Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne ... - DGPPN
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Topic 19 G Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik // Health services research and health care policy<br />
002<br />
Erkennung und Behandlung psychischer Störungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Allgeme<strong>in</strong>krankenhaus – E<strong>in</strong>-Jahres-Evaluation konsiliarpsychiatrischer<br />
Anfragen aus <strong>der</strong> somatischen Mediz<strong>in</strong>.<br />
Re<strong>in</strong>hard J. Boerner (CKQ GmbH, Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherpaie,<br />
Quakenbrück)<br />
M. Kaufold, P. Muche<br />
E<strong>in</strong>leitung: <strong>Psychische</strong> Störungen bei somatische <strong>Erkrankungen</strong><br />
s<strong>in</strong>d häufig, zumeist unterdiagnostiziert und nicht adäquat behandelt.<br />
Vielen Ärzten <strong>der</strong> somatischen Mediz<strong>in</strong> bleibt das Thema<br />
„Psyche“ fremd. Dem Konsiliar- und Liaisondienst kommt <strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>iken<br />
e<strong>in</strong>e wichtige Funktion auch zur fachlichen Sensibilisierung<br />
und Unterstützung <strong>der</strong> somatisch tätigen Ärzte zu. In dieser Studie<br />
werden Art und Häufigkeit psychischer Störungen sowie die Qualität<br />
<strong>der</strong> Konsilanfragen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Krankenhaus <strong>der</strong> Schwerpunktversorgung<br />
mit e<strong>in</strong>er etablierten Abteilungspsychiatrie mit Konsiliardienst<br />
untersucht.<br />
Methode: Im E<strong>in</strong>-Jahres-Zeitraum wurden die psychiatrischen<br />
Konsilanfragen auf folgende Merkmale h<strong>in</strong> systematisch ausgewertet:<br />
Überweisungsgrund, Qualität <strong>der</strong> Überweisung, psychiatrische<br />
Konsildiagnose, Dauer <strong>der</strong> psychischen Störung (Fach-)ärztliche<br />
Vorbehandlung, bestehende Psychopharmakotherapie, Therapieempfehlung.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Von 8.375 stationären Patienten wurde<br />
nur bei 267 (3,19 %) überhaupt e<strong>in</strong>e konsiliarpsychiatrische Untersuchung<br />
angefragt. 4,981 % <strong>der</strong> Überweisungsdiagnosen waren gar<br />
nicht o<strong>der</strong> nur teilweise zutreffend, nur e<strong>in</strong>e ICD-10-Diagnose war<br />
korrekt. „Verhaltensauffälligkeiten“ waren <strong>der</strong> Hauptüberweisungsgrund,<br />
bei 13,2 % war es Suizidalität. Fast alle Patienten waren therapiebedürftig.<br />
Die konsiliarpsychiatrisch gesicherten Hauptdiagnosen<br />
waren (ICD-10): F2: 28,46 %; F3: 26,22 %; F4: 17,23 %; F1:<br />
10,86 %. 25 % waren ambulant fachpsychiatrisch, 50,19 % mit Psychopharmaka<br />
vorbehandelt. Bei 57,3 % waren Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
Psychopharmaka notwendig. Die signifikantesten Ergebnisse waren:<br />
1: bei nur e<strong>in</strong>em sehr ger<strong>in</strong>gen Prozentsatz wurde überhaupt<br />
e<strong>in</strong>e psychische Störung diagnostiziert und e<strong>in</strong>e Therapiee<strong>in</strong>leitung<br />
gewünscht. 2: ger<strong>in</strong>ge Kenntnis und Anwendung des ICD-10 für<br />
psychische Störungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Somatomediz<strong>in</strong>. 3: wichtige Diagnosen<br />
(z. B. somatoforme Störung) fehlten gänzlich. 4: obwohl Demenzerkrankungen<br />
die größte Störungsgruppe bildeten, war bei<br />
ke<strong>in</strong>em Patienten im Vorfeld diese Diagnose gestellt o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Therapie<br />
e<strong>in</strong>geleitet worden. Es bestätigen sich somit erhebliche Defizite<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Erkennung und Behandlung psychischer Störungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
somatischen Mediz<strong>in</strong>. Die Studie verdeutlicht die Wichtigkeit <strong>der</strong><br />
Konsiliarpsychiatrie zur Verbesserung <strong>der</strong> Versorgungsqualität wie<br />
auch <strong>der</strong> fachlichen Unterstützung von <strong>in</strong> <strong>der</strong> somatischen Mediz<strong>in</strong><br />
tätigen Ärzten.<br />
003<br />
Migrationsstatus <strong>in</strong> Deutschland – e<strong>in</strong> Lösungsansatz für e<strong>in</strong><br />
schwer fassbares Konstrukt<br />
Isaac Bermejo (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />
I. Maier, D. Ruf, H. Pessenthe<strong>in</strong>er<br />
E<strong>in</strong>leitung: Da die Erfassung des Migrantionstatus zwischen Studien<br />
deutlich variiert, ist e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>heitlichung aus forschungsmethodischer<br />
Sicht notwendig. Im Rahmen e<strong>in</strong>es Projektes zur<br />
Prävention alkoholbezogener Störungen bei älteren Migrant<strong>in</strong>nen<br />
und Migranten wurden die <strong>in</strong> Deutschland verwendeten Methoden<br />
zur Erfassung des Migrationsstatus analysiert.<br />
Methode: Internetrecherche mit den Suchbegriffen „Migration“,<br />
„Migrant“, „Migrant<strong>in</strong>“, „Migrationsh<strong>in</strong>tergrund“, „Migrationsstatus“<br />
<strong>in</strong> den Datenbanken PsychInfo und Medl<strong>in</strong>e und <strong>in</strong>haltliche<br />
Analyse <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>itionen im deutschsprachigen Raum.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Trotz Differenzen bei <strong>der</strong> Erfassung des<br />
Migrationsstatus, s<strong>in</strong>d drei Haupttendenzen erkennbar: 1. M<strong>in</strong>dest<strong>in</strong>dikatorensatz,<br />
2. Def<strong>in</strong>ition des Statistischen Bundesamtes,<br />
3. E<strong>in</strong>zelmerkmale wie Muttersprache, Nationalität usw. Die Erfassung<br />
des Migrationsstatus alle<strong>in</strong> anhand beispielsweise <strong>der</strong> Nationalität<br />
ist nicht h<strong>in</strong>reichend. Der Hauptunterschied zwischen den<br />
beiden an<strong>der</strong>en Tendenzen ist, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus b<strong>in</strong>ationalen Familien<br />
vom Statistischen Bundesamt als Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
aufgefasst werden, während diese im M<strong>in</strong>dest<strong>in</strong>dikatorensatz<br />
nicht zur Migrantenpopulation gezählt werden. Die<br />
Ergebnisse sprechen für die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er forschungsmethodischen<br />
Vere<strong>in</strong>heitlichung <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition des Migrationsstatus.<br />
Der hier erörterte Ansatz verknüpft verschiedene Kriterien zur Erfassung<br />
des <strong>in</strong>dividuellen Migrationsh<strong>in</strong>tergrunds: 1.beide Eltern<br />
s<strong>in</strong>d im Ausland geboren o<strong>der</strong> die befragte Person lebt nicht seit<br />
Geburt <strong>in</strong> Deutschland und m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Elternteil ist im Ausland<br />
geboren, 2. Geburtsland <strong>der</strong> Eltern und 3. Muttersprache <strong>der</strong><br />
befragten Person.<br />
004<br />
Barrieren von Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten bei <strong>der</strong> Inanspruchnahme<br />
von Gesundheitsmaßnahmen<br />
Isaac Bermejo (Universitätskl<strong>in</strong>ikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie)<br />
I. Maier, D. Ruf, R. Walter-Hamann, H. Pessentheier, M. Härter<br />
E<strong>in</strong>leitung: In Deutschland leben über 15 Millionen Menschen mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Dennoch ist nur wenig über <strong>der</strong>en gesundheitliche<br />
Situation, den Zugang zum Versorgungssystem und den<br />
hierbei erlebten Schwierigkeiten bekannt.<br />
Methode: Querschnittsbefragung Migranten aus Italien, <strong>der</strong> Türkei,<br />
Spanien und Aussiedler aus <strong>der</strong> ehemaligen Sowjetunion. Die<br />
Fragebogen wurden im Mediatorenpr<strong>in</strong>zip von den Migrationsdiensten<br />
und Suchtberatungsstellen des Deutschen Caritasverbandes<br />
und <strong>der</strong> Arbeiterwohlfahrt Bundesverband verteilt. E<strong>in</strong> zentrales<br />
Ziel war die Identifikation subjektiv erlebten Barrieren bei <strong>der</strong><br />
Inanspruchnahme gesundheitlicher Leistungen <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />
vom Migrationsstatus.<br />
Diskussion / Ergebnisse: Sprachprobleme (46,2 %), Verwendung<br />
von Hausmittel (44,4 %) und fehlende Informationen (41,9 %) s<strong>in</strong>d<br />
die am häufigsten genannte Barrieren bei <strong>der</strong> Inanspruchnahme<br />
des Gesundheitssystems. Am ger<strong>in</strong>gsten werden Verbote aufgrund<br />
<strong>der</strong> Religion (4,0 %), Angst vor Arbeitsplatzverlust (14,0 %) und Erschwernisse<br />
aufgrund <strong>der</strong> Wohnsituation (15,8 %) genannt. Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
und die subjektiven Deutschkenntnisse konnten<br />
als Haupte<strong>in</strong>flussfaktoren bzgl. <strong>der</strong> Barrierene<strong>in</strong>schätzung identifiziert<br />
werden. Die Ergebnisse erlauben empirisch fundierte Aussagen<br />
über Art und Häufigkeit <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Nutzung von Gesundheitsangeboten<br />
von Migranten erlebten Barrieren. Die Studie liefert<br />
e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag, um die Gesundheitsversorgung und den<br />
Gesundheitszustand dieser Personengruppe zu verbessern.<br />
005<br />
Wunsch nach Än<strong>der</strong>ung des Rauchverhaltens bei Patienten und<br />
Mitarbeitern e<strong>in</strong>es psychiatrischen Krankenhauses<br />
Julia Grempler (ZFP Südwürttemberg, Weissenau, Versorgungsforschung,<br />
Ravensburg)<br />
H. Droste-Arndt, A. Hatzfeld, T. Ste<strong>in</strong>ert<br />
E<strong>in</strong>leitung: Studien belegen, dass Patienten und Mitarbeiter psychiatrischer<br />
Kl<strong>in</strong>iken häufiger rauchen als die Normalpopulation. Dabei<br />
besteht vielfach die Annahme, dass Patienten mit psychischen<br />
Störungen nicht motiviert s<strong>in</strong>d, das Rauchen aufzugeben und das<br />
Personal e<strong>in</strong>em Rauchstopp kritisch gegenüber steht. Diese Untersuchung<br />
soll den Än<strong>der</strong>ungswunsch bei psychiatrischen Patienten<br />
und Mitarbeitern betrachten.<br />
Methode: In e<strong>in</strong>er Stichtagsvollerhebung wurden Patienten und<br />
Mitarbeiter e<strong>in</strong>er psychiatrischen Kl<strong>in</strong>ik mittels Fragenbogen zu<br />
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