten, die mit Unterstützung<br />
von Supported Employment-Programmen auf dem ersten Arbeitsmarkt<br />
tätig s<strong>in</strong>d, weniger Arbeitsunfähigkeitszeiten aufweisen als<br />
Kontrollpersonen an beschützten Arbeitsplätzen. Dies gilt unabhängig<br />
von <strong>der</strong> Schwere <strong>der</strong> Grun<strong>der</strong>krankung. Ziel unserer Untersuchung<br />
war die Identifikation von Faktoren, die den Erfolg des Job<br />
Coach<strong>in</strong>gs bee<strong>in</strong>flussen.<br />
Methode: Es wurde e<strong>in</strong>e retrospektive Analyse <strong>der</strong> Job Coach<strong>in</strong>gs<br />
bei 256 Patienten mit psychischen Störungen durchgeführt. Neben<br />
deskriptiven Analysen wurden Regressionsanalysen zur Identifikation<br />
von E<strong>in</strong>flussfaktoren durchgeführt.<br />
388<br />
Diskussion / Ergebnisse: Unter an<strong>der</strong>em konnte konnte gezeigt<br />
werden, dass e<strong>in</strong>e hohe Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen dem Anstellungswunsch<br />
<strong>der</strong> Patienten und dem tatsächlich vermittelten Arbeitsplatz<br />
erzielt werden kann. Die Diagnose <strong>der</strong> Patienten spielt<br />
für den Erfolg des Coach<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle.<br />
Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 8<br />
S-145 Symposium<br />
Sport und Bewegungstherapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung von Menschen<br />
mit schweren psychischen Störungen<br />
Vorsitz: J. Kornhuber (Erlangen), S. Bleich (Hannover)<br />
001<br />
Sport und das Allokationssystem<br />
Ulrich Schweiger (Universität zu Lübeck, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />
Das Gehirn gibt <strong>der</strong> Regulation <strong>der</strong> eigenen Adenos<strong>in</strong>triphosphat-<br />
Konzentration die Priorität. Um dies zu erreichen, aktiviert es das<br />
Stresshormonsystem und tritt mit dem Rest des Organismus <strong>in</strong><br />
Konkurrenz um die verfügbare Glukose (Allokation). Das Gehirn<br />
steuert die Nahrungszufuhr so, dass es das Stresshormonsystem<br />
entlasten kann und <strong>in</strong> die Ruhelage zurückkehren kann. Körperliche<br />
Aktivität <strong>in</strong> Form von sportlichem Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong> wesentlicher<br />
E<strong>in</strong>flussfaktor, <strong>der</strong> die Setpo<strong>in</strong>ts im Allokationssystem bestimmt.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e werden die Nüchtern-Insul<strong>in</strong>konzentration, die Reaktivität<br />
des HPA-Systems und die Körperzusammensetzung bee<strong>in</strong>flusst.<br />
Der Vortrag diskutiert die Implikationen dieser Befunde<br />
für die Behandlung psychischer Störungen.<br />
002<br />
Sport und Bewegungstherapie bei affektiven Störungen<br />
Johannes Kornhuber (Unikl<strong>in</strong>ikum Erlangen, Psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik)<br />
003<br />
Bewegungsmanagement und Psychotherapie bei Schizophrenie<br />
Joachim Cordes (LVR Kl<strong>in</strong>ikum Düsseldorf)<br />
M. Agel<strong>in</strong>k, K. Kahl<br />
Sport ist möglicherweise e<strong>in</strong> effizienter und kostengünstiger Faktor<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung und Prävention neurodegenerativer <strong>Erkrankungen</strong>.<br />
Kl<strong>in</strong>ische Studien belegen e<strong>in</strong>en positiven Zusammenhang<br />
zwischen körperlicher Aktivität und psychischer Gesundheit. Sport<br />
führt offenbar zu e<strong>in</strong>er Besserung kognitiver, exekutiver Funktionen<br />
und bee<strong>in</strong>flusst die Neuro-plastizität. Erste Studien berichten<br />
auch über e<strong>in</strong>en therapeutischen Effekt auf die Psychopathologie<br />
und Lebensqualität bei Schizophrenie. Aufgrund des häufig erhöhten<br />
kardiovaskulären Risikoprofils bei Schizophrenie ist e<strong>in</strong> multimodales<br />
Gewichtsmanagement-Programm bereits aus präventiver<br />
Sicht s<strong>in</strong>nvoll. E<strong>in</strong> <strong>der</strong>artiges spezielles Programm sollte die Elemente<br />
e<strong>in</strong>er Ernährungstherapie, Verhaltenstherapie und <strong>in</strong>tegrierten<br />
Bewegungstherapie be<strong>in</strong>halten. Erste kontrollierte Studien<br />
ergeben H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e effektive Prävention von Gewichtszunahme<br />
und metabolischen Verän<strong>der</strong>ungen bei Anwendung e<strong>in</strong>es<br />
<strong>der</strong>art strukturierten Programms.<br />
004<br />
Schützt Sport im Alter vor Demenz?<br />
Kai Kahl (Med. Hochschule Hannover, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />
Körperliche Aktivität ist neben Ernährung und Gewichtskontrolle<br />
e<strong>in</strong>e relevante gesundheitsför<strong>der</strong>nde Maßnahme, die wissenschaft-