Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 5 G Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 // Neurotic-, stress-related and somatoform disor<strong>der</strong>s, F4<br />
dieser Beitrag mit <strong>der</strong> Frage, <strong>in</strong>wieweit Kriegsgewalt mit negativen<br />
Konsequenzen für das familiäre Zusammenleben besetzt ist und<br />
mit e<strong>in</strong>em erhöhten Auftreten von <strong>in</strong>nerfamiliärer Gewalt gegen<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> zusammenhängt.<br />
Methode: Zwei epidemiologische Studien mit 287 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> Afghanistan<br />
und 296 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n im Nordosten Sri Lankas wurden mit<br />
dem Ziel durchgeführt, das Ausmaß und die Risikofaktoren <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Familie erlebten Gewalt zu bestimmen und Aussagen über mit<br />
den Kriegstraumata sowie <strong>der</strong> familiären Gewalt zusammenhängenden,<br />
psychischen Bee<strong>in</strong>trächtigungen bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu treffen.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Anhand standardisierter kl<strong>in</strong>ischer Interviews,<br />
welche von geschulten, lokalen Counsellorn mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
durchgeführt wurden, zeigte sich, dass die Rate <strong>in</strong>nerfamiliärer<br />
körperlicher Gewaltanwendung <strong>in</strong> beiden Län<strong>der</strong>n höher lag als<br />
vergleichbare Zahlen für politisch stabilere westliche Län<strong>der</strong>. Entsprechend<br />
wurden deutliche Bee<strong>in</strong>trächtigungen <strong>der</strong> psychischen<br />
Gesundheit bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n festgestellt. Bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> Sri<br />
Lanka lag die PTBS-Rate bei 30,4 %, die <strong>der</strong> Depression bei 19,6 %,<br />
während e<strong>in</strong> Fünftel <strong>der</strong> untersuchten K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Kabul e<strong>in</strong>e PTBS-<br />
Diagnose aufwies. Bei beiden Stichproben konnte das Ausmaß belasten<strong>der</strong><br />
Kriegserfahrungen mit als zentraler Prädiktor für familiäre<br />
Gewalterfahrungen herausgestellt werden. Während <strong>in</strong> Sri<br />
Lanka <strong>der</strong> väterliche Alkoholkonsum sowie e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges familiäres<br />
E<strong>in</strong>kommen e<strong>in</strong>en deutlichen Zusammenhang mit dem Ausmaß<br />
<strong>der</strong> Misshandlungserfahrungen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> aufwiesen, zeigte sich<br />
bei den Mädchen <strong>in</strong> Afghanistan K<strong>in</strong><strong>der</strong>arbeit als signifikanter Prädiktor<br />
für die durch Familienmitglie<strong>der</strong> ausgeübte Gewalt. Diese<br />
Befunde weisen darauf h<strong>in</strong>, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Kriegsregionen über die<br />
direkten, kriegsbezogenen Traumata h<strong>in</strong>aus auch durch zusätzliche,<br />
aversive Erfahrungen betroffen s<strong>in</strong>d, die sowohl auf familiärer<br />
als auch auf gesellschaftlicher Ebene anzusiedeln s<strong>in</strong>d. Die vorliegenden<br />
Erkenntnisse werden mit Blick auf ihre Implikationen für<br />
gezielte psychotherapeutische Interventionen diskutiert, die über<br />
das traumatisierte Individuum h<strong>in</strong>ausgehen und den jeweils gegebenen<br />
familiären sowie gesellschaftspolitischen Kontext berücksichtigen<br />
sollten.<br />
003<br />
Kriegstrauma, Drogenkonsum und sexuelle Gewalt bei somalischen<br />
und kongolesischen Milizionären<br />
Michael Odenwald (Universität Konstanz, Fachbereich Psychologie)<br />
E. Schauer<br />
E<strong>in</strong>leitung: Im Jahr 2007 haben alle<strong>in</strong> weltweit über e<strong>in</strong>e Million<br />
Ex-Kombattanten <strong>in</strong> über 20 Län<strong>der</strong>n and Entwaffnungs-, Demobilisierungs-<br />
und Re<strong>in</strong>tegrationsprogrammen teilgenommen. Diese<br />
Programme zielen darauf ab, die Spirale <strong>der</strong> Konfliktentstehung<br />
zu unterbrechen. Sie vernachlässigen konzeptuell aber bisher die<br />
Ebene <strong>der</strong> Individuen, wie z. B. psychische und Verhaltensstörungen.<br />
Methode: Aus zwei Län<strong>der</strong>n werden exemplarisch Daten aus Querschnittsbefragungen<br />
vorgestellt, welche die Komplexität <strong>der</strong> psychischen<br />
Phänomene aufzeigt, die man bei Ex-Kombattanten antrifft<br />
und welche oft mit Schwierigkeiten und dem Scheitern <strong>der</strong><br />
<strong>in</strong>dividuellen Re<strong>in</strong>tegration <strong>in</strong> die Zivilgesellschaft e<strong>in</strong>hergeht.<br />
Hierbei wurden mit Hilfe von tra<strong>in</strong>ierten Dolmetschern standardisierte<br />
Fragebögen und Interviewverfahren verwendet, z. B. zur<br />
Diag nose von Posttraumatischer Belastungsstörung, zur Erfassung<br />
von Drogenkonsum, psychotischen Symptomen und Geealt.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Wenngleich die Entstehung von Drogenkonsum<br />
unter Milizionären multifaktoriell bed<strong>in</strong>gt ist, zeigte sich<br />
<strong>in</strong> Somalia nach Ende <strong>der</strong> kriegerischen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen,<br />
dass e<strong>in</strong> funktioneller Anteil existiert: die Regulierung von Emotionen<br />
durch Substanzkonsum sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> weit verbreitetes Phänomen<br />
zu se<strong>in</strong>. Im Kongo konnten wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Studie selbstberichtete<br />
reaktive und <strong>in</strong>strumentelle Gewalt untersuchen. Diese Daten werden<br />
<strong>in</strong> dem Zusammenhang diskutiert, wie <strong>in</strong>ternationale Programme<br />
ihre Anstrengungen verbessern müssen, um die Integrationsfähigkeiten<br />
e<strong>in</strong>zelner Exkombattanten zu verbessern.<br />
004<br />
Besessenheitszustände und Aggressivität bei ehemaligen K<strong>in</strong><strong>der</strong>soldaten<br />
und ehemals Entführten <strong>in</strong> Norduganda<br />
Verena Ertl (Universität Bielefeld, Kl<strong>in</strong>ische Psychologie)<br />
A. Pfeiffer, E. Schauer, T. Elbert, F. Neuner<br />
E<strong>in</strong>leitung: Über 300.000 m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />
kämpfen weltweit <strong>in</strong> bewaffneten Konflikten als Soldaten. Auf<br />
Grund des Konflikts zwischen <strong>der</strong> Rebellengruppe „Lord’s Resistance<br />
Army“ und den Truppen <strong>der</strong> Ugandischen Regierung wurden<br />
42,6 % <strong>der</strong> nordugandischen K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen entführt,<br />
etwa 30.000 wurden zu K<strong>in</strong><strong>der</strong>soldaten gemacht und nahezu<br />
die gesamte Bevölkerung zur Flucht <strong>in</strong> B<strong>in</strong>nenflüchtl<strong>in</strong>gslager gezwungen.<br />
Methode: Im Zuge e<strong>in</strong>er repräsentativen epidemiologischen Studie<br />
(n=1113) unter 12 – 25 Jährigen wurden neben soziodemographischen<br />
Indikatoren, traumatischen Erfahrungen, Störungen des<br />
Traumaspektrums und Funktionsfähigkeit im Alltag auch Besessenheitszustände,<br />
und Aggressivität erfasst. Sämtliche kl<strong>in</strong>ische Interviews<br />
und zusätzliche Fragebögen wurden von <strong>in</strong>tensiv geschulten<br />
lokalen Laientherapeuten durchgeführt.<br />
Diskussion / Ergebnisse: 21,7 % <strong>der</strong> Untersuchten berichten von<br />
Besessenheitszuständen. Diese treten signifikant häufiger bei Mädchen<br />
(25,1 %) als bei Jungen (16,2 %) und ehemals Entführten<br />
(32,3 %) versus nicht Entführten (13,9 %) auf. Die Symptomatik <strong>der</strong><br />
Besessenheit ist vornehmlich mit Ereignissen erzwungener Täterschaft<br />
assoziiert (ρ=.34, p